Das Evangelische Rheinland - Archiv der Evangelischen Kirche im ...
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<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Arbeit <strong>der</strong> rhein. <strong>Kirche</strong><br />
Es war ein voll gerüttelt Maß Arbeit, das <strong>der</strong><br />
Leiter <strong>der</strong> kirchengeschichtlichen Fachsitzung in<br />
Rengsdorf, Präses v. Wolff, bei <strong>der</strong> letzten<br />
Tagung den Teilnehmern auferlegte, als es galt,<br />
a» einem Tage 7 verschiedene Vorträge und<br />
Berichte entgegenzunehmen, durchzuarbeiten und<br />
für da« neue Jahr und die kommende Arbeit<br />
entsprechende Beschlüsse zu fassen.<br />
lieber die Veröffentlichungen zum 4N0jährige»<br />
Gedächtnis des Todes von Clarenbach berichteten<br />
Professor v. Goeters und Pfarrer<br />
Liz. Klug kist - Hesse. Von jenem erscheint<br />
in <strong>der</strong> neuen von <strong>der</strong> Provinzialsynode herausgegebenen<br />
Urkundenbuchreihe<br />
„Quellen und Texte zur Geschichte des<br />
^ religiösen Lebens". Band I: silarenbach<br />
Der Band wird alles an Urkunden enthalten,<br />
was wir von Clarenbach haben über sein Leben,<br />
den Prozeß und sein Ende, auch in zeitgenössische»<br />
Veröffentlichungen. Da es sich um eine<br />
genaue Zusammenstellung ^h um nur gesicherte<br />
Terte handelt, sehen wir mit Recht <strong>der</strong> Veröffentlichung<br />
dieses Bande«, <strong>der</strong> nunmehr in den<br />
Druck gelangt, mit großer Erwartung entgegen.<br />
Gleichzeitig hat Pfarrer L i z. Klugkist -<br />
Hesse eine umfangreiche<br />
wissenschaftliche Biographie<br />
von etwa 250 Seiten über Clarenbach fertiggl'<br />
stellt. Wir empfangen damit eine längst schmerzlich<br />
entbehrte Zusammenstellung und kundige Beleuchtung<br />
aller bisher erarbeiteten Einzelergebnisse<br />
aus <strong>der</strong> Forscherarbeit über den Vlärtyrer.<br />
Auch dürfen wir eine abschließende Beurteilung<br />
<strong>der</strong> Fragen erwarten, die bisher mehr<br />
o<strong>der</strong> weniger offen geblieben sind.<br />
Volkstümliche Darstellungen<br />
Daneben erscheint eine gut ausgestattete, Volk«,<br />
tümliche Bearbeitung von demselben Verfasser<br />
<strong>im</strong> Neukirchener Verlag. Rechtzeitig werden <strong>im</strong><br />
Laufe des Sommers alle diese Veröffentlichungen<br />
erscheinen, um die Grundlage zu geben für<br />
eine würdige und wertvolle Gedächtnisfeier in<br />
den einzelnen Gemeinden. Weitere Mitteilungen<br />
folgen. Erschienen ist bereit« <strong>im</strong> Verlag <strong>der</strong><br />
Diakonissenanstalt Kaiserswerth von D. Rotscheidt,<br />
Adolf Clarenbach <strong>der</strong> rheinische Märtyrer,<br />
44 Seiten: feiner <strong>im</strong> Verlag des <strong>Evangelische</strong>n<br />
Bundes, Berlin: D ö r p f e l d, Adolf<br />
Clarenbach, <strong>der</strong> Reformator de« Bergischen<br />
Lande«, neu herausgegeben <strong>im</strong> Auftrage <strong>der</strong><br />
Bergischen Gruppe des <strong>Evangelische</strong>n Bunde«<br />
von Rektor i. R. Vogelsang. 60 Pf.<br />
Generalsynodalbuch<br />
Es bedarf wohl keiner Ausführung, daß die<br />
seit langem in Aussicht genommene Veröffentlichung<br />
des Generalsynodalbuches eine<br />
eingehende Besprechung fand. Neu aber ist eine<br />
weitere überaus wertvolle Arbeit: unter Leitung<br />
von Präses v. Wolff ist ein Ausschuß gebildet<br />
worden, <strong>der</strong> die Veröffentlichung einer umfassenden<br />
rheinischen <strong>Kirche</strong>nkunde vorbereiten<br />
soll.<br />
Eine ganz beson<strong>der</strong>e För<strong>der</strong>ung hat<br />
<strong>Das</strong> Prooinzialarchio<br />
<strong>im</strong> letzten Jahre erfahren. Es ist nach Bonn<br />
(Koblenzer Straße 432) verlegt und ist dort in<br />
neuen Eisenschränken und Repositorien in geeigneter<br />
Weise untergebracht worden. Pfarrer i. N,<br />
Liz. Rodewald hat als <strong>Archiv</strong>ar die Aufgabe<br />
<strong>der</strong> Betreuung und des Ausbaues übernommen.<br />
Sein in <strong>der</strong> letzten Fachsitzung gehaltener<br />
Vortrag über da« <strong>Archiv</strong> ist in den<br />
Monatsheften für Rheinische <strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />
1929, Nr. 4, abgedruckt. Katalog und Benutzungsordnung<br />
de« <strong>Archiv</strong>s sind von ihm zu<br />
haben. Es sollten alle Akten, die nicht sorgfältig<br />
registriert und gut untergebracht sind, dem <strong>Archiv</strong><br />
überwiesen werden.<br />
Nach wie vor bedeuten unsere<br />
W ^^'initcchcftr für,M>'i». Ilircheü^rschicht,'<br />
einen wichtigen und heute unentbehrlichen Teil<br />
unserer Arbeit, llnsere Gemeinden, die es nur<br />
irgend vermögen, sollten s!e für ihr <strong>Archiv</strong><br />
halten. Es gibt Synoden, in denen die« in <strong>der</strong><br />
Tat <strong>der</strong> Fall ist, in an<strong>der</strong>en werden sie kaum<br />
gehalten. Man sage nicht, für unsere Gemeinde<br />
findet sich nicht« o<strong>der</strong> nur höchst selten etwa«<br />
darin. Wem es überhaupt darum zu tun ist,<br />
<strong>der</strong> schaut nicht auf feinen Kirchturm allein, son<strong>der</strong>n<br />
er will einen Ueberblick über die ganze<br />
rheinische <strong>Kirche</strong> gewinnen. In ihren Zusammenhang<br />
ist fede Gemeinde mit ihren Leitern und<br />
Führern hineingestellt, und die kirchengeschichtliche<br />
Arbeit leistet ihr den Dienst, den Blick <strong>im</strong>mer<br />
wie<strong>der</strong> auf die Wurzeln unserer Kraft zu richten.<br />
Sie dient damit <strong>der</strong> innersten Besinnung auf da«,<br />
was uns in einer so unklaren und wirren Zeit<br />
not tut. Diese ihr wichtigste Aufgabe wird die<br />
kirchengeschichtliche Arbeit unserer <strong>Kirche</strong> stets<br />
unentbehrlich machen. Müller, Diersfordt,<br />
Die erste Pfarrerfreizeit des Rheinisch-Westfälifchen<br />
Verbandes evangel. Arbeitervereine in Hilchenbach<br />
(7. bis 11. Januar 1929)<br />
In die, trotz <strong>der</strong> bis an sein Lebensende jugendfrischen<br />
Gestalt Ludwig Weber«, manchmal<br />
etwa« überaltert und altfränkisch anmutenden<br />
evangelischen Arbeitervereine<br />
ist, seitdem Pfarrer Verdeck, Elberfeld,<br />
1922 die Führung übernommen, spürbar ein<br />
neuer Zug hineingekommen. Davon legte die<br />
erste Freizeit von rheinischen und westfälischen<br />
Pfarrern, die in dieser Arbeit o<strong>der</strong> jedenfalls<br />
ihr nahe stehen, wenn wir gleich das Gesamtresultat<br />
vorausnehmen, ein deutliches Zeugnis ab,<br />
In die Größe <strong>der</strong> Gesamtarbeit, ihre Tiefe<br />
und ihre Breite, führten die drei Vorträge<br />
des Generalsekretär« de« Gesamtoerbande«, Liz.<br />
Grunz, Berlin, ein. Sie behandelten folgende<br />
Gegenstände: 1) Die Seelsorge an Arbeitern,<br />
ihre Hemmungen und ihre lleberwindung: 2)<br />
Die deutsche Arbeiterbewegung, Wesen, Bestand<br />
und Lage: 3) Die soziale Arbeit <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>, ihre Träger und ihre Probleme.<br />
Für den ersten dieser Vorträge sei statt aller<br />
Einzelheiten verwiesen auf die wichtige und in<br />
ihrer Eigenart einzig dastehende Schrift von<br />
Grunz „Allgemeine und spezielle Arbeiterseelsorge,<br />
ihre psychologische Grundlegung und ihre<br />
praktische Gestaltung" (Berlin 4927).<br />
Der zweite Vortrag entrollte ein breites Bild<br />
<strong>der</strong> deutschen Arbeiterbewegung, um da« Eigen-<br />
tümliche in <strong>der</strong> Grundhaltung de« Gesamtverbande«<br />
evangelischer Arbeitervereine näher zu<br />
best<strong>im</strong>men.<br />
Der dritte Vortrag beschäftigte sich mit den<br />
einzelnen Erscheinungsformen, die die soziale<br />
Arbeit auf dem Boden <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />
gewonnen hat.<br />
De» liebergang zu Fragen praktischer Vereinsarbeit<br />
bildeten die Ausführungen des Schreiber«<br />
dieser Zeilen über die Bildungsarbeit in<br />
den evangelischen Arbeitervereinen. E« handelt<br />
sich dabei um einen best<strong>im</strong>mten Ausschnitt<br />
evangelischer Volksbildungsarbeit in<br />
seiner Anwendung auf die Ungehörigen eines<br />
best<strong>im</strong>mten Berufsstandes. Es wurde dabei<br />
unterschieden die religiöse Nildungsarbeit, die<br />
geschichtlich-orienticrende (Luther, Wichern usw)<br />
und die soziale. Ein weiterer in seiner Bedeutung<br />
für die Praris nicht zu unterschätzen<strong>der</strong><br />
Teil dieser Nildungsarbeit läßt sich zusammenfassen<br />
unter <strong>der</strong> Ueberschrift: Wie feiern<br />
wir Feste? Es darf dabei hingewiesen werden<br />
als auf einen ersten Versuch auf das unter<br />
gleicher Ileberschrift erschienene Heft in <strong>der</strong><br />
EAV.-Bücherei. Für die Art de« Feiern« ist<br />
entscheidend, an was für ein Fest gedacht ist.<br />
Ein Weihnachtsfest muß z. N. an<strong>der</strong>s gefeiert<br />
werden als ein Stiftungsfest o<strong>der</strong> als da« Fest<br />
eines Nezirksoerbandes. Wichtige Bildung«- und<br />
Erziehungsfragen tun sich auf durch die Gründung<br />
von Iugendabteilungen, und schließlich ist<br />
die Gründung und Pflege einer Vereinsbücherei<br />
von großem erziehendem Wert,<br />
lieber einen Punkt <strong>der</strong> angelegten Fragen,<br />
nämlich die religiöse Seite, verbreitete sich<br />
an einem beson<strong>der</strong>en Abend Präses D. Koch,<br />
indem er die Nibelarbeit in den Vereinen<br />
behandelte.<br />
Von ganz beson<strong>der</strong>em Wert war es am letzten<br />
Abend, von Gewerkschaftssekretär Duden<br />
eingeführt zu werden in die Ursachen, die zum<br />
Kampfe in <strong>der</strong> Eisenindustrie führten.<br />
Daß in Wirklichkeit von einer EAV.-B e w e °<br />
gung geredet werden kann, stellte sich auf <strong>der</strong><br />
Tagung selbst mit <strong>im</strong>mer größerer Klarheit hcrau«.<br />
Dafür ist da« in herrlicher Gegend gelegene<br />
auch <strong>im</strong> Winter wohnliche He<strong>im</strong> de« Verbände«<br />
ein deutlicher Tatbeweis. Dafür spricht,<br />
daß sie in ihrem Generalsekretär Liz, Grunz<br />
eine hervorragende, das ganze Gebiet beherrschende<br />
wissenschaftliche Kraft besitzt.") Eine<br />
große Reihe von Pfarrern, unter ihnen auch<br />
jüngere Theologen, stellen sich <strong>der</strong> Sache dienstbereit<br />
zur Verfügung, Unter Leitung ihre« jetzigen<br />
Vorsitzenden ist erfolgreich vermieden worden,<br />
daß die Bewegung auf Kosten ihrer eigenen<br />
Selbständigkeit sich in den Dienst einer politischen<br />
o<strong>der</strong> kirchlichen Parteigruppierung stellt.<br />
Freilich ist nicht zu leugnen, daß manche Anregungen<br />
dieser Freizeit einer Uebcrführung in<br />
da« Vereinsleben dringend bedürfen. Die Verän<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Bezeichnungen mancher Vereine<br />
(<strong>Evangelische</strong> Arbeiter- und Bürgervereine,<br />
Volksoereine, Gemeindevereine, Männeroereine)<br />
tragen die Gefahr in sich, daß die verän<strong>der</strong>ten<br />
tarnen auch unmerklich eine verän<strong>der</strong>te Zusammensetzung<br />
de« Mitglie<strong>der</strong>bestandes nach sich<br />
ziehen. Will aber die Bewegung eine Standesbewegung<br />
sein, so muß sie ihre ganze<br />
Arbeit auf den Arbeiterstand einstellen und abstellen.<br />
<strong>Das</strong> kann sie aber nur, wenn ihre Mitglie<strong>der</strong><br />
auch wirklich, wenigstens zum allergrößten<br />
Teile, dem Arbeiterstande angehören.<br />
Wird die grundsätzliche aber auch praktische<br />
Vereinsarbeit <strong>im</strong>mer mehr auf die Notwendigkeit<br />
de« Arbeiterstandes eingerichtet, dann wird<br />
diese Bewegung auch ihrem, von Grunz einmal<br />
formulierten Doppelziel näher kommen, nämlich<br />
ein freies Stück <strong>der</strong> lebendigen<br />
<strong>Kirche</strong> zu sein und als solches auch ein Stück<br />
Arbeiterbewegung.<br />
Pfr. Dr. Vitztor, Sterkrade.<br />
') Vgl. auch da« von Grunz<br />
wissenschaftliche Organ „Der L herausgegebene<br />
ÄV.-Führer".