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Das Evangelische Rheinland - Archiv der Evangelischen Kirche im ...

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<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

Eine monatliche Umschau über Arbeiten und<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Provinzialkirche<br />

Begründet und Herausgegehen von Liz. L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n Preßverbandes für <strong>Rheinland</strong><br />

l


Allgemeiner Teil<br />

Seit«<br />

Die Fühlungnahme <strong>der</strong> großen Gemeinden<br />

mit ihren Glie<strong>der</strong>n (Pfr. 0. Dusse, Essen) 4<br />

Wesen, Organisation und praktische Arbelt<br />

<strong>der</strong> Gemeinde unter dem G«sicht»pu»kt<br />

<strong>der</strong> sozialen Aufgab« (Pfr. Hollweg,<br />

Elkenhagen) 2<br />

Die Lage <strong>der</strong> berufstätigen Frau <strong>im</strong> Rhein»<br />

land (E. Schütte, Mülhe<strong>im</strong> a. 3lh.) . 21<br />

Der neue Volksschullehrer als Volkserzieher<br />

und die höhere Schule <strong>im</strong> Dienst« <strong>der</strong><br />

Gemeinde (StudienratHahn, Mors). . 22<br />

Die Sexualität <strong>der</strong> Gefangenen (Pfr. 0.<br />

Just, Düsseldorf) 24<br />

<strong>Evangelische</strong> Volksmission <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

(Pfr. Henne«, Wiedenest) 32<br />

Evangelisch« <strong>Kirche</strong> und deutsche« Schicksal<br />

(Pfr. Liz. Brandt, Linz) 45<br />

Zehn Jahre Friedensdiktat «9<br />

Die Ruhrprovinz und die Aufgaben unserer<br />

Kirch« (Dir. Pfr. Liz. Seiler, Essen) . . 70<br />

l< irck 2 iI<br />

Seite<br />

Evangelisch-lirchlich« Belange <strong>im</strong> Industrie»<br />

gebiet von F. . . . . »3<br />

a. d. Ruhr) 03<br />

Da« neue <strong>Kirche</strong>nsteuerrecht (Pfr. Harney,<br />

Düsseldorf) 94<br />

Die Innere Mission an <strong>der</strong> Schwell« ihr«,<br />

neunten Jahrhun<strong>der</strong>t« (Dir. Pfr. Liz.<br />

Ohl, Langenberg) 9», 427<br />

Ruhrprooinz und Ruhrkirche (Pfr. Müller,<br />

Diersfordt) 424<br />

Kommunale Umgemeindung <strong>im</strong> Ruhrgebiet<br />

und kirchliche Weiterbildung (Sup. Loh»<br />

mann, Essen) 424<br />

Zur Frage von Volk und Raum (Pfr.<br />

Dr. Poos, Seibersbach) 42»<br />

Die gesetzliche Stellung de« Karfreitag» <strong>im</strong><br />

rheinisch » westfälischen Industriegebiet<br />

(Pfr. Dr. Vistor, Sterkrad«) . . . . 432<br />

Rheinische Kirch« und Ruhrprooinz (Pfr.<br />

Dr. Boudriot, Asbach) 454<br />

Zur Frage <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nprovinz an <strong>der</strong> Ruhr<br />

(Pfr. Graeber, Anhäufen) 452<br />

Berichte über Tagungen und Kongresse<br />

Seit«<br />

Tagungs-Kalen<strong>der</strong> 44, 43, «7,94,448,454, 484<br />

Tagung <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft rheinischer<br />

Volksbildungsoereinigungen (Abt-Leiter<br />

M. G. Dessin, Essen) 4«<br />

Sozial« Tagungen 4929 44<br />

Freizeit auf <strong>der</strong> Engelsburg 44<br />

Industriepädagogik und Erwachsenenbildung.<br />

Arbeitswoche <strong>der</strong> deutschen Schul« für<br />

Volkserforschung und Erwachsenenbildung<br />

in Königswinter (Abt-Leiter M. G.<br />

Dessin, Essen) 2?<br />

Die erste Pfarrer-Freizeit des Rheinisch»<br />

Westfälisch«» Verbandes evangelischer<br />

Arbeiterverein« in Hilchenbach (Pfr. Dr.<br />

Vistor, Sterkrade) 34<br />

Freizeit evangelischer Sozialbeamtinnen (H.<br />

Bäcker, Langenberg) 85<br />

Konferenz christlicher sozialer Facharbeiter<br />

in Erfurt (Pfr. Liz. Wenn, Düsseldorf) . 3»<br />

44. deutscher evangelischer Gemeindetag in<br />

Dortmund (Pfr. v. Dusse, Essen-Rütten»<br />

scheid) 4?<br />

Die Pressearbeit de« Rheinischen Verbände«<br />

des deutschen evangelischen Frauenbund«»<br />

(Schütte) 54<br />

Pastoren-Freizeit in Kaiserswerth (Pfr.<br />

Roe<strong>der</strong>, Bendorf) 52<br />

Zweit« nie<strong>der</strong>rheinische Dorfkirchenältesten,<br />

konferenz und siebter Dorftirchentag in<br />

Wesel (Pfr. Ooer, N«sel) 58<br />

Seite<br />

Die siebente Tagung de» Verein» deutscher<br />

evangelischer Lehrerinnen in Mülhe<strong>im</strong>»<br />

Ruhr (Pfr. Wallroth, Essen) . . . . 59<br />

Gautagung de« Verbände« evangelischer<br />

Arbeiterinnenvereine in <strong>Rheinland</strong> und<br />

Westfalen (Theodor Hagemann) . . . »0<br />

Tagung de» Rheinischen Verein» ländlicher<br />

Wohlfahrt«» und He<strong>im</strong>atpflege auf dem<br />

Harschbergerhof bei St. Wendel (Pfr.<br />

Geuther, Fechingen) «0<br />

Singefreizeit in <strong>der</strong> nied«rrheinischen<br />

Diaspora 79<br />

Erste Arbeitstagung für evangelische» Volks»<br />

und Vereinsbüchereiwesen 84<br />

Die 22. Hauptversammlung de« Reformier»<br />

ten Bundes zu Benthe<strong>im</strong> (Pfr. Dr. Bou»<br />

driot, Asbach) 82<br />

Freizeit <strong>der</strong> evang«lisch«n Arbeiterver«ine in<br />

Kaiserswerth 83<br />

Führertagnng de» Deutschen evangelischen<br />

Volksbunde« in Velbert 84<br />

Tagung <strong>der</strong> evangelischen Beamten in<br />

Elberfeld 84<br />

Die 400. Mitglie<strong>der</strong>versammlung <strong>der</strong><br />

Rheinisch-Westfälischen Gefängnisgesell»<br />

schaft in Düsseldorf (Pfr. Henneck«,<br />

Siegburg) 84<br />

Zwanzig Jahre Bund deutscher Jugend»<br />

verein«. Vom Landesverbandsfest Rhein»<br />

land« und Westfalens in Qpladen (Emille<br />

Lohmann) 404<br />

Seit«<br />

Unsere Pflicht gegenüber <strong>der</strong> Gemeinde<br />

(Gemeindehelfer Skorzik, Essen) . . .46«<br />

Gesangbuchnot <strong>im</strong> Jahr« 2200 (Vellamius<br />

hymnologicu«) 45»<br />

Eine lehrreiche Fiebertabelle (Pfr. Wall»<br />

roth, Essen) 4«5<br />

Vierzigste rheinische Provinzialsynode (Pfr.<br />

Wehr, Saarbrücken) 485<br />

Von <strong>der</strong> gegenwärtigen Not unserer <strong>Kirche</strong><br />

(Liz. Brandt, Linz) 48»<br />

Noch einmal Gottesdienst an Kur» und Aus»<br />

flugsorten (v. Dusse) 492<br />

<strong>Kirche</strong>nsmgen alter deutscher Volkslie<strong>der</strong> . 492<br />

Die Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ruhrprovinz (Pfr.<br />

Wallroth, Essen) 49,<br />

Die evangelische <strong>Kirche</strong> <strong>im</strong> Industriegebiet<br />

von F 24?<br />

Von <strong>der</strong> gegenwärtigen Not unserer <strong>Kirche</strong><br />

(Pfr. Praetorius, Barmen) . . . . 220<br />

S«lt«<br />

Neligionspädagogisch« Tagung <strong>im</strong> Huns»<br />

rück (Oberstudienrat Prof. Würtemberg,<br />

Trier) 442<br />

Die Tagung <strong>der</strong> evangelischen Religion»»<br />

Pädagogen in Düsseldorf (Pfr. Wallroth,<br />

Essen) 442<br />

Vereinigung evangelischer Gemeindevertre»<br />

terinnen, Tagung in Oberhausen (Frieda<br />

Eramer, Barmen) 444<br />

Deutsch-evangelischer Frauenbund in Mar»<br />

bürg 44»<br />

Tagung des Deutschen evangelischen Volk«»<br />

bildungsausschusses in Halberstadt. . . 407<br />

Iahrestagung <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Frauen»<br />

Hilfe in Wesel 474<br />

Ein« ökumenische Tagung am Rhein (v.<br />

Füllkrug, Berlin) 475<br />

Eine mannhafte Erklärung, Noppar<strong>der</strong><br />

Tagung (0. Füllkrug, Berlin) . . . . 47«<br />

Die Jugend <strong>im</strong> sozialen Ringen <strong>der</strong> G«g«n»<br />

wart, Kreuznacher Tagung (Pfr. Liz.<br />

Menn, Düsseldorf) 20»<br />

Kirchlicher Jugend- und Wohlfahrtsdienst,<br />

Boppar<strong>der</strong> Tagung 20»<br />

Die Westdeutsche Tagung für evangelischen<br />

Kirchbau (Pfr. Dr. Girton, Soest) . . 22»<br />

Reichsverband evangel. Beamtenverein« in<br />

Bochum 243<br />

Helferinnenoerband <strong>der</strong> Frauenhilfe . . . 248<br />

Religionslehrer(innen) an höheren Schulen 244<br />

Relig!onslehrer(innen) an Mittelschulen . 244<br />

Religionspädagogische Tagung in Saar»<br />

brücken 245


<strong>Evangelische</strong>r Volksbildungsdienst für <strong>Rheinland</strong><br />

Seite<br />

Die feiernde Gemeinde, Gedanken und Stoff<br />

zu einer Gedächtnisfeier (Pfr. Wehr,<br />

Saarbrücken) . 4<br />

Gemeindefeier zum 400. Jubiläumsjahr de«<br />

Kleinen Katechismus von v. Martin<br />

Luther (Pfr. Wehr, Saarbrücken). . . 6<br />

Passionsfeier 6<br />

Märchenabend «<br />

Vom Singen unserer Jugend (Wilhelm<br />

Stromm) 7<br />

Bekenntnis und Vereitschaft, Gedanken zu<br />

Joseph Wittig'« ,Höregott" (Han« Her.<br />

mann Gaede) 8<br />

Iugend-Singe-Freizeiten . 44<br />

Laienspielberatung . 44<br />

Verzeichnis von Bildbän<strong>der</strong>n zur Ausleihe<br />

bei <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Bildkammer für<br />

<strong>Rheinland</strong> . . . 42<br />

Nachrichten für Besitzer von Diapositiv»<br />

Apparaten 42<br />

Die Dorfbücherei (Abt-Leiter M. G,<br />

Dessin, Essen) 20<br />

Der Bestand <strong>der</strong> dörflichen Jugendbüchereien<br />

20<br />

Sommerlich« Feiern (Pfr. Wehr, Saar.<br />

brücken) 48<br />

Die Bücherei einer Frauenklinik (Abt-Leiter<br />

M. G. Dessin) 53<br />

Spielberatung 55<br />

Da» Haus aller Häuser, Sprechoratorium<br />

von Alfred Graf (M. G. Dessin) . . 58<br />

Die feiernde Gemeinde, Frühlingsfeier<br />

(Pfr. Nehr, Saarbrücken) ?«<br />

Au« den Sitzungen de« Deutschen Verbandes<br />

evangelischer Büchereien 82<br />

Da« Band zwischen den evangelischen<br />

Büchereien 82<br />

Arbeitswerkzeug zu Clarenbach-Feiern . .440<br />

Adolf Clarenbach, ein Zeugenlied von Hei»<br />

mann Gries, Pfr. in Rötgen . . . . 444<br />

Gemeindefeiern zum Gedächtnis <strong>der</strong> Mär»<br />

tyrerkirche 444<br />

Seite<br />

Eine Gemeinde-Singe-Woche (Pfr. Stein»<br />

dorff, Essen) . . .438<br />

Bücherei und Nucharbeit in einem Groß.<br />

stadt.Pfarrbezirk (Fritz Koch, Essen) . . 438<br />

Sprechchor des <strong>Evangelische</strong>n Volksbildung«»<br />

dienste« für <strong>Rheinland</strong> (Abt.-Leiter M.<br />

G. Dessin) 439<br />

<strong>Evangelische</strong> Bühnengilde Koblenz (Walter<br />

Hoer<strong>der</strong>) 440<br />

Arbeitswerkzeug zu Clarenbach-Feiern . .450<br />

Gemeindefeiern zum Gedächtnis <strong>der</strong> Mär»<br />

tyrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> 45»<br />

Die Clarenbach-Feier unserer Gemeinde . .460<br />

Liturgischer Stoff zur Clarenbach-Feier<br />

(Pfr. Messen, Aachen) 464<br />

Neue Auswahlliste erschienen 487<br />

Laienspielberatung 487<br />

„Hätte ich da« doch eher gewußt!" . . .487<br />

Arbeitstelegramme . . . 46, 3», 63, 87, 445<br />

Kin<strong>der</strong>gottesdicnstlie<strong>der</strong>oorschläge 4V3U . . 224<br />

Büchereibesprechungen in den <strong>Kirche</strong>nkreisen<br />

(Dessin) 244<br />

Neue Bildbän<strong>der</strong> 244<br />

<strong>Evangelische</strong> Nuchwoche in Saarbrücken 244<br />

Wie soll die evangelische Volksbücherei<br />

aussehen? 242<br />

Eckart-Ratgeber 492» 242<br />

Beratungsstelle für kirchliche<br />

Kunst be<strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n Preßverband<br />

für <strong>Rheinland</strong>.<br />

„Bil<strong>der</strong> zur Bibel" de« Maler« Hans<br />

Lietzmann (Pfr. Dr, Paul Girkon, Soest) 2«<br />

Wa« ein Künstler erlebte 2»<br />

Zwei Kultbauentwürfe von Otto Bart»<br />

ning (Pfr. Dr. Paul Girkon, Soest) . . 403<br />

Da« Werk de« Malers Adolf Presber<br />

in <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde Veldenz<br />

a. d. Mosel, (Pfr. Boecker, Veldenz) . . 408<br />

Aus <strong>Kirche</strong>, Leben und Zeit<br />

Alkoholfrage.<br />

Seite<br />

Alkoholismu» 40<br />

Die G. O. A. in Köln »4<br />

Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen<br />

<strong>Kirche</strong> (Pfr. Wallroth, Essen)<br />

47, 40, 65, 8», 447, 446, 484, 240, 246<br />

Aussprüche und Gedicht«.<br />

25, 28, 33, 48, 52, 54, 5«, 58, 72, 74,<br />

75, »5, »7, »», 400, 406, 407, 437, 487,<br />

488, 49«, 404<br />

Buchpflege.<br />

Au« den Satzungen de« Deutschen V«r»<br />

bände« evangelischer Büchereien . . . 82<br />

Da« Band zwischen den evangelischen<br />

Büchereien 82<br />

Arbeitstelegramme


Seite<br />

Kino und Rundfunk.<br />

Filme 44<br />

Lucher-Filmdenkmal (Dir. Pfl. Liz. Sei.<br />

ler, Essen) . 54<br />

Eine Kinopr«Liat (Abt.Leiter M. G.<br />

Dessin, Essen) 464<br />

<strong>Kirche</strong>.<br />

Der Mörser Kirch«nbrand und seine<br />

Lehren (Pfr. Trommershausen, Issum) 4<br />

Evangelisch», schützt den Karfreitag! . 6<br />

Du sollst den Feiertag heiligen! . . . 2?<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Arbeit <strong>der</strong> rheinische»<br />

<strong>Kirche</strong> (Pfr. Müller, Diersfordt) . . . 24<br />

Ein Dank an die Wartburg-Gilde . . 54<br />

Sp«yer-Gedächtni«»Auffühiung . . . 55<br />

Der Konkordat«entwurf fertiggestellt . 64<br />

3t«u« Schwierigkeiten für da« Konkordat? NL<br />

Di« Freikirchen fftlL«n Körperschaft«recht<br />

65<br />

Antiquitäten , . 74<br />

Di« evangelischen Landeskirchen Preußen«<br />

zum Konkordat 77<br />

Eingabe <strong>der</strong> Vereinigung evangelischer<br />

Gemeindevertreterinnen an die Kreissynoden<br />

85<br />

Laienführerkurse <strong>der</strong> Apologetischen Zentrale<br />

Spandau, Johannesstift . . . . 94<br />

Die evangelische <strong>Kirche</strong>nleitung zur Konlordatsentscheidung<br />

402<br />

Kirch« und Abrüstung 148<br />

Großstadtkirche (Aus Walter Classen,<br />

Großstadt-He<strong>im</strong>at) 122<br />

Di« Sensation auf dem Friedhof , . 458<br />

Eine neue evangelisch« Stiftung? . . 242<br />

Arl»«it«t«legramme 83, 87<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Biblio»<br />

graphie rheinischer evangelischer<br />

Zeitschriften (Pfl. Wall»<br />

roth, Essen) 4«.2»,«4, 88, 44«, 480, 20», 2«<br />

Klein« Mitteilungen.<br />

44, ««, 88, 483, 245<br />

Mission, Aeußere<br />

Aeußere Mission . . . . . . . 3«<br />

Di« Friedenskonferenz <strong>der</strong> Wiltrffligionen 86<br />

46 Millionen vor dem Verhungern . . 44»<br />

Di« deutsch« Mission in den Palästina»<br />

Unruhen 248<br />

Wie viel« Christen gibt «» auf d«r Welt? 243<br />

Arbeitstelegramme . . . 3 8 , 62, 87, 445<br />

Mission, Inner«<br />

Di« männliche Dialoni» 85<br />

Inner« Mission 2»<br />

Die Bibelstunde in Witten . . . . 54<br />

Zu» o<strong>der</strong> Abnahme <strong>der</strong> Geschlechtskrank><br />

heiten M<br />

Bahnhofsdienst 62<br />

lieber staatliche Zusammenarbeit <strong>im</strong><br />

Wohnungswesen 63<br />

Statistik <strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege . 63<br />

Neue Fortschritte in <strong>der</strong> Durchführung<br />

de« Schundliteraturgesehe« 65<br />

Au« dem Beutel <strong>der</strong> Steuerzahler . , 86<br />

Eine Frag« 420<br />

Au« Wichern« Tagebuch vom 28. Ok»<br />

wber 4844 428, 430<br />

Buchbesprechung<br />

S«!t«<br />

„Bil<strong>der</strong> zur Bibel* de« Makr« Hans<br />

Liehmann (Pfr. Dr. Paul Gir»»«, Soest) 26<br />

Guida Q«hl, Deutscher Frau,ny»W, (Q,.<br />

Sch<strong>im</strong>melbusch, Emmerich) 52<br />

Ein Marterl 55<br />

Pank, „Ich bin bei euch all« Tage" . . 6»<br />

Liz. Klugkist Hess«, Adolf Clarenbach,<br />

ein Beitrag zur Geschichte <strong>der</strong> R«forma»<br />

tion am Ftie<strong>der</strong>rhnn 92<br />

I. 3li«hle, Die Stellung d«r Kanzel al»<br />

liturgische« Problem <strong>der</strong> Roumaluftll<br />

Sei»«<br />

Aus »er Arbeit »er V«lf«mjssion (N.uH») 44Y<br />

Lehrgang zur AusbilVuZg von freiwilligen<br />

Helferinnen in <strong>der</strong> Krankenpflege . .448<br />

Einweihung de« Erweiterungsbaue« <strong>im</strong><br />

Auguste-Viktoria-He<strong>im</strong> zu Barmen . .488<br />

Die Stadt d« Hilf« 242<br />

Nicht drei Mark! . . . . . . . 242<br />

Keine christliche Schwfster mehr für<br />

öffentliche Hnstalten? . . . . . . 2 4 2<br />

A r b e i t s t e l e g r a m m e . . . . « 2 , 8 7 , 4 4 5<br />

O«ffentliche« Leben,<br />

Grenzlandnot <strong>im</strong> deutschen Westen . . 50<br />

<strong>Evangelische</strong> Eheanbahnung . . . . 50<br />

Dortmun<strong>der</strong> Magistrats-Schulratstellen . 56<br />

40 Jahre Friedenediktat 69<br />

Eine wichtige grundsätzliche gerichtlich«<br />

Entscheidung . 80<br />

Flaggen am Fronleichnamstag . . . 85<br />

Religion und Ehescheidung . . . . 484<br />

Religion und Lebensmut 484<br />

Gegen Mißstände auf den Bahnhöfen . 484<br />

Zur Frage <strong>der</strong> Sonntag«ruh« <strong>im</strong> Handel 207<br />

Auswan<strong>der</strong>nde« Geld 242<br />

Ein vorbildlicher Beschluß 244<br />

Arbeitstelegramme 45, 46, »8, 3», 63,<br />

64^ 8«, 446<br />

Personalien 42<br />

Redaktionell««.<br />

Eine Zuschrift 9<br />

<strong>Evangelische</strong> Bildkammer für <strong>Rheinland</strong> 32<br />

Monatshefte für Rheinische <strong>Kirche</strong>naeschicht«<br />

. . . . 44, 68, 448, 484, 246<br />

Berichtigung . . 44<br />

Forsthoff, Rheinische <strong>Kirche</strong>ngeschjcht«<br />

52, 64, 72, 78, 440, 420, 425, 433, 425, 495<br />

<strong>Das</strong> Evangel. <strong>Rheinland</strong> 88, 442, 448, 452<br />

Preßoerband 445<br />

M. G. Dessin, Helden . . 483, 464, 246<br />

Der evangelische Stadtverordnete 470, 472<br />

Neue Telefonnummern 246<br />

Schulfragen. Universitäten.<br />

Nachrichten au« dem Melanchthonbu.nd<br />

(Pfl. Wallroth, Essen) 42, 37, 64, 86,<br />

445, 47S, 208, 242<br />

Theologische Studienhöusel in preuß.<br />

Universitätsstädten 42<br />

Evangelisch« Eltern und neu« L»hrei»<br />

bildung 23<br />

Theologisch« Fakultät 42<br />

For<strong>der</strong>ungen des Reformierten Bunde« »4<br />

Uebersicht über die Lehrbücher des Deutschund<br />

Geschichtsunterrichts an den öffentlichen<br />

höheren Schulen <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

(Pf«. MaMych) , 400<br />

Protestantismus und Gymnasium (Oberstudiendilektol<br />

Dl. Max Wiesenthal,<br />

Duisburg) 435<br />

Material zum Kampf mn dqs sogenannt.«<br />

regionale System b«i d«L Besetzung ^«<br />

Direktorenposten (Pfr. Wallroth) . . 444<br />

Evangelisch« Lebenskunde in ländlichen<br />

Fortbildungsschulen und städtischen Ve»<br />

lufsschulen (Seeliger) 468<br />

Arbeit»telegramm«. . . . . 38, 64. 44»<br />

Seite<br />

(Pfr. Dr. Paul, Girkon, Soest) . . .448<br />

i>. L. Cordier, <strong>Evangelische</strong> Jugend»<br />

künde, Band III (0. Erfüllt)) . . . . 448<br />

v. L. Cordier, Der deutsche evangelifch»<br />

Lie<strong>der</strong>psaltei (Dir. Pfr. Liz, Seil«,<br />

Essen) 448<br />

M. G. D«ssin, Helden (Pfr. Hass«lmann,<br />

Essen) . 4»2<br />

Unser evangelischer Gottesdienst, Flug»<br />

blatt (v. Duff«, Essen) 4«4<br />

v. Dr. Ernst Barnikol, Christentum und<br />

P o j , a l e s.<br />

Di« Arbeitslosigkeit 43<br />

Stand <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft . . . 48<br />

Au« <strong>der</strong> rheinischen kirchlichen Sozial»<br />

arbeit 44<br />

Einheitliche« kirchliche« Verhalten bei<br />

Wirtschaft«kämpfen . . . , , . . 36<br />

Da« Landvolkproblem . . . . . . 36<br />

Schlichtungsreform . . . . . . . 36<br />

Frage <strong>der</strong> gewerkschaftl. Organisation«»<br />

entwicklung in den verschiedenen Berufen 3?<br />

Zwei neue Blätter 37<br />

Selbstmordseuche 8»<br />

Kirch, und Induftrieverhältniss« . . . 56<br />

Von <strong>der</strong> Verbreitung de« Einfamilien«<br />

Hause» «4<br />

Siedlung für Lungenkranke . . . . 86<br />

<strong>Das</strong> Einfamilienhaus 8?<br />

Arbeitende Ehefrauen »7<br />

Albeiterfreizeiten VN<br />

Erwerbslosigkeit vor 300 Jahren . 44?<br />

Die Pfarrfrau in <strong>der</strong> sozialen Arbeit<br />

(L. Haarbeck) . . . . . . . . 476<br />

Merkwürdige soziale Kleinarbeit in <strong>der</strong><br />

Gemeinde . ^ 477<br />

Arbeitslosigkeit 477<br />

Die Rationalisierung de« Steinkohlen»<br />

bergbaue« 208<br />

Internationaler Zusammenschluß <strong>der</strong> reli»<br />

giösen Sozialisten .244<br />

Arbeitstelegramme . . . 45, 28, 83, 6?<br />

Stadtverordnete, D«r evan»<br />

gelische, «in zwanglos erscheinende«<br />

Beiblatt zum <strong>Evangelische</strong>n <strong>Rheinland</strong>:<br />

Nr. 4 . 46.0<br />

Wohlfahltspflegerische Entwicklung des<br />

letzten Jahrzehnt« (Dir. Pfr. Liz. Ohl,<br />

Langenberg) 46»<br />

Stellennachweis. . , . 44, 90, 484<br />

Volk«tum und Volk»g«sund><br />

heit.<br />

Lohn nach Familie 447<br />

Die Iunggesellensteuer in Italien . . 44?<br />

Erholung für Mütter . . , . . .448<br />

Probleme <strong>der</strong> Familientrennung <strong>im</strong> inter»<br />

nationalen Wan<strong>der</strong>erschutz 44»<br />

Erzbischof v. Soe<strong>der</strong>blom über den<br />

Sport 468<br />

Die Wohnungsnot <strong>der</strong> Kindelleichen (Liz.<br />

Menn, Düsseldorf) 474<br />

G»b««»«nrückgang <strong>im</strong> Pioktaria« . . . 4»t<br />

Ein verständiges Urteil über F 248 . . 484<br />

Mehr kranke Männer als franke Frauen<br />

b«i den Krankenkqssen 4S4,<br />

4H«X> deutsch, «»«ng«l.ilch» Fr«n)b«N'<br />

legionäie 244<br />

Arbeitstelegramme 45, 28<br />

Zeichnungen und Karten (Adolf<br />

Westerdorf, Essen) 34, 70, 73, 466,<br />

498, 200, 204, 24»<br />

Seit«<br />

Soziali«mu« (Pfr. v. Erfurth, Ober»<br />

düssel) 404<br />

Tagebuch eine« Großstadtpfarrer» (Pfr.<br />

Homann, Düsseldorf) 49g<br />

v. Adolf Keller, Die Fortsetzungsalbei»<br />

<strong>der</strong> Stockholm« Weltkirchenkonferenz<br />

(Pfr. Liz. Menn, Düsseldorf) . . . . 207<br />

Soziale ProgranMie <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>n und<br />

freier religiöser Organisationen (Pfl.<br />

Liz. Menn, Düsseldorf) 207<br />

Der Herr <strong>der</strong> inneren Ringe (Dessm) . 242


<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

Eine monatliche Umschau über Arbeiten und Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Prooinzialkirche<br />

Begründet und herausgegeben von Pfarrer L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n Preßoerbandes für <strong>Rheinland</strong><br />

Verantwortlich: Preßgesetzlich <strong>der</strong> Herausgeber » Für die Einzelaufsätze die Verfasser > Als Manuskript gedruckt<br />

sen » 4929 Januar > Februar VI » Kummer 4 und 2<br />

U. Die Fühlungnahme <strong>der</strong> großen Gemeinden mit ihren Glie<strong>der</strong>n<br />

ur um die erste Fühlungnahme handelt<br />

es sich, um nicht mehr, nicht um<br />

Seelsorge, nicht um die mitarbeitende Gemeinschaft.<br />

Es geht ganz einfach zunächst<br />

um die Frage: Wie tritt die Gemeinde<br />

überhaupt in irgendeine<br />

ernste Verbindung mit<br />

ihren neuzuziehenden Glie<strong>der</strong>n?<br />

Die Dorfgemeinde und die kleine<br />

Stadtgemeinde kennt diese Frage nicht o<strong>der</strong><br />

so gut wie gar nicht. Die Glocken läuten<br />

das <strong>Das</strong>ein und den Gruß <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />

jedem zu. <strong>Kirche</strong> und kirchliches<br />

Leben tritt irgendwie als Tatsache jedem<br />

entgegen, <strong>der</strong> neu zuzieht. Damit ist nicht<br />

etwa gesagt, daß stch solche Gemeinden<br />

etwa nicht um ihre Neuzuziehenden zu<br />

kümmern brauchen, o<strong>der</strong> daß das kirchliche<br />

Leben <strong>der</strong> Gemeinde stark genug wäre,<br />

den Neuzuziehenden von selbst in seinen<br />

Bann zu ziehen. Jedenfalls aber weiß er<br />

doch um die Eristenz <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, erlebt ihre<br />

Betätigung und, wenn er sie braucht, findet<br />

er den Weg zu ihr.<br />

An<strong>der</strong>s aber in unsere Großstadtgemeinden,<br />

ja in sehr vielen Gemeinden, die, wenn sie<br />

auch nicht zur Großstadt gehören, doch<br />

»nter denselben Notständen leiden! Grundsätzlich<br />

sollte es so sein, daß <strong>der</strong> Pfarrer<br />

jeden Neuzuziehenden besucht. Aber wie<br />

selten geschieht denn das wirklich noch! Auch<br />

die auf den Gemeindebesuch des Pfarrers<br />

so stolze rheinische <strong>Kirche</strong> kann die Sitte des<br />

ersten Hausbesuches, <strong>der</strong> vom Pfarrer ausgeht,<br />

doch nicht mehr durchführen. Die<br />

Gründe dafür brauchen nicht erörtert zu<br />

werden; sie liegen wahrlich nicht in <strong>der</strong><br />

Faulheit <strong>der</strong> Pastoren. Und mag es hier<br />

und da wirklich noch einen Pfarrer geben,<br />

<strong>der</strong> mit gutem Gewissen sagen kann, daß<br />

er diese begrüßenden Besuche durchführt,<br />

so ist doch die Tatsache unbestreitbar, daß<br />

unendlich viele in eine Gemeinde zuziehende<br />

evangelische Christen uns sagen, daß die<br />

<strong>Kirche</strong> sich nicht um sie gekümmert habe,<br />

gar nicht um sie gekümmert habe mit <strong>der</strong><br />

einen Ausnahme des Steuerzettels. Sie<br />

wissen in <strong>der</strong> Großstadt nicht, zu welcher<br />

Gemeinde sie gehören — bei den oft durch<br />

die städtebauliche Entwicklung völlig überholten<br />

Gemeindegrenzen übrigens kein<br />

Wun<strong>der</strong>! — Sie wissen nicht, wer ihr Bezirkspfarrer<br />

ist. Sie wissen nichts von dem<br />

gottesdienstlichen Leben ihrer Gemeinde,<br />

von seinen beson<strong>der</strong>en Aufgaben und Eigenarten.<br />

Eine Reihe von Gemeinden hat deshalb<br />

schon seit Jahren begonnen, die erste<br />

Fühlungnahme mit den Gemeindeglie<strong>der</strong>n<br />

auf schriftlichem Wege herbeizuführen.<br />

Ein kurzes Grußwort heißt den<br />

Neuzuziehenden willkommen, gibt einen<br />

I_leberblick über die Gemeinde- und Bezirkseinteilung,<br />

weist hin auf Gemeindeanit,<br />

Schwesternstation und Pfarrhaus, auf<br />

Vereine und Wohlfahrtseinrichtungen, auch<br />

wohl auf das Sonntagsblatt. An<strong>der</strong>e<br />

Gemeinden sind dazu übergegangen, die<br />

Einführung in dag Gemeindeleben etwas<br />

umfangreicher zu gestalten. Sie geben ein<br />

Heft und erzählen darin vom Werden <strong>der</strong><br />

Gemeinde, führen in ihre geschichtliche<br />

Eigenart und beson<strong>der</strong>e Aufgaben <strong>der</strong> Gemeinde<br />

ein. Gute Illustrationen machen<br />

das Heftchen anziehen<strong>der</strong>. So ein Heft lag<br />

mir vor aus <strong>der</strong> Gemeinde Kreuznach.<br />

Sicherlich gibt es an<strong>der</strong>swo Derartiges<br />

noch mehr. Vielleicht wird man ganz<br />

ruhig sagen können, daß auch auf diesem<br />

Gebiet für uns aus an<strong>der</strong>en <strong>Kirche</strong>ngebieten<br />

mancherlei gelernt werden kann. Ich besinne<br />

mich auf gut gelungene <strong>der</strong>artige<br />

Büchlein aus Görlitz, nnd auf ein nach Inhalt<br />

und Form außerordentlich reich und<br />

glücklich ausgestattetes Buch über die<br />

evangelischen Gemeinden in Osnabrück.<br />

So etwas kostet natürlich Geld, und wo<br />

eine Gemeinde mit einem umfangreichen<br />

Wechsel ihres Bestandes zu rechnen hat,<br />

wird sie die Kosten wohl überlegen müssen.<br />

In einzelnen Gemeinden ist man daher dazu<br />

übergegangen, die Kosten <strong>der</strong> Herstellung<br />

solch eines Merkheftes durch Geschäftsanzeigen<br />

<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gemeinde befindlichen<br />

Geschäfte zu decken. Wir haben in unserer<br />

Gemeinde zwe<strong>im</strong>al diesen Versuch mit<br />

glücklichem Erfolge gemacht. Gibt man<br />

so ein Heft jedem Neuzuziehenden ins HauS,<br />

so ist die Möglichkeit <strong>im</strong> einzelnen Falle<br />

gegeben, irgendein beson<strong>der</strong>es<br />

Merkblatt hinzuzufügen. Wir<br />

legen in jedes Heft ein Formular für die<br />

Anmeldung zur Wählerliste, die Satzungen<br />

des Frauenvereins und eine Bestellkarte<br />

für die „Sonntagögrüße".<br />

Einen ganz neuartigen Versuch<br />

<strong>der</strong> ständigen schriftlichen Fühlungnahme<br />

zeigt <strong>der</strong> Steuerzettel einer in unmittelbarer<br />

Nähe von Magdeburg gelegenen,<br />

von Industriebevölkerung durchsetzten<br />

Landgemeinde. Auf <strong>der</strong> Rückseite bietet<br />

er unter <strong>der</strong> Ueberschrift „Lieber Gemeindefreund"<br />

(über die Anrede wird man streiten<br />

können!) Hinweise auf Gottesdienst,<br />

Abendmahlöfeiern, Kleinkin<strong>der</strong>schule, Volksbücherei,<br />

Iungfiauenverein, Arbeit <strong>der</strong><br />

Gemeindekrankenschwester. Hierbei fehlen<br />

nicht verschiedentlich wie<strong>der</strong>kehrende Bemerkungen:<br />

„Kosten sind damit nicht verbunden"<br />

o<strong>der</strong> „Alles ohne irgendwelche<br />

Kosten". Daß die Kleinkin<strong>der</strong>schule als<br />

„auf den neuesten hygienischen Stand gebracht"<br />

bezeichnet wird, daß auf den Artikel<br />

139 <strong>der</strong> Reichsverfassung: „Die Sonnund<br />

Feiertage sollen Tage <strong>der</strong> seelischen<br />

Erhebung sein" hingewiesen wird, zeigt die<br />

ungemein wirklichkeitsnahe Einstellung des<br />

verantwortlichen DrtSpfarrerS. Der neueste<br />

<strong>Kirche</strong>nsteuerzettel dieser Gemeinde beginnt<br />

eine geschickte Darstellung aus <strong>der</strong> G e -<br />

schichte <strong>der</strong> Gemeinde und verheißt<br />

ihre Fortsetzung auf dem nächsten Steuerzettel.<br />

Daneben stehen noch schlagende<br />

Worte apologetischen Wertes<br />

aus dem Munde großer Denker. —<br />

Ich weiß nicht, ob man es überall so<br />

machen kann, ob je<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuerzettel<br />

mit all seinen notwendigen Notizen dazu<br />

geeignet ist, ob man einen vierseitigen<br />

<strong>Kirche</strong>nsteuerzettel dann drucken müßte<br />

usw. Eins aber ist klar: hier ist <strong>der</strong> Punkt,<br />

wo bei den meisten Gemeindeglie<strong>der</strong>n die<br />

erste Fühlungnahme mit ihrer Gemeinde<br />

stattfindet, in einer glücklichen Weise zur<br />

Werbung für die Gemeinde benutzt worden.<br />

<strong>Kirche</strong>nsteuern sind und bleiben etwas


sehr Nüchternes und müssen sachlich erledigt<br />

werden. Aber die For<strong>der</strong>ung<br />

wird von Jahr zu Jahr brennen<strong>der</strong>,<br />

daß wir sie „seelsorgerl<br />

i ch", volksmissionarisch anfassen.<br />

Und gerade, wenn wir — wie<br />

es doch wohl den Anschein hat — allgemein<br />

dazu übergehen weiden, ein Kirchgeld<br />

einzuziehen und damit auch die Gemeindeglie<strong>der</strong><br />

steuerlich erfassen, die jetzt<br />

zum großen Teil von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuer nicht<br />

berührt weiden, wird es unsere Aufgabe<br />

sein, ihnen zu zeigen, was die Gemeinde<br />

nun auch unentgeltlich ihnen leistet.<br />

Die hier besprochene Fühlungnahme geschieht<br />

durch das gedruckte Wort. Daß<br />

wir uns vor <strong>der</strong> Gefahr hüten müssen, das<br />

gedruckte Wort, das tote Ding an die<br />

Stelle <strong>der</strong> lebendigen persönlichen Beziehung<br />

zu setzen, ohne die es nun einmal keine Gemeinschaft<br />

und keine Gemeinde gibt, sei nur<br />

kurz erwähnt. Darum die For<strong>der</strong>ung,<br />

solche ersten Grüße (mit Ausnahme natürlich<br />

des Steuerzettels!) nicht mit <strong>der</strong> Post<br />

zu senden — dann erleben sie das Schicksal<br />

<strong>der</strong> <strong>im</strong>mer mehr zur Lawine anschwellenden<br />

„Drucksachen", sie weiden in den Papierkorb<br />

abgeleitet. Diese Grüße <strong>der</strong> Gemeinde<br />

müssen von Gemeindehelfern, vor allem den<br />

freiwilligen Gemeindehelfern, persönlich abgegeben<br />

werden. Sie müssen auch an die<br />

Unverheirateten bestellt werden, gerade sie,<br />

und nicht nur die Familie, müssen erfahren,<br />

daß eine Gemeinde da ist, die sich um sie<br />

kümmert.<br />

Pfarrer 0. Dusse, Essen.<br />

Wesen, Organisation und praktische Arbeit<br />

<strong>der</strong> Gemeinde unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong><br />

sozialen Aufgabe<br />

Vorbemerkung:<br />

Folgende Sätze sind nicht eigenes Gedankengut,<br />

son<strong>der</strong>n gemeinsam erarbeitet<br />

auf dem Sozialen Kursus <strong>der</strong> Synodal-<br />

Vertreter für die sozialen Aufgaben ix<br />

Rengsdorf vom 7. bis 11. Januar<br />

1929. Beson<strong>der</strong>s auf Grund von zwei<br />

Vorträgen, dem ersten von Pfarrer Kunze,<br />

W.Gladbach, über „Gemeindeorganisation<br />

und Gemeindearbeit unter dem Gesichtspunkt<br />

<strong>der</strong> sozialen Aufgabe", und dem<br />

zweiten oon Pfarrer Kramm, Solingen,<br />

über „Aufgaben und Arbeitsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> sozialen Ausschüsse", sind uns so<br />

dringliche grundsätzliche Fragen über die<br />

wirkliche Lage unserer <strong>Kirche</strong> gestellt<br />

worden, daß wir meinen, s!e einer breiteren<br />

kirchlichen Öffentlichkeit weitersagen<br />

zu müssen.<br />

n wir — sei es auch unter welchem<br />

Gesichtspunkt — die Frage nach <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> stellen, stellen wir <strong>im</strong>mer die Frage<br />

nach <strong>der</strong> Gemeinde. Wir stellen hier die<br />

Frage nach <strong>der</strong> Gemeinde unter dem Gesichtspunkt<br />

<strong>der</strong> sozialen Aufgabe. <strong>Das</strong> geht<br />

gerade <strong>im</strong> Blick auf die wirkliche Lage unserer<br />

gegenwärtigen <strong>Kirche</strong> nicht ohne eine<br />

grundsätzliche Besinnung über das Wesen<br />

<strong>der</strong> Gemeinde. Wir stehen heuzutage <strong>im</strong>mer<br />

wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> großen Gefahr, daß wir geschäftige<br />

Tätigkeit verwechseln mit Gemeindearbeit.<br />

Vor allem das Großstadtpfarramt<br />

droht <strong>im</strong>mer mehr ausgefüllt zu<br />

weiden mit VerwaltungS-, OrganisationSund<br />

Belriebsarbeit aller Art in den verschiedensten<br />

Tagungen, Ausschüssen, Sitzungen,Vereinen<br />

undVereinchen. Besteht darin<br />

das Wesen <strong>der</strong> Gemeinde? Nein! — Dieses<br />

Nein ergibt sich aus einer dreifachen Erkenntnis<br />

:<br />

4) <strong>Das</strong> Wesen <strong>der</strong> Gemeinde erkennen wir<br />

in ihrem Ursprung: Der Heilige Geist baut<br />

die Gemeinde, und sie kann aus keiner noch<br />

so glänzenden Organisation „gemacht"<br />

werden.<br />

2) <strong>Das</strong> Wesen <strong>der</strong> Gemeinde spiegelt sich<br />

wi<strong>der</strong> in ihrem Ziel: ^^ Gemeinde hat eine<br />

eschatologische Hoffnung, und diese steht <strong>im</strong><br />

Wi<strong>der</strong>spruch zu je<strong>der</strong> sozialen Ordnung.<br />

Daraus ergibt sich <strong>im</strong> Hinblick auf die<br />

soziale Aufgabe <strong>der</strong> Gemeinde, daß sie eben<br />

nicht die Hauptaufgabe <strong>der</strong> Gemeinde ist<br />

und daß keine sozialen Reformen die Gemeinde<br />

bauen können, denn sie sind sündig,<br />

— noch viel weniger wird durch soziales<br />

Tun <strong>der</strong> Gemeinde ihre eschatologische<br />

Hoffnung zur Erfüllung gebracht.<br />

3) Nichtsdestoweniger entsteht aus dem<br />

Ursprung und dem Ziel <strong>der</strong> Gemeinde ihre<br />

konkrete Aufgabe, die wie<strong>der</strong>um das Wesen<br />

<strong>der</strong> Gemeinde deutlich macht: die Gemeinde<br />

muß Zeuge des Reiches Gottes sein in <strong>der</strong><br />

Welt, — nicht nur durch das Wort, son<strong>der</strong>n<br />

gerade durch ihr Handeln. Denn<br />

das Wort <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> kann nicht gehört<br />

werden, wenn ihm das Tun <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />

ins Gesicht schlägt. Die Tat <strong>der</strong> Gemeinde<br />

soll Hinweis sein auf Gottes Tat. — Die<br />

Aufgabe, Zeuge des Reiches Gottes in <strong>der</strong><br />

Welt zu sein, ist <strong>der</strong> Gemeinde durch daö<br />

Evangelium gesetzt. Und gerade dadurch erfährt<br />

nun die soziale Arbeit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />

eine ganz entscheidende grundsätzliche Beleuchtung:<br />

Sie ist eine dem Wesen <strong>der</strong> Gemeinde<br />

entsprechende Arbeit, — und zwar<br />

gerade auch deshalb, weil die Gemeinde es<br />

nicht nur mit Seelen zu tun hat, son<strong>der</strong>n<br />

mit dem ganzen Menschen, Denn sie ge-<br />

schieht <strong>im</strong> Dienste des Evangeliums, das<br />

sich an den ganzen Menschen richtet, nicht<br />

nur an seine Seele. Und darum ist sie<br />

nicht nur „Vorhofsarbeit", die hinter dem<br />

Dienst <strong>im</strong> Allerheiligsten, „Seelen für den<br />

Heiland zu gewinnen", zurücksteht, son<strong>der</strong>n<br />

sie ist ein ganz wesentlicher Bestandteil dieser<br />

Arbeit <strong>im</strong> Allerheiligsten, weil Leib und<br />

Seele des Menschen eben nicht auseinan<strong>der</strong>zureißen<br />

sind. Eine Seelsorge, die tatsächlich<br />

nur die Seele des Menschen erfassen<br />

will, ist ein Kind des Hellenismus, aber<br />

nicht des Neuen Testamentes. —<br />

Aus dieser dreifachen Besinnung auf das<br />

Wesen <strong>der</strong> Gemeinde entsteht für den mit<br />

offenem Auge in unserer gegenwärtigen<br />

<strong>Kirche</strong> stehenden Menschen <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />

eine brennende Frage: Entspricht die<br />

wirkliche Lage unserer <strong>Kirche</strong> diesem ihrem<br />

Wesen, — und, wenn nicht, wo liegen die<br />

Fehler? Wo liegt die Schuld?<br />

II.<br />

Die Fehler liegen zweifelsohne zum Teil<br />

beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />

<strong>Kirche</strong> und die Schuld bei den<br />

Menschen, die diese Organisation ruhig ertragen,<br />

ohne sie zu än<strong>der</strong>n. — Zunächst<br />

muß das eine gesagt werden: Auch wenn,<br />

wie oben gesagt, die Gemeinde nicht durch<br />

irgendeine Organisation gebaut wird, so<br />

wirkt sich doch das Tun <strong>der</strong> Gemeinde<br />

nirgendwo an<strong>der</strong>s aus als <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong><br />

Gemeindeorganisation. — Wir haben in<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> keine für alle Zeiten richtige<br />

Organisation. „Jede Organisation muß<br />

aus <strong>der</strong> Gegenwartslage entstehen" (Schlatter).<br />

Aber gerade das kann dem heutigen<br />

Menschen, <strong>der</strong> gleichzeitig sich ernsthaft auf<br />

das Wesen <strong>der</strong> Gemeinde besinnt und ebenso<br />

ernsthaft die Gegenwartslage ins Auge<br />

faßt, klar weiden, daß an manchen ganz<br />

entscheidenden Punkten die gegenwärtige<br />

Gemeindeorganisation <strong>im</strong> Grunde nicht<br />

gegenwärtig ist, son<strong>der</strong>n antiquarisch und<br />

darum lebenhemmend. <strong>Das</strong> wird zunächst<br />

deutlich, wenn wir die verfassungsmäßig<br />

gegebene Gemeindeorganisation <strong>der</strong> Gemeindekörperschaften<br />

unter dem Gesichtspunkt<br />

<strong>der</strong> sozialen Aufgabe <strong>der</strong> Gemeinde<br />

ins Auge fassen: Wir denken da zunächst<br />

an die Entstehung und Zusammensetzung<br />

dieser Körperschaften durch das gegenwärtige<br />

Wahlverfahren und ziehen die Lehre<br />

aus den letzten <strong>Kirche</strong>nwahlen. Erschrekkend<br />

deutlich ist es durch sie geworden, wie<br />

sehr unsere <strong>Kirche</strong>, anstatt eine He<strong>im</strong>at für<br />

alle zu sein, die ihrer bedürfen, dem VereinStypuS<br />

verfallen ist, d. h. einem Element<br />

gesellschaftlicher, auf best<strong>im</strong>mte Interessen<br />

abgestempelter Organisation. Sozialistisch<br />

ausgedrückt: Die <strong>Kirche</strong> ist verbürgerlicht.<br />

Die Masse <strong>der</strong> Gebildeten, gerade so wie<br />

<strong>der</strong> Arbeiter, erreicht sie nicht mehr. Im<br />

Neuen Testament ist uns erzählt, daß<br />

Sklaven ein kirchliches Amt bekleideten.<br />

Wo ist heute <strong>der</strong> vierte Stand in unseren<br />

kirchlichen Körperschaften? Diese Frage<br />

müssen wir stellen, nicht um des Interesses


eines einzelnen Standes willen, son<strong>der</strong>n um<br />

des Gemeindeinteresses willen. ILnd hier<br />

entsteht nun eine praktische Erwägung, die<br />

sich aus den Erfahrungen <strong>der</strong> letzten <strong>Kirche</strong>nwahlen<br />

ergibt: Ist es richtig, kirchenverfassungSgemäß<br />

durch das Wahlgesetz den<br />

breiten Schichten des Volkes die Beteiligung<br />

am kirchlichen Leben durch die Verpflichtung<br />

<strong>der</strong> so unvolkstümlichen Anmeldung zur<br />

Wählerliste zu erschweren? — Müssen wir<br />

nicht um des Zieles <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> als einer<br />

Gemeinschaft von Brü<strong>der</strong>n, die Zeuge des<br />

Reiches Gottes in <strong>der</strong> Welt sein will, den<br />

Gang zur Wahlurne erleichtern und eine<br />

Revision des Wahlgesetzes ernsthaft zu erreichen<br />

suchen? Wir stehen hier vor <strong>der</strong><br />

Entscheidung: Wollen wir den bürgerlichen<br />

Nereinstypus unseren kirchlichen Vertretungen<br />

gegenüber <strong>der</strong> Arbeiterschaft in ungebrochener<br />

Herrschaft behaupten und diese<br />

nach wie vor zum Objekt des kirchlichen<br />

Handelns mißbrauchen, o<strong>der</strong> wollen wir<br />

die universale Vru<strong>der</strong>kirche? Dann laßt<br />

uns den <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> entfremdeten Brü<strong>der</strong>n<br />

den Weg zur persönlichen Mitarbeit in <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> nicht so erschweren, wie es durch die<br />

heutige Wahlordnung geschieht. —<br />

Außer <strong>der</strong> Besprechung und Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> Gemeindekörperschaften interessierten<br />

uns unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> sozialen<br />

Aufgabe ganz beson<strong>der</strong>s die ArbeitZmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> kirchlichen Körperschaften.<br />

Welchen Wert hat die Arbeit <strong>der</strong> kirchlichen<br />

Körperschaften unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong><br />

sozialen Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>? — In den<br />

kirchlichen Körperschaften sollen sich die<br />

Vertreter aller sozialen Stände finden zum<br />

gemeinsamen Gespräch. Dieses Gespräch<br />

soll nicht bei sozialen Dingen beginnen, das<br />

könnte verhängnisvoll werden. Son<strong>der</strong>n<br />

kirchliche — nicht nur finanzielle! — Dinge<br />

sollen wirklich besprochen werden. Ein solches<br />

ernsthaftes Gespräch, das ein Sichgegenseitig-Ausspiechen<br />

und Miteinan<strong>der</strong>um-die-Sache-Ringen<br />

ist, ist aber in den<br />

großen Körperschaften unserer Großstadtgemeinden<br />

schlechthin ausgeschlossen, weil sie<br />

zu groß sind. Gerade vom sozialen Gesichtspunkt<br />

aus können wir darum nicht laut und<br />

eindringlich genug die For<strong>der</strong>ung erheben:<br />

Unsere Grostadtgemeinden müssen zu kleineren<br />

Gemeinden zerschlagen werden, denn<br />

wir brauchen kleinere Körperschaften! (Daß<br />

diese For<strong>der</strong>ung in die Öffentlichkeit dringt,<br />

darauf wurde von dem Nengsdorfer Kreise<br />

beson<strong>der</strong>es Gewicht gelegt, zumal von hier<br />

aus auch ein Licht fällt auf das l.Imgemeindungsproblem.)<br />

—<br />

Neben <strong>der</strong> verfassungsmäßigen Organisation<br />

<strong>der</strong> Gemeindekörperschaften legen uns<br />

aber auch die freien Gemeindeorganisationen<br />

unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> sozialen<br />

Ausgabe <strong>der</strong> Gemeinde die Frage auf, ob<br />

sie wirklich dem Wesen <strong>der</strong> Gemeinde und<br />

<strong>der</strong> Gegenwartslage gemäß sind. Es sei<br />

da vor allem an die vielverzweigte VereinScirbeit<br />

<strong>der</strong> Gemeinde gedacht, wie sie in<br />

Stadt und Land gepflegt wird. Es<br />

handelt sich um die Frage: Sind diese Vereine<br />

gemeindebildend o<strong>der</strong> gemeindeauflösend?<br />

— Beson<strong>der</strong>s in ihrer Eigenschaft als<br />

Standesvereine, die sozial scharf geson<strong>der</strong>t<br />

sind und diese Son<strong>der</strong>ung durch ihre<br />

bloße Existenz scharf betonen, (wie<br />

Arbeiterverein — Bürgerverein — Aka-.<br />

demikervereinigung — Iünglingsverein —<br />

C. V. I. M. — B.-K. unter höheren<br />

Schülern) stellen sie uns ganz dringlich vor<br />

diese Frage. Und es kann nicht laut genug<br />

gesagt werden: wenn schon sie als ein unvermeidliches<br />

llebel in <strong>der</strong> GegenwartSgemeinde<br />

ein Eristenziecht haben, dann<br />

haben sie es nur, wenn sie wirklich eingeordnet<br />

sind in die Gemeinde, d. h. wenn<br />

sie dem Leben <strong>der</strong> Gemeinde dienen und<br />

nicht über sie herrschen wollen. Durch diese<br />

Einsicht bleibt selbstverständlich die große<br />

segensreiche Bedeutung mancher dieser<br />

Vereine in einer vergangenen Periode<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngeschichte unverkürzt und völlig<br />

bestehen. —<br />

Daß diese — und viele an<strong>der</strong>e! — dem<br />

Wesen <strong>der</strong> Gemeinde wi<strong>der</strong>sprechende Fehler<br />

<strong>der</strong> Gemeindeorganisation vielerorts ruhig<br />

ertragen werden, obwohl sie das Leben <strong>der</strong><br />

Gemeinde hemmen und <strong>im</strong> tiefsten Grunde<br />

gegen das Evangelium verstoßen, ist die<br />

Schuld <strong>der</strong> Gemeinde selbst. Daß die Gemeinde<br />

auch in ihren Organisationen wirkliche<br />

Gemeinde i st, das ist ihre große Verantwortung.<br />

Diese Verantwortung wirkt<br />

sich in <strong>der</strong> praktischen Arbeit <strong>der</strong> Gemeinde<br />

aus.<br />

III.<br />

Die wichtigste Arbeit <strong>der</strong> Gemeinde ist und<br />

bleibt die Verkündigung des Wortes Gottes.<br />

Sie ist unveräußerliche Voraussetzung<br />

aller an<strong>der</strong>en Arbeit <strong>der</strong> Gemeinde, — und<br />

alle an<strong>der</strong>e Arbeit <strong>der</strong> Gemeinde hat kein<br />

an<strong>der</strong>es Ziel als dieses, daß das Wort Gottes<br />

in <strong>der</strong> Gemeinde verkündigt und gehört<br />

werde. <strong>Das</strong> gilt selbstredend auch von aller<br />

kirchlichen Arbeit, die unter dem Gesichtspunkt<br />

<strong>der</strong> sozialen Aufgabe geschieht. Aber<br />

er aus <strong>der</strong> Wahrheit ist,<br />

<strong>der</strong> höret meine St<strong>im</strong>me<br />

gerade hier entsteht eine Erwägung, die wir<br />

Schlatter verdanken. Er hat darauf hingewiesen,<br />

daß gerade unsere Gegenwartslage<br />

etwas als brennende Notwendigkeit<br />

bedingt, was die ILrgemeinde schon hatte:<br />

die doppelte Gestaltung des Amtes. Die<br />

<strong>Kirche</strong> darf we<strong>der</strong> nur eine Stärke <strong>der</strong> Verkündigung<br />

sein ohne Rücksicht auf die natürlichen<br />

Lebensbedingungen des Menschen,<br />

noch ein bloßes sozialethischeS Institut<br />

ohne das Wort. In <strong>der</strong> Schaffung dieses<br />

doppelten Amtes muß in <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />

<strong>Kirche</strong> fortgeschritten werden. Einen Anfang<br />

davon haben wir innerhalb <strong>der</strong> Gemeinde<br />

in <strong>der</strong> Tatsache, daß neben ihre<br />

Wortverkündigung die praktische soziale<br />

Arbeit tritt.<br />

Dabei ist nicht nur an die Wohlfahrtspflege<br />

<strong>der</strong> Gemeinde gedacht, durch die die<br />

Gemeinde vor allem einen sozialen Dienst<br />

erfüllt, wenn sie gegenüber <strong>der</strong> weltlichen<br />

Behörde die Belange ihrer notleidenden<br />

Glie<strong>der</strong> vertritt und den Rechtsnormen <strong>der</strong><br />

Behörde das Ilebergewicht <strong>der</strong> Liebe entgegenstellt.<br />

—<br />

Dabei ist auch nicht nur an den seelsorgerlichen<br />

Hausbesuch des Pfarrers gedacht, <strong>der</strong><br />

vor allem dann eine hohe soziale Bedeutung<br />

hat, wenn er weniger <strong>im</strong> Reden des PfarreS<br />

sich erschöpft als <strong>im</strong> Hören, so daß<br />

man in allen sozialen Schichten <strong>der</strong> Gemeinde<br />

merkt: man will uns hören, — man<br />

hat Zeit für uns, — man will uns verstehen.<br />

—<br />

Es ist vor allem daran gedacht, daß die<br />

Gemeinde sich ernsthaft um die wirtschaftlichen<br />

Verhältnisse ihrer Glie<strong>der</strong> kümmern<br />

muß, mit an<strong>der</strong>en Worten: daß sie die<br />

wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhänge,<br />

in denen ihre Glie<strong>der</strong> äußerlich und<br />

innerlich leben und leiden, kennen muß.<br />

Sie, die Gemeinde — sagen wir. Vor<br />

allem ist dabei natürlich gedacht an die<br />

Vastoren <strong>der</strong> Gemeinde. Wie wollen sie<br />

wirkliche Seelsorger, — wirkliche Hirten<br />

sein, wenn sie um <strong>der</strong> ihnen anvertrauten<br />

Herde willen nicht den geschichtlichen und<br />

Man kann von Christus wissen und ihn nicht erkennen. /<br />

Man kann nicht nur in <strong>der</strong> lauten Welt ihm ausweichen,<br />

son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong> stillen <strong>Kirche</strong> und Kapelle. / Aus <strong>der</strong><br />

Wahrheit sein heißt nicht: Ohren haben. Son<strong>der</strong>n: hören<br />

wollen. / Wie <strong>der</strong> Kranke hört, wenn <strong>der</strong> Arzt am Bett<br />

steht, wie <strong>der</strong> Gefangene aufhorcht, wenn <strong>der</strong> Wärter mit<br />

dem Schlüsselbund durch den Gang kommt. / Wir sind von<br />

Gott Geladene. Kann uns Größeres geschehen? Dieses wissen<br />

macht uns zittern und danken in einem. / I^un dürfen wir<br />

getrost Tod und Teufel trotzen: Christus ist da! / Laßt uns aber<br />

daraufhin auch <strong>der</strong> Welt zeigen, zu welchem Meister wir gehören.


ökonomischen Zusammenhängen ihrer Gemeindeverhältnisse<br />

nachgehen, ehe sie überhaupt<br />

an die Heilung <strong>der</strong> daraus wachsenden<br />

sittlichen und religiösen Schäden denken<br />

können! Es ist darum auch gänzlich<br />

unverständlich und höchst bedauerlich, daß<br />

viel weniger von selten <strong>der</strong> Wirtschaft, als<br />

vielmehr von Pfarrern und überhaupt von<br />

gewissen kirchlichen Kreisen <strong>der</strong> sozialen<br />

Arbeit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> so große Hemmungen<br />

bereitet werden, Man scheint lei<strong>der</strong> in<br />

diesen Kreisen <strong>im</strong>mer noch eine ernsthafte<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung und Beschäftigung mit<br />

n <strong>der</strong> Nacht vom 5. zum 6. Januar<br />

wurde die katholische <strong>Kirche</strong> zu Mors<br />

von einem schweren Brande he<strong>im</strong>gesucht, <strong>der</strong><br />

das ganze <strong>Kirche</strong>ndach, den Turm und die<br />

Orgel <strong>im</strong> Innern zerstörte. Mutmaßlich<br />

ist das Feuer durch Heißlaufen deS auf<br />

dem <strong>Kirche</strong>nspeicher stehenden und noch bis<br />

in die Abendstunden hinein benutzten Orgelmotors<br />

entstanden. Wie in den meisten<br />

<strong>Kirche</strong>n, so befand sich auch in <strong>der</strong> vom<br />

Brande he<strong>im</strong>gesuchten Mörser <strong>Kirche</strong><br />

zwischen <strong>Kirche</strong>nspeicher und Turm eine<br />

Verbindungstür. Stand diese offen o<strong>der</strong><br />

nicht — sie sollte <strong>im</strong>mer geschlossen sein —<br />

so war sie jedenfalls, weil aus Holz hergestellt,<br />

alsbald ein Raub <strong>der</strong> Flammen;<br />

jetzt aber hatte das Feuer ungehin<strong>der</strong>ten<br />

Zutritt zu dem Turm, in den es mit mächtiger<br />

Flamme hinaufschlug. Der 60 Meter<br />

hohe Turm wirkte geradezu wie<br />

ein Kamin, ließ das Feuer durch das<br />

trockene Gebälk bis zur Helmspitze hinaufschlagen<br />

und gab außerdem dem Rauch<br />

und Feuer, das auf dem <strong>Kirche</strong>nspeicher<br />

wütete, willkommenen Zugwind. Die Feuerwehr<br />

stand zunächst machtlos da; sie mußte<br />

warten, bis <strong>der</strong> Turm ausgebrannt war,<br />

weil er jeden Augenblick einzustürzen drohte.<br />

Und nachdem er schließlich zusammengebrochen<br />

und über die Straße hinübergefallen<br />

war, konnte die Feuerwehr erst an<br />

die eigentliche Löschung des Brandes, dem<br />

aber inzwischen schon das ganze <strong>Kirche</strong>ndach<br />

zum Opfer gefallen war, denken.<br />

Wäre nun — und das ist die Hauptlehre<br />

aus dem Mörser <strong>Kirche</strong>nbrand — die Verbindungstür<br />

vom <strong>Kirche</strong>nspeicher zum Turm<br />

auS Eisen, o<strong>der</strong> gar aus feuersicherem<br />

Material gewesen, so hätte <strong>der</strong> Brand sich<br />

nicht auf den Turm ausdehnen können und<br />

hätte vielleicht auch auf dem <strong>Kirche</strong>nspeicher<br />

sich nicht so schnell ausbreiten können, weil<br />

auch hier die kaminartige Wirkung des<br />

Turmes fortgefallen wäre. Man wird<br />

also — und dag ist <strong>der</strong> Zweck dieser Zeilen<br />

— zu überlegen haben, ob man nicht<br />

auf Grund <strong>der</strong> Lehren des Mörser <strong>Kirche</strong>nbrandes<br />

die zumeist in Holz aus-<br />

diesen Dingen, ohne die ein Verständnis <strong>der</strong><br />

Gegenwartslage unserer <strong>Kirche</strong> überhaupt<br />

nicht möglich ist, als außerhalb des Bereiches<br />

des Evangeliums liegend zu betrachten<br />

und sie <strong>im</strong> Grunde zu verurteilen als<br />

die Liebhaberei einiger Son<strong>der</strong>linge, die darauf<br />

verfallen sind, infolge des mangelnden<br />

Wi<strong>der</strong>halles ihrer Verkündigung. Es soll<br />

nicht bestritten werden, daß solche Gefahr<br />

bei einzelnen zur Wirklichkeit weiden kann.<br />

An<strong>der</strong>erseits ist es die ganz beson<strong>der</strong>e Betonung<br />

dieser Ausführungen, die ein Wi<strong>der</strong>hall<br />

unserer Aussprache in Rengsdorf ist,<br />

daß die kirchliche Sozialarbeit <strong>im</strong> Namen<br />

des Evangeliums beanspruchen darf und<br />

muß, Gemeindearbeit zu sein. Und es<br />

hängt vielleicht — o<strong>der</strong> auch nicht vielleicht<br />

— die Zukunft unserer <strong>Kirche</strong> daran,<br />

ob sie die soziale Arbeit als Gemeindearbeit<br />

fortführt, ohne die das Evangelium<br />

nicht gehört wird, — o<strong>der</strong> ob sie eine<br />

„<strong>Kirche</strong> des Wortes" wird, das <strong>im</strong>mer<br />

weniger gehört wird, und eine <strong>Kirche</strong> des<br />

Betriebes, <strong>der</strong> die Gemeinde auflöst.<br />

Hollweg, Eckenhagen,<br />

Der Mörser <strong>Kirche</strong>nbrand und seine Lehren<br />

geführten VerbindungStüren<br />

zwischen <strong>Kirche</strong>nspeicher und Kirchturm<br />

schleunigst durch Türen aus<br />

feuerfestem Material ersetzen soll.<br />

<strong>Das</strong> Innere <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> ist dank dem Gewölbe<br />

aus Stein vom Brande verschont<br />

geblieben; nur die Orgel ist zerstört worden,<br />

und zwar dadurch, daß das auf dem <strong>Kirche</strong>nspeicher<br />

entstandene Feuer sich durch<br />

die Lücke, durch die <strong>der</strong> Wind zur Orgel<br />

ledanken undStoffdarbieiungen zu einem<br />

ernsten Gemeindeabend über unseres<br />

Volkes Not und die Wurzeln seiner Kraft<br />

in Evangelium und Volkstum werden nicht<br />

nur für den Volkstrauertag, son<strong>der</strong>n auch<br />

für an<strong>der</strong>e Zeiten und Gelegenheiten des<br />

Jahres willkommen sein. Es handelt sich,<br />

wie wir hervorheben möchten, nicht um<br />

ein fertiges, abzuwickelndes Programm,<br />

son<strong>der</strong>n — das zeigt schon die für einen<br />

Gemeirideabend zu große Fülle <strong>der</strong> Stoffe —<br />

um allerlei Möglichkeiten, aus dem Gebotenen<br />

unter den Teilüberschriften „Was<br />

wir verloren haben", „Was uns geblieben<br />

ist", einen Gemeindeabend auf- und auszubauen.<br />

Ohne eigenes, denkendes Arbeiten<br />

wird das nicht gut gehen. Es kann nicht<br />

die Aufgabe unserer SammlungS- und Beratungsstelle<br />

für Gemeindeabende sein, wie<br />

unter den vielen Anfragenden einzelne noch<br />

annehmen, einen rationalisierten Fabrikbetrieb<br />

für Schnellfertigfabrikate einzurichten,<br />

<strong>der</strong> postwendend für einen in 44 (!) Tagen<br />

stattfindenden Gemeindeabend Programmentwurf,<br />

Gedichte, Lie<strong>der</strong> und Laienspiel<br />

liefert. Wer die Gedanken unseres Ausschusses<br />

über Gemeindeabende kennen lernen<br />

will, <strong>der</strong> sei auf die in <strong>der</strong> „Feiernden Gemeinde"<br />

von Goehling veröffentlichten Ausführungen<br />

des Unterzeichneten hingewiesen,<br />

die seinerzeit auch <strong>im</strong> „<strong>Evangelische</strong>n<br />

Deutschland" abgedruckt wurden. Gerne<br />

steht die Beratungsstelle für alle Anfragen,<br />

auch betr. Material, zur Verfügung, soweit<br />

hindurchgeführt wird, einen Weg bahnte<br />

und von <strong>der</strong> Decke aus auf die Orgel fiel.<br />

Ob man stch gegen ein solches Mißgeschick<br />

schützen kann, entzieht sich meiner Kenntnis.<br />

Aber daß auch hier Gefahren für<br />

die <strong>Kirche</strong>n vorliegen, in denen Motor lind<br />

Orgelgebläse auf dem <strong>Kirche</strong>nspeicher ihren<br />

Platz gefunden haben, hat gleichfalls <strong>der</strong><br />

Mörser <strong>Kirche</strong>nbrand bewiesen.<br />

Trommershausen, Issum.<br />

Für die feiernde Gemeinde<br />

Zeit und Kraft das zuläßt. Dankbar ist<br />

sie weiter für die Zusendung aller Vortragsfolgen<br />

von Gemeindefeiern. Wir bringen<br />

auch heute wie<strong>der</strong> einen Gemeindeabend<br />

aus <strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> eingegangenen Programme.<br />

Dieses Jahr wird mancherlei beson<strong>der</strong>e<br />

Gemeindefeiern kultischer und nichtkultischer<br />

Art for<strong>der</strong>n. <strong>Das</strong> Gedächtnis an das 400jährige<br />

Jubiläum des Kleinen Katechismus<br />

Martin Luthers wird hoffentlich nicht auf<br />

den Januarsonntag beschränkt bleiben, son<strong>der</strong>n<br />

in Predigt und Gemeindefeier lebendig<br />

gehalten und vertieft werden, daß daraus<br />

eine Frucht geschaffen wird, die da bleibt.<br />

Für eine solche Gedenkfeier mag das mitgeteilte<br />

Programm Anregung geben.<br />

Wir durchleben seil 494? eine fast übergroße<br />

Fülle von Gedenkjahren für unsere<br />

evangelische <strong>Kirche</strong>. Wir fühlen wohl alle<br />

die große Gefahr, die darin liegt, daß zu<br />

dem o<strong>der</strong> jenem Iahrhun<strong>der</strong>tgedächtniS<br />

etwas gemacht wird, weil es eben die<br />

Stunde for<strong>der</strong>t. Ich will damit gar nicht<br />

einmal von <strong>der</strong> nervös-geschäftigen Betriebsamkeit<br />

in Gemeinde und Vereinen<br />

reden, die wir alle verurteilen. Wir können<br />

uns gerade aus unserer Ratlosigkeit und<br />

innersten Not <strong>der</strong> inneren Notwendigkeit<br />

nicht entziehen, die ernsten und großen Gedenkjahre<br />

<strong>der</strong> Reformation durch besinnliches<br />

Zurückgehen zu den Quellen in <strong>der</strong><br />

feiernden Gemeinde zu einem neuen LebenSanstoß<br />

werden zu lassen. Aber leiden wir<br />

nicht ebenso alle darunter, daß all die


schicksalgroßen Gottesjahre und -Tage zu<br />

wenig in die Tiefe gehen, wo sie ihre neugestaltende<br />

Lebenskraft auswirken! Wenn<br />

da wirklich eine Frucht bleiben soll, so<br />

müssen wir, so gewiß Gott allein <strong>der</strong> ist,<br />

<strong>der</strong> Leben weckt und erhält, doch die Gesetze<br />

des Wachsens und EntfaltenS <strong>der</strong> Frucht<br />

kennen und beobachten. D. h. gerade die<br />

beson<strong>der</strong>en Gotteötage <strong>der</strong> Reformation,<br />

da wir uns mit demütigem Dank auf das<br />

besinnen, was Gott an uns gewendet hat,<br />

dürfen für uns nicht mit dem Gottesdienst<br />

und dem Gemeindeabend des einen Sonntags<br />

erledigt und aktenmäßig abgeschlossen<br />

sein. Wir bedürfen einer ernst ausgenutzten<br />

Zeit <strong>der</strong> Vorbereitung, wie einer ebenso<br />

ausgekauften Zeit <strong>der</strong> „Nacharbeit". Wir<br />

müssen mit unseren Feiern mehr Zeit<br />

haben zum wirklichen Zuhören auf das,<br />

was Gott uns zu sagen hat und was er<br />

uns schenken will. Wir müssen heraus<br />

ans <strong>der</strong> hastenden, sensationellen Einmaligkeit<br />

einer Stunde. Forts, folgt.<br />

O. Wehr, Saarbrücken.<br />

Gedanken und Stoffe zu einer Gedächtnisfeier<br />

Musikvortrag.<br />

Vorspruch: Es spricht die deutsche He<strong>im</strong>at,<br />

von R. Brau»;<br />

O<strong>der</strong>: „Du liebes Land von R, Brau»,<br />

Gemeinsames Lied: Treue Liebe bis zum Grabe.<br />

I.<br />

Was wir verloren haben.<br />

Einführende Worte zu de» dargebotenen Stoffen,<br />

Trauermarsch aus <strong>der</strong> Sonate ^,8-dur von<br />

Veethooe»,<br />

Die Gefallenen: Gedichte: Am Grabe <strong>der</strong> Toten,<br />

von M. Kahles<br />

Fern, fern <strong>im</strong> Osten, da gähnt ein Grab,<br />

Herr Gott, nun schließ den H<strong>im</strong>mel auf . , .<br />

Gemeinsames Lied: Ich hatt eine» Kameraden.<br />

Rezitation: Die Familienbibel au« Nculohc,<br />

Die lebenden Opfer: Gedichte: Kriegsblinde, von<br />

M. Kahle»;<br />

Kriegskrüppel, von M.<br />

Die verlorene He<strong>im</strong>at: Gedichte: (Die g<br />

trennte» Gebiete), Psalm, von R. Braun"!<br />

Die Ausgewan<strong>der</strong>ten, von Freiligrath^!<br />

Den verlorene» Vrü<strong>der</strong>», oo» Fr. Lüdtkc",<br />

Gemeinsames Lied: Wir hatte» gebauet ein<br />

stattliche« Hau« . . ,°.<br />

Einführende Worte.<br />

II.<br />

Was uns geblieben ist.<br />

Gemeinsames Lied: Volkslied uou <strong>der</strong> He<strong>im</strong>al,.<br />

Die He<strong>im</strong>at: Gedichte: Die deutsche Stadt, von<br />

Schönaich-Carolatb/".<br />

<strong>Das</strong> deutsche Dorf, v. Schönaich-Carolath.<br />

Einzellicd mit Laute: Die deutsche Landschaft.<br />

Es schienen so golden die Sterne, von<br />

Eichendorff.)<br />

Rezitation von Worten E. M. Arndts über<br />

He<strong>im</strong>at und Vaterland.<br />

Da« He<strong>im</strong>weh: Gedicht: Ein Freund ging »ach<br />

Amerika, von Rosegger".<br />

Rezitation: Iürnjakob, „<strong>Das</strong> ist He<strong>im</strong>weh", au«<br />

Iürnjakob Swehn, <strong>der</strong> Amerikafahrcr,<br />

Rezitation au« Psalm 437, 4—6.<br />

Altes Volkslied vom He<strong>im</strong>weh.<br />

Da« Elternhaus: Muttersprache: Muttersprache,<br />

Mutterlaut, von Schenkeudorf:<br />

„Meine Muttersprache", v. Kl. Groth"°,;<br />

„Ooensklock", von Storm^!<br />

„Ooer <strong>der</strong> stille Strate»", vo» Storm".<br />

Mutterliebe: „Iürujakob am Sterbebett<br />

<strong>der</strong> Mutter", aus Iürnjakob Ewchn.<br />

„Vaterliebc", von Wieprccht^',<br />

Deutsche Not: „Dämon Industrie", von A.<br />

Potthoff".<br />

„Der Nergmensch", von Fr. Geilc^:<br />

„Martinwerk", von Chr. Wieprecht":<br />

„<strong>Das</strong> Kreuz", von K. Kläber«!<br />

„Der Schrei", von K. Corinth°°.<br />

Gemeinsames Lied o<strong>der</strong> auch Chor o<strong>der</strong> Singschar:<br />

„Ach Gott vom H<strong>im</strong>mel sieh darein",<br />

von M. Luther.<br />

R.-W. Gesg.-buch, Vers 4. H. 5. 6 von<br />

Lied 471.<br />

„Verleih uns Frieden gnädiglich", von M.<br />

Luther. (R.-W. G. Nr. 475):<br />

„War Gott nicht mit uns diese Zeit", von<br />

Martin Luther (Nr. 476):<br />

„Wenn wir in höchsten Nöten sein", von<br />

P. Eber (Nr. 365).<br />

Glaube: Rezitation au« Psalm 73.<br />

Hoffnung: Rezitation Psalm 426,<br />

Chor o<strong>der</strong> Singschar: Verzage nicht du Häuflein<br />

(Nl. 478)!<br />

Wach auf, wach auf, du deutsches Land ...<br />

Liebe: Rezitation 4. Koriuther 43.<br />

Rezitation au« Match. 46, 24—26 und ähnliche<br />

vom Dienen, Marku« 40, 42—45.<br />

2. Korinther 4, 6—42.<br />

Gemeinsames Lied: „Erhalt uns, Herr, bei<br />

deinem Wort", von M. Luther (Nr. 473.)<br />

„Nun freut euch lieben Christen gemein",<br />

von Martin Luther (Nr. 259).<br />

„Deutsche Pflicht", von Karl Gerock".<br />

Chor o<strong>der</strong> Singschar: „Frisch auf in Gottes<br />

Name», du weite deutsche Nation".<br />

Gemeinsames Lied: „Ihr, die ihr Christi Namen<br />

nennt . . . So kommt vor sein Angesicht",<br />

au» „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut",<br />

(Nr. 43).<br />

Anmerkungen:<br />

1 c>) in „Deutsche He<strong>im</strong>at", ein Volksabend von N.<br />

Braun, Verlag Perthe«, Gothll. b) in „Deutsche«<br />

Leben". Vollendend, ebendort.<br />

2 in „Volkskunst", Monatsichlift für volkstümliche<br />

Kunsipflege und Kunsterziehung" 4921/22 3./4. Heft.<br />

^ au« dem Noman „!Neulohn", wo von <strong>der</strong> Ein»<br />

tragung <strong>der</strong> Toten in die Familienbib«! erzählt<br />

wird- „Hinrich . . . Hai uns ole Famili«nbibel." —<br />

» „Mittag am Fabriktor" in „Nuhrland", Dicht«»,<br />

gin werktätiger Menschen, Verlag Baedeker, !!s>en,<br />

S. «9.<br />

>« siehe zu l«. S. ««.<br />

'? siehe zu 46. Seit« 2i<br />

l» desgl. S«it« »?.<br />

'» desgl. Seite 428.<br />

2» in „Vaterland", sieh« zu


6<br />

Chor: „Christ, unser Herr, zum Jordan kam",<br />

von Martin Luther".<br />

Gedickt: „Ein geistiglich Lied von unserer heiligen<br />

Taufe", von Martin Luther" (Vers 2, 3.<br />

4. «).<br />

Vortrag des 6. Hauptstücks: „Was nützet den»<br />

solch Essen und Trinken? . . . Wie kann<br />

leiblich Essen und Trinken solche große<br />

Dinge tun? . . . Wer empfängt denn solch<br />

Sakrament würdiglich? . . ."<br />

Chor: „Gott sei gelobet und gebencdeiet", von<br />

Martin Luther",<br />

Gemeinde und Chor <strong>im</strong> Wechsel: „Herr Gott,<br />

dich loben wir", von Martin Luther",<br />

o<strong>der</strong> Gemeinde: „<strong>Das</strong> Wort sie sollen lassen<br />

stahn", von Martin Luther.<br />

Anmerkungen:<br />

1 Tert und Melone <strong>im</strong> Entwurf: Rheinisch.west.<br />

fälischeg Son<strong>der</strong>nut in <strong>Kirche</strong>nlie<strong>der</strong>n; auch in<br />

„Lobsinget" von Nalter Hinsel und Adolf Seifert;<br />

Närenieiterveilag; dort findet sich ein zweist<strong>im</strong>»<br />

miger Satz, Seite 24; du« Lied Hot hier eine<br />

beachtenswerte Strophe, die <strong>im</strong> „Entwurf" fehlt.<br />

2 3lhein,.westfül. Gesangbuch INr. 173; Tonsatz für<br />

den Chor (4«, 5st<strong>im</strong>mig) <strong>im</strong> Chorbuch 49!?. ^lcng,<br />

Ercard; (2st<strong>im</strong>mig) in „Lobsinget". Seite 11».<br />

» in Monatsschrift für Gottesdienst und lirchliche<br />

Kunst 1917, April, Seit« 1S7; auch einzeln zu<br />

haben be<strong>im</strong> Verlag.<br />

« R..W. G. ?Ir, 171, Vers 1, 2, 4, «.<br />

» in „Martin Luther« geistliche Lie<strong>der</strong>" Inselbücherei<br />

Leipzig.<br />

« R..W. G. 174, Ner« 3, Chorsatz Johann<br />

Waleher <strong>im</strong> Chorbuch 1917.<br />

' siehe zu 6.<br />

» N..A5 G, ÄTü. IS», Vers 1, 2, 3; Chorlatz von<br />

L. Haßler <strong>im</strong> Chorbuch 1917.<br />

» siehe zu 5,<br />

1» R..N3. G. ?5r. 281, Chorsah von Eryfhrau« und<br />

I. S. Nach <strong>im</strong> Chorbuch 1917.<br />

»l „Entwurf" ?ti. 74. Chorsatz L. Haßler und I. S.<br />

Nach, Chorbuch 1917.<br />

l2 siehe zu «.<br />

»2 R..N3, G. 223. Chorsah von I. Decker und I. S.<br />

Bach <strong>im</strong> Chorbuch 1917.<br />

l» R..W. G. ?Tr. 2. Chorsatz <strong>im</strong> Chorbuch 1917.<br />

Es braucht wohl nicht beson<strong>der</strong>s betont zu werden,<br />

daß die Chorlie<strong>der</strong> — nicht nur für sogenannte ein«<br />

fache Verhältnisse — alle sehr gut einst<strong>im</strong>mig ge><br />

fangen werden können. Chöre, die vom Geist echten ch<br />

Singens wissen, sehen <strong>im</strong> einst<strong>im</strong>migen Singen nicht<br />

eine Leistung zweiten Grades, O lü<br />

1. Orgelspiel.<br />

Passionsfeier ^<br />

2. Chor: „In Gotte« Namen wallen wir . .",<br />

Kreuzfahrerlied 4H22. Melodie aus dem<br />

Glatzer Gesangbuch. Satz von Karl<br />

Duwe.<br />

3. Grußwort von Herrn Pfarrer Geß, Verband<br />

<strong>der</strong> evangelischen Vereine Kölns.<br />

4. Chor: n) „Nissieis nabi»", von Luise<br />

Echardcyi<br />

b) „O Lamm Gottes unschuldig", da« deutsche<br />

„^Flius ä«i" 4533, Satz von Luise<br />

Schardey;<br />

c) O Traurigkeit, von Johann Rist 4607<br />

bis 4667, Satz von R. H. Gran 4704 bis<br />

4759.<br />

5. Vortrag: von Pfarrer Graf von Lüttichau,<br />

Vorsteher de« Diakonissen-Mutterhauses zu<br />

Kaiserswerth: „<strong>Das</strong> Leiden <strong>der</strong> Liebe",<br />

N. Chor: a) „O Welt, sieh hier dein Leben",<br />

Paul Gerhardt 4607—4676, Satz nach I.<br />

S. Nach 4685—4750.<br />

b) „Wenn ich einmal soll scheiden", Paul<br />

Gerhardt 4807—4676, Satz nach I. S,<br />

Nach 4685—4750.<br />

7. Gemeinsamer Gesang: „Nun ich danke dir<br />

von Herzen".<br />

». Orgelausklang.<br />

1 Die Feier fand statt als öffentliche Versammlung<br />

<strong>im</strong> Gürzcnich zu Köln am 7. 3, 1928. Es wirkte<br />

mit „<strong>der</strong> große Chor" des Diakonissen«Muttcr«<br />

Hauses in Kaiserswerth unter Leitung <strong>der</strong> Diakonisse<br />

Luise Schardey. An <strong>der</strong> Orgel Sludienrat Nredarl.<br />

Märchenabend<br />

Gemeinsames Lied: „Wir pflügen und wir<br />

streuen . . .".<br />

Begrüßende Worte.<br />

Eine alte Weise, gespielt von Flöte u. Geigen,<br />

Ein alles Lied: „All mein Gedanken, die ich<br />

Hab", (Lochhe<strong>im</strong>er Lie<strong>der</strong>buch 4460),<br />

Schattenspiel: „Da« Märchen von den drei<br />

Schwestern mit dem gläsernen Herzen",<br />

(Volkmann-Lean<strong>der</strong>).<br />

Noch einige alte Weisen, gespielt von Flöte<br />

und Geige.<br />

Fröhliche Weisen, genannt Kanons, a) „Ha,<br />

ha, ha! linsern Jubel trägt das Echo un«<br />

zurück":<br />

b) „Ein Schifflcin sah ich fahren, Kapitän<br />

Lcutenant" (Walter Hensel)!<br />

c) „Schlaget eine Nachtigall":<br />

d) „O, du mein Gott, singen Englein so<br />

fein (Walter Hensel).<br />

<strong>Das</strong> Lied vom roten Goldringelein: „Mir ist<br />

ein rot Goldringelein". (Bei I. Ott 4544,)<br />

Märchenspiel: „Gevatter Tod", von Rudolf<br />

Mirbt.<br />

Ein feine« Lied: „Ich Hab die Nacht geträumet",<br />

Zur guten Nacht singen Jungen und<br />

Mädel« mit <strong>der</strong> Gemeinde das Lied des<br />

Nachtwächter«,<br />

Jungen: „Hört ihr Herrn und laßt euch sagen".<br />

Mädel und Gemeinde: „Menschcnwachcn kann<br />

nichts nützen".<br />

Jungen: „Hört ihr Herrn . . .", usw, bis<br />

Mädel und Gemeinde: „Alle Sternlein müssen<br />

schwinden", und<br />

Flöte und Geigen machen den Schluß,<br />

1 2er Mäichenabend fand statt als „Zweiter Ne.<br />

zirksabend des 7. Ps'arrbezirks in Barmen am<br />

28. IN. 1927; gestaltet vcn <strong>der</strong> jungevangelische»<br />

Jugend".<br />

<strong>Evangelische</strong>! Schützt den Karfreitag!<br />

Für den Karfreitag besteht in unseren Gegenden zwar<br />

nur ein schwacher Schutz; aber <strong>im</strong>merhin ein Schutz.<br />

<strong>Das</strong> dafür in Frage kommende Staatsgesetz vom 2.<br />

September 4899 lautet:<br />

„Der Charfreitag hat die Geltung eines bürgerliche»,<br />

allgemeinen Feiertags, ^n Gemeinden mit überwiegend<br />

katholischer Bevölkerung soll die herkömmliche Nerk-<br />

tagstätigkeit (auch die gewerbliche Tätigkeit —<br />

tz 105 a ff. <strong>der</strong> Reichsgewerbeordnung —) am Char-<br />

freitag nicht verboten werden, es sei denn, daß es<br />

sich um öffentlich bemerkbare o<strong>der</strong> geräusch-<br />

volle Arbeiten in <strong>der</strong> Nähe von dem Gottes-<br />

dienst gewidmeten Gebäuden handelt."<br />

Die Durchführung deö Gesetzes ist durch Polizeivcrordnungen<br />

geregelt. Solche Verordnungen sind erlassen: für Aachen<br />

am 9.8.19N0(K.A.Bl. S.282), Düsseldorf am 9.8.190N<br />

sK.A.Bl.S.341), Koblenz am 26.7.19N0(K.A.Pl.S.22O),<br />

Köln am 45. 8.1900 (K. A. Bl. S. 353) und Trier am 27.<br />

9.1900 (K. A. Bl. S. 435).<br />

Es ist dringend angezeigt, daß alle Gemeinden, die in den<br />

letzten Jahren über Störungen <strong>der</strong> Gottesdienststunde am<br />

Karfreitag zu klagen hatten, sich die für sie in Betracht<br />

kommenden Polizeiverordnungen ansehen und diezuständigen<br />

Stellen bitten, auf <strong>der</strong>en Durchführung zu achten.<br />

Man achte auch auf die Kmoprogramme und setze sich sofort<br />

mit den Kinobesitzern in Verbindung, um sie mit inneren<br />

Gründen für einwandfreie Programme willig zu machen.<br />

l1tur bei Fehlschlägen erinnere man die Polizei stellen an<br />

die bestehenden Vorschriften!


<strong>Evangelische</strong>r Volksbildungsdienst für <strong>Rheinland</strong><br />

Rheinische evangelische Büchereiarbeit / Film und Lichtbild / Jugend- und Laienspiel / <strong>Evangelische</strong><br />

Arbeitsgemeinschaft für Rundfunk in <strong>Rheinland</strong> und Westfalen / Volksbildung und ihre Grenzgebiete<br />

fragt gewiß: Weshalb noch über<br />

S Singen <strong>der</strong> Jugend zu schreiben?<br />

— Unsere Jugend singt, das ist ja<br />

selbstverständlich. Jugend ohne das Singen<br />

und Klingen gibt es doch gar nicht. Die<br />

Parole heißt stets: „Wir auch wollen<br />

lustig sein, lustig wie die Vögelein, singen,<br />

springen, scherzen". Ja gewiß,<br />

so ist unsere Jugend, sorgenlos und<br />

froh. Und doch ist eö ein unbedingtes Vedürfnis,<br />

einmal ganz klar zu stellen, was<br />

denn eigentlich unsere Jugend singt, w i e<br />

sie singt, springt und scherzt.<br />

Unsere Jugend sieht gerade heute mehr<br />

denn je <strong>im</strong> Mittelpunkt allen Geschehens,<br />

aller Betrachtungen, und isi gerade in<br />

Deutschland eine unserer größten Sorge,<br />

denn auf ihr ruht die Verantwortung unserer<br />

Volkszukunft. Sorge bereitet uns<br />

unsere heranwachsende Jugend. Sorge<br />

um ihren Geist, ihren Körper, um ihre<br />

Einordnung in alle jeweiligen Berufe. Die<br />

Jugend soll zum Volk werden, das<br />

wie<strong>der</strong> aufbaut und frisches Leben durch<br />

unsere Gaue ziehen läßt bis hinaus zu den<br />

Auslanddeutschen, damit diese nicht ihre<br />

He<strong>im</strong>at vergessen. Um den gesunden<br />

Körper unserer Jugend ist man schon seit<br />

Kriegsende bemüht, ihn zu stählen durch<br />

stärkere, ja sehr starke Betonung aller<br />

Zweige des Sportes. Es entstanden<br />

mustergültige Sportplätze, in den Schulen<br />

wurde weitgehendster Platz eingeräumt<br />

für Turnunterricht, dem Unterricht <strong>im</strong><br />

Freien, <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>ung u. a. m. Aber<br />

langst hat man eingesehen, daß nicht nur<br />

ein gesun<strong>der</strong> Körper den ganzen Menschen<br />

ausmacht, son<strong>der</strong>n daß ein gesun<strong>der</strong> Geist<br />

in ihm wohnen muß. So kam man nun<br />

zu <strong>der</strong> Ueberzeugung, daß neben allem<br />

wissenschaftlichen Unterricht gerade die<br />

Musik, die Herz, Gemüt, Seele und Körper<br />

packt, uns erzieht, am geeignetsten erscheint,<br />

den Geist unseres Volkes durch<br />

unsere Jugend zu gesunden. Mit <strong>der</strong> stärkeren<br />

Betonung des Musikunterrichts in <strong>der</strong><br />

Schule gewinnt man auch Einfluß auf die<br />

Volks- und Hausmusik.<br />

Doch möchte ich hier nicht über das Singen<br />

<strong>der</strong> vorschul- und schulpflichtigen Jugend<br />

sprechen; denn dieses Singen ist gottlob<br />

geklärt und fällt unter die Schulmusikerziehung,<br />

dir nun wirklich einen wertvollen,<br />

zielsichern Weg zum Musikverständnis<br />

und inneren Erleben <strong>der</strong> Musik<br />

Vom Singen unserer Jugend<br />

führt. Aber seit wann beobachtet man<br />

die zarten Blätter <strong>der</strong> sich eben entfaltenden<br />

Blüte; denn erst jetzt beginnt allmählich<br />

ein wahrer Musikunterricht allenthalben<br />

in Volks- und höheren Schulen sowie <strong>im</strong><br />

Privatmusikleben. Ueber die furchtbaren<br />

Mißstände an manchen Stellen in musikalischer<br />

Hinsicht in <strong>der</strong> Schule vor <strong>der</strong> Einführung<br />

<strong>der</strong> Richtlinien spreche ich nicht,<br />

dag weiß je<strong>der</strong>, darüber gibt es Aufsätze<br />

genug. Nur wenige sind es, die dank ihrer<br />

Musikalität, dank <strong>der</strong> hausmusikalischen<br />

Erziehung und dank eines musikinteressierten<br />

Lehrers mehr mit ins Leben nehmen.<br />

Meine Worte gelten also vielmehr jener<br />

schulentlassener Jugend, die eben keinen<br />

systematischen Musikunterricht genossen<br />

haben, bei denen auch keine Möglichkeit<br />

besteht, irgendwelchen Privatmusikunterricht<br />

zu nehmen. Aus diesem Grunde wollen wir<br />

in recht vielen Gemeinden Jugend-Singkreise<br />

entstehen lassen. Man fragte mich<br />

tatsächlich verschiedentlich, ja wozu ist das<br />

denn nun auch noch nötig? Mit Sport<br />

haben wir doch genug getan. Sport kräftigt<br />

doch den Körper, stählt Muskeln und<br />

Nerven, verlangt geistige Konzentrierung<br />

und erzieht zu Wille und Mut; denn<br />

nur in einem gesunden Körper kann ein gesun<strong>der</strong><br />

Geist wohnen! — Sehr richtig und<br />

wahr, aber <strong>der</strong> Geist muß auch wirklich<br />

gesund sein. Und man hat erkannt,<br />

daß die Musik, und beson<strong>der</strong>s das Singen,<br />

zu dieser Gesundung dienen. Darin liegt<br />

eben die ethische Bedeutung des wahren<br />

Singens, daß es wi<strong>der</strong> die Lie<strong>der</strong>- und<br />

Musikentartung unserer Zeit ankämpft<br />

und unserm edlen schönen Lied wie<strong>der</strong> zum<br />

Sieg verhilft, wie es einst in den Zeiten<br />

des edlen deutschen Volksliedes war. Be<strong>im</strong><br />

Schreiben dieser Zeilen denke ich an die<br />

Worte: „Aus <strong>der</strong> Jugendzeit klingt ein Lied<br />

mir <strong>im</strong>merdar. Oh, wie liegt so weit, oh,<br />

wie liegt so weit, was mein<br />

einst war". So singen die Erwachsenen,<br />

und was singt heute unsere Jugend?<br />

— Die Frage beantwortet sich am besten<br />

je<strong>der</strong> Leser selbst. Oeffnet die Fenster, vor<br />

allem die Ohren, und lauscht auf Straßen<br />

und Plätzen, in Wirtschaften und Kaffees.<br />

Längst ist nachgewiesen, daß nicht nur die<br />

Texte die Seelen vergiften, son<strong>der</strong>n gerade<br />

die zotische Musik. Vor kurzem<br />

hörte ich junge Mädchen und junge Burschen<br />

solche wahrhaft erotische, ja sogar<br />

schmutzige Weisen singen und fragte sie,<br />

weshalb sie denn gerade solche Dinge besingen<br />

und mit <strong>der</strong> unersetzlichen Gotteögabe<br />

ihrer schönen frischen Jugendst<strong>im</strong>men.<br />

Da antwortete man mir: „Gebt uns<br />

an<strong>der</strong>e Lie<strong>der</strong>, die uns ebenso gefallen, <strong>der</strong>en<br />

Texte und Weisen sich ebenso leicht einprägen<br />

und uns Lust und Freude verschaffen"!<br />

— Ich nannte ihnen eine ganze<br />

Reihe wertvoller Lie<strong>der</strong>, aber diese reife<br />

Jugend verlangte Lie<strong>der</strong> von Liebe, Liebesfreude<br />

und Liebesweh! — Blättert in den<br />

Volksliedbüchern und singt: „All mein'<br />

Gedanken . . .; Sie gleicht wohl einem<br />

Rosenstock . . . Weiß ich ein schönes<br />

Röselein . . . Mir ist ein feines braunes<br />

Maidelein ... — Ach, was mag mein<br />

Schatz wohl denken . . . Stehn zwei<br />

Stern . . . Wenn alle Brünnlein fließen<br />

und viele an<strong>der</strong>e mehr. Unergründlich ist<br />

<strong>der</strong> Schatz an Liebesfreude und Liebesweh!<br />

Eine an<strong>der</strong>e Frage: Wie singt unsere<br />

Jugend? — Dies ist nicht nur eine Frage<br />

<strong>der</strong> St<strong>im</strong>mbildung und St<strong>im</strong>mtechnik, son<strong>der</strong>n<br />

eine hygienische For<strong>der</strong>ung unserer<br />

Zeit; man denke an Atmung, Atemführung,<br />

Haltung usw. Lei<strong>der</strong> kann ich jetzt diese<br />

wichtigen Dinge nur andeuten und eben<br />

streifen.<br />

Unsere heutige Zeit des Hastens, des Materialismus<br />

und <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit kennt<br />

auch nicht mehr in dem Maße wie früher<br />

einen Feierabend, an dem Alt und Jung<br />

am Brunnen vor dem Tore o<strong>der</strong> unter<br />

dem Lindenbaum beisammensaß und Lie<strong>der</strong><br />

sang: „So wie die Alten sungen, so<br />

zwitscherten die Jungen" <strong>im</strong> wahren Sinne<br />

dieses Sprichwortes, und die Jugend<br />

lernte so die Lie<strong>der</strong>. Ebenso die Wiegen-,<br />

Natur- und Ständelie<strong>der</strong>! Wo sind sie<br />

geblieben? —<br />

Alles das fehlt zum größten Teil unserer<br />

heutigen Jugend. Eine Selbsterarbeitung<br />

ist in den meisten Fallen nicht möglich<br />

wegen Mangel an Noten- und Rhythmenkenntnis.<br />

Die Tanzentartung, die schlechte<br />

Beteiligung <strong>der</strong> Jugend an Gesangvereinen<br />

aller Art Zwingt uns zur Nachhilfe, und<br />

wir haben endlich einen herrlichen Weg gefunden.<br />

— Singefreizeit! — Herrliche,<br />

wun<strong>der</strong>schöne Tage, an denen junge<br />

Menschen zusammenkommen zu fröhlicher,<br />

frischer, gemeinsamer Arbeit! Wie<br />

klingen da die alten und neuen Weisen und<br />

Gesänge in homophoner und polyphoner<br />

Art! Wie leuchten die Augen <strong>der</strong> Teilnehmer<br />

und Teilnehmerinnen dankbar um<br />

jede Belehrung, reicher um den herrlichen


8<br />

Besitz köstlicher Lie<strong>der</strong>. Aengstlich kamen<br />

die ersten zu diesen Tagungen mit dem Gedanken,<br />

sie könnten nicht folgen wegen<br />

völligem Fehlen jeglicher musikalischer<br />

Kenntnis. Unbegründet war die Sorge;<br />

denn <strong>im</strong> „Handumdrehen" <strong>im</strong> wahren<br />

Sinne des Wortes (Tonika-äo) lernte man<br />

2« und 3-st<strong>im</strong>mig singen ohne Zuhilfenahme<br />

eines „Pauk"instrumentes. Aber wenige<br />

wissen um die Singfreizeit, und deshalb sei<br />

hier ein kurzer Ueberblick gegeben.<br />

Im Allgemeinen beginnt sie an einem<br />

Samstag um 15 Uhr, etwa mit kurzer Begrüßung<br />

und anschließenden Einleitungsworten.<br />

Es folgen sodann Anleitung zum<br />

bewußten Singen nach Itoten, Chorübungen<br />

und am Abend ein Stündchen Musikgeschichtsplau<strong>der</strong>ei<br />

mit anschließendem Singen<br />

von Volkslie<strong>der</strong>n. Der Sonntag beginnt<br />

vielfach mit einem JugendgotteSdienst<br />

mit frischem, neuerlerntem Gesang<br />

<strong>der</strong> Singschar. Anschließend rhythmische<br />

Gymnastik aus dem Musikalischen heraus.<br />

St<strong>im</strong>mbildung, Liedform, Chorübung, Singen<br />

mehrerer Lie<strong>der</strong> bewußt nach Noten<br />

und zum Schluß eine musikalische Feierstunde<br />

als Abschluß <strong>der</strong> Singetagung in<br />

Form eines Elternabends o<strong>der</strong> Gottesdienstes;<br />

bei dem Iugendgottesdienst am<br />

Morgen und <strong>der</strong> kirchlichen Feier am<br />

Abend wird beson<strong>der</strong>en Wert auf die Liturgie<br />

gelegt. Fragt die Gemeinden Cleve,<br />

Uerdingen, Kettwig (Ruhr), Krefeld und<br />

M.-Gladbach, weshalb beson<strong>der</strong>s letztere<br />

schon die 2. bzw. 3. Singfreizeit hielten!<br />

Wilh. Geyer sagt einmal in Erinnerung<br />

an eine Singfreizeit: „Es steht dies Singen<br />

in meiner Erinnerung wie eine hohe<br />

Felswand, zu <strong>der</strong> es einen Schlüssel gibt,<br />

und wo <strong>der</strong> Schlüssel den Stein berührt,<br />

da tut sie sich auf und gibt ihre Schatze<br />

und verborgenen Kräfte". Die Singfreizeiten<br />

stehen unter dem Motto: „Singt<br />

dem Herren, singet ihm und jubilieret allesamt<br />

in dieser Stunde, kommt herbei und<br />

danket ihm!" (Michel PrätoriuS.)<br />

Willi Slromm.<br />

Bekenntnis und Bereitschaft<br />

Gedanken zu Joseph Wittig's „Höregott" / Von Hans Hermann Garde,<br />

Syndikus <strong>der</strong> Vereinigung evangelischer Buchhändler<br />

ein Zweifel, daß <strong>der</strong> zeitungslesende<br />

Schnelläufer von heutzutage Gerichtsverhandlungen,<br />

wie sie <strong>im</strong> Berliner<br />

und Essener Schüler-Mordprozeß vor<br />

wenig Wochen mit mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> pikanter<br />

Aufmachung durch die Tagespresse<br />

gingen, mit verhaltener Spannung verfolgt,<br />

daß ihn aber <strong>der</strong> literarische Teil<br />

einer guten Heilung, überhaupt alles in ihr,<br />

was einen literarischen Geist atmet, nur<br />

sehr bedingt o<strong>der</strong> herzlich wenig interessiert.<br />

Krantz und Hußmann, — das waren doch<br />

wenigstens noch „Fälle", ja man ging so<br />

weit, Schlüsse von zwei zum mindesten<br />

merkwürdigen, wenn nicht höchst ungesunden<br />

Pr<strong>im</strong>anerseelen auf den Seelenzustand<br />

<strong>der</strong> reiferen Jugend insgesamt zu<br />

ziehen. Bezeichnend für den Deutschen: er<br />

verallgemeinert. Schließlich, war's<br />

vor zehn Jahren nicht genau so? „Mein<br />

Kompagnie-Führer ist ein Lump, also sind<br />

alle Offiziere Lumpen!" Diese Auffassung<br />

<strong>der</strong> Verallgemeinerung werte ich als eine<br />

Volkskrankheit schl<strong>im</strong>mster Art. Die neue<br />

Wissenschaft von <strong>der</strong> Soziologie o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

„soziologischen Struktur", also schlechthin<br />

die Wissenschaft von <strong>der</strong> Gruppenseele<br />

einer ganzen Menschheitökategorie, ist am<br />

Ausbruch dieser Krankheit nicht ganz unschuldig.<br />

Und über <strong>der</strong> Verallgemeinerung<br />

ist eins verloren gegangen, nämlich die Achtung<br />

und die Ehrfurcht vor dem Einzelschicksal.<br />

Vollends die Beschäftigung mit<br />

dem tragischen Geschick, wie es<br />

unS das Leben und in seiner Stellvertretung<br />

jede echte Literatur vermittelt, läßt<br />

sich <strong>der</strong> deutsche, fast schon in amerikanischem<br />

Sinne technisierte und überorganisierte<br />

3??ensch zuinnerst nicht mehr genügend<br />

angelegen sein. Er weiß gar nichts<br />

mehr davon, daß oftmals <strong>der</strong> Zusammenstoß<br />

einer großen Seele mit kleinen Menschen,<br />

welche die rein aktenmäßige Macht<br />

als Diener eines Systems verkörpern und<br />

haben, zu ungeheuerster Tragik <strong>im</strong> <strong>Das</strong>ein<br />

zu werden vermag. Denn, kommt es zu<br />

einem solchen Zusammenstoß, so muß —<br />

vielleicht auf Grund eines ungeschriebenen<br />

Gesetzes — die große Seele zunächst einmal<br />

untergehen, bis sie nach furchtbarem<br />

Ringen leuchtend und klar wie<strong>der</strong> aufersteht.<br />

Warum das so ist, — wir wissen es<br />

nicht. O<strong>der</strong> sollte es deshalb so sein müssen,<br />

weil in jedem Edelmenschen, weil in allem<br />

Hochmenschentum ein „intsrnuN H,otsrnum",<br />

ein inneres Ewiges, dessen<br />

Gehe<strong>im</strong>nis niemals ergründet wird, lebt?<br />

Und nun steht in diesen Tagen ein solches<br />

Einzelschicksal in Gestalt des exkommunizierten<br />

und geächteten katholischen Priesters<br />

und Vreslauer Professors Joseph<br />

Wittig vor uns und hält an seinem<br />

5 0. Geburtstag eine Geburtstagsgabe,<br />

die er uns, <strong>der</strong> Menschheit,<br />

schenkt, in <strong>der</strong> Hand und sagt ganz still und<br />

fein, wie er <strong>im</strong>mer ist: „Da nehmt und<br />

seht: so bin ich geworden. Ich wollte nicht,<br />

daß man von mir spräche, aber ich kann's<br />

nicht än<strong>der</strong>n, daß mein Leben nunmehr<br />

gleichsam in aller Leute Munde ist"! Fast<br />

scheu und zögernd legt dieses liebe, gute<br />

Schlesierkind, das in seinem Volkstum so<br />

tief wurzelt wie nur je einer, sein Buch<br />

„Höregott" (Leopold Klotz Verlag<br />

Gotha, Lwd. 6 ^


verhielt <strong>der</strong> Mann <strong>der</strong> Frau die zugreifende<br />

Hand mit den Worten: „Nicht doch, laß<br />

sie stehen; denke, sie wäre dein Kind, und<br />

du wirst keine Blüte zerbrechen". Nur ein<br />

Blick, nur ein Leuchten aus dem schauenden<br />

Blau <strong>der</strong> Augen war <strong>der</strong> Dank an den geliebten<br />

Mann.<br />

Nicht wahr, das ist dasselbe wie jene<br />

Frage, die wir uns wohl alle schon einmal<br />

vorgelegt haben: gehört die Almwiese dem<br />

Besitzer, <strong>der</strong> sie zufällig bewirtschaftet, o<strong>der</strong><br />

dem Wan<strong>der</strong>er, <strong>der</strong> sie empfindet?<br />

Man versteht, warum Joseph Nittig sein<br />

Buch vom „Geiste" schreiben mußte,<br />

warum er diesen Rückblick auf Werde-, auf<br />

Entwicklungsjahre, auf seine Stellung zu<br />

den Frauen, die durch sein Priesierleben<br />

gingen, warum er diese schlichte Gabe von<br />

<strong>der</strong> Liebe schreiben mußte. Dazu ist dem<br />

Buche selber die große Darstellung gegeben,<br />

daß katholische <strong>Kirche</strong> — „Geist" — Geistzwang<br />

ist.<br />

Eine ganze geistige Welt wird sich empören<br />

über dieses Buch und wi<strong>der</strong> dieses Buch,<br />

denn es geht wi<strong>der</strong> den „Geist" dieser Welt.<br />

Von diesem Geist ward WittigS Leben und<br />

Wirken getötet, von diesem Geist begraben.<br />

Erst vor »venigen Monaten hielt ihm <strong>der</strong><br />

kirchliche Geist — auch ein Stück vom<br />

Geist dieser Welt — in einer Broschüre<br />

des katholischen Professors Krebs die<br />

Grabrede. Und nun sprengte das Leben<br />

aus Gott das Grab des Geistes aus<br />

<strong>der</strong> Welt, des Geistes, <strong>der</strong> die Gestalt aller<br />

Menschen maskiert, damit die göttlichen<br />

Geschehnisse in <strong>der</strong> Menschheit nicht offenbar<br />

werden. Vom Glauben handelt<br />

das neue Buch, vom Leben <strong>im</strong> Glauben,<br />

das sich seine Gestalt nicht vom Geist vorschreiben<br />

und begrenzen läßt. Es ist<br />

eine Kette tiefste rlebter Lebens-<br />

und Liebeögeschichten,<br />

Welt- und <strong>Kirche</strong>ngeschichten,<br />

in denen <strong>der</strong> vielumstrittene Mann mit unerhörter<br />

Offenheit hier die inneren und<br />

äußeren Kämpfe <strong>der</strong> letzten Jahre darlegt.<br />

„Erlösung" ist seit nunmehr sieben<br />

Jahren das Echo, das Wittigs Name überall<br />

hervorruft. In diesem neuen Buche<br />

verkündet er <strong>der</strong> vom „Geist" verwirrten, verführten,<br />

überdeckten Menschheit nicht nur<br />

Erlösung von Schuld und Macht <strong>der</strong> Sünde,<br />

son<strong>der</strong>n auch von <strong>der</strong> Knechtschaft des<br />

„Geistes", von <strong>der</strong> Verachtung des Leibes.<br />

Er scheidet den Geist von den tieferen Namen<br />

Gott, Seele, Glaube,<br />

Gottesfreund, Dichter und Nätselfrager,<br />

so kann man diesen Menschen nunmehr<br />

nach Erscheinen seines großen Bekenntnisbuches<br />

nennen, dieses Buches, das <strong>der</strong><br />

Schlußstein auf ein Leben voll unerhörter<br />

Leiden ist. Diese <strong>Kirche</strong>, die er lieben<br />

wollte, die er liebte mit je<strong>der</strong> Herzfaser, <strong>der</strong><br />

er diente, hat ihn abgewiesen, hat ihn gar<br />

nicht erst gehört o<strong>der</strong> verhört, hat ihm<br />

jede Verteidigung versagt. Warum? Weil<br />

es daS Bequemste war! Sein Schrifttum<br />

st<strong>im</strong>mt eben nicht mit den Buchstaben des<br />

Dogmas überein — und damit ist <strong>der</strong><br />

Mann erledigt. Die Glie<strong>der</strong> aber dieser<br />

<strong>Kirche</strong> haben keine noch so langen D-Zug-<br />

Fahrten gescheut, um Joseph Wittig zu<br />

Fall zu bringen. Der Diözesanbischof hat<br />

sich seinetwegen nach Rom aufgemacht, ein<br />

Flugzeug hat herhalten müssen, <strong>der</strong> Telegraph<br />

hat über die Lande gespielt, aber<br />

das alles war ein Nichts dagegen, daß<br />

sich ein einzelner Mensch in <strong>der</strong> ozonhaltigen<br />

Luft des Gebets stärkte und die Welt<br />

und sich selbst überwand.<br />

Er, <strong>der</strong> feine, innerlich vornehme Mann,<br />

ging still und gelassen beiseite, die unebenen<br />

Wege <strong>der</strong> Lautheit und des Phrasengedröhns<br />

dieser Welt meidend, sich dessen<br />

bewußt, daß ja auch zum Beiseitegehen<br />

Charakter gehört. Doch in schlesischer<br />

Bergeinsamkeit, in seinem kleinen Häuschen<br />

am Waldesrand <strong>der</strong> Grafschaft Glatz, da<br />

reifte das Werk heran, das ich „B e -<br />

k e n n t n i s" heiße.<br />

Man erlaube einen Vergleich und denke<br />

ihn mit! Als <strong>im</strong> August 4944 <strong>der</strong> Mobilmachungsbefehl<br />

wie ein Blitz aus heiterem<br />

H<strong>im</strong>mel durch deutsche Lande zuckte, da<br />

lautete in allen Standorten und Garnisonen<br />

<strong>der</strong> erste Garnisonbefehl: Blanke<br />

Waffen schleifen! Und dies, in<br />

übertragenem, in geistigem Sinne, hat jetzt<br />

Joseph Wittig in einem Einzelschicksal<br />

wie<strong>der</strong>holt: er hat blanke Waffen geschliffen,<br />

indem er uns einerseits hineinschauen<br />

läßt in die Institutionen des<br />

„Geistes", wie sie sich <strong>im</strong> Leben eines<br />

Dieners <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> auswirken, und indem<br />

er dartut, warum es einem Manne erlaubt<br />

sein muß, sich in <strong>der</strong> Gattin den Zustrom<br />

zur eigenen Seele zu wählen.<br />

Denn die Frau ist dem Menschen um <strong>der</strong><br />

Menschlichkeit willen gegeben!<br />

Und so ist ein Buch geworden, an dem<br />

we<strong>der</strong> <strong>der</strong> protestantische noch <strong>der</strong> katholische<br />

Mensch achtlos vorübergehen kann,<br />

weil hier ein Christ spricht, und das heißt<br />

einer, <strong>der</strong> die innere Ordnung in sich wie<strong>der</strong>hergestellt<br />

hat.<br />

Es sind gute Worte, es sind tiefinnige<br />

Sätze, die in dem Ioseph-Wittig-Buche zu<br />

lesen stehen, Worte, die von <strong>der</strong> inneren<br />

Vereitschaft zutiefst durchglüht sind, zu<br />

lieben und sich lieben zu lassen, zu dienen,<br />

zu schenken, und die zugleich zwischen den<br />

Zeilen Zeugnis ablegen, daß nichts in <strong>der</strong><br />

Welt gut ist denn allein ein guter Wille.<br />

Da ist nicht etwa eine dürftige Fassadenphilosophie,<br />

son<strong>der</strong>n alles große psychologische<br />

Haltung, die Ausfluß ist jener lebendigen<br />

Ich-Du-Beziehung, o<strong>der</strong>, wenn ich<br />

rein thematisch reden soll, hier erleben wir<br />

eine Pilgerfahrt zur Brunnenstube des<br />

Lebens.<br />

Was ist letzhin alle Aktenveröffentlichung<br />

über Wittig gegen dieses erschütternde Bekenntnis,<br />

das <strong>im</strong> Rahmen tiefer geistiger<br />

Selbstgespräche über den Sinn <strong>der</strong> Welt<br />

und das Wesen des Katholizismus reflektiert?<br />

„Seligkeit o<strong>der</strong> Unseligkeit ist Schicksal<br />

<strong>der</strong> Seele", sagt Joseph Wittig, <strong>der</strong><br />

von seinem Christentume bekennt: „Du bist<br />

mir ein mildes Kerzenlicht in <strong>der</strong> Finsternis<br />

<strong>der</strong> Nacht, bist eine Laterne meinem<br />

Fuß auf dunklem Weg. Du wandeltest<br />

mich selber in Licht, auf daß ich an<strong>der</strong>en<br />

leuchtete, die Finsternisse verscheuchte in <strong>der</strong><br />

Nacht und erhellte ihren Weg, so daß sie<br />

wenigstens einen Schritt weitergehen konnten<br />

getrost. Du leuchtest und brennst in<br />

mir; ich will nicht weiterfragen".<br />

Mag er auch die blanke, scharf geschliffene<br />

Waffe an <strong>der</strong> Seite tragen, er selbst ist ein<br />

herzgewinnen<strong>der</strong>, freundlicher Mensch, <strong>der</strong><br />

Güte ausstrahlt. In seiner Abrechnung geht<br />

es <strong>im</strong>mer nur um die unverfälschte Wahrheit<br />

und Klarheit, die sein soll. Und wo<br />

sie nicht ist, da ist er unerbittlich scharf.<br />

Rührend dagegen ist es, wenn er als Knabe<br />

die große Frage an die Mutter tut, wie<br />

alt sie war, als sie den Vater geheiratet<br />

hat. Und wie sehr er verwachsen ist mit<br />

<strong>der</strong> katholischen Anschauung, auch heute<br />

noch, da er längst hätte einen luthergemäßen<br />

und lutherhaften Weg gehen können,<br />

erhellt aus einem Zitat, das er, obwohl<br />

zu sich selbst <strong>im</strong> Wi<strong>der</strong>spruch, bringt:<br />

„Der soziologische Bau <strong>der</strong> Menschheit<br />

mußte den Stand unverheirateter und<br />

auf jeglichen Liebesverkehr verzichten<strong>der</strong><br />

Priester in den Län<strong>der</strong>n wachsen<strong>der</strong> seelischer<br />

Bedürfnisse aufrichten und werden<br />

lassen, um allen denen, die nicht <strong>im</strong> Hause<br />

<strong>der</strong> Ehe geborgen sind, einen Ort <strong>der</strong> Zuflucht<br />

zu sichern".<br />

Ganz groß wird dieser 50jährige Einsamkeitsmensch,<br />

<strong>der</strong> in so erschüttern<strong>der</strong> Weise<br />

von <strong>der</strong> Einzelhaft des Lebens zu sprechen<br />

vermag, inson<strong>der</strong>heit in einem Kapitel<br />

dieses Buches, das betitelt ist: „Die<br />

Frauen", da er von <strong>der</strong> ZuWahl spricht,<br />

die ein Manneskörper zu treffen hat. Denn<br />

erst dann ist die vom Geist begründete Lebensgemeinschaft<br />

geschaffen.<br />

Eine Zuschrift<br />

„, , , . Ich beglückwünsche Sie, daß Sie<br />

Ihre Zeitschrift so glücklich ausgebaut<br />

haben. Aber warum machen unsere<br />

Pfarrer die kirchlich interessierten Genicindegliedcr<br />

nicht auf eine solche literarische<br />

Erscheinung viel stärker aufmerksam?<br />

Gerade ein solches Blatt suchte ich.."<br />

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9


Die Freunde und Kollegen haben Joseph<br />

Wittig verlassen. Nur wenige sind geblieben,<br />

mit denen er heute noch in <strong>der</strong><br />

stillen Kammer <strong>der</strong> Freundschaft vertraut<br />

reden dars. I^nd ich mag es mir nicht versagen,<br />

an dieser Stelle noch einmal aus<br />

Joseph WittigS Buch eine kurze Stelle als<br />

Leseprobe zu bringen:<br />

Auch meine Freunde sahen bald ihre Ohnmacht<br />

ein, solchem Geis! zu begegnen. Fuhr<br />

da einer zwischen dem Altvater und dem<br />

Glatzer Schneeberg nach Maria Grulich<br />

und fand einen Reisegefährten, <strong>der</strong> sich als<br />

?. Walzel C33K. vorstellte — diese Sigle<br />

C38K. bedeutet nach <strong>der</strong> Meinung mancher<br />

katholischer Pfarrer „Circumvagierende<br />

so so Redner", ich weiß aber aus<br />

meinen kirchengeschichtlichen Studien, daß<br />

sie wenigstens ursprünglich „(5unsreß2tio<br />

52ncti««<strong>im</strong>i keclemptori«" o<strong>der</strong> „Redemptoristen"<br />

bedeutet; das ist eine Arbeitsgemeinschaft,<br />

die in Breslau zunächst die<br />

jungen Mädchen tröstete, die ihre unglückliche<br />

Liebe zu mir als meine Schuld beichteten,<br />

dann aber <strong>im</strong>mer eifriger vor meinen<br />

Schriften und meinem „Professorendünkel"<br />

warnte.<br />

Ja, sagte <strong>der</strong> Pater, er kenne mich gut; er<br />

kenne mich persönlich; er müsse nur mit<br />

lebhaftem Schmerz bedauern, daß ich mich<br />

nicht mehr zurückfinde „in una» «»nctam<br />

c-Nkulicam ecclezi-uu"; daß ich so hartnäckig<br />

und verstockt sei.<br />

Darauf <strong>der</strong> mir befreundete Pfarrer, einer<br />

<strong>der</strong> feinsten und angesehensten Priester in<br />

Schlesien: Er kenne mich auch gut; ich sei<br />

gar nicht so ein Mensch, <strong>der</strong> nicht mit sich<br />

reden lasse; man müsse eben nur anständig<br />

mit mir reden und mir offen und deutlich<br />

sagen, was man eigentlich wolle, und ein<br />

wenig begründet müsse das, maS man von<br />

mir wolle, auch sein; denn ich sei doch<br />

schließlich ein freier Mann und nicht ein<br />

Sklave, dem man so ohne weiteres befehlen<br />

und Strafen zudiktieren könne.<br />

O da wisse <strong>der</strong> Pater besser Bescheid! Er<br />

wisse genau, ich sei bei <strong>der</strong>


„Volk-Erlebens" (Wan<strong>der</strong>vogel, Schützengraben,<br />

Werkarbeit, Grenzland) blieben in <strong>der</strong> Sphäre<br />

de« Romantischen — führt zum Volk die Erkenntnis<br />

<strong>der</strong> „Min<strong>der</strong>-Wertigkeit" (<strong>im</strong> philosophischen<br />

Sinne, ohne Weiturteil) des Staate«.<br />

Kommt dieser — nach Rüssel — doch als<br />

Kulturträger nicht in Betracht. Wie man von<br />

ihm überhaupt nicht Dinge erwarten solle, die<br />

ihm „naturgemäß" unerfüllbar! Am Schlüsse<br />

<strong>der</strong> interessanten, den katholischen Standpunkt<br />

übrigens mehr und mehr hervorkehrenden Ausführungen<br />

gab <strong>der</strong> Referent einen einigermaßen<br />

kühnen Aufriß kommen<strong>der</strong> Entwicklungen, in<br />

denen staatliche« Sein überhaupt belanglos<br />

werde, während die (?!) <strong>Kirche</strong> sich als die<br />

ideale Gesellschaftsform darstelle.<br />

Klangen <strong>im</strong> Vortrage Dr. Rüssel« augustinische<br />

Gedanken an, so wurden die klugen Worte de«<br />

dritten Referenten, Prof. Dr. Nölting,<br />

Frankfurt am Main, von gedämpften Akkorden<br />

eine« maßvollen Marxismus begleitet. „Wirtschaft<br />

und Gesellschaft" sind — um das Wesentliche<br />

de« Nöltingschen Vortrage« voranzunchmen<br />

— in noch stärkerem Maße al« <strong>der</strong> Staat Vollwerke<br />

<strong>der</strong> älteren Generation, So daß die<br />

ökonomische Sphäre das Kulturleben <strong>der</strong> Jugend<br />

bedroht. Gilt da« bei <strong>der</strong> heutigen Lage für<br />

Jugend aller Schichten, so doch am stärksten<br />

für die proletarische Jugend, über <strong>der</strong>en <strong>Das</strong>ein<br />

da« „Tief" <strong>der</strong> „Horizontlosigkeit" lastet.<br />

In je<strong>der</strong> Richtung ist da« Leben für diese Jugend<br />

verbaut, und irgendwie müssen Hilfsmaßnahmen<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft einsetzen, damit die harten wirtschaftlichen<br />

Notwendigkeiten wie Technisierung<br />

und Rationalisierung (Fließband) geistig-seelisch<br />

kompensiert werden. Im übrigen gab da«<br />

Referat die sehr wesentliche Erkenntnis, daß an<br />

unserer heutigen sozialen Problematik weniger<br />

die Technik, al« vor allem die Wirtschaft Anteil<br />

habe. Die Arbeitsteilung ist noch nicht unbedingt<br />

dämonisch: auch heute noch kann, was<br />

empirisch beweisbar, <strong>der</strong> Albeiter bis zu einem<br />

gewissen Grade Nerufsfreude empfinden. Nur,<br />

daß die wirtschaftlichen Verhältnisse diese aufsteigende<br />

Berufs- (o<strong>der</strong> wenigstens „Betriebs"«)<br />

freude <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> ersticken.<br />

Hatten auch die Referate Nr. 2 und 3 keine<br />

allzu deutliche Verbindung zwischen Jugend und<br />

Volksbildung schaffen könne», so gaben sie doch<br />

manche Anregung zu <strong>der</strong> nun einsetzenden Aussprache,<br />

die sämtliche drei Vorträge zusammenfaßte.<br />

Von den Diskussionsrednern sei erwähnt<br />

vor allem Pfarrer Philipps, Düsseldorf,<br />

<strong>der</strong> sich seiner nicht leichten Aufgabe, in dem so<br />

divergierenden Kreise al« erster Debatteredner<br />

zu sprechen, mit Geschick und objektivem Erfolg<br />

entledigte. Pfarrer Philipps bekannte sich zu<br />

einem rückhaltlosen „Sehen, was ist", und<br />

zeigte auf, welche beson<strong>der</strong>en Aufgaben au« <strong>der</strong><br />

sozialen Gegenwartslage für die evangelische,<br />

einerseits an Luther, an<strong>der</strong>seits an Calvin orientierte<br />

Berufs- und Arbeitsethik erwachsen. Bei<br />

allem Wandel in <strong>der</strong> F o r m protestantischer<br />

Sozialpädagogik (und damit auch evangelischer<br />

Volksbildung) bleibt für uns eine letzte Norm<br />

bestehen. Ohne die jenseits unsere« Ver-Mögens<br />

stehenden Dämonien zu leugnen, wird uns<br />

<strong>Evangelische</strong>n auch in dieser oolksbildnerischen<br />

Situation die letzte Sinndeutung für alles Sein<br />

au« dem Geiste biblischer Offenbarung kommen<br />

müssen.<br />

Von konkreten Erfahrungen in <strong>der</strong> Arbeit an<br />

katholischer Gesellenjugend ging Generalsekretär<br />

Dr. Natterma » n au«, al« er jene oben<br />

erwähnte These Nöltings vom dämonisch-hemmenden<br />

Uebergewicht <strong>der</strong> Wirtschaft und ihrer<br />

Eigengesetzlichkeit unterstrich. Für Dr. Nattermann<br />

stellte sich das Problem Jugend und<br />

Wirtschaft <strong>im</strong> Grunde al« die Frage nach <strong>der</strong><br />

Existenzsicherheit und Berufsbeständigkeit de«<br />

Proletariers dar. Die Nöte wurden also auch<br />

hier letztlich <strong>im</strong> Ökonomische», nicht in <strong>der</strong><br />

Maschinisierung, gesehen.<br />

Auf die Frage nach dem Staate und <strong>der</strong> Einstellung<br />

<strong>der</strong> Jugend zu ihm wurde die Aussprache<br />

wie<strong>der</strong> gelenkt durch den Vertreter de« „Rhein-<br />

Mainischen" Verbandes, Dr. Gebhardt,<br />

Frankfurt am Main. Er schränkte die Rüsselsche<br />

Behauptung von <strong>der</strong> kulturellen Min<strong>der</strong>bedeutung<br />

des Staates wesentlich ein und bekannte<br />

sich zu beson<strong>der</strong>er Hoffnung auf das<br />

politische Erwachen <strong>der</strong> Jugend. Der Staat<br />

bliebe auch dem jugendlichen Menschen lohnende<br />

Aufgabe. Der Weg zu solcher Mitarbeit müßte<br />

<strong>der</strong> Jugend erschlossen werden.<br />

Ein Wort, da« in diesem Kreise natürlich verhallen<br />

mußte, fiel in <strong>der</strong> Diskussion und stellte<br />

— ungewollt und unbewußt — die ganze Tagung<br />

in Frage. <strong>Das</strong> Wort nämlich: „Wir können<br />

nur aus <strong>der</strong> Vision heraus arbeiten". Es leuchtet<br />

ein, daß in Koblenz recht verschiedene „Visionen"<br />

gepflegt wurden. Sie wurden zwar nicht<br />

materialisiert, wirkten aber doch zwischen den<br />

Zeilen . . .<br />

Da man sich jedoch offiziell mit Iugendfragcn<br />

und nicht mit Visionen zu beschäftigen hatte,<br />

ging <strong>der</strong> Fluß <strong>der</strong> Aussprache auch über diese,<br />

unter Umständen gefährliche Strudel hervorrufende<br />

Klippe hinweg und gab noch manchen.<br />

Wesen und Wert <strong>der</strong> Singbewegung unter <strong>der</strong><br />

heutigen Jugend stehen außer Frage. Der<br />

<strong>Evangelische</strong> Volksbildungsdienst weist darauf<br />

hin, daß Herr Musikdirektor Stromm, ein<br />

Rheinlän<strong>der</strong>, unseren rheinischen <strong>Kirche</strong>ugemeinden<br />

bzw. <strong>Kirche</strong>nkrcisen zur Veranstaltung von<br />

Singfreizeiten gern zur Verfügung steht. Der<br />

als sehr befähigter Pädagoge bekannte, noch<br />

junge Musiker, hat beson<strong>der</strong>« in den <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

des Nie<strong>der</strong>rheins erfolgreich gearbeitet;<br />

einzelne Gemeinden baten wie<strong>der</strong>holt um seinen<br />

Besuch.<br />

Von längeren Veranstaltungen während <strong>der</strong><br />

Schulferien abgesehen, lassen sich solche Singfreizeiten<br />

am Wochenende durchführen. Der<br />

Samstagnachmittag und <strong>der</strong> ganze Sonntag gehören<br />

<strong>der</strong> fleißigen Hebung mit <strong>der</strong> auf etwa<br />

Redner Gelegenheit zu aktiver Teilnahme. Erwähnt<br />

sei nur <strong>der</strong> Vertreter ländlicher Volksbildungsarbeit,<br />

Volk«hochschulleiter Dipl.-Landwirt<br />

Ple<strong>im</strong> es, <strong>der</strong> sehr nachdrücklich hinwies<br />

auf den Willen <strong>der</strong> deutschen Bauernjugcnd,<br />

mitzubauen am Staate. —<br />

Während <strong>der</strong> Verhandlungstage trat <strong>der</strong> Vorstand<br />

<strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft zusammen, um für<br />

den satzungsgemäß ausscheidenden Vorsitzenden<br />

den Nachfolger zu wählen. Einst<strong>im</strong>mig übertrug<br />

man für das kommende Geschäftsjahr den<br />

Vorsitz an den <strong>Evangelische</strong>n Volksbildungsdienst.<br />

Direktor Seiler fand sich zur Annahme<br />

des Amtes bereit.<br />

Mit einem Vortrage des zur Zeit Deutschland<br />

bereisenden burgenländischen Landeshauptmannes<br />

Leser klang die Tagung aus. Konnten ihr —<br />

naturgemäß — auch keine greifbaren Ergebnisse<br />

entspringen, so dürfte das Begegnen <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Weltanschauungsgruppen doch nicht<br />

ohne Wert gewesen sein. Aufgabe des kommenden<br />

Geschäftsjahres wird sein, die in Koblenz<br />

skizzenhaft gezogenen Linien ein wenig kräftiger<br />

nachzuziehen und dabei auch best<strong>im</strong>mte geistige<br />

Profile schärfer hervortreten zu lassen.<br />

Dessin.<br />

Jugend-Singfreizeiten<br />

sechzig Teilnehmer zu beschränkenden Singgemeinde.<br />

Dabei sei hervorgehoben, daß Musikdirektor<br />

Stromm beson<strong>der</strong>en Wert auf st<strong>im</strong>mbildnerische<br />

Arbeit legt. Den Ausklang <strong>der</strong><br />

Freizeit bildet in <strong>der</strong> Regel ei» gemrindc-offener<br />

Singabend bzw. liturgischer Gottesdienst, in dem<br />

die Jugend zeigt, was sie — oft überraschend<br />

schnell — nach den neuen ^Methoden an mehrst<strong>im</strong>migen<br />

Lie<strong>der</strong>n gelernt.<br />

Herr Musikdirektor Stromm hat noch einige<br />

Samstag-Sonntage in den nächsten Monaten<br />

frei. Synoden und Gemeinden wollen sich <strong>im</strong><br />

Bedarfsfalle umgehend an den <strong>Evangelische</strong>n<br />

Volksbildungsdienst für <strong>Rheinland</strong>, Essen, 3.<br />

Hagen 23, wenden, <strong>der</strong> hierüber sowie über die<br />

Bedingungen, unter denen Herr Stromm zur<br />

Verfügung steht, gern alle Auskunft erteilt.<br />

Laienspielberatung<br />

(Erklärungen: m — männliche Rollen, w — weibliche Rollen, K — Kin<strong>der</strong>)<br />

Tod und Opfer <strong>im</strong> Spiel.<br />

<strong>Das</strong> Haus. Ein Spiel von Tod und Auferstehung,<br />

Von Hans Mersmann,<br />

(Münchener Laienspiele, Chr. Kaiser, Verlag,<br />

München.)<br />

In diesem, nur für ganz reife Spielscharen (und<br />

entsprechende Hörer!) in Betracht kommende»<br />

Spiel ist das Kricgserlebnis zeitlos gestaltet. I»<br />

dichterischer Sprache folgen Visionen von dunkler<br />

Größe einan<strong>der</strong>. Dem männermordende»<br />

Krieg tritt in <strong>der</strong> Gestalt <strong>der</strong> hoffenden Mutter<br />

da« Lebenselement entgegen. — Einzelne Szenen<br />

erheben sich zu wil<strong>der</strong> Größe, Realistik <strong>der</strong><br />

Vorgänge ist mehr als Sensation, Ein Stück,<br />

das gewagt werden muß. (^2 und mehr m,<br />

1 w.)<br />

Die Bürger von Calais. Da« Spiel eine«<br />

Volkes. Von Rudolf Mirbt. (Ebenda.)<br />

An Stelle von überholten, weil künstlerisch und<br />

inhaltlich unechten, „patriotischen" Stücken <strong>der</strong><br />

Vereinsbühnc sollte bei vaterländische,» Anlaß<br />

dieses gehaltvolle Spiel aufgeführt werden. De»<br />

alten Mythos <strong>der</strong> sich für ihre Vaterstadt<br />

opfernden Patrizier von Calais hat Rudolf<br />

Mirbt unserer Zeit neu erobert in einer für die<br />

Laienbühne sehr geeigneten Fassung, (13 m,<br />

5 w, viel Volk.)<br />

Passion und Ostern.<br />

<strong>Das</strong> Christi-LcidewSpicl. Von Fritz Weege.<br />

(Bühnenvolksbund-Verlag, Berlin.)<br />

Ein symbolkräftige« Werk, das bei aller Verwandtschaft<br />

mit den altdeutschen Mysterienspielen<br />

doch eine ausgesprochen evangelische Linie<br />

offenbart. Von äußeren Schwierigkeiten abgesehen,<br />

dürfte einer an sich wünschenswerten Aufführung<br />

des Spieles die Tatsache <strong>im</strong> Wege<br />

stehen, daß hier <strong>der</strong> Heiland selbst auftritt.<br />

Nenn schon überhaupt Spiele in da« Gotteshaus<br />

gehören, so dieses. Durch scharfe Herausarbcitung<br />

des Liturgisch-Symbolischen ließe sich<br />

vielleicht <strong>der</strong> oben erwähnte Anstoß mil<strong>der</strong>n, so<br />

daß die Spieler weniger als Darsteller, denn<br />

als „Sprecher" erscheinen. (7 m, 6 w, Volk.)<br />

Der Sieger. Ein Spiel vom Siege des Lebens<br />

über den Tod. Von Martin Lange.<br />

(Dresdner Volks- und Laienspiele, Verlag Ungelenk,<br />

Dresden.)


2a« ernste Stück versucht die Auferweckung<br />

Iairi Töchterlein in innere Verbindung mit Golgatha<br />

zu bringen; <strong>der</strong> Tod mit seinen Voten<br />

sucht sich in diesem für jene« Geschehen zu rächen.<br />

Da dein Verfasser des Spiele« zum Wollen das<br />

künstlerische Vollbringen nicht gegeben, entstand<br />

ein noch nicht ganz befriedigende« Werk. Unsere<br />

Könner unter den Spielern werden best<strong>im</strong>mt<br />

nicht danach greifen, und schlichtere Kreise, auf<br />

die e« gewiß nicht ohne Wirkung bleiben dürfte,<br />

werden an<strong>der</strong>erseits bei <strong>der</strong> Aufführung Mühe<br />

haben, den hier drohenden Schritt vom Erhabenen<br />

zum Banalen zu vermeiden. ... (6 m,<br />

5 w, evtl. auch: 1 m, 16 w.)<br />

Von den Totentänzen seien genannt und empfohlen:<br />

Totentanz. Von Haaß-Berkow und G ü m -<br />

bel - Seiling, (Nreitkopf K Härtel, Leipzig.)<br />

Für reifere Spieler. (? m, 5 w, 1 K.).<br />

Gevatter Tod. Von Rudolf M i r b t,<br />

(Münchener Laienspiele, Chr. Kaiser, München.)<br />

Eine Gestaltung des alten durch die Brü<strong>der</strong><br />

Gr<strong>im</strong>m überlieferten Volksmärchens, Nicht so<br />

schwierig, wie das vorhergehende Spiel, doch<br />

einen eingearbeiteten Spielerkrei« voraussetzend.<br />

(5 m, 2 w.)<br />

<strong>Evangelische</strong> Bildkammer für <strong>Rheinland</strong><br />

Verzeichnis von Bildbän<strong>der</strong>n zur Ausleihe bei<br />

<strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Bildkammer für <strong>Rheinland</strong>,<br />

Rechtzeitige Anfor<strong>der</strong>ung erwünscht und geboten.<br />

Leihgebühr: 1.— ^l zuzügl. Porto,<br />

Leihfrist: Eine Woche. Werden Bildbän<strong>der</strong><br />

über diesen Zeitraum hinaus behalten, so berechnen<br />

wir für jede angefangene Woche je<br />

Bildband weiter 1,— >>>l Leihgebühr.<br />

I. Aus Bibel und <strong>Kirche</strong>ngeschichte.<br />

Nr.<br />

1 Bil<strong>der</strong> aus dem Alten Testament,<br />

5 24 Bil<strong>der</strong> aus dem Leben Jesu,<br />

5a 50 Bil<strong>der</strong> aus dem Leben Jesu,<br />

8 Der Heiland,<br />

12 Auf Spuren de« Apostels Paulus,<br />

18 Martin Luther (Buchwald).<br />

15 Luther I,<br />

18a Luther II.<br />

20 Luther und die Reformation.<br />

21 Unsere deutsche Lutherbibcl,<br />

201 Evangelium in Spanien.<br />

16 Vom christlichen Märtyrertuui,<br />

202 Gustav Adolf.<br />

203 Die baltischen Märtyrer.<br />

II. Aus <strong>der</strong> kirchlichen Arbeit.<br />

204 Deutsche Missionsgeschichte.<br />

31a Berliner Mission in China.<br />

205 „Vergesset die Getreuen nicht!" (Aus <strong>der</strong><br />

Arbeit eines Gustav-Adolf-Hauptoereins)<br />

28 „Allermeist an de« Glauben« Genossen,"<br />

(Gustav-Adolf-Verein,)<br />

139e <strong>Evangelische</strong>s Leben in Steiermark,<br />

28 Evangelisch-lutherisches Einigungswerk.<br />

38 Rauhe« Haus in Hamburg.<br />

206 Krüppelhe<strong>im</strong> Volmarstein,<br />

20? Au« einem Kin<strong>der</strong>gottcsdienst.<br />

III. Feste und Feierstunden.<br />

44 Bil<strong>der</strong> für Weihnachten.<br />

43 Weihnachten in <strong>der</strong> bildenden Kunst,<br />

208 Choralsingestunde zur Passionszeit,<br />

209 Passion und Ostern (Schäfer).<br />

210 O heil'ger Geist, kehr' bei uns ein<br />

(Pfingsten).<br />

11 Unser täglich' Brot (Erntedank).<br />

«6 Der Totentanz von Holbein (Totensonntag).<br />

211 Gefallenengedächtnisfcier,<br />

IV. Gesang und Gebet.<br />

23 Gesangbuch-Jubiläum.<br />

42 Schmuckgcsangbuch,<br />

10 Da« Vaterunser.<br />

212 Deutsche Frömmigkeit.<br />

213 <strong>Das</strong> deutsche Volkslied.<br />

81 <strong>Das</strong> Lied oo» <strong>der</strong> Glocke.<br />

V. Kunst.<br />

67a 12 Meisterwerke von Dürer.<br />

62a 12 Meisterwerke von Feuerbach.<br />

66 Holbeins Totentanz,<br />

65 l^ionardo da Vici,<br />

64 Michelangelo,<br />

72 Rembrandt« Meisterwerke zur Heiligen<br />

Schrift.<br />

59 Richter-Schwind-Spitzweg,<br />

214 Rudolf Schäfer, Passion und Ostern.<br />

63 Moritz von Schwind.<br />

12? Friedhofekunst.<br />

51 Gotische Baukunst.<br />

215 Alte deutsche Holzarchitektur.<br />

VI. He<strong>im</strong>at- und Volkskunde.<br />

136 Eine Rheinreise vor hun<strong>der</strong>t Jahren.<br />

216 Da« malerische Lahntal.<br />

217 Rothenburg ob <strong>der</strong> Tauber.<br />

13? <strong>Das</strong> Land an <strong>der</strong> Saar.<br />

218 Köln-Rhein.<br />

219 Rassenkunde des deutschen Volke«.<br />

220 Der deutsche Bauer,<br />

132 Da« deutsche Bauernhaus,<br />

133 Da« deutsche Dorf,<br />

180 Deutsche Kolonialarbeit.<br />

VII. Erd- und H<strong>im</strong>melskunde.<br />

12 Orientreise auf Spuren de« Apostels<br />

Paulus.<br />

163 Palästina.<br />

156 Brasilien.<br />

164 Wun<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sternenwelt.<br />

VIII. Geschichte und Persönlichkeit.<br />

221 Charakterköpfe zur deutschen Geschichte<br />

111 1813.<br />

112 Turnvater Jahn,<br />

115 Fürst Bismarck und seine Zeit,<br />

222 Hindenburg,<br />

223 Johann Sebastian Bach,<br />

82 Wolfgang von Goethe.<br />

79 Friedrich von Schiller.<br />

224 Pestalozzi.<br />

IX. Verschiedenes.<br />

225 Die Stunden des Tages.<br />

135 Die Kunst <strong>im</strong> häuslichen Leben.<br />

226 Werbt für deutsche Jugendherbergen.<br />

128 Der Alkohol und seine Bekämpfung.<br />

179 Hütet euch vor <strong>der</strong> Fremdenlegion,<br />

227 Schützet Gottes Natur,<br />

Nachrichten für Besitzer von Diapositiv-Apparaten<br />

Wir weisen darauf hin, daß die Krei «Verwaltung<br />

3Il örs eine Lichtbildstelle eingerichtet<br />

hat, die Glasbildreihen und Vorführungsgeräte<br />

unentgeltlich an Schulen und Vereine<br />

entleiht. <strong>Das</strong> <strong>Archiv</strong> enthält bereits über 5000<br />

Glasbil<strong>der</strong> aus allen Stoffgebieten und wird<br />

noch ständig erweitert, Verzeichnisse darüber<br />

besitzen die Bürgermeistereien: ein gedruckter<br />

Katalog erscheint demnächst.<br />

Alle Anfragen richte man an die Lichtbildstelle<br />

be<strong>im</strong> Krci«wohlfahrt«-(Landrat«-)Amt Mors. —<br />

Eine Glasbildreihe über ihre Grönlandmisston<br />

hat die Mission «Verwaltung <strong>der</strong><br />

Brü<strong>der</strong>-Unität in Herrnhut zusammengestellt.<br />

Die Serie umfaßt 63 Bil<strong>der</strong> missionsgeschichtlicher,<br />

oolkskuudlicher und landschaftlicher<br />

Art. Au« Anlaß des 200. Jahrestage« <strong>der</strong> ersten<br />

christlichen Taufe in Grönland dürfte für diese<br />

Bil<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>es Interesse vorhanden sein.<br />

Anfragen sind zu richten an die Missionsoerwaltnng<br />

<strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>-Unität zu Herrnhut (Sachsen).<br />

Nachrichten aus dem NTelanchthonbund<br />

(Verband <strong>der</strong> evangelischen Eltern an den mittleren und höheren Schulen <strong>Rheinland</strong>s)<br />

Aus dem Leben unserer Ortsgruppen<br />

Der Bonner Schulstrelt hat noch zu<br />

weiteren Erörterungen in <strong>der</strong> Presse Anlaß gegeben:<br />

siehe Kölnische Zeitung vom 27. 12. 1828,<br />

709b, und <strong>Evangelische</strong>« Sonntagsblatt für<br />

Bonn und Umgegend I. vom 6, 1. 1S29, Seite<br />

8/11. Unterm 6. 12. 1828 erklärte Oberbürgermeister<br />

Falk, daß über seine Unterredung mit den<br />

Vertretern de« Presbyteriums über die Besetzung<br />

<strong>der</strong> Direktorstelle <strong>der</strong> Städtischen Studienanstalt<br />

in Bonn in durchaus irreführen<strong>der</strong> Weise<br />

in Nr, 48 de« <strong>Evangelische</strong>n Sonntagsblattes<br />

für Bonn und Umgegend berichtet werde. Die<br />

als seine Erklärung aufgeführten Worte seien<br />

au« jedem Zusammenhang gerissen und die Sätze<br />

in ganz unzulässiger Weise in ihrer Bedeutung<br />

verdreht. Demgegenüber erklärte da« Prcsbyterium<br />

unterm 12. 12. 1828, daß <strong>der</strong> Bericht<br />

<strong>der</strong> sämtlichen vier Teilnehmer über die Sitzung<br />

mit dem Oberbürgermeister übereinst<strong>im</strong>me, und<br />

daß Lieselbe unter dem Eindruck <strong>der</strong> Verhandlungen<br />

sofort gerade die angeführten Worte als<br />

schwer bedrückend für die <strong>Evangelische</strong>n empfunden<br />

hätten. Der Eindruck <strong>der</strong> erste» Worte<br />

Falk« über Minorität, die in keinem beson<strong>der</strong>en<br />

Zusammenhang stehen, da sie seine ersten Worte<br />

waren, sei für da« Empfinden <strong>der</strong> Besucher so<br />

stark gewesen, daß sie sich nachher be<strong>im</strong> Besprechen<br />

<strong>der</strong> Unterredung alle klar gewesen seien,<br />

daß man in diesem Augenblick schon die Unterredung<br />

als zwecklo« hätte abbrechen können.<br />

Der an<strong>der</strong>e Ausdruck von Bonn als katholischer<br />

Stadt bedürfe keines Zusammenhangs, denn<br />

er wiege in sich beson<strong>der</strong>s schwer. Aus einem<br />

Schriftwechsel de« Presbyteriums mit dem<br />

Bonner Dechanten Hinsenkamp, ebenfall« <strong>im</strong><br />

Eo. Sbl. Nr. 1 abgedruckt, geht hervor, daß<br />

die Parole bei den Katholiken in Bonn offenbar<br />

war: „Rache für Elberfcld!" Die Kölnische<br />

Volkszeitung vom 18. 12. 1828 aber schrieb:<br />

„Gleichwohl verhehlen wir nicht, daß wir ungeachtet<br />

de« drückenden Unrecht« gegenüber den<br />

Katholiken in den vergangenen Jahrzehnten<br />

in dem Elberfeldcr Fall au« grundsätzlichen<br />

Erwägungen, d. h. um <strong>der</strong> gerechten Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Konfession Geltung zu verschaffen,<br />

die Wahl de« evangelischen Bewerber« für<br />

richtig, ja erst recht für heilsam und beispielgebend<br />

gehalten hätten," Hierzu ist zu bemerken,<br />

daß den Elbcrfel<strong>der</strong> Katholiken absolut<br />

kein Unrecht geschehen ist mit <strong>der</strong> dortigen Wahl


eines <strong>Evangelische</strong>n zum Rektor <strong>der</strong> Mittelschule:<br />

hat doch die betreffende Anstalt nur 30<br />

Prozent katholische Schüler und war doch kurz<br />

zuvor dort ein katholischer Konrektor gewählt<br />

worden. In seiner Erklärung auf die Zuschrift<br />

des Oberbürgermeister« Falk an die<br />

Kölnische Zeitung bemerkt da« Bonner Presbyterium<br />

mit Recht u. a,: „Da« ganze Ausschreiben<br />

<strong>der</strong> Stelle war nicht viel mehr als<br />

eine Farce . . . Demnach ist diese Wahl eine<br />

offensichtliche Mißachtung <strong>der</strong> allereinfachstcn<br />

paritätischen Grundsätze. Kein Wun<strong>der</strong>, daß<br />

<strong>der</strong> Herr Kultusminister sowie <strong>der</strong> Herr Dezernent<br />

für das <strong>Rheinland</strong> <strong>im</strong> Kultusministerium<br />

und die Dezernentin <strong>im</strong> Prooinzialschulkollegium<br />

persönlich sie mit dem Ausdruck de« Bedauern«<br />

zum mindesten als eine politische Unklugheit<br />

preisgaben .... Sattsam hat man uns entgegengehalten,<br />

das alte Reg<strong>im</strong>e habe ebenso unparitätisch<br />

gehandelt, Nie hat es in Bonn eine<br />

Zeit gegeben, wo alle höheren städtischen und<br />

staatlichen Lehranstalten ohne Ausnahme einer<br />

einzigen Konfesston übergeben waren! <strong>Das</strong> blieb<br />

also nur dein gegenwärtigen Reg<strong>im</strong>e vorbehalten.<br />

Zwischen Weihnacht und Oster» sind Vortragsabende<br />

veranstaltet bzw. festgesetzt an folgenden<br />

Orten: Dinslaken (3. 2.), Remscheid (5. 2.),<br />

Natingen (13. 2.), Vohwinkel (21. 2.), Mayen<br />

(25. 2.), Neuwied (28. 2.), Betzdorf, Sieg<br />

(9. 3.), Altenkirchen (40. 3.), Kupferdreh<br />

(22. 3.). Mit an<strong>der</strong>en Gruppen schweben<br />

noch die Verhandlungen. — Pfarrer Wilhelm<br />

Schreiner redete auf Veranlassung de« Melanchthonbunde«<br />

in folgenden Gruppen von <strong>der</strong><br />

Elternpflicht geschlechtlicher Erziehung: Oberhausen<br />

(4. 2.), Sterkrade (5. 2.), Rheydt<br />

(25. 2.), Hamborn (26, 2,),<br />

<strong>Das</strong> Ludwigs-Gymnasium in Saarbrücken, eine<br />

ursprünglich rein evangelische Anstalt, ist zur<br />

Zeit durch katholische Schüler überlaufen. Es<br />

ergeht an alle evangelischen Eltern des Saargebiet«<br />

und <strong>der</strong> Umgebung die herzliche Bitte,<br />

bei Auswahl <strong>der</strong> höheren Schulen für ihren<br />

Nachwuchs auch an diese schwer bedrängte Anstalt<br />

zu denken. — Die Kaiserswerther Aufbauschule,<br />

die einzige evangelische (also konfessionelle)<br />

Mädchenaufbauschule de« Westen«,<br />

ist in ihrem Nestehen bedroht. Sie muß jedoch<br />

unbedingt erhalten werden. Auch auf diese<br />

Schule wolle man ggf. evangelische Eltern hinweisen.<br />

Da« Mitteilungsblatt vom Februar 1929 in <strong>der</strong><br />

Folge das siebente, trägt die Nummer 1 vom<br />

Jahrgang 1929. Wallroth.<br />

Theologische Studienhäuser in preuß. Universitätsstädten<br />

Berlin: Domkandidaten st ist (auch für<br />

Studierende). — Johanne um, Berlin N<br />

24, Artilleriestraße 15 (Studienhaus für evangelische<br />

Theologiestudierende). — Konoikt<br />

de« Kin<strong>der</strong>rettungsvereins, Eharitöstraße<br />

2. — A. Zeltler« Kandidatenhe<strong>im</strong>,<br />

Berlin NO, Höchste Straße 41. —<br />

Bewerbungen um Aufnahme an da« Kuratorium<br />

<strong>der</strong> Stiftung, z. H. von Geh. Rat Prof. v.<br />

Mahling, Berlin-Charlottenburg, Kantstr. 149.<br />

Bonn: Evangelisch-Theologische»<br />

Studienhaus, 1928 dreißig Jahre alt.<br />

(Vgl. Kirchliche Rundschau für <strong>Rheinland</strong> und<br />

Westfalen 1926, Nr, 20, Sp. 313—15, 1929,<br />

Nr. 3, Sp. 48.) Leiter: Direktor Liz. Ruttenbeck,<br />

Bonn, Goebenstraße 32.<br />

Göttingen: Theologisches Stift, Staats-<br />

Institut, also Eigentum de« preußischen Staates,<br />

<strong>der</strong> auch die Mittel zu seinem Unterhalt gewährt.<br />

Die Ephoralgeschäftc führt <strong>der</strong> jeweilige<br />

Dekan <strong>der</strong> theologischen Fakultät.<br />

Greifswald: Theologisches Studien-<br />

Haus, Steinstraße 3.<br />

ic Arbeit slosiqkcit<br />

Die Zahl <strong>der</strong> unterstützten Erwerbslosen hat die<br />

zweite Million überschritten. Allein die Rhcinprooinz<br />

weist mehr als eine Viertelmillion unterstützte<br />

Erwerbslose au«. Lei<strong>der</strong> steigert die<br />

Kälte diese Zahlen von Tag zu Tag und macht<br />

die Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> Arbeit für viele unmöglich.<br />

Daß aber die Gesamtlage keineswegs<br />

durch Saisonschwankungen best<strong>im</strong>mt ist, geht<br />

aus einer bemerkenswerten Statistik de« allgemeinen<br />

deutschen Gcwerkschaftebundc« trotz de«<br />

<strong>im</strong>merhin beschränkten Kreise«, den die Statistik<br />

erfaßt, mit großer Deutlichkeit hervor. Man<br />

hat versucht, bei <strong>der</strong> ziffernmäßigen Feststellung<br />

<strong>der</strong> Arbeitslosen und <strong>der</strong> Kurzarbeiter unter de»<br />

Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong>n Konjunkturgruppen und<br />

Saisongruppen zu unterscheiden und ist dabei zn<br />

folgenden Ergebnissen gelangt: Nach dem Stande<br />

Halle (Saale) :Reformierte« Konoikt,<br />

Kleine Klausgasse 12. — Schlesische«<br />

Konvikt, Wilhelmstraße 10, nur zur Hälfte<br />

mit Schlesiern besetzt, die allerdings den Vorzug<br />

genießen. Ephoru«: Prof. D. Lütgert, Gehe<strong>im</strong>er<br />

Konststorialrat, Hoher Weg 3. —<br />

Theologische« Konoikt, Cäcilienstr. 8.<br />

Kiel: Theologisches Studienhau«,<br />

Feldstraße 85. Ephorus <strong>der</strong> jeweilige Dekan<br />

<strong>der</strong> theologischen Fakultät.<br />

Königsberg: Kybke-Stift, Traghe<strong>im</strong>er<br />

Puloerstraße 50. Inspektor: Prof. Dr. Rost.<br />

— Lutherhe<strong>im</strong>, Hindenburgstraße 11. —<br />

Rhesa-Etift, Echillerstraße 3—5, Prof,<br />

v. Schulze.<br />

Sämtliche nichtrheinischc Stifte nehmen auch<br />

Rheinlän<strong>der</strong> auf. Die Satzungen, Hausordnungen<br />

und an<strong>der</strong>e Bedingungen können eingesehen<br />

werden in den Akten (E V11) de« Melanchthonbundes,<br />

Essen, III. Hagen 23, Schließfach 689,<br />

Fernsprecher 218 20.<br />

Soziales<br />

von Ende Juli und vom Ende Dezember 1928<br />

betrugen die Zahlen <strong>der</strong> Arbeitslosen <strong>der</strong> Konjunkturgruppe<br />

in A <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> 6,3 gegen<br />

9,5, <strong>der</strong> Saisongruppe 6 gegen 46,8, die <strong>der</strong><br />

Kurzarbeiter in <strong>der</strong> Konjunkturgruppe 7,5 gegen<br />

8,1, in <strong>der</strong> Saisongruppe 0,3 gegen 2,3, Der<br />

Gesamtzuwachs aber drückt sich von Juli bis<br />

Dezember in den Zahlen aus 6,3 gegen 16,7<br />

bei den Arbeitslosen, 6,1 gegen 7 bei den Kurzarbeitern.<br />

Auch bei <strong>der</strong> mit Beginn wärmerer<br />

Witterung best<strong>im</strong>mt zu erwartenden Besserung<br />

<strong>der</strong> saisonmäßia bedingten Arbeitslage wird die<br />

Gesamtlage aller Voraussicht nach ernst genug<br />

bleiben. Gegenüber dem Vorjahre war die Zahl<br />

<strong>der</strong> rheinischen Arbeitslosen am 8. 2. um 45,4 ^<br />

höher, nämlich um 97 800. Auf das Konto <strong>der</strong><br />

konjunkturellen Verschlechterung fallen davon<br />

54 000, nämlich in <strong>der</strong> Metallverarbeitung<br />

18 000, in <strong>der</strong> Textilindustrie 12 300, <strong>im</strong> Bergbau<br />

6000.<br />

W Stand <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft<br />

Nach „Wirtschaft und Statistik" (Nr. 2/1929)<br />

war <strong>der</strong> S t a n d d e r an <strong>der</strong> Berliner Börse<br />

gehandclten Aktien am 31. Dezember 1928<br />

folgen<strong>der</strong>:<br />

Durchschnitts-<br />

„ Zivi- N°n><br />

"U" dende dite<br />

°/» °/° "/»<br />

1. Bergbau u. Schwerindustrie 129,35 6,83 5,28<br />

2. Verarbeitende Industrie 191,13 8,90 4,66<br />

3. Handel und Verkehr einschl.<br />

<strong>der</strong> Banken 166,44 8,85 5,25<br />

Insgesamt 165,89 8,29 4,99<br />

Mit einer Durchschnittsdividende von 8,29 A<br />

ist <strong>der</strong> Nominalzinsfuß <strong>der</strong> heute ausgegebenen<br />

festverzinslichen Wertpapiere (ihr Ertrag ist<br />

höher) überschritten. Immerhin bleibt ste hinter<br />

dem Stande von 1913 (10,02 A) noch bedeutend<br />

zurück. Die Rendite von Ende 1913<br />

betrug 5,87 93, die Rendite <strong>der</strong> heutigen Geldpfandbriefe<br />

betrug Ende 1928 sogar 7,88 A.<br />

Dabei ist zu beachten, daß die mitgeteilten Zahlen<br />

<strong>im</strong> wesentlichen auf die Mitte 1928 vorliegenden<br />

Geschäftsabschlüsse zurückgehen.<br />

' Die Rendite bedeutet die auf den Kurswert<br />

<strong>der</strong> Aktie berechnete wirkliche Verzinsung,<br />

Die deutsche Handelsbilanz<br />

gestaltet sich von 1925—1928 folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

1825 1926<br />

Einfuhr<br />

Ausfuhr<br />

Reparation«sachlieferungcn<br />

Einfuhr ohne<br />

Reparationen bzw.<br />

Ausfuhrüberschuß<br />

mit Reparationen<br />

Einfuhr<br />

Ausfuhr<br />

Reparationssachlieferungen<br />

Einfuhr ohne<br />

Reparationen bzw.<br />

Ausfuhrüberschuß<br />

In Millionen Mark<br />

11 744,0<br />

8 930,5<br />

491,9<br />

— 2 813,5<br />

— 2 321,6<br />

'1827<br />

13 801,3<br />

10 376,9<br />

577,6<br />

9 701,4<br />

9 928,9<br />

631,3<br />

-i- 228,5<br />

-7- 859,8<br />

1928<br />

13 643,7<br />

11 785,7<br />

658,3<br />

— 3 424,4 --<br />

1 858,0<br />

mit Reparationen — 2 646,8 --<br />

1 199,7<br />

Die deutsche Zahlungsbilanz wird außerdem belastet<br />

durch die Zinsverpflichtungen <strong>der</strong> deutschen<br />

Gesamtwirtschaft, die zur Zeit auf 1 Milliarde<br />

jährlich geschätzt werden und die Zahlungsverpflichtungen<br />

des Dawesplanes mit zur Zeit<br />

2)4 Milliarden Mark. Eine Uebersicht über die<br />

Gestaltung <strong>der</strong> Zahlungsbilanz liegt in amtlicher<br />

Form bisher nicht vor.<br />

Eine für 1928 nur vorläufige, durch die Heranziehung<br />

<strong>der</strong> Jahre von 1924 an aber wertvolle<br />

und interessante Zusammenstellung von deutschen<br />

Anleihen brachte die K. Z, am 1. 1. 1929:<br />

In Millionen Mark.<br />

Inlandsanleihen.<br />

1924<br />

1925<br />

öffentl.<br />

2?<br />

40<br />

prio.<br />

51<br />

112<br />

insges.<br />

78<br />

152<br />

1826 1225 327 1 552<br />

1927 832 165 99?<br />

1928 856 265 1 121<br />

Hus- 2 880 820 3 900<br />

Auslandsanleihen.<br />

öffentl. prio. insges.<br />

1924<br />

1925<br />

—<br />

800<br />

42<br />

512<br />

42<br />

1 312<br />

192« 965 740 1 705<br />

1827 684 660 1 574<br />

1928 80? 766 1 573<br />

Zus. 3 456 2 750 6 206<br />

(Unter den Inlandsanleihen sind Pfandbriefe<br />

und Kommunalobligationen, unter den Auslandsanleihen<br />

ist die Dawesanleihe nicht<br />

berücksichtigt!) Auch ist die kurzfristige Auslandsverschuldung<br />

nicht erfaßt!


Aus <strong>der</strong> rheinischen kirchlichen Sozialarbeit<br />

Die Arbeitstagung <strong>der</strong> Synodal-<br />

Vertreter für die sozialen Aufgaben<br />

fand Anfang Januar statt. Als auswärtige<br />

Referenten nahmen an ihr die Herren Oberregierungerat<br />

Dr. Stets vom Landesarbeitsamte<br />

des <strong>Rheinland</strong>e« (Arbeitsmarkt und Wirtschaftslage,<br />

Bedeutung und Methode <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Berufsberatung),<br />

Gewerberat Raabe, Duisburg,<br />

(die Gewerbeaufsicht, Organisation und Arbeitsweise)<br />

und Dr. Schönfeld, Berlin und Genf<br />

(die deutsche Wirtschaftssenaußte,' die internationale<br />

kirchliche Sozialarbeit) teil. Eingehende<br />

Behandlung erfuhren daneben die fragen<br />

des Wirtschaftskampfes und <strong>der</strong> kirchlichen<br />

Stellungnahme zu ihm sowie <strong>der</strong> geistigen<br />

Struktur de« mo<strong>der</strong>nen Unternehmers (Referenten<br />

Menn und Liz. Geibel, Duisburg). Von beson<strong>der</strong>er<br />

Bedeutung aber waren die Besprechungen<br />

über die Organisation unserer Gemeinden<br />

März 30. (bis 4. April) Lehrgang für Volksliedkunde<br />

und Chorgesang <strong>im</strong> Neulandhaus<br />

Eisenach,<br />

April 2,—4. Kursus für Religionspädagogik<br />

und Weltanschauung (für Lehrer<br />

und Lehrerinnen) <strong>im</strong> Iohannesstift,<br />

Spandau.<br />

2.-5. Akademische Woche, Dresden.<br />

„ 4. Religionspädag. Konferenz <strong>der</strong><br />

Gesellschaft f. eoang. Pädagogik,<br />

Breslau.<br />

„ 4.—7. Evang. Reichselterntag 1922 in<br />

Breslau.<br />

„ 7, Deutscher Eoangel, Gemeindctag<br />

in Dortmund.<br />

„ 7.—lt. Konferenz d. deutschen Eo. Verb,<br />

für Volksmission in Bad Sachsa.<br />

„ id. Bietighe<strong>im</strong>er Tag.<br />

„ 12.—17. Serualcthische Schulungswoche<br />

1929 in Hamburg.<br />

„ 17.—23. Studientage f. Pfarrer <strong>im</strong> Burckhardthaus,<br />

Berlin-Dahlem.<br />

„ 19.—21. Jahrestag de« Deutschen Bundes<br />

Eoang.-kirchl. Blaukreuzvcrbände,<br />

Hamburg.<br />

Mai 15.—16. Deutsche Iugendpfarrcrkonfercnz<br />

in Iugenhe<strong>im</strong> a. d. Bergstraße.<br />

„ 21.—23. Pfingsttag d. Eoangcl.-Sozialen<br />

Kongresses in Frankfurt a, M,<br />

W Soziale Tagungen 4929<br />

Der Kirchlich-soziale Bund hat die für 1929 geplante<br />

Tagung in Karlsruhe auf 1S30 verschoben,<br />

da ein geeigneter Zeitpunkt nicht zu<br />

finden war. Karlsruhe wird aber <strong>der</strong> Ort <strong>der</strong><br />

nächsten Tagung bleiben. Der evangelischsoziale<br />

Kongreß wird in <strong>der</strong> Pfingstwoche in<br />

Frankfurt a. M, stattfinden. Zur Behandlung<br />

steht das Problem <strong>der</strong> Berufsethik, Ueber die<br />

Berufsethik <strong>der</strong> Arbeiterschaft sprechen <strong>der</strong> Vorsitzende<br />

de« Holzarbeiterverbande« Tarnow und<br />

<strong>der</strong> Württemberger Springer, Weitere Referenten<br />

stehen noch nicht endgültig fest. — Ma»<br />

sollte auf seilen <strong>der</strong> beiden großen evangelischsozialen<br />

Organisationen ernstlich versuchen, zu<br />

einer Verständigung über Zeit und Ort <strong>der</strong> großen<br />

Tagungen zu gelangen. Sollte nicht auch<br />

<strong>der</strong> Gedanke gemeinsamer Tagungen in weiteren<br />

Abständen wenigsten« erwägenswert sein? M.<br />

und die überlieferten Formen <strong>der</strong> kirchlichen Gemeindearbeit<br />

unter dem Gesichtspunkte <strong>der</strong> sozialen<br />

Aufgabe (Referenten Kunze, M. Gladbach,<br />

und Kramm, Solinnen,) Man vergleiche hierzu<br />

den Aufsatz von Hollweg, Eckenhagen, in<br />

<strong>der</strong> vorliegenden Nummer de« Et>, Rhld.<br />

Vom 48.—26. Januar hatte das Saargebiet<br />

eine Evangelisch-soziale Woche mit Vorträgen in<br />

einer großen Zahl von Industrieorte». Sie begann<br />

mit einem Wic<strong>der</strong>holungskursu« für frühere<br />

Arbeiterfreizeitteilnehmcr, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Höhenlage<br />

<strong>der</strong> Diskussion und dem Ernst <strong>der</strong> Fragestellungen<br />

deutlich zeigte, von welcher praktischen Bedeutung<br />

die Arbciterfreizeiten für die geistige Schulung<br />

einer bewußt evangelischen Arbeiterschaft<br />

geworden sind. Die intensive, vor allem durch<br />

Pfarrer Eckert, Mannhe<strong>im</strong>, selbst begonnene<br />

Werbearbeit de« Bundes religiöser Sozialisten<br />

<strong>im</strong> Saargebiet gab Anlaß zur Behandlung <strong>der</strong><br />

! VIl. Tagung des Verein« Deutscher<br />

^ <strong>Evangelische</strong>r Lehrerinnen, verbunden mit<br />

<strong>der</strong> 14. Vertreterinnen-Versammlung vom 2.<br />

bis 4. April 1929 in Mülhe<strong>im</strong> (Ruhr).<br />

Tagungsplan.<br />

Ostcrdienstag, den 2. April, <strong>im</strong> evangelischen<br />

Veleinshau«, Friedrichftraße:<br />

8^ Uhr: Vorstandssitzung.<br />

9^ Uhr: Vertreterinnen- und Mitglie<strong>der</strong>-Versammlung.<br />

Nachm.: Fahrt durch den Ruhrorter Hafen, den<br />

bedeutendsten Binnenhafen Europas.<br />

20 Uhr: Elternabend.<br />

Vortrag: Elternhaus und Schule in ihrer gemeinsamen<br />

Erziehungsarbeit a» den schwierigen<br />

Kin<strong>der</strong>n,<br />

Frau Rektorin Spelsberg, Elberfeld.<br />

Schlußwort: Generalsuperintendent V. Stoltenhoff,<br />

Koblenz.<br />

Mittwoch, den 3. April, <strong>im</strong> kleinen Saal <strong>der</strong><br />

neuen Stadthalle:<br />

9 Uhr: 1. öffentliche Versammlung:<br />

Eröffnung und Begrüßungen,<br />

Vortrag: Unser Glaube, unsere Kraft, unsere<br />

Verantwortung inmitten <strong>der</strong> umwälzenden<br />

Bestrebungen unserer Zeit. Pastor Hecken»<br />

ruth. Barmen.<br />

Aussprache.<br />

15 Uhr: 2. öffentliche Versammlung.<br />

Vortrag: Die pädagogischen Probleme <strong>der</strong><br />

Gegenwart, die Einstellung unserer Zeit zu<br />

ihnen und Beleuchtung vom Evangelium au«.<br />

Rektor Steinmann, Friemershe<strong>im</strong> (Nie<strong>der</strong>rhein),<br />

Leiter <strong>der</strong> amtlichen Pädagogischen<br />

Arbeitsgemeinschaft,<br />

Aussprache.<br />

19 Uhr: <strong>im</strong> Blauen Saal des evangelischen<br />

Vereinshause«, Friedrichstraße: Geselliger<br />

Abend, veranstaltet von <strong>der</strong> Mülhe<strong>im</strong>er<br />

Gruppe,<br />

Donnerstag, den 4. April, <strong>im</strong> Zeichensaal <strong>der</strong><br />

evangelischen Volksschule in Mülhe<strong>im</strong>-Dümpten:<br />

9)^ Uhr: 3. öffentliche Versammlung.<br />

Vortrag: Tafelzeichnung und Gedicht al«<br />

Bausteine für schaffende Arbeit <strong>im</strong> Gesamtunterricht<br />

(nach dem gleichnamigen Buch von<br />

Rektor Born).<br />

Anschließend: Unterrichtsstunde <strong>im</strong> 1. Schuljahr:<br />

„Hans und die Spatzen", von Löwen-<br />

Frage nach dein Verhältnis von <strong>Kirche</strong> und religiösem<br />

Sozialismus auf einer Pfarrerkonferenz,<br />

die aus dem ganze» Saargebiet gut besucht war.<br />

Die dort mit Zust<strong>im</strong>mung de« ganzen Kursus<br />

vorgelegten Thesen stehen auf Anfrage bei dem<br />

Sozialen Pfarramte gerne zur Verfügung.<br />

Der Versuch einer ersten winterlichen Arbeiterfreizeit<br />

(vom 4,—8. Februar in Barmen) ist in<br />

überraschen<strong>der</strong> Weise gelungen. Au« allen Teilen<br />

des Mittel- und Nie<strong>der</strong>rhein« fanden sich<br />

Teilnehmer zusammen und verwuchsen trotz großer<br />

Unterschiede in Alter, Beruf, Herkunft und<br />

Organisationszugehörigkeit zu einer glücklichen<br />

Arbeitsgemeinschaft über den Fragen nach dem<br />

Verhältnis von Christentum und sozialer Aufgabe,<br />

wie nach <strong>der</strong> Bedeutung von Arbeit und<br />

Beruf in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Wirtschaft. Lei<strong>der</strong> hatten<br />

nicht alle Meldungen berücksichtigt werden<br />

können.<br />

In <strong>der</strong> Zeit vom 14.—27. Febr. fand <strong>der</strong> alljährige<br />

soziale und wohlfahrtspflegerische Schulungskursus<br />

für Kandidaten in Rengsdorf statt.<br />

Tagungen und Kongresse<br />

stein. Lehrerin Nora Katzmann, Elberfeld.<br />

Aussprache,<br />

15 Uhr: Vertreterinnen- und Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

<strong>im</strong> evangelischen Vereinshaus,<br />

Friedrichstraße.<br />

18^ Uhr: Schluß <strong>der</strong> Tagung.<br />

Abreise <strong>der</strong> Freizeitteilnehmerinnen nach <strong>der</strong><br />

Engelsburg bei Werden (Ruhr). (Siehe<br />

beson<strong>der</strong>e Einladung!)<br />

Es werden Freiquartiere und Gasthofquartiere<br />

(ohne Frühstück 3,85 Mark) bereitgehalten.<br />

Mittagessen, Nachmittagskaffee und Abendessen<br />

werden gemeinsam <strong>im</strong> evangelischen Vereinshause<br />

bzw. in <strong>der</strong> Stadthalle eingenommen. Tage«verpflegung<br />

zirka 3,50 Mark.<br />

Die Teilnehmerkarte für die ganze Tagung kostet<br />

2 Mark, die Einzelkarte für die öffentlichen<br />

Vorträge 0,75 Mark.<br />

Die Anmeldungen werden möglichst bald unter<br />

Benutzung de« Anmeldescheins auf <strong>der</strong> letzten<br />

Seite dieser Nummer an Fräulein Else Kleinholz,<br />

Mülhe<strong>im</strong>(Ruhr)-Broich, Graf-Wyrich-<br />

Straße 37, erbeten.<br />

Die am Ostermontag anreisenden Teilnehmerinnen<br />

treffen sich zu zwanglosem Beisammensein<br />

abends <strong>im</strong> evangelischen Vereinshaus, Friedrichstraße.<br />

Die Auskunftsstelle am Ostermontagnachmittag<br />

und am Dienstagmorgen befindet sich <strong>im</strong> Frauenraum<br />

des Wartesales I./II. Klasse, Hauptbahn-<br />

Hof Mülhe<strong>im</strong> (Ruhr).<br />

Tagungsprogramme können von <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />

des V.D.E.L., Barmen, Neuer Weg<br />

53/55, angefor<strong>der</strong>t werden.<br />

> Freizeit<br />

auf <strong>der</strong> Engel « burg bei Werde» a. d. Ruhr<br />

vom 4.-9. April (9. 4. morgens Abreise).<br />

Thema: Frauengestalten au« den Evangelien.<br />

Leitung: Frau Rektorin Spelsberg, Elberfeld.<br />

Freizeitspreis: Im allgemeinen 4 Mark pro<br />

Tag: es sind einige wenige Quartiere (Laqerstätten)<br />

zu 3 Mark pro Tag vorhanden. (Anund<br />

Abreisetag werden als 1 Tag gerechnet.)<br />

Die Engelsburg ist vom Bahnhof Werden au«<br />

in 20 Minuten zu Fuß zu erreichen. Sie liegt<br />

auf waldiger Höhe und bietet einen reizenden<br />

Blick in« Ruhrtal.<br />

Alle Mitglie<strong>der</strong> sind herzlich eingeladen, an <strong>der</strong><br />

Freizeit teilzunehmen.


Nachweis neuest« Literatur, beson<strong>der</strong>s von<br />

AufsätzeninZeitschriften, über Hauptgebiete.<br />

Angeführte Schriften sind be<strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />

Preßoerband einzusehen, nicht zu<br />

entleihen. Der Verlag des Preßoerbandes<br />

besorgt jedoch alle Schriften — zum käuflichen<br />

Erwerb — umqehend.<br />

Geistlicher und Volksgemeinschaft. (Führerkorrespondenz,)<br />

Zum Volksbegriff in <strong>Kirche</strong>nlehre und <strong>Kirche</strong>nrecht<br />

von Sin<strong>der</strong>mann, (Die Schildgenossen,)<br />

Reflationen über das Verhältnis von Staat und<br />

<strong>Kirche</strong>, o. Dr. S<strong>im</strong>on«. (Stockholm.)<br />

Soziales und Sozialethisches<br />

Wertarbeit <strong>im</strong> Lichte <strong>der</strong> Arbeiterdichtung, von<br />

Dr. Mühle. (Führerdienst.)<br />

Zum 400. Geburtstag des Arbeiterphilosophen,<br />

v. Dietzgen. (Arbeiterjugend.)<br />

Alle Macht den Räten, o. Garwy, (Arbeiterjugend.)<br />

Der Eisenkrieg an <strong>der</strong> Ruhr. (Arbeiterjugend.)<br />

Die Berufsoerbände <strong>im</strong> Deutschen Reich.<br />

(Arbeiterjugend.)<br />

Da« Schlichtungswesen und seine Bedeutung für<br />

die Arbeiter, v. M. Kayser. (Arbeiterjugend.)<br />

Die Beschlüsse de« Magdeburger Katholikentage«<br />

4928 und die sozialwirtschaftlichen Aufgaben:<br />

4. Wohnungsfrage:<br />

2. Arbeit und Beruf:<br />

3. Mittelstandsnot:<br />


Linöfeys Gedanken zur Ehereform, v, Dr. E.<br />

Wentscher. (Neue Frauenkleidung und Frauenkultur.)<br />

Kameradschaftsehe, o. Closterma<strong>im</strong>. (DieBücherweit,)<br />

Dreierlei Jugend, Mo<strong>der</strong>ne Entwicklungsromane<br />

in Amerika, Rußland und Deutschland, o. Dr.<br />

Müller, (Eckhart,)<br />

Jugend und Weltfrieden, v. Stählin. (Christentum<br />

und Wirklichkeit.)<br />

Wie helfen wir dieser Jugend? Eine Betrachtung<br />

zum Hußmann-Prozeß. (Christliche Volkswart.)<br />

Zur sexuellen Aufklärung in den Fürsorgeerziehungsanstalten,<br />

4. für schulentlassene Mädchen,<br />

2, für schulentlassene männliche Anstaltszöglinge,<br />

Oberin Eieoer«, Direktor Schenk, Pfr. Schauß,<br />

(<strong>Evangelische</strong> Jugendfürsorge.)<br />

Pestalozzi« Vermächtnis an die religiöse Jugend-<br />

Unterweisung in <strong>Kirche</strong> und Schule, o. Eberhard,<br />

(Dorfkirche.)<br />

W Kunst und Volksbildung<br />

Ein Beitrag zur Hausmusik, o. Else Burkhard!,<br />

(Deutsche Frauenkleidung und Frauenkultur.)<br />

Die Wie<strong>der</strong>geburt de« Kasperletheater«, r>.<br />

Matches. (Die Frau und ihr Hau«)<br />

Die Volksbildung und da« Lebensreich <strong>der</strong> Industriearbeit,<br />

o, Rommen. (Der Pflug.)<br />

Volk und Musik. (Son<strong>der</strong>heft <strong>der</strong> „Deutschen<br />

Volksbildung".)<br />

4. Vom musikalischen Erlebe», o. Prof. Dr.<br />

Kerschensteiner. 2. Musik und Volksgemeinschaft,<br />

o. Zenthner. 3. Die Musik dem Volke,<br />

v, Herele. 4. Volk«- und neue Musik, o.<br />

Dr. o. Pan<strong>der</strong>. 5. Volk- und Rundfunkmusik,<br />

o. Dr, o. Bökelmann.<br />

Staatstheater und Volkskunst, r>. Schwank.<br />

(Volkskunst.)<br />

lieber die geistigen Grundlagen und Ziele einer<br />

neuzeitlichen Theaterbewegung, v. Dr. Goltz,<br />

(Da« Nationaltheater,)<br />

Von <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Bühne, r>,<br />

Wust. (<strong>Das</strong> Nationaltheater.)<br />

Hasenclcoer, Der H<strong>im</strong>mel und die Kunst, v.<br />

Rößler. (<strong>Das</strong> Nationaltheater.)<br />

Die Volkshochschule in Schweden, o. Adick««.<br />

(Neue Saat.)<br />

Maskiertes Bauerntum, v. Bürger, (Neue Saat.)<br />

Unser heutige« Musikleben, r>. Flei<strong>der</strong>er. (Die<br />

Singaemeinde)<br />

Katholische <strong>Kirche</strong>nmusik und Singbewcgung,<br />

(Die Singgemeinde.)<br />

Bach-Pflege? o, Ameln. (Die Cinggemeinde.)<br />

Ein vorbildliches Beispiel ländlicher He<strong>im</strong>atpflege,<br />

v. Nieschulz. (<strong>Das</strong> Land.)<br />

Die Arbeiter und die Musik r>. Prof. Müller.<br />

(Musik <strong>im</strong> Leben.)<br />

Die Arbeiter un» die Musik, o. Prof. Müller.<br />

(Musik <strong>im</strong> Leben.)<br />

Ist das Volkslied eine bürgerliche Angelegenheit?<br />

o. Hatzfeld, (Musik <strong>im</strong> Leben.)<br />

Ziele und Möglichkeiten <strong>der</strong> Volksmusikpflege,<br />

o. Walter Berten. (Musik <strong>im</strong> Leben.)<br />

Pflege <strong>der</strong> Musik in Arbeitervereinen, o. Prof.<br />

Müller. (Musik <strong>im</strong> Leben.)<br />

Die Weltmacht des Films, c>. Nusfer. (St<strong>im</strong>men<br />

<strong>der</strong> Zeit.)<br />

Da« Theaterspiel in <strong>der</strong> Iesuiten-<strong>Kirche</strong>nkatechefe<br />

in <strong>Rheinland</strong> und in Westfalen, o. Schüller.<br />

(Rheinische He<strong>im</strong>atblätter.)<br />

Die zunehmende Bedeutung de« Film« in <strong>der</strong><br />

Oefentlichkeit, (Christliche Volkswart.)<br />

Junge« Musik-Proletariat, o. Humpert. (Musik<br />

<strong>im</strong> Leben.)<br />

<strong>Evangelische</strong> Volksbildung, o. Tews. (Volksbildung.)<br />

Hasenclever und George Groß. (Eckhart.)<br />

Vorlesen <strong>im</strong> Iugendoerein, v. Fritz Creter. (Führerdienst,)<br />

<strong>Das</strong> Iugendschutzaesetz und die Schund- und<br />

Schmutzschriftenbekämpfung, o. Dr. Köhler.<br />

(Fraucnhilfe.)<br />

Anna Schieber und ihr Werk. (Die Frau und<br />

ihr Haus.)<br />

Versuch eine« wirklichkeitsnahen organischen Aufbaue«<br />

einer Schülerbücherei, t>. Brauckmann.<br />

(Der Pflug.)<br />

Einrichtung und Ausgestaltung <strong>der</strong> Schülcrbücheleien<br />

in Ken Volksschulen, v, Wagner. (Hefte<br />

für Nücherciwesen.)<br />

Protestantismus und mo<strong>der</strong>ne« Schrifttum, v.<br />

Michel. (Kunstwart.)<br />

M Aus dem V^eltauschammgskampf<br />

Domprediger und Landesbischof Tolzien. Sein<br />

Eintreten für den Pazifismus. (Der Fackelreiter.)<br />

Die katholische Aktion.<br />

4. Ist die katholische Aktion notwendig?<br />

2. Worin besteht die katholische Aktion <strong>im</strong><br />

einzelnen? 3. Wie kommen wir in <strong>der</strong> Gemeinde<br />

zur katholischen Aktion? (Volksoerein.)<br />

Die Beschlüsse de« Magdeburger Katholikentages<br />

1928.<br />

4. <strong>Das</strong> Wesen <strong>der</strong> katholischen Aktion. 2.<br />

Religiös-kirchliche Betätigung. 3. Bildungsund<br />

kulturelle Aufgaben. 4. Sozial-wirtschaftliche<br />

Aufgaben, 5. Ehe und Familie.<br />

Ü, Staat und Volk. (Führerkorrespondenz.)<br />

Die katholische Aktion, v. Dr. Allgermissen,<br />

(Führerkorrespondenz.)<br />

<strong>Das</strong> religiöse Programm de« Volksoerein« für<br />

das katholische Deutschland in <strong>der</strong> grundlegenden<br />

Schule <strong>der</strong> deutschen Katholiken. (Führerkorrespondenz.)<br />

Der »deutsche Idealismus des Christentum«, o.<br />

Dr. Rademacher. (Die Bücherwelt.)<br />

Von Krieg und Frieden, v. Christian Geyer.<br />

(Christentum und Wirklichkeit.)<br />

Fre<strong>im</strong>aurertum und <strong>Kirche</strong>, o. Stumm. (Christliche<br />

Welt.)<br />

Die (katholische) Kirchc <strong>im</strong> Geisteskampf,<br />

(St<strong>im</strong>men <strong>der</strong> Zeit.)<br />

Katholische Bewegungen und katholische Aktionen,<br />

l>, Przywara. (St<strong>im</strong>men <strong>der</strong> Zeit.)<br />

Die geistige Internationale, o, Curzius. (Die<br />

Böttcherstraße.)<br />

Weltstaat? Internationale Umfrage. Beiträge<br />

u, a. Erzbischof Sö<strong>der</strong>blom. (Die Büttchcrstraße.)<br />

Krishnainurti, o. Roberts. (Die Vöttcherstraße.)<br />

Die Aussöhnung des Heiligen Stuhl« mit dem<br />

Königreich Italien (Hussarek). (Schönere Zukunft.)<br />

Dokumente perfi<strong>der</strong> ultramontancr Kampfesweise,<br />

die Hetze gegen Erzbischof Sö<strong>der</strong>blom.<br />

(Protestantische Rundschau.)<br />

Weltmission und Heidenmission und ihr gegenseitige«<br />

Verhältnis, o. Ben<strong>der</strong>. (Die Innere<br />

Mission.)<br />

! Organisation und Orgam'salionsfragen<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> Bezirksarbeit für den Aufbau<br />

<strong>der</strong> Großstadtgemeinde, o. Raoenau. (Die<br />

evangelische Gemeindeschwester.)<br />

Tagungen und Kongresse<br />

Die Grenzmark-Tagung de« Kirchlich-Sozialen<br />

Bundes. (Kirchlich-soziale Blätter.)<br />

Die 7. Generalversammlung de« katholischen<br />

Fürsorgeoerein« für Mädchen, Frauen und<br />

Kin<strong>der</strong>. (Soziale Kultur.)<br />

<strong>Evangelische</strong> Tagungen in Wien und Budapest,<br />

Internationale Tagung <strong>der</strong> Vereinigung zur<br />

Verteilung und För<strong>der</strong>ung des Protestanti«mu«.<br />

(<strong>Evangelische</strong> Frauenzeitung.)<br />

Die Fraucnwoche auf <strong>der</strong> Freusbura. (Die<br />

Frau und ihr Haus.)<br />

<strong>Kirche</strong> und Musik, Bericht über die 2. Führertagung<br />

in Spandau, (Die Singgemeinde.)<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Bibliographie rheinischer<br />

evangelischer Zeitschriften<br />

Anno 4544 <strong>Kirche</strong> und kirchliche« Einkommen in<br />

Allendorf (Sgr. We. Ld. 54, S. 772) —<br />

75. Jubiläum <strong>der</strong> ersten Herberge zur He<strong>im</strong>at<br />

(in Bonn), von Waisenvater Corbach, Bonn<br />

(Sbl. Bonn, VI, S. 79/84). — Ein Mainzer<br />

Erzbischof sorgt für evangelischen Gottesdienst<br />

in Dörrenbach-Seiberebach (Glaube<br />

und He<strong>im</strong>at III, S. 24 f.). Aus Lebe» und<br />

Erleben <strong>der</strong> Diaspora i Dormagen, von<br />

Pfarrer Iörr«, Boppar» (R. W. G. Ad.<br />

Bl. II, S. 43 f.). — Die Diakoncnanstalt in<br />

Duisburg, geschichtlicher Abriß (Sgr. Kalk<br />

I, S, 45 f.), — Die Dürener Lutherkirche<br />

(Eo. Bl. Gdbl. Düren, VI, S. 96). — Wie<br />

die Ebersgönser sich 4672 den Schulmeister<br />

Johanne« Vigiliu« zu Langgöns als<br />

Pfarrer ausgebeten haben (Sgr. We. Ld. 50,<br />

S. 756). — Alte Geschichten au« Ebersgöns:<br />

In Gefahr vor den Caloinisten (ebda,<br />

54, S. 774 f.! 52, S. 787). — Zwei Neujahr«briefe<br />

aus alter Zeit aus Wißmal und<br />

Eber«gön« (ebda 4, S. 45 f.). — Wie da«<br />

nassauische Gesaugbuch in Ebersgöns und<br />

Oberkleen eingeführt wurde (ebda, II, S.<br />

34). — Zum 75. Jubiläum de« Elberfel<strong>der</strong><br />

System« erschien bei Martini und<br />

Grüttefien in Elberfeld, für 44 Mark, eine<br />

Uebersicht über Entwicklung und Stand <strong>der</strong><br />

öffentlichen und private» Wohlfahrtspflege in<br />

Elberfeld (eo.-luth. Gdbl,, Elberfeld, 52, S,<br />

) — Erzählungen und Bil<strong>der</strong> zur Geschichte<br />

Elberfeld« schrieb Rektor Heinrich Hoffmann<br />

(2,50 Mark, bzw, 3,50 Mark, s. ref.<br />

Wbl. 52, Beilage), — Zur Eröffnung de«<br />

Prcdigerseminara in Elberfeld. (Mit geschichtlichem<br />

Rückblick), von Kirchmeister Dr.<br />

Mensing (ebda. III, Beilage), — Zur Eröffnung<br />

des Prcdigersemmars in Elberfeld von<br />

Studiendirektor Pastor I), Hesse (ref, Ki. Ztg.<br />

III, S. 47 bis 20). — Ein Erinnerungsblatt<br />

au« <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Gegenreformation <strong>der</strong><br />

Stadt Elberfeld (rcf. Wbl. VI, S. 47 f.)<br />

— Die billige Bibel. (Elberfeld 4702.)<br />

Von Pastor 'Liz. Klugkist-Hesse (ebda. VI, S.<br />

45). — 200 Jahre evangelisches Waisenhaus<br />

!» Essen (Sgr. E.-AltstaVt, S. 755 f.). —<br />

Zum 40sähriaen Jubiläum de« Zweigvcreins des<br />

<strong>Evangelische</strong>n Bundes in Essen-Altstadt<br />

(ebda. IV, S. 64). — Der 3. Band <strong>der</strong> Gcmeindegeschichte<br />

Essen-Altendorf von<br />

Pastor Cürli« ist erschienen (zu beziehen durchs<br />

dortige Gemeindeamt, Kerckhoffstraße 22b, für<br />

4,50 Mark), — Die 400iährige Jubelfeier <strong>der</strong><br />

Gemeinde St, Goar, von Pastor Brauneck,<br />

Mayen (R. W. G. Ad. Bl. 2, S. 44 f.). —<br />

Die kirchliche Verordnung von Hochelhe<strong>im</strong><br />

und D or nholzh a u s e» in <strong>der</strong> Reformationszeit<br />

(Sgr. We. L. II, S. 48). — Kinzenbach<br />

und seine kirchlichen Verhältnisse<br />

zur Zeit <strong>der</strong> Reformation, von Liz, Müller,<br />

Dutenhofen (ebda. V, S. 79). — Die erneuerte<br />

Karthäuserkirche in Köln, mit Beiträne»<br />

verschiedener Verfasser, herausgegeben


von Pastor Nack (2 bzw. 3 Mark, zum ermäßigten<br />

Preis von 4 bzw. 4,50 Mark zu<br />

beziehen vom dortigen Gemeindeamt, Antonitcrgasse<br />

IN), — Aus den ältesten <strong>Kirche</strong>nrechnungen<br />

von Krofdorf, 4544 bis 1547. Allerlei<br />

Merkwürdige«. (Sgr. We. Ld, II, S. 34 f.<br />

III, S, 47: IV, S. 63). — Beiträge zur Baugeschichte<br />

<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> in Leichlingen,<br />

von F, Hinrich, daselbst (Sqr. Lei.<br />

50, S. 756). — Eine Kirchturm- mid Glockengeschichte<br />

von demselben (ebda, V, S. 79 f.),<br />

— Auswirkungen des evangelischen Leben« in<br />

<strong>der</strong> Grafschaft Nur«, von O. Ottsen, Orsoy,<br />

(He<strong>im</strong>nachrichten aus <strong>der</strong> Grafschaft« Volkshochschule<br />

in Orsoy 44 und 42, S. 5 f. und 4<br />

bis ?). — Einige persönliche Erinnerungen au«<br />

alter Neukirchen er Zeit, von G. Krüsmann.<br />

(Der Mission«- und Heidenbote, Nr. 567,<br />

S. 224 bi« 223.) — Etwa« von <strong>der</strong> Burg zu<br />

Nie<strong>der</strong>kleen (Sgr. We. Ld. 50, S. 756).<br />

— Wie e« um 4648 herging, wenn in Oberk<br />

l e c » o<strong>der</strong> Ebrrsgöns Kirchcnvisitation<br />

gehalten wurde (ebda, 50, S, 755 f.). — Geschichtliches<br />

über die Gemeinde 3H ayen, von<br />

Pastor Brauneck daselbst. (Sgr. Sy. Koblenz II,<br />

S. 30/32). — Ueber die Festschrift von Dr.<br />

Kahler, Mei<strong>der</strong>ich, anläßlich <strong>der</strong> Einweihung<br />

des dortigen Kaiser-Wilhelm-Krankenhause«<br />

vgl. ref. Ki. Ztg. II, S. 43 f. — Bil<strong>der</strong><br />

aus <strong>der</strong> Vergangenheit <strong>der</strong> lutherischen Gemeinde<br />

in Ronsdorf, von Pastor Karl<br />

Schoen (Ronsdorfer Hausfreund, Werbenuminer<br />

S. 4/6, Nr. 4, S. 24 f.- S. 34 bi« 36,-<br />

III, S. 54 f.: V, S. 84 f.! VI, S. 402 f.).<br />

— Von einer Schule, die in diesen Tagen ihr<br />

30jähriges Bestehen hätte feiern können (in <strong>der</strong><br />

Kolonie Mcerb eck). (Sgr. Utfort, 5«, S.<br />

756), — Schriftstücke (4779) betreffend die<br />

erste evangelische Schule in U t f o r t (ebda, II,<br />

S. 32, vgl. III, S. 48, IV, S. 64). — Au«<br />

Leben und Erleben <strong>der</strong> Diaspora: Weißent<br />

h u r m, von Pastor Iörr», Boppard (R. W.<br />

G. Ad. NI. I, S. 5 f.). — Ein seltener Iubiläumstag<br />

(26. Mai 4 929, betreffend Wesel).<br />

(Cgr. Ndrrh. VI, S. 96). — Ueber Verfassung<br />

und Geschichte <strong>der</strong> ehemaligen Reichsstadt<br />

Wetzlar, s. Sgr. We. Stadt, II, S. 32,<br />

III, S. 48, IV, S. 64, VI, S. 95. — Luthers<br />

Kleiner Katechismus in unserer Zeit. (Erinnerungen<br />

an« alter Zeit aus <strong>der</strong> Wetzlarer<br />

Gegend.) (Sgr. We. Ld. IV, S. 63 f., V, S.<br />

79 f., VI, S. 94 f.). — Der Name Wichlinghausen,<br />

Ältwichlinghausen. — Vom<br />

Segen <strong>der</strong> Geschichte. (Sgr. Barmen-Wichlinghausen<br />

Nr. I bis V, S. ?). — Zwei alte Gesangbücher<br />

<strong>der</strong> Grafschaft Wied bzw. <strong>der</strong><br />

Wiedischen Lande. (Sgr. Oberbieber 50, S.<br />

756.) — Was für ein Christkindchen die<br />

Wißmarer ihrem Pfarrer auf« Scheunendach<br />

setzten. (Sgr. We. Ld. 52, S. 748 f.). —<br />

Aus Wißmars kirchlicher Geschichte (Sgr,<br />

We. Ld. VI, S. 94 f,)<br />

Persönliches<br />

Ehr. G. Fr. Barner, <strong>der</strong> 20. luth. Pastor<br />

in Elberfeld, von v. H, Niemöller (ev.-luth,<br />

Gd. Bl. El. I. S. 3/5). — F. G. Bayer,<br />

<strong>der</strong> 22. luth. Pastor in Elberfeld (ebda. II, S.<br />

44 f.). — Christian III. von Pfalz-Zweibrücken,<br />

von Liz, Rodewald, Bonn, (Glaube und<br />

He<strong>im</strong>at IV, S. 36, V, S. 38). — Adolf<br />

Clarenbach (He<strong>im</strong>nachrichten aus <strong>der</strong> Grafschafter<br />

Volkshochschule in Orfoy, XII, S. 748).<br />

— Der Frankenturm, <strong>der</strong> Kerker Clarenbach<br />

s (ref. Wbl. El. V, S. 37 f.). — Ad.<br />

Clarenbach S Vater (Ev. Gemeindeblatt<br />

Remscheid, VI, S. 4 f.). — Ein Familientag<br />

<strong>der</strong> Clarenbachs (Ev.-luth. Gdebl. El.,<br />

VI, S. 66 f.). — Noch etwas von den C ° llenbuschianern.<br />

(Sgr. Barmen-Wichlinghausen,<br />

52, S. 4; I, S. 7). — Ein Blick in<br />

das Leben von I, G. Engel« in Nümbrecht,<br />

von Pastor E, Buddeberg (ref. Wbl. El. II,<br />

S. 42). — Pastor Engels in Nümbrecht<br />

und die Eiegerlän<strong>der</strong> Gemeinschaften (ref. Siegerland<br />

IV, Beilage). — Liz. Rodewald, Bonn,<br />

gab <strong>im</strong> Verlag von Glaube und He<strong>im</strong>at, Nirkenfeld,<br />

unlängst heraus: Philipp Friedr. Franz,<br />

4769 bis 4857, <strong>Das</strong> Leben eines Hunsrücker<br />

Pfarrers (Preis 4,50 Mark). — Worte Otto<br />

Funckes an die reformierte Gemeinde Elberfeld«.<br />

Von Pastor Liz. Klugkist-Hesse. (Ref.<br />

Wbl. El. IV, S. 34). — Eine Erinnerung an<br />

Johann A. Haslocher. (Sgr. We. Ld.<br />

I, S. 46). — K. A. E. Koch, <strong>der</strong> 23. luth.<br />

Pastor iu Elberfeld, von v. H. Niemöller.<br />

Ev.-luth. Gdebl. El. IV, S. 37/39). — Nathane!<br />

Köllner, <strong>der</strong> 24. luth. Pastor in<br />

Elberfeld, von v. H. Niemöller, Elberfeld (ebda.<br />

III, S. 30 f.). — v. Dr. K. I. Fr. W.<br />

Krafft, Pastor <strong>der</strong> reformierten Gemeinde<br />

Elberfeld, von Pastor Liz. Klugkist-Hesse, (ref.<br />

Wbl. El, 50, S. 397 f.). — Allerlei historische<br />

Notizen de« Pastor Fr. Ad. Krummacher<br />

in Kettwig (4840, s. So. Ztg. Kettwig, VI,<br />

S. 96). — August Lichten st ein, <strong>der</strong> 48,<br />

lutherische Pastor in Elberfeld, von v. H. Niemöller.<br />

(Eo.-luth. Gdebl. El. 50, S. 603/5).<br />

— Heinrich Lemp, von Pastor Hartmann,<br />

Ol>erklcen. (Sgr. We.-Ld. 50, S. 755), —<br />

Mitteilungen über die Familie M i t t e l st e i u-<br />

Scheidt. (Sgr. Barmcn-Wichlinghausen, 3<br />

und 4, S. 7). — Emil Ohly, <strong>der</strong> 24. luth.<br />

Pastor in Elberfeld, von v, H. Niemöller. (Ev.luth.<br />

Gdebl. El. 5, S. 52). — Johann de lc<br />

Roi, <strong>der</strong> 25, Pastor in Elberfeld, von v, H,<br />

Niemöller (ebda, VI, S. 65 f.). — Ländliche<br />

Kultur nach <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> letzten Reckenburgerin.<br />

(Christophorus IV, S. 4). —<br />

Heinrich Rinck, <strong>der</strong> 49. luth. Pastor in Elbcrfeld,<br />

von v. H. Nicmöller, Elberfeld. (Ev.luth,<br />

Gdebl. El., 54, S. 620 f.). — Liz. Rodewald,<br />

Bonn, Der Jesuit Franz Seedorf und<br />

seine Fürstenbekehrungen: 4, Pfalzgraf Friedrich<br />

Michael. (Der Wächter 44 und 42,<br />

S. 4/4). — Ueber Pastor Chr. Ludw. S c y d t,<br />

4776 bi« 4822 in Wichlinghausen <strong>im</strong> Amt, s.<br />

dortigen Sgr. 54, S. 4. — Ein unentdeckter,<br />

kostbarer Brief Iung-Stillings, datiert<br />

au» Marburg vom 42. 2. 4800 (ref. Wbl.<br />

El. II, S. 48, f.). — Alte Geschichten au«<br />

Oberkleen, Der religiöse Revers de« Pfarrer«<br />

Johanne« Vigilius. (Sgr. We. Ld., I,<br />

S. 4 5). -<br />

Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />

Professor v. Martin Dibeliu«, Neutestamentler<br />

in Heidelberg, hat den Ruf nach Bonn<br />

abgelehnt. — In Bonn verstarb Professor v.<br />

Siegfried Goebel, seit 4895 Professor für<br />

Neutestamentliche Wissenschaft an <strong>der</strong> dortigen<br />

evangelisch-theologischen Fakultät, bekannt durch<br />

viele Einzelllntersllchungen auf feinem Forschungsgebiet.<br />

— Professor v. Gustav Hölscher in<br />

^Harburg hat den Ruf nach Bonn auf den<br />

Lehrstuhl für Alttestamentliche Theologie angenommen.<br />

Aachc»<br />

In <strong>der</strong> Gemeinde Aachen gibt e« keine Konversionsbewegung<br />

zur katholischen <strong>Kirche</strong>. Von<br />

Januar bis Dezember v. I, sind nur 6 Glie<strong>der</strong><br />

dieser Gemeinde zur römischen <strong>Kirche</strong> übergetreten,<br />

umgekehrt 9. — Am 46, 42. 4928 wurde<br />

die neue Kapelle <strong>im</strong> Luisenhospital zu<br />

Aachen eingeweiht durch Generalsuperintendent<br />

v, Stoltenhoff. Die Wandgemälde<br />

über dem Altar sind von Maler Frenze!.<br />

» Kreisgemeinde an <strong>der</strong> Agger<br />

Der <strong>Kirche</strong>nchor zu Hülsenbusch feierte<br />

sein 40jährige« Bestehen. — Auf eine 40jähr!ge<br />

Amtstätigkeit blickte am 42. 42. 4928 Pfarrer<br />

Rudat in Müllenbach zurück: mit Gemeinde<br />

und Synode in treuer, stiller Arbeit verwachsen,<br />

erfuhr er viel Liebe, — Eingeführt am<br />

46. 42. 492« wurde Pfr. Stüber in Lieberhausen,<br />

am gleichen Tage Pfarrer Oehr-<br />

>n c> n n in 31? arienhagen, — Ende Dezember<br />

hat Pfarrer Brecher, Marien berghausen<br />

, vor seinem Scheiden nach Elberfeld<br />

(luth) noch die Konfirmation <strong>der</strong> diesjährigen<br />

Konfirmanden seiner alten Gemeinde<br />

vorgenommen. — Am 6. Januar 4929 wurde<br />

Pfarrer Arina, in Holpe einst<strong>im</strong>mig gewählt<br />

zum Pfarrer in Oberhausen I.<br />

>W Kreisgemeinde Altenkirchen<br />

Kandidat Barth, ordiniert am 9. 42. 4928,<br />

ist zum Hilfsprediger in Daaden ernannt. —<br />

Ernannt Hilfsprediger Heinrich Jacob,',<br />

Köln, zum Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde F l a m m e r «feld.<br />

— Am 43. Januar 4929 wurde Pfarrer<br />

Karsch, bisher in Hamborn, eingeführt als<br />

Pfarrer in Gebhardshain.<br />

VW KreiSgemeinde Varmen<br />

In <strong>der</strong> Dezembersitzung de« <strong>Kirche</strong>nsenats ist<br />

Pastor Liz. D i ck von <strong>der</strong> reformierten Gemeinde<br />

Barmen-Gemarke endgültig zum<br />

hauptamtlichen Mitglied des <strong>Evangelische</strong>n Oberkirchenrats<br />

in Berlin unter Beilegung <strong>der</strong> Amtsbezeichnung<br />

Oberkonsistorialrat ernannt worden,<br />

in Nachfolge unsere« neuen Generalsuperintendenten<br />

v. Stoltenhoff. Oberkonsistorialrat Liz.<br />

Dick hielt am 20. 4. 4929 seine Abschiedspredigt<br />

in Gemarke. — Am 7. 42. 4928 wurde Missionsinspektor<br />

!. R. D. Kriele in B a r m e n<br />

70 Jahre alt. Die Grüße <strong>der</strong> Rheinischen Missionsgesellschaft<br />

überbrachte <strong>der</strong>en Präses D,<br />

Colsman aus Langenberg. Im Namen <strong>der</strong><br />

Pastoralkonferenz grüßte Superintendent Neirich.<br />

Barmen. — Nach den drei Vorträgen v.<br />

Albert Schweitzers in Barmen konnten<br />

nach Abzug <strong>der</strong> nicht unerheblichen Unkosten<br />

3800 Mark für missionarische Zwecke abgeführt<br />

werden. — Im Dezember starb Rektor i. R,<br />

Neu in Barmen, fast 80 Jahre alt, über 40<br />

Jahre Leiter <strong>der</strong> evangelischen Volksschule an<br />

<strong>der</strong> Hügelstraße. — Am 43. Januar war die<br />

Erneuerungsfeier <strong>der</strong> Friedenskirche in Wup -<br />

p e r f e l d. Die Weiherede hielt Generalsuperintendent<br />

V. Stoltenhoff, die Grüße des Provinzialkirchenrats<br />

überbrachte Präses D. Wolff,<br />

— Frau Elisabeth Potz bekleidet seit 4944<br />

eine hauptamtliche Stelle als Organist und<br />

Chordirigent in Barmen, — Am 23. Dezember<br />

starb Emil Lüttringhaus, 63 Jahre<br />

alt. Seit 4866, bis zu seinem Tode, war er<br />

Mitglied des Wuppertaler Männer- und Jünglingsoerein«.<br />

Er war 4867 freiwilliger Pfleger<br />

in <strong>der</strong> Cholera-Epidemie. — Die am 43. Januar<br />

wie<strong>der</strong> eingeweihte Friedenskirche inNuvperfrld<br />

ist die Zweitälteste <strong>Kirche</strong> daselbst, und<br />

nach den Plänen des Gemeinde-Architekten<br />

Mucke völlig erneuert. — Seit 4 Monaten<br />

ist auch eine <strong>Kirche</strong>nereuerung in Barmen-<br />

Wichlinghausen <strong>im</strong> Gange, Am Palmsonntag<br />

(24. 3.) ist die Wic<strong>der</strong>einweihung. —<br />

Am 46. 44. 4928 war das Richtfest für den<br />

Erweiterungsbau des Auguste-Viktoria-<br />

Hauses in Barmen, <strong>der</strong> Stätte des Verbandes<br />

<strong>der</strong> evangelischen Frauenhilfen <strong>Rheinland</strong>s.<br />

— Am Siloestertage wurde die nach<br />

langem Leiden He<strong>im</strong>gegangene Frau Pastor


Kuhlmann, Gemarke, unter überwältigen<strong>der</strong><br />

Beteiligung <strong>der</strong> Gemeindeglie<strong>der</strong> zur letzte»<br />

Ruhe bestattet, — Gemeindehelfer Wilhelm<br />

M erting in Wichlinghausen konnte am<br />

4. l. 1929 sein 25jähriges Diakonen-Jubiläum<br />

feiern. Er steht seit dem 1. 4. 1813 <strong>im</strong> Dienst<br />

an <strong>der</strong> genannten Gemeinde. — In Gemarkc<br />

starb, 75 Jahre alt, F. August Schnei<strong>der</strong>,<br />

während <strong>der</strong> Kriegszeit (in Jahre lang) Kirchmeister<br />

<strong>der</strong> Gemeinde.<br />

UW Kreisgemeinde Von»<br />

Am 11. 12, 1928 beging Pfarrer Liz, Dr.<br />

Thilo in Ei toif sein 25jährige« Ordinationsjubiläum.<br />

— An Stelle oon Hilfsprediger<br />

Liz. Winter, <strong>der</strong> Neujahr die Bedienung des<br />

Bezirks Bruch in <strong>der</strong> Gemeinde Dinslaken übernahm,<br />

trat Friedr. Steinbach aus Oberbieber,<br />

bisher in Hochdahl, in Troisdorf als<br />

Hilfsprediger ein. — Am 13. 1, 1928 ordinierte<br />

Superintendent Rentrop au« Königswinter in<br />

Bonn den au« Mitau in Kurland gebürtigen<br />

Hilfsprediger Alfred Busch, <strong>der</strong> die Arbeit<br />

des seit einiger Zeit erkrankten und bis Juni<br />

beurlaubten Bonner Pfarrers Lorenz übernommen<br />

hat, — Aus dem Nachlaß <strong>der</strong> verstorbenen<br />

Frl. Jul. Schwab i» Honnef<br />

wurde eine Anzahl Möbel und dgl, fürs dortige<br />

Alterehe<strong>im</strong> geschenkt.<br />

» Kreisgemeinde Braunfels<br />

Am 8. 12. 1928 verstarb <strong>im</strong> Krankenhause zu<br />

Wetzlar Pfarrer Müller aus Leun,<br />

61 Jahre alt. — Da« Laun«bacher Kirchlein<br />

wird <strong>im</strong> Innern einer gründlichen Erneuerung<br />

unterzogen.<br />

WW Kreisgemeiudc Clrve<br />

Die kleine <strong>Kirche</strong> in Eleve, mit neuen<br />

Fenstern geschmückt, ist am 16. 12. 1928 mit<br />

einem Adoents-Iugendgottesdienst wie<strong>der</strong> eröffnet<br />

worden. — Am 9. 12. 1928 ordinierte Superintendent<br />

Rosenka<strong>im</strong>er aus Eranenburg den<br />

Predigtamtskandidaten Hermann Barth, <strong>der</strong><br />

für Daaden, Synode Altenkirchen, ernannt worden<br />

war. — Nach einem Vortrag von Direktor<br />

Pfr. D.r Schott aus Barmen wurde cm<br />

Kreisoerband <strong>der</strong> evangelischen<br />

Frauenhilfen <strong>der</strong> Krcissynode Eleve an,<br />

11. Dezember 1928 gegründet.<br />

WW Kreisgemeiüde<br />

Die am 22. 11. 1928 eingeweihte Lippebrücke<br />

stellt eine willkommene Verbindung her zwischen<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Gahlen und <strong>der</strong> Weseler Nachbargemcinde<br />

Schermbeck. — Gahlen führte<br />

1928 <strong>Kirche</strong>nsteuern ein. — Am 20, Januar<br />

feierte man die Selbständigwerdung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />

Schmachtendorf, aus <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Hiesfeld hervorgegangen. — Am 27.1.<br />

wurde in Dinslaken-Bruch als Nachfolger<br />

de« nach Bergisch-Neukirchen berufene»<br />

Pfarrer« vom Dreusche <strong>der</strong> Hilfsprcdiger Liz.<br />

Friedrich Winter, bisher in Troisdorf, ordiniert.<br />

— In <strong>der</strong> Gemeinde Götterswickerhamm<br />

wird für den Orgelfond gesammelt.<br />

>W Kreisgemeinde Duisburg<br />

Ordiniert wurde am 21, 11. 1926 in Duisburg<br />

<strong>der</strong> Pfarramtskandidat Alfred Beer. — Durch<br />

den <strong>Kirche</strong>nsenat <strong>der</strong> preußischen Landeskirche<br />

wurde die neu eingeführte kirchliche Ehrenmünze<br />

verliehen an Gehe<strong>im</strong>rat Weber in Duisburg.<br />

— Am «, Dezember 1928 fand die<br />

Ordination des Pfarramtskandidaten Hörn<br />

au« Duisburg-Laar, <strong>der</strong> gegenwärtig Hilfsprediger<br />

in Elberfeld ist, auf Wunsch in seiner<br />

He<strong>im</strong>atkirche zu Laar statt, — Am 16, 12.<br />

1928 wurde »er an Stelle des zum Pfarrer<br />

gewählten Hilfsprcdiger« Kurtz <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Duisburg übcrwiesene Hilfsprediger Lutze aus<br />

Köln-Ehre»feld vom Superintendenten Heß<br />

ordiniert. —- In W anhe<strong>im</strong>-Angerhausen<br />

hat die auf den 23. 12. 1928 angesetzte<br />

Pfarrwahl verschoben werden müssen wegen <strong>der</strong><br />

in letzter Stunde ergangenen Verfügung de«<br />

<strong>Evangelische</strong>n Oberkirchenrats über die Wahlperiode<br />

<strong>der</strong> bisherige» Gemeindevertretungen. —<br />

Der Antrag auf Errichtung <strong>der</strong> 7. Pfarrstelle in<br />

Mei<strong>der</strong>ich ist seitens des Kreissynodalvorstande«<br />

und Konsistorium« befürwortet und liegt<br />

jetzt dem <strong>Evangelische</strong>n Oberkirchenrat in Berlin<br />

zur Genehmigung vor. Die Duisburger<br />

Diakonenanstalt hat 2 neue große<br />

Arbeitsfel<strong>der</strong> übernommen, das Altershe<strong>im</strong> Friedenshe<strong>im</strong><br />

in Haan mit 180 Betten, sowie die<br />

Heil- und Pflegeanstalt in Waldbröl mit 50«<br />

Betten, darunter die Hälfte für weibliche Gemütskranke.<br />

» Kreisgemeinde Düsseldorf<br />

Pfarramtskandidat Johann Kirchhofs wurde<br />

am 18, 11, in Düsseldorf ordiniert, —<br />

Am 12. 12. 1928 verstarb Direktor Karl<br />

Schmidt, 7? Jahre alt, früher langjähriger<br />

Kirchmcistcr <strong>der</strong> Gemeinde Düsseldorf-<br />

Gerreshe<strong>im</strong>. — Die Gemeinde Kaiserswerth<br />

hat aus freiwilligen Gaben ein Klavier<br />

beschafft zum Preise oon 1298 Mark, wozu d!c<br />

<strong>Kirche</strong>nkasse den an diesem Preis noch fehlenden<br />

geringen Restbetrag zuschoß. — Pastor V,<br />

Schütz in Haan siedelte am 1. 1. 1929<br />

endgültig nach Berlin über als wissenschaftlicher<br />

Leiter des Domkandidatenstiftes, — Hilfsprediger<br />

Becker, bisher am Jugendpfarramt in<br />

Düsseldorf tätig, wurde als Hilfsprediger nach<br />

Dinslaken-Bruch versetzt. — Da« Kaiserswerther<br />

Diakonissenhaus plant den<br />

Bau eine« beson<strong>der</strong>en Freizeithauses,<br />

das de» zahlreichen Korporationen aus Frauenkreisen<br />

Unterkunft gewähren soll. Mit dem<br />

Bau ist bereit« begonnen. — Neben <strong>der</strong> Kreuzkirche<br />

in Düsseldorf wird nunmehr ein zweckentsprechendes<br />

Gemeindehau« errichtet<br />

werden, an Stelle <strong>der</strong> oon <strong>der</strong> Gemeinde Düsseldorf<br />

umgeän<strong>der</strong>ten Kapelle. Die städtische Sparkasse,<br />

welche die Miete <strong>der</strong> unteren Räume für<br />

30 Jahre zusicherte, wird das ganze Baukapital<br />

zu mäßigem Preise bereitstellen. — Am 21. 12.<br />

1928 starb Diakon Nilh. Huhn, Hausoater<br />

<strong>der</strong> Heilanstalt Nethesda in L i n t o r f, eben<br />

erst 52 Jahre alt. — Am 1. Januar übernahm<br />

Friedrich Lepper das Arbeitersekretariat in<br />

<strong>der</strong> Sonnenstraße 581, zu Düsseldorf, hauptamtlich.<br />

— Am 27. 1. 1929 ward Pfarrer<br />

Brützel, Emden, Kreis Neuhaldenslebe»,<br />

durch Superintendent Meinberg als Pfarrer in<br />

Gerreshe<strong>im</strong> eingeführt. — In <strong>der</strong> Gemeinde<br />

ll r d e n b a ch sind <strong>im</strong> Vorjahr <strong>im</strong> Vergleich<br />

zu den 5 vorangegangenen Jahren 26 A<br />

Kin<strong>der</strong> mehr evangelisch getauft. — Für den<br />

verstorbenen Rendanten Friedrich Reinhardt<br />

i» Mettmann wählte das Presbyteriiun<br />

den Lehrer i. R, Peter Lohmann zum Nachfolger,<br />

— Vom 13.—21. Februar war i»<br />

Düsseldorf eine Kaiserswerther Schwestern-Tagung,<br />

» Kreisgemeinde Elberfeld<br />

Pastor Koschades Nachfolger, Pastor Brecher<br />

aus Marienberghausen, ward am 13. 1. eingeführt.<br />

— Vier Pastoren in Elberfcld traten mit<br />

neuen Büchern zur Weihnachtszeit vor<br />

die Gemeinde, nämlich die Pfarrer B r ü ck n e r,<br />

Buddeberg, Gauger und L ö h r. —<br />

In <strong>der</strong> lutherischen Gemeinde Elberfeld sind <strong>im</strong><br />

<strong>Kirche</strong>njahr 1927/28 226 männliche und 134<br />

weibliche Personen ausgetreten, insgesamt 360,<br />

dagegen eingetreten aus <strong>der</strong> katholischen <strong>Kirche</strong><br />

17, au« Sekten H, vom Judentum her 1, wie<strong>der</strong><br />

eingetreten 70, zusammen 92 Personen. — Vom<br />

Neubau des Diakonissen-Mutterhauses Be-<br />

theeda an <strong>der</strong> Hainstraße, wozu am 18, 8.<br />

1927 <strong>der</strong> Grund gelegt war, ist nunmehr <strong>der</strong><br />

dritte Bauabschnitt, <strong>der</strong> Diakonissenhausflüael,<br />

fertiggestellt. — Zum Gedächtnis von Pastor<br />

Julius Winckler in Sonnborn, <strong>der</strong> <strong>im</strong> Vorjahr<br />

starb, ist ein Erinnerungsblatt erschienen,<br />

das be<strong>im</strong> Verlage von Burchhard in Elberfeld-<br />

Sonnborn für eine Mark zu haben ist. — Am<br />

20. 1. ist da« Elberselber Prediger-<br />

Seminar, da« nicht nur für die reformierten<br />

Theologen best<strong>im</strong>mt ist, eröffnet worden. Die<br />

Festpredigt hielt in <strong>der</strong> alten reformierten <strong>Kirche</strong><br />

Generalsuperintendent V. Stoltenhoff. — Am<br />

2. 12. 1928 wurde Hilfsprediger Werner<br />

Ben<strong>der</strong> in Elberfeld ordiniert. — Die<br />

Elberfel<strong>der</strong> Kurrende beging am 26. und<br />

27, Januar 1929 die Feier ihre« 5jährigen Bestehen«.<br />

— Anfang Januar wurde eine <strong>der</strong><br />

ältesten Helferinnen <strong>im</strong> Kin<strong>der</strong>gottesdienst an<br />

<strong>der</strong> reformierten Friedhofskirche in Elberfeld<br />

zu Grabe getragen, Fräulein Sophie<br />

Kaiser. — Am 19. Januar starb Kommerzienrat<br />

Adolf Boeddinghaus <strong>im</strong> 86.<br />

Lebensjahr. 54 Jahre lang war er Vertreter,<br />

Kirchmeister und Aeltester <strong>der</strong> lutherischen Gemeinde.<br />

— Auf Beschluß des Presbyterium« in<br />

Cronenberg werden <strong>Kirche</strong>ntaufen dort nicht<br />

mehr an jedem Sonntag, son<strong>der</strong>n am ersten<br />

Sonntag jeden Monats gehalten, — In<br />

Sonnborn ward am 24, Januar als Nachfolger<br />

des am 1. 7. 1928 verstorbenen Pfarrers<br />

Winckler gewählt Pfarrer Günther Wichethau«,<br />

au« <strong>der</strong> bekannten Elberfel<strong>der</strong> Familie,<br />

früher Hilfsprediger in Ronsdorf, gegenwärtig<br />

Pfarrei in Ramelow, Kreis Kolberg.<br />

» Kreisgemeinde Essen<br />

Der <strong>Kirche</strong>nsenat hat die Wahl des Pfarrers<br />

Karl Lohmann in Essen-Altstadt zum Superintendenten<br />

<strong>der</strong> Kreisgemeinde Essen bestätigt.<br />

Seine Einführung durch den Generalsuperintendenten<br />

v. Stoltenhoff fand in <strong>der</strong> Erlöserkirche<br />

Freitag, den 14. 12. 1928. in feierlichem Gottesdienste<br />

statt, — Ein von Pfarrer Marschall,<br />

Essen-Altendorf, gedichtete« Festspiel: „Drei<br />

Weihnachtsabende in Luther« Leben", gelangte<br />

am 12.12.1928 <strong>im</strong> Lutherhause Essen-West<br />

zur Aufführung. — In <strong>der</strong> letzten Versammlung<br />

<strong>der</strong> Größeren Gemeindevertretung <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Dellwig-Frintrop wurde <strong>der</strong> Beschluß<br />

gefaßt, den Erweiterungsbau <strong>der</strong> Gnadenkirche<br />

und den Bau eines Gemeindehauses an <strong>der</strong><br />

Friedenskirche baldmöglichst vorzunehmen, sobald<br />

die nötigen Mittel dafür vorhanden sind. — Am<br />

18, 11, 1928 starb <strong>der</strong> Presbyter dieser Gemeinde,<br />

Peter Weber, seit 1893 Mitglied <strong>der</strong> Größeren<br />

Gemeindevertretung, seit 19W Presbyter. —<br />

In Katernberg fand am 12, 6. 1928 wie<strong>der</strong><br />

eine Gebetstunde für masurische Gemeindeglie<strong>der</strong><br />

statt. — Auch Kran hat einen Eoangelischostpreußischen<br />

Gebetsverein, wie auch die Gemeinde<br />

Esse n-Rellina Hausen. — Am<br />

30, 12. 1928 wurde <strong>der</strong> Hilfspred. Deuchert<br />

in <strong>der</strong> Erlöserkirche durch Superintendent Lohmann<br />

ordiniert. Er übernahm den Religionsunterricht<br />

in den Berufsschulen <strong>der</strong> Stadt Essen<br />

und trat als Hilfsprediger in den Dienst <strong>der</strong><br />

Gemeinde Essen-Altstadt, — Am 17. 12. 1928<br />

feierte <strong>der</strong> frühere Gemcindehelfer Gottlieb<br />

Vernick seine» 70, Geburtstag, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

de« Männer- und Iünglingsoerein« und <strong>der</strong><br />

Frauenhilfe in Borbeck. — In <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Essen-Rüttenscheid wurde am 6. 1. 1929<br />

<strong>der</strong> zum 5. Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde erwählte<br />

Pfarrer Otto Kerber au« Frankfurt a. M.<br />

durch Superintendent Lohmann eingeführt. Eine<br />

beson<strong>der</strong>e Begrüßungefeier fand am 13. 1. 1929<br />

<strong>im</strong> Gustao-Adolf-Hau« auf <strong>der</strong> Margaretenhöhe,<br />

seinem zukünftigen Bezirk, statt. — Die<br />

evangelische <strong>Kirche</strong>ngemeinde Kray gibt für<br />

1929 ein Einführungsbuch heraus, welche« je<strong>der</strong><br />

einzelnen evangelischen Familie unentgeltlich zugeführt<br />

werden soll, — Da« geplante Handbuch


<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde KönigSsteele, die größtenteils<br />

zum Landkreis Essen gehört, ist erschienen.<br />

— Am 27. Januar wurde in Arede<br />

n e n die neue Orgel durch den Rüttenschei<strong>der</strong><br />

Organisten Dr. Czach vorgeführt: <strong>der</strong> Künstler<br />

hatte bei <strong>der</strong> Herstellung des Instruments bereitwillig<br />

seinen Rat zur Verfügung gestellt. —<br />

Am 3. Februar beging die Gemeinde Essen-<br />

Altstadt da« 40jährige Bestehen ihre«<br />

Zweigverein« des <strong>Evangelische</strong>n<br />

Bundes. — Für die durch den Tod von<br />

Pfarrer Schumann in Stoppenberg erledigte<br />

Pfarrstelle wurde am 27. Januar einst<strong>im</strong>mig<br />

Pastor van <strong>der</strong> Zwaag gewählt,<br />

gegenwärtig Hilfsprediger i» Essen-Altstadt, wo<br />

er mit <strong>der</strong> selbständigen Leitung des Bezirk«<br />

Essen-Ost betraut ist. — Essener <strong>Kirche</strong>n<br />

haben in <strong>der</strong> Kälteperiode durch Springen<br />

<strong>der</strong> Heizung großen Schaden erlitten.<br />

Sie fielen für den gotteedienstlichen Gebrauch<br />

aus. — Zum 1. April tritt in den<br />

Ruhestand Rektor Weber von <strong>der</strong> evangelischen<br />

Haferfeldschule in Steele (Kreisgcmeinde<br />

Hattingen, Landkreis Essen). — Bereits<br />

am 30. November 1928 ist Pfarrer<br />

Cürlis nach fast 40jähriger seelsorgerijcher<br />

Tätigkeit in <strong>der</strong> Gemeinde Essen-West in de»<br />

Ruhestand getreten, um seinen Lebensabend in<br />

Godesberg zu verbringen. Zwingende Gründe<br />

veranlaßten ihn aber, noch länger als beabsichtigt,<br />

am Orte zu bleiben und <strong>der</strong> Gemeinde in<br />

etwa zu dienen. Nunmehr fanden Abschiedsfeiern<br />

für ihn statt am 5. Februar seitens verschiedener<br />

Vereine seiner Gemeinde sowie am 10.<br />

Februar mit seinem Abschiedsgottesdienst in <strong>der</strong><br />

Christuskirche und Gemeindeabschiedsfeier in <strong>der</strong><br />

Lutherkirchc. — Die Gemeinde Rüttenscheid<br />

läßt gegenwärtig eine Erweiterung des<br />

Ernst-Moritz-Arndt-Hause« vornehmen. Es handelt<br />

sich um die Schaffung zweier neuer Säle,<br />

Entwurf und Bauleitung liegt in den Händen<br />

de« Architekten Paul Dietzfch, Essen. Die<br />

Fertigstellung <strong>der</strong> Säle ist Anfang INai zu<br />

erwarten, — Dr. Rudolf Czach, <strong>der</strong> bekannte<br />

Essener Konzertorganist und Musikwissenschaftler,<br />

Organist <strong>der</strong> Reformationskirche in Rüttenscheid,<br />

ist in den Musikausschuß <strong>der</strong> vom<br />

<strong>Evangelische</strong>n Oberkirchenrat in Berlin zur<br />

Neugestaltung <strong>der</strong> Agende für die preußische<br />

Landeskirche eingesetzten Kommission berufen<br />

worden. — Nachdem es in Borbeck endlich<br />

gelungen ist, da« neben dem evangelischen Krankenhau«<br />

gelegene Hau« (Weißes Häuschen) frei<br />

zu bekommen, kann es seiner be<strong>im</strong> Ankauf vorgesehenen<br />

Zweckbest<strong>im</strong>mung als Vorasyl und<br />

Altershe<strong>im</strong> nunmehr zugeführt werden.<br />

W! Kreisgemeinde Gladbllch<br />

Der Gustao-Adolf-Frauenoerein in M ünchen -<br />

Gladbach beging sein 50jährige« Bestehen.<br />

Die Festpredigt hielt Superintendent v. Meinberg,<br />

Düsseldorf. — In Will ich besteht ein<br />

Kirchbau-Verein. — Pfarrer Hermann, von<br />

4877—49«? in Neuß <strong>im</strong> Amt, beging seinen 80.<br />

Geburtstag in seinem He<strong>im</strong>atort bei Hückelhooen,<br />

Bez. Erkelenz, — Am 49. 42, 4928 verstarb <strong>der</strong><br />

ehemalige Kirchmeister <strong>der</strong> Gemeinde Wickrathberg,<br />

Eduard Schmidt, nach 46jähriger<br />

Tätigkeit in diesem Amt. — Am 48.<br />

Januar starb Pfarrer Richard Nölsche, 57<br />

Jahre alt, Hausgeistlicher <strong>der</strong> Strafanstalt zu<br />

Anrath, <strong>im</strong> Nebenamt auch Pfarrer <strong>der</strong><br />

Gemeinde Anrath, an einem am Tage zuvor<br />

erlittenen Eisenbahnunfall. — In München-<br />

Gladbach verstarb Geh. Kommerzienrat Paul<br />

M. Busch, 72 Jahre alt, seit Jahrzehnten<br />

Mitglied <strong>der</strong> kirchlichen Körperschaften. — Am<br />

6. Januar wurde in <strong>der</strong> Lutherkirche zu Krefeld<br />

zur Erinnerung an die Weihe <strong>der</strong> neuen<br />

Glocken nach dem Gottesdienst die von Professor<br />

Jens Boysen geschnitzte Gedenktafel<br />

enthüllt. Der ganze Glockenbund war noch einmal<br />

zugegen. Eine kleinere Gedenktafel, eben-<br />

falls von <strong>der</strong> Hand desselben Künstlers, war<br />

schon am Reformationsfcst <strong>der</strong> Gemeinde übergeben<br />

worden.<br />

» Kreisgemeinde St. Johann<br />

Die Gemeinde Herrensohr hat ein Vereins-<br />

und Gemeindehaus erworben. — In ll ch -<br />

telfangen starb <strong>der</strong> langjährige Presbyter<br />

Christian John, — Am 46, 4. 4929 wurde das<br />

evangelische Gemeindehaus in Herrensohr<br />

eingeweiht. — Im Gemeindebezirk Hühnerfeld,<br />

Gemeinde Altenwald, braucht man<br />

für die regelmäßigen Gottesdienste <strong>im</strong> Schulsaal<br />

ein größeres Harmonium. Die fast nur aus<br />

Bergarbeitern bestehende Gemeinde hat schon<br />

dafür allerlei gespart. Man hofft nun, die<br />

noch fehlende Summe auch zusammenzubekommen,<br />

— In Wiebelskirchen wurde das<br />

Gemeindehaus (Schwesternhaus Maria-Martha)<br />

am 20. Januar durch Superintendent Imig eingeweiht,<br />

W> Kreis^l'meiüdc Iülich<br />

Zur Vertretung des auf zwei Monate beurlaubten<br />

bisherigen Superintendenten Mctzkes<br />

in Geilenkirchen hat das Konsistorium<br />

den Hilsprediger Achinger aus Duisburg<br />

geschickt, als Pfarroerweser nach Hückelhooen<br />

den Pastor W. Ter st regen. —<br />

An einem Adventssonntag wurde das Gemeindehaus<br />

in Hückelhoven eingeweiht und zugleich<br />

<strong>der</strong> Hilfsprediger Tersteegen durch<br />

Synodalassessor Nungenberg ordiniert. Die<br />

Einführung des letzteren als Superintendent<br />

<strong>der</strong> Synode fand durch Generalsuperintendcnt<br />

D. Stoltenhoff am 4. Adventssonntag in <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> zu Inden statt. — Die Kosten für<br />

die Ehrentafel in diesem Gotteshaus (Bildhauer<br />

Neumann aus Aachen) in Höhe von rund<br />

4800 Mark wurden durch feiwillige Beiträge<br />

aufgebracht. — In Tüd<strong>der</strong>n, Gemeinde<br />

Heinsberg, 20 Kilometer von dort entfernt,<br />

wurde <strong>im</strong> vergangenen Jahre wöchentlicher Religionsunterricht<br />

eingeführt. — Am 4. 1. 4929<br />

starb in Tannenhof, wo er von schwerem Ner><br />

venzusammenbruch Heilung suchte, Pfarrer<br />

Friedrich Ulrich au« Hückelhooen an<br />

einer Lungenentzündung, 48 Jahre alt. Er<br />

hinterläßt Frau und 4 Kin<strong>der</strong>. Die Beerdigung<br />

fand am 8. 4. 4029 in Hückelhooen statt.<br />

— Am 6. 4, 4829 beging die Gemeinde Löve -<br />

«ich-Erkelenz die 25jährige Jubelfeier<br />

<strong>der</strong> Einweihung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Erkelenz und<br />

<strong>der</strong> Kirchmeistertätigkeit de« Amtsgerichtsrate«<br />

Wiesner in Erkelenz, <strong>der</strong> auch Synodal-Aeltester<br />

und Mitglied des Provinzialkirchenrates<br />

<strong>der</strong> Generalsynode und des Deutsch-evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong>ntage« ist. Im Festgottesdienst sprach<br />

außer dem Ortspfarrer Keller unser Präses<br />

v. Wolff, <strong>der</strong> dem Jubilar eine Ehrenurkunde<br />

des Prooinzial-<strong>Kirche</strong>nrates überreichte. — Am<br />

27. Januar feierte <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> Verein für<br />

junge Leute in Düren (gegründet 4888) sei»<br />

40jährige« Stiftungsfest.<br />

WW Kreisgemeinde Koblenz<br />

Am 3. 42. 4928 tagte in Koblenz eine religions-pädagogische<br />

Arbeitsgemeinschaft <strong>der</strong> Pfarrer<br />

und Religionslehrer aus <strong>der</strong> Synode mit<br />

einem Vortrag von Rektor i. R. Kessel,<br />

Godesberg, über arbeitsschulmäßigen Religionsunterricht.<br />

— Am 9. 42. 4928 verband die Gemeinde<br />

Burgbrohl (Tochtergemeinde von<br />

An<strong>der</strong>nach) mit ihrem 25jährigen <strong>Kirche</strong>njubiläum<br />

die Weihe eines prachtvollen Bronzegeläutes<br />

<strong>im</strong> Werte von 8000 Mark. Die Gemeinde<br />

hat ihre <strong>Kirche</strong> mit Hilfe des Gustao-<br />

Adolf-Verein« gebaut, au« dessen Pflege sie aber<br />

seit einigen Jahren ausgeschieden ist. Die Festprcdigt<br />

bei <strong>der</strong> Feier hielt Pfarrer Becker an»<br />

Oberdiebach, <strong>der</strong> als Vikar von An<strong>der</strong>nach seinerzeit<br />

den Kirchbau kräftig geför<strong>der</strong>t hat. —<br />

In <strong>der</strong> Gemeinde Mayen sind von den,<br />

Pfarrer schon seit mehreren Jahren nicht unerhebliche<br />

Mittel gesammelt für Neubeschaffung<br />

von Glocken in Mayen und Nie<strong>der</strong>mend<br />

i g. Derselbe konnte durch eine persönliche<br />

Haussammlung in diesen Wochen die Sammlung<br />

fortsetzen. — In Remagen wurde<br />

Pfarrer Liz, v. Nasse aus Remscheid einst<strong>im</strong>mig<br />

gewählt. — Am 42. 42. 4928 starb <strong>der</strong><br />

frühere Pfarrer von Winningen, Karl<br />

Harräu«, 65 Jahre alt, in Metternich bei<br />

Koblenz, — Die <strong>Evangelische</strong> Sterbekasse <strong>der</strong><br />

evangelischen Gemeinde Koblenz besteht fast<br />

400 Jahre, — In Oberwefel wurde am<br />

Totensonntag in <strong>der</strong> evang, Kapelle eine Gedächtm'stafel<br />

für die 7 Gefallenen <strong>der</strong> dortige«<br />

Gemeinde eingeweiht. Hergestellt wurde die<br />

Tafel von <strong>der</strong> Bildhauerin Charlotte Willineck,<br />

Biebernhe<strong>im</strong>. — Dem Ehrenpresbyter<br />

K. Zuckarelli <strong>der</strong> Gemeinde Bad Neuenah<br />

r, <strong>der</strong> 45 Jahre <strong>der</strong> Gemeindevertretung<br />

angehörte und 38 Jahre Presbyter war, wurde<br />

zum 84. Geburtstage vom Prooinzialkirchenrat<br />

eine Ehrenurkunde verliehen. — Die Gemeinde<br />

Pfaffe ndorf plant eine noch bessere Ausnutzung<br />

des Horchhe<strong>im</strong>er Gemeindesaales.<br />

<strong>Das</strong> Bestreben des Presbyterium« in Pfaffendorf,<br />

den neueingerichteten Friedhof in Urbach<br />

interkonfessionell zu gestalten, ist lei<strong>der</strong> vereitelt<br />

und somit die Frage <strong>der</strong> Bestattung An<strong>der</strong>sgläubiger<br />

auf konfessionellen Friedhöfen dort<br />

<strong>im</strong>mer noch ungelöst. — Der Gemeinde Bop -<br />

pard fielen als Stiftung des verstorbenen<br />

Iustizrats Herhau« 2(100 Mark und verschiedene<br />

Gegenstände <strong>im</strong> Werte von 650 Mark zu.<br />

» Kreisgemeinde Köln<br />

Hilfsprediger Pfarrer Lutze wurde von Bergisch<br />

- G l a d b a ch zum 4. Dezember 4928<br />

»ach Duisburg !. gl. Eigenschaft versetzt. — In<br />

Köln-Kalk wurde für den verstorbenen<br />

Presbyter W. Becker Hermann Baltrusch<br />

gewählt sowie Georg Suhrke als Nachfolger<br />

des Presbyters Röttgen, <strong>der</strong> sein Amt nie<strong>der</strong>gelegt<br />

hat. — In Köln-Mülhe<strong>im</strong><br />

starb am 4.42,4928 Frau Kommerzienrat Paul<br />

Charlier, Mathilde geb. Noecking, die 4902<br />

gemeinsam mit ihrem Gatten das Ottostift für<br />

Waisenkin<strong>der</strong> geschenkt hatte. — Hilfsprediger<br />

Pastor Dr. Putzien hat am 45. 44. 40280a«<br />

Amt als Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde Essen-Notthausen<br />

übernommen. Sein Nachfolger wurde<br />

Hilfsprediger Flatow aus Köln-Ehrenfeld,<br />

an dessen Stelle <strong>der</strong> bisheriger Prov.-Vikar<br />

Ben<strong>der</strong> aus Koblenz getreten ist. An die<br />

Stelle de« bisherigen Lehroikars Ködding<br />

in Köln-Dellbrück trat am 4. 44. 4928 oang.<br />

tkeoi. Menz. — <strong>Das</strong> Amt eines Nachfolgers<br />

für den erkrankten Synodaloikar Disselnkötter<br />

wurde vom 4. 42. 4928 ab dem Hilf«»<br />

Prediger <strong>der</strong> Gemeinde Zieverich, Kneist, übertragen,<br />

für den dieser Gemeinde oauä. tußol.<br />

Rüffer als Lehroikar zugewiesen wurde. Derselbe<br />

wurde am 9. 42. 4928 durch Superintendent<br />

Liz. Klingenburg ordiniert. — In L i b l a r besteht<br />

ein <strong>Evangelische</strong>r Kirchbau-Verein, <strong>der</strong> sich<br />

sehr regen Interesses erfreut. — Für Hermann<br />

Suhrcke in Köln-Kalk, <strong>der</strong> zum Presbyter<br />

gewählt wurde, ist Ludwig Neu! Gemeindeverordneter<br />

geworden. — Der bisherige Leiter<br />

des evangelischen Berufsschulunterrichtes in<br />

Düsseldorf, Pfarrer Schloßmacher, ist am<br />

4. 4. 4829 als Hilfsprediger <strong>der</strong> Gemeinde K ö l n-<br />

Lindenthal in den Gemeindeteil Köln-<br />

Sülz gekommen, — An, 46, 42 4928 fand in <strong>der</strong><br />

Kapelle <strong>der</strong> Krankenanstalt Lindenburg,<br />

Gemeinde Köln-Ehrenfeld, die Ordination<br />

und Einführung von Pfarrer Fla ton»<br />

durch Superintendent Liz. Klingenburg statt.<br />

Am 43.4.4929 war das 20jährige Stiftungsfest<br />

<strong>der</strong> evangelischen Vereinigung Humboldt-<br />

Kolo n i c in <strong>der</strong> Gemeinde Köln-Kalk.


20<br />

Am 16.1.4929 wurde eine evangelische Vereinigung<br />

Königsforst in <strong>der</strong>selben Gemeinde<br />

gegründet, um dem dortigen evangelischen Gemeindeleben<br />

eine feste Grundlage zu geben. —<br />

Seit dem 13. 1. 1928 finden alle 14 Tage <strong>im</strong><br />

Anschluß an den Gottesdienst in Longerich,<br />

Gemeinde Köln-Nippes, Kin<strong>der</strong>gottesdienste<br />

statt. <strong>Das</strong>selbe ist geplant für Meke -<br />

n i ch. — Die Kölner evangelischen Gemeinden<br />

haben in Rottland für ihre erholungsbe»<br />

dürftigen Gemeindeglie<strong>der</strong> eine Stätte <strong>der</strong><br />

Erholung geschaffen, die es auch vor allen<br />

Dingen Min<strong>der</strong>bemittelten ermöglicht, in Gottes<br />

schöner Statur ihre Gesundheit zu festigen und<br />

zu stärken. — Für den Bezirk Vingst-<br />

Höhenberg mit mehr als 3000 <strong>Evangelische</strong>n<br />

erwarb die Kalker Gemeinde 1828 ein Grundstück,<br />

Adalbertstr, 9. Nun gilt es, die ehemalige<br />

Wäscherei auszubauen zu einem Gemeindehaus.<br />

Kreuzncich<br />

Die kirchliche Ehrenmünze erhielt Pfarrer v,<br />

Reich in Kreuznach, Vorsteher des dortigen<br />

Diakonissen-Mutterhauses, — Es starb<br />

<strong>der</strong> Kirchmeister <strong>der</strong> Gemeinde Kreuznach,<br />

Martin Wagner, <strong>der</strong> 13>6 Jahre dieses<br />

Amt verwaltete. — Am 28.12.1928 starb Hermann<br />

Großwendt, Prediger <strong>der</strong> Oberrhei»<br />

nischen und Landeskirchlichen Gemeinschaft<br />

Kreuznach und Leiter des Iugendbundes für<br />

entschiedenes Christentum.<br />

Leonep<br />

Pfarrer Brauer in Wermelskirchen<br />

verabschiedet sich <strong>im</strong> dortigen Gemeindeblatt von»<br />

9, 12. 1928 von seiner Gemeinde, son<strong>der</strong>lich dem<br />

Bezirk H ü n g e r. — Am «. 1. 1929 wurde<br />

Pfarrer Josef Qilloo aus Veldhause»,<br />

Grafschaft Nenthe<strong>im</strong>, mit großer Mehrheit zuin<br />

Pfarrer für Wermelskirchen, Bezirk<br />

Hünger, gewählt; er wird diesem Rufe Folge<br />

leisten. — Pfarrer Liz. von Nasse, Renischeii>,<br />

wurde einst<strong>im</strong>mig gewählt zum Pfarrer >n<br />

Remagen, Kreisgemeinde Koblenz. — Auf einer<br />

Dienstreise verstarb am 21. Januar in Heidelberg,<br />

wo er feinen dort studierenden Sohn aufgesucht<br />

hatte, Oberstudiendirektor Dr. Dinkler<br />

vom Oberlyzeum in Renischeid, seit 1921 Ge°<br />

meindeoerordneter, 58 Jahre alt. — Es besteht<br />

<strong>der</strong> Plan, daß die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Rheinischen<br />

Provinzialsynode, die vom 12. September ab<br />

in Neuwied tagen soll, Sonntag, den 22. September,<br />

sich zusammenfinden zu einer Gedächtnisfeier<br />

am Denkmal des ersten rheinischen Märtyrers<br />

Adolf Clarenbach in Lüttringhausen.<br />

Der Kirchbauoerein in Lintfort wehrt sich<br />

mit durchschlagenden Gründen gegen einen Artikel<br />

aus <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>rheinischen Arbeiterzeitung,<br />

worin heftige Kritik geübt war an dem dortigen<br />

<strong>Kirche</strong>n- und Pastoratbau. — Die <strong>im</strong> porigen<br />

Jahre gegründete Gemeinde Utfort umfaßt<br />

die <strong>Evangelische</strong>n in den Bezirken Bornhe<strong>im</strong>,<br />

Eick, Utfort, Tervordt, Meerbeck und Kolonie<br />

Meerbeck, — Die <strong>Kirche</strong>nheizung in Hochemmerich<br />

ist seit dem 16. 12. 1828 wie<strong>der</strong> in<br />

Betrieb. — Am 18. 1. 1929 wurde in einer<br />

schlichten Feier Pfarrer Gründler aus Burbach.<br />

Kr. Siegen, als Mitarbeiter <strong>im</strong> Missionshaus<br />

zu Neukirchen eingeführt. — Der<br />

<strong>Evangelische</strong> Arbeiter- und Bürgerverein Utfort<br />

feierte am 20, Januar sein erste« Iahresfest,<br />

— Am 3. 2. 1929 sind 50 Jahre verflossen,<br />

seit die jetzige evangelische Schule in Utfort<br />

besteht. Es gab aber schon vor 15« Jahren<br />

dort eine solche Anstalt, — In <strong>der</strong> weitverzweigten<br />

Gemeinde Hochemmerich-Süd besuchen<br />

Nezirksfrauen, kenntlich an <strong>der</strong> Frauenhilfebrosche<br />

(weißes Kreuz auf blauem Grunde), die<br />

einzelnen Familien. — Als Schenkung de« verstorbenen<br />

Rentners Wittfeld in Camp<br />

fielen <strong>der</strong> eoang, <strong>Kirche</strong>ngemeinde Hoerstgen<br />

Grundstücke und Gebäude <strong>im</strong> Werte von<br />

40 860 Mark für wohltätige Zwecke zu, ebenso<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Orsoy aus dem Nachlaß de«<br />

verstorbenen Postmeister« a. D. und Ehrenkirchmeister«<br />

Bernhard M erten « 2 Grundstücke<br />

<strong>im</strong> Werte von 312 Mark.<br />

V»<br />

» Kreisgemeinde Nie<strong>der</strong>berg<br />

Dem Kommerzienrat v. Emil Colsman in<br />

Langenberg, dem Vorsitzenden de« Rheinische»<br />

Provinzialausschusse« für Innere Mission in<br />

Langenberg, Präses <strong>der</strong> Rheinischen Mission in<br />

Barmen, ist vom <strong>Kirche</strong>nsenat die kirchliche Ehrenmünze<br />

verliehen worden. — Pfarrer Arndt<br />

in Dönberg wurde gewählt zum Pfarrer<br />

in Weidenau (Sieg). — Die <strong>Evangelische</strong>n in<br />

den zur Stadtgemeinde Wülfrath gehörenden<br />

Bezirken Auswäits-Wülfrath und<br />

Flan<strong>der</strong>sbach wurden au« <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />

Mettmann, Kreisgemeinde Düsseldorf,<br />

umgepfarrt in die <strong>Kirche</strong>ngemeinde Wülfrath.<br />

n<br />

W! Kreisgemeinde an <strong>der</strong> Ruhr<br />

Zwischen <strong>der</strong> Altstadtgemeinde Mülhe<strong>im</strong>»<br />

Ruhr und <strong>der</strong> Gemeinde Heißen ist eine<br />

bessere Regelung <strong>der</strong> Bezirksgrenze <strong>im</strong> Gange.<br />

— Pfarrer Ufer in Oberhausen I hielt<br />

am 9. 12. 1928 seine Abschiedspredigt. — In<br />

Obeihaus«n°Süd fand am 18.11.1928 die<br />

Gründungsfeier eines <strong>Evangelische</strong>n Arbeiterverein«<br />

statt. — Am 9. und 10. 12. 1928 fand<br />

in <strong>der</strong> Gemeinde Mülhe<strong>im</strong>>Ruhr-AIt°<br />

stadt die <strong>Kirche</strong>nvisitation statt, ebenso am 16,<br />

12. 1928 in Haarzopf. Letztere wurde in<br />

Vertretung des verhin<strong>der</strong>ten Superintendenten<br />

von, Synodalassessor Pfarrei Dr. Schmidt,<br />

Oberhausen, abgehalten. — Die <strong>Evangelische</strong><br />

Frauenhilfe in Mülhe<strong>im</strong>-Speldorf sammelte<br />

zur Ausschmückung des umgebauten Gemeindehauses.<br />

— Am 6.1.1929 wurde als Nachfolger<br />

für Pfarrer Ufer in Oberhausen I einst<strong>im</strong>mig<br />

gewählt Pfarrer Aring aus Holpe<br />

bei Waldbröl. Die Einführung findet voraussichtlich<br />

am 17. 3.192» statt. — Am 2«. Januar<br />

verstarb Pfarrer i. R. Adolf Graeber in<br />

Werden, bis 1922 Pfarrer daselbst, seitdem<br />

Seelsorger an <strong>der</strong> dortigen Strafanstalt und<br />

später an <strong>der</strong> Lungenheilstätte Holsterhausen. —<br />

Der neu eingerichtete Kin<strong>der</strong>garten (Kleinkin<strong>der</strong>schule)<br />

in Speldorf wurde am 29. Jan. eröffnet.<br />

3<br />

DW KreiSgemeinde Saarbrücken<br />

Ein Fest- und Freudentag war für die Gemeinde<br />

Alt-Saarbrücken <strong>der</strong> 1. Advent, konnte<br />

sie doch an diesem Tage Besitz nehmen von<br />

ihrem neuerbauten Gemeindehaus. — Die Gemeinde<br />

Dillingen, welche <strong>im</strong> Sommer das<br />

25jährige Bestehen <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> gefeiert hatte,<br />

des ersten evangelischen Gotteshause« <strong>im</strong> Kreise<br />

Saarlouis seit <strong>der</strong> Gegenreformation, beging<br />

am 10. 11. 1928 da« 25jährige Jubelfest des<br />

<strong>Kirche</strong>nchors. — Hilsprediger Werner Sträub<br />

in Wa<strong>der</strong>n wurde ernannt als Pfarrer <strong>der</strong><br />

Gemeinde Carlsbrunn, Hilfsprediger Karl<br />

Rüg in Kölln zum Pfarrer <strong>der</strong>selben Gemeinde.<br />

— Pfarrer de Haas in Bischmishe<strong>im</strong><br />

wurde als Bundeswart des B D.I.<br />

in Aussicht genommen. Mit seinem Fortgang<br />

wird die 5. Pfarrstelle in <strong>der</strong> Kreisgemeinde<br />

unbesetzt sein. — Pfarrer PeterKatz inFahrenbach,<br />

Baden, wurde ernannt zum Pfarrer <strong>der</strong><br />

Gemeinde Neudorf. — Am 30. Januar<br />

war da« Orts- und Dienstjubiläum de« Superintendenten<br />

V. Nold, Saarbrücken-<br />

Mal st a t t. Derselbe ist seit 25 Jahren Vorsitzen<strong>der</strong><br />

des Verbandes <strong>der</strong> evangelischen Arbeitervereine<br />

an <strong>der</strong> Saar, seit 15 Jahren Superintendent<br />

<strong>der</strong> Kreisgemeinde Saarbrücken sowie<br />

Mitglied des Prooinzialkirchenrates, <strong>der</strong><br />

Rheinischen Synode, des Deutsche» <strong>Kirche</strong>n-<br />

tages sowie de« Weltkonzils in Stockholm, —<br />

Ordiniert wurde Pfarramtskandidal Oskar<br />

Reif am 23. Januar in W a d c r n, — In<br />

Wolpershofen ward am 6, Januar die<br />

Kapelle eingeweiht.<br />

DD ueucr<br />

Sonntag, den 3. März, wurde <strong>im</strong> evangelischen<br />

Vereinshaus zu Vohwinkel <strong>der</strong> N u n d evangelischer<br />

Schulgemeinden und<br />

Schulvereine gegründet. Der Vorstand<br />

des neuen Bundes setzt sich zusammen aus dem<br />

1, Vorsitzenden Stadtschulrat Adam«, Barmen,<br />

stellvertretenden Vorsitzenden Rektor Franzmann,<br />

Essen. Zweiter Vorsitzen<strong>der</strong> Regierungslandmesser<br />

Gädecke, Siegen. Der Bund gibt<br />

bereits seit November 1928 eine eigene Zeitschrift,<br />

„Der christliche Erzieher", heraus. Der<br />

Bund steht auf dem Boden <strong>der</strong> Heilige» Schrift<br />

als dem untrüglichen Worte Gottes. Er bekennt<br />

sich darum zu dem Evangelium vo» Jesus<br />

Christus und tritt ein für die evangelische Schule<br />

als einheitlicher Erziehungsschulc mit biblischchristlicher<br />

Unterweisung. Der neue Bund will<br />

das Band mit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> fester knüpfen. Er<br />

tritt ein für Gesinnungsfreiheit, Elternrecht und<br />

für eine Einsichtnahme in den Religionsunterricht<br />

durch den evangelischen Schulrat, <strong>der</strong> auch<br />

zugleich Vertrauensmann <strong>der</strong> rechtmäßig anerkannten<br />

Religionsgemeinschaft ist.<br />

Die Monatshefte für Rheinische<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />

Eine jede rheinische Gemeinde sollte die kirchengeschichtliche<br />

Forschung unserer He<strong>im</strong>atkirchc<br />

durch Beziehen <strong>der</strong> Monatshefte unterstützen.<br />

Der Präses <strong>der</strong> Provinzialsynode und da« Konsistorium<br />

haben ihr Halten — auf Koste» <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong>nkasse — wie<strong>der</strong>holt angelegentlich empfohlen.<br />

Man teile uns auch freundlichst mit,<br />

welche öffentliche» Büchereien und Bibliotheken<br />

die Monatshefte noch nicht beziehen. Preis<br />

12 Mark jährlich.<br />

<strong>Evangelische</strong>r Preßoerband für <strong>Rheinland</strong>.<br />

Aus dem Inhalt von Heft 1 bis 3.<br />

Liz, Rodewald: Da« Prooinzialkirchenarchio.<br />

Liz. Fröhlich: <strong>Das</strong> Wild- und Rheingräfliche<br />

Nisitationsprotokoll,<br />

v. Dr. Wotschke: A. H. Franckes rheinische<br />

Freunde in ihren Briefen.<br />

R. 2 ressing: Lehrer in <strong>der</strong> reformierte»<br />

Gemeinde Düren.<br />

H Zur vorliegenden I^ummer<br />

Die notwendig gewordene Doppelnummer bringt<br />

das stark verlangte Inhaltsverzeichnis<br />

des letzten Jahrgangs. Sie führt die Chronik<br />

unserer Kreisgemeinden durch die letzten Wochen<br />

weiter, was starken Raum in Anspruch nahm,<br />

so daß <strong>der</strong> Mitteilungsteil und auch <strong>der</strong> Schlußteil<br />

<strong>der</strong> Chronik erst in <strong>der</strong> nächsten Nummer<br />

erscheinen kann. Redaktionsschluß <strong>der</strong> Märznummer<br />

ist <strong>der</strong> 20, März.<br />

W Inhaltsverzeichnis<br />

Die Fühlungnahme <strong>der</strong> großen Gemeinden mit ihren<br />

Glie<strong>der</strong>n. l>. Dusse, Essen.<br />

Wesen, Organisation und praktische Arbeit <strong>der</strong> Gemeinde<br />

unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> sozialen Aufgabe.<br />

Pfarrer Hollweg, V


<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

Eine monatliche Umschau über Arbeiten und Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Prooinzialkirche<br />

Begründet und herausgegeben von Pfarrer L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n Preßverbandes für <strong>Rheinland</strong><br />

Verantwortlich: Preßgesetzlich <strong>der</strong> Herausgeber > Für die Einzelaufsatze die Verfasser > Als Manuskript gedruckt<br />

sen » 4929 INärz VI » Plummer 3<br />

U. S dem Verband des Beutsch-<strong>Evangelische</strong>n<br />

Frauenbundes wird uns<br />

geschrieben:<br />

„Rheinische Frauenorganisationen, verbunden<br />

durch gemeinsame Arbeit zu einem einheitlichen<br />

Ziel, wenn auch verschieden in<br />

weltanschaulicher und religiöser Bindung,<br />

sind durchdrungen von <strong>der</strong> Verantwortung<br />

ihrer Mitglie<strong>der</strong> ihren Mit s ch w e si e r n<br />

gegenüber. Sie veranstalteten eine Tagung,<br />

um „ihren Mitglie<strong>der</strong>n und interessierten<br />

Kreisen über die Lage <strong>der</strong> Frauenberufsarbeit<br />

Aufschluß geben zu lassen". Typische<br />

Frauenarbeit <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> soll behandelt<br />

werden und neuzeitliche Entwicklung darin<br />

aufgezeigt. Gleichzeitig sollen die weiblichen<br />

Abteilungen <strong>der</strong> Arbeitsämter <strong>der</strong> Oeffent»<br />

lichkeit nahe gebracht und das Interesse für<br />

diese wichtigen Sammelpunkte beruflicher<br />

Frauenarbeit geweckt und erhalten werden.<br />

Außerordentlich reichhaltig <strong>im</strong> Aufbau und<br />

Ausgestaltung waren die Vorträge, die den<br />

fachlichen Beruföarbeiterinnen <strong>der</strong> Arbeitsämter<br />

wertvolle Ergänzung ihres Wissen,<br />

den Hausfrauen und „Laien" einen wertvollen<br />

und dringend notwendigen Einblick<br />

in die Lage <strong>der</strong> Arbeiterin typischer Berufszweige<br />

<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> bot.<br />

Der Grundton aller Ausführungen, von<br />

wissenden und bewußt-verantwortlich in<br />

leitenden Stellungen arbeitenden Frauen<br />

dargeboten, war heiße Liebe zu <strong>der</strong> in<br />

schwerer Arbeit um ihre Existenz ringenden<br />

Frau, zur Mutter, zur Familie, zur Jugendlichen.<br />

Im <strong>Rheinland</strong> sind 28,2 v. H. <strong>der</strong><br />

weiblichen Bevölkerung erwerbstätig (nach<br />

<strong>der</strong> Berufszählung vom 16. Juni 1925).<br />

Der Reichsdurchschnitt <strong>der</strong> berufstätigen<br />

Frauen ist höher, 35,6 v. H., da bergbauliche<br />

und schwerindustrielle Industriezweige,<br />

Zurücktreten <strong>der</strong> Landwirtschaft, die Frauen<br />

zurückdrängen.<br />

Ueber die soziale Stellung ergab die Berufszählung<br />

<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>, daß 34,9 v. H.<br />

<strong>der</strong> Frauen auf Arbeiterinnen entfallen.<br />

Weibliche Angestellte und Beamte folgen<br />

mit 25,7 v. H., Hausangestellte mit 21,2<br />

v. H., Selbständige mit 9,9 v. H. und mit-<br />

Die Lage <strong>der</strong> berufstätigen Frau <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

helfende Familienangehörige mit 8,1 v. H.<br />

An Arbeiterinnen wurden 274 ONO gezählt.<br />

Rund zwei Drittel aller Arbeiterinnen ist<br />

unter 25 Jahre alt, 25 v. H. zählt 25 bis<br />

40 Jahre, während die Zahl <strong>der</strong> Angestellten<br />

von 25 bis 4N Jahren ein Drittel beträgt.<br />

Von den arbeitenden Frauen waren 68,3<br />

v. H. ledig, 42,1 v. H. verheiratet,<br />

7 v. H. verwitwet o<strong>der</strong> geschieden. Den<br />

größten Teil <strong>der</strong> verheirateten Erwerbstätigen<br />

finden wir unter den Arbeiterinnen.<br />

Beson<strong>der</strong>s große Gruppen von arbeitenden<br />

Frauen finden wir <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> <strong>im</strong> Textilgewerbe,<br />

<strong>im</strong> NahrungS- und Genußmittelgewerbe<br />

und <strong>im</strong> Verkaufsgewerbe.<br />

Die Neferentinnen über diese Spezialgebiete,<br />

Fräulein Woitasky be<strong>im</strong> Frauendezernat<br />

<strong>der</strong> christlichen Gewerkschaften<br />

Deutschlands in Düsseldorf, Fräulein<br />

Sibylla Hortmann, seit<br />

Jahren Abteilungsleiterin in <strong>der</strong> Arbeitsvermittlung<br />

und <strong>im</strong> Arbeitsamt in Köln,<br />

und Fräulein Julie Grefer, Geschäftsführerin<br />

des Verbandes weiblicher<br />

Handels- und Büro-Angestellter, Köln, gaben<br />

außerordentlich interessante, z. T. erschütternde,<br />

auf genauester Sachkenntnis beruhende<br />

Einblicke in diese Spezialgebiete,<br />

während FräuleinDr. Henk, Leiterin<br />

<strong>der</strong> weiblichen Abteilung des Arbeitsamtes<br />

Neuß, und eine <strong>der</strong> beiden<br />

Frauen, die den stellvertretenden Vorsitz in<br />

einem Gesamt-Arbeitsamt führen, und<br />

Fräulein Dr. Thomae, Leiterin <strong>der</strong><br />

weiblichen Abteilung des ArbeitS -<br />

amieSinKöln, die allgemeinen Fragen<br />

<strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> berufstätigen Frau <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

und des Arbeitsamtes als allgemeine<br />

Frauenfragen in ihren Referaten behandelten.<br />

Die Steigerung von 38 v. H. 1882 auf<br />

57 v. H. <strong>im</strong> Jahre 1925 zeigt die Anteilnahme<br />

<strong>der</strong> Frauenarbeit in <strong>der</strong> deutschen<br />

Textilindustrie. — Die Kunstseiden-Industrie<br />

beschäftigt 20 Udo Frauen <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>.<br />

Die Kunst w o l l - Industrie verheißt neue<br />

Arbeitsmöglichkeiten. (England verarbeitet<br />

Fichten-Nadeln aus Columbien zu feinster<br />

Kunstwolle!)<br />

In allen Spezialsorten <strong>der</strong> Textilindustrie<br />

finden die Frauen Verwendung, wenn auch<br />

in verschiedenen Tätigkeiten.<br />

TroHdem die Frauen oft höchste Leistungen<br />

vollbringen, werden sie meist niedriger entlohnt<br />

als <strong>der</strong> Mann. Als Zeitlohn<br />

erhält die Frau 75—86 v. H. des Männerlohnes.<br />

Im Akkord ist er manchmal dem<br />

Männerlohn gleich, oft aber auf den<br />

Frauen-Z eitlohn aufgebaut.<br />

Daß bei anziehen<strong>der</strong> Konjunktur sich oft ein<br />

Mangel an Facharbeitern bemerkbar macht<br />

(beson<strong>der</strong>s <strong>im</strong> Wuppertal), liegt z. T. an<br />

<strong>der</strong> oberflächlichen Ausbildung des Nachwuchses,<br />

da das vertraglich geregelte Lehrlingswesen<br />

nur in wenigen Gebieten <strong>der</strong><br />

Textilindustrie eingeführt ist. Eine Dinta-<br />

Lehrwerksiätte für Mädchen ist in Barmen<br />

sehr anzuerkennen, wenn auch die zuweitgehende<br />

Beeinflussung und Betreuung <strong>der</strong><br />

Freizeit Wi<strong>der</strong>spruch herausfor<strong>der</strong>t.<br />

(Gesang- und Turnunterricht, Ausschaltung<br />

aus <strong>der</strong> städt. Berufsschule.)<br />

Gewisse gesundheitliche Gefahren sind durch<br />

Neuerungen an Maschinen und das „fließende<br />

Band" bedingt, die sich nicht auf die<br />

beste Leistung einer Durchschnittsarbeiterin<br />

einstellen, son<strong>der</strong>n Höchstleistungen beson<strong>der</strong>s<br />

Begabter zur Unterlage haben. Daher die<br />

viel häufigere Erkrankung <strong>der</strong> Nerven <strong>der</strong><br />

erwerbstätigen Frauenwelt von heute.<br />

Die Frau muß sich klug in die wirtschaftliche<br />

Entwicklung hineinstellen, offenen<br />

Sinnes für die seelischen, sittlichen und gesundheitlichen<br />

Nachteile, und muß Einfluß<br />

gewinnen von <strong>der</strong> weiblichen Seite aus auf<br />

diese Seite des volkswirtschaftlichen Lebens<br />

zum Heil <strong>der</strong> Familie und Gesamt-Volkswirtschaft.<br />

Unter den Industriegruppen n<strong>im</strong>mt die<br />

NahrungS- und Genußmittelindustrie die<br />

4. Stelle ein. Es wurden <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

beschäftigt (1925) in <strong>der</strong> Textilindustrie<br />

69 229, in <strong>der</strong> Bekleidungsindustrie 53 625,<br />

in <strong>der</strong> Metall- und Metallwarenindustrie<br />

21 659 und in <strong>der</strong> NahrungS- und Genußmittelbranche<br />

16 728. Der Anteil <strong>der</strong> Frau<br />

beträgt 21,9 v. H. Freilich ist <strong>im</strong> Sommer<br />

die niedrigste BeschäftigungSziffer (zumal


<strong>im</strong> Juni, dem Zeitpunkt <strong>der</strong> Berufszählung).<br />

— Im Nahrungs- und Genußmittelgewerbe<br />

kommen 18 verschiedene Gruppen vor. Die<br />

släcksibelegten sind Kakao-, Schokoladenund<br />

Süßwaren und die Tabakfabrikation.<br />

Schwere und leichte, schmutzige und unangenehme<br />

neben <strong>der</strong> saubersten und feinsten<br />

Arbeit und solche, die eigene Geltung hat,<br />

stehen nebeneinan<strong>der</strong>. Die Facharbeitern:<br />

hat durch lange Uebung sich eine große<br />

Fertigkeit in ihrem Spezialfach erworben,<br />

oft in 1>i—2 Jahren (Pralinenüberzieherin,<br />

Zigarettenfacharbeiterin usw.). In <strong>der</strong><br />

Zigarrenindustrie werden 64,3 o. H. gelernte<br />

Arbeiterinnen beschäftigt.<br />

Bei den Arbeitsämtern sollte man darauf<br />

achten, daß überall Fach -Abteilungen eingerichtet<br />

werden, um so die „ungelernte Arbeiterin"<br />

(man schaltet diesen Ausdruck<br />

jetzt aus zugunsten von „Lohn- und Industrie-Arbeiterin")<br />

möglichst <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />

in ihrem Fach unterzubringen, öamit sie<br />

sich nach und nach Fachkenntnisse erwerben<br />

und zu einer Berufsfreude und zu einem<br />

Standesbewußtsein gelangt, das man<br />

gerade in den oben genannten Industrien<br />

sehr häufig antrifft. Es wird ihr dadurch<br />

ein Aufstieg zur Vorabeiterin und Meisterin<br />

ermöglicht.<br />

Die Lage <strong>im</strong> Verkaufsgewerbe ist bedingt<br />

durch die Lage <strong>im</strong> Einzelhandel. Die Verkäuferin<br />

muß sehr gut ausgebildet werden,<br />

um „seine Majestät, den Kunden" nach<br />

Wunsch zu bedienen; sie muß Verkaufskunst<br />

und Käuferpsychologie gut kennen. — Diesen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen gegenüber fehlte es an wirtschaftlicher<br />

Sicherstellung. <strong>Das</strong> tariflich<br />

festgelegte Gehalt ist ungenügend, l^eberstunden,<br />

Sonntagsdienst und die in allen<br />

Arbeitsberufen zu kurz bemessenen Ferien<br />

(3 bis höchstens 14 Tage nach 16 Jahren)<br />

bringen gesundheitliche Schädigungen. Die<br />

Rationalisierung des Einzelshandels, die <strong>im</strong><br />

Interesse <strong>der</strong> Verbilligung <strong>der</strong> Waren begründet<br />

wird, darf nicht nur mit sozialen<br />

Verschlechterungen für die Verkäuferinnen<br />

erreicht werden. Auch das kaufende Publikum<br />

muß zur Rücksichtnahme erzogen werden.<br />

Schwierig ist die Sicherung <strong>der</strong> Zukunft <strong>der</strong><br />

Verkäuferinnen. Aufstiegsmöglichkeiten sind<br />

gering (Zunahme <strong>der</strong> Warenhäuser, Abnahme<br />

<strong>der</strong> Kleinbetriebe). Es müßten durch<br />

soziale Gesetzgebung größere Sicherungen<br />

erreicht werden. — Notwendig ist ein<br />

Verstehen- und Helfen-wollen aller<br />

Frauen für die Frauen, um egoistisch-materialistisches<br />

Streben einzudämmen<br />

und auch diesen Frauen Glück und Wohlergehen<br />

und ein inneres Wachsen und<br />

Reifen ohne Verbitterung zu schaffen.<br />

Einstmals war alle Frauenarbeit in <strong>der</strong><br />

Familie gebunden, heute istö nur ein kleiner<br />

Teil <strong>der</strong>selben; <strong>der</strong> weit größere vollzieht sich<br />

in und für die Allgemeinheit. Deshalb<br />

sind alle Fragen <strong>der</strong> Frauenarbeit allgemeine<br />

Fragen und von zentraler Bedeutung. Wir<br />

ringen um „Vermenschlichung" <strong>der</strong> Wirtschaft,<br />

und die Frauenfrage in <strong>der</strong>selben ist<br />

ein nur von Frauen zu erlebendes und daher<br />

auch nur daher zu lösendes Problem.<br />

Die neue Organisation <strong>der</strong> Arbeit hat zur<br />

Schaffung <strong>der</strong> Arbeitsämter geführt. Ihre<br />

Aufgabe ist:<br />

1. Die Beobachtung deS ArbeitömarkteS,<br />

Zusammenfassen vieler einzelner Erscheinungen<br />

und Entwicklungen,<br />

2. B e r u f S Zuführung in jedem einzelnen<br />

Fall von Berufsberatung und Arbeitsvermittlung,<br />

3. Pflege <strong>der</strong> Arbeitskraft, als wichtigstes<br />

Mittel durch die Arbeitslosenversicherung.<br />

Die Arbeitsämter bedeuten ein Stück<br />

Wirtschaftsleben, mehr noch, ein Stück<br />

Menschenleben. Frauen müssen gestaltend<br />

und ausführend und mit dem Maße <strong>der</strong><br />

Freiheit darin mitarbeiten, wie es <strong>der</strong><br />

Würde und Bedeutung <strong>der</strong> Frauenarbeit<br />

<strong>im</strong> Wirtschaftsleben entspricht, und diese<br />

Seite <strong>der</strong> Frauenberatung und Frauenbetreuung<br />

muß unter weiblicher Leitung<br />

stehen.<br />

Wenn die Arbeitsämter in voller Möglichkeit<br />

und Verantwortung wirksam werden<br />

soll, müssen sich alle Frauen als Arbeitnehmer<br />

vertrauensvoll an sie wenden<br />

können. I^nd die Hausfrauen als Arbeitgeber<br />

müssen wissen, um was es sich handelt,<br />

müssen „Schwarzarbeit" unterdrücken<br />

und sich mit den Nest<strong>im</strong>mungen <strong>der</strong> Arbeitslosenversicherung<br />

und <strong>der</strong> Arbeitsvermittlung<br />

bekannt machen; so kann von je<strong>der</strong> Seite<br />

her an einer wirksamen Tätigkeit <strong>der</strong> Arbeitsämter<br />

mitgearbeitet werden.<br />

Im Kleinsten treu sein, damit Großes erreicht<br />

werde!" E. Schütte.<br />

Der neue Volksschullehrer als Volkserzieher und die höhere Schule<br />

<strong>im</strong> Dienste <strong>der</strong> Gemeinde<br />

um zweiten Male verlassen Ostern<br />

^) Studenten <strong>der</strong> neuen pädagogischen<br />

Akademien diese ihre Bildungsstätten, um<br />

ins Leben hinauszutreten. In Breslau<br />

hat auf <strong>der</strong> Tagung des Reichselternbundes<br />

Ministerialdirektor Kästner über den neuen<br />

akademischen Lehrer als Volkserzieher gesprochen!<br />

Es sind Jugendliche von etwa 22 Jahren,<br />

die nun dem Leben unserer Zeit gegenübergestellt<br />

werden, voll von Hoffnungen und<br />

mit Hoffnungen erwartet. Allerdings erblickt<br />

man in <strong>der</strong> neuen Lehrerbildung wohl<br />

nicht mehr das Allheilmittel für die Schmerzen<br />

unserer Zeit. Diese Erwartungen hat<br />

man fallen lassen müssen. An<strong>der</strong>erseits<br />

wird man dem Einwurf entgegentreten<br />

können, was denn eigentlich die neue Lehrerbildung<br />

Beson<strong>der</strong>es bringe. Es scheint manchmal<br />

gleichgültig, ob jemand rechts o<strong>der</strong> links<br />

von einer Mauer steht, und doch kann diese<br />

Stellung über Freiheit und Unfreiheit entscheiden.<br />

Während nämlich früher <strong>der</strong> junge<br />

Seminarist nach seinem Examen sich<br />

zwar den Mauern des Seminars, aber<br />

nicht den Wänden <strong>der</strong> Seminarbildung<br />

entronnen sah, steht jetzt <strong>der</strong> junge<br />

Akademiker stolz da <strong>im</strong> Besitz seiner<br />

Allgemeinbildung, die er auf <strong>der</strong> höheren<br />

Schule, und seiner Fachbildung, die er<br />

auf <strong>der</strong> Akademie erworben hat. Schranken<br />

scheint es hier nicht mehr zu geben. Er wird<br />

sich jetzt selbst zurechtfinden, einmal in seinem<br />

Berufe und sodann zu seiner Umwelt, zum<br />

Volke.<br />

W Der Lehrer — Volkserzieher!<br />

Während nun die frühere Bildung eine<br />

gewisse I^nbeholfenheit und Weltfremdheit<br />

mit sich brachte, soll ihm die neue Welt<br />

Offenheit geben und ihn in den Stand setzen,<br />

auch die Welt, das Volk, das ihn umgibt,<br />

zu bilden, zu erziehen. Nun ist es anerkannt,<br />

daß unzählige Lehrer <strong>der</strong> alten<br />

Schule in Stadt und Land, auch in <strong>der</strong><br />

Großstadt als Volkserzieher in <strong>der</strong> Erwachsenenbildung<br />

zum Teil mit glänzendem<br />

Erfolge tätig sind. Woher dieser Erfolg?<br />

Wird er nicht von einer best<strong>im</strong>mten Volkstümlichkeit,<br />

ja von einer gewissen Schulmeisterart<br />

alter Zeit stammen? Es wird das Ziel<br />

sein müssen, die Vorzüge alter BildungSweise<br />

mit denen neuer Bildung zu vereinen.<br />

Diese Aufgabe zu lösen, kann nicht die<br />

Arbeit <strong>der</strong> pädagogischen Akademien allein<br />

sein, an ihr muß vielmehr auch die höhere<br />

Schule von Anfang an mitarbeiten. Denn mit<br />

jenen Bildungögötzen: „Allgemeinbildung",<br />

„Fachbildung", ist eS in Denkschriften und<br />

Zeitungsartikeln zwar getan, aber nicht <strong>im</strong><br />

wirklichen Leben. Denn hier tritt uns eine<br />

große Spannung entgegen. Gerade <strong>der</strong><br />

höheren Schule machte man, früher jedenfalls,<br />

den Vorwurf <strong>der</strong> Volksfremdheit. Sie<br />

führe zu den Büchern, aber nicht zum<br />

Leben! <strong>Das</strong> BerechtigungSwesen wird angeschuldigt!<br />

Gewiß, eS ist eine furchtbare<br />

Spannung zwischen <strong>der</strong> Bildung zum<br />

Volk und <strong>der</strong> Bildung vom Volk. Noch<br />

<strong>im</strong>mer unterscheiden wir unter dem Einfluß<br />

<strong>der</strong> „höheren Bildung": „Gebildete" und<br />

„Volk". Eine Folge, so heißt es, <strong>der</strong> Zeit


des Humanismus. Auf <strong>der</strong> einen Seite<br />

eben das Gefühl des Reichtums, des reichen<br />

BildungsbesitzeS, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Armut<br />

und Begehren. —<br />

Die Verpflichtung <strong>der</strong> höheren Schule dem<br />

heranwachsenden<br />

Lehrergeschlecht gegenüber<br />

Doch dieses Gefühl, dieses Armutsbewußtsein<br />

wird gerade den ins Leben mit eigener<br />

Verantwortung Tretenden befallen, angesichts<br />

des seelischen und körperlichen<br />

Elends unserer Tage in Großstadt und<br />

Kleinstadt und auf dem Lande; und hoffentlich<br />

wird dabei auch <strong>der</strong> akademische Lehrer<br />

an das Wort denken von den Schafen, die<br />

deinen Hirten haben. — Und nun, kann er<br />

die Maus sein, die das Netz zerbeißt, das<br />

den gefangenen Löwen gefesselt hält? Jetzt<br />

muß sich zeigen, was an Kenntnissen und<br />

an Fertigkeiten er von <strong>der</strong> höheren Schule<br />

mitgebracht hat. Erinnern wird er sich <strong>der</strong><br />

Geschichten, <strong>der</strong> Romane und Novellen vom<br />

Volk, von den Bauern und den Arbeitern.<br />

Die höhere Schule wird also, vor allem<br />

«uch in <strong>der</strong> Schülerbücherei, auf Anzen-<br />

Zruber, Gotthelf, LönS, Paul Keller, Gottfried<br />

Keller, Lersch zu achten haben. Daneben<br />

natürlich darf Sohnrey, Reuter,<br />

Raabe und W. H. Riehl nicht fehlen. Und<br />

wie ganz an<strong>der</strong>s muß noch <strong>der</strong> Geschichtsunterricht<br />

gestaltet werden wie früher, wenn<br />

<strong>der</strong> junge Lehrer später lebendige Geschichte<br />

fühlen und erleben will, He<strong>im</strong>atgeschichte,<br />

GiedelungSgeschichte, Deutsche Volksgeschichte,<br />

auch Politik! Eine fast ganz neue<br />

Aufgabe erhält die Erdkunde. Soll sie doch<br />

einen He<strong>im</strong>atforscher vorbilden und erziehen!<br />

Also genauesie Kenntnis des Meßtischblattes,<br />

<strong>der</strong> Geologie <strong>der</strong> He<strong>im</strong>at und<br />

Deutschlands, <strong>der</strong> Kultur <strong>der</strong> He<strong>im</strong>at, und<br />

wie<strong>der</strong>um <strong>der</strong> Siedelungskunde. So verstanden,<br />

kann Deutschkunde lebendig sein,<br />

und zwar von Serta an! Aehnlich isl<br />

es mit den an<strong>der</strong>en Fächern. Ausdrücklich<br />

verlangen auch die „Richtlinien für die höheren<br />

Schulen" Rücksichtnahme auf die zukünftigen<br />

Volksschullehrer. Wie wichtig sind<br />

heute die Naturwissenschaften für das ganze<br />

Volk geworden! Man denke nur an Radio,<br />

künstliche Düngung, elektrische Betriebsmaschinen.<br />

Fast erscheinen die botanischen<br />

und zoologischen Kenntnisse daneben unwichtig,<br />

während früher die Botanik das<br />

Steckenpferd und die Erholung des Landlehrers<br />

war. Auf allen diesen Gebieten<br />

wird zweifellos <strong>der</strong> zukünftige Lehrer <strong>der</strong><br />

Erzieher seines Volkes sein können. Wie?<br />

sagt ihm dann die pädagogische Akademie.<br />

Es ist klar, daß hier nicht an Betrieb, etwa<br />

an Volkshochschulkursbetrieb zu denken ist.<br />

Auch seine Fertigkeiten: Musik, Turnen,<br />

Sport, Wan<strong>der</strong>n, Gartenbau bringt <strong>der</strong><br />

Lehrer mit, um sie in den Dienst des Volkes<br />

zu stellen. Aehnlich wie früher wirkt er <strong>im</strong><br />

Turn- und Gesangverein, in <strong>der</strong> Feuerwehr<br />

usw. Aber alle diese Kenntnisse und Fertigkeiten,<br />

sie erhalten ihren Wert erst durch die<br />

„Eins", die davorgestellt werden muß.<br />

Aufgaben des Religionsunterrichts<br />

Der Religionsunterricht in <strong>der</strong> höheren<br />

Schule hat eine neue, ganz beson<strong>der</strong>e Aufgabe<br />

erhalten. Denn die volköerzieherische<br />

Aufgabe, diese Erziehung des Volkes zum<br />

Volke, ist <strong>im</strong> tiefsten Grunde eine religiöse.<br />

Nicht wie früher erscheint die Volkserziehung<br />

als <strong>im</strong> Gegensatz zur Religion und<br />

<strong>Kirche</strong> stehend, nicht mehr als eine „Aufklärung",<br />

nein, die ganze Aufgabe ist nur<br />

lösbar <strong>im</strong> Bunde mit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, <strong>im</strong> Dienste<br />

<strong>der</strong> Gemeinde. DaS gewaltsam zerschnittene<br />

Band, es ist durch neuen freien Bund wie<strong>der</strong><br />

zu knüpfen. Auch die höhere Schule in ihrer<br />

paritätischen Form lehrt die Wechselbeziehungen<br />

und Verknüpfungen von Kultur und<br />

Religion. Der Unterricht z. V. über die<br />

Propheten o<strong>der</strong> die Apostelgeschichte o<strong>der</strong> die<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschichte erhält neue Beleuchtung:<br />

Franz von Assissl, Luthers Armen-Ordnung,<br />

Calvin, Kapitalismus und Religion, kirchliche<br />

Kunst, soziale Fragen. Ja, <strong>der</strong> Religionsunterricht<br />

wird wirklich zum Kernfach.<br />

Hier schon tritt dem Schüler Krisis und<br />

Problematik des Irdischen entgegen. — Es<br />

ist dringend erfor<strong>der</strong>lich, alle diese Stoffgebiete<br />

abzugrenzen, um einerseits <strong>der</strong> Akademie<br />

nichts vorwegzunehmen, an<strong>der</strong>seits<br />

doch das erfor<strong>der</strong>liche Rüstzeug zurechtzustellen.<br />

?' Hemmmungen in <strong>der</strong> Volkserziehung<br />

Die wichtigste Frage ist mit allen bisherigen<br />

jedoch noch ungelöst. Wie kommt es, daß<br />

die vielen Versuche <strong>der</strong> Volkserziehung ohne<br />

vollen Erfolg blieben? — Um ein Haus zu<br />

bauen, braucht man nicht nur Steine (Individuen),<br />

son<strong>der</strong>n auch Mörtel, Werkzeug und<br />

einen Plan. Wollte man früher recht fest<br />

bauen, so tat man Blut in den Mörtel.<br />

Wollen wir ein festes Bauwerk „Volk", so<br />

muß unser Herzblut drangesetzt werden.<br />

„Volk" ist ohne religiöse Bindung nicht<br />

möglich. In Deutschland zumal, wo <strong>der</strong><br />

Kampfplatz zweier Religionen ist, ist ohne<br />

Religion Volkserziehung undenkbar. Man<br />

erzieht also zum Volk, wenn man zur „Gemeinde"<br />

erzieht. Die Iungmännerbünde konfessioneller<br />

Art sind zu eng, die Iugendbünde<br />

meist zu weit. — Vielfach ist <strong>der</strong> einst so<br />

kräftige Baum <strong>der</strong> Gemeinde, unter dessen<br />

Schatten man wohnt, krank, ja wurzelkrank,<br />

o<strong>der</strong> Wassertriebe aller Art rauben<br />

ihm seine Kraft. Hier ist das Feld, wo <strong>der</strong><br />

neue Volkserzieher, wenn er gelernt hat, in<br />

Geduld zu säen und zu schneiden, als kluger<br />

Gärtner sich betätigen kann. Dazu helfe ihm<br />

die höhere Schule auch in ihrer paritätischen<br />

Gestalt. Denn Religion ist kein Wissen<br />

allein. Die höhere Schule soll außer <strong>der</strong><br />

Vermittlung fester Kenntnisse weiteres leisten.<br />

Sie soll den Volkserzieher in eine<br />

Lebenssphäre, in ein Lebensgefühl einhüllen,<br />

Fühlen und Wollen entwickeln <strong>im</strong> Dienst des<br />

Volkes, d. h. <strong>im</strong> Dienst <strong>der</strong> Gemeinde. Alle<br />

jene Tugenden, die sonst etwa das Heer<br />

för<strong>der</strong>te, die Schule hat sie jetzt zu pflegen.<br />

Gerade auch da, wo die Gemeinde in voller<br />

Zersetzung; wir können eben gar kein Volk<br />

erziehen, so wenig wie die Menschheit; wir<br />

müssen konkret — überinviduelle Persönlichkeiten<br />

vor uns sehen, und daS ist die Gemeinde.<br />

Zwar ist es erschreckend, wie gering<br />

beson<strong>der</strong>s nach <strong>der</strong> Konfirmation die Fühlung<br />

mit <strong>der</strong> Gemeinde ist. Hier liegt eine<br />

Aufgabe sowohl <strong>der</strong> Gemeinde als auch <strong>der</strong><br />

höheren Schule, Diese ist allerdings in ihrem<br />

vollen Umfange noch nicht erkannt, geschweige<br />

gelöst.<br />

Auf <strong>der</strong> höheren Schule wachse <strong>der</strong><br />

Verantwortungssinn und jene Bescheidenheit,<br />

die sich später in den Dienst <strong>der</strong> Gemeinde<br />

stellt, <strong>im</strong> Gefühl nicht des Reichtums, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Armut, aber auch <strong>der</strong> Negnadung.<br />

Die Schule erziehe zur Festigkeit und zur<br />

Gefälligkeit, so daß später <strong>der</strong> junge VolkSerzieher<br />

jugendlichen Schwung mit abgeklärter<br />

Bildung vereine. Die Schule zeige<br />

ihm aber nicht ein Bild <strong>der</strong> üblen Vereinsmeierei,<br />

in <strong>der</strong> er sonst später als „Vorbild"<br />

tätig ist. Sie werde vor allem nicht zur<br />

Brutstätte eines neuen Standesdünkel. Auch<br />

hier zeigen uns die Richtlinien wertvolle<br />

Winke, wenn wir an die sogenannte Konzentration<br />

und die Arbeitsschulmethode denken.<br />

In <strong>der</strong> „Idealschule", die zu sehen mir<br />

freundlichst erlaubt sei, verhin<strong>der</strong>t die richtige<br />

<strong>Evangelische</strong> Eltern und<br />

neue Lehrerbildung<br />

Die Vcrtreterversamnilung de« Vv.<br />

ReichscltcrntagS zu Breslau faßte<br />

in <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> neuen Lehrerbildung<br />

folgende Entschließung:<br />

„Die auf dem 7. Reichselterntag in<br />

Breslau versammelte evangelische<br />

Elternschaft begrüßt <strong>im</strong> Anschluß an<br />

einen Vortrag des Leiters de« preußischen<br />

Nolksschulwesens Ministerialdirektor«<br />

Kaestner den Aufbau <strong>der</strong><br />

evangelischen Lehrerbildung in Preußen<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage einer einheitlichen<br />

Welt- und Lcbensanschauung<br />

in evangelischen pädagogischen<br />

Akademien. Sie erwartet, daß<br />

auch in den übrigen Län<strong>der</strong>n bei<br />

an<strong>der</strong>sartigen Versuchen neuzeitlicher<br />

Lehrerbildung die Gewinnung eines<br />

von evangelischem Erziehungsgeist<br />

erfüllten Lehrernachwuchses sichergestellt<br />

wird.'<br />

23


Konzentration von Fächern und Lehrpersonen<br />

jede unnötige Bildung von Fachbrettern<br />

und Schranken, und ein ganzer<br />

Mensch wächst in seiner „Totalität", wie<br />

dag Modewort sagt, heran. Der Arbeitsunterricht<br />

lehrt ihn die „neue Sittlichkeit"<br />

kennen, die Sittlichkeit des überindividuellen<br />

Wollens. Statt „bilde dich" „bildet euch".<br />

Erst von dieser ethischen Wertung geht uns<br />

die volle Bedeutung des Arbeitsunterrichts auf.<br />

Erziehungsziele<br />

Arbeitete früher Bürger und Bauer für<br />

sich und damit <strong>im</strong> Dienste eines größeren<br />

Ganzen, so ist es jetzt fast umgekehrt. Es<br />

gilt jetzt, für ein Ganzes zu arbeiten und<br />

damit für sich, etwa wie auf einem Schiffe,<br />

o<strong>der</strong> wie <strong>im</strong> Heere. Heraus aus <strong>der</strong> Selbstgenügsamkeit,<br />

heraus zum Ganzen, wie<br />

Diesterweg schon seiner Generation zurief.<br />

Allerdings sind dabei eben nicht Vereine<br />

und Verbände gemeint, nicht Gewerkschaften<br />

und Parteien, son<strong>der</strong>n Gemeinde und damit<br />

Volk. — Ideal gesprochen, wird man einwenden.<br />

Ja, gerade <strong>der</strong> Idealismus, gerade<br />

<strong>der</strong> ist es, den unsere höhere Schule vermitteln<br />

soll. In ihm steckt soviel Ehrfurcht<br />

vor <strong>der</strong> Bibel und dem Christentum, daß<br />

wir hier die beste Waffe haben gegen jene<br />

Skepsis und Blasiertheit, von <strong>der</strong> in Artikeln<br />

in <strong>der</strong> „Erziehung" ') jüngst die Rede<br />

war. Was nun die pädagogische Akademie<br />

an weiterem Rüstzeug dem zukünftigen<br />

Lehrer mitgibt, um ihn weiter zum VolkSerzieher<br />

zu bilden, bleibe hier unerwähnt. Es<br />

') „Die Erziehung", ä. Jahrgang, Heft 4 und<br />

5. Verlag oon Quelle K Meyer, S. 252 ff.<br />

und S. 301 ff.<br />

ist eine alte Erfahrung, daß lange<br />

und schwere Kriege eine allgemeine<br />

und tiefgehende Entsittlichung zur Folge haben.<br />

Man denke nur an das grauenhafte<br />

Sittenelend, welches die Kreuzzüge zur Folge<br />

hatten. Sehr schl<strong>im</strong>m sah es in dieser Hinsicht<br />

auch nach dem 30jährigen Kriege auS.<br />

So berichtet Ave-Lallement in seiner Geschichte<br />

des Deutschen Gaunertums (Nrockhaus<br />

4862), daß ein Lübecker Patriziersohn<br />

ein lie<strong>der</strong>liches Frauenz<strong>im</strong>mer, welches daS<br />

Rostocker Brandmal trug, als Gattin he<strong>im</strong>führen<br />

durfte, ohne son<strong>der</strong>lichen Wi<strong>der</strong>spruch<br />

bei seiner Sippe zu finden — ein Zeichen,<br />

wie verworren die sittlichen Begriffe in jener<br />

Zeit geworden waren. Nebenbei bemerkt,<br />

hat die Schund- und Schmutzliteratur <strong>der</strong><br />

Gegenwart ihre Wurzeln in den pikarischen<br />

Romanen, welche damals nach dem 30jährigen<br />

Kriege verschlungen wurden, und<br />

<strong>der</strong>en Helden Verbrecher aller Art bildeten.<br />

<strong>Das</strong> Gaunerstück mußte gelingen, und die<br />

Geschädigten stellte man als G<strong>im</strong>pel und<br />

Bösewichte dar — ganz so, wie eS heute bei<br />

den Verfassern <strong>der</strong> Schund- und Schauer-<br />

ist noch genug zu tun, auch wenn die höhere<br />

Schule ihre Aufgabe erfüllt hat. Diese sehe<br />

ich also erstens in <strong>der</strong> Vermittlung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Kenntnisse an Volkskunde, He<strong>im</strong>atkunde<br />

usw., zweitens aber in <strong>der</strong> Charakterbildung,<br />

in <strong>der</strong> Erziehung zum Dienst<br />

an einem größeren Ganzen.<br />

Als größte Gefahr erscheint da ein neuer<br />

„Humanismus" in einem ganz best<strong>im</strong>mten<br />

Sinne: „Mensch" in seiner Isolierung von<br />

Gott, in seiner Genügsamkeit am Menschen<br />

und in seinem „Reichtum". Der zukünftige<br />

Volkserzieher glaube nicht, das Volk z u<br />

seiner Bildung hinaufheben zu können, da<br />

ja die äußere Bedingung, das Abiturientenzeugnis<br />

und die akademische Bildung vorhanden<br />

sei. — So war es vielleicht doch<br />

nicht nur ein Mangel, wenn <strong>der</strong> junge Lehrer<br />

alter Zeit „Lücken" in seiner Bildung entdeckte,<br />

die er dann in seiner einfachen Klause,<br />

voll Begeisterung über den unsterblichen<br />

Dichtwerken erglühend, auszufüllen stiebend<br />

sich bemühte. Es ist eben nicht wahr, daß<br />

die gerade Linie <strong>im</strong>mer die kürzeste ist. Gewiß<br />

werden Irrwege und Umwege vorkommen!<br />

Aber ein festes Ziel, einen festen<br />

Plan wird <strong>der</strong> Volkserzieher haben müssen.<br />

Er wird ergriffen sein von Goethes Wort:<br />

„Warum sucht ich den Weg so sehnsuchtsvoll,<br />

wenn ich ihn nicht den Brü<strong>der</strong>n zeigen<br />

soll."<br />

Vor allem soll <strong>der</strong> zukünftige Erzieher des<br />

Volkes seine volkserzieherische Aufgabe und<br />

sein Führertum betätigen in steter Harmonie<br />

mit seiner Hauptaufgabe, nämlich<br />

<strong>der</strong> Erziehung <strong>der</strong> deutschen Jugend zum<br />

deutschen Volke.<br />

Studienrat Richard Hahn, Mors.<br />

Die Sexualnot <strong>der</strong> Gefangenen<br />

romane und ihren Lesern beliebt ist. Man<br />

prüfe nur die Erzeugnisse <strong>der</strong> neuesten<br />

Schundliteratur, wozu auch gewisse Kr<strong>im</strong>inalzeitungen<br />

und eine nicht min<strong>der</strong> nichtsnutzige<br />

Sensationspresse gehörten. Und was<br />

ist <strong>der</strong> tiefere Sinn dieser Sensationspresse?<br />

Nichts weiter als Geldmachen. Auf wessen<br />

Kosten? Ob auf Kosten von Volk und<br />

Vaterland, von Ehre und Anstand, von<br />

Zucht und Sitte, ob auf Kosten von Menschenseelen<br />

—, das ist jenen völlig gleichgültig.<br />

Aber so ganz leicht haben es die<br />

„Schriftstellers!) dieser Art doch nicht.<br />

„Ein Königreich für einen unbenagten<br />

Knochen, den man <strong>der</strong> sensationslüsternen<br />

Menge hinwerfen kann!"<br />

Ein solcher Knochen ist die sogenannte<br />

Sexualnot <strong>der</strong> Gefangenen<br />

Der Ausdruck „Sexualnot" ist nicht ungeschickt<br />

gewählt. Ein wenig Latein ziert den<br />

ganzen Menschen. Dazu verhüllen die beiden<br />

ersten Silben prüde etwas ganz Natürliches<br />

und geben <strong>der</strong> letzten Silbe eine beson<strong>der</strong>e<br />

Note.<br />

Sexualnötc, l). h. geschlechtliche Nöte, sind<br />

so alt wie das Menschengeschlecht. Ordentliche,<br />

fleißige, charakterfeste Menschen werden<br />

damit fertig; unordentliche, faule, charakterlose<br />

Menschen wissen sich jenen Nöten<br />

zu entziehen, so o<strong>der</strong> so, als Weichlinge o<strong>der</strong><br />

als Knabenschän<strong>der</strong> o<strong>der</strong> als Hurer. Es ist<br />

schändlich, davon zu reden. Eine Verschärfung<br />

<strong>der</strong> Sexualnöte bringt selbstverständlich<br />

eine lange Gefangenschaft mit sich. Kriegsgefangene<br />

wissen davon ein Lied zu singen,<br />

namentlich solche, welche „schwarze Franzosen",<br />

d. h. halbwilde Marokkaner u. a.<br />

als Wächter über sich dulden mußten. Aber<br />

haben nicht auch Hun<strong>der</strong>ttausende unserer<br />

Krieger viele Monate hindurch <strong>im</strong> Felde<br />

gestanden, siegreich nicht nur gegenüber dem<br />

Erbfeind, son<strong>der</strong>n auch gegenüber jenen Versuchern<br />

in <strong>der</strong> Etappe, denen durch den Unverstand<br />

und die Leichtfertigkeit gewisser<br />

hoher „verantwortlicher" Stellen die Arbeit<br />

nur zu leicht gemacht wurde?<br />

Wenn eS jetzt „mo<strong>der</strong>n" geworden ist, von<br />

<strong>der</strong> sexuellen Not <strong>der</strong> Gefangenen zu schreiben,<br />

zu reden und zu filmen, so denkt man<br />

dabei nicht an die Kriegsgefangenen, son<strong>der</strong>n<br />

man meint die Strafgefangenen. Man<br />

glaubt alles zu verstehen, und man verzeiht<br />

alles — selbstverständlich nur den<br />

Parteigenossen und solchen, die es vielleicht<br />

noch werden könnten. Nur diesen — wohlverstanden!<br />

— den an<strong>der</strong>n nicht. Man sei<br />

doch ausnahmsweise einmal ehrlich! Ehrliche<br />

Spartakusmänner (sie meinten es ehrlich,<br />

sie waren verhetzt und handelten nach bestem<br />

Wissen) wollten eine Fürsorgeerziehungsanstalt<br />

räumen. Sie meinten allen Ernstes,<br />

die Zöglinge würden zu Unrecht festgehalten.<br />

Die beherzte Oberin <strong>der</strong> Ansialt gab den<br />

Führern <strong>der</strong> Bande Einblick in die Akten<br />

<strong>der</strong> Mädchen. Und als die Spartakusmänner<br />

auch nur etliche Gerichtsbeschlüsse<br />

durchgelesenhatten, sagte <strong>der</strong>Anführer: „Frau<br />

Oberin, behalten Sie die Mädchen hier!"<br />

Vei näherer Ueberlegung würde sich mancher<br />

Leser jener sensationell und ein wenig sent<strong>im</strong>ental<br />

aufgemachten Artikel über Sexualnot,<br />

würde sich mancher Beschauer des<br />

Sexualfilms „<strong>Das</strong> Geschlecht in Fesseln"<br />

an den Kopf fassen und sich fragen: „Habe<br />

ich denn nicht von diesem und jenem Burschen<br />

schon irgendwo etwas gelesen? Ach ja — in<br />

<strong>der</strong> Zeitung stand eS ja, <strong>der</strong> eine hat die<br />

Sparkasse um 500 000 Mark geschädigt,<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e hat einen Lustmord begangen,<br />

<strong>der</strong> dritte hat wer weiß wie viele Mitmenschen<br />

ins Unglück gestürzt usw. <strong>Das</strong><br />

Gericht hat diese Verbrecher mit Recht zu<br />

Freiheitsstrafen verurteilt. Nun sitzen sie<br />

ihre Strafe ab; nun freilich: — Sexualnot?<br />

— Unsinn! Auf die schändlichen Verbrechen<br />

gehört eine wirksame Strafe! — Manche<br />

Artikelschreiber und Filmregisseure rechnen<br />

mit <strong>der</strong> Vergeßlichkeit des Publikums. <strong>Das</strong><br />

Publikum ist doch manchmal recht dumm,<br />

sonst würde eS sich nicht so jämmerlich anführen<br />

lassen.


soll verzweifeln. Umkehren und Rechttun<br />

findet <strong>im</strong>mer Gnade.<br />

D Freilich gehört die Sexualnot zur Strafe<br />

lind Strafe muß lei<strong>der</strong> manchmal<br />

sein. <strong>Das</strong> ist ja eben <strong>der</strong> Sinn<br />

<strong>der</strong> Freiheitsstrafe, daß sie denjenigen, welcher<br />

seine Freiheit zum Schaden seiner Mitmenschen<br />

mißbrauchte, für einige Zeit einsperrt,<br />

ihm hartes Lager und karge Kost<br />

zudiktiert und ihm auch in <strong>der</strong> Befriedigung<br />

seiner Gelüste und Begierden Schranken<br />

auferlegt. Selbstverständlich!<br />

Indessen — so lvenig wir einer gewissen<br />

Sensationspresse und noch weniger dem Film<br />

die Befugnis zuerkennen, in dieser <strong>im</strong>merhin<br />

sehr ernsten Angelegenheit mitzureden, so<br />

darf je<strong>der</strong> Einsichtige versichert sein, daß die<br />

Strafanstaltsverwaltung den berechtigten<br />

Kern dessen, was man „Sexualnot <strong>der</strong> Gefangenen"<br />

zu nennen beliebt, schon seit vielen<br />

fahren kennt und zu mil<strong>der</strong>n ernsthaft bestrebt<br />

ist.<br />

Selbstverständlich ist es für einen jungen<br />

Menschen, <strong>der</strong> nicht gewohnt ist, sich Zucht<br />

und Zügel aufzuerlegen, nicht leicht, nun<br />

plötzlich zur Abstinenz gezwungen zu sein.<br />

Deshalb gibt man ihm ein kühles und nicht<br />

zu weiches Lager, man verabfolgt ihm eine<br />

zwar reichliche aber reizlose Kost und hält<br />

ihn zu Zucht und Ordnung an. DaS hat<br />

schon manchem Taugenichts gut getan,<br />

D Nie Berichte entstehen<br />

Ein Berliner Abendblatt hatte sich von<br />

einem „Sachverständigen", <strong>der</strong> offenbar<br />

einige Zeit gebrummt hat, allerlei sensationellen<br />

Stoff zusammentragen lassen, diesen<br />

ungeheuer aufgebauscht und verallgemeinert.<br />

<strong>Das</strong> gab natürlich ein Zerrbild. Vielleicht<br />

haben „auf Bestellung" noch an<strong>der</strong>e Material<br />

herbeigetragen, pathologische und ähnliche<br />

Gewährsleute. Für einige Zigaretten<br />

schwindeln sie dem, <strong>der</strong> es gern wissen will,<br />

die „Hucke voll". — Man vergleiche nur<br />

den trefflichen Artikel in Heft 2 (4929) <strong>der</strong><br />

Inneren Mission <strong>im</strong> evangelischen Deutschland<br />

von Liz. Dr. Schreiner: „Die Krisis<br />

<strong>der</strong> Fürsorgeerziehung"; — da kann man<br />

nachlesen, wie solche Sensationöartikel und<br />

-filme entstehen. Der berechtigte Kern <strong>der</strong><br />

Artikelreihe, den die „Welt am Abend"<br />

brachte, dürfte neben <strong>der</strong> z, T. zutreffenden<br />

Kritik <strong>der</strong> Gemeinschaftöhaft auch darin liegen,<br />

daß sexuell Perverse und namentlich<br />

Psychopathen in beson<strong>der</strong>er Weise die<br />

Sexualnot empfinden, <strong>der</strong> wohl nur durch<br />

ärztliche Maßnahmen abzuhelfen sein dürfte.<br />

Unberechtigt sind jedoch die Verallgemeinerungen,<br />

welche <strong>der</strong> Verfasser liebt. Die Gemeinschaftshaft<br />

ist längst in ihrer ganzen<br />

Luther spricht: Calvin spricht: Zwingli spricht:<br />

Wollen wir Gottes Macht spüren auf unserer<br />

Seite? Dann laßt uns das befolgen, was er<br />

uns sagt!<br />

Schädlichkeit erkannt worden, und zwar vor<br />

an<strong>der</strong>en bereits von Fliedner und Wichein,<br />

dessen GefängniSreform schon vor 75 Jahren<br />

in erster Linie die „Beseitigung <strong>der</strong> verbrecherischen<br />

Gemeinschaft" bezweckte. Aber<br />

erst in den letzten Jahren ist es durch weise<br />

Maßnahmen (IugendgerichtSgesetz, Geldstrafe<br />

als Ersatz <strong>der</strong> kurzfristigen Freiheitsstrafe<br />

und Strafaussetzung mit <strong>der</strong> Aussicht<br />

auf Straferlaß bei guter Führung) möglich<br />

geworden, eine Anzahl veralteter Strafanstalten<br />

auszuschalten und die Freiheitsstrafe<br />

in mo<strong>der</strong>nen Anstalten zu vollstrecken,<br />

wo wenigstens die Trennung bei Nacht gewährleistet<br />

ist.<br />

Vom heutigen Strafvollzug<br />

<strong>Das</strong> Stufensystem gestattet dem Gefangenen,<br />

welcher sich gut aufführt, sich abends<br />

bis 9 l^lhr geistig zu beschäftigen. Die Bewegung<br />

in frischer Luft, Turnen und Sport<br />

finden <strong>im</strong> mo<strong>der</strong>nen Strafvollzug reichliche<br />

Anwendung. Es würde nichts schaden, wenn<br />

grundsätzlich jedem nicht gemeingefährlichen<br />

Gefangenen bei guter Führung nach gewisser<br />

Zeit Strafaussetzung mit <strong>der</strong> Aussicht auf<br />

Straferlaß zuteil würde. Dabei müßte in<br />

Betracht gezogen werden, daß die Gefangenen<br />

sich auch sittlich einwandfrei geführt, d. h.<br />

daß sie die Zellenwände nicht besudelt und<br />

sich auch sonst eines anständigen Betragens<br />

befleißigt haben. Dagegen sollte man gerade<br />

solche Gefangenen, welche sich als<br />

pervers gebärden, überhaupt nicht auf die<br />

Menschheit loslassen. Die neuesten Sittlichkeitsverbrechen<br />

und Lustmorde zeigen<br />

deutlich, daß <strong>der</strong> Gesetzgeber irrt, wenn er den<br />

gemeingefährlichen SittlichkeitSverbrechern<br />

ohne sichere Gewähr die Freiheit wie<strong>der</strong>gibt.<br />

Dieser verhängnisvolle Irrtum for<strong>der</strong>t zweifellos<br />

noch manches Menschenopfer.<br />

^ Und nun <strong>der</strong> Film und seine Vorschläge<br />

Der famose Film „Geschlecht in Fesseln"<br />

befürwortet häufige Beurlaubung <strong>der</strong> Gefangenen,<br />

damit sie sich von ihrer Sexualnot<br />

erlösen können. Man bedenkt aber nicht,<br />

daß solche nur für kurze Zeit beurlaubten<br />

Gefangenen in <strong>der</strong> Regel draußen keine Arbeit<br />

finden, also ihren Familien und <strong>der</strong><br />

öffentlichen Wohlfahrtspflege zur Last fallen<br />

und nichts als neues Unheil anrichten.<br />

Würde jener Vorschlag in die Tat umgesetzt,<br />

so würden sich sehr bald die allerschädlichsten<br />

Folgen zeigen.<br />

Geradezu lächerlich wirkt auf jeden, <strong>der</strong> den<br />

Strafvollzug kennt, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e zynische Vorschlag,<br />

daß <strong>der</strong> Direktor den Gefangenen<br />

und dessen Frau doch ein Viertelstündchen<br />

allein lassen möchte. Der gütige Direktor<br />

2u bist Gottes Werkzeug: er verlangt deinen<br />

Dienst, nicht deine Ruhe.<br />

darf sich so lange zu seiner Familie begeben<br />

und Kaffee trinken. „Essen, trinken, schlafen<br />

darf man in <strong>der</strong> Strafanstalt. Warum nur<br />

das nicht?"<br />

Nicht min<strong>der</strong> grotesk hörten sich jüngst die<br />

Worte eines Chorführers <strong>im</strong> Reigen <strong>der</strong><br />

Kämpen wi<strong>der</strong> die Sexualnot an, eines bekannten<br />

„jüdischen" Arztes, welcher <strong>im</strong> vollen<br />

Ernst verlangte, daß „Weihnachten" die Gefangenen<br />

den Besuch ihrer Frauen auf <strong>der</strong><br />

Zelle empfangen sollten. So denkt sich ein<br />

Jude das christliche Weihnachtsfest <strong>der</strong> Gefangenen!<br />

— Auch eine wi<strong>der</strong>liche <strong>Kirche</strong>nszene<br />

bringt <strong>der</strong> Film. Der Geistliche erscheint<br />

<strong>im</strong> Ornat des evangelischen Pfarrers.<br />

Was er redet, wird als dummes Zeug hingestellt.<br />

Was die Gefangenen darüber denken,<br />

ist in ihren Mienen deutlich zu lesen.<br />

Es handelt stch also um eine Verhöhnung<br />

<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>! Man fragt sich,<br />

ob die Filmprüfungöstelle diese Szene hätte<br />

durchgehen lassen, wenn ein katholischer<br />

Geistlicher o<strong>der</strong> wenn ein Rabbiner <strong>im</strong><br />

Ornat zur Darstellung gekommen wäre.<br />

Sind die Diener <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />

vogelfrei? ILnd entbehrt denn die evangelische<br />

<strong>Kirche</strong> so ganz und gar auch des geringsten<br />

Einflusses in <strong>der</strong> Filmprüfungsstelle?<br />

Ein Stiafansillltsleyrei schreibt: „In Hamburg<br />

o<strong>der</strong> London o<strong>der</strong> Kalkutta o<strong>der</strong> sonstwo<br />

ruft gelegentlich <strong>der</strong> Verdacht eines einzigen<br />

Cholera- o<strong>der</strong> Pest- o<strong>der</strong> Pockenfalles<br />

die gesamte Wissenschaft, Hygiene, Technik<br />

und das Volksgrauen zur Abwehr auf den<br />

Plan, um die Gefahr <strong>im</strong> Ke<strong>im</strong>e zu ersticken.<br />

I^nd das ist recht, denn es geht unter ILmständen<br />

um viele Menschenleben. Die verheerende<br />

Pest des Sensationsfilms darf in<br />

Deutschland von Stadt zu Stadt, von Dorf<br />

zu Dorf weiter wühlen, — und es scheint<br />

keine Stelle berufen und mutig genug, um<br />

dem Ver<strong>der</strong>ben Einhalt zu tun?" — Sicherlich<br />

wirkt die Sensationspresse ebenso wie<br />

<strong>der</strong> Sensationsfilm ver<strong>der</strong>blich auf viele<br />

ungefestigte Menschen.<br />

V Äas Schlußurteil<br />

In all dem Wahnsinn ist aber gleichwohl<br />

Methode. Es gilt, die letzten O.ua<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Autorität, <strong>der</strong> Ordnung und Zucht zu unterwühlen.<br />

I^nd nebenbei bringt das Geschäft<br />

Geld ein. Vielleicht müssen sich jene Schädlinge<br />

doch mit dem Sündengeld begnügen,<br />

denn auch <strong>der</strong> Knochen <strong>der</strong> „Sexualnot"<br />

ist nachgerade abgenagt und bietet keinen<br />

Reiz mehr. Die <strong>im</strong>mer mehr sich häufenden<br />

Sexualverbrechen weiden dafür sorgen, daß<br />

das überlaute, alberne Gerede von <strong>der</strong><br />

Sexualnot <strong>der</strong> Gefangenen auch wie<strong>der</strong> verstummt,<br />

v.


„Bil<strong>der</strong> zur Bibel" des Malers Hans Lietzmann<br />

Herausgegeben von <strong>der</strong> Preußischen Hauptbibelgesellschaft, Berlin<br />

Eine grundsätzliche Beurteilung von Bibelillustrationen überhaupt<br />

ie Preußische Hauptbibelgesellschaft<br />

^ den Berliner Maler Hans Lietzmann<br />

beauftragt, Illustrationen des Bibel«<br />

texteS zu schaffen, die sie in Bildelbibeln,<br />

Postkarten, Wandbil<strong>der</strong>n usw. mit Hilfe<br />

einer umfangreichen Werbung verbreitet.<br />

Man darf die Wichtigkeit dieses Schrittes<br />

nicht verkennen. Seine Bedeutung wirkt sich<br />

auf sehr verschiedenen Gebieten aus: zunächst<br />

in <strong>der</strong> Region religiösen Erlebens<br />

als christliche Anschauungsbildung, die für<br />

das innere Verhältnis zu Jesus und <strong>der</strong><br />

heiligen Geschichte von unwägbarer Aktivität<br />

ist. Aber auch auf dem volksbildnerischen<br />

Gebiet <strong>der</strong> Geschmackskultur und<br />

Stellung des Volkes zu künstlerischer Formgebung.<br />

Und endlich <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> entscheidungsvollen<br />

Frage nach <strong>der</strong> Stellung<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zur Kunst und zum kulturellen<br />

Schaffen <strong>der</strong> Gegenwart.<br />

Aber <strong>der</strong> Hinweis auf diese Weitenwirkung<br />

eines <strong>der</strong>artigen Werkes sollte nicht notwendig<br />

sein, um den ganzen Ernst <strong>der</strong> Aufgabe<br />

in Erinnerung zu bringen. Es genügt<br />

völlig, sich einmal die Frage nach dem Sinn<br />

<strong>der</strong> Bibelillustration vorzulegen. Illustration<br />

ist ein sehr schönes Wort. Im Bild<br />

soll <strong>der</strong> Sinn des gelesenen Wortes „aufleuchte<br />

n". Sein Verborgenes soll <strong>im</strong><br />

Licht des Bildes Erscheinung werden <strong>Das</strong><br />

kann abernur g e sch e h e n, w e n n<br />

<strong>im</strong> Bild gestaltet wird, was<br />

<strong>im</strong> Worte gesprochen wird. <strong>Das</strong><br />

Hörbare soll sichtbar werden, <strong>der</strong> gelesene<br />

Bericht verwandelt werden in die angeschaute<br />

Gestalt, die durch die Augen in die<br />

Seele eintritt und dort zur lebendigen Vorstellung<br />

wird. Es kann sich also nicht<br />

darum handeln, durch das Bild die biblische<br />

Geschichte zu erklären und auszulegen, ste<br />

populär und spannend mit Stift o<strong>der</strong> Pinsel<br />

noch einmal zu erzählen, sie durch allerhand<br />

Beiwerk auszuschmücken und interessant<br />

zu machen. Son<strong>der</strong>n die Verkündigung<br />

des Wortes soll<br />

wie<strong>der</strong>holt werden in <strong>der</strong> Verkündigung<br />

<strong>der</strong> Gestalt. Der<br />

Künstler übersetzt die Bibel in<br />

seine Sprache. Er schreibt sie<br />

von neuem. Und wir wissen, daß dazu<br />

mehr gehört als ein technisches Können —<br />

sei es in philologischer Sprachbeherrschung,<br />

sei es in künstlerischer Darstellungsfähigkeit.<br />

Es gehört Inspiration dazu, ein Moment<br />

des Prophetischen — jenes Unwägbare,<br />

das die Bibel Martin Luthers für<br />

alle Zeit zum kultischen Buch des evangelischen<br />

Deutschen machen wird, selbst wenn<br />

sie aus lauter Übersetzungsfehlern bestünde.<br />

Dieses Moment gestalten<strong>der</strong> Umwandlung<br />

26<br />

des Bibelwortes fehlt den Bil<strong>der</strong>n Lietzmanns<br />

gänzlich. Sie sind die Erzeugnisse<br />

eines Erzählers, <strong>der</strong> nicht mit dem Mund,<br />

son<strong>der</strong>n mit den Händen redet. Und seine<br />

bildlichen Erzählungen reden viel ausführlicher,<br />

viel beteiligter, viel liebevoller von<br />

den glühenden Farben des Morgenlandes,<br />

von den phantastischen Gewän<strong>der</strong>n seiner<br />

Bewohner, von <strong>der</strong> märchenbunten Szenerie<br />

<strong>der</strong> Umwelt, als von dem Heiland und seinem<br />

Werk. Wo Lietzmann eine Handlung<br />

Jesu beson<strong>der</strong>s wirksam zum Ausdruck bringen<br />

will, verfällt er in Posenhaftigkeit. Entrückung<br />

visionären Erlebens wird unter<br />

seinem Pinsel zur Schauspielerm<strong>im</strong>ik, die<br />

Schwarmgeistigkeit mit Offenbarung verwechselt.<br />

Im übrigen die übliche „Idealisierung"<br />

des Heilandshauptes: Pagenkopf<br />

mit Madonnenscheitel, eine süßliche „Schönheit"<br />

schematisch regelmäßiger Züge in<br />

einem geistlosen Gesicht — ganz so, wie<br />

dank solcher „christlicher Kunst" sich 99 A<br />

aller Christen das Aussehen ihres göttlichen<br />

Erlösers vorstellen. Was haben<br />

diese „Illustrationen" zu schaffen<br />

mit <strong>der</strong> Gewalt und herben<br />

Größe, mit <strong>der</strong> erschreckenden<br />

Unnahbarkeit des BibelworteS?<br />

Sie sind nichts als ein Beweis, wie<br />

gänzlich wir verlernt haben, die Bibel zu<br />

lesen und zu verstehen.<br />

Lietzmann weiß etwas davon, daß ein Engel<br />

an<strong>der</strong>s aussieht wie ein Mensch, und daß<br />

<strong>der</strong> verklärte Leib des Auferstandenen von<br />

seinem irdischen Körper unterschieden werden<br />

muß. Es weiß es. Aber ihm fehlt die<br />

künstlerisch-religiöse Kraft, seine versiandeSmäßige<br />

Erkenntnis umzuprägen in gestaltete<br />

Verkörperung. Er greift wie<strong>der</strong> zu einem<br />

l Was ein Künstler erlebte<br />

„Mittelchen". Er stellt das jenseitige Wesen<br />

als Lichterscheinung dar. Im übrigen aber<br />

mit allen Attributen ungeistiger „Idealisierung"<br />

menschlicher Körperhaftigkeit.<br />

Vom Wun<strong>der</strong> desLichtS alsErscheinung<br />

jenseitiger Geistigkeit,<br />

die freilich auch in Gestalt und<br />

Zügen aufstrahlen will, ist nichts zum<br />

Ausdruck gekommen.<br />

Dafür aber um so mehr Detailmalerei, die<br />

<strong>der</strong> Realistik des Geschehens eine romantisch<br />

gefühlvolle und deshalb „interessante"<br />

Darstellung verleihen möchte. Aber ist damit<br />

etwas gewonnen? Wir berauben uns<br />

gewaltsam des göttlichen Segens, <strong>der</strong> uns<br />

<strong>im</strong> Abstand <strong>der</strong> Jahrtausende und <strong>im</strong> Dunkel<br />

des Mythus geschenkt ist. Warum zerren<br />

wir gewaltsam die heilige Geschichte in<br />

den Bereich des Irdischen und Diesseitigen<br />

herab? <strong>Das</strong> Moment des Geschichtlichen in<br />

<strong>der</strong> Offenbarung kann für uns nur den<br />

Sinn verwirklichen<strong>der</strong> Erscheinung des<br />

Ewigen haben. Aber nicht den Sinn naturalistischer<br />

Sichtbarkeit und Tastbarkeit <strong>der</strong><br />

Außenseite. Gott sei Dank, daß die Evangelien<br />

sich so wi<strong>der</strong>sprechen, daß alle Bibelphilologie<br />

aus ihnen niemals historische Zuverlässigkeit<br />

gewinnen wird! Der Mythus in<br />

<strong>der</strong> Geschichte, die Weissagung vom Ewigen<br />

<strong>im</strong> Bericht menschlichen Geschehens, das<br />

allein ist Offenbarung. <strong>Das</strong> ist die Darstellungsaufgabe<br />

einer wirklichen<br />

B i bel i l lustrat i o n und<br />

nicht morgenländische Kostümund<br />

LandschllftSsilldien. Und<br />

darüber sollten alle, die sich nicht nur die<br />

quantitative Verbreitung <strong>der</strong> Bibel, son<strong>der</strong>n<br />

vor allem ihre wesenhafte Einwurzelung<br />

<strong>im</strong> Seelenleben des gegenwärtigen<br />

Menschen zur Aufgabe setzen, einmal mit<br />

ganzem Ernst und Verantwortungsbewußtsein<br />

nachdenken. Erst dann kommen die<br />

gewiß sehr schwierigen, sehr wichtigen, aber<br />

doch gänzlich peripheren Fragen nach dem<br />

Verständnis für die kleinen Leute und dem<br />

geschäftlichen Erfolg. Paul Girkon,<br />

Professor Rudolf Koch, <strong>der</strong> bekannte Leiter <strong>der</strong> Offenbacher Kunstschule, hat dem „Tag"<br />

für eine Umfrage über „Bücher in meinem Leben" folgendes geantwortet: „Ich bin be<strong>im</strong> Lesen<br />

vieler und mancherlei Bücher in jungen Jahren mit <strong>der</strong> Zeit an ein Buch gekommen — da hat<br />

da« Lesen nicht mehr ausgereicht. <strong>Das</strong> war so mächtig, da mußte ich tiefer eindringen und länger<br />

verweilen, als es be<strong>im</strong> Lesen möglich war, und ich begann, es abzuschreiben. Es war die<br />

Bibel. Aber das Abschreiben war mir auch nicht genug, das Buch war <strong>im</strong>mer noch zu mächtig.<br />

Da habe ich mir in vieler, jahrelanger Mühe schöne große Buchstaben eingeübt, um jedem Wort<br />

auch fichtbar die Bedeutung zu geben, die es mir zu haben schien. Von diesem Schreiben her<br />

hat dann alle« in meinem Leben ein neues Gesicht bekommen. Ich habe die Kunst des Schreibens<br />

auch an<strong>der</strong>e gelehrt und viele Hun<strong>der</strong>te darin unterrichtet, ja das gesamte Schriftwesen hat einen<br />

Gewinn daraus gezogen. Mancherlei Druckschriften erstanden in <strong>der</strong> Folge, die wie<strong>der</strong> zum<br />

Teil geschaffen sind <strong>im</strong> Gedanken an einen Nbeldruck. — Und doch schien das alles noch nicht<br />

dauernd genug. Die Worte wollten noch mehr Gewicht. Da begann ich sie in Metall zu<br />

meißeln, in Holz zu schneiden und in großen Wandteppichen zu sticken und zu weben, sie wurden<br />

in Fresko gemalt und in Bronze gegossen, und es ist <strong>im</strong>mer noch kein Ende. Denn diese Worte<br />

durchdringen den <strong>im</strong>mer tiefer, <strong>der</strong> einmal von ihnen erfaßt ist, ja er wird völlig<br />

verwandelt davon. <strong>Das</strong> Leben findet seinen Sinn, und <strong>der</strong> Tod verliert seinen Schrecken."


<strong>Evangelische</strong>r Volksbildungsdienst für <strong>Rheinland</strong><br />

Rheinische evangelische Büchereiarbeit / Film und Lichtbild / Jugend- und Laienspiel / <strong>Evangelische</strong><br />

Arbeitsgemeinschaft für Rundfunk in <strong>Rheinland</strong> und Westfalen / Volksbildung und ihre Grenzgebiete<br />

Industriepädagogik und Erwachsenenbildung<br />

Arbeitswoche <strong>der</strong> Deutschen Schule für Volksforschung und Erwachsenenbildung v. 20.—28. Februar in Königswinter<br />

I.<br />

e Deutsche Schule für<br />

Volksforschung und Erwachsenenbildung<br />

rief Mitte Februar<br />

zu einer größeren Arbeitstagung auf,<br />

die <strong>der</strong> gegenwärtigen Lage auf dem Gebiet<br />

<strong>der</strong> Erwachsenenbildung und den beson<strong>der</strong>en<br />

Fragen einer Industriepädagogik gelten<br />

sollte. Der Aufruf <strong>der</strong> Deutschen Schule<br />

hatte ein starkes Echo, gegen 50 Teilnehmer<br />

kamen nach Königswinter mit <strong>der</strong><br />

ausdrücklichen Verpflichtung, <strong>der</strong> gesamten<br />

Tagung von Anfang bis Ende beizuwohnen.<br />

Die Teilnehmer vertraten die verschiedensten<br />

Richtungen und Gruppen. Neben zahlreichen<br />

Vertretern katholischer Volksbildungöarbeit<br />

trat beson<strong>der</strong>s eine in sich<br />

sehr geschlossen erscheinende Gruppe sächsischer<br />

Sozialisten hervor. Nationale Kreise<br />

(Fichtegesellschaft) waren ebenfalls vertreten,<br />

und auch Arbeitnehmer (Gewerkschaften)<br />

und Arbeitgeber waren zur Stelle.<br />

Einen wesentlichen Prozentsatz <strong>der</strong> Teilnehmerschaft<br />

machten <strong>im</strong> übrigen die sogenannten<br />

Freien Volksbildner aus, <strong>im</strong> beson<strong>der</strong>en<br />

<strong>der</strong> tragende Kreis <strong>der</strong> Deutschen<br />

Schule. Die evangelische Volksbildungsarbeit<br />

war durch drei, zeitweilig vier westdeutsche<br />

Teilnehmer vertreten.<br />

Der so bunt zusammengesetzten Teilnehmerschaft<br />

gab die Deutsche Schule den rechten<br />

Du sollst den Feiertag heiligen!<br />

Rahmen für eine vorurteilslose, ernsthafte<br />

Aussprache über die den Volksbildner bewegenden<br />

Gegenwartsfragen. Hervorgewachsen<br />

aus dem Hohenrodter Bund<br />

— also einem weltanschaulich nicht einhelligen,<br />

nur durch die innere „Haltung" seiner<br />

Glie<strong>der</strong> gebundenen Kreise deutscher Volksbildner<br />

— hat es sich die Deutsche Schule<br />

zur Aufgabe gestellt, Stätte <strong>der</strong> Forschung<br />

und Stätte des Erfahrungsaustausches aller<br />

in praktischer VolksbildungSarbeit stehenden<br />

Menschen zu sein. Dieses Ziel erstrebt sie<br />

durch Lehrkurse für angehende, bzw. Freizeiten<br />

für <strong>im</strong> Berufe stehende Volksbildner.<br />

Hinter ihrem Wollen steht nicht allein <strong>der</strong><br />

Kreis von Hohenrodt, sie hat vielmehr auch<br />

staatliche Anerkennung gefunden. Unter<br />

Führung des preußischen Ministeriums für<br />

Wissenschaft, Kunst und Volksbildung haben<br />

sich sämtliche deutschen Lcin<strong>der</strong>ministerien<br />

hinter das junge Unternehmen gestellt, dessen<br />

Prolektor <strong>der</strong> als warmer För<strong>der</strong>er und<br />

Anreger gestalten<strong>der</strong> Volksbildunasarbeit<br />

bekannte Ministerialdirektor Dr. von Erdberg<br />

ist. Sitz <strong>der</strong> Deutschen Schule ist Berlin.<br />

In <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Deutschen Schule<br />

dürfte die Arbeitswoche von Königswinter<br />

einen bedeutsamen Punkt darstellen, insofern<br />

als hier — abgesehen von den weltanschaulichen<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen — doch<br />

auch gerade das Institut als solches zur<br />

kommen?" — „Wenn Sie ihn absolut gleich haben wollen", sagte er, „so müssen Sie sich sofort<br />

selbst nach <strong>der</strong> Post begeben. Es ist gerade Poststunde. Heute wird nicht bestellt." Ich ging<br />

hin, fand keinen großen Andrang trotz <strong>der</strong> kurzen Poststunde, und erhielt sofort das Erwartete.<br />

— Aber ich schämte mich. Wie bin ich's zu Hause gewohnt, in einer mitteldeutschen Kleinstadt?<br />

Jeden Sonntagmorgen jagt <strong>der</strong> Postagend o<strong>der</strong> Briefträger durch den ganzen Ort. Gerade<br />

diesen Tag ladet er bei mir regelmäßig einen beson<strong>der</strong>s großen Haufen Drucksachen und Briefe<br />

ab. Es ist, wie wenn Behörden und Geschäftsfirmen wetteiferten, daß man nur ja am Sonntag<br />

recht reichlich mit Post bedacht würde. Und die Folge: man schaut dann doch hinein, ärgert sich,<br />

belastet sich, und die schöne Ruhe- und Fcierst<strong>im</strong>mung ist dahin. Und dann sagt man sich in<br />

»»—4W Prozent <strong>der</strong> Fälle: „Es hätte wirklich Zeit gehabt bis morgen!" — Warum ver<strong>der</strong>ben<br />

wir <strong>im</strong> ganzen nördlichen Teutschland den Postbeamten wie uns selbst den schönen Sonntag?<br />

Kämen wir nicht, wie die Großstadt München, auch in unseren Dörfern, Kleinstädten, selbst<br />

in den Großstädten damit aus, daß am Sonntagmorgen die Post eine halbe Stunde einen<br />

Schalter offen hielte, damit je<strong>der</strong> seine dringendsten Sachen selbst abholte? — Ware es nicht<br />

Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, ihren Glie<strong>der</strong>n, den Postbeamten, zu helfen, die in ihrer abhängigen Stellung<br />

zurzeit wenig energische Schritte tun können in dieser für ihren Stand und unser ganze« Volk<br />

hochwichtigen Sache — <strong>der</strong> <strong>der</strong> Feiertagshciligung? — Eine Aufgabe unserer Presbyter!<br />

Debatte stand, bzw. in Frage gestellt wurde.<br />

Strebungen, neben <strong>der</strong> Deutschen Schule<br />

hier und da <strong>im</strong> Reiche ähnliche Einrichtungen<br />

von an<strong>der</strong>en Zwecksetzungen aus zu<br />

schaffen, konnten <strong>im</strong> Laufe <strong>der</strong> Tage nicht<br />

verborgen bleiben, fanden die Männer <strong>der</strong><br />

Deutschen Schule jedoch bereit zu ernster<br />

Abwehr o<strong>der</strong> einigen<strong>der</strong> Verbindung.<br />

II.<br />

Die Arbeitswoche für Erwachsenenbildung<br />

und Indusiriepädagogik zerfiel, vielleicht<br />

nicht nur äußerlich betrachtet, durchaus<br />

in zwei Son<strong>der</strong>tagungen, nämlich eine für<br />

Erwachsenenbildung und eine<br />

zweite für Industriepädagogik.<br />

Wenn eines doch die Verbindung zwischen<br />

den beiden Teilen herstellte, so war eS —<br />

neben <strong>der</strong> fraglos von Tag zu Tag wachsenden<br />

inneren Gemeinschaft <strong>der</strong> Teilnehmer<br />

— die Erkenntnis, daß <strong>der</strong> Volksbildner,<br />

will er ernst genommen werden, an den<br />

Wirklichkeiten des Industrielebens, <strong>der</strong> Wirtschaft,<br />

einfach nicht mehr vorbeigehen darf.<br />

Daß an <strong>der</strong>, dem etwa noch romantisch<br />

eingestellten Volksbildner freilich unbequemen<br />

Realität <strong>der</strong> gegenwärtigen Lage<br />

sich erst einmal Wert und Kraft volksbildnerischer<br />

Arbeit zu erweisen habe. Zugleich<br />

gab diese Begegnung zwischen Volksbildung<br />

und Wirtschaft starke und darum als beglückend<br />

empfundene Antriebe zur Bewältigung<br />

neuer Aufgaben von une<strong>im</strong>eßbarer<br />

Tragweite.<br />

Die Referate <strong>der</strong> Arbeitswoche standen<br />

sämtlich auf bedeuten<strong>der</strong> Höhe. Ihren<br />

Reigen eröffnete das lei<strong>der</strong> in Abwesenheit<br />

des (erkrankten) Verfassers verlesene<br />

Referat Dr. von Erdbergs über den Stand<br />

<strong>der</strong> Erwachsenenbildung in Deutschland.<br />

Dr. von Erdberg gab einen tiefgründigen<br />

Aufriß <strong>der</strong> bisherigen Entwicklung<br />

des freien Volksbildungswesens<br />

in Deutschland und überraschte<br />

dann durch die Schärfe, mit <strong>der</strong> er<br />

eine weltanschauliche llnterbauung <strong>der</strong> Erwachsenenbildung<br />

nicht nur als weithin bestehend<br />

notierte, son<strong>der</strong>n geradezu for<strong>der</strong>te.<br />

— Die folgende Aussprache gab Gelegenheit<br />

zu einer ersten flüchtigen Fühlungnahme<br />

<strong>der</strong> Geister und zu tasten<strong>der</strong> Abgrenzung<br />

<strong>der</strong> Standpunkte. Jedenfalls blieb die These


ErdbergS samt den daraus folgenden Konsequenzen<br />

von ausschlaggeben<strong>der</strong> Bedeutung<br />

für den ersten Teil <strong>der</strong> Tagung.<br />

In Fragen <strong>der</strong> praktischen Arbeit führten<br />

Referate von Dr. Kaphan, Dresden,<br />

Dr. He i n r i ch S, Düsseldorf, und Prof.<br />

Dr. Flitner, Kiel, ein. Ihre Ausführungen<br />

galten <strong>im</strong> wesentlichen <strong>der</strong> Frage<br />

<strong>der</strong> Abendvolkshochschule und ihrer heute<br />

möglichen Gestaltung. Durch eine Reihe<br />

von Berichten über Arbeit und Erfolge<br />

rheinischer Abeniwolk'Hochschulen ergänzt,<br />

zeigten die Vorträge, daß auch in <strong>der</strong> Form<br />

<strong>der</strong> Abendvolkshochschule gestaltende VolksbildungSarbeit<br />

getrieben werden kann, wenn<br />

nur gewisse Voraussetzungen <strong>der</strong> fähigen<br />

Führerpersönlichkeit und eines nicht gar zu<br />

verschlossenen Stadtsäckels bestehen. —<br />

Freilich beginnen die eigentlichen Nöte <strong>der</strong><br />

Abendvolkshochschule erst jenseits dieser, —<br />

lei<strong>der</strong> nicht selbstverständlichen, — Voraussetzungen.<br />

Sie hängen zusammen mit <strong>der</strong><br />

soziologischen Glie<strong>der</strong>ung unserer Großkommunen<br />

und gipfeln in <strong>der</strong> Frage nach<br />

dem Vertrauen des proletarischen Menschen<br />

zu Mensch und Einrichtung <strong>der</strong> Erwachsenenbildung.<br />

Wie weit weltanschauliche Bindung<br />

hier helfen kann, wurde von den Rednern,<br />

je nach ihrer Einstellung, verschieden<br />

beantwortet.<br />

Prof. Pflei<strong>der</strong>er, Stuttgart, <strong>der</strong><br />

die Verhandlungen <strong>im</strong> Auftrage <strong>der</strong> Deutschen<br />

Schule geleitet hatte, schloß den ersten<br />

Teil <strong>der</strong> Tagung mit einem außerordentlich<br />

geschickten Schlußwort, das aber die vor<br />

letzten Fragestellungen nicht zurückscheuenden<br />

Volksbildner, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> weltanschaulichen<br />

Gruppen, nicht ganz befriedigen<br />

konnte. Er feierte noch einmal die Deutsche<br />

Schule als Stätte des geistigen Austausches<br />

zwischen den verschiedenen Richtungen und<br />

rief zu <strong>der</strong> religiösen Haltung einer Ehrfurcht<br />

vor <strong>der</strong> Wirklichkeit „des an<strong>der</strong>en<br />

Menschen" auf.<br />

III.<br />

Hatten die ersten Tage <strong>der</strong> Arbeitswoche<br />

<strong>im</strong> allgemeinen nur eine Wie<strong>der</strong>holung des<br />

für die Mehrzahl <strong>der</strong> Volksbildner geläufigen<br />

Gedankengutes, naturgemäß mit<br />

wesentlicher Vertiefung und Klärung gebracht,<br />

so enthielten die folgenden Vorträge<br />

um so mehr neues Gut an Erkenntnissen<br />

und For<strong>der</strong>ungen. Anton Heinen<br />

Gott will, daß auch über Graben,<br />

über Trümmern dieser Zeit<br />

Menschen sich die Hände geben<br />

«nd sich findet, was entzweit.<br />

Welt, dir schlägt die große Stunde,<br />

um dich wirbt mit Glut und Kraft<br />

wie<strong>der</strong> jene alte Kunde<br />

von <strong>der</strong> wahren Bru<strong>der</strong>schaft. — W.<br />

leitete die Besinnung auf indusiriepädagogische<br />

Problematik ein durch einen Vortrag<br />

über die Grundlagen <strong>der</strong> Bildungsarbeit am<br />

industriellen Menschen. Seinen aus tiefer<br />

Weisheit quellenden Darlegungen schickte er<br />

ein bekenntnishaftes Ja zum Industriemenschen<br />

voraus. Daß diesem „Ja" freilich<br />

ein Näherkommen von Volksbildner<br />

und Industriemensch zu folgen hat, macht<br />

es zu einer sittlichen Aufgabe! Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Ueberbrückung von Mensch zu<br />

Mensch gibt es. Sie liegen in dem, was<br />

wir „Ehre", Arbeitsehre, dem Menschen<br />

„seine" Ehre geben nennen. — Ging Heinen<br />

vom Menschen aus, schöpfte er seine wesentlichen<br />

Erkenntnisse als Seelsorger, so ging<br />

Prof. Brauer dem gleichen Fragenkomplex<br />

als Wissenschaftler zu Leibe. Sein<br />

Abendvortrag in <strong>der</strong> Kölner Universität<br />

(den die „Fünfzig von Königswinter" geschlossen<br />

besuchten) zeigte die Nöte des<br />

Industriemenschen von <strong>der</strong> wirtschaftsgeschichtlichen<br />

Seite her auf und suchte ihnen<br />

durch Vorschläge zu neuer Berufsethik zu<br />

begegnen. Abgesehen von <strong>der</strong> hernach umstrittenen<br />

letzten Gedankenführung einer Belebung<br />

<strong>der</strong> Berufsidee, offenbarte das<br />

Brauersche Referat die Notwendigkeit einer<br />

Verwendung sozialwissenschaftlicher Forschungen<br />

durch die mo<strong>der</strong>ne Erwachsenenbildung.<br />

Hier liegt noch Neuland. —<br />

Gewissermaßen als Selbstzeugnisse erzieherischen<br />

WollenS auf Arbeitgeberseite waren<br />

die Vorträge Dr. Schürholz' und<br />

Oberingenieur Arnolds aufzufassen.<br />

Beiden Rednern begegnete von vornherein<br />

ein beson<strong>der</strong>es Interesse, spürte man ihnen<br />

doch deutlich den Wunsch nach Erweis <strong>der</strong><br />

Berechtigung arbeitgeberischer Volksbildungömaßnahmen<br />

ab. Um es <strong>im</strong> voraus zu<br />

sagen: was niemand bestritten, konnten sie<br />

durch ihre übrigens inhaltlich und formal<br />

vollendeten Ausführungen zu wie<strong>der</strong>holter<br />

Anerkennung durch die Kreise <strong>der</strong> Volksbildner<br />

bringen: Der Arbeitgeber — als<br />

Kollektivum — hat nicht allein Recht, son<strong>der</strong>n<br />

auch Pflicht, sich um die Dinge <strong>der</strong> Erwachsenenbildung<br />

zu kümmern. Fragt sich<br />

nur, welche Vorbedingungen dafür auf<br />

seiner Seite heute schon erfüllt sind. Jedenfalls<br />

gehört er ebenso wie <strong>der</strong> proletarische<br />

Mensch zur Wirtschaft, — und worauf<br />

man nicht mit Unrecht hinwies: — es ist<br />

nicht so, als sei dieser ausschließlich Objekt,<br />

jener Subjekt <strong>der</strong> Industriepädagogik.<br />

Ernste Volksbildung wird sich auch zu dem<br />

Gedanken ihrer Sendung an die wirtschaftsstarken<br />

Kreise durchringen müssen.<br />

In einer weiteren Abendveranstaltung in<br />

<strong>der</strong> Kölner Universität sprach Professor<br />

Honigshe<strong>im</strong> über den Gesamtkreis<br />

<strong>der</strong> zur Debatte stehenden Fragen von<br />

seinem, aller Erneuerung alter berufständischer<br />

Ideale skeptisch gegenübertretendem<br />

Standpunkte aus. Seine klugen, doch noch<br />

unter starker problematischer Spannung<br />

stehenden Thesen fanden eine wesentliche<br />

Gott will, daß die Wände fallen,<br />

die die Welt so eng gemacht,<br />

will, daß in den Völkern allen<br />

Geist von seinem Geist erwacht.<br />

Er fragt nicht nach Glanz und Gaben,<br />

nicht nach Grenzen, Macht und Nlut,<br />

will ein heil'ges Volk nur haben,<br />

das hier seinen Willen tut.<br />

Erweiterung und Fortführung durch Prof.<br />

Rosenstocks, Breslau, wirklichkeitsnahe<br />

und lebensfrische Art, die Dinge zu<br />

sehen. Sein Vortrag über „Betriebs-<br />

Politik" gipfelte in <strong>der</strong> heute noch fast<br />

kühn erscheinenden For<strong>der</strong>ung einer von<br />

ihm als „Entsagung" treffend gezeichneten<br />

Haltung <strong>der</strong> Betriebe gegenüber ihren Angestellten<br />

und Arbeitern. Der Betrieb „verzichtet"<br />

auf den ganzen Menschen in seinem<br />

Betriebsangehörigen. Dieser muß rückläufige<br />

Verbindungen unterhalten, um je<strong>der</strong>zeit —<br />

freiwillig o<strong>der</strong> gezwungen — dem Betrieb<br />

untreu werden zu können. Nur dann ist er<br />

in <strong>der</strong> seelischen Verfassung, voller innerer<br />

Ruhe und son<strong>der</strong> Zukunftsfurcht in <strong>der</strong><br />

Arbeitsleistung Treue zu zeigen. Daß aus<br />

dieser Situation <strong>der</strong> Erwachsenenbildung<br />

ganz neuartige Aufgaben entstehen, wußte<br />

Prof. Rosenstock eindringlich darzulegen.<br />

Von Bedeutung war es, daß bei alledem<br />

auch Vertreter <strong>der</strong> Industriearbeiterschaft<br />

zugegen waren. Soweit sie in die Aussprache<br />

eingriffen, bestätigten sie — wenigstens<br />

für den Kreis <strong>der</strong> gelernten Arbeiterschaft<br />

— die Möglichkeit, auch heute noch<br />

BerufsethoS und -freude zu lebensvoller<br />

Wirklichkeit zu erwecken. In <strong>der</strong> Tat kommen<br />

die beson<strong>der</strong>en Nöte des industriealisierten<br />

Menschen letztlich nicht aus <strong>der</strong> „Maschine",<br />

son<strong>der</strong>n aus dem (Un-)Geist <strong>der</strong><br />

Wirtschaft.<br />

Sehr schwerwiegende Fragen tauchten hier<br />

in ihrer zum Teil schicksalhaften Bedeutung<br />

auf. Ihnen gegenüber bekannte sich <strong>der</strong><br />

Leiter des zweiten TagungSabschnitteS,<br />

Direktor Bäuerle, Stuttgart, zu einem<br />

„skeptischen Opt<strong>im</strong>ismus". Bäuerle, <strong>der</strong> in<br />

manchen schwierigen Augenblicken <strong>der</strong> Diskussion<br />

das rechte Wort gefunden, fand<br />

auch zum Abschluß <strong>der</strong> gesamten Tagung<br />

manch kluges Wort. Gewiß war es mehr<br />

als Wortspielerei, wenn er — Verschiedenheit<br />

<strong>der</strong> Weltanschauung, ja Kampf und<br />

Haß feststellend — mahnte, auf allen Seiten<br />

<strong>der</strong> „relativen Absolutheit" des eigenen<br />

Standpunktes nie zu vergessen. Und das<br />

Tiefste, was wohl in diesen Stunden gesagt<br />

werden konnte, war die For<strong>der</strong>ung, <strong>im</strong> nun<br />

beginnenden Alltagstun, je<strong>der</strong> in seiner<br />

Front, bei aller Arbeit, in jedem Augenblick,<br />

innerlich bestehen zu können vor „dem an<strong>der</strong>en<br />

Menschen", ja vor dem Gegner. Daß


damit zugleich <strong>der</strong> Tagung von KönigSwinter<br />

und <strong>der</strong> Höhenlage ihrer Aussprachen<br />

ein Zeugnis beson<strong>der</strong>er Art ausgestellt<br />

wurde, sei eben berührt . . .<br />

IV.<br />

Und wir <strong>Evangelische</strong>n? Und die evangelische<br />

Volksbildung? Wie oben erwähnt,<br />

waren westdeutsche evangelische Volksbildungskreise<br />

auf <strong>der</strong> Arbeitswoche vertreten.<br />

Lei<strong>der</strong> nicht das Reich. Was über den Bestand<br />

evangelischer VolksbildungSarbeit in<br />

<strong>Rheinland</strong> und Westfalen zu sagen war.<br />

Die wirtschaftliche Lage <strong>der</strong> Dorfbücherei<br />

ist zur Zeit — wenigstens, soweit es sich<br />

um evangelische Büchereien handelt, —<br />

durchaus schwierig. Dabei wird leicht<br />

übersehen, daß neben diesen wirtschaftlichen<br />

auch beson<strong>der</strong>e geistige ITöte die<br />

ländliche Büchereiarbeit hemmen. Die<br />

folgenden Zeilen wollen den Versuch<br />

machen, <strong>im</strong> Abriß auf den Umkreis <strong>der</strong><br />

mit <strong>der</strong> Dorfbüchereiarbeit sich ergebenden<br />

Fragen einzugehen und eotl, eine<br />

Aussprache darüber einzuleiten.<br />

ichtige Verän<strong>der</strong>ungen gingen in den<br />

letzten Jahren <strong>im</strong> allgemeinen<br />

Büchereiwesen vor sich. Auch die Dorfbücherei<br />

blieb davon nicht unbeeinflußt. In<br />

den großstädtischen Lesehallen trat mehr<br />

und mehr an die Stelle „ertenstven Betriebes"<br />

die „intensive Bemühung". Der Volksbibliothekar<br />

wurde aus einem Magazinverwalter<br />

mehr und mehr zum persönlichen<br />

Berater des Lesers, zum Freund und Führer<br />

des Entleihers.<br />

Der Dorfbibliothekar, sofern er diesen<br />

Namen verdient, ist in <strong>der</strong> glücklichen<br />

Lage, den idealen Typ seines Berufes zu<br />

leben. Er kennt nicht allein den Leser<br />

seiner Bücher, son<strong>der</strong>n weiß auch in den<br />

meisten Fällen recht gut Bescheid über die<br />

konkrete Welt, aus <strong>der</strong> heraus <strong>der</strong> Leser<br />

zum Buche findet. Er kann auch die Wirkung<br />

des entliehenen Buches irgendwie,<br />

wenn vielleicht auch nur <strong>im</strong> negativen<br />

Sinne, beurteilen. Er vermag noch seine<br />

Leserschar wirklich zu überblicken. Kann<br />

daher Bildner, Pädagoge sein. Sofern er<br />

seinen Namen verdient! Denn<br />

das ist an<strong>der</strong>seits die Not aller ländlichen<br />

Büchereiarbeit, daß die notwendigen, die in<br />

diesem Falle wahrhaft notwendenden Menschen<br />

einfach nicht überall, wo man sie<br />

eigentlich brauchte, vorhanden sind. Ganz zu<br />

schweigen von <strong>der</strong> starken Belastung an<strong>der</strong>weitiger<br />

Art, die auf den zur Dorfbüchereiarbeit<br />

vornehmlich berufenen Persönlichkeiten<br />

ruht. So erscheint die Frage nach<br />

<strong>der</strong> Dorfbücherei als Frage nach dem berufenen<br />

Bibliothekar.<br />

wurde um <strong>der</strong> großen Teilnehmerschar aus<br />

an<strong>der</strong>en Provinzen willen gesagt. Auch sonst<br />

gaben wir das, was wir zu geben hatten,<br />

zumal an den in Königswinter so beson<strong>der</strong>s<br />

wichtig gewordenen Ausspracheabenden in<br />

kleinen und kleinsten Kreisen.<br />

Neben den „eigentlichen" Vertretern evangelischer<br />

Volksbildung standen nun aber die<br />

zahlreichen Protestanten in <strong>der</strong> Freien<br />

Volksbildung, in <strong>der</strong> Nationalen Gruppe,<br />

in <strong>der</strong> Sozialen BetriebSarbeit nach Bielefel<strong>der</strong><br />

Muster und an<strong>der</strong>swo. Auch diese<br />

Menschen sind denkbar, in ihrer ausgepräg-<br />

Sie ist aber nicht min<strong>der</strong> die Frage<br />

nach dem Bestand und seiner rechten<br />

Pflege. Die beson<strong>der</strong>e Not des DorfbücherwartS<br />

ist ja das Gefangensein in den Grenzen<br />

eines notwendigerweise stark beschränkten<br />

Bücherbestandes. Diese Not kann freilich<br />

unter Umständen zur Tugend werden:<br />

durch letztmögliche Ausnutzung <strong>der</strong> Bücher<br />

in <strong>der</strong> bibliothekarischen Tätigkeit und sorgfältige<br />

Sichtung etwaiger Neuanschaffungen.<br />

Legt die Nestandserweiterung schon dem<br />

städtischen Bibliothekar eine bedeutende Verantwortung<br />

auf, um wieviel mehr dem<br />

ländlichen Volksbildner. Er muß sich bei<br />

jedem Buch, an dessen Anschaffung er denkt,<br />

fragen, wie weit das Buch seine praktische<br />

Auswertung finden kann. Immer <strong>im</strong> Hinblick<br />

auf die tatsächlich vorhandene Leserschaft.<br />

Es gilt auch zu fragen, wie weit das<br />

Buch an<strong>der</strong>en zur Erfüllung weiden kann.<br />

Dies sei ausdrücklich gesagt, weil <strong>der</strong> Dorfbibliothekar,<br />

<strong>der</strong> selbst einigermaßen abgeschnitten<br />

ist von den Kulturzentren <strong>der</strong> Großstädte,<br />

leicht <strong>der</strong> Gefahr erliegt, bewußt<br />

o<strong>der</strong> unbewußt seine persönliche Geschmacksrichtung<br />

in <strong>der</strong> ihm anvertrauten Bücherei<br />

zu pflegen. Freilich drohen einem geregelten<br />

Bestandsaufbau nicht nur von dieser Seite<br />

aus Gefahren. Bücherspenden, <strong>der</strong>en Zurückweisung<br />

man scheut, und ähnliche äußeren<br />

Einflüsse sorgen schon von selbst dafür, daß<br />

<strong>der</strong> planmäßige Ausbau des Bücherstockes<br />

<strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> unterbrochen o<strong>der</strong> abgelenkt<br />

wird. Zu schweigen von den Fällen, wo er<br />

überhaupt unterbleibt, bzw. unterbleiben<br />

muß.<br />

Auf jeden Fall bedarf nicht zuletzt<br />

auch gerade die Dorfbücherei<br />

eines ihr eigentümlichen, mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger f e st u m s ch l o sse n e n<br />

Ziebes. Eines Zieles also, das nicht<br />

allein heute und morgen gilt, son<strong>der</strong>n auch<br />

für Folgerichtigkeit <strong>der</strong> Büchereiarbeit über<br />

Jahr und Tag hinaus bürgt. Dieses Ziel<br />

kann für die Dorfbücherei, zumal die evangelische,<br />

niemals eine Vermittlung und Verbreitung<br />

verstandeSmäßiger Wissensbildung<br />

ten Haltung, nur auf protestantischem<br />

Boden. Sie betonen selbst die weltanschauliche<br />

Verwurzelung ihrer Arbeit. Ihrer<br />

selbst. Aber: sie begannen längst zu scheiden<br />

zwischen Weltanschauung und Konfession<br />

(Bäuerle). Da beginnen für die <strong>Evangelische</strong>n<br />

in <strong>der</strong> Volksbildung beson<strong>der</strong>e Aufgaben,<br />

da offenbaren sich Fragestellungen,<br />

um <strong>der</strong>en Beantwortung wir uns sehr bemühen<br />

sollten! Wir können uns alledem<br />

um so weniger entziehen, als man in jenen<br />

Kreisen ganz augenscheinlich auf unser Wort<br />

wartet! Dessin.<br />

Die Dorfbücherei<br />

sein. Es geht vielmehr allein darum, daß<br />

dem dörflichen Menschen, inson<strong>der</strong>heit dem<br />

heranreifenden, die nötige Hilfestellung zur<br />

Erlangung eines rechten Weltbildes geleistet<br />

werde. Darüber hinaus wird es sich darum<br />

handeln müssen, den dörflichen Menschen<br />

in Lebensverbindung mit den Mächten des<br />

Evangeliums und <strong>der</strong> protestantischen Geisteswelt<br />

zu bringen. Die Anknüpfung erfolgt<br />

für Junge wie Alte nach Möglichkeit<br />

be<strong>im</strong> Nächstliegenden. <strong>Das</strong> braucht nicht<br />

etwa nur so vor sich zu gehen, daß man<br />

vom Schweinestall über Zuchtlehre zur<br />

Rassenfrage kommt und schließlich bei koSmisch-philosophischen<br />

Gedankengängen endet<br />

— das Nächstliegende kann sein auch <strong>der</strong><br />

Wi<strong>der</strong>spruch des jungen Menschen gegen<br />

die Liturgie in seiner Dorfkirche, das Erleben<br />

eines ihn verwirrenden politischen<br />

StadtfilmeS <strong>im</strong> Dorfkrug. Immer aber<br />

sollte die Ausleihe an solche notwendig bedingten<br />

Ansatzpunkte anzuknüpfen suchen.<br />

Woraus erhellt, daß <strong>der</strong> ideale Dorfbibliothekar<br />

in erster Hinsicht Seelenführer sein<br />

muß. Daß er es sein kann, sahen wir oben.<br />

Damit wird er aber, noch stärker als sein<br />

Arbeitsgenosse in <strong>der</strong> Stadt, zum Volksbildner<br />

und wächst aus dem Technischen <strong>der</strong><br />

Ausleihvermittlung heraus, das ja überhaupt<br />

eine weniger wichtige Rolle spielt <strong>im</strong><br />

Betrieb <strong>der</strong> ländlichen Bücherei. Und hiermit<br />

tritt in <strong>der</strong> Tat das Buch als solches an<br />

eine zweite Stelle. Es ist Medium <strong>der</strong> volksbildnerischen<br />

Abzweckung des Bibliothekars,<br />

auch da, wo es — und das wird's in normalen<br />

Fällen stets sein — als Unterhaltungsmittel<br />

verlangt wurde.<br />

Denn gerade auf dem Lande wird das Buch<br />

weithin Erholungs- und Zerstreuungsmittel<br />

bleiben, o<strong>der</strong> doch so angesehen werden.<br />

Aufgabe des VolksbildnerS ist es, auch aus<br />

dieser Gegebenheit noch das Mögliche zu<br />

gestalten. Ueberall, wo er Ansätze spürt,<br />

kann er dann bewußt einsetzen und den<br />

Leser Wege weisen, die aus <strong>der</strong> Begrenztheit<br />

<strong>der</strong> einzelmenschlichen Erkenntnis in die<br />

Fülle neuer Gesamtschau führen.<br />

Dessin.<br />

29


Der Bestand <strong>der</strong> dörflichen Jugendbücherei (Ein Grundstock <strong>im</strong> Entwurf)<br />

überhaupt jede Volksbücherei, so<br />

wird auch die Dorfbücherei stets<br />

in gewissem Maße Jugendbücher« sein<br />

müssen. Wie umgekehrt jede echte Jugendbücher«'<br />

— will sie ihrer Best<strong>im</strong>mung gerecht<br />

weiden — in die Bücherei <strong>der</strong> Erwachsenen<br />

einmünden muß. Wesentlich erscheint<br />

für die Jugendbücherei, zumal für<br />

die auf dem Lande, ein klares Bewußtsein<br />

für die be<strong>im</strong> BeslandSaufbau zu verfolgenden<br />

Linien. Alles Lesen finde seinen Sinn in<br />

<strong>der</strong> — bewußt o<strong>der</strong> unbewußt — damit<br />

verbundenen Weitung des Weltbildes des<br />

Jugendlichen. Dieser steht <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> 3Ilittelpunkte<br />

des Bücherei-Organismus. Um<br />

ihn herum baut sich, geistig gesehen, <strong>der</strong><br />

Bestand auf, und Aufgabe des Bibliothekars<br />

ist es nun, den jungen Leser organische,<br />

innerlich begründete Wege durch die Zahl<br />

<strong>der</strong> Bücher zu führen.<br />

Wir geben <strong>im</strong> folgenden eine Liste von<br />

Büchern wie<strong>der</strong>, die nach beson<strong>der</strong>er Maßgabe<br />

und in gewollter Beschränkung (stehe<br />

unten) zusammengestellt ist. Die beigefügte<br />

Zeichnung einer in konzentrischen Kreisen<br />

gruppierten Glie<strong>der</strong>ung des möglichen Lesestoffes<br />

stellt gewissermaßen die Inhaltsangabe<br />

unserer Liste dar, <strong>der</strong>en einzelne Abschnitte<br />

und Unterteile dem Bruchteil des<br />

Kreissystems entsprechen.<br />

Im Mittelpunkt aller Kreise ist <strong>der</strong> Leser,<br />

in unserem Falle <strong>der</strong> heranwachsende dörfliche<br />

junge Mann, gedacht. Nach den verschiedensten<br />

Richtungen hin weiten sich sein<br />

Erfahrungskreis und geistiges Blickfeld, wobei<br />

er jedesmal vom Nächstliegenden ausgeht.<br />

Die einzelnen Kreissektoren zeigen in<br />

<strong>der</strong> Stufenfolge ihrer Segmente 4—5 den<br />

Weg <strong>der</strong> Weltschauerweiterung durch die<br />

Lektüre. Bibliothekarisch-volksbildnerische<br />

Aufgabe ist es, hier nicht allein den rechten<br />

ILebergang zu fortschreiten<strong>der</strong> Erkenntnis<br />

und Vertiefung zu vermitteln, son<strong>der</strong>n auch<br />

für Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den „koordinierten"<br />

Gehalten zu sorgen.<br />

Es handelt sich also nicht etwa nur um ein<br />

„Hinauflesen" von Stufe 4 bis Stufe 5,<br />

son<strong>der</strong>n ebenso um die Weitung des geistigen<br />

Gesichtskreises in an<strong>der</strong>er Richtung, etwa<br />

umgekehrt von 5—4 o<strong>der</strong> 4 2 zu 8 2 usw.<br />

Rund herum (6) findet sich das erzählende<br />

Schrifttum, nach dem Hauptakzent seines<br />

StoffgehalteS aufgeteilt. In <strong>der</strong> praktischen<br />

Büchereiarbeit wird das erzählende Schrifttum<br />

nicht <strong>im</strong>mer Ziel- und Krönungöpunkt<br />

jenseits des belehrenden Stoffes sein, son<strong>der</strong>n<br />

oft am Beginn <strong>der</strong> volksbildnerischen<br />

Bemühung stehen müssen: Von <strong>der</strong> Peripherie,<br />

vom „gestalteten" Stoffe aus kommt<br />

<strong>der</strong> Leser zur persönlichen Fragestellung und<br />

damit zum Begehren des „belehrenden",<br />

„aufklärenden" und „gestaltenden" Buches.<br />

<strong>Das</strong> ganze System — so schematisch es auf<br />

den ersten Blick erscheint — dürfte zum<br />

mindesten bei <strong>der</strong> Bestandsprüfung<br />

von Büchereien von Nutzen sein. An Hand<br />

dieser o<strong>der</strong> ähnlicher graphischer Darstellungen<br />

kann sich <strong>der</strong> Volksbibliothekar, zumal<br />

<strong>der</strong> ehrenamtliche, einmal Klarheit<br />

verschaffen über den Grad <strong>der</strong> (inhaltlichen,<br />

nicht titelmäßigen) Abrundung seiner<br />

Bücherei.<br />

Die nachstehend abgedruckte Liste will lediglich<br />

ein mögliches Beispiel für einen dem<br />

Rundschema entsprechenden Nestandsaufbau<br />

geben. Aehnliche Schemata und Bücheraufstellungen<br />

liegen bei <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />

Buchkammer für <strong>Rheinland</strong> auch noch für<br />

eine Reihe an<strong>der</strong>er Büchereitypen vor und<br />

werden demnächst veröffentlicht werden. Da<br />

natürlich inhaltliche Ueberschneidungen verschiedener<br />

Stoffgebiete nicht nur nicht vermieden<br />

werden sollen, son<strong>der</strong>n <strong>im</strong> Gegenteil<br />

recht erwünscht stnd, wurde die Auswahl<br />

nach Stoff und Gestaltungsform recht bunt<br />

gehalten, ohne die innere Einheit des Ganzen<br />

irgendwie zu beeinträchtigen.<br />

Es ist eine Streitfrage, wie weit die Gruppe<br />

<strong>der</strong> „belehrenden" Bücher innerhalb <strong>der</strong><br />

volkstümlichen bzw. <strong>der</strong> für jugendliche Leser<br />

best<strong>im</strong>mten Bücherei ausgedehnt werden<br />

darf. Tatsache dürfte es sein, daß ihr gerade<br />

in <strong>der</strong> ziffernmäßig nach Leser- und<br />

Vücherzahl beschränkten Dorfbücherei ein<br />

verhältnismäßig bedeuten<strong>der</strong> Anteil zuzusprechen<br />

ist. <strong>Das</strong> bedingt natürlich eine<br />

sorgfältige Auswahl solcher „belehrenden"<br />

Bücher unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> Zugänglichkeit<br />

und Erlebnisnähe. Die in <strong>der</strong><br />

vorliegenden Aufstellung genannten Bücher<br />

erheben nicht den Anspruch auf endgültige<br />

und restlose Erfüllung dieser For<strong>der</strong>ung.<br />

Vorfrage aller Büchereiarbeit ist ihre geldliche<br />

Sicherstellung. Ohne eine erste Anlage<br />

gewisser Barmittel wird man keine brauchbare<br />

Bücherei zusammenbringen. Der Preis<br />

<strong>der</strong> <strong>im</strong> folgenden genannten Bücher übersteigt<br />

einschließlich Einbinden' einiger <strong>im</strong><br />

Buchhandel nur „broschiert" vorrätigen Erscheinungen<br />

nicht 500 Mark.<br />

Abschließend sei nochmals darauf hingewiesen,<br />

daß auch in Büchereifraaen allgemein<br />

gültige Rezepte nicht möglich stnd. Jede<br />

Bücherei wird und soll ihr eigenes Gesicht<br />

zeigen, dessen Züge von den überall<br />

verschiedenen örtlichen, landschaftlichen und<br />

sozialen Verhältnissen bedingt stnd. Aufgabe<br />

des Büchereiarbeiters ist daher, selbst<br />

an die Dinge heran zu gehen und seine<br />

Mittel in <strong>der</strong> geeignetsten Weise anzulegen.<br />

Für diese Arbeit <strong>der</strong> sorgfältigsten VuchauSwahl<br />

stehen mancherlei Hilfsmittel zur<br />

' Nur gut gebundene Bücher gehören in eine<br />

Bücherei.<br />

Verfügung. Beson<strong>der</strong>s für Zwecke <strong>der</strong> Jugendbücherei<br />

nennen wir:<br />

„Für junge Menschen. Eine Buchauswahl<br />

von Dr. Adolf WaaS. (4. Katalog <strong>der</strong><br />

Darmstädter Stadtbücherei.)<br />

„Die Auswahl." 50N Bücher für Jugendliche<br />

und für unvorbereitete Leser. Leipzig.<br />

„Bücher für die (schulpflichtige) Jugend."<br />

Auswahl <strong>der</strong> (evangelischen) deutschen Zentralstelle<br />

zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Volks- und<br />

Jugendlektüre.<br />

„Grundstock einer evangelischen Gemeindebücherei."<br />

Entwurf von Dr. Friedrich<br />

Bartsch, Berlin.<br />

Zu beziehen nur durch die <strong>Evangelische</strong><br />

Buchkammer, die auf Anfrage auch noch<br />

gern weitere Hilfsmittel für die Büchereiarbeit<br />

nachweist.<br />

Bücher zum Kreisschema<br />

4 Lentz Karl, Der he<strong>im</strong>ische Landwirt.<br />

Bartels Adolf, Der Bauer<br />

Gotthelf Ieremia«, Der Nauernspiegel.<br />

4 Schöler Hermann, Helden <strong>der</strong> Arbeit.<br />

Lebensbil<strong>der</strong> großer Männer <strong>der</strong> deutschen<br />

Arbelt.<br />

Richl W, H., Die deutsche Arbeit.<br />

6 Bartels Adolf, Die Dithmarscher.<br />

Lön« Hermann, Der Werwolf.<br />

Zahn Ernst, Helden des Alltag«.<br />

Wöhrlin F., Peter Schmids Lehrjahre.<br />

Anzengruber L., Der Sternsteinhof.<br />

Suöermann H., Frau Sorge.<br />

4 Hielscher Kurt, Deutschland. Baukunst und<br />

Landschaft. (Für die Hand des Bücherwarts<br />

zur Verwendung bei Leseabendcn und dgl.)<br />

Rein Berthold, Deutsche Burgen und feste<br />

Schlösser.<br />

Rietschcl Ernst, Iugen<strong>der</strong>inncrungen.<br />

Mack Karl, Rudolf Schäfer, Ein deutscher<br />

Maler <strong>der</strong> Gegenwart.<br />

Fritz I., Zum Sehen geboren. Hans Thoma,<br />

Mensch und Künstler.<br />

Friedrichs Elsbech, Aus dem Leben deutscher<br />

Musiker.<br />

Carstens«» C., Aus dem Leben deutscher<br />

Dichter.<br />

«3 Brachvogel A. E., Friedemann Bach.<br />

Kurz H., Schillers He<strong>im</strong>atjahre.<br />

Häuser O., Leben und Treiben <strong>der</strong> Urzeit.<br />

Kabisch Richard, Deutsche Geschichte.<br />

Carlyle Thomas, Friedrich <strong>der</strong> Große.<br />

Schurz Carl, Iünglingsjahre in Deutschland.<br />

Nettelbeck Joach<strong>im</strong>, Lebensbeschreibung.<br />

Lettow-Vorbeck, Heia-Safari.<br />

Rosen Erwin, In <strong>der</strong> Fremdenlegion.<br />

Schalk Gustav, Meisterbuch deutscher Götter-<br />

und Heldensagen.<br />

Klee Gotthold, Deutsche Heldensagen nach<br />

alten Quellen erzählt.<br />

Freytag Gustav, Ingo und Ingraban.<br />

König Eberhard, Um» heilige Grab.<br />

Scheffel I. V. von, Ekkehard.<br />

Alexis Willibald, Die Hosen des Herrn von<br />

Bredow.<br />

Gr<strong>im</strong>melshausen Chr., Der abenteuerliche<br />

S<strong>im</strong>pliziss<strong>im</strong>us.


Meinhold Wilhelm, Maria Schwedler, die<br />

Bernsteinhexe.<br />

Rosegger Peter, Peter Mayr, <strong>der</strong> Wirt an<br />

<strong>der</strong> Mahr.<br />

Reuter Fritz, Ut de Franzofentid.<br />

Liliencron Detlev von, Kriegsnooellen.<br />

4<br />

S<strong>im</strong>on, Der deutschen Jugend Sportbuch,<br />

Greten Friedrich, Die volkstümlichen<br />

Hebungen.<br />

Halt, Leichtathletik.<br />

Otto Karl, Handball, Barlauf und Schleu<strong>der</strong>ball.<br />

Vlaschke G. S., und Fendrich- Der Fußballsport.<br />

Gcisow, <strong>Das</strong> Schw<strong>im</strong>men.<br />

Dufeldt-Felden Herbert, Mein Fahrradbuch.<br />

Fuhlberg-Horst I., Auto und Motor bei<br />

Onkel Herbert.<br />

— Radio bei Onkel Herbert.<br />

Distler Friedrich, Skizzierbüchlein.<br />

Müller und Wagner, Photographieren leicht<br />

gemacht.<br />

Der deutschen Jugend Handwerksbuch<br />

(Pallat).<br />

Dominik, Im Wun<strong>der</strong>land <strong>der</strong> Technik.<br />

London Jack, König Alkohol.<br />

Müller Ioh., Erste Hilfe bei Unglücksfällen.<br />

Defoe Daniel, Robinson Crusoe.<br />

Popert Hermann, Helmut Harringa.<br />

Scheff Werner, Der Läufer von Marathon.<br />

Verne Iule«, Die Reise von <strong>der</strong> Erde zum<br />

Mond.<br />

t Stange Erich, Vom Vru<strong>der</strong> Mensch. Wegleitung<br />

für junge werdende Männer. Deutsche<br />

Jugendbewegung. Selbstzeugnisse ihrer<br />

Vertreter.<br />

2 Heußner A., Die philosophischen Weltanschauungen<br />

und ihre Hauptoertreter.<br />

3 Thiele Wilh., Da« Leben unsere« Heilande«.<br />

Doese Ioh., Der Held von Wittenberg und<br />

Worms,<br />

H. Schlun? Martin, Die Weltreligionen und<br />

da« Christentum.<br />

6 Lüdtke Franz, Menschen um Achtzehn.<br />

Raabe Will)., Der Hungerpastor.


Fler Walter, Der Wandrer zwischen beiden<br />

Welten,<br />

Speckmann Diedrich, <strong>Das</strong> goldene Tor.<br />

Wallace, Ben Hur.<br />

Raabe Wilh., Die schwarze Galeere,<br />

Schreiner Will)., Im Kampf um die Welt.<br />

6<br />

1 Rabes O,, Hinaus in die Ferne. Anleitung<br />

zum Beobachten unserer he<strong>im</strong>ischen Tiere<br />

und Pflanzen,<br />

Floericke Kurt, Die Säugetiere des deutschen<br />

Waldes.<br />

— Die Vögel des deutschen Walde«.<br />

Kleine R., Die Schmetterlinge unserer<br />

He<strong>im</strong>at.<br />

Steven« Fr,, Ausflüge in« Ameisenrcich,<br />

Kuhlmann A. H., Au« <strong>der</strong> Wun<strong>der</strong>welt<br />

de« Nassertropfen«.<br />

Lutz K. G., Der Pflanzenfreund.<br />

Martin F., Der Pilzsammler.<br />

4 Volk Karl G., Geologisches Wan<strong>der</strong>buch.<br />

Görge« H., Der junge Wetterkundige.<br />

Faraday M., Naturgeschichte einer Kerze.<br />

Rusch, H<strong>im</strong>melsbeobachtungen mit bloßem<br />

Auge.<br />

6 Schilling« Carl G., Mit Blitzlicht und<br />

Büchse <strong>im</strong> Zauber de« Elescho.<br />

Hagenbeck Carl, Von Tieren und Menschen,<br />

Bonseis Waldemar, Dir Biene Maja.<br />

Löns Hermann, Widu.<br />

< Oberrhein, Schwarzwald und Bodensee,<br />

Die schöne He<strong>im</strong>at,<br />

Bil<strong>der</strong> au« Deutschland.<br />

Much Hau«, Da« deutsche Meer,<br />

y Speck W., Der Jogge!,.<br />

Biernatzki I, Chr., Die Hallig.<br />

Frenssen Gustav, Peter Moors Fahrt nach<br />

Südwest.<br />

Gillhoff Ioh., Iürnjakob Swehn, <strong>der</strong><br />

Amerikafahrer,<br />

Luckner F. von, Seeteufel.<br />

Hedin Sven, Von Pol zu Pol.<br />

Stutzer Therese, Am Rande de« brasilianischen<br />

Urwaldes.<br />

Schultz I. W., Natahki und ich.<br />

Stanley Henry, Wie ich Lioingstone fand.<br />

Stefanson Vilhjamur, Kek <strong>der</strong> Esk<strong>im</strong>o.<br />

Iaeckel M., Mein blaues Pferd Komet.<br />

Kipling Rudyard, <strong>Das</strong> Dschungelbuch.<br />

Tausend und eine Ilacht,<br />

8<br />

2 Pfeiffer Ed,, Da« Bergwerk <strong>im</strong> Bild.<br />

Eyth Mar, Hinter Pflug und Schraubstock.<br />

Skizzen au« dem Leben eine« Ingenieur«.<br />

Bürget B. H,, Vom Arbeiter zum Astronomen.<br />

4 Verfassung, die von We<strong>im</strong>ar.<br />

5 Friedensvertrag von Versailles,<br />

« Hoffmann E. Th. A., Meister Martin, <strong>der</strong><br />

Küfner, und seine Gesellen.<br />

Sohle Karl, Musikantengcschichten.<br />

Freytag Gustav, Soll und Haben.<br />

Bröger Karl, Der Held <strong>im</strong> Schatten,<br />

Herzog Rudolf, Die Wiskotten«.<br />

Frenssen Gustav, Lütte Witt.<br />

^«"uangelisckc ^ildkannner für.<strong>Rheinland</strong><br />

Wir machen die Gemeinden darauf aufmerksam,<br />

daß durch die <strong>Evangelische</strong> Bildkammer für<br />

<strong>Rheinland</strong> zum Katechismus-Jubiläum zwei<br />

Bildbän<strong>der</strong> herausgegeben wurden:<br />

1. <strong>Evangelische</strong> Erziehungsstätten,<br />

2. Der Katechismus <strong>im</strong> Bild.<br />

Jede« Bildband kostet 4,20 Mark und ist zum<br />

Preise von 4 Mark von uns für 1 Woche<br />

verleihbar.<br />

<strong>Evangelische</strong> Volksmission <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

Die ersten zehn Jahre<br />

n diesen Wochen sind zehn Jahre<br />

verflossen, seitdem das <strong>Evangelische</strong><br />

Konsistorium <strong>der</strong> Rheinprovinz den damaligen<br />

Verhandlungsgegenstand für die Kreisgemeinden<br />

festlegte. Er lautete: „Evangesation<br />

und Volksmission als kirchliche Aufgabe".<br />

In dieser Fassung fand in gleicher<br />

Weise missionarischer wie kirchlicher Wille<br />

seinen Ausdruck. Nicht, daß hier grundsätzlich<br />

Neues in Erscheinung getreten wäre:<br />

die rheinische evangelische <strong>Kirche</strong> hat <strong>im</strong>mer<br />

um ihre Sendung zu allen Volksschichten<br />

gewußt. Und doch war diese Fassung<br />

gerade in jenem Augenblick bedeutsam<br />

genug. Indem sie zu dem <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

altbekannten Wort <strong>der</strong> Evangelisation das<br />

von <strong>der</strong> Volksmisston hinzufügte, bekundete<br />

sie inmitten <strong>der</strong> damals vielfach herrschenden<br />

Verwirrung und Ratlosigkeit ihren<br />

missionarischen Willen zum ganzen Volk<br />

mit allen seinen Glie<strong>der</strong>n. Und dieser Wille<br />

bekundete sich — an<strong>der</strong>s als in manchen<br />

deutschen Gauen — nicht als Wille einzelner<br />

Kreise, Vereine o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s zu<br />

diesem Zweck gegründeter Körperschaften,<br />

son<strong>der</strong>n als Wille <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>. „Evangelisation<br />

und VolkSmission", so lautet schon<br />

ein beson<strong>der</strong>er Verhandlungsabschnitt auf<br />

<strong>der</strong> Provinzialsynode 4949. Damals konnte<br />

<strong>der</strong> rheinische Präses sagen: „In dem grundlegenden<br />

Punkte sind wir uns alle einig,<br />

daß die Evangelisation und Volksmission<br />

nicht aus <strong>der</strong> Tätigkeit <strong>der</strong> organisierten<br />

<strong>Kirche</strong> ausgeschloffen und lediglich freien<br />

Vereinigungen überlassen bleiben kann."<br />

Und mehr als das: die Provinzialsynode<br />

bildete einen ständigen Ausschuß mit dem<br />

Auftrag „die Wege zu zeigen, wie Evangelisation<br />

und VolkSmifsion in unserer Provinzialkirche<br />

organisch tatkräftig betrieben<br />

und dem Leben <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> eingeglie<strong>der</strong>t<br />

werden kann. Welche Aufgaben nannte<br />

nicht damals alle schon das Gutachten des<br />

vorbereitenden Ausschusses: Volksmissionarische<br />

Predigt, Iugendgottesdienste, WaldgottrSdiensie,<br />

festliche Frühgottesdienste, Vibelbrsprechabende,<br />

Kurrendemission, Schriftenmission,<br />

Weckung <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gemeinde<br />

schlummernden Kräfte, ihre Sammlung<br />

in Arbeitsgemeinschaften, Männerabende,<br />

Hausväterabende, großzügige Beeinflussung<br />

<strong>der</strong> Tagespresse, Einrichtung einer Zentrale<br />

für apologetisch-polemische Literatur, Gründung<br />

eines populären Sonntagsblattes".<br />

Wer das alles heute nachliest, freut sich über<br />

den Mut, mit dem jene Provinzialsynode<br />

4949 umfassende Arbeiten in Angriff nahm.<br />

>? Der diesjährige Kursus<br />

Zehn Jahre sind seitdem vergangen. Längst<br />

ist <strong>der</strong> damals gegründete innerkirchliche<br />

Ausschuß in die 3 Son<strong>der</strong>ausschüsse für<br />

Evangelisation, Apologetik und Volksmission<br />

unterteilt, längst veranstalten diese<br />

Son<strong>der</strong>ausschüsse ihre Lehrgänge mit Teilnehmern<br />

<strong>der</strong> einzelnen Kreisgemeinden, und<br />

auch in diesem Jahr vereinigte <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>ausschuß<br />

für Volksmission unter Pfarrer<br />

D. Dusse'S Leitung vom 44.—48. Januar<br />

34 Teilnehmer zu einem Lehrgang <strong>im</strong> Hause<br />

„Hermann von Wied" in Rengödorf; irre<br />

ich nicht, so war <strong>der</strong> Lehrgang dieses Jahres<br />

insgesamt <strong>der</strong> achte Lehrgang für Volksmission.<br />

Er führte viele Teilnehmer herbei, die auf<br />

den bisherigen Lehrgängen nicht gewesen<br />

waren; nur ganz wenige Anwesende gehörten<br />

<strong>der</strong> Arbeit von Anfang her an. <strong>Das</strong><br />

bedeutete zunächst, daß manches in früheren<br />

Verhandlungen Erarbeitete nicht als gemeinsame<br />

Erkenntnis vorausgesetzt werden<br />

konnte und in Frage gestellt wurde; aber<br />

das Zusammenfinden vollzog sich sehr schnell,<br />

ja die Arbeit konnte ein gut Stück weiter<br />

vorwärts getragen werden. So war dieser<br />

letzte Lehrgang ein erfreuliches Zeichen<br />

<strong>der</strong> durch ehrliche Arbeit wachsenden Gemeinschaft<br />

von soviel Pfarrern. Er war zugleich<br />

aber für den Rückwärtsblickenden<br />

ein Beweis für die sich allmählich verschiebende<br />

Fragestellung. Nie stark tämpfte<br />

man auf den ersten Tagungen o^gen die<br />

Uebermacht des Subjektivismus und Individualismus,<br />

wie bedeutete damals die Bezeichnung<br />

<strong>der</strong> Bolksmiffion als einer kirchlichen<br />

Aufgabe ein Programm! Heute<br />

wird das entgegengesetzte Extrem sichtbar,<br />

und das Bedenken taucht a:>f, ob <strong>der</strong> vorhandene<br />

starke Wille zum Objektiven nicht<br />

in <strong>der</strong> Gefahr stehe, an <strong>der</strong> volkSmissionarifchen<br />

Aufgabe mit ihrer notwendigen<br />

Kleinarbeit zu schnell vorüber zu sehen.<br />

Manche VerhandlungSgeqenstände beschäftigen<br />

den letzten Lehrgang. Der Leiter <strong>der</strong><br />

Arbeit, Pfarrer v. Dusse, bestritt den einleitenden<br />

und den abschließenden Vortrag,<br />

Wenn er dabei den „Pfarrer als Träger<br />

<strong>der</strong> Volksmission" bezeichnete, so sollte mit<br />

dieser Fassung we<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> r,l.'ch <strong>der</strong><br />

Gemeinde etwas von ihrer mlssiullarischen<br />

Verantwortung genommen, son<strong>der</strong>n von<br />

<strong>der</strong> einfachen Tatsach,: ausgegangen wc'den,<br />

daß ein gutes Teil <strong>der</strong> kirchlichen Arbeit<br />

zunächst einmal vom Pfarrer erwartet wird.<br />

Die Gefahr besteht und bestand <strong>im</strong>mer, daß<br />

<strong>der</strong> Pfarrer, ohne es selber zu merken, zu<br />

einem Verwalter seines Amts, zu einem<br />

Erhalter seiner Gemeinde wird. So wichtig<br />

diese Verwaltung und Erhaltung auch ist,<br />

so wenig genügt sie. Es handelt sich in unserm<br />

Christentum nicht um etwas, das<br />

„n o ch" steht, son<strong>der</strong>n um eine Kraft, die<br />

zur Entfaltung treibt. „Wir müssen<br />

unfern Gemeindekörperschaften


den Willen nach vorne zu geben<br />

versuchen. Denn eine Körperschaft,<br />

die nicht mehr nach vorne<br />

will, ist zum Sterben verurteilt."<br />

So muß <strong>der</strong> Pfarrer eine heilige<br />

Unzufriedenheit treiben; aber er muß die<br />

Gefahr <strong>der</strong> Vielgeschäftigkeit, <strong>der</strong> Vielrednerei<br />

und <strong>der</strong> Routine ebenso ernst ins<br />

Auge fassen.<br />

I Ilm drei Dinge muß <strong>der</strong> Pfarrer wissen<br />

Zunächst um das Evangelium<br />

und den evangelischen Glauben.<br />

„Wir haben geglaubt und erkannt" so<br />

lautet das Iüngerwort. Glauben und Erkenntnis<br />

tun beide not; ohne sie fehlt das<br />

Fundament aller kirchlichen Arbeit. Darum<br />

ergibt sich auch für den vielgeplagten und<br />

gehetzten Pfarrer um seines Amtes willen<br />

die Verpflichtung zu ernsthaftem Studium.<br />

Der Pfarrer muß sodann um<br />

seine <strong>Kirche</strong> und <strong>der</strong>en Lage<br />

wissen. Diese <strong>Kirche</strong> ist Zuwachskirche,<br />

man wird in sie hineingeboren. So stark die<br />

Sehnsucht ist, von all den hierdurch<br />

bedingten Hemmungen einmal freizuwerden,<br />

so oft auch in unseren Tagen die Freiwilligkeitskirche<br />

als die kommende <strong>Kirche</strong><br />

bezeichnet werden mag, die Erfahrung lehrt,<br />

daß in <strong>der</strong> dritten Generation alle Freiwilligkeitskirchen<br />

wie<strong>der</strong> beginnen, Zuwachskirchen<br />

zu werden. Darum mag wohl von<br />

einer Not unserer <strong>Kirche</strong> geredet, aber es<br />

darf nicht übersehen werden, daß diese<br />

<strong>Kirche</strong> es auch heute ermöglicht, in viel<br />

tausend Kanälen Kräfte des Evangeliums<br />

dem ganzen Volk zuzuleiten. Zu solcher<br />

Arbeit genügt nicht das bloße Wort von<br />

<strong>der</strong> missionarischen Einstellung des Pfarrers<br />

in seiner gesamten Amtstätigkeit, dazu ist<br />

<strong>im</strong>mer neues Nachsinnen über das „Wie?"<br />

<strong>im</strong> einzelnen erfor<strong>der</strong>lich. Und darum<br />

muß <strong>der</strong> Pfarrer endlich um<br />

die Welt und die innere Lagerung<br />

<strong>der</strong> Gegenwart wissen mit<br />

alle dem, was Freude und was Sorge macht.<br />

Ihm fehlt sonst <strong>der</strong> klare Ansatzpunkt seiner<br />

Arbeit. — Der Pfarrer soll Träger<br />

<strong>der</strong> Volksmission sein; aber nicht <strong>der</strong> einzige<br />

und alleinige Arbeiter. Er braucht<br />

einen Helferkreis. Und darüber hinaus muß<br />

es in unfern Gemeinden zu einer Bildung<br />

von Zellen als kleiner, selbsttätiger Organismen<br />

kommen; <strong>der</strong> Weg zu lebendigen<br />

Gemeinden führt über solche Gemeindekerne.<br />

Zwei Vorträge möchte ich sachlich damit<br />

<strong>im</strong> engsten Zusammenhang stellen, den von<br />

Pfarrer Busch, Essen, und Pfarrer Hanke,<br />

Rheydt. Pfarrer Busch suchte die Frage<br />

zu beantworten:<br />

„Wie erziehen wir unsere Gemeinden zur<br />

M<br />

Seine Antwort auf diese Kernfrage führte<br />

mitten in die Arbeit ein, wie er sie in Essen<br />

treibt, Arbeit die Menschen zu einem Leben<br />

aus Gottes Wort verhelfen möchte, indem sie<br />

<strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong>sagt: N<strong>im</strong>m deine Bibel und<br />

lies. Lies, auch wenn Fragen und Schwierigkeiten<br />

kommen. Lies dahe<strong>im</strong> still und lies<br />

mit deinen Angehörigen, lies an Bibelbesprechungöabenden<br />

dich erst einmal eine<br />

lange Zeit in den Abschnitt hinein. Es<br />

geht sonst über dem Besprechen das „Ja"<br />

zur Schrift verloren, das notwendig ist.<br />

Nicht allerlei Erklärer, son<strong>der</strong>n „die Schrift<br />

selbst wird die Tore auftun, es geht von<br />

einer Klarheit in die an<strong>der</strong>e". Es ist freudig<br />

aggressive volksmissionarische Art, mit <strong>der</strong><br />

Pfarrer Busch in gewollter und bewußter<br />

Einseitigkeit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> und Gemeinde ganz<br />

Entfremdete, zumeist Arbeiter, zur Bibel<br />

zu führen weiß, in <strong>der</strong> guten Zuversicht,<br />

daß über <strong>der</strong> Beschäftigung mit Gottes<br />

Wort „Gott aus dem Steinbruch <strong>der</strong> Masse<br />

sich seine lebendigen Steine behauen wird".<br />

War dieser Vortrag eine treffliche Bestätigung<br />

für das, was <strong>der</strong> Vorsitzende das erste<br />

notwendige Wissen in <strong>der</strong> Volksmissionaren<br />

Arbeit des Pfarrers genannt hatte, das<br />

Wissen um die Kraft des Evangeliums, so<br />

zeigte Pfarrer Hanke's Vortrag neben dem<br />

ersten vor allem das zweite Wissen, das<br />

um die Gemeinde und ihre Lage.<br />

Die Gemeinde und ihre Lage<br />

Von <strong>der</strong> Anschauung seiner Rheydter Gemeinde<br />

aus sprach Pfarrer Hanke über<br />

„<strong>Das</strong> Gemeinschaftsbedürfnis in <strong>der</strong> chrisi><br />

lichen Gemeinde, seine Eigenart und seine<br />

Pflege" und stellte damit neben die notwendige<br />

aggressive Arbeit, von <strong>der</strong> Pfarrer<br />

Busch gesprochen hatte, die stillen<br />

Wege volkömissionarischen Wirkens. Christliche<br />

Gemeinschaft kann nicht ge s ch a f -<br />

fen werden; aber gepflegt werden können<br />

und müssen naturgegebenen Kreise<br />

menschlicher Gemeinschaft zumal in Familie<br />

und Nachbarschaft, weil in diesem Gefäße<br />

menschlicher Gemeinschaft das Evangelium<br />

seine verbindende Kraft am stärksten entfaltet.<br />

Gerade <strong>der</strong> ernste volkömissionarische<br />

Wille muß darum ernst auf die vorhandenen<br />

natürlichen Gliedschaften in <strong>der</strong><br />

Gemeinde achten und sie in ihrem stillen<br />

Gemeinschaftsdienst stärken, nicht entleeren.<br />

So gesehen, können „organisierte Gemeindekräfte"<br />

und gutgemeinter „WohlfahrtSdienst"<br />

auch schaden, indem sie bisherige verwandtschaftliche<br />

und nachbarliche Hilfe<br />

gegenstandslos machen, so gesehen, können<br />

Vereine und Gemeinschaften in einer Gemeinde<br />

ihr gutes Recht haben und helfen,<br />

vorhandenes Gemeinschaftsbedürfniö zu pflegen.<br />

Sie können aber auch zum Selbstzweck<br />

weiden und die Gemeinde als Gemeinde<br />

abstufen und spalten. Es gibt auch<br />

hier keine allgültige Formel. Um das „Wie"<br />

wird <strong>im</strong>mer zu ringen bleiben. Die Errungenschaften<br />

neuzeitlicher Organisation und<br />

VerwaltungStechnik gerade in den großen<br />

Gemeinden bergen die Gefahr <strong>der</strong> Versachlichung<br />

des Pfarrerdienstes und des Gemeindelebens,<br />

<strong>der</strong> ernstlich ins Auge gesehen wer-<br />

den muß. Der Gemeindebrief des Pfarrers<br />

bei beson<strong>der</strong>en Anlässen, <strong>der</strong> Gruß an Neuzuziehende,<br />

durch ein Glied des Helferkreises<br />

überbracht, das Lied, das Gemeindejugend<br />

den Einsamen <strong>der</strong> Gemeinde zum Geburtstag<br />

singt, <strong>der</strong> Nachmittag, den Gemeindejugend<br />

den Alten <strong>im</strong> Gemeindehaus festlich<br />

bereitet, <strong>der</strong> Besuch, den Kin<strong>der</strong>gottesdienst-<br />

Helfer und -Helferinnen bei den Eltern machen,<br />

lauter „Mittelchen", so kann man<br />

sagen, und doch lauter heilig ernste Dinge,<br />

wenn sie in dem Geist getan werden, <strong>der</strong><br />

beruft, erleuchtet und — sammelt. Eine<br />

ernste Frage aus <strong>der</strong> Diskussion: Wie sorgen<br />

die Gemeinden für das Gemeinschaftsbedürfnis<br />

<strong>der</strong> Uebergetretenen?<br />

W Die Welt des Friedhofs<br />

In die Welt des Friedhofs und zu den<br />

volksmissionarischen Aufgaben, die diese<br />

Welt uns stellt, führten zwei Vorträge von<br />

Pfarrer Glaser, Kirn, und Pfarrer Reinhardt,<br />

Essen. Meisterhaft zart und fein,<br />

Volks- und ewigkeitsverbunden war Pfarrer<br />

Glasers Wort, frei von aller Dorfromantik<br />

und doch wissend um das oft unausgesprochene<br />

letzte Sehnen verschlossener<br />

Bauernart. Daneben Pfarrer Reinhardts<br />

so ganz an<strong>der</strong>es Bild vom Großstadtfriedhof<br />

und doch berichtend von Menschen, die<br />

an einem Totenfest in strömendem Regen<br />

warten und nicht weichen, weil sie eine<br />

Totenfestpredigt an den Gräbern hören wollen.<br />

Wie viele Möglichkeilen, das Evangelium<br />

weiten Volkskreisen zu predigen,<br />

die eS sonst vielleicht kaum mehr hören,<br />

welche Aufgaben den Trauernden gegenüber!<br />

„Der seelsorgerliche Besuch einige<br />

Wochen nach <strong>der</strong> Beerdigung ist viel wichtiger<br />

als <strong>der</strong> Besuch vor <strong>der</strong> Beerdigung".<br />

Mit einem Rückblick begann ich, mit ihm<br />

möchte ich schließen. Zehn Jahre rheinischer<br />

evangelischer Volksmissionsarbeit sind vergangen.<br />

Es kann nicht an<strong>der</strong>s sein!<br />

Jede Arbeit, hat sie ein gewisses Alter erreicht,<br />

steht in <strong>der</strong> Gefahr, sich zu versteifen<br />

und wirklichkeitsfremd zu werden. Aber<br />

je<strong>der</strong> neue Lehrgang mit seinem heilsamen<br />

Zwang gemeinsamer Beschäftigung mit den<br />

gleichen grundsätzlichen und praktischen Fragen<br />

<strong>im</strong> mehrtägigen Gedankenaustausch bedeutet<br />

für die Teilnehmer und für die Arbeit<br />

selbst eine Auflockerung und hilft zu<br />

<strong>der</strong> Wirklichkeitsnahe, die uns not tut. Denn<br />

nur, wer beides kennt, das Evangelium<br />

in seiner umfassenden Größe und die Wirklichkeit,<br />

in die hinein er das Evangelium<br />

zu stellen hat, daß es das ganze Volksleben<br />

durchdringe, <strong>der</strong> ist geschickt zur Volksmission.<br />

Fr. Henne«, Wiedenest.<br />

Um an das Gute zu glauben, muß<br />

man es auszuüben beginnen. Tolstoi<br />

33


<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Arbeit <strong>der</strong> rhein. <strong>Kirche</strong><br />

Es war ein voll gerüttelt Maß Arbeit, das <strong>der</strong><br />

Leiter <strong>der</strong> kirchengeschichtlichen Fachsitzung in<br />

Rengsdorf, Präses v. Wolff, bei <strong>der</strong> letzten<br />

Tagung den Teilnehmern auferlegte, als es galt,<br />

a» einem Tage 7 verschiedene Vorträge und<br />

Berichte entgegenzunehmen, durchzuarbeiten und<br />

für da« neue Jahr und die kommende Arbeit<br />

entsprechende Beschlüsse zu fassen.<br />

lieber die Veröffentlichungen zum 4N0jährige»<br />

Gedächtnis des Todes von Clarenbach berichteten<br />

Professor v. Goeters und Pfarrer<br />

Liz. Klug kist - Hesse. Von jenem erscheint<br />

in <strong>der</strong> neuen von <strong>der</strong> Provinzialsynode herausgegebenen<br />

Urkundenbuchreihe<br />

„Quellen und Texte zur Geschichte des<br />

^ religiösen Lebens". Band I: silarenbach<br />

Der Band wird alles an Urkunden enthalten,<br />

was wir von Clarenbach haben über sein Leben,<br />

den Prozeß und sein Ende, auch in zeitgenössische»<br />

Veröffentlichungen. Da es sich um eine<br />

genaue Zusammenstellung ^h um nur gesicherte<br />

Terte handelt, sehen wir mit Recht <strong>der</strong> Veröffentlichung<br />

dieses Bande«, <strong>der</strong> nunmehr in den<br />

Druck gelangt, mit großer Erwartung entgegen.<br />

Gleichzeitig hat Pfarrer L i z. Klugkist -<br />

Hesse eine umfangreiche<br />

wissenschaftliche Biographie<br />

von etwa 250 Seiten über Clarenbach fertiggl'<br />

stellt. Wir empfangen damit eine längst schmerzlich<br />

entbehrte Zusammenstellung und kundige Beleuchtung<br />

aller bisher erarbeiteten Einzelergebnisse<br />

aus <strong>der</strong> Forscherarbeit über den Vlärtyrer.<br />

Auch dürfen wir eine abschließende Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Fragen erwarten, die bisher mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger offen geblieben sind.<br />

Volkstümliche Darstellungen<br />

Daneben erscheint eine gut ausgestattete, Volk«,<br />

tümliche Bearbeitung von demselben Verfasser<br />

<strong>im</strong> Neukirchener Verlag. Rechtzeitig werden <strong>im</strong><br />

Laufe des Sommers alle diese Veröffentlichungen<br />

erscheinen, um die Grundlage zu geben für<br />

eine würdige und wertvolle Gedächtnisfeier in<br />

den einzelnen Gemeinden. Weitere Mitteilungen<br />

folgen. Erschienen ist bereit« <strong>im</strong> Verlag <strong>der</strong><br />

Diakonissenanstalt Kaiserswerth von D. Rotscheidt,<br />

Adolf Clarenbach <strong>der</strong> rheinische Märtyrer,<br />

44 Seiten: feiner <strong>im</strong> Verlag des <strong>Evangelische</strong>n<br />

Bundes, Berlin: D ö r p f e l d, Adolf<br />

Clarenbach, <strong>der</strong> Reformator de« Bergischen<br />

Lande«, neu herausgegeben <strong>im</strong> Auftrage <strong>der</strong><br />

Bergischen Gruppe des <strong>Evangelische</strong>n Bunde«<br />

von Rektor i. R. Vogelsang. 60 Pf.<br />

Generalsynodalbuch<br />

Es bedarf wohl keiner Ausführung, daß die<br />

seit langem in Aussicht genommene Veröffentlichung<br />

des Generalsynodalbuches eine<br />

eingehende Besprechung fand. Neu aber ist eine<br />

weitere überaus wertvolle Arbeit: unter Leitung<br />

von Präses v. Wolff ist ein Ausschuß gebildet<br />

worden, <strong>der</strong> die Veröffentlichung einer umfassenden<br />

rheinischen <strong>Kirche</strong>nkunde vorbereiten<br />

soll.<br />

Eine ganz beson<strong>der</strong>e För<strong>der</strong>ung hat<br />

<strong>Das</strong> Prooinzialarchio<br />

<strong>im</strong> letzten Jahre erfahren. Es ist nach Bonn<br />

(Koblenzer Straße 432) verlegt und ist dort in<br />

neuen Eisenschränken und Repositorien in geeigneter<br />

Weise untergebracht worden. Pfarrer i. N,<br />

Liz. Rodewald hat als <strong>Archiv</strong>ar die Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Betreuung und des Ausbaues übernommen.<br />

Sein in <strong>der</strong> letzten Fachsitzung gehaltener<br />

Vortrag über da« <strong>Archiv</strong> ist in den<br />

Monatsheften für Rheinische <strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />

1929, Nr. 4, abgedruckt. Katalog und Benutzungsordnung<br />

de« <strong>Archiv</strong>s sind von ihm zu<br />

haben. Es sollten alle Akten, die nicht sorgfältig<br />

registriert und gut untergebracht sind, dem <strong>Archiv</strong><br />

überwiesen werden.<br />

Nach wie vor bedeuten unsere<br />

W ^^'initcchcftr für,M>'i». Ilircheü^rschicht,'<br />

einen wichtigen und heute unentbehrlichen Teil<br />

unserer Arbeit, llnsere Gemeinden, die es nur<br />

irgend vermögen, sollten s!e für ihr <strong>Archiv</strong><br />

halten. Es gibt Synoden, in denen die« in <strong>der</strong><br />

Tat <strong>der</strong> Fall ist, in an<strong>der</strong>en werden sie kaum<br />

gehalten. Man sage nicht, für unsere Gemeinde<br />

findet sich nicht« o<strong>der</strong> nur höchst selten etwa«<br />

darin. Wem es überhaupt darum zu tun ist,<br />

<strong>der</strong> schaut nicht auf feinen Kirchturm allein, son<strong>der</strong>n<br />

er will einen Ueberblick über die ganze<br />

rheinische <strong>Kirche</strong> gewinnen. In ihren Zusammenhang<br />

ist fede Gemeinde mit ihren Leitern und<br />

Führern hineingestellt, und die kirchengeschichtliche<br />

Arbeit leistet ihr den Dienst, den Blick <strong>im</strong>mer<br />

wie<strong>der</strong> auf die Wurzeln unserer Kraft zu richten.<br />

Sie dient damit <strong>der</strong> innersten Besinnung auf da«,<br />

was uns in einer so unklaren und wirren Zeit<br />

not tut. Diese ihr wichtigste Aufgabe wird die<br />

kirchengeschichtliche Arbeit unserer <strong>Kirche</strong> stets<br />

unentbehrlich machen. Müller, Diersfordt,<br />

Die erste Pfarrerfreizeit des Rheinisch-Westfälifchen<br />

Verbandes evangel. Arbeitervereine in Hilchenbach<br />

(7. bis 11. Januar 1929)<br />

In die, trotz <strong>der</strong> bis an sein Lebensende jugendfrischen<br />

Gestalt Ludwig Weber«, manchmal<br />

etwa« überaltert und altfränkisch anmutenden<br />

evangelischen Arbeitervereine<br />

ist, seitdem Pfarrer Verdeck, Elberfeld,<br />

1922 die Führung übernommen, spürbar ein<br />

neuer Zug hineingekommen. Davon legte die<br />

erste Freizeit von rheinischen und westfälischen<br />

Pfarrern, die in dieser Arbeit o<strong>der</strong> jedenfalls<br />

ihr nahe stehen, wenn wir gleich das Gesamtresultat<br />

vorausnehmen, ein deutliches Zeugnis ab,<br />

In die Größe <strong>der</strong> Gesamtarbeit, ihre Tiefe<br />

und ihre Breite, führten die drei Vorträge<br />

des Generalsekretär« de« Gesamtoerbande«, Liz.<br />

Grunz, Berlin, ein. Sie behandelten folgende<br />

Gegenstände: 1) Die Seelsorge an Arbeitern,<br />

ihre Hemmungen und ihre lleberwindung: 2)<br />

Die deutsche Arbeiterbewegung, Wesen, Bestand<br />

und Lage: 3) Die soziale Arbeit <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong>, ihre Träger und ihre Probleme.<br />

Für den ersten dieser Vorträge sei statt aller<br />

Einzelheiten verwiesen auf die wichtige und in<br />

ihrer Eigenart einzig dastehende Schrift von<br />

Grunz „Allgemeine und spezielle Arbeiterseelsorge,<br />

ihre psychologische Grundlegung und ihre<br />

praktische Gestaltung" (Berlin 4927).<br />

Der zweite Vortrag entrollte ein breites Bild<br />

<strong>der</strong> deutschen Arbeiterbewegung, um da« Eigen-<br />

tümliche in <strong>der</strong> Grundhaltung de« Gesamtverbande«<br />

evangelischer Arbeitervereine näher zu<br />

best<strong>im</strong>men.<br />

Der dritte Vortrag beschäftigte sich mit den<br />

einzelnen Erscheinungsformen, die die soziale<br />

Arbeit auf dem Boden <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />

gewonnen hat.<br />

De» liebergang zu Fragen praktischer Vereinsarbeit<br />

bildeten die Ausführungen des Schreiber«<br />

dieser Zeilen über die Bildungsarbeit in<br />

den evangelischen Arbeitervereinen. E« handelt<br />

sich dabei um einen best<strong>im</strong>mten Ausschnitt<br />

evangelischer Volksbildungsarbeit in<br />

seiner Anwendung auf die Ungehörigen eines<br />

best<strong>im</strong>mten Berufsstandes. Es wurde dabei<br />

unterschieden die religiöse Nildungsarbeit, die<br />

geschichtlich-orienticrende (Luther, Wichern usw)<br />

und die soziale. Ein weiterer in seiner Bedeutung<br />

für die Praris nicht zu unterschätzen<strong>der</strong><br />

Teil dieser Nildungsarbeit läßt sich zusammenfassen<br />

unter <strong>der</strong> Ueberschrift: Wie feiern<br />

wir Feste? Es darf dabei hingewiesen werden<br />

als auf einen ersten Versuch auf das unter<br />

gleicher Ileberschrift erschienene Heft in <strong>der</strong><br />

EAV.-Bücherei. Für die Art de« Feiern« ist<br />

entscheidend, an was für ein Fest gedacht ist.<br />

Ein Weihnachtsfest muß z. N. an<strong>der</strong>s gefeiert<br />

werden als ein Stiftungsfest o<strong>der</strong> als da« Fest<br />

eines Nezirksoerbandes. Wichtige Bildung«- und<br />

Erziehungsfragen tun sich auf durch die Gründung<br />

von Iugendabteilungen, und schließlich ist<br />

die Gründung und Pflege einer Vereinsbücherei<br />

von großem erziehendem Wert,<br />

lieber einen Punkt <strong>der</strong> angelegten Fragen,<br />

nämlich die religiöse Seite, verbreitete sich<br />

an einem beson<strong>der</strong>en Abend Präses D. Koch,<br />

indem er die Nibelarbeit in den Vereinen<br />

behandelte.<br />

Von ganz beson<strong>der</strong>em Wert war es am letzten<br />

Abend, von Gewerkschaftssekretär Duden<br />

eingeführt zu werden in die Ursachen, die zum<br />

Kampfe in <strong>der</strong> Eisenindustrie führten.<br />

Daß in Wirklichkeit von einer EAV.-B e w e °<br />

gung geredet werden kann, stellte sich auf <strong>der</strong><br />

Tagung selbst mit <strong>im</strong>mer größerer Klarheit hcrau«.<br />

Dafür ist da« in herrlicher Gegend gelegene<br />

auch <strong>im</strong> Winter wohnliche He<strong>im</strong> de« Verbände«<br />

ein deutlicher Tatbeweis. Dafür spricht,<br />

daß sie in ihrem Generalsekretär Liz, Grunz<br />

eine hervorragende, das ganze Gebiet beherrschende<br />

wissenschaftliche Kraft besitzt.") Eine<br />

große Reihe von Pfarrern, unter ihnen auch<br />

jüngere Theologen, stellen sich <strong>der</strong> Sache dienstbereit<br />

zur Verfügung, Unter Leitung ihre« jetzigen<br />

Vorsitzenden ist erfolgreich vermieden worden,<br />

daß die Bewegung auf Kosten ihrer eigenen<br />

Selbständigkeit sich in den Dienst einer politischen<br />

o<strong>der</strong> kirchlichen Parteigruppierung stellt.<br />

Freilich ist nicht zu leugnen, daß manche Anregungen<br />

dieser Freizeit einer Uebcrführung in<br />

da« Vereinsleben dringend bedürfen. Die Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Bezeichnungen mancher Vereine<br />

(<strong>Evangelische</strong> Arbeiter- und Bürgervereine,<br />

Volksoereine, Gemeindevereine, Männeroereine)<br />

tragen die Gefahr in sich, daß die verän<strong>der</strong>ten<br />

tarnen auch unmerklich eine verän<strong>der</strong>te Zusammensetzung<br />

de« Mitglie<strong>der</strong>bestandes nach sich<br />

ziehen. Will aber die Bewegung eine Standesbewegung<br />

sein, so muß sie ihre ganze<br />

Arbeit auf den Arbeiterstand einstellen und abstellen.<br />

<strong>Das</strong> kann sie aber nur, wenn ihre Mitglie<strong>der</strong><br />

auch wirklich, wenigstens zum allergrößten<br />

Teile, dem Arbeiterstande angehören.<br />

Wird die grundsätzliche aber auch praktische<br />

Vereinsarbeit <strong>im</strong>mer mehr auf die Notwendigkeit<br />

de« Arbeiterstandes eingerichtet, dann wird<br />

diese Bewegung auch ihrem, von Grunz einmal<br />

formulierten Doppelziel näher kommen, nämlich<br />

ein freies Stück <strong>der</strong> lebendigen<br />

<strong>Kirche</strong> zu sein und als solches auch ein Stück<br />

Arbeiterbewegung.<br />

Pfr. Dr. Vitztor, Sterkrade.<br />

') Vgl. auch da« von Grunz<br />

wissenschaftliche Organ „Der L herausgegebene<br />

ÄV.-Führer".


Vom 28. 42. 28 bis 34. 1. 29 fand <strong>im</strong> Freizeithau«<br />

Hermann von Wied in Rengsdorf<br />

eine Freizeit für einen Kreis von achtzehn evangelischen<br />

Sozialbeamtinnen statt auf Einladung<br />

und unter Leitung des Herrn Präses <strong>der</strong> Rheinischen<br />

Provinzialsynode. Ihre beson<strong>der</strong>e Note<br />

erhielt die Freizeit dadurch, daß sie um die Jahreswende<br />

stattfand, in diesen Tagen stiller Besinnung,<br />

in die noch <strong>der</strong> Zauber <strong>der</strong> Weihnacht<br />

und schon <strong>der</strong> Ernst <strong>der</strong> Arbeit und Verantwortung<br />

de« neuen Jahre« hineinreicht. Durch die<br />

Feiertage wurde <strong>der</strong> Freizeit-Charakter dieser<br />

Tage beson<strong>der</strong>s betont.<br />

Die Freizeitteilnehmelinnen kamen aus den verschiedensten<br />

Arbeitsgebieten: zum großen Teil<br />

arbeiten sie in <strong>der</strong> öffentlichen Wohlfahrtspflege<br />

als Bezirks- o<strong>der</strong> Kreisfürsorgerin, als Polizeifürsorgerin<br />

o<strong>der</strong> Polizeibeamtin. Einige kamen<br />

au« kirchlichen Jugend- und Wohlfahrtsämtern.<br />

Obwohl die Teilnehmerinnen sich meist untereinan<strong>der</strong><br />

nicht kannten, erwachte in allen schon<br />

nach wenigen Stunden des Beisammensein« ein<br />

Bewußtsein <strong>der</strong> Zusammengehörigkeit,<br />

<strong>der</strong> Einheit, <strong>der</strong> Arbeit«- und Lebensauffassung.<br />

So bildete <strong>der</strong> Krei«, <strong>der</strong> <strong>im</strong> schönen<br />

Freizeithaus <strong>der</strong> Rheinischen Provinzialsynode<br />

versammelt war, bald eine Erlebens- und Arbeitsgemeinschaft.<br />

Gemeinsam freute man sich an <strong>der</strong> Schönheit <strong>der</strong><br />

Landschaft, die in strahlendem Sonnenschein ausgebreitet<br />

lag. Gemeinsam genoß man die Behaglichkeit<br />

des Hause«, die die Fürsorge <strong>der</strong><br />

Hausmutter bereitet hatte. Gemeinsam wurde<br />

gesungen und musiziert. In den Gottesdiensten<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde, in den Morgenandachten,<br />

in <strong>der</strong> Feierstunde de« Silvesterabends, als bei<br />

den brennenden Lichtern de« Tannenbaums noch<br />

einmal die Innigkeit <strong>der</strong> Weihnacht erwachte,<br />

fühlte man sich <strong>im</strong> tiefsten verbunden und verbunden<br />

auch mit <strong>der</strong> ganzen feiernden evangelischen<br />

Christenheit.<br />

Aber alle diese frohen und hellen Stunden<br />

schlangen sich nur wie ein lichtes Band um die<br />

an<strong>der</strong>en, die ernster Arbeit gewidmet waren. Die<br />

Jahreswende ist die Zeit <strong>der</strong> Selbstbesinnung,<br />

<strong>der</strong> Rechenschaftsablegung vor dem eigenen Gewissen.<br />

„Unsere Pflichten in unserer<br />

Arbeit", „Die Lasten und Sorgen<br />

unserer Arbeit", „Die innere<br />

Erhebung über unsere Arbeit",<br />

hießen die Themen <strong>der</strong> drei ersten Referate, die<br />

Fräulein Dahin aus Elberfeld hielt. Au« ihrer<br />

reichen Erfahrung schöpfend, schil<strong>der</strong>te sie die<br />

beson<strong>der</strong>e Eigenart de« Berufs <strong>der</strong> Wohlfahrt«»<br />

Pflegerinnen, die Typen, die er schafft, die<br />

Pflichten, die er <strong>der</strong> einzelnen auferlegt in seiner<br />

Eigenschaft als „Dienst am Menschen". Ihre<br />

Ausführungen wurden durch lebhafte Diskussionen<br />

ergänzt. Neu ist <strong>der</strong> Beruf <strong>der</strong> Wohlfahrtspflegerin.<br />

Der Berufsstand ist noch in <strong>der</strong><br />

Nildung begriffen, noch fehlt es ihm an zwingen<strong>der</strong><br />

Tradition, auch für die evangelische Wohlfahrspflegerin.<br />

<strong>Das</strong> erhellt am ehesten aus<br />

einem Vergleich mit <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en großen evangelischen<br />

Frauengruppe, die sich fürsorgerischer<br />

Tätigkeit widmet, den Diakonissen. Motiv und<br />

Ziel <strong>der</strong> Arbeit sind bei <strong>der</strong> Diakonisse und bei<br />

<strong>der</strong> bewußt evangelischen Wohlfahrtspflegerin<br />

die gleichen. Die Diakonisse ist jedoch <strong>im</strong>mer bei<br />

aller Selbständigkeit <strong>der</strong> Arbeit <strong>im</strong> einzelnen<br />

Glied ihrer Gemeinschaft, dieser verantwortlich<br />

und von dieser getragen.<br />

Freizeit evangelischer Sozialbeamtinnen<br />

Die Wohlfahrtspflegerin ist auf sich gestellt.<br />

Sie ist „Beamtin", einem best<strong>im</strong>mten Arbeitgeber<br />

verantwortlich. Sie ist mit voller Verantwortlichkeit<br />

in die Welt gestellt. Sie muß<br />

sich mit den Problemen ihrer Arbeit auseinan<strong>der</strong>setzen<br />

und mit ihnen fertig werden. In unvermin<strong>der</strong>tem<br />

Maße trägt sie die Spannungen<br />

ihre« Berufs: „sie lebt zwischen den Welten",<br />

innerlich herausgewachsen aus <strong>der</strong> Sphäre, <strong>der</strong><br />

sie entstammt. <strong>Das</strong> führt sie dazu, sich klar zu<br />

werden über die Zusammenhänge de« wirtschaftlichen<br />

und sozialen Leben«, sich über die Fragen<br />

<strong>der</strong> unmittelbaren Berufsarbeit hinaus auseinan<strong>der</strong>zusetzen<br />

mit allen Problemen, die das<br />

fentliche Leben beschäftigen.<br />

olchen Auseinan<strong>der</strong>setzungen diente auch die<br />

^reizeit in ihrem weiteren Verlauf. So sprach<br />

Direktor Liz. Ohl über „Die weltanschaulichen<br />

Grundlagen <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />

bei <strong>der</strong> Arbeiterwohlfahl<br />

t, <strong>der</strong> Caritas und <strong>der</strong><br />

Inneren Mission". Den einzelnen treibt<br />

in den meisten Fällen die Unmittelbarkeit seine«<br />

Hilf«willen« in die fürsorgerische Arbeit. — Die<br />

Gruppe sucht die weltanschauliche Grundlage<br />

ihrer Arbeit klar herauszustellen. Die religiösen<br />

Wurzeln <strong>der</strong> konfessionellen Arbeit in <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />

sind leicht aufzuzeigen, während <strong>der</strong><br />

Sozialismus, <strong>der</strong> als Weltanschauung begriffen<br />

werden will, sich noch darum müht, die Grundzüge<br />

seiner Weltanschauung herauszuarbeiten.<br />

<strong>Das</strong> berechtigte Streben nach klarer Erfassung<br />

<strong>der</strong> eigenen Grundlage hat doch eine gewisse<br />

Spannung zwischen den Wohlfahrtspflegerischen<br />

Gruppen und die Gefahr <strong>im</strong> Gefolge, daß die<br />

Land Utopia<br />

Permanente Friedenskonferenz zwischen<br />

<strong>Evangelische</strong>n und Katholiken<br />

Einen aufstrebenden Stand vertritt<br />

<strong>der</strong> Deutsche Diakonen-Verband,<br />

<strong>der</strong> soeben in Berlin seine Jahresversammlung<br />

gehalten hat. Ueber Huo» Berufsarbeiter<br />

<strong>der</strong> Inneren Mission sind in ihm<br />

vereinigt, um das Evangelium in alle Schichten<br />

unseres Volkes hineinzutragen, beson<strong>der</strong>s in die<br />

Kreise <strong>der</strong> Mühseligen und Beladenen, <strong>der</strong><br />

Armen und Kranken, <strong>der</strong> Verbitterten und Entgleisten,<br />

<strong>der</strong> gefährdeten Jugendlichen und ver-<br />

Wohlfahrtspflege von außer ihr stehenden Kreisen<br />

zu Machtzwecken dienstbar gemacht wird.<br />

Nicht nur <strong>der</strong> einzelne, nicht nur die wohlfahrtspflegerische<br />

Gruppe, auch die <strong>Kirche</strong> wird<br />

heute aufgerufen zur Stellungnahme. Pfarrer<br />

Menn, Düsseldorf, behandelte da« Thema<br />

„<strong>Kirche</strong> und Wirtschaftskampf",<br />

weil es sich in <strong>der</strong> Wirtschaft und bei den<br />

Wirtschaftskämpfen nicht nur um wirtschaftliche<br />

Güter, son<strong>der</strong>n letztlich um Menschen handelt;<br />

darum muß sich die <strong>Kirche</strong> bemühen um ein<br />

Urteil auch in wirtschaftlichen Fragen, Nun<br />

aber hat die <strong>Kirche</strong> kein Gesetz für die Wirtschaft.<br />

Es gibt für sie nur da« Gesetz de« Gehorsams<br />

gegen den, <strong>der</strong> uns in diese Welt<br />

gestellt hat. Aus diesem Gehorsam heraus hat<br />

die <strong>Kirche</strong> alle möglichen Wege praktischer<br />

Wirklichkeit ernst zu nehmen und zu prüfen.<br />

Sie muß kritische St<strong>im</strong>me sein und ihr sittliches<br />

Urteil mit in die Wagschale weifen. Sie wird<br />

helfen müssen Persönlichkeiten zu erziehen, die<br />

sich auch in <strong>der</strong> Wirtschaft letzter Verantwortlichkeit<br />

bewußt sind.<br />

In diesen ganzen Zusammenhang gehörte auch<br />

die Frage nach dem Begriff und Wesen<br />

des Staates, die <strong>der</strong> Präses v. Wolff<br />

behandelte.<br />

Allen Teilnehmerinnen werden die Tage <strong>im</strong><br />

Hause Hermann von Wied unvergeßlich sein und<br />

was mehr ist: die starken Eindrücke und Anregungen<br />

<strong>der</strong> Vorträge und Besprechungen werden<br />

fortwirken in die Arbeit je<strong>der</strong> einzelnen<br />

hinein. H. Bäcker.<br />

Aus Berlin kommt die Nachricht von <strong>der</strong> Gründung eines „Ausgleich<br />

s aussch u s se s", <strong>der</strong> bei Grenz- und Streitfragen zwischen<br />

den beiden christlichen Konfessionen vermitteln soll.<br />

Ein schöner Traum! Aber lei<strong>der</strong> nur — ein Traum! Denn zum lonfessionellen<br />

Frieden in Deutschland gehört zunächst: Abbau aller<br />

aggressiven Maßnahmen Roms, namentlich Aen<strong>der</strong>ung seiner, die <strong>Evangelische</strong>n<br />

ständig aufs tiefste verletzende Mischehenplaris. Dazu<br />

wird sich aber Rom in seinem heutigen Machtüberschwang nie verstehen.<br />

Darum ist die Voraussetzung dieses Ausschusses — und damit sein ganzes<br />

Wollen — eine Utopie.<br />

Wir haben aber noch zwei Fragen auf dem Herzen: 4. Wer hat denn<br />

die höchst einseitige und eigentümliche Auswahl unserer Vertreter in<br />

diesem Ausschuß vorgenommen? 2. Wie kommt <strong>der</strong> Direktor des <strong>Evangelische</strong>n<br />

Bundes, 0. Fahrenholst, auf diese Schwarze Liste? Der Bund<br />

sollte doch genugsam wissen, daß Friedensschalmeien Roms heute höchst<br />

eigentümlich für uns klingen müssen.<br />

Und schließlich: Sollte <strong>der</strong> Ausschuß über seine erste Sitzung hinaus<br />

am Leben bleiben, dann müßten von uns aus einige Persönlichkeiten<br />

des Westens in diesen Ausschuß hinein. Es fehlt ihre Kampferfahrung.<br />

Die männliche Diakonie<br />

einsamten Alten. Wort und Tat schließen sich<br />

in <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Diakonie zusammen, um die<br />

Herzen für die Kräfte <strong>der</strong> oberen Welt zu<br />

öffnen. Der Vorsitzende, Pastor Büchse! (Neinstedt),<br />

konnte die aus ganz Deutschland zusammengekommenen<br />

Vertreter <strong>der</strong> 20 Diakonenanstalten<br />

und Brü<strong>der</strong>schaften mit dem freudigen<br />

Bewußtsein begrüßen, daß es mit <strong>der</strong> männlichen<br />

Diakonie vorwärts gehe. Sie läßt es<br />

we<strong>der</strong> am aufopfernden Dienste noch an <strong>der</strong>


36<br />

inneren Einstellung auf die Fragen <strong>der</strong> Gegenwart<br />

fehlen. <strong>Das</strong> bewiesen die Vorträge über<br />

die „kulturelle Bedeutung <strong>der</strong><br />

He<strong>im</strong>stättenbewegung" von Dr.<br />

de Laporte in Berlin über „das Wesen<br />

<strong>der</strong> Diakonie <strong>im</strong> Lichte einer mo<strong>der</strong>nen<br />

Psychologie" (Individualpsychologie)<br />

von Direktor Pastor Engelke <strong>im</strong><br />

Rauhen Hause zu Hamburg. Auch tie Berliner<br />

Bezirksgruppe hatte anläßlich <strong>der</strong> Jahresversammlung<br />

de« Gesamtoerbandes ihre Mitglie<strong>der</strong><br />

zusammengerufen. Sie füllten den Saal,<br />

um den Vortrag des Landtagsabgeordnete»<br />

Diakon Rüffer über „die nationale,<br />

kulturelle und religiöse Krisi«<br />

<strong>der</strong> Gegenwart" zu hören. Die Aussprache<br />

nach den Vorträgen zeigte die Aufgeschlossenheit<br />

<strong>der</strong> Diakone für die neuzeitlichen<br />

Aufgaben. Der Geschäftsführer Lehmann<br />

konnte mit Befriedigung in seinem Bericht darauf<br />

hinweisen, daß <strong>der</strong> Deutsche Diakonenoerband<br />

auf ein Jahr eifriger Arbeit und erfreulicher<br />

Ergebnisse zurückblicken dürfe. Die Versorgungskasse<br />

de« Verbandes hat in 5<br />

Jahren ein Vermögen von 4 >5 Millionen Mark<br />

angesammelt und stellt ihren Mitglie<strong>der</strong>» die<br />

In den Tagen vom 5.—7. März versammelte<br />

sich in Erfurt die von dem dortigen <strong>Evangelische</strong>n<br />

<strong>Kirche</strong>nausschuß berufene<br />

DD^onfercnzkircl'licker sozial« Facharbeiter<br />

unter <strong>der</strong> Leitung des Prälaten D, Dr.<br />

Schoell, Stuttgart, und unter Teilnahme<br />

von Mitglie<strong>der</strong>n fast sämtlicher deutschen<br />

Landeskirchenbehörden. Ihre Verhandlungen<br />

dienen <strong>der</strong> Erörterung grundsätzlicher Tragen<br />

und <strong>der</strong> Vorberatung von praktischen Anregungen<br />

für den sozialen Ausschuß de« Dv^KA.<br />

Generalsekretär Liz. Grunz, Berlin, sprach<br />

<strong>im</strong> Sinne seine« eben erschienenen Buche« über<br />

„Arbeiterseelsorge"; die wertvolle Darstellung<br />

ergab eine fruchtbare Aussprache, <strong>der</strong>en praktische<br />

Bedeutung sich in <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong><br />

Frage <strong>der</strong> „Arbeiterfreizeiten" zeigte. Pfarrer<br />

Müller, Schwefe, leitete diese Besprechung<br />

mit einem Bericht über seine Weltanschauungswochen<br />

und die Organisation de«<br />

daraus erwachsenen „Kampfbundes" ein. Die<br />

Konferenz erkannte die Notwendigkeit <strong>der</strong> weltanschaulich<br />

wie <strong>der</strong> durch die sozialen Probleme<br />

best<strong>im</strong>mten Freizeitarbeit an, sah aber in <strong>der</strong><br />

letzteren die erste und wesentliche Aufgabe. Ein<br />

Vertreter <strong>der</strong> württembergischen Landeskirchenbehörde<br />

sprach in demselben Zusammenhang<br />

über „Kirchliche Einrichtungen in städtischen<br />

Siedlungen" und betonte auf Grund praktischer<br />

Erfahrungen die Notwendigkeit <strong>der</strong> rechtzeitigen<br />

Schaffung selbständiger Gemeinden in städtischen<br />

Siedlungsbezirken. (Vgl. den Aufsatz von Hollweg<br />

in Nr. 4 und 2 „Evgl. Rhld.").<br />

Ueber die Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> gegenüber<br />

<strong>der</strong> Arbeitslosigkeit und den „Arbeitslosen einschließlich<br />

<strong>der</strong> älteren Angestellten" berichtete<br />

Pfarrer M e n n. Die praktischen Fragen <strong>der</strong><br />

Freizeiten für Arbeitslose, vor allem arbeitslose<br />

Jugendliche, <strong>der</strong> kirchlichen Mitarbeit bei<br />

<strong>der</strong> Arbeitsvermittlung u. a. erfuhren eine eingehende<br />

Besprechung, Ueberraschend wurde von<br />

allen Seiten die Notwendigkeit betont, in den<br />

sogenannten kirchlichen Kreisen, einschließlich<br />

<strong>der</strong> Pfarrerschaft, auf ein tieferes Verständnis<br />

<strong>der</strong> seelischen Not <strong>der</strong> Arbeitslosen hinzuwirken:<br />

gerade hier werde 0er Arbeitslose weithin mit<br />

einer Verachtung behandelt, die doch gegenüber<br />

<strong>der</strong> Mehrheit nicht nur eine Lieblosigkeit, son<strong>der</strong>n<br />

eine Ungerechtigkeit bedeute. Von dem<br />

denkbar günstigsten Bedingungen, Da« Vermögen<br />

<strong>der</strong> Begräbnishilfe hat <strong>im</strong> selben<br />

Zeitraum die Höhe von 60 UM Mark erreicht.<br />

Der 7. Deutsche Diakonentag in<br />

Duisburg ist glänzend verlaufen, und hat nicht<br />

»ur am Nie<strong>der</strong>rhein, son<strong>der</strong>n auch weit darüber<br />

hinaus die Kenntnis von <strong>der</strong> männlichen Diakonie,<br />

ihrer notwendigen und segensreichen Arbeit<br />

ausgebreitet. Die literarische Arbeit hat für<br />

die Ausbildung in den Diakonenanstalten die<br />

lange vermißte „N erufskunde für Diakoni<br />

e" von Ernst Bunke und für die Werbearbeit<br />

in <strong>der</strong> großen Oeffentlichkcit da« mit<br />

reichem Bildschmuck ausgestattete Prachtwerk<br />

„D eutsche Diakonenarbeit in Wort<br />

und Bild" gebracht. <strong>Das</strong> Monatsblatt de«<br />

Verbandes „D eutsche« Diakonenblatt"<br />

ist seit Jahren auch für die Öffentlichkeit<br />

zugänglich und gibt Gelegenheit, die<br />

Arbeit <strong>der</strong> männlichen Diakonie mit ihren Aufgaben<br />

und Hin<strong>der</strong>nissen, mit ihren Sorgen und<br />

Hoffnungen zu verfolgen. Da« Jahr 4928 hat<br />

die Zuversicht neu belebt, daß die männliche<br />

Diakonie zu den lebenswichtigen Berufen<br />

unserer evangelischen <strong>Kirche</strong> und des<br />

deutschen Volkes gehört.<br />

Soziale Arbeit<br />

Berichterstatter vorgelegte Richtlinien wurden<br />

gebilligt und dem EKA. überwiesen, <strong>der</strong> zu<br />

dem Gesamtproblem Stellung nehmen wird.<br />

Einheitliches, kirchliches Verhalten bei<br />

N3irtschaftskämpfen<br />

Der Wirtschaftskampf in <strong>der</strong> nordwestlichen<br />

Eisenindustrie hatte einem Mitglied« <strong>der</strong><br />

Konferenz die Anregung zu einem Antrage gegeben,<br />

<strong>der</strong> auf die Verhin<strong>der</strong>ung inhaltlich abweichen<strong>der</strong><br />

kirchlicher Kundgebungen zu wirtschaftlichen<br />

Kämpfen abzielte. Er wünscht die<br />

Einsetzung einer Son<strong>der</strong>kommission bei dem<br />

DEKA, mit dem Auftrage, „bei drängende»<br />

und Stellungnahme erfor<strong>der</strong>nden Tagesfragen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e be<strong>im</strong> Ausbruch von Arbeitskampfen<br />

die Frage <strong>der</strong> Möglichkeit und Notwendigkeit<br />

kirchlichen Eingreifens in Form von Kundgebungen,<br />

Vermittlungen o<strong>der</strong> Hilfsaktionen für<br />

die in Not Geratenen zu prüfen". Die Kommission<br />

soll <strong>im</strong> Einvernehmen mit den kirchlichen<br />

Sozialstellen des betroffenen Gebiete« und<br />

unter Hinzuziehung von Vertretern <strong>der</strong> freien<br />

sozialkirchlichen Arbeit tagen. Der bedeutungsvolle<br />

Antrag konnte nicht mehr durchberaten<br />

werden und wurde dem DEKA, als Älaterial<br />

weitergereicht. E« ist anzunehmen, daß er die<br />

Facharbeiterkonferenz noch einmal beschäftigen<br />

wird. Auch ein Bericht des Oberingenieur«<br />

Arnhold über die Arbeit des Dinta wurde zur<br />

Besprechung zurückgestellt.<br />

-1 <strong>Das</strong> Landvolkproblem<br />

Mit <strong>der</strong> Facharbeiterkonferenz zeitlich verbunden,<br />

tagte eine Son<strong>der</strong>konferenz zur<br />

Behandlung des Landoolkproblem«.<br />

Berichterstatter waren Oek.-Rat<br />

Lemke, Berlin: Arb.-Sekr. Hülser, Spandau:<br />

Oberkirchenrat v. Fleisch, Hannover,<br />

und Pfarrer Planck, Württemberg. <strong>Das</strong><br />

wesentlichste Ergebnis <strong>der</strong> sehr interessanten<br />

Vorträge und Verhandlungen war die Ueberzeugung<br />

von dem außerordentlichen Gewicht <strong>der</strong><br />

Frage als solcher, <strong>der</strong> Unmöglichkeit ihrer einheitlichen<br />

Behandlung und darum <strong>der</strong> Notwendigkeit,<br />

ihr durch planmäßige Behandlung<br />

von den beson<strong>der</strong>en Verhältnissen <strong>der</strong> einzelnen<br />

Landesteile aus gerecht zu werden. Sicher ist,<br />

daß die kirchliche Sozialarbeit, die sich bisher<br />

einseitig den industriellen Fragen zugewandt hat,<br />

bei allem Schwergewicht dieser Probleme in<br />

Zukunft <strong>der</strong> sozialwirtschaftlichen und sozialethischen<br />

Krists des Lande« erhöhte Aufmerksamkeit<br />

schenken muß und wiri><br />

Schlichtungsreform<br />

In <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Schlichtungsreform<br />

hat <strong>der</strong> Arbeitgeberoerband <strong>der</strong> deutschen Textilindustrie<br />

höchst bemerkenswerte Vorschläge<br />

praktischer Art für seinen Interessenbereich gemacht.<br />

Sie lauteten:<br />

4. Sämtliche zur Zeit schwebenden Tarifstrcitigkeiten<br />

<strong>der</strong> Textilindustrie werden einem zentralen<br />

Schiedsgericht zur endgültigen gleichzeitigen Entscheidung<br />

übertragen.<br />

2. Da« Schiedsgericht setzt sich au« drei neutralen<br />

Schiedsrichtern zusammen, die gemeinsam<br />

von den Parteien best<strong>im</strong>mt werden. Angehörige<br />

<strong>der</strong> Textilindustrie und <strong>der</strong> Arbeitgeber- und<br />

Arbeitnehmerverbände <strong>der</strong> Textilindustrie kommen<br />

als Schiedsrichter nicht in Frage.<br />

3. Beide Parteien bestellen als Verhandlungskommission<br />

je fünf Vertreter. Diese fünf Vertreter<br />

müssen mit den nötigen Vollmachten zum<br />

endgültigen Abschluß <strong>der</strong> zur Erörterung stehenden<br />

Tarifverträge ausgestattet sein.<br />

4. Da« Schiedsgericht soll zunächst versuchen,<br />

durch Verhandlungen mit <strong>der</strong> Verhandlungskommission<br />

eine freie Verständigung über die<br />

einzelnen strittigen Tarifverträge herbeizuführen.<br />

5. Soweit eine freie Verständigung nicht zu erzielen<br />

ist, werden die verbleibenden Streitpunkte<br />

durch da« Schiedsgericht endgültig entschieden.<br />

<strong>Das</strong> Schiedsgericht fällt zu diesem Zweck für<br />

jeden <strong>der</strong> strittigen Bezirke einen geson<strong>der</strong>ten<br />

Schiedsspruch.<br />

6. Die Verkündigung <strong>der</strong> Schiedssprüche erfolgt<br />

gemeinsam. Beide Parteien erkennen die Schiedssprüche<br />

von vornherein als für sich bindend a».<br />

7. Für die Bezirke, <strong>der</strong>en Tarifoertragsstreitigkeiten<br />

bei dem Schiedsgericht anhängig gemacht<br />

sind, wird zwischen den Parteien ein Burgfrieden<br />

dahingehend vereinbart, daß die in einzelnen<br />

dieser Bezirke bereits ausgebrochenen<br />

o<strong>der</strong> angekündigten Streiks und Aussperrungen<br />

umgehend rückgängig gemacht und die Arbeit<br />

zum erstmöglichen Zeitpunkt wie<strong>der</strong> aufgenommen<br />

o<strong>der</strong> die Netriebe zur Arbeit wie<strong>der</strong> geöffnet<br />

werden. Neue Streiks und Aussperrungen<br />

wegen <strong>der</strong> bei dem Schiedsgericht anhängig gemachten<br />

Streitfälle sind untersagt. Bis zur<br />

Entscheidung de« Zentralschicdsgerichts sind die<br />

Lohnsätze <strong>der</strong> bisherigen Tarifverträge weiter<br />

zu zahlen.<br />

Die Annahme dieses Vorschlage« würde nicht<br />

weniger als die künftige Erledigung aller Kampffragen<br />

des Industriezweiges in voller Selbständigkeit,<br />

unabhängig vom Eingreifen aller staatlichen<br />

Schlichtungsorgane, bedeutet haben. Davor<br />

sind die Gewerkschaften, wohl teils au«<br />

grundsätzlichen, teils aus praktischen Bedenken,<br />

zurückgeschreckt. Vor allem ist es ihnen gelungen,<br />

die Zusammensetzung des Schiedsgerichts in Angleichung<br />

an die <strong>der</strong> staatlichen Schlichterkammern<br />

zu erreichen: den Vorsitzenden ernennt<br />

<strong>der</strong> Reichsarbeitsminister, die Parteien je eine»<br />

Beisitzer. Dieser Regelung entspricht es, wenn<br />

auch <strong>der</strong> Schiedsspruch des Reichsarbeitsministers<br />

als Ult<strong>im</strong>o ratio eingeschaltet wird: Einst<strong>im</strong>miger<br />

Spruch des Schiedsgericht« ist für die Parteien<br />

verbindlich, Mehrheitsspruch kommt zur<br />

Abst<strong>im</strong>mung bei den Parteien, bei Ablehnung<br />

von beiden o<strong>der</strong> von einer Seite entscheidet <strong>der</strong><br />

Reichsarbeitsminister. Auch bei dieser zu gemeinsamem<br />

Beschluß erhobenen Regelung bleibt<br />

es von höchster Bedeutung, daß <strong>der</strong> Wille zu<br />

selbständiger Erledigung von Kampffragen sich<br />

in einem so großen und wichtigen Industriezweige<br />

durchsetzen konnte. Noch sind eine Fülle von


F ist<br />

Fragen offen, Satz 7 <strong>der</strong> Arbeitgebervorschläge<br />

st ggefallen, f , obwohl h er <strong>im</strong> wesentlichen sch eine<br />

Regelung R l vorsieht, sih wie i sie si während ä h d des d „Ruhr- R h<br />

kämpfe«" von den Gewerkschaften gefor<strong>der</strong>t<br />

wurde, lind vor allem: Es handelt sich offenbar<br />

um Vereinbarungen vorübergehen<strong>der</strong> Art, getroffen,<br />

um gerade jetzt schwebende Streitigkeiten<br />

zu erledigen. (<strong>Das</strong> ist inzwischen auch gelungen).<br />

Indes, <strong>der</strong> Versuch als solcher bleibt wichtig,<br />

Er sollte rechtzeitig von den Verbänden <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en großen Industrien beachtet und auf<br />

seine Brauchbarkeit hin geprüft werden. Man<br />

kann überzeugt sein, daß praktische Arbeit dieser<br />

Art die Lösung de« Schlichtungsproblem«<br />

auch <strong>im</strong> großen entscheiden<strong>der</strong> för<strong>der</strong>t, als theoretische<br />

Debatten und Verhandlungen in Gremien,<br />

<strong>der</strong>en mannigfaltige verschiedene Interessen<br />

jede Lösung komplizieren und oft unmöglich<br />

machen. Wie schwierig die hier zu lösenden<br />

sachlichen Aufgaben auch außerhalb Deutschlands<br />

sind, geht au« <strong>der</strong> Tatsache hervor, daß die<br />

beiden englischen Industriellenverbände die in<br />

den rund ein Jahr dauernden Verhandlungen<br />

zwischen Alfred Mond (jetzt Lord Melchett) und<br />

<strong>der</strong> Führung <strong>der</strong> Gewerkschaften erarbeiteten<br />

Vorschläge zur Befriedigung <strong>der</strong> englischen Industrie<br />

abgelehnt und ihrerseits erneute Verhandlungen<br />

mit den Gewerkschaften angeregt<br />

haben. Es ist ein Zeichen hohen Verantwortungsbewußtsein«<br />

<strong>der</strong> englischen Gewerkschaften,<br />

daß sie trotz <strong>der</strong> schweren Enttäuschung angesichts<br />

<strong>der</strong> Haltung <strong>der</strong> Industricllenoerbände die<br />

Aufnahme <strong>der</strong> Verhandlungen nicht abgelehnt<br />

haben,<br />

Frage <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Organisations-<br />

W sttlwicl'lmiq in den ol'rschiee'<br />

Acußerst interessante« Material zur Frage <strong>der</strong><br />

gewerkschaftlichen Organisationsentwicklung<br />

in den verschiedenen<br />

Berufen bringt ein Aufsatz von Bruno<br />

Meitze in Heft 2 <strong>der</strong> „Arbeit". Da« Material<br />

beschränkt sich zwar auf die freien Gewerkschaften<br />

und auf die Vorkriegszeit, ist aber<br />

nichtsdestoweniger sehr beachtlich und instruktiv.<br />

Es wäre sehr zu wünschen, daß alle Gewerkschaften<br />

die Untersuchung Gleitzes fortführten<br />

und mit dem statistischen Material <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />

belegten. Nach zwei Seiten hin seien<br />

Beispiele für die Bedeutung <strong>der</strong> Untersuchung<br />

gegeben.<br />

Organisierte Berufsangeh.<br />

in °/«<br />

Name des Berufe« und Zahl <strong>der</strong> 1885 1904<br />

organisicrbarcn Berufsang. 1895<br />

1. Tertilarbeiter (597 905) 2,9 9,0<br />

2. Metallarbeiter (534433) 6,9 33,0<br />

3. Bergarbeiter (374 583) 2,1 2U,1<br />

4. Fabrikarbeiter (353 479) 1,9 13,9<br />

5. Bauarbeiter (327 646) 0,5 10,2<br />

g. Holzarbeiter (312033) 10,0 31,1<br />

7. Maurer (237 29?) 6,3 54,3<br />

8. Gastwirtsgehilfen (213 491) 0,8 1,3<br />

9. Transportarb. (180003) 2,6 20,1<br />

10. Tabakarbciter (104479) 14,1 20,0<br />

11. Z<strong>im</strong>merer (101870) 9,1 35,2<br />

Am stärksten durchorganisiert waren<br />

1895 1904<br />

1. Bildhauer (zirka 6000) 52,2°/° 76,5°/»<br />

2. Stuckateure (7603) 6,3°/, 73,3°/»<br />

3. Steinsetzer (10241) 24,5°,» 61,2°/»<br />

4. Glaser (6 254) 20,0°« 58,6"/«<br />

5. Sleindrucker (18139) 22,2"/« 5?,0°/<br />

6. Maurer (237 29?) 6,3° o 54,3°/«<br />

?. Kupferschmiede (6 499) 45,8"/» 51,5°/«<br />

8. Handschuhmacher (6155) 45,0°/o 48,4°/«<br />

9. Töpfer (23 663) 14,9°/« 43,3°/«<br />

10. Tapezierer (12 448) 6,2°/» 43,2°/«<br />

11. Hafenarbeiter (35093) 6,0°» 40,5°/„<br />

1. Die zahlenmäßig am stärksten besetzten Berufe<br />

wiesen 1895 und 1904 folgende Prozentsätze<br />

von organisierten Arbeitern auf:<br />

2, Die am stärksten durchorganisierten Berufe<br />

waren durchweg gelernte Berufe mit relativ<br />

wenigen Berufszugehörigen, Eine bemerkenswerte<br />

Ausnahme stellen die Maurer dar.<br />

Zwei neue Blätter<br />

Die ernsteste Beachtung aller evangelisch-sozial<br />

Interessierten for<strong>der</strong>n: einmal das vor allem<br />

in <strong>der</strong> katholischen Oeffentlichkeit lebhaft umstrittene<br />

„Rote Blatt" <strong>der</strong> katholischen<br />

Sozialisten, da« in dem Verlag <strong>der</strong> Mittelrhein.<br />

Druckerei in Köln erscheint und durch die Post<br />

zu beziehen ist (vierteljährlich 66 Pf., einschl.<br />

Bestellgeld). Da« Blatt hat ein geistiges<br />

Niveau, da« einen Vergleich mit ähnlich gearteter<br />

Literatur nicht leicht macht. In keiner<br />

Weise ist es mit dem „Sonntagsblatt des arbeitenden<br />

Volkes" vergleichbar. Man muß<br />

geradezu wünschen, daß <strong>der</strong> akademische Ton <strong>der</strong><br />

Nr. 2 und 3 bald von einer volkstümlicheren<br />

Art <strong>der</strong> Darstellung abgelöst wird. Unmöglich<br />

ist es, aus den vorliegenden Nummern auf Art<br />

und Umfang des das Blatt tragenden Kreises<br />

zu schließen. Einstweilen sind auch Nichtkatholiken<br />

an <strong>der</strong> Gestaltung seine« Inhalt« ernstlich<br />

beteiligt^ Hans Müller, I e n a, <strong>der</strong> über<br />

„Religion und Sozialismus", Eduard Helmann,<br />

<strong>der</strong> über „Kapitalismus und seine<br />

Ueberwindung", schreibt, seien vor an<strong>der</strong>en genannt.<br />

Von Katholiken dürfte vor allem Ernst<br />

M ichel beson<strong>der</strong>e Erwähnung verdienen. Wie<br />

auch <strong>im</strong>mer die Zukunft des Blattes und seine«<br />

Kreises sein möge, — hier ist ganz außerordentlich<br />

wertvolle Arbeit geleistet worden, an <strong>der</strong><br />

auch wir nicht vorübergehen können. Sie macht<br />

<strong>im</strong> Blick auf den Protestantismus sehr nachdenklich.<br />

—<br />

Daneben muß das neu geschaffene Organ <strong>der</strong><br />

„Christl.-soz. Reichsvereinigung", die „Christlich-sozialen<br />

St<strong>im</strong>men" genannt werden.<br />

(Vierteljährlich 1,50 ^t — unverständlich<br />

teuer, wenn man mit <strong>der</strong> Zeitschrift auch werben<br />

will —, nur durch die Geschäftsstelle <strong>der</strong> Vereinigung,<br />

Berlin NW 6, Luisenstraße 38II.)<br />

In Nr. 2 beginnt Heinz-Dietrich Wendland<br />

mit <strong>der</strong> Veröffentlichung von „Gedanken zu<br />

einem neuen christlich-sozialen Programm", die<br />

in allen sozial arbeitenden evangelischen Kreisen<br />

zur Erörterung gestellt und gebracht werden<br />

sollten. Auch hier ist einstweilen nicht zu sehen,<br />

welche Bedeutung dem hinter dem neuen Organ<br />

stehenden Kreise zuwachsen wird.<br />

Pfr. Menn, Düsseldorf,<br />

z, Z. verreist. Zuschriften über Hc<strong>im</strong>atadresse.<br />

Nachrichten aus dem Melanchthonbund<br />

(Verband <strong>der</strong> evangelischen Eltern an den mittleren uno höheren Schulen <strong>Rheinland</strong>s)<br />

pp<br />

fanden zwischen Neujahr und Ostern außer den<br />

in VI, 1/2 genannten noch statt in Boppard<br />

(27. 2,), Nippe« (g. 3.), Sieg bürg (12.<br />

3.), Mei<strong>der</strong>ich (19. 3,) sowie Versammlungen<br />

evangelischer Eltern in Werden (15.<br />

3,) und inKupferdreh (22. 3.). Meistens<br />

wollte man etwas über Berufsaussichten, beson<strong>der</strong>s<br />

in den akademischen Berufen, wissen,<br />

hier und da aber auch über die kulturelle und<br />

wirtschaftliche Bedeutung de« rheinischen Protestantismus,<br />

über Aufgaben und Fragen deutscher<br />

Schulpolitik, über deutsche Pädagogen <strong>der</strong><br />

Neuzeit, über Lan<strong>der</strong>ziehunashe<strong>im</strong>e und evangelische<br />

Aufgaben auf dem Gebiet de« höheren<br />

Schulwesens <strong>Rheinland</strong>«. —<br />

^ss Anfrage über München Gladbach<br />

Der Zentrumsabgeordnete Dr. Heß, den Freunde»<br />

des Melanchthonbundes au« den Gocrbigschcn<br />

Statistiken al« Vorkämpfer <strong>der</strong> Gegenseite<br />

bekannt, hat folgende kleine Anfrage an die<br />

Regierung gerichtet: „Am 4, Dez. 1928 haben<br />

die Abgeordneten Frau von Tiling und Dr.<br />

Weisemann (Remscheid) eine kleine Anfrage<br />

an das Staatsministeriurn gerichtet, die<br />

sich auf eine angeblich unparitätischc Zusammensetzung<br />

des Lehrkörpers am staatlichen Oberlyzeum<br />

in M.Gladbach zuungunsten des evangelischen<br />

Bekenntnisse« bezog. Ich frage das<br />

Staatsm<strong>im</strong>sterium: Warum läßt die Antwort<br />

auf diese Anfrage so lange auf sich warten?"<br />

(Kölnische Volkszeitung Nr. 157 vom 3. 3. 29).<br />

Hierzu ist zu bemerken, daß es sich bei diesem<br />

Oberlyzeum seit 1. 10. 1928 tatsächlich um eine<br />

staatliche, nicht mehr um eine städtische<br />

Anstalt handelt, <strong>der</strong> Minister mithin sich nicht<br />

abermals damit herausreden kann, daß er, wie<br />

vor dem Hauptausschuß unlängst gegenüber dcni<br />

Abgeordneten Schuster, erklärt, bei städtischen Anstalten<br />

könne er nicht« gegen Imparität tun.<br />

Diese liegt aber klar am Tage und wird durch<br />

die soeben neu herausgekommene Goerbig -<br />

sche Paritätsstatistik für 192« bekräftigt.<br />

Befinden sich doch nur 3 evangelische<br />

akademische Lehrkräfte an <strong>der</strong> Anstalt, wahrend<br />

etwa 44 A <strong>der</strong> Schülerinnen evangelisch und<br />

etwa 49^ katholisch sind. Auf letztere kommen<br />

dagegen 7 akademische Lehrkräfte. —<br />

<strong>Evangelische</strong> Philologen fälschen angeblich<br />

D Zeugnisse<br />

Die Kölnische Volkszeitung brachte in Nr. 91 am<br />

S. 2. eine Notiz aus Essen über Deutschunterricht<br />

an städtischen Mädchenschulen, worin ganz<br />

unberechtigte Vorwürfe erhoben wurden gegen<br />

die evangelischen Schulleiter <strong>der</strong> dortigen Vik»<br />

toria - Schule und L u i s e n - S ch u le,<br />

denen absichtliche Zurücksetzung katholischer Lehrkräfte<br />

in Erteilung des Deutschunterricht« in<br />

<strong>der</strong> Pr<strong>im</strong>a vorgeworfen wurde. Darüber<br />

hinaus bedeutete die Notiz eine<br />

beleidigende Verdächtigung des<br />

rheinischen Philologenstandes<br />

überhaupt. Wurde doch evangelischen Philologen<br />

<strong>der</strong> genannten Anstalten <strong>der</strong> Vorwurf<br />

gemacht, sie beurteilten die Leistungen ihrer<br />

Schülerinnen je nach konfessioneller Zugehörigkeit<br />

und ließen katholische Abiturientinnen mit<br />

Ueberlegung durchs Examen fallen. Es braucht<br />

nicht beson<strong>der</strong>s betont zu werden, daß sämtliche<br />

Vorwürfe unberechtigt waren. Wir müssen aber<br />

lei<strong>der</strong> feststellen, daß unsere, bereits am 7. Februar<br />

demgegenüber an die rheinischen Zeitungen<br />

gesandte Notiz (verbreitet durch die Rheinische<br />

Correspondenz), welche sich eingehend mit dem<br />

beleidigenden Artikel <strong>der</strong> Kölnischen Volkszeitung<br />

auseinan<strong>der</strong>setzte, von nur wenigen rhein.<br />

Tageszeitungen abgedruckt ist. Unter den kirchl.<br />

Blättern brachte sie aber erfreulicherweise das<br />

Gemeindeblatt für Neuwied und Heddesdorf, in<br />

Nr. 12 vom 17. 2. 29. Höchst bedauerlich ist,<br />

daß die evangelischen Philologen kaum etwas<br />

von selten ihrer Philologenorganisation gegen<br />

diese katholische Zeitungsoerdächtigung unternommen<br />

haben. Etwas mehr Tatkraft! Etwa«<br />

mehr Mut! Alle« brauchen wir uns <strong>im</strong><br />

<strong>Rheinland</strong> noch nicht bieten zu lassen!<br />

M Unangebrachte Entrüstung in Düren<br />

Die Katholiken entrüsten sich in Düren, wie<br />

ein Bericht <strong>der</strong> Kölnischen Volkszeitung Nr. 95<br />

37


vom 7. 2. erkennen läßt, nicht wenig über den<br />

evangelischen Wi<strong>der</strong>stand in <strong>der</strong> Stadtverordneten-Versammlung<br />

vom 6. 2, gegen die Vorlage<br />

betreffend Errichtung einer Mädchenaufbauschule<br />

nach dem System <strong>der</strong> deutschen Oberschule<br />

am dortigen katholischen Lyzeum. Der<br />

Antrag wurde schließlich mit 19 St<strong>im</strong>men <strong>der</strong><br />

Zentrumspartei gegen 12 St<strong>im</strong>men <strong>der</strong> gesamten<br />

übrigen Fraktionen angenommen. Düren<br />

erhält somit die erste Mädchenaufbauschule <strong>im</strong><br />

Regierungsbezirk Aachen; aber es ist lebhaft zu<br />

bedauern, daß dieser Aufbau nicht auf streng<br />

paritätischer Grundlage erfolgt ist. M a n<br />

sieht, wie die Gegenseite ständig<br />

bemüht ist, Bresche in unser<br />

öffentliche«parität i s ch es höhere«<br />

Schulwesen zu legen, <br />

l !<br />

Spracheramina<br />

Ein neuer Zugang zur Theologie:<br />

ein neues Sprachenkonvikt: sofortige Immatrikulation<br />

bei <strong>der</strong> evangelisch-theologischen Fakultät,<br />

wenn das Latinum spätesten« nach<br />

dem 2,, da« Graecum nach dem 4. Semester<br />

nachgeholt wird. Auf dieser Grundlage wird<br />

das Sprachenkonvikt <strong>der</strong> Universität<br />

Halle für die östlichen Provinzen Ende<br />

April 1929 eröffnet. Näheres durch Prof. v,<br />

Klostermann, Halle (Saale), Iägerplatz 15 (stehe<br />

Barmcr Sonntagsblatt 9, S. 5). — Vorbereitung<br />

auf das Graecum für<br />

Theologen auch in Münster: Leiter<br />

des Kursus ist Prioatdozent Liz, Foerster, Studieninspektor<br />

am Hamannstift, Steinweg 12,<br />

<strong>der</strong> auch jede Auskunft erteilt (siehe Sonntagsblatt<br />

für Innere Mission, Duisburg, 8, S,<br />

107). —<br />

D Kleine?7titteilungen u. Zeitschriftenschau<br />

Allgemeine« über die theolog ischeSchule<br />

Elberfeld: Unterrichtsplan für da« Sommersemester<br />

1829 (reformierte <strong>Kirche</strong>nzeitung. 6,<br />

S. 44). Die Zahl <strong>der</strong> Theologiestudierenden<br />

in <strong>der</strong> Gegenwart (Kirch!. Wbl.<br />

Mei<strong>der</strong>ich 10, S, 77 f,). Vorbildung und<br />

Anstellung <strong>der</strong> Vikarinnen (Kirch!.<br />

Amtsblatt Koblenz 3, S. 12 f.). — Stipendien,<br />

eine ausführliche, sehr wichtige Verfügung<br />

vom 1. 3. 29 seitens de« rheinische»<br />

Konsistorium« (Kirchl. Amtsbl. Koblenz 4, S.<br />

16 f.). — Der Theologennachwuch«<br />

(Düsseldorfer Sonntagsblatt 6, S. 4). — U m<br />

die Zukunft de« A k a d e in i k e r t u m s<br />

von Studienrat Dr. A. Bohlen (Deutsche«<br />

Philologeublatt 11, Seite 164 ff., 12, Seite<br />

177 ff., Seite 161—64). Zur Berufswahl<br />

<strong>der</strong> Abiturienten (Studentenwerk<br />

III, 2, S. 8): in demselben Heft<br />

Ausführungen über Studentenhöuser und wirtschaftliche<br />

Lage <strong>der</strong> deutschen Studenten(innen),<br />

Ueber 20 000 künftige Studienräte<br />

auf deutschen Universitäten, darunter<br />

mehr als 12000 in Preußen,<br />

vom (kath) Studiendirektor Oberle, Brühl<br />

(ebda. 7, S. 88—100). Die Uebrrfüllunq<br />

<strong>der</strong> Universitäten und <strong>der</strong><br />

akademische Beruf, von Prof. Dr,<br />

Goerbig, Neuwied (Der <strong>Evangelische</strong> Beamte,<br />

1, S. 3 f.) — Die lleberfüllung<br />

<strong>der</strong> Universitäten und <strong>der</strong> akademische<br />

Nachwuchs, von demselben (ebda,<br />

3, S, 2. f.). — Student und Luxus<br />

(Da« Neue Reich, katholische Wochenschrift, II,<br />

Nr. 21, S. 382 f.), — Die christlichen<br />

privaten höheren Lehranstalten<br />

in Neukirchen, Kreis lMör« (Kirchl,<br />

Wochenblatt Mei<strong>der</strong>ich 8, S, 61). — Aufbau<br />

s ch u l e, ausführliche Charakterisierung<br />

dieser Schulart (Kirchl, Wochenblatt Gladbach<br />

9, S, 75). — Da« Berechtigungswesen<br />

und dieDiakonie, von?. Meyer,<br />

38<br />

Bethcl (Die Diakonisse 2, S. 34—51). —<br />

Randglossen zur Frauenberufsausbildung,<br />

von ?. Hanse, Halberstadt<br />

(ebda, 1, S. 13—20). — Wa « ein junge«<br />

Mädchen ohne Abitur heute noch<br />

werden kann, von Beate Bartels (Sbl.<br />

Bonn 2, S. 22—24, au« dem Reichsboten Nr.<br />

307—308 von 1928). — Die Berufe und<br />

ihre Aussichten, für Abiturienten<br />

und Abiturient innen, von dem städt.<br />

Direktor de« Berufsamtes in Elberfeld,<br />

Böckenkrüger (11, 3, S. 52—54 au« dem<br />

Elberfel<strong>der</strong> Generalanzeiger): Eine vortreffliche<br />

Zusammenstellung und Beurteilung <strong>der</strong> Aussichten!<br />

— Sittlichkeitsoergehen an<br />

höheren Schulen und ihre disziplinarische<br />

Bestrafung, von Dr. K i ll<br />

i n g e r, Kaiserewerth: Eine wertvolle Beurteilung<br />

auch des Hoffmann-Sternschen Gutachten«!<br />

(Schule und Evangelium III, 10., S.<br />

219—23). — Serualpädagogische<br />

Aufgaben in <strong>der</strong> Erziehung <strong>der</strong><br />

weiblichen Jugend, von M. v. Tilin g<br />

(schule und Evangelium III, 12, S. 267—72).<br />

— Kameradschaftsehe, von Dr. D 0 ck -<br />

hörn, Spandau (Eoangel. Gesellenfreund 1,<br />

S. 4). — Partei, Konfession und.<br />

höhere« Beamtentum, von Prof, D,<br />

Schnei<strong>der</strong>, Berlin (Sonntagsblatt Bonn 6,<br />

Nachweis neuester Literatur, beson<strong>der</strong>s von<br />

Aufsätzen in Zeitschriften, über Hauptgebiete.<br />

Angeführte Schriften sind be<strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />

Pceßoerbllnd einzusehen, nicht zu<br />

entleihen. Der Verlag des Preßoerbandes<br />

besorgt jedoch alle Schriften — zum käuflichen<br />

Erwerb — umgehend.<br />

Aeußere Mission<br />

Was bedeutet uns Christus in China? (Jugend<br />

in aller Welt,)<br />

Die Europäer unter den fremden Rassen von<br />

Mensching. (Christliche Welt,)<br />

Arzt in den Missionen von Fürst zu Löwenstei»,<br />

(Schönere Zukunft,)<br />

W Schule<br />

Schafft einen bodenständigen Landlehrerstand<br />

von Tischendorf, (<strong>Das</strong> Dorf als Bildungsstätte,)<br />

1 Soziales und Sozialethisches<br />

Der Kaufmannsstand als Kulturträger von Ude,<br />

(Ethik,)<br />

Deutschland« Wirtschaftsbilanz 4918—28.<br />

Der Weg <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft seit <strong>der</strong><br />

Stabilisierung.<br />

Der Stand <strong>der</strong> Produktion,<br />

Der Außenhandel.<br />

Der Arbeitsmarkt.<br />

Vom Lebensstandard in Deutschland.<br />

Kapitalnot als Kernproblem <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft,<br />

(Reich«zcntrale für He<strong>im</strong>atdienst, Richtlinien<br />

Nr. 177.)<br />

Arbeiterinnen, von Hagemann. (Monatsblätter<br />

<strong>der</strong> evangel, Frauenoerbände Deutschland«,)<br />

Ueber die Bedeutung <strong>der</strong> Technik, von Bergtold.<br />

(Volk und He<strong>im</strong>at.)<br />

Staatsbürgerliche Erziehung auf dem Lande,<br />

von Oelmann. (Volk und He<strong>im</strong>at)<br />

S. 85 f.) — Des Waffenschmiedes<br />

Kind (Mclanchthon), von Ri., Moer« (Sbl.<br />

Duisb. 10, S. 118). — DieBeziehungen<br />

des Religionsunterrichtes zur<br />

Naturwissenschaft, von B, Baoing<br />

(Die evang. Pädagogik 1, S, 3—15), — <strong>Das</strong><br />

Schullandhe<strong>im</strong>, von Alwin Schmidt<br />

(Eoang. Pädagogik IV, 2, S. 55—62), —<br />

Im <strong>Rheinland</strong> sind 6,8 ?3 Mädchen auf<br />

Knabenschulen, — „Beson<strong>der</strong>s bedeutungsvolle"<br />

öffentliche höhere<br />

Schulen <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> sind folgende<br />

staatliche: Beethoven-Gymnasium in Bonn,<br />

Hohenzollern-Gymnasium in Düsseldorf, Dreikönigs-Gymnasium<br />

in Köln, Gymnasium Adolfinum<br />

in Vlörs, ferner neuerdings folgende<br />

nicht staatliche öffentliche höhere Schulen:<br />

Kaiser-Karls-Gymnasium in Aachen, Steinbart-<br />

Realgymnasium in Duisburg, Hindenburgschule<br />

in Düsseldorfs Luisenschule in Düsseldorf, Gymnasium<br />

und Realgymnasium in Elberfeld, Helm-<br />

Holtz-Reformrealgymnasium in Essen, Luisenschule<br />

in Essen, Humboldt-Oberrcalschule und Reformrealgymnasium<br />

in Köln, Königin-Luisen-Schule<br />

in Köln, Gymnasium und Realgymnasium in<br />

<strong>der</strong> Kreuzgasse in Köln, Realgymnasium in<br />

Krefeld und Gymnasium und Realgymnasium in<br />

MGladbach. Diese Hervorhebung<br />

ist eine oerwaltungstechnische.<br />

<strong>Das</strong> Arbeitstelegramm<br />

Um da« Wohnhe<strong>im</strong>stättengesetz. (Bodenreform.)<br />

<strong>Das</strong> Unhe<strong>im</strong>liche des technischen Zeitalter«, von<br />

Diesel, (Zeitwende.)<br />

Aussprache über religiösen Sozialismus zwischen<br />

dem sozialdemokratischen Pfarrer V, Fuchs und<br />

dem deutschnationalen Pfarrer I), Pfannknche.<br />

(Eiserne Blätter.)<br />

Nergwerksdichtung, Schicksalsst<strong>im</strong>men aus <strong>der</strong><br />

Nacht <strong>der</strong> Schicht und Gruben, von Dr. Mühle,<br />

(Eckart,)<br />

IN unsere Sozialpolitik auf dem Irrwege?<br />

(<strong>Das</strong> Land,)<br />

Wohnungsfürsorge in <strong>der</strong> Großstadt, von Radke,<br />

(Die Frau und ihr Hau«,)<br />

Reichshaushalt und Steuern, von Sollmann.<br />

(Arbeiterjugend,)<br />

Arbeiteileben in Selbstzeugnissen, von Danz,<br />

(Arbeiterjugend,)<br />

Die Entwicklungstendenz <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />

Wirtschaftsordnung, von Sombart. (Kirchliche<br />

Soziale Blätter,)<br />

Von den evangelischen Arbeiterinnenocreinen,<br />

von Kühl. (Die eoangel. Gemeindeschwester.)<br />

Die wirtschaftliche Verelendung des deutschen<br />

Volkes, von Merstedt, (Schönere Zukunft.)<br />

Wehrproblem o<strong>der</strong> Friedensproblem? von<br />

Noppel. (St<strong>im</strong>men <strong>der</strong> Zeit.)<br />

Der Kampf um die Freigabe <strong>der</strong> Schwangerschaftsunterbrechung,<br />

von Ab<strong>der</strong>halden, (Ethik,)<br />

Studentinnenfürsorge des deutschen Akademikerbunde«,<br />

von Schönborn. (Die Frau.)<br />

Der Unehelichen Schutz und die legit<strong>im</strong>e Familie,<br />

von Gertrud Bäumer, (Die Frau.)<br />

Von <strong>der</strong> Fortbildung unserer Mädchen, (Die<br />

Frau <strong>im</strong> Volksverein,)<br />

Zur Gesetzgebung über das uneheliche Kind, von<br />

v. Werthren, (Frauenhilfe,)<br />

Zur Kameradschaftsehe. (Christliche Volkswart,)<br />

W Wohlfahrtspflege<br />

Neue Wege in <strong>der</strong> Diakonie, von Urban. (Monatsblätter<br />

<strong>der</strong> evangelischen Frauenoerbände<br />

Deutschlands.)<br />

Die Vertrauenswürdigkeit des Arztes, von Stoeoesandt,<br />

(Zwischen den Zeiten)


Studentinnenfürsorge de« deutschen Akademikerb<strong>im</strong>des,<br />

von Schönborn. (Die Frau.)<br />

Die Methode <strong>der</strong> geistigen Heilweise <strong>im</strong> Altertum,<br />

von Schliepharcke, (Deutsche Frauenkleidung<br />

und Frauenkultur.)<br />

Aus dem Leben und <strong>der</strong> sozialen Arbeit <strong>der</strong><br />

evangelischen <strong>Kirche</strong>n in Nordamerika, von Dr.<br />

Etcinweg. (Innere Mission.)<br />

Unfälle und Alkoholismus, von Matschcnz,<br />

(Christlicher Volkswart.)<br />

Jugend und Jugendbewegung<br />

Jugend und sexuelle Fragen, Harmscn. (<strong>Evangelische</strong><br />

Iugendführung.)<br />

Jungen in Not, von Siemsen, (Der Fackelreiter.)<br />

Die Arbeitsnot <strong>der</strong> Jugend. (Arbeiterjugend.)<br />

Jugendbewegung dahe<strong>im</strong> und in China, von<br />

Fischle. (Führerdienst.)<br />

Die katholische Jugend Belgien«, von Noppel.<br />

(St<strong>im</strong>men <strong>der</strong> Zeit.)<br />

Da« Erbe <strong>der</strong> Jugendbewegung, von Seilkopf,<br />

(Ethik.)<br />

Die Zulassung Jugendlicher zu Filmvorführungen.<br />

(Mitteilungen <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft für<br />

Volksgesundung.)<br />

Jugend und Tanz, von Grau (<strong>Das</strong> Land.)<br />

Da« Dorflied <strong>im</strong> ländlichen Jugendleben, von<br />

Lempfert. (Rheinisches Land.)<br />

Die Singbewegung <strong>im</strong> ländlichen Iugendoerein,<br />

von Trommershausen, (Rheinisches Land.)<br />

Was heißt evangelische Iugendführung? von<br />

Stählin. (<strong>Evangelische</strong> Iugendführung.)<br />

Die neue Jugend, von Cordier. (<strong>Evangelische</strong><br />

Iugendführung.)<br />

Die Gestaltung eine« Bundesabends, von Uhsadel.<br />

(<strong>Evangelische</strong> Iugendführung.)<br />

Jugend und Familie, von Flitner. (<strong>Evangelische</strong><br />

Iugendführung,)<br />

M >v»ust „ud<br />

Die Pa<strong>der</strong>borner Volkshochschule, (Iungland,)<br />

<strong>Evangelische</strong> Volksbildung?, von Wilkens, (Die<br />

Furche.)<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen und die Volkshochschulen. (Neue<br />

Saat.)<br />

Unser heutiges Musikleben, von Flei<strong>der</strong>er. (Die<br />

Singgemeinde,)<br />

Musikpädagogisches Arbeiten auf dem Land, von<br />

Antz. (Rheinisches Land.)<br />

Die Aufgaben de« Tanze« in <strong>der</strong> Volksbildung,<br />

von Gleisner. (Freie Volksbildung.)<br />

Zum Problem <strong>der</strong> Bildungsarbeit am Bauern,<br />

von Schrieber. (Bücherei und Bildungspflege.)<br />

Revolte um Lampel, von Dr. Wilker. (Der<br />

Fackelreiter,)<br />

Katholische Bildungswertc. (Führerkorrespondenz.)<br />

<strong>Das</strong> menschliche Bildungsideal <strong>im</strong> antiken Christentum,<br />

von Prüm. (St<strong>im</strong>men <strong>der</strong> Zeit.)<br />

Büchereiarbeit<br />

Die Stellung <strong>der</strong> deutschen Lehrerschaft <strong>im</strong><br />

Kampf gegen das schlechte Jugendbuch, (Der<br />

Schundkampf.)<br />

Iugendschriften, Sammelschreiben, zusammengestellt<br />

von Rudolf Meißner, (Der Schundkampf.)<br />

Buch und Volksbildung, von Buchwald. (Bücherei<br />

und Bildungspflege.)<br />

Der Nauernroman und seine Bedeutung für die<br />

Büchereiarbeit, von Schulz. (Bücherei und<br />

Bildungspflege,)<br />

Weltanschauungskllmpf<br />

Zur Konkordatsfrage, von Dr. Fahrenhorsi,<br />

(Die Wartburg.)<br />

Katholische Aktion, von Dr. Ohlemüller. (Die<br />

Wartburg.)<br />

Unsere seelsorgerliche Haltung gegenüber dem<br />

katholischen Teil in <strong>der</strong> Mischehe, von Liz.<br />

Schmidt, Bochum. (Diasporablätter.)<br />

Vom römischen Katholizismus <strong>der</strong> Gegenwart,<br />

von Hermeling. Au« <strong>der</strong> Vorgeschichte des<br />

Lateranvcrtrages, (Christliche Welt.)<br />

(üivitag vaticana, <strong>der</strong> neue Staat des Papstes,<br />

von Preconi, (Atlantik.)<br />

Mahatma Gandhi, von Sinclair. (Der Fackelrciter.)<br />

Goethes Naturanschauung <strong>im</strong> Blickfeld unserer<br />

Zeit, von Michel. (Der Kunstwart.)<br />

Protestantismus und Wirklichkeit, von Trentini.<br />

(Der Kunstwart.)<br />

<strong>Evangelische</strong> Mönchsorden?, von Küneth.<br />

(Volksmission.)<br />

Die Presse <strong>der</strong> Hauptkulturlän<strong>der</strong> zur Lösung<br />

<strong>der</strong> römischen Frage, von Ritter von Lama.<br />

(Schönere Zukunft.)<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Bibliographie rheinischer<br />

evangelischer Zeitschriften<br />

Gemeindliches<br />

Bellersdorf kein sehr alter Ort, erst 1699<br />

erbaut (Sgr, Braunfel« 7, S. 142 f.) — Die<br />

alte <strong>Kirche</strong> in Biskirchen (ebda. S. 112).<br />

Au« <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Gegenreformation <strong>der</strong><br />

Stadt Elberfeld (ref. Wbl. 8, S. 63 f.). —<br />

Ebersgönser Schulvcrhältnisse vor 150<br />

Jahren (Sgr. Wetzlar-L. S. 158 f.). — Herrensulzbach,<br />

Historische Notiz über den<br />

Namen (Gl, und He<strong>im</strong>at 8, S. 6). — Die Reformation<br />

an <strong>der</strong> Arbeit in Kirchgöns und<br />

Pohlgöns (Sgr. Wetzlar-L. 9, S. 143). —<br />

Merkwürdige Holzbil<strong>der</strong>, ein kirchliches Altertum<br />

in Kleinrechtenbach (ebda. 7, S.<br />

110). — Aus <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> evangelischen<br />

Gemeinde zu K r e f e l d, von Prof. Bemme<br />

(Eo. Volkskibd. 3, S. 259 f.) Launsbach<br />

und seine kirchlichen Verhältnisse zur Reformationszeit<br />

bis 1585: eine neue Nachricht, (Sgr.<br />

Wetzlar-L. 8, S. 126). Die Wie<strong>der</strong>täufer in<br />

Lützellinden (ebda. ?, S. 110). — Aus<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit unserer Gemeinde (M e i -<br />

<strong>der</strong>i ch), von E. Gel<strong>der</strong>blom (Ki. Wbl. Meid.<br />

8, S. 63). — Aus Leben und Erleben <strong>der</strong><br />

Diaspora: Gustao-Adolf-Dienst am Nie<strong>der</strong>rhein,<br />

von ?. Iörß, Boppard (Rh. W. G.<br />

A. Bl. 5, S. 22—28). — Reiskirchen,<br />

epidemische Krankheiten 1795 f. (Sgr. Brauns.<br />

IN, S. 116). — Bil<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

<strong>der</strong> lutherischen Gemeinde in Ronsdorf, von<br />

?. K. Schoen (Ronsd. Hausfr. 8, S. 134—36).<br />

— Weidenhausen <strong>im</strong> Kampf um seine<br />

<strong>Kirche</strong>ngüter:1. Martin Lemp. 2. Weiden-<br />

Hausen <strong>im</strong> Kampf mit Volpershe<strong>im</strong><br />

(Sgr. Wetzlar-L. 9, S. 142 f.: 10, S. 158).<br />

— Ueber die drei Gedenktage für W e s e l 1429,<br />

1629 und 1729, siehe Sgr. Nie<strong>der</strong>rh. 10, S,<br />

160: Sbl. Wesel 10, S. 119. Geschichte <strong>der</strong><br />

Kreisstadt Wetzlar (Sgr. Wetzl. 7, S. 111).<br />

— Synoden in Wetzlar (ebda. 8, S. 128). —<br />

Iohannisfeuer und Fastnacht«treiben,<br />

heidnische Werke (Sgr. Wetzl. 7,<br />

S, 111). — Brennholznot und tiefer<br />

Schnee, ein Vorfall v. Anno 1676 (ebda.<br />

9, S. 142). — Peterstag (Pirreschdoag)<br />

in alter und neuer Bedeutung (ebda. 9, S. 143).<br />

Umschau<br />

> Aeusierc .Mission<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Juden in Palästina ist von 55 000<br />

be<strong>im</strong> Friedensschluß auf 83 497 <strong>im</strong> Oktober 1922<br />

und auf 14? 68? <strong>im</strong> Juli 1927 gestiegen. Seitdem<br />

sind 2381 Juden nach Palästina ein- und<br />

3758 ausgewan<strong>der</strong>t. Demnach scheint also nicht<br />

für alle Palästina das Land <strong>der</strong> Träume zu<br />

sein.<br />

Der vor einigen Wochen in China von einer<br />

Bande gefangene Missionar <strong>der</strong> Berliner Missionsgesellschaft<br />

Georg Schlamm ist gegen ein<br />

von <strong>der</strong> chinesischen Regierung selbst gezahltes<br />

Lösegeld von etwa 21000 Mark in Freiheit<br />

gesetzt worden.<br />

<strong>Das</strong> Kongo-Gebiet erhält seine erste Universität<br />

„<strong>Das</strong> Christliche Kongo-Institut". Von <strong>der</strong><br />

Vereinigten Christlichen Missionsgesellschaft sind<br />

bereits 40 000 Mark für die ersten Gebäude<br />

und Anfangsarbeiten aufgebracht.<br />

DD Innere Mission<br />

Nach den neuesten Veröffentlichungen umfaßt<br />

die Innere Mission in Deutschland 1250 Anstalten<br />

mit 92 500 Betten.<br />

In Deutschland stehen als Opfer des Krieges in<br />

amtlicher Fürsorge 359 560 Witwen, 731 781<br />

Halbwaisen, 56 322 Vollwaisen, 37 852 Elternpaare,<br />

zu <strong>der</strong>en Unterstützung die Hälfte des<br />

Ertrages <strong>der</strong> Sammlungen am Volkstraucrtag<br />

best<strong>im</strong>mt wurde, die an<strong>der</strong>e Hälfte floß <strong>der</strong><br />

Kriegsgräber-Fürsorge zu.<br />

M Adolf-Verein und Auslandsdeutschtum<br />

Anläßlich <strong>der</strong> Feier des 100jährigen Bestehens<br />

<strong>der</strong> Gustao-Adolf-Stiftung am 6. November<br />

1932 soll eine Sammlung einer Jubiläumsspende<br />

von 1 Million Mark in einzelnen<br />

Groschen und Pfennigen erfolgen, wozu 80 000<br />

Sammelbüchsen aufgestellt werden sollen.<br />

Die böhmische Nrü<strong>der</strong>kirche in <strong>der</strong> Tschechoslowakei<br />

ist in den verflossenen 10 Jahren von<br />

150 000 auf 200 000 Mitglie<strong>der</strong> angewachsen.<br />

Für die Erteilung von Religionsunterricht ist <strong>der</strong><br />

deutsche Pfarrer Lindemann in Odessa zu<br />

einem Monat Kerker durch das Sowjetgericht<br />

verurteilt worden. Der deutsche Pfarrer Koch<br />

wurde au« dem gleichen Grunde verhaftet.<br />

M Soziales<br />

Sclbstmordseuche. Noch <strong>im</strong>mer wütet, namentlich<br />

in den Großstädten, die Selbstmordepidcmie.<br />

Ueber Wiener Verhältnisse schreibt das „Berl.<br />

Tagebl.": „Die Wiener Selbstmordziffer, wie<br />

hoch sie auch ist, wird vielleicht von <strong>der</strong>jenigen<br />

London« o<strong>der</strong> irgendeiner an<strong>der</strong>en Hauptstadt<br />

statistisch geschlagen. Nicht darauf kommt es<br />

an, Wohl aber bezweifle ich, daß es irgendwo<br />

an<strong>der</strong>s <strong>im</strong> letzten Jahr den Selbstmord in einem<br />

so epidemischen Charakter gegeben hat, eine<br />

solche Kette von Selbstmorden, bei denen sich die<br />

psychische Ansteckung gassenweise, Häuserblockweise,<br />

stadtviertelweise verfolgen läßt. Es ist<br />

eine Art sehr schwerer Grippe,<br />

die — übrigens auch durch Zeitungspapier<br />

— sich ungeheuer<br />

leicht überträgt. Die Wüste, die um die<br />

Pflanze des Selbstmorde« ehedem war, die große<br />

Einsamkeit, die ihr einen selbst für unsere Ge»<br />

danken nur schwer betretbaren Gürtel schuf, da«<br />

Alleinsein vor dem Tode ist weggeschmolzen.<br />

39


W persönliches<br />

Ciarenbach« Geschwister, von ?. Klugkist-Hcsse<br />

(ref. Wbl. 7, S, 53 f.). — Der<br />

Nuscherhof bei Lennep, Geburtsstätte Cläre<br />

n b a ch «, von demselben (ebda. 8, S. 69).<br />

— Adolf Clarenbachs letzter Aufenthalt<br />

<strong>im</strong> Vermischen Land (Ronsd. Hausfr. IN, S.<br />

462—64). — Um Adolf Clarenbach (Kl.<br />

Wbl. Radevormw. 40, S. 3). — Adolf Clarenbach<br />

auf <strong>der</strong> Bühne (Eo. luth. Gbl.<br />

Elbfd. 10, S. 422). — Unliebsame« zur<br />

C l a r e n b a ch - Gedächtnisfeier? von ?. Klugkist-Hesse<br />

(ref. Wbl. 40, S. 76 f.). — Tagebuchblätter<br />

von I>. Coerper in Barmen aus<br />

dem Jahre 4949, herausg. von ?. Buddeberg<br />

(Mittlg. <strong>der</strong> Eo. Gesellschaft für Dtschld. 79,<br />

Nr. 2, S. 27—28). — K. I. W. T. O h l y,<br />

<strong>der</strong> 26. luth, Pastor in Elberfeld, von v. Heinr.<br />

Nicmöller (Eo. luth. Gbl. 7, S. 79—84). —<br />

D. G. W, Hafner, <strong>der</strong> 27 ... von demselben<br />

(ebda. 8, S. 84 f. i 8, S. 403 f.). — Ed.<br />

K e e s e r, <strong>der</strong> 28 ... von demselben (ebda. 40,<br />

S. 445—47). — Berufung des Pfarrer«<br />

Günther Hellmund von Daaden nach Wetzlar<br />

<strong>im</strong> Jahre 4744 (Sgr. Wetzlar 9, S, 444-<br />

40, S. 459 f.). — Die Leidensgeschichte einer<br />

Bibel, betr. Graf Wilhelm Heinr. von<br />

Solms-Braunfels (ref. Wbl. 8, S.<br />

60 f.). Herr Wilhelm, Pfarrer zu Atzbach<br />

(Sgr, Wetzl.-L. 7, S. 440 f.).<br />

Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />

Der vom <strong>Kirche</strong>nsenat unterm 42. 4. 4828 zum<br />

Konsistorialrat ernannte Pfarrer S ch r a d e r,<br />

Vallendar, Kreisgemeinde Koblenz,<br />

dem mit Erlaß vom 24, 42. 4828 eine<br />

nebenamtliche geistliche Ratsstelle auf dem rheinischen<br />

Konsistorium in Koblenz verliehen ward,<br />

ist am 4. 2, durch Ueberreichung <strong>der</strong> Bestallung<br />

in« Kollegium eingeführt. — Der au« dem<br />

<strong>Rheinland</strong> stammende Landessuperintendent <strong>der</strong><br />

eoangelisch-reformierten Landeskirche Hannover,<br />

Dr. Holl weg in Aurich, ward ernannt<br />

zum v. theol. Er ist bekannt durch seine bedeutsame<br />

Arbeit in <strong>der</strong> Gesangbuchfrage.<br />

^ Kreisgemeinde Aachen<br />

Pfarrer S ch m i d t in Schleiden gedenkt<br />

am 4. 4. seine Gemeinde zu verlassen, um einem<br />

Rufe nach Dortmund-Schuren zu folgen.<br />

— Am 45, und 46. Februar fand da«<br />

erste Abitur statt in <strong>der</strong> nun als Oberlyzeum<br />

ausgebauten privaten evangel, Viktoriaschule<br />

in Aachen. Sämtliche 24 Abiturieutinnen<br />

bestanden. — In <strong>der</strong> amtlichen Pfarrerkonfercnz<br />

<strong>der</strong> Synoden Aachen und Iülich in<br />

Aachengab Präses v, W o l f f einen Bericht<br />

über die gegenwärtige Lage <strong>der</strong> Provinzial- und<br />

Gesamtkirche.<br />

^ .^rl'lsqemeiuoe an <strong>der</strong> Aqger<br />

Vikar Becker in Dieringhausen-<br />

Vollmerhausen ist am 34, 42. 4928 aus<br />

<strong>der</strong> Hilfspredigerstelle entlassen, da er zur Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

seiner Gesundheit einer längeren<br />

Zeit bedarf. — Pfr. Mockert in Waldbröl<br />

gedenkt aus Gesundheitsgründen in den<br />

Ruhestand zu treten. — Mit Pfr. Aring in<br />

H o l p e, <strong>der</strong> nach Obcrhausen ging, verliert<br />

die Synode den Leiter ihrer Synodalbuchhandlung,<br />

den unermüdlichen För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> Posaunenchöre<br />

und Vorsitzenden <strong>der</strong> Synodalarbeit des<br />

<strong>Evangelische</strong>n Bundes. — In die erledigte<br />

Hilfspredigerstelle in Rosbach (Sieg) trat<br />

Kandidat Saueressig ein. — Die Ehrenurkunde<br />

<strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong> erhielt Gottlieb<br />

Hornbruch in Dieringhausen. — Die Wahl<br />

des Hilfsprediaer« Hans Kirchhoff in Düsseldorf<br />

zum Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde Marienberghausen<br />

ist bestätigt,<br />

D Kreisgemeinde Altenkirchen<br />

Am 3, Februar wurde <strong>der</strong> bisherige Kölner Iugendpfarrer<br />

Heinrich Iakobi als Pfarrer in<br />

Flammersfeld eingeführt.<br />

üü Kreisgemcinde Barmen<br />

In Unterbarmen wurde die Errichtung<br />

einer 43. Pfarrstclle von den kirchlichen Körper-<br />

schaften einst<strong>im</strong>mig beschlossen, — In Gemarke<br />

wurde zum Nachfolger von Pastor Liz,<br />

Dick mit allen 77 St<strong>im</strong>men gewählt <strong>der</strong> bisherige<br />

Nundeswart de« Westdeutschen Iünglingsbundes,<br />

Pfarrer D. H u m b u r g, in Barmen.<br />

Derselbe tritt damit nach 40 Jahren<br />

wie<strong>der</strong> ins praktische Pfarramt zurück. — Ihr<br />

25jähriges Amtsjubiläum begingen Pfarrer Dr.<br />

Bachinann, Unterbarmen, am 25. Februar<br />

und Superintendent Weirich, Wupperfeld,<br />

am 6. 3?lärz. — Die Wie<strong>der</strong>einweihung <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> in Wichlinghausen fand am Palmsonntag<br />

(24, 3.) statt, die Einführung von<br />

Pfarrer Graeber aus Arolsen in W upper -<br />

feld am 47. 3. — Am 3. Januar 4628 starb<br />

<strong>der</strong> 75jähr!ge Missionar Ludwig Hanstein;<br />

er war bis 4808 auf dem Missionsfeld in<br />

Holländisch-Indien, seitdem in Herborn. — Am<br />

4. März wurde oanä. min. Iuls. R ö ß l e, zur<br />

Zeit Hilfslehrer am Missionshaus, oon <strong>der</strong> cv.<br />

theol. Fakultät in Bonn zum I^io. tdeol, lits<br />

promoviert. — Die Erneuerungsarbeiten an <strong>der</strong><br />

Erlöserkirche in Wichlinghausen schreiten<br />

langsam fort; mit dem Einbau <strong>der</strong> neuen Orgel<br />

ist unlängst begonnen. — Am 47. Februar starb<br />

in Unterbarmen Schwester Auguste Ma rt<br />

i n, fast 74 Jahre alt, über ein Menschenalter<br />

als Klemkin<strong>der</strong>lehrerin daselbst tätig. — Fritz<br />

Hoppmann, Senior des <strong>Kirche</strong>nchor« in<br />

Wichlinghausen, starb, 75 Jahre alt. —<br />

Durch da« Gemeindeamt in G e m a r k e, Gemarker<br />

Straße 8, sind noch einige Exemplare<br />

<strong>der</strong> Lebensbeschreibung des langjährigen dortigen<br />

Seelsorgers Pfarrer Leonhard M üller zu beziehen.<br />

(Preis 4 Mark.)<br />

Kreisgemeinde Bonn<br />

Am 24. 5. 4829 wird das 75jährige Jubiläum<br />

<strong>der</strong> ersten Herberge zur He<strong>im</strong>at in Bonn gefeiert<br />

werden können, — Für Schwerhörige ist ein<br />

Lautsprecher bei <strong>der</strong> Orgelempore in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />

zu Honnef angebracht. — Dem langjährigen<br />

Kirchmeister in Obercassel, I. G. Adrian,<br />

ist au« Anlaß seine« 70. Geburtstage« vom<br />

Provinzialkirchenrat die Ehrenurkunde und oon<br />

<strong>der</strong> bürgerlichen Gemeinde Obercassel das<br />

Ehrenbürgerrecht verliehen worden. — Am 24.<br />

Februar 4828 starb Frau Pfarrer Westkott<br />

in Bonn, Sie war lange Kassenführerin des<br />

dortigen Gustao-Adolf-Fraucnverems. — In<br />

Bonn entschlief am 28. 2. <strong>im</strong> 84. Lebensjahre<br />

<strong>der</strong> Militär-Oberpfarrer a, D. Gehe<strong>im</strong>er Konsistorialrat<br />

Dr. Heinrich Wilhelm R o ch o l l.<br />

Kreisgemeinde Braunfels<br />

Biskirchen besitzt eine neue prachtvolle<br />

<strong>Kirche</strong>; die frühere uralte <strong>Kirche</strong>, tief <strong>im</strong> Lahntal<br />

gelegen, wurde oft oon Fluten unter Wasser<br />

gesetzt. — Der Pfarramtskandidat Iul«.<br />

Rößle au« Barmen trat am 46. März in den<br />

Der Selbstmord ist in des Wortes wörtlichstem<br />

Sinn aus einer Gesellschaftskrankheit eine gesellige<br />

Krankheit, ja, ein geselliges Spiel mit<br />

einem zynisch-lustigen Oberton geworden.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> letzten 40 Jahre wurden von<br />

Lenins Werken 43 Millionen Bände in 36<br />

Sprachen von sowjetrussischen Verlegern abgesetzt.<br />

In Moskau hat man <strong>im</strong> Jahre 4926 <strong>im</strong> Laufe<br />

von 6 Wochen 4025 erfrorene Kin<strong>der</strong> auf <strong>der</strong><br />

Straße aufgefunden. Im gleichen Zeiträume<br />

wurden 7385 Kin<strong>der</strong> halberfroren in Krankenhäuser<br />

eingeliefert. Es handelte sich um jene<br />

bedauernswerten Wesen, die von ihren Eltern<br />

verlassen waren und die in Marktständen, 3?lüllkästen<br />

und Asphaltkesseln u, ä. Unterschlüpfen<br />

übernachteten. Wie mag es in diesem Winter<br />

dort ausgesehen haben?<br />

In <strong>der</strong> Schweiz sind zahlreiche Gemeindehäuser<br />

dazu übergegangen, Aufenthaltsorte mit Ausschank<br />

alkoholfreier Getränke einzurichten.<br />

Durch diese Gemcindcstuben soll vor<br />

allem die Jugend vor den Gefahren <strong>der</strong> Straße<br />

und des Wirtshausbesuches bewahrt bleiben.<br />

In Indien wird stark für die verfassungsmäßige<br />

Einführung eine« Alkoholoerbotes Propaganda<br />

gemacht. 3üan verspricht sich von ihm<br />

eine durchgreifende Verbesserung des sozialen<br />

Lebens des indischen Volkes.<br />

In <strong>der</strong> Stadt Moskau wird jährlich für 400<br />

Millionen Rubel Branntwein getrunken.<br />

Auf je 40 000 Einwohner entfallen 3,8 Weindielen,<br />

0,84 Klubs, 0,22 Kinos, 0,43 Theater<br />

und nur — 4,64 Schulen.<br />

Die Ncichshauptstelle gegen den Alkoholismus<br />

hat jetzt einen neuen Vorsitzenden in <strong>der</strong> Person<br />

von v. Mahling, dem wissenschaftlichen Vertreter<br />

<strong>der</strong> Inneren Mission in Berlin erhalten.<br />

In Deutschland hatte man, wie es in <strong>der</strong><br />

(Schweiz <strong>der</strong> Fall ist, einen Propagandastempcl<br />

gegen den Schnaps einführen wollen und da«<br />

Ileichspostministerium ersucht, einen solchen<br />

Stempel zu genehmigen. Die Eingabe wurde<br />

jedoch abgelehnt mit <strong>der</strong> Begründung, daß Stempel<br />

zu Werbezwecken nur gestattet werden,<br />

wenn sie die berechtigten Interessen <strong>der</strong> Postbezieher,<br />

— also <strong>der</strong> Schnapsbrenner in diesem<br />

Falle, — nicht berühren!<br />

In den Vereinigten Staaten haben alle protestantischen<br />

Konfessionen, entsprechend de» Best<strong>im</strong>mungen<br />

des Antialkoholgesetzes beschlossen,<br />

be<strong>im</strong> heiligen Abendmahl an Stelle des Weines<br />

alkoholfreien Traubensaft zu gebrauchen, nur die<br />

Katholiken verwenden gegorenen Wein.<br />

Eine blamable Werbung! Eine bekannte Scktfirma<br />

veröffentlicht folgendes Inserat, zu dem<br />

<strong>der</strong> bekannte Graf Felir Luckner seinen Namen<br />

hergab:<br />

„Von 2300 Kisten Champagner sprangen zwei<br />

Drittel in den Tropen. Uns sind in bitterster<br />

Not auf <strong>der</strong> Insel Mopelia, <strong>der</strong> letzten deutschen<br />

Kolonie, nach Strandung meines „Seeadlers"<br />

geblieben die letzten 24 Flaschen „Burgeff<br />

Grün"! Keine ist gesprungen, sie gaben<br />

uns wie<strong>der</strong> deutsche Atmosphäre<br />

in die Knochen!"<br />

Ein sehr bemerkenswertes Bekenntnis haben die<br />

Kreise abgelegt, die hinter <strong>der</strong> Rheinisch-Westfälischen<br />

Wirtezeitung stehen. Sie schreiben:<br />

„Die heute wie Pilze au« <strong>der</strong> Erde schießenden<br />

Iugendoerbände kann man wohl als den<br />

größten Feind unseres Gewerbes betrachten. Eine<br />

Trockenlegung des heutigen Deutschland er»<br />

scheint zu schwierig, darum geht man dazu über<br />

und legt einen trockenen Grundstein i» <strong>der</strong><br />

Jugend. Durch sportliche Veranstaltungen und<br />

durch Vorträge versucht man unsere Lokale um


Dienst <strong>der</strong> Synode, — Pfarrer i, R. Karl<br />

Z<strong>im</strong>mermann, früher in Hörn (Hunsrück),<br />

wurde am 9. März in seinem Geburtsort Leun<br />

zu Grabe getragen.<br />

Kreisgemeinde Cleve<br />

Superintendent Rosenkai mer in<br />

Cranenburg konnte am 24. 1. auf eine<br />

25jährige Dienstzeit zurückblicken. — Am 3, 2.<br />

starb in Xanten nach kaum °/,jährl. Ehe<br />

Frau Pfarrer Bork, nachdem sie wenige Tage<br />

vorher einem gesunden Kinde da« Leben geschenkt<br />

hatte. — Songbeck plant die Anschaffung<br />

einer neuen Glocke für die <strong>im</strong> Kriege<br />

abgelieferte. — Calcar sammelt für eine Ge°<br />

dächtnistafel für die <strong>im</strong> Kriege Gefallenen (K.<br />

R. Rh. W), — In Cleoe ist die große<br />

<strong>Kirche</strong> mit Warmluftheizung versehen: die alte<br />

kleine <strong>Kirche</strong> hat neue Fenster erhalten. (K.<br />

R. Rh. W.)<br />

Kreisgemeinde Dinslaken<br />

Pastor Rönick. bisher in Bremen <strong>im</strong> Dienste<br />

<strong>der</strong> Inneren Mission, ist seit dem 24. Februar<br />

in <strong>der</strong> Gemeinde Hamborn (4. Bez.) Hilfsgeistlicher.<br />

— Die Bibliothek des <strong>Evangelische</strong>n<br />

Arbeiter- und Bürgerocreins Holten soll zu<br />

einer Gemeindebücherei ausgebaut werden.<br />

Kreisgemeinde Duisburg<br />

Am 23. 4. feierte man das 25jährige Jubiläum<br />

de« Krankenhause« Bechesda <strong>der</strong> evangelischen<br />

Gemeinde Duisburg. Damit war<br />

verbunden die Eröffnung bedeuten<strong>der</strong> Um- und<br />

Neubauten, die 850 NUN Mark gekostet haben.<br />

— Am 28. 4. war eine Pfarrer- und Lehrerkonferenz<br />

zwecks Gründung einer Arbeitsgemeinschaft<br />

zwischen Pfarrern und Lehrern<br />

in <strong>der</strong> Synode Duisburg, Nach Vorträgen von<br />

Pfarrer Lenz und Studienrat Hahn, ÜTlörs,<br />

wurde die Arbeitsgemeinschaft einst<strong>im</strong>mig beschlossen.<br />

— Am 3. Februar wurde <strong>der</strong> bisherige<br />

Hilfsprediger Schindelin, Wedau,<br />

als Pfarrer für die neu errichtete dritte Pfarrstelle<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde W a n h e i m, Amtsbezirk<br />

Wedau, gewählt.<br />

Kreisgemeinde Düsseldorf<br />

Der Hilfsprediger Becker vom Düsseldorfer<br />

Jugendamt ist in Schwelm<br />

gewählt. Der Hilfsprediger Engelhardt in<br />

Ratingen ist in eine Gemeinde <strong>im</strong> Bir»<br />

kenfeldischen berufen. — Der Hilfs -<br />

Prediger Grewel wurde gewählt in eine<br />

Gemeinde <strong>im</strong> Saargebiet. — Pastor<br />

Hagenbeck au« Hilgen mußte zur Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

seiner Gesundheit um einen längeren<br />

Urlaub nachsuchen. — Der erst kürzlich<br />

in die Düsseldorfer Berufsschule<br />

eingetretene Hilfsprediger Kirch hoff<br />

erhielt die Pfarrstelle in Marienberghausen.<br />

— In die schon längere Zeit vakante<br />

Hilfspredigcrstelle <strong>der</strong> VikariatsgemeindeHochdahl<br />

wurde Pastor Strunk<br />

berufen. — Die Gemeinde Düsseldorf beschloß<br />

die Errichtung einer neuen Pfarrstelle <strong>im</strong><br />

Norden <strong>der</strong> Stadt. — P f a r r e r Dr. S ch m i tz<br />

wurde zum Studiendirektor am Domkandidatenstift<br />

in Berlin berufen. Er hielt am 40. 2. in<br />

Ha an seine Abschiedspredigt. Die Jahresversammlung<br />

<strong>der</strong> Kreissynode findet bereits am<br />

30. 5. statt, und zwar in Hilden. — Entgegen<br />

an<strong>der</strong>slautenden Zeitungsnachrichten ist<br />

<strong>der</strong> Brandschaden <strong>im</strong> Frie<strong>der</strong>iken-Stift<br />

zu K a i s e r « w e r th, wo am 24. 2. Dachgeschoß<br />

und Boden in Flammen standen, keineswegs<br />

durch Versicherung gedeckt. Gaben zum<br />

Wie<strong>der</strong>aufbau werden von <strong>der</strong> Diakonissenanstalt<br />

herzlichst erbeten. Es wird darüber in <strong>der</strong><br />

„Taube" quittiert werden.<br />

Kreisgemeinde Elberfeld<br />

Die Synode Elberfeld hat eine eigene Syno»<br />

dal-Kolportage eingerichtet und bittet<br />

die Gemeinde, sich an den eigenen Kolporteur<br />

zu halten. — Da« Presbyterium <strong>der</strong> lutherischen<br />

Gemeinde Elberfeld erklärte sich grundsätzlich<br />

einverstanden mit <strong>der</strong> Ernennung von<br />

E h r e n p r e « b y te r n und Ehrenrepräsentanten.<br />

— Au« Anlaß <strong>der</strong> Einführung<br />

von Pastor Brecher, bisher Marienberghauscn,<br />

fand am 47. 2. 4929 eine Gemeindefeier<br />

statt. — Auf seinen Antrag tritt<br />

Küster Daude von <strong>der</strong> lutherischen Gemeinde<br />

Elberfeld am 4. 5. 4929 in den Ruhestand. —<br />

Gehe<strong>im</strong>rat Dr. Frickenhau«, Aeltester<br />

<strong>der</strong> reform. Gemeinde Elberfeld, ist<br />

verstorben, — 42 Studenten von <strong>der</strong> Theologischen<br />

Schule Elberfeld bestanden<br />

in Bonn vor dem wissenschaftlichen Prüfunqsamt<br />

ihre hebräisch« Ergänzungsprüfung. Die<br />

lateinischen und griechischen Prüfungen fanden<br />

darauf Ende März statt. — Der Vorsitzende des<br />

Familienoerbande« Clarenbach, August Clarenbach<br />

in Elberfeld, hat an 30 Pre«byterien<br />

einen Protest gesandt gegen da« Stück „Zeitenwende",<br />

in welchem <strong>der</strong> erste evangelische Märtyrer<br />

<strong>Rheinland</strong>s, sein Vorfahre, den Mittelpunkt<br />

bildet. — Dem Verein für Kriegsgräbeifürsorge<br />

in Ronsdorf wurde zum Ausbau<br />

de« Kriegerfriedhofes Peuvilles ein Beitrag von<br />

200 Mark zugewandt.<br />

Kreisgemeinde Essen<br />

Am 43. 2. wurde gewählt zum Pfarrer in<br />

Essen-Altstadt Pfarrer Siebel, Oberfischbach.<br />

— Am 43. 2. starb <strong>der</strong> Geh. Justiz«<br />

rat Karl H e n n e ck e, 86 Jahre alt: er war<br />

von 4 878 bi« 4924 Mitglied <strong>der</strong> Größeren Gemeindevertretung<br />

von Essen-Altstadt,<br />

ferner Vorstandsmitglied <strong>der</strong> Huyssensstiftung<br />

und <strong>der</strong> M.-W.-Waldthausen-Stiftung. —<br />

Am 5. 2. starb Hermann Heuermann, 67jährig,<br />

seit 4944 in <strong>der</strong> Größeren Gemeindevertretung<br />

bzw. <strong>im</strong> Presbyterium <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Essen-West. — Am 46. Februar konnte<br />

Kirchmeister W. Ruppenthal in Stoppe<br />

n b e r g seinen 70. Geburtstag feiern. — In<br />

aller Kürze wird das Einführungsbuch <strong>der</strong> evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong>ngemeinde Kray in 4000<br />

Exemplaren kostenlos zur Verteilung gebracht.<br />

— Die Gemeinde Borbeck warnt vor wilden<br />

Kollektanten und Korporteuren christlicher Blätter.<br />

Oft handelt e« sich dabei um weibliche<br />

Personen in irgendeiner Schwesterntracht.<br />

Selten ist festzustellen, für welche<br />

„Mission" von diesen Leuten überhaupt gesammelt<br />

wird. — Die Gemeinde Kray veröffentlicht<br />

fortan in ihrem kirchlichen Anzeiger<br />

Uebertritte von <strong>der</strong> evangelischen zur katholischen<br />

<strong>Kirche</strong> mit Angabe von Namen, Stand und<br />

Wohnung <strong>der</strong> Übergetretenen. — In <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Vogel he<strong>im</strong> wurde zum Kirchmeister<br />

gewählt Bahnhofsinspektor Müllensiefen.<br />

— Die Wahl de« Hilfspredigers van <strong>der</strong><br />

Zwaag in Essen-Altstadt zum Pfarrer <strong>der</strong><br />

Gemeinde Stoppenberg ist bestätigt. — Am 44.<br />

3. wurde zum Nachfolger von Pfarrer Cürli«<br />

in Essen-West gewählt Pfarrer Zickmann<br />

au« Altweilnau (Dekanat Usingen). — Die<br />

Ehrenurkunde <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong> erhielt<br />

Wilhelm Millhahn in Essen. — Die<br />

dringende Notwendigkeit eines Kirchneubaue«,<br />

<strong>der</strong> schon vor dem Kriege geplant und in Angriff<br />

genommen war, zeigte sich in Relling»<br />

Hausen auf« neue beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Konfirmationszeit.<br />

— In Borbeck wird für einen<br />

Kirchbau <strong>im</strong> 2. Pfarrbezirk gesammelt. Mit<br />

dem 4. 3. ist Pfarrer Dr. Groß vom<br />

Konsistorium als Hilfsprediger überwiesen. —<br />

Die Gemeinde Dellwig-Frintrop hat<br />

beschlossen, ein Gemeindebuch herauszugeben.<br />

den Nachwuchs zu bringen. In unseren Kreisen<br />

wird diesem Krebsschaden lei<strong>der</strong> allzuwenig Beachtung<br />

und Aufmerksamkeit geschenkt ....<br />

Man kann auch die überall sich häufenden<br />

Sammlungen für Jugendhe<strong>im</strong>e als ausgesprochenen<br />

Krebsschaden betrachten. Heute wird noch<br />

hier und da Alkohol ausgeschenkt und verkauft,<br />

aber wenn erst einmal genug <strong>der</strong>artige Häuser<br />

vorhanden sind und ein größter Teil unserer<br />

Gäste, die man heute noch damit lockt, daß man<br />

ihnen das zu bieten versucht, was unsere Gaststuben<br />

bieten, abgewan<strong>der</strong>t ist, dann kann man<br />

leicht dazu übergehen, es auch einmal ohne<br />

Alkohol zu versuchen. Haben wir heute nicht<br />

an jedem Ort genug Säle, die doch meist nicht<br />

mehr lebensfähig sind? Trotzdem muß auch noch<br />

ein Jugendhe<strong>im</strong> gebaut werden. Darum,<br />

liebeKollegen, unterlaßt jede Unterstützung,<br />

die euch demnächst einmal<br />

leid tun könnte."<br />

Eine Redensart, die nicht tot zu kriegen ist. Die<br />

törichte Redensart von dem Mann, <strong>der</strong> niemals<br />

einen Rausch gehabt, wird <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />

Luther zugesprochen. Sie stammt aber nicht<br />

von ihm, wohl aber verdanken wir Luther die<br />

Worte:<br />

„Ich habe den ersten Bierbrauer oft verwünscht.<br />

Es wird mit dem Brauen so viel Gerste ver<strong>der</strong>bet,<br />

daß man davon ganz Deutschland möchte<br />

erhalten. Ich habe zu Gott gefleht, daß er die<br />

ganze Bierbrauerei ver<strong>der</strong>ben möchte."<br />

Die Schätzungen, inwieweit <strong>der</strong> Alkohol mit dem<br />

Erwerb <strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

steht, gehen auseinan<strong>der</strong>. Interessant<br />

sind aber folgende Vergleichszahlen, die auf<br />

Erfahrungen und Untersuchungen verschiedener<br />

namhafter Professoren beruhen: Forel n<strong>im</strong>mt<br />

einen Alkoholeinfluß be<strong>im</strong> Erwerb einer Geschlechtskrankheit<br />

bei 76,4 Prozent aller Männer<br />

an, L a n g st e i n bei 43,8 Prozent, Nott»<br />

Haft 29,0, Hecht 43,0 und Möller bei<br />

67,7 Prozent.<br />

W Volksbildung<br />

Die katholische <strong>Kirche</strong> Frankreichs kapituliert<br />

vor dem Film. In Pari« wurde nämlich Ende<br />

vorigen Jahres durch den Erzbischof Kardinal<br />

Dubois eine Messe des Film« zelebriert. —<br />

Einen Rundfunksen<strong>der</strong> mit deutscher Sprache beschloß<br />

die Regierung <strong>der</strong> deutschen Wolgarepublit<br />

in <strong>der</strong> Hauptstadt Prokowst zu bauen.<br />

Die erste Rate von 25 000 Rubel ist bereits<br />

bewilligt worden, und man hofft, den Sen<strong>der</strong><br />

bereit« <strong>im</strong> Sommer d. I. in Tätigkeit zu setzen.<br />

H Kleine Mitteilungen<br />

Straßburg. Hier fand eine Gedächtnisfeier zur<br />

Einführung <strong>der</strong> Reformation statt.<br />

Dem Gottesdienst war die alte <strong>Kirche</strong>nordnung<br />

au« <strong>der</strong> Reformationszeit zugrunde gelegt. Be'<br />

deutungsooll war auch die Verwendung altstraßburger<br />

Melodien bei den Gesängen.<br />

München. In diesem Jahre ist zum erstenmal<br />

eine Vereinbarung zwischen den beiden Konfessionen<br />

über dieSontagsruhe am Karfreitag<br />

und entsprechend am Fronleichnamstage<br />

zustande gekommen. Danach ist für de»<br />

Karfreitag bis 42 Uhr mittags die Einstellung<br />

<strong>der</strong> Arbeit und Gewerbetätigkeit sowie <strong>der</strong><br />

Ladenschluß festgesetzt worden: die protestantischen<br />

<strong>Kirche</strong>n haben ihrerseits auf da« Läuten<br />

<strong>der</strong> Glocken verzichtet.<br />

In Wittenberg wurde am 48. Februar eine<br />

Gedenktafel für die <strong>im</strong> Weltkrieg gefallenen<br />

Pfarrer und Theologen feierlich eingeweiht.<br />

Für die St. Iohannis-<strong>Kirche</strong> in Augsburg, die<br />

<strong>im</strong> Jahre 4930 anläßlich <strong>der</strong> Vierhun<strong>der</strong>t,«!)»<br />

feier <strong>der</strong> Augsburgischen Konfession eingeweiht<br />

werden soll, haben die nordländischen evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong>n (Schweden, Norwegen, Däne-


Kreisgemeinde Gladbach<br />

Die Gemeinde Krefeld gedenkt <strong>im</strong> Herbste<br />

größere Knaben 3 Wochen lang in da« He<strong>im</strong><br />

Abbenroth <strong>im</strong> Oberbergischen zu senden.<br />

— Da« Marthahau« in Krefeld konnte am<br />

4. 4. auf ein Jahr seine« Bestehens und damit<br />

auf ein Jahr reicher Arbeit <strong>im</strong> Dienste <strong>der</strong><br />

— In Krefeld wird kirchlicherseits gewarnt<br />

vor den Kolporteuren <strong>der</strong> Adoentisten und ähnlicher<br />

Sekten. — In Viersen fand in<br />

Gegenwart von Generalsuperintendent V.<br />

Stoltenhoff am 40. 3, die Einweihung <strong>der</strong> erneuerten<br />

<strong>Kirche</strong> statt.<br />

Kreisgemeinde St. Johann<br />

In Herrensohr konnte <strong>im</strong> Januar da«<br />

neuerworbene Vereinshaus eingeweiht werden.<br />

— Im Namen <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong><br />

Rheinprooinz wurden durch den Provinzialkirchenrat<br />

Ehrenurkunden verliehen an:<br />

PH. Nurgemeister. Fr. H a a r b e ck, Aug.<br />

Reiß, Ferd. Metzger, G. P e ch e u r,<br />

E. Schubert und Ludwig Kohl, sämtlich<br />

in Saarbrücken-St. Johann, sowie an<br />

I. Rau in Wiebelskirchen und an<br />

P. I. Ben<strong>der</strong> in Merzweiler.<br />

Kreisgemeinde Iülich<br />

In Hückelhoven beschloß sowohl die bisherige<br />

wie auch die neue Größere Gemeindevertretung<br />

einst<strong>im</strong>mig, von Probepredigten abzusehen<br />

und den z. Z. mit <strong>der</strong> Verwaltung<br />

<strong>der</strong> Pfarrstelle betrauten Hilf«prediger Ter»<br />

stiegen zum Pfarrer zu wählen. — Pfarrer<br />

M etzkes in Geilenkirchen tritt am<br />

1. 4. in den Ruhestand. — Hugo Kalbenbach<br />

in Eschweiler erhielt die rheinische<br />

Ehrenurkunde.<br />

Kreisgemeind« Koblenz<br />

In einer Reihe von Gemeinden wurde <strong>der</strong><br />

Lutherfilm vorgeführt. An einem Orte<br />

führte da« zur „Störung de« konfessionellen<br />

Frieden«". Von katholischer Seite wollte man<br />

daran Anstoß nehmen, daß am Reformationsfest<br />

ein übergetretener ehemaliger katholischer<br />

Geistlicher einen durchaus sachlichen Vortrag<br />

hielt und einige Wochen später <strong>der</strong> Lutherfilm<br />

in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> gezeigt wurde. Ein Zentrumsblatt<br />

nannte da« „konfessionelle Hetze". — Am<br />

1. 3. ist Pfarrer Barn er, bisher in<br />

Radeoormwald, als Hilfsprediger an<br />

Stelle des verstorbenen Superintendenten<br />

Klingholz in den Dienst <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Linz mit dem Wohnsitze in Hönningen<br />

getreten. — In Remagen ist die Vorwahl<br />

de« Pfarrer« Liz. theol. von Nasse au«<br />

Remscheid durch endgültige Wahl bestätigt<br />

worden. — In <strong>der</strong> Gemeinde An<strong>der</strong>nach<br />

wird da« Pfarramt in <strong>der</strong> Provinzialanstalt<br />

und in <strong>der</strong> Gemeindearbeit unterstützt durch<br />

Pfarrer i. R. Teiner au« Godesberg, —<br />

Die Eheleute Friedrich Julius Meyer und<br />

Elsa geb. Schreiber in Koblenz schenkten<br />

<strong>der</strong> dortigen evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde ein<br />

Hausgrundstück in Koblenz <strong>im</strong> Werte von<br />

37 000 Mark, eine Hypothek (Restkaufpreis)<br />

über 30 000 Mark, Mobilar <strong>im</strong> Werte von<br />

5000 Mark und Aktien <strong>im</strong> Werte von 40 000<br />

Mark. — Die rheinische Ehrenurkunde erhielt<br />

K. Zuckarelli in Neuenah r.<br />

M Kreisgemeinde Köln<br />

Am 46. 2. fand die Gründung eine« Kirchbauverein»<br />

in Vingst-Höhenberg, Kalk,<br />

statt. — Am 27. 4. starb <strong>der</strong> erste Rendant<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Köln-Mülhe<strong>im</strong>, Leopold<br />

Neck er, <strong>der</strong> sein Amt seit 4943 verwaltete.<br />

— Der eoangel. Kirchbauoerein in L i b l a r,<br />

Gemeinde Vrühl, hat noch große Aufgaben,<br />

obschon da« Kirchlein bereits fertig ist. Er ist<br />

de« weiteren Interesse« <strong>der</strong> Gemeindeglie<strong>der</strong><br />

sicher. — Der <strong>Kirche</strong>nchor in Köln. Dell,<br />

brück kann in diesem Jahre sein 25jähriges<br />

Bestehen feiern. — Pfarrer Schütte in<br />

Köln-Mülhelni wurde am 24. Februar<br />

60 Jahre alt. — Für den Kirchbauverein in<br />

Köln-Nippe« sind in Jahresfrist über<br />

900 zahlende Mitglie<strong>der</strong> gewonnen. — Lehrer<br />

Feg er, ein Elberfel<strong>der</strong> Kind, ward Dirigent<br />

des <strong>Kirche</strong>nchore« Köln-Ehrenfeld. Dieser<br />

Ehor besteht <strong>im</strong> nächsten Jahre ein halbe«<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t. — Am 40. 2. starb Adolf Henk,<br />

78jährig, <strong>der</strong> eineinhalb Jahrzehnte lang Küster<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Köln-Kalk gewesen ist. —<br />

Am 4. 2. war in <strong>der</strong> Antoniterkirche<br />

ein Trauergottesdienst zum Gedächtnis an den<br />

treuen Küster Johann Roll, <strong>der</strong> über 40<br />

Jahre hinter den Särgen herschritt und seines<br />

Amte« mit fast priesterlicher Würde waltete,<br />

so daß die Kin<strong>der</strong> sagten: „Unser Pastor Roll<br />

ist tot". — Der evangelische Frauenverein <strong>der</strong><br />

Humboldt-Kolonie, Gemeinde Kalk,<br />

feierte sein 20. Iahresfest. — Am 44. 2. starb<br />

Polizeiobersekretär H. Schrö<strong>der</strong>, Kassierer<br />

des evangelischen Bürgervereins in Köln-<br />

Sülz-Klettenberg.<br />

Kreisgemeinde Lennep<br />

Die durch den Weggang von Pfarrer Liz.<br />

von Nasse frei gewordene Pfarrstelle in<br />

Remscheid ist ausgeschrieben. Die positive<br />

Gruppe <strong>der</strong> Gemeindevertretung hat diesmal<br />

da« Vorschlagsrecht. — Am 24. 2. fand eine<br />

Abschiedsfeier für Pastor Barne r, Radev<br />

o r ni w a l d, statt. — Da« Konsistorium hat<br />

die Wahl von Pfarrei Josef Dilloo in<br />

Veldhausen (Grafschaft Nenthe<strong>im</strong>) zum<br />

Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde Wermels»<br />

kirchen (Bezirk Hünger) bestätigt.<br />

— Der Verkehrsoerein in Lüttring-<br />

Hausen plant die Aufführung eine« Stücke«,<br />

in dessen Mittelpunkt <strong>der</strong> Märtyrer Adolf<br />

Clarenbach steht, wogegen selten« des<br />

Familienverbandes Protest erhoben ist. — In<br />

Vohwinkel verstarb Ende Februar Rektor<br />

i. R. I. Kielmann, von 4879 bis 4602<br />

an evangelischen Volksschulen Ilnterbarmens<br />

tätig. — In Hückeswagen starb am<br />

25. 42. 4928 Emil Pifberg von Bergerhof<br />

und am 24. 2. 4929 Wilhelm Engel« in<br />

Hückeswagen, Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Größeren Gemeindevertretung.<br />

Kreisgemeinde Nleisenhe<strong>im</strong><br />

Die Gemeinde Baesweiler-Lauschied<br />

verlor ihren langjährigen Presbyter Karl<br />

Christian II, <strong>der</strong> 36 Jahre seine« Amte«<br />

gewaltet hatte.<br />

Kreisgemeinde<br />

Am 47. Februar fand in <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Ilerdingen die Einweihung <strong>der</strong> Kapelle in<br />

Lank statt. Sie heißt Christuskirche und ist<br />

vom Architekten Leverentz aus Düsseldorf<br />

gebaut. — In <strong>der</strong> Gemeinde IItfort wurden<br />

zum Einschulungstermin von hüben und drüben<br />

mit Flugblättern gekämpft für und wi<strong>der</strong> die<br />

weltliche Schule. Auch die katholische Gemeinde<br />

unterstützte die evangelische Elternschaft in diesem<br />

Kampf. — Gegen das Flugblatt „Weltlich ist<br />

da« Leben", worin <strong>der</strong> christliche Glaube und<br />

die christliche Schule in empören<strong>der</strong> Weise geschmäht<br />

wird, fand am 40. 3. in M eerbeck<br />

eine Versammlung statt mit Rednern bei<strong>der</strong><br />

Konfessionen, sowohl <strong>der</strong> evangelischen wie <strong>der</strong><br />

katholischen. — Der bisherige Kirchmeister<br />

Heinrich Daubenspeck in Ütfoit wurde<br />

bei seinem Ausscheiden aus dem Presbyterium<br />

vom Prooinzialkirchenrat die Ehrenurkunde <strong>der</strong><br />

mark) die Stiftung <strong>der</strong> Ausstattung«- und Einrichtungsgegenstände<br />

als Iubiläumsgabe zugesagt.<br />

Der Prozentsatz <strong>der</strong> Einäscherungen in Berlin<br />

ist von 28,46 Prozent aller Beerdigungen <strong>im</strong><br />

Jahre 4927 auf unter 27,5 Prozent gefallen<br />

und steht sogar unter dem vom Jahre 4826.<br />

In Wien fand kürzlich ein Mormoncnkongreß<br />

statt. Die Mormonen entfalten zurzeit eine<br />

starke Propaganda in Europa.<br />

In Liverpool hielt <strong>der</strong> Weltbund <strong>der</strong> christlichen<br />

Studentenoereiniglmg seine 8, Vierjahresversammlung<br />

ab, an <strong>der</strong> 2000 Studenten au« 3!)<br />

Län<strong>der</strong>n teilnahmen.<br />

In Manchester hat sich eine Volksabst<strong>im</strong>mung<br />

mit 37 000 St<strong>im</strong>men, denen nur 235 St<strong>im</strong>men<br />

gegenüberstanden, gegen die Freigabe<br />

des Sonntag« zu Lichtspielaufführungen<br />

und an<strong>der</strong>en Belustigungen au«><br />

gesprochen. Eine ähnliche Bewegung für einen<br />

christlichen Sonntag gewinnt auch in <strong>der</strong> Schweiz<br />

an Boden.<br />

n Salzburg wurde zu Ehren von Gruber und<br />

'ohr, die vor 440 Jahren das Lied „Stille<br />

Nacht, heilige Nacht" gedichtet und<br />

komponiert haben, ein Denkmal enthüllt.<br />

Der schleiche Superintendent Th. Daechsel hat<br />

die Schriften de« Neuen Testaments<br />

in die deutsche Sprache <strong>der</strong> Gegenwart<br />

übertragen. Diese Ilebertragung ist soeben erschienen.<br />

In Dresden hat die Mehrheit <strong>der</strong> sozialistischen<br />

Stadtverordneten die Beseitigung sämtlicher religiösen<br />

Inschriften und Bil<strong>der</strong> an und in den<br />

Volksschulen beschlossen.<br />

Hoover, <strong>der</strong> neue Präsident <strong>der</strong> Vereinigten<br />

Staaten Nordamerika«, ist Quäker.<br />

Landesbischof Tolzicn, <strong>der</strong> Landesbischof von<br />

Mecklenburg, hat sich wie<strong>der</strong>holt bewußt zu dem<br />

Pazifismus bekannt. Von ihm stammt da«<br />

Wort: „Die christliche <strong>Kirche</strong> wird pazifistisch<br />

sein o<strong>der</strong> untergehen".<br />

Au« einer Buchbesprechung <strong>der</strong> „Deutschen Allgemeinen<br />

Zeitung" „.... Diese« Werk ist bisher<br />

das größte von einem Menschen geschriebene<br />

Dokument vom Handeln und Leiden de« deutschen<br />

Soldaten <strong>im</strong> ersten Weltkrieg..."<br />

Erster Weltkrieg? Fortsetzung folgt??<br />

Stellengesuch, November 4828: „Bauschlosser,<br />

24 Jahre alt, auch Maschinenschlosser, sucht<br />

Stellung. Es kommen bloß Hochbau- und an<strong>der</strong>e<br />

gefährliche Arbeiten in Frage. Auf das<br />

Leben wird kein Wert gelegt. Angebote<br />

mit Verdienstangabe an R. W,, postlagernd<br />

Kottbus." — Berliner Morgenpost.<br />

Auf das Leben wird kein Wert gelegt! Ein<br />

Schlaglicht auf Verzweiflung <strong>im</strong> Stellenkampf!<br />

Personalien<br />

Professor v. Paul Althau«, Erlangen, ist<br />

als Nachfolger von Professor v. Lütgert auf<br />

den Lehrstuhl <strong>der</strong> Dogmatik nach Halle berufen<br />

worden.<br />

Pfarrei B o r ch e r t, Westerhauscn a. Harz,<br />

bekannt durch sein Buch „Der Goldgrund de«<br />

Leben« Jesu" erhielt anläßlich seines 70. Geburtstages<br />

den theologischen Ehrendoktor von<br />

Halle.<br />

I). S p i e ck e r, <strong>der</strong> Vorsitzende <strong>der</strong> Deutschen<br />

Vereinigung des Weltbunde« für Internationale<br />

Freundschaftsarbeit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>», hat den Rücktritt<br />

von seinem Amt angekündigt. Spiecker, <strong>der</strong><br />

kürzlich seinen 75. Geburtstag feierte, ist Kaufmann<br />

und war langjähriger Präsident des<br />

Zentralausschusse« für Innere Mission.<br />

Nach schwerer Krankheit starb <strong>im</strong> besten Mannesalter<br />

<strong>der</strong> geistige Führer <strong>der</strong> Katholiken in<br />

Berlin und <strong>der</strong> soziale Vorkämpfer des tatho-


heinischen <strong>Kirche</strong> verliehen. — In <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Hochemmerich fand am 24. 3.<br />

die Einweihung <strong>der</strong> neuen Friedenskirche <strong>im</strong><br />

Pfarrbezirk Berghe<strong>im</strong>-Oestrum durch<br />

Generalsuperintendent I). Stoltenhoff statt.<br />

Kreisgemeinde I^ie<strong>der</strong>berg<br />

Karl Holzhausen au« Dussel wurde<br />

zum Kirchmeister <strong>der</strong> Gemeinde Oden»<br />

k i r ch e n, Kreisgemeinde Gladbach, gewühlt.<br />

— Am 40. Februar ward in Tönisheide<br />

<strong>der</strong> evangelische Kin<strong>der</strong>garten und das evangelische<br />

Jugendhe<strong>im</strong> eingeweiht. — Ende Januar<br />

ist neben die schon seit Jahren bestehende<br />

Organisten-Konferenz <strong>der</strong> Kreisgemeinde eine<br />

Arbeitsgemeinschaft zwischen Organisten<br />

und Pfarrern gestellt worden. — In<br />

Langenberg feierte am 3. 3. <strong>der</strong> Gustao-<br />

Adolf-Frauenvercin sein 30jühriges Bestehen.<br />

— Im evangelischen Vereinehaus zu Voh»<br />

Winkel wurde am 3. März <strong>der</strong> Bund<br />

evangelischer Dienst zum 4. 2.<br />

Darauf wurden zwei Nachfolgerinnen gewählt,<br />

die sich gegenseitig <strong>im</strong> Orgelspiel ablösen werden:<br />

Fräulein Käthe Grah und Fräulein<br />

Liselotte E o e r t «. — Die Gemeinde O p°<br />

laden stellte am 4. 4. einen hauptamtlichen<br />

Gemein<strong>der</strong>endanten an in <strong>der</strong> Person von<br />

Friedrich I o n a S. — Da in diesem Rechnungsjahr<br />

Schäden an <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ndecke in Opladen<br />

zu beheben waren, so mußte die längst<br />

beschlossene Erneuerung <strong>der</strong> Orgel auf« nächste<br />

Rechnungsjahr zurückgestellt werden. — In <strong>der</strong><br />

Gemeinde Op laden schweben Verhandlungen<br />

wegen Einbeziehung de« neuen Friedhof« in<br />

tischen Deutschland«, Dr. Karl Sonnen»<br />

schein, <strong>der</strong> durch seine glänzende Rednergabe<br />

und wertvolle literarische Arbeit weithin bekannt<br />

war. Auch als selbstloser Menschenfreund<br />

wurde er in den Nachrufen seiner Freunde<br />

gerühmt.<br />

Theologische Fakultät<br />

Die theologische Fakultät in Bonn berichtet:<br />

„Am Ende des Wintersemesters haben etwa<br />

40 junge Theologen <strong>der</strong> Prüfung für Hebräisch<br />

in Bonn sich unterzogen, davon ungefähr die<br />

Hälfte in Bonn vorbereitet, die übrigen etwa<br />

zu gleichen Teilen in Bethel und Elberfeld. Eine<br />

größere Anzahl von Studenten, die an den in<br />

Bonn von den Assistenten de« philologischen<br />

Seminars abgehaltenen Vorbereitungskursen<br />

teilgenommen haben, gedenken hier <strong>im</strong> März<br />

die Abschlußprüfung für Griechisch abzulegen.<br />

Die neutestamentlichen Uebungen für Anfänger<br />

hat Gencralsuperintendent Professor D. Klingeinann<br />

übernommen. Im Alten wie <strong>im</strong> Neuen<br />

Testament werden beson<strong>der</strong>e Uebungen für<br />

Nibelkunde gehalten. Die Dogmatikoorlcsung<br />

wird in jedem Fall gelesen werden, auch wenn<br />

<strong>der</strong> Nachfolger für V. Ritschl noch nicht ernannt<br />

sein sollte."<br />

Da« Bestehen <strong>der</strong> theologischen Fakultät zu<br />

Basel ist bedroht, da sie kaum mehr als 30<br />

Studenten zählt, und von dem Großen Rat <strong>der</strong><br />

Stadt ein Beschluß zu erwarten ist, durch den<br />

die Fakultät wie die gesamte <strong>Kirche</strong> vom Staate<br />

getrennt wird.<br />

Der französische Protestantismus zählt heute<br />

4038 Pfarreien, von denen 645 <strong>der</strong> reformierten<br />

<strong>Kirche</strong>, 264 <strong>der</strong> lutherischen, 49 <strong>der</strong> Freikirche,<br />

29 <strong>der</strong> Baptistenkirche, 23 <strong>der</strong> Methodistischen<br />

<strong>Kirche</strong> und 23 <strong>der</strong> unabhängigen <strong>Kirche</strong> und<br />

Außenstationcn <strong>der</strong> Volk«niission zugehören.<br />

Die theologische Fakultät Riga zählt zurzeit 420<br />

Studierende uno 7 Dozenten.<br />

Tagungen und Kongresse<br />

Deutsch-evangelischer Verein zur För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Sittlichkeit und <strong>der</strong> Rettungsarbeit.<br />

Pfarrerkursu« in Berlin Montag, den 29. April,<br />

bis Donnerstag, den 2. Mai.<br />

Programm: Geschichte <strong>der</strong> Sittlichkeitsbewegung.<br />

— Gesetz gegen die Geschlechtskrankheiten,<br />

Wesen <strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten und<br />

Stand ihrer Bekämpfung. — Neuzeitliche Aufgaben<br />

<strong>der</strong> Rettungsarbeit. — <strong>Das</strong> Kinogesetz,<br />

das Gesetz gegen Schund und Schmutz zum<br />

Schütze <strong>der</strong> Jugend, ihr wesentlicher Inhalt und<br />

ihre bisherige Auswirkung. — Bevölkerungsfragen<br />

und Ehenot. Serual-Pädagogik.<br />

Der Kursus betont beson<strong>der</strong>« die Anleitung zu<br />

praktischer Arbeit, zu Ansprachen und Vorträgen.<br />

Teilnehmerzahl beschränkt. Anmeldung<br />

nach Plötzensee an den Verein.<br />

April 49.-24. Bund Eo.-kirchlicher Blaukreuzverbände,<br />

Hamburg.<br />

„ 29.—2.5. Pfarrerkursu« de« Deutschen<br />

Sittlichkeit«- und Rettungsver»<br />

eine Plötzensee.<br />

Mai 40.-43. Theol. Berufsarbeiterkonf. <strong>der</strong><br />

Inneren Mission, Auerbach an<br />

<strong>der</strong> Bergstraße.<br />

„ 44.—43. Wahl zu den Prooinzial-Synoden<br />

in Altpreußen.<br />

„ 45.—46. Deutsche Iugendpfarrerkonf.<br />

in Iugenhe<strong>im</strong> an <strong>der</strong> Bergstr.<br />

„ 20.—24. Vierhun<strong>der</strong>tjahrfeier <strong>der</strong> Prote»<br />

Nation in Speyer.<br />

„ 24.-23. Pfingsttagung d. Ev.-Sozialen<br />

Kongresses in Frankfurt a. M.<br />

„ 22.—27. Generalversamml. d. Deutsch.»<br />

Evang. Frauenbundes, Marburg<br />

(Lahn).<br />

Weltjugendtreffen auf <strong>der</strong> Iugendburg Freusbürg<br />

<strong>im</strong> Juli 4929. Es soll gesprochen werden


den dort geplanten Kommunalfriedhof sowie<br />

über die bessere seelsorgerliche Versorgung des<br />

weit entfernten Bezirkes Küppersteeg, wo<br />

auch ein würdiger gottesdienstlicher Raum geschaffen<br />

werden soll. — Die rheinische Ehrenurkunde<br />

erhielt Musikdirektor P. Hoffmann<br />

in Solingen.<br />

Kreisgemeinde Traben-Trarbach<br />

In Gießen verstarb Dr. Karl Schmidt,<br />

früher Direktor de« stiftisch-evangelischen Gymnasium«<br />

in Traben-Trarbach und Vorstandsmitglied<br />

de« dortigen Alumnat« Luther»<br />

hau«. — In <strong>der</strong> Gemeinde Enkirch ist das<br />

älteste Gemeindeglied »2 Jahre alt. Daneben<br />

leben noch zwei Witwen und eine Ehefrau, die<br />

90 Jahre alt sind.<br />

Kreisgemeinde Trier<br />

<strong>Das</strong> Vereinshaus des <strong>Evangelische</strong>n Bürgerverein«<br />

in Trier ging über in den Besitz <strong>der</strong><br />

dortigen <strong>Kirche</strong>ngemeinde, die daraus ein Jugendhe<strong>im</strong><br />

erbaut mit Turnhalle und Christlichem<br />

Hospiz- ^ Am 18. 11. 1928 ist in Perl an<br />

<strong>der</strong> lothring. Grenze, pfarramtlich mit Conz»<br />

Karthau« bei Trier verbunden, <strong>der</strong> Grundstein<br />

zu einem Netsaal und Gemeindehau» gelegt<br />

worden, da die dortige geringe Zahl <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />

durch Zollbeamte einen beträchtlichen<br />

Zuwachs erhalten hat. — Am 23. 12. 1928<br />

ist die alte Dorfkirche in Mülhe<strong>im</strong> an <strong>der</strong><br />

Mosel nach gründlicher Reparatur des Dache«<br />

und Wie<strong>der</strong>herstellung de« Innern neu geweiht<br />

worden. Sie wird schon in einer Urkunde vom<br />

11. Jahrhun<strong>der</strong>t genannt. — Für die Mark<br />

Thal fang wird ein Jugendhe<strong>im</strong> geplant,<br />

für da« auf allerlei Weise eifrig gesammelt<br />

wird.<br />

Kreisgonund« St.<br />

3 Pfarrstellen und 2 Vikariate sin» unbesetzt,<br />

dazu einige Geistliche leidend. — Am 21. 12.<br />

1928 fand in Werschw eiler die Weihe<br />

<strong>der</strong> neu ausgemalten evangelischen <strong>Kirche</strong> statt.<br />

Die Entwürfe stammen von Pfarrer Müller,<br />

die Ausführung von Malermeister T h o l e y,<br />

St. Wendel. — Am 24. Januar ward ordiniert<br />

<strong>der</strong> Predigtaintskandidat Theodor Lange<br />

in W ieselbach für die <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

Ilgeshe<strong>im</strong> und W i e s e l b a ch. — Der<br />

Regierungspräsident zu Trier hat unterm 18. 1.<br />

1929 die Urkunde betr. die Aen<strong>der</strong>ung de«<br />

3Iamens <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />

Sulzbach in Herren-Sulzbach vollzogen.<br />

W Kreisgemeinde Nesel<br />

Am 16. 12. 1928 fand die Einweihung <strong>der</strong><br />

Taufkapelle in Schermbeck statt. — Die<br />

Gemeinde Diersfordt, welche erst <strong>im</strong> September<br />

durch den infolge Iagdunfalls erfolgten<br />

Tod ihre« Patron» in Trauer versetzt war,<br />

wurde aufs neue tief bewegt durch den <strong>im</strong><br />

Dezember erfolgten Tod seiner Mutter, <strong>der</strong><br />

Gräfin von Stolberg-Wernigerode, sowie durch<br />

den Brand de« Schlosse« Diersfordt am 21. 12.<br />

1928, bei dem lei<strong>der</strong> zwei Weseler Feuerwehrleute<br />

zu Tode kamen. — In Wertherbruch<br />

feierte am 16. 12. 1928 <strong>der</strong> Gustav-<br />

Adolf-Frauenverein nebst den Frauenhilfen das<br />

Fest de« 60jährigen Nestehen«. — Am 10. 1.<br />

veranstaltete die <strong>Evangelische</strong> Frauenhilfe<br />

Obrighoven-Lackhausen ihre erste<br />

Generalversammlung, <strong>der</strong>en jährliche Wie<strong>der</strong>holung<br />

geplant ist. — Die Vorarbeiten für<br />

einen Kirchbau in diesem zur Gemeinde Wesel<br />

gehörenden Bezirk sind mächtig ins Rollen gekommen.<br />

Der Rohbau ist gesichert. — Di«<br />

Gemeinde Wesel rüstet sich, den 26. 5. 1929<br />

als dreifachen Iubeltag zu begehen (600jährige«<br />

Jubiläum <strong>der</strong> Mathenakirche, 300jährige» Jubiläum<br />

<strong>der</strong> Befreiung Wesel« von <strong>der</strong> spanischen<br />

Bedrückung und 200jähriges Jubiläum <strong>der</strong><br />

kleinen <strong>Kirche</strong>). — Pfarrer Dreckmann<br />

in M ehr hat einen Ruf <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Rippicha bei Zeitz in Thüringen angenommen.<br />

Man hofft auf baldige Wie<strong>der</strong>besetzung <strong>der</strong><br />

Pfarrstelle Haffen-Mehr. — Da«<br />

Wesel er Presbyterium hat beschlossen, vom<br />

17. März ab die Lobpreisung <strong>im</strong> Gebet<br />

de« Herrn von <strong>der</strong> Gemeinde singen zu lassen.<br />

Kreisgemeinde Wetzlar<br />

??ach mehrjähriger Bauzeit ist die neue Kapelle<br />

mit Krematorium auf dem Friedhof zu Wetzlar<br />

fertiggestellt. — Die erste Mädchenfreizeit<br />

<strong>im</strong> Kreise Wetzlar fand statt in Ilie<strong>der</strong>tleen<br />

zwischen Totenfest und 1. Advent. —<br />

Am 8. 1. 1929 fand <strong>im</strong> Jagdschlößchen zu<br />

Dutenhofen eine Versammlung <strong>der</strong> Pfarrer,<br />

Aeltesten und Gemeindevertreter <strong>der</strong> Kreisgemeinde<br />

statt. — Am 14. Januar tagte in<br />

Wetzlar <strong>der</strong> Kreisverband <strong>der</strong> evangelischen<br />

Frauenhilfen. — Am 3. März wurde durch<br />

Superintendent Wieber au« Garbenhe<strong>im</strong> <strong>im</strong><br />

Dom zu Wetzlar <strong>der</strong> für dort gewählte<br />

Pfarrer Güttae « au« Schüren bei Dortmund<br />

eingeführt — Da« Launsbacher Kirchle!<br />

n wird gegenwärtig <strong>im</strong> Innern gründlich<br />

erneuert. — Hilfsprediger Walter Harth in<br />

Köln- 3H auenhe<strong>im</strong> wurde ernannt zum<br />

Pfarrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde K l e i n- u. G r o ß°<br />

rechtend»ch. — Durch die Bemühungen des<br />

Ortsgeistlichen sind in Oberkleen an zahlreichen<br />

Häusern die mit reichen Schnitzereien<br />

versehenen Balken abgewaschen und in ihrer<br />

Pracht erneuert worden. — <strong>Das</strong> Konsistorium<br />

hat den Pfarrer Theodor Dannert, z. Z.<br />

Hilfsprediger <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Düsseldorf,<br />

zum Pfarrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinden Reiskirchen<br />

und Nie<strong>der</strong>wetz ernannt. — Zum<br />

1. l>. tritt Pfarrer Knieper in Krofdorf<br />

in den Ruhestand. Die Wie<strong>der</strong>besetzung <strong>der</strong><br />

Pfarrstelle Krofdorf-Gleiberg-Kinzenbach erfolgt<br />

durch Gemeindewahl. — Am 24. Februar ward<br />

in Wetzlar begraben <strong>der</strong> dortige Apothekenbesitzer<br />

Siegmund H i e p e, <strong>der</strong> 35 Jahre <strong>der</strong><br />

Gemeinde als Presbyter und 23 Jahre als<br />

Kirchmeister diente.<br />

Kreisgemeinde Wied<br />

Am 7. 12. 1928 wurde in Rengsdorf das<br />

von Kommerzienrat Henkel <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nqemeinde<br />

Rengsdorf als Gemeindehau« geschenkte<br />

Jugendhe<strong>im</strong> feierlich eingeweiht. Generalsuperintendent<br />

v. Stoltenhoff hielt die Festpredigt.<br />

— Sonntag, den 16. 12. 1928, wurde Pfarrer<br />

Ernst Ufer aus Oberhausen in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu<br />

?! i e d e r b i e b e r in sein dortiges Pfarramt<br />

eingeführt. — In Urbach wurden die bisherigen<br />

sechs „Synodalschöffen" (Presbyter) am<br />

1. Advent wie<strong>der</strong>gewählt. —<br />

M Berichtigung<br />

Den Besitzern von 3toetel's <strong>Kirche</strong>nordnung.<br />

Im Manuskript meiner <strong>Kirche</strong>nordnung steht<br />

in Anm. 6 zu ß 107 (Seite 148 <strong>der</strong> gedruckten<br />

K O Zeile 11 <strong>der</strong> Anm. 6) richtig „<strong>Kirche</strong>nzuchtmittel".<br />

Daraus hat <strong>der</strong> Druckfehlerteufel<br />

„Kin<strong>der</strong>zuchtmittel" gemacht und da« bei <strong>der</strong><br />

viermaligen Korrektur übersehen lassen.<br />

Iloetel, Dortmund.<br />

über die Kolonialfrage. Höchsten« 250—300<br />

Teilnehmer werden zugelassen. Anmeldebeitrag<br />

2 Mark. Die Vorbereitung liegt in Händen<br />

von Werner Iantschge, Frankfurt a, M., Eckenhe<strong>im</strong>er<br />

Landstraße 287, —<br />

<strong>Das</strong> Andenken des Marburger Rcligionsgesprächs,<br />

das am 2. und 3. Oktober 1529 stattfand,<br />

wird wie die „Christliche Welt" mitteilt,<br />

nicht ungefeiert bleiben. Die Erinierungsfeier<br />

soll ein Gedenktag ernster Besinnung auf<br />

Einst und Jetzt werden. Mannigfache Gründe<br />

ließen es geraten erscheinen, diese Gedenktage<br />

vom 12.—14. September stattfinden zu lassen.<br />

Als Redner sind gewonnen: die Professoren<br />

Behm, Otto, Köhler, Soe<strong>der</strong>blom u. a.<br />

Vom 21.—24. Mai 1929 findet die 22. Hauptversammlung<br />

des Reformierten Bundes für<br />

Deutschland in Benthe<strong>im</strong> (Hannover) statt. <strong>Das</strong><br />

ausführliche Programm wird demnächst bekanntgegeben.<br />

W Offene Pfarrstellen<br />

Die 2. Pfarrstelle an <strong>der</strong> ev.-luther. Gemeinde<br />

Radeoorniwald (4500 Seelen für beide Pfarrstellcn<br />

zusammen) wird zum 1. Juni d. I, frei.<br />

Genehmigung zur Wie<strong>der</strong>besetzung ist nachgesucht<br />

und wird voraussichtlich erfolgen.<br />

Bewerbungen sind bis zum 20, Febr. an Superintendent<br />

v. Dr. Schäfer, Remscheid, zu richten.<br />

Es kommen nur Bewerber positiver Richtung in<br />

Betracht.<br />

Die Pfarrstelle bei <strong>der</strong> deutschen eoangelischreformierten<br />

Gemeinde in Riga (Lettland) ist<br />

durch Gemeindewahl mit einem verheirateten<br />

Geistlichen zu besetzen. — 1000 Seelen. —<br />

Meldungen mit Lebenslauf an das Deutsche<br />

<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong>nbundsamt, Berlin-Charlottenburg,<br />

Hardenbergstraße 12 I.<br />

Nlonatshefte für Rheinische <strong>Kirche</strong>n-<br />

W .^schichte<br />

Aus dem Inhalt des neuesten,<br />

vierten Heftee:<br />

Glaser: <strong>Das</strong> Protokoll <strong>der</strong> Synode zu Steinbockenhe<strong>im</strong><br />

1568.<br />

Dressina,: Die evangelische Gemeinde in<br />

Berghe<strong>im</strong> an <strong>der</strong> Erst.<br />

Kleine Mitteilungen.<br />

Eine jede rheinische, evangelische Gemeinde sollte<br />

es als ihre Pflicht halten, die kirchengeschichtliche<br />

Forschung unserer He<strong>im</strong>atkirche durch<br />

Halten <strong>der</strong> Monatshefte zu för<strong>der</strong>n und<br />

zu unterstützen. Die Monatshefte kosten jährlich<br />

12,— Mark. Verlag: <strong>Evangelische</strong>r Preßoerband<br />

für <strong>Rheinland</strong>, Essen, Schließfach 689.<br />

Aus dem Inhalt<br />

Die Lage <strong>der</strong> berufstätigen Frau <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>.<br />


<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

Eine monatliche Umschau über Arbeiten und Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Prooinzialkirche<br />

Begründet und herausgegeben von Pfarrer L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n Preßverbandes für <strong>Rheinland</strong><br />

Verantwortlich: Preßgesetzlich <strong>der</strong> Herausgeber » Für die Einzelaufsätze die Verfasser » Als ^Manuskript gedruckt<br />

en 4929 April VI » Kummer 4<br />

ie evangelische <strong>Kirche</strong> möchte mitten <strong>im</strong><br />

Schicksal des deutschen Volkes stehn.<br />

Die, welche in oft so leichtfertiger Weise<br />

von <strong>der</strong> Schuld <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> sprechen, machen<br />

sich gar nicht klar, wie dies Ringen um die<br />

Anteilnahme an <strong>der</strong> Seele und dem Schicksal<br />

des deutschen Volkes seit Luthers Tagen<br />

<strong>im</strong>mer in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> vorhanden war; es ist<br />

eine an das Lächerliche reichende Behauptung,<br />

daß die <strong>Kirche</strong> sich erst jetzt auf diese<br />

Aufgabe besinne. Den Vorwurf, daß sie<br />

es nicht tut, wird sie freilich tragen müssen<br />

bis an das Ende <strong>der</strong> Tage; das gehört zu<br />

dem Gehe<strong>im</strong>nis des Kreuzes, das ihr auferlegt<br />

ist.<br />

Ein Zeugnis von <strong>der</strong> Schicksalsverbundenheit<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> mit dem deutschen Volke<br />

ist <strong>der</strong> VolkStrauertag und unsere Beteiligung<br />

daran.<br />

W Der Volkstrauertag löst sich auf<br />

Der Tag ist gewissermaßen an uns hangen<br />

geblieben. Gedacht war er als ein gemeinsames,<br />

tiefinnerlicheö Gedenken des ganzen<br />

deutschen Volkes in allen seinen Kreisen<br />

an die Helden <strong>der</strong> Nation und ihres<br />

Opfertodes. Die katholische <strong>Kirche</strong> hat sich<br />

bereits zurückgezogen. Die Beteiligung <strong>der</strong><br />

weltlichen Stellen wird stiller, in den Lokalzeitungen<br />

las man häufig in den Berichten<br />

über die Sitzungen <strong>der</strong> Stadtverordneten<br />

die bescheidene Bemerkung: <strong>der</strong> Bürgermeister<br />

wird beauftragt, am VolkStrauertag<br />

am Kriegerdenkmal in aller Stille einen<br />

Kranz nie<strong>der</strong>zulegen. Ich glaube, die Zeit<br />

ist noch nicht da, daß wir unserer gefallenen<br />

Helden würdig gedenken können. <strong>Das</strong>, was<br />

sie geleistet haben, ist so riesengroß, daß<br />

unsere durch politische Ansichten und pazifistische<br />

Lehrsätze getrübten Augen es einfach<br />

nicht verstehn können. <strong>Das</strong>, was damals<br />

junge Kriegsfreiwillige nach Hause geschrieben<br />

haben, z. B. daß es für sie eine<br />

Freude sei, für Deutschland zu sterben, verstehen<br />

wir einfach jetzt noch nicht. Es wird<br />

aber ein Geschlecht heranwachsen, vielleicht<br />

ist es schon geboren, dessen Seele groß<br />

<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> und deutsches Schicksal<br />

genug ist für das ehrfürchtige Staunen vor<br />

den Heldentaten deutscher Männer. Dann<br />

wird dem deutschen Volk ein Tag geschenkt<br />

werden, an dem es fähig ist, seiner Helden<br />

zu gedenken. Der Tag wird aber ganz gewiß<br />

nicht Volkstrauertag heißen. Man<br />

muß sich <strong>im</strong>mer gegenwärtig halten, daß<br />

<strong>der</strong> gegenwärtige Volkstrauertag auf Anregung<br />

<strong>der</strong> Vereinigung für die Pflege<br />

deutscher Kriegergräber entstanden ist. <strong>Das</strong><br />

mußte naturgemäß einen beschränkten Gesichtspunkt<br />

für das Gedenken an die deutschen<br />

Helden ergeben. Man wird an die<br />

Gräber geführt und sieht an dem Tüge nur<br />

Gräber.<br />

Wie wenig <strong>der</strong> Tag Aussicht hat auf Ausdehnung<br />

und Dauer, mag das Verhalten<br />

amtlicher Kreise in Berlin zeigen: In <strong>der</strong><br />

flacht von Samstag auf den Sonntag<br />

Reminiszere, also am Vorabend des Trauertages,<br />

sind in <strong>der</strong> Reichshauptstadt verschiedene<br />

wichtige Bälle — sie gehören<br />

heutzutage tatsächlich zu den wichtigen<br />

Dingen — abgehalten worden, zu denen<br />

auch die Spitzen des Staates geladen waren.<br />

Am Montag erzählten die Zeitungen dem<br />

aufhorchenden Publikum von den großartigen<br />

Damentoiletten <strong>der</strong> höchsten und<br />

allerhöchsten Herrschaften. Da ist wenig<br />

Aussicht vorhanden, daß die <strong>Kirche</strong> einen<br />

Weg findet zur Schicksalsgemeinschaft mit<br />

unserem Volke.<br />

Eine wertvolle Anregung<br />

Dagegen ist aus Gemeinschaftskreisen eine<br />

Anregung hervorgegangen, die zu einer<br />

tiefen und wahrhaftigen Verbundenheit mit<br />

dem Schicksal unseres Volkes führen könnte.<br />

Die kirchlichen Blätter haben von diesem<br />

Vorschlag berichtet. Er geht dahin,<br />

das ungeheuere Schicksal unseres<br />

Volkes zu einem Gegenstande<br />

gemeinsamer Fürbitte<br />

zu machen. Als ich das las, ist es mir<br />

ergangen wie gewiß auch vielen an<strong>der</strong>n: es<br />

kam ein großes Staunen in die Seele, ein<br />

Staunen darüber, daß in unserer <strong>Kirche</strong><br />

diese Gebetsgemeinschaft um das Schicksal<br />

unseres Volkes nicht schon längst sich gebildet<br />

und zu einem Segensstrom für unser<br />

Volk geworden ist. Dies kommt wohl daher,<br />

daß uns das Ungeheuere unseres Schicksales<br />

noch gar nicht zum Bewußtsein gekommen<br />

ist. <strong>Das</strong> Sprichwort redet nur davon,<br />

daß ein Mensch sein Glück nicht fassen<br />

kann. Viel näher läge es doch zu sagen,<br />

daß ein Mensch und Volk sein Unglück<br />

nicht erfassen kann. Daß wir, die wir leben,<br />

den Tag <strong>der</strong> Freiheit selbstverständlich nicht<br />

mehr erleben, daß unsere Kin<strong>der</strong> und KindeSkin<strong>der</strong><br />

noch tributpflichtig sein werden, dciS<br />

wird so dahingesagt, als selbstverständlich<br />

angesehn wie <strong>der</strong> Wechsel von Sommer und<br />

Winter. Ist es nicht etwas Furchtbares um<br />

diese Selbstverständlichkeit? DaS will doch<br />

sagen, daß das <strong>Das</strong>ein Deutschlands aufgebaut<br />

sein wird auf dem Hungerlohn <strong>der</strong><br />

Arbeiter, <strong>der</strong> Freudlosigkeit und <strong>der</strong> Verkümmerung<br />

unserer Jugend, den Sorgen<br />

<strong>der</strong> Alten, kurz auf einen Fundament von<br />

Herzeleid. Und droht da nicht als letztes<br />

Elend das Furchtbarste, was einem Volke<br />

geschehen kann, dies, daß die deutsche Seele<br />

sich an die Sklaverei gewöhnt und sich in<br />

dem Volke <strong>der</strong> Reformation das Laster festsetzt,<br />

von dem ein deutscher Dichter gesagt<br />

hat: von allen Lastern auf Erden ist das<br />

schändlichste zu nennen ein knechtischer<br />

Sinn. Kommt es nicht wie dumpfe Verzweiflung<br />

über uns, die wir Väter und<br />

Mütter sind, wenn wir an dies Schicksal<br />

unserer Kin<strong>der</strong> denken? O grauenvoller Gedanke:<br />

in Deutschland, <strong>im</strong> deutschen Protestantismus<br />

ein heranwachsendes sklavisches<br />

Geschlecht!<br />

Wir, die wir jetzt leben und das Schicksal<br />

unseres Volkes tragen, haben wohl Grund,<br />

einen Volkstrauertag zu halten. Ob aber<br />

<strong>der</strong> Sonntag Reminiszere und das, was an<br />

dem Tage geschieht, ein wirklicher Ausdruck<br />

für die Größe und Furchtbarkeit unseres<br />

Schicksales ist, das ist die Frage. Ist es<br />

nicht viel eher <strong>der</strong> 28. Juni, <strong>der</strong> Tag von


Versailles, <strong>der</strong> Friedensschluß auf Grund<br />

<strong>der</strong> Kriegsschuldlüge, Ansang des Versuches,<br />

ein großes Volk für Jahre und Jahrzehnte,<br />

für Kin<strong>der</strong> und Kindeskin<strong>der</strong> zu versklaven?<br />

Ist nicht <strong>der</strong> oben erwähnte Vorschlag ein<br />

rechtes, gottgeschenktes Ahnen von dem,<br />

was unsere <strong>Kirche</strong> tun muß, um in die<br />

Tiefe des deutschen Schicksals hinabzusteigen<br />

und <strong>der</strong> deutschen Seele ein Helfer und<br />

Führer zu sein? Gebetsgemeinschaft <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> für unser Volk und gemeinsamer<br />

Ausdruck dieser GebetSgemeinschaft am<br />

28. Juni.<br />

Als mir <strong>der</strong> gemachte Vorschlag zum<br />

ersten Male entgegentrat, stieg unwillkürlich<br />

die Gestalt des Boten auf, den in grauer<br />

Vorzeit ein verzweifelter König zu den<br />

Mächten <strong>der</strong> Finsternis sandte, um einen<br />

letzten Versuch zu Hilfe und Rettung zu<br />

machen. (Siehe 2. Könige 4.) Diesem Boten<br />

trat auf seiner dunklen Bahn <strong>der</strong> Prophet<br />

entgegen, schickte ihn mit <strong>der</strong> Gewalt seiner<br />

Persönlichkeit zurück und ließ dem König<br />

die Frage vorlegen: ist denn kein Gott in<br />

Israel? So tritt unserem selbstverständlichen<br />

Kleinglauben, dieser unserer schwächlichen<br />

I^eberzeugung von unserer Ohnmacht,<br />

diesem Sichbeugen und -ducken unter den<br />

Rat <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Vorschlag <strong>der</strong> Gemeinschaftskreise<br />

entgegen und legt uns die<br />

Frage vor: Ist denn kein Gott in Israel?<br />

In <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> ist doch das<br />

schwächliche Gerede von unserer Ohnmacht,<br />

von dem Stillehaltenmüssen, von dem Vertrauen<br />

auf den guten Willen <strong>der</strong> Weltmächte<br />

einfach ausgeschlossen. Noch mehr<br />

muß das fromme Gerede ausgeschlossen<br />

sein, daß dieser Leidensweg Gottes Wille<br />

sei. Wo steht das geschrieben, wo hat uns<br />

Gott das offenbart? Wir haben einfach<br />

zu singen und zu glauben: Weg hat er<br />

allerwegen, an Mitteln fehlts ihm nicht.<br />

In einer ähnlichen schweren Zeit hat ein<br />

deutscher Mann gesagt: Ich lasse mir das<br />

nicht ausreden: wenn das Volk Ernst macht<br />

Gott zu suchen, dann kann und wird Gott<br />

einen Sturm entfachen, <strong>der</strong> alles uns<br />

Schädigende, alles, was wir mit unsern<br />

schwachen Kräften nicht meistern können, in<br />

weite Ferne rückt. Ich lasse mir das nicht<br />

ausreden, daß Gott unserm Volke einen<br />

Frühling schenken kann, <strong>der</strong> neue Blumen<br />

weckt und alte Bäume wie<strong>der</strong> zum Blühen<br />

bringt.<br />

W Positive Vorschläge<br />

Nie Gemeinschastsleute haben recht: Für die<br />

evangelische <strong>Kirche</strong> ist die Stunde gekommen,<br />

in <strong>der</strong> sie betend dag Schicksal des deutschen<br />

Volkes sich zu eigen machen muß und<br />

möglichst viele Volksgenossen hineinzieht in<br />

diese Schicksal- und Gebetsgemeinschaft. So<br />

kann sie best<strong>im</strong>mend, schaffend und erbauend<br />

mitwirken, daß wir und unser Volk<br />

wie<strong>der</strong> Glauben gewinnen, Glauben an Gott<br />

und an uns selbst, daß wir uns nicht als<br />

ein Volk ansehn, das nur von dem guten<br />

Willen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Völker lebt, das sich<br />

vielmehr in Gottes allmächtiger Hand weiß.<br />

Wie leicht und wie ganz von selber sich<br />

eine solche Gebetsgemeinschaft entwickelt,<br />

haben wir <strong>im</strong> Anfang des Krieges erfahren.<br />

Die <strong>Kirche</strong> muß nur selber Glauben<br />

und Mut zum Beten haben, einen starken<br />

Mut, auch in diesen dunkelsten Stunden,<br />

die je über unser Volk gekommen sind. Nur<br />

dürfen wir nicht wie<strong>der</strong> in denselben Fehler<br />

fallen wie <strong>im</strong> Weltkrieg, daß wir die Betstunden<br />

in Predigtstunden verwandeln. Es<br />

muß gebetet, nicht gepredigt werden. <strong>Das</strong><br />

Evangelium muß offenbar werden als eine<br />

Kraft zum gläubigen Beten.<br />

Aus Kriegsbriefen deutscher Studenten<br />

Liebe Eltern!<br />

. Juni 4916.<br />

Ich liege auf dem Schlachtfeld mit<br />

Bauchschuß. Ich glaube, ich muß<br />

sterben. Bin froh, noch einige Zeit<br />

zu haben, mich auf die h<strong>im</strong>mlische<br />

He<strong>im</strong>kehr vorzubereiten. Dank Euch,<br />

Ihr lieben Eltern! Gott befohlen.<br />

sind, theol. John»»«« Haas, Leipzig<br />

Geboren um 12. März 18»2 Elfelde<br />

Gifollen »in 1. Juni 19« vor Neioun<br />

Hans.<br />

Die „Kriegsbriefe deutscher Studenten" sind<br />

durch die <strong>Evangelische</strong> Nuchkammcr für <strong>Rheinland</strong><br />

zum Preise von 5,50 IM. zu beziehen<br />

Wie solche Gebetöstunden gestaltet werden,<br />

braucht nicht erörtert zu werden. Hier gilt:<br />

Not lehrt beten. Man kann nur fragen:<br />

wie sind sie zu gestalten, wenn sie in <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> gehalten und die ganze Gemeinde<br />

dazu eingeladen wird? Ein unübertreffliches<br />

Formular ist die Litanei, sie ist aus tiefster<br />

Not und aus bergeversehendem Glauben<br />

erwachsen. Man sage nicht: sie sind für<br />

unsere Zeit nicht geeignet. Was ist denn<br />

dafür geeignet? Eine solche Zeit, wie wir<br />

sie erleben, ist noch nie in deutschen Landen<br />

gewesen, wir ahnen noch nicht, wie furchtbar<br />

sie ist. Würden wir ihre Furchtbarkeit<br />

ahnen, so käme uns die Litanei als das<br />

selbstverständlichste Gebet vor. Ein Formular,<br />

das dem Geiste <strong>der</strong> Litanei entspricht,<br />

ist innerhalb <strong>der</strong> liturgischen Konferenz am<br />

Rhein entstanden in den Tagen, als 4949<br />

die furchtbaren FriedenSbedingungen bekannt<br />

wurden. Damals haben viele Gemeinden<br />

eine Gebetswoche gehalten: Jeden Abend<br />

versammelte sich eine zahlreiche Gemeinde<br />

zum gemeinsamen Gebet. Ich bemerke noch,<br />

daß eö für solche Gebetsgottesdienste kein<br />

Schade ist, wenn <strong>der</strong> Kreis <strong>der</strong> Gebete und<br />

Lie<strong>der</strong> ein ganz beschränkter ist, es genügt,<br />

wenn die Schriftverlesungen einigen Wechsel<br />

bringen. Solche Beschränkung bewahrt die<br />

Gemeinde und die Beter davor, dem lieben<br />

Gott die deutsche Not nach all' ihren<br />

Schattierungen, nach <strong>der</strong> politischen, wirtschaftlichen<br />

und sozialen Seite vorzutragen<br />

(vgl. die vielen Kriegsagenden).<br />

Also: Lied 463 o<strong>der</strong> 476, 477, 478, 479,<br />

365, 364, 464.<br />

Bittspruch (etwa einer von den Bittpsalmen).<br />

Gemeinde: ein Kyrie.<br />

Schriftverlesung.<br />

Lied, etwa Nr. 475.<br />

(Die Gemeinde erhebt sich)<br />

Pfarrer:<br />

Barmherziger Gott, Vater <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel,<br />

neige dich zum Gebet und Flehen deiner<br />

Gemeinde, die sich <strong>im</strong> Namen deines Sohnes<br />

versammelt hat. Wir haben keine an<strong>der</strong>e<br />

Hilfe und Rettung denn dein ewiges Erbarmen,<br />

daß du deinen Sohn dahingegeben<br />

hast für unsere, unseres Volkes und <strong>der</strong><br />

ganzen Welt Sünde. Um dieses deines Erbarmens<br />

willen rufen wir dich an und<br />

flehen aus Herzensgrund: Erhöre uns,<br />

lieber Herr und Gott!<br />

Gemeinde:<br />

Erhöre uns, lieber Herr und Gott!<br />

Pfarrer:<br />

O Jesus Christus, du ewiger Hohepriester,<br />

tue uns und unserm tiefgebeugten Volke<br />

die Arme deiner ewigen Liebe auf, daß wir<br />

darin eine sichere Zuflucht haben vor dem<br />

Haß unserer Feinde, einen starken Trost<br />

in den Tagen <strong>der</strong> Trübsal, die über unö<br />

gekommen und noch kommen werden, und<br />

unsere Seele nicht entfalle von des rechten<br />

Glaubens Trost, O Herr, unser Heiland,<br />

<strong>der</strong> du am Kreuze des Todes Bitterkeit<br />

geschmeckt und die tiefste Tiefe <strong>der</strong> Gotlverlassenheit<br />

erfahren hast, wir flehn, wir<br />

rufen dich an: Christe, erbarme dich unser!<br />

Gemeinde:<br />

Christe, erbarme dich unser!<br />

Pfarrer:<br />

Herr, unser Heiland, du Mittler des Neuen<br />

Bundes, gib deinen Geist in unser Herz, daß<br />

unser Herz, daß unser alter Mensch durch<br />

dein Leiden und Sterben in den Tod gegeben<br />

und wir zur Gemeinschaft deines<br />

Lebens erweckt werden. Segne die ganze<br />

Christenheit auf Erden und gib ihnen den<br />

Frieden, den du den Deinen verheißen und<br />

den die Welt nicht geben kann. Unsere<br />

sündige, müde Seele verlangt nach dir und<br />

<strong>der</strong> Gemeinschaft deines Friedens. Darum<br />

rufen wir zu dir, du großer Friedefürst, und<br />

flehen für uns, für alle deine Kin<strong>der</strong> auf<br />

Erden, für die ganze Welt: Gib uns deinen<br />

Frieden, o Jesu!


Gemeinde:<br />

Gib uns deinen Frieden, o Jesu!<br />

Pfarrer:<br />

Herr, höre unser Gebet.<br />

Gemeinde:<br />

Und laß unser Schreien zu dir kommen!<br />

Stilles Gebet.<br />

Vaterunser.<br />

Segen.<br />

Selbstverständlich ist das nur ein Vorschlag.<br />

Es isi nur wichtig, daß wir nicht wie<strong>der</strong> in<br />

den Fehler <strong>der</strong> Kriegszeit verfallen und<br />

Betstunden ankündigen, aber Predigtstunden<br />

halten. <strong>Das</strong> gemeinsame Gebet einer<br />

Christengemeinde ist eine Verkündigung des<br />

Evangeliums, wie man sie sich nicht eindringlicher<br />

vorstellen kann.<br />

Liz. Brand, Linz.<br />

Vierzehnter Deutscher <strong>Evangelische</strong>r Gemeindetag in Dortmund<br />

vom 7.—10. April 1929<br />

Gemeindetag fand nicht auf rheinischein<br />

Boden statt. Aber bei <strong>der</strong> engen<br />

Verbundenheit, auch rein äußerlicher Art,<br />

zwischen dem Industriegebiet Westfalens<br />

und dem <strong>Rheinland</strong>s, warf er seine Wellen<br />

auch nach <strong>Rheinland</strong> hinein, und es war<br />

wohl kein Zufall, daß unter den Festpredigern<br />

am Sonntag und unter den<br />

Rednern in <strong>der</strong> großen Gemeindeversammlung<br />

die Rheinlän<strong>der</strong> so stark, überwiegend,<br />

vertreten waren. Auch die Tatsache sprach<br />

dabei wohl mit, daß <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> Gemeindetag<br />

<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> schon des öfteren<br />

getagt hatte, in Westfalen noch nie. Und<br />

sicherlich hat auch <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />

dieser Gemeindetag allerlei Ernstes zu sagen,<br />

> Die Notwendigkeit des Gemeindetages<br />

Manche meinen, <strong>der</strong> Gemeindetag sei überständig.<br />

Es gibt ja neben <strong>der</strong> Fülle von<br />

überflüssigen neu auftauchenden kirchlichen<br />

Tagungen mancherlei alte Tagungen, die<br />

ruhig den Mut haben sollten, sich selbst abzubauen.<br />

In unsrer Zeit des stellenweise bis<br />

zur Unerträglichkeit getriebenen kirchlichen<br />

Betriebes mehren sich ja auch in <strong>der</strong> Tat<br />

die ernsten St<strong>im</strong>men und die Versuche,<br />

diesen Hochbetrieb <strong>der</strong> Tagungen zu drosseln,<br />

und gerade, wer die <strong>Kirche</strong>ngemeinde in ihrer<br />

Bedeutung kennt, hat den Wunsch, daß die<br />

Vertreter <strong>der</strong> Gemeinde aus ihrer normalen,<br />

geregelten und in ihrer Regelmäßigkeit so<br />

bedeutsamen Gemeindearbeit nicht beständig<br />

herausgerissen werden möchten. Vom Gemeindetag<br />

wird man aber das nicht sagen<br />

können. Es hat einmal jemand gesagt, es<br />

sei doch merkwürdig, daß die Pfarrer, die<br />

nun einmal <strong>im</strong> praktischen Pfarramt stehen<br />

sollten, über alle möglichen Dinge unterrichtet<br />

würden und Bescheid wüßten, nur<br />

nicht über die praktische Theologie. Man<br />

kann <strong>im</strong>mer noch in ähnlicher Weise von<br />

unfern Gemeinden sagen, daß sie in ihren<br />

Vertretern und auch in ihren Glie<strong>der</strong>n<br />

<strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> über eine geradezu verblüffende<br />

Unkenntnis <strong>der</strong> grundlegenden<br />

Gedanken evangelischen GemeindeaufbaueS<br />

und <strong>der</strong> durch Erfahrung gewonnenen Erkenntnisse,<br />

„wie man nun eigentlich die<br />

Sache macht", verfügen. Der Dienst an <strong>der</strong><br />

Gemeinde, zu dem wir so oft aufrufen, ist<br />

grundsätzlich christlich eine Selbstverständ-<br />

lichkeit, aber er ist praktisch eine Kunst, die<br />

gerade so gelernt sein will, wie die Kunst,<br />

einen Haushalt zu führen, wozu es bekanntlich<br />

(manchem freilich unbekannt) noch nicht<br />

genügt, daß man die eheliche „Liebe" hat.<br />

Damit erübrigen sich die Gedanken, die man<br />

hie und da auch <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> hörte und<br />

die auch ihre Antwort auf dem Gemeindetage<br />

selber fanden, als sei <strong>der</strong> Gemeindetag<br />

eben eine von den Größen, die nach Erreichung<br />

ihres Zieles besser neuen Aufgaben<br />

Platz machten. Man weist darauf hin, daß<br />

<strong>der</strong> Gemeindetag vom Schauplatz abtreten<br />

könne, nachdem die neue Verfassung in<br />

allen deutschen Landeskirchen mit dem<br />

Grundsatz, daß die <strong>Kirche</strong> sich aus <strong>der</strong> Gemeinde<br />

aufbaue, seinen Bestrebungen ja gerecht<br />

geworden sei. Eben darum aber geht<br />

es, daß wir uns nicht begnügen lassen an<br />

<strong>der</strong> Existenz <strong>der</strong> Gemeinde, <strong>der</strong>en Unentbehrlichkeit<br />

niemand bestreiten will, <strong>der</strong> die<br />

Volkskiiche will, son<strong>der</strong>n daß wir diese Gemeinde<br />

so lebendig gestalten, diese grundlegende<br />

Große für die <strong>Kirche</strong> so innerlich<br />

glie<strong>der</strong>n, zum Handeln aufrufen und befähigen,<br />

daß Gemeindeleben überhaupt<br />

möglich sei. Und gerade die rheinischen Gemeinden<br />

werden sich sagen, daß sie auf<br />

diesem Gebiet nicht nur <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> dieselben<br />

alten Aufgaben haben, die neu anzufassen<br />

sind, son<strong>der</strong>n vor <strong>im</strong>mer neuen Aufgaben<br />

stehen.<br />

Irrwege theologischen Denkens<br />

Daneben aber gilt es, einer Strömung in<br />

<strong>der</strong> gegenwärtigen Theologie Beachtung zu<br />

schenken, die gerade um ihrer religiösen<br />

Energie willen von den jungen Theologen<br />

vielfach begeistert aufgenommen wird und<br />

die ganz offenkundig schlechterdings mit<br />

unfern <strong>Kirche</strong>ngemeinden nichts anzufangen<br />

weiß, ja, die es offen ausspricht, daß, weil<br />

nur Gott Leben schaffen kann, eigentlich<br />

je<strong>der</strong> Versuch, den Menschen machen, Gemeinden<br />

zu bauen, ein letzter feiner Ausdruck<br />

<strong>der</strong> alten Werkgerechtigkeit sei, gegen<br />

die eben die Reformation gekämpft habe.<br />

So son<strong>der</strong>bar diese, unsre Gemeindearbeit<br />

völlig ignorierende, theologische Grundanschauung<br />

uns anmuten mag, sie ist tatsächlich<br />

da, und ihr Ergebnis ist entwe<strong>der</strong><br />

die Untätigkeit des Pfarrers, <strong>der</strong> sich nur<br />

noch beschränkt auf Predigt, Unterricht und<br />

Amtshandlungen o<strong>der</strong>, wenn er arbeitet, unlustig,<br />

unkundig und pess<strong>im</strong>istisch. Eine<br />

dritte Strömung, die den Arbeiten des GemeindetageS<br />

kritisch o<strong>der</strong> gar warnend gegenüber<br />

steht, wächst heraus aus den mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger klaren (meist sehr unklaren)<br />

Gedanken über die Kerngemeinde, die das<br />

GroS <strong>der</strong> volkskirchlichen Gemeinde als<br />

reines Missionsobjekt ansieht, alle Rechte<br />

(auch Wahl- und Abendmahlsiecht) einem<br />

beson<strong>der</strong>en (man weiß nicht wie) ausgewählten<br />

Kern zuweist und dabei die merkwürdige<br />

Erwartung hat, daß alle die Gemeindeglie<strong>der</strong><br />

„II. Klasse" geduldig weiter<br />

ihre <strong>Kirche</strong>nsteuern zahlen werden und äußerlich<br />

den Bau <strong>der</strong> Gemeinde ermöglichen, auf<br />

den man doch nicht verzichten will.<br />

Diese Hintergründe zogen auch <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />

durch die Auseinan<strong>der</strong>setzungen des Dortmun<strong>der</strong><br />

GemeindetageS. Er war mit seinen<br />

verschiedenen Hauptoorträgen eigentlich eine<br />

fortlaufende Aussprache. Allerlei Mißverständnisse,<br />

auch unter den Erschienenen,<br />

waren zu klären. Im Ganzen aber wuchs<br />

er sich mehr und mehr zu einer innerlich<br />

wertvollen Tagung aus, in <strong>der</strong> <strong>im</strong>mer stärker,<br />

auch von <strong>der</strong> innerlichsten Seite her, empfunden<br />

wurde: <strong>der</strong> Gemeindetag ist nicht<br />

etwa vorbei, son<strong>der</strong>n man könnte sagen, er<br />

ist um praktischer und grundsätzlicher Besinnung<br />

willen nötiger denn je.<br />

Es kann nicht die Aufgabe dieses Berichtes<br />

sein, den Inhalt <strong>der</strong> einzelnen Vorträge<br />

wie<strong>der</strong>zugeben. Sie weiden <strong>im</strong> Druck erscheinen<br />

(zu dem sehr billigen Preise von<br />

4,50 Mark, siehe auch die Anmerkung am<br />

Schluß dieses Artikels). Nur etwas Allgemeines<br />

über die Vorträge, die zugleich das<br />

Bedauern begründen, daß die Veranstaltungen<br />

auch von <strong>Rheinland</strong> her nicht noch<br />

besser besucht waren. Der Vortrag, für den<br />

die Anwesenden wohl am dankbarsten<br />

waren, war <strong>der</strong> von<br />

Professor 0. Dr. Stählin über: „Der<br />

Gemeindegedanke und die theologische Lage<br />

<strong>der</strong> Gegenwart".<br />

Er ging davon aus, daß die gegenwärtige<br />

Theologie sehr stark von einer Besinnung<br />

durchzogen wird, die aus Angst vor schnellfertigem<br />

Betrieb nicht nach dem „Wie" <strong>der</strong>


Arbeit (geistiger o<strong>der</strong> praktischer Art) fragt,<br />

son<strong>der</strong>n in grundsätzlichster Fragestellung<br />

fragt: ist sie überhaupt möglich, ist sie überhaupt<br />

berechtigt? Neben den oben gekennzeichneten,<br />

m, E. eben falschen Vorstellungen<br />

von <strong>der</strong> „Welkgerechtigkeit" aller <strong>Kirche</strong>nund<br />

Gemeindearbeit steht die Behauptung,<br />

daß <strong>Kirche</strong> und Gemeinde eben nur gegründet<br />

sind auf die Verkündung des Wortes,<br />

und in keinerlei Gemeinschaftsformen<br />

irgendwie erlebt werden können. Je<strong>der</strong> Versuch,<br />

etwa irgendwie auch nur durch Kult<br />

eine Begegnung mit Gott, geschweige denn<br />

eine Gemeinschaft zu schaffen, sei eben absolut<br />

unreformatorisch. Demgegenüber wies<br />

<strong>der</strong> Redner darauf hin, daß auch bei <strong>der</strong><br />

Gemeinde daran festgehalten werden müsse,<br />

daß bei allem Unterschied zwischen göttlichem<br />

und menschlichem Tun es sich niemals<br />

um zwei verschiedene Vorgänge handele,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>im</strong>mer um denselben Vorgang, <strong>der</strong><br />

eine doppelte Seite hätte. All unser Gemeindeleben<br />

ist danach „Z e u g n i s". Darin<br />

liegt <strong>der</strong> Rückgang auf den schöpferischen<br />

Gott, aber auch den menschlichen Auftrag,<br />

<strong>der</strong> daraus entspringt. Darum ist Zeugnis<br />

<strong>der</strong> Gemeinde niemals ein Monopol deS<br />

menschlichen Wortes, son<strong>der</strong>n die ganze<br />

Lebensform <strong>der</strong> Gemeinde hat Zeugnischarakter,<br />

wobei je<strong>der</strong> zum Dienst an seinem<br />

wirklichen Nächsten berufen ist, und wir uns<br />

nicht in einer falschen „Stellvertretung"<br />

unsre Zeugnispflicht von irgendwelchen berufenen<br />

Gemeindeorganen abnehmen lassen<br />

dürfen. Diese zum Zeugnis für Gott berufene<br />

Gemeinde ist herausgerufen aus <strong>der</strong><br />

Welt, aber eben so sehr auch hineingerufen<br />

in die Welt. Sie hat die Aufgabe, den<br />

letzten, jenseitigen Sinn des Lebens (wohlgemeint:<br />

jenseitigen, vom Kreuze<br />

Christi her gegebenen Sinn) in die natürlichen<br />

Bindungen und Beziehungen <strong>der</strong> Welt<br />

hineinleuchten zu lassen, Ist die Not unsrer<br />

Zeit nicht wie bei Luther die Frage nach dem<br />

gnädigen Gott, son<strong>der</strong>n die gänzliche Zerfaserung<br />

und Sinnlosigkeit des auf sich selbst<br />

gestellten Lebens, so hat die christliche Gemeinde<br />

ihre letzte Aufgabe nicht in dem<br />

Einbau einer beson<strong>der</strong>en Welt in diese Welt,<br />

son<strong>der</strong>n darin, daß sie ganz radikal (von<br />

Gott her!) die natürlichen Lebens- und<br />

Sozialordnungen in gemeinsamer Not ernst<br />

n<strong>im</strong>mt. Daraus ergibt stch nicht etwa die<br />

„Betriebsamkeit", son<strong>der</strong>n <strong>im</strong> Gegenteil<br />

weithin die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Stille, aber<br />

ebenso auch die ernsteste Frage eben an die<br />

praktische Theologie: wie macht man nun<br />

das in Wirklichkeit?<br />

„Lebendige Gemeinde und gemeindlicher<br />

W Arbeitsbetrieb"<br />

das war das Thema des 1. großen Haupt-<br />

Vortrages, den in Verhin<strong>der</strong>ung des ursprünglich<br />

vorgesehenen Redners Professor<br />

v. v. d. Goltz, Greifswald, <strong>im</strong> letzten Augenblick<br />

<strong>der</strong> Vorsitzende des Gemeindetages<br />

selbst, Generalsuperintendent Professor<br />

D. Dr, Schian, übernommen hatte. Auch<br />

sein Vortrag, aus unendlicher Fülle theoretischer<br />

und praktischer Kenntnis dieser Dinge<br />

geflossen und in meisterhafter Durchsichtigkeit<br />

und Beschränkung einhergehend,<br />

wies darauf hin, daß es tatsächlich<br />

augenblicklich weithin um die Existenz<br />

unsrer ganzen Gemeindearbeit und damit<br />

allerdings auch um die Eristenz unsrer Gemeinde<br />

(und Volkskirche!) ginge. Er würdigte<br />

die Kritik, die an dem Gemeindebetrieb<br />

geübt wird, aufs allerernsteste.<br />

Gerade wir Freunde <strong>der</strong> Gemeindearbeit<br />

können uns diese Arbeit ja gar nicht an<strong>der</strong>s<br />

denken als in beständiger, <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> neu<br />

prüfen<strong>der</strong> Besinnung auf die Gefahren des<br />

Gemeinde„betriebes". Demgegenüber stellte<br />

<strong>der</strong> Redner aber hin: wir sind Feinde alles<br />

verflachenden Betriebes, aber wir wissen:<br />

nichtjedeS äußere Werk ist ein<br />

äußerliches Werk; herausgeboren<br />

aus innerlichster Nötigung<br />

und Kraft ist es eben Gottesdienst<br />

in tiefstem Sinne. Wie<br />

die Apostel (Aposlelgesch. 6) das „äußerliche"<br />

Werk des „zu Tische dienens" nicht<br />

aufgaben, son<strong>der</strong>n dafür sorgten, daß von<br />

an<strong>der</strong>en geholfen würde, so führt uns die<br />

Besinnung auf das innerlichste Wer? zum<br />

Ruf nach geeigneten Helfern, aber nicht<br />

zur Untätigkeit. Und auch das innerlichste<br />

Werk darf das äußere nicht verachten. Gilt<br />

das nicht gerade vom Gottesdienst (bis aufs<br />

Staubwischen auf den Bänken)? Gilt das<br />

nicht ganz beson<strong>der</strong>s von all den Finanzfragen<br />

unserer Gemeinde, in denen die peinlichste<br />

äußere Ordnung christlichste Pflicht<br />

ist? Jede übergeistliche Verachtung <strong>der</strong><br />

äußeren Dinge in <strong>der</strong> Gemeinde rächt sich<br />

stets — auch an dem Verächter, denn die<br />

äußeren Dinge sind Gottes Ordnungen,<br />

mit denen er uns erzieht. Ohne diese Treue<br />

<strong>im</strong> Kleinen bleiben wir nicht innerlich gesund.<br />

Beschränkten wir die Gemeindearbeit<br />

auf die Verkündigung in Wort und<br />

Sakrament, so blieben nicht nur notwendige<br />

Aufgaben ungetan, son<strong>der</strong>n wir hätten<br />

höchstens „Pastorationsbezirke", in denen<br />

ganz gegen Gottes Willen viele Kräfte<br />

untätig brach liegen würden. Was folgt<br />

daraus? Kein Universalrezept für alle<br />

Gemeinden, aber in <strong>der</strong> Tat jene obengenannte<br />

Besinnung, die Notwendigkeit, das<br />

Uebermaß des „Betriebes" und des „Organisierens"<br />

unbedingt einzuschränken. DaS<br />

Zentrale des Amtes und <strong>der</strong> Gemeinde<br />

(Gottesdienst, Seelsorge, Unterricht) muß<br />

zu allererst zu seinem Recht kommen, und<br />

auch <strong>der</strong> Pfarrer muß Zeit haben für die<br />

innere Befruchtung, wie auch seine Mitarbeiter<br />

zu sich selber kommen müssen können<br />

— gerade hier zeigte es sich vielleicht, wie<br />

sehr <strong>der</strong> Gemeindetag auch jetzt praktische<br />

Aufgaben hat und dazu helfen müßte, daß<br />

in den konkreten Einzelfällen wir <strong>im</strong> Austausch<br />

<strong>der</strong> Gedanken und <strong>der</strong> Erfahrungen<br />

eben lernen, wo und wie <strong>der</strong> „Betrieb" gekappt<br />

werden kann, ohne daß das Leben<br />

geschädigt wird.<br />

In dem dritten großen Vortrag behandelte<br />

Professor v. MattheS aus Darmstadt<br />

„den Gemeinschaftsgedanken und seine Verwirklichung<br />

in <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde".<br />

In feiner, weitausgreifen<strong>der</strong> Darlegung<br />

zeigte er, wie <strong>der</strong> Gemeinschaftsgedanke in<br />

doppelter Prägung durch die Welt geht:<br />

einmal aus dem reinen, vernunftmäßigen<br />

Denken <strong>der</strong> Menschen entspringend, und<br />

dann endet er — mag er philosophisch beginnen<br />

und politisch sich entfalten, wie er<br />

will — schließlich in <strong>der</strong> Sowjet- Gemeinschaft,<br />

d. h. in <strong>der</strong> Vernichtung. O<strong>der</strong><br />

aber er entspringt <strong>der</strong> Christusgebundenheit,<br />

und dann allein kann er wirkliche Gemeinschaft<br />

schaffen. <strong>Das</strong> „Wie" <strong>der</strong> Verwirklichung<br />

dieser mit innerster Beteiligung<br />

vorgetragenen und mit regstem Interesse<br />

aufgenommenen Gedanken galt es nun in<br />

<strong>der</strong> Aussprache zu klaren. Daß das natürlich<br />

nur in Hindeutungen geschehen konnte,<br />

ist klar und wie<strong>der</strong>um ein Beweis, wie die<br />

Fragenwelt des Gemeindetages eben nicht<br />

veraltet ist, son<strong>der</strong>n in unsere Gegenwartsaufgaben<br />

entscheidend hineingreift, aber<br />

hineingreift nicht als Rezeptchensammlung,<br />

son<strong>der</strong>n als innerste Besinnung.<br />

W Die Aussprache<br />

hielt sich — das darf man wohl sagen —<br />

auf beachtlicher Höhe. Lei<strong>der</strong> fehlten —<br />

an<strong>der</strong>s als sonst auf den Versammlungen<br />

des Gemeindetages — fast ganz die Laien<br />

in <strong>der</strong> Debatte. Der Besuch hätte besser<br />

sein können.<br />

Die Gottesdienste<br />

am 40. 4. sahen zwar volle <strong>Kirche</strong>n — <strong>der</strong><br />

feierliche Eröffnungsgottesdienst in <strong>der</strong> überfüllten<br />

Reinoldikirche am 14. 4., abends<br />

6 Uhr, mit <strong>der</strong> packenden Predigt des Lan-<br />

<strong>Das</strong> Evangelium ist keine Zumutung, son<strong>der</strong>n ein Geschenk


desbischofs Tolzien war ein erhebendes<br />

Gemeinschaftserlebnis. Auch die große<br />

Gemeindeversammlung<br />

am 9. April mit drei Ansprachen von<br />

dem Unterzeichneten, Gewerkschaftssekretär<br />

Dudey und Pfr.<br />

Niemöller, Elberfeld, über: „Die<br />

Frau — <strong>der</strong> Mann — und wir<br />

und die Gemeinde" war mit ihrer<br />

lautlos lauschenden Menge <strong>im</strong> großen, überfüllten<br />

Reinoldihof-Saal ein Heichen <strong>der</strong> Teilnahme<br />

<strong>der</strong> evangelischen Kreise Dortmunds.<br />

Aber die auswärtigen Besucher waren doch<br />

spärlich da. Neben Westfalen stand <strong>Rheinland</strong><br />

etwas, Berlin und Mitteldeutschland<br />

sehr wenig vertreten, da; das übrige<br />

Deutschland fehlte.<br />

W Schlußurteil<br />

Als „Westfälischer Gemeindetag" wäre es<br />

eine gut besuchte Veranstaltung gewesen.<br />

Aber es geht um den „D e u t sch e n <strong>Evangelische</strong>n<br />

Gemeindetag". Um so dankbarer<br />

mag Westfalen und <strong>Rheinland</strong> sein. Ernst<br />

allerdings st<strong>im</strong>mt die Beobachtung: die<br />

jüngere Theologenwelt war sehr wenig vertreten.<br />

<strong>Das</strong> liegt sicherlich zum Teil an <strong>der</strong><br />

Tatsache <strong>der</strong> Ueberalterung unsreS Pfarrerstandes.<br />

ILnsre Gemeinden wissen das vielfach<br />

nicht. Die Kenner freilich sehen mit<br />

Sorgen seit Jahren das Fehlen des Nachwuchses<br />

(auch unter den Folgen <strong>der</strong> KriegSverluste),<br />

das uns <strong>im</strong>mer ernstere Frage auf<br />

allen Gebieten des pfarramtlichen Handelns<br />

wird, und das in einer Zeit, die <strong>im</strong>mer mehr<br />

Arbeit verlangt! <strong>Das</strong> Ausbleiben <strong>der</strong> Jugend<br />

in Dortmund ist aber auch wohl ein Hinweis<br />

auf die außerordentliche Wichtigkeit<br />

des Stählinschen Vortrages und die Notwendigkeit<br />

des Gemeindetages gerade heute!<br />

Man könnte lächeln über eine Theologie,<br />

die die Gemeinde und die Geschichte ignoriert<br />

— aber man bangt vor dem Gemeindeleben,<br />

das daraufhin verarmt o<strong>der</strong> verwahrlost.<br />

Man sorgt um ein Theologengeschlecht, das<br />

sich dieser Gemeindearbeit eben doch nicht<br />

wird entziehen können — die Wirklichkeit<br />

mit ihrer Notwendigkeit ist eben zu stark<br />

— aber weil die geklärte Erfahrung fehlt,<br />

fällt die Gemeindearbeit nun doppelt in die<br />

Gefahr des äußerlichen „Betriebes", um sich<br />

über ihren Tod zu täuschen!<br />

Der Gemeindetag — wahrlich nicht überlebt<br />

— man möchte vielmehr sagen: nach<br />

dem äußeren, in <strong>der</strong> Verfassung erlebten<br />

Sieg fängt seine Zeit erst an, daß unsre<br />

Gemeinden eben weiden, was sie sind. Und<br />

wer unsre Riesengemeinden <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

steht und das nicht fühlt —, dem möchte ich<br />

nicht eines <strong>der</strong> köstlich deutschen Worte zurufen,<br />

mit denen unser trefflicher Niemöller<br />

am Gemeindeabend die Leute charakterisierte,<br />

die mit <strong>der</strong> „zureichenden Dosis von<br />

Borniertheit reichlich begabt" seien — aber<br />

das darf man ihm doch wohl sagen: von<br />

<strong>der</strong> Gemeindekirche weiß und fühlt er nichts!<br />

Wir hoffen, daß diese Tagung, nicht weit<br />

von <strong>der</strong> rheinischen Grenze, von reinischen<br />

Leuten besucht und mitgetragen, dem Gemeindegedanken<br />

auch bei uns neuen Anstoß<br />

gibt. —<br />

Die Verhandlungen des Deutschen Eoange-<br />

M> tischen Gemeindetllges<br />

sind <strong>im</strong> Druck erschienen und von <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />

— <strong>Evangelische</strong> Zentralstelle,<br />

Breslau 13, Höfchenstraße 34, zu beziehen.<br />

Auch in den Verhandlungen früherer Jahre<br />

steckt wertvolles Material — beson<strong>der</strong>s<br />

für die Sitzungen unsrer Ge-<br />

meindevertretungen, auch geeignet<br />

zum unmittelbaren Vertrieb an sie. Sie<br />

sind für 0,50 Mark zu beziehen.<br />

Ich mache auf folgende Veröffentlichungen<br />

aufmerksam:<br />

9. Gemeindetag 4923 in Essen:<br />

enthaltend u. an<strong>der</strong>em: Dr. Ritter, Berlin:<br />

Gemeinde und Politik; Liz. Erfurth, Elberfeld:<br />

Gemeinde und Wohlfahrtspflege; V.<br />

Schian, Gießen: Die Gemeinde <strong>im</strong> Sturme<br />

<strong>der</strong> Zeit; Liz. Brand, Linz: Kirchliche Sitte<br />

und persönliche Frömmigkeit. 52 S.<br />

40. Gemeindetag in Offenbach<br />

4925: enthaltend u. an<strong>der</strong>em: Pfr. Zuckschwerdt,<br />

Magdeburg: Die Bedeutung des<br />

Religionsunterrichtes in <strong>der</strong> Schule für den<br />

Aufbau <strong>der</strong> Gemeinde; Pfr. Liz. Rosenkranz,<br />

Kreuznach: Neue Wege zur Ausgestaltung<br />

des Gemeindegottesdienstes. 52 S.<br />

44. Gemeindetag in Breslau<br />

4926: enthaltend ».an<strong>der</strong>em: Pfr. v. Dusse,<br />

Essen: Die Bedeutung <strong>der</strong> volkskirchlichen<br />

Gemeinde für unsre Zeit; Generalsuperintendent<br />

v. Zänker, Breslau: Die evangelische<br />

<strong>Kirche</strong>ngemeinde und die Männerwelt; Pfr.<br />

Großmann, Berlin-Steglitz: Die Selbständigkeit<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde und die Führung<br />

durch den Pfarrer. 60 S.<br />

42. Gemeindetag inMagdeburg<br />

492?: enthaltend u. an<strong>der</strong>em: Landwirtschaftsschuldirektor<br />

Hemeter, Gentha: Die<br />

Industrialisierung Mitteldeutschlands und<br />

die Aufgaben <strong>der</strong> evangelischen Gemeinden;<br />

Superintendent Danneil, Magdeburg: Gemeinde<br />

und Bezirk; Superintendent Jordan,<br />

Gommern: Sorgen <strong>der</strong> Landgemeinden;<br />

Generalsuperintendent v. Dr. Schian, Breslau:<br />

Ehrfurcht, die Grundlage aller Gemeindearbeit.<br />

52 S.<br />

Pfarrer 0. Inss?. Essen.


Im Mittelpunkte de« traurigen Bildes, da«<br />

eine kürzlich dem Reichstag vom Reichsministerium<br />

für die besetzten Gebiete vorgelegte<br />

Denkschrift über „Die wirtschaftliche und kulturelle<br />

Notlage in den bedrängten westlichen<br />

Grenzgebieten und <strong>im</strong> besetzten Gebiet" entrollt,<br />

steht die Tatsache <strong>der</strong> Besatzung. Noch <strong>im</strong>mer<br />

— <strong>im</strong> 41. Jahre nach Kriegsende — stehen<br />

nahezu 67 VON Nlann frem<strong>der</strong> Besatzung auf<br />

deutschem Boden: 30 930 entfallen auf den<br />

preußischen Anteil de« besetzten Gebiete«, 17 000<br />

auf die Pfalz und 19 ONO auf Hessen. Für den<br />

dicht bevölkerten deutschen Westen bedeutet die<br />

Besatzung eine überaus drückende Last. Kommen<br />

doch auf 10 ()()() Einwohner in <strong>der</strong> oreußischen<br />

Landesteilen 137, in <strong>der</strong> Pfalz 160 und<br />

in Hessen sogar 385 Besatzungsangehörige, Vlit<br />

Bedauern muß man aber auch <strong>der</strong> Denkschrift<br />

entnehmen, daß auch heute noch rund 1300 farbige<br />

Truppen sich am Rhein befinden. Beson<strong>der</strong>s<br />

drückend ist für die Bevölkerung de« Westen«<br />

die durch die Besatzung hervorgerufene Wohnungenot.<br />

Im gesamten besetzten Gebiet sind<br />

<strong>im</strong>mer noch 2599 Nürgerwoh,»mgen beschlag-<br />

CAasi täglich ergehen Warnungen vor den<br />

sVGefahren, welche das Eingehen einer gemischten<br />

Ehe mit sich bringt. Da aber nicht<br />

mit Warnungen, son<strong>der</strong>n nur durch die Tat<br />

das Uebel bekämpft werden kann, so suchte<br />

man eine Organisation zu gründen, die praktische,<br />

erfolgreiche Hilfe leisten kann.<br />

Es ist eine Tatsache, daß nicht <strong>im</strong>mer religiöse<br />

Gleichgültigkeit zum Eingehen einer<br />

??lischehe Veranlassung ist, son<strong>der</strong>n in<br />

vielen Fällen fehlt es an <strong>der</strong> Möglichkeit<br />

einen Gleichgesinnten kennen zu lernen.<br />

Diese Schwierigkeit besteht hauptsächlich in<br />

Grenzlandnot <strong>im</strong> deutschen Westen<br />

nahmt. Dazu kommen zahlreiche öffentliche<br />

Gebäude, darunter viele Schulen und <strong>Kirche</strong>n.<br />

So sind z. B. in Trier insgesamt 4101 Räume<br />

beschlagnahmt, von denen 2727 privaten Charakter<br />

tragen, in Aachen 316 Prioatwohnungen<br />

mit zirka 100(1 Z<strong>im</strong>mern und außerdem noch<br />

480 reichseigene Wohnungen. In <strong>der</strong> gesamten<br />

Pfalz waren <strong>im</strong> September 1928 noch 681<br />

Wohnungen mit 2556 Räumen und außerdem<br />

noch 355 Einzelz<strong>im</strong>mer in den Händen <strong>der</strong> Besatzung<br />

und in Hessen 1080 Wohnungen mit<br />

3708 Z<strong>im</strong>mern, wozu noch 645 beschlagnahmte<br />

Einzelz<strong>im</strong>mer kommen. Zahllose alteingesessene<br />

Familien wurden hierdurch ihres He<strong>im</strong>e« beraubt.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Wohnungssuchenden ist groß. Sie<br />

wurde durch die Flüchtlinge aus den abgetrennten<br />

Gebieten noch vermehrt. Ganz zu schweigen<br />

ist von den fast unüberwindlichen Schwierigkeiten,<br />

die sich für Familienneugründungen ans<br />

<strong>der</strong> Wohnungsnot ergeben haben. Die Stadt<br />

Mainz zählte z. B. am 1. November 1928<br />

9833 Wohnungsbewerber, von denen 4379 ohne<br />

jede Behausung sind.<br />

Die Gemeinschaft zur Anbahnung evangelischer<br />

Ehen<br />

darf keineswegs mit einer gewerbsmäßigen<br />

Heiratsvermittlung verwechselt werden. Es<br />

wird auf die Wahl kein Einfluß ausgeübt,<br />

die Interessenten können sich vielmehr unter<br />

den Teilnehmern den innerlich zu ihnen gehörenden,<br />

bzw. passenden Lebensgefährten<br />

selbst suchen.<br />

Nachdem die Gemeinschaft nur Gleichgläubige<br />

umschließt, trägt sie mit aller Best<strong>im</strong>mtheit<br />

dazu bei, das von <strong>der</strong> evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong> verpönte Mischehenproblem lösen zu<br />

^,c^» cv» < „5^ bedenken einer<br />

Auch die Tätigkeit <strong>der</strong> französischen Besatzunasgerichte<br />

lastet schwer auf <strong>der</strong> Bevölkerung. So<br />

wurden allein in <strong>der</strong> Pfalz seit April 1924 in<br />

3768 Fällen deutsche Staatsangehörige durch<br />

französische ^Militärgerichte verurteilt, und zwar<br />

zu Freiheitsstrafen von mehr al« 261 Jahren,<br />

i» einem Falle zu lebenslänglicher Zwangsarbeit<br />

und zu Geldstrafen in Höhe von<br />

176 000 ^»l und 14 000 Fr«. So ist je<strong>der</strong><br />

deutsche Bürger <strong>im</strong> Bereich des Besatzungsreg<strong>im</strong>es,<br />

das seinen Ausdruck in den heute noch<br />

geltenden 316 Ordonanzen gefunden hat, in seiner<br />

persönlichen Freiheit <strong>im</strong>mer noch auf das<br />

schwerste bedroht.<br />

Die Reichsregierung wird in dem engen Rahmen<br />

<strong>der</strong> ihr belassenen Möglichkeiten zu helfen<br />

versuchen: aber alle Hilfe wird nicht den eigentlichen<br />

Herd <strong>der</strong> Krankheit <strong>im</strong> Westen beseitigen.<br />

Ehe die Besatzungsmächte sich nicht entschließen,<br />

die zwecklose und kulturwidrige Okkupationsarmee<br />

vom deutschen Boden zurückzuziehen, wird<br />

keine Heilung <strong>der</strong> offenen, stet« blutenden<br />

Wunde <strong>im</strong> deutschen Volkskörper möglich sein.<br />

<strong>Evangelische</strong> Eheanbahnung<br />

chen Menschen bisher keine Gelegenheit geboten<br />

war, eine Eheangelegenheit zu finden,<br />

liegt doch auch in diesen das Sehnen nach<br />

dem Glück, das sie selbst empfinden und<br />

an<strong>der</strong>en zuteil werden lassen möchten und<br />

könnten. Gerade unter diesen gibt es viele,<br />

die die beste Eignung zur Ehe, zum Gatten,<br />

Mutter o<strong>der</strong> Vater haben. Gerade diese<br />

würden bei richtiger Wahl sich best<strong>im</strong>mt zu<br />

prächtigen Menschen entwickeln; damit ist<br />

die beste Gewähr für eine glückliche Ehe<br />

gegeben, während sonst diese meistenteils<br />

unverehelicht bleiben und nicht selten die<br />

Sorgen betaater Eltern sink ^l»>->> Kl«s»«


Vermittlungsstelle — wird es den Teilnehmern<br />

ermöglicht, sich über die oben angeführten<br />

Fragen ohne Nennung <strong>der</strong><br />

Namen zu orientieren. Stellen sich <strong>im</strong> Verlaufe<br />

des Briefwechsels Hin<strong>der</strong>nisse irgendwelcher<br />

Art heraus, so kann die Beziehung<br />

gelöst werden, ohne befürchten zu müssen,<br />

daß Indiskretionen vorkommen, da keines<br />

des an<strong>der</strong>n Name o<strong>der</strong> Wohnort bekannt<br />

ist. Als wesentlicher Punkt <strong>der</strong> Bedingungen<br />

ist hervorzuheben, daß die Leitung <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

darauf hinarbeitet, daß vor <strong>der</strong><br />

Verlobung ärztliche Gesundheitszeugnisse und<br />

womöglich auch pfarramtliche Zeugnisse ausgetauscht<br />

werden, wodurch in <strong>der</strong> Ehe so<br />

manches Unglück verhütet werden soll.<br />

Näheren Aufschluß geben die Bedingungen,<br />

gegen 60 Pf. verschlossen in unbedrucktem<br />

Briefumschlag vollkommen diskret auf<br />

Wunsch zugesandt werden. Ein Vorschuß<br />

bzw. eine Provision ist nicht zu entrichten<br />

falls eine Anbahnung zustande kommt. Anschrift:<br />

„Die Burg", München 38, Postfach<br />

4.<br />

Die Pressearbeit des Rheinischen Verbandes des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n<br />

Frauenbundes<br />

Diese Pressearbeit ist dem Wunsche entsprungen,<br />

die einzelnen Ortsgruppen wissen zu lassen, mit<br />

welcher Arbeit man sich <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> in den<br />

Kreisen des D, E. F, beschäftigt, um dadurch<br />

eine llebersicht über die Tätigkeit de« Rheinischen<br />

Verbandes zu gewinnen, Jede Ortsgruppe<br />

sendet regelmäßig die Zeitungsberichte über ihre<br />

Veranstaltungen ein, und so wird durch die<br />

monatlich den Ortsgruppen zurückzusendenden gesammelten<br />

Mitteilungen dieses Ziel erreicht. Die<br />

einzelnen Ortsgruppen empfangen zudem von <strong>der</strong><br />

Arbeit <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Ortsgruppen Anregungen:<br />

Vortragsthemen und Adressen werden durch<br />

die Rundschreiben bekanntgegeben.<br />

Die Vorträge behandelten Fragen: <strong>der</strong> Reform<br />

des Ehescheidungsrechts, de« Gesetzes zur<br />

Bekämpfung <strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten, de«<br />

Reichsschulgesetzc« und <strong>der</strong> Gefährdetenfürsorge.<br />

Mit dem Grenz- und Auslandsdeulschtum befaßten<br />

sich die Vorträge über „Grenz- und Auslandsdeutschtum",<br />

und „Die Erlebnisse <strong>der</strong> Balten<br />

zur Bolschewistenzeit". Einen breiten Raum<br />

nahmen die Vorträge über die Arbeit auf dem<br />

Gebiete <strong>der</strong> Jugendfürsorge und Jugendpflege<br />

ein: „Fürsorgerin und ehrenamtliche Helferin",<br />

„Tageslauf einer Fürsorgerin", „Jugendfürsorge<br />

<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>", „Aus <strong>der</strong> Arbeit des <strong>Evangelische</strong>n<br />

Jugend- und Wohlfahrtsamtes". Verschiedene<br />

Vorträge wurden über die Kriegsschuldlüge<br />

gehalten und über: „<strong>Evangelische</strong> Frau<br />

und Politik" gesprochen, Mit kolonialen Fragen<br />

beschäftigte man sich in den Vorträgen über<br />

„Aufbauarbeit in Argentinien". Frauenarbeit<br />

in den Kolonien, Berichten über die Tätigkeit<br />

des Missionsarztes Dr. Schweitzer, Es gehören<br />

hierher vielleicht auch die Vorträge über „Die<br />

Stellung <strong>der</strong> Frau <strong>im</strong> Orient und Christentum<br />

und Islam". <strong>Das</strong> Wirken <strong>der</strong> weiblichen<br />

Theologin beleuchteten Vorträge über: „Mein<br />

Weg und meine Erfahrungen als Theologin",<br />

„Arbeit <strong>der</strong> theologisch gebildeten Frau in <strong>der</strong><br />

Gemeinde". Berichte über die Tagung <strong>der</strong><br />

evangelischen Arbeiterinnenvereine führte zu<br />

Neilgründungen von Ortsgruppen dieses Verein«.<br />

Vorträge über: „<strong>Das</strong> Leben <strong>der</strong> rheinischen<br />

<strong>Kirche</strong> und <strong>der</strong> deutsch-evangelische <strong>Kirche</strong>nbund",<br />

„Die Agende-Kommission" und „Fragen <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> und ihrer Verfassung" gingen von verschiedenen<br />

Ortsgruppen ein, so über „Die Mitarbeit<br />

<strong>der</strong> Frau in <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong>". Der<br />

Hygiene des Alltag«, <strong>der</strong> häuslichen Gesundheit«-<br />

und Krankenpflege und <strong>der</strong> Besichtigung<br />

<strong>der</strong> rheinischen Liebesanstalten war ein großer<br />

Teil <strong>der</strong> Arbeit verschiedener Ortsgruppen gewidmet.<br />

E« folgten „Gegenwartsfragen <strong>der</strong><br />

Mädchenbildung", „Berufswahl <strong>der</strong> weiblichen<br />

Jugend unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

sozialen Berufe", „Berufsaussichten <strong>der</strong> Gärtnerinnen".<br />

Zeitfragen behandelten die Vorträge<br />

über „Spannung zwischen mo<strong>der</strong>nem Leben und<br />

Christentum", „Die evangelische Liebestätigkeit<br />

<strong>im</strong> Kampf wi<strong>der</strong> Not und Schuld", „Deutsche<br />

Volkskraft und deutsche Familie", „Luther und<br />

Schiller, die Erzieher des deutschen Volkes" und<br />

„Kein Mensch kann ohne Freude sein". Die<br />

seelische und soziale Not <strong>der</strong> Blinden und Er-<br />

fahrungen <strong>der</strong> Blindenfürsorge bildeten da«<br />

Thema de« Vortrage« einer Ortsgruppe.<br />

In Lichtbildvorträgen sprach man über<br />

„<strong>Das</strong> Kind in <strong>der</strong> Kunst", über Ludwig Richters<br />

Bil<strong>der</strong> <strong>im</strong> Rahmen eines Vortrages über<br />

He<strong>im</strong>at und Vaterland, Berichte über allerhand<br />

bunte Abende mit Gesängen, Tänzen,<br />

melodramischen Aufführungen und Schubertfeiern<br />

konnten den Ortsgruppen wertvolle Anregungen<br />

sein, „Schmücke dein He<strong>im</strong>" zeigte<br />

eine Ausstellung guter, billiger Reproduktionen,<br />

Anregungen zur Ausgestaltung von Mütterabenden,<br />

Kleinrentnerfeiern mit Handarbeitsocrkäufen<br />

waren mehrfach zu finden, und einzelne<br />

Ortsgruppen brachten den Lichtbil<strong>der</strong>vortrag<br />

über Elsa Brändström und ihr Werk, auch<br />

sind vier Jahre her, daß die Bibelschule<br />

<strong>im</strong> Martineum zu Witten<br />

ihre Arbeit aufgenommen hat; sie ist organisch<br />

herausgewachsen aus den Aufgaben<br />

des ProvinzialverbandeS für die evangelische<br />

weibliche Jugend Westfalens. Was<br />

sie will, besagt ihr Name. Sie will in die<br />

Bibel hineinführen, aber in wirklicher<br />

Arbeit; sie möchte nicht steckenbleiben in <strong>der</strong><br />

Darbietung des unmittelbar Erbaulichen,<br />

son<strong>der</strong>n hineinführen in die geschichtliche<br />

Offenbarung unseres Gottes, wie wir sie<br />

unter dem Wort Heilsgeschichte verstehen.<br />

Wenn wir sagten, daß die Bibelschule aus<br />

<strong>der</strong> Arbeit des Provinzialverbandes herausgewachsen<br />

ist, so kann gleich hinzugefügt<br />

werden, daß sie auf dem Boden <strong>der</strong> Gemeinde<br />

steht und <strong>der</strong> Gemeinde unserer<br />

Tage dienen möchte. Denn die Leiterinnen<br />

und Helferinnen unserer Vereine, die durch<br />

die kleinen Kurse (Schulungs- und Vertiefungskurse)<br />

hindurchgehen, stehen als freiwillige<br />

Kräfte in <strong>der</strong> Arbeit des Vereins<br />

und damit in <strong>der</strong> Arbeit innerhalb <strong>der</strong> Gemeinde<br />

und geben das, was ihnen geschenkt<br />

wurde, an an<strong>der</strong>e weiter. I^nd wenn in unserer<br />

Zeit <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> zum Ausdruck gebracht<br />

wird, wie wichtig und notwendig<br />

neben dem Gottesdienst eine lebendige, weiterführende<br />

Bibelstunde innerhalb <strong>der</strong> Gemeinde<br />

ist, so muß die Bibelschule ihren<br />

Schülerinnen das Rüstzeug geben, daß sie<br />

<strong>im</strong> heutigen Weltanschauungskampf als in<br />

<strong>der</strong> Bibel gegründete Persönlichkeiten fest<br />

Ida o, Kortzfleisch' und ihre« Wirkens wurde<br />

in einer großangelegten Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

einer Ortsgruppe gedacht.<br />

Hinter dieser großen Zahl von Vorträgen verbirgt<br />

sich viel Arbeit und Schaffenslust. Einheitlich<br />

und geschlossen wird die Arbeit <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

geführt, und sie wirbt um die Mitarbeit<br />

gerade <strong>der</strong> Frauen, denen Charakter und<br />

Willen das Bewußtsein wach erhielten, verantwortlich<br />

zu sein für da« Geschehen ihrer Zeit,<br />

die um <strong>der</strong> Zukunft ihrer Kin<strong>der</strong> willen nicht<br />

den Dingen ihren Lauf lassen, son<strong>der</strong>n nach dem<br />

Maß ihrer Kräfte und in bewußt evangelischem<br />

Verantwortungsgefühl helfen wollen, ihnen die<br />

Richtung zu geben, die sie für unsere Zeit als<br />

gut und heilsam erkannt haben. Schütte.<br />

Die Bibelschule in Witten<br />

und klar ihren 2Veg gehen, als von Gott in<br />

die Gemeinde hineinberufen, bereit zum<br />

Dienst.<br />

In unserer Schule werden aber nicht allein<br />

freiwillige Kräfte weitergebildet, son<strong>der</strong>n e S<br />

werden junge Mädchen berufsmäßig<br />

für den Dienst an <strong>der</strong><br />

Jugend, in <strong>der</strong> Gemeinde und<br />

Inneren Mission geschult. Hiermit<br />

kommt die Schule einem doppelten Bedürfnis<br />

entgegen. Einerseits ist die Nachfrage<br />

nach biblisch ausgebildeten Kräften in<br />

<strong>der</strong> Gemeinde-, Jugendarbeit und in an<strong>der</strong>en<br />

kirchlichen Arbeiten <strong>im</strong> Wachsen, sowohl<br />

von feiten <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde als auch<br />

<strong>der</strong> Inneren Iltisston mit ihren verschiedenen<br />

Bestrebungen und Verbänden, an<strong>der</strong>erseits<br />

wünschen in unserer Zeit junge Mädchen,<br />

die vom Geist des Evangeliums erfaßt<br />

sind, ihre Kräfte in den Dienst <strong>der</strong><br />

Gemeinde o<strong>der</strong> Inneren Mission als Berufsarbeiterinnen<br />

zu stellen, und möchten<br />

für diese Aufgabe ausgerüstet werden. Dies<br />

zu erreichen, ist das Ziel des Lehrgangs.<br />

Der Lehrplan umfaßt folgende Fächer:<br />

In erster Linie Bibelarbeit, die sowohl das<br />

Ganze <strong>der</strong> Heiligen Schrift, als auch einzelne<br />

Bücher des Alten und Neuen Testamentes<br />

<strong>im</strong> beson<strong>der</strong>en einschließt. Dazu<br />

kommt Glaubens- und Sittenlehre, <strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />

und <strong>Kirche</strong>nkunde; Innere und<br />

Aeußere Misston und Religionsgeschichte;<br />

Bürgerkunde; Pädagogik und Psychologie;<br />

Iugendführung, Methodik des ReligionS-


unterrichte« mit Lehrproben und Anleitung<br />

zu Vibelbesprechungen. Auf Einführung in<br />

das Geislesleben und den WeltanschauungSkampf<br />

<strong>der</strong> Gegenwart, in die gesetzlichen und<br />

sozialen Voraussetzungen für dir Arbeit an<br />

<strong>der</strong> Äugend ^^ ^ ^^ Jugendbewegung<br />

wird Wert gelegt. Weiter wird Singen,<br />

Gymnastik und Handfertigkeit betrieben.<br />

Der Lehrgang ist von zweijähriger<br />

Dauer. In das erste Schuljahr wird ein<br />

halbes Jahr Praktikantinnenzeit eingeschaltet.<br />

Im zweiten Schuljahr wird die theoretische<br />

Ausbildung weitergeführt und mit<br />

ie in den letzten Jahren, so fand<br />

ch Heuer in <strong>der</strong> zweiten Woche<br />

nach Ostern eine Freizeit für rheinische<br />

Pfarrer in dem Diakonissenhaus<br />

zu KaiserSwerth statt. Sie brachte<br />

reiche Anregungen und neue Erkenntnis<br />

wohl für alle Teilnehmer wie für die Veranstalter<br />

und Gastgeber. Im Anschluß an<br />

eine Reihe wohldurchdachter Referate kam<br />

es zu fruchtbaren Aussprachen, <strong>der</strong>en gemeinsames<br />

Ergebnis die Feststellung war,<br />

daß Mutterhaus und Gemeinde zusammengehören<br />

und nur in christlicher Zusammenarbeit<br />

dieser beiden Faktoren Diakonie <strong>im</strong><br />

Sinne des großen „Diakonen" geleistet werden<br />

kann.<br />

Zur Einleitung sprach Pastor Graf<br />

v. Lüttichau über „die biblische Begründung<br />

<strong>der</strong> Diakonie". Diakonie gehört<br />

wesentlich mit zum Christentum. Diakonie<br />

ist Christentum, von <strong>der</strong> Seite des praktischen<br />

Glaubens aus gesehen. In diesem<br />

Sinne hat die einseitige Betrachtung des<br />

Christentums als Diakonie ihre Berechtigung.<br />

Pastor Jacob! beleuchtete die MutterhauSdiakonie<br />

in ihrer geschichtlich gewordenen<br />

Gestalt. <strong>Das</strong> Mutterhaus ist Haus<br />

<strong>der</strong> Gemeinde, aus <strong>der</strong> Gemeinde herausgewachsen<br />

und für die Erbauung <strong>der</strong> Gemeinde<br />

da. Es gehört nicht zum Wesen <strong>der</strong><br />

Diakonie, bildet aber seit Fliedner die bisher<br />

noch nicht übertroffene Ausbildungsstätte<br />

für diakonische Betätigung.<br />

In das schwierige Gebiet <strong>der</strong> Fürsorgeerziehung<br />

führte ein Vortrag von Pastor<br />

Bechthold ein, nachdem die drei diesem<br />

Zweck dienenden Häuser besichtigt waren.<br />

Man spricht von einer Krisis in <strong>der</strong> Fürsorgeerziehung.<br />

Sie kommt aus <strong>der</strong> Schwierigkeit<br />

<strong>der</strong> Frage überhaupt, aus <strong>der</strong> noch<br />

mangelhaften Gesetzgebung und aus <strong>der</strong><br />

„mo<strong>der</strong>nen" Geringschätzung je<strong>der</strong> Anstaltsbindung.<br />

Soviel wurde allen Teilnehmern<br />

klar, daß gerade diese Arbeit eine Menge<br />

<strong>der</strong> Abschlußprüfung vor <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nbehorde<br />

beendigt.<br />

Zur Aufnahme ist das Abschlußzeugnis eines<br />

Lyzeums o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ausweis über eine gleichwertige<br />

Vorbildung erfor<strong>der</strong>lich. Für Schülerinnen,<br />

die Lyzeumsabschluß nicht aufzuweisen<br />

haben, läuft darum zur Zeit ein<br />

Vorkursus. Der nächste Hauptkursus beginnt<br />

am 45. Oktober dieses Jahres. Ausführliche<br />

Prospekte und Erteilung von Auskünften<br />

sind von <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong> Schule<br />

Witten, Wideystraße 26, einzufor<strong>der</strong>n.<br />

Pastorenfreizeit in Kaiserswerth<br />

Selbstverleugnung, Weisheit und Frömmigkeit<br />

verlangt, daß hier eben diakonische<br />

Arbeit nötig ist.<br />

lklrchen<br />

hun<strong>der</strong>t<br />

von. i<br />

lLnlVevkoon über 6003ettm<br />

lsel Vorbestellung bis 1-^nl:<br />

^2./- WS. t»i lbanzlelnen. geb.<br />

Zu einer ausgiebigen Aussprache führte <strong>der</strong><br />

Vortrag von Pastor Philipps,<br />

Düsseldorf, über: Unsere heutige evangelische<br />

weibliche Jugend und die MutterhauSdiakonie.<br />

Hinsichtlich des moralischen<br />

ZustandeS sollte man lieber von einer Krisis<br />

als von Verfall reden. Es sind auch sehr<br />

wertvolle Kräfte in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen weiblichen<br />

Jugend lebendig. Ob sie aber zu<br />

Hoffnungen berechtigen, daß nun beson<strong>der</strong>s<br />

aus gebildeten Kreisen junge Nkädchen<br />

den Weg ins Mutterhaus finden, ist sehr<br />

fraglich.<br />

Die Aussprache konnte denn auch<br />

über Anregungen und Wünsche hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> äußerlichen Verhältnisse<br />

<strong>der</strong> Schwestern <strong>im</strong> Mutterhaus und auf<br />

den Stationen kaum hinausgehn. Es wird<br />

<strong>im</strong>mer dabei sein Bewenden haben, daß eine<br />

Diakonisse bereit sein muß, sich in diesen<br />

äußerlichen Fragen den Nest<strong>im</strong>mungen ihres<br />

Mutterhauses unterzuordnen. — Im Anschluß<br />

an die Besichtigung <strong>der</strong> Frauenschule<br />

skizzierte Pastor Balkeden Ausbildungsgang<br />

<strong>der</strong> Wohlfahrtspflegerin und<br />

Pfarrgehilfin. Seine Ausführungen werden<br />

manchem Amtsbru<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Berufsberatung<br />

wertvoll sein.<br />

Die Vormittagsvorträge des letzten Tages:<br />

Was bietet das Mutterhaus <strong>der</strong> Gemeinde?<br />

(Pastor Disselhoff) und: Was<br />

for<strong>der</strong>t die Gemeinde vom Mutterhaus?<br />

(Pastor Verkenkamp, Barmen)<br />

lösten eine Menge Fragen auS, die das<br />

Verhältnis zwischen Mutterhaus und Gemeinde<br />

betreffen. Auch hier zeigte die lebhafte<br />

Aussprache, daß auf beiden Seiten die<br />

Notwendigkeit solcher Tagungen erkannt<br />

wird und daß durch solche Fühlungnahme<br />

Gemeinde und Mutterhaus nur geför<strong>der</strong>t<br />

werden. Es muß allgemein anerkannt werden,<br />

daß das Mutterhaus den Gemeinden<br />

manche Arbeit abn<strong>im</strong>mt, wie z. B. durch<br />

Zuerteilung geeigneter Schwestern, und daß<br />

bei dem Schwesternmangel auch nicht alle<br />

Wünsche <strong>der</strong> Gemeinden berücksichtigt werden<br />

können.<br />

Der letzte Vortrag <strong>der</strong> Tagung behandelte<br />

die Bedeutung <strong>der</strong> Lehrdiakonie für die<br />

evangelische Gemeinde. An <strong>der</strong> Hand reichhaltigen<br />

Materials wies Dir. Mützelfe<br />

l d auf die Gefährdung <strong>der</strong> evangelischen<br />

höheren Schule insbeson<strong>der</strong>e hin. Es liegt<br />

<strong>im</strong> eigensten Interesse <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, <strong>der</strong> Lehrdiakonie<br />

ihr Augenmerk und ihre tatkräftige<br />

Unterstützung zuzuwenden.<br />

Neben diesen Vorträgen wurden den Teilnehmern<br />

durch Führungen wertvolle Einblicke<br />

in die verschiedenen Zweige weiblicher<br />

Diakonie vermittelt. Alles in allem war es<br />

eine reiche Tagung, für die <strong>der</strong> Name Freizeit<br />

allerdings nicht gut paßte. Die Gastfreundschaft<br />

des Kaiserswerther Mutterhauses<br />

und <strong>der</strong> Pfarrhäuser machte die Tage<br />

auch äußerlich angenehm und ließ die Teilnehmer<br />

ein wenig von dem Glück und Frieden<br />

ahnen, die das Mutterhaus dienstbereiten<br />

jungen Menschen zu geben vermag.<br />

Roe<strong>der</strong>, Bendorf.<br />

Wird's nicht in <strong>der</strong> Gemeinde gebessert, so bessere sich selbst, wer es tun will Luch«


<strong>Evangelische</strong>r Volksbildungsdienst für <strong>Rheinland</strong><br />

Rheinische evangelische Büchereiarbeit / Film und Lichtbild / Jugend- und Laienspiel / <strong>Evangelische</strong><br />

Arbeitsgemeinschaft für Rundfunk in <strong>Rheinland</strong> und Westfalen / Volksbildung und ihre Grenzgebiete<br />

^?>le vorliegende Auswahl wurde in ihrer<br />

^"Begrenzung auf 40 Bände zunächst<br />

rein äußerlich best<strong>im</strong>mt durch die Notwendigkeit,<br />

einen best<strong>im</strong>mten Betrag (425 Mark)<br />

nicht zu überschreiten. Sie enthält ausnahmslos<br />

Bücher, die — ohne daß sie aus<br />

bewußt therapeutischer Abzweckung entstanden<br />

sind — als Lesestoff für Kranke<br />

und Genesende beson<strong>der</strong>e Eignung aufweisen.<br />

Die überwiegende Mehrheit <strong>der</strong> Bücher gehört<br />

dem erzählenden Schrifttum an. Bei<br />

<strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> einzelnen Werke wurde<br />

auf gesunden Spannungsreiz <strong>der</strong> Fabel und<br />

Faßlichkeit <strong>der</strong> Gestaltung gesehen. Bevorzugt<br />

wurden Geschichten, in denen echter<br />

Humor (also keine Humoresken, son<strong>der</strong>n<br />

Humor hier als seelische Gesundhaltung gewertet)<br />

schwingt.<br />

Die Abteilung „Erlebtes Leben" bringt<br />

Biographien, die in beson<strong>der</strong>er Weise unsern<br />

Frauen etwas zu sagen haben.<br />

Für die Einschaltung <strong>der</strong> Gruppe III (Besinnliches)<br />

war <strong>der</strong> Gedanke maßgebend, daß<br />

in <strong>der</strong> Stille des Krankenz<strong>im</strong>mers und mehr<br />

noch in den Mußestunden <strong>der</strong> Genesung Gelegenheit<br />

zur Besinnung auf die jenseits des<br />

Alltags liegenden Werte und For<strong>der</strong>ungen<br />

des Lebens gegeben werden sollte. So stellten<br />

wir neben die den nahen Umkreis <strong>der</strong><br />

Frau behandelnden Ehe- und ErziehungSbücher<br />

das in den Kosmos weisende Werk<br />

über die Natur, und, um den Kreis <strong>im</strong><br />

Ewigen zu schließen, das bekannte Iesusbuch<br />

von Walter.<br />

Die Abteilung IV (Bücher zum Betrachten)<br />

bedarf keiner Rechtfertigung. Bücher solcher<br />

Art sollten in keiner Krankenhaus-Bücherei<br />

fehlen.<br />

Berücksichtigt man, daß die erzählenden<br />

Werke mit Einschluß <strong>der</strong> Biographien in<br />

den verschiedensten LebenSkreisen ,spielen",<br />

daß ihre Handlung geographisch durchaus<br />

verschieden orientiert ist, und daß auch die<br />

vertretenen Autoren bei aller Volkstümlichkeit<br />

doch verschiedenen Richtungen <strong>der</strong><br />

literatur-geschichtlichen Entwicklung angehören<br />

— — so erscheint die vorliegende<br />

Auswahl <strong>im</strong> Hinblick auf ihre äußere Begrenzung<br />

als relativ in sich gerundet und<br />

abgeschlossen.<br />

Die Bücherei einer Frauenklinik (Ein Grundstock <strong>im</strong> Entwurf)<br />

Vorschlag für die Bücherei einer Frauen-<br />

W klinik<br />

I. Erzählendes:<br />

Braun, Reinhold: Menschen, die man nicht vergißt<br />

(Oram'en-Verlag), L. 2,50 ^l.<br />

Brigitte, Frau: Mein Viergespann, (Koezle),<br />

geb. 2,50 ^t.<br />

Finckh, L.: Rapunzel (Dtsch. Verlags-Anst.),<br />

L. 4,50 ^»t.<br />

Friedrich, K. I.: 50 Liebesgeschichten, (Ungelenk),<br />

L. 3,— ^l.<br />

Fromme!, E.: Erlebte Geschichten, (Steinkopf),<br />

L. 4,— ^t.<br />

Gaede, H. H.: Von den Wan<strong>der</strong>wegen des<br />

Lebens (Reinhardt, Basel), kart. l,— ^t.<br />

Gillhoff, Ioh.: Iürnjakob Swehn (Dom-Verlag),<br />

geb. 3,80 ^»t.<br />

Hoffmann, E. Th. A.: Meister Martin, <strong>der</strong><br />

Küfer (Koehler H Amelang), 0,80 ^»l.<br />

König, Eberhard: Die Geschichte von <strong>der</strong> silberfarbenen<br />

Wolkeusaumwiese (Matches, Leipzig),<br />

L. 3,— ^»l.<br />

Kyber, Manfred: Unter Tieren (Grethlein H<br />

Co.), L, 5,— ^»t.<br />

h F W<br />

, H<br />

L. 5,20<br />

Lorenz, H.: Die Parlamentarier von Michel.<br />

stedt (Warneck). L. 5,U0 ^»t.<br />

Manz, O.: Deutscher Humor in Auswahl<br />

Dtsch.-Bibl., N.) L. l.<br />

E.uyer, G.: Meine Therese (Wollerma<strong>im</strong>),<br />

^. 4.— ^l.<br />

III. Besinnliche«:<br />

Braun, R.: Die stille Insel. Ein Ehebuch.<br />

(^lüller, Ch,) Hl. 4,Sl) ^»l.<br />

Heitefuß, Clara: Mutter und Kind (Biermanu),<br />

geb. l,SU ^l.<br />

Löhr, W.: Gottes Herrlichkeit in <strong>der</strong> deutschen<br />

Natur (Die Aue), geb. 2,25 ^l.<br />

Walter, H.: Der Meister. Ein mo<strong>der</strong>nes<br />

Iesusbuch (Wolle<strong>im</strong>ann), geb. 3,50 ^l.<br />

IV. Zum Betrachten:<br />

Die schöne He<strong>im</strong>at (Blaue Bücher, Verlag<br />

Langewiesche), kart. 3,30 ^>l.<br />

Nichter, Ludwig: Beschauliches und Erbauliches<br />

(Delphi,,), tart. l,2^ ^t<br />

Schwind, M, o.: Briefe und Bil<strong>der</strong> (Delphin)<br />

tart. on <strong>der</strong><br />

Flamme des Geiste« aufgezehrt ist, und diese<br />

Stunde ist wohl jetzt da, und man erkennt sie<br />

an dem unruhigen Flackern und dem verzweifelten<br />

Ringen <strong>der</strong> Flamme, dann wird Gott ein<br />

wun<strong>der</strong>sames Licht aufleuchten lassen <strong>im</strong><br />

vollen, wohlgewahrten Oellämplein <strong>der</strong> Frauennatur.<br />

Aber viele Frauen haben den mann»<br />

licken Geist eindringen lassen in ihre Laterne,<br />

und er hat ihr Oel entzündet und oiel davon<br />

verzehrt." An dieser Stelle möchten die Ungezählten<br />

wohl einmal innehalten, die Joseph<br />

Wittigs neueste« Buch nicht nur lesen, son<strong>der</strong>n<br />

auch „bewahren" wollen: „Höregott", ein Buch<br />

vom Geiste und vom Glauben (Leopold Klotz,<br />

Gocha 1928). Frauenbewegung' Wir Jüngeren<br />

wissen nur vom Hörensagen, daß e« eine<br />

noch gar nicht lang zurückliegende Zeit gab,<br />

wo man dem weiblichen Intellekt — <strong>im</strong><br />

Durchschnitt die Fähigkeit zum wissenschaftlichen<br />

Studium absprechen zu können glaubte.<br />

Aber war es wirklich ein Mißtrauen gegen<br />

den Intellekt? Der Gedanke allein wäre unsinnig.<br />

Ein an<strong>der</strong>es Empfinden steckt dahinter.<br />

Der Mann, <strong>der</strong> von Berufswegen mit den ungezählten<br />

Erkrankungen des Lebens täglich zu<br />

tun hat, und dessen „Kulturk»eis" sich hüufia<br />

mit dem <strong>der</strong> >m öffentlichen Leben berufstätigen<br />

Frau kreuzt, hat kein Verständnis für die<br />

Behauptung, die man <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> in Frauen-


schriften lesen kann, daß die Frau „mit ihrer<br />

Wärme" den angeblich so kalten Kulturkrei«<br />

de« Manne« überstrahle. Wie <strong>der</strong> Intellekt<br />

kein Reservat des Manne«, so ist die Wärme<br />

kein Reservat <strong>der</strong> Frau, jedenfalls heute nicht<br />

mehr in den Augen des Iüannc«: denn<br />

weiteste Frauenschichten haben — und<br />

da sind wir wie<strong>der</strong> bei Wittig — „ihr Oel<br />

enzündet und viel davon verzehrt".<br />

Aber was hat das mit <strong>der</strong> Frauenbewegung<br />

zu tun? Vor mir liegt da« in demselben Verlage<br />

erschienene Buch <strong>der</strong> Neulandführerin<br />

Guida Diehl: „Deutscher Frauenwille".<br />

Auch wer nicht mit allen seinen<br />

For<strong>der</strong>ungen einiggeht, könnte dieses Buch<br />

dankbar au« <strong>der</strong> Hand legen — dankbar dafür,<br />

daß e« <strong>im</strong> schwellenden Strom <strong>der</strong> Intellektualisierung<br />

und Bürokratisierung <strong>der</strong> Frau zum<br />

Halten, zur Besinnung ruft. Insofern ist<br />

diese« Buch ein Markstein in <strong>der</strong> Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Frauenbewegung, und die Angriffe, die e«<br />

erfährt, dienen vielleicht letzten Endes zu <strong>der</strong>en<br />

Heil.<br />

So ist denn unser Volk tiefgehend interessiert<br />

an dem Kampf um diese« Auch, das nichts<br />

an<strong>der</strong>e« will als die Geschlechter zurückführen<br />

zu ihrer naturgewollten Wesenhaftigkeit, den<br />

verschütteten Instinkt unsere« in eine tiefe, noch<br />

nicht dagewesene innere Not geratenen Volke«<br />

klären. Der Raum gestattet hier nur die<br />

wesentlichsten For<strong>der</strong>ungen de« Buche« und auch<br />

diese nur in Stichworten anzudeuten.<br />

Unmo<strong>der</strong>n, aber darum nicht min<strong>der</strong> wahr, <strong>der</strong><br />

Auegangspunkt: die Familie und ihre Gesundung<br />

al« Ke<strong>im</strong>zelle gesunden Volkstum«.<br />

Daher: alle Frauenerzieher einzustellen auf<br />

die Mütteraufgabe <strong>im</strong> Volksganzen: Mütterschulen,<br />

^Wohnungsbau mit gesun<strong>der</strong> Bodenreform,<br />

Gesundung d?s außerhäuslichen Leben«,<br />

Reinigungen <strong>der</strong> Vergnügungen und de«<br />

Theater« und Kino«; Beteiligung <strong>der</strong> Frauen<br />

an den zuständigen öffentlichen Stellen, Kampf<br />

gegen die Notwendigkeit des Frauenerwerb«.<br />

Umwandlung <strong>der</strong> sozialen Arbeil (Krippe,<br />

Kin<strong>der</strong>garten, Kin<strong>der</strong>he<strong>im</strong> nur anwendbar <strong>im</strong><br />

äußersten Notfall; Sorge für auskömmlichen<br />

Verdienst de« Mannes: Ausbau <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Fürsorge: Familienfürsorge in hauswirtschaftlichen,<br />

gesundheitlichen, erzieherischen^ Fragen:<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Jugend in Spiel, Sport,<br />

Wan<strong>der</strong>n, Ferien: Waldhäuser mit billiger<br />

Verpflegungsmöglichkeit: zeitgemäße Reform<br />

de« Unchelichenrechts), Beseitigung <strong>der</strong> intellektuellen<br />

Üeberlastung in den Lehrplänen unter<br />

starker Betonung de« Deutschen, <strong>der</strong> Geschichte,<br />

Literatur, Seelen-, Natur-, Bürger-, Haushaltkunde,<br />

Wohlfahrtspflege: Zurücktreten de«<br />

Theoretischen, Betonung des praktischen<br />

(Hausdienstjahr): Einschränkung alle« Schematischen:<br />

lebensbezogener Religionsunterricht, auf<br />

den Hochschulen aller Arten Frauendienstjahr<br />

nach dem Abitur, Vermehrung <strong>der</strong> He<strong>im</strong>e und<br />

de« Familienlebens für Studentinnen, Seminarleitung<br />

durch Frauen.<br />

In <strong>der</strong>selben Linie bewegen sich auch die For»<br />

<strong>der</strong>ungen für Gemeinde und Staat (geson<strong>der</strong>ter<br />

weiblicher Gemein<strong>der</strong>at für weibliche Er»<br />

ziehungs-. Schul- und Familienfragen, Krankenpflege,<br />

Wohlfahrt, weibliche Rechtsfragen: ge»<br />

sunoertes weivliches Parlament).<br />

Sollte nicht dein, <strong>der</strong> sich verantwortlich fühlt<br />

für die Ge>undu»g unseres Volkstums, alle« da«<br />

an die Seele greifen/ In weitreichendem Briefwechsel<br />

mit Frauen und Männern, die sich solcher<br />

Mitverantwortung bewußt sind, habe ich<br />

einen Querschnitt aus <strong>der</strong> Voltsmeinung zu ge»<br />

winnen gesucht, und da hat denn ein Satz in<br />

einem Brief beson<strong>der</strong>e Bedeutung gewonnen, <strong>der</strong><br />

lautet: „Es ist so schade, daß bei dem gewal»<br />

tigen Andrängen <strong>der</strong> Front, die allem tiefen,<br />

verantwortungsvollen Denken und Fühlen feind»<br />

lich ist, unsere Frauenwelt die Reihen nicht fester<br />

schließt." So treten denn auch gewichtige St<strong>im</strong>men<br />

<strong>der</strong> Frauenwelt selbst diesem Buch entgegen.<br />

Zum Teil sind e« Einzelheiten, gegen die <strong>der</strong><br />

Angriff sich richtet.<br />

Was soll solcher Kampf nützen? „Was ist<br />

Wahrheit?" Es läßt sich statistilch nicht erfassen,<br />

mathematisch nicht beweisen, ob und inwieweit<br />

unser Volk <strong>im</strong> Nie<strong>der</strong>gang begriffen ist, ob ein<br />

Aufstieg nochmals möglich sein wird. <strong>Das</strong> ist<br />

Sache de« geschichtlich geschärften Blickes in<br />

Verbindung mit einem tiefen Gefühl für da«,<br />

woran es fehlt. Was soll solcher Kampf nützen<br />

in einer Lage unsere« Volkes, die mit ihrer ganzen<br />

Strenge die Zusammenreißung aller Kräfte<br />

for<strong>der</strong>t? Daß in unserem Volte in erschreckendem<br />

Maße die Achtung vor den natürlichen und<br />

sittlichen Grundgesetzen ins Wanken geraten ist,<br />

wem möchte diese Erkenntnis nicht oftmals den<br />

Mut zu nehmen drohen? Ich nenne hier den<br />

Krantzprozeß: gewiß al« Prozeß eine Einzel«<br />

erscheinung: aber sind denn die entsetzlichen<br />

Streiflichter, die er in die trostlosen Abgründe<br />

menschlicher Seele warf, wirklich heute etwa«<br />

Beson<strong>der</strong>e«? Wem e« noch nicht deutlich ge><br />

worden ist, daß alle unsere großen Probleme<br />

und Krisen <strong>der</strong> Nachkriegszeit zurückgehen auf<br />

das eine entscheidende Problem, das Problem<br />

<strong>der</strong> inneren Gesundung unsere« Volk«kör><br />

per«, <strong>der</strong> weiß nicht« vom Schicksal großer<br />

Völker.<br />

Aber gedulden wir uns! Jenseits de« dunklen<br />

Tale«, das die ganze Hohlheit, die ganze sich<br />

oerkrampfende Disharmonie des „mo<strong>der</strong>nen"<br />

Leben« erschreckend offenbart, leuchtet tröstliches<br />

Land. Noch leben, selbst <strong>im</strong> heutigen Deutschland,<br />

zum Dienst am deutschen Volkstum bereite<br />

Menschen, die da aufbegehren gegen all solche»<br />

Zersetzungegcist, die ihn ausbreiten in seiner ganzen<br />

erbärmlichen Nacktheit vor einer tiefer al«<br />

<strong>im</strong> Flugsand dieser Zeit verankerten Gewissenhaftigkeit.<br />

Noch hat <strong>der</strong> männliche Geist nicht<br />

alle« Oel <strong>der</strong> Frauennatur entzündet, noch leuchtet<br />

ein neue« hohe« Ethos, getragen von solchem<br />

Frauenwillen, wie Guida Diehl ihn in ihrem<br />

Buch <strong>der</strong> deutschen Frauenwelt auf die Fahne<br />

geschrieben hat.<br />

Dr. Dr. Dr. Sch<strong>im</strong>melbusch, Emmerich.<br />

Die Zeit, da man die <strong>Kirche</strong> verachtete, ist vorbei. Zeitgötzen zerbrechen. — Der ewige Gott<br />

geht durch unser Volk. Seine <strong>Kirche</strong> darf und muß sich rüsten, wie<strong>der</strong> die Seele unseres<br />

Volkes für da« Evangelium zu erobern. Wir sagen <strong>im</strong> Dienste Jesu Christi, unseres Herrn,<br />

aller mattherzigen Verzagtheit und allem trägen Kleinglauben ab. Zu diesem Kampf und<br />

Sieg bist du berufen.<br />

In Knechtsgestalt war Jesus <strong>der</strong> Herr; auch seine <strong>Kirche</strong> trägt Knechtsgestalt: und auch<br />

deine Gemeinde ist voller Mängel und Fehler. Und doch baute Gott durch sie sein Reich: und<br />

durch sie hat er deinen Glauben geweckt. Darum verachte diese Gemeinde nicht! Du bist selber<br />

einer, <strong>der</strong> es noch nicht ergriffen hat. Hilf <strong>der</strong> Gemeinde, daß sie <strong>im</strong>mer mehr .ein Tempel<br />

des Heiligen Geistes" werde. Darum noch einmal: Du sollst deine Gemeinde liebhaben.<br />

Aus D. Dusse «Unser Dienst an <strong>der</strong> Gemeinde"<br />

Verlag de» <strong>Evangelische</strong>n Preßverbande» für <strong>Rheinland</strong><br />

M Ein Dank an die Wartburggilde<br />

In vielen rheinischen Gemeinden hat die<br />

Wartburggilde unter ihrem Führer<br />

Pfarrer Goehling, Brandenburg, ihre Abend«<br />

feiern zur Freude und Erbauung vieler ab»<br />

gehalten. Heute kommt Pfarrer Goehling mit<br />

einer beson<strong>der</strong>en Bitte: in seiner Arbeiter»<br />

vorortgemeinde Wilhelmshof möchte er ein<br />

dringend notwendiges Gemeindehaus errichten.<br />

Den fehlenden Rest <strong>der</strong> Bausumme sucht<br />

Pfarrer Goehling durch Vortragsarbeit zu<br />

sammeln. Er bietet folgende Vorträge zu<br />

bescheidenem Honorar den Gemeinden an:<br />

1. In Jesu Spulen, Reisebil<strong>der</strong> aus Palästina, mit<br />

Lichtbil<strong>der</strong>n<br />

2. Im Schalten <strong>der</strong> Pyramiden, Reisebil<strong>der</strong> aus Aegypten<br />

mit Lichtbil<strong>der</strong>n<br />

I. Im Land d« 1UN0 Seen, Reisebil<strong>der</strong> aus Finnland,<br />

mit Lichtbil<strong>der</strong>n<br />

4. Als Kurprediger in Italien, vom Gardase« bis Rom,<br />

mit Lichtbil<strong>der</strong>n<br />

6. Auf Predigtreisen durch Österreich, von Salzburg über<br />

Wien, G»az und Kärnten, mit Lichtbil<strong>der</strong>n<br />

6. Da« llhristusbilo in <strong>der</strong> neueren deutschen Kunst,<br />

mit Lichtbil<strong>der</strong>n<br />

7. Di« Gleichnisse Jesu in <strong>der</strong> Kunst Eugen Nurnand«,<br />

mit Lichtbil<strong>der</strong>n<br />

8. Zehn frieden«, und Kriegsjahre (i«li—


trage <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>» als solchen. In solchen<br />

Fällen haben unsere <strong>Kirche</strong>nbehörden entschieden<br />

abzurücken und nicht, wie es be<strong>im</strong> Luthersilm<br />

geschah, gutgemeinten Vorspann zu leisten, <strong>Kirche</strong>nbehörde»<br />

müssen wissen, daß sie nicht in allen<br />

Fragen fachmännische? Urteil haben: ste müssen<br />

sich bei ihrer Urteilsbildung auf unsere Speziali,<br />

sten — auch für den Film haben wir sehr wohl<br />

solche — verlassen, 2a« Durcheinan<strong>der</strong> auf dem<br />

Gebiet evangelischer Filmp7vduktion, soweit man<br />

euphemistisch überhaupt von einer solchen sprechen<br />

will, ist so groß, daß solche Exper<strong>im</strong>ente,<br />

wie <strong>der</strong> Lutherfilm eines war, uns vor<strong>der</strong>hand<br />

erspart werden müssen.<br />

Wir müssen ferner künftighin den Mut haben,<br />

gegen unterwertige Filmproduktion auch dann<br />

Front zu machen, wen» <strong>der</strong> in Frage siehende<br />

Film ein un» wertvolles Thema — in diesem<br />

Fall Luther — behandelt. Nur wessen des<br />

„evangeliscnen Stoffes" eines Filmes die not»<br />

wendige Kritik zu unterlassen, brinqt unsere<br />

Filmarbeit in eine unmögliche Lage, Es bestand<br />

in <strong>der</strong> ernsten Filmkritik fein Zweifel, daß <strong>der</strong><br />

Lutherfilm unterwertig war. Was spürte man<br />

in ihm von <strong>der</strong> heutigen großen Kunst des Filnw,<br />

die dieser sich endlich <strong>im</strong> Gestalten von Seelischem<br />

errungen hat? Dieser Lutherfilm hat durch sein<br />

oeräußerlichende« Tamtam <strong>im</strong> evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong>nvolk höchst betrübenden Schaden angerichtet.<br />

Wie man Seelisches und wie man<br />

Episches <strong>im</strong> Film sichtbar werden läßt, das zeigen<br />

uns Filme wie die <strong>der</strong> „Jungfrau Johanna"<br />

und „Sturm über Asten", Ganz davon zu schwel'<br />

gen, daß Filmregie ,,nd Aufnahmckamera be<strong>im</strong><br />

Lutherfilm sich in höchst traditionellen Hände»<br />

befanden. Für uns bedeutet Filmarbeit ein<br />

Stück Volksbildungsarbeit, Volksbildunqsarbeit<br />

kann man nur mit einem guten Gewissen<br />

treibe». Diese» Lutherfüm gegenüber aber<br />

hatte man <strong>im</strong>mer da« schlechte Gewissen,<br />

daß wir wegen <strong>der</strong> Vokabel Luther mit<br />

einem filmischen Versager paktierte».<br />

Nenn wir in unsere Gemeinden mit Filmarbcit<br />

gehen, dann gehört ihnen qualitativ da« Aller»<br />

beste. S.<br />

Spielberatung<br />

Spiele <strong>im</strong> Freien zur Maien» und Sommerzeit<br />

M a i e n s p i e l, Nach deutschen Volkslie<strong>der</strong>n<br />

und Volksbräuche» zusammengestellt von Karl<br />

Plenzat, Erich-Matthes-Verlaa,, Leipzig,<br />

Preis < Mark.<br />

Mit dem Winter kämpft <strong>der</strong> Frühling um den<br />

endlichen Sieg, An<strong>der</strong>e Gewalten greifen ein<br />

in das Ringe», und auch <strong>der</strong> A?ensch wird ein«<br />

bezogen in das jährliche Neuwun<strong>der</strong> lenzlichcr<br />

Gnade, — Trotz <strong>der</strong> allegorischen Handlung ein<br />

gesundes, echte« Laienspiel, größere» und nicht<br />

mehr ganz ungeübten Spielscharen zu empfehlen,<br />

— Es erfor<strong>der</strong>t mindesten« zwanzig Jugendliche<br />

und reichlich ebensoviel Kin<strong>der</strong>, dazu<br />

ein innerlich „mitgehendes" Publikum, — Spiel»<br />

dauer ^ Stunden,<br />

Der Geisterkönig, Ein Märchenspiel von<br />

3i. Bu » zins ? i. Erich-Matthes-Verlaa,<br />

Leipzig. Preis 4 Mark,<br />

Die Natur ist hier nicht, wie <strong>im</strong> vorigen<br />

Werk, allegorisch lebendig gemacht, son<strong>der</strong>n s!e<br />

erscheint in dem Transparent de« Märck^ns,<br />

Die Freude am sommerlichen <strong>Das</strong>ein in Wald<br />

und Alur gewinnt ihren Refler am Treiben<br />

<strong>der</strong> Schrate und Visen. — Tüchtige Laienspieler<br />

werden eine Nie<strong>der</strong>gabe des Spieles<br />

vor dem Abgleiten ins Kitschige zu bewahren<br />

wissen und dann Freude daran haben und damit<br />

bereiten, — Rollen: 8 männliche, 3 weibliche,<br />

Kin<strong>der</strong>, — Spieldauer 54 Stunde,<br />

S i e b e n s ch ö n, Ein Maienspiel von M.<br />

K ü h I m a n ». Grcifenoerlag, Rudolstadt,<br />

Preis 4,50 Mark,<br />

Da« zarte N?ärchc» au« nachgr<strong>im</strong>mscher Zeit<br />

ist hier in sommerlichen Nahmen gestellt,<br />

Spielgruppen sollten sich an <strong>der</strong> hier vorliegenden<br />

leichten Fassung versuchen, sofern sie<br />

Du sollst den Besitz <strong>der</strong> Gemeinde an äußeren Gütern verwalten helfen. Ohne feste Regelung<br />

dieser äußerlichen Güter kann kein Gemcindeleben bestehen. Unser Gott ist auch <strong>im</strong> Gemeindeleben<br />

nicht ein Gott <strong>der</strong> Unordnung, son<strong>der</strong>n de« Frieden«. Wer <strong>Kirche</strong>nsteuer und Geldausgaben<br />

und äußere Ordnungen mit rechtem Geist berät und verwaltet, dient auch Gott. Du sollst<br />

da« überkommene <strong>Kirche</strong>ngut wahren und sollst auch an die Zukunft deiner Gemeinde denken.<br />

Darum mußt du auch wissen, welche Pflichten und Rechte die <strong>Kirche</strong>nordnung dir gibt.<br />

Die Arbeit für Gottc« Reich und seine Gemeinde ist <strong>im</strong>mer eine Ehre und nie etwa« zu Geringe«.<br />

Au« „Kleinigkeiten' baut sich dein Leben auf, auch da« Leben deiner Gemeinde. Auch<br />

die kleinen Pflichten sind — Pflichten. Dein Herz darf sich freuen, wenn du den Altar schmücken<br />

und die „schönen Gottesdienste des Herrn" bereiten hilfst. Und du brauchst dich nicht zu schämen,<br />

an <strong>der</strong> Tür <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> o<strong>der</strong> in den Häusern die Gaben für die Armen und die Werke <strong>der</strong><br />

rettenden Liebe zu sammeln. O<strong>der</strong> — schämst du dich des Evangeliums?<br />

Freude daran haben, die alte ewig junge Gelchichte<br />

von dem Königssproß und dem Dorfkind<br />

lebendig werde» zu lassen. — 50 männliche,<br />

7 weibliche Rollen, Kumpanei. —<br />

Spieldauer: ^l Stunde.<br />

Reifere Spiclscharcn sollten jedoch lieber zu<br />

dem gleichnamigen Spiel von Lisa Tetzner<br />

greifen, das künstlerisch unvergleichlich wertvoller<br />

ist. Es enthält 4 5 männliche, 4< weibliche<br />

Rollen, dazu Kumpanei, und dauert etwa<br />

4 Stunde, Es erschien in <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong><br />

Iüünchener Laienspiele,<br />

Die verschlossene Pforte. Ei» Mysterienspiel<br />

von Elisabeth van Randenbor<br />

g h.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Kirche</strong>njahr, Weihespiel für evangelische<br />

Gemeinde», Vo» Emma Lehn,<br />

Zum Jubilate wird je<strong>der</strong> Tag, auf dem <strong>der</strong><br />

Arbeit Segen lag. Ein Festabend mit dem<br />

Spiel „B arbara U t t m a n n" von M.<br />

Möller.<br />

Der Burckhardthaus-Vcrlag Berlin-Dahlem<br />

bringt die drei vorstehend aufgeführten Sviele<br />

auf »en Markt. Künstlerisch und stofflich<br />

wertvoll, kommen die ersten beiden lei<strong>der</strong><br />

wegen formaler Schwierigkeiten für normale<br />

Verhältnisse kaum in Betracht. <strong>Das</strong> Mysterium<br />

gibt einen Vertikalschnitt durch<br />

glückhaftes und notoolles Frauenerleben <strong>im</strong><br />

Reigen <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te. Eva und Maria,<br />

Alte« und Neues Testament finden ihre Nachfahrinnen<br />

über Aebtisst» und Nonne bis in die<br />

evangelische Gegenwart, Aus allem bewegten<br />

(inneren) Geschehen leuchtet die Liebes- und<br />

Leidenskraft reinen FraKcntums hervor, und<br />

in einem Schlußbild wird Erlösunnssehnen und<br />

-hoffen lebensvoll gestaltet, — Ei»e Aufführung<br />

setzt eine» größeren Kreis junger geschulter<br />

Spielerinnen voraus, die dem Technischen<br />

<strong>der</strong> Gestaltung so gewachsen sind, daß<br />

es hinter dem seelischen Moment wesenlos<br />

wird, — Die« gilt in noch stärkerem Maße<br />

von dem zweiten Werk, da« mit großem Aufwand<br />

die steigende» und fallenden Kraftlinie»<br />

unsere« evangelischen <strong>Kirche</strong>njahre« am<br />

wechselnden Auftreten geschichtlich-sinnbildlicher<br />

Gestalten veranschaulicht. <strong>Das</strong> al» Laienspiel<br />

gedachte Werk rag» stark in die Gattung <strong>der</strong><br />

Beweaungschöre hinein. ^Mindestens für die<br />

Spielleiter erscheinen Fachkenntnisse in Rhythmik<br />

und Chorrcgie unerläßlich, Unter dieser<br />

Voraussetzung kann da« Werk eine Sendung<br />

erfüllen, indem es neuer Erkenntnis <strong>der</strong> Bc><br />

deutunq unsere« <strong>Kirche</strong>njahre« Bahn bricht,<br />

— Die Aufführung verlangt, außer guten<br />

musikalischen Kräften, etwa 430 Spieler und<br />

Ehorglie<strong>der</strong>,<br />

Nur da« letzte <strong>der</strong> drei Spiele, die „Barbara<br />

Uttman»" dürfte vor<strong>der</strong>hand in weiteren<br />

Kreisen zur Wie<strong>der</strong>gabe gelangen. In schlichter<br />

Weise weiß es von <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong><br />

Spitzenklöppelei <strong>im</strong> Erzgebirge zu erzählen<br />

und dieses einfache Geschehen zu umfassen<strong>der</strong>em<br />

Aus D.Dusse „Unser Dienst an <strong>der</strong> Gemeinde"<br />

V ü r l n g des Vvnnglli Ichen Pr eßvülbandes füi <strong>Rheinland</strong><br />

Gehalt zu weiten, —


trage <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n als solchen. In solchen<br />

Fällen haben unsere <strong>Kirche</strong>nbehörden entschieden<br />

abzurücken und nicht, wie es be<strong>im</strong> Lutherfilm<br />

geschah, gutgemeinten Vorspann zu leisten, <strong>Kirche</strong>nbehörden<br />

müssen wissen, daß sie nicht in allen<br />

Fragen fachmännisches Urteil haben: sie müssen<br />

sich bei ihrer Urteilsbildiing auf unsere Spezialisten<br />

— auch für den Film haben wir sehr wohl<br />

solche — verlassen. <strong>Das</strong> Durcheinan<strong>der</strong> auf dem<br />

Gebiet evangelischer Filmproduktion, soweit man<br />

euphemistisch überhaupt von einer solchen spre»<br />

chen will, ist so groß, daß solche Erper<strong>im</strong>ente,<br />

wie <strong>der</strong> Lutherfilm eines war, uns vor<strong>der</strong>hand<br />

erspart werden müssen.<br />

Wir müssen ferner künftighin den Mut haben,<br />

gegen unterwertige Filmproduktion auch dann<br />

Front zu machen, wenn <strong>der</strong> in Frage stehs"'"<br />

Film ein uns wertvolles Thema — in die<br />

Fall Luther — behandelt. Nur wegen<br />

„evangelischen Stoffes" eines Filmes die<br />

wendige Kritik zu unterlassen, bringt un<br />

Filmarbeit in eine unmögliche Lage. Es bcf!<br />

in <strong>der</strong> ernsten Filmkritik kein Zweifel, daß<br />

Lutherfilm unterwertig war. Was spürte i<br />

in ihm von <strong>der</strong> heutigen großen Kunst des Fil<br />

die dieser sich endlich <strong>im</strong> Gestalten von Seelisc<br />

errungen hat? Dieser Lutherfilm hat durch<br />

Veräußerlichende« Tamtam <strong>im</strong> eoangelis,<br />

<strong>Kirche</strong>noolr höchst betrübenden Schaden a<br />

richtet. Wie man Seelisches und wie ,<br />

Epische« <strong>im</strong> Film sichtbar werden läßt, das<br />

gen un« Filme wie die <strong>der</strong> „Jungfrau Iohan<br />

und „Sturm über Asien". Ganz davon zu sch,<br />

gen, daß Filmregie und Aufnahmekamera b<br />

Lutherfilm sich in höchst traditionellen Här<br />

befanden. Für uns bedeutet Filmarbeit<br />

Stück Volksbildungsarbeit. Volksbildungsar<br />

kann man nur mit einem guten Gewi<br />

treiben. Diesen Lutherfilm gegenüber c<br />

hatte man <strong>im</strong>mer da« schlechte Gewis<br />

daß wir wegen <strong>der</strong> Vokabel Luther<br />

einem filmischen Versager paktier<br />

Wenn wir in unsere Gemeinden mit Filmar<br />

gehen, dann gehört ihnen qualitativ das 2l><br />

beste.<br />

M Spielbrratu<br />

Spiele <strong>im</strong> Freien zur Maien- und Sommer<br />

Maien spiel. Nach deutschen Volkslied<br />

und Volksbräuchen zusammengestellt von K<br />

Plenzat. Erich-Matthes-'Verlag, Leip<br />

Preis < Mark.<br />

Mit dem Winter kämpft <strong>der</strong> Frühling um<br />

endlichen Sieg. An<strong>der</strong>e Gewalten greifen<br />

in da,« Ringen, und auch <strong>der</strong> Mensch wird<br />

bezogen in das jährliche Neuwun<strong>der</strong> lenzln<br />

Gnade. — Trotz <strong>der</strong> allegorischen Handlung<br />

gesundes, echte« Laienspiel, größeren und n<br />

mehr ganz ungeübten Spielscharen zu empj<br />

len. — Es erfor<strong>der</strong>t mindestens zwanzig '<br />

gendliche und reichlich ebensoviel Kin<strong>der</strong>, d<br />

ein innerlich „mitgehendes" Publikum. — Sp<br />

dauer Z< Stunden.<br />

Der Geisterköni g. Ein Märchenspiel ,<br />

R. Budzins ? i. Erich-Matthes-Ver><br />

Leipzig. Preis < Mark.<br />

Die Natur ist hier nicht, wie <strong>im</strong> vor<br />

^,r^7 allegorisch lebendig gemacht, son<strong>der</strong>n<br />

erscheint in dem Transparent des Märchens.<br />

Die Freude am sommerlichen <strong>Das</strong>ein in Wald<br />

und Flur gewinnt ihren Reflex am Treiben<br />

<strong>der</strong> Schrate und Elsen. — Tüchtige Laienspieler<br />

werden eine Wie<strong>der</strong>gabe des Spieles<br />

vor dem Abgleiten in« Kitschige zu bewahren<br />

wissen und dann Freude daran haben und damit<br />

bereiten, — Rollen: 8 männliche, 3 weibliche.<br />

Kin<strong>der</strong>. — Spieldauer 56 Stunde.<br />

Sieben schön. Ein Maienspiel von M.<br />

K ü h l m a n n. Greifenverlag, Nudolstadt.<br />

Preis t,50 Mark.<br />

<strong>Das</strong> zarte Märchen aus nachgr<strong>im</strong>mscher Zeit<br />

ist hier in sommerlichen Rahmen gestellt.<br />

Spielgruppen sollten sich an <strong>der</strong> hier vorliegenden<br />

leichten Fassung versuchen, sofern sie<br />

Du sollst den Nesitz'<strong>der</strong> Gemeinde an äußeren Gütern verwalten helfen. Ohne feste Regelung<br />

dieser äußerlichen Güter kann kein Gemeindeleben bestehen. Unser Gott ist auch <strong>im</strong> Gemeindelcben<br />

nicht ein Gott <strong>der</strong> Unordnung, son<strong>der</strong>n des Friedens. Wer <strong>Kirche</strong>nsteuer und Geldausqaben<br />

und äußere Ordnungen mit rechtem Geist berät und verwaltet, dient auch Gott. Du sollst<br />

das überkommene <strong>Kirche</strong>ngut wahren und sollst auch an die Zukunft deiner Gemeinde denken.<br />

Darum mußt du auch wissen, welche Pflichten und Rechte die Kirchcnordnung dir gibt.<br />

Die Arbeit für Gottes Reich und seine Gemeinde ist <strong>im</strong>mer eine Ehre und nie etwas zu Geringes.<br />

Aus „Kleinigkeiten" baut sich dein Leben auf, auch das Leben deiner Gemeinde. Auch<br />

die kleinen Pflichten sind — Pflichten. Dein Herz darf sich freuen, wenn du den Altar schmücken<br />

und die „schönen Gottesdienste de« Herrn" bereiten hilfst. Und du brauchst dich nicht zu schämen,<br />

an <strong>der</strong> Tür <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> o<strong>der</strong> in den Häusern die Gaben für die Armen und die Werke <strong>der</strong><br />

rettenden Liebe zu sammeln. O<strong>der</strong> — schämst du dich des Evangelium«?<br />

gedachte Werk ragt stark in die Gattung <strong>der</strong><br />

Bewegungschöre hinein. Mindestens für die<br />

Spielleiter erscheinen Fachkenntnisse in Rhythmik<br />

und Chorregie unerläßlich. Unter dieser<br />

Voraussetzung kann das Werk eine Sendung<br />

erfüllen, indem es neuer Erkenntnis <strong>der</strong> Bedeutung<br />

unseres <strong>Kirche</strong>njahres Bahn bricht,<br />

— Die Aufführung verlangt, außer guten<br />

musikalischen Kräften, etwa »«..i»l»»>><br />

Handlung erfor<strong>der</strong>t einmaligen Szenenwechsel:<br />

Akt I spielt in einem Speyrer Bürgerhause,<br />

die folgenden Akte haben den Nathofplah zum<br />

Schauplatz, — <strong>Das</strong> dem Büchlein beigegebene<br />

Vild <strong>der</strong> Protestation (nach einem alten Stich),<br />

bietet für die Kostümierung gewisse Fingerzeige.<br />

— Spieldauer gegen 2 Stunden.<br />

M Ein Marterl<br />

Wir haben die Pflicht, für einen evangelischen<br />

Iugendpfarrer ein Marterl aufzurichten an<br />

<strong>der</strong> Stelle, wo er be<strong>im</strong> ungewohnten Versuch,<br />

Büchereiarbeit zu treiben, literarisch so klaftertief<br />

abgestürzt ist, daß mit seinem Wie<strong>der</strong>kommen<br />

auf diesem Betätigungsfeld gewiß nicht<br />

mehr gerechnet zu werden braucht.<br />

55


56<br />

Versendet da ein Provinzialkirchliches Iugendpfarramt<br />

— wir wollen seine geographische<br />

Lage schonend verschweigen, — ein Son<strong>der</strong>angebot<br />

von Büchern, die doch — was gingen<br />

sie sonst ein Iugendpfarramt an! — für Iugendbüchereien<br />

best<strong>im</strong>mt sein sollen. Wir wischten<br />

uns aber einige Male die Augen zum<br />

besseren Sehen, als wir da Folgende« lasen:<br />

Die besten Romane <strong>der</strong> Welt»<br />

literatur!<br />

Roda Roda: Der Schnap«, <strong>der</strong> Rauchtabak<br />

<strong>im</strong>d die verfluchte Liebe.<br />

Zola: Die Sünde des Abt>6 Mouret.<br />

Zola: Nana<br />

usw.<br />

„<strong>Kirche</strong> und Industrieoerhältnisse"<br />

ist <strong>der</strong> Titel eines Merkblattes, da« die hierfür<br />

vorgesehene Abteilung des christlichen Sozialdienstes<br />

<strong>der</strong> anglikanischen <strong>Kirche</strong> in ITew<br />

Aork herausgegeben hat. Es umceißt die<br />

Entwickelung dieser <strong>Kirche</strong>narbeit in Amerika<br />

und England und schlägt da« folgende, auch<br />

für unsere Verhältnisse <strong>der</strong> Beachtung und Erörterung<br />

werte Programm vor, da« in Heft 3<br />

0er „Inneren Mission" mitgeteilt wird:<br />

Man bedenke: „Der Schnaps, <strong>der</strong> Rauchtabak<br />

»nd die verfluchte Liebe — unter besten Romanen<br />

<strong>der</strong> Weltliteratur! hm, hm!<br />

Schön ist auch die Anpreisung von Boccac»<br />

cio « Werken — für eine evangelische Jugend»<br />

bücherei! Nie<strong>der</strong> nur: hm, hm!<br />

Eduard Engel schreibt in seinem neuesten<br />

Werk über die Weltliteratur von Zola, dem<br />

von dem <strong>Evangelische</strong>n Iugendpfarrer mehrfach<br />

angepriesenen: „Gewiß for<strong>der</strong>t es nicht geringe<br />

Kunst, da« Leben einer ausgelernten Dirne wie<br />

3tana echt bis zum Ekel darzustellen: warum<br />

aber soll <strong>der</strong> Leser Genuß finden an einem<br />

Kunstwerk mit <strong>der</strong> eingebenden Schil<strong>der</strong>ung<br />

eines solchen Geschöpfes, dem er <strong>im</strong> Leben aus<br />

t Die <strong>Kirche</strong> soll durch ihre Abteilung für<br />

Industrieoerhältnisse ein Programm ständiger<br />

Untersuchung <strong>der</strong> Grundprobleme mo<strong>der</strong>ner Industrieoerhältnisse<br />

durchführen: sie soll den<br />

Geistlichen und Laien, die mit diesen Fragen<br />

zu tun haben, Führerdienste und Rat vermitteln.<br />

2. Jede« Theologenseminar soll ersucht werden,<br />

einen o<strong>der</strong> mehrere Kurse über industrielle<br />

Fragen als einen Teil des studentischen<br />

Unterricht« einzuführen.<br />

dem Wege gehen würde? Darüber, daß <strong>der</strong><br />

ungeheure Welterfolg <strong>der</strong> Zolaschen Romane zu<br />

einem sehr großen Teil auf <strong>der</strong> Betonung des<br />

Geschlechtlichen beruhte, hat nie ein Zweifel<br />

bestanden."<br />

Wir unsererseits möchten diesen Iugendpfarrer<br />

fragen: Warum soll unsere evangelische<br />

Jugend nach Ihrem Urteil gerade Genuß<br />

finden an Zola und Noccarcio?<br />

Bei dieser Tat de« Kandidaten Iobse«<br />

Entstand ein allgemeine« Schütteln des Kopses.<br />

Etwas größere Verantwortung haben wir doch<br />

bei evangelischer Büchereiarbeit walten zu lassen!<br />

S.<br />

In Dortmund wurden kürzlich wegen<br />

<strong>der</strong> Eingemeindung zwei NlagistratS-<br />

schulratsstellen geschaffen, eine katho»<br />

tische und eine evangelische. Die ka-<br />

tholische Stelle nahm selbstverständlich<br />

das Zentrum für sich in Anspruch,<br />

die an<strong>der</strong>e ebenso selbstverständlich die<br />

Sozialdemokratie, denn sie hatte einen<br />

evangelischen Bewerber in Gestalt ihres<br />

Stadtverordneten Rektor D. zur Hand.<br />

Der gewählte Nlagistratsschulrat siel<br />

aber einem Straßenunfall zum Opfer.<br />

Bei <strong>der</strong> Beisetzung war die evangelische<br />

Geistlichkeit ausgeschlossen; auf Druck<br />

<strong>der</strong> Partei hat die Familie den eoan»<br />

gelischen Pfarrer nicht gewünscht.<br />

Also <strong>der</strong> ausdrücklich als eoan»<br />

gelisch gewählte Schulrat darf<br />

vier V3ochen nach <strong>der</strong> N3ahl<br />

von <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />

nicht bestattet werden!!<br />

Soziale Arbeit<br />

3. Die <strong>Kirche</strong> soll ihre Gemeindearbeit bezgl.<br />

<strong>der</strong> Industrieverhältnissl durch die Abteilung<br />

für Christlichen Sozialdienst stärken, stützen<br />

und anregen: ihre Unterabteilung für Industrieoerhältnisse<br />

wird eine Vermittlung«instanz<br />

(elsalinss liouzß) für Nachrichten und<br />

Ratschläge zu sein suchen.<br />

4 Für die Geistlichen <strong>der</strong> verschiedenen Landes»<br />

teile sollen eine Reihe von Industrieinstituten<br />

o<strong>der</strong> Sommerschulen eingerichtet werden und<br />

in Verbindung mit einigen anerkannten Ein-


Versendet da ein Provinzialkirchliche« Iugendpfarramt<br />

— wir wollen seine geographische<br />

Lage schonend verschweigen, — ein Son<strong>der</strong>angebot<br />

oo» Büchern, die doch — was gingen<br />

sie sonst ein Jugendpfarramt an! — für Iugendbüchereien<br />

best<strong>im</strong>mt sein sollen. Wir wischten<br />

uns aber einige Male die Äugen zum<br />

besseren 'Sehen, als wir da folgende« lasen:<br />

Die besten Romane <strong>der</strong> Weltliteratur!<br />

Roda Roda: Der Schnaps, <strong>der</strong> Rauch»<br />

tabak nnd die verfluchte Liebe,<br />

Zola: Die Sünde de« Abbs Mouret.<br />

Zola: Nana<br />

usw.<br />

Man bedenke: „Der Schnaps, <strong>der</strong> Rauchtabak<br />

nnd die verfluchte Liebe — unter besten Romanen<br />

<strong>der</strong> Weltliteratur! hm, hm!<br />

Schön ist auch die Anpreisung von Boccar»<br />

cios Werken — für eine evangelische Jugendbücherei!<br />

Wie<strong>der</strong> nur: hni, hm!<br />

Eduard Engel schreibt in seinem neuesten<br />

Wer? über die Weltliteratur von Zola, dem<br />

von dem <strong>Evangelische</strong>n Jugendpfarrer mehrfach<br />

angepriesenen: „Gewiß for<strong>der</strong>t es nicht geringe<br />

Kunst, da« Leben einer ausgelernten Dirne wie<br />

Nana echt bis zum Ekel darzustellen; warum<br />

aber soll <strong>der</strong> Leser Genuß finden an einem<br />

Kunstwerk mit <strong>der</strong> eingebenden Schil<strong>der</strong>ung<br />

eine« solchen Geschöpfes, dem er <strong>im</strong> Leben au«<br />

<strong>Das</strong> Haus aller Häuser<br />

Sprech-Oratorium von Alfred Graf / Verlag L. Spindler H Co., Nürnberg<br />

Sprechchöre hatten von jeher den Sinn, gegenüber<br />

den, <strong>im</strong>mer irgendwie persönlich best<strong>im</strong>mten<br />

Gedankengut eine« Einzel Vortrag«<br />

den Gedanken <strong>der</strong> Gemeinschaft, das „W i r"-<br />

Erleben auszudrücken. So ist e» mehr al«<br />

Mode, wenn in unseren Tagen best<strong>im</strong>mte soziale<br />

Bewegungen sich de» Sprechchore« bedienen,<br />

um einerseits in eindrucksvoller Weise von<br />

ihrer inneren Geschlossenheit zu zeugen, an<strong>der</strong>erseits<br />

zugleich eine mitreißende Werbekraft zu<br />

betätigen. Die evangelische <strong>Kirche</strong> sollte an<br />

dieser Erkenntnis nicht vorübergehen, Gemeinde<br />

und Gemeinschaft religiöser Art<br />

haben, und zwar ganz beson<strong>der</strong>« auf protestantischem<br />

Boden, <strong>im</strong>mer schon <strong>im</strong> gemeinsamen<br />

Gesang zeugende und werbende Kraft b«><br />

wiesen, lind auch da« gemeinsam gesprochene<br />

Wort, zumal <strong>im</strong> Gebet, ist uns <strong>Evangelische</strong>n<br />

nicht ganz fremd. Welche Bereicherung für<br />

alle« liturgische Leben, insbeson<strong>der</strong>e aber<br />

welche Verstärkung <strong>der</strong> inneren Wirkung«macht<br />

unserer großen Feste und Tagungen, wenn<br />

da» Vhorsprechen als Echo und Bekenntnis<br />

<strong>der</strong> Gemeinde in den Rahmen <strong>der</strong> Veranstaltungen<br />

einbezogen wird, Sprechchöre sollten<br />

sich daher in absehbarer Zeit in allen größeren<br />

Kirchgemeinden bilden, sobald die nötigen Voraussetzungen<br />

(Leiter) erfüllt sind. Für unsere<br />

Jugendvereine entsteht hier ein reiches Feld<br />

hingebenden Dienste«,<br />

Sind wir <strong>Evangelische</strong> auch weniger um<br />

gute Sprechchorterte verlegen, als etwa die<br />

„Freidenker", vor denen wir viele unmittelbar<br />

zur chorischen Darbietung geeignete Bibelterte<br />

(Psalmen) voraus haben, so besteht doch<br />

ein große» Bedürfnis nach guten, au« <strong>der</strong><br />

Geistigkeit unserer Tage heraus gestalteten<br />

Welken für den Sprechchor, <strong>Das</strong> Eprechchororatorium<br />

von Alfred Graf, dem Leiter<br />

<strong>der</strong> Nürnberger RundfunksenLestelle, scheint<br />

berufen zn sein, hier ale Urbild des evangelischen<br />

Sprechchorwerke« in die Lücke zu<br />

56<br />

M „<strong>Kirche</strong> und Industrieverhältnisse"<br />

ist <strong>der</strong> Titel eine« Merkblattes, da« die hierfür<br />

vorgesehene Abteilung de« christlichen Eozialdienste«<br />

<strong>der</strong> anglikanischen <strong>Kirche</strong> in New<br />

Jork herausgegeben hat, E« umreißt die<br />

Entwlckelung dieser <strong>Kirche</strong>narbeit in Amerika<br />

und England und schlägt da« folgende, auch<br />

für unsere Verhältnisse <strong>der</strong> Beachtung und Erörterung<br />

werte Programm vor, das in Heft 3<br />

<strong>der</strong> „Inneren Mission" mitgeteilt wird:<br />

treten, Bezeichnen<strong>der</strong> Weise verdankt es<br />

seine Entstehung dem äußeren Anlaß einer<br />

evangelischen Kirchweihe zu Nürnberg, Da<br />

aber ein Dichter dieses Festchorwerk schrieb,<br />

wird es über die Nürnberger Uraufführung<br />

hinaus seinen Platz in <strong>der</strong> Sprechchorliteratur<br />

behaupten.<br />

Da« Hau« aller Häuser! Ein Gotteshaus?<br />

In <strong>der</strong> Tat geht es sa um die Weihe<br />

eine« evangelischen Gotteshause«, Der „Haus-<br />

Halter" vertritt den Dichter, Er vertritt auch<br />

zugleich die bauende Gemeinde, Er setzt sich<br />

auseinan<strong>der</strong> mit dem „Sucher", dem „Reichen",<br />

dem Chor <strong>der</strong> „Armen", dem Chor <strong>der</strong><br />

„Schwachen", <strong>der</strong> „Kranken" und dem ,,Eiferer".<br />

In diesen Gestalten verkörpern sich<br />

Vertreter aller <strong>der</strong> Menschenschichtcn, die<br />

zum Gotteshaus aus irgendwelcher Not Leibes<br />

und <strong>der</strong> Seele getrieben werden. In wun<strong>der</strong>voller<br />

Weise wird nun geschil<strong>der</strong>t, nein: gestaltet,<br />

wie allen diesen Iberischen Erlösung<br />

wird von ihrer beson<strong>der</strong>en Last, Im Wissen<br />

um diese Erlösung, <strong>im</strong> Erleben <strong>der</strong> Gnade<br />

Gottes aber einen sie nicht zur Gemeinde,<br />

und au« <strong>der</strong> hinreißenden Handlung wird<br />

offenbar, daß sich <strong>im</strong> Seelentum dieser Erlösten<br />

das wahre „Haus aller Häuser", das<br />

Gottesreich aufbaut, für da» die zu<br />

weihende <strong>Kirche</strong> als Hüterin <strong>der</strong> anbetenden<br />

Gemeinde nur Sinnbild und Transparent sein<br />

kann.<br />

<strong>Das</strong> gedankentiefe und formschöne Werk sei <strong>der</strong><br />

Beachtung dringend empfohlen. Wo evangelische<br />

<strong>Kirche</strong>n neu 'rbaut werden, sollte man<br />

rechtzeitig den Gedanken einer Aufführung erwägen,<br />

— Es wird gewiß manche Mühe und<br />

Unkosten bereiten, sich aber ebenso gewiß lohnen,<br />

einmal in dieser sinnfälligen Form, senseit«<br />

aller blassen Abstraktion, den Menschen<br />

oon heute zu zeigen, was <strong>Kirche</strong> und Gemeinde,<br />

was Er„bau"ung und Erlösung ist , , ,<br />

Dessin<br />

5, Die <strong>Kirche</strong> soll durch ihre Abteilung für<br />

Industrieoerhältnisse ein Programm ständiger<br />

Untersuchung <strong>der</strong> Grundproblemc mo<strong>der</strong>ner Industrieverhältnisse<br />

durchführen: sie soll den<br />

Geistlichen und Laien, die mit diesen Fragen<br />

zu tun haben, Führcrdienste und Rat vermitteln.<br />

2, Jedes Thcologenseminar soll ersucht werden,<br />

einen o<strong>der</strong> mehrere Kurse über industrielle<br />

Fragen als einen Teil de« studentischen<br />

Unterricht« einzuführen.<br />

dem Wege gehen würde? Darüber, daß <strong>der</strong><br />

ungeheure Weltcrfolg <strong>der</strong> Zolaschen Romane zu<br />

einem sehr großen Teil auf <strong>der</strong> Betonung des<br />

Geschlechtlichen beruhte, hat nie ein Zweifel<br />

bestanden,"<br />

Wir unsererseits möchten diesen Iugendpfarrer<br />

fragen: Warum soll unsere evangelische<br />

Jugend nach Ihrem Urteil gerade Genuß<br />

finden an Zola und Norraccio?<br />

Bei dieser Tat de« Kandidaten Iobses<br />

Entstand ein allgemeines Schütteln des Kopses,<br />

Etwa« größere Verantwortung haben wir doch<br />

bei evangelischer Büchereiarbeit walten zu lassen!<br />

S.<br />

In Dortmund wurden kürzlich wegen<br />

<strong>der</strong> Eingemeindung zwei 3?5agistrats-<br />

schulratsslellen geschaffen, eine katho-<br />

lische und eine evangelische. Die ka-<br />

tholische Stelle nahm selbstverständlich<br />

das Zentrum für sich in Anspruch,<br />

die an<strong>der</strong>e ebenso selbstverständlich die<br />

Sozialdemokratie, denn sie hatte einen<br />

evangelischen Bewerber in Gestalt ihres<br />

Stadtverordneten Rektor D. zur Hand.<br />

Der gewählte Illagistratsschulrat fiel<br />

aber einem Straßenunfall zum Opfer.<br />

Bei <strong>der</strong> Beisetzung war die evangelische<br />

Geistlichkeit ausgeschlossen; auf Druck<br />

<strong>der</strong> Partei hat die Familie den evan-<br />

gelischen Pfarrer nicht gewünscht.<br />

Also <strong>der</strong> ausdrücklich als evan-<br />

gelisch gewählte Schulrat darf<br />

vier 233ochen nach <strong>der</strong> N3ahl<br />

von <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />

nicht bestattet werden!!<br />

Soziale Arbeit<br />

3, Die <strong>Kirche</strong> soll ihre Gemeindearbeit bezgl,<br />

<strong>der</strong> Industrieverhältnisse durch die Abteilung<br />

für Christlichen Sozialdienst stärken, stützen<br />

und anregen: ihre Unterabteilung für Industrieverhültnisse<br />

wird eine Vermittlung«-<br />

Instanz (elLÄlinss kouke') für Nachrichten und<br />

Ratschläge zu sein suchen,<br />

H Für die Geistlichen <strong>der</strong> verschiedenen Landes»<br />

teile sollen eine Reihe oon Industrieinstitutcn<br />

o<strong>der</strong> Sommerschulen eingerichtet werden und<br />

in Verbindung mit einigen anerkannten Ein-


ichtungen höherer Bildung Weiterbildungskurfe<br />

über die neueste Entwicklungen auf dem<br />

Gebiete <strong>der</strong> Industrieoerhältm'sse.<br />

5. Für die Laien sollen Au«bildung«klassen in<br />

Gemeinden errichtet werden, die die christlichen<br />

Grundsätze und ihre Anwendung auf industrielle<br />

und soziale Fragen studieren<br />

6. Die Geistlichen in je<strong>der</strong> Gemeinde sollen stch<br />

bemühen, mit den örtlichen Gewerkschaften in<br />

enge, persönliche Fühlung zu kommen, z. B.<br />

als Ortspastor, Mitdelegierter, Redner o<strong>der</strong> in<br />

irgendeiner Weise, die ein echtes Interesse an<br />

dem Industrieproblem zum Ausdruck bringt.<br />

7. Die <strong>Kirche</strong> soll die Initiative ergreifen und<br />

zu einer Konferenz geeignete <strong>Kirche</strong>nmitglie<strong>der</strong><br />

Wenn <strong>der</strong> erste feine Staub /<br />

des Sommers auf die Blätter<br />

fällt — / dann ade, du Früh-<br />

lingswelt! / Dann ade, du junges<br />

Laub!— / Ach, wie sterben die<br />

Frühlinge schnelle!<br />

Wenn erst das Auge sich ver-<br />

söhnt / mit all dem Grün und<br />

Weiß und Rot, / da beginnt des<br />

Frühlings Tod, / da versommern<br />

wir verwöhnt . . / Ach, wie ster-<br />

ben die Frühlinge schnelle!<br />

Und dann schauen wir vom Hü-<br />

gel, / wie das Land sich müde<br />

sonnt... / Leblos steht ein Müh-<br />

len-Flügel, / wie ein Kreuz am<br />

Horizont / Ach, wie sterben<br />

die Frühlinge schnelle!<br />

Morgenstein<br />

zusammenberufen, die Arbeitgeber best<strong>im</strong>mter<br />

Industrien sind, um die Anwendung christlicher<br />

Grundsätze auf industrielle fragen zu erörtern.<br />

Solche Konferenzen mögen z, B. unter den<br />

Arbeitgebern <strong>der</strong> Stahl-, Kohlen-, Schuh-,<br />

Teftil-, Automobil- o<strong>der</strong> einer an<strong>der</strong>en Industrie<br />

zusammenberufen werden.<br />

8. In Anerkennung <strong>der</strong> konstruktiven Funktion<br />

<strong>der</strong> Gewerkschaftsbewegung <strong>im</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Industrieleben soll man sich bemühen, wenigsten«<br />

einmal <strong>im</strong> Jahr an dem Sonntag, <strong>der</strong><br />

dem Tag <strong>der</strong> Arbeit vorausgeht, o<strong>der</strong> zu einer<br />

an<strong>der</strong>en geeigneten Zeit ^„^„ Vertreter <strong>der</strong><br />

Gewerkschaftsbewegung einzulade',, damit er<br />

zur Gemeinde o<strong>der</strong> einer an<strong>der</strong>en repräsentativen<br />

Gruppe in je<strong>der</strong> Gemeinde über die<br />

Beziehung von Arbeit und <strong>Kirche</strong> spreche.<br />

9, Die Geistlichkeit in je<strong>der</strong> Gemeinde soll sich<br />

bemühen, mit Arbeitgebern o<strong>der</strong> Arbeitgeber«<br />

Vereinigungen in persönliche Fühlung zu kom»<br />

men, um da« Interesse <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> für das<br />

Problem <strong>der</strong> menschliche! Verhältnisse in <strong>der</strong><br />

Industrie zum Ausdruck zu bringen.<br />

10. Die <strong>Kirche</strong> soll mehr bis ins Einzelne<br />

gehende Feststellungen <strong>der</strong> grundlegenden<br />

christlichen Richtlinien formulieren, auf welche<br />

die Industrie und die industriellen Verhält»<br />

Bezeichnung<br />

<strong>der</strong> Gruppe<br />

Erwerbstät. überhaupt<br />

In <strong>der</strong> Landwirtsch.<br />

In Industrie und<br />

Handwerk<br />

Handel u. Verkehr<br />

Verwaltung, Schule,<br />

freie Berufe ohne Heer<br />

Arbeiter allaem.<br />

Arbeiter in Industrie<br />

und Handwerk<br />

Unter<br />

25 Jahren<br />

Man »er<br />

Von 25—50<br />

Jahren<br />

190? 1925 1907 1925<br />

31 3l,1 51,8 48,2<br />

29,1 34,5 44,4 38 0<br />

31,8<br />

26,8<br />

11,7<br />

38,2<br />

38,9<br />

34,7<br />

21,1<br />

13,8<br />

40,9<br />

41,6<br />

54,9<br />

58,0<br />

86,2<br />

50,4<br />

51,5<br />

47,3<br />

59,1<br />

64,1<br />

43,8<br />

43,8<br />

Die starke Schwächung <strong>der</strong> Männergruppe<br />

zwischen 25 und 50 Jahren, die dadurch hervorgerufene<br />

durchgängige, bei den Industriearbeitern<br />

am stärksten sich auswirkende höhere Beteiligung<br />

<strong>der</strong> älteren Jahrgänge am Erwerbsleben ist deutlich<br />

abzulesen. Diese Beobachtung wird für de»<br />

Nnhrbergbau durch eine Aufstellung <strong>der</strong><br />

Ruhrknappschaft schlagend bestätigt.<br />

Die Altersverteilung in <strong>der</strong> Ruhrknappschaft<br />

war 1909 ist 1928<br />

zwisch. 15 u. 20 Jahr. 20,9 A 9,2 A d. Gesamth.<br />

21u. 25 15,8?3 ?3 A<br />

„ 26 u, 30<br />

?3 „<br />

„ 31 u. 35<br />

19,9?3 „<br />

„ 38u. 40<br />

„ 41 u. 45 8,9?3<br />

„ 46u, 50<br />

8,6<br />

„ 51 u. 60<br />

über 60 Jahre 1?3<br />

Aus A dis dieser Aufstellung A<br />

qeht auch hervor, daß<br />

die Zahlen von 1928 nicht mehr die von 1925<br />

sind. Der relativ starke Anteil <strong>der</strong> jüngsten<br />

Gruppe ist <strong>im</strong> Begriff, dauernd zurückzugehen.<br />

Er kam nur zustande durch die Kriegsoerluste <strong>der</strong><br />

Mittelgruppe. Der Geburtenrückgang <strong>der</strong><br />

Kriegs- und Nachkriegszeit macht sich zur Zeit<br />

schon erheblich spürbar und führt notwendig<br />

zu einer weiteren Veralterung unsere« erwerbstätigen<br />

Volke«. Für die Zeit von 1925 bis<br />

1929 stellt sich die Entwickelung bei den männlichen<br />

Erwerbstätigen <strong>im</strong> ganzen folgen<strong>der</strong>»<br />

maßen dar: 1925 1929<br />

Unter 25 Jahre alt waren von<br />

je 100 Erwerbstätigen 31,1 29,5<br />

unt. 25—30 Jahre Erwerbstätigen 48,2 48,8<br />

über 50 Jahre Erwerbstätigen 20.7 21,7<br />

(Nach Wirtsch. u, Stat. 1929/3. 4.)<br />

Der Rückgang an Jugendlichen macht sich schon<br />

jetzt in einem fühlbaren Mangel an mann»<br />

lichen Lehrlingen bemerkbar. Die Zahl<br />

<strong>der</strong> 14jährigen Jugendlichen beträgt von 1923<br />

ab für ,'cde« weitere Jahr 613 000, 473 000,<br />

353 000, 317 000, 329 000, 486 000 und erst<br />

<strong>im</strong> Jahre 1934 wie<strong>der</strong> 648 000, Diesem Zugang<br />

steht ein dauern<strong>der</strong> Lehrlingsbedarf von<br />

zirka 250 000 allein <strong>im</strong> Gewerbe gegenüber.<br />

Von den 14jährigen Jugendlichen aber falle»<br />

die au«, die entwe<strong>der</strong> wei>el die Schule besuchen<br />

o<strong>der</strong> in die Landwirtschaft und in Angestelltenberufe<br />

abfließen, d. h. durchschnittlich<br />

mehr als die Hälfte. Begreiflich genug, daß<br />

da« Gewerbe, vor allem die Industrie, Mittel<br />

und Wege sucht, um sich hinreichenden Lehrlingsnachwuchs<br />

zu sichern. Angesichts dieser<br />

Lage werden einige Zahlen aus dem Lehrlingswesen<br />

interessieren.<br />

Industrie und Handwerk beschäftigen naturgemäß<br />

die große Mehrheit aller Lehrlinge,<br />

1925 waren es 951390, d. h. 7,553 aller in<br />

Industrie und Handwerk Beschäftigten. Diese<br />

nisse gegründet sein sollen, jedoch ohne zu versuchen,<br />

die beson<strong>der</strong>en Methoden darzustellen,<br />

mit denen sie in <strong>der</strong> Praxis verwirklicht<br />

werden.<br />

Die Verschiebungen in <strong>der</strong> Altersglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Erwerbstätigen zwischen 1907 und 1925<br />

(Die Zahlen geben s>n, wie viel unter je 100<br />

Erwerbstätigen <strong>der</strong> verschiedenen Gruppen je»<br />

weil« <strong>der</strong> näher bezeichneten Altersgruppe angehörten.)<br />

über 50<br />

Jahre<br />

1907 1925<br />

17,2 20,7<br />

26,5 27,5<br />

13,3<br />

15,4<br />

22,1<br />

11,4<br />

9,6<br />

18,0<br />

19,8<br />

22,3<br />

15,3<br />

14,6<br />

Unter<br />

25 Jahren<br />

1907 1925<br />

44,7 41,8<br />

39,8 34 4<br />

50,3<br />

39,2<br />

27,3<br />

58,5<br />

80,7<br />

48,4<br />

40,8<br />

26,3<br />

56,0<br />

55,9<br />

Frauen<br />

von 25—50<br />

Jahren<br />

190? 1925<br />

38,8 42,1<br />

41,4 43,2<br />

38,4 41,8<br />

43,0 44,0<br />

57,5 58,1<br />

31,5 35,5<br />

32,1 37,0<br />

übel 50<br />

Jahre<br />

1907 1925<br />

16,5 16,1<br />

21,8 22,4<br />

11,3<br />

17,8<br />

15,2<br />

10,0<br />

7,2<br />

9,8<br />

15,2<br />

15,6<br />

8,5<br />

verteilten sich folgen<strong>der</strong>maßen auf die Betriebe.-<br />

In den Betrieben bis zu 5 Beschäftigten<br />

378 668 — 39,8 A, von 6—10 Beschäftigten<br />

156 173 - 18,4?3, von 11—50 Beschäftigten<br />

199016 -- 20,953, von mehr als 50 Beschäftigten<br />

21? 533 — 22,8 ?z. Mehr als die Hälfte<br />

aller Lehrlinge, zirka 544000, gehört danach<br />

gegenwärtig noch dem Handwerk an.<br />

Auf die wichtigsten Handwerksgruppen verteilen<br />

sich diese Lehrlinge so:<br />

Metall Handwerk 24,753: davon wie<strong>der</strong><br />

Schlosser 26,753, Schmiede 25,653, Klempner<br />

18,553, Maschinen- und Fahrzeugreparatur<br />

13,253, Elektrotechnik und Installation<br />

8,253.<br />

Bckleidungshandwerk 2l,6?3! davon<br />

wie<strong>der</strong> Schnei<strong>der</strong> 66 53, Schuhmacher<br />

26,6 A.<br />

Holzhandwerk 18,553: davon wie<strong>der</strong> Tischler<br />

7353, Stellmacher 15,953.<br />

Nahrungsmittel h. 15,453: davon wie<strong>der</strong><br />

Bäcker 51,553, Fleischer 34,353.<br />

Bauhandwerk 12,253: davon wie<strong>der</strong> Maler<br />

43,653, Maurer 16,653, Z<strong>im</strong>merei 12,853-<br />

Friseurgeweibe 2,453.<br />

Le<strong>der</strong>verarbeitung 2,353: davon Sattler<br />

98,153.<br />

Papierverarbeitung 1,453: davon<br />

Buchdrucker 5853, Buchbin<strong>der</strong> 24,«53, Photographen<br />

9,553.<br />

Eine entsprechend genaue Statistik <strong>der</strong> Fabrik»<br />

lehrlinge liegt nicht vor. Berücksichtigt man in-<br />

0e« nur die Lehrlinge haltenden Betriebe von<br />

über 50 Beschäftigten, so wird man von hier<br />

aus auf da« Ganze schließen und folgendes feststellen<br />

dürfen: Auch hier n<strong>im</strong>mt da« Metallgewerkt<br />

die bei weitem größte Zahl von Lehrlingen<br />

auf, nämlich (auf alle in gewerblichen<br />

Großbetrieben untergebrachten Lehrlinge be><br />

rechnet).<br />

<strong>der</strong> Maschinenbau 38,253,<br />

die Herstellung von Eisen-, Stahl- und Metall-<br />

Ivaren 8,253,<br />

die Eisen- und Metallgewinnung 5,553,<br />

die Elektrotechnik 7,353.<br />

Stärker beteiligt ist auch hier noch<br />

da« Baugewerbe mit 9,953,<br />

die Industrie <strong>der</strong> Steine und Erden mit 5,453,<br />

Teftil-, Holz- und Bekleidungsgewerbe mit je<br />

4,653.<br />

Die Entwicklung wird die Lehrlingsausbildung<br />

in Fabrikbetrieben zweifellos för<strong>der</strong>n und den<br />

Anteil des Handwerks weiter verringern.<br />

(Nach Wirtsch. u. Stat. 1929/5.)<br />

4. Vermögensverteilung in Deutschland 1N25<br />

Nach den Ergebnissen <strong>der</strong> Vermögenssteuer»<br />

Veranlagung (Wirtsch. u. Stat. 1929/4.)<br />

I. Da« in Deutschland vorhandene Rohoer»<br />

mögen bestand aus<br />

57


4. Land« und forstwirtschaftl.<br />

Vermögen in Höhe von rund 26 Milliard.<br />

2. Betriebsvermögen in Höhe<br />

von rund<br />

2, Grundvermögen in Höhe von<br />

rund 26,5 „<br />

4. Sonstigem in Höhe von<br />

rund 9,5 ,<br />

zusammen 408,3 Millard. ^t<br />

davon waren steuerpflichtig 87,8 ,<br />

II. Von den 2,6 Millionen Steuerpflichtigen<br />

besaßen<br />

2,5 Millionen natürlicher Personen 64,4 Mit»<br />

liarden ^t -- 65,63^ de« Gesamtvermögens<br />

0,4 Millionen nichtnatürl. Personen 33,7 Mit»<br />

liarden ^< --- 34,47 A des Gesamtoermögens.<br />

III. Vermögen besaßen o. d. natürlichen Personen<br />

Pflicbkige In Gesnnitbelr. In<br />

bis 30 000<br />

von 30 000<br />

bis 400 000<br />

von 400 000<br />

bis 4 000 000<br />

üb. 4 000 000<br />

bis 30 000<br />

von 30 000<br />

bi« 400 000<br />

von 400 000<br />

bis 4 000 000<br />

üb. 4 000 000<br />

(in Tausend) »^ (in Million.) »/«<br />

^»l 2053 82,6 24748 38,6<br />

^»t 354 44,2 47645 27,5<br />

'<br />

77 3,4 46542 25,8<br />

2,3 0,4 5438 8<br />

v. d. nichtnatürl. Personen<br />

Pflichtige In Gesnnilbetr. In<br />

(in Tausend) »/, (inMillion.) »/„<br />

47,89 44,6 705 2,4<br />

32,40 28,4<br />

29,94<br />

4,96<br />

26<br />

4,3<br />

4834,5 5,4<br />

8883,3 26,4<br />

22276,4 66,4<br />

Menn.<br />

Zweite Nie<strong>der</strong>rheinische Dorfkirchenältestenkonferenz<br />

und siebter Dorfkirchentag zu Wesel<br />

um zweiten Male hatten die Dorf-<br />

^) kirchenfreunde am Nie<strong>der</strong>rhein zu einer<br />

Doppeltagung nach Wesel eingeladen. Am<br />

Sonntag, dem 24. April, sollte die Aelteslenkonferenz,<br />

am Montag, daran anschließend<br />

<strong>der</strong> Dorfkirchenlag abgehalten<br />

weiden.<br />

Veide Tagungen waren gut besucht. Am<br />

Sonntagnachmittag waren ^«Teilnehmer,<br />

darunter 49 Pfarrer, versammelt,<br />

am Montag fanden sich 26 Pfarrer, 4?<br />

Gemeindeverordnete und 43 Mitglie<strong>der</strong> des<br />

sozialen Frauenseminars aus Kaiserswerth<br />

unter Führung von Herrn Pfarrer Balke ein.<br />

Die Tagung begann mit dem Fesigottesdiensl,<br />

den Pfarrer v. Dusse, Essen-<br />

Rüttenscheid, freundlichst übernommen hatte.<br />

Der <strong>Kirche</strong>nchor bot in <strong>der</strong> Liturgie und<br />

nach <strong>der</strong> Predigt zwei fein vorgetragene<br />

Gesänge dar. Der Festprediger legte seiner<br />

Predigt das Wort Pauli aus 4. Kor. 45,<br />

Vers 58, zugrunde und sprach zu <strong>der</strong> Gemeinde<br />

von „unserem Dienst am Werke des<br />

Herrn".<br />

An den Gottesdienst schloß sich für die Gaste<br />

von auswärts eine Führung durch<br />

die Willibrordikirche und das<br />

ebenso sehenswerte alte Rathaus an.<br />

PfarrerBölitz,Wesel, konnte dabei<br />

manches Wertvolle aus <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong><br />

Stadt und Gemeinde mitteilen.<br />

Die Versammlung am Nachmittag wurde<br />

von Pfarrer Over, Wesel, eröffnet<br />

und geleitet. Nach gemeinsamem Gesang<br />

und Gebet grüßte er die Erschienenen <strong>im</strong><br />

Namen <strong>der</strong> Dorfkirchenfreunde und betonte,<br />

daß die Verhandlungen an diesem Dorfkirchenältesientage<br />

dazu dienen sollten, die<br />

Freudigkeit <strong>der</strong> Gemeindeverordneten zur<br />

Mitarbeit in <strong>der</strong> Gemeinde zu stärken. Er<br />

erinnerte daran, wie das heutige Presbyteramt<br />

in <strong>der</strong> Zusammenkunft <strong>der</strong> Gemeindevertreter<br />

<strong>der</strong> Gemeinden unter dem<br />

Kreuz am Nie<strong>der</strong>rhein seinen beson<strong>der</strong>en<br />

Inhalt bekommen habe und von hier aus<br />

59<br />

<strong>der</strong> Gedanke in unserer rheinischen <strong>Kirche</strong><br />

hineingetragen sei, daß die Aeltesten zu gleichem<br />

Dienst in <strong>der</strong> Gemeinde mit dem<br />

Pfarrer, dem Diener am Wort, berufen<br />

seien.<br />

Dann ergriff Pfarrer Müller,<br />

Diersfordt, das Wort zu seiner geschichtlichen<br />

Darstellung über den Ursprung<br />

und die Bedeutung des<br />

n i e d e r r h e i n i sch e n Preöbytera<br />

m t e s. Mit großer Sachkenntnis und<br />

glänzen<strong>der</strong> Beherrschung des Stoffes zeigte<br />

er, wie das nie<strong>der</strong>rheinische Presbyteramt<br />

sich entwickelt, und welchen Inhalt es nach<br />

dem Sinn <strong>der</strong> Väter gehabt hat. Wohl<br />

gab es auch in <strong>der</strong> hessischen <strong>Kirche</strong> schon<br />

vor <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> PreSbyterien am Nie<strong>der</strong>rhein<br />

ein Presbyter- o<strong>der</strong> Seniorenamt,<br />

aber dort in Hessen traten dessen Träger<br />

in Gemeinden, die unter dem SchuH des<br />

Landesfürsten sich gebildet hatten, ihre<br />

Arbeit an, während am Nie<strong>der</strong>rhein, die Gemeinden<br />

unter dem Kreuze, oft zerstreut, oft<br />

in schwerer Bedrängnis, aber fast <strong>im</strong>mer<br />

nur auf sich selbst gestellt, durch diese Männer<br />

in ganz an<strong>der</strong>er Weise gestärkt, geleitet<br />

und geför<strong>der</strong>t werden mußten. Daher kam<br />

man sehr bald von <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Presbyter<br />

auf Lebenszeit ab. Sie wurden für 4 o<strong>der</strong><br />

nur für 56 Jahr gewählt und hatten in dieser<br />

ihrer Amtszeit vor allem die seelsorgerliche<br />

und auch die diakonische Betreuung <strong>der</strong> Gemeinde<br />

zu übernehmen. Die wirtschaftlichen<br />

und Verwaltungsfragen waren dem Kirch-<br />

Pflege des geistlichen Lebens. Diese Männer<br />

mit dem Prediger die ganze Verantwortung<br />

für das religiöse Leben in den Gemeinden.<br />

Ihre Arbeit war eine beson<strong>der</strong>e<br />

Pflege des geistlichen Lebens. Diese Männer<br />

als die Väter unseres heutigen PreSbyteramtes<br />

mahnen uns heute daran, die<br />

Arbeit eines Preöbyteriums möglichst innerlich<br />

zu fassen und sie nicht nur auf die<br />

äußere Verwaltung <strong>der</strong> Gemeinde zu beschränken.<br />

Nach einer kurzen Pause folgte <strong>der</strong> Vortrag<br />

von Pfarrer Trommershausen,<br />

Issum, <strong>der</strong> über die Gegenwartsaufgaben<br />

des nie<strong>der</strong>rheinischen Presbyters sprach und<br />

dabei wohl mit allgemeiner Zust<strong>im</strong>mung<br />

nicht so stark, wie das vorgesehen war, auf<br />

Sitte und Brauch einging, son<strong>der</strong>n auf die<br />

notwendige For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gegenwart zur<br />

Mitarbeit. Lebendig und frisch, nüchtern<br />

und praktisch führte <strong>der</strong> Redner <strong>im</strong> Anschluß<br />

an die einschlägigen Paragraphen <strong>der</strong> neuen<br />

<strong>Kirche</strong>nordnung in die Aufgaben und Pflichten<br />

<strong>der</strong> Presbyter ein. Er wußte ebenso klar<br />

die aus <strong>der</strong> Vergangenheit unserer nie<strong>der</strong>rheinischen<br />

Gemeinden stammenden Seiten<br />

<strong>der</strong>selben, wie die aus <strong>der</strong> jüngsten Gegenwart<br />

und ihrer Entwicklung sich ergebenden<br />

neuen Gesichtspunkte hervorzuheben. Es<br />

ist nicht gut möglich, in einem kurzen Bericht<br />

das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e herauszugreifen,<br />

und erübrigt sich auch, da das Gesagte in<br />

einem bald be<strong>im</strong> rheinischen Preßverband<br />

erscheinenden Handbüchlein für die Gemeindeverordneten,<br />

an dem <strong>der</strong> Redner auch<br />

mitgearbeitet hat, eingehend dargelegt ist.<br />

Hoffentlich geben die PreSbyterien dasselbe<br />

jedem Gemeindeverordneten in die Hand<br />

und machen es dann zum Gegenstand gemeinsamer<br />

Besprechungen. <strong>Das</strong> würde sehr<br />

zur Belebung und Vertiefung <strong>der</strong> Arbeit in<br />

den Gemeinden beitragen.<br />

Der reiche Beifall am Schluß und die sehr<br />

lebhaft einsehende Besprechung, an<br />

<strong>der</strong> sich überwiegend Presbyter beteiligten,<br />

zeigten, wie richtig die Wahl des Gegenstandes<br />

und seine Behandlung war. Gerne ging<br />

ich auf das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Aussprache<br />

ein, aber das würde zu weit führen. Nur<br />

das sei betont, daß die Verhältniswahl mit<br />

ihrer ganz unpersönlichen Art sowie die<br />

For<strong>der</strong>ung best<strong>im</strong>mte Stände zu berücksichtigen,<br />

mit Recht stark bemängelt wurden,<br />

dagegen von verschiedenen Seiten die innere<br />

Eignung <strong>der</strong> zu Wählenden stark betont<br />

ward.<br />

Gegen 7 Uhr konnte <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Tagung<br />

mit Lied und Segen den anregenden Tag<br />

beschließen, nicht ohne dem Festprediger und<br />

den Rednern herzlich für ihre Arbeit gedankt<br />

zu haben. Er knüpfte daran den Hinweis<br />

auf die am folgenden Tage anschließende<br />

Siebte nie<strong>der</strong>rheinische Dorfkirchentagung<br />

an, und lud vor allem die Pfarrer, aber<br />

auch die Aeltesten zur Teilnahme ein. Den<br />

siebenten Dorfkirchentag eröffnete<br />

am 22. April, vormittags 9 Uhr, Pfr.<br />

Schreiber, Gahlen; Pfr. Munzert<br />

hielt die Morgenandacht über 2. Kor. t,<br />

24. Er betonte in feiner, tiefgegründeter<br />

Weise die Aufgabe des Pfarrers „Gehilfe<br />

<strong>der</strong> Freude" in seiner Gemeinde zu sein.<br />

Der erste Vortrag: „Die v o l k S m i s s ionarische<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Dorfkirche"<br />

von Pfarrer Hennes, Wiedenest,<br />

führte zunächst einmal in die ganz neu


gestaltete Gedankenwelt und völlig verschobene<br />

Stellung des Dorfbewohners, vor<br />

allem des Landwirtes, ein. Die Abhängigkeit<br />

von einer Weltwirtschaft, die er nicht<br />

kennt und nicht beeinflussen kann. Die<br />

<strong>im</strong>mer mehr sich entwickelnde Rationalisierung<br />

auch <strong>der</strong> Landarbeit schaffen einen<br />

innerlich und äußerlich neuen Nauerntyp.<br />

Daß dieser nicht dem <strong>Evangelische</strong>n entfremdet<br />

werde, ist die Sorge <strong>der</strong> Dorfkirche;<br />

sie kann dabei <strong>der</strong> Voltsmission, wie sie bisher<br />

meist als Evangelisation aufs Land<br />

kam, nicht entbehren, aber sie wünscht und<br />

for<strong>der</strong>t, daß diese Arbeit über die Frage:<br />

„Deine Seele und Gott" hinausführe und<br />

auch die an<strong>der</strong>en Bindungen und Bedingungen<br />

unserer heutigen dörflichen Lage voll beachte!<br />

Der ganze Ernst <strong>der</strong> gegenwärtigen Lage,<br />

die den Bauern zu Demonstrationözügen<br />

treibt(l), wurde uns vor Augen gestellt und<br />

als eine schwere Verantwortung dem Dorff>farrer<br />

auf S Herz gelegt.<br />

Den Gedanken über das „Wie" dieser Mitarbeit<br />

brachte uns Pfarrer Südmeyer S,<br />

Isselburg, klarer Vortrag über „M issi -<br />

onöarbeit und Dorfkirchengedanke"<br />

beson<strong>der</strong>s nahe. Im Anschluß an<br />

das wertvolle Buch GuttmannS „G e -<br />

meindeaufba u", das <strong>im</strong> Verlag <strong>der</strong><br />

Evang.-luth. Mission in Leipzig erschienen<br />

ist, zeigte <strong>der</strong> Redner, wie Guttmann Volkstum,<br />

Sitte, Stammesart usw. bewußt als<br />

Anknüpfungspunkte für seine Gemeindearbeit<br />

in <strong>der</strong> Heidenwelt gebrauchte, und eS<br />

war überraschend, wie sich aus seiner Betrachtungsweise<br />

fast bei jedem Abschnitt Beziehungen<br />

zur Dorfkirchenarbeit <strong>der</strong> He<strong>im</strong>at<br />

herausstellten. Schon die Anknüpfung an<br />

die bestehende innere o<strong>der</strong> äußere Bindung<br />

wie Gotteöahnung, Opfer, Fürbitte, erleichtert<br />

die Gewinnung des Einzelnen. Der Einblick<br />

in die starken Banden <strong>der</strong> Sippe, ihrer<br />

Gebräuche usw. ist nötig, um diese Kräfte<br />

Nicht Gott verläßt dich, du verlassest<br />

ihn G. Kierkegaard<br />

Die Gerechtigkeit hat den Vorrang<br />

vor <strong>der</strong> ^Wohltätigkeit Herbert Spencer<br />

Was du Gutes getan, vergiß, und<br />

tue etwas Besseres Lavater<br />

muß das Unglück mit Händen<br />

und Füßen und nicht mit dem N^aul<br />

angreifen H. Pestalozzi<br />

Nie stark sind Leben und Liebe, wenn<br />

sie zusammenstehen I.<br />

zum Aufbau <strong>der</strong> Christengemeinschaft <strong>im</strong><br />

Heidenlande zu gebrauchen. Mit allem<br />

Nachdruck wies Redner darauf hin, daß die<br />

Gemeinde, auch die Dorfgemeinde, das Bewußtsein<br />

haben müsse, nicht Objekt, son<strong>der</strong>n<br />

Subjekt alles kirchlichen Handelns zu sein.<br />

Die daraus sich ergebenden For<strong>der</strong>ungen für<br />

den Gottesdienst, Amtshandlungen usw.,<br />

wurden klar herausgestellt. <strong>Das</strong> persönliche<br />

Verantwortungsgefühl gegenüber <strong>der</strong> Gemeinde<br />

wurde stark betont.<br />

So waren diese beiden Vorträge vorzügliche<br />

Vorbereitungen für die einsetzende, lebhafte<br />

Aussprache.<br />

Nach dem gemeinsamen Essen berichtete<br />

Pfarrer Doskocil aus Tharau in Ostpreußen,<br />

<strong>der</strong> gerade die Ostpreußen in unseren<br />

Industriegemeinden besuchte, über die<br />

Eigenart <strong>der</strong> ostpreußischen Einwan<strong>der</strong>er,<br />

und Pfarrer Badt, Karnap, gab uns ein<br />

Bild davon, wie sich diese Einwan<strong>der</strong>er in<br />

die Industriegemeinden eingefügt hätten, ja<br />

vielfach <strong>der</strong> stärkste und oft recht wertvolle<br />

Teil <strong>der</strong>selben seien.<br />

Betraf dieser Bericht auch nur beson<strong>der</strong>e<br />

Kreise, so zeigte er doch ein wertvolles Stück<br />

Dorftiichenarbeit und war so für alle Zuhörer<br />

von Bedeutung.<br />

Nach <strong>der</strong> Kaffeepause und Aussprache<br />

traten dann die nie<strong>der</strong>rheinischen Dorfkirchenfreunde<br />

zu einer wichtigen Beratung<br />

zusammen. Zunächst wurde <strong>der</strong><br />

nächstjährige <strong>Kirche</strong>n-Aeltesten-Tag besprochen<br />

und für denselben wie<strong>der</strong> Wesel ins<br />

Auge gefaßt. Ob wir nicht doch einmal<br />

diese Tagung in dörflicher Abgeschlossenheit<br />

und Stille begehen könnten? <strong>Das</strong> soll die<br />

nächste Tagung <strong>der</strong> Aeltesten selbst entscheiden.<br />

Dann galt es, die nie<strong>der</strong>rheinifche Gruppe<br />

fest zusammen zu schließen. Dank <strong>der</strong> treuen<br />

Arbeit von Pfarrer Burbach hat sich<br />

die Dorfkirchenarbeit hier eingewöhnt. Jetzt<br />

will er das Werk sich selbst überlassen. Pfr.<br />

Over berichtete über die bereits gehaltene<br />

Vorbesprechung und betonte, daß neben<br />

dem Aeltesten-Tag die Zusammenkunft <strong>der</strong><br />

Dorfkirchenfreunde nicht fehlen dürfe. Sie<br />

soll dann an den Aeltestentag sich anschließen.<br />

Zum Leiter wurde Pfarrer Müller,<br />

Dieröfordt, bzw. Schreiber, Gahlen, gewählt.<br />

Die Kassenführung übern<strong>im</strong>mt.<br />

Pfarrer Südmeyer, Isselburg, und die Synoden<br />

Wesel, Cleve, Dinslaken, MörS<br />

stellen je einen Vertrauensmann und Stellvertreter.<br />

Der Jahresbeitrag wurde auf 3<br />

Mark festgesetzt.<br />

Die Werbung für den Kreis <strong>der</strong> Dorfkirchenfreunde<br />

in diesen Synoden soll fleißig<br />

betrieben werden, und so hoffen wir, daß<br />

sowohl die Aeltesten-Tagung als auch <strong>der</strong><br />

anschließende Dorfkirchentag von Pfarrern<br />

und Presbyterien gut besucht wird und für<br />

die Gemeinden in Stadt und Land reichen<br />

Seaen brinat. Dazu helfe Gott in Gnaden.<br />

W. Over, Wesel.<br />

Die siebente Tagung des<br />

Vereins Deutscher evangelischer<br />

Lehrerinnen vom<br />

2.-4. April in Mülhe<strong>im</strong><br />

» (Ruhr)<br />

geleitet von Frl. Frieda Cramer, Narnien,<br />

war ausgezeichnet gleicherweise durch bedeutsame<br />

Bcgrüßungswoite kirchlicher, staatlicher und kommunaler<br />

Persönlichkeiten wie durch vortreffliche<br />

Vorträge berufenen Fachleuten, beachtenswerte<br />

Entschließungen und nicht zuletzt durch einen sehr<br />

erfreulichen besuch. Generalsuperintendent I).<br />

(Atollen hoff, Koblenz, betonte die 3tot><br />

wendigkeit <strong>der</strong> Zusammenarbeit von <strong>Kirche</strong>,<br />

Schule und Familie in einer Zeit, in <strong>der</strong> man<br />

sich nicht schäme, von Kameradschaft«-, Semesteruno<br />

^jocycnend-^hen zu sprechen. Rektor<br />

Adams, Härmen, überbrachte die Grüße des<br />

Deutsch-<strong>Evangelische</strong>n «Irchenaueschusses sowie<br />

des Verbandes Deutscher <strong>Evangelische</strong>r Lehrer»<br />

und Lehrerinnen-Vereine. Stadtschulrat Peter<br />

sprach für die städtische Schulverwaltung, Ober»<br />

regierungsrat Ziemer für die Negierung zu<br />

Düsseldorf. — Rektorin Spelsberg, l^lber.<br />

feld, hielt einen Vortrag über „D ie gemein»<br />

same Erziehungsarbeit vo n El»<br />

ternhaus und Schule anden schwie»<br />

rlgen Kin<strong>der</strong>n" und betonte, wie wahre<br />

Erziehungsarbeit den Erzieher klein macht in<br />

sich selbst und ohne die H)itte um wahre Weisheit<br />

alle Arbeit umsonst bleibt. Pastor Her»<br />

kenrath, Varmen, verbreitete sich über un><br />

seren Glauben, unsere Kraft und<br />

unsere Verantwortung inmitten<br />

<strong>der</strong> umwälzenden Bestrebungen<br />

unserer Zeit und zeigte, wie sich Oem<br />

(Christen die Zeit» und Lebensfragen von <strong>der</strong><br />

Verwurzelung <strong>im</strong> Ewigen her Iö>en. Rektor<br />

Steinmann, Friemershe<strong>im</strong>, suchte den uns<br />

heute bewegenden Fragen <strong>der</strong> Pä><br />

da g o g i k gerecht zu werden und gab unserer<br />

Zeit das Zeugnis <strong>der</strong> recht verstandenen Synthese<br />

von Pestalozzi« und Herbarts Gedanken über Erziehung.<br />

Da« wahre Gemeinschaftsideal ist ihm<br />

nicht die Gesellschaft von Staatsbürger»<br />

(Kerschensteiner), son<strong>der</strong>n die G e m ei n s ch a f t,<br />

die sich bildet auf Grund <strong>der</strong> Geisteskraft, die<br />

au« <strong>der</strong> Gottheit in die Menschheit fließt.<br />

Lehrerin Nora KaHmann, Elberfeld, endlich<br />

bot Vortrag und Lehrgabe über Tafelzeich »<br />

nun gen und Gedichte als Bausteine<br />

für schaffende Arbeit <strong>im</strong> Gesamt.<br />

Unterricht. Die Räume de« evangelischen<br />

Vereinshauses und <strong>der</strong> Stadthalle boten den<br />

rechten Rahmen für diese gehaltvolle Tagung,<br />

an die sich eine geschlossene Vertre»<br />

terinnen- und All i tg l i e 0 ero e r»<br />

sammlung anreichte. In dieser nahm <strong>der</strong><br />

V. 2. E. L. zu einer Reihe wichtiger<br />

Echulfragen Stellung: t. Zum<br />

Reichsschulgesetz (positiv, <strong>im</strong> Sinne <strong>der</strong><br />

Bekenntnisschule) und Konkordat (ablehnend):<br />

2. zu den vom Minister bereit« 192?<br />

zugesagten, aber <strong>im</strong>mer noch nicht eingerichtete»<br />

pädagogischen Frauenakademien<br />

(dieselben bis spätestens 1830 for<strong>der</strong>nd),- 3. gegen<br />

die llebersteigerung des Nerechti»<br />

gungswesens (vor allem zugunsten <strong>der</strong><br />

jetzt schwer benachteiligten Volksschüler(innen)<br />

und <strong>der</strong> mittleren Reife): 4. endlich, ebenfalls pos!»<br />

tiv, zur For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Trennung <strong>der</strong> Ge.<br />

schlechter in den Oberklassen aller<br />

Volksschulen: auch befürwortete die Ver»<br />

sammlung einen verstärkten Einfluß<br />

<strong>der</strong> Lehrerin auf die Mädchen,<br />

erziehung (durch Vermehrung <strong>der</strong> Stellen<br />

für Lehrerinnen, Schulleiterinnen und Schul,<br />

aufsichtsbeamtinnen zu verwirklichen).<br />

59


Gautagung des Verbandes evangel. Arbeiterinnen-<br />

Der Gauoerband <strong>der</strong> evangelischen Arbeiterin»<br />

nenoereine in <strong>Rheinland</strong>-Westfalen hielt vom<br />

4. bis «. Mai in Köln-Mülhe<strong>im</strong> seine Gau»<br />

tagung ab. Schon <strong>der</strong> Eröffnungsabend brachte<br />

in seiner Festlichkeit zum Ausdruck, daß die<br />

evangelische Arbeiterinnenoereinsbewegung auf<br />

einer ständischen Grundlage ruht. Denn in<br />

einer Fülle von Lichtbil<strong>der</strong>n, die von Arbeitelgedichten<br />

begleitet waren, erstand „das hohe<br />

Lied <strong>der</strong> Arbeit", das Bild de« Arbeiterleben«<br />

dahe<strong>im</strong> und in <strong>der</strong> Fabrik. Man sah die<br />

Mutter frühmorgens in Sorge um die zurückbleibenden<br />

Kin<strong>der</strong> das He<strong>im</strong> verlassen, die<br />

Männer durch die dämmernden Straßen zur<br />

Fabrik gehen. Man sah die blasse, junge Arbeiterin<br />

in ihrer Werkstatt, die Männer am<br />

Feuerofen. Man sah da« kleine Mädelchei,<br />

dem Vater da« Essen bringen, man sah ihn<br />

he<strong>im</strong>kehren zu den Kin<strong>der</strong>n, die sich zärtlich an<br />

ihn schmiegen und mit ihren Kin<strong>der</strong>fragen nach<br />

H<strong>im</strong>mel und Erde zu ihm kommen, lind die<br />

Vereine in <strong>Rheinland</strong>-Westfalen<br />

Jugend sah man hinausziehen auf die Fahrt,<br />

ins Ferienhe<strong>im</strong>.<br />

Wieprecht, Engelke, Riebold, Petzoldt, Schönlank,<br />

all diese Dichter, die <strong>im</strong> Arbeiterhaus<br />

groß wurden, <strong>der</strong>en Berufswelt die Werkstatt<br />

war, je<strong>der</strong> von ihnen setzte seine beson<strong>der</strong>e<br />

Linie in dieses Bild de« Arbeitslebens.<br />

Es war ein eigenartiger, eindrucksvoller Festabend.<br />

Für die Arbeiterin bekam ihr Alltagsleben<br />

ein neues Ansehen. Die verschiedenen<br />

Vertreter <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, des Arbeitsamtes, <strong>der</strong><br />

Frauenoereine wurden von <strong>der</strong> harten und gewaltigen<br />

Wirklichkeit des Arbeiterdaseins ergriffen.<br />

Ihre begrüßende Worte kamen aus<br />

tiefstem Mitfühlen heraus.<br />

Der Sonntag-Abend brachte dann in dem großen<br />

Vortrag vom „Nut <strong>der</strong> Gegenwart<br />

an die Frau" die Auseinan<strong>der</strong>setzung <strong>der</strong><br />

Arbeiterin mit <strong>der</strong> heutigen rationalisierten<br />

Wirtschaft l»d dem Volksleben unserer Zeit.<br />

Mit sehenden Augen schaut die standesbewußte<br />

evangelische Arbeiterin die Welt an. Sie sucht<br />

neue Wege, aber sie will nicht zerstören, sie gestaltet,<br />

sie baut auf. Sie will, daß die Jugend<br />

in einer evangelischen Volks- und<br />

Berufsschule zu einem werktätigen Stande<br />

herangebildet wird, <strong>der</strong> seinen Wert und seine<br />

Verantwortung <strong>im</strong> Volk kennt. Sie will, daß<br />

<strong>im</strong> Frauentum des Arbeiterlebens Willen und<br />

Kraft zum Muttertum bleibt. Sie will, daß<br />

die Arbeiterin lhre Pflichten <strong>im</strong> Volks- und<br />

Wirtschaftsleben arbeitend und führend erfüllt.<br />

Die drei Gemeinschaftsordnungen, Familie,<br />

Stand, Volk, die für jeden Menschen gegeben<br />

sind, sollen in ihren, tiefsten evangelischen<br />

Sinn de« Dienstes von einem zum an<strong>der</strong>en<br />

wie<strong>der</strong> aufgebaut werden. Die evangelische Arbeiterin<br />

hofft, daß so die Verwirrung und Weglosigkeit<br />

<strong>der</strong> Gegenwart zu einer zielsicheren<br />

Weghaftigkeit wird, und die haltlose Einzclhaftigteit<br />

des Menschen von heute zur Gebundenheit<br />

in die non Gott gewollte Gemein»<br />

schaft.<br />

Die Linien, die hier gezeichnet wurden, erhielten<br />

in <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft des 3.<br />

Tage« volle Lebendigkeit, al« die jungen<br />

Arbeiterinnen aus ihrem Nerufserleben heraus<br />

Berichte und Fragen brachten.<br />

Theodor Hagemann.<br />

Tagung des Rheinischen Vereins für ländliche Wohlfahrt und He<strong>im</strong>atpflege<br />

Ein glücklich gewühlte« Fleckchen Erde, fernab<br />

allein lautem Getriebe und Gehaste, in stiller,<br />

verträumter, ländlicher Einsamkeit, herauswachsend<br />

aus kraftgefüllter Scholle, aus <strong>der</strong> Ferne<br />

gegrüßt von <strong>der</strong>^ höchsten Erhebung de« Saargebiete»,<br />

dem Echaumberg — das war wohl<br />

aller Teilnehmer unmittelbarster und erster Eindruck.<br />

So recht ein Ort, um sich in aller<br />

Gründlichkeit und mit allem Ernst über das<br />

Thema auszusprechen, da« dieser Tagung zugrunde<br />

lag: »Di« deutsche Familie in Stadt<br />

und Land .<br />

Den einführenden Vortrag, <strong>der</strong> das große,<br />

nüchterne, klare, düstere Bild <strong>der</strong> Zeitlage zeichnete,<br />

hielt <strong>der</strong> Generalsekretär de« Earitasverbande«,<br />

Pfarrei Dr. 2 ieing aus Freiburg<br />

>. Nr.: ,Die Kultuckrisi« de« Lande«<br />

und ihre Auswirkung auf die<br />

Familie".<br />

Au« seiner Beschaulichkeit und Friedlichkeit<br />

wurde das deutsche Dorf und die deutsche<br />

Kleinstadt nach <strong>der</strong> Mitte des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t»<br />

jäh aufgeschreckt. Es begann sich eine<br />

Umwandlung de« Landes nach seiner wirtschaftlichen,<br />

geistigen und religiösen Seite hin zu vollziehen,<br />

die binnen einiger Jahrzehnte eine<br />

jahrhun<strong>der</strong>te alte Kultur auflöste. Da« Dorf<br />

verlor seine Seele und damit auch sein sittliches<br />

Bewußtsein.<br />

60<br />

Sich auflösende Landkultur<br />

Mannigfache Gründe haben mitgewirkt, daß<br />

die Landkultur in <strong>im</strong>mer stärkerem<br />

Maße von <strong>der</strong> Stadtkultur<br />

verdrängt wurde. Verflachuig, Ver»<br />

ödung, Nachahmungssucht, Schwinden de«<br />

kraftvollen Selbstbewußtsein« — da« sind die<br />

hinterlassenen Spuren dieser Umwandlung. Alte<br />

Bräuche und Lebensformen sind zerschlage»,<br />

meist <strong>im</strong> Zusammenhang damit auch Sitte und<br />

Sittlichkeit.<br />

W Die Familie?<br />

45°n solchen Verän<strong>der</strong>ungen ist vor allem<br />

die Familie betroffen worden. Wohl<br />

zehren wir vielfach noch von überkommenem<br />

Gut, aber wir zehren von <strong>der</strong> Substanz! Immer<br />

stärker wirkt in die ländliche Familie hinein <strong>der</strong><br />

8.-10. April 1929 auf dem Harschbergerhof bei St. Wendel<br />

Geist <strong>der</strong> Stadt und wirkt hier oftmals zersetzen<strong>der</strong><br />

als in <strong>der</strong> Stadt selbst. Aus mancherlei<br />

Feststellungen können wir da« herauslesen:<br />

die Wohnungskultur de« Landes ist abgewandelt.<br />

Der alte, gediegene und vol allem zweckmäßige<br />

Hausrat verschwindet, dafür tritt die Serienware<br />

<strong>der</strong> Fabrik, während die alten Bauernmöbel<br />

zum Althändlei wan<strong>der</strong>n und von da<br />

wie<strong>der</strong> in Umgebungen, wo sie al« Modeartikel<br />

bestaunt und bewun<strong>der</strong>t werden.<br />

W Die Ehe??<br />

Aber viel unhe<strong>im</strong>licher ist die Verän<strong>der</strong>ung des<br />

Lande« hinsichtlich seiner Auffassung von<br />

<strong>der</strong> Ehe. Der Glaube an den religiösen Sinn<br />

<strong>der</strong> Ehe hat auf dem Lande starke Einbuße erlitten.<br />

In einer furchtbaren Tatsache findet<br />

diese Behauptung ihre Bestätigung: in dem gewaltigen<br />

Geburtenrückgang auf dem Lande, <strong>der</strong><br />

ungleich stärker ist al« in <strong>der</strong> Stadt, <strong>Das</strong><br />

deutsche Land ist heute nicht mehr<br />

<strong>der</strong> Gesundbrunnen de« deutschen<br />

Volke«! Und dort, wo ein Dorf in die 3cähe<br />

<strong>der</strong> Stadt und <strong>der</strong> Industrie gerückt ist, sind die<br />

Verhältnisse erst recht verheerende: viel stärker<br />

als man allgemeinhin ann<strong>im</strong>mt, trifft man hier<br />

auf den Kampf wi<strong>der</strong> das ke<strong>im</strong>ende Leben i Abtreibungen<br />

sind in manchen Dörfern durchaus<br />

nicht« Seltene« mehr! Der mo<strong>der</strong>ne Kin<strong>der</strong>mord<br />

geht sehr stark um.<br />

W Die Jugend???<br />

Die Jugend des Dorfes steht in ernstester<br />

Gefahr, wurzellos zu werden: die elterliche<br />

Autorität ist weithin erschüttert: <strong>der</strong> Blick für<br />

da» Wesen und den Sinn <strong>der</strong> Dorfgemeinschaft<br />

ist vielfach verloren gegangen; dafür sind nicht<br />

selten selbst auf dem Dorf parte<strong>im</strong>äßige Abson<strong>der</strong>ungen<br />

innerhalb <strong>der</strong> Bewohnerschaft eingetreten<br />

und lassen den alten Geist <strong>der</strong> Hilf«gcmeinschaft<br />

mehr und mehr schwinden. Da«<br />

Mädchen vom Land will keinen Nauernburschen<br />

mehr als Ehegatten: die Arbeit ist zu mühselig<br />

und anscheinend unrentabel. Darum lockt <strong>der</strong><br />

Beruf als Fabrikarbeiterin sehr stark. Sie will<br />

nicht mehr die schwere berufliche Belastung einer<br />

Bäuerin tragen. — Abhilfe ist nur möglich.<br />

wenn den jungen Menschen des Dorfes gezeigt<br />

wird, daß ihre dörfliche He<strong>im</strong>at einen beson<strong>der</strong>en,<br />

gerade in unserer Zeit unentbehrlichen Wert hat,<br />

damit diese Jugend wie<strong>der</strong> stolz auf ih»e Dorf-<br />

He<strong>im</strong>at wird. Ferner hat eine Staats- und Sozialpolitik<br />

sich vor allem als eine Familienpolitik<br />

zu betätigen.<br />

M Aufgaben <strong>der</strong> Nluttcr<br />

<strong>Das</strong> anschließende Neferat von Frau Barbara<br />

Ioos behandelte die Aufgaben<br />

<strong>der</strong> deutschen Familie, insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Familien mutter in Stadt<br />

und Land.<br />

Ausgehend von cixem kurzen Blick in die Geschichte<br />

hinein, au« dein ersichtlich wurde, wie<br />

gerade die Mutter und die Mütterlichkeit von<br />

Anfang an zu tiefst <strong>im</strong> deutschen Voltsempfinden<br />

behe<strong>im</strong>atet seien, kommt die Nednerin zu <strong>der</strong><br />

Fa m i l i e n n o t unserer T a g e, die ihren<br />

Anfang n<strong>im</strong>mt mit dem Aufkommen <strong>der</strong> Industrie.<br />

Da ist da» Hau» nicht mehr <strong>der</strong> Weltraum<br />

und <strong>der</strong> Hausherr zugleich <strong>der</strong> Meister,<br />

son<strong>der</strong>n die Fabrik löst diese alte Werkgemeinschaft<br />

<strong>der</strong> Familie auf und schluckt die Menschen.<br />

Damit vollzog sich <strong>im</strong>mer unaufhaltsamer und<br />

rascher die Anballung von Menschenmassen bei<br />

<strong>der</strong> Fabrik, die vielleicht noch eine Unterkunft<br />

aber kein He<strong>im</strong> mehr finden können. Wie weit<br />

<strong>im</strong> Augenblick diese Entwicklung fortgeschritten<br />

ist, erhellt die Tatsache, daß heute je<strong>der</strong> dritte<br />

Deutsche in <strong>der</strong> Großstadt, und je<strong>der</strong> fünfzehnte<br />

Deutsche in Berlin wohnt!<br />

Mit <strong>der</strong> ungeahnten Entwicklung de« technischen<br />

Wissens ist Hand i» Hand gegangen eine gewaltige<br />

Steigerung de« Berechtigungswesen».<br />

ITach außen hin ein oieloerzweigtes<br />

Wissen, demgegenüber aber die entsprechende<br />

Entwicklung nach innen hin, nach Weisheit, nicht<br />

Schritt hat halten können. So kommt es, daß<br />

ein unhe<strong>im</strong>lich nüchterne«, aber gemütsleere« Geschlecht<br />

heranwuchs.<br />

Ohne Gemütswerte aber ist die deutsche Familie<br />

nicht denkbar. Gerade unsere Zeit, die den<br />

Menschen so schnell hart und mißtrauisch macht,<br />

stellt an die Familie die große Aufgabe, das Gemüt<br />

wie<strong>der</strong> zu pflegen, um Wärme zu spenden,<br />

wo Frost einziehen will.


Hier aber tut sich für das Herz <strong>der</strong> Familie,<br />

für die Mutter, ein weites Feld<br />

auf. Nur in ein paar Stichworten sei ihre<br />

große Aufgabe angedeutet: He<strong>im</strong>gestaltung. Die<br />

Mutter muß es verstehen dem abgespannten<br />

Mann das He<strong>im</strong> wie<strong>der</strong> traut und He<strong>im</strong>elia zu<br />

machen? das kettet den Mann wie<strong>der</strong> ans Hau«<br />

und läßt ihn mit den Seinen fest zusammenwachsen.<br />

Nicht nebensächlich ist dabei, daß die<br />

Frau recht wirtschaften kann, daß sie einen<br />

praktischen, wirtschaftlichen Sinn hat. So wird<br />

sie auch aus Wenigem ein Viel <strong>der</strong> Freude<br />

machen können. Sie soll sich nicht zufrieden<br />

geben, damit, daß ihre Kin<strong>der</strong> ihr nur ein Kostgeld<br />

zahlen, <strong>Das</strong> ist dem Sinn <strong>der</strong> Familie und<br />

ihrem Wesen stracks zuwi<strong>der</strong>. Vielmehr soll sie<br />

die Kin<strong>der</strong> dazu anhalten, den Ueberschuß des<br />

Verdienste«, soweit er nicht in den Haushalt geflossen<br />

ist, zum Sparen zu verwenden. Sich<br />

Zeit machen für die Kin<strong>der</strong>, den Wünschen <strong>der</strong><br />

Jugendlichen nachgehen — das alle« sind kleine<br />

Fingerzeige, um wie<strong>der</strong> eine rechte Familie wachsen<br />

zu lassen.<br />

W Landaufenthalt<br />

Ohne Zweifel waren das die beiden wichtigsten<br />

Referate. Was dann noch folgte, waren Son<strong>der</strong>fragen<br />

und Son<strong>der</strong>gebiete wie z. B. die Unterbringung<br />

von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

auf dem Lande. Herr Pfarrer<br />

Horning, <strong>der</strong> Leiter des <strong>Evangelische</strong>n<br />

Fürsorgeverein« <strong>der</strong> Rheinprovinz au« Neuwied,<br />

verbreitete sich über diese Arbeit in sachlichen und<br />

klaren Ausführungen. Seine Darlegungen gehörten<br />

auf« engste zusammen mit denen von<br />

Direktor Mauel vom städtischen Waisenhaus<br />

in Köln.<br />

W Seelische I7ot <strong>der</strong> Großstadt<br />

Was dieser uns von <strong>der</strong> leiblichen und seelischen<br />

Lage <strong>der</strong> städtischen und Industriejugend sagte,<br />

hat uns ein erschütternde« Bild von <strong>der</strong> Famil'iennot<br />

und Menschennot, von <strong>der</strong> Not unsere« Volke«<br />

überhaupt sehen lassen, Ein paar Zahlen<br />

mögen da« erhärten.<br />

4284 Kin<strong>der</strong> de« Waisenhause« in Köln sind hierhin<br />

gebracht worden wegen mangelhafter Pflege<br />

durch die Eltern! — Durchschnittlich beträgt <strong>der</strong><br />

Gewichtsunterschied zwischen einem Jungen aus<br />

den Industriewohnvierteln <strong>der</strong> Stadt und einem<br />

Jungen aus den bürgerlichen Gegenden 3 bis 4<br />

Pfund, <strong>der</strong> Längenunterschied zwischen beiden<br />

Typen 3 bis 4 Zent<strong>im</strong>eter. Bei den Düsseldorfer<br />

Volksschulen wurde festgestellt, daß 59,3<br />

Prozent <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> von ungelernten Arbeitern<br />

waren: von diesen Kin<strong>der</strong>n hatten 63 Prozent<br />

kein eigene« Bett!! — Nachgewiesenermaßen beträgt<br />

in Industriestädten die Zahl <strong>der</strong> erwerbstätigen<br />

Knaben trotz <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>schutzgesetzgebung<br />

40 bis 43 Prozent, oft steigend bis 30 Prozent;<br />

in beson<strong>der</strong>en Fällen — Arbeitslosigkeit <strong>der</strong> Eltern<br />

— bis zu 60 und 7l) Prozent steigend! —<br />

In Köln haben vor dem Kriege 473 Kin<strong>der</strong> bis<br />

zu 44 Stunden in <strong>der</strong> Woche gearbeitet!<br />

Kein Wun<strong>der</strong>, daß in solcher Atmosphäre <strong>der</strong><br />

junge Mensch verwil<strong>der</strong>t und vergiftet wird. Die<br />

Wohnungsnot, das Schlafgängerwesen u. a. m.<br />

stumpfen das Schamgefühl ab, hier ist <strong>der</strong><br />

Pflanzboden <strong>der</strong> Prostitution. Eine Statistik<br />

aus dem Jahre 4909 sagt, daß von schulpflichtigen<br />

Mädchen 9,6 Prozent <strong>der</strong> Unzucht ergeben<br />

seien!<br />

Nüchterne, unhe<strong>im</strong>liche Zahlen und Ziffern, die<br />

uns genannt wurden, die dem, <strong>der</strong> sein Volk lieb<br />

hat, einen Schrecken einjagen müssen<br />

Als praktische« Ergebnis faßte <strong>der</strong> Verein den<br />

Ertrag seiner Arbeitstagung in 4 Sätzen zusammen,<br />

die den maßgebenden Stellen und auch<br />

<strong>der</strong> Oeffentlichkeit zur Kenntnis gebracht werden<br />

sollen.<br />

E« waren ungemein wertvolle Tage, die un« geschenkt<br />

wurden. E« wäre nur zu wünschen<br />

gewesen,daß dieBeteiligung<br />

von unserer evangelischen Seite<br />

ausstärkergewesenwäre. Zu wünschen<br />

und zu for<strong>der</strong>n bleibt, daß wir <strong>Evangelische</strong>n<br />

ganz an<strong>der</strong>« al« bislang geschehen dieser Arbeit,<br />

die Volksdienst <strong>im</strong> besten Sinne sein will, unser<br />

Interesse und unsere Liebe zuwenden.<br />

Geuther, Fechingen.<br />

F°rsth°ff: Rheinische <strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />

Aber 500 Seiten, Ganzleinen gebd.<br />

Preis 42 Mk. Bestellkarte liegt bei<br />

Nachrichten aus dem Melanchthonbund<br />

(Verband <strong>der</strong> evangelischen Eltern an den mittleren und höheren Schulen <strong>Rheinland</strong>s)<br />

Gruppenabende<br />

sind auch <strong>im</strong> Sommersemester nicht nur dringend<br />

erwünscht, son<strong>der</strong>n außer in <strong>der</strong> Ferienzeit auch<br />

verhältnismäßig leicht zu veranstalten. Die<br />

Zentrale in Essen, III. Hagen 23, ist gern<br />

bereit, auf Vortragsabenden zu dienen. Zeit-<br />

gemäße«<br />

Thema für die Sommermonate:<br />

LLandschulhe<strong>im</strong><br />

— Schullandhe<strong>im</strong> (unter gelegentlicher<br />

Heranziehung <strong>der</strong> wichtigsten Bestrebungen<br />

führen<strong>der</strong> deutscher Pädagogen <strong>der</strong> Gegenwart).<br />

Der erste Vortragsabend ist geplant<br />

in Opladen am 4. Mai. Wo ist <strong>der</strong><br />

nächste? Ein großangelegter Gruppenabend<br />

<strong>der</strong> Gruppe Nie<strong>der</strong>rhein<br />

findet am 45. Mai 3.30 Uhr in <strong>der</strong> Sozietät zu<br />

Mors statt. — <strong>Das</strong>nächsteMitteilungsblatt<br />

(4929,11) kommt <strong>im</strong> Maiherau«,beson<strong>der</strong>s<br />

für Werbezwecke best<strong>im</strong>mt. Man wolle seine<br />

rechtzeitige Verteilung unter Werbung neuer<br />

Mitglie<strong>der</strong> und Einziehung <strong>der</strong> Jahresbeiträge<br />

schon jetzt vorbereiten. Inzwischen erschien<br />

Goerbig, Die Parität an den<br />

öffentlichen höheren Schulen <strong>der</strong><br />

Rheinprovinz <strong>im</strong> Schuljahr 4928<br />

(7. Folge), Verlag Glaube und He<strong>im</strong>at, Birkenfcld-Nahe,<br />

58 Seiten, 4,25 ^l, zu beziehen durch<br />

den Lichtweg-Verlag, Essen, III. Hagen 23.<br />

Diese Broschüre ist unentbehrlich für<br />

jeden Vertrauensmann und jeden<br />

Vorstand unserer Ortsgruppen,<br />

eine erschütternde Anklage gegen Lässigkeit auf<br />

selten <strong>der</strong> Protestanten und schlagen<strong>der</strong> Newei«<br />

für fortgesetzte Imparität in Behandlung <strong>der</strong><br />

evangelischen Belange an den höheren Schulen<br />

<strong>Rheinland</strong>s. Diese« Buch sei dem paritätischen<br />

Ausgleichsausschuß (siehe vor.<br />

Nr., S. 35, unter Land Utopia) zum Studium<br />

dringend empfohlen! Schon die Zusammensetzung<br />

dieses Ausschusse« läßt nicht viel Ersprießliche«<br />

für seine Arbeit erwarten, wenigstens<br />

was unsere Schulbelange <strong>im</strong> Westen betrifft.<br />

Unter den 9 evangelischen<br />

Mitglie<strong>der</strong>n ist keins au« dem<br />

<strong>Rheinland</strong>, unter den katholischen Domprobst<br />

Mausbach aus Münster, Reg.-<br />

Rat Dr. Heß, M. d. L., aus Ahrweiler,<br />

Schriftsteller Ioos, M. d. R., aus M. Gladbach,<br />

Prälat Prof. I). Lauscher, M. d.<br />

L., aus Bonn sowie Frl. Dr. Wingerath<br />

aus Köln. Wie konnte man bei Auswahl <strong>der</strong><br />

evangelischen Mitglie<strong>der</strong> unseren Westen <strong>der</strong>art<br />

unberücksichtigt lassen? — Inzwischen ist mit<br />

allen Ehren und unter großen Feierlichkeiten <strong>der</strong><br />

katholische Vizepräsident des Rheinischen Provinzialschulkollegiums,<br />

Prof. Dr. Mai Siebourg,<br />

am 4. April infolge Erreichung <strong>der</strong><br />

Altersgrenze aus seinem Amt geschieden. Ließ<br />

man den <strong>Evangelische</strong>n <strong>Rheinland</strong>« nur halb<br />

so viel Gerechtigkeit wi<strong>der</strong>fahren, wie seinerzeit<br />

4927 den Katholiken <strong>im</strong> benachbarten<br />

Hessen-Nassau, so müßte unbedingt<br />

Siebourgs Nachfolger ein Eoanaelischer<br />

sein. Wir haben un« nachdrücklich<br />

mit unseren Freunden dafür eingesetzt. Man<br />

darf auf das Ergebnis einigermaßen gespannt<br />

sein. — Zwischen <strong>der</strong> Stadtverordnetenversammlung<br />

in C l e o e und <strong>der</strong> Regierung ist ein offener<br />

Konflikt ausgebrochen über die Unterbringung<br />

des staatlichen Gymnasium«,<br />

dessen humanistischer Seite eine realgymnasiale<br />

angeglie<strong>der</strong>t war. Da es an Platz mangelte,<br />

erwies sich die Unterbringung <strong>der</strong> großen Schule<br />

in <strong>der</strong> Kaserne al« nötig, zu <strong>der</strong>en Umbau die<br />

Regierung 350 000 ^t Beihilfe von <strong>der</strong> Stadt<br />

erwartete außer <strong>der</strong> laufenden jährlichen Summe<br />

von 36 000 ^t. Die Kosten des Umbau« insgesamt<br />

wurden auf 600 000 ^l veranschlagt.<br />

Die Stadtoäter bewilligten aber am 44. April<br />

nur 250 000 ^t, undnlüi droht die Re»<br />

gierung damit, den realgymnasialen<br />

Zug wie<strong>der</strong> abzubauen. Man<br />

wird nicht fehlgehen in <strong>der</strong> Annahme, daß gerade<br />

die katholischen Kreise in Cleve die Rückentwicklung<br />

ihrer Schule zu einem rein humanistischen<br />

Gymnasium nur begrüßen werden: man darf<br />

aber <strong>im</strong>merhin erwarten, daß <strong>der</strong> Staat nicht<br />

wegen 400 000 ^<br />

gen Kenntnisnahme!<br />

Gegenwärtig, d. h, unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

<strong>im</strong> Zentralblatt für die gesainte llnterrichtsverwaltung,<br />

Heft 8, vom 20. April, angegebenen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen, bietet die Anwärterliste<br />

<strong>der</strong> preußischen Studienassessoren und -assessorinnen<br />

für das <strong>Rheinland</strong> folgendes<br />

Bild:<br />

Es blieben hängen <strong>im</strong> numßiuz e1au8U8 an rheinischen<br />

Assessoren, katholische: aus<br />

dem Jahrgang 4920, 4922, 4923: keine, aus<br />

4924 einer, aus 4924 fünf, aus 4925 dreiundzwanzig,<br />

au« 4926 neununddreißig, aus 4927<br />

zweiundoierzig, aus 4928 achtundsiebzig, insgesamt<br />

also 488: evangelische: aus dem<br />

Jahrgang 4920—4923: keine, aus 4924 und<br />

4 925 je einer, au« 4926 zehn, aus 4927 neun,<br />

aus 4928 einundzwanzig, insgesamt also 42.


62<br />

ch Fachgruppen getrennt (selt<br />

1928): Au« dem Jahrgang 1928 aus Fachgruppe<br />

la (evangel. Religion): 5 eoang,, aus<br />

Fachgruppe Ib (kath. Religion): niemand, aus<br />

Fachgruppe II (Geschichte, Deutsch): 29 kath.,<br />

3 evang., au« Fachgruppe Ila (Kunst): niemand,<br />

au« Fachgruppe III (Altsprachler): 15 kath.,<br />

au« Fachgruppe IV (Neusprachler): 24 kath,,<br />

7 evang., aus Fachgruppe V (Mathematiker<br />

und Physiker): IN kath,, 3 eoanq,, au« Fachgruppe<br />

VI (Naturwissenschaftler): 3 eoang.<br />

Anwärter, also insgesamt aus dem Jahrgang<br />

1928 (wie oben): 78 kath., 21 eoang,, zusammen<br />

99 Anwärter.<br />

An Anwärterinnen blieben <strong>im</strong> nulnylU8<br />

«IllU8U3 hängen, katholische: aus dem<br />

Jahrgang 1920—1922: keine, 1923 eine, 1924<br />

zwei, 1925 zwei, 1926 zweiundzwanzig, 1927<br />

dreizehn, 1928 einundzwanzig, insgesamt also<br />

61: evangelische: au« dem Jahrgang<br />

1920—1923 und 1925 keine, aus 1924 eine, aus<br />

1926 drei, au« 1927 zwei, au« 1928 drei, insqesamt<br />

also 9. Au« dem Jahre 1928 au«<br />

Fachgruppe la: 1 eoang., au« Fachgruppe<br />

II: 4 kath., au« Fachgruppe III:<br />

1 eoang,, au« Fachgruppe IV: 6 kath., au«<br />

Fachgruppe V: 8 kath,, 1 eoang,, au« Fachgruppe<br />

VI: 3 kath. Anwärterinnen, also insgesamt<br />

au« dem Jahrgang 1928 (wie oben):<br />

21 kath., 3 eoang., zusammen 24 Anwärterinnnen<br />

Fapisuti »at! Man sieht, wie recht Goerbig<br />

hat, wenn er in seiner neuesten Schrift, S, 51,<br />

bemerkt: „Die <strong>im</strong>paritätische Auf<br />

stellung <strong>der</strong> Anwärter! iste bedeu<br />

tet die Verewigung <strong>der</strong> Impari<br />

tat an den höheren Schulen Preu<br />

ßen«, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Rhein<br />

prooinz Nicht nach dem An<br />

gebot, d. h. nach dem Vorhandensein<br />

<strong>der</strong> Studienassessoren ist<br />

die Anwärterliste aufzustellen,<br />

son<strong>der</strong>n nach dem konfessionellen<br />

Bedarf <strong>der</strong> Lehranstalten und<br />

mit Rücksicht auf den konfessionellen<br />

Stand <strong>der</strong> Schüler- und<br />

Schülerinnen an den öffentlichen<br />

höheren Schulen Preußens." Man<br />

vergesse nicht, auf einen evangelischen Anwärter<br />

männlichen o<strong>der</strong> weiblichen Geschlecht« <strong>im</strong><br />

<strong>Rheinland</strong> kommen 3,7 katholische Anwärter(innen),<br />

während auf 6 evangelische höhere Schülerinnen)<br />

nur 7 katholische Schüler(innen) kommen!<br />

Wie lange noch, Herr D. Becker?!<br />

HD Zeitschrifieuschal,<br />

Drei Wesenszüge <strong>der</strong> christlichen<br />

Familie und ihre Gefährdung in<br />

ihrer Bedeutung für die christliche<br />

Schule, von Rektor Kühl mann, Linden-<br />

Nachweis neuester Literatur, beson<strong>der</strong>s von<br />

Aufsätzen in Zeitschriften, über Hauptgebiete.<br />

Angeführte Schriften sind be<strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />

Pießoerband einzusehen, nicht zu<br />

entleihen. Der Verlag des Preßoerbandes<br />

besorgt jedoch alle Schriften — zum käuflichen<br />

Erwerb — umgehend.<br />

D Aeußere Mission<br />

Die Europäer unter den fremden Rassen, von<br />

Mensching (Christi. Welt). Rasse und Volkstum<br />

in ihrem Verhältnis zu Religion und<br />

Glaube. Ein Missionsproblem, von Gen.-Sup.<br />

Prof. I), Klingemann, Bonn (Ev.-luth, <strong>Kirche</strong>nzeitung).<br />

Jugendbewegung dahe<strong>im</strong> und in China, von<br />

Fischle (Führerdienst).<br />

Ruhr, (Deutsche Lehrerzeitung 11, 109—112;<br />

12, 121—124). Schülerselbstmorde,<br />

wozu zu vergleichen ist die Landtagsdebatte<br />

vom 15. 4, 1929 (Köln. Zeitung<br />

206b vom 16. 4., Köln, Volkszeitung 264<br />

vom 16, 4.) (Christliche Freiheit 5, 50 f.). D i e<br />

Aufklärung in <strong>der</strong> Schule, von Johanna<br />

Pachali, Berlin (Deutsche Lehrerzeitung<br />

2, 12 f., vgl, auch 11, 115). 2 i e<br />

Aufgabe evangelischer Jugendarbeit<br />

gegenüber dem Ringen um<br />

ein neue« Sexual-Etho«, von Pfr.<br />

Kunze, M. Gladbach (Eoangel. Jugend am<br />

Rhein, N, 2—3, 2—18). Die weibliche<br />

Großstadt jugend, von Johanna Pachali,<br />

Berlin (Deutsche Lehrerztg. 14, 14 f.).<br />

Serualpädagogische Aufgaben in<br />

<strong>der</strong> Erziehung <strong>der</strong> weiblichen<br />

Jugend, von v. Magd. o. Tiling, M.<br />

d. L, (Schule u. Evangelium III, 12, 267—272).<br />

Die sittliche Gefährdung <strong>der</strong> Jugend.<br />

„Erschütternde Zahle n",<br />

Lehren einer öffentlichen Tagung.<br />

Starke Einschränkung <strong>der</strong> <strong>im</strong> Vorjahr durch alle<br />

Blätter gegangenen Bemerkungen über sittliche<br />

Zustände an Lyzeen, Es handelte sich lediglich<br />

um eine einzige Anstalt in einer mittelgroßen<br />

Stadt Nord deutschlands, (Siehe Köln. Volkszeitung<br />

261 vom 14, 4. 1929.) Da« Land-<br />

He<strong>im</strong>, Scherz, Satire, Ironie und<br />

tiefere Bedeutung (Der Ruf VIII, 4,<br />

110 f.). Die Verschulung Deutschland«,<br />

mit interessanten geschichtlichen Notizen<br />

von Dr. Ludw. Nagel, Frankfurt/Main<br />

(Mittelschule 13, 199—208). „Der Berechtigungsf<strong>im</strong>mel",<br />

abgedruckt aus<br />

dem Reichselternblatt vom März 1929 <strong>im</strong><br />

Deutschen Philologenblatt 15, 224. Berufe<br />

für Schüler au« M ittel- und höhere<br />

n S ch u l e n, von?. Holz, Elberfcld. (Der<br />

<strong>Evangelische</strong> Beamte 4, 43—45; Fortsetzung<br />

folgt). Die Berufe und ihre Aussichten,<br />

von Direktor Böckenkrüger, Elberfeld<br />

(Neue Jugend XI, 3, 52—54). Hat <strong>der</strong><br />

Staat ein Recht auf da« Bildungsund<br />

Schulmonopol? Zitiert aus D. Dibclius'<br />

Ausführungen, in <strong>der</strong> Positiven Union<br />

(Licht und Leben 13, 203). Zur Schulpolitik,<br />

für die evangelischen<br />

Prioatschulen!, von A. Egger «<br />

(Schule u. Ev. III, 12, 277—280: IV 1,16—18).<br />

<strong>Das</strong> akademische Proletariat (<strong>Das</strong><br />

Neue Reich, Kath. Wochenschrift, XI, 24,<br />

448 f). Die Beför<strong>der</strong>ungsaussichten<br />

<strong>der</strong> Philol o g e n (Der <strong>Evangelische</strong><br />

Beamte 4, 42 f.) (Sbl. Bonn 15, 229 f.)..<br />

Die Theologische Schule Elberfeld,<br />

von N. Mensing und l). Hesse<br />

(Kirchl. Wochen«. Mci<strong>der</strong>ich 15, 117 f.).<br />

<strong>Das</strong> Arbeitstelegramm<br />

Innere Mission<br />

Zur sexuellen Aufklärung in den Fürsorgeänstalten<br />

für schulentlassene Mädchen, von<br />

Oberin Siever« (Eo. Jugendfürsorge <strong>der</strong><br />

Rheinprovinz),<br />

Sexuelle Belehrung <strong>der</strong> schulentlassenen männlichen<br />

Anstaltszöglinge, von Schenk. (Eo.<br />

Jugendfürsorge <strong>der</strong> Rheinprooinz,)<br />

Die sexuelle Belehrung und Aufklärung <strong>der</strong><br />

Anstaltszöglinge, von Schaus. (Eo, Jugendfürsorge<br />

<strong>der</strong> Rheinprooinz.)<br />

Individuelle Psychologie und Anstaltserziehung,<br />

von Fangmeyer. (Ev. Jugendfürsorge <strong>der</strong><br />

Rheinprooinz.)<br />

Hamburg und Berlin, Eine Anmerkung zu<br />

Wichern« Lebenswerk, oon Rohden, (Innere<br />

Mission.)<br />

Die Innere Mission Württembergs <strong>im</strong> Jahre<br />

1928, von Remppi«. (Innere Mission.)<br />

Umschau<br />

Innere Mission<br />

Zu- o<strong>der</strong> Abnahme <strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten?<br />

Es ist interessant, wie sich das Reichsgcsetz zur<br />

Bekämpfung <strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten in seinem<br />

ersten Jahr bewährt hat. Professor<br />

Seligmann, <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> bakteriologischen<br />

Abteilung des Berliner Gesundheitsamte«, hat<br />

in einem Bericht an die Aerztekammer die Erfahrungen<br />

diese« ersten Jahre« für Berlin mitgeteilt.<br />

Die „Soziale Arbeit" veröffentlicht<br />

daraus folgende Zahlen: 18 Beratungsstellen<br />

wurden zur Durchführung des Gesetze« eingerichtet,<br />

46 Fachärzte, 34 Gesundheitsfürsorgerinnen<br />

und eine Anzahl männlicher Fürsorger<br />

wirken mit. In 10 Behandlungsstcllen können<br />

Geschlechtskranke auf Kosten <strong>der</strong> Stadt behandelt<br />

werden. Vom 1. Oktober 1927 bis zum<br />

5. August 1928 sind durch die vom Gesetz vorgesehenen<br />

Meldungen 2922 Personen erfaßt<br />

worden, durch freiwillige Meldung 21 459<br />

Klienten, also mehr als siebenmal soviel. Von<br />

den 21 000 Selbstmel<strong>der</strong>n waren nur 9484<br />

krank. Von den durch amtliche Anzeige erfaßten<br />

Personen, oon denen zwei Drittel gemeldet<br />

wurden, wo sie sich vorzeitig <strong>der</strong> ärztlichen<br />

Behandlung entzogen hatten, waren fast<br />

alle krank. Täglich treten fast 12—15 Personen<br />

neu unter die gesundheitliche Aufsicht,<br />

Da« Ganze ist nur ein Ausschnitt aus dem<br />

Gesamtbild: über die Wirkung des Ammenund<br />

Kin<strong>der</strong>schutzes und de« Verbote« <strong>der</strong> Behandlung<br />

durch Kurpfuscher weiß man noch<br />

nicht« bei <strong>der</strong> Kürze <strong>der</strong> Zeit. Jedenfalls ist<br />

keine Zunahme <strong>der</strong> Krankheit durch die Lockerung<br />

<strong>der</strong> polizeilichen ^Maßnahmen eingetreten,<br />

wie oon mancher Seite befürchtet wurde, und<br />

Professor Scligmann hat die Empfindung, daß<br />

es möglich sein müsse, auf diesem Wege zu Erfolgen<br />

zu schreiten.<br />

Während aber Berlin die Abnahme <strong>der</strong><br />

frischen Syphilis meldet, melden München,<br />

Karlsruhe, Mannhe<strong>im</strong> und Stuttgart Zunahme.<br />

Nach den Angaben <strong>der</strong> dem Reichstag<br />

vorliegenden Denkschrift gehört Stuttgart zu<br />

den Städten, die am meisten unter den Geschlechtskrankheiten<br />

zu leiden haben. Während<br />

in den meisten deutschen Großstädten die Erkrankungshäufigkeit<br />

doppelt so hoch ist<br />

wie <strong>der</strong> Reichsdurchschnitt, ist sie in Stuttgart<br />

noch wesentlich höher. Auch in <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

<strong>der</strong> Ortsgruppe Karlsruhe <strong>der</strong><br />

Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung <strong>der</strong> Geschlechtskrankheit<br />

wurde festgestellt: die Ziffer<br />

<strong>der</strong> Prostituierten, noch mehr die <strong>der</strong> Zuhälter,<br />

hat stark zugenommen: da« Straßenbild in <strong>der</strong><br />

Altstadt Karleruhe hat sich so sehr verschlechtert,<br />

daß es zu dauernden Beschwerden <strong>der</strong> Anwohner<br />

Anlaß gibt. Früher fürchteten die<br />

Mädchen die Polizei, jetzt fürchten sie noch<br />

mehr die Zuhälter.<br />

Ein abgeschlossenes Urteil über Zu- o<strong>der</strong> Abnahme<br />

<strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten <strong>im</strong> ganzen<br />

Reich ist also noch nicht zu fällen.<br />

Bahnhofsdienst<br />

In 150 deutschen Städten ist ein evangelischer<br />

Bahnhofsdienst eingerichtet, <strong>der</strong> es sich zur<br />

Aufgabe gemacht hat, durchreisenden Hilfsbedürftigen<br />

kostenlos eine ?!?ahlzeit zu verabreichen,<br />

billige Unterkunft zu vermitteln o<strong>der</strong><br />

freies Nachtlager zu gewähren; in dringenden<br />

Fällen werden auf Fahrgeld Zuschüsse bedacht.<br />

Es handelt sich um Durchgangsstellen o<strong>der</strong> um<br />

das, was man „erste Hilfe" nennt. Die nachgehende<br />

Fürsorge wird an<strong>der</strong>n Stellen überlassen.<br />

— Der evangelische Bahnhofsdienst ist<br />

ein Stück Arbeit <strong>der</strong> Inneren Mission. Beson<strong>der</strong>e<br />

Hilfe leistet er alleinreiscnden jungen<br />

Mädchen und Frauen und jungen Männern.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> de« Bahnhofsdienstes sind


durch eine Armbinde gekennzeichnet. Wer Auskunft<br />

und Hilfe wünscht, wende sich an die<br />

Bahnhofsmission Stuttgart, Moserstraße 42,<br />

für die weibliche Jugend, und an das Iugendsekretariat<br />

Stuttgart, Hohe Straße 4 t, für die<br />

männliche Jugend.<br />

Ueberstaatliche Zusammenarbeit <strong>im</strong><br />

Wohnungswesen<br />

Die wissenschaftliche Bearbeitung aller grundsätzlichen<br />

und praktischen Fragen de« Wohnungsund<br />

Städtebaus ist in den letzten Jahren mit<br />

Tatkraft in Angriff genommen worden und<br />

hat zur Errichtung von mancherlei Forschungsanstalten<br />

geführt. In <strong>der</strong> Erkenntnis, daß<br />

zahlreiche Fragen über die Grenzen eines Landes<br />

hinaus bedeutsam sind und nach einheitlichen<br />

Lösungen verlangen, ist man auch zu einer<br />

internationalen Zusammenarbeit gekommen.<br />

Diese überstaatlichen Bestrebungen haben ihren<br />

Zusammenschluß <strong>im</strong> Internationalen<br />

Verband für 23 ohnungswesen gefunden,<br />

<strong>der</strong> seinen ersten Kongreß unlängst in<br />

Frankfurt a. IM. abhielt. Er erblickt seine<br />

Hauptaufgabe in <strong>der</strong> ständigen Zusammenarbeit<br />

mit den verschiedenen Län<strong>der</strong>n, um alle Tatsachen<br />

und Erfahrungen auf dem Gebiet de«<br />

Wohnungswesens zu sammeln und den Mitglie<strong>der</strong>n<br />

zugänglich zu machen. Die Kongresse,<br />

in etwa dreijährigem Zwischenraum, sollen nicht<br />

bloß Massenveranstaltungen bringen, son<strong>der</strong>n<br />

vor allem den Fachleuten <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Arbeitsgruppen eine Aussprache über die<br />

aktuellen Fragen ihres Son<strong>der</strong>gebietes ermöglichen.<br />

Die Herausgabe einer in mehreren<br />

Sprachen erscheinenden Zeitschrift ist geplant.<br />

Die Geschäftsstelle de« Verbandes ist in Frankfurt<br />

a. M.<br />

Statistik <strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege<br />

Die neuesten Erhebungen <strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege,<br />

die sich in <strong>der</strong> Deutschen Liga<br />

<strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege zusammengeschlossen<br />

hat, ergeben auf den drei<br />

Arbeitsgebieten <strong>der</strong> Gesundheit«-, Erziehungsund<br />

Wirtschaftsfürsorge bemerkenswerte Zahlen,<br />

die die „Soziale Arbeit" veröffentlicht.<br />

In <strong>der</strong> Gesundheitsfürsorge bestehen<br />

u, a, insgesamt 2380 Krankenkassenanstalten,<br />

1031 Erholungshe<strong>im</strong>e, IN 287 Krankenpflegestationen<br />

und etwa 4000 Beratungsstellen. Die<br />

Erziehungsfürsorge umfaßt u. a,<br />

1699 Erziehungshe<strong>im</strong>e, 4223 He<strong>im</strong>e für Berufstätige,<br />

7667 Kin<strong>der</strong>gärten und Horte und etwa<br />

2000 Fachoereine und Beratungsstellen für<br />

Berufsvormundschaft, Pflegekin<strong>der</strong>wesen, Iugendgerichtshilfe<br />

usw. Die Wirtschaftsfürsorge<br />

umschließt 4203 Altershe<strong>im</strong>e, 643<br />

He<strong>im</strong>e für Obdachlose, Strafentlassene usw,, 584<br />

Bahnhofsmissionen, 328 Arbeitsnachweise usw.<br />

Die 6 Spitzenverbände <strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege<br />

sind an dieser sozialen Arbeitsleistung<br />

folgen<strong>der</strong>maßen beteiligt:<br />

Die Innere Mission stellt für die<br />

Arbeit <strong>der</strong> freien und öffentlichen Wohlfahrtepflege<br />

67 000 Berufskräfte, darunter 44 562<br />

Schwestern und 4439 Diakonen, In 4387<br />

Männer- und Frauenoerbänden und 38 488<br />

Vereinen mit rund S Millionen Mitglie<strong>der</strong>n<br />

sind Hun<strong>der</strong>ttausende von Männern und Frauen<br />

ehrenamtlich o<strong>der</strong> von Berufswegen caritatio<br />

tätig.<br />

Dem Deutschen Caritasverband<br />

dienen 83 242 hauptberuflich Tätige. Von<br />

ihnen sind 77 388 Ordensschwestern und 4414<br />

Ordensbrü<strong>der</strong>. Mit den in <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Fürsorge tätigen Kräften steigt die Zahl <strong>der</strong><br />

beruflichen Caritasmitarbeiter auf 99 835,<br />

23 634 caritatioe Vereine mit 800 000 Mitglie<strong>der</strong>n<br />

und ehrenamtlich Tätigen und 3 779 460<br />

Mitglie<strong>der</strong> verwandter caritatioer Vereine gehören<br />

ihm an.<br />

Die Zentralwohlfahrtspflege <strong>der</strong><br />

deutschen Juden unterstützt in ihrer<br />

Wohlfahrtsarbeit 2659 Berufekräfte, darunter<br />

342 Schwestern. Den die Arbeit tragenden<br />

Zum Stand <strong>der</strong> Jugendämter in Preußen, von<br />

Finck. (Innere Mission.)<br />

Auswan<strong>der</strong>erfürsorgc, ein zusammenfassen<strong>der</strong><br />

Bericht. (Innere Mission.)<br />

Die Mitarbeit <strong>der</strong> Lehrerschaft in <strong>der</strong> Iugendwohlfahrtspflege.<br />

(Innere Mission.)<br />

In eigener Sache, von Peter Martin Lampel,<br />

(Der Fackelreiter.)<br />

Ein Montessori-Kin<strong>der</strong>haus, von Kramer. (<strong>Das</strong><br />

neue Frankfurt.)<br />

<strong>Das</strong> Werk von Marie Montessori, von<br />

Gerhard«. (<strong>Das</strong> neue Frankfurt.)<br />

Ländliche Kin<strong>der</strong>gärten, von Schrö<strong>der</strong>. (<strong>Das</strong><br />

Land,)<br />

Die Kin<strong>der</strong>freundbcwegung. (Der Volksverein.)<br />

Son<strong>der</strong>heft des Wests. Herbersverbande« über<br />

Fürsorge für wan<strong>der</strong>nde Arbeit«- und He<strong>im</strong>atlose.<br />

(Wan<strong>der</strong>er- und Obdachlosenfürsorge,<br />

Fürsorge und Seelsorge an wan<strong>der</strong>nde Arbeitsuno<br />

He<strong>im</strong>atlose, Bekämpfung des Kost- und<br />

Quartiergängerwesens, insbeson<strong>der</strong>e Einrichtung<br />

von Ledigenhe<strong>im</strong>en, Bekämpfung <strong>der</strong> Orts- und<br />

Wan<strong>der</strong>erbettclei, Richtlinien "für Wan<strong>der</strong>erund<br />

Obdachlosenfürsorge.) Von Kockelke,<br />

Münster. (Ziele und Wege.)<br />

Soziales und Sozialethisches<br />

Sünde, Krankheit und erbliche Belastung, von<br />

Dr. March. (Eo.-luth. <strong>Kirche</strong>nzeitung.)<br />

Mehr Eigenhe<strong>im</strong>e! (Innere Mission.)<br />

Der Sozialismus und die Jugend, von Eisner.<br />

(Der Fackelreiter.)<br />

Aus Gustav Landauers Tagebuch während<br />

seiner Gefängniszeit. (Der Fackelreiter.)<br />

Die Entthronung <strong>der</strong> Arbeit, von Kilian, (Die<br />

Tat.)<br />

Maschinendämmerung, von Weißenhofer. (<strong>Das</strong><br />

neue Reich.)<br />

Von religiösen Sozialismus, von <strong>der</strong> Gablentz,<br />

(Zeitwende,)<br />

Ist unsere Sozialpolitik auf dem Irrwege?<br />

von Lembke, (<strong>Das</strong> Land.)<br />

^Mo<strong>der</strong>ne Eheprobleme, (Die Zerrüttung <strong>der</strong><br />

heutigen Ehe. — Die Ursache 0e« Verfalls, —<br />

Die Heilmittel.) (Die Frau <strong>im</strong> Volksoerein.)<br />

Was bringt da« Arbeitszeitgesctz für die<br />

Jugend? (Arbeiterjugend.)<br />

Die Entwicklungstendenzen <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />

Wirtschaftsordnung, von Sombach. (Kirchl.soziale<br />

Blätter.)<br />

Die rhein.-westf. Industrie <strong>im</strong> Jahre 4808, von<br />

Nemlich. (Rhein. He<strong>im</strong>atblätter.)<br />

Die Soziologie des heiligen Paulus, von Kochhaus.<br />

(St<strong>im</strong>men <strong>der</strong> Zeit.)<br />

Der Arbeitsschutz <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>jährigen, von<br />

Hundinger. (Eo. Jugendfürsorge <strong>der</strong> Rheinprooinz)<br />

Von den evangelischen Arbeiterinnenvereinen,<br />

von Kühl. (Die eoangel. Gemeindeschwester.)<br />

Zur Position des katholischen Sozialisten, von<br />

Dierk«. (Die Schildgenossen.)<br />

Oekumenische Bewegung<br />

England-Reise deutscher Pastoren, von Gen,-<br />

Sup. v. Zänker. (Eo.-luth. <strong>Kirche</strong>nzeitung.)<br />

Vom amerikanischen Luthertum, von Thun.<br />

(Ev.-luth. <strong>Kirche</strong>nzeitung.)<br />

Aus dem Leben und <strong>der</strong> sozialen Arbeit <strong>der</strong><br />

evangelischen <strong>Kirche</strong>n in Nordamerika, von<br />

Steinweg, (Innere Mission,)<br />

lieber die europäische Zentralstelle für kirchliche<br />

Hilfsaktion berichtet Gen,-Sekretär Dr.<br />

Adolf Keller in einer Kleinschrift, die vom<br />

Efkutio-Komitee, Genf, Rue de Candolle,<br />

herausgegeben ist.<br />

Völker und <strong>Kirche</strong>n. (Eo, Frauenzcitung.)<br />

Zur kirchlichen linionsfrage. Eine Reihe von<br />

Buchbesprechungen in den (jesuitischen) St<strong>im</strong>men<br />

<strong>der</strong> Zeit.<br />

Konstanz-StockholmLausanne, von Sö<strong>der</strong>blom.<br />

(Der Türmer.)<br />

M Klllisi !»l0 Vollsl'ilomig<br />

Die Verhandlungen des 3. Kirchbaukongresse«<br />

4928 sind erschienen <strong>im</strong> Verlag de« Waisen-<br />

hause« Halle-Saale. In ihr sind abgedruckt<br />

die „Leitsätze für evangelischen Kirchbau".<br />

Republik und Kunst, von Sieker. (Der Fackelreiter.)<br />

Spielberatung tut not, von Mirbt. (Blätter<br />

für Laicnspieler.)<br />

Entwicklungslinien <strong>der</strong> Spielberatung, von<br />

Saskowski. (Blätter für Laienspieler.)<br />

Der Spielberater al« Spielerzieher, von<br />

Gentge«. (Blätter für Laienspieler,)<br />

Die Aufgaben des Tanzes in <strong>der</strong> Volksbildung,<br />

von Gleisner. (Freie Volksbildung.)<br />

Zum Problem <strong>der</strong> Vildungsarbeit am Bauern,<br />

von Schriewer. (Bücherei und BildungSpflegc.)<br />

Da« Märzheft de« Eckart berücksichtigt in beson<strong>der</strong>er<br />

Weise die Welt <strong>der</strong> Industrie und enthält<br />

Aufsätze von Wohlgemuth, Steenbock-<br />

Vermoor und Mühle u. a.<br />

<strong>Evangelische</strong> Volksbildung, von Willens. (Die<br />

Furche.)<br />

Grundtwig, von Thiemann. (Die Furche.)<br />

<strong>Das</strong> Haus als Bildungsstätte, von Iahn-<br />

Harnack. (Zeitwende.)<br />

Dorfkultur, von Zeibig. (<strong>Das</strong> Land.)<br />

Gedanken zum Dorfabend, von Franz Lempfert.<br />

(<strong>Das</strong> Land.)<br />

Musikpädagogisches Arbeiten auf dem Land,<br />

von Antz. (Rhein. Land.)<br />

lieber (2ingwochen, von Hansel. (Rhein. Land.)<br />

Unser heutige« Musikleben, von Pflei<strong>der</strong>er. (Die<br />

Singegemeinde.)<br />

Was bedeutet uns heute da« Volkslied, von<br />

Prost. (Frauenhilfe.)<br />

Was kann getan werden zur Reinigung des<br />

Straßcnbildc« von unsittlichen Anschlägen? oon<br />

Schloßmann. (Frauenhilfe.)<br />

Religion und Muttersprache, von Geißler, (Die<br />

evangelische Diaspora)<br />

>^M Fraueowelt<br />

lieber die Ausbildung zur Gärtnerin, oon Mohn.<br />

(Die Frau und ihr Haus,)<br />

Die Frau und da« Buch, oon Liebster, (Blätter<br />

für Bücherfreunde,)<br />

Der Krcuzzug einer Frau. Die Lebensgeschichte<br />

Iosefine Butler«. (Eo. Frauenzeitung.)<br />

Agnes Miegel. (Eo. Frauenzcitung,)<br />

Ein Wandel in <strong>der</strong> Gärtnerinnenausbildung.<br />

(Deutsche Frauenkleidung und Frauenkultur.)<br />

Die Frauen in <strong>der</strong> Kleinstadt, von Jaroby,<br />

(Neue Frauenkleidung und Frauenkultur.)<br />

Vom Hausgehilfinnenberuf, von Bäcker. (Eo.<br />

Jugendfürsorge <strong>der</strong> Rheinprov.)<br />

Von den evangelischen Arbeiterinnenoereinen,<br />

oon Kühl. (Die evangelische Gemeindeschwester.)<br />

lieber die Erziehung <strong>der</strong> weiblichen Jugend,<br />

von Alerejeff.)<br />

DD Büchereiarocit<br />

Agnes Sapper, ein Nachruf, von Merkel.<br />

(Christentum und Wirklichkeit.)<br />

Bewahrungsgesetz gegen Schund und Schmutz,<br />

von Dreibholz. (Ev. Jugendfürsorge <strong>der</strong> Rheinprovinz.)<br />

Dichtung und Religion, oon Gräntz, (Christi.<br />

Welt.)<br />

Buch und Volk, oon Bartsch. (Innere Mission.)<br />

Kampf um die Zensur. (Innere Mission.)<br />

Die Krisis des deutschen Buches, oon Eugen<br />

Die<strong>der</strong>ich«. (Die Tat.)<br />

Buch und Volksbildung, oon Buchwald.<br />

(Bücherei und Bildungspflege,)<br />

Der Bauernronian und seine Bedeutung für die<br />

Büchereiarbeit, oon Schulz. (Bücherei und<br />

Nildungspflege.)<br />

Organisationsplan zur Aktivierung <strong>der</strong> katholischen<br />

Öffentlichkeit zum Kampf gegen<br />

Schmutz und Schund. (Die Nücherwarte.)<br />

Die Frau und da« Buch, oon Liebster. (Blätter<br />

für Bücherfreunde.)<br />

Kind und Buch, von Heinicke. (Blätter für<br />

Bücherfreunde.)<br />

Volkshochschule und volkstümliche Büchereien,<br />

von Buchwald. (Blätter für Bücherfreunde)<br />

63


Jugend und Jugendbewegung<br />

, Faust"-Lindsay, von Arneth, (Christentum und<br />

Wirklichkeit.)<br />

Zum Stand <strong>der</strong> Jugendämter in Preußen, von<br />

Finck. (Innere Mission.)<br />

Die Mitarbeit <strong>der</strong> Lehrerschaft in <strong>der</strong> Jugend-<br />

Wohlfahrtspflege. (Innere Mission.)<br />

Eine Zusammenfassung deutscher Jugendoerbände<br />

in <strong>der</strong> Tschechoslowakei, (Innere<br />

Mission.)<br />

Bau eine« Jugendhe<strong>im</strong>e« mit Hilfe <strong>der</strong> Deutschen<br />

evangelischen He<strong>im</strong>stätten-Gesellschaft.<br />

(Innere Mission.)<br />

In eigener Sache, von Peter Martin Lampel.<br />

(Der Hackelreiter.)<br />

Der Sozialismus und die Jugend, von Eisner.<br />

(Der Fackelreiter.)<br />

Achtung, junge Front! Draußen bleiben, von<br />

Zehrer. (Die Tat.)<br />

Wir Jungen und die Autorität, von Schöller.<br />

(<strong>Das</strong> neue Reich.)<br />

Protestantisches und Unprotestantische« in <strong>der</strong><br />

Jugendbewegung, von Cordier. (Zeitwende.)<br />

Der Verein <strong>der</strong> schwedischen Bauernjugcnd, sein<br />

Ziel und leine Arbeitsmethoden, von Swendsson.<br />

(<strong>Das</strong> Land.)<br />

Die Eingbewegung <strong>im</strong> ländlichen Iugendoerein,<br />

von Trommershausen. (Rhein. Land)<br />

Jugendbewegung dahe<strong>im</strong> und in China, von<br />

Fischle. (Führerdienst.)<br />

Au« <strong>der</strong> Werkstätte de« internationalen Jugendtreffens.<br />

(Arbeiterjugend)<br />

Was bringt da« Arbeitsschutzgesetz für die<br />

Jugend? (Arbeiterjugend.)<br />

Schülertragödien, Elternhaus und Lehrerschaft,<br />

von Nonne. (Christi, Volksroart.)<br />

Heber die Erziehung <strong>der</strong> weiblichen Jugend,<br />

von Alerejeff.<br />

Indioidualpsychologie und Anstaltserziehung,<br />

von Fangmeyer. (Ev, Jugendfürsorge <strong>der</strong><br />

Rheinprovinz.)<br />

Schule und Hochschule<br />

Ein Studentinnenhe<strong>im</strong> in Heidelberg, von<br />

Reidel. (Die Frau und ihr Haus.)<br />

Die neue Schule, von May (<strong>Das</strong> neue Frankfurt,)<br />

Aus einer amerikanischen Universitätsstadt, von<br />

Reinhardt. (<strong>Das</strong> neue Reich.)<br />

Berufswahl und Berechtigungswesen. (Ev.<br />

Frauenzeitung.)<br />

Schülertragödien, Elternhaus und Lehrerschaft,<br />

von Bonne. (Christi. Volkswart.)<br />

lieber die Erziehung <strong>der</strong> weiblichen Jugend,<br />

von Alerejeff.<br />

Rheinisches<br />

Der Strafprofessor. (Erinnerungen Prof. Dr.<br />

Goebel« an den Antritt seiner Professur in<br />

Bonn.) (Eo.-luth. <strong>Kirche</strong>nzeitung^)<br />

Vom Singen in <strong>der</strong> Gemeinde Seelscheidt, von<br />

Roetgen. (Rhein. Land.)<br />

Da« Saarstatut und seine Durchführung, von<br />

Kroden. (Rhein, He<strong>im</strong>atblätter.)<br />

Erfüllt <strong>der</strong> Völkerbund


durch den Berliner Nuntius Pacclli dem Papst<br />

in Rom persönlich übermittelt worden. Zum<br />

Inhalt des Entwurfs bemerkt die Zentrumskorrespondenz,<br />

daß die Schulfrage darin nicht<br />

behandelt ist.<br />

Auch in <strong>der</strong> Kulturdebatte <strong>im</strong> Preußischen<br />

Landtag hat die Konkordatsfrage wie<strong>der</strong> eine<br />

Rolle gespielt, Abgeordneter t), Schuster<br />

(D, V. P.) verlangte endlich Auskunft über<br />

die KonkordatSverhandlungen, Ein Regierungsvertreter<br />

gab hierauf die Erklärung<br />

ab, daß die zwischen den Parteien geführten<br />

Verhandlungen auch heute noch nicht<br />

abgeschlossen seien; das Staatsministerium<br />

werde unter allen Umständen die Grundsätze<br />

<strong>der</strong> Parität zwischen den beiden Konfessionen<br />

nicht verletzen. Wir hätten demnach das Bild,<br />

da« zwar seitens des Preußischen Staats-<br />

Ministeriums eine Entscheidung gefallen ist — wobei<br />

man freilich nicht weiß, ob eine Einigung<br />

erzielt und ein einst<strong>im</strong>miger Beschluß gefaßt<br />

wurde: <strong>im</strong>merhin zeigte ja schon die Rede de«<br />

preußischen Finanzministers, über die wir in<br />

Nr. 23 „M. K," berichteten, daß die Gegensätze<br />

innerhalb des Kabinett« ihre Schärfe verloren,<br />

— während zwischen den Parteien die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

noch <strong>im</strong> Gange ist: man wird<br />

hierbei vor allem an die D, V. P, zu denken<br />

haben, aber auch auf feiten <strong>der</strong> Demokratischen<br />

Partei und vor allem <strong>der</strong> S, P. D. stnd konkordatsfeindliche<br />

Kräfte zu überwinden, wenn r«<br />

auch nur zwischen den Regierungsparteien zu<br />

einer Einigung kommen soll,<br />

Neue Schwierigkeiten für das Konkordat?<br />

Wie <strong>der</strong> römische Korrespondent <strong>der</strong> „Hamburger<br />

Nachrichten" au« zuverlässiger Quelle erfahren<br />

haben will, soll <strong>der</strong> Vatikan in dem ihm<br />

von Pacelli vorgelegten Entwurf de« Preußenkonkordat«<br />

noch bedeutende Schwierigkeiten<br />

erblickt haben, so daß trotz<br />

dem guten Willen <strong>der</strong> preußischen Regierung,<br />

wie in Rom angenommen wird, noch erhebliche<br />

Zeit bis zu einer Einigung vergehen dürfte.<br />

Die Freikirchen for<strong>der</strong>n Körperschaftsrechte,<br />

lehnen aber jede Einmischung des Staate« ab.<br />

In einer außerordentlich stark besuchten Kundgebung<br />

in <strong>der</strong> „Neuen Welt" in Neukölln<br />

demonstrierte die „Vereinigung evangelischer<br />

Freikirchen", in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Bund<br />

deutscher Baptistengemeinden, die Bischöfliche<br />

Methodistenkirche, die <strong>Evangelische</strong> Gemeinschaft<br />

und <strong>der</strong> Bund freier evangelischer<br />

Gemeinden zusammengeschlossen sind, für die<br />

Verleihung <strong>der</strong> Rechte einer öffentlichen Körperschaft<br />

an die Freikirchen. Lei<strong>der</strong> geschah dies<br />

unter viel unnnötiger Polemik gegen die Landeskirchen,<br />

die uns nicht recht <strong>im</strong> Einklang zu<br />

stehen scheint mit <strong>der</strong> fruchtbaren Arbeitsgemeinschaft,<br />

wie sie sich in kulturpolitischen Fragen,<br />

und insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> ökumenischen Bewegung<br />

zwischen Landeskirchen und Freikirchen vielfach<br />

herausgebildet hat, Mit Recht wurde auch in<br />

<strong>der</strong> Presse auf den Wi<strong>der</strong>spruch hingewiesen,<br />

<strong>der</strong> darin liegt, daß die Freikirchen zwar einerseits<br />

die öffentlich-rechtliche Anerkennung durch<br />

den Staat verlangen, an<strong>der</strong>erseits aber jede<br />

Einmischung de« Staate« ablehnen.<br />

Neue Fortschritte in <strong>der</strong> Durchführung de«<br />

Schundliteraturaesetzes.<br />

Nährend „Die St<strong>im</strong>me <strong>der</strong> Freiheit" da«<br />

Schu-Schmu-Gesetz" <strong>im</strong>mer von neuem zum<br />

Tode verurteilt, macht diese« viel angefeindete<br />

und mit allen Mitteln journalistischer Ct<strong>im</strong>mungsmache<br />

verfolgte Gesetz in aller Stille<br />

seinen Weg, Um eine wirksame Ourchfühcuna<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Bekämpfung von Schund und<br />

Schmutz zu sichern, sollen nunmehr die Jugendämter,<br />

noch planmäßiger als bisher,<br />

zur Kontrolle herangezogen werden. So<br />

hat <strong>der</strong> preuß. Minister für Volkswohlfahrt<br />

durch einen Erlaß die Jugendämter angewiesen,<br />

Listen über diejenigen Schriften aufzustellen,<br />

die vorzüglich gelesen werden. Jede«<br />

Persönliches<br />

„Zeitenwende", dramatische« Gemälde um<br />

Adolf Clarenbach, von Paul Figge (Lehrer in<br />

Harbringhausen, Verlag Ernst Scholl, Ronsdorf),<br />

besprochen von Liz. Klugkist-Hesse (Ref.<br />

Wochen«. Elberfeld 11, 83 f.: vgl. auch Ev.°<br />

luth, Gemeindebl, Elberfeld 11, 134 f.). Ein<br />

Bildnis Adolf Clarenbach«, von Liz.<br />

Kluqkist-Hesse (Ref. Wochenbl. 13, 101). Ein<br />

merkwürdige« Turnier zu Ehren Clarenbach«,<br />

von demselben (ebd. 14, 110). Cläre<br />

n b a ch auf <strong>der</strong> Schule, von demselben (ebd.<br />

15, 118 f.), Thomas Hamerken (von<br />

Kempen) von Ri-Mör« (Sgr. Duisburg 15,<br />

178). Berufung de« Pfarrer« Günther Hellmund<br />

von Daaden nach Wetzlar <strong>im</strong> Jahre<br />

1711, Fortsetzung (13, 203.' 14, 224; 15, 238 f.).<br />

Einige Stellen aus Kolbrüggc« Erläuterungen<br />

zum Heidelberger Katechismus (Cronenbergcr<br />

ref, Wochenbl. 15, 125). I), Johannes<br />

Schnei<strong>der</strong>, <strong>der</strong> 29. luth. Pastor in Elberfeld,<br />

von v. Heinrich Niemöller (Ev.-luth, Gem,-Bl,<br />

Elberfeld 11, 127—128). Wilh. Löhr, <strong>der</strong><br />

30 , von demselben (ebd. 13, 152 f.).<br />

K, Gg. Petrenz, <strong>der</strong> 31 , von demselben<br />

(ebd. 14, 162 f,). K. H. Rothweiler,<br />

<strong>der</strong> 32 , von demselben (ebd. 15,<br />

176 f.). Ein Tersteegen-Jubiläum (200jährige«<br />

Gedächtnis seines Lie<strong>der</strong>segens von<br />

1729). (Grafschafter Sonntagsbote 12, 96.)<br />

llmgemeindunczen<br />

Die rheinisch-evangelische <strong>Kirche</strong> zur Frage <strong>der</strong><br />

llmgemeindungen (Eo,°luth. Gem.-Bl. Elberfeld<br />

14,167 f.).<br />

Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />

Viele rheinische Prcsbyterien erließen Aufrufe<br />

an die Gemeinde zur Sicherung des Feiertagscharakters<br />

für den Karfreitag. — Bei den<br />

österlichen Abendmahlsfeiern wurde in einzelnen<br />

<strong>Kirche</strong>n, hie und da auch be<strong>im</strong> Abendmahl <strong>der</strong><br />

Ncukonfirmierten, <strong>der</strong> Einzel kelch gereicht.<br />

— <strong>Das</strong> 200jährige Jubiläum von Bachs<br />

Matthäus passion in diesem Jahre<br />

gab Anlaß, daß in vielen Gemeinden am Karfreitag<br />

evangelische <strong>Kirche</strong>nchöre dieses Meisterwerk<br />

de« großen Komponisten zu Gehör brachten.<br />

— Generals« perintendcnt Professor D,<br />

Klingemann, Bonn, hat das Amt de«<br />

Ersten Vorsitzenden <strong>im</strong> Prooinzialoerband <strong>der</strong><br />

evangelischen Frauenhilfen nie<strong>der</strong>gelegt,<br />

auf Wunsch des Verbandes aber seine weitere<br />

Mitarbeit <strong>im</strong> Vorstand zugesagt. Zum Ersten<br />

Vorsitzenden wurde unser jetziger Generalsuperintendent<br />

D. Stoltenhoff, Koblenz, gewühlt.<br />

— Mit Rücksicht auf die <strong>im</strong> Herbst<br />

stattfindende Prooinzialsynode fällt die Vorlage<br />

für die Kreissynoden in diesem<br />

Jahr au«, — In den höheren Schulen <strong>Rheinland</strong>s<br />

wird in Quarta und Untertertia auf den<br />

kirchlichen Unterricht Rücksicht genommen,<br />

deshalb ist zu erstreben, daß alle Quartaner<br />

jetzt zum Katechumenenunterricht kommen.<br />

MW Kreisssemeinde Aachen<br />

Am 17, 3. wurde <strong>der</strong> neue Flügel <strong>im</strong> Aachener<br />

Gemeindehaus eingeweiht. — In <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Kirschs« iffen wurde für die an<br />

<strong>der</strong> neubelgischen Grenze wohnenden Zollbeamtenfamilien<br />

eine oierwöchentlich Sonntag« nachmittags<br />

stattfindende Andacht eingerichtet. Ein<br />

Raum <strong>im</strong> Zollhaus lldenbreth, <strong>der</strong> zur<br />

Verfügung gestellt ist, wurde von den Beamtenfnmilien<br />

selber zum Gottesdienste hergerichtet.<br />

Im Anschluß an die Andacht ist Kin<strong>der</strong>gottesdienst<br />

und Religionsunterricht für die Kin<strong>der</strong>,<br />

die feine Gelegenheit haben, evangelische Schulen<br />

zu besuchen. — Der Zweigoerein des Eoannelischen<br />

Bunde« in Aachen und Burtscheid<br />

feierte am 14. 4. sein 25i'ähri'ffe« Bessehen.<br />

— Am IN. März verstarb <strong>der</strong> frühere<br />

Leiter <strong>der</strong> A a ck e n e r V i k t 0 r i a f ch u l e<br />

Studiendirektor Dr. Leo Geschwandtne/<br />

Bei <strong>der</strong> Trauerfcier sprachen Präses Ö. Nolff<br />

und Oberstudiendirektor Dr, Draeseke. Die<br />

Tagung <strong>der</strong> Diaspora-Prediger-Konferenz<br />

findet am 23. und 24. Mai in<br />

Aachen statt.<br />

Kreisgemeinde an <strong>der</strong> Agaer<br />

Am 10. Mär, waren es 25 Jahre her, daß<br />

Hauptlehrer Wagner zum Kirchmeister <strong>der</strong><br />

Gemeinde Dieringhausen-Vollrner-<br />

Hausen gewählt ward. Aus diesem Anlaß<br />

wurde ihm die Ehrenurkunde vom Rheinischen<br />

Vrooinzial-<strong>Kirche</strong>nrat verliehen. — Pfarrer<br />

Mockert in Waldbröl tritt am 1. Mai<br />

in den Ruhestand.<br />

Kreisgemeinde Altenkirchen<br />

Am 28, März verstarb in Biersdorf bei<br />

Daaden Pfarrer i, R. Hermann B e ck e r,<br />

Wohl 2000 Menschen, darunter auch viele<br />

Pfarrer, gaben dem He<strong>im</strong>gegangenen am Ostersonntag<br />

in Daaden das letzte Geleit. Die Gedächtnisrede<br />

hielt Superintendent Leibnick.<br />

W> Kreisgemeinde Barmen<br />

Am 24. 3, weihte in Vertretung de« behin<strong>der</strong>ten<br />

Generalsuperintendenten Konsistorialrat D.<br />

Greeven, Koblenz, die erneuerte <strong>Kirche</strong> zu<br />

Wichlinghausen ein, an <strong>der</strong> 6^i Monate<br />

unter <strong>der</strong> künstlerischen Leitung von Professor<br />

Klotzbach gearbeitet worden war. Die<br />

Grüße <strong>der</strong> Prooinzialsynode überbrachte in Vertretung<br />

de« Präses Superintendent D. Dr.<br />

Schäfer, Remscheid. — Am 6. 3. verstarb<br />

Fabrikant Adolf Saatweber, früher 1.<br />

Kirchmeister <strong>der</strong> Gemeinde W i ch l i n g h a u -<br />

sen. — Schwester Margarete Papendieck,<br />

früher in Varmen Gemeindeschwester,<br />

geht <strong>im</strong> Dienst <strong>der</strong> Mission nach Sumatra,<br />

— Missionsdirektor Schmidt ist glücklich<br />

in China angekommen. — Vom 7. 4. an<br />

sind durch die Barmer Stadtmission wie<strong>der</strong><br />

Straßenpredigten eingeführt worden.<br />

— Pfarrei O. Paul Humburg, Direktor<br />

de« Westdeutschen Iünglingsbundes, ist als<br />

Pfarrer <strong>der</strong> evangelischen reformierten Gemeinde<br />

Barmen-Gemarke bestätigt: seine Einführung<br />

ist für den 12, Mai in Aussicht genommen,<br />

— Die Krelssynode wird am<br />

26. und 27, Mai stattfinden. — Der Luisenoerein<br />

de« 5. Pfarrbezirk« in Gemarke<br />

feierte am 14. April sein 25jöhr. Bestehen. —<br />

Missionar Trey, bisher Verwalter de« Pfarr.<br />

bezirks Heidt-Heckinghausen. übernahm Anfang<br />

April die Vertretung <strong>im</strong> Bezirk Klippe <strong>der</strong><br />

Gemeinde Wupperfeld — Anfang April<br />

verstarb <strong>der</strong> Geh. Kommerzienrat Iul, Erbslök.<br />

86 Jahre alt, Ehrenpresbyter <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Wupperfeld. — Der Kapelle<br />

n b a u am Friedhof in llnterbarmen geht<br />

seiner Vollendung entgegen, — Eine Schwerhörigenanlage<br />

in <strong>der</strong> neuen <strong>Kirche</strong> zu<br />

Wichlinghaufen soll unter Mitwirkung<br />

von Schwerhörigen ausgebaut werden.<br />

Kreisgemeinde Bonn<br />

Pfarrer Frick, als <strong>der</strong>zeitiger Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

evangelischen Gemeinde Bonn, und Dechcmt<br />

Hinsenkamp, für die dortige katholische Gemeinde,<br />

baten in einem gemeinsamen, auch<br />

seitens <strong>der</strong> Nonner Synagogengemeinde von dem<br />

Rabbiner Dr. Leon mitunterzeichneten Aufruf<br />

die Bonner Bürgerschaft, am Karfrei<br />

t a g alle Geschäfte geschlossen zu halten,<br />

sich de« Einkaufen« zu enthalten, den evangelischen<br />

Angestellten und Arbeitern freizugeben, die


66<br />

Lohnzahlungen entsprechend zu regeln, alle geräuschvollen<br />

Arbeiten zu vermeiden und in gegen<br />

seitiger Achtung und <strong>im</strong> Interesse <strong>der</strong> Volksgemeinschaft<br />

den Ernst diese« Tage« zu würdigen.<br />

Dieser Aufruf entspricht einem liebereinkommen<br />

<strong>der</strong> beiden christlichen Bekenntnisse,<br />

da« <strong>im</strong> vorigen Jahre vor Fronleichnam<br />

getroffen worden war, daß am Fronleichnamstage<br />

und am Karfreitag auch die dem an<strong>der</strong>en<br />

Bekenntnis angehörenden Geschäftsinhaber ihre<br />

Geschäfte geschlossen halten sollten. — Zum 4.<br />

April sind die beiden hochverdienten Kirchmeister<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Bonn, Kurt Schrö<strong>der</strong> und<br />

Iuliu« Rolfs«, au« ihren Aemtern geschie.<br />

den, — Anläßlich de« 25. Dienstjubiläums <strong>der</strong><br />

Waiseneltern Corbach in Bonn veranstaltete<br />

da« Presbyterium am Ostermontag <strong>im</strong><br />

Waisenhaus eine kleine Feier, — Schwester<br />

Luise Gleba au« Schonncbeck, Kr. Essen,<br />

übernahm die Leitung des Kin<strong>der</strong>horte« <strong>der</strong><br />

evangelischen Gemeinde in N o n n. — Pfarrer<br />

Lorenz in Bonn hat au« Gesundheitsgründen<br />

zum 4. 40. 28 seine Pensionierung beantragt.<br />

In den nächsten Wochen erscheint<br />

eine von ihm verfaßte Lebensgeschichte.<br />

Kreisgemeinde Braunfels<br />

In dieser Synode waren <strong>im</strong> vergangenen Winter<br />

gleichzeitig erkrankt die Pfarrer zu Oberbiet<br />

(4 Dörfer), Burgsolm« (2 Dörfer),<br />

Bi « kirchen (2 Dörfer), und L e u n (2 Dörfer),-<br />

<strong>der</strong> letztere verstarb. Im ganzen waren mithin<br />

zeitweise 40 Dörfer von auswärt« seelsorgcrlich<br />

zu bedienen.<br />

Kreisgemeinde Cleoe<br />

<strong>Das</strong> alte K o ll e k t e n b u ch, mit dem 4N55<br />

die Gemeinde Son « beck Mittel für den Bau<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> sammelte, ist noch vorhanden, Man<br />

will es setzt anläßlich einer neuen Sammlung<br />

wie<strong>der</strong> in Benutzung nehmen.<br />

Kreisgemeinde Dinslaken<br />

Im letzten Passionsgottesdienst am 27, März<br />

begingen in Hamborn die Konfirmanden des<br />

Jahrgangs 4879 die Feier ihrer goldenen<br />

Konfirmation. — Am 45. 4. fand durch<br />

Superintendent San<strong>der</strong> au« Voerde <strong>Kirche</strong>noisitation<br />

in Holten statt.<br />

Kreisgemeinde Duisburg<br />

Die diesjährige Wartburgfahrt <strong>der</strong><br />

nie<strong>der</strong>rheinischen Ortsgruppen de« <strong>Evangelische</strong>n<br />

Bundes, des <strong>Evangelische</strong>n Beamtenoerein« und<br />

<strong>der</strong> Vereinigung evangelischer Akademiker au«<br />

dem Gebiete von Köln bi« Essen findet vom<br />

20.—22. Juni statt. — Die Einweihung de«<br />

Kranken ha us - Erweiterungsbau«<br />

in Neeck war am 7. April: die Festpredigt<br />

hielt Generalsuperintendent D. Stoltenl><br />

o f f. — Ostermontag hatte ebenda ein Festgottesdienst<br />

anläßlich de« 25jährigen Organisten-<br />

Jubiläum« von Konrektor Klein stattgefunden.<br />

Dem Jubilar wurde die Ehrenurkunde <strong>der</strong> rheinischen<br />

<strong>Kirche</strong> verliehen. — In <strong>der</strong> Gründung«oersammlung<br />

<strong>der</strong> Pfarrer- und Lehrer-Arbeitsgemeinschaft<br />

wurde ein Arbeitsausschuß<br />

gewählt, <strong>der</strong> am 4. 3. seine erste<br />

Sitzung abhielt zwecks Beratung über die nächste<br />

Vollversammlung Ende April d. I. — Am<br />

20, 3. fanden die Wahlen <strong>der</strong> Fach» er»<br />

treterfür die Kreissynode statt. — Am 34. 3.<br />

bestand die „IT e d e r l a n d s ch e Heroormde<br />

Gemeente" 25 Jahre in Duisburg.<br />

Die Jubiläumsfeier ist wegen Erkrankung<br />

de« Seelsorger« <strong>der</strong> genannten Gemeinde<br />

verschoben worden. — Durch schweren Unglücksfall<br />

starb am 29. März, 74 Jahre alt, Wilhelm<br />

Röser in Mei<strong>der</strong>ich, langjähriges<br />

Mitglied de« dortigen Presbyterium«, — Am<br />

«. April trat Pfarrer Specht in Hochfeld<br />

den ihm behördlich bewilligten Urlaub zur<br />

Wie<strong>der</strong>herstellung seiner Gesundheit an.<br />

Kreisgemeinde Düsseldorf<br />

Am 24, März war in Holthausen, Gemeinde<br />

Urdenbach, ein Konfirmiertentag<br />

aller <strong>der</strong>er, die <strong>der</strong> gegenwärtige Ortsgeistliche<br />

in den sechs Jahren seiner bisherigen Amtstätigkeit<br />

dort eingesegnet hat. — Au« Gesundheitsrücksichten<br />

hat sich Pfarrer Hellbar dt<br />

in Düsseldorf zum 4. Juli emeritieren lassen.<br />

— l<strong>im</strong> die Entwürfe für ein neue« G e -<br />

meindehau« an <strong>der</strong> Kreuzkirche und für<br />

ein G o t te « h a u « an <strong>der</strong> Lindemannstraße in<br />

Düsseldorf ist ein lebhafter Meinungsstreit<br />

entstanden, da das Urteil des Preisrichterkollegium«<br />

nicht allaemein befriedigt hat.<br />

— In Heer wird die Einweihung des fertiggestellten<br />

neuen Gümeindesaale« am<br />

H<strong>im</strong>melfahrtstage geplant. Er ist für allsonntägliche<br />

Veranstaltungen best<strong>im</strong>mt. — Mit dem<br />

Erweiterungsbau de« Kranke »Hause« in<br />

Kaiserswerth soll alsbald begonnen werden.<br />

Die Leitung de« von <strong>der</strong> Universität Bon»<br />

verwalteten Altershe<strong>im</strong>« in Honnef ist<br />

von dem Diakonissenhaus übernommen. — In<br />

Hösel, Gemeinde Linnep. wird eine Kapelle<br />

gebaut, <strong>der</strong>en Einweihung Anfang 4930<br />

erhofft wird, — Pastor B e c? e r vom Iugendofarramt<br />

in Düsseldorf verließ Anfang April<br />

seine bisherige Wirkungsstätte. — Der Verein<br />

„Gastb.au« zur He<strong>im</strong>at" hat am N, April die<br />

neue Herberge zur He<strong>im</strong>at dem Betrieb überneben:<br />

am 45, April ist da« Ledigenhe<strong>im</strong><br />

gefolgt. — Die evangelischen M ittel -<br />

schulrektoren Ibach und D r e i) e r sind<br />

wegen Erreichung <strong>der</strong> Altersgrenze emeritiert:<br />

man rechnet best<strong>im</strong>mt mit evangelischer Wie<strong>der</strong>belebung<br />

ihrer Stellen, — Reinhard Z<strong>im</strong>mer,<br />

Kirchmeister <strong>der</strong> Gemeinde Urdenbach-<br />

Benrath-Holthausen, trat wegen<br />

großer beruflicher Belastung Ende März von<br />

seinem Posten zurück In seine Amtszeit fällt<br />

<strong>der</strong> Bau <strong>der</strong> Ernst-Moritz-Arndt-Halle und des<br />

Esnrenback-Hauses, Sein Nachfolger wurde<br />

Friedrich Bünaer. — Schwester Hedw.<br />

S cb, u l tz e , Kin<strong>der</strong>gärtnerin in Benrath,<br />

siedelte nach ihrer He<strong>im</strong>atgemeinde Essen-<br />

Rüttenscheid über. Ikre Nachfolgerin ward<br />

Schwester Lotte Bartels aus Essen.<br />

WM Krelsgemeinde Elberfeld<br />

Am 4 t), März wurde <strong>der</strong> Synodaloikar Ernst<br />

Heinrich ordiniert, um sofort den Hilfsdienst<br />

in <strong>der</strong> Gemeinde Haan (Kreisnemeinde Düsseldorf)<br />

anzutreten, die durch Weggang de«<br />

einen und Erkrankung des an<strong>der</strong>en Pfarrers ganz<br />

verwaist war. — Die Instandsetzungskosten für<br />

die Friedhofskapelle auf dem Friedhof<br />

am Brettchen blieben mit 4730,49 ,>


Während <strong>im</strong> deutschen Reiche vor dem Kriege<br />

80 00(1 Studenten an den Hochschulen<br />

<strong>im</strong>matrikuliert waren, zählt man heute bereits<br />

430 OON. Allein an preußischen Hochschulen ist<br />

die Zahl <strong>der</strong> Studenten von 30 000 vor dem<br />

Kriege und 48 500 <strong>im</strong> Jahre 1927 auf jetzt<br />

56 000 hinaufgeschnellt.<br />

Von den etwa 16 000 Seelsorgern in Deutschland<br />

gehören 1500 dem Bund enthaltsamer<br />

Pfarrer an, während von rund<br />

22 000 katholischen Pfarrern nur 800 <strong>im</strong><br />

Priesterabstinenten-Bund organisiert sind.<br />

Im Freistaat Sachsen macht die Propaganda<br />

für religionslose Erziehung mehr<br />

und mehr Fortschritt. In Dresden, Leipzig<br />

und Chemnitz ist durchschnittlich ein Fünftel<br />

aller Kin<strong>der</strong> ohne Religionsunterricht. Am<br />

ungünstigsten liegen die Verhältnisse in Leipzig,<br />

wo nur 72,49 Prozent de? Schulneulinge zum<br />

Religionsunterricht angemeldet wurden.<br />

Die mit 818 Kin<strong>der</strong>n in Oberschönweide bei<br />

Berlin errichtete weltliche Schule ist<br />

geschlossen worden, weil die Zahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

für Ostern 182S nur noch 125 betrug.<br />

Der Antrag auf Errichtung einer katholischen<br />

Universität in Salzburg ist <strong>im</strong><br />

Nationalst mit 82 gegen 78 St<strong>im</strong>men gefallen.<br />

Die katholische St,-Benno-Lichtkammer be°<br />

reitet eine Lichtbil<strong>der</strong>reihe „Katholisches<br />

W ü st e n l a n d" vor, die einen Gang durch<br />

die sächsische Diaspra vorstellen soll, worin<br />

gezeigt wird, daß nur (!) die katholischen Gemeinden<br />

Oasen <strong>im</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>ngebiet<br />

bilde».<br />

Durch Bestätigung des Papstes wurde <strong>der</strong><br />

Kult <strong>der</strong> Irmeugard von Frauen-<br />

Chiemsee, <strong>der</strong> Tochter Ludwigs de« Deutsche»,<br />

al« kirchlicher Kult anerkannt.<br />

Die größte Glocke des Berliner<br />

Dome«, die aus dem Jahre 1481 stammt<br />

und früher in <strong>der</strong> berühmten Wun<strong>der</strong>blutkirche<br />

in Wilsnack hing, wird z, 3- umgegossen.<br />

Es hatten sich bei dem Trauergeläut für die<br />

Kaiserin Auguste Viktoria Risse gezeigt, die<br />

sich nicht mehr beseitigen ließen.<br />

Der Vatikan beabsichtigt eine internationale<br />

katholische Bank in« Leben zu<br />

rufen, die die Ausführungen sämtlicher finanzieller<br />

Operationen des Vatikan« und <strong>der</strong><br />

katholische» <strong>Kirche</strong> vornehmen soll. Mit Hilfe<br />

<strong>der</strong> Abfindungssumme de« italienischen Staates<br />

will <strong>der</strong> Vatikan neben zahlreichen Bauprojekten<br />

auch einen eigenen Rundfunksen<strong>der</strong><br />

mit Kurzwellenbetrieb errichten.<br />

Tagungen und Kongresse<br />

Lutherischer Weltkonvent<br />

Der 2. Lutherische Weltkonvent<br />

tagt vom 26, Juni bis 4, Juli in Kopenhagen.<br />

Nach dem jetzt vorliegenden Arbeitsprogramm<br />

wird <strong>der</strong> Konvent am 26. Juni vormittag«<br />

mit einen, Gottesdienst eröffnet, in<br />

dem <strong>der</strong> Pr<strong>im</strong>a« von Dänemark, Bischof D,<br />

Ostenfeld, predigt. Nach <strong>der</strong> Eröffnungssitzung<br />

am Nachmittag spricht Erzbischof I),<br />

Dr. Soe<strong>der</strong>blom über „Luther als christliche<br />

Persönlichkeit in seiner Bedeut<strong>im</strong>g für<br />

Nordeuropa", während <strong>der</strong> bekannte Katechismusforscher,<br />

Prof. I), Dr. Reu, vom Wartburgseminar<br />

in Amerika, die Katechismusarbeit<br />

Luther« würdigt. Am nächsten Tag beginnen<br />

die eigentlichen Diskussionen und Referate,<br />

an denen Vertreter des deutschen Luthertums<br />

in starkem Maße beteiligt sind, so werden<br />

u. a. reden Landesbischof I). Ihmel«,<br />

Dresden? D. Freiherr oo» Pechman»,<br />

München? Präsident des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n<br />

<strong>Kirche</strong>ntag«, Generalsuperintendent D.<br />

Zo ellner, Münster: Reichswart E.<br />

Stange, Kassel. In einer geschlossenen<br />

erhält nach den Erfahrungen <strong>der</strong> Ergänzungsprüfung<br />

in den alten Sprachen (21.—23. März)<br />

in Zukunft das Lateinische 6 und da« Griechische<br />

5 Wochenstunden, hatten doch die Prüflinge verhältnismäßig<br />

<strong>im</strong> Griechischen viel besser abgeschnitten<br />

als <strong>im</strong> Lateinischen, zu dessen Erlernung<br />

ja auch auf den höheren Schulen viel<br />

mehr Jahre gebraucht werden. — Bestätigt ist<br />

die Wahl von Pfarrer Günther Wichelhaus<br />

in Ramelow, Krei« Kolberg, zum<br />

Pfarrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde S o n n b o r n.<br />

Kreisgemeinde Essen<br />

Pfarrer van <strong>der</strong> Zwang, bisher Hilf«-<br />

Prediger in Essen-Altstadt, ist al« Pfarrer <strong>der</strong><br />

Gemeinde Stoppenberg bestätigt und<br />

wurde am 1. April eingeführt. — Den bisher<br />

von ihm verwalteten Hilfspredigerbezirk <strong>im</strong><br />

Osten <strong>der</strong> Gemeinde Essen-Altstadt, nunmehrigen<br />

14. Pfarrbezirk, übernahm am 1. April<br />

Pfarrer Bertrams, bisher Rotthausen, —<br />

Am 22. März konnte Pfarrer Hardieck in<br />

Essen-West auf eine 25jährige Tätigkeit<br />

<strong>im</strong> Pfarramt zurückblicken: 13 Jahre steht er <strong>im</strong><br />

Dienste seiner gegenwärtigen Gemeinde, — Die<br />

Gemeinde Essen-West wies am Ostern<br />

Eltern in dissidentischen o<strong>der</strong> konfessionellen<br />

Mischehen auf die Möglichkeit hin, zurfre ! en<br />

Schule angemeldete Kin<strong>der</strong> noch<br />

bis zum 16. April nach einer evangelischen<br />

Schule umzumelden. — Der bisherige Beamtenanwärter<br />

Richter daselbst wurde zum Gemeindesekretär<br />

ernannt, — Am 17. März war<br />

das 25jähr!ge Ortsjubiläum von Pfarrer Dul -<br />

h e u e r, R ü t t e n s ch e! d, <strong>der</strong> seit 14 Jahren<br />

in, Dienst <strong>der</strong> Gemeinde steht. Auf seinen<br />

Wunsch ward von einer beson<strong>der</strong>en Feier abgesehen.<br />

— Beigeordneter Dr. Fischer wurde<br />

zum Kirchmeister <strong>der</strong> Gemeinde Rütten -<br />

scheid gewählt. — Schwester Ida Werbeck,<br />

fast 7 Jahre in <strong>der</strong> Gemeinde Rütten -<br />

scheid tätig, wurde vom Mutterhau« Kaiserswerth<br />

auf eine» selbständigen Posten nach Krefcld<br />

versetzt. — Die <strong>Evangelische</strong> Fraucnhilfe<br />

in Nrcdeney hat seit einem Jahre eine<br />

Krankenhausfürsorgerin angestellt,<br />

Schwester Marie. — Der eoangel. <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />

Essen-Rellinghausen ward<br />

von <strong>der</strong> Guten Hoffnungshütte A.-G,<br />

in Oberhausen ein Grundstück <strong>im</strong> Werte von<br />

etwa 14 200 ^geschenkt. Es ist geplant,<br />

auf diesem, an <strong>der</strong> Weserstraße in Bergerhausen<br />

sehr günstig gelegenen Eckgrundstück Pastorat<br />

und Gcmeindesaal für de» Gemeindeteil Bcrgcrhausen<br />

zu errichten. — Au« finanziellen<br />

Gründen beschloß die Größere Gemeindevertretung<br />

in Dellwig-Frintrop, zuerst<br />

lediglich die Erweiterung <strong>der</strong> Gnadcnkirche in<br />

Angriff zu nehmen, den Bau des Gemeindehauses<br />

aber, für welchen bereits 1800 ^>l gesammelt<br />

sind, zurückzustellen, da die Verantwortung<br />

zur Ausführung <strong>der</strong> geplanten Bauvorhaben<br />

in beiden Pfarrbezirken zugleich von <strong>der</strong><br />

Gemeinde nicht übernommen werden kann, —<br />

In Kray will man die Namen <strong>der</strong> Geschäfte,<br />

die Karfreitag offen hielten, öffentlich bekanntgeben,<br />

— Schwester Marta Spies trat<br />

am 1. April als neue Fürsorgeschwester in Kray<br />

ein, FürSchwester L i s e t t e, die nach Bad<br />

Kissingen geht, kam Schwester Elise<br />

Hein. — In Schonnebeck stifteten zahlreiche<br />

Familien je einen Stuhl für« Gemeindehaus,<br />

— Der <strong>Evangelische</strong> Männeroerein<br />

Steele-Königssteele (Synode Hattingen,<br />

Landkreis Essen) schickt zwei durchs Los<br />

best<strong>im</strong>mte Mitglie<strong>der</strong> zu lOtägigem Erholungsurlaub<br />

nach Hilchcnbach, — Bei <strong>der</strong> großen<br />

Bedeutung des oft preußischen<br />

Element« in mehreren Gemeinden <strong>der</strong> Kreisgemeinde<br />

Essen fanden die Vorträge von Pfarrer<br />

Doskoril aus Tharau (Ostpreußen)<br />

über Ostpreußen, Land und <strong>Kirche</strong> (mit Lichtbil<strong>der</strong>n),<br />

hin und her in <strong>der</strong> Synode viel Zulauf<br />

und Beifall, — Die K r e i S s y n o d e findet am<br />

2. und 3. Juni in Rüttenscheid statt.<br />

Kleisgemeinde Gladbach<br />

Nach kurzem Leiden verstarb am 11. März<br />

Frau Pastor Degen in Odenkirchen,<br />

55 Jahre alt. — Am 26. Februar starb in<br />

Krefeld Frau Pastor Roffhack, Selma<br />

geb. Bürckholz, 83jährig. Ihr Gatte war von<br />

1867—1895 Pfarrer in Kaldenkirchen. —<br />

An <strong>der</strong> Grippe starb in Krefeld <strong>der</strong> frühere<br />

Organist <strong>der</strong> Friedenskirche Gräßner.<br />

— Auf einem Gemeindeabend in Krefeld<br />

am 7. März wurde beson<strong>der</strong>s die Frage behandelt,<br />

wie man den <strong>Evangelische</strong>n W ilIichs<br />

besser helfen könne, <strong>der</strong>en Notlage allgemein zugegeben<br />

ward. — Am 3. April feierte <strong>der</strong> Kre -<br />

selber B-K, sein 25jähriges Stiftungsfest mit<br />

Aufführung des Laienspiels „Christophorus" von<br />

Otto Bru<strong>der</strong>. — Die Gemeinde M, Gladbach<br />

gedenkt in diesem Jahre ein Iugendund<br />

Mütterhe<strong>im</strong> in D a l h e ! in zu eröffnen,<br />

umgeben von einem 5 Morgen großen Wald. —<br />

Pfarrer Remmert in Lobberich trat am<br />

1. April in den Ruhestand. — Am 6. April<br />

konnte die K l e! n ki n de r s ch u l e in<br />

Rheydt-Geneicken auf ihr 50jähriges<br />

Bestehen zurückblicken. Es ward beschlossen,<br />

in Rheydt-Morr eine Kleinkin<strong>der</strong>schule<br />

zu errichten, die sechste innerhalb <strong>der</strong><br />

Gemeinde, — In Rheydt ist <strong>der</strong> erste Spatenstich<br />

zum Neubau eines Rentnerhe<strong>im</strong>« getan. —<br />

Die Tagung <strong>der</strong> Kreissynode findet am<br />

2. und 3. Juni in Iüchen statt.<br />

Kreisgemeinde St. Johann<br />

In Sulzbach (Saar) konnte am 1, April<br />

Superintendent Im! g auf eine 40jährige,<br />

reichgesegnete Wirksamkeit in <strong>der</strong> Gemeinde<br />

zurückschauen.<br />

Kreisgemeinde Iülich<br />

Dem Kirchineister, Inspektor Iöttke in I ü -<br />

l i ch wurde zum 70, Geburtetage die Ehrenurkunde<br />

vom Rheinischen Prooinzial-Kirchcnrat<br />

übermittelt, — Da« Iahresfest de« Verbandes<br />

<strong>der</strong> evangelischen Gesangvereine <strong>der</strong> Synoden<br />

Aachen, Iülich und Umgebung fand am<br />

20. und 21. April in Düren statt. — Die<br />

Frage <strong>der</strong> Bezirkseinteilung in Düren<br />

ist in <strong>der</strong> Lösung begriffen.<br />

W> Kreisgemeinde Koblenz<br />

Am 3. März feierte <strong>der</strong> Ortsverein <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />

Frauenhilfe Enger« sein 20jähriges<br />

Bestehen. — Die Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong><br />

Florinskirche in Koblenz, die seit<br />

vielen Jahren eine dringende Notwendigkeit ist,<br />

wird demnächst in Angriff genommen, nachdem<br />

Staat und Gemeinde, die gemeinsamen Besitzer,<br />

die notwendigsten Mittel bereit gestellt haben.<br />

Erfor<strong>der</strong>lich sind über 100 000 ^»t. — Die G e -<br />

n c r a l v e r sa m m l u n g de« <strong>Evangelische</strong>n<br />

Bundes wird Anfang Oktober in<br />

Koblenz sein. — Am 9. März verunglückte<br />

bei den Eissprengungen des Nettebaches <strong>der</strong><br />

Gemeindcoerordnete von Manen, Landeskulturobersekretär<br />

Nickel. Er war ein<br />

treuer, aufrechter, evangelischer Mann. Tausende<br />

aus <strong>der</strong> Stadt erwiesen ihm die letzte<br />

Ehre. — Wie alljährlich fand auch diesmal<br />

Karfreitag in <strong>der</strong> Schloßkapelle auf<br />

Stolzenfels am Rhein evangelischer<br />

Gottesdienst statt, in erster Linie für die <strong>Evangelische</strong>n<br />

au« Rhens und Kapellen. — Am<br />

17, März fand eine Sitzung <strong>der</strong> Größeren Gemeindevertretung<br />

zu An<strong>der</strong>nach statt zu<br />

Ehren de« Kirchmeisters Luithlen und des<br />

Amtsgerichtsrate« Holtz, die 25 Jahre Mitglie<strong>der</strong><br />

des Presbyterium« sind. Beiden ward<br />

vom Rheinischen Prooinzial-<strong>Kirche</strong>nrat die Ehrenurkunde<br />

verliehen. — Die Wahl de« Pfarrers<br />

Liz. Johannes von Nasse in Remscheid zum<br />

Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde Remagen ist bestätigt:<br />

die Einführung erfolgte an, 7. April.<br />

67


Kreisgemeinde Köln<br />

Am 7, März war die Einweihung des Vorasyl«<br />

<strong>der</strong> Ortegruppe Köln-Mülhe<strong>im</strong><br />

des Deutsch-<strong>Evangelische</strong>n Frauenbundes <strong>im</strong> Gemeindehau«.<br />

Der Bund hatte die Mittel für<br />

den Umbau de« Dachgeschosse« und die Einrichtung<br />

des He<strong>im</strong>s selbst aufgebracht. — Am 4.<br />

März starb <strong>der</strong> langjährige Gemeindesekretär<br />

von Nippe«, Ludwig Elster, in seiner<br />

He<strong>im</strong>at Lüneburg, 67 Jahre alt. — Nachdem<br />

schon seit dem 1. April 1923 die P o l l e r Gemeindeglie<strong>der</strong><br />

auf Grund freiwilliger Ilebereinkunft<br />

von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Deutz betreut<br />

werden, ist nun endlich auch die behördliche Genehmigung<br />

dazu erteilt und <strong>der</strong> genannte Bezirk<br />

aus Kalk ausgepfarrt. — Für die Erneuerungewahl<br />

des Presbytermms einigten sich<br />

die vier interessierten kirchlichen Gruppen auf<br />

eine Einheitsliste. — Der Gemeindesaal<br />

zu Mauenhe<strong>im</strong>, Gemeinde Nippes,<br />

4 Meter breit, 8 Meter lang, 2,8 Meter<br />

hoch, muß 1091 <strong>Kirche</strong>nsteuerzahlern in<br />

Mauenhelm, Merhe<strong>im</strong>, Rieh! und<br />

<strong>der</strong>en Angehörigen dienen. Kein Wun<strong>der</strong>, daß<br />

<strong>der</strong> dortige Kirchbauverein bereit« 995<br />

Mitglie<strong>der</strong> hat. — An jedem Abend <strong>der</strong> stillen<br />

Noch« fanden in Wesseling kurze Passionsandachten<br />

statt, womit eine urkirchliche Sitte<br />

wie<strong>der</strong>hergestellt ward, — Die Arbeitergemeinschaft<br />

<strong>der</strong> eoangel. Vereine in Berg-<br />

Gladbach-Nensberg hat gemeinsame<br />

Ausflüge und kleine Wan<strong>der</strong>ungen angeregt, um<br />

einen engeren Zusammenschluß <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />

<strong>im</strong> Rahmen des Gesamtoerein« anzubahnen. —<br />

wurde Karl Helbeck, zunächst probeweise,<br />

Rendant <strong>der</strong> Gemeinde Köln-Mülhe<strong>im</strong>.—<br />

In Köln verstarb Frau Elisabeth Hof, die 25<br />

Jahre mit aufopfern<strong>der</strong> Liebe in <strong>der</strong> Bahnhof<br />

« m i s s i on tätig gewesen ist, — Die<br />

zweite Vertreterversammlung des<br />

Gauoerbande« evangelischer Arbeiterinnenoereine<br />

in <strong>Rheinland</strong> und Westfalen<br />

findet vom 4.-6. Mai in Köln-Mülhe<strong>im</strong><br />

statt. — Am 11. April feierte Küster K. Gru -<br />

tendorf in Kalk seinen 60. Geburtstag:<br />

seine Vertrautheit mit den Gemeindeglie<strong>der</strong>n<br />

hat ihm den ehrenden Beinamen eines Kalker<br />

Adreßbuches eingebracht.<br />

Kreisgemeinde Kreuznach<br />

Am 17. Februar starb in Kreuznach Pfarrer<br />

i. R. Gustav Wienand«.<br />

MM Kreisgemeinde Lennep<br />

Pfarrer Liz. von Nasse, <strong>der</strong> nach Remagen<br />

ging, hielt am 1. April in Remscheid seine<br />

Abschiedspredigt. — In Remscheidt starb<br />

am 8. März Carl Arn«, seit 1920 Mitglied<br />

<strong>der</strong> Größeren Gemeindevertretung. In Dhünn<br />

beging <strong>der</strong> Konfirmandenjahrgang 1879 am Ostersonntag<br />

da« Fest des goldenen Konfirmationsjubiläum«.<br />

— In Radevormwald<br />

sah das lutherische Presbyterium sich<br />

genötigt, energische Maßnahmen gegenüber<br />

unstatthaften Laienreden bei Begräbnissen auf<br />

dem Friedhof <strong>der</strong> Gemeinde anzudrohen. — Die<br />

Wie<strong>der</strong>besetzung <strong>der</strong> zweiten Pfarrstelle ist vom<br />

<strong>Evangelische</strong>n Oberkirchenrat in Berlin genehmigt.<br />

Die Gastpredigten begannen am Sonntag<br />

nach Ostern. — <strong>Das</strong> Clarenbach-<br />

Festspiel „Zeitenwende" von Lehrer<br />

Paul Figge in Harbringhausen wird, dem<br />

Vernehmen nach, zur Zeit von diesem einer Bearbeitung<br />

unterzogen, um es für die Aufführungen<br />

in den evangelischen Gemeinden beson<strong>der</strong>s<br />

geeignet zu machen. — InBergisch-Born,<br />

Gemeinde Hückeswagen, ist ein Frauen-<br />

Verein gegründet. — Am 14. April wurde<br />

Pfarrer Dilloo in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Hünger,<br />

Gemeinde Wermelskirchen, als Pfarrer daselbst<br />

eingeführt. — Stadtoikar Tiesler ward am<br />

1, April au« Remscheid abberufen und als<br />

Hilfsprediger nach Hilden (Kreisgemeinde<br />

Düsseldorf) versetzt. Sein Nachfolger ward<br />

Synodaloikar Kuhn.<br />

MM Kreisgemeinde Illeisenhe<strong>im</strong><br />

Hilfsprediger Liz. Ioh«. Müller in Neuß<br />

ward ernannt zum Pfarrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

Becherbach und L<strong>im</strong>bach,<br />

Kreisgemeinde IMrs<br />

Zu einer machtvollen Kundgebung gestaltete sich<br />

die unlängst erwähnte Versammlung evangelischer<br />

und katholischer Eltern in M e e r b e ck<br />

(Gemeinde 11 t f o r t) gegen die verungl<strong>im</strong>pfenden<br />

Angriffe seitens <strong>der</strong> Feinde <strong>der</strong> Bekenntnisschule.<br />

— Die Gemeinde IItfort konnte sich<br />

durch freiwillige Sammlungen einen schönen<br />

Kronleuchter, über 1000 ^>l wert, für« Gotteshaus<br />

anschaffen. — Dort hat sich eine Ortsgruppe<br />

<strong>der</strong> Baugenossenschaft de«<br />

<strong>Evangelische</strong>n Volksoerein« gebildet. — Zur<br />

goldenen Konfirmationsfeier nm<br />

7. April in Homberg konnten 42 Jubilar«<br />

eingeladen werden.<br />

,M Kreisgemeinde Ilie<strong>der</strong>berg<br />

Ostermontag veranstaltete das Presbyterium in<br />

Dönberg eine Abschiedsfeicr für Pfarrer<br />

Arndt. In <strong>der</strong> am 7. April 1929 dort getätigten<br />

Pfarrwahl wurde mit allen abgegebenen<br />

St<strong>im</strong>men Pastor Martin Haber ramp<br />

aus Berge b. Volmarstein zum Pfarrer gewählt.<br />

Der Erwählte nahm die Wahl an. —<br />

In Velbert wird eine Erweiterung de«<br />

Krankenpflegedienstes in <strong>der</strong> Richtung<br />

geplant, daß auch die geregelte Fortführung<br />

de« Haushalt« erkrankter Frauen durch<br />

freiwillige Hilfskräfte sichergestellt werden soll.<br />

Diese Dienstleistungen sollen nach Maßgabe<br />

<strong>der</strong> Zeit vergütet werden, — Durch Verfügung<br />

de« <strong>Evangelische</strong>n Konsistoriums, mit Genehmigung<br />

de« Herrn Regierungspräsidenten in<br />

Düsseldorf, ist mit Wirkung vom 1. April 1928<br />

<strong>der</strong> Hof des Landwirt« Heinrich Echaumburg<br />

in Flandeisbach aus <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />

Homberg, Kreisgemcinde Düsseldorf, in die<br />

<strong>Kirche</strong>ngemeinde Wülfrath, Kreisgemeinde<br />

Nie<strong>der</strong>berg, umgepfarrt.<br />

«»<br />

MM Kreisgemeinde an <strong>der</strong> Ruhr<br />

Am 17. März war in Kupferdreh die<br />

50jährige Gedenkfeier <strong>der</strong> Einweihung<br />

<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>, verbunden mit einer<br />

Wie<strong>der</strong>sehcnsfeier aller dort Konfirmierten. —<br />

Am gleichen Tage ward in Oberhausen I Pfarrer<br />

Aring au« Holpe eingeführt als Nachfolger<br />

von Pfarrer Ufer, — Durch eine hochherzige<br />

Stiftung des Ehrenbürgers von<br />

Werden, Iul. Forstmann in Passaic in<br />

Nordamerika, <strong>der</strong> weitere Stiftungen von<br />

Krupp von Bohlen und Halbach<br />

und Frau Margarete Krupp folgten,<br />

ist die Gemeinde Werden nunmehr in <strong>der</strong><br />

Lage, <strong>der</strong> notwendigen Mo<strong>der</strong>nisierung ihre«<br />

evangelischen Krankenhauses näherzutreten, —<br />

Am 25, März bestand die älteste evangelische<br />

Schule in Oberhausen I, die Feldschule,<br />

75 Jahre, Dem Charakter <strong>der</strong><br />

Stillen Woche entsprechend fand nur eine kleine<br />

Feier statt. Am folgenden Tage verabschiedete<br />

sich <strong>der</strong> langjährige Rektor Lunecke von<br />

dieser Anstalt, — Der letzthin erwähnte Ehrenkirchmeister<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Üeberruhr, Hermann<br />

Struck, ist am 19. März gestorben. Er<br />

war unter vier Pfarrern 31 Jahre <strong>im</strong> Presbnterium,<br />

darunter 28 Jahre als Kirchmeister.<br />

— Die 7. Tagung des Verein« deutschevangelischer<br />

Lehrerinnen fand vom<br />

2. bis 4. April in M ü l h ei m-R u h r statt.<br />

— Mit dein Bau de« großen Gemeinde-<br />

Hause« dortselbst wird in allernächster Zeit<br />

begonnen. — Am 1. April feierte Konrektor<br />

a. D. Wilhelm Breidenbach in Werden<br />

sein 40jähriges Organistcnjubiläum.<br />

Sitzung wird über die künftige Organisation<br />

de« Luthertums <strong>der</strong> Erde<br />

beraten werden, die bekanntlich noch nicht die<br />

Geschlossenheit <strong>der</strong> entsprechenden Organisationen<br />

auf reformierter o<strong>der</strong> anglikanischer Seite<br />

besitzt. Eine große Anzahl beson<strong>der</strong>er Arbeitsgruppen<br />

über Spezialfragen <strong>der</strong> Theologie und<br />

<strong>der</strong> lutherischen Arbeit unter <strong>der</strong> Jugend, <strong>der</strong><br />

Presse usw, sind vorgesehen. Die Leitung des<br />

Weltkonoents liegt in den Händen des auf dem<br />

ersten lutherischen Weltkonoent eingesetzten<br />

Sechserausschusse«, in dem Deutschland durch<br />

Landesbischof v. Ihmels und durch l), Freiherr<br />

von Pechmann vertreten ist.<br />

Bücherbesprechung<br />

Pank, Oskar, Pfarrer a. D. „Ich bin bei<br />

euch alle Tage." Ein christliche« Lebensbuch in<br />

Wort, Bild und Lied. Iubiläums-Ausgabe, 150.<br />

bis 164. Tausend. 384 Seiten, mit 45 Zeichnungen<br />

und 28 Volltafeln bedeuten<strong>der</strong> Künstler,<br />

reicher Buchschmuck von Erich Grüner. Verlag<br />

Ernst Wiest, Nachfl,, Leipzig. Lerikonformat,<br />

Ganzleinenband 29 ^t.<br />

Wenn ein solche« Werk seine 20. Auflage erleben<br />

darf, dann muß es schon seine Gediegenheit<br />

erwiesen haben. Die Jubiläumsausgabe hat<br />

die ganz beson<strong>der</strong>e Liebe de« Verlags erfahren.<br />

So ist da« Werk zu einer monumentalen Gedichtssammlung<br />

für da« evangelische Hau« geworden,<br />

das uns — in Gedicht und wertvoller<br />

Prosa — begleitet von <strong>der</strong> Wiege bis zum<br />

stillen Grab, durch Freude und Leid, stärkend,<br />

mahnend und tröstend.<br />

Iltonatshefte für die Rheinische <strong>Kirche</strong>n»<br />

W gefchichte<br />

Aus dem Inhalt de« Mai-Hefte«:<br />

I). Rotscheidt: Ein Brief des Bischof«<br />

Jakob Sadolet an Erzbischof Hermann<br />

von Wied.<br />

M. Sinemu«: Die lutherischen Geistlichen<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Altenkirchen <strong>im</strong> Westerwald,<br />

v. Rotscheidt: Clarenbach und Fliesteden,<br />

I. H<strong>im</strong>melreich: Ein Reformationsoersuch<br />

des Grafen Philipp zu Solms-<br />

Braunfels auf dem Kloster Altenberg bei<br />

Wetzlar.<br />

Eine jede rheinische, evangelische Gemeinde sollte<br />

es als ihre Pflicht halten, die kirchengeschichtliche<br />

Forschung unserer He<strong>im</strong>atkirche durch Halten<br />

<strong>der</strong> Monatshefte zu för<strong>der</strong>n und zu unterstützen.<br />

Die Monatshefte kosten jährlich 12 ^l. Verlag:<br />

<strong>Evangelische</strong>r Preßverband für <strong>Rheinland</strong>,<br />

Essen, Schließfach 639.<br />

Aus dem Inhalt<br />

<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> und deutsche« Schicksal.<br />

Liz. Brand, Linz.<br />

Vierzehnter Deutscher <strong>Evangelische</strong>r Gemeindetag in<br />

Dortmund vom ?


<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

Eine monatliche Umschau über Arbeiten und Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Prooinzialkirche<br />

Begründet und herausgegeben von Pfarrer L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n Preßoerbandes für <strong>Rheinland</strong><br />

Verantwortlich: Preßgesetzlich <strong>der</strong> Herausgeber » Für die Ginzelaufsatze die Verfasser » Als Manuskript gedruckt<br />

sen » 4929 INai/Iuni VI » Kummer S/6<br />

Zehn Jahre Friedensdiktat<br />

Ein Aufruf <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>. — Gegen das erpreßte<br />

Schuldbekenntnis. — Der 28. Juni kirchlicher Trauertag<br />

Der Deutsche <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong>nausschuß erläßt zur zehnjährigen Wie<strong>der</strong>kehr des Tages von<br />

Versailles folgende Kundgebung:<br />

Mit dem gesamten deutschen Volk gedenkt <strong>der</strong> Deutsche <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong>nausschuß als die<br />

berufene Vertretung des Bundes <strong>der</strong> deutschen Landeskirchen in Trauer <strong>der</strong> zehnjährigen Wie<strong>der</strong>kehr<br />

des Tages von Versailles.<br />

Unermeßliche politische und wirtschaftliche Verluste und Schädigungen sind dem deutschen Volk<br />

in allen seinen Ständen auferlegt. Unübersehbar und noch schmerzlicher sind die dauernden<br />

schweren seelischen und sittlichen Wirkungen. Die durch die ungeheuerliche finanzielle Belastung<br />

hervorgerufene I^ot und Verarmung mußte eine tiefe Verbitterung auslösen.<br />

Der Glaube an menschliche und selbst an göttliche Gerechtigkeit ist bei vielen ins Wanken gekommen.<br />

Die sittlichen Grundlagen des Volks- und Völkerlebens sind erschüttert.<br />

In dem Diktat von Versailles, und noch mehr in <strong>der</strong> Mantelnote, werden die Deutschen zu<br />

Kriegsverbrechern gestempelt. Mit verbrecherischer Ilbsichtlichkeit sollen sie den Krieg hervorgerufen,<br />

in verbrecherischer Weise ihn geführt haben. <strong>Das</strong> bleibt für das deutsche Volk unerträglich.<br />

Um seiner Ehre und um <strong>der</strong> N3ahrheit willen kann es sich niemals dabei beruhigen,<br />

daß es für alle Zeiten mit einem solchen Makel gebrandmarkt sein soll. Mit allen gerecht<br />

Denkenden und sittlich Empfindenden hält <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nausschuß das Erzwingen eines Schuldbekenntnisses<br />

durch äußere Gewalt für verwerflich.<br />

Auch <strong>der</strong> Fortsetzungsausschuß <strong>der</strong> Weltkonferenz für praktisches Christentum hat bei seiner<br />

Tagung in Bern 1926 ein erzwungenes Schuldbekenntnis für moralisch wertlos und religiös<br />

kraftlos erklärt, lleberzeugt, daß bei einer unparteiischen Untersuchung das deutsche Volk gerechtfertigt<br />

werden wird, unterstützt <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nausschuß nach wie vor nachdrücklich die For<strong>der</strong>ung<br />

einer restlosen Aufklärung <strong>der</strong> wahren Kriegsursachen, wie dies auch vom Stockholmer Fortsetzungsausschuß<br />

verlangt ist. Er stellt fest, daß schon jetzt die Wahrheit hierüber auch außerhalb<br />

Deutschlands sich durchsetzt.<br />

Der Wahrheits- und Gerechtigkeitssinn in allen Völkern und <strong>Kirche</strong>n muß dafür eintreten, daß<br />

die <strong>im</strong> Diktat von Versailles und in <strong>der</strong> Mantelnote ausgesprochene Belastung des deutschen<br />

Volkes mit <strong>der</strong> Kriegsschuld baldigst beseitigt wird. Nur so können die Beziehungen zwischen<br />

den Völkern entgiftet werden. — Der <strong>Kirche</strong>nausschuß hält es für erwünscht, daß in den<br />

<strong>Evangelische</strong>n Landeskirchen <strong>der</strong> 28. Juni 1929 als Trauertag begangen wird.


70<br />

ie Klagen darüber, daß sich Deutschland<br />

selbst zu wenig kennt, sind allgemein.<br />

Nie das eigentlich an unserer Ostgrenze heute<br />

aussieht, ist für die meisten Deutschen ein<br />

peinliches Nefragtwerden. Bei Berlin hört<br />

Deutschland auf.<br />

Und wie wenige wissen etwas von dem,<br />

was <strong>im</strong> Westen seit Jahrzehnten vorgeht?<br />

Der Westen, das Land <strong>der</strong> Zechen und<br />

Hochöfen, das ist das Sodom und Gomorrha<br />

von Ruß und Qualm, von Kohlenhalden<br />

und sterbendem Wald. Du, <strong>der</strong> du<br />

da hinein mußt, laß alle Hoffnung fahren!<br />

Selbst <strong>der</strong> Provinzangehörige, <strong>der</strong> Rheinlän<strong>der</strong><br />

und Westfale, <strong>der</strong> nicht in dem<br />

Ruhrgebiet selbst, son<strong>der</strong>n nur in angenehmer<br />

Symbiose mit ihm lebt, kennt kaum<br />

das riesenhafte Ausmaß <strong>der</strong> Menschensiedelung<br />

an Rhein, Ruhr, Emscher und<br />

Lippe, die wir Ruhrgebiet zu nennen<br />

pflegen.<br />

<strong>Das</strong> Land <strong>der</strong> RTillionen<br />

Uns«« Karte zeigt uns die Kleinstaaterei<br />

<strong>im</strong> Gebiet <strong>der</strong>Nuhrprooinz. Eine<br />

Häufung von Großstädten, Mittelstädten<br />

und Landgemeinden hat sich<br />

ineinan<strong>der</strong>geschoben. Die planvolle<br />

Ordnung ist die Aufgabe unseres Ge»<br />

schlecht«.<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung <strong>der</strong><br />

M Rulirprol'in;<br />

Ein amerikanisches Entwicklungstempo hat<br />

dieses Land überfallen. Vor hun<strong>der</strong>t<br />

Jahren noch ein ländliches Idyll mit weidenden<br />

Herden und pflügenden Bauern.<br />

Heute ein Gebiet, dessen industrielles Tempo<br />

einem den Atem n<strong>im</strong>mt.<br />

<strong>Das</strong> Ruhrland ist das Land<br />

<strong>der</strong> Millionen geworden. Ein<br />

Land, was man lieb haben muß, wenn<br />

man in ihm sein Schaffen gefunden hat.<br />

Nicht nur, weil es hun<strong>der</strong>tmal besser ist,<br />

Die Ruhrprovinz und die Aufgaben unserer <strong>Kirche</strong><br />

als sein Ruf. Seine Täler und Wäl<strong>der</strong> sind<br />

durch ihre Schönheit die Ueberraschung<br />

aller, die kühn den Vorstoß in das „Qualmland"<br />

wagen. Man muß es auch lieben,<br />

weil kaum wohl sonst in unserem Vaterland<br />

die Luft so zittert vom Rythmus <strong>der</strong><br />

Arbeit, kaum sonst wo <strong>der</strong> Riesenorganismus<br />

Industrie Menschenkraft und Menschenblut<br />

so durch seine A<strong>der</strong>n jagt wie<br />

hier; kaum sonst wo industrielle und wirtschaftliche<br />

Energien in solchem Maße, an<br />

einer Stelle, aufgespeichert werden, daß<br />

ein ganzes Volk von ihnen lebt.<br />

Ruhrland — das Land <strong>der</strong> Millionen!<br />

Zahlen! Im Industriegebiet <strong>Rheinland</strong>-<br />

Westfalen wohnen 10 Millionen Menschen:<br />

5 6 Prozent des Reichs! Im engeren Ruhrbezirk<br />

4,5 Millionen Menschen: ?N Prozent<br />

des Reich«! Von den 45 Großstädten<br />

Deutschlands liege« hier 45, zu einer einzigen<br />

Gemeinschaft zusammengeballt! An<br />

<strong>der</strong> deutschen Wirtschaft ist dieses Gebiet<br />

beteiligt mit<br />

72,2^ <strong>der</strong> Steinkohlenför<strong>der</strong>ung<br />

94,9 A <strong>der</strong> Roheisenerzeugung<br />

82.4 A <strong>der</strong> Rohstahlerzeugung<br />

84.5 H <strong>der</strong> Walzwerkleistung<br />

49,4 ?3 <strong>der</strong> Spareinlagen <strong>im</strong> Reich<br />

45,4 A des PostscheckverkehrS<br />

20,8 A <strong>der</strong> Versicherungspflichtigen<br />

48,4^ des Reichsbahn-Güterverkehrs<br />

48,2^ des Reichsbahn-Personenverkehrs.<br />

Welche Unsumme von Tatkraft, Wagemut,<br />

Können und Fleiß dokumentieren diese<br />

Zahlen!<br />

Und doch liegt über diesem Lande ein<br />

Stück Tragik.<br />

Die städtebauliche Not des Industrie-<br />

W qebietes<br />

Industrie ist eine nüchterne Sache. Wo<br />

die Kohle wuchs, wuchs <strong>der</strong> För<strong>der</strong>turm.<br />

Der kümmerte sich wenig um Ackerfeld und<br />

Siedlung. Eisenbahn- und Wegbau gingen<br />

ohne Romantik über die Seele dieser Ruhrlandschaft<br />

zur Tagesordnung über. Die<br />

Mietskasernen wuchsen mit öden Brandmauern.<br />

Die Arbeiterhütten und -Häuser:<br />

grau, öde, in ewigem Einerlei. Verwaltungsgebäude<br />

reckten sich zu den Wolken, —<br />

und daneben verkümmerte eine Holzbararke.<br />

Eine Generation gebar eine neue Generation:<br />

sie wurde hineingepfercht in denselben<br />

engen Raum, in dasselbe Elend <strong>der</strong><br />

Wohnungsnot und Luftschwere.<br />

Heute stand hier noch ein Dorf. Morgen<br />

eine Land-, eine Mittel-, ja Riesengroßstadt.<br />

<strong>Das</strong> Wachstum Essens — in nicht ganz einem<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t von 30 000 auf über 500 000<br />

emporschnellend — wird in dieser Ungeheuerlichkeit<br />

nur noch von Los Angeles überboten.<br />

Diese Städte wuchsen heran ohne<br />

Fühlung untereinan<strong>der</strong>, ohne Planung, ja<br />

eher unter starkem, gegenseitigem Wettbewerb.<br />

Zuerst führte das zu oft belächelten<br />

Kuriosa. Heute sind eS Unerträglichkeilen.<br />

Bochum, dessen ehemaliger Kreis sich in<br />

eine Reihe von Indusiriegemeinden auflöste,<br />

erstickt in <strong>der</strong> Enge seiner Straßen;<br />

es braucht die Wie<strong>der</strong>herstellung seines ehemaligen<br />

Gesamtkreises.<br />

Herne erschwert den Bochumer Industrien<br />

die Benutzung seines Hafens, obwohl


es dadurch den Ausbau dieses Hafens selbst<br />

schädigt.<br />

Wattenscheid baut neben das<br />

Schlachthaus von Bochum an <strong>der</strong> Stadtgrenze<br />

seine eigene Schlachthausanlage.<br />

An<strong>der</strong>e Nachbargemeinden legen — die<br />

Kosten tragt <strong>der</strong> Steuerzahler! — eigene<br />

ElektrizitatS- und Gasfernleitungen an,<br />

aus Gegensatz zu <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> nahen<br />

Großstadt. Acht Straßenbahngesellschaften<br />

oft auf engstem Gebiet! We<strong>der</strong> Tarifnoch<br />

Wageneinheit! Umsteigen und Wahlen<br />

neuen Fahrgeldes. Vergleiche dagegen<br />

Berlin mit seiner Verkehrs-Aktien-Gesellschaft<br />

und seinem Einheitstarif von 20<br />

Pfennig!<br />

Gelsenkirchen: kaum eine an<strong>der</strong>e<br />

Stadt hat ein so „chikagohafteS Gesicht"<br />

wie Gelsenkirchen mit seinen Bergwerken,<br />

Fabriken, <strong>Kirche</strong>n, Massenwohnungen,<br />

Warenhäusern und Kneipen und dem<br />

majestätischen HanS-Sachs-HauS in <strong>der</strong><br />

Mitte. Diese Stadt zählt „nur" elf Bahnhöfe,<br />

und die Emschertalbahn mit ihrer<br />

ewigen Prozession von Güterzügen zer-<br />

Antiquitäten<br />

Hört man das Wort Provinz, so verbindet<br />

sich damit die Vorstellung von etwas Großem,<br />

Organischem, in sich Abgeschlossenem.<br />

Wie weit sind wir davon entfernt! Jahrhun<strong>der</strong>te<br />

deutscher Geschichte haben durch<br />

Krieg und Erbschaft Feld, Wald, Dörfer,<br />

Städte, Gaue und Landschaften hin- und<br />

hergeschoben und durcheinan<strong>der</strong>gewürfelt.<br />

Dreihun<strong>der</strong>t Staaten und Stäätchen zählte<br />

man, als das Heilige Römische Reich deutscher<br />

Nation kurz vor seinem unrühmlichen<br />

Ende stand. Der Kongreß von Rastatt und<br />

<strong>der</strong> Reichsdeputationöhauptschluß in Regensburg<br />

beraubten auf Napoleons Geheiß nicht<br />

weniger als 412 Staaten ihres Eigenlebens.<br />

Für Deutschland war es eine Gesundung.<br />

Eine weitere Aufräumungsarbeit leistete <strong>der</strong><br />

schneidet noch die Stadt regelrecht in zwei<br />

Hälften.<br />

Jede Stadt des RuhrlandeS ist ein beson<strong>der</strong>er<br />

Strahlensammler in dem Verkehrsnetz.<br />

Aber <strong>der</strong> Verkehr erstickt fast in<br />

dieser Dichte <strong>der</strong> Linien und Bahnhöfe,<br />

liberal! Bahnübergänge, herabgelassene<br />

Schranken, Scharen warten<strong>der</strong> Autos.<br />

Die Barriere an einer <strong>der</strong> Hauptstrecken<br />

sperrt in Düsseldorf sieben Stunden den<br />

Verkehr <strong>der</strong> Straße. Schienenfel<strong>der</strong>, Eisenbahndämme<br />

legen sich quer durch alle<br />

Städte; selbst die neu angelegten, breiten<br />

Autostraßen tauchen <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> in die<br />

Irrwege kleiner Ortschaften, in enge, von<br />

Menschen w<strong>im</strong>melnde Gassen.<br />

<strong>Das</strong> Werk <strong>der</strong> Neuglie<strong>der</strong>ung<br />

Unsere Tage haben uns das ungeheure<br />

Werk <strong>der</strong> Neuglie<strong>der</strong>ung des Ruhrgebietes<br />

gebracht. Ein bitternotwendiges<br />

Werk. Die Kleinstaaterei vor 4800 hat<br />

in unseren Stadtverwaltungen, Regierungsbezirken,<br />

Landkreisen und Verbanden, die<br />

ihre Son<strong>der</strong>rechte so eifersüchtig wahren,<br />

eine verzweifelt gut gelungene Nachahmung<br />

gefunden.<br />

Wie urteilen die Großstädte?<br />

Um <strong>der</strong>en For<strong>der</strong>ungen zu verstehen, muß<br />

man sich die Vorfrage nach <strong>der</strong> Notwendigkeit<br />

<strong>der</strong> Großstadtbildung beantworten.<br />

Die Frage, ob Großstädte in<br />

Deutschland notwendig sind<br />

o<strong>der</strong> nicht, ist unbedingt zu bejahen.<br />

Schon aus rein wirtschaftlichen<br />

Gründen. Eine große Zahl von Industrien<br />

ist auf die Großstadt angewiesen. Nur<br />

dort finden sie die genügende Auswahl an<br />

Arbeitskräften, die für ste notwendigen<br />

Verkehrs- und Absatzverhältnisse, die Kon-<br />

Wiener Kongreß: Die Zahl schrumpfte auf<br />

39 zusammen. Nach 487N/74 waren es nur<br />

noch 26.<br />

Trotz dieser gewaltigen Fortschritte haben<br />

wir noch Ueberreste in <strong>der</strong> staatlichen Glie<strong>der</strong>ung<br />

treu beibehalten, die kaum dein<br />

einzelnen bekannt sein dürften. Deutschland<br />

zählt heute noch 428 Gebietsteile und<br />

GebietSteilchen, die außerhalb des Landes<br />

liegen, von dem sie verwaltet werden. Es<br />

sind die sogenannten Exklaven. Die Provinz<br />

Sachsen enthält allein 49 in ihren Grenzen.<br />

Anhaltische Fetzen, braunschweigische, sächsische<br />

Bruchstücke. Bei Weißenfels liegen<br />

neun solcher ausländischen Gebietsteilchen.<br />

KeineLandstraße,keinWasserlauf,<br />

welche einheitlich gepflegt<br />

und reguliert werden<br />

können. Es gibt Wege, welche bis zu<br />

zentration des Geldwesens, des Nachrichtendienstes,<br />

des Handels. „Ohne Großstädte<br />

würde <strong>der</strong> Kampf Deutschlands um seine<br />

wirtschaftliche Geltung in <strong>der</strong> Welt überhaupt<br />

nicht denkbar sein."<br />

Großstädte sind nötig! Aber nicht<br />

nötig ist jener Typus <strong>der</strong> Großstadt,<br />

<strong>der</strong> in Deutschland noch<br />

vor wenig Jahren üblich war:<br />

das ist die sinn- und planlose Zusammenhäufung<br />

von Bauten und Zusammenballung<br />

von Menschen auf engem Raum.<br />

<strong>Das</strong> Unglück in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> großen wirtschaftlichen<br />

Entwicklung nach dem Kriege<br />

von 4870-74 ist gewesen, daß man dem<br />

Großstadtproblem verständnislos gegenüberstand.<br />

Planlos ließ man die Großstädte<br />

in ihr Elend, — Zusammenhäufung zu<br />

vieler Menschen auf zu engem Raum, —<br />

hineinwachsen. Dieses Elend und diese<br />

Schäden, die sich körperlich und geistig<br />

offenbaren, sind jedoch nicht mit <strong>der</strong> Großstadt<br />

an sich verbunden. Sie hätten vermieden<br />

werden können. Wir haben aus<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit zu lernen und dafür zu<br />

sorgen, daß die Großstadt ihre<br />

schädlichen Eigenschaften verliert.<br />

Dazu braucht die Großstadt Raum.<br />

Raum soviel wie eben möglich.<br />

Die Großstadt braucht kein Häuserhaufen<br />

zu sein. Auch sie kann Sonne und Licht,<br />

Natur und Erdgeruch in ihrem Weichbild<br />

haben. Auch <strong>der</strong> Großstädter kann seßhafter<br />

Einwohner sein, <strong>der</strong> in seinem eigenen,<br />

wenn auch bescheidenen He<strong>im</strong> und<br />

auf einem eigenen Stückchen Erde Wurzel<br />

schlägt und He<strong>im</strong>atgefühl bekommt.<br />

einer Exklave gepflastert sind, dann grundlos<br />

werden und nach 200 Meter wie<strong>der</strong><br />

Pflaster zeigen. Wegen des Bahnbaues<br />

Merseburg—Leipzig mußten bemüht werden:<br />

4 Reichsinstanz, 2 Landesregierungen,<br />

4 Kreishauptmann, 4 Landeshauptmann,<br />

4 Amtshauptmann, 4 Regierungspräsident,<br />

4 Landrat und einige Gemeindevorsiände.<br />

Nicht an<strong>der</strong>s sieht es in dem<br />

lebenswichtigsten deutschen<br />

Gebiet, <strong>der</strong> Ruhrprovinz, aus.<br />

Nur daß hier an die Stelle <strong>der</strong> Staaten die<br />

Städte, Städtchen und Dörfer treten.<br />

Die Neuordnung auf Grundlage<br />

großer, gesun<strong>der</strong>, in sich<br />

geschlossener Verwaltungskörper<br />

muß kommen. Es wäre lebensfremde<br />

Romantik, sie aufhalten zu wollen.<br />

Angestrebte Gesundung zum Nutzen<br />

W des Gesamwolks<br />

<strong>Das</strong> WohnungS elend — nicht <strong>der</strong><br />

WohnungS Mangel — in den Großstädten<br />

mit seinen katastrophalen Folgen für das<br />

wirtschaftliche und sittliche Wohl <strong>der</strong> Bewohner<br />

ist fast ausschließlich eine Folge<br />

<strong>der</strong> Enge <strong>der</strong> Großstadt. Dieser<br />

Mangel an Raum treibt den Bodcnpreis<br />

in die Höhe, läßt jeden Quadratmeter bebauen,<br />

verdrängt die öffentlichen Anlagen,<br />

errichtet Mietskasernen. „Hätte von vornherein<br />

den Großstädten genügend Raum<br />

zur Verfügung gestanden, hätte man die


72<br />

Da leben Menschen, schlecht und schwer,<br />

in tiefen Z<strong>im</strong>mern, bange von Gebärde,<br />

geängsteter denn eine Erstlingsherde:<br />

und draußen wacht und atmet deine Erde,<br />

sie aber sind und wissen es nicht mehr.<br />

Da wachsen Kin<strong>der</strong> auf an Fensterstufen,<br />

die <strong>im</strong>mer in demselben Schatten sind,<br />

und wissen nicht, daß draußen Blumen rufen<br />

zu einem Tag voll Weite, Glück und Wind, —<br />

und müssen Kind sein und sind traurig Kind.<br />

Da blühen Iungfraun auf zum Unbekannten<br />

Großstädte während ihres rapiden Wachstums<br />

vor dem Kriege planmäßig mit Freiflächen<br />

durchsetzen, hätte man planmäßig<br />

siedeln können — das Gift <strong>der</strong> Großstadt<br />

wäre niemals entstanden." So urteilt ein<br />

bekannter Oberbürgermeister des NestenS,<br />

Unsere Großstädte kämpfen<br />

daher um Raum, um das Bestehende<br />

sanieren zu können,<br />

und um genügenden Raum für<br />

Zuzug und Vermehrung<br />

ihrer Bevölkerung zu haben.<br />

Die Raumnot <strong>der</strong> Großstadt ist nicht eine<br />

Frage <strong>der</strong> Großstadt allein; sie ist eine<br />

Frage des gesamten deutschen Volkes,<br />

Rein wirtschaftlich: ohne die<br />

Großstadt kann die deutsche Wirtschaft<br />

heute das deutsche Volk unmöglich ernähren.<br />

Aber auch ethisch: mo<strong>der</strong>ne<br />

Verkehrsmittel und neuzeitliche Nachrichtenübertragung,<br />

Zeitung, Zeitschrift und<br />

Rundfunk, haben einen viel stärkeren Austausch<br />

zwischen Großstadt, Mittel- und<br />

Kleinstadt und ländlichen Gemeinden herbeigeführt,<br />

als man ihn je gekannt hat.<br />

Der geistige Zustand <strong>der</strong> Großstadt<br />

b e v ö I k e r u n g , jede geistige<br />

Verirrung überträgt sich<br />

mit absoluter Sicherheit und<br />

mit größter Schnelligkeit auch<br />

auf Mittel-, Kleinstadt und<br />

Land. Darum sollten die Mittel- und<br />

Kleinstädte, sollte das flache Land nicht die<br />

Großstadt an sich bekämpfen, son<strong>der</strong>n sie<br />

sollten <strong>im</strong> Gegenteil mit dafür sorgen, daß<br />

die Großstadt nicht das bleibt, was sie heule<br />

ist, daß ste vielmehr ihrer Gesundung entgegengeführt<br />

wird.<br />

Unter diesem Gesichtspunkt muß man die<br />

Frage <strong>der</strong> Eingemeindungen in die Großstadt<br />

betrachten. Gegenüber dem Ziel <strong>der</strong><br />

großen Verwaltungsordnung <strong>im</strong> Ruhrgebiet,<br />

und <strong>der</strong> großen Möglichkeit, die geistige<br />

und körperliche Gesundheit von Millionen<br />

Großstadt- Bewohnern in erster<br />

Linie und in zweiter Linie die geistige Gesundheit<br />

aller zu retten, spielt doch die<br />

Frage, ob das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Dorf, die<br />

eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Kleinstadt, selbst die eine<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Mittelstadt o<strong>der</strong> ein Landkreis<br />

und sehnen sich nach ihrer Kindheit Ruh:<br />

das aber ist nicht da, wofür sie brannten,<br />

und zitternd schließen sie sich wie<strong>der</strong> zu.<br />

Und haben in verhüllten Hinterz<strong>im</strong>mern<br />

die Tage <strong>der</strong> enttäuschten Mutterschaft,<br />

<strong>der</strong> langen Nächte willenloses W<strong>im</strong>mern<br />

und kalte Jahre ohne Kampf und Kraft.<br />

Und ganz <strong>im</strong> Dunkel stehn die Sterbebetten,<br />

und langsam sehnen sie sich dazu hin:<br />

und sterben lange, sterben wie in Ketten<br />

und gehen aus wie eine Bettlerin.<br />

Rainer Maria Rilke.<br />

nicht mehr als ein selbständiges, kommunales<br />

Gebilde bestehen bleibt, wirklich keine entscheidende<br />

Rolle.<br />

Diese Dörfer und Gemeinden werden ja<br />

nicht vom Erdboden vertilgt, son<strong>der</strong>n sie<br />

werden aufgenommen in eine größere Gemeinschaft.<br />

Und zwar aus höheren<br />

Gründen. Dort, wo es sich darum<br />

handelt, einer Großstadt den nötigen Raum<br />

zur Entwicklung zu geben, müssen alle<br />

nebensächlichen Gesichtspunkte zurücktreten<br />

vor dem einen wirklich Großen und Entscheidenden<br />

: die Großstadt gesund<br />

zu machen.<br />

Jede Neuordnung bringt — aber überwindbare<br />

— Schwierigkeiten<br />

Verwaltungsmäßig erheben sich gegen diese<br />

räumlich wachsende Großstadt best<strong>im</strong>mte<br />

Schwierigkeiten. Es kann den Bewohnern<br />

<strong>der</strong> Außenbezirke nicht mehr zugemutet<br />

werden, in allen Fragen zu <strong>der</strong> Zentrale zu<br />

kommen. Auch kann die Zentrale die Fragen<br />

<strong>der</strong> Außenbezirke nicht mehr genügend übersehen.<br />

Der Zusammenfassung<br />

<strong>der</strong> Hauptkräfte hat eine Dezentralisation<br />

<strong>der</strong> Nebenkräfte<br />

zur Seite zu treten. Nie<br />

kann ich aber die Lust und die Freude <strong>der</strong><br />

Außenbezirke — eingemeindete Dörfer und<br />

Kleinstädte — an ihrer Selbstverwaltung<br />

lebendig erhalten? Doch wohl nur so, daß<br />

sie nicht nur beratend <strong>der</strong> Zentrale zur<br />

Seite treten, son<strong>der</strong>n auch größeren Einfluß<br />

auf die Verwaltung haben, etwa durch Zuteilung<br />

einer erhöhten Anzahl von Stadtverordnetensitzen<br />

u. ä. Diese Dekonzentration<br />

dürfte in jedem Falle verschieden zu<br />

beurteilen sein. Voraussetzung ist<br />

nur, daß die Großgemeinde in<br />

städtebaulicher wie in finanziellerund<br />

steuerlicherHinsicht<br />

eine Einheit bildet. Hierin liegt<br />

<strong>der</strong> Unterschied zum oft erwähnten und gefor<strong>der</strong>ten<br />

Zwcckoerband, bei dem nur best<strong>im</strong>mte<br />

kommunale Aufgaben gemeinsam<br />

gelöst werden. DaS würde aber we<strong>der</strong> volle<br />

Gemeinsamkeit <strong>der</strong> Steuern noch Gemeinsamkeit<br />

des Vermögens verlangen.<br />

<strong>Kirche</strong> und Großstadt<br />

Wir erwähnen diese verwaltungs- und<br />

finanztechnischen Schwierigkeiten jedoch nur,<br />

weil mir später bei <strong>der</strong> Erörterung rein<br />

kirchlicher Fragen auf sie zurückkommen<br />

müssen. Di e <strong>Kirche</strong>, an den werdenden<br />

Großstadtgeb ! l den vor<br />

allem sozialethisch interessiert,<br />

kann sich den Gründen<br />

<strong>der</strong> Großstädte gar nicht verschließen.<br />

Es wäre töricht, mit kleinen<br />

Augenblicksmitteln die Vergroßsiädterung<br />

unseres Volkes glauben aufhalten zu können.<br />

Die <strong>Kirche</strong> hat mit dieser Entwicklung<br />

zu rechnen und kann nur zu allem<br />

tapfer ja sagen, was die körperliche und<br />

seelische Gesundung <strong>der</strong> Großstadt för<strong>der</strong>t.<br />

Es ist nicht unsere und es ist nicht Aufgabe<br />

unserer <strong>Kirche</strong>, zu den Wünschen <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Ruhrgroßstädte <strong>im</strong> einzelnen<br />

Stellung zu nehmen. Nur eine Frage<br />

kann auch unsere <strong>Kirche</strong> nicht übersehen,<br />

obwohl es zunächst eine rein wirtschaftliche<br />

Frage zu sein scheint.<br />

Die Kohlenindustrie hat sich einst dem Lauf<br />

<strong>der</strong> Ruhr entlang vorgeschoben. Die Technik<br />

des Kohlenabbaus und die Verwertbarkeit<br />

<strong>der</strong> abzubauenden Kohle läßt die Kohlenzechen<br />

seit längerer Zeit von <strong>der</strong> Ruhr<br />

nordwärts wan<strong>der</strong>n. Heute sitzen die Zechen<br />

an <strong>der</strong> Emscher und stoßen schon bis zur<br />

Lippe vor. Der Reichtum abbaufähiger<br />

Kohle an <strong>der</strong> Emscher, das billige und<br />

schnelle Verkehrsmittel von Kanal und<br />

Schienenstrang geben hier die Voraussetzungen<br />

zu den schnell wachsenden Mittelstädten.<br />

Die Schwerindustrie kann sich<br />

hier nur ost-westlich ausdehnen. Industriefreies<br />

Gelände gibt nur die Nord-Süd-<br />

Richtung.<br />

Vei ihrer Wan<strong>der</strong>ung zur Emscher läßt die<br />

Industrie kommunal und kulturell entwickelte<br />

und wirtschaftlich gefestigte Gebiete hinter<br />

sich zurück. Diese haben infolge des teilweisen<br />

AbsterbenS <strong>der</strong> Schwerindustrie zwar<br />

keine großen Steuerobjekte, aber auch keine<br />

großen, neue kommunalen Aufgaben mehr.<br />

Umgekehrt sind in dem nördlichen Neuland<br />

zwar große Werke <strong>der</strong> Schwerindustrie<br />

vorhanden, aber noch wenig verarbeitende<br />

Industrie und wenig Handel, dafür große,<br />

kommunale Aufgaben, <strong>der</strong>en Lasten die in<br />

<strong>der</strong> Entstehung begriffene Wirtschaft fast<br />

erdrücken. Ein kommunaler LastenauSgleich<br />

zwischen Norden und Süden leuchtet deshalb<br />

ohne weiteres ein. Dieser LastenauSgleich<br />

und die oben gezeichneten Siedlungsnotwendigkeiten<br />

werden auf die Dauer nur<br />

durch Zusammenfassung <strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> Nord-Süd-Richtung liegenden<br />

Gemeinden zu einer<br />

CinheitSgemeinde möglich werden,<br />

wobei jene in <strong>der</strong> Mittellinie liegenden vier<br />

Stadtzentren Dortmund, Bochum, Essen<br />

und Duisburg den Kern für die Zusammenfassung<br />

bilden müssen.<br />

Kirchlicherseits wäre eine solche Entwick-


lung zu för<strong>der</strong>n. Aus <strong>der</strong> sozialen<br />

l^eberlegung heraus, weil alle Kommunen,<br />

die sich lediglich auf e i n e in ihr ansässige<br />

Schwerindustrie gründen, in höchstem<br />

?I!aße <strong>der</strong> Krisengefahr und allen mit wirtschaftlichen<br />

Krisen zusammenhängenden<br />

Erschütterungen ausgesetzt sind; je<strong>der</strong> Bewohner<br />

<strong>der</strong> Ruhrgroßstadt aber weiß, daß<br />

Krisen <strong>der</strong> Schwerindustrie gleichzeitig Krisen<br />

aller abhängigen Gewerbe — vor allem<br />

auch des Handels — bedeuten. Kann<br />

man demnach Kommunen mit<br />

d i f f e r e n z i e r t e r e r , wirtschaftlicher<br />

Gestaltung schaffen,<br />

dann müßten auch wir dies begrüßen.<br />

Ganz zu schweigen davon, daß<br />

bei <strong>der</strong> engen Verdoppelung von Einkommen-<br />

und <strong>Kirche</strong>nsteuer jede Wirtschaftskrise<br />

eine Bedrohung des auf einem sehr<br />

mühsam ausbalanzierten Etat beruhenden<br />

Lebens unserer <strong>Kirche</strong>ngemeinden ist.<br />

sagen die Landkreise?<br />

Man warnt, da die Schaffung kommunaler<br />

Riesengebilde wirkliches, örtliches G e -<br />

meinschaftsgefühl nicht mehr wachsen<br />

lasse. Wir fragen: In welchen Orten,<br />

die <strong>im</strong> magnetischen Feld unseres Industriegebietes<br />

liegen, ist denn solches örtliches<br />

Gemeinschaftsgefühl wirklich vorhanden?<br />

D<strong>der</strong> man fürchtet Schmälerung <strong>der</strong><br />

Selbstverwaltung und damit ein<br />

Erlahmen des Interesses <strong>der</strong> Allgemeinheit<br />

am kommunalen Leben. Aber gleichzeitig<br />

kämpft man für lleberführung aller kommunalpolitischen<br />

Aufgaben, die über Raum,<br />

Finanzkraft o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>interesse <strong>der</strong> einzelnen<br />

Gemeinde hinausgehen, in die<br />

Kompetenz (Zuständigkeit) des<br />

Kreises! Vei welchen Aufgaben dies<br />

<strong>der</strong> Fall ist, soll <strong>der</strong> Kreistag beschließen<br />

können. Diese For<strong>der</strong>ung, daß <strong>der</strong> Kreistag<br />

seine Kompetenz zu best<strong>im</strong>mten<br />

Kompetenzen festlegen kann, bedroht<br />

aber die Selbstverwaltung <strong>der</strong> Gemeinden<br />

ebenso stark wie ihre Eingemeindung in die<br />

Großstadt. Schon redetmandarum<br />

mit Recht von einer „kalten<br />

Vergroßstädterunq <strong>der</strong> La n d -<br />

kreise!"<br />

Ganz abwegig ist es aber, deshalb sich gegen<br />

Eingemeindungen in die Großstadt zu<br />

sperren, weil dadurch „das Land" in<br />

seiner sittlichen Kraft geschwächt<br />

werden könnte. Lei<strong>der</strong> fehlt<br />

uns be<strong>im</strong> Schreiben dieser Heilen — außerhalb<br />

unseres Wohnortes — die letzte Nummer<br />

vom „Rheinischen Land". Wir würden<br />

aus ihm sonst gern einiges zitieren;<br />

denn hier wurde in obigein Sinne stark die<br />

Position verteidigt, daß alle Eingemeindung<br />

schl<strong>im</strong>mste Gefährdung <strong>der</strong> betroffenen Gebiete<br />

bedeute. Es ist bemerkenswert, daß<br />

ein so guter Kenner rheinischen und westfälischen<br />

Volkstums wie Rektor I).<br />

Heinen <strong>im</strong> „Rheinischen Land" doch die<br />

nüchterne Frage nach <strong>der</strong> sittlichen Kraft<br />

dieses „bedrohten" VolkstumS stellt. Er<br />

beurteilt diese Kraft doch sehr zurückhaltend.<br />

W i r möchten sagen: Durch Eingemeindung<br />

ländlicher Bezirke<br />

in G r o ß st a d t g e f ü g e wird die<br />

„Gefahrenzone <strong>der</strong> Großstadt"<br />

für die betroffene Bevölkerung<br />

um nichts vergrößert. Sie<br />

werden allen Versuchungen <strong>der</strong> Großstädte<br />

auch keinen Zent<strong>im</strong>eter näher gebracht. Gebiete<br />

höherer, sittlicher Gesundheit — <strong>der</strong> Großstadt<br />

gegenüber — sind sie keineswegs; so<br />

können sie auch nicht als wohl zu behütende<br />

Quellgebiete sittlicher Gesundung für die<br />

Großstadt angesehen werden. Ausschlaggebend<br />

ist für uns das bereits oben Ausgeführte:<br />

Es geht darum, die Sünden<br />

<strong>der</strong> Väter an unseren Großstädten<br />

wie<strong>der</strong> gut zu machen,<br />

ihre Menschen aus den trostlosen Industrievorstadten<br />

und Arbeiterdörfern auszusiedeln<br />

und ihre seelische und körperliche<br />

Gesundung zu för<strong>der</strong>n. In einem solchen<br />

Augenblick wird <strong>der</strong> Schlachtruf: Hie Land<br />

— hie Stadt, sündig. Für uns kann<br />

eS nur heißen: Hie Volk, hie<br />

Industrievolk und seine Not!<br />

Wir erinnern schließlich nochmals daran,<br />

daß nicht das Stadtvolk voni Land, son<strong>der</strong>n<br />

Erde<br />

das Landvolk von <strong>der</strong> Stadt her unter<br />

stärkstem, geistigem Einfluß steht. Darum<br />

haben wir alles für die Gesundung<br />

unserer Großstadt zu tun.<br />

Wird sie gesund, bleibt das<br />

Land gesund, wird unser Volk<br />

gesund.<br />

II.<br />

Die Folgen <strong>der</strong> Neuordnung für die<br />

> <strong>Kirche</strong><br />

Wo unsere <strong>Kirche</strong> stehen muß, ist nach<br />

dem Ausgeführten deutlich: mit festem<br />

Willen auf feiten <strong>der</strong> Großstadt.<br />

Es kann für sie kein Für — Gegen<br />

— — und vielleicht doch Dafür geben, —<br />

eine ähnliche Stellungnahme konnte man<br />

hören —, son<strong>der</strong>n nur einen zukunftssicheren<br />

Blick für das, was die Großstadt<br />

unserem Volke bedeuten wird: Deutschlands<br />

Schicksal.<br />

Noch einmal hören wir die Kassandrarufe<br />

<strong>der</strong> Großstadtgegner: Wehe über die Riesengemeinden!<br />

wehe über die Gefährdung<br />

<strong>der</strong> Teilnahme des Bürgers an <strong>der</strong><br />

Verwaltung einer Gemeinde! wehe über die<br />

fortschreitende Schematisierung und Vurea»kratisierung<br />

dieser Stadtverwaltungen!<br />

Erde, Eide, wie Hab ich dich mein Leben lang gefühlt.<br />

Erde, wie Hab ich in dir herumgewühlt.<br />

Wie ward ich von deinen gehe<strong>im</strong>en Wundein erfüllt,<br />

Erde, in deiner Schönheit, wie hast du dich mir enthüllt.<br />

Erde, wie sann ich mich in deinen innersten Anfang hinein,<br />

Wie du von Gott gekommen warst, in dein eigenes, seliges Sein,<br />

Erde, wie du Mutter wurdest, wie alles Leben von dir kam,<br />

Wie alles Vlut, alle Sehnsucht von dir seinen Anfang nahm.<br />

Erde ich weiß wohl, Stein und Naum und Tier<br />

lind alle Nlenscheninbrunst ist nur in dir, in dir.<br />

Alles, was starb und verdarb, du verwandeltest alles neu,<br />

Erde, du Mutter, du bliebst dir von Anfang an treu.<br />

Erde, du weißt es schon, wie wir uns auch wild gebärden.<br />

Du bist es zufrieden, wir müssen doch ruhig werden,<br />

Es werden Völker kommen, es werden Völker vergeh»,<br />

Nur du, Mutter Erde, du wirst in die feinste Zukunft sehn.<br />

Unsere Liebe, unser Haß, unser Drang über dich hinaus,<br />

Du weißt, ist nur wie <strong>der</strong> Schaum <strong>im</strong> Meer, wie <strong>im</strong> Vlute <strong>der</strong> Braus,<br />

Ist ja nur dir Schönheit, die aus dir kommt und nicht weiß, wohin,<br />

Dein eigener Traum <strong>im</strong> endlosen Raum, Mutter, seit Anbeginn.<br />

Siehe, Mutter Erde, so danke ich dir, daß du mir gegeben hast<br />

einen sinnenden Geist, <strong>der</strong> dein heiliges Wirken erfaßt.<br />

Eine Zeitlang glühe ich noch, dann schlaf ich bei dir wie<strong>der</strong> still, —<br />

Wer weiß, wie Gott, <strong>der</strong> Lebendige, einst alles vollenden will.<br />

Bergmann Otto Wohlgcmuth.


Die unmöglichen evangelischen Riesen-<br />

gemeinden<br />

Ist das nicht <strong>der</strong> Splitter <strong>im</strong> Auge <strong>der</strong><br />

Kommunen, und den Balken <strong>im</strong> Auge unserer<br />

evangelischen Gemeinden nehmen wir<br />

nicht wahr? Wie steht es denn bei uns?<br />

Haben w i r denn keine Riesengemeinden?<br />

l). Dusse in seinem Aufsatz über „Gemeindeaufbau<br />

in Theorie und Praris"<br />

(Augustheft 1928 deö „<strong>Evangelische</strong>n<br />

<strong>Rheinland</strong>s") zählt <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> an Gemeinden<br />

mit IN NUN und mehr Seelen 33<br />

mit 20 000 und mehr Seelen 9<br />

mit 30N0N und mehr Seelen 2<br />

mit 40 000 und mehr Seelen 4<br />

mit 50 000 und mehr Seelen 4<br />

mit 60 000 und mehr Seelen 2<br />

mit 100 000 und mehr Seelen 1<br />

Und: die Aufgaben <strong>der</strong> Kommunen sind:<br />

ordentliche Verwaltung und För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> materiellen und geistigen Interessen<br />

eines Stadtwesenö, Unsere evangelischen Gemeinden<br />

aber beschreiben ihre Aufgaben<br />

wesentlich erhabener:<br />

„Die <strong>Kirche</strong>ngemeinde hat als Gemeinschaft<br />

des Gottesdienstes, <strong>der</strong> Seelsorge<br />

und <strong>der</strong> Liebeötätigkeit entsprechend<br />

dem reformatorischen Grundsatze vom<br />

allgemeinen Priestertum <strong>der</strong> Gläubigen<br />

den Beruf, evangelischen Glauben und<br />

christliches Leben zu wecken und zu<br />

pflegen."<br />

Nie! eher erreicht noch die<br />

Großkommune das ihr gesteckte<br />

Ziel als die evangelische Gemeinde.<br />

Wo ist eine Gemeinschaft <strong>der</strong><br />

Seelsorge und <strong>der</strong> Liebestätigkeit in diesen<br />

Riesengemeinden noch zu finden?<br />

Und gefährdete Selbstverwaltung?<br />

Der Bürger hört von <strong>der</strong><br />

Leitung, den Plänen und Aufgaben seiner<br />

Kommune mehr, als es be<strong>im</strong> evangelischen<br />

Christen und seiner Gemeindeleitung <strong>der</strong><br />

Fall ist. Die TageSpresse schafft fast tägliche<br />

Verbindung zwischen Bürger und<br />

städtischer Verwaltung. Innungen, Bezirksvertretungen,<br />

Zweckoerbände bestürmen<br />

die Stadt mit ihren Wünschen.<br />

Unsere Selbstverwaltung und unsere Presbyterien<br />

und die Teilnahme <strong>der</strong> Gemeinde<br />

an ihrer Gemeindeverwaltung? Wer in<br />

unseren Großgemeinden kümmert sich um<br />

das, was PreSbyterien reden, planen und<br />

beschließen? Man lese den schon angeführten<br />

Aufsatz von U. Dusse darüber nach.<br />

Fast scheint eS mir ein Zeichen<br />

dafür zu sein, wie wenig selbst<br />

<strong>im</strong> Kreise <strong>der</strong> berufenen Gemein<br />

d e v e r t r e t e r tieferes Verständnis<br />

für diegroßen Gemeinde<br />

auf gaben lebt, daß ein so<br />

schier revolutionärer, mindestens<br />

ein so ernst warnen<strong>der</strong><br />

Aufsatzwie<strong>der</strong>D.Dussescheohne<br />

jedes Echo bleiben konnte. Man<br />

hat von den Altvor<strong>der</strong>n das Rüstzeug zur<br />

<strong>Das</strong> Kreuz<br />

Noch <strong>im</strong>mer ragt einsam,<br />

He<strong>im</strong>at,<br />

dein Kreuz über das Land,<br />

aber ich sehe Menschen,<br />

die tragen ihr zuckendes Herz in <strong>der</strong> Hand<br />

und weinen um dich.<br />

Junge ^Menschen mit hartem Gesicht,<br />

in ihren Augen ein Weh,<br />

und doch eine heilige Pflicht:<br />

Kicuztläger zu sein.<br />

Sie tragen alle dein Kreuz, He<strong>im</strong>at! —<br />

<strong>Das</strong> Kreuz,<br />

an das dich deine Feinde hohnlachend geschlagen,<br />

das müssen sie tragen. —<br />

<strong>Das</strong> Kreuz ist schwer<br />

und drückt ihren Rücken nie<strong>der</strong>,<br />

ein Beben geht durch die jungen Glie<strong>der</strong>.<br />

Aber sie bleiben doch stolz und fest dabei,<br />

und aus ihrem Herzen reißt sich ein Schrei:<br />

lieber sterben,<br />

als mit dem Kreuz zu Boden sinken!<br />

Und ihre verzweifelten Seelen trinken<br />

aus dir, He<strong>im</strong>at, neue Kraft.<br />

So wan<strong>der</strong>n sie durch das Land,<br />

und <strong>der</strong> heilige Brand<br />

ihrer Augen<br />

glüht in alle Herzen hinein<br />

und zwingt tausende, auch Kreuzträgcr zu sein.<br />

Und wenn erst, He<strong>im</strong>at,<br />

dein Volk,<br />

alle,<br />

ohne Murren und Klagen<br />

an deinem Kreuze tragen,<br />

wird es erstrahlen in lichter Liebe Schein<br />

und nicht mehr Kreuz,<br />

nein,<br />

nur Altar sein!<br />

Bergmann Kurt Kläber,<br />

in den Tagen des Ruhrkampfes.<br />

Verwaltung <strong>der</strong> Gemeinde bekommen. Mit<br />

ihm bewältigt man die Gegenwart so gut<br />

es geht. Wo aber ist <strong>der</strong> Wille,<br />

mit neuen Arbeitsmethoden<br />

eine neue Zeit zu zwingen?<br />

Die ^Notwendigkeit kirchlicher Ileu-<br />

M ordmmq<br />

Wachsende Not stellt unsere Gemeinden<br />

vor die Entscheidung, für Gegenwart und<br />

Zukunft neue Lebens- und VerwaltungSformen<br />

zu suchen. Der Anstoß kommt von<br />

<strong>der</strong> Finanzlage her. Im Industriegebiet<br />

sind evangelische Gemeinden meist so gewachsen,<br />

daß sich <strong>im</strong>mer neue Tochterzellen<br />

von <strong>der</strong> Mutterzelle abteilten. Hatte die<br />

Vorkriegszeit diesen Einzelzellen einigermaßen<br />

ihr Eigenleben ermöglicht, so sind<br />

heute — bei ganz an<strong>der</strong>er Finanzlagerung<br />

— eine wachsende Zahl von Gemeinden in<br />

ihrem Leben bedroht. Die Not ist verstärkt<br />

durch die eigentümliche, in allen Ruhrgroßstädten<br />

gleichgelagerte Siedelung in City,<br />

enge Industrie- und Industriearbeiterbezirke<br />

auf <strong>der</strong> einen, räumlich aufgeschlossenere<br />

Wohnvororte auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite. Der Wohnoorort, <strong>der</strong> „Villenbezirk",<br />

hat eine meist kleinere Gemeinde,<br />

aber hohe Einkommen, daher verhältnismäßig<br />

nie<strong>der</strong>e <strong>Kirche</strong>nsteuersätze. Die City,<br />

meist die sich allmählich entvölkernde Muttergemeinde,<br />

kommt, entsprechend ihrer BevölkerungSmischung,<br />

mit mittleren Steuersätzen<br />

durch, während die stark bevölkerten<br />

Industrievororte bei hoher Seelerizahl verhältnismäßig<br />

geringes Einkommen und daher<br />

zur Bestreitung ihrer wachsenden Ausgaben<br />

steigend hohe <strong>Kirche</strong>nsteueisätze haben.<br />

Es ist einfach nicht mehr tragbar, daß ein<br />

solches Konglomerat von evangelischen Einzelgemeinden<br />

<strong>Kirche</strong>nsteucrsätze hat, die<br />

unter sich zwischen zirka 12 und 20 Prozent<br />

schwanken. Oft wirkt sich das von einer<br />

Straße zur an<strong>der</strong>n aus. Verbitterung <strong>der</strong><br />

Gemeindeglie<strong>der</strong>, gerade in den sozial ringenden,<br />

leistungsschwachen Gemeinden, ist<br />

unausbleiblich.<br />

Will man in dem Gesamtkreis solcher Gemeinden<br />

die unbedingt notwendige Vereinheitlichung<br />

des KiichensteueisatzeS herbeiführen,<br />

dann führt Kichensteuergemeinschaft<br />

zur Finanzgemeinschaft<br />

und diese zur Etatgemeinschaft.<br />

Denn nur dann kann<br />

ich gemeinsame <strong>Kirche</strong>nsteuersätze festsetzen,<br />

wenn ich auch die Finanzen gemeinsam<br />

festlege. Deren Festlegung ist nichts<br />

an<strong>der</strong>es als — Aufstellung eines Etats.<br />

So stehen unsere Ruhrgroßgemeinden<br />

genauvor denselben<br />

Aufgaben wie die Ruhrkommunen'):<br />

Eingemeindung <strong>der</strong><br />

Un te r g em ein d en und Bildung<br />

einer großen, durch Finanzund<br />

Etatgemeinsch a f t verbundenen<br />

Kreisgemcinde.<br />

") Gemeinde <strong>im</strong> Folgenden — Kultusgcmeinde,<br />

Kommunen — Stadtgemeinde.<br />

75


76<br />

Kreisgemeinden als Nerwaltungseinheit<br />

und Bezirksgemeinden als Lebens-<br />

W zellen<br />

Diese geschlossene Kreisgemeinde wird ein<br />

Segen sein: sie ermöglicht erst die praktische<br />

Durchführung dessen, was uns <strong>der</strong><br />

oben zitierte zweite Paragraph unserer <strong>Kirche</strong>nordnung<br />

als Idealbild unserer Gemeinden<br />

gezeichnet hat: Denn hört in <strong>der</strong><br />

Kreisgemeinde die Finanzhoheit <strong>der</strong> Einzelgemeinde<br />

auf, dann besteht kein Grund<br />

mehr, diese Einzelgemeinde in weit kleinere,<br />

übersehbare, ihr Leben selbständig ordnende<br />

Bezirksgemeinden zu zerlegen. E r st d i e s e,<br />

nach Raum und M enschen übersehbaren<br />

Bezirksgemeinden<br />

schaffen Voraussetzungen für<br />

eine Gemeinschaft des Gottesdienstes,<br />

<strong>der</strong> Seelsorge und <strong>der</strong><br />

L i ebe S t ät i gk c i t und geben Beta<br />

t i g u n g S m ö g l i ch k e i t e n für<br />

das allgemeine Priestertum<br />

<strong>der</strong> Gläubigen. Diese Kreisgemeinde<br />

mit ihrer Aufteilung in eine große Zahl von<br />

Vezirksgemeinden wird allein noch Herr<br />

werden können aller Fragen und Nöte, die<br />

heute vor den <strong>im</strong> selben Raumgebiet selbständig<br />

lebenden, um ihre Existenz ringenden<br />

Einzelgemeinden stehen.<br />

Nehmen wir das Problem des kirchlichen<br />

G e n e r a l b e b a u u n g S p l a -<br />

n e s. Bei selbständigen Einzelgemeinden<br />

war es bisher niemals lösbar. Jede<br />

Gemeinde hatte ihr eignes Wollen. D i e<br />

K r e i s g e m e i n d e wird ihr Gebiet<br />

planmäßig nach kirchlichen<br />

Gesichtspunkten aufschließen.<br />

<strong>Kirche</strong>n, Gemeindehäuser,<br />

Kleinkin<strong>der</strong>schulen weiden verteilt nach <strong>der</strong><br />

Siedlungsdichtigkeit <strong>der</strong> evgl. Bevölkerung,<br />

nicht mehr nach den zufälligen Gegebenheiten<br />

<strong>der</strong> Einzelgemeinde. Der Ent -<br />

w i ck l u n g s t e n d e n z einer Großstadt<br />

kann erst die Kreisgemrinde<br />

mit ihrem Planen gerecht<br />

werden.<br />

Selbstverwaltung! Unlebendiger<br />

als unsere Großgemeinden sind, können sie<br />

kaum noch werden. Die Fragen des Gemeindelebenö<br />

— wen berühren sie noch?<br />

Ich nehme eine Großstadt-Kreissynode. Sie<br />

zählt zur Zeit 44 Einzelgemeinden mit<br />

über 250 000 Seelen und — 724 Gemeindeverordneten.<br />

Iltehr als diese 724 Gemeindeglie<strong>der</strong><br />

wissen kaum von dem, was in<br />

<strong>der</strong> „Gemeinschaft", die wir sein wollen,<br />

vorgeht. Wir haben das Gefühl <strong>der</strong> Selbstverwaltung<br />

in unseren Gemeinden weit<br />

kräftiger zerstört als es bei den Kommunen<br />

<strong>der</strong> Fall ist. Erst die Bezirksgemeinde<br />

kann hier retten. Die<br />

Bezirksgemeinde, die ihr eigenes PreSbyterium<br />

hat, aktiviert allein schon hierdurch<br />

eine weit größere Zahl Gemeindeglie<strong>der</strong>.<br />

Die Bezirksgemcinde ist übersichtlich; sie<br />

kennt ihre beson<strong>der</strong>e Not; die Aufgaben<br />

sind dem BezirkspreSbyterium<br />

erlebnisnah; man spürt die Lücken in seinnem<br />

Bezirk und hat endlich wie<strong>der</strong> als<br />

selbstverantwortlicher Körper den Mut und<br />

den Willen, Bezirköaufgaben anzupacken.<br />

Nicht unwichtig ist ein solcher Bezilksgemeindekörper<br />

auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />

Wohlfahrtspflege. Von dem großen,<br />

reformierten Gemeindeideal <strong>der</strong> als<br />

Familie zusammengehörenden Glaubensgemeinde<br />

mit ihren Diakonen und ihrer<br />

nachbarlichen Hilfe


I „Geopolitische" kirchliche Grenzbildung<br />

Kommt diese kirchliche Neuordnung <strong>der</strong><br />

Ruhrprovinz — «nd sie muß kommen —<br />

dann wird sie nicht Halt machen vor zufällig<br />

Gewordenem. Kreisgemeinden und<br />

Bezirksgemeinden haben Räume zu umfassen,<br />

die wirtschaftlich, soziologisch und auch<br />

verkehrstechnisch wirklich eine Einheit bilden.<br />

Gemeindegrenzen und Provinzgrenzen<br />

sind <strong>im</strong> Gebiet <strong>der</strong> Ruhrprovinz we<strong>der</strong> volkisch<br />

noch geschichtlich bedingt. Die Provinzgrenze<br />

spielt für geistiges Leben, Handel<br />

und Industrie längst keine Rolle mehr.<br />

Unser kirchliches Leben kannte sie früher<br />

niemals. Reformationszeit, Pietismus, ja<br />

noch letzte Vergangenheit beweisen dieses<br />

Hinüber- und Herüberfluten geistiger Anregungen<br />

und För<strong>der</strong>ungen und persönlicher<br />

Kräfte.<br />

Und noch eins: Seltsam, daß diese<br />

Ruhrprovinz, die über 80 Prozent <strong>der</strong> evangelischen<br />

Bevölkerung <strong>Rheinland</strong>-Westfalens<br />

und über 60 Prozent ihrer Pfarrerschaft<br />

umfaßt, keinen kirchlichen Mittelpunkt besitzt.<br />

Cr ist nicht nur verwal-<br />

tungsmäßig notwendig. Er<br />

würde auch eine innere Kräftesteigerung<br />

für das Gesamtgebiet<br />

bedeuten.<br />

Wir müssen heutiges Leben meistern. Wir<br />

haben um die Seele dieser Nuhrprovinz zu<br />

ringen. <strong>Kirche</strong> ist: Leben. <strong>Kirche</strong> darf nicht<br />

sein: Museum, bloße Erhaltung des<br />

lleberkommenen. <strong>Das</strong> ewige Spiel des<br />

Lebens, das Sich-teilen alter und Sichbinden<br />

neuer Zellen zu neuen Formen, es<br />

muß auch uns beherrschen. Immer wenn<br />

Grenzpfähle und Zollschranken fielen, gab<br />

es scheinbar kluge Gründe genug, die dagegen<br />

sprachen. Niemals behielten sie<br />

Recht.<br />

Von hier aus ist die <strong>im</strong>mer kräftiger sich<br />

erhebende For<strong>der</strong>ung nach einheitlicher,<br />

kirchlicher Zusammenfassung<br />

des weiten, soziologisch und<br />

weltanschaulich aber durchaus Gleichgelagerten<br />

Gebietes <strong>der</strong> Ruhrprovinz<br />

als Gebot <strong>der</strong> Gegenwart zu verstehen.<br />

> Beschluß<br />

„Ungeheures ist <strong>im</strong> Ruhrland zu ordnen.<br />

Nur die Großstädte des Ruhrgebiets haben<br />

die Männer und auch die Mittel, das durchzuführen.<br />

Gelingt das Werk <strong>der</strong> Neuglie<strong>der</strong>ung,<br />

dann hebt für den Westen eine<br />

neue Epoche an. Und nicht nur für den<br />

Westen. Seine Gesundung muß weiter<br />

wirken. Best<strong>im</strong>men doch die<br />

Städte die Zukunft unseres<br />

ganzen Erdteils" So schrieb über<br />

die werdende Ruhrprovinz vor kurzem<br />

ein bekannter Kulturpolitiker. Für unsere<br />

kirchliche Lage brauchen wir seine Worte<br />

nur sinngemäß abzuwandeln. Eins ist<br />

sicher: Wir haben nicht zu warten, was<br />

Staat und Kommunen tun. Wir haben<br />

von uns aus zu handeln aus <strong>der</strong> innersten<br />

Verpflichtung unserem evangelischen <strong>Kirche</strong>nvolk<br />

gegenüber. In <strong>der</strong> He<strong>im</strong>atlosigkeit<br />

seiner Industriegroßgemeinden verliert<br />

es seiner Seele Kraft und Schwung.<br />

Bauen wir ihm in evangelischen<br />

Gemeinden, die ihren Namen<br />

wirklich verdienen, eine neue<br />

He<strong>im</strong>at, die gesund ist an Leib<br />

und Seele. S.<br />

M Die evangelischen Landeskirchen Preußens zum Konkordat<br />

Im Hinblick auf die vor dem Abschluß stehenden<br />

Konkordatsverhandlungen <strong>der</strong> preußischen<br />

Staatsregierung mit dem römischen Stuhl haben<br />

die evangelischen Landeskirchen Preußens sich<br />

mit folgendem Schreiben an da« preußische<br />

Staatsministerium gewandt:<br />

Die preußischen Landeskirchen haben <strong>im</strong> Frühherbst<br />

v. I. in dringlichen Vorstellungen bei<br />

<strong>der</strong> preußischen Staatsregierung den ernsten<br />

Sorgen des evangelischen Volksteils in <strong>der</strong> Konkordatsfrage<br />

Ausdruck gegeben und die For<strong>der</strong>ung<br />

erhoben, daß <strong>im</strong> Falle eines Vertragsschlusses<br />

zwischen Staat und Kurie gleich»<br />

zeitig auch den zwei Drittel <strong>der</strong><br />

preußischen Bevölkerung umfassenden<br />

evangel. <strong>Kirche</strong>n ihrem<br />

Wesen entsprechende, gleichwertige<br />

Sicherungen <strong>im</strong> Vertragswege<br />

gewährt würden. Der Herr<br />

Ministerpräsident hat darauf unter dem 8. November<br />

v. I. — St. M. I 12589 — mitgeteilt,<br />

daß die Möglichkeit de« Zustandekommens einer<br />

Vereinbarung mit dem Apostolischen Stuhl vorläufig<br />

noch nicht geklärt sei: erst nachdem dies<br />

geschehen sei, erscheine es dem Staatsministerium<br />

zweckmäßig, die Folgerungen aus einem Vertragsabschluß<br />

mit <strong>der</strong> katholischen <strong>Kirche</strong> gegenüber<br />

den Wünschen <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>n<br />

ins Auge zu fassen.<br />

Von den preußischen <strong>Kirche</strong>n ist hierauf alsbald<br />

erwi<strong>der</strong>t worden, daß durch diese Antwort die<br />

evangelischen Wünsche nicht ihre Erledigung<br />

fänden. Nachdem inzwischen das Staatsministerium,<br />

wie nach den Mitteilungen <strong>der</strong><br />

Presse angenommen werden muß, zu einer Verständigung<br />

mit <strong>der</strong> Kurie gelangt ist, sehen wir<br />

uns genötigt, von <strong>der</strong> preußischen Staatsregierung<br />

eine best<strong>im</strong>mte Erklärung darüber zu erbitten,<br />

ob sie nunmehr bereit ist, die <strong>im</strong> Herbst<br />

t927 eingeleiteten und nach einigen Monaten<br />

ohne erkennbaren Grund eingestellten Verhandlungen<br />

mit uns, bei denen die kirchlichen Wünsche<br />

dargelegt worden sind, wie<strong>der</strong> aufzunehmen, mit<br />

dem Ziele, a uch mit den evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong>nzu einer vertragsmäßigen<br />

Regelung zu gelangen. Diese Verhandlungen<br />

könnten, soweit es an uns liegt, in<br />

kürzester Zeit zum Abschluß gebracht werden.<br />

Hinsichtlich unserer grundsätzlichen Stellung zur<br />

Konkordatsfrage dürfen wir auf unsere frühereu<br />

Erklärungen ergebenst Bezug nehmen. Da <strong>der</strong><br />

Inhalt des Vertrages mit <strong>der</strong> Kurie auch jetzt<br />

noch nicht bekannt ist, müssen wir gegenüber<br />

etwaigen Best<strong>im</strong>mungen desselben, welche die<br />

evangelischen Interessen und die Stellung <strong>der</strong><br />

evangelischen <strong>Kirche</strong> in Staat und Volksleben<br />

gefährden sollten, unseren <strong>Kirche</strong>n nach wie<br />

vor die volle Freiheit <strong>der</strong> Stellungnahme vorbehalten.<br />

Daneben müssen wir aber für den Fall des Vertragsschlusses<br />

mit <strong>der</strong> Kurie erneut die For<strong>der</strong>ung<br />

gleichzeitiger und gleichwertiger,<br />

dem Wesen <strong>der</strong> evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong> entsprechendenVer«<br />

träge nachdrücklichst wie<strong>der</strong>holen.<br />

Die Grundsätze <strong>der</strong> Parität, zu denen sich auch<br />

das Staatsministerium <strong>im</strong> Schreiben de« Herrn<br />

Ministerpräsidenten vom 8. November v. I.<br />

ausdrücklich bekannt hat, würden in einem entscheidenden<br />

Punkte verletzt sein, wenn <strong>der</strong> katholischen<br />

<strong>Kirche</strong> für ihre Organisation und die<br />

finanziellen Bedürfnisse ihrer Verwaltung eine<br />

vertragsmäßige Garantie gegeben würde, während<br />

die evangelischen <strong>Kirche</strong>n lediglich auf einseitig<br />

erlassene und deshalb auch <strong>der</strong> Möglichkeit<br />

einseitiger Aen<strong>der</strong>ung unterworfene staatsgesetzliche<br />

Nest<strong>im</strong>mungen angewiesen wären. D i e<br />

Wahrung <strong>der</strong> Parität ist gerade<br />

in diesem Augenblick von höchster<br />

Bedeutung, weil jetzt zum ersten Male, seit-<br />

dem die Reichsverfassung den evangelischen <strong>Kirche</strong>n<br />

die gleiche Selbständigkeit wie <strong>der</strong> katholischen<br />

<strong>Kirche</strong> gegeben hat, die preußische Staatsregierung<br />

sich zu einen» Vertragsabschluß über<br />

staatlich kirchliche Beziehungen anschickt. Eine<br />

etwaige Erklärung grundsätzlicher Bereitwilligkeit,<br />

später, nach Verabschiedung des Vertrages<br />

mit <strong>der</strong> Kurie, auch mit den evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong>n Verträge abschließen zu wollen, würde<br />

nicht als Sicherung <strong>der</strong> Parität angesehen werden<br />

können.<br />

In bedrücken<strong>der</strong> Sorge um die Zukunft unseres<br />

Volkes und um die weitere Entwickelung <strong>der</strong><br />

Beziehungen zwischen Staat und evangelischer<br />

<strong>Kirche</strong> ersuchen wir das Staatsministerium ergebenst,<br />

dieser ebenso einmütigen wie dringlichen<br />

Vorstellung stattgeben zu wollen.<br />

<strong>Das</strong> Schreiben haben unterzeichnet: Die evan><br />

gelische <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> altpreußischen Union: die<br />

evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers:<br />

die evangelisch-lutherische Landeskirche Schleswig-<br />

Holsteins: die evangelische Landeskirche in<br />

Hessen-Kassel: die evangelische Landeskirche in<br />

Nassau: die evangelische Landeskirche Frankfurt<br />

a. M.: die evangelisch-reformierte <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong><br />

Provinz Hannover: die evangelische Landeskirche<br />

von Waldeck und Pyrmont.<br />

Letzte Nachrichten<br />

^ lllil das Konkordat<br />

Der Staatsrat wird erst am 28. Juni das<br />

Konkordat behandeln. Vorher wird die einberufene<br />

außerordentliche Generalsynode For<strong>der</strong>ungen<br />

und Wünsche <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />

festlegen.


78<br />

uch in diesem Jahre bittet das Liebeswerk<br />

<strong>Evangelische</strong>n Bundes um Unterstützung<br />

für die evangelischen Gemeinden<br />

Oesterreichs. Die Sorge eines Pfarrers,<br />

ob seine Synode weiter die Beiträge<br />

tragen könne, hat <strong>der</strong> unermüdliche<br />

Sammler <strong>der</strong> Oesterreich-Gabe, Pfarrer<br />

Lohmann, Pfaffendorf, mit nachstehendem<br />

Brief beantwortet.<br />

Lieber Herr Amtsbru<strong>der</strong>!<br />

Sie sind «in wenig erschrocken über die<br />

Höhe <strong>der</strong> für 1929 von Ihrer Synode<br />

erbetenen Oesterreich-Gabe? Wie<br />

ich Ihnen früher schon mitteilte, ist die<br />

Summe, <strong>der</strong>en wir zur Durchführung<br />

unserer Arbeit unbedingt bedürfen, nach<br />

einem neuen Schlüssel, dem letzten R. E.<br />

Steuersoll entsprechend, auf die Gemeinden<br />

verteilt, natürlich unter gebühren<strong>der</strong><br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s für große<br />

Synoden, wie es die Ihrige ist, bestehenden<br />

Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Aufbringung.<br />

So ist die Erhöhung Ihres Beitrags nur<br />

ein Akt <strong>der</strong> Gerechtigkeit gewesen, dem Sie<br />

sicherlich zust<strong>im</strong>men. Aber Sie werden<br />

fragen, ob denn überhaupt die Anfor<strong>der</strong>ung<br />

eines so hohen Betrages notwendig<br />

war in einer Zeit, die unfern Gemeinden<br />

strenge Sparsamkeit auferlegt?<br />

Glauben Sie mir, daß ich die he<strong>im</strong>ischen<br />

Nöte wohl zu würdigen weiß,<br />

trotzdem aber es je länger je mehr als<br />

ernste GewissenSpflicht empfinde, um<br />

Gaben für unsere Volks- und Glaubensgenossen<br />

in Oesterreich dringend und herzlich<br />

zu bitten. Denn <strong>der</strong>en Not<br />

ist weit größer als die auch <strong>der</strong><br />

ärmsten, r e i ch s d e u t s ch e n Gemeinde.<br />

Lassen Sie mich Ihnen einige<br />

Tatsachen nennen, die meine Behauptung<br />

beweisen!<br />

Während die Kultuskosten <strong>der</strong> katholischen<br />

<strong>Kirche</strong> <strong>im</strong> katholischen Oesterreich fast<br />

ganz vom Staate bestritten werden, so<br />

daß die <strong>Kirche</strong>nsteuer kaum bekannt ist,<br />

erhalten die evangelischen<br />

Gemeinden ganz geringe Zuschüsse,<br />

die keine nennenswerte Erleichterung<br />

bringen. Die <strong>Kirche</strong>nsteuer muß<br />

also bis zur Höchstgrenze <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit<br />

angespannt werden, und doch<br />

würden die Gemeinden fast alle zusammenbrechen,<br />

wenn eben nicht von uns Hilfe<br />

käme. <strong>Das</strong> war früher schon so, ist es<br />

jetzt aber in verstärktem Maße, da d i e<br />

wirtschaftlicheNotlage dort noch<br />

weit schl<strong>im</strong>mer ist als bei uns. In einem<br />

Orte z. B. liegen von S großen Fabriken<br />

7 ganz still; welches Maß von Arbeitslosigkeit<br />

das bedingt, kann sich je<strong>der</strong> selbst<br />

sagen. Dabei aber sollen die z. T. ganz<br />

Bru<strong>der</strong>hilfe in Oesterreich<br />

jungen Gemeinden sich erst noch kirchlichen<br />

Besitz schaffen, den meisten fehlt ein würdiger<br />

gottesdienstlicher Raum o<strong>der</strong> ein<br />

Pfarrhaus o<strong>der</strong> beides. Dringendes Bedürfnis<br />

ist das vor allem in denjenigen<br />

Gemeinden, die jährlich großen Zuwachs<br />

durch Hebertritte haben; denn die<br />

„<strong>Evangelische</strong> Bewegung" steht<br />

durchaus nicht still; sie verläuft<br />

nur mehr in <strong>der</strong> Stille und geht in die<br />

Tiefe.<br />

Hart ist vielfach auch <strong>der</strong> Kampf gegen<br />

römische und freidenkerische Feindschaft<br />

und erschwert noch das ohnehin nicht<br />

leichte Leben <strong>der</strong> Gemeinden und ihrer<br />

Pfarrer. Wie gering letztere besoldet sind,<br />

dürfte Ihnen bekannt sein, so gering, daß<br />

selbst bei bescheidenster Lebensführung<br />

keine Möglichkeit ist, auszukommen o<strong>der</strong><br />

die Kin<strong>der</strong> standesgemäß zu erziehen.<br />

Einige Beispiele mögen das Gesagte beleuchten.<br />

<strong>Das</strong> Diakonissenhaus in G.<br />

war in schönem Aufblühen und die Leitung<br />

trug sich mit dem Plane, die alten, gänzlich<br />

ungenügenden, ja z. T. baufälligen<br />

Häuser durch neue zu ersetzen, da kam<br />

ein großer Bankkrach, <strong>der</strong> dem Hause alle<br />

Mittel raubte und alle Pläne vernichtete.<br />

<strong>Das</strong> Haus bedarf dringend unserer Hilfe,<br />

wenn es überhaupt weiter bestehen soll.<br />

Darf eine solche Segensquelle für die<br />

evangel. Steiermark und darüber hinaus<br />

versiegen?<br />

In W. steht die Gemeinde <strong>im</strong> Begriff<br />

selbständig zu werden, aber <strong>der</strong><br />

Oberkirchenrat in Wien verlangt, daß wir<br />

auf 5 Jahre einen jährlichen Zuschuß von<br />

4000 Mark zum Pfarrgehalt garantieren.<br />

Können wir die Hoffnungen <strong>der</strong> kleinen,<br />

opferwilligen Gemeinde enttäuschen und<br />

ihrem eifrigen Seelsorger zumuten, noch<br />

jahrelang mit seiner Familie auf die unsichere<br />

Stellung eines Vikars angewiesen<br />

zu sein?<br />

In L. ist eine Arbeitergemeinde<br />

von fast 1700 Seelen. Sie hat als<br />

gottesdienstlichen Raum einen alten<br />

Bretterschuppen, <strong>der</strong> 400 Personen<br />

faßt und <strong>im</strong> Sommer so heiß ist,<br />

daß die Altarkerzen sich umbiegen, <strong>im</strong><br />

Winter unheizbar. Der Pfarrer hat eine<br />

Zweiz<strong>im</strong>merwohnung mit dunkler Küche,<br />

Kanzle! in einem an<strong>der</strong>en Hause, so eng,<br />

daß die Hälfte seiner Bücher auf dem<br />

Speicher stehen muß. Noch in diesem<br />

Sommer muß er ausziehen, da ihm gekündigt<br />

ist, und sitzt tatsächlich auf <strong>der</strong><br />

Straße, wenn nicht von uns ihm Hilfe gebracht<br />

wird, denn seine Gemeinde ist gänzlich<br />

mittellos. Und dieser Pfarrer<br />

hat eine ihm angebotene<br />

Pfarrstelle in Kärnten seiner<br />

Gemeinde zulieb ausgeschlagen!<br />

Der Pfarrer in P. hat eine Krankheit<br />

durchgemacht, die ihn an den Rand des<br />

Grabes brachte; nun sind die Kräfte<br />

seiner treuen Pflegerin, <strong>der</strong> tapferen Pfarrfrau,<br />

völlig erschöpft —, und er bedarf<br />

doch noch langer Erholung, wenn er<br />

wie<strong>der</strong> ganz arbeitsfähig weiden soll.<br />

Wir haben ihm die Mittel für einen<br />

mehrwöchigen Aufenthalt <strong>im</strong> Gebirge gewährt,<br />

denn sonst nirgends fand er Hilfe.<br />

Soll ich noch von <strong>der</strong> neuentstandenen<br />

llebertrittgemeinde H. erzählen,<br />

die ganz aus kleinen Bauern besteht und<br />

trotz <strong>der</strong> Notlage <strong>der</strong> Landwirtschaft große<br />

Opfer bringt für ihren Glauben, darum<br />

aber auch wert ist, daß wir ihr helfen,<br />

Forsthoff<br />

Im Monat Juli erscheint:<br />

Rheinische<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />

Ein Werk von über 600 Seiten<br />

Ganzleinen gebunden 45<br />

<strong>Evangelische</strong>r Preßoerband<br />

für <strong>Rheinland</strong> / Essen<br />

ihres Glaubens froh zu werden? O<strong>der</strong> von<br />

<strong>der</strong> Industriegemeinde E., die den engen<br />

Schulsaal endlich mit einem Kirchlein<br />

vertauschen möchte, das sie das<br />

Schriftwort verstehen lehrt: „Wie lieblich<br />

sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth", und<br />

doch aus eigener Kraft nie zum Ziele<br />

kommt?<br />

Ich denke, das Gesagte genügt, um Sie<br />

mit gutem Gewissen unsere BeitragSbitte<br />

vor Ihrer Kreissynode vertreten zu<br />

lassen, und Gott mache die Herzen aller<br />

Teilnehmer zu freudiger Hilfe bereit!<br />

Mit deutsch-evangelischem Gruße bin ich<br />

Ihr dankbar ergebener<br />

Lohmann, Pfr.<br />

Pfaffendorf a, Rh., den 43. Mai 4929,


<strong>Evangelische</strong>r Volksbildungsdienst für <strong>Rheinland</strong><br />

Rheinische evangelische Büchereiarbeit / Film und Lichtbild / Jugend- und Laienspiel / <strong>Evangelische</strong><br />

Arbeitsgemeinschaft für Rundfunk in <strong>Rheinland</strong> und Westfalen / Volksbildung und ihre Grenzgebiete<br />

Frühlingsfeier<br />

4. Singschar: Auf laßt uns singen (Kanon zu<br />

drei St<strong>im</strong>men).<br />

2. Gedicht: Er ist's, von E. Möricke.<br />

3. Singschar: Sommer und Winter.<br />

Ein Mädchen führt in die Märchen ein, die<br />

dargestellt werden, und deutet ihren symbolhaften<br />

Sinn. (Sommer, Winter —<br />

Schuld, Erlösung)<br />

4. Es werden in einzelnen Bil<strong>der</strong>n dargestellt!<br />

a) Schneeweißchen und Rosenrot,<br />

Singschar: Schöner Frühling, komm doch<br />

wie<strong>der</strong> (Kanon zu drei St<strong>im</strong>men).<br />

b) Aschenbrödel.<br />

c) Rotkäppchen (mit Erzählung).<br />

Singschar: Es tönen die Lie<strong>der</strong> (Kanon zu<br />

drei St<strong>im</strong>men).<br />

d) Dornröschen.<br />

5. Eingschar:<br />

a) Alle Vögel sind schon da (Kanon zu drei<br />

St<strong>im</strong>men).<br />

b) Der Mai, <strong>der</strong> lustige Mai.<br />

Reigen: Maiglöckchen läutet in dem Tal.<br />

7. Singschar:<br />

a) Lachend kommt <strong>der</strong> Frühling über« Feld<br />

(Kanon zu drei St<strong>im</strong>men).<br />

b) Nun will <strong>der</strong> Lenz uns grüßen.<br />

Erläuterungen: Die vorstehende fein abgest<strong>im</strong>mte<br />

Feier wurde als Gemeindeabend von<br />

<strong>der</strong> evangelischen Ilahschule <strong>der</strong> Gemeinde Alt-<br />

Saarbrücken gestaltet. Die Kanones führte <strong>der</strong><br />

ganz in dem Geist des neuen Singens lebende<br />

hauptamtliche Organist <strong>der</strong> Gemeinde, Herr<br />

Karl Rahner, mitten in <strong>der</strong> Singschar stehend<br />

und mitsingend in reizvollem Wechsel <strong>der</strong> St<strong>im</strong>men.<br />

Alle Kanones sind zu finden <strong>im</strong> dritten<br />

Band von Fritz Jodes „Kanon". „Der Mai,<br />

<strong>der</strong> lustige Mai" und „Nun will <strong>der</strong> Lenz uns<br />

grüßen" stehen in Jode« „Musikanten": Sommer<br />

und Winter" in seiner Singstunde 3Ir. H.<br />

(Alles Verlag Kallmeyer, Wolfenbüttel.)<br />

Die feiernde Gemeinde<br />

Für das Singen gibt Herr Rahner folgende<br />

Anweisung:<br />

Die Lie<strong>der</strong> wollen und können auch in <strong>der</strong> einfachsten<br />

Form Freude am Singen wecken. Dazu<br />

hilft nicht zuletzt ihre reiche Verwendungsmöglichkeit.<br />

Sind <strong>im</strong> Kreis nur Mädel, so tritt<br />

ihnen ihr Führer als Vorsänger gegenüber (3.)<br />

Für die zweist<strong>im</strong>migen Stücke (56, 76) bildet<br />

man am besten zwei Gruppen. Daraus ergeben<br />

sich folgende Besetzungsmöglichkeiten:<br />

4. Bewegung. 2. Bewegung.<br />

Vorsänger alle Mädel<br />

Gruppe I Gruppe II<br />

Gruppe II Gruppe I<br />

alle Mädel Vorsänger<br />

Auch die dreist<strong>im</strong>migen Kanones können recht<br />

verschieden gesungen werden. Hier einige Vorschläge:<br />

I. Oeffnen.<br />

1. Vorsänger (i a) o<strong>der</strong> eine Gruppe (4 a, 7 a)<br />

beginnt, die beiden an<strong>der</strong>en Gruppen folgen<br />

nacheinan<strong>der</strong>; auch kann zuvor <strong>der</strong> ganze<br />

Kanon einmal von allen gesungen werden<br />

(4 c).<br />

2, Alle singen den ganzen Kanon einmal, all«<br />

wie<strong>der</strong>holen und lösen sich singend in die 3<br />

Gruppen nuf (5 a).<br />

II. Schließen.<br />

4. Alle schließen gleichzeitig (4 a).<br />

2. Der letzte Ruf o<strong>der</strong> die letzte Zeile werden<br />

solange wie<strong>der</strong>holt, bis alle einst<strong>im</strong>mig schließen<br />

(1, 7 a, 5 a).<br />

3. Die Gruppen hören nacheinan<strong>der</strong> auf, bis<br />

eine allein o<strong>der</strong> Vorsänger (4 r) aussingt.<br />

Mit <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Klanggruppen (Buben!)<br />

wächst auch die Zahl <strong>der</strong> Befetzungsmöglichkeilen.<br />

Sind gar Melodieinstrumente vorhanden,<br />

so ist die Fülle <strong>der</strong> Wechsel kaum auszuschöpfen,<br />

O. W.<br />

Singefreizeit in einer nie<strong>der</strong>rheinifchen<br />

Diaspora<br />

Ein Erlebnis für jung und alt<br />

chon längst isi den Katholiken unseres<br />

Städtchens, die gegen uns zahlenmäßig<br />

zehnfache llebermacht haben, aufgefallen,<br />

daß in <strong>der</strong> kleinen, kaum mehr als tausend<br />

Seelen zählenden evangelischen Gemeinde<br />

— o<strong>der</strong> wie sie es nennen, bei den Protestanten<br />

— ein so reges und inniges Gemeinschaftsleben<br />

pulsiert, das für manch große<br />

Gemeinde vorbildlich sein könnte.<br />

Bald hören sie von Spielkursen, bald von<br />

wertvollen Filmvorführungen, bald lesen sie<br />

in <strong>der</strong> Zeitung die Ankündigung inhaltrricher<br />

Vorträge seitens dazu berufener Personen<br />

aus <strong>der</strong> Provinzial- o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kreissynode.<br />

Dann hören sie wie<strong>der</strong>, wie die<br />

kleine Gemeinde durch eine Verlosung von<br />

Handarbeiten, die fleißige Frauenhände<br />

emsig herbeigetragen haben, aus eigener<br />

Kraft den Gemeindesaal zu einem künstlerisch<br />

ausgestatteten, anhe<strong>im</strong>elnden Versammlungsort<br />

hergerichtet, erfahren, wie<br />

Jünglinge und Männer in wochenlanger,<br />

fleißiger Arbeit aus <strong>der</strong> alten Bibliothek<br />

eine fast neue geschaffen, erleben, daß fast<br />

alle Woche irgendein Höhepunkt die Gemeinde<br />

zusammenschließt zu innerer Aufbauarbeit.<br />

Als die Ankündigung <strong>der</strong> Singe-Freizeit<br />

durch die Zeitung ging, da horchte manch<br />

einer auf. Singe-Freizeit? Frei-Zeit? WaS<br />

mag denn das nun wie<strong>der</strong><br />

sein? Als einziger evangelischer Lehrer<br />

in einem meist tief-schwarzen Kollegium<br />

kann ich so meine stillen Studien machen<br />

über das Staunen und Aufhorchen, das<br />

jede neue, nennenswerte Veranstaltung hervorruft.<br />

Diesmal wars nun die Singe-<br />

Freizeit!<br />

Ja, lieber Leser, ich muß gestehen, daß ich<br />

vor nicht langer Zeit selbst noch nicht<br />

wußte, was eine Einge-Freizeit ist. Erst von<br />

unseren! Pfarrer hörte ich davon.<br />

Die voll Spannung erwarteten Tage<br />

kamen auch bald. Kantate-Sonntag<br />

und Sonnabend zog die Singschar<br />

bei uns ein. Die Stunden, die ich<br />

mit ihr erleben durfte, wurden so eindrucksvoll,<br />

so froh und unvergeßlich, daß ich von<br />

Herzen gern Direktor StrommS<br />

Wunsch nachkomme, von diesen Tagen <strong>der</strong><br />

Singe-Freizcit, des Singens unter seiner<br />

Leitung, ausführlich zu berichten.<br />

Samstag nachmittag hatte ich noch eine<br />

kleine Arbeit an <strong>der</strong> Gemeindebibliochek zu<br />

erledigen, als sich auf einmal, schon zwei<br />

Stunden vor Beginn, die eisten Besucher<br />

<strong>der</strong> Singe-Freizeit bei mir <strong>im</strong> Gemeindesaal<br />

einstellten. Zwei junge Männer und<br />

ein junges Mädchen <strong>im</strong> deutschen Kleid<br />

standen vor mir; frohe Erwartung sprach<br />

aus ihren Augen; die ganze Zufriedenheit<br />

und glückliche Spannung junger Menschen,<br />

die an einem Ziel angelangt sind, das ein<br />

Erlebnis zu bieten verspricht, strahlte aus<br />

ihren frischen, freudigen Gesichtern. ILm<br />

sechs IHr begann dann <strong>der</strong> erste Teil <strong>der</strong><br />

Singstunden, <strong>der</strong> Kursus für Singscharleiter,<br />

Iugendleiter und sonstige<br />

interessierte Erwachsene,<br />

Mit ursprünglicher Kraft schöpfte Direktor<br />

Stromm, <strong>der</strong> stets die Singe-Freizeiten leitet,<br />

aus einem reichen Wissen und Können. Mit<br />

nie versagen<strong>der</strong> Geduld und Freundlichkeit<br />

arbeitete er vier Stunden lang mit uns<br />

und erreichte in dieser Zeit fast unglaublich<br />

viel, Nach einer tiefgehenden Einführung<br />

über richtiges Singen, in <strong>der</strong><br />

wir über die Bedeutung von Ton, Tonhöhe,<br />

Dynamik und Klangfarbe in ihrem Verhältnis<br />

zum Inhalt gründlich unterrichtet<br />

wurden, in <strong>der</strong> wir lernten, wie bewußt<br />

„schönes" Singen ausgeführt werden muß,<br />

ging es an die praktische Erprobung <strong>der</strong>


aufgestellten Grundsähe. Um zehn Uhr<br />

schloß diese erste Uebung mit dem schönen<br />

Erfolg, daß wir drei Lie<strong>der</strong> dreist<strong>im</strong>mig<br />

vollkommen beherrschten. Und das waren<br />

wahrlich nicht die leichtesten; u. c>. lernten<br />

wir das „Domine deus" von Orlandus<br />

LassuS aus dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t. Die<br />

übrigen Gesänge waren nicht weniger wertvoll.<br />

<strong>Das</strong> Wichtigste aber — und das wurde<br />

auch bei den Uebungen <strong>der</strong> Singschar selbst<br />

am nächsten Tage ganz beson<strong>der</strong>s gepflegt,<br />

war das stete Bestreben, die Lie<strong>der</strong> <strong>im</strong>mer<br />

so wie<strong>der</strong>zugeben, wie sie sich die Verfasser<br />

jeweils gedacht haben. In <strong>der</strong> herrlichsten<br />

Sangesst<strong>im</strong>mung trennten wir uns, froh,<br />

daß <strong>der</strong> folgende Tag uns noch mehr des<br />

Schönen bringen würde.<br />

Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht.<br />

Wie sich bereits am Vorabend ein<br />

einigendes Band reiner Christenfreude um<br />

die kleine Schar <strong>der</strong> Leiter geschlungen<br />

hatte, so einte <strong>der</strong> Sonntag jung und alt,<br />

eine Schar von über hun<strong>der</strong>t Köpfen, in<br />

dieser gleichen, frohen Sangesst<strong>im</strong>mung, die<br />

aus den herrlichen Lie<strong>der</strong>n über uns wehte.<br />

Die erste Uebungsstunde <strong>der</strong> gesamten<br />

Schar war von 9 bis 5640 Uhr. Dieser<br />

kurzen Einführung <strong>der</strong> Jugend<br />

in die schöne Aufgabe, die sie heute<br />

lösen durfte, folgte dann <strong>der</strong> Gottesdienst.<br />

Unser <strong>Kirche</strong>nchor machte diesen<br />

Gottesdienst durch seine Darbietungen zu<br />

einer echten „Kantate-Sonntag-Feier". Von<br />

>«11 Uhr bis zum Mittagessen wurde dann<br />

<strong>im</strong> Gemeindesaal weiter geübt. Mit frohen,<br />

frischen Lie<strong>der</strong>n zog dann die ganze Schar<br />

zu einem Gartenlokal am Rande <strong>der</strong> Stadt;<br />

und alles horchte auf ob <strong>der</strong> schönen, seltenen<br />

Wan<strong>der</strong>lie<strong>der</strong>, die diese kleine Christenschar<br />

bereits ihr eigen nannte.<br />

In ungetrübter Sangesst<strong>im</strong>mung fand sich<br />

die ganze Schar, darunter auch unsere<br />

eigene Jugend, um zwei Uhr wie<strong>der</strong> ein,<br />

um nun die Hauptübungszeit bis sechs Uhr<br />

frohen Herzens zu erleben.<br />

Die ganze Gemeinde war auf<br />

sechs Uhr zur Kirch« geladen,<br />

zu einer musikalischen Feierstunde,<br />

in <strong>der</strong> die Singschar<br />

ihr Können zeigen sollte.<br />

Ganz überraschend groß war das Interesse<br />

<strong>der</strong> Gemeinde. Unser liebes Kirchlein<br />

war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die<br />

Erwartungen waren bei den meisten nicht<br />

allzu groß. Was sollten auch die jungen<br />

Menschen, meistens noch Kin<strong>der</strong>, in <strong>der</strong><br />

kurzen Zeit viel gelernt haben?<br />

Die Feierstunde belehrte alle eines Besseren.<br />

Die meisten konnten es nicht fassen, daß all<br />

das Gehörte in den wenigen Stunden eingeübt<br />

war, und zwar so eingeübt, daß<br />

nirgends ein Wohllaut gestört — daß <strong>im</strong><br />

Gegenteil jedes Lied seine feine St<strong>im</strong>mung<br />

erhielt — so gut, — daß die Zuhörer davon<br />

tief ergriffen waren.<br />

Von den Darbietungen will<br />

ich einiges herausgreifen, denn<br />

alles gebührend zu erwähnen, würde zu<br />

80<br />

lange währen. <strong>Das</strong> schön ausgedachte und<br />

harmonisch aufgebaute Programm <strong>der</strong><br />

Feierstunde brachte nach einem Präludium,<br />

das unser Hauptlehrer meisterhaft spielte,<br />

einen Wechselgesang zwischen Singschar<br />

und Gemeinde. Da konnten alle Anwesenden<br />

schon gleich den gewaltigen Unterschied<br />

bemerken zwischen dem gleichförmigen, schleppenden<br />

Gesang <strong>der</strong> ganzen Gemeinde und<br />

dem Choralvortrag <strong>der</strong> Singschar, die in<br />

dem gemeinsam gesungenen Schlußvers<br />

dieses Liedes die Gemeinde förmlich mitriß.<br />

Dann trug die Singschar mehrst<strong>im</strong>mige<br />

Choräle, Kanons und Wechselgesänge zwischen<br />

Solisten und Singschar vor. Direktor<br />

Stromm hatte selbst das Tenorsolo übernommen.<br />

Wurde schon durch diese Darbietungen<br />

die Seele <strong>der</strong> Zuhörer in feierlich<br />

gehobene St<strong>im</strong>mung versetzt, so wurde sie<br />

tiefinnerlich ergriffen durch die letzten Gesänge<br />

<strong>der</strong> Singschar.<br />

<strong>Das</strong> war das von Direktor Stromm eigens<br />

zu diesem Tage komponierte „Kantate" und<br />

das Schlußlied „Abendsegen". Diese mehrst<strong>im</strong>migen<br />

Gesänge wurden mit soviel<br />

Wärme und feiner Einführung von den<br />

jugendlichen Sängern vorgetragen, daß alle<br />

Herzen höher schlugen und eine St<strong>im</strong>mung<br />

von ungeahnter Feierlichkeit über <strong>der</strong> ganzen<br />

Gemeinde schwebte.<br />

Ein Orgelnachspiel, das sich ganz dieser<br />

St<strong>im</strong>mung anpaßte, ja, in seinen Melodien<br />

die verhallten Klänge des Abendsegens noch<br />

einmal variiert aufleben zu lassen schien,<br />

schloß die eindrucksvolle Feier, die man<br />

wirklich als die Krone <strong>der</strong> Singe-Freizeit bezeichnen<br />

muß.<br />

Unbegreiflich schien es den Zuhörern, wie<br />

<strong>der</strong> Leiter in so kurzer Zeit solche Erfolge<br />

hatte erzielen können. Wer aber Direktor<br />

Stromm einmal kennen gelernt hat, wer gesehen<br />

und gefühlt hat, wie er sich mit <strong>der</strong><br />

ganzen Kraft seines Idealismus und seiner<br />

reichen Fähigkeiten für das Werk <strong>der</strong><br />

Singe-Freizeit einsetzt, <strong>der</strong> kann wohl ermessen,<br />

wie solche Leistungen ermöglicht<br />

werden.<br />

Wir evangelischen Rheinlän<strong>der</strong><br />

können es Direktor<br />

Stromm nicht genug danken,<br />

daß er fast Sonntag für<br />

Sonntag seine Familie verläßt,<br />

um sich in den Dienst<br />

<strong>der</strong> Singe-Freize i t en in den<br />

verschiedenen Synoden zu stellen.<br />

Wir hier hoffen ein kleines Stück<br />

dieses Dankes abgetragen zu haben mit <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>gabe alles dessen, was wir am Kantate-Sonntag<br />

erleben durften.<br />

Skeptiker mögen einwenden, daß von diesen<br />

wenigen Stunden, diesen kurzen 4 56 Tagen,<br />

nicht viel in den einzelnen Gemeinden zurückbleibt.<br />

Dem ist zu erwi<strong>der</strong>n, daß, nach bewährten<br />

Grundsätzen, von allem etwas zurückbleibt.<br />

Zudem werden die Freizeiten ja<br />

wie<strong>der</strong>holt; und so oft in einer Kreissynode<br />

eine solche stattfindet, treffen sich dort jedesmal<br />

wie<strong>der</strong> die gleichen Sänger. Wenigstens<br />

<strong>im</strong> großen und ganzen. So freut sich heute<br />

schon unsere Dülkener Iungschar auf den<br />

Tag, an dem in einem unserer Synodalstädtchen<br />

Singe-Freizeit ist, bei <strong>der</strong> sie dann<br />

zu Gaste sein werden, wie zuletzt die an<strong>der</strong>n<br />

bei uns.<br />

Darum unterstützt alle die große Sache <strong>der</strong><br />

Singe-Freizeiten. —Auskunft über<br />

alles Nähere erteilt <strong>der</strong><br />

<strong>Evangelische</strong> V o l k ö b i l d u n g Sdienst<br />

für <strong>Rheinland</strong>, Essen,<br />

3. Hagen 23.<br />

Eine wichtige<br />

grundsätzliche, gerichtliche<br />

Entscheidung<br />

In einer Remschei<strong>der</strong> Zeitung wurde für ein<br />

Bühnenfest in <strong>der</strong> Karnevalszeit durch folgendes<br />

Gedicht geworben:<br />

„Im Schauspielhaus <strong>der</strong> bunte Abend war recht<br />

llschön,<br />

Vom schlechten Sitz einiger Smoking« abgesehen.<br />

Vor allem ein Chanson aus heiteren Regionen,<br />

2a« haftet noch nur mit gewissen Versionen:<br />

Du lieber, guter H<strong>im</strong>melsoater,<br />

Beschütz dag Remschei<strong>der</strong> Theater.<br />

Beschütze aber auch nicht min<strong>der</strong><br />

Die Schauspieler, die großen Kin<strong>der</strong>,<br />

Und sehe ihnen manches nach,<br />

Du weißt, sie machen <strong>im</strong>mer Krach.<br />

Der schönste „Krach" in jedem Falle,<br />

Der steigt am Samstag in <strong>der</strong> Halle<br />

Am Stadtpark. Strahle denn und blinke.<br />

Du schöne« Fest <strong>im</strong> Reich <strong>der</strong> Schminke!<br />

Wir sehn uns alle wie<strong>der</strong> hier,<br />

Ob Schwarzwaldmädel, ob King Lear,<br />

Ob Freund, ob Feind, ob christlich, ob<br />

^mongolisch —<br />

Wir sehn uns wie<strong>der</strong>:<br />

Vereint, versöhnt — und „pathologisch".<br />

Der Schriftleiter eine« evangelischen Gemeindeblatte«<br />

hatte in seiner Wochenrundschau an<br />

diesem Gedicht mit Recht Kritik geübt und<br />

darüber mit <strong>der</strong> Beurteilung von Karneval«schaden<br />

folgendes geschrieben.<br />

„Als Beispiel nur einmal eine Kleinigkeit:<br />

Als eine Art Tertreklame für den Maskenball<br />

„Schminke" war in <strong>der</strong> hiesigen .... Zeitung<br />

ein Gedicht zu lesen, da« in Form eines Gebetes<br />

für da« Stadttheater und die Schauspieler Gott<br />

anrief. Da« ist eine Verletzung unseres religiösen<br />

Gefühls. Für uns, für die Beten eine ernste<br />

Angelegenheit ist, ist da« eine Verhöhnung<br />

dessen, was heilig ist. Nun fällt uns gar nicht<br />

ein, etwa wegen Verletzung unseres religiösen<br />

Gefühl« zum Kadi zu laufen. Wir wissen,<br />

was bei <strong>der</strong> heutigen Rechtsprechung dabei herauskäme!<br />

Da«, was uns schmerzt, ist auch nicht<br />

die Verständnislosigkeit für das Gebet, die in<br />

dieser rohen Verhöhnung sich wi<strong>der</strong>spiegelt, denn<br />

wie kann so ein armer Mensch, <strong>der</strong> wahrscheinlich<br />

noch nie in seinem Leben etwas von dem<br />

Ernst und dem Segen des Gebetes erfahren hat,<br />

davor großen Respekt haben! Wenn das Gedicht<br />

in einer an<strong>der</strong>en hiesigen Zeitung gestanden<br />

hätte, hätten wir uns nicht <strong>im</strong> geringsten darüber<br />

gewun<strong>der</strong>t, da« aber ist da« Anstößige, daß ein<br />

Blatt, das in unserer Gemeinde viel gelesen<br />

wird, so leichtfertig und rücksichtslos in <strong>der</strong> Aufnahme<br />

solcher Verhöhnungen ist. Die Bibel<br />

warnt: „Nicht sitzen, da die Spötter sitzen".<br />

Denn die Erfahrung lehrt, daß <strong>der</strong> Spottgeist<br />

da« ernste Suchen und Fragen <strong>der</strong> ganzen<br />

Menschheit tötet Da werfen wir einer<br />

sogenannten bürgerlichen Presse vor, daß sie zum


mindesten fahrlässige Zerstörungsarbeit tut, indem<br />

sie solche Entgleisungen in ihren Spalten<br />

aufn<strong>im</strong>mt."<br />

Der Schriftleiter des Sonntagsblattes wurde<br />

von <strong>der</strong> Besitzerin <strong>der</strong> betreffenden Zeitung verklagt.<br />

Der Rechtsstreit ging durch mehrere Instanzen,<br />

endigte aber mit <strong>der</strong> Freisprechung de«<br />

Beklagten. Die Urteilsbegründung hebt hervor,<br />

daß bei dem Angeklagten, <strong>der</strong> Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde<br />

ist, seine Eigenschaft als Seelsorger und<br />

Schriftleiter nicht streng geschieden werden<br />

könne. <strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> Gemeindeblatt erscheint<br />

<strong>im</strong> Auftrage <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Gemeinde-<br />

vertretung, und so ist rechtlich einwandfrei festzulegen,<br />

daß <strong>der</strong> Angeklagte nicht nur<br />

berechtigt, son<strong>der</strong>n verpflichtet<br />

ist, solchen Aeußerungen entgegenzutreten,<br />

wie sie in dem angegriffenen Gedicht<br />

<strong>der</strong> Remschei<strong>der</strong> Zeitung enthalten<br />

waren, wenn er <strong>der</strong> Ileberzeugung<br />

ist o<strong>der</strong> sein darf, daß diese« Gedicht<br />

einen unzulässigen Angriff<br />

auf die religiösen Empfindungen<br />

seiner Gemeindeglie<strong>der</strong> enthalte.<br />

<strong>Das</strong> berechtigte Interesse <strong>im</strong> Sinne des § 493<br />

St. G.B. ist durchaus gegeben. —<br />

Erste Arbeitstagung für evangelisches Volksund<br />

Vereinsbüchereiwesen<br />

4. bis 46. Mai fand <strong>im</strong> evanges<br />

Volksbildungshe<strong>im</strong> „Eckartshof"<br />

bei Halbersiadt die erste Arbeitstagung<br />

für evangelisches Vüchereiwesen<br />

statt. Unter Beteiligung zahlreicher<br />

Vertreter <strong>der</strong> evangelischen Büchereiarbeit<br />

aus allen deutschen Landesteilen,<br />

<strong>der</strong> Volksbildungsreferenten <strong>der</strong> evangelischen<br />

Preßverbände sowie von Abgeordneten<br />

des evangelischen Buchhandels<br />

wurden die Verhandlungen mit einem<br />

grundsätzlichen Referat Pastor Kühnemunds<br />

(Hannover), eröffnet. Pastor<br />

Kühnemund sprach über: „Die<br />

Aufgabe <strong>der</strong> evangelischen<br />

Volksbücherei" und wußte seinen<br />

philosophisch gut unterbauten Ausführungen<br />

dadurch ein stärkeres aktuelles Interesse<br />

zu sichern, daß er die Frage nach<br />

„d e r" evangelischen Volksbücherei zurückführte<br />

auf die Alternative: „Bildungsbücherei<br />

o<strong>der</strong> Missionsbücherei". Die<br />

auch durch Vertreter des Buchhandels<br />

belebte Aussprache über diese geistvolle<br />

Fragestellung ergab Übereinst<strong>im</strong>mung<br />

darüber, daß die möglichen Formen Bildungs-<br />

und Missionsbücherei beide<br />

irgendwie in <strong>der</strong> Gestalt <strong>der</strong> evangelischen<br />

Volksbücherei von heute und morgen verwirklicht<br />

werden müssen.<br />

Im letzten Grunde ist die Frage nach<br />

<strong>der</strong> Bücherei <strong>im</strong>mer auch eine Frage nach<br />

dem Buch. <strong>Das</strong> Buch als solches ist<br />

heute zur Frage geworden. Man spricht<br />

von einer Krisis des Buches. In diesem<br />

Zusammenhange erschien es wichtig, daß<br />

Dr. Friedrich Bartsch, <strong>der</strong> Geschäftsführer<br />

des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n<br />

Volksbildungsausschusses und des Deutschen<br />

Verbandes evangelischer Büchereien,<br />

in einem längeren Referat über: „<strong>Das</strong><br />

Buch als NildungSmittel" handelte.<br />

<strong>Das</strong> Buch erhält in <strong>der</strong> BildungSarbeit<br />

seine Begrenzung, aber auch seinen<br />

Wert, durch seine — man möchte fast sagen:<br />

schöpfungsgemäße — Einseitigkeit.<br />

Dem Leser fehlt bei <strong>der</strong> Hingabe an das<br />

geschriebene und gedruckte Wort das so<br />

wichtige „Hörerlebnis." Zudem gerät er<br />

— <strong>im</strong> Gegensatz zum Vortragshörer —<br />

in eine unleugbare persönliche, wenn nicht<br />

geistige Isolierung, da das Buch ja stets<br />

zum Einzelmenschen spricht. An<strong>der</strong>erseits<br />

erleichtert das Leseerlebnis die gedächtniömäßige<br />

Stoffaneignung; Lesen erfor<strong>der</strong>t<br />

weniger Hemmungsüberwindung hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Konzentration, da Versäumtes, Vergessenes<br />

in jedem Augenblick noch einmal<br />

aufgenommen werden kann. — Diese<br />

grundlegenden Erkenntnisse gilt es zu beachten,<br />

wenn man die eigenartige Stellung<br />

des Buches als Bildungsmittel erfassen<br />

will. <strong>Das</strong> Buch ist daher <strong>im</strong>mer irgendwie<br />

Ersatz. Ist sekundär, während <strong>der</strong><br />

Mensch das Pr<strong>im</strong>äre ist. Und in <strong>der</strong><br />

Volk (s) bildung sollte man darum wissen,<br />

daß Buchwesen und -wissen keine<br />

Volksgemeinschaft schaffen kann, son<strong>der</strong>n<br />

daß umgekehrt aus lebendiger Volksgemeinschaft<br />

erst ein lebendiges Schrifttum<br />

entsteht! Daher darf man die Wirkung<br />

des BucheS nicht zu hoch anschlagen.<br />

Bücher vermögen nur da Kräfte zu wecken,<br />

wo diese schon vorher vorhanden. Sie geben<br />

ihren Geist nur dem, <strong>der</strong>, verwandt, sich<br />

ihnen gibt.<br />

Eine ausführliche Aussprache unterstrich<br />

<strong>im</strong> wesentlichen noch die Ergebnisse des<br />

Referates. — Nach <strong>der</strong> grundsätzlichen Erörterung<br />

trat die Frage <strong>der</strong> praktischen<br />

Bücherauöwahl in den Vor<strong>der</strong>grund des<br />

Interesses. Eingeleitet wurden diese Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

durch einen kurzen Vortrag<br />

des Pastors Liz. Ehrenforth<br />

(Goschütz in Schlesien) über den „Bestandsaufbau<br />

<strong>der</strong> evangelischen<br />

Volksbücherei". Der Vortrag<br />

zeigte die bestehende Problematik auf,<br />

gab aber darüber hinaus manche Fingerzeige<br />

für die praktische Arbeit am organischen<br />

Ausbau unserer Vüchereibestände.<br />

Einen Schritt weiter in die Praxis hinein<br />

ging man durch die Besprechung des<br />

Musterkatalogs einer evangelischen Gemeindebücherei,<br />

den die <strong>Evangelische</strong> Buchkammer<br />

für Schlesien zur Beurteilung<br />

vorlegte. Allerseits wurde die Notwendigkeit,<br />

in kürzerer Zeit zu umfassenden Kata-<br />

logwerken evangelischer Büchereibestände<br />

zu kommen, in großer Deutlichkeit empfunden.<br />

Nicht zuletzt diesem wichtigen<br />

Gedanken galt ja auch die Anwesenheit<br />

<strong>der</strong> Vertrauensleute des evangelischen<br />

Buchhandels. Buchhandel und<br />

Volksbildung, geeint durch gleiches Verantwortungsbewußtsein<br />

gegenüber verschiedener<br />

Aufgabe am gleichen Stoff,<br />

haben sich in dem Bestreben gefunden,<br />

durch Zusammenfassung ihrer geistigen und<br />

wirtschaftlichen Energien das evangelische<br />

Volksbüchereiwesen entscheidend auszubauen.<br />

Vorbedingung für ein fruchtreiches<br />

Zusammenwirken <strong>der</strong> beiden Faktoren ist<br />

die menschliche Verbundenheit zwischen den<br />

führenden Persönlichkeiten hüben und<br />

drüben. Die Eckartshofer Tage gaben<br />

hier begrüßenswerte Ansätze zu einer beson<strong>der</strong>en<br />

Verständigung.<br />

Mit großem Anteil wurden die Berichte<br />

über die Lage des evangelischen<br />

Büchereiwesens aufgenommen. Da<br />

Vertreter <strong>der</strong> meisten Provinzen und Län<strong>der</strong><br />

anwesend waren, erhielten diese<br />

Jahresberichte ein beson<strong>der</strong>s anschauliches,<br />

persönliches Gepräge. Im ganzen genommen<br />

darf die Lage des evangelischen<br />

VüchereiwesenS hiernach durchaus positiv<br />

beurteilt weiden. Allerorten geht es vorwärts.<br />

Auch vom <strong>Rheinland</strong> konnte<br />

dementsprechend berichtet werden.<br />

Freilich darf nicht übersehen werden, daß<br />

die Frage des evangelischen Büchereiwesens<br />

überhaupt keine Frage mehr sein<br />

sollte, son<strong>der</strong>n eine Wirklichkeit. Die allgemeine<br />

kulturpolitische Lage gebietet auch<br />

hier wachsame Mitarbeit des evangelischen<br />

Volksteils. Unsere <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

sollten vorangehen und nicht nur Gemeindebüchereien<br />

einrichten, son<strong>der</strong>n diese<br />

auch ständig mit Zuschüssen unterstützen,<br />

damit wirklich ein kräftiges, heute so notwendiges<br />

evangelisches Büchereiwesen aufblühen<br />

kann.<br />

Es ist keinerlei Organisationswut, son<strong>der</strong>n<br />

einfachste Konsequenz <strong>der</strong> Entwicklung,<br />

wenn sich die evangelischen Büchereien zu<br />

einem beson<strong>der</strong>en Verband zusammenschließen.<br />

Der Deutsche Verband<br />

<strong>Evangelische</strong>r Büchereien gab,<br />

<strong>im</strong> Anschluß an die Arbeitstagung für<br />

evangelisches Vüchereiwesen, bei Gelegenheit<br />

seiner ersten Jahresversammlung Gelegenheit<br />

zu einem Einblick in seinen gegenwärtigen<br />

organisatorischen Aufbau.<br />

Noch längst nicht alle evangelischen<br />

Büchereien haben sich ihm angeschlossen,<br />

wenngleich auch hier eine verheißungsvolle<br />

Entwicklung sich angebahnt hat. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> wurde soeben <strong>der</strong><br />

Wunsch nach einer stärkeren Zusammenfassung<br />

<strong>der</strong> einzelnen, oft auf scheinbar<br />

verlorenem Posten stehenden Volks-, Vereins-<br />

und Iugendbüchereien laut. Ihm<br />

ist durch Gründung des rheinischen Landesverbandes<br />

des <strong>Evangelische</strong>n Büchereiver-


andeS entsprochen worden.') Gedacht isi<br />

an einen losen Zusammenschluß <strong>der</strong> Büchereien,<br />

bzw. <strong>der</strong> Büchereileiter; das Band<br />

bildet die Monatsschrift „Die Buchberatung",<br />

unsere <strong>im</strong> 2. Jahrgang erscheinende<br />

evangelische Büchereizeitschrift, <strong>der</strong>en Bezug<br />

für jede — auch die kleinste<br />

Bücherei — einfach unentbehrlich ist.<br />

Der Deutsche Verband evangelischer<br />

Büchereien mit seinen Landesgruppen<br />

wird sich vornehmlich auch <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />

Hilfs- und Beratungsarbeit<br />

annehmen und neben <strong>der</strong> Pflege geistiger<br />

Anregung auch den büchereitechnischen<br />

Dingen sein Augenmerk zuwenden.<br />

Zum Schluß wurde lebhaft auf den<br />

Eckartshof und seine Stellung in <strong>der</strong><br />

Polksbildungs- und beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong><br />

Büchereiarbeit hingewiesen. Er soll vornehmlich<br />

auch zu einer Stätte werden,<br />

wo evangelische Nebenamt-Bibliothekare<br />

in kürzeren und längeren Kursen für ihre<br />

Tätigkeit in den Volksbüchereien geschult<br />

werden. Früher o<strong>der</strong> später wird die<br />

Zeit kommen, daß auch wir in Stadt und<br />

Land <strong>der</strong> öffentlichen Hand solche evangelischen<br />

Persönlichkeiten für die beson<strong>der</strong>en<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Bildungspflege durch das<br />

Buch stellen müssen. Dann wird es von<br />

größtem Belang für uns sein, ob wir<br />

dazu vorgebildete Kräfte in genügen<strong>der</strong><br />

Zahl zur Verfügung haben. Unseren<br />

kirchlichen Vereinen und Verbänden, aber<br />

auch den Gemeinden erwächst hier eine<br />

') Näheres bei <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Buchkammer<br />

für <strong>Rheinland</strong>.<br />

wichtige Aufgabe: Menschen, die fähig<br />

und gewillt sind, <strong>der</strong> evangelischen<br />

Büchereisache zu dienen, nach den!<br />

Eckartshof zu schicken, damit sie dort ihr<br />

Rüstzeug empfangen für den Kampf mit<br />

dem Buch um Volk lind Volksseele.<br />

Die Jahresversammlung des Deutschen<br />

Verbandes evangelischer Büchereien schloß<br />

mit <strong>der</strong> Erledigung best<strong>im</strong>mter praktischer<br />

Fi'aain und Aufgaben, über di? noch in<br />

<strong>der</strong> „Buchberatung" berichtet werden<br />

dürfte.<br />

Aus den Satzungen des Deutschen<br />

I Verbandes eoangel. Büchereien:<br />

1 Der Deutsche Verband evangelischer<br />

Büchereien ist die Vertretung <strong>der</strong> <strong>im</strong> Gebiet<br />

des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>nbundeö<br />

bestehenden evangelischen Vvlksund<br />

Nereinsbüchereien.<br />

2. Der Verband stellt stch insbeson<strong>der</strong>e<br />

folgende Aufgaben: Einführung <strong>der</strong> evan-<br />

<strong>Das</strong> Band zwischen den evangelischen<br />

Büchereien<br />

Die einzige evangelische Nüchereizeitschrift, „Die<br />

Vuchberatung", sollte von je<strong>der</strong> evangelischen<br />

Gemeindebibliothek gehalten werden. <strong>Das</strong> jetzt<br />

<strong>im</strong> 2. Jahrgang erscheinende Blatt ist zugleich<br />

Organ des Deutschen Verbandes evangelischer<br />

Büchereien und will ein engeres Zusammenwir-<br />

gelischen Volköbüchereiarbeit in den Zusammenhang<br />

des deutschen Volksbüchereiwesens.<br />

— Beratung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> in<br />

allen Büchereiangelegenheiten .... —<br />

Vermittlung des Büchereibedarfs. —<br />

Veranstaltung von Kursen und Freizeiten<br />

für die Schulung nebenamtlicher Bibliochekare.<br />

— Einrichtung von Musterbüchereicn.<br />

— Herausgabe von Bücherlisten<br />

für die verschiedenen Vüchereiarlen<br />

und <strong>der</strong>en beson<strong>der</strong>e Verhältnisse. —<br />

Fühlungnahme mit an<strong>der</strong>en volksbibliothekarischen<br />

Verbänden. — Vertretung des<br />

evangelischen Volksbüchereiwesens gegenüber<br />

den Behörden und in <strong>der</strong> Öffentlichkeit.<br />

3, Mitglie<strong>der</strong> können alle evangelischen<br />

Büchereien werden . . .<br />

7, ... die Büchereien eines Landes o<strong>der</strong><br />

einer Provinz können sich, wenn ein Bedürfnis<br />

danach vorliegt, zu Landes- o<strong>der</strong><br />

Provinzialverbänden evangelischer Büchereien<br />

zusammenschließen.<br />

Die Buchberatung<br />

ken aller Nüchereiarbeit treibenden evangelischen<br />

Kreise und Persönlichkeiten herbeiführen. Neben<br />

größeren grundlegenden und praktischen Abhandlungen<br />

bringt die „Buchberatung" eine laufende<br />

ernste Buchkritik. Die Zeitschrift erscheint monatlich.<br />

Der Iahresbezugsprei« betragt 3 ^1t.<br />

Bestellungen erbittet die <strong>Evangelische</strong> Vuchkammer<br />

für <strong>Rheinland</strong>, die auch auf Wunsch<br />

einen Probebezug (kostenlos) für 4 Monate vermittelt.<br />

Die 22. Hauptversammlung des Reformierten Bundes zu Benthe<strong>im</strong><br />

vom 22. bis 24. Mai 1929<br />

(V'Vachdem vor kurzem hier über die Ver-<br />

" ^ anstaltung des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n<br />

Gemeindetages in Dortmund berichtet worden<br />

isi, darf gewiß die des Reformierten Bundes<br />

für Deutschland gleichen Anteil erwarten.<br />

Hat doch <strong>der</strong> Reformierte Bund,<br />

menschlich gesprochen, mit die Hauptquellen<br />

seiner Kraft <strong>im</strong><br />

<strong>Rheinland</strong>. Rheinische Pastoren, rheinische<br />

Aelteste und Gemeindeglie<strong>der</strong> dienen<br />

ihm und seinen Zielen mit aller Kraft des<br />

Herzens und des Gebets. Größte Aufgaben<br />

liegen gerade <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>; ich brauche<br />

nur an die Gründung des Predigerseminars<br />

und <strong>der</strong> Theologischen Schule in Elberfeld<br />

zu erinnern, beides, vor allem aber die<br />

für den theologischen Nachwuchs so bedeutsame<br />

Schule, Anliegen und Werke des<br />

Bundes zusammen mit <strong>der</strong> Reformierten<br />

Gemeinde Elberfeld, <strong>der</strong> größten reformierten<br />

in Deutschland, <strong>der</strong> einzigen vielleicht,<br />

die so große gesamtkirchliche Aufgaben als<br />

Einzelgemeinde <strong>im</strong> Glauben angefaßt hat.<br />

l^lnd an<strong>der</strong>erseits das Benthe<strong>im</strong>er Land, die<br />

alte reformierte Grafschaft, jetzt <strong>im</strong> Verbände<br />

<strong>der</strong> Hannoverschen Reformierten<br />

<strong>Kirche</strong>, <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, mit <strong>der</strong> das <strong>Rheinland</strong><br />

in regstem, segensoollem Austausch <strong>der</strong> Diener<br />

am Wort steht. Namen <strong>der</strong> Pfarrer,<br />

die aus jener stärksten deutschen rein reformierten<br />

<strong>Kirche</strong> zu uns gekommen sind, brauchen<br />

wir nicht zu nennen; wohl aber mögen<br />

die Fernstehenden wissen, daß <strong>der</strong> neue Landessuperintendent<br />

jener Reformierten <strong>Kirche</strong><br />

<strong>der</strong> Provinz Hannover unser Landsmann,<br />

D. Dr, Hollweg, aus <strong>der</strong> bekannten<br />

rheinischen Pastorenfamilie ist. Venlhe<strong>im</strong><br />

selbst, ein schönes Grenzstädtchen, das <strong>im</strong><br />

Baustil teilweise an Holland gemahnt, sonst<br />

aber uns he<strong>im</strong>atlich berührt wie eine <strong>der</strong><br />

alten Westerwald-Restdenzen, Altenkirchen<br />

o<strong>der</strong> auch Hachenburg. Warme Gastfreundschaft<br />

umfängt die fernen Gäste einschließlich<br />

<strong>der</strong> zahlreichen Studenten und Kandidaten<br />

aus Elberfeld. 5)n <strong>der</strong> schlicht-schönen<br />

<strong>Kirche</strong> aus he<strong>im</strong>atlichem Sandstein sammelt<br />

sich die Festgemeinde. Man sieht die berühmte<br />

Kirchlichkeit des Landes; auch solche,<br />

die sonst <strong>der</strong> „Museumskirche" (sie ist vor<br />

einigen Jahren mit übrigens sehr unaufdringlichem<br />

Ornamentschmuck ausgestattet<br />

worden) aus altreformiertem Empfinden<br />

grollen, überwinden stch und feiern mit.<br />

Oberkonsistorialrat Liz. Dick,<br />

bis vor kurzem ja Pfarrer in Barmen,<br />

predigt über das Wort des Apostels Petrus<br />

von den lebendigen Steinen, die zum geistlichen<br />

Hause und zum heiligen Priestertum<br />

sich erbauen sollen; sitzend bis zum Segen<br />

des Herrn (eine wun<strong>der</strong>bar ruhige Art gottesdienstlicher<br />

Haltung, die unserem unruhigen<br />

Wechsel von Sitzen und Aufstehen<br />

bei weitem überlegen ist), n<strong>im</strong>mt die Gemeinde<br />

Anteil; feierlicher Psalmengesang<br />

spricht das Amen dazu. <strong>Das</strong> <strong>der</strong> Auftakt!<br />

Am Abend jenes Tages strömte es durch<br />

den herrlichen Benthe<strong>im</strong>er Hochwald zum<br />

Fürstlichen Bade, das <strong>der</strong> Eigentümer, Fürst<br />

zu Benthe<strong>im</strong>-Steinfurt, für die Versamm-


lungen zur Verfügung gestellt hatte, —<br />

wie er selbst auch, getreu <strong>der</strong> Ueberlieferung<br />

seines Hauses, an mehreren Veranstaltungen<br />

samt seiner Schwester, einer namhaften<br />

Künstlerin, teilnahm. Professor<br />

v. Lang, Halle, als Mo<strong>der</strong>ator, eröffnete<br />

die Bundesversammlung, und nun<br />

klangen die wohltuenden Grüße aus ganz<br />

Deutschland, vom <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>nbund<br />

und den befreundeten Landeskirchen<br />

aus dem nahen Holland, aus <strong>der</strong> Schweiz,<br />

ja auch aus dem fernen Ungarn waren<br />

Vertreter <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>kirchen persönlich erschienen.<br />

Von Uebersee grüßte brieflich<br />

<strong>der</strong> Reformierte Weltbund (Presbyterian<br />

Alliance). Ein Lichtbil<strong>der</strong>vortrag von<br />

Domprediger Wind aus Halle veranschaulichte<br />

das Weiden des Reformierten<br />

Bundes und nicht zuletzt seiner Ansialten,<br />

<strong>der</strong> Konvikte in Halle, Göttingen, Erlangen,<br />

des Predigerseminars und <strong>der</strong> Theologischen<br />

Schule in Elberfeld sowie des blühenden<br />

DiakonisfenmutterhauseS in Detmold.<br />

An<strong>der</strong>e Darbietungen müssen wir <strong>der</strong><br />

Kürze halber übergehen, wie auch <strong>im</strong> folgenden<br />

nur Wesentlichstes berührt weiden<br />

soll.<br />

Der nächste Morgen versammelte Bundesgäste<br />

und Gemeinde zu Andacht (Konsisiorialrat<br />

Koch aus Münster) und Vortrag<br />

von Professor v. Schient, Zürich<br />

(ehemals auch rheinischer Pfarrer!), über<br />

„D ie Hoffnung <strong>der</strong> Gemeinde".<br />

Der ganze Reichtum des göttlichen Worts<br />

von dem, das <strong>der</strong> Gemeinde als letzte Krönung<br />

ihres Glaubens bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft<br />

Christi verheißen ist, wurde entfaltet, strengster<br />

Nachdruck aber auch darauf gelegt,<br />

daß aller geistliche Vorwitz, alles nicht unter<br />

dem völligen Ernst Gottes stehende „Photographieren"<br />

(so nannte es <strong>der</strong> Vortragende)<br />

<strong>der</strong> jenseitigen zukünftigen Welt unterbleiben<br />

müsse. Nicht dem Menschen an<br />

sich, nicht dem einzelnen, son<strong>der</strong>n allein dem<br />

gläubigen Glied <strong>der</strong> ihrem Bräutigam und<br />

Haupt entgegenwartenden Gemeinde (Heidelberger<br />

Katechismus, Frage 52, Rheinischer<br />

Unionskatechismus, Frage 68), gelten<br />

die Mahnungen und Verheißungen. Was<br />

sie sagen, sollen wir ganz und ohne Abbruch<br />

umfassen, — in schmerzhaften Einzelfragen<br />

dagegen (Wie<strong>der</strong>sehen mit geliebten<br />

Verstorbenen, Ringen um <strong>der</strong>en Seligkeit)<br />

müssen wir uns mit Gottes Gnade<br />

begnügen. Eine reiche und bewegende Aussprache<br />

vor de» Gemeinde folgte.<br />

Der Nachmittag brachte unter vielleicht<br />

sogar noch stärkerer Beteiligung <strong>der</strong> Grafschaft<br />

die Aussprache über „Stellung<br />

und Aufgabe <strong>der</strong> Presbyter in<br />

Gemeinde und <strong>Kirche</strong>". Zunächst<br />

sprach <strong>der</strong> bekannte <strong>Kirche</strong>nrechtler und<br />

Politiker Professor 0. Dr. Bredt<br />

über die geschichtliche Entwicklung des<br />

AeltestenamteS und die kirchenrechtliche Umschreibung<br />

seiner Aufgabe in den neuen deutschen<br />

<strong>Kirche</strong>noerfassungen, sodann Kirchmeister<br />

Dr. Mensing, Elber-<br />

feld, über die praktische Ausübung<br />

des Amtes in unseren<br />

Gemeinden. Hier und in <strong>der</strong> Aussprache,<br />

an <strong>der</strong> sich rheinische, westfälische<br />

und einhe<strong>im</strong>ische Aelteste neben den Pastoren<br />

lebhaft beteiligten, war trotz aller notwendigen<br />

Klage über den weithin herrschenden<br />

Verfall des altreformierten, wahrhaft<br />

geistlichen Aeltestenamtes doch eine große<br />

Stärkung die Erkenntnis, daß es, auch bei<br />

uns in <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong>, noch Aeltesle<br />

gibt, die Hausbesuche machen, für geistliche<br />

Nahrung, Bekanntschaft mit geeigneten<br />

Zeitschriften und Büchern persönlich werbend<br />

sorgen, die wissen, was christliche<br />

Schule bedeutet, die nach tieferer Erkenntnis<br />

trachten und (teilweise als einfache<br />

Leute) an Hand <strong>der</strong> Reformierten <strong>Kirche</strong>nzeitung<br />

um eine ihrem Amt angemessene<br />

geistliche Erkenntnis sich bemühen, ja sogar<br />

die hie und da als Aelteste am Samstagabend<br />

zusammentreten, um den Herrn <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> um Kraft und Segen für die Predigt<br />

des kommenden Tages anzurufen. Wer<br />

möchte behaupten, daß die reformierte<br />

Sache <strong>der</strong> Geschichte nur noch angehöre, wo<br />

solche Aelteste, und wären es auch nur zwei<br />

o<strong>der</strong> drei, und wäre es auch vielleicht nur<br />

an einer Gemeinde, <strong>im</strong> Namen des<br />

Herrn als „Bischöfe" zusammenkommen!<br />

„Ich werde nicht sterben, son<strong>der</strong>n leben und<br />

die Werke des Herrn verkündigen!", das gilt<br />

auch von <strong>der</strong> reformierten Sache, die <strong>der</strong><br />

ehemaligen <strong>Kirche</strong> unter dem Kreuz beson<strong>der</strong>s<br />

heilig und wichtig sein sollte.<br />

Von <strong>der</strong> Tätigkeit des Bundes<br />

wäre viel zu berichten; <strong>der</strong> Raum erlaubt<br />

es nicht. Ueber die dem <strong>Rheinland</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

ans Herz zu legende Sache, die Theologische<br />

Schule in Elberfeld, müßte ein eigener<br />

Bericht erstattet werden. Wir ahnen<br />

meist kaum, wie <strong>im</strong>mer unzulänglicher die<br />

innere und äußere Vorbildung <strong>der</strong> zukünftigen<br />

Diener am Wort ist, wie auch geldliche<br />

Not so viele Möglichkeiten <strong>der</strong> Bildung<br />

(auch des Kaufs notwendigster Bücher) einschränkt.<br />

Pastor Weber, <strong>der</strong> neue Leiter<br />

<strong>der</strong> Schule, sprach davon. Dank für das<br />

dort ins Leben Gerufene, Verantwortung<br />

für das Weiterzutuende liegen uns auf. Es<br />

ist nicht nur reformierte, es ist gemein-evangelische<br />

Sache!<br />

Die Schlußversammlung müssen<br />

wir noch streifen. Da sprach ein Mann aus<br />

den Nie<strong>der</strong>landen, Rektor Drewes<br />

von <strong>der</strong> Freien Universität Amsterdam, zu<br />

uns von „Erziehung und Volkskraft". Ein<br />

Mann aus Kuypers Schule, — das merkte<br />

man, wie er mit <strong>der</strong> Anfangsunruhe des überfüllten<br />

FestsaaleS fertig zu werden verstand.<br />

Er zeigte, wie nicht Staat, wie nicht <strong>Kirche</strong><br />

das erste Recht und die erste Pflicht an dem<br />

jungen Geschlecht haben, vielmehr die Eltern,<br />

o<strong>der</strong> eigentlich, sagte er, nach dem Wort <strong>der</strong><br />

Schrift: die Väter. Die aber sind Gott<br />

verantwortlich. Und nun sollen Staat und<br />

<strong>Kirche</strong>, jedes an seinem Teile, Hilfsstellung<br />

leisten, daß sich ein Volk aus solchen vom<br />

Wort Gottes regierten Familien ausbauen<br />

kann. Die Blüte eines Volkes, seine Kultur,<br />

vollzieht sich in <strong>der</strong> Stadt, aber sie<br />

verzehrt sich dort auch. Die irdische Quelle<br />

seiner Kraft hat das Volk auf dem Land,<br />

wo Stille, Gottesfurcht, Sitte, Nervenruke<br />

noch sind. Deshalb — und das war die<br />

einzigartige, unerwartete und schriftgemäße<br />

Logik: Schickt eure Söhne und Töchter in<br />

die Stadt! Bringt sie eurem Volk zum<br />

Opfer! Aber nicht zum sinnlosen Kin<strong>der</strong>opfer<br />

eines mo<strong>der</strong>nen Molochdienstes, son<strong>der</strong>n<br />

schickt sie als Menschen, die Gott zum<br />

lebendigen Opfer geweiht sind, mit Christo<br />

gestorbene, durch Wort und Geist wie<strong>der</strong>geborene<br />

Menschen, die auch unterliegend die<br />

Welt überwinden und — so habe ich den<br />

Redner verstanden — äußerstenfalls die<br />

zehn Gerechten darstellen, um <strong>der</strong>etwillen<br />

Gott Sodom verschont hätte, wenn sie dort<br />

zu finden gewesen wären. In einem gewaltigen<br />

Gebet klang die Versammlung und<br />

damit das Ganze aus, und alles Volk<br />

sprach Amen:<br />

Anbetung, Ehre, Macht und Ruhm / sei<br />

unserm Gott <strong>im</strong> Heiligtum, / <strong>der</strong> Tag für<br />

Tag uns segnet; / dem Gott, <strong>der</strong> Lasten<br />

auf uns legt, / doch uns mit unsren Lasten<br />

trägt / und uns mit Huld begegnet. / Sollt<br />

ihm, dem Herrn <strong>der</strong> Herrlichkeit, / dem<br />

Gott oollkommner Seligkeit, / nicht Ruhm<br />

und Ehr gebühren? / Er kann, er will, er<br />

wird in Not, / vom Tode selbst und durch<br />

den Tod / uns zu dem Leben führen.<br />

Deutsche und Schweizer, Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> und<br />

Schotten, — sie alle sangen es in ihrer<br />

Sprache mit, in verschiedenen Zungen, aber<br />

in Einmütigkeit des Geistes. Ein Händedruck<br />

untereinan<strong>der</strong>, ein warmer Dank an Gastgeber<br />

und Gemeinde, und dann gingS wie<strong>der</strong><br />

in die Weite hinaus, — ans Werk!<br />

Boudriot.<br />

Freizeit <strong>der</strong> evangel. Arbeitervereine<br />

K in Kaiserswerth<br />

In <strong>der</strong> Pfingstwoche, vom 20. bis zum 26. Mai<br />

einschließlich, fand eine Freizeit evangelischer<br />

Arbeiter in Kaiserswerth statt, zu <strong>der</strong> die evangelischen<br />

Arbeitervereine vom Nie<strong>der</strong>rhein 43<br />

Teilnehmer entsandt hatten. Am Pfingstmontag<br />

wurden die Teilnehmer durch den Leiter <strong>der</strong><br />

Diakonissenanstalt, Herrn Pfarrer Grafen von<br />

L ü t t i ch a u, und durch Vortrag einiger Lie<strong>der</strong><br />

des Schwesternchors herzlichst begrüßt. Die Er><br />

öffnung <strong>der</strong> Freizeit fand statt durch ihren<br />

Leiter, Generalsekretär Liz. Grunz, Berlin,<br />

Eine Reihe von Vorträgen wurden auf dieser<br />

Freizeit gehalten und besprochen. Dr.<br />

Günther, Essen, sprach über: „Unsere staats»<br />

bürgerlichen Aufgaben und die Zentrale für<br />

He<strong>im</strong>atdienst". Die Geschichte <strong>der</strong> politischen<br />

Parteien in Deutschland beleuchtete in einem<br />

Vortrage Generalsekretär Liz. Grunz. In<br />

einen mo<strong>der</strong>nen Zweig <strong>der</strong> Betätigung <strong>der</strong> christ«<br />

lichen Arbeiterbewegung, nämlich in das Gebiet<br />

<strong>der</strong> Volksversicherung fühlte ein Vortrag von<br />

Georg Streiter, Berlin. Studienrat Dr.<br />

Gieskes, Elbcrfeld, sprach über: „Der Reparationsplan<br />

in seiner finanziellen Belastung und<br />

die Möglichkeiten seiner Revision". Den Bolschewismus<br />

als Weltbewegung behandelte Herr<br />

von <strong>der</strong> Ropp, Berlin, ebenso sprach er<br />

83


über die Geschichte des Judentums. Zur Mitarbeit<br />

in <strong>der</strong> Sozialversicherung und Wohlfahrtspflege<br />

rief Arbeitersekretär L e p p e r,<br />

Düsseldorf, in einem interessanten Vortrage auf.<br />

Die deutsche Sozialpolitik in ihrer Geschichte,<br />

in ihrem gegenwärtigen Stande und die gegen<br />

dieselbe gerichteten Angriffe behandelte ein Vortrag<br />

de« Landtagsabgeordneten Langer, Oberhausen,<br />

Genossenschaftssekretär Hölterhoff,<br />

Köln, sprach über die Wandlungen <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

und das soziale Programm b« evangelischen<br />

Arbeitervereine. Die katholische Aktion,<br />

ihre Bedeutung und unsere Aufgabe wurden von<br />

Generalsekretär Liz. Grunz, beleuchtet. Gewerkschaftssekretär<br />

Duden, Duisburg, sprach<br />

über die Wirtschaft, ihre Rationalisierung und<br />

Vertrustung in ihrer Bedeutung für die Arbeiterschaft.<br />

Beson<strong>der</strong>e Höhepunkte <strong>der</strong> Tagung bildeten die<br />

Vorträge de« Herrn von <strong>der</strong> R o p p, Berlin,<br />

de« Etudienrates Dr. G i e « k e «, Elberfeld,<br />

und de« Landtagsabgeordneten Langer, Oberhausen.<br />

Dir Aussprachen bekundeten eine große<br />

geistige Mitarbeit und innerliche Verbundenheit<br />

<strong>der</strong> Teilnehmer in den Zielen <strong>der</strong> evangelischen<br />

Arbeitervereine.<br />

Die Andachten wurden gehalten von den Anstaltspfarrern<br />

Iacobi, Nalke, von Velsen und<br />

Gel<strong>der</strong>blom ebenso von Herrn Pfarrer Schmidt,<br />

Dinslaken-Lohberg. Spaziergänge in die nähere<br />

Umgebung, von Kaiserswerth fanden in ausgedehnter<br />

Weise statt. Unter <strong>der</strong> Leitung von<br />

Rektor No«bach, Mör«, hatte sich aus den<br />

Teilnehmern ein Gesangchor gebildet, dessen<br />

schlichte Volkslie<strong>der</strong> die Tage <strong>der</strong> Freizeit beson<strong>der</strong>«<br />

verschönten. Am Donnerstagnachmittag<br />

fanden sich die Frauen <strong>der</strong> Teilnehmer in<br />

Kaiferswerth ein, um mit ihren Männern die<br />

Anstalt zu besichtigen. Abend« fand ein Vortrag<br />

von Pfarrer Balke über die Geschichte <strong>der</strong><br />

Stadt Kaiserswerth und über die Vergangenheit<br />

<strong>der</strong> Diakonissenanstalt statt. Die Teilnehmer<br />

wohnten <strong>im</strong> neuen Freizeithe<strong>im</strong>, dessen Einrichtungen<br />

als praktisch und wohnlich allseitig lobend<br />

anerkannt wurden.<br />

Der Sonntag, <strong>der</strong> 26. Mai, vereinigte die Teilnehmer<br />

<strong>im</strong> gemeinsamen Besuche de« Anstaltsgottesdienstes,<br />

dem dann eine<br />

kurze Schlußsitzung folgte.<br />

Führectagung des Deutschen eoangel.<br />

W Volksbundes in Velbert<br />

Der Deutsche evangelische Volksbund veranstaltete<br />

für die angeschlossenen Ortsgruppen und<br />

Einzelmitglie<strong>der</strong> de« Bezirkes Nie<strong>der</strong>berg in Velbert<br />

eine Führertagung. Sie hatte das Ziel, die<br />

Führer in den einzelnen Ortsgruppen mit den<br />

Gegenwartsfragen bekannt zu machen und sie<br />

für ihre Arbeit und Aufgaben zu schulen. Nach<br />

<strong>der</strong> biblischen Einleitung durch Pfarrer Herzog,<br />

Velbert, hielt Dir. Dr. Hahne den<br />

ersten Vortrag über „Kampfziele und<br />

Kampfmittel<strong>der</strong>öffentlichen Mission<br />

de» Christentums". Er for<strong>der</strong>te<br />

den Zusammenschluß aller evangelischen Christen<br />

zum Kampf gegen alle« Unaöttliche in <strong>der</strong> Welt<br />

und damit auch gegen die Auswüchse in Radio<br />

und Kino: als ein starke« Kampfmittel sah er<br />

bei aller persönlichen Arbeit die Großmacht<br />

Presse an. Dann berichtete Dir. Pastor<br />

Stuhrmann über seine persönlichen Erfahrungen<br />

in <strong>der</strong> Bundesarbeit i er hielt eine geschlossene<br />

Front für unbedingt erfor<strong>der</strong>lich und<br />

sah die Führerfrage als eine <strong>der</strong> schwierigsten<br />

Fragen an. Abends hielt Dir. Pastor Stuhrmann<br />

dann in sehr gut besetztem Saal noch<br />

einen öffentlichen Vortrag über da« Thema:<br />

„Die Christen vor die Front". Der<br />

Redner for<strong>der</strong>te von den Christen den Einsatz<br />

aller Kräfte zur Durchdringung <strong>der</strong> Oeffentlichkeit<br />

mit den For<strong>der</strong>ungen des Evangelium«. An<br />

die Fest predigt von Dir. Pastor Stuhr-<br />

mann in <strong>der</strong> Christuskirche schloß sich <strong>im</strong> Gemeindehaus,<br />

Oststraße, <strong>der</strong> Vortrag von Dir.<br />

Dr. Hahne über da« Thema: „D er Schrei<br />

nach dem Führer", an. In <strong>der</strong> Tagung<br />

am Nachmittag sprach Pastor Stuhl, Elberfeld,<br />

<strong>der</strong> Vorsitzende de« Rheinischen Prooinzial-<br />

Verbände«, über: „Biblische Gedanken<br />

zur öffentlichen Mission". In Vertretung<br />

de« erkrankten Dir. Pastor Meyer,<br />

Godesberg, hielt Dir. Stuhrmann dann<br />

noch einen weiteren Vortrag über „D ie Notwendigkeit<br />

und Möglichkeit <strong>der</strong><br />

Schaffung einer geschlossenen<br />

evangelischen Kampfe«front". Noch<br />

einmal führte er seine aufmerksamen Zuhörer<br />

hinein in die geistige Not <strong>der</strong> Gegenwart und<br />

zeigte an praktischen Beispielen <strong>der</strong> Gegenwart,<br />

daß die Schaffung einer solche:, geschlossenen<br />

Kampffront wohl möglich, ja notwendig sei.<br />

Eine rege Aussprache zeigte, wie groß das<br />

Interesse <strong>der</strong> Versammle,'!! an den auf <strong>der</strong><br />

Tagesordnung stehenden Fragen war. Pastor<br />

Stuhl schloß die Tagung mit einem kurzen<br />

Schlußwort.<br />

Tagung <strong>der</strong> evangelischen Beamten in<br />

W l5<br />

Am 8. und 8. Juni tagte die Vertreterve rsammlung<br />

desVerbande« deutscher<br />

evangelischer Beamtenvereine in<br />

Elberfeld. Der Sonnabendnachmittag war Vor»<br />

beratungen gewidmet. Abend« begrüßte Professor<br />

Her<strong>der</strong> <strong>im</strong> Namen de« Elberfeld«<br />

Vereins die auswärtigen Vereine, Nach einer<br />

von Pfarrer Möller gehaltenen Morgenfeier<br />

auf <strong>der</strong> „Nirkerhöhe", dem Eigentum des<br />

Elberfel<strong>der</strong> Verein«, traten die Vertreter in die<br />

eigentlichen Beratungen ein. Aus dem Geschäftsbericht<br />

de« Verbandsvorsitzenden Pfarrer von<br />

<strong>der</strong> Heydt, Koblenz, ging ein erfreuliche«<br />

lebensstarkes Wachstum nach innen und außen<br />

hervor. Es wurde beschlossen, am 8. und IN.<br />

November in Bochum den diesiährigen<br />

Deutschen evangelischen Beamtentag<br />

abzuhalten. Nachmittag« fand in den<br />

„Thalia"-Festsälen eine gut besuchte Beamten»<br />

Versammlung statt, auf <strong>der</strong> <strong>der</strong> Verbandsoor»<br />

sitzende einen programmatischen Vortrag hielt.<br />

Die 100. Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

<strong>der</strong> Rheinisch-Westfälischen Gefängnisgesellschaft<br />

Am 15. und 16. Mai 1929 fand in Düsseldorf<br />

in gewohnter Weise die diesi'ährige ««1. Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

<strong>der</strong> Rheinisch-Westfälischen<br />

Gefängnisgesellschaft statt, die sich trotz ihrer<br />

Iubilüumszahl in nichts von den alljährlichen<br />

Arbeitstagungen unterschied, nachdem das 100jährige<br />

Bestehen <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>im</strong> Jahre 1926<br />

festlich begangen worden war. Eröffnet wurde<br />

sie durch Konferenzen <strong>der</strong> Anstaltsgeistlichen bei<strong>der</strong><br />

Konfessionen. In <strong>der</strong> <strong>der</strong> evangelischen Geistlichen,<br />

die unter dem Vorsitz de« 1. Geschäftsführers,<br />

Pfarrer v. Just, tagte, und an <strong>der</strong><br />

außer den Dezernenten <strong>der</strong> beiden Konsistorien,<br />

den Konsistorialräten I ä ck e l (Münster) und<br />

Sch ra<strong>der</strong> (Vallendar) eine große Anzahl<br />

Haupt- und nebenamtlicher Gefängnisseelsorger<br />

aus beiden Provinzen nebst einigen Gästen teilnahmen,<br />

sprach Pfarrer Iürgensmeyer<br />

aus Werl über die „Zusammenarbeit<br />

<strong>der</strong> Gefängnis-Fürsorgevereine<br />

mit den staatlichen und kommu»<br />

nalen Fü rsorge stellen sowie <strong>der</strong><br />

freien Wohlfahrtspflege. Der Vortrag<br />

behandelte ein Gebiet, auf dem noch<br />

manche Unklarheit und die Möglichkeit gewisser<br />

Reibungen und eines unsachgemäßen Nebeneinan<strong>der</strong>arbeiten<br />

besteht, sei es, daß eine Stelle die<br />

Arbeit auf die an<strong>der</strong>e abzuwälzen versuchen<br />

könnte, sei es, daß die eine ohne Kenntnis de«<br />

von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Geleisteten bleibt. Der Vortragende<br />

for<strong>der</strong>te denn auch mit Recht einmal<br />

gegenseitige Verständigung in jedem einzelnen<br />

Falle, die bei Entlassenen am besten dadurch<br />

gewährleistet wird, daß jede fürsorgerische Leistung<br />

auf dem Entlassungsschein vermerkt wird,<br />

und ferner daß an jedem Orte nur eine<br />

öffentliche Stelle für die Gefangenenfürsorge<br />

vorhanden sei. Wo kein eigener Gefängnisverein<br />

bestehe, müsse das kirchliche Wohlfahrtsamt<br />

eintreten. Die hauptamtlichen Fürsorger, mit<br />

<strong>der</strong>en Anstellung jetzt begonnen worden, haben<br />

ihr Haupttätigkeitsgebiet in den Anstalten und<br />

stellen das Bindeglied zwischen diesen und den<br />

örtlichen Organisationen dar, denen sie die Entlassenen<br />

zuführen. Die Zusammenarbeit mit den<br />

amtlichen Stellen, in <strong>der</strong> Hauptsache den Ar»<br />

beits- und Wohlfahrtsämtern, erfor<strong>der</strong>t genaue<br />

Kenntnis <strong>der</strong> für diese maßgebenden Best<strong>im</strong>mungen.<br />

Lei<strong>der</strong> sind die ersteren bei <strong>der</strong> heutigen<br />

Krise nur selten und in ganz beson<strong>der</strong>s<br />

liegenden Fällen in <strong>der</strong> Lage, Entlassenen Ar-<br />

beit zu vermitteln, wenn diese nicht, wie in<br />

Düsseldorf, als erwerbsbeschränkt angesehen und<br />

in den für solche bestehenden beson<strong>der</strong>en Arbeitsstätten<br />

untergebracht werden. Bei den großen<br />

Schwierigkeiten, denen die Unterbringung Bestrafter<br />

in Arbeitsstellen <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> begegnet,<br />

ist es unbedingt zu erstreben, daß auch in an<strong>der</strong>en<br />

Städten ähnlich verfahren wird. In <strong>der</strong><br />

Aussprache kamen allerlei Anliegen und Schwierigkeiten<br />

<strong>der</strong> Prari« zur Sprache. U. a. berichtete<br />

<strong>der</strong> hauptamtliche Fürsorger de« Iugendgefängnisses<br />

in Wittlich, Inspektor Blum,<br />

über feine außerordentlich mühevolle, aber auch<br />

erfolgreiche Arbeit in <strong>der</strong> Unterbringung und<br />

nachgehenden Betreuung entlassener Min<strong>der</strong>jähriger.<br />

Nach dieser Konferenz hatten die Teilnehmer<br />

Gelegenheit, als Gäste an einer Sitzung des<br />

Deutschen Komitees zur Bekämpfung de«<br />

Mädchenhandels teilzunehmen unter dem<br />

Vorsitz von Pastor Disselhoff, Kaiserswerth,<br />

in welcher Geh. Legationsrat Lentze<br />

au« Berlin über den Stand dieser Sache be»<br />

richtete. Er wies auf die Verschärfung <strong>der</strong> Best<strong>im</strong>mungen<br />

<strong>im</strong> Entwurf des Strafgesetzbuche«<br />

und die neuerding« strenger gewordene Maßnahmen<br />

<strong>der</strong> Verwaltungsbehörden, z. B. bei <strong>der</strong><br />

Ausstellung von Pässen, hin. Der Vorsitzende<br />

machte Mitteilungen über die Auswan<strong>der</strong>ung<br />

von Mädchen, die seit <strong>der</strong> Festigung <strong>der</strong> Mark<br />

wesentlich abgenommen habe. Wo nicht absolute<br />

Bürgschaft für gute Unterbringung vorhanden<br />

sei, sei nach wie vor dringend vor <strong>der</strong><br />

Uebersiedlung von Mädchen nach Holland zu<br />

warnen.<br />

In <strong>der</strong> Hauptversammlung am Vormittage des<br />

16. Mai erstattete nach <strong>der</strong> Eröffnung durch<br />

den Vorsitzenden, 1. Staatsanwalt We<strong>im</strong>ar,<br />

<strong>der</strong> 1. Geschäftsführer, Pfarrei v. Just, den<br />

Jahresbericht, Ausgehend von einem<br />

dankbaren Rückblick auf die Männer, die den<br />

jetzt über INOjährigen, aber noch frischen und<br />

gesunden Baum <strong>der</strong> Gesellschaft einst gepflanzt<br />

und in seinem Wachstum gepflegt haben, allen<br />

voran Theodor Fliedner und seine Mitarbeiter,<br />

stellte er aufs neue den Gedanken von<br />

Matth. 25, H« in den Mittelpunkt <strong>der</strong> Arbeit,<br />

ohne den alle soziale Arbeit früher o<strong>der</strong> später<br />

verkümmern müsse. Er konnte feststellen, daß<br />

die Hllfsvereine und Tochtergesellschaften, <strong>im</strong><br />

ganzen 111 an <strong>der</strong> Zahl, in fast allen Städten


Am Fronleichnamstag haben, wie uns gemeldet<br />

wird, paritätische Schulen geflaggt. Wir wurden<br />

befragt, ob da« angängig sei.<br />

Die Beflaggungsfrage ist durch das Gesetz vom<br />

17. 3. 29 geregelt worden. Diese« hat folgenden<br />

Wortlaut:<br />

Der Landtag hat folgendes Gesetz beschlossen:<br />

Einziger Artikel.<br />

1. Die Beflaggung <strong>der</strong> Dicnstgebäude, <strong>der</strong><br />

zum öffentlichen Gebrauch best<strong>im</strong>mten Gebäude<br />

<strong>der</strong> Gemeinden und Gemeindeverbände<br />

sowie <strong>der</strong> öffentlichen Straßen und Plätze<br />

al« solcher gehört als Angelegenheit <strong>der</strong><br />

Landeshoheit zu den örtlichen Geschäften <strong>der</strong><br />

allgemeinen Landesoerwaltung. Da« gleiche<br />

gilt für die Gebäude <strong>der</strong> nicht vom Staat<br />

die alte Blüte wie<strong>der</strong> erreicht haben. Ein<br />

Hauptanliegen <strong>der</strong> Gesellschaft sei die Errichtung<br />

und Unterstützung von sog, Uebergangshe<strong>im</strong>en und<br />

Übergangsstellen für längeren o<strong>der</strong> kürzeren<br />

Aufenthalt. Neun solcher Stellen sind bereits<br />

vorhanden. Genannt sei hier nur das jüngst<br />

von Köln aus gegründete Segenborn <strong>im</strong><br />

Bröltale. Vier weitere sollen demnächst errichtet<br />

werden. Die Grenzfürsorge für aus dem Auslande<br />

Ausgewiesene wird in Gronau, Emmerich<br />

und Kaldenkirchen nachdrücklich betrieben. Zur<br />

besseren Durchführung <strong>der</strong> Entlassenenfürsorge<br />

hat die Gesellschaft je einen weiteren Geschäftsführer<br />

für jeden Oberlandesgerichtsbezirk und<br />

jede Konfession (auf evangelischer Seite ist dies<br />

für den Bezirk Hamm, zu dem vom <strong>Rheinland</strong><br />

Essen gehört, Pfr. O l i m a r t, Bochum, für<br />

den Bezirk Köln <strong>der</strong> Berichterstatter) und ebenfall«<br />

je einen Berufsfürsorger angestellt, so daß<br />

<strong>im</strong> ganzen jetzt 6 Geschäftsführer und 6 Fürsorger<br />

tätig sind. Die Anstellung <strong>der</strong> Fürsorger<br />

ist ein erster wichtiger und vielleicht vorbildlicher<br />

Schritt auf einer neuen Bahn, geeignet, eine<br />

bessere Individualisierung in <strong>der</strong> Fürsorge herbeizuführen,<br />

bis es einmal gelingt, die asozialen<br />

Elemente auszuscheiden, die jetzt noch die Fürsorge<br />

schwer belasten und hemmen, ohne daß<br />

ihnen auf diesem Wege zu helfen wäre. Au«<br />

<strong>der</strong> dem Jahresbericht beigegebenen Uebersicht<br />

ist zu entnehmen, daß die Zahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Hilfsoereine etwa 15 000 beträgt. Mit Geld<br />

o<strong>der</strong> Gcldeswert konnten etwa 16 000 Personen<br />

unterstützt werden. Arbeitsvermittlung gelang in<br />

3570 Fällen. Iugendgerichtshilfe wurde in 148N,<br />

soziale Gerichtshilfe in 7667 und Schutzaufsicht<br />

in 1328 Fällen geleistet. Der Bericht erwähnt<br />

am Schluß die Wirkungen des neuen Gesetzes<br />

zur Bekämpfung <strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten,<br />

denen <strong>der</strong> Ausschuß ein wachsame« Augenmerk<br />

zuwendet, Mitteilungen über Erfahrungen auf<br />

diesem Gebiete wird er stet« dankbar entgegennehmen.<br />

Au« den geschäftlichen Punkten <strong>der</strong><br />

Tagesordnung sei erwähnt, daß <strong>der</strong> verdiente<br />

För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> Gerichtshilfe, Senatspräsidcnt Dr.<br />

3tötzel, Düsseldorf, in den Ausschuß gewählt<br />

wurde.<br />

Da« Hauptinteresse <strong>der</strong> Versammlung richtete<br />

sich auf den Vortrag von Prof. Dr. M! t -<br />

termaier, Gießen, über „Die wirksame<br />

Unschädlichmachung <strong>der</strong> gemeingefährlichen<br />

Verbrecher", ein Thema,<br />

das schon seit 35 Jahren zur Verhandlung steht.<br />

Der durch meisterhafte Klarheit und ethische<br />

Wärme ausgezeichnete Vortrag erklärte es für<br />

ein psychologisches Rätsel, daß man praktisch<br />

noch keinen Schritt weitergekommen sei, obwohl<br />

je<strong>der</strong>mann die Sicherung <strong>der</strong> Gesellschaft gegen<br />

allein unterhaltenen öffentlichen Schulen.<br />

Auch das Flaggen durch die übrigen Körperschaften<br />

de« öffentlichen Rechte« unterliegt <strong>der</strong><br />

Best<strong>im</strong>mung durch das Staatsministerium,<br />

2. Für die Religionsgesellschaften besteht<br />

keine Verpflichtung zur Beflaggung, Unberührt<br />

bleibt ihr Recht, selbständig darüber zu<br />

best<strong>im</strong>men, ob und wann ihre eigenen<br />

Flaggen entwe<strong>der</strong> allein o<strong>der</strong> neben an<strong>der</strong>en<br />

vom Staatsministcrium zugelassenen Flaggen<br />

zu zeigen sind. Für Schulgebäude, an denen<br />

Religionsgesellfchaften teilhaben, verbleibt es<br />

bei <strong>der</strong> Best<strong>im</strong>mung des Absatz 1, Satz 2.<br />

Berlin, den 17. März 1929.<br />

Preuß. Etaatsministerium.<br />

gemeingefährliche Elemente for<strong>der</strong>e, die in an<strong>der</strong>en<br />

Staaten auch bereits eingeführt sei, und<br />

auch die Ethiker ein Recht <strong>der</strong> Allgemeinheit<br />

auf Schutz ihrer geistigen und materiellen Güter<br />

anerkennten. Wir müßten nun endlich einmal<br />

ernstlich wollen. Mit den Best<strong>im</strong>mungen über<br />

die Sicherungsverwahrung <strong>im</strong> neuen Strafgesetzentwurf<br />

sei etwas zu erreichen, wenn sich auch<br />

gegen Einzelheiten Bedenken erhöben, so vor<br />

allem dagegen, daß die entscheidende Best<strong>im</strong>mung,<br />

wonach wie<strong>der</strong>holt erheblich Bestrafte<br />

in Verwahrung genommen werden könnten,<br />

lei<strong>der</strong> nur eine Kann-Vorschrift und zu erwarten<br />

sei, daß sie zunächst nur sehr zaghaft angewendet<br />

werden würde. Da« Volksdenken müsse<br />

erst ganz an<strong>der</strong>s auf den Unterschied zwischen<br />

den ÄNenschen und den Nlaßregeln, zwischen<br />

Strafe und Verwahrung eingestellt werden, was<br />

allerdings <strong>der</strong> Entwurf dadurch erschwere, daß<br />

er Strafe und Verwahrung nacheinan<strong>der</strong> gegen<br />

denselben Menschen anwenden wolle. Beides<br />

sei aber grundsätzlich scharf von einan<strong>der</strong> zu<br />

trennen. In <strong>der</strong> Praxis müßten alle Instanzen<br />

zusammenwirken, die mit dem Betreffenden zu<br />

tun gehabt hatten, die Gerichtshilfe, Polizei,<br />

Gericht, Strafanstalt, aber natürlich auch <strong>der</strong><br />

Arzt und <strong>der</strong> Psychologe, da die Gemeingefährlichkeit<br />

oft in <strong>der</strong> biologischen und psychologischen<br />

Art des Menschen begründet sei. Es müßten<br />

großzügige Anstalten gebaut werden, in denen<br />

Menschen für Jahrzehnte leben könnten. Vor<br />

allem gelte es, an <strong>der</strong> <strong>im</strong>mer weiteren Vertiefung<br />

<strong>der</strong> Kenntnis <strong>der</strong> Persönlichkeiten zu<br />

arbeiten: das sei freilich die schwerste, aber auch<br />

die hehrste Aufgabe, die es gebe.<br />

Auf dasselbe Gebiet führte <strong>der</strong> letzte Vortrag,<br />

den Strafanstaltedirektor Dr. Weißcn-<br />

Flaggen am Fronleichnamstag<br />

Danach wird das Beflaggen <strong>der</strong> Schulen<br />

durch die oberen Instanzen geregelt. Den<br />

städtischen Anstalten geht jedesmal auf höhere<br />

Anordnung eine diesbezügliche Anweisung von<br />

<strong>der</strong> Stadtverwaltung zu. Es ist also<br />

wohl durchaus möglich, daß eine Stadtverwaltung<br />

den Direktor einer höheren Schule anweist,<br />

sein Schulgebäude am Fronleichnamstage<br />

zu beflaggen. Da« dürfte aber nur dann zulässig<br />

sein, wenn <strong>der</strong> evangelischen Bevölkerung<br />

eine gleiche Berücksichtigung zuteil wird, etwa<br />

dadurch, daß die betr. Schule auch am Re»<br />

formationstage zu flaggen hätte. Sollte<br />

das nicht auch geschehen, würde <strong>der</strong> evangelische<br />

Teil <strong>der</strong> Bürgerschaft, namentlich <strong>der</strong> Elternschaft<br />

<strong>der</strong> betreffenden Schule, unter Hinweis<br />

auf da« Flaggen am Fronleichnamstage da«<br />

Flaggen am Reformationstage verlangen können.<br />

rie<strong>der</strong>, Ludwigsburg, über „Persönlichkeitsfor»<br />

schung und Strafvollzug" hielt. Da« für den<br />

heutigen Strafvollzug mit seinen Möglichkeiten<br />

(Stufenoollzug, Strafaussetzung) ungemein wichtige<br />

Thema wurde mit Tiefgründigkeit und<br />

wohltuen<strong>der</strong> Warmherzigkeit behandelt. Es sei<br />

Pflicht für jeden, <strong>der</strong> mit dem Strafvollzug zu<br />

tun hat, alle Möglichkeiten zu nutzen, die die<br />

Wissenschaft an die Hand gibt, um klarer hineinzuschauen<br />

in da« Getriebe de« Lebens mit<br />

seinen unübersehbaren Wechselwirkungen von<br />

Persönlichkeit, Umwelt und Vererbung, von<br />

denen aber doch die Persönlichkeit für die Kr<strong>im</strong>inalität<br />

da« Grundlegende bleibe. Da« beste<br />

System für die Persönlichkeitsforschung habe<br />

heute Belgien. In Deutschland sei Bayern auf<br />

diesem Wege vorangeschritren, das die Führung<br />

von psychologisch-sozialen Untersuchungsbogen<br />

für jeden Gefangenen angeordnet habe, während<br />

an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> mit dieser Arbeit noch in den<br />

Anfängen stünden. Viel Wichtiges und Notwendiges<br />

sei auf diesem Gebiete noch zu leisten.<br />

Der Vortragende schloß mit einem Bekenntnis<br />

zu dem Glauben an einen guten Kern in jedem,<br />

<strong>der</strong> nicht irgendwie durch Krankheit in seinen<br />

Entschlüssen beeinträchtigt sei, was allerdings<br />

bei einem nicht geringen Prozentsatz <strong>der</strong> Kr<strong>im</strong>inellen<br />

festgestellt werden müsse, aber auch zu<br />

einem Glauben an starke Kräfte, die au« den<br />

tiefsten Quellen stammen und Persönlichkeit<br />

bildend und erneuernd wirken, an den Geist, in<br />

dem die Rheinisch-Westfälische Gefängnisgesellschaft<br />

gegründet sei und ihr Werk tue.<br />

Möchten reiche Anregungen zu einem <strong>im</strong>mer<br />

besseren Strafvollzug in christlicher Liebe und<br />

Gerechtigkeit von <strong>der</strong> Tagung ausgehen!<br />

Pfarrer Hennicke.<br />

Die Vereinigung evangelischer Gemeindevertreterinnen <strong>im</strong><br />

<strong>Rheinland</strong> hat an die Vorstände <strong>der</strong> Kreissynoden folgende Eingabe gerichtet:<br />

„Der unterzeichnete Vorstand erlaubt sich <strong>im</strong><br />

folgenden einen dringenden Antrag an die Kreissynode<br />

zu richten mit <strong>der</strong> höflichen Bitte, denselben<br />

noch be! <strong>der</strong> bevorstehenden Tagung zur<br />

Verhandlung zu bringen,<br />

„Die Vereinigung evangelischer Gemeindeoertreterinnen<br />

<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> stellt an die Kreissynode<br />

den Antrag, bei den Wahlen zur Prooinzialsynode<br />

in den Fällen, in denen mehr als<br />

ein weltlicher Abgeordneter zu entsenden ist,<br />

unter den Abgeordneten eine Frau und sonst eine<br />

Frau al« Stellocrtreterin zu wählen."<br />

Begründung: Der letzten rheinischen Provinzlalsynode<br />

gehörten nur drei Frauen als Fachoertreter,<br />

jedoch keine Frauen als Abgeordnete <strong>der</strong><br />

Kreissynoden an. Diese Tatsache ist umso be»<br />

dauerlicher, al« 856 Frauen den Gemeindekörperschaften,<br />

12 den Kreissynoden angehörten.<br />

E« ist noch nicht festgestellt, wieviel Frauen bei<br />

den letzten Wahlen in die Gemeindekörperschaften<br />

eintraten, doch kann mit Sicherheit angenommen<br />

werden, daß es nicht weniger geworden<br />

sind. Auf Grund <strong>der</strong> genannten Zahlen ist <strong>der</strong><br />

Wunsch berechtigt, daß die Kreissynoden Wert<br />

85


86<br />

darauf legen, auch Frauen in die Prooinzialsynode<br />

zu entsenden. Die kirchliche Mitarbeit <strong>der</strong><br />

Frau hat sich auf den verschiedensten Gebieten<br />

des Gemeindelebens sehr segensreich ausgewirkt<br />

und sollte für die Provinzialkirche fruchtbar gemacht<br />

werden. <strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> Konsistorium<br />

<strong>der</strong> Rheinprooinz hat <strong>im</strong> Kirchlichen Amtsblatt<br />

unterm 30. 9. 27 den folgenden Beschluß <strong>der</strong><br />

8. Generalsynode bekanntgegeben:<br />

„Die 8, Generalsynode hat in ihrer Sitzung vom<br />

2. 6. 27 u. a. den Beschluß angenommen:<br />

Generalsynode dankt den Frauen, die sich für<br />

die Mitarbeit in den Organen <strong>der</strong> kirchlichen<br />

Selbstverwaltung haben bereitfinden lassen, und<br />

spricht die Erwartung aus, daß dieser Kreis<br />

sich <strong>im</strong>mer mehr erweitern werde und die Eigenart<br />

<strong>der</strong> Frau auf diesem Gebiet kirchlicher<br />

Frauenarbeit <strong>im</strong>mer umfassen<strong>der</strong> fruchtbar<br />

werde."<br />

Die Vereinigung evangelischer Gemeindeoertreterinnen<br />

<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> bittet die Kreissynoden,<br />

durch die Wahl von Frauen in die Provinzialsynode<br />

<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Gencralsynode ausgesprochenen<br />

Erwartung Folge zu geben.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> Vereinigung eoangcl.<br />

Gemeindeoertreterinnen <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>.<br />

Nachrichten aus dem Melanchthonbund<br />

(Verband <strong>der</strong> evangelischen Eltern an den mittleren und höheren Schulen <strong>Rheinland</strong>s)<br />

Der Bonner Schulfall hat noch ein<br />

kleines Nachspiel gehabt, worüber <strong>im</strong> dortigen<br />

Sonntagsblatt 18, 271, zu lesen: Der Redner<br />

<strong>der</strong> Vereinigten Parteien, Stadtverordneter<br />

Bauer, hatte in <strong>der</strong> Sitzung <strong>der</strong> Stadtverordneten-Versammlung<br />

am 26. 4. bemerkt: „Eine<br />

beson<strong>der</strong>« unangenehme Ueberraschung brachte<br />

uns die Wahl <strong>der</strong> Direktorin des Oberlyzeums.<br />

Auch in diesem Falle mußten wir <strong>der</strong> Iüehrheit<br />

weichen, <strong>der</strong> Machtbestand hat gesiegt". Daraufhin<br />

äußerte <strong>der</strong> Sprecher des Zentrum«, Stadtverordneter<br />

Goergen, u. a.: „Der Vertreter <strong>der</strong><br />

evangelischen Gemeinde hat un« gegenüber erklärt:<br />

Nachdem die Direktorin gewählt ist, wollen<br />

wir da« Vorgefallene begraben und gemeinsam<br />

an dem weiteren Ausbau <strong>der</strong> Schule arbeiten.<br />

Wenn <strong>der</strong> Vertreter <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde<br />

eine solche Erklärung abgeben konnte,<br />

dann finde ich es son<strong>der</strong>bar, daß man sich in <strong>der</strong><br />

Stadtverordneten-Versammlung noch einmal für<br />

Dinge einsetzt, die für an<strong>der</strong>e Leute, die sich<br />

vorher dafür eingesetzt haben, längst erledigt<br />

sind." Demgegenüber weist Pfarrer Frick darauf<br />

hin, daß diese letzten Worte allgemeines Erstaunen<br />

und Befremden auslösten. Eine Erklärung<br />

habe er <strong>der</strong> Zentrumspartei noch niemals<br />

gegeben, noch weniger de« Inhalts, wie<br />

Herr Geoergen behauptet. Au« seiner sehr<br />

harmlosen, selbstverständlichen Aeußerung gegenüber<br />

dem Stadtschulrat Dr. Baedorf sei ganz<br />

etwas an<strong>der</strong>e« gemacht, als sie besagte. — Im<br />

übrigen wolle man auch <strong>im</strong> Mitteilungsblatt<br />

2/29, da« Mitte Mai herauskam, in <strong>der</strong> großen<br />

Rede Dr. Weisemanns über Elberfeld, M. Gladbach<br />

und Neuwied das Neueste nachlesen. Zum<br />

Oberstudicnrat an <strong>der</strong> Bonner Studienanstalt<br />

ist übrigens <strong>der</strong> evangelische Studienrat 37l e i -<br />

senburg gewählt worden. — Ein neuer<br />

Schulfall wird inzwischen von <strong>der</strong> Kölnischen<br />

Volkszeitung (Nr. 142 vom 26. 2. 29<br />

und Nr. 348 vom Pfingstsonntag, den 19. 5. 29)<br />

an die Wand gemalt. E« handelt sich um die<br />

nur allzu durchsichtigen Bemühungen des Zentrum«,<br />

am Realgymnasium Köln-Mülhe<strong>im</strong> einen<br />

Wechsel in <strong>der</strong> Leitung herbeizuführen. Die<br />

Stadtverwaltung wird aber wohl am besten wissen,<br />

weshalb sie au« einer Mücke nicht einen<br />

Elefanten macht und den Schulfrieden an jener<br />

Anstalt und damit in Groß-Köln nicht zu gefährden<br />

gedenkt. — Neuerding« wird da« Gerücht<br />

von Dr, Becker« Rücktrittsabsichten<br />

verbreitet. Zur Stunde ist noch nicht<br />

zu sehen, wa« daran wahr ist: es wird aber<br />

schon <strong>der</strong> sozialistische Oberregierungsrat Dr.<br />

König als Nachfolger de« Ministers genannt<br />

(Der Tag Nr. 121 vom 22. 5. 29, Essener Anzeiger<br />

11? vom 22. 5. 29). — Inzwischen ist<br />

zum Vizepräsidenten <strong>im</strong> Koblenzer Provinzial-<br />

Schulkollegium <strong>der</strong> dortige Oberschulrat Dr.<br />

Göcking ernannt worden, ein Zentrumsmann,<br />

Wir sind <strong>der</strong> guten Zuversicht, daß <strong>der</strong> Partei-<br />

mann <strong>im</strong> Kultusministerium wie <strong>im</strong> Prooinzial-<br />

Schulkollegium bei Uebernahme seines Amtes<br />

es als seine selbstverständliche Pflicht betrachtet,<br />

seine Parteistellung abzulegen und eine unparteiische<br />

Gerechtigkeit anzustreben. Wir begegnen<br />

darum dem neuen Vizepräsidenten mit unserem<br />

Vertrauen, können aber <strong>im</strong>merhin unser Bedauern<br />

darüber nicht unterdrücken, daß man bei<br />

Wie<strong>der</strong>bcsctzung diese« wichtigen Posten« den<br />

evangelischen Rheinlän<strong>der</strong>n nicht dasselbe Recht<br />

zugestanden hat wie 1927 den katholischen<br />

Hessen-Nassauern, die trotz geringerer Minorität<br />

in Dr. Sondag einen Mann ihrer Konfession<br />

als Vizepräsidenten durchsetzen konnten. — Eine<br />

wohlgelungene Tagung <strong>der</strong> Nezirksgruppe<br />

Nie<strong>der</strong>rhein fand am 15. 5. 29<br />

in <strong>der</strong> Sozietät zu M örs statt unter Leitung<br />

von Studicnrat Hahn, Mör«. <strong>Das</strong> Eingangsreferat<br />

hielt Studienrat List, Homberg,<br />

über: Schulreform und Gegenwart. Den Kampf<br />

um die höhere Schule beleuchtete Studienrat<br />

Hahn: Pfarrer Wallroth von <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />

in Essen legte da« neue Mitteilungsblatt<br />

vor und besprach die Stellungnahme des<br />

Bundes <strong>im</strong> Kampf um die Parität an den<br />

öffentlichen mittleren und höheren Schulen<br />

<strong>Rheinland</strong>s, <strong>im</strong> beson<strong>der</strong>en in <strong>der</strong> an mehreren<br />

Orten akut gewordenen Frage de« regionalen<br />

Systems bei <strong>der</strong> Besetzung <strong>der</strong> Studienrats- und<br />

Direktorstellen, Die Geschäftsstelle befindet sich<br />

in guter Gesellschaft, wenn sie das regionale<br />

System, auch da, wo e« un« vorübergehend Vorteile<br />

bringt, ablehnt: sie kann sich berufen auf<br />

Klatt, Goerbig, Weisemann, Zur Sache siehe<br />

den Leitartikel <strong>im</strong> Mitteilungsblatt Nr, 2/29.<br />

— Die Gruppe Krefeld verlor ihren Kassierer,<br />

Verwaltungsinspektor Grund«, die<br />

Gruppe Hamborn ihren Schriftführer,<br />

Vürobeamten F ü n d e r i ch. Beide Männer,<br />

<strong>der</strong>en treue Mitarbeit wir viel verdanken, werden<br />

schwer zu ersetzen sein.<br />

M Zeitschriftenschau<br />

lieber die Grundlagen pädagogischen<br />

Denkens, von v. Magd. o.<br />

Tiling (Schule und Evangelium IV, I, S.<br />

3—16). Die Erziehungswissenschaft<br />

<strong>der</strong> Gegenwart und die christliche<br />

Pädagogik, von Wilh, Heienbrok<br />

(Ev. Päd. IV 3, S. 81—95) Wilh. Rein<br />

(ebd. IV 3, S. 117 f.). Paul Oestreich, v.<br />

Martin Weife (Schule und Elternhaus XI 1,<br />

S. 3 f.). Wehmütige Betrachtungen<br />

eine« Idealisten, Aeußerungen Oestreichs<br />

(Sbl, Bonn 16, 245). K i r ch e n fe i n dliche<br />

Aeußerungen dieses Führers <strong>der</strong><br />

Entschiedenen Schulreformer s, in Eo. Päd.<br />

IV 3, S. 107. l<strong>im</strong> den Schulpsychologen,<br />

von Oberstudiendirektor R y l l, Görlitz<br />

(Deutsche« Phil. Bl, 279—281). Ebenfalls<br />

Umschau<br />

> Aeußere Mission<br />

Die Friedenskonferenz <strong>der</strong> Weltreligionen<br />

Zur Vorbereitung <strong>der</strong> Friedenskonferenz <strong>der</strong><br />

Weltreligionen, die <strong>im</strong> nächsten Jahre in Genf<br />

stattfinden soll, bereist Dr. Henry A. Atkinson,<br />

3- 3- Indien, China und Japan, um mit den<br />

Religionen diese« Lande« wegen ihrer Beteiligung<br />

an <strong>der</strong> Konferenz Fühlung zu nehmen.<br />

Die Reden <strong>der</strong> Vorkonferenz, die <strong>im</strong> vergangenen<br />

September in Genf stattfand, sind soeben<br />

unter dem Titel „The World'« Religion«<br />

against War" in Buchform erschienen.<br />

Innere Mission<br />

Aus dem Beutel <strong>der</strong> Steuerzahler<br />

Wie stark die dem Alkoholismu« Verfallenen<br />

die öffentliche Wohlfahrtspflege<br />

vor allem <strong>der</strong> Gemeinden belasten, ist bekannt.<br />

In einer norddeutschen Mittelstadt sind eingehende<br />

Untersuchungen über die durch die<br />

Trinker verursachten Kosten gemacht worden,<br />

die durch das Presseamt <strong>der</strong> Stadt in <strong>der</strong><br />

Ortspresse verbreitet wurden. Um die Jahreswende<br />

1927 wurden dort 113 Trinker beobachtet,<br />

von denen nicht weniger als 68 dem<br />

Wohlfahrtsamt zur Last fielen. Au« diesen<br />

68 Fällen wurden 15 wahllos herausgegriffen,<br />

die seit dem 1. Januar 1924 betreut und<br />

unterstützt wurden. Für Unterstützung aller<br />

Art und für Heilbehandlung in Anstalten<br />

wurden insgesamt für diese 15 Fälle 22 925<br />

Mark aufgewendet, t>. h. i. I. durchschnittlich<br />

5731 Mark, Wenn man ann<strong>im</strong>mt, daß<br />

die übrigen Fälle etwa die gleichen Unkosten<br />

verursacht haben, so beträgt die unmittelbare<br />

geldliche BelastungdesWohlfahrt«amte«<br />

durch Schäden de« Alkoholismu« in<br />

einem Jahr rund 26000 Mark.<br />

Dabei sind die mittelbaren Schäden durch<br />

Zerrüttung des Familienleben«, Krankheiten<br />

und Verbrechen und die dadurch notwendig<br />

werdenden weiteren Leistungen <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Wohlfahrtspflege noch gar nicht mit in Rechnung<br />

gestellt. Ein Beweis für die überaus<br />

starke Belastung des steuerzahlenden Bürger«<br />

durch die Schäden des Alkoholismus.<br />

Diese Feststellungen sind ein Beitrag auch zu<br />

<strong>der</strong> Frage, ob eine Erhöhung <strong>der</strong> Alkoholsteuern<br />

und damit eine Heranziehung <strong>der</strong> Alkoholkonsumenten<br />

zu den öffentlichen Lasten gerechtfertigt<br />

ist.<br />

A Soziales und Sozialethisches<br />

Siedlung für Lungenkranke<br />

E« ist bekannt, daß die kleinen und dunklen<br />

Wohnungen, in denen beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Großstadt<br />

die Menschen eng zusammengepfercht<br />

sind, einen Herd für ansteckende Krankheiten<br />

darstellen. Einen vorbildlichen Weg zur Abhilfe<br />

hat die Stuttgarter Stadtverwaltung<br />

mit dem Bau einer Siedlung für<br />

Familien mit lungenkranken<br />

Mitglie<strong>der</strong>n beschritten. Terrassenförmig,<br />

so daß ein Block den an<strong>der</strong>en überhöht, er»<br />

hebt sich <strong>der</strong> aus mehreren Blöcken mit je<br />

4 Wohneinheiten bestehende Kompler an hervorragend<br />

sonnigem Berghang. Etwas<br />

Beson<strong>der</strong>es an den Gebäuden ist <strong>der</strong> sog. saalartige<br />

Tagraum für die Kranken <strong>im</strong><br />

obersten Stock unter dem flachen Dach, dem<br />

eine überdeckte Terrasse vorgebaut ist. Licht<br />

und Luft, die unentbehrlichen Heilmittel, haben<br />

hier von allen Seiten Zutritt. Zwischen<br />

den Häufergruppen sind Bäume angepflanzt


und Zufahrtswege gebaut. Vor allem ist auf<br />

die hygienische Einrichtung <strong>der</strong> Gebäude viel<br />

Sorgfalt verwendet worden. So wurden die<br />

Schmutzwinkel vermieden, in denen sich leicht<br />

ein Infektionsherd ansiedeln kann, die Badewannen<br />

daher eingemauert, Waschbecken, Ge»<br />

schirrschrank u. vgl. eingebaut. Auch eine<br />

Schwesternstation wird zur Zeit in einem kleinen<br />

Anbau eingerichtet. Sie soll <strong>der</strong> Kontrolle<br />

und zur raschen Hilfeleistung in Notfällen<br />

dienen.<br />

Es wäre begrüßenswert, wenn diese Stuttgarter<br />

Krankensiedlung, die die erste dieser Art<br />

in Deutschland darstellt, auch in an<strong>der</strong>en<br />

Städten Nachahmung finden würde.<br />

<strong>Das</strong> Einfamilienhaus<br />

Während in an<strong>der</strong>en Staaten, so vor allem in<br />

Holland und England, schon seit Jahrzehnten<br />

da« Einfamilienhaus o<strong>der</strong> Kleinhaus die bevorzugte<br />

Form <strong>der</strong> Siedlung darstellt, liegen<br />

in Deutschland die Verhältnisse noch vielfach<br />

recht ungünstig. Nach dem Krieg sind erfreuliche<br />

Fortschritte gemacht, die aber nicht einheitlich<br />

ganz Deutschland erfassen. Am meisten<br />

verbreitet ist das Einfamilienhaus <strong>im</strong> Nordwesten<br />

Deutschlands, wärend <strong>der</strong> Süden und<br />

Osten sehr dagegen abfällt. Die« zeigt ein<br />

Vergleich <strong>der</strong> folgenden Städte: Bremen mit<br />

58,6 Prozent Wohnungen <strong>im</strong> Kleinhaus,<br />

München Gladbach mit 44,4 Prozent,<br />

Mülhe<strong>im</strong>-Ruhr mit 34,1 Prozent,<br />

Münster i, W. 27,8 Prozent, Karlsruhe mit<br />

14,4 Prozent. München mit 3,9 Prozent,<br />

Berlin mit 3,6 Prozent, Breslau mit 2,2 Proz.<br />

Arbeilende Ehefrauen<br />

Nach den Ergebnissen <strong>der</strong> Volkszählung von<br />

1925 hat die Zahl <strong>der</strong> erwerbstätigen Ehefrauen,<br />

die einem Haupterwerb nachgehen, z u -<br />

genommen. Gegenüber 1607 ist <strong>der</strong> Prozentsatz<br />

<strong>der</strong> hauptberuflich tätigen Ehefrauen<br />

von knapp 26 Prozent auf beinahe 29 Prozent<br />

gestiegen. Es sind gerade in den jüngeren<br />

Ehen mehr Frauen erwerbstätig als früher.<br />

Beachtet man nun noch die Zugehörigkeit des<br />

Ehemannes zu einer best<strong>im</strong>mten Berufsgruppe,<br />

so ergibt sich, daß bei den Frauen, die selbständig<br />

o<strong>der</strong> mithelfend sind, ein nicht unbeträchtlicher<br />

Rückgang auffällt, <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong><br />

Landwirtschaft zu verzeichnen ist, während die<br />

Berufstätigkeit <strong>der</strong> verheirateten Frau als Angestellte<br />

o<strong>der</strong> Arbeiterin, also an einer Arbeitsstätte,<br />

die mit ihrem Haushalt nicht zusammenfällt,<br />

erheblich zugenommen hat.<br />

Weiterhin ließ es sich auch feststellen, daß<br />

gerade bei den sozial schlechter gestellten Volkskreisen<br />

die Erwerbstätigkeit <strong>der</strong> Frau stärker<br />

zugenommen hat, wobei noch zu berücksichtigen<br />

ist, daß die Zahl <strong>der</strong> erwerbstätigen verheirateten<br />

Frauen überhaupt rascher gewachsen ist<br />

als die Zunahme <strong>der</strong> erwerbstätigen Frauen<br />

überhaupt.<br />

Im an<strong>der</strong>en Lager ^<br />

Nekenntniszahlen<br />

In den Vereinigten Staaten sind von den<br />

über 100 Millionen Einwohnern 80 Prozent<br />

Protestanten. In England kamen 1789 auf<br />

34 Millionen Einwohner 6 Millionen Katholiken,<br />

heute sind es unter 42 Millionen nur<br />

noch 5 Millionen Katholiken. In Belgien hat<br />

die Zahl <strong>der</strong> Protestanten seit 1830 um 23 000<br />

zugenommen. In <strong>der</strong> Schweiz ist in den Jahren<br />

1910 bis 1920 die Zahl <strong>der</strong> Katholiken<br />

von 1593 558 auf 1528 000 gesunken, während<br />

die Zahl <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n in dem gleichen<br />

Zeitraum von 2 107 590 auf 2 217 590<br />

stieg. Daß die Tschechoslowakei das stärkste<br />

Verlustland de« Katholizismus ist, ist bekannt.<br />

Dort hat die Papstkirche seit 1918 rund 1)4<br />

Million ihrer Angehörigen verloren, und die<br />

Abfallbewcgung geht weiter.<br />

mit dem Hoffmann-Sternschen Gutachten<br />

über Sittlichkeitsoergehen beschäftigt<br />

sich vom Standpunkt des Scxualforscher« aus<br />

Albert Moll, Berlin (ebd. 18, 262—265).<br />

Verlegung des Unterrichts in«<br />

Landschulhe<strong>im</strong> (Schule und Erziehung<br />

XVII 2, S. 139 f.). <strong>Das</strong> Schlagwort <strong>der</strong><br />

Auspowerung <strong>der</strong> Volksschule unrichtig<br />

(Dtsch. Phil. Bl. 18, S, 269). D i e<br />

mittlere Reife (Mittelschule 18, S. 277).<br />

Der angebliche Rückgang <strong>der</strong> Leistungen<br />

an unfern höheren Schulen,<br />

von Prof. Dr. Launstein, aus dem Hamburger<br />

Frcmdenblatt vom 18. 4. 1929 (Dtsch.<br />

Phil. Bl. 18, S. 270). Vernichtung <strong>der</strong><br />

höheren Schulen? Von Dr. Gerh,<br />

Borg Horst, Berlin (Pädagogisches Echo 15,<br />

S. 131). Konfessionalisierung <strong>der</strong><br />

höheren Schule? Von Schmidt, Risa<br />

(Schule und Elternhaus XI, 1, S. 6 f.). Heber<br />

Landös Vortrag, worin die Frage <strong>der</strong><br />

konfessionellen o<strong>der</strong> paritätischen<br />

höheren Schule eigenartig beleuchtet wird,<br />

und welcher in <strong>der</strong> Monatsschrift für höhere<br />

Nachweis neuester Literatur, beson<strong>der</strong>s von<br />

Au fsätzen in Zeitschri ften, über Hauptgebiete.<br />

Angeführte Schriften sind be<strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />

Preßverband einzusehen, nicht zu<br />

entleihen. Der Verlag des Preßoerbandes<br />

besorgt jedoch alle Schriften — zum käuflichen<br />

Erwerb — umgehend.<br />

W Aeußere NNssion<br />

Was geschieht gegen die große Hungersnot in<br />

China? Von Witte. (Christliche Welt.)<br />

75 Jahre Herberge zur He<strong>im</strong>at in Bonn, Von<br />

Dr. Liz. Ohl. (Innere Mission): ebenda weitere<br />

Literatur aus Anlaß des Jubiläums <strong>der</strong><br />

Herberge zur He<strong>im</strong>at.<br />

Zigeuner-Mission. Von Zeller. (Volksmission):<br />

ebenda Kirchliche Wochenendarbeit. (Volksmission.)<br />

Gefangenenfürsorge. Von Nicmöller (Ziele und<br />

Wege); ebenda noch weitere Aufsätze über Gefangenen-<br />

und Gefährdeten-Fürsorge.<br />

Wesen und Bedeutung <strong>der</strong> evangelischen Kin<strong>der</strong>pflege,<br />

Von Wicht. (<strong>Evangelische</strong> Frauenzcitung.)<br />

Altershe<strong>im</strong>e — eine soziale Notwendigkeit. Von<br />

Wolff. (Die Frau.)<br />

Gustav»Adolf- Verein<br />

M und Ausland-Deutschtum<br />

Die Diaspora in Siebenbürgen. Von Buchhalla.<br />

(Die evangelische Diaspora.)<br />

Soziales und Sozialethisches<br />

Neue Versuche über die Erblichkeit erworbener<br />

Eigenschaften. Von Dr. Mayer (Neue Welt).<br />

Die Seelsorgernot <strong>der</strong> Weltstadt. Von Dr.<br />

Böhm (Schönere Zukunft).<br />

Entartete Geldwirtschaft. Ton Werle (Schönere<br />

Zukunft).<br />

Von den Grenzen sozialpolitischer Arbeit. Von<br />

Zwiedineck von Eüdenhorst (Stockholm).<br />

Vergiß die deutsche Ostmark nicht. Von Höltze<br />

(Volksmission).<br />

Zur kirchlichen Austrittsbcwcgung. Von L. R.<br />

(Die evangelische Gemeindeschwester).<br />

Schulen, 1929, Heft 2 und 3, abgedruckt ist,<br />

s. Eo. Päd. IV 3, S. 109 f. Kindliche<br />

Wünsche und Gedanken hinsichtlich<br />

des künftigen Berufs, von Dr.<br />

Aug. Messer, Gießen (Päd. Schwartzsche<br />

Vak. Ztg. 15, 132—135). Berufe für<br />

Schüler au« Mittel- und höheren<br />

Schulen, von P, Holz (Der ev. Beamte<br />

4, 43—46: 5, 55—57). Eo. Stipendien-<br />

Wesen in <strong>der</strong> Provinz Westfalen,<br />

von Pfarrer Richter, Herbede (das Eogl.<br />

Westfalen VI 4, S. 36—38). Rheinisches<br />

evangel, Stipendienwesen, von Dir.<br />

Pfarrer Seiler, Essen (Mitteilungsblatt de«<br />

Melanchthonbundes 1929, 2). Kin<strong>der</strong>reiche<br />

Familien und Schulgeld, von demselben<br />

(ebd.). Unser theolog, Nachwuchs,<br />

von D, Schnei<strong>der</strong>, Berlin (<strong>Das</strong><br />

Eo. Deutscht». 16, S. 131 f.). lieber die<br />

theolg. Schule Elberfeld, Ref.<br />

Kirch. Ztg. 18, 141: Ref. Wb. Bl. Elberfeld<br />

18, Beilage. Theolg. Vorlesungen in<br />

<strong>Rheinland</strong> und Westfalen, Sommer-<br />

Sem. 1929 (K. Rh. W. 8, 124—126).<br />

<strong>Das</strong> Arbeitstelegramm<br />

Alkoholismu« als Krankheit. Von Witte<br />

(Christlicher Volkswart).<br />

William Booth, zum lOdjährigen Geburtstag.<br />

Von Götz.<br />

Dokumente <strong>der</strong> Not. Von Klatt (Hefte für<br />

Bücherciwesen).<br />

Grundsätzliches und Tatsächliche« zur Beoölkerungsfrage.<br />

Von Näumer (Die Frau).<br />

Woran erkennt man eine Wirtschaftskrise? Von<br />

Herold (Arbeiter-Jugend).<br />

Zentrale Bedeutung des Nerufsethos für die<br />

Arbeiterbewegung (Führer-Korrespondenz),<br />

Oekumenische Bewegung<br />

Die Wirkung des Trennungsgesetzes auf die<br />

französischen <strong>Kirche</strong>n, Von Pieper (Neuwert).<br />

W Kunst und Volksbildung<br />

Postillen. Von Dr. Noudriot (Eckart).<br />

Volk und Rundfunk. Von Trampler (Deutsche<br />

Volksbildung).<br />

Volkstumpflege in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Volkspflege.<br />

Von Getzeny (Volkstum und Volksbildung).<br />

Grammophon als Bildungsmittel (Volkstum und<br />

Volksbildung).<br />

Volkstanz als Aufgabe <strong>der</strong> Musikerziehung. Von<br />

Müller (Musik <strong>im</strong> Leben).<br />

Von Laienspielen in Steiermark, Von Oberndorfer<br />

(Volksbildung in Oesterreich).<br />

Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Von Lotze (Freie<br />

Volksbildung).<br />

Von <strong>der</strong> Tragik <strong>der</strong> katholischen Volksbildungsarbeit.<br />

Von Honig (Die Bücherwelt).<br />

Katholische Bildungswerte. Von Heinen (Führerkorrespondenz).<br />

V Jugend und Jugendbewegung<br />

Gedanken zur Sportbewegung. Von Ernst<br />

Kemmer (Kunstwart),<br />

20 Jahre Bund deutscher Jugcndoercine. Von<br />

Eyermann (Christentum und Wirklichkeit).<br />

Lehroerhältnis und Berufsordnung für die ländliche<br />

Arbeiterjugend. Von Dyhrenfurth (<strong>Das</strong><br />

Land).<br />

Die Mädchen in den Iugendoerbänden und ihre<br />

Stellung zur Frauenbewegung. Von Schmidt<br />

(Die Frau).<br />

Sorgen um den Nachwuchs (Arbeiterjugend).<br />

Iugendkrise in Rußland, Von Garwy (Arbeiter-<br />

Jugend),<br />

87


88<br />

Frauenwelt<br />

Einflüsse de« Spiele« auf die Entwicklung <strong>der</strong><br />

weiblichen Jugend. Von Thorbecke (Christliche<br />

Volksmacht).<br />

Zur Ehereform (<strong>Evangelische</strong> Frauenzeitung).<br />

Abwärtsgleitende Worte, Von Kirchbach (<strong>Evangelische</strong><br />

frauenzeitung,)<br />

Die rechtliche Stellung <strong>der</strong> verheirateten Neamtin.<br />

Von Lehmann (<strong>Evangelische</strong> Frauenzeitung),<br />

Jesu« und die Frauen. Von Ehrhold (Die Iugendhilfe).<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Bibliographie rheinischer<br />

evangelischer Zeitschriften<br />

Gemeindliches<br />

Burgsolm«, Geschichtliche« (So. Gr.<br />

Braunfels 20, 312). 25 Jahre Katernberger<br />

Vereinshau« (Ref. <strong>Kirche</strong>nzeitung<br />

2«, 157). Kirchliche Sitten in<br />

»er Kettwiger Gegend, Forts. (So. Ztg.<br />

Kettwig 15, 24«: 1«, 256: 17, 288: 1», 284:<br />

19, 300: 20, 312). Die Kartause in Köln<br />

(Eo. luth. Gbl. Elberfeld 16, 194). Aus <strong>der</strong><br />

Geschichte <strong>der</strong> eoang. Gemeinde zu K r e f e l d,<br />

o. Prof. Bemme (Eo. Volkskirchenbund zu<br />

Krefeld: 3, 259 f.: 5, 275/77). Da« Gespröß<br />

in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Krofdorf und die drei<br />

Eulenknupff auf <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, v. Liz. Müller,<br />

Dutenhofen (So. Gr. Wetzlar-Ld. 20, 310 f.).<br />

100 Jahre eoang. Frauenverein in Langen«<br />

berg (So. Gr. Langenberg 19, 299 f.). Au«<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit unserer Gemeinde, o. E.<br />

Gel<strong>der</strong>blom (Ki. Wo. Bl. Mei<strong>der</strong>ich 16,<br />

12?: 17, 135). Neue« auf, <strong>im</strong> und am Vieler!<br />

(So. Gr. Op laden 16, 256). ION Jahre<br />

evangelische Gemeinde P r ü m, o, Pfarrer Vollpracht,<br />

Prüm (Glaube und He<strong>im</strong>at 19, 147 f).<br />

In <strong>der</strong> kirchengeschichtlichen Abteilung de«<br />

Stadt. Museum«, v. Museumsdirektor Dr. W.<br />

Rees (Ev. Gbl. f. Rem scheid 20, 4 f.).<br />

Wi<strong>der</strong> au« <strong>der</strong> Vergangenheit <strong>der</strong> lutherischen<br />

Gemeinde in Ronsdorf, v. Pfarrer Schön,<br />

Forts, (Ronsdorfer Hausfreund 15, 244 ff.: 16,<br />

261 ff.: 17, 277 f.). Aus dem Leben und Erleben<br />

<strong>der</strong> Diaspora: Saarburg, v. Pfarrer<br />

Iörß, Boppard (Rhein.-Westf. G.-A. Bl. 5,<br />

36 f.). Im Verlag von Karl Köhler, Wesel,<br />

erschien eine Denkschrift, 38 Seiten, 1,50<br />

Mark, anläßlich de« dreifachen Jubiläums<br />

am 26. 5. 29. Auf den Spuren de«<br />

siebenjährigen Krieges in unseren<br />

<strong>Kirche</strong>nbüchern, o. Pfarrer Liz. Müller, Dutenhofen<br />

(So. Gr. Wetzlar-Ld. 17, 266 f.: 18,<br />

282 f.: 18, 298 f.: 20, 310). Jugendroheiten<br />

am Sonntag o<strong>der</strong> die Sünden<br />

<strong>der</strong> Väter, 1829, von demselben (So. Gr. Wetzlar.-Ld.<br />

17, 266). Eine merkwürdige Ver«<br />

<strong>Das</strong> „<strong>Evangelische</strong><br />

<strong>Rheinland</strong>" lesen<br />

heißt:<br />

auf dem<br />

Laufenden bleiben!<br />

fügung au« dem Jahre 1775, von demselben<br />

(ebenda 18, 281 f.). Ein gere<strong>im</strong>ter<br />

Sieges- und Mahnruf anläßlich einer Pfarrerwahl<br />

in Wichlinghausen — betrifft<br />

San<strong>der</strong> — (So, Gr. Barmen-Wichlinghausen<br />

16, 7). Religiöse Strömungen in<br />

<strong>der</strong> neueren Dichtung, nach einem Vortrag<br />

o, Prof. Hermann, Koblenz (So. Gr. Opladen<br />

20, 312).<br />

W Persönliches<br />

Dr. Wilhelm Busch, <strong>der</strong> 33. lutherische Pastor<br />

in Elberfeld, v. v. Heinrich Niemöller, Elberfeld<br />

(Eo. luth. Gbl. Elberfeld 16, 189 f.).<br />

Ernst Hense, <strong>der</strong> 34 von demselben<br />

(ebenda 17, 200). v. Johann Heinrich 3? lern<br />

ö l l e r, <strong>der</strong> 35 von demselben (ebenda<br />

17, 201). Paul Bornhak, <strong>der</strong> 36 von<br />

demselben (ebenda 18, 211 ff.). G. A. Pathe ,<br />

<strong>der</strong> 37. ... von demselben (ebenda 19, 224),<br />

Julius Risch, <strong>der</strong> 38. ... von demselben<br />

(ebenda 19, 224 f,), Johanne« Crem er, <strong>der</strong><br />

39. ... von demselben (ebenda 20, 235 f.).<br />

F. W. Fohrmann, <strong>der</strong> 4«<br />

von demselben (ebenda 20, 236). Frühlicht am<br />

Rhein, ein Lebensbild v. A. Clarenbach,<br />

o. Pfarrer Liz. Klugkist-Hesse, Elberfeld (Duisburger<br />

So. Bl. 17, 204: <strong>Kirche</strong>nanzeiger Köln<br />

17, 267: Düsseldorfer So. Bl. 16, 6: Ref. <strong>Kirche</strong>nzeitung<br />

17, 133). Was hatte A. Clären»<br />

bach für Lehrer?, v. Pfarrer Liz. Klugkist-<br />

Hesse (Ref. Wo. Nl. Elberfeld 17, 133 f.).<br />

Ä, Clarenbach in den Händen <strong>der</strong> Sänger,<br />

Dichter und Gelehrten, von demselben (ebenda<br />

18, 139 f.). Ein fehlerhafte« Datum<br />

am Elarenbach-Denkmal — als Todestag<br />

<strong>der</strong> 29. statt 28. 9. 1529, von demselben<br />

(ebenda 19, Beilage). Bil<strong>der</strong> au« Pastor Dammann«<br />

Leben (Hand in Hand 20, 1 ff.). Berufung<br />

de« Pfarrer« Egidiu« Günther Hellmund<br />

von Daden nach Wetzlar <strong>im</strong> Jahre<br />

1711, Forts. (So. Gr. Wetzlar-Stadt 16, 255 f.:<br />

17, 267 f.: 18, 283 f.: 19, 299 f.). Von alten<br />

Hunsrücker Pfarrgeschlechtern, v.<br />

Dr. Poos, Seiber«bach (So. Gr. <strong>Rheinland</strong> 21,<br />

324 f.). Auffindung eines Originalbriefe«<br />

des polnischen und ostfriesischen<br />

Reformator« Lasko in einem Bibliotheksbuch<br />

<strong>der</strong> Elberfel<strong>der</strong> ref. Gemeinde! (Ref. Wo.<br />

Bl. 20, Beilage). Albert Lorenz, Pfarrer<br />

in Bonn, Mein Lebenslauf, Rückschau und<br />

Rechenschaft, Bonner Unioersitäts-Buchdruckerei,<br />

in <strong>der</strong> nun abgelaufenen Vorbestellfrist 2 ^l<br />

(So. Bl. Bonn 1«, 249: 20, 302: So. Gr.<br />

Wichlinghausen 20, 7). Luther« Katechismus<br />

und <strong>der</strong> Heidelberger neben<br />

und miteinan<strong>der</strong> in Gebrauch. Auch eine<br />

Katechismuserinnerung aus <strong>der</strong> He<strong>im</strong>at,<br />

v. Pfarrer Liz. Müller, Dutenhofen (So.<br />

Gr. Wetzlar-Ld. 16, 254 f.). Corbach, <strong>der</strong><br />

Bonner Rechtsgelehrte Prof. Clemens Th,<br />

Perthe« (So. Gr. Bonn 19, 278 f.), Zur<br />

Erinnerung an Pastor Johannes Sckärer<br />

(Elberfel<strong>der</strong> ref. Wo. Bl. 18, Beilage). Ein<br />

Blick in da« Leben de« He<strong>im</strong>gegangenen Pastor«<br />

Immanuel Johannes Schärer, o. Liz. Klugkist-Hesse<br />

(Ref. Wo. Bl. Elberfeld 19, Beilage).<br />

Deutschland.<br />

In dem gemeinsamen Hirtenschreiben <strong>der</strong> Fuldaer<br />

Bischofskonferenz zum diesjährigen Schulsonntag<br />

am 12. 5. wird darauf hingewiesen,<br />

daß die Katholiken „<strong>im</strong>mer noch in Kampf<br />

und Abwehrstellung gegen große, einflußreiche<br />

Richtungen und Gruppen stehen, die <strong>der</strong><br />

katholischen Schule und ihren Erziehungsqrundsötzen<br />

keine Gerechtigkeit, keine Gleichberechtigung<br />

gewähren wollen, . . . Je langwieriger<br />

und zäher sich da« Ringen <strong>im</strong> Schulkampse<br />

entwickelt, um so mehr gilt es für da«<br />

katholische Volk, in stiller, hingeben<strong>der</strong> Kleinarbeit<br />

<strong>der</strong> katholischen Schule, wo wir sie al«<br />

teures Vätererbe noch besitzen, zu dienen und<br />

Ne mit allen Mitteln zu heben und zu för<strong>der</strong>n,<br />

sie dort, wo sie uns genommen wurde,<br />

wie<strong>der</strong>zugewinnen und in <strong>der</strong> bestehenden<br />

Schule den katholischen Erziehungsgrnudsätzen<br />

weitestgehenden Einfluß zu sichern".<br />

Die Hildegard-Schwestern,<br />

>>Ine in Berlin gegründete Genossenschaft ohne<br />

Gelübde mit einem dreifachen Treueschwur, die<br />

stch beson<strong>der</strong>« <strong>der</strong> aebärenden Mütter ann<strong>im</strong>mt,<br />

baben die bischöfliche Genehmigung erhalten.<br />

Eine ähnliche Genossenschaft wurde schon vor<br />

dem Kriege in Frankreich gegründet. —<br />

Der große Neubau de« Kölner erzbischöslichen<br />

Priesterseminars bei Bensberg-Köln ist kürzlich<br />

bezogen worden. Da« Theologie-Studium ist<br />

auf 12 Semester angesetzt worden, wovon 8<br />

Semester an <strong>der</strong> theologischen Fakultät in<br />

Bonn und 4 Semester <strong>im</strong> Seminar in Bensberg<br />

zugebracht werden. —<br />

Vorbildlich<br />

<strong>Das</strong> erzbischöfliche Ordinariat in Bamberg<br />

for<strong>der</strong>t <strong>im</strong> Amtsblatt vom 1. 5, 29 die Seel»<br />

sorgevorstände auf, die seiner Zeit von <strong>der</strong><br />

Diözesansnnode über die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> kirchlichen<br />

Kunst gefaßten Beschlüsse streng einzuhalten.<br />

Ohn ausdrückliche Genehmigung des<br />

Kirckenoorstande« dürfen in den <strong>Kirche</strong>n keiner,<br />

lei Gegenstände angebracht werden. Die Kir»<br />

chenvorstände haben störende Bil<strong>der</strong> aller Art,<br />

ungeeignete Votivtafeln, fabrikmäßig hergestellte<br />

Bildwerke und Vgl. rücksichtslos fern»<br />

zuhalten, bereit« vorhandene mit pastoraler<br />

Klugheit allmählich zu entfernen. Da« gilt beson<strong>der</strong>s<br />

von den Gipsstatuen (Herz-Jesu- und<br />

Herz-Mariä-Bildnissen), Oeldrucken (z. B,<br />

Kreuzweg) und sonstigen Massenartikeln, für<br />

die <strong>im</strong> Gotteshaus kein Platz sein sollte.<br />

Ebenso ssnd die neuerdings vielfach zum Kauf<br />

angebotenen Leuchtkruzifire als unwürdige<br />

Darstellungen abzulehnen. „Es gibt genug<br />

christliche Maler und Bildhauer, die auf Bestellungen<br />

warten und in förmlicher Not leben,<br />

weil eben nur billige Fabrikwaren bevorzugt<br />

werden. Es bedeutet darum gleichzeitig eine<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> christlichen Kunst und ein edles<br />

Werk <strong>der</strong> Nächstenliebe, bei Neuanschaffungen<br />

für <strong>Kirche</strong>n und Kapellen den Künstlern und<br />

dem Kunsthandwerk Bestellungen zukommen zu<br />

lassen."<br />

Kleine Mitteilungen<br />

In Stuttgart ist als erste evangelische Theologin<br />

in Württemberg Frl. Renate Ludwig<br />

für die Erteilung von Religionsunterricht in<br />

^Mädchenschulen angestellt worden. —<br />

Der bisherige evangelische Verband für die<br />

weibliche Jugend Deutschlands, <strong>der</strong> heute<br />

185 000 Mitglie<strong>der</strong> zählt, hat auf einer seiner<br />

letzten Mitglie<strong>der</strong>versammlungen seinen Namen<br />

in: „<strong>Evangelische</strong>r Reichsoerband<br />

weiblicher Jugend" abgeän<strong>der</strong>t. —<br />

Im kommenden Sommer werden in Schlesien<br />

3 evangelische Kin<strong>der</strong>lager geplant. Diese Art<br />

evangelischer Kin<strong>der</strong>erholung ist neu, sie soll<br />

eine gute Beeinflussung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> durch das


jugendliche Zusammenleben und gegenseitige<br />

Erziehen bewirken. —<br />

Aehnlich wie in Halle sind auch in Windsbach<br />

(Bayern) in Verbindung mit dem dortigen<br />

Pfarrwaisenhau« und in Würzburg<br />

Sprachenkonvikte für Theologen eröffnet<br />

worden. —<br />

In Deutschland gibt es 13 erblindete evangelische<br />

Pfarrer, darunter 4 Kriegsblinde, —<br />

Abendkurse zur Vorbereitung Erwachsener für<br />

die Konfirmation werden in einer Stadt<br />

Sachsen« veranstaltet. Es handelt sich um<br />

Leute, die in ihrer Jugend nicht konfirmiert<br />

worden sind. In diesem Jahre haben sich dazu<br />

21 Erwachsene gemeldet, —<br />

Auf einem katholischen MissionStag in Bochum<br />

wirkte auch <strong>der</strong> bekannte Ozeanflieger Hauptmann<br />

Koehl mit, <strong>der</strong> sich al« technischer Berater<br />

für die Miva (Missionsverkehrsarbeitsgemeinschaft),<br />

zur Verfügung gestellt hat. —<br />

In Deutschland gibt es 88 Krematorien. Die<br />

Gesamtzahl <strong>der</strong> Einäscherungen <strong>im</strong> Jahre<br />

1928 betrug 50 000 gegen 6084 in 24 Krematorien<br />

<strong>im</strong> Jahre 1910. Trotzdem ist die Zahl<br />

<strong>der</strong> Einäscherungen wesentlich zurückgegangen<br />

und steht sogar noch unter <strong>der</strong> üluote des<br />

Jahres 1926. —<br />

Nach <strong>der</strong> Schankstättenstatistik für 1927 gab<br />

es in Preußen 175 852 Gast- und Schankwirtschaften<br />

und an alkoholfreien Wirtschaften<br />

983«. Im ersten Falle entfällt auf je 239<br />

Einwohner und <strong>im</strong> an<strong>der</strong>n Falle auf 2972<br />

Einwohner eine Wirtschaft. In beiden<br />

Fällen steht die Rheinprovinz an<br />

erster Stelle.<br />

Anfang April starb in Lausanne Bischof Charles<br />

H. Brent, Präsident <strong>der</strong> Lausanner Weltkirchenkonferenz<br />

für das praktische Christentum<br />

und verdienstvoller För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> ökumenischen<br />

Bewegung. Die Stadt Lausanne bewilligte<br />

ihm ein Ehrengrab und will ihm<br />

ein Denkmal setzen. —<br />

Am 9, April fand in Genf die erste Tagung<br />

des Unterkomitecs <strong>der</strong> Stockholmer Weltkonferenz<br />

für Beziehung zwischen <strong>Kirche</strong><br />

und Arbeiterschaft statt. Zu gleicher<br />

Zeit tagte auch die Institutskommission unter<br />

dem Vorsitz von Prof, v. Titiu«. Für die<br />

soziale Forschung sind Gegenstände wie z. B.<br />

Arbeitslosigkeit, Schutz <strong>der</strong> Frauenarbeit usw.<br />

vorgeschlagen worden. —<br />

Die vatikanische Bibliothek in<br />

Rom wird als die größte <strong>der</strong> Welt 60 000<br />

Manuskripte und mehr als 250 000 Bände<br />

umfassen. Es ist dem Vatikan gelungen, in<br />

letzter Zeit bedeutende Sammlungen in<br />

seinen Besitz zu bekommen. —<br />

Unter den 10 Ministerien <strong>der</strong> neuen Regierung<br />

in China werden 5 von Christen<br />

geleitet. Zwei von den leitenden Ministern<br />

waren führende Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> christlichen Ver><br />

eine junger Männer. —<br />

Die <strong>Kirche</strong>nsteuern in Bayern ergaben<br />

für die katholische <strong>Kirche</strong> bei 4 Prozent<br />

3 897 000 ^M Kreisgemeinde Barmen<br />

Am 12. April ward begraben in Gemarkt<br />

Ehrenältester G. Rosenkranz, 77 Jahre<br />

alt. — Die Einführung von Pfarrei D. Humburg<br />

fand am 12. Mai daselbst statt. —<br />

Da die Friedhofekapelle am Norrenbcrg zu<br />

klein geworden, beschloß da« Presbytcrium in<br />

Wupperfeld einen Kapellenbau, berechnet<br />

auf 300 Sitzplätze. Die Pläne stammen vom<br />

Gemeindcarchitekten Mucke. — Die Gemeinde<br />

Wichlinghausen feierte am H<strong>im</strong>melfahrtstage<br />

das 20jährige Bestehen des Waldhe<strong>im</strong>es<br />

Pniel. — Da« bisher nur mit Stühlen besetzte<br />

große Schiff <strong>der</strong> Erlöserkirche bekam<br />

Bänke, die in <strong>der</strong> Wichlinghauser <strong>Kirche</strong> freigeworden<br />

sind. — Hilfsprediger Steil, <strong>der</strong><br />

in Gemarke seiner Zeit die vakante Stelle<br />

von Pfarrer Liz. Dick verwaltete, ist zum Pfarrer<br />

in Holsterhausen an <strong>der</strong> Lippe gewählt.<br />

— Am 2. Juni ist <strong>im</strong> evangelischen Vereinshaus<br />

Barmen die Reformierten-<br />

Konferenz für <strong>Rheinland</strong> und Westfalen.<br />

— Die 11. Pfingst-Allianz-Konferenz<br />

für das Bergische Land fand vom 21.<br />

bis 24. Mai <strong>im</strong> evangelischen Vereinshaus zu<br />

Barmen statt. — Die vom Orgelbauer Paul<br />

Faust in Schwelm erbaute Orgel in <strong>der</strong><br />

Wichlinghauser <strong>Kirche</strong> wurde von Dr.<br />

R. Czach, Essen-Rüttenscheid, bei <strong>der</strong> Abnahme<br />

am 10. 4. sehr günstig beurteilt. — Dem Küster<br />

Karl Neuhaus in Nächstebreck ward<br />

anläßlich seines 25jährigen Dienstjubiläunis<br />

Glückwunsch und Dank de« Pre«byterium« zum<br />

Ausdruck gebracht, — Der evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />

Laaken-Blombacherbach ward<br />

von <strong>der</strong> Firma Schlieper und Baum,<br />

Elberfeld, ein Grundstück für einen neuen<br />

Friedhof geschenkt.<br />

Kreisgemeinde Bonn<br />

Für die Bezirke Euskirchen und Rheinbach<br />

ist seit Mitte April Lehrer Köhlcrmit<br />

dem Wohnsitz in Euskirchen als Wan<strong>der</strong>lehrer<br />

angestellt: er wird allen evangelischen Kin<strong>der</strong>n<br />

in <strong>der</strong> dortigen Diaspora Religionsunterricht<br />

erteilen, — <strong>Das</strong> rheinische Provinzialfest<br />

für Innere Mission wird in gewohnter<br />

Weise am 25. und 26. Juni in Bonn gefeiert<br />

werden, die Iahrestagung des wissenschaftlichen<br />

Stipendienvereins <strong>der</strong> Rheinprooinz fand statt<br />

am 22. Mai. — Die Versammlung <strong>der</strong><br />

Kreissynode hat am 5. und 6. Juni in<br />

Rupprichteroth stattgefunden,— Am 15. 5.<br />

feierte Pfarrer i, R. I o st e n in Bad Gode «berg,<br />

früher in Kreuznach, die 50. Wie<strong>der</strong>kehr<br />

seines Ordinationstages. — Am 27. 5.<br />

ward in Bonn das 75jährige Gedächtnis an<br />

die Gründung <strong>der</strong> ersten Herberge zur<br />

He<strong>im</strong>at daselbst festlich begangen.<br />

Kreisgemeinde Braunfels<br />

<strong>Das</strong> Synodal-Gustav-Adolf-Fest<br />

ward wie alljährlich auf Kloster Altenberg<br />

gefeiert (26. Mai). — InBiskirchen ward<br />

am 14. 4. ordiniert Pfarramtskandidat Otto<br />

Hoeoel. — Sup. Gruhn in Biskirchen<br />

ist am 27. 5. verstorben, 70 Jahre<br />

alt. — In Schwalbach, Gemeinde Bonbaden,<br />

starb Rektor !. R, Karl Helm, 82<br />

Jahre alt, um <strong>Kirche</strong> und Schule hochverdient.<br />

Kreisgemeinde Eleve<br />

In Weeze hat man es erreicht, daß die alte<br />

evangelische Volksschule erhalten bleibt. Am 1.<br />

April wurde Lehrer Wilh, Kehrein dorthin<br />

berufen, ein Sohn de« früheren Lehrers, für<br />

89


90<br />

vierzehn evangelische Kin<strong>der</strong>. — Die Tagung <strong>der</strong><br />

Kreissynode fand am 2. und 3, Juni in<br />

Sonsbeck statt. — In Issum war unlängst<br />

die 3. Iugendführertagung für den Nie<strong>der</strong>rhein,<br />

unter Leitung de« Prooinzial-Iugendpfarrers<br />

Dr. V o ß, beschickt von sieben nie<strong>der</strong>rheinischen<br />

Kreissynoden,<br />

>W Kreisgemeinde Dinslaken<br />

Die Notkirche in Wehofen, Gemeinde Holten,<br />

ist <strong>im</strong> Umbau begriffen. Der Schwamm<br />

hatte schon stellenweise Las Mauerwerk angefressen.<br />

— In Holten ist die <strong>Kirche</strong> neu<br />

ausgemalt und eine neue Orgel gesetzt worden,<br />

— Die zweite Pfarrstelle <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />

Götterswickerhamm ist aufgehoben worden,<br />

in <strong>der</strong> Gemeinde Walsum-Altenrade<br />

eine neue mit dem Sitz in Hamborn»<br />

Fahrn errichtet. — Am 3. 4. starb in H a m -<br />

born <strong>der</strong> Bürobeamte Dietrich Fün<strong>der</strong>ich,<br />

49 Jahre alt, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> evangelischen<br />

Echulgemeinde Hamborn-Marrloh, Schriftführer<br />

<strong>der</strong> dortigen Gruppe de« NIelanchthonbunde«. —<br />

Der E. O. K, hat die Genehmigung zur Errichtung<br />

einer zweiten Pfarrstelle in <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Walsum-Aldenrade erteilt. Die<br />

farrwahl fand am 2. Pfingsttage statt und<br />

iel auf den bisherigen HilfsPrediger Nrink»<br />

mann. — Die Synode tagte am 26. und 27.<br />

Mai in Sterkrade. — Die <strong>Kirche</strong> in<br />

Walsum-Aldenrade wird einer größeren<br />

Reparatur unterzogen.<br />

Kreisgemeind« Duisburg<br />

Bestätigt ist die Wahl de« Hilfsprediger«<br />

S ch i n d e l i n zum Pfarrer in Wanhe<strong>im</strong> »<br />

Angerhausen. — Anläßlich <strong>der</strong> Einweihung<br />

de« evangel. Krankenhause« und de« Anbaue«<br />

in Neeck am 7. 4. weihte Generalsuperintendent<br />

v, Stoltenhoff die Kapelle, die mit<br />

mo<strong>der</strong>nen Glasmalereien ausgeschmückt ist, von<br />

einem jungen Beecker Künstler angefertigt. —<br />

Am 29. 4. war in Duisburg die zweite<br />

Hauptversammlung <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>der</strong> Pfarrer und Lehrer aus <strong>der</strong><br />

Synode. Rektor Ke s s e l sprach über die religiöse<br />

Erziehung <strong>der</strong> Jugend in <strong>Kirche</strong> und<br />

Schule.<br />

Kreisgemeinde Düsseldorf<br />

Am 5. Mai war die feierliche Eröffnung <strong>der</strong><br />

neuen Herberge zur He<strong>im</strong>at, verbunden mit<br />

einem Ledigenhe<strong>im</strong>. — Die für den Aufbau <strong>der</strong><br />

oberen Räume des Clarenbach-Hauses, Gemeinde<br />

Urdenbach, Bezirk Holthausen, noch notwendigen<br />

Gel<strong>der</strong> — über 5000 (Mark — sind von verschiedenen<br />

Seiten geschenkweise zur Verfügung<br />

gestellt. — In Mettmann sammelt man Mittel,<br />

um <strong>im</strong> evangelischen Krankenhau« einige Wirtschaftsräume<br />

einzubauen. Pfr. i. R. Mockert,<br />

bisher in Waldbröl, wird noch in Unterrath<br />

den Dienst wahrnehmen, den bisher ein Hilfsprediger<br />

versah. — Am 45. und 46. Mai tagte<br />

die Rhein. -Wests. Gefängnisgesellschaft<br />

in Düsseldorf. — Am 9, 5. ward<br />

das Paul-Gerhardt-Hau« in Heerdt eingeweiht<br />

von Generalsuperintendent D. S t o l t e nhoff.<br />

Präses v. W o l f f überreichte eine Altarbibel<br />

als Gabe <strong>der</strong> Rheinischen <strong>Kirche</strong>. —<br />

Frauenhilfe und Iungmänneroereine in Holthausen<br />

(Gemeinde Urdenbach) sind in ihr<br />

neues He<strong>im</strong> eingezogen. — In Hilden, wo<br />

am 30, 5. die Kre! « synode tagte, starb am<br />

40. 5. Pfarrer Hagenbeck, Skriba des <strong>Kirche</strong>nkreise«,<br />

63 Jahre alt, in Haan am 29. 4.<br />

Ö. vom Eigen, Gemeindeverordneter und<br />

früherer Kirchmeister, sowie Loui« Speck,<br />

früherer Gemeindeverordneter und langjähriger<br />

Presbyter. — In Mettmann ward die bisherige<br />

Kleinkin<strong>der</strong>schule in einen Kin<strong>der</strong>garten<br />

umgewandelt. — Mittelschullehrer und Chorleiter<br />

W, Schmid, Düsseldorf, ist 25<br />

Jahre Organist <strong>der</strong> dortigen evangelischen Gemeinde,<br />

MW Kreisgemeinde Elberfeld<br />

Der <strong>Evangelische</strong> Arbeiterverein Elberfeld-Weststadt<br />

beging am 42. Mai sein 25.<br />

Iahresfest, — Die Synode tagte am 4, Juni<br />

in Cronenberg. — Anläßlich des 25jährigen<br />

Jubiläums de« Katernberger Vereinshauses<br />

sprach am 42. 5. in einem Festgottesdienst<br />

<strong>der</strong> Elberfel<strong>der</strong> reformierte Landessuperintendent<br />

I). Dr. Hollweg au« Aurich.<br />

— Am 49. 4. starb <strong>im</strong> 76, Lebensjahre in<br />

Unterseen in <strong>der</strong> Schweiz <strong>der</strong> frühere Elberfel<strong>der</strong><br />

reformierte Pfarrer Johanne« S ch ä r e r, —<br />

In <strong>der</strong> Nacht vom 40. zum 44. Mai starb<br />

Superintendent i. R. Löhr in Elberfeld, langjähriger<br />

Geistlicher <strong>der</strong> lutherischen Gemeinde,<br />

als Ornithologe in ganz Westdeutschland bekannt.<br />

— Auf <strong>der</strong> Bundeshöhe zwischen Elberfeld<br />

und Barmen ist am 30. Juni die erste Aufführung<br />

de« Clarenbach-Festlpieles,<br />

verfaßt vom verstorbenen Superintendenten<br />

Natorp, Radeoormwald. Mit <strong>der</strong> Aufführung<br />

verbindet die Westdeutsche <strong>Evangelische</strong><br />

Volksvereinigung eine große<br />

evangelische Kundgebung, — Küster Buch -<br />

müller von <strong>der</strong> ref. Friedhofskirche gedenkt,<br />

74 Jahre alt, am 4. Juli sich zur Ruhe zu<br />

setzen. — Am 4. 5. trat Küster Hermann<br />

2 au de von <strong>der</strong> ersten luth. <strong>Kirche</strong>, 75 Jahre<br />

alt, nach 25jähriger Dienstzeit an <strong>der</strong>selben in<br />

den Ruhestand. — Am 23. 4. begann die<br />

Theologische Schule in Elberfeld ihr 3.<br />

Semester mit 9 älteren und 28 neuen Studenten,<br />

— Die höhere Mädchenschule und<br />

Vorschule oon Fräulein Auguste Idel<br />

feierte am 29. 4. ihr 40jährige« Nestehen, —<br />

Am 44, 5. starb Otto Schütz, Mitglied <strong>der</strong><br />

gegenwärtigen Größeren lutherischen Gemeindevertretung.<br />

— Hilfsprediger Paschen, am<br />

9. 5. in seiner He<strong>im</strong>atgemeinde Duisburg ordiniert,<br />

hat die volle pfarramtliche Tätigkeit in<br />

dem neugegründeten Uellendahler Bezirk<br />

<strong>der</strong> lutherischen Gemeinde übernommen, — Der<br />

bisherige Kirchmeisterälteste <strong>der</strong> reform. Friedhofskirche<br />

Hochdahl ward zum Ehrenältesten<br />

ernannt. — In Cronenberg ist seit dem<br />

vorigen Jahr da« Beichtgeld abgeschafft. —<br />

In Ronsdorf hofft man mit 40 000 Mark<br />

die nötigsten Arbeiten in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> (neues Gestühl,<br />

neue Heizung, eingezogene Rabizdecke,<br />

Verlegung <strong>der</strong> Emporentüren) beschaffen zu<br />

können. — Am 26, 5, ward Pfarrer Wichethau«<br />

in Sonnborn eingeführt. — Im<br />

ref. Predigerseminar waren <strong>im</strong> Wintersemester<br />

9 Kandidaten, von denen 2 hannoversche<br />

in ihre He<strong>im</strong>at zurückgingen. <strong>Das</strong> zweite Semester<br />

ward am 4. 5. mit 43 Kandidaten eröffnet,<br />

indem zu den verbliebenen 7 hinzutraten<br />

3 Rheinlän<strong>der</strong>, 4 Hanooeraner, 4 Deutsch-Russe<br />

und 4 Austausch-Schotte.<br />

Kreisgemeinde Essen<br />

Die Gemeinde Essen-Altstadt hat ihre<br />

Bezirkseinteilung neu herausgegeben. — Die<br />

evangelische <strong>Kirche</strong>ngemeinde Schonnebeck<br />

gab Anfang Mai kostenlos ein Gemeindebuch<br />

heraus. — Im Nahmen <strong>der</strong> akademischen Kurse<br />

<strong>der</strong> Stadt Essen sprach Generalsuperintendent<br />

a. D, Professor I). Klingemann, Bonn,<br />

über Stellung und Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>im</strong> Leben<br />

<strong>der</strong> Gegenwart (2., 3. und 6. Mai). — Der<br />

bisherige langjährige Kirchmeister <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Essen-Altstadt, Iustizrat A n z, wurde<br />

zum Ehrenkirchmcister ernannt, Presbyter Kaufmann<br />

Hermann V o r b a u m, <strong>der</strong> über 30<br />

Jahre dem Presbyterium angehört, zum Ehrenpresbyter.<br />

Ersterem ward auch vom Prooinzialkirchenrat<br />

die Ehrenurkunde <strong>der</strong> Rheinischen<br />

<strong>Kirche</strong> verliehen. — Die evangelische Gemeinde<br />

Altenessen-Süd erhält eine neue <strong>Kirche</strong><br />

dank <strong>der</strong> eifrigen Arbeit de« Kirchbauoereins. —<br />

Am Kantatesonntag feierte <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong><br />

<strong>Kirche</strong>nchor Karnap sein 25jähr!ges Bestehen.<br />

— Am 5. 5. wurden ordiniert in <strong>der</strong> Kreuzes-<br />

Ilrbeiterfreizeiten<br />

Die« ist das sechste Jahr, in dem wir zur Teilnahme<br />

an unsern Arbeiterfreizeiten aufrufen.<br />

Ein großer Kreis oon Arbeitern von <strong>der</strong> Ruhr<br />

bis zur Saar weiß aus eigener Teilnahme und<br />

Mitarbeit, was wir mit diesem Aufrufe<br />

meinen. Denen, die es noch nicht wissen, sei es<br />

gesagt: „A r b e i t e r f r e i z e i t" ist uns<br />

eine Zeit <strong>der</strong> Freiheit von <strong>der</strong><br />

A ll ta g «arbei t und <strong>der</strong> Freiheit<br />

zu gemeinsamer Besinnung auf<br />

brennende Fragen de« Arbeit«»<br />

lebens. Also eine Zeit <strong>der</strong> Erholung, aber<br />

zugleich ernsthafter, geistiger Arbeit. Nicht<br />

kursusmäßige Schulung ist unser Ziel, son<strong>der</strong>n<br />

innere Anregung. Deshalb ist unsere Arbeitsweise<br />

nicht die des belehrenden Vortrags, son<strong>der</strong>n<br />

des freien Gespräch« aller Teilnehmer<br />

unter Führung des Freizeitleiter«. Damit ist<br />

auch schon gesagt, wen wir un« als Teilnehmer<br />

denken. Da« sind die Arbeiter, die ein<br />

Bedürfnis nach eigener Klärung und geistigem<br />

Ringen um wahre Erkenntnis empfinden. Gewerkschaftliche<br />

und politische Organisationszugehöriakeit<br />

und Stellungnahme spielen keine<br />

Rolle, Wir kommen als evangelische Menschen<br />

zusammen und wissen au« vielfältiger Erfahrung,<br />

daß gerade die Aussprache zwischen Menschen<br />

<strong>der</strong> verschiedensten Gruppen und Meinungen<br />

För<strong>der</strong>ung und Gewinn ist. Eine feste<br />

Altersgrenze setzen wir nicht, jedoch legen wir<br />

beson<strong>der</strong>en Wert auf die Teilnahme von Männern<br />

etwa zwischen 25 und 50 Jahren,<br />

Es ist selbstverständlich, daß un« auch<br />

Arbeitslose willkommen sind. Die Arbeitsämter<br />

werden in <strong>der</strong> Regel gerne Urlaub gewähren<br />

und die Arbeitslosenunterstützung weiter zahlen,<br />

da die Freizeit nur eine Woche in Anspruch<br />

n<strong>im</strong>mt. In Arbeit Stehende nutzen zweckmäßig<br />

ihren tariflichen Urlaub aus.<br />

Da <strong>der</strong> Zeitpunkt <strong>der</strong> Freizeiten schon jetzt<br />

bekanntgegeben wird, wird sich <strong>der</strong> Urlaub<br />

wohl in fast allen Fällen leicht auf eine <strong>der</strong><br />

angegebenen Wochen legen lassen, unter Umständen<br />

durch Tausch mit an<strong>der</strong>en, D i e<br />

Teilnahme an <strong>der</strong> Freizeit verursacht<br />

keine Kosten außer den<br />

Reisekosten, Mitzubringen ist lediglich<br />

Leibwäsche, Waschzeug und Schreibmaterial,<br />

Die diesjährigen Freizeiten, abgesehen von den<br />

Freizeiten für da« Saargebiet und die angrenzenden<br />

Bezirke, über die eine beson<strong>der</strong>e Mitteilung<br />

ergeht, sollen vom 29. Juli bis<br />

zum 3. August und vom 42. bis 47.<br />

August <strong>im</strong> He<strong>im</strong> <strong>der</strong> evangelischen<br />

Frauenhilfe in Barmen stattfinden.<br />

Da« He<strong>im</strong> ist wun<strong>der</strong>schön in <strong>der</strong><br />

Nähe des Waldes gelegen und bietet reiche<br />

Möglichkeit auch zum Wan<strong>der</strong>n.<br />

Zur Behandlung sollen kommen u. a, bei<br />

<strong>der</strong> 4. Freizeit: die Frage nach<br />

dem Verhältnis von kapitalistischer<br />

Wirtschaft und christlicher<br />

Religion, bei <strong>der</strong> 2. Freizeit: die<br />

nach dem Sinn <strong>der</strong> sozialen Frage<br />

und <strong>der</strong> Antwort <strong>der</strong> Bibel. Nähere<br />

Mitteilungen über den Arbeitsplan und Auskunft<br />

über alle Freizeitfragen vermittelt bereitwilligst<br />

das Soziale Pfarramt <strong>der</strong><br />

Rheinischen Provinzialkirche in<br />

Düsseldorf-Grafenberg, Geibel»<br />

straße 4 7, Baldige Anmeldungen sind sehr<br />

erwünscht, ebenso die Verbreitung dieser Einladung.<br />

I Anfrage<br />

l Studienassessor Dr. phil., eo., Lat. Gr. Hebr.<br />

für alle Klassen, <strong>im</strong> mittl. Schulwesen fest angestellt,<br />

will in« höhere Schulwesen zurücktreten<br />

und sucht dementsprechend« Stelle. Angebote<br />

I unter N. B. 100 an Melanchthonbund Essen.


For<strong>der</strong>ungen des Reformierten Bundes ^<br />

Die 22. Hauptversammlung de« Reformierten<br />

Bunde« für Deutschland als Vertretung <strong>der</strong><br />

reformierten Gemeinden Deutschlands, versammelt<br />

in Benthe<strong>im</strong> am 24. Mai 1929, erhebt<br />

die For<strong>der</strong>ung, daß bei einer Vermehrung <strong>der</strong><br />

pädagogischen Akademien eine solche errichtet<br />

wird, in welcher auf das reformierte Bekenntni«<br />

<strong>der</strong> Lehrenden und <strong>der</strong> Lernenden gebührende<br />

Rücksicht genommen wird.<br />

Wer nach Köln kommt<br />

versäume nicht, die GOA (Gaststätte ohne<br />

Alkohol) zu besuchen. Mitten <strong>im</strong> Getriebe <strong>der</strong><br />

Großstadt (Hohe Straße 32, Tietz gegenüber)<br />

ist diese Insel <strong>der</strong> Ruhe entstanden. Die verschiedensten<br />

Fraurnorganisationcn haben sich mit<br />

Erfolg bemüht, einen mustergültigen Raum zu<br />

schaffen, in dem gute, preiswerte Speisen und<br />

Getränke von Saaltöchtern verabreicht werden.<br />

Vielleicht bringt auch aus Elberfeld, Solingen<br />

und Essen einmal jemand eine ähnliche kurze<br />

Ergänzung zu dem Artikel „Alkoholfreie Gaststätten"<br />

in unserer Nr. 12 vom vorigen Jahre.<br />

Tagungen und Kongresse<br />

Tagungskalendei<br />

Juni


Hahn. — Der Hof de« Landwirtes Heinrich<br />

Schaumburg in Flan<strong>der</strong>sbach 26 ist<br />

aus <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Homberg, Kreisgemeinde<br />

Düsseldorf, in die <strong>Kirche</strong>ngemeinde Wülfrath<br />

uingepfarrt, — Am 2. 5. ward de« 400»<br />

jährigen Jubiläum« de« Langenberger<br />

<strong>Evangelische</strong>n Frauenoerein« in einer schlichten<br />

Feier gedacht. — Bestätigt ist Hilfsprediger<br />

Martin Haberkamp in Berge bei Volmarstein<br />

zum Pfarrer in D ö n b e r g.<br />

»»<br />

^ Kreisgemeinde an <strong>der</strong> Ruhr<br />

Man sammelt einen Baustock für das neue Gemeindehau«,<br />

Graf-Wyrichhaus in Broich. —<br />

Ebenda ist eine neue Näh-, Zuschneide- und<br />

Handarbeit«schule von <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde<br />

eröffnet. — Am 28, 4. wurde cand.<br />

theol. Ernst von Bracken in seiner He<strong>im</strong>atkirche<br />

Mülhe<strong>im</strong>-Ruhr-Saarn ordiniert.<br />

— Die Kreissynodalversammlung<br />

hat am 6. Juni in Speldorf stattgefunden.<br />

— In Kettwig starb <strong>im</strong> April Gemeindeverordneter<br />

Johann Rottmann, —<br />

Am 3. 5. starb Hauptlehrer i. R. Emil<br />

Moock, 4877—4608 an <strong>der</strong> Hohenzollernschule<br />

in lleberruhr tätig, Mitbegrün<strong>der</strong> des dortigen,<br />

evangelischen Arbeiterverein«, am 7. 5.<br />

in Kaiserswerth Schwester Luis« Iuras<br />

ch e ck, langjährige Leiterin des evangelischen<br />

Krankenhause« in Werden.<br />

^^ Kreisgemeinde Saarbrücken<br />

Da« Presbyterium hat beschlossen, daß in <strong>der</strong><br />

Karwoche keine Trauungen vollzogen<br />

werden. — Am 4. März starb Pfarrer Emil<br />

Hoene« in Schwalbach, 84 Jahre alt.<br />

Er hat dort über 40 Jahre in Segen gewirkt.<br />

— Am 3. März war die Einführung de« Hilfsprediger«<br />

Grewel, Unterrath, al« Pfarrer<br />

in L u d w e i l e r. — Synodaloikar Herbert<br />

Degen au« Odenkirchen bestand am 43.<br />

4. sein 2. Examen und ward am folgenden Tage<br />

gewählt zum Pfarrer in Saarburg, Die<br />

Bestätigung durch da« Konsistorium ist inzwischen<br />

erfolgt. — Die Wie<strong>der</strong>herstellungsarbeiten<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Nischmishe<strong>im</strong> sind<br />

soweit gediehen, daß die Gemeinde hoffte, sie<br />

Anfang Juni wie<strong>der</strong> benutzen zu können.<br />

Kreisgemeinde Sobernhe<strong>im</strong><br />

Heinrich P r e ch t e r, Lehrer und Organist in<br />

Seesbach, hat zum großen Leidwesen <strong>der</strong> Gemeinde<br />

eine Lehrerstelle in seiner He<strong>im</strong>atstadt<br />

Frankfurt-Main angenommen, — Kantate war<br />

die 8. G e san g s ta g u n g <strong>der</strong> Kreisgemeinde<br />

in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Sobernhe<strong>im</strong>.<br />

Kreisgemeinde Solingen<br />

Die Gemeinde Solingen verlor durch den<br />

Tod den Presbyter Ernst Schaaf und die<br />

Gemeindeoerordnete Frau Sanität«rat Dr.<br />

Hollmann, eine Führerin <strong>der</strong> evangelischen<br />

Frauenbewegung. — Dem Kirchmeister<br />

Stolzmann in Solingen wurde Ostern<br />

anläßlich seines 25jährigen Presbyterjubiläum«<br />

die Ehrenurkunde <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong> sowie<br />

auch eine Ehrenurkunde des Presbyteriums<br />

verliehen. — Die Frage Küppersteeg-<br />

B ü r r i g, Gemeinde O p l a d e n, wuchtet mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> Bevölkerungszahl und rasch entstehenden<br />

Neubauten <strong>im</strong>mer mächtiger heran.<br />

Neueldings bemühen sich best<strong>im</strong>mte Kreise beson<strong>der</strong>«<br />

um Anschluß nach Wiesdorf. —<br />

Da« elektrische Läutewerk <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nglocke in<br />

Ohlig«, vom Herford« Elektrizitätswerk geliefert,<br />

ist zur großen Zufriedenheit <strong>der</strong> Gemeinde<br />

ausgefallen. — In Solingen starb<br />

am 45. April nach kurzer schwerer Krankheit<br />

Frau Pastor Ludwig«, Katharina Elisabeth,<br />

geb, van Amerongen, 49 Jahre alt. —<br />

H<strong>im</strong>melfahrt war ein Jugendtreffen in Leichl<br />

i n g e n. — Synodaloersammlung war am 25.<br />

Mai in Gräfrath. — An Stelle de« auf<br />

seinen Wunsch aus dem Presbyterium ausgeschiedenen<br />

Provisors R, Eoert« in Wid<strong>der</strong><br />

t ward zum Presbyter Ernst Jansen<br />

gewählt.<br />

Kreisgemeinde Trarbach<br />

Pfarrer Theis in Lötzbeuren tritt am 4.<br />

Juli in den Ruhestand. — Am 8. 5. starb in<br />

Traben-Trarbach, 85 Jahre alt, Landgerichtsdirektor<br />

Geh, Iustizrat C r ö n e r t,<br />

Ehrenpresbyter <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde daselbst<br />

und verdient al« eifrige« Vorstandsmitglied<br />

des <strong>Evangelische</strong>n Bundes.<br />

Kreisgemeinde Trier<br />

Am 44. April beging die kleine, über den ganzen<br />

Kreis und vor allem an <strong>der</strong> Grenze verstreute<br />

Diasporagemeinde Prüm die Feier ihres<br />

4N0jährigen Bestehens. Ansprachen hielten<br />

Gencralsuperintendent D, Stoltenhoff und<br />

Präses Hl. Wolff. In <strong>der</strong> Nachoersammlung<br />

teilte Superintendent Fliedner aus<br />

Wittlich manches aus <strong>der</strong> ältesten Zeit <strong>der</strong><br />

Gemeinde mit.<br />

WW Kreisgemeinde St. Wendel<br />

In Reichenbach wurde in <strong>der</strong> Pfarrerwahl<br />

am 24. April Pfarroikar Lange von Wieselbach<br />

einst<strong>im</strong>mig gewählt. — Ernannt ist Hilfsprediger<br />

Johannes Feller in Sien zum<br />

Pfarrer daselbst.<br />

Kreisgemeinde Wesel<br />

Am 3. März wurde auf einem Gemeindeabend<br />

in Diersfordt über die Geschichte von<br />

Schloß und Gemeinde unter den Lichtbil<strong>der</strong>n<br />

auch ein bisher unbekannte« Bild des <strong>im</strong> Dezember<br />

4928 abgebrannten Schlosses vom Jahre<br />

4 6 50 gezeigt. <strong>Das</strong> Schloß ist bekanntlich<br />

Besitz eines Zweige« <strong>der</strong> Stolberg-Wernigerü<strong>der</strong><br />

Grafen. — Am 40. März verstarb<br />

Schwester Sophie Heck, seit 24 Jahren<br />

in 22 esel als Gemeindeschwester tätig.<br />

Die Beerdigung fand am 43. März in Kaisers»<br />

werth statt. — Der <strong>Evangelische</strong> Kirchballverein<br />

Obrighooen-Lackhausen, Gemeinde<br />

Wesel, hat seit Neujahr 4050 Mark<br />

gesammelt. — Im Rahmen des 7. Nie<strong>der</strong>»<br />

rheinischen Dorfkirchentages fand am 24. 4.<br />

die zweite Nie<strong>der</strong>rheinische Dorfkirchen-Aeltesten-<br />

Konferenz in Wesel statt. — Da« Synodal-<br />

Missionsfest war H<strong>im</strong>melfahrt in R e e s. —<br />

Kantate waren sämtliche <strong>Kirche</strong>nchöre und <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong>nchor von Werth in Isselburg versammelt.<br />

— Am 26. 5. ward das dreifache<br />

Jubiläum <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Gemeinde Wesel<br />

festlich begangen. — Die für den 24. 5. in<br />

Aussicht genommene Grundsteinlegung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />

<strong>im</strong> Gemeindebezirk Obrighooen-Lack»<br />

Hausen mußte noch zurückgestellt werden.<br />

Kreisgemeinde Wetzlar<br />

Am 3. März wurde Pfarrer Gütiges au«<br />

Schüren bei Dortmund in Wetzlar eingeführt.<br />

— Am 7. April wurde eingeführt als<br />

Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde Groß- und Kleinrechtenbach<br />

Pfarrer Hardt, bisher<br />

Hl'lfspredigei <strong>im</strong> Bezirk Mauenhe<strong>im</strong>-Merhe<strong>im</strong><br />

<strong>der</strong> Gemeinde Köln-Nippes. — Pfarrer<br />

Köhler in Odenhausen tritt am 4. Juli<br />

in den Ruhestand, — In Hochelhe<strong>im</strong> wird<br />

eine Kleinkin<strong>der</strong>schule eingerichtet, — In O b e rkleen<br />

ward eine neue Turmuhr angebracht an<br />

Stelle <strong>der</strong> alten, die seit Jahrhun<strong>der</strong>ten gedient<br />

hat. — Es ward <strong>der</strong> baldige Ausbau <strong>der</strong> unteren<br />

Stadtkirche zu Wetzlar beschlossen. —<br />

An Stelle de« verstorbenen Kirchmeister« Hugo<br />

ward Oberpostinspektor Schellenberger in<br />

Wetzlarzum Kirchmeister gewählt.<br />

Kleine Mitteilungen<br />

Clarenbach und Fliestedens Martyrium.<br />

Eine jede rheinische evangelische Gemeinde<br />

sollte es als ihre Pflicht halten, die kirchengeschichtliche<br />

Forschung unserer He<strong>im</strong>atkirche<br />

durch Bezug <strong>der</strong> Monatshefte für Rheinische<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschichte zu för<strong>der</strong>n und zu unterstützen.<br />

Die Monatshefte kosten jährlich 42 RM.<br />

Verlag: <strong>Evangelische</strong>r Preßverband<br />

für <strong>Rheinland</strong>, Essen, Schließfach<br />

689.<br />

Adolf Clarenbach, ein Beitrag zur Geschichte<br />

<strong>der</strong> Reformation am 3tie<strong>der</strong>rhein.<br />

Ein Beitrag zur Geschichte <strong>der</strong> Reformation<br />

am Nie<strong>der</strong>rhein. Von Liz. H. Klugkist-Hrsse.<br />

Wie wir hören, wird <strong>der</strong> Verfasser des jetzt<br />

eben erscheinenden Volksbuches über den Märtyrer,<br />

„Früh licht am Rhein", ein wissenschaftliches,<br />

beson<strong>der</strong>s für die gebildete Welt<br />

berechnetes Buch über Adolf Clarenbach<br />

herausgeben, da« zugleich einen wichtigen<br />

Beitrag zur Frühgeschichte <strong>der</strong> Reformation<br />

am Rhein bilden wird. Es wird die« Werk<br />

nicht nur die bisherigen Forschungen über den<br />

Märtyrer, wie sie beson<strong>der</strong>s durch Karl Krafft<br />

gemacht worden sind, zusammenfassend in ihrem<br />

Ergebnis darstellen, son<strong>der</strong>n auch die neueren<br />

Resultate <strong>der</strong> historischen Beschäftigung mit<br />

Clarenbach verwerten und seine Gestalt in<br />

einen weiter gespannten Rahmen stellen. Beson<strong>der</strong>s<br />

wird, wie wir hören, Wert darauf gelegt,<br />

die geiste«gcschichtliche Stellung Clärenbachs<br />

in seiner Zeit und inmitten seiner<br />

Freunde fester und klarer zu umschreiben. In<br />

dem Werk von Klugkist-Hesse, Elberfeld, wird<br />

die Zeitepoche Clarenbachs eine umfassende,<br />

mit historischem Apparat und Nachweis <strong>der</strong><br />

Quellen versehene Darstellung finden. Wir<br />

haben Ursache, uns des Erscheinens von zwei<br />

historischen größeren Arbeiten zu freuen, mit<br />

denen das Clarenbachjahr in <strong>der</strong> rheinischen<br />

Geschichte ausgezeichnet wird.<br />

^Monatshefte für die Rheinisch« <strong>Kirche</strong>n-<br />

W .qeschichle<br />

>Äus dem Inhalt des Juni-Heftes:<br />

>R. Dressing: Zur Geschichte <strong>der</strong> lutherischen<br />

Gemeinde in Iülich.<br />

Aus dem Inhalt<br />

Zehn Jahre Friedensdiktat.<br />

Die Ruhrprovinz und die Aufjubln unserer Kirch«.<br />

Die evangelische Landeokirche Preußen« zum Konkordat.<br />

Nruoerhilfe in Oesterreich. (Pfarrer Lohmann.)<br />

Die feiernde Gemeinde. Eine Frühlinffsfeier.<br />

Singefreizeit ln einer nie<strong>der</strong>rheinischen Diaspora.<br />

Gin« wichtige, grundsätzlich« gerichtliche Entscheidung.<br />

Erste Arbeitstagung für evangelisches Volks« und<br />

Nüchereiwesen.<br />

Die 22. Hauptversammlung de« Reformierten Bunde«<br />

zu Nenthelm.<br />

Freizeit <strong>der</strong> evangelischen Arbeitervereln» ln Kaiserswerth.<br />

Führertngung de« Deutschen <strong>Evangelische</strong>n Volksbund««<br />

in Velbert.<br />

Die hun<strong>der</strong>tste Mitglie<strong>der</strong>versammlung <strong>der</strong> Rheinisch.<br />

Westfälischen Gefängnisgesellschaft.<br />

Flaggen um Fronle!chnam««»ge.<br />

Die Vereinigung <strong>Evangelische</strong>r<br />

!m <strong>Rheinland</strong>.<br />

Gemeindevertreterinnen<br />

Nachrichten au« dem Ntelanchthonbund.<br />

Umschau.<br />

Da« Arbeiistelegramm.<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschlchtllche<br />

lischer Zeitschriften.<br />

Bibliographie rheinischer, evnng».<br />

Au« dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong>.<br />

Tagungen und Kongresse.<br />

Essener Druckerei Gemeinwohl G. m. b. H. Essen, Kaninenbergstraße


<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

Eine monatliche Umschau über Arbeiten und Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Prooinzialkirche<br />

Begründet und herausgegeben von Pfarrer L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n Preßoerbandes für <strong>Rheinland</strong><br />

Verantwortlich: Preßgesetzlich <strong>der</strong> Herausgeber > Für die Ginzelaufsätze die Verfasser » Als Manuskript gedruckt<br />

sen » 4929 Juli VI » Kummer 7<br />

^^n seiner letzten Ilummer hat das<br />

^^„<strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong>" ein großes<br />

Wagnis unternommen. Mit dem Aufsatz<br />

über „2 ie Ruhrprovinz und die<br />

Aufgaben unserer <strong>Kirche</strong>" hat es<br />

ein Signal geblasen, das wohl alle Kundigen<br />

aufhorchen ließ. Denn das Schicksal<br />

und die Zukunft <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />

<strong>im</strong> rheinisch-westfälischen Industriegebiet —<br />

das ist ein Thema von einer I^ebermächtigkeit<br />

an I^msang nicht nur, son<strong>der</strong>n auch an<br />

Verantwortung, daß sich wohl um deswillen<br />

bis heute noch niemand ernstlich herangewagt<br />

hat. WaS hier für die <strong>Kirche</strong> auf<br />

dem Spiele steht, hat <strong>der</strong> Aufsatz treffend<br />

gekennzeichnet.<br />

Wohl ist die <strong>Kirche</strong> hier auf dem Plane gewesen;<br />

sie hat sogar in Anbetracht <strong>der</strong> ihr<br />

zur Verfügung stehenden Mittel und Möglichkeiten<br />

Erstaunliches geschaffen. Wo so<br />

viel Neues entsteht, wo so viel Leben und<br />

Bewegung ist, soviel Nagemut und llnternehmungslust<br />

sich betätigt, da kommt das<br />

alles glücklicherweise auch <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zugute.<br />

Sie profitiert sozusagen mit davon. Nichtsdestoweniger<br />

muß klar und ohne Umschweife<br />

gesagt weiden, daß wir weit<br />

davon entfernt sind, die Verhältnisse<br />

zu meistern und den<br />

Aufgaben gerecht zu werden.<br />

Die bisherigen Mittel, die materiellen wie<br />

die geistigen, reichen nicht aus, den Bestand<br />

von heute zu sichern.<br />

Was die übliche kirchliche Berichterstattung<br />

auf Synoden und in den kirchlichen Nattern<br />

erfaßt, ist an <strong>der</strong> Oberfläche abgegriffen<br />

und besagt ganz wenig. Da mag es<br />

lvohl den Anschein gewinnen, als ob es<br />

hier <strong>im</strong> Industriegebiet nicht viel an<strong>der</strong>s zuginge<br />

als in ruhigen, ländlichen Bezirken,<br />

wo alles Jahrzehnte und länger an seiner<br />

Stelle bleibt. Aber ungeheure Wandlungen<br />

gehen fortwährend vor sich, oft kaum, oft<br />

überhaupt nicht bemerkt, unter <strong>der</strong> kirchlichen<br />

Oberfläche. Scheinbar berühren sie<br />

das kirchliche Leben nicht. Denn sie vollziehen<br />

sich auf an<strong>der</strong>en Gebieten. Zechen<br />

werden stillgelegt, weil sich <strong>der</strong> Abbau <strong>der</strong><br />

Evangelisch-kirchliche Belange <strong>im</strong> Industriegebiet<br />

geringwertigeren Kohle nicht mehr lohnt,<br />

o<strong>der</strong> <strong>im</strong> Zuge <strong>der</strong> fortschreitenden Konzernierung,<br />

um die VeteiligungSziffer auf eine<br />

an<strong>der</strong>e, lukrativer arbeitende Zeche zu übertragen.<br />

Die großen Werke <strong>der</strong> Schwerindustrie<br />

wan<strong>der</strong>n ab zum Rhein, um sich die<br />

Vorteile des billigen Wassertransportes zu<br />

sichern; kleinere Werke, die <strong>im</strong> Schatten <strong>der</strong><br />

großen lebten, geraten in Schwierigkeiten,<br />

siechen dahin, werden schließlich von größeren<br />

ausgesogen und stillgelegt. ILnd wo<br />

Bergbau und Industrie Fuß fassen, verän<strong>der</strong>n<br />

sie das Gesicht des Landes, daß man<br />

es nicht wie<strong>der</strong>erkennt. Industrielle Anlagen,<br />

Siedlungen, Warenhäuser, Kinos<br />

wachsen nur so aus dem Boden. So ifi<br />

alles dauernd <strong>im</strong> Fluß.<br />

Nichts kann an den Darlegungen des<br />

»<strong>Evangelische</strong>n <strong>Rheinland</strong>s" so überzeugend<br />

wirken, als die beigegebene Karte, die in den<br />

einzelnen Distrikten <strong>der</strong> Rheinprovinz die<br />

Hahl <strong>der</strong> Pfarrer <strong>der</strong> ihnen anvertrauten<br />

Gemeindeglie<strong>der</strong> gegenüberstellt. Sie zeigt<br />

deutlich, was für Verhältnisse auf kirchlichem<br />

Gebiete unter dem dauernden Zuzug<br />

und <strong>der</strong> Stauung <strong>der</strong> Menschenmassen <strong>im</strong><br />

rheinisch-westfälischen Industriegebiet entstanden<br />

sind, und in wie grellem Kontrast<br />

die kirchliche Betreuung dieser Massen steht<br />

zu <strong>der</strong> Versorgung in an<strong>der</strong>en Teilen <strong>der</strong><br />

Provinz. Die innere und äußere Struktur<br />

<strong>der</strong> Gemeinden hier und dort ist eine so völlig<br />

verschiedene, daß <strong>der</strong> Aufsatz m. E.<br />

mit Recht auf die Unmöglichkeit einer Verwaltung<br />

nach einheitlichen Massen und Gesichtspunkten<br />

hier wie dort hingewiesen hat.<br />

Wir haben <strong>im</strong> Industriegebiet Gemeinden<br />

mit zwanzig und mehr Pastoren. Wir<br />

haben Vorortgemeinden vor großen Städten,<br />

die mehr Gemeindeglie<strong>der</strong> haben als<br />

ganze Synoden <strong>im</strong> Süden <strong>der</strong> Provinz,<br />

aber voneinem einzigen Pfarrer<br />

versorgt weiden. Es liegt doch<br />

nicht so, daß in den Riesengemeinden des<br />

Industriegebietes in <strong>der</strong> kirchlichen Versorgung<br />

ebendasselbe zu leisten wäre, was<br />

auch kleine, ländliche Gemeinden erfor<strong>der</strong>n,<br />

nur alles in größerem Maßstabe. Die total<br />

verschiedene Struktur <strong>der</strong> Gemeinde for<strong>der</strong>t<br />

eine Differenzierung in <strong>der</strong> inneren und<br />

äußeren Versorgung, die nicht gering ist.<br />

Die Amtsführung des Pfarrers ist in einer<br />

großen Industriegemeinde, wohl gar noch<br />

mit stark wechseln<strong>der</strong> Bevölkerung, eine völlig<br />

an<strong>der</strong>e, als in einer kleinen, übersichtlichen<br />

Landgemeinde, die ihren Bestand<br />

kaum verän<strong>der</strong>t. Gefühlsgründe mögen dagegen<br />

sprechen, aber die völlig verschieden<br />

gearteten Verhältnisse weiden es erzwingen,<br />

daß sowohl in <strong>der</strong> Rheinprovinz als auch<br />

in Westfalen das Industriegebiet mit seinem<br />

eigenen Charakter und seinen beson<strong>der</strong>en<br />

Bedürfnissen ausgeschieden und zu einem<br />

kirchlichen Verwaltungsgebiet für sich gemacht<br />

wird.<br />

Die Fiktion, als ob die kirchliche<br />

Verwaltung so verschieden<br />

gearteter Gemeinden, die<br />

kaum mehr als den NamenGemeinde<br />

gemeinsam haben, sich<br />

mit denselben Maßnahmen<br />

und Verordnungen führen<br />

ließe, wird sich nicht mehr<br />

lange aufrecht erhalten lassen.<br />

Wir brauchen in den Industriegemeinden<br />

eine Behörde, die ihre Verwaltungsmaßnahmen<br />

den Verhältnissen, dem starken<br />

Fluß <strong>der</strong> Dinge hier <strong>im</strong> Lande anpaßt. Mit<br />

allgemeinen Verordnungen, die so allgemein<br />

sind, daß sie für die kleinste Landgemeinde<br />

und eine Riesenindustriegemeinde passen, ist<br />

uns nicht gedient. Die Blutleere, die Beschränkung<br />

auf die rein regulierende, formale<br />

Verwaltung, <strong>der</strong> Schein eines Reg<strong>im</strong>entes,<br />

das doch in Wirklichkeit keins ist,<br />

weil man dem lebendigen Fortschritt <strong>der</strong><br />

Entwicklung mit seinen Verwaltungsmaßnahmen<br />

überhaupt nur mühevoll nachkommt<br />

— das sind Erscheinungen, die auf<br />

eine Aen<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> kirchlichen Verwaltung<br />

drängen. Wir ertragen es auf die<br />

Dauer nicht, daß <strong>der</strong> Generalstab so weit<br />

von <strong>der</strong> Front entfernt ist. Wir müssen eine<br />

kirchliche Behörde haben, die hier in unserer<br />

Luft lebt, die mit dem Leben hier in unseren<br />

Gemeinden in ständiger Fühlung und<br />

93


dadurch befähigt ist, nicht nur zu regulieren,<br />

son<strong>der</strong>n die Gemeinden zu leiten und ihren<br />

Bedürfnissen auch von Verwaltungswegen<br />

gerecht zu werden. Die <strong>Kirche</strong>nbehörde muß<br />

den Gemeinden so nahe sein, daß sie weiß,<br />

was in ihnen vorgeht. Berichte, Statistiken,<br />

Haushaltspläne und dgl. mögen zur Verwaltung<br />

ausreichen, wenn eS sich um kleine,<br />

übersichtliche, wechsellose Gemeinden handelt.<br />

Unsere Induslriegemeinden bedürfen<br />

einer viel intensiveren Betreuung; dafür<br />

stehen die Regeln und Verordnungen noch<br />

nicht alle fest, son<strong>der</strong>n hier will das Angemessene<br />

erst noch <strong>im</strong> Austausch und Ausgleich<br />

von Erfahrungen, die nur hier zu<br />

machen sind, gefunden sein, Und dieses „Angemessene"<br />

wird nur dann wirklich angemessen<br />

sein, wenn es beweglich ist, wenn es<br />

dem Fluß <strong>der</strong> Dinge, dem Leben und Fortschritt<br />

sich anpaßt. Steife Bürokraten werden<br />

hier nicht am Platze sein.<br />

Nie wenig es angebracht ist, sich bildende,<br />

noch nicht hinreichend konsolidierte, traditionslose<br />

„Gemeinden" sich selbst, ihren Zufallsmehrheiten<br />

o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Willkür mancher<br />

Pastoren zu überlassen, dafür ließen<br />

sich drastische Beispiele genug anführen. Ein<br />

junger Kollege erzählte, daß sein Vorgänger,<br />

<strong>der</strong> Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinde, ein För<strong>der</strong>er<br />

des Blauen Kreuzes gewesen sei, und<br />

daß er als Gemeinde eigentlich nur einen<br />

Blaukreuzverein vorgefunden habe; als er<br />

sich diesem versagt hätte, hätte er vor dem<br />

Nichts gestanden und von Grund auf erst<br />

eine Gemeinde sammeln müssen. Es gibt<br />

Gemeinden, die man nur als ein Konglomerat<br />

von Vereinen bezeichnen kann; außer<br />

den Vereinen ist kaum jemand da, <strong>der</strong> sich<br />

am kirchlichen Leben beteiligt. In einer Gemeinde<br />

ringen schon seit langer Zeit <strong>der</strong><br />

Arbeiterverein und <strong>der</strong> Iünglingsverein um<br />

die Sitze in den kirchlichen Körperschaften;<br />

alles, was sonst zur Gemeinde zählt, hält<br />

sich fern. Es gäbe ein buntes Bild, wollte<br />

man die inneren Zustände so vieler sich<br />

selbst und <strong>der</strong> Willkür einzelner überlassenen<br />

Gemeinden schil<strong>der</strong>n. Hier bedarf<br />

eS einer starken, mitden Verhältnissen<br />

wohl vertrauten<br />

Führungund einer dauernden,<br />

intensiven Betreuung, um<br />

solche t r a d i t i o n S l o se n Gebilde<br />

mehr und mehr zu wirklichen<br />

Gemeinden zu gestalten.<br />

<strong>Das</strong> sind nur einige Andeutungen, die<br />

eigentlich nur einen kleinen Ausschnitt nuS<br />

dem Komplex <strong>der</strong> bedeutungsvollen Anregung<br />

darstellen, die das „<strong>Evangelische</strong><br />

<strong>Rheinland</strong>" mit seinem Aufsatz gegeben hat.<br />

Es wäre aber dringend notwendig, zur Begründung<br />

des Anliegens den ganzen Um-<br />

fang all dessen, was hier auf dem Spiele<br />

steht und in Frage kommt, zu erforschen,<br />

um so ein Gesamtbild <strong>der</strong> Lage zu gewin«<br />

nen und <strong>der</strong> Einsicht Bahn zu brechen, daß<br />

die evangelische <strong>Kirche</strong> <strong>im</strong><br />

I n d u st r i e g e b i e t v o r einer einzigartigen<br />

Aufgabe steht, die<br />

tatsächlich neue Mittel und<br />

Wege erfor<strong>der</strong>t. Eö gibt da nach<br />

meiner Erfahrung nur einen einzigen Weg,<br />

<strong>der</strong> dem Ziele entgegenführt: Erfahrene,<br />

zielbewußte, mit unseren<br />

kirchlichen Verhältnissen<br />

vertraute, durch keine Amtsbindung<br />

in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> behin<strong>der</strong>te<br />

Männer müßten sich zusammenfinden,<br />

das Ziel klar<br />

ins Auge fassen, für eine umfassende<br />

und überzeugende Begründung<br />

ihrer Anliegen<br />

Sorge tragen, um durch diese<br />

Vorarbeit <strong>der</strong> Verwirklichung<br />

e n t g e g e n z u f ü h r e n , was zilm<br />

Heil undGedeihen <strong>der</strong> evangelischen<br />

Gemeinden <strong>im</strong> Industriegebiet<br />

vonnöten isi. Noch<br />

pulsiert hier Leben. Es ist mir nicht zweifelhaft,<br />

daß sich diese Männer finden werden,<br />

denn das starke Gemeindebewußtsein vergangener<br />

Zeiten ist am Nie<strong>der</strong>rhein noch<br />

nicht erloschen F.<br />

<strong>Das</strong> neue <strong>Kirche</strong>nsteuerrecht<br />

Von Pfarrer Harney, Düsseldorf, Vorsitzenden des Verbandes Nie<strong>der</strong>rheinisch-Westfälischer <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

l. Die Notverordnung.<br />

Am 3. Mai d. I. hat <strong>der</strong> Landtag ein Gesetz<br />

zur Aen<strong>der</strong>ung des <strong>Kirche</strong>nsteuerrechts<br />

<strong>der</strong> evangelischen Landeskirchen beschlossen,<br />

dessen Artikel I § 4 folgen<strong>der</strong>maßen lautet:<br />

<strong>Das</strong> Gesetz, betreffend die Erhebung von<br />

<strong>Kirche</strong>nsteuern in den <strong>Kirche</strong>ngemeinden und<br />

Parochialverbänden <strong>der</strong> evangelischen Landeskirche<br />

<strong>der</strong> älteren Provinzen, vom 44. Juli<br />

49(16 (Gesetzsamml. S. 27?) findet sinngemäß<br />

Anwendung auf <strong>Kirche</strong>nsteuern, die<br />

nach N^aßgabe <strong>der</strong> anliegenden Notverordnung<br />

des <strong>Kirche</strong>nsenats <strong>der</strong> evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> altpreußischen Union vom 28.<br />

September 4928 erhoben werden.<br />

Artikel II best<strong>im</strong>mt:<br />

Verordnungen <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nregierungen über<br />

Aen<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Tarifsätze <strong>der</strong> Einkommen«<br />

sieuer bedürfen <strong>der</strong> Genehmigung des für<br />

kirchliche Angelegenheiten zuständigen Ministers<br />

und des Finanzministers.<br />

Die in Artikel I tz 4 aufgeführte Notverordnung<br />

zur Aen<strong>der</strong>ung des <strong>Kirche</strong>nsteuerrechts<br />

vom 28. September 4928 lautet folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

Auf Grund des Artikels 426 Abs. 2 Ziff. «<br />

<strong>der</strong> VerfassungSurkunde für die <strong>Evangelische</strong><br />

<strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> altpreußischen Union wird<br />

für die zum preußischen Staatsgebiet gehörigen<br />

Teile <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> altpreußischen<br />

Union verordnet, was folgt:<br />

Artikel I.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Kirche</strong>ngesetz, betreffend die Erhebung<br />

von <strong>Kirche</strong>nsteuern in den <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

und Parochialverbänden <strong>der</strong> evangelischen<br />

Landeskirche <strong>der</strong> älteren Provinzen, vom<br />

26. Mai 4905 (Kirchl. Ges.- u. Verordnungsbl.<br />

S. 34) wird wie folgt geän<strong>der</strong>t:<br />

Die <strong>Kirche</strong>ngemeinden können neben <strong>der</strong><br />

Einkommensteuer außer den Realsteuern<br />

auch die Reichsvermögenssteuer als Maßstab<br />

<strong>der</strong> Umlegung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuer benutzen.<br />

Zuschläge zur Einkommensteuer und zu den<br />

Realsteuern sind auf Zuschläge zur Reichs«<br />

Vermögenssteuer anzurechnen.<br />

Bei Gesellschaftern einer offenen Handelsgesellschaft<br />

o<strong>der</strong> Kommanditgesellschaft ist<br />

auch ein ihrem Anteil am Gesellschaftsvermögen<br />

entsprechen<strong>der</strong> Bruchteil <strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />

Gesellschaft zu entrichtenden Reichsvermögenssteuer<br />

für die Berechnung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuerzuschläge<br />

zugrunde zu legen.<br />

H 4 des <strong>Kirche</strong>nsteuergesetzes findet auf die<br />

Heranziehung nach <strong>der</strong> Reichsvermögens«<br />

steuer sinngemäß Anwendung.<br />

§2.<br />

Die Tarifsätze des H 65 des Einkommensteuergesetzes<br />

vom 40. August 4925 (Reichsgesetzbl.<br />

I S. 489) können für die Benutzung<br />

als Maßstab <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuer durch Ver»<br />

ordnung des <strong>Kirche</strong>nsenats geän<strong>der</strong>t werden.<br />

§3.<br />

Wenn die <strong>Kirche</strong>ngemeinden von ihrer Befugnis<br />

zur Heranziehung <strong>der</strong> Realsteuern<br />

Gebrauch machen, so können sie die Heranziehung<br />

aller o<strong>der</strong> einzelner dieser Steuern<br />

auch mit einem höheren o<strong>der</strong> einem niedrigeren<br />

Hun<strong>der</strong>tsatz als dem <strong>der</strong> Zuschläge<br />

zur Einkommensteuer beschließen.<br />

§4-<br />

Die <strong>Kirche</strong>ngemeinden können neben Zuschlägen<br />

zu den in tz 4 dieser Verordnung<br />

bezeichneten Steuern ein gleiches o<strong>der</strong> ge»<br />

staffeltes Kirchgeld als <strong>Kirche</strong>nsteuer er»<br />

heben.<br />

§6.<br />

tz 7 Abs. 2 des <strong>Kirche</strong>nsteuergesetzes (Kir,<br />

chensieuerfreiheit <strong>der</strong> Geistlichen und <strong>Kirche</strong>nbeamten<br />

hinsichtlich ihres Diensteinkom»


menS, ihres Ruhegehalts und ihrer Hinterbliebenenbezüge)<br />

wird aufgehoben.<br />

Artikel II.<br />

Artikel I § 3 dieser Notverordnung tritt<br />

mit Wirkung vom 4. April 4928 ab in<br />

Kraft; die übrigen Best<strong>im</strong>mungen treten<br />

am 4. April 4929 in Kraft,<br />

l<strong>im</strong> Mißverständnissen vorzubeugen, bemerken<br />

wir von vornherein, daß die Notverordnung<br />

allerdings mit dem 4. April 4929,<br />

ja bezüglich <strong>der</strong> Realsteuer sogar mit dem<br />

4. April 4928 in Kraft gesetzt ist. Da es<br />

sich aber um Kannvorschriften, nicht um<br />

Mußvorschriften, handelt, besteht kein Hin<strong>der</strong>nis,<br />

die Best<strong>im</strong>mungen dieser Notverordnung<br />

erst mit dem nächsten Steuerjahr zur<br />

Auswirkung kommen zu lassen. Dies ist<br />

um so selbstverständlicher, als einerseits für<br />

die Durchführung <strong>der</strong> Notverordnung noch<br />

Richtlinien vom <strong>Evangelische</strong>n Oberkirchenrat<br />

gegeben werden müssen, die bis heute<br />

nicht erschienen sind, und als an<strong>der</strong>erseits<br />

viele <strong>Kirche</strong>ngemeinden ihre Steuerbeschlüsse<br />

für das Rechnungsjahr 4929 auf <strong>der</strong> alten<br />

Grundlage schon beschlossen haben und ohne<br />

Gefährdung ihrer Wirtschaft nicht plötzlich<br />

eine radikale Umstellung, <strong>der</strong>en Auswirkung<br />

nicht ganz übersehen werden kann, vorzunehmen<br />

in <strong>der</strong> Lage sind.<br />

II. Erläuterung <strong>der</strong> Notverordnung.<br />

Dies vorausgeschickt, geben wir nachstehend<br />

eine Erläuterung <strong>der</strong> neuen Best<strong>im</strong>mungen,<br />

die von einschneidcnster Bedeutung sind.<br />

Artikel I tz 4 bringt neu die Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> Heranziehung <strong>der</strong> Reichsvermögenssteuer<br />

als Maßstab <strong>der</strong> Umlegung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuer.<br />

Künftighin können also für die Erhebung<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuer nutzbar gemacht<br />

werden: Reichseinkommensteuer, Realsteuer,<br />

Reichsvermögenssteuer. Die Heranziehung<br />

<strong>der</strong> Reichsvermögenssteuer darf allerdings<br />

nicht zu einer doppelten Belastung dieser<br />

Steuerquellen führen. Aus diesem Grunde<br />

sind Zuschläge zur Einkommensteuer und<br />

zur Realsteuer auf Zuschläge <strong>der</strong> Reichsvermögenssteuer<br />

anzurechnen.<br />

Wesentlich ist, daß auch bei Gesellschaftern<br />

einer offenen Handelsgesellschaft o<strong>der</strong> Kommanditgesellschaft<br />

ein ihrem Anteil am Gesellschaftsoermögen<br />

entsprechen<strong>der</strong> Bruchteil<br />

<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Gesellschaft zu entrichtenden<br />

Reichsvermögenssteuer für die Berechnung<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuerzuschläge zugrunde zu legen<br />

ist. <strong>Das</strong> war bisher nicht möglich.<br />

Ungleich wichtiger als <strong>der</strong> H 4 sind die folgenden<br />

Paragraphen. H 2 bedeutet, daß bei<br />

den hohen Steuerzahlern künftighin nicht<br />

mehr die von ihnen zu entrichtende gesamte<br />

Reichseinkommensteuer für die <strong>Kirche</strong>nsteuer<br />

nutzbar gemacht werden soll, son<strong>der</strong>n daß,<br />

wie man es genannt hat, eine Kappung <strong>der</strong><br />

Beträge eintreten soll. Während die Reichseinkommensteuer<br />

bis 40 Prozent des Einkommens<br />

steigt, und bisher auch dementsprechend<br />

für die <strong>Kirche</strong>nsteuer zugrunde<br />

gelegt wurde, soll künftighin bei einem niedrigeren<br />

Prozentsatz halt gemacht werden,<br />

so daß vielleicht nur 30 Prozent des Einkommens<br />

kirchensteuerlich erfaßt werden<br />

können. Hierüber muß <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong><br />

Qberkirchenrat noch genaue Best<strong>im</strong>mungen<br />

erlassen. Es erübrigt sich, zu bemerken, daß<br />

es für unsere westlichen Gemeinden, die nur<br />

auf <strong>Kirche</strong>nsteuer die Befriedigung ihrer Bedürfnisse<br />

aufbauen können, fast eine Lebensfrage<br />

ist, bei welchem Prozentsatz <strong>der</strong><br />

Reichseinkommensteuer <strong>der</strong> Schnitt gemacht<br />

wird.<br />

<strong>Das</strong> sagen wir trotz des § 4, <strong>der</strong> den <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

neu das Recht einräumt, ein<br />

gleiches o<strong>der</strong> gestaffeltes Kirchgeld als <strong>Kirche</strong>nsteuer<br />

zu erheben. Dieses Kirchgeld ist<br />

so gedacht, daß jedes Gemeindeglied, welches<br />

Einkommen hat, ganz gleich, ob es reichseinkommensteuerpflichtig<br />

ist o<strong>der</strong> nicht, einen<br />

geringen Beitrag von, sagen wir, 2—40<br />

Mark zu zahlen hat. Wenn auch dieses<br />

Kirchgeld künftighin auf Grund dieser Notverordnung<br />

beitreibbar ist, so ist aber noch<br />

nicht entschieden, ob einerseits die entsprechenden<br />

Mehrkosten in <strong>der</strong> Verwaltung<br />

des Kirchgeldes die Beitreibung lohnen, und<br />

auch an<strong>der</strong>erseits in den allermeisten Fällen<br />

die Beitreibung dadurch illusorisch gemacht<br />

ist, daß die Grenze für die Lohnbeschlaanähme<br />

von 430 auf 495 Mark monatliches<br />

Einkommen heraufgesetzt worden ist. Wenn<br />

diese Best<strong>im</strong>mung auch be<strong>im</strong> Kirchgeld Anwendung<br />

findet, kann das tatsächliche Aufkommen<br />

an Kirchgeld sehr stark vermin<strong>der</strong>t<br />

werden, da viele Iensiten in <strong>der</strong> arbeitenden<br />

Bevölkerung auch bei <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuer die<br />

Beschlagnahme be<strong>im</strong> Lohn abwarten. Eine<br />

klare Entscheidung ist hierüber noch nicht<br />

ergangen. Die Frage wird zur Zeit geprüft,<br />

tz 3 ist für alle Gemeinden wichtig, die die<br />

Realsteuer bei <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuer heranziehen.<br />

Sie können bei den Nealsteuern<br />

einen höheren o<strong>der</strong> niedrigeren Hun<strong>der</strong>tsatz<br />

als bei den Zuschlägen zur Reichseinkommensteuer<br />

in Anwendung bringen. Damit<br />

hat die Rechtslage eine dringend notwendige<br />

Klärung erfahren. Allerdings ist zu beachten,<br />

daß nach den uns gewordenen Mitteilungen,<br />

<strong>der</strong> bei den Realsteuern zur Anwendung<br />

kommende Hun<strong>der</strong>tsatz <strong>im</strong> allgemeinen<br />

nicht über das Dreifache des bei <strong>der</strong> Reichseinkommensteuer<br />

beschlossenen Hun<strong>der</strong>tsatzeS<br />

hinausgehen darf. <strong>Das</strong> kann nur in ganz<br />

beson<strong>der</strong>en Fällen geschehen und benötigt die<br />

Genehmigung des Ministers,<br />

tz S ermöglicht die Heranziehung <strong>der</strong> Geistlichen<br />

und <strong>Kirche</strong>nbeamten zur Zahlung <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong>nsteuer. Diese Best<strong>im</strong>mung räumt<br />

mit einem Vorrecht auf, das vielfach angegriffen<br />

worden ist, wird aber finanziell<br />

keine sehr große Bedeutung gewinnen.<br />

III. Notverordnung und landeskirchliche<br />

Umlage.<br />

<strong>Das</strong> neue Gesetz bedeutet eine wesentliche<br />

Verschiebung <strong>der</strong> kirchensteuerlichen Grundlage;<br />

damit erhebt sich selbstverständlich die<br />

Frage, ob es möglich ist, die Umlage nach<br />

den bisherigen Grundsätzen weiter zu erheben,<br />

also nach dem Reichseinkommensteuersoll<br />

zu berechnen. An dieser Stelle sei erlaubt,<br />

eine allgemeine Bemerkung einzuschieben,<br />

die auch für die Verteilung <strong>der</strong> landeskirchlichen<br />

Umlage nicht ohne Bedeutung<br />

ist. Zweifellos geht heute das Bestreben<br />

dahin, auf <strong>der</strong> einen Seite die Gemeinden<br />

zu größeren Selbstleistungen zu nötigen, auf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite aber ihren Steuerprozentsatz<br />

möglichst niedrig zu halten. <strong>Das</strong><br />

geht nur, wenn das Reichseinkommensteuersoll<br />

möglichst hoch angenommen wird. Geschieht<br />

dies, so senkt sich allerdings <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuerprozentsatz,<br />

gleichzeitig aber steigt<br />

das Reicheinkommensteuersoll, was bedeutet,<br />

daß <strong>der</strong> auf die betreffende Gemeinde entfallende<br />

Anteil an <strong>der</strong> landeskirchlichen Umlage<br />

ansteigt. Dabei ist es nun nicht ausgeschlossen,<br />

daß das tatsächliche Aufkommen<br />

an <strong>Kirche</strong>nsteuer, also das <strong>Kirche</strong>nsteuerist,<br />

zu dem auf Grund des Reichseinkommensteuersolls<br />

aufgenomenen <strong>Kirche</strong>nsteuersollb<br />

in einem starken 3?lißverhältn>ö sieht, das<br />

auch durch einen einkalkulierten Ausfall an<br />

<strong>Kirche</strong>nsteuer, weil zu günstig angenommen,<br />

nicht weit gemacht wird. Zum wenigsten<br />

ist mir mitgeteilt worden, daß in Gemeinden<br />

Steuerauöfälle bis 50 Prozent vorgekommen<br />

seien. Es liegt auf <strong>der</strong> Hand, daß,<br />

wenn 25 Prozent Ausfall vorgesehen waren,<br />

ein ungedecktes Defizit von weiteren<br />

25 Prozent entstehen muß. Gerade das<br />

Mißverhältnis, das zwischen geschätztem<br />

und tatsächlichem Aufkommen eintreten<br />

kann, ist unter Umständen von verhängnisvollster<br />

Bedeutung, beson<strong>der</strong>s dann,<br />

wenn die wirtschaftliche Konjunktur eine<br />

rückläufige ist, womit wir <strong>im</strong> Westen <strong>im</strong>mer<br />

rechnen müssen. Von einem Jahr aufs<br />

an<strong>der</strong>e können die finanziellen Verhältnisse<br />

einer Gemeinde sich wie Tag und Nacht<br />

geän<strong>der</strong>t haben.<br />

Da also jetzt eine Verschiebung <strong>der</strong> kirchensieuerlichen<br />

Grundlage eingetreten ist, muß<br />

die Frage gestellt werden, ob nicht <strong>der</strong> Zeitpunkt<br />

da ist, <strong>der</strong> gebieterisch eine neue<br />

Schlüfselverteilung <strong>der</strong> Umlage for<strong>der</strong>t.<br />

Wie soll die Landeskirche zu ihren Mitteln<br />

kommen? Vorschläge, wie es gemacht werden<br />

soll, sind mir als Vorsitzen<strong>der</strong> des Verbandes<br />

Nie<strong>der</strong>rheinisch-Westfälischer Kir-<br />

Sind die Zeiten schrecklich — so bleibt Gott Meister <strong>der</strong> Zeiten<br />

Lavater<br />

95


chengemeinden von einer großen Anzahl von<br />

Gemeinden zugegangen. Obenan steht dabei<br />

die Anregung <strong>der</strong> Kölner Kirchmeistervereinigung,<br />

die Umlage nach <strong>der</strong> Seelenzahl<br />

zu regeln. Ich muß gestehen, daß ich<br />

alle Vorschläge mir ernsthaft angesehen<br />

habe, bis jetzt aber unter ihnen noch nicht<br />

die Lösung <strong>der</strong> Schwierigkeiten habe finden<br />

können. Aus <strong>der</strong> Fülle von Anregungen<br />

seien einige nachstehend wie<strong>der</strong>gegeben:<br />

Soll man darauf dringen, daß die Landeskirche<br />

nach dem Beispiel <strong>der</strong> süddeutschen<br />

Staaten Baden, Württemberg und Bayern<br />

eine LandcSkirchensteuer erhebt? In Süddeutschland<br />

ist man damit durchaus zufrieden,<br />

aber man darf sich nicht verhehlen,<br />

daß es etwas an<strong>der</strong>es ist, eine seit langem<br />

eingebürgerte Steuer einfach weiter laufen<br />

zu lassen, und etwas an<strong>der</strong>es, sie neueinzuführen.<br />

Auch ist <strong>der</strong> süddeutsche Charakter<br />

des Menschen an<strong>der</strong>s als <strong>der</strong> Charakter<br />

<strong>der</strong>er, die zur evangelischen <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> altpreußischen<br />

Union zählen. Es sei nur nebenbei<br />

bemerkt, daß man in Thüringen mit<br />

einer Art Landeskirchensteuer, die vor nicht<br />

allzu langer Zeit eingeführt wurde, wenig<br />

ermutigende Erfahrungen gemacht hat.<br />

Soll man auf das Kirchgeld zugreifen?<br />

<strong>Das</strong> ist sehr schwierig, weil nämlich das<br />

Kirchgeld nicht überall zwangsweise eingeführt<br />

wird, weil man zum an<strong>der</strong>en des<br />

tatsächlichen Aufkommens aus ihm nicht<br />

sicher ist, und weil es zum dritten für viele<br />

Gemeinden einfach notwendig ist, um den<br />

örtlichen Bedürfnissen aufzuhelfen.<br />

Soll man die Umlage nach <strong>der</strong> Seelenzahl<br />

<strong>der</strong> einzelnen <strong>Kirche</strong>nprovinzen und Gemeinden<br />

best<strong>im</strong>men? So einfach geht das nicht.<br />

Die Provinz Ostpreußen hat an Umlage<br />

aufzubringen rund 600 000 Mark. Angehörige<br />

<strong>der</strong> Landeskirche zählt sie rund<br />

4 800 000. <strong>Das</strong> würde bedeuten, Steigerung<br />

<strong>der</strong> Umlage um 200 Prozent, auf das<br />

dreifache <strong>der</strong> gegenwärtigen Leistung. Pommern<br />

bringt heute 900 000 Mark, Angehörige<br />

<strong>der</strong> Landeskirche hat es 4 760 000, auch<br />

dort würde die Mehranfor<strong>der</strong>ung ganz erheblich<br />

sein. Brandenburg-Berlin mit zusammen<br />

5 400 000 <strong>Kirche</strong>nmitglie<strong>der</strong>n bringt<br />

jetzt 8 300 000 Mark auf, würde also durch<br />

das neue Verfahren wesentlich entlastet.<br />

Auch das <strong>Rheinland</strong> mit 2 100 000 Einwohnern<br />

und gegenwärtiger Umlage von<br />

96<br />

3 480 000 Mark würde entlastet werden.<br />

Nun ist es aber keine Frage, daß die Einführung<br />

dieses Verteilungsschlüssels <strong>im</strong><br />

Osten außerordentliche Schwierigkeiten bereiten<br />

würde. Es ist einfach eine Tatsache,<br />

daß <strong>im</strong> Osten und Westen die geldlichen<br />

Verhältnisse nicht gleich gesetzt werden können.<br />

In den landwirtschaftlichen Gegenden<br />

ist das Geld nicht so flüssig, wie bei<br />

uns. Auch muß man gerechterweise erwähnen,<br />

daß die Landwirtschaft zur Zeit<br />

mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hat.<br />

Auch muß bemerkt werden, daß <strong>der</strong> Osten<br />

mit seinen Vermögenswerten bei <strong>der</strong> Pfarrbesoldung<br />

stark in Anspruch genommen<br />

wird. Man muß gerechterweise anerkennen,<br />

daß, wenn <strong>im</strong> Westen darüber geklagt wird,<br />

es würde von den örtlich erhobenen <strong>Kirche</strong>nsieue<strong>im</strong>itteln<br />

reichlich viel für die gesamte<br />

kirchliche Umlage in Anspruch genommen,<br />

<strong>im</strong> Osten es ähnlich schwer empfunden<br />

wird, wenn die Erträge aus Vermögen<br />

weniger für örtliche Bedürfnisse zur<br />

Verfügung stehen als früher. Im Endeffekt<br />

kommt es überall so ziemlich auf das<br />

gleiche heraus.<br />

Wie<strong>der</strong> eine an<strong>der</strong>e Frage ist es, ob ein Zugriff<br />

für die landeskirchliche Umlage auf die<br />

durch die Kappung freigelassenen Einnahmen<br />

möglich ist. Auch da bestehen erhebliche<br />

Bedenken.<br />

Heranziehung <strong>der</strong> Realsteuer? Sie ist<br />

vielleicht möglich, die Durchführung wäre<br />

zu prüfen. Bis jetzt hat man auf ihnen<br />

nicht aufgebaut, wenigstens nicht bei <strong>der</strong><br />

Generalverteilung. Bei <strong>der</strong> Unterverteilung<br />

konnte sie selbstverständlich berücksichtigt<br />

werden; ist auch wohl geschehen. Wie<strong>der</strong><br />

eine an<strong>der</strong>e Frage ist, ob man etwa einen<br />

Teil <strong>der</strong> landeskirchlichen Umlage nach <strong>der</strong><br />

Seelenzahl und einen Teil nach dem Reichseinkommensteuersoll<br />

aufbringen lassen kann.<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Anregung ist von einer Gemeinde<br />

dahin ergangen, die Heranziehung<br />

zur landeskirchlichen Umlage mit dem in<br />

<strong>der</strong> Gemeinde zur Erhebung kommenden<br />

<strong>Kirche</strong>nsteuerprozentsatz in Beziehung zu<br />

setzen, und zwar in <strong>der</strong> Weise, daß für<br />

jeden Hun<strong>der</strong>tsatz <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuer, <strong>der</strong><br />

über 10 Prozent hinausgeht, ein Nachlaß<br />

von 0,2 Prozent an <strong>der</strong> Umlage gewährt<br />

wird. Ich fürchte, daß dieser Vorschlag<br />

das Verfahren stark kompliziert. Darauf<br />

darf man sich nicht einlassen. DaS Verfahren<br />

muß so einfach wie möglich gestaltet<br />

sein.<br />

Eine gewisse Erleichterung ist darin zu sehen,<br />

daß <strong>der</strong> dreijährige Durchschnitt des<br />

NeichSeinkommensieuersolls wie<strong>der</strong> als Maßstab<br />

eingeführt wird; <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> werden<br />

wir <strong>im</strong> nächsten Jahre dazu <strong>im</strong>stande sein.<br />

Immerhin ist dieser Weg nicht als ausreichende<br />

Lösung zu betrachten, da als feststehend<br />

angesehen werden muß, daß die<br />

Grundlage <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuererhebung verschoben<br />

worden ist.<br />

Es zeigt sich deutlich, daß es hier um ein<br />

äußerst verwickeltes Problem geht, und ich<br />

gestehe offen, daß, je langer ich über die<br />

Sache nachdenke, mir die Findung des richtigen<br />

Weges <strong>im</strong>mer schwerer wird. Selbstverständlich<br />

ist mir auch <strong>der</strong> Gedanke gekommen,<br />

ob wir bei <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> landeskirchlichen<br />

Umlage nicht tatsächlich gezwungen<br />

sind, einfach auf <strong>der</strong> wirklichen<br />

Ist-Einnahme je<strong>der</strong> Gemeinde, ganz gleichgültig,<br />

woher sie ihre Einnahmen hat, aufzubauen.<br />

Wenn ich diesen Weg nicht unbedingt<br />

empfehle, so liegt es daran, daß ich<br />

noch nicht die unbedingte Ueberzeugung gewonnen<br />

habe, daß die Einbringung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuermittel<br />

in je<strong>der</strong> Gemeinde mit <strong>der</strong><br />

gleichen Tatkraft verfolgt wird. Selbstverständlich<br />

können diese Fragen nicht in großen<br />

Versammlungen zur Lösung gebracht<br />

werden. Es müssen sich einzelne Männer,<br />

die vom Vertrauen getragen sind, zusammensetzen<br />

und beraten.<br />

Es ist keine angenehme Aufgabe, sich <strong>im</strong>mer<br />

wie<strong>der</strong> mit diesen äußeren Dingen beschäftigen<br />

zu müssen, und es kann leicht <strong>der</strong> Eindruck<br />

erweckt weiden, als vergäße man darüber<br />

die eigentlichen und wesentlichen<br />

Kräfte, aus denen heraus eine <strong>Kirche</strong> lebt.<br />

Aber auch diese äußeren Dinge sind notwendig;<br />

doch möchte ich ausdrücklich hinzufügen,<br />

daß man sich mit ihnen nicht befassen<br />

kann, wenn man nicht auch in sich<br />

den Glauben trägt an den Herrn <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>,<br />

dem beides gehört, Silber und Gold. Nur<br />

aus diesem Glauben gewinnt man die zuversichtliche<br />

Hoffnung, daß es uns vergönnt<br />

sein wird, auch die äußeren Schwierigkeiten<br />

zu überwinden. Insofern ist auch das Arbeiten<br />

in den Fragen des Geldes eine Arbeit<br />

<strong>im</strong> Glauben.<br />

Die Innere Mission an <strong>der</strong> Schwelle ihres neunten Jahrzehnts<br />

Direktor Pfarrer Liz. Ohl, Langenberg.<br />

n <strong>der</strong> Schwelle des 9. Jahrzehnts! Acht<br />

-Jahrzehnte liegen hinter uns. Im Juni<br />

1849 trat <strong>der</strong> Rheinische Provinzialausschuß<br />

für Innere Mission mit seiner ersten Tagung<br />

an die Öffentlichkeit, nachdem <strong>im</strong><br />

Oktober und November 1848, unter dem<br />

unmittelbaren Eindruck des Wittenberger<br />

<strong>Kirche</strong>ntages, das erste vorbereitende Ko-<br />

mitee zur Gründung eines Rheinischen<br />

ProoinzialausschusseS für Innere Misston<br />

sich gebildet hatte. Seitdem sind achtzig<br />

Jahre vergangen. Welch ein Wandel <strong>der</strong><br />

Zeit zwischen damals und heute.<br />

Vor achtzig Jahren war es wesentlich<br />

<strong>der</strong> Bonner Kreis, <strong>der</strong> die<br />

Arbeit trug; einzelne Freunde aus <strong>der</strong> Pro»<br />

vinz, die mit ihm überlegten und berieten.<br />

— Heute haben die Gedanken des Bonner<br />

Kreises sich die Provinz erobert. Die Arbeit<br />

liegt in Händen von vielen, vielen hin und<br />

her in <strong>der</strong> Provinz, rheinauf und rheinab,<br />

in Stadt und Land. Doch bleibt es uns<br />

Freude, jährlich uns wie<strong>der</strong> in Bonn treffen


zu dürfen und mit den Bonner Freunden zu<br />

überlegen und zu beraten.<br />

Welch ein Wandel zwischen dem Tag des<br />

25jährigenIubiläumS und heute:<br />

1874, <strong>der</strong> 25jährige Gedenklag! Im neugegründeten,<br />

siegbewußten Deutschen Reich.<br />

— Heute 4929 lasiet auf uns <strong>der</strong> Zusammenbruch<br />

und die Fron von Versailles.<br />

4874 das Jahr, da <strong>der</strong> Kulturkampf<br />

<strong>im</strong>mer schärfere Formen annahm. Damals<br />

sprach Bismarck <strong>im</strong> Herrenhaus: „Die<br />

katholische <strong>Kirche</strong> ist heute <strong>der</strong> Papst und<br />

niemand weiter als <strong>der</strong> Papst, und wenn<br />

Sie von den Rechten <strong>der</strong> katholischen <strong>Kirche</strong><br />

Löhe seinen Diakonissen. Was<br />

will ich? Dienen will ich. — Wem will<br />

ich dienen? Dem Herrn in seinen<br />

Elenden und Armen. — Und was ist<br />

mein Lohn? Ich diene we<strong>der</strong> um Lohn<br />

noch um Dank, son<strong>der</strong>n aus Dank<br />

und Liebe; mein Lohn ist, daß ich<br />

darf! — Und wenn ich dabei um-<br />

komme? Komme ich um, so komme<br />

ich um, sprach Esther, die doch Ihn<br />

nicht kannte, dem zu Liebe ich umkäme<br />

und <strong>der</strong> mich nicht umkommen läßt. —<br />

Und wenn ich dabei alt werde? So<br />

wird mein Herz grünen, wie ein Palm-<br />

baum, und <strong>der</strong> Herr wird mich sättigen<br />

mit Gnade und Erbarmen. Ich gehe<br />

mit Frieden und sorge nichts.<br />

sprechen, so würden Sie sich zutreffen<strong>der</strong><br />

ausdrücken, wenn Sie sagen: die Rechte des<br />

Papstes. Früher, vor dem Vatikanum,<br />

konnte man sich noch <strong>der</strong> Anschauung hingeben,<br />

wie sie bei <strong>der</strong> Herstellung <strong>der</strong> Verfassung<br />

vorgeschwebt hat, daß man die<br />

Rechte, die man <strong>der</strong> katholischen <strong>Kirche</strong> bewilligte,<br />

dem katholischen Preußen bewillige.<br />

Jetzt liegt zutage, daß dies ein Irrtum<br />

war. Wir konnten uns, vor dem Vatikanum,<br />

mit <strong>der</strong> Idee schmeicheln, daß<br />

wenigstens sechs o<strong>der</strong> acht preußische Untertanen<br />

— die Bischöfe nämlich — für Preußen<br />

die <strong>Kirche</strong> vertraten, <strong>der</strong> wir Rechte<br />

einräumten: Seit dem Vatikanum aber hat<br />

sich <strong>der</strong> Papst an die Stelle <strong>der</strong> Bischöfe<br />

gesetzt. Es ist kein Zweifel, die Bischöfe sind<br />

nur noch die Präfekten des Papstes." —<br />

Heute 4929 unterzeichnen drei Minister<br />

einen Vertrag mit dem römischen Stuhl,<br />

durch den die Geistesfreiheit <strong>der</strong> deutschen<br />

Katholiken letztlich ausgeliefert wird an die<br />

römische Kurie. Kein Katholik ist unter den<br />

Dreien. Keiner von ihnen wird je am eigenen<br />

Leibe spüren, was sie ihren katholischen<br />

Volksgenossen antun. Aber mit den deutschen<br />

Katholiken wird das deutsche Volk<br />

ausgeliefert an jede ultramontane Einflußnahme,<br />

die Rom für notwendig halten mag.<br />

4899, als <strong>der</strong> ProvinzialauSschuß sein 5 0 -<br />

jähriges Bestehen feierte, stand er<br />

auf <strong>der</strong> Höhe friedlicher, stetiger, fortschreiten<strong>der</strong>,<br />

gedeihlicher Entwicklung seiner<br />

Arbeit; in gesundem Wachstum konnte<br />

Arbeitsgebiet nach Arbeitsgebiet in Angriff<br />

genommen werden, in Ruhe vorbereitet<br />

und durchdacht und dann in<br />

die Tat umgesetzt werden. Die tragenden<br />

Kräfte in unserem Volk waren ungebrochen,<br />

willig und fähig, sich für die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Aufgaben evangelischer LiebeStätigkeit<br />

gewinnen und werben zu lassen.<br />

4924, bei <strong>der</strong> Feier des 75jährigen<br />

Bestehens, standen wir vor dem absoluten<br />

Gegenbild <strong>der</strong> Zeit von 4899. 4924!:<br />

eben war die Inflation beendet. Der fast<br />

hoffnungslos dem Abgrund zutreibende<br />

Schicksalswagen unseres Volkes war noch<br />

einmal herumgerissen worden in allerletzter<br />

Stunde und höchster Not. Aber damit war<br />

er noch nicht wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> glatten, ebenen<br />

Straße. In früher unausdenkbare Tiefen<br />

des Elends und <strong>der</strong> Not war es hinabgegangen<br />

in rasendem Tempo. Jetzt setzte mühselig,<br />

mit fast erschöpfter Kraft das entsetzlich<br />

beschwerliche, langsame Mühen um den<br />

Aufstieg ein. Wie oft haben wir seitdem<br />

geglaubt, daß die Kräfte nicht mehr weiter<br />

reichen, haben gestöhnt unter <strong>der</strong> Last und<br />

mußten dennoch weiter. — Und die Last?<br />

<strong>Das</strong> Maß <strong>der</strong> Not war ins Unfaßbare gestiegen.<br />

Hatten wir doch zu Zeiten über<br />

fünfzehn Millionen unserer Volksgenossen,<br />

die ganz o<strong>der</strong> teilweise auf die Hilfe und<br />

Unterstützung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en angewiesen waren.<br />

Kräfte und Mittel dieser an<strong>der</strong>en aber<br />

waren fast völlig erschöpft und wurden,<br />

wenn sie sich eben zu erholen schienen, gleich<br />

von sechs bis sieben Seiten gleichzeitia in<br />

Anspruch genommen und aufgezehrt.<br />

So schweift unser Blick rückwärts über die<br />

acht Jahrzehnte, die hinter uns liegen. Es<br />

ist nicht unser Verdienst, daß wir noch da<br />

sind: es ist unfaßbar und ein Wun<strong>der</strong> vor<br />

unseren Augen, daß wir nicht garauö sind.<br />

Noch ließ uns Gott unser Leben, unsere<br />

Kraft und unsere Arbeit. Nie unsere Väter,<br />

so schulden wir sie unserm Volk und unserer<br />

<strong>Kirche</strong>. Wie unsere Väter wollen<br />

auch wir mit heißer Liebe und ernstem Willen<br />

unsere Aufgabe sehen und angreifen.<br />

Dazu gehört aber, daß wir wissen, wo wir<br />

stehen. Daß wir nicht nur zeitlich wissen,<br />

daß wir an <strong>der</strong> Schwelle des neunten Jahrzehnts<br />

stehen, son<strong>der</strong>n daß wir diese Zeit,<br />

ihre Bedingtheiten, ihre Fragen und ihre<br />

Nöte, ihren Besitz und ihr Verlangen, zutiefst<br />

erfassen und in ihnen und aus ihnen<br />

unsere Aufgabe erkennen: die Botschaft<br />

und den Auftrag, den<br />

wir gegenüber unserer Zeit<br />

haben.<br />

Wollen wir das aber, so müssen wir den<br />

letzten Zeitabschnitt, <strong>der</strong> hinter<br />

uns liegt, das achte Jahrzehnt,<br />

noch genauer ins Auge fassen. Es genügt ja<br />

fast, die Jahreszahlen zu nennen, die dieses<br />

achte Jahrzehnt umspannen: 4949 bis<br />

4929, um zu fühlen, daß sich hier Umgestaltungen<br />

vollzogen haben in einem Ausmaß<br />

und dazu in einem Tempo, wie sie<br />

früher oft in viel längerem Zeitraum nicht<br />

erreicht worden sind.<br />

Völlig verän<strong>der</strong>t stellt sich unS die Haltung<br />

des Staates dar sowohl <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> wie ihrer Liebestätigkeit gegenüber.<br />

Der Staat, dem eS eine selbstverständliche<br />

Pflicht war, in den entscheidenden sittlichen<br />

und oolköeizieherischen Fragen mit <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> zu gehen, ist abgelöst durch einen<br />

Staat, <strong>der</strong> die religiöse Neutralität auf<br />

seine Fahne geschrieben hat. Diese allgemeine<br />

Einstellung des Staates gegenüber<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> macht sich natürlich auch irgendwie<br />

geltend gegenüber <strong>der</strong> Inneren 33?ission<br />

und ihrem Ringen um ihre letzten Ziele,<br />

Volk und Staat mit den Kräften des<br />

Evangeliums zu durchdringen. Gerade<br />

unsere kirchliche Liebestätigkeit stößt oft<br />

schmerzlich auf den Wi<strong>der</strong>spruch, daß <strong>der</strong><br />

neue Staat die Freiheit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> vom<br />

Staat zum politischen Grundsatz erhoben<br />

hat — daß er aber an<strong>der</strong>erseits sie an unzählig<br />

vielen Stellen in ihrem freien Wirken<br />

hin<strong>der</strong>t, indem er die freiwillige Entfaltung<br />

ihrer Finanzkräfte hemmt durch die <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> obliegende Verpflichtung, für ihre<br />

finanziellen Maßnahmen die Genehmigung<br />

staatlicher Stellen einzuholen.<br />

Bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Notwendigkeiten<br />

solcher Maßnahmen sind natürlich staatliche<br />

Stellen leicht mitbest<strong>im</strong>mt und beeinflußt<br />

durch die Haltung des gegenwärtigen<br />

ersten Vertreters des Staates, <strong>der</strong> zuweilen<br />

so tut, als handele es sich bei <strong>der</strong> evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong> um eine Größe vergangener<br />

Tage, um die zu kümmern es in <strong>der</strong> Gegenwart<br />

sich kaum lohne. <strong>Das</strong> kam in tiefverletzen<strong>der</strong><br />

Form zum Ausdruck bei <strong>der</strong> Bearbeitung<br />

<strong>der</strong> Eingemeindungspläne.<br />

Unsere <strong>Kirche</strong> hat wie<strong>der</strong>holt auf<br />

Grund sehr ernster Verhandlungen an den<br />

jeweils maßgebenden und verantwortlichen<br />

Stellen darauf hingewiesen, welche ernsten<br />

kulturellen Werte auf dem Spiel standen<br />

bei <strong>der</strong> Erörterung <strong>der</strong> Eingemeindungspläne<br />

<strong>der</strong> Regierung. Wir hatten Gelegenheit,<br />

in diesem Zusammenhang hinzuweisen<br />

97


auf die Bedeutung dieser Kräfte für Wohlfahrtspflege<br />

und Liebestätigkeit. Aber man<br />

konnte nicht den Eindruck haben, als ob<br />

die maßgebenden Stellen auch nur die Spur<br />

des Willens und <strong>der</strong> Neigung gehabt hätten,<br />

sich einmal ernsthaft mit diesen kulturellen<br />

Fragen und ihrer Bedeutung auseinan<strong>der</strong>zusetzen.<br />

Für sie schien maßgebend entwe<strong>der</strong><br />

die politische St<strong>im</strong>menzahl, die <strong>der</strong><br />

einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Partei die Macht nahm<br />

o<strong>der</strong> gab; o<strong>der</strong> rein wirtschaftliche Fragen<br />

(übel denen man längst vergessen hat, daß<br />

<strong>der</strong> Mensch nicht vom Vrot allein lebt);<br />

o<strong>der</strong> es waren rein finanzielle Gründe maßgebend<br />

(um die Steuern tüchtiger Steuerzahler<br />

in den Großstadtsäckel hineinzuleiten).<br />

Daß das alles eine Rolle gespielt hat, daß<br />

man aber den religiösen Werten die in den<br />

durch die Jahrhun<strong>der</strong>te gewordenen und geprägten<br />

kirchlichen Gemeinschaftsbindungen<br />

ihren Ausdruck finden, keinerlei Beachtung<br />

schenkte und keinerlei Einfluß zugestand,<br />

zeigt die ganze Not, vor <strong>der</strong> wir stehen.<br />

In einem gewissen Gegensatz zu dieser allgemeinen<br />

Haltung des Staates gegenüber<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> steht merkwürdigerweise die Haltung<br />

<strong>der</strong> staatlichen Kreise, die mit <strong>der</strong><br />

Durchführung <strong>der</strong> Wohlfahrt Spflegerischen<br />

Aufgaben des<br />

Staates sich betraut wußten. Die<br />

St<strong>im</strong>mung, daß man „die paar Einrichtungen<br />

<strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege" entbehren<br />

könne, ist sehr vorübergehend gewesen. Der<br />

Staat hat sich davon überzeugt, daß er die<br />

Fülle <strong>der</strong> freien Kräfte, die in <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />

gegeben sind, für den Kampf<br />

wi<strong>der</strong> die Not einfach nicht entbehren kann.<br />

Denn die Zahl dieser Kräfte und dieser Einrichtungen<br />

und Anstalten <strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege<br />

überschritt um ein Vielfaches<br />

die Zahl <strong>der</strong> Kräfte und Einrichtungen, die<br />

von öffentlicher, staatlicher und kommunaler<br />

Stelle geschaffen waren. Ja mehr, <strong>der</strong><br />

Staat hat sich an <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> freien<br />

Wohlfahrtspflege orientiert, ihre Methoden<br />

übernommen, ihre For<strong>der</strong>ungen zu den seinigen<br />

gemacht und in seine Gesetze den<br />

Grundsatz von <strong>der</strong> Gleichberechtigung <strong>der</strong><br />

freien mit <strong>der</strong> öffentlichen Wohlfahrtspflege,<br />

die For<strong>der</strong>ung nach einer gedeihlichen Zusammenarbeit<br />

zwischen den beiden aufgenommen.<br />

98<br />

Und nun erwuchs doch wie<strong>der</strong>, eben aus<br />

dieser völligen Anpassung an System,<br />

Arbeitsform und leitende Gedanken <strong>der</strong><br />

freien Wohlfahrtspflege, eine ganz beson<strong>der</strong>e<br />

Schwierigkeit und KrisiS. Der Staat<br />

begnügte sich nicht mit einer gesetzlichen<br />

Regelung <strong>der</strong> gesamten Materie. Er schuf<br />

eigene Aemter und Einrichtungen. Wenn<br />

auch die letzteren nach <strong>der</strong> Theorie nur da<br />

geschaffen werden sollten, wo nicht geeignete<br />

Einrichtungen <strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege<br />

ausreichend vorhanden waren, so ist dieser<br />

Grundsatz außerordentlich oft von örtlichen<br />

Stellen durchbrochen worden. Vor allem<br />

aber ist das Amtsbewußtsein <strong>der</strong> Aemter<br />

<strong>im</strong>mer stärker und stärker geworden und<br />

hat <strong>im</strong>mer mehr zu einer amtlichen<br />

Regelung u n d N e v o r m u n d u n g<br />

<strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege<br />

hingedrängt.<br />

Diese Haltung <strong>der</strong> Aemter kann nicht motiviert<br />

werden aus beson<strong>der</strong>en finanziellen<br />

Leistungen für die freie Wohlfahrtspflege.<br />

Denn wenn auch die dafür bereitgestellten<br />

Beträge zuweilen, zumal an den zentralen<br />

Stellen, in ganz stattlichen Zahlen ihren<br />

Ausdruck finden, so hält dieser Eindruck<br />

einer nüchternen Prüfung doch keineswegs<br />

stand. Alle öffentlichen Zuschüsse, die heute<br />

für die freie Wohlfahrtspflege gegeben werden,<br />

sind gegenüber dem, was sie selbst an<br />

Leistungen aufzubringen hat, ein ganz verschwinden<strong>der</strong><br />

Bruchteil, von dem man wirklich<br />

nicht soviel Wesens machen sollte. Er<br />

zeigt mehr nur den guten Willen des Staates<br />

und <strong>der</strong> kommunalen Stellen, daß sie<br />

helfen möchten; daß sie aber wegen <strong>der</strong><br />

eigenen Finanzlage mehr zu leisten nicht in<br />

<strong>der</strong> Lage sind. Von einer Finanzierung <strong>der</strong><br />

freien Wohlfahrtspflege aus den öffentlichen<br />

Mitteln (von <strong>der</strong> man je und dann<br />

reden hört) kann in keiner Weise die Rede<br />

sein. Also nicht die finanzielle Einflußnahme<br />

gab den Aemtern Veranlassung zur amtlichen<br />

Regelung und Bevormundung <strong>der</strong><br />

freien Wohlfahrtspflege. Es war vielmehr<br />

ein an<strong>der</strong>es.<br />

Die For<strong>der</strong>ung des Staates, er müsse<br />

regelnd und ordnend eingreifen, erhielt eine<br />

gewisse Begründung dadurch, daß sich allerlei<br />

Kreise und Gruppen <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />

zuwandten; daß es mo<strong>der</strong>n<br />

wurde „Wohlfahrtspflege zu<br />

treibe n". Einmal waren es die vielerlei<br />

und fast unübersehbar zahlreichen Wohlfahrtsorganisationen,<br />

die während des Krieges<br />

mit oft sehr gutem Willen und sehr<br />

schlechtem System und Können „in Wohlfahrtspflege<br />

machten". Daneben aber traten<br />

neue Gruppen umfassen<strong>der</strong> weltanschaulich-best<strong>im</strong>mter<br />

Art auf, die ihren Platz<br />

innerhalb <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege for<strong>der</strong>ten.<br />

Gab es vor 4914 eigentlich nur die evangelische<br />

Liebestätigkeit in <strong>der</strong> Inneren Misston,<br />

die katholische in <strong>der</strong> Caritas, neben<br />

einigen vereinzelten Humanitären Einrichtungen<br />

des Roten Kreuzes (das aber seine<br />

Hauptaufgabe sah in <strong>der</strong> Schulung und<br />

Bereitstellung pflegerischer Kräfte für den<br />

Fall des Krieges, <strong>der</strong> Seuchen und Epidemien),<br />

so bildeten sich in den Jahren um<br />

4948/49 neben Innerer Misston und Caritas<br />

fünf weitere, umfassende Spitzenverbände<br />

<strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege: die Zentralwohlfahitssielle<br />

<strong>der</strong> deutschen Juden;<br />

das Deutsche Rote Kreuz, das sich nun<br />

ganz bewußt umfassen<strong>der</strong>en deutschen Frledensaufgaben<br />

zuwandte; <strong>der</strong> sogenannte<br />

Fünfte Verband (d. h. die Vereinigung <strong>der</strong><br />

freien privaten gemeinnützigen WohlfahrtSeinrichtungen<br />

Deutschlands, die nicht konfessioneller<br />

Natur sind o<strong>der</strong> dem Roten Kreuz<br />

angehören); die Arbeiterwohlfahrt mit dem<br />

Willen, die Kräfte <strong>der</strong> sozialistischen Arbeiterschaft<br />

zu mobilisieren für die deutsche<br />

Wohlfahrtspflege; <strong>der</strong> Zentralwohlfahrtsausschuß<br />

<strong>der</strong> christlichen Arbeiterschaft mit<br />

dem entsprechenden Ziel für seine Kreise.<br />

War früher zwischen Innerer Mission und<br />

Caritas die Aufteilung <strong>der</strong> Gebiete in <strong>der</strong><br />

Konfessionszugehörigkeit fast selbstverständlich<br />

gegeben, traten humanitäre Organisationen<br />

<strong>im</strong> wesentlichen nur da hervor, wo<br />

die kirchlichen Organisationen sich zurückhielten,<br />

so war und ist bei <strong>der</strong> Siebenzahl<br />

<strong>der</strong> Spitzenverbände die Aufteilung des<br />

Arbeitsgebietes und die Frage <strong>der</strong> Zuständigkeit<br />

für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen<br />

eine fast nicht mehr lösbare.<br />

Wie wollen Innere Mission<br />

und Caritas, jede für sich,sich<br />

klar abgrenzen gegen die <strong>im</strong><br />

Zentralwohlfahrtsausschuß<br />

<strong>der</strong> christlichen Arbeiterschaft<br />

vereinigten evangelischen und<br />

katholischen Arbeiterorganisationen<br />

für Wohlfahrtspflege?<br />

Wenn die Arbeiterwohlfahrt geflissentlich<br />

die Entscheidung in <strong>der</strong> Schwebe läßt darüber,<br />

ob ste die Wohlfahrlsorganisation<br />

<strong>der</strong> sozialdemokratischen Partei, also nur<br />

für Parteigenossen zuständig ist; o<strong>der</strong><br />

die WohlfahrtSorganisation <strong>der</strong> sozialistischen<br />

Weltanschaung, also nur für<br />

Anhänger des marxistischen Sozialismus<br />

zuständig; o<strong>der</strong> die Wohlfahrtsorganisation<br />

<strong>der</strong> Arbeiterschaft, also nur für<br />

Arbeiter zuständig, so schafft sie die Unmöglichkeit,<br />

über Zuständigkeitsfragen sich mit<br />

den an<strong>der</strong>en Organisationen zu verständigen;<br />

ganz abgesehen von dem Tatbestand,<br />

daß zirka 90 Prozent <strong>der</strong> sozialdemokratischen<br />

Wähler zugleich <strong>Kirche</strong>nglie<strong>der</strong> sind,<br />

also in die Zuständigkeit <strong>der</strong> evangelischen<br />

Inneren Mission o<strong>der</strong> <strong>der</strong> katholischen<br />

Caritas hineingehören.<br />

Kurz, das mag genügen, um zu zeigen, wie<br />

diese Vielheit <strong>der</strong> tätigen Organisationen<br />

dem Bemühen <strong>der</strong> öffentlichen Aemter für<br />

Wohlfahrtspflege, ordnend, regulierend und<br />

reglementierend einzugreifen, nur Nahrung<br />

gibt.<br />

Noch verhängnisvoller aber wirkte sich in<br />

dieser Richtung ein an<strong>der</strong>es aus. Gleichzeitig<br />

mit dem Entstehen <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Aemter für wohlfahrtspflegerische Aufgaben<br />

vollzog sich die Politisierung unse»<br />

reS öffentlichen Beamten»<br />

apparates. So standen diese, nunmehr<br />

stark von politischen Interessen best<strong>im</strong>mten<br />

Aemter und ihre Beamten nicht mehr objektiv<br />

ordnend den verschiedenen Organisationen<br />

<strong>der</strong> Wohlfahrtspflege gegenüber, son<strong>der</strong>n<br />

erlagen sehr oft <strong>der</strong> Gefahr, ihre einseitige<br />

politische Einstellung in <strong>der</strong> Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Wohlfahrtöorganisationen sowie in<br />

ihrer För<strong>der</strong>ung bzw. auch Hemmung sich<br />

auswirken zu lassen. Davon wissen manche


unserer Freunde gerade in <strong>der</strong> Rheinprovinz<br />

ein Lied zu singen.<br />

Die Schwierigkeit <strong>der</strong> Lage wurde aber<br />

endlich weiter verschärft dadurch, daß nicht<br />

nur bei den Aemtern, son<strong>der</strong>n auch weithin<br />

bei den Organisationen <strong>im</strong>mer schärfer das<br />

Bewußtsein sich festsetzte und auswirkte,<br />

daß man auf dem Boden <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />

jetzt den weltanschaulichen<br />

Kampf durchzufechten haben werde.<br />

Wir sind mit unserer allen Arbeit — sie<br />

ist die bei weitem älteste unter den deutschen<br />

WohlfahrtSorganisationen — natürlich nicht<br />

unberührt geblieben von dieser Entwicklung,<br />

son<strong>der</strong>n haben mitten in diesem Ringen gestanden.<br />

Wir sind dabei manchen Mißverständnissen<br />

ausgesetzt gewesen. Man hat je<br />

und dann geglaubt, wir machten mit vollem<br />

Behagen die „Mode"-WohlfahrtSpflege mit.<br />

Man hat manchesmal es überhört, daß<br />

in <strong>der</strong> Art unserer Mitarbeit<br />

letztlich das starke Nein zum<br />

Ausdruck kam gegenüber dieser<br />

„Mode", gegenüber dieser<br />

„W ohlfahitsmache". <strong>Das</strong> sehr<br />

klare und scharfe Nein, das wir gesprochen<br />

haben gegenüber <strong>der</strong> Politisierung <strong>der</strong><br />

Wohlfahrtspflege. <strong>Das</strong> protestierende Nein<br />

sönlichen Beziehungen heraus ihnen unser<br />

Nein viel eindringlicher sagen und begründen<br />

könnten. —<br />

Ganz abgesehen davon, daß wir es nicht<br />

verantworten zu können glaubten, daß wir<br />

die weiten Arbeitsgebiete, auf denen unsere<br />

Väter den Dienst <strong>der</strong> Liebe an Hilfsbedürftigen<br />

geübt haben, einfach verlassen und<br />

brachliegen lassen dürften bzw. denen überlassen<br />

wollten, die vielleicht auf diesen Gebieten<br />

nicht zu dienen, son<strong>der</strong>n zu herrschen<br />

wünschen.<br />

Ganz abgesehen davon, daß es nach unserer<br />

Meinung eine ganz unmittelbare ununterbindbare<br />

Lebensäußerung unserer <strong>Kirche</strong> ist,<br />

wenn sie die in ihr ruhenden Kräfte <strong>der</strong><br />

Liebestätigkeit an den Hilfsbedürftigen sich<br />

auswirken steht; daß es ein Zeichen des<br />

Sterbens o<strong>der</strong> wenigstens des tiefen Schadens<br />

unserer <strong>Kirche</strong> sein würde, wenn diese<br />

Kräfte nicht mehr nach Betätigung<br />

drängten.<br />

Man darf am Ende dieser letzten zehn<br />

Jahre doch vielleicht feststellen, daß es weithin<br />

gelungen ist, den uns leitenden Kräften<br />

des Dienstes, den uns beseelenden Gedanken<br />

und Idealen selbstlosen Dienens in <strong>der</strong> deutschen<br />

Wohlfahrtspflege noch ihren Platz zu<br />

<strong>Kirche</strong> zur Inneren Mission.<br />

Wollte Innere Mission, nach dem Wichernschen<br />

Verständnis, auch nie etwas an<strong>der</strong>es<br />

sein, als die Innere Mission <strong>der</strong> evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong>, also Ausdruck des Bewußtseins<br />

einer Sendung, eines Auftrags, <strong>der</strong><br />

an die <strong>Kirche</strong> ergangen ist, so ist diese ursprüngliche<br />

Linie Jahrzehnte hindurch vergessen<br />

gewesen und überwuchert worden<br />

durch eine rein organisatorische Orientierung.<br />

Auf Grund verschiedener Organisationöformen<br />

unterschied man zwischen »Innerer<br />

Misston" (<strong>der</strong>en Träger freie Vereine<br />

o<strong>der</strong> Kuratorien waren) und „kirchlicher<br />

Liebestätigkeit" (<strong>der</strong>en Träger <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

waren). Wir dürfen heute<br />

feststellen, daß die Erkenntnis, die wir miteinan<strong>der</strong><br />

erarbeitet haben, daß nach<br />

Wichern jede Innere Mission<br />

kirchliche Arbeit sein will und<br />

muß, und daß jede kirchliche<br />

Liebestätigkeit Innere Mission<br />

ist und sein muß, nunmehr<br />

als Allgemeingut in das Bewußtsein nicht<br />

nur <strong>der</strong> auf dem Gebiet <strong>der</strong> Inneren Mission<br />

unmitlelbar arbeitenden Kreise, son<strong>der</strong>n<br />

auch weitester Kreise <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> überhaupt<br />

ringegangen ist. Damit ist ein großer<br />

Losungen <strong>der</strong> Liebe<br />

Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brü<strong>der</strong>n, das habt ihr mir getan. Matth. 25<br />

Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinan<strong>der</strong> liebet, wie ich euch geliebet habe, auf daß auch ihr einan<strong>der</strong><br />

liebhabet. Dabei wird je<strong>der</strong>mann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinan<strong>der</strong> habt. Ioh. 43<br />

Lasset uns Gutes tun an je<strong>der</strong>mann, allermeist aber an des Glaubens Genossen. Gal. N<br />

Wohlzutun und mitzuteilen vergesset nicht, denn solche Opfer gefallen Gott wohl. Hebr. 43<br />

Die brü<strong>der</strong>liche Liebe untereinan<strong>der</strong> sei herzlich. Einer komme den an<strong>der</strong>n mit Ehrerbietung zuvor. Rom. 12<br />

gegen die Bestrebungen, den Hilfsbedürftigen<br />

irgendwie nur als Mittel zum Zweck<br />

zu gebrauchen, ihn für irgendeine politische<br />

o<strong>der</strong> weltanschauliche Gruppe einzufangen.<br />

Wir haben <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> für unsere eigene<br />

Arbeit und für die <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en als Richtschnur<br />

gefor<strong>der</strong>t, daß in all unserer Arbeit<br />

die Hilfe, die Liebe und dir Hingabe an den<br />

Dienst des Hilfsbedürftigen letztes entscheidendes<br />

Motiv sein müsse; daß je<strong>der</strong> Mißbrauch<br />

<strong>der</strong> Wohlfahrtspflege als Instrument<br />

<strong>der</strong> Machtpolitik sie zum Zusammenbruch<br />

und Untergang verdammen müsse;<br />

daß das letzte erlösende Wort gegenüber<br />

aller Not nicht gesprochen werden könne<br />

aus <strong>der</strong> Sphäre <strong>der</strong> Machtgelüste, son<strong>der</strong>n<br />

nur auS <strong>der</strong> Sphäre des Dienstes: <strong>im</strong><br />

Sinne dessen, <strong>der</strong> gekommen ist, nicht daß<br />

er sich dienen lasse, son<strong>der</strong>n daß er diene.<br />

Wir sind in diesem Bemühen zumal von<br />

denen oft nicht verstanden worden, die da<br />

meinten, man könne dies Nein eigentlich<br />

nur sagen, wenn man sich völlig aus <strong>der</strong><br />

Arbeit und dem Zusammenhang mit den<br />

an<strong>der</strong>en löse. Wir aber meinten, daß wir<br />

es viel stärker sagen könnten, wenn wir<br />

mitten in <strong>der</strong> Arbeit ständen, enge Arbeitsfühlung<br />

mit den an<strong>der</strong>en hielten, mit ihnen<br />

an einem Tisch säßen und aus solchen per-<br />

sichern; daß damit zugleich erreicht ist, daß<br />

auch die an<strong>der</strong>en mit dieser Einstellung als<br />

einer Realität rechnen und nicht nur sie als<br />

eine verstiegene Ideologie verschreien dürfen,<br />

wie sie es wohl täten, wenn wir uns zurückgezogen<br />

hätten, nur schelten würden<br />

und nur Kritik übten. DaS ist sehr stark<br />

zum Ausdruck gekommen <strong>im</strong> letztvergangenen<br />

Jahr, als auf dem Königsberger Kongreß,<br />

zum 80jährigen Bestehen des Zentralausschusses<br />

für Innere Mission das erste<br />

Hauptreferat erstattet wurde unter dem<br />

Thema: „<strong>Das</strong>ZeugniSvomDienst<br />

— die Kraft <strong>der</strong> Inneren<br />

Mission".<br />

Nenn es gelungen ist, diese ihre alte und<br />

innerste Linie durch all die Umgestaltungen<br />

und Umwälzungen, die das staatliche Leben<br />

und mit ihm das Gebiet <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />

in dem achten Jahrzehnt durchgemacht<br />

hat, durchzuhalten, dieses Prinzip —<br />

trotz aller Unzulänglichkeit bei <strong>der</strong> Durchführung<br />

und Gestaltung <strong>im</strong> einzelnen —<br />

festzuhalten, so dürfen wir mit diesem Prinzip<br />

als richtunggeben<strong>der</strong> Weisung auch über<br />

die Schwelle des neunten Jahrzehnts gehen.<br />

Wie die Stellung zum Staat in dem letzten<br />

Jahrzehnt sich gewandelt hat, so auch die<br />

Stellung zur <strong>Kirche</strong> bzw. <strong>der</strong><br />

Schritt vorwärts getan zur Zusammenfassung<br />

aller evangelischen lebendigen Kräfte<br />

auf diesem Arbeitsgebiet. Wir sind dankbar,<br />

daß wir mit dieser Sicherheit und Gewißheit<br />

in das neunte Jahrzehnt unserer Arbeit<br />

hineingehen können.<br />

Die Aufgaben, die uns erwarten,<br />

sind nicht gering. Der Lebenskreis,<br />

in dem wir unsere Arbeit zu tun<br />

haben, ist durchaus nicht auf unsere Gedanken<br />

eingestellt. <strong>Das</strong> mag mit ein paar<br />

Schlaglichtern gezeigt sein.<br />

Da ist die weite Öffentlichkeit. Man hat<br />

weltanschauliche Neutralität<br />

verkündet. Man hat sich zu ihr verpflichtet<br />

<strong>im</strong> Gesetz. Man hält un ihr weithin fest<br />

in den verantwortlichen ministeriellen und<br />

Verwaltungsstellen an <strong>der</strong> Spitze. Hier<br />

hütet man sich, sich zu lösen von dem <strong>im</strong><br />

Gesetz festgelegten Gedanken <strong>der</strong> Gleichberechtigung<br />

<strong>der</strong> weltanschaulichen Gruppen.<br />

Hier weiß man etwas davon, daß „Neutralität"<br />

nicht ein verwaschenes Etwas sein<br />

muß, son<strong>der</strong>n das Neutralität erfüllt sein<br />

kann von dem starken Willen zu wirklicher<br />

Toleranz, die je<strong>der</strong> Gruppe nicht nur das<br />

Recht zugesteht, son<strong>der</strong>n von je<strong>der</strong> Gruppe<br />

erwartet, daß sie die ihr eignenden guten<br />

und wertvollen Kräfte, in ihrer best<strong>im</strong>mten<br />

99


Ausprägung in die Zusammenarbeit miteinbringt,<br />

unter <strong>der</strong> Voraussetzung des wirklichen<br />

Willens zur Zusammenarbeit.<br />

Lei<strong>der</strong> zieht aber die Praxis <strong>im</strong> einzelnen<br />

aus diesem Grundsatz weltanschaulicher<br />

Neutralität nicht die Konsequenzen, die man<br />

ziehen müßte: bei den Aufgaben von volkserzieherischer<br />

Tendenz macht man sich nicht<br />

klar, daß man von einer „Neutralität" aus<br />

eigentlich keine Erziehungsarbeit treiben<br />

könnte. Darum wirkt sich denn auch, da<br />

wo die Öffentlichkeit Einrichtungen volkserzieherischer<br />

Art in die Hand n<strong>im</strong>mt, in <strong>der</strong><br />

Regel nicht mehr eine Neutralität aus, son<strong>der</strong>n<br />

eine Haltung gegenüber den Lebensfragen<br />

von einer ganz best<strong>im</strong>mten Prägung:<br />

Alles was irgend wie an<br />

Metaphysik erinnert, darf<br />

nicht existieren. Beherrschend<br />

ist eine gewisse Kulturseligkeit,<br />

ein E u d ä m o n i s m u S , zu<br />

dem jede innere Berechtigung<br />

fehlt. Fragen, die tiefer in die Probleme<br />

hineinbringen wollen, die sich darum auch<br />

mit an<strong>der</strong>en Meinungen auseinan<strong>der</strong>setzen<br />

müssen, werden als den Frieden störend<br />

empfunden und darum möglichst zurückgedrängt<br />

und nicht zugelassen. Unbeschränkt<br />

zugelassen wird nur dieser EudämoniSmuö,<br />

dem man es dann auch durchgehen läßt,<br />

daß er je und dann einmal mit einer Seitenbemerkung<br />

die an<strong>der</strong>en abtut. <strong>Das</strong> spiegelt<br />

sich aufs deutlichste <strong>im</strong> Rundfunk, <strong>im</strong> Kino,<br />

in <strong>der</strong> Presse.<br />

<strong>Das</strong> greift auch hinüber auf das Gebiet<br />

<strong>der</strong> Wohlfahrtspflege. Wir erinnern an die<br />

Mitteilung <strong>der</strong> Berliner Stadtverwaltung<br />

an die von ihr belegten Kin<strong>der</strong>erholungshe<strong>im</strong>e,<br />

daß in Zukunft nur noch He<strong>im</strong>e belegt<br />

werden, in denen jede religiöse o<strong>der</strong><br />

weltanschauliche Beeinflussung unterbleibt.<br />

Als ob dieser kulturselige Opt<strong>im</strong>ismus nicht<br />

auch eine „Weltanschauung" wäre. Aehnliches<br />

wissen wir von den Krankenhäusern<br />

Groß-Berlins. Man bereitet eine allmähliche<br />

Säkularisierung all dieser Institute<br />

vor, auf die die Öffentlichkeit Einfluß nehmen<br />

kann.<br />

Wir haben uns aufs ernsteste mit diesen<br />

Säkularisationsbestrebungen<br />

zu beschäftigen. Sie sind zum Teil hervorgerufen<br />

durch eine grundsätzliche Ablehnung<br />

aller konfessionellen Einstellung, aller christlichen<br />

Einstellung überhaupt, gegen die man<br />

den Kampf führt, weil man weltanschaulich<br />

an<strong>der</strong>s best<strong>im</strong>mt ist. <strong>Das</strong> ist die St<strong>im</strong>mung,<br />

die bei den sozialistisch beeinflußten Kreisen<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Wohlfahrtspflege sowie bei<br />

den sozialistisch beeinflußten und best<strong>im</strong>mten<br />

Stadtparlamenten sich heute weithin geltend<br />

macht. Der Einfluß, unter dem diese<br />

Kreise stehen, ist ganz sichtbar <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Arbeiterwohlfahrt und ihrer Zeit-<br />

schrift, die in <strong>im</strong>mer gehässigerer Form den<br />

Kampf gegen die konfessionelle Wohlfahrtspflege<br />

führt. Wir stehen nicht an, hier zu<br />

erklären, daß das eine tiefe und schmerzliche<br />

Enttäuschung für uns gewesen ist. Wir<br />

haben das Erwachen <strong>der</strong> Arbeiterschaft zur<br />

aktiven Mitarbeit an <strong>der</strong> deutschen Wohlfahrtspflege<br />

begrüßt. Wir haben uns von<br />

Anfang an gewiß nicht verhehlt, daß wir<br />

mancherlei schwierigen Abgrenzungsfragen<br />

gegenüberständen. Wir haben die junge<br />

Arbeiterwohlfahrt aber oft genug wissen<br />

und fühlen lassen, daß wir zur Arbeitsverständigung<br />

und Arbeitsgemeinschaft mit ihr<br />

bereit seien — um <strong>der</strong> Hilfsbedürftigen<br />

willen.<br />

Wir müssen aber heute, so schmerzlich uns<br />

das sein mag, betonen, daß <strong>der</strong> Ton, den<br />

die „Arbeiterwohlfahrt" teils in gehässiger,<br />

teils in sarkastischer Form, teils in objektiv<br />

unrichtigen Darstellungen gegenüber <strong>der</strong><br />

christlichen Wohlfahrtspflege anschlagt, jeden<br />

Willen zur Arbeitsgemeinschaft töten<br />

muß.<br />

Vielleicht dürfen wir sagen, daß dieser<br />

Ton wesentlich <strong>der</strong> Berliner<br />

Ton ist; daß man mancherorts <strong>im</strong><br />

<strong>Rheinland</strong> bei den praktischen Mitarbeitern<br />

<strong>der</strong> Arbeiterwohlfahrt diese Linie nicht<br />

wünscht. Wir müssen aber ebenso deutlich<br />

unsere Freunde bitten, hier die Augen offenzuhalten.<br />

Auch die Berliner Vertreter<br />

waren srüher an<strong>der</strong>e. Als sich bei ihnen<br />

ernster Verständigungswille geltend machte,<br />

wurden sie ausgewechselt.<br />

Diese grundsätzliche Ablehnung aller konfessionell-kirchlichen<br />

Bestrebungen ist aber<br />

nur für einen Teil <strong>der</strong> Säkularisierungsbestrebungen<br />

maßgebend. Ein gut Teil<br />

stammt aus einer völlig an<strong>der</strong>en Quelle:<br />

nämlich <strong>der</strong> völligen Gleichgültigkeit<br />

und dem völligen Unverständnis<br />

gegenüber dem, was kirchliche Arbeit will<br />

und gegenüber dem, was die religiösen<br />

Werte und Kräfte und Gedanken für unsere<br />

deutsche Kultur bedeuten. Wie sich das auswirkt,<br />

haben wir oben bereits gezeigt <strong>im</strong><br />

Zusammenhang mit den Eingemeindungsverhandlungen.<br />

Wir sind ein weltanschaulich zerrissenes<br />

Volk. Wenn wir in früheren Jahren, in<br />

unseren Iahresüberblicken, <strong>der</strong> Hoffnung<br />

Ausdruck gegeben haben, daß auf dem<br />

wohlfahrtöpflegerischen Gebiet, in dem gemeinsamen<br />

Willen zur Hilfe gegenüber dem<br />

Hilfsbedürftigen, diese Zerrissenheit überwunden<br />

und vergessen werden könnte; wenn<br />

wir hofften, daß es hier möglich sei, daß<br />

je<strong>der</strong> sein Bestes in den gemeinsamen Kampf<br />

gegen die an<strong>der</strong>en ruhen lassen würde; so<br />

stehen wir nicht an, heute zu bekennen, daß<br />

wir diese Hoffnung wohl zu Grabe tragen<br />

müssen. Auch auf dem wohl-<br />

fnhrtspflegerischen Gebiet ist<br />

bei den weitaus meisten Organisationen<br />

das Best<strong>im</strong>mende<br />

nichtmehr <strong>der</strong>Willezur gegenseitigen<br />

Ergänzung, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Wille zum Kampf und zur<br />

Macht über den an<strong>der</strong>en.<br />

Wenn das auf rheinischem Boden je und<br />

dann noch etwas besser ist, so liegt darin<br />

vielleicht noch die Auswirkung dessen, daß<br />

wir in dem vergangenen Jahrzehnt, stärker<br />

als viele an<strong>der</strong>e deutsche Stämme, empfunden<br />

haben, daß wir dennoch — trotz aller<br />

weltanschaulichen Theorien und Doktrinen,<br />

die uns trennen, — zur Schicksalsgemeinschaft<br />

verbunden sind. Ob aber diese rheinische<br />

Einstellung zu <strong>der</strong> Frage sich durchsetzt<br />

o<strong>der</strong> auch nur auf die Dauer halt, erscheint<br />

angesichts <strong>der</strong> Gesamtst<strong>im</strong>mung innerhalb<br />

unseres kulturellen Lebens mehr als fraglich.<br />

Und wir? Wie stellen wir uns zu dieser<br />

Säkularisierung? Wie stellen wir uns zu<br />

dem Bemühen, die Zerrissenheit des Weltcmschauungskllmpfes<br />

hineinzutragen in das<br />

wohlfahrtSpflegerische Gebiet? Nehmen<br />

wir das einfach hin?<br />

Nein! — Wir wissen, daß eine säkularisierte<br />

Wohlfahrtspflege zugrunde<br />

gehen muß. Wir wissen das, seitdem<br />

die säkularisierte Wohlfahrtspflege um die<br />

Wende des 48. und 49. Jahrhun<strong>der</strong>ts restlos<br />

zugrunde gegangen ist. Wir wissen das,<br />

seitdem Wichern und die Großen <strong>der</strong> Inneren<br />

Mission uns wie<strong>der</strong> und wie<strong>der</strong> aufgezeigt<br />

haben, daß nicht die Hilfe an sich,<br />

son<strong>der</strong>n die in dieser Hilfe zum Ausdruck<br />

kommende innerste brü<strong>der</strong>liche Liebe und<br />

Verbundenheit erst von <strong>der</strong> Not befreit.<br />

Wir wissen seit Wichern, daß<br />

jedes Gesetz, das dem Hilfsbedürftigen<br />

den gesetzlichen,<br />

fast einklagbaren Anspruch<br />

auf die Hilfeleistung zugesteht,<br />

nie etwas Befreiendes<br />

und Erhebendes haben kann,<br />

wenn es das Bewußtsein, von<br />

Liebe getragen zu sein, tötet.<br />

Hier liegen die feinen Unterschiede und<br />

Schattierungen <strong>der</strong> einzelnen Auffassungen<br />

vom Wesen <strong>der</strong> helferischen Leistung dicht<br />

nebeneinan<strong>der</strong>. Wir sind mit dem Sozialismus<br />

einig und haben es Jahrzehnte früher<br />

als er betont, daß die Pflicht <strong>der</strong> Allgemeinheit<br />

zur Hilfe gegenüber dem Notleidenden<br />

besteht und in die Tat umgesetzt werden<br />

muß. Wir sind mit dem Sozialismus einig<br />

und haben es Jahrzehnte früher als er betont,<br />

daß eine Wohltätigkeit, die von oben<br />

herab, aus sicherem Besitz gibt, o<strong>der</strong> aus<br />

sicherer „Ehrbarkeit" hilft (ohne daß hingebende<br />

Liebe dabei fühlbar wird) den<br />

Hilfsbedürftigen nur zu leicht zum Bettler<br />

herabwürdigt und entehrt. (Forts, folgt.)<br />

Je besser wir sind, desto besser werden die Menschen um uns her<br />

Richard Rothe


20 Jahre Bund deutscher Jugendvereine. Vom Landesverbandsfest<br />

— <strong>Rheinland</strong>-Westfalens in Opladen Pfingsten 1929<br />

diesem Jahre feiert <strong>der</strong> Bund<br />

eutscher I u g e n d v e r e i n e<br />

(BDI.) sein zwanzigjähriges<br />

Bestehen. Der Weg des Bundes<br />

durch diese zwanzig Jahre hindurch war nicht<br />

<strong>im</strong>mer leicht. Vielen unbekannt, von vielen<br />

verkannt, verachtet und verdächtigt ist er<br />

seinen Weg gegangen. <strong>Das</strong> äußere und<br />

innere Wachstum des Bundes hat bewiesen,<br />

daß diese Wege richtig und notwendig<br />

waren.<br />

Einer <strong>der</strong> ältester, Laül'cer>ei?bände des<br />

Bundes ist <strong>Rheinland</strong>-Westfalen,<br />

<strong>der</strong> 4909 gegründet, in beson<strong>der</strong>er Weise<br />

mit <strong>der</strong> Geschichte des GesamtbundeS verwachsen<br />

ist. Pfr. Roese, Salingen,<br />

ein Glied unseres VerbandSauSschusseö,<br />

hat zwanzig Jahre mit dem<br />

Hamburger Pfarrer Clemens Schulz<br />

und dessen Freund Walter Classen<br />

den Grund gelegt zu <strong>der</strong> neuen Art evangelischer<br />

Iugendführung, wie sie dem<br />

BDI. eigen ist. P f r. F u ck e l, K ö l n,<br />

<strong>der</strong> Landesverbandsleiter, gehörte von Anfang<br />

an zum Bund und zu den Grün<strong>der</strong>n<br />

des rheinisch-westfälischen Landesverbandes.<br />

Es müßten noch viele Namen an<br />

dieser Stelle genannt werden, <strong>der</strong>en Träger<br />

das enge Band knüpften, das Bund<br />

und Landesverband <strong>Rheinland</strong>-Westfalen<br />

so fest und untrennbar verbindet. Auf<br />

eine zwanzigjährige Geschichte durfte auch<br />

unser Landesverband <strong>im</strong> Februar dieses<br />

Jahres zurückblicken, Und diese Rückschau<br />

ward uns Einkehr und Besinnung, aber<br />

zugleich auch frohe und dankbare Feier.<br />

In solchem Geist feierten wir unser Verbandsfest<br />

Pfingsten 4929 in Opladen,<br />

von dessen Verlauf <strong>im</strong> Folgenden<br />

berichtet werden soll.<br />

Die Tagung war gut besucht. Heber 7N()<br />

auswärtige junge Gäste aus <strong>Rheinland</strong><br />

und Westfalen waren nach Opladen gekommen<br />

und dort mit großer Herzlichkeit<br />

in den Häusern <strong>der</strong> Stadt aufgenommen.<br />

Am Nachmittag des PfingstsamStagS<br />

trat <strong>der</strong> Verbandsauöschuß<br />

mit dem Ortsausschuß zu einer letzten<br />

vorbereitenden Besprechung zusammen.<br />

Für die Allgemeinheit begann dann die<br />

Tagung mit einem Begrüßungsabend<br />

in <strong>der</strong> festlich geschmückten Turnhalle<br />

zu Bergisch-Neukirchen. Den Willkommgruß<br />

<strong>der</strong> Opladener an die Gäste<br />

entbot Oswald Jakob. Sein Gruß<br />

galt <strong>im</strong> beson<strong>der</strong>en dem ^Mitbegrün<strong>der</strong><br />

des Bundes, Pfr. Roese, <strong>der</strong> zu unser<br />

aller Freude bei uns sein konnte. Pfr.<br />

F u ck e l sprach Gruß- und Dankesworte<br />

an Gastgeber und Gäste. Musikvortrage<br />

und Lie<strong>der</strong> umrahmten die Feier, und<br />

zum Abschluß spielten die Opladener ganz<br />

ausgezeichnet und mit köstlichem Humor<br />

ein Märchenspiel von Gümbel-Seiling:<br />

„<strong>Das</strong> tapfere Schnei<strong>der</strong>lein".<br />

Der Pfingstsonntag wurde eingeleitet<br />

durch den FestgotteSdienst,<br />

<strong>der</strong> allem Feiern Weihe und Richtung gab.<br />

Er wurde eine Stunde <strong>der</strong> Andacht und<br />

Besinnung, des LobenS und DankenS.<br />

Wenn <strong>der</strong> erste Klang <strong>der</strong> Feier <strong>der</strong> war:<br />

„Lobe den Herren, den mächtigen König<br />

<strong>der</strong> Ehren . . ." und „Lobe den Herren,<br />

<strong>der</strong> künstlich und fein dich bereitet . . ",<br />

so war er zugleich das Bekenntnis, daß wir<br />

die vergangenen zwanzig Jahre mit all<br />

dem <strong>im</strong> Grunde doch so schwachen und<br />

unvollkommenen Menschenwerk gestellt<br />

wissen unter Gottes Gnade und Segen,<br />

und daß uns <strong>der</strong> Bund ein Gottesgeschenk<br />

wurde und ist. Pfr. FuckelS Predigt<br />

stand unter dem Wort Phil. 3, 42 und<br />

sprach schlicht und eindringlich vom Bund<br />

und seinen Zielen gerade <strong>im</strong> Blick auf dieses<br />

Schriftwort.<br />

Nach dem Gottesdienst versammelten sich<br />

alle zum Vortrag von Pfarrer<br />

Roese. Vor Beginn des Vortrages begrüßte<br />

Konsisiorialrat Liz. Euler<br />

vom Konsistorium in Koblenz die Versammlung;<br />

Pfr. Fuckel übermittelte außerdem<br />

die schriftlichen Grüße und Segenswünsche<br />

<strong>der</strong> Vertreter unserer rheinischen <strong>Kirche</strong>.<br />

Ebenso sprach ein Vertreter <strong>der</strong><br />

Stadt Opladen <strong>der</strong>en Wünsche aus.<br />

Dann sprach Pfarrer Roese über:<br />

„Der Bund einst und jetzt". Er<br />

gab zunächst einen Ueberblick über die<br />

neue Art <strong>der</strong> Jugendarbeit, wie sie von<br />

Clemens Schulz und Walter Classen in<br />

Hamburg getrieben wurde, die die kirchlich<br />

entfremdete und sittlich stark gefährdete<br />

Hamburger Großstadtjugend des Hafenviertels<br />

dem Evangelium und <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />

zurückgewann und sie hineinstellte in ein<br />

ganz praktisches Christentum gegenseitigen<br />

Dienstes, gegenseitiger Liebe und Hilfe. So<br />

entstand da eine Gemeinschaft, <strong>der</strong>en Glie<strong>der</strong><br />

von sich sagen konnten: „<strong>Das</strong> Gebet<br />

ist unser Mittel." Die Arbeit von Clemens<br />

Schulz ward <strong>der</strong> Grund, auf dem sich <strong>im</strong><br />

Laufe von Zwei Jahrzehnten <strong>der</strong> Bund<br />

Deutscher Jugendvereine in seiner heutigen<br />

Gestalt aufbaute, ergänzt und vertieft durch<br />

die Einwirkungen <strong>der</strong> Jugendbewegung.<br />

Unser Volk sieht heute in dreifacher Not:<br />

Nru<strong>der</strong>schaftSnot, WirtschaftSnot,<br />

GotteSnot. Hier gilt es eine<br />

Arbeit in Liebe und Dienstbereitschaft, ohne<br />

Müdigkeit und frei von aller Selbstgerechtigkeit<br />

und Selbstzufriedenheit. <strong>Das</strong> Wörtlein<br />

„fromm" unserer Bundesleitworte<br />

muß entscheidend wirksam sein in unserer<br />

Arbeit; wir dürfen es nicht ängstlich umgehen<br />

o<strong>der</strong> in den Hintergrund schieben<br />

wollen. Die BundeSart aber muß vorgelebt<br />

und nicht vorgeredet sein, und dabei<br />

steht <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> eindringlich die<br />

Frage vor jedem einzelnen: „Was tust du?"<br />

Der Bund will jedes seiner Glie<strong>der</strong> für<br />

seine persönliche und beson<strong>der</strong>e LebenSnot<br />

schulen und stark machen. Er darf aber nie<br />

vergessen, daß eS seine Aufgabe war und<br />

ist, ein „Bund <strong>der</strong> Nachjagenden" zu sein.<br />

— Die nachfolgende Aussprache bewies,<br />

mit wieviel innerer Anteilnahme <strong>der</strong> Vortrag<br />

von den Hörern aufgenommen worden<br />

war. Manches wurde noch aus <strong>der</strong><br />

Praxis heraus beson<strong>der</strong>s erörtert und ergänzt.<br />

Im ganzen zeugte die Aussprache<br />

von ehrlicher Selbstkritik und ernster Selbstbesinnung.<br />

Am Nachmittag wan<strong>der</strong>ten wir gemeinsam<br />

in langem Zuge hjn^r flatternden<br />

W<strong>im</strong>peln und mit frohem Sang vor<br />

die Tore <strong>der</strong> Stadt zur Festwiese.<br />

Sonnenschein außen und innen! Rund<br />

um den Maibaum gab es bald fröhliches<br />

Spiel, Singen und Klingen. Volkstanz,<br />

HanS-Sachö-Spiele, Singwettsireit um<br />

den Verbandsw<strong>im</strong>pel usf. wechselten in<br />

bunter Folge miteinan<strong>der</strong> ab, schufen eine<br />

natürliche, reine und zuchtvolle Geselligkeit,<br />

wie sie in <strong>der</strong> Allgemeinheit unseres Volkes<br />

längst nicht mehr gekannt und geübt ist.<br />

Mit <strong>der</strong> Pflege alten, wertvollen Volksgutes<br />

in Lied, Tanz und Spiel leistet <strong>der</strong><br />

BDI ein wertvolles Stück Volkserziehungsund<br />

Volksbildungsarbeit <strong>im</strong> besten Sinne.<br />

Der Jugend selbst bleibt ein zu ihr gehören<strong>der</strong><br />

Lebenskreis in natürlicher Schönheit<br />

und reiner Freude, <strong>der</strong> ihr den Ausgleich<br />

zum oft so schweren, innerlich müde<br />

machenden Werktag schenkt und ihr zu<br />

innerer Harmonie ihres Gesamtlebens hilft.<br />

Schön und erhebend war die Abendfeier<br />

<strong>im</strong> schweigenden Kreise um das<br />

lo<strong>der</strong>nde Feuer. Die Opladener Singschar<br />

sang zu Beginn eine alle Volksweise.<br />

Kand. theol. Hinnenthal hielt d i e<br />

Feuerrede. Nach ihm sprach ein junger<br />

schottischer Theologe, <strong>der</strong> in mühsam<br />

erkämpften deutschen Worten die deutsche<br />

Jugend grüßte und sich zu einer inneren<br />

Verbundenheit mit ihr bekannte. Mit dem<br />

Liede „Kein schöner Land zu dieser Zeit"<br />

klang <strong>der</strong> Tag aus. Still und innerlich<br />

bewegt zogen wir in die Stadt zurück: hinter<br />

uns das vergl<strong>im</strong>mende Feuer, über uns<br />

klarer, tröstlicher Sternenh<strong>im</strong>mel, in vielen<br />

Herzen die stille Bitte, daß Gott unserm<br />

Bunde das Feuer seines Heiligen Geistes<br />

erhalte und <strong>im</strong>mer neu schenken möge.


Der Morgen des zweiten Pfingstt<br />

a g es diente dem Sport, <strong>der</strong> manche beachtlich«<br />

Leistung aufwies. Für die Führer<br />

und Gruppenvertreter fand dann um<br />

41 Uhr die Vertreterversammlung<br />

statt. Pfarrer Fuckel gab den<br />

Arbeitsbericht des Landesverbandes.<br />

Der Landesverband <strong>Rheinland</strong>-Westfalen<br />

mit seinen 85 Gruppen leistet eine beachtliche<br />

und zielbewußte Arbeil durch Schulungstagungen,<br />

Mädchen« und Aelterenarbeit.<br />

So fanden seit den, letzten Verbandsfest<br />

1927 verschiedene Jungführ<br />

« r(Aelteren)-T r e f f e n in Köln statt,<br />

die für die praktische Gruppenführung<br />

wertvolle Klärung und Hilf« bedeuteten,<br />

eine Mädchen-Aelterenfreizeit<br />

auf d«r Westerburg über die „Geschlechterfrage",<br />

eine Schulungstagung für<br />

.Leibesübungen"' in Essen usf., usf.<br />

Im Verbandsausschuß, <strong>der</strong> öfter<br />

zusammentrat, wurden neben den Organisationsfragen<br />

manche ernsten Probleme <strong>der</strong><br />

evangelischen Iugendführung <strong>der</strong> Gegenwart<br />

in Referaten und Aussprachen behandelt,<br />

z. B. mit Prof. 0. Dr. Stählin<br />

(Münster) die Fragen und Wege <strong>der</strong><br />

„Wortverkündigung", dann an Hand eines<br />

Vortrages von Pfarrer Kunze (M. Gladbach)<br />

das ganze Fragengebiet, das durch<br />

die Bücher von Lindsey und an<strong>der</strong>en aufgerollt<br />

ist und eine klare, vom Evangelium<br />

her gewonnene Stellungnahme des evangelischen<br />

Jugendführers for<strong>der</strong>t. Dem<br />

Arbeitsbericht folgte <strong>der</strong> Geschäftsbericht,<br />

<strong>der</strong> Bericht über M ä d ch e nund<br />

Aelterenarb«it, Wahlen von<br />

Vertretern zu Kursen und Tagungen des<br />

Bundes in diesem Jahr.<br />

Am frühen Nachmittag fanden sich dann<br />

noch einmal alle Teilnehmer des Festes <strong>im</strong><br />

GemeindehauSgarten zum AuSklang<br />

zusammen. San.-Rat Dr. 31 ö r r « n -<br />

berg rief zu neuer Treue dem Bund, seinen<br />

fielen und Aufgaben gegenüber auf.<br />

Pfarrer Fuckel sprach den Gastgebern<br />

den Dank aller Gäste aus, und dann sangen<br />

wir noch einmal <strong>im</strong> Bewußtsein gleicher<br />

Weggemeinschaft verbunden: „Daß<br />

wir uns hier in diesem Tal noch treffen<br />

so viel tausendmal, Gott mag es schenken,<br />

Gott mag es lenken, er hat die Gnad."<br />

<strong>Das</strong> aber wird wertvollster Gewinn dieser<br />

Tagung sein, wenn sie in <strong>der</strong> an ihr teilnehmenden<br />

Jugend den Willen wachgerufen<br />

hat, den Männern und Frauen <strong>im</strong><br />

Bunde nachzustreben, die sich selbst vergaßen<br />

über dem Werk und <strong>der</strong> Aufgabe, die Gott<br />

ihnen <strong>im</strong> Bund und durch ihn gab, und<br />

die in selbstloser Hingabe und Opferbereitschaft<br />

<strong>der</strong> ihr anvertrauten Jugend dienten,<br />

die sie <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> hinführen wollten zur<br />

Besinnung auf die letzten Quellen unseres<br />

Lebens, unseres Zieles, unserer Kraft: auf<br />

Gott. — Dem Jugendführer aber wollte<br />

sie eindringliche Mahnung sein, neben allem<br />

äußeren „Netrieb" nicht das letzte und einzige<br />

Ziel aller evangelischen Jugendarbeit<br />

zu vergessen: das Evangelium <strong>der</strong> Jugend<br />

zu verkünden durch Wort, Tat und persönliche,<br />

verantwortungsbewußte Lebenshaltung.<br />

Und das an<strong>der</strong>e: evangelische<br />

Iugendführung, die sich nur auf best<strong>im</strong>mte<br />

Gruppen mehr o<strong>der</strong> weniger religiös o<strong>der</strong><br />

kirchlich eingestellter Jugend beschränkt und<br />

darüber ihre missionarische Aufgabe gegenüber<br />

den <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> Entfremdeten o<strong>der</strong><br />

gar die <strong>Kirche</strong> Ablehnenden vergißt, erfüllt<br />

nie ihren ganzen Auftrag. <strong>Evangelische</strong><br />

Jugendführung <strong>im</strong> besten Sinne ist volksmissionarische<br />

Pflicht, die unter dem Gebot<br />

Jesu steht: „Darum gehet hin auf die<br />

Straßen und ladet zur Hochzeit,<br />

wen ihr findet", d. h.: Unser Dienst<br />

und unsere Arbeit gilt eben nicht nur<br />

<strong>der</strong> Jugend innerhalb <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nmauern,<br />

son<strong>der</strong>n vor allem <strong>der</strong>, die außerhalb <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> steht, fern vom Evangelium, losgelöst<br />

von innerlich frommen Elternhäusern<br />

und sittlich wertvollen Arbeitsstätten, und<br />

die es herbeizuführen gilt zur christlichen<br />

Gemeinde. <strong>Das</strong> Wort „weltoffen" darf<br />

darum in <strong>der</strong> evangelischen Iugendführung<br />

nicht vergessen werden, erst recht heute<br />

nicht, aber es muß verankert sein in <strong>der</strong><br />

frommen, an Gott sich gebunden wissenden<br />

und aus Gottes Kräften lebenden Persönlichkeit<br />

ernster, verantwortungsbewußter<br />

Führer und Führerinnen. Wo die Jugendarbeit<br />

„fromm" und zugleich „weltoffen"<br />

getan wird, da ist „evangelische" Iugendführung.<br />

<strong>Das</strong> zu beherzigen wollte uns<br />

das Opladener Verbandsfest lehren.<br />

Emilie Lohmann, Essen.<br />

Es sei auf folgende Schriften verwiesen, die<br />

ein klares Bild de« BDI., semer Geschichte,<br />

seiner Ziele und seiner Arbeitsart geben:<br />

,20 Jahr« BDI" (Geschichte de« Bundes),<br />

herausgegeben von Pfr. Fuckel (Preis 0,60 ^l).<br />

.Kampfwille" (14. Nundestagung in Eberswalde<br />

4828), herausgegeben von Jörg Erb<br />

(Preis 4,— ^t).<br />

.Der Durchblick" (Wesen und Wege des<br />

BDI), herausgegeb. von Pfr. Kurt Vangerow<br />

(Preis 0,50 ^t).<br />

„Ziel« und Wege" (ein Lehrgang über eoang.<br />

Iugendführung), herausgegeben von Prof. Ü.<br />

Dr. Stählin (Preis 2,50 ^>t).<br />

Die angefühlten Schriften sind zu beziehen durch<br />

die Bundesgeschäftsstelle des BDI., Göttingen,<br />

Düster« Eichenweg 4L.<br />

Die evangelische <strong>Kirche</strong>nleitung zur Konkordatsent-<br />

scheidung Feierliche Kundgebung an die Gemeinden<br />

Zu <strong>der</strong> durch die Konkordatsentscheidung <strong>im</strong><br />

Preußischen Landtag geschaffenen Lage er-<br />

402<br />

läßt <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> Oberkirchenrat, die<br />

oberste Behörde <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />

<strong>der</strong> altpreußischen Union, soeben eine feierliche<br />

Kundgebung an die Gemeinden. Sie<br />

lautet:<br />

Die Entscheidung über daS Konkordat ist<br />

gefallen. Die Mehrheit des Landtags hat<br />

dem Abschluß des Vertrages des Preußischen<br />

Staates mit <strong>der</strong> katholischen <strong>Kirche</strong><br />

zugest<strong>im</strong>mt. Die For<strong>der</strong>ung, daß in diesem<br />

Falle gleichzeitig ein Vertrag<br />

mit <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />

verabschiedet werde, ist nicht erfüllt;<br />

dem Hinweis <strong>der</strong> Generalsynode, daß nur<br />

die gleichzeitige Verabschiedung bei<strong>der</strong> Verträge<br />

den elementaren Grundsätzen <strong>der</strong> Gerechtigkeit<br />

entsprechen würde, ist nicht Genüge<br />

getan. Diese Verletzung <strong>der</strong> Parität<br />

und die darin liegende Gefährdung<br />

des konfessionellen Fr iedens<br />

stellen wir mit um so größerem<br />

Ernste fest, als die maßgebenden evangelischen<br />

Stellen alles getan haben, um eine<br />

Bedrohung des kostbaren Gutes des konfessionellen<br />

Friedens zu vermeiden.<br />

Der Ernst <strong>der</strong> Lage ist auch <strong>im</strong> Landtag<br />

nicht verkannt worden. <strong>Evangelische</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

verschiedener Parteien haben den<br />

Beschluß des Landtags erzielt, daß unverzüglich<br />

in Verhandlungen mit <strong>der</strong> evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong> über Verträge einzutreten sei,<br />

die auf den von <strong>der</strong> Generalsynode bereits<br />

bezeichneten Gebieten die Parität mit <strong>der</strong><br />

katholischen <strong>Kirche</strong> herstellen. In einer feierlichen<br />

Erklärung ist das StaatSminislerium<br />

einmütig auf den Boden dieses Beschlusses<br />

in allen seinen Einzelheiten getreten. Die<br />

Verhandlungen sind eröffnet. Der evangelische<br />

Volksteil erwartet, daß die Verhandlungen<br />

<strong>der</strong> Bedeutung<br />

<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> und<br />

ihrer Aufgabe am deutschen<br />

Volke sorgsam Rechnung<br />

tragen.<br />

Aber es kann nicht verkannt werden, daß<br />

eine wirkliche Sicherheit für Fortgang und<br />

Ergebnis <strong>der</strong> Verhandlungen nicht geschaffen<br />

ist. In klarer Erkenntnis dieser Lage<br />

kaben auch die Parteien, die sich mit dem<br />

Beschluß des Landtages und <strong>der</strong> Erklärung<br />

<strong>der</strong> Vtaatsregierung glaubten begnügen zu<br />

sollen, sich zunächst um stärkere Garantien<br />

bemüht. Wir rechten nicht darüber, ob nicht<br />

mehr zu erreichen gewesen wäre. Aber wir<br />

weisen darauf hin, daß jene Parteien, wie<br />

einer ihrer Führer selbst betont hat, ein beson<strong>der</strong>es<br />

Maß von Verantwortung für die<br />

weitere Entwicklung <strong>der</strong> Dinge auf sich genommen<br />

haben.<br />

Die evangelische <strong>Kirche</strong> muß<br />

ihr Recht erhalten! Keine<br />

S t a a t s r e g l e r u n g kann sie als<br />

<strong>Kirche</strong> min<strong>der</strong>en Rechts behandeln!<br />

Wir vertrauen darauf, daß<br />

die evangelischen Gemeinden und ihre Führer,<br />

ohne sich in wohl begreifliche Erbitterung<br />

zu verlieren, in Einmütigkeit und Entschlossenheit<br />

den verantwortlichen kirchlichen<br />

Stellen zur Seite treten.


Zwei Kultbau-Entwürfe von Otto Bartning<br />

ist eine alltägliche und doch <strong>im</strong>mer<br />

ie<strong>der</strong> neu zu erlebende Wahrheit, daß<br />

alle Geschehnisse <strong>im</strong> Menschendasein, die<br />

großen und die kleinen, ihre zwei Seiten<br />

haben: die Außenseite, die den Augenzeugen<br />

sichtbar ist, wenigen o<strong>der</strong> vielen, Jahrzehnten<br />

o<strong>der</strong> auch Jahrhun<strong>der</strong>ten — und die<br />

Innenseite, das Verborgene, das die wenigen<br />

sehen, die <strong>im</strong> Kernbezirk des Geschehens<br />

an ihm arbeiten — das ganz Wesentliche<br />

und bei den großen, zeitlosen Werken: das<br />

Schöpferische.<br />

Lange schon ist die evangelische Presseschau<br />

am Rhein vorüber. Die Menschenmassen,<br />

die am Aufstieg zum gläsernen Raum <strong>der</strong><br />

Stahlkirche auf- und nie<strong>der</strong>flutetcn, sind<br />

zurückgeströmt in die Weiten ferner Län<strong>der</strong><br />

und in die He<strong>im</strong>atnähe <strong>der</strong> deutschen Gaue.<br />

Die große Stadt des gedruckten Wortes,<br />

die in neuartigen, phantastischen Bauformen<br />

dort aus <strong>der</strong> Erde gewachsen war, in tropischem<br />

Tempo, fast von heut auf morgen,<br />

ist rascher noch vorübergegangen, abgebrochen<br />

wie ein Lager von Zelten eines wan<strong>der</strong>nden<br />

Wüstenstammes. Mehr und mehr<br />

prägt sich <strong>der</strong> Lebensstil des heutigen Menschen<br />

zu neuem Nomadentum. Im Hotel,<br />

<strong>im</strong> Eisenbahnwagen, auf dem Dampfer und<br />

unter den dröhnenden Wölbungen <strong>der</strong><br />

Bahnhöfe empfindet <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Mensch<br />

oft tieferes He<strong>im</strong>atgefühl, als in seiner<br />

Wohnung, die ihn meist in <strong>der</strong> Mietskaserne<br />

<strong>der</strong> Großstadt fremd und unpersönlich<br />

aufn<strong>im</strong>mt, ohne innige Beziehung, eine<br />

Ilucht von Räumen, die seine Vorfahren<br />

nicht kannten und seine Enkel nicht kennen<br />

werden. Die Laubenkolonien, die Wochenendhäuser,<br />

die Ausstellungsstädte, all jene<br />

mo<strong>der</strong>nen, leicht beweglichen konstruktiven<br />

Zelte, sind bezeichnend für das Lebensgefühl<br />

des heutigen Geschlechts und die Zugvogelstruktur<br />

seines Bewußtseins, sind eine Weissagung<br />

auf die wan<strong>der</strong>nde Stadt aus stählernen<br />

Zelten, die aus heutiger Technik —<br />

und heutigem Lebensgefühl in ihren Anfängen<br />

bereits ke<strong>im</strong>haft entsteht.<br />

In einem <strong>der</strong>artigen konstruktiven Zeltlager,<br />

durch das Millionen wan<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Menschen<br />

hindurchgeflutet sind, ist das „heilige Zelt",<br />

die <strong>Kirche</strong> aus Stahl und Glas errichtet<br />

worden, die, nicht gebaut, son<strong>der</strong>n montiert<br />

wie eine Maschine, zur Weiterwan<strong>der</strong>schaft<br />

gerüstet ist.<br />

Im Eiltempo unserer Gegenwart scheint<br />

das alles längst vorüber zu sein; vorüber<br />

<strong>der</strong> geschäftige Massenaufwand planen<strong>der</strong><br />

und vollbringen<strong>der</strong> Energien, <strong>der</strong> Raubbau<br />

an Menschenkräften des Geistes und Leibes,<br />

das Sichmühen um die Meinung <strong>der</strong><br />

Menge und ihrer Führer, die vielen Rückschläge<br />

und Enttäuschungen. Vorüber auch<br />

die Erfolge, die Ermutigungen, und die<br />

freundliche Bereitschaft zu willigem Emp-<br />

fangen und Verstehen. Aber zeitlos sind jene<br />

Stunden auf <strong>der</strong> inwendigen Linie des Geschehens.<br />

Den wenigen, die am Werk <strong>der</strong><br />

Stahlkirche an zentraler Stelle mitarbeiten<br />

durften, ist eines geschenkt, das ihnen unvergeßlich<br />

sein wird; etwas, wonach viele heutige<br />

Menschen, viele des einsamsten Geschlechtes,<br />

das je gelebt hat, sich sehnen und<br />

sich mühen; und was wenigen bisher wirklich<br />

zuteil geworden ist: Gemeinschaft,<br />

Ein Beitrag zur Frage des evangelischen<br />

Kirchbaus von Paul Girkon<br />

Gemeinschaft, aus <strong>der</strong> alles äußere Handeln<br />

von innen her wesenhaft notwendig erwuchs,<br />

ohne Zwang und Gebot, ohne<br />

System und Organisation, Gemeinschaft<br />

des Werkes, ohne Sent<strong>im</strong>ent, nüchtern, klar<br />

und sachlich — und doch gerade darin Gemeinschaft<br />

des Geistes und des Wesens. Gemeinschaft<br />

von wenigen — aber eine Art<br />

des Beisammenseins, <strong>der</strong> die Verheißung <strong>der</strong>><br />

göttlichen Gegenwart gegeben ist.


Als in einer jener best<strong>im</strong>menden Stunden<br />

Otto Nartning mir die Naugestalt <strong>der</strong> Aufgabe<br />

<strong>im</strong> Entwurf skizzierte und mit dem<br />

Bleistift auf dem Zettel eines Notizblockes<br />

in knappen Strichen seine Gedanken und<br />

Allane erläuterte, ergaben sich zwei Möglichteiten<br />

<strong>der</strong> Lösung: ein Langbau und ein<br />

Zentralbau. Es war damals nicht zu vermuten,<br />

daß beiden Verwirklichung beschieden<br />

sein sollte. Die eine wurde zu <strong>der</strong><br />

Stahlkirche — die an<strong>der</strong>e zu dem Entwurf,<br />

<strong>der</strong> nun in Essen gebaut wird.<br />

Seltsam genug scheinen beide Werke keinerlei<br />

äußere Aehnlichkeit miteinan<strong>der</strong> zu<br />

haben. Ha, sie sind fraglos deutliche Kontraste.<br />

Aber sie sind es in einer Weise, die<br />

eine tiefere Verwandtschaft bekundet, als sie<br />

durch die meisten äußeren Ähnlichkeiten bezeichnet<br />

wird.<br />

Zunächst das Gemeinsame: gemeinsam ist<br />

beiden Bauwerken die unbedingte Aufrichtigkeit,<br />

die asketische Beschränkung auf das<br />

Wesentliche, die radikale Vermeidung aller<br />

äußeren „Zutat". Hier zeigt sich die echt<br />

evangelische, gerade auf reformiertem<br />

Boden ausgeprägte „Freiheit vom Aeußerlichen"<br />

in ihrem eigentlichen, geistigen Sinn.<br />

Eine wahrhaft evangelische Kunst lehnt<br />

alle „Attrappen", alle leeren Hülsen ab, die<br />

nur „nach etwas aussehen" sollen, den Sinnen<br />

schmeicheln, aber keinen Sinn haben.<br />

Aller angeklebte Zierrat, alles Dekorieren<br />

und Ausschmücken wi<strong>der</strong>strebt <strong>der</strong> reinlichen,<br />

gesunden Nüchternheit evangelischer Vermnerlichung<br />

und Vergeistigung, <strong>der</strong>en lautere<br />

Klarheit höchst parador sogar aus<br />

ihren tief mystischen Wesensweisen herausleuchtet.<br />

Jedes Profil, jede Linie, jede<br />

Fläche bei<strong>der</strong> Bauwerke ist aus dem Wesen<br />

<strong>der</strong> Aufgabe und <strong>der</strong> Technik ihrer Lösung<br />

gestaltet und erscheinende Verkörperung des<br />

inneren Sinnes.<br />

Ferner: gemeinsam ist beiden <strong>Kirche</strong>n die<br />

klare saubere Gestaltung aus dem Sinn<br />

<strong>der</strong> Technik, des Materials und <strong>der</strong> Konstruktion.<br />

Wie bedeutsam gerade diese<br />

scheinbar so selbstverständliche Feststellung<br />

ist, erkennt nur <strong>der</strong>, <strong>der</strong> etwas davon weiß,<br />

wie hemmungslos gerade auf diesem Gebiet<br />

in einer angeblich mo<strong>der</strong>nen Kirchbaukunst<br />

heute gesündigt wird. Diese Tatsache läßt<br />

sich vor allem auf dem Gebiet des neuen<br />

katholischen Kirchbaus nachweisen — allein,<br />

wir haben keinen Grund, darüber Genugtuung<br />

zu empfinden. Denn unsere mo<strong>der</strong>nen<br />

evangelischen Kirchbaumeister zeigen eine<br />

peinliche Befähigung, in den Spuren ihrer<br />

großen katholischen Vorbil<strong>der</strong> zu wandeln.<br />

Es muß einmal grundsätzlich festgelegt werden:<br />

wenn in mo<strong>der</strong>nem Material und neuzeitlicher<br />

Konstruktion, sei es in Beton o<strong>der</strong><br />

<strong>im</strong> Stahlbau, eine <strong>Kirche</strong> in gotischem Stil<br />

gebaut wird, wie es jüngst <strong>im</strong> Westen geschehen<br />

und auch in Spanien vorgekommen<br />

sein soll, so ist diese <strong>Kirche</strong> genau so wenig<br />

mo<strong>der</strong>n, wie jene bekannten pseudogotischen<br />

Ziegel- o<strong>der</strong> Bruchsteinkirchen. Aus solch<br />

einem Bau redet nicht die Sprache des<br />

heutigen Lebensgesühls. Hm Gegenteil, er<br />

ist eine schl<strong>im</strong>mere rinwahrhaftigkeit als<br />

die früheren Nachahmungen vergangener<br />

Baustile. Denn diese Nachahmungen geschahen<br />

in gleichem Material und gleicher<br />

Bauweise. Aber mit den Mitteln des heutigen<br />

Ingenieurbaus eine gotische <strong>Kirche</strong><br />

vorzutäujchen — das ist eine architektonische<br />

Eharlatanerie, zu <strong>der</strong> sich kein ernsthafter<br />

Baumeister hergeben sollte.<br />

Aber auch die Nachahmung mo<strong>der</strong>ner Fabritbauaichitektur<br />

durch den Kultbau führt<br />

durchaus nicht zu einem in wesentlichem<br />

Sinne mo<strong>der</strong>nen Kirchbau. Es ist lächerlich,<br />

wie es kürzlich in einer sehr großen<br />

Stadt passiert ist — eine Großbuchdruckerei<br />

repräsentabel zu machen, in dem man ihre<br />

Fassade als Kathedrale aufzieht. Aber es ist<br />

nicht weniger lächerlich, einen Kirchbau<br />

„mo<strong>der</strong>n" zu machen, indem man fein<br />

Aeußereö einem Fabritbau angleicht. Die<br />

mo<strong>der</strong>ne Bauweise verlangt, daß aus dein<br />

klar erkannten Zweck und Sinn <strong>der</strong> Aufgabe<br />

mit den Mitteln und aus <strong>der</strong> Eigengesetzlichkeit<br />

heutigen Werkstoffs und heutiger<br />

Konstruktionweisen <strong>der</strong> Bau gestaltet<br />

wird. Nach dieser Norm mo<strong>der</strong>nen Bauens<br />

hat <strong>der</strong> Kirchbau den gleichen Anspruch auf<br />

seine beson<strong>der</strong>e Form wie die Fabrik, <strong>der</strong><br />

Bahnhof o<strong>der</strong> das Hochhaus. Hede Vermengung<br />

und I^ebertragung des einen auf<br />

das an<strong>der</strong>e ist hüben wie drüben vom Uebel.<br />

Ein letzter Fehler, vielleicht <strong>der</strong> gefährlichste,<br />

weil <strong>der</strong> am schwersten erkennbare, ist <strong>der</strong><br />

Bau von „St<strong>im</strong>mungsräumen" mit mo<strong>der</strong>nen<br />

Materialien und Techniken. Wenn <strong>der</strong><br />

Beton, ein Material, dessen Festigkeit,<br />

Spannkraft und Zähigkeit leichteste I^eberwindung<br />

von Last und Weite durch schlanke,<br />

fast körperlose Konstruktionen ermöglicht, zu<br />

schweren Massen geschichtet wird, gleich<br />

dem Stein in romanischen Bauten, um eine<br />

beson<strong>der</strong>e „Raumst<strong>im</strong>mung" zu erzielen, so<br />

wird man auch hier nicht von einem in<br />

wesentlichem Sinne mo<strong>der</strong>nen Kirchbau<br />

reden dürfen. Wir sind darüber hinaus, das<br />

überlieferte Formengut vergangener Baustile<br />

nachahmend zu verwenden, und lehnen<br />

es ab, <strong>Kirche</strong>n zu bauen, die so aussehen,<br />

als ob sie aus dem Mittelalter stammen.<br />

Aber wenn wir diese Geistesarmut nicht aus<br />

äußerlicher Belehrung, son<strong>der</strong>n aus wesentlicher<br />

Erkenntnis überwunden haben, dann<br />

sollten wir auch darüber hinaus sein, traditionelle<br />

Raumst<strong>im</strong>mungen romanischer o<strong>der</strong><br />

gotischer <strong>Kirche</strong>nräume mit heutigen Bauweisen<br />

nachzuahmen, indem wir <strong>Kirche</strong>n<br />

bauen, die zwar in ihrer Formgebung an<strong>der</strong>s<br />

aussehen, als die Kultbauten <strong>der</strong> Vergangenheit,<br />

aber in <strong>der</strong> St<strong>im</strong>mung des<br />

Raumes doch nichts an<strong>der</strong>s als Entlehnungen<br />

sind. Kopie <strong>der</strong> St<strong>im</strong>mung wi<strong>der</strong>spricht<br />

dem Gesetz schöpferischen Bauens noch<br />

ärger als Kopie <strong>der</strong> äußern Form. Sie<br />

täuscht eigene Leistung vor, ohne es in<br />

Wahrheit zu sein, Und wenn es auch zwei-<br />

fellos richtig ist, daß Werkstoff und Konstruktion<br />

dem Bau dienen sollen und nicht<br />

<strong>der</strong> Bau dem Baustoff und <strong>der</strong> Bauweise,<br />

so ist es doch ebenso zweifellos gültig, daß<br />

rein Werkstoff und Werkmittel in einer seinem<br />

Wesen wi<strong>der</strong>sprechenden Weise Verwendung<br />

finden darf. Denn bei jedem echten<br />

Kunstwerk sind Form und Inhalt gänzlich<br />

eins. Die Form eines Kultbaus, das Material,<br />

in dem er ausgeführt ist, die Konstruttionsweise,<br />

die ihn aufgerichtet, soll<br />

seinem Wesen nicht fremd und beziehungslos<br />

gegenüberstehen, son<strong>der</strong>n dieses Wesen<br />

gänzlich verkörpern und zum Ausdruck bringen.<br />

<strong>Das</strong> aber kann nur geschehen, wenn<br />

<strong>der</strong> Bau „werkgerecht" errichtet wird — d.<br />

h. wenn man die "Möglichkeiten <strong>der</strong> Konstruktion<br />

und des Materials aktiviert und<br />

anwendet, statt daß sie zu Gunsten artfrem<strong>der</strong><br />

Wirtungen absichtlich beiseite gesetzt<br />

werden. Die meisten <strong>der</strong> vielbesprochenen<br />

mo<strong>der</strong>nen Kultbauten auf katholischem Gebiet<br />

leiden an diesem Fehler. Hüten wir<br />

uns, <strong>der</strong> Versuchung zu gleichem Fehler<br />

nachzugeben!<br />

Aus einer doppelten Zielsetzung soll die Gestalt<br />

eines echt evangelischen Gotteshauses<br />

hervorgehen: aus den Anfor<strong>der</strong>ungen des<br />

GemeindegotteSdiensteS mit seinen<br />

beson<strong>der</strong>en Feiern und aus dem Ver »<br />

kündigungscharakter des Kultbaus,<br />

<strong>der</strong> „gebautes Wort", raumhafte<br />

Offenbarung des geistigen Gottes sein soll<br />

— gleichsam die Architektuiform <strong>der</strong><br />

Botschaft, <strong>der</strong>en Wortform das Evangelium<br />

ist. Dieser doppelten Zielsetzung sucht<br />

Bartning in seinen Bauten mit den Baustoffen<br />

und Konstruktionsmitteln <strong>der</strong> Gegenwart<br />

unter voller Auswertung ihrer beson<strong>der</strong>en<br />

Möglichkeiten gerecht zu werden — gerecht<br />

gegen die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bauaufgabe, gerecht<br />

gegen die For<strong>der</strong>ung von Stahl, Glas<br />

und Beton. In dieser Sachlichkeit seines<br />

Bauens bezeugt sich <strong>der</strong> ethische Charakter<br />

einer wahrhaft schöpferischen Kunst. In<br />

seinen Bauten sieht nichts so aus „als ob"<br />

es etwas wäre, was es in Wahrheit nicht<br />

ist. Hier gibt es keine gemalten Säulen<br />

und Steinfugen, kein an die Wand gemaltes<br />

Fenster, keine Blumen aus Gips und<br />

Kränze aus Stuck, aber auch keine Gewölbe,<br />

die so aussehen, als ob sie in gewaltigen<br />

Schwüngen sich von Pfeiler zu Pfeiler<br />

spannen, in Wahrheit aber aus Rabitz (Bewurf<br />

auf Drahtgeflecht) gemacht und an<br />

Drähten aufgehängt sind. Es gibt bei ihm<br />

keinen architektonischen Schwindel, <strong>der</strong> den<br />

Sinnen schmeichelt und romantisch-sent<strong>im</strong>entale<br />

Stiinmung macht, son<strong>der</strong>n nur architektonische<br />

Wahrheit, die das Herz sucht.<br />

Ein Kirchbau ist kein Täuschungsversuch,<br />

we<strong>der</strong> <strong>im</strong> großen noch <strong>im</strong> kleinen — keine<br />

Vortäuschung eines Ziegel- o<strong>der</strong> Bruchsteinbauö<br />

durch Beton, aber auch keine Vortäuschung<br />

echten Eichenholzes auf Türen und<br />

Bänken aus Tannenholz durch aufgemalte<br />

Maserung! Jede länaufrichtigkeit und lln-


Empore<br />

echtheit ist aus ihm verbannt. Denn <strong>der</strong> „Gemachtes", kein gewollter, gesuchter<br />

Geist des Evangeliums und <strong>der</strong> Sinn des Effekt, hier ist alles aufrichtig und aus<br />

evangelischen Gottesdienstes sollen <strong>im</strong> Hause Innerstem wahrhaftig. Wir müssen uns<br />

Gottes lautere, reine Verkörperung finden, darauf besinnen, daß ein so geartetes Bauen<br />

so daß man eintretend spürt, hier ist nichts nicht nur mit ästhetisch-künstlerischen, auch<br />

Altar und Orgel<br />

nicht nur mit kultisch-religiösen, son<strong>der</strong>n<br />

ebensosehr mit ethischen Weltmaßstäben<br />

gemessen werden will. Es gehört zur<br />

Beschreibung eines solchen Bauwerks, auf<br />

seine Reinheit und Lauterkeit ebenso hinzuweisen,<br />

wie auf seine technische Nichtigkeit,<br />

künstlerische Schönheit und kultisch-religiöse<br />

Zweckerfüllung.<br />

In allen diesen Dingen sind beide Bauten<br />

BartningS miteinan<strong>der</strong> eins — aber eine beson<strong>der</strong>e<br />

Art <strong>der</strong> Verwandtschaft offenbart<br />

sich in ihrer Gegensätzlichkeit. Die Stahlkirche<br />

auf <strong>der</strong> Prefsa ist eine „N i ch -<br />

tungökirche", <strong>der</strong> für Essen geplante<br />

Kultbau ist eine „Z e n t r a l k i r ch e". In<br />

diesem Unterschied ankert und gründet <strong>der</strong><br />

Gesamtkomplex aller übrigen Verschiedenheiten<br />

bis zur Konstruktion und Technik,<br />

In <strong>der</strong> „Richtungskirche" ist <strong>der</strong> Chor<br />

Ziel und Ursprung des ganzen Raumes,<br />

Er ist „auf den Chor hin"gebaut, er wächst<br />

aus dem Chor dem Eintretenden entgegen.<br />

Der Grundriß <strong>der</strong> Stahlkirche ist einer Parabel<br />

(Bogen mit zwei auseinan<strong>der</strong>strebenden<br />

Schenkeln; man denke an ein Hufeisen,<br />

dessen Seitenlinien verlängert sind und ein<br />

wenig auseinan<strong>der</strong>laufen). Der Parabelbogen<br />

ist die Stätte des Chores, <strong>der</strong><br />

durch steigende Stufen erhöht und durch<br />

diesen Aufstieg ebenso wie durch seine Lage<br />

aus dem übrigen Raum herausgehoben ist.<br />

TroHdem ist <strong>der</strong> Gesamtraum einheitlich —<br />

ein großer Gesamtchor, raumhafter Ausdruck<br />

<strong>der</strong> mündigen Gemeinde evangelischer<br />

Christen, die Zutritt haben zum Tisch des<br />

Herrn. Wenn man in diesen <strong>Kirche</strong>nraum<br />

eintritt, spürt man, wie er sich aus „<strong>der</strong><br />

Richtung" des Chores <strong>der</strong> versammelten<br />

Gemeinde gleich einer Umarmung entgegenbreitet<br />

und sie in sich aufn<strong>im</strong>mt. Man<br />

spürt, wie <strong>der</strong> Raum die Aufmerksamkeit<br />

<strong>der</strong> Gemeinde förmlich magnetisch in „die<br />

Richtung" des Chores lenkt, dorthin, wo<br />

etwa <strong>im</strong> Brennpunkte des Parabelboqens<br />

an erhöhter Stätte Kanzel und Altar<br />

stehen. <strong>Das</strong> ist „die Spannung" des Raumes,<br />

durch die das Gefühl <strong>der</strong> Versammelten,<br />

wie <strong>der</strong> Pfeil auf <strong>der</strong> Sehne eines<br />

Bogens, in die Richtung des Chores hinzielt.<br />

Dort ist die Stätte <strong>der</strong> Offenbarung.<br />

Dort glühen am innerlichsten die Mysterien<br />

<strong>der</strong> gläsernen Wände und spenden bildhafte<br />

Verkündigung. Dort in <strong>der</strong> Ferne des Chores<br />

wird das Gehe<strong>im</strong>nis des Heiligen Erscheinung,<br />

flammt als aufstrahlendes Licht<br />

den Schauenden und Lauschenden, den Singenden<br />

und Schweigenden entgegen, und<br />

das unzugängliche Licht des Göttlichen reißt<br />

sie in sich hinein wie durch Untergang und<br />

Aufstieg, durch Tod und Auferstehung und<br />

bleibt ihnen dennoch fern und unerreichbar,<br />

In dieser Spannung zwischen Offenbarungsstätte<br />

und Gemein<strong>der</strong>aum erscheint<br />

die polare Spannung zwischen Sünde und<br />

Gnade, Welt und Gott, Diesseits und Jenseits,<br />

Zeit und Ewigkeit. Im Bann dieser<br />

Spannung stehen Technik und Gestaltung.


Man denke wie<strong>der</strong> an die Parabelkurve<br />

eines gespannten Bogens! Mit dieser<br />

Spannung ist <strong>der</strong> ganze Raum in all seinen<br />

Formen geladen. Ueberall zuckendes Flammen<br />

verschweben<strong>der</strong> Glaswände, fortschnellend-verhaltene<br />

Bewegung <strong>der</strong> Kurvenschwünge,<br />

Emporschießen <strong>der</strong> Stahlpfeiler,<br />

nirgendwo Ruhe des Beharrenden, Frieden<br />

<strong>der</strong> Reglostgkeit. Eine „Tektonik des Entrückten",<br />

Baukunst, die nicht hinstellt, son<strong>der</strong>n<br />

fortreißt, nicht stehende, son<strong>der</strong>n schwebende<br />

Gebilde schafft, nicht <strong>im</strong> Boden gründet,<br />

son<strong>der</strong>n stch vom Pol <strong>der</strong> Höhe magnetisch<br />

anziehen läßt! <strong>Das</strong> alles ist nicht statische,<br />

son<strong>der</strong>n kinetische Architektur; nicht gebaute<br />

Ruhe, son<strong>der</strong>n gebaute Bewegung,<br />

<strong>der</strong>en folgerichtiger Ausdruck <strong>der</strong> Stiftshüttencharakter<br />

dieser <strong>Kirche</strong> ist, ihre äußere<br />

Beweglichkeit und Wandeischaftsbereitschaft,<br />

Gänzlich an<strong>der</strong>s ist <strong>der</strong> Zentralbau. Er<br />

ist die Raumgestalt des in sich Ruhenden.<br />

Sein Grundriß ist <strong>der</strong> Kreis, <strong>der</strong> stetig um<br />

den ruhenden Pol seiner Mitte schwingt. Bei<br />

jedem guten Bauwerk ist <strong>der</strong> Grundriß die<br />

Lebenslinie des gesamten architektonischen<br />

Körpers, aus <strong>der</strong> man deutend Sinn und<br />

Wesen ablesen kann. Der Grundriß <strong>der</strong><br />

Stahlkirche ist die Parabel, die sich <strong>der</strong><br />

Unendlichkeit entgegenbreitet, <strong>der</strong>en Schenkel<br />

Strombett eines FlutenS sind, das ohne<br />

Ende ist. Der Grundriß des für Essen geplanten<br />

KultbauS ist <strong>der</strong> Kreis. Der Grundriß<br />

<strong>der</strong> Stahlkirche entstand aus <strong>der</strong> Aufgabe,<br />

den Gott zu verkündigen, <strong>der</strong> in einem<br />

Lichte wohnt, da niemand zukommen kann.<br />

Der Grundriß des Essener Kultbaus begründet<br />

den raumhaflvn Ausdruck <strong>der</strong> Gemeinde<br />

als des Beisammenseins, dem die<br />

Verheißung <strong>der</strong> „ewigen Mitte" gegeben<br />

ist: wo zwei o<strong>der</strong> drei versammelt sind in<br />

meinem Manien, da bin ich mitten um er<br />

ihnen. Die irdische Gemeinde — geschart um<br />

ein überirdisches Zentrum. Die Versammlung<br />

<strong>der</strong> Sterblichen — <strong>im</strong> Namen des<br />

Auferstandenen, d. h. durchwaltet von seinem<br />

ewigen, Tod-überwind?nden Wesen,<br />

vom Geist seiner göttlichen erlösenden Liebe,<br />

Die sichtbare Gemeinde in all ihrer irdischen,<br />

körperhaft verwirklichten Diesseitigkeit und<br />

Unvollkommenheit — und doch <strong>der</strong> Leib des<br />

Unsichtbaren, <strong>der</strong> erhöht in den H<strong>im</strong>mel,<br />

und dennoch bei den Seinen ist alle Tage<br />

bis an <strong>der</strong> Welt Ende. Diese Unterschiedlichkeit<br />

<strong>der</strong> inneren Best<strong>im</strong>mung wirkt sich<br />

nicht nur in Grundriß und Vauform aus,<br />

son<strong>der</strong>n ebenso <strong>im</strong> Material und in <strong>der</strong><br />

Konstruktion. So wie die Bewegungsenergie<br />

in <strong>der</strong> architektonischen Linienführung<br />

<strong>der</strong> Stahlkirche den beweglichen Montagebau<br />

for<strong>der</strong>t, so bedingt die in sich kreisende<br />

Ruhe <strong>der</strong> Essener <strong>Kirche</strong> die Eisenbetonkonstruktion,<br />

die trotz des Aufflugs<br />

des straffen, schlanken PfeilersysiemS, trotz<br />

<strong>der</strong> Schwünge, die den Raum in den Fenstergürteln,<br />

<strong>der</strong> Emporenbrüstung, den Gestühlreihen<br />

umzirkeln, das Element des<br />

406<br />

Statischen, des Bleibenden und Nichtbeweglichen<br />

birgt.<br />

Wer die Stahlkirche schräg von <strong>der</strong><br />

Turmfront her sieht, hat das Gefühl,<br />

daß sie auf den Schauenden zukommt, ihn<br />

„überkommt", wie ein Nergmassiv. Der<br />

gleiche Eindruck überwältigt den Eintretenden,<br />

<strong>der</strong> von den Lichtfeuern des gläsernen<br />

Raumes aufgenommen wird. Aber die<br />

<strong>Kirche</strong> in Essen entfaltet stch vom beharrenden<br />

Fundament ihres Kreises aufwärts, von<br />

ihrem unsichtbaren Mittelpunkt gehalten<br />

und erhöht. Diesel Unterschied des GrundcharakterS<br />

ist <strong>der</strong> Ursprung aller an<strong>der</strong>n<br />

unterscheidenden Merkmale bei<strong>der</strong> Bauwerke.<br />

Wir sind gewohnt, daß ein Raum<br />

Wände und Fenster hat. Die Fenster sind<br />

seine Augen, Und <strong>im</strong> Auge können Blicke<br />

wohnen, die äußere Alltagsdinge wahrnehmen,<br />

aber auch Blicke, die UeberirdischeS<br />

schauen. Der Raum <strong>der</strong> Stahlkirche hat<br />

we<strong>der</strong> Wände noch Fenster: seine gläsernen<br />

Umwandungen sind beides zugleich. Aber es<br />

gibt auch Gesichter, in denen nicht nur die<br />

Äugen sehen. <strong>Das</strong> ganze Antlitz ist Blick,<br />

ist „Gesicht". Solche Gesichter aber blicken<br />

nie nach außen, son<strong>der</strong>n stets nach innen,<br />

tief, jenseitstief in die Fernen <strong>der</strong> Seele,<br />

Wie ein verbergen<strong>der</strong> Schleier schattet Versunkenheit<br />

über ihren Zügen, sie scheinen<br />

mit äußerster Folgerichtigkeit durchgeführt<br />

ist, werden die Stätten <strong>der</strong> Gemeindearbeit<br />

einbezogen in den Baukörper <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>,<br />

Als Grundrißlösung dieser Aufgabe ist ein<br />

System konzentrischer Kreise<br />

geschaffen worden — d. h. mit wachsendem<br />

Durchmesser werden eine Anzahl Kreise um<br />

den gleichen Mittelpunkt gezogen.<br />

Der eigentliche <strong>Kirche</strong>nraum erhebt sich<br />

über dem Kreis, <strong>der</strong> durch die hohen<br />

schlanken Pfeilerpaare bezeichnet wird, auf<br />

denen die Decke ruht.<br />

Diesen inneren Kreis umgeben <strong>im</strong> Halbkreis<br />

vier Räume, die durch strahlenförmige Zugänge<br />

zur inneren <strong>Kirche</strong> voneinan<strong>der</strong> getrennt<br />

sind. Sie erhalten ihr Licht vom<br />

untersten Fenstergürtel und gehören zum<br />

<strong>Kirche</strong>nraum, können aber durch versenkbare<br />

Wände von ihm getrennt werden und<br />

dann für kirchlichen Unterricht und an<strong>der</strong>e<br />

Zwecke <strong>der</strong> Gemeindearbeit Verwendung finden.<br />

Die Decke dieser Räume wird durch<br />

Empore gebildet, in <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nraum<br />

über die Gemein<strong>der</strong>äume breitet und<br />

sie behütend und weihend aufn<strong>im</strong>mt in den<br />

Gesamtkörper des Kultraums. In mächtiger<br />

Halbkreiskurve schwingt die Empore um<br />

den inneren <strong>Kirche</strong>nraum. Ansteigende Reihen<br />

<strong>der</strong> Bänke ermöglichen gute Sicht zur Zen-<br />

Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten mäßig<br />

entstellt Lichtenberg<br />

blind zu sein — weil sie Seher des Inwendigen<br />

sind. Aber in dieser Verborgenheit<br />

wird das Gehe<strong>im</strong>nis Gottes <strong>im</strong> Gesicht<br />

seines Sehers Erscheinung. Wir begegnen<br />

solchen Gesichtern in den Glasgemälden von<br />

Elisabeth Coester in Würzburg und Soest.<br />

Nun hat sie in den gläsernen Wänden <strong>der</strong><br />

Stahlkirche ein Raumgestcht geschaffen, das<br />

keine Augen hat, son<strong>der</strong>n Auge ist, visionär<br />

entrückter Blick auf das Numinose, auf das<br />

Gehe<strong>im</strong>nis Gottes, Wie kann ein solcher<br />

Raum auf <strong>der</strong> Erde stehen? Wie kann sein<br />

Fundament auf dem Niveau des Alltags<br />

ruhen? Der Saal <strong>der</strong> Gemeinde muß ihn<br />

tragen als ein gebauter Ehristophorus,<br />

muß ihn fortheben vom Boden, und steigende<br />

Stufen müssen zu ihm emporführen.<br />

Und die Bauten des Gemeindelebens müssen<br />

ihn behüten, sie stellen stch um ihn herum,<br />

sie son<strong>der</strong>n seinen heiligen Bezirk von <strong>der</strong><br />

Zudringlichkeit des Gassenlärmes und errichten<br />

hohe Dämme gegen die trüben Fluten<br />

des Alltags, Langgestreckt und niedrig<br />

wachsen diese Häuserzeilen aus dem Baukörper<br />

des Heiligtums, aber sie sind nicht<br />

seinesgleichen, son<strong>der</strong>n dienende Flügel, die<br />

ihn forttragen auS dem Bereich des Diesseitigen.<br />

Ganz an<strong>der</strong>sartig ist die Verbindung <strong>der</strong><br />

Essener Nundkirche mit den Räumen des<br />

Gemeindelebens. In einer Gänzlichkeit, die<br />

tialstätte und auf Kanzel und Altar. Der<br />

Raum <strong>der</strong> Empore wird vom leuchtenden<br />

Kreis des zweiten Fenstergürtels erhellt.<br />

Ueber ihm steigt schräg das untere <strong>Kirche</strong>ndach<br />

empor und lehnt sich an den Ring <strong>der</strong><br />

Pfeilerpaare.<br />

Die an die Gemein<strong>der</strong>äume anschließende<br />

Hälfte des äußeren Kreises wird durch<br />

zwei weitere Zugänge, zwei Emporentreppen,<br />

Nebenräume (Sakristei) und durch<br />

eine Kapelle, die F e i e r k i r ch e, beansprucht.<br />

Die Feierkirche stößt keilförmig als<br />

ein Kreisausschnitt (Segment) fast bis zum<br />

Mittelpunkt des <strong>Kirche</strong>nraumes vor. Sie ist<br />

durch weite Oeffnungen mit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> verbunden.<br />

In <strong>der</strong> Oeffnung <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>wand<br />

steht <strong>der</strong> Altar, <strong>der</strong> sowohl zur Kapelle wie<br />

zum eigentlichen <strong>Kirche</strong>nraum gehört. Diese<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zugewandte Vor<strong>der</strong>front des<br />

Feierraumes trägt in halber Höhe die<br />

Kanzel. Auf <strong>der</strong> Decke <strong>der</strong> Feierkirche<br />

stehen Orgel und Sängelbühne,<br />

Die Orgel ist ein flügelartig auSschwinaen<strong>der</strong><br />

Aufbau freistehen<strong>der</strong> Pfeifen, <strong>der</strong> die<br />

Struktur des Klangkörpers sichtbar macht<br />

und zum Symbol auf- und absteigen<strong>der</strong><br />

Tonsäulen wird. Innerhalb des Orgelaufbaus<br />

ist die Sängerbühne bis an die Zentralsphäre<br />

des <strong>Kirche</strong>nraumes vorgezogen und<br />

ermöglicht dem selbst nicht sichtbaren <strong>Kirche</strong>nchor<br />

einen gänzlichen Einklang mit <strong>der</strong>


Orgel und eine vermutlich recht gute Hörsamkeit<br />

für die versammelte Gemeinde.<br />

Um den äußeren Kreis des <strong>Kirche</strong>ngrund-,<br />

risses zieht sich nun eine äußerste Kurve, die<br />

nicht gänzlich ein Kleis ist. Dort, wo das<br />

Fundament <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> an die benachbarten<br />

Straßenzüge grenzt, ist das Kultgebäude<br />

von einer Säulenhalle umgeben, die es in<br />

einer Parabelkurve umschwingt! (Vgl.<br />

Grundriß und Abb. . . .) Diese Halle weist<br />

die Kreislinie zurück. Sie will sich nicht in<br />

sich verschließen. Sie öffnet sich weit den<br />

vier Enden <strong>der</strong> Erde und ruft aus den<br />

Fernen die Gemeinde zum Hause Gottes.<br />

Dort, wo die Schenkel <strong>der</strong> Parabelkurve<br />

endigen, an kirchliche Gebäudezüge gelehnt,<br />

wo sich ihr Kurvenlauf dem Unendlichen<br />

entgegenbreitet, dort tun sich die Zugänge<br />

zur <strong>Kirche</strong> auf und leiten die Eintretenden<br />

zu den fünf Portalen <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> und zu den<br />

zwei Pforten, die in den Raum <strong>der</strong> Feier<br />

fähren — eine Grundrißgestaltung, die gesättigt<br />

ist mit Symbolkraft!<br />

Diese parabolische Kolonade umgibt den<br />

äußeren Kreis des <strong>Kirche</strong>ngrundrisses<br />

etwa zu zwei Dritteln. Aber auch das letzte<br />

Drittel ist von einem Vorhof umzogen. Er<br />

trägt die Vorhallen <strong>der</strong> Kapelle und die<br />

gänzlich aus farbigem GlaS gebaute Rückfront<br />

<strong>der</strong> Feierkirche selbst, die über den<br />

äußeren Kreis des Kultbaus hinausreicht.<br />

Der Feierraum steht in eigenartiger Verbindung<br />

mit dem <strong>Kirche</strong>nraum. Die in ihm<br />

Weilenden schauen über den Altar hinweg<br />

in die große Halle des Gotteshauses. Und<br />

die zum Gottesdienst versammelte Gemeinde<br />

blickt über den Altar hinüber in das feurige<br />

Mysterium <strong>der</strong> gläsernen Kapellenwand.<br />

Die Feierkirche ist für Trauungen, Abendmahlsgoiteödienste,<br />

Passwnsandachten und<br />

verwandte Feiern best<strong>im</strong>mt. Der in ihnen<br />

versammelte kleinere Kreis ist stets verbunden<br />

mit <strong>der</strong> durch den <strong>Kirche</strong>nraum architektonisch<br />

aufgebauten Gemeinde. Und die Gemeinde<br />

fühlt sich während ihrer Gottesdienste<br />

hingelenkt in die vertiefte Innerlichkeit<br />

<strong>der</strong> Stunden, die sie in engere Gemeinschaft<br />

vor dem Tisch des Herrn erlebt.<br />

Die Betonung <strong>der</strong> um den Erhöhten versammelten<br />

Gemeinde durch die ganze Anlage<br />

des <strong>Kirche</strong>ngebäudeS wird in beson<strong>der</strong>er<br />

Weise deutlich in <strong>der</strong> Stellung von<br />

Kanzel und Altar <strong>im</strong> Räume. Beide<br />

Kultstätten stehen nicht <strong>im</strong> Brennpunkt <strong>der</strong><br />

Raumentfaltung, <strong>der</strong> <strong>im</strong> Zentrum des kreisförmigen<br />

Grundrisses gesucht werden muß.<br />

Son<strong>der</strong>n sie stehen fortgerückt gleich den<br />

beweglichen Stühlen, die für den inneren<br />

<strong>Kirche</strong>nraum geplant sind, während die eingebauten<br />

Bankreihen nur den Kranz <strong>der</strong><br />

Sondcrräume und <strong>der</strong> Empore über ihnen<br />

ausfüllen. Die vor<strong>der</strong>ste Reihe dieser<br />

Stühle und die offene Front <strong>der</strong> Feierkirche<br />

mit Kanzel und Altar stehen wie ein in stch<br />

verhaltener Reigen am Rand eines innersten<br />

Rundbezirks, eines Kerngebiets, das<br />

durch geringe Vertiefung seines Bodens<br />

selbst aus <strong>der</strong> inneren <strong>Kirche</strong> herausgehoben<br />

ist. Damit ist betont, daß <strong>der</strong> Prediger<br />

auf <strong>der</strong> Kanzel und <strong>der</strong> Liturg<br />

vor dem Altar nichts an<strong>der</strong>s ist als die<br />

St<strong>im</strong>me <strong>der</strong> Gemeinde. Er leitet den Reigen<br />

<strong>der</strong> Versammelten um den Unsichtbaren<br />

mitten unter ihnen. Und wenn die Gemeinde<br />

die Offenbarungsbotschaft Gottes vern<strong>im</strong>mt,<br />

dann hört sie die Verkündigung<br />

nicht aus dem Munde eines Repräsentanten<br />

desGeistes — eines Geistlichen,<br />

son<strong>der</strong>n — wie in einem Selbstgespräch<br />

— aus dem Munde eines Repräsentanten<br />

<strong>der</strong> Gemeinde,<br />

<strong>der</strong> Gottes Geist gegeben ist. An solchen<br />

Kultstätten könnten in äußerster Konsequenz<br />

dieses architektonischen Bekenntnisses<br />

auch Laien amtieren! Zugleich ist damit<br />

aufs stärkste betont, daß <strong>der</strong> eigentliche<br />

Mittelpunkt des Gottesdienstes nicht durch<br />

den amtierenden Psarrer und die sichtbare<br />

Kultstätte gebildet wird, son<strong>der</strong>n stets durch<br />

die „ewige Mitte", den unsichtbaren Christus,<br />

dem <strong>der</strong> Kernbezirk gebührt, um den<br />

sich <strong>der</strong> gesamte <strong>Kirche</strong>nraum mit Kanzel,<br />

Altar und Gemeinde sammelt. Deswegen<br />

sind die Sitze auch nicht so angeordnet, daß<br />

sie die Blicke <strong>der</strong> Gemeinde auf Altar und<br />

Kanzel lenken. Son<strong>der</strong>n sie bannen mit <strong>der</strong><br />

zwingenden Gewalt <strong>der</strong> Raumspannung,<br />

bens <strong>im</strong> Paradies. Der Baum, <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Erde wurzelnd aus <strong>der</strong> Tiefe zur Höhe<br />

steigt und groß und weit seine Wipfelkrone<br />

breitet, ist auch für Jesus ein Bild für das<br />

Reich seines Vaters. Wenn die Säge durch<br />

den Stamm hindurchschneidet, erkennen wir<br />

sein Jentrum, die innerste Säule des aufsteigenden<br />

Markes. Um dieses Zentrum<br />

schwingen weiter und weiter die Jahresringe<br />

bis zur umgebenden Rinde. Eine tief<br />

verwandte Lebendigkeit zeigt die Grundrißbildung<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> in Essen. Im Zentrum<br />

<strong>der</strong> Taufstein, die Stätte, da die Kindlein<br />

zu dem unsichtbar gegenwärtigen Herrn <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> getragen werden. Durch die Taufe<br />

erneut und erweitert sich das Leben <strong>der</strong> Gemeinde<br />

in stetiger Verjüngung, Um dieses<br />

Zentrum <strong>der</strong> innerste Ring: die heranwachsende<br />

Jugend, die Kin<strong>der</strong> <strong>im</strong> Kin<strong>der</strong>gottesdienst,<br />

die Konfirmanden <strong>im</strong> Hauptgottesdienst,<br />

und mit ihnen zum Kreis geschlossen<br />

die kultischen Stätten, die Kanzel mit dem<br />

Redner und <strong>der</strong> Altar mit dem Liturgen,<br />

<strong>der</strong> Pfarrer <strong>im</strong> Reigen <strong>der</strong> Gemeindejugend!<br />

Um diesen inneren Ring legt sich <strong>der</strong> äußere<br />

Ring: oben <strong>im</strong> Halbrund <strong>der</strong> Emporen und<br />

unten <strong>im</strong> Halbkreis <strong>der</strong> in in die <strong>Kirche</strong> einbezogenen<br />

Gemein<strong>der</strong>äume die Schar <strong>der</strong><br />

Erwachsenen, zum Kreis geschlossen durch<br />

Orgel und Sängerchor, <strong>Das</strong> ganze eine ge-<br />

Die Großen schaffen das Große; die Guten das Dauernde<br />

Eschenbach<br />

ihrer Kreisbewegung folgend, die Aufmerksamkeit<br />

<strong>der</strong> Gemeinde auf das Raumzentrum<br />

— den sichtbaren Ausdruck <strong>der</strong> „ewigen<br />

Mitte". Alis diese Weise wird <strong>der</strong> Liturg,<br />

wie <strong>der</strong> Prediger von dem größeren<br />

Teil <strong>der</strong> Gemeinde „übersehen". Die Gemeinde<br />

achtet nicht des Menschen, son<strong>der</strong>n<br />

schaut auf Christus, So ist es auch nicht<br />

wichtig, daß die erhöhte Kanzel dem Halbrund<br />

<strong>der</strong> Gemeinbesitze nicht genau gegenübersteht,<br />

son<strong>der</strong>n beiseite gerückt ist: in<br />

dieser Seitenstellung, die sonst Notbehelf<br />

und Fehler bedeutet, liegt hier <strong>der</strong> symbolische<br />

Ausdruck des beginnenden „Kreisens" um<br />

die unsichtbare Mitte."<br />

<strong>Das</strong> Zentrum <strong>der</strong> Rundkirche ist jedoch<br />

nicht gänzlich leer geblieben: <strong>der</strong> Taufstein<br />

soll in ihm Aufstellung finden. Und diese<br />

Aufstellung verleiht dem architektonischen<br />

Organismus <strong>der</strong> Zentralkirche eine letzte,<br />

sehr tiefe Symbolik. Die Stühle des inneren<br />

Bannkreises sind für die Konfirmanden<br />

best<strong>im</strong>mt. Während <strong>der</strong> Gottesdienste<br />

und bei <strong>der</strong> Konfirmation, <strong>der</strong> Bestätigung<br />

des TaufbundeS, sind sie inmitten<br />

<strong>der</strong> Gemeinde um den Taufstein versammelt.<br />

Zuweilen <strong>der</strong>gleichen wir Wuchs und<br />

Leben des einzelnen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

mit einem Baum. Wir reden von Stammbäumen,<br />

wir wissen vom Weltenbaum <strong>der</strong><br />

alten Germanen und vom Baum des Le-<br />

baute Verkörperung <strong>der</strong> Gemeinde und<br />

ihres Lebens, Ihr Gottesdienst strahlt aus<br />

dem unsichtbaren Christus, <strong>der</strong> Marksäule<br />

ihres Stammes, <strong>der</strong> Lebenskraft ihres<br />

Wuchses gen H<strong>im</strong>mel. Er spendet die Taufe<br />

mit Geist und Feuer, hier ist <strong>der</strong> Quellort<br />

<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt aus Wasser und Geist,<br />

und <strong>der</strong> Taufstein wird zum Symbol <strong>der</strong><br />

Erneuerung, die in jedem Gottesdienst das<br />

Herz <strong>der</strong> Gemeinde verjüngen soll. So wird<br />

die innerste <strong>Kirche</strong> zur Tauskapelle. Sie<br />

wächst und weitet sich zum kultischen Gesamtraum,<br />

<strong>der</strong> unter den Emporen die<br />

Räume umfängt, die sich <strong>im</strong> Werktag abschließen<br />

und Arbeitsstätten <strong>der</strong> Gemeinde<br />

werden. So wird die Stätte des Gebets<br />

zur Statte <strong>der</strong> Arbeit, und feiernde Andacht<br />

des Sonntags spendet Kraft zu aufbauen<strong>der</strong><br />

Tat des Alltags. Wahrlich — eine <strong>der</strong>artige<br />

<strong>Kirche</strong> ist gebaute Verkündigung, die<br />

eine vernehmliche Sprache redet und Offenbarung<br />

zu spenden berufen ist!<br />

Nicht die irdisch-sichtbare Gemeinde empfängt<br />

in diesem Kirchbau einen architektonischen<br />

Körper, son<strong>der</strong>n vielmehr die Gemeinde,<br />

die <strong>der</strong> Leib ihres erhöhten Herrn<br />

und Hauptes ist. Der Herr ist gegenwärtig<br />

in ihrer Mitte — und ist doch zugleich in<br />

den H<strong>im</strong>mel erhoben, um seinen Leib, die<br />

Gemeinde, mit empor zu ziehen. Diese Aufstiegsbewegung<br />

ist für die Gestalt <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>


ebenso best<strong>im</strong>mend wie das System <strong>der</strong> einan<strong>der</strong><br />

umschwingenden konzentrischen Kreise.<br />

Es gehört zu <strong>der</strong> künstlerischen Richtigkeit<br />

dieses Bauwerks, daß sein Innenraum auch<br />

das Bild des äußeren Aufbaus gänzlich gestaltet<br />

hat. Wir erkennen auch in <strong>der</strong><br />

Außenansicht die verschiedenen Kreise — nur<br />

daß sie hier zugleich über einan<strong>der</strong> schwingen,<br />

ein Aufstieg <strong>im</strong>mer höherer Sphären.<br />

Es gibt ein altes Symbol für die vier<br />

Evangelisten, die das Kreuz verkündigt<br />

haben: eine Doppeltreppe aus vier Linien<br />

übereinan<strong>der</strong> und auf <strong>der</strong> obersten das<br />

Kreuz. Dieses Symbol gewinnt in <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> D. BartningS eine eigenartige Baugestalt.<br />

Wenn wir den Querschnitt des<br />

Bauwerkes ins Auge fassen, bemerken<br />

wir einen Aufstieg in vier Terrassen,<br />

<strong>der</strong>en höchste, <strong>der</strong> Glockenturm, auf<br />

ihrer Spitze das Kreuz trägt. Die unterste,<br />

niedrig gehalten und breit gelagert, ist die<br />

Säulenhalle, die Schwelle des Berges, die<br />

Stätte des Zugangs, Von ihr umfangen<br />

steigt die nächste Erhöhung empor: <strong>der</strong><br />

Raum, <strong>der</strong> Feierkirche und Orgelbähne,<br />

Emporen und Gemeindesäle birgt und mit<br />

schrägem Dach zu dem turmartigen Aufstieg<br />

des inneren Pfeilerkreises emporstrebt.<br />

Dieses untere Stockwerk <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> wird<br />

aus zwei Fenstergürteln, einem zwischen<br />

ihnen fast schwebenden Wandring und dem<br />

Dach gebildet. Der innerste <strong>Kirche</strong>nraum<br />

aber steigt als neues Stockwerk darüber<br />

empor. Sein Pfeilergerüst wird nur von<br />

gläsernen Wänden gefüllt, Immer körperloser,<br />

<strong>im</strong>mer lichter wird die Leichtigkeit des<br />

Aufstiegs, l^ind wie<strong>der</strong>um führt ein schräges<br />

Dach empor zum Glockenstuhl, dessen Vrüslung<br />

in <strong>der</strong> Höhe den innersten Kreis wie<strong>der</strong>holt,<br />

in dessen Jentrum <strong>der</strong> Taufstein<br />

steht. lieber diesem Zentrum ragt <strong>im</strong><br />

H<strong>im</strong>mel das Zeichen des Kreuzes. Kreuzeserhöhung<br />

ist diese Architektur — gebautes<br />

Symbol des Berges Golgatha, <strong>der</strong> das<br />

Kreuz, allen Weiten sichtbar, hoch in den<br />

H<strong>im</strong>mel hebt, Unter dem Kreuz aber hängen<br />

und schwingen sichtbar die Glocken <strong>im</strong><br />

durchsichtigen Bau ihres Turmes, die<br />

Glocken <strong>der</strong> Botschaft vom Kreuz.<br />

Von den Bäumen einer Allee in leichtem<br />

Anstieg emporgeleitel, schreiten wir zu <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> und sehen sie über <strong>der</strong> steilen<br />

Mauerwand eines Hügels emporsteigen.<br />

Treppstufen führen uns auf den Hügel,<br />

ein Aufstieg ist <strong>der</strong> Weg zum heiligen<br />

Bezirk, wo sich die Säulenhalle<br />

auftut und uns aufn<strong>im</strong>mt und zu den Pforten<br />

des Gotteshauses weist. Nun treten wir<br />

ein, stehen am Taufstein und schauen in die<br />

Runde, und unsere Blicke werden durch<br />

den Aufflug <strong>der</strong> Pfeiler und <strong>der</strong> Räume<br />

emporgetragen. Drei gläserne Sphären kreisen<br />

in <strong>im</strong>mer höher steigenden Reigen übereinan<strong>der</strong>.<br />

Mattfarbig verglast schließen die<br />

beiden unteren Fensteringe den Raum in sich<br />

ein und verleihen den kreisenden Wänden<br />

schwebende Leichtigkeit, lieber dem Altar<br />

glüht, wie aus <strong>der</strong> Ferne, das Mysterium<br />

deö gläsernen Kapellenraumes, ILnd hoch<br />

oben in <strong>der</strong> Höhe beginnt ein neues Leuchten,<br />

als wolle das Läuten <strong>der</strong> Glocken zu<br />

Farbe und Feuer werden und in den Sphären<br />

<strong>der</strong> Höhe ein Reigen <strong>der</strong> Engel, ein<br />

Kreis <strong>der</strong> oberen Gemeinde sich einen mit<br />

denen, die in <strong>der</strong> Tiefe beten zu ihrem erhöhten<br />

Haupt.<br />

i^Ind nun spüren wir Gleichheit und Verschiedenheit<br />

bei<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>n von Otto Bartning.<br />

Die <strong>Kirche</strong> aus Stahl und Glas ein<br />

Raum <strong>der</strong> Entrückung, körperlos aus Licht<br />

und Feuer und stählernem Strahlen gebaut,<br />

ein geistiger Raum, <strong>der</strong> über unS<br />

kommt mit dem Schauer göttlicher Gegenwart,<br />

daß wir keine Ruhe finden, weil<br />

unser Herz erfaßt und verzehrt wird von<br />

<strong>der</strong> Flamme Gottes. Die <strong>Kirche</strong> aus Beton<br />

ein in sich ruhen<strong>der</strong> Raum, durch behütende<br />

Wände umschlossen, Stätte gesammelten<br />

Friedens. Der eine Raum Offenbarung des<br />

göttlichen Lichtes, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e die Offenbarung<br />

<strong>der</strong> anbetend schauenden Gemeinde,<br />

Beide aber Stätten gebauter Verkündigung,<br />

da wir empfinden: <strong>der</strong> Herr ist in seinem<br />

heiligen Tempel.<br />

Professor 0. Otto Bartning ist Direktor <strong>der</strong><br />

staatlichen Hochschule für Handwerk und<br />

Baukunst in We<strong>im</strong>ar. Für seine Forschungen<br />

über das Wesen des evangelischen Gottesdienstes<br />

und seines baulichen Ausdrucks<br />

wurde er theologischer Ehrendoktor. Schon<br />

als junger Student begann <strong>der</strong> jetzt 45jährige<br />

<strong>Kirche</strong>n zu bauen, begeistert für die<br />

Schöpfung eines echt evangelischen Baustils.<br />

In diesem Anfangsstadium sind seine<br />

<strong>Kirche</strong>n Ausdruck des damaligen ZeitwillenS,<br />

schlichte, aesthetisch veredelte Versammlungsräume<br />

ohne Feierlichkeit und Verkündigungscharakter.<br />

Im Krieg erlebt Bartning<br />

die Wandlung zum Wesentlichen. Ihr<br />

erster Ausdruck ist <strong>der</strong> Entwurf <strong>der</strong> Sternkirche,<br />

die in <strong>der</strong> Anordnung des Innenraumes<br />

eine gewisse Verwandtschaft mit<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> in Essen zeigt. Dieser Entwurf<br />

for<strong>der</strong>t zum eisten Male die Verwendung<br />

mo<strong>der</strong>ner Technik und mo<strong>der</strong>nen Werkstoffs<br />

für den evangelischen Kirchbau, <strong>der</strong><br />

aus dem Lebensgefühl des heutigen Menschen<br />

als Baugestalt des evangelischen Gottesdienstes<br />

und als Verkündigung <strong>der</strong> geistigen<br />

Gegenwart Gottes entstehen soll.<br />

Diese entschlossene Wendung zum Wesentlichen<br />

hatte die Folge, daß Bartning jahrelang<br />

keinen kirchlichen Auftrag mehr erhielt.<br />

Ein großer Entwurf für einen Kirchbau<br />

in Eharlottenburg ist — ohne Schuld<br />

<strong>der</strong> Gemeinde — bis heute unausgeführt<br />

geblieben. Die kleine Taufkapelle für die<br />

juryfreie Kunstschau in Berlin 4927 war<br />

nach dem Krieg sein erster kultischer Bau,<br />

Die Stahlkirche auf <strong>der</strong> Pressa ist das<br />

Erstlingswerk einer prinzipiellen Lösung,<br />

ohne Kompromiß und Hemmung zufälliger<br />

praktischer Bedürfnisse. Danach hat er eine<br />

interessante Holzkirche in Brandenburg gebaut.<br />

Die evangelische Gemeinde in Essen<br />

aber wird den eisten großen Gemeindekirchbau<br />

dieses wahrhaft berufenen Kirchbaumeisters<br />

erhalten und damit einen Markstein<br />

in <strong>der</strong> Geschichte des evangelischen<br />

Kultbaus errichten.<br />

<strong>Das</strong> Werk des Malers Adolf Presber in <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Gemeinde<br />

Veldenz a. Mosel<br />

ieser Aufsatz will mit den ihm beigefügten<br />

Wie<strong>der</strong>gaben von Gemälden<br />

hinweisen auf das Werk des religiösen<br />

Malers Adolf Presber, das er in<br />

den <strong>Kirche</strong>n <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde<br />

Veldenz geschaffen hat.<br />

Ihm war <strong>der</strong> Auftrag gestellt, für die<br />

<strong>Kirche</strong> in Veldenz eine Kriegerehrung<br />

erstehen zu lassen. Er faßte seine<br />

Aufgabe weiter und wollte den ganzen<br />

Innenraum <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> nach einer einheitlichen<br />

Idee künstlerisch gestalten. Diese Aufgabe<br />

hat <strong>der</strong> Künstler gelöst, indem er d i e<br />

408<br />

<strong>Kirche</strong> zur Auferstehungskirche<br />

werden ließ.<br />

lleber den Tafeln aus Granit mit den<br />

Namen <strong>der</strong> gefallenen Helden erheben sich<br />

rechts und links vom Chorraum zwei gewaltige<br />

Gemälde; eins stellt die Auferstehung<br />

Christi dar, das an<strong>der</strong>e die Auferstehung <strong>der</strong><br />

Toten. Im Chorraum selbst hat <strong>der</strong> Künstler<br />

ein Altarbild geschaffen: „Der gekreuzigte<br />

Christus".<br />

„Die Freude über die Auferstehung Christi<br />

und die Verheißung, daß auch wir nicht<br />

zwecklos leben, son<strong>der</strong>n auferstehen sollen,<br />

habe ich in Veldenz künstlerisch dargestellt.<br />

<strong>Das</strong> ist ja doch <strong>der</strong> positive Gehalt unseres<br />

Christenglaubens und darum setzte ich die<br />

Bil<strong>der</strong> über die Gedenktafeln, die den Tod<br />

von vielen künden. Nicht hoffnungslose<br />

Trauer, son<strong>der</strong>n Weitblick und Hinlenkung<br />

auf das höhere Leben."<br />

Gewiß, die Bil<strong>der</strong> des Malers sind keine<br />

Bil<strong>der</strong> für den ersten Blick. Man ist nicht<br />

be<strong>im</strong> einmaligen Sehen mit ihnen fertig.<br />

Aber liegt nicht gerade darin die Kraft und<br />

das Vorwärtsweisende dieser Kunst, daß sie<br />

gewissermaßen erst erobert werden muß.


Man muß sich in die Vil<strong>der</strong> hineinsehen,<br />

hineinleben, dann erst erschließen sie ihre<br />

Tiefen.<br />

Immer wie<strong>der</strong> ruht das Auge auf dem Bild<br />

des Gekreuzigten. Es erschüttert, wie er<br />

dort so einsam hangt am Kreuz <strong>im</strong> Wellen-<br />

Rundgemälde<br />

raum. Der hoheitsvolle Blick aus seinen<br />

Augen wird <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> zu unserer Seele<br />

reden. WaS liegt doch alles in diesem Blick!<br />

Die vollendete Liebe, die dem Kreuz nicht<br />

aus dem Wege ging, son<strong>der</strong>n die unbeirrt<br />

auf das Kreuz zuging, um das Leben hinzu-<br />

Inneres <strong>der</strong> Auferstehungskirche<br />

geben zu einer Erlösung für viele; es liegt<br />

in diesem Blick die Siegeögewißheit dessen,<br />

<strong>der</strong> weiß, ich gehe zum Vater und so werde<br />

ich für die Menschen, die sich glaubend mir<br />

zu eigen geben, <strong>der</strong> Weg hin zum Vater,<br />

Links das Bild des Auferstandenen, <strong>der</strong> <strong>im</strong><br />

409


heiligem Dank und in einer Freude, wie sie<br />

nur <strong>der</strong> Sohn kennt, seine Hände zum<br />

Vater erhoben hat: Ich komme zu dir.<br />

Und schließlich das Bild zur Rechten des<br />

Choreö. Dort hat <strong>der</strong> Künstler den Versuch<br />

gemacht, mit den Mitteln seiner Kunst<br />

dem Ausdruck zu verleihen, wag auf Grund<br />

<strong>der</strong> Christustatsache unsere Hoffnung ist.<br />

Nun wird es wahr: alle Menschen<br />

Brü<strong>der</strong> durch den, <strong>der</strong> unser<br />

Bru<strong>der</strong> wurde. Unter ihnen liegt<br />

Brudcrhaß und Bru<strong>der</strong>mord. Sie reichen<br />

die Hände in seliger Freude. Und Gott wird<br />

abwischen alle Tränen von ihren Augen,<br />

und <strong>der</strong> Tod wird nicht mehr sein noch Leid<br />

noch Geschrei noch Schmerz wird mehr<br />

sein, denn das erste ist vergangen. Nun<br />

gehtö dem Lichte entgegen, <strong>der</strong> Herrlichkeit,<br />

die kein Auge geschaut, von <strong>der</strong> kein Ahr<br />

gehört und die in keines Menschen Herz gekommen<br />

ist, die Gott bereitet hat denen,<br />

die ihn lieben.<br />

Die zweite <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> Gemeinde in Burgen<br />

bedurfte einer völligen Renovierung.<br />

Die Leitung dieser, sowie die künstlerische<br />

Ausgestaltung des Innenraumes wurde<br />

ebenfalls Adolf ^)resber übertragen. Nachdem<br />

<strong>der</strong> Künstler in Neldenz die gewaltigsten<br />

Tatsachen unseres Christenglaubens zu<br />

gestalten unternommen, geht er in Burgen<br />

zurück zur Darstellung<strong>der</strong>Geburt<br />

des Heilandes. Er schreibt darüber:<br />

„Diese ganz große Freude <strong>der</strong> Sicherstellung<br />

unseres Lebens in Gottes Hand<br />

machte mich dankbar (Gemälde in Veldenz),<br />

Arbeitswerkzeug<br />

zu Clarenbach-Feiern<br />

I. Literatur.<br />

Geschichtliche Darstellungen :<br />

F o r st h o f f, Rheinische <strong>Kirche</strong>ngcschichte,<br />

Lichtweg-Verlag, Essen, Leinen gebunden<br />

4 5 ,^l. Nietet auf Seite 59 bis Seite «9<br />

in straffer, geschichtlicher Darstellung da«<br />

Ergebnis <strong>der</strong> gesamten Quellenforschung<br />

über Clarenbach,<br />

Klugkist-Hesse, Frühlicht an, Rhein.<br />

Verlag des Erziehungsoerein« in Neukirchen<br />

bei Mör«, Gbd, 5 ^t. Da« Buch<br />

für Gemcindeglic<strong>der</strong>, die eine Einführung<br />

in die geistige Lage am Nie<strong>der</strong>rhcin zur<br />

Zeit Clarcnbachs suchen,<br />

Rotschcidt, Adolf Clarenbach, <strong>der</strong> rheinische<br />

Märtyrer, Verlag <strong>der</strong> Kaiserswerther<br />

Diakonisfcnanstalt 0,30 ^>t. Zur Verteilung<br />

an Gcmcindeabcnde» geeignet,<br />

Blankertz, Adolf Clarenbach. Ein Lebensbild<br />

au« <strong>der</strong> Frühzcit de« nie<strong>der</strong>rheinischen<br />

Protestantismus. 2,— ^l, Verlag Adolf<br />

Mann s Nachfolger, Lennep,<br />

Dörpfcld, Adolf Clarenbach, <strong>der</strong> Reformator<br />

des Nergischen Lande«, Neu herausgegeben<br />

von Rektor Vogelfang, Verlag de«<br />

<strong>Evangelische</strong>n Bundes, Berlin W 10.<br />

Preis 0,50 ^>t.<br />

Da suchte <strong>der</strong> Blick <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> Christus,<br />

und mit dem Befassen und Auseinan<strong>der</strong>setzen<br />

seines Lebens kommt man <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />

auf das Wun<strong>der</strong> seiner Geburt. Veldenz<br />

birgt die höchste Verheißung, Burgen<br />

sollte die größte Liebe Gottes bringen, seine<br />

Offenbarung <strong>im</strong> menschlichen Leib. <strong>Das</strong><br />

Göttliche trat etwas zurück, das Menschlichem<br />

kam in den Vor<strong>der</strong>grund: Die Mutterliebe<br />

in ihrer großen Innigkeit, die<br />

Freude und Einfalt konnte ich in den Hirten<br />

gut darstellen, den Ernst und die Schicksalsfrage<br />

in Josef, — die Gestalt, die mit<br />

gefalteten Händen hinter Maria steht —,<br />

Ich habe Menschen dargestellt, die das Geschehen<br />

begriffen haben, o<strong>der</strong> es in ahnungsvoller<br />

Scheu begreifen. Licht und Wärme<br />

— Verkörperung <strong>der</strong> Liebe — Liebe gestaltendes<br />

und erhaltendes Leben. Ueberall ist<br />

Gin Buch, das je<strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> besitzen sollte:<br />

dieses Licht: Bei den Hirten die Lichtgestalt;<br />

die Klarheit des Herrn umleuchtete sie; bei<br />

den Weisen <strong>der</strong> Stern <strong>der</strong> Verheißung. Im<br />

Hauptbild geht das Licht von dem Heiland<br />

aus, durchdringt Mutter und Raum. Alles<br />

ist groß gegeben. In den überragenden Gestalten<br />

offenbart sich Demut und einfältige<br />

Größe. Es soll uns ganz erfassen. Immer<br />

sollen wir <strong>der</strong> Verheißung gedenken: Friede<br />

auf Erden."<br />

Die <strong>Kirche</strong> in Veldenz wurde am 9. September<br />

4928 eingeweiht, die <strong>Kirche</strong> in Burgen<br />

am 23. September 4928 durch Herrn<br />

Generalsuperintendent D. Klingemann. Es<br />

war seine letzte Amtshandlung vor dem Abschied.<br />

Auch die dritte <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> Gemeinde<br />

wird <strong>im</strong> Frühjahr ebenfalls durch Adolf<br />

Presber eine künstlerische Ausgestaltung erfahren.<br />

Boecker, Pfr.<br />

Forsthoff<br />

Rheinische <strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />

.Band I, Die Reformation am I^ie<strong>der</strong>rhein<br />

Bestellen Sie doch sofort Preis 45.— Mark<br />

Evangel. Preßoerband für <strong>Rheinland</strong> / Essen<br />

Romane und Dichtungen:<br />

Emil Wellenberg, Adolf Clarenbach,<br />

Ein Roman aus <strong>der</strong> Rcformationszeit,<br />

Preis gebd. 6,— ^t.<br />

II. Festspiele und Laienspiele<br />

Alle Spiele können von <strong>der</strong> Laienspiel-Beratungsstelle<br />

de« <strong>Evangelische</strong>n Volksbildungsdienstes,<br />

Essen, 3, Hagen 23, zur Einsichtnahme<br />

und zur Aufführung bezogen werden.<br />

Geordnet nach <strong>der</strong> Schwierigkeit <strong>der</strong> Aufführung.<br />

Paul F i g g e, Zeitenwende, Ei» Clareubach-<br />

He<strong>im</strong>atspiel, Verlag Ernst Scholl, Ronsdorf,<br />

Gbd. 2,50 ^t. Wird in Lüttring-<br />

Hausen an folgenden Sonntagen, 4 llhr<br />

nachmittags, aufgeführt: 44., 21,, 28, Juli<br />

und 4. August. Willkommenes Ausflugsziel<br />

für unsere evangelischen Vereine,<br />

Andreas Natorp, Adolf Clarenbach.<br />

Ein Festspiel in vier Auftritten. Preis<br />

0,80 ^«, 10 Exemplare 6 ^t, Aussaat-Verlag,<br />

Barmen,<br />

Heinrich Teudick, Adolf Clarenbach.<br />

Ein Spiel aus <strong>der</strong> Neformationszeit, Erhältlich<br />

durch die Laienspielberatungsstelle<br />

de« <strong>Evangelische</strong>n Volksbildungsdienste« für<br />

<strong>Rheinland</strong>. Aufführungsrecht 5 ^>l.<br />

Luise Hürfthal, Und leucht' stark in die<br />

Lande, Was Zeitgenossen von Adolf<br />

Clarenbach erzählen. Wegen einer Aufführung<br />

wende man sich an das <strong>Evangelische</strong><br />

Gemeindeamt in Remscheid, Alleestraße<br />

27.<br />

Hermann Gries, Adolf Elarenbach. Ein<br />

Zeugcnlied, Veröffentlicht in dieser Nummer<br />

unserer Zeitschrift, Wegen Aufführungsrecht<br />

wende man sich an den Verfasser,<br />

Pfarrer Grie« in Rötgen (Eifel).<br />

Otto Wehr, Genicindefeiern zum Gedächtnis<br />

ber Märtyrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, Veröffentlicht<br />

in dieser Nummer, Pfarrer Wehr,<br />

Saarbrücken, Spichcrnberqstraße 71, Fcrurns<br />

3017, steht zur Beratung bei Vorbereitung<br />

von Genieindefeiern den Gemeinden gern<br />

mit Rat und Hilfe zur Verfügung.<br />

III. Lichtbildreihen und Bildbän<strong>der</strong><br />

Bildbän<strong>der</strong>:<br />

Vom christlichen ?7t ä r t y r e r t u m, mit<br />

Text. Preis 4,50 ^l.<br />

Ihr werdet meine Zeugen sein.<br />

Da« baltische Märtyrertum, Mit Text,<br />

Preis 3,50 ^t.<br />

Adolf Clarenbach. Eine Lichtbildrcihe<br />

von ungefähr 60 Bil<strong>der</strong>n, Als Bildband und<br />

als Diapositioreihe erhältlich, Bildkammer<br />

für <strong>Rheinland</strong>, Essen. Erscheint Ende August.<br />

Siehe Ankündigung in nächster<br />

Nummer!


Adolf Clarenbach Ein Zeugenlied von H e r m a n n Gries<br />

Gemeinde o<strong>der</strong> Chor:<br />

Lobe den Herren, o meine Seele,<br />

ich will ihn loben bis zum Tod.<br />

Neil ich noch Stunden auf Erden zähle,<br />

will ich lobsingen meinem Gott.<br />

Der Leib und Seel gegeben hat,<br />

werde gepriesen früh und spat.<br />

Hallelujah.<br />

Selig, ja selig ist <strong>der</strong> zu nennen,<br />

des Hilfe <strong>der</strong> Gott Jakobs ist, ^trennen<br />

<strong>der</strong> sich vom Glauben durch nichts laßt<br />

und hofft getrost auf Iesum Christ.<br />

Wer diesen Herrn zum Beistand hat,<br />

findet am besten Rat und Tat.<br />

Hallelujah.<br />

Vorspruch:<br />

Nicht um <strong>der</strong> Zwietracht blutig rote Fackel<br />

zu neuem Leid ins Dach des deutschen<br />

Hauses<br />

mit frevler Hand zu schleu<strong>der</strong>n, sind wir<br />

hier;<br />

nicht, um Vergangnes wie<strong>der</strong> zu beleben,<br />

daß neuer Schmerz aus alten Wunden<br />

tropfe:<br />

Nein, das sei dieser Feier letzter Sinn,<br />

daß Gottes Lob aus aller Herzen sprühe,<br />

daß jedes Auge dankesfroh erglühe:<br />

„Gott war mit uns, er i st und bleibt<br />

mit uns."<br />

Gott war mit uns. Dies Wort trägt uns<br />

zurück<br />

in heilig große Zeit zu frommer Schau.<br />

Ein Bergmannssohn bohrt tief <strong>im</strong> Zeitgestein.<br />

Ohn Ruh und Rast sucht er nach Herzensfrieden<br />

und sucht ihn nachte-, sucht ihn jahrelang,<br />

wird schmal und bleich, hört doch nicht auf<br />

zu suchen,<br />

nicht auf, zu graben nach dem H<strong>im</strong>melsschatze,<br />

bis er <strong>im</strong> Bibelbuch den Hort gefunden,<br />

die GotteSperle in <strong>der</strong> Hand des Meisters.<br />

So sprach <strong>der</strong> Meister: „Weil du mich<br />

gesucht,<br />

ließ ich mich von dir finden. Drum wohlan!<br />

Sei du hinfort mein Knecht und bringe neu<br />

mein Wort <strong>der</strong> Welt! Steh fest und fürchte<br />

nichts!<br />

Ruf aus den Frieden, den du bei mir fandst,<br />

und sei <strong>der</strong> Herold meines Werks und<br />

Reiches!"<br />

Hei, wie <strong>der</strong> Hammer dröhnt ans Torgebälk!<br />

Es lauscht die Welt den fünfundneunzig<br />

Thesen.<br />

Schon steht <strong>der</strong> Mönch als Held von<br />

Worms<br />

Im Lichtschein einer gottbewegten Zeit<br />

vor aller Augen. — — Nicht zu aller<br />

Freude.<br />

Horch, wie <strong>der</strong> Sturmwind braust um<br />

Schloß und Hütte,<br />

auf alle Höhen und in alle Tale!<br />

Horch, wie die Herzen schlagen wilden<br />

Takt!<br />

Dort loht die Feindschaft auf in gr<strong>im</strong>mem<br />

Zorn,<br />

hier aber grünt <strong>der</strong> Dank unzählger<br />

Herzen.<br />

Hier steigt befreit <strong>der</strong> Blick zu ewgen<br />

Höhen.<br />

<strong>Das</strong> Glaubenslied klingt auf zu Gott, dem<br />

Vater.<br />

Gott war mit uns, — und ist und bleibt<br />

mit uns.<br />

<strong>Das</strong> Alte lebt in treuen Herzen weiter.<br />

Es ist das Alte, doch das täglich Neue.<br />

Wie Mutterlächeln bleibt es ewig jung.<br />

Es klingt wie Kindesst<strong>im</strong>me, allezeit<br />

des Hörers Lust, des Lauschers HerzenSwonne.<br />

Ihr, die ihr so in diesen Festkreis tratet:<br />

Seid willkommen!<br />

Es singt in seiger Freude zu Wittenberg die<br />

Nachtigall,<br />

Da lauscht <strong>der</strong> Wald, die Heide; es lauscht<br />

die Welt dem süßen Schall,<br />

Lauscht Nächte und Tage.<br />

Wie singt so laut, so leise dem wun<strong>der</strong>gütigen<br />

Gott zum Preis<br />

Die liebe, fromme Weise! Die Knospe<br />

schwillt, es schmilzt das Eis<br />

mit einem Schlage.<br />

Es sind ob allen Wegen viel tausend Steine<br />

aufgeglüht.<br />

Es ist <strong>der</strong> Gottessegen in tausend Seelen<br />

aufgeblüht<br />

aus heilgem Samen.<br />

Nun singe, Seele, singe auch du das Lied<br />

<strong>der</strong> Nachtigall,<br />

daß auf zum H<strong>im</strong>mel dringe <strong>der</strong> Lobpreis<br />

Gottes überall<br />

in Jesu Namen.<br />

Biblisches Zeugnis<br />

aus Kin<strong>der</strong>mund<br />

(Treten 3 Kin<strong>der</strong> zugleich vor.)<br />

<strong>Das</strong> erste Kind: ^«^ O^<br />

Laßt euch in kin<strong>der</strong>schlichten Worten sagen,<br />

was wir als Glaubensgut <strong>im</strong> Herzen tragen:<br />

So spricht <strong>der</strong> Herr:<br />

„Die Blinden sehen, die Lahmen gehen, die<br />

Aussätzigen werden rein, und den Armen<br />

wird das Evangelium verkündigt.<br />

Selig sind, die da geistlich arm sind, denn<br />

das H<strong>im</strong>melreich ist ihr."<br />

<strong>Das</strong> zweite Kind: ^H> ^«w«<br />

So spricht <strong>der</strong> Herr:<br />

„Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig<br />

und beladen seid, ich will euch erquicken.<br />

Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie<br />

werden Gott schauen."<br />

<strong>Das</strong> dritte Kind:<br />

So spricht <strong>der</strong> Herr:<br />

„Ich bin das Licht <strong>der</strong> Welt; wer mir nachfolgt,<br />

<strong>der</strong> wird nicht wandeln in <strong>der</strong> Finsternis,<br />

son<strong>der</strong>n wird das Licht des Lebens<br />

haben.<br />

Selig sind, die da hungert und dürstet nach<br />

<strong>der</strong> Gerechtigkeit; denn sie sollen satt<br />

werden."<br />

Betrachtung<br />

<strong>Das</strong> ist <strong>der</strong> große Wun<strong>der</strong>hort, den wir aus<br />

Luthers Hand empfingen,<br />

das Nibelwort, das Gotteswort. O H<strong>im</strong>melöglück,<br />

drin einzudringen!<br />

Es weht <strong>der</strong> Geist, eö wogt die Kraft. Sie<br />

blüht empor in tausend Farben.<br />

Der Glaube wird zur Ritterschaft und trägt<br />

<strong>der</strong> Liebe heilge Garben.<br />

O welch ein König, welche Huld! Seht lln<br />

dies Volk, von Gott geboren,<br />

geführt von h<strong>im</strong>mlischer Geduld, zu Gottes<br />

Lob und Dienst erkoren! —<br />

Geweiht zu Gottes Eigentum, ist es <strong>der</strong><br />

Tempel seiner Hände<br />

und singt des Vaters Preis und Ruhm,<br />

dank seiner Gnade, ohne Ende.<br />

Kein Bru<strong>der</strong> bleibe heute fern! Werft<br />

hinter euch <strong>der</strong> Trägheit Ketten!<br />

Gebt Herz und Hand dem gütgen Herrn!<br />

Ihm ist es Freude zu erretten.


Gemeinde o<strong>der</strong> Chor:<br />

Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit,<br />

lob ihn mit Schalle, werteste Christenheit!<br />

Er läßt dich freundlich zu sich laden:<br />

freue dich, Israel, seiner Gnaden.<br />

Der Herr regieret über die ganze Welt;<br />

was sich nur rühret, alles zu Fuß ihm fällt.<br />

Viel tausend Engel um ihn schweben,<br />

Psalter und Harfen ihm Ehre geben.<br />

Vorauszuschickende Erklärung des<br />

Veranstalters<br />

<strong>Das</strong> Gotteswerk <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nerneuerung<br />

fand bald eine zwiefache Bedrohung durch<br />

den Bauernaufstand und durch die Wie<strong>der</strong>täufer<br />

o<strong>der</strong> Schwarmgeister. Der Bauern<br />

Lage war beklagenswert. Da keine Einsicht<br />

<strong>der</strong> Herrschenden ihnen half, suchten sie in<br />

einem fürchterlichen Aufstand die Besserung<br />

ihrer Verhältnisse selbst zu erzwingen. Der<br />

Bauernaufstand tobte in Thüringen, Franken,<br />

Süddeutschland bis in die Schweiz und<br />

endigte mit <strong>der</strong> völligen Nie<strong>der</strong>zwingung <strong>der</strong><br />

Bauern. Gleich gefährlich wurde die Wie<strong>der</strong>täuferbewegung,<br />

die ganze Län<strong>der</strong>, beson<strong>der</strong>s<br />

aber die Städte ergriff. Es waren<br />

Schwarmgeister ihre Träger, die oft genug<br />

unerschrockensten Heldenmut an den Tag<br />

legten, aber zum Schluß die Zügel <strong>der</strong> Vernunft<br />

völlig aus den Händen verloren. Sie<br />

haben den Segen <strong>der</strong> Reformation hart<br />

beschwert. Daß z. B. die nördliche Hälfte<br />

Westfalens dem Protestantismus gänzlich<br />

verloren ging, war ihr Werk.<br />

Der Erzähler:<br />

Ach, wie bald ist Winterswüten<br />

auf den jungen Lenz gefallen,<br />

auf die Knospen, auf die Blüten,<br />

auf das Nest <strong>der</strong> Nachtigallen.<br />

Was noch gestern jubilierte,<br />

heute liegts in tiefem Trauern.<br />

Was noch gestern triumphierte,<br />

steht heut wie vor Klagemauern.<br />

Bauern for<strong>der</strong>n Recht und Leben,<br />

brechen schließlich ihre Bande.<br />

Bürger zittern, Ritter beben,<br />

Aufruhr brüllt durch deutsche Lande. —<br />

Weh dem, <strong>der</strong> den Bru<strong>der</strong> knechtet,<br />

blind ist für sein leidvoll Tragen,<br />

freien Bauernstand entrechtet<br />

und in Ketten ihn geschlagen!<br />

Unrecht kann nur Haß verbürgen.<br />

Haß griff schließlich Axt und Messer.<br />

Unter Morden, unter Würgen<br />

warf er Flammen in die Schlöffer.<br />

Weh, <strong>der</strong> He<strong>im</strong>at heilge Fluren<br />

sind entweiht durch Schuld und Schwefel,<br />

und des Glaubens fromme Spuren<br />

endeten in Leid und Frevel.<br />

Winterswüten ist gefallen<br />

auf des Lenzes junges Blühen.<br />

Durch das Tal <strong>der</strong> Nachtigallen<br />

Wetterwolken drohend ziehen.<br />

Neue Not — und neue Tränen!<br />

Furchtbar tobt in wildem Eifer<br />

Mit des Irrwahns wirren Plänen<br />

durch die Stadt <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>täufer.<br />

Seine heißen Worte schäumen.<br />

Län<strong>der</strong> fallen ihm zum Raube.<br />

Scharen folgen seinen Träumen;<br />

doch am Boden liegt <strong>der</strong> Glaube.<br />

Doch am Boden liegt zertreten,<br />

was noch gestern freundlich blühte!<br />

Gott, erhöre unser Beten,<br />

rette uns nach deiner Güte!<br />

Lösche aus die wilden Brände,<br />

lenke ab die Wetterwolke!<br />

Brich selbst deine Wi<strong>der</strong>stände<br />

und gib Frieden deinem Volke!"<br />

Der zweite Erzähler mit drei Kin<strong>der</strong>n<br />

(fortfahrend): ss^«,^^f,<br />

Menschensinn muß irdisch denken,<br />

irdisch ist sein Weg und Wandeln.<br />

H<strong>im</strong>melan führt Gottes Lenken,<br />

h<strong>im</strong>mlisch ist des Vaters Handeln.<br />

Was hier unten lebt und leidet,<br />

meidet Stein und steile Stege.<br />

Doch wenn Gott die Herde weidet,<br />

führt er sie auch rauhe Wege.<br />

Glaube trägt die schönste Blüte,<br />

wenn ihn Tränen übertauen,<br />

Glaube glaubt an Gottes Güte,<br />

selbst, wenn alle Schrecken grauen.<br />

In den Feuern, in den Tiegeln<br />

muß sich erst sein Wert erweisen,<br />

in den Kellern, hinter Riegeln,<br />

in den Ketten, unterm Eisen.<br />

Dann wird Not und Leid vollenden<br />

seine göttliche Entfaltung.<br />

, Unter Gottes Vaterhänden<br />

n<strong>im</strong>mt er h<strong>im</strong>mlische Gestaltung.<br />

Biblisches Zeugnis<br />

aus Kin<strong>der</strong>mund<br />

<strong>Das</strong> erste Kind:<br />

So spricht <strong>der</strong> Herr:<br />

„Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken,<br />

und eure Wege sind nicht meine Wege.<br />

Son<strong>der</strong>n soviel <strong>der</strong> H<strong>im</strong>mel höher ist denn<br />

die Erde, so sind auch meine Wege höher<br />

denn eure Wege, und meine Gedanken denn<br />

eure Gedanken.<br />

Und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert."<br />

<strong>Das</strong> zweite<br />

So spricht <strong>der</strong> Herr:<br />

„Ich weiß wohl, was ich für Gedanken<br />

über euch habe, nämlich Gedanken des Friedens<br />

und nicht des Leides, daß ich euch gebe<br />

das Ende, des ihr wartet.<br />

Selig ist <strong>der</strong> Mann, <strong>der</strong> die Anfechtung<br />

erduldet."<br />

<strong>Das</strong> dritte Kind: 3<br />

So spricht <strong>der</strong> Herr:<br />

„Die Rache ist mein, ich will vergelten.<br />

Selig sind, die zum Abendmahl des Lammes<br />

berufen sind."<br />

Gemeinde o<strong>der</strong> Chor:<br />

(aus dem Hugenottenlied, Nr. 528, 2):<br />

Anbetung, Ehre, Dank und Ruhm<br />

sei unserm Gott <strong>im</strong> Heiligtum,<br />

<strong>der</strong> Tag für Tag uns segnet;<br />

dem Gott, <strong>der</strong> Lasten auf uns legt,<br />

doch uns mit unfern Lasten trägt<br />

und uns mit Huld begegnet.<br />

Sollt ihm, dem Herrn <strong>der</strong> Herrlichkeit,<br />

dem Gott vollkommner Seligkeit,<br />

nicht Ruhm und Ehr gebühren?<br />

Er kann, er will, er wird in Not,<br />

vom Tode selbst und durch den Tod<br />

uns zu dem Leben führen.<br />

3 Der Erzähler:<br />

Ach, daß ich Wasser genug hätte in meinem<br />

Haupte und meine Augen Tränenauellen<br />

wären, daß ich Tag und Nacht beweinen<br />

möchte die Erschlagenen in meinem Volke.<br />

Wie leuchtet <strong>der</strong> H<strong>im</strong>mel so rot! Wie zieht<br />

so schwarzes Gewölk von Mitternacht gen<br />

Mittag! Drei Augustinermönche, — man<br />

hat sie um ihres neuen Glaubens willen vor<br />

Brüssels Toren verbrannt. Dort, wo die<br />

Nordsee brandet an ihr Ostgestade, verröchelte<br />

<strong>im</strong> Feuer bald <strong>der</strong> vierte. Nun<br />

rötet sich <strong>der</strong> H<strong>im</strong>mel auch <strong>im</strong> Westen, und<br />

dunkle Wolken eilen in den Osten. In<br />

MeH, in Dorlishe<strong>im</strong>, in Kaiserberg und zu<br />

St. Plitt — vier Zeugen steigen hier auf<br />

ihre Flammenkanzel. Und nun <strong>der</strong> Süden,<br />

wo des Spaniers deutschfrem<strong>der</strong> Wille allmächtig<br />

herrscht, wie hängt dort das Gewölk<br />

so drohend schwarz am Firmament!<br />

O, fragt den Allgau, den Kaiserstuhl<br />

<strong>im</strong> BreiSgau, fragt den Bodensee, o,<br />

fragt in Passau, Salzburg, fragt in Desterreich,<br />

wie viele Opfer dort das Schwert,<br />

<strong>der</strong> Strick, die Fluten, wie viele Opfer dort<br />

an Predigern und Laien <strong>der</strong> Henkersblock,<br />

die Henkersflamme von uns for<strong>der</strong>ten! So<br />

viele Tote, soviel heilge Zeugen des BibelglaubenS<br />

und des TodeSmutes! Wohl<br />

braust ein Wehruf durchs deutsche Land.<br />

Doch aus den Wolken träufeln Psalmen,<br />

da träufeln Lie<strong>der</strong> und Gebete nie<strong>der</strong>, die<br />

letzten Treuegrüße an die Brü<strong>der</strong>. Und sie,<br />

die Brü<strong>der</strong>, schauen in den H<strong>im</strong>mel und<br />

senden den Vollendeten die Grüße nach in<br />

ihre ewge He<strong>im</strong>at.


Biblisches Zeugnis<br />

aus Kin<strong>der</strong>mund<br />

(Drei Kin<strong>der</strong> treten auf.)<br />

<strong>Das</strong> erste Kind:<br />

So spricht <strong>der</strong> Herr:<br />

„Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen,<br />

tut wohl denen, die euch hassen, bittet für<br />

die, so euch beleidigen o<strong>der</strong> verfolgen, auf<br />

daß ihr Kin<strong>der</strong> seid eures Vaters <strong>im</strong><br />

H<strong>im</strong>mel.<br />

Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt<br />

werden, denn das H<strong>im</strong>melreich ist ihr."<br />

<strong>Das</strong> zweite Kind: ^^^7^>l^<br />

So spricht <strong>der</strong> Herr:<br />

„Siehe, ich sende zu euch Propheten und<br />

Weise und Schriftgelehrte; und <strong>der</strong>en werdet<br />

ihr etliche töten und kreuzigen, und etliche<br />

werdet ihr geißeln in euern Schulen.<br />

Selig sind, die Verfolgung leiden."<br />

<strong>Das</strong> dritte Kind: ^/>sh^<br />

So spricht <strong>der</strong> Geist:<br />

„Wer sind diese, mit den weißen Klei<strong>der</strong>n<br />

angetan? Diese sinds, die gekommen sind<br />

aus großer Trübsal und haben ihre Klei<strong>der</strong><br />

hell gemacht <strong>im</strong> Blut des Lammes. Sie<br />

wird nicht mehr hungern noch dürsten.<br />

Denn das Lamm mitten <strong>im</strong> Stuhl wird sie<br />

weiden und leiten zu den lebendigen Wasserbrunnen,<br />

und Gott wird abwischen alle<br />

Tränen von ihren Augen.<br />

Selig sind die Toten, die in dem Herrn<br />

sterben." Amen.<br />

Gemeinde o<strong>der</strong> Chor:<br />

Leide dich, leide dich!<br />

Zion leide ohne Scheu<br />

Trübsal, Angst mit Spott und Hohne,<br />

sei bis in den Tod getreu,<br />

siehe auf die Lebenökrone.<br />

Zion, fühlest du <strong>der</strong> Schlange Stich,<br />

leide dich, leide dich!<br />

4<br />

Gin Sprechchor von<br />

zehn o<strong>der</strong> mehr T<br />

qlie<strong>der</strong>n<br />

Alle:<br />

Wir klagen und tragen<br />

<strong>im</strong> Herzen tiefes Leid.<br />

Wir fragen mit Klagen:<br />

„Wann endet diese Zeit?"<br />

Wie lange, wie lange<br />

währt schon die Schreckensnacht!<br />

Uns ist das Herz so bange<br />

ob unsrer Feinde Macht.<br />

Wir treten zu beten<br />

vor Gott, unfern Meister:<br />

„Erhöre und wehre,<br />

du Herr aller Geister,<br />

zerbrich unsre Kette<br />

mit deinen starken Armen!"<br />

Erlöse, errette!<br />

O H<strong>im</strong>mel, Hab Erbarmen!"<br />

Ein Wan<strong>der</strong>er: l^> ^<br />

Ein Flüchtling bin ich, den die Schrecken<br />

scheuchen,<br />

von dem, was ich geseh'n zu Köln am<br />

Rhein;<br />

wie Ungeheuer sind sie, die auf Flügeln<br />

brausen,<br />

und <strong>der</strong>en Rachen Todesgrauen faucht. —<br />

In euerm Tal <strong>der</strong> Stille und des Friedens<br />

wollt ich, was längst mich floh, aufs neue<br />

finden,<br />

ein Bett, bei dem nicht nachts des Traumes<br />

Zerrbild<br />

zu Füßen bald und bald zu Haupten droht,<br />

daß mir das Hirn <strong>im</strong> Kopf zu Eis erstarrt.<br />

Nur eine Zuflucht kurzer Tage, hofft' ich,<br />

bei euch zu finden unter Baumesschatten,<br />

<strong>im</strong> Kreis <strong>der</strong> Liebe und <strong>im</strong> Schutz des<br />

Friedens.<br />

Nun aber habt ihr selber Leid und Not,<br />

und eure St<strong>im</strong>me zittert tiefes Weh.<br />

Sagt an, was ists, das ihr dem H<strong>im</strong>mel<br />

klagt!<br />

Der Chorführer: Hh^<br />

Der in <strong>der</strong> Hand des Höchsten eine Fackel<br />

und unter uns ein Licht des Lebens war:<br />

Es liegt <strong>der</strong> Lehrer dieser Stadt in Ketten,<br />

<strong>im</strong> Turmverließ, nun an die achtzehn Monde.<br />

In Finsternis muß Leib und Seel ihm<br />

schmachten.<br />

Wir haben vor dem Rat, vor dem Gericht,<br />

ja zu des Kaisers Füßen haben wir<br />

um Gnade und um gutes Recht gebeten.<br />

Bis jetzt bis jetzt vergeblich. Dort<br />

das HauS,<br />

da wohnt <strong>der</strong> alte Vater, gramzerrissen,<br />

da weint die Mutter um ihr liebstes Kind.<br />

Sie gab ihm einst das körperliche Leben,<br />

er hat es ihr mit ewgem Licht gelohnt,<br />

als er das Wort des Lebens ihr gedeutet,<br />

lind wir, die wir das gleiche Brot gegessen,<br />

wir, seine Brü<strong>der</strong>, weinen hier vor Gott,<br />

<strong>der</strong> nur allein noch kann uns Hilfe bringen.<br />

Der Wan<strong>der</strong>er: lH/^<br />

Wo halt man euern Lehrer denn gefangen?<br />

Der Chorführer: » ^ ^<br />

Zu Köln am Rhein.<br />

Der Wan<strong>der</strong>er: ^ ^ ,<br />

Wie ist des Dul<strong>der</strong>s Name?<br />

Alle: Adolf Clarenbllch.<br />

Der Wan<strong>der</strong>er:<br />

(emporschauend, die Hände faltend):<br />

So hast du mich erwählt, den Sieg zu künden<br />

des Löwen aus dem Stamme Iuda;<br />

Herr!<br />

und tiefstes Leid zu schleu<strong>der</strong>n in die Herzen.<br />

Hört's drum, ihr Brü<strong>der</strong>, die ihr mit mir<br />

weint:<br />

Es ist <strong>der</strong> Tod verschlungen in den Sieg.<br />

Es überwand <strong>der</strong> Zeuge seines Herrn,<br />

und Adolf Clarenbach ist schon bei Gott!<br />

Alle: Wehe!<br />

Der Wan<strong>der</strong>er:<br />

Er starb den Flammentod, er und sein<br />

Freund.<br />

Alle: Verbrannt! Wehe, wehe!<br />

Der Wan<strong>der</strong>er:<br />

Ihr mögt wohl klagen um solch edles Blut!<br />

Es war ein brennend, war ein scheinend Licht,<br />

lind um so Heller, als die Nacht sich senkte.<br />

Erst hat man ihm gedroht, es war umsonst.<br />

Umsonst hat Schmeichelwort ihn sanft umtost:<br />

„Ein kurzer Wi<strong>der</strong>ruf und — du bist frei."<br />

E r blieb be<strong>im</strong> Nibelwort, bei seinem Herrn,<br />

bei feinem Glauben, allzeit unverrückt.<br />

Und umgekehrt: es war <strong>der</strong> Herr bei ihm.<br />

Der stählte ihm den Mut zum Wi<strong>der</strong>stand<br />

und gab ihm Kraft zu seinem letzten Gang.<br />

Noch weint die Totenglocke mir <strong>im</strong> Ohr.<br />

Ich hör ihr Lied wohl durch mein ganzes<br />

Leben.<br />

Da öffnet sich des dumpfen Kerkers Pforte;<br />

die Augen werden starr, die Lippen brennen.<br />

So seh ich die Gefangnen aufwärts steigen,<br />

voll Freudigkeit, als gings zum Hochzeitsreigen.<br />

So spricht <strong>der</strong> eine: „Gott, wir danken dir,<br />

daß du uns würdigst, sterbend dich zu<br />

preisen!"<br />

Der andre drauf: „Herr, gib uns beiden<br />

Kraft,<br />

den blinden Feinden freudig zu verzeihen!"<br />

Dann beide: „Herr, gib Gnade, dir zu<br />

sterben,<br />

mit dir zu leben und dein Reich zu erben!"<br />

Drauf schließen beide sich zum letztenmal<br />

in ihre Arme und zum letzten Kuß.<br />

Anspringt <strong>der</strong> Henker, seine Kette würgt,<br />

und Peter Fliesteden ist schon dahe<strong>im</strong>,<br />

und aller Pein mit einem Schlag entronnen;<br />

darf Gnade schöpfen aus dem Lebensbronnen.<br />

Und nun das letzte. Wenn ich lausend<br />

Jahre<br />

dies Leben leben müßt bei klaren Sinnen,<br />

in tausend Jahren könnt ich nicht vergessen,<br />

was ich zu Köln am Rhein noch sah und<br />

hörte.<br />

Anspringt <strong>der</strong> Henker jetzt zum zweitenmal.<br />

Er hängt den Pulversack an Adolfs Hals<br />

und führt sein Opfer auf den Scheiterhaufen.<br />

Doch Adolf spricht: „Ich bin in Gottes<br />

Händen,<br />

auch hier in Fesseln, auch in euern Branden."<br />

Schon leckt das Feuer. Noch e i n deutlich<br />

Wort:<br />

„Die mich hier töten, ihnen sei verziehen!"<br />

Es springt die Flamme. Rote Scheite<br />

glühen.<br />

Auf steigt <strong>der</strong> Rauch. Ein letzter Ruf zu<br />

Gott:


„An deine Hände leg ich meinen<br />

Dann Blitz. Ein greller Schein. Im Feuerwagen<br />

wird hier <strong>der</strong> Sieger auf zu Gott getragen.<br />

Alle: Amen.<br />

Der Wan<strong>der</strong>er:<br />

Ich weiß, mein Wort wirft jetzt wie lo<strong>der</strong>nd<br />

Feuer<br />

unsagbar großes Leid in eure Seelen.<br />

Doch <strong>der</strong> mich sandte, will nicht euer Weinen.<br />

Und nun begreif ich meine Sendung recht.<br />

Dies ist«, was Gott mich heißt, hier laut<br />

zu künden:<br />

Der euch das Wort gelehrt, hals auch<br />

bewährt,<br />

hat, was er glaubte, mit dem Tod besiegelt.<br />

Nun will er wie<strong>der</strong> euer Lehrer sein<br />

und zeugen unter euch von Gottes Geist,<br />

<strong>der</strong> Wun<strong>der</strong>kräfte in den Geistern wirkt;<br />

ein Geist <strong>der</strong> Gnade, <strong>der</strong> zum Dienst beruft<br />

und uns zugleich zur Freiheit freudig weiht.<br />

Glaubt ihr das?<br />

Alle: Ja, wir glauben.<br />

Der Wan<strong>der</strong>er:<br />

l^nd er, bis in den Tod getreu, soll er<br />

euch in <strong>der</strong> Wegspur seines Meisters leiten<br />

stets h<strong>im</strong>melan, stets unter Gottes Segen?<br />

Dann auch, wenn es nun Gottes Wille wäre,<br />

auf hartem Weg euch an das Ziel zu führen?<br />

Wollt ihr, so eures alten Lehrers froh,<br />

von ihm die rechte Glaubenskraft,<br />

des Glaubens stolze Tapferkeit, erlernen<br />

und so dem Siege Gottes Wegbereiter<br />

werden?<br />

Wollt ihr das?<br />

Alle: Ja, wir wollen.<br />

Der Wan<strong>der</strong>er:<br />

Dann, Brü<strong>der</strong>, geht und preist und dankt!<br />

Der Gotteswille bleibt doch stets das<br />

Höchste!<br />

In Nie<strong>der</strong>lagen glänzen Gottes Siege,<br />

in Toten leuchtet seine Herrlichkeit,<br />

sein h<strong>im</strong>mlisch Leben um so schöner auf;<br />

und in <strong>der</strong> Zeiten Not und Nie<strong>der</strong>gang<br />

strömt seine Liebe um so reicher nie<strong>der</strong>,<br />

und lauter rauscht <strong>der</strong> Trostquell seines<br />

Worts.<br />

Aus Gräbern bricht das neue Leben auf;<br />

und über allen Tiefen finstern Hasses<br />

muß schließlich doch <strong>der</strong> ewgen Liebe Licht<br />

und unser Glaube endlich triumphieren,<br />

Gott zum Preis.<br />

Alle:<br />

Der Gotteswille bleibt doch stets das<br />

Höchste,<br />

<strong>der</strong> Gotleöwille bleibt doch stets das Beste,<br />

<strong>der</strong> Gotteswille bleibt doch stets das<br />

Schönsie.<br />

Amen.<br />

Schlußchor: Ein feste Burg.<br />

Für die feiernde Gemeinde<br />

Gemeindefeiern zum Gedächtnis <strong>der</strong> Märtyrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />

Im September dieses Jahres begeht unsere<br />

Rheinische <strong>Kirche</strong> das 400jährige Gedächtnis<br />

an den Märtyrertod Adolf Clarenbachs vor<br />

den Toren von Köln. In unseren Gemeinden<br />

werden gottesdienstliche Feiern und Gemeindeabende<br />

stattfinden, die dieses Gedenken<br />

aus einer bloß rückwärts gewandten geschichtlichen<br />

Erinnerung herausheben und zu<br />

ernster Selbstbesinnung vertiefen wollen.<br />

Daß diese Feiern und Abende nicht aus dem<br />

polemischen Nein gegen Rom leben, braucht<br />

nicht beson<strong>der</strong>s ausgeführt zu werden; daß<br />

sie uns zu einer ernsten GotteSgelegenheit<br />

gegeben sind, uns in heiliger Ehrfurcht und<br />

Demut zu besinnen auf den Grund, da wir<br />

uns gründen, uns in heiligem Lebensdank<br />

zusammenzuschließen über dem, was Gott<br />

an uns gewendet hat, dürfen wir auch für<br />

die Veranstaltung von Gemrindeabenden<br />

unterstreichen.<br />

Damit das Gedächtnis an den Blutzeugen<br />

für das Evangelium, Adolf Clarenbach,<br />

nicht in <strong>der</strong> Einmaligkeit einer Veranstaltung<br />

stecken bleibt, sollten mehrere unter<br />

dem Gedanken desMärtyrerze<br />

u g n i sseS stehende Gemeindeabende<br />

gehalten werden.<br />

Dazu wollen die folgenden Entwürfe<br />

Anregung geben. Da diese Nummer des<br />

<strong>Evangelische</strong>n <strong>Rheinland</strong> eine ausführliche<br />

Angabe von Literatur zum Clarenbach-Gedächtnis<br />

bringt, wird hier auf Einzelhinwelse<br />

verzichtet. Die Anmerkungen zu den<br />

drei Entwürfen weisen für die Märtyrergeschichte<br />

auf die Quellen hin, die benutzt<br />

wurden. Für die „Einführung" innerhalb<br />

<strong>der</strong> einzelnen Abende ist eine <strong>der</strong> Größe des<br />

Gegenstandes entsprechende zuchtvolle<br />

Sprache des Vortrags notwendig. Wesentlich<br />

ist, daß nicht weitschweifig über die<br />

Dinge geredet wird, son<strong>der</strong>n daß man die<br />

Sache selber reden läßt mit <strong>der</strong> wuchtigen,<br />

eindrücklichen Klarheit <strong>der</strong> Sprache aus den<br />

Quellen.<br />

Vor dem „A u f f ü h r u n g s"-S t i l ist<br />

die Feier sorgsam zu bewahren, das gilt<br />

auch für das Singen von Chor o<strong>der</strong> Singschar.<br />

<strong>Das</strong> Auf- und Abtreten ist zu vermeiden.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e ist auf das Einüben<br />

soviel Sorgfalt und Fleiß zu verwenden,<br />

daß die Lie<strong>der</strong> ohne langes Sich-aufstellen<br />

und Töne-angeben die St<strong>im</strong>mungseinheit<br />

nicht zerreißen. Wie weit die Darstellung<br />

<strong>der</strong> Festspiele, auf die diese Nummer<br />

auch hinweist, in den Rahmen <strong>der</strong> Gemeindeabende<br />

einbezogen wird, unter Umständen<br />

mit einzelnen Szenen, wird nach<br />

den einzelnen Gemeinden verschieden sein.<br />

Auf jeden Fall ist gerade bei<br />

<strong>der</strong> Darstellung alles Theaterhafte<br />

unerbittlich fern zu<br />

halten. Die Gedichte dürfen nicht „aufgesagt"<br />

werden, son<strong>der</strong>n sollen aus dem<br />

Geist <strong>der</strong> ganzen Feier heraus gesprochen<br />

weiden. Gemeindeabende wie diese sind<br />

ganz beson<strong>der</strong>s empfindsam. Sie bedürfen<br />

ernster und langer Vorbereitung, auch in<br />

<strong>der</strong> Ausgestaltung des Raumes, in dem sie<br />

gehalten werden. Daß sie nicht mit<br />

Alkohol und Nikotin, auch<br />

nicht mit Kaffee verbunden<br />

sein dürfen, sei wenigstens<br />

anmerkungsweise gesagt. W.<br />

I.<br />

Märtyrer-Feier<br />

Gemeinde- Wo Gott <strong>der</strong> Herr nicht bei un«<br />

hält, R. W. G, 177, 1. 4. 5. «.<br />

Vorspruch: „Heil Cäsar dir! Dich grüßen, die<br />

da sterben"! K. Gerok.<br />

Chor o<strong>der</strong> Singschar: Wach auf, wach auf,<br />

« ist hohe 3?>l, Ambros!u« Vlaurcr; <strong>im</strong><br />

Entwurf des Rheinisch-Westfälischen Son<strong>der</strong>guts,<br />

Nr. 46, 1. 8. 7.<br />

Einführung: Aus alten Märtyrerzeiten <strong>der</strong><br />

jungen christlichen <strong>Kirche</strong>.<br />

Gemeinde und Chor o<strong>der</strong> Siugschar o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

<strong>im</strong> Wechsel: Erhalt uns, Herr, bei deinem<br />

Wort, M. Luther.<br />

Einführung: Au« alten Märtyrerzeiten <strong>der</strong><br />

jungen evangelischen <strong>Kirche</strong>.<br />

1. Heinrich Voß, Ioh. Esch^).<br />

Chor: Ein neue« Lied wir heben an, M. Luther.<br />

2. Kaspar Tauber'), Heinr. von Zütphen').<br />

Sprecher(in): Den Kirchhof zu Heide, Bartels').<br />

Chor: Die Höll und ihre Rotten, die krümmen<br />

mir kein Haar.<br />

Die Welt ist mir ein Lachen mit ihrem<br />

großen Zorn (aus P. Gebhardt: Auf, auf,<br />

mein Herz, mit Freuden).<br />

Sprecher(in): Haltet stand!»).<br />

Gemeinde: E« ist da« Heil uns kommen her,<br />

Paul Speratu«! R. W. G. 260, 1. 41. 12.<br />

3. Matthias Weibel«), Leonhard Kaiser'),<br />

Frau Wandelmoet«), Arnold Pollich»).<br />

Chor o<strong>der</strong> Singschar: Da« Silber, durchs Feuer<br />

siebenmal bewährt wird lauter künden, M.<br />

Luther: aus: Ach Gott vom H<strong>im</strong>mel sieh<br />

darein.<br />

Gemeinde: Die heilige Brunst, süßer Trost<br />

R. W. G. 151, 3.<br />

Anmerkung««:<br />

Sieh, iehe Qtto Michaeli«: „Protestantische« Märtyrer,<br />

buch" Verlag Steinkopf, Stuttgart, Seite


Gemeinde: Wohl einem Hau«, da Jesus Christ,<br />

R. W. G. 457, 1. 2. 7. 8.<br />

2. Adolf Clarenbach, ein Lehrer <strong>der</strong> Jugend<br />

(Münster, Wesel, Osnabrück, seine Ankündigung<br />

<strong>der</strong> Vorlesung über den Philemonbrief).<br />

Chor: Wohl, wohl dem Mann, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Welt,<br />

Herzogenb?rg°).<br />

3. Adolf Clarenbach als Reformator <strong>der</strong><br />

He<strong>im</strong>at (Brief an seine Vaterstadt Lennep).<br />

Chor: Singschar: Wach auf, wach auf, du<br />

deutsches Land, Johann Walther: <strong>im</strong> Entwurf<br />

de« Rheinisch-Westfälischen Son<strong>der</strong>«<br />

guts Nr. 469.<br />

Sprecher(in): O Cöllen, Cöllen an dem Rhein.<br />

4. Adolf Clarenbachs Blutzeugni« für da«<br />

Evangelium.<br />

Chor: Rat mir nach deinem Herzen,<br />

In meine« Herzens Grunde.<br />

Verbirg mein Seel au« Gnaden.<br />

Valeriu« Herberger: R.W. G. 480, 2. 3. 4.<br />

Sprecher(in): Psalm 126, 1. 2. 5. 6: Offenbarung<br />

7, 13—17.<br />

Chor: Wenn ich nur dich habe, E. Schütz").<br />

Gemeinde: Du bist mein Gott, dich will ich<br />

loben, R. W. G. 532, 14:<br />

o<strong>der</strong>: Die Gottesgnad alleine, R. W. G. 3,4.<br />

Anmerkungen.<br />

5) Siehe Michaeli« „Protestantisch«« Märtyrerbuch".<br />

') Michaeli«, Seite 23 25; 2»N f.; 2« ff.<br />

») »ei Nandenhoek H Ruprecht.<br />

5) Siehe die in dieser ITummer angegebene Clären«<br />

bach-Literatur.<br />

°) Au« „Wie lieblich schön, Herr Iebaoth", von Her.<br />

zogenberg, Sammlung geistlicher Musik, ITr. 4<br />

Nandenhoek K Nuprecht.<br />

«) Au« den musikalischen Eflequien von H. Schütz (<strong>im</strong><br />

Volkslie<strong>der</strong>buch für gemischten Chor (Peters, Leip»<br />

,i», Bd.


Jugend und Jugendbewegung<br />

Iugendtagung auf dem LuLwigsstein o.<br />

Oppenhe<strong>im</strong>er (Die Tat).<br />

Unser Werk o. Erich Stange (Führerdienst).<br />

Politische Ziele und Wege <strong>der</strong> Generation.<br />

Bericht über die Goslaer Tagung des Reichsausschusse«<br />

<strong>der</strong> Deutschen Iugendoerbände.<br />

(Führerdienst).<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> Indioidualpsychologie für<br />

Jugendpflege und Jugendfürsorge v. Kunkel<br />

(Innere Mission).<br />

Jugen<strong>der</strong>ziehung <strong>im</strong> Preußischen Landtag<br />

(Innere Wission).<br />

Hygiene <strong>der</strong> Leibesübung und die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> sportärztlichen Beratung o. Worringen<br />

(Rheinische Jugend).<br />

Schul« und Hochschule<br />

W. Hoffmann: Fünf Jahre Studienstiftung.<br />

Eine ausführliche Darstellung <strong>der</strong> Leistungen,<br />

die die Studienstiftung de« deutschen Volkes<br />

in den ersten fünf Jahren ihres Bestehens aufzuweisen<br />

hat. (Studentcnwerk).<br />

W. Hoffmann: Studentische Werkarbeit. Urteile<br />

über die Bedeutung <strong>der</strong> studentischen<br />

Werkarbeit von Politikern und führenden<br />

Persönlichkeiten, die <strong>der</strong> deutschen Werkstudentenbewegung<br />

nahestehen. (Severing.<br />

Stresemann, Gehe<strong>im</strong>rat Duisberg. Obcrstudiendirektor<br />

Paeckelmann) (Studentenwerk),<br />

Zur Geschichte <strong>der</strong> sozialstudentischen Bewegung.<br />

Da« Werk Sonnenschein« o, F. Kloidt (Stu-<br />

^>entenwerk).<br />

Deutsche Schule, deutsche Sitte o. Mahr<br />

(Ethik).<br />

Ueberbürdung al« ethisches Problem t>. Fried-<br />

He<strong>im</strong> (Ethik).<br />

Ueber die Grundlagen pädagogischen Denkens<br />

v. von Tiling (Schule und Evangelium),<br />

Vom Schulgarten <strong>der</strong> neuen Schule o. Teuscher<br />

(Deutsche Frauenkleidung und Frauenkultur).<br />

Bildungsstätte. Gedanken zur Pädagogik <strong>der</strong><br />

Gegenwart v. Helming (Schildgenossen).<br />

Au« amerikanischen Landschulen v. Ryan (<strong>Das</strong><br />

werdende Zeitalter).<br />

Unsere Weltkonferenz für Erneuerung <strong>der</strong> Erziehung<br />

in Helsingör o. Rotten (Da« werdende<br />

Zeitalter).<br />

Deutschland« Studentinnenhe<strong>im</strong>e o. Melchior<br />

(Die Frau).<br />

Weltanschauungskampf<br />

Zur Vorbildung de« Seelsorgers o. Rosenkranz<br />

(Ethik).<br />

Jüdische Frömmigkeit und psychoanalytische Religionsbetrachtungen<br />

o. Wiener (Ethik).<br />

Kultische Bewegung einst und jetzt v. Seilköpf<br />

(Ethik).<br />

Bolschewismus und <strong>Kirche</strong> (Der Türmer).<br />

Der Lateran-Vertrag v. Culoes (Der Türmer).<br />

Zum Kampf gegen da« Christentum in Rußland<br />

(Schule und Eoangelisation).<br />

Stahlhelm-Christentum und <strong>Kirche</strong> v. Friedrich<br />

(Die Volksmission).<br />

Der christliche Kampfbund. Kurzer Bericht<br />

über den christlichen Kampfbund evangelischer<br />

Männer o. Müller-Schwefe (Volksmisswn).<br />

Politik und Christentum v. Mumm (Volk«<<br />

Mission).<br />

Der Kampf des mo<strong>der</strong>nen Sozialismus gegen<br />

<strong>Kirche</strong> und christliche Religion v. Löber (Volk«.<br />

Mission).<br />

Ein Gespräch über die Psychoanalyse v. Merkel<br />

(Christentum und Wirklichkeit).<br />

Der Geist des Judentum« in christlicher Darstellung<br />

v. Falmerayer (Schönere Zukunft).<br />

Wa« mich zur katholischen <strong>Kirche</strong> führte. Be»<br />

richt de« Un!oers!tät«prof. Wagner, Breslau,<br />

über seine vor 28 Jahren erfolgte Konversion<br />

(Schönere Zukunft).<br />

Für die Rückkehr zum Thomismus auch <strong>im</strong><br />

katholischen Deutschland v. Studienrat Röntgen,<br />

Mülhe<strong>im</strong>-Ruhr, (Schönere Zukunft).<br />

<strong>Das</strong> Wesen de« Christentum« v. Guardini<br />

(Schildgenossen).<br />

Entschließungen de« Weltbunde« für Frauenst<strong>im</strong>mrecht<br />

zum Friedensproblem (Die Frau).<br />

Hugenberg« Glück und Ende v. Zehrer (Die<br />

Tat).<br />

Da« katholische <strong>Kirche</strong>nprinzip o, Przywara<br />

(Zwischen den Zeiten).<br />

Frauenwelt<br />

Die Freude am Kind v. Pachali (Ethik).<br />

Die Freude am Kind v. Ab<strong>der</strong>halden (Ethik).<br />

Grundsätze für die Arbeiter-Mütter-Fürsorge<br />

<strong>der</strong> schleichen Frauenhilfe v. Schloßmann<br />

(Ethik).<br />

Die Frage nach <strong>der</strong> Ehe v. Schultheiß<br />

(Neuwerk).<br />

Serualethische Betrachtungen v. Wagner<br />

(Neuwerk),<br />

Geburtenregelung o. Harmsen (Neuwerk).<br />

Zur Frage <strong>der</strong> Ehescheidungsreform v.<br />

Schreiner (Neuwerk).<br />

Vom Wesen <strong>der</strong> Ehe v, Rohden (Neuwerk).<br />

Die Kameradschaftsehe o. Merkel (Christentum<br />

und Wirklichkeit).<br />

Wa« tut unseren Töchtern not? o. Wirschinger.<br />

Bericht über die wirtschaftliche Frauenschule.<br />

(Deutsche Frauenkleidung und Frauenkultur).<br />

Die neuen Beratungen über die Ehescheidungsreform<br />

<strong>im</strong> Rechtsausschuß des Reichstag« v.<br />

Altgelt (Eoang. Frauenzeitung).<br />

Die erste Freusburger Fraucnwoche. Da«<br />

Problem <strong>der</strong> unverheirateten Frau v. Braccy<br />

(Christliche Volksmacht).<br />

Um deine heranwachsenden Kin<strong>der</strong> (Son<strong>der</strong>heft<br />

von „Die Fra» des Volksvereins").<br />

Der Berliner Kongreß de« Weltbünde« für<br />

Frauenst<strong>im</strong>mrecht v. Bäumer (Die Frau),<br />

Die neuen Frauenrechte und -pflichten und die<br />

weibliche Landbevölkerung v. von Schwerin<br />

(Die Frau).<br />

Deutschland« Studentinnenhe<strong>im</strong>e o. Melchior<br />

(Die Frau).<br />

Zur Gestaltung <strong>der</strong> Beruf«crziehung für MäL><br />

chen o. Schecker (Die Frau).<br />

Nachdenkliches und Nachträgliche« zum Muttertag<br />

o, Haag (Die Frau).<br />

Der Hausgehilfinnenberuf v. Baecker (Eoang.<br />

Jugendfürsorge).<br />

Ehenot und Ehereform. Vorschläge v. Stöve»<br />

sandt (Wort und Tat).<br />

Die Frau in <strong>der</strong> kommenden Kultur v. Pielenz<br />

(Die Tat).<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Bibliographie rheinischer<br />

evangelischer Zeitschriften<br />

W Gemeindliches<br />

An<strong>der</strong>nach« kirchliche Vergangenheit. (Ev,<br />

S°.-Bl. Koblenz 24, 487). — Mel auch<br />

thon predigte in An<strong>der</strong>nach (Sgr. Syn.<br />

Koblenz 24, 278). — Dutenhofen al«<br />

Synodalort 4755 (Sgr. Wetzlar-Ld. 24, 32?).<br />

— Aus den Beschlüssen <strong>der</strong> Synode zu Du<<br />

tenhofen 4555 (ebd. 22, 343: 23, 358: 24,<br />

374: 25, 390 f.). — Bil<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Eifel.<br />

3. Die M u t t e r g o t th e i t e n <strong>der</strong> alten und<br />

neuen Zeit (Ev.-luth, Gdbl. Elberfeld 24, 254 f.).<br />

— 5. Aus <strong>der</strong> versunkenen Welt <strong>der</strong> Ritter»<br />

bürgen (ebd. 23, 275 f.). — 7. Die Refor»<br />

mation <strong>im</strong> Kreise Schleiden (ebd. 24, 298 f).<br />

— Pifberg-Rahms, Bil<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> kirchlichen<br />

Vergangenheit Essens, Verlag F. Floth»<br />

mann, Essen 4929, 80 Seiten, 4 RM, (Sgr.<br />

Essen-Altstadt 22, 342). — Ein Wort zu <strong>der</strong><br />

Marktkirchen-Prozession, von Pfr. l). Iohannsen,<br />

Essen (ebd. 23, 359 f). — Vom Bau <strong>der</strong><br />

Ostkirche, Essen, 49. 6. 4929 (ebd. 25, Beiläge).<br />

— Lehrer Gehne, Holten, gibt demnächst<br />

eine Gemeindegcschichte von Gahlen heraus.<br />

— Kirchliche Sitten in Kettwig, Fortset»<br />

zung (So.-Ztg, Kettwig 24, 328: 22, 344: 23,<br />

36«: 25, 392). — Wortlaut <strong>der</strong> Urkunde für<br />

den Grundstein <strong>der</strong> neuen <strong>Kirche</strong> in Lintfort,<br />

vom 9. 6. 4929 (Sgr. L. 23, 360). — Au« <strong>der</strong><br />

Vergangenheit <strong>der</strong> Gemeinde M e i d e r i ch ,<br />

von E. Gel<strong>der</strong>blom (Kirchl. Wo,-Bl. Meid.<br />

24, 467: 22, 475: 23, 483: 24, 494). — Im<br />

Gemeindewald von Nauborn, Syn, Braun«<br />

fel«, stieß man 4927 auf die Grundmauern einer<br />

alten <strong>Kirche</strong> von 777 (Sgr, Braunfels 25,<br />

384). — Zur Geschichte <strong>der</strong> Stadt Opladen,<br />

herausgeg, von Stud,-Rat Dr. Heinemann, hat<br />

Pfarrer Werner, Opladcn, einen Beitrag über<br />

die evangelische Gemeinde geliefert, (Sgr. Opladen<br />

22, 344,) — Aus <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> evangelischen<br />

Gemeinde Opladen, Fortsetzung<br />

(ebd, 24, 376: 25, 392). — Beitrag zur älteren<br />

Geschichte <strong>der</strong> Remschei<strong>der</strong> Pfarrschule,<br />

von Rektor W. Engel« daselbst. (Ev. Gem,°Bl,<br />

Rem, 24, 3 f,) — Die Kämpfe um die erste<br />

Ronsdorfer Schule 4740 (Ronsd. Hausfreund<br />

23, 372—74). — Ein Stückchen Vergangenheit,<br />

Plau<strong>der</strong>ei von I. D. Heiner über<br />

da« Ronsdorfer He<strong>im</strong>at-Museum (ebd. 23,<br />

374—77: 24, 393—95), — Sonnborn<br />

und Elberfeld, Standrede de« Cürtenius<br />

(Ref. W°,°Bl, Elberfeld 24, 467). — In Er.<br />

innerung an die apostolische Gemeinde, aus<br />

einem <strong>Kirche</strong>nbuch in S o n >i b o r n 4594<br />

(ebd. 24, 464 f). — Zum 5Ujährigen Jubiläum<br />

<strong>der</strong> Einweihung <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />

in Viersen, Nachklang zum 28. 5. 4929<br />

(Kirchliche« Wo,-Bl, des Ki,°Kr. Gladbach 25,<br />

208). — Die evangelische Gemeinde Walsu<br />

m»A ldenrade hat am 9. 6. 4929 eine<br />

Jubiläumsschrift herausgegeben (Preis 25 Pf.).<br />

Die dreifache Jubelfeier <strong>der</strong> Gemeinde Wesel<br />

(Sgr. <strong>Rheinland</strong> 23, 220—53, vergl. auch So,°<br />

Bl. Wesel 24, 284), — Staatliche und kirchliche<br />

Fürsorge für Alters- und Leibesschwache<br />

(Invaliden) sowie Arbeitslose<br />

vor 450 Jahren in unserer Hei»<br />

mat (So,-Gruß Wetzlar-Ld. 24, 326 f.).<br />

— Auf den Spuren de« 7jährigen Krie»<br />

ges in unseren <strong>Kirche</strong>nbüchern, Fortsetzung<br />

(ebd. 24, 326: 22, 342 f.: 23, 358 f.), —<br />

Alte Verfügungen und Eingaben zur Sonntagsfeier<br />

(Sbl, Barmen- Wichlinghausen<br />

22, 7).<br />

W Persönliches<br />

Wem verdankt Adolf Clarenbach da»<br />

Evangelium? Von Liz. Klugkist-Hesse (Ref. Wo.-<br />

Bl. 24, 402 f.). — Ad. Clarenbach ein<br />

„Geistlicher" o<strong>der</strong> ein Laie"? Von demselben<br />

(ebd. 24, 487 f). — Zeitenwende. Da«<br />

Clarenbach-Festspiel von Lehrer Paul Figge,<br />

Herbringhausen, ist nun auch (bei Ernst Scholl,<br />

Ronsdorf) in Buchform erschienen. Im Vor»<br />

wort setzt sich <strong>der</strong> Verfasser mit den Einwürfen<br />

des Familienoerbande« <strong>der</strong> Clar. auseinan<strong>der</strong>.<br />

Konrektor Blankertz, Hückeswagen, hat ein<br />

Clarenbach-Nuch geschrieben, Verlag<br />

Adolf Mann Nachf., Lennep: 444 S., 2 RM.<br />

(Berg. Sobl. 24, 7). — Ueber die Dier«.<br />

fordter Pastoren Berendt, Möl.<br />

ler und Rilke (4854—57) (Sgr. Nie<strong>der</strong>»<br />

rhein 24, 376). Pfarrer 0. Heinrich Niemöl.<br />

ler, Elberfeld, schrieb über seine luth.


Amtskollegen (Nr. 4^—4«) Rheingans,<br />

Werbeck, Iäckel, Wittenberg,<br />

Buddeberg und Reinhold <strong>im</strong> Eo.-luth.<br />

Gbl. Elberfeld 22, 24 und 25, Berufung des<br />

Pfarrer« Egidius Günter Hellmund von<br />

Daden nach Wetzlar <strong>im</strong> Jahre 4741, Fortsetzung<br />

(Sgr. Wetzlar-Stadt 22, 343 f.! 23, 359 f.:<br />

Kreisgemeinde Aachen<br />

An <strong>der</strong> Versammlung <strong>der</strong> Synode am 43. 5.<br />

nahm auch <strong>der</strong> neue Eu pener Pfarrer Bifort<br />

teil, vom Präses O. Wolff herzlichst begrüßt.<br />

— Auf <strong>der</strong> Rheinischen Diaspora-Predigerkonferenz<br />

(23. und<br />

24. Mai) sprach Präses v. W o l f f nach seinen<br />

eigenen Forschungen über Aachen und seine<br />

Diaspora, Generalsuperintendent D. Stol -<br />

tenhoff erzählte von <strong>der</strong> Protestationsfeier in<br />

Speyer. —<br />

Kreisgemeinde Altenkirchen<br />

Am 47. 6. feierte Pfarrer Winterberg<br />

daselbst silberne Hochzeit, — Am 2. Juni beging<br />

Pfarrer Roloffin Freusburg sein<br />

silberne« Ortejubiläum, Er war vordem Pfarrer<br />

in Darcssalam, — Der bisherige Bauoerein<br />

Scheuerfeld-Wallmenroth, Gemeinde<br />

Betzdorf, hat sich geteilt: beide Vereine<br />

erstreben den Bau von Vereinshäusern! in<br />

Scheuerfeld ist bereit« <strong>der</strong> Bauplatz abgesteckt.<br />

Kreisgemeinde Barmen<br />

Am 4. 6. wurde die Unterbarmer Friedhofskapelle<br />

eingeweiht. — In die neugeschaffene<br />

22 upperfel<strong>der</strong> Gemeindehelferstelle trat<br />

am 46. 5, Diakon Erich Sturhan, — Am<br />

40, 5, weihte die Rheinische Mission«gesellschaft<br />

da« neue Seminar ein, womit<br />

die Einführung mehrerer neuer Mitarbeiter verbunden<br />

war, — Auf <strong>der</strong> Krei«synode 26./27.<br />

Mai) wurde festgestellt, daß eine synodale<br />

Vereinigung von Elberfeld und Barmen,<br />

die früher vorhanden war, nicht in Frage<br />

kommt, und daß gegenwärtig 38 Barmer<br />

Theologie studieren. — Die Gemeindebaukommission<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Wupperfeld<br />

genehmigte die Baupläne für den Neubau<br />

<strong>der</strong> Norrenberg-Kapelle und reichte s!e zur<br />

Umschau<br />

> Erwerbslosenfürsorge vor 300 Jahren<br />

Die mo<strong>der</strong>ne Erwerbslosenfürsorge hat einen<br />

interessanten Vorläufer in <strong>der</strong> Art und Weise,<br />

wie die evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinden nach<br />

dem 30jährigen Kriege <strong>der</strong> Not ihrer Glie<strong>der</strong><br />

zu steuern suchten. Genaue Aufstellungen darüber<br />

liegen vor aus einem alten <strong>Kirche</strong>nbuch <strong>der</strong><br />

reformierten <strong>Kirche</strong>ngemeinde Neckarge -<br />

münd, die bereits vor dem 30jährigen Krieg,<br />

aber dann beson<strong>der</strong>« in den Jahrzehnten nachher<br />

eifrige Wohlfahrtspflege und Erwerbslosenfürsorge<br />

getrieben hat. Schon <strong>im</strong> Jahr 4575<br />

haben die dortigen Armen periodisch wie<strong>der</strong>kehrende<br />

Geldbeträge in Empfang genommen.<br />

Aber nicht nur einhe<strong>im</strong>ischen Unterstützungsbedürftigen,<br />

die erst mit ihrem Tode au« den<br />

Listen gestrichen wurden, kamen die Almosen<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zugute, son<strong>der</strong>n auch den Durchziehenden<br />

o<strong>der</strong> Einkehrenden. Ungezählte Kir.<br />

24, 378 f.: 25, 394 f.). — Da« Küsteramt zu<br />

Kettwig ist seit 4737 in <strong>der</strong> Familie Kin -<br />

zius (So.-Ztg. Kettwig 25, 382). — Die<br />

Sprache Kanaan«, au« einer Pfingstpredigt, von<br />

Pastor Kohlbrügge (Cronenberger ref.<br />

Wo.-Bl. 24, 4«8). — Friedr. Adolf Lampe,<br />

zum Gedenken an das 200. Todesjahr 4929,<br />

von Pfarrer Liz. Graeber, Barmen-Wupper»<br />

feld (So.-Bl. Barmen 25, 23),<br />

llmgemeindungen<br />

Die rheinische evangelisc e <strong>Kirche</strong> zur Frage <strong>der</strong><br />

llmgemeindungen (Ki. 2 3o.-Bl. des Kikr. Gladbach<br />

23, 493 f.). —<br />

Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />

Genehmigung ein. — In Nächstebreck<br />

erstrebt man einen Gemeindehausbau. — Vom<br />

28. 5. bis 43. 6. beteiligte sich Superintendent<br />

Weirich als Delegierter de« Oberkirchenrates<br />

an <strong>der</strong> Generalkirchenoisitation von I). Vit« <strong>im</strong><br />

<strong>Kirche</strong>nkreise Steinberg II. — Am 34. 5. bestand<br />

Pfarrer Graeber, Wupperfeld,<br />

in Bonn die Lizentiatenprüfung oum I»,u6s. —<br />

Pfarrer Eger, Dahlem, <strong>der</strong> neue Generalsuperintendent<br />

für den Südwestsprengel <strong>der</strong> Provinz<br />

Sachsen, war früher Pfarrer in Barmen.<br />

— Anfang Juni verstarb Frau Witwe<br />

Pastor Karl Reinhold, Adolfine geb. Stähler,<br />

LLjährig. — Nach 37jähriger Tätigkeit <strong>im</strong><br />

Dienste <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Semecke trat Ferd<br />

Röd<strong>der</strong> am 4. 7. in den Ruhestand. — Am 30.<br />

8. und 4. 7, wurde da« 450jährige Bestehen <strong>der</strong><br />

<strong>Evangelische</strong>n Kin<strong>der</strong>pflege in Barmen<br />

gefeiert, verbunden mit <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

de« <strong>Evangelische</strong>n Verbandes für Kin<strong>der</strong>pflege<br />

in <strong>der</strong> Rheinprooinz. — <strong>Das</strong> diesjährige<br />

Provisorenfest fand am 8. Juni<br />

auf <strong>der</strong> Bundeshöhe statt, das 40. Iahresfest<br />

<strong>der</strong> Allianz-China-Mission am 9. 6.<br />

in Barmen. — <strong>Das</strong> für den neuen Friedhof<br />

von Laaken-Blombacherbach ausgewählte<br />

Grundstück ist nunmehr nach Erteilung<br />

<strong>der</strong> kirchlichen und staatlichen Genehmigung<br />

endgültig in den Besitz <strong>der</strong> Gemeinde übergegangen,<br />

— Am 30. 6. fand auf <strong>der</strong> Bundeshöhe<br />

zwischen Barmen und Elberfeld eine große<br />

<strong>Evangelische</strong> Kundgebung des Westdeutschen<br />

<strong>Evangelische</strong>n Volksoereins statt, in<br />

<strong>der</strong>en Mittelpunkt eine Aufführung eines Cla »<br />

renbach-Festspiels stand, verfaßt von<br />

dem verstorbenen Superintendenten Natorp,<br />

Radevormwald. — Die Pauluskirche in Un -<br />

terbarmen wird eine neue Turmuhr erhalten.<br />

— Laaken-Nlombacherbach bekommt<br />

durch außerordentliche Zuwendungen für<br />

<strong>Kirche</strong> und Pfarrhaus Zentralheizung. — Am<br />

7. 7, wurden in <strong>der</strong> alten Wupperfel<strong>der</strong><br />

chenbücher weisen ähnliche Angaben treuer<br />

kirchlicher Fürsorge auf.<br />

> Lohn nach Familie<br />

In Frankreich hat <strong>der</strong> Gedanke einer <strong>der</strong><br />

Größe <strong>der</strong> Familie entsprechenden<br />

Lohnzahlung nach einer Meldung <strong>der</strong><br />

„Sozialen Praxis" weite Verbreitung gefunden.<br />

Der großen Gefahr diese« Systems, daß ältere<br />

und verheiratete Arbeiter mit einer größeren<br />

Kin<strong>der</strong>zahl durch ledige und daher billigere Arbeitskräfte<br />

ersetzt werden, wird durch Einrichtung<br />

von Ausgleichskassen begegnet, <strong>der</strong>en Aufgabe es<br />

ist, die Lasten solcher Sozialzulagen dem einzelnen<br />

Arbeitgeber abzunehmen und einer<br />

größeren Allgemeinheit zu übertragen. Im<br />

Durchschnitt steigen die Beiträge au« diesen<br />

Kassen von 24 Fr. für Familien mit einem<br />

Kind und 68,4 Fr. für Familien mit 2 Kin<strong>der</strong>n,<br />

auf 25« Fr. und 324 Fr. für Familien<br />

mit 5 und 8 Kin<strong>der</strong>n. Die Aufbringung <strong>der</strong><br />

Mittel zur Bestreitung <strong>der</strong> Kassenausgaben und<br />

Ausgleich <strong>der</strong> von den einzelnen Mitglie<strong>der</strong>n<br />

<strong>Kirche</strong> nach Sumatra abgeordnet: Missionar<br />

Weißenbruch und Schwester M a r g.<br />

Papendieck.<br />

Kreisgemeinde Braunfels<br />

Am 27. und 28. 5. tagte die Kreissynode<br />

in Nie<strong>der</strong>girme«. Zum Synodalassessor<br />

gewählt ward Pfarrer Liz. Heep, Nie<strong>der</strong>»<br />

girmes, zum stellvertretenden Assessor Pfarrer<br />

Heller, Bonbaden. — Die <strong>Kirche</strong> in<br />

Berghausen wird <strong>im</strong> Innern er»<br />

neuert werden, — Am 46. 8. war<br />

Schreinermeister Peter Welsch in Hohen»<br />

solm « 90 Jahre alt, <strong>Kirche</strong>ngemeindeoeitreter,<br />

Vater und Schwiegervater von drei Missionaren.<br />

— Synodalvikar Hövel verwaltet die<br />

vakante Pfarrstelle in Leun. — Die Pfarrstelle<br />

in Kölschhausen wird frei. — Der<br />

erkrankte Pfarrer Hassel, Oberbiel, hat<br />

in Tannenhof Aufnahme gefunden.<br />

M> Kreisgemeinde Eleve<br />

' Am 23. Mai feierte Pfarrer Oppel, Lou > ><br />

sendorf, Skriba <strong>der</strong> Kreisgemeinde, sein 25jähriges<br />

Amtsjubiläum. — In Elberfeld verstarb<br />

<strong>im</strong> Mai Pfarrer i. R. Ferdinand Her»<br />

manns, früher in Cleoe — Die Synode,<br />

am 2./3. 8. in Sonsbeck tagend, bewilligte<br />

einen beson<strong>der</strong>en Beitrag zur Erteilung de«<br />

Religionsunterricht« an evangelische Kin<strong>der</strong> in<br />

katholischen Schulen. — In Sonsbeck sind<br />

schon über 4000 RM. für eine neue Glocke gesammelt.<br />

n<br />

WM Kreisgemeinde Dinslaken<br />

Am 9. 6. war ein Festgottesdienst in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />

zuWalsum-Aldenrade aus Anlaß ihrer<br />

Wiedcreinweihung. — Am 46. 8. war in<br />

Königshardt ein Verbandstreffen evangelischer<br />

Jugendoereine <strong>der</strong> Kreissynode. — <strong>Das</strong><br />

^ Synodal-Gustao-Adolf-Fest fand am 30. 6. in<br />

Hamborn statt.<br />

gezahlten Familienbeihilfen haben einzeln«<br />

Kassen die Zahlung von Geburtenprämien und<br />

Stillgel<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> durch Schaffung von Gesundheitsämtern<br />

noch beson<strong>der</strong>e Aufgaben über»<br />

nommen, wie Einrichtung von Fürsorgestellen,<br />

Mütterberatung, Kin<strong>der</strong>horten, Heilstätten,<br />

Ferienkolonien usw.<br />

» Die Iunggefellensteuer in Italien<br />

Die <strong>im</strong> Jahre 4S26 in Italien eingeführt«<br />

Iunggesellensteuer trifft alle Iungge»<br />

selten <strong>im</strong> Alter von 25—65 Jahren, die frei»<br />

willig auf Gründung einer eigenen Familie ver»<br />

zichten. Ausgenommen sind Priester und Mönche,<br />

Schwerinoaliden o<strong>der</strong> die militärischen Grade,<br />

in denen Heirat gesetzlich nicht zugelassen ist.<br />

Nach <strong>der</strong> Verordnung vom 43. Februar 4927<br />

betrug die Steuer zwischen 35 und 50 Lire<br />

jährlich. Dazu kommt ein Viertel <strong>der</strong> Einkommenergänzung«steuei<br />

als Zulage. Vom 4.<br />

Januar d. I. an ist die Steuer verdoppelt<br />

worden. Ihre Einziehung erfolgt durch die Ar»<br />

beitgeber. Einer beson<strong>der</strong>en Einrichtung für


Kreisgemeind« Duisburg<br />

Die Kreissynode fand am 5. und 6. Juni<br />

in Mei<strong>der</strong>ich statt. — Superintendent Heß<br />

ordinierte am 5. Mai den Pfarramtskandidaten<br />

Mummenthey, Vikar in Hochfeld. — Am<br />

13. 6. fand die diesjährige Hauptversammlung<br />

<strong>der</strong> Duisburger Klassikal-Prediger»<br />

Witwenkasse statt. — Am 20. 5. wurde<br />

Pastor Schindelin in das Pfarramt des Bezirke«<br />

Nedau <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Wan-<br />

He<strong>im</strong>-Angerhausen eingeführt. Er arbeitete<br />

bisher als HilfspreLiger in dem seit dem 1.<br />

Dezember o, I. zur Pfarrstelle erhobenen Bezirk.<br />

— Vom 23. bis 26. L. fand die Hauptversammlung<br />

des Reichsoerbandes <strong>der</strong> Elternbeiräte<br />

<strong>der</strong> mittleren Schulen Deutschland«<br />

und gleichzeitig die Tagung de« Deutschen<br />

Vereins für da« mittlere Schulwesen<br />

in Duisburg statt. — Vom 18. bis 20. 6. feierte<br />

die Dillkonenanstalt in Duisburg ihr<br />

85jähriges Nestehen.<br />

Kreisgemeind« Düsseldorf<br />

Wie alljährlich fand am Fronleichnamstage (30.<br />

5.) die Versammlung <strong>der</strong> akademisch gebildeten<br />

evangelischen Religionslehrer (innen)<br />

an den höheren Schulen <strong>der</strong> Rheinprooinz in<br />

Düsseldorf statt. — Auf <strong>der</strong> Kreissynode<br />

in Hilden (30. 5.) ward Superintendent<br />

V. Alt einberg für die nächsten acht<br />

Jahre wie<strong>der</strong>gewählt. — Am 9. 5. wurde das<br />

Paul-Gerhardt-Hau« in Heerdt-Oberkassel<br />

eingeweiht. — Die Errichtung eines<br />

Predigerseminars in Düsseldorf wurde<br />

in <strong>der</strong> letzten Sitzung de« <strong>Kirche</strong>nsenat« <strong>der</strong><br />

<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> Altpreußischen Union<br />

grundsätzlich beschlossen. Da« Seminargebäude,<br />

wozu die evangelische Gemeinde Düsseldorf das<br />

Grundstück zur Verfügung stellt, wird neu errichtet.<br />

— Am 19. Juni starb Diakonisse Emilie<br />

Speer, Leiterin <strong>der</strong> Näh- und Handarbeitsschule<br />

<strong>im</strong> Pestalozzihau«. — Hilfsprediger Karl<br />

Tiesler, Hilden, ordiniert am 12. 5,,<br />

ward gewählt zum Pfarrer <strong>der</strong> reformierten Gemeinde<br />

Veldhausen (Benthe<strong>im</strong>). — Da« <strong>Kirche</strong>nchorsynodalfest<br />

war am 23. 6, in R a t h.<br />

— Zum Nachfolger von Pastor Hellbardt, Düsseldorf,<br />

wurde am 20. 6. gewählt Pastor Karl<br />

Schomburg, Missionsinspektor in Barmen.<br />

— Pastor von Velsen, 70 Jahre alt, legte<br />

sein Pfarramt an <strong>der</strong> Anstaltsgemeinde Kai -<br />

ser«werth nie<strong>der</strong>. — In Düsseldorf<br />

starb Direktor a. D. Eugen Spier, früher<br />

langjähriger Kirchmeister und zuletzt noch Vorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Nahlkommisslon <strong>der</strong> Gemeinde.<br />

Mutter- und Kin<strong>der</strong>schutz hat <strong>der</strong> italienische<br />

Staat <strong>im</strong> Jahre 1928 56 Millionen Lire, d. h.<br />

fast den vollen Netrag <strong>der</strong> Iunggesellensteuer<br />

zugewiesen. Diese Einrichtung unterstützt beson<strong>der</strong>s<br />

die kin<strong>der</strong>reichen Familien, die nach einer<br />

neuerlichen Veröffentlichung de« Zentralinstitut«<br />

für Statistik mit einem Kin<strong>der</strong>stand von 7 und<br />

mehr Kin<strong>der</strong>n in Italien auf 1400 000 anzusetzen<br />

sind.<br />

^ Erholung für Mütter<br />

Wenn eine evangelische <strong>Kirche</strong> anfängt, ihre<br />

min<strong>der</strong>bemittelten überlasteten Hausmütter<br />

in die Ferien zu schicken,<br />

weil sie es selbst nicht vermöchten, so ist sie auf<br />

dem Weg, in weiten Kreisen Vertrauen durch<br />

diese Predigt 0er Tat zu gewinnen. Die Baseler<br />

<strong>Kirche</strong> hat durch die Sitte allsonntäglicher<br />

Kollekten in den <strong>Kirche</strong>n es soweit<br />

gebracht, daß <strong>im</strong> Jahre 1928 über 22 000 Fr.<br />

nur für jenen Zweck verwendet werden konnten.<br />

Für 1928 wird man statt 205 Mütter <strong>im</strong> Vorjahr<br />

bereit« 250 auf diese Weise mit einem Er-<br />

>M Kreisgemeind« Elberfeld<br />

Die Kreissynode tagte am 4. «. in Cro ><br />

nenberg. Bei <strong>der</strong> Feststellung de« <br />

wissen zu wecken. Er sagt:<br />

„Die 55 Staaten, welche den Pakt unterzeichnet<br />

haben, sind moralisch gebunden, ihre diesbezüglichen<br />

Verpflichtungen sofort in Kraft treten zu<br />

lassen. Diese Staaten umfassen mehr als '/»<br />

<strong>der</strong> ganzen Menschheit, und je<strong>der</strong> Mann und<br />

jede Frau in diesen Staaten sind dafür verantwortlich,<br />

daß die auch in ihrem Namen über»<br />

nommenen Verpflichtungen ehenvoll erfüllt werden.<br />

Aber bis jetzt weiß kaum ein Mensch<br />

unter hun<strong>der</strong>ttausend, daß er etwas versprochen<br />

hat. Wer wird diese Massen von unwissenden<br />

Menschen belehren? Wer wird sie von den<br />

irrigen Gedanken befreien, daß eine Vertrags»<br />

Verpflichtung bloß Sache <strong>der</strong> Politiker sei und<br />

nicht <strong>der</strong> Völker? Wer sonst, wenn nicht<br />

die <strong>Kirche</strong>n? Denn es ist eine Aufgabe,<br />

für welche jemand nötig ist, <strong>der</strong> erklären kann.


ordiniert Hilfsprediger Robert Steiner, <strong>der</strong><br />

tags darauf als Hilfsprediger nach Neuß kam.<br />

— Am 27. 5. war das 25jährige Jubiläum<br />

<strong>der</strong> Einweihung <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> in<br />

Viersen: die Festpredigt hielt Superinten»<br />

dent von Oettingen, Gummersbach. —<br />

Die Kreissynode tagte am 2. und 3. Juni<br />

in Iüchen. — Pfarrei Hottelmann,<br />

Otzenrath, hat vertretungsweise die Seelsorge<br />

in <strong>der</strong> Anrather Strafanstalt<br />

übernommen, <strong>der</strong>en Seelsorger, Pfarrer Bölsche,<br />

bekanntlich tödlich verunglückte. — Bei <strong>der</strong><br />

Feier anläßlich <strong>der</strong> Einführung de« neuen<br />

Pfarrers Dr. Kaiser und <strong>der</strong> Verabschiedung<br />

des alten Pfarrers Nemmert in <strong>der</strong><br />

evangelischen Diasporagemeinde Lobberich<br />

am 26. 6. fehlte sowohl <strong>der</strong> katholische Orts»<br />

geistliche wie <strong>der</strong> katholische Bürgermeister;<br />

allerding« waren sämtliche Einladungen etwas<br />

spät ergangen. — In Krefeld veranstaltete <strong>der</strong><br />

<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong>nochr für seinen früheren<br />

Dirigenten, Musikdirektor Waltz, anläßlich<br />

seines 25jährigen Ortsjubiläums einen Ehrenabend<br />

und ernannte ihn zum Ehrenchormeister.<br />

— In Willich wird ein Kapellenba» geplant.<br />

— Eine Groß-Rundfunk-Anlage wurde<br />

von einem hochherzigen Stifter dem evangelischen<br />

Krankenhause in M. Gladbach geschenkt.<br />

— Dort findet am 24. Juli da« 40.<br />

Prooinzial-Verbands-Fest des Verbandes evangelischer<br />

Arbeitervereine vo» Rhein»<br />

land und Westfalen statt, — In Süchteln<br />

hat man erstmalig mit dem Brauch gebrochen,<br />

daß 50 Prozent <strong>der</strong> Gemeindevertretung vom<br />

Land und 50 Prozent aus <strong>der</strong> Stadt sein müssen.<br />

Die Vertreter des Lande« haben zugunsten<br />

<strong>der</strong> Arbeiter auf zwei Sitze verzichtet.<br />

Kreisgemeinde St. Johann<br />

Die Kreissynode tagte am Fronleichnamstage<br />

in Saarbrücken-St.-Iohann. —<br />

Kreisgemeind« Iiilich<br />

Superintendent i. R, Metzle« hat seinen<br />

Ruhesitz in Godesberg genommen, —<br />

Hückelhoven hat für seine Gemeindefeiern<br />

nunmehr da« neue Gemeindehaus. — Es bildet<br />

sich in Düren ein Verein <strong>der</strong> Freunde de«<br />

Naldhe<strong>im</strong>s <strong>der</strong> dortigen evangelischen Gemeinde<br />

>'n Schlag st ein, so daß mit dessen Finanzierung<br />

die Gemeinde selbst nicht belastet wird.<br />

— Die Synode tagte am 42. und 43. 6. in<br />

Heinsberg; zum Assessor wurde gewählt<br />

Pfarrer Keller, Löoenich, zum stellvertretenden<br />

Assessor Pfarrer Kaiser, Esch-<br />

Weiler,<br />

daß die Beachtung internationaler Verträge eine<br />

Sache ist, welche über die bloße Politik erhaben<br />

ist. Sie liegt in <strong>der</strong> Sphäre <strong>der</strong> sittlichen und<br />

religiösen Begriffe und muß in liebereinst<strong>im</strong>mung<br />

mit heiligsten Prinzipien <strong>der</strong> Ethik behandelt<br />

werden."<br />

> 46 IINllionen vor dem Verhungern<br />

So mußte kürzlich <strong>der</strong> chinesische Minister de«<br />

Innern seiner Regierung melden. Der Internationale<br />

Hilfsausschuß meldet u. a. folgende<br />

Einzelheiten aus <strong>der</strong> fürcheitlichen Not:<br />

Aus <strong>der</strong> Provinz Kwangsi: „lleberall sieht<br />

man die Hungernden, 9 von 40 Häusern sind<br />

verlassen. Viele leben von Baumrinde und<br />

Blättern. Die Säuglinge werden getötet und<br />

die Kin<strong>der</strong> verkauft".<br />

Aus <strong>der</strong> Provinz Schensi: „Seit 5 Monaten<br />

haben die Menschen keine richtige Nahrung<br />

mehr. Sie essen Baumwollsamen, Maulbeerblätter<br />

und Wurzeln. Aber auch dies geht zu<br />

Ende". — „Im Dorfe Tschang Tschiata hock-<br />

«^ Kreisgemeinde Koblenz<br />

Die am 3. und 4. 6. in An<strong>der</strong>nach tagende<br />

Synode unterstützte die Bewegung zugunsten<br />

eine« früheren Ladenschlusses am Heiligen<br />

Abend. — Am 6. 6. feierte man da« 25jährige<br />

Jubiläum <strong>der</strong> Einweihung <strong>der</strong> Christuskirche in<br />

Koblenz.<br />

Kreisgemeinde Köln<br />

4072 evangelische Männer und Frauen <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Köln-Nippes bekunden als Mitglie<strong>der</strong><br />

des dortigen Kirchbauoereins Monat für<br />

Monat durch die Tat ihren Willen, daß gebaut<br />

werde: die kirchlichen Gemeindeorgane beobachten<br />

vorerst noch Zurückhaltung. — Am 3. 6. verstarb<br />

die verwitwete Frau Laura Oelb ermann,<br />

63 Jahre alt, eine Wohltäterin <strong>der</strong><br />

Armen, Grün<strong>der</strong>in <strong>der</strong> evangelischen Frauenhilfe<br />

und mehrerer, zum Teil von ihr geleiteter Wohlfahrtseinrichtungcn,<br />

eine bewußt evangelische<br />

Frau, — Am 34. 5. tagte in Mülhe<strong>im</strong>-<br />

— Auch in Köln<br />

ist die Frage <strong>der</strong> Gründung von Zweckverbänden<br />

in rheinischen Großstädten zweck«<br />

gerechterer Verteilung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuern akut<br />

geworden. — Die Kölner Gemeinden werden<br />

am 28. 9. das 400jährige Gedächtnis von<br />

Adolf Clarenbach und Peter Fliest<br />

e d e n vor dem Aachener Tor in Melaten an<br />

<strong>der</strong> Stätte ihre« Märtyrertodes begehen. Die<br />

Die Synode protestierte gegen den Beschluß des<br />

Rheinischen Prooinzialkirchenrates, <strong>der</strong> die offizielle<br />

kirchliche Feier nach Lüttringhausen, dem<br />

Geburtsort Clarenbach«, zu legen gedenkt, —<br />

Vikar Qis selnkötter in Köln ist wie<strong>der</strong><br />

genesen. — Am 28. 5. verstarb Hauptlehrer<br />

W. Iaeger, Organist und Presbyter in<br />

Brühl, 59 Jahre alt. — <strong>Das</strong> langjährige<br />

Mitglied des Synodalvorstandes Recklinghausen<br />

beging unlägst seinen 70. Geburtstag,<br />

— Die Grenze zwischen den <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

Köln und Nippes ward berichtigt.<br />

— Die Pressa-<strong>Kirche</strong> hat sich als unverkäuflich<br />

erwiesen. Ihr demnöchstiger Abbruch ist<br />

zu erwarten, — Der <strong>Evangelische</strong> Kirchbauverein<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Kalk hat in kurzer Zeit<br />

200 Mitglie<strong>der</strong> gewonnen, — Am 9. 40. 6.<br />

war das 20jährige Stiftungsfest <strong>der</strong> Ortsgruppe<br />

M ülhe<strong>im</strong> des Deutsch-evangelischen Frauenbundes.<br />

— Dem Pfarrer i. R. Voswinckel<br />

wurden am 44. 6, anläßlich seiner goldenen<br />

Hochzeit 4500 RM. als Grundstock <strong>der</strong> Vos»<br />

winckel-Stiftung überreicht. — In den<br />

Etat <strong>der</strong> Gemeinde Nippe« sind 5000 RM.<br />

eingestellt für Vorarbeiten für den Neubau <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong>.<br />

ten 200 Menschen in einer Höhle, völlig ent»<br />

kräftet und sterben dahin". — „In <strong>der</strong> Stadt<br />

Tschin Jana Chien leben 420 000 Menschen.<br />

Von diesen stehen 70 000 vor dem Sterben,<br />

weitere 30 000 Menschen haben nur noch für<br />

kurze Zeit Ersatznahrung (Blätter, trockenes<br />

Gra«). 400 Familien haben Selbst»<br />

mord begangen".<br />

Aus <strong>der</strong> Provinz Schansi: „Vom 4. Oktober<br />

bi« 34. Dezember 4928 wurden auf einer<br />

Grenzstraße 47 000 Frauen und Mädchen ab»<br />

transportiert. Viele von ihnen kommen in die<br />

Bordelle".<br />

Probleme <strong>der</strong> Familientrennung <strong>im</strong> inter-<br />

> nationalen Wan<strong>der</strong>erschutz<br />

Bekanntlich haben die Einwan<strong>der</strong>ungsbest<strong>im</strong>mungen<br />

verschiedener Län<strong>der</strong> zu Fällen von Familientrennung<br />

geführt. Väter und Söhne gingen<br />

häufig ins Ausland, um sich eine neue<br />

Existenz zu gründen und erst dann die Angehörigen<br />

nachkommen zu lassen. Groß ist die Bestürzung,<br />

wenn sich dann plötzlich herausstellt.<br />

Kreisgemeinde Kreuznach<br />

Pfarrer Hermann Krabbe in Offenbach<br />

a. M. ist zum Pfarrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

Münster am Stein und Norhe<strong>im</strong><br />

ernannt.<br />

MW Kreisgemeinde Lennep<br />

Am 42. 6. wurden die Eingesessenen de« Hil»<br />

gener Schulbezirk«, die bi« jetzt nach Bur»<br />

scheid (Kreisgemeinde Solingen) eingepfarrt<br />

sind, angehört. — Die meisten <strong>der</strong> nach Bur»<br />

scheid eingepfarrten evangelischen Bewohner<br />

des Hilgener Schulbezirk« entschieden<br />

sich bei dieser Verhandlung aber dafür, bei <strong>der</strong><br />

alten Gemeinde zu bleiben, dem Vernehmen nach<br />

wegen geringerer <strong>Kirche</strong>nsteuer, obwohl sie <strong>der</strong><br />

Gemeinde Neuenhaus-Hilaen viel näher<br />

wohnen. — Am 2. und 3. Juni tagte die<br />

Kreissynode in Lennep. — Konrektor<br />

Blankertz, Hückeswagen, <strong>der</strong> <strong>im</strong> Auftrage <strong>der</strong><br />

Synode eine Festschrift ;um Clarenbclch»<br />

Jubiläum herausgegeben hat, schil<strong>der</strong>te den<br />

Märtyrer de« Nergischen Lande« — Die Sy><br />

»ode schloß sich dem Antrag <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Nadevormwald ref. auf Wie<strong>der</strong>besetzung<br />

<strong>der</strong> seit 4. 40. 4925 vakanten 4. Pfarrstelle an.—<br />

Die <strong>Evangelische</strong>n in Honsberg erstreben<br />

den Neubau ihrer Schule als dringend not»<br />

wendig. — Pfarrer Schüler in Remscheid<br />

beging am 9. 6. sein 25jährige« Ortsjubiläum.<br />

— Die Bergische Misswnskonferenz fand statt<br />

am 9. 6. in Trülsen bei Dhünn. — Da«<br />

Clarenbach-He<strong>im</strong>atspiel „Zeitenwende" von<br />

Lehrer Paul Figge, Herbringhausen, wird<br />

auf <strong>der</strong> Freilichtbühne zu Lüttringhausen<br />

aufgeführt am 4H. und 24. Juli und am 4.<br />

August. — Die <strong>Kirche</strong> in Q a h l e r a u soll <strong>im</strong><br />

Innern erneuert werden. — In Rade luth.<br />

ward einst<strong>im</strong>mig gewählt am 9. 6. Hilfspre»<br />

diger Rühl aus Stertrade. — Am 47. «.<br />

beging Lehrer Jäger, Remscheid, sein<br />

25jähriges Organistenjubiläum an <strong>der</strong> Kapelle<br />

Kölner Straße. — Neide Friedhöfe in Rade»<br />

vormwald erhielten Wasserleitung. — Am 27.<br />

8. war in Remscheid in Nachfolge von<br />

Pfarrer Liz. von Nasse gewählt Pfarrer<br />

Hennlich aus Thüringen.<br />

»»<br />

^ Kreisgemeinde Nlusenhei«<br />

In Becherbach ward Liz. Müller zum<br />

Pfarrer gewählt.<br />

Kreisgemeinde Mors<br />

Die Grundsteinlegung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Lint»<br />

fort fand am 9. 6. statt. — Arn 2. 6. war<br />

daß <strong>der</strong> Auswan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> zurückgebliebenen<br />

Familienangehörigen unüberwindliche Schwierigkeiten<br />

<strong>im</strong> Wege stehen.<br />

Heber die Einwan<strong>der</strong>ungsbest<strong>im</strong>mungen sind aufs<br />

genaueste unterrichtet u. a. die Auswande»<br />

rermission in Hamburg, Rautenbergstr.<br />

44: Bremen, Georgstr.22,<br />

und d a s D e u t sch e A u s l an d « i nstitu t<br />

in Stuttgart, Charlottenplatz 4.<br />

Sie arbeiten seit Jahren erfolgreich mit in einem<br />

internationalen Zusammenschluß <strong>der</strong> privaten<br />

Organisationen zum Schutz <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>er, <strong>der</strong><br />

in Genf seinen Sitz hat.<br />

Ein internationales Iungmännertreffen in<br />

» Deutschland<br />

Der Christliche Iungmännerweltbund hat seit<br />

vielen Jahren ältere Jugendliche und Jugend»<br />

führer an verschiedenen Orten Europa« zu ge»<br />

meinsamen Lagern zusammengefaßt und dadurch<br />

viel zum gegenseitigen Verständnis und zur Ver»<br />

tiefung des ökumenischen Gedanken« innerhalb<br />

<strong>der</strong> christlichen Jugend beigetragen. So fanden


in Homberg da« Iahresfest <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>n»<br />

chöre <strong>der</strong> Synode Mors, — Die evangelische<br />

Kleinkin<strong>der</strong>schule in Meerbeck, Gemeinde<br />

Utfort, mo<strong>der</strong>nisiert ihre Einrichtung. Der Kreis»<br />

ausschuß gab dazu 400 RM., hatte aber <strong>der</strong><br />

katholischen Kleinkin<strong>der</strong>schule für den gleichen<br />

Zweck 2000 RM. bewilligt. — Auch <strong>der</strong> Südbezirk<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Hochemmerich hat jetzt<br />

eine Frauenhilfe. — Die Notiz in vor. Nr. über<br />

Neukirchen ist dahin zu berichtigen, daß<br />

überhaupt nur zwei Listen bei <strong>der</strong> Presbyterwahl<br />

vorhanden waren, von denen die eine 4,<br />

die an<strong>der</strong>e 2 Sitze erhielt.<br />

>M Kreisgemeinde 3?ie<strong>der</strong>berg<br />

Am 20. 6, ward Pfarrer Haberkamp in<br />

Dönberg eingeführt. — In Nordrath<br />

verstarb <strong>der</strong> Landwirt I. P. Eckermann,<br />

8t Jahre alt, langjähriger früherer Presbyter<br />

und 2. Kirchmeister <strong>der</strong> Gemeinde Dönberg;<br />

in Essen Hauptlehrer i. R. Ioh. Karp, <strong>der</strong><br />

41 Jahre lang an <strong>der</strong> Richrather Schule,<br />

Gemeinde Langenberg, tätig gewesen war, — Am<br />

46. «. war da« Synodalfest de« Gustav-Adolf«<br />

Verein« in Velbert.<br />

»»<br />

D^ Kreisgemeind« an <strong>der</strong> Ruhr<br />

Am 49. Mai verstarb Konrektor Fr. D.<br />

Wolf, Organist <strong>der</strong> Gemeinde A l st a d e n. —<br />

Am 4. Juni beging <strong>der</strong> C V I M. Oberhausen<br />

II sein 28jähr!ges Jubiläum. — Am<br />

6. Juni verstarb <strong>der</strong> Ehrenpresbyter Karl<br />

Bern sau. Werden. — Der Küster Karl<br />

Kinziu« in Kettwig, dessen Familie seit<br />

4737 da« dortige Küsteramt inne hat, tritt<br />

am 4. September nach 48 Dienstjahren in den<br />

Ruhestand. <strong>Das</strong> Presbyterium wählte einst<strong>im</strong>mig<br />

seinen Sohn Hugo zum Nachfolger. —<br />

Auf <strong>der</strong> Engelsburg bei Werden war am<br />

30. Mai bis 2. Juni eine Freizeit des<br />

Krei«oerbandes <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Frauenhilfe<br />

Nie<strong>der</strong>rhein.<br />

Kreisgemeinde Saarbrücken<br />

Hilfsprediger 3? ö l l e , au« Essen, um 4. 5.<br />

nach Clarenthal versetzt, wird demnächst<br />

an<strong>der</strong>swo ein Pfarramt übernehmen. — Synodal-Vikar<br />

wurde Pfarrer Reuter, bisher<br />

Vikar in Waldbröl. — Die Kreissynode<br />

tagte am 3. und 4. Juni in Saarbrücken.<br />

Kreisgemeind« S<strong>im</strong>mern<br />

Pfarrer Bioort, Laufersweiler, hat<br />

die Pfarrstelle in Eupen angenommen. — Hilfsprediger<br />

Finsterbusch, Osnabrück, ist<br />

solche Zusammenkünfte in Windsor, in Szigliget<br />

in Ungarn und in Vorland statt. Da« nächste<br />

christliche internationale Lager dieser Art wird<br />

in den Tagen vom 22.—30. Juli auf <strong>der</strong> B u r g<br />

Wernfel« bei Nürnberg, also auf<br />

deutschem Boden gehalten werden und damit den<br />

jugendlichen Gästen aus 24 verschiedenen Län<strong>der</strong>n<br />

Europas und Amerikas einen Eindruck <strong>der</strong><br />

ältesten Iugendburg <strong>im</strong> Besitz <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />

Iungmännerbünde Deutschland« gewähren. Die<br />

Näh« Nürnbergs und <strong>der</strong> Fränkischen Schweiz<br />

bietet zugleich die Möglichkeit, «ine« <strong>der</strong><br />

schönsten Stücke Deutschlands zu zeigen.<br />

Eine Frage<br />

In einem Heft mit <strong>der</strong> AufschriftI „Die<br />

kirchliche Statistik in ihrer apologetischen<br />

Bedeutung", läßt sich <strong>der</strong><br />

bekannte Statistiker Prof. v. Schnei<strong>der</strong>,<br />

Berlin, u. a. über die Unkenntnis au«, die in<br />

Bezug auf die ungeheure Arbeit <strong>der</strong> Inneren<br />

Mission in weiten Kreisen unsere« Volkes <strong>im</strong>mer<br />

noch herrsche. Er stellt dort u. a. die Fragen:<br />

420<br />

zum Pfarrer von Castellaun-Roth gewählt<br />

worden. — Hilfsvrediger Becker, ordiniert<br />

am 40. 6,, bedient die Pfarrstelle in<br />

Kellenbach, nachdem Pfarrer Gramm in<br />

den Ruhestand getreten ist. — Die Kreissynode<br />

tagte am », und 40. Juni in Gemünden,<br />

Kreisgemeinde Solingen<br />

Die Gemeinde Opladen beschloß ein Hau«<br />

als zweites Pastorat anzukaufen, wogegen das<br />

bisherige verkauft wird. — Da« Vcrbundsfest<br />

<strong>der</strong> vereinigten <strong>Kirche</strong>nchöre fand wegen<br />

<strong>der</strong> großen Zahl <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nchöre in zwei Gruppen<br />

statt, und zwar in Berg. -Neukirchen<br />

und in Witzhelden, beide am S. 6. mit<br />

Festgottesdienst und Nachfeier.—Die Kreissynode<br />

tagte am 29. 5. in G r ä f r a t h.<br />

Sie sprach sich gleich an<strong>der</strong>n Synoden gegen<br />

§ 48, Abs, 4, <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nordnung (Eintragung<br />

in die Wählerliste) aus und für Aufhebung <strong>der</strong><br />

Todesstrafe, worüber sehr lebhaft debattiert wurde,<br />

wobei auch gegenteilige St<strong>im</strong>men laut wurden.<br />

Dem Antrage <strong>der</strong> Gemeinden Wie«dorf, Gräfrath<br />

und Ketzberg auf Erleichterung <strong>der</strong> Synodalkosten<br />

konnte nicht stattgegeben werden. Es<br />

wurde beschlossen, anzuregen, auf die Beschaffung<br />

von Wohnungen für Geistliche und kirchliche<br />

Beamte, die emeritiert werden, hinzuwirken.<br />

— Die Frühjahrstagung des Kreisoerbandes<br />

<strong>der</strong> Frauenhilfe war am 20. 8,<br />

in Solingen. — In Wid<strong>der</strong>t wurden<br />

Glocke und Turmuhr ausgebessert.<br />

>M Kreisgemeinde Trarbach<br />

Die Synode tagte am 2. und 3. 5. in<br />

I r m e n a ch.<br />

Kreisgemeinde Trier<br />

Als Pfarrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinden Hottenbach<br />

und Stipshausen ist ernannt<br />

Pfarrer Gustav Dreckmann aus Haffen-<br />

Mrhr (vgl. u. Wesel). — Versammlung<br />

<strong>der</strong> Synode war am 28. und 30, 5. in<br />

Veldenz. — Pfarrer Haberkamp,<br />

Rhaune , trat wegen seines Alters als Assessor<br />

zurück, um als solcher durch Pfarrer<br />

Becker, Trier, ersetzt zu werden.<br />

MM Kreisgemeinde St. Wendel<br />

Der bisherige Hilfsprediger Johann Feller<br />

wurde am 3. 6. als Pfarrer in Sien eingeführt,<br />

woselbst am 3. und 4. Juni die Kreis»<br />

„Wer weiß es denn, daß die staatliche Durchführung<br />

<strong>der</strong> Fürsorgeerziehung zu Beginn de«<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts in <strong>der</strong> Prafi« unmöglich gewesen<br />

o<strong>der</strong> doch wenigstens stark erschwert worden<br />

wäre, wenn die Innere Mission nicht sofort<br />

20 000 Plätze zur Verfügung gestellt hätte?<br />

Wer weiß denn, daß die evangelische <strong>Kirche</strong><br />

schon 20 Krüppelhe<strong>im</strong>e hatte, ehe <strong>der</strong> Staat<br />

dieser Aermsten sich annahm?... Als in <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong>naustrittsbewcgung 4843 — also vor dem<br />

Kriege — die <strong>Kirche</strong>nfeinde Sturm liefen gegen<br />

die staatliche Dotation <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>n und die«<br />

eine Vergeudung de« Nationalvermögens zu<br />

Gunsten <strong>der</strong> „toten Hand" nannten, habe ich<br />

zu berechnen versucht, wie viel die Innere Mission<br />

<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> für da« Volkswohl<br />

aufwende. Lei<strong>der</strong> fehlten genaue Unterlagen.<br />

Ich kam aber auf Grund des mühselig gesammelten<br />

Materials zu einer Summe von über<br />

400 Millionen jährlich, vielleicht 430 Millionen,<br />

eine Summe, die dre<strong>im</strong>al größer<br />

war als damals sämtliche Dotationen<br />

deutscher Staaten an die<br />

<strong>Kirche</strong>n."<br />

synode tagte. — Die Pfarrstelle in Offen»<br />

bach (G l a n) ist frei geworden.<br />

Kreisgemeinde Wesel<br />

Die <strong>Kirche</strong> in Isselburg soll einen neuen<br />

Innenanstrich erhalten, — Bestätigt wurde die<br />

Wahl de« Hilfsgeistlichen Helmut Bertram«,<br />

Essen, zum Pfarrer in Haffen-Mehl<br />

(vgl. u, Trier),<br />

Kreisgemeinde Wetzlar<br />

Am 4. August «ritt Pfarrer Hartmann in<br />

Oberkleen in den Ruhestand. — Die<br />

Kreissynode in Dutenhofen (26. und<br />

27. 5.) bekundete den Entschluß, die bestehenden<br />

Best<strong>im</strong>mungen <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nzucht als ein gute»<br />

Erbe <strong>der</strong> Väter festzuhalten, und sprach sich<br />

dahin aus, daß keinerlei Grund vorliege, von<br />

<strong>der</strong> christlichen Sitte des Begräbnisses abzu»<br />

Die Anregung, eine Arbeitsgemeinschaft<br />

zwischen Pfarrern und Lehrern zu gründen,<br />

ward von <strong>der</strong> Versammlung lebhaft begrüßt.<br />

— Am 46. 6. wurde zum Pfarrer <strong>der</strong><br />

Gemeinden Krofdorf-Gleiberg gewählt<br />

Pfarrer Bausch, Kölschhausen (Synode<br />

Braunfel«). — Die Kreistagung de« Verbandes<br />

evangelischer Iungfrauenoereine<br />

des Kreise« Wetzlar ist am 44. 8, in A tz b a ch.<br />

Kreisgemeind Wied<br />

Da« Presbyterium hat die Gemeinde Nie<strong>der</strong>bieber-Segendorf<br />

in mehrere Bezirke<br />

geteilt, die je einem Presbyter als Vertrauensmann<br />

<strong>der</strong>selben überwiesen sind. —<br />

H<strong>im</strong>melfahrt war da« M i s s i o n « f e st für<br />

die Gemeinden <strong>der</strong> oberen Grafschaft in<br />

U r b a ch, — <strong>Das</strong> Iahresfest <strong>der</strong> evangelischen<br />

Frauenvereine <strong>der</strong> Synode ist am 23. Juni<br />

auf dem historischen Marktplatz in Stc! mel<br />

abgehalten worden. — 2lm 42. Mai feierte<br />

<strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> Iungmänncrocrein Neuwied<br />

den 50. Jahrestag seines Bestehen«<br />

unter großer Beteiligung auch von auswärts.<br />

Im Festgottesdienst predigte Gencralsuperintendent<br />

O. Sto l te ii h off. Bei <strong>der</strong> Festoersammlung<br />

<strong>im</strong> <strong>Kirche</strong>nfaal <strong>der</strong> Nrü<strong>der</strong>gemeine<br />

hielt Reichswart Liz. v. Stange aus Kassel<br />

den Festvortrag. Den musikalischen Teil <strong>der</strong><br />

Veranstaltung leitete <strong>der</strong> Posaunengeneral I).<br />

Kuhlo aus Bielefeld. — Auf <strong>der</strong> Synode<br />

in Dierdorf am 43. 6. wurde <strong>der</strong> wichtigste<br />

Teil <strong>der</strong> Beratungen <strong>der</strong> Beibehaltung einer<br />

strengen <strong>Kirche</strong>nzucht gewidmet, wie sie von<br />

jeher in <strong>der</strong> reformierten <strong>Kirche</strong> geübt wor.<br />

den sei.<br />

Monatshefte für die Rheinische <strong>Kirche</strong>n»<br />

W .^schichte<br />

Aus dem Inhalt:<br />

Forsthoff: <strong>Das</strong> Synodalwesen am Nie<strong>der</strong>rhein<br />

<strong>im</strong> 47. und 48. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

H<strong>im</strong>melreich: Die Gemeinden <strong>der</strong> Grafschaft<br />

Solms-Braunfel« unter dem Kreuz.<br />

M Aus dem Inhalt<br />

Evangelisch'tirchllche Belange <strong>im</strong> Industriegebiet.<br />

<strong>Das</strong> neue Kirch«nsteu«rrecht.<br />

Di« Inner« ÜNilsion »n d«l Schwelle ihre» neun««,<br />

Jahrzehnt».<br />

Zwanzig Jahre Bund deutfchei Iugendvereine.<br />

Vom Helferdlenst in den Häusern unserer <strong>Kirche</strong>n.<br />

gemeinden.<br />

Zwei Kultbau>8ntn>ürfe von Otto Nartnlng.<br />

Da« Werk de« Illaler« Adolf Presber.<br />

Arbeitsweilzeug zu Clnrenbach.Feiein.<br />

Adolf Clarenbach. L«b«n <strong>der</strong> iheinifchen <strong>Kirche</strong>.<br />

Essener Drucler«! G<strong>im</strong>einwohl G. m. b. H. Eff«n, K»ninenb«rgstrnß«


<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

Eine monatliche Umschau über Arbeiten und Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Prooinzialkirche<br />

Begründet und herausgegeben von Pfarrer Liz. L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n Preßverbandes für <strong>Rheinland</strong><br />

Verantwortlich: Preßgesetzlich <strong>der</strong> Herausgeber »Für die Einzelaufsätze die Verfasser > Als ^Manuskript gedruckt<br />

sen » 4929 August VI » Kummer 8<br />

In <strong>der</strong> Mai-Iuni-Nummer „<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong><br />

<strong>Rheinland</strong>" ist auf eine tiefe Wunde<br />

unseres kirchlichen Lebens <strong>der</strong> Nachdruck<br />

gelegt. Der Artikel „Die Ruhrprovinz und<br />

die Aufgaben unserer <strong>Kirche</strong>" zeigt in einer<br />

Weise die kirchliche Not <strong>im</strong> Ruhrgebiet,<br />

daß eine gründliche Beachtung <strong>der</strong> entstandenen<br />

Probleme dringend erfor<strong>der</strong>lich<br />

erscheint. Man wird nur dankbar sein<br />

können für alles, was in dieser Hinsicht geschieht<br />

und auch bereits geschehen isi. Wir<br />

stellen das <strong>im</strong> voraus fest, um dem Verdacht<br />

zu begegnen, als gingen wir bei <strong>der</strong><br />

Beurteilung dieser Dinge von einseitigem<br />

Standpunkte aus. Es kann niemand, <strong>der</strong><br />

sich ein warmes Herz für die Not <strong>der</strong> Massengemeinden<br />

bewahrt hat, kalt daneben<br />

stehen, auch wenn er abseits wohnt und<br />

nicht unmittelbar davon berührt werden<br />

mag.<br />

An<strong>der</strong>erseits weiden wir von Anfang an<br />

uns darüber klar sein müssen, daß wir an<br />

das ganze Gebiet <strong>der</strong> entstandenen Probleme<br />

so wenig wie vom Standpunkt <strong>der</strong><br />

kleinen Landgemeinden auch nicht von dem<br />

<strong>der</strong> Großstadtgemeinden aus herantreten<br />

dürfen; die Lösung kann nur vom gesamtkirchlichen<br />

Gesichtspunkt aus gefunden werden,<br />

wenn nicht zu dem bereits vorhandenen<br />

noch ein größerer Schade angerichtet<br />

werden soll. Cs mag gut sein, sich dazu<br />

noch einmal die Ausführungen des genannten<br />

Aufsatzes anzusehen.<br />

Der Verfasser gibt zunächst in lebhafter<br />

Darstellung die schier beispiellose Entwicklung<br />

<strong>der</strong> „Nuhrprovinz". Wie die beigefügte<br />

Karte zeigt, versteht er darunter den<br />

rheinisch-westfälischen Industriebezirk in<br />

einem sehr weiten Sinne. Die Ostgrenze<br />

liegt jenseits Hamm und llnna, <strong>im</strong> Westen<br />

greift sie weit über das linke Rheinufer<br />

hinaus, <strong>im</strong> Norden nähert sie sich <strong>der</strong> Lippeniündung<br />

und Haltern, <strong>im</strong> Süden ist das<br />

Nergische Gebiet sowie Elberfeld-Barmen,<br />

Düsseldorf aber nicht miteingeschlossen.<br />

Die beispiellose Entwicklung hat stellenweise<br />

zu unerträglichen Zuständen geführt, zu<br />

Straßen, die den Verkehr nicht mehr bewältigen<br />

(Bochum), zu Städten mit mehreren<br />

Bahnhöfen (Gelsenkirchen-Chicago besitzt<br />

11), Wattenscheid baut an seiner Stadtgrenze<br />

ein Schlachthaus neben das von<br />

Bochum (auf Kosten <strong>der</strong> Steuerzahler),<br />

die Eisenbahnbarriere an einer <strong>der</strong> Hauptstrecken<br />

in Düsseldorf sperrt täglich 7 Stunden<br />

lang den Verkehr. Eine sinn- und planlose<br />

Zusammenhäufung von Menschen und<br />

Zusammenballung von Menschen hat ein<br />

beispielloses Elend hervorgerufen; körperlich<br />

und geistig; es hätte vermieden werden können,<br />

wenn die Großstadt Raum gehabt<br />

hätte. Nach dem angeführten Urteil eines<br />

GroßstadtbürgermeisierS wäre das Gift <strong>der</strong><br />

Großstadt nie entstanden, wenn sie planmäßig<br />

mit Freiflächen hätte durchsetzt, wenn<br />

sie planmäßig hätte siedeln können. Daher<br />

kämpft die Großstadt um Raum; die<br />

an<strong>der</strong>en sollen sich nicht dagegen wehren;<br />

eine gesunde Großstadt ist auch ihr Vorteil,<br />

weil sie sonst heute alle auf schnellste<br />

Weise von <strong>der</strong> Großstadt her verdorben<br />

werden. Um das Ziel zu erreichen, bedarf<br />

es <strong>der</strong> Zusammenfassung des ganzen<br />

Gebietes in <strong>der</strong> Nord-Süd-Richtung, in<br />

dessen Mittellinie etwa als Zentrum:<br />

Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund<br />

liegen.<br />

Man wird fragen dürfen, was hat das<br />

Ganze eigentlich mit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu tun,<br />

mit <strong>der</strong> Verkündigung des Evangeliums,<br />

mit dem Lebendigwerden unserer Gemeinden,<br />

und könnte ruhig zunächst einmal die<br />

Antwort geben: gar nichts. Wenn Vorortgemeinden<br />

geschluckt werden, elektrische<br />

Bahnen vereinheitlicht, Autostraßen angelegt<br />

werden usw., so bleiben doch darum<br />

unsere <strong>Kirche</strong>ngemeinden, was sie sind. Es<br />

kann <strong>im</strong> Gegenteil geradezu einmal eine<br />

ernste For<strong>der</strong>ung bedeuten, auf kirchlichem<br />

Gebiet zu zeigen, daß man ein Eigenleben<br />

führt und nicht stets sofort glaubt, folgen<br />

zu müssen, wenn Staat und Kommune eine<br />

neue Marschroute einschlagen. Der Satz<br />

am Ende des Aufsatzes findet unsere vollste<br />

Zust<strong>im</strong>mung: „Wir haben nicht zu warten,<br />

Ruhrprovinz und Ruhrkirche<br />

was Staat und Kommune tun". Trotzdem<br />

wird man ohne weiteres zugeben müssen,<br />

daß die Massenprobleme unsere <strong>Kirche</strong>, ob<br />

sie will o<strong>der</strong> nicht, in einer Weise berühren,<br />

daß sie nicht mehr ruhig zusehen darf. Die<br />

Not <strong>der</strong> Menschenseele ist ihre Not; wo<br />

die Menschen siedeln, darf sie nicht zurückbleiben;<br />

wird umgesiedelt, fo muß sie mit<br />

o<strong>der</strong> am besten als erste auf dem Platze<br />

sein.<br />

Aus dem Grunde haben wir die angeführten<br />

Gesichtspunkte des Artikels „Die Ruhrprovinz<br />

usw." wie<strong>der</strong>gegeben; wir halten<br />

sie in einem wesentlichen Punkte nicht für<br />

richtig o<strong>der</strong> zum mindesten für ergänzungsbedürftig.<br />

2>st wirklich die ungeheuere<br />

seelische Not unserer Tage so ausschließlich<br />

auS dem Wohnungselend unserer Großstädte<br />

entstanden? Wir leugnen nicht die<br />

schreckliche Not, die sich aus dem Zusammenpferchen<br />

von Massen ergibt, und alles,<br />

was daraus hervorgeht. Aber wenn aus<br />

ihr allein noch lange nicht das „Großstadtgift"<br />

hervorgeht — das tut es in <strong>der</strong> Tat<br />

nicht —, dann ist auch nicht zu erwarten,<br />

daß mit <strong>der</strong> Umsiedlung allein die geistige<br />

Gesundung eintritt, jedenfalls nicht so, wie<br />

es uns dargestellt wird, und wie wir es<br />

wahrhaftig wünschten. Was hat <strong>der</strong> beispiellose<br />

Nie<strong>der</strong>gang unseres Theaterwesens,<br />

unserer Literatur, um nur eins herauszugreifen,<br />

mit dem Wohnungselend zu tun?<br />

Die Verirrungen auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />

Mode, des sittlichen Denkens? Die den<br />

Geist verblödenden Filme und Revuen?<br />

Man weist hin auf die durch den WohnungSmangel<br />

entstandene Kindeibeschränkung.<br />

Aber sie war zuerst bei denen, die<br />

Raum für Kin<strong>der</strong> genug hatten, und ist auch<br />

jetzt noch da zu Hause. Nein, die un «<br />

seelige, materielle, seelische<br />

Haltung unseres Geschlechtes,<br />

das seinen Genuß sucht um jeden Preis und<br />

darum das Religiöse ablehnt, sie ist die<br />

Quelle vom Untergang. <strong>Das</strong><br />

darf man nicht so völlig übergehen; diese<br />

Quelle wird nicht verstopft durch Umsiedeln.


Wir glauben aber gar nicht, daß es den<br />

Großstädten bei den Eingemeindungsfragen<br />

in erster Linie um Umsiedlung <strong>der</strong> Massen<br />

zu tun ist und daß nun, nachdem die EingemeindungSvorlage<br />

verabschiedet ist, ein<br />

solches Umsiedeln in großem Maße anheben<br />

wird. In <strong>der</strong> öffentlichen Aussprache<br />

ist jedenfalls <strong>der</strong> Gesichtspunkt lange nicht<br />

in dem Maße geltend gemacht worden.<br />

Von Vereinfachungen, von Ersparnissen<br />

wurde geredet. Wie wollte man auch begründen,<br />

daß z. B. Hamborn zu Duisburg<br />

geschlagen worden ist? Will Duisburg<br />

nach Hamborn umsiedeln? Wir glauben<br />

nicht an den Ernst eines<br />

solchen großen Zieles, weil wir<br />

das Vertrauen zu unseren Großstädten<br />

und ihren Leitungen und<br />

Verwaltungen verloren haben.<br />

Wir denken da an die rheinische Großstadt,<br />

die große Summen für Jugendpflege und<br />

Wohlfahrt auswarf, aber gleichzeitig —<br />

es war noch vor dem Kriege — beschloß,<br />

einen zweiten Nummelplatz anzulegen. Auf<br />

<strong>der</strong> einen Seite war man sehr stolz auf<br />

alles, was zur Gesundung geschah, auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en suchte man die Mittel dazu aus<br />

Erkrankung und Verschuldung <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

zu ziehen. Ist diese Signatur nicht<br />

heute noch weithin auf unsere Großstädte<br />

zutreffend? Wir haben aber vor allem<br />

darum nicht das Vertrauen zu unseren<br />

Massengemeinden, weil sie das, was sie<br />

bisher schon tun konnten, nicht in dem<br />

Maße getan haben, wie es möglich gewesen<br />

wäre. Wenn wirklich die Wohnungsnot<br />

das Uebel war, das man doch auch<br />

als solches erkannte, warum hat man dann<br />

nicht den letzten Pfennig zusammengerafft<br />

und gebaut und nochmals gebaut? Dazu<br />

brauchte man nicht auf Eingemeindungen<br />

zu warten, das ließe sich, wie Beispiele beweisen,<br />

auch an<strong>der</strong>wärts tun, ohne daß<br />

man gleich über den ganzen Nachbar Herr<br />

wurde. Aber das Geld wurde zu an<strong>der</strong>en<br />

Zwecken verwandt, für Millionen kostende<br />

Ausstellungen, für Stadions, Planetarien,<br />

für Geradelegung von Straßen usw. Eine<br />

Stadtbücherei, die 600 000 ^l kostet, o<strong>der</strong><br />

ein Schulbau für mehrere Millionen konnten<br />

auch für einen Bruchteil zweckentsprechend<br />

hergestellt weiden, freilich nur einfach<br />

und bescheiden, ohne Luxus. Vor 8 Tagen<br />

war <strong>der</strong> Verfasser in einer linksrheinischen<br />

Landgemeinde. Die Provinz soll dort die<br />

große Straße übernehmen. Sie will es<br />

aber nur tun, wenn die Straße auf mindestens<br />

43 Meter Breite gebracht wird. Der<br />

Vorgarten von <strong>Kirche</strong> und Pfarrhaus, die<br />

man einst gerade <strong>der</strong> Straße wegen zurück<br />

in den Garten gebaut hatte, soll nun dem<br />

Plane geopfert werden, so daß die Gebäude<br />

unmittelbar an die Straße kommen, also<br />

geradezu entwertet werden. Warum? Damit<br />

die Autorasere! auf Kosten des Steuerzahlers<br />

betrieben werden kann. Wir haben<br />

es ja. Wem eigentlich zu lieb! Dem Land-<br />

bewohner sicherlich nicht. Wer umherkommt,<br />

kann täglich neue Beispiele dieser<br />

Großmannssucht sammeln.<br />

Solange <strong>der</strong> Größenwahn, <strong>der</strong><br />

alles sich leistet, was wir schon<br />

vor dem Kriege aus Mangel an<br />

Mitteln nie gefor<strong>der</strong>t hätten,<br />

und <strong>der</strong> in den Großstädten vor<br />

allem zu Hause ist, nicht gründlich<br />

ausgefegt wird, so lange<br />

können wir auch zu den großen<br />

Verwaltungen das Vertrauen<br />

nicht haben, daß sie sich auf die<br />

notwendigste Aufgabe konzentrieren.<br />

Darin beruht auch das Mißtrauen<br />

<strong>der</strong> vielen kleinen Gemeinden, die<br />

sich gegen das Verschlungenwerden wehren.<br />

Wir haben noch, so heißt es, einfache,<br />

finanziell vielfach durchaus gesunde Verhältnisse,<br />

jetzt sollen wir dem Moloch geopfert<br />

werden, ohne daß das Opfer wirklich<br />

noch etwas hilft.<br />

Ob es richtig ist, diese Eingemeindungen<br />

dem Beseitigen <strong>der</strong> vielen kleinen Staaten<br />

und Herrschaften <strong>im</strong> deutschen Vaterland<br />

gleichzusetzen, ist doch sehr zu bezweifeln.<br />

Die Kommune bedeutet <strong>im</strong> staatlichen Verwaltungsbetriebe<br />

die Zelle, <strong>der</strong> Staat ein<br />

Vielfaches davon. Auch die Frage sei nur<br />

berührt, wo die ungezählten Millionen<br />

eigentlich herkommen sollen, die dazu nötig<br />

sind, dem wurzellosen Großstädter ein bescheidenes<br />

Eigenhe<strong>im</strong> und ein Stückchen<br />

Land zu geben. Da man den Menschen<br />

bei uns daran gewöhnt hat, alles vom<br />

Staat bzw. künftig von <strong>der</strong> Großstadt zu<br />

erwarten, wird man diese Frage nicht als<br />

so gänzlich belanglos abtun dürfen. <strong>Das</strong><br />

Beispiel vom Wasserkopf Berlin kann auch<br />

in diesem Zusammenhang trotz aller seiner<br />

Siedlungen nur in unserem Sinne angeführt<br />

werden. Die VerkehrSeinheitögesell-<br />

Großstadtkirche<br />

schaft mit ihrem Einheitstarif auf <strong>der</strong><br />

Elektrischen mag eine wun<strong>der</strong>volle Sache<br />

sein; ob sie als Beitrag zur seelischen Gesundung<br />

des Berliners hoch zu werten ist?<br />

Die <strong>Kirche</strong> soll zu allem, so heißt es, was<br />

zur Gesundung <strong>der</strong> Großstadt beiträgt,<br />

tapfer ja sagen. Offenbar ist <strong>der</strong> Verfasser<br />

sich damit klar, daß er schon ein beson<strong>der</strong>es<br />

Maß von Mut verlangt, wenn er die For<strong>der</strong>ung<br />

aufstellt. Nun, die <strong>Kirche</strong> kann das<br />

ganz gewiß, falls sie überhaupt um ihre<br />

Meinung gefragt wird. Uns aber will<br />

dünken, daß <strong>der</strong> vorgeschlagene Weg in <strong>der</strong><br />

Wirklichkeit sein Ziel nicht erreicht. Schoi.<br />

<strong>im</strong> Begriff „Großstadt" liegt etwas Unheilvolles,<br />

Krankes. Eine Großstadt kann eben<br />

nie etwas Gesundes sein, mag man sie noch<br />

so weit ausgestalten, so wenig wie ein Fettleibiger<br />

durch weitere Zunahme von 100<br />

Pfund auf den Weg <strong>der</strong> Besserung kommt.<br />

Und das ist das Entsetzliche: Man war und<br />

ist noch <strong>im</strong>mer stolz auf diese Entwicklung!<br />

Es wird in alle Winde hinausposaunt,<br />

wenn eine Stadt 400 000 Einwohner erreicht<br />

o<strong>der</strong> gar ein Mehrfaches davon, ja<br />

<strong>der</strong> Staat, anstatt aufs tiefste zu erschrecken,<br />

freut sich mit und belohnt den wackeren<br />

Bürgermeister mit dem Titel: „Ober", zugleich<br />

als Ansporn für alle, die das Ziel<br />

noch vor sich haben.<br />

Gerade das Beispiel Essens, auf das hingewiesen<br />

wird, kommt einem dabei in den<br />

Sinn. Es heißt da: „Heute stand hier noch<br />

ein Dorf. Morgen eine Land-, eine Mittel-,<br />

ja eine Niesengroßstadt. <strong>Das</strong> Wachstum<br />

Essens — in nicht ganz einem Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

von 30 000 auf über 500 000 emporschnellend<br />

— wird in dieser Ungeheuerlichkeit<br />

nur noch von Los Angeles überboten."<br />

Hat nicht die Großstadt Essen gerade das<br />

Emporschnellen betrieben, indem sie ringsumher<br />

alles eingemeindete: Altendorf<br />

(Essen-West), Rüttenscheid, Bredeney, Bor-<br />

. . . Wir müssen in diese Arbeit hinein. Denn unsere Achtung vor unserm Volke<br />

spricht: Ihr sollt. W« jetzt haben wir die Wege in dies Feld noch kaum betreten,<br />

das Werkzeug dazu uns noch nicht bereitet. Ausgezeichnet sind unsere gottesdienstlichcn<br />

Formen und kirchlichen Methoden zur Erhaltung vorhandener Religion. Hier<br />

aber gilt es vorerst, Gott sehen zu leinen in einer neuen Welt, welche die Männer<br />

<strong>der</strong> Vibel und die Reformatoren noch nicht geschaut haben . . .<br />

Ich sehe darin eine kirchliche Pflicht, die Erkenntnis zu wecken: in so übermäßig engbebauten<br />

Stadtteilen, wie unsere Gemeinden, muß die heranwachsende Jugend geistig<br />

und körperlich leiden, die Alten aber frühzeitig müde und verbraucht werden. Die<br />

ganze Anlage mancher Arbeitrrauartiere ist eine gedankenlose Lieblosigkeit. Und je<strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong> sich darin fügt mit dem trägen Eingeständnis: „es muß so sein", <strong>der</strong> macht sich<br />

mit schuldig. Die Stadtbebauung und Ansledlung des Volkes ist zwar Aufgabe des<br />

volkswirtschaftlichen Studiums und <strong>der</strong> politischen Arbeit. Aber es gehört zu den<br />

Pflichten <strong>der</strong> christlichen <strong>Kirche</strong>, auf die hier drohenden Gefahren die Gewissen aufmerksam<br />

zu machen. Denn es ist das sicherste Resultat meiner langjährigen<br />

Beobachtungen, daß unsere Volkskraft in den mo<strong>der</strong>nen Großstadtauartieren <strong>im</strong> Lauf


eck, Altenessen? War sie nicht mächtig<br />

slolz, daß ihre Einwohnerziffern auf diese<br />

Weise an einem Tage manchmal um so<br />

viele Tausend in die Höhe gingen? Wir<br />

erinnern uns noch sehr wohl <strong>der</strong> Zeitungsartikel<br />

darüber. Welches Gebiet umfaßt<br />

die Stadt heute!<br />

Man halte uns nicht die kulturellen Errungenschaften<br />

<strong>der</strong> Massenstädte vor. Wir<br />

haben sie <strong>im</strong>mer mehr in ihrem Unwert<br />

o<strong>der</strong> Schaden für das Volksganze erkannt:<br />

Die Schaustellungen, die Warenhäuser, die<br />

Trink- und Futterpaläste. Wer weiter sieht,<br />

kann trauernd das Haupt verhüllen vor<br />

diesen Friedhöfen deutscher Volkskraft. Ob<br />

es verstanden wird o<strong>der</strong> nicht, wir können<br />

nicht glauben, daß aus diesen Friedhöfen die<br />

Gesundung kommt. Zunächst müssen<br />

Beweise gegeben werden, daß<br />

man ernstlich gewillt ist, Wege<br />

zur Gesundung zu geben, wo<br />

man sie heute schon gehen kann.<br />

Man unterdrücke die weitere Veralkoholisierung<br />

<strong>der</strong> Städte, die Verblödung durch<br />

neue Kabaretts und Kinopaläste und baue<br />

statt dessen mit aller Kraft Wohnungen —<br />

es ließe sich da noch viel mehr anführen —<br />

und man kann sicher sein, daß solchen Großstädten<br />

in ihrem Ringen Helfer entstünden,<br />

wo sie heute nur Gegner haben und haben<br />

müssen.<br />

II.<br />

Damit gehen wir über zur <strong>Kirche</strong> und<br />

ihrer Stellung und Aufgabe in<br />

<strong>der</strong> Großstadt. Wir haben es öfter<br />

gehört, wie mit einem gewissen Pathos<br />

hinausgerufen wurde: „Gelingt es <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> nicht, die entfremdeten Massen zurückzugewinnen,<br />

ist es um sie geschehen.<br />

In <strong>der</strong> Großstadt wird <strong>der</strong> Geisteskampf<br />

ausgefochten". Man höre damit auf.<br />

Wäre in <strong>der</strong> Tat die <strong>Kirche</strong> davon in ihrer<br />

Existenz abhängig, so lebte sie schon heute<br />

nicht mehr. Sie war vorher da, sie wird<br />

auch da sein, wenn die Massenstädte des<br />

rheinisch-westfälischen Industriebezirks längst<br />

zu öden Ruinen geworden sind. Als ob<br />

wir das noch nicht in <strong>der</strong> Geschichte beobachtet<br />

hätten! Es scheint ja wirklich so,<br />

als ob alles Studium <strong>der</strong> Geschichte uns<br />

nur zeige, daß wir aus ihr nichts leinen.<br />

Nichts Erhabeneres läßt sich aus Augustin<br />

und seinen Schriften ersehen als dies: Wie<br />

die <strong>Kirche</strong> in den Tagen, da das römische<br />

Reich langsam und sicher dem Untergänge<br />

zuschritt, ihren Weg ging. <strong>Das</strong> Land war<br />

entvölkert, die Städte waren erfüllt von<br />

Massen, die nicht mehr an<strong>der</strong>swo lcben zu<br />

können glaubten, die Geistesströmungen<br />

waren so vielfältig, so tausendfach verwirrt<br />

wie nur je, die technischen Errungenschaften<br />

<strong>der</strong> Städte Nordafrikas kamen denen Roms<br />

gleich, sie wurden <strong>im</strong> Sand begraben, die<br />

<strong>Kirche</strong> aber lebte weiter trotz aller Geisteökämpfe,<br />

die ihr so oft den Tod angesagt.<br />

Wie<strong>der</strong>um wird gesagt werden müssen, kann<br />

auch die <strong>Kirche</strong> den Untergang einer solchen<br />

ganzen Kultur nicht aufhalten, sie ist doch<br />

für den Menschen da und hat ihm auf seinem<br />

Wege Kräfte zu schenken, die er sonst nirgendwo<br />

bekommen kann. Darum dreht sich<br />

doch das Ganze, daß unser <strong>Kirche</strong> <strong>im</strong> Industriegebiet<br />

ihre Aufgabe erfüllt und so weit<br />

es möglich ist, erfüllen kann. Darum dauernd<br />

zu ringen, ist Sache <strong>der</strong>er, die mitten darin<br />

stehen. An<strong>der</strong>s wird es, wenn die Gesamtkirche<br />

in Mitleidenschaft gezogen wird.<br />

Dann muß auch <strong>der</strong> Teil sich äußern, <strong>der</strong><br />

noch nicht von <strong>der</strong> „Vermassung" ergriffen<br />

ist.<br />

Eine Gemeinde, in <strong>der</strong> 6000 und mehr<br />

Seelen auf einen Pfarrer kommen, ist ein<br />

schwerer Schade für die <strong>Kirche</strong>. Gemeinden,<br />

die 40 o<strong>der</strong> 60 bis 400 ONO Seelen zählen,<br />

sind überhaupt keine Gemeinden mehr. Es<br />

ist erstaunlich, daß unsere sonst so beweg-<br />

<strong>der</strong> Jahre sonst rettungslos verdorben wird. Die künftigen Geschlechter aber sind ein<br />

heiliges Gut, für das wir verantwortlich sind. Darum fordre ich von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, daß<br />

sie für das bedrohte Leben unseres Volkes ihre St<strong>im</strong>me erhebe und unermüdlich<br />

jedem einzelnen zurufe: Du bist mit verantwortlich!<br />

Nicht eine neue Lehre brauchen wir. Unser Gott ist <strong>der</strong> alte, ewige. Aber tief durchdrungen<br />

bin ich nach fo langen Studien unseres Volkslebens in allen Ständen und<br />

Berufen, daß die Formen unserer kirchlichen Arbeit neugestaltet werden müssen —<br />

eine große Arbeit, zu <strong>der</strong> wir nur in den Anfängen beitragen werden. Aber wir<br />

müssen in neuen Formen den alten Geist christlicher Lebensauffassung pflegen und<br />

unserem Volke helfen, daß es den alten Gott finde, dessen Kraft wir brauchen, so<br />

notwendig wie je zuvor. <strong>Das</strong> traurige Schwanken zwischen Kultursrligkeit und<br />

düsterem selbstmordsuchendcn Pess<strong>im</strong>ismus hat seine Ursache darin, daß entwe<strong>der</strong><br />

alle Kulturbestrebung schließlich nur auf den Genuß zielt o<strong>der</strong> Gott gesucht wird<br />

höchstens zur Befriedigung unseres einzelnen individualistischen Lebensbedürfnisses,<br />

nicht als <strong>der</strong>, <strong>der</strong> in allem Weltgeschehen waltet und dessen Kraft die<br />

allein sichere Realität ist in <strong>der</strong> unserer Erkenntnis nie völlig entschleierten Welt.<br />

Alle atheistischen Bekenntnisse sind nur vorübergehende Meinungen. Die <strong>Kirche</strong> ist<br />

keine vom Volke abgeson<strong>der</strong>te Gemeinschaft, son<strong>der</strong>n das ganze Volk ist die Gemeinde,<br />

und <strong>der</strong> Glaube ist eine große Angelegenheit unseres Volkslebens<br />

Walther Classen. (Aus: Großstadthe<strong>im</strong>at.)<br />

liche rheinische <strong>Kirche</strong> hier so starr ist.<br />

Während in an<strong>der</strong>en Landeskirchen schon<br />

vor Jahrzehnten größere Stadtgemeinden<br />

in kleinere Gemeinden zerlegt wurden, für<br />

das Ganze dagegen nur einen finanziellen<br />

Gesamtverband behielten, ein Weg, <strong>der</strong><br />

wirklich leicht zu beschreiten war, ist darin,<br />

das geht auch aus den Ausführungen von<br />

S. hervor, bei uns so gut wie nichts geschehen.<br />

Es ist sehr zu bezweifeln, ob sich<br />

z. B. die Gemeindeverordneten einer sogenannten<br />

Gemeinde von etwa 80 UNO Seelen<br />

alle kennen. Man kann nur wünschen, daß<br />

<strong>der</strong> vorgetragene Gedanke, größere Zweckverbände<br />

zu schaffen, die eine gemeinsame<br />

finanzielle Verwaltung und Steuererhebung<br />

haben — bei allen Bedenken, die man dabei<br />

haben kann — ernstlich aufgegriffen wird.<br />

Ob ein solcher Zweckverband „Kreisgemeinde"<br />

genannt wird, mag als Nebenfrage<br />

dahingestellt bleiben. Dieser Zweckverband<br />

aber zerlegt sein Gebiet in lauter kleine selbständige<br />

Gemeinden mit Presbyterien und<br />

Größeren Gemeindevertretungen. <strong>Das</strong> ist<br />

keineswegs etwas Neues, ist auch nichts,<br />

das sich nicht <strong>im</strong> Rahmen unserer Ordnung<br />

bei gutem Willen ausführen ließe. Es hat<br />

so unendlich viel für sich, viele Unzuträglichkeiten<br />

würden abgestellt, viele Kräfte geweckt,<br />

daß man sich in <strong>der</strong> Tat fragen muß:<br />

warum hat noch keine einzige Großstadtgemeinde<br />

hier einen Anlauf genommen?<br />

Zur Lösung <strong>der</strong> Nöte for<strong>der</strong>t vor allem <strong>der</strong><br />

Verfasser eine starke Vermehrung <strong>der</strong><br />

Pfarrer in <strong>der</strong> Nuhrprovinz um mindestens<br />

ein Drittel. Bisher stehen 60 Prozent aller<br />

Pfarrer von <strong>Rheinland</strong> und Westfalen dort,<br />

es sollen künftig aber 80 Prozent sein. Mit<br />

an<strong>der</strong>en Worten: die Vermehrung <strong>der</strong> Pfarrer<br />

<strong>im</strong> Ruhrgebiet soll nicht etwa eine Vermehrung<br />

<strong>der</strong> Pfarrer überhaupt bedeuten,<br />

son<strong>der</strong>n es soll sich lediglich um eine Verschiebung<br />

auf Kosten <strong>der</strong> Nichtruhrprovinz<br />

handeln. Um dies zu ermöglichen, müßte<br />

durchschnittlich jede zweite Pfarrstelle <strong>im</strong><br />

Nichtruhrbezirk aufgehoben werden. Da es<br />

aber doch auch hier eine große Anzahl von<br />

Stellen gibt, wo mindestens 3000 Seelen<br />

auf einen Pfarrer kommen, würde die Auswirkung<br />

für die Landgemeinden und die<br />

Diaspora so sein, daß nur noch je<strong>der</strong> dritte<br />

Pfarrer bliebe und die Arbeit zu tun hätte,<br />

die jetzt drei tun. Ein Auto müßte ihn dazu<br />

in den Stand fetzen.<br />

Dazu läßt sich natürlich außerordentlich<br />

viel sagen. Wir verzichten zunächst darauf.<br />

Auf eins freilich können wir nicht unterlassen<br />

hinzuweisen. Der Karte, die<br />

den Aufmarsch <strong>der</strong> rheinischen<br />

Gemeinden und Pfarrer darsiellensoll,<br />

geht eö wie mancher<br />

Statistik, sie täuscht. Wollte man<br />

wirklich einen klaren Ueberblick haben, so<br />

darf man sich nicht begnügen mit Quadraten,<br />

die 300c» Seelen darstellen, son<strong>der</strong>n<br />

muß wirklich die Gemeinden darstellen, wie<br />

viel Gemeinden es überhaupt sind, wie viele<br />

123


Dörfer in einem Gebiete zu betreuen sind,<br />

welche Entfernungen dazu zu überwinden<br />

sind, ob nicht <strong>der</strong> Weg zur Filiale einen<br />

steilen Berg hinanfühit, ob nicht ein Fluß<br />

trennend dazwischen liegt, so daß bei Hochwasser<br />

stundenweite Umwege gemacht werden<br />

müssen, was wir doch alles in <strong>der</strong><br />

Rheinprovinz haben, und <strong>der</strong>gleichen Hin<strong>der</strong>nisse<br />

und Schwierigkeiten mehr; vom<br />

Wirken unter an<strong>der</strong>sgläubiger Bevölkerung<br />

völlig abgesehen, denn dies scheint offenbar<br />

unter „Prestige-Arbeit" abgetan zu werden,<br />

worüber beson<strong>der</strong>s zu reden wäre.<br />

Umgekehrt müßte die Karte aber auch<br />

zeigen, was hinter den Pfarrern steht an<br />

Hilfstruppen, Hilfspredigern, Vikaren,<br />

Stadtmissionaren und Gemeindehelfern, Gemeindeschwestern,<br />

Fürsorgerinnen, an sonstigen<br />

Kräften <strong>der</strong> Inneren Mission aller<br />

Art, nicht zu vergessen an Gemeindeämtern,<br />

die dem einzelnen Pfarrer die Schreib- und<br />

Verwaltungsarbeit abnehmen. Für die<br />

Hilfstruppen tut doch auch die Gesamtkirche<br />

nichts Unbeträchtliches. Könnte eine<br />

Karte einmal diese Verteilung<br />

zeigen, wie ganz an<strong>der</strong>s stünde<br />

die Ruhrprovinz <strong>im</strong> Vergleich<br />

zu den übrigen Teilen da! Darum<br />

können wir die vorgelegte Karte als eine<br />

brauchbare Orientierung nicht ansehen.<br />

Deshalb ist aber doch ohne weiteres zuzust<strong>im</strong>men,<br />

wenn mehr seelsorgerliche Kräfte<br />

gefor<strong>der</strong>t werden. Einst hörte <strong>der</strong> Schreiber<br />

dieser Zeilen in <strong>der</strong> Vorlesung über Praktische<br />

Theologie, daß 2500 Seelen eine Normalgemeinde<br />

seien; als er dann als junger<br />

Pfarrer in den Akten unserer nie<strong>der</strong>rheinischen<br />

Gemeinden las, fand er, wie eine kleine<br />

Gemeinde unter dem Kreuz den dritten<br />

Pfarrer berief, als sie vielleicht 4500 Seelen<br />

zusammen zählte, weil sie vorwärts wollte<br />

und die beiden vorhandenen Pfarrer den<br />

gefor<strong>der</strong>ten Dienst in Predigt, Seelsorge<br />

und Unterricht nicht mehr bewältigen<br />

konnten! So bescheiden sind wir heute, daß<br />

wir 300(1 auf einen Pfarrer für erstrebenswert<br />

halten. Wer das bedenkt, versteht<br />

vieles. Wir haben Plätze, wo wir das<br />

wahrscheinlich nie erreichen, und an<strong>der</strong>e<br />

Wege gegangen werden müssen. Ich stehe<br />

da auch heute noch zu dem, was ich 4910<br />

darüber schrieb (Was können wir vom<br />

kirchl. Leben in Holland lernen? Theol.<br />

Arbeiten des Rh.-w. Predigervereins 4910,<br />

Seite 24 ff.).<br />

Aber sollen wir jetzt <strong>im</strong> Interesse des Ruhrbezirks<br />

die kirchliche Organisation <strong>der</strong> Gemeinden<br />

zertrümmern, die noch halbwegs<br />

normal geblieben sind? Es würde unserem<br />

kirchlichen Leben ein Schaden versetzt, wie er<br />

unheilvoller nicht gedacht werden kann, ohne<br />

doch <strong>im</strong> Ruhrgebiet wirklich gesunde Verhältnisse<br />

zu schaffen. Und hier gewinnt die<br />

vorgeschlagene Lösung ein sehr ernstes Gesicht,<br />

so ernst, daß wir dringend bitten<br />

müssen, auf an<strong>der</strong>e Mittel und Wege aus-<br />

zusein, die vorhandene Not zu überwinden.<br />

Denn man sei sich darüber klar, daß weite<br />

Gebiete <strong>der</strong> Provinzialkirche hier die Gefolgschaft<br />

versagen würden. Wir haben in<br />

<strong>der</strong> ganzen Provinz keine Kreisgemeinde,<br />

<strong>der</strong> man bis zu zwei Drittel aller Pfarrer<br />

nehmen und dabei, auch unter Zuhilfenahme<br />

von Autos, dieselbe Arbeit leisten könnte.<br />

Oberrheinische Gebiete haben ihre Organisation<br />

weithin aus <strong>der</strong> Zeit vor <strong>der</strong> Reformation<br />

durch die elendesten Tage des<br />

30jährigen Krieges erhalten; man würde<br />

sich wun<strong>der</strong>n über die Einmütigkeit, die<br />

geweckt würde, wollte man zertrümmern,<br />

was <strong>der</strong> 30jährige Krieg nicht vermochte.<br />

Und wenn, wie es tatsächlich von an<strong>der</strong>er<br />

kirchlicher Seite <strong>im</strong> Ruhrgebiet vorgeschlagen<br />

worden ist, hier rücksichtslos vorgegangen<br />

werden soll, so würde zum mindesten<br />

vom Oberrhein <strong>der</strong> Anschluß an einen an<strong>der</strong>en<br />

<strong>Kirche</strong>nverband gesucht. Den KreiSgemeinden,<br />

die an Hessen-Nassau grenzen,<br />

liegt das bereits nahe genug. <strong>Das</strong> muß<br />

gesagt werden, denn es bedeutete nichts<br />

an<strong>der</strong>es als das Auseinan<strong>der</strong>fallen unserer<br />

gegenwärtigen rheinischen <strong>Kirche</strong>. Wir<br />

glauben sagen zu können, das wünscht niemand<br />

bei uns, aber es ist gut, sich beizeiten<br />

Konsequenzen klar zu machen, ehe Unheil<br />

entsteht.<br />

Nun heißt es wohl, unsere Massengemeinden<br />

müssen aber die Kosten für das<br />

Ganze aufbringen. „Unsere Großgemeinden<br />

haben ihre Einkünfte bitter nötig," <strong>Das</strong><br />

haben alle Gemeinden, sie dürften ja sonst<br />

keine Steuern erheben. Allein es soll damit<br />

gesagt werden: Die Großgemeinde muß<br />

ihre Steuern zum Besten <strong>der</strong> kleinen abgeben<br />

und behält nichts für ihre notwendigsten<br />

Zwecke. Es läßt sich nicht übersehen,<br />

wie weit das richtig ist. Aber eine Bitte<br />

soll hier ausgesprochen werden<br />

an unsere Behörden, bekannt<br />

zu geben, wieviel an landeskirchlicher<br />

Umlage zur Besoldung<br />

für <strong>im</strong> Amte stehende<br />

Pfarrer aufgewandt wird. <strong>Das</strong><br />

muß sich doch bis ins einzelne genau nach<br />

Abzug <strong>der</strong> Pensionen und Witwen- und<br />

Warenbezüge feststellen lassen, auch dies,<br />

wieviel davon noch in die sogenannte Ruhrprovinz<br />

geht, damit man sehen kann, was<br />

an <strong>der</strong> Behauptung wahr ist, daß die<br />

Großgemeinden die Pfarrergehälter <strong>der</strong><br />

kleinen Gemeinden bezahlten. Hier muß<br />

eine ganz klare Unterlage geschaffen werden,<br />

dann läßt sich weiter verhandeln, um<br />

zu sehen, wie geholfen werden kann.<br />

Noch einmal sei es gesagt, wir sind<br />

durchaus allen dankbar, die<br />

nicht schweigen zu <strong>der</strong> vorhandenen<br />

Not, aber wir bitten,<br />

dabei Wege einzuschlagen, auf<br />

denen die Gesamtkirche folgen<br />

kann, damit etwas Brauchbares<br />

gewonnen wird.<br />

H. Müller, Dieröfordt,<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des Verbandes <strong>der</strong> eoangel.<br />

Diasporapfarrer in <strong>Rheinland</strong> und<br />

Hohenzollern.<br />

Kommunale Umgemeindung <strong>im</strong> Ruhrgebiet<br />

und kirchliche Weiterbildung<br />

Unsere Großstädte <strong>im</strong> Industriegebiet<br />

brauchen Raum. Sollen wir noch einmal<br />

zu gesunden Wohn- und Lebensbedingungen<br />

kommen, so müssen unsere Städte die<br />

Möglichkeit zu großzügiger und planmäßiger<br />

Siedlung haben. Man mag es schmerzlich<br />

bedauern, daß so viele an sich durchaus<br />

lebensfähige Gemeinwesen in den künftigen<br />

Großstadtgebilden, die man eigentlich<br />

kaum noch „Stadt" nennen darf, aufgehen<br />

müssen. Die Entwicklung drängt weiter<br />

und ist nicht mehr aufzuhalten. Problem<br />

ist dabei sehr wesentlich das, was man<br />

als „Dekonzentration" bezeichnet. Es handelt<br />

sich darum, das bewußte und berechtigte<br />

Eigenleben <strong>der</strong> in den neuen Gebilden<br />

aufgehenden Orte auch in <strong>der</strong> größeren<br />

Verwaltungs- und Wirtschaftseinheit zu erhalten,<br />

und so zugleich die drohenden Gefahren<br />

<strong>der</strong> Zentralisierung und Bürokratisierung<br />

nach Möglichkeit zu bannen.<br />

Für die künftige kirchliche Ordnung <strong>der</strong><br />

Dinge ergeben sich aus <strong>der</strong> angedeuteten<br />

Entwicklung unmittelbar gewisse Folgerungen.<br />

Der großen kommunalen VerwaltungSeinheit<br />

wird eine viel straffer zusammengefaßte<br />

und geschlossene kirchliche Einheit<br />

entsprechen müssen. Die <strong>im</strong> Gebiete<br />

einer künftigen Großstadt vorhandenen<br />

evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinden brauchen<br />

nicht nur eine gelegentliche und zufällige,<br />

son<strong>der</strong>n eine durchaus geordnete und ständige<br />

Verbindung untereinan<strong>der</strong>, um ihre<br />

Belange einheitlich und erfolgreich vertreten<br />

und zur Geltung bringen zu können. Je<br />

planmäßiger und weitsichtiger in den Großstadtgemeinden<br />

gearbeitet werden muß und<br />

wird (man denke an General-BebaungSplan<br />

und Siedlung), desto weniger weiden<br />

die <strong>Kirche</strong>ngemeinden darauf verzichten<br />

können, wenigstens in äußeren Angelegenheiten<br />

sich über die gemeinsamen Richt-


linien ihres Planes und Handelns zu verständigen.<br />

Mehr noch, sie werden ein Organ<br />

brauchen, das mit <strong>der</strong> gleichen Weitsichtigkeit<br />

und Planmäßigkeit die kirchlichen<br />

Angelegenheiten verwaltet und vertritt. Es<br />

ist mir nicht zweifelhaft, daß sich über kurz<br />

o<strong>der</strong> lang die Notwendigkeit ergeben wird,<br />

die synodalen Abgrenzungen mit den großen<br />

kommunalen Einheiten in Einklang zu<br />

bringen.<br />

In welchem Maße und in welcher Form<br />

aber wird sich die hier angenommene Entwicklung<br />

vollziehen? In welcher Richtung<br />

werden wir sie von uns aus anzustreben<br />

und zu gestalten suchen müssen? Eine ganze<br />

Reihe von Vorschlägen sind bereits gemacht<br />

und haben sich z. T. zu Anträgen verdichtet,<br />

die Kreis- und Provinzialsynode beschäftigen.<br />

Man spricht von Finanzgemeinschaft<br />

und Zweckverband, und man besinnt sich<br />

wie<strong>der</strong> auf die seit Jahrzehnten auch in <strong>der</strong><br />

Rhein,-Westf. <strong>Kirche</strong> gegebenen, aber bisher<br />

nicht ein einziges Mal angewandte<br />

Möglichkeit, einen Parochialverband zu<br />

schaffen. O<strong>der</strong> man formuliert die Aufgabe<br />

analog denen <strong>der</strong> Ruhrstätte: Eingemeindung<br />

<strong>der</strong> l^ntergemeinden und Bildung einer<br />

großen, durch Finanz- und Etatgemeinschaft<br />

verbundenen Kreisgemeinde.<br />

Für welche dieser Möglichkeiten man<br />

sich auch entscheiden mag, die Schwierigkeiten<br />

werden nicht gering sein. Man<br />

braucht nur an die Verschiedenheit <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong>nsteuersätze zu erinnern, die<br />

z. B. bei den Gemeinden des jetzigen Stadt-<br />

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Forsthoff<br />

gebietes Essen die unmögliche Spannung<br />

von 42)^ bis 20 v. H. aufweisen. Dabei<br />

haben die höchstbesteuerten Gemeinden ihre<br />

Bedürfnisse noch in einer das erträgliche<br />

Maß teilweise überschreitenden Weise einschränken<br />

müssen, und sind trotzdem nicht<br />

in <strong>der</strong> Lage, ihren Verpflichtungen nachzukommen.<br />

Betrachtet man einen <strong>Kirche</strong>nsteuersatz<br />

von 45 bis höchstens 46 v. H.<br />

für unsere Gemeinden <strong>im</strong> Ruhrgebiet als<br />

annehmbar, so mußten in <strong>der</strong> Stadt Essen<br />

zwei Gemeinden ihre Steuern um 2>i bis<br />

3>s v. H. erhöhen, um den Durchschnittssatz<br />

zu erreichen. Es ist noch fraglich, ob damit<br />

nicht nur <strong>der</strong> durch Steuersenkung in den<br />

übrigen Gemeinden sich ergebende Ausfall<br />

gedeckt, son<strong>der</strong>n auch die wirklichen Bedürfnisse<br />

aller Gemeinden befriedigt werden<br />

könnten. Nicht fraglich, son<strong>der</strong>n höchst<br />

wahrscheinlich würde es sein, daß die notwendige<br />

Steuererhöhung in den beiden vorgenannten<br />

Gemeinden mit vielen zu hoher<br />

Einkommensteuer veranlagten Gemeindeglie<strong>der</strong>n<br />

zu verhängnisvollen Folgen führen<br />

würde. Unseren Industriellen, Kauf- und<br />

Geschäftsleuten usw. kann man es einfach<br />

nicht verständlich machen, daß <strong>im</strong> rheinischwestfälischen<br />

Industriegebiet nicht dieselben<br />

<strong>Kirche</strong>nsteuersätze ausreichen und gelten sollen,<br />

wie in vereinzelten, ihnen wohl bekannten<br />

Städten des Westens, wie vor<br />

allem aber in Berlin. Man muß ja auch<br />

schon sehr mit <strong>der</strong> Entwicklung und dem<br />

Leben unserer Gemeinden <strong>im</strong> Unterschied<br />

von den Berliner Riesengemeinden vertraut<br />

sein, um dafür Verständnis haben zu können.<br />

— Man hat zu lange <strong>der</strong> „Auseinan<strong>der</strong>entwicklung"<br />

unserer Gemeinden auf<br />

steuerlichem Gebiete zugesehen. Bereits mit<br />

<strong>der</strong> Stabilisierung unserer Währung hätten<br />

bei <strong>der</strong> Art unseres heutigen öffentlichen<br />

Steuerwesens, das gegen früher auf<br />

so wesentlich an<strong>der</strong>en Grundsätzen aufgebaut<br />

ist, Schritte getan werden müssen, um<br />

die <strong>Kirche</strong>nsteuer <strong>der</strong> Gemeinden eines Wirtschafts-<br />

o<strong>der</strong> zum mindesten eines Stadtgebietes<br />

sich nicht zu solcher Verschiedenheit<br />

entwickeln zu lassen. Immerhin besteht<br />

ja die Möglichkeit einer allmählichen<br />

Angleichung <strong>der</strong> Steuersätze, die<br />

unter allen Umständen versucht werden<br />

muß, soll nicht unser kirchliches Leben<br />

schweren Erschütterungen ausgesetzt werden.<br />

Aber erheben sich nicht abgesehen von<br />

dieser Notwendigkeit <strong>der</strong> Angleichung <strong>der</strong><br />

Steuersätze gegen Finanz- und Steuergemeinschaft<br />

<strong>der</strong> Gemeinden, erst recht gegen<br />

Rheinische <strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />

<strong>Evangelische</strong>r Preßverband für <strong>Rheinland</strong>/Essen<br />

die KreiSgemeinde als DcrwaltungSeinheit<br />

stärkste grundsätzliche Bedenken?<br />

Der kommunale Vorgang läßt sich nicht<br />

einfach auf kirchlichem Gebiete wie<strong>der</strong>holen.<br />

Doch geht das Bestreben nach Eingemeindung<br />

und Vereinheitlichung von den<br />

Großstädten aus. Die einzugemeindenden<br />

Orte haben bis zum äußersten um ihre<br />

Selbständigkeit gerungen und suchen jetzt an<br />

Selbstbest<strong>im</strong>mung und Eigenleben zu retten,<br />

was zu retten ist. Dagegen liegen kirchlich<br />

die Dinge so, daß, um bei dem Beispiel Essen<br />

zu bleiben, aus <strong>der</strong> unsprünglich einen,<br />

das Stadtgebiet von Groß-Essen wesentlich<br />

umfassenden Muttergemeinde fast sämtliche<br />

an<strong>der</strong>en <strong>Kirche</strong>ngemeinden sich durch Ablösung<br />

gebildet haben. Von keiner Seite<br />

besteht <strong>der</strong> Wunsch, diese Entwicklung, die<br />

sicherlich das Gesunde und Richtige ist, rückgängig<br />

zu machen. Lediglich die augenblicklich<br />

so ernst gewordene Finanzlage hat in<br />

den am meisten betroffenen Gemeinden dem<br />

Gedanken an eine Finanzgemeinschaft o<strong>der</strong><br />

an die Bildung eines Parochialverbandes<br />

den Boden bereitet, sogar auf die Notwendigkeit<br />

hin, ein wesentliches Stück <strong>der</strong> bisherigen<br />

Selbständigkeit wie<strong>der</strong> aufgeben zu<br />

müssen. Würde man annehmen dürfen,<br />

daß es auf dem Wege einer Neuordnung<br />

unsers kirchlichen Steuerwesens,<br />

dessen Grundfehler die zwangsläufige<br />

Abhängigkeit von <strong>der</strong> durch ganz<br />

an<strong>der</strong>e Gesichtspunkte best<strong>im</strong>mten Form <strong>der</strong><br />

Reichseinkommensteuer zu sein scheint, in<br />

absehbarer Zeit gelingen könnte, die<br />

Steuer- und Finanznot einzelner Industriegemeinden<br />

zu beheben, so würden diese Gemeinden<br />

ohne jede Frage <strong>im</strong> Augenblick<br />

nichts an<strong>der</strong>es als eine Art Notgemeinschaft<br />

wünschen, die ihnen die Aussicht auf<br />

Wie<strong>der</strong>herstellung ihrer vollen Selbständigkeit<br />

ließe.<br />

Diese Haltung darf ja nicht als Eigen«<br />

brödelei o<strong>der</strong> als falsche Rückstandigkeit angesehen<br />

werden. Sie liegt einfach in <strong>der</strong><br />

geraden Linie <strong>der</strong> Entwicklung zur selbständigen,<br />

von <strong>der</strong> Muttergemeinde abgelösten<br />

Einzelgemeinde. Man kann diese Entwicklung<br />

nicht als Fehlentwicklung ansehen.<br />

Vielmehr wird gesagt werden müssen, daß<br />

die notwendige Weiterbildung<br />

zu übersehbaren lebendigen Bezirks-<br />

o<strong>der</strong> besser Seelsorgegemeinden<br />

folgerichtig und mit gewichtigen inneren<br />

Gründen eben von <strong>der</strong> Einzelgemeinde<br />

aus, wie sie einmal geworden ist, geschieht,<br />

wobei natürlich <strong>im</strong> einzelnen Abgrenzungen,<br />

die durch die erfolgte Besiedelung unhaltbar<br />

geworden sind, durch bessere und richtigere<br />

ersetzt werden müssen. Den tatsächlichen<br />

und organischen Zusammenhang von Gemeinden,<br />

die als solche <strong>im</strong>merhin bereits<br />

eine Geschichte haben, soll man eben nicht<br />

ohne Not lösen, son<strong>der</strong>n das Gewordene<br />

organisch weiterzuentwickeln suchen.<br />

Ist diese Entwicklung richtig gesehen,<br />

dann kommen wir freilich unverkennbar<br />

trotz Erhaltung <strong>der</strong> bestehenden Einzugemeinden<br />

zu einer größeren Vielheit verhältnismäßig<br />

selbständiger kirchlicher Gebilde<br />

und zu einer größeren Vielgestaltigkeit und<br />

Mannigfaltigkeit unseres gesamten kirchlichen<br />

Lebens. Dadurch ergibt sich von<br />

selbst die Notwendigkeit, das einende Band<br />

fester zu knüpfen, dem reichgestalteten<br />

kirchlichen Leben einer Großstadt neuen<br />

Stiles die einheitliche Richtung zu geben,<br />

und den vorhandenen und sich regenden<br />

Kräften die rechte Auswirkung nach Ort,<br />

Heit und Hiel zu ermöglichen. N<strong>im</strong>mt man<br />

hinzu, daß innerhalb größerer VerwaltungS-<br />

und Wirtschaftseinheiten <strong>der</strong> gemeinsamen<br />

Aufgaben auch für unsere<br />

kirchlichen Gemeinden <strong>im</strong>mer mehr werden<br />

— man denke an die heutige Wohlfahrtspflege,<br />

die notwendige Arbeit auf<br />

dem Gebiete <strong>der</strong> Schule zur Sicherung<br />

christlicher Erziehung, Religionsunterricht<br />

für die Berufsschule, ferner an Jugend-<br />

425


pflege, an evangelischen Anstalten und<br />

He<strong>im</strong>e —, sodann, daß bei <strong>der</strong> enger werdenden<br />

Verbundenheit <strong>der</strong> kirchlichen Gemeinden<br />

einer Großstadt die Verantwortung<br />

für die rechtzeitige und ausreichende<br />

kirchliche Versorgung <strong>der</strong> dichtbesiedelten<br />

Stadtgebiete <strong>im</strong>mer weniger den nicht<br />

steuerkräftigen Einzelgememden allein überlassen<br />

werden kann, dann ist es klar, daß<br />

trotz allem <strong>der</strong> Weg über die bloße „Notgemeinschaft",<br />

wie wir oben sagten, hinausführen<br />

muß und wird zu einer nicht mehr<br />

kündbaren, nicht nur vorübergehenden, son<strong>der</strong>n<br />

dauernden und organischen Verbindung<br />

<strong>der</strong> in Großstadtgebieten vorhandenen<br />

Gemeinden. Gewiß wird nicht ohne weiteres<br />

die „K reisgemeinde" hin als die<br />

gegebene Verwaltungseinheit eingesetzt werden<br />

können. Dazu fehlen ihr noch manche<br />

Voraussetzungen, ganz abgesehen davon,<br />

daß uns Wort und Begriff noch durchaus<br />

ungeläufig sind. Aber in steigendem Maße<br />

werden auf sie die kirchlichen Aufgaben <strong>der</strong><br />

Gemeinden, soweit sie gemeinsam sind, übergehen,<br />

und damit selbstverständlich auch<br />

die kirchlichen Lasten als gemeinsame Lasten<br />

1. <strong>Das</strong> Statistische Amt <strong>der</strong> Stadt Berlin<br />

gab vor kurzem die Zahlen über die<br />

Bevölkerungsbewegung des Jahres 1928<br />

bekannt. Aus ihnen erhellt ein weiteres<br />

Ansteigen des jährlichen Sterbeüberschusses<br />

auf 6385! Der Tod in <strong>der</strong><br />

heutigen Großstadt. Wir stellen zunächst<br />

einmal die für 1928 in Frage kommenden<br />

Zahlen denen von unmittelbar vor dem<br />

Kriege gegenüber, um den Unterschied <strong>im</strong><br />

Werden und Vergehen des Großstadtvolkes<br />

deutlich, ja erschütternd in die Augen fallen<br />

zu lassen:<br />

Jahr Lebendgeburten Sterbefälle Geburtenüberschuß<br />

4-<br />

Sterbe.<br />

Überschuß —<br />

1913 76 665 49 930 ->- 26 735<br />

1928 43 209 49 567 — 6 358<br />

Um die Zahlen <strong>im</strong> Zusammenhang <strong>der</strong><br />

letzten Jahre würdigen zu können, geben wir<br />

noch die Ergebnisse <strong>der</strong> letzten 3 Jahre:<br />

1926 45 082 45 371 — 289<br />

192? 42 873 48 770 — 5 89?<br />

1928 43 209 49 567 — 6 358<br />

Die Summe <strong>der</strong> letzten 15 Jahre ergibt:<br />

473 903 497 101 — 23 198,<br />

d. h.: in den letzten 15 Jahren waren die<br />

Sterbefälle um eine Bevölkerungsmenge<br />

von 23 198 größer als die Geburtenfälle.<br />

Noch erschrecken<strong>der</strong> werden diese Aussterbezahlen<br />

Verlins, wenn man berücksichtigt,<br />

daß Berlin in den letzten 10 Jahren von<br />

3,9 Millionen auf 4,3 Millionen Menschen<br />

gewachsen ist. Wenn diese Bevölkerungszunahme<br />

trotz <strong>der</strong> oben mitgeteilten Zahlen<br />

426<br />

verteilt werden. So weiden die steuerlichen<br />

Ungleichheiten nach und nach verschwinden,<br />

sicher in dem Maße, in dem sich <strong>der</strong> Begriff<br />

<strong>der</strong> „gemeinsamen Aufgaben" durchsetzt<br />

und erweitert. Die Form ist dann<br />

nebensächlich; ob ein Zweck- o<strong>der</strong> Parochialverband<br />

gebildet wird, o<strong>der</strong> ob unseren<br />

Kreissynoden das Recht <strong>der</strong> Besteuerung<br />

für die genau zu best<strong>im</strong>menden übergemeindlichen<br />

Aufgaben und Bedürfnisse zugebilligt<br />

wird, ist schließlich gleichgültig. Nur soll<br />

man nicht kirchlich umorganisieren wollen,<br />

son<strong>der</strong>n organisch weiterbauen. Aber man<br />

muß den Anfang machen. Zeit ist nicht<br />

mehr zu verlieren! Wir müssen bei <strong>der</strong> jetzt<br />

zutage tretenden Finanz- und Steuernot<br />

einsetzen, müssen hier einen Ausgleich suchen,<br />

ohne uns durch diese — vielleicht nicht<br />

dauernde — Notlage die Richtung unseres<br />

Handelns best<strong>im</strong>men zu lassen. Und dann<br />

Ernst machen mit <strong>der</strong> gemeinsamen Verantwortung<br />

für die großen gemeinsamen<br />

kirchlichen Aufgaben und mit <strong>der</strong> gerechten<br />

Verteilung <strong>der</strong> durch sie entstehenden Lasten<br />

auf die Schultern, die sie tragen können.<br />

Lohmann, Essen.<br />

Zur Frage von Volk und Raum<br />

stattfinden konnte, so war das nur durch die<br />

Zuwan<strong>der</strong>ung von außen, zumeist aus dem<br />

Osten Deutschlands, möglich. Mit an<strong>der</strong>en<br />

Worten: das Land sorgt mit seiner<br />

Abwan<strong>der</strong>ung für das Weiterleben<br />

<strong>der</strong> Großstadt; die<br />

Großstadt erborgt sich das<br />

Leben durch Zuwan<strong>der</strong>ung«gewinn<br />

vom Lande. Die oben für<br />

Berlin mitgeteilten Ziffern werden in ähnlichen<br />

Zahlen-Verhältnissen von an<strong>der</strong>en<br />

Großstädten bestätigt, auch aus den rheinischen.<br />

Ueberall dasselbe Bild: die Großstadt<br />

lebt volklich auf Kosten des Landes.<br />

2. Wir sehen diesen Erscheinungen näher<br />

ins Auge und erkennen: die Landflucht<br />

bildet die größte Gefahr für den Bestand<br />

unseres Volkes. — Um diese Gefahren abzuschätzen,<br />

ist es notwendig, sich in wenigen<br />

Zahlen die Nan<strong>der</strong>ungSverluste des Landes<br />

und die Wan<strong>der</strong>ungsgewinne <strong>der</strong> Städte<br />

klar zu machen. Man staunt gleichzeitig<br />

über das Ausmaß <strong>der</strong> Binnenwan<strong>der</strong>ungen.<br />

Aus den Untersuchungen des Oberregierungörates<br />

Dr. Burgdörfer hierüber lernen<br />

wir geradezu katastrophale Zahlen kennen:<br />

In dem 70jährigen Zeitraum von 1840<br />

bis 1910 betrug <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>ungsverlust<br />

von<br />

Ostpreußen<br />

Westpreußen<br />

Pommern<br />

Posen<br />

Schlesien<br />

des Geburtenüberschusses.<br />

729 000, d. h. 52,0 ^<br />

603 000, d. h. 43,335<br />

744 000, d. h. 52,7 H<br />

878 000, d. h. 50,1 A<br />

674 000, d. h. 22,1 A<br />

Im Zeitraum von 1910 bis 1925<br />

haben sich die Dinge kaum geän<strong>der</strong>t, in<br />

den meisten Gebieten, beson<strong>der</strong>s in den<br />

Jahren 1919 bis 1925, erheblich verschlechtert.<br />

In Preußen beträgt <strong>der</strong> gesamte<br />

Wan<strong>der</strong>ungsverlust des Landes in den Jahren<br />

1919 bis 1925 nicht weniger als<br />

619 459 Menschen! Die Provinz Ostpreußen<br />

allein gab in <strong>der</strong> kurzen Zeitspanne<br />

von 6 Jahren rund 160 000 Menschen her.<br />

Und alle diese Menschenmassen hat restlos<br />

die Stadt, beson<strong>der</strong>s die Großstadt, verschlungen.<br />

Zwei Gesamtzahlenpaare erläutern<br />

dies noch einmal für Stadt und<br />

Land: In den Jahren 1900 bis 1910 steht<br />

einem Wan<strong>der</strong>ungSverlust deS Landes von<br />

1 079 578 Menschen ein Wan<strong>der</strong>ungsgewinn<br />

<strong>der</strong> Städte von 1 413 96? Menschen<br />

gegenüber; in den Jahren 1919 bis 1925<br />

verzeichnen wir einen Wan<strong>der</strong>ungsverlust<br />

des Landes von 619 459 und einen Wan<strong>der</strong>ungSgewinn<br />

<strong>der</strong> Städte von 624 494<br />

Menschen.<br />

Hier liegt die große Gefahr <strong>der</strong> Landflucht<br />

klar zu Tage: durch die Umschichtung dieser<br />

Menschenmassen vom Lande in die Stadt<br />

werden, bevölkerungspolitisch gesehen, diejenigen<br />

Kräfte geschwächt und zur Min<strong>der</strong>heit<br />

innerhalb des Volksganzen gemacht,<br />

die in erster Linie die Aussicht bieten, durch<br />

ausreichenden Geburtenüberschuß den Bestand<br />

des Volkes zu sichern. Diese Zahlen<br />

nötigen aus Gründen <strong>der</strong> Volkseristenz zu<br />

Maßnahmen, das Abströmen vom Lande in<br />

die Städte zu unterbinden o<strong>der</strong> aber den<br />

Abwan<strong>der</strong>ungsstrom so zu leiten, daß er die<br />

ländliche BevölkerungSschicht stärkt und vermehrt.<br />

Die bevölkerungspolitisch vornehmste<br />

Maßnahme hierzu ist aber: die Siedlung.<br />

3. Was die Siedlung für den Landarbeiter<br />

des Ostens bedeutet, das bedeutet sie in<br />

verstärktem Maße für den nachgeborenen<br />

Bauernsohn des Westens, in <strong>Rheinland</strong> und<br />

Westfalen. Bei den Motiven des Abwan<strong>der</strong>nS<br />

letzterer spielt eine bedeutungsvolle<br />

Rolle die Frage des Erbrechts. Es ist ja<br />

bekannt, daß sich in <strong>der</strong> Diskussion die<br />

Freunde des Anerbenrechtes und die Anhänger<br />

und Verteidiger <strong>der</strong> freien Teilung<br />

des ländlichen Besitzes (so fast auf dem<br />

ganzen linken Rheinufer) gegenüberstehen.<br />

Sehr wirkungsvoll und weithin gehört,<br />

sprach sich nun kürzlich <strong>der</strong> bekannte Agrarpolitiker,<br />

Professor Aereboe, auch für die<br />

freie Teilung und gegen die geschlossene Vererbung<br />

auS. Ihm gegenüber äußerte sich<br />

in wertvollen Darlegungen <strong>im</strong> „Westdeutschen<br />

Landwirt", Nr. 2/1929, <strong>der</strong> Landrat<br />

des Kreises Euskirchen, RegierungSrat Dr.<br />

Brandts. Er untersucht einige Angaben<br />

AereboeS und auch sonstige Einwände gegen<br />

das Anerbenrecht an Hand <strong>der</strong> tatsächlichen<br />

Verhältnisse von <strong>Rheinland</strong> und Westfalen.<br />

Wir wollen seine Ausführungen kurz<br />

skizzieren.


1. Es wird behauptet, daß in den Gebieten<br />

des Anerbenrechtes die vom Hof weichenden<br />

Kin<strong>der</strong> infolge <strong>der</strong> Abfindung degradiert<br />

werden mit dem Erfolge, daß sie größtenteils<br />

in das Arbeiterproletariat hinabsinken.<br />

Dagegen ist einzuwenden, daß in Westfalen,<br />

wo das Anerbenrecht gilt, in <strong>der</strong> Vorkriegszeit<br />

— nur diese Erhebungen sind vorhanden<br />

— von den Abfindlingen 43 A selbständige<br />

Landwirte wurden, ein Drittel von<br />

ihnen durch Einheirat in an<strong>der</strong>e Höfe. Nur<br />

6?3 sind Tagelöhner geworden; das ist ein<br />

so geringer Bruchteil, daß er auf die VererbungSart<br />

nicht zurückgeführt weiden kann.<br />

Was unser <strong>Rheinland</strong> angeht, wo <strong>der</strong><br />

Grundbesitz real geteilt wird, so dürfte —<br />

ein NichtVorhandensein einer Statistik ist<br />

sehr zu bedauern — aber ein höherer Prozentsatz<br />

von <strong>der</strong> Proletarisierung anhe<strong>im</strong>fallenden<br />

Landwirtsöhnen zu verzeichnen<br />

sein, als in Westfalen. So wan<strong>der</strong>ten z.<br />

B. aus einem Eifeldorf, das 420 Seelen<br />

umfaßte, über 100, also 25^, nach Köln<br />

und Umgegend aus, um dort als Industriearbeiter<br />

unterzukommen. Aus an<strong>der</strong>en<br />

Orten werden ähnliche Zahlen berichtet.<br />

2. Der Behauptung AereboeS, das Anerbenrecht<br />

sei ein Hin<strong>der</strong>nis <strong>der</strong> Volksvermehrung,<br />

dürfte die Tatsache wi<strong>der</strong>sprechen,<br />

daß in Gebieten des Anerbenrechts eine Kin<strong>der</strong>armut<br />

nicht vorhanden ist. Wenn stch<br />

in <strong>der</strong> Nachkriegszeit ein Geburtenrückgang<br />

dort geltend machen sollte, so ist das eine<br />

Erscheinung allgemeiner Art, für <strong>der</strong>en Vorhandensein<br />

das Erbrecht nicht verantwortlich<br />

gemacht werden darf. Umgekehrt hat<br />

sich in manchen Teilen <strong>der</strong> Rheinprovinz,<br />

wo die Realteilung üblich ist, seit mehreren<br />

Jahrzehnten trotz Eode civil und Bürgerlichem<br />

Gesetzbuch die Tendenz <strong>der</strong> freiwilligen<br />

Beschränkung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>zahl bemerkbar<br />

gemacht. In einem Ort an <strong>der</strong><br />

Nahe waren <strong>im</strong> Jahre 4875 78<br />

Schulkin<strong>der</strong>, <strong>im</strong> Jahre 4927<br />

unter sonst gleichgebliebenen<br />

Verhältnissen nur noch 48. In<br />

einem Orte von 45 Häusern sind in 24<br />

Haushaltungen nur Einzelkin<strong>der</strong>!<br />

3. Die Anerbensttte ist nicht eingeführt, um<br />

ein Kind zu bevorzugen, son<strong>der</strong>n um den<br />

Hof als Familienbesitz leistungsfähig zu<br />

erhalten. Hier liegt auch die Grenze des<br />

Anerbenrechtes, und hier deckt sich Familienund<br />

Volksinteresse. Die Annahme Aereboes,<br />

daß be<strong>im</strong> Anerben <strong>der</strong> Trieb zum Anspannen<br />

aller Kräfte gemin<strong>der</strong>t werde, trifft<br />

ebenfalls <strong>im</strong> allgemeinen nicht zu. Im<br />

Gegensatz dazu hat in den Realteilungsgebieten<br />

<strong>der</strong> Rheinprovinz, insbeson<strong>der</strong>e<br />

in den wirtschaftlich zurückgebliebenen<br />

Gebirgsgegenden — Eifel, HunSrück —<br />

<strong>der</strong> durch die gleiche Eibteilung hervorgerufene<br />

häufige Besitzwechsel mit den dadurch<br />

entstehenden Gebühren und Unkosten die<br />

Kleinheit und Vielheit <strong>der</strong> Parzellen, die<br />

Wegelosigkeit und Streulage, die demzufolge<br />

geringen Erträge und Betriebsmittel,<br />

<strong>der</strong>en Herabmin<strong>der</strong>ung <strong>im</strong> umgekehrten<br />

Verhältnis steht zu den infolge des Landhungers<br />

steigenden Kaufpreisen, in zweifacher<br />

Weise unerwünschte Folgen gezeitigt:<br />

eine gedeihliche Bewirtschaftung des Grund<br />

und Bodens wird ernsthaft in Frage gestellt,<br />

und weiterhin wird die Lebenshaltung des<br />

Betriebsinhabers trotz angestrengter Arbeit<br />

vielfach unter diejenige eines<br />

städtischen Arbeitslosen herabgedrückt,<br />

und so ist er nicht mehr in <strong>der</strong><br />

Lage, seinen Söhnen die für die Landwirtschaft<br />

o<strong>der</strong> einen sonstigen Beruf erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Fachkenntnisse zu vermitteln. Zu Lebzeiten<br />

<strong>der</strong> Eltern bleibt die Familie auf dem<br />

Besitztum zusammen, um nach <strong>der</strong>en Tod<br />

sich in alle Welt zu zerstreuen; die Familicnglie<strong>der</strong><br />

stellen das Heer <strong>der</strong> ungelernten Arbeiter,<br />

das bedeutet aber die Proletarisierung.<br />

Angesichts dieser unbestreitbaren Tatsachen<br />

ergibt sich die zwingende Nötigung, Mittel<br />

und Wege zur Abän<strong>der</strong>ung des bisherigen<br />

Auslandes in <strong>der</strong> Rheinprovinz zu<br />

suchen, und zwar etwa in folgen<strong>der</strong> Richtung:<br />

die vom Hofe weichenden Kin<strong>der</strong><br />

müssen in gleicher Weise Erben sein wie <strong>der</strong><br />

Anerbe —, darin ist Aerboe recht zu<br />

geben. Aber die Bedingungen <strong>der</strong> Gutsübernahme<br />

müssen so gestaltet werden, daß<br />

<strong>der</strong> Uebernehmer in <strong>der</strong> Lage ist, das Gut<br />

dauernd zu behalten. Darum darf bei <strong>der</strong><br />

ErbauSeinan<strong>der</strong>setzung nur <strong>der</strong> Ertragswert,<br />

nicht <strong>der</strong> Veikauföwert zu Grunde gelegt<br />

werden. Zum Ausgleich für das Risiko des<br />

Gutsübernehmers ist eine beson<strong>der</strong>e Bevorzugung<br />

erfor<strong>der</strong>lich (sogen. Voraus). Zugunsten<br />

<strong>der</strong> vom Hof weichenden Kin<strong>der</strong><br />

muß dafür gesorgt werden, daß vom Uebernehmer<br />

<strong>der</strong> Hos nicht verkauft o<strong>der</strong> überschuldet<br />

werden kann, und zwar auf dem<br />

Wege <strong>der</strong> Beschränkung <strong>der</strong> Verschuldungsfreiheit<br />

durch Eintragung.—Hiermit nähert<br />

sich Brandts in gewisser Weise einem freien<br />

Anerbenrecht auch für die rheinischen Verhältnisse;<br />

ein obligatorisches Anerbenrecht<br />

aber lehnt er ab, da es sich mit den Rechtsempfindungen<br />

<strong>der</strong> heutigen Zeit nicht mehr<br />

vereinbare. —<br />

4. Die unerwünschten Folgen <strong>der</strong> freien<br />

Teilung, und zwar <strong>der</strong> früher streng durchgeführten<br />

Naturalteilung nach französischem<br />

Recht, werden dank <strong>der</strong> Aufklärung <strong>der</strong><br />

ländlichen Berufsorganisationen von <strong>der</strong><br />

Bevölkerung aus freien Stücken zu vermeiden<br />

gesucht. Die Zeit <strong>der</strong> übertriebenen<br />

Parzellenwirtschaft auf dem HunSrück ist<br />

doch vorüber, und damit manche Folge, wie<br />

sie Brandts oben <strong>im</strong> allgemeinen richtig<br />

dargestellt hat. Dafür bieten die neuerlichen<br />

Untersuchungen <strong>der</strong> rheinischen Kulturämter<br />

hinreichenden Beweis, wenn sie<br />

feststellen, daß in den Gebieten <strong>der</strong> freien<br />

Erbteilung nach <strong>der</strong> Umlegung sich eine<br />

wesentliche Vermehrung <strong>der</strong> durch diese gebildeten<br />

Besitzstücke nicht eingetreten ist. Aus<br />

dein mir vorliegenden Vlllterial führe ich<br />

nur die Gemeinde Fronhofen <strong>im</strong> Kreise<br />

S<strong>im</strong>mern (Hunörück) an, wo die Zusammenlegung<br />

<strong>im</strong> Jahre 4 9 0 8 vorgenommen<br />

wurde und 456 Besitzer 588 Parzellen<br />

besaßen. Am 43. Dezember 4926 betrug<br />

die Zahl <strong>der</strong> Parzellen 643, war also trotz<br />

Eibgang während eines Zeitraumes von 48<br />

Jahren nur um 43 Stücke gestiegen. Hieraus<br />

dürfte zu entnehmen sein, daß Aufklärung<br />

und selbstgewonnene Einsicht in die<br />

wirtschaftlichen Vorteile einer angemessenen<br />

Besttzgröße zu einer zweckmäßigen Erbteilung<br />

auch ohne Gesetz beitragen.<br />

Pfarrer Dr. Poos, Seibersbach<br />

Die Innere Mission an <strong>der</strong> Schwelle ihres neunten Jahrzehnts<br />

(Schluß.)<br />

Hier trennen stch die Wege zwischen<br />

dem Sozialismus (in <strong>der</strong> Auffassung <strong>der</strong><br />

Arbeiterwohlfahrt) und dem Christentum.<br />

Wenn <strong>der</strong> Sozialismus glaubt, die Entwürdigung<br />

des Hilfsbedürftigen damit zu<br />

überwinden, daß er ihm ein klagbares<br />

Recht auf die Hilfe <strong>der</strong> Allgemeinheit zugesteht,<br />

so schiebt er mit einer leichten<br />

Handbewegung die unfaßbare Größe und<br />

das ungeheuere, wenn auch unwägbare Gewicht<br />

hingeben<strong>der</strong>, helfen<strong>der</strong> Menschenliebe<br />

von diesem ganzen Gebiet weg und macht<br />

daraus eine finanzielle Abrechnung.<br />

Wir aber wollen, daß in <strong>der</strong> Hilfeleistung<br />

des einen für den an<strong>der</strong>en das Bewußtsein<br />

brü<strong>der</strong>licher Verbundenheit seinen Ausdruck<br />

findet, zu dem <strong>der</strong> Helfer und Gebende gewiß<br />

stch verpflichtet weiß, aber nicht durch<br />

Gesetzgebung, son<strong>der</strong>n durch das Bewußtsein<br />

<strong>der</strong> Verbundenheit in<br />

dem einen Gott und Vater; aus<br />

dem <strong>der</strong> Hilfsbedürftige und<br />

Nehmende darum auch nichts<br />

an<strong>der</strong>es herausfühlt als die<br />

brü<strong>der</strong>liche Liebe, <strong>der</strong>en Gabe<br />

anzunehmen nichts Entwürdigendes<br />

in sich birgt.<br />

Und wenn wir <strong>der</strong> staatlichen Gesetzgebung<br />

auf diesem Gebiet das Wort geredet haben,<br />

so darum, weil es für die innere Verpflichtung<br />

eines Staates keinen an<strong>der</strong>en Ausdruck<br />

gibt als den des Gesetzes; so darum,<br />

weil wir wollten, daß <strong>der</strong> Staat in dieser


Form dem Bewußtsein Ausdruck verleihe,<br />

daß er Volksgemeinschaft sein will, die ihre<br />

Glie<strong>der</strong> in Liebe trägt. <strong>Das</strong> kann aber<br />

dem Hilfsbedürftigen nur zum Bewußtsein<br />

kommen, wenn <strong>der</strong> Staat aus <strong>der</strong> ganzen<br />

Organisation, die aus seiner Gesetzgebung<br />

erwächst, nicht die Liebe ausschließt, und<br />

nicht die Kreise ausschließt, die von brü<strong>der</strong>licher<br />

Verbundenheit best<strong>im</strong>mt ihre Arbeit<br />

tun wollen, son<strong>der</strong>n daß er sie hineinn<strong>im</strong>mt<br />

in seine Organisation, also <strong>der</strong> gegenwärtig<br />

um sich greifenden Säkularisation Einhalt<br />

tut.<br />

Wir sind auch überzeugt, daß die letztoerantwortlichen<br />

Kreise <strong>der</strong> amtlichen deutschen<br />

Wohlfahrtspflege, wie sie in unseren<br />

Ministerien die Dinge beobachten und beurteilen<br />

und wie sie heute mit uns in dieser<br />

Beurteilung einer säkularisierten Wohlfahrtspflege<br />

einig gehen, eines Tages zurückrufen<br />

werden von diesem Weg. Die,<br />

die diesen Weg heute gehen, sind vielfach<br />

die maßgebenden kommunalen Stellen in<br />

unseren Großstädten, in diesen entseelten,<br />

dem Schwergewicht des VerwaltungSmechanismus<br />

ausgelieferten Gebilden. Weil das<br />

Gewicht <strong>der</strong> Sache selbst aber sich eines<br />

TageS für unsere Anschauung auswirken<br />

muß — wolle Gott, daß es nicht ersi nach<br />

dem Zusammenbruch <strong>der</strong> deutschen Wohlfahrtspflege<br />

geschieht, — so bleiben wir<br />

auf unserem Kosten.<br />

Aber wir werden uns stärker noch als in<br />

vergangenen fahren bewußt, daß wir die<br />

spezielle Linie unserer Arbeit<br />

schärfer und klarer auszugestalten haben<br />

und all unseren angeschlossenen Verbänden<br />

das Bewußtsein dafür stärken müssen, daß<br />

wir unsere Arbeitslinie, unsere Eigenart,<br />

die uns gegebene Kraft in ihrer beson<strong>der</strong>en<br />

Ausprägung in den Dienst <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />

unseres deutschen Volkes zu stellen<br />

haben.<br />

Diese schärfere und klarere HerauSarbeitung<br />

unserer Linie aber vollzieht sich unter<br />

<strong>der</strong> Form und zugleich <strong>im</strong> engsten Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Sammlung und organisatorischen<br />

Zusammenfassung unserer Kräfte.<br />

Wir haben gerade darüber aus dem vergangenen<br />

Jahr auf einer Reihe von Arbeitsgebiet«,<br />

neu zu berichten.<br />

Auf dem Gebiet <strong>der</strong> Gesundheitsfürsorge:<br />

Im vergangenen Jahr haben die<br />

Verbände evangelischer Krankenhäuser,<br />

wie sie zunächst für <strong>Rheinland</strong><br />

und Westfalen und dann auch für<br />

Deutschland gegründet worden sind, eine<br />

weitere sehr rege Tätigkeit entfaltet. Die<br />

Vorgänge in kommunalen Berliner Krankenhäusern<br />

waren ein Warnungssignal und<br />

haben die Bedeutung eigener evangelischer<br />

Krankenhäuser für unsere Städte und für<br />

das Land uns sehr zum Bewußtsein gebracht.<br />

Wollten wir aber eigene Krankenhäuser,<br />

so mußten sie in ihrem inneren und<br />

äußeren Aufbau die Konkurrenz mit den<br />

an<strong>der</strong>en aushalten. So sehen wir in den<br />

letzten Jahren eine außerordentlich rege<br />

Ausbau- und Neubautätigkeit bei unseren<br />

evangelischen Krankenhäusern. Auch ihr<br />

innerer Ausbau stand vor einer Fülle neuer<br />

Aufgaben und Fragen, zu <strong>der</strong>en lleberwindung<br />

und Lösung die Krankenhausverbände<br />

wertvollste Hilfe geleistet haben.<br />

Im engen Zusammenhang mit <strong>der</strong> Gründung<br />

des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n Krankenhansverbandes<br />

stand die Einrichtung des<br />

Referates für Gesundheitsfürsorge<br />

<strong>im</strong> I e n tra l-A u ssch u ß für<br />

Innere Mission. Seiner Tätigkeit<br />

ist es zu verdanken, daß <strong>im</strong> vergangenen<br />

Jahr <strong>der</strong> Gesamtverband <strong>der</strong><br />

deutschen evangelischen Kranken-<br />

und Pflegean st alten gegründet<br />

wurde. Er umfaßt den KrankenhauSverband,<br />

den Verband <strong>der</strong> evangelischen<br />

Kin<strong>der</strong>erholungshe<strong>im</strong>e, den Verband <strong>der</strong><br />

deutschen Krüppelhe<strong>im</strong>e, die Anstalten für<br />

Geistesschwache und Epileptiker, die Irrenpflege,<br />

die Alters- und Siechenfürsorge, und<br />

die Konferenz <strong>der</strong> Krankenhausseelsorger.<br />

Auch hat sich das aus den Mitteilungen des<br />

Deutschen <strong>Evangelische</strong>n Krankenhauöver-,<br />

bandes entstandene Organ des genannten<br />

Gesamtverbandes unter dem Titel „Gesundheitsfürsorge<br />

<strong>der</strong> Inneren Iltission" zu einer<br />

außerordentlich wertvollen, reichhaltigen<br />

und gut geleiteten Zeitschrift entwickelt.<br />

In diesem Zusammenhang dürfen ein paar<br />

Notizen gebracht werden über die Anstalten<br />

für A Normalenpflege <strong>im</strong><br />

<strong>Rheinland</strong>. Die von <strong>der</strong> Inneren Mission<br />

übernommene Anstalt Waldbröl,<br />

<strong>der</strong>en Betrieb die Diakonenanstalt Duisburg<br />

auf sich genommen hat, und durch die<br />

Herren Pfarrer Bergfried und Dr. Kupfernagel<br />

durchführen läßt, hat sich in außerordentlich<br />

schnellem Tempo sehr gut und<br />

erfreulich entwickelt und ist heute bis fast<br />

zur Grenze <strong>der</strong> Belegungsfähigkeit belegt.<br />

Eine gleich erfreuliche Entwicklung ist zu<br />

berichten von <strong>der</strong> Lungenheilstätte<br />

Waldhof-ElgerShausen, die vor<br />

wenig Jahren <strong>der</strong> Zentralausschuß aus<br />

Privathand übernommen hat. Vor wenig<br />

Wochen ist dort die alte Kapelle aufs neue<br />

feierlich geweiht worden, ein Zeichen für<br />

den Willen, daß an dieser Stüsie <strong>der</strong> Geist<br />

des Evangeliums in <strong>der</strong> Liebe tätig sein<br />

soll.<br />

Im vergangenen Jahr konnten wir auch<br />

dazu helfen, daß die Konferenz <strong>der</strong> T a u b -<br />

stumm enseelsorger dem seit langem<br />

empfundenen Bedürfnis nach einer Ausbildungsstätte<br />

für schulentlassene taubstumme<br />

Mädchen durch Einrichtung eines Hauses<br />

in Neuwied genügen konnte.<br />

Die Anstalt <strong>der</strong> Anormalenpflege, die durch<br />

ihre Geschichte aufs engste mit uns verbunden<br />

ist, <strong>der</strong> Tannenhof, steht vor sehr<br />

schwerwiegenden Entscheidungen. Der, <strong>der</strong><br />

ihre Entwicklung von den kleinsten Anfängen<br />

bis zu <strong>der</strong> heutigen Größe mit sicherer<br />

Hand geleitet, mit klarem Geist durchdacht<br />

und vorbereitet hat, unser Freund und Mitglied,<br />

Herr Pfarrer Steil, will zum Herbst<br />

dieses Jahres aus <strong>der</strong> Leitung scheiden.<br />

Wir schulden ihm für das, was er mit<br />

dieser ersten großen evangelischen Anstalt<br />

für Irrenpflege aufgebaut hat, unauslöschliche<br />

Dankbarkeit. Daß das, was ei»<br />

D. Hafner gedacht und gewollt, für das<br />

er den Provinzial-Ausschuß unter D. Conzes<br />

Führung gewonnen hatte, Wirklichkeit geworden<br />

ist, Gestalt gewonnen hat: evangelische<br />

Irrenpflege in evangelisch-best<strong>im</strong>mter»<br />

HauS, das danken wir Herrn Pfarrer<br />

Steil. Wir wollen heute nicht Abschied nehmen<br />

von ihm; wir hoffen ihn auch als<br />

Emeritus noch in unserer Mitte zu sehen.<br />

Aber wir wollen in dieser entscheidenden<br />

Stunde <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Anstalt ihm dan-<br />

Innere Mission<br />

Der Gehalt des GedcmkenS <strong>der</strong> Innere»<br />

Mission ist so reich und so umfassend,<br />

greift so sehr in fast alle mit <strong>der</strong> Ge-<br />

sinnung zusammenhängenden Stiftun-<br />

gen in Staat und <strong>Kirche</strong> ein, ist so<br />

indifferent gegen jede Aeußerlichkeit<br />

und Form als solche, so tief eindrin-<br />

gend in die verwirkeltsten und schwierig-<br />

sten Fragen <strong>der</strong> Zeit, so anerkennend<br />

gegen alle irgend besseren Bestrebun-<br />

ken und <strong>der</strong> Anstalt wünschen, daß sie einen<br />

ebenso tatkräftigen, ruhig besonnenen und<br />

sicher zugreifenden Leiter gewinnen möge.<br />

In diesem Zusammenhang sei darauf aufmerksam<br />

gemacht, daß z. Z. <strong>der</strong> offenen<br />

Irrenpflege, d. h. <strong>der</strong> Pflege <strong>der</strong><br />

nicht anstaltsbedürftigen Irren und ihrer<br />

Betreuung in ihrer normalen Umgebung<br />

heute sich beson<strong>der</strong>es Interesse zuwendet:<br />

eine neue Aufgabe für unsere Gemeinden<br />

und ihre Jugend- und Wohlfahrtsämter.<br />

Wir haben sie gelegentlich einer <strong>der</strong> letzten<br />

Freizeiten auch schon eingehend besprochen.<br />

In das Gebiet <strong>der</strong> Gesundheitsfürsorge<br />

würde noch hineingehören ein Wort über<br />

die Wirkung des Gesetzes zur Bekämpfung<br />

<strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten.<br />

Es ist ja kaum 4 56 Jahr in<br />

Kraft. Viel ist darum darüber noch nicht<br />

zu sagen. Abgesehen von Einzelheiten, lei<strong>der</strong><br />

auch nicht viel Erfreuliches. Die Befürchtung,<br />

daß die starke Lockerung, die das<br />

Gesetz für die Prostitution brachte, durch<br />

Aufhebung <strong>der</strong> Sittenpolizei, sich auch unheilvoll<br />

auswirken könne durch Vermehrung


<strong>der</strong> Prostitution, hat lei<strong>der</strong>, wie das<br />

Straßenbild vieler Städte beweist, an einer<br />

ganzen Reihe von Orten Recht behalten.<br />

Man soll aber damit das Gesetz doch nicht<br />

abtun wollen. Alte polizeiliche Formen<br />

sind gefallen; neue fürsorgerische Formen<br />

werden gefor<strong>der</strong>t, vielleicht hätte die Ueberleitung<br />

von <strong>der</strong> einen in die an<strong>der</strong>e Form<br />

vorsichtiger sein können; daß die fürsorgerische<br />

Form nicht doch ihre Erfolge noch<br />

zeitigen könnte, wird niemand bestreiten<br />

wollen, — Diese ganze Umstellung war ja<br />

notwendig, um an den Herd <strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten,<br />

an die Kranken, sich <strong>der</strong> Kontrolle<br />

entziehenden Menschen heranzukommen.<br />

<strong>Das</strong> eine jedenfalls ist erreicht, daß<br />

man jetzt ungefähr eine Vorstellung von<br />

dem Umfang <strong>der</strong> Aufgabe bekommen hat.<br />

Sie ist allerdings erschütternd groß. Man<br />

gen, die eine Erneuerung des Lebens<br />

bezwecken, so anerkennend gegen alles<br />

auch noch so verdeckte Wahre in den<br />

Erscheinungen des Sozialismus, des<br />

deutschen und undeutschen, daß sie<br />

wahrhaftig wert ist, mit so vielen<br />

Männern als nur möglich besprochen<br />

zu werden, damit man von den ver-<br />

schiedenen Standpunkten aus die <strong>im</strong>-<br />

mer neu darauf fallenden Lichter ent-<br />

decke.<br />

Wichern, Tagebuch vom 28. 40. 4844.<br />

muß nach den Erhebungen des statistischen<br />

Reichüamtes damit rechnen, daß wir z, Z.<br />

noch pro Jahr 300 000 Neuerkrankungen<br />

an Geschlechtskrankheiten zählen, das sind<br />

fast 4000 für den Tag.<br />

Wenn irgendwo, so wird sich auf diesem Gebiet<br />

zeigen, daß man mit allen hygienischen<br />

Maßnahmen allein nicht auskommt, son<strong>der</strong>n<br />

daß hier eine erzieherische Arbeit mit<br />

dem Ziel verantwortungsbewußter Sittlichkeit<br />

des einzelnen einzusetzen hat.<br />

Ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk wird man in<br />

diesem Zusammenhang haben müssen für<br />

die Eheberatungsstellen.<br />

Ebenfalls in diesem Zusammenhang mag<br />

hingewiesen weiden auf eine neue Arbeit,<br />

die <strong>der</strong> Provinzial-AuSschuß <strong>im</strong> vergangenen<br />

Jahr aufgenommen und gleich mehrfach<br />

durchgeführt hat, die Freizeiten für<br />

Hebammen, die von den Teilnehmerinnen<br />

außerordentlich dankbar begrüßt worden<br />

sind. Wie nahe die Fragen dieses Berufes<br />

mit <strong>der</strong> sittlichen Haltung <strong>der</strong> Frauenwelt<br />

sich berühren, braucht hier nicht er-<br />

örtert zu werden. <strong>Das</strong> liegt auf <strong>der</strong> Hand.<br />

Zu einer wirksamen Ueberwindung bzw. Bekämpfung<br />

<strong>der</strong> Prostitution werden wir nur<br />

dann kommen können, wenn <strong>der</strong> fürsorgerischen<br />

Tätigkeit an den Prostituierten<br />

auch <strong>der</strong> Schlußstein <strong>im</strong> Aufbau <strong>der</strong> Gefährdetenfürsorge<br />

nicht mehr fehlt, das<br />

Bewahrungsgesetz, über das wir<br />

hier wie<strong>der</strong>holt berichtet haben.<br />

Auf dem erzieherischen Gebiet<br />

will z. Z. die Gefahr <strong>der</strong> Säkularisation<br />

fast noch größer scheinen als auf dem gesundheitsfürsorgerischen<br />

Gebiet. Alte seit<br />

Jahrzehnten, ja seit Jahrhun<strong>der</strong>ten bearbeitete<br />

Gebiete unterliegen z. Z. infolge <strong>der</strong><br />

Auswirkung des Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes<br />

<strong>der</strong> stärksten Einflußnahme seitens<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Wohlfahrtsbehörden.<br />

In diesem Jahre feiert die evangelische<br />

Kleinkin<strong>der</strong>pflege die Erinnerung<br />

an die Gründung <strong>der</strong> ersten Kleinkmdcrschule<br />

vor 450 Jahren durch Pfarrer<br />

Obcrlin und seine Gehilfin Luise Scheppler.<br />

Lange Zeit hat man dies Gebiet wenigstens<br />

in seiner breiten Ausdehnung den<br />

<strong>Kirche</strong>ngemeinden überlassen. Was bedeutet<br />

es denn, wenn hier und da eine Kommune<br />

auch ihrerseits einen o<strong>der</strong> zwei Kin<strong>der</strong>gärten<br />

errichtet, wenn man eS den <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

überläßt, die übrigen 45—20 zu unterhalten,<br />

die für die Zahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> notwendig<br />

sind. Dann aber kam das Reichsjugendwohlfahrtsgesetz,<br />

unterstellte diese<br />

Kin<strong>der</strong>gärten <strong>der</strong> Aufsicht <strong>der</strong> Regierung.<br />

Diese legt nun Mustermaßstäbe an und<br />

hat nicht <strong>im</strong>mer das notwendige Verständnis<br />

erkennen lassen, daß zeitgemäßer Ausbau<br />

und Aufbau <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>gärten auch<br />

durchaus unser Ziel ist, daß wir aber <strong>im</strong><br />

Tempo nicht <strong>im</strong>mer so können, wie wir<br />

möchten angesichts <strong>der</strong> leidigen Finanznot,<br />

Zu diesem notwendigen Aufbau gehört auch<br />

die Frage <strong>der</strong> Schulung unserer Kräfte.<br />

Hier ist die Gefahr eines starken Eingriffes<br />

von feiten <strong>der</strong> Regierung in den Aufbau<br />

und Ausbau <strong>der</strong> Nachschulungskurse sehr<br />

lebendig. Wir müssen diese Nachschulung<br />

selbst in <strong>der</strong> Hand haben, weil wir nicht<br />

damit rechnen können, daß die von an<strong>der</strong>en<br />

Stellen eingerichteten Nachschulungskurse<br />

neben <strong>der</strong> zweifellos tadellosen methodologischen<br />

Schulung auch die seelische Seite <strong>der</strong><br />

Aufgabe richtig erfassen. Wir sind darum<br />

KaiserSwerth sehr dankbar, daß es sich dieser<br />

Schulung und Nachschulung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>gärtnerinnen<br />

<strong>im</strong> letzten Jahr in so weitem<br />

Umfang angenommen hat.<br />

Auf einem an<strong>der</strong>en Gebiet <strong>der</strong> Erziehungsfürsorge<br />

wirkt sich die Säkularisationsbestrebung<br />

z. Z. viel radikaler aus, so radikal,<br />

daß man von einer Krise <strong>der</strong><br />

Fürsorgeerziehung sprechen muß.<br />

Hier sind die Rufer <strong>im</strong> Streif die Kommunisten<br />

und die Sozialisten. Die Provinzialbehörden,<br />

in <strong>der</strong>en Händen die Durchführung<br />

<strong>der</strong> Fürsorgeerziehung ruht, stehen<br />

mit uns in einer geschlossenen Front. Die<br />

Methoden des Kampfes sind beson<strong>der</strong>s<br />

interessant. Sie wählen nicht nur d^n Weg<br />

sachlicher Erörterung unleugbar vorhandener<br />

Probleme <strong>im</strong> Kreis <strong>der</strong> Fachleute und<br />

Sachverständigen, man wendet sich vielmehr<br />

mit Büchern (nicht Fachschriften, son<strong>der</strong>n<br />

anreißerisch empfohlenen, mit halben Wahrheiten<br />

und viel Phantasieprodukten gespeisten<br />

Büchern) an die Oeffeütllchk.'it.<br />

Nicht genug damit, Kino und Theater muß<br />

herhalten, um die Welt <strong>der</strong> Kino- und<br />

Theaterbesucher, denen die Welt c'cr Fürsorgeerziehung<br />

fremd ist, durch ein <strong>im</strong><br />

Innersten verlogenes, den Zuständen in<br />

keiner Weise entsprechendes Bild gegen die<br />

Fürsorgeerziehung einzunehmen, um nicht<br />

zu sagen aufzupeitschen.<br />

Daneben hat die sozialdemokratische Partei<br />

<strong>im</strong> Landtag den Kampf gegen die<br />

Fürsorgeerziehung aufgenommen.<br />

Sie hat Anträge eingereicht, die die Fürsorgeerziehung<br />

als Son<strong>der</strong>maßnahme aufheben<br />

möchten — als ob die, auch nach<br />

sozialistischer Meinung, unbestreitbar notwendige<br />

Beschränkung des Elternrechts für<br />

alle die Fälle, in denen die Eltern aus<br />

bösem Willen ihre Kin<strong>der</strong> zum Schlechten<br />

anleiten, sie <strong>der</strong> Erziehung entziehen, möglich<br />

wäre, ohne Schaffung eines Son<strong>der</strong>rechtes,<br />

das einen tiefen Eingriff in das<br />

Elternrecht darstellt und darum nur in die<br />

Hände des verantwortungsbewußten VormundschaftörichterS<br />

gelegt werden kann.<br />

Daß man in allen an<strong>der</strong>en Fällen nach<br />

Möglichkeit sich die Zust<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> Eltern<br />

zu den erzieherischen Maßnahmen zu<br />

sichern sucht, ist eine Binsenwahrheit, die<br />

nicht die sozialdemokratische Fraktion jetzt<br />

erst entdeckt hat, die vielmehr seit Wichein<br />

und von <strong>der</strong> Recke unsere Anstaltserzieher<br />

längst kennen und sich zur Richtschnur<br />

machen. Daß unseren Anstalten und unserer<br />

Familienerziehung dieses Streben durch die<br />

neueren Formen <strong>der</strong> sogenannten freiwilligen<br />

Fürsorgeerziehung erleichtert wird und werden<br />

kann, haben sie begrüßt. Sie weiden<br />

sich aber darüber klar sein und bleiben<br />

müssen, daß wir um <strong>der</strong> mißleiteten Kin<strong>der</strong><br />

willen, in einer best<strong>im</strong>mten Gruppe von<br />

Fallen, an dem Zwang nicht vorbeikommen,<br />

dem Zwang, <strong>der</strong> dem Jugendlichen<br />

gewiß nicht fühlbar werden soll, <strong>der</strong> bei<br />

ihm bald überwunden werden soll durch<br />

das Gefühl, in <strong>der</strong> Anstalt He<strong>im</strong>at zu haben<br />

und von Liebe getragen zu sein; dem<br />

Zwang aber, <strong>der</strong> den Eltern <strong>im</strong>mer schmerzlich<br />

zum Bewußtsein kommen wird und<br />

über den diese Eltern, weil sie sich bewußt<br />

besserer Einsicht verschließen, auch sich niemals<br />

beruhigen werden.<br />

Aber es geht nicht an, daß die<br />

Öffentlichkeit, und sie tut es<br />

heute, diese schwersterziehbaren<br />

Jugendlichen unseren Anstalten<br />

überläßt, um diese schwerste Er-


ziehungSarbeit an ihnen zu tun,<br />

und daß sie dann gleichzeitig<br />

hingeht und die Leiter und das<br />

Personal dieser Anstalten in<br />

den Schmutz ziehen läßt durch<br />

die wi<strong>der</strong>lichsten Vorwürfe, als<br />

ob sich hier Orgien einer hartherzigen,<br />

wohl gar von sadistischem<br />

Trieb geleiteten, mitleidslosen<br />

Lust am Quälen und<br />

Unterdrücken gesun<strong>der</strong> Jugend<br />

abspielen.<br />

Wir stellen uns hier vor unsere Anstalten,<br />

ihre Leiter und ihr Personal. Sie sind gewiß<br />

nicht unfehlbar und haben das nie beansprucht.<br />

Sie haben an <strong>der</strong> Besserung<br />

und Ausgestaltung ihrer Methoden zumeist<br />

unter stetiger genauester Kontrolle ihrer<br />

eigenen Arbeit durch Jahrzehnte hindurch<br />

gearbeitet. Die Lösung <strong>der</strong> durch die gegenwärtige<br />

Struktur <strong>der</strong> Zeit gestellten Probleme<br />

werden s i e bringen, nicht die von keiner<br />

Sachkenntnis getrübten Kritiker. Aber<br />

sie werden sie nur schaffen können, wenn<br />

nicht von außen her dauernd völlig unsachliche<br />

Kritik in gehässiger Weise an sie herangebracht<br />

wird; wenn nicht von draußen<br />

<strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> die in <strong>der</strong> Erziehung befindliche<br />

Jugend beunruhigt wird und aufgchetzt<br />

wird; wenn man endlich lernen wollte,<br />

daß man den Erziehungserfolg von vornherein<br />

zerschlägt, wenn man weiterhin dafür<br />

sorgt, daß die Fürsorgeerziehung, gerade<br />

auch bei den Betroffenen ^ehe sie überhaupt<br />

mit ihr in Berührung gekommen sind)<br />

schon in Verruf kommt.<br />

Die an<strong>der</strong>e sozialistische Tendenz, die durch<br />

die Anträge hindurchgeht, ist die, die<br />

Durchführung <strong>der</strong> Fürsorgeerziehung<br />

aus den Händen <strong>der</strong> Provinzialverwaltungen<br />

und damit <strong>der</strong> einheitlich<br />

leitenden Behörde in die Hände <strong>der</strong> einzelnen<br />

Jugendämter hinüberzuspielen. Diese<br />

Tendenz ist durch den Herrn Volkswohlfahrtsminister<br />

in seiner Antwort auf die<br />

sozialistischen Anträge <strong>im</strong> Landtag gebührend<br />

gekennzeichnet worden. Dann würde die<br />

Fürsorgeerziehung in die Hände kommen<br />

von Beamten, die mit den ganzen Fragen<br />

und Schwierigkeiten dieses Arbeitsgebietes<br />

nicht vertraut wären, die politisch und weltanschaulich<br />

von den allerverschiedensten<br />

Strömungen hin- und hergerissen sein würden.<br />

Dann würden unsere Anstalten sich<br />

von Dutzenden und Aberdutzenden, in ein-<br />

zelnen Provinzen Hun<strong>der</strong>ten von Jugendämtern<br />

in ihre Erziehungsarbeit hineinreden<br />

lassen müssen. Ob das den Erziehungserfolg<br />

sichert, darf füglich bezweifelt werden.<br />

Der Wunsch, <strong>der</strong> dahinter sieht, ist<br />

zweifellos <strong>der</strong>, die Provinzialverwaltung, die<br />

eine weltanschaulich ausgeprägte Erziehung<br />

heute vertritt, auszuschalten.<br />

Wenn diese Pläne Wirklichkeit werden würden<br />

— und darum berühren sie so stark<br />

auch die Arbeit des Provinzial-AusschusseS<br />

selbst — so würden sie in kürzester Frist<br />

die weitere Tätigkeit unserer Zentralstelle<br />

für evangelische Familienerz<br />

iehung zum Erliegen bringen.<br />

Wir haben sie seinerzeit gegründet „<strong>im</strong><br />

Interesse einer einheitlichen, von religiös<br />

sittlichen Gedanken best<strong>im</strong>mten Erziehung<br />

<strong>der</strong> zur Fürsorgeerziehung in Familien best<strong>im</strong>mten<br />

evangelischen Zöglinge". Sie hat<br />

in dem Streben zu diesem Ziel, in den über<br />

IN Jahren ihres Bestehens außerordentlich<br />

Wertvolles geleistet. Sie hat eine große<br />

Zahl von evangelischen Familien willig gemacht<br />

zur fürsorgerischen Arbeit an <strong>der</strong><br />

he<strong>im</strong>atlosen Jugend; sie hat eine große Zahl<br />

von ehrenamtlichen Fürsorgern und Fürsorgerinnen<br />

willig gemacht und geschult für<br />

die Betreuung dieser Jugendlichen und <strong>der</strong><br />

Pflegefamilien; sie hat aus dem bunten<br />

Vielerle! eine einheitliche evangelische Arbeit<br />

gestaltet, die auf Grund <strong>der</strong> reichen Erfahrung,<br />

<strong>der</strong> Aufnahmeanstalt Oberbieber<br />

wie <strong>der</strong> erzieherischen Arbeit <strong>der</strong> Zentralstelle<br />

draußen in den Familien wertvolle Anregung<br />

zum Ausbau und zur <strong>im</strong>mer besseren<br />

Ausgestaltung dieses Arbeitsgebietes gegeben<br />

hat. Sie hat auch <strong>im</strong> Berichtsjahr<br />

auf dieser Linie ruhig und folgerecht sich<br />

weiterentwickelt. Sie hat vor allen Dingen<br />

die Zahl <strong>der</strong> halboffenen Anstalten vermehrt,<br />

in denen Schulentlassene gemeinsam<br />

unter erzieherischer Betreuung wohnen und<br />

leben, die von diesem Haus aus als Lehrlinge<br />

bzw. Lehrmädchen tagtäglich ein je<strong>der</strong><br />

hinausgehen an ihre Arbeitsstelle.<br />

Auf dem Gebiet <strong>der</strong> Erziehungsfürsorge<br />

haben uns <strong>im</strong> vergangenen Jahr beson<strong>der</strong>s<br />

beschäftigt die Aufgaben erzieherischer Betreuung<br />

von Erwachsenen, wie sie in den<br />

Formen <strong>der</strong> sozialen GerichtShilfe<br />

und <strong>der</strong> Entlassenenfürsorge<br />

vor allen Dingen ihren Ausdruck finden und<br />

wie sie auch in dem Prodi nzialkomitee<br />

gegen M ädchenhandel,<br />

In <strong>der</strong> Geschichte 0er Religion gibt es Ereignisse, die das Bild unserer Weltanschauung<br />

än<strong>der</strong>n und umgestalten: solche Ereignisse sind es, wenn aus dem Schutte<br />

Mesopotamiens eine vergessene Welt vor uns aufsteigt, o<strong>der</strong> wenn die Entstehung<br />

<strong>der</strong> israelitischen Religion sich in ungeahnter Klarheit vor uns enthüllt. Aber ebenso<br />

wichtig sind die religiösen Taten, die in <strong>der</strong> Gegenwart geschehen. An jenem<br />

Tage, als Johann Hinrich Wichern anfing, in <strong>der</strong> alten Strohdachhütte unterm<br />

Kastanienbaum mit einigen Hamburger Straßenjungen zu Hausen und Holzpantoffeln<br />

zu schnitzen: da hatten wir in Deutschland etwas 3?eueS. Von da wurde bewiesen, daß<br />

es möglich ist, auch aus dem oerkommendsten Proletarierkind einen Menschen zu<br />

sowie in unserer neubelebten Grenzdienstarbeit<br />

in Emmerich Gestalt<br />

gewonnen haben. Der Raum fehlt, um<br />

darauf hier <strong>im</strong> einzelnen einzugehen. Wir<br />

verfolgen natürlich mit ganz beson<strong>der</strong>em<br />

Interesse die Behandlung <strong>der</strong> Entwürfe des<br />

neuen Strafgesetzbuches und des<br />

neuen Strafvollzuggesetzes. Wir<br />

sehen in ihnen Gedanken sich auswirken, die<br />

für dieses Arbeitsgebiet vor 400 Jahren<br />

Fliedner und Wichern geltend zu machen<br />

suchten und die seitdem die Rheinisch-<br />

Westfälische Gefängnisgesellschaft<br />

in ununterbrochener Arbeit weiter<br />

vertreten, geför<strong>der</strong>t und zum großen Teil<br />

zur Gestaltung geführt hat.<br />

Wir haben einiges noch zu sagen über<br />

die Entwicklung auf dem sozialwirtschaftlichen<br />

Gebiet <strong>der</strong> Fürsorge.<br />

Wir haben eine ständig wachsende<br />

Inanspruchnahme unseres christlichen Arbeitsnachweises<br />

<strong>der</strong> Inneren Mission erlebt.<br />

Wenn die Zahlen, die wir dabei auszuweisen<br />

haben, auch gegenüber den Zahlen<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Arbeitsnachweise verschwinden,<br />

so muß doch darauf hingewiesen werden,<br />

daß sie eine ganz an<strong>der</strong>sartige und viel<br />

schwieligere und zeilraubende Bearbeitung<br />

for<strong>der</strong>n als die des öffentlichen Arbeitsnachweises.<br />

Je<strong>der</strong> Schematismus ist bei uns<br />

ausgeschlossen. Je<strong>der</strong> Fall will individuell<br />

behandelt sein. Auch bei den öffentlichen<br />

Arbeitsämtern wächst langsam das Verständnis<br />

dafür, daß <strong>der</strong> karitative Arbeitsnachweis<br />

unentbehrlich ist <strong>im</strong> Gesamtausbau<br />

des deutschen Arbeitsnachweiswesens, weil<br />

die Personen, mit denen wir es <strong>im</strong> karitativen<br />

Arbeitsnachweis zu tun haben, <strong>im</strong> allgemeinen<br />

für den öffentlichen Arbeitsnachweis<br />

unoermittelbar sind: entgleiste o<strong>der</strong> gefährdete<br />

Menschen, vielfach solche, die keiner<br />

mehr aufnehmen will, für die mit Sorgfalt<br />

die geeignete Stelle gesucht werden muß,<br />

wo sie nicht Nummer in einem Betrieb sind,<br />

wo sie aber auch nicht <strong>im</strong> Konkorrenzkampf<br />

mit den Gesunden und Normalen sofort<br />

wie<strong>der</strong> zu Fall kommen, wo sie vielmehr<br />

einer persönlichen Betreuung unterstehen.<br />

Daneben for<strong>der</strong>n wir für unseren Arbeitsnachweis<br />

das Recht, evangelisches<br />

Personal in evangelische Häuser und<br />

Anstalten zu vermitteln, denen es darauf<br />

ankommt, mit ihrem Personal in Gesinnungsgemeinschaft<br />

zu stehen.<br />

Ein beson<strong>der</strong>es Gebiet sozialwirtschaftlicher<br />

Fürsorge ist die Wan<strong>der</strong>erfürsorge.<br />

Sie ist auf <strong>der</strong> vor wenig Wochen in Bonn<br />

stattgehabten Jubiläumstagung <strong>der</strong> Herbergsverbände<br />

in ihrer ganzen Bedeutung<br />

vor unsere Seele gestellt worden. Angesichts<br />

des kommenden Reichsgesetzes über<br />

Wan<strong>der</strong>erfürsorge wird es wichtig sein, gerade<br />

auf diesem Gebiet dafür Sorge zu<br />

tragen, daß es nicht völlig säkularisiert<br />

wird, daß die Gedanken von PertheS und<br />

Bodelschwingh nicht einfach verdrängt<br />

werden.


In <strong>der</strong> Altersfürsorge flehen wir<br />

<strong>im</strong>mer noch vor <strong>der</strong> Notwendigkeit <strong>der</strong><br />

Schaffung weiterer Plätze. Die statistisch<br />

sich zeigende Anbahnung einer I^eberalterung<br />

unseres Volkes, wenigstens einer Zunahme<br />

des prozentualen Anteils <strong>der</strong> über<br />

60jährigen in unserem Volk läßt voraussehen,<br />

daß wir hier auf lange Zeit hinaus<br />

noch ein Notstandsgebiet haben, das unserer<br />

beson<strong>der</strong>en Beachtung bedarf.<br />

Ein Letztes auf dem Gebiet sozialwirtschaftlicher<br />

Fürsorge sei noch erwähnt, die<br />

75jährige Gedenkfeier des<br />

Elberfel<strong>der</strong> Armenpflege-<br />

s y st e m s, Dabei ist nur hier und da sehr<br />

zaghaft daran erinnert worden, soll darum<br />

aber zur Ehre unserer Väter umso deutlicher<br />

hier gesagt weiden, daß dies Elberfel<strong>der</strong><br />

Armenpflegesystem sich <strong>im</strong> wesentlichen<br />

aufbaute auf den Erfahrungen <strong>der</strong> evangelischen<br />

Gemeindediakonie. DllS Elberfel<strong>der</strong><br />

System, das große Kreise ehrenamtlicher<br />

Armenpfleger mit einer starken Selbstoerantwortung<br />

sorgen ließ für die Armen ihres<br />

Bezirkes, in dem sie selbst wohnten!, mit<br />

denen sie häufig Fühlung hatten!, ist weithin<br />

verlassen worden und verdrängt durch<br />

das Straßburger System, das zentralisiert,<br />

damit vielfach bürokratisiert und in starkem<br />

Maße die ehrenamtlichen Kräfte ersetzt hat<br />

durch berufliche Kräfte. So sehr das bei<br />

<strong>der</strong> Schwierigkeit <strong>der</strong> Armenpflege in unseren<br />

Tagen verständlich ist, so deutlich muß<br />

doch gefragt weiden, ob man nicht damit<br />

weithin Werte ehrenamtlicher Arbeit und<br />

bürgerlichen Gemeinschaftsgeist außer Tätigkeit<br />

gesetzt hat.<br />

Wir werden nicht zu einer Gesundung unseres<br />

Volkes kommen, wenn wir nicht <strong>im</strong><br />

stärksten Maße es wie<strong>der</strong> lernen, neben<br />

aller beruflich geschulten, unbedingt sachkundigen<br />

Arbeit doch das Verantwortungsbewußtsein<br />

<strong>der</strong> Gesamtheit<br />

für die Arbeit und die Aufgaben<br />

zu beleben. Wenn wir dahin steuern<br />

sollten, daß jede Arbeit <strong>im</strong> Dienst <strong>der</strong><br />

Liebestätigkeit und <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />

bezahlt wird, so steuern wir dem Zusammenbruch<br />

<strong>der</strong> Wohlfahrtspflege entgegen.<br />

<strong>Das</strong> Gleiche gilt aber nicht nur für<br />

Wohlfahrtspflege und LiebeStätigkeit.<br />

Einser ganzes Ringen um die Reinigung<br />

und Besserung <strong>der</strong> Atmosphäre<br />

unseres öffentlichen<br />

Lebens wird sinnlos, wenn wir nur von<br />

beruflich geschulten Kräften bzw. von Geschäftsführern<br />

von Verbänden diese Dinge<br />

bearbeiten und verfolgen lassen: den Kampf<br />

um die sittliche Gesundung unseres Volkes;<br />

den Kampf wi<strong>der</strong> den Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Moral; den Kampf gegen den in<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit sich breit machenden<br />

Schund und Schmutz jedwe<strong>der</strong> Art. Wenn<br />

hier nicht je<strong>der</strong> einzelne seine Mitverantwortung<br />

fühlt und sich aktiv mitarbeitend<br />

hinter die Verbände stellt, dann werden wir<br />

nichts erreichen. <strong>Das</strong> Gleiche gilt natürlich<br />

machen: wenn nur <strong>der</strong> eiserne Wille, die unermüdliche Liebe, <strong>der</strong> Blick für die Persönlichkeit<br />

auch des Vagabunden und die Erfindungsgabe, die <strong>im</strong>mer neue Mittel<br />

weiß, vorhanden sind.<br />

Wichcrn mit seinen holzpantoffelschnitzenden Jungen und den dankbaren Briefen <strong>der</strong><br />

späteren brauchbaren Jünglinge und Nlänner — das ist eine Tatsache, die aus unserm<br />

Gewissen nicht wie<strong>der</strong> herauskommt. <strong>Das</strong> also ist möglich: wie viele Tausende Verbrecher,<br />

Trunkenbolde, schlechte Väter, Faulpelze weniger würden wir unter uns<br />

haben, wenn wir dir Liebe Wichern« zur verwahrlosten Jugend besäßen! O Wichern,<br />

du mußt zum zweitenmal leben!<br />

auch für den Kampf gegen den Mißbrauch<br />

des Alkoholismus. Hier hat das vergangene<br />

Berichtsjahr uns auch zu einer engeren<br />

Fühlungnahme unter den einzelnen, auf <strong>der</strong><br />

evangelischen Seite auf diesem Gebiet arbeitenden<br />

Stellen gebracht.<br />

<strong>Das</strong> Gleiche gilt für die Fragen <strong>der</strong><br />

Volksbildung. Wir werden hier auf<br />

eigene Zusammenfassung unserer Kräfte<br />

nicht verzichten können. Was dabei erreicht<br />

werden kann, zeigte doch die evangelische<br />

Abteilung auf <strong>der</strong><br />

Pressa. Die verhältnismäßig junge Arbeit<br />

unserer Preßverbände hat dort Rechenschaft<br />

gegeben von dem evangelischen Pressedienst,<br />

<strong>der</strong> heute geschieht. Man möchte nur<br />

wünschen, daß dieses Bewußtsein von so<br />

ausgedehnter Arbeit uns <strong>Evangelische</strong>n<br />

<strong>im</strong>mer stärker gegenwärtig wäre, wenn man<br />

so vielfach nur von <strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> Presse<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en reden hört.<br />

Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung bleibt natürlich<br />

in diesem Zusammenhang die M obili -<br />

sierung <strong>der</strong> Kräfte unserer<br />

evangelischen Verbände. Wir<br />

denken an die I u g e n d v e r b ä n d e; <strong>der</strong><br />

frühere evangelische Verband für die weibliche<br />

Jugend hat seinen Namen geän<strong>der</strong>t<br />

in Reichsverband <strong>der</strong> weiblichen<br />

Jugend. Es ist ein interessanter<br />

geschichtlicher Ablauf, <strong>der</strong> sich in den<br />

wechselnden Namen dieses Verbandes ausspricht:<br />

Fürsorge für die weibliche Jugend<br />

war das erste; Verband zur Pflege <strong>der</strong><br />

weiblichen Jugend, war die spätere Etappe.<br />

Verband für die weibliche Jugend die<br />

nächste Stufe und nun Reichsverband <strong>der</strong><br />

weiblichen Jugend. Darin liegt das Ziel<br />

ausgesprochen <strong>der</strong> Aktivierung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong> bewußte Wille, sie aus Objekten<br />

<strong>der</strong> Fürsorge bzw. Pflege zu Trägern ihrer<br />

Gedanken zu machen.<br />

Der Westdeutsche Jünglingsbund<br />

hat durch den läebergang seines<br />

BundeSwarteS des Herrn v. Humburg in<br />

das Gemeindepfarramt einen schweren Verlust<br />

erlitten. Wir können ihm nur wünschen,<br />

daß er baldigst wie<strong>der</strong> einen Führer<br />

gewinnt von den O-ualitäten seines bisherigen<br />

BundeöwartS.<br />

Es wird in diesem Kreis auch interessieren,<br />

daß die evangelischen Verbände, die aus<br />

Arbeitnehmern sich bilden, sich zusammengeschlossen<br />

haben zu dem Reichsver -<br />

band evangelischer Arbeitneh-<br />

merverbände, dem die Arbeitervereine,<br />

die Arbeiterinnenvereine, die Gesellenvereine,<br />

die Arbeitsgemeinschaft evangelischer<br />

Arbeiterjugend, sich angeschlossen<br />

haben. So kommen wir zur Mobilisierung<br />

<strong>der</strong> evangelischen Kräfte.<br />

Mit ihr geht Hand in Hand die Aufgabe,<br />

die so erfaßten Kräfte aus allen Lagern<br />

<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> zu schulen in zielbewußter<br />

Schulungsarbelt für<br />

den Dienst am Volk. Darüber wäre<br />

nun viel zu sagen und zu berichten: lieber<br />

die Schulungsarbeit, die vom Provinzial-<br />

Ausschuß ausgegangen ist in den Freizeiten<br />

für Geschäftsführer und Geschäftsführerinnen<br />

unserer Jugend- und Wohlfahrtsämter<br />

und in den Son<strong>der</strong>konferenzen für<br />

sie; über die schon erwähnten Freizeiten für<br />

Hebammen; über unsere Mitarbeit bei den<br />

Freizeiten und Arbeitsgemeinschaften, die<br />

von den an<strong>der</strong>en großen Verbänden, den<br />

Jugendverbänden, den Arbeitervereinen<br />

usw. ausgehen; über die Volkshochschularbeit<br />

in Städten und in den ländlichen<br />

Volkshochschulen; über die Schulung <strong>der</strong><br />

Kandidaten <strong>der</strong> Theologie, die wir, mit dem<br />

Sozialen Pfarramt zusammen, <strong>im</strong> Auftrag<br />

<strong>der</strong> Provinzialsynode durchführen zur Einführung<br />

in die soziale Frage und die soziale<br />

Fürsorge; über die Einführung von Studenten<br />

in die Anstaltsarbeit und die ArbeitSart<br />

<strong>der</strong> Inneren Mission, wie wir sie<br />

alljährlich in den großen Ferien zusammen<br />

mit den großen Anstalten durchführen und<br />

vieles a. m.<br />

Der Zusammenschluß <strong>der</strong> Kräfte<br />

wirkt sich <strong>im</strong>mer deutlicher und<br />

stärker auch aus in unserer Zusammenarbeit<br />

mit dem Zentral-AuSschuß, seinen<br />

einzelnen Abteilungen, und innerhalb des<br />

Zentral-AuSschusseS wie<strong>der</strong> mit den vielen<br />

Landes- und Provinzialvereinen und Fach-<br />

Verbänden <strong>der</strong> Inneren Mission. Wenn<br />

wir gerade auch hier nur um die letzten<br />

10 Jahre zurückdenken, so wissen wir, wir<br />

viel an<strong>der</strong>s geworden ist. Wie wir aus <strong>der</strong><br />

Isolierung herausgekommen sind, nicht nur<br />

vom einzelnen Ort zur provinzial-einheitlichen<br />

Arbeit, son<strong>der</strong>n auch aus <strong>der</strong> einzelnen<br />

Provinz in den Zusammenhang mit<br />

<strong>der</strong> allgemeinen deutschen Arbeit <strong>der</strong> evangelischen<br />

LiebeStäligkeit.<br />

Die evangelische Liebestätigkeit ist auch nicht<br />

bei dem nationalen Zusammenschluß stehen<br />

geblieben. Der 1922 angeregte Zusammen-


schluß zu einem kontinentalen Verband <strong>der</strong><br />

Inneren Mission, <strong>der</strong> 1924 seine erste<br />

Sitzung hielt, 4926 seinen ersten Kongreß<br />

<strong>im</strong> Ausland hatte, ist inzwischen von einem<br />

kontinentalen Verband hinübergewachsen in<br />

einen internationalen Verband. — Die<br />

Zeit, da <strong>der</strong> römische Katholizismus sich<br />

rühmen konnte, die einzige weltumspannende<br />

Organisation zu sein, ist vorbei. Der Protestantismus<br />

hat sich auf seine Weltaufgabe<br />

besonnen und sie, das ist das Große<br />

und Bedeutsame, anzufassen verstanden, ohne<br />

die beson<strong>der</strong>e Eigenart <strong>der</strong> einzelnen Ausprägung<br />

<strong>im</strong> einzelnen Land irgendwie zu<br />

schematisieren und abzutöten zu suchen. In<br />

dieser großen protestantischen Bewegung<br />

bildet <strong>der</strong> Internationale Verband<br />

für Innere Mission und<br />

Diakonie einen bedeutungsvollen Faktor,<br />

Er kam zum Ausdruck unter an<strong>der</strong>em<br />

gelegentlich des Internationalen Kongresses<br />

für soziale Arbeit und Wohlfahrtspflege,<br />

<strong>der</strong> <strong>im</strong> vergangenen Jahr in Paris tagte<br />

und an dem <strong>der</strong> Berichterstatter als einer<br />

<strong>der</strong> Vertreter des Zentral-AusschusseS teilnehmen<br />

durfte.<br />

So laufen die beiden Linien unserer<br />

Arbeit, wie in aller Vergangenheit<br />

so auch heute weiter: die eine Linie, die in<br />

die Weite führt und <strong>im</strong>mer weitere Gebiete<br />

dem Inneren-Missions-Gedanken zu gewinnen<br />

und zu öffnen sucht. Die an<strong>der</strong>e Linie,<br />

die in die <strong>im</strong>mer genauere und sorgfältigere<br />

Arbeit am Einzelproblem hineinführt und<br />

hier um letzte Lösungen und Klärungen<br />

ringt. Auf beiden Linien letztlich das eine<br />

und letzte Ziel: Verkündigung des Evangeliums<br />

durch die Tat <strong>der</strong> Liebe in <strong>der</strong><br />

weiten Welt, und am Herzen und <strong>im</strong> Leben<br />

des einzelnen Hilfsbedürftigen, dessen Leben<br />

und Seele uns nie etwas Kleines, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>im</strong>mer ein Stück Ewigkeit sein wird.<br />

Wir haben zurückgeschallt auf Entwicklungslinien,<br />

die aus <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

von 80 Jahren hineinführten in die Gegenwart<br />

und hineinführen mögen in die Zukunft,<br />

Und wenn wir oft spüren, daß<br />

wir vor ganz beson<strong>der</strong>en Problemen<br />

stehen, die uns unsere Zeit stellt, so vergessen<br />

wir doch niemals darüber, daß<br />

unsere Väter in ihrer Zeit vor ihren Aufgaben<br />

gestanden haben, die für sie mindestens<br />

ebenso schwer anzufassen und zu lösen<br />

waren wie die Aufgaben, die vor uns<br />

stehen. Daß unsere Väter in ihrer Zeit<br />

diese Aufgaben richtig sahen und anfaßten,<br />

gibt uns erst die Möglichkeit, auf<br />

den von ihnen gelegten Grundlagen bauend<br />

unsere Arbeit zu tun.<br />

Und darum soll dieser Bericht am Schluß<br />

von <strong>der</strong> Schwelle des 9. Jahrzehnts noch<br />

einmal dankbar <strong>der</strong>er gedenken, die unsere<br />

Arbeit schufen wie <strong>der</strong>er, die sie durch die<br />

letzten Jahrzehnte hindurch getragen und<br />

geleistet haben. Wir denken dabei nicht<br />

132<br />

nur an die Männer, <strong>der</strong>en Namen in die<br />

Geschichte eingegangen ist, von <strong>der</strong> Recke,<br />

Fliedner, Wichern, Bodelschwingh, Stöcker,<br />

PertheS u. a. <strong>Das</strong> vergangene Jahr gab<br />

Anlaß, zweier Männer zu gedenken, die an<br />

<strong>der</strong> Spitze des Zentral-AusschusseS gestanden<br />

haben bzw. noch stehen. Am 49.<br />

Februar wurde Herr Direktor O.<br />

Spieker, <strong>der</strong> frühere Präsident und<br />

jetzige Ehrenpräsident des Zentral-AusschusseS,<br />

75 Jahre. Am 5. April d. I.<br />

wurde <strong>der</strong> jetzige Präsident des Ientral-<br />

Ausschusses, Herr Gehe<strong>im</strong>rat I).<br />

Seeberg, 70 Jahre.<br />

Und älter und länger auf dem Posten als<br />

diese beiden ist unser verehrter Vorsitzen<strong>der</strong>,<br />

Herr v. Emil Colsman. Vor mehreren<br />

Jahren haben wir seiner 50jährigen<br />

Zugehörigkeit zum Provinzial-Ausschuß gedacht.<br />

Vor mehr als Jahresfrist hat er<br />

das 80. Lebensjahr überschritten. Er ist<br />

älter als <strong>der</strong> Ausschuß, den er leitet, und<br />

hat die Gesamtzeit, auf die wir heute zu-<br />

rückblicken mit all ihren Umwälzungen und<br />

Umgestaltungen, von denen pir sprachen,<br />

mit all dem Bruch, <strong>der</strong> durch die Zeiten<br />

ging, mit eigenen Augen gesehen, mit<br />

heißem Herzen miterlebt. Wir grüßen ihn<br />

beson<strong>der</strong>s herzlich in unserer Mitte. Ich<br />

weiß, ich spreche aus dem Herzen vieler, ja<br />

aller in unserem Kreis, wenn ich sage,<br />

daß wir <strong>im</strong> vergangenen Jahr,<br />

da ihn Krankheit hier fernhielt,<br />

uns verwaist vorkamen.<br />

Wir bitten, daß Gott ihm die<br />

Frische und Freudigkeit zur<br />

Mitarbeit, mit <strong>der</strong> er heute in<br />

unsere Mitte steht, noch lange<br />

erhalten und schenken möge.<br />

An <strong>der</strong> Spitze des deutschen Reichs steht<br />

einer, <strong>der</strong> noch um ein weniges älter ist.<br />

Wir wissen uns gut geführt<br />

von beiden und können und<br />

mögen diese Führung noch nicht<br />

entbehren.<br />

Direktor Pfarrer Liz. Ohl, Langenberg<br />

Die gesetzliche Stellung des Karfreitags <strong>im</strong><br />

rheinisch-westfälischen Industriebezirk<br />

Ist <strong>der</strong> Karfreitag ein gesetzlicher<br />

Feiertag o<strong>der</strong> nicht? Ueber<br />

diese Frage herrscht bis heute die größte<br />

Unklarheit, und diese Unklarheit ist die Ursache<br />

beständigen Ha<strong>der</strong>s nicht nur zwischen<br />

den Konfessionen, son<strong>der</strong>n auch zwischen<br />

den Berufssiänden, Geschäftsinhabern und<br />

Angestellten, Werksleitungen und Arbeitern.<br />

Beson<strong>der</strong>s aktuell und einer Erledigung bedürftig<br />

ist diese Frage seit kurzem <strong>im</strong><br />

Hamborner Bergbau-Bezirk geworden.<br />

Bis dahin galt <strong>der</strong> Karfreitag in dortigen<br />

Betrieben als Feiertag, was dadurch zum<br />

Ausdruck kam, daß, wenn an diesem Tage<br />

notwendige Arbeiten ausgeführt werden<br />

mußten, für diese Arbeiten auch <strong>im</strong>mer <strong>der</strong><br />

Lohnzuschlag, <strong>der</strong> für Sonntagsarbeiten<br />

üblich war, gezahlt wurde. Im vorigen<br />

Jahre lehnte jedoch <strong>der</strong> Zechenverband die<br />

Zuschläge für Arbeiten am Karfreitag ab,<br />

wodurch dieser Tag ganz von selbst zu<br />

einem Werktag herabgedrückt wurde. Damit<br />

waren die Bergarbeiter nicht einverstanden<br />

und brachten ihre Sache bei dem<br />

Arbeitsgericht vor. DaS Gericht ersuchte<br />

den Tarifausschuß, bestehend aus Vertretern<br />

des Iechenverbandes und <strong>der</strong> Gewerkschaften,<br />

sich gutachtlich darüber zu äußern,<br />

ob bei <strong>der</strong> Tarifvereinbarung <strong>der</strong> Karfreitag<br />

als lohnzuschlagsberechtigter Feiertag<br />

gedacht gewesen wäre. Darüber gingen die<br />

Meinungen <strong>im</strong> Tarifaugschuß auseinan<strong>der</strong>,<br />

und es mußte nach dem Tarifvertrag eine<br />

Entscheidung unter dem Vorsitz eines Unparteiischen<br />

getroffen werden. Diese Ent-<br />

scheidung fiel dahin aus, daß Herr Landgerichtsrat<br />

Dr. Iötten als unparteiischer<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> mit<br />

sämtlichen St<strong>im</strong>men <strong>der</strong> Vertreter<br />

des Zech e n verbandeS gegen<br />

dieSt<strong>im</strong>men <strong>der</strong> Vertreter<br />

<strong>der</strong> Gewerkschaften den Karfreitag<br />

als gesetzlichen Feiertag<br />

und damit auch zugleich den<br />

sonntagsüblichen Lohnzuschlag<br />

für die Arbeiten am Karfreitag<br />

verneinte.<br />

Für diese Entscheidung wurde <strong>der</strong> Gesichtspunkt<br />

geltend gemacht, daß sich die Beurteilung<br />

des Karfreitags als Feiertag o<strong>der</strong><br />

Werktag nach <strong>der</strong> konfessionellen Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung bzw. <strong>der</strong> Arbeiterschaft<br />

zu lichten habe. Da die Mehrzahl<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung in Hamborn<br />

katholisch sei, so sollte hier nicht <strong>der</strong> Karfreitag,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Allerheiligentag<br />

als Feiertag zu gelten haben. Indem jedoch<br />

auf den Thyssenschen Werken in DinS -<br />

laken die Mehrzahl <strong>der</strong> Arbeiter evangelisch<br />

sei, so solle hier <strong>der</strong> Karfreitag<br />

als Feiertag, <strong>der</strong> Allerheiligentag jedoch als<br />

Werktag zu gelten haben.<br />

Es liegt auf <strong>der</strong> Hand, daß durch diese<br />

Entscheidung keine befriedigende Lösung <strong>der</strong><br />

Frage erfolgen konnte, vor allem wegen<br />

<strong>der</strong> Verquickung mit dem Allerheiligentage.<br />

Der Karfreitag ist nun ja doch kein speziell<br />

evangelischer Feiertag, und wenn er auch in<br />

evangelischen Kreisen in einem höheren Ansehen<br />

steht als in katholischen, so muß


gerade vom evangelischen Standpunkt aus<br />

seine Anerkennung als allgemein<br />

christlicher Feiertag <strong>im</strong> Wirtschaftsleben<br />

erstrebt werden.<br />

Die Unzufriedenheit über diese Entscheidung<br />

in den Kreisen <strong>der</strong> evangelischen Arbeiter<br />

trat in einem „Eingesandt" des Evang.<br />

Arbeiterboten (Nr. 3 vom 9. Febr. 4929)<br />

unter <strong>der</strong> Ueberschrift in Erscheinung:<br />

„Will <strong>der</strong> Zechenverband den<br />

Karfreitag als Feiertag beseitigen?"<br />

Ferner brachte <strong>der</strong> Generalsekretär des<br />

Rhein.-Westf. Verbandes Evang. Arbeitervereine,<br />

<strong>der</strong> Abgeordnete 3?? a r t i n, die<br />

Angelegenheit <strong>im</strong> Plenum des Landtags am<br />

43. 4. 29 bei <strong>der</strong> Beratung des Bergetats<br />

vor und führte dabei folgendes aus:<br />

„Von jeher ist <strong>im</strong> rheinisch-westfälischen<br />

Bergbau <strong>der</strong> Karfreitag als gesetzlicher<br />

Feiertag anerkannt worden. Vor einigen<br />

Wochen hat nun das Arbeitsgericht unter<br />

dem Vorsitz des LandgerichtSrat Dr.<br />

^oetten auf Antrag von Bergleuten aus<br />

<strong>der</strong> Hamborner Gegend zu dieser Frage<br />

Stellung genommen, da diesen Leuten die<br />

Zahlung des für Feiertage vorgesehenen<br />

Zuschlags verweigert worden war. Nach<br />

Zeitungsmeldungen haben in <strong>der</strong> Gerichtsverhandlung<br />

die Vertreter des Zechenverbandes<br />

den merkwürdigen Standpunkt eingenommen,<br />

daß <strong>der</strong> Karfreitag nicht als<br />

Feiertag zu gelten habe. Lei<strong>der</strong> ist <strong>der</strong><br />

Schiedsspruch <strong>im</strong> Sinne des ZechenverbandeS<br />

gefällt worden. <strong>Das</strong> die evangelischen<br />

Bergarbeiter hierüber empört sind, ist verständlich;<br />

denn sie fühlen sich innerlich aufs<br />

schwerste verletzt. Namens <strong>der</strong> Deutschnationalen<br />

Fraktion habe ich zu erklären,<br />

daß wir für einen solchen Schiedsspruch<br />

kein Verständnis haben. Wir sehen in ihm<br />

die Herabwürdigung eines vom evangelischen<br />

Volksteil heilig gehaltenen TageS<br />

und sprechen deshalb unser lebhaftes Befremden<br />

aus. Weiterhin hoffen wir, daß<br />

in dieser Angelegenheit noch nicht das letzte<br />

Wort gesprochen ist. (Bravo bei den<br />

Deutschnationalen,)"<br />

Man fragt sich, wie es kommt, daß über<br />

die Frage <strong>der</strong> gesetzlichen Stellung des Karfreitags<br />

solche Meinungsverschiedenheiten<br />

bestehen können. Die Ursache liegt in dem<br />

Wortlaut <strong>der</strong> betreffenden gesetzlichen Best<strong>im</strong>mung.<br />

An Preußen wird <strong>der</strong> Karfreitag<br />

in <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong> gesetzlichen Feiertage<br />

angeführt. Dann aber heißt es von ihm<br />

(Gesetz vom 2. September 4899) noch<br />

beson<strong>der</strong>s:<br />

„Der Karfreitag hat die Geltung eines<br />

bürgerlichen allgemeinen Feiertages. An<br />

Gemeinden mit überwiegend katholischer<br />

Bevölkerung soll die bestehende herkömmliche<br />

Werktagstä tig keit<br />

(auch die gewerbliche Tätigkeit H 405 ff.<br />

<strong>der</strong> RGO.) am Karfreitag nicht verboten<br />

werden; es sei denn, daß eS sich<br />

um öffentlich bemerkbare o<strong>der</strong> geräuschvolle<br />

Arbeiten in <strong>der</strong> Nähe von dem Gottesdienst<br />

gewidmeten Gebäuden handelt."<br />

Durch diese Best<strong>im</strong>mung ist einesteils <strong>der</strong><br />

Karfreitag zum allgemeinen Feiertag gesetzlich<br />

erklärt, an<strong>der</strong>erseits ist er <strong>im</strong> Unterschied<br />

von den an<strong>der</strong>en in eine Ausnahmestellung<br />

gerückt worden, die abhängig ist<br />

von <strong>der</strong> konfessionellen Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung. Auf diesen letzteren Teil<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Best<strong>im</strong>mungen fußte das<br />

Urteil des Hamborner Tarifausschusses,<br />

ohne zu bemerken, daß dadurch für Hamborn<br />

die Stellung des Karfreitags als<br />

gesetzlicher Feiertag aufgehoben<br />

würde.<br />

Nicht nur <strong>der</strong> Rhein.-Westfäl. Verband<br />

evang, Arbeitervereine nahm durch seinen<br />

Generalsekretär <strong>im</strong> Landtag Stellung gegen<br />

das Hamborner Schiedsgericht, son<strong>der</strong>n<br />

auch <strong>der</strong> Christi. Metallarbeiterverband<br />

in Duisburg. Letzterer wies<br />

darauf hin, daß er bereits <strong>im</strong> Aahre 4924<br />

diese Streitfrage zum Gegenstand einer<br />

Klage am Gewerbegericht in Duisburg gemacht<br />

habe, das entschied, daß <strong>der</strong> Karfreitag<br />

ein gesetzlicher Feiertag sei und die<br />

tariflichen Zuschlage für Sonntagsarbeit<br />

bezahlt werden müßten. Als eine <strong>der</strong> beklagten<br />

Firmen für 26 Arbeiter Berufung<br />

einlegte, kam die vierte Zivilkammer des<br />

Landaerichts Duisburg durch Urteil vom<br />

4 4. März 4922 zu <strong>der</strong>selben Entscheidung.<br />

<strong>Das</strong> Gericht gibt aus eigener Sachkunde<br />

zu, daß die Frage, ob <strong>der</strong> Karfreitag gesetzlicher<br />

Feiertag sei o<strong>der</strong> nicht und ob<br />

demgemäß die tarifmäßigen Zuschläge für<br />

Feiertagsarbeit zu zahlen seien o<strong>der</strong> nicht,<br />

in allen größeren industriellen Betrieben<br />

Duisburgs streitig sei. Es führt jedoch<br />

für seine Stellungnahme u, a. folgendes<br />

an, wobei zu bemerken ist, daß es sich<br />

<strong>im</strong>mer um die einschränkende Best<strong>im</strong>mung<br />

des Gesetzes vom 2. September 4899<br />

handelt:<br />

„Der Feiertagscharakter des Karfreitags<br />

sollte nickt angetastet werden. Die Geltung<br />

als Feiertag sollte ihm vielmehr trotz<br />

<strong>der</strong> einschränkenden Best<strong>im</strong>mung erhalten<br />

bleiben. Ebensowenig wie die für die<br />

an<strong>der</strong>en Sonn- und Festtage gegebene Erlaubnis<br />

zur Vornahme gewisser Arbeiten<br />

diese Tage zu Werktagen macht, wird <strong>der</strong><br />

Karfreitag in Gegenden mit überwiegend<br />

katholischer Bevölkerung durch das m<br />

weiterem Umfang erfolgte Gestatten dieser<br />

Arbeit zum Alltag. Ist demnach <strong>der</strong> Karfreitag<br />

gesetzlicher Feiertag, so stehen den<br />

Arbeitnehmern auch die tarifmäßigen Zuschläge<br />

für die Sonntagsarbeit zu. Diese<br />

Zuschläge sollen an den Tagen gewährt<br />

werden, an denen <strong>der</strong> Arbeiter grundsätzlich<br />

Anspruch auf Arbeitsruhe hat und ohne<br />

seinen Willen zur Arbeit nicht herangezogen<br />

werden kann,"<br />

Wie notwendig eine Entscheidung in <strong>der</strong><br />

Frage nach <strong>der</strong> gesetzlichen Stellung des<br />

Karfreitags ist, geht ferner daraus hervor,<br />

daß das Arbeitsgericht Oberhausen sich<br />

wie<strong>der</strong>um kürzlich mit dieser Angelegenheit<br />

zu beschäftigen hatte. Der Zentralverband<br />

<strong>der</strong> Maschinisten und Heizer klagte für<br />

zwei seiner Mitglie<strong>der</strong> gegen die Zeche<br />

Conkordia in Oberhausen auf Bezahlung<br />

des Zuschlages für am Karfreitag geleistete<br />

Arbeit. Die beklagte Zeche hatte den Vorteil,<br />

für ihren Standpunkt auf das Schiedsgericht<br />

unter dem Vorsitz des Landgerichtsrat<br />

Dr. Iötten sich berufen zu können.<br />

<strong>Das</strong> Arbeitsgericht entschied aber auch hier<br />

zugunsten <strong>der</strong> Kläger und verurteilte die<br />

Zeche Conkordia zur Zahlung <strong>der</strong> 5N?2<br />

Zuschlag. Es ging in <strong>der</strong> Begründung<br />

von dem Standpunkt aus, daß das Gesetz<br />

vom 2. 9. 4899 den Karfreitag als einen<br />

gesetzlichen Feiertag benennt, deshalb <strong>der</strong><br />

Tarifausschuß nicht berechtigt<br />

sei, einen gesetzlichen Feiertag durch Spruch<br />

Die<br />

Rheinische<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />

von Forsthoff/600 Seiten/45 INllik<br />

ist vom <strong>Evangelische</strong>n Preßverband<br />

für <strong>Rheinland</strong> in Essen zu beziehen<br />

zu einem nicht gesetzlichen zu stempeln.<br />

Es sei gleich, ob die Bevölkerung<br />

einer Gemeinde überwiegend<br />

katholisch o<strong>der</strong> evangelisch<br />

sei, <strong>der</strong> Karfreitag habe<br />

auf Grund des Gesetzes in<br />

Preußen als ein gesetzlicher<br />

Feiertag zu gelten. Demnach bestehe<br />

<strong>der</strong> Klageanspruch zu Recht. Der Antrag<br />

<strong>der</strong> Beklagten, die Berufung an das<br />

Landesarbeitsgericht zuzulassen, wurde abgelehnt.<br />

Es ist dem zähen Eintreten <strong>der</strong> Arbeiter-<br />

Vertreter zu verdanken, wenn die gesetzliche<br />

Geltung des Karfreitags <strong>im</strong> Wirtschaftsleben<br />

sich auf diese Weise <strong>im</strong>mer mehr<br />

durchsetzt. Lei<strong>der</strong> ist in den Verhandlungen<br />

zu beobachten, daß auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />

von evangelischer Seite — einer<br />

<strong>der</strong> Hauptrufer <strong>im</strong> Streit ist sogar Mitglied<br />

des Presbyteriums einer <strong>der</strong> in dem<br />

Wirtschaftsgebiet liegenden evangelischen<br />

Gemeinde — nicht das genügende Verständnis<br />

dafür aufgebracht werden konnte,<br />

daß es sich in diesen Streitfragen nicht nur<br />

um wirtschaftliche Angelegenheiten, die Bezahlung<br />

von strittigen Lohnzuschlägen, handelte,<br />

son<strong>der</strong>n um nicht bedeutungslose Belange<br />

<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>.<br />

433


Der Kampf um den Karfreitag hat endlich<br />

seinen Abschluß dadurch bekommen, daß eS<br />

gelungen ist, in dem Manteltarif-<br />

Vertrag für den Ruhrbergbau<br />

vom 20. Juni dieses Jahres die gesetzliche<br />

Geltung des Karfreitags<br />

zu sichern. Der tz 3 Abs. 3 dieses durch<br />

Schiedsspruch festgesetzten und für den<br />

gesamten rhein. -westf. Steinkohlenbergbau<br />

nunmehr gültigen<br />

Vertrages hat folgenden Wortlaut:<br />

„Für Arbeiten an Sonntagen sowie am<br />

Neujahrstag, Karfreitag, Ostermontag,<br />

H<strong>im</strong>melfahrtStag, Pfingstmontag,<br />

Bußtag und zweiten Weihnachtsfeiertag<br />

Papst PiuS XI. begeht in diesem Jahre sein<br />

5NjährigeS Priesterjubiläum. Er ist unlängst<br />

72 Jahre alt geworden. Schon rüsten<br />

rheinische Städte zu prunkvollen kirchlichen<br />

und weltlichen Feiern. Der vielgewandte<br />

Ritter von Lama hat bei Haas und<br />

Grabherr in Augsburg eine reichillustrierte<br />

Darstellung des Lebens und Wirkens des<br />

Jubilars, 490 Seiten in Ganzleinen 8 °K,<br />

herausgegeben. Eine billige Volksausgabe<br />

zu 60 ^, 48 Seiten stark, mit 48 Bil<strong>der</strong>n,<br />

zur Massenverbreitung best<strong>im</strong>mt, folgte.<br />

Wir können uns nicht versagen, aus dieser<br />

Schrift einige bezeichnende Sätze mitzuteilen.<br />

An <strong>der</strong> Spitze stehen die grotesken Worte:<br />

„O hne das Papsltu m") wüßte heute<br />

niemand mehr zu sagen, was Christentum<br />

ist. Ohne Papsttum wäre auch die von<br />

Jesus Christus gestiftete <strong>Kirche</strong> längst<br />

zerfallen, wie alles Christentum abseits von<br />

ihr sich fortgesetzt und jedem sichtbar zersetzt<br />

und auflöst. Mit dem Papsttum<br />

kennen wir, was Gottes Wille ist, weil<br />

wir mit ihm die vom Gottessohn verkündete<br />

Lehre kennen, frei vom Zweifel und Irrtum.<br />

Geführt vom Papste, wan<strong>der</strong>n<br />

wir sicheren Weges zu Gott, unserem<br />

Lebensziele." Es folgt dann <strong>der</strong> Hinweis<br />

darauf, daß jetzt Plus XI. <strong>der</strong> sei, <strong>der</strong><br />

„den zum Vater zurückgekehrten Sohn,<br />

Jesus Christus, vertrete" und daß eben<br />

4929 sich das fünfzigste Jahr vollende, seit<br />

Pius XI. das erstemal „Christum in<br />

Brotsgestalt herabrufen durfte".<br />

Man kann verstehen, daß <strong>der</strong> Ritter von<br />

Lama in so hochfestlicher St<strong>im</strong>mung sich<br />

auch auf den Pegasus schwingt. So bietet<br />

er den Festversammlungen eine Papsthymne<br />

an, die sich nicht scheut, bei zwei <strong>der</strong> herrlichsten<br />

deutschen Lie<strong>der</strong> Anleihen zu machen:<br />

Binzerö Buschenschaftslied „Wir hatten<br />

gebauet ein stattliches Haus" und Mafi-<br />

' Sperrungen vom Verfasser.<br />

wird ein Lohnzuschlag von 50 A, für Arbeiten<br />

am 1. Ostertag, Pfingst- und Weihnachtsfeiertag<br />

ein solcher von 4N0A gewahrt.<br />

Im übrigen gelten für die Zuschläge<br />

an diesem Tage die gesetzlichen Best<strong>im</strong>mungen."<br />

Ist damit nur für einen best<strong>im</strong>mten Teil<br />

des Wirtschaftslebens die gesetzliche Geltung<br />

des Karfreitags gesichert, während sie <strong>im</strong><br />

Handel und Gewerbe noch aussteht, so ist<br />

<strong>im</strong> Vorstehenden vielleicht doch ein Weg<br />

gewiesen, die Heilighaltung dieses Tages<br />

auch auf den übrigen Lebensgebieten durchzusetzen<br />

und zu erkämpfen,<br />

Dr. Vistor, Sterkrade,<br />

Papstjubiläum<br />

mannS „Ich Hab' mich ergeben mit Herz<br />

und mit Hand". Nach ihrer Melodie sollen<br />

offenbar die Strophen gesungen werden,<br />

von denen wir einige wie<strong>der</strong>geben wollen:<br />

Den Gruß laßt erschallen<br />

zum ewigen Rom,<br />

zum Herzen, das uns allen<br />

schlägt bei Sankt Peters Dom,<br />

Wir sind ihm ergeben,<br />

mit Herz und mit Hand,<br />

ihm, <strong>der</strong> ja Gut und Leben<br />

so willig setzt zum Pfand.<br />

Die Stürme laßt wehen,<br />

was hat's denn für Not?<br />

Der Fels wird doch bestehen;<br />

sein fester Grund ist Gott.<br />

Mit nicht min<strong>der</strong> beschwingter Fe<strong>der</strong> wird<br />

dann <strong>der</strong> Lebensgang Achille Rattis, wie<br />

des Papstes bürgerlicher Name lautet, dargestellt.<br />

Wir sehen den jungen tüchtigen<br />

Gelehrten in Mailand und Rom studieren,<br />

die Gipfel <strong>der</strong> Alpen ersteigen und <strong>im</strong> vatikanischen<br />

<strong>Archiv</strong> arbeiten. Wir folgen ihm<br />

nach Polen, wohin ihn die Diplomatie <strong>der</strong><br />

Kurie entsandte, und erleben seine Ernennung<br />

zum Erzbischof von Mailand und kurz<br />

darauf seine Wahl zum Nachfolger Benedikts<br />

XV. am 6, Februar 4922,<br />

Natürlich hebt R. v. Lama unter den Verlautbarungen<br />

des Papstes jene beson<strong>der</strong>s<br />

hervor, die <strong>der</strong> „wahren religiösen Einheit"<br />

gewidmet ist, „nachdem die sogenannten<br />

Weltkongresse von Lausanne und Stockholm,<br />

falsche Wege gehend, nicht jene Einheit<br />

anstrebten, die Christus wollte", und<br />

postuliert kühn: „Es gibt nur einen Weg<br />

zur Einheit, die Rückkehr zur katholischen<br />

<strong>Kirche</strong>". Wir erfahren dann Ausführliches<br />

über die Bemühungen des Papstes um den<br />

näheren und ferneren Osten, ja um alle<br />

Staaten <strong>der</strong> Erde. Für die Verfolgung<br />

<strong>der</strong> mexikanischen Katholiken werden natürlich<br />

amerikanisch-protestantische Missionsge-<br />

srllschaften verantwortlich gemacht. Eine<br />

bemerkenswerte Rechtfertigung <strong>der</strong> weltlichen<br />

Herrschaftöansprüche des<br />

Papstes bringt <strong>der</strong> Satz: „Da <strong>der</strong> Papst<br />

nicht über ein Reich von Seelen allein<br />

herrscht, die die Verbindung mit dem Leibe<br />

schon gelöst haben, son<strong>der</strong>n diese Seelen<br />

noch an den irdischen Leib gebunden sind,<br />

eS also ein Reich von Menschen ist, ist er<br />

zugleich irdischer Herrscher, und es wird<br />

ihm, abgesehen von solchen, die ihn und<br />

Christi Reich hassen, daher auch wie jedem<br />

an<strong>der</strong>en irdischen Herrscher irdische Herrschgewalt,<br />

weltliche Souveränität zuerkannt",<br />

— Es n<strong>im</strong>mt nicht Wun<strong>der</strong>, daß für Herrn<br />

von Lama „Ludendorffs Umtriebe gegen<br />

Rom insgehe<strong>im</strong> vom Ev. Bunde angestiftet"<br />

sind! — Peinlich berührt alle Freunde <strong>der</strong><br />

deutschen Einheit eine Bemerkung über<br />

„Bayerns letzten Rest von Selbständigkeit",<br />

Seile 38,<br />

Die Broschüre schließt mit einem Lobpreis<br />

des „Friedens Christi <strong>im</strong> Reiche Christi",<br />

<strong>der</strong> seinem Statthalter mit <strong>der</strong> „Stadt des<br />

Vatikans" ein IubiläumSgeschenk bereitet<br />

hat, „herrlicher als die kühnste Phantasie<br />

es sich hätte ausmalen können".<br />

In den Becher <strong>der</strong> Festfreude ist ja nun<br />

ein bitterer Tropfen durch das jüngste Redeund<br />

Briefduell zwischen Mussolini und<br />

PiuS XI. gefallen. Noch schwerer verdaulich<br />

wird <strong>der</strong> Kurie jene schwermütige<br />

Kritik <strong>der</strong> „Versöhnung" zwischen Staat<br />

und <strong>Kirche</strong> in Italien erscheinen, die <strong>der</strong><br />

„Wiener Arbeiterzeitung" aus <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong><br />

eines hochgestellten katholischen Geistlichen<br />

alter Schule in Rom zugegangen ist. Liest<br />

man doch darin das Urteil: „Die Versöhnung<br />

und mehr noch das Konkordat haben<br />

eine Gärung kaum verhüllten Mißbehagens<br />

und <strong>der</strong> Beunruhigung hervorgerufen". —<br />

Wir Protestanten werden wie<strong>der</strong>um von<br />

einem an<strong>der</strong>n Standpunkt als <strong>der</strong> Duce und<br />

<strong>der</strong> priesterliche Diplomat alten Stils die<br />

römischen Vorgänge beurteilen. Uns klingt<br />

eben, allen Schalmeien vom evangelischen<br />

Bischofsamt zum Trotz, in bewußtem<br />

Wi<strong>der</strong>spruch zu dem von <strong>der</strong> Verneuchener<br />

Konferenz weitergegebenen, gefährlichen<br />

Satz: „Wenn schon ein Papst, dann lieber<br />

ein lebendiger als ein papierner Papst"<br />

(S. 27), uns klingt unvergeßlich in den<br />

Öhren, was Luther seinen Studenten in<br />

Wittenberg zurief am Tage, nachdem sie<br />

die Bannbulle verbrannt hatten: „W o ihr<br />

nicht von ganzem Herzen des<br />

Papstes lächerlichem Reg<strong>im</strong>ent<br />

wi<strong>der</strong>sprecht, könnt ihr nicht<br />

selig werden".<br />

Alle Achtung vor einem Priester, einerlei<br />

welcher Konfession, <strong>der</strong> 50 Jahre das<br />

schwere und doch segensreiche Amt eines<br />

Seelsorgers geübt hat, wenn er nur dienen<br />

will. Trachtet die <strong>Kirche</strong> aber nach weltlicher<br />

Herrschaft, dann kvmmt es nie zum<br />

„Frieden Christi <strong>im</strong> Reiche<br />

Christ i". W. Landgrebe, Aachen.


Protestantismus und Gymnasium? Was<br />

haben sie miteinan<strong>der</strong> zu schaffen? So fragt<br />

unsere Ahnungslosigkeit. Wenn man aber<br />

nicht weiß, wohin die Fahrt geht o<strong>der</strong><br />

gehen soll, so schaut man zurück, woher<br />

man gekommen, um sich, wo man sieht, und<br />

vorwärts nach einem Weg, den man gehen<br />

kann und soll.<br />

Deutscher Protestantismus und deutsches<br />

Gymnasium gehören von Anfang her zusammen.<br />

Luther erkämpft die Freiheit des<br />

Christenmenschen, <strong>der</strong> Humanismus die<br />

Freiheit des Denkens. Reform <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />

und <strong>der</strong> Schule wurzelt <strong>im</strong> Zurückgehen auf<br />

die Quellen, die Bibel und die Schriften<br />

des Altertums! MelanchthonS Bericht über<br />

die sächsische <strong>Kirche</strong>n- und Schulvisitation<br />

wird <strong>der</strong> Stiftungsbrief des humanistischen<br />

und protestantischen Gymnasiums in ganz<br />

Deutschland.<br />

Die jesuitische Gegenreformation erkennt den<br />

Vorsprung, den die humanistische Schulung<br />

dem Protestantismus <strong>im</strong> Ringen <strong>der</strong> Geister<br />

gibt und beseitigt die Inferiorität <strong>der</strong> scholastischen<br />

Schulbildung durch Nachbildung<br />

des protestantischen Gymnasiums. Diesem<br />

selbst aber ging mit <strong>der</strong> Erstarrung <strong>der</strong><br />

neuen Lehre zu neuer Orthodoxie seine<br />

Krone, die Erziehung zur geistigen Freiheit,<br />

verloren.<br />

Der zweite Humanismus in Deutschland<br />

brachte die Erneuerung des Gymnasiums.<br />

Seine Träger sind Protestanten: Her<strong>der</strong>,<br />

Lessing, Klopslock, Goethe, Schiller. Wie<br />

<strong>der</strong> erste Humanismus die mittelalterliche<br />

Scholastik, bekämpft <strong>der</strong> zweite die Unfreiheit<br />

<strong>der</strong> franzosischen Klassik. Der protestantische<br />

preußische Staat, <strong>im</strong> Geiste wie<strong>der</strong>geboren<br />

durch das Ringen um seine politische<br />

Freiheit, erneuert das Gymnasium<br />

durch Wilhelm von Humboldt, vor allem<br />

durch Betonung <strong>der</strong> griechischen Sprache<br />

und Literatur.<br />

<strong>Das</strong> Gymnasium Humboldts wird Muster<br />

<strong>der</strong> zur Universität führenden Schule nicht<br />

nur <strong>im</strong> preußischen <strong>Rheinland</strong>, auch in<br />

Bayern und an<strong>der</strong>n katholischen Gegenden.<br />

Die Konkurrenz geht nicht mehr aus vom<br />

Wettkampf <strong>der</strong> Konfessionen um die bessere<br />

Schule für die höher Gebildeten. Neben<br />

das humanistische Gymnasium, in dem<br />

Katholiken und Protestanten sich zusammenfinden,<br />

treten Realanstalten, hervorgegangen<br />

nicht aus dem Prinzip <strong>der</strong> Bildung zum<br />

innerlich freien Geistesmenschen, son<strong>der</strong>n aus<br />

dem Nützlichkeit«- und Nerufsgedanken.<br />

Wie für die evangelische <strong>Kirche</strong> ihr Schild<br />

und Schwert, das „Wort", zugleich ihn<br />

innere Gefahr bedeutet, so auch für das<br />

Gymnasium. Im Laufe des 49. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

verfiel <strong>der</strong> altsprachliche Unterricht<br />

dem PhilologiSmuS und Historismus, und<br />

Protestantismus und Gymnasium<br />

statt eines begeisterten Humanismus, eines<br />

Lebens in griechischer Geistesfreiheit, war<br />

das Ergebnis oft nur eine formale Schulung<br />

<strong>der</strong> Verstandeskräfte.<br />

Eine starke Bewegung aber ist <strong>im</strong> Gange,<br />

diese Einseitigkeit <strong>der</strong> intellektuellen Schulung<br />

zu brechen, von Kritik und gehäuftem<br />

Einzelwissen wie<strong>der</strong> zur Wertung und Zusammenschau<br />

zu kommen. Vewußt o<strong>der</strong> unbewußt<br />

beherrscht das griechische Ideal des<br />

freien und ganzen Menschen die Gebildeten<br />

unserer Zeit. Schon sprechen kühne Wortführer<br />

von dem heraufziehenden „dritten<br />

deutschen Humanismus". Die preußische<br />

Schulreform, in <strong>der</strong>en Arbeit wir mitten<br />

inne stehen, will diesen belebenden Strom<br />

in das Gymnasium leiten. Der Schwerpunkt<br />

des klassischen Unterrichts soll vom<br />

Lateinischen zum Griechischen, vom Wort<br />

zum Gedanken, vom historischen Verständnis<br />

zur Verehrung des Meisterwerkes und<br />

seines Schöpfers verlagert werden, Körperschule<br />

und Bildung des Kunstsinns nach<br />

griechischem Vorbild <strong>im</strong> Bunde mit wissenschaftlichem<br />

Denken und Steigerung <strong>der</strong><br />

sittlichen Selbstverantwortlichkeit ein neues<br />

volles und schönes deutsches Menschentum<br />

erzielen.<br />

Nie hat <strong>der</strong> Humanismus, das ist die bewußte<br />

Durchdringung mit dem griechischen<br />

Menschheit«- und Bildungsideal, einer Zeit<br />

mehr not getan als unserem von Wirtschaft<br />

und Technik überwältigtem Geschlecht. Nie<br />

hat das Gymnasium dem deutschen Volke<br />

und seiner Jugend so viel geben können wie<br />

heute, wo in ihm die Verschmelzung des<br />

deutschen, hellenischen und christlichen Idealismus<br />

sich verwirklicht wie nie zuvor.<br />

Und wie steht in dieser Schicksalsstunde und<br />

Zeitwende <strong>der</strong> Protestantismus zu <strong>der</strong> aus<br />

seinem Geiste geschaffenen Schule, dem<br />

humanistischen Gymnasium? Er wendet<br />

ihm den Rücken! Ahnungslos lost er sich<br />

von einer starken Wurzel seiner Kraft, dem<br />

Humanismus und Idealismus. Er ahnt<br />

nicht, welche Bedeutung dieser Kraft als<br />

Gegenströmung gegen den scheinbar allein<br />

herrschenden Zeitgeist zukommt.<br />

Was ist dieser Geist <strong>der</strong> Zeit? „Wirtschaft"<br />

heißt sein Name, und er beherrscht<br />

Leben und Denken unseres Volkes wie<br />

aller <strong>der</strong>er, die sich Kulturvölker nennen.<br />

Keine Berufsarbeit gilt mehr an sich als<br />

wertvoll, weil sie innere Befriedigung gibt<br />

und <strong>der</strong> Menschheit dient, son<strong>der</strong>n sie dient<br />

dem Erwerb, <strong>der</strong> Erwerb dem Genuß<br />

äußerer Güter. Was erwartet und will<br />

wirtschaftliches Denken von <strong>der</strong> Schulbildung?<br />

Sie soll Kenntnisse und Fertigkeiten<br />

schaffen, die man in Handel und<br />

Industrie zum Geldverdienen verwerten<br />

kann. Die Wirtschaft braucht gelernte<br />

Arbeiter. „Die Schulen des Unternehmertums"<br />

nennt daher <strong>der</strong> Kulturhistoriker<br />

Lamprecht die Realanstalten. <strong>Das</strong> ist kein<br />

Werturteil. Sie sind nützlich, weil sie notwendig<br />

sind. Sie besitzen seit <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />

die volle Gleichberechtigung<br />

mit den Gymnasien hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Zulassung zum Universitatsstudium. Sie<br />

gehen hin und ihre Zahl n<strong>im</strong>mt zu, die<br />

Gymnasien nehmen ab — allerdings mehr<br />

in <strong>der</strong> Gesamtschülerzahl, die bei den Realanstallen<br />

nur durch die unteren Klassen<br />

so riesig wird. Von den Abiturienten<br />

sind <strong>im</strong>mer noch die Hälfte Gymnasiasten!<br />

Woher aber sind die N!änner gekommen,<br />

<strong>der</strong>en Unternehmergeist die wissenschaftliche<br />

Forschung und die technische Erfin<strong>der</strong>gabe<br />

in den Dienst <strong>der</strong> deutschen<br />

Volkswirtschaft zu stellen wußte? Oswald<br />

Spengler, <strong>der</strong> Verfasser des „Untergangs<br />

des Abendlandes" gibt die Antwort: „Aus<br />

dem Gymnasium stammt die geistige<br />

Disziplin, die organisatorische Tüchtigkeit<br />

und die Erfolge <strong>der</strong> Technik". <strong>Das</strong> ob<br />

seiner Einseitigkeit gescholtene „alte" Gymnasium<br />

ist also keine Fachschule für Theologen<br />

und Philologen gewesen, sonde' i, hat<br />

Führer für alle Gebiete des Lebens geschult.<br />

Kann das „neue", soviel echter „humanistische",<br />

es etwa nicht mehr? Die großen<br />

Männer <strong>der</strong> Wirtschaft denken an<strong>der</strong>s.<br />

Walther Rathenau schrieb 491')<br />

(„<strong>Das</strong> Gymnasium und die neue Zeit",<br />

Teubner). „Ein wenig oberflächliche Kennt»<br />

nis <strong>der</strong> Exper<strong>im</strong>entalphysik läßt sich nachholen;<br />

Enge des Geistes und Gemütes bleibt<br />

und verengert nicht nur das Dafein, son<strong>der</strong>n<br />

auch die berufliche Fassungskraft, Erfindungskraft<br />

und Schaffensfreiheit" . . .<br />

„Läge die Entscheidung ausschließlich in<br />

den Händen Gebildeter — wie es wohl<br />

sein sollte; denn über Musikschulen würde<br />

man schwerlich Unmusikalische urteilen lassen<br />

— so gäbe eS keine Gefahr für die<br />

humanistische Bildung". Die Zahl <strong>der</strong> Dozenten<br />

technischer Hochschulen, die gymnasiale<br />

Vorbildung bei ihren Schülern hochschätzen,<br />

isl zu groß, um hier auch nur<br />

eine Auswahl ihrer Aeußerungen zu geben.<br />

UebrigenS ist jetzt <strong>der</strong> Unterschied auch <strong>im</strong><br />

mathematischen Wissen zwischen Realgymnasium<br />

und Gymnasium nicht <strong>der</strong> Rede<br />

wert: 33 Wochensiunden gegenüber 36.<br />

Und die praktischen Hamburger Großkaufleute<br />

schicken ihre Söhne <strong>im</strong>mer noch auf<br />

die „Gelehrlenschule", weil sich die Erlernung<br />

mo<strong>der</strong>ner Sprachen auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

des Lateinischen rasch und leicht <strong>im</strong><br />

Auslande nachholen lasse, die Denkschulung<br />

nicht.<br />

Aber ob humanistisches, neusprachlicheS<br />

o<strong>der</strong> naturwissenschaftliches Gymnasium,<br />

435


das ist nicht entscheidend über Wert und<br />

Bedeutung einer höheren Schule. Man<br />

kann auf je<strong>der</strong> Art <strong>der</strong> höheren Schule<br />

wackre Deutsche und tüchtige Männer für<br />

Wissenschaft und Leben erziehen. Kein<br />

Humanist bestreitet das, während das<br />

Gymnasium als „unzeitgemäß" weiter angegriffen<br />

wird. Die Scheidungslinie ist<br />

heute eine an<strong>der</strong>e: die einen Schulen sehen<br />

ihre Aufgabe und ihren Ruhm in <strong>der</strong> Ausstattung<br />

einer möglichst großen Masse mit<br />

Berechtigungsscheinen, wie sie Behörden,<br />

Wirtschaft, Berufsorganisationen in einem<br />

chinesisch unvernünftigen Maße verlangen,<br />

um den Zuzug einzuschränken. Der Erfolg<br />

ist schl<strong>im</strong>m: schon gilt das Reifezeugnis nicht<br />

mehr als früher das „Einjährige"! Die<br />

Masse drückt die Qualität herab. Es gibt<br />

auch Gymnasien, die den Wettbewerb um<br />

die Zahl durch Herabsetzung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

mitmachen. Und doch haben alle<br />

höheren Schulen die Pflicht <strong>der</strong> Auslese<br />

gegen die Jugend. „Eine leichte Schule ist<br />

ein Verbrechen an <strong>der</strong> Nation" — das<br />

sagte ein Russe! — „Aber die Not <strong>der</strong><br />

Zeit verlangt eine leichte Schule", sagen<br />

die Eltern, die für ihre Söhne und Töchter<br />

die Versorgungsscheine haben wollen. Und<br />

das Gymnasium kann und darf keine<br />

„leichte" Schule sein. „<strong>Das</strong> mußt du in <strong>der</strong><br />

Jugend leiden, daß dich die Schule tüchtig<br />

weckt: die alten Sprachen sind die Scheiden,<br />

darin das Messer des Geistes steckt".<br />

<strong>Das</strong> ist ein Luther- und Goethewort. Und<br />

da begibt sich etwas Bemerkenswertes, Die<br />

preußische Schulreform wollte das Realgymnasium<br />

zu einem neusprachlichen Gymnasium<br />

machen und das Lateinische aus <strong>der</strong><br />

Oberstufe entfernen. Die Vertreter dieses<br />

„Anstaltstyps" wehrten sich aufs äußerste<br />

gegen diese Erleichterung, und behaupteten<br />

das Latein als kostbaren Besitz. Die Studienanstalten<br />

<strong>der</strong> Mädchen haben es, die<br />

„lateinlosen" Oberrealschulen erstreben es<br />

als wahlfreies Fach für die Oberstufe und<br />

haben die Stundenzahl dafür um 50 v. H.<br />

erhöht! Haben sie sich zur humanistischen<br />

Auffassung vom Bildungswert <strong>der</strong> alten<br />

Sprachen bekehrt? Nein, für sie handelt<br />

es sich um den Nutzen des Lateinischen,<br />

d. h. seine wissenschaftliche Notwendigkeit<br />

für jedes geisteswissenschaftliche Studium,<br />

und um die „Berechtigungen" dazu. Denn<br />

das humanistische Gymnasium ist eben doch<br />

die einzige Anstalt, die zu jedem Hochschulstudium<br />

ohne Ergänzungsprüfung „berechtigt".<br />

Also Latein, weil man es um<br />

des künftigen Berufes willen nicht entbehren<br />

kann.<br />

Aber Griechisch?! Was gehen uns<br />

die „ollen" Griechen an? Ist nicht die<br />

Kenntnis eines Bahnhofes für den heutigen<br />

Kulturmenschen wichtiger als das Verständnis<br />

von Homer und Plato? Der Humanist<br />

sagt: „Unsere ganze Kultur, unsere christliche<br />

Religion, Philosophie, bildende Kunst,<br />

Dichtung, Staatslehre, alle unsere Wissen-<br />

schaft wurzelt doch in den Leistungen <strong>der</strong><br />

Griechen und hat sich an ihnen seit fast<br />

einem halben Jahrtausend wie<strong>der</strong> emporgerichtet".<br />

Man erwi<strong>der</strong>t ihm — falls er<br />

«S nicht mit einem völlig Unwissenden zu<br />

tun hat —: „<strong>Das</strong> ist nicht zu leugnen,<br />

aber zur Kulturübermittlung brauchen wir<br />

doch die Sprache nicht. Uebersetzungen<br />

tun es auch; die Bibel und <strong>der</strong> Shakespeare<br />

sind doch deutsche Bücher geworden", Freilich:<br />

sie sind eben Ersatz. Was Ersatz für<br />

die echte Ware bedeutet, sollte eigentlich seit<br />

dem Hungerkriege jedem Deutschen einleuchtend<br />

sein. Man wird aber einen Menschen,<br />

dem Gips und Marmor keinen Unterschied<br />

machen, nicht über Plastik urteilen lassen<br />

und einem Menschen ohne Gefühl für die<br />

Einmaligkeit und den unersetzlichen Eigenwert<br />

einer Sprache <strong>der</strong>en Schönheit so<br />

wenig verständlich machen können, wie<br />

einem Unmusikalischen eine Symphonie,<br />

Der Wert des griechischen Unterrichtes liegt<br />

ebensosehr in dem Studium <strong>der</strong> Sprache<br />

wie in dem Gedankengehalt <strong>der</strong> unsterblichen<br />

Meisterwerke. <strong>Das</strong> Griechische ist die vollkommenste<br />

Sprache unseres Kulturkreises,<br />

die Beschäftigung mit ihr die abwechslungsreichste<br />

Uebung des gesamten Menschengeistes,<br />

des Verstandes, wie des Gefühls,<br />

<strong>der</strong> seelischen Einfühlung, wie des Geschmackes.<br />

Wäre es nur um des beruflichen<br />

Nutzens willen Lehrgegenstand, so<br />

inüßte es verschwinden. Aber das Gymnasium<br />

ist die Schule des Humanismus,<br />

des freien, höheren Menschentums in deutscher<br />

Prägung, die <strong>der</strong> griechischen Menschheit<br />

nächst verwandt ist — niemals jedoch<br />

eine Fachschule für Philologen und Theologen!<br />

Diesem Fachzweck suchen es einige<br />

Real gymnasien dienstbar zu machen, indem<br />

sie zu <strong>der</strong> Ueberfülle ihrer Lehrfächer<br />

noch ein — zweistündiges! — wahlfreies<br />

Griechisch für die Oberklassen hinzufügen.<br />

Es muß also doch wohl trotz Vorhandenseins<br />

von humanistischen Gymnasien am<br />

selben Ort genügend „Bedürfnis" nach<br />

griechischem Unterricht auch an Realgymnasien<br />

vorliegen! Man möchte die griechischen<br />

„Ergänzungsprüfungen" an die Schule<br />

bekommen wie die Oberrealschule die lateinischen.<br />

Bei dieser ist nun amtlich anerkannt,<br />

daß <strong>der</strong> zweistündige Unterricht nicht<br />

befriedigt.<br />

Anscheinend zunächst aus dem Verlangen<br />

nach <strong>der</strong> besten Berufs Vorbildung<br />

für ihre Geistlichen setzt sich auch die<br />

Wissen und Tun!<br />

römische <strong>Kirche</strong> überall für das Gymnasium<br />

ein. <strong>Das</strong> Lateinische ist ja ihre internationale<br />

Sprache, die in amtlichen Schriftstücken<br />

meisterhaft, wie eine lebende<br />

Sprache gehandhabt wird. Die Uebung,<br />

nicht bloß <strong>im</strong> Verstehen, son<strong>der</strong>n <strong>im</strong> Gebrauch<br />

dieser Sprache för<strong>der</strong>t die Denkschärfe<br />

und Auedrucksfähigkeit des künftigen<br />

Geistlichen und wird daher in dessen<br />

weiteren Ausbildung gepflegt, weil <strong>der</strong> lateinische<br />

Unterricht auf dem Gymnasium<br />

wesentlich kulturkundlich geworden ist.<br />

Aber <strong>der</strong> führende Klerus hat doch<br />

höhere Ziele ^6 die geeignete Vorbildung<br />

für seinen Nachwuchs, Bis über den Kulturkampf<br />

hinaus galt <strong>der</strong> katholische Volksteil<br />

für rückständig auf dem Gebiete des<br />

ganzen Geisteslebens. Diese schmerzlich<br />

empfundene „Inferioritat" (Unterlegenheit)<br />

in Gleichwertigkeit mit <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

und dem Schrifttum des Protestantismus<br />

zu verwandeln, war ein schönes Ziel.<br />

Gibt es für einen Deutschen einen erfreulicheren<br />

Anblick, als wenn die Weltanschauungsgruppen,<br />

in die sein Volk zersällt, in<br />

redlichem Wettbewerb mit den Mitteln <strong>der</strong><br />

Geistesbildung, nicht mit Knüppel o<strong>der</strong><br />

Säbel sich zu behaupten und durchzusetzen<br />

suchen? Hier ist in wenigen Jahrzehnten<br />

eine bewun<strong>der</strong>nswerte Leistung vollbracht<br />

worden. Der Erfolg spornt dazu an, das<br />

Ziel noch höher zu stecken, und die erreichte<br />

Gleichwertigkeit in Ueberlegenheit zu verwandeln.<br />

Als das sicherste Mittel zu diesem<br />

Zwecke erscheint es den weitblickenden<br />

Führern, wenn die katholische Jugend in<br />

möglichst großer Zahl diejenige höhere<br />

Schule besucht, <strong>der</strong>en Ausbildung nach<br />

ihrer Ueberzeugung eine Ueberlegenheit in<br />

den Geisteswissenschaften verleiht, das humanistische<br />

Gymnasium. Wenn sich die<br />

Protestanten in <strong>im</strong>mer größerer Zahl <strong>der</strong><br />

„Zivilisation", <strong>der</strong> Technik und dem Erwerbsleben<br />

zuwenden und aus dem Grunde<br />

<strong>der</strong> geeignetsten o<strong>der</strong> leichtesten Vorbereitung<br />

hierzu für ihre Söhne die Realanstalten<br />

bevorzugen, so muß bei gegenteiligem<br />

Verhalten <strong>der</strong> Katholiken das Angebot von<br />

katholischen Kräften auf dem Gebiete <strong>der</strong><br />

Kulturaufgaben, <strong>der</strong> Wissenschaft, <strong>der</strong><br />

Schule, <strong>der</strong> Rechtspflege, <strong>der</strong> Verwaltung<br />

über den Anteil an <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>im</strong><br />

Verhältnis hinausgehen und in Verbindung<br />

init <strong>der</strong> politischen Machtstellung des Zentrums<br />

die kulturelle „Parität" in eine<br />

Wenn viele« Wissen die Leute brav machen würde, so wären ja eure Anwälte, eure<br />

Vögte und Richter, mit Respekt zu melden, <strong>im</strong>mer die Vraosten ... Es ist zwischen<br />

Wissen und Tun ein h<strong>im</strong>melweiter Unterschied. Wer au« dem Wissen allein sein<br />

Handwerk macht, <strong>der</strong> hat wahrlich groß achtzugeben, daß er da« Tun nicht verlerne.<br />

Pestalozzi.


führende und herrschende „Supcriorität"<br />

verwandeln. Es ist selbstverständlich, daß<br />

>ede Gegenreformation auf dieses Ziel ausgeht.<br />

Die Wie<strong>der</strong>gewinnung <strong>der</strong> Protestanten<br />

und Ungläubigen ist nicht die nächste Aufgabe,<br />

son<strong>der</strong>n wichtiger ist die Selbstbehauptung<br />

durch Abson<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Katholiken,<br />

Dazu dient das Vereinswesen aller<br />

Art, Auf dem Gebiete <strong>der</strong> Erziehung ist<br />

das Ideal die konfessionelle Schule vom<br />

Kin<strong>der</strong>garten bis zur Hochschule. Man<br />

wird anerkennen können, daß eine konfessionelle<br />

Schule, wegen <strong>der</strong> Gleichartigkeit in<br />

<strong>der</strong> Weltanschauung, einen gewissen Vorzug<br />

für die Erziehung des einzelnen zu dieser<br />

Weltanschauungsgemeinschllft besitzt und<br />

dem Lehrer die Aufgabe erleichtert. Aber<br />

das Notwendigste ist für uns Deutsche die<br />

Erziehung zur Volksgemeinschaft. Innerhalb<br />

dieser müssen die verschiedenen Anschauungen<br />

sich frühzeitig kennen lernen, um<br />

Mißtrauen und Mißachtung zu verhüten<br />

und die weltanschaulich Entfremdeten dahin<br />

zu bringen, daß, wenn sie sich schon<br />

nicht lieben können, sie wenigstens einan<strong>der</strong><br />

gelten lassen. <strong>Das</strong> ist <strong>der</strong> Hauptgrund, aus<br />

dem es zu bedauern wäre — für das ganze<br />

deutsche Volk, nicht bloß die <strong>Evangelische</strong>n<br />

— wenn das humanistische Gymnasium<br />

durch die Vorliebe <strong>der</strong> Katholiken und die<br />

Gleichgültigkeit <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n zur Konfessionsschule<br />

würde. Die Wandlung ist am<br />

ehesten zu erkennen am Wechsel in <strong>der</strong><br />

Leitung <strong>der</strong> Gymnasialanstalten, <strong>der</strong><br />

sich auf Grund verschiedenartig gedeuteter<br />

„Parität" mit großer Schnelligkeit vollzieht.<br />

Im Jahre 4944 hatten von «0<br />

Gymnasialanstalten <strong>der</strong> Rheinprovinz 20<br />

einen evangelischen Direktor, also 33'/z<br />

v. H,, <strong>im</strong> Jahre 4928 von SS noch 42,<br />

also 48,4 v. H. Nachdem durch die Bevorzugung<br />

<strong>der</strong> Realanstalten die evangelischen<br />

Eltern diese Verschiebung verursacht<br />

haben, sehen sie wie<strong>der</strong> in ihr einen Grund,<br />

ihre Söhne nicht auf die katholisierten<br />

Gymnasien zu schicken. Man war auf<br />

evangelischer Seite naiv genug, in Satzungen<br />

o<strong>der</strong> ministeriellen Versprechungen eine<br />

Sicherung <strong>der</strong> bisherigen Leitung zu erblicken.<br />

Aber was als Recht gelten soll,<br />

setzt <strong>der</strong> fest, <strong>der</strong> die Macht hat. Und die<br />

Macht in <strong>der</strong> höheren Schule hängt zur<br />

Zeit von <strong>der</strong> Kopfzahl <strong>der</strong> Schüler ab.<br />

Wie erklärt es sich aber, daß die evangelische<br />

Bevölkerung sich vom humanistischen<br />

Glücklich werden!<br />

Gymnasium zurückzieht, während die katholische<br />

eine so starke Vorliebe bezeigt? In<br />

Bayern n<strong>im</strong>mt die gymnasiale Schülerschaft<br />

am stärksten zu; auch in Preußen<br />

ist <strong>der</strong> Bestand des Gymnasiums, trotz Eingehens<br />

einzelner Anstalten, nicht gefährdet.<br />

Gefährdet aber ist <strong>der</strong> Anteil des Protestantismus<br />

an <strong>der</strong> Schöpfung Melanchthous<br />

und Humboldts durch die Verschiebung<br />

<strong>der</strong> Schülerzahl zugunsten des Katholizismus.<br />

Ist bei Protestanten das Streben,<br />

nichts zu lernen, was man nicht unmittelbar<br />

auf dem Markt des Lebens in<br />

Münze umsetzen kann, so viel stärker?<br />

A<strong>der</strong> hängt beson<strong>der</strong>e Eignung und Neigung<br />

zur Technik von <strong>der</strong> Konfession ab?<br />

Daö ist doch barer Unsinn. Ein wesentlicher<br />

Grund scheint mir in <strong>der</strong> evangelischen<br />

Familie zu liegen. Der Mittelstand wird<br />

<strong>im</strong>mer kin<strong>der</strong>ärmer. Dazu wirken wirtschaftliche<br />

Not, Wohnungselend und das<br />

Verlangen nach „Lebensgenuß" zusammen.<br />

Die Eltern wollen es bequem haben, und<br />

die Kin<strong>der</strong> „sollen es nicht so schwer haben,<br />

wie wir es gehabt haben". Darum möglichst<br />

wenig Kin<strong>der</strong> und für diese eine<br />

Schule, die es ihnen leicht macht, bald an<br />

den Erwerb <strong>der</strong> Güter und Genüsse zu gelangen,<br />

welche die Eltern schmerzlich entbehren.<br />

Es fehlt die starke Gegenwirkung<br />

gegen Beschränkung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>zahl und damit<br />

auch gegen Verzärtelung und Verziehung<br />

<strong>der</strong> ein o<strong>der</strong> zwei Kin<strong>der</strong>, welche<br />

die katholische <strong>Kirche</strong> fertig bringt.<br />

Die Agitation <strong>der</strong> Realschulvereine ist<br />

kräftig und dadurch doppelt begünstigt, daß<br />

sie bei ihrem Ziel, <strong>der</strong> Beseitigung des<br />

Gymnasiums, <strong>im</strong> Angriff ist, während, wie<br />

gesagt, kein Gymnasialmann ihren Bestand<br />

anzutasten auch nur träumt, und daß ihre<br />

Selbstempfehlung sich mit den starken<br />

Mächten des „Nutzens" und <strong>der</strong> Zivilisation<br />

des Zeitalters verbündet. Auf <strong>der</strong><br />

katholischen Seite findet diese Werbung ein<br />

starkes Gegengewicht in <strong>der</strong> Stellungnahme<br />

<strong>der</strong> Geistlichen für daö humanistische Gymnasium.<br />

Es fällt ihnen natürlich so wenig<br />

wie sonst einem Zeitgenossen ein, die Realanstalten<br />

zu bekämpfen. Diese, mit ihren<br />

Schülermassen, werden auch nicht <strong>im</strong><br />

mindesten gefährdet, wenn ihnen so viel<br />

Schüler entzogen werden, als zur Erhaltung<br />

eines Gymnasiums o<strong>der</strong> zur Verschiebung<br />

des konfessionellen Verhältnisses an<br />

ihm erfor<strong>der</strong>lich sind. Es ist aber auch nicht<br />

so, daß <strong>der</strong> katholische Arbeiter, Handwer-<br />

Wenn es nichts als Arbeit und Verdienst brauchte, die Armen glücklich zu machen,<br />

so würde bald geholfen sein. Aber das ist nicht so. Bei Reichen und bei Armen<br />

muß das Herz in Ordnung sein, wenn sie glücklich sein sollen. Und zu diesem Zwecke<br />

kommen die weit mehreren Menschen eher durch Not und Sorgen als durch Ruhe<br />

und Freuden. Pestalozzi.<br />

ker o<strong>der</strong> Beamte sich <strong>der</strong> Unterschiede <strong>im</strong><br />

Wesen <strong>der</strong> verschiedenen höheren Schulen<br />

auf Grund seiner Konfession bewußt sei.<br />

<strong>Das</strong> anzunehmen, wäre ebenfalls barer<br />

Unsinn. Aber das Urteil und die Entscheidung<br />

<strong>der</strong> Eltern und <strong>der</strong> Grundschullehrer<br />

wird beeinflußt durch den Geistlichen, wobei<br />

es vielfach gar keiner Einwirkung von<br />

Person zu Person bedürfen wird. Rühmenswert<br />

ist, waö Kapläne und Pfarrer an unentgeltlicher<br />

Vorbereitung von Volksschülern,<br />

beson<strong>der</strong>s auf dem Lande, leisten.<br />

Aber vorbereitet wird von ihnen nur für<br />

dag Gymnasium.<br />

Auf <strong>der</strong> protestantischen Seite gibt es keine<br />

Vereine, die den Besuch <strong>der</strong> höheren Schule<br />

und <strong>der</strong> Hochschule för<strong>der</strong>n und dadurch<br />

auch die Wahl <strong>der</strong> Schule und <strong>der</strong>en konfessionelle<br />

Verhältnisse beeinflussen. Es<br />

fehlt vor allem noch gänzlich die Erkenntnis<br />

<strong>der</strong> Lage des Gymnasiums, ganz beson<strong>der</strong>s<br />

<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>. Es fehlt das Verständnis<br />

dafür, daß <strong>der</strong> Untergang des Gymnasiums<br />

einen unermeßlichen Verlust für das deutsche<br />

Geistesleben, sein Uebergang wesentlich in<br />

katholische Hände eine Schädigung des<br />

Protestantismus und seiner Geltung <strong>im</strong><br />

deutschen Volks- und Staatsleben bedeuten<br />

würde. Es gibt zahllose Eltern, denen es<br />

an sich gleich ist, ob sie ihren Sohn auf<br />

ein Gymnasium o<strong>der</strong> Realgymnasium<br />

schicken. In <strong>der</strong> Kleinstadt hat man keine<br />

Wahl, in <strong>der</strong> Großstadt <strong>im</strong>mer noch die<br />

Möglichkeit späteren Wechsels von <strong>der</strong><br />

einen zur an<strong>der</strong>n Anstaltsart, Gibt man<br />

ihnen also einen Hinweis, daß mit Zuführung<br />

zu einer best<strong>im</strong>mten Schule zugleich<br />

<strong>der</strong> evangelischen Sache gedient sei,<br />

so kann das bei bewußt evangelischen Eltern<br />

den Ausschlag für die Schulwahl<br />

geben. Wer kann solche Hinweise geben? Die<br />

Geistlichen und die Lehrer müssen sich durch<br />

das katholische Vorbild nicht beschämen lassen.<br />

Sie müssen sich selber über das Problem<br />

unterrichten, um fähig zu sein. Suchende<br />

zu beraten. Die evangelischen <strong>Kirche</strong>n haben<br />

alle Veranlassung, für einen wissenschaftlich<br />

hochstehenden Nachwuchs an Pfarrern<br />

und Religionslehrern für die höheren<br />

Schulen zu sorgen. Dazu gehört als<br />

Grundlage die Kenntnis <strong>der</strong> Originalsprachen<br />

<strong>der</strong> Quellen unserer religiösen und<br />

philosophischen Stellung, vor allem des<br />

Griechischen. Aber wichtiger als dieses Berufsinteresse<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nbeamten, so entscheidend<br />

es für die Führerschaft in <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> und <strong>im</strong> Geistesleben ist, scheint mir<br />

die soziale Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, begabten<br />

Söhnen aus dem Volke den Aufstieg zur<br />

Führerstellung in allen Berufen zu ermöglichen.<br />

Sollen wir die glänzenden Leistungen<br />

<strong>der</strong> römischen <strong>Kirche</strong> auf diesem Gebiet<br />

nur rühmen o<strong>der</strong> gar mit ohnmächtigem<br />

Neid betrachten? O<strong>der</strong> sollen wir Versäumtes<br />

nachzuholen suchen, ehe es zu spät ist<br />

für Gymnasium wie Protestantismus?<br />

Dr. Max Wiesenthal, Duisburg


<strong>Evangelische</strong>r Volksbildungsdienst für <strong>Rheinland</strong><br />

Rheinische evangelische Büchereiarbeit / Film und Lichtbild / Jugend- und Laienspiel / <strong>Evangelische</strong><br />

Arbeitsgemeinschaft für Rundfunk in <strong>Rheinland</strong> und Westfalen / Volksbildung und ihre Grenzgebiete<br />

Eine Gemeindesingewoche<br />

Angeregt durch einen Artikel <strong>im</strong> „<strong>Evangelische</strong>n mitsang. So sind in dieser einen Woche folgende<br />

Deutschland" vom 11. November 1»28 „Von Choräle von <strong>der</strong> Gemeinde eingeübt worden: 166<br />

neuen Wegen", in dem von einem ähnlichen (»a« Glaubenslied), 2 (Tedeum), 281, 119, 175,<br />

Versuch in einer württembergischen Gemeinde 441, 22», 363, 473, 171, 270, 47«, 181, 375,<br />

berichtet war, veranstaltete die evangelische Ge- 174, 378, 474. Dabei wurden die wichtigsten<br />

meinde Essen-Rüttenscheid in <strong>der</strong> Woche vom und schwierigsten Lie<strong>der</strong> an jedem Abend wie<strong>der</strong>-<br />

29. April bi« 5. Mai 192» eine Gemeindeholt.singewoche unter Leitung ihre« hauptamt- Abgeschlossen wurde die Singewoche durch eine»<br />

lichen Organisten, Herrn Dr. Czach. Der erst- Kantatenabend de« <strong>Kirche</strong>nchores <strong>der</strong><br />

malige Versuch ist nach dem einst<strong>im</strong>migen Urteil unter Instrumentalbegleitung h^ beiden Nach-<br />

<strong>der</strong> Gemeinde selbst und berufener Fachleute gut kantaten „Was mein Gott will, das gescheh<br />

gelungen und wird zu weiteren Fortsetzungen allzeit" und „Wachet auf, ruft uns die St<strong>im</strong>me"<br />

führen. Schon vorher hatten wir an jedem ersten vor einer überfüllten <strong>Kirche</strong> zum Vortrag brachte:<br />

Samstag <strong>im</strong> Monat <strong>im</strong> Anschluß an dieferner<br />

durch einen beson<strong>der</strong>en Choralgot-<br />

Wochenendandachten eine Gemeindesingestunde. tesdienst bei dem sämtliche Chöre <strong>der</strong> Ge-<br />

Aber da <strong>im</strong>mer ein Zwischenraum von vier meinde zusammengefaßt mitwirkten und einige<br />

Wochen dazwischen lag, brachte sie nicht den ge- vierst<strong>im</strong>mige Choräle darboten und die Gewünschten<br />

Erfolg, Um so größer war <strong>der</strong> Ermeinde sich selber zur Freude einen Teil <strong>der</strong> in<br />

folg, den uns die zusammenhängende Singe- <strong>der</strong> Woche geübten Melodien sang. Der Got.<br />

woche brachte. Da wir wünschen, daß auch te « d ! enst nahm folgenden Verlauf:<br />

an<strong>der</strong>e rheinische Gemeinden einen ähnlichen Alle Chöre: Komm Heiliger Geist, Herre Gott.<br />

Versuch machen, teilen wir mit, wie diese Ge- Lied 151, Vers 1—3.<br />

meindesingewoche aufgezogen war.<br />

Eingangsspruch.<br />

Sie sollte <strong>der</strong> Bereicherung, Vertiefung und Verlnnerlichung<br />

des in unserer Gemeinde an und für sich<br />

Gemeinde: Lied 11, Vers 1 und 11.<br />

schon guten Gemeindegesanges durch Einüben un- Nußwort.<br />

bekannter, wertvoller Choräle und Melodien unsres Gemeinde: Lied 239, Vers 1—3.<br />

Gesangbuche« dienen. Bevorzugt wurden solche Gnadenwort.<br />

au« <strong>der</strong> reformatorischen Zeit, vor allem Luther- Gemeinde: Lied 3, Vers 1 und 2,<br />

lie<strong>der</strong> mit ihren herben und kräftigen Melodien.<br />

An jedem Abend <strong>der</strong> Woche fand um 8 Uhr<br />

eine solche Eingestünde statt, in einer Dauer von<br />

etwa einundeinoiertel Stunde. Für jeden Abend<br />

war ein beson<strong>der</strong>er Lie<strong>der</strong>plan <strong>im</strong> oorau« aufgestellt,<br />

<strong>der</strong> genau eingehalten werden konnte.<br />

Jedesmal war eine an<strong>der</strong>e Gruppe Gemeindevereine<br />

gebeten worden, die die ihnen vorher<br />

mitgeteilten Choräle in ihren Vereinsstunden<br />

Schriftverlesung au« dem Alten Testament,<br />

Alle Chöre: Lied 1», Ver« 1, 3, 4. „O daß ich<br />

tausend Zungen hätte".<br />

Schriftoerlesung aus dem bleuen Testament.<br />

Glaubenslied 16«, Vers 1—3.<br />

Lutherwort über die Bedeutung de« <strong>Kirche</strong>ngesänge«.<br />

Gemeinde: Lied 281, Vers 1—3.<br />

kurz durchgesungen hatten und so die Führung Ansprache über Psalm 45, Ver« 2.<br />

de« Gemeindegesange« übernehmen konnten.<br />

So waren an einem Abend sämtliche Iugendgruppen,<br />

an einem zweiten sämtliche Frauenoereine,<br />

am dritten Abend <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nchor und am vierten<br />

und fünften Abend an<strong>der</strong>e Chöre <strong>der</strong> Gemeinde<br />

zugezogen. Zu diesen kamen die übrigen<br />

Gemeindeglie<strong>der</strong>, welche mit großer innerer Anteilnahme<br />

zum großen Teil an jedem Abend<br />

wie<strong>der</strong>kamen. Eröffnet wurde je<strong>der</strong> Abend mit<br />

Gemeinde und Chöre <strong>im</strong> Wechselgesaug: Lied 21:<br />

„Gott ist mein Lied".<br />

Alle Chöre: Ver« 1 und 2.<br />

Alle Frauen: Ver« 3.<br />

Alle Männer: Ver« 4.<br />

Alle Frauen: Ver« 10,<br />

Alle Männer: Vers 11.<br />

Die ganze Gemeinde: Ver« 12 und 14.<br />

einem bekannten Choral unter Orgelbegleitung, Alle Chöre: Ver« 15.<br />

Eingangsspruch, Gebet und Schriftverlesung<br />

durch einen Pfarrer, dann folgte die eigentliche<br />

Singestunde, die wie<strong>der</strong> mit Gebet und einem<br />

bekannten Abendlied mit Orgelbegleitung abgeschlossen<br />

wurde. In <strong>der</strong> eigentlichen Singestunde<br />

Gebet: Unser Vater.<br />

wurde kein Instrument benutzt. Von<br />

einem Lesepult <strong>im</strong> Altarraum <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> au«<br />

gab <strong>der</strong> Leiter, Dr. Czach, eine kurze Erklärung<br />

de« betreffenden Liede«, wie« auf die<br />

Schönheit und Eigenart seiner Melodie hin, ließ<br />

die Melodie zunächst durch einen kleinen Chor<br />

vorsingen, <strong>im</strong> Summton die Gemeinde wie<strong>der</strong>holen,<br />

und dann zum Teil <strong>im</strong> Wechsel mit den<br />

Chören die Melodie einige Male richtig durchsingen.<br />

Es war überraschend, wie schnell und<br />

leicht die Gemeinde auf diese Weise auf die zum<br />

Teil schwierigen und ihr oft ganz unbekannten<br />

Melodien einging und sie frisch und lebendig<br />

Im folgenden will ich keine festen Richtlinien<br />

aufstellen, die in jedem einzelnen Fall und unumstößlich<br />

richtig sind. Da« Ganze ist al« Anregung<br />

gedacht, dargeboten au« <strong>der</strong> praktischen<br />

Erfahrung unserer Bücherei <strong>im</strong> 13. Pfarrbezirk<br />

Essen-Altstadt.<br />

138<br />

Gemeinde: Den» dein ist das Reich usw.<br />

Chöre und Gemeinde: Da« Tedeum Lied 2, Ver«<br />

1 und 5, (Täglich, Herr Gott, wir loben<br />

dich.)<br />

Chor 1 alle Chöre mit Posaunenbegleitung,<br />

Chor 2 die Gemeinde mit Orgelbegleitung.<br />

Segen.<br />

Nicht unerwähnt soll bleiben, daß Versuche auch<br />

<strong>im</strong> polyrhythmischen Singen gemacht wurden<br />

und daß auch hierbei die Gemeinde mit großer<br />

Leichtigkeit mitsang. Die Sache hat uns solche<br />

Freude gemacht, daß wir die Absicht haben, in<br />

jedem Jahre eine solche Gemeindesingewoche zu<br />

veranstalten.<br />

Wir hoffen, daß, je bekannter die Sache wird<br />

und je mehr sich herumspricht, welch einen inneren<br />

Gewinn man davon haben kann, <strong>der</strong> Besuch<br />

<strong>der</strong> Gemeinde <strong>im</strong>mer stärker wird. Wie die Gemeinde<br />

selber über die Gemeindesingewoche<br />

urteilt, mag ein kurzer Auszug aus einem <strong>der</strong><br />

Schreiben zeigen, die uns zugingen. Hierin heißt<br />

e«: „Nun sind schon einige Tage vergangen seit<br />

<strong>der</strong> Singewoche, und ich hätte so gern gleich geschrieben.<br />

Außer Samstag konnte ich zu meinem<br />

großen Bedauern nur Mittwoch die Singewoche<br />

genießen, aber dieser eine Abend hat mir solche<br />

Freude ins Herz gebracht, daß ich« Ihnen unbedingt<br />

sagen muß. Es war eine wun<strong>der</strong>schöne<br />

Stunde, und die Melodien, die Sie uns nahe gebracht<br />

haben, haben mich geradezu begeistert in<br />

ihrer Feinheit und Schönheit. Als ich he<strong>im</strong>ging,<br />

war <strong>der</strong> Wunsch groß in mir, wenn doch solche<br />

Singewoche öfter wäre, und ich dann auch hingehen<br />

könnte. Sicher wird <strong>der</strong> Besuch <strong>im</strong>mer<br />

größer, je mehr sichs herumspricht, welch einen<br />

Genuß man von solcher Feierstunde mit nach<br />

Hause trägt. Ich danke Ihnen dafür herzlich,"<br />

Aehnlich lauten viele an<strong>der</strong>e St<strong>im</strong>men, die uns<br />

zu Ohren gekommen sind. Man hat wie<strong>der</strong> da«<br />

alte reformatorische Lied, das sich in seiner urwüchsigen<br />

Kraft weit über viele süßliche und<br />

weichliche Melodien <strong>der</strong> späteren Zeit erhebt,<br />

lieben und schätzen gelernt. Ja, man kann sagen,<br />

es ist für viele wie die Entdeckung eines Neulandes<br />

gewesen, an dem sie bisher unbeachtet<br />

vorübergegangen sind. Man war überrascht von<br />

dem Reichtum an innigen und zarten Melodien,<br />

die bisher unbeachtet <strong>im</strong> Gesangbuch geschlummert<br />

haben. Wir wünschen und hoffen, daß <strong>der</strong><br />

von uns eingeschlagene Weg an<strong>der</strong>e Gemeinden<br />

zur Nacheiferung anspornt und dadurch unser<br />

Gesangbuch noch weit mehr erschlossen wird.<br />

Steindorff, Pfarrer, Essen-Rüttenscheid.<br />

Bücherei und Bucharbeit in einem<br />

Ein Bericht aus praktischer Arbeit. Großstadt-Pfarrbezirk<br />

lieber die Notwendigkeit evangelischer Bucharbeit<br />

brauche ich nicht« zu sagen. Da« überlasse<br />

ich berufeneren Leuten. Ich möchte ganz kurz<br />

drei Fragen aufwerfen und zeigen, wie wir<br />

diese Fragen in unserm Arbeiterbezirk gelöst<br />

haben.


Wie schaffen wir eine evangelische Bücherei?<br />

Diese Frage taucht oft auf, und ihrer Verwirklichung<br />

stehen die wirtschaftlichen Verhältnisse<br />

unserer heutigen Zeit hin<strong>der</strong>nd <strong>im</strong> Wege, Laßt<br />

mich mal erzählen, wie unsere Bücherei entstanden<br />

ist. Träger <strong>der</strong> Bucharbcit in unserer Gemeinde<br />

ist <strong>der</strong> Vorlandtrupp, eine Gruppe<br />

evangelischer Männer und Iungmänner, Aber<br />

nicht nur unsere Mitglie<strong>der</strong> benutzen die Bücherei,<br />

<strong>der</strong> gesamte Pfarrbezirk wird durch die<br />

Bücherei betreut. Vor fünf Jahren bestand<br />

we<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vorlandtrupp, noch hatten wir ein<br />

eigenes Vereinshe<strong>im</strong> o<strong>der</strong> gar eine Bücherei.<br />

Bei seinen Hausbesuchen bemerkte Pfr. Busch,<br />

was in unfern Häusern alle« gelesen wurde. <strong>Das</strong><br />

lag ihm als eine schwere Not auf <strong>der</strong> Seele.<br />

Sehr viel Schundliteratur wurde gelesen, vom<br />

blutrünstigen Indianerschmöker bis Courths-<br />

Mahlcr. Wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e lasen sozialistische<br />

Bücher und Schriften, An<strong>der</strong>e, und das waren<br />

sehr viele, lasen überhaupt nicht. Nur hier und<br />

da ein Haus, in dem ein Buch gelesen wurde,<br />

das in je<strong>der</strong> evangelischen Bücherei stehen<br />

könnte. 3Ilit einigen Büchern seines eigenen Bestandes<br />

legte Pfr. Busch den Grund zu unserer<br />

Bücherei. Aus dem Nachlaß verstorbener Pfarrer<br />

wurde sie vergrößert. Hinzu kamen eigene<br />

Anschaffungen und Stiftungen von Freunden<br />

unserer Arbeit.<br />

Als ich vor etwa zwei Jahren die Bücherei übernahm,<br />

betrug <strong>der</strong> Bestand etwa 350 Bücher.<br />

Heute umfaßt unsere Bücherei rund 600 Bücher.<br />

Neben Iugendschriften, Missionsschriftcn, Predigtsammlungen,<br />

wissenschaftlichen Werken haben<br />

wir Lebensbeschreibungen, gute Romane usw.<br />

Inhaltlich steht unsere Bücherei auf einer ganz<br />

beachtlichen Höhe, sie ist nicht etwa ein Verlegenheitsprodukt<br />

o<strong>der</strong> eine Schuttabladestelle.<br />

Ich war vor einiger Zeit in einem Hau« <strong>der</strong><br />

evangelischen Gemeinde Essen-Altstadt. Da sah<br />

ich auf dem Speicher eine linmenge guter Bücher,<br />

D?lir stieg die Frage auf: Ist es richtig, daß<br />

diese Bücher hier verstauben und von den Motten<br />

gefressen werden? Ich glaube, daß sicher die<br />

eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e kleine Vcreinsbücherei eine Ergänzung<br />

ihres Buchbestandes freudig begrüßen<br />

würde. Ein Freund von mir, <strong>der</strong> Lumpensammler<br />

ist, findet in den Lumpen wertvolle Bücher,<br />

von Oehninger, Bengel, Hofacker, Gerok u. a.<br />

Hier haben die evangelischen Bürgerkreise eine<br />

Aufgabe. Statt bürgerliche Moral zu predigen,<br />

sollten sie die evangelische Arbeiterschaft <strong>im</strong><br />

Kampf gegen Schmutz und Schund unterstützen<br />

und mit gutem Lesestoff versorgen. <strong>Das</strong> ist ohne<br />

weitere Unkosten möglich, wie ich eben gezeigt<br />

habe, — Die Buchausgabe bei uns erfolgt<br />

Montag abend und nach Bedarf auch Donnerstag<br />

abend. Die Leihgebühr betrögt in <strong>der</strong> Regel<br />

pro Band zwei Pfennige bei drei Wochen Leihfrist,<br />

Diese scheinbar geringe Gebühr leistet doch<br />

wertvollen Dienst, denn viele Wenig machen<br />

auch hier ein Viel, Im letzten Jahr konnten<br />

wir uns davon (zuzüglich 5 Mark Zuschuß) für<br />

35 Mark neue Bücher anschaffen. Außerdem<br />

wurden


schieden« Art. Hier soll einmal versucht werden,<br />

wie weit eine Einglie<strong>der</strong>ung eine« Sprechchore«<br />

in den Gottesdienst möglich ist. — Für spätere<br />

Zeit ist die Einstudierung eines größeren<br />

„Sprechoratoriums" vorgesehen, aus dem sich<br />

dann organisch ein Weg zum Laienspiel öffnet.<br />

Auf jeden Fall dürfte <strong>der</strong> Essener Versuch, <strong>der</strong><br />

in den Fachkreisen in und außer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> schon<br />

starke Beachtung findet, in beson<strong>der</strong>er Weise<br />

zur Klärung einer bisher ganz dem dilettantischen<br />

Zufallswollen überlassenen Möglichkeit de«<br />

Gemeinschaftsausdruck« beitragen, Dessin,<br />

<strong>Evangelische</strong> Bühnengilde Koblenz<br />

Der Ausgang des Kriege« brachte mit seinen<br />

umwälzenden Erschütterungen überall eine vermehrte<br />

Sehnsucht nach Zusammenschluß und<br />

wahrer Gemeinschaft hervor. In Erkenntnis <strong>der</strong><br />

gemeinschaftsbildenden Kraft von Festen und<br />

Feiern bildete sich in Koblenz ein Ausschuß<br />

für Gemeindeveranstaltungen, dem die <strong>Evangelische</strong><br />

Nühnengilde nebengeordnet<br />

wurde. Schnell war ein Kreis von Personen gefunden,<br />

<strong>der</strong> sich mit Lust und Liebe in den Dienst<br />

<strong>der</strong> Sache stellte. Dem künstlerischen Leiter, <strong>der</strong><br />

bereit« manche Erfahrung auf dem Gebiet des<br />

Bühnenspiele« gesammelt hatte, erwuchs die<br />

nicht leichte Aufgabe, die Personen zu einem<br />

Gemeinschaft« kreis zusammenzuschließen<br />

und sie zu bilden, daß Vollreife, abgerundete<br />

Darbietungen zuwege gebracht wurden. Und das<br />

ist wahrhaft gelungen. <strong>Das</strong>, was <strong>im</strong> Laufe <strong>der</strong><br />

Jahre erreicht wurde, es war nur zu erreichen<br />

durch die wahrhaft freundschaftliche gemeinsame<br />

Arbeit. Da ließen sich sogar die technischen<br />

Schwierigkeiten — nämlich au« einem leeren<br />

Nicht« etwa« zu schaffen — überwinden. Bald<br />

war eine Stilbühne nach mo<strong>der</strong>nen, eigenen Entwürfen<br />

vorhanden. Vorhänge, Versatzstücke,<br />

Hocker, Sessel, Podeste, Stufen, Scheinwerfer<br />

usw, wurden angeschafft und <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />

Neues ergänzt, so daß heute fast Vollkommen^<br />

heit herrscht. Wa« aber boten wir dar? Seil<br />

Beginn unserer Arbeit <strong>im</strong> Jahre ^923 fanden<br />

35 Aufführungen statt. Da ist zuerst<br />

„Glaube und He<strong>im</strong>at" von Karl Schönherr, mit<br />

dem die Arbeit begonnen, womit aber auch <strong>der</strong><br />

fünfjährigen Tätigkeit rückblickend gedacht wurde.<br />

Diese letzte Aufführung gab (nun folgen die<br />

Worte <strong>der</strong> Fachkritik <strong>der</strong> Taaeepresse) „Veranlassung<br />

zu zeigen, wa« Ernst und Eifer aller<br />

Beteiligten <strong>im</strong> Laufe <strong>der</strong> Jahre zuwege gebracht<br />

haben." Die rein menschlichen Züge wurden in<br />

ILnter diesem Titel hat ^)berkirchenral<br />

D. Cordes ein kleines Heftchen in<br />

den „Flugschriften" des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n<br />

GemeindetageS') erscheinen lassen,<br />

aus dessen erstem und zweitem Kapitel das<br />

Folgende mit einem mahnenden Ernst auch<br />

für uns abgedruckt ist.<br />

Eine christliche Gemeinde soll<br />

eineGemeinschaftvon Christen<br />

sein, die sich auf dem Grunde<br />

gemeinsamen Glaubens untereinan<strong>der</strong><br />

als Brü<strong>der</strong> und<br />

Schwestern fühlen und betätigen.<br />

Daran fehlt aber noch<br />

') Zu beziehen durch die <strong>Evangelische</strong> Buchkammer<br />

für <strong>Rheinland</strong>, Essen, III. Hagen 23,<br />

<strong>der</strong> mit großer Sorgfalt einstudierten Aufführung<br />

unterstrichen und plastisch hervorgehoben,<br />

„Ferdinand von Lassalle", „Franz von Sickingen"<br />

erlebte in einer Bearbeitung von Walter<br />

Hör<strong>der</strong> seine erste Aufführung, NIan sagt dazu:<br />

„Ee ist eine beson<strong>der</strong>« schwierige, aber nicht<br />

wenig dankenswerte Aufgabe, Es ist fraglos zu<br />

begrüßen, wenn einmal ein fast vergessene« Werk<br />

von wirklich künstlerischen Qualitäten auf die<br />

Bretter gestellt wird. Die Aufführung wurde<br />

dem Werk auf Grund liebevollsten Studium«<br />

<strong>der</strong> Rollen und de« ganzen Dramas mit seinem<br />

zeitgeschichtlichen Milieu voll gerecht. Weiter<br />

mühten wir uns um Hugo von Hofmannethals<br />

„Der Tor und <strong>der</strong> Tod" und „Je<strong>der</strong>mann",<br />

Mit „Je<strong>der</strong>mann" wurde nach mit Ernst und<br />

Eifer betriebener innerer und äußerer Gestaltung<br />

e« möglich, bühnentechnisch, wie an Darsteller<br />

und Publikum erhöhte Ansprüche zu stellen und<br />

einen Beweis stetig reifenden Kunstverständnisses<br />

zu erbringen, das allein eine <strong>im</strong> besten Sinne<br />

erbauliche Wirkung erwarten läßt. Zugleich war<br />

es das 25, Auftreten de« künstlerischen Leiter«.<br />

Anführen müssen wir noch die Einstudierungen<br />

de« „Verlorenen Sohn" von Burkard Waldi«<br />

und „Herrn Eberhard« Fahndung", die beide<br />

für unsere Zwecke recht geeignet, wenn auch<br />

nicht von überragen<strong>der</strong> Bedeutung sind.<br />

Nennen wir nun noch einiges aus dem<br />

Reiche des Humor«, Sachsen« „Kälberbrüten",<br />

„Börsenfieber", zur Zeit <strong>der</strong> Aufführung höchst<br />

aktuell!!, „Durch den Rundfunk", gerade jetzt in<br />

Mode, „Meister Andrea" Geibels zu Unrecht<br />

stark stiefmütterlich behandelte« reizvolle« Lustspiel<br />

voll erschütern<strong>der</strong> Komik, ferner da«<br />

entzückende Bic<strong>der</strong>meierspiel au« dem alten<br />

k. und k. Wien „Komtesse Guckerl". Außer den<br />

Genannten gab« noch mancherlei Kurzweil durch<br />

kleine Werke, die hier und dort gelegentlich über<br />

die Bretter gingen, inde« gaben auch einige<br />

mehraktige Schwanke Veranlassung zu zwerchfellzerreißen<strong>der</strong><br />

Komi? an „Bunten" o<strong>der</strong> „Heiteren<br />

Abenden", son<strong>der</strong>lich als Gegendarbietung<br />

an den Fastnachtstagcn. Aufwärt« ging es<br />

<strong>im</strong>mer, aufwärts soll es weitergehen! Weg vom<br />

Kitsch, hinein in die Kunst, in ein Erleben au«<br />

tiefer Seele! 23eg vom dilettantisch verzerrten<br />

Spiel <strong>der</strong> „Vereinigungen", hinein in die Gemeinschaftsarbeit<br />

<strong>der</strong> Freunde! Nicht<br />

äußerlich blenden, innerlich anpacken, weil wir<br />

selbst innerlich ergriffen sind! <strong>Das</strong> sei und bleibe<br />

unser Streben! Darin unterstütze uns weiter die<br />

<strong>im</strong>mer zu Hun<strong>der</strong>ten erscheinende treue Zuhörergemeinde<br />

in Koblenz. Walter Hoer<strong>der</strong>,<br />

Aus <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Volksmission<br />

Vom Helfeldienst in den Häusern unserer Kirchgemeinden<br />

viel in unsern Kirchgemeinden.<br />

Nur zu häufig zeigt sich <strong>der</strong> Mißstand,<br />

daß einerseits die Gemeinde die Enlfremdung<br />

zahlreicher Mitglie<strong>der</strong> gleichmütig<br />

erträgt, andrerseits Gemeindeglie<strong>der</strong> sich<br />

mit Recht beschweren: Um uns kümmert<br />

sich die <strong>Kirche</strong> nicht. Es muß darum mit<br />

allem Ernst erstrebt werden, daß kein Gemeindeglied<br />

mehr in seinen Sorgen und<br />

Nöten sich vereinsamt und verlassen fühlt,<br />

vielleicht gar seinen Kämpfen und Versuchungen<br />

erliegt, ohne daß zurechthelfende<br />

Liebe aus <strong>der</strong> Gemeinde sich gerührt hätte,<br />

daß vielmehr auch das letzte Mitglied sich<br />

vom Ganzen in christ-brü<strong>der</strong>licher Gesinnung<br />

beachtet und getragen weiß.<br />

In erster Linie ist dafür die Ge -<br />

meindeleitung, insbeson<strong>der</strong>e<br />

das Pfarramt verantwortlich.<br />

Eine sehr ernste Mahnung für diese Instanzen,<br />

ihre äußerste Kraft, Weisheit und<br />

Treue in <strong>der</strong> gewiesenen Richtung einzusetzen!<br />

Schlagen sie sie gedankenlos o<strong>der</strong><br />

gar leichtfertig in den Wind, so werden sie<br />

<strong>im</strong> letzten Gericht das vernichtende Urteil<br />

empfangen: „Was ihr nicht getan habt<br />

einem unter diesen Geringsten, das habt<br />

ihr mir auch nicht getan!"<br />

Freilich gerade je gewissenhafter<br />

sie ihre Pflicht zu tun<br />

versuchen, desto deutlicher<br />

stellt sich bald heraus — abgesehen<br />

etwa von kleinen, leicht übersehbaren<br />

Gemeinden —-, daß die Aufgabe<br />

ihre Kräfte übersteigt. Höchst<br />

lehrreich ist das Beispiel <strong>der</strong> christlichen<br />

Urgemeinde. Dort standen<br />

nicht weniger als zwölf Männer voll apostolischer<br />

Geisteskraft und Hingebung in <strong>der</strong><br />

Leitung, und die Gemeinde hatte <strong>im</strong> Vergleich<br />

zu vielen unserer heutigen Massengemeinden<br />

einen <strong>im</strong>merhin noch mäßigen<br />

Umfang. Dennoch erwies sich die bisherige<br />

Organisation als ungenügend. Wir<br />

lesen (Apostelgeschichte 6): „Es erhob sich<br />

ein 3??urmeln unter den Griechen wi<strong>der</strong> die<br />

Ebräer darum, daß ihre Witwen übersehen<br />

wurden in <strong>der</strong> täglichen Handreichung."<br />

Wir lesen aber auch weiter, daß<br />

die Apostel sofort tatkräftig für Abhilfe<br />

sorgten. Es wurden geeignete Hilfskräfte<br />

in genügen<strong>der</strong> Zahl eingestellt zur restlosen<br />

Befriedigung des eigetretenen Bedürfnisses,<br />

Also neben dem geistlichen Amt<br />

und <strong>der</strong> offiziellen Gemeindeleitung<br />

Einstellung von Helfern,<br />

entsprechend den jeweils<br />

sich zeigenden Bedürfnissen —<br />

das ist apostolischer Grundsatz,<br />

apostolisches Vorbild, apostolische<br />

For<strong>der</strong>ung auch für die<br />

Folgezeit!<br />

Solcher For<strong>der</strong>ung ist in an,<br />

wenigstens in unsern Landeskirchen,<br />

erst spät und zögernd<br />

und noch <strong>im</strong>mer recht lückenhaft<br />

gerecht geworden. Darin liegt eine<br />

Hauptursache des Verfalls in unsern Gemeinden.<br />

Immerhin finden wir jetzt hin und<br />

her in den Gemeinden berufliche Helfer, als<br />

da sind Diakonissen, Gemeindehelferinnen,<br />

Diatonen, Jugendpflege^ und neben diesen<br />

Freiwillige, z. B. <strong>im</strong> Kin<strong>der</strong>gottesdienst und<br />

in <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege. <strong>Das</strong> sind begrüßenswerte<br />

Fortschritte. Nur daß, wie<br />

gesagt, vielfach noch Lücken klaffen, die<br />

auszufüllen die Gemeinden,<br />

wie die Gesamtkirche unermüdlich<br />

bestrebt sein müssen!<br />

Selbst wenn aber diese Helferdienste lückenlos<br />

betätigt würden, wäre das Bedürfnis<br />

unter unsern heutigen Verhältnissen noch


nicht gedeckt. Mindestens in allen größeren<br />

Gemeinden ist eine weitere Art des<br />

Helferdiensteö unentbehrlich, nämlich <strong>der</strong><br />

Helferdienst in Hauspflegschciften.<br />

Ihm liegt es ob,<br />

durch planmäßige Betreuung<br />

einer Gruppe von Häusern<br />

bzw. Familien die Verbindung<br />

herzustellen und aufrechtzuerhalten<br />

zwischen <strong>der</strong> Ge-<br />

meinde und ihren Mitglie<strong>der</strong>n,<br />

insbeson<strong>der</strong>e solchen, die aus<br />

irgendwelchem Grunde dem Gemeindeleben<br />

noch fernstehen,<br />

o<strong>der</strong> die Gefahr laufen, sich<strong>der</strong><br />

Gemeinde wie<strong>der</strong> zu entfremden.<br />

An die Organisation dieser<br />

'Art von Helferdienst hat man<br />

sich erst an verhältnismäßig<br />

wenigen Stellen ernstlich g e -<br />

w a g t. l^Ind auch da ist man meist über<br />

ein mehr o<strong>der</strong> weniger fortgeschrittenes<br />

Anfangöstadium noch nicht hinausgekommen.<br />

Die ganze Sache ist also noch <strong>im</strong><br />

Fluß. Und doch tut es bitter not, daß<br />

auch dieser Helferdienst kräftig ausgebaut<br />

wird, wenn an<strong>der</strong>s unsere Gemeinden ihrem<br />

Ideal näher rücken sollen."<br />

Busse.<br />

Material zum Kampf um das sogenannte regionale System bei <strong>der</strong> Besetzung<br />

Pfarrer Wallroth, Essen.<br />

Im wesentlichen wird es sich in <strong>der</strong> nächsten<br />

Zeit <strong>im</strong> Schulkampf, beson<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> Besetzung<br />

von Direktoren-Posten, darum<br />

handeln: Soll das Regionalsystem angewandt<br />

werden o<strong>der</strong> nicht?<br />

Dir Freunde des regionalen Systems und<br />

alle diejenigen, welche sich durch regionale<br />

Abmachungen festlegen zu müssen glaubten,<br />

weisen uns fortgesetzt darauf hin, allein das<br />

regionale System sei das gerechte, schon<br />

weil «S ein Nün<strong>der</strong>heitssystem sei; es sei auch<br />

das vorteilhafteste für uns. Daß es uns<br />

<strong>Evangelische</strong>n — außer in Köln — keine<br />

Vorteile bringt, ist nun allerdings deutlich<br />

aus <strong>der</strong> beigegebenen Tabelle zu ersehen.<br />

Geradezu nachteilig wirkt es sich aus in<br />

Duisburg, Oberhausen, Düsseldorf, Solingen,<br />

Elberfeld-Barmen. Damit dürfte zugleich<br />

erwiesen sein, daß dies System, so<br />

beliebt es heute zu sein scheint, nicht <strong>der</strong><br />

Gerechtigkeit entspricht. Immer wie<strong>der</strong><br />

müssen wir betonen, was schon Klatt und<br />

Goerbig sagten: Nur das Individualsystem<br />

wird <strong>der</strong> Eigenart je<strong>der</strong> Anstalt gerecht;<br />

be<strong>im</strong> Regionalsystem dagegen wird völlig<br />

<strong>der</strong> konfessionelle Charakter <strong>der</strong> einzelnen<br />

Anstalt verwischt.<br />

Nebenbei dient unsere Tabelle, welche die<br />

Zahlen aus dem neuesten Goerbig (Schuljahr<br />

4928) zugrunde legt, die Verteilung<br />

<strong>der</strong> Direktoren-Posten aber für den Juli<br />

4929 aufweist, auch zur Beurteilung <strong>der</strong><br />

Frage: Wie wirkt sich die Eingemeindung<br />

<strong>im</strong> Regierungsbezirk Düsseldorf auf dem<br />

Gebiete des Paritätskampfes aus? Nicht<br />

überall günstig! Man vergleiche die Zahlen<br />

des unvergrößerten und des vergrößerten<br />

München-Gladbach: Die stark katholische<br />

Stadt München-Gladbach verdirbt beson<strong>der</strong>s<br />

dem viel stärker evangelischen Nheydt<br />

die Paritätszahlen infolge <strong>der</strong> Zusammenlegung<br />

— vorausgesetzt, daß man hier etwa<br />

das regionale System anwendet. Andrerseits<br />

beweisen die Zahlen für Essen, Düsseldorf,<br />

Duisburg, daß trotz <strong>der</strong> Eingemeindung<br />

von stärker katholisch durchsetzten<br />

Orten, auch bei Anwendung des regionalen<br />

Systems, die evangelischen Belange infolge<br />

<strong>der</strong> Zusammenlegung nicht leiden werden.<br />

Vei diesen ganzen Fragen sowie in <strong>der</strong> angefügten<br />

Statistik haben wir es lediglich<br />

mit den städtischen öffentlichen höheren<br />

Lehranstalten zu tun; es mußten also, damit<br />

nicht eine Instanz die Schuld für unparitätische<br />

Verhältnisse <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Instanz<br />

zuschiebt, die staatlichen Anstalten<br />

grundsätzlich draußen vor bleiben. Man<br />

wolle dies um so mehr beachten, als gerade<br />

solche Anstalten, an denen bedeutsame<br />

Schulfälle vorgekommen sind, zu den staatlichen<br />

gehören, Essen Nurgg., Köln F. W.<br />

G., M.-Gladbach O. L., letzteres seit Oktober<br />

4928 staatlich.<br />

Nenn wir die stiftisch-evangelischen Anstalten<br />

(Ruhrort Rg., Barmen G.) mit in<br />

Schulort<br />

Schüler<br />

(innen)<br />

ins»<br />

gesamt<br />

Schüler<br />

(innen)<br />

ev. lach.<br />

Schüler<br />

(innen)<br />

in<br />

Prozenten<br />

M.Oladbach<br />

Rheydt . . .<br />

Odenkirchcn .<br />

1114<br />

685<br />

245<br />

206<br />

389<br />

82<br />

873<br />

285<br />

159<br />

18.4! 78.4<br />

56.8<br />

33,5<br />

Neues Stadtgebiet 1 5<br />

Krefeld .<br />

lirdiiige»<br />

41,8<br />

ZK<br />

N3<br />

!s müßten sein<br />

Leiler(innen)<br />

nach nach<br />

Re°<br />

Gysi,<br />

m3<br />

°, l<br />

557 0.4<br />

343 1.1<br />

64,9 245 0.3<br />

1.6<br />

0.8<br />

0.6<br />

2044 > 67? j131? >33.1 >64,4>409>1.6 3,2j 0 > 3 2l4ll><br />

2558 836 1631 32.6 63.7 !5I2 I.b 2.2<br />

243 63 180 25.9 74.1 >243 0.2 0.7<br />

Neues Stadtgebiet! 6 > 2801 > 899<br />

Duisburg<br />

3823 2418 1276 >63,2 33.3 >546> 4,4 2,3<br />

4>2>2 ^!<br />

Hamborn<br />

873 420 433 >48,2 49,6 43710,9 0.9<br />

Neue» Stadtgebiet 4696 2838 1709 60.0 i 36,4 >522> 5.4 j 3,3 5<br />

Oberhausen . . .<br />

Sterkrade . . . .<br />

Osterfcld . . . .<br />

2<br />

1<br />

1130<br />

441<br />

601<br />

192<br />

499<br />

242<br />

53.2<br />

43,5<br />

44.1 565 I.I 0,8<br />

54.9 44! 0.4 0.5<br />

0<br />

0<br />

Neue» Stadtgebiet<br />

Essen<br />

Stccle<br />

Werde» . . . .<br />

Katernberg . . .<br />

Kupferdreh . . .<br />

3<br />

II<br />

211l<br />

1571<br />

6570<br />

532<br />

19?<br />

350<br />

159<br />

793<br />

3512<br />

154<br />

60<br />

206<br />

79<br />

741 I- 3542 >51.4>45,4l484>8.3>?.3<br />

Düsseldorf . . .<br />

Benrllth . . . .<br />

Kaiserswerth . .<br />

11<br />

2<br />

5839<br />

425<br />

3008<br />

180<br />

Neue« Stadtgebiet<br />

Solingen . . . .<br />

OhligS-Wald . .<br />

Neues Stadtgebiet<br />

13<br />

<<br />

Elberfeld<br />

Varmen<br />

. . . .<br />

. . . . ;<br />

Neues Stadtgebiet >13<br />

Ncnischeid . . . .<br />

Lemiep<br />

Neue» Stadtgebiet<br />

Aachen<br />

2<br />

2<br />

4<br />

4<br />

Boun<br />

3<br />

Koblenz . . . 2<br />

Köln<br />

15<br />

Trier<br />

l<br />

2589<br />

239<br />

51.4<br />

42.4<br />

44.4 531 5,7<br />

56.2 213 0.8 4.9<br />

u 4,6<br />

o<br />

«<br />

2<br />

1<br />

l<br />

«<br />

2<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

2<br />

1I<br />

0<br />

0<br />

3,,<br />

7 6<br />

I 0<br />

0 0<br />

11 0<br />

1<br />

2 4>10>7<br />

1.1<br />

3<br />

0<br />

0<br />

0 2<br />

7<br />

0<br />

6264 >3188 j2828 >50.9j45,1>482l6,6!5 8j 3 0^10 7<br />

1051 834 199 79,4 18,9 526 1.6<br />

542 435 96 80.3 17.7 271 I.b<br />

1593 1269 295 79,6j18.5 399<br />

2751<br />

3195<br />

2068<br />

2731<br />

517<br />

435<br />

75.2<br />

85.3<br />

18,8<br />

13.6<br />

0.4<br />

0,4 2 2<br />

3.2 > 0.7 > 4<br />

4.5<br />

6.1<br />

5946 >4?99 i<br />

863 786 66<br />

460 270 86 ?1.1 7.6 432<br />

80.4 18.6 230 1.»<br />

1.1<br />

0.9<br />

1.6<br />

6 l<br />

1<br />

i>acat<br />

2 !<br />

5<br />

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61<br />

zu 7<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

b<br />

7<br />

u<br />

0<br />

Barme,, G, siüiMeo<br />

2.1>13!0 a>i3 0><br />

0,2 2 0 0 2<br />

0.4 2 0 o 2<br />

1323 III56 j 152 87.3! II,4>33l 3.5^0.5 4 0 0 4<br />

2154 249 j 1868 11,5! 86.7 >539 0.5 > 3.5 0 ! 4 0 0<br />

0<br />

0<br />

«l<br />

4!<br />

176? 728 966 41.1 54.6 589 1,3 1,7 0 ' I 0 3 !<br />

86? 296 551 34.1! 63.5 434 0,7! 1.3 0 1 l 0 2<br />

8486 >294? 4996 34.7 58,7 565 5,2 > 8,8 I 5^10<br />

24? 53 184 21.4 i 74.5P4?! 0.2 j 0.8 l 0>0 l


unsere Tabellen hineingebracht haben, so<br />

geschah das nur, um das regionale System<br />

um so mehr ad absurdum zu führen:<br />

Selbstverständlich müssen ja die <strong>Evangelische</strong>n<br />

einer Stadt, welche sich etwa auf<br />

das regionale System einlassen, auch eine<br />

stiftisch-evangelische Anstalt dem nivellierenden<br />

Einfluß dieses Systems preisgeben.<br />

Eine Frage noch an die Verfechter des<br />

regionalen Systems: Was soll geschehen,<br />

um für alle Zeiten das Regionalsystem, wo<br />

es einmal eingeführt ist, auch sicher zu<br />

stellen? Ist nicht zu befürchten, auch in<br />

einem Orte wie Köln, daß einmal ein Geschlecht<br />

aufkommt, daß nichts von Joseph<br />

und seinen Vrü<strong>der</strong>n weiß? Will sagen: eine<br />

ZentrumSmehrheit, die sich über frühere<br />

Abmachungen eigener Fraktionsgenossen<br />

schlank hinwegsetzt! Und nehmen wir einmal<br />

an, <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> würde das regionale<br />

System allgemein durchgeführt; setzen wir<br />

den undenkbaren Fall, Elberfeld-Varmen<br />

würde um des lieben Friedens willen<br />

mit den Kölnern hier an einem Strange<br />

ziehen: Wer garantiert uns, daß nicht bei<br />

nächster Vakanz eines Direktor-Postens<br />

die Zentrumsmehrheit eines Ortes schreit:<br />

Rache für Ortelsburg, Rache für Kyritz,<br />

so wie die Vomier ZentrumSmehrheit<br />

schrie: Rache für Elberfeld! — 3"^<br />

Verständnis <strong>der</strong> Tabelle sei abschließend<br />

noch bemerkt, daß wir natürlich bei<br />

Verteilung <strong>der</strong> Direktor-Posten nach<br />

dem Individualsystem nur solche Anstalten<br />

für uns auf <strong>der</strong> Haben-Seite ansetzten, wo<br />

wir die Leitung unbedingt beanspruchen<br />

können: Wechsel muß nach dem Individualsystem<br />

eintreten, wenn dauernd die Schülerzahlen<br />

einer Anstalt zwischen 40 und 60<br />

Prozent schwanken; einer dauernden Mehrheit<br />

von über 60 Prozent ist ohne weiteres<br />

<strong>der</strong> Direktor-Posten zu überlassen; eine<br />

dauernde Min<strong>der</strong>heit unter 40 Prozent aber<br />

kann ihn nicht für<strong>der</strong>hin beanspruchen, es<br />

sei denn, daß sie um Bruchteile unter 40<br />

Prozent liegt und die Gegenseite entsprechend<br />

unter 60 Prozent geblieben ist.<br />

In diesen beson<strong>der</strong>en Grenzfällen ist mit <strong>der</strong><br />

Zubilligung des Direktor-Postens zu<br />

wechseln.<br />

Selbstverständlich, mag nun die Wage<br />

schließlich zugunsten des Regional- o<strong>der</strong> des<br />

Iidividualsystems ausschlagen, e i n System<br />

kann nur herrschen; und daß dies nur das<br />

Individualsystem sein darf, hoffen wir nachgewiesen<br />

zu haben.<br />

Religionspädagogische Tagung <strong>im</strong> Hunsrück<br />

Religionspädagogisch« Tagung <strong>im</strong> Hunsrülk.<br />

Zum zweiten Male hatte <strong>der</strong> Vorsitzende des<br />

provinzialkirchlichen Schulausschusses, Gehe<strong>im</strong>rat<br />

Dr. Marck«, Lehrer und Pfarrer, zu einer Hunsrücktagung<br />

eingeladen (Morbach, 40. Mai<br />

4828); und wenigstens die ersten waren dem<br />

Rufe in hellen Haufen gefolgt. Sie haben damit<br />

erneut bewiesen, welche geistige Regsamkeit<br />

und welch kräftigen Fortbildungswillen sich<br />

unsere Volksschullehrerschaft auch in ihren Gebirgsdörfern<br />

bewahrt hat, so daß <strong>der</strong>artige Veranstaltungen<br />

geradezu einem dringenden Bedürfnis<br />

entgegenkommen. Es wäre daher jammerschade,<br />

wenn diese Tagungen wie<strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />

Nildfläche verschwinden müßten: wenn bürokratische<br />

Auslegung bürokratischer Verfügungen<br />

(Verlegung aller Tagungen in die Ferien) diese<br />

Einrichtung künftig unmöglich machen sollte.<br />

Denn auch diese Tagung war wahrhaftig alles<br />

an<strong>der</strong>e als Erholung, war angestrengteste, geistige<br />

Arbeit für alle Teilnehmer, bedeutete aber zugleich<br />

auch reichen Gewinn.<br />

So war e« für jeden, <strong>der</strong> mit Erziehung zu tun<br />

hat, außerordentlich för<strong>der</strong>lich, sich an einem so<br />

kenntnisreichen Führer wie Rektor Köhler,<br />

Trier, in die Tiefenpsychologie einführen zu<br />

lassen. D. h, in die seit Sigmund Freuds bahnbrechenden<br />

Forschungen so eifrig beackerte Psychologie<br />

des Unbewußten o<strong>der</strong> Unterbewußten.<br />

So zogen in knapper und klarer Uebersicht die<br />

Auffassungen und Aufstellungen beson<strong>der</strong>s von<br />

Freud, Adler und Jung an den Hörern vor»<br />

über und hinterließen den Eindruck: wenn man<br />

auch mit dem Vortragenden sich wohl hütet, sich<br />

einem von ihnen mit Haut und Haaren zu verschreiben,<br />

vorübergehen kann man an ihren<br />

Grundgedanken auf keinen Fall. Und wie bedeutsam<br />

und aufschlußreich gerade für den Religionslehrer<br />

die Kenntnis <strong>der</strong> Regungen und<br />

Triebe de« Unterbewußtsein« ist, das zeigte <strong>der</strong><br />

Redner <strong>im</strong> zweiten Teile seine« Vortrags: Tiefenpsychologie<br />

und Religionsunterricht.<br />

Wo er die Frage zu beantworten unternahm: Nie<br />

gewinnen wir Einfluß auf das für da« religiöse<br />

Leben so ausschlaggebende Unterbewußte? Es<br />

war wirklich sehr schade, daß die Geistlichen<br />

des Bezirk«, denen doch naturgemäß diese Dinge<br />

noch in höherem Grade Neuland bedeuten müssen<br />

als den Berufspädagogen, in so geringer<br />

Zahl den Weg nach Morbach gefunden hatten.<br />

Und geradezu unbegreiflich ist da« angesicht« de«<br />

zweiten Verhandlungsgegenstandes: Der Religionslehrstoff<br />

in Schul- und<br />

Pfarrunterricht. Denn dabei war es auf<br />

nichts Geringeres abgesehen, als auf eine reinliche<br />

Scheidung und Abgrenzung, aber auch eine<br />

bewußte Fühlungnahme zwischen beiden, meist beziehungslos<br />

— und nicht <strong>im</strong>mer reibungslos —<br />

nebeneinan<strong>der</strong> herrschenden Religionsunterrichten,<br />

Wie insbeson<strong>der</strong>e aus Punkt 2b <strong>der</strong> Tagesordnung<br />

hervorging: Festsetzung des Lehrstoffs in<br />

Arbeitsgruppen für Katechismus, biblische Geschichte,<br />

Sprüche und Lie<strong>der</strong>. Dazu kam es nun<br />

freilich nicht. Und nicht nur aus dem äußerliche»<br />

Grunde, daß keine Zeit mehr blieb. Son<strong>der</strong>n<br />

mehr noch aus einem inneren Grunde: zu einer<br />

solchen — sicherlich wünschenswerten, ja hochnötigen<br />

— Auseinan<strong>der</strong>setzung scheint <strong>der</strong> Boden<br />

stofflich wie seelisch noch nicht genügend bereitet<br />

zu sein. Schon <strong>der</strong> erste Vortragende, Lehrer<br />

DebuSmann, Fronhofen (C l e i n i ch),<br />

hatte es anscheinend gar nicht gewagt, sich auf<br />

ein so heikles Feld zu begeben. Er begnügte<br />

sich damit, einen Aufriß <strong>der</strong> Stoffgebiete für<br />

den Volksschulreligionsunterricht zu geben —<br />

was in seiner warmherzigen und besinnlichen<br />

Weise auch ein Meisterstück erziehrischer Weisheit<br />

ergab. Und dann in <strong>der</strong> Aussprache kam,<br />

wie zu erwarten, die glatte Ablehnung<br />

<strong>der</strong> ganzen Fragestellung zu Wort<br />

aus <strong>der</strong> — sagen wir konservativen Einstellung<br />

heraus: Je<strong>der</strong> Geistliche hat sich in jahrelanger<br />

Praxis seine eigene Art ausgebildet, die er, da sie<br />

sich ihm bewährt hat, nicht aufgeben wird. Freilich,<br />

<strong>der</strong> zweite Berichterstatter, Pfarrer<br />

Necker, Trier, hatte sich nicht gescheut,<br />

ausgehend von dem Eingeständnis einer 3Iot um<br />

den Konfirmandenunterricht, eine Lösung zu<br />

suchen, die jedem <strong>der</strong> beiden Religionsunterrichte<br />

seine Selbständigkeit und seinen Eigenwert läßt,<br />

so daß es verantwortet werden kann, beide nebeneinan<strong>der</strong><br />

bestehen zu lassen. Dann aber mußte<br />

für den Konfirmandenunterricht ein beson<strong>der</strong>e«<br />

Ziel aufgestellt und demgemäß ein beson<strong>der</strong>er<br />

Lehrstoff gefunden werden. <strong>Das</strong> Ziel ergab sich<br />

ihm — <strong>im</strong> Gegensatz zu <strong>der</strong> vorwiegend geschichtlichen<br />

Aufgabe <strong>der</strong> Schule — aus <strong>der</strong><br />

vorwiegend praktischen Abzweckung in <strong>der</strong><br />

Konfirmation: Aufnahme zur vollen<br />

Gliedschaft in dir evangelischen<br />

Gemeinde und <strong>Kirche</strong>. Demnach die<br />

Aufgabe: ein Gesamtbild <strong>der</strong> christlichen Persönlichkeit<br />

zu zeichnen. Etwa nach Iliebergall<br />

und Stäglich: 4. Wie sieht ein rechter Christ<br />

au«? (mit den Unterteilen: Der Christ und<br />

Gott, <strong>der</strong> Christ und die Menschen, <strong>der</strong> Christ<br />

und die Welt.) 2. Wie wird und bleibt man ein<br />

Christ? — Aus <strong>der</strong> Feststellung, daß die« <strong>der</strong><br />

Stoffplan für e i n Konfirmandenjahr ist,<br />

könnte man die umwälzende Folgerung ziehen:<br />

also genügt auch ein Konfirmandenjahr! Der<br />

Vortragende rechnete füglich nicht mit einer<br />

Aen<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> rheinischen Ordnung, und so setzte<br />

er für da« erste Konfirmandenjahr als Vorbereitung<br />

für diesen Konfirmandenunterricht <strong>im</strong><br />

eigentlichen Sinne an: Wie<strong>der</strong>holung und Vertiefung<br />

des Stoffes des bisherigen Schulunterrichte«.<br />

Die Berechtigung, wenn nicht Notwendigkeit<br />

eines solchen Verfahrens wird angesicht»<br />

<strong>der</strong> durch die Gcsamtlage in Schule und Hau«<br />

bedingten Lückenhaftigkeit <strong>der</strong> Religionskenntnisse<br />

<strong>der</strong> heutigen Jugend kein Einsichtiger bestreiten.<br />

Zumal neben dem stofflichen auch noch ein seelsorgerlicher<br />

Gesichtspunkt in« Feld geführt werden<br />

konnte: Schaffung und Stärkung<br />

des persönlichen Vertrauensverhältnisses<br />

zwischen den Konfirmanden<br />

und ihrem Seelsorger.<br />

Die kniffliche Frage des Konfirmandenunterrichts<br />

und <strong>der</strong> Konfirmation ist, wenn Berichterstatter<br />

recht sieht, wie<strong>der</strong> einmal <strong>im</strong> Fluß. Sie wird<br />

voraussichtlich auch so bald nicht wie<strong>der</strong> zur<br />

Ruhe kommen. Zu ihrer Erörterung sind <strong>der</strong>artige<br />

Arbeitsgemeinschaften zwischen Pfarrern<br />

und Lehrern gerade <strong>der</strong> richtige Ort. Und wenn<br />

es auch dieses Mal in Morbach aus inneren<br />

und äußeren Gründen zu einer Lösung o<strong>der</strong><br />

Klärung nicht kommen konnte, so muß man dem<br />

verdienstvollen Vorsitzenden des provinzialkirchlichen<br />

Schulausschufses doch sehr dankbar sein,<br />

daß er diese« vielumstrittene Problem <strong>der</strong> Religionspädagogik<br />

auf eine Tagesordnung zur<br />

öffentlichen Aussprache gestellt hat.<br />

E. Würtemberg, Trier.<br />

Die Rheinische Prooinzial-<br />

synode findet vom 12. bis<br />

24. September in Neuwied<br />

a. Rh. statt. Ausführlichen<br />

Bericht bringt Ihnen das<br />

„<strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong>".


Die diesjährige (56,) Fronlei chnamsoersammlung<br />

des Vereins akad, geb.<br />

e v a n g, Religionslehrer (innen) an<br />

den höheren Schulen <strong>Rheinland</strong>s<br />

am 30. Mai d. I. in Düsseldorf, von<br />

Oberstudienrat I). Peters geleitet, von Prooinzialschulkollegium<br />

und Prooinzialkirche freundlich<br />

begrüßt, stellte als Hauptredner den Berliner<br />

Liz. Dr. Delekat heraus. Sein Vortrag<br />

über das Uunbewußte und die<br />

heutige Pädagogik, dessen Leitsätze sich<br />

in den Händen <strong>der</strong> atemlos lauschenden Zuhörerschaft<br />

befanden, war gewiß keine leichte Kost,<br />

dürfte aber über den Kreis <strong>der</strong> zahlreich Erschienenen<br />

hinaus allgemeinem Interesse begegnen.<br />

Unser Leben und Handeln wird entscheidend beeinflußt<br />

durch unbewußte Faktoren. Dafür ein<br />

paar Beispiele: Die Klasse, welche sofort bemerkt,<br />

in welcher St<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> Lehrer zum<br />

Unterricht erscheint, <strong>der</strong> es nicht verborgen bleibt,<br />

ob er ein zerfahrener Mensch ist, in unglücklicher<br />

Ehe lebt: die Mitschüler, die instinktiv herausfühlen,<br />

aus was für einem Elternhause ein<br />

Neuer kommt, lleberall, wo es sich um Erziehung,<br />

nicht bloß um Bildung handelt, spielen<br />

diese Dinge die größte Rolle. Auch <strong>der</strong> Raum<br />

wirkt ein auf das, was man sagt, wie man's<br />

sagt: und selbst die Schulbank übt noch auf alte<br />

Generäle solchen Einfluß, daß sie eine Maus<br />

darauf spazieren lassen. Groß sind auch die<br />

psychologischen Einwirkungen <strong>der</strong> Masse:<br />

8enlltorez rinni viri, «enatu« tieztia, sagte <strong>der</strong><br />

Römer: und Sokrates' Dialektik übersieht, daß<br />

es nicht einerlei ist, ob sein Schüler vor zwei<br />

o<strong>der</strong> zweitausend spricht.<br />

Gibt es eine Möglichkeit, diese Beziehungen, die<br />

aus dem Unbewußten kommen, wissenschaftlich<br />

zu erkennen, um darauf eine Verbesserung <strong>der</strong><br />

pädagogischen Methode zu gründen? Die ganze<br />

Psychologie ist geleitet von diesem Bestreben,<br />

das Licht des Bewußtseins über die Gesamtheit<br />

auch <strong>der</strong> unbewußten Zusammenhänge zu bieten.<br />

Es gibt in <strong>der</strong> heutigen Philosophie zwei Begriffe<br />

vom Unbewußten, schon <strong>im</strong> Ansatz verschieden,<br />

au« verschiedener Metaphysik entsprungen.<br />

Wir finden den einen zuerst bei Leibniz,<br />

den an<strong>der</strong>en in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Psychoanalyse.<br />

Der Leibnizische Begriff vom Unbewußten faßt<br />

unbewußt-unterbewußt. Leibniz n<strong>im</strong>mt<br />

den Menschen als Individuum, best<strong>im</strong>mt durch<br />

kosmische Einflüsse, Kl<strong>im</strong>a, Rasse, Milieu —<br />

was Anlaß ward zur Rassenpsychologie, Milieupsychologie<br />

usw. <strong>Das</strong> psycho-physische Gebiet<br />

ist beson<strong>der</strong>s verlockend für psychologische Theorien,<br />

weil es so schön unbest<strong>im</strong>mt ist: es lassen<br />

sich die verschiedensten pädagogischen Methoden<br />

darauf aufbauen: und so will denn z. B. dieser<br />

nur durch Musik, jener nur durch Atmung<br />

erziehen. Alle diese Methoden schließen sich<br />

einer best<strong>im</strong>mten Psychologie an, zielen auf ein<br />

hinter dieser Ppsychologie liegendes Zentrum, in<br />

dem Leib, Geist und Seele eine Einheit bilden.<br />

Wo sitzt denn nun diese Einheit, <strong>der</strong> Kern, in<br />

dem all diese Schichten verbunden sind? Man<br />

kann doch den Menschen nicht in verschiedene<br />

Schichten auflösen? Wie leicht erliegt z. B.<br />

<strong>der</strong> Jurist <strong>der</strong> Gefahr, den Menschen von einer<br />

Schicht her, nicht von einer Einheit zu nehmen,<br />

wenn er urteilt: „Nicht <strong>der</strong> Mensch hat gestohlen,<br />

son<strong>der</strong>n — sein Hunger." So trat die<br />

Frage auf nach <strong>der</strong> Einheit <strong>der</strong> Psychologie,<br />

die eine Frage ist nach <strong>der</strong> Einheit <strong>der</strong> Seele.<br />

Zu Leibniz' Zeiten war die Frage <strong>der</strong> Einheit<br />

des Menschen nicht problematisch, wohl aber<br />

jetzt: zu jener Zeit waren best<strong>im</strong>mte innere Bedingungen<br />

und Zusammenhänge noch intakt, die<br />

es heute nicht mehr sind. Damals ging man<br />

Die Tagung <strong>der</strong> evangelischen Religionspädagogen in Düsseldorf<br />

von <strong>der</strong> Voraussetzung aus, daß die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Psychologie, de« wissenschaftlichen Denkens,<br />

<strong>im</strong>mer nur eine, in <strong>der</strong> Welt bestehende<br />

Harmonie zutage för<strong>der</strong>n müsse. Die Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Pädagogik sah man also darin, die von Natur<br />

<strong>im</strong> Menschen liegende Harmonie einfach zur<br />

Geltung kommen zu lassen. (Führen o<strong>der</strong> wach»<br />

scn lassen? wie Litt es formuliert.) Dabei ist<br />

dies Natürliche nicht bloß äußere Natur, son<strong>der</strong>n<br />

etwas Metaphysische«, ein in <strong>der</strong> Welt<br />

ursprünglich angelegtes Sein, wir können gera»<br />

dezu sagen: Gott. Von Anfang an liegt bei<br />

dieser Einstellung in <strong>der</strong> Welt die Einheit<br />

Gottes zugrunde, freilich nie klar erfaßt, son<strong>der</strong>n<br />

verworren, unbewußt. Jede einzelne Seele ist<br />

mit Gott in großer Einheit verbunden, nur ist<br />

das nicht klare Perzeption, son<strong>der</strong>n perception<br />

petite. Die Aufgabe <strong>der</strong> Wissenschaft ist nun,<br />

das unklar Bewußte (Unterbewußte-Unbewußte)<br />

deutlich und klar zu machen.<br />

Diese Lcibnizische Phylosophie ist mit <strong>der</strong> Idee<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft doch noch heute so verbunden,<br />

daß Ketzer genannt wird und auf die größten<br />

Schwierigkeiten stößt, wer an diesen Grundlagen<br />

rüttelt. Wir stehen aber heute in <strong>der</strong><br />

Auflösung dieser (Leibnizischen) Voraussetzungen.<br />

Infolge an<strong>der</strong>er Lebensumstände, in denen wir<br />

sind, haben wir den Glauben an die Harmonie<br />

und an die innerlich bildende Kraft <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

verloren. Alle« hat sich zudem zu sehr<br />

verzweigt, niemand übersieht mehr die Gesamtheit<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft. (Von dieser Erkenntni«<br />

aus müßte übrigen« auch die Auswahl de« klassischen<br />

Bildungsstoffs au« dem 48. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

in unseren Schulen einer Revision unterzogen<br />

werden.) E« bereitet sich aber heute eine innere<br />

Umstellung vor, aus diesem Delemma <strong>der</strong> geistigen<br />

Entwicklung herauszuführen.<br />

Der Begriff des Unbewußten bei Leibniz ist<br />

so, daß das Unbewußte <strong>im</strong> Grunde auf <strong>der</strong>selben<br />

Linie gesehen, wird wie das Bewußte —<br />

eben: als das nicht ganz klar Bewußte. Im<br />

Gegensatz dazu hat sich — ohne begriffliche<br />

Terminologie, au« <strong>der</strong> Notwendigkeit de« Erlebens<br />

heraus — ein neuer Begriff des Unbewußten<br />

gebildet: Da«, wa« <strong>der</strong> Mensch in seiner<br />

Seele nicht wahr haben will: er weiß nichts<br />

von ihm, will nichts von ihm wissen — unbewußt<br />

also nicht bloß aus theoretischen, son<strong>der</strong>n<br />

au« ethischen Gründen. (Dieselbe Umbildung<br />

bietet <strong>der</strong> Begriff des Irrationalen: Rudolf<br />

Otto faßt es noch als das noch nicht ganz<br />

Rationale, in <strong>der</strong> Tiefe des Gemüts aber als<br />

wirksam liegend. Heute aber, in <strong>der</strong> neueren<br />

Theologie, hat jener Begriff eine an<strong>der</strong>e Prägung:<br />

<strong>Das</strong> Irrationale besagt, daß Gott nicht<br />

erkennbar, nicht etwa bloß mit dem Verstande<br />

unfaßlich, son<strong>der</strong>n deshalb nicht erkennbar, weil<br />

die Menschen Sün<strong>der</strong> sind. Barth und Gogarten<br />

würden sich freilich wehren: solche Beziehungen<br />

sind aber gerade darum um so wirksamer.)<br />

Wo aber das Unbewußte so unter<br />

ethischem Aspekt verstanden wird, hat es einen<br />

ganz an<strong>der</strong>en Ton: Der Mensch hat Angst,<br />

daß es herauskommt: daher: unbewußt-oei><br />

drängt.<br />

Der Pansexualismus u. a. Theorien über den<br />

Menschen, die von hier au« aufgestellt sind,<br />

wirken naturgemäß abstoßend, wenn sie aufgefaßt<br />

werden nach Art <strong>der</strong> Psychologie alter<br />

Art, d. h. wollte man nun, theoretisch vorgehend,<br />

jedem Menschen diese Theorie überstülpen<br />

und schon behaupten, wir alle hätten<br />

den Oedipus-Kompler. Es handelt sich hier vielmehr<br />

um Wahrheiten, die allerding« für die<br />

ethische Situation de« heutigen Menschen typische<br />

Bedeutung haben, die aber nicht von<br />

zeitloser Gültigkeit sind wie psychische Struk-<br />

turgesetze. Eine theoretische Wi<strong>der</strong>legung <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Psychoanalyse scheitert naturgemäß<br />

an <strong>der</strong> Erfahrung des, dem durch sie geholfen<br />

wurde. Deshalb hat man mit Recht gesagt,<br />

<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch gegen die Psychoanalyse unterstütze<br />

die Erkenntnisse, welche wir ihr verdanken:<br />

Nur jene wi<strong>der</strong>sprechen, die sich eigentlich<br />

getroffen fühlen: wer einen verdrängten<br />

Komplex hat, setzt sich auf« moralische<br />

hohe Roß und wehrt sich. Die bedenkliche<br />

Wirkung dieser Theorie auf unsere Zeit soll<br />

nicht geleugnet werden: die Psychoanalyse ist<br />

z. T. in fahrlässiger Weise betrieben; für ihren<br />

analysierten Komplex tauschen viele die zweifelhafte<br />

Fähigkeit ein, sich selbst ständig zu sezieren:<br />

und da« hält nur aus, wer noch eine<br />

gesunde Substanz hat: die an<strong>der</strong>en gehen daran<br />

zugrunde. Aber in <strong>der</strong> heutigen Zeit haben best<strong>im</strong>mte<br />

Dinge darauf hingedrängt: wir sind<br />

eben eine erotische, innerlich erkrankte Epoche.<br />

Da ist es schon besser, die Geschichte kommt<br />

heraus. (Best<strong>im</strong>mte Gedanken Luther« klingen<br />

bei Freud an, so wenn er sagt: Sünde ist<br />

da: und dann ist's schon besser, sie kommt<br />

heraus, als daß sie, durch Gesetzesmächte «in»<br />

geschränkt, verdrängt unter <strong>der</strong> Oberfläche fortwuchert.)<br />

Man muß aber deutlich sagen, daß diese Gedanken<br />

falsch sind, wenn man sie unter dem<br />

Gesichtswinkel <strong>der</strong> reinen Theorie auffaßt, d. h.<br />

als allgemeingültige Aussagen über da« Wesen<br />

de« Menschen. <strong>Das</strong> tun aber, die von <strong>der</strong> alten<br />

Wissenschaft her hommen. In Wirklichkeit<br />

aber zielt die Tendenz <strong>der</strong> psychoanalysischen Bemühungen<br />

dahin, den wissenschaftlichen Begriff<br />

innerlich zu revidieren. So z. B. den Wahrheitsbegriff.<br />

Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> in sich Verdrängtes<br />

hat, soll mit Hilfe de» Arzte« etwa o<strong>der</strong> seines<br />

Lehrer«, Seelsorgers, Freundes, dahin kommen,<br />

daß er — durch einen Bruch hindurch —<br />

die Hemmungen hinwegräumt, daß er sich sagt:<br />

Ich will jetzt über mich zur Klarheit kommen,<br />

mag herauskommen, was da will! Dieser neue<br />

Wahrheitsbegriff will nicht, daß wir über an<strong>der</strong>e<br />

Menschen die Wahrheit wissen, son<strong>der</strong>n er<br />

mutet jedem Menschen zu, über sich selbst zur<br />

Wahrheit zu kommen, bis <strong>der</strong> Durchbruch erfolgt.<br />

(Pilatus hatte also recht, als er in Hinsicht<br />

de« alten Wahrheitsbegriff« die Möglichkeit,<br />

theoretisch die Wirklichkeit zu erfassen,<br />

bezweifelte. Der an<strong>der</strong>e neue Wahrheitsbegriff<br />

lag aber bei dem, <strong>der</strong> da sagte: Wer au«<br />

<strong>der</strong> Wahrheit ist, <strong>der</strong> höret meine St<strong>im</strong>me.)<br />

Wir stehen hier aber schon in einer fortge»<br />

schrittenen Phase <strong>der</strong> Psychoanalyse, die in ihren<br />

Anfängen (bei Freud) viel zu sehr den Ton<br />

noch auf das Bewußtsein legte, die Eierschalen<br />

<strong>der</strong> alten Theorie an sich tragend: die ersten<br />

Theorien Freuds sind von seinen Nachfolgern<br />

fast alle bestritten. Die eigentliche Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Psychoanalyse liegt aber eben in <strong>der</strong> geschil<strong>der</strong>ten<br />

Einführung neuer Motive in da«<br />

wissenschaftliche Denken als solche«, in <strong>der</strong> Aufhellung<br />

<strong>der</strong> Frage nach den eigentlich erzieherischen<br />

Kräften (<strong>der</strong> Vorgang de« Uebertragens)<br />

und in <strong>der</strong> Schaffung eine« neuen Bilde« vom<br />

Menschen: Die Einheit <strong>der</strong> Seele liegt <strong>im</strong><br />

Ethischen und Praktischen, ist aber durch theoretische<br />

Psychologie nie feststellbar.<br />

San.-Rat Dr. Prinzieg (Ulm), von dem De.<br />

lckat ein, fast an Luther« Rechtfertigungslehre<br />

und an den Paulus in Römer 7 gemahnendes<br />

Wort vorliest, läßt ahnen, daß die Wirkungen<br />

<strong>der</strong> Psychoanalyse einmünden können in Verzagtheit<br />

am Leben: Wenn alles nur Trieb,<br />

wenn <strong>der</strong> Sinn des Lebens <strong>der</strong> Tod ist, dann ist


e« kein Wun<strong>der</strong>, daß viele, beson<strong>der</strong>s Jugendliche,<br />

ihren höchsten Zweck darin sehen, sich auf<br />

den Tod zu rüsten, in ihrer Weise, den Revolver<br />

an <strong>der</strong> Stirn, Demgegenüber betonte Redner<br />

am Schluß sehr stark: Man darf nicht da«<br />

gesamte <strong>Das</strong>ein des Menschen auffassen als<br />

Schuld, und er stellte die für unsere Zukunft<br />

entscheidende Frage: Wird es möglich sein, daß<br />

die an sich unvermeidliche Depression abgelöst<br />

wird durch starke Motive zum Guten? Von<br />

<strong>der</strong> Antwort auf diese Frage wird unsere Zukunft<br />

abhängen." Wallroth.<br />

Vereinigung evangel. Gemeindevertreterinnen<br />

Am 28, Juni, also gerade in den Tagen de«<br />

Jahre« 1929, die für die evangelischen Christen<br />

Deutschlands als Tage höchster Erregung und<br />

Bewegung gekennzeichnet bleiben, als Tage, in<br />

denen ein geschlossener, evangelischer Wille<br />

gegen äußere und innere Feinde unserer <strong>Kirche</strong>,<br />

unseres Volke« und Staate« kraftvoll sich kundtat,<br />

fand d i e M itglie<strong>der</strong>oersammlung<br />

<strong>der</strong> Vereinigung evangelischer<br />

Gemeindevertreterinnen<br />

statt, und zwar in Oberhausen, dem Herzen<br />

de« Industriegebiet«, Sie gestaltete sich zu<br />

einer inhaltreichen, eindrucksvollen und gesegneten<br />

Tagung, die auf« neue e« bestätigte, daß<br />

die evangelische Frau ganz stark sich an die<br />

<strong>Kirche</strong> gebunden und an <strong>der</strong>en Leben, Dienst<br />

und Aufbau sich mitverantwortlich weiß.<br />

Sehr zahlreich waren die Vertreterinnen erschienen<br />

und hatten die Kosten und Mühe <strong>der</strong><br />

Reise auch au« den weit entfernten Gebieten<br />

<strong>der</strong> Rheinischen Provinzialkirche nicht gescheut.<br />

Nur da« Saarland mußte auf die Entsendung<br />

einer Vertreterin verzichten und sich mit einem<br />

schriftlichen Gruß an die Versammlung begnügen.<br />

Die Versammlung stand in ihrem ersten Teil<br />

ganz <strong>im</strong> Zeichen <strong>der</strong> Ereignisse, die in diesen<br />

Tagen uns die Not unsere« Vaterlande« und<br />

unserer <strong>Kirche</strong> wie<strong>der</strong> so einschneidend deutlich<br />

machten: die 10jährige Wie<strong>der</strong>kehr de« Tages<br />

von Versailles und die außerordentliche Tagung<br />

<strong>der</strong> Preußischen Generalsynode. Die Erste Vorsitzende,<br />

Frau Emmi Welter (Aachen) stellte<br />

in ihrem Einleitungswort die Versammlung<br />

unter da« Schriftwort, mit dem <strong>der</strong> Hausspruch<br />

<strong>im</strong> evangelischen Jugendschutzhe<strong>im</strong>, das<br />

seine behaglichen Räume für die Tagung zur<br />

Verfügung gestellt hatte, die Gäste grüßt:<br />

Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine<br />

große Belohnung hat! Ebr. iO, 35.<br />

Herr Pastor Pack, <strong>der</strong> als plaß8«3 plysd^terii<br />

den Gemeindeoertreterinnen <strong>Rheinland</strong>s den<br />

Gruß <strong>der</strong> Gemeinde Oberhausen überbrachte,<br />

und dabei ein feine« Verstand»!« für die Notwendigkeit<br />

<strong>der</strong> Mitarbeit <strong>der</strong> Frauen in <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> bekundete, lenkte die Blickrichtung von<br />

<strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong> äußeren Not auf die innere,<br />

die seelische Not in unserm Volke, von dem<br />

Wehren gegen den Vorwurf <strong>der</strong> Schuld an,<br />

Kriege zur Beugung und zum Bekenntnis unserer<br />

Sündenschuld vor Gott und von da zu <strong>der</strong><br />

Gnade Gottes in Christo Jesu, die Sün<strong>der</strong> beruft<br />

zur Arbeit <strong>im</strong> Reich Gottes, und die auch<br />

die Frauen ruft, ihre Gaben und Kräfte dem<br />

Dienst de« Meister« zu weihen. In nachfolgenden<br />

Referaten kamen die die Herzen bewegenden<br />

Ereignisse jener Tage noch zu eingehen<strong>der</strong>er<br />

Würdigung.<br />

<strong>Das</strong> Gedenkwort zum Trauertag um Versailles<br />

sprach Frau van <strong>der</strong> Eist (Bonn). Sie<br />

stellte die markantesten Beweise für den Charakter<br />

de« Versailler Diktats, das, auf Lug und<br />

Trug aufgebaut, unser Volk an die Sklavenkette<br />

schmiedet, zusammen und brachte die Empfindungen<br />

einer evangelischen deutschen Frau<br />

gegen die Lüge von <strong>der</strong> alleinigen Schuld<br />

Deutschland« am Kriege in ernstem und heiligem<br />

Protest zum Ausdruck und ließ die Trauer<br />

um Deutschlands Schmach ausklingen in <strong>der</strong><br />

Kundgebung, mit <strong>der</strong> unsere oberste Kirchcuoertretung,<br />

<strong>der</strong> Deutsche <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong>nausschuß<br />

zum evangelischen Deutschland gesprochen<br />

hat.<br />

Frau Magdalene von Waldthausen<br />

(Essen), die eben von <strong>der</strong> außerordentlichen<br />

Generalsynode zurückgekehrt war, ließ die Versammlung<br />

hineinschauen in die ungeheuren Gefahren<br />

und Schwierigkeiten, die mit <strong>der</strong> Absicht<br />

eines einseitigen Konkordatsabschlusse« uns<br />

drohen, und in das heiße, bisher so vergebliche<br />

Ringen, unsere <strong>Kirche</strong> vor einer solch unerhörten<br />

und unerträglichen Zurücksetzung, wie es<br />

<strong>der</strong> Abschluß eines Vertrage« nur mit <strong>der</strong> katholischen<br />

<strong>Kirche</strong> bedeuten würde, zu schützen und<br />

gab mit Worten tiefer innerer Befriedigung<br />

über da« weise und entschlossene Handeln unserer<br />

<strong>Kirche</strong>nregierung die Entschließung <strong>der</strong><br />

Generalsynode bekannt.<br />

Den zweiten Teil <strong>der</strong> Verhandlungen füllten<br />

die geschäftlichen Beratungen au«<br />

Der von <strong>der</strong> Vorsitzenden erstattete Geschäftsbericht<br />

und die Berichte <strong>der</strong> Bezirksvertreterinnen<br />

waren ein beredte« Zeugni« für den Tiefblick<br />

und Weitblick <strong>der</strong> Führerinnen in dem Bemühen,<br />

durch Vorträge und Aussprachen in den<br />

Synodal- und Vezirksgruppen die Frauen für<br />

ihre Aufgaben in den Gemeindekörperschaftcn<br />

zu schulen, ihre Zahl und ihren Einfluß zu verstärken,<br />

ebenso aber auch an den großen Fragen,<br />

welche die Kreissynode, die Provinzialnnd<br />

Generalsynode beschäftigen, positiv mitzuarbeiten<br />

und darüber hinaus eigene Aufgabengebiete<br />

in Angriff zu nehmen, — Als<br />

Glied <strong>der</strong> Vereinigung evangelischer Frauenoerbände<br />

<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> wirkte die Vereinigung<br />

mit bei <strong>der</strong> großen evangelischen Frauenversammlung<br />

auf <strong>der</strong> „Pressa": sie beriet <strong>im</strong><br />

Son<strong>der</strong>ausschuß für kirchliche Frauenarbeit bei<br />

<strong>der</strong> Rheinischen Provinzialsynode mit bei 5en<br />

ernsten Erwägungen über mo<strong>der</strong>ne Eheproblcrne,<br />

Ihr Aufruf an die Frauen, sich an den Neuwahlen<br />

zu den Gemeindekörperschaften rege zu<br />

beteiligen und sich die Aufstellung von Frauen<br />

auf die Vorschlagslisten angelegen sein zu lassen,<br />

und ebenso ihr Schreiben an alle Kreissynoden<br />

de« <strong>Rheinland</strong>e«, auch Frauen zur Prooinzialsynode<br />

zu entsenden, sind nicht ohne Erfolg geblieben.<br />

In einzelnen Gemeinden<br />

haben die Frauen ein Viertel und<br />

mehr <strong>der</strong> Sitze in den Gemeindekörperschaften.<br />

Dagegen gibt es auch<br />

heute noch Gemeinden, in denen man die Frauen<br />

von <strong>der</strong> IHitarbeit völlig o<strong>der</strong> doch von <strong>der</strong> <strong>im</strong><br />

Presbyterium ausschließt. Unter den Synoden<br />

sind e« nur zwei — gegen eine bei <strong>der</strong> letzten<br />

Wahl — die eine Frau als Hauptocrtreterin<br />

zur Prooinzialsynode entsenden, aber eine ganze<br />

Anzahl von Synoden hat diesmal unter den<br />

gewählten Stellvertretern für die Frauen Raum<br />

geschafft.<br />

Au« dem Geschäftsbericht verdient noch beson<strong>der</strong>«<br />

hervorgehoben zu werden, daß sich unter<br />

Führung <strong>der</strong> Ersten Vorsitzenden ein „V erein<br />

evangelischer Studentinnenhe<strong>im</strong>e<br />

<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>" gebildet hat, in dem die<br />

in <strong>der</strong> Vereinigung evangelischer Frauenocr-<br />

bände <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> zusammengeschlossenen<br />

evangelischen Frauenorganisationen gemeinsam<br />

an <strong>der</strong> Schaffung eines evangelischen Studentinnenhe<strong>im</strong>s<br />

arbeiten — und zwar, weil für<br />

Bonn <strong>der</strong> Anfang zum Beginn des Wintersemesters<br />

inzwischen gesichert ist, zunächst in<br />

Köln —, um unfern studierenden evangelischen<br />

Töchtern in <strong>der</strong> rheinischen Metropole eine<br />

He<strong>im</strong>stätte zu bereiten, wo ihnen für Leib, Seele<br />

und Geist da« geboten wird, dessen <strong>der</strong> junge<br />

Mensch und vor allem das junge Mädchen in<br />

<strong>der</strong> Fremde nicht entbehren kann. Den katholischen<br />

Studentinnen stehen in Köln längst<br />

mehrere He<strong>im</strong>e offen. Der Aufruf an die<br />

evangelischen Kreise des <strong>Rheinland</strong>« zur 3I!itwirkung<br />

an diesem so dringend notwendigen<br />

Werk ist in Vorbereitung.<br />

Auch da« sei au« dem Bericht mitgeteilt, daß<br />

die V. E. F. Rh. als ihre Hauptoertreterin in<br />

die Prooinzialsynode die Damen o. Waldthausen,<br />

Welter, Cramer, wie<strong>der</strong>gewählt hat. Die<br />

Versammlung brachte ihre lebhafte Zust<strong>im</strong>mung<br />

zu dieser Wahl zum Ausdruck,<br />

Die Aussprache zu den Berichten<br />

betonte die Schwierigkeiten, die heute noch fast<br />

allenthalben <strong>der</strong> 3ü!tarbe!t <strong>der</strong> Frauen in den<br />

kirchlichen Körperschaften entgegenstehen, und es<br />

mußte mit tiefem Bedauern festgestellt werden,<br />

daß die Entschließung <strong>der</strong> 8, Generalsynode, in<br />

<strong>der</strong> diese sich warm für eine verstärkte Heranziehung<br />

<strong>der</strong> Frauen einsetzt, nicht die Beachtung<br />

und Wertschätzung erfahren hat, wie wir<br />

es wünschen müssen. Doch war die Versammlung<br />

einig in <strong>der</strong> Ueberzeugung, daß die Bewegung<br />

sich nicht aufhalten läßt. Wir müssen<br />

<strong>der</strong> Entwickelung Zeit lassen und in Ausdauer<br />

und Geduld an unserm Platze stehen, — Zur<br />

Gesangbucherneuerung zeigte sich hier wie überall<br />

in den Besprechungen über die beabsichtigte<br />

Reform ein Auseinan<strong>der</strong>gehen in <strong>der</strong> Auffassung<br />

über die Notwendigkeit und die Art <strong>der</strong> Zusammenstellung<br />

eines neuen Buche«, — In <strong>der</strong><br />

Frage de« Studentinncnhe<strong>im</strong>s bevollmächtigte<br />

die Versammlung die Erste Vorsitzende, den Aufruf<br />

auch <strong>im</strong> Namen <strong>der</strong> Vereinigung zu unterzeichnen<br />

und damit die lebendige Anteilnahme<br />

<strong>der</strong> Gemeindevertreterinnen an <strong>der</strong> Verwirklichung<br />

des Planes zu bekunden.<br />

Nach je<strong>der</strong> Neuwahl <strong>der</strong> Gemeindekörperschaften<br />

hat die Vereinigung satzungsgemäß die<br />

Neuwahl des Vorstandes zu vollziehen:<br />

die Wahl ergab einst<strong>im</strong>mige Wie<strong>der</strong>wahl<br />

<strong>der</strong> bisherigen Vorstandsmitglie<strong>der</strong>: für<br />

die aus dem Gebiet <strong>der</strong> Rheinprovinz verzogene<br />

Schriftführerin Frau Ningel wurde Frau Konrcktorin<br />

Alaria Trommershauscn neu hinzugewählt,<br />

— Die Versammlung beschloß, dem<br />

ß 7 <strong>der</strong> Satzung, <strong>der</strong> die Best<strong>im</strong>mungen über<br />

die IHitglie<strong>der</strong>versannnlung enthält, folgenden<br />

Wortlaut zu geben: „Die ordentliche Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

findet in <strong>der</strong> Regel in Verbindung<br />

mit den Rheinischen <strong>Kirche</strong>ntagen statt.<br />

Auf Antrag von mindesten« zwei Nezirksverbänden<br />

kann in den Jahren, in denen eine<br />

Mitglie<strong>der</strong>versammlung nicht stattfindet, eine<br />

außerordentliche Mitglie<strong>der</strong>versammlung einberufen<br />

werden." — Ferner kam es zu dem einmütigen<br />

Beschluß: 1. die Reisespesen <strong>der</strong> Ausschußmitglie<strong>der</strong><br />

(d. i. Vorstand und Vertrauensdamen<br />

<strong>der</strong> Synoden) zur Teilnahme an <strong>der</strong><br />

jährlichen Ausschußsitzung ,uf die Vezirkskasse<br />

zu übernehmen: 2. „<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong>"<br />

für die Ausschußmitglie<strong>der</strong> auf Vereinskosten<br />

zu beziehen.<br />

Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Nachmittagsversammlung<br />

stand das Thema: Soziale Frage und<br />

<strong>Kirche</strong>, Frau Welter entrollte in großen<br />

Zügen ein Bild von den einzelnen Entwicke»<br />

lungsphasen unseres Wirtschaftslebens, von <strong>der</strong><br />

Entstehung <strong>der</strong> kapitalistischen Wirtschaftsordnung<br />

und <strong>der</strong> Industrialisierung <strong>der</strong> Massen<br />

über die freie und christliche Gewerkschaft«-


Bewegung mit ihren Zielen bis hin zur Gegenwart,<br />

die nach <strong>der</strong> Staatsumwälzung <strong>der</strong><br />

Arbeiterschaft die Erfüllung eines wesentliche»<br />

Teiles ihrer For<strong>der</strong>ungen bereits gebracht hat,<br />

Der Vortrag zeigte die Zusammenhänge zwischen<br />

dieser Entwicklung und <strong>der</strong> so furchtbaren Entfettung<br />

unsere« Volkes, er würdigte die groß«»<br />

Männer <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> — Wichern,<br />

v, Bodelschwingh, Stöcker —, die ihr Herzblut<br />

an die Lin<strong>der</strong>ung und Beseitigung <strong>der</strong> sozialen<br />

Mißstände und <strong>der</strong> seelischen Not gesetzt, die<br />

großen, freien Zusammenschlüsse evangelischer<br />

Christen, zur Weckuna und Pflege sozialen Verständnisses,<br />

sozialer Gesinnung und sozialer Betätigung,<br />

um auf das heiße Bemühen <strong>der</strong> evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong> in unfern Tagen einzugehen, zu<br />

spät erkannte und lang versäumte Pflicht nachzuholen<br />

und in vielgestaltiger Arbeit die soziale<br />

Lage <strong>der</strong> Gegenwart zu erforschen und <strong>der</strong><br />

Verkündigung <strong>der</strong> Frohbotschaft von dein Heil,<br />

das in Christus allen Menschen angeboten<br />

wird, auch in den Schichten <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

den Boden zu bereiten, die ihr heute mit<br />

stumpfer Resignation und bitterem Hohn den<br />

Eingang verriegeln. An dieser Arbeit des<br />

Forschen« und des Handelns Schulter an<br />

Schulter neben dem Mann <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu stehen,<br />

das ist heilige Pflicht <strong>der</strong> Frau, die sich zur<br />

Mitverantwortung in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> von Gott berufen<br />

weiß, — Daß die evangelischen Gemeindeoertreterlnnen<br />

ganz ernst entschlossen sind,<br />

dem Ruf ihrer <strong>Kirche</strong>, dem Ruf ihrer Führelinnen<br />

zu folgen, das kam in <strong>der</strong> nachfolgenden<br />

Aussprache sehr klar zum Ausdruck.<br />

Die Tagung wurde den Teilnehmerinnen zu<br />

einem ganz starken und frohen Erleben einer<br />

auf höchster Bereitschaft zum Dienst und tiefster<br />

Erkenntnis <strong>der</strong> Mitverantwortung für<br />

Leben und Sein unserer evangelischen <strong>Kirche</strong><br />

aufgebauten Arbeitsgemeinschaft.<br />

Frieda Cramer,<br />

Nachrichten aus dem Melanchthonbund<br />

(Verband <strong>der</strong> evangelischen Eltern an den mittleren und höheren Schulen <strong>Rheinland</strong>s)<br />

Der in Nr. 5/6 S. 86 erwähnte Schul fall<br />

in Köln-Mülhe<strong>im</strong> hat sich denn doch<br />

als schwerwiegen<strong>der</strong> herausgestellt, als nach<br />

unsere» damaligen Informationen anzunehmen<br />

war. Ein Wechsel <strong>im</strong> Direktorat scheint unvermeidlich<br />

zu sei». — <strong>Das</strong> neue Ober schullehrer-Iahrbuch,<br />

Schuljahr 1928/29, ist<br />

bei Mittler und Sohn in Berlin erschienen (189<br />

Seiten); seine Anschaffung kann allen Gruppen<br />

nur dringend empfohlen werden (oergl. W.<br />

Scheuch, Kassel, Die nichtakademischen Lehrkräfte<br />

nu de» öffentliche» höheren Schulen in<br />

Preußen, Mittelschule 26/27, 405—407). —<br />

Auf einem Gruppenabend am 7. Mai in<br />

Duisburg-Ruhrort sprach Pfarrer<br />

Hörn, Duisburg-Laar, über Schriftauslegung<br />

und höhere Schule. — Am 6, Juni fand in<br />

Köln eine Besprechung statt über da»<br />

regionale System bei <strong>der</strong> Besetzung von<br />

Direktor-Posten, in Siegburg am 27. Juni<br />

ein Gruppenabend, auf den» das Thema<br />

behandelt wurde: „Die verschiedenen Arten von<br />

Höhereren Schulen und <strong>der</strong> Eigenwert ihrer<br />

hauptsächlichsten Bildungsstoffe". — Am 9,<br />

Juli wurden in einer Versammlung de«<br />

Vorstande« und <strong>der</strong> Vertrauensleute <strong>der</strong> Ortsgruppe<br />

Essen Erundprobleme de« Nlelaü»<br />

chthonbundes eingehend erörtert. — Die Kölnische<br />

Zeitung (Nr, W3 b vom 8. 6,) berichtet<br />

»och einmal über die Direktorwahl am<br />

Bonner Oberlyzeum": „Die Stadtuerordnetensitzung<br />

an, Freitag (?. L.) begann mit<br />

einer langen Auseinan<strong>der</strong>setzung zwischen dem<br />

Zentrum und den vereinigten Parteien, die ihren<br />

Grund in <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> katholischen Oberstudienrätin<br />

Schellen« zur Direktorin des Oberlyzeum«<br />

hatte. Diese Wahl ist erfolgt, obwohl<br />

vorher den evangelischen Kreisen zugesichert worden<br />

war, daß die Direktorstelle mit einem evangelischen<br />

Kandidaten besetzt werden sollte. Nachdem<br />

man sich fast eine Stunde fruchtlos über<br />

Konfesstons- und Paritätsfragen auseinan<strong>der</strong>gesetzt<br />

hatte, wurde die kurze Tagesordnung in<br />

wenigen Minute,! erledigt." — Die Ortsgruppe<br />

Du isburg-Ru hro rt-Laar<br />

hatte sich erneut wegen <strong>der</strong> grundsätzlichen<br />

Frage, ob nicht die Direktorsielle am dortigen<br />

Realgymnasium dauernd evangelisch zu<br />

besetzen sei, wie das Hanielsche Statut es vorschreibt,<br />

an den Minister gewandt. Darauf ist<br />

vom Provinzialschulkollegium au« Koblenz unterm<br />

13. Mai 1320 (I, 8258) folgende Antwort<br />

eingegangen: „Der Minister für Wissenschaft,<br />

Kunst und Volksbildung hat uns ermächtigt, Sie<br />

auf die an ihn gerichtete Eingabe vom 7. 4. 1928<br />

iu seinem Name» dahin zu bescheiden, daß die<br />

Erfüllung von Verpflichtungen, die <strong>der</strong> Stadtgemeinde<br />

Duisburg Dritten gegenüber obliegen,<br />

Sache <strong>der</strong> Stadtgemeinde ist, und die Ausübung<br />

de« staatlichen Bestätigungsrccht« hier wie sonst<br />

von <strong>der</strong>artigen Verpflichtungen grundsätzlich<br />

nicht abhängig gemacht werden kann." — Auch<br />

in D ü r e n ist man wegen des stiftifch-evangelischen<br />

Charakters des dortigen Realgymnasiums<br />

mit <strong>der</strong> Gegenseite noch nicht <strong>im</strong><br />

reinen. Die Gebäude gehören nach wie vor <strong>der</strong><br />

evangelischen Gemeinde: die Stiftung selbst hat<br />

die Inflation vernichtet: >n den Unterhalt <strong>der</strong><br />

Stadt teilen sich einstweilen Staat und Stadt<br />

Düren, letztere ganz vom Zentrum regiert. Doch<br />

bringt auch die Gemeinde noch eine gewisse<br />

Summe jährlich für die Anstalt auf. Die Verhandlungen<br />

über das, was werden soll, sind noch<br />

<strong>im</strong> Gange. — Wer sich für den <strong>im</strong> Mitteilungsblatt<br />

Nr. 2, 1929, in <strong>der</strong> Weisemannschen<br />

Rede erwähnten, beson<strong>der</strong>s krassen Fall an<br />

<strong>der</strong> katholischen Volksschule 2 in Neuwied<br />

interessiert, <strong>der</strong> eigentlich nicht zu unserem Interessengebier<br />

gehört, fei auf die Deutsche Lehrerzeitung<br />

Nr. 21, Seite 240 f. verwiesen. Uebrigen»<br />

ist in 2/1929, Seite 2, Zeile 42 o. o.<br />

zu lesen: Humboldt-Oberrealschule (statt: Realschule<br />

in <strong>der</strong> Spiesergasse). — Die von uns<br />

seinerzeit in, Mitteilungsblatt 1/1929 gebrachte<br />

Notiz aus Goch über mangelnde« Entgegenkommen<br />

<strong>der</strong> Schulleitung gegenüber evangelischen<br />

Lehrern und Schülern am 31. Oktober v. I.<br />

wird <strong>im</strong> „<strong>Evangelische</strong>n Beamten" Nr. 8 dahin<br />

berichtigt, daß wohl den Schülern, nicht aber<br />

den beiden evangelischen Lehrern <strong>der</strong> ganze Tag<br />

fieigegeben wurde.<br />

Die Kölnische Zeitung (Nr. 31? vom 13. 6.)<br />

berichtet weiter über den Streit zwischen<br />

StaatundStadtCleoe,daßdie Stadtverordnetenversammlung<br />

beschloß, die Berufsschule<br />

in da« große Mannschaftsgebäude <strong>der</strong><br />

neuen Kaserne zu verlegen und hierzu Mittel<br />

bis zu 120 000 RM. zu bewilligen. Ferner<br />

werden dort Wohnungen und Räume für die<br />

Feuerwehr geschaffen. Es heißt dann weiter:<br />

„Mit diesem Verlegungsbeschluß diirfte lie<br />

früher geplante Unterbringung des Staatlichen<br />

Gymnasiums in <strong>der</strong> neue» Kaserne<br />

endgültig erledigt, zugleich aber auch da« Schicksal<br />

des Realgymnasiums besie


Phil.-Blatt 24, 357. Die rheinischen<br />

Schulferien. Die Ansichten <strong>der</strong><br />

Elternschaft (aus dem Stadtanzeiger Köln<br />

vom 11. 5. Deutsches Phil.-Bl. 22, 374 f,).<br />

Dos Weihnachtszeugni« (Deu. Phil.-<br />

Nl. 29, 422). Ileber die Grundlagen<br />

pädagogischen Denkens, von D.<br />

Magd, von T! ling (Schule und Evangelium<br />

IV, 2, 27—37: 3, 57—6«: 4, 75—80). <strong>Evangelische</strong><br />

Pädagogik? Von Nrückerstein<br />

kühl (Nachr.-Bl. <strong>der</strong> Vereinigung eo.<br />

Akad. für <strong>Rheinland</strong> und Westfalen 7, 1—8).<br />

Wesen und Analyse des pädago»<br />

gischen Aktes, von Wilhelm Schumacher<br />

(Deu. Lehrer-Ztg. 27, 288—291: 28,<br />

287—300: 29, 309—312). Religionsunterricht<br />

und religiöse Erziehung.<br />

Uebersicht über die rechtlichen Vorschriften<br />

btr. religiöse Kin<strong>der</strong>erziehung (Ev. Pädag.<br />

IV, 4, 152—154). Tiefenpsychose und<br />

Berufsberatung (Eo. Päd. IV, 4, 145 f.)<br />

Die Berufswünsche <strong>der</strong> weiblichen<br />

Jugend (ebd. 148—148). Die Frau<br />

<strong>im</strong> kaufmännischen Ne ruf (Päd.<br />

Schwartz'sche Vak. Ztg. 29, 254—256). Die für<br />

die Arbeiten in <strong>der</strong> Wohlfahrt«,<br />

pflege notwendige „Bildung" <strong>der</strong><br />

Persönlichkeit und die Uebersteigerung<br />

<strong>der</strong> intellektuellen Anfor-<br />

^^ Kreisgemeinde Ilachen<br />

Zum ärzlichen Leiter <strong>der</strong> chirurgischen Abteilung<br />

des evangelischen Luisen-Hospitals in<br />

Aachen wurde als Nachfolger des au« Gesundheitsrücksichten<br />

zurückgetretenen Professors<br />

Dr. Maiwedel gewählt <strong>der</strong> Oberarzt in<br />

<strong>der</strong> chirurgischen Universitätsklinik in Tübingen,<br />

Prof. Dr. Borchers. — Küster Karl<br />

Arndt in Nurtscheid trat am 1. 7. in<br />

den Ruhestand, sein Nachfolger wurde Hilfsküster<br />

Georg Lorentz, Aachen,<br />

K«isge«einde Altenkirchen<br />

Da« dritte Kreiskirchenchorfest <strong>der</strong><br />

Synode fand am 9. 6. in <strong>Kirche</strong>n (Sieg)<br />

statt. — Die 85. Prooinzialoersammlung de«<br />

Hauptoereins <strong>der</strong> Gustao-Adolf-Stiftung<br />

in <strong>der</strong> Rheinprooinz war vom 13.—15.<br />

Juli in Alten kirchen.<br />

^ Kreisgemeind« Barmen<br />

Missionsdirektor Pastor Schmidt kehrte Anfang<br />

Juli von seiner Reise zu den asiatischen<br />

Stationen <strong>der</strong> Rheinischen Missionsgesellschaft<br />

zurück. — Misswnsinspektor F. Schomburg<br />

wurde am 19. Juni mit großer Mehrheit zum<br />

Nachfolger des emeritierten Pfarrers Hellbarth,<br />

Düsseldorf, gewählt. — Ferdinand Röd<strong>der</strong><br />

in Gemarke, <strong>der</strong> <strong>im</strong> 73. Lebensjahr am 1. 7.<br />

in den Ruhestand trat, hat vier Jahrzehnte hindurch<br />

an <strong>der</strong> dortigen <strong>Kirche</strong> und auf dem<br />

Gemeindeamt gearbeitet. — In <strong>der</strong> Iohanniskirche<br />

zu Wupperfeld wird vom 21. 9.<br />

ab in 8 Vorträgen eine Einführung in die<br />

deutsche Orgelkunst geboten werden. —<br />

Am 2. «. tagten in Barmen die rheinisch-westfälischen<br />

Gau- und Ortsgruppenleiter de« Deutschen<br />

Sittlichkeitsoerbande« vom Weißen Kreuz.<br />

— Pastor Lauffs, Gemarke, wurde zum<br />

stellvertretenden Synodalassessor gewählt. —<br />

Pastor Funcke, Wupperfeld, wird <strong>im</strong><br />

Auftrage des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>nbund««<br />

und de« <strong>Evangelische</strong>n Oberkirchenrats<br />

als dessen ständiger Vertreter (Propst) nach<br />

<strong>der</strong>ungen, von Pfarrer Siebelt, Berlin<br />

(Diakonie VI, 187—193). <strong>Das</strong> Predigerseminar<br />

in Elberfeld, von Liz. Klugkist-Hesse<br />

(Ref. Wobl. Elbf. 23, 181, mit Bild).<br />

Theologische Schule Elberfeld: Unterrichtsplan<br />

fürs Wintersemester 1929—1930:<br />

Allgemeines (Ref. Ki.-Ztg. 28, 220 f.). Stutz<br />

e n t e n k o n v i k t Caloinhau« in Er»<br />

langen (ebenda, 27, 213 f.). — Am 2. «.<br />

war die Grundsteinlegung zu einem Haus <strong>der</strong><br />

Studenten in Gießen. — Wertvolle Beiträge<br />

über Werkstudententum bietet wie<strong>der</strong><br />

Studentenwerk III, 4. Diese vortreffliche<br />

Vierteljahrsschrift erscheint jetzt bei Walter de<br />

Gruyter ii Co., Berlin und Leipzig. Bezugspreis<br />

durch die Post o<strong>der</strong> Buchhandlung für da«<br />

Jahr 6 ^t. Vorzugspreis für Studierende<br />

2,50 ^»t, Preis für das Einzelheft 1 ^l. Darin<br />

auch: Fünf Jahre Studienstiftung,<br />

eine Zwischenbilanz von Wilhelm Hoffmann,<br />

Leiter <strong>der</strong> Abteilung „Studienstiftung des Deutschen<br />

Volkes" <strong>der</strong> Wirtschaftshilfe <strong>der</strong> deutschen<br />

Studentenschaft (Seite 169—17«). — Zusammenfassung<br />

<strong>der</strong> Best<strong>im</strong>mungen über den II e b e r -<br />

gang <strong>der</strong> Schüler (innen) von <strong>der</strong><br />

Grundschule zur mittleren und<br />

höherenSchulein Preußen (Ev. Päd. IV.<br />

4, 157—158). Eduard S<strong>im</strong>on stellt <strong>im</strong> Deut.<br />

Phil.-Bl. 19, 273—27« fest, daß <strong>der</strong> vorzei -<br />

tige Ilebergang von <strong>der</strong> Grundschule<br />

auf höhere Schulen nur Einzelfälle<br />

betrifft und hauptsächlich in <strong>der</strong> Stadt<br />

vorkommt, wobei vor allem Lateinschulen bevorzugt<br />

werden. Es erhebt sich die Frage, wie<br />

sich diese Kin<strong>der</strong> bewähren, <strong>der</strong>en Zahl <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

übrigens verhältnismäßig i» Preußen die<br />

geringste ist: Ostern 1928 65 auf Knaben- und<br />

21 auf Mädchenschulen übergehende Schüler<br />

(innen). Je<strong>der</strong> 29. Seftaner und jede 34.<br />

Sertanerin in Preußen ist nach drei Jahren<br />

aus <strong>der</strong> Grundschule herausgekommen. Wir<br />

errechneten folgenden Bestand an rheinischen<br />

evangelischen Assessoren(innen) und Referendaren(innen)<br />

am 24. 7. 2S: In uuNSlu»<br />

0I2U8U8: in Fachgruppe I. 9 männl. 3 weibl.,<br />

II. 10, S: III. 1, 3: IV. 10, 4: V. 17, 0:<br />

VI. 7, 2, zusammen 54 ^ 18 — 72. Uebrigc<br />

Assessoren(innen) und Referendaren(innen): In<br />

Fachgruppe I. 4 männl. 3 weibl.: II. 14, ?:<br />

III. IN, 2: IV. 9, 7: V. 13, 7: VI. 5, 1,<br />

zusammen 55-^27 — 82, alles in allem also<br />

109 4° 45 — 154. — Die Beför<strong>der</strong>ungsaussichten<br />

<strong>der</strong> Philologen. Ein<br />

Beitrag zur Frage <strong>der</strong> Parität (Der<br />

eo. Beamte 4, 42 f.. Der Wächter 5/6, 7. Abschließend<br />

sei erwähnt, daß Melanchthon<br />

seinerzeit (1543) auch in An<strong>der</strong>nach gepredigt<br />

hat. (Sgr. d. Syn, Koblenz 24, 37«.)<br />

Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />

Brasilien zu gehen. — Am 9. 7, veranstalteten<br />

die evangelischen Gemeinden Barmens eine<br />

große Kundgebung zum Konkordat.<br />

— Auf einer Barmer Konferenz <strong>der</strong><br />

Pfarrer, <strong>der</strong> Pfarrfrauen und ihrer erwachsenen<br />

Kin<strong>der</strong> am 15. 7. sprach Studiendirektor<br />

Mützelfeld, Kaiserswerth, über Schul- und<br />

Berufsfragen. — Am 21. 9. feierte die<br />

Frauenhilfe in Gemarke ihr 50jähr!ges<br />

Jubiläum. — <strong>Das</strong> am 30. «. auf <strong>der</strong> Bundeshöhe<br />

vor 3—4000 Männern und Frauen aufgeführte<br />

Natorp'sche Clarenbach-Festspiel<br />

soll in Barmen wie<strong>der</strong>holt werden. —<br />

Die <strong>Evangelische</strong> Schulgemeinde<br />

Barmen feierte am 20. und 21. 7. ihr 10.<br />

Iahresfest. — Der Erweiterungsbau des A u -<br />

guste-Viktoria-Hauses, des Sitzes <strong>der</strong><br />

Rheinischen Frauenhilfe, soll am 2. 10. eingeweiht<br />

werden.<br />

>>M Kreisgemeinde Dinslaken<br />

Am 7. 7. ward die instandgesetzte <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong><br />

Gemeinde Walsum-Aldenrade feierlich<br />

ihrer Best<strong>im</strong>mung wie<strong>der</strong> übergeben. Gleichzeitig<br />

wurde da« 25jährige Jubiläum ihrer<br />

ersten Einweihung gefeiert und Pastor Brinkmann<br />

als Pfarrer de« zweiten Bezirk« eingeführt.<br />

— In Hamborn fand am 5. 7.<br />

die Taufe von zwei jungen Männern und<br />

vier Frauen statt. — In Götterswicker»<br />

Hamm ist <strong>der</strong> Orgelfonds erfreulich angewachsen,<br />

in Friedrichsfeld, Gemeinde<br />

Spellen, sind sämtliche Unkosten für den Einbau<br />

<strong>der</strong> neuen Orgel ebenfall« durch freiwillige<br />

Gaben gedeckt worden. — In Hamborn<br />

verstarb das Mitglied <strong>der</strong> Größeren Gemeindevertretung<br />

Wilhelm Rakutt, 54 Jahre alt.<br />

Kreisgemeinde Elberfeld<br />

Der Elberfel<strong>der</strong> Erziehungsoerein<br />

hat in diesen Wochen mit seinen 12 Schulen<br />

sein 80jährige« Jubiläum festlich begangen. —<br />

Am 26. 5. starb Rechnungsrat i, R. Ludwig<br />

Weber, 79 Jahre alt, Ehrenvorsitzen<strong>der</strong> de«<br />

<strong>Evangelische</strong>n Beamtenvereins Elberfeld. —<br />

Vom 7. 7. bis 28. 7. war da« Jugendzeit<br />

in Elberfeld. — Am 7. «. verstarb Wilhelm<br />

Friedrichs, 70 Jahre alt, <strong>der</strong> 30 Jahre<br />

lang als Presbyter bzw. Gemeindeoertreter <strong>der</strong><br />

luth. Gemeinde gedient hatte: am 30. «. erlag<br />

in Heidelberg einem Schlaganfall <strong>der</strong> frühere<br />

Friedyofsvorstehei <strong>der</strong> ref. Gemeinde, Ernst<br />

Lang. — In <strong>der</strong> 1. luth. und in <strong>der</strong> alten<br />

ref. <strong>Kirche</strong> wurde eine Anlage für<br />

Schwerhörige angebracht. — Im 8. ref.<br />

Pfarrbezirk soll ein kleine« Gemeindehaus<br />

gebaut werden mit einer Wohnung für den<br />

Gemeindehelfer <strong>im</strong> Obergeschoß. — Die Mitglie<strong>der</strong><br />

de« Elberfel<strong>der</strong> Prediger-<br />

Seminars machten eine Studienfahrt nach<br />

Holland. — In <strong>der</strong> luth. Gemeinde Elberfeld<br />

ist eine 14. Pfarrstelle eingerichtet; Besetzung<br />

erfolgt durch Gemeindewahl.<br />

Kreisgemeinde Essen<br />

Am 14. 7. war die feierliche Grundsteinlegung<br />

<strong>der</strong> neuen Auferstehungskirche <strong>im</strong><br />

Ostoiertel <strong>der</strong> Altstadtgemeinde. Die nach dem<br />

Entwurf des Kirchbaumeister« Prof. D. Nartning,<br />

Berlin, erbaut wird. — Pastor Zickmann<br />

wurde am 28. 7. in Essen-Altendorf<br />

eingeführt. — Da« Borbecker Einführung«büchlein<br />

ins Gemeindeleben ist<br />

nunmehr erschienen. — In aller Kürze wird<br />

eine Erneuerung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> in Kran stattfinden:<br />

auch wird über kurz o<strong>der</strong> lang die Frage<br />

eine« <strong>Kirche</strong>nbau« in Kray-Süd brennend<br />

werden, darum hat die Gemeindevertretung bebeschlossen,<br />

ein Grundstück von <strong>der</strong> bürgerlichen<br />

Gemeinde zu erwerben. — Am 27. «. legte<br />

Pfarrer Marschall, Essen-West, den<br />

Grundstein zu einem Iungmädchenhe<strong>im</strong><br />

an <strong>der</strong> Ohmstraße. — Im Juni starb<br />

Frau Hohendahl, die 1900 zusammen mit<br />

ihrem Manne ein Kapital gestiftet hatte, welchem<br />

die erste Klein-Kin<strong>der</strong>schule <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Rüttenscheid ihre Entstehung verdankt.<br />

— Am 7. 7. war das Verbandsfest de« Verbände«<br />

evangelischer Arbeiter- und<br />

Volk«oereine <strong>der</strong> Synode Essen, oerbun-


den mit dem 25jährigen Jubiläum de« E o g l.<br />

Arbeiter- und Bürgerverein«,<br />

Essen-Holsterhausen. — Der am 4. 8.<br />

nach Karnap übcrwiesene Hilfsprediger<br />

Almstadt ist am 46. 6. dort ordiniert, —<br />

Der Eogl. Knappenoerein Altenessen<br />

beging am 43.—45. 7. sein 45. Iahresfest,<br />

<strong>der</strong> Evgl, Arbeiterverein<br />

Dellwig-Frintrop sein 40. — Am<br />

28. 8. fand nach einem Referat des Abteilungsleiters<br />

M. G. Dessin eine Aussprache über<br />

zukünftige Büchereiarbeit in <strong>der</strong> Synode<br />

Essen statt. — Die <strong>im</strong> Frühjahr ausgeschiedenen<br />

Presbyter Kirchmeister Bock und Rektor<br />

i. R. Kolb in Rütten scheid sind zu<br />

Ehrenpresbytern ernannt. — Die Ueberlassung<br />

de« dem früheren Kirchbauoerein Leithe gehörenden<br />

Grundstückes an die evangelische Kirchcngemeinde<br />

Kran ist nunmehr erfolgt.<br />

MD Kreisgemeinde Iülich<br />

Pastor Wilhelm Tersteegen ward am<br />

44. 7. in Hückelhooen eingeführt. — In<br />

Geilenkirchen wurde Pfarrer Drobny<br />

Köln, gewählt. — <strong>Das</strong> Waldhe<strong>im</strong> <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Düren beiSchlagstein wurde am<br />

44. ?. eingeweiht. — Pfarrer Speckmann,<br />

ein Bru<strong>der</strong> des bekannten Schriftstellers, ist in<br />

seine norddeutsche He<strong>im</strong>at nach Hamburg belufen<br />

und verläßt voraussichtlich nach 40jä>)riger<br />

pfarramtlicher Tätigkeit am 4. Oktober d i e<br />

Dürener Gemeinde, an <strong>der</strong> biS'<br />

her seit 450 Jahren sämtliche<br />

Pfarrer entwe<strong>der</strong> bis zum Tode<br />

o<strong>der</strong> bis zu ihrer Pensionierung<br />

amtiert haben. — Pfarrer Kaiser,<br />

Esch Weiler, wurde zum zweiten stelloertr.<br />

Assessor <strong>der</strong> Synode gewählt.<br />

Kreisgemeinde Koblenz<br />

Die evangelische <strong>Kirche</strong>ngemeinde An<strong>der</strong>nach<br />

finanziert für die <strong>Evangelische</strong>n in Weißenthurm<br />

Sonntags die Hinfahrt <strong>im</strong> Autobus<br />

zum Gottesdienst in <strong>der</strong> Muttergemeinde. —<br />

Vom 2,—7, Oktober findet die Generalversammlung<br />

des Eoangel. Bundes in<br />

Koblenz statt. Anläßlich <strong>der</strong>selben wird in<br />

<strong>der</strong> dortigen Rheinhalle da« Figge'sche Clarenbach-Festspiel<br />

„Zeitenwende" aufgeführt<br />

werden.<br />

Kreisgemeinde Köln<br />

Im Jahre 4830 ist die 50jährige Wie<strong>der</strong>kehr<br />

<strong>der</strong> Eröffnung <strong>der</strong> Einweihung <strong>der</strong> Presbyterkirche<br />

in Kalk: man sammelt jetzt ein Notopfer<br />

für Instandsetzung dieses Gotteshause«.<br />

— Pfarrer Röttgen, Berg. Gladbach,<br />

erlitt durch Auto-Unfall bei Mekkenhe<strong>im</strong> <strong>im</strong><br />

Juni einen Oberkieferbruch. — Pastor i. R.<br />

Vo«winckel in Nippes best<strong>im</strong>mte den<br />

Ertrag <strong>der</strong> anläßlich seiner goldenen Hochzeit<br />

ihm übermittelten Voswinckelstiftung<br />

für den Kirchbauverein <strong>der</strong> dortigen Gemeinde.<br />

>^ Kreisgemeinde Lennep<br />

Der für Rad e, luth., gewählte Pastor R ü h l,<br />

bisher Hilfsprediger in Sterkrade, wäre mit<br />

seiner Frau beinahe das Opfer eines Motorradfahrers<br />

geworden, kam aber ohne ernstere<br />

Verletzungen davon. Seine Einführung fand am<br />

28. 7. statt. — Am 30. 6. hielt Pfarrer Ohl -<br />

son, Remscheid, den letzten Gottesdienst <strong>im</strong><br />

Reinhagener Neuendorf-Hau«; am 7,<br />

7. weihte Generalsuperintendent v. S t o l t e nhoff,<br />

Koblenz, die <strong>im</strong> Reinshagener<br />

Stadtteil erbaute Adolf-Clarenbach-<br />

<strong>Kirche</strong>. Der Prooinzialkirchenrat wurde dabei<br />

durch Sup. v. Dr. Schäfer, Remscheid,<br />

vertreten. — Auch da« Gemeindehaus in <strong>der</strong><br />

Stephanstraße wurde am 7. 7. eingeweiht. —<br />

Für den Südbezirk wählte man am 23. 6. Pfr.<br />

Kurt Hennlich in Osthausen bei Arnstadt<br />

(Thüringen). Die Wahl ist inzwischen bestätigt.<br />

— Die Uraufführung des Figgc'schen Cläre<br />

n b a ch-F estspieleS „Zeitenwende"<br />

am 44. 7. hatte Tausende von <strong>Evangelische</strong>n<br />

aus dem Bergischen Land nach Lüttring-<br />

Hausen gelockt; weitere Aufführungen fanden<br />

Sonntags nachmittags bis zum 4. August<br />

statt. — Pfarrer Schüler, Remscheid,<br />

beging sein 25jähriges Ortsjubiläum.<br />

W> Kreisgemeinde Nleisenhe<strong>im</strong><br />

Der evangelischen <strong>Kirche</strong>ngcmeinde Merxhe<strong>im</strong><br />

schenkte Kommerz ienrat Henkel<br />

in Düsseldorf zu den Unkosten des Umbaues<br />

am Gemeindehause 500 Mark.<br />

Kreisgemeinde Mors<br />

In nächster Zeit wird am Hauptportal <strong>der</strong> evgl,<br />

<strong>Kirche</strong> zu Homberg eine Ehrentafel angebracht<br />

werden. — Am 4. 6. tagte in Mör «<br />

die Kreissynode. Sup. Melchior,<br />

Mörs-Asberg, legte aus Gesundheitsrücksichten<br />

sein Supcrintendentenamt nie<strong>der</strong>, das er zehn<br />

Jahre lang bekleidet hatte; <strong>der</strong> neue Superintendent<br />

ist Pastor Denk Haus, Homberg-Hochheide,<br />

dem die Synode einen<br />

Synodalvikar o<strong>der</strong> Gemeindehelfer zur Seite zu<br />

geben beschloß. Die Synodaloerhandlungen wurden<br />

am 2. 7. in Alpen vollendet, — In<br />

Homberg war am 2. 6, das Iahresfest des<br />

Verbandes <strong>der</strong> eogl. <strong>Kirche</strong>nchöre <strong>der</strong><br />

Synode. — Der Bau <strong>der</strong> am 9. 6, eingeweihten<br />

Lintforter <strong>Kirche</strong> ist vor allem<br />

durch die großzügige Hilfe <strong>der</strong> Zeche Friedrich-Heinrich<br />

ermöglicht; die junge Industriegemeinde<br />

von 8000 Seelen mußte sich bisher<br />

mit einer Notkirche behelfen. — Pfarrer<br />

Appel in Homberg, tritt am 4. 40, in<br />

den Ruhestand, Er konnte bekanntlich am ä. 6.<br />

sein HNjähriges Aintsjubiläum feiern,<br />

Kreisgemeinde Nle<strong>der</strong>berg<br />

Gemeindehausvater und Friedhofsoerwalter Robert<br />

Bäcker inWülfrath vollendete am<br />

42. 6. sein 70. Lebensjahr, <strong>Kirche</strong>nchordirigent<br />

und Musikdirektor Paul Kirchhoff am<br />

23. 6. sein 50. — Die Kleinkin<strong>der</strong>- und Nähschule<br />

<strong>der</strong> Gemeinde 22 üIfrath soll in das<br />

Pfarrhaus Wiedenhofen verlegt und <strong>der</strong><br />

dortige Pfarrer mit einer an<strong>der</strong>en ausreichenden<br />

Wohnung versehen werden. Man sammelt auch<br />

Beiträge zum Bau eines Gemeindehauses. —<br />

Am 44. 7. fand in Langenberg das 3. Verbandsfest<br />

<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>nchöre<br />

<strong>der</strong> Synode statt.<br />

Kreisgemeinde an <strong>der</strong> Ruhr<br />

Der evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemcinde Ober-<br />

Hausen I wurde vom <strong>Evangelische</strong>n Hilfs-<br />

Verein Oberhausen-Süd, e. V., ein Hausgrundstück<br />

<strong>im</strong> Werte von 23 340,— Mark und von<br />

dem Eoang. Verein Oberhausen-Ost ein Hausgrundstück<br />

<strong>im</strong> Werte von 46 425,— Mark g e -<br />

schenkt. — Am 30. 6. feierte <strong>der</strong> Bürgerund<br />

Arbeiterverein Ueberruhr<br />

sein 30. Iahresfest. — Am 4. 9. tritt Pfarrer<br />

von <strong>der</strong> Thüsen zu Oberhausen I<br />

in den Ruhestand, — Am 6. 8. konnte <strong>der</strong> Alt.»<br />

Eup. Pfarrer i, R, Gerhard Klingenburg,<br />

Mülhe<strong>im</strong>-Ruhr, seinen 80. Geburtstag<br />

begehen.<br />

^ Kreisgemeinde Saarbrücken<br />

Der Firma Walcker in Ludwigsburg ward <strong>der</strong><br />

Bau einer Orgel für die <strong>Kirche</strong> in Volklingen<br />

übertragen. — Eine Singwoche<br />

an <strong>der</strong> Saar ist in Tholey geplant, vom 8.<br />

bis 45. September. — Hilfsprediger Hermann<br />

Günther in Güdingen ward ernannt<br />

zum Pfarrer <strong>der</strong> Kirchcngemeinde Schwal -<br />

b a ch. — Hilfsprediger August Blanke in<br />

Engers (Krcisgemeinde Koblenz) ist ernannt<br />

zum Pfarrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Bischmish<br />

e! m.<br />

Kreisgemeinde Solingen<br />

Unsere Notiz in voriger Nr., die Kreissynode<br />

in Gräfrath habe sich am 29. 5.<br />

für Aufhebung <strong>der</strong> Todesstrafe ausgesprochen,<br />

ist irrtümlich; vielmehr hat die Kreissynode<br />

an die Prooinzialsynode durch Mehrheitsbeschluß<br />

die Bitte gerichtet, sie möge in <strong>der</strong><br />

Erwägung, daß die <strong>Kirche</strong> an einer das Volksgemüt<br />

so tief bewegenden Frage nicht vorübergehen<br />

dürfe, zu <strong>der</strong> <strong>im</strong> Strafgesetzcntwurf behandelten<br />

Frage und zu dem dazu gestellten<br />

Antrag Kahl Stellung nehmen, — Superintendent<br />

von Scheven, Burscheid, und Konsistorialrat<br />

Spieß, Koblenz, verhandelten am<br />

43. 6. in Bürrig, Gemeinde Op laden,<br />

mit den <strong>Evangelische</strong>n dortselbst. Man<br />

kam überein, <strong>im</strong> vorläufigen Anschluß an Opladen,<br />

aber unter beträchtlicher Mithilfe <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Wiesdorf, Gehalt und Wohnung für<br />

einen Vikar in Bürrig bereitzustellen. — Am<br />

43. und 44. 7. fand in Berg. Neukirchen<br />

cinGautrcffen des B. D. I. statt (Opladen,<br />

Remscheid, Solingen, Witzhelden). — In<br />

Immigrath soll <strong>im</strong> Herbst am Hauptportal<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> ein G e d ä ch t n i s st e i n für<br />

die Gefallenen angebracht werden.<br />

Kreisgemeinde Trier<br />

Hilfsprediger Hermann LuHe wurde ernannt<br />

zum Pfarrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde C l e i n i ch.<br />

— Am 46. 6. wurde Pfarrer Gustav Dreckmann,<br />

bisher in Haffen-Mehr, als Pfarrer<br />

in Hottenbach eingeführt.<br />

WM lKreisgemeinde St. Wendel<br />

Pfarrer Hemme, Weierbach,70 Jahre<br />

alt, tritt am 4. 40, in den Ruhestand. — Hilfsprediger<br />

Theodor Lange in Wieselbach<br />

ward ernannt zum Pfarrei <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />

Reichenbach.<br />

Kreisgemeinde Wesel<br />

Sattlermeister Iuliu« Werner scn. in<br />

Schermbeck vollendete am 8. 7. sein 87.<br />

Lebensjahr in ungemeiner geistiger Frische und<br />

in bemerkenswertem körperlichen Wohlbefinden.<br />

— Anfang Juli starb <strong>der</strong> Ehrenbürgermeister<br />

Oestendorp; er war eng verbunden mit<br />

dem Leben <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

Hal<strong>der</strong>n, Haffen-Mehr und Wertherbruch.<br />

— Ein Jugendtreffen <strong>der</strong><br />

Synode fand am 30. 6. in R i n g e n b e rg<br />

statt. — Am 8. und 8. 9. soll in Wesel die<br />

Iahrestagung <strong>der</strong> Eoangel. Frauenhilfe<br />

für <strong>Rheinland</strong> sein.<br />

Kreisgemeinde Wetzlar<br />

Der evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde Wißmar<br />

wurden von dem verstorbenen Landwirt Balthasar<br />

Schmidt, daselbst, Kapitalien und<br />

Grundstücke <strong>im</strong> Werte von etwa 4400 Mark<br />

geschenkt, unter Uebernahme verschiedener<br />

Verpflichtungen. — In Wetzlar wurden ein<br />

CVIM. und eine Frauenhilfe gegründet, —<br />

Mit Pastor Hartmann, Oberkleen,<br />

<strong>der</strong> am 4. 8. in den Ruhestand trat, verlor die<br />

Synode Wetzlar ihren Assessor und die<br />

dortige Gegend den verständnisvollen Hüter<br />

alter <strong>Kirche</strong>nsitten und zielbewußten<br />

Erneuerer prachtvoller alter Hausinschriften. —<br />

<strong>Das</strong> Krei'ssynodalfest für Innere Mission<br />

ward am 30. 6, in Groß-Rechtenl>ach<br />

gefeiert. Als Festpredigcr diente in zwei<br />

Ansprachen <strong>der</strong> 75jährige Grün<strong>der</strong> und Leiter<br />

<strong>der</strong> Kreuznacher Diakoniewerke, Pfarrer D.<br />

Reich.


Deutsch-<strong>Evangelische</strong>r Frauenbund<br />

Im Juni jährte sich zum dreißigstenmal <strong>der</strong> Tag,<br />

an dem in Kassel ein Kreis von Männern und<br />

Frauen aus <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Inneren Mission in<br />

ernsten Veratungen Wege suchte, wie die bewußt<br />

evangelische, treu zu ihrer <strong>Kirche</strong> stehende Frau<br />

sich miteinsetzen könne für die Gedanken und<br />

Ziele <strong>der</strong> deutschen Frauenbewegung. Aus diesen<br />

Beratungen ging die Gründung des Deutschevangelischen<br />

Frauenbunde« hervor, <strong>der</strong> somit in<br />

diesem Jahr auf ein Wirken in drei Jahrzehnten<br />

zurückblicken kann. Vom 48. bis 23.<br />

September gedenkt er mit seiner 4«. Ge ><br />

neraloersammluna in Marburg/L.<br />

die Feier des 30jährigen Bestehens zu verbinden,<br />

Die Hauptoorträge werden nach drei Richtungen<br />

hin seine grundsätzliche Einstellung und<br />

einen Ausschnitt au« seinem Arbeitsgebiet zur<br />

Darstellung bringen. An dem „Deutschen<br />

Abend" werden nach dem Hauptvortrag von<br />

Gehe<strong>im</strong>rat Dr. von Dryan<strong>der</strong>, M. 0. R.,<br />

über Grenz- und Auslandsdeutschtum,<br />

Frauen au« Danzig, dem Saarland,<br />

Oesterreich und Siebenbürgen ergänzend von <strong>der</strong><br />

kulturellen Not deutschen Volkstum« in ihren<br />

Gebieten berichten, „S pannungen zwischen<br />

mo<strong>der</strong>nem Leben und evangelischem<br />

Christentum" lautet da«<br />

Thema, das Universitätsprofessor V. Koepp,<br />

Greifswald, behandeln wird, ein Thema, mit<br />

dem die Nundesmitglie<strong>der</strong> sich seit langem ernst<br />

beschäftigt haben. Einem dem Deutsch-evangelischen<br />

Frauenbund seit seinem Bestehen beson<strong>der</strong>«<br />

wichtigen Arbeitsgebiet, <strong>der</strong> Sittlichkeitsfrage,<br />

gehört <strong>der</strong> dritte Hauptoortrag an, den<br />

Frau Stadtoberinspektor Friede Rothig,<br />

Hannover, halten wird. „D ie Auswirkungen<br />

de» Gesetze« zur Bekämpfung<br />

<strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten",<br />

so lautet ihr Thema, zu dem ihr als Leiterin<br />

eines Pflegeamte« reiche Erfahrung zu Gebote<br />

steht. Außer den Mitglie<strong>der</strong>n sind Gäste zu<br />

<strong>der</strong> Tagung herzlich willkommen. Nähere<br />

Auskunft erteilt die Geschäftsstelle<br />

de« Deutsch-evangelischen<br />

Frauen bunde«, Hannover, W ede -<br />

kindstraße 26.<br />

Lehrgang zur Ausbildung von freiwilligen<br />

Helferinnen in <strong>der</strong> Krankenpflege<br />

Die <strong>Evangelische</strong> Frauenhilfe <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

(E. V.) beginnt am 48, Oktober in ihrem<br />

Auguste-Viktoria-He<strong>im</strong> in Barmen wie<strong>der</strong> einen<br />

Lehrgang zur Ausbildung von freiwilligen Helferinnen<br />

in <strong>der</strong> Krankenpflege. Der Lehrgang<br />

umfaßt eine theoretische Ausbildung von 8<br />

Wochen, Die praktische Lehrzeit in einem Krankenhause<br />

dauert drei Monate. Ein elftägiger<br />

Lehrgang in Tuberkulosenfürsorge und Desinfektion<br />

(mit staatlicher Prüfung für Desinfcktorinnen)<br />

schließt sich an, — Innerhalb zwei<br />

Jahren wird <strong>der</strong> zweite Teil <strong>der</strong> Helferinnenausbildung<br />

durchgeführt werden, <strong>der</strong> einen<br />

Lehrgang für Säuglingspflege und Säuglingsfürsorge<br />

umfaßt! <strong>der</strong> theoretische Unterricht<br />

dauert zwei Wochen, <strong>der</strong> praktische in<br />

einem Säuglingshe<strong>im</strong> mindestens sechs Wochen.<br />

Diese Lehrgänge werden nur für solche Teilnehmerinnen<br />

veranstaltet, die bereit sind, später<br />

in ihrer eigenen Ge meinde Pflegcdicnste zu<br />

leisten, Schülerinnen, die sich n u r für private<br />

Zwecke ausbilden wollen, können nicht<br />

aufgenommen werden. Für Gastschülerinnen bestehen<br />

beson<strong>der</strong>e Nest<strong>im</strong>mungen,<br />

Meldungen sind bis spätesten« zum 4, Oktober<br />

einzureichen. Nähere Auskunft erteilt <strong>der</strong> geschäftsführende<br />

Direktor, Pastor Dr. Schott,<br />

Barmen, Auguste-Viktoria-He<strong>im</strong>, Untere Lichtenplatzerstraße<br />

434, Postfach 474. Fersprecher<br />

H500,<br />

in<br />

Bücherbesprechung<br />

Johanne« Biehle. Die Stellung <strong>der</strong><br />

Kanzel als liturgisches Problem <strong>der</strong> Raumakustik.<br />

Son<strong>der</strong>druck au« dem Bericht de«<br />

Kirchbaukongresses 4928 in Magdeburg. Zu<br />

beziehen durch da« Institut für Raumakustik,<br />

Berlin, Fasanenstraße 87, Techn.<br />

Hochschule.<br />

Der bekannte Fachmann für Raumakustik er»<br />

örtert in knapper, klarer Darstellung die<br />

akustischen Anfor<strong>der</strong>ungen an die Stellung <strong>der</strong><br />

Kanzel <strong>im</strong> <strong>Kirche</strong>nraum. Er betont mit Recht,<br />

daß die beson<strong>der</strong>e Bedeutung <strong>der</strong> Wortoerkündigung<br />

<strong>im</strong> evangelischen Gottesdienst die Hörsamkeit<br />

des gesprochenen Worte« <strong>im</strong> <strong>Kirche</strong>nraum<br />

zu einem sehr wesentlichen Problem evangelischen<br />

Kirchbaus macht. Da sich die akustischen<br />

Qualitäten eines geplanten Raumes auf Grund<br />

<strong>der</strong> Baupläne mathematisch vorausberechnen<br />

lassen, sollte be<strong>im</strong> Bau einer Kultstätte <strong>der</strong><br />

Architekt mit dem Raumakustiker zusammenarbeiten.<br />

In sehr wohltuen<strong>der</strong> Selbstbeschränkung<br />

meidet Biehle den bekannten Fehler de« Epe><br />

zialisten, da« Postulat seine« Fachgebiet« als den<br />

Nebel <strong>der</strong> Welt zu erklären, um den alle»<br />

an<strong>der</strong>e kreisen muß. Er stellt keine dogmatischen<br />

For<strong>der</strong>ungen für eine best<strong>im</strong>mte, akustisch günstige<br />

Anbringung <strong>der</strong> Kanzel, son<strong>der</strong>n gibt wertvolle<br />

Ratschläge für sehr verschiedene Aufstellungsweisen<br />

<strong>der</strong> Rednerstätte. Er hütet sich vor<br />

dem Mißverständnis, als ob die Bedeutung <strong>der</strong><br />

Predigt dem evangelischen <strong>Kirche</strong>nraum den<br />

Sinn gebe, akustische Hülse de« gesprochenen<br />

Wortes zu sein, son<strong>der</strong>n hat offenbar Verständnis<br />

dafür, daß die eigentlichste Aufgabe de«<br />

evangelischen Kultraums darin zu suchen ist, daß<br />

<strong>der</strong> Raum selbstgebaute Verkündigung sein<br />

soll. Im Komplexe <strong>der</strong> vielfältigen Aufgaben<br />

de« evangelischen Kirchbaus ist die<br />

akustische Brauchbarkeit des Raumes und die<br />

entsprechende Aufstellung <strong>der</strong> Kanzel nur ein<br />

Teilproblem, eines unter sehr vielen, wenn auch<br />

ein sehr wichtige«. Glicht in <strong>der</strong> Zurücksetzung<br />

an<strong>der</strong>er Anfor<strong>der</strong>ungen zugunsten einer beson<strong>der</strong>en<br />

kann eine den evangelischen Kultbau<br />

för<strong>der</strong>nde Lösung gefunden werden; son<strong>der</strong>n in<br />

einer Gesamtgestaltung, in <strong>der</strong> alle lebenswichtigen<br />

Einzelfragen zu ihrem Recht kommen. Dafür<br />

leistet <strong>der</strong> Vortrag von Biehle einen Beitrag,<br />

<strong>der</strong> die ernste Beachtung aller vor die Aufgabe<br />

eines Kirchbau« Gestellten beanspruchen<br />

darf. Paul Girkon.<br />

Der 3. Band von v. L. Cordiers <strong>Evangelische</strong>r<br />

Iugendkunde<br />

(Eo. Iugendwohlfahrt) ist erschienen. Er trägt<br />

eine Widmung eigener Art, Prof. ll, Cordier ist<br />

in seiner Pfarrertätigkeit in Elberfeld ein Mit.<br />

glied unsere« Dozentenkollegiums und <strong>der</strong> verehrte<br />

Führer auf dem Gebiet <strong>der</strong> evangelischen<br />

Iugendkunde für unsere Schülerinnen gewesen.<br />

<strong>Das</strong> ganze Werk Cordier« ist ein Wagnis. Es<br />

hat verschiedenste Beurteilung gefunden. Auch<br />

Angriffe sind ihm nicht erspart geblieben. Unter<br />

den akademischen Lehrern bin ich vielleicht <strong>der</strong><br />

älteste, <strong>der</strong> über diesen Stoff seit Jahren liest.<br />

Daneben steht eine dreißigjährige Praxis auf<br />

dem Gebiet, Wer au« Theorie und Prari«<br />

da« Material, seinen Umfang, die Undurchforschtheit,<br />

Zersplitterung, Schwierigkeit kennt,<br />

<strong>der</strong> allein weiß den Wert des Werke« von<br />

Cordier zu würdigen. Au« <strong>der</strong> fast unübersehbaren<br />

Fülle ist in <strong>der</strong> Tat mit sicherem Griff<br />

da« Grundlegende gesichtet und klar geglie<strong>der</strong>t.<br />

Die praktische Art, das bereit« in an<strong>der</strong>n<br />

Quellensammlungen o<strong>der</strong> vorhergehenden Bänden<br />

Erschienene dort aufzuweisen und so Platz zu<br />

gewinnen für Neues, ist hervorzuheben. Cordier<br />

hat bewußt <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> dienen wollen. Jugend<br />

und Öffentlichkeit sollten aus den Quellen<br />

sehen, wie stark die <strong>Kirche</strong> sich bemüht hat um<br />

die Jugend und ihre Probleme. <strong>Das</strong> ist gelungen.<br />

Für den Darsteller auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />

Inneren Mission, für Jugendämter, Pfarrer,<br />

evangelische Iugendbildner ist mit dem Erschei»<br />

nen des Bande« ein Neues gebracht, da« seinen<br />

Wert behält. Die Wissenschaft wie die<br />

Prari« muß und wird Cordier für seine Arbeit<br />

danken. Die Anschaffung de« Buches ist für<br />

alle Stellen, Aemter und mit <strong>der</strong> Iugendwohl»<br />

fahrt Betraute und Beschäftigte unerläßlich.<br />

v. Erfurth.<br />

D. L. Cordier: „D er deutscht, eoan»<br />

gelische Lie<strong>der</strong>psalter." Verlag A.<br />

Töpelmann, Gießen. Preis 3 ^l.<br />

Die Schrift Cordier« ist nach vielen Seiten hin<br />

bemerkenswert. Sie hebt zur rechten Zeit die<br />

Bedeutung des Psalmengesang« für lutherische<br />

Frömmigkeit hervor gegenüber dem Irrtum,<br />

al« sei Psalmcngesang lediglich reformierter<br />

Brauch. Sie gibt eine auf weitschichtigstes<br />

Material aufgebaute Geschichte de« Psalmengesang«:<br />

Luther ihr Vater: Straßburg (Nucer),<br />

auch hierin durch Calvins Aufenthalt die Brücke<br />

nach Frankreich hin. Sie zeigt die Gründe auf,<br />

die zum Verfall des Psalmengesangs führten,<br />

und betont — be<strong>im</strong> Drängen unserer Zeit<br />

nach dem Objektiven — die kommende Renaissance<br />

des Psalmcngesangs. Denn wenn<br />

Psalmengesang da« von <strong>der</strong> Gemeinde gesungene<br />

Gotteswort ist, dann ist <strong>der</strong> Psalmengesang an<br />

objektiver Geltung wohl allen Gesangbuchlie<strong>der</strong>n<br />

überlegen. Wertvollster Literaturnachweis<br />

und eine ebenso wertvolle Uebersicht über berücksichtigte<br />

Psalmbücher und Gesangbücher. Wer<br />

sich mit Gesangbuchfragen beschäftigt, wird Cordier<br />

für diese Schrift Dank wissen. S.<br />

Monatshefte für die Rheinische <strong>Kirche</strong>n»<br />

W geschichte<br />

Eine jede rheinische evangelische Gemeinde sollte<br />

es als ihre Pflicht halten, die kirchengeschichtliche<br />

Forschung unserer He<strong>im</strong>atkirche durch Bezug <strong>der</strong><br />

Monatshefte für Rheinische <strong>Kirche</strong>ngeschichte zu<br />

för<strong>der</strong>n und zu unterstützen. Die Monatshefte<br />

kosten jährlich 42 Mark. Verlag: <strong>Evangelische</strong>r<br />

Preßverband für <strong>Rheinland</strong>,<br />

Essen, Schließfach 689.<br />

W Aus dem Inhalt<br />

Ruhrprovinz und Ruhrkirche<br />

Kommunale Umgemeindungen <strong>im</strong> Ruhrgebiet und lirch»<br />

liche Weiterbildung<br />

Zur Frage von Voll und Raum<br />

Di« Innere ÄNisslon an <strong>der</strong> Schwell« ihr«« neunten Jahr»<br />

zehnt«<br />

Die gesetzlich« Stellung des Karfreitag« <strong>im</strong> rheinisch»<br />

westfälischen Industriebezirt<br />

Papstjubiläum<br />

Protestantismus und Gymnasium<br />

Eine Gemeindesingewoche<br />

Bücherei und Bucharbelt in einem Großstadt'Pfarrbezirk<br />

Laienspielberatungsstelle<br />

Aus <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Nollsmission<br />

3Haterial zum Kampf um das sogenannte regionale Sy><br />

stem bei <strong>der</strong> Besetzung <strong>der</strong> Direltoren>Post«n<br />

R«ligionspädagogische Tagung <strong>im</strong> Hunsrück<br />

Die Tagung <strong>der</strong> evangelischen Religionspädagogen in<br />

Düsseldorf<br />

Vereinigung evangelischer Gemeindevertreterinnen<br />

ITachrichten aus dem 3Nelanchtyonbund<br />

Aus dem leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />

Verschiedenes<br />

M Die Schriftleitung<br />

hat in dieser — Ferien — Nummer sich auf da«<br />

Aufarbeiten teilweise schon beträchtlich lange eingerichteter<br />

Aufsätze beschränkt und Eigenes zurückstellen<br />

müssen. Die nächste Nummer möchten<br />

wir dann um so mehr „in eigener Sache" in<br />

Anspruch nehmen.


<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

Eine monatliche Umschau über Arbeiten und Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Prooinzialkirche<br />

Begründet und herausgegeben von Liz. L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n Preßoerbandes für <strong>Rheinland</strong><br />

Verantwortlich: Preßgesetzlich <strong>der</strong> Herausgeber »Für die Einzelaufsätze die Verfasser » Als ^Manuskript gedruckt<br />

sen » 4929 September / Oktober VI » Kummer 9/10<br />

Westdeutsche Tagung<br />

für evangelischen Kirchbau<br />

in Essen vom 25. bis 27. November 1929<br />

Verbunden mit einer Ausstellung evangelischer Kirchbauten und kirchlicher Kunst <strong>im</strong> Folkwangmuseum in Essen<br />

vom 3. November bis 2. Dezember 4929.<br />

Die evangelischen Gemeinden werden schon heute herzlich eingeladen. Eine<br />

Einführung in das Arbeitsprogramm <strong>der</strong> Tagung bietet nachstehen<strong>der</strong> Aufsatz.<br />

Westdeutsche Tagung für evangelischen Kirchbau<br />

Von Pfarrer Dr. Paul Girkon, Soest. Leiter <strong>der</strong> Beratungsstelle für kirchliche Kunst be<strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n Preßverband für <strong>Rheinland</strong><br />

/T^eit Jahren hat <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> Preß-<br />

'—^ verband für <strong>Rheinland</strong> die Notwendigkeit<br />

erkannt, <strong>der</strong> eigentlichen kirchlichen<br />

Presseaibeit an<strong>der</strong>e Arbeitsgebiete anzuglie<strong>der</strong>n<br />

und seine Organisation zu einer rheinischen<br />

Zentrale evangelischen Kulturwillens<br />

auszubauen. Neben <strong>der</strong> VolksbildungSarbeit,<br />

<strong>der</strong> Bildkammer, dem Büchereiwesen,<br />

<strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft für Rundfunk ist<br />

eö beson<strong>der</strong>s die kirchliche Kunst, die <strong>im</strong>mer<br />

mehr in den Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Bestrebungen<br />

trat. Der Ausbau dieses Arbeitsgebietes<br />

hat folgerichtig zur Bildung einer Beratungsstelle<br />

für kirchliche Kunst<br />

geführt, die in Verbindung mit westdeutschen<br />

Freunden <strong>der</strong> Berneuchener<br />

Konferenz vom 25—27. November in<br />

Essen einen westdeutschen Kongreß für evangelischen<br />

Kirchbau veranstalten will. Die<br />

Tagung für evangelische Volksbildu<br />

ngSa rl> eit, die <strong>im</strong> Oktober 4926<br />

in EmS stattfand, hat sich in zwei Vorträgen<br />

und einer Ausstellung bereits eingehend<br />

mit den Aufgaben einer wahrhaft evang.kirchlichen<br />

Kunst <strong>der</strong> Gegenwart beschäftigt<br />

und dabei <strong>der</strong> Frage des evangelischen<br />

Kultbaus beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit zugewandt.<br />

Bei dieser zweiten Veranstaltung<br />

soll nunmehr <strong>der</strong><br />

Gesamtbereich evangelisch-kirch-<br />

licher Bautätigkeit bearbeitet<br />

werden. Neben dem Kirchbau also<br />

auch das Gemeindehaus in seinem<br />

eigentlichen Sinn als baulicher Ausdruck<br />

und räumliche Pslanzschule und He<strong>im</strong>statt<br />

<strong>der</strong> gesamten Gemeindearbeit. <strong>Das</strong> zentrale<br />

Problem ist <strong>der</strong> evangelische Kultbau, die<br />

größte künstlerische Aufgabe, die <strong>der</strong> Gemeinde<br />

gestellt wird.<br />

Die Westdeutsche Tagung in<br />

Essen wird nicht eine Fortsetzung des sehr<br />

dankenswerten Magdeburger KirchbaukongresseS<br />

aus dem Anfang des vorigen Jahres<br />

sein. Freilich werden die dort behandelten<br />

Fragen und dargebotenen Lösungsversuche<br />

an ihrer Stelle ein Echo finden. Aber die<br />

Tagung in Essen wird insofern ein ganz an<strong>der</strong>es<br />

Gepräge tragen, als sie sich mit bewußter<br />

Spezialisierung auf den evangelischen<br />

Westen, ganz beson<strong>der</strong>s aber auf die Son<strong>der</strong>ausgaben<br />

des Industriegebietes<br />

einstellen wird. Die „Ruhrprovinz" ist die<br />

Stätte eines ungemein raschen Wachstums<br />

<strong>der</strong> Gemeinden, Und wie be<strong>im</strong> menschlichen<br />

Körper so bringt auch be<strong>im</strong> Gesamtorganismus<br />

ein übersteigertes Entwicklungstempo<br />

sehr ernste Gefahren und sehr schwierige<br />

Aufgaben mit sich. Trotz <strong>der</strong> Notzeit sehen<br />

sich die Gemeinden gezwungen, zu bauen.<br />

Ihre Bauaufgaben sind eingeglie<strong>der</strong>t in die<br />

Entfaltung <strong>der</strong> wachsenden Industriestadt.<br />

Der Bau einer <strong>Kirche</strong> und eines Gemeindehauses<br />

ist nicht nur eine kultische, son<strong>der</strong>n<br />

zugleich eine städtebauliche Aufgabe. In<br />

ihm gestalten sich nicht nur <strong>der</strong> Gottesdienst<br />

und die Arbeit <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde,<br />

son<strong>der</strong>n zugleich ihre lebendigen Beziehungen<br />

zur geistigen Kultur <strong>der</strong> Gegenwart, ja<br />

auch zur wirtschaftlichen und soziologischen<br />

Struktur einer neuen Zeit, die in einer<br />

unabsehbaren, fast fieberhaften Neugestaltung<br />

begriffen ist. Die Gemeinde <strong>im</strong><br />

Leben <strong>der</strong> Großstadt — dieses<br />

Thema erfährt in den Bauten<br />

<strong>der</strong> Gemeinde eine architektonische<br />

Abwandlung, die sehr<br />

charakteristisch und bedeutungsvoll<br />

ist.<br />

Von <strong>der</strong> Grundlage dieser lebendigen Verwobenheit<br />

in einen weiteren Aufgabenkreis<br />

will die Tagung den Gemeinden und ihren<br />

Führern Handreichung zu einer zugleich<br />

sinnerfüllten und praktischen Lösung <strong>der</strong><br />

Aufgaben bieten, vor die sie gestellt sind.<br />

Ebenso aber sollen die Künstler: Architekten,<br />

Maler und Bildhauer, und des weiteren<br />

auch die Werkstätten, die Handwerker und<br />

Ingenieure in die geistige und praktische<br />

Situation <strong>der</strong> Aufgabe und ihrer beson<strong>der</strong>en<br />

Eigenart eingeführt und eine lebendige


Fühlungnahme und Arbeitsgemeinschaft<br />

zwischen Gemeinden, Pfarrern, Künstlern<br />

und Werkstätten angebahnt werden, Zum<br />

heutigen Bauwesen gehört nicht nur <strong>der</strong><br />

Architekt und <strong>der</strong> Handwerker, son<strong>der</strong>n<br />

auch <strong>der</strong> Ingenieur, <strong>der</strong> Akustiker, ja, <strong>der</strong><br />

Chemiker.<br />

Die Wichtigkeit dessen, worum es bei dieser<br />

Veranstaltung geht, ist ohne weiteres deutlich.<br />

Die Fehlausgabe von Geldmitteln für<br />

einen ungeeigneten o<strong>der</strong> unzureichenden Bau<br />

ist in <strong>der</strong> heutigen Notzeit eine doppelt<br />

schwere Gefahr. Und wenn ein Bau ohne<br />

Fühlung mit dem Gang <strong>der</strong> Entwicklung<br />

errichtet und infolgedessen in wenigen Jahren<br />

überholt wird und sich dann als nicht<br />

mehr zureichend und praktisch geeignet erweist,<br />

rascher vielleicht, als die Amortisation<br />

<strong>der</strong> leihweise beschafften Vausumme<br />

durchgeführt ist, — auch dann zeigt sich<br />

bitter dag Verfehlte übereilter, nicht auf genügende<br />

Einsicht gegründeter Baubeschlüsse.<br />

Pfarrer, Gemeinden und Architekten müssen<br />

angesichts <strong>der</strong> großen Verantwortlichkeit<br />

solcher Aufgaben <strong>im</strong>mer weiter an <strong>der</strong> Ergänzung<br />

ihrer Zurüstung arbeiten und<br />

<strong>im</strong>mer stärker miteinan<strong>der</strong> Fühlung gewinnen.<br />

Alle noch so ernsten und bedeutsamen praktischen<br />

Belange aber werden weit überragt<br />

durch die geistige Bedeutung des evangelischen<br />

Kultbaus. Er soll sein Bau als<br />

Erbauung. Gebaute Verkündigung,<br />

Wort Gottes in <strong>der</strong> Sprache sakrater Architektur<br />

— und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Seite gebautes<br />

Leben <strong>der</strong> Gemeinde, eine lebendige<br />

und deshalb lebenschaffende, lebensteigernde<br />

Baugestalt des Geistes und <strong>der</strong> Kraft, die<br />

in <strong>der</strong> Gemeinde wirksam sind.<br />

Wenn <strong>der</strong> Westdeutsche Kirchbaukongreß<br />

gerade diesen geistigen Sinn des evangelischen<br />

Kultbauproblems herausstellen will,<br />

dann wird er folgerichtig auch den evangelischen<br />

Kultus in seinen Aufgabenkreis einbeziehen<br />

müssen. Wir wissen, daß ein wahrhaft<br />

evangelischer Gottesdienst nicht weniger<br />

als ein wahrhaft evangelisches <strong>Kirche</strong>ngebäude<br />

erst geschaffen werden soll und seiner<br />

endgültigen Formgebung noch wartet.<br />

Die L i t u r g i e r e f o r m b e w e g u n g<br />

hat gerade durch die Arbeit <strong>der</strong> Ner -<br />

neuchener Konferenz neue, sehr<br />

wesentliche Antriebe empfangen. Aus <strong>der</strong><br />

Fülle verschiedenartigster Formbestrebungen<br />

beginnt sich langsam reife Gestaltung zu<br />

lösen. Abgelehnt wird je<strong>der</strong> Versuch einer<br />

Katholisierung des evangelischen Gottesdienstes<br />

— aber auch die Bereicherung unserer<br />

Feiern durch altchristliche Bestandteile<br />

muß in einer Weise erfolgen, die dem LebenSgefühl<br />

gegenwärtiger, an <strong>der</strong> Zukunft<br />

bauen<strong>der</strong> Frömmigkeit Ausdruck verleiht.<br />

Daß unser Gottesdienst nicht Abbild <strong>der</strong><br />

Vergangenheit, son<strong>der</strong>n schaffen<strong>der</strong> Aufbau<br />

<strong>der</strong> Gegenwart werde, danach hat evangelische<br />

Kultreformarbeit zu streben. Deswegen<br />

plant <strong>der</strong> Kirchbaukongreß einen<br />

Abendgottesdienst, dem Kräfte heu-<br />

tigen Gestaltens dienstbar gemacht werden<br />

sollen: die Sprechchorarbeit des <strong>Evangelische</strong>n<br />

Sprechchors in Essen und die kultischen<br />

Tondichtungen des an <strong>der</strong> Folkwangschule<br />

wirkenden Komponisten Dr. Erpf, künstlerische<br />

Bestrebungen, die aus einem elementaren<br />

Zugehörigkeitsgefühl nach <strong>der</strong> kirchlichen<br />

Aufgabe verlangen. Ein <strong>der</strong>artiger<br />

Gottesdienst kann ein Anfang werden, dem<br />

eine Arbeitsgemeinschaft zwischen <strong>Kirche</strong> und<br />

Kunst für den Kultus in <strong>der</strong> Gestaltung von<br />

Gemeindefeiern folgt. Die Lebenskraft und<br />

Zukunftsbedeutung solcher Feiern wird sich<br />

daran erweisen, in welcher Art die Gemeinde,<br />

nicht nur die bestehende, son<strong>der</strong>n<br />

vor allem die werdende, zu ihnen Stellung<br />

n<strong>im</strong>mt.<br />

Der für den Dienstagabend geplante<br />

Gottesdienst soll eingefaßt werden in den<br />

Ring einer festen kultischen Ordnung. Morgenfeiern<br />

nach dem „Gebet <strong>der</strong> Tageszeiten"<br />

(herausgegeben von <strong>der</strong> Berneuchener Konferenz)<br />

werden die beiden Arbeitstage des<br />

Kongresses einleiten, eine Abendfeier am<br />

Mittwoch soll <strong>der</strong> Ausklang sein. Andachten<br />

und Gottesdienst werden darauf hinwirken,<br />

aus den Teilnehmern <strong>der</strong> Tagung trotz aller<br />

individuellen Verschiedenartigkeit eine Gemeinschaft<br />

zu bilden o<strong>der</strong> sie doch wenigstens<br />

hineinzustellen in eine aus den Feiern ausstrahlende<br />

Atmosphäre <strong>der</strong> Gemeinschaftsbildung.<br />

Wenn bisher nur einzelne am<br />

Werk einer evangelischen Baukunst und am<br />

Aufbau eines evangelischen Kultus arbeiten,<br />

so erstrebt die Arbeit <strong>der</strong> einzelnen die Bildung<br />

eines neuen Gemeingeistes, eine aus<br />

<strong>der</strong> Kraft und dem Leben des Geistes geeinte<br />

Gemeinde, aus <strong>der</strong> heraus das Werk<br />

kultischer und künstlerischer Gestaltung sich<br />

vollenden muß. Nur lebendige Gemeinschaft<br />

vermag auf die Dauer den Nährboden<br />

kultischer und künstlerischer Formschöpfung<br />

zu bilden und ihr eine ausreichende<br />

Vollendung zu sichern.<br />

Als Anschauungsmaterial für die Verhandlungen<br />

<strong>der</strong> Tagung wird eine <strong>Evangelische</strong><br />

Kirchbauausstellung <strong>im</strong><br />

Folkwang-Museum eingerichtet werden. Die<br />

und Behängen und sogar die Einrichtung<br />

von Kaffeeküchen in Gemeindehäusern werden<br />

durch praktische Beispiele und charakteristische<br />

Gegenstände veranschaulicht werden.<br />

Auch die Probleme mechanischer Musik<br />

und ähnliches sollen am Objekt zur Darstellung<br />

gelangen.<br />

In <strong>der</strong> VortragSfolge soll zunächst<br />

das Grundproblem des evangelischen Kultbaus<br />

und die aus ihm abgeleitete, praktische<br />

GesialtungSaufgabe zur Darstellung<br />

kommen: Der Kirchbau als Verkündigung<br />

des Evangeliums und Verkörperung <strong>der</strong><br />

Gemeinde-Richtungskirche und Zentralkirche.<br />

Werkstoff und Bautechnik. Gemeindehaus<br />

o<strong>der</strong> Gotteshaus? Chorraum und Gemein<strong>der</strong>aum;<br />

Akustik und sakraler Raumcharakter,<br />

Stellung von Kanzel und Altar,<br />

Anordnung von Gestühl und Empore, Orgel<br />

und Sängerbühne. Verhältnis von Kapelle<br />

und <strong>Kirche</strong>nraum. Die Dehnbarkeit des<br />

gottesdienstlichen Raumes und seine Verbindung<br />

mit den Räumen <strong>der</strong> Gemeindearbeit.<br />

Der folgende Vortrag wird dag Problem<br />

des evangelischen Gemeindehauses<br />

behandeln: <strong>Das</strong> Gemeindehaus als bauliche<br />

Verkörperung und Leben weckende He<strong>im</strong>statt<br />

<strong>der</strong> Gemeindearbeit und des Gemeindelebens.<br />

Der Gemeindesaal und seine Abgrenzung<br />

gegen den Kultraum einerseits, den<br />

Profanraum an<strong>der</strong>erseits. Vühne, Radio,<br />

Kino und Lichtbild. Der beson<strong>der</strong>e Charakter<br />

<strong>der</strong> Räume für Unterricht und Vereine.<br />

Die Möglichkeit, unbeschadet dieser Beson<strong>der</strong>heit<br />

die Räume untereinan<strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />

mit dem großen Saal zu verbinden. Gemeindeamt,<br />

Küsterel; Kaffeeküche, Ausschank,<br />

evangelische Geselligkeit, Klubräume,<br />

Kegelbahn; Schwesternwohnung, Kin<strong>der</strong>garten<br />

und seine Anlagen; Gemeindebibliothek,<br />

Lesesaal, Zeitschriftenstand; Gemeindegarten,<br />

Statten <strong>der</strong> Sammlung (evangelisches<br />

Kloster? Kreuzgang, Freizeithelm).<br />

Der nächste Vortrag wird die evangelische<br />

Bauaufgabe hineinstellen<br />

in die weiteren Zusammenhänge<br />

städtebaulicher<br />

Leitung des Museums wird in Verbindung<br />

mit <strong>der</strong> Beratungsstelle für kirchliche Kunst<br />

und mit dem Deutschen Werkbund die wesentlichen<br />

Leistungen <strong>der</strong> neuen evangelischen<br />

Kirchbaubestrebungen in Entwürfen, Modellen<br />

und Lichtbil<strong>der</strong>n sammeln. Diese Ausstellungsgegenstände<br />

werden in Verbindung<br />

undoiganisatorischerPlanung<br />

e n. <strong>Evangelische</strong>r Generalbebauungsplan.<br />

<strong>Kirche</strong>, Gemeindehaus, Stadtbild und Stadtplanung.<br />

Die Funktionen des KultbauS <strong>im</strong><br />

Organismus <strong>der</strong> Großstadt. Zusammenfassung<br />

von <strong>Kirche</strong> und Gemeindehaus zu<br />

einem Gesamtbau,<br />

mit Führung, Vortrag und Aussprache die Der letzte Vortrag wird sich mit Sinndeu-<br />

Aufgaben des evangelischen KirchbauS und tung, Technik und Herstellung <strong>der</strong> inneren<br />

Gemeindehausbaues verdeutlichen. Auch eine Einrichtung beschäftigen. Sinn <strong>der</strong><br />

Führung durch den beson<strong>der</strong>s bedeutsamen P aramente und ihre Bedeutung für<br />

Neubau eines evangelischen Kultgebäudes das gottesdienstliche Leben, Künstlerische,<br />

in Essen ist geplant. Aber auch die Gegen- handwerkliche, fabrikmäßige Herstellung<br />

stände <strong>der</strong> inneren Einrichtung, Altar und <strong>der</strong> heiligen Geräte. <strong>Das</strong> Problem <strong>der</strong><br />

Taufstein, GlaSgemälde, Kreuz, Leuchter, Normierung und Serienherstellung. Wie<br />

Taufschale und Paramente, Architekturbe- ist es möglich, Pfarrern und Gemeinden<br />

darf an Beleuchtungskörpern, Türgriffen, die Beschaffung guter und billiger Gegen-<br />

Gestühl und <strong>der</strong>gleichen, ferner die Möglichstände des kirchlichen Bedarfs nachzuweisen?<br />

keiten zur Mitwirkung <strong>der</strong> Gemeinden und<br />

Vereine bei <strong>der</strong> Herstellung von Teppichen<br />

Mitarbeit <strong>der</strong> Beratungsstelle für kirchliche<br />

Kunst.


Für den Kongreß ist bisher das folgende<br />

Arbeitöprogramm vorgesehen:<br />

Montag, den 25. 44., Anreisetag; 20.15<br />

Uhr Begrüßung.<br />

Dienstag, den 26. 44., 9 Uhr: Morgenfeier.<br />

9.30—40.30 Uhr: Vortrag: „Grundfragen<br />

des evangelischen<br />

Kirchbaus".<br />

40.30—44.30 Uhr: Aussprache.<br />

44.30—43 Uhr: Führung durch die Ausstellung.<br />

43—45 Uhr: Pause.<br />

45—46 Uhr: Vortrag: „<strong>Das</strong> evangelische<br />

Gemeindehaus".<br />

46—47.30 Uhr: Aussprache.<br />

47.30—49 Uhr: Führung durch die Ausstellung.<br />

20.30 Uhr: Liturg. Abendgottesdienst.<br />

Mittwoch, den 27. 44., 9 Uhr Morgenfeier.<br />

9.30—40.30 Uhr: Vortrag: „<strong>Evangelische</strong>r<br />

Kirchba u und Organismus<br />

<strong>der</strong> Großstadt".<br />

40.30—42.30 Uhr: Aussprache.<br />

42.30—45 Uhr: Pause.<br />

45—46 Uhr Besichtigung des Kirchbauö<br />

von Prof. v. Otto Vartning für<br />

Essen-Ost.<br />

46.30—47.30 Uhr: Vortrag: „<strong>Evangelische</strong><br />

Paramentik".<br />

47.30—49 Uhr: Aussprache.<br />

49 Uhr Abendfeier.<br />

49.30 Uhr: Gemeinsames Essen und Geselligkeit.<br />

Die Vorträge werden <strong>im</strong> Saal des Folkwang-Museums<br />

stattfinden.<br />

<strong>der</strong> V?ai-Iuni-Nummer des „<strong>Evangelische</strong>n<br />

<strong>Rheinland</strong>" ist <strong>der</strong> erste<br />

Trompetenstoß erschollen, <strong>der</strong> mit seinen<br />

Ni<strong>der</strong>klängen in den folgenden Heften die<br />

Diener <strong>der</strong> Gemeinden auf dem Lande und<br />

in <strong>der</strong> Diaspora aus ihrem allen Legenden<br />

entgegen gewiß nicht harmlosen, in an<strong>der</strong>er<br />

Hinsicht aber vielleicht doch zu arglosen<br />

<strong>Das</strong>ein aufgejagt hat. Es muß für uns<br />

ernste Pflicht sein, die beson<strong>der</strong>en kirchlichen<br />

Anliegen des Ruhrgebiets zu vernehmen<br />

und zu verstehen, zumal auch aus unseren<br />

Gemeinden ein nicht geringer Teil dorthin<br />

geht und wie<strong>der</strong> von dort kommt, manchmal<br />

in verhältnismäßigem Wohlstande, oft<br />

aber auch arbeitslos, elend und auf unsere<br />

Hilfe angewiesen. <strong>Das</strong> „Nie<strong>der</strong>land", wie<br />

die Westerwäl<strong>der</strong> zum Industriegebiet sagen,<br />

macht sich auch bei uns demnach spürbar<br />

und steht mit uns in Wechselwirkung. Es<br />

zieht nicht nur unsere jungen Männer und<br />

Mädchen an sich, um dem verbrauchten<br />

Menschen- und Arbeitsschlag frisches Blut<br />

zuzuführen („Mädchen vom Lande" usw.).<br />

Im Grunöe fühlen wir/ saß es sich mit kirchlicher Kunst/ mit<br />

sakraler Vaukunst um eine nicht nur öem äußeren Iwech sonöern<br />

öem inneren Iweck uns Wesen nach besonsere/ in best<strong>im</strong>mtem<br />

Sinne höhere Kunst hänselt. ^<br />

Die Aufgabe öes evangelischen Kirchbaues steht vor uns: öie<br />

<strong>Kirche</strong> zu bauen als Aufenthalt uns als sichtbare Gestalt öer<br />

heiligen Gemeinschaft für einen Gottesöienst/ in welchem stresigt<br />

uns ßeier eine lebensige Einheit bilöen. -<br />

Was ist sparsames Vauen/ was ist Notbau. Notbau ist Iweckerfullung<br />

mit öen einfachsten Mitteln. Versen sie Mittel verfehlt/<br />

ist vieles vergeuset/ wirs aber ser Zweck verfehlt/ ist alles vergeuset.<br />

Ärum ist klare Erkenntnis ser Aufgabe ses KirchbaueS/<br />

seines äußeren Umfanges wie seines inneren Sinnes/ sas erste<br />

Gebot ser Sparsamkeit. ^<br />

Man wense nicht ei«/ saß wir zum <strong>Kirche</strong>nbauen überhaupt zu<br />

arm geworben seien uns sie ganze Krage auf Jahrzehnte zurückstellen<br />

sollten. Kein/ sie heutige geistige Not beüarf starker<br />

ser <strong>Kirche</strong> als unsere gestrige Sattheit. Uns wenn<br />

aus sieser geistigen Not heraus <strong>Kirche</strong>n entstehe«/ sie ^ aus<br />

wirtschaftlicher Not ^ mit ser sparsamen Sachlichkeit heutiger<br />

Technik surchsacht uns mit Hanswerksgerechter Kunst gestaltet<br />

sins/ so kann geraüe sie ^Notkirche^ ein höchst lebensigeS/ aussrucksvolles<br />

Vils ser Jett uns ein ehrenvolles Zeichen geistiger<br />

Merwinsung materieller Not wersen.<br />

Aus v. Vartning's Schriften.<br />

Rheinische <strong>Kirche</strong> und Ruhrprovinz<br />

es schickt auch zu uns aufs Land, in unsere<br />

Berge, seine erholungsbedürftigen Menschen,<br />

Kin<strong>der</strong> und Erwachsene. Fast je<strong>der</strong><br />

Landort des Wesierwaldes ist heute überfüllt<br />

mit Sommerfrischlern, die gewiß nicht<br />

nur aus dem Ruhrgebiet, durchweg jedoch<br />

aus den Städten des Nie<strong>der</strong>rheins kommen.<br />

Vielleicht, möchte ich sagen, bedeuten<br />

wir also doch irgend etwas für das „Land<br />

<strong>der</strong> Millionen", das auf S. 70 dieser Zeitschrift<br />

seine Karte uns abgibt. Vielleicht!<br />

Meist behandelt uns ja <strong>der</strong> Millionenmensch<br />

als Luft; wir dürfen das oft genug<br />

sehen an <strong>der</strong> Art, wie er sich, namentlich<br />

Sonntags bei <strong>der</strong> Autorast, in Dorf und<br />

Flecken aufführt, als sei er unter Negern<br />

o<strong>der</strong> Malayen, kurz, unter „Eingeborenen",<br />

die nicht einmal seine Sprache verstehen.<br />

Halten wir uns von Übertreibungen fern:<br />

Es gibt auch an<strong>der</strong>e Großstadt- und Großbetriebsmenschen;<br />

alle Achtung vor ihnen,<br />

die ihre Nerven und ihr Herz in die Hand<br />

nehmen und in kurzer Erholungspause bewußt<br />

für den weiteren Kampf sich stärken!<br />

Aber es bleibt gewöhnlich etwas hängen<br />

auch bei den Guten von jener rohen Massenhaftigkeit<br />

des Denkens und BerechnenS.<br />

Und von dieser Millionenhaftigkeit finde ich<br />

allerdings etwas am Werk in maßgeblichen<br />

Gedanken des Programms jener Ruhrkirche<br />

in <strong>der</strong> freien Ruhrprooinz.<br />

Ich gehe nicht ein auf Dinge wie wirtschaftliche,<br />

städtebauliche und ähnliche Not;<br />

Pastor Müller, Diersfordt, hat dazu schon<br />

das seine, unsere gesagt. Auch nicht auf die<br />

Frage <strong>der</strong> Zerschlagung von Massengemeinden<br />

in kleine, übersichtliche Presbyterialgemeinden;<br />

diese For<strong>der</strong>ung dürfte eine<br />

Selbstverständlichkeit sein, bei <strong>der</strong> wir an<strong>der</strong>en<br />

nur insofern mitzureden haben, als die<br />

Not jener Ruhrgemeinden auch die unsere<br />

sein muß, und bei dem eingangs erwähnten<br />

starken Verkehr hin und her wir schließlich<br />

auch die Folgen jener Nöte zu spüren bekommen.<br />

Auch die schon viel heiklere Frage<br />

nach <strong>der</strong> Verlegung <strong>der</strong> kirchlichen Provinzialoerwaltung<br />

in das Industriegebiet o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Trennung von dem bisherigen Mittel-


Punkt mag einmal auf sich beruhen. <strong>Das</strong><br />

alles isi ja auch <strong>im</strong> Grunde nicht des Artikels<br />

Kern, vielmehr die For<strong>der</strong>ung:<br />

Mehr Pfarrer ins Ruhrgebiet!<br />

Und zwar zu Lasten <strong>der</strong> übrigen Teile von<br />

<strong>Rheinland</strong>s <strong>Kirche</strong>!<br />

Hierum geht es, darauf isi <strong>der</strong> ganze<br />

Artikel zugespitzt, dem dient auch die ganz<br />

und gar „millionenhafte" Statistik mit <strong>der</strong><br />

an sich ja gewiß recht lehrreichen „Aufmarschkarte"<br />

<strong>der</strong> Pfarrer und Gemeinden.<br />

Also 80 Prozent <strong>der</strong> evangelischen Bevölkerung<br />

<strong>Rheinland</strong>-Westfalens wohnen <strong>im</strong><br />

Indusiriebezirk, dagegen Pfarrer sind dort<br />

nur 60 Prozent, also ein Fünftel zu wenig,<br />

wenn mechanisch gerechnet wird, ein Mehrfaches<br />

sicher zu wenig, wenn nach dem wirklichen<br />

Bedürfnis gefragt wird. Die an<strong>der</strong>en<br />

Teile <strong>der</strong> Rheinprovinz (ausgenommen die<br />

stark industriellen Synoden Gladbach, Köln<br />

und an <strong>der</strong> Saar) haben nach dieser Millioncnrechnung<br />

wenigstens 20 Prozent<br />

Pfarrer zuviel, und diese sollen an die Ruhrfront<br />

gesteckt werden, wenn <strong>der</strong> etwas<br />

barsche KriegSauödruck den Sinn <strong>der</strong><br />

For<strong>der</strong>ung richtig wi<strong>der</strong>gibt: „Anpassungsfähigkeit,<br />

rechtes Einsetzen <strong>der</strong> Kräfte, Verzicht<br />

auf alle ,Presiige^Arbeit", die „unsere<br />

Entscheidungen in <strong>der</strong> He<strong>im</strong>at beherrschen"<br />

könnten (S. 76). „Wenn wirklich<br />

Wieviel Presbyter Ihrer Gemeinde lesen<br />

das „<strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong>?"<br />

<strong>der</strong> W e l t a n s ch a u u n g s k a m p f in<br />

<strong>der</strong> Großstadt ausgetragen wird,<br />

—und er wird es — dann muß<br />

die <strong>Kirche</strong> zu einer ganz an<strong>der</strong>en<br />

Kräfteverteilung kommen."<br />

Wenn, ja wenn . , . —, dann vielleicht ja!<br />

Aber wird <strong>der</strong> Weltanschauungskampf<br />

in <strong>der</strong> Großstadt<br />

ausgetragen? Man gestatte mir<br />

darauf mein rundes „Nein!" Es ist<br />

eine bloße Behauptung, daß dieser Art<br />

Kämpfe in <strong>der</strong> Großstadt entschieden werden.<br />

Dort wird allerdings am meisten<br />

Lärm darum gemacht, und das kirchlich und<br />

sachlich zweifelhafte Wort „Weltanschauung"<br />

tut ein UebrigeS, die Begriffe zu verwirren.<br />

Ich kenne <strong>im</strong>merhin auch ein wenig<br />

vom Großstadtmenschen, ich kenne genau<br />

die Arbeit <strong>im</strong> Kohlenbezirk, ich kenne aber<br />

auch die Arbeit in einer Landgemeinde, und<br />

zwar in meinem Fall in einer an Seelenzahl<br />

ebenso kleinen (360) wie an Umfang<br />

großen (100 Quadratkilometer). Ich erlaube<br />

mir zu behaupten, daß 300 Bauernseelen<br />

(man gestatte diesen nie<strong>der</strong>trächtigen<br />

Ausdruck hier einmal!) mehr kirchliche Arbeit<br />

machen als das Vielfache an Arbelterund<br />

Großstadtmenschen. Diese sind entwe<strong>der</strong><br />

so oberflächlich o<strong>der</strong> so verkommen, daß<br />

mindestens die eigentliche Pfarrerseelsorge<br />

für ste kaum in Frage kommt. O<strong>der</strong> aber,<br />

bei aller „weltanschaulichen" Protesthaltung<br />

452<br />

(Sozialisten, Kommunisten) sind sie als<br />

Menschen gewöhnlich doch aufgeschlossen<br />

und irgendeiner Anregung zugänglich, die<br />

<strong>im</strong>mer eine Saat auf Hoffnung sein kann.<br />

In <strong>der</strong> Großstadt braucht man Pfarrer,<br />

darüber ist kein Wort zu verlieren; sie müssen<br />

auch ziemlich zahlreich sein, damit sie<br />

nicht rein äußerlich von Amtspflichten erdrückt<br />

und dadurch letztlich unfruchtbar<br />

werden. Wenn aber gemeint sein sollte, daß<br />

zur seelsorgerlichen Durcharbeitung des Gemeindebezirks<br />

gerade Pfarrer, akademische<br />

Theologen, am nötigsten wären, so ist das<br />

eine doppelte, schwere Verkennung. Erstens<br />

isi <strong>der</strong> rheinische Pfarrer nicht <strong>der</strong> Grundpfeiler<br />

seiner Gemeinde: vielmehr das PreSbyterium;<br />

und wir haben nicht eine<br />

Pfarrernot gegenwärtig, son<strong>der</strong>n<br />

eine solche <strong>der</strong> Aeltesten.<br />

Es stirbt — hilft Gott nicht —<br />

jenes Presbytergeschlecht altrheinischer, inson<strong>der</strong>heit<br />

reformierter Prägung, aus, dem<br />

das „Bischofsamt" ein köstliches Amt war,<br />

ein Amt, das zur persönlichen Seelsorge<br />

verpflichtete: die Säumigen zu wecken, die<br />

Verlorenen zu suchen, — zu vorbildlichem<br />

Leben, zu geistlicher Erkenntnis, son<strong>der</strong>lich<br />

<strong>der</strong> Heiligen Schrift, zu gemeinsamem Gebet,<br />

zum Ringen um die Einheit und Liebe<br />

in <strong>Kirche</strong> und Gemeinde, — ein Geschlecht,<br />

dessen Blick nicht durch den eigenen Kirchturm<br />

begrenzt war (was in <strong>der</strong> Großstadt<br />

mindestens so gut vorkommen soll wie auf<br />

dem Lande!). Können vermehrte Pfarrer<br />

solche Presbyter schaffen? Wer möchte das<br />

„Ja" hier wagen!? Nur Gott, <strong>der</strong> Herr,<br />

selbst, und nur die betende Not <strong>der</strong> Gemeinden,<br />

<strong>der</strong> Glaube <strong>der</strong> gläubigen Beter<br />

allein vermag sie ihm zu entreißen! Was<br />

können Pfarrer hier tun? Sie können nur<br />

eins tun: sich mit letzten Kräften dagegen<br />

wehren, zu Millionenseelsorgern zu werden,<br />

zu Betriebsmenschen, die auch nur noch als<br />

Nummer zählen, die ihre kirchliche Schicht<br />

ableisten und dann ebenso unfähig zu<br />

schöpferischer Arbeit, zu betenden Entschlüssen,<br />

zu wahrer Seelsorge sind, wie <strong>der</strong><br />

Typ Großstadtmensch <strong>im</strong> allgemeinen.<br />

Ueberhaupt: Macht es bei den<br />

Pfarrern die Zahl?! Ich dachte<br />

bisher: die Berufung durch Gott, die Salbung<br />

durch den Geist! Wird davon etwas<br />

an einem Diener des Worts wahrgenommen,<br />

dann mag sich auch die Großsiadtgemeinde<br />

um ihn persönlich bemühen und<br />

ihm Arbeitsmöglichkeiten verschaffen, in<br />

denen vielleicht er beson<strong>der</strong>s sich entfalten<br />

kann. Aber dazu gehören wie<strong>der</strong>um Presbyter<br />

und Gemeindeverordnete, die vom<br />

Geiste wahren Bischofsamtes aus <strong>der</strong><br />

Schrift wissen.<br />

Und nun das Land! Vorläufig ist es eben<br />

ja noch da und hat seine nach <strong>der</strong> schönen<br />

Aufmarschkarte so zahlreichen kleinen Pfarrstellen<br />

und Gemeinden, Was die räumliche<br />

Kleinheit anlangt, tut man allerdings nun<br />

besser, diese nicht nach <strong>der</strong> Karte, und jedenfalls<br />

nicht nach dieser zu beurteilen. Auch<br />

mit dem in <strong>der</strong> Phantasie des Großstädters<br />

eine so einfache Rolle spielenden Auto wolle<br />

man nicht diese Strecken alle abmachen. Es<br />

ist noch nicht die Zeit, daß die <strong>Kirche</strong> die<br />

wirklichen Unkosten des (wirklich guten)<br />

ständigen Dienstautos ihren Pastoren finanzieren<br />

kann. Und es sind lei<strong>der</strong> auch noch<br />

nicht alle Wege in HunSrück, Wesierwald<br />

und Eifel so schön ausgebaut wie die<br />

wenigen breiten Provinzialsiraßen, die die<br />

städtischen Kilometerfresser vom Lande allein<br />

zu kennen pflegen. Es gibt zahlreiche<br />

und bedeutende <strong>Kirche</strong>ngemeinden bei uns,<br />

in denen es für die Mehrzahl <strong>der</strong> Wege<br />

praktisch unmöglich ist, ein eigenes Auto zu<br />

benutzen, sowohl <strong>der</strong> Gefahr wie <strong>der</strong> Abnutzung<br />

wegen. Aber das ist die äußere<br />

Seite, an <strong>der</strong> wir nicht allein kleben bleiben<br />

wollen. Kann man überhaupt ländliche<br />

Seelsorge so treiben? In Diasporagemeinden<br />

mit Glie<strong>der</strong>n, die irgendwie<br />

städtische Prägung an sich tragen, gewiß,<br />

und es geschieht ja auch in diesen längst.<br />

Für Diasporagemeinden, wie sie namentlich<br />

die Synoden Koblenz, Trier und <strong>der</strong> Südteil<br />

des Aachener <strong>Kirche</strong>nkreiseS haben,<br />

wäre es nur zu erwünscht, daß die Diener<br />

alle ihr von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> gestelltes Auto hätten;<br />

es würde zwar kaum eine Kraft frei<br />

werden, wenigstens aber die Arbeit <strong>im</strong> Maß<br />

des Notwendigsien möglich (z. B. evangelischer<br />

Religionsunterricht für die einzelnen<br />

weitabwohnenden Kin<strong>der</strong>!). Was aber die<br />

Arbeit des Pastors auf dem Lande bedeutet,<br />

das scheint überhaupt nicht mehr<br />

klar erkannt zu werden. Daß sie kein<br />

Idyll mehr ist, sollte Allgemeinerkenntnis<br />

sein; <strong>der</strong> Pfarrer ist bei uns<br />

nur dort noch Respektsperson,<br />

wo er in sich das isi. Man kann<br />

eine ganze Menge schöner Gaben haben,<br />

die den Großstadtpfarrer zieren sollen;<br />

fehlt die eine: ein ganzer Mann, ein demütig-wacher<br />

und doch zugleich auf heilige<br />

Festigkeit angelegter Schriftgelehrter zu<br />

sein, — ade dann, du schönes Idyll auf<br />

dem Lande! Entwe<strong>der</strong> verkommt man in<br />

kleinlichen Streitigkeiten, in herzverzehrenden<br />

Kämpfen um Existenzfragen, die <strong>der</strong><br />

Stadtpfarrer nicht einmal dem Namen nach<br />

mehr kennt, man wird ein traurig gebrochener<br />

o<strong>der</strong> aber ein streitsüchtiger Mann, —<br />

o<strong>der</strong>: man meldet schleunigst sich „an die<br />

Front", in die Großstadt, wo angeblich <strong>der</strong><br />

Kampf am Heißesien sein soll. Aber wer<br />

zum Großstadtpsarrer reichlich gut genug<br />

ist, hat damit noch in keiner Weise die Befähigung<br />

zum Bauernpastor, Und bitte<br />

glaube man doch nicht, daß die Leute auf<br />

dem Lande geistig anspruchslos wären!<br />

Je<strong>der</strong> einzelne ist kritischer als zehn Großstädter<br />

zusammen, auch als <strong>Kirche</strong>nbesucher.<br />

Es ist ja richtig und wahr, daß <strong>der</strong> Bauer<br />

auf Phrasen und Phrasendrescher noch hereinfällt,<br />

die in <strong>der</strong> Stadt bereits in das<br />

Stadium <strong>der</strong> Ladenhüter vorgerückt sind.<br />

Aber solch ein Hereinfall ist wie<strong>der</strong>um ein<br />

viel ernsterer auch als bei dem Städter.


Dieser kann ein ganzes Quantum Freidenkerei,<br />

Anarchismus und Moralinfreiheit<br />

vertragen, ohne daß er sich ernstlich davon<br />

in seiner Lebensführung so bald beeinflussen<br />

läßt. Ist <strong>der</strong> Bauer aber<br />

erst einmal ohne Gott, so ist er<br />

einfach furchtbar. Wer erst einmal<br />

einige Jahre hindurch in einer Bauerngemeinde<br />

Fuß gefaßt hat, <strong>der</strong> gewahrt<br />

nach und nach eine solche Summe<br />

von Grauenhaftem, vom tödlichen Haß bis<br />

zum wohlüberlegten Mord, von dumpfem<br />

Dahinbrüten bis zum Iudasende oft noch<br />

<strong>im</strong> höchsten Alter, daß doch wohl keine<br />

Frage mehr ist, wo rechte Pfarrer als<br />

Teufelsbanner mehr nötig sind, auf dem<br />

platten Land o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Großstadt. In<br />

<strong>der</strong> Großstadt gibt es zahllose an<strong>der</strong>e<br />

Kräfte, die gemeindebauend, dienend und<br />

segnend wirken können; man muß sie nur<br />

recht suchen und von <strong>der</strong> Gemeinde aus<br />

wirksam in Dienst stellen. Auf dem Lande<br />

aber gibt es normalerweise neben dem<br />

Pfarrer hier und da noch einen Lehrer, <strong>der</strong><br />

<strong>im</strong> Kampf <strong>der</strong> Geister (nicht <strong>der</strong> „Weltanschauungen",<br />

son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> wirklichen,<br />

guten o<strong>der</strong> teuflischen Geister!) seinen Mann<br />

steht. In bürgerlicher Rechtlichkeit und<br />

wohlgesinnter Menschenkenntnis mag dann<br />

und wann ein Gemeindevorsteher o<strong>der</strong> Landbürgermeister<br />

hinzukommen. Gibt es in <strong>der</strong><br />

Stadt ein Pfarrhaus? Gibt es dort eine<br />

Pfarrfrau? Bitte keine Statistik — ich<br />

weiß Bescheid. Ich frage auch nicht, ob<br />

beides <strong>im</strong> guten Sinne dort vorkommt —<br />

ja, das gibt es! — son<strong>der</strong>n ob Pfarrhaus<br />

und Pfarrfrau <strong>im</strong> „Großkampfgebiet" notwendige<br />

Größen sind. Ich überlasse die<br />

Antwort an<strong>der</strong>en; für das Land kann ich<br />

nur sagen, daß das Pfarrhaus und die<br />

Frau, die darin waltet, eine unmittelbare<br />

iese Frage ist ja doch in zwei Aufsätzen<br />

in den beiden letzten Nummern<br />

des <strong>Evangelische</strong>n <strong>Rheinland</strong>s aufgeworfen<br />

worden, in denen für das Industriegebiet<br />

an <strong>der</strong> Ruhr eine eigene kirchliche Verwaltung<br />

gefor<strong>der</strong>t wurde. Sie dürften wohl<br />

allseits in unserer <strong>Kirche</strong>nprovinz, auch in<br />

entlegeneren Teilen, lebhaftes Interesse gefunden<br />

haben. Alle müssen ja fühlen, was<br />

auf dem Spiele steht, wenn es sich um den<br />

Bestand und das Leben unserer evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong> <strong>im</strong> Industriegebiet handelt,<br />

weil ja in den Großstädten und Industriegebieten<br />

mit ihren Menschenmassen sich <strong>der</strong><br />

Kampf um die Erhaltung <strong>der</strong> evangelischen<br />

Volksmassen in <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />

und um den Einfluß des Evangeliums auf<br />

sie entscheidet. Und dort sind zweifellos unsere<br />

bedrohtesten Fronten und nicht so sehr<br />

in <strong>der</strong> Diaspora und in den ländlichen<br />

Gebieten, wenn auch da überall <strong>der</strong> Kampf<br />

Bedeutung haben. Entwe<strong>der</strong> geht Segen<br />

von beiden aus, o<strong>der</strong> Fluch und Fäulnis.<br />

Entwe<strong>der</strong> — o<strong>der</strong>! Der Pfarrer,<br />

und zwar <strong>der</strong> auf dem Lande wohnende<br />

Pfarrer mit Pfarrhaus und<br />

Pfarrfrau, ist für die kirchliche Arbeit<br />

auf dem Lande unentbehrlich; von<br />

einem <strong>im</strong> Auto heranreisenden Städtler<br />

kann schon einmal eine Predigt bestaunt,<br />

nicht aber Gotteskampfarbeit <strong>im</strong> Ringen<br />

um die Seele unserer Bauern getan werden.<br />

Im Zeitalter des harmlosen Obrigkeitsstaates<br />

und <strong>der</strong> „reinen Lehre" vor 200<br />

Jahren mochte vielleicht eine wertvolle<br />

Pfarrkraft auf dem Lande ein kirchlicher<br />

Luxus scheinen. Jetzt aber ist auf dem<br />

Lande genau so gut <strong>der</strong> Teufel losgebunden<br />

wie in <strong>der</strong> Stadt, nur daß die Gottlosigkeit<br />

<strong>der</strong> Stadt eine verhältnismäßig<br />

gutartige, unpersönliche,<br />

für den einzelnen<br />

schicksalhafte, <strong>im</strong> ganzen in sich<br />

selbst sich aufzehrende ist, während<br />

sie auf dem Lande den Menschen still,<br />

allmählich aber bis zur offenen persönlichen<br />

Feindschaft gegen Christus, zur bewußten<br />

Leugnung und Lästerung des Heiligen<br />

Geistes und zu allen Lastern und<br />

Bosheiten wird, die die letzte gesunde<br />

Volkskraft verseuchen, die menschlich gesehen,<br />

Deutschland heute noch hat. Wenn<br />

erst einmal Bürgerkriege geführt werden,<br />

nicht von verhetzten Arbeitern, son<strong>der</strong>n<br />

von gottabgesagten Bauern, dann wird<br />

man merken, wo die richtige Front <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> war und wo die falsche! Bitte<br />

verstehe man mich: Arbeit ist nötig hier<br />

wie dort; die Seele des Industiiemenschen<br />

ist genau so wert geachtet vor Gott, wie die<br />

des LandmanneS; wenn aber vom Kampf<br />

die Rede ist, dann wollen wir nicht in den<br />

Fehler des Weltkrieges fallen und die innere<br />

Front über <strong>der</strong> äußeren vergessen. <strong>Das</strong><br />

Land mag, kirchlich betrachtet, noch etwas<br />

wie He<strong>im</strong>at sein; <strong>der</strong> Großstadtpfarrer, <strong>der</strong><br />

den Landkollegen auf 14 Tage besucht (ausgerechnet<br />

natürlich <strong>im</strong> Sommer!) mag diesen<br />

Eindruck haben. Wir, die wir in dieser<br />

„He<strong>im</strong>at" unsere Pflicht haben, und nicht<br />

nur unsere Erholung, wissen, daß es die<br />

letzte Stunde ist. Was unser Geschlecht an<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> auf dem Lande versäumt, wird<br />

vielleicht bis zum jüngsten Tag nicht einzuholen<br />

sein. Was zweitausend<br />

Jahre dem rheinischen Landvolk<br />

an lebendiger Volkskraft<br />

und natürlicher Gottesfurcht<br />

vererbt haben, steht vor dem<br />

Bankerott. Ob er aufgehalten werden<br />

kann, ist nicht Menschen, son<strong>der</strong>n Gottes<br />

Sache. Aber unser ist die Verantwortung,<br />

wenn wir helfen konnten und doch in schuldhafter<br />

Kurzsichtigkeit das Land vernachlässigt<br />

haben. Nicht: mehr Pfarrer aufs<br />

Land! soll jetzt die Losung sein. Wenn wir<br />

auch bei uns rechte Presbyter erbitten und<br />

erreichen, mag die Zahl <strong>der</strong> Pfarrer Hinlangen.<br />

Son<strong>der</strong>n: daß die Gebete aller vor<br />

Gott und <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> Verantwortlichen die<br />

gemeinsame <strong>Kirche</strong>n- und Glaubensnot<br />

stets vor Augen haben, — daß man auf<br />

dem Lande <strong>der</strong> Stadt gedenke und des<br />

großen Volkes, das <strong>der</strong> Herr <strong>im</strong>mer noch<br />

darinnen hat, und daß Gottes Kin<strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> Stadt etwas wissen von <strong>der</strong> Stille des<br />

Landes, in <strong>der</strong> nicht nur Engel Stärkung<br />

bringen, son<strong>der</strong>n auch Teufel lauern, die<br />

brüllende Löwen sind. Wachen mit Bitten<br />

und Flehen für alle Heiligen, <strong>im</strong> dämonischen<br />

Lärmen <strong>der</strong> Stadt, <strong>im</strong> dämonischen<br />

Schwelgen des Landes! Mit Gott!<br />

2r. W. Boudriot, Pfr., Asbach, Westerwald.<br />

Zur Frage <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nprovinz an <strong>der</strong> Ruhr<br />

entbrannt ist. Eine „Rationalisierung" unserer<br />

kirchlichen Kräfte durch Einsparung<br />

an den Stellen, wo eine Einsparung möglich<br />

ist — und das ist heute unter Zuhilfenahme<br />

mo<strong>der</strong>ner Verkehrsmittel wie Telephon und<br />

Auto an vielen Stellen wohl möglich und<br />

erträglich — und durch Einsatz dieser Kräfte<br />

an<strong>der</strong>wärts, wo eine Verstärkung dringend<br />

geboten ist, dürfte eine <strong>der</strong> wichtigsten kirchlichen<br />

Aufgaben sein, Und eine solche<br />

Rationalisierung beträfe nicht nur die<br />

Pfarrstellen, son<strong>der</strong>n ebenso auch Gemeindeschwesterstationen,<br />

Gemeindehäuser u. a.<br />

Denn da viele Pfarrer, die in kleineren<br />

Gemeinden stehen, stch bemühen, ihre Gemeinde<br />

auch mit einer Gemeindeschwester<br />

zu versehen, ein Gemeindehaus o<strong>der</strong> -Häuschen<br />

zu bauen, ja auch einen Kin<strong>der</strong>garten<br />

und dgl. einzurichten, wodurch dann Menschen<br />

und auch Geld an<strong>der</strong>en Gemeinden <strong>im</strong><br />

Industriegebiet entzogen werden, wo sie viel<br />

nötiger sind, so wird die Ungleichheit <strong>der</strong><br />

Kräfteverteilung in mancher Hinsicht geradezu<br />

grotesk.<br />

Sieht man allein auf diese Seite des Problems<br />

„Ruhrgebiet" hin, so möchte <strong>der</strong> Weg,<br />

<strong>der</strong> in den Aufsätzen zur Behebung <strong>der</strong><br />

kirchlichen Nöte <strong>im</strong> Industriegebiet in <strong>der</strong><br />

Schaffung eines eigenen kirchlichen Verwaltungsgebietes<br />

gewiesen wurde, gerade als<br />

verkehrt erscheinen. Ist erst einmal dieses<br />

Gebiet kirchlich abgegrenzt und auf stch<br />

selbst beschränkt, dann fehlen ihm die Gebiete,<br />

in denen Kräfte eingespart und von<br />

daher ihm zugeführt werden könnten. <strong>Das</strong><br />

wird viel eher durchzusetzen sein, wenn ein<br />

und dieselbe Stelle für bei<strong>der</strong>lei Gebiete die<br />

kirchliche Leitung hat, also wenn beide Gebiete<br />

in ein und demselben Provinzialsynodalverband<br />

und Konsistorialbezirk bleiben.<br />

Ein verselbständigte Ruhrgebiet wäre


in dieser Beziehung ein Gebiet, das seiner<br />

Reserven beraubt wäre.<br />

Aber die reichlichere Versorgung des RuhrgebieteS<br />

mit kirchlichen Kräften isi ja nur<br />

eine Seite des ganzen Problems, zu dessen<br />

besserer Bewältigung die Abgrenzung zu<br />

einem eigenen kirchlichen VerwaltungSgebiet<br />

gewünscht wird. „Wir brauchen — so<br />

hieß es in <strong>der</strong> letzten Nummer des <strong>Evangelische</strong>n<br />

<strong>Rheinland</strong>s — in den Industriegemeinden<br />

eine Behörde, die ihre Vermaltungsmaßnahmen<br />

den Verhältnissen, dem<br />

starken Fluß <strong>der</strong> Dinge hier <strong>im</strong> Lande anpaßt.<br />

Mit allgemeinen Verordnungen, die<br />

so allgemein sind, daß sie für die kleinste<br />

Landgemeinde und eine Riesenindustriegemeinde<br />

passen, ist uns nicht gedient."<br />

Sehr richtig, und man darf wohl hinzufügen,<br />

daß auf diese Weise den ländlichen<br />

Gemeinden ebenso wenig gedient ist und die<br />

beson<strong>der</strong>en kirchlichen Aufgaben, die hier in<br />

<strong>der</strong> Gegenwart sich erheben, ebenso wenig<br />

durch die allgemeine kirchliche Verwaltung<br />

ihre Lösung finden — und finden können.<br />

Denn Generalsuperintendent und Konsistorium<br />

sind ja nur die Organe <strong>der</strong> allgemeinen<br />

kirchlichen Verwaltung, die sich<br />

schließlich nur auf das erstreckt, was zur<br />

Zuständigkeit <strong>der</strong> Generalsynode gehört.<br />

Aber neben Generalsuperintendent und Konsistorium<br />

haben ja auch Provinzialsynode<br />

und Kreissynode die kirchliche Aufsicht, und<br />

zwar <strong>im</strong> Gebiet <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nordnung für<br />

<strong>Rheinland</strong> und Westfalen <strong>im</strong> vollen Umfange.<br />

Hier wird es <strong>im</strong>mer zuerst einmal<br />

Sache <strong>der</strong> Kreissynoden sein, die beson<strong>der</strong>en<br />

Nöte und Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> in ihrem<br />

Gebiete zu sehen und zu beheben und, wenn<br />

sie nicht dazu in <strong>der</strong> Lage sind, doch durch<br />

Anträge an die Provinzialsynode auf sie<br />

hinzuweisen, Vorschläge zur Besserung zu<br />

machen usw. Gerade die Kreissynoden sind<br />

zu allererst berufen, da, wo beson<strong>der</strong>e Notstände<br />

und Aufgaben erwachsen, einzugreifen,<br />

denn sie verfügen über die lokale<br />

Kenntnis, ihre Mitglie<strong>der</strong> stehen selbst in<br />

täglicher Arbeit an den Fragen, um die es<br />

da geht. Sie können am besten erst mal<br />

Mittel und Wege finden, Abhilfe zu schaffen.<br />

Wenn z. B. in dem Aufsatz von Nr. ?<br />

erwähnt wurde, wie eine Gemeinde <strong>im</strong><br />

wesentlichen nur als Blaukreuzverein gegründet<br />

und gepflegt wurde, — haben da<br />

nicht Superintendent und Synode, die doch<br />

die kirchliche Aufsicht haben, geschlafen?<br />

Und es darf ja wohl gesagt werden, daß<br />

unsere Kreissynoden diesen Aufgaben <strong>der</strong><br />

kirchlichen Aufsicht gegenüber in einem gewissen<br />

Schlaf verharren und des Gedankens<br />

leben, daß diese Dinge sie nichts, dagegen<br />

die allgemeine kirchliche Verwaltung<br />

angingen. Sie sind ja auch nicht allein<br />

durch eigene Schuld in diesen Schlaf verfallen,<br />

son<strong>der</strong>n durch das landesherrliche<br />

<strong>Kirche</strong>nreg<strong>im</strong>ent, das sie durch sein Reg<strong>im</strong>ent<br />

vor 400 Jahren ganz gegen ihren<br />

Willen nur zu bedeutungslos machte. Die<br />

Nöte <strong>der</strong> Gegenwart müßten die Kreis-<br />

synoden aufwachen lassen. Um an die Arbeit<br />

zu gehen, mußten sie sich vielleicht zuerst<br />

einmal für die Visitationen interessieren,<br />

die <strong>der</strong> Superintendent ja nicht nur <strong>im</strong><br />

Auftrage <strong>der</strong> allgemeinen kirchlichen Verwaltung<br />

und nach Anweisung des ProoinzialkirchenratS,<br />

son<strong>der</strong>n auch in ihrem Auftrage<br />

auszuführen hat. Sie hat auch die<br />

Möglichkeit, durch Kreisstatut beson<strong>der</strong>e<br />

kirchliche Fragen zu regeln. Und da es sich<br />

<strong>im</strong> Ruhrgebiet vielfach um gemeinsame<br />

Fragen und Aufgaben einer ganzen Reihe<br />

von <strong>Kirche</strong>nkreisen handelt, so können ja<br />

auch die Kreissynoden zur gemeinsamen Beratung<br />

und Veschließung über diese Dinge<br />

vereinigt werden (H 46 <strong>der</strong> K. O.). Und<br />

was steht dem <strong>im</strong> Wege, daß die Kreiösynoden<br />

des RuhrgebieteS des rheinischen<br />

und des westfälischen Teils in dieser Weise<br />

zusammen berufen würden? Daraus kann<br />

sich denn ja, wenn eS sich als zweckmäßig<br />

und notwendig herausstellen sollte, ein<br />

eigener Verwaltungsbezirk <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, eine<br />

eigene <strong>Kirche</strong>nprovinz entwickeln. Ob aber<br />

nicht ein solches schrittweises Vorgehen<br />

besserer und sicherer zum Ziele führt als<br />

die bürokratische Schöpfung einer neuen<br />

Verwaltungsbehörde für das Ruhrgebiet,<br />

das, nebenbei gesagt, wenn es den rheinischen<br />

und den westfälischen Teil umfaßt,<br />

auch ein Ungetüm von kirchlichem VerwaltungSgebiet<br />

werden würde, ganz abgesehen<br />

davon, daß es sehr fragwürdig erscheint,<br />

ob man ein solches Gebiet von seinen Randgebieten<br />

trennen soll? —<br />

Pfarrer Graeber, Anhausen.<br />

Unsere Pflicht gegenüber <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Ein Vortrag, gehalten <strong>im</strong> Verband <strong>der</strong> Gemeindebeamten. Von Gemeindehelfer Skorzil in Essen<br />

(VV>aiichem von uns mag es vielleicht be-<br />

^^^ fremdend erscheinen, daß wir von<br />

unserer Pflicht gegenüber <strong>der</strong> Gemeinde reden<br />

wollen. In einer Organisation mit einem<br />

gewerkschaftlichem Charakter, wäre das<br />

Thema: „Die Pflicht <strong>der</strong> Gemeinde gegen<br />

ihre Angestellten!" verlocken<strong>der</strong>. Doch wir<br />

vergeben uns selbst nichts, wenn wir die<br />

apostolische Mahnung befolgen: „Gin je<strong>der</strong><br />

prüfe sein eigen Werk; und alsdann wird<br />

er an ihm selber Ruhm haben".<br />

Eine gewerkschaftliche Organisation<br />

birgt <strong>im</strong>mer die Gefahr <strong>der</strong> Einseitigkeit in<br />

sich. Sie stellt For<strong>der</strong>ungen, verbindet stch<br />

zur Abwehr, weil sie sich von <strong>der</strong> Gegenseite<br />

benachteiligt, o<strong>der</strong> gar bedroht sieht. Diese<br />

Lage löst eine Spannung aus, die zur gegenseitigen<br />

Auflehnung, zur Katastrophe führen<br />

kann.<br />

Wir sehen es heute in erschreckendem Maße<br />

<strong>im</strong> Wirtschaftsleben, wie Organisation gegen<br />

Organisation steht und stch aufzureiben<br />

droht. Was kann denn eigentlich diese<br />

Spannung verhüten? Meines ErachtenS<br />

kann es nur die Besinnung darauf<br />

sein — daß man sich gegenseitig<br />

verpflichtet ist. Wir wollen uns nun<br />

nicht mit <strong>der</strong> Organisation <strong>im</strong> allgemeinen<br />

befassen, son<strong>der</strong>n wir wollen uns darauf<br />

besinnen, wie wir die Gefahr <strong>der</strong> Einseitigkeit<br />

bei uns selbst überwinden können. Zwar<br />

kann unsere Standesorganisation nie katastrophale<br />

Ereignisse heraufbeschwören, sie<br />

könnte aber bei einer einseitigen<br />

Betonung des Rechts ohne in<br />

gleichem Maße an die persönliche<br />

Pflicht zu denken, schädlich für die<br />

Gemeinde wirken.<br />

Wir Küster stehen <strong>im</strong> Lohnverhältnis zur<br />

Gemeinde, sie ist gleichsam unser Brotherr.<br />

Als solche for<strong>der</strong>t sie in ihren, Dienst unsere<br />

Zeit, Kraft und Gaben; wir for-<br />

<strong>der</strong>n und erwarten von ihr eine ausreichende,<br />

<strong>der</strong> geleisteten Arbeit entsprechende<br />

Entlohnung. Die Erfüllung dieser gegenseitigen<br />

For<strong>der</strong>ungen und Erwartungen<br />

sollten wohl für beide Teile eine Selbstverständlichkeit<br />

sein, sind es lei<strong>der</strong> in vielen<br />

Fällen nicht. Bald fehlt die eine, bald die<br />

an<strong>der</strong>e Seite. Was dann zur Ursache vieler<br />

Reibungen und Kämpfe wird, die für beide<br />

Teile selten ohne Schaden und für ein friedliches,<br />

das Wohl des Ganzen för<strong>der</strong>ndes<br />

Gedeihen auslaufen. Wann kann denn ein<br />

harmonisches Verhältnis beide Teile miteinan<strong>der</strong><br />

verbinden? Doch sicherlich nicht dann,<br />

wenn je<strong>der</strong> Teil auf dem Standpunkt beharren<br />

wollte, sein Recht zu wahren, son<strong>der</strong>n<br />

dann, wenn wir uns besinnen, was<br />

wir dem an<strong>der</strong>n Teil schulden.<br />

Damit komme ich zu meinem eigentlichen<br />

Thema: „Unsere Pflicht gegenüber<br />

<strong>der</strong> Gemeinde".<br />

Ich will in diesem Falle die Gemeinde nicht<br />

bloß in den durch die Gemeinde gewählten<br />

Körperschaften — PreSbyterium und Repräsentation<br />

— verstehen, die uns in den<br />

Dienst <strong>der</strong> Gemeinde berufen und das Gehalt<br />

bewilligen. Nein — ich fasse den Begriff<br />

Gemeinde ganz universell, fasse sie<br />

als die Stiftung Gottes und<br />

Jesu Christi, <strong>der</strong> das Haupt<br />

dieser seiner Gemeinde ist. Von<br />

diesem GesitchSpunkt aus, wird uns erst <strong>der</strong><br />

Wert unseres Dienstes klar, aber gleichzeitig<br />

auch die ganze Verantwortung desselben.<br />

Wir stehen nicht <strong>im</strong> Dienst einer Körperschaft,<br />

die materielle Werte schafft, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>im</strong> Dienst an lebendigen Mensch<br />

e n s e e l e n, die <strong>der</strong> Gegenstand des göttlichen<br />

Erbarmens und <strong>der</strong> göttlichen Liebe<br />

sind. Darum kann und darf un°<br />

serDiensl in <strong>der</strong>Gemeinde nicht


nur in <strong>der</strong> Form und Technik<br />

sich erschöpfen; son<strong>der</strong>n je<strong>der</strong> von uns,<br />

wo er auch stehen mag, ob auf dem Lande<br />

o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Stadt, muß in <strong>der</strong> Gemeinde<br />

als seinem eigentlichen<br />

Lebenselement wurzeln. <strong>Das</strong> Wesen<br />

<strong>der</strong> Gemeinde wurzelt in Gott. Sein Wort<br />

und Geist ist's, <strong>der</strong> sie durchflutet und<br />

lebendig erhält.<br />

Es ist klar, daß, wenn wir unsere Stellung<br />

in <strong>der</strong> Gemeinde so auffassen, uns darüber<br />

die Erkenntnis kommen muß, daß jede<br />

Pflichtversäumnis o<strong>der</strong> Pflichtverletzung<br />

nicht nur einen Schaden für die<br />

Gemeinde bedeutet mit <strong>der</strong> wir organisch<br />

verbunden sind, son<strong>der</strong>n vielleicht<br />

gar in erster Linie für un«<br />

selbst. Die Pflichtausübung sämtlicher<br />

Gemeindebeamten <strong>im</strong> Sinne <strong>der</strong> Hl. Schrift<br />

hebt und för<strong>der</strong>t das Wachstum und das<br />

Ansehen <strong>der</strong> Gemeinde. Hier könnte man<br />

den Ausspruch Jesu zitieren: „Wer sein<br />

Leben erhalten will, <strong>der</strong> wird es verlieren;<br />

wer es aber verlieret um meinet — <strong>der</strong><br />

Gemeinde — willen, <strong>der</strong> wird's erhalten<br />

zum ewigen Leben".<br />

Unsere Pflicht gegenüber <strong>der</strong> Gemeinde, ist<br />

eine Pflicht gegen den, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Herr seiner<br />

Gemeinde ist. Unsere Pflicht gegen Gott<br />

ist: in Demut und Einfalt des<br />

Herzens zu wandeln, seine Gerechtigkeit<br />

und Gnade zu bezeugen.<br />

Zu Eli, <strong>der</strong> seine Pflicht gegen<br />

die Gemeinde und damit gegen den Herrn<br />

selbst dadurch versäumte, daß er dem bösen<br />

Treiben seiner Söhne nicht ernstlich genug<br />

gewehrt hatte, sprach Gott: „Wer mich<br />

ehret, den will ich auch ehren; wer mich<br />

verachtet, den will ich auch verachten". In<br />

welch erschreckendem Ausmaß diese Worte<br />

sich an El! und seinen Söhnen erfüllten,<br />

wissen wir wohl alle, die wir die Schrift<br />

kennen,<br />

4. Mose 1, 53 lesen wir: „Aber die Leviten<br />

sollen sich um die Wohnung des Zeugnisses<br />

her lagern, auf daß nicht ein Zorn<br />

über die Gemeine <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> Israels<br />

komme; darum sollen die Leviten <strong>der</strong> Hut<br />

warten an <strong>der</strong> Wohnung des Zeugnisses".<br />

Im neutestamentlichen Sinne verstanden,<br />

heißt es nicht etwa, daß wir das <strong>Kirche</strong>ngebäude<br />

ernstlich behüten sollen, damit<br />

dieses nicht durch Plakateankleben o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Dinge von außen o<strong>der</strong> innen beschädigt<br />

o<strong>der</strong> verunreinigt werde; son<strong>der</strong>n es<br />

heißt: daß alle, die von Amts wegen<br />

in <strong>der</strong> Gemeinde tätig sind, vor Gott<br />

dem Herrn verpflichtet sind,<br />

allenErnsteSdarüberzuwachen,<br />

daß die Gemeinde als die Stätte<br />

<strong>der</strong> Offenbarung Gottes, nicht<br />

durch wi<strong>der</strong>göttliche Lehre o<strong>der</strong><br />

Leben entweihet werde.<br />

Wo diese Pflicht versäumt wird, wird durch<br />

die, die an und in <strong>der</strong> Gemeinde wirken,<br />

Gottes Zorn über die ganze Gemeinde heraufbeschworen.<br />

<strong>Das</strong> ist nicht nur alt-, son-<br />

<strong>der</strong>n auch neutestamentliche Lehre, Denken<br />

wir an die Sendschreiben. Die Geschichte<br />

auch <strong>der</strong> christlichen, nicht nur <strong>der</strong> jüdischen<br />

<strong>Kirche</strong>, hat diese Wahrheit in den Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

ihres Bestehens oft genug gerechtfertigt.<br />

Wollen wir unsere Augen vor<br />

<strong>der</strong> Gegenwart nicht verschließen, so müssen<br />

wir uns eingestehen: daß Gottes Zorn und<br />

Gericht über <strong>der</strong> gegenwärtigen Gemeinde<br />

ruht. Der furchtbare Abfall,<br />

die schreckliche Verwirrung in<br />

Lehre und Leben, sind dies nicht<br />

deutliche Zeichen des Zornes<br />

und <strong>der</strong> He<strong>im</strong>suchung Gottes?<br />

Wollten wir die Schuld daran denen<br />

allein zuschieben, die bereits als welke<br />

Gottes? Wollten wir die Schuld daran,<br />

denen allein zuschieben, die bereits als welke<br />

Blätter durch die Stürme, die über das<br />

Volk und <strong>Kirche</strong> gehen, von <strong>der</strong> Gemeinde<br />

abgefallen sind; dann irren wir. W i r,<br />

ob wir nun Küster, Gemeindehelfer,<br />

Diakonen, Diakonissen,<br />

Pfarrer o<strong>der</strong> wer es auch sei,<br />

die b e r u f l i ch in und an <strong>der</strong> Gemeinde<br />

zu dienen haben, müssen uns selbst in das<br />

Licht des Geistes Gottes rücken lassen. Er<br />

zeigt uns das in unserm Leben und Beruf,<br />

worin wir gefehlt haben. Der Heilige<br />

Geist kann uns reinigen und<br />

heiligen und so zu dem herrlichen Dienst<br />

an <strong>der</strong> Gemeinde tüchtig machen.<br />

Wir Küster wollen nicht darin bereits unsere<br />

Pflicht erfüllt sehen, wenn wir die von<br />

den Pfarrern uns aufgetragenen Dinge zu<br />

ihrer Zufriedenheit erfüllen; o<strong>der</strong> auch darin,<br />

daß das die kirchlichen Körperschaften<br />

o<strong>der</strong> gewisse Leute, o<strong>der</strong> gar Vereine, mit<br />

uns zufrieden sind. Nein! <strong>Das</strong> sind Selbstverständlichkeiten.<br />

Wir wollen Gott <strong>im</strong><br />

Geist und Wahrheit dienen. <strong>Das</strong> ist für<br />

unsere Vernunft keine Selbstverständlichkeit;<br />

son<strong>der</strong>n es for<strong>der</strong>t täglich<br />

auf zum Kampf gegen sich<br />

selbst. Gegen das Sichgehenlassen, angeborene<br />

Neigungen und Triebe. Es gilt,<br />

sich täglich in die Gnade GotteS hineintauchen<br />

zu lassen. Als Menschen, die von<br />

dem Bewußtsein <strong>der</strong> Gegenwart Gottes erfüllt<br />

sind, weiden wir unfern Dienst tun,<br />

nicht nur um des Broterwerbs<br />

willen, wie es uns heute lei<strong>der</strong> allzu oft<br />

vorgehalten wird. Generalsuperintendent<br />

D. Büchsel schrieb in seinen Erinnerungen<br />

„Aus dem Leben eines Landgeistlichen: „Vor<br />

allen Dingen muß aber dahin in aufrichtigem<br />

Wesen getrachtet werden, daß in <strong>der</strong><br />

Gemeinde sich das Urteil ausbildet, daß <strong>der</strong><br />

Pastor nicht um des Lohnes will<br />

e n sein Amt verwaltet". <strong>Das</strong> Urteil hat<br />

sich nun gebildet und wird offen ausgesprochen<br />

nicht bloß über den Pastor, son<strong>der</strong>n<br />

über alle, die beruflich in <strong>der</strong> Gemeinde<br />

tätig sind: „Sie arbeiten nur um<br />

des Lohnes willen!" Dem gilt's<br />

durch die Tat entgegen zu wirken.<br />

lkt,elnlstt,e<br />

Seschlchte<br />

Ein stattlicher Banö von über<br />

6oo Seiten / Von öer Kritik mit<br />

Freuden begrüßt / In Ganzleinen<br />

gebunden 15/— lN.<br />

Verlag:<br />

<strong>Evangelische</strong>r Preßverband für<br />

<strong>Rheinland</strong> / Essen<br />

Nein, wir wollen unfern Dienst tun in dem<br />

Bewußtsein, von ihm, unserm hochgelobten<br />

Herrn und Heiland, auf diesen Platz gestellt<br />

worden zu sein, um <strong>der</strong> Gemeinde zu<br />

dienen und seinen Namen zu ehren. So<br />

bewahren wir uns ein gutes Gewissen Gott<br />

und Menschen gegenüber.<br />

Sie werden es Wohl gemerkt haben, daß<br />

es mir in meinen Ausführungen nicht darauf<br />

ankommt, die täglich uns aufgetragenen<br />

kleinen o<strong>der</strong> größeren Pflichten gewissenhaft<br />

zu erfüllen. Wer in diesen Dingen nicht<br />

auf dem Posten ist, wird es bald in <strong>der</strong><br />

einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Weise zu spüren bekommen.<br />

Nein — es kommt bei uns <strong>Kirche</strong>nbeamten<br />

mehr als in an<strong>der</strong>en<br />

Berufen darauf an, daß das ganze<br />

Herz, die ganze Seele in unser<br />

Tun und Handeln hineingelegt<br />

werde. Was bildet sich z. B. für ein<br />

Urteil über einen Küster aus, <strong>der</strong> für die<br />

Bibelstunde den Saal herrichtet, dann aber<br />

wie<strong>der</strong> verschwindet und nach dem Schluß<br />

<strong>der</strong> Bibelstunde wie<strong>der</strong> sichtbar wird, um<br />

den Kollektenteller zu halten! Die Bibelstunde<br />

in <strong>der</strong> Gemeinde dient doch schließlich<br />

zur Erbauung, Stärkung und Vertiefung<br />

<strong>der</strong> Gemeinde <strong>im</strong> Glaubenöleben. So ist<br />

es auch des Küsters Pflicht, als ein lebendiges<br />

Glied <strong>der</strong> Gemeinde, nicht nur Anteil<br />

an ihr zu nehmen, son<strong>der</strong>n nach Kräften sie<br />

zu för<strong>der</strong>n. Zeit, Kraft und Gaben, die Gott<br />

jedem nach seiner Gnade und Gabe gegeben<br />

hat, müssen in den Dienst <strong>der</strong> Gemeindearbeit<br />

gestellt werden. <strong>Das</strong> ist heute<br />

ein Gebot <strong>der</strong> Stunde.<br />

Wieviel ver<strong>der</strong>bliche, zersetzende und irreführende<br />

Kräfte sind an <strong>der</strong> Arbeit, nicht<br />

nur die Einzelgemeinde, nein,<br />

die Gemeinde Gottes, die <strong>Kirche</strong><br />

als Ganze zu zerstören. Freidenkertum,


Kommunismus, Sektenwesen. Die Gleichgültigkeit<br />

in weiten Kreisen unserer Gemeinden,<br />

leisien jenen Einwirkungen Vorschub,<br />

Wer an <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> nicht<br />

nur deshalb interessiert ist,<br />

weil er sein Brot darin hat,<br />

son<strong>der</strong>n lebendigen Anteil an<br />

ihrem Schicksal n<strong>im</strong>mt und auch<br />

weiß, daß seine Stellung mit <strong>der</strong> Gemeinde<br />

steht und fällt, <strong>der</strong> wird<br />

bestrebt sein, die ihm von Gott geschenkten<br />

Gaben und Kräfte ungeteilt in den Dienst<br />

<strong>der</strong> Gemeinde zu stellen. Wir wissen es<br />

alle, daß unsere evangelische <strong>Kirche</strong> gegenüber<br />

<strong>der</strong> katholischen an beruflichen Kräften<br />

weit in Rückstand ist. Um so mehr müssen<br />

die vorhandenen Kräfte nutzbar gemacht<br />

werden.<br />

Was ist denn in unseren Gemeinden zu tun?<br />

Es ist die Pflege <strong>der</strong> Gemeinde durch Hausbesuche<br />

heute vielleicht mit die notwendigste<br />

Arbeit neben <strong>der</strong> Predigt und Erbauung<br />

<strong>der</strong>selben durch Gottes Wort. Daß die<br />

Arbeit <strong>der</strong> Hausbesuche durch den Pfarrer<br />

allein nicht getan werden kann, weiß je<strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gemeindearbeit steht. Besuche<br />

<strong>der</strong> Kranken und Alten, Mischehenpflege,<br />

Fühlungnahme mit den Ausgetretenen, Arbeit<br />

an <strong>der</strong> heranwachsenden, oft an Leib<br />

und Seele gefährdeten Äugend, Mitarbeit<br />

<strong>im</strong> Kin<strong>der</strong>gottesdienst.<br />

Ich will nicht sagen, daß je<strong>der</strong> alles das<br />

tun kann und muß; nein, je<strong>der</strong> möge das<br />

tun, wozu er sich am besten eignet. Bei<br />

jedem von uns sind Gaben und Naturanlagen<br />

sehr verschieden. Darauf kommt es<br />

an, daß man sich von <strong>der</strong> Liebe<br />

Christi treiben läßt.<br />

Wir können und dürfen nicht unfern<br />

Dienst tun mit <strong>der</strong> Uhr in <strong>der</strong> Hand,<br />

daß, wenn <strong>der</strong> Zeiger abgelaufen ist, wir<br />

auch unsere Arbeit als erledigt sehen können;<br />

auch dürfen wir unsere Berufspflicht<br />

so starr abgrenzen, daß wir etwa sagen<br />

wollten: <strong>Das</strong> steht nicht in meiner Dienstanweisung<br />

! Die Gemeinde ist ein<br />

so weites und vielseitiges Arbeitsgebiet<br />

in dem die kleinsten wie<br />

auch die g r ö ß t e n Gaben zur Auswirkung<br />

gebracht weiden können. <strong>Das</strong><br />

jede Arbeit <strong>im</strong> Einverständnis mit unfern<br />

Pfarrern und nach <strong>der</strong> Ordnung <strong>der</strong> Gemeinde<br />

zu ihrem Wohle geschehen soll,<br />

brauche ich wohl kaum zu erwähnen.<br />

Kurz zusammengefaßt ist unser Thema:<br />

„Unsere Pflicht gegenüber <strong>der</strong> Gemeinde"<br />

dahin beantwortet:<br />

1. Wir haben darüber zu wachen, daß wir<br />

selbst als lebendige Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinde<br />

in beständigem Glauben und inniger Liebe<br />

an Christo Jesu bleiben.<br />

2. Die Hingabe aller uns von Gott geschenkten<br />

Gaben und Kräfte in dem Dienst<br />

an <strong>der</strong> Gemeinde.<br />

Je rückhaltsloser sich einer dem Dienst an<br />

<strong>der</strong> Gemeinde widmet, um so segensreicher<br />

wird es für ihn selbst und die Gemeinde<br />

sein. <strong>Das</strong> Wort: „Die Treue trägt<br />

ihren Lohn!" wird in irgendeiner<br />

Weise seine Erfüllung an ihm finden. Fassen<br />

wir in diesem Sinne unsere Pflicht gegenüber<br />

<strong>der</strong> Gemeinde auf, so bewahren wir<br />

uns ein gutes Gewissen. Dürfen es auch<br />

erwarten, daß die Gemeinde (in diesem<br />

Falle nun beson<strong>der</strong>s die Herren Pfarrer und<br />

die kirchlichen Körperschaften) sich darauf<br />

besinnen möchten, wie sie bei ihren Dienern<br />

die Neruföpflicht und Arbeitsfreudigkeit heben<br />

und erhalten können.<br />

Dennoch, dessen ungeachtet, ob die Gemeinde<br />

ihre Pflicht erkennt und erfüllt o<strong>der</strong> nicht,<br />

sind wir treu in dem, das wir tun, so werden<br />

wir den Lohn <strong>der</strong> Treue von dem Herrn<br />

empfangen, <strong>der</strong> einem jeglichen geben wird,<br />

wie seine Werke sein werden.<br />

Berlin<br />

. Januar 2200 Gesangbuchsnot <strong>im</strong> Jahre 2200<br />

Die Provinzialsnnoden dieses Jahre« haben<br />

über die Gesangbuchfrage ihre Beschlüsse gefaßt.<br />

Wir haben an dieser Stelle auf ausdrücklichen<br />

Wunsch hin von einem Eingreifen<br />

in die Erörterung abgesehen. Na« <strong>der</strong><br />

evangelische Westen in seinem neuen Gesangbuch<br />

bekommen wird, ist eine oielumkämpfte<br />

Zwischenlösung. Es wird unsere Aufgabe<br />

sein, da« Gesangbuch mit herauszuführen,<br />

wa«, au« westlichem Charakter geboren, dem<br />

Wesen <strong>der</strong> evangelischen Gemeinden unserer<br />

He<strong>im</strong>at Genüge tut. Durch da« freundliche<br />

Entgegenkommen de« Verlags <strong>der</strong> „Monatsblätter<br />

für Gottesdienst und kirchliche Kunst"<br />

können wir einen vielbeachteten Aufsatz dieser<br />

Zeitschrift unseren Lesern weitergeben,<br />

<strong>der</strong> au« einem Gebiet des Einheitsgesangbuch«<br />

stammt und verrät,<br />

wie ernüchtert man jetzt schon nach<br />

kurzer Jahresfrist doch dem sog. Einheitsgesangbuch<br />

gegenübersteht. Einer unserer<br />

anerkanntesten und weitschauensten Hymnologen<br />

ist de« Aufsatzes Verfasser.<br />

ie herrschende Gesangbuchsnot hat schon<br />

längere Zeit kleinere Kreise dazu geführt,<br />

über Abhilfe nachzusinnen. In zahllosen<br />

Einzelberatungen verdichteten sich allmählich<br />

die Pläne und klärten sich die<br />

Auffassungen über das, was zu geschehen<br />

habe. Mehr und mehr erkannte man,<br />

daß <strong>der</strong> literarische Kampf nicht zum Ziele<br />

führen werde, solange er nicht von einer<br />

starken Bewegung in den Gemeinden getragen<br />

würde. Um dem Fluß dieser Bewegung<br />

ein Bett zu schaffen, beschloß man<br />

die Gründung einer Organisation<br />

zur Hebung <strong>der</strong> mehr<br />

und mehr als unerträglich<br />

empfundenen Gesangbuchsnot,<br />

für die <strong>der</strong> volkstümliche Name „P aul -<br />

Gerhardt-Bund" gewählt wurde.<br />

Sorgfältig in allen Teilen vorbereitet,<br />

fand nun heute in <strong>der</strong> Aula <strong>der</strong> Universität<br />

die Gründung des Paul-Gerhardt-Bundes<br />

statt. Etwa 300 Personen aus sämtlichen<br />

deutschen evangelischen Landeskirchen<br />

hatten sich zusammengefunden, in ihrer<br />

stattlichen Zahl ein eindruckvolles Bild<br />

davon gebend, wie stark die Gesangbuchsnot<br />

doch überall empfunden wird. In drei<br />

Referaten wurde programmatisch Recht<br />

und Notwendigkeit <strong>der</strong> Bewegung dargelegt.<br />

Es sprachen nach begrüßenden Worten<br />

des Vorsitzenden Geh. Reg.-Rat Professor<br />

Dr. jur. Vorstmann, Geh. Konsistorialrat<br />

Professor O. Dr. Meyer-<br />

Hering, Breslau, über „W ie entstand<br />

unsere Gesangbuchsnot?",<br />

Propst Kieselmann, Soest,<br />

über „Worin besteht unsere Gesangbuchsnot?"<br />

und Psarrer<br />

Heisterbach, Frankfurt a. M., über<br />

„W ie werden wir Herr über<br />

unsere Gesangbuchsnot?"<br />

Der geschichtliche Vortrag des ersten Redners<br />

führte zurück in die Zeit <strong>der</strong> Wende<br />

des 49. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Damals<br />

entstand unsere Not. Wir wollen nicht<br />

undankbar sein gegenüber dem, was jene<br />

Zeit auf dem Gebiete des Gesangbuches<br />

gearbeitet und geschaffen hat. Den Gedanken<br />

<strong>der</strong> Vereinheitlichung des <strong>Kirche</strong>ngesangeS<br />

durch einheitliche Fassung <strong>der</strong><br />

Weisen, den sie aus dem 49. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

übernahm, hat sie zuerst zu stärkerer Geltung<br />

gebracht. Ebenso ist es ihr Werk,<br />

wenn in <strong>der</strong> Fassung <strong>der</strong> Texte sich eine<br />

große Übereinst<strong>im</strong>mung seither anbahnte.<br />

<strong>Das</strong> geschichtliche Verdienst, das nach beiden<br />

Richtungen wie auch durch die Wahl<br />

<strong>der</strong> Lie<strong>der</strong> sich das Deutsch-<strong>Evangelische</strong><br />

Gesangbuch erwarb, das während des<br />

Weltkrieges <strong>der</strong> Deutsch-<strong>Evangelische</strong><br />

<strong>Kirche</strong>nausschuß herausgab, soll durchaus<br />

nicht verkannt werden. Es zeigt sich aber<br />

auch hier, was fast ein Gesetz in <strong>der</strong> geschichtlichen<br />

Entwicklung zu sein scheint,<br />

daß Zeiten, die späteren Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

bedeutsame Neuerrungenschaften hinterlassen,<br />

ihnen gleichzeitig doch auch neue<br />

Lasten aufbürden. In zeitgeschichtlichen<br />

Urteilen befangen, verkoppeln ste das<br />

gute Neue mit Ungutem, dessen Unwert<br />

dann erst spätere Geschlechter erkennen.<br />

Wie groß war doch <strong>der</strong> Fortschritt, den<br />

das entschlossene Streben nach Vereinheitlichung<br />

des Wortes und <strong>der</strong> Weisen,<br />

wie es jene Zeit auszeichnet, mit sich<br />

brachte! Namentlich, wenn man an die<br />

vorher herrschenden Zustände denkt. Dennoch<br />

wandte sich merkwürdigerweise das<br />

allgemeine Interesse nach dem Weltkrieg<br />

viel weniger jenen Einheitsbestrebungen zu.<br />

Was in den Brennpunkt <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Aussprachen trat, wofür vor allem<br />

manche <strong>Kirche</strong>nbehörden sich mit aller<br />

Kraft einsetzten, und was jener Zeit als<br />

die große Aufgabe <strong>der</strong> Zukunft erschien,


Zwei Übungen gefallen mir wohl: Musika<br />

und Ritterspiel mit Fechten. Die erste bricht<br />

Sorgen des Herzens, die zweite erhält den<br />

Leib gesund. Luther.<br />

an <strong>der</strong> sie mitzuarbeiten berufen sei, das<br />

war <strong>der</strong> Gedanke des EinheitS -<br />

gesangbuchs. Es ist sehr merkwürdig,<br />

wie selten uns in <strong>der</strong> Literatur <strong>der</strong> ersten<br />

Hälfte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts eine klare,<br />

grundsätzliche Herausarbeitung dieses<br />

Ideals begegnet. Man schwärmt für das<br />

kommende Einheitsgesangbuch, glaubt,<br />

durch Verzicht auf die bisherige Form des<br />

Gesangbuchs, durch Zerreißung in zwei<br />

Gesangbücher einer großen heiligen Sache<br />

ein großes Opfer bringen zu sollen, und<br />

lebt doch in höchst nebelhaften Vorstellungen<br />

von <strong>der</strong> Gestalt dieses EinheitögesangbucheS.<br />

Der einfache Gedankengang, daß<br />

ein Einheitsgesangbuch, wen es wirklich in<br />

seinem Lie<strong>der</strong>bestande alles bieten sollte,<br />

was berechtigterweise von ihm verlangt<br />

werden kann, einen unerträglichen Umfang<br />

erhalten müsse, begegnet uns sehr<br />

selten. Man macht es sich meist nicht<br />

klar, daß beispielsweise <strong>der</strong> Schwabe ein<br />

Anrecht hat, in seinem Gesangbuch von<br />

seinem He<strong>im</strong>atgut mehr zu besitzen, als in<br />

einem für Ostpreußen best<strong>im</strong>mten Gesangbuch<br />

enthalten sein könnte. Und wo das<br />

allgemeine Zentralisierungsbestreben dies<br />

Recht auf Berücksichtigung <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>entwicklung<br />

und deö Son<strong>der</strong>gutes nicht verdunkelte<br />

und man die Notwendigkeit <strong>der</strong><br />

Hinzufügung eines zweiten Teiles o<strong>der</strong>,<br />

wie man damals gerne zu sagen pflegte,<br />

provinzieller Anhänge zugab, merkte<br />

man nicht, daß damit das Ideal des Einheitsgesangbuchs,<br />

so wie es in den Heizen<br />

des dafür erwärmten Teils des <strong>Kirche</strong>n-<br />

Volkes lebte, bereits verlassen war. Man<br />

verschloß sich <strong>der</strong> Einsicht, daß, wenn nun<br />

doch mit dem ersten, 342 Lie<strong>der</strong> umfassenden<br />

Teil allein nicht auszukommen sei,<br />

auch <strong>der</strong> wirtschaftliche Vorteil, den man<br />

sich vom Einheitsgesangbuch versprach, in<br />

Wegfall käme. Dem fluktuierenden Teile<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung mußte eben doch, genau<br />

wie in früheren Zeiten, eine Neuanschaffung<br />

zugemutet werden. Ebenso<br />

wenig erkannte man die Hemmnisse, die<br />

eine solche Kanonisierung eines Teiles<br />

unseres Lie<strong>der</strong>gutes <strong>der</strong> hymnologischen<br />

Entwicklung bereiten mußte. <strong>Das</strong> oben<br />

genannte Gesangbuch, <strong>im</strong> Jahre 4915 zuerst<br />

erschienen, zeigt etwa die hymnologischen<br />

Erkenntnisse und Bedürfnisse des<br />

Anfangs des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Ja <strong>im</strong><br />

Grunde auch diese nicht in völliger Klarheit.<br />

So waren F. SpittaS bedeutungsvolle<br />

Hinweise auf die Dichtkunst von A.<br />

und Th. Blaurer vorher erschienen. <strong>Das</strong><br />

sog. Auslandsgesangbuch nahm von ihnen<br />

keinerlei Notiz. Auch auf an<strong>der</strong>em Ge-<br />

biete blieb man hinter Erkenntnissen zurück,<br />

die jene Zeit sich erarbeitet hatte. So<br />

gab man das Gesangbuch in einer Form<br />

heraus, die von <strong>der</strong> künstlerischen Bewegung<br />

jener Tage völlig unberührt war.<br />

Seit Herausgabe des evangelischen Gesangbuchs<br />

für Elsaß-Lothringen <strong>im</strong> Jahre<br />

1899 hatte man wie<strong>der</strong> angefangen, auf die<br />

äußere Ausstattung <strong>der</strong> Gesangbücher<br />

künstlerische Sorgfalt zu verwenden. Zur<br />

Zeit des Erscheinens des AuslandSgesangbuchs<br />

hatten etwa die Hälfte <strong>der</strong> damals<br />

verbreiteten Gesangbücher dem Straßburger<br />

Vorbild Gefolgschaft geleistet.<br />

Auch die Losung: „Kein Gesangbuch ohne<br />

Noten!" war in <strong>im</strong>mer weiteren Kreisen<br />

beachtet worden. Die Rückständigkeit, die<br />

das mit <strong>der</strong> Autorität des Deutsch-<strong>Evangelische</strong>n<br />

<strong>Kirche</strong>nausschusses ausgestattete<br />

Gesangbuch hier offenbarte, hätte, sollte<br />

man meinen, zur Vorsicht mahnen sollen.<br />

Eine beson<strong>der</strong>s kritische Prüfung wäre angebracht<br />

gewesen, ob die von dem <strong>Kirche</strong>nausschuß<br />

getroffene Wahl von 342 Lie<strong>der</strong>n<br />

wirklich das kanonische Ansehen verdiene,<br />

das man ihnen damals zuzuerkennen<br />

geneigt war. Wie wir heute wissen,<br />

haben die Väter des Einheitsgesangbuchs,<br />

<strong>der</strong>en Arbeit übrigens spater durch einen<br />

fünfzehngliedrigen Ausschuß erheblich verschlechtert<br />

wurde, sich, als <strong>der</strong> Gedanke<br />

aufkam, aus ihrem Werk ein Einheitsgesangbuch<br />

zu schaffen, mit Händen und<br />

Füßen dagegen gesträubt. Sie erkannten<br />

wohl klar, daß hier für die weitere Geschichte<br />

unseres Gesangbuches eine Fehlentwicklung<br />

drohe. Wie sehr sie recht<br />

hatten, wissen wir heute. In den entscheidenden<br />

Jahren gebrach es aber nachher<br />

an entschlossenem Wi<strong>der</strong>stand. Auch<br />

ein Hymnologe vom Range I. Smendö<br />

meinte 1927, es liege doch wohl nur ein<br />

Schönheitsfehler vor, und äußerte keine<br />

Besorgnisse über bedenkliche Folgen des<br />

Unternehmens für die Entwicklung <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong>nlie<strong>der</strong>. Die mit so großen Hoffnungen<br />

eingeleitete Bewegung für das EinheitSgesangbuch<br />

hat uns, weit entfernt, uns<br />

das EinheitSgesangbuch zu schenken, nur<br />

ein Zweiheitsgesangbuch nach dem an<strong>der</strong>en<br />

gebracht. So haben wir uns in eine<br />

Sackgasse verrannt, aus <strong>der</strong> es endlich gilt,<br />

heraus zu kommen. Und da bei den <strong>Kirche</strong>nbehörden<br />

die Geneigtheit, hier Führerdienstc<br />

zu leisten, vielfach fehlt, bleibt<br />

nichts übrig, als die Gemeinden zu mobilisieren.<br />

Nach diesen <strong>im</strong> wesentlichen geschichtlichen<br />

Ausführungen des bekannten PreSlauer<br />

Vertreters <strong>der</strong> praktischen Theologie<br />

behandelte Propst Kieselmann,<br />

Soest, die Frage: Worin besteht<br />

unsere heutige Gesangbuchsnot?<br />

Er wies zunächst darauf hin, wie<br />

die Unübersichtlichkeit aller <strong>der</strong>jenigen Gesangbücher,<br />

die <strong>der</strong> vom Deutschen<br />

<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>nausschuß ausgegebenen<br />

Losung gefolgt sind, die Freude am<br />

Gesangbuch und die Neigung, sich mit ihm<br />

auch außerhalb des Gottesdienstes zu beschäftigen,<br />

fraglos gemin<strong>der</strong>t habe. Schwerer<br />

noch ins Gewicht falle, daß die Lie<strong>der</strong><br />

des zweiten Teils durch die herrschende<br />

Praris degradiert würden. Viele Gemeindeglie<strong>der</strong><br />

seien nicht dazu zu bringen, bei<br />

Umzug in ein an<strong>der</strong>es <strong>Kirche</strong>ngebiet sich<br />

den dort eingeführten zweiten Teil anzuschaffen,<br />

da sie ja den größten Teil <strong>der</strong><br />

Lie<strong>der</strong> (<strong>im</strong> ersten Teil) bereits besäßen. So<br />

mache die Einbürgerung <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong> des<br />

zweiten Teils die erheblichsten Schwierigkeiten,<br />

ja sei in vielen Gemeinden fast aussichtslos.<br />

Dies müsse um so mehr beklagt<br />

werden, als die Lie<strong>der</strong> des zweiten<br />

Teils denen des ersten vielfach weit überlegen<br />

seien. Immer wie<strong>der</strong> werde in den<br />

Gemeinden die sehr berechtigte Frage laut,<br />

warum man sich zur Zerreißung <strong>der</strong> Gesangbücher<br />

in zwei Teile entschlossen habe,<br />

da doch kein Mensch mehr an ein Einheitsgesangbuch,<br />

wie es einst vor Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

unseren Vätern als Ideal vorgeschwebt<br />

habe, glaube. Die tiefste Not<br />

ist aber mit alledem noch nicht gekennzeichnet.<br />

Sie besteht darin, daß die Spannung<br />

zwischen Leben und Buch von Jahrzehnt<br />

zu Jahrzehnt schmerzlicher und<br />

stärker geworden ist, und jener Kanonisierungöprozetz<br />

Verkalkungserscheinungen<br />

zur Folge gehabt hat, die die Gesundheit<br />

unseres kirchlichen Lebens und das Ansehen<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> nach außen schwer schädigen<br />

mußten. Redner machte in diesem Zusammenhang<br />

eingehende Mitteilungen<br />

über seine nicht weniger als zwanzigjährigen<br />

Erfahrungen als Mitglied des<br />

GesangbuchauSschusseS des Deutsch-<br />

<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>nausschusseS. Sooft<br />

ein Versuch gemacht wurde, Veraltetes<br />

und UeberlebteS in dem Lie<strong>der</strong>gute des<br />

ersten Teils auszuschalten, scheiterte er<br />

an dem entschlossenen Wi<strong>der</strong>stand irgendwelcher<br />

Klichengebiete, die für das betreffende<br />

Lied eine beson<strong>der</strong>e Vorliebe besaßen.<br />

Vor allem aber wurde dann regelmäßig<br />

die grundsätzliche Frage aufgerollt,<br />

ob es überhaupt geraten sei, an diesem<br />

ersten Teil etwas zu än<strong>der</strong>n, da jede<br />

Aen<strong>der</strong>ung bei <strong>der</strong> Größe des Verbreitungsgebietes<br />

die folgenschwersten Wirkungen<br />

auch wirtschaftlicher Art hervorrufen<br />

müsse, die Numerierung über den<br />

Haufen werfe und in die Gemeinden Unruhe<br />

und Verst<strong>im</strong>mung trage. Von Jahrzehnt<br />

zu Jahrzehnt werde die Umarbeitung<br />

des ersten Teiles hinausgeschoben,<br />

allerlei Ballast <strong>im</strong>mer weiter geschleppt,<br />

während man die Berücksichtigung <strong>der</strong> Geaenwartsbedürfnisse<br />

und Ausmünzung neuer<br />

hymnologischer Erkenntnisse allein den<br />

Ausschüssen überließe, die die zweiten Teile<br />

bearbeiten. So habe die einst viel gepriesene<br />

Einheitsgesangbuchsbewegung dahin<br />

geführt, daß von einer einheitlichen,<br />

gemeinsamen Bemeisterung <strong>der</strong> Gesangbuchöaufgaben<br />

keine Rede mehr sei und<br />

457


schwerfälliger bürokratischer Mechanismus<br />

da herrsche, wo neben aller Wertschätzung<br />

des guten Alten bewegliche Aufgeschlossenheit<br />

für neue Zeitbedürfnisse<br />

bitter not tue. Die von dem Redner angeregte<br />

Gründung <strong>der</strong> Paul-Gerhardt-<br />

Bünde bedeute, dessen sei er sich voll bewußt,<br />

Flucht in die Öffentlichkeit. Aber<br />

nur hier <strong>im</strong> ungehin<strong>der</strong>ten, freien Kampf<br />

<strong>der</strong> Meinungen wäre ein Fortschritt erreichbar.<br />

Beide Vorträge hatten die St<strong>im</strong>mung<br />

vorzüglich vorbereitet für den dritten und<br />

letzten von Pfarrer Heisierbach,<br />

Frankfurt a. M.: „Wie werden wir<br />

Herr über unsere Gesangbuch Sn<br />

o t?" Los vom Zweiheitsgesangbuch muß<br />

die Losung sein! Jedes <strong>Kirche</strong>ngebiet erarbeite<br />

sich, wie es vor 4900 allgemein<br />

war, sein Gesangbuch, und zwar vom<br />

ersten bis zum letzten Liede! Keines weiche<br />

ohne dringende Not in Fassung <strong>der</strong> Texte<br />

und <strong>der</strong> Weisen vom Gesangbuch des<br />

Deutsch-<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>nausschusseS<br />

ab! Keines sireiche ohne ernsteste Begründung<br />

auch nur eines <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong>, die,<br />

vor allem infolge <strong>der</strong> Arbeit des Deutsch-<br />

<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>nausschusseS, weiteste<br />

Verbreitung gefunden haben. Aber volle<br />

Freiheit <strong>der</strong> Gestaltung, <strong>der</strong> Wahl, Gruppierung<br />

und Numerierung <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong> für<br />

jedes einzelne <strong>Kirche</strong>ngebiet! Gründliche<br />

Absage an all die falschen Ideologien von<br />

einem EinheitSgesangbuch, das ja doch nie<br />

kommt und auch nie kommen darf, soll<br />

nicht eine beispiellose Verarmung unseres<br />

Lie<strong>der</strong>gut-BesitzeS die unentrinnbare Folge<br />

sein. So bleiben wir dem in seiner Tiefe<br />

Folgende DIotitz war vor einigen Wochen in<br />

einer weitverbreitete,! Tageszeitung des <strong>Rheinland</strong>«<br />

zu lesen:<br />

„B eerdigung <strong>der</strong> beiden Opfer de«<br />

unbekannten Mör<strong>der</strong>«."<br />

„Heute nachmittag wurden die beiden einem<br />

Lustmord zum Opfer gefallenen Kin<strong>der</strong> G, H.<br />

und L, L. auf dem Südfriedhof zur letzten<br />

Ruhe bestattet. Anläßlich dieser ungewöhnlichen<br />

Beerdigung hatte sich eine unübersehbare<br />

Menschenmenge eingefunden, so daß die<br />

Polizei die Zugangswege zum Grabe absperren<br />

mußte, Die Sperre wurde jedoch von den<br />

Neugierigen an mehreren Stellen durchbrochen,<br />

und infolge <strong>der</strong> dadurch entstandenen Verwirrung<br />

und unter <strong>der</strong> Einwirkung <strong>der</strong> Hitze wurden<br />

einige Kin<strong>der</strong>, die sich <strong>im</strong> Trauerzuge befanden,<br />

ohnmächtig und mußten fortgeschafft werden.<br />

Am Grabe sprach Pfarrer einen<br />

tiefempfundenen Nachruf, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Bitte an<br />

die Eltern und Polizeiverwaltung auslief, die<br />

Kin<strong>der</strong> am Abend von <strong>der</strong> Straße fernzuhalten<br />

und nach Möglichkeit für öffentliche Sicherheit<br />

zu sorgen. Im Trauergefolge bemerkte man<br />

Vertreter <strong>der</strong> Stadtverwaltung und <strong>der</strong> Polizeioerwaltung,"<br />

gefaßten Ideal <strong>der</strong> Vereinheitlichung des<br />

<strong>Kirche</strong>ngesanges nichts schuldig, wahren<br />

unser Recht und erobern unseren Landeskirchen<br />

wie<strong>der</strong> den Einfluß auf die Gestaltung<br />

ihrer Gesangbücher, den sie in<br />

früheren Jahrhun<strong>der</strong>ten wahrlich nicht<br />

zum Schaden <strong>der</strong> singenden deutschevangelischen<br />

Christenheit ausgeübt haben.<br />

Wir sind es müde, heute noch <strong>im</strong> Jahre<br />

220(1 Lie<strong>der</strong>strophen zugemutet zu bekommen,<br />

wie etwa Lied 233, 5:<br />

Je größer Kreuz, je mehr Gebete;<br />

geriebne Kräuter riechen wohl.<br />

Wenn um das Schiff kein Sturmwind<br />

^wehte,<br />

so fragte man nicht nach dem Pol.<br />

Wo kämen Davids Psalmen her,<br />

wenn er nicht auch versuchet war?<br />

Wir wünschen in die Windstille unserer<br />

Lie<strong>der</strong>entwicklung eine frische Brise. Wir<br />

verlangen, daß man die Entwicklung unseres<br />

Gesangbuches in Fluß erhält, daß bei<br />

jedem neuen Gesangbuch das ganze überkommene<br />

Lie<strong>der</strong>gut von neuem zur Diskussion<br />

gestellt wird, und nicht mehr über<br />

300 Lie<strong>der</strong> als ein Noli m« tan^ero angesehen<br />

werden. Wir verlangen, daß aus<br />

dem Bankerott, den <strong>der</strong> Gedanke des Einheitsgesangbuchs<br />

gemacht hat, nun endlich<br />

restlos die Folgerungen gezogen werden.<br />

Hierfür gilt es zu werben in allen <strong>Kirche</strong>ngebieten.<br />

Der Redner machte die Versammlung<br />

darauf mit den Satzungen des<br />

Paul-Gerhardt-Bundes bekannt und gab<br />

seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß <strong>der</strong><br />

heutige Tag, indem er durch Fehler <strong>der</strong><br />

Vergangenheit einen Strich mache, den<br />

Beginn einer neuen Aufwärtsentwicklung<br />

Mancher Leser wird den Kopf geschüttelt haben<br />

in dem Gedanken: N3a« mag das für eine son<strong>der</strong>bar<br />

„tiefempfundene" Leichenrede gewesen<br />

sein. Ich glaube nicht, daß <strong>der</strong> Pfarrer (ob<br />

katholisch o<strong>der</strong> evangelisch, ist mir unbekannt)<br />

es tatsächlich als seine Pastorale Aufgabe angesehen<br />

hat, bei dieser Gelegenheit vor allem vor<br />

dem unbeaufsichtigten Spielen auf <strong>der</strong> Straße<br />

zu warnen und die Polizei zur Verstärkung <strong>der</strong><br />

öffentlichen Sicherheit aufzurufen, Ich vermute,<br />

er hat Bessere« zu sagen gehabt. Aber diese<br />

Zeitungsnotiz ist doch bezeichnend für das, was<br />

weite Kreise bei solch einer Gelegenheit au« dem<br />

Munde de« Pfarrer« voraussetzen o<strong>der</strong> erwarten,<br />

lind darüber hinaus legt dieser Artikel ungewollt<br />

den Finger auf eine bedenkliche Erscheinung,<br />

Alle«, restlo« alles, auch das<br />

Traurigste wird zur Sensation<br />

gemacht, Und es wird höchste Zeit, daß wir<br />

in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> wenigsten« uns dagegen wehren.<br />

Daß bei beson<strong>der</strong>en Trauerfällen <strong>der</strong> Haufe <strong>der</strong><br />

neugierigen Zuschauer sich einfindet, ist nicht«<br />

Verwun<strong>der</strong>liche«, Aber da« Bedenkliche ist, daß<br />

diese Ehrfurchtslosigkeit vor Tod und Trauer,<br />

diese Rücksichtslosigkeit wie etwa« Selbstverständliches<br />

erscheint. E« hat sich die von Behörden<br />

und Organisationen begünstigte o<strong>der</strong> ge-<br />

für das <strong>Kirche</strong>nlied bedeute. (Lebhafter<br />

Beifall.)<br />

In <strong>der</strong> an die Vorträge sich anschließenden<br />

Aussprache machte nur <strong>der</strong> evangelische<br />

Kardinal von Berlin l). Kornbeck kritische<br />

Bedenken geltend. Er gab unumwunden<br />

zu, daß die GesangbuchSentwicklung<br />

an<strong>der</strong>e Bahnen gegangen sei, als<br />

man eö sich s. Z. nach dem Weltkrieg gedacht<br />

hatte, auch daß die hymnologische<br />

Entwicklung <strong>der</strong> letzten drei Jahrhun<strong>der</strong>te<br />

in den bekannten 342 Lie<strong>der</strong>n nicht die gebührende<br />

Berücksichtigung gefunden habe.<br />

Er stellte aber anhe<strong>im</strong> und gab zu erwägen,<br />

ob man nun wirklich daran verzweifeln<br />

müsse, daß bei Beibehaltung des<br />

bisherigen Verfahrens die neuere Zeit zu<br />

ihrem Rechte komme. Man möge es noch<br />

einmal zehn Jahre versuchen. Diese Ausführungen<br />

des Kardinals erweckten überall<br />

starken Wi<strong>der</strong>spruch, und mit 285 gegen<br />

4 St<strong>im</strong>men bei 3 St<strong>im</strong>menthaltungen<br />

wurde die Gründung des Paul-Gerhardt-<br />

BundeS endgültig beschlossen.<br />

Nach einem gemeinsamen Mahle folgte<br />

noch eine Besichtigung <strong>der</strong> Gesangbuchsausstellung,<br />

die für diesen Zweck die<br />

Staatsbibliothek in ihren Räumen veranstaltet<br />

hatte. Unverkennbar erregte <strong>der</strong><br />

Anblick vieler Gesangbücher aus <strong>der</strong> Zeit<br />

um 4900 nicht bloß Bewun<strong>der</strong>ung, son<strong>der</strong>n<br />

auch etwas Neid, und so erwies sich diese<br />

Ausstellung als ein ausgezeichnetes Propagandamittel.<br />

Sie warb vortrefflich für<br />

die For<strong>der</strong>ung des neugegründeten Bundes:<br />

Fort mit dem ZweiheitSgesangbuch! Zurück<br />

zum He<strong>im</strong>atgesangbuch <strong>der</strong> alten<br />

Zeit! i<br />

Die Sensation auf dem Friedhof<br />

wünschte Unsitte entwickelt, bei Unglücksfällen<br />

gemeinsame Bestattungen <strong>der</strong> Opfer zu veranstalten,<br />

die scheinbar Ausdruck allgemeinsten<br />

Mitempsinden« sind, in Wahrheit aber je<strong>der</strong><br />

wirklichen persönlichen Teilnahme ins Gesicht<br />

schlagen. Seit Jahren verfolge ich die Zeitungsnotitzen<br />

über Begräbnisfeiern aus solchem<br />

Anlaß, und <strong>im</strong>mer stärker wird bei niir die<br />

Frage: Empfindet denn niemand, wie qualvoll<br />

<strong>der</strong>artige Schaustellungen für wirklich trauernde<br />

Hinterbliebene sein müssen? O<strong>der</strong> bedeutet tatsächlich<br />

für die Hinterbliebenen die große Aufmachung<br />

eines Leichenbegängnisse« soviel, daß<br />

s!e selbst ihre Befriedigung daran haben? Leichenreden<br />

sind nie leichte Reden, Aber wenn sie<br />

eine Rede vor Tausenden und zugleich zu einen,<br />

verwaisten Mutter- o<strong>der</strong> Kindesherzen sein soll,<br />

sind sie übrigen« eine Unmöglichkeit. Und wenn<br />

nun gar gemeinsame Feiern für Christen und<br />

Atheisten gehalten werden, dann muß <strong>der</strong> Sinn<br />

einer evangelischen Beerdigung«feier völlig verlorengehen.<br />

Wann werden wir e«<br />

endlich lernen, in die Stille zu<br />

gehen? Wie selten liest man in <strong>der</strong> Zeitung,<br />

daß die Beisetzung in <strong>der</strong> Stille erfolgt! Und<br />

wie oft wäre diese Form die einzig<br />

wahrhaftige und wirklich tröstende!<br />

De,


<strong>Evangelische</strong>r Volksbildungsdienst für <strong>Rheinland</strong><br />

Rheinische evangelische Vüchereiarbeit / Film und Lichtbild / Jugend- und Laienspiel / <strong>Evangelische</strong><br />

Arbeitsgemeinschaft für Rundfunk in <strong>Rheinland</strong> und Westfalen / Volksbildung und ihre Grenzgebiete<br />

Die letzten Nummer» des „<strong>Evangelische</strong>n<br />

<strong>Rheinland</strong>s" sind sämtlich vergriffen. So<br />

erfreulich dies für uns ist, um so unangenehmer<br />

war es uns, sehr viele Wünsche<br />

um Nachlieferung des Clarenbach-Fest-<br />

Material« nicht erfüllen zu können.<br />

Wir geben es daher in dieser Nummer nochmal«.<br />

Ergänzt durch die wertvollen liturgischen<br />

Vorschläge von Pfarrer v. Zillessen,<br />

Diese haben wir bereits <strong>im</strong> Umdruck vor<br />

dem eigentlichen Clarenbach-Sonntag den<br />

Gemeinden zugehen lassen. Sie behalten<br />

darüber hinaus ihren Wert, zumal sehr viele<br />

rheinische Gemeinden ihren Clarenbach-Sonntag<br />

noch zu begehen haben und ihn unbedingt<br />

begehen müßten. Wo<br />

diese Unterlassung stattfand, sollte <strong>der</strong> diesjährige<br />

Reformationssonntag Clarenbach<br />

mitgelten. S.<br />

I. Literatur<br />

Geschichtliche Darstellungen:<br />

Forsthoff, Rheinische <strong>Kirche</strong>ngeschichte.<br />

Lichtweg-Verlag, Essen. Leinen gebunden<br />

ä5 ^. Bietet auf Seite 59 bis Seite tN»<br />

in straffer, geschichtlicher Darstellung da«<br />

Ergebnis <strong>der</strong> gesamten Quellenforschung<br />

über Clarenbach.<br />

Klugkist-Hesse, Frühlicht am Rhein.<br />

Verlag des Erziehungsvereins in Neukirchen<br />

bei Mörs. Gbd. S ^»t. Da« Buch<br />

für Gemeindeglie<strong>der</strong>, die eine Einführung<br />

in die geistige Lage am Nie<strong>der</strong>rhein zur<br />

Zeit Clarenbachs suchen,<br />

Rotscheidt, Adolf Clarenbach, <strong>der</strong> rheinische<br />

Märtyrer. Verlag <strong>der</strong> Kaiserswerthcr<br />

Diakonissenanstalt N,30 ^t. Zur Verteilung<br />

an Gemeindeabenden geeignet.<br />

Blankertz, Adolf Clarenbach. Ein Lebensbild<br />

au« <strong>der</strong> Frühzeit des nie<strong>der</strong>rheinischen<br />

Protestantismus. 2,— ^»l. Verlag Adolf<br />

Mann'« Nachfolger, Lennep.<br />

Dörpfeld, Adolf Clarenbach, <strong>der</strong> Reformator<br />

de« Bergischen Lande«. Neu herausgegeben<br />

von Rektor Vogelsang. Verlag de«<br />

<strong>Evangelische</strong>n Bunde«, Berlin W tU.<br />

Prei« N,5K ^»l.<br />

Im September dieses Jahres beging unsere<br />

Rheinische <strong>Kirche</strong> das 400jährige Gedächtnis<br />

an den Märtyrertod Adolf Clarcnbachs vor<br />

den Toren von Köln. In unseren Gemeinden<br />

werden auch fernerhin Feiern und Gemeindeabende<br />

stattfinden, die dieses Gedenken<br />

aus einer bloß rückwärts gewandten geschichtlichen<br />

Erinnerung herausheben und zu<br />

ernster Selbstbesinnung vertiefen wollen.<br />

Daß diese Feiern und Abende nicht aus dem<br />

polemischen Nein gegen Rom leben, braucht<br />

nicht beson<strong>der</strong>s ausgeführt zu werden; daß<br />

sie uns zu einer ernsten GotteSgelegenheit<br />

gegeben sind, uns in heiliger Ehrfurcht und<br />

Demut zu besinnen auf den Grund, da wir<br />

uns gründen, uns in heiligem Lebensdank<br />

Romane und Dichtungen:<br />

Emil Uellenberg, Adolf Clarenbach.<br />

Ein Roman au« <strong>der</strong> Reformationszeit,<br />

Prei« gebd. 6,— ^t. Verlag Koehler und<br />

Amelang, Leipzig. <strong>Das</strong> Märtyrer-Ehrenmal,<br />

von einem stark gestaltenden Dichter<br />

errichtet. E« ist <strong>der</strong> Clarenbach-Roman<br />

unserer Zeit.<br />

Ludwig Schneller, Adolf Clarenbach.<br />

Eine lyrische Dichtung. Verlag Wallmann,<br />

Leipzig. Preis 3,50 ^X.<br />

M. G. Dessin, Helden. Ein evangelische«<br />

Märtyrerbüchlein. Ganzleinen 2,50 ^>l. Verlag<br />

de« <strong>Evangelische</strong>n Preßoerbandes für<br />

<strong>Rheinland</strong>,<br />

II. Festspiele und Laienspiele<br />

Alle Spiele können von <strong>der</strong> Laienspiel-Beratungsstelle<br />

de« <strong>Evangelische</strong>n Volksbildungsdienstes,<br />

Essen, 3. Hagen 23, zur Einsichtnahme<br />

und zur Aufführung bezogen werden.<br />

Geordnet nach <strong>der</strong> Schwierigkeit <strong>der</strong> Aufführung.<br />

Paul Figge, Zeitenwende. Ein Clarenbach-<br />

He<strong>im</strong>atspiel. Verlag Ernst Scholl, Ronsdorf.<br />

Gbd. 2,50 ^»t.<br />

Andrea« Natorp, Adolf Clarenbach.<br />

Ein Festspie! in vier Auftritten. Preis<br />

0,80 ^t. tU Exemplare 8 ^t. Aussaat-<br />

Verlag, Barmen.<br />

Heinrich Tendick, Adolf Clarenbach.<br />

Ein Spiel aus <strong>der</strong> Reformationszeit. Erhältlich<br />

durch die Laienspielberatungsstelle<br />

des <strong>Evangelische</strong>n Volksbildungsdienste« für<br />

<strong>Rheinland</strong>. Aufführungsrecht 5 ^t.<br />

Luise Hürrthal, Und leucht'i stark in die<br />

Lande. Was Zeitgenossen von Adolf<br />

Clarenbach erzählen. Wegen einer Aufführung<br />

wende man sich an da« <strong>Evangelische</strong><br />

Gemeindeamt in Remscheid, Alleestraße<br />

27,<br />

Hermann Gries, Adolf Clarenbach. Ein<br />

Zeugenlied, Zu beziehen durch den <strong>Evangelische</strong>n<br />

Preßverband, Essen, Dritter Hagen<br />

23. Wegen Aufführungsrecht wende man<br />

Arbeitswerkzeug zu Clarenbach-Feiern<br />

sich an den Verfasser, Pfarrer Gries in<br />

Rötgen (Eifel).<br />

Otto Wehr, Gemeindefeiern zum Gedächtnis<br />

<strong>der</strong> Märtyrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>. Veröffentlicht<br />

in Nummer 7. Pfarrer Wehr,<br />

Saarbrücken, Spichernbcrgstraßc 74. Fernruf<br />

3047, steht zur Beratung bei Vorbereitung<br />

von Gemeindefeiern den Gemeinden gern<br />

mit Rat und Hilfe zur Verfügung.<br />

III. Lichtbildleihen und Bildbän<strong>der</strong><br />

Bildbän<strong>der</strong>:<br />

Zu beziehen durch die <strong>Evangelische</strong> Bildkammer<br />

für <strong>Rheinland</strong>, Essen, Dritter Hagen 23.<br />

Vom christlichen Märtyrertum, mit<br />

Text. Preis 4,50 ^l.<br />

Ihr werdet meine Zeugen sein.<br />

<strong>Das</strong> baltische Märtyrertum. Mit Test.<br />

Prei« 3,50 ^t.<br />

Clarenbach-Lichtbildreihe. Im Verlag<br />

<strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Bildkammer für<br />

<strong>Rheinland</strong> erschien soeben eine Clarenbach-Lichtbildreihe.<br />

Sie liegt in<br />

zwei Ausfertigungen vor: 1. als Glaebild-<br />

(Diapositiv)Reihe: 2. als Bildband (Stehfilm)<br />

für Filmosto. Einen Vortrags-<br />

Tert dazu hat Herr Pfarrer Liz. Klugkist-Hesse,<br />

geschrieben. Die Serie umfaßt<br />

22 Vil<strong>der</strong>, In ihrem ersten Teil stellt<br />

sie Elarenbach« Lebensweg dar, alsdann<br />

gibt sie einen plastischen Eindruck von<br />

<strong>der</strong> Zeitgeschichte Clarenbachs,<br />

schil<strong>der</strong>t sein Martyrium und ordnet Clarenbach<br />

in die Reihe <strong>der</strong> Märtyrer ein, indem<br />

ein kurzer bildlicher Ueberblick über da«<br />

Blutzeugentum von Stephan«« bis<br />

zu den Balten gegeben wird. Der Schlußtcil<br />

bringt einige Bil<strong>der</strong> aus dem westdeutschen<br />

kirchlichen und kulturellen Leben<br />

<strong>der</strong> Gegenwart und zeigt so die Frucht,<br />

die da« rheinische Martyrium Clarenbach«<br />

getragen hat. Alle Anfor<strong>der</strong>ungen richte<br />

man rechtzeitig an die <strong>Evangelische</strong> Bildkammer<br />

für <strong>Rheinland</strong>, Essen, Dritter<br />

Hagen 23, Die Glasbildrcihe wird entliehen<br />

für 40 ^>t, da« Bildband für 3 ^l geliefert.<br />

Gemeindefeiern zum Gedächtnis <strong>der</strong> Märtyrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />

zusammenzuschließen über dem, was Gott<br />

an uns gewendet hat, dürfen wir auch für<br />

die Veranstaltung von Gemeindeabenden<br />

unterstreichen.<br />

Damit das Gedächtnis an den Blutzeugen<br />

für das Evangelium, Adolf Clarenbach,<br />

nicht in <strong>der</strong> Einmaligkeit einer Veranstaltung<br />

stecken bleibt, sollten mehrere unter<br />

dem Gedanken des Märtyrer<br />

z e u g n i s s e S stehende Gemeindeabende<br />

gehalten werden.<br />

Dazu wollen die folgenden Entwürfe<br />

Anregung geben. Da diese Ilummer des<br />

<strong>Evangelische</strong>n <strong>Rheinland</strong> eine ausführliche<br />

Angabe von Literatur zum Clarenbach-Ge-<br />

dächtnis bringt, wird hier auf Einzelhinweise<br />

verzichtet. Die Anmerkungen zu den<br />

drei Entwürfen weisen für die Märtyrergeschichte<br />

auf die Quellen hin, die benutzt<br />

wurden. Für die „Einführung" innerhalb<br />

<strong>der</strong> einzelnen Abende ist eine <strong>der</strong> Größe des<br />

Gegenstandes entsprechende zuchtvolle<br />

Sprache des Vortrags notwendig. Wesentlich<br />

ist, daß nicht weitschweifig über die<br />

Dinge geredet wird, son<strong>der</strong>n daß man die<br />

Sache selber reden läßt mit <strong>der</strong> wuchtigen,<br />

eindrücklichen Klarheit <strong>der</strong> Sprache aus<br />

den Quellen.<br />

Vor dem „A u ffüh r u n gs"-S t i l ist<br />

die Feier sorgsam zu bewahren, das gilt


auch für das Singen von Chor o<strong>der</strong> Singschar.<br />

<strong>Das</strong> Auf- und Abtreten isi zu vermeiden,<br />

Insbeson<strong>der</strong>e isi auf das Einüben<br />

soviel Sorgfalt und Fleiß zu verwenden,<br />

daß die Lie<strong>der</strong> ohne langes Sich-aufstellen<br />

und Töne-angeben die St<strong>im</strong>mungseinheit<br />

nicht zerreißen. Wie weit die Darstellung<br />

<strong>der</strong> Festspiele, auf die diese Nummer<br />

auch hinweist, in den Rahmen <strong>der</strong> Gemeindeabende<br />

einbezogen wird, unter Umständen<br />

mit einzelnen Szenen, wird nach<br />

den einzelnen Gemeinden verschieden sein.<br />

Auf jeden Fall isl gerade bei<br />

<strong>der</strong> Darstellung alles Theaterhafte<br />

unerbittlich fern zu<br />

halten. Die Gedichte dürfen nicht „aufgesagt"<br />

werden, son<strong>der</strong>n sollen aus dem<br />

Geist <strong>der</strong> ganzen Feier heraus gesprochen<br />

werden. Gemeindeabende wie diese sind<br />

ganz beson<strong>der</strong>s empfindsam. Sie bedürfen<br />

ernster und langer Vorbereitung, auch in<br />

<strong>der</strong> Ausgestaltung des Raumes, in dem sie<br />

gehalten werden. Daß sie nicht mit<br />

Alkohol und Nikotin, auch nicht<br />

mit Kaffee verbunden sein dürfen,<br />

sei wenigstens anmerkungsweise<br />

gesagt. 22.<br />

I.<br />

Märtyrer-Feier.<br />

Gemeinde: Wo Gott <strong>der</strong> Herr nicht bei uns<br />

hält, R. W. G. 477, 1. 4. 5. «.<br />

Vorspruch: „Heil Cäsar dir! Dich grüßen, die<br />

da sterben"! K. Gerok.<br />

Chor o<strong>der</strong> Singschar: Wach auf, wach auf,<br />

's ist hohe Zeit, Ambroslu« Blaurer: <strong>im</strong><br />

Entwurf de« Rheinisch-Westfälischen Son<strong>der</strong>gut«,<br />

Nr. 46, 1. «. 7.<br />

Einführung: Au« alten Märtyrerzeiten <strong>der</strong><br />

jungen christlichen <strong>Kirche</strong>.<br />

Gemeinde und Chor o<strong>der</strong> Singschar o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

<strong>im</strong> Wechsel: Erhalt uns, Herr, bei deinem<br />

Wort, M. Luther.<br />

Einführung: Au« alten Märtyrerzeiten <strong>der</strong><br />

jungen evangelischen <strong>Kirche</strong>.<br />

1. Heinrich Voß, Ioh. Esch').<br />

Chor: Ein neue« Lied wir heben an, M, Luther,<br />

2. Kaspar Taubes), Heinr, von Zütphen'),<br />

Sprecher(in): Den Kirchhof zu Heide, Bartels').<br />

Chor: Die Höll und ihre Rotten, die krümmen<br />

mir kein Haar.<br />

Die Welt ist mir ein Lachen mit ihrem<br />

großen Zorn (au« P. Gebhardt: Auf, auf,<br />

mein Herz, mit Freuden).<br />

Sprccher(in): Haltet stand!').<br />

Die Clarenbach-Feier unserer Gemeinde!<br />

Gemeinde: Es ist da« Heil uns kommen her,<br />

Paul Speratus: R. W. G. 260, 4. 14. 42.<br />

3. Matthias Weibel"), Leonhard Kaiser'),<br />

Frau Wandelmoet«), Arnold Pollich»).<br />

Chor o<strong>der</strong> Singschar: Da« Silber, durch« Feuer<br />

siebenmal bewährt wird lauter künden, M.<br />

Luther^ aus: Ach Gott, vom H<strong>im</strong>mel sieh<br />

darein.<br />

Gemeinde: Die heilige Brunst, süßer Trost,<br />

R. W. G. 454, 3.<br />

Anmerkungen:<br />

») Siehe Ott" Michaelis- „Protestantisches Märtyrer,<br />

buch", Verlag Steinkopf, Stuttgart, Seite ) Siehe „Naltifche« Märlyrerbuch" von 0. O.<br />

Schubert, Furche.Nerlag, Seite 22—49.<br />

2) Schubert, Seite 60 ff.<br />

») Schubert, Seile 63 ff.<br />

«) Schabert, Leite «9 ff.<br />

°) Bachscher Sah Nr. »3 <strong>der</strong> Bachschen Choräle<br />

(Peters) o<strong>der</strong> Bearbeitung von l^. Hohmann,<br />

Sammlung geistlicher Musik, Nr.


Liturgischer Stoff zur<br />

Clarenbach-Feier<br />

eler<br />

In <strong>der</strong> Ueberzeugung, daß „Programme" viel weniger diene», als Stoff, <strong>der</strong> zur Auswahl und Zusammenstellung bereit ist, werden hier Sprüche<br />

und Schriftworte, Märtyrer w orte, Lie<strong>der</strong>verse und <strong>der</strong> Nachweis von Gebeten dargeboten — geeignet zur Verwendung <strong>im</strong><br />

Gottesdienst, in Gemeindefeiern, in Iugendfeiern und wo man sonst feiernd unserer rheinischen Märtyrer gedenkt. Man wühle<br />

nach wirklicher Prüfung und man wähle mit Maß! ein Uebermaß bewirkt nur das Gegenteil von rechter Erhebung. Doch sollte es ernstlichem<br />

Bemühen nicht allzu schwer sein, aus dem Dargebotenen die Feier zu gestalten, die für die jeweilige Gemeinschaft und für die jeweilige Stunde die rechte ist.<br />

I. Sprüche und Schriftworte<br />

1. Geduld und Glaube <strong>der</strong> Heiligen<br />

Gedenket an eure Lehrer, die euch da« Wort<br />

Gottes gesagt haben; ihr Ende schauet an und<br />

folget ihrem Glauben nach! Denn hier ist<br />

Geduld und Glaube <strong>der</strong> Heiligen.<br />

Er zeugete von <strong>der</strong> Wahrheit, und er war ein<br />

brennend und scheinend Licht. Er erwählte,<br />

mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden und<br />

achtete die Schmach Christi für größeren<br />

Reichtum, Er fürchtete sich nicht vor <strong>der</strong><br />

Feinde Gr<strong>im</strong>m und hielt sich an den, den er<br />

nicht sah, als sähe er ihn,<br />

2. Gottes Kraft bei seinem Zeugen<br />

Herr, du bist mein Gott, dich preise ich. Du<br />

bist <strong>der</strong> Geringen Stärke, <strong>der</strong> Armen Stärke<br />

i» Trübsal, eine Zuflucht vor dem Ungewitter,<br />

wenn die Tyrannen wüten, wie ein Ungewitter<br />

wi<strong>der</strong> eine Wand. Du demütigest <strong>der</strong> Feinde<br />

Ungestüm; es wird gedämpft vor dir <strong>der</strong> Tyrannen<br />

Sicgesgesang.<br />

Dein Wort ward mein Speise, da ich« empfing,<br />

und dein Wort ist meines Herzen« Freude und<br />

mein Trost.<br />

Darum spricht <strong>der</strong> Herr also zu seinem Zeugen:<br />

Wo du dich zu mir hältst, so will ich mich<br />

zu dir halten und sollst mein Prediger bleiben.<br />

Denn ich habe dich wi<strong>der</strong> die« Volk zur festen,<br />

ehernen Mauer gemacht, und ich bin bei dir,<br />

daß ich dir helfe.<br />

2. Ich kann nicht an<strong>der</strong>s!<br />

Ich will deinen Namen, Herr, predigen meinen<br />

Brü<strong>der</strong>n: ich will mir meinen Mund nicht<br />

stopfen lassen: ich will mich nicht schämen deines<br />

Zeugnisses, Denn wehe mir, wenn ich das<br />

Evangelium nicht predige! l<strong>im</strong> deinetwillen<br />

trage ich Schmach: aber du, Herr, bist meine<br />

Stärke und Kraft und meine Zuflucht in <strong>der</strong><br />

Not. N<strong>im</strong>m nicht von meinem Munde das<br />

Wort deiner Wahrheit. — Wir können nichts<br />

wi<strong>der</strong> die Wahrheit, son<strong>der</strong>n für die Wahrheit,<br />

Denn Gott hat uns nicht gegeben den<br />

Geist <strong>der</strong> Furcht, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Kraft und <strong>der</strong><br />

Liebe und <strong>der</strong> Zucht, auf daß nicht jemand<br />

weich würde in diesen Trübsalen. Alles, was<br />

von Gott geboren ist, überwindet die Welt:<br />

und unser Glaube ist <strong>der</strong> Sieg, <strong>der</strong> die Welt<br />

überwunden hat,<br />

4. Ein feste Burg ist unser Gott!<br />

Herzlich lieb Hab ich dich, Herr, meine Stärke!<br />

Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter,<br />

mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein<br />

Schild und Hörn meines Heil« und mein Schutz!<br />

Wenn ich dich anrufe, so erhörest du mich<br />

und gibst meiner Seele große Kraft. Wenn<br />

ich mitten in <strong>der</strong> Angst wandle, so erquickest du<br />

mich und streckest deine Hand über den Zorn<br />

meiner Feinde und hilfst mir mit deiner Rechten.<br />

Man stößt mich, daß ich fallen soll: aber<br />

<strong>der</strong> Herr hilft mir.<br />

Ich schäme mich des Evangelium« von Christo<br />

nicht: denn es ist eine Kraft Gottes, die da<br />

selig macht alle, die daran glauben. Ich gehe<br />

einher in <strong>der</strong> Kraft de« Herrn: ich preise deine<br />

Gerechtigkeit allein. Ich will den Kelch de«<br />

Heils nehmen und de« Herren Namen predigen.<br />

Der Tod seiner Heiligen ist wert gehalten vor<br />

dem Herrn. O Herr, ich bin dein Knecht. Du<br />

hast meine Bande zerrissen.<br />

S. Treue um Treue<br />

Da« ist gewißlich wahr: Sterben wir mit, so<br />

werden wir mit leben: dulden wir, so werden<br />

wir mit herrschen; verleugnen wir, so wird er<br />

uns auch verleugnen; sind wir untreu, so bleibt<br />

er treu: er kann sich selbst nicht verleugnen.<br />

So spricht unser Herr und Meister zu seinen<br />

Jüngern: Ihr seid«, die ihr beharret habt bei<br />

mir in meinen Anfechtungen: und ich will euch<br />

das Reich bescheiden, wie mir« mein Vater<br />

beschieden hat, Und also bezeugt <strong>der</strong> Apostel<br />

Größter: Er hat zu mir gesagt: Laß dir an<br />

meiner Gnade genügen: denn meine Kraft ist<br />

in den Schwachen mächtig. Darum bin ich<br />

guten Muts in Schwachheiten, in Mißhandlungen,<br />

in Nöten, in Verfolgungen, in Aengsten<br />

um Christi willen, denn wenn ich schwach<br />

bin, so bin ich stark.<br />

Ü. <strong>Das</strong> N5ort sie sollen lassen stcchn!<br />

Ich danke dir, Herr, von ganzem Herzen: denn<br />

du hast deinen Namen über alles herrlich gemacht<br />

durch dein Wort, Die Blinden sehen<br />

und die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden<br />

rein, und die Tauben hören, die Toten stehen<br />

auf, und den Armen wird das Evangelium gepredigt,<br />

lind ist in keinem an<strong>der</strong>en Heil, ist<br />

auch kein an<strong>der</strong>er Name unter dem Hin<strong>im</strong>el den<br />

Menschen gegebe», darin wir sollen selig werden.<br />

Jesu« Christus, gestern und heute und<br />

<strong>der</strong>selbe auch in Ewigkeit, Es ist ein köstlich<br />

Ding, daß das Herz fest werde. Denn wir<br />

müssen durch viel Trübsal in da« Reich Gottes<br />

eingehen. Gott aber sei gedankt, <strong>der</strong> un« allezeit<br />

Sieg gibt in Christu« und offenbart den<br />

Geruch seiner Erkenntnis durch uns an allen<br />

Orten<br />

7. Berufen zur Ehre Gottes<br />

Bringet her dem Herrn Ehre und Stärke:<br />

bringet her dem Herrn die Ehre seines Namen«.<br />

Gelobet sei Gott, <strong>der</strong> Vater unseres<br />

Herrn Jesu« Christu«, <strong>der</strong> un« nach seiner großen<br />

Barmherzigkeit wie<strong>der</strong>geboren hat zu einer<br />

lebendigen Hoffnung, zu einem unvergänglichen<br />

und unbefleckten und unoerwelklichem Erbe, da«<br />

behalten wird <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel. Wisset, daß ihr<br />

nicht mit Vergänglichem, Silber o<strong>der</strong> Gold, erlöset<br />

seid von eurem eitlen Wandel nach <strong>der</strong><br />

Väter Weise, son<strong>der</strong>n mit dem teuren Blut<br />

Christ! al« eine« unschuldigen und unbefleckten<br />

Lamme«. Ihr seid da« auserwählte Volk, da«<br />

königliche Priestertum, da« heilige Volk, da«<br />

Volk des Eigentums, daß ihr verkündigen sollt<br />

die Tugenden de«, <strong>der</strong> euch berufen hat von <strong>der</strong><br />

Finsterni« zu seinem wun<strong>der</strong>baren Licht, Darum<br />

gedenket an die vorigen Tage und werfet euer<br />

Vertrauen nicht weg. Wir sind nicht von<br />

denen, die da weichen und verdammet werden,<br />

son<strong>der</strong>n von denen, die da glauben und die<br />

Seele erretten.<br />

8. Die Zeugen <strong>der</strong> Wahrheit<br />

So spricht die Schrift von <strong>der</strong> Macht, die <strong>der</strong><br />

Apostel Zeugni« über ihre Richter gewonnen:<br />

Sie sahen an die Freudigkeit des Petrus und<br />

Johannes und verwun<strong>der</strong>ten sich; denn sie waren<br />

gewiß, daß e« (ungelehrte Leute und) Laien<br />

waren, und kannten sie auch wohl, daß sie mit<br />

Jesu gewesen waren.<br />

Und so bekennt unser Meister Jesu« Christu«:<br />

Wir reden, was wir wissen, und zeugen, was<br />

wir gesehen haben, und ihr nehmt unser Zeugnis<br />

nicht an. Und so bekennt er vor seinem<br />

Richter: Ich bin dazu geboren und in die Welt<br />

gekommen, daß ich für die Wahrheit zeugen<br />

soll. Wer aus <strong>der</strong> Wahrheit ist, <strong>der</strong> höret<br />

meine St<strong>im</strong>me. — So ich von mir selbst zeuge,<br />

so ist mein Zeugni« nicht wahr. Ein an<strong>der</strong>er<br />

ist's, <strong>der</strong> von mir zeuget: und ich weiß, daß<br />

da« Zeugnis wahr ist, das er von mir zeuget.<br />

Wer es aber ann<strong>im</strong>mt, <strong>der</strong> besiegelt»,<br />

daß Gott wahrhaftig ist.<br />

?. Der verordnete Kampf<br />

Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben.<br />

So spricht unser Herr und Meister Jesus<br />

Christus: Sie werden euch überantworten vor<br />

ihre Rathäuser und werden euch geißeln in ihren<br />

Schulen und euch vor Fürsten und Könige<br />

führen um meinetwillen. Sie werden euch<br />

überantworten in Trübsal und werden euch<br />

töten. Und ihr müsset gehasset werden um<br />

meines Namens willen von allen Völkern.<br />

Wer aber beharret bis ans Ende, <strong>der</strong> wird<br />

selig. Wer mich bekennet vor den Menschen,<br />

den will ich bekennen vor meinem h<strong>im</strong>mlischen<br />

Vater. Wer mich aber verleugnet vor den<br />

Menschen, den will ich auch verleugnen vor<br />

meinem h<strong>im</strong>mlischen Vater.<br />

Die Apostel aber gingen fröhlich von de« Rats<br />

Angesicht, daß sie würdig gewesen waren, um<br />

seines Namen« willen Schmach zu leiden, und<br />

hörten nicht auf, alle Tage <strong>im</strong> Tempel und<br />

hin und her in den Häusern zu lehren und zu<br />

predigen das Evangelium von Jesus Christus.<br />

Darum auch wir, dicweil wir eine solche Wolke<br />

von Zeugen um uns haben, lasset uns ablegen<br />

die Sünde, die un« <strong>im</strong>mer anklebt und träge<br />

macht, und lasset uns laufen durch Geduld<br />

in dem Kampf, <strong>der</strong> uns verordnet ist.<br />

1V. Die lleberwin<strong>der</strong><br />

Nun wir sind gerecht geworden durch den Glauben,<br />

so haben wir Frieden mit Gott durch<br />

unseren Herrn Jesu« Christu«, und rühmen un«<br />

<strong>der</strong> Hoffnung <strong>der</strong> zukünftigen Herrlichkeit, die<br />

Gott geben soll. Ja, wir rühmen uns auch<br />

<strong>der</strong> Trübsale, Denn wir wissen, daß wir dazu<br />

gesetzt sind.<br />

So spricht unser Herr und Meister Jesu«<br />

Ehristu«: Wer sein Leben findet, <strong>der</strong> wird« verlieren:<br />

und wer sein Leben verliert um meinetwillen,<br />

<strong>der</strong> wird« finden. Und wer nicht sein<br />

Kreuz auf sich n<strong>im</strong>mt, und folget mir nach,<br />

<strong>der</strong> ist mein nicht wert. Nenn sie euch aber<br />

führen weiden in ihre Schulen und vor die


Obrigkeit und vor die Gewaltigen, so sorget<br />

nicht, wie o<strong>der</strong> was ihr antworten o<strong>der</strong> was<br />

ihr sagen sollt. Denn ihr seid es nicht, die<br />

da reden, son<strong>der</strong>n eures Vaters Geist ist es,<br />

<strong>der</strong> durch euch redet.<br />

Selig aber ist <strong>der</strong> Mann, <strong>der</strong> die Anfechtung<br />

erduldet! denn nachdem er bewähret ist, wird<br />

er die Krone des Leben« empfangen, welche<br />

Gott verheißen hat denen, die ihn lieb haben.<br />

Wer sind die, mit den weißen Klei<strong>der</strong>n angetan,<br />

und woher sind sie kommen? Diese sind«,<br />

die kommen sind aus großer Trübsal und<br />

haben überwunden durch des Lamme« Blut und<br />

durch da« Wort ihres Zeugnisse« und haben ihr<br />

Leben nicht geliebt bi« an den Tod.<br />

11. Der V3andel <strong>im</strong> Licht zum ewigen<br />

Erbe<br />

Zu <strong>der</strong> Zeit wird man ein solch Lied singen <strong>im</strong><br />

Lande: Wir haben eine feste Stadt, Mauern<br />

und Wehre sind Heil. Tut die Tor« auf, daß<br />

hereingehe da« gerechte Volk, da« den Glauben<br />

bewahret. Zu <strong>der</strong>selben Zeit werden die Tauben<br />

hören die Worte de« Buche«, und die<br />

Augen <strong>der</strong> Blinden werden au« Dunkel und<br />

Finsternis sehen, und die Elenden werden wie<strong>der</strong><br />

Hreude haben am Herrn, und die Armen unter<br />

den Menschen werden fröhlich sein in dem<br />

ll.<br />

1.<br />

Psalm 27, 1—3. 5. Sa. 7—t4. Mitten unter<br />

den Feinden in Gott geborgen.<br />

2.<br />

Ioh. 44. 4. 27. 15, 18—21. 1«, 1—3. 20.<br />

33. De« Meister« Jünger <strong>im</strong> Kampf mit <strong>der</strong><br />

Welt und doch <strong>im</strong> Frieden.<br />

I.<br />

Nehem. 8, 10 (Schluß). Rom, 8, 31b. 35—3».<br />

Märtyrerfreudigkeit.<br />

(Aus Klugkist-Hesse: Frühlicht am<br />

Rhein. Neukirchen, Buchhandlung de« Erziehungsoereins,)<br />

Die Lie<strong>der</strong>nummern sind die unseres Rheinisch-<br />

Westfälischen Gesangbuch«.<br />

1. Der Stern dieses Lebens<br />

Ach, wenn doch Gott wollte, daß ich würdig<br />

wäre, um <strong>der</strong> Wahrheit willen zu leiden und<br />

zu sterben! (S, 88,)<br />

Nr. 370, 1—3 (Hilf, Helfer, hilf).<br />

2. Clarenbach an Johann Klopreis:<br />

Wir wollen Gott, unserm h<strong>im</strong>mlischen Vater,<br />

für seine große, unermeßliche Gnade und Barmherzigkeit<br />

danken, die er an un« gewendet hat,<br />

und ihn bitten mit herzlicher und feuriger Andacht,<br />

daß sein göttlich Wort gepredigt werde<br />

durch die ganze Welt, durch Deutschland, durch<br />

alle diese umliegenden Län<strong>der</strong>, in dieser Stadt<br />

son<strong>der</strong>lich, und daß er mit seiner Gnade erfüllen<br />

möge, wa« er in un« angefangen hat, zu Herrlichkeit,<br />

Preis und Lob seines heiligen Namens.<br />

Ich hoffe, lieber Bru<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Herr soll in kurzer<br />

Zeit Wun<strong>der</strong>dinge wirken. Darum lasset<br />

uns seiner mit Geduld harren, und heftig bleiben<br />

in Danksagung und Gebet. Emanual,<br />

Amen! (S. ii?f.)<br />

Nr. 250, 1 (Nun freut euch, lieben Christen<br />

g'mein).<br />

Heiligen Israel«, Denn da« Volk, das <strong>im</strong><br />

Finstern wandelt, siehet ein große« Licht, und<br />

über die da wohnen <strong>im</strong> finsteren Lande, scheint<br />

e« helle. — Und das Licht scheinet in <strong>der</strong> Finsternis,<br />

und die Finsterni« hat« nicht begriffen.<br />

So spricht unser Herr Jesu« Christu«: Ich<br />

bin da« Licht <strong>der</strong> Welt: wer mir nachfolget,<br />

<strong>der</strong> wird nicht wandeln in <strong>der</strong> Finsternis, son<strong>der</strong>n<br />

wird das Licht des Lebens haben, lind abermal«<br />

spricht er: Ihr seid das Licht <strong>der</strong> Welt.<br />

Laßt euer Licht leuchten vor den Leuten, daß<br />

sie euere guten Werke sehen und euern Vater<br />

<strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel preisen.<br />

lind so spricht <strong>der</strong> Apostel: Er hat un« tüchtig<br />

gemacht zu dem Erbteil <strong>der</strong> Heiligen <strong>im</strong><br />

Licht, und durch Jesu« Christu« haben wir<br />

Freudigkeit und Zugang in aller Zuversicht. So<br />

lasset uns hinzugehen mit wahrhaftigem Herzen<br />

in völligem Glauben, und lasset un« halten an<br />

dem Bekenntnis <strong>der</strong> Hoffnung und nicht wanken,<br />

denn er ist treu, <strong>der</strong> sie verheißen hat.<br />

12. Es soll uns doch gelingen!<br />

Dafür halte uns je<strong>der</strong>mann: Für Christi Diener<br />

und Haushalter über Gottes Gehe<strong>im</strong>nisse. Nun<br />

suche man nicht mehr an den Haushaltern,<br />

denn daß sie treu erfunden werden. So spricht<br />

unser Herr Jesu« Christus: Wer von sich selbst<br />

redet, <strong>der</strong> suchet seine eigene Ehre: wer aber<br />

2. Kor. 4, 5—11, 1«—18. Die Herrlichkeit<br />

<strong>der</strong> Eoangeliumspredigt und <strong>der</strong> Evangeliumshoffnung<br />

in <strong>der</strong> Todesgestalt.<br />

5.<br />

2. Kor. 5, 2N. N, 4—10. Die Botschafter an<br />

Christi Statt und Diener Gottes in allen<br />

Dingen.<br />

«.<br />

Eph. n, IN—2«. Ritterschaft in Gottes Kraft<br />

bi« in die Ketten.<br />

I. Johann Klopreis an Clarenbach:<br />

Sieh, wir haben in Christo gewonnen Spiel,<br />

<strong>der</strong> unser König und Haupt ist, in dem wir<br />

durch den Glauben wi<strong>der</strong> den Teufel und wi<strong>der</strong><br />

alle seine Anhänger, wi<strong>der</strong> die Sünde, Tod und<br />

Hölle, glorieren und trotzen. Denn dies hat<br />

alle« Christu« überwunden und triumphiert jetzt<br />

wie ein tapferer, streitbarer Held. Wie sollte<br />

es nun möglich sein, daß wir un« fürchten?<br />

Hab also keine Angst: laß un« alle unsere<br />

Sorge auf ihn werfen, denn wir sind seine<br />

Kin<strong>der</strong>, und er sorgt für un«, hat also groß Acht<br />

auf un«, daß <strong>der</strong>, welcher uns anrühret, auch<br />

seinen eigenen Augapfel anrühret." (S. 116 f)<br />

Nr, 172, 3 (Und wenn die Welt voll Teufel<br />

war).<br />

4. Llarenbachs Wahnung an die Bürger»<br />

schaft und Gebet für die Obrigkeit<br />

Ich ermahne euch durch Jesum Christum, liebe<br />

Bürger, daß ihr wollt ohne Aufruhr lieblich,<br />

brü<strong>der</strong>lich und christlich untereinan<strong>der</strong> euch vertragen<br />

und eurer Obrigkeit gehorchen, wie un«<br />

die Schrift lehret. Unser Herr soll alle« zum<br />

besten kehren und euch seine Gnad und göttlich<br />

Wort geben.<br />

O Herr, erbarme dich über die Herren von<br />

Köln und über das einfache Volk! O Herr,<br />

vergib doch denen, die un« den Tod antun:<br />

wollest sie nicht richten nach deiner Gerechtigkeit,<br />

son<strong>der</strong>n nach deiner Barmherzigkeit.<br />

O Herr, wollest auch geben allen, die da« Schwert<br />

<strong>der</strong> Gerechtigkeit haben, einen starken Glauben,<br />

suchet die Ehre des, <strong>der</strong> ihn gesandt hat, <strong>der</strong><br />

ist wahrhaftig, und ist keine lingerechtigkeit an<br />

ihm, Wa« ich euch sage in <strong>der</strong> Finsternis,<br />

da« redet <strong>im</strong> Licht: und was ihr höret in da«<br />

Ohr, das predigt auf den Dächern, lind fürchtet<br />

euch nicht vor denen, die den Leib töten,<br />

und die Seele nicht können töten; fürchtet euch<br />

aber vielmehr vor dem, <strong>der</strong> Leib und Seele<br />

ver<strong>der</strong>ben kann in die Hölle,<br />

lind so spricht <strong>der</strong> Apostel seines Herrn: Halt<br />

<strong>im</strong> Gedächtnis Jesu« Christu«, <strong>der</strong> auferstanden<br />

ist von den Toten, nach meinem Evangelium,<br />

für welche« ich leide bis zu den Banden wie ein<br />

llebcltäter: aber Gottes Wort ist nicht gebunden.<br />

Darum erdulde ich alles um <strong>der</strong> Auserwählten<br />

willen, auf daß auch sie die Seligkeit<br />

erlangen in Christus Jesu« mit ewiger Herrlichkeit.<br />

Ich habe einen guten Kampf gekämpft,<br />

ich habe den Lauf vollendet, ich habe<br />

Glauben gehalten: hinfort ist mir beigelegt die<br />

Krone <strong>der</strong> Gerechtigkeit, welche mir <strong>der</strong> Herr an<br />

jenem Tage, <strong>der</strong> gerechte Richter, geben wird,<br />

nicht mir aber allein, son<strong>der</strong>n auch allen, die<br />

seine Erscheinung lieb haben. Darum auch du,<br />

Gottesmensch, jage nach <strong>der</strong> Gerechtigkeit, <strong>der</strong><br />

Gottseligkeit, dem Glauben, <strong>der</strong> Liebe, <strong>der</strong> Geduld,<br />

<strong>der</strong> Sanftmut. Kämpfe den guten Kampf<br />

des Glauben«,- ergreife da« ewige Leben, dazu<br />

du auch berufen bist und bekannt hast ein gutes<br />

Bekenntnis vor vielen Zeugen.<br />

Weitere Schriftworte<br />

Phil. 1, 21. 23b. 3, 7—14. Um einen ew'gen<br />

Kranz die« arme Leben ganz.<br />

8.<br />

1. Thess. 2, 3—13. Der rechte Diener am<br />

Wort.<br />

y.<br />

Hebr. IN, 38a. 11, 1. 2. 32—34, 36—39a. 12,<br />

<strong>Das</strong> Heldentum des Glaubens.<br />

Märtyrerworte und Lie<strong>der</strong>verse<br />

nämlich dem Kaiser, den Herren und Fürsten<br />

und auch allen geistlichen Prälaten.<br />

O Herr, du bist <strong>der</strong> neue Adam, wollest doch<br />

heutigen Tag« den alten Adam überwinden und<br />

ihn unter die Füße treten! (S. 136f.)<br />

Nr. 280, 2. 4. (Vater unser <strong>im</strong> H<strong>im</strong>melreich.)<br />

5. Die „tröstliche Zeitung" und <strong>der</strong> rechtfertigende<br />

Glaube<br />

Ich höre eine Zeitung, darauf man sich tröstet,<br />

eine gute Mär, daraus man Freude n<strong>im</strong>mt, die<br />

Predigt von Christu«, daß er sei ein Sohn<br />

David« nach dem Fleisch, aber ein Sohn Gotte«<br />

erwiesen nach dem Geist, <strong>der</strong> auferstanden<br />

ist von den Toten: hier sichest du die ganze Kraft<br />

des Evangeliums zum Leben. — Diesen rechtfertigenden<br />

Glauben nenne ich eine Zuversicht<br />

auf Gottes Gnade und Wort hin, eine so<br />

sichere, feste und beständige Zuversicht, daß <strong>der</strong><br />

Mensch lieber tausend Tode, so e« möglich<br />

wäre, leiden wollte, denn an Gottes Zusage und<br />

Verheißung zweifeln. (S. 139 f.)<br />

Nr. 283, 1. 3. (Ist Gott für mich, so trete),<br />

Nr. 261, 1. 3. (Such, wer da will).<br />

Ü. Von den Werken<br />

Gute Werke sind zur ewigen Seligkeit nicht<br />

notwendig: denn dazu ist un« Christus genug,<br />

so wir an<strong>der</strong>« da« fest glauben. Unsere Werke<br />

aber sind nichts an<strong>der</strong>es als Zeichen diese« unseres<br />

Glauben« an Christu« und Zeugnisse zum<br />

Siegel <strong>der</strong> Glaubensgerechtigkeit. (S. 14if.)<br />

Nr. 280, 1 (E« ist da« Heil un« kommen her).


7. Vom Glauben<br />

Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen<br />

.,., <strong>Das</strong> glaubt <strong>der</strong> Teufel auch. Doch<br />

da« glaubt <strong>der</strong> Teufel nicht, daß alle« für ihn<br />

geschehen sei zu seiner Seligkeit. Ich aber<br />

glaube festiglich, daß alles, was in diesen Artikeln<br />

beschlossen ist, zu Nutzen meiner armen<br />

Seele geschehen sei und auch aller Welt Seelen,<br />

die daran glauben. (S. 442.)<br />

Nr. 260, 8 (Es ist gerecht vor Gott allein),<br />

8. Die Entscheidung<br />

Wir halten uns an den Herrn Iesum Christum<br />

und an sein Wort. So werden wir nicht irren,<br />

Und da« Wort wollen wir bekennen, solange<br />

uns <strong>der</strong> Mund offen ist und wir rede» können,<br />

und wollen unseren Herrn bekennen, wie<br />

er un« befohlen hat.<br />

Von diesem Bekenntnis sollen un« we<strong>der</strong> Flammen,<br />

we<strong>der</strong> Hunger noch Durst abwenden,<br />

(S. 144.)<br />

Nr. 281, 4 u, 5 (Mein« Herzen« Krön —<br />

Wend von mir nicht).<br />

V. Bekenntnis Elarenbachs an die zu Lennep<br />

<strong>Das</strong> habe ich getan: Gewarnt habe ich vor <strong>der</strong><br />

päpstlichen Verführung. Darum werde ich von<br />

dem Teufel durch seine gottlosen Pfaffen einen<br />

Ketzer gescholten und so strafwürdig, daß man<br />

mich verbrennt o<strong>der</strong> ertränkt o<strong>der</strong> sonst umbringt,<br />

Gott <strong>der</strong> Herr sei gelobt und gebenedeit<br />

in Ewigkeit, daß er mich armen Sün<strong>der</strong><br />

würdig achtet, solches um seine« heiligen Namens<br />

willen zu leiden. Sie sollen aber wissen,<br />

daß, wenn sie mir das Leben genommen haben,<br />

sie mir dennoch Christum, das ewige Lebe», nicht<br />

nehmen noch ihn umbringen können. Auf ihm<br />

stehe ich und trotze nicht allein den Papisten,<br />

son<strong>der</strong>n allen Pforten <strong>der</strong> Hölle in aller meiner<br />

Wi<strong>der</strong>wärtigkeit und Verfolgung, (S, 159,)<br />

Nr, 364, 1. 4 (In dich Hab ich gehoffet, Herr),<br />

1V. 2lus seinen letzten Tagen <strong>im</strong> Gefängnis<br />

Wir haben hier unsere Fasten wohl gehalten,<br />

dadurch, daß wir in diesem Gefängnis großen<br />

Hunger und Kummer gelitten haben. — Wenn<br />

sie denn diesen Hals haben, so haben sie ihren<br />

Willen doch nicht. Ich aber werde da« ewige<br />

lieben haben, und sie sollen alsdann wohl erfahren,<br />

wa« sie getan haben, (S, 220.)<br />

Nr. 263, 1« (Da ist mein Teil und Erbe).<br />

Nr. 282, 5 (Ich lieg <strong>im</strong> Streit und wi<strong>der</strong>streb).<br />

Nr, 1?1, 5 (<strong>Das</strong> Silber, durchs Feuer siebenmal.)<br />

11. Todesbereitschaft <strong>der</strong> beiden Märtyrer<br />

Adolf Clarenbach sprach: „Gut geht es, und<br />

wir hoffen, e« soll heute besser werden! Wir<br />

begehren nicht« an<strong>der</strong>e«, denn zu sterben, auf<br />

daß wir von u,isern Feinden, da« ist von unserem<br />

Fleisch, den Sünden, <strong>der</strong> Hölle und dem<br />

Teufel erlöset werden. Ist da« nicht ein großer<br />

Trost? ... Auch begehren wir darum zu<br />

sterben, daß wir erlöset werden von dieser falschen,<br />

betrüglicheu Welt, auf daß wir nicht<br />

Feinde Gottes seien. Denn wer ein Diener<br />

o<strong>der</strong> Freund dieser Welt ist, <strong>der</strong> ist Gottes<br />

Feind. — Warum sollen wir da nicht gern<br />

sterbe» wollen? . .. Zum dritten begehren wir<br />

zu sterben, daß wir erlöset werden von <strong>der</strong><br />

Feindschaft des Teufel«, welcher jetzt umher,<br />

gehet, daß er uns von unsrer Meinung bringen<br />

möge.... Zu diesem Leiden sind wir von Gott<br />

berufen, wie Petrus in seinem Briefe sagt:<br />

Denn dazu seid ihr berufen, sintemalen auch<br />

Christus für un« gelitte» hat und hat un« ein<br />

Vorbild gelassen, daß wir seinen Fußtapfen<br />

nachfolgen Ist das nicht also? Darum<br />

ist Christus, unser Herr, gestorben, auf daß uns<br />

uusere Sünde an unserer Seele nicht schade»<br />

solle, so wir sie vor unsere»! Herrn Christus<br />

bekennen, <strong>der</strong> allein unser Mittler, Fürsprecher<br />

und Versöhner bei dem h<strong>im</strong>mlischen Vater ist.<br />

Was wollen wir denn mehr? Wenn wir<br />

Christum haben, so haben wir genug,"<br />

Darauf sagte auch Peter Flisteden: „Wir halten<br />

uns an Christum allein," (S, 223f,)<br />

Nr, 367, 3, 5 (Von Gott will ich nicht lassen).<br />

Nr. 172, 4 (<strong>Das</strong> Wort sie sollen lassen stahn),<br />

12. Der Grund <strong>der</strong> Zuversicht<br />

Wir verlassen uns auf keinen Menschen, mögen<br />

sie noch so heilig gewesen sein, auch nicht auf<br />

unsere guten Werke, davon wir keine haben.<br />

Wo wir denn keine guten Werke haben und<br />

sollen doch heute sterben, wo sollen wir da hinaus?<br />

Zum Teufel wollen wir nicht, gute Werke<br />

haben wir nicht, Iüenschentrost hilft uns nicht,<br />

und all unser Tun ist umsonst. So ist billig,<br />

daß wir un« allein auf den Tod Christi verlassen,<br />

den er für un« gelitten hat, und sonst<br />

auf kein Ding, c« sei so schön, wie es wolle,<br />

(S. 224f.)<br />

Nr. 261, 1 u. 2 (Such, wer da will).<br />

12. Clarenbach be<strong>im</strong> Antritt des Todesweges<br />

<strong>Das</strong> ist so christliche Ordnung. Wohlan, Gott<br />

walte e«, es ist <strong>der</strong> rechte Weg.<br />

(Gebet auf dem Weg,)<br />

Lob, Ehr und Dank sei Dir, Vater, daß du<br />

diesen Tag hast lassen erscheinen, nach dem un«<br />

so lange verlangt hat, O Herr, sieh herab,<br />

denn es ist Zeit!<br />

(Weissagung,)<br />

O Köln, o Köln, wie verfolgst du da« Wort<br />

Gotte«! Noch ist ein Nebel in <strong>der</strong> Luft, aber<br />

<strong>der</strong> wird noch einmal reißen!<br />

(Flistedens Bekenntnis,)<br />

Wir sind nicht außerhalb <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, son<strong>der</strong>»<br />

in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gemeinde Christi,<br />

weil wir Glie<strong>der</strong> Christi sind. Nicht durch den<br />

Papst, den Antichrist zu Rom, son<strong>der</strong>n durch<br />

das Wort Gotte« wird die <strong>Kirche</strong>. (S, 226 bis<br />

229.)<br />

Nr. 260, 13 (Es ist da« Heil uns kommen<br />

her).<br />

Nr. 364, 6 (In dich Hab ich gehoffet, Herr).<br />

14. Als die Blutglocke vom Dom läutete<br />

Clarenbach: Gott <strong>der</strong> Herr sei gelobt, daß die<br />

Stund hier ist, daß wir um seinetwillen den<br />

Tod mögen leiden. Christus spricht: Wer<br />

Vater und Mutter mehr liebet denn mich, <strong>der</strong><br />

ist mein nicht würdig,<br />

(Zu dem Volk,)<br />

Aergert euch nicht, meine lieben Bürger, an<br />

unserem Tod. Unser Herr soll alles zum besten<br />

kehren und euch seine Gnade und göttlich Wort<br />

geben. . . Gott sei gelobt und gebcnedeit, daß<br />

er gestattet, daß ich in dieser Stunde soll inn<br />

seinetwillen leiden. (S. 229, 234 f.)<br />

Nr, 282, 1, 4 (Ich ruf zu dir, Herr Jesu<br />

Christ).<br />

Nr. 364, 5 (In dich Hab ich gehoffet, Herr).<br />

15. Gebet bei<strong>der</strong> ^Märtyrer auf dem Weg<br />

O Herr, Lob, Ehre und Dank sei dir, daß du<br />

diesen Tag hast erscheine» lassen! Du bist allein<br />

<strong>der</strong> Herr!<br />

(Adolf): O Herr, ich bitte dich, daß du doch<br />

wollest de» Funken deiner göttlichen Liebe, de»<br />

du in meinem Herzen hast angezündet, verwahren<br />

bis in den Tod!<br />

(Peter): O Herr, du hast H<strong>im</strong>mel und Erde»,<br />

Wasser und Feuer, und alles wa« darauf und<br />

darinnen ist, gemacht. Wollest uns doch beistehen!<br />

(Adolf): Mir ist mein Herz jetzt so fröhlich in<br />

meinem Leib, daß ich glaub, daß kein Freud<br />

<strong>der</strong> Welt ihr gleich sein möge! (S. 236, 240.)<br />

Nr. 283, 1—3 (Herzlich lieb Hab ich dich, o<br />

Herr).<br />

Ib. Die vierte Bitte<br />

(Adolf): O Herr, unser täglich Brot gib uns<br />

heute! Herr, heute, diesen Tag wollest du es<br />

uns geben! — Bru<strong>der</strong>, glaubst du und vertraust<br />

du auch dem Herrn, daß er uns will geben<br />

heute unser täglich Brot, da« ist: seine Gnade,<br />

Geist und H<strong>im</strong>melreich?<br />

(Peter): Ja, denn dies ist meine Zuversicht,<br />

und ich verlasse mich darauf.<br />

(Die fünfte Bitte,)<br />

(Peter): So begehr ich nun von dir, daß du mir<br />

verzeihen wollest, ob ich dich je in <strong>der</strong> Zeit,<br />

da wir beieinan<strong>der</strong> <strong>im</strong> Kerker gelegen, erzürnet<br />

hätte.<br />

(Adolf): Ja, gern, und ich begehr und bitt auch<br />

desgleichen von dir, ob ich dich erzürnet hätte,<br />

daß du mir das verzeihest. (S. 242 f,)<br />

Nr, 260, 14 (Es ist das Heil un« kommen her).<br />

Nr. 282, 3 (Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ).<br />

1/. Letzter Zuspruch <strong>der</strong> beiden<br />

(Adolf): Bru<strong>der</strong>, sei stark in dem Herrn und<br />

vertrau ihm, denn heutigen Tage« wollen wir<br />

bei Christus, unserm Bru<strong>der</strong>, in <strong>der</strong> Ewigkeit<br />

leben. Du sollst auch standhaftig <strong>im</strong> Glauben<br />

sein, und laß dich nicht da« Feuer erschrecken.<br />

Ich will auch dem Herrn vertrauen, und meine<br />

Worte sollen mein Siegel sein.<br />

(Peter): Ich will sterben al« ein Christenmensch,<br />

wie wir auch Christo, unserem Bru<strong>der</strong>,<br />

versprochen haben um seines Namens willen.<br />

(S. 244.)<br />

?Ir. 263, 6, 8 (Nichts, nicht« kann mich verdammen.<br />

— Und wenn an meinem Orte),<br />

18. Zum kurfürstlichen Richter<br />

Wiewohl ich ein Sün<strong>der</strong> bin, weiß ich, daß ich<br />

diesen Tod nicht verdient habe. Daß ihr mich<br />

mit diesem Feuer zu erschrecken vermeint, das<br />

macht mich gar nicht irre. Denn ich weiß, daß<br />

ihr mir nicht ein Haar auf meinem Haupte<br />

krümmen könnt, es werde euch denn von Gott<br />

zugelassen. Und wenn ihr mich schon getötet<br />

habt, so werdet ihr dennoch euren Willen nicht<br />

haben: ich aber werde da« ewige Leben haben.<br />

So erschreckt mich auch dieser Tod gar nicht.<br />

Denn ich weiß, daß Christus den Tod, Teufel,<br />

Hölle und alles, wa« darin ist, überwunden hat.<br />

So will ich auch Christum, meinen Bru<strong>der</strong>, bitten,<br />

daß er mein Herz wolle stärken, daß ich von<br />

ganzem Herzen denjenigen verzeihen kann, die<br />

mir diesen Tod antun. Ich will aber von Herzen<br />

gern sterben. —<br />

(Be<strong>im</strong> Betreten <strong>der</strong> Strohhütte.)<br />

Q Herl, hiernach hat mich lange verlanget!<br />

(S. 246 f.)<br />

Nr. 263, 14. 15 (Kein Engel, keine Freuden. —<br />

Mein Herze geht in Sprüngen).<br />

1Y. Clarenbachs „llnservater" (S. 232 f.)<br />

Die evangelische <strong>Kirche</strong> ist die Märtyrerkirche!<br />

Weißt du das? Weiß das deine Familie? deine Gemeinde? <strong>Das</strong><br />

einzige, volkstümliche, evangelische Iliartyrerbüchlein ist soeben erschienen:<br />

3N. G. Dessin: Helden. In Ganzleinen gebunden nur 2,50 N?.<br />

Verlag: EoangelischerPreßoerband für <strong>Rheinland</strong>, Essen. Schließfach 689<br />

463


IV. Gebete<br />

(enthalten <strong>im</strong> Rheinische» Entwurf zur Preußische» Agende 19l8 I. und <strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>nbuch von Arper-Zillessen 1,4. o. 5. Aufl. 1824 o. 182»,)<br />

Eingangsgebete: Rh. E. S. 134, Nr. 1.<br />

A.-Z. I. 136 (Heiliger Gott, du bist vor Zeiten),<br />

140 (Herr und Gott, wir danken dir).<br />

2S4 (Herr Gott, <strong>der</strong> du den Hoffärtigen),<br />

318, 2 (Herr Jesu« Christus. Wir danken dir).<br />

Sündenbekenntni « : Rh, E. S. 72,Nr, 11<br />

Von M. G. Dessin<br />

Wir wollen nicht den Männern de« Filmband«<br />

gegenüber in denselben Fehler verfallen,<br />

den wir an den Füännern <strong>der</strong> Redaktionsstuben<br />

begangen haben: sie erst dann<br />

al« vollwertig anzusehen, wenn sie eine«<br />

Geistes mit un« sind. Wir wollen un« bewußt<br />

in ihre Atmosphäre stellen und<br />

— gleichgewertet, gleichgeachtet — mitzuarbeiten<br />

versuchen, Der Leiter <strong>der</strong> Volksbildungsarbeiten<br />

unseres <strong>Evangelische</strong>n Preßverbandes<br />

hat bei <strong>der</strong> Eonntag-NIorgen-<br />

Vorführung eine« eben eröffneten Großkino«<br />

<strong>im</strong> Industriegebiet die einleitende Anspluche<br />

gehalten. Diese positive Mitarbeit<br />

in <strong>der</strong> Welt des Film«, auch die verheißungsvoll<br />

sich anbahnende Möglichkeit einer<br />

Beratung unsererseits bei <strong>der</strong> Filmproduktion<br />

scheint un« wesentlicher, notwendiger<br />

und entscheiden<strong>der</strong> zu sein als aller evangelischer<br />

Filmvertrieb, Inhalt und Gestaltung<br />

vorliegen<strong>der</strong> Ansprache wurden durch<br />

die Notwendigkeit best<strong>im</strong>mt, zu einem völlig<br />

ungleichartigen „Publikum" zu reden. S.<br />

Meine Damen und Herren!<br />

Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> — kinofremdem Lebens- und<br />

Arbeitskreise entflammend — an dieser<br />

Stelle hier zu Ihnen sprechen soll, wird das<br />

Bedürfnis fühlen zu einer Rechtfertigung<br />

o<strong>der</strong> doch Begründung seines „Auftretens!"<br />

So gestatten Sie auch mir, vor allem Eingehen<br />

auf mein eigentliches Thema<br />

.Künstlerisch-ethische Filmfragen<br />

<strong>der</strong> Zeit", einige persönliche Vorbemerkungen.<br />

Darf ich Ihnen zuerst sagen, welchen Sinn<br />

ich in solcher Feierrede sehe. Sie bedeutet<br />

nicht, daß ich <strong>im</strong> Auftrage irgendeiner<br />

Macht, irgendeiner Instanz hier vor Ihnen<br />

stehe. Was ich sage, ist persönliches<br />

Bekenntnis eines einzelnen, das<br />

freilich doch wohl nur aus dem Untergrund<br />

einer größeren Gemeinschaft heraus verstanden<br />

werden kann. I^nd keineswegs soll es<br />

M.G. Dessin Helden<br />

ein evangelisches Märtyrerbüchlein<br />

Gebunden 2,30 N?.<br />

Lichtweg-Verlag, Essen<br />

Gebet vor <strong>der</strong> (Zchriftverlesung:<br />

Rh. E. S. 76, Nr. 5: S. 80, Nr. 33? S. 101,<br />

Nr. 5, Nr. 7: S, 2U5, Nr. 2.<br />

Schlußgebete: Rh. E. S. 102, Nr. 1<br />

(weglassen Zeile S u. IN: Laß nicht — son<strong>der</strong>n).<br />

A.—Z. I. 140 (Herr und Gott, deine Gemeinde).<br />

Eine Kinopredigt<br />

bedeuten, daß damit alles, was Ihnen diese<br />

Stunden an sonstigen Darbietungen bringen,<br />

etwa durchgehend besaht sei. Darüber<br />

hernach noch ein offenes Wort. —<br />

Dies aber mag <strong>der</strong> Augenblick bedeuten: Es<br />

ist ein Ruf ergangen an einen Vertreter<br />

kirchlicher Arbeit, einmal in <strong>der</strong> Atmosphäre<br />

eines mo<strong>der</strong>nen Lichtspielhauses sein Wort<br />

zu sagen. Kein Zweifel, daß diesem Ruf<br />

vielleicht noch vor wenig Jahren kein Echo<br />

beschieden gewesen wäre. Kein Zweifel aber<br />

auch darüber, daß ein solcher Ruf überhaupt<br />

bislang nicht ergangen ist.<br />

Aber nun i st er ergangen und ist wohl ein<br />

Symbol dafür, daß man auch dort, wo die<br />

„Masse Mensch" wogt und pulst, sich auf<br />

Votschaften besinnt, die jenseits des Alltags<br />

klingen.<br />

Jedenfalls aber doch dies eine dürfte die<br />

Tatsache dieser Filmmorgenfeier bedeuten:<br />

Es ward damit durch die Leitung dieses<br />

Hauses eine Verpflichtung ganz beson<strong>der</strong>er<br />

Art übernommen! Die Verpflichtung,<br />

die begonnenen Eigenwege zielbewußt<br />

weiterzuverfolgen, dem Auftakt in <strong>der</strong> Programmgestaltung<br />

auch in Zukunft zu entsprechen.<br />

Die Zukunft eben wird darüber<br />

richten, ob <strong>der</strong> begrüßenswerte Versuch dieses<br />

Theaters Bestand hat, o<strong>der</strong> ob es ein<br />

Schlag ins Wasser war. . .<br />

Aber, meine Damen und Herren, hier wollen<br />

wir alle miteinan<strong>der</strong> einsehen, daß damit<br />

auch Verantwortung unsererseits einseht.<br />

Wir müssen mitgehen auf solchem<br />

Wege <strong>der</strong> Vervollkommnung, müssen mitgehen<br />

auf <strong>der</strong> Bahn des künstlerisch-ethischen<br />

Fortschritts!<br />

Denn — und das ist grundlegende Erkenntnis,<br />

und wer daran vorbeigeht, kann über<br />

filmische Dinge überhaupt nicht mitreden —<br />

Film und Kino stehen an und für<br />

sich „jenseits von Gut und Böse".<br />

<strong>Das</strong> heißt: Gut und Schlecht sind mögliche<br />

Eigenschaften, nicht Wesen des Films.<br />

Film und Kino sind in des Menschen Hand<br />

gegeben. Was er daraus macht, ist „seine<br />

Sache?" Nein: Ist seine Verantwortung!<br />

Mit dieser Erkenntnis jedoch wächst unser<br />

aller Anteil an Wesen und Entwicklung des<br />

Kinos. Auch dieses KinoS hier in seiner<br />

empirischen Gestalt. Damit ist allerdings<br />

305 (Allmächtiger, barmherziger Gott. Im<br />

Vertrauen).<br />

319 (Herr Jesu« Christus, unser Heiland).<br />

Hingewiesen sei auch auf da« Gebet, da«<br />

Klugkist Hesse seinem Buch „Frühlicht<br />

am Rhein" vorangestellt hat (S. 7). H.<br />

eine Wendung vollzogen. Eine Wendung<br />

gegen ganz best<strong>im</strong>mte Kreise, die mit<br />

dem Kino mit gewiß berechtigtem Mißtrauen<br />

gegenüberstehen, die aber unbillige<br />

For<strong>der</strong>ungen stellen. Es ist schlechterdings<br />

zuviel verlangt, daß das Kino sich reformieren<br />

solle, wenn die Reformatoren es<br />

<strong>im</strong>mer meiden und verleugnen. Cs ist hier<br />

keineswegs an<strong>der</strong>s als bei <strong>der</strong> Schaubühne<br />

auch. Wer als Theaterfeind nur<br />

von draußen am Wesen <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />

Schaubühne nörgelt, hat wohl sachlich in<br />

mancher Kritik recht, hat aber doch kein<br />

persönliches Recht dazu. Tausende Proteste<br />

und Entschließungen, tausend Eingesandts<br />

und Zeitungsartikel än<strong>der</strong>n nicht, wenn nicht<br />

ein das Theater freudig bejahen<strong>der</strong> MenschenkreiS<br />

die Bewegung trägt, und in positiver,<br />

praktischer Arbeit mit dem Theater<br />

lebt, wie es dort jetzt so verheißungsvoll<br />

durch die großen Bühnenvolksverbände geschieht.<br />

lind nun Filmmorgenfeier! Daß<br />

<strong>der</strong> Name „Morgenfeier" überhaupt schon<br />

gewagt werden kann, zeigt uns die ungeheure<br />

Entwicklung an, die die Weltfilmkultur<br />

genommen hat. Ich meine nicht allein<br />

die technische. Auch die ist gewaltig und<br />

wird auch dem Nichtfreund des Kinos alle<br />

Achtung abringen. Ich meine mehr noch die<br />

Entwicklung <strong>der</strong> inneren Qualität. Sie ist<br />

da und wird hoffentlich noch viel Früchte<br />

tragen.<br />

Morgen feier. Sehen wir uns das Wörtlein<br />

„Feier" einmal etwas näher an. Feier<br />

— das ist Erhebung über den Alltag,<br />

Ist Ausruhen, Entspannung und schöpferische<br />

Pause. <strong>Das</strong> Wissen darum ist<br />

uralt. Seit jenen grauen Tagen, die die<br />

biblische Schöpfungsgeschichte mit ihrer tiefsinnigen<br />

Plastik meint, weiß <strong>der</strong> Mensch<br />

darum, daß <strong>der</strong> Rhythmus seines <strong>Das</strong>eins<br />

sich nicht erfüllt in Arbeit und Mühe, son<strong>der</strong>n<br />

daß er auch des Wechsels bedarf:<br />

Sonntag! Feier — das bedeutet aber nicht<br />

nur das wöchentliche Brot <strong>der</strong><br />

Rast, um das ja so tief sittlicher Kampf<br />

auSgefochten wird in unseren Tagen — es<br />

bedeutet auch <strong>der</strong> Wille zur Verbindung,<br />

zur Gemeinschaft. In Fest und Feier<br />

bauen sich Brücken von Mensch zu Mensch.<br />

Feier will nicht isolieren, Feier will lockern<br />

und wie<strong>der</strong> binden. Und letztens will Feier<br />

noch mehr: Es will För<strong>der</strong>ung, Kräftigung,<br />

Ertüchtigung.


Allerdings Hochziele, von denen manche<br />

unserer Feiertage — wir können da alle an<br />

unsere Brust schlagen — recht weit entfernt<br />

sind. Wenn ich aber Filmmorgenfeier begehen<br />

will, dann muß etwas von diesen Gehalten<br />

darin zu spüren sein.<br />

Unerreichbar Ziel? Keineswegs. Denn wenn<br />

ich hier flehe, so darum, weil ich daran<br />

glaube, daß auch <strong>im</strong> Kino <strong>der</strong> Zukunft etwas<br />

von dieser For<strong>der</strong>ung Wirklichkeit werden<br />

will.<br />

Freilich nicht von heute auf morgen! Was<br />

sich in langen Jahren, ja Jahrzehnten angebahnt<br />

hat, wird nicht von heute auf morgen<br />

reif. Wir müssen billig denken und Zeit<br />

haben. Warten können! Was je<strong>der</strong><br />

Pädagoge muß, das müssen auch wir lernen<br />

<strong>im</strong> Hinblick auf das heranwachsende Kind<br />

<strong>der</strong> menschlichen Gesellschaft, den Film.<br />

Vielleicht, daß er trotz seiner fünfundzwanzig<br />

Jahre noch halt ein wenig in den<br />

Flegelzeiten steckt. . .<br />

Nur, daß wir den rechten Instinkt uns<br />

erwerben und bewahren, und daß wir<br />

überhaupt den Film viel ernster nehmen,<br />

als bisher. Dann wird es eines Tages<br />

auch geben, was uns jetzt noch eigentlich fehlt:<br />

nämlich den Film für solche Morgenfeier!<br />

Erwarten Sie keine Prophezeiung, wie <strong>der</strong><br />

ideale Morgenfeierfilm <strong>im</strong> einzelnen aussehen<br />

wird. Gestatten Sie mir aber, schon<br />

einige seiner mir deutlich werdenden Konturen<br />

zu zeichnen. Es sei gleich gesagt, <strong>der</strong><br />

Morgenfeierfilm sei auch Film für die<br />

Abendfeier. Für — — drehen Sie bitte<br />

das Wort um — es ist dasselbe —, also<br />

für Feierabend. Denn was nicht für<br />

den Morgen taugt, taugt auch<br />

nicht für den Abend.<br />

Ein Schlagwort deute an, was lange Satze<br />

nur schlecht erklären können. Wir brauchen<br />

den heroischen Film! Verstehen<br />

Sie recht. Als Vertreter kirchlicher<br />

Arbeit könnte ich vielleicht den biblischen<br />

Film wünschen. O<strong>der</strong> Sie könnten erwarten,<br />

ich for<strong>der</strong>te den Film mit religionSo<strong>der</strong><br />

kirchengeschichtlichem Inhalt. Aber<br />

keineswegs! Was entscheidet, ist niemals<br />

<strong>der</strong> Stoff, son<strong>der</strong>n <strong>im</strong>mer die Gestaltung,<br />

die Entwicklung! So kann es, wenigstens<br />

theoretisch, einen gottlosen Film über Jesus<br />

Christus geben o<strong>der</strong> einen unevangelischen<br />

Lutherfilm, während vielleicht an einem<br />

Schicksal verlorenen Menschentums stärkste<br />

seelische Impulse sich entzünden können!<br />

Also <strong>der</strong> heroische Film! <strong>Das</strong> wird <strong>der</strong><br />

echte, lebenswahre Film sein!, <strong>der</strong> Film,<br />

<strong>der</strong> auf geistige Kulisse verzichtet und statt<br />

dessen den Mut besitzt, die schlichte Wirklichkeit<br />

zu zeichnen. Der endlich lernt, daß<br />

zwischen Palast und Keller auch noch<br />

an<strong>der</strong>e Lebensräume sind, die es wert sind,<br />

dargestellt zu werden. Der Film sodann,<br />

<strong>der</strong> dem Menschen <strong>der</strong> Stadtluft Kraft gibt<br />

zum Alltag. Der keine Fluchtsehnsüchte<br />

för<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n Mut macht für die Wirklichkeit<br />

des Tageö.<br />

Der Film, <strong>der</strong> uns Großstädtern eine<br />

Sinndeutung unseres Schicksals<br />

gibt und uns dazu Wege weist, es<br />

zu bestehen. Man spricht von sterbenden<br />

Städten, weil keine Stadt aus s!ch selbst<br />

heraus lebe. Weil jede Stadt <strong>der</strong> steten<br />

Zufuhr an Menschen und Geschlechtern bedürfe.<br />

Wir wollen aber lebende<br />

Städte, damit unser Volk insgesamt<br />

lebe. Wir müssen uns einrichten<br />

lernen <strong>im</strong> <strong>Das</strong>ein <strong>der</strong> Großstadt, als einzelne,<br />

als Masse Mensch! Der heroische<br />

Film sei uns da Spiegelbild.<br />

Manches Heroische steckt übrigens schon in<br />

unserem heutigen Film „Hauptmann<br />

Sorrell". Dieser Sorrell, ein verabschiedeter<br />

Soldat des großen Völkerkrieges, ist<br />

so einer, <strong>der</strong> sich „einrichtet". Der sich<br />

durchbeißt. Und weniger diese Tatsache, als<br />

vielmehr die Art, wie er das tut, scheint<br />

mir vorbildlich. Diese schlichte Selbstverständlichkeit,<br />

mit <strong>der</strong> er seinen schweren<br />

Weg geht. Diese unsent<strong>im</strong>entale Sachlichkeit,<br />

mit <strong>der</strong> er sein Schicksal liebgewinnt.<br />

Ein Schicksal, das ihn nicht verbittert<br />

macht, son<strong>der</strong>n ihn am Ende seiner Tage<br />

die Hände falten läßt. — Wenn eingangs<br />

des Films sein Söhnchen, <strong>der</strong> kleine Kit,<br />

es so formuliert: „Du bleibst Hauptmann<br />

Sorrell, auch wenn du Straße kehren<br />

mußt", so trifft er damit den Nagel auf<br />

den Kopf. Sorrell ist <strong>der</strong> <strong>im</strong> guten Sinne<br />

mo<strong>der</strong>ne Mensch. Er ist <strong>der</strong> „wendige"<br />

Mensch, <strong>der</strong> abseits von Dienstwohnung<br />

und Pension den guten Kampf kämpft, den<br />

wir alle irgendwie kämpfen. Der dabei dem<br />

schnoddrig gefaßten, aber so tief sittlichen<br />

mo<strong>der</strong>nen Arbeitöethos des „Auf-anständige-Weise-Kaputtgehens"<br />

entspricht.<br />

Martin Luther nannte einst die Arbeit<br />

auch <strong>der</strong> geringsten Magd Gottesdienst.<br />

Unsere Zeit ist vor großen Worten scheu.<br />

Der <strong>Evangelische</strong> Preßoerband für <strong>Rheinland</strong><br />

hat für da« Winterhalbjahr 1927/1928 an<br />

Hand <strong>der</strong> Ankündigungen und Mitteilungen in<br />

rheinischen Sonntags-, Gemeindeblättern und<br />

Vereinszeitschriften Woche um Woche festgestellt,<br />

welche Veranstaltungen in unseren Gemeinden<br />

stattfanden. Sie wurden nach folgenden<br />

Hauptgebieten geordnet: Vorträge, Lichtbildoorträge.<br />

Filme, Theater und Laienspiele,<br />

musikalische Aufführungen. Lückenlos ist unser<br />

— fast vollzählige« — Material nicht. Eine<br />

Aen<strong>der</strong>ung <strong>im</strong> Gesamtergebnis würde das<br />

Fehlende nicht gebracht haben. Darum ist die<br />

beigcgebene Kurve als getreuer Gradmesser<br />

dessen anzusprechen, was wirklich <strong>im</strong><br />

Winter 1927/1928 an Festen und Veranstaltungen<br />

aller Art <strong>im</strong> evangelischen <strong>Rheinland</strong> geboten<br />

wurde. Ilm so deutlicher redet die<br />

Sprache nachstehen<strong>der</strong> Zeilen zu uns. Be-<br />

Aber ein Stück Gottesdienst liegt gewiß in<br />

solcher Selbstverleugnung und Hingabe beschlossen.<br />

Die geschieht für den Sohn, für<br />

die kommende Generation, die das Wort und<br />

die Zukunft hat. Und auch darin ist Sorrell<br />

unserer Zeit, die dem Kinde nicht <strong>im</strong>mer<br />

günstig, Spiegel. . .<br />

Bietet dieser Film soviel des Anerkennenswerten,<br />

so mag man über Einzelheiten gewiß<br />

zweifeln dürfen. Der Held, <strong>der</strong> uns<br />

so sympathische Held geht durch allerlei<br />

Versuchungen hindurch. Geht siegreich hindurch.<br />

Aber ist es nötig, daß <strong>der</strong> Teufel<br />

— er trägt Männer- und Frauenantlitz —<br />

so eindeutig zitiert wird? Doch solche Ausstellungen,<br />

um keinen schärferen Ausdruck zu<br />

gebrauchen, haben ihren Wert, wenn sie<br />

uns wirklich Frage werden. Denn <strong>der</strong> Name<br />

Morgenfeier hat doch nur dann Sinn, wenn<br />

wir, über den augenblicklichen Eindruck hinaus,<br />

etwas mitnehmen. Wenn wir kritisch<br />

wurden, wach, bewußt. Wenn wir aufhören,<br />

alles hinzunehmen und lernen,<br />

Fragen und Antworten zu sehen!<br />

Mit einem Wort: <strong>Das</strong> naive Kinolausen<br />

wandele sich zum bewußt<br />

kritischenFilmbesuch! Vielleicht ein<br />

kühnes Wort. Kühn auch vor den Männern<br />

des Lichtspielwesens. Aber liegt es nicht<br />

auch in <strong>der</strong>en eigenstem Interesse, um ein<br />

verständnisvolles Publikum zu wissen? Leiden<br />

Literatur und Buchhandel darunter, daß<br />

Buchkritik geschieht? O<strong>der</strong> ist nicht Krilik<br />

<strong>der</strong> Fachleute und <strong>der</strong> Leser aller Schichten<br />

jenen oft stärkster Ansporn zur Vervollkommnung?<br />

Ja, meine Damen und Herren, so wird uns<br />

deutlich, daß über das Schicksal des<br />

FilmS und des Kinos nicht allein<br />

Finanzleute und Stars entscheiden, son<strong>der</strong>n<br />

wir alle miteinan<strong>der</strong>! Und, so<br />

lassen Sie mich schließen, wir wollen alle<br />

den Ruf hören: <strong>Das</strong> Kino ist in<br />

Eure Hand gegeben. Macht damit<br />

— nicht, was ihr wollt — —,<br />

macht damit, was ihr sollt!<br />

Eine lehrreiche Fiebertabelle<br />

schränken wir uns darauf, da« Auf- und Ab»<br />

steigen <strong>der</strong> Haupt-Kurve, die Summe aller Veranstaltungen<br />

andeutend, zu verfolgen! Denn,<br />

von ganz geringen Ausnahmen abgesehen, ist<br />

die Zickzack-Bewegung <strong>der</strong> Einzel-Kurven (Vorträge,<br />

Lichtbil<strong>der</strong>, Filme, Theater, Musik betreffend)<br />

eine ganz gleichoerlaufende. <strong>Das</strong> Winterhalbjahr<br />

hat 13 Wochen, 13 vor Neujahr, 15<br />

nach Neujahr 1928, beginnend mit <strong>der</strong> Woche<br />

vor Erntedankfest (2.-8. Okt. 1S27), endend<br />

mit Ostersonntag und Ostermontag (8.—8.<br />

April 1928), Deutlich heben sich zwei<br />

Höhepunkte festlicher Veranstaltungen heraus,<br />

die 7. Woche (13.—19. Nov) und die<br />

18. und die 19. Woche (5,—18. Febr.), dazwischen<br />

ein Tiefpunkt, die 13, Woche (22.—31.<br />

Dez,), Als Höhepunkte auf halbem Wege<br />

sind daneben noch folgende vier Zeiten anzusprechen:<br />

3. Woche (18.—22. Okt.), 10. Woche


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(4.—IN. Dez.), 17. Woche (22,^28. Jan.), sionswochen vor Ostern (11. März bi« 7.<br />

24. Woche (lt.—17. März). Anfang (1. April), in unserer Tabelle also die 9.—12. bzw.<br />

Woche) und Ende (28. Woche) <strong>der</strong> Kurve oer° 24.—27. Woche, erfor<strong>der</strong>n noch einen Augenhalten<br />

sich zu <strong>der</strong> Lage de« Dezember-Tief«, blick unsere beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit. Deutdiese«<br />

mit 1 angesetzt, wie 173,3 : 15,8. lich dokumentieren s!e ein letztes Auflo<strong>der</strong>n und<br />

Nachstehend die Zahlen <strong>der</strong> wochenweise l'ähe« Ermatten <strong>der</strong> Gemeinde, und <strong>der</strong> Verstattgehabten<br />

Veranstaltungen (in <strong>der</strong> Reihen- °m«festllchkeiten <strong>im</strong> Angesicht emes die ganze<br />

folge 1 Vorträge, Lichtbil<strong>der</strong>, Filme, Theater, Gemeinde bewegenden großen <strong>Kirche</strong>nfestc«.<br />

Musik, insgesamt) für diese beson<strong>der</strong>« hervor- Die 1. Adoentswoche (9. Woche) bringt e« auf<br />

gehobenen Wochen: 1. Woche: 44, 7, 6, 5, 4, 405 Veranstaltungen (58, 14, 9, 11, 13), die<br />

zusammen 6«: 3. Woche: 84, 7, 8, 3, 11, zu- 2. (10. Woche) erreicht einen Gipfel mit 122<br />

sammen 113: 7. Woche: 142, 33, 17, 13, 13, (?4, ", 5, 12, 17); bis zum 3. Adventezusammen<br />

218- 10. Woche: 74, 14, 5, 12, 17, l°nntag (ii.Woche) f l a u t das Interzusammen<br />

122: 13. Woche: 5, 1, 0, 22, 10, ° l 1 ° s ch ° n "heb ,ch « b - w.r zahlen nur<br />

zusammen 38: 17. Woche: «4, 22, 2«, 9 «, ?°ch ^ ^ ^ e t u n g e n ^(53,^1 «^ 5,^ ^<br />

zu ammen 121: 19. Woche: 84, 15, 23, 13, 7, (^. Woche) i st e i n e we i t e r e m e r k l i ch e<br />

zusammen 142: 20. Woche: 84, 14, 14, 18, 14, Abkühlung zu verzeichne n, wenn schon<br />

zusammen 144: 24. Woche: 65, 20, 25, 6, 13, ,„it 52 Darbietungen (9, 1, 0, 27, 15) <strong>der</strong><br />

zusammen 129: 28. Woche: 2, 0, 1, 3, 0, zu- Tiefpunkt, <strong>der</strong>, wie wir sahen, mit 38 erst<br />

lammen « Veranstaltungen. in <strong>der</strong> Weihnachtswoche (13. Woche) liegt, <strong>im</strong>-<br />

Die vier Adoentswochen vor Weihnachten (27, mer noch nicht ganz erreicht ist. Noch deut-<br />

3cov. bis 24. Dez.) sowie die vier letzten Pas- licher ist die allgemeine Festmüdig-<br />

466<br />

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keit natürlich am Schlüsse de« Win»<br />

ters, zwischen Reminiszere und Ostern<br />

(24.-27. Woche) festzustellen. Wir registrieren<br />

in dauernd fallenden Kurven: 129,<br />

90, 73, 60 Veranstaltungen insgesamt, nämlich<br />

65, 60, 41, 9 Vortröge, 20, 20, 11, 8 Lichtbil<strong>der</strong>-,<br />

25, 7, 5, 1, Filmvorführungen, 6, 3, 6,<br />

5 Theaterstücke und 13, 10, 10, 37 Mustkabende.<br />

Dem folgt dann in <strong>der</strong> Osterwoche<br />

(28.), wie schon erwähnt, <strong>der</strong> völlige Abbau <strong>der</strong><br />

Einzeloeranstaltungen,<br />

W a« lehren diese Zahlen? I^ns will<br />

scheinen, dreierlei: 1. Man sollte die viel zu<br />

vielen Vereins- und Gemeindefeiern nach Möglichkeit<br />

zusammenlegen. 2, Eine bessere Verteilung<br />

<strong>der</strong> Einzeloeranstaltungen über da« ganze<br />

Winterhalbjahr hin ist ernstlich ins Auqe zu<br />

fassen. 3. E« sollte nicht mehr sein, daß Gemeinde<br />

und Pfarrer, Vercinsvorstände und Mitglie<strong>der</strong><br />

völlig zerschlagen von all den vielen<br />

Gemeinde- und Vereinsabenden in die großen<br />

<strong>Kirche</strong>nfeste (Weihnachten, Ostern) hineinkommen.<br />

Wallroth.


Allswahlliste erschienen!<br />

In Verbindung mit Dr. Plei st er (Fichtegesellschaft)<br />

und Pfarrer B r a a sch (Bitterfeld)<br />

hat unser Fachreferent M. G, Dessin<br />

soeben eine Laienspielliste „S piel und<br />

Spieler" für evangelische Kreise herausgegeben.<br />

Die Liste ist als erste Auswahl gedacht<br />

und bringt etwa 80 Laienspiele mit kritischer<br />

Würdigung und kurzen Erläuterungen<br />

über die technischen Vorbedingungen <strong>der</strong> Stücke.<br />

Dr. Pleister schrieb dazu den einleitenden Aufsatz,<br />

<strong>der</strong> eine Grundlegung des Laienspielgedanken«<br />

darbietet und daher allen evangelischen<br />

Spielern willkommen sein wird. Da« Heft<br />

„Spiel und Spieler. Grundliste für evangelische<br />

Laienspieler" ist für 0,50 ^>t durch uns zu beziehen.<br />

(Verlag <strong>der</strong> Vereinigung Eo. Buchhändler,<br />

Leipzig.) Ebenso durch jede Buchhandlung.<br />

Lllienspielberatung<br />

Im Clarenbach-Gedenkjahr sollten vor allem<br />

Clarenbachspiele zur Aufführung kommen,<br />

lieber die vorliegenden Stücke von<br />

Figge (Verlag Schocll, Ronsdorf), 31 a -<br />

torp°W!lkes (Aussaat-Verlag), Tendick<br />

(Evgl. Preßverband), Hürrthal (Kiesel)<br />

wird in dieser Nummer ausführlich berichtet.<br />

Im folgenden geben wir eine kleine llebersicht<br />

über die Laienspiele, die in den nächsten Monaten<br />

wichtig werden:<br />

I. Reformationsfest<br />

ValerieFriedrich-Thiergen: Junker<br />

Jörg (Wartburgszenen). (He<strong>im</strong>atschutz,<br />

Dresden-A., Schließfach 24.) Geb. 3 ^t,<br />

P.: H m., 4 w. — Diese Wartburgszenen<br />

au« dem Sammelband „Jahresring deutscher<br />

Festspiele" erfreuen durch ihre Frische und<br />

Natürlichkeit, Von Junker Jörg abgesehen,<br />

verlangen die Rollen keine beson<strong>der</strong>e Fähigkeit<br />

spieltechnischer Art, so daß auch Anfängergruppen<br />

hier ein dankbares Stück<br />

zum Reformationsfest finden.<br />

Friedlich Hindenlang: Ambrosiu«<br />

Blarer. (Preßverbd. Karlsruhe.) etwa 4 ^»l,<br />

P.: 2 m., o<strong>der</strong> 2 w., 3 w. — Bil<strong>der</strong> aus<br />

<strong>der</strong> Konstanzer Reformationsgeschichte. Au«<br />

<strong>der</strong> sehr reichhaltigen Szcnenfolge lassen sich<br />

manche Auftritte herauslösen. Sorgsam dargestellt<br />

vermögen die kurzen Zwie- und<br />

Iüehrgespräche ein längeres Reformationsstück<br />

zu ersetzen.<br />

Carl ?!? unzinger: l<strong>im</strong> Glaube und Gewissen.<br />

Festspiel zur 400-Iahrfeier <strong>der</strong> Protestation<br />

zu Epeyer. (Ev. V. Kaiserslautern.)<br />

Brosch, 2 ^t, gbd. 3 ^»t. P.: 1? m,,<br />

2 w. — Der Reichstag zu Speyer gibt den<br />

Hintergrund zur starken Herausarbeitung<br />

evangelischen Glauben«, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> eindrucksvoll<br />

gestalteten „Protestation" neue Kräfte<br />

erhält.<br />

Hann« Iohst: Propheten. Ein Spiel um<br />

den jungen Luther. (Langen, M.) 2 ^l,<br />

geb. 3,50 ^>l, — Eine große Dichtung des<br />

Reformationsgeschehens, für die alle Kräfte<br />

zu einer Reformationsfeier bestens angewandt<br />

werden könnten. Da« Spiel ist eine<br />

große Auseinan<strong>der</strong>setzung zwischen den deutschen<br />

und römischen Menschen.<br />

Fritz Vater: Der Reformator. (Kirchl.<br />

Jugendamt Hbg.) 0,80 ^t. — Dieses Spiel<br />

ist vom Kirchlichen Jugendamt Hamburg<br />

preisgekrönt. E« stellt die Reformation dar,<br />

ohne Luther al« Einzelhelden zu posieren,<br />

und ist in seiner Form sehr von dem freien<br />

Spiel <strong>der</strong> Laien beeinflußt.<br />

Laienspielberatungsstelle<br />

Albr. Thoma: Die Salzburger. (Reiff,<br />

K.) etwa 4,50 ^»l. P.: 47 m., 8 w., Kin<strong>der</strong>.<br />

Ein evangelische« Heldenstück, Diese Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Emigrantennot und Glaubenstreue<br />

gehört zum eisernen Bestand evangelischer<br />

Bühnenbemühung. Wo ein größerer technischer<br />

Apparat möglich ist, hat das Spiel<br />

noch <strong>im</strong>mer gepackt.<br />

II. Advent<br />

Alfred Hermann: Die IN Jungfrauen.<br />

Ein Adventsspiel als Feier für die <strong>Kirche</strong>.<br />

(Quell-V,) 0,22 ^«, 40 Rollen 2,20 ^l,<br />

P.: 40 w. — llntcr Verwendung von<br />

Bibelworten und Gcsangbuchoersen ist hier<br />

ein Spiel voll ernster Vcrkündung geschaffen.<br />

Leicht ausführbar, jedoch gebunden an feierlichen<br />

Raum (<strong>Kirche</strong>).<br />

Henry von Heiseler: Die Nacht des<br />

Hirten. (Kaiser.) 0,80 ^l, Rollen 0,90 ^l. P,: 3 m., 4 w. —<br />

Voller Zartheit und verhaltener Keuschheit!<br />

Für reife Spielerinnen, die sich mit wirklicher<br />

Demut <strong>der</strong> Handlung „unterfangen",<br />

ist diese« beste Stück <strong>der</strong> bekannten Verfasserin<br />

eine verheißungsvolle Aufgabe,<br />

K. Schröer: Spiel vom Sündenfall,<br />

Da« a« Oberuferer Paradeisspiel. (Nreitkopf<br />

K Härtet.) 0,50 ^>l. P.: 3 m., 2 w. —<br />

<strong>Das</strong> alte Paradeisspiel hat am Anfang <strong>der</strong><br />

Laienspielbewegung gestanden. Ein Spielkreis,<br />

<strong>der</strong> wirklich zusammenhält, sollte versuchen,<br />

diese Formung des uns alle zutiefst<br />

betreffenden Stoffes und seine innere Beziehung<br />

zur Weihnachtserlösung wie<strong>der</strong><br />

sichtbar zu machen,<br />

ust. Kochhe<strong>im</strong>: Ismacl, <strong>der</strong> Hirt. (Agentur.)<br />

0,80 ^t. P,: 8 m,, 4 w. — Die Weihnachtsgeschichte<br />

spielt, äußerlich gesehen,<br />

eine ganz geringe Rolle, Dennoch ist da«<br />

Ganze ein Weihnachtsspiel, originell <strong>im</strong><br />

Motiv. Die psychologisch fein durcharbeiteten,<br />

nie plumpen aufdringlichen Gespräche<br />

stellen nicht ganz geringe Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

die Spieler. Ein Spiel für anspruchsvolle,<br />

denkende Hörer.<br />

Tagung des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n Volksbildungsausschusses<br />

in Halberstadt<br />

Am 42. September fand <strong>im</strong> evangelischen<br />

Volksbildungshe<strong>im</strong> Eckarts Hof b. Halberstadt<br />

eine Sitzung des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n<br />

Volksbildungsausschusse« statt. Auf <strong>der</strong> Tagesordnung<br />

stand al« einziger Punkt die Frage<br />

einer Neuorganisierung des gesamten evangelischen<br />

Volksbildungswesen« in Deutschland.<br />

Aus Kreisen des Volksbildungsausschusses heraus<br />

war <strong>der</strong> Wunsch entstanden, den Ausschuß<br />

durch eine vorzunehmende Umbildung noch<br />

stärker als es bisher <strong>der</strong> Fall war, zu aktivieren,<br />

II, a. wurde erwogen, die bisher<br />

be<strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n Preßocrband für Deutschland<br />

liegende Geschäftsführung von diesem zu<br />

trennen und zu verselbständigen. Dagegen<br />

wurden in ernster, eingehen<strong>der</strong> Beratung sehr<br />

schwerwiegende Bedenken erhoben. Eine end-<br />

„Hätte ich das doch eher gewußt!"<br />

gültige Entscheidung wurde nicht getroffen.<br />

Vielmehr beschloß man, den ganzen Fragcnkomplei<br />

noch gründlich zu durchdenken, bevor in<br />

einer zweiten Sitzung verbindliche Beschlüsse<br />

gefaßt weiden. Der Volksbildungsausschuß<br />

sprach seinem Führer, Herrn Prof. Dr. Hin<strong>der</strong>er,<br />

den Dank für die geleistete Arbeit aus<br />

und bekundete ihm zugleich das Vertrauen zu<br />

seiner weiteren, führenden Tätigkeit <strong>im</strong> Ausschuß.<br />

Zur Bearbeitung <strong>der</strong> schwebenden Fragen<br />

wurde ein Gremium — bestehend au« den<br />

Herren Dr. Bartsch (Eckartshof), Dr. Adickes<br />

(Volkshochschulverband), Dr. von Viebahn<br />

(Iohannisstift) — gebildet, da« unter <strong>der</strong> Leitung<br />

von Professor V. Hin<strong>der</strong>er ein Programm<br />

für die weitere organisatorische Gestaltung<br />

de« Volksbildungsausschusses entwerfen soll.<br />

Wie oft wird uns da« von Besuchern unseres Preßverbandes gesagt,<br />

wenn sie unseren Nachweis über Lichtbil<strong>der</strong> und Diapositive<br />

kennen gelernt haben. Wir haben diesen Nachweis an<br />

tiefer Stelle zwar öfter angezeigt, tun es aber gern aufs neue:<br />

Die <strong>Evangelische</strong> Bildkammer für <strong>Rheinland</strong> kann<br />

auf Grund ihrer L i ch t l> i l d k arte i, die sämtliches<br />

Lichtbildmaterial <strong>der</strong> großen, deutschen Firmen<br />

umfaßt, ihnen umgehend über 250 000 Lichtbil<strong>der</strong><br />

Auskunft geben. Es ist die einzige evangelische Stelle dieser<br />

Art, die wir besitzen. Suchen Sie eine Lichtbildreihe zu einem Vortrag<br />

o<strong>der</strong> Unterhaltungsabend — gleichgültig aus welchem Gebiete — wir<br />

weisen sie Ihnen unentgeltlich nach. Wir sparen Ihnen Arbeit, 3Ilühe<br />

und Zeit! Schreiben Sie uns!<br />

<strong>Evangelische</strong> Bildkammcr für <strong>Rheinland</strong>, Essen.<br />

467


Einweihung des Erweiterungsbaues <strong>im</strong> Auguste-<br />

Viktoria-He<strong>im</strong> in Barmen am 3. Oktober 1929<br />

Am dritten Oktober wurde <strong>der</strong> Erweiterungsbau<br />

des Auguste-Viktoria-He<strong>im</strong>«, <strong>der</strong> Zentrale <strong>der</strong><br />

rheinischen Frauenhilfsarbeit, seiner Best<strong>im</strong>mung<br />

übergeben.<br />

Immer wie<strong>der</strong> trat bei <strong>der</strong> Feier <strong>der</strong><br />

Gedanke in den Vor<strong>der</strong>grund, daß die<br />

Fertigstellung de« Erweiterungsbaue« und seine<br />

feiersiche Einweihung nicht ein Ziel sei, da«<br />

man erreicht habe und mit dem man sich begnügen<br />

könne, son<strong>der</strong>n daß diese Feierstunden<br />

nur eine Etappe bedeuteten, eine Haltestelle auf<br />

dem Weg, den die Rheinische Frauenhilfe mit<br />

all ihren Schwestern <strong>im</strong> Reich geht- Sammlung<br />

und Stärkung <strong>der</strong> evangelischen Frauen zum<br />

Dienst an ihrer Gemeinde.<br />

Der 4. Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Frauen-<br />

Hilfe <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>, Generalsuperintendent<br />

D, Stoltenhoff, weihte das Hau«:<br />

Dieser Bau will nichts an<strong>der</strong>e« als wa« die<br />

Frauenhilfe überhaupt will, alle Kräfte christlichen<br />

Glauben«, christlich evangelischen Frauentum«<br />

in <strong>der</strong> Gemeinde aufrufen, für die Gemeinde<br />

mobilisieren, schulen und zusammenfassen.<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> evangelischen Frauenhilfe ist<br />

<strong>der</strong> Newei« dafür, daß dieser Gedanke sich bewährt<br />

hat. Ein Mittelpunkt <strong>der</strong> evangelischen<br />

Frauenarbeit soll da« Auguste-Viktoria-He<strong>im</strong><br />

sein, ein Mittelpunkt, ein Hau«, in dem Frauen<br />

und Mädchen durch Kurse und Freizeiten zum<br />

Dienst an Gesunden und Kranken, Kin<strong>der</strong>n und<br />

Alten, Bedrängten und Gefährdeten ausgebildet<br />

werden, ein Mutterhaus für unsere Schwestern,<br />

eine Erholungsstätte für müde, abgearbeitete<br />

Mütter, von <strong>der</strong> sie erquickt und gestärkt nach<br />

Hause zurückkehren können.<br />

Doppelt bedeutungsvoll will es erscheinen, daß<br />

die Einweihungsfeier de« Auguste-Viktoria-He<strong>im</strong>«<br />

gerade in unseren Tagen begangen werden kann.<br />

Alle bewußt christlich orientierte private und<br />

alle konfessionelle Fürsorge- und Wohlfahrt«arbeit<br />

wird heute ernsthaft angegriffen und angefochten,<br />

ja von Bosheit und Verleumdung<br />

verfolgt. Wir tasten die kommunale und staatliche<br />

Wohlfahrtsarbeit nicht an. Um so mehr<br />

erheben wir die ernste For<strong>der</strong>ung, daß auch unserer<br />

Arbeit Licht und Luft gegeben werde. Wir<br />

verlangen freie, wirklich freie Bahn für unsere<br />

kirchliche und konfessionelle Liebestätigkeit.<br />

Wenn Auseinan<strong>der</strong>setzung sein soll, so scheuen<br />

wir sie nicht und entziehen uns ihr nicht, aber<br />

sie soll mit ehrlichen Waffen ausgekämpft<br />

werden.<br />

Der Weiherede de« Generalsuperintendenten<br />

folgten die Festgrüße: <strong>der</strong> Vizepräsident de«<br />

Oberkirchenrate«, D. Burghart, früher Pfarrer<br />

in Barmen, grüßte al« Vertreter <strong>der</strong> Landeskirche,<br />

<strong>der</strong> Präsident <strong>der</strong> Landesoersicherungs-<br />

anstalt, Dr. Appelius, Herr Landesrat Dr.<br />

Saarbourg al« Vertreter des Herrn Landeshauptmanns,<br />

Baurat Köhler von <strong>der</strong> Stadtverwaltung<br />

in Barmen überbrachten Grüße und<br />

Wünsche.<br />

Weitere Grüße und Gaben überbrachten <strong>der</strong><br />

Vertreter des Gesamtoerbande« <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />

Frauenhilfe, de« Prooinzialausschusse« <strong>der</strong><br />

Inneren Mission <strong>der</strong> Westfälischen Frauenhilfe,<br />

<strong>der</strong> evangelischen Gemeinden und <strong>der</strong> Synode<br />

Barmen, die Vertreterinnen <strong>der</strong> einzelnen Kreisverbände<br />

<strong>der</strong> Rheinischen Frauenhilfe.<br />

Der Feier schloß sich ein Rundgang durch da«<br />

Hau« an, dessen solide und zweckmäßige, dabei<br />

helle und freundliche Einrichtung allgemein bewun<strong>der</strong>t<br />

wurde. Beson<strong>der</strong>e Freude bereitete es.<br />

daß eine ganze Reihe von Z<strong>im</strong>mern für „unsere<br />

Mütter" bereit stehen (seit 7. 8. haben wir 27<br />

erholungs- und pflegebedürftige Mütter, zum<br />

Teil mit ihren Kin<strong>der</strong>n aufgenommen und betreut),<br />

so daß also hier „Müttererholungsfürsorge"<br />

getrieben werden kann. Die Säle, die<br />

zur Abhaltung von Kursen und Freizeiten dienen,<br />

haben sich bedeutend vergrößert, die Geschäftsstelle<br />

hat endlich die für die Zahl <strong>der</strong><br />

Arbeitskräfte (Geschäftsführen<strong>der</strong> Direktor,<br />

drei Berufsarbeiterinnen und sieben Bürokräfte)<br />

ausreichende Räume erhalten, und auch für die<br />

Schwestern des Mutterhauses stehen einige<br />

neue Z<strong>im</strong>mer zur Verfügung,<br />

Möge auch dieser Tag dazu beigetragen haben,<br />

in aller Herzen den Gedanken lebendig zu erhalten,<br />

den da« alte Frauenhilfslied zum Ausdruck<br />

bringt:<br />

<strong>Das</strong> will ich mir schreiben in Herz und Sinn,<br />

Daß ich nicht für mich auf Erden bin,<br />

Daß ich die Liebe, von <strong>der</strong> ich leb.<br />

Liebend an an<strong>der</strong>e weiter geb!<br />

<strong>Evangelische</strong> Lebenskunde in ländlichen Fortbildungsschulen<br />

und städtischen Berufsschulen<br />

Was ist da«: Lebenskunde?, so habe ich<br />

öfter fragen hören. Wir haben doch früher keine<br />

Lebenskunde gehabt und darum brauchen unsere<br />

Kin<strong>der</strong> auch keine Lebenskunde, Es gab früher<br />

auch keine Pflichtfortbildungsschule und doch<br />

möchte mancher Jugendliche, <strong>der</strong> ein tüchtiger<br />

Meister werden will, nicht auf das verzichten,<br />

wa« er heute in <strong>der</strong> Berufsschule lernt. Aber<br />

auch die sittlichen Lebensfragen gehören in den<br />

Unterricht <strong>der</strong> Jugend. Die heutige Kulturkrisi«<br />

bringt soviel Unklarheit de« Denken« und soviel<br />

Unsicherheit des Willen«, So wichtig die beruflichen<br />

Kenntnisse für den werdenden Menschen<br />

sind, auch die sittliche Nildung ist nötig. Wer<br />

<strong>im</strong> Berufsleben steht, weiß, daß <strong>der</strong> Beruf nicht<br />

nur Kenntnisse und Fertigkeiten, son<strong>der</strong>n auch<br />

Charakter erfor<strong>der</strong>t. Und ist nicht die Frage des<br />

Wie<strong>der</strong>aufbaus unsere« Volke« in erster Linie<br />

eine sittliche Frage? Der Staat lebt doch vor<br />

allein von <strong>der</strong> freien Hingabe seiner Bürger<br />

und von den Opfern <strong>der</strong>er, die von <strong>der</strong> Selbstsucht<br />

los sind und dem Ganzen dienen wollen. Ohne<br />

Ethik keine Volksgemeinschaft. —<br />

Von dieser Grundeinstellung au« muß man den<br />

Unterricht in <strong>der</strong> Lebenskunde ansehen. Wer<br />

diesen Unterricht erteilt, weiß, wieviel Vorbereitung<br />

er verlangt. Der Son<strong>der</strong>ausschuß für<br />

<strong>Kirche</strong> und Schule be<strong>im</strong> Rheinischen Provinzialkirchenrat<br />

hat in seinen Richtlinien schon darauf<br />

hingewiesen, daß die grundlegenden Fragen christlicher<br />

Ethik, vor allem <strong>der</strong> Berufsethik und<br />

Erzbischof D. So<strong>der</strong>blom über den Sport<br />

Im Iubiläumswerk de« Schwedischen Reich«.<br />

Verbandes schreibt <strong>der</strong> schwedische Erzbischof<br />

Nathan So<strong>der</strong>blom:<br />

„Der Sport ist meiner Meinung nach eine<br />

segensreiche Sache, die nicht zuletzt von den<br />

Dienern <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> geschätzt und geför<strong>der</strong>t<br />

werden sollte. Der Körper braucht Zucht,<br />

Uebung und Beherrschung, E« liegt in <strong>der</strong><br />

höheren Natur de« Menschen, nach Vervollkommnung<br />

zu streben. Wettkampf gereicht<br />

daher zum Guten, wenn er nicht mißbraucht<br />

und übertrieben wird, Faulheit und Schwächlichkeit<br />

sind da« Grab des edlen Instinkte«, <strong>der</strong><br />

den gesunden Düenschen zum Training und zur<br />

Entwicklung aller angeborenen o<strong>der</strong> erworbenen<br />

Fertigkeiten treibt. Der Wettkampf<br />

schließt ein beachtenswerte« sittliche« Moment<br />

in sich, Niemand kann nämlich <strong>im</strong> Sport etwa«<br />

erreichen, ohne seinen Körper zu üben und zu<br />

kasteien, ohne ihn in Zucht und Form zu<br />

halten, da« bedeutet aber, sich um de« Erreichen«<br />

eine« gesetzten Ziele« willen den<br />

Lockungen und Genüssen des Augenblick« zu<br />

versagen. Kein Geringerer als <strong>der</strong> Apostel<br />

Paulus hat das besser ausgedrückt, al« je<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e e« vermöchte: „Je<strong>der</strong> Wettkämpfer<br />

christlichen Glaubens in reformatorischer Aus»<br />

Prägung erörtert werden sollen. Aber bisher<br />

fehlte auf evangelischer Veite eine geeignete<br />

Stoffdarbietung für die i. Hälfte <strong>der</strong> Unterrichtszeit<br />

gibt das jetzt <strong>im</strong> Verlag von I u»<br />

liusNeltz inLangensalza erschienene<br />

Buch: <strong>Evangelische</strong> Lebenskunde<br />

von Superintendent Nungenberg.<br />

Mit warmer Empfehlung möchten wir auf die«<br />

Buch aufmerksam machen. In drei Teilen:<br />

Arbeit, Gesundheit, Haus und He<strong>im</strong> werden eine<br />

Fülle von Lebensfragen anschaulich besprochen;<br />

um nur einige zu nennen: Unkeuschheit, Arbeit<br />

und Erholung, Alkohol, Rauchen, Freunde und<br />

Freundinnen, Stellung zu Dienstboten. Auch die<br />

kirchlichen und sozialen Fragen werden einge»<br />

hend behandelt. Der Verfasser sagt <strong>im</strong> Vorwort,<br />

daß er sich bei <strong>der</strong> Abfassung de« Buches <strong>im</strong>mer<br />

vor Augen gehalten habe, wa« ein weitblicken<strong>der</strong><br />

Vater, dem da« evangelische Christentum da«<br />

Höchste ist, einer Klasse, zu <strong>der</strong> sein eigner Sohn<br />

gehört, wohl sagen würde angesichts <strong>der</strong> großen<br />

Gefahren, die heute unsere Jugend bedrohen.<br />

Da« ist ein guter Leitgedanke, Darum wollen<br />

wir das Buch auch unserer Jugend in die Hand<br />

geben, damit sie erfährt, wa« ein weitblicken<strong>der</strong><br />

und warmherziger Freund ihr sagen möchte. Wir<br />

Lehrer wollen e« setzt bei <strong>der</strong> Vorbereitung für<br />

die Ninterarbeit studieren und die Anregungen<br />

verbinden mit dem, wa« wir uns selbst zurechtgelegt<br />

haben. Seeliger,<br />

muß strengste Enthaltsamkeit üben". Mehr al«<br />

einmal n<strong>im</strong>mt <strong>der</strong> große Apostel die Kampfbahn<br />

zum Vergleich und Vorbild für die notwendige<br />

körperliche und geistige Uebung de«<br />

Christen, für Selbstzucht und Selbstbeherrschung,<br />

„Ihr wisset ja, daß die Wettläufer in<br />

<strong>der</strong> Rennbahn zwar alle laufen, nur einer<br />

aber den Siegespreis gewinnt. Laufet wie<br />

dieser, daß ihr den Preis gewinnet!. . ."<br />

Es ist zu beklagen, wenn <strong>der</strong> Sport und die<br />

aufs äußerste angespannte menschliche Anstrengung<br />

in den Dienst merkantiler Interessen<br />

gestellt wird, statt de« Menschen Streben nach<br />

Vollkommenheit anzuspornen, o<strong>der</strong> wenn Sensation<br />

und Wette an Stelle gesun<strong>der</strong> und gediegener<br />

Sportübung treten.<br />

Ich segne jeden, <strong>der</strong> mit Ausdauer guten und<br />

gesunden Sport treibt o<strong>der</strong> zu treiben versucht."


<strong>Evangelische</strong> Stadtverordnete<br />

Ein zwanglos erscheinendes Beiblatt zum „<strong>Evangelische</strong>n <strong>Rheinland</strong>"<br />

Samstag, den 28. September, hatte <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> Preßoerband für <strong>Rheinland</strong> nach Essen zu einem seiner<br />

Aussprache-Nachmittage eingeladen. Trotz eines ungewollten Zusammentreffens mit einer Partei-Son<strong>der</strong>tagung<br />

waren über siebzig Stadtverordnete, unter ihnen eine Reihe Reichstags- und Landtagsabgeordnete, erschienen.<br />

Die stets gleiche Bitte, die Referate unserer Abgeordneten-Tagungen gedruckt zu erhalten, veranlassen uns,<br />

unserer Monatszeitschrift zwanglos das Beiblatt „Der evangelische Stadtverordnete" zuzufügen.<br />

Aufgabe unserer evangelischen Gemeinden ist es, dafür zu sorgen, daß unser Beiblatt in die Hände aller evangelischen<br />

Persönlichkeiten kommt, die <strong>im</strong> öffentlichen Leben stehen. Son<strong>der</strong>drucke können in beliebiger Stückzahl bei<br />

sofortiger Bestellung zu billigster Berechnung durch den <strong>Evangelische</strong>n Preßverband für <strong>Rheinland</strong> bezogen werden. S.<br />

Wohlfahrtspflegerische Entwicklungen des letzten Jahrzehnts<br />

Vortrag von Direktor Liz. Ohl, Langenberg. Gehalten auf <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Abgeordneten-Tagung in Essen am 28. September 1929<br />

Die evangelische Wohlfahrtspflege begrüßt<br />

dankbar die Möglichkeit, vor maßgebenden<br />

Vertretern unserer kommunalen Parlamente<br />

und Verwaltungen die Gedanken zu<br />

erörtern, die sie angesichts <strong>der</strong> wohlfahrtSpflegerischen<br />

Entwicklung des letzten Jahrzehnts<br />

bewegen, und das Ziel aufzuzeigen,<br />

daß die Richtung ihrer Arbeit <strong>im</strong> letzten<br />

Jahrzehnt best<strong>im</strong>mt hat und auch weiter<br />

best<strong>im</strong>men wird.<br />

Vor drei Jahren ging durch die Blätter<br />

die Nachricht, daß Hedwig Wange l,<br />

die ehemalige Schauspielerin, in Berlin ein<br />

He<strong>im</strong> eröffnet habe, das den unehelichen<br />

Müttern, den entlassenen weiblichen Strafgefangenen,<br />

den Entgleisten und doch noch<br />

ringenden Menschen Zuflucht bieten sollte.<br />

Sie nannte es „Tor <strong>der</strong> Hoffnung". Die<br />

illustrierten Blätter brachten Bil<strong>der</strong> von<br />

ihr, ihrem He<strong>im</strong> und ihren Schutzbefohlenen.<br />

Es wurde zwar deutlich, wie wenig die<br />

Öffentlichkeit davon mußte, daß vor fast<br />

400 Jahren Theodor Fliedner zum<br />

erstenmal ein solches He<strong>im</strong> eröffnete, und<br />

daß seitdem Hun<strong>der</strong>te von solchen He<strong>im</strong>en<br />

ständig ihre Tore offen haben, um die einzulassen,<br />

die aus dem Elend und Jammer<br />

heraus wollen und Zuflucht suchen, in <strong>der</strong><br />

Hoffnung, noch einmal ein neues Leben<br />

beginnen zu können.<br />

Trotzdem freuten wir uns, daß hier <strong>der</strong> Gedanke<br />

Wurzel schlug in Kreisen, die bisher<br />

achtlos an ihm vorübergegangen waren.<br />

Jetzt geht wie<strong>der</strong>um die Nachricht durch die<br />

Blätter, daß Hedwig Wangel dies „Tor<br />

<strong>der</strong> Hoffnung" schließen muß, mit einer Erklärung,<br />

die etwas Erschütterndes an sich hat."<br />

„Ja, ich habe es geschlossen, ohne nach<br />

meinen Mitglie<strong>der</strong>n und Ehrenmitglie<strong>der</strong>n<br />

zu fragen — denn sie fragten ja nicht mehr<br />

nach euch, für die das Tor vor drei Jahren<br />

geöffnet wurde.<br />

Zum letztenmal gebe ich euch die Hand —<br />

geht nach Berlin. Nehmt eure kleinen Kin<strong>der</strong><br />

auf den Arm — sucht euch ein Bett —<br />

Essen und Trinken — was Warmes.<br />

An 4800 Bahnhöfen habe ich meine Bitte<br />

um 3 Mark für euch angeklebt. Es kamen<br />

nicht IN, die diese Bitte erfüllten! Wenn ich<br />

in den Städten, wohin ich reiste, von euch<br />

zu ihnen sprach, haben sie ihren 3?c>men<br />

aufgeschrieben, wenn ich aber mahnte, wollten<br />

sie nichts mehr senden. Ihr armen<br />

Mädels, man hat nicht 3 Mark für euch<br />

übrig, geht auf die Straße, ich kann euch<br />

nicht helfen! Vielleicht n<strong>im</strong>mt euch doch<br />

jemand in Stellung, wenn ihr lügt und<br />

nichts von <strong>der</strong> Vergangenheit sagt!<br />

Ich konnte euch nichts leinen lassen, wenn<br />

ich auch nach drei Jahren endlich von <strong>der</strong><br />

Regierung die Erlaubnisurkunde bekommen<br />

habe. Aber wer will euer Lehrer sein?<br />

Wollen sie nicht alle nur Pensionen? Und<br />

wer will euch ein gutes Vorbild geben?<br />

Lauft auf die Straße, sucht euch ein<br />

Bett, was zu essen; bettelt mit euren Kin<strong>der</strong>n<br />

auf den Wohlfahrtsämtern und pfeift<br />

auf ein „Tor <strong>der</strong> Hoffnung", das zur Sackgasse<br />

werden mußte — denn es war ein<br />

„Totgeborenes Kind, sagt <strong>der</strong> Herr Präsident!<br />

— Ich habe mich geirrt! Ich dachte,<br />

es wäre eine lebendige Hoffnung — lebt<br />

wohl!"<br />

Erschütternd dies Bild, vielleicht ein wenig<br />

scharf umrissen aus <strong>der</strong> tiefen Verbitterung,<br />

die aus den Worten Hedwig Wangels<br />

spricht, aber doch wohl in seinen Grundzügen<br />

echt.<br />

Ist also wirklich kein Platz mehr auf deutschem<br />

Boden für die Werke reiner opferbereiter<br />

Liebe? Fehlen heute die Menschen,<br />

die einem Pionier <strong>der</strong> sein Alles, seine ganze<br />

Persönlichkeit für die Arbeit einsetzt, unterstützend<br />

folgen?<br />

Herrscht nur noch ein sensationelles<br />

Interesse an diesen Dingen? Die illustrierten<br />

Zeitschriften, die seinerzeit bei <strong>der</strong><br />

Eröffnung die Bil<strong>der</strong> brachten, bringen<br />

heute wie<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> von Hedwig Wangel<br />

„unter ihren Schützlingen, in ihrem He<strong>im</strong>,<br />

das sie nicht halten konnte aus Mangel an<br />

finanziellen Mitteln". So wird ganz sachlich,<br />

offenbar ohne innere Anteilnahme, festgestellt.<br />

Dabei handelt es sich hier nicht um ein<br />

konfessionelles Werk, dem vielleicht weite<br />

Kreise unseres Volkes, die sonst gebefreudig<br />

wären, ihre Unterstützung versagen mit <strong>der</strong><br />

Begründung, daß sie <strong>Kirche</strong> und Religion<br />

fernstehen. Hier handelt es sich um das<br />

Werk eines reinen Menschentums, dem nicht<br />

zehn eine Gabe zu spenden bereit sind, für<br />

das selbst die gewählten Vorstandsmitglie<strong>der</strong><br />

innerlich kein Interesse mehr aufbringen.<br />

Vielleicht hat dieser Fall nichts Typisches,<br />

noch nicht! Aber er ist doch wie ein Schlaglicht,<br />

das uns zeigt, bis wohin die Dinge<br />

treiben können; bis wohin sie wohl auch<br />

weiter treiben werden, wenn wir nicht rechtzeitig<br />

die Ursachen einer solchen Entwicklung<br />

erkennen und ihnen vorzubeugen versuchen.<br />

Wenn wir Ihnen heute von feiten <strong>der</strong> evangelischen<br />

Wohlfahrtspflege, <strong>im</strong> Blick auf die<br />

Entwicklungen des letzten Jahrzehnts, von<br />

unseren Sorgen reden dürfen, unsere schweren<br />

Befürchtungen aussprechen dürfen, so<br />

liegen sie, auf eine kurze Formel gebracht,<br />

in <strong>der</strong> Erkenntnis, daß wir einer zunehmenden<br />

Entseelung unserer deutschen<br />

Wohlfahrtspflege uns gegenüber<br />

sehen.<br />

Liebe und Barmherzigkeit, die die Anfänge<br />

deutscher Wohlfahrtspflege geschaffen<br />

haben, sie Jahrzehnte hindurch getragen<br />

haben, scheinen zu sterben; sie sind nicht<br />

mehr mo<strong>der</strong>n.


An ihre Stelle tritt gesetzliche Verpflichtung<br />

zur Hilfeleistung und Rechtsanspruch<br />

des Hilfsbedürftigen auf die Leistung.<br />

Selbstlose Liebe, opferfähige Hingabe an<br />

den Nächsten, dankbare Verbundenheit<br />

zwischen dem Hilfsbedürftigen und seinem<br />

Helfer sind Vokabeln, die man aus <strong>der</strong><br />

Sprache <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege unserer Zeit<br />

ausmerzen möchte; — aus dem verhängnisvollen<br />

Irrtum heraus, daß es entehrend<br />

und entwürdigend sei, eine Leistung<br />

zu empfangen, auf die man keinen<br />

Anspruch hat, entwürdigend auch dann,<br />

wenn sie aus reiner Liebe angeboten wird.<br />

Aus dem verhängnisvollen Irrtum, <strong>der</strong><br />

nicht mehr den Unterschied erkannte zwischen<br />

dem von oben herab, lässig hingeworfenen<br />

Almosen (das wirklich etwas Entwürdigendes<br />

hat) und <strong>der</strong> aus innerster<br />

Verantwortung für den Bru<strong>der</strong>, aus dem<br />

Bewußtsein innerster Verbundenheit mit<br />

ihm geborenen Tat <strong>der</strong> Liebe, die durchdrungen<br />

ist von dem Bewußtsein, daß die,<br />

die da helfen, und die, denen geholfen wird,<br />

Brü<strong>der</strong> sind, Kin<strong>der</strong> eines Vaters <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel,<br />

vor ihm gleich schuldig, verstrickt in<br />

die Gesamtschuld <strong>der</strong> Menschheit, vor ihm<br />

gleich geachtet, <strong>der</strong> Fülle seiner Gaben<br />

gleich wertgeachtet.<br />

Wie kommt es zu dieser Entseelung<br />

unserer deutschen Wohlfahrtspflege? Wir<br />

sehen ihre Ursachen zum Teil in <strong>der</strong><br />

Massenhaftigkeit <strong>der</strong> Not, die fast<br />

zwangsläufig zu einem gewissen Schematismus<br />

drängt, bei dem naturgemäß das<br />

persönliche, seelische Moment zurücktritt<br />

gegenüber <strong>der</strong> möglichst schnellen Erledigung<br />

von Fällen.<br />

Wir sehen die Ursachen weiter in <strong>der</strong> <strong>im</strong>mer<br />

umfassen<strong>der</strong>en WohlfahrtSgesetzgeb<br />

u n g, die, selbst herausgeboren aus dem<br />

Bewußtsein innerster Verpflichtung <strong>der</strong><br />

Volksgemeinschaft zur Hilfe, doch den Eindruck<br />

hinterlassen hat in weitesten Bevölkerungskreisen,<br />

daß damit nun jede persönliche<br />

Verpflichtung auf dem Gebiet abgegolten<br />

sei; während die Gesetzgebung selbst<br />

doch die Tendenz hatte, alle Kräfte zu<br />

sammeln und gemeinsam in den Kampf<br />

wi<strong>der</strong> die Not einzusetzen.<br />

Wir sehen diese Entwicklung zur Entseelung<br />

bedauerlich verschärft und beschleunigt durch<br />

die zunehmende Politisierung unserer<br />

Wohlfahrtspflege. Sie wird zum Handelsobjekt<br />

<strong>im</strong> politischen Kampf. Sie wird nicht<br />

selten in ihren Auswüchsen Mittel zur politischen<br />

Einflußnahme, vielleicht auch zum<br />

politischen St<strong>im</strong>menfang. So empfindet<br />

<strong>der</strong> Hilfbedürftige hier nicht mehr die<br />

selbstlose Tat helfen<strong>der</strong> Liebe, son<strong>der</strong>n vermutet<br />

dahinter das eigensüchtige Interesse<br />

einer Partei, einer Gruppe, einer Weltanschauung,<br />

Endlich haben wir das deutliche Empfinden,<br />

daß wir sehr bewußten, — zuweilen,<br />

wenn auch nicht <strong>im</strong>mer, ausgesprochenen —<br />

470<br />

Bestrebungen einer Säkularisierung<br />

gegenüberstehen, die jedes kirchliche und konfessionelle<br />

Element von <strong>der</strong> Mitarbeit in<br />

<strong>der</strong> Wohlfahrtspflege zurückdrängen bzw.<br />

ausschalten möchte. Daß damit die Entseelung<br />

weiter um sich greifen muß, dürfte<br />

unbestreitbar sein.<br />

Diese vier Beobachtungen darf ich je mit<br />

ein paar Worten und Ausführungen noch<br />

illustrieren.<br />

Zunächst die Massen haftigkeit <strong>der</strong><br />

Notstände: durch Krieg- und NachkriegSnot,<br />

durch Inflation, sind große<br />

Massen von Menschen, ja ganze Schichten,<br />

aus <strong>der</strong> Bahn geworfen und entwurzelt.<br />

Ich erinnere an die 628 000 Sozialrentner,<br />

an die 35? 000 Kleinrentner, zusammen<br />

985 000 Menschen, die heute <strong>der</strong> Hilfe<br />

bedürfen, während sie früher durch eigene<br />

Leistung in geordneten, sicheren Verhältnissen<br />

lebten.<br />

Ich erinnere an die 820 000 versorgungsberechtigten<br />

Kriegsbeschädigten, und die<br />

1 430 000 Kriegshinterbliebenen, die zwar<br />

<strong>im</strong> wesentlichen nicht von <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />

zu betreuen sind, <strong>der</strong>en Renten aber<br />

doch unsere allgemeine finanzielle Leistungsfähigkeit<br />

in Anspruch nehmen. Immerhin<br />

werden etwa 450 000 von ihnen durch die<br />

„Soziale Fürsorge für Kriegsbeschädigte<br />

und Kriegshinterbliebene" noch beson<strong>der</strong>s<br />

betreut. Ich erinnere an dag Resultat <strong>der</strong><br />

Gebrechlichenzählung <strong>im</strong> Reiche, die Blinden,<br />

Taubstummen, Schwachsinnigen, Epileptiker,<br />

Geisteskranke, Krüppel usw. umfaßte<br />

und die die Zahl von 708 200 Gebrechlichen<br />

aufweist.<br />

Nehmen wir dazu den Nachweis des<br />

Reichsstatistischen Amts, das wir mit<br />

300 000 Neuerkrankungen an Geschlechtskranken<br />

pro Jahr zu rechnen haben, von<br />

denen ein großer Teil irgendwie die öffentliche<br />

Fürsorge in Anspruch n<strong>im</strong>mt; nehmen<br />

wir weiter die Zahl von 8—900 000 Hauptunterstützungsempfänger<br />

in <strong>der</strong> Arbeitslosenversicherung<br />

und Krisenfürsorge, die<br />

Zahl von rund 4 Million Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen,<br />

die wir zu betreuen haben, so<br />

ist es sicherlich kein Wun<strong>der</strong>, daß die Statistik<br />

mit einer Ausgabe von ungefähr<br />

4 Milliarde 500 Millionen für öffentliche<br />

Fürsorge und Iugendhilfe rechnet.<br />

Aber uns geht es ja <strong>im</strong> Augenblick nicht<br />

um diese finanzielle Auswirkung, son<strong>der</strong>n<br />

in erster Linie um die Riesenzahlen und den<br />

dadurch zwangsläufig eintretenden Schematismus<br />

in <strong>der</strong> „Erledigung" <strong>der</strong><br />

Fälle.<br />

Dadurch muß trotz allerbester Theorien die<br />

persönliche Arbeit leiden, die Entseelung<br />

geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Schon von hier aus sollte man eine positive<br />

Wertung gewinnen für die umfassende<br />

Arbeit <strong>der</strong> Verbände <strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege,<br />

wie sie in den ? Spitzenverbänden<br />

<strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege zu<br />

sammengefaßt ist: <strong>der</strong> Evangel, Inneren<br />

Mission, <strong>der</strong> Katholischen Caritas, dem<br />

Jüdischen Zentralwohlfahrtsausschuß <strong>der</strong><br />

deutschen Juden, dem Roten Kreuz, dem<br />

Fünften (Humanitären) Verband, <strong>der</strong> Sozialistischen<br />

Arbeiterwohlfahrt und dem<br />

Zentralwohlfahrtsausschuß <strong>der</strong> christlichen<br />

Arbeiterschaft.<br />

Diese freie Wohlfahrtspflege erfaßt täglich<br />

in ihren über 20 000 Einrichtungen <strong>der</strong><br />

geschlossenen und halboffenen Fürsorge<br />

4 432 «00 Menschen, an denen 440 000<br />

hauptamtliche Kräfte fürsorgerischen Dienst<br />

tun. Sie erfaßt in ihren 79 700 Einrichtungen<br />

<strong>der</strong> offenen Fürsorge ungezählte und<br />

vielleicht auch unzählbare Menschen durch<br />

den Dienst von über 20 000 hauptamtlichen<br />

und Hun<strong>der</strong>ttausende!, von ehrenamtlichen<br />

Kräften. Will man annehmen, daß durchschnittlich<br />

auch nur 40 Menschen von einer<br />

solchen Einrichtung offener Fürsorge betreut<br />

weiden, — eine Zahl, die sicherlich<br />

sehr niedrig gegriffen ist, — so wären das<br />

wie<strong>der</strong> rund 800 000 von uns betreute<br />

Menschen; zusammen mit denen aus <strong>der</strong><br />

geschlossenen und halboffenen Fürsorge<br />

rund 2 Millionen. Es bedeutet doch etwas,<br />

wenn soviel Tausende und Aber Tausende<br />

von Kräften sich den Menschen zuwenden<br />

und damit die Zusammenballung <strong>der</strong> Massen<br />

<strong>der</strong> Hilfsbedürftigen stark auflockern.<br />

Nur <strong>im</strong> Vorübergehen wollen wir auch auf<br />

den finanziellen Gewinn solcher Mitarbeit<br />

<strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege hinweisen.<br />

Es fehlt die Statistik darüber noch,<br />

was sie an Gesamtleistungen, an eigenen<br />

Kräften und Mitteln in den Dienst <strong>der</strong><br />

deutschen Wohlfahrtspflege stellt; aber es<br />

darf doch hier daran erinnert werden, daß<br />

sie selbst da, wo sie <strong>im</strong> Auftrag <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Fürsorge, <strong>der</strong>en Pfleglinge und Zöglinge<br />

übern<strong>im</strong>mt, viel billiger arbeitet als<br />

die entsprechenden eigenen Einrichtungen<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Fürsorge:<br />

Die Pflegesatze, die die Provinzialverwaltung<br />

für die Fürsorgezöglinge<br />

zahlt an die Anstalten <strong>der</strong> freien<br />

Wohlfahrtspflege, liegen (je nach den<br />

Gruppen verschieden) zwischen 2 und 3 °K,<br />

die meisten innerhalb <strong>der</strong> ersten Hälfte dieser<br />

Spanne zwischen 2,30 und 2,50 ^.<br />

Dafür haben die Anstalten zu stellen:<br />

Unterkunft, Beköstigung, Kleidung, Pflegebzw.<br />

Erzieherkräfte, Verwaltung und Anstaltsschule<br />

mit den notwendigen Lehrkräften.<br />

Die Selbstkosten, die <strong>der</strong><br />

<strong>Evangelische</strong>r<br />

Stadtverordneter<br />

sein heißt: mit den Führern <strong>der</strong><br />

evangelischen Gemeinde Verbindung<br />

suchen und sie dauernd<br />

pflegen.


Provinz in ihren Provinzialanstalten für<br />

Fürsorgezöglinge pro Kopf und Tag erwachsen,<br />

liegen zwischen 5 und 6


Der in <strong>der</strong> Sache gegebene Gesichtspunkt,<br />

daß die einzelnen Arbeiten nach ihrer<br />

Stärke, nämlich nach dem Maß und I^Imfang<br />

ihrer Arbeitsleistung berücksichtigt<br />

werden müßten, o<strong>der</strong> daß zum mindesten,<br />

wenn die Platzzahl eine solche sachliche<br />

Wertung verschiedener Stärkezahlen nicht<br />

erlaubt, versucht werden müßte, jede in <strong>der</strong><br />

Arbeit siehende Gruppe irgendwie mitvertreten<br />

sein zu lassen, wird vielfach einfach<br />

beiseite geschoben zugunsten des an<strong>der</strong>en<br />

Gesichtspunktes, daß die politische Parteistärke<br />

auch die Verteilung <strong>der</strong> Sitze in<br />

diesen Wohlfahrtsausschüssen best<strong>im</strong>mt.<br />

Daß große Gruppen <strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege<br />

sich nicht einseitig parteipolitisch<br />

festlegen wollen, wird dabei einfach nicht<br />

beachtet.<br />

So kommt dann etwa eine Situation zustande,<br />

wie die, die für die kommenden<br />

Wahlen des Landesjugendamts gegeben<br />

sein wird:<br />

Die Karitas wird ihre Sitze beanspruchen<br />

nach <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> ZentrumSst<strong>im</strong>men <strong>im</strong><br />

Landtag, die Arbeiterwohlfahrt nach <strong>der</strong><br />

Zahl <strong>der</strong> sozialistischen St<strong>im</strong>men.<br />

Die Innere Mission, das Rote Kreuz, <strong>der</strong><br />

Humanitäre Verband, die Jüdische Wohlfahrtspflege,<br />

die Deutsche Turnerschaft, die<br />

Sport- und Spielverbände und noch einige<br />

an<strong>der</strong>e mehr, werden dann darauf angewiesen<br />

sein, sich in die Sitze zu teilen, die<br />

st<strong>im</strong>menmäßig etwa <strong>der</strong> bürgerlichen Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>im</strong> Provinziallandtag zustehen.<br />

— <strong>Das</strong> gleiche wie<strong>der</strong>holt sich dann<br />

noch einmal, wenn es sich um die Besetzung<br />

<strong>der</strong> sieben Plätze handelt, die besetzt werden<br />

sollen mit „in <strong>der</strong> Jugendwohlfahrt<br />

erfahrenen Männern und Frauen".<br />

AehnlicheS spielt sich natürlich auch je und<br />

dann in den kommunalen Ausschüssen ab.<br />

<strong>Das</strong> bedeutet Politisierung <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege,<br />

ein Abdrängen <strong>der</strong> aus inneren<br />

Gründen sich gegen eine politische Festlegung<br />

wehrende Arbeitsgruppe, von <strong>der</strong><br />

praktischen Arbeit und Mitarbeit.<br />

Aus inneren Gründen: Wir sind <strong>der</strong> Ueberzeugung,<br />

daß dann, wenn die Wohlfahrtspflege<br />

zum Mittel <strong>im</strong> politischen Kampf<br />

wird, sie ihr Bestes und Innerlichstes ververliert:<br />

den Willen zum selbstlosen Dienst.<br />

Wir wissen, daß <strong>der</strong> Hilfsbedürftige dafür<br />

ein feines Gefühl hat, ob man ihm selbstlos<br />

dienen will, o<strong>der</strong> ob Wohlfahrtspflege nur<br />

Mittel zum Zweck ist.<br />

Wir werden die ungeheuere Not, die auf<br />

unserem Volk liegt, nur überwinden, wenn<br />

wir ohne Neben- und Hintergedanken uns<br />

in die Arbeit hineinstellen. <strong>Das</strong> erlösende<br />

Wort für diese Not wird nicht gesprochen<br />

werden aus <strong>der</strong> Sphäre des Willens zur<br />

Macht, son<strong>der</strong>n nur aus <strong>der</strong> Sphäre des<br />

Willens zum Dienst.<br />

Denn es handelt sich bei dieser Not nicht<br />

nur um äußere Not, selbst da, wo sie ganz<br />

äußerlich erscheint. Es handelt sich <strong>im</strong>mer<br />

um ein wesentliches Stück seelischer Not,<br />

das sich mit <strong>der</strong> äußeren verknüpft.<br />

Seelische Not, innere Unsicherheit und<br />

Haltlosigkeit ist vielfach erst die Veranlassung<br />

für die äußere Not. Seelische Not<br />

ist in an<strong>der</strong>en Fällen die unmittelbare Folge<br />

äußerer Not.<br />

Um ein AeußerlichsteS herauszugreifen:<br />

Man mag die Bezüge für die Kleinrentner<br />

aus dem gebildeten Mittelstand noch so<br />

stark erhöhen, man wird ihnen damit nicht<br />

hinweghelfen über die Verbitterung, daß<br />

die Volksgemeinschaft, in <strong>der</strong> sie stehen, über<br />

ihr Geschick hinweggegangen ist, sie entrechtet<br />

hat; sie, wie sie es empfinden, um<br />

den Ertrag einer langen fleißigen mühevollen<br />

Lebensarbeit geprellt hat. Man wird<br />

ihnen nur dann darüber hinweghelfen, ihnen<br />

wenigstens wie<strong>der</strong> ein wenig Glauben an<br />

die Volksgemeinschaft geben, wenn sie ihre<br />

Rente nicht nur an einem Schalter abholen,<br />

son<strong>der</strong>n wenn Menschen zu ihnen kommen,<br />

aus ihrem eigenen Lebens- und Weltanschauungskreis<br />

und sie etwas davon spüren<br />

lassen, daß sie ihre innere seelische Not mit<br />

ihnen tragen, wirklich mittragen.<br />

Ein an<strong>der</strong>es Gebiet: das weite Gebiet des<br />

Erziehungswesens, ob es sich um Kin<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> um sittlich haltlos gewordene, erziehungsbedürftige<br />

Erwachsene handelt:<br />

man wird diese Aufgabe <strong>der</strong> Erziehung und<br />

<strong>der</strong> Vermittlung eines inneren sittlichen<br />

Haltes nur zu lösen vermögen von dem Boden<br />

einer klargeprägten Weltanschauung,<br />

nur durch Persönlichkeiten, die innerlich von<br />

den Kräften dieser Weltanschauung durchdrungen<br />

sind und die <strong>der</strong> Weltanschauung<br />

des Hilfsbedürftigen nahe stehen.<br />

Wir werden mit aller noch so sorgfältigen<br />

Fürsorge und Pflege ärztlicher und pflegerischer<br />

Art dem Anormalen, dem Krüppel,<br />

dem Blinden und Taubstummen, nicht über<br />

das innerlich quälende Warum hinweghelfen,<br />

das er seinem Schicksal entgegenstellt.<br />

Hier können nur innerste Kräfte weltanschaulicher<br />

Art helfen.<br />

Diese Kräfte, in einem Wort zusammengefaßt,<br />

heißen: selbstlose Liebe. Nur wenn<br />

das dem Hilfsbedürftigen bewußt wird,<br />

daß ihn eine, nur auf Hilfe für ihn bedachte,<br />

nur ihn und seine Seele suchende<br />

Liebe, am Werk ist, nur dann findet er<br />

innerlich heraus aus seiner Not, den Mut<br />

zu neuem Anfang und neuem Leben. Nur<br />

dann wird ihn die ihm geleistete äußere<br />

Hilfe wie<strong>der</strong> zu sozialem Aufstieg helfen<br />

und so zum Segen werden.<br />

Jede Hilfe aber, hinter <strong>der</strong> er nicht die<br />

Liebe, son<strong>der</strong>n eine irgend wie geartete<br />

selbstsüchtige Absicht des Helfers o<strong>der</strong> des<br />

Helferkreises vermutet, macht ihn nicht frei,<br />

verbittert ihn o<strong>der</strong>, will er sich ihrer bedienen,<br />

verstrickt ihn in innere llnwahrhaftigkeit<br />

und Korruption.<br />

Darum bangen wir und schrecken zurück vor<br />

<strong>der</strong> Beobachtung, daß in zunehmendem<br />

Maß Kräfte am Werk sind, unsere konfessionelle<br />

Wohlfahrtspflege, die mit all diesen<br />

Werten rechnet und arbeitet, z u<br />

säkularisieren.<br />

Man hat das 4949—4922 schon einmal<br />

versucht. <strong>Das</strong> Schlagwort von <strong>der</strong> Kommunalisierung<br />

und <strong>der</strong> Sozialisierung aller<br />

Wohlfahrtspflege wurde damals scheinbar<br />

berechtigt damit unterbaut, daß man angesichts<br />

<strong>der</strong> großen, fast ungeheueren Aufgaben<br />

<strong>der</strong> Wohlfahrtspflege zu beweisen<br />

suchte, daß nur die stärksten Schultern diese<br />

Last zu tragen in <strong>der</strong> Lage seien und daß<br />

nur eine rationalisierte, alle Zersplitterung<br />

vermeldende Wohlfahrtspflege die Aufgabe<br />

lösen könnte. Diese breitesten Schultern,<br />

so meinte man, können nur die Kommunen<br />

und <strong>der</strong> Staat sein. Man glaubte, auf<br />

die großen tragenden Kräfte <strong>der</strong> Weltanschauungs-<br />

und Gesinnungsgemeinschaften<br />

verzichten zu können. Der Versuch ist damals<br />

gescheitert. ?üan erkannte erst, wieviel<br />

diese Weltanschauungö- und Gesinnungsgemeinschaften<br />

an Arbeit trugen, wieviel<br />

persönliche Kräfte sie aktivierten, wie<br />

es unmöglich sei, diese Kräfte in einem<br />

Sturm zu überrennen und durch an<strong>der</strong>e zu<br />

ersetzen.<br />

Es ist seitdem, von einigen Ausnahmen abgesehen,<br />

stiller geworden um die Bestrebungen<br />

<strong>der</strong> Sozialisierung und Kommunalisierung.<br />

Aber vergessen und begraben sind sie nicht.<br />

Die Kreise, die sich dafür einsetzen, haben<br />

einen an<strong>der</strong>en Weg beschritten, <strong>der</strong> zwar<br />

langsamer aber doch, wie sie meinen, <strong>im</strong><br />

Lauf <strong>der</strong> Zeit ebenso sicher zum Ziel führen<br />

wird. Es ist <strong>der</strong> Weg über die Gestaltung<br />

und die Handhabung <strong>der</strong> Gesetzgebung. Es<br />

ist <strong>der</strong> politische W e g, <strong>der</strong> denen<br />

offen steht, die die politische Macht in<br />

Händen haben.<br />

Wenn er nur sehr langsam zum Ziel führt,<br />

so darum, weil er bei <strong>der</strong> Formulierung <strong>der</strong><br />

Gesetze noch sich nicht voll auswirken konnte,<br />

da damals die praktische Erfahrung weithin<br />

bei <strong>der</strong> konfessionellen Wohlfahrtspflege<br />

lag; zum an<strong>der</strong>en darum, weil eine <strong>der</strong><br />

herrschenden politischen Mächte, das Zentrum,<br />

hier noch starke Hemmungen einschaltet.<br />

Ich kann hier das Gesamtbild vor Ihnen<br />

nicht entrollen, darf aber auf einiges hinweisen:<br />

<strong>Evangelische</strong>r<br />

Pfarrer sein heißt:<br />

Verbindung mit den evange»<br />

tischen Stadtverordneten halten<br />

und gemeinsame Aufgaben<br />

gemeinsam bewältigen.


Wenn früher eine Fürsorgeerziehungsbehörde<br />

Zöglinge einer konfessionellen<br />

Ansialt überwies, und sie hatte<br />

bis zur Stunde neun Zehntel ihrer Fürsorgezöglinge<br />

in konfessionellen Ansialten,<br />

so überzeugte sie sich natürlich von den<br />

äußeren Einrichtungen <strong>der</strong> Ansialten, überzeugte<br />

sich davon, daß einwandfreies, gutes<br />

Erzieherpersonal dort tätig war, aber sie<br />

griff nicht ein in die inneren Erziehungsmethoden<br />

<strong>der</strong> Ansialt. <strong>Das</strong> war eben das<br />

Vertrauen, das sie zu <strong>der</strong> Anstalt hatte,<br />

daß hier beste Erziehungsarbeit aus <strong>der</strong><br />

einheitlichen Linie <strong>der</strong> Weltanschauung<br />

heraus geleistet wurde.<br />

<strong>Das</strong> ist heute an<strong>der</strong>s geworden. Wenn<br />

man heute liest, daß in dem neuesten Erlaß<br />

des Volkswohlfahrtsministers vom 42. Juli<br />

1929 vorgeschrieben wird, daß „die Zöglinge<br />

bei ihrer Aufnahme in das He<strong>im</strong> über<br />

die Formen ihres Beschwer<strong>der</strong>echts in aktenkundig<br />

zu machen<strong>der</strong> Form zu belehren sind,<br />

so bedeutet das einmal den Ausdruck starken<br />

Mißtrauens seitens <strong>der</strong> Fürsorgeerziehungsbehörde<br />

gegenüber <strong>der</strong> He<strong>im</strong>leitung, so bedeutet<br />

es zum an<strong>der</strong>n, in dem Zögling die<br />

Voraussetzung eines Vertrauens zu den in<br />

dem He<strong>im</strong> tätigen Erziehern von Anfang an<br />

und von Grund aus zu vernichten — wenn<br />

ihm als erstes gesagt wird, wo und wie<br />

er sich über sie beschwerden kann; wenn<br />

also <strong>der</strong> Eindruck in ihm entstehen muß,<br />

daß hierzu sicher und bald schon Veranlassung<br />

vorliegen wird.<br />

Dieser Erlaß kommt heraus unter dem<br />

Eindruck <strong>der</strong> beispiellosen Hetze gegen<br />

die Fürsorgeerziehung, die <strong>im</strong><br />

letzten Jahre getrieben worden isi. Ein<br />

junger Mensch, namens Lampel, tritt als<br />

Erzieher in eine Ansialt ein, übrigens nicht<br />

eine konfessionelle. Bei seinen Erziehungsversuchen<br />

scheitelt er völlig. Nach vier<br />

Wochen isi er am Ende seiner Kunst. Aber<br />

nicht er hat versagt, son<strong>der</strong>n das ganze<br />

System muß falsch sein. Seinen Aerger<br />

reagiert er ab durch eine Hetzschrift. <strong>Das</strong><br />

Material dazu, „die Fälle", läßt er sich<br />

von den Jugendlichen geben. Für diese<br />

Fälle, für möglichst krasse Fälle, verspricht<br />

er ihnen Zigaretten. Sie haben ihm, wie sie<br />

sich selbst rühmen, „die Hucke vollgelogen".<br />

Was tut man nicht als junger Nursch für<br />

Zigaretten. Er aber verwertet dieses Material<br />

ungeprüft für sein Buch. Als dieses<br />

einschlägt, macht er ein Theaterstück daraus<br />

„Revolte <strong>im</strong> Erziehungshaus". Beste<br />

Regie n<strong>im</strong>mt sich dieses Stückes an. Vor<br />

einer Zuschauerwelt, <strong>der</strong> die Welt <strong>der</strong> Fürsorgeerziehung<br />

völlig fremd ist, wird diese«<br />

Stück gespielt und entfesselt leidenschaftliche<br />

und beispiellose Abneigung gegen die<br />

Fürsorgeerziehung, die man nicht kennt.<br />

Der Uhu, das Ullstein-Magazin, bringt<br />

ein Bild einer Schar vergnüglich lachen<strong>der</strong><br />

Buben, die auf einer Anstaltsmauer liegen<br />

und dem Beschauer ins Gesicht lachen. Dar-<br />

unter steht: „Keine Revolte <strong>im</strong> ErziehungShaus".<br />

Es handelt sich um eine Aufnahme<br />

aus einem amerikanischen Erziehungshe<strong>im</strong>.<br />

So wird es gemacht.<br />

Daß man Hun<strong>der</strong>t und aber Hun<strong>der</strong>te<br />

solcher Aufnahmen aus deutschen Erziehungshe<strong>im</strong>en<br />

zusammenbringen könnte,<br />

wird verschwiegen. <strong>Das</strong> Gift <strong>der</strong> Verleumdung<br />

wirkt.<br />

provinziallandtag und Landtag haben sich<br />

vor unsere Arbeit gesiellt und sie gedeckt;<br />

haben hingewiesen auf die nie ruhende Fortbildung<br />

<strong>der</strong> Methoden auf Grund <strong>der</strong> überreichen<br />

Erfahrung, die in den Kreisen unserer<br />

Erzieher gesammelt isi. Aber das<br />

Gift wirkt weiter.<br />

politische Gründe zwingen dann zu solchen<br />

Erlassen, wie ich sie eben vorlas, zu solchen<br />

tiefen Eingriffen in die Methoden unserer<br />

Arbeit.<br />

Säkularisierung: es gibt auch an<strong>der</strong>e<br />

Wege. <strong>Das</strong> Reichsjugendwohlfahrtögesetz<br />

best<strong>im</strong>mt, daß Kin<strong>der</strong>gärten, die ihre Kleinkin<strong>der</strong><br />

aufnehmen wollen, dazu die generelle<br />

Erlaubnis brauchen seitens <strong>der</strong> Regierung.<br />

So werden Kin<strong>der</strong>gärten besichtigt;<br />

so werden Richtlinien aufgestellt für<br />

die For<strong>der</strong>ungen, die man an sie zu stellen<br />

hat. Richtlinien, die nicht nur auf die<br />

äußere Einrichtung, son<strong>der</strong>n auch auf Zahl,<br />

Art und Vorbildung <strong>der</strong> Kräfte sich erstrecken.<br />

Wir haben an diesen Richtlinien<br />

mitgearbeitet. Sie haben sich in eben noch<br />

tragbaren Grenzen gehalten. Wer aber<br />

garantiert, daß Ausschüsse, in denen die<br />

freie Wohlfahrtspflege, vor allem die konfessionelle<br />

Wohlfahrtspflege, nicht mehr<br />

o<strong>der</strong> nicht mehr durchschlagend ihre St<strong>im</strong>me<br />

erheben dürfen, eines TageS diese Richtlinien<br />

verschärfen und unsere Arbeit zerschlagen.<br />

Schon heute wirkt sich eins verheerend aus.<br />

Die freiwilligen Kräfte, die mit persönlichen<br />

Opfern von Geld und Zeit in den<br />

Vorständen unserer Einrichtungen mitarbeiten,<br />

verlieren in zunehmendem Maß die<br />

Lust an solcher Mitarbeit, wenn sie sich<br />

in lauter Zwangsfor<strong>der</strong>ungen eingespannt<br />

sehen. Sie sind vielfach mit Recht <strong>der</strong> Meinung,<br />

daß die Arbeit, die hun<strong>der</strong>t Jahre<br />

lang von freiwilligen Kräften getragen und<br />

geleitet worden isi und in ihren äußeren<br />

Formen und ihren inneren ?üethoden <strong>im</strong>mer<br />

wie<strong>der</strong> weiter entwickelt worden ist,<br />

Beweis dafür sein dürfte, daß man auf<br />

diesem Weg auch weiter gehen kann. Daß<br />

es ein nicht ganz gerechtes Urteil ist, wenn<br />

man die Arbeit beurteilt nach einem BesichtigungSiesultat<br />

jetzt, nachdem erst eben<br />

seit etwa 4 Jahren nach <strong>der</strong> unfaßbaren<br />

deutschen Not des Krieges und <strong>der</strong> Inflation,<br />

langsam wie<strong>der</strong> Möglichkeiten zu<br />

Aufbau und Ausbau <strong>der</strong> Arbeit sich erkennen<br />

läßt; bei <strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> Einrichtungen<br />

aber ersi nach und nach durchgeführt wer-<br />

den können. Daß es nicht ganz gerecht isi,<br />

wenn man in einer Großstadt, die<br />

siädtischerseits 2 o<strong>der</strong> 3 Kin<strong>der</strong>gärten unterhält,<br />

mit <strong>der</strong> Steuerkraft <strong>der</strong> gesamten<br />

Gemeinde den Maßstab dieser Kin<strong>der</strong>gärten<br />

anlegt an die 15—20 Kin<strong>der</strong>gärten, die<br />

von einem freien Verein ohne Steuerkraft<br />

bisher geführt worden sind und ersi allmählich,<br />

nach und nach, die 40jährige Notzeit<br />

werden überwinden können.<br />

Vor allem verstehen unsere Vorstandsmitglie<strong>der</strong><br />

nicht, daß hinter diesen For<strong>der</strong>ungen<br />

sehr selten für die Regierungen überhaupt<br />

die Möglichkeit besteht, finanziell zu helfen;<br />

daß man trotzdem die For<strong>der</strong>ungen<br />

zum Teil sehr rigoros stellt und mit Schließung<br />

<strong>der</strong> He<strong>im</strong>e droht, ohne daß auch nur<br />

einigermaßen Aussicht vorhanden wäre, daß<br />

eine an<strong>der</strong>e Stelle die Arbeit weiterführt.<br />

— Die Vorstände verstehen nicht, daß ihre<br />

Meinung falsch sein sollte, daß die Kin<strong>der</strong>,<br />

die in einem solchen Kin<strong>der</strong>garten, wenn<br />

auch in nicht ganz zulänglichen Räumen,<br />

von einer Kin<strong>der</strong>gärtnerin, einer Kin<strong>der</strong>tante<br />

betreut weiden, eö nicht doch noch<br />

<strong>im</strong>mer besser haben, als wenn sie auf <strong>der</strong><br />

Straße o<strong>der</strong> <strong>im</strong> engen Hof sich selbst überlassen<br />

sind. Sie verstehen nicht, daß man<br />

für diese seelischen Werte kaum einen Blick<br />

zu haben scheint.<br />

Es liegt mir fern, ich brauche das wohl<br />

nicht beson<strong>der</strong>s zu betonen, den einzelnen<br />

Persönlichkeiten hier Vorwürfe machen zu<br />

wollen. Sie sind gebunden an die Richtlinien,<br />

die ihnen für ihre Aufgabe vorgezeichnet<br />

sind. Aber mir liegt daran, auf die<br />

großen Gefahren hinzuweisen, daß man auf<br />

diese Weise Hun<strong>der</strong>te und Tausende von<br />

ehrenamtlich-mittätigen o<strong>der</strong> finanziell för<strong>der</strong>nden<br />

Persönlichkeiten verärgert und zu<br />

weiterer Leisiung unwillig macht.<br />

Ich habe einen Einblick zu geben versucht<br />

in die schweren Sorgen, mit denen wir <strong>der</strong><br />

Zukunft <strong>der</strong> deutschen Wohlfahrtspflege<br />

entgegensehen müssen, wenn nicht ihrer Entseelung<br />

Einhalt getan wird, wenn nicht den<br />

Kräften, die in ihr mitarbeiten wollen, mit<br />

dem Besten und Innerlichsien, das sie haben,<br />

Raum geschaffen o<strong>der</strong> auch nur Raum<br />

gelassen wird.<br />

Wir haben früher mit einem Begriff <strong>der</strong><br />

Neutralität gearbeitet, <strong>der</strong> von je<strong>der</strong> Arbeitsform<br />

die Beson<strong>der</strong>heiten abzuschneiden<br />

suchte und nur das übrig zu behalten<br />

suchte, was allen gemeinsam war, was<br />

darum eine gewisse farblose Note trug.<br />

Wir möchten heute mit einem neuen Begriff<br />

<strong>der</strong> Neutralität und wahren Toleranz<br />

arbeiten. Wir möchten Verständnis dafür<br />

haben und bei den an<strong>der</strong>en wecken, daß<br />

das, was je<strong>der</strong> von uns aus seiner Weltanschauung,<br />

aus seiner Lebensauffassung,<br />

als ein Beson<strong>der</strong>es in sich trägt, oft seine<br />

stärkste und wertvollste Kraft darstellt, daß<br />

unser Volk und unsere Arbeit an unserem


Volk verarmen muß, wenn man diese dem<br />

einzelnen o<strong>der</strong> den einzelnen Gruppen<br />

eignenden eigentümlichen Kräfte von je<strong>der</strong><br />

Wirkung ausschalten will.<br />

Vielleicht gäbe das ein organisatorisch<br />

klares und bequem zu handhabendes Gebilde;<br />

jedenfalls aber eines, das innerlich<br />

viel ärmer wäre, als die Arbeitsgemeinschaft,<br />

die ersirebt werden muß,<br />

zu <strong>der</strong> man alle die lebendigen Kräfte in<br />

unserem Volk zusammenzufassen sich bemüht,<br />

gleichviel, ob sie ihre Eigenheiten und<br />

ob sie ihre Kanten und Ecken haben, einfach<br />

aus dem Vewußtsein, daß hier eine<br />

Fülle lebendiger Kräfte in unserem Volksleben,<br />

nicht nur in seinen Dienststellen und<br />

seinen Amtsbüros, son<strong>der</strong>n auch in seinen<br />

großen Weltanschauung^- und GesinnungSgemeinschaften<br />

gegeben sind, von einer solchen<br />

Vielfältigkeit, von einem solchen Reichtum,<br />

daß wir Toren wären, wollten wir<br />

diese Kräfte zerschlagen o<strong>der</strong> lahmlegen.<br />

Allerdings eins muß festgehalten werden:<br />

Wir werden sie nie zu einer Arbeitsgemeinschaft<br />

zusammenfassen, wenn sie flehen unter<br />

dem Willen zur Macht.<br />

Wir werden sie nur dann wirklich zusammenfassen<br />

können, wenn sie sich einen <strong>im</strong><br />

Iahrestagung <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Frauenhilfe<br />

<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> am 7. und 8. September 4929<br />

in Wesel<br />

Au« <strong>der</strong> ganzen Provinz, vom Hunsrück und<br />

von <strong>der</strong> Saar, au« dem Bergischen Land und<br />

dem Industriegebiet, und ganz beson<strong>der</strong>« vom<br />

Nie<strong>der</strong>rhein bis hinab zur holländischen Grenze<br />

waren Frauenhilfsoereine o<strong>der</strong> ihre Vertreter<br />

zur Iahrestagung <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Frauenhilfe<br />

<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> in Wesel zusammengekommen.<br />

Die evangelische Frauenwelt und<br />

die Bürgerschaft <strong>der</strong> Stadt nahm uns aufs<br />

herzlichste auf, und wir merkten an allem, wie<br />

willkommen wir in <strong>der</strong> „gastfreien" Stadt waren.<br />

Flaggenschmuck empfing die schon am Samstag<br />

eintreffenden Gäste, die sich in den Abendstunden<br />

<strong>im</strong> Gemeindehaus zur Begrüßung zusammenfanden.<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Freude für die<br />

gesamte Rheinische Frauenhilfe war es, daß<br />

<strong>der</strong> neu gewählte 4. Vorsitzende, Herr Generalsuperintendent<br />

v, Stoltenhoff, die Feststunden<br />

mit uns verbringen und die Tagung leiten konnte,<br />

bei<strong>der</strong> war das Zusammensein von ernster<br />

Trauer überschattet: Die 4, Vorsitzende, Frau<br />

Heuser-Ercken« au« Aachen, die seit Gründung<br />

<strong>der</strong> Rheinischen Frauenhilfe dem Vorstand angehört<br />

und ihr ganzes Leben lang helfend und<br />

ratend Frauenhilfsarbcit getan hatte, <strong>der</strong> auch<br />

noch diese Tagung Herzenssache war, sie ist vor<br />

einigen Tagen he<strong>im</strong>gerufen worden: und Herr<br />

Missionsdirektor Schmidt, <strong>der</strong> die Festpredigt<br />

<strong>im</strong> Frühgottesdienst übernommen hatte, wurde<br />

zwei Tage vorher beerdigt. Den unerbittlichen<br />

Ernst, unter den Gott unsere Tagung gestellt<br />

hatte, brachte Herr Generalsuperintendent in<br />

seinen Negrüßungsworten zum Ausdruck: Diese<br />

beiden erschütternden Tatsachen möchten uns<br />

Christen wie in unserem Alltag, so auch bei<br />

474<br />

Willen zum Dienst. <strong>Das</strong> isi unser evangelisches<br />

Ziel. <strong>Das</strong> ist die Arbeitslinie, die<br />

wir <strong>im</strong> letzten Jahrzehnt verfolgt haben<br />

und weiter verfolgen werden.<br />

Helfen Sie mit dazu, daß wir Verständnis<br />

für dieses Ziel finden in unseren Parlamenten<br />

und in den Kreisen <strong>der</strong> Beamten,<br />

die mit <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege betraut sind.<br />

Helfen Sie mit, daß bei <strong>der</strong> kommenden<br />

Neubesetzung so vieler dieser Stellen Persönlichkeiten<br />

in die Arbeit gestellt weiden,<br />

die bereit sind, diesen Willen zum Dienst<br />

und zur Arbeitsgemeinschaft aller zu organisieren<br />

und zu nutzen für unser Volk, <strong>im</strong><br />

Kampf wi<strong>der</strong> seine Not, in <strong>der</strong> Hilfe für<br />

die hilfsbedürftigen Volksgenossen.<br />

Die Wohnungsnot <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>reichen<br />

Gelegentlich <strong>der</strong> Reich«wohnung«zählung vom<br />

46, Mai 4827 zählte man in 45 Großstädten<br />

unter rund 4,3 Millionen Familien rund<br />

280 000 kin<strong>der</strong>reiche Familien, d, h, Familien<br />

mit 4 und mehr in <strong>der</strong> Familiengemeinschaft<br />

lebenden ledigen Kin<strong>der</strong>n, von denen<br />

wenigstens eins unter 48 Jahren alt war, In<br />

diesen kin<strong>der</strong>reichen Familien lebten zusammen<br />

4 346 000 Kin<strong>der</strong>, von denen 944 000 unter<br />

48 Jahren alt waren. Von diesen Familien<br />

lebten 4507 in Wohnungen von einem einzigen<br />

Räume, 28 880 in zweiräumigen und 89 088<br />

in dreiräumigen Wohnungen, wobei unter<br />

„Raum" auch die Küche verstanden werden<br />

muß. 2675 Familien sind sogar nicht einmal<br />

<strong>im</strong> Besitz einer eigenen Wohnung, son<strong>der</strong>n<br />

müssen als Untermieter leben. Ganz beson<strong>der</strong>«<br />

erschreckend aber ist die Tatsache, daß ein so<br />

großer Teil <strong>der</strong> kin<strong>der</strong>reichen Familien mit<br />

eigener Wohnung noch Untermietern von ihren<br />

Räumen abgibt. <strong>Das</strong> sind 35 382. <strong>Das</strong> trifft<br />

Tagungen und Kongresse<br />

unseren Festen und Feiern in das Licht <strong>der</strong><br />

Ewigkeit hineinstellen. Beson<strong>der</strong>en Gruß entbot<br />

Herr Generalsuperintendent dem Vertreter<br />

<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde, Herrn Pfarrer<br />

Hunger, <strong>der</strong> Vorsitzenden de« Kreisverbande«,<br />

Frau Rittergutsbesitzer Eichelberg, dem<br />

Vertreter <strong>der</strong> Stadtgemeinde, Herrn Bürgermeister<br />

Poppelbaum, und den Örtsstellen, die<br />

da« Fest vorbereitet hatten.<br />

Von den verschiedensten Stellen waren Grüße<br />

und Glückwünsche eingelaufen, insbeson<strong>der</strong>e von<br />

dem früheren Generalsuperintendentcn, Herrn<br />

Prof. D. Klingemann, von dem Präses <strong>der</strong><br />

Prooinzialsynode, Herrn D. Wolff, von <strong>der</strong><br />

Vorsitzenden de« Gesamtoerbande«, Frau Generalsuperintendent<br />

Stoltenhoff, vom Vorsteher<br />

de« Kaiser«werther Mutterhauses, Herrn Pfarrer<br />

Graf v. Lüttichau, vom Hauptverband aus<br />

Potsdam und von einer ganzen Reihe Prooinzialoerbände.<br />

Im Mittelpunkt de« Abends stand ein Vortrag<br />

von Herrn Pfarrer Boelitz, Wesel, in dem er<br />

einen Ueberblick über die Geschichte <strong>der</strong> Stadt<br />

Wesel gab und beson<strong>der</strong>« die Bedeutung hervorhob,<br />

die Wesel gerade al« evangelische Stadt<br />

hat. An vielen Einzelheiten wies er nach, wie<br />

Wesel <strong>im</strong>mer eine feste Burg für da« verfolgte<br />

Evangelium war, wie in Wesel selbst <strong>im</strong> evangelischen<br />

Sinn gearbeitet wurde, man denke nur<br />

an die Diakonissen, die dort von 4 573—4608<br />

wirkten, und wie von Wesel — Weseler Konvent<br />

4568 — die ersten Anregungen zur rheinischen<br />

<strong>Kirche</strong>noerfassung ausgingen.<br />

Umrahmt wurden die Ansprachen von Violinund<br />

Gesangvorträgen Weseler Künstler. Auch<br />

für da« leibliche Wohl hatten die Weseler<br />

Frauenhilfsfrauen gesorgt und mit Tee und<br />

selbsthergestelltem Gebäck ihre Gäste erfreut.<br />

So bildete dieser Abend einen weihevollen Auftakt<br />

zum eigentlichen Fest am Sonntag.<br />

allerdings in <strong>der</strong> Hauptsache die „Glücklichen",<br />

die 4 o<strong>der</strong> 5 Räume bewohnen können, von<br />

ihnen vermieten 22 322, davon 44 884 sogar an<br />

Untermieterfamilien! Aber selbst die kin<strong>der</strong>reichen<br />

Familien, die nur über einen einzigen<br />

Raum verfügen, sind noch Untermieter. 50<br />

von ihnen vermieten, 26 darunter an an<strong>der</strong>e<br />

Familien! Diese Zahlen steigern sich bei den<br />

zwei- und drciräumigen Wohnungen auf 4382<br />

und 7647, von denen je 668 bzw. 4474 weitere<br />

Familien beherbergen. Da« sind mehr als<br />

schauerliche Tatsachen. Daß sie überhaupt bestehen<br />

können, ist eine unauslöschliche Anklage<br />

gegen da« christliche Gewissen. Wir werden<br />

uns nicht leicht für alles verantwortlich fühlen<br />

können, was Wohnungenot heißt. Aber wo<br />

solche Dinge geduldet werden, ohne daß die<br />

Christen schreien und helfen, bis ihnen ein Ende<br />

gemacht ist, da ist von christlichem Verantwortungsbewußtsein<br />

überhaupt keine Rede mehr.<br />

Liz. Wenn.<br />

Um 8 und um 40 Uhr war den Festteilnehmern<br />

Gelegenheit gegeben, den Festgottesdienst<br />

zu besuchen: für die Uebernahme <strong>der</strong> Festpredigt<br />

<strong>im</strong> Frühgottesdienst hatte sich<br />

liebenswürdigerweise noch in letzter Stunde<br />

Pfarrer Schmidt, Wetzlar, bereiterklärt. Im<br />

Hauptgottesdienst predigte Herr Generalsuperintendent,<br />

Anschließend an den Hauptgottesdienst<br />

fand eine Führung durch die Willibrordikirche<br />

und da« Rathau« statt und eine<br />

Rundfahrt zum Rhein und den Schillschen<br />

Kasematten.<br />

Zirka 250 Teilnehmer fanden sich zum Festessen<br />

<strong>im</strong> evangelischen Gemeindehaus zusammen.<br />

Die halbstündige Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

am Nachmittag, die einige« Geschäftliche zu<br />

regeln hatte, wurde abgelöst durch die eigentliche<br />

Hauptversammlung, die in <strong>der</strong> Messehalle<br />

über 600 Frauen vereinigte. Die stellvertretende<br />

Vorsitzende, Frau v. Waldthausen, Essen, und<br />

Herr Generalsupcrintendent gedachten an beiden<br />

Stellen beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> entschlafenen Vorsitzenden,<br />

die sich mit <strong>der</strong> ganzen Wärme ihre«<br />

Herzen« und <strong>der</strong> Umsicht ihres Geistes für das<br />

Werk <strong>der</strong> Frauenhilfe einsetzte, die nie versagte,<br />

wenn e« galt, zu raten und zu helfen, die noch<br />

mit ihrem <strong>im</strong> edlen Sinn begeisterten Herzen<br />

für diese Tagung gewirkt hatte.<br />

Ein beson<strong>der</strong>e« Grußwort rief Generalsuperintendent<br />

v. Stoltenhoff allen Teilnehmern<br />

<strong>der</strong> Hauptversammlung zu. Er erinnerte<br />

an die ernste Zeit, in <strong>der</strong> wir leben, und führte<br />

<strong>im</strong> Anschluß an die beiden in diesem Jahr ihre<br />

400, Wie<strong>der</strong>kehr feiernden Ereignisse aus <strong>der</strong><br />

Reformationsgeschichte, die Protestation zu<br />

Spcyer und den Märtyrertod A, Elarenbach«<br />

aus, daß unsere <strong>Kirche</strong> nur bestehen kann, wenn<br />

sie, auf starken Glaubensgrund bauend, ein<br />

klare« Ja und ein deutliche« ITein hat, daß<br />

auch unser Volk nur dann wie<strong>der</strong> hochkommen<br />

kann, wenn Männer und Frauen best<strong>im</strong>menden<br />

Einfluß gewinnen, die in ihrer <strong>Kirche</strong> und Gemeinde<br />

zur rechten Zeit „Ja" und „Nein" zu<br />

sagen wissen. Gott möge es u»« in <strong>der</strong> Rheinischen<br />

Frauenhilfe schenken, so unseren Mann


und unsere Frau zu stehen, ei» je<strong>der</strong> an <strong>der</strong><br />

Stelle, die Gott uns zugewiesen hat! Er gebe<br />

zum Wollen das Vollbringen nach seinem<br />

Wohlgefallen!<br />

Superintendent Albers sprach <strong>im</strong> Namen<br />

<strong>der</strong> Kreisgemeinde, Er wies darauf hin, daß<br />

Frauenhilfsarbeit schon <strong>im</strong>mer in den einzelnen<br />

Stadt- und Landgemeinden getan würde, aber<br />

ohne einen Zusammenhang und ohne Zusammenschluß<br />

je<strong>der</strong> für sich allein arbeitete. Der Ruf<br />

zu einem Zusammenschluß habe sehr laut erklinge»<br />

müssen, bis er Wi<strong>der</strong>hall gefunden habe,<br />

und man sei dankbar, daß dann ein Kreisoerband<br />

gegründet wurde, <strong>der</strong> neue Antriebe und<br />

Anregungen für die Arbeit <strong>der</strong> einzelnen gebe,<br />

Anregungen, die gerade für die Arbeit <strong>der</strong> alten<br />

Vereine oftmals recht nötig wären. Ebenso<br />

dankbar sei man aber auch <strong>der</strong> Provinzialzentrale<br />

für die mannigfache Hilfe, die sie <strong>der</strong><br />

Synode beson<strong>der</strong>s durch ihr Kin<strong>der</strong>erholungshe<strong>im</strong><br />

in Lennep und die Unterstützung bei <strong>der</strong><br />

Grenzfürsorge in Emmerich geleistet habe.<br />

Im Mittelpunkt des Festnachmittags stand,<br />

wie <strong>im</strong>mer bei Frauenhilfsfciern, ein Vortrag:<br />

„Gemeinschaft und Verantwortung" von Frau<br />

Pastor Schia<strong>der</strong>, Unna,<br />

Die beiden Worte scheinen uns zunächst etwas<br />

willkürlich nebeneinan<strong>der</strong>gestellt! das werden<br />

wir nicht mehr sagen, wenn sie aufgehört haben,<br />

leere Begriffe zu sein, son<strong>der</strong>n for<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Ernst<br />

und beglückende Gewißheit geworden sind.<br />

Wenn wir als besinnliche Menschen in die<br />

Welt hineinhorchen, so meinen wir wohl, lauter<br />

Zerrissenheit sehen zu müssen? in greller Disharmonie<br />

werden die Tagesmeinungen gegeneinan<strong>der</strong><br />

ausgespielt! Unser Vaterland blutet<br />

aus tausend Wunden, die seine uneinigen Kin<strong>der</strong><br />

ihm beibrachten. Auch unsere evangelische<br />

<strong>Kirche</strong> ist ein Kampfplatz <strong>der</strong> Meinungen und<br />

Ansichten. Wenn man durch die Häuser und<br />

Familien geht, so sieht man Nachbarn, die<br />

Streit miteinan<strong>der</strong> haben, Mieter, die uneinig<br />

sind, Familien, die in Streit und Unfriede leben,<br />

Eheleute, die keine Ehe führen. Demgegenüber<br />

sehen wir aber die vielen Vereine und Gesellschaften<br />

und Interessengemeinschaften, die geschlossen<br />

werden, hören den Ruf nach Volksgemeinschaft,<br />

<strong>der</strong> überall ertönt. Sieht es nicht<br />

au« wie wahre Gemeinschaft, wenn all die<br />

Massen irgendeines Verbandes zusammentreten,<br />

wenn sie mit ihren unzähligen Fahnen und<br />

W<strong>im</strong>peln durch die Straßen ziehen in großen<br />

Zügen? Wenn die begeisterte St<strong>im</strong>mung, wenn<br />

die innere Gehobenheit solcher Feierstunden auch<br />

in dem Alltag, in <strong>der</strong> Tagesarbeit anhielte,<br />

wenn man auch da noch etwa« merkte von <strong>der</strong><br />

Gemeinsamkeit und Gemeinschaftlichkeit, die<br />

für ein paar Stunden die Scharen einten,<br />

da»» hätten wir da« Paradies auf Erden,<br />

<strong>Das</strong> Wort Gemeinschaft kann abgeleitet werden<br />

von „mosnia" d, i. Mauer: die Steine<br />

einer Mauer tragen sich gegenseitig, sind Teile<br />

eine« Ganzen. So wollte auch Gott seine<br />

Kin<strong>der</strong> nicht in die Vereinzelung stellen, er will<br />

Gemeinschaft haben. Gemeinschaft ist nicht<br />

möglich ohne Bindung und Gesetz, ohne Hingabe<br />

an eine Aufgabe, die größer ist als <strong>der</strong><br />

einzelne.<br />

Alle menschlichen Verbundenheiten sind Gottcsordnungen;<br />

wir müssen über die Zerrbil<strong>der</strong> hinwegsehen,<br />

die Menschenhände darau« gemacht<br />

haben, dann wird Gabe und Aufgabe uns klar.<br />

Dann sehen wir, daß wahre Gemeinschaft nicht<br />

Interessenvereinigung ist, daß unser Dienst nicht<br />

Selbstzweck sein darf, son<strong>der</strong>n daß wir Verantwortung<br />

übernehmen müssen, daß wir verantwortlich<br />

sind bis zur Drangabe <strong>der</strong> eigenen<br />

Person.<br />

Was können und müssen wir Frauen tun, um<br />

wahre Gemeinschaft zu haben? Uns ist die<br />

erste und nächste, wichtigste und innigste Gemeinschaft<br />

die unserer Familie. Aber wie viele<br />

Familien sind nur noch eine Solidarität von<br />

Interessen wirtschaftlicher Art? Wir Frauen<br />

und Mütter haben nicht nur für da« äußere<br />

Leben in <strong>der</strong> Familie zu sorgen, wir sind da«<br />

Herz des Hause«, von dem warmer Lebensstrom<br />

ausgehen soll; wahres Leben und wahre<br />

Gemeinschaft kann aber nur da verwirklicht<br />

werden, wo Christus <strong>der</strong> Herr da« Hau« baut.<br />

Wie wird es sein, wenn einst Rechenschaft gefor<strong>der</strong>t<br />

wird über unser Mutter- und Frausein?<br />

Wie groß wird dann all das sein, was wir<br />

beiseite legten, vielleicht mit einem leisen Gefühl<br />

des Bedauern« o<strong>der</strong> Worten wie: Es<br />

geht nicht alle« so, wie man gern möchte, Tischgebet<br />

und Hausandacht, Kirchgang, religiöse<br />

Unterweisung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>. Wer von uns weiß<br />

sich da frei von Schuld?<br />

Die zweite große Gemeinschaft ist unser<br />

Volk « tum , unser Vaterland, unsere He<strong>im</strong>at,<br />

<strong>der</strong>en Sprache wir sprechen, <strong>der</strong>en Lie<strong>der</strong><br />

wir singen, <strong>der</strong>en Geschichte auch unsere Geschichte<br />

ist. Unser ist auch sein Leid, unser<br />

seine Schmach und Not, Wir müssen nicht<br />

nur mitleiden, son<strong>der</strong>n auch mittragen. Sind<br />

wir Glie<strong>der</strong> dieser Notgemeinschaft? Wissen<br />

wir, was Deutschland von uns Frauen for<strong>der</strong>t?<br />

Erziehung unserer Kin<strong>der</strong> zu harten Männern<br />

und Frauen, die wissen, was ihnen not tut,<br />

Ablehnung ausländischer Mode und Sitte und<br />

Ware. Der Frauen Würde ist des Volkes<br />

Kraft; sinkt sie herab, so kann ein Volk nicht<br />

dauern? doch Treu und Glauben in <strong>der</strong> Frauen<br />

Hand macht Deutschland stärker als die stärksten<br />

Mauern,<br />

Verantwortung heißt, daß man wird Antwort<br />

geben können, auch darauf, was wir unserem<br />

deutschen Volke gewesen sind.<br />

Wir sind aber auch evangelische Frauen, und<br />

als Frauenhilfsfrauen sollten wir eigentlich die<br />

Elitetruppe unserer Gemeinde sein. Wir reden<br />

zuviel von den Fehlern unserer <strong>Kirche</strong> und<br />

vergessen darüber ihre Herrlichkeit, die doch<br />

auch da ist. Im Glaubensbekenntnis heißt es:<br />

Wir glauben an.... die Gemeinschaft <strong>der</strong><br />

Heiligen, die überall da ist, wo Menschen aus<br />

ihrem Herzen heraus sprechen können: Unser<br />

Herr! Illan klagt über zu wenig Gemeinschaft<br />

in unserer <strong>Kirche</strong>, mancher wan<strong>der</strong>t darum zu<br />

Sekten ab. Kommt da« nicht daher, daß die<br />

Glie<strong>der</strong> unserer Gemeinden noch viel zu wenig<br />

begriffen haben, daß Gemeinschaft und Verantwortung<br />

zusammengehören? Wir dürfen<br />

nicht fragen, wa« habe ich von meiner <strong>Kirche</strong>,<br />

son<strong>der</strong>n, was kann ich in meiner <strong>Kirche</strong>, in<br />

meiner Gemeinde sein? Wir wollen nicht warten,<br />

bis all die an<strong>der</strong>en zum Bewußtsein <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft in <strong>der</strong> Gemeinde erwacht sind,<br />

son<strong>der</strong>n je<strong>der</strong> soll an seinem Teil dazu mitarbeiten,<br />

sich verantwortlich fühlen für den<br />

<strong>Kirche</strong>nbesuch am Sonntag, für die Erhaltung<br />

<strong>der</strong> kirchlichen Sitte usw.<br />

In wahrer Gemeinschaft verbunden sein, einan<strong>der</strong><br />

dienen, das spricht sich so leicht au«, und<br />

ist doch ganz unmöglich, wenn wir nicht gelernt<br />

haben, uns loszusagen von unserem eigenen<br />

Wesen; erst wenn wir uns haben erneuern und<br />

erlösen lassen, dann können wir <strong>der</strong> auf uns<br />

liegenden Verantwortung gerecht werden.<br />

Ein kurzer Jahresbericht de« Geschäftsführenden<br />

Direktors Pastor Dr. Schott gab einen<br />

Ueberblick über die Arbeit <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />

Frauenhilfe <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> in den beiden letzten<br />

Jahren. 570 Vereine mit etwa 85 OOU<br />

Mitglie<strong>der</strong>n, in 27 Kreis- und Stadtoerbänden<br />

zusammengefaßt, zählt die Rheinische Frauen-<br />

Hilfe, 2 Kin<strong>der</strong>genesungshe<strong>im</strong>e, 1 Krankenhaus,<br />

4 kleines Müttererholungshe<strong>im</strong> und ihre Zentrale,<br />

da« Auguste-Viktoria-He<strong>im</strong> in Barmen,<br />

sind ihr eigen; seit 1902 sind zirka 700 freiwillige<br />

Helferinnen in <strong>der</strong> Landkrankenpflege<br />

durch sie ausgebildet worden, 461 Schwestern<br />

zählt <strong>der</strong> 1921 gegründete Schwesternoerband.<br />

Pflege <strong>der</strong> Vereine ist <strong>der</strong> Hauptzweck des<br />

Zusammenschlusses durch Freizeiten, Tagungen,<br />

Lehrgänge, Vereinsbesuche usw. Vertiefung und<br />

Bestärkung in Frauenhilfsarbeit, Dienst an <strong>der</strong><br />

Gemeinde. Wir freuen uns, überall einen<br />

Aufschwung feststellen zu können, <strong>der</strong> den Aus-<br />

bau des Auguste-Viktoria-He<strong>im</strong>s nötig machte.<br />

Müttererholungsfüisorge ist das Arbeitsgebiet,<br />

das uns gegenwärtig am Herzen liegt, sie würde<br />

sofort nach Fertigstellung <strong>der</strong> Zentrale dort<br />

praktisch in Angriff genommen,<br />

Posaunenchor und Frauenchor umrahmten mit<br />

Spiel und Lied die einzelnen Reden; in <strong>der</strong><br />

Kaffeepause war für die leibliche Erquickung<br />

aufs beste gesorgt.<br />

Im Anschluß an den Bibeloers: Nun aber<br />

bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei,<br />

aber die Liebe ist die größte unter ihnen, sprach<br />

Herr Pfarrer iüoer das Schlußwort.<br />

Mit Dank gegen alle Erschienenen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

an Herrn Superintendent Klingenburg, <strong>der</strong> <strong>im</strong><br />

Jahre 1901 die Frauenhilfe mitgegründet hat<br />

und trotz seiner 80 Jahre zum Iahresfest gekommen<br />

war, mit herzlichem Dank an alle, die<br />

geholfen hatten, da« Fest vorzubereiten und<br />

durchzuführen, schloß Herr Generalsuperintendent<br />

v. Stoltenhoff die Tagung.<br />

Wie fest Frauenhilfe zusammenhält, wie sie sich<br />

auf ihrer evangelischen Grundlage bemüht, Gemeinschaft<br />

zu sein und <strong>im</strong>mer mehr zu werden,<br />

wie sie sich bestrebt, <strong>im</strong>mer besser die Verantwortung<br />

zu erkennen, die ihr auferlegt ist, das<br />

hatten auch diese Feststunden gezeigt. Möchten<br />

die Teilnehmer mit dem Willen nach Hause<br />

gegangen sein, die Gabe dieser Tage in ihre<br />

Aufgabe zu verwandeln!<br />

I Eine ökumenische Tagung am Rhein<br />

Zu Bonn am Rhein tagte vom 29. August bis<br />

zum 2. September d. I. <strong>der</strong> Ausschuß de«<br />

Internationalen Verbandes für Innere Mission<br />

und Diakonie. Der „Bergische Hof" und das<br />

evangelische Gemeindehaus boten gastliche Stätten<br />

für die Beratungen, die Unterkunft und die<br />

Bewirtung, Der Begrüßungsabend zeigte ein<br />

buntes Bild. Der Präsident de« Verbandes,<br />

Herr Professor Gehe<strong>im</strong>rat v, Seeberg,<br />

Berlin, schil<strong>der</strong>te die europäische Lage und<br />

rief den Vertretern des Auslandes von Rumänien<br />

bis Amerika, von Finnland bis Frankreich<br />

das Wort zu: Deutschland ruinieren heißt<br />

den Damm nie<strong>der</strong>legen, <strong>der</strong> heute die Welt<br />

vor dem Bolschewismus schützt! Die Konferenz<br />

stellte sich damit auf den Boden <strong>der</strong> Wirklichkeit,<br />

und ihre Mitglie<strong>der</strong> fühlten sich al« Mitarbeiter<br />

an einem großen Hause, in dem je<strong>der</strong><br />

seine beson<strong>der</strong>e Aufgabe hat und alle mitwirken<br />

zum Ausbau und zur Erhaltung des Ganzen.<br />

Dann begannen die Vertreter <strong>der</strong> einzelnen<br />

Län<strong>der</strong> und brachten ihre Grüße dar: die deutschen<br />

<strong>Kirche</strong>nbehörden und die Innere Mission<br />

des <strong>Rheinland</strong>e«, Ungarn und Holland, Finnland<br />

und Schweden, Frankreich und Rumänien,<br />

Dänemark und Lettland, die Vertreter <strong>der</strong> lutherischen<br />

und <strong>der</strong> reformierten <strong>Kirche</strong> Amerika«,<br />

mancherlei Sprachen, verschiedene <strong>Kirche</strong>n, und<br />

doch ein Geist de« Glauben« und <strong>der</strong> Liebe!<br />

Am Freitag begannen die wichtigen Beratungen<br />

über die Gewinnung <strong>der</strong> Haupt- und<br />

nebenamtlichen Kräfte beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Diakonie,<br />

die internationalen gemeinsamen Probleme <strong>der</strong><br />

Jugendfürsorge und manches an<strong>der</strong>e.<br />

Diese Konferenz des Internationalen Verbandes<br />

ist ein Glied in <strong>der</strong> großen Kette ökumenischer<br />

Tagungen in Deutschland. Acht Tage vorher<br />

tagte die internationale Presse und die<br />

Bethesda-Konfercnz in Basel. An die Bonner<br />

Tagung schließt sich die Kaiserswerther Generalkonfercnz<br />

in Kaiserswerth an, an <strong>der</strong> zum Teil<br />

auch <strong>der</strong> Ausschuß des Internationalen Verbandes<br />

teiln<strong>im</strong>mt. Darauf folgt <strong>der</strong> Fortsetzungsausschuß<br />

<strong>der</strong> Stockholmer Weltkirchenkonferenz,<br />

Durch alle diese Tagungen zieht sich <strong>der</strong> eine<br />

große Gedanke hindurch: Christus ist das Ende<br />

<strong>der</strong> Einsamkeit und <strong>der</strong> Vereinzelung. Organisieren<br />

heißt aus <strong>der</strong> Vereinzelung befreien. Wir<br />

brauchen eine große gemeinsame Front nicht nur<br />

de« Protestantismus, son<strong>der</strong>n aller Bekenner de«<br />

evangelischen Glauben«, die in gemeinsamer<br />

Liebe zu den notleidenden Brü<strong>der</strong>n sich neigen.


Diese Tagungen sind wirklich ein schwacher<br />

Eilberstreifen am dunklen Gewölk <strong>der</strong> Gegenwart,<br />

Er kündet un«: E« gibt eine große Gemeinschaft<br />

de« Glauben« und <strong>der</strong> Liebe, und<br />

diese ist übernational! Die Christen aller Län<strong>der</strong><br />

s!nd aufgewacht und wollen gemeinsame<br />

Mauern bilden gegen den Bolschewismus, <strong>der</strong><br />

von Osten heranrückt und alles Geistige und<br />

Geistliche, alle« Sittliche und Heilige zu zerstören<br />

sucht! Viele Augen sehen auf Deutschland,<br />

da« Land <strong>der</strong> Reformation, An un« liegt<br />

e«, daß sie nicht enttäuscht sich abwenden!<br />

v. Füllkrug,<br />

Eine mannhafte Erklärung<br />

Der Ausschuß des Internationalen<br />

Verbände« für Innere Mission<br />

und Diakonie behandelte an,<br />

3 l. August d. I, die wichtigen Fragen<br />

<strong>der</strong> Volksmission, Generalsuperintendent I),<br />

Zänker, Breslau, sprach über „<strong>Kirche</strong> und<br />

Volksmission" und Kapitänleutnant <strong>der</strong> Kgl,<br />

Dänischen Düarine, Hammerich, Kopenhagen,<br />

über „Zeitgemäße Volksmission". Vor einem<br />

internationalen Forum wurden die großen Missionsaufgaben<br />

<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>n <strong>der</strong><br />

Gegenwart als notwendig, berechtigt und durchführbar<br />

anerkannt. Der Dänische Marineoffizier<br />

erzählte beson<strong>der</strong>« von seiner nebenamtlichen<br />

Arbeit al« Stabschef de« Kyrkens Korshar<br />

(Kirchl, Kreuzheer). Eine seltene Erscheinung,<br />

daß ein aktiver Marineoffizier von<br />

seiner Behörde Zeit und Ermächtigung erhält,<br />

in einer so ausgesprochen christlichen Arbeit<br />

führend mitzuwirken.<br />

An den Verhandlungen nahm al« Vertreter des<br />

Deutschen <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>nausschusses<br />

Oberkonsistorialrat Liz. Dick teil, während die<br />

Rheinische <strong>Kirche</strong>nbehörde am Begrüßungsabend<br />

durch den Konsistorialpräsidenten D. von <strong>der</strong><br />

Goltz vertreten wurde.<br />

Am Montag fand die geschäftliche Sitzung<br />

<strong>der</strong> Vertreter statt, bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschäftsführer<br />

de« Verbandes, V. Füllkrug, Dahlem, die gemeinsamen<br />

internationalen Zukunftsaufgaben<br />

schil<strong>der</strong>te und ihre Beachtung den angeschlossenen<br />

Verbünden in allen Län<strong>der</strong>n an« Herz legte,<br />

Der Hauptoertrcter Schweden«, V. Centerwall,<br />

Upsala, überbrachte die Einladung des Schwedischen<br />

Erzbischof« D. Sö<strong>der</strong>blom und des<br />

Diakonie-Vorstandes, die nächste Au«schußs!tzung<br />

<strong>im</strong> Jahre i93N in Upsala zu halten.<br />

Die Festpredigt am Sonntag vormittag hielt<br />

Bischof v. von Raffay, Budapest.<br />

Am Nachmittag fand ein gemeinsamer Ausflug<br />

nach dem Mühlbad in Noppard mit anschließen<strong>der</strong><br />

Rheinfahrt statt, Ve! <strong>der</strong> gemeinsamen<br />

Feier <strong>im</strong> Mühlbad begrüßte <strong>der</strong> Präsident de«<br />

Verbände«, Gehe<strong>im</strong>rat D. Eeeberg, Berlin,<br />

die Gäste au« dem Ausland und wies<br />

darauf hin, daß die Annahme de« 3)oung«planes<br />

<strong>im</strong> Haag, durch die Deutschland für weitere 60<br />

Jahre in finanzielle Abhängigkeit geriete, auch<br />

für die Innere Mission und Diakonie von<br />

scywcrcr unheilvoller Bedeutung sei. Der Erste<br />

Vizepräsident I). Centerwall, llpsala,<br />

gab darauf dem gemeinsamen Mitleiden <strong>der</strong> dem<br />

^'eibande angeschlossenen Län<strong>der</strong> Ausdruck. Ein<br />

hervorragende« Mitglied <strong>der</strong> holländischen Delegation,<br />

Maester De Graaf, wie<strong>der</strong>holte diese<br />

Gedanken in pointierter Weise und sprach von<br />

dem Mühlbad, dessen Geschichte Oberkonsistorialrat<br />

Liz. Dick geschil<strong>der</strong>t hatte und seiner Bedeutung.<br />

Während de« Krieges war es Lazarett<br />

und in <strong>der</strong> Besatzungszeit sogar Bordell<br />

gewesen. Jetzt ist es wie<strong>der</strong> ein christliche«<br />

Hospiz, da« beson<strong>der</strong>« gern von Hollän<strong>der</strong>n besucht<br />

wird. Mr. De Graaf erinnerte dann an<br />

den Geburtstag <strong>der</strong> holländischen Königin am<br />

Tage vorher und bat die Versammelten, die<br />

nie<strong>der</strong>ländische Nationalhymne und darauf die<br />

deutsche anzust<strong>im</strong>men. Da da« Singen de«<br />

Deutschlandliedes aber in Boppard und in den<br />

heute noch von den Franzosen besetzten Teilen<br />

des <strong>Rheinland</strong>es verboten ist, unterblieb auch <strong>der</strong><br />

Gesang <strong>der</strong> holländischen Hymne, und zwar auf<br />

eigenen Wunsch <strong>der</strong> Hollän<strong>der</strong>, Alle ausländischen<br />

Vertreter nahmen so einen tiefen Eindruck<br />

von <strong>der</strong> deutschen 3tot, elf Jahre nach<br />

Kriegsende und zehn Jahre nach Friedensschluß<br />

mit in ihr Land. Wir aber freuen un« des<br />

mannhaften Bekenntnisse« <strong>der</strong> Männer, die trotz<br />

ihrer weiten internationalen Beziehungen und<br />

Aufgaben doch die Wirklichkeit sehen und <strong>der</strong><br />

Wahrheit die Ehre geben. 0. Füllkrug.<br />

Soziales<br />

I Die Pfarrfrau in <strong>der</strong> sozialen Arbeit<br />

Oft weiden wir Pfarrfrauen von an<strong>der</strong>n<br />

sozial arbeitenden Frauen beneidet, weil sie<br />

meinen, unsere Arbeit sei leichter, unsere<br />

Stellung als Pfarrfrau beseitige von vornherein<br />

gewisse Schwierigkeiten. <strong>Das</strong> mag<br />

vor dem Kriege gest<strong>im</strong>mt haben, Heute<br />

ist es nicht mehr so. Wenn wir<br />

Pfarrfrauen noch in irgendeiner Weise eine<br />

günstigere Stellung haben, dann wird <strong>der</strong><br />

Vorteil aufgehoben durch die viel schärfere<br />

Kritik, die an uns geübt wird, und durch<br />

die viel größeren For<strong>der</strong>ungen, die an uns<br />

gestellt werden. Hochgeschraubte For<strong>der</strong>ungen<br />

und Kritik, das sind die beiden Dinge,<br />

unter denen die Arbeltsfreudigkeit <strong>der</strong> Pfarrfrau<br />

oft leidet.<br />

Jede an<strong>der</strong>e Frau übern<strong>im</strong>mt soziale Arbeit,<br />

wenn es ihr paßt. Die Pfarrfrau<br />

tritt mit ihrem Hochzeitstag<br />

die soziale Arbeit an, einerlei, ob<br />

sie dazu befähigt o<strong>der</strong> vorgebildet ist, o<strong>der</strong><br />

ob sie Lust dazu hat. <strong>Das</strong> bringt <strong>der</strong><br />

Beruf des Mannes mit sich, und manch ein<br />

junges Pfarrfräuchen seufzt unter diesen<br />

aufgezwungenen Pflichten, nicht weil sie sie<br />

nicht erfüllen will, son<strong>der</strong>n weil sie sich<br />

ihnen nicht gewachsen fühlt.<br />

Und dann ist das Auge <strong>der</strong><br />

strengen Kritik doppelt nie<strong>der</strong>drückend.<br />

Je<strong>der</strong> junge Mensch, auch<br />

wenn er von den höchsten Idealen beseelt<br />

ist, macht seine Dummheiten, denn nur dadurch<br />

wird er gescheit. Der Pfarrfrau<br />

aber erlaubt man dieses Vorrecht <strong>der</strong> Jugend<br />

nicht. Von ihr erwartet man von dem<br />

Tage ihrer Trauung ab die Weisheit und<br />

Erfahrung eines gereiften Menschen.<br />

Wenn sie diese nicht hat, und sie kann sie<br />

nicht haben, dann kommt die Kritik! Und<br />

zwar die Kritik <strong>der</strong> Gemeinde und — <strong>der</strong><br />

älteren, erfahreneren und weiseren Kollegen<br />

und — Kollegenfrauen<br />

Ich will darauf nicht weiter eingehen, aber<br />

jedenfalls ist vielfach in diesem Punkte eine<br />

Spannung vorhanden, die wir beseitigen<br />

müssen.<br />

Gewiß, die Jungen sind nicht mehr, wie sie<br />

früher waren, aber gerade das dürfte vielleicht<br />

ein Grund sein, daß wir sie an<strong>der</strong>s<br />

behandeln müssen, als wir<br />

behandelt worden sind.<br />

Wir Alten können oft mit dem besten Willen<br />

nicht mit den jungen gehen, aber das Jugendrecht,<br />

ihre Erfahrungen und, ich sage es<br />

absichtlich, ihre Dummheiten zu machen,<br />

müssen wir ihnen zugestehen, weil wir doch<br />

auch selbst unsere Erfahrungen, und, wenigstens<br />

ich, unsere Dummheiten gemacht haben<br />

und haben machen dürfen. Also ruhig arbeiten<br />

lassen, wenn es irgend angeht; und<br />

erst dann unsern Rat erteilen, wenn wir<br />

darum gefragt werden. Sie müssen sich<br />

ja doch letzten Endes ihren eigenen Weg<br />

suchen, so wie wir Alten es auch haben tun<br />

müssen.<br />

Was wir nicht außer acht lassen dürfen,<br />

das ist die Notwendigkeit, daß die<br />

Pfarrfrau weit mehr als<br />

früher Führerin werden muß;<br />

erstlich weil heute die <strong>Kirche</strong> viel mehr<br />

als früher unsere Mitarbeit und Hilfe<br />

braucht, und zweitens weil die Arbeit<br />

des Pfarrers bis ins kleinste Dorf hinein<br />

so vervielfacht worden ist, daß er unsere<br />

Hilfe nicht entbehren kann, wenn er allen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen gerecht werden soll.<br />

Auch darin liegt eine Schwierigkeit, die an<strong>der</strong>e<br />

Frauen nicht kennen. Selbstverständlich<br />

muß die Pfarrfrau die Arbeit, die sie in <strong>der</strong><br />

Gemeinde o<strong>der</strong> sonst übern<strong>im</strong>mt, selbständig<br />

und ihrem ureigensten Wesen entsprechend,<br />

tun dürfen, sonst ist sie nicht echt.<br />

Aber ste mag tun und lassen, was sie will,<br />

sie muß <strong>im</strong>mer eingedenk bleiben, daß sie<br />

nicht Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde, son<strong>der</strong>n Gehilfin<br />

ihres Mannes ist!<br />

<strong>Das</strong> mag <strong>der</strong> Grund sein, warum in früheren<br />

Seiten verhältnismäßig wenig Pfarrfrauen<br />

sich zur Führerin entwickelt haben.<br />

Der Mann war Führer, sie war Gehilfin,<br />

Gehilfin muß sie auch heute noch bleiben,<br />

aber doch in ganz an<strong>der</strong>er, viel weitherzigerer<br />

Weise, und sie muß


chen, er sieht o<strong>der</strong> fällt mit ihm, ja oft<br />

genug wird er ersi durch das Amt geschaffen.<br />

Er sichert sich seine Stellung gern<br />

durch best<strong>im</strong>mte Vorschriften, er hascht nach<br />

sichtbarem Erfolg, ihn treibt nicht die große<br />

Liebe und das Pflichtgefühl, son<strong>der</strong>n die<br />

Eitelkeit.<br />

Wie an<strong>der</strong>s <strong>der</strong> wahre Führer!<br />

Er wandelt und entwickelt sich stets, er fußt<br />

in <strong>der</strong> ewigen unsichtbaren Welt, aus <strong>der</strong><br />

er <strong>im</strong>mer und <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> neue Kraft und<br />

neue Liebe schöpft. Was er geistig erschaut,<br />

das wirkt sich ständig aus, wird zum Saatkorn<br />

für Menschenherzen, dessen Ke<strong>im</strong>en<br />

und Wachsen er Gott überläßt. Er glaubt<br />

an den Erfolg, auch wenn er ihn nicht<br />

steht, ja, auch dann, wenn seine Saat erst<br />

aufgeht, wenn er nicht mehr ist. Wahres<br />

Führertum ist eine Gabe Gottes,<br />

einerlei, ob Hun<strong>der</strong>ttausende<br />

hinter dem Führer stehen<br />

o<strong>der</strong> ein kleines Vereinchen von<br />

sechs Mitglie<strong>der</strong>n.<br />

Der wahre Führer bleibt Führer auch ohne<br />

Amt und Würden. Denken wir nur an die<br />

Großen, an die ganz Großen! Luther,<br />

Vismarck und wie sie alle heißen.<br />

We<strong>der</strong> Intelligenz noch Kenntnisse, noch<br />

Erfahrung befähigen zum wahren Führer.<br />

Es ist ein großer Irrtum, wenn man<br />

glaubt, durch die komplizierte, gründliche<br />

Fachausbildung Führer <strong>im</strong> höchsten Sinne<br />

zu schaffen.<br />

Wahres Führertum kann nicht erlernt werden,<br />

zum Führer wird <strong>der</strong> Mensch berufen<br />

von Gott, wenn er die sittliche Fähigkeit<br />

dazu besitzt, wenn er diese Fähigkeit in<br />

sich entwickelt hat. Große Gedanken wirken<br />

in dem wahren Führer ein starkes Wollen,<br />

glühende Liebe führt ihn zur heiligen Tat,<br />

auch in dem engsten und kleinsten Kreise.<br />

Dieser Weg mag steil und dornig sein für<br />

unsere jungen Pfarrfrauen, aber es muß<br />

ihr Weg werden, denn sie sind ein Stück<br />

Zukunft unserer <strong>Kirche</strong>. L. Haarbeck,<br />

Merkwürdige soziale Kleinarbeit in <strong>der</strong><br />

Gemeinde<br />

Vor mir liegt <strong>der</strong> Bericht des sozialen Ausschusse«<br />

einer rheinischen Stadtgemeinde, Der<br />

Ausschuß versuchte schon in seiner Zusammensetzung<br />

den Aufgaben eines sozialen Ausschusses<br />

dadurch gerecht zu werden, daß er Vertreter<br />

aller in <strong>der</strong> Gemeinde vorhandenen Nerufsgruppen<br />

in sich aufnahm, aus dem Gedanken<br />

heraus, daß sich <strong>der</strong> Wille zu sozialem Auegleich<br />

in einer solchen Zusammenarbeit zuerst<br />

dokumentieren müsse. <strong>Das</strong> erste, wozu er seine<br />

Mitglie<strong>der</strong> verpflichtete, war die Aufgabe, alle<br />

neu zuziehenden Gemeindeglie<strong>der</strong> zu besuchen<br />

und ihnen einen Gruß <strong>der</strong> Gemeinde zu bringen.<br />

<strong>Das</strong> zweite, was diese Männer und<br />

Frauen übernahmen, war die Verpflichtung,<br />

das Wohlfahrtsamt <strong>der</strong> Gemeinde über jeden<br />

Fall von wirtschaftlicher Not sofort und eingehend<br />

zu unterrichten, Ist es nicht ein erschreckende«<br />

Zeichen für die Entwickelung, i» <strong>der</strong><br />

sich unsere Gemeinden befinden, daß es <strong>der</strong><br />

Schaffung eine« sozialen Ausschüsse« bedarf,<br />

um Aufgaben anzugreifen, die jede kirchliche<br />

Körperschaft zuerst, mit ihr aber schlechthin<br />

alle Gemeindeglie<strong>der</strong> sehen und als ihre selbst-<br />

verständliche Verpflichtung empfinden müßten?<br />

Vor kurzem erzählte mir ein Gewerkschaftssekretär,<br />

er habe in seiner Nachbarschaft — auch<br />

in einer rheinischen Stadt mit starker kirchlicher<br />

Tradition — einen Kreis von Arbeitern<br />

in <strong>der</strong> Weise um s!ch gesammelt, daß er sie<br />

auf eigene Faust zur llebernahme einer ganz<br />

ähnlichen Verantwortung eoangelisch-nachbarschaftlicher<br />

Art anregte, seltsamerweise nicht<br />

durchaus unter Zust<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> in erster<br />

Linie für eine solche Arbeit verantwortlichen<br />

Persönlichkeiten. Die bescheidene Arbeit hat<br />

aktives kirchliche« Interesse auch bei Leuten<br />

erweckt, die sonst dem, was man kirchliche«<br />

Leben zu nennen pflegt, fernstehen.<br />

Was geht au« diesen schlichten Tatsachen hervor?<br />

Daß wir Fortschritte in sozialer Arbeit<br />

machen? Nun vielleicht könnte man auch davon<br />

reden. Hier aber wird etwas viel Einfacheres<br />

und Wesentlicheres deutlich: Daß in<br />

unserem evangelischen Volk die Sehnsucht<br />

nach <strong>der</strong> Gemeinde, die wirklich Gemeinde<br />

ist, und <strong>der</strong> Wille zum Aufbau <strong>der</strong> Gemeinde<br />

merkwürdigerweise noch nicht gestorben<br />

ist, son<strong>der</strong>n oft da lebendig wird, wo wir es<br />

am wenigsten erwarten. Es ist keine Frage,<br />

daß hier die zentralste soziale Aufgabe unserer<br />

<strong>Kirche</strong> erkannt und angefaßt ist. Daß an ihr<br />

gearbeitet wird, ist die Voraussetzung für alle«,<br />

was <strong>im</strong> engeren Sinne als soziale Arbeit bezeichnet<br />

werden mag. Es ist lächerlich, vom<br />

sozialen Ausgleich durch die <strong>Kirche</strong> zu reden,<br />

wenn Unternehmer und Arbeiter nicht mehr<br />

wissen, daß sie Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinde sind.<br />

Man braucht keine neue Organisation „Männerhilfe",<br />

wie sie hier und dort jetzt organisiert<br />

zu werden beginnt; man braucht nur mit den<br />

3 o<strong>der</strong> 6 o<strong>der</strong> 20 Leuten an die Arbeit zu<br />

gehe», die auf den Aufruf warten. E« ist notwendig,<br />

die großen Fragen <strong>der</strong> Gemeindeorganisation<br />

in <strong>der</strong> Großstadt zu erkennen und<br />

ohne Säumen ihre Lösung anzugreifen. Aber<br />

es wären auch die glücklichsten Lösungen dieser<br />

drängenden Fragen unfruchtbar, wenn nicht<br />

endlich auch da« Einfachste und Erste geschähe:<br />

Aktivierung <strong>der</strong>er, die noch von <strong>der</strong> Gemeinde<br />

wissen und an sie glauben. Hoffentlich ist es<br />

nicht nötig, dafür „soziale Ausschüsse" zu gründen.<br />

Geht es aber nicht an<strong>der</strong>«, nun wohl,<br />

dann sollte auch <strong>der</strong> Umweg recht sein. Soziale<br />

Arbeit <strong>im</strong> eigentlichen Sinne wird sich<br />

dann von selbst ergeben und erst dann fruchtbar<br />

geschehen können. Liz. Menn.<br />

Arbeitslosigkeit<br />

1. Die Arbeitslosigkeit in unserer Provinz<br />

unterscheidet sich von <strong>der</strong> de« Reichsdurchschnittc«<br />

anscheinend dauernd in einer für das<br />

<strong>Rheinland</strong> nicht günstigen Weise. Folgende Zahlen<br />

verdeutlichen das:<br />

Hauptunterstützungsempfänger gab es:<br />

auf 4000 Einwohner<br />

in <strong>der</strong> Arbeitslosenunterstützung . . . .<br />

in <strong>der</strong> Krisenunterstützung<br />

Unterstützte und Notstandsarbeiter gab es<br />

Der 45. 8. 4928 zeigte die niedrigsten Zahlen<br />

des Vorjahre«, <strong>der</strong> 45, 4. die höchsten Zahlen<br />

des Wintere, die Zahlen vom 45. 6. sind die<br />

letzten erreichbaren Vergleichzahlen. Da« <strong>Rheinland</strong><br />

hat <strong>im</strong> Winter am Durchschnitt gemessen<br />

eine günstige Lage gehabt, offenbar, weil hier<br />

keine ins Gewicht fallenden landwirtschaftlichen<br />

Arbeitslosenzahlen in Frage kommen. Sehr belastend<br />

aber sind die, am Reichsdurchschnitt gemessenen,<br />

ständig etwa 50 Prozent höher liegenden<br />

Zahlen <strong>der</strong> Krisenuntcrstützten, das heißt,<br />

<strong>der</strong> langfristig Erwerbslosen. Wahrscheinlich<br />

würden die Zahlen <strong>der</strong> in die Wohlfahrtspflege<br />

übernommenen „Ausgesteuerten" dies Bild noch<br />

dunkler erscheinen lassen. Einen Anhaltspunkt<br />

für die Schätzung dieser Zahlen bieten die Feststellungen<br />

<strong>der</strong> Rcichsarbeitsmarktstatistik, wonach<br />

von denen, die <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> aus <strong>der</strong> Krisen-<br />

unterstützung ausscheiden, in <strong>der</strong> Zeit vom 46. 6.<br />

bis 45. 7. 4943 ihren Anspruch auf Krisenunterstützung<br />

erschöpft hätten, und daß es <strong>im</strong><br />

<strong>Rheinland</strong> am 30. 6. allein 26 733 arbeitsuchende<br />

Wohlfahrtsunterstützungsempfänger<br />

gab. Den verhältnismäßig günstigsten Stand<br />

weist zur Zeit <strong>der</strong> Regierungsbezirk Koblenz<br />

auf, mit 43,4 Unterstützungsempfängern <strong>der</strong> A.<br />

V. auf 4000 E.: auch hier freilich steht da«<br />

Arbeitsamt Koblenz selbst mit 42,2 weit über<br />

dem Durchschnitt des Bezirks, dagegen fast genau<br />

auf dem Durchschnitt <strong>der</strong> Provinz, Unter<br />

den Arbeitsämtern weisen die <strong>der</strong> Tertilbezirke<br />

die höchsten Sätze auf: M.Gladbach 25,8, Barmen<br />

49,8, Aachen 45,0, Krefeld 44,7. Außerordentlich<br />

stark belastet sind auch Solingen mit<br />

49,2, Remscheid mit 45,4. Die relativ niedrige<br />

Durchschnittszahl <strong>der</strong> Provinz 42,0 kommt freilich<br />

auch nur durch Einrechnung <strong>der</strong> ländlichen<br />

Bezirke zustande, die naturgemäß eine unternormale<br />

Arbcitslosenziffer aufweisen. Unter<br />

den eigentlichen Industriestädten steht seit längerer<br />

Zeit Duisburg am günstigsten da mit 8,9<br />

für den 45, 7. Ueberau« schmerzlich ist die<br />

Feststellung, daß weit mehr als die Hälfte aller<br />

Unterstützten (74 000 von 420 000) am 45.7.<br />

<strong>im</strong> Alter zwischen 24—45 Jahre, also <strong>im</strong> Alter<br />

<strong>der</strong> stärksten Arbeitsfähigkeit standen. Dabei<br />

stehen wir jetzt in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> günstigsten<br />

Arbeitsmarktgestaltung. Der Sachverständigenausschuß<br />

für die Reform <strong>der</strong> Arbeitslosenversicherung<br />

glaubt, <strong>im</strong> Jahresdurchschnitt auf das<br />

Reich rund 4,4 Millionen Arbeitelose mit<br />

Unterstützungsberechtigung rechnen zu sollen,<br />

während die Zahl gegenwärtig rund 720 000<br />

beträgt! Die äußere und innere Not, die sich<br />

hinter diesen Zahlen verbirgt, ist größer, als<br />

wir uns klar zu machen pflegen, selbst wenn die<br />

mißbräuchliche Ausnutzung <strong>der</strong> Versicherung so<br />

groß wäre, wie es gelegentlich behauptet wird,<br />

freilich weithin ohne sichere Unterlagen.<br />

Eigenartig deutlich ist zu sehen, daß es sich bei<br />

<strong>der</strong> Arbeitslosigkeit um eine Not <strong>der</strong> ehemals<br />

herrschenden europäischen Industrielän<strong>der</strong>,<br />

Deutschland« und Großbritannien« handelt; bei<br />

beiden (wie übrigen« auch Oesterreich) beträgt<br />

die Zahl <strong>der</strong> Arbeitslosen ungefähr 3 Prozent<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung, während die Län<strong>der</strong>, sei es<br />

mit neuerer, industrieller Entwicklung, sei es mit<br />

schwacher Nährung, nicht nennenswert betroffen<br />

sind. Es gibt keine ganz sicher vergleichbaren<br />

Zahlen, aber ungefähr lauten die entsprechenden<br />

Ziffern für Italien 0,9, Belgien<br />

0,5, Polen 0,5, Tscheche,' 0,4, Frankreich 0,03.<br />

Offenbar ist eine Lösung <strong>der</strong> Arbeitslosenfrage<br />

nur <strong>im</strong> größten Rahmen weltpolitischer und<br />

weltwirtschaftspolitischer Gestaltung möglich.<br />

Die am schwersten betroffenen Län<strong>der</strong> werden<br />

zunächst weiterhin alle« tun müssen, um den<br />

einzelnen zu helfen, die in erster Linie unter<br />

dieser Not leiden.<br />

am45. 8. 4928 am 45. 4. 4929 am 45. 6. 4929<br />

Reich Rhld. Reich Rhld. Reich Rhld.<br />

9,4 42,— 30,7 24,2 44,9 42,9<br />

4,3 2,— 2,2 3,2 3,3 4,9<br />

44,4 45,6 35,3 23,5 46,9 49,—<br />

2. Inzwischen hat sich in Deutschland eine<br />

erbitterte und meist sachlich sehr unzulängliche<br />

Diskussion über Wert und Unwert des staatlichen<br />

Versicherungswesen« überhaupt erhoben.<br />

Einen interessanten und wertvollen Beitrag zu<br />

diesen Fragen stellt ein Flugblatt dar, da« von<br />

<strong>der</strong> Allgemeinen Ortskrankenkasse an alle seine<br />

Mitglie<strong>der</strong> verteilt wurde und das in seinem<br />

letzten Teil wörtlich lautet:<br />

„Diese Leistungen, auf welche die Kasse stolz<br />

sein darf, sind aber nur dann mit einem Beitragssätze<br />

von 6,9 Prozent auf die Dauer beizubehalten,<br />

wenn jedes Mitglied jede überflüssige<br />

Inanspruchnahme <strong>der</strong> Kasse vermeidet,<br />

sich <strong>der</strong> Kasse gegenüber persönlich verantwortlich<br />

fühlt und die Kasse nur dann in Anspruch<br />

n<strong>im</strong>mt, wenn es wirklich krank ist. Wir richten<br />

diesen Mahnruf an unsere Mitglie<strong>der</strong>, weil


außer durch den hohen Krankellbestand des<br />

verflossenen Jahre« wir zu Anfang dieses Jahres<br />

durch eine Grippe-Epidemie, wie sie in diesem<br />

Ausmaße noch nie beobachtet worden ist,<br />

he<strong>im</strong>gesucht wurden, die unsere Finanzlage auf<br />

da» schwerste erschüttert hat. Wir haben<br />

Wochen gehabt, wo die Ausgaben allein für<br />

Krankengeld höher waren als die auf eine<br />

Woche entfallenden Beiträge. Die Grippe-<br />

Epidemie hat <strong>der</strong> Kasse insgesamt rund 800 000<br />

Mark gekostet. Dieser schwere Schlag kann<br />

nur mit eurer Hilfe überwunden werden. Die<br />

Xrankenoersicherung steht in einem schweren<br />

Xmnpfe. Man will ihren Abbau. Wer die<br />

Kasse unberechtigt in Anspruch n<strong>im</strong>mt, gefährdet<br />

da« ganze heutige System <strong>der</strong> Sozialversicherung,<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Krankenversicherung.<br />

Die vielen Angriffe, gerade in <strong>der</strong> letzten Zeit,<br />

werden vor allen Dingen <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> mit<br />

<strong>der</strong> Behauptung unterstützt, daß die Kasse von<br />

vielen Versicherten unberechtigt in Anspruch genommen<br />

wird. Wir wollen un» hier einer<br />

Stellungnahme zu obigen Vorwürfen enthalten.<br />

Aber wir wollen doch nicht verfehlen, die folgende<br />

Mahnung an die Mitglie<strong>der</strong> zu richten:<br />

Nehmt eure Kasse nur in Anspruch, wenn die<br />

Notwendigkeit hierfür besteht! Sucht nicht<br />

wegen je<strong>der</strong> geringfügigen Unpäßlichkeit den<br />

Arzt auf! Jede Inanspruchnahme de« Arztes<br />

muß bezahlt werden und steigert die Ausgaben,<br />

Drängt nicht in den Arzt, euch teure Arzneien<br />

zu verschreiben, wenn ein erprobte» Hausmittel<br />

genügt! Legt den Arzneihunger ab und glaubt<br />

nicht, daß <strong>der</strong>jenige <strong>der</strong> beste Arzt ist, <strong>der</strong> am<br />

meisten verschreibt! Ihr wißt ja selbst am besten,<br />

wie wenig von den Arzneien tatsächlich genommen<br />

und wieviel davon weggeworfen wird. Damit<br />

nützt ihr nur <strong>der</strong> chemischen Industrie, schädigt<br />

aber eure Kasse. Handelt stets so, als wenn<br />

ihr alle Leistungen <strong>der</strong> Kasse: ärztliche Hilfe,<br />

Arzneien, Krankenhauskosten usw. selbst bezahlen<br />

müßtet, Versicherte! Euer Prinzip sei: Ich<br />

nehme meine Kasse nur bei Notwendigkeit in<br />

Anspruch, damit ich <strong>im</strong> Falle einer ernsten Erkrankung<br />

um so höhere Leistungen bekomme.<br />

Jede überflüssige Inanspruchnahme <strong>der</strong> Kasse<br />

benachteiligt die übrigen Versicherten und wirkt<br />

auf eine Beitragserhöhung hin. Schützt eure<br />

Kasse gegen gewissenlose Ausbeuter, die sich<br />

auf eure Kosten durch ungerechtfertigte Inanspruchnahme<br />

<strong>der</strong> Kasse bereichern wollen! Sagt<br />

nicht: Ich habe bisher erst wenig o<strong>der</strong> nicht«<br />

von <strong>der</strong> Kasse bekommen, deshalb kann ich sie<br />

jetzt einmal in Anspruch nehmen. Wenn ihr so<br />

sprecht, verkennt ihr das Wesen <strong>der</strong> Versicherung!<br />

Für einen Versicherten, <strong>der</strong> krankfeiert,<br />

sind die Beiträge vieler Versicherten erfor<strong>der</strong>lich,<br />

um die notwendigen Mittel aufzubringen,<br />

Zum Beispiel je<strong>der</strong> Krankenhausfall,<br />

0er <strong>im</strong> Durchschnitt 30 Tage dauert, kostet <strong>der</strong><br />

Kasse an Pflegekosten, Haus- o<strong>der</strong> Taschengeld<br />

<strong>im</strong> Durchschnitt 300 Mark. Ein sonstiger Krankheitsfall<br />

von 6 Wochen Dauer, und diese Fälle<br />

sind sehr zahlreich, kostet <strong>der</strong> Kasse <strong>im</strong> Durchschnitt<br />

allein an Krankengeld, Arzneien und<br />

Heilmittel 200 Mark o<strong>der</strong> den Jahresbeitrag<br />

von 2—3 Versicherten. Die durchschnittliche<br />

Dauer de« Krankheitsfalle« <strong>im</strong> Jahre 1928 mit<br />

27 Tagen war außerordentlich hoch. Durch eine<br />

Verkürzung <strong>der</strong> durchschnittlichen Dauer um nur<br />

zwei Tage würde die Kasse allein an Krankengeld<br />

351 840,— Mark erspart haben. Wer<br />

die Krankenkasse nie hat in Anspruch nehmen<br />

müssen, ist am besten dran: denn jede Krankheit<br />

hat gesundheitlichen Schaden und finanzielle<br />

Nachteile zur Folge, Seid ihr aber wirklich<br />

krank, nehmt die Arbeit nach beendeter Arbeitsunfähigkeit<br />

sogleich wie<strong>der</strong> auf. Bist du Donnerstag<br />

wie<strong>der</strong> arbeitsfähig, warte nicht bis<br />

Montag. Die Kasse darf nicht benutzt werden,<br />

um mit ihrer Hilfe die wirtschaftlichen Folgen<br />

von Arbeitslosigkeit zu beseitigen, Mitglie<strong>der</strong>!<br />

Die Verhältnisse müssen unbedingt an<strong>der</strong>« werden.<br />

Eine Besserung <strong>der</strong> Finanzen <strong>der</strong> Kasse<br />

ist möglich, wenn ihr auf eine Schonung <strong>der</strong><br />

478<br />

Kassenmittel bedacht seid. Ihr tut« für euch<br />

selbst und für eure Angehörigen. Ihr tut«<br />

aber auch <strong>im</strong> Interesse eine« gerechten Kampfe«<br />

gegen die Gegner <strong>der</strong> Sozialversicherung,<br />

Schlagt diesen Leuten die Waffen aus <strong>der</strong> Hand<br />

und zeigt durch eure Einstellung und euer Verhalten,<br />

daß die Angriffe gegen die Kranken»<br />

Versicherung unberechtigt und ungerecht sind."<br />

E« ist die« ein vielleicht erster, ernsthafter Versuch<br />

erzieherischer Einwirkung von <strong>der</strong> Seite<br />

einer solchen Organisation. Ob <strong>der</strong> Versuch<br />

nicht zu spät gemacht wird? E« gibt eine Versichertenideologie,<br />

die schwer zu bekämpfen ist,<br />

wenn sie einmal Wurzel schlug. Sollte aber<br />

hier nicht vor allem eine Aufgabe kirchlicher<br />

Kreise liegen? Man dürfte davon sogar in <strong>der</strong><br />

Predigt sprechen. Sicher in evangelischen Vereine».<br />

Jedenfalls gilt es hier nicht zu schelten,<br />

son<strong>der</strong>n Hand anzulegen.<br />

Fast hoffnungslos scheint das <strong>im</strong> Blick auf<br />

einen wachsenden Teil <strong>der</strong>er zu sein, die sich<br />

al» arbeitsunfähig bezeichnen, um die Möglichkeit<br />

de« Rentenempfängers zu gewinnen.<br />

Einige Sätze von Professor Dr. Köhler«,<br />

Köln, dem Vertrauensarzt <strong>der</strong> Reichsoersicherung<br />

für Angestellte, au« Nr. 345 b <strong>der</strong> Köln, Ztg,<br />

müssen hier zu denken geben:<br />

„Der allenthalben in großem Ausmaß durchgeführte<br />

Abbau <strong>der</strong> Werktätigen, <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>«<br />

Personen jenseits <strong>der</strong> fünfziger Jahre betrifft,<br />

wirkt sich für sehr zahlreiche, nicht mehr in völliger<br />

Jugendfrische tätige, aber doch <strong>im</strong>merhin<br />

noch zu durchaus annehmbarer, zuverlässiger<br />

Arbeit befähigte Personen, nicht nur für den<br />

wirtschaftlichen Familienbestand, son<strong>der</strong>n auch<br />

für die unmittelbare Arbeitsfreudigkeit de« Betroffenen<br />

verhängnisvoll au«. Werden jüngere<br />

Kräfte vorgezogen, stellen sich die Betriebe<br />

geradezu auf solche ein, gilt nicht mehr die in<br />

langjähriger Arbeitstreue bewiesene Zuverlässigkeit<br />

und Gediegenheit des Arbeiter« al« die beste<br />

Stütze de« gewerblichen Betrieb«, so schwindet<br />

langsam und sicher da« persönliche Zutrauen<br />

zur eignen Leistungsfähigkeit, Die Zurückgesetzten<br />

fühlen sich, mit einem Volksausdruck, zum<br />

alten Eisen geworfen. Von da an ist es bis<br />

zur subjektiven Ueberzeugung, arbeitsunfähig zu<br />

sein und ein Anrecht auf Invalidenrente zu besitzen,<br />

nur ein kleiner Schritt. In Wirklichkeit<br />

liegt aber keine körperliche Krankheit und dadurch<br />

bedingte Arbeitsunfähigkeit vor, son<strong>der</strong>n<br />

lediglich eine Wertoermindcrung <strong>der</strong> Person,<br />

darauf beruhend, daß heute alles in einem gesteigerten<br />

Arbeitstempo geschafft werden soll,<br />

gegen dessen Wertschätzung die früher in erster<br />

Linie in Frage kommende Zuverlässigkeit und<br />

Bedachtsamkeit de« älteren Arbeiter« nicht mehr<br />

aufzukommen vermag. Dennoch ist damit meine«<br />

Erachten« da« letzte Wort noch nicht gesprochen.<br />

Der 8t2ncl2r6 c>l lile neigt unter dem<br />

Einfluß de« gesamten wirtschaftlichen und seelischen<br />

Druck« einem Nie<strong>der</strong>gang, einer Wi<strong>der</strong>standeunfähigkeit<br />

und Energieschwächung zu.<br />

Ganz beson<strong>der</strong>« ist es da« au« Konjunkturgründen<br />

Nichtarbeitendürfen und damit nicht Nichtarbeitenkönnen,<br />

was viele Menschen nun wirklich<br />

krank und arbeitslahm macht."<br />

Köhler« gelangt dann zu <strong>der</strong> Folgerung, daß<br />

solchen „alterskranken" Menschen das Recht zur<br />

Inoalidisierung in <strong>der</strong> Tat nicht abgesprochen<br />

werden dürfe, mindesten« für die Zeit dieser wirtschaftlichen<br />

Notlage. Ernste Fragen! Sie<br />

sollten vor allen leichtfertigen Reden über „Renlenpsychose"<br />

bewahren und un« ins Bewußtsein<br />

rulen, daß wir den durch die neuere Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft und ihrer Methoden aie<br />

schuldig sind. Sollte nicht aber auch die Fra^c<br />

nach dem Rechi und Unrecht dieser Wirtschaftaloethoden<br />

<strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> gestellt werden?<br />

2. Für da« Rechnungsjahr 1827/1928 ist in<br />

Deutschland zum ersten Male eine Reichsfürsoigestatistik<br />

durchgeführt worden,<br />

<strong>der</strong>en vorläufige Ergebnisse in Heft 13 von<br />

„Wirtschaft und Statistik" veröffentlicht sind.<br />

Hier einige wichtige Daten:<br />

Es wurden laufend in offener Fürsorge unterstützt von den Bezirksfürsorgeoerbänden (Städten,<br />

Landkreisen)<br />

Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene . . . .<br />

Sozialrentner . . . . . . . . .<br />

Kleinrentner . . . . . . . . . .<br />

Sonstige Hilfsbedürftige (Arme)<br />

Einmalig wurden unterstützt in offener Fürsorge<br />

In geschlossener Fürsorge waren untergebracht<br />

vorübergehend<br />

dauernd<br />

Beihilfen für Ausbildung und Erziehung wurden gewährt ,<br />

Hierzu gesellen sich die von den Lande«fürsorgeoerbänden (Provinzen)<br />

unterstützten Hilfsbedürftigen:<br />

Geisteskranke<br />

Taubstumme, Blinde, Krüppel<br />

Sonstige Gebrechliche o<strong>der</strong> Kranke<br />

Sonstige Hilfsbedürftige<br />

Zum Vergleich:<br />

Die Einwohnerzahlen betrugen<br />

<strong>im</strong> Reich<br />

111 474<br />

71» 111<br />

402 IN»<br />

1 178 386<br />

20 673 876<br />

835 544<br />

339 686<br />

414 538<br />

<strong>im</strong> Rhld.<br />

27777<br />

68 800<br />

28 884<br />

237 671<br />

747 445<br />

130 301<br />

38 442<br />

10 071<br />

126 277 die Zahlen für<br />

27 484 das Rhld. werden<br />

7 206 hier lei<strong>der</strong> nicht<br />

288 827 mitgeteilt<br />

f. d. Reich f. d. Rhld.<br />

410 61» 7 256 878<br />

Die von dem Reichsjugendwohlfahrtsgesetz erfaßten Jugendlichen (z, B. die Fürsorgeerziehung)<br />

jmd bei diesen Zahlen noch nicht mitberücksichtigt!<br />

Die Ausgaben für die öffentliche Fürsorge <strong>der</strong> Bezirksfürsorgeverbände glie<strong>der</strong>n<br />

sich in ihren wichtigsten Bestandteilen folgen<strong>der</strong>maßen (Zahlen in 1000 Mark!):<br />

1. Gesundheitsfürsorge<br />

2. Wirtschaftliche Fürsorge<br />

3. Wochenfürsorge<br />

4. Jugendpflege (ohne Fürsorgeerziehung)<br />

5. Pflegepersonal<br />

6. Zuschüsse für die Unterhaltung von<br />

a) Krankenhäusern und Entbindungshe<strong>im</strong>en 60 938<br />

b) Altersh,, Siechenhäusern, Obdachlosenasylen 18 203<br />

c) Jugendhe<strong>im</strong>en aller Art (Waisenhäusern) 10 »84<br />

d) ärztliche Beratungsstellen . . . 13 145<br />

e) Säuglings- und Kleinkin<strong>der</strong>he<strong>im</strong>e . . 16 816<br />

zusammen:<br />

7 261<br />

1 888<br />

703<br />

2 546<br />

3 816<br />

7. Beiträge und Zuschüsse für Verbände und Einrichtungen <strong>der</strong><br />

freien Wohlfahrtspflege<br />

8. Verwaltungskosten a) sachlich . . . 22 691 2 816<br />

b) Personal 81 035 12 535<br />

zusammen:<br />

<strong>im</strong> Reich<br />

145 182<br />

716 720<br />

5 374<br />

48 335<br />

21 251<br />

120186<br />

10 883<br />

<strong>im</strong> Rhld.<br />

25 173<br />

102 020<br />

752<br />

»771<br />

2 877<br />

16 415<br />

1804<br />

113 726 15 351


Die gesamte Fürsorgelast in Deutschland betrug,<br />

abgesehen von den Kosten <strong>der</strong> Fürsorgeerziehung,<br />

von Volksspeisungen, Schulspeisungen, schulärztlichen<br />

Untersuchungen, Kin<strong>der</strong>entscnduxgc»<br />

(soweit diese nicht fürsorgerechtlich Hilfsbedürftigen<br />

zugute kommen), und abgesehen von dem<br />

ganzen Versicherungswesen <strong>im</strong> Rechnungsjahre<br />

4927/4928 1,26? Milliarden Mark. Davon<br />

waren ungedeckt 4,249 Milliarden Mark o<strong>der</strong><br />

auf den Kopf <strong>der</strong> Bevölkerung 20,01 Mark.<br />

4. Interessante bevölkerungspolitische<br />

Einblicke gewährt ein Blick in den Jahresbericht<br />

de« Vereins für Säuglingsfürsorge und<br />

Wohlfahrtspflege <strong>im</strong> Regierungsbezirk Düsseldorf<br />

für 4828. Die Geburtenzahl für den Bezirk<br />

belief sich 4928 auf 48,47 für das Tau-<br />

send <strong>der</strong> Einwohnerschaft. Die höchsten Geburtenzahlen<br />

weisen auf Hamborn mit 25,4»,<br />

Landkreis Dinslaken 24,96, Eterkrade 23,44,<br />

Oberhausen 22,54, Landkreis Mör« 22,07,<br />

Duisburg 24,92; auch Essen steht noch ein klein<br />

wenig über dem Durchschnitt mit 48,83. Die<br />

niedrigsten Geburtenzahlen haben unter den<br />

Städten Solingen mit 44,84, unter den Landkreisen<br />

Lennep mit 42,44. <strong>Das</strong> Nergische Land<br />

ist da« älteste Industriegebiet de« Bezirks, <strong>der</strong><br />

Raum nördlich <strong>der</strong> Ruhr <strong>der</strong> jüngste. Die Bevölkerung<br />

des Bergischen Lande« ist wesentlich<br />

bodenständig, die nördlich <strong>der</strong> Ruhr wesentlich<br />

aus dem Osten zugewan<strong>der</strong>t. Fragen über<br />

Fragen. Auch solche <strong>der</strong> konfessionellen Zugehörigkeit?<br />

Liz. Menn.<br />

Nachrichten aus dem Melanchthonbund<br />

(Verband <strong>der</strong> evangelischen Eltern an den mittleren und höheren Schulen <strong>Rheinland</strong>s)<br />

Da« Mitteilungsblatt 3/4929 erscheint<br />

<strong>im</strong> Oktober; zwei Rednerlisten für die bevorstehende<br />

Winterarbeit gingen den Gruppen in<br />

<strong>der</strong> letzten Zeit zu, — Die Vortragstätigkeit<br />

dieses Winterhalbjahre« eröffneten die Ortsgruppen<br />

Elberfeld am 20, September<br />

(Pastor Brückner. Wie helfen wir die <strong>Kirche</strong><br />

bauen?) Duisburg-Ruhrort-Laar-<br />

Neeck am 24. September mit einem Vortrag<br />

von Studiendirektor Dr. Blumenrö<strong>der</strong>,<br />

Rheydt, über die Reformation <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>,<br />

worauf seitens <strong>der</strong> Zentrale ein Referat über<br />

Aufgaben und Einrichtung von Stipendienfond«<br />

sowie über unsere Berufsberatungsstelle<br />

für Studenten und Akademiker folgte. Auch<br />

die Gruppen Duisburg und Oberhau -<br />

s e n bereiten Vortragsabende vor. Ein verheißungsvoller<br />

Auftakt! Allen übrigen Gruppen<br />

zur Nacheiferung empfohlen! Auch da,<br />

wo man direkt mit auswärtigen Rednern Termin<br />

und Thema vereinbart, wolle man <strong>der</strong><br />

Zentrale in Essen beide« mitteilen. — Der<br />

Lehrbücherausschuß gibt seit dem Sommer<br />

nun auch Lehrbüchergutachten für die<br />

Mittel- und mittleren Schulen <strong>Rheinland</strong>«<br />

heraus: für jede dieser Schulen ist eine Vertrauenspersönlichkeit<br />

gewonnen. — Der Ausschuß<br />

5 au« <strong>der</strong> 40. rheinischen Prooinzialsynode<br />

in Neuwied hatte sich mit Anträgen<br />

au« Düsseldorf und Köln zu befassen; da«<br />

regionale System hat, wie kaum an<strong>der</strong>« zu<br />

erwarten war, bei <strong>der</strong> großen Mehrheit <strong>der</strong><br />

Synodalen keinen Anklang gefunden. Wir<br />

können es nur begrüßen, wenn <strong>im</strong> ganzen <strong>Rheinland</strong><br />

nun endlich von einheitlichen Gesichtspunkten<br />

au« Schulpolitik getrieben wird, und<br />

hoffen sehr, daß jede Gruppe, die sich dazu genötigt<br />

sieht, zu allererst mit unserer Zentrale<br />

in Verbindung tritt. Insbeson<strong>der</strong>e ist von dem<br />

gesunden Urteil unserer Freunde zu erwarten,<br />

daß man in zusammengelegten Großstädten de«<br />

Regierungsbezirk« Düsseldorf sich nicht in die<br />

Szylla stürzt, um die Charybdi« zu vermeiden:<br />

d. h. man hüte sich davor, bestehende paritätische<br />

Lehranstalten in konfessionelle umwandeln zu<br />

wollen, weil man befürchtet, durch die Zusammenlegung<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Orte eine allzu<br />

stark katholisch orientierte Schulpolitik ini Gcsamtstadtparlament<br />

zu bekommen. — Am 7.<br />

und 8. Oktober feiert Gemeinde und<br />

Gymnasium in Narmen-Gemarke<br />

das 35Njöhrige Jubiläum des evangel.-stift.<br />

Gymnasium« daselbst. (Nach <strong>der</strong> Ref. Ki.-Zta,<br />

36, 284 ist <strong>der</strong> 34. August 457» als Gründungstag<br />

dieser ehrwürdigen Anstalt anzusehen.) —<br />

Zu Seite 445 in Nr. 8 unsere« Blatte« ist<br />

ergänzend zu berichten, daß auch unser Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Oberst a. D, von Gilsa, Sterkrade,<br />

M. d. R., Mitglied <strong>der</strong> Prooinzialsynode ist,<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des Schulausschusses <strong>der</strong>selben unser<br />

Vorstandsmitglied Geh. Rat Dr, Marck«,<br />

Wesel, Der plötzliche Tod von Missionsdirektor<br />

Pastor Rudolf Schmidt, Barmen, am 3,<br />

September 4928, bedeutet auch für die dortige<br />

Ortsgruppe, <strong>der</strong>en 4, Vorsitzen<strong>der</strong> er war, einen<br />

schmerzlichen Verlust. Unsere Aachener Freunde<br />

betrauern den am gleichen Tage erfolgten He<strong>im</strong>gang<br />

von Hans Iacobi, welcher Vorsitzen<strong>der</strong><br />

des Kuratorium« <strong>der</strong> dortigen Viktoriaschule<br />

war. In seine Zeit fällt die Anerkennung dieser<br />

Schule als Vollanstalt. — Hier mag in Ergänzung<br />

unsere« Berichte« über die Fronleichnamstagung<br />

<strong>der</strong> evangelischen<br />

Religionspädagogen in Düsseldorf<br />

(Nr, 8, Seite 443) noch folgende«<br />

erwähnt werden: Mit Ausnahme von Oberstudienrat<br />

Haasen, Düsseldorf-Oberkassel, <strong>der</strong><br />

ablehnte, wurde <strong>der</strong> Vorstand wie<strong>der</strong>gewählt,<br />

nämlich Oberstudienrat v. Peters, Düsseldorf,<br />

als Vorsitzen<strong>der</strong>, ferner Studienrat Her<strong>der</strong>,<br />

Elberfeld, und Oberstudiendirektor Liz.<br />

Dr. Feigel, Duisburg. Dazu neu Oberstudienrat<br />

Hahn, Mör«, Zur Prooinzialsynode<br />

wurden abgeordnet als Vertreter <strong>der</strong><br />

akad, geb. Religionslehrer Oberstudienrat V.<br />

Peters als Abgeordneter, Oberstudienrat<br />

Her<strong>der</strong> al« 4. Stellvertreter, Studienrätin<br />

Dr. Käthe Steil, Barmen, al« 2. Stelloertreterin,<br />

Studienrat Dr. Ayrer, Koblenz,<br />

als 3, Stellvertreter. — Die Vereinigung<br />

positiver eoangelischerRcl igion slehrer<br />

an höheren Schulen tagt am<br />

42. und 43. Oktober in Kaiscr«werth. (Da«<br />

Programm findet man in Schule und Evangelium,<br />

IV 6, 442). — Wir veröffentlichten auf<br />

Seite 446 in voriger Nummer den von un«<br />

errechneten Bestand an rheinischen<br />

Assessoren (innen) vom 24. Juli 492».<br />

Eduard S<strong>im</strong>on bringt <strong>im</strong> Deutschen Lhil,<br />

Blatt 37, 547 f. nach dem Stand von Ende<br />

August 4929 die Assessoren, Danach kämen auf<br />

das <strong>Rheinland</strong> an evangelischen Assessoren in<br />

Fachgruppe I: 40 (8 Anwärter), in II: 20 (4»),<br />

in III: 8 (7), in IV: 45 (44), in V: 23 (?), in<br />

VI: 9 (2), in I—VI: 85 (57). Während in<br />

den meisten preußischen Provinzen die Jahrgänge<br />

4826/4827 <strong>der</strong> Anwärterliste nahezu erschöpft<br />

sind, weist neben Brandenburg und<br />

Westfalen nur noch da« <strong>Rheinland</strong> größere Bestände<br />

auf, „D«s Durchschnittsalter für die<br />

Gesamtheit <strong>der</strong> Assessoren ist <strong>der</strong> Jahrgang<br />

4 »22: da« entspricht einer durchschnittlichen<br />

Wartezeit von etwa 7 Jahren, Bei den Stellenanwärtern<br />

(durchschnittliche« Assessoren-<br />

Dienstalter 4S24) beträgt die Wartezeit durchschnittlich<br />

8 Jahre." (S<strong>im</strong>on.) Uebrigen« ging<br />

<strong>im</strong> letzten Jahr die Zahl <strong>der</strong> preußischen Studienassessoren<br />

um 24,4 Prozent zurück.<br />

Zeitschriftenschan<br />

Protestantismu« und Gymnasium,<br />

von Qberstudiendirektor Dr. Mar Wiesenthal,<br />

Dui«burg (Evangel. <strong>Rheinland</strong> VI 8,<br />

S. 435—437). Ueber den Erziehungsgeist<br />

auf Gymnasien, von Pfarrer<br />

Lohmeyer in Schötmar (Ref. Ki.-Ztg. 33,<br />

258—264). Die Zukunft des Gymnasium«,<br />

4. Folge, 35 Seiten, 0,60 ^t,<br />

Weidmann'sche Buchhandlung, Berlin SW 68.<br />

— Die christliche Familie und ihre<br />

Gefährdung durch weltanschauliche<br />

Gegner, von Oberstudiendirektor Dr.<br />

Schnippenkötter, Essen (<strong>Das</strong> neue<br />

Reich 50, 598f.). — Was ist evangelische<br />

Erziehung? Von Friedrich D e l e°<br />

kat (Evangel. Päd. 464—474). — Zur<br />

Frage <strong>der</strong> „<strong>Evangelische</strong>n Erzie«<br />

hun g", von Herm. Schwartz (ebd, 474 bis<br />

486). Psychoanalyse, von Otto Döring<br />

(Dtsch. Phil.-Bl. 34, 494—497: 35,<br />

507—544). — We<strong>der</strong> Lern- noch<br />

Arbeitsschule: Erziehungsschule,<br />

von Otto Knoll (Dtsch. Lehrer-Ztg. 36, 394<br />

bis 395: 37, 397f,). — Von <strong>der</strong> Krisi«<br />

<strong>der</strong> höheren Schule (Mittelschule 2»,<br />

437—43»). — Die Schülerzahl <strong>der</strong><br />

preußischen höheren Knappenanst<br />

alten nahm <strong>im</strong> letzten Schuljahr<br />

um 640 ab, also keine Inflation! (Eduard<br />

S<strong>im</strong>on) <strong>im</strong> Dtsch. Phil.-Bl. 32, 465 f.). —<br />

Da« Märchen von <strong>der</strong> billigen<br />

Mittelschule, von Sebald Schwarz<br />

(Dtsch Phil.-Bl. 35, 505—506). — DieNachteile<br />

vorzeitiger Schulentlassung.<br />

Hohe Zahl bei den höheren Schulen für Mädchen,<br />

von Emma Loewe (Elternbl. <strong>der</strong> mittleren<br />

Schulen VII 9, 299—304). — Vom Berechtigungswesen<br />

(Schulfrage 8, 4—3).<br />

Minister Becker über das Berechtigungswesen<br />

(Reich«elternblatt 7/8, LN).<br />

Die ll e l> e r s p a n n u n g des Berechtigungswescn«<br />

(Evangel. Päd. IV 5,<br />

488—490). — Berufe für Schüler aus<br />

mittleren und höheren Schulen,<br />

von Paul Holz (Der eoangel. Beamte 8,<br />

90—93, Schluß). <strong>Das</strong> Recht <strong>der</strong> Eltern<br />

an <strong>der</strong> Schule (Elternbl. 8, 267—270). —<br />

Eltern und Schule (Barmer Sonntagsblatt<br />

35, 3), Noch einmal: Eltern und<br />

Schule (letzte Meinungsäußerung des verstorbenen<br />

Missionsdirektor« Schmidt, welcher<br />

den Lehrern in je<strong>der</strong> Woche einen einzigen Besuch<br />

<strong>im</strong> Elternhause eine» ihrer Schüler<br />

empfiehlt: ebd, 37, 3f.). — Schwer erziehbare<br />

Kin<strong>der</strong>, von Prof. Willy Hellpach,<br />

Heidelberg (Reichselternbl, 7/8, 54—53).<br />

— Stellungnahme des Episkopates<br />

zu den Veröffentlichungen de«<br />

preußischen Kultusministerium«<br />

betr, Sittlichkeitsoergehen an<br />

höheren Schulen (Schule und Erziehung<br />

47, 3 S. 492—49»). — Mo<strong>der</strong>nstePädag<br />

o g i k (Die soziale Kin<strong>der</strong>republik von <strong>der</strong><br />

Rheininsel Namedy: Ki. Wo.-Bl. Mei<strong>der</strong>ich<br />

37, 292f.). — Ueber die Bewährung<br />

dreijähriger Grundschüler(innen)<br />

in höheren und Mittelschulen bringt W.<br />

Rechenberg, Kottbus, sehr erfreuliche Ergebnisse<br />

<strong>im</strong> Dtsch. Phil.-Bl. 33, 478 f. — Die<br />

Einweihung de« Ferienhe<strong>im</strong>« auf<br />

<strong>der</strong> Nordsee-Insel Baltrum (Sgr.<br />

Rh. 34, 526f.). Ein Vorschlag für die<br />

neue Ferienordnung, von H. Klingenberg<br />

(Dtsch. Phil.-Bl. 36, 524 f.). —<br />

Keine W e i h n a ch t « - Ze u g n i s s e in<br />

Berlin und Brandenburg für diese«<br />

Jahr, zunächst versuchsweise (Dtsch. Phil.-Bl.<br />

35, 545.) — Reifezeugnis für lateinische<br />

Sprache und Einschreibung<br />

bei den evange l,-t heol. Fakultäten<br />

(Ki. Amtsbl. d. Rheinpr. 44, 65). — Theo»<br />

logische Schule Elberfeld: Unter»<br />

richtsplan für da« Wintersemester 4929/4930


u. a, (Ref. Wo.-Bl, 33, Beilage, Ki, Wo,-Bl.<br />

Mei<strong>der</strong>ich 32, 252f,), Ueber die am 31. Juli<br />

in Bonn abgehaltene Prüfung in. Hebräischen<br />

vgl. Ki, Rundschau f. Rheinl. und<br />

Wests, Nr. 17, Sp. 268, Der Wea <strong>der</strong><br />

Theologin, von Erna Schlier-Haas<br />

(Dui«bg. Sg.-Bl, 33, 394), Aufruf zur<br />

Gründung eine« evangelischen<br />

Studentin neu he<strong>im</strong>« in Köln (Sgr,<br />

Rheinl. 34, 530 u, a, O.). — Die Meldefrist<br />

für die Studien-Stiftung des deutschen<br />

Volke« läuft am 5, Noo. ab. —<br />

In dem berühmten Horn-Sertett des<br />

greisen Pofaunengenerals v, K u h lo, Nethel,<br />

haben wir ein hervorragende« Beispiel studentischer<br />

Wertarbeit zwecks Finanzierung de« weiteren<br />

Studiums, — Akademiker-Schicksale<br />

in <strong>der</strong> Nachkriegszeit, von<br />

Hcinr, G, Merkel (Stud,°Werk III 5,<br />

226—235), — Austausch von Studenten,<br />

Referat von Pastor 0, Hesse, Elberfeld<br />

(Ref. Ki,-Ztg. 32, 250—252). — Die<br />

Ceril-Rohdes-Stiftung n<strong>im</strong>mt wie<strong>der</strong><br />

regelmäßig vier deutsche Stipendiaten für<br />

Oxford auf (Stud.-Werk III 5, 245f,). —<br />

Neuordnung <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong><br />

Turn- und Sportlehrer(innen) an<br />

den höh. Schulen in Preußen (Zentr,°Nl. 47, 36?).<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Bibliographie rheinischer<br />

evangelischer Zeitschriften<br />

Gemeindliches<br />

Der Alten berger Dom (Ref. Wo.-Nl,<br />

Elberfeld 28, 221), — Diaspora Asbach,<br />

von Pastor Iörß (Rh.-Westf, Gu,-Ad.°Bl. 8,<br />

59—6t), — Geschichtliches au« <strong>der</strong> Barmer<br />

Nordstadt (Sgr,°Nl. Wi. 3«, 7), — Ein<br />

obrigkeitliche« Kurios um aus alter<br />

Zeit, au« einer Predigt von Pastor Franziskus<br />

Vogt in Lennep 1731 (Sgr, N e r g, - L d. 27,<br />

424: Wo.-Bl. Radeoormawld 29, 3). — Heber<br />

die Berg. - IüIischen Geschichtsblätter,<br />

Heft 2, siehe Ki, Wo.-Bl. Ki,-Kr. Gladbach<br />

28, 234. — Da« Iül icher Land,<br />

von I. Heck (Eo. Arbt.-Note 13, 98—100). —<br />

Vonbaden ein sehr alter Ort, von 782<br />

(Sgr, Braunfel« 29, 455). — Entwicklungsgeschichte<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Nous, von Pfarrer<br />

Friedrich (Sgr, Saar 29, i). — Petition für<br />

eine evangelische <strong>Kirche</strong> in Claswipper<br />

vor 100 Jahren (Sgr. Agger 35, 548). — Die<br />

Entstehung <strong>der</strong> Gemeinde Claswipper<br />

(Henne«) Sgr, Agger 36, 563 f. — Beiträge<br />

zur Gemein degeschichte.<br />

Historische Beilage zum Eo, Ref. Wo.-Nl.<br />

Elberfeld. 1. und 2. Heft 192» enthält<br />

Bericht über die ref. Gemeinde Elberfeld und<br />

über die Ellerianer in Ronedorf, von Pastor<br />

Liz. Klugkist Hesse. — Cholera in Elberfeld<br />

1848—1859, von Rektor Aschmann (Ref. Wo.-<br />

Bl. Elberfeld 29, 231). — 80 Jahre Elberfel<strong>der</strong><br />

Erziehungsoerein, von Pastor<br />

Möller (Ev,-luth. Ge.-Bl. Elberfeld 26, 315 f,).<br />

Au« dem ältesten Protokollbuch des Konsistoriums<br />

(Presbnteriums) <strong>der</strong> ref, Gemeinde Elberfeld,<br />

Klugkist Hesse (Ref, Wo.-Bl. Elberfeld,<br />

36, und 37, Beilage). — Ueber den G l e ! -<br />

l> erg in alter und neuer Zeit siehe Sgr.<br />

Braunfels 26, 407. — Die Zerstörung <strong>der</strong> Burg<br />

Gleiberg, von Liz, Müller, Dutenhofen<br />

(Sgr, Wetzlar-Ld, 27, 422). — Wie Hörns -<br />

he<strong>im</strong> Filial von Lützcllinden wurde (ebd. 29,<br />

454), — Etwa« von den Klingelbeuteln<br />

o<strong>der</strong> Opfersäcklein in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Hörn«he<strong>im</strong><br />

(ebb, 31, 488), — Weiteres von den<br />

Klingelbeuteln in den <strong>Kirche</strong>n unserer<br />

He<strong>im</strong>at, ebenfall« von Liz. Müller (ebd. 35,<br />

548), — Die aussterbende Hüttenberqer<br />

Tracht (Eqr, Braunfels 29, 455), — Fortsetzung<br />

<strong>der</strong> Beschreibung kirchlicher Sitten und<br />

Feiern in Kettwig: Sonntagsztg, Kettwig 26,<br />

408: 28, 440: 32, 504: 33, 516: 34, 532: 35,<br />

548: 36, 564: 37, 580. — Der Charakter<br />

Kölns als kath. Großstadt (Sgr. Kalk 30,<br />

472). — Zur Geschichte de« Kin<strong>der</strong>garten« in<br />

Krefeld (Sgr. Krefcld 26, 407). — Au«<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit <strong>der</strong> Gemeinde M e i d e r! ch,<br />

von E. Gel<strong>der</strong>blom (Ki. Wo.-Bl. Mci<strong>der</strong>ich 25,<br />

198: 26,207: 28,223: 29,231: 30,239: 31,247:<br />

32, 255: 33, 263: 35, 279: 37, 298), — Au«<br />

<strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde O p -<br />

laden (Sgr, Opladen 26, 408: 27, 424:<br />

28, 440: 20, 456: 31, 488: 32, 504 Schluß). —<br />

Diaspora P e r l, von Pastor Iörß (Rh.-Westf.<br />

G.-Ad.-Bl. 7, 53 f.). — Radeoormwalds<br />

düsterer Tag vor 300 Jahren, 2. Sept.<br />

1629 (Ref. Wo.-Bl, Elberfeld 35, 278: Eo.<br />

Gbl. Remscheid 36, 3 f.). — Da« Pfarrgehöft<br />

zu Reiskirchen und die Flurbereinigung<br />

(Sgr. Wetzlar-Ld. 26, 407). — Groß-Rechte<br />

nb ach zur Reformationszeit (ebd. 35, 548:<br />

36, 563 f.: 37, 580). — Ein Stückchen Ronsdorfer<br />

Vergangenheit, von Heiner, Schluß<br />

(Ronsdorfer Hausfreund 26, 423—425). —<br />

Bil<strong>der</strong> au« <strong>der</strong> Vergangenheit <strong>der</strong> luth. Gemeinde<br />

in Ronsdorf, oon Pastor Schoen<br />

(ebd. 27, 440—444). — Wie da« Ronsdorfer<br />

Krankenhau« entstand (ebd. 33, 522—523).<br />

— Der Streit zwischen dem Johanniterorden<br />

und <strong>der</strong> luth, Gemeinde Remscheid um die<br />

Kirchcnbüsche in <strong>der</strong> Schaf « selle und<br />

Arnsweg, oon W. Engel« (Ev. Gbl. Remscheid<br />

33, 2—4). — Die Einführung <strong>der</strong> Reformation<br />

in Schlei den (Eo.-luth. Ge,-Bl,<br />

Elberfel» 26, 317 f,). — Schmachtendorf,<br />

oon Pastor Schäfer (Rh,-Westf. Gu.-Ad.-Bl, 7,<br />

51—53). — Da« frühere herzogliche clevesche<br />

Schloß in Sonsbeck, 1641 zerstört (Sgr.<br />

Nie<strong>der</strong>rh. 35, 548). — Au« <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong><br />

Gemeinde Utfort (Sgr. Utf. 26, 408). —<br />

Kin<strong>der</strong>segen in unserer He<strong>im</strong>at um 1770<br />

(Sgr. Wetzlar-Ld, 30, 471 f.), — Auf den<br />

Spuren de« 7 > ähr! gen Krieges in unseren<br />

<strong>Kirche</strong>nbüchern, von Pastor Liz. Müller,<br />

Dutenhofen (Sgr. Wetzlar-Ld. 26, 406: 27,<br />

422 f.: 28, 439: 29, 454: 30, 471: 31, 418 f.:<br />

32, 503 f.: 33, 515: 34, 532). — Von <strong>der</strong><br />

Kirmes in unserer He<strong>im</strong>at, ihrem Recht und<br />

Unrecht (Sgr. Wetzlar-Ld, 36, 564: 37,<br />

579 f,). — Besprechung <strong>der</strong> Forsthoffschen<br />

Rheinischen <strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />

i Biblische Zeugnisse 8, 231—234:<br />

Eoang-luth. Ge,-Nl, Elberfeld 35, 431 f,:<br />

Ref, Ki.-Ztg, 36, 284: 37, 296 u, ll,<br />

W Personliches<br />

Cläre nbach-Bibliographie o. Pastor<br />

v. Rotscheidt, siehe in: Hefte für Rheinische<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschichte, Heft 9 oon 1929. —<br />

Adolf Clarenbach , Gedicht oon Emil Uel -<br />

lenberg (Ref. Wo.-Bl. Elberfeld 26, 204),<br />

— Clarenbach« Vermächtnis, von Pastor<br />

Dr. Bachmann, Barmen (Der Wächter 7/8,<br />

1—2). — Die Pest in Münster in Clarenbach«<br />

Tagen, oon Pastor Liz. Klugkist Hesse<br />

(Ref. Wo.-Nl, Elberfeld 29, 229 f.), —<br />

Clarenbach und die Schwärmer, von demselben<br />

(ebd. 30, 236—238). — Clarenbach<br />

in <strong>der</strong> Lateinschule in Wesel, oon demselben<br />

(ebd. 32, 253 f.). — Ueber das Buch „Frühlicht<br />

am Rhein" desselben Verfasser« siehe<br />

Sgr. Rh. 34, 527: Schulfreund 9, 140: Ki.<br />

Wo.-Bl. K!.-Kr. Gladbach 37, 300 f.: Der eogl.<br />

Beamte 9, 106, — Bei Meincke in Neuwied<br />

erschien auch Klugkist Hesse, A d o l f<br />

Clarenbach, ein Beitrag zur Geschichte des<br />

Evangelium« <strong>im</strong> Westen Deutschlands (372 S.)<br />

Pro fide!, au« dem Leben eines belgischen Magister«<br />

(Clarenbach), von C. Schütz<br />

(Jugendkraft 8, 133—140), — Die Clarenbach-<strong>Kirche</strong><br />

in Remscheid (Ref. Wo,-Bl.<br />

Elberfeld 34, 269). — Adolf Clarenbach,<br />

<strong>der</strong> Reformator des Belgischen Landes, oon<br />

Prof. Dr. Niemöller, Soest (Rh.-Westf. Gu.»<br />

Ad.-Nl. 9, 68 f.). — Wie Adolf Clärenbach<br />

mit seinem Vater sprach, au« dem<br />

Uellenberg schen Clarenbach-Roman (Sgr.<br />

Rbeinl. 35. 544). — Aussprüche de« Reformator«<br />

Adolf Clarcnbach, zusammengestellt<br />

oon August Clarcnbach (Der eo. Schulfreund<br />

9, 131 f.). — Adolf Clarenbach.<br />

Eine Charakteristik des Reformator«, oon<br />

Studienrat Clarenbach, Remscheid (ebd. 9,<br />

132—136), — Adolf Clarenbach, <strong>der</strong> Reformator<br />

und Märtyrer <strong>im</strong> Bergischen, von<br />

Rektor Vogel sang. Barmen (ebd. 9.<br />

136—137), — Adolf Clarenbach (Der<br />

Wächter 9/10, 3—6. Adolf Clarenbach,<br />

oon Pastor oon <strong>der</strong> He yd t (Der eoanacl,<br />

Beamte 9, 102 f.). Der Nekenner de« Bergischen<br />

Lande«, oon Pastor Nungenberg<br />

(Eo.-luth. Gbl. Elberfeld 37, 449 f.). — Adolf<br />

Clarenbachs und Peter Fliestedcn« Märtyrertum.<br />

Abdruck eines alten Büchlein« oon 1829<br />

(Kraft aus <strong>der</strong> Höhe 29—36). — Ein Stürmer<br />

aus <strong>der</strong> Reformat!on«ze!t, Peter Fl! e °<br />

steden (Eo.-luth. Ge.-Bl. Elberfeld 29, 353 f.:<br />

30, 264). — Zum Gedächtnis Prof. v, Theodor<br />

Christ lieb« (Stg.-Bl. Bonn 34, 526—528:<br />

Ki. Ru. Rh. W. 17, Sp. 257—260). — Henricu«<br />

Daubert, <strong>der</strong> Pfarrer oon Wißmar<br />

und <strong>der</strong> Kampf um die Schweinemast, von K,<br />

F. Müller (Sgr. Wetzlar-Ld. 30—37), — Die<br />

Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde D h ü n n <strong>im</strong> letzten Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

(So.-Bl. Dhünn 36, 288: 37, 296). —<br />

Diakonissen- Mutterhaus und verfaßte<br />

<strong>Kirche</strong>, Geschichtliche« und Grundsätzliche«,<br />

1. Die Anschauung Theodor F l! e d n e ? s ,<br />

oon Pastor Disselhof (Armen- und Kranken-<br />

Freund 6/7, 168—179), — Was ein Elberfel<strong>der</strong><br />

oor Jahrzehnten mitnahm au« seiner<br />

Gemeinde (Ref. W.-Nl. Elberfeld 37, 292). —<br />

Je näher dem Heiligen, desto ernster <strong>der</strong> Dienst<br />

(Ermahnungen alter Synoden betreffs<br />

Studium de« Pfarrers), oon<br />

Klugkist Hesse (Ref. Wo.-Bl. E l b e r f e l d 37,<br />

291). — Pastor Jakob Engel« in Nümbrecht,<br />

von v. Lang, Halle/Saale (Ref. Ki.-Zta. 37,<br />

289—291). — Die Reihe <strong>der</strong> (sech«!) Ga hlener<br />

Lehrer seit 1677 (Sgr. Gahlen 30,<br />

472). — Zu Herrn Pfarrer Hartmann«<br />

Abschied von Oberkleen (Sqr. Wctzlar-Ld. 27,<br />

422). — Pfarrer Friedrich Hellbardt (Düsseldorfer<br />

So.-Vl. 26, 4 f,> — Berufung de«<br />

Pfarrers Egidius Günther Hellmund von<br />

Daden nach Wetzlar <strong>im</strong> Jahre 1711 (Sgr,<br />

Wetzlar-Ld, 26—37, 579 f,), — Friedrich Adolf<br />

Lampe, ein Sänger unserer <strong>Kirche</strong>, von Dr,<br />

Ernst Schmidt (Ref. Ki.-Ztg. 28, 218 f.? 30,<br />

350—352: Ref. Wo.-Bl. Elberfeld 37, 295. —<br />

Die Pastoren <strong>der</strong> luth. Gemeinde Rade (Ki,<br />

W,-Bl, Radeoormwald 30, 3 f.). — Johannes<br />

Wilhelm van Randenborgh (Ronsdorfer<br />

Hausfreund 27, 440—442). — Pastor<br />

Adolf Su<strong>der</strong>mann, Radeoormwald, gest.<br />

2. September 1629 (Ev.-K, Wo,-Bl. Radeoormwald<br />

35, 2—4). — Etwas vom Ursprung<br />

<strong>der</strong> Familie Schnorr in Münchholzhausen<br />

(Sgr, Wetzlar-Ld. 37, 580). — Zur Erinnerung<br />

an 0. Weber, oon Präses Koch (Eo. Arb.-<br />

Bote 13, 89), — Ueber die weiteren Elberfel<strong>der</strong><br />

luth, Pastoren (48—52), teil«<br />

oon v, H. Niemöller, teil« von ihnen<br />

selbst geschrieben, stehe <strong>im</strong> Eo.-luth. Ge.-Bl.<br />

Elberfeld: Friedrich Frick 26, 316 f.: Daniel<br />

Ko schade 27, 327 f.: Paul Gro nein<br />

ey er 29, 352 f.: Hermann Möller 29,<br />

352 f.: Ernst Brecher 35, 422 f.


In allen <strong>Kirche</strong>n wurde Sonntag, de» 41,<br />

August, des Verfassungstages gedacht.<br />

Vielerorts fanden auch Son<strong>der</strong>geläute um die<br />

Mittagstunde statt, einzelne Gotteshäuser zeigten<br />

Flaggenschmuck. — Anläßlich des 400jährigen<br />

Todestage« des bergischen Neformators<br />

Adolf Clarenbach (28. Okt. 4920) wurden<br />

hin und her <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> vielerorts Feiern<br />

veranstaltet. — Professor v. Karl Ludwig<br />

Schmidt in Jena wurde auf den Lehrstuhl<br />

für Neue« Testament in Bonn berufen. —<br />

Konsistorialrat Liz, Euler, Koblenz, wurde<br />

von <strong>der</strong> evangelisch-theologischen Fakultät Bonn<br />

<strong>der</strong> Doktor <strong>der</strong> Theologie ehrenhalber verliehen,<br />

dem Sozialpfarrer Menn, Düsseldorf, die<br />

Würde eines Lizentiaten <strong>der</strong> Theologie,<br />

Pastor v. Kuhlo, Bethel, <strong>der</strong> greise Posaunengeneral,<br />

wirkte <strong>im</strong> September hin und her<br />

<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> mit seinem berühmten Hörn-<br />

Sextett.<br />

^ <strong>Kirche</strong>nkreis Aachen<br />

Pfarrer Grie « in Rötgen hat ein Zeugenlied<br />

auf Adolf Clarenbach gedichtet. — Am 34,<br />

August starb Frau Alfred Heuser, Vorsitzende<br />

<strong>im</strong> Verband <strong>der</strong> evangelischen Frauen-<br />

Hilfe, sowie am 3. September Hans I a c o b i,<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> de« Kuratorium« <strong>der</strong> Viktoriaschule.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis an <strong>der</strong> Agger<br />

Am 27. August wurde gewählt in C l a s w i p -<br />

per Pfarrer Dechert in Würrich (Krcisgemcinde<br />

Trarbach). Am 29, September hielt<br />

er seine Antrittspredigt. — Pfarrer Rudat<br />

in Müllenbach tritt nach 44jähriger Dienstzeit<br />

am 4. November in den Ruhestand. —<br />

Bestätigt wurde die Wahl des Pfarrers Knno<br />

Kruse in Nockenem bei Hildeshe<strong>im</strong> zum<br />

Pfarrei <strong>der</strong> Gemeinde Waldbröl mit dem<br />

Amtssitz in Wiedenhof. — Nachdem <strong>im</strong> Vorjahr<br />

Daniel Greiner die Kriegerehrung<br />

in <strong>der</strong> Eingangshalle <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Rün -<br />

<strong>der</strong>oth geschaffen hatte, ist nunmehr die gesamte<br />

Instandsetzung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> beendet worden.<br />

Religion und Ehescheidung<br />

Ein interessanter Zusammenhang zwischen Religion<br />

und Ehescheidung ergibt sich aus <strong>der</strong> amtlich<br />

preußischen Ehescheidungsstatistik 4927.<br />

Von den 27 626 Ehescheidungen d. I, entfallen<br />

«4,2 ?s auf den evangelischen Vvlksteil, wa«<br />

ziemlich genau seinem Bevülkerungsanteil entspricht,<br />

24,0^ auf den katholischen Volksteil,<br />

also nur zwei Drittel seiner Quote, dagegen<br />

über 43^ auf den religionslosen Teil, d. h,<br />

fast sechs mal so viel, wie nach seinem<br />

Bevölkern ngsa n teil zu erwarten<br />

steht.<br />

Diese Zahlen geben zu denken. Sie sagen klarer<br />

und deutlicher als Worte, daß auch die Ehenot<br />

<strong>im</strong> letzten Grund eine seelische Not ist,<br />

Religion und Lebensmut<br />

Der Selbstmord, — beschönigen<strong>der</strong>wcise wird er<br />

auch „Freitod" genannt — ist zu einer schweren<br />

und ansteckenden Volksseuche geworden. Kein<br />

Mensch, <strong>der</strong> mit offenen Augen durch das<br />

Leben geht, kann sich da« verhehlen. Auch in<br />

Stuttgart ist die Zahl <strong>der</strong> Selbstmör<strong>der</strong> <strong>im</strong><br />

Jahre 4928 nach <strong>der</strong> neuesten Statistik um<br />

ruud 40^ gegen 4927 gestiegen (244. 244).<br />

Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />

Am 4, September hielt die Gemeinde wie<strong>der</strong><br />

ihren ersten Gottesdienst <strong>im</strong> alten Gotteshaus.<br />

Z <strong>Kirche</strong>nkreis Barmen<br />

Am 7. und 8. Oktober ist das 350jährige Jubiläum<br />

des Barmer Gymnasiums! die Gemeinde<br />

Gemarkc als ehemalige Trägerin <strong>der</strong><br />

Schule wird au« diesem Anlaß in ihrem Gotteshause<br />

eine Festpredigt halten lassen, die<br />

Geh. Oberkonsistorialrat Schnei<strong>der</strong>, Berlin,<br />

übernommen hat. — <strong>Das</strong> neue Kin<strong>der</strong>he<strong>im</strong><br />

in G e m a r k e geht seiner Vollendung entgegen.<br />

— Auf dem Friedhof Norrenberg<br />

haben die Arbeiten zur Errichtung <strong>der</strong> Friedhofskapelle<br />

begonnen, — Der Kin<strong>der</strong>garten<br />

Bethanien in Wichlinghausen wird in den<br />

Nebenräumen einer gründlichen Umän<strong>der</strong>ung<br />

und Neuerung unterzogen werden. Am 28.<br />

Juli war <strong>der</strong> Johanneumstag, verbunden<br />

mit <strong>der</strong> Abordnung von 45 Brü<strong>der</strong>n. —<br />

Die diesjährige Wuppertaler Festwoche<br />

war vom 44. bis 22. September. —<br />

Pfarrer Gottlieb Funcke hielt in Wupperfeld<br />

am 4. September seine Abschiedspredigt!<br />

er ging als Propst für die<br />

evangelischen Deutschen nach Brasilien. — Der<br />

am 5. September in Magdeburg neu eingeführte<br />

Generalsuperintendent Eger war wie<br />

sein Amtskollege v. Schöttler Pfarrer an<br />

<strong>der</strong> Iohanneskirche in Wupperfeld. — Am<br />

3. September verstarb Missionsdirektor Pastor<br />

Rudolf Schmidt. Bei <strong>der</strong> Trauerfeier in <strong>der</strong><br />

llnterbarmer <strong>Kirche</strong> sprach Superintendent<br />

Weirich über 4. Könige 8, 42 und 2. Mose 20,<br />

2l. Auf dem 404. Iahreefest <strong>der</strong> Rheinischen<br />

Mission am 48. September hielt<br />

an Stelle de« verstorbenen Barmer Missionsdirektors<br />

den Hauptoortrag Vlissionsdircktor<br />

Hartenstein, Basel. — In <strong>der</strong> G e in a rker<br />

<strong>Kirche</strong> findet vom 20. bis 25. Oktober eine<br />

Eoangelisation statt.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Bonn<br />

Der internationale Verband für Innere Mission<br />

und Diakonie tagte vom 29. August bis<br />

Es ist ein Verdienst de« Berliner llnioersitätsprofessor«<br />

I). Schnei<strong>der</strong>, daß er in <strong>der</strong> Betrachtung<br />

über die Beweggründe <strong>der</strong><br />

Selbstmör<strong>der</strong> den Blick auch auf den Zusammenhang<br />

zwischen Religion und Selbstmord gelenkt<br />

hat. Die durchschnittliche Selbstinordziffer<br />

für Groß-Berlin z, V. berechnet sich auf<br />

44,7 auf 400 000 Seelen. Nach dem „Reichsboten"<br />

entfallen auf den katholischen Bevölkcrungsteil<br />

36,4, auf den evangelischen 42,9, auf<br />

den jüdischen 44,6 und auf die „an<strong>der</strong>n" 73,7.<br />

Aus diesen Zahlen ist zu entnehmen, daß die<br />

Religionslosigkeit die Selbstmordziffer<br />

erheblich steigert.<br />

Geburtenrückgang be<strong>im</strong> Proletariat<br />

Die Geburtenziffer <strong>der</strong> ärmeren Bevölkerung ist<br />

zwar meist <strong>im</strong>mer noch größer al« die <strong>der</strong><br />

Reichen, aber auch sie hat, wie Prof. Julius<br />

Wolf nach einem Bericht des „Aerztlichen<br />

Wegweisers", einer Halbmonatsschrift für<br />

hygienische Volksbelehrung, jüngst ausführte,<br />

während <strong>der</strong> letzten 45 Jahre erheblich abgenommen,<br />

und zwar verhältnismäßig<br />

stärker al« die <strong>der</strong> Reichen. So hatte<br />

z, B, 4926 in Berlin <strong>der</strong> Arbeiterbezirk Wedding<br />

4 4,8 Geburten auf 4000 <strong>der</strong> Bcölkerung<br />

gegenüber 40,4 <strong>im</strong> wohlhabenden Tiergartenoiertel:<br />

das Arbeiterviertel Prenslauer Berg<br />

hatte nur 9,9. Von den Vorortgemeinden Berlin«<br />

hatten die westlichen noch geringere Ge-<br />

2, September in Bonn. Die Festpredigt hielt<br />

Dr. Raffay, Budapest, Bischof <strong>der</strong> evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong> in Ungarn. — Vom 9, bis<br />

42. September war <strong>der</strong> Deutsche Pfarrertag in<br />

Bonn. Die Festpredigt hielt Gcncralsupcrintendent<br />

v. Stoltenhoff. — Am 22. Juli<br />

starb in Bad Godesberg-Muffendorf Pfarrer<br />

i. R, August Georg M eyer, und am 2.<br />

Juli in Großengottern (<strong>Kirche</strong>nkreis Oberdorlar,<br />

Provinz Sachsen) Pfarrer !. R. Otto<br />

P f e n d e r.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Braunfels<br />

Die Gemeindevertretung Dornholzhausen<br />

bewilligte 3000 Mark für Ausbesserung <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong>. — Am 34. August beging sein 50.<br />

Amtsjubiläum Pfarrer i. R. Gottlieb Trauthig<br />

in Nraunfels, 76 Jahre alt! er stand<br />

früher <strong>im</strong> Amt in Altenkirchen (Nassau),<br />

Daubhausen (Braunfels) und Reiskirchen<br />

(Wetzlar). — Bestätigt wurde Hilfsgeistlicher<br />

Robert Steiner, Neuß, al« Pfarrer in<br />

Leun.<br />

O <strong>Kirche</strong>nkreis Cleoe<br />

Nach längeren Verhandlungen ist <strong>der</strong> Bau<br />

einer neuen einklassigen evangelischen Volksschule<br />

in Sonsbeck gesichert.<br />

l) <strong>Kirche</strong>nkreis Dinslaken<br />

Am 30. Juli veranstaltete <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong><br />

Frauenverein Hamborn einen Großväterund<br />

Großmüttertag <strong>im</strong> Gemeindehau«, — Am<br />

20. Juli ward Hauptlehrer Erley, Gah°<br />

len, 70 Jahre alt, vordem Mitglied <strong>der</strong> Größeren<br />

Gemeindevertretung und Synodalabgeordneter,<br />

und noch Kassierer des N?iss!on«oereins<br />

<strong>im</strong> <strong>Kirche</strong>nkreise. — Küster


<strong>Kirche</strong>nkreis Duisburg<br />

Für den Stadtteil Neudorf ist eine 44.<br />

Pfarrstelle in Duisburg ausgeschrieben; sie<br />

wird zum Gemeindeteil <strong>der</strong> Christuskirche gerechnet,<br />

— Sein 25. Iahresfest beging, unter<br />

zahlreicher Beteiligung von nah und fern, das<br />

Nie<strong>der</strong>rheinische Diakonissen-<br />

Mutterhaus. — Pfarrer Boysen, bisher<br />

selbständiger Hilfsprediger <strong>im</strong> Bezirk<br />

Neuenkamp, ward am 4, Juli Pfarrer in<br />

Bork-Selm (Kreisgemeinde Münster); sein<br />

Nachfolger ward Hilfsprediger Johanne«<br />

Hörn in Elberfeld-Sonnborn. — Pfarrer<br />

Lutze, selbständiger Hilfsprediger <strong>im</strong> Bezirk<br />

Wanhe<strong>im</strong>erort, ging Ende Juli als<br />

Pfarrer nach Cleinich (Kreisgemeinde Trier);<br />

zu seinem Nachfolger ernannte da« Konsistorium<br />

ab 4. Oktober den Pfarrer a. D. Willems.<br />

— Während seines Urlaub« erlag am 24. Äug,<br />

in Nodendorf bei Neuenahr einem Schlaganfall<br />

Pfarrer Wilhelm Löh, Duisburg-Mei<strong>der</strong>ich,<br />

64 Jahre alt. Die Beerdigung fand<br />

am 28, August unter großer Beteiligung auf<br />

dem Mittel-Mei<strong>der</strong>icher Pfarrfriedhof statt, er<br />

war 37 Jahre Pfarrer in Mei<strong>der</strong>ich, — Nach<br />

4 jähr. Tätigkeit in <strong>der</strong> Gemeinde Duisburg »erließ<br />

die Pfarroikarin Frl, Ilse Jonas ihren<br />

dortigen Wirkungskreis. — Der <strong>Evangelische</strong><br />

Bürger- und Arbeiterverein D u i «burg-Hochfeld<br />

feierte am 45. September<br />

sein 45jähriges Bestehen. — Am 29. und 3«.<br />

September tagte die Herbstkonferenz des Deutschen<br />

Verbandes für Ge meinschaftspflege<br />

und Eoangelisation in<br />

Duisburg, — Der Turm <strong>der</strong> Unter mei<strong>der</strong>icher<br />

<strong>Kirche</strong> muß neu gedeckt werden.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Düsseldorf<br />

Missionar Vaßfeld, Emmerich, früher<br />

Nia«, siedelte nach Düsseldorf über, wo er<br />

eine beson<strong>der</strong>e Arbeit in <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde<br />

übernahm. — Da« <strong>Evangelische</strong> Krankenhaus<br />

hat <strong>im</strong> letzten Jahre seine Abteilungen<br />

noch vermehrt bzw. ausgebaut, so daß sie<br />

mo<strong>der</strong>nsten Ansprüchen genügen. Dementsprechend<br />

fanden die Einrichtungen de« Krankenhauses<br />

regsten Zuspruch. — Pfarrer Glaser,<br />

Haan, tritt am 1. November in den Ruhestand.<br />

— Die Frauenschule <strong>der</strong> Diakonissen-<br />

Aerzten da« Vertrauen zu rauben, und stellt<br />

<strong>im</strong> Zusammenhang mit § 248 neben das<br />

Schlagwort von <strong>der</strong> Klassenjustiz das von <strong>der</strong><br />

Klassenmedizin.<br />

Der Ernst <strong>der</strong> Fragen um tz 2l8 soll nicht<br />

bestritten werden; aber ebensowenig darf das<br />

Urteil eine« erfahrenen Heilbronner Frauenarztes,<br />

<strong>der</strong> mit seiner Ansicht sicherlich nicht<br />

allein dasteht, und da« das Heilbronner evangelische<br />

Gemeindeblatt veröffentlicht, übersehen<br />

werden:<br />

„Der Arzt ist bemüht, bei seiner Tätigkeit<br />

stet« die sozialen Momente zu beachten. Er<br />

wird also Verständnis für die Efistenzsorgen<br />

haben, die vielfach hinter dem Kampf gegen<br />

tz 2l8 stehen. Gelegentlich wird jedoch die<br />

Sache so dargestellt, als wäre die künstliche<br />

Entfernung <strong>der</strong> Frucht eine völlig gefahrlose<br />

Sache, wenn nur endlich <strong>der</strong> Arzt an Stelle<br />

des Pfuscher« sie vornehmen dürfte. Demgegenüber<br />

muß <strong>der</strong> Arzt mit allem Ernste betonen:<br />

Je<strong>der</strong> <strong>der</strong>artige Eingriff bedeutet<br />

dasselbe Risiko wie eine Geburt.<br />

We<strong>der</strong> <strong>der</strong> allgemeine Kräftezustand einer<br />

Frau, noch <strong>der</strong>en Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit gegen<br />

die in solchem Falle stet« drohenden gefährlichen<br />

Infektionen kann dem Arzte so genau bekannt<br />

sein, daß er irgendwelche Garantien für ein<br />

Gelingen übernehmen könnte. <strong>Das</strong> Risiko wird<br />

<strong>im</strong>mer die Frau tragen müssen, und dessen muß<br />

sie sich bewußt sein.<br />

482<br />

anstalt in Kaiserswerth beging am 47,<br />

Juli ihr 25jährige« Jubiläum. — In Holt-<br />

Hausen, Gemeinde Urdenbach, wird<br />

am 6. Oktober <strong>der</strong> 3. Clarenbachtag abgehalten.<br />

k <strong>Kirche</strong>nkreis Glberfeld<br />

Der am 3, September verstorbene Misstonsdirektor<br />

Pastor Schmidt, Barmen, hatte<br />

erstmalig am 28. Juli in <strong>der</strong> Missionsocrsammlung<br />

auf <strong>der</strong> Hardt von<br />

seiner Reise bis nach Ncu-Guinea berichtet. —<br />

In <strong>der</strong> Nacht vom 49, zum 20. Juli starb<br />

Pastor i. R, Neuenhaus, 79 Jahre alt;<br />

er amtierte von 4888—4922 in <strong>der</strong> reformierten<br />

Gemeinde Elberfeld. — Durch einen Unglücksfall<br />

<strong>im</strong> Beruf verstarb Mitte Juli <strong>der</strong> Friedhofsangestellte<br />

Hermann Becker von <strong>der</strong><br />

eoang-luth. Gemeinde Elberfeld. — Die Theologische<br />

Schule Elberfeld veröffentlichte ihren<br />

Lehrplan für das Wintersemester. — Die als<br />

kunsthistorisch bedeutsam anerkannte Orgel in<br />

<strong>der</strong> alten <strong>Kirche</strong> soll durch freiwillige<br />

Spenden erneuert werden. — Die 3. T h e o l.<br />

Woche des Ref. Bunde« ist vom 7. bis<br />

40. Oktober in Elberfeld. — Anläßlich de«<br />

60, Geburtstages von Direktor Heinrich<br />

Stuhrmann (Evang. Volksbund) ward eine<br />

Stuhrmann-Stiftung gegründet. — Die Wup -<br />

pertaler Festwoche war vom 44. bis 22,<br />

September in Elberfeld-Barmen. — In den<br />

Vorstand <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Gesellschaft<br />

für die protestantischen<br />

Deutschen in Süd-Amerika trat ein<br />

Generalsuperintendent a. D, Prof. D. Kl! n -<br />

gemann, Bonn; aus dem Vorstand schieden<br />

au« Missionsdirektor Schmidt durch den<br />

Tod, Missionsinspektor Schomburg durch<br />

Uebernahme einer Pfarrstellc i» Düsseldorf. —<br />

Da« Iahresfest des Rheinisch-Westfälischen<br />

Verbandes für Sonntagsschule<br />

und Kin<strong>der</strong>gottesdienst war am 45,<br />

September in Elberfeld, verbunden mit <strong>der</strong> 50.<br />

Mitglie<strong>der</strong>versammlung.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Essen<br />

<strong>Das</strong> Hui) ssenstift ist von <strong>der</strong> Stadt Essen<br />

für 3 N?illionen angekauft worden, dieselbe baut<br />

dafür ein neues Krankenhaus, an einer an<strong>der</strong>en<br />

noch zu vereinbarenden Stelle, mit 250—300<br />

Netten, — Pastor Z i ck m a n n ward am 28, 7.<br />

Die sozialen Nöte, die hinter dem Kampf gegen<br />

§ 248 stehen, müssen auf an<strong>der</strong>e Weise behoben<br />

werden: Schutz <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>reichen, und wenn<br />

es absolut ^ein muß, Vorbeugung, nicht Abtreibung.<br />

So wie <strong>der</strong> Kampf gegen § 218<br />

vielfach geführt wird, verschuldet er <strong>im</strong> Volk<br />

die falsche Meinung, daß Abtreibung<br />

nicht nur moralisch einwandfrei,<br />

son<strong>der</strong>n auch gefahrlos<br />

sei, und gefährdet dadurch<br />

erst recht da« Leben vieler wertvoller<br />

Menschen."<br />

Mehr kranke Männer als kranke Frauen<br />

bei den Krankenkassen<br />

In <strong>der</strong> Zeitschrift „Deutsche Krankenkasse"<br />

stellt Stadt-Obermedizinalrat Dr. Bändel,<br />

Nürnberg, fest, daß die Zahl <strong>der</strong> arbeitsunfähigen<br />

männlichen Kassenmitglie<strong>der</strong>,<br />

gegenüber den weiblichen, von de» jüngsten<br />

Altersstufen abgesehen, in ständige m<br />

Steigen begriffen ist. Der Unterschied ist<br />

am stärksten <strong>im</strong> Alter von 40—60 Jahren.<br />

Von 400 männlichen Mitglie<strong>der</strong>n in diese»,<br />

Alter waren bei <strong>der</strong> Allgemeinen Ortskrankenrasse<br />

Nürnberg arbeitsunfähig: 4926: 56,3<br />

(weibl. 49,4); 4927: 62,2 (weibl. 46,8); 4928:<br />

68,6 (weibl. 50,5); o<strong>der</strong>, wenn man die weiblichen<br />

Arbeitsunfähigen — 400 setzt, so ergeben<br />

sich folgende Ziffern für die Männer: 4826:<br />

444,6; 4927: 432,8; 4928: 435,7. Vergleicht<br />

in Essen-West eingeführt. — Konrektor Gerde<br />

s m a n n von <strong>der</strong> dortigen 3Ilädchen-3Hittel><br />

schule und Rektor Herrmann« von <strong>der</strong><br />

<strong>Evangelische</strong>n Volksschule XII traten zum Herbst<br />

in den Ruhestand. — Der Rüttenschei<strong>der</strong><br />

Zweigverein de« <strong>Evangelische</strong>n<br />

Bunde« feierte am 28. Juli sein 25jährige«<br />

Nestehen. — In Steele wird die Errichtung<br />

eines evangelischen Vereinshauses mit Kin<strong>der</strong>garten<br />

für den 2. Pfarrbezirk geplant, — Einem<br />

Ruf in da« spanische Evangelisationswerk folgt<br />

Pastor Nerlich, Altenessen, für die Dauer<br />

eine« Jahres. — Die Gemeinde Rütten -<br />

scheid bereitet eine Neuausgabe ihre« Gemeindebüchleiiis<br />

vor, — Der Bau <strong>der</strong> neuen<br />

Essener Auferstehungskirche schreitet rüstig<br />

fort. <strong>Das</strong> nach den Plänen von V. Bartning<br />

erbaute Gotteshaus begegnet einem beson<strong>der</strong>en<br />

öffentlichen Interesse. —- Der Eoang. Bund<br />

Essen-Altstadt veranstaltete am 26. September<br />

eine Fahrt zum Clarenbach-Denkmal in<br />

Lüttringhausen. — Die Gemeinde Essen-<br />

Alt e n d o r f braucht für Holsterhause» eine<br />

<strong>Kirche</strong> und für zwei Mietshäuser ein Pfarrhaus.<br />

— In Borbeck waren die drei evangelischen<br />

Pfarrer zur Einführung de« katholische»<br />

Pfarrers Brakamp von <strong>der</strong> St.-Dionysius-<br />

Gemeinde eingeladen, Pfarrer Böttcher sprach<br />

in <strong>der</strong> Nachversammlung die Glückwünsche <strong>der</strong><br />

evangelischen Gemeinde au«. — Die Gutehoff»<br />

»ungshütte in Oberhausen hat <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />

Dellwig-Frintrop-Gerschede<br />

2500 RM. für den Erweiterungsbau ihrer<br />

Gnadenkirche in Frintrop geschenkt. Derselbe<br />

begann <strong>im</strong> Juli. — Da« Presbyterium <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Altendorf (Essen-West) beschloß die<br />

Errichtung einer Amtsstelle für evangelischen<br />

Volksdienst <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Essen-Altendorf.<br />

— Am 29. September war die Einweihung<br />

des neuen Iungmädchenhe<strong>im</strong>« in<br />

Essen-West. — Die Maurerarbeiten<br />

für den Pastorat- und Gemeindehausbau in<br />

Oberbergerhausen, Gemeinde Essen-Rellinghausen,<br />

sind in vollem Gange. — Vom<br />

44, bis 46. September feierte <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong><br />

Knappenocrein „Glückauf" in Altenessen-<br />

Süd sein 30. Gründungsfest, am 24., 22. Sep><br />

tember <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> Volksoerein<br />

Essen-Stadt und -Land sein 25jähr!ge« Stiftungsfest.<br />

— In Borbeck sammelt man jetzt<br />

man bei allen deutschen Krankenkasse»<br />

die Zahl <strong>der</strong> täglich auf 4 NO Mitglie<strong>der</strong><br />

kommenden männlichen Erkrankten mit<br />

<strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> weiblichen, indem man die weiblichen<br />

Zahlen — 400 setzt, dann waren die<br />

Zahlen für die männlichen Erkrankten: 4922:<br />

72,4; 4824: 400,0; 4826: 407,8.<br />

Au« allen diesen Zahlenreihen ergibt sich eine<br />

forschreitend stärkere Beteiligung de« männlichen<br />

Geschlechts. Dr. Bändel bringt diese<br />

stärkere Beteiligung de« männlichen Geschlecht«<br />

mit dem in den letzten Jahren fortgehend gestiegenen<br />

Alkoholverzehr in Zusammenhang.<br />

I Gegen Mißstände auf den Bahnhöfen<br />

Die Beobachtung, daß die Bahnhöfe sich mehr<br />

und mehr zu Mittelpunkten für gewerbsmäßige<br />

Unzucht entwickeln, veranlaßt« den Westfä»<br />

tischen Herbergsverband, mit <strong>der</strong><br />

dringenden Bitte den bestehenden Mißständen ein<br />

beson<strong>der</strong>e« Augenmerk zuzuwenden, an den Landeswohlfahrtsausschuß<br />

be<strong>im</strong> Landesfürsorgeamt<br />

<strong>der</strong> Provinz Westfalen heranzutreten. Die Möglichkeit<br />

einer Abhilfe werden gesehen in <strong>der</strong><br />

Verlegung <strong>der</strong> Bahnhofswirtschaften hinter die<br />

Sperre, in <strong>der</strong> Verschärfung <strong>der</strong> polizeilichen<br />

Aufsicht in den Wartesälen durch Nahnhof«polizei<br />

und durch Einbeziehung <strong>der</strong> Bahnhöfe<br />

in den Kreis <strong>der</strong> durch tz 364 des Gesetzes zur<br />

Bekämpfung <strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten beson<strong>der</strong>s<br />

geschützten Bezirke.


für die Inneneinrichtung des Altershe<strong>im</strong>s mit<br />

Vorasyl. — Sein 20jähriges Bestehen beging<br />

am 22. September <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> Iugendverein<br />

in Kra y.<br />


5l <strong>Kirche</strong>nkreis Nie<strong>der</strong>berg<br />

Am Verfassungstage, 11, August, fand in<br />

Velbert ein Eichenkreuztreffen mit<br />

sportlichen Wettkämpfen statt. — Der evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong>ngemeindc Tönisheide sind<br />

von einem Gemeindeglied 3000 ^t zur Vergrößerung<br />

des evangelischen Friedhof« geschenkt,<br />

— Dem Kirchmeister Krautmacher, Düffel,<br />

ist die Ehrenurkunde <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />

verliehen.<br />

ll <strong>Kirche</strong>nkreis an <strong>der</strong> Ruhr<br />

Am 20. August fand eine von <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />

Buchkannner einberufene Vüchereibesprechung in<br />

Oberhausen statt. — Man hofft, den Umund<br />

Erweiterungsbau de« Gemeindehausee in<br />

Heißen bis Weihnachten zu vollenden, —<br />

Die Grenze zwischen den evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

Mülhe<strong>im</strong> (Ruhr) und Heißen<br />

ist abgeän<strong>der</strong>t, — Die Herbsttagung <strong>der</strong> Tersteegensruhtonferenz<br />

fand vom 17. bi« 19. September<br />

in Mülhe<strong>im</strong>-Ruhr statt. — Vom<br />

19. bi« 21. Oktober wird nach 30 Jahren<br />

wie<strong>der</strong> ebendort eine Tagung de« rheinischen<br />

<strong>Kirche</strong>ngesangoerein« veranstaltet werden.<br />

— Der feit dem 1. September emeritierte<br />

Pfarrer von <strong>der</strong> Thüsen, Oberhausen I,<br />

führt seine Amtsgeschäfte noch weiter bis zur<br />

Einführung feines Nachfolger«, Al« solcher<br />

wurde am 5. September einst<strong>im</strong>mig gewühlt<br />

Pfarrer Brökelschen, Laaken-Nombacher«<br />

bach bei Barmen. — Am 1, September wurde<br />

dem scheidenden Küster Karl K ! nz ! u « , Kettwig,<br />

die Ehrenurkunde <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />

überreicht. <strong>Das</strong> Küsteramt war bei ihm bereit«<br />

in <strong>der</strong> sechsten Generation. — Am 15.<br />

September war das 30jährige Stiftungsfest<br />

des Kettwiger Iungmädchenoerein«. —<br />

Da« evangelische Krankenhaus in Werden<br />

wird erweitert werden.<br />

8 <strong>Kirche</strong>nkreis Saarbrücken<br />

Die evangelische Gemeinde Dudweiler beging<br />

in beson<strong>der</strong>er Feier die Grundsteinlegung zu<br />

ihrem Gemeindehausbau, — Anfang September<br />

war eine synodale Eingwoche in Tholey<br />

»nter Leitung des bekannten Volksmusiker« Dr,<br />

K. Ameln, — In Bischmi « he<strong>im</strong> wurde<br />

Pfarrer Blanke, bisher in Engers/Rhcin, in<br />

sein Amt eingeführt, — Am 14, Juli wurde<br />

Zur Bekämpfung <strong>der</strong> Trunksucht werden in<br />

Paris die von <strong>der</strong> Polizei eingelieferten Trunkenbolde<br />

in ihrem torkelnden Zustand gefilmt.<br />

Nach dem Erwachen wird ihnen <strong>der</strong> Film<br />

vorgeführt und man hofft, sie so zur Selbsterkenntnis<br />

zu bringen, 40 Prozent aller Eingelieferten<br />

sollen bisher an Eidesstatt erklärt<br />

haben, nicht mehr zu trinken.<br />

Der faschistischen Jugendorganisation<br />

„Valilla" gehören 1 200 000 Jugendliche<br />

an. Trotzdem die katholische Religion gepflegt<br />

wird, fürchtet die <strong>Kirche</strong> doch eine allmähliche<br />

Entfremdung <strong>der</strong> Jugend und<br />

eine Hinwendung zum Faschismus als<br />

Religion.<br />

Tagungskalen<strong>der</strong><br />

18.—21. Okt, 39. Jahresversammlung des<br />

Evang, <strong>Kirche</strong>ngesangoerein« f. <strong>Rheinland</strong><br />

in Mülhe<strong>im</strong> (Ruhr).<br />

22. u. 23. Okt. 10. Vertretertag <strong>der</strong> Deutschen<br />

<strong>Evangelische</strong>n Theologenschaft in Halle.<br />

23.-25. Okt. Lehrgang für <strong>Evangelische</strong> Iu°<br />

gendführung in Halle.<br />

^Monatshefte für Rhein. <strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />

Wer seine He<strong>im</strong>atkirche liebt, ist Leser <strong>der</strong><br />

Monatshefte,<br />

Wer die Monatshefte liest, unterstützt die kirchengeschichtliche<br />

Forschung unserer He<strong>im</strong>at.<br />

<strong>der</strong> Synodaloikar Reuter durch den Superintendenten<br />

I), Nold ordiniert, Hilfsprediger<br />

Nölle verließ die Synode, er wurde am 28,<br />

Juli als Pfarrer in Lethmate i, W. eingeführt.<br />

— In <strong>der</strong> Gemeinde Wa<strong>der</strong>n-Lebach<br />

konnte das neuerbaute Pfarrhaus am 21. Juli<br />

durch den Superintendenten eingeweiht werden,<br />

— Am 28, Juli wurde Hermann Günther,<br />

bisher Hilfsprediger <strong>der</strong> Gemeinde Güdingen,<br />

als Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde Schwalbach<br />

durch Superintendent D. Nold ordiniert und<br />

eingeführt. — Am 1. September wurde Bru<strong>der</strong><br />

Lumpe als Stadtmissionar in Saarbrücken<br />

eingeführt, — Am 15. September<br />

war die Einweihung des renovierten Gemeinde-<br />

Hause« in N r e b a ch.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis S<strong>im</strong>mern<br />

Ernannt ist <strong>der</strong> Hilfsgeistliche Gottlieb F! n °<br />

st e r b u s ch in Osnabrück zum Pfarrer <strong>der</strong><br />

Xirchengemeinden Castellaun und Roth<br />

sowie Pfarrer Ernst Gillmann in Weiler<br />

bei Montzingen (Sobernhe<strong>im</strong>) zum Pfarrer <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong>ngemeinden S<strong>im</strong>mern und Holzbach.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Sobernhe<strong>im</strong><br />

Die Pfarrstelle in Weiler ist vakant geworden<br />

(s. ob.).<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Solingen<br />

Am 24. August vollendete Rektor a. D.<br />

Spiecker in Opladen sein 75, Lebensjahr.<br />

— In Solingen veranstaltete die<br />

<strong>Evangelische</strong> Schulgemeinde am 21.<br />

und 22. September ihren Herbst-Vertretertag. —<br />

Die Kreissnnode hat einen eigenen Schriftenniissionar,<br />

Schleutermann, angestellt. —<br />

Als Abschluß eine« Laienspiel Lehrganges (9.<br />

bis 15. September) war an <strong>der</strong> Hasensprungsmühle<br />

bei Leichlingen am 15. September<br />

ein Nerbetag.<br />

I <strong>Kirche</strong>nkreis Trier<br />

Pfarrer Küpper« in Karthau« ist zum<br />

1. Oktober emeritiert. — Der evangelische<br />

Diasporapfarrer von Veldenz reitet<br />

noch heutzutage nach seinem Filial Gorn -<br />

Hausen zum Gottesdienst.<br />

Jede evangelische Gemeinde müßte<br />

sie darum halten!<br />

Iahresprei« 12 ^>l. Verlag de« <strong>Evangelische</strong>n<br />

^ireßoerbandes für <strong>Rheinland</strong> in Essen, Schließfach<br />

888.<br />

Aus dem Inhalt de« Oktoberhefte«:<br />

Dr, Tabbert: Die Exkommunikation des<br />

Dompropste« Georg von Sayn-Wittge»stein-Berleburg-Homburg<br />

1583.<br />

Sinemu « : Die reformierten Geistlichen <strong>der</strong><br />

Gemeinde Altenkirchen <strong>im</strong> Nesterwald.<br />

Kleine Mitteilungen.<br />

Am städtischen Oberlyzeum mit Frauenschule in<br />

D-Ruhrort ist zum 1. April 1930 o<strong>der</strong> früher<br />

die Stelle einer<br />

Studienrätin<br />

für evangelische Religion mit beliebigen Nebenfächern<br />

zu besetzen.<br />

Gehälter nach <strong>der</strong> staatlichen Nesoldung«ordnung,<br />

Ortsklasse ^. Umzugskosten nach staatlichen<br />

Nest<strong>im</strong>mungen. Bewerbungen mit Lebenslauf,<br />

Abschrift des Personalbogens und beglaubigten<br />

Zeugnisabschriften an den Direktor <strong>der</strong> Anstalt<br />

erbeten.<br />

Dlll'sburg-Hamborn, den 28. Sept. 1929,<br />

Der kommissarische Bürgermeister.<br />

w <strong>Kirche</strong>nkreis St. Wendel<br />

In Reichen bach ist Pfarroikar Lange<br />

von Wieselbach an, 26. Juli al« Pfarrer<br />

eingeführt worden. — Weierbach wird zum<br />

1. Oktober durch Zurruhesetzung de« Pfarrer«<br />

Hemme frei. — Offenbach ist seit 15. Juli<br />

durch Versetzung de« Pfarrers Krabbe nach<br />

MünsteramStein (Kreisgemeinde Kreuznach)<br />

erledigt.<br />

<strong>Kirche</strong>nereis Wesel<br />

Pfarrer Müller in Diersfordt hat für<br />

die beste Arbeit über das seitens <strong>der</strong> rheinischen<br />

Gesellschaft zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> evangelischtheologischen<br />

Wissenschaft gestellte Thema: D i e<br />

Ei gen arides RheinischenCaloinismus<br />

den 1, Preis erhalten, — Die<br />

<strong>Evangelische</strong> Frauenhilfe für <strong>Rheinland</strong><br />

tagte vom 7, bis 9. September in Wesel.<br />

Die Festpredigt hielt Generalsuperintendent V.<br />

Stoltenhoff. — Die <strong>Kirche</strong>nerneucrung in<br />

Schermbeck wird sich auch auf den Außenbau<br />

erstrecken,<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Wetzlar<br />

<strong>Das</strong> Gustao-Adolf-Fest, Ende Juli in Reis»<br />

kirchen, fand eine beson<strong>der</strong>e Anteilnahme bei<br />

den evangelischen Gemeinden <strong>der</strong> engeren He<strong>im</strong>at.<br />

— Am 25. August fand das diesjährige<br />

Synodalmissionsfest ebenda statt. — Nie<strong>der</strong>»<br />

wetz wird bald einen neuen Friedhof erhalten,<br />

— Küster Waldfchmidt von <strong>der</strong> Wetzlarer<br />

Altstadtgemeinde tritt in den Ruhestand. Sein<br />

Schwiegersohn Dietrich wurde zum Nachfolger<br />

gewählt, er selber zum Hausmeister am<br />

neuen Gemeindeamt. — Die Wie<strong>der</strong>herstellungsarbeitcn<br />

an <strong>der</strong> Stadtkirche schreiten rüstig fort.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Wied<br />

Am 28, Juli war die Einweihung de« neuen<br />

Gymnasialgebäudes in Neuwied, verbunden<br />

mit <strong>der</strong> Feier des 50jährigen Bestehens de«<br />

Gymnasiums. Die Festpredigt hielt Pfar><br />

rer Merck, Barmen-Wichlinghousen. — Die<br />

40. Rheinische Prooinzialsynooe<br />

tagte vom 12. bis 24, September in Neuwied.<br />

— <strong>Das</strong> Kirchlcin in Urbach hat sich<br />

<strong>im</strong> Inneren verän<strong>der</strong>t, vor allem durch die<br />

Durchtcilung <strong>der</strong> Bänke, wodurch bessere Raumausnutzung<br />

erzielt und mehr Sitzgelegenheit geschaffen<br />

wurde.<br />

Aus dem Inhalt<br />

Westdeutsche Tagung für evangelischen Kirchbau.<br />

Rheinische <strong>Kirche</strong> und Ruhrprovinz.<br />

Zur Frage 5er <strong>Kirche</strong>nprovinz an <strong>der</strong> Ruhr.<br />

Unsere Pflicht gegenüber <strong>der</strong> Gemeinde.<br />

Gesangbuchnot <strong>im</strong> Jahre 2200.<br />

Die Sensation auf den, Friedhof.<br />

Arbeitswerkzeug zu l5larenbach»Feiern.<br />

Gemeindefeiern zum Gedächtnis <strong>der</strong> Märtyrer <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong>.<br />

Liturgischer Stoff zur Llarenbach.Feier,<br />

Eine Kinopredigt.<br />

Eine lehrreiche Fieberlabelle<br />

Lnienspielberatungsstelle.<br />

Tagung des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n Volksbildung«)»<br />

ausschufse« in Halbersladt.<br />

<strong>Evangelische</strong> Lebenskund« in ländlichen Fortbildung««<br />

schulen und städtischen Berufsschulen.<br />

Vrzbischof v. Soe<strong>der</strong>bloin über den Sport.<br />

Der Evangelisch« Stadtverordnet« ÜTl. t.<br />

AlohlfahrtSpflegerisch« Entwicklung de« letzten Jahr»<br />

zehn«.<br />

Die Wohnungsnot <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>reichen.<br />

Iahrestagung <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Fruuenhilfe <strong>im</strong> Rhein»<br />

land.<br />

Eine ökumenische Tagung am Rhein.<br />

Eine mannhafte Erklärung.<br />

Die Pfarrfrau in <strong>der</strong> sozialen Arbeit.<br />

Merkwürdig« soziale Kleinarbeit in <strong>der</strong> G»m«ind«.<br />

Arbeitslosigkeit. — Staatliche« Versicherungswesen. —<br />

Reichsfürsorgestatistil. — Bevölkerungspolitische<br />

Einblicke.<br />

lllnchrichten aus dem Melanchthonbund.<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Bibliographie.<br />

Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong>.<br />

Umschau.<br />

Essener Druel»«! Gemeinwohl G. m. b. H. Vssen, KaninenbergstlKße


<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

Eine monatliche Umschau über Arbeiten und Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Provinzialkirche<br />

Begründet und herausgegeben von Liz. L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n PreßoerbandeS für <strong>Rheinland</strong><br />

Verantwortlich: Preßgesetzlich <strong>der</strong> Herausgeber > Für die Einzelaufsätze dieVerfasser » Als Manuskript gedruckt<br />

lsen » 4929 VII<br />

Die 40. Rheinische Provinzialsynode ist beendet.<br />

Daß sie eine Tagung angespannter<br />

Aibeit war, braucht nicht beson<strong>der</strong>s ausgeführt<br />

zu werden. Daß sie unter Führung<br />

des rheinischen Präses auch in <strong>der</strong> Dynamik<br />

ihrer Arbeitsweise ihr eigenes Gepräge<br />

hatte, kann nicht als Hemmung, son<strong>der</strong>n<br />

als dankbar anerkannte För<strong>der</strong>ung empfunden<br />

werden. Der Rhythmus dieser<br />

Arbeitsweise hat etwas Zwingendes und<br />

bald etwas Tragendes. Die die Arbeit <strong>der</strong><br />

Plenarsitzungen vorbereitenden Beratungen<br />

<strong>der</strong> einzelnen Ausschüsse haben jedes Mitglied<br />

<strong>der</strong> Provinzialsynode unmittelbar und<br />

persönlich an <strong>der</strong> eigenen Urteilsbildung<br />

beteiligt. <strong>Das</strong> ist eine nicht unwesentliche<br />

Abbiegung <strong>der</strong> Gefahr des Versinkens in<br />

einen leeren Parlamentarismus, bei dem <strong>im</strong><br />

Plenum die Mehrzahl <strong>der</strong> Abgeordneten<br />

nur noch rechnerische Bedeutung für die<br />

Abst<strong>im</strong>mung haben. <strong>Das</strong> bedeutet aber<br />

auch, daß die Vollsitzungen von vielen in<br />

großen Versammlungen sonst hörbaren Nebengeräuschen<br />

<strong>der</strong> Diskussion verschont<br />

bleiben. Für alle Verhandlungen war <strong>der</strong><br />

Wille zu dieser durchaus nicht unpersönlichen<br />

Sachlichkeit die stillschweigende Voraussetzung.<br />

<strong>Das</strong> Große war, daß auch die<br />

sogenannten kleinen Dinge vom evangelischen<br />

Glauben aus gesehen und getan wurden.<br />

Diese beson<strong>der</strong>e Eigenart, wie die Provinzialsynode<br />

ihre große Fülle von Arbeit<br />

erledigte, war ebenso wie die wirklichkeitsoffene,<br />

lebensnahe Behandlung <strong>der</strong> kirchlichen<br />

Aufgaben gerade für die Männer deS<br />

wirtschaftlichen Lebens ein von ihnen selber<br />

bezeugtes starkes Erlebnis. Als eine <strong>im</strong> tiefsten<br />

Sinn des Wortes werdende und wollende<br />

<strong>Kirche</strong> hat sich die Provinzialsynode allen<br />

Mitglie<strong>der</strong>n ins Herz geprägt. Und daö<br />

ist vielleicht das eindrücklichste, über die Tagung<br />

hinaus wirkende Gesamtergebnis, das<br />

von den Abgeordneten nun in die KreiSsynoden<br />

und Gemeinden hineingetragen<br />

wird.<br />

Die Zusammensetzung <strong>der</strong> Provinzialsynode,<br />

die auf Grund <strong>der</strong> Neuwahl zu einem<br />

neuen vierjährigen Turnus zusammentrat.<br />

Vierzigste Rheinische Provinzialsynode<br />

offenbarte nicht nur eine lebendige Mannigfaltigkeit<br />

<strong>der</strong> Vertretung kirchlicher Lebensäußerungen,<br />

son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> ständischen,<br />

wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />

Glie<strong>der</strong>ung. Daß die Frauen auf <strong>der</strong> Provinzialsynode<br />

mit vier Abgeordneten, — darunter<br />

zuni erstenmal eine von einer Kreissynode<br />

entsandte Vertreterin — nicht als<br />

ein Zugeständnis an einen <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> wesensfremden<br />

Geist empfunden wurden, son<strong>der</strong>n<br />

als eine kirchliche Notwendigkeit, <strong>der</strong>en<br />

eine lebendige <strong>Kirche</strong> nicht ohne Schaden<br />

entraten kann, mag nebenbei angemerkt<br />

werden. Es ist nicht gut, wann und wo<br />

man die Frau nur auf die stille, aus dem<br />

Evangelium geborene dienende Wirksamkeit<br />

in Haus und Familie als den einzigen Art<br />

ihrer Arbeit für die Gemeinde und <strong>Kirche</strong><br />

einengt und vielleicht meint, ihre vom Evangelium<br />

best<strong>im</strong>mte fraulich dienende Mitarbeit<br />

in den kirchlichen Körperschaften <strong>der</strong><br />

Gemeinde und dcr Gesamtkirche sei leicht<br />

zu entbehren. Ach würde eö bedauern, wenn<br />

unsere Gemeinden und unsere <strong>Kirche</strong> in<br />

dieser Beziehung nicht mit klarem Blick für<br />

unsere heutige Wirklichkeit eine „werdende<br />

und wollende <strong>Kirche</strong>" sein wollte. Es wird<br />

viel darauf ankommen, daß dieses Recht<br />

zur Mitarbeit <strong>der</strong> Frau nicht gegen den<br />

Willen <strong>der</strong> Gemeinde erkämpft wird, son<strong>der</strong>n<br />

als ein oom Evangelium herkommen<strong>der</strong><br />

Ruf <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> an die Frau begründet<br />

werde, damit nicht nur Frauen, son<strong>der</strong>n die<br />

rechten Frauen die Aufgabe und Last <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> auf ihr Herz nehmen. Wie es ja<br />

auch nicht darauf ankommt, daß wir Männer<br />

in unseren kirchlichen Körperschaften<br />

haben, son<strong>der</strong>n die rechten Männer! Was<br />

<strong>der</strong> Präses nach dieser Richtung hin in<br />

seinem Bericht aus tiefernster Besinnung,<br />

ganz unpolemisch, aber mit nüchternem<br />

Blick für die Wirklichkeit gesagt hat, verdient<br />

in <strong>der</strong> eindringlichen Formulierung<br />

festgehalten zu werden: „Es wäre wohl<br />

einmal an <strong>der</strong> Zeit, daß wir auch von<br />

unserer Provinzialsynode aus die Losung<br />

aufnähmen und in die Gemeinden Hineinrufen:<br />

Männer heraus! Die rechten Män-<br />

ner! <strong>Das</strong> wäre die rechte Hilfe für diejenigen,<br />

die berufen <strong>im</strong> Dienst unserer Gemeinden<br />

stehen. Und ich denke dabei an die<br />

Männer aller Schichten unserer Bevölkerung.<br />

Unsere <strong>Kirche</strong> kann eS nicht vertragen,<br />

wenn unser Bürgertum versagt, so wenig,<br />

wie <strong>der</strong> Staat es ertragen kann. Unsere<br />

<strong>Kirche</strong> muß wie<strong>der</strong> nähere Fühlung auch in<br />

<strong>der</strong> speziellen Arbeit mit unseren Wirtschaftskreisen<br />

gewinnen, und sie muß die<br />

Kraft haben, nuch die Arbeiterschaft in sich<br />

einzuglie<strong>der</strong>n, sie muß mit dem Dorf verbunden<br />

bleiben."<br />

<strong>Das</strong> bleibt das starke Erlebnis unserer Provinzialsynode,<br />

daß Männer und Frauen<br />

mit <strong>der</strong> ganzen Vielgestaltigkeit und ausgeprägten<br />

Mannigfaltigkeit ihrer Kräfte und<br />

Gaben durch die Aibeit zu einer lebendigen<br />

Gemeinschaft zusammenwuchsen. So waren<br />

auch die Feierstunden <strong>der</strong> sichtbare Ausdruck<br />

dieser Gemeinschaft und wirkten weiter<br />

hinein in die Festigung <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

in <strong>der</strong> Arbeit. Was uns <strong>der</strong> in gewissenStiefen<br />

Ernst hineinführende Gottesdienst und<br />

die gemeinsame Feier des heiligen Abendmahls<br />

in <strong>der</strong> Neuwie<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> und <strong>der</strong><br />

kin<strong>der</strong>frohe Dankgottesdienst in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />

in Rengsdorf gegeben haben, ist von einem<br />

dankbaren Empfangen aufgenommen worden.<br />

Die kirchenmusikalische Verkündigung<br />

in <strong>der</strong> Neuwie<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, beson<strong>der</strong>s während<br />

<strong>der</strong> Abendmahlsfeier, verdient beson<strong>der</strong>s<br />

genannt zu werden, weil man dieses<br />

kirchliche Stilempfinden und diesen unmittelbar<br />

aus dem Evangelium geborenen<br />

Dienst in dieser inneren Vollendung nicht<br />

so sehr oft auf <strong>der</strong> Orgelbank antrifft. In<br />

einer ganz zum Dienen gewordener Schlichtheit<br />

war dort ein Einfühlen in die Abendmahlsfeier<br />

spürbar, das in den Choralzwischenspielen<br />

während <strong>der</strong> Austeilung den<br />

Gedankengehalt des gerade vorher gesungenen<br />

Liedverses in meisterhaft aufbauen<strong>der</strong><br />

musikalischer Architektur weiterführte bis<br />

zum musikalischen Choralausdruck <strong>der</strong> eschalologischen<br />

Gedanken des hl. Abendmahls.<br />

Abgesehen von einem kurzen Abgleiten ins<br />

Sent<strong>im</strong>entale verdient dieses Sicheinfüqen


<strong>der</strong> Orgel in die Wollverkündigung dankbar<br />

hervorgehoben zu weiden.<br />

Diese Feierstunden haben ihre stille Kraft<br />

in <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> folgenden Tage bewährt.<br />

Drei große Fragen haben unter vielen an<strong>der</strong>en<br />

die ganz beson<strong>der</strong>e Anteilnahme und<br />

ernste, verantwortungsbewußte Mitarbeit<br />

<strong>der</strong> Synode gefunden. Die erste Frage, die<br />

durch den Bericht des Präses in klare Beleuchtung<br />

trat, war die nach dem neugeordneten<br />

aber noch nicht geklärten Verhältnis<br />

von <strong>Kirche</strong> und Staat. Die Aussprache<br />

darüber war durch die Arbeit <strong>im</strong><br />

Ausschuß vorbereitet worden. Daß <strong>Kirche</strong><br />

und Staat sich in <strong>der</strong> Neuordnung ihres<br />

gegenseitigen Verhältnisses erst lernend zurechtfinden<br />

müssen, schafft naturgemäß Situationen<br />

ernsthaftester Reibungen und Auseinan<strong>der</strong>setzungen,<br />

an denen deutlich wird,<br />

daß mit dem für das bei<strong>der</strong>seitige Verhältnis<br />

ausgegebenen Losungswort von <strong>der</strong><br />

Neutralität noch nicht viel gewonnen ist.<br />

Es bedeutet zunächst nichts an<strong>der</strong>erS als<br />

einen Weg, auf dem <strong>der</strong> Staat mit seiner<br />

neuen Haltung gegenüber <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> und<br />

die <strong>Kirche</strong> mit ihrer durch das Reichskirchenrecht<br />

geschaffenen ganz an<strong>der</strong>en rechtlichen<br />

Lage ihre Beziehungen zueinan<strong>der</strong><br />

zu regeln versuchen müssen.<br />

Es bleibt bedauerlich, daß bei <strong>der</strong> stark<br />

best<strong>im</strong>menden Macht großer Parteien und<br />

Parteigcuppierungen diese Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

nicht <strong>im</strong>mer in ruhiger, grundsätzlicher<br />

Sachklärung sich vollzieht, son<strong>der</strong>n durch<br />

das unsachliche Spiel politischer und parteipolitischer<br />

Kräfte und Motive erschwert<br />

wird, wie sich das bei <strong>der</strong> Konkordatsangelegenheit<br />

gezeigt hat.<br />

Für unsere <strong>Kirche</strong> wird die Stellung zum<br />

Staat nicht aus rein „opportunistischen Erwägungen",<br />

und ihre Neutralität gegenüber<br />

<strong>der</strong> gegenwärtigen Staatsform nicht<br />

nur aus einer unbeteiligten Haltung, die<br />

den Staat sich selbst überläßt, best<strong>im</strong>mt,<br />

son<strong>der</strong>n von „ihren tiefsten Grundüberzeugungen',<br />

die uns in unserem Glauben gegeben<br />

sind. We<strong>der</strong> die Losung „Thron und<br />

Altar", noch die Losung „Republik und<br />

Altar" sind aus dem evangelischen Glauben<br />

gegeben. „<strong>Evangelische</strong>r Glaube wird den<br />

Staat <strong>im</strong>mer als ordnende Macht mit<br />

eigenem sittlichen Lebensrecht erkennen, aber<br />

nie als eine übermenschliche Gewalt." Gegen<br />

eine Vergottung des Staates wie <strong>der</strong><br />

Staatsform wird evangelischer Glaube<br />

<strong>im</strong>mer die Kritik und den Anspruch des<br />

Evangeliums anmelden. Eine „Beflissenheit"<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> gegenüber dem neuen<br />

Staat hätte uns vielleicht mehr Wohlwollen<br />

und Entgegenkommen gebracht; aber es<br />

geht uns nicht um Wohlwollen, es geht uns<br />

erst recht nicht um Macht über den Staat,<br />

son<strong>der</strong>n um das innerste Lebensrecht <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong>, „mit dem Staat als einer ordnenden,<br />

sittlichen Macht, neben ihm mit ihren<br />

eigentümlichen Kräften", sich auswirken zu<br />

können. Es mag eine schmerzliche Erkenntnis<br />

für viele unter uns sein, daß die soge-<br />

nannte protestantische Staatsidee nicht mehr<br />

die unseren heutigen Staat best<strong>im</strong>mende<br />

und gestaltende Kraft ist; das klang durch<br />

die ernste und große Aussprache <strong>im</strong> Plenum<br />

mit reiner innerlicher Leidenschaft hindurch.<br />

Wir dürften, so wurde gesagt, diese protestantische<br />

Staatöidee als Aufgabe nicht<br />

aufgeben, ja, wir müßten den heutigen<br />

Staat zur Selbstbesinnung auf diese Idee,<br />

aus <strong>der</strong> er geworden ist, aufrufen. Aber<br />

wir haben als evangelische <strong>Kirche</strong> nicht<br />

„staatlicher zu sein als <strong>der</strong> Staat". Wir<br />

haben die Wirklichkeit des Staates von<br />

heute zu sehen, und zu dieser Wirklichkeit<br />

von unfern „unaufgebbaren Grundsätzen<br />

aus" unser Verhältnis zum Staat zu<br />

regeln.<br />

Sind die aus <strong>der</strong> Schrift erwachsenen evangelischen<br />

Gedanken über die Stellung <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> zum Staat, über das Verhältnis<br />

<strong>der</strong> einzelnen zum Staat auch keine neuen<br />

evangelischen Erkenntnisse, so haben wir<br />

doch infolge <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten heutigen Lage<br />

und Ordnung des Staates, wenn auch nicht<br />

grundsätzlich umzudenken und umzulernen,<br />

so doch praktisch zu lernen an <strong>der</strong> uns jetzt<br />

neu gestellten Aufgabe.<br />

Mitten hinein in eine drängende Fülle von<br />

Fragen und Aufgaben führte eine an<strong>der</strong>e<br />

Neuordnung, die sich in unserer Rheinprovinz<br />

<strong>im</strong> Regierungsbezirk Düsseldorf vollzogen<br />

hat mit <strong>der</strong> durch Staatsgesetz geregelten<br />

llmgemeindung. Diese Tatsache,<br />

die nun als gewollte Großstadtbildung<br />

vor uns steht, geht uns auch als<br />

<strong>Kirche</strong> an; nicht, als ob wir den unserer<br />

Einwirkung entzogenen Versuch hätten<br />

machen sollen, diese Vergroßstädterung innerhalb<br />

unserer Provinz aufzuhalten. Aber<br />

wir haben die ohne unser Zutun geschaffene<br />

Wirklichkeit zu sehen und ernsthaft und<br />

sorgfältig zu durchdenken nach <strong>der</strong> Richtung<br />

<strong>der</strong> Aufgaben, die uns daraus erwachsen.<br />

Daß diese Bildung von acht Großstädten,<br />

in die nun viele kleinere Gemeinwesen<br />

mit bisher eigenem Lebensrecht und<br />

kulturellem Lebensstil aufgehen, das kirchliche<br />

Leben stark berührt und beeinflußt,<br />

sowohl nach <strong>der</strong> inneren Seite wie nach <strong>der</strong><br />

Seite <strong>der</strong> Organisation und Verwaltung, ist<br />

ebenso klar, wie die Feststellung <strong>im</strong> Gesetzentwurf<br />

für die I^mgemeindung unser<br />

Kopfschütteln erregen muß: „Die kirchlichen<br />

Verhältnisse werden durch dieses Gesetz nicht<br />

berührt". Ob dieser Satz rein formalrechtlicher<br />

Natur ist o<strong>der</strong> aus einem staatlichen<br />

Reslent<strong>im</strong>ent kommt, ist nicht so bedeutsam<br />

als die Tatsache, daß auch auf diesem Gebiet<br />

<strong>der</strong> Umgemeindung die Lebensinteresscn<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, die doch gerade hier dem Staat<br />

nicht gleichgültig sein sollten, mehr o<strong>der</strong><br />

min<strong>der</strong> beiseite geschoben worden sind.<br />

Mögen nun rein verwaltungstechnische o<strong>der</strong><br />

parteipolitische o<strong>der</strong> städte<strong>im</strong>perialistische<br />

Maßnahmen und Pläne die künstlich gemachte<br />

Großsladtdildung gebracht habe»,<br />

mögen wir auch den Blick für die damit<br />

gegebenen Möglichkeiten großzügigerer<br />

Siedlungspolitik, umfassen<strong>der</strong>er sozial-hygienischer<br />

Fürsorge nicht verlieren, für die<br />

<strong>Kirche</strong> liegen in <strong>der</strong> I^mgemeindung eine<br />

drängende Fülle von Aufgaben, die unserer<br />

Inangriffnahme warten. Freilich sind sie<br />

nicht ganz neue; wir kennen sie zum Teil aus<br />

dem uns schon lange vertrauten Problem<br />

unserer vorhandenen Großstadtgemeinden.<br />

Die gegenwärtige I^mgemeindung hat dieses<br />

Problem nur ganz beson<strong>der</strong>s unterstrichen,<br />

den bereits vorhandenen Nöten <strong>der</strong><br />

adtgemeinden gehören die Ungleichheiten<br />

<strong>der</strong> kirchlichen Besteuerung in den<br />

verschiedenen, vom gleichen Großstadt-Verwaltungsbezirk<br />

umschlossenen <strong>Kirche</strong>ngemeinden.<br />

Dicht nebeneinan<strong>der</strong>, oft nur durch<br />

eine Straße getrennt, liegen Gemeinden, die<br />

aus dem Vollen wirtschaften können und<br />

niedrige Kicchensteuersätze erheben, und<br />

solche, die leistungsschwach sind und kaum<br />

ihre allerdringendsten kirchlichen Gemeindeaufgaben<br />

mit unverhältnismäßig hohen<br />

<strong>Kirche</strong>nsteuersätzen befriedigen können. Hier<br />

und da hat zwar auf dem Wege gütlicher<br />

Vereinbarung eine leistungsstarke Gemeinde<br />

einer leistungsschwachen helfende Zuschüsse<br />

zugewandt. Aber diese Frage muß in umfassen<strong>der</strong>er<br />

und durchgreifen<strong>der</strong>er Art einer<br />

Lösung entgegengeführt werden. Die Provinzialsynode<br />

hat sich ernstlich mit diesen<br />

Dingen beschäftigt und die Schaffung von<br />

Steuerverbänden in ernstliche Erwägung<br />

gezogen. Der Provinzialkirchenrat wird zusammen<br />

mit dem Konsistorium diese ebenso<br />

dringliche wie schwierige Angelegenheit prüsen<br />

und nötigenfalls eine Vorlage darüber<br />

<strong>der</strong> nächsten Prooinzialsynode unterbreiten.<br />

Noch bedeutsamer ist die Frage, die Großstadtgemeinden,<br />

die unübersichtlich und seelsorgerlich<br />

überhaupt nicht mehr zu erfassen<br />

sind, so zu glie<strong>der</strong>n und zu zerschlagen, daß<br />

daraus Gemeinden werden, die ihre ernste<br />

VolksmissionSaufgabe wirklich erfüllen können.<br />

Dazu geben <strong>Kirche</strong>nordnung und Verfassung<br />

Möglichkeiten, die von den Gemeinden<br />

noch ganz an<strong>der</strong>s ausgenutzt werden<br />

sollten. Damit erhebt sich die schon bei<br />

dem bisherigen Mangel <strong>der</strong> Großstadtgeineinden<br />

an seelsorgerlichen Kräften sehr<br />

dringliche Frage nach <strong>der</strong> „zweckmäßigen<br />

und wirkungskräftigen Verteilung <strong>der</strong> persönlichen<br />

Kräfte <strong>im</strong> Dienste unserer <strong>Kirche</strong>".<br />

Es wird für uns in unserer rheinischen<br />

<strong>Kirche</strong>, die ein ganz beson<strong>der</strong>es Verständnis<br />

für die Bedeutung und Aufgabe <strong>der</strong><br />

kleinen Landgemeinden, zumal in <strong>der</strong> Diaspora<br />

hat, die I^lmgemeindung zu einer die<br />

ganze <strong>Kirche</strong> angehenden Angelegenheit<br />

l^nd die Großstadtgemeinde „darf nun in<br />

kirchlicher Beziehung auch auf Verständnis<br />

für ihre Bedürfnisse bei den kleinen Landund<br />

Stadtgemeindcn rechnen", die mit ihren<br />

Nöten so oft von <strong>der</strong> Leistung <strong>der</strong> Großstadtgemeinden<br />

mitgetragen worden sind.<br />

Ohne Opfer <strong>der</strong> kleinen Gemeinden an ihnen<br />

lieb gewordene persönliche Kräfte wird die<br />

Großsladtgememde ihre ins Riesengroße<br />

gewachsene Aufgabe nicht erfüllen können.


Was wir selbst tun können, das dürfen wir Gott nicht überlassen<br />

„Hier hat die <strong>Kirche</strong> ihren Großkampf zu<br />

führen, und an diese Stelle muß sie ihre<br />

stärksten Kräfte werfen."<br />

Vor eine neue Aufgabe stellt uns die Umgemeindung<br />

mit <strong>der</strong> Frage, ob die bisherige<br />

kirchliche Organisation gegenüber den neuen<br />

kommunalen Gemeindegrenzen noch genügt,<br />

und in welcher Weise die <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

und die Bezirke <strong>der</strong> bisherigen Kreissynoden<br />

mit ihren bisherigen Grenzen stch den neuen<br />

Verhältnissen anzupassen haben. Hier werden<br />

in <strong>der</strong> Tat aus <strong>der</strong> Wahrung kirchlicher<br />

Lebensbelange Neubildungen, Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

Aufhebung und Vereinigung von Gemeinden<br />

sowohl wie von <strong>Kirche</strong>nkreisen<br />

nötig werden. Diese Nachprüfung soll<br />

sofort in Angriff genommen werden. Daß,<br />

um nur eins zu nennen, die in die llmgemeidung<br />

hineingezogenen, bisher vielleicht<br />

an<strong>der</strong>en <strong>Kirche</strong>nkreisen zugehörenden Gemeiden<br />

gegenüber <strong>der</strong> neuen Großstadt und<br />

ihrer Verwaltung einer einheitlichen Vertretung<br />

kirchlicher Belange bedürfen, macht<br />

die Regelung <strong>der</strong> genannten kirchlichen<br />

Organisationsfragen zu einer dringlichen<br />

Angelegenheit. Bereits während <strong>der</strong> Tagung<br />

<strong>der</strong> Provinzialsynode traten die von <strong>der</strong><br />

I^Imgemeindung beson<strong>der</strong>s betroffenen Gemeinden<br />

zu einer Beratung über ein Sofort-Programm<br />

zusammen. Auch in dieser<br />

ganzen I^mgemeindungsfrage war Wille<br />

und Tat <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> mit wirklichkeits-offener<br />

Erfassung <strong>der</strong> neuen Lage zu spüren.<br />

Wie stark wir unter <strong>der</strong> von an<strong>der</strong>er Seite<br />

kommenden Hemmung bei <strong>der</strong> Gründung<br />

unbedingt notwendiger neuer Pfarrstellen in<br />

unserer rheinischen <strong>Kirche</strong> leiden, machte <strong>der</strong><br />

durch eine Fülle von wichtigen Einzelheiten<br />

ausgezeichnete Bericht des Konsistoriums<br />

deutlich. In den letzten zwei Jahren sind<br />

nur elf neue Pfarrstellen gegründet worden.<br />

Wir bedürfen <strong>der</strong>en dreiundsechzig!<br />

Verlangt <strong>der</strong> Staat auch nicht mehr wie<br />

bisher für eine neueingerichtete Pfarrstelle<br />

das Eingehen von zwei, son<strong>der</strong>n nur einer<br />

an<strong>der</strong>en, so entzieht er doch, wenn z. B. eine<br />

Großsladtgemeinde eine neue Pfarrstelle<br />

schafft, den an<strong>der</strong>en Pfarrstellen dieser Gemeinde<br />

die bis dahin gewährten Zuschüsse.<br />

<strong>Das</strong> sind einfach unhaltbare Zustände, die<br />

uns die Abhängigkeit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> in ihren<br />

innerkirchlichen Angelegenheiten und Lebensbedürfnissen<br />

vom Staat vor Augen führen.<br />

Mit großem Ernst wurden gerade <strong>im</strong> Blick<br />

auf alle die Schwierigkeiten und Aufgaben<br />

unserer <strong>Kirche</strong> in <strong>der</strong> Gegenwart die For<strong>der</strong>ung<br />

eines qualitativ tüchtigen theologischen<br />

Nachwuchses betont. Auch sah sich die<br />

Synode veranlaßt, auf Grund hier und da<br />

festgestellter allzu schneller Landflucht <strong>der</strong><br />

jungen Pfarrer darauf aufmerksam zu<br />

machen, daß die ländlichen Pfarrstellen, die<br />

gerade für das Hineinwachsen in die Gemeindearbeit<br />

eine Zeit des SammelnS und<br />

Reifens bedeuten, nicht vor fünf Jahren<br />

verlassen werden sollten.<br />

Keine Frage hat die Synode mit so allgemeiner<br />

Anteilnahme verhandelt wie die<br />

<strong>der</strong> Erneuerung unseres<br />

rheinisch-westfälischen Gesangbuches.<br />

In sehr vielen Ausschußsttzungen<br />

wurde sie nach allen Richtungen<br />

hin durchgearbeitet. Die Kreissynoden hatten<br />

<strong>im</strong> vorigen Jahr ihre Gutachten dazu<br />

geliefert, die in einer Kartothek übersichtlich<br />

geordnet waren. Die Gesangbucherneuerungskommission<br />

von <strong>Rheinland</strong> und<br />

Westfalen, die schon <strong>der</strong> letzten Provinzialsynode<br />

eine Denkschrift und einen Entwurf<br />

des rheinisch-westfälischen Son<strong>der</strong>guts an<br />

Lie<strong>der</strong>n vorgelegt hatte, hatte in mühevoller<br />

Arbeit die Gutachten <strong>der</strong> Kreissynoden geprüft<br />

und vorbereitet. Nun sollte die Entscheidung<br />

fallen. Sie ist uns nicht leicht geworden.<br />

Es wurde <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> betont,<br />

daß eigentlich keine Nötigung vorliege, die<br />

Gesangbucherneuerung jetzt schon zum Abschluß<br />

zu bringen. Die St<strong>im</strong>mung war<br />

keineswegs für ein neues Gesangbuch begeistert.<br />

Wir haben es dann nach einer vierstündigen<br />

Aussprache <strong>im</strong> Plenum doch beschlossen.<br />

DaS neue Gesangbuch wird<br />

also kommen. Was hat die Synode zu<br />

diesem Beschluß bewogen? Man darf wohl<br />

sagen: nicht so sehr <strong>der</strong> Wille zu einem<br />

neuen Gesangbuch war dafür ausschlaggebend<br />

als vielmehr <strong>der</strong> Wille, die bisherige<br />

Gesangbuchgemeinschaft mit Westfalen nicht<br />

zu zerreißen. Wir standen vor <strong>der</strong> Tatsache,<br />

daß Westfalen sich gebunden hatte und, um<br />

die Einheitlichkeit in seinem eigenen <strong>Kirche</strong>ngebiel<br />

durch Einbeziehung des bisher abseits<br />

stehenden Gebiets von Minden-Ravensberg<br />

herbeizuführen, das neue Gesangbuch<br />

wollte; es auch in <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Zweiteilung<br />

wollte, bei <strong>der</strong> den ersten Teil die<br />

342 Lie<strong>der</strong> des deutsch-evangelischen AuSlandsgesangbucheS<br />

bilden, den zweiten Teil<br />

dag Son<strong>der</strong>gut. Die Synode stand vor <strong>der</strong><br />

entscheidungSvollen Frage: was wiegt<br />

schwerer, ein von vielen nicht für abschlußreif<br />

gehaltenes Gesangbuch anzunehmen,<br />

o<strong>der</strong> den Bruch <strong>der</strong> Gemeinschaft mit<br />

Westfalen auf uns zu nehmen? Es konnte<br />

kein Zweifel sein, daß wir die durch Geschichte<br />

und Tradition und gemeinsame<br />

Lebensordnung <strong>der</strong> beiden Wesikirchen zusammengewachsene<br />

Gemeinschaft gerade<br />

in den gegenwärtigen politischen llnigestaltungsbesirebungen<br />

und in <strong>der</strong> <strong>im</strong><br />

Fluß befindlichen Entwicklung <strong>der</strong> deutschen<br />

Georg Fock<br />

<strong>Kirche</strong>ntümer nicht aufgeben konnten, ohne<br />

uns <strong>der</strong> gemeinsamen Kraft zu berauben,<br />

in diesen Fragen die Eigenart und Beson<strong>der</strong>heit<br />

unserer Westkirchen in die<br />

Waagschale werfen zu können. So brachte<br />

die Prooinzialsynode die beiden großen<br />

Opfer, das neue Gesangbuch anzunehmen<br />

und das neue Gesangbuch in <strong>der</strong> als<br />

„Monstrum" bezeichneten Zweiteilung<br />

zu beschließen. Man darf wohl sagen,<br />

eS ist nicht so sehr über die Gesangbuchfrage<br />

abgest<strong>im</strong>mt worden als vielmehr<br />

über die aufrechtzuerhaltende Gemeinschaft<br />

mit Westfalen. <strong>Das</strong> gab <strong>der</strong> ganzen<br />

sehr ernsten Aussprache ihr beson<strong>der</strong>es<br />

Gepräge. Ein von <strong>der</strong> Provinzialsynode<br />

gewählter Redaktionsausschuß wird nach<br />

nochmaliger Prüfung des rheinisch-westfälischen<br />

Son<strong>der</strong>guts die Gesangbucharbeit<br />

zum Abschluß bringen, so daß es<br />

vielleicht Ende 4930 fertig sein wird. Dann<br />

werden die Gemeinden das Wort haben auf<br />

Grund von tz 58, 3e <strong>der</strong> K.-Q.<br />

Wir wollen aber über dem unS nicht leicht<br />

gewordenen Opfer nicht übersehen, daß<br />

mit dem neuen Gesangbuch trotz aller Bedenken<br />

dagegen das neue Singen in<br />

unserer <strong>Kirche</strong> seinen Einzug hält. Wir<br />

werden nicht nur viele neue Lie<strong>der</strong> und<br />

Weisen bekommen, die wertvoll sind, son<strong>der</strong>n<br />

wir werden auch viele uns aus<br />

unserem heutigen Gesangbuch bekannte<br />

Lie<strong>der</strong> in einer lebendigeren Form singen.<br />

Da wartet noch eine große Aufgabe auf<br />

unsere Gemeinden und vor allem auf die<br />

musikalischen Führer in unseren Gemeinden.<br />

Auch dafür wird <strong>der</strong> Provinzialkirchenrat<br />

die Wege weisen, damit unser<br />

neues Gesangbuch eine lebendige, singende<br />

Gemeinde findet. <strong>Das</strong> ist unser Wunsch,<br />

daß eS zu einem strömenden Segensquell<br />

werde, wie es unser heutiges Gesangbuch<br />

geworden ist. Es ist selbstverständlich, daß<br />

für die ersten Jahre nach <strong>der</strong> Einführung<br />

des neuen Gesangbuches das alte Gesangbuch<br />

noch nebenher gebraucht werden wird,<br />

bis das neue Gesangbuch sich ganz eingekirchlicht<br />

hat.<br />

Es konnte nur ein kleiner Ausschnitt nuS<br />

dem sich auf <strong>der</strong> Provinzialsynode darstellenden<br />

Leben unserer <strong>Kirche</strong> gezeichnet<br />

werden. Mit dieser Beschränkung auf<br />

die drei Fragen: <strong>Kirche</strong> und Staat, I^mgemeindung,<br />

Gesangbucherneuerung sollen<br />

die an<strong>der</strong>n VeratungSgegenstände nicht<br />

als nebensächlich bezeichnet sein. Nenn<br />

wir aus <strong>der</strong> Menge <strong>der</strong> Berichte nur schon<br />

den Generalbericht über die christliche<br />

LiebeStätigkeit und den Bericht des sozialen<br />

Pfarramts nennen, so läßt diese bloße


Erwähnung schon ahnen, wie sehr auch<br />

hierin das Leben unserer rheinischen<br />

<strong>Kirche</strong> mit den Fragen und Nöten unseres<br />

Volksleben Berührung sucht und Wege<br />

aufweist, wie unsere <strong>Kirche</strong>, die diese Nöte<br />

als ihre eigenen fühlt, ihnen von ihren<br />

unaufgebbaren Grundlagen aus zu begegnen<br />

hat. Gerade die beiden mit den<br />

oben genannten Berichten bezeichneten Gebiete<br />

kirchlichen GegenwartöhandelnS<br />

stehen unter <strong>der</strong> Leitung zweier Männer,<br />

<strong>der</strong>en Weite des Blicks und tiefe Gründigkcit<br />

ihrer Arbeit von <strong>der</strong> Synode dankbar<br />

empfunden wurde. Alle diese wertvollen Belichte<br />

werden, wie schon zwe<strong>im</strong>al vorher,<br />

in einem Buch zusammengefaßt und<br />

unseren Gemeinden, vor allem den kirchlichen<br />

Körperschaften zur nachdenklichen<br />

und gründlichen, verarbeitenden Weiterberatung<br />

zugänglich gemacht werden.<br />

Wir können unseren Bericht über die Vierzigste<br />

Rheinische Provinzialsynode aber nicht<br />

schließen, ohne unseres neuen Generalsuperintendenten<br />

zu gedenken, <strong>der</strong> mit<br />

manchem ernsten, klugen und tapferen<br />

Wort auf <strong>der</strong> Synode ganz <strong>der</strong> unsere<br />

geworden ist. Wir sind dankbar, daß er,<br />

wie sein von uns allen mit Liebe verehrter<br />

Vorgänger, nicht als ein Frem<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n<br />

als ein in unserer rheinischen <strong>Kirche</strong> tief<br />

verwurzelter und darum von doppeltem<br />

Vertrauen getragener Führer zu uns gekommen<br />

ist. Eine Sorge soll nicht verschwiegen<br />

werden, die uns alle in den<br />

Tagen <strong>der</strong> Provinzialsynode ernstliche Gedanken<br />

gemacht hat. Sie gilt unseren<br />

beiden Führern, unserem Präses und<br />

unserem Generalsuperintendenlen. Ihce<br />

Arbeitslast, die wir aus ihren Berichten gesehen<br />

und gefühlt, die sich in <strong>der</strong> Leitung<br />

dieser mit soviel ernsten und entscheidungsvollen<br />

Aufgaben betrauten Synode durch<br />

den Präses sichtbar dokumentierte, übersteigt<br />

fast das Maß einer Menschenkraft.<br />

AuS diesem Grunde hat die Synode den<br />

Provinzialkirchenrat beauftragt, Mittel<br />

und Wege bei <strong>der</strong> zuständigen kirchcnbehördlichen<br />

Stelle zu ebnen, daß unseren,<br />

Generalsuperintendent zur Erleichterung<br />

seiner in unserer Provinz beson<strong>der</strong>s vielgestaltigen<br />

Aufgabe ein Dienstkraftwagen<br />

zur Verfügung gestellt wird, wie eS die<br />

Provinzialsynode für ihren Führer bereits<br />

getan hat. Aber so fühlbar eine solche<br />

Arbeitserleichterung sich in dem einen<br />

Falle bereits erwiesen hat, es scheint mir<br />

damit unsere Sorge nicht behoben. Ich<br />

meine, wir müssen als Gemeinden den<br />

Führern das Opser bringen, das uns gewiß<br />

schmerzlich ist, daß wir sie nicht zu allen<br />

möglichen Gelegenheiten in unsere Ge-<br />

meinden holen. Ich stehe nicht an, das<br />

auch auf viele <strong>Kirche</strong>ncinweihungen und<br />

Wie<strong>der</strong>ingebrauchnahme von <strong>Kirche</strong>n und<br />

Kapellen auszudehnen. Gewiß liegt uns<br />

wie ihnen gerade an diesen beson<strong>der</strong>en Gelegenheiten,<br />

mit den Gemeinden in lebensnahe<br />

Berührung zu kommen, sehr viel. Und<br />

es mag beiden Teilen schwer genug sein,<br />

in vielen Fällen zu verzichten. Aber ich<br />

meine, wir können uns diese Menschenkräfte<br />

überfor<strong>der</strong>nde Arbeitsweise in unserer<br />

<strong>Kirche</strong> nicht leisten. Wir brauchen die<br />

ganze Kraft unserer Führer für die großen<br />

und für die Zukunft unserer <strong>Kirche</strong> schicksalhaften<br />

Aufgaben. Wir rühmen uns<br />

nicht mit Unrecht, daß wir in unserer<br />

<strong>Kirche</strong> die ungeheuere Fülle <strong>der</strong> Arbeit mit<br />

dem geringsten Apparat von Personen und<br />

Geldmitteln durchführen. Darüber sind<br />

die Männer des Wirtschaftslebens, die<br />

wissen, was Nationalisierung heißt, wohl<br />

am meisten erstaunt. Aber mir wird es doch<br />

manchmal fraglich, ob wir nicht für unsere<br />

Zeit und ihre gewaltigen Aufgaben das<br />

Maß des Zulässigen überschritten haben.<br />

<strong>Das</strong> Vertrauen, das wir zu unserem<br />

Präses und unseren» Generalsuperintendenten<br />

haben, mag ihnen wohl nicht die <strong>im</strong><br />

geringsten bewertete Erleichterung ihrer<br />

Arbeit sein. Aber das entbindet uns nicht<br />

von dem Nachdenken, weitere praktische<br />

Wege und Mittel zu suchen, auch wenn sie<br />

vielleicht in die Notwendigkeit einer Aen<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nverfassung führen sollten.<br />

Wenn <strong>der</strong> Präses zu Beginn <strong>der</strong> Tagung<br />

von <strong>der</strong> Synode sagte: „Sie darf uns<br />

Kraft kosten", so ist das nach unserem<br />

Empfinden ganz beson<strong>der</strong>s bei ihm selber<br />

<strong>der</strong> Fall gewesen.<br />

Wir denken darin nicht weichlich. Aber<br />

man darf doch wohl einmal fragen, ob nicht<br />

die kleinste Ersparnis von Kraft, auch<br />

wenn sie sich in <strong>der</strong> Ersparnis von Zeit<br />

ausdrückt, doch etwas bedeutet. Dazu<br />

rechne ich z. B. den zu erwägenden Verzicht<br />

<strong>der</strong> Synode, alle zwei Jahre die<br />

ganze Ueberfülle <strong>der</strong> Einzelberichte <strong>im</strong> Plenum<br />

geben o<strong>der</strong> sie gar fast alle durch den<br />

Präses vortragen zu lassen. Eine Reihe von<br />

Berichten könnte ohne Schädigung gut<br />

alle vier Jahre gegeben werden. Will man<br />

sich jedoch damit nicht befreunden, so<br />

dürfte es für eine Reihe von Berichten genügen,<br />

sie <strong>im</strong> Druck alle zwei Jahren den<br />

Synodalen zur Kenntnisnahme ohne weitere<br />

Verhandlung zuzustellen. Es sind<br />

scheinbar nur Kleinigkeiten, zu denen noch<br />

an<strong>der</strong>e hinzuzufügen wären, aber sie<br />

wiegen in <strong>der</strong> Schale <strong>der</strong> Belastung des<br />

Präses ihr Teil. Sie scheinen lächerlich<br />

gering gegenüber <strong>der</strong> Gesamtkrafterforde-<br />

rung an den Präses, aber sollten wir sie<br />

nicht gerade darum in ihrer Bedeutung für<br />

die körperliche, geistige und seelische<br />

Leistung ernstlich bewerten? Gedanken eines,<br />

wie es auf <strong>der</strong> Synode einmal hieß,<br />

„Unverantwortlichen", <strong>der</strong> mitverantwortlich<br />

ist.<br />

Am 22. September fuhr die Provinzialsynode<br />

<strong>im</strong> Son<strong>der</strong>zug nach Lüttringhausen.<br />

Am Denkmal Adolf Clarenbachs, des<br />

rheinischen Glaubenszeugen und Märtyrers,<br />

hielten wir stille ernste Selbstbesinnung.<br />

Der Atem einer vierhun<strong>der</strong>tjährigen Geschichte<br />

umfing aus. Der Buscherhof,<br />

von dem Clarenbach seinen Ausgang genommen<br />

hat, weckte Gedanken und Fragen<br />

nach dem Erbe Elarenbachs in unserer<br />

Zeit voll GährenS und Brausens in verdeckten<br />

Tiefen unter scheinbar beruhigter<br />

Oberfläche. Unser Präses deutete uns<br />

den Sinn <strong>der</strong> Gedächtnisstunde mit mannhaftem<br />

Glaubenswort. Ueber diesen Worten<br />

vergaßen wir gern, woran wir in<br />

unserer <strong>Kirche</strong> noch ernstlich zu lernen<br />

haben, daß die Umrahmung <strong>der</strong> Feier<br />

nicht in allen Teilen <strong>der</strong> erschütternden<br />

Wucht dieses Märtyrergedächtnisses gerocht<br />

wurde. <strong>Das</strong> sei gesagt nicht aus kleinlicher<br />

Kritiklust o<strong>der</strong> aus Nichtachtung vor<br />

<strong>der</strong> Hingabe <strong>der</strong> Chöre, son<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong><br />

sehr stark mitempfundenen Not unserer<br />

kirchlichen Feiern.<br />

Mit einer Abordnung <strong>der</strong> Westfälischen<br />

Provinzialsynode fanden wir uns am<br />

Clarenbachdenkmal und in einer kurzen<br />

Stunde nach <strong>der</strong> Feier zu <strong>der</strong> unter <strong>der</strong><br />

Belastungsprobe neugefügten Gemeinschaft,<br />

die <strong>im</strong> Evangelium und seinen uns<br />

von da gemeinsam gestellten Aufgabe zusammen.<br />

Was unser Präses in seinem<br />

auf die Höhe führenden Bericht sagte von<br />

dem Glauben inmitten unserer wertvollen<br />

Zeit, die so wenig „Männer hat, die die Gefahr<br />

lieben", das mag als <strong>der</strong> bleibende<br />

Eindruck dieser 40. Provinzialsynode hier<br />

stehen: „Auf einem alten Blatt aus<br />

schwersten Zeiten steht das Wort: »ur.<br />

F6llt« unäa 3UIL0. Die rheinische <strong>Kirche</strong><br />

könnte es wohl vor allem zu ihrem Leitwort<br />

machen. Wenn es unter uns aufklingt,<br />

so denken wir nach zehn Jahren<br />

(1919—1929) mit ehrfürchtigem und demütigem<br />

Dank daran, daß Gott es uns<br />

gab, etwas davon zu erleben . . . Lassen<br />

Sie es uns in Stunden feierlichen Gedächtnisses,<br />

in <strong>der</strong> Gemeinschaft, die wir<br />

untereinan<strong>der</strong> haben, in dem Dienst, zu<br />

dem uns <strong>der</strong> Alltaq verpflichtet, als evangelische<br />

Menschen 'festhalten: Jede Welle<br />

hebt mich hoch!" O. W.<br />

Wer wirken will, muß opfern können; ein Licht, das leuchtet, muß verbrennen


ie scheint allmählich unerträglich zu<br />

werden, diese Not. In <strong>der</strong> Rheinprovinz<br />

allein lebt eine Million von<br />

evangelischen Christen in kirchlichen Verhältnissen,<br />

die einfach eine Unmöglichkeit<br />

sind; so konnte man neulich in einem Aufsatz<br />

über diese Not lesen. Sie können<br />

von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> nicht erreicht werden; es<br />

ist ausgeschlossen, sie zu einer lebendigen<br />

Anteilnahme am Gemeindeleben zu führen;<br />

die Notlage ist sogar so groß, daß ihnen<br />

auch dann eine Beteiligung am Gemeindeleben<br />

nicht möglich wäre, wenn sie es<br />

selber wollten. Die Ausdehnung <strong>der</strong> Gemeinden<br />

ist teilweise eine so umfangreiche,<br />

daß Tausende ihrer Glie<strong>der</strong> einfach nicht<br />

erfaßt werden können. Die selbstverständliche<br />

Folge ist eine unhe<strong>im</strong>lich weit<br />

verbreitete, unbedingte, durch nichts zu<br />

erschütternde Gleichgültigkeit gegen alles,<br />

was <strong>Kirche</strong> heißt. Tausende von evangelischen<br />

Christen sind da, denen überhaupt<br />

niemals <strong>der</strong> Gedanke kommt, daß sie zur<br />

evangelischen <strong>Kirche</strong> gehören. Nichts ist<br />

ihnen belangloser als diese Tatsache. Man<br />

kann die kirchliche Gleichgültigkeit gar<br />

nicht stark und kraß genug ausdrücken.<br />

Dabei hat diese Not etwas Sinnloses an<br />

sich, sie erscheint so unvernünftig. Der<br />

Herr hat seiner <strong>Kirche</strong> geweissagt: Sie<br />

werden euch hassen, in den Bann tun<br />

<strong>Das</strong> hat doch Sinn und Verstand. Wo<br />

Haß ist, da ist Achtung, <strong>der</strong> Gegenstand<br />

des Hasses ist eine Größe, die bedeutsam<br />

erscheint. Aber das, dem wir gegenüberstehn,<br />

ist eben diese absolute Gleichgültigkeit.<br />

Sie haßt nicht, sie kann wohlwollend<br />

sein, viele ihrer Vertreter fühlen<br />

sich durchaus als Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> evangelsichen<br />

<strong>Kirche</strong>, sie sind in beson<strong>der</strong>en Fällen<br />

bei <strong>der</strong> Hand, lassen sich auch unter Uniständen<br />

in die Gemeindevertretung wählen,<br />

aber das, was zu den Lebenöerscheinungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> gehört, <strong>der</strong> Gottesdienst, die<br />

Verkündigung des Evangeliums, ist eine<br />

Sache, die sie gar nichts angeht, sie<br />

können sich gar nicht vorstellen, daß sie<br />

dafür Interesse haben könnten. Mir sagte<br />

diesen Sommer ein sogenannter Gebildete:<br />

Ich gehe in jedem Urlaub einmal in die<br />

evangelische <strong>Kirche</strong>, und jedes Mal überzeuge<br />

ich mich, wie wertlos dieser Besuch<br />

für mich ist. Und dieses Gespenst <strong>der</strong><br />

Gleichgültigkeit schreitet durch die Straßen<br />

<strong>der</strong> großen Stadt ebenso wie durch<br />

die Gassen <strong>der</strong> einsamen Dörfer.<br />

Bekanntlich ist angesichts dieser Not in<br />

unserer <strong>Kirche</strong> eine schl<strong>im</strong>me Art von<br />

Wichtigtuern aufgestanden. Sie reden,<br />

je nachdem es ihnen paßt, gehe<strong>im</strong>nisvoll<br />

o<strong>der</strong> öffentlich von <strong>der</strong> Schuld <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>,<br />

ernten in großen Volksversammlungen<br />

den armseligen Beifall <strong>der</strong> Menge und ge-<br />

Von <strong>der</strong> gegenwärtigen Not unserer <strong>Kirche</strong><br />

nießen in gewissen Kreisen den Ruf zukünftiger<br />

Reformatoren. Selbstverständlich<br />

muß an ihrer gegenwärtigen Hilflosigkeit<br />

die <strong>Kirche</strong> selber irgendwelche<br />

Schuld tragen. Mir kamen vor einiger<br />

Zeit einmal Akten über den „Fall Römer"<br />

in die Hand. Die Aelteren unter uns<br />

werden sich noch daran erinnern. Was<br />

war das für ein Spektakel! Wie lächerlich<br />

erscheint einem jetzt das Ganze! Man<br />

stelle sich vor: Wegen <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>sprüngc<br />

eines jungen Kandidaten regt sich die<br />

<strong>Kirche</strong> von Dan bis Versaba auf. Mußte<br />

das nicht lächerlich auf die Kreise wirken,<br />

die <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> fern standen?<br />

Ich möchte aber heute auf einen an<strong>der</strong>n<br />

Grund unserer Not und Ratlosigkeit hinweisen.<br />

Ich stelle die Frage und gebe sie<br />

zu bedenken: Sind wir in unserer kirchlichen<br />

Arbeit nicht zu vereinsmäßig eingestellt?<br />

Man kann auf dem Rhein oft ungeschickte<br />

Ru<strong>der</strong>er beobachten. Sie strengen<br />

sich gewaltig an, je<strong>der</strong> gibt sein Bestes,<br />

aber hinter dem einen Ru<strong>der</strong> sitzt eine viel<br />

stärkere Kraft wie hinter dem an<strong>der</strong>n. So<br />

kommt natürlich das Boot nicht vorwärts,<br />

eS ist ein verzweifeltes Kreisen um dieselbe<br />

Stelle mit starker Rückwärtsbewegung.<br />

So frage ich noch einmal: Sind wir in<br />

unserer evangelischen <strong>Kirche</strong> nicht zu sehr<br />

Verein geworden? Ist so nicht ein zu einseitiges<br />

Arbeiten entstanden, ein Arbeiten,<br />

das Hemmungen in sich selber trägt?<br />

Unser <strong>Kirche</strong>nbegriff, wenigstens <strong>der</strong>, mit<br />

dem wir praktisch arbeiten, stammt aus<br />

dem Rationalismus. Alles, was aus dieser<br />

Zeit stammt, ist von einer unhe<strong>im</strong>lichen<br />

Klarheit und Deutlichkeit. Fragen, mit<br />

denen sich Jahrhun<strong>der</strong>te abgemüht, haben<br />

die gescheiten Leute aus <strong>der</strong> Zeit des Rationalismus<br />

mit wun<strong>der</strong>barer Fixigkeit gelöst.<br />

Man höre und staune: Die <strong>Kirche</strong> ist die<br />

Vereinigung <strong>der</strong> religiösen Individuen.<br />

Von diesem Vereinsbegriff ist auch Schleiermacher<br />

nicht losgekommen. Gewiß, er hat<br />

ihn vertieft. Er verstand, daß die <strong>Kirche</strong><br />

nicht entstanden ist und wächst wie eine<br />

Lie<strong>der</strong>tafel, zu <strong>der</strong> sich eine Anzahl von<br />

Sangesbrü<strong>der</strong>n zusammenschließen. Vor<br />

seiner Seele stand klar und deutlich <strong>der</strong><br />

große Zusammenhang, das Werden <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> am Pfingsitage, ihr Wachsen durch<br />

die Jahrhun<strong>der</strong>te hindurch. Er übersah<br />

feinen Augenblick, daß die gegenwärtige<br />

<strong>Kirche</strong> und die einzelnen Gemeinden nur<br />

Teilerscheinungen dieses Lebensvorganges<br />

sind. Aber er hat doch das Wesen <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong>, wie man das heutzutage mit einem<br />

Fremdwort ausdrückt, soziologisch aufgefaßt,<br />

d. h. <strong>der</strong> Gesichtspunkt <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

ist ihm das Wichtigste. Er drückt<br />

das auf mancherlei Weise aus: Gemein-<br />

schaft des christlichen Lebens, o<strong>der</strong> die vom<br />

Heiligen Geist beseelte Gemeinschaft <strong>der</strong><br />

Gläubigen. Die Gemeinschaft, <strong>der</strong> Verein<br />

ist das Wesentliche <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>.<br />

Diesen Vereinsgedanken allseitig ausgebaut<br />

und in das Bewußtsein <strong>der</strong> evangelischen<br />

Christenheit wirkungsvoll eingeführt<br />

zu haben, ist das Verdienst eines<br />

Pfarrers aus <strong>der</strong> zweiten Hälfte des vorigen<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts, namens Sülze. Sogar<br />

bis in die Gestaltung des evangelischen<br />

KirchbauS drang dieser Vereinsbegriff. Es<br />

muß so gebaut werden, daß alles hübsch<br />

beisammen ist, je<strong>der</strong> Kirchgänger mit dem<br />

Bewußtsein erfüllt wird, wir bilden eine<br />

Familie. Die Kanzel mit dem Pfarrer muß<br />

mitten in <strong>der</strong> Gemeinde stehen, <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nchor<br />

und <strong>der</strong> Organist haben ihren Platz<br />

<strong>im</strong> Angesicht <strong>der</strong> Gemeinde, man muß sich<br />

gegenseitig sehen. <strong>Das</strong> vollendetste Bauwerk<br />

einer evangelischen Gemeinde ist die<br />

Zusammenlegung von <strong>Kirche</strong>, Pfarrhaus<br />

und Gemeindesaal. Es genügt durchaus<br />

nicht, daß die Gemeinde als eine Schar<br />

von Kirchgängern <strong>im</strong> Gottesdienste o<strong>der</strong><br />

in <strong>der</strong> Bibelstunde zusammenkommt, womöglich<br />

einer den an<strong>der</strong>en nicht kennt. Wir<br />

müssen Familienabende haben, an denen<br />

die Gemeinschaft <strong>der</strong> einzelnen Gemeindeglie<strong>der</strong><br />

gepflegt wird, beson<strong>der</strong>s die persönliche<br />

Bekanntschaft zwischen Pfarrer<br />

und Gemeindeangehörigen. Der Vereinsgedanke<br />

beherrscht das Gemeindeleben.<br />

Selbstverständlich kann die ganze <strong>Kirche</strong>,<br />

beson<strong>der</strong>s die große preußische Landeskirche<br />

nicht einen einzigen großen Verein bilden.<br />

Aber jede einzelne Gemeinde muß ein Verein<br />

sein, die <strong>Kirche</strong> ist die Zusammenfassung<br />

dieser einzelnen Vereine. Der Satz „Die<br />

<strong>Kirche</strong> baut sich aus den Gemeinden" o<strong>der</strong><br />

„Die Gemeinden sind die Ke<strong>im</strong>zellen <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong>" wurde nicht nur ein Verwaltungsbegriff<br />

— als solcher ist er selbstverständlich<br />

— er setzte sich auch als <strong>Kirche</strong>nbegriff<br />

durch.<br />

Tatsächlich ist es fortan <strong>der</strong> Vereinsbegriff,<br />

<strong>der</strong> das Wirken <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> best<strong>im</strong>mt. Eine<br />

gewaltige Regsamkeit Hub an, ein mächtiges<br />

Arbeiten, und Großes wurde geleistet.<br />

Manche Gemeinde wurde wie die<br />

Stadt auf dem Berge, und in ihren<br />

Mauern regten sich die Geister. <strong>Das</strong> kostbarste<br />

Gut, das ein Verein gewinnen und<br />

besitzen kann, wurde reichlich gefunden,<br />

nämlich lebendige Menschen, die vom<br />

Vereinsideal ergriffen wurden und sich ganz<br />

dem hohen Ziele widmeten. Der Vereinsbegriff<br />

wurde <strong>der</strong> Vater eines neuen Begriffes,<br />

und dieser bekam den Namen Persönlichkeit.<br />

Es ist <strong>der</strong> Begriff geworden,<br />

mit ihm drückte man das Kostbarste und<br />

Schönste aus, das man sich denken konnte.


<strong>Das</strong> heißt glauben: Gott gegenwärtig nehmen<br />

Seit <strong>der</strong> Revolution heißt <strong>der</strong> Begriff in<br />

seiner Steigerung Führerpersönlichkeit.<br />

Sobald die <strong>Kirche</strong> oereinsmäßlg erfaßt und<br />

<strong>der</strong> Schwerpunkt in die einzelne Gemeinde<br />

gelegt wird, ist die Kraft, die man Persönlichkeit<br />

nennt, alles. Sie entscheidet<br />

über den Wert und den Unwert <strong>der</strong> Gemeinde.<br />

Persönlichkeiten tragen die Gemeinden,<br />

reißen die Lauen mit fort, bringen<br />

die Herstreuten herbei, wehren dem<br />

Stillstand, geben <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> aus dem<br />

unerschöpflichen Reichtum ihres Innenlebens<br />

neue Persönlichkeiten. Wehe, wenn<br />

z. B. <strong>der</strong> Pfarrer keine Persönlichkeit ist,<br />

dann werden die Gemeinden ungemütlich.<br />

Man hat für solche Fälle das Drohwort<br />

erfunden: Nicht das Amt macht den<br />

Mann, vielmehr macht <strong>der</strong> Mann daS<br />

Amt.<br />

Die vereinömäßige Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />

hat, wie gesagt, unter einem glücklichen<br />

Stern gestanden, die Persönlichkeiten haben<br />

nie gefehlt.<br />

Vor unseren Augen erscheinen die Gestalten,<br />

die wir kennen: Pfarrer, die wie ein<br />

magnetischer Mittelpunkt in <strong>der</strong> Gemeinde<br />

standen, Kräfte sammelten und sie in harmonische<br />

Bewegung setzten; Kirchmeister<br />

und Aelteste, die wahrhaftig nicht nur Sitzarbeit<br />

<strong>im</strong> Gottesdienst und in den Versammlungen<br />

<strong>der</strong> Gemeindevertretung leisteten;<br />

Männer und Frauen wurden den Gemeinden<br />

geschenkt, die es verstanden, die einzelnen<br />

Gruppen, die fugend, die Arbeiter,<br />

die Kaufleute, die Männer, die Hausfrauen,<br />

sogar die alten Mütterchen in beson<strong>der</strong>en<br />

Vereinigungen zu sammeln. Man<br />

fühlte sich bald kräftig genug, um mit dem<br />

weltlichen Vereinsleben in Konkurrenz zu<br />

treten: ist es in euren Vereinen schön —<br />

bei uns ist es viel schöner; treibt ihr Musik,<br />

macht ihr Aufführungen, veranstaltet ihr<br />

gemütliche l^nterhaltungSabende — bei uns<br />

ist das alles genau so, sogar in einer an<strong>der</strong>en<br />

Höhenlage. Wenns darauf ankommt,<br />

daß zur Gemütlichkeit eine Tasse Kaffee<br />

für die Frauen und ein Glas Bier und <strong>der</strong><br />

Toback für die Männer gehört — nun,<br />

wir sind nicht so. l^ind auch das nicht zu<br />

vergessen: dieser Vereinsbegriff und seine<br />

Durchführung führte den lebendigen Protestantismus<br />

sinnlich wahrnehmbar vor;<br />

man sah, man merkte und spürte das<br />

Leben. Man konnte mit absoluter Sicherheit<br />

von den lebendigen Gemeinden in<br />

<strong>Rheinland</strong> und Westfalen und von den<br />

toten <strong>im</strong> Asten reden. Wir wurden die<br />

Lehrmeister»!, <strong>der</strong> katholischen <strong>Kirche</strong>. Auch<br />

dort verstand man: zum Leben einer Gemeinde<br />

gehört <strong>der</strong> Vereinöbetrieb.<br />

490<br />

Aber von diesem Vereinsbegriff aus<br />

läßt sich auch die gegenwärtige Not <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> verstehen, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Notstand,<br />

<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Bevölkerungsbewegung zusammenhängt.<br />

In den Städten wuchsen die<br />

Gemeinden zu riesigen Gebilden heran. Wie<br />

sollte man da den Nereinsgedanken verwirklichen?<br />

Man ist tapfer an die Arbeit<br />

gegangen, und was auf dem Gebiete geleistet<br />

worden ist, gehört zu den Großtaten<br />

des Protestantismus. Die Namen <strong>der</strong><br />

Männer und Frauen, die sich dieser Welle<br />

<strong>der</strong> Zerstreuung und <strong>der</strong> Auflösung entgegengeworfen<br />

haben, werden in alle Ewigkeit<br />

nicht vergessen werden, und gesegnet<br />

seien die, die auch heute noch nicht den Mut<br />

verloren haben, son<strong>der</strong>n tapfer auf ihren<br />

Posten aushalten. Aber die Arbeit ist nicht<br />

durchführbar, die Kraft versagt; allein in<br />

<strong>der</strong> rheinischen Provinzialkirche leben, wie<br />

wir bereits gehört haben, eine Million von<br />

Menschen in unmöglichen kirchlichen Verhältnissen,<br />

es ist ausgeschlossen, sie vereinsmäßig<br />

zu sammeln. In diesen Großstadtgemeinden<br />

gibt es unmögliche Pfarrer, nämlich<br />

Menschen, die vor einer Arbeit stehen,<br />

die sie einfach nicht bewältigen können, sie<br />

gehen in dem Vereinsbetrieb unter. ^Db sich<br />

wohl viele evangelische Christen klar<br />

machen, was das wohl für eine Not ist,<br />

in einer unmöglichen Lage zu sein.<br />

So hat <strong>der</strong> Vereinsbegriff unsere <strong>Kirche</strong><br />

gewaltig in die Größe und in die Weite<br />

geführt, es ist ein großartiges Gemeinschaftsleben<br />

entstanden, aber wir wurden<br />

auch in unüberwindliche Schwierigkeiten gebracht,<br />

in Sorge und Mutlosigkeit. Drohend<br />

erscheint vor uns die Frage: Was muß<br />

geschehen? Niemand kann d i e Antwort<br />

geben, als Ersatz stehen unendliche Vorschläge<br />

und Antworten zur Verfügung.<br />

Ich bilde mir nicht ein, irgendeine bedeutsame<br />

Antwort geben zu können, wohl aber<br />

möchte ich darauf hinweisen, daß wir noch<br />

einen an<strong>der</strong>en Krichenbegriff haben, eine<br />

an<strong>der</strong>e Botschaft von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>; sie kann<br />

uns in <strong>der</strong> Not dieser Zeit Trost und Gewißheit<br />

geben. Sie ist älter als die des<br />

Rationalismus; <strong>im</strong> nächsten Jahre feiern<br />

wir in Augsburg ihr vierhun<strong>der</strong>tjähriges<br />

Gedächtnis. Sie steht in <strong>der</strong> Augsburger<br />

Konfession und lautet: Alle Zeit muß eine<br />

heilige, christliche <strong>Kirche</strong> sein und bleiben,<br />

welches ist eine Versammlung aller Gläubigen,<br />

bei welchen das Evangelium rein<br />

gepredigt und die heiligen Sakramente laut<br />

des Evangeliums gereicht werden.<br />

Achten wir auf den Ton <strong>der</strong> ganzen Erklärung;<br />

es ist <strong>der</strong>selbe wie in <strong>der</strong> bekannten<br />

Stelle <strong>im</strong> 1. Mosiobuch: „So lange die<br />

Blumhardt<br />

Erde steht, soll nicht aufhören Frost und<br />

Hitze, Sommer und Winter, Tag undNacht."<br />

So wird es sein nach Gottes Willen, und<br />

in diesen Willen ist auch das <strong>Das</strong>ein <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> eingeschlossen, wir brauchen um ihr<br />

Bestehen und ihre Entwicklung nicht zu sorgen,<br />

es muß allzeit eine <strong>Kirche</strong> sein. Ebenso<br />

tritt <strong>der</strong> Vereinögedanke ganz zurück, die<br />

Vorstellung von <strong>der</strong> Bedeutsamkeit <strong>der</strong><br />

Son<strong>der</strong>gemeinde fällt dahin. <strong>Das</strong> Gegenteil<br />

wird uns vor Augen gemalt: die Versammlung<br />

aller Gläubigen steht vor uns,<br />

die, wie es an einer an<strong>der</strong>en Stelle des<br />

Bekenntnisses heißt: „hin und wie<strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> Welt wohnen, vom Anfang <strong>der</strong> Sonne<br />

bis zum Nie<strong>der</strong>gang, welche e i n Evangelium,<br />

einen Christum, einerlei Tauf und<br />

Sakrament haben". Bei dieser Auffassung<br />

kann natürlich von einem Verein und <strong>der</strong><br />

Sondeibedeutung <strong>der</strong> Einzelgemeinde keine<br />

Rede sein. Wie weit die Einzelgemeinde in<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> Bedeutung hat, ist eine Frage <strong>der</strong><br />

Verfassung, hat also mit dem Wesen <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> nichts zu tun.<br />

Die <strong>Kirche</strong> hat vielmehr nur zwei Kennzeichen,<br />

die ihr Wesen ausmachen: die Verkündigung<br />

des Evangeliums in Wort und<br />

Sakrament und die Gläubigen.<br />

Damit wird zunächst das müßige Gerede<br />

von <strong>der</strong> Schuld <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zurechtgestellt.<br />

Sie hat und kann nur eine Schuld haben,<br />

nämlich die, daß sie das Evangelium nicht<br />

rein verkündigt, daß sie es lässig tut, daß<br />

sie es durch irgend etwas an<strong>der</strong>es ersetzt<br />

Diese letztere Gefahr hat zu allen Zeiten<br />

die <strong>Kirche</strong> bedroht, die Gefahr, daß sie<br />

das Evangelium den sogenannten Bedürfnissen<br />

<strong>der</strong> Zeit anpaßt, Ich erinnere an die<br />

Tage des Rationalismus: die Vernunft<br />

herrschte, das Vernünftige galt alles; so<br />

stellte stch die <strong>Kirche</strong> hin und verkündigte<br />

das Evangelium als höchste Vernunft und<br />

Weisheit. In meine Jugend fallen die<br />

Zeiten <strong>der</strong> Kullurseligkeit; für die <strong>Kirche</strong><br />

entstand die Gefahr, und sie ist ihr nicht<br />

entgangen, daß sie das Evangelium als<br />

höchste Kultur hinstellte, Jesus, Paulus,<br />

Schiller und Goethe erschienen in demselben<br />

Glänze. In diesen Zeiten winken an<strong>der</strong>e<br />

Kronen <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> und ihren<br />

Vertretern: Sozialismus, Weltfriedensbewegung,<br />

Menschheitsverbrü<strong>der</strong>ung will die<br />

<strong>Kirche</strong> für sich gewinnen und verheißt ihr<br />

Ehre und Stellung, wenn sie dem Rufe<br />

folgt. Es ist die Zeit da, von <strong>der</strong> das Lied<br />

singt: Zion, wenn sie dir viel Lust verspricht,<br />

folge nicht. Auch die Drohung fehlt<br />

nicht. Sogenannte Bewegungen beschäftigen<br />

sich mit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, Jugendbewegung, Abstinenzbewegung,<br />

völkische Bewegung sitzen


auf hohem Thron und verkünden <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />

das Gehe<strong>im</strong>nis ihres <strong>Das</strong>eins, nämlich, daß<br />

sie für diese Bewegungen da sein muß.<br />

Selbslversländlich verkündet die <strong>Kirche</strong> ihre<br />

Botschaft nicht in den leeren Raum, son<strong>der</strong>n<br />

zu den Menschen <strong>der</strong> Gegenwart. So<br />

muß sie diese Menschen verstehen, sie ist wie<br />

sonst niemand in weiter Welt verpflichtet,<br />

auf den Herzschlag und die St<strong>im</strong>men <strong>der</strong><br />

Zeit zu achten, sie hat Stellung zu nehmen<br />

zu den Fragen und Bewegungen <strong>der</strong> Zeit,<br />

sie darf <strong>im</strong>mer neue Wege und Mittel ersinnen,<br />

um mit ihrer Votschaft den Weg<br />

zu den Herzen <strong>der</strong> Menschen zu finden.<br />

Wun<strong>der</strong>schön war gewiß <strong>der</strong> Vereinsgedanke<br />

in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, die Gemeinden so zu<br />

gestalten, daß sie wie eine große Familie,<br />

eine liebe GcisteSgemeinschaft um <strong>Kirche</strong><br />

und Pfarrhaus sich schart, die einzelnen sich<br />

kennen und die sogenannten lebendige Gemeinde<br />

entsteht. Aber wenn <strong>der</strong> VereinSgedanke<br />

nicht mehr durchführbar ist, so liegt<br />

kein Grund vor zur Verzweiflung o<strong>der</strong><br />

Mutlosigkeit, wir suchen eben an<strong>der</strong>e<br />

Wege. Wenn die lebendige Gemeinde in<br />

<strong>der</strong> Form des blühenden VereinslebenS sich<br />

nicht mehr erreichen läßt, so müssen eben<br />

an<strong>der</strong>e Formen ausfindig gemacht werden.<br />

Aber das muß alle Sinne und Sorgen<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> in Anspruch nehmen, daß sie<br />

die ihr aufgetragene Votschaft ausrichte:<br />

das Evangelium rein zu predigen und die<br />

Sakramente des Evangelii zu reichen. Sie<br />

braucht keine Angst zu haben, daß diese<br />

Aufgabe nicht alle Kräfte in Anspruch<br />

nehme, und <strong>der</strong>, <strong>der</strong> an diesem Auftrag<br />

mitarbeitet, fürchte nicht, daß er vor <strong>der</strong><br />

Zeit damit fertig werde. Die 200(1 Jahre,<br />

die hinter uns liegen, haben offenbart, was<br />

das für eine Riesenaufgabe war, die <strong>der</strong><br />

Herr in seiner Abschiedsstunde <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />

gab, und wer mitarbeitet, weiß, wie alle<br />

Kräfte und Gaben eines ganzen Lebens<br />

durch diese Arbeit in Anspruch genommen<br />

werden. Was erfor<strong>der</strong>t das allein schon<br />

eine Kraftanstrengung, in <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />

Wichtigtuerei und Vielgeschäftigkeit die<br />

heilige Stille und Sammlung zu gewinnen,<br />

um sich in die Tiefe des Evangeliums z»<br />

versenken.<br />

Auch das braucht die <strong>Kirche</strong> nicht zu befürchten,<br />

daß sie bei <strong>der</strong> Beschränkung auf<br />

diese Aufgabe nicht die nötige Beachtung<br />

und Achtung findet. So viel gesun<strong>der</strong> Menschenverstand<br />

war und ist <strong>im</strong>mer in <strong>der</strong><br />

Welt, daß geachtet wird, <strong>der</strong> das tut, was<br />

er soll, und <strong>der</strong> es ganz tut. Wie sollte es<br />

möglich sein, sagt Kierkegaard einmal, daß<br />

<strong>der</strong>, <strong>der</strong> in dunkler Nacht mit dem Rufe<br />

„Feuer" durch die Straßen läuft, nicht be-<br />

achtet wird? So ist es auch unmöglich, daß<br />

<strong>der</strong>, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Welt des Todes das Leben<br />

verkündet, unbeachtet bleibt. Sie werden<br />

schon beachtet werden, die Voten <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>,<br />

wenn auch vielleicht so, wie <strong>der</strong> Herr es<br />

geweissagt hat: Sie weiden euch hassen um<br />

meines Namens willen.<br />

In diesem Zusammenhang versteht man das<br />

Wort, das vor einiger Zeit aus berufenem<br />

Munde gesagt wurde: An <strong>der</strong> gotteSdienstlichen<br />

Frage entscheidet sich das Schicksal<br />

<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>. Was ist das für<br />

ein lrostvolles Wort! Es redet von dem<br />

Sichern und Gewissen. Denn das steht fest:<br />

Ein evangelischer Gottesdienst, in <strong>der</strong> die<br />

Gemeinde auftritt und in Liturgie und Predigt<br />

nichts an<strong>der</strong>es will als die Lebensbotschaft<br />

verkündigen, kann nicht unbeachtet<br />

bleiben, er setzt sich durch. Wo in den Gemeinden<br />

<strong>der</strong> heilige Wille ist, den Sonntagsgottesdienst<br />

und all' die an<strong>der</strong>n Gelegenheiten<br />

<strong>der</strong> Evangeliumsverkündigung so<br />

zu gestalten, daß Votschaft von <strong>der</strong> Gnade<br />

Gottes darin ertönt, da kann <strong>der</strong> Erfolg<br />

nicht ausbleiben. Er bleibt auch nicht aus,<br />

das ist eine nicht zu bestreitende Tatsache.<br />

Wenn wir nur diese Tatsache mit wachen<br />

Sinnen und starkem Herzen ergreifen<br />

wollten.<br />

<strong>Das</strong> zweite Kennzeichen <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> sind die<br />

Gläubigen. Sie haben <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> niemals<br />

gefehlt und werden ihr nie fehlen. Wag<br />

das für Menschen sind, ergibt sich aus <strong>der</strong><br />

Botschaft, die sie hören und glauben. Sie<br />

können nur das eine sein und nichts an<strong>der</strong>es:<br />

Sün<strong>der</strong>, die von <strong>der</strong> Gnade Gottes leben<br />

und sich ihrer allzeit getrösten. <strong>Das</strong> ist die<br />

<strong>Kirche</strong>, sagt Luther einmal, <strong>der</strong> Ort, wo<br />

lauter Vergebung ist. Nicht sogenannte<br />

Persönlichkeiten, auch nicht Führerpersönlichkeiten,<br />

so wertvoll sie an sich sein mögen,<br />

gehören zum Wesen <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, wohl aber<br />

Gläubige. Man kann es darum nur als eine<br />

unglaubliche Naivität verstehen und entschuldigen,<br />

daß <strong>im</strong> Hinblick auf die gegenwärtige<br />

Agendenreform <strong>der</strong> ernsthafte Vorschlag<br />

gemacht worden ist, das Sündenbekenntnis<br />

<strong>im</strong> Gottesdienst auszuschalten o<strong>der</strong><br />

doch zu mil<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> nur an gewissen Tagen<br />

erscheinen zu lassen. <strong>Das</strong> hieße den evangelischen<br />

Gottesdienst sinnlos machen. Die<br />

Verkündigung des Evangeliums hat nur<br />

dann Sinn und Verstand, wenn Menschen<br />

versammelt sind, die daS „Herr, erbarme<br />

dich" singen.<br />

<strong>Das</strong> ist darum die tiefste Klage <strong>der</strong> evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong>, ihr höchstes Leid, das<br />

Luther einmal in die Worte gefaßt hat: Wie<br />

wenig sind <strong>der</strong> Heiligen dein! <strong>Das</strong> war doch<br />

Sinn und Bedeutung <strong>der</strong> Reformation, daß<br />

sie sich wie<strong>der</strong> auf sich selbst und ihren einzigartigen<br />

Auftrag besann. Vierhun<strong>der</strong>t<br />

Jahre sind seitdem verflossen, gewiß eine<br />

lange Zeit; aber wie lange Zeit werden<br />

wir wohl noch gebrauchen müssen, bis das<br />

allgemein verstanden wird, was Gläubige<br />

sind, und Glaube und Unglaube, Liebe und<br />

Haß zur Klarheit kommen. Was gehen doch<br />

noch für unhe<strong>im</strong>liche Gespenster um, beson<strong>der</strong>s<br />

in <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> sogenannten Gebildeten!<br />

Ist das nicht schl<strong>im</strong>m, daß einer glaubt,<br />

alles gesagt zu haben, wenn er erklärt: <strong>Das</strong><br />

Christentum ist die höchste Moral und die<br />

Heilung aller sozialen Schäden.<br />

Die <strong>Kirche</strong> darf sich nicht vor dem Vorwurf<br />

fürchten: Eure Votschaft ist zu wenig,<br />

das sind nur Worte, wir wollen Taten<br />

sehen. Hat doch schon Jesus gesagt: An<br />

ihren Früchten soll man die Christen erkennen.<br />

Den Vorwurf mußten sich schon<br />

die Reformatoren gefallen lassen; es ist<br />

merkwürdig, zu beobachten, wie wenig sie<br />

sich darum bekümmert haben, sie haben<br />

kaum etwas getan, um den Vorwurf zu<br />

entkräften. Sie waren ihrer Sache sicher,<br />

ganz sicher, sie waren ewig gewiß, daß <strong>der</strong><br />

Glaube an das Evangelium ein mächtig,<br />

kräftig und geschäftig Ding ist, daß da, wo<br />

Gläubige sind, Taten, große Taten von<br />

selbst entstehen. Zu sorgen ist nur darum,<br />

daß das Evangelium verkündet wird, daß<br />

es lauter und rein verkündet wird, damit es<br />

zu allen Zeiten und an allen Orten Gläubige<br />

findet. So machen die beiden allein<br />

das Wesen <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> aus: das Wort GottcS<br />

und die Gläubigen,<br />

Luther hat ähnliche St<strong>im</strong>mungen gehabt<br />

wir wir, auch Stunden tiefster Müdigkeit,<br />

in denen „er schier verzagen wollte". In<br />

einer solchen Stunde ist wohl das Lied<br />

Nr.


Dieser Frage wird in dankenswerter Weise<br />

in dem Vericht des ProvinzialkirchenrateS<br />

auf <strong>der</strong> Provinzialsnnode Erwähnung<br />

getan. Wir dürfen uns freuen, wie überall<br />

ein Verständnis für die Bedeutung dieser<br />

Frage in erfreulichem Maße wächst, llmsomehr<br />

darf jetzt nach Beendigung <strong>der</strong><br />

Hauptreise- und Ausflugszeit die Bitte um<br />

ihre Beachtung erneut erhoben werden.<br />

I^nd es gilt ganz schlicht und ernst überall<br />

sich zu fragen: wo zeigen uns die Erfahrungen<br />

dieses Kommers praktische<br />

Mängel? Sie zeigen sich offensichtlich noch<br />

vielfach in <strong>der</strong> praktischen Durchführung<br />

unsrer Erkenntnis, Hier und da grüßt<br />

uns ein Plakat, vom Evangel. Preßverband<br />

in Berlin herausgegeben, das auf<br />

den nächsten evangelischen Gottesdienst aufmerksam<br />

macht. Aber längst, längst nicht<br />

überall weist es den Wan<strong>der</strong>er zurecht.<br />

Manchem gefällt das Berliner Plakat<br />

nicht. Der Geschmack ist halt verschieden.<br />

Da nehme man getrost ein an<strong>der</strong>es. Sollte<br />

man nicht <strong>im</strong> Zusammenarbeiten mit<br />

interessierten Menschen einen Hinweis entwerfen<br />

o<strong>der</strong> finden können, <strong>der</strong>, in die<br />

Augen fallend, aber nicht verletzend, jedem<br />

den Weg zum nächsten Gottesdienst weist?<br />

Ach glaube, wir müssen in diesen Dingen<br />

sehr weithin viel mehr lernen, nicht abzuwarten,<br />

daß von außen uns ein Schema<br />

gegeben wird o<strong>der</strong> von oben her etwas angeordnet<br />

wird, son<strong>der</strong>n wir müßten mehr<br />

aus <strong>der</strong> Freude heraus, daß wir das Evangelium<br />

bringen dürfen, Mittel und Wege<br />

selber suchen, nun auf diese Gottesdienste<br />

hinzuweisen. <strong>Das</strong> ist natürlich örtlich durchaus<br />

verschieden zu gestalten, aber es dürfte<br />

eigentlich nicht vorkommen, daß zwar von<br />

auswärts zum Gottesdienst ein Prediger<br />

kommt, aber die Kurgäste am Sonntagmorgen<br />

nirgends zuverlässige Nachricht<br />

finden können, ob und wann <strong>der</strong> Gottesdienst<br />

stattfindet. Es dürfte auch nicht vorkommen,<br />

was als tatsächlich geschehen gemeldet<br />

wird, daß in einem Ausflugsort von<br />

einer Wan<strong>der</strong>truppe die katholischen jungen<br />

Leute den Weg zu ihrer <strong>Kirche</strong> finden, die<br />

evangelischen aber sitzen während <strong>der</strong> Zeit<br />

wartend auf einer Bank neben einer evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong> und wissen nicht — woher<br />

sollten sie es auch wissen! — daß diese<br />

<strong>Kirche</strong> evangelisch ist und in einer Viertelstunde<br />

für ihren Gottesdienst geöffnet sein<br />

wird. Ich glaube, aus <strong>der</strong> Vertrautheit<br />

,n,t unseren eigenen kircblicken Angelegenheiten<br />

heraus können wir uns oft genug<br />

die Hilflosigkeit <strong>der</strong> Ortsfremden nicht<br />

deutlich genug vorstellen, o<strong>der</strong> wir denken<br />

nicht genügend daran, daß wir eben werben<br />

müssen. Jener süddeutsche Pfarrer, <strong>der</strong><br />

vor einiger Zeit in einem Badeorte, als<br />

man ihn auf die Notwendigkeit aufmerksam<br />

492<br />

Noch einmal: Gottesdienste in Kur- und Ausflugsorten<br />

machte, seine Gottesdienste so werbend anzuzeigen,<br />

antwortete- „Je<strong>der</strong> steht ja die<br />

<strong>Kirche</strong>, und es entspricht nicht <strong>der</strong> Würde<br />

<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>, sich aufzudrängen",<br />

findet hoffentlich bei uns wenig Gesinnungsgenossen.<br />

Aber ob er nicht praktische<br />

Nachfolger mehr findet, als er verdient?!<br />

Also noch einmal die Bitte: jetzt überlegen,<br />

wie kann die Versorgung <strong>der</strong> Kurorte mit<br />

Gottesdiensten organisiert werden, wie<br />

kann sie in glücklicher Weise angezeigt<br />

werden: zusammenfassen<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nzettel<br />

für einen größeren Bezirk, Aushang in<br />

Pensionen, Jugendherbergen, Wegweiser<br />

auf Bahnhöfen und an Straßen. Hier<br />

liegt Gemeindearbeit vor, bei <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Pfarrer nicht fehlen darf, die aber nicht<br />

von ihm allein gemacht werden kann und<br />

nicht geleitet werden sollte. Sollte nicht<br />

hiermit manchem Presbyter <strong>im</strong> Filial eine<br />

Arbeit zuerteilt werden können, die er<br />

vielleicht zuerst zögernd übern<strong>im</strong>mt, dann<br />

aber gern als seinen Beitrag zum Gemeindeaufbau<br />

treibt?<br />

Pfarrer v. Dusse.<br />

<strong>Kirche</strong>nsingen alter deutscher Volkslie<strong>der</strong><br />

Mit <strong>der</strong> erfolgreichen Einführung dieser<br />

<strong>im</strong> besten Sinne volkstümlichen Kunstbetätigung<br />

dürfte nunmehr <strong>der</strong> rechte<br />

Weg beschritten sein, auf welchem endlich<br />

auch dem deutschen geistlichen Volksliede<br />

zu seiner Neublüte verholfen werden<br />

könnte. Wohl lauschten längst willige<br />

Hörer begeistert den in zahlreichen Lautenabenden<br />

gesungenen bie<strong>der</strong>n dieser Gattung.<br />

Wohl fand in <strong>der</strong> Folge neben dem profanen,<br />

auch das geistliche Volkslied, zusammengehend<br />

mit <strong>der</strong> Laute, in das deutsche<br />

He<strong>im</strong> zurück. Zweifellos wurden in beiden<br />

Fällen Werte höchster Art wie<strong>der</strong>gewonnen.<br />

Soll uns aber das geistliche<br />

Volkslied seine Schönheit voll offenbaren,<br />

dann muß es an die, ihm seinem Wesen<br />

nach einzig zustehende Stelle gehen. <strong>Das</strong><br />

ist die <strong>Kirche</strong>, <strong>der</strong> Ort <strong>der</strong> inneren<br />

Sammlung und <strong>der</strong> stillen Einkehr. Seiner<br />

überragenden Bedeutung <strong>im</strong> deutschen<br />

Volksleben nach kann es sich jedem an<strong>der</strong>en<br />

Kunstwerk ebenbürtig an die Seile<br />

stellen. In <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> hieß man es denn<br />

auch mit offenen Armen willkommen. Mögen<br />

diese Zeilen werbend helfen, ihm seinen<br />

Weg weiterhin zu ebnen. Möchten sich<br />

ihm weiterhin auch alle bisher noch verschlossenen<br />

Türen willig öffnen. Wo, und<br />

wann es anklopft, laßt es ein. Die<br />

<strong>Kirche</strong> dient sich damit selbst, und gibt dem<br />

Volke, was des Volkes ist. — „Ein Singen<br />

geistlicher Volkslie<strong>der</strong>" wird in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />

zur Feierstunde, ja zum Gottesdienst. Dort<br />

spricht das geistliche Volkslied unmittelbar<br />

zum Volk.<br />

Mancher wird wohl zweifelnd fragen: das<br />

Volkslied in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>? — Mit <strong>der</strong> üblichen<br />

Zusammenstellung eines sogenannten<br />

„Programmes", war hier natürlich so gut<br />

wie nichts anzufangen. <strong>Das</strong> verbot sich<br />

also gleich von vornherein. Mithin galt<br />

es, eine Vortragsform zu finden, wie sie<br />

<strong>der</strong> Weihe des DrteS geziemt. Erfolg versprechend<br />

konnte solches Suchen nur auf<br />

Grund einer eingehenden Kenntnis <strong>der</strong><br />

einschlägigen Literatur sein. Und da geschah<br />

es wie ein Wun<strong>der</strong>: aus reicher<br />

Fülle fügten sich die alten Lie<strong>der</strong> ganz von<br />

selbst aneinan<strong>der</strong>, ohne Zwang, dabei treu<br />

und wahr den Geschehnissen folgend, wie<br />

sie uns die Bibel beschreibt. Solchermaßen<br />

entstand <strong>im</strong> Sinne <strong>der</strong> mittelalterlichen<br />

Mysterienspiele, nach und nach<br />

eine Reihe von <strong>Kirche</strong>nkantaten, o<strong>der</strong><br />

wenn man will, Kammeroralorien: Zuerst<br />

„Ein Weihnachtssinge n",<br />

Maria Verkündigung, He<strong>im</strong>suchung, Gang<br />

nach Bethlehem, Ankunft des Messias,<br />

Josef und Maria an <strong>der</strong> Krippe, Lie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Hirten auf dem Feld, die heiligen drei Könige,<br />

die Flucht nach Aegypten, samt einem<br />

Anhang Krippenlie<strong>der</strong> und dem abschließenden<br />

Choral „Freuet euch, ihr Christen<br />

alle"! Dann das „O st e r s i n g e n", das<br />

Leiden und Sterben unseres Herrn, seine<br />

Auferstehung und den Pfingstjubel umfassend.<br />

In <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong>folge „Christus"<br />

erscheint die Gestalt des Heilandes in den<br />

Mittelpunkt gerückt, sein ganzes Erdenwallen<br />

darstellend. „Ein Totentanz",<br />

eine Zusammenstellung alter Toten- und<br />

Totentanzlie<strong>der</strong> ist dem Gedächtnis unserer<br />

Dahingeschiedenen gewidmet.<br />

Die vielen, vielen Lie<strong>der</strong>, <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

aus <strong>der</strong> reichen Fülle, konnten unverfälscht<br />

als Volksgut, ohne Abän<strong>der</strong>ungen ihrer<br />

Weisen, <strong>im</strong> Wortlaut durchwegs ungekürzt<br />

übernommen werden. Sinnentsprechend<br />

verteilt, werden die Lie<strong>der</strong> von einer<br />

Frauenst<strong>im</strong>me und von einer Männerst<strong>im</strong>me<br />

einzeln, <strong>im</strong> Gegen- und Wechselgesang<br />

und <strong>im</strong> Zusammengesang vorgetragen.<br />

Die instrumentale Begleitung ist in


volkstümlicher Art zweien Lauten anvertraut.<br />

Diese Mittel genügen dem Volksliede<br />

und in gleicher Weise <strong>der</strong> „Kantate"<br />

vollkommen. An einer reichen Fülle von<br />

Klangfarben ließen sich mit bewußter<br />

Vermeidung mo<strong>der</strong>ner Harmonien stets<br />

wechselnde Klangwirkungen erzielen, die<br />

sich auf Grund <strong>der</strong> gepflogenen Führung<br />

<strong>der</strong> Sing- und Instrumentalst<strong>im</strong>men zeitweilig<br />

sogar bis zu Chorklang steigern.<br />

St<strong>im</strong>men wie Instrumente<br />

beherrschen spielend selbst den<br />

größten 3lau >n. Die Aufführenden<br />

singen und spielen <strong>der</strong> Gemeinde zugewendet<br />

vom AltarplaH aus. Diese Anordnung<br />

hat sich bewährt und ist nun überall eingeführt.<br />

Von dieser Stätte aus tritt das<br />

Volkslied unmittelbar unter das Volk.<br />

Trotz geziemenden Abstandes stellt sich eine<br />

von beiden Seiten ausgehende persönliche<br />

Fühlungnahme ein.<br />

<strong>der</strong> vorm Altar<br />

höchstes anstrebt.<br />

Allerdings darf nur<br />

musizieren, <strong>der</strong> Aller-<br />

Dazu gehört vieles:<br />

Spielen, Stil- und<br />

St<strong>im</strong>me, Singen,<br />

Formgefühl und manches an<strong>der</strong>e. Vor<br />

allem aber müssen die Instrumente, sollen<br />

ste den Anfor<strong>der</strong>ungen des musikalischen<br />

Gastes genügen, klanglich von allerhöchster<br />

Leistungsfähigkeit sein. — Nie weit diese<br />

Voraussetzungen Erfüllung fanden, und<br />

wie die allgemeine Aufnahme in nunmehr<br />

über 200 Konzerten in ganz Deutschland<br />

war, das bezeugen zahlreiche anerkennende<br />

Zuschriften und St<strong>im</strong>men <strong>der</strong> Presse. Von<br />

den vielen bitte ich nun die „Freiburger<br />

Breiögauer Zeitung" ganz kurz das Wort<br />

zu nehmen: „Für diese Kunst und die ehrfürchtig<br />

und religiös innerlich miterlebende<br />

Art ihrer Darbietung gilt das schöne Wort<br />

des Bachbiographen Spitta: Es führt ein<br />

Weg durch die <strong>Kirche</strong> zur Kunst, aber auch<br />

ein solcher durch die Kunst zur <strong>Kirche</strong>.<br />

<strong>Das</strong> Zusammenklingen des vollen und<br />

männlichen Baritons von Vesemfel<strong>der</strong> mit<br />

dem süßen und weichen Sopran von Helga<br />

Thorn war so bis ins feinste abgestuft,<br />

als wären diese beiden St<strong>im</strong>men vom<br />

Schöpfer selbst aufeinan<strong>der</strong> abgest<strong>im</strong>mt,<br />

und wirkten wie Klänge aus an<strong>der</strong>en<br />

Welten. Die beiden prachtvollen Scherrer'<br />

schen Leute sangen daZ Lob des Meisters,<br />

<strong>der</strong> uns mit seinem auf feinstem musikali-<br />

schen und literarischen Geschmack und tiefgehende<br />

Kenntnis des Instrumentenbaues<br />

aufgebauten Lebenswerk so viel gegeben<br />

hat, nicht zuletzt auch dieses sympathische<br />

Vertreterpaar seiner Gedanken, seines<br />

Strebens, seiner Arbeit."<br />

<strong>Das</strong> geistliche Volkslied bleibt in jedem<br />

Falle unbeirrt christlich. In ihm eint sich<br />

das religiöse Empfinden des Volkes. Es<br />

wird also in je<strong>der</strong> christlichen Gemeinde,<br />

in jedem Gotteöhause, am rechten Playe<br />

sein, und <strong>im</strong> „K irchensingen alter<br />

deutscher Volkslie<strong>der</strong>", fand eS<br />

eine anerkannt würdige Form.<br />

Anmerkung: Die Münchencr Künstler Helga<br />

Thorn und Oscar Vesemfel<strong>der</strong> beabsichtigen ja<br />

nach Meldung in diesen Monaten mit den Programmen<br />

„Christus" o<strong>der</strong> „Totentanz", o<strong>der</strong> zur<br />

Adoentszeit mit ihrem „Neihnachtssingen" in<br />

unsere Gegend zu kommen. Interessenten mögen<br />

sich an den <strong>Evangelische</strong>n Volksbildungsdienst<br />

für <strong>Rheinland</strong> o<strong>der</strong> direkt an die „Leitung<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsingen, München, Agnesstraße 59 I"<br />

wenden, Programme und Prospekte stehen auf<br />

Wunsch zur Einsicht gern zur Verfügung,<br />

Ein wertvolles Buch für lebendigen Religionsunterricht<br />

G. DessinHelden<br />

Ein Märtyrerbüchlein für das evangelische Volk / Mit Bil<strong>der</strong>n von Georg Rö<strong>der</strong><br />

Lichtweg-Verlag, Essen / Geb. 2,50 M.<br />

Seit Wochen nehme ich dies feine Büchlein in jede Neligionsstunde <strong>der</strong> Berufsschule mit. Je<strong>der</strong>mann weiß, daß es nicht leicht<br />

ist, 45 bis 47 jährige Iungens mit religiöser Darbietung und Fragestellung zu fesseln. Wohl tun meine jungen Kaufleute mit,<br />

wenn wir fragen: „Kann man als Kaufmann Christ sein?", o<strong>der</strong> „Was hast du an deiner Bibel?", o<strong>der</strong>,, Ist Tanzen Sünde?"<br />

und ähnliches. Aber nie habe ich sie so interessiert und innerlich beteiligt gefunden, wie in dieser letzten Zeit, wo wir das<br />

Nlartyrerbüchlein von Dessin lasen und besprachen. Ist's bloß das einfache, erschütternde Geschehen, das uns da so tief ergreift?<br />

Ist's eben das Heldentum, das jeden gesunden jungen Iltenschen beschämend und begeisternd mit sich fortreißt? Gewiß. Aber<br />

zugleich ist's auch <strong>der</strong> glänzende Stil — ich möchte sagen: die Sprache des Künstlers, die hier so zu packen versteht. 3Nehr als<br />

einmal ist's jetzt vorgekommen, daß meine Iungens mich baten, die Stunde zu verlängern, um weiterzulesen. Und ich meine, das<br />

will bei unserer Großstadtjugend etwas heißen!<br />

Ja, da kann man 3Ilärtyrersterben miterleben. Von Anbeginn <strong>der</strong> Christenheit. N?ärtyrersteiben <strong>im</strong> fernen Kleinasien, in 3?ord<br />

afrika, in Gallien. Hin und her <strong>im</strong> weiten Römerreich. O<strong>der</strong> wir begleiten die Waldenser als reisige Kausteute auf ihren gefahrvollen<br />

Wegen, auf denen sie zu Wan<strong>der</strong>predigern wurden. Huß und Saronarola sehen wir den Ketzertod erleiden. Hugenottenals<br />

Sträflinge auf <strong>der</strong> Ru<strong>der</strong>bank <strong>der</strong> Galeeren doppelt gekettet: angeschmiedet an die Fessel, die nach unten zieht und „unten<br />

in den Fluten lauert das letzte Ziel, wenn keine Peitsche des Fronvogts den Leib mehr emporreißt — aber aufwärts geht <strong>der</strong><br />

Dul<strong>der</strong> innerer Blick. Untrennbar sind sie dem Heiland verbunden, mit unsichtbarer Kette. Doppelt gekettet, fürwahr. Und darum<br />

innerlich frei".<br />

Auch Heldinnen lernen wir kennen wie jene standhafte Illarie Durand, die als 48 jährige den grausigen Turm <strong>der</strong> französischen<br />

Festung ^,i^ne8 ^iorte8 betreten muß und erst als 56 jährige wie<strong>der</strong> das Sonnenlicht schauen darf.<br />

Und bis in die neueste Zeit: Heldentum in <strong>der</strong> Mission; Heldentum in Armenien; Heldentum <strong>im</strong> Baltenland. Ja, da lernt man<br />

an lebendigem 5Menschenschicksal wie<strong>der</strong> seiner <strong>Kirche</strong> geweihte Geschichte neu lieben. Ganz beson<strong>der</strong>s um unserer Jugend willen<br />

danken wir dem Verfasser, <strong>der</strong> uns hier Größtes nacherleben läßt. Ich wünschte das Büchlein vielen auf den Weihnachtstisch.<br />

Hasselmann, Essen.


Unser evangelischer Gottesdienst,<br />

wie ihn die Reformation uns geschenkt<br />

hat. Unter diesem Titel isl bei Vandenhoeck<br />

und Ruprecht in Göttingen ein<br />

Flugblatt erschienen, das ich mit sehr<br />

großer Freud« begrüßt habe und nur<br />

allerwärmsiens zur Massenverbreitung<br />

empfehlen kann. Hier wird nicht<br />

Theorie über den Gottesdienst in theologischer<br />

Sprache gelrieben, hier wird nicht<br />

das einzelne Stück <strong>der</strong> Liturgie „erklärt",<br />

hier wird auch nicht in „erbaulicher"<br />

Form gepredigt. Hier wird in einer glücklichen<br />

Allgemeinverständlichkeit <strong>der</strong> ganze<br />

Gottesdienst so dargelegt, wie ihn Luthers<br />

Christentum und Sozialismus<br />

Eine Würdigung des Buches von Professor ID. Dr. Barnikol<br />

Die Fülle <strong>der</strong> literarischen Neuerscheinungen<br />

auf dem Gebiet des Christlich-Sozialen<br />

und Kirchlich-Sozialen ist fast unübersehbar.<br />

Unter den jüngsten Veröffentlichungen<br />

ragen absolut heraus die des Kieler<br />

(neuerdings Hallenser) <strong>Kirche</strong>ngeschichtlerS<br />

0. Dr. ErnstBarnikol „Christentum<br />

und Sozialismus".<br />

Es ist zunächst <strong>der</strong> einzigartige Vorzug<br />

dieser Veröffentlichungen, daß sie nicht die<br />

Menge <strong>der</strong> Bücher über irgend welche<br />

Driginalwerke vergangener Zeiten vermehren.<br />

Vielmehr ist es dem wissenschaftlichen<br />

Spürsinn des Verfassers zu<br />

danken, daß mehrere völlig verschwundene<br />

und nur dem Titel nach bekannte Werke,<br />

zum Teil aus dem Berliner, zum Teil aus<br />

dem Hamburger Staatsarchiv ausgegraben<br />

und hier zur erstmaligen Veröffentlichung<br />

gebracht sind. Durch seine Vorlesungen in<br />

Bonn über „Vormärzlichen Sozialismus"<br />

war Varnikol auf die Spuren des sozialistischen<br />

deutschen Schnei<strong>der</strong>gesellen Weitling<br />

gekommen. Es hat ihn gereizt, die von<br />

diesem ganz eigenartigen Vertreter des<br />

deutschen religiösen Sozialismus herausgegebenen,<br />

aber verschwundenen Schriften<br />

aufzuspüren. Seine Mühe ist glänzend<br />

belohnt worden. Von den Funden ist bercits<br />

veröffentlicht als Band 2 von „Christentum<br />

und Sozialismus" „G erechtig -<br />

keil, ein Studium in 500<br />

Tagen von Wilhelm Weitling<br />

(Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wirklichkeit und Betrachtungen<br />

des Gefangenen. Erstausgabe von Prof.<br />

0. Dr. Ernst Barnikol. Walter G.<br />

Mühlau, Verlag Kiel.) Vorausgeschickt<br />

ist diesem Band „W e i t l i n g <strong>der</strong> Gefangene"<br />

und seine „Gerechtigkeit",<br />

eine „kritische Untersuchung über Werk und<br />

Wesen des frühsozialistischen Messias".<br />

Eine nüchterne, kritisch bis ins Kleinste ge-<br />

berühmte Predigt bei <strong>der</strong> Einweihung <strong>der</strong><br />

Torgauer Schloßkirche best<strong>im</strong>mt als das<br />

„Wechselgespräch Gottes mit seiner Gemeinde".<br />

Gemeindefeier ist dieser<br />

Gottesdienst. Die höchste Verkörperung<br />

des kirchlichen Gemeindelebens<br />

ist dieser Gottesdienst.<br />

Ich besinne mich nicht, in irgendeiner<br />

allgemeinverständlichen Ausführung<br />

über Gottesdienstbesuch jemals diese Gedanken<br />

so klar und so werbend allseitig<br />

dargelegt gefunden zu haben. Wie ist hier<br />

alles individualistische „Sich erbauen<br />

»vollen", das uns nie zur rechten Sonntag-<br />

naue, vorsichtig abwägende und das aufgefundene<br />

Werk Weitlings vorzüglich<br />

kommentierende Einleitung.<br />

In <strong>der</strong> allernächsten Zeit wird in demselben<br />

Verlage erscheinen das zweite verlorengegangene<br />

und wie<strong>der</strong>gefundene Werk<br />

Weitlings „Wilhelm W e i t l i n g.<br />

Klassifikation des Universums"<br />

und später „T heorie des<br />

Weltsystems", dazu „Geschichte des<br />

religiösen und atheistischen FrühsozialiSmus"<br />

von August Becker, dem hessischen<br />

Theologen und Freund Georg Büchners.<br />

Es sei mir gestattet, auf die erschienenen<br />

und erscheinenden Erstveröffentlichungen<br />

hinzuweisen. Narnikol hat damit den<br />

Dank nicht nur aller Fachgenossen erworben,<br />

son<strong>der</strong>n seine Veröffentlichungen sind<br />

für die Geschichte des religiösen Frühsozialismus<br />

und damit für alle, denen es Ernst<br />

ist, die letzten Regungen unserer arbeitenden<br />

Volksgenossen kennen und schätzen zu lernen,<br />

von wirklichem Wert.<br />

Ich habe erwähnt, daß Barnikol in seiner<br />

kritischen Würdigung <strong>der</strong> Gestalt und <strong>der</strong><br />

Werke Weitlings überaus nüchtern<br />

sich zeigt. Alle Schattenseiten dieses stark<br />

egozentrisch eingestellten sozialistischen<br />

Messias sind aufgezeichnet. Aber ein entscheiden<strong>der</strong><br />

Faktor für das Verständnis<br />

<strong>der</strong> Entstehung des deutschen Sozialismus<br />

liegt manchmal mit erschüttern<strong>der</strong> Kraft<br />

vor uns in diesen Schriften des deutschen<br />

Schnei<strong>der</strong>gesellen. Was von den verschiedensten<br />

Seiten <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong><br />

frühen Arbeiterliteratur und <strong>der</strong> Kenntnis<br />

<strong>der</strong> unbeholfenen Volksregungen <strong>der</strong> vormärzlichen<br />

Zeit manchem von uns unabän<strong>der</strong>lich<br />

feststand, wird hier zur bewiesenen<br />

Sicherheit. Der deutsche Sozialismus<br />

stammt nicht allein,<br />

Aus <strong>der</strong> Welt des Buches<br />

feier <strong>im</strong> Gottesdienst führen kann, überwunden.<br />

Wir müssen für dies „lose Blatt"<br />

<strong>der</strong> liturgischen Konferenz für Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

seinem Verfasser PasiorHoyer<br />

in Oldenburg, sehr dankbar sein. Es ist<br />

zum Verteilen beson<strong>der</strong>s am ReformationSftst<br />

best<strong>im</strong>mt. Bei 8 Seiten Text ist <strong>der</strong><br />

Preis billig: 50 Stck. kosten 2,75 Mark,<br />

200 Stck. 20 Mark usw. In unserm<br />

Kampf um den Sonntag müssen wir dies<br />

Blatt auch seitens <strong>der</strong> Volksmission recht<br />

benutzen, zumal es durchaus nicht etwa<br />

nur auf oldenburgische o<strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sächsische<br />

Verhältnisse zugeschnitten ist. v. Dusse.<br />

ja nicht einmal wesenhaft auS<br />

M arr und seiner Lehre. Der geniale<br />

Jude, <strong>der</strong> in zehn Ahnenreihen von<br />

Rabbinern abstammt, hat mit <strong>der</strong> kristallklaren<br />

Darstellung und Systematisierung<br />

<strong>der</strong> englischen Arbeitsverhältnisse, die dann<br />

auf Deutschland und den Arbeiter <strong>der</strong><br />

ganzen Welt Anwendung fanden, eine beson<strong>der</strong>e<br />

und später alles beherrschende<br />

Form gefunden, aber niemals ist —<br />

und das gilt auch vom heutigen Sozialismus<br />

— dieoriginaldeutscheArt,<br />

die in ganz an<strong>der</strong>er Linie läuft,<br />

verlorengegangen. Neben vielem<br />

an<strong>der</strong>en wolle man nur einmal in <strong>der</strong><br />

„Gerechtigkeit" (Seite 104 u. f. die Appellationsgerichtsszene<br />

vom 23. November<br />

4844 und von die Weitling dabei gegebene<br />

Verteidigung auf den Anklagepunkt „Religionsstörung"),<br />

lesen. Hier liegt die Berechtigung<br />

des Verfassers <strong>der</strong> Ausgabe als<br />

Motto voranzustellen den Satz Weitlings:<br />

„Eben darum, weil <strong>der</strong> Glaube ein Balsam<br />

ist, welcher den Individuen selbst da noch<br />

Heilung und Ersatz bietet, wo die weiseste<br />

Ordnung <strong>der</strong> Gesellschaft nicht zu heilen<br />

und auszugleichen verinag, wo sie ihnen<br />

für den Verlust des Lebens, <strong>der</strong> Gesundheit<br />

des Körpers und deö Geistes nichts<br />

zu bieten, nichts zu ersetzen vermag: darum<br />

wird selbst <strong>im</strong> Zustande des vervollkommnetsten<br />

Kommunismus <strong>der</strong> Glaube eine<br />

Rolle spielen." Der ätzende Spott Karl<br />

Marxens und die Verweigerung geldlicher<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Hilfe an Weitling durch Marx<br />

war die Antwort von London her. W i r<br />

haben in Weitling ein Stück<br />

eines deutschen und trotz aller<br />

Stellung gegen die <strong>Kirche</strong> in<br />

<strong>der</strong> Tiefe christlichen Vertreters<br />

des vormärzlichen Sozialismus.


Dazu kommt in <strong>der</strong> neuen in Kürze erscheinenden<br />

Ausgabe <strong>der</strong> „K lassifika -<br />

tion des Universums" ein oft in<br />

Erstaunen versehendes Denkmal von dem<br />

tiefen Suchen und Forschen<br />

eines einfachen, aber mitunter<br />

genialen deutschen Volksmenschen.<br />

<strong>Das</strong> Blatt, auf dem in<br />

Kolummnen mit Zeichnung von Farbtönen<br />

<strong>der</strong> Versuch einer Klassifikation des Universums<br />

gemacht wurde, liegt vor uns,<br />

„nämlich Klassifikation aller Dinge, aller<br />

Begriffe, alier Gedanken und überhaupt<br />

aller unserer Wahrnehmungen alles dessen,<br />

wovon wir uns irgendeine Vorstellung<br />

machen können, und zugleich eine Klassifikation<br />

<strong>der</strong> Universalsprache nach den Gesehen<br />

<strong>der</strong> Natur, und Zwar weil die<br />

Sprache, die durch Zeichen und Laute versinnlichte<br />

Darstellung des Universums ist<br />

und daher keine an<strong>der</strong>e und bessere AualifikationSregeln<br />

haben kann als dieses."<br />

Nach <strong>der</strong> von Neitling selbst gemachten<br />

Überschrift ist es an Aleran<strong>der</strong> von<br />

Humboldt zur Prüfung gesandt und<br />

nach Bezeugung von an<strong>der</strong>en ist Humboldt<br />

tatsächlich in Schriftwechsel<br />

mit Weitling getreten. Ich hoffe<br />

stark, daß aus an<strong>der</strong>er berufener Fe<strong>der</strong> die<br />

pädagogische Bedeutung <strong>der</strong> „Klassifikation<br />

des Universums" herausgestellt werden<br />

wird. Mir aber war dieser Versuch des<br />

deutschen Schnei<strong>der</strong>gesellen <strong>der</strong> tieferquickende<br />

Beweis, daß in dem damaligen<br />

und, darf ich hinzufügen, auch in dem heutigen<br />

deutschen SozialsmiuS ein Stück <strong>der</strong><br />

ungebrochenen und unvertilgbaren Kraft<br />

unseres Volksmenschen liegt, von <strong>der</strong><br />

schmälsten Basis des Wissens, in einer<br />

fast unersättlichen Begierde zur Verbreiterung<br />

und zur geistigen Einheitsfindung <strong>im</strong><br />

Denken und den Gesetzen <strong>der</strong> Muttersprache<br />

vorzudringen.<br />

Mit diesen kurzen Andeutungen ist bereits<br />

gesagt, daß die neuentdeckten Werke in <strong>der</strong><br />

Tat nicht nur fachtechnisch, son<strong>der</strong>n<br />

allgemein das allergrößte<br />

Interesse und Aufmerksamkeit<br />

verdien en. Die<br />

„Gerechtigkeit" werde ich z. B. sofort den<br />

Uebungen meines religiös-sozialen Seminars<br />

in Bonn <strong>im</strong> kommenden Wintersemester<br />

mit zu Grunde legen, neben den<br />

an<strong>der</strong>en bisher bekannten Erzeugnissen <strong>der</strong><br />

originalen Arbciterliteratur. Aber die Veröffentlichung<br />

allein und die Zugänglichmachung<br />

dieser vorzüglichen Quellen ist<br />

nur ein Teil von dem, was zur Würdigung<br />

<strong>der</strong> Tat hervorgehoben werden muß.<br />

Otto Baumgarten, Kiel, hat in<br />

seinem Artikel „Professor Barnikols Weitung"<br />

(Volk und <strong>Kirche</strong>. Schleswig-Holsteinische<br />

Blätter für volkskirchlichen Aufbau<br />

und religiöse Erziehung. Ausgabeort<br />

Neumünster. 2. Jahrgang Nr. 33, Sonntag,<br />

den 22. September 4929), schon Bezug<br />

genommen auf das kirchengeschichtliche<br />

Geleitwort <strong>der</strong> Reihe „Christentum und<br />

Sozialismus". In diesem Geleitwort deS<br />

Verfassers steckt Plan und letzte Absicht<br />

seiner Veröffentlichungen, und diese müssen<br />

in ganz beson<strong>der</strong>er Weise hervogehoben<br />

werden.<br />

Barnikol geht dabei aus von einer Bemerkung<br />

IülicherS, daß eine Demokratisierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />

erfolgen müsse, Barnikol nennt es „K >' r -<br />

ch engeschichte von unte n". Er hat<br />

recht, wenn er erklärt: „Die eigentliche Geschichte<br />

des 49. Jahrhun<strong>der</strong>ts ist tsiia<br />

inenAnit».. Man sieht nur von weitem die<br />

SiegeSallee <strong>der</strong> sich wi<strong>der</strong> das Volk zu<br />

Tode siegenden Restauration mit prunkenden<br />

Denkmälern besetzt und von Legenden<br />

überwuchert. <strong>Das</strong> gilt auch von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngeschichte."<br />

Er hat recht, wenn er sagti<br />

„Man vergaß trotz aller Praxis, daß die<br />

Zeit des Sozialismus, ob wir wollen o<strong>der</strong><br />

nicht. <strong>Das</strong> numerische Schwergewicht <strong>der</strong><br />

arbeitenden Klasse allein würde genügen,<br />

um den Hebel dorthin umzulenken, und<br />

darum liegen heute Probleme sowohl wie<br />

die Darstellung aller Bewegungen nun<br />

einmal mit innerer Gerechtigkeit nicht auf<br />

dem Boden des Individuums, son<strong>der</strong>n des<br />

Sozialen und <strong>der</strong> Masse. Nicht die Spitzen,<br />

son<strong>der</strong>n die Grundlagen, nicht das Führertum<br />

mit genialen Höchstleistungen, son<strong>der</strong>n<br />

die in gegenseitiger Hilfe aus <strong>der</strong> untersten<br />

Kulturschicht in voller Breite, vielleicht nur<br />

um Mill<strong>im</strong>eter bemerkbare allgemeine Kulturhebung<br />

wird gewertet und dargestellt.<br />

Es bedeutet zweifellos auch heute noch<br />

etwas, die Kraft des Dampfhammers in<br />

den Erfolgen einzelner konzentrierter Individuen<br />

darzustellen, aber es bedeutet auch<br />

göttliche Gerechtigkeit und h<strong>im</strong>mlische Liebe,<br />

Sie wollen einem treuen, verdienten Mitglied Ihrer Gemeinde,<br />

Kirchmeister, Presbyter o<strong>der</strong> Gemeindevorsteher,<br />

einer hilfsbereiten, kirchlich interessierten Frau<br />

eine Weihnachtsfreude<br />

machen?<br />

Schenken Sie ihnen die beste Einführung in die Geschichte unserer<br />

rheinischen <strong>Kirche</strong>: Forsthoff, Rheinische <strong>Kirche</strong>ngeschichte/ Band I.<br />

Die Reformation am Nie<strong>der</strong>rhein. In Ganzleinen gebunden 15.— Ilt.<br />

Verlag des <strong>Evangelische</strong>n Preßverbandes<br />

für <strong>Rheinland</strong>, Essen / Schließfach 689<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschichte auch vom <strong>Kirche</strong>nvolke, ja<br />

daß sie auch von <strong>der</strong> öffentlichen Meinung<br />

und von <strong>der</strong> nationalen Opposition gemacht<br />

wird". Er hat recht, wenn er sagt: „Diese<br />

werdende <strong>Kirche</strong>ngeschichte von unten verkörpert<br />

heute — neben manchen volkskirchlichen<br />

Bestrebungen, vor allem <strong>der</strong> religiöse<br />

Sozialismus. Dessen Vater aber isi nicht<br />

Marr, son<strong>der</strong>n Weitling in eigentümlicher<br />

Weise, wie seine Konfessionen in <strong>der</strong> Gerechtigkeit<br />

es erneut bekunden."<br />

In <strong>der</strong> Kulturgeschichte hat einst Wilhelm<br />

Riehl ähnlich gedacht und gesprochen,<br />

so heißt eö: Es hat eine Zeit gegeben,<br />

die allgemein durchzogen war von<br />

<strong>der</strong> Anschauung, den Motiven und den Zielen<br />

des Individualismus In den Darstellungen<br />

aller Geisteswissenschaften hat sich<br />

das ausgeprägt. Wir leben heute in einer<br />

das Stille und Lautlose und doch Unwi<strong>der</strong>stehliche<br />

<strong>der</strong> Kraft einer hydraulischen Presse,<br />

die aus <strong>der</strong> gegenseitigen Einwirkung des<br />

Drucks einfacher Wassertropfen die Kraft<br />

n<strong>im</strong>mt, ihre riesenhafte Wirkung nicht an<br />

einem Punkt, son<strong>der</strong>n an ganzen Flächen<br />

zeigt, zu erweisen und darzustellen. Es ist<br />

richtig, daß „das reformatorische Evangelium<br />

die noch umfassen<strong>der</strong>e, sozialere und<br />

wichtigere Verkündigung Jesu nicht ohne<br />

weiteres Dauereigentum <strong>der</strong> geschichtlichen<br />

<strong>Kirche</strong> ist, ... es kann Eigentum des religiösen<br />

Sozialismus werden . . . Wer nicht<br />

hat, von dem wird genommen, auch was<br />

er meint zu haben. . ." „K i r ch e n g eschichte<br />

von unten ist nicht ein<br />

Schlagwort, son<strong>der</strong>n tiefstes<br />

Herzensbedürfnis <strong>der</strong>er, die<br />

in stiller Arbeit auch damit


<strong>der</strong> arbeitenden Klasse dienen<br />

wollen, und <strong>der</strong>en Bekenntnis<br />

programmatisch in einem Satz<br />

Barnikols zusammengefaßt<br />

ist und zu dem auch ich mich bekenne:<br />

„An dem sozialen Ge-<br />

<strong>Das</strong> Tagebuch eines Großstadtpfarrers<br />

Unter diesem Stichwort ist in den letzten Wochen<br />

ein Buch' <strong>im</strong> Furche-Verlag erschienen, da«<br />

sicherlich allein schon durch seinen Titel berechtigte«<br />

Aufsehen erregen wird, Nicht nur daß<br />

Großstadtpfarrer in erster Linie sich für diese«<br />

Selbstbekenntnis eine« Weg- und Leidensgefährten<br />

interessieren werden, auch <strong>der</strong> Pfarrer in<br />

<strong>der</strong> kleineren Stadt o<strong>der</strong> auf dem Land wird<br />

danach greifen, Und keineswegs nur die Pfarrer<br />

fragen nach diesem Buch, auch die Laien wissen,<br />

daß in einem solchen Rahmen pfarramtlicher,<br />

verantwortlicher und scelsorgerlicher Arbeit wie<br />

ihn diese« Buch annehmen läßt, auch s!e selbst,<br />

ja gerade s!e gemeint und getroffen werden<br />

müssen, wenn an<strong>der</strong>s unsere evangelische <strong>Kirche</strong><br />

das allgemeine Priestertum <strong>der</strong> Gläubigen tatsächlich<br />

zum Grunde ihrer Existenz hat. So<br />

wird in <strong>der</strong> Tat dieses „Tagebuch eines Großstadtpfarrer«"<br />

zu einem Zeugnis dessen, was in<br />

dem sogenannten „Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>" an<br />

Fragen und Antworten, von Kämpfen und Siegen,<br />

an Nöten und Kräften in unserer evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong> lebt. Ein Frontabschnitt nur, aber<br />

<strong>der</strong> heiß umstrittendste wird sichtbar in dem<br />

Pfarrergewissen, da« in Briefen an den vertrauten<br />

Freund <strong>im</strong> Dorfpfarrhau« sich über seine<br />

Verantwortung und Verheißung ein Jahr hindurch<br />

Tag für Tag Rechenschaft gibt. Die ganze<br />

Fragwürdigkeit kirchlichen Handeln« gegenüber<br />

<strong>der</strong> dekadenten Zivilisation steht in <strong>der</strong> mühevollen<br />

und aufreibenden Arbeit diese« Großstadtpfarrers<br />

vor dem Leser auf: ein weithin zerrissene«<br />

Trichterfeld ohne verbindende Straßen,<br />

ohne Brücken <strong>der</strong> Zuversicht, ohne Kirchtürme<br />

<strong>der</strong> Gewißheit — da« ist <strong>der</strong> Eindruck, den man<br />

be<strong>im</strong> Lesen diese« Buche« gewinnt. Wenn man<br />

den Verfasser um seinen Namen, den er uns<br />

mit gutem Recht verhüllt, fragen wollte —<br />

seine Antwort müßte lauten: „Ich bin eine<br />

St<strong>im</strong>me eine« Prediger« in <strong>der</strong> Wüste:<br />

Richtet den Weg de« Herrn!"<br />

So redet denn diese« Tagebuch eines Großstadtpfarrer«<br />

eine deutliche (Sprache von dem, was<br />

heute an Möglichem und Unmöglichem da« Amt<br />

de« Pfarrer« best<strong>im</strong>mt und bewegt. Wie ein<br />

Filmstreifen auf <strong>der</strong> Leinwand, so jagt <strong>der</strong><br />

Tagesdienst de« Großstadtpfarrei« mit seinen<br />

wechselnden Bil<strong>der</strong>n vorüber, Mit <strong>der</strong> Sprechstunde<br />

fängt e« an, die <strong>der</strong> Fernsprecher hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Menschen und <strong>der</strong> Gespräche<br />

noch potenziert. Man denke, was da« heißt:<br />

„Heute kommen 22 Menschen zu mir!" Und<br />

dabei: „ganz für den da sein, <strong>der</strong> gerade vor<br />

einem sitzt!" Und erst die Briefe! Tagebuchnummcr<br />

iOOO — da« ist selbst mit einer Pfarrgchilfin<br />

seelisch und geistig kaum zu bewältigen!<br />

Darüber hinaus muß noch ein Gemeindeblatt<br />

wöchentlich fertiggestellt werden: Welche Mühe<br />

und Sorgfalt, welche Anspannung und Sammlung<br />

gehört dazu, bis solch ein Blatt als Ganze«<br />

zu einer Lcsergemeinde lebendig und nachhaltig<br />

reden kann! Dann kommen die Amtshandlungen<br />

mit ihrem bunten Wechsel von Licht und Schatten,<br />

Freude und Leid — am Traualtar und an<br />

Sarg und Grab, am Taufstein und am Kranken-<br />

und Sterbebett. Dazu die Besuche in den<br />

Häusern, au« denen Vlenschen nach dem Pfarrer<br />

rufen: bei 8000, ja in UNO Seelen ein Meer,<br />

Anmerkung: Briefe an einen Freund<br />

von ", brosch. 4,8N ^»l, gcb, 6 ^»t.<br />

halt <strong>der</strong> praktischen und beileibe<br />

nicht dialektischen Verkündigung<br />

Jesu kann die<br />

<strong>Kirche</strong>, wenn sie metanoi», (Sinnesän<strong>der</strong>ung,<br />

Buße) will, lebendig<br />

wirksam werden." Ich wünsche <strong>der</strong><br />

ein Chao«, demgegenüber <strong>der</strong> einzelne hilflos und<br />

machtlos ist. Es fehlen auch nicht die Sitzungen<br />

de« <strong>Kirche</strong>nvorstande« und Gemeindekirchenrat«<br />

mit ihrer kirchenpolitischen Spannung, ja Vergiftung<br />

— wieviel Zeit und Kraft verzehren sie,<br />

wieviel Geduld und Glaube erfor<strong>der</strong>n sie! Ja,<br />

gerade hier wird <strong>der</strong> innerste Schaden <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />

und die bitterste Qual de« Pfarrer« offenbar!<br />

Alle« umkämpft die <strong>Kirche</strong> und sucht für sich<br />

da« Feld zu gewinnen: die Stahlhelmer so gut<br />

wie die Sozialisten, die Industriellen wie die<br />

Proletarier, die Liberalen wie die Pietisten, die<br />

„Gebildeten" wie die Spießbürger! Und <strong>der</strong><br />

Pfarrer steht überall zwischen zwei Welten, ja<br />

„zwischen den Zeiten" und muß sich äußerlich<br />

und innerlich wehren, nicht zum Parteigänger <strong>der</strong><br />

Menschen zu werden, son<strong>der</strong>n <strong>im</strong> Gehorsam gegen<br />

Gott allein ein einsamer Kreuzträger seine«<br />

Herrn Christus zu sein. Man spürt in den Zeilen<br />

des Tagesbuche« <strong>im</strong> Hinblick auf diesen Wi<strong>der</strong>streit<br />

etwa« von <strong>der</strong> Wahrheit des Wortes,<br />

da« Luther einmal über da« Predigtamt schrieb:<br />

„<strong>Das</strong> Amt de« rechten Prediger« ist ein verdrießlich<br />

Amt".<br />

E« ist ein ernstes Gericht, das dieses Tagebuch<br />

über da« „Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>" deutlich werden<br />

läßt. Trotz Befürworten de« Bischofstitel«<br />

o<strong>der</strong> — was durchaus dasselbe ist — trotz Betonen<br />

de« Oeffentlichke!t«w!llen« — trotz allem<br />

heißen Bemühen, auf diese o<strong>der</strong> jene Weise <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> Geltung zu verschaffen: überall die Bedrohung<br />

<strong>der</strong> Existenz dieser <strong>Kirche</strong> durch die<br />

Welt — ja mehr noch durch Gott! In diesem<br />

Zusammenhang zitiert <strong>der</strong> Verfasser Joseph<br />

Wittig, <strong>der</strong> schreibt: „Die Welt hat uns Priester<br />

schon satt. Die Gäste haben genug getrunken<br />

von dem alten Wein. Sie trinken noch<br />

davon, solange er ihnen vorgesetzt wird, aber<br />

ihre Sehnsucht nach ihm ist gar nicht mehr groß.<br />

Manche trinken schon lieber Wasser statt jene«<br />

Weine«. Wenn Jesu« nicht kommt und da«<br />

Wasser in Wein verwandelt, dann wird es bald<br />

feine rechte Hochzeitsfreude mehr geben".<br />

So enthält diese« Tagebuch manche Anklage<br />

gegen die <strong>Kirche</strong>, die unter Umständen „mit gutgehenden<br />

Frauenhilfen schon höchst zufrieden ist,<br />

die in Massengewinnung und Massenbeelndrückung<br />

bedeutende Anstrengungen macht, <strong>der</strong><br />

aber in vielen Stücken da« Gemeinschaftsbewußtsein<br />

fehlt, da« erkennen läßt, „daß die offizielle<br />

<strong>Kirche</strong> und ihre Glie<strong>der</strong> einen gemeinsamen<br />

Herrn haben". Darum ist in dem Verfasser<br />

<strong>im</strong>mer und <strong>im</strong>mer Sehnsucht nach neuer <strong>Kirche</strong>,<br />

nach wirklicher <strong>Kirche</strong>". Er steht in Stockholm<br />

einen mächtigen Schritt vorwärts, wenn es in<br />

seiner Botschaft sagt: „Der Ruf <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />

Stunde an die <strong>Kirche</strong> muß ein Nußruf<br />

sein". Vor allem aber ist ihm die Frage nach<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> die Frage nach <strong>der</strong> Verkündigung,<br />

ob „das for<strong>der</strong>nde Wort Gottes, welches<br />

die <strong>Kirche</strong> zu sprechen hat", noch „lebendig"<br />

ist? ...<br />

Damit ist <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> und dem Pfarrer in ihr<br />

die Existenzfrage gestellt. Man sollte über<br />

<strong>der</strong> Tür zum Arbeitsz<strong>im</strong>mer jedes Pfarrer« in<br />

großer Schrift den Satz de« Tagesbuche« schreiben:<br />

,,E« ist in unserem Amt nicht« wichtiger<br />

als die Predigt! Alle« an<strong>der</strong>e, restlos alles an<strong>der</strong>e<br />

ist <strong>der</strong> Predigt gegenüber unwichtig!" Dabei<br />

muß diese Predigt Verkündigung sein, d. h.<br />

etwa« „sagen von Gott, von Gott selbst, da«<br />

dann zu ihm führen soll". Kein „über Gott<br />

ganzen Reihe „Christentum und Sozialismus"<br />

die geschärfte Aufmerksamkeit aller<br />

und den Erfolg, <strong>der</strong> bereits in ihr liegt:<br />

<strong>der</strong> stärkste» För<strong>der</strong>ung religiös-sozialer<br />

Forschung und<br />

Arbeit. 0. Crfurth.<br />

reden", das nicht „ein Reden au« Gott wäre!"<br />

Und wie oft ist e« die Gefahr, auf die <strong>der</strong> Verfasser<br />

hinweist, daß wir Pfarrer — anstatt daß<br />

wir die Gemeinde vor Gott stellen — „uns<br />

selbst mit Gott groß machen wollen". Darum<br />

geht es auch dem Verfasser mit allem Ernst bei<br />

aller Verkündigung darum, daß statt aller „Heilserfahrung"<br />

Heil gepredigt wird, d, h. daß da«<br />

Wort gesagt wird von dem, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Herr ist,<br />

„Sterbet ihr Pfarrer, damit Er groß werde, so<br />

höre ich über un« Pfarrer rufen" — ist da«<br />

Selbstbekenntnis de« Prediger« <strong>im</strong> Tagebuch de«<br />

Großstadtpfarrer«.<br />

Verkündigung — darum geht es dem<br />

Pfarrer in seinem Amt! Und diese Verkündigung<br />

ist nicht nur auf die Predigt beschränkt! Sie<br />

wird laut in je<strong>der</strong> Beerdigung mit <strong>der</strong> entscheidenden<br />

Frage: „Wer ist stärker, Gott o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Tod?" Sie erhebt ihre St<strong>im</strong>me bei <strong>der</strong> Taufe,<br />

wo sie oft genug gegen „Fräcke und seidene Klei<strong>der</strong>"<br />

die Familienfestst<strong>im</strong>mung durchbrechen muß,<br />

Verkündigung muß auch ein Wort au« dem Ienseit«<br />

in alle Festfreude bei einer Trauung eindringen<br />

lassen. Und vor allem: auch <strong>der</strong> Konfirmandenunterricht<br />

soll doch Verkündigung sein,<br />

auch den Kin<strong>der</strong>n soll die Botschaft von Gott<br />

gebracht werden. — So sehen wir denn den Verfasser<br />

in allem al« einen Theologen, dem es um<br />

da« Wort Gottes <strong>im</strong> eigentlichsten Sinne<br />

zu tun ist. Er weiß um die Not und Verheißung<br />

<strong>der</strong> Verkündigung, darum geht er in „getroster<br />

Verzweiflung" seinen Weg, Auf diesem<br />

Weg weiß er sich ein« mit <strong>der</strong> Theologie<br />

um Karl Barth und steht innerlich den Gedanken<br />

Blumhardts nahe. Immer wie<strong>der</strong> ist ihm<br />

auch Luther <strong>der</strong> Führer zum Wort, dem er willig<br />

folgt. Daß dabei in allem da« Negative <strong>im</strong><br />

Vor<strong>der</strong>grund steht, entspricht <strong>der</strong> Aufrichtigkeit<br />

<strong>der</strong> illusionsfreien, existentiellen Theologie, <strong>der</strong> e«<br />

um da« reine Wort und die reine Lehre zu tun<br />

ist. „Der Kampf für Gott geht den Weg <strong>der</strong><br />

Kritik, Kritik an <strong>der</strong> kirchlichen Frömmigkeit und<br />

an <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, an <strong>der</strong> bürgerlichen Gerechtigkeit<br />

und an <strong>der</strong> Wirtschaft. Den Leuten den Boden<br />

unter den Füßen wegziehen — da« ist <strong>der</strong> Weg."<br />

Und dabei: „die Verkündigung von Gott muß<br />

in« Leben hineingreifen, dorthin, wo da« Leben<br />

sich abspielt ..." E« muß offenbar werden,<br />

wie Gott in diese Welt einbrechen will. „Gottes<br />

Sache hört mit dem friedlichen, harmlosen,<br />

dreifachen Amen am Schluß de« Gottesdienstes<br />

nicht auf". —<br />

So ist diese» Tagebuch eines Großstadtpfarrer«<br />

ein Mahn- und Weckruf intra et circa sacral<br />

Die <strong>Kirche</strong> ist aufgerufen zur Besinnung auf<br />

ihren eigentlichen und wesentlichen Dienst. Sie<br />

soll e« verlernen, <strong>im</strong>mer nur den Blick auf die<br />

Menschen zu richten, und soll doch in dem Dienst<br />

für die Menschen in ihrer Not und ihrem Tod,<br />

in ihrer Sünde und ihrer Schuld Gottes innewerden,<br />

<strong>der</strong> will, daß allen geholfen werde und<br />

ste zur Erkenntnis <strong>der</strong> Wahrheit kommen. Es<br />

sollte da« Bekenntnis dieser <strong>Kirche</strong> kein an<strong>der</strong>es<br />

sein — al« da« Selbstbekenntnis de« Großstadtpfarrers<br />

in seinem Tagebuch: „Ich wollte<br />

ja <strong>im</strong>mer nur sagen: „Gott, Gott, nicht <strong>der</strong><br />

Mensch. Weg vom Menschen, hin zu Gott.<br />

Wenn ich weltschwach bin, dann gerade bin ich<br />

Christu«stark".<br />

Darum — wer Augen hat, zu lesen: <strong>der</strong> lese!<br />

Homann, Düsseldorf.


Die Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Bearbeitet von Pfarrer Wallroth, Essen<br />

Gezeichnet von A. Westerdorf, Essen<br />

Ruhrprovinz<br />

Die nachstehenden Ausführungen glie<strong>der</strong>n sich in zwei tabellarische Übersichten und den durchaus unmaßgeblichen Versuch einer Auswertung jener Tabellen,<br />

<strong>im</strong>merhin gestützt auf da« genebene topographische Material und die durch Gesetz vom Juli 1929 erfolgte Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> kommunalen Gemeinden und<br />

Kreise <strong>im</strong> Regierungsbezirk Düsseldorf. Zugrundegclegt ist die sehr verdienstvolle Karte, welche <strong>der</strong> Siedlungsoerband Ruhrkohlenbezirk Essen<br />

<strong>im</strong> Maßstab 4:4U0Uao auf zwei großen Blättern (<strong>im</strong> Format 83X405 cm) herausgegeben hat, und die für 1,20 Mark für beide Blätter von dort auch zu<br />

beziehen ist. Der Titel dieser kartographischen Arbeit ist: Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gemeinden und Kreise in den Regierungsbezirken Düsseldorf,<br />

Münster und Arnsberg nach Maßgabe de« Gesetze« vom Juli 4929. Ilngenauigkeiten in <strong>der</strong> nachfolgenden Arbeit wolle man au«<br />

dem bisherigen Fehlen einer kirchlichen Karte <strong>der</strong> <strong>Rheinland</strong>e entschuldigen.<br />

I^euglie<strong>der</strong>unq <strong>der</strong> kommunalen Gemeinden und Kreise <strong>im</strong> Regierungsbezirk Düsseldorf<br />

Vorbemerkungen: Die zur Zeit bestehenden <strong>Kirche</strong>nkrcise (Kreisgemeinden, Synoden) sind durch folgende Abkürzungen gekennzeichnet: La. Barmen,<br />

01. Clcoe, vi. Dinslaken, vl. Düsseldorf, Dkg. Duisburg, Tl. Elbcrfeld, Lz. Essen, QI. Gladbach, I.e. Lenncp, i^ä. Mors, Ki. Nie<strong>der</strong>berg, Nu. Ruhr,<br />

8o. Solingen, Vl^e. Wesel, U-z.V^l. Hattingen (Westfalen), Ke.>Vi. Recklinghausen (Westfalen). Ein Kreuz dahinter (z. B. La.-»-) bezeichnet den <strong>der</strong>zeitigen<br />

Sitz des Superintendenten. Erläuterung <strong>der</strong> übrigen Bezeichnungen: Gesperrter Satz — aufgelöster kommunaler Gemcindebezirk,<br />

() — eine evangelische <strong>Kirche</strong>n gemeinde dieses Namens liegt in diesem Kreis, ^ — in einem an<strong>der</strong>en Kreis, ' — zu diesem Kreis gehören nur kleine-<br />

" — ziemlich große, "'— die in eisten Teile dieser Gemeinde.<br />

c>. Stadtkreise. (Kc> t e r nb e r g)<br />

l^Ki^'<br />

^ g ^<br />

1. Narmen-Elbcrfeld. Kettwig-Land'<br />

(Barmen)<br />

(Kray)<br />

(Cronenberg)<br />

(Kupferdreh)<br />

(E l b e r f e l d)<br />

sMlh^' h ^<br />

^Gruiten^'<br />

(Schonnebeck)<br />

vt. (Steele)<br />

Hardenberg'<br />

(S t o p p enb erg)<br />

^Lüttringhause, I>s' (Ueberruhr) '<br />

(R ° n « d ° r f)'"<br />

(Werden)<br />

ÜSchöller^'<br />

W « rden - Lan d'"<br />

(V ° hwinke l)'"<br />

^Wülfrath^'<br />

6. Krefcld-1lerdina.cn<br />

N e n r a d"<br />

2. Düsseldorf. Fischeln"<br />

Benrath<br />

vt. Hüls"<br />

Calcum'<br />

vt.<br />

Kaldenhausen'<br />

(Düsseldorf)<br />

(Krefel d)"'<br />

Eckamp'<br />

vt. Latum-Lank'<br />

vt.<br />

Nierst'<br />

Garath<br />

Ossum'<br />

(Kaiserswert h) vt. St. Hubert'<br />

Lohausen<br />

vt.<br />

St. Toni«'<br />

Ludenberg'<br />

vt. Stratum<br />

Echwarzbach'<br />

vt.<br />

T r a a r"<br />

Wittlaer'<br />

vt.<br />

(11 e r d i n g e n)<br />

Vorst'<br />

Willich'<br />

3. Duisburg-Hamborn.<br />

Angermuud' vl.<br />

Bockum' vt.<br />

(Duisburg) DdF.^<br />

(H a m b o r n) Vi.<br />

Huckinae »l vk.<br />

^Lintorf^' vl.<br />

Mündelh ° i m'« vk.<br />

4. Essen.<br />

(Essen)"' 68.<br />

Frillendorf N».<br />

(Heis! ngen) liu.<br />

(K a r n a p) N»,<br />

Breitschcid'<br />

Kettwig Land'<br />

Mintard'<br />

(Mülhe<strong>im</strong>-Ruhr)'"<br />

Nu.<br />

Nu,<br />

Vs.<br />

Itu.4-<br />

Nu,<br />

üu.<br />

Nu.<br />

Nu.<br />

a. Rh.<br />

61<br />

6l!<br />

61.<br />

61,<br />

61.<br />

61.<br />

61.<br />

61.<br />

61.<br />

61.<br />

61.<br />

Aö.<br />

61.<br />

61.<br />

«. Mülheinl-Ruhr.<br />

vt.<br />

Nu.<br />

vk.<br />

Nu.<br />

7. M. Gladbach-Rheydt.<br />

Giesenkirchen 61.<br />

Haldt 61.<br />

(M. Gladbach) 61.<br />

(Odenkirchen) 61.<br />

(Rheydt) 61-»-<br />

Schelfen 61.<br />

8. Neuß.<br />

Nüttgen' 61.<br />

Grefr^th' 61.<br />

Gr<strong>im</strong>linghause n" 61.<br />

Hoisten' 61.<br />

Holzhc<strong>im</strong>' 61.<br />

(Neuß) 61.<br />

Norf' 61,<br />

IIede « he<strong>im</strong>' 61.<br />

(Oberhausen)<br />

(0 sterfel d)'"<br />

(S t e r k r a d e)<br />

(Ü e n n e p)<br />

Lüttringh ause n)"<br />

R e m s ch e! d)<br />

(G r ü f r a t h)<br />

Höhscheid<br />

(O h l i g «)<br />

(Solingen)<br />

(Wald)<br />

(N'ersen)<br />

b) Landkreise.<br />

Alt-Calcar<br />

Appeldorn<br />

Asperden<br />

Brienen<br />

Bylerward<br />

(Calcar)<br />

(Cleoe)<br />

8. Obcrhausen.<br />

Nu.<br />

Ns.V^t.<br />

vi.<br />

Remscheid.<br />

I.e.<br />

I>s.<br />

ll, Solingen.<br />

8o!<br />

8o'<br />


(Hünfe)'"<br />

Löhnen<br />

(Voerde)'"<br />

(Walsum)<br />

vt.<br />

vi.<br />

vi.^.<br />

vi.<br />

3. Oüsstldorf-Mettmann.<br />

Angermund"<br />

Nockum'<br />

Vreitscheid'"<br />

Calcum"<br />

Eckamp"<br />

Eggerschcid<br />

(Erkrath)"'<br />

(Gruiten)"<br />

(Haan)'"<br />

Hardenberg"<br />

Hasselbeck<br />

(Heiligenhau«)<br />

(Hilden)<br />

(Homberg)<br />

Hösel<br />

Hubbelrath<br />

(Kettwig)'"<br />

Kettwig-Land'"<br />

I^KupferLreh^'<br />

(Langenberg)<br />

Laupendahl<br />

(Lintorf)"<br />

Ludenberg"<br />

Meiersberg<br />

1l)Lr«


— -M?»i5


2.<br />

In welche <strong>der</strong> neuen Stadt- und Landkreise des Regierungsbezirkes Düsseldorf fallen die<br />

gegenwärtig bestehenden evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinden bzw. einzelne Teile von ihnen?<br />

Vorbemerkung: Brachte Tabelle I in alphabetischer Folge sämtliche kommunalen Gemeinden jede« <strong>der</strong> neuen Kreise, so bietet Tabelle II untereinan<strong>der</strong><br />

die evangelischen <strong>Kirche</strong>n gemeinden, aber nach Synoden (<strong>Kirche</strong>nkreisen) geordnet. Für ', -I- und Abkürzungen (L».) gilt sinngemäß, was darüber vor<br />

Tabelle I gesagt ist.<br />

a) Stadtkreis«.<br />

1. Barmen-Elberfeld.<br />

Barmen-IInterbarmen La.<br />

Barmen-Wupperfeld<br />

Narmen-Gemarke<br />

Narmen-Wichlinghausen<br />

Laaken-Blombacherbach<br />

Haan'<br />

Cronenberg, eogl.<br />

Cronenberg, ref.<br />

Elberfeld, luth.<br />

Elberfeld, ref,<br />

Elberfell», luth. u, ref.<br />

Ronsdorf, luth.<br />

Ronsdorf, ref.<br />

Sonnborn<br />

Lüttringhausen"<br />

Gruiten'<br />

Schöller'<br />

Vohwinkel'"<br />

Wülfrath'<br />

Düsseldorf<br />

Düsseltal<br />

Eller-Wersten<br />

Erkrath'<br />

Gerre«he<strong>im</strong><br />

Heerdt-Oberkassel<br />

Kaiserswerth<br />

Räch<br />

llcdenbach<br />

La.<br />

La.<br />

vl.<br />

21.<br />

I.e.<br />

2. Düsseldorf.<br />

vt.4vt.<br />

vl.<br />

vt.<br />

vt.<br />

vl.<br />

vt.<br />

vl.<br />

vl.<br />

3. Duisburg Hamborn.<br />

Beeck vbx.<br />

Duisburg<br />

Laar<br />

Mei<strong>der</strong>ich<br />

Ruhrort<br />

Wanhe<strong>im</strong>-Angerhausen<br />

Hamborn<br />

Holten*<br />

Marrloh<br />

Walsum-Aldenrade'<br />

Lintorf'<br />

vbF.<br />

vdF.<br />

Vb3vi.<br />

vi.<br />

vi.<br />

vi.<br />

vl.<br />

4. Essen.<br />

Essen-Altenessen 2».<br />

Dellwig-Frintrop-Gerschede 2».<br />

Essen-Altendorf 2».<br />

Essen-Altstadt 2».<br />

Essen-Borbeck 2».<br />

Essen-Bredeney 28,<br />

Essen-Rellingyausen 2z,<br />

Essen-Rüttenscheid 2».<br />

Karnap 2».<br />

Katernberg 2»,<br />

Kray 2».<br />

Schonnebeck 2».<br />

Stoppenberg<br />

Königssteele<br />

Haarzopf Nu.<br />

Hcisingen Nu.<br />

Kettwig' Nu.<br />

Kupferdreh'" Nu,5<br />

Mülhe<strong>im</strong>' Nu.<br />

Ueberruhr Ziu.<br />

Werden"' Nu.<br />

202<br />

5. Krefeld-Uerdingen a. Rh.<br />

Krefeld'" 61.<br />

Uerdingen Hlü.<br />

N. Mülhe<strong>im</strong>-Ruhr.<br />

Broich Nu.<br />

Dümpten Nu.<br />

Heißen Nu.<br />

Mülhe<strong>im</strong> Nu.<br />

Saarn Nu.<br />

Speldorf Nu.<br />

Styrum Nu.<br />

M. Gladbach<br />

Odenkirchen<br />

Rheydt<br />

Neuß<br />

Buschhausen<br />

Hiesfeld'<br />

Holten'<br />

Königshardt<br />

Schniachtendorf<br />

Sterkrade<br />

Osterfeld<br />

Alstaden<br />

Oberhausen I<br />

Oberhausen II<br />

Hasten-Nüchel<br />

Lennep<br />

Lüttringhausen"<br />

Remscheid<br />

Tannenhof<br />

Gräfrath<br />

Ketzberg<br />

Merscheid<br />

Ohlig«<br />

Solingen<br />

Wald<br />

Nid<strong>der</strong>t<br />

Viersen<br />

b) Landkreise.<br />

Ealcar<br />

Eleve<br />

Cranenburg<br />

Goch<br />

Keeken<br />

Luisendorf<br />

Mörmter"<br />

Moyland<br />

I^euluisendorf<br />

Pfalzdorf<br />

?. M. Gladbach-Rheydt.<br />

ttl.<br />

8. Neuß.<br />

61.<br />

9. Oberhausen.<br />

vi.<br />

vi.<br />

Di.<br />

vi.<br />

v!.<br />

vi.<br />

Ne.VVl.<br />

Nu.<br />

Nu.<br />

Nu.<br />

IN. Remscheid.<br />

I.e.<br />

I.e.<br />

I.e.<br />

I.e.<br />

11. Solingen.<br />

8a.<br />

8o.<br />

8a.<br />

8a.<br />

8a.<br />

8a.<br />

12. Nielsen.<br />

61.<br />

1. Cleve.<br />

01.<br />

01.<br />

01.<br />

01.<br />

01.<br />

01.<br />

01.<br />

Schenkenschanz<br />

Hedem<br />

Dinslaken<br />

Gahlen<br />

Gartrop<br />

Götterswickerhamm<br />

Hiesfeld'<br />

Holten»<br />

Hünrc'<br />

Lohberg<br />

Spellen<br />

Walsum-Aldenrade"<br />

Erkrath'"<br />

?aan'"<br />

?ochdahl<br />

Hilden<br />

homberg<br />

^innep<br />

Lintorf'"<br />

Mettmann<br />

Ratingen<br />

Dönberg<br />

Düssel<br />

Gruiten"'<br />

Heiligenhau«<br />

Langenberg<br />

Nevige«<br />

Oberdüssel<br />

Schöller'"<br />

Tönisyeide<br />

Velbert<br />

Vohwinkel'<br />

Wülfrath'"<br />

Kettwig'"<br />

Kupferdreh'<br />

Werden'<br />

Gel<strong>der</strong>n<br />

Issum<br />

Kcroenhe<strong>im</strong><br />

Weeze<br />

Ilie<strong>der</strong>dorf<br />

01.<br />

01.<br />

2. Dinslaken.<br />

vi.<br />

vi.<br />

vi.<br />

vi.<br />

vi.<br />

vi.<br />

vi.<br />

vi.<br />

vi.<br />

3. Düsseldorf-Mettmann.<br />

S.<br />

Grevenbroich<br />

Iüchen<br />

Kelzenberg<br />

Otzenrath<br />

vt.<br />

vl.<br />

vt.<br />

vt.<br />

vt.<br />

vt.<br />

vt.<br />

vl.<br />

vl.<br />

Xi.<br />

Nu.<br />

Nu.5<br />

Nu.<br />

4. Gel<strong>der</strong>n.<br />

01.<br />

01.<br />

01.<br />

01.<br />

Grevenbroich-lNeuß.<br />

61.<br />

61.<br />

61.<br />

61.<br />

Wevelinghoven 61.<br />

Wickrathberg<br />

61.<br />

Anrath<br />

Bracht<br />

Brüagen<br />

Dülken<br />

Kaldenkirchen<br />

Kempen<br />

Lobberich<br />

Süchteln<br />

Waldniel<br />

n. Kempen-Krefeld.<br />

61.<br />

61.<br />

61.<br />

61.<br />

61.<br />

61.<br />

61.<br />

61.<br />

61.<br />

Bü<strong>der</strong>ich'"<br />

Mörmter'<br />

Sonsbeck<br />

Zkanten<br />

Alpen<br />

Baerl<br />

Bönninghardt<br />

Blldberg<br />

Capellen<br />

Essenberg<br />

^riemershe<strong>im</strong><br />

)ochemmerich<br />

^»oerstgen<br />

homberg (Ndrh)<br />

Lintfort<br />

Mör«<br />

Neukirchen<br />

Orsoy<br />

Repelen<br />

Rheinberg<br />

Schwafhe<strong>im</strong><br />

Utfort<br />

Vluyn<br />

Wallach<br />

Nü<strong>der</strong>ich'<br />

Hünfe<br />

Nislich<br />

Brunen<br />

Diersfordt<br />

Drevenack<br />

Ellen<br />

Emmerich<br />

^ affen-Mehr<br />

?al<strong>der</strong>n<br />

)amminkeln<br />

)ueth-Millingen<br />

)sselburg<br />

>lee«<br />

Ringenberg<br />

Schrrmbeck<br />

Nertherbruch<br />

Wesel<br />

Beyenburg<br />

Burg<br />

Dabringhausen<br />

Dahlerau<br />

Dhünn<br />

Hückeswagen<br />

Radeoormwald, luth.<br />

Radeoormwald, ref.<br />

Remlingrade<br />

Wermelskirchen<br />

Beig.-3leukirchen<br />

Nurscheid<br />

Dormagen<br />

Immigrath<br />

Leichlingen<br />

Monhe<strong>im</strong>-Vaumbcrg<br />

Opladen<br />

Ruppelrath<br />

Witzhelden<br />

Wiesdorf<br />

Schlebusch<br />

?. Mors.<br />

01.<br />

01.<br />

01.<br />

01.<br />

Nä.<br />

8. Rees.<br />

01.<br />

We.<br />

9. SolingenLennep.<br />

I.e.<br />

I.e.<br />

I.e.<br />

I.e.<br />

I.e.<br />

I.e.<br />

I.e.<br />

I.e.<br />

I.e.<br />

I.e.<br />

8a.<br />

8o.<br />

8a.<br />

8o.<br />

8o.<br />

8a.<br />

8a.<br />

8a.<br />

8a.<br />

8o.


2 Welche Probleme ergeben sich für die einzelnen <strong>Kirche</strong> kreise <strong>im</strong> Regierungsbezirk<br />

Düsseldorf aus <strong>der</strong> Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> kommunalen Gemeinden und Kreise?<br />

I. <strong>Kirche</strong>nkreis Barmen<br />

Alle Normer <strong>Kirche</strong>ngemeinden lagen <strong>im</strong> alten<br />

Stadtkreis Narmen! Laaken»Nlom»<br />

bacherbach, bisher Kreis Lennep, ist nunmehr<br />

kommunal auch eingemeindet. Der ganze<br />

<strong>Kirche</strong>nkrei« fällt fortan in den Stadtkreis<br />

Narmen-Elberfeld, also in ein ganz neue«<br />

bürgerliches Gemeinwesen.<br />

II. <strong>Kirche</strong>nkreis Eleve<br />

Von jeher gehörten seine Gemeinden teils zum<br />

Kreis Cleve, !eils zum Kreis Gel<strong>der</strong>n, zum<br />

Kreis Mors nur Büber ich, Mörmter,<br />

Sonsbeck, Xanten. Daran hat die Neu»<br />

ordnung nicht« geän<strong>der</strong>t.<br />

III. Kirchrntreis Dinslaten<br />

Bisher umfaßte <strong>der</strong>selbe außer 8 <strong>Kirche</strong>n»<br />

gemeinden <strong>im</strong> Krei« Dinslaken weitere 2, die<br />

teil« in diesem, teils <strong>im</strong> Stadtkreis Sterkrade<br />

(Hiesfrld), teils <strong>im</strong> Stadtkreis Hamborn<br />

(W a l s u m > A l d e n r a d e) lagen; dazu noch<br />

3 au« Stcrkrade Stadt (Nuschhausen,<br />

Holten, Sterkrade) und 2 aus Hamborn-Stadt<br />

(Hamborn, Marxloh). Nunmehr<br />

sind Hamborn und Marrloh (mit<br />

35 6(1(1 <strong>Evangelische</strong>n) <strong>im</strong> neuen Stadtkreis<br />

Duisburg-Hamborn gelegen: Sterkrade<br />

aber samt Vuschhausen, Hiesfeld'<br />

und Holten' gehören kommunal nun zu Ober-<br />

Hausen: da« sind (ohne H ! e s f e I d") weitere<br />

18 0(1(1 <strong>Evangelische</strong>. Mithin verbleiben <strong>im</strong><br />

Landkreis Dinslaken nur noch 22 588 <strong>Evangelische</strong>,<br />

ungerechnet die insgesamt 12 786 <strong>der</strong><br />

Gemeinden Hiesfeld und Walsum»<br />

Aldenrade, Die <strong>Kirche</strong>ngemeinde Holten<br />

gehört mit rund 200(1 Seelen de« Außenbezirk«<br />

Wehofen nach Walsum (Kreis Dinslaken) und<br />

mit rund 1(10(1 Seelen nach Duisburg-Hamborn,<br />

mit den übrigen 3000 Seelen nach Oberhäuser,.<br />

Vor <strong>der</strong> letzten Umgemeindung war die Sache<br />

schon ähnlich, nur daß jetzt das nach Duisburg-<br />

Hamborn gehörige Gebiet etwa« erweitert worden<br />

ist. Gahlen gibt den Ortstcil Hardt nach<br />

Dorsten (Westf.); hier ist vielleicht kirchlich<br />

ebenfall« eine neue Grenze zu ziehen.<br />

IV. <strong>Kirche</strong>nkreis Düsseldorf<br />

Seine Gemeinden gehörten bisher teils zu<br />

Düsseldorf-Stadt, teil« zu Düsseldorf-Land,<br />

zum Kreise Mettmann außer M ettmann<br />

nur H a a n. Nunmehr sind au« dem Landkreis<br />

Düsseldorf Kaiserswerth und<br />

Urdenbach zum neuen Stadtkreis Düsseldorf<br />

gekommen, während sich die <strong>Kirche</strong>ngcmeinden<br />

de« bisherigen Landkreise« kommunal fortan zu»<br />

sammenfinden mit 12 Gemeinden des <strong>Kirche</strong>nkreise«<br />

Nie<strong>der</strong>berg und mit Kettwig au« <strong>der</strong><br />

Synode an <strong>der</strong> Ruhr (von kleinen Teilen aus<br />

Werden* zu geschwcigcn).<br />

V. <strong>Kirche</strong>nkreis Duisburg<br />

Er umfaßte bisher in <strong>der</strong> Hauptsache Gemeinden<br />

aus dem Stadtkreis Duisburg. Der größte Teil<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Wanhc <strong>im</strong>-Angerhausen,<br />

und zwar die Ortschaften Ehingen-<br />

Hüttenhe<strong>im</strong>, Wedau-Nssinghe<strong>im</strong>, Hückingen und<br />

Großrnbaum, gehörten jedoch zum Landkreis<br />

Düsseldorf, ein Teil <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Du , s -<br />

burg.Neeck, nämlich die Ortschaften Vruckhausen<br />

und Alsum, gehörten zum Stadtkreis<br />

Hamborn. Durch die Umgemeindung fallen die<br />

bisher zur Komniunalverwaltung Düsseldorf-Land<br />

bzw. Hamborn gehörenden Teile <strong>der</strong> Kreissynode<br />

Duisburg nunmehr auch kommunal zu dein neuen<br />

Stadtkreis Duisburg-Hamborn. Da aber die<br />

Stadtgemeinde Hamborn (<strong>Kirche</strong>nkrcis Dinslaken)<br />

mit M arfloh jetzt mit dem bisherigen<br />

Duisburg zu einem neuen Stadtgebilde vereinigt<br />

ist, dürfte dieser Umstand auf das Eigenleben<br />

<strong>der</strong> allen Synode Duisburg vielleicht doch in<br />

absehbarer Zeit nicht ohne Einwirkung bleiben.<br />

VI. <strong>Kirche</strong>nkreis Elberfeld<br />

Während fast alle seine Gemeinden dem alten<br />

Stadtkreis Elberfeld angehörten, lagen Ero»<br />

nenberg, ev. und r e f., <strong>im</strong> Kreis Mett»<br />

mann, Ronsdorf, luth. und i e f., <strong>im</strong><br />

Krei« Lennep. Alle« miteinan<strong>der</strong> ist nun aber<br />

kommunal mit dem alten Stadtkreis Barmen<br />

zur Wupperstadt Narmen-Elberfeld zusammengeschweißt<br />

worden. Die Zukunft wird lehren,<br />

ob die früher einmal vorhanden gewesene synodale<br />

Einheit von Elberfeld und Barmen<br />

sich erneuern wird,<br />

VII. Kirchcnkreis Essen<br />

Die meisten Gemeinden gehörte» natürlich bisher<br />

schon zu Essen-Stadt, nur Karnap,<br />

Katernberg, Kray, Schonnebeck<br />

und Stoppen<strong>der</strong>« zu Essen-Land, Rott »<br />

h a u se n dagegen zu Gelsenkirchen-Stadt (Westfalen).<br />

Hieran ist nicht« geän<strong>der</strong>t: jene erstgenannten<br />

5 Gemeinden aber sind nun auch kommunal<br />

mit dem übrigen Essen verbunden. Eine<br />

Son<strong>der</strong>stellung behauptet Königesteele, kom»<br />

munal jetzt ein Stadtteil von Essen, kirch»<br />

l i ch zur westfälischen Synode Hattingen gehörig<br />

(früher zur rheinischen Synode a» <strong>der</strong><br />

Ruhr). Auch Haarzopf, <strong>im</strong> alten Essener<br />

Stadtgebiet gelegen, rechnet noch zum <strong>Kirche</strong>n»<br />

krei« an <strong>der</strong> Ruhr. Ob sich die kommunale Eingemeindung<br />

von Heisingen, Kupfer»<br />

dreh, Ueberruhr und Werden, bisher<br />

sämtlich kirchlich zur Ruhr-Synode gehörig, auch<br />

kirchlich auswirken mag, steht noch dahin.<br />

VIII. <strong>Kirche</strong>nkreis Gladbach<br />

Außer einer Gemeinde, die kommunal zum<br />

Krei« Gel<strong>der</strong>n gehörte und noch gehört (N i e -<br />

d e r d o r f), umfaßte dieser <strong>Kirche</strong>nkrei« Gemeinden,<br />

die zu 7 verschiedenen Stadt- bzw. Landkreisen<br />

gehörten, nämlich: M. Gladbach<br />

(Stadtkreis gleichen Namen«), analog: Krefeld,<br />

Neuß und Rheydt: Odenkirchen<br />

und V > ersen rechneten zum Landkreis<br />

Gladbach-, zum Kreise Kempen gehörten<br />

Bracht, Nrüggen, Dülkcn, Kaldenkirchen,<br />

Kempen, Lobberich und<br />

Süchtelni Greoenbroich, Kelzen»<br />

berg, Otzenrath, Wevelinghoven<br />

und Wickrathberg endlich waren Teile<br />

de« Kreises Grevenbroich, — Die Neuordnung<br />

schuf die neuen Stadtkreise: Krefeld-Uerdingen<br />

a. Rhein, MGladbach-Rhcydt, Neuß und Viersen<br />

sowie die Landkreise Greocnbroich-Neuß und<br />

Kempen-Krefeld. Tabelle I und II illustrieren<br />

<strong>im</strong> einzelnen die dadurch entstandenen Probleme<br />

kirchlicher Einordnung. Ucrdingen, kirchlich<br />

zur Synode Mors gerechnet, jetzt mit Krefeld<br />

zu einem Stadtgebilde vereint, lag bisher<br />

<strong>im</strong> Landkreise Krefeld.<br />

IX. <strong>Kirche</strong>nkreis Lennep<br />

Seine meisten Gemeinden gehörten bisher zum<br />

Kreis Lennep, nur Hasten-Nüchcl nebst<br />

Ren, scheid zum Stadtkrei« Remscheid. Die<br />

Nildung eines Landkreise« Solingen-Lennep,<br />

dem, wie au« Tabelle IIb9 zu ersehen, nicht<br />

weniger als 10 Gemeinden unseres <strong>Kirche</strong>nkrei'<br />

se« angehören, wird durch den Hinzutritt von<br />

11 Gemeinden <strong>der</strong> bisherigen Synode Solingen<br />

gewiß auch die <strong>Kirche</strong> vor neue Problem«<br />

stellen. Und dazu ist Lennep selbst samt<br />

Lüttringhausen in die Stadt Remscheid<br />

einbezogen.<br />

X. <strong>Kirche</strong>nkre!« 3Nö«<br />

Nur eine seiner Gemeinden, da« schon unter<br />

Gladbach (VIII) erwähnte Uerdingen, gehörte<br />

einem fremden Kreise an (Krefeld-Land):<br />

die kommunale Verbindung Uerdingens mit<br />

Krefeld wird da« Problem unsere« <strong>Kirche</strong>nkreise«<br />

ahnen lassen. Es handelt sich um 300(1<br />

<strong>Evangelische</strong>. Daß sich übrigens <strong>Kirche</strong>nkre!« und<br />

kommunaler Kreis Mörs von jeher nicht deckt,<br />

ist schon bei Cleoe (II) bemerkt worden.<br />

XI. <strong>Kirche</strong>nkreis Nie<strong>der</strong>berg<br />

Kommunal mit sämtlichen Gemeinden bisher<br />

zum Kreis Mettmann gehörig, ist er jetzt, bür»<br />

gerlich betrachtet, in den Kreis Düsseldorf-Mett»<br />

mann einbezogen. Durch die Vereinigung mit<br />

S Düsseldorfer und Teilen <strong>der</strong> Ruhrgemcinden<br />

Kettwig»" und Werden' dürfte auch<br />

hier ein kirchliches Problem entstehen.<br />

XII. <strong>Kirche</strong>nkreis an <strong>der</strong> Ruhr<br />

Seine bisherige Zusammensetzung au» Gemeinden,<br />

die 4 verschiedenen Stadt- und Landkreisen<br />

angehörten, wird seine gemeinsame kirchliche<br />

Zukunft wahrscheinlich auf eine harte<br />

Probe stellen, da nun alle Teile kommunal<br />

vollends auseinan<strong>der</strong> gegangen sind. Haar»<br />

zopf war aus Essen-Stadt, Heisingen,<br />

Kettwig, Kupferdreh, II e b e r r u h r<br />

und Werden au« Essen-Land. Nis auf Kett»<br />

wig, da« jetzt kommunal zum Kreis Düsseldorf»<br />

Mettmann sich rechnet, gehören die genannten<br />

Gemeinden jetzt '»'s Weichbild <strong>der</strong> Stadt Essen.<br />

Und Ober Hausen wie Mülhe<strong>im</strong>? Beson<strong>der</strong>«<br />

erstere« hat große Gebietsteile an sich<br />

gezogen. Beide Städte führen kommunal längst<br />

ihr eigene« Leben. Hier liegen zweifellos auch<br />

sehr schwirrige kirchliche Probleme.<br />

XIII. Kirchcnkreis Solingen<br />

Die Gemeinde Altenberg dieser Synode<br />

gehört kommunal zu Mülhe<strong>im</strong>-Rhein, dem<br />

übrigen« auch Wie«dorf,Schlebusch und<br />

Opladen nicht fern liegen. Im übrigen ist<br />

die bisherige Teilung <strong>der</strong> Gemeinden in solche<br />

de« (alten) Kreise« Solingen-Stadt (wozu nur<br />

Solingen selbst rechnete) und Solingen-<br />

Land, zu dem sämtliche übrigen — außer<br />

Altenberg — gehörten, durch die Neueinteilung<br />

gründlich verän<strong>der</strong>t: Solingen-Stadt hat,<br />

wie aus Tabelle Hall ersichtlich, 6 weitere<br />

Gemeinden, darunter Ohlig « und Wald,<br />

an sich gezogen, <strong>der</strong> Rest von 11 Gemeinden<br />

(vgl. Tabelle II b S) ist, wie unter Lennep (IX)<br />

bereits erwähnt, mit IN Gemeinden <strong>der</strong> Synode<br />

Lennep zu einer kommunalen Einheit vrr»<br />

schmolzen. Natürlich liegen auch hier für die<br />

kirchliche Einteilung allerlei Fragen.<br />

XIV. <strong>Kirche</strong>nkreis Wesel<br />

Sämtliche 16 Gemeinden dieser Synode gehör»<br />

ten zum Kreise Reesi daran ist durch die Neu»<br />

ordnung nicht« geän<strong>der</strong>t. Wenn übrigens in<br />

Tabelle II b 8 N ü d e r ! ch» und Hünre», erstere»<br />

aus Synode Cleve, letztere« Dinslaken,<br />

als teilweise zum Kreise Rec« gehörig bezeich»<br />

nct sind, so bezieht sich erstere Bemerkung auf<br />

den jetzt mit <strong>der</strong> Stadt Wesel verbundenen,<br />

östlich des Rhein« und nördlich <strong>der</strong> Lippe gelegenen<br />

Teil <strong>der</strong> kommunalen Gemeinde Bü<strong>der</strong>ich.<br />

Die kirchliche Zukunft dieser beiden Splitter wird<br />

für die beteiligten <strong>Kirche</strong>nkreise wohl noch ein<br />

Gegenstand <strong>der</strong> Erörterung sein.


»M°Q V^^


Die Jugend <strong>im</strong> sozialen Ringen <strong>der</strong><br />

Gegenwart<br />

An, 6. November fand wie alljährlich in<br />

Kreuznach die soziale Herbsttagung für die<br />

Synoden de« Oberrheins statt. Wie üblich, be><br />

teiligten sich auch die benachbarten pfälzischen<br />

und hessischen Bezirke an <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Konferenz<br />

Am Vormittag sprach Pfarrer Liz.<br />

Menn, dem auch al« dem Vertreter de«<br />

sozialen Ausschusse« des rheinischen Provinzialkirchenrats<br />

an Stelle des verhin<strong>der</strong>ten Vor»<br />

sitzenden Präses D. Wolff die Leitung<br />

<strong>der</strong> Verhandlungen oblag, über die „Krisis <strong>der</strong><br />

Sozialpolitik", die er vor allem in dem Kampf<br />

um da« Schlichtungsrecht und die Sozial»<br />

Versicherung zum Ausdruck kommen sah. Einmütigkeit<br />

bestand darüber, daß e« gelte, von<br />

<strong>der</strong> Seite aller verantwortlichen Organe, den<br />

Führern <strong>der</strong> Arbeitgeber» wie Arbeiterorganisationen,<br />

den Vorständen und Ausschüssen <strong>der</strong><br />

Versicherungsanstalten, nicht zuletzt aber auch<br />

<strong>der</strong> kirchlichen Führerschaft die Erziehungsarbeit<br />

zu leisten, ohne die jede Reform bei dem Versagen<br />

sittlicher Kräfte unfruchtbar sein würde.<br />

Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung war <strong>der</strong> am Nach»<br />

mittag gebotene Vortrag de« pfälzischen<br />

Sozialpfarrers Kopp über d i e<br />

Jugend <strong>im</strong> sozialen Ringen <strong>der</strong><br />

Gegenwart. Au« reicher Erfahrung in <strong>der</strong><br />

Jugendarbeit und genauer Kenntnis <strong>der</strong> Lage<br />

<strong>der</strong> oberrheinischen Gemeinden heraus gab<br />

Pfarrer Kopp zunächst ein lebendige« Bild <strong>der</strong><br />

geistigen und seelischen Situation, die die Arbeiter-<br />

und Nauernjugend <strong>im</strong> Blick auf die sozialen<br />

Probleme <strong>der</strong> Gegenwart aufweist. Bei<br />

aller Verschiedenheit <strong>der</strong> Lage in den rein<br />

bäuerlichen und den gemischten Gemeinden läßt<br />

sich ein« übereinst<strong>im</strong>mend sagen: Abgesehen von<br />

kleinen Kreisen <strong>der</strong> ländischen Jugend ist die<br />

Jugend in den entscheidenden Jahren zwischen<br />


weil s!c i»»ere Entleerung <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />

und Zerstörung ihrer besten Kräfte bedeutet,<br />

Ihre Stellung zur freien Wohlfahrtspflege<br />

wird sie in gemeinsamer Arbcitslinie<br />

sehen mit den Organisationen, die mit ihr für<br />

die Bedeutung <strong>der</strong> weltanschaulichen Kräfte eintreten<br />

und mit ihr jeden ehrlichen Willen zum<br />

Dienst, gleichviel, ob er auch aus einem an<strong>der</strong>en<br />

weltanschaulichen Lager kommt, Raum<br />

zur Arbeit lassen wollen.<br />

Wohlfahrtspflege als persönliche Hilfe aufgefaßt,<br />

die über die Vermittlung materieller Werte<br />

hinausgeht, muß die seelische Einstellung des<br />

Hilfsbedürftigen erfassen, ihn als Kind seiner<br />

Zeit verstehen können. Dr. Annerose<br />

Fröhlich, Hannover, sprach in diesem Zusammenhang<br />

über „D as geistige Gesicht<br />

de« heutigen Menschen". Ihre Ausführungen<br />

galten hauptsächlich dem jugendlichen<br />

Menschen <strong>der</strong> mittleren und unteren<br />

Volksschicht. Da« Zeitalter <strong>der</strong> Technik stellte<br />

den NIenschen in eine neue Welt, <strong>der</strong>en Gehalt<br />

er noch nicht ausgeschöpft hat. Es führte<br />

ihn über die Grenzen des Indioidual<strong>im</strong>u« in<br />

wirtschaftlicher, sozialer und ethischer Beziehung<br />

hinaus. Die jüngste Generation ist gekennzeichnet<br />

durch einen Drang, in die überpersönliche<br />

Welt vorzustoßen. Sie erlebt in <strong>der</strong><br />

Technisierung nicht nur eine neue Sachlichkeit,<br />

son<strong>der</strong>n auch eine neue Romantik, In ihr beobachten<br />

wir ein individuelle« Einsetzen für überindividuclle<br />

Zwecke, die Entwicklung eines<br />

neuen Ruhmgedankcn«. Einige charakteristische<br />

Merkmale zeigen sich, beispielsweise anscheinend<br />

geistige Uebersättigung, Gleichgültigkeit, Stumpfheit,<br />

innerste Zerfahrenheit, naiver Realismus<br />

und eine große technische Neugier. <strong>Das</strong> Groteske<br />

wird bevorzugt. Zu beobachten ist ferner<br />

ein gesteigerter Aktivismus: ein neue« Heldentum,<br />

da« beispielsweise in <strong>der</strong> Einsamkeit in<br />

<strong>der</strong> Höchstleistung ein Neue« erlebt. Der heutige<br />

jugendliche Mensch ist ein Träger lebendiger<br />

Spannungen. Zeitgemäßer Verkündigung<br />

ist er zugänglich, er strebt nach <strong>der</strong> lleberwindung<br />

<strong>der</strong> Min<strong>der</strong>wertigkeit <strong>im</strong> religiösen,<br />

sozialen und ethischen Sinn.<br />

Zwcikleinere Referate behandelten<br />

»och Selbstdarstellungen Jugendlicher<br />

in Tagebüchern und Selbstbiographien,<br />

Wohlfahrtspflege, die von <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

getragen wird, zielt ab<br />

auf Gemeinschaft. Die Fürsorgerin als<br />

Beauftragte <strong>der</strong> Gemeinschaft steht dem Hilfsbedürftigen<br />

gegenüber, dessen Willen zur Gemeinschaft<br />

sie wecken, dessen Wi<strong>der</strong>stand gegen<br />

die Hilfeleistung sie überwinden soll. Diese<br />

Fragen behandelte Frau Studienrat<br />

Nitzsche, Berlin, in ihrem Referat „D i e<br />

persönlich seelische Verbindung<br />

zwischen Fürsorger und Hilfsbedürftigen".<br />

In dem Hilfsbedürftigen soll<br />

eine bewegende Kraft erweckt werden. Tat,<br />

Wort, Organisation allein können diese Wirkung<br />

nicht Heroorbringen, es gehört dazu eine<br />

persönliche Kraft, doch stellen sich dem Wi<strong>der</strong>stände<br />

sowohl von feiten de« Hilfebedürftigen<br />

als in <strong>der</strong> Person de« Fürsorger« entgegen. Die<br />

Wi<strong>der</strong>stände <strong>im</strong> Hilfsbedürftigen liegen beispielsweise<br />

in <strong>der</strong> verschiedenen Lebensführung, <strong>der</strong><br />

verschiedenen Standeszugehörigkeit von Fürsorger<br />

»nd Hilfsbedürftigem, in <strong>der</strong> Verschiedenheit<br />

<strong>der</strong> Weltanschauung, in individuellen Unterschieden,<br />

die sich zeigen, dann vor allem in<br />

dem Wi<strong>der</strong>stand gegen Hilfe überhaupt. An die<br />

Stelle <strong>der</strong> Bitte tritt heute die For<strong>der</strong>ung.<br />

Die Abwehr gegen die Hilfe ist heute wie eine<br />

wachsende Welle. Stärker wird die Bewegung<br />

zur Selbsthilfe. Die Wi<strong>der</strong>stände, die in <strong>der</strong><br />

Person des Fürsorger« liegen können, sind beispielsweise<br />

<strong>der</strong> 3I?angel an Kenntnis <strong>der</strong> tatsächlichen<br />

Verhältnisse des Hilfsbedürftigen, infolgedessen<br />

die Hilfe vom Fürsorger au« best<strong>im</strong>mt<br />

wird und nicht aus <strong>der</strong> Notwendigkeit<br />

<strong>der</strong> tatsächlichen Lage des Hilfsbedürftigen, ist<br />

auch psychologische Unkenntnis. Die Fürsorgerin<br />

muß heute psychologisch sehr geschult<br />

sein, doch darf ihr Wissen nicht zur Routine<br />

werden. Es gilt nicht, den an<strong>der</strong>en zu erforschen,<br />

son<strong>der</strong>n ihn frei zu machen, nicht, ihn nach<br />

einer Methode zu erziehen, son<strong>der</strong>n ihn aufzuschließen,<br />

nicht, in seine Tiefe zu steigen, son<strong>der</strong>n<br />

seine Tiefe zu heben. Schließlich kann<br />

noch vorhanden sein <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand des Unvermögens,<br />

<strong>der</strong> mangelnden fachlichen Schulung.<br />

— Der heutige Mensch scheut sich vor <strong>der</strong> Beziehung<br />

von einem zum an<strong>der</strong>en. Er sucht<br />

Solidarität, er sucht eine Genossenschaft, die<br />

sich nicht persönlich um ihn kümmert. An<br />

Stelle <strong>der</strong> persönlichen Beziehungen setzen wir<br />

heute lieber die Sozialpolitik. Dürfen die evangelischen<br />

Christen mitarbeiten bei dem, was nicht<br />

das Heil des einzelnen, son<strong>der</strong>n die Weltgestaltung<br />

angeht? Ihnen ist die grenzen«<br />

lose Aufgabe <strong>der</strong> Weltgestaltung gegeben, nicht<br />

die Bindung an ein best<strong>im</strong>met« Programm. Ihre<br />

Aufgabe ist es, Gewissen zu sein für die Weltgcstaltung.<br />

Aber die Neugestaltung durch das<br />

Evangelium fängt <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> einzelnen an, E«<br />

ist nicht richtig, von <strong>der</strong> persönlichen Verbindung<br />

des Fürsorger« zum Hilfsbedürftigen zu<br />

Zur internationalen sozialen Arbeit <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong>n (Stockholm)<br />

sind eben zwei Schriften <strong>im</strong> Wan<strong>der</strong>erverlag zu<br />

Zürich erschienen, die von allen dankbar begrüßt<br />

werden, die sich hier zu orientieren wünschen. Ü.<br />

Adolf Keller gibt in seinem 24 Seiten umfassenden<br />

1, Heft <strong>der</strong> „Studien und Dokumente"<br />

de« internationalen sozialroissenschaftlichen Instituts<br />

in Genf unter dem Titel „die Fortsetzungsaibeit<br />

<strong>der</strong> Stockholmer<br />

Ncltkirchenkonferenz" einen kurzen<br />

Ueberblirk über die Auswirkungen von Stockholm<br />

in den verschiedenen <strong>Kirche</strong>ngebieten <strong>der</strong> Welt,<br />

eine Darstellung <strong>der</strong> an Stockholm geübten Kritik<br />

und vor allem einen Aufriß <strong>der</strong> jetzigen Organisation<br />

de« Fortsetzungsausschusse« mit seinen<br />

Kommissionen. Hat sich inzwischen auch <strong>der</strong> Fortsetzungsausschuß<br />

<strong>der</strong> Weltkonferenz al« Oekunomischer<br />

Rat für praktisches Christentum konstituiert,<br />

so ist doch an seinem Aufbau nichts geän<strong>der</strong>t<br />

und das Heft v. Keller« vermag auch<br />

für die nächste Zeit seinen Dienst zu tun.<br />

Weit wichtiger ist eine an<strong>der</strong>e Veröffentlichung<br />

(Heft 2 <strong>der</strong>selben Schriftenreihe): „Soziale<br />

Programme <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>n und freier<br />

religiöser Organisationen". (98 Seiten).<br />

Zum ersten Male erhalten wir in handlicher<br />

Form eine Sammlung <strong>der</strong> wichtigsten sozialen<br />

Kundgebungen aus den verschiedensten <strong>Kirche</strong>n.<br />

So sehr es zu bedauern bleibt, daß noch<br />

<strong>im</strong>mer eine Flugblattausgabe <strong>der</strong> Botschaft von<br />

Stockholm fehlt, hier finden wir nicht nur sie,<br />

son<strong>der</strong>n darüber hinaus eine Fülle sonst nicht<br />

leicht zugänglichen Material« vor allem au« den<br />

angelsächsischen <strong>Kirche</strong>ntümern. Genannt sei da«<br />

interessante „Soziale Credo" de« Nordamerika»!-!<br />

scheu <strong>Kirche</strong>nbundes von 1912 bzw. 1819 und<br />

die inhaltoolle Botschaft desselben Bunde« am<br />

„Sonntag <strong>der</strong> Arbeit" von 1929, die auch für<br />

un« de« ernstesten Nachdenkens wert ist; genannt<br />

seien für Großbritannien die Beschlüsse <strong>der</strong> für<br />

die Entwicklung <strong>der</strong> kirchlichen Sozialarbeit in!<br />

England überaus bedeutsamen Lambeth-Konferenz<br />

<strong>der</strong> anglikanischen Bischöfe von 1920 und<br />

auch hier die Erklärungen zum „Sonntag den<br />

Arbeit" dieses Jahres. Au« Deutschland werden<br />

alle in Betracht kommenden Kundgebungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ntage (Bethel) und de« deutschen eoan-'<br />

reden. Nicht wir treten mit ihm in Verbindung,<br />

son<strong>der</strong>n Gott. An dem Fürsorger kann<br />

nur klar werden, daß er unter dem Anspruch<br />

Gottes lebt. Von ihm kann gefor<strong>der</strong>t werden,<br />

die Liebe, die nicht Sympathie ist, son<strong>der</strong>n<br />

praktische Tat, So entsteht die persönlichseelische<br />

Verbindung Gotte« mit dem Hilfsbedürftigen<br />

durch unsere St<strong>im</strong>me.<br />

An einige <strong>der</strong> Vorträge schloß sich eine lebhafte<br />

Aussprache an.<br />

Ein Ausklang für manche Fragen brachte <strong>der</strong><br />

Nachmittag des 5. 10., den die Teilnehmerinnen<br />

in <strong>der</strong> Erziehungsanstalt für schulentlassene<br />

Mädchen, Bethesda, verbrachten, in dem<br />

Erleben <strong>der</strong> schlichten Tat <strong>der</strong> Liebe. Den<br />

Abend beschloß eine liturgische Abendandacht<br />

in <strong>der</strong> Kapelle, in <strong>der</strong> die Organistin, Fräulein<br />

Schild, einige Orgelvorträge brachte. Der<br />

Sonntagmorgcn vereinigte die Freizcitteilnchmerinnen<br />

mit <strong>der</strong> Anstaltsgemcinde in <strong>der</strong> Kapelle<br />

<strong>der</strong> Anstalt zum Gottesdienst. Direktor<br />

Liz. Ohl hielt die Predigt über die Worte:<br />

„Laß dir an meiner Gnade genügen,<br />

denn meine Kraft ist in den<br />

Schwachen mächtig", die von den Versammelten<br />

als ein Geleitwort in ihre Arbeit<br />

mitgenommen wurden.<br />

Soziales<br />

gelischen <strong>Kirche</strong>nausschusse« mitgeteilt, darüber<br />

hinaus die Programme <strong>der</strong> freien evangelisch-sozialen<br />

Verbände, (Was freilich in diesem Rah»<br />

men eine Kundgebung kirchlicher Verbände Sachsen«<br />

zum Wirtschaftskampfe <strong>der</strong> Gegenwart bedeuten<br />

soll, ist nicht zu erkennen.) Schließlich<br />

werden auch französische christlich soziale Programme<br />

und das <strong>der</strong> japanischen „Freunde Jesu"<br />

von Interesse sein. Genug, die« wertvolle Material<br />

liegt nun vor. E« sollte in sozialen Arbeitsgemeinschaften<br />

aller Art reichlich Gebrauch von<br />

ihm gemacht werden. Der Preis beträgt 2,5<br />

Schweizer Franken; bei Partiebezug über<br />

Pfarrer Liz. Menn, Düsseldorf, nur 1,5 Schweizer<br />

Franken.<br />

Zur Frag« <strong>der</strong> Sonntagsruhe <strong>im</strong> Handel<br />

hat eine au« best<strong>im</strong>mtem Anlaß erfolgte<br />

Rundfrage des G. d. A. (Gewerkschaft <strong>der</strong> Angestellten)<br />

in Koburg sehr interessante« Material<br />

über die Wünsche <strong>der</strong> Geschäftsinhaber selbst<br />

ergeben. Von 300 Fragebogen wurden 190 beantwortet,<br />

so daß rund zwei Drittel <strong>der</strong> in<br />

Betracht kommenden Interessenten ihre Meinung<br />

ausgesprochen haben. Es sprachen sich au«<br />

für völlige Sonntagsruhe 1l>,5?2<br />

für t geschäftsoffenen Sonntag 3,7 A<br />

für 2 geschäftsoffen« Sonntage 43,7 A<br />

(und zwar fast alle für 2 Sonntage in<br />

<strong>der</strong> Weihnachtszeit)<br />

für 3 geschäftsoffene Sonntage 23,4 A<br />

(wie<strong>der</strong>um die Mehrheit in <strong>der</strong> Weihnachtszeit)<br />

für 4 geschäftsoffene Sonntage 13,7^<br />

für 5 geschäftsoffene Sonntage 2,6 A<br />

für 8 geschäftsoffene Sonntage 1^<br />

für weitere geschäftsoffene Sonntage 0,5 A<br />

E» ist überaus bemerkenswert, daß selbst für die<br />

Ausnutzung <strong>der</strong> überlieferten Geschäftsfreiheit an<br />

den Adventssonntagen keine Majorität <strong>der</strong> Geschäftsleute<br />

eingetreten ist. Mit zwei offenen<br />

Sonntagen würde schon eine Mehrheit, nämlich<br />

27,9 Prozent mit dreien die überwältigende<br />

Mehrheit von 81 Prozent <strong>der</strong> Koburger Geschäftswelt<br />

befriedigt sein. Dabei ist Koburg eine<br />

Landstadt, für die die geschäftsoffenen Sonntage<br />

<strong>im</strong>mer al« beson<strong>der</strong>s wichtig, weit wichtiger als<br />

^füc die Großstädte bezeichnet worden sind. Für<br />

die Beurteilung <strong>der</strong> mannigfachen Bestrebungen<br />

207


208<br />

für Vermehrung <strong>der</strong> gcschäftsoffenen Sonntage<br />

auch in <strong>der</strong> Rhcinprooinz sowie <strong>der</strong> Frage<br />

de« Ladenschlusses amHeiligabend<br />

ist es wichtig, an einem solchen Beispiel zu<br />

sehen, daß auch die Geschäftswelt selbst keineswegs<br />

einheitlich urteilt und empfindet. Die Prooinzialsynode<br />

hat sich hinter die schon <strong>im</strong> vergangenen<br />

Jahre vom Provinzial-<strong>Kirche</strong>nrat vertretenen<br />

Bestrebungen zur Sicherung des frühen<br />

Ladenschlusses am Heiligabend gestellt und Synoden<br />

und Gemeinden um ihre energische Unterstützung<br />

gebeten, auch <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> geschäftsoffenen<br />

Sonntage ihre Aufmerksamkeit mit dem<br />

Wunsche nach möglichster Beschränkung ihrer<br />

Zahl zugewandt. Vielleicht würde es eine För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Sache bedeuten, wenn wir ähnliche<br />

Rundfragen örtlicher Art durchführen und ihre<br />

Ergebnisse bekanntgeben könnten. Jetzt wäre<br />

die rechte Zeit! Es ist au« den Bemühungen<br />

um den frühen Ladenschluß am Heiligabend des<br />

vorigen Jahres bekannt, daß diese in Koblenz<br />

an <strong>der</strong> Weigerung einer einzigen Firma scheiterten.<br />

So darf es nicht wie<strong>der</strong> gehen. Eine Front^<br />

<strong>der</strong> einsichtigen Geschäftsinhaber müßte stark genug<br />

sein, um <strong>der</strong>artige Wi<strong>der</strong>stünde zu überwinden,<br />

vor allem dann, wenn hinter ihnen eine<br />

Front von verantwortungsbewußten Käufern<br />

stände. Diese gilt es in erster Linie zu schaffen.<br />

Einen interessanten Einblick in die Rationa-<br />

lisiernng des Steinkohlenbergbaues<br />

gewährt ein Bericht de« Nergassessors<br />

Wedding aus Essen in Nr. 38 und 40 <strong>der</strong> Zeitschrift<br />

„Glückauf". Einiges dürfte auch für den<br />

Nichtfachmann verständlich sein. Zuerst ein<br />

Ucberblick über die Entwicklung von <strong>der</strong> Handzur<br />

Maschinenarbeit:<br />

Es wurden geleistet in Prozent <strong>der</strong> Kohlengewinnung<br />

1943 1825 Januar 28<br />

durch Hand- und<br />

Schießarbeit 87,8)3 52 A<br />

mit Hilfe von<br />

Abbauhämmern 2,2)3 36,5)2<br />

mit Hilfe von<br />

Schrämmaschinen — 11,5)s 6)3<br />

Diese außerordentlich rasche Maschinisierung<br />

eine« vor kurzem noch fast rein „handwerklichen"<br />

Berufe« ist es, die von einem großen Teil <strong>der</strong><br />

Bergleute heute noch nicht als körperlich entlastend,<br />

son<strong>der</strong>n als überaus aufreibend empfunden<br />

wird. Es ist zu hoffen, daß es sich dabei<br />

nur um Ucbergangserscheinungen handelt, die mit<br />

besserer körperlicher Anpassung einer jüngeren<br />

Generation und mit technischer Verbesserung <strong>der</strong><br />

in Frage kommenden Maschinen überwunden<br />

werden. Sonst würde <strong>der</strong> durch Steigerung bzw.<br />

Verbilligung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung sich ergebende wirtschaftliche<br />

Gewinn allzu teuer bezahlt fein.<br />

Eine weitere wichtige Rationalisierungsmaßnahme<br />

ist die Betriebszusammenfassung<br />

an wenigen Punkten, die sich sowohl in<br />

<strong>der</strong> Stillegung ganzer Schachtanlagen und<br />

Außerbetriebssetzung ganzer Abteilungen wie in<br />

<strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> innerbetrieblichen Arbeit auswirkt,<br />

freilich hier mit erheblichen Unterschieden<br />

je nach <strong>der</strong> Beschaffenheit <strong>der</strong> Flöze, vor allem<br />

je nach ihrer Lagerung. Der Erfolg <strong>der</strong> Betriebszusammenfassung<br />

liegt in <strong>der</strong> Vermin<strong>der</strong>ung des<br />

technischen Aufwandes, insbeson<strong>der</strong>e des Materialverbrauch«,<br />

und wohl in einer Erhöhung <strong>der</strong><br />

effektiven Arbeitszeit durch Ersparung von Wegen.<br />

Im Vergleich mit dem März 1827 ergab<br />

sich für den Januar 1828 <strong>im</strong> ganzen Ruhrbergbau<br />

folgende«:<br />

1. Bei einem „Einfallen" von<br />

2. Abnahme <strong>der</strong> Abbaubetriebspunkt in )3<br />

3. Zunahme <strong>der</strong> arbeitsgl. För<strong>der</strong>ung je Be»<br />

triebspunkt in ?3<br />

1. 2. 3.<br />

0—25 A<br />

25—35 )3<br />

35—55 A<br />

55—80 A<br />

. Schulfreund 11, 168—70). — Pä°


dagogischeAufklärung des Elternhauses,<br />

oon Bückert (Päd. Echo 35,<br />

301 f.). — Lehrerschaft und Elternbeiräte<br />

an höheren Schulen, Elt,-<br />

Bl. für mittlere Schulen VII 10, 342 f,). —<br />

Aufbau <strong>der</strong> Elternoertretung, von<br />

Sebald Schwarz (Deutsche« Phil.-Bl. 44,<br />

661 f), — Die evangelische Schuloer -<br />

e i n i g u n g, oon 3 oellner und Hafa<br />

(Schule und Evangelium IV ?, 447—152). —<br />

Satzung <strong>der</strong> evangelischen Schul-<br />

Vereinigung (ebd. 165—67). — Zur<br />

Neuordnung <strong>der</strong> Serien und des<br />

Schuljahres siehe D. Phil.-Bl. 39, S85 bis<br />

88: 42, 640! 43, 650! 43, 855: 44, 671:<br />

47, 679—82. — Die höhere Schule<br />

zwischen den Zeiten, von Studiendirektor<br />

Ernst Vowinckel (Päd, Echo 41, 351—54,<br />

prinzipielle Ausführungen oon Bedeutung). —<br />

Die Probleme des Nerechtigungswesens<br />

und <strong>der</strong> Mittelschule (zum Teil in<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> höheren Schule) findet<br />

man erörtert in Mittelschule 35, 617—IS,<br />

37, 553! 38, 564—66 f.! 38, 56? f.: 40, 593—96:<br />

42, 589: D. Phil.-Nl. 40, 622: 40, 596 f.:<br />

42, 639 f. Auch rheinische Sonntagsblätter greifen<br />

in die Debatte über diese aktuellen fragen<br />

ein: Ref. Wo.-Bl. Elberfeld 39, 312: Eo.luth.<br />

Ge.«Bl. Elberfeld 40, 486 f.: Licht und<br />

Leben 38, 603: 40, 486 f.! 40, 633 f.: Narmer<br />

Sg.-Nl. 41, 3—4: ogl. noch Päd. Echo 39, 333<br />

(Welche Schule ist billig? oon Dr.<br />

Borghorst), — Da« soziale Frauenseminar<br />

<strong>der</strong> Diakonissenanstalt<br />

Kaiserswerth, von Dr. Hoffmann (Ki,<br />

Rdsch. für <strong>Rheinland</strong> und Westfalen 18, 280 f.),<br />

— Private« evangelische« Oberlyzeum<br />

<strong>der</strong> Diakonissen anstatt mit<br />

Aufbauklassen und Frauenschule,<br />

Verwaltungsbericht 1924—29 (Armenund<br />

Krankenfreund 6—9, 213—319. — Studentenwerk<br />

III, 6 (Oktober 1929), Verlag:<br />

de Gruyter K Co., Berlin, Leipzig, bietet<br />

wie<strong>der</strong> hochinteressantes Material über Werkstudententum.<br />

Studentische Wirtschaftshilfe,<br />

Studentenhäuscr. Einzelheft 1 ^l. Bezugspreis<br />

für da« Jahr 6 ^l, für Studierende<br />

2,50 ^»l.<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Bibliographie rheinischer<br />

evangelischer Zeitschriften<br />

Gemeindliches<br />

Da« Grabdenkmal in <strong>der</strong> Mauer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu<br />

Atzbach (Sgr. Wetzl.-Ld. 43, 671 f.). — Ein<br />

Gruß zum Jubiläum <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>ländischreformierten<br />

<strong>Kirche</strong> in Duisburg,<br />

mit historischen Notizen oon Pastor Hasenkamp<br />

(Sg.-Bl. Duisburg 43, Beilage). — (E l b e r -<br />

fel<strong>der</strong>) <strong>Kirche</strong>nvisitationen vor<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ten, von Pastor Liz. Klugkist-Hesse<br />

(Ref. Wo.-Nl. Elberfcld 41, 325 f.). — Au«<br />

dem ältesten Protokollbuch de« Konsistorium«<br />

(Presbyteriums) <strong>der</strong> ref, Gemeinde Elberfeld,<br />

von demselben (ebd. 41, Beilage: 43,<br />

Beilage). — „Der in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> verprügelte<br />

Seelsorger", Pastor Georg Greth in Eschringen,<br />

1695 (Sgr. Saar 40, Beilage). —<br />

Nie die Kirchcngemcinde Essenberg entstand<br />

(Homberger Sg.-Bl. 38, 455). —<br />

Essenberg als Handelsplatz (ebd. 39, 466<br />

f), — Ein vierter Klingelbeutel, in Garbenhe<strong>im</strong><br />

(Sgr. Wetzl.-Ld, 40, 627 f,), — Großrechtenbach<br />

zur Reformationszeit, Schluß<br />

(ebd, 38, 611 f), — Was ein alte« Grabmal<br />

zu Hochelhe<strong>im</strong> uns erzählt (ebd. 42,<br />

859 f), — Die Issumer <strong>Kirche</strong> nach den<br />

Bauplänen Schinkel« erbaut (Sgr. Nie<strong>der</strong>rh,<br />

43, 671), — Diaspora Karl«brunn, oon<br />

Pastor Iörß (Rhein.-Westf, G.-Ad.-Bl, 10,<br />

75 f.). — Fortsetzung <strong>der</strong> Beschreibung kirchlicher<br />

Sitten und Gebräuche in Kettwig<br />

(So.-Ztg. Kettwia 38—43, letzte Seite). —<br />

Wie die Kapelle zu Kiuzrlbach gegründet<br />

wurde, die Vorgängerin <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> (Sgr. Wetzl.-<br />

Ld. 41, 643 f.). — Die St.°Florin«-<strong>Kirche</strong> in<br />

Koblenz, oon Dr. Fritz Michel (Sg.-Bl.<br />

Koblenz 40, 316: 41, 326). — Lokale Kölner<br />

<strong>Kirche</strong>ngcschichte zur Zeit <strong>der</strong> Reformation,<br />

oon Pastor van den Brück (Cgr. Kalk 38,<br />

588), — GrundsteinlegungsUrkunde <strong>der</strong> Lint -<br />

forter <strong>Kirche</strong> (Sg.-Bl.'Wesel 42, 503: Sar.<br />

Nic<strong>der</strong>rh. 43, 672), — Aus <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Mei<strong>der</strong>ich, oon E. Gel<strong>der</strong>blom<br />

(Ki. Wo.-Bl, Mei<strong>der</strong>. 38, 303: 43,<br />

344 f.). — Urkunde bei <strong>der</strong> Grundsteinlegung<br />

zum Turmbau in Rayen (Grafschafter Sonntagsbote<br />

40, 320). — Wie Rün<strong>der</strong>oth sein<br />

Gotteshaus erneuerte (Sgr. Agger 38, 596),<br />

— Funde oom früheren Schloß S o n « b e ck<br />

wurden photographiert (Sgr. Niedcrrh. 42,<br />

569). — Geschichtliches über die Vogelsangkirche<br />

in Stolberg (Ge.-Nl. Aachen 41, 643). —<br />

Ein dritter Klingelbeutel (Sgr. Wetzl.-<br />

Ld. 38, 596). — Ist <strong>der</strong> Klingelbeutel<br />

eine Sitte o<strong>der</strong> eine auf <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nordnung<br />

beruhende Einrichtung? (ebd. 39, 612), — <strong>Das</strong><br />

Verschwinden oon alten Kirchwegen und Pfaden<br />

durch die Zusammenlegung, Flurbereinigung (ebd.<br />

42, 660). — Eine Schuloisitation in WichlingHausen<br />

oor 125 Jahren (Sgr. Wichlingh.<br />

44, 7). — Wie in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Wiß -<br />

mar da« silberne Glöckchen am Klingelbeutel<br />

gestohlen wurde (Sar. Wetzl.-Ld. 40, 628). —<br />

Zur Umgemeindung siehe Ki. Wo.-Bl.<br />

Gladbach 39, 323: 42, 346: Ki, Wo.-Nl. Mei<strong>der</strong>ich<br />

40, 316: 41, 324: Berg. So.-Bl. 42, 7.<br />

Persönliches<br />

Luther und Clarenbach, oon Pastor<br />

Dr. Bachmann (Narmer Sg.-Bl. 44, 2). —<br />

Der Bekenner de« Berg, Landes,<br />

Fortsetzung, oon Pastor Buddeberg (Eo.luth.<br />

Gem.-Bl. Elberfeld 39, 470—72: 40, 483<br />

bi« 485: 41, 494—96). — Adolf Clarenbach,<br />

von Studienrat Liz. Dr. Busch (Mittcilungsbl.<br />

des Mel.-Bundes 3/29, i). —<br />

Adolf Clarenbach, oon Studicnrat Cla -<br />

renbach, Schluß (Der Eo. Schulfreund 10,<br />

146—50). — Zur Geschichte Adolf<br />

Clarenbachs, von Pastor H. Dung«<br />

(Volkskirchenbund Krefeld 11, 315—17). —<br />

Adolf Clarenbach, von Pastor von <strong>der</strong><br />

Hey dt (Sg.-Bl. Koblenz 38, 300—301). —<br />

Adolf Clarenbach, ein Märtyrer<br />

evangelischen Glaubens, von Sup.<br />

Liz. Klingenburg (Sgr, Rheinl, 39, 599<br />

bis 601), — A dolf Clarenbach« Weg<br />

durch Köln, von Pastor Liz. Klugkist<br />

Hesse (Ref. Wo.-Bl. Elberfeld 38, 302: 39,<br />

308—10: 40, 316—18). — Die rheinische<br />

<strong>Kirche</strong> grüßt das Gedächtnis<br />

Adolf Clarenbachs, oon demselben (ebd.<br />

38, 310 f.). — Adolf Clarenbach und<br />

Martin Luther, von demselben (Ref. Ki-<br />

Ztg. 39, 305—07). — Adolf Clarenbach«<br />

<strong>Kirche</strong>nbegriff, oon demselben<br />

(Christliche Freiheit 19, 195 f.). — Adolf<br />

Clarenbach« letzte Stunden, von<br />

demselben (Ki. W.-Bl. Gladbach 38, 310 f.:<br />

39, 318). — Ucber desselben Verfasser« Frühlicht<br />

am Rhein vergleiche noch: Deutscher<br />

Volksbote für Sieg und Agger 42, 167: Ref.<br />

Wo.-Bl. Elberfeld 39, Beilage: Eo. Gemeindebl.<br />

Berg.-Gladbach 38, 586: Sonntagsblatt Koblenz<br />

38, 303: Der Sonntagsfreund 38, Beilage. —<br />

Adolf Clarenbach, <strong>der</strong> Reformator<br />

de« Berg. Landes, oon Prof. Dr,<br />

Nie möller (Gem.-Bl. für Neuwied und<br />

Heddeedorf 43, 4 f.). — Adolf Clärenbach<br />

in Wesel, oon Pastor Ooer (Sgr.<br />

Nie<strong>der</strong>rh. 38, 611 f.: Sg.-Nl. Wesel 38,<br />

466 f.). — Der Märtyrer de« Bergischen<br />

Lande«, oon Dr. Ernst<br />

Schmidt (Barmer Sg.-Bl. 38, 2—4: Sg.-Bl,<br />

Duisburg 38, 458—61). — Adolf Clarenbach,<br />

<strong>der</strong> Reformator und<br />

Märtyrer de« Bergischen Landes,<br />

von Rektor Vogelsang (Eo. Schulfreund<br />

10, 150 f.). — Ein Clarenbach-Erwägen,<br />

oon Pastor Werner (Sgr. Opladen<br />

39, 611 f.). — Ein zweifache« Märtyrer-Gedächtnis<br />

zum 28. September<br />

(Der Ruf 10, 289 f.). — Da«<br />

Bekenntnis unsere« evangelischen<br />

Glaubens (Ge.-Nl. Remscheid 39, 1 f.). —<br />

Adolf Cla renbach, nach einer Zeichnung<br />

oon Karl Bauer (Ref. No.-Bl, Elberfeld<br />

40, 317). — Adolf Clarenbach,<br />

Gedicht oon L. Mahnert (Eo. Ge.-Bl.<br />

Remscheid 39, 2). — Adolphus Clarenbach,<br />

Gedicht von I. R. (Kraft aus <strong>der</strong><br />

Höhe 39, 366). — Adolf Clarenbach,<br />

Gedichte oon E. II e l l e n be r g (Ronsdorfer<br />

Hausfreund 39, 619), — Au« einer vor<br />

200 Jahren gehaltenen Clarenbach-Predigt<br />

(Eo.-luth. Ge.-Bl. Elberfel»<br />

39, 472). — Die letzten Zeugnisse<br />

Adolf Clarenbach« (Ref. Wo.-Bl. Elberfeld<br />

38, 309). — Clarenbach-Worte<br />

(Volkskirchenbund Krefeld 11, 312 f.). —<br />

Worte oon Adolf Clarenbach (Kraft<br />

au« <strong>der</strong> Höhe 41, 322). — Worte Peter<br />

Fliest eben« (Ref. Wo.-Bl. Elberf. 43,<br />

325). — Adolf Clarenbach (Sg.-Bl.<br />

Bonn 39, 599—602). — Zum 28. September<br />

(Ki. Wo.-Bl. Radeoormwald 39, 3).<br />

— Zum C l a r e n b a ch - G e d ä ch t n ! «<br />

(Kraft au« <strong>der</strong> Höhe 38, 365). — Adolf<br />

Clarenbach, wir grüßen dich (Ronsdorfer<br />

Hausfr. 39, 617 f.). — Da« Figgesche<br />

Clarenbach Festspiel (Sg.-Nl.<br />

Koblenz 40, 319). — Die Clarenbach-Feier<br />

(ebd. 40, 315 f.) — Die<br />

4 00-Ia H r fe i er am Clarenbach-<br />

Denkmal (Kraft aus <strong>der</strong> Höhe 40,<br />

316). — Am 2 8. September 182S an<br />

<strong>der</strong> Feuerhütte oom 28. September<br />

1528, oon Pastor Liz. Klugkist<br />

Hesse (Ref. Wo.-Bl. Elberf. 40, Beilage). —<br />

Die Clarenbach-Feier am 22. S.<br />

1828 in Lüttringhausen (Barmer<br />

Sg.-Bl. 39, 3: Eo.-luth. Ge.-Bl. Elberfeld 41,<br />

486 f.). — Die Rede oon Präfes v.<br />

Wolff, Aachen, am Clarenbach-Denkmal<br />

bei Lüttringhausen am 22. 8. (Volkskirchenbund<br />

Krefeld 11, 314 f.). — Pastor Oesl'ng-<br />

Haus' Ansprache bei <strong>der</strong> Gedenkfeier <strong>der</strong><br />

Kreissynodc Köln an <strong>der</strong> Richtstätte am 28. 8.<br />

1828 (Sgr. Rheinl. 43, 662 f.: Ronsdorfer<br />

Hausfreund 44, 698—704). — Auf den<br />

Höhen des Belgischen Landes (Ki.<br />

Wo.°Bl. Gladbach 38, 320 f.). — Wortlaut<br />

<strong>der</strong> Clarenbach-G ebenktafel<br />

am Buscherhof (Eo. Ge.-Nl. Remscheid<br />

42, 4). — Photo graphie <strong>der</strong>selben (Ref.<br />

Wo.-Vl. Elberfeld 44, 349). — Gedächtnisfeier<br />

des Familienoerbande«<br />

Clarenbach, von August Clarenbach<br />

(Ref. Wo.-Bl. Elberfeld 42, 335: vergleiche Gemeindebl.<br />

Vohwinkel 23, 523 f.). — Dank an<br />

die Stifter und Spen<strong>der</strong> oon Geldgaben für<br />

209


Ausschmückung <strong>der</strong> Adolf-Clarenbach-<br />

<strong>Kirche</strong> in Rein«hagen (Eo. Gm.-Bl.<br />

Remscheid 42, 8). — H o l z s ch n i t t: „Der<br />

Märtyrertod des Adolf Clarenbuch<br />

und Peter Fliesteden am 28.<br />

(sie!) September 4529" (Der junge Tag 11,<br />

164). — Ein merkwürdiges, aber bemerkenswerte«<br />

Vermächtnis von 1730, von Balthasar<br />

Baron Campe „Hausen (Ref. Wo.-Bl. Elbcrfeld<br />

38, 288 f.) — Zum Gedächtnis von<br />

Prof. O. Th. Christlieb, Schluß (Ki. Rdsch.<br />

Rheinl. und Wests. 18, 276—78). — Eine reformierte<br />

Traurede, r»on Prof. D, Karl Barth,<br />

Münster (Cronenbergcr ref. Wo.-Bl. 43, 344;<br />

44, 352). — Henricu« Daubert, Schluß de«<br />

zweiten Teil« (Sgr. Wetzl.-Ld. 38—44, vorletzte<br />

bzw. letzte Seite), — Die Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Dhünn <strong>im</strong> letzten Jahrhun<strong>der</strong>t (Eg.-Glocken<br />

38—42, letzte Seite). — Theodor Fliedner<br />

als junger Pfarrer, von Pastor Liz, Brandt (Die<br />

Prof. N. Karl Barth in Münster hat den<br />

Ruf auf den Systematischen Stuhl <strong>der</strong> eoangeltheologischcn<br />

Fakultät in Bonn angenommen.<br />

— Gen.-Sup, a. D. Prof. V. K l i n g e m a n n,<br />

Bonn, vollendet am 28. 11. sein 70, Lebensjahr.<br />

^ <strong>Kirche</strong>nkreis Aachen<br />

Die Ortsgruppe de« <strong>Evangelische</strong>n Bunde«<br />

brachte am Reformationstage da« Clärenbach-Festspiel<br />

von Pfarrer Grie«,<br />

Rötgen, zur Aufführung. — Die Volkskirchliche<br />

Vereinigung veranstaltete am 8. 10. eine liturgische<br />

Feier als 400-Iahr-Gedächtni«<br />

de« Marburger Religionsgespräch«<br />

in <strong>der</strong> Narmherzigkeitskapelle <strong>der</strong> altkatholischen<br />

Gemeinde auf dem alten evange-<br />

Iugendführertagung in Essen<br />

W Januar 1930<br />

Seit Januar diesen Jahres erscheint <strong>im</strong> Bärenreiter-Verlag,<br />

Kassel, unter Schriftleitung von<br />

Pfarrer Walter Uhsadel, Hamburg,<br />

eine Zeitschrift „D ie <strong>Evangelische</strong><br />

Iugendführung". Dieses Blatt ist ein<br />

Ausdruck dafür, daß sich ein Kreis zusammengefunden<br />

hat, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Jugendbewegung<br />

herkommend sich vor die Aufgabe evangelischer<br />

Jugendführung gestellt sieht. Es sind Menschen<br />

au« den verschiedensten Lagern, die hier mitarbeiten,<br />

und die versuchen wollen, durch diese<br />

gemeinsame Arbeit zur Klarheit zu kommen.<br />

Da« Erscheinen dieser Zeitschrift ist erst möglich<br />

gewesen auf Grund eines mehrfachen Zusammenkommen«<br />

und Miteinan<strong>der</strong>-Arbeitens<br />

Nach wie vor werden diese Blätter in Verbindung<br />

stehen müssen mit solchen Zusammenkünften.<br />

Den äußeren Rahmen sowohl für die Zeitschrift<br />

wie für diese Zusammenkünfte gibt „d e r<br />

A r b e i t « r i n g", das heißt: eine lose Verbindung<br />

zwischen Neuwerkkrei«, Christdeutscher<br />

Jugend, den Nie<strong>der</strong>sächsischen Volkshochschulen,<br />

dem Lichtensteiner Bund und dem Bund Deutscher<br />

Iugendvereine. Seit 1927 veranstaltet<br />

dieser Arbeitsring Lehrgänge für Eva n><br />

gelische Iugendführung. Zum erstenmal<br />

war ein solcher in Marburg/Lahn <strong>im</strong><br />

Jahre 1827. Bei diesen Lehrgängen kommt e»<br />

nicht so sehr darauf an, mit fertigen Resultaten<br />

vor einen größere» Kreis zu treten, son<strong>der</strong>n<br />

Diakonisse 10/11, 383—387), — Berufung de«<br />

Pfarrers Egidiu« Günther Hellmund von<br />

Daden nach Wetzlar <strong>im</strong> Jahre 1711 (Sgr.<br />

Wctzl.-Stdt. 38—4l, letzte bzw. vorletzte Seite),<br />

— Da« Grabmal <strong>der</strong> Pfarrfamilie Hert in<br />

<strong>der</strong> Mauer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Nicdcrkleen (Sgr.<br />

Wetzl.-Ld. 44, 687 f.). — Ein Kapitel <strong>der</strong> Gahlcner<br />

Familiengeschichte, <strong>der</strong> Name Hüser<br />

(Sgr. Gahlen 44, 688). — Wie<strong>der</strong> ein Linde<br />

n b o r n <strong>im</strong> Lande (Sgr. Wetzlar-Ld. 39,<br />

612). — Wie zum ersten Male ein Glied <strong>der</strong><br />

Pfarrfamilie Linden bor n nach Odenhausen<br />

kam (ebd. 40, 627). — Etwa« von <strong>der</strong> Geschichte<br />

<strong>der</strong> Michel in Nie<strong>der</strong>kleen (ebd. 61, 644). —<br />

Pfarrer Müller, 25 Jahre Seelsorger in<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Effenberg, von H,, mit kirchengeschichtlichen<br />

Notizen (Homberger Sg,-Bl.<br />

37, 443; 38, 454 f.). — 2er Leben«gang von<br />

Pastor Johannes Neuenhaus, 1886 bis<br />

1822 Pastor in <strong>der</strong> reformierten Gemeinde El-<br />

berfeld, gest. 1929, von Sup, Henrici, Dortmund<br />

(Re. Wo.-Vl. Elberfeld 38, 300 f.- 39,<br />

306). — Nach Ref. Wo.-Bl. Elberfeld 44, Beilage,<br />

wird die Herausgabe seiner Biographie<br />

geplant. — Gedruckte Predigten Remschei»<br />

<strong>der</strong> Pfarrer seit 1748 (Eo. Ge.-BI. Remscheid<br />

41, 5f,). — Zwei Wuppertalcr Christuszeugen,<br />

Vater und Sohn, Roh de, o. Ri.<br />

(Sg.-Nl, Duisburg 43, 511). — Pastor Wülfings<br />

100jährige« Amtsjubiläum am 3. 11.<br />

1929, mit Rückblick auf das 50jährige (Eo. Ge.<<br />

Nl, Remscheid 44, 5—7), — Zum He<strong>im</strong>gang von<br />

Missionsdirektor Pastor Schmidt<br />

vergleich? noch: Berichte <strong>der</strong> Rheinischen Missionsgesellschaft,<br />

Oktober-Heft 1928: De« Meister«<br />

Ruf, Oktober-Heft: Kraft au« <strong>der</strong> Höhe<br />

38, 269 f.: Ref. Wo.-Bl. Elberfeld 39, 306 f,:<br />

Ki. Rundschau für Rheinl. u. Wests. 18, 273<br />

bis 276; Der Herr mein Panier 11, 182 f.,-<br />

Mitteilungsbl. de« Mel.-Bunde« 3/1928, 4.<br />

Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />

tischen Friedhof. Bei dieser Feier sprach die Vikarin<br />

Ina Gschloßt, Köln, über: „Der<br />

Theologen Streit und Frieden". — Am 28, 8.<br />

wurde nach 4jähriger Instandsetzungsarbeit die<br />

alte Vogelsangkirche in Stolberg wie<strong>der</strong> in<br />

Gebrauch genommen, — Zum Vorsitzende» des<br />

Töchterschulvereins für Aachen-Nurtscheid<br />

wurde als Nachfolger de« verstorbenen<br />

Herrn Iarobi gewählt Landgerichtsrat a, 2,<br />

Prof, Dr. Cadenberg,<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis an <strong>der</strong> Agger<br />

Bergneustadt hat die Neudeckung de« schönen<br />

Turme« beendet, <strong>der</strong> ein Wahrzeichen <strong>der</strong><br />

Stadt ist, Derschlag umfangreiche Arbeiten<br />

in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Ende geführt. Auch in Wie -<br />

mit einem Kreis von Menschen, die in ähnlicher<br />

Arbeit stehen, ein Gespräch zu beginnen<br />

o<strong>der</strong> fortzusetzen.<br />

E« war auch nicht <strong>der</strong> Sinn dieser Lehrgänge,<br />

Propaganda für die <strong>im</strong> Arbcitsring zusammengeschlossenen<br />

Bünde zu machen, es kam nicht<br />

darauf an, zu sagen: „wie es hier gemacht<br />

wird" und „daß man e« nun auch so machen<br />

solle", son<strong>der</strong>n das Entscheidende wurde darin<br />

gesehen, daß man sich gegenseitig zur Besinnung<br />

über da«, was man tut, helfen wollte. Da«<br />

Wertvollste lag bei diesen Lehrgängen gar nicht<br />

<strong>im</strong>mer in den Vorträgen, son<strong>der</strong>n vielmehr in<br />

<strong>der</strong> Art, wie man versuchte miteinan<strong>der</strong><br />

zu arbeiten,<br />

E« ist das nicht <strong>im</strong>mer gelungen; aber jedenfalls<br />

haben wir mit diesen Lehrgängen <strong>im</strong>mer<br />

einen Dank von denen geerntet, die nicht mehr<br />

„unverzagt und ohne Grauen" an ihre eigene<br />

Jugendarbeit denken können. Wir haben Teilnehmer<br />

wohl von allen Verbänden <strong>der</strong> sogenannten<br />

<strong>Evangelische</strong>n Jugendarbeit gehabt.<br />

Wir haben heftige Kritik erfahren, aber noch<br />

viel dankbarere Zust<strong>im</strong>mung und sich häufende<br />

Bitten um Fortführung<br />

dieser Arbeit, Dabei können wir von<br />

keinem unserer Lehrgänge sagen, daß wir nachträglich<br />

mit irgendwelchen Ergebnissen aufwarten<br />

könnten. Auch die beiden großen Lehrgänge<br />

in diesem Jahr in Lübeck und in Halle<br />

haben uns kein Ergebnis gebracht, wenn man<br />

unter Ergebnis irgendeine neue Zielsetzung o<strong>der</strong><br />

etwa« Aehnliche« versteht. Er ist uns durchaus<br />

nicht so gegangen, daß wir hinterher eine Einigkeit<br />

hätten feststellen können, vielmehr hat gerade<br />

denest haben die Instandsetzungsarbeiten <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> begonnen. — Die <strong>Evangelische</strong>n eines<br />

Ortsteile« von Nie<strong>der</strong>seßmar bei Gummersbach<br />

wurden aus Derschlag nach<br />

Gummersbach umgepfarrt, — Auf <strong>der</strong><br />

Oberbergischen Gemeinschaftskonferenz in D e n klingen<br />

behandelte Pastor Buddeberg,<br />

Elberfeld, Leitsätze über Sündenbekcnntni«. -—<br />

Die Kreisgemeinde hat einen eigenen Bücherboten<br />

angestellt.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Altenkirchen<br />

Die DCSV. (Deutsche Christliche Studenten-Vereinigung),<br />

Gau Siegerland, veranstaltete<br />

vom 26,—28, September ein Treffen<br />

in B e tz d o r f.<br />

unser Hallenser Lehrgang noch nachträglich in <strong>der</strong><br />

Presse eine beachtliche Kritik erfahren.<br />

Bezeichnen<strong>der</strong>weise wird diese Kritik von zwei<br />

Seiten <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> laut: von den politische»<br />

Gruppen und den großen evangelischen<br />

Verbänden. Immer wird uns gesagt, daß<br />

unsere Arbeit nicht zielstrebig genug sei, ja, daß<br />

sie so ziello« sei. Vielleicht liegt c« daran, daß<br />

in <strong>der</strong> Tat für uns Ziele als Gesamtziele<br />

kaum noch bestehen, und hier tragen wir mit an<br />

dem Schicksal unserer Zeit. Aber wir sind <strong>der</strong><br />

Meinung, daß e« weit wichtiger ist, au«<br />

welcher Grundhaltung heraus<br />

heute Jugendarbeit getan wird,<br />

als daß man sich darüber klar ist, welche« Ziel<br />

wohl einmal erreicht werden kann. Um die<br />

Grundhaltung scheint es uns heute zu gehen.<br />

Wir sind in <strong>der</strong> Tat oft genug darüber belehrt<br />

worden, daß bei scheinbar gleicher Zielsetzung<br />

doch die schärfste Differenz in „<strong>der</strong> Begründung"<br />

vorhanden war, und hier zunächst anzusetzen,<br />

scheint uns unsere Aufgabe<br />

zu sein.<br />

Es ist bezeichnend, daß die neue Zeitschrift<br />

„<strong>Evangelische</strong> Iugendführung" ihr Erscheinen<br />

mit einem Aufsatz beginnt, „Was heißt<br />

<strong>Evangelische</strong> Iugendführung". Für<br />

diese« Ringen und Suchen um jene Grundhaltung<br />

ist auch die Anlage unserer Lehrgänge bezeichnend.<br />

Zunächst wurde bei unseren Lehrgängen<br />

versucht, eine psychologische und soziologische<br />

Darstellung <strong>der</strong> Lage unserer Jugend zu geben<br />

und dann erst an die Frage heranzugehen „Was


L <strong>Kirche</strong>nkreis Barmen<br />

Die Umbauten am Gemarker Gemeindestift<br />

sind vollendet. — Zur Einführung in die deutsche<br />

Orgelkunst werden ab Ende September in <strong>der</strong><br />

Iohanniskirche acht Vorträge gehalten. — Zum<br />

Nachfolger von Pastor F u n ck e, Wupperfeld,<br />

ward am 30. 9. gewählt Pfarrer Boccker,<br />

Veldenz, — Am 28. 9. ward in Unterbarmen<br />

ordiniert Vikar Bernhard Wiebel, ein<br />

Sohn de« dortigen Gemeindepfarrer«. — Auf<br />

eine 50jährige Tätigkeit <strong>im</strong> Dienste <strong>der</strong> vereinigten<br />

evangelischen Gemeinden Unterbarmen«<br />

sah am 1. 10. zurück <strong>der</strong> Friedhofeoerwalter<br />

Ernst Küpper. — Am 12. 9. starb in Haan<br />

Rektor i, R. (3. Vor, 1888—1913 Leiter <strong>der</strong><br />

evangelischen Schule an <strong>der</strong> Karnaper Straße<br />

in Barmen, — In Wichlinghauscn wurden<br />

Szenen au« dem Natorpschen Clärenbach-Festspiel<br />

aufgeführt. — Am 3. 10.<br />

übergab Gencralsuperintendent I). Stoltenhoff<br />

den Erweiterungsbau de« Auguste-<br />

Viktoria-He<strong>im</strong>«, Sitz <strong>der</strong> Zentrale <strong>der</strong><br />

<strong>Evangelische</strong>n Frauenhilfe <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>, feierlich<br />

dem Gebrauch. Die Grüße <strong>der</strong> Gesamtkirche<br />

überbrachte Vizepräsident v. Burghart,<br />

Berlin. — Vom 8. bi« 8. 10. wurde das 350jährige<br />

Bestehen de« stiftisch evangelischen<br />

Gymnasiums gefeiert. Die Festpredigt hielt<br />

ein ehemaliger Schüler <strong>der</strong> Anstalt, Oberkonsistorialrat<br />

v. Schreiber, Berlin. Be<strong>im</strong> Festakt<br />

in <strong>der</strong> Aula de« Gymnasiums grüßte<br />

Gencralsuperintendent V. Stoltenhoff<br />

namens <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong>. Die Stiftungsgemeinde<br />

G e m a r k e überreichte in ihrem und<br />

<strong>im</strong> Namen <strong>der</strong> übrigen evangelischen Gemeinden<br />

Barmens eine Stiftung, welchen evangelischen<br />

Abiturienten da« Studium erleichtern soll. —<br />

Der Synodaloikar Pastor Brink wurde von<br />

dem Patronatshcrrn Frciherrn von Knypphausen<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Bodelschwingh bei Dortmund<br />

al« Pfarrer präsentiert; er gedenkt dein<br />

Rufe Folge zu leisten. — Die Herbstversammlung<br />

<strong>der</strong> Reformierten-Konferenz<br />

zu tun sei". So waren die Lehrgänge in Halle<br />

und vorher in Lübeck aufgebaut.<br />

Der Lehrgang <strong>der</strong> vom 6. bis<br />

7. Januar in Essen in Verbindung mit<br />

dem Provinzial-Kirchlichen Jugendamt gehalten<br />

werden soll, hat eine etwa« an<strong>der</strong>e Anlage. Er<br />

läßt zunächst einmal fragen, ob nicht für evangelische<br />

Jugendführung Entscheidendes durch die<br />

Reformation, d. h, durch Luther gesagt sei,<br />

versucht dann auf die gegenwärtige Situation<br />

<strong>der</strong> Jugend zu kommen und soll dann in <strong>der</strong><br />

Frage <strong>der</strong> Möglichkeiten <strong>der</strong> Bibelarbeit zu<br />

einer sehr praktischen Frage führen, in <strong>der</strong> aber<br />

an Deutlichkeit diese Grundhaltung zum Ausdruck<br />

kommen kann. Dieser Lehrgang wendet sich<br />

in erster Linie an die, die <strong>im</strong> Ruhrgebiet in<br />

<strong>der</strong> Arbeit stehen. Auch er soll nicht nur für<br />

die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> dem Arbeitsring nahestehenden<br />

Bünde sein, son<strong>der</strong>n wendet sich darüber<br />

hinaus an alle Iugendführ<br />

e r. Da« kann für den Lehrgang und seine<br />

Arbeit nur eine Bereicherung sein.<br />

Der Lehrgang hat folgenden Verlauf.-<br />

Sonntag, den 5. Januar.<br />

Vormittag« 8.30 Uhr: Gottesdienst in <strong>der</strong><br />

Altcnhofkapelle (Pfarrer Fuckel, Köln-Lindenth°l).<br />

Vormittag« 11.15 Uhr: Vortrag von Professor<br />

D, Dr, Cordier, Gießen, „Luther« Bedeutung<br />

für die Pädagogik".<br />

Mittags 1 Uhr: Gemeinsame« Mittagessen.<br />

Nachmittags 3,30 Uhr: Aussprache über den<br />

Vormittagsvortrag,<br />

für <strong>Rheinland</strong> und Westfalen war<br />

am 5, November in Barmen, — In Unter-<br />

Bar m e n wird für den Bezirk Westen, Clausen,<br />

Krankenhau«oiertel eine neue Pfarrstelle<br />

errichtet! sie wird zur Zeit von Missionsinspektor<br />

Pastor Krafft versehen. — In Wupperfeld<br />

starb <strong>der</strong> Presbyter Mangel, an<br />

dessen Stelle Ingenieur Gerhard trat. —<br />

75 Männer aus Nächstebreck machten eine<br />

Männerfahrt ins Rheinische Missionshaus. —<br />

Am 10. 11, wurde in <strong>der</strong> Kapelle Lichtenplatz<br />

(Unter-Barmen) da« 25jährige Eröffnungsjubiläum<br />

<strong>der</strong>selben gefeiert, am 14. 11.<br />

in <strong>der</strong> Gemeinde Gemarke eine 25-Iahr°<br />

und Ehrenfeier für den Friedhofsoerwalter Emil<br />

Müller veranstaltet. — Es wird unter Vorsitz<br />

von Pastor Kulp eine gemeinsame Organisation<br />

für die ganze „Wupperstadt" geplant<br />

zwecks Vereinigung evangelischer Rundfunkhörer.<br />

— Bald nach <strong>der</strong> Landung in Brasilien<br />

verstarb am 26, 10. in P o r l o Alegro<br />

(Rio Grande do Sul) nach kurzer schwerer<br />

Krankheit Frau Else F u n ck e geb. Stöoesandt,<br />

die Gattin des Propstes Gottlieb F u n ck e, <strong>der</strong><br />

bis vor kurzem Pfarrer in Barmen war. — Am<br />

2. und 3. 11. war die 25-Iahrfeier des Helferinnenverbandes<br />

<strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />

Frauenhilfe <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> <strong>im</strong> Auguste-Viktoria-<br />

He<strong>im</strong> zu Barmen. — Am 26. 10. feierte die<br />

evangelische Schule in <strong>der</strong> Eichenstraße<br />

(Rektor Koopmann) ihr 25jährige«<br />

Jubiläum.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Bonn<br />

Pastor Albert Lorenz ist am 1. 11. in den<br />

Ruhestand getreten. Lei<strong>der</strong> ließ sein Gesundheitszustand<br />

Abschiedspredigt und -feier nicht zu. —<br />

Der <strong>Evangelische</strong> Verein zu Beucl feiert <strong>im</strong><br />

November sein 20jährige« Stiftungsfest. — E«<br />

sind hier und da <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> Sammlungen eingeleitet<br />

für da« Nonner Studienhau«,<br />

da« He<strong>im</strong> so manche« jungen Theologiestudiercnden.<br />

— Pastor Busch, seit Jahresfrist Vertreter<br />

für Pastor Lorenz <strong>im</strong> dritten Bonner<br />

Nachmittag« 5 Uhr: Vortrag, Redner noch<br />

unbest<strong>im</strong>mt, „Die Lage <strong>der</strong> Jugend an den<br />

höheren Schulen".<br />

Abend« 7.15 Uhr: Abendessen.<br />

Abends 8.15 Uhr: Spiel <strong>der</strong> Kölner B. 2. I.er<br />

Spielschar.<br />

Abend« 10 Uhr: Abendfeier.<br />

Montag, den «. Januar.<br />

Vormittags 8.30 Uhr: Morgenfeier.<br />

Vormittag« 9 Uhr: Vortrag Pfarrerin Schäfer,<br />

Jena, „Mädchenarbeit".<br />

Vormittags 10,30 Uhr: Vortrag Fürsorgerin<br />

Nuthild Manz, Frankfurt, „Bündische Arbeit<br />

in <strong>der</strong> Fürsorge <strong>der</strong> Großstadt", Aussprache,<br />

Vormittags 11.15 Uhr: Gästeoersammlung.<br />

Mittag» 12.15 Uhr: Gemeinsame« Mittagessen.<br />

Nachmittags 2 Uhr: Gemeinsamer Spaziergang.<br />

Singen und Spielen.<br />

Abend« 8 Uhr: Vortrag Pfarrer Brandmeier,<br />

Gelsenkirchen, „Die Lage <strong>der</strong> Industriejugend".<br />

Abend« 10 Uhr: Abendfeier.<br />

Dienstag, den 7. Januar.<br />

Vormittags 8.30 Uhr: Morgenfeier.<br />

Vormittag« 9 Uhr: Vortrag Stählin, Münster,<br />

„Möglichkeiten <strong>der</strong> Bibelarbcit", Aussprache.<br />

Vormittag« 11,30 Uhr: Schluß des Lehrgange«.<br />

<strong>Das</strong> Singen leitet Dr. Ameln, Kassel: da«<br />

Spielen Sophie von <strong>der</strong> Weiden, Köln-Ehrenfeld.<br />

— Alle« Nähere durch die Bundeskanzlei<br />

des Bunde« Deutscher Iugcndvereine, Göttinnen.<br />

Postfach 204.<br />

Pfarrbezirk, ist in Laufersweiler (<strong>Kirche</strong>nkreis<br />

S<strong>im</strong>mern) gewählt. — Im Interesse<br />

<strong>der</strong> Sammlung für die Gemcindearmen hat da«<br />

Presbyterium Bonn sämtliche übrigen Sammlungen<br />

<strong>im</strong> November und Dezember außer Kraft<br />

gesetzt. — Unlängst wurde da« 50. Iahresfest<br />

de« <strong>Evangelische</strong>n Jugend- und Männervereins<br />

in Godesberg gefeiert; Festpredigten hielten<br />

Generalsuperintendcnt D. Stoltenhoff und<br />

Pfarrer Frick, Bonn.<br />

<strong>Kirche</strong>nkceis Braunfels<br />

Pfarrer Otto Hassel in Oberbiel ist am<br />

1. 11. in den Ruhestand getreten.<br />

? <strong>Kirche</strong>nkreis Cleoe<br />

Da« langjährige Mitglied de« Kreissynodaloorstande«<br />

Professor Dr. Depenthal in<br />

Cleve konnte am 7. 10. seinen 80. Geburtstag<br />

feiern. Unter Überreichung eine« Blumenangebinde«<br />

wurden ihm seitens <strong>der</strong> Kreissynode<br />

in Würdigung seiner langen treuen Dienste die<br />

herzlichsten Glückwünsche dargebracht — Die<br />

Gemeinde Issum ist innerhalb von 3/^ Jahren<br />

in den Besitz einer neuen, schuldenfreien<br />

Orgel gekomme». Es wird nunmehr nötig, das<br />

Aeußere des Gotteshauses von den späteren<br />

barocken Zutaten, welche abzubröckeln drohen, zu<br />

befreien und es in seiner schlichten Schönheit<br />

wie<strong>der</strong>herzustellen, in <strong>der</strong> es nach den Bauplänen<br />

de« großen Berliner Baumeisters<br />

Schinkel einstmals erbaut wurde.<br />

o <strong>Kirche</strong>nkreis Dinslaken<br />

Am 22. 8. war die Wie<strong>der</strong>einweihung <strong>der</strong> erneuerten<br />

<strong>Kirche</strong> zu Wehofen, Gemeinde<br />

Holten. — Am 29. 9. wurde in Sterkrade<br />

eine Ortsgruppe des B. D. I, gegründet. —<br />

In Osterfeld, da« jetzt mit Oberhauscn und<br />

Sterkrade zum Stadtkreis Oberhausen gehört,<br />

weihte Superintendent K r a m in, Recklinghausen<br />

(Wests,), ein neue« evangelische« Gemeindehaus,<br />

— Der <strong>Evangelische</strong> Frauenocrein<br />

Umschau<br />

Elternhaus und Fürsorgeerziehung<br />

Die Oeffentlichkeit hat sich in letzter Zeit sehr<br />

für die Zöglinge <strong>der</strong> Fürsorgeerziehung interessiert.<br />

Daß e« nicht leicht ist, diese Zöglinge<br />

zu brauchbaren ^Menschen zu machen, kann man<br />

sich denken, denn sie sind zum großen Teil Opfer<br />

zerrütteter Familienverhältnisse o<strong>der</strong> einer ungenügenden,<br />

vielfach fehlgreifenden häuslichen<br />

Erziehung. In den Anstalten sollen diese Mängel<br />

oft in verhältnismäßig kurzem Zeitraum beseitigt<br />

werden, eine Aufgabe, die häufig an«<br />

Unmögliche grenzt. Einige Angaben aus dem<br />

Jahresbericht <strong>der</strong> rheinischen<br />

Mädchenhe<strong>im</strong>e <strong>der</strong> Kaiserewerther<br />

Diakonissenanstalt lassen leicht<br />

die Linien ziehen zwischen Elternhaus und Fürsorgeerziehung.<br />

Im Berichtsjahr wurden 86<br />

Zöglinge aufgenommen. Von ihnen waren 71<br />

Fürsoigezöglinge und 25 Freiwillige, Unter<br />

ihnen waren 9 Vaterwaisen, 5 Mutterwaisen,<br />

6 Vollwaisen, von denen nur eine Pflegeeltern<br />

hatte, 20 einen Stiefvater, 17 eine Stiefmutter,<br />

in 16 Fällen war in den Elternhäusern<br />

eheliche Uneinigkeit, 6 Kin<strong>der</strong> stammten au«<br />

i^cschiedenen Ehen. Kr<strong>im</strong>inelle Bestrafung <strong>der</strong><br />

Eltern wurde in 21 Fällen festgestellt, darunter<br />

waren 16 Fälle von sittlichen Vergehen. 9<br />

Fürsorgezöglinge stammten au« Trinkerfamilien.


Sterkrade feierte am 6, 10. sein 50jähriges<br />

Bestehen. Den Festgottesdienst hielt Generalsuperintendent<br />

a, D, Professor I), Klingein<br />

an», Bonn.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Düsseldorf<br />

In <strong>der</strong> Iohanneskirche wird <strong>im</strong> Laufe des Winter«<br />

erstmalig in Düsseldorf ein Orgelein<br />

führungskursu« <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong><br />

geistliche» Abendmusiken veranstaltet werden, —<br />

In Düsseldorf hat sich eine Arbeitsgemeinschaft<br />

de« christlichen Volksdienste«<br />

gebildet. — Am 28. 9. wurde in<br />

Haan eingeführt Pfarrer Sauer au« Holzhausen<br />

a, 0. Heide (Regierungsbezirk Niesbaden),<br />

am 3. id. für die an<strong>der</strong>e Pfarrstelle daselbst<br />

gewählt Pfarrer Heß in Nüchenbeure»<br />

(<strong>Kirche</strong>nkreis Trarbach). — Der Amtsantritt<br />

de« bisherigen Barmer Missionsinspektor« Pfarrer«<br />

Schomburg in Düsseldorf wird sich<br />

durch den plötzlichen Tod von Direktor Schmidt<br />

erheblich verzögern. Auch die neu errichtete<br />

Pfarrstelle <strong>im</strong> äußersten worden <strong>der</strong> Gemeinde<br />

wird kaum vor Frühjahr besetzt werden. — Fast<br />

wäre auch die Vikariatsgemeinde ll n t e r -<br />

Rath auf« neue verwaist, indem Pfarrer i. R.<br />

M o ck e r t, <strong>der</strong> die Verwaltung übernommen<br />

hatte, schwer erkrankte. Gottlob ist <strong>der</strong>selbe<br />

völlig wie<strong>der</strong>hergestellt. — In aller Stille<br />

feierte Pfarrer Petri von <strong>der</strong> Ehristuskirche<br />

sein 40jährige« Amtsjubiläum. — Der bisherige<br />

Leiter des evangelischen Waisenhause« Grau<br />

hat die Führung de« wie<strong>der</strong> errichteten Diakonenhe<strong>im</strong>e«<br />

für männliche Krankenpflege <strong>im</strong> Hause<br />

übernommen, — Der Innenausbau de« Predigerseminar«<br />

an <strong>der</strong> Kaiserswerther<br />

Straße hat begonnen. Man erhofft die Fertigstellung<br />

zu Anfang April. — Pfarrer Necht -<br />

hold, <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Fürsorgeabteilung in den<br />

Kaiserswerther Anstalten, wird zum 1.12. einem<br />

Ruf nach Marburg folgen: ein Nachfolger ist<br />

noch nicht gefunden, — Am 28. 8. starb in<br />

Ncettmann <strong>der</strong> 60jährige Kirchmeister Johanne«<br />

11 Mädchen wurden als erblich belastet bezeichnet,<br />

bei vielen war die Schulbildung infolge<br />

<strong>der</strong> zerrütteten Familienverhältnisse ungenügend.<br />

Die Stadt <strong>der</strong> Hilfe<br />

Nach dem bei <strong>der</strong> 8. Tagung des Kaiserswerther<br />

Verband« deutscher Diakonissenmutterhäuser<br />

erstatteten Bericht ist die Schwesternzahl<br />

des Verbands in den Jahren 1926—1828<br />

von 22 571 auf 24 838 gestiegen, also durchschnittlich<br />

<strong>im</strong> Jahr um 8NN Schwestern, Die<br />

Zahl <strong>der</strong> Arbeitsfel<strong>der</strong> vermehrte sich von 8471<br />

auf 8105: Hilfsschwestern sind e« fast 4000,<br />

Auch in <strong>der</strong> äußeren Substanz <strong>der</strong> Mutterhausdiakonie<br />

ist eine starke Vermehrung eingetreten.<br />

Seit 1823 ist <strong>der</strong> Grundbesitz <strong>der</strong> 6« deutsche»<br />

Mutterhäuser von 1405 auf 174N l,H angewachsen.<br />

Dazu kommt eine ?!!enge Neu- und Erweiterungsbauten,<br />

durch die die Zahl <strong>der</strong> Netten<br />

und Tagesplätze um 8524 vermehrt werden<br />

konnte. Weiter wurde eine ganze Reihe von<br />

Ausbildungsstätten geschaffen, u. a. 14 Haushaltungsschulen,<br />

13 Kin<strong>der</strong>gärtnerinnenseminare,<br />

IN Kin<strong>der</strong>pflegeschulen, je 9 Lyzee» und Krankenpflegeschulen.<br />

Sie bieten 22N8 Schülerinnen<br />

Raum: 461 neue Lehrkräfte mußten eingestellt<br />

werden, so daß e« jetzt 1NN5 sind. Nähme man<br />

alle diese Menschen, die hier in <strong>der</strong> Liebestätigkeit<br />

stehen, zusammen, so ergäbe sich die<br />

Einwohnerzahl einer guten deutschen Mittelstadt.<br />

> Nicht 3 Mark!<br />

Ein vor drei Jahren von Hedwig Wangel gegründete«<br />

He<strong>im</strong> für weibliche Straf»<br />

entlassene, da« al« Uebergangsstation<br />

Kirchner, — Durch die Ilmgemeindung<br />

sind Teile <strong>der</strong> Synoden Nie<strong>der</strong>berg,<br />

Ruhrsynode und Düsseldorf zu einem<br />

gemeinsamen Landkreis Düsseldorf-<br />

Mettmann vereinigt worden. Es wird ein<br />

engerer Zusammenschluß <strong>der</strong> drei <strong>Kirche</strong>nkreise<br />

zur Wahrung <strong>der</strong> kirchlichen Belange notwendig<br />

werden. Ebenso wird für das durch den Veitritt<br />

Benrath« und Kaiserswerth« vergrößerte<br />

Düsseldorf das bisherige Wohlfahrtsamt<br />

eine Vergrößerung erfahren müssen,<br />

um eine einheitliche Vertretung <strong>der</strong> evangelischen<br />

Gemeinden Groß-Düsseldorfs in wohlfahrtspfleaerischcr<br />

Beziehung darzustellen. —<br />

Die Vikarin Frieda Schindelin, Lehrerin in<br />

<strong>der</strong> Düsseldorfer Gemeinde, tritt als eine <strong>der</strong><br />

ersten deutschen Theologinnen in de» Dienst <strong>der</strong><br />

Norddeutschen Mission, — Am 1. 10. feierte<br />

Organist Hasheidcr in Benrath sein<br />

25jährige« Amtsjubiläum, — Am 13, 10. hielt<br />

Pastor G l a s e r in Haan seine Abschiedspredigt.<br />

— In Düsseldorf tagte am<br />

2l. 10. <strong>der</strong> Provinzial-<strong>Kirche</strong>nrat, verstärkt durch<br />

seinen Son<strong>der</strong>ausschuß für Verfassung und <strong>Kirche</strong>nrecht.<br />

Es wurden vor allem die Frage» <strong>der</strong><br />

Kommunal- und <strong>Kirche</strong>nneubegrcnzung <strong>im</strong> Regierungsbezirk<br />

Düsseldorf besprochen. — In Düsseldorf<br />

verstarb <strong>der</strong> Aelteste Direktor Spier:<br />

zu seinem Nachfolger wurde Stadtkassendirektor<br />

Hattrop gewählt. — Die am 12. IN. eingeweihte<br />

Südbrücke zwischen Düsseldorf und<br />

Neuß wurde Tags zuvor von katholischen Priestern<br />

geweiht, — Am 27. IN. wurde in Hösel<br />

<strong>der</strong> Grundstein zu einer evangelischen <strong>Kirche</strong> gelegt,<br />

wobei Sup. V. 3Ü einberg, Düsseldorf,<br />

die Prooinzialkirche vertrat. — Am 2. 11. vollendete<br />

General <strong>der</strong> Infanterie a. D, Diesenbach,<br />

früher Mitglied <strong>der</strong> Größeren Gemeindevertretung,<br />

zeitweise auch Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Pfarrwahlkommission, sein 70. Lebensjahr. Nach<br />

guter kirchlicher Sitte entzog er sich nicht seiner<br />

kirchlichen Verpflichtung, mit dem Kollektenteller<br />

an <strong>der</strong> Kirchtür zu stehen.<br />

vielen den Weg zu Arbeit und Verdienst und<br />

zur Einglie<strong>der</strong>ung in die Gesellschaft ebnen<br />

konnte, mußte geschlossen werden. Erschütternd<br />

und beschämend sind die Worte de« Rundschreiben«,<br />

in dem die Grün<strong>der</strong>in ihren schweren Entschluß<br />

bekannt gibt:<br />

„Ihr müßt nach Berlin zurückgehen, nehmt<br />

eure kleinen Kin<strong>der</strong> auf den Arm, sucht dort<br />

ei» Nett! In 4800 Bahnhöfen ließ ich meine<br />

Bitte um 3 Mark für euch ankleben, es kamen<br />

nicht 10, die sie erfüllt hätten. Ich kann euch<br />

nicht mehr helfen. Vielleicht n<strong>im</strong>mt euch jemand<br />

in Stellung, wenn ihr nichts von <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

sagt! Ich konnte euch nicht« lernen<br />

lassen, wenn ich auch nach drei Jahren endlich<br />

von <strong>der</strong> Regierung die Erlaubnisurkuude bekam.<br />

Niemand wollte euer Lehrer sei». So ist<br />

da« „Tor <strong>der</strong> Hoffnung" zur Sackgasse geworden.<br />

Ich habe mich geirrt, ich dachte, es<br />

wäre eine lebendige Hoffnung, Lebt wohl!"<br />

Nicht drei Mark für eine solche Lirbeoarbeit,<br />

aber 74 ^»t für Alkohol, 127 ,/X für Tabak<br />

pro Kopf <strong>der</strong> deutschen Bevölkerung! Es ist<br />

kein Ruhmesblatt für unser deutsche' Volk,<br />

Keine christliche Schwester mehr für öffentliche<br />

Anstalten?<br />

Die 6, Reichskonferenz <strong>der</strong> Rlichsiektio» f»r<br />

Gesundheitswesen veröffentlicht in Nr. i!1 <strong>der</strong><br />

„Sanitätswarte" folgende Entjchließung:<br />

„Die Reichskonferen; for<strong>der</strong>t von lcr Reichsscktion,<br />

dahin zu wirken, daß in sämtlichen<br />

öffentlichen Anstalten keine Mutterhausschwestern<br />

und sogenannte<br />

Brü<strong>der</strong> beschäftigt werden. In allen<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Duisburg<br />

Der CVIM. Duisburg, beging am<br />

22. 8. sein 2N. Iahresfest, <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong><br />

Volksverein Wanhe<strong>im</strong>erort am 22. 9.<br />

die Feier seine« 10jährigen Bestehen«. — Die<br />

Ne<strong>der</strong>landsch Hervormde Kerk zu<br />

Duisburg beging am 6, in. ihr silbernes Jubiläumsfest.<br />

— Am 23, 8, feierte <strong>der</strong> Lehrer i, R.<br />

Egon Gel<strong>der</strong>blom, Duisburg-Mei<strong>der</strong>ich,<br />

Mitglied <strong>der</strong> Kreissynode Duisburg,<br />

da« Fest <strong>der</strong> goldenen Hochzeit. Die Denkmünze<br />

und das Widmungsblatt <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> wurden ihm<br />

zu diesem Tage überreicht. — Am 26. 8. gab<br />

dieDiakonenanstalt Duisburg mit<br />

einer Eröffnungsfeier ihre Tochteranstalt, das<br />

Kurhau« Siloah in Lintorf, wie<strong>der</strong><br />

ihrer Vorkriegsbest<strong>im</strong>mung, ein Kurhau« für<br />

Alkoholkranke gebildeter Stände zu fein, zurück.<br />

— Am 27. 8. starb in R h e ! n b r e i t b a ch<br />

bei Honnef Johannes Dietrich, 68 Jahre<br />

alt, Direktionsmitglied <strong>der</strong> Duisburger Diakonen<br />

anstalt. — <strong>Das</strong> Gustao-Adolf-Fest de«<br />

<strong>Kirche</strong>nkreise« wurde am 27. IN, in Duisburg<br />

gefeiert. — Pastor Johannes Hörn,<br />

bisher Pfarroerweser in Sonnborn, wurde<br />

am 27. IN. als HilfsPrediger für den Bezirk<br />

Neuenkamp eingeführt.<br />

k <strong>Kirche</strong>nkreis Elberfeld<br />

In Sonnborn sammelt man für den Ausbau<br />

<strong>der</strong> Orgel, — <strong>Das</strong> Hospital zum<br />

Roten Kreuz an <strong>der</strong>Hardt, da« ursprünglich<br />

ganz evangelischen Charakter trug, hat<br />

eine bedeutende Erweiterung erfahren. Es kommt<br />

noch jetzt wesentlich den <strong>Evangelische</strong>n zugute,<br />

— Auf <strong>der</strong>3. TheologischenWochede«<br />

Reformierten Bundes in Elber -<br />

feld (7.—IN, IN) sprach auch v, Karl<br />

Barth. Gleichzeitig wurde am IN. 10, da«<br />

silberne Jubiläum dcrElberfel<strong>der</strong> Kandidatenarbeit<br />

begangen, wobei die früheren<br />

und jetzigen Zöglinge in großer Anzahl zusammenträfe».<br />

— Die alte reformierte<br />

<strong>Kirche</strong> ist an die Fernheizung angeschlossen. —<br />

öffentlichen Anstalten ist nur weltliche«<br />

Personal zu beschäftigen.<br />

Die gleiche For<strong>der</strong>ung wird für das dort tätige<br />

Haus- und Wirtschaftspersonal erhoben,"<br />

Diese Entschließung zeigt aufs neue, mit welcher<br />

Planmäßigkeit vorgegangen wird, uni de»<br />

christlichen Geist in den Krankenhäusern und<br />

Wohlfahrtscinrichtungen zu unterdrücke» bzw.<br />

au«zuschalte». Sie ist ganz <strong>im</strong> Geist <strong>der</strong>er gehalten,<br />

die das Betreten <strong>der</strong> Krankenhäuser<br />

durch Pfarrer verbieten möchten bzw. da«<br />

gemeinsame Gebet <strong>der</strong> Krankenschwestern<br />

bei Tisch bereits verboten habe». Die evangelische<br />

Bevölkerung hat allen Grund, auf dirse<br />

Gefahren, die sich au« dem Vordringen de«<br />

Atheismus ergeben, ein offenes Auge zu haben.<br />

Eine neue evangelische Stiftung?<br />

Die Vorbereitungen zu den großen Gedenkfeiern<br />

<strong>im</strong> Jahre 1830 in Augsburg anläßlich <strong>der</strong> 400jährigen<br />

Wie<strong>der</strong>kehr de« berühmten Augsburger<br />

Reichstages, an dem die Vekenntnisgrundlage<br />

<strong>der</strong> evangelisch-lutherischen <strong>Kirche</strong>n, die<br />

Augsburger Konfession, an Kaiser Karl V.<br />

übergeben wurde, sind i» volle»! Gang. Auch<br />

<strong>der</strong> Deutsche <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong>ntag<br />

wird 1830 wie<strong>der</strong> zusammentreten »nd<br />

seine Tagung in Augsburg beginnen. Einen bedeutsamen<br />

Antrag hat nach einer Mitteilung<br />

des „<strong>Evangelische</strong>n Deutschland" <strong>der</strong> evangelische<br />

Handwerker- und Arbeiterverein Augsburg<br />

an da« dortige Dekanat eingerichtet: Aus<br />

Anlaß de« Festes soll eine Stiftung geschaffen<br />

werden, die zur Ansiedluug<br />

evangelischer Glaubensgenossen<br />

inStadt und Land dienen soll, um <strong>der</strong>


Pfarrer Schönberger von <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Ronsdorf, lutherisch, geht an die deutsche<br />

Gemeinde nach London. — Die Herbsttagung<br />

<strong>der</strong> Lutherischen Vereinigung fand<br />

am 13, IN. in Barmen und Elberfeld<br />

statt, — Am 26. 9. starb in Ludwigsburg,<br />

«1 Iahie alt, Pastor Rothweil ei, von<br />

1897—1810 Pastor an <strong>der</strong> lutherischen Gemeinde<br />

E l b c r f e l d, —- Der Synodalkolporteur<br />

Aler Lumpe ward Stadtmissionar <strong>der</strong><br />

<strong>Evangelische</strong>n Gesellschaft in Saarbrücken. —<br />

Der Presbyter August Clarenbach von <strong>der</strong><br />

lutherischen Gemeinde ist nach auswärt« verzogen;<br />

für ihn wurde Rektor Schauff zum<br />

Presbyter gewählt, — Die reformierte Gemeinde<br />

Ronsdorf wird das neue Gesangbuch nicht<br />

einführen, son<strong>der</strong>n bei ihrem Beschluß vom<br />

23. 11 192« bleiben, mithin statt 25 Psalmen<br />

sämtliche 150 Psalmen behalten. — Eine neue,<br />

zeitgemäße Heizung ist für die lutherische <strong>Kirche</strong><br />

in Ronsdorf beschlossen, — Pfarrvikar<br />

Hörn ist von Sonnborn nach Duisburg<br />

gekommen; die beiden Pfarrbczirke weiden zur<br />

Zeit von Pfarrer Wichelhau « und dem<br />

Pfarroerweser Pastor Hufschmidt pastoriert.<br />

— In Elbcrfeld sprach unlängst <strong>der</strong> ehemalige<br />

Hauptmann von Schwanenflügel, ein<br />

kriegsblin<strong>der</strong> Theologe, <strong>der</strong> als Hilfsprediger in<br />

Bremen in einer ausgedehnten Jugend- und<br />

Wohlfahrtsarbeit steht. Erst nach vollendetem<br />

Studium hatte er erfahren, daß er niemal« <strong>im</strong><br />

Pfarramt angestellt werden könne, — Da»<br />

Elberfel<strong>der</strong> Predigerseminar beginnt<br />

mit 12 Kandidaten das neue Semester. —<br />

In <strong>der</strong> alten reformierten und in <strong>der</strong> alten lutherischen<br />

<strong>Kirche</strong> sind je 30 Bankplätze an eine<br />

Vielhörcranlage angeschlossen, — In<br />

Ronsdorf lutherisch war am 16. 11, eine<br />

Abschiedsfeicr für den nach London berufenen<br />

Pastor Schönberge r. «,, ^. « . «,^<br />

Klrchenkre« Essen<br />

Die christliche Pfadfin<strong>der</strong>anstalt Essen-West<br />

spielte am 28, 9, <strong>im</strong> Saale an <strong>der</strong> Apostelkirche<br />

da» alte Laienspiel Christophoru«<br />

Entwurzelung breiter Volksschichten durch<br />

Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit zu begegnen.<br />

Die Mittel hierzu sollen durch eine großzügige<br />

Werbung unter allen evangelischen Deutschen<br />

aufgebracht werden. Man erinnert sich bei dieser<br />

Anregung an die auf ähnliche Weise entstandene<br />

Gustao-Adolf-Stiftung, die 1831 bei<br />

<strong>der</strong> Erinnerungsfeicr an den Tod Gustav Adolfs<br />

statt eines Denkmals als lebendige Arbeitsgemeinschaft<br />

zur Unterstützung evangelischer<br />

Glaubensgenossen in <strong>der</strong> Zerstreuung begründet<br />

wurde.<br />

Auswan<strong>der</strong>ndes Geld<br />

Eine Stuttgarter Zeitung berichtet von einer<br />

eindrucksvollen Rechnung, die Dr. Külz über<br />

die Ausgaben des deutschen Volkes für ausländische<br />

Luxusware» aufstellte. Er berechnet,<br />

daß <strong>im</strong> letzten halben Jahr an Luxustafelfruchten<br />

6,5 Millionen Zentner <strong>im</strong> Wert<br />

von 154 Millionen Mark eingeführt wurden.<br />

Die Einfuhr <strong>der</strong> Bananen ist von 584 NNN<br />

Zentner in <strong>der</strong> Vorkriegszeit auf jährlich 1,7<br />

Millionen Zentner <strong>im</strong> letzten Jahr, die <strong>der</strong><br />

Apfelsinen von 2,6 Millionen Zentner auf<br />

mehr als 5 Millionen Zentner, die <strong>der</strong> Ananas<br />

von 46 000 Zentner auf 186 OON Zentner<br />

gestiegen. Der Branntweingenuß ist in<br />

Deutschland Gott sei Dank auf 71 Prozent <strong>der</strong><br />

Vorkriegszeit zurückgegangen, aber noch werde»<br />

7 Millionen Mark jährlich für ausländische<br />

Liköre verschleu<strong>der</strong>t, 70 Millionen für<br />

zum Teil sehr min<strong>der</strong>wertige Weine, 6 Millionen<br />

für Auslandsbier. Für jährlich<br />

»ichr als 11 20N Zentner eingeführte Parfüme<br />

und kosmetische Artikel bezah-<br />

von Otto Bru<strong>der</strong>. — An demselben Tage ward<br />

da« evangelische Jugendhe<strong>im</strong> in<br />

Essen-West eingeweiht. — Der Erweiterungsbau<br />

des evangelischen Krankenhauses in Essen-<br />

Steele (Synode Hattingen, Wests.) schreitet<br />

rüstig fort, — Die Festpredigt be<strong>im</strong> 6Njährigen<br />

Jubiläum des Kin<strong>der</strong>gottesdienste« <strong>der</strong> Pau -<br />

lu « kirche in <strong>der</strong> Altstadtgemeinde am 8. IN.<br />

hielt Generalsuperintendent a, D. D, K I i n g e -<br />

mann, Bonn. — Am 6, IN. beging Pfarrer<br />

Fürstenow von <strong>der</strong> Altendorfer Gemeinde<br />

sein 40jähriges Amtsjubiläum, — Am<br />

selben Tage feierte <strong>der</strong> Evangelisch-gemischte<br />

Chor Essen-West sein INjährige« Iahresfest:<br />

tags zuvor fand eine große Abschicdsfcier statt<br />

für Rektor Hermanns von <strong>der</strong> evangelischen<br />

Gemeindeschule XII. — Am 18. IN. war da«<br />

Kreisfest <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Frauenhilfe.<br />

— Am 13, IN, sind 75 Jahre seit <strong>der</strong> Einweihung<br />

des evangelischen Krankenhauses Huyss<br />

e n st i f t verflossen. — Der langjährige Gemcindeoerordncte<br />

Heinrich Rathert in<br />

Essen-Borbcck ist am 4, IN, gestorben.<br />

— Wegen plötzlich aufgetretener Bergschäden<br />

mußte die Kreuzeskirche <strong>der</strong> Altstadtgcmcinde<br />

bis auf weiteres geschlossen werden. —<br />

Del <strong>Evangelische</strong> Büigelverein Essen-<br />

Alt e n d o r f feierte sein 2Njähriges Jubelfest<br />

am 2N. IN., die Näh schule II am 25. 10.<br />

ihr INjährige« Bestehen, <strong>der</strong> Iungmädchenbund<br />

Essen-Schonnebeck um dieselbe Zeit da«<br />

25jährige Gründungsfest. — Die <strong>Kirche</strong> in<br />

Klay wird <strong>im</strong> Inneren einer gründlichen<br />

dringenden Erneuerung unterzogen. Für die Ausmalung<br />

ist <strong>der</strong> Düsseldorfer <strong>Kirche</strong>nmalcr<br />

Rüter gewonnen, ein Meisterschülcr Eduard<br />

von Gebhardt«, — Im Folkwangmuseum wurde<br />

am 3. 11. eine Ausstellung evangelischer<br />

Kirchbauten und kirchlicher<br />

Kunst eröffnet. — <strong>Das</strong> Synodal-Gustav-<br />

Adolf-Fest wurde am 27. IN. in NreVeney<br />

gefeiert, an demselben Tage ein Kirchbauverein<br />

für Essen-Ost (Auferjtchungskirche <strong>der</strong> Altstadt-<br />

len wir fast 7 Millionen Mark, für feine Papierwaren<br />

8 Millionen Mark usw. Der Körper<br />

<strong>der</strong> deutschen Volkswirtschaft hat eine<br />

schwere Wunde, au« <strong>der</strong> stetig wertvollste Substanzen<br />

ins Ausland strömen.<br />

Die Mischehen nehmen zu<br />

Eine interessante Zusammenstellung über die<br />

Zahl <strong>der</strong> Mischehen und ihren Anteils an den<br />

Eheschließungen überhaupt gibt O. Schnei<strong>der</strong>,<br />

Berlin, <strong>im</strong> neuesten Kirchlichen Jahrbuch von<br />

1928, Im Jahr 1913 wurden 53 4U7 Mischehen,<br />

d, h, 10,42 Prozent aller Eheschließungen<br />

eingegangen, 1923: 77 3U7 (13,33 Prozent),<br />

1824: 95 69« (13,57 Prozent)! 1825: 64 785<br />

(13,42 Prozent), 1926: 68 851 (14,27 Prozent):<br />

und 1927: 79 750 (17,18 Prozent), Den Hauptanteil<br />

<strong>der</strong> Mischehen machen die evangelischkatholischen<br />

Eheschließungen au«. Die Zahlen<br />

dieser Gruppe betrugen 1824: 48 308 (1N8,78<br />

aufs Tausend): 1825: 52 947 (109,67): 1926:<br />

53 870 (111,49): 1927: 58 889 (111,12). Von<br />

beson<strong>der</strong>em Interesse für den Beobachter <strong>der</strong><br />

kirchlichen Entwicklung ist da« starke Anwachsen<br />

<strong>der</strong> evangclisch-dissidentischen Mischehen. Es<br />

wurden gezählt 1924: 7036 (15,99 aufs Tausend):<br />

1925: 8928 (18,48): 1926: 9833 (2N,55):<br />

1927: 13 586 (25,23). Auffallend ist, daß <strong>im</strong><br />

Jahre 1927 unter den Eheschließungen dieser<br />

Gruppe 1876 evangelische Männer waren, die<br />

dissidentische Frauen heirateten, dagegen 11 71N<br />

dissidentische Männer, die evangelische Frauen<br />

heirateten. Hieraus erklärte sich auch, daß ein<br />

verhältnismäßig großer Prozentsatz <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

aus solchen Mischehen, in' Durchschnitt fast drei<br />

gemeinde) gegründet. — Der Zwcigverein Alte<br />

n e s s e n de« <strong>Evangelische</strong>n Bunde« feierte<br />

am IN, 11. sein 25jährige« Bestehen. —<br />

Eine Tagung für evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong>n- und Gemeindehausbau<br />

findet vom 25, bis 27. 11. in Essen<br />

statt. — Der Kirchbauverein in Essen-Altstadt<br />

erstrebt für die neue Auferstehungskirche<br />

die Beschaffung von Kanzel, Altar, Gestühl und<br />

Fenstern, — In Kronstadt (Rumänien) starb<br />

am 4. 11. Pastor Gottlieb Fischer, 1897<br />

bis 1924 Pfarrer in Essen-Altstadt, am 31, IN.<br />

Apothckenbcsitzer Eduard Dieckhäuer, seit<br />

1908 Kirchmeister, seit 1926 Ehrenpresbyter <strong>der</strong><br />

Gemeinde Essrn-Altendorf. — Als<br />

Hüfsprcdiger nach Altenessen wurde am<br />

1. 11, Pastor Dörnmann berufen, — Am<br />

10. 11. wurde in Borbeck ordiniert <strong>der</strong> für<br />

dort best<strong>im</strong>mte Hilfsprediger Dr. Groß sowie<br />

<strong>der</strong> nach Essen-Altstadt berufene Hilfsprcdigcr<br />

Fernau. — Am 3. 11. bekam die Gnadcnkirche<br />

in Dcllwig-Frintrop neue<br />

Glocken, — Der Neubau von Gemeinde- und<br />

Pfarrhaus in Qberbergerhausen, Gemeinde,<br />

Essen-Rellinghausrn, ist<br />

gerichtet. — Der Ev, Iugendoerein (B. D. I.)<br />

in Rüttenscheid feierte am 3, 11. sein<br />

2Njährige« Bestehen.<br />


Letschert von <strong>der</strong>selben Gemeinde wurde bei<br />

seinem Scheiden aus dem Schuldienst <strong>der</strong> Dank<br />

de« Presbyterium« für seine <strong>im</strong> Dienste <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> geleistete Arbeit ausgesprochen, — Da«<br />

neue <strong>Evangelische</strong> Jugend» und Mütterhe<strong>im</strong><br />

Waldquelle in Dalhe<strong>im</strong>-Rötgen ist unlängst<br />

eingeweiht. — Im Oktober wurde da«<br />

30jährige Jubelfest de« evangelischen Kranken-<br />

Hause« „Betheeda" in M. Gladbach<br />

gefeiert, am 3. 4 4. in Viersen zugleich mit<br />

dem Synodal-Gustao-Adolf-Fest da« 50jährige<br />

Bestehen de« dortigen Gustao-Adolf-Frauenverein«.<br />

— Vikar Schumacher, bisher <strong>der</strong><br />

Superintendentur RHey dt zugeteilt, siedelte<br />

am 4. 44. auf da« Elberfel<strong>der</strong> Predigerseminar<br />

über. Sein Nachfolger wurde Kandidat Wei»<br />

rich au« Barmen. — Gefängnisgeistlicher in<br />

Anrathbei Krefeld ist zur Zeit Pfarrer Paul<br />

H e n s e n.<br />

^ <strong>Kirche</strong>nlreis St. Johann<br />

Am 2. 8. 1829 starb <strong>der</strong> langi'ährige Presbyter<br />

Karl Boo « in Elver « berg. — Am 43. 40.<br />

wurde die Schaffhausener Orgel in <strong>der</strong><br />

Diasporagemeinde Hostenbach-Schaffhausen-<br />

Wadgassen eingeweiht.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Iiilich<br />

Am 43. 10. hielt Pastor Speckmann,<br />

<strong>der</strong> nach Hamburg ging, in Düren<br />

seine Abschiedspredigt. — Ein Zeichen dafür,<br />

daß <strong>der</strong> theologische Nachwuchs in den ersten<br />

Nachkriegsjahren recht gering war, ist <strong>der</strong> Um»<br />

stand, daß sich für die vakante Pfarrstelle in<br />

Düren nur 48 Bewerber fanden, von denen<br />

5 zu Gastpredigten aufgefor<strong>der</strong>t sind. — In<br />

Geilenkirchen-Hünshoven ward am<br />

43. 40, <strong>der</strong> Hilfsprediger Friedrich Drobny<br />

aus Köln als Pfarrer eingeführt, — Am 4. 44.<br />

fand in Iülich <strong>der</strong> diesjährige Kreiskirchentag<br />

statt. — lieber Christentum und Sozialismus<br />

sprach in Iülich am 47. 40. <strong>der</strong> von Kiel<br />

nach Halle berufene Professor v. Dr. Ernst<br />

N a r n i k o l.<br />

Christen in <strong>der</strong> Gegenwart auf 650<br />

Millionen. Davon kommen auf da« morgenländische<br />

Christentum gegen 450 Millionen,<br />

auf den römischen Katholizismus<br />

etwa 300, auf den Protestantismus<br />

in seinen verschiedenen Formen über 200.<br />

Innerhalb des morgenländischen Christentum«<br />

ist die bei weitem stärkste Gruppe die Ortho»<br />

dof-Anatolische <strong>Kirche</strong>.<br />

Von den 300 Millionen römischer Katho><br />

Iiken kommen auf die kleine Gruppe <strong>der</strong> mit<br />

Rom unierten <strong>Kirche</strong>n de« Orients etwa 6<br />

Millionen, größtenteils in Osteuropa. Im<br />

übrigen wohnen in Europa 200, in Amerika<br />

75 Millionen römische Katholiken. In Europa<br />

haben die stärkste katholische Bevölkerung Italien<br />

und Frankreich (je etwa 40 Millionen): es<br />

folgen Deutschland, Spanien und Polen (je<br />

etwa 20 Millionen). In Amerika sind Mittelund<br />

Südamerika ganz überwiegend katholisch.<br />

In Asten sind von ihren früheren Beherrschern,<br />

den Spaniern, größtenteils dem katholischen<br />

Christentum unterworfen worden die Philippinen<br />

mit etwa 7 Millionen Bewohnern. Im<br />

übrigen gibt es in Asien und Afrika (abgesehen<br />

von den Län<strong>der</strong>n in Vor<strong>der</strong>asien und Nordafrika,<br />

wo sich morgenländisches Christentum<br />

von altkirchlicher Zeit her erhalten hat) keine<br />

geschlossen katholischen, überhaupt keine geschlossen<br />

christlichen Gebiete. Die Katholiken sind<br />

hier ebenso wie die Protestanten teils einge»<br />

wan<strong>der</strong>te Europäer und <strong>der</strong>en Abkömmlinge,<br />

teil« Missionschristen. Dabei werden da« austra»<br />

l'lche Festland, Neuseeland und Südafrika<br />

den Vereinigten Staaten von Amerika <strong>im</strong>mer<br />

ähnlicher: die Urbevölkerung stirbt au«, bei <strong>der</strong><br />

X <strong>Kirche</strong>nkreis Koblenz<br />

Am N. 40. werden anläßlich <strong>der</strong> Tagung des<br />

<strong>Evangelische</strong>n Bunde« in etwa HO <strong>Kirche</strong>n <strong>der</strong><br />

Umgegend Gottesdienste gehalten. — Trotz <strong>der</strong><br />

ungünstigen Witterung verlief <strong>der</strong> Protestantentag<br />

in Koblenz am 8. 40. innerhalb <strong>der</strong><br />

evangelischen Bundestagung sehr erhebend. Am<br />

Vorabend wurde da« Figgesche Clären»<br />

bach-Festspiel aufgeführt. — Am 4. 44.<br />

wurde das 75jährige Nestehen <strong>der</strong> Gemeinde<br />

An<strong>der</strong>nach gefeiert, — Die Gemeinde Linz<br />

am Rhein hat bei <strong>der</strong> Firma Weigel eine neue<br />

Orgel bestellt, sie soll zum 4. Advent fertig aufgestellt<br />

sein. Ihre alte, noch gut erhaltene Orgel<br />

schenkt sie <strong>der</strong> Gemeinde Dichtelbach (<strong>Kirche</strong>nfrei«<br />

S<strong>im</strong>mern), Diese schenkt ihre Orgel<br />

einer noch bedürftigeren Gemeinde.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Köln<br />

Pfarrer Adam«, Ehrenfeld, ist einem<br />

Ruf nach Hamburg gefolgt: er hielt seine Abschiedspredigt<br />

am 4. September, — Hilfsprediger<br />

Reindell, bisher in Essen-Rüttenscheid,<br />

ist zum 4. 40. al« Hilf«prediger nach Köln berufen,<br />

Kandidat Knappner zum 4. 7, al«<br />

Synodaloikar. — Der Verband evangelischer<br />

<strong>Kirche</strong>nchöre de« <strong>Kirche</strong>nkreise« Köln<br />

feierte am 6. 40. sein 25jährige« Bestehen. —<br />

In dem evangelischen Gemeindesaal von K ö l n-<br />

Nraunfels, an <strong>der</strong> Stätte, wo vor<br />

400 Jahren die beiden Strohhütten <strong>der</strong> Märtyrer<br />

Clarenbach und Fliesteden standen, fand<br />

am Abend de« 28. », eine erhebende Gedächtnisfeier<br />

statt. Die rheinische <strong>Kirche</strong> wurde durch<br />

Superintendent v. Dr. Schäfer, Remscheid,<br />

vertreten, unter den Ehrengästen befanden sich<br />

Generalsuperintendent a. D, Prof. I). Klingemann,<br />

Bonn, Prof. D. Pfennigsdorf,<br />

Bonn, ein Vertreter <strong>der</strong> Prooinzialsynode und<br />

<strong>der</strong> Familie Elarenbach, sowie auch Pfr,<br />

Liz. Klugkist Hesse, Elberfeld. — Rektor<br />

Kaspar Weitzel trat nach 45jähriger<br />

Tätigkeit, zumeist in <strong>der</strong> Humboldt-<br />

europäischen Bevölkerung herrscht die englische<br />

Sprache und wiegt <strong>der</strong> Protestantismus<br />

mit seinen verschiedenen Formen vor.<br />

Internationaler Zusammenschluß <strong>der</strong> religiösen<br />

Sozialisten<br />

In Köln fand eine auch au« dem Auslande<br />

(Schweiz, Holland, Oesterreich) beschickte<br />

Führertagung <strong>der</strong> religiösen Sozialisten statt,<br />

die zu einem Zusammenschluß auf internationaler<br />

Basis führte. An <strong>der</strong> Spitze dieses internationalen<br />

Zusammenschlusses steht <strong>der</strong> Altmeister<br />

<strong>der</strong> religiös-sozialistischen Bewegung,<br />

Prof. Pfarrer Ragaz, Zürich. Bemerkenswert<br />

ist, daß die katholisch-sozialistische Bewegung,<br />

wie sie sich in Deutschland insbeson<strong>der</strong>e<br />

um das „Rote Blatt <strong>der</strong> katholischen Sozialisten"<br />

gruppiert, in Köln vertreten war und in<br />

den internationalen Zusammenschluß sich einglie<strong>der</strong>te.<br />

Gin vorbildlicher Beschluß<br />

Die Blätter verbreiteten vor kurzem den Beschluß<br />

<strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft <strong>der</strong><br />

W ürttembergischen Presse, wonach<br />

wegen <strong>der</strong> llngunst <strong>der</strong> allgemeinen wirtschaftlichen<br />

Lage da« Pressefest in diesem Jahr<br />

ausfallen soll.<br />

Da« Pressefest in Stuttgart rechnet zu den<br />

ersten und größten gesellschaftlichen Veranstal»<br />

tungen de« Winter«, dessen Ausfall manche<br />

Stuttgarter Kreise bedauern werden. Es wäre<br />

also für die Presse leicht, die „Wichtigkeit"<br />

und „Unentbehrlichkeit" diese« Festes zu betonen.<br />

Um so erfreulicher ist <strong>der</strong> Beschluß <strong>der</strong><br />

Kolonie, am 4. 40. in den Ruhestand. Al«<br />

Mitglied de« Kalker Presbyterium«, ist er<br />

auf den verschiedensten Gebieten de« kirchlichen<br />

kommunalen und sozialen Leben« tätig gewesen.<br />

— Studienrat Dr. Bier wurde an Stelle de«<br />

verstorbenen Presbyter« Hauptlehrer Iaeger<br />

in da« Preebyterium <strong>der</strong> Gemeinde Brühl gewählt,<br />

Hauptlehrer Geibel zum Organisten<br />

daselbst berufen und Wilh. Kühl zum Küster.<br />

— Der C. V. I. M. Köln feiert am 40.44.<br />

sein 80jährige« Stiftungsfest, — Am 40. 40.<br />

unterrichtete die Konrektorin Fräulein Anna<br />

Ziele« 40 Jahre lang an <strong>der</strong> evangelischen<br />

Volksschule Köln» Nipp es. — In Gür.<br />

zenich auf <strong>der</strong> gemeinsamen Reformation«»<br />

feier <strong>der</strong> Kölner Gemeinde, hielt am 4, November<br />

Generalsuperintendent a. D, Professor V.<br />

Klingemann, Bonn, die Festrede. — Da<br />

die Stadt Köln auf eine Entscheidung über das<br />

von ihr angebotene Grundstück dringt, sieht sich<br />

<strong>der</strong> Kirchbauverein Nippes vor entscheidende<br />

Beschlüsse gestellt. — Da« Presbyterium N i vpes<br />

besichtigte am 20. 44. ein für den Kirchbau<br />

geeignete« städtisches Grundstück, — Am<br />

44. ». verstarb in Köln-Kalk <strong>der</strong> Pfarrer<br />

i. R. Wilhelm Spickmann. — Auf <strong>der</strong><br />

Reformationsfeier <strong>der</strong> Gemeinde Köln-<br />

Mülhe<strong>im</strong> am 34. 40. sprach Pfarrer<br />

Grie«, Rötgen (Eifel), über Clarenbach<br />

und Fliesteden.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Kreuznach<br />

Der seit Jahrzehnten notwendige Pfarrhausneubau<br />

in L a u b e n h e i m (Nahe) wird nunmehr<br />

Wirklichkeit: mit den Bauarbeiten ist unter <strong>der</strong><br />

Leitung von Rcgierungsbaumeister G ö ck e, Bad<br />

Kreuznach, begonnen worden. — Zum 475jährigen<br />

<strong>Kirche</strong>nbaujubiläum in Seibersbach<br />

wurde da« schöne, alte, gotische Chor von <strong>Kirche</strong>nmaler<br />

Steiger, Bad Kreuznach, neu herge»<br />

richtet. — Die diesjährige Soziale Herbsttagung<br />

in Bad Kreuznach fand am<br />

«. 44. statt. Referate hielten die Sozialpfarrcr<br />

verantwortlichen Pressekreise, aus dem hervorgeht,<br />

daß sie nicht Feste um „jeden Preis" veranstalten<br />

wollen, son<strong>der</strong>n ein berechtigte« Hemmni«<br />

in <strong>der</strong> wirtschaftlichen Notlage unsere« Volkes<br />

anerkennen. Manche Vereine und gesellschaftlichen<br />

Kreise könnten sich <strong>im</strong> Blick auf den<br />

bevorstehenden sorgenvollen Winter ein Vorbild<br />

an diesem Beschluß nehmen.<br />

45 000 deutsche evangelische Fremden-<br />

legionäre<br />

45 000 deutsch« evangelische Fremdenlegion««.<br />

Ein Führer <strong>der</strong> „Evangelisch-Christlichen Einheit",<br />

Pastor v. Rambaud (Gonsenhe<strong>im</strong>),<br />

berichtet in einem unlängst erlassenen Brief an<br />

die Freunde dieser Bewegung einer französischdeutschen<br />

Verständigung auf religiöser Grundlage<br />

über seine Arbeit an den deutschen Fremdenlegionüren.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> deutschen Fremdenlegionäre<br />

evangelischer Konfession ist nach<br />

einer Angabe von v. Rambaud seit 4844<br />

um da« Dreifache gestiegen. Sie beläuft<br />

sich jetzt schätzungsweise auf 45 000. Mit<br />

600 deutschen evangelischen Fremdenlegionären<br />

ist Pfarrer Rambaud in den letzten 2)H Jahren<br />

in persönliche Beziehungen getreten. Die Vermittlungsarbeit<br />

will französische und deutsche<br />

Christen auf die religiöse und moralische Not<br />

<strong>der</strong> Legionäre, die zu 70 Prozent Deutsche sind,<br />

hinweisen und will ihnen zeigen, wie eine gemeinsame<br />

christliche Tätigkeit praktische Wege<br />

<strong>der</strong> Seelsorge schafft, die sonst nicht zu ebnen<br />

wären. Rambaud geht von dem Gedanken aus,<br />

daß es leichter wäre, für he<strong>im</strong>kehrende Legionäre<br />

eine praktische Hilfsarbeit in die Wege zu


Liz. Menn, Düsseldorf, und Kopp, Rehborn<br />

(Pfalz). — Am 31. 40. war das 40jährige<br />

Jubiläum <strong>der</strong> Diakonieanstalten in Bad<br />

Kreuznach.<br />

l. <strong>Kirche</strong>n>kreis Lennep<br />

Be<strong>im</strong> 7. Bergischen Konfirmandentage am 28. 9.<br />

am Clarenbach-Denkmal in Lüttringhausen<br />

predigte Pfarrer Spengler,<br />

Lennep, Nach <strong>der</strong> Feier wurde am<br />

Buscherhofe eine Clarenbach-Gedenktafel enthüllt.<br />

— Bei <strong>der</strong> Gedächtnisfeier in <strong>der</strong> Adolf-<br />

Clarenbach-<strong>Kirche</strong> in Remscheid-<br />

Reinshagen hielt Studienrat Clärenbach,<br />

Remscheid, die Ansprache. — In<br />

Hückeswagen sammelt man für die Beleuchtung<br />

<strong>der</strong> Pauluskirche. — In Lennep<br />

ist zum 1. 4. 1930 die neu errichtete dritte<br />

Pfarrstelle zu besetzen, — Küster von <strong>der</strong><br />

Mühlen in Remscheid trat am 1. IN.<br />

in den Ruhestand. Sein Sohn wurde sein Nachfolger.<br />

— In Wermelskirchen wurde am<br />

25. 9. <strong>der</strong> Presbyter Max Esaenzu Grabe<br />

getragen. — Der Familienoerband<br />

Clarenbach hielt am 4NNjährigen Todestage<br />

des Märtyrer« (28. 9. 1929) eine eigene<br />

Gedächtnisfeier in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Lüttringhausen.<br />

— Kandidat Engelbert Großblote»<br />

kamp wurde nach bestandener erster Prüfung<br />

als Synodaloikar nach Remscheid geschickt.<br />

— In Wermelskirchen fand am 4. IN. die Einweihung<br />

<strong>der</strong> neu hergerichteten Gaststuben <strong>im</strong><br />

Vereinshause statt. — <strong>Das</strong> 50jährige Bestehen<br />

<strong>der</strong> evangelischen Ortsschule in W e r in e l « -<br />

kirchen wurde in diesen Wochen gefeiert. —<br />

Synodaloikar Kuhn, am 1, 11. von Remscheid<br />

als Hilfsprediger nach Düsseldorf<br />

berufen, wurde noch an seiner alten Wirkungsstätte<br />

durch Superintendent v. Dr. Schäfer<br />

ordiniert, — Die Frauenhilfe in H ü n g e r, Gemeinde<br />

Wermelskirchen, feierte am 20. 10.<br />

ihr 25. Iahresfest.<br />

leiten, wenn man e« mit Menschen zu tun hätte,<br />

denen man jahrelang in Verbindung mit evangelischen<br />

christlichen Kreisen Frankreichs nachgegangen<br />

ist. Die Vermittlungsarbeit hat solchen<br />

Menschen schon verschiedentlich den Weg<br />

zum normalen Leben wie<strong>der</strong> ebnen können.<br />

Die Staatsleistungen in Bayern. Verstoß<br />

gegen die Parität<br />

Die staatlichen Leistungen für kirchliche Zwecke<br />

<strong>der</strong> beiden christlichen Bekenntnisse, wie sie in<br />

dem bayrischen Staatshaushalt von 1929 festgesetzt<br />

sind, bedeuten einen bedauerlichen Verstoß<br />

gegen die Parität. Nach dem zahlenmäßigen<br />

Beoölkerungsoerhältnis zwischen Katholiken<br />

und Protestanten (4,89:2) sind die<br />

Leistungen an die evangelische <strong>Kirche</strong> um 2 Millionen<br />

zu niedrig. Dabei trägt die evangelische<br />

Bevölkerung in dem industriellen Franken und<br />

in <strong>der</strong> Pfalz relativ den größeren Anteil an<br />

den staatlichen Steuerlasten. Dafür werden s!e<br />

nunmehr in den staatlichen Leistungen an die<br />

<strong>Kirche</strong>n verkürzt.<br />

In Freiburg i. Br. ist sämtlichen städtischen<br />

Kraftfahrern verboten, alkoholische Getränke<br />

irgendwelcher Art tagsüber zu genießen.<br />

Man hofft, durch diese« Verbot die Zahl <strong>der</strong><br />

Verkehrsunfälle herabzumin<strong>der</strong>n. —<br />

Der Automobilkönig Ford will auch in seinen<br />

europäischen Fabriken die Alkoholcnthaltsamkcit<br />

streng durchführen und nur solche Arbeiter einstellen,<br />

die sich verpflichten, auf den Genuß alkoholischer<br />

Getränke zu verzichten. —<br />

iVi <strong>Kirche</strong>nkreis Nleisenhe<strong>im</strong><br />

Die pfarramtliche Verbindung von L<strong>im</strong>bach<br />

mit Becherbach wurde zum 1. 10. gelöst<br />

und L<strong>im</strong>bach mit Hundsbach und Ieckenbach<br />

pfarramtlich vereinigt.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Mors<br />

Auf <strong>der</strong> jung-reformierten Tagung<br />

in Alpen wurde die Festpredigt am 29, 9.<br />

gehalten von Pfarrer Weber, Elberfeld,<br />

Dozenten an <strong>der</strong> dortigen Theologen Schule. —<br />

Zugleich mit dem 25jährigen Amtsjubiläum ihre«<br />

Ortspfarrers Müller feierte die Gemeinde<br />

Essenberg am 15. 9. ihr 25jährige« Bestehen,<br />

— Am 22. 9. vollendete <strong>der</strong> ehemalige<br />

Bürgermeister von Neukirchen, Vluyn und Re»<br />

pelen, Hermann Haarbeck in Neukirchen,<br />

sein 80, Lebensjahr: er steht noch mitten<br />

drin <strong>im</strong> bürgerlichen und kirchlichen Leben. —<br />

Der langjährige Utforter Presbyter Heinrich<br />

Dauben speck, dem bereits <strong>im</strong> Februar<br />

die Ehrenurkunde <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong> verliehen<br />

ward, feierte am 25. 9. seinen 70. Geburtstag,<br />

— Am 6. 10. hielt Pastor Appel, Homberg,<br />

seine Abschiedspredigt. Er hat dort 40 Jahre ge><br />

arbeitet. — Am 6. 10. ward <strong>der</strong> Grundstein gelegt<br />

zum Turmbau <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> zu<br />

Rayen: dabei waren vertreten die drei Muttergemcinden<br />

Neukirchen, Vluyn und Repelen,<br />

— Am 11. 10. trat <strong>der</strong> Diakon Paul Gräser<br />

sein Amt als Gemeindchelfer in Homberg»<br />

H o ch h e i d e an. — In Hochemmerich<br />

wird eine Gefallenenenehrung in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> angebracht.<br />

— Da» Synodal-Gustao-Adolf-Veremsfest<br />

war am 20. 10. in Alpen. — Pastor<br />

Treichel von Essen-Altstadt eoangelisierte<br />

vom 20,—27. 10. in Mör«, — Die zweite<br />

theologische Prüfung bestand Mitte Oktober in<br />

Koblenz <strong>der</strong> Neukirchener Hilfsprediger<br />

Erich Muthmann. — In Alpen sprach<br />

am 31. IN. Pfarrer Liz. Klugkist Hesse,<br />

Elberfeld, über Clarenbach. — Lintfort<br />

bekommt drei neue Glocken, gegossen vom<br />

Bochumer Verein, darunter eine Adolf»<br />

Der durch sein in fünf Sprachen übersetzte«<br />

Buch „Zwischen Wasser und Urwald" bekannte<br />

Professor v. Dr. Albert Schweitzer hat <strong>der</strong><br />

Berliner Missionsgesellschaft angeboten, auf<br />

seine Kosten einen Missionsarzt nach Ostafrika<br />

zu entsenden und dort zu unterhalten. —<br />

Im Deutschen Reich gab e« <strong>im</strong> letzten Jahr<br />

8NN N Geburten weniger als vor 20 Jahren.<br />

Nach einer Neuregelung für die staatliche Unterstützung<br />

kin<strong>der</strong>reicher Familien soll<br />

eine Familie in Deutschland, die mindesten« 12<br />

lebende Kin<strong>der</strong> ernährt, künftig die reiche Unterstützung<br />

von 200 Mark <strong>im</strong> Jahr, pro Tag<br />

also 55 Pfennig für die ganze Familie o<strong>der</strong><br />

nicht ganz 5 Pfennig für jedes Kind erhalten!<br />

Die nicht ganz 9NNN Seelen zählende deutsche<br />

evangelische Gemeinde in Kronstadt (Siebenbürgen)<br />

bringt jährlich eine halbe Million<br />

für die <strong>Kirche</strong> und Schule auf, das ist da«<br />

Dreifache <strong>der</strong> Staatssteuer und ergibt<br />

auf den Kopf des Gemeindegliede« die<br />

Summe von 55 Mark. —<br />

Die <strong>Evangelische</strong> Synode in Bosnien zählt 7000<br />

Seelen in 27 Mutter-, 22 Tochtergemeinden und<br />

einer weit verstreuten Diaspora, meist au« den<br />

deutschen Kolonien. Die <strong>Kirche</strong>nverfassung enthält<br />

nicht mehr als 5 Paragraphen. —<br />

In einer Volksabst<strong>im</strong>mung in <strong>der</strong> Industrie»<br />

stadt Manchester wegen <strong>der</strong> Sonntagshriligung<br />

sprachen sich nur 30 070 für Kinospiele und<br />

an<strong>der</strong>e Belustigungen am Sonntag au«, wäh»<br />

rend 235 721 dagegen waren. —<br />

Clarenbach-Glocke. — Vom 3. 11. bis<br />

22. 12. finden 7 Gastpredigten in Homberg<br />

statt.<br />

^ <strong>Kirche</strong>nkreis Nie<strong>der</strong>berg<br />

Am 15. IN. weihte die evangelische Gemeinde<br />

Vohwinkel den neuen Kin<strong>der</strong>garten <strong>der</strong><br />

Innenstadt in einer schlichten Feier.<br />

Il <strong>Kirche</strong>nkreis an <strong>der</strong> Ruhr<br />

Auf <strong>der</strong> am 30, 9. in Kettwig stattgefundenen<br />

Synodalkonferenz erstatteten die<br />

Abgeordneten über die 40. Rheinische Prooin-<br />

5'<br />

ialsynode eingehenden Bericht, Die mit <strong>der</strong><br />

ommunalen Neuglie<strong>der</strong>ung für die<br />

kirchlichen Verhältnisse zusammenhängenden Fragen<br />

wurden am 7. Oktober in Düsseldorf<br />

(für Kettwig), am 8. IN. in Essen (für<br />

Werden- Kupferdreh, Heisingen,<br />

Ueberruhr und Haarzopf), am 10. in.<br />

in Oberhausen (für Oberhausen I, II<br />

und Alstaden und für die zur Großstadt<br />

Oberhausen aus <strong>der</strong> Kreisgemeinde Dinslakcn<br />

eingemeindeten <strong>Kirche</strong>ngcmeinden Sterkrade<br />

u. a. sowie für Osterfeld) eingehend besprochen.<br />

Für den 15. IN. waren die für die Großstadt<br />

Mülhe<strong>im</strong>-Ruhr in Betracht kommenden<br />

<strong>Kirche</strong>ngemeinden nach Mülhe<strong>im</strong> eingeladen<br />

zur gleichen Beratung. — Bestätigt ist die<br />

Wahl de« Pastors Otto Brökelschen,<br />

Laaken-Blombacherbach, für Oberhausen I.<br />

— Vom 19,—21. IN. war die 39. Jahresversammlung<br />

des evangelischen <strong>Kirche</strong>nge»<br />

sangocrein» für <strong>Rheinland</strong> in Mül»<br />

He<strong>im</strong>-Ruhr. Die Festpredigt hielt Generalsuperintendent<br />

v. Stoltenhoff. — Kettw<br />

i g hat versuchsweise statt Sonntagabendandachten<br />

Wochenschlußgottesdienste für den<br />

kommenden Winter eingerichtet.<br />

8 <strong>Kirche</strong>nkreis Saarbrücken<br />

Der Saarverband de« Reichsverbande« für die<br />

weibliche Jugend veranstaltete vom 8.—11. 9.<br />

eine Freizeit in N! s ch m i s h e! m. — Da«<br />

Synodal-Gustao-Adolf-Fest wurde<br />

In Jerusalem ist eine arabische evange»<br />

tische <strong>Kirche</strong>ngemeinde mit deutscher<br />

Prägung gegründet worden. Die treibenden<br />

Kräfte waren die in <strong>der</strong> Stadt Jerusalem ansässigen<br />

früheren Zöglinge de« Syrischen Waisenhause«,<br />

die dort in mancherlei angesehenen<br />

Stellungen <strong>im</strong> amtlichen und geschäftlichen Leben<br />

stehen. —<br />

Die Gesamtbevölkerung des neugeschaffenen<br />

päpstlichen Staate» umfaßt 523 Seelen.<br />

—<br />

Im vergangenen Winter wurden in Moskau<br />

in einem Zeitraum von 46 Tagen 1025 erfrorene<br />

Kin<strong>der</strong> aufgefunden. 7385 Kin<strong>der</strong> mußten <strong>im</strong><br />

halberfrorenen Zustande in Krankenhäusern<br />

untergebracht werden. Bei 3 0—4 0 Grad<br />

Kälte hatten diese Kin<strong>der</strong> unter Marktständen,<br />

Müllkästen und Asphaltkesseln übernachtet.<br />

An<strong>der</strong>sens und Gr<strong>im</strong>m« M ärchen sind wegen<br />

ihrer „übergroßen Ideologie" von <strong>der</strong> russischen<br />

Regierung für Schulbibliotheken verboten. —<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Selbstmorde hat in Sowjetrußland<br />

so zugenommen, daß eine eigene Or»<br />

ganisation gebildet worden ist, die alle selbst»<br />

mör<strong>der</strong>ischer Absicht Verdächtigen über»<br />

wachen soll.<br />

Im Tessiner Regierungeblatt wird zu einem<br />

Wettbewerb aufgerufen, in dem al« höchster<br />

Pre!« eine Pilgerfahrt nach Lourde« ausgesetzt<br />

ist. Es gilt möglichst viele protestantische<br />

Bibeln und Druckschriften und daneben<br />

unmoralische und religion»»<br />

feindlich« Literatur abzuliefern.


am 20. 40, in 31 e u d o r f gefeiert. — Der<br />

Verband <strong>der</strong> evangelischen Arbeitervereine an<br />

<strong>der</strong> Saar veranstaltet vom 10,—47, 44, wie<strong>der</strong><br />

eine Evangelisch-soziale Woche, diesmal<br />

für Pfarrer, Presbyter, Gemeindevertreter,<br />

Am IN. 54. tagt in St. Arnual <strong>der</strong> Saarverband<br />

<strong>der</strong> evangelischen Frauenhilfen.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis S<strong>im</strong>mern<br />

Hilfsprediger Adolf Becker in Ke l l e n b a ch<br />

ist zum Pfarrer daselbst ernannt, — Pastor<br />

Vusch, Pfarroerrveser in Bonn, wurde in<br />

Laufersweiler gewählt,<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Sobernhe<strong>im</strong><br />

Am 3. 44. wurde das Jugendhe<strong>im</strong> <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />

Gesellschaft für Deutschland in Kirn<br />

eingeweiht.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Solingen<br />

In Solingen ward am 28. 9. da« Statorpsche<br />

Clarenbach-Festspiel zur Vorführung<br />

gebracht und von Pfarrer Liz. K l u gkist<br />

Hesse aus Elberfeld <strong>der</strong> Festvortrag<br />

gehalten. — In Vurscheid war am 20. 40.<br />

da« Kreissynodalfest de« Gustao-Adolf-<br />

Vereins. — Am 40. 40. tagten die Mitglie<strong>der</strong><br />

des Synodaloerbandes und die Pfarrer<br />

von Groß-Eolingen wegen <strong>der</strong> kommunalen<br />

und kirchlichen Neuregelung. Die<br />

beiden Kreissynodaloorstände <strong>der</strong> Synoden<br />

Solingen und Lennep hatten einmütig<br />

ihren Willen kundgegeben, die <strong>Kirche</strong>nkreise <strong>im</strong><br />

Ganzen unverän<strong>der</strong>t bestehen zu lassen, — Am<br />

9. 44. war ein Hans-Sachs-Abend <strong>der</strong> Leichlinger<br />

Spielschar. — Auf <strong>der</strong> Reformations-<br />

und Gemcindefeier in <strong>der</strong> Lutherkirche zu<br />

Solingen sprach am 34. 40. Generalsuperintendent<br />

v. Stoltenhoff über den 34. 40.<br />

<strong>im</strong> Lichte <strong>der</strong> Protestation zu Speyer. — In<br />

Wid<strong>der</strong>t ist die <strong>Kirche</strong>nuhr erneuert worden.<br />

I <strong>Kirche</strong>nkreis Trarbach<br />

Am 29, 9, wurde Hilfsprediger Kaftan,<br />

Düsseldorf, gewählt zum Pfarrer <strong>der</strong> Kir-<br />

246<br />

Di« evangelische Kirch« ist die Märtyrerkirche!<br />

Weißt Du da« ?<br />

Weiß da« Deine Familie,<br />

Deine Gemeinde?<br />

Soeben erschien:<br />

Helden<br />

Ein evangelische« Märtyrerbüchlein von<br />

M. G. Dessin » Mit Bil<strong>der</strong>n von Georg<br />

Rö<strong>der</strong> » In Ganzleinen geb. 2.50 M.<br />

Diese« einzig« umfassende, volkstümliche<br />

Märtyrerbuch erzählt ergreifend von Not<br />

und Sieg unserer Glaubensheldcn und<br />

Blutzeugen. Von Stephanus an bis zu<br />

den baltischen Christen greift hier geschichtlicher<br />

Tiefblick.<br />

Ein Lebensbuch für Gemeinde und Jugend!<br />

Ein Geschenkbuch für Weihnachten!<br />

Lichtweg-Verlag Essen<br />

chengemeinden Lötzbeuren und Raversb<br />

e u r e n. — Die Pfarrstelle in Würrich ist<br />

vakant geworden, ebenso die in N u ch e n -<br />

b e u r e n. Die Versorgung <strong>der</strong> freiwerdenden<br />

Pfarrstellen in diesem <strong>Kirche</strong>nkrei« wird sehr<br />

schwierig sein.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Trier<br />

Am 29, 8, weihte Generalsuperintendent V.<br />

Stoltenhoff den neuen Nctsaal in Perl<br />

an <strong>der</strong> lothringischen Grenze ein unter Assistenz<br />

des Superintendenten und des Ortspfarrcrs<br />

Küpper« von Conz-Karthaus-Perl,<br />

<strong>der</strong> dabei seine Abschiedspredigt hielt und zum<br />

4. 40, in den Ruhestand trat. — Am 6. 40.<br />

erfolgte die 3?euweihe de« wie<strong>der</strong>hergestellten<br />

und mit einem schönen Gemälde geschmückten<br />

Kirchlein in Gornhausen durch Superintendent<br />

Fliedner in Wittlich und den Ortsvfarrer<br />

Voecker von Veldenz, — In<br />

Hausen ward am 43. 44. einst<strong>im</strong>mig gewählt<br />

Liz. Weth, Synodaloikar in Aachen;<br />

die Einführung ist voraussichtlich an, l!. 4 2.<br />

w <strong>Kirche</strong>nkreis Wesel<br />

In Isselburg kam es zu einer Verständigung<br />

zwischen <strong>Kirche</strong>n- und Schulgemeinde über<br />

den Ankauf <strong>der</strong> Dienstlehrcrwohnung durch die<br />

Stadt, — Die Arbeiten am Kirchturm von<br />

Schermbeck gehen langsam vorwärt«. Der<br />

Außenbau wird lediglich neu gefügt. Die Backsteingotik<br />

de» Gebäude« bleibt also erhalte». —<br />

Der <strong>Kirche</strong>nbau am Lauerhaas, Gemeinde<br />

Wesel, ist einen kleinen Schritt weitergekommen,<br />

insofern man setzt einen Kirchbau<br />

als da« Billigste erkannt hat und nunmehr<br />

energisch für einen solchen in <strong>der</strong> Gemeinde<br />

gesammelt wird. — Die Gemeinde B i sl<br />

i ch feierte am 20. 40, da« 200jährige Bestehen<br />

ihrer <strong>Kirche</strong>. Die Fcstpredigt hielt Konsistorialrat<br />

I). Euler, Koblenz.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Wetzlar<br />

Am 40. 8. ward in Odenhausen gewählt<br />

Pastor A, Lindenborn, aus einer alten,<br />

2« 45<br />

24345<br />

24345<br />

24345<br />

24345<br />

<strong>Das</strong> ist die neue Sammelnummer<br />

für unsere telephonischen Mehranschlüsse<br />

in Essen.<br />

<strong>Evangelische</strong>r<br />

Preßverband für <strong>Rheinland</strong><br />

»Monatshefte für Rhein. <strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />

Wer seine He<strong>im</strong>atkirche liebt, ist Leser <strong>der</strong><br />

Monatshefte.<br />

Wer die Monatshefte liest, unterstützt die kirchengeschichtliche<br />

Forschung unserer He<strong>im</strong>at.<br />

Jede evangelische Gemeinde müßte sie darum<br />

halten!<br />

Iahrespre!« 42 Mark.<br />

Verlag des <strong>Evangelische</strong>n Preß<strong>der</strong>bandes für<br />

<strong>Rheinland</strong> in Essen. Schließfach 689.<br />

seit 4798 in dortiger Gegend amtierenden Pastorenfamilie.<br />

— Am 30. 7. starb <strong>Kirche</strong>nältester<br />

Ludwig Kraft in Dutenhofen, 73 Jahre<br />

alt. — Die evangelische <strong>Kirche</strong>ngemeinde Wetzlar<br />

hat für 35000 Mark den „Römischen<br />

Kaiser" erworben und wird ihn zu einem Gemeindehaus<br />

umbauen. — Ilach K. R. Rh. W.<br />

wird die alte <strong>Kirche</strong> in Dorlar, ein Rest des<br />

frühere» Prämonstratenfcrkloster«, restauriert; sie<br />

erhält eine neue Orgel sowie Zentralheizung. —<br />

Für die Taubstumm enseelsorge wird<br />

Pfarrer Harth, Kleinrechtcnbach, ausgebildet;<br />

Superintendent Wieber, Garbcnhe<strong>im</strong>, versah<br />

bisher die« Amt. — Am 27. 47. bekam<br />

Dutenhofe» wie<strong>der</strong> eine dritte Glocke.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Wied<br />

Am 22. 9. feierte <strong>der</strong> Wiedische Gustav-<br />

Adolf-Verein sein Iahresfcst in Pu<strong>der</strong>b<br />

a ch. Der Diasporagemcinde de« <strong>Kirche</strong>nkreise«<br />

A s ba ch konnte dabei eine namhafte Gabe<br />

überreicht werden. — Am 4. 40. beging <strong>der</strong> auch<br />

den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Proviuzialsynode durch sein<br />

feinsinnige«, künstlerisches Orgelspiel wohlbekannte<br />

Organist <strong>der</strong> Ileuwie<strong>der</strong> Gemenide,<br />

Seminaroberlehrer a. D. Vollrath, sein<br />

25jahriges Amtsjubiläum. Der Rheinische Prooinzialkirchevat<br />

ehrte seine „langjährige treue<br />

Mitarbeit ini^Dienst von <strong>Kirche</strong> und Gemeinde"<br />

durch die Verleihung <strong>der</strong> Ehrenurkunde. — Am<br />

43. 40. fand erstmalig in Neuwied ein <strong>Kirche</strong>nfcst<br />

<strong>der</strong> evangelischen Taubstummengemeinden<br />

und -vereine <strong>Rheinland</strong>s<br />

statt. — Der evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />

Neuwied ist geschenkt die Hälfte <strong>der</strong><br />

Verkaufssumme au« <strong>der</strong> Veräußerung eines<br />

Hauses und Grundstücke« in <strong>der</strong> Gemeinde Heddesdorf,<br />

außerdem 30 000 Mark 4 Prozent kons.<br />

griech. Goldanleihe von 4889, — Unter Vorsitz<br />

von Superintendent V. M einberg , Düsseldorf,<br />

fand vom 5,—48. 40. <strong>der</strong> fünfte Lehrgang<br />

für Eoangelisation in Rengsdorf<br />

statt, — In Pu<strong>der</strong>bach wird ein<br />

Kirchspielsmuscnm geplant.<br />

Aus dem Inhalt des November- und Dezemberhefte«:<br />

Pfarrer v. Dr. Th. Wotschke, Pratau:<br />

Vpener« und Franckes rheinische Freunde<br />

in ihren Briefen.<br />

Pfarrer H. Müller, Qiersfordt: Jung<br />

Stilling an Anna Freifrau von Wylich.<br />

Kleine 3ü!tteilungen,<br />

Inhaltsverzeichnis 4L29,<br />

eines Großsiadtpfarrers.<br />

Dl« Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ruhrprovinz, mit drei Karten.<br />

Freizeiten und lagungen.<br />

Zur Frage <strong>der</strong> Sonntagsruhe in, Handel.<br />

Einen interessanten Einblick zur Rationalisierung des<br />

Steinkohlenbergbaues<br />

ÜTachrichten au« dem Melnnchthonbund.<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Bibliographie.<br />

Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong>.<br />

Umschau.<br />

Essener Druckerei Gemeinwohl G. m. b. H. Essen, Kaninenbergftraße


<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

Eine monatliche Umschau über Arbeiten und Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Prooinzialkirche<br />

Begründet und herausgegeben von Liz. L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n Preßoerbandes für <strong>Rheinland</strong><br />

Verantwortlich: Preßgesetzlich <strong>der</strong> Herausgeber > Für die Einzelaufsätze die Verfasser » Als ^Manuskript gedruckt<br />

?en , 4929 Dezember VI » Kummer 42<br />

einem halben Jahre wies <strong>der</strong> Herausgeber<br />

dieses Blattes auf die ungleiche<br />

Verteilung <strong>der</strong> kirchlichen Kräfte in<br />

<strong>der</strong> rheinischen evangelischen <strong>Kirche</strong> hin<br />

und for<strong>der</strong>te eine bessere kirchliche Versorgung<br />

des nie<strong>der</strong>rheinischen Industriegebietes.<br />

Der wuchtige Stein, den er<br />

damit in den rheinischen <strong>Kirche</strong>nteich<br />

schleu<strong>der</strong>te, hat eine erhebliche Unruhe verursacht.<br />

Eine verständnisvolle Aufnahme<br />

und Behandlung hat <strong>der</strong> Notschrei —<br />

denn ein solcher war es — erfreulicherweise<br />

auf <strong>der</strong> Provinzialsynode dieses<br />

Jahres gefunden. Der Provinzialsynode<br />

lag es in diesem Jahre an sich schon nahe,<br />

etwaige Maßnahmen organisatorischer und<br />

verwaltungstechnischer Art in Erwägung<br />

zu ziehen, wie sie sich aus <strong>der</strong> kommunalen<br />

Umgruppierung und Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Stadt- und Landkreise <strong>im</strong> Regierungsbezirk<br />

Düsseldorf ergeben. Damit aber<br />

scheinen uns die Aufgaben, die <strong>der</strong> evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong> <strong>im</strong> Ruhrgebiet gestellt<br />

sind, keineswegs erschöpft zu sein. Es soll<br />

gern anerkannt sein, daß die Provinzialsynode<br />

<strong>im</strong> Rahmen ihrer Zuständigkeit<br />

über die von ihr in Aussicht gestellten<br />

Maßnahmen nicht wohl hinausgehen<br />

kann. Aber <strong>der</strong> Gesichtspunkt <strong>der</strong> Umgemeindung,<br />

<strong>der</strong> wohl zunächst für die<br />

Aufrollung <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> kirchlichen<br />

Versorgung des Ruhrindustriegebietes den<br />

Anstoß gab, spielt für diese Frage nur eine<br />

untergeordnete Rolle. Die Notlage <strong>der</strong><br />

evangelischen <strong>Kirche</strong> in diesem Gebiet, für<br />

die wir Verständnis suchen, besteht nach<br />

wie vor <strong>der</strong> kommunalen Umgemeindung.<br />

Aus den mannigfachen Aeußerungen in<br />

diesem Blatte entnehme ich, daß es bisher<br />

doch noch nicht so ganz geglückt ist, weiteren,<br />

von den Schwierigkeiten und Hemmungen<br />

<strong>im</strong> Industriegebiet unberührten Kreisen<br />

deutlich zu machen, was für die evangelische<br />

<strong>Kirche</strong> hier zu Lande auf dem Spiele steht.<br />

Der Unsegen <strong>der</strong> Großstädte ist uns lebhaft<br />

geschil<strong>der</strong>t worden. „Eine Großstadt<br />

Die evangelische <strong>Kirche</strong> <strong>im</strong> Industriegebiet<br />

kann nie etwas Gesundes sein." Es sind die<br />

„Friedhöfe deutscher Volkskraft", und<br />

„wir können nicht glauben, daß aus diesen<br />

Friedhöfen die Gesundung kommt". Gut,<br />

wir st<strong>im</strong>men zu. Aber man muß doch<br />

lei<strong>der</strong> konstatieren, daß die Großstädte d a<br />

sind, daß sie sich noch <strong>im</strong>mer vergrößern<br />

und mehren, und daß in dem Gebiet, dem<br />

unsere Sorge gilt, alles Volk, bis auf<br />

einen verschwindenden Prozentsatz, in<br />

diesen „Friedhöfen" leben muß. Die anschauliche<br />

kartographische Darstellung des<br />

Aufmarsches <strong>der</strong> Gemeinden<br />

und <strong>der</strong> Pfarrerschaft <strong>im</strong><br />

<strong>Rheinland</strong> auf Seite 73 dieses Blattes<br />

stellt vor unbezweifelbare Tatsachen.<br />

Gewißlich dürfen Zahlen nicht allein<br />

entscheiden, wenn es sich um geistige Belange<br />

handelt. Aber zur Aufdeckung<br />

krasser Mißverständnisse gibt es oft kein<br />

geeigneteres Mittel als die Zahl. Und<br />

man kann gerade in <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong><br />

Kräfteverteilung die Zahl noch deutlicher<br />

sprechen lassen, als es die bezeichnete Karte tut.<br />

Im eigentlichen Bereich <strong>der</strong> sog. Schwerindustrie<br />

(Kohle und Eisen) haben wir <strong>im</strong><br />

<strong>Rheinland</strong> fünf Synoden, die nach dem<br />

letzten „Verzeichnis <strong>der</strong> evangelischen Gemeinden<br />

und Pfarrer in <strong>der</strong> Rheinprovinz"<br />

folgende Zahlen <strong>der</strong> evangelischen Bevölkerung<br />

aufweisen:<br />

Dinslaken »» »44<br />

Duisburg 442 960<br />

Essen 24» 472<br />

MörS 78 64«<br />

a. d. Ruhr 446 784<br />

Zusammen 707 403<br />

Nehmen wir die mit diesen Synodalgebieten<br />

in engster Verbindung stehenden<br />

drei Synoden hinzu, die auch fast nur<br />

Industrie- und Großstadtbevölkerung umfassen:<br />

Düsseldorf mit 476 483<br />

Barmen mit 438 535<br />

Elberfeld mit 437 000<br />

Zusammen 453 048<br />

Diese acht Synoden umfassen also<br />

4 460 424 <strong>Evangelische</strong>.<br />

Für die fünf kleinsten Synoden <strong>der</strong> Rheinprovinz<br />

ergibt sich folgendes Zahlenbild:<br />

Meisenhe<strong>im</strong> 8 253<br />

Trarbach 44 546<br />

Cleve 42 504<br />

Iülich 43 390<br />

S<strong>im</strong>mern 20 246<br />

Zusammen 65 »37<br />

Dazu, <strong>der</strong> obigen Zahl entsprechend, die<br />

drei nächsten Synoden:<br />

Sobernhe<strong>im</strong> 20 276<br />

Aachen 22 447<br />

Trier 23 066<br />

Zusammen 65 458<br />

Die acht kleinsten Synoden umfassen<br />

also 434 396 <strong>Evangelische</strong>.<br />

Die Synode Meisen he<strong>im</strong> mit 42<br />

Pfarrern entspricht in <strong>der</strong> Seelenzahl <strong>der</strong><br />

Gemeinde Alstaden, die e i n Pfarrer<br />

mit einem Hilfsprediger zu versorgen hat.<br />

Den fünf kleinsten Synoden mit 77 Pfarrern<br />

sieht mit <strong>der</strong> gleichen Seelenzahl gegenüber<br />

die lutherische Gemeinde Elberfeld<br />

mit 43 Pfarrern. Die größte evangelische<br />

Gemeinde <strong>der</strong> Rheinprovinz,<br />

Düsseldorf, hat 2« Pfarrer für<br />

407 000 Gemeindeglie<strong>der</strong>. Die acht kleinsten<br />

Synodalbezirke mit 434 000 <strong>Evangelische</strong>n<br />

haben 429 Pfarrer aufzuweisen.<br />

Wollte man boshaft sein, so könnte man<br />

noch an<strong>der</strong>e Gegenüberstellungen vornehmen,<br />

die die vorhandene Kräfteverteilung<br />

ins Lächerliche hineinzerren<br />

würde. So viel aber geht aus <strong>der</strong>artigen<br />

Zusammenstellungen hervor: Die Kräfteverteilung<br />

in <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong> ist eine<br />

sehr ungleichmäßige. Auch die Städte in<br />

den kleineren Synoden sind weit besser<br />

versorgt als <strong>im</strong> Industriegebiet. Kirn in<br />

<strong>der</strong> Synode Sobernhe<strong>im</strong> hat bei 5000<br />

<strong>Evangelische</strong>n zwei, Aachen bei 9000 drei,<br />

Trier bei 7000 zwei Pfarrer. Zieht man<br />

überhaupt die Struktur <strong>der</strong> Synoden mit<br />

in Erwägung, gestaltet sich die Kräfte-<br />

247


Verteilung oftmals geradezu grotesk; die<br />

Synode Koblenz umfaßt 32 257 <strong>Evangelische</strong>;<br />

13 150 davon in <strong>der</strong> Stadt Koblenz<br />

werden von drei Pfarrern bedient, <strong>der</strong><br />

übrige Teil <strong>der</strong> Synode beansprucht<br />

23 Pfarrer.<br />

Wohl gibt es innerhalb des nie<strong>der</strong>rheinischen<br />

Industriegebietes noch einzelne Gemeinden,<br />

die <strong>der</strong> Strom <strong>der</strong> Industriealisierung<br />

noch nicht erreicht hat; so in <strong>der</strong><br />

Grafschaft MörS. Auch in den volkreichsten<br />

Synoden liegen hier und dort, sozusagen<br />

wie Inseln, noch einige Gemeinden<br />

mit geringerer Seelenzahl; darunter nur<br />

zwei, Homberg und Lintorf in <strong>der</strong><br />

Synode Düsseldorf, mit weniger als 4000,<br />

und acht mit weniger als 2000 Seelen. Im<br />

übrigen aber werden diese Synoden <strong>im</strong><br />

Lande <strong>der</strong> Industrie gänzlich beherrscht<br />

von den Riesengemeinden, die sie in sich<br />

bergen. So besteht die Synode Barmen<br />

aus vier großen Stadtgemeinden und<br />

einer kleinen Landgemeinde, Elberfeld<br />

aus zwei großen Stadtgemeinden und<br />

fünf, <strong>im</strong>mer noch 4—8000 zählenden, „kleineren"<br />

Gemeinden. Die Riesengemeinde<br />

Düsseldorf überragt mit ihren<br />

407 000 Seelen die übrigen 15 Gemeinden<br />

<strong>der</strong> Synode um mehr als ein Drittel. Die<br />

Synode Duisburg besteht aus 6 Gemeinden,<br />

von denen Duisburg 70 000,<br />

Mei<strong>der</strong>ich 32 000, Beeck 21000 Seelen<br />

zählt; die drei „kleineren", Laar, Ruhrort,<br />

Wanhe<strong>im</strong>, erreichen zusammen nicht die<br />

Zahl von Beeck. Die Synode an<strong>der</strong><br />

Ruhr zeigt ein ausgeglicheneres Bild,<br />

insofern die Glie<strong>der</strong>ung in Einzelgemeinden<br />

in den Großstädten stärker ist; <strong>im</strong>merhin<br />

gehören von den 34 Pfarrern 26 den beiden<br />

Großstädten Mülhe<strong>im</strong> und Oberhausen<br />

an. Die größte Synode, Essen,<br />

umfaßt <strong>im</strong> Gebiet <strong>der</strong> Großstadt selber<br />

fünf große Gemeinden (Altstadt 59 000,<br />

Altendorf 55 000, Altenessen und Borbeck<br />

je 22 000, Rüttenscheid 20 000); dazu gesellen<br />

sich sechs vorgelagerte Gemeinden<br />

mit etwa 66 000 Seelen.<br />

Unter den Riesengemeinden ist nur eine<br />

einzige, die ihren Pfarrern die Versorgung<br />

von etwa 5000 Seelen nicht zumutet,<br />

die reformierte Gemeinde Elberfeld,<br />

die für ihre 40 000 Seelen IN Pfarr»<br />

stellen geschaffen hat. Es gibt aber nicht<br />

wenig Gemeinden, in denen die auf einen<br />

Pfarrer entfallende Scelenzahl über 5000<br />

hinausgeht.<br />

So viel zur statistischen Orientierung Sie<br />

besagt viel, aber nicht genug; sie könnte<br />

sogar zu falschen Vorstellungen von <strong>der</strong><br />

kirchlichen Lage führen. So wäre eS<br />

irrig, anzunehmen, daß die größten Gemeinden<br />

in kirchlicher Hinsicht am übelsten<br />

beraten wären. Abgesehen etwa von<br />

Essen-(West)-Altendorf und Essen-<br />

Rüttenscheid sind alle die heute zu hohen<br />

Zahlen von Mitglie<strong>der</strong>n angeschwollenen<br />

248<br />

Gemeinden ansehnlichen Alters; sie hatten<br />

also einen gesicherten Bestand, waren in<br />

sich konsolidiert und konnten in dem Ausbau<br />

ihrer Einrichtungen und <strong>der</strong> Vermehrung<br />

ihrer Kräfte mit dem Anwachsen<br />

ihrer Mitglie<strong>der</strong>zahl Schritt hallen. Herkommen<br />

und Tradition ist <strong>im</strong>mer sehr segenSreich.<br />

Aber für eine evangelische Gemeinde<br />

fast noch schätzungswertcr als für<br />

den einzelnen Menschen und eine Familie.<br />

<strong>Das</strong> Wesen <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde<br />

involviert so stark das Erfor<strong>der</strong>nis <strong>der</strong><br />

Tradition, daß man geradezu sagen kann:<br />

Wirklich Gemeinde, evangelische Gemeinde,<br />

kann eine „Gemeinde" nur werden in dem<br />

Maße, als sich Tradition in ihr bildet.<br />

Diese bildet sich aber nicht von heute auf<br />

morgen. Auch alle Bemühungen, diese<br />

Bildung planmäßig in die Wege zu leiten<br />

und zu beschleunigen, erzielen kaum etwas.<br />

Hat das seine Richtigkeit, dann wird verständlich,<br />

daß wir die eigentlichen Notstände<br />

auf kirchlichem Gebiete <strong>im</strong> nie<strong>der</strong>rheinischen<br />

Industrieland« nicht zu suchen<br />

haben in den alten, mittlerweile zu Riesengebilden<br />

angeschwollenen Gemeinden, so.<br />

viel <strong>im</strong>mer auch in diesen zu wünschen<br />

überbleiben mag. Die Not und die Gefahr<br />

für die <strong>Kirche</strong> liegt in dem kirchlichen,<br />

— o<strong>der</strong> besser gesagt unkirchlichen Neulande.<br />

Da, wo ehedem unbebautes Land,<br />

Feld und Wiese war, an <strong>der</strong> Peripherie <strong>der</strong><br />

Städte und Dörfer, sind allenthalben<br />

Wohnstätten, Kolonien, Siedlungen entstanden;<br />

so sind <strong>im</strong> Zeitraum weniger<br />

Menschenalter all die Städte und Dörfer<br />

von Mörs bis über Dortmund hinaus aneinan<strong>der</strong><br />

gewachsen. In all diesen Vorort-<br />

und Neulandgemeinden sind wohl<br />

kirchliche Mittelpunkte durch Erbauung<br />

von <strong>Kirche</strong>n und Gemeindehäusern, Begründung<br />

von Pfarrstellen und Bildung<br />

von Gemeinden geschaffen; aber diese „Gemeinden"<br />

sind durchweg weit davon entfernt,<br />

wirkliche Gemeinden zu sein. Für<br />

manche dieser neuen Gebilde war es ein<br />

Glück, daß sie sich an eine alte Gemeinde<br />

anlehnen und sozusagen von <strong>der</strong>en Tradition<br />

mitzehren konnten. Wo das aber<br />

nicht <strong>der</strong> Fall war, wo die neuen Gebilde<br />

frei in die Luft hinausgestellt waren, da<br />

hat man wun<strong>der</strong>liche Dinge erleben können.<br />

Die Willkür eines einzelnen, des<br />

Soeben neu erschienen:<br />

Pfarrers, gab da oftmals dem neuen Gebilde<br />

ein son<strong>der</strong>bares Gepräge; hier war's<br />

<strong>im</strong> wesentlichen ein Blaukreuzverein, dort<br />

ein methodistisches Bekehrungöinstitui, hier<br />

ein Versuchsfeld für Evangelisation, o<strong>der</strong><br />

für Mitternachtsmission o<strong>der</strong> gar auch für<br />

religiösen Sozialismus.<br />

Wenn <strong>der</strong> Pfarrer kein klares Bewußtsein<br />

davon hatte, was eine evangelische<br />

Gemeinde ist, und was sie ihren Glie<strong>der</strong>n<br />

und diese wie<strong>der</strong>um ihr, <strong>der</strong> Gemeinde,<br />

schuldig sind, woher soll es dann kommen,<br />

wie sollen dann die aus aller Welt zusammengewürfelten<br />

Menschen dazu gelangen?<br />

Und was für anfechtbare, aller<br />

evangelischen Glaubensüberzeugung hohnsprechende<br />

Mittel sah man oft in diesen<br />

Wurzel- und traditionslosen Gebilden angewandt,<br />

um die Menschen anzulocken,<br />

cinzufangen und festzuhalten, daß denkende<br />

Menschen darüber spotteten o<strong>der</strong> auch von<br />

Scham und Ingr<strong>im</strong>m erfüllt winden! Der<br />

Mangel jedwe<strong>der</strong> Tradition hat da oft<br />

eine Hilf- und Ratlosigkeit <strong>im</strong> Gefolge, die<br />

seltsame Blüten treibt, zumal wenn dann<br />

noch <strong>der</strong> Pastor in die Hände von Leuten<br />

gerät, <strong>der</strong>en Interesse an <strong>der</strong> Gemeinde<br />

und am kirchlichen Leben nicht frei von<br />

Eigennutz ist. Als die Gesamtkirche einen<br />

Fonds zur Anstellung von Gemeindehelfern<br />

geschaffen hatte, bewarb sich eine<br />

Gemeinde um eine Beihilfe aus diesem<br />

Fonds; dann wurden zwei ältere Mitglie<strong>der</strong><br />

des PreöbyteriumS, Pensionäre, die<br />

Zeit hatten, zu Gemeindehelfern gemacht<br />

und besoldet. Ein an<strong>der</strong>er Presbyter war<br />

besoldeter Gemein<strong>der</strong>endant, und so war<br />

ein gut Teil des Presbyteriums besoldet.<br />

Dergleichen ist möglich in „Gemeinden",<br />

die <strong>im</strong> Grunde keine sind, wo kirchliches<br />

Interesse kaum vorhanden ist. In solchen<br />

Gemeinden fehlt es an willigen Kräften,<br />

und auö Not gerät man auf den Abweg<br />

versteckter Besoldungen und Zuwendungen.<br />

<strong>Das</strong> läuft natürlich auf Vortäuschung des<br />

Bildes von einer evangelischen Gemeinde<br />

hinaus; in Wahrheit verdient das Gebilde<br />

nicht den Namen Gemeinde. Aber<br />

ich betone, <strong>der</strong>gleichen geschieht zumeist<br />

aus Not, Man for<strong>der</strong>t Unmöglichkeiten,<br />

wenn man in solchem Neulande konsolidierte<br />

evangelische Gemeinden sucht. Hier<br />

ist alles <strong>im</strong> Weiden, — wenn es daö<br />

WalterBösken: Geschichte <strong>der</strong> ev.Gemeinde Alpen<br />

Seiten, mit einem Bild des Verfassers und Einschaltbil<strong>der</strong>n<br />

In Ganzleinen gebunden 2,50 Mark<br />

Aus <strong>der</strong> Reihe rheinischer Ortsqeschichten: Band 3<br />

Verlag des <strong>Evangelische</strong>n Preßoerbandes für <strong>Rheinland</strong>, Essen<br />

Schließfach 689


wenigstens ist —, und in einem sehr langsamen<br />

Werden, das Beharrlichkeit, Iielklarheit<br />

und Geduld erfor<strong>der</strong>t.<br />

Diese werdenden Gemeinden sind ohne<br />

Zweifel die allerschwierigslen und mühevollsiel,<br />

Posten, an die ein Pfarrer in<br />

unserer <strong>Kirche</strong> gestellt werden kann. <strong>Das</strong><br />

fortgehende Anwachsen <strong>der</strong> Seelenzahl, die<br />

geringen Mittel, <strong>der</strong> Mangel am Notwendigsten,<br />

an <strong>Kirche</strong>, Pfarrhaus, Gemeindehaus,<br />

das Fehlen williger Hilfskräfte<br />

aus <strong>der</strong> Gemeinde — all das zermürbt<br />

den einen Träger <strong>der</strong> Sache, den<br />

Pfarrer, wenn er nicht über außergewöhnliche<br />

Energien verfügt. Wenn einmal die<br />

innere Struktur all dessen, was Gemeinde<br />

heißt, bei uns <strong>im</strong> Industriegebiet ergründet<br />

werden könnte, eben das, was sich<br />

nicht statistisch in Zahlen ^^^j^s, ^5<br />

durch Zahlen verdecken läßt, würde man<br />

sich nicht wun<strong>der</strong>n darüber, daß wir erklären:<br />

Hier ist für die <strong>Kirche</strong> Gefahr <strong>im</strong><br />

Verzüge. Aus dem Echo, das <strong>der</strong> Aufsatz<br />

des Herausgebers dieses Blattes gefunden<br />

hat, habe ich nicht entnehmen können,<br />

daß für diese Lage <strong>der</strong> Dinge über das betroffene<br />

Gebiet hinaus ausreichende Klarheit<br />

herrscht. Und eö muß <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />

betont werden: Es ist ein sehr ansehnlicher<br />

Teil <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, <strong>der</strong> hier in Frage<br />

kommt.<br />

Gewiß, „die <strong>Kirche</strong> wird noch da sein,<br />

wenn die Massenstädte des Industriegebietes<br />

längst zu öden Ruinen geworden<br />

sind". Aber <strong>im</strong> Industriegebiet wird sie<br />

dann nicht mehr sein, wird sie vermutlich<br />

schon viel eher nicht mehr sein und vielleicht<br />

an<strong>der</strong>swo, wo man sich heute noch<br />

sehr sicher fühlt, auch nicht mehr. Denn<br />

es ziehen Mächte herauf, denen die<br />

schwachen, in langsamstem Werden begriffenen<br />

kirchlichen Gebilde <strong>im</strong> Industriegebiet<br />

schwerlich den erfor<strong>der</strong>lichen Wi<strong>der</strong>stand<br />

entgegensetzen können. Und man<br />

täusche sich nicht darüber, so klug wird <strong>der</strong><br />

Feind schon sein, daß er an dieser schwächsten<br />

Stelle seine Angrifföfront formiert<br />

und zum Sturm ansetzt.<br />

Wir müssen hier wirklich mit beiden Füßen<br />

auf die Erde zu stehen kommen. Die von<br />

<strong>der</strong> Provinzialsynode in Aussicht genommenen<br />

Maßnahmen dürften deshalb wirkungslos<br />

bleiben, weil sie wirkliche, innerliche<br />

konsolidierte Gemeinden zur Voraussetzung<br />

haben. Hier aber werden sie an<br />

<strong>der</strong> Wirklichkeit glatt vorbeigehen. Mit<br />

den von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nordnung vorgesehenen<br />

Maßnahmen ist die hier gekennzeichnete<br />

schwielige Lage <strong>der</strong> Dinge überhaupt<br />

nicht zu meistern, weil die ganze kirchliche<br />

Verfassung überhaupt mit einem fertigen<br />

konsolidierten <strong>Kirche</strong>nwesen rechnet. Aber<br />

wir müssen <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> betonen, die<br />

Lage <strong>im</strong> Industriegebiet ist eine ganz<br />

an<strong>der</strong>e. <strong>Das</strong> Pferd ist zumeist noch gar<br />

nicht da, dem man Geschirr und Zügel anlegen<br />

möchte. Hier muß zu ganz an<strong>der</strong>en,<br />

neuen Mitteln gegriffen werden. Diese<br />

Mittel aber liegen nicht parat da, so daß<br />

man stch ihrer nur zu bedienen brauchte.<br />

Sie können sich nur aus einer sorgfältigen<br />

Ergründung <strong>der</strong> eigenartigen Verhältnisse<br />

ergeben. Sie dürfen auch nicht starr, nicht<br />

Schema sein, sie müssen wandlungsfähig<br />

sein, <strong>der</strong> Eigenart <strong>der</strong> Lage <strong>im</strong>mer aufs<br />

neue angepaßt werden, — wie es eben<br />

die <strong>im</strong> Werden begriffenen und keineswegs<br />

als konsolidiert anzusehenden Verhältnisse<br />

erheischen. Und wenn wir die kirchliche<br />

Verwaltung und Betreuung dieser noch<br />

1553860<br />

völlig <strong>im</strong> Werden begriffenen und ungesicherten<br />

Gemeindegebilde um <strong>der</strong> örtlichen<br />

Entfernung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nbehörde und<br />

<strong>der</strong> für diese Verhältnisse ungeeigneten<br />

VerwaltungspraxiS willen für unzureichend<br />

erklärt haben, so liegen hier die<br />

Gründe.<br />

Um nur ein Beispiel anzuführen: Es ist<br />

eine grandiose Fiktion, einen an einem<br />

Drte <strong>im</strong> Zeitraum eines o<strong>der</strong> weniger<br />

Jahre zusammengewürfelten Haufen von<br />

Menschen eine kirchliche Vertretung und<br />

durch diese einen Pfarrer wählen zu lassen<br />

und so — eine neue „Gemeinde" zu bilden.<br />

Es gibt hier genug sog. Gemeinden, die<br />

nach vielen Tausenden zählen, und in<br />

denen sich kaum Menschen o<strong>der</strong> doch nur<br />

verschwindend wenige befinden, die über<br />

das notwendige Interesse und die erfor<strong>der</strong>liche<br />

Gabe, die Geister zu unterscheiden<br />

und die rechten Belange <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu erkennen,<br />

soweit verfügen, daß man ihnen<br />

die Wahl eines Pfarrers zutrauen dürfte,<br />

— gerade für einen so schwierigen und<br />

verantwortungsvollen Posten. Es mag<br />

auch in alten Gemeinden bei Pfarrerwahlen<br />

oft merkwürdig zugehen; aber<br />

in ihnen kann sich ein Mißgriff nie so<br />

katastrophal auswirken wie unter den<br />

geschil<strong>der</strong>ten Verhältnissen <strong>im</strong> kirchlichen<br />

Neuland. <strong>Das</strong> Herkommen und die Stetigkeit<br />

gleicht in alten Gemeinden vieles<br />

aus.<br />

Aber auch die alten Gemeinden, die zu<br />

Riesengebilden angeschwollen sind, sind<br />

mittlerweile in eine Lage geraten, daß eine<br />

gesunde und gedeihliche Entwicklung nicht<br />

mehr durch die bisher geübten und vielleicht<br />

früher auch bewährten Verwaltungsmaßnahmen<br />

allein gewährleistet ist.<br />

Darüber vielleicht ein an<strong>der</strong>mal<br />

F.


Von <strong>der</strong> gegenwärtigen Not unserer <strong>Kirche</strong><br />

dieser Ueberschrift sind in <strong>der</strong><br />

letzten Nummer unserer Zeitschrift Gedanken<br />

vorgetragen worden, die nicht mit<br />

einmaligem Lesen erledigt sein dürfen.<br />

Dafür rühren sie zu sehr an den Nerv <strong>der</strong><br />

kirchlichen Arbeit. Sie dürfen aber auch<br />

nicht allein auf <strong>der</strong> Fläche erörtert werden,<br />

auf <strong>der</strong> es geschehen ist. Es ist sonst Gefahr<br />

vorhanden, daß wir die Lage, in <strong>der</strong> wir<br />

als <strong>Kirche</strong> stehen, und die Aufgabe, die uns<br />

gestellt ist, nicht klar genug sehen. Cs sei<br />

daher erlaubt, diese Gedanken zu vertiefen<br />

und weiterzuführen.<br />

Der Verfasser des Artikels weist sehr richtig<br />

darauf hin, daß sich in dem Umfang<br />

unserer Großstadtgemeinden «ine <strong>im</strong>mer<br />

größer werdende Not offenbart. Tausende<br />

werden nicht mehr erreicht, auch wenn sie<br />

selbst guten Willens sind, und die Folge ist<br />

eine weil verbreitete Gleichgültigkeit. Nenn<br />

diese Gleichgültigkeit dann näher dargelegt<br />

wird, entsteht <strong>der</strong> Eindruck, daß sie lediglich<br />

die Folge dieses Anwachsens <strong>der</strong> großen<br />

Gemeinden ist. Zu leicht schleicht sich dabei<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Gedanke ein, daß wir bei <strong>der</strong><br />

zwangsläufigen Entwicklung <strong>der</strong> Großstädte<br />

und <strong>der</strong> geringen finanziellen Mitteln unserer<br />

<strong>Kirche</strong> vor uns selbst entlastet sind,<br />

wenn wir auch den brennenden Wunsch<br />

haben, den Notständen abzuhelfen. Nun<br />

liegen die Ursachen <strong>der</strong> Gleichgültigkeit<br />

aber doch tiefer. Gewiß<br />

werden die Menschen gegen die <strong>Kirche</strong><br />

gleichgültig, wenn diese sich nicht um sie<br />

kümmert o<strong>der</strong> vielleicht nicht kümmern<br />

kann; aber finden wir sie nicht in zahllosen<br />

Fällen bereits vor, bevor eine Gemeinde<br />

mit ihren Organen an die Menschen herankommt?<br />

Sicherlich wird sie bei vielen durch<br />

intensive kirchliche Arbeit in Interesse, Mitarbeit<br />

und ein tieferes Erfaßtwerden gewandelt.<br />

<strong>Das</strong> sind außerordentlich erfreuliche<br />

Zeichen in <strong>der</strong> Not unserer Lage. Indessen,<br />

eine große Zahl verharrt trotz aller<br />

kirchlichen Arbeit in ihrer Gleichgültigkeit,<br />

weil sie nicht die Folge <strong>der</strong> Versäumnisse<br />

einer <strong>Kirche</strong>ngemeinde o<strong>der</strong> einer <strong>Kirche</strong>ngeneration<br />

ist, son<strong>der</strong>n tiefer sitzt. Der<br />

Grund liegt in <strong>der</strong> <strong>im</strong>mer mehr<br />

fortschreitenden Säkularisierung<br />

(— <strong>der</strong> kirchlichen Beeinflussung sich<br />

entziehenden Entwicklung) des gesamten<br />

Kulturlebens. Die Loslösung<br />

von kirchlicher Autorität und darüber<br />

hinaus von letzten Bindungen und Verantwortungen,<br />

die noch zu Anfang des vorigen<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts nur von einzelnen erfolgte,<br />

hat mit Zwangsläufigkeit ganze soziologische<br />

Gruppen und Lebensgebiete ergriffen<br />

und zusammen mit dem Trägheitsmoment<br />

den Zustand <strong>der</strong> Gleichgültigkeit geschaffen,<br />

220<br />

mit dem man sich als nur kirchensteuerzahlendeS<br />

Mitglied <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> abgefunden hat.<br />

Ob es wirklich ein „m üßiges<br />

Gerede" ist, hierbei von einer<br />

Schuld <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu sprechen?<br />

Es soll ohne weiteres zugegeben weiden,<br />

daß man oft mit diesem Wort vorschnell<br />

bei <strong>der</strong> Hand gewesen ist, und sicherlich<br />

liegen die Dinge hier noch tiefer, als daß<br />

die <strong>Kirche</strong> allein verantwortlich gemacht<br />

werden könnte. Aber daß hier auch die<br />

<strong>Kirche</strong> nicht ohne Schuld ist, kann von niemand,<br />

<strong>der</strong> zum Beispiel die Geschichte <strong>der</strong><br />

sozialistischen Bewegung in Deutschland<br />

kennt, ernstlich bestritten werden. Diese<br />

Gleichgültigkeit ist nicht zu beheben, auch<br />

wenn die von ihr befallenen Menschen<br />

organisatorisch von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> besser erfaßt<br />

werden, son<strong>der</strong>n nur dann, wenn unserer<br />

<strong>Kirche</strong> wie<strong>der</strong> ein neues Hören <strong>der</strong> Offenbarung<br />

Gottes in unserer Zeit geschenkt<br />

wird und damit ein Reden in neuen Zungen<br />

und ein Handeln in an<strong>der</strong>er Haltung. Die<br />

bisherige, so oft festzustellende kirchliche<br />

Haltung, die wesentlich darin besieht, daß<br />

man sich nicht in gleicher Schuld unter gemeinsame<br />

Not stellt, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Not <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>n mit frommer, helfen<strong>der</strong> Gebärd« gegenübersteht,<br />

ist nicht befähigt, Menschen in<br />

ihrem Sein zu erschüttern o<strong>der</strong> Hinweis auf<br />

Größeres zu sein.<br />

In dem genannten Artikel wird noch auf<br />

einen an<strong>der</strong>en Grund <strong>der</strong> kirchlichen Not<br />

hingewiesen. Es ist <strong>der</strong> rationalistische<br />

<strong>Kirche</strong>nbegriff, <strong>der</strong> aus<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> eine Vereinigung<br />

religiöser Individuen gemacht<br />

h a t. Hierüber wäre viel zu sagen. Soll ein<br />

falscher <strong>Kirche</strong>nbegriff Schuld daran sein,<br />

daß wir die Menschen mit dem Evangelium<br />

nicht mehr erreichen? Entwe<strong>der</strong> ist das<br />

Evangelium da und mit ihm <strong>Kirche</strong>, o<strong>der</strong><br />

«s fehlt, dann wird jede« System di« Not<br />

offenbaren. Mir scheint hier <strong>der</strong> Verfasser<br />

einerseits dem Theologen Sülze nicht gerecht<br />

geworden zu sein, an<strong>der</strong>erseits werden in<br />

<strong>der</strong> Gegenüberstellung eines rationalistischen<br />

und lutherischen <strong>Kirche</strong>nbegriffes die Dinge<br />

einseitig betrachtet. Zweifellos leiden wir an<br />

einer Unklarheit und Zersplitterung unseres<br />

<strong>Kirche</strong>nbegriffes, und «S tut dringend not,<br />

endlich auf die klare Formulierung <strong>der</strong><br />

Augsburgischen Konfession zurückzukommen.<br />

Aber darf deswegen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Gedanke Schaden leiden, daß<br />

sich die Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> in<br />

allenLebenslagen zurGemeinschaft<br />

des Dienstes zusammen«<br />

schließen? Der VereinSgedanke ist nur<br />

dann unfruchtbar und gefährlich, wenn er<br />

überspannt und aus dem Zusammenhang<br />

mit dem <strong>Kirche</strong>ngedanken gelöst wird. Daß<br />

dies vielfach geschehen ist, soll nicht bestritten<br />

werden. Indessen brauchen wir nicht näher<br />

auf diese Gedanken einzugehen. Wichtiger<br />

ist ein an<strong>der</strong>es. Es ist mit Recht darauf<br />

hingewiesen worden, daß es die Hauptsorge<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> sein müsse, das Evangelium<br />

lauter und rein zu verkünden, damit es zu<br />

allen Zeiten und an allen Orten Gläubige<br />

finde. Gerade an diesem Punkte droht <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> zu allen Zeiten die größte Gefahr,<br />

und wenn man von <strong>der</strong> gegenwärtigen Not<br />

unserer <strong>Kirche</strong> spricht, muß die hier unmittelbar<br />

entspringende Not beson<strong>der</strong>s aufgezeigt<br />

werden. Wie, wenn die <strong>Kirche</strong><br />

vielleicht nicht mehr weiß,<br />

was Evangelium ist, o<strong>der</strong><br />

seinen Anspruch mißdeutet?<br />

Wie, wenn sie als <strong>Kirche</strong> in Frage gestellt<br />

ist, weil sie bereits soweit in die Verirrungen<br />

<strong>der</strong> Zeit hineingeraten ist, daß sie den Maßstab<br />

des Evangeliums verloren hat? Wenn<br />

sie in ihrer sich wandelnden<br />

Gestalt nicht mehr Organ für<br />

die ewige Votschaft ist?<br />

Wir wollen uns hier vor allen Uebertreibungen<br />

hüten und <strong>im</strong>mer dankbar anerkennen,<br />

was an wirklichem Lebendigwerden<br />

durch die Verkündigung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> vorhanden<br />

ist. Allein, will man wirklich bestreiten,<br />

daß unsere Hauptnot nicht erwächst aus<br />

<strong>der</strong> Gleichgültigkeit <strong>der</strong> Massen, aus Bekenntnisnot,<br />

Formerstarrung, unklarem <strong>Kirche</strong>nbegriff<br />

o<strong>der</strong> was sonst an Nöten genannt<br />

weiden kann, son<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> unbedingten<br />

For<strong>der</strong>ung, die das Evangelium<br />

an uns stellt? Diese unbedingte<br />

For<strong>der</strong>ung bringt aber den<br />

Christen <strong>im</strong>mer in die größten<br />

Spannungen, denen er nur zu<br />

leicht sich zu entziehen geneigt<br />

ist.<br />

Man denke etwa an die Spannung, die<br />

darin besteht, daß das Christentum eine<br />

geschichtliche Religion ist, aber seine eigentümliche<br />

Wirkung nicht <strong>im</strong> Geschichtlichen,<br />

son<strong>der</strong>n gerade <strong>im</strong> Uebergeschichtlichen liegt,<br />

das in <strong>der</strong> Geschichte zum Durchbruch<br />

kommt. Der Christ sieht mit seinem Glauben<br />

<strong>im</strong> schärfsten Gegensatz zur Welt, und<br />

doch kann er sie nur überwinden, wenn er mit<br />

seinem ihm von Gott geschenkten Leben in<br />

diese Welt eindringt und sie wandelt. Damit<br />

hängt unmittelbar zusammen, daß mit dem<br />

Evangelium ein die Kultur bejahendes und<br />

ein sie verneinendes Moment gegeben ist.<br />

Die beson<strong>der</strong>e Kraft des Evangeliums entfaltet<br />

sich erst da, wo diese Spannung empfunden<br />

wird. Jedes Herausfallen aus ihr,<br />

wodurch in <strong>der</strong> Geschichte übrigens auch<br />

eine Reihe nicht unwesentlicher Gestaltungen<br />

entstanden sind, man denke nur an das<br />

Mönchtum, ist doch irgendwie eine Verunreinigung<br />

<strong>der</strong> Botschaft und bringt darum<br />

ein Letztes, Unveräußerliches nicht zum<br />

Ausdruck. Hier liegt die Not. Wir


Menschen suchen uns <strong>der</strong> Spannung zu<br />

entziehen, wir wollen Lösungen, Werke,<br />

rationale Gestaltung, weil wir ja dauernd<br />

niit rationalen Gegebenheiten zu tun haben.<br />

Darum schließen wir Kompromisse, verdunkeln<br />

zu leicht das Irrationale, stellen<br />

das Uebergeschichtliche zurück, wenn die<br />

rational geschichtliche Gestalt (wir denken<br />

etwa an das Dogma o<strong>der</strong> die zu Macht gekommene<br />

äußere <strong>Kirche</strong>) >mö beeindruckt<br />

o<strong>der</strong> gar Einfluß schenkt und damit beruhigt<br />

und sicher macht.<br />

Der Artikel von Brandt weist an einem<br />

Punkt auf die Gefahr hin, wenn er sagt,<br />

daß man heute oft das Evangelium den<br />

sogenannten Bedürfnissen anpaßt. Man<br />

kann hier von <strong>der</strong> Gefahr <strong>der</strong><br />

Nerweltlichung reden. In <strong>der</strong><br />

Tat, wenn das Christentum so in das Volkslum<br />

aufgegangen ist, daß kein Unterschied<br />

uiehr zwischen diesen beiden Größen erkannt<br />

wird, wenn man eine politische Partei ohne<br />

Bedenken mit dem Christlichen identifiziert,<br />

wenn es möglich ist, daß eine völkische o<strong>der</strong><br />

sozialistische Bewegung das Evangelium in<br />

ihren Dienst stellt, statt sich von seinem<br />

ewigen Anspruch richten und gestalten zu<br />

lassen, wenn das Einzigartige und An<strong>der</strong>sartige<br />

des Evangeliums von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> nicht<br />

mehr gehört, son<strong>der</strong>n leichthin mit endlichen<br />

Größen, etwa Sozialismus, preußischem<br />

Staatskirchentum, allgemeiner Humanität,<br />

leligiöser Mystik aller Zeiten und <strong>der</strong>gleichen<br />

auf eine Ebene gestellt wird, dann hat<br />

man das Evangelium verraten, auch wen»<br />

die <strong>Kirche</strong>, die sich einbildet, es zu besitzen,<br />

in Macht und Ansehen steht,<br />

In diesem Zusammenhang könnte auf eine<br />

Reihe von Nöten hingewiesen werden, die<br />

nicht auü zeitgeschichtlichen Bedingtheiten<br />

heraus, son<strong>der</strong>n aus dem Evangelium und<br />

seinem uns for<strong>der</strong>nden Anspruch heraus zu<br />

erklären sind. M an denke zum Beispiel<br />

an das Gegenteil <strong>der</strong><br />

V e r w e l t l i ch u n g <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>,<br />

nämlich ihre Isolierung. Die<br />

Flucht aus <strong>der</strong> Welt in eine christlich gefärbte<br />

Mystik, eine rein individualistisch<br />

betonte Frömmigkeit, auch das in dieser<br />

Verbindung mit Recht anzugreifende Vereinschristentum,<br />

das sich von größeren Verantwortungen<br />

löst, bedeutet eine Abkapselung<br />

<strong>der</strong> Religion, Diese Gefahr mag<br />

heute nicht so groß sein, wie die Versuchung<br />

zu verweltlichen, aber sie fehlt nicht völlig.<br />

Es haben noch nicht alle in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> das<br />

Gehör dafür bekommen, daß Evangelium<br />

in die Weite <strong>der</strong> Welt dringen will, und<br />

nicht überall steht man vor dem beängstigenden<br />

Wort still: „Siehe, ich sende euch<br />

in die Welt!" Ich brauche nur zu fragen,<br />

ob die <strong>Kirche</strong> des Evangeliums heute wirklich<br />

überall da steht, wo gekämpft wird,<br />

o<strong>der</strong> ob sie nicht aus Furcht und Schwäche<br />

ein Leben hinter <strong>der</strong> Front pflegt? Haben<br />

wir nicht manchmal den Eindruck, als ob<br />

ganz große Lebensfragen heute nicht auf<br />

dem Boden <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, son<strong>der</strong>n an<strong>der</strong>swo<br />

auSgefochten werden? Daß wir nur zu oft<br />

nachgehinkt kommen, wo wir führen sollten,<br />

kann nicht bezweifelt werden.<br />

Eine an<strong>der</strong>e, weit größere 31 ol<br />

liegt in <strong>der</strong> Erstarrung <strong>der</strong><br />

die <strong>Kirche</strong> des Evangeliums<br />

in <strong>der</strong> Geschichte <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />

zu erliegen drohte. Man darf sich<br />

durch die deutlich zu sehende Betriebsamkeit<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> in unseren Tagen nicht verleiten<br />

lassen, diese Frage als wenig aktuell anzusehen.<br />

Es gibt eine Betriebsamkeit, die<br />

keineswegs das Zeichen von dem <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />

eigentümlichen Leben ist, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />

<strong>der</strong> sichere Beweis des Lebensersatzes. Erstarrung<br />

tritt <strong>im</strong>mer ein, wenn man das<br />

Evangelium als ein für allemal gegebene<br />

Größe ansieht, <strong>der</strong> man sich wie einer gebrauchsfertigen<br />

Sache bedient, während es<br />

doch in Wirklichkeit ein Leben Gottes ist,<br />

mit dem man sich täglich in neuer Entscheidung<br />

auseinan<strong>der</strong>zusetzen hat. Die <strong>Kirche</strong><br />

muß die ihr anvertraute Botschaft für jedes<br />

Geschlecht und jede Lage, in die sie gestellt<br />

wird, von neuem hören. Sie darf kein Gesetz<br />

daraus machen, sich an keine zeitliche<br />

Formulierung <strong>der</strong> ewigen Wahrheit binden,<br />

niemals eine Theorie in ihm sehen, mit <strong>der</strong><br />

man leichthin alle Schäden heilen könnte.<br />

War nicht die Reformation ein<br />

Protest gegen jede Festlegung?<br />

Nun sehe man sich einmal das Leben in<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> an und prüfe es an <strong>der</strong> lebendigen,<br />

schöpferischen Kraft des Evangeliums!<br />

Ist das nicht die schrecklichste Not.<br />

daß wir weithin mit dem Tod zu kämpfen<br />

haben, <strong>der</strong> sich für das Leben ausgibt?<br />

Wieviel Sattheit und Sicherheit, wieviel<br />

Bewußtsein eines Besitzes, <strong>der</strong> doch niemand<br />

aufgeregt hat! So wenig Erschütterung<br />

und Beunruhigung, ja ausgesprochene<br />

Unfähigkeit, sich noch beunruhigen zu lassen.<br />

Ich weise nur darauf hin, wieweit sich nicht<br />

selten Tradition und kirchliche Sitte von<br />

ihrem Sinn entfernt hat, wieviel Form<br />

ohne lebendigen Inhalt mit Zähigkeit festgehalten<br />

wird, welche Erstarrung etwa <strong>der</strong><br />

Begriff „Wort Gottes" erfahren hat, wieviel<br />

Unfähigkeit da ist, an<strong>der</strong>s als biblisch<br />

geformtes Wort als Wort Gottes zu verstehen.<br />

Der Leser kann diese Erscheinungen<br />

unschwer vermehren. Hier liegt unsere Not<br />

in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, die nur noch schwerer wird,<br />

wenn manchmal die Treusten dafür keine<br />

Augen haben. Wehe, wenn wir als <strong>Kirche</strong><br />

den Spürsinn für Leben aus Gott verlieren,<br />

wehe, wenn wir als glücklich Besitzende <strong>der</strong><br />

Not <strong>der</strong> Zeit gegenüber ratlos, aber auch<br />

unerschüttert stehen. Wir dürfen den Blick<br />

für geistiges und geistliches Leben nicht verlieren,<br />

auch wenn es nicht in unser Schema<br />

paßt. Gott ist wahrhaftig größer als unsere<br />

Korrektheit und unsere Methode,<br />

Es wäre nicht schwer, noch weitere drückende<br />

Nöte <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> in <strong>der</strong> Gegenwart aufzuführen.<br />

Der Leser mag selbst darüber nachdenken.<br />

Jedenfalls kann die <strong>Kirche</strong> in ihrer<br />

<strong>im</strong>mer vorhandenen Not, die darin besteht,<br />

daß sie ihren Schatz in irdenen Gefäßen<br />

trägt, und in den beson<strong>der</strong>en Nöten, die ihr<br />

die Gegenwart stellt, nicht von ihrem Herrn<br />

mit einer Leben schaffenden Antwort begnadet<br />

werden, wenn sie sich nicht von<br />

demselben Evangelium, das ihr zu verkünden<br />

aufgetragen ist, auch richten läßt.<br />

Pfarrer PraetoriuS, Barmen.<br />

Die Westdeutsche Tagung für evangelischen Kirchbau in Essen<br />

ie Aktualität des Themas, das in<br />

Essen verhandelt wurde, wird durch<br />

die vor kurzem am 4. Advent erfolgte<br />

Grundsteinlegung <strong>der</strong> Dortmun<strong>der</strong> Nicolai-<br />

<strong>Kirche</strong> eigenartig beleuchtet. Trotz widrigster<br />

Witterung drängten sich Tausende zu<br />

dieser Feier. Der Zudrang war <strong>der</strong>artig,<br />

daß ein Außenstehen<strong>der</strong> als Beobachter<br />

niemals auf die Vermutung gekommen<br />

wäre, daß es sich um einen Kirchbau o<strong>der</strong><br />

um eine sonstige, den meisten Menschen<br />

sehr gleichgiltige Angelegenheit <strong>der</strong> evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong> handeln könnte. Aber<br />

dieser Bau aus Beton und Farbglas ist<br />

aktuell. Und wenn auch bei vielen, sehr<br />

vielen, zunächst nur die Neugier geweckt<br />

wird: cS ist doch schon etwas, das in <strong>der</strong><br />

Vorkriegszeit ganz unerhört war, daß ein<br />

kirchliches Geschehen <strong>im</strong>stande ist, Neugier<br />

zu erregen! Und so wenig wertvoll<br />

gerade diese Brücke ist: es schreitet mancher<br />

hinüber, um dann in den Bannkreis sehr<br />

viel wesenhafteren Erlebens einzutreten.<br />

Auch die Essener Tagung stand <strong>im</strong> Zeichen<br />

<strong>der</strong> Aktualität. Bereits bei dem zwanglosen<br />

Zusammensein des Begrüßung««<br />

abends waren die Schwingungen einer mit<br />

Spannungen erregter Lebendigkeit geladenen<br />

Atmosphäre spürbar. Es war<br />

ein Wagnis, die Einladung zu <strong>der</strong> Tagung<br />

in Form eines Prospektes zu übermitteln,<br />

<strong>der</strong> sehr deutlich die innere Haltung, die<br />

man dem Kongreß zu geben wünschte, vor«<br />

224


wegnahm. In vielen Empfängern hätte<br />

<strong>der</strong> Eindruck entstehen können: Privatsache<br />

einer kleinen Sekte radikaler Reformer<br />

o<strong>der</strong> Revolutionäre, belanglos für die Gesamtsituation<br />

des Problems und <strong>der</strong> praktischen<br />

Arbeit, Aber dieses Echo blieb aus.<br />

Eine erstaunlich große Zahl von Behörden:<br />

Vertreter <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nregierungen<br />

<strong>der</strong> Provinz, <strong>der</strong> Hochschulen, <strong>der</strong> Baubehörden,<br />

dazu verhältnismäßig zahlreiche<br />

prominente Architekten und bildende<br />

Künstler waren gekommen und beteiligten<br />

sich lebhaft an <strong>der</strong> Ausspräche, die sich<br />

während <strong>der</strong> ganzen Tagung auf beachtlicher<br />

Höhenlage hielt. An dieser Niveaubildung<br />

war die Tagungsstätte nicht unbeteiligt:<br />

das Folkwangmuseum mit seiner<br />

ausgezeichneten, in mo<strong>der</strong>ner MuseumSkultur<br />

geordneten Kunstsammlung, die<br />

Kirchbau-Auösiellung, die eine Fülle anregen<strong>der</strong>,<br />

hochwertiger Bauentwürfe zeigte,<br />

und <strong>der</strong> vornehm schlichte Vortragssaal,<br />

dessen 320 Sitzplätze für die Zahl <strong>der</strong><br />

Teilnehmer nicht ausreichten. Die Stätte<br />

schuf Atmosphäre.<br />

Der geistige „Komplex" <strong>der</strong> Tagung<br />

wurde <strong>im</strong> wesentlichen durch drei Gruppen<br />

best<strong>im</strong>mt: die Beratungsstelle für kirchliche<br />

Kunst be<strong>im</strong> evangelischen Preßverband<br />

für <strong>Rheinland</strong>, die den Kongreß<br />

vorbereitet und einberufen hatte; die Berneuchener<br />

Konferenz, eine liturgische Reformbewegung,<br />

die auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />

Kultübung evangelischen Gestaltungswillen<br />

wecken will, eine Formbildung aus<br />

dem Wesen <strong>der</strong> Aufgabe erstrebt, Exper<strong>im</strong>ente,<br />

subjektive Willkür, katholisierende<br />

o<strong>der</strong> archaisierende Tendenzen ablehnt<br />

und die lebendigen Kräfte dieser kultischen<br />

Neuorientierung allen Aufgabengebieten<br />

kirchlicher Gestaltung zuleiten<br />

möchte; und <strong>der</strong> „Kunst-Dienst"-DreSden,<br />

eine ostdeutsche Beratungsstelle für das<br />

Gesamtgebiet <strong>der</strong> kirchlich-künstlerischen<br />

Aufgaben, die auch bei <strong>der</strong> Einrichtung <strong>der</strong><br />

Kirchbau-Ausstellung mit dem Folkwang-<br />

Museum und <strong>der</strong> westdeutschen Beratungsstelle<br />

zusammengearbeitet hatte.<br />

Je<strong>der</strong> dieser Gruppen gab <strong>der</strong> Tagung<br />

eine beson<strong>der</strong>e Note. Und wenn die Klangmischung<br />

dieser Noten auch einen sehr<br />

mo<strong>der</strong>nen, sehr atonalen Akkord ergab, so<br />

darf man doch in diesem dissonanten Gesamtgebilde<br />

einen sehr positiven geistigen<br />

Gehalt verkörpert finden: die Krisis mo<strong>der</strong>ner<br />

Lebensspannung kam in <strong>der</strong> Tagung<br />

sehr deutlich zum Ausdruck, und<br />

diese Gegenwartsnahe war ihre lebendige<br />

Kraft.<br />

Die Mitarbeit <strong>der</strong> Berneuchener Kultreformbewegling<br />

prägte sich beson<strong>der</strong>s in<br />

dem sirengen kultischen Rahmen <strong>der</strong> Tagung<br />

aus: <strong>der</strong> Arbeitstag begann und<br />

schloß mit feiern<strong>der</strong> Besinnung, und eine<br />

liturgische Abendfeicr, die zum erstenmal<br />

222<br />

Sprech-Chöre und mo<strong>der</strong>ne liturgische<br />

Tondichtungen für den Aufbau des evangelischen<br />

Gottesdienstes verwandte, bildete<br />

einen Höhepunkt <strong>der</strong> Tagung. An<strong>der</strong>erseits<br />

aber erwies es sich beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Aussprache,<br />

daß die praktischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

dieses liturgischen GestaltenS an die Raumbildung<br />

<strong>der</strong> evangelischen Kultstätte noch<br />

nicht mit <strong>der</strong> nötigen Gänzlichkeil und<br />

Wesentlichkeil die Einspannung des Kultus<br />

in den Raum erfaßt hatten, was u. a.<br />

<strong>im</strong> Festhalten an <strong>der</strong> seitlichen Kanzelstellung<br />

und dadurch bedingter diagonaler<br />

Durchkreuzung des Raumes durch die<br />

Predigt zum Ausdruck kam.<br />

Der Vortrag des Berichterstatters, in dein<br />

die ArbeitSrichlung <strong>der</strong> Beratungsstelle zu<br />

Wort kam, läßt sich in vier Thesen zusammenfassen:<br />

1. Der evangelische Kirchbau kann nicht<br />

als Werk <strong>der</strong> Gemeinschaft entstehen, da<br />

die heuligen evangelischen Gemeinden keine<br />

formbildenden Kräfte besitzen. Die<br />

schöpferische Einzelpersönlichkeit des gottgesandten<br />

Künstlers ist berufen, das wahrhaft<br />

evangelische Kultgebäude zu schaffen.<br />

2. Der evangelische Kultbau ist gebautes<br />

Evangelium: Selbstoffenbarung Gottes <strong>im</strong><br />

Werk eines prophetischen Künstlers. In<br />

dieser Sinngebung sind die nur scheinbar<br />

einan<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>streitenden Zwecksetzungen<br />

<strong>der</strong> Predigtkirche und Feierkirche zusammengefaßt.<br />

3. Diese gebaute Verkündigung soll „in<br />

neuen Zungen", d, h. in <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong><br />

Gegenwart erfolgen, das Kultgelände ist<br />

mit den Werkstoffen und Werkmitteln des<br />

Ingenieurbaues zu errichten; denn die mo<strong>der</strong>nen<br />

Materialien und Konstruktionen<br />

haben eine sakrale Sendung,<br />

4. Nur diese Sinngebung aus dem Wesen<br />

<strong>der</strong> Aufgabe ist entscheidend für die Baugesialt<br />

des evangelischen <strong>Kirche</strong>ngebäudes.<br />

Alle übrigen Anfor<strong>der</strong>ungen an den Kultbau<br />

haben sich dieser Sinngebung einzuordnen.<br />

Demgemäß ist das praktische<br />

Bauprogramm aufzustellen.<br />

Den Gegenpol zu dieser Arbeitsrichtung<br />

bildete die Stellungnahme des Kunst«<br />

dienstes, dessen Redner das Bauprinzip<br />

einer <strong>im</strong> Kultraum gestalteten Selbstoffenbarung<br />

Gottes als „Romantik" ablehnten<br />

und kleine, bescheidene Versammlungsräume<br />

for<strong>der</strong>ten, in denen die Demut eines<br />

Verzichtes auf jede monumentale Wirkung<br />

und eines bescheidenen neuen Anfangs in<br />

schlichtesten, unscheinbarsten Formen zum<br />

Ausdruck kommen sollte. Damit war <strong>der</strong><br />

evangelische Kullbau, ob in kleinem o<strong>der</strong><br />

großem Format, wie<strong>der</strong> als Werk des<br />

Menschen bekundet. Zwischen diesen Polen:<br />

Glaube an die Sendung Gottes — Versuch,<br />

mit den eigenen schwachen Kräften<br />

etwas Bescheidenes und Aufrichtiges zu<br />

gestalten, sprangen die Funken <strong>der</strong> De-<br />

batte, Diese Antithese wurde <strong>im</strong>mer<br />

wie<strong>der</strong> fühlbar. Soll das Kultgebäude<br />

mitten hinein gestellt werden in das volle<br />

Leben <strong>der</strong> Großstadt, am Abend aufstrahlend<br />

als feuriger Lichtbau aus Farbglas<br />

und Stahl, am Tage weithin das Stadtbild<br />

beherrschend als Krönung einer<br />

großen Baugruppe evangelischer Gemeindearbeitsstätten<br />

— o<strong>der</strong> soll man in<br />

Kellern und Dachstuben kleine, verborgene<br />

AndachtSräume für die wenigen<br />

schaffen, die nach solchen Stätten verlangen?<br />

Der Architekt Peter Grund for<strong>der</strong>te<br />

aufs entschiedenste als Bekundung<br />

evangelischer Sendung an die Welt ein<br />

Hineinstellen des KirchbauS in das mo<strong>der</strong>ne<br />

Großstadtbild und eine darauf gerichtete<br />

Zusammenarbeit von Gemeinden,<br />

Architekten und Sladtbehörden auf weite<br />

Sicht in städtebaulicher Planung. Der<br />

Architekt Dr. Hirzel vertrat nicht weniger<br />

entschieden die These: Hinaus mit dem<br />

Kultbau aus dein Stadtbild! Hinein in die<br />

Verborgenheil gleich den Kultstätten <strong>der</strong><br />

Urchristenheit in den Katakomben! Auch<br />

auf dem Gebiet <strong>der</strong> kirchlichen Werkkunst<br />

wirkte sich diese polare Spannung aus:<br />

Dr. Beyer vom Kunst-Dienst lehnte jeden<br />

sakralen Charakter des kultischen Gerätes<br />

durchaus ab und bezeichnete die Versuche<br />

sakraler Gestaltung als Neugotik,<br />

die in einen mo<strong>der</strong>nen Kirchbau nicht hineingehörte.<br />

Wenn dagegen die For<strong>der</strong>ungen<br />

des Berichterstatters an den evangelischen<br />

Kultbau sinngemäß auf das Aufgabengebiet<br />

<strong>der</strong> Werkkunst übertragen<br />

werden, so ist die Gestaltung des „heiligen<br />

Gerätes" gerade <strong>der</strong> ganz wesentliche,<br />

ganz eigentliche Sinn <strong>der</strong> Aufgabe.<br />

In <strong>der</strong> Kürze <strong>der</strong> Tage und Stunden war<br />

natürlich je<strong>der</strong> Versuch einer Einigung unmöglich.<br />

Trotzdem verhältnismäßig sehr<br />

viel Zeit für die Aussprache zur Verfügung<br />

stand, reichte sie für die Fülle <strong>der</strong><br />

Probleme nicht aus. Der Zeitmangel, das<br />

chronische Uebel aller Tagungen, war<br />

wohl auch <strong>der</strong> Grund für die schlagwortartige,<br />

ungeklärte Anwendung von Begriffen<br />

wie „Romantik" und „Neugotik",<br />

die einer durchdachten Klarstellung dringend<br />

bedurft hätten. Aber auch eine Klärung<br />

<strong>der</strong> Begriffe hätte keine Brücke<br />

zwischen den gegensätzlichen Anschauungen<br />

zu bauen vermocht. Die Tagung war ein<br />

sehr deutlicher Beweis dafür, daß die Zeit<br />

für eine Arbeitsgemeinschaft <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Reformbestrebungen noch nicht reif<br />

geworden ist.<br />

Diese Feststellung darf jedoch nicht dahin<br />

mißdeutet werden, daß <strong>der</strong>artige Tagungsveranstaltungen<br />

zwecklos und unfruchtbar<br />

sind. Die Entwicklung geistiger<br />

Lebendigkeit vollzieht sich in Antithesen.<br />

Die praktische Arbeit wird von selbst die<br />

Synthese schaffen, die das Ringen <strong>der</strong><br />

Theorien nicht zu finden vermochte. Der


Beginn solcher positiven Zusammenfassungen<br />

zeigte sich bereits während <strong>der</strong> Tagung.<br />

Die Aktivierung mo<strong>der</strong>ner Werkstoffs<br />

für den Kirchbau fand keinen<br />

Wi<strong>der</strong>spruch, ebensowenig die Aktivierung<br />

mo<strong>der</strong>ner atonaler Musik für die liturgischen<br />

Gesänge o<strong>der</strong> des Sprech-ChorS<br />

für die liturgischen Responsorien. Uebcr<br />

solche und an<strong>der</strong>e Einzelheiten hinaus<br />

aber ist die Feststellung von größter Vedrutsamkeit,<br />

daß von <strong>der</strong> Tagung in fast<br />

lückenloser Einmütigkeit die unbedingte<br />

Notwendigkeit empfunden wurde, aus<br />

wesentlicher Besinnung heraus zu gestalten.<br />

Die Problemarbeit, auch wo sie sich<br />

auf theologisch-philosophischen Gebieten<br />

vollzog, wurde von den schaffenden<br />

Künstlern nicht als unfruchtbarer Intellektualismus<br />

empfunden, son<strong>der</strong>n mit<br />

Spannung verfolgt. Sinngebung gedanklicher<br />

Losungsversuche und Sinngebung<br />

gestalten<strong>der</strong> Arbeit reichten einan<strong>der</strong><br />

die Hand. Von <strong>der</strong> Miniaturproblematik<br />

des Magdeburger Kirchballkongresses,<br />

<strong>der</strong> sich in lauter praktischen<br />

Einzelfragen erschöpfte, war auf <strong>der</strong><br />

Essener Tagung nichts zu spüren. Man<br />

machte nicht den vergeblichen Versuch, an<br />

die Stelle des nicht mehr aktuellen Wiesbadener<br />

ProgrammeS, dem niemand mehr<br />

Beachtung schenkte, ein an<strong>der</strong>es kultisches<br />

Bauprogramm zu setzen. Denn ein<br />

solches Programm kann in seinen praktischen<br />

Einzelheiten nur aus <strong>der</strong> Besinnung<br />

auf das Wesen <strong>der</strong> Aufgabe erfolgen. Und<br />

solange diese Besinnung zu ganz verschiedenartigen<br />

Ergebnissen führt, ist die<br />

Einigung auf ein „Programm" ein müßiges<br />

Beginnen. Und es bleibt nur das<br />

eine, das v, Otto Bartning betonte, daß<br />

Eine Bitte für das neue Jahr!<br />

ein je<strong>der</strong> mit ernstestem Nestreben nach<br />

wesentlicher Gestallung an die praktische<br />

Bauaufgabe herantritt und sie nach bestem<br />

Gewissen und Vermögen aus innerer Sinngebung<br />

zu lösen versucht.<br />

Es war sehr seltsam, daß die schroffe<br />

Gegensätzlichkeit in <strong>der</strong> Sinngebung des<br />

KultbauS und <strong>der</strong> kultischen Geräte fast<br />

gänzlich überwunden war <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong><br />

Bauaufgaben des Gemeindehauses. Der<br />

Vortrag von Karl Bernhard Ritter, <strong>der</strong><br />

die Sinngebung des Gemeindehauses aus<br />

dem Bausymbol für das Gesamtwert lebendiger<br />

Gemeindearbeit und evangelischer<br />

Lebensgemeinschaft herleitete, fand sehr<br />

weitgehende Zust<strong>im</strong>mung aus allen Gruppen<br />

<strong>der</strong> Tagung, Ritter vertrat den Gedanken<br />

einer Gemeindesiedlung, die sich um<br />

das Kultgebäude als Naukern sammelt.<br />

Die Fülle praktischer Anregungen, die<br />

durch die Ausstellung von <strong>Kirche</strong>n, Gemeindehäusern<br />

und Einrichtungsgegenständen<br />

und durch eine Führung durch die<br />

<strong>im</strong> Vau begriffene Zentralkirche von l),<br />

Otto Bartning in Essen-Ost vermittelt<br />

wurden, konnte während <strong>der</strong> Tagung infolge<br />

des Zeitmangels in <strong>der</strong> Aussprache<br />

nur unzureichend ausgewertet werden. Die<br />

Ausstellung zeigte ganz ähnlich wie die<br />

Tagung selbst sehr verschiedenartige Auffassungen<br />

vom Wesen des evangelischen<br />

Kultbaues. Reste unüberwundener formalistischer<br />

Auffassung, Versuche, das Außenbild<br />

des Bauwerks unabhängig vom<br />

Innenraum zu gestalten und eine wirksame<br />

Außenansicht wie eine Attrappe über<br />

den Innenraum zu setzen, waren noch<br />

zahlreich zu beobachten. Aber <strong>der</strong> Eindruck,<br />

daß von den verschiedensten Seiten aufrichtig<br />

darum gerungen wird, aus dem<br />

Symbolcharakter des evangelischen Gotteshauses<br />

seine Baugestalt herzuleiten und sie<br />

mit den Weckmitteln <strong>der</strong> Gegenwart zu<br />

erstellen, war trotz mancher „romantisch"literarischen<br />

Verwirrungen weit überwiegend.<br />

Die Ausstellung <strong>der</strong> Bauentwürfe<br />

wird als Wan<strong>der</strong>ausstellung<br />

durch eine große Anzahl deutscher Städte<br />

hindurchgehen. Der Plan dieser Wan<strong>der</strong>schau<br />

umfaßt bereits das ganze nächste<br />

Jahr.<br />

Neben <strong>der</strong> Tagung erfolgte „hinter den<br />

Kulissen" eine ganze Reihe praktischer<br />

Baubesprcchungen, die den Ertrakt vielleicht<br />

konzentrierter enthielten als die Vorträge<br />

und Aussprachen. An die Tagung<br />

und ihre Beratungen wird sich überhaupt<br />

eine intensive, praktische Arbeit in Form<br />

engerer Arbeitsgemeinschaften anschließen<br />

In Arbeitsgemeinschaft mit <strong>der</strong> Folkwang-<br />

Schule in Essen soll liturgische Feiergestaltung<br />

für das gesamte <strong>Kirche</strong>njahr unter<br />

Auswertung mo<strong>der</strong>ner Tonschöpfung und<br />

Svrech-Chorarbeit den Gemeinden dargeboten<br />

werden. In Arbeitsgemeinschaft<br />

mit <strong>der</strong> graphischen Abteilung <strong>der</strong> Kunstgewerbeschule<br />

Essen sollen die Aufgaben<br />

kirchlicher Graphik-KonfirmationSschein>>,<br />

Taufscheine, Trauscheine, <strong>Kirche</strong>nsiegel u.<br />

dgl. in Angriff genommen werden. In<br />

kleineren Kreisen von Pfarrern und<br />

Architekten soll das Bauprogramm für<br />

Kultgebäude, Gemeindehaus, GeneralbebauungSpläne<br />

<strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />

städtebaulicher Plangestaltung beraten<br />

weiden. So wird sich erst in <strong>der</strong> praktischen<br />

Gestaltungsarbelt in Verbindung<br />

mit weiterer theologischer Sinngebung die<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Essener Tagung erweisen.<br />

Paul Girkon.<br />

Werben Sie für unsere Zeitschrift! Immer wie<strong>der</strong> machen wir die Erfahrung, daß kirchlich<br />

aufs stärkste interessierte Menschen das <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong> nicht kennen, obwohl sie<br />

gerade ein solches Blatt suchten. <strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong> hat seinen Weg gemacht; mehr<br />

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Verlag des <strong>Evangelische</strong>n Preßverbandes für <strong>Rheinland</strong><br />

Essen, Schließfach 689<br />

223


Kin<strong>der</strong>gottesdienst-Lie<strong>der</strong>vorschläge für 1930<br />

für den vom Reichsoerband aufgestellten Tertplan 4930 auf Grund des Rheinifch.Westfalischen Gesangbuches dargeboten und durch<br />

liturgisch« Vorschläge erweitert von Superintendent Torhorst, Hamm<br />

Ar.<br />

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224<br />

Tag<br />

Neujahr<br />

5. 1, / S. n. Nj. I.<br />

5. 1. / 2. n. Nj. II.<br />

12. 1. / 1. n. Ep.<br />

19. 1. / 2. n. Ep.<br />

26. 1. / 3, n. Ep,<br />

2. 2. / 4. n. Ep.<br />

9. 2. / 5. n. Ep.<br />

1«. 2. / Sept.<br />

23. 2, / Sex.<br />

2. 3. / Est.<br />

9. 3. / Inv.<br />

IS, 3. / R«m.<br />

23. 3. / Oculi<br />

30. 3. / Laet.<br />

6. 4. / Iud.<br />

13. 4. / Palm.<br />

18, 4. / Karfr.<br />

20. 4. / Ostein<br />

27. 4. / Quas.<br />

4. 8. / Mis. Dom.<br />

11. 5. / Iub.<br />

11. 5. / Frühlinasf,<br />

18. 5, / Kant.<br />

18. 3. / Singes.<br />

25. 5. / Rog.<br />

29. 5. / H<strong>im</strong>melf.<br />

1. 6. / Exaudi<br />

8. 6. / Pfingsten<br />

15. N. / Tlin.<br />

15. 6. / Trin.<br />

15. «. / Vibelsonnt,<br />

22. S. / 1. n. Tr.<br />

29. 6, / 2. n. Tr.<br />

6. 7. / 3. n. Tr.<br />

13. 7. / 4. n. Tr.<br />

20. 7. / 5. n. Tr.<br />

27. 7. / 6. n. Tr.<br />

3. 8, / 7. n. Tr.<br />

10. 8. / 8. n. Tl.<br />

17. 8. / 9. n. Tr.<br />

24. 8, / 10. n. Ti.<br />

24. 8, / 10. n. Tr.<br />

31. 8. / 11. n. Tr.<br />

7. 9, / 12. n. Tl.<br />

14. 9. / 13. n, Tr.<br />

21. 9. / 14. n. Tr.<br />

28. 9. / 15. n. Tr.<br />

5.10. / 16. n. Tl,<br />

5. 10. / Erntefest<br />

12. 10. / 17. n. Tr,<br />

19. IN. / 18. n. Tr.<br />

2«. 10. / 18. n. Tr.<br />

2. 11. / 20. n. Tr,<br />

2. 11. / R°f..Fest<br />

9. 11. / 21. n. Tl.<br />

9.11. / Gust, Ad. T.<br />

16. 11. / 22. n. Tr.<br />

19. 11. / Bußtag<br />

23. 11. / 23. n. Tr.<br />

23. 11. / Totenfest<br />

30. 11. / 1. Advent<br />

7. 12. / 2. Advent<br />

14. 12. / 3. Advent<br />

21. 12. / 4. Advent<br />

25. 12. / Weihn.<br />

2». 12. / 2. n. Weih,<br />

^eitspruch<br />

Hebr. 13, 8<br />

Ioh. 12, 36<br />

Mark. 16, 15<br />

Ies. 28, 29b<br />

Ps. 143, 10<br />

2. T<strong>im</strong>. 2, 3<br />

Ioh. 8, 12<br />

Ebr. 11, 1<br />

Lut. 19, 10<br />

Ioh. 20, 21b<br />

Apost. 16, 31<br />

Ies. 28, 15<br />

Ioh. 12, 21b<br />

1. Petr. 2, 21<br />

Ps. 118, 6<br />

Römer 1, 16<br />

Ioh. 1, 29b<br />

1. Ioh. 3, 16<br />

Ioh. 14, 19b<br />

Mark. 10, 16<br />

Matth. 5, 7<br />

Hos. 6, 6a<br />

Hh. Tal. 2,11.12<br />

1. Petr. 5, 7<br />

Ps. 104, 33<br />

Ial. 5, 16b<br />

Nol. 3, 1<br />

Apost. 1, 8<br />

2. T<strong>im</strong>. 1. 7<br />

1. Ioh. 5, 3<br />

1. Mose 12, 2b d<br />

Ps. 119, 105<br />

Iei. 10, 12<br />

Ps. 65, 5a<br />

Matth. 6, 13a<br />

Ioh. 8, 34<br />

Gal. 6, 7<br />

S. Mose 33,2?<br />

Ps. 46, 11a<br />

Ier. 17, 7<br />

Matth. 16, 24<br />

Rom. 12, 21<br />

Ps. 95, ?b. 8a.<br />

Ps. 68, 21<br />

Ps. 40, 9a<br />

Spr. 28, 20<br />

Eph. 4, 25<br />

Rom. 2, 4b<br />

Ps. 16, 11a<br />

Ps. 106, 1<br />

Ioh. 15, 13<br />

Matth. 5, 5<br />

Phil. 2, 12b<br />

Matth. 24, 13<br />

Rom. 8, 31b<br />

Lul. 11, 28<br />

Rom. 12, 13a<br />

Lul. 10, 42a<br />

Ps. 51, 13a<br />

Hebr. 9, 27<br />

Ioh. 12, 26a<br />

Matth. 21, 5a<br />

Ies. 40, 10a<br />

Ps. 119, 166a<br />

1. Mose 24, 31a<br />

Ps. 118, 24<br />

2. Kor. 9, 15<br />

Altarleltion<br />

Kl. Ier. 3, 22—26<br />

Ies. 60, 1—6<br />

Matth. 5,13—16<br />

Ps. 23<br />

Ps. 51, 12—15<br />

Hebr. 12, 1. 2<br />

Ioh. 15, 14<br />

1. T<strong>im</strong>. 1, 15.16<br />

Eph. 2, 8—11<br />

Apost. 1, 8<br />

Ioh. 3, 16<br />

Ps. 34, 5—7<br />

Ioh. 1, 14<br />

Mt. 16, 24—26<br />

Ps. 27, 1—3. 14<br />

Mt. 10, 32. 33<br />

Ioh. 10, 12—14<br />

Ies. 53, 4—7<br />

Ps. 118, 14—25<br />

Text<br />

Ps. 121<br />

Matth. 2, 1—12<br />

Mt. 13, 31. 32<br />

Matth. 2, 12—23<br />

Matth. 3, 1—6.<br />

1Z 1k?<br />

Matth. 4, 1—11<br />

Matth. 4, 17—22<br />

Matth. 8, 5—13<br />

Matth. 9, 9—13<br />

Matth. IN, 1—15<br />

Matth. 11, 2—16<br />

Mt. 15, 21—28<br />

Matth. 17,1—13<br />

Mt. 20, 17—28<br />

Mt. 26, 36—56<br />

Mt. 26, 57—75<br />

Matth. 27, 1. 2.<br />

«7 ^^<br />

^/ A4<br />

Matth. 27,45—66<br />

Matth. 28,1—10<br />

81<br />

284<br />

196<br />

373, 1. 4—7<br />

416<br />

I<br />

311<br />

298<br />

18<br />

015<br />

39<br />

29<br />

021<br />

284<br />

101, 1—3<br />

363<br />

263, 1—3<br />

93<br />

102, 1—4<br />

09<br />

Ps. 119, 9—12 Matth. 18, 1—14 130<br />

Eph. 4, 31. 32<br />

Micha 6, 8<br />

Ps. 104, 27—30<br />

Ps. 84, 12. 13<br />

Ps. 57, 8—11<br />

1. T<strong>im</strong>. 2,1—4. 8<br />

Phil. 2, 5—11<br />

Ap. 10, 36—39a<br />

Mt. 18, 21—35<br />

Matth. 12, 1—13<br />

Ps. 34, 9<br />

Matth. 6, 25—34<br />

Psalm 98, 1a<br />

Matth. 6, 5—13<br />

Mt. 28, 18—20<br />

Matth. 9, 35—38<br />

118<br />

27<br />

126<br />

23<br />

021<br />

35<br />

143<br />

188<br />

Rom. 8, 14—16<br />

1.Ioh.4, 16. 19<br />

P . 115, 11—15<br />

P . 1, 1—3<br />

P . 8<br />

P . 24, 1—6<br />

Matth. 26, 41<br />

Ps. 51, 11—14<br />

2. Mose 20, 5b. 6<br />

Ies. 54, 1«<br />

Ps.75,5—8<br />

Ps. 23<br />

Rom. 12, 16—18<br />

Matth. 5, 44. 45<br />

Hes. 18, 21—23<br />

Ps. 91, 4—7. 9<br />

Ps. 37, 4—7a<br />

Lul. 12, 42. 43<br />

1.Petl.3, 9—12<br />

Ps. 103, 8—12<br />

Ps. 84, 6—8<br />

Ps.65, 2.10—14<br />

Apost. 2, 1—13<br />

5. Mose 6, 4. 5<br />

4.Mos. 6, 24—26<br />

2. T<strong>im</strong>. 3,15—17<br />

1. Mose 1, 1—23<br />

1. Mose 1,26 bis<br />

2, 3 15. 17<br />

1. Mo<br />

e 3<br />

1. Mo e 4<br />

1. Mo e 6u. 7<br />

1. Mo e 8<br />

1. Mole<br />

11,1—9<br />

1. Mo e 12,1—8<br />

l. Mose 13,1—13<br />

1.Mos.18,17—33<br />

Luk. 19, 41—44<br />

1. Mo e 19<br />

1. Mo e 22<br />

1. Mo e 24<br />

1. Mo e 25. 27<br />

1. Mo e 27. 28<br />

1. Mose 32<br />

Matth. 6, 11<br />

150<br />

11<br />

13, 1—5<br />

017<br />

18<br />

53«<br />

413<br />

416<br />

408, 1—3. 5<br />

19, 1—4<br />

1<br />

399<br />

152<br />

36<br />

241<br />

410, 1—4<br />

380<br />

409<br />

309<br />

414<br />

416<br />

9 (Wechsel)<br />

Ioh. 13, 34. 35<br />

Rom. 12, 19—21<br />

Ioh. 6, 68. 69<br />

Ial. 1, 22—25<br />

Matth. 5, 21—26<br />

Matth. 5, 38—48<br />

Matth. 7, 13—23<br />

Matth. 7, 24—29<br />

283, 1. 2<br />

337<br />

411, 1—5<br />

280<br />

Ps. 118, 6—9<br />

2. Petr. 1, 18<br />

1.Ioh.3, 16—18<br />

Pf. 73, 23—26<br />

Rom, 11, 22<br />

Psalm 46<br />

Matth. 13, 1—9<br />

Gal. 6, 10<br />

Mt. 13, 44—46<br />

Ies. 5, 1—«<br />

261<br />

35<br />

202<br />

32N<br />

236<br />

Ioh. 5, 28,29.24<br />

Off. Ioh. 14, 13<br />

Lul. 1, 68—79<br />

Ps. 96, 11—13<br />

Ies. 60, 1. 2.<br />

Phil. 4, 4—7<br />

Mt. 25, 31—46<br />

Phil. 1, 21<br />

Mark. 11, 1—10<br />

Marl. 13, 24—37<br />

I«s. 40, 3 und<br />

Ps. 24, 7—10<br />

Off. Ioh. 3, 20<br />

511<br />

474<br />

41<br />

46<br />

45<br />

41<br />

Ioh. 3, 16<br />

Ioh. 1, 14<br />

Lul. 2, 1—20<br />

Ies. 9, 6. 7<br />

68<br />

59<br />

II<br />

77, 1—7<br />

85<br />

84<br />

374, 6—7<br />

30?<br />

319<br />

346<br />

276<br />

252<br />

188<br />

309<br />

272<br />

294<br />

385<br />

389<br />

99<br />

95<br />

102, 5-8<br />

129<br />

019<br />

6<br />

39<br />

026, 1—3<br />

390<br />

8<br />

291<br />

018<br />

192<br />

157<br />

295<br />

424, 6—12<br />

2N6<br />

21, 1. 2. 11<br />

312 lbis 13<br />

319<br />

3N7<br />

255<br />

2«8<br />

528<br />

871<br />

341, 1. 9—11<br />

345<br />

244<br />

384, 1—5<br />

408<br />

41?<br />

285, 1—6<br />

279<br />

360, 1—5<br />

042<br />

206<br />

301, 1—3<br />

317<br />

019<br />

259<br />

209<br />

178<br />

036<br />

239<br />

512<br />

484<br />

48, 1—6<br />

44<br />

030<br />

63, 1—3<br />

64<br />

62<br />

III<br />

77, 8—15<br />

88<br />

198, 6<br />

292, 3.<br />

424, 6—9<br />

281, 7. 8,<br />

418, 3. 4.<br />

09, 1. 2. 5.<br />

212, 5.<br />

198, 3<br />

034, 2. 3.<br />

381, 3. 4.<br />

147, 3<br />

188, 1<br />

368, 1<br />

103, 3, 4.<br />

91<br />

102, 9. 10<br />

l23, 1—8<br />

(Wechsel)<br />

034<br />

276, 1. 2.<br />

N9, 1. 4. 5.<br />

22, 2—4.<br />

388, 2—4<br />

315, 1—3,<br />

36, 5<br />

147, 1. 2.<br />

142, 3<br />

156, 1. 7.<br />

17N, 1.<br />

418, 3. 4.<br />

211<br />

15, 1. 2.<br />

29«, 1. 5<br />

156, 7. 8.<br />

239<br />

258, 3.<br />

373, 6. 7.<br />

13, 8<br />

028<br />

155, 7. 8,<br />

262, 5. 6.<br />

242<br />

490, 5—7<br />

384, 6. 7.<br />

285,2<br />

311, 1. 2.<br />

338, 3<br />

367, 1—3<br />

11, 6<br />

341, IN. 11.<br />

23, 5<br />

341, 2. 7.<br />

348, 5—7<br />

173<br />

2N8, 5. 7. 9.<br />

186, 5. 6.<br />

292, 4.<br />

281, 6, 9.<br />

305, 5<br />

513<br />

56, 5. 6.<br />

48, 7—10<br />

41, 4<br />

47, 3—5<br />

07<br />

65<br />

IV<br />

76, 5. 6,<br />

83, 6.<br />

188, 9<br />

384, 3. 5. 6,<br />

153, 7.<br />

328, 4.<br />

24<br />

261, 4.<br />

297, 4. 5.<br />

06<br />

295, 5. 6.<br />

13, 4.<br />

020.<br />

92<br />

378, 7.<br />

INI, 4.<br />

379, 11. 12,<br />

109, 1—6.<br />

129, 10.<br />

129, 10.<br />

129, 10.<br />

37, 5. 8.<br />

010, 10. N.<br />

129, 4. 10<br />

15, 3. 4.<br />

29,3<br />

141, 3<br />

164, 3-6<br />

164, 6—8<br />

23, 6.<br />

182, 4—6<br />

153, 5<br />

035<br />

36, 7<br />

328,4<br />

152, 3. 4,<br />

257, 4. 5.<br />

3, 4.<br />

381, 6. 7.<br />

410,6<br />

153, 6<br />

98, 7,<br />

19, 5. «,<br />

176, 3<br />

385, 6<br />

415, 6. 7<br />

155, 12. 13,<br />

360, 6—8<br />

410, 4. 6.<br />

6, 4. 5.<br />

345, 3. 7.<br />

155. 7.<br />

157, 4. 5.<br />

210, 6<br />

172<br />

462, 7<br />

306, 5.<br />

310, IN<br />

511,5<br />

285, 8<br />

509, 3<br />

45,4.<br />

45,4.<br />

45,4.<br />

41, 5<br />

60, 13—15.<br />

67, 10. 11.<br />

Anmerkung: 0 vor bei Zahl weist auf den Anhang / Abzug« dieses Lie<strong>der</strong>plnne« lönnen für


Beiträge zu Fragen des evangelischen<br />

Kirchbaues <strong>der</strong> Gegenwart<br />

Ans Anlaß <strong>der</strong> Westdeutschen Tagung für evangelischen Kirchbau gab die Beratungsstelle für kirchliche Kunst be<strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />

Preßverband für <strong>Rheinland</strong> eine Sammlung von Aufsätzen herauf die ivir nachstehend »nferrn Lesern zugänglich inachen. Triefe<br />

Aufsätze »vollen alles lveniger sein als etwa eine planmäßige Umschreibung auch nur <strong>der</strong> Hanptfragcn evangelischen Kirchbaues in <strong>der</strong><br />

GegeMvart. Es sind einzelne sehr wichtige Teilfragen, die hier ihre Erörterung finde». Daß unsere Westdeutsche Tagung in ihren Beratungen<br />

die bei unsere» kirchliche» Baute» vorliegenden innere» Bauanfgaben erörterte, war notwendig und wertvoll. Mindestens ebenso<br />

wertvoll und uotwendig sind die nachstehend vorgelegten Kostenanschläge für evangelische Kirchbanten in ueurn KoustruktionSarten. Sie<br />

!verde»> manchen GemeindenMut machen, an Bauvorhaben energischer heranzugehen. Diese Banfnnnnrn sind wirklich erschwinglich und<br />

die Bauart ist erprobt. <strong>Das</strong> Gebiet <strong>der</strong> Graphik und Paramentik konnten wir in diesem .Heft nicht berücksichtige». Darüber soll öer<br />

kommende Jahrgang des <strong>Evangelische</strong>n^<strong>Rheinland</strong> Sammeldarstellnngen bringen. S.<br />

Licht!<br />

Kirchliche Ilufgaben <strong>im</strong> heutigen Großstadtleben<br />

llnter den Religionen <strong>der</strong> sogenannten<br />

Naturvölker ist uns <strong>der</strong> Totemismus <strong>der</strong><br />

llrbewohner Nordamerikas bekannt, <strong>der</strong><br />

jich auch in an<strong>der</strong>n Gebieten des aniniistischen<br />

Religionskreiseö findet: in einem<br />

heiligen Tier, dem Totemtier, wird <strong>der</strong><br />

Dämon des Stammes o<strong>der</strong> seines einzelnen<br />

Angehörigen verehrt. Wenn wir unS<br />

diesen Glauben einmal zueigen machen<br />

und nach dem Totemtieren <strong>der</strong> heutigen<br />

mo<strong>der</strong>nen Kulturmenschheit fragen, dann<br />

scheinen zwei Bewohner des Luftreichs eine<br />

symbolische Beziehung zur Gegenwart zu<br />

haben: <strong>der</strong> Zugvogel und <strong>der</strong><br />

Nachtfalter. Im Automobil, <strong>im</strong><br />

Dampfer und Flugzeug ist <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne<br />

Mensch auf einer fast ständigen Wan<strong>der</strong>schaft<br />

begriffen, die seinen Wohnsitz zu<br />

einer Saisonangelegenheit, zu einem vorläufigen,<br />

vorübergehenden Zustand des<br />

Rastens macht — eine kurze Unterbrechung<br />

des Wan<strong>der</strong>weges, dessen Ziel<br />

bereits nicht mehr nur von schwärmerischem<br />

Ueberschwang des Dichters, son<strong>der</strong>n<br />

von dem kühlen, klaren Blick des Ingenieurs<br />

unter den Sternen gesucht wird.<br />

Hier breitet <strong>der</strong> Zugvogel-Dämon <strong>im</strong><br />

Seelrnraum seine Flügel, lind wenn<br />

wir uns von einem konstruierten, motorbelebten<br />

Zugvogel auf nächtigem Luftpfad<br />

zu <strong>der</strong> Weltstadt Berlin tragen lassen,<br />

dann erscheint uns in <strong>der</strong> schon aus <strong>der</strong><br />

Ferne aufstrahlenden, blendenden Licht-<br />

Vision des Stadtbildes das zweite Toteintier,<br />

<strong>der</strong> Nachtfalter, das Wesen, das<br />

vom Dunkel gewerkt und von <strong>der</strong> Nacht<br />

belebt wird.<br />

Dieser in Berlin bereits seit langem herausgebildete<br />

Zustand einer intensiven<br />

Nachtlebendigkeit beginnt auf das ge-<br />

samte deutsche Großstadtlebcn überzugreifen.<br />

Wir können diese Beobachtung<br />

<strong>im</strong> westlichen Industriegebiet zu ganz<br />

zweifellosen Feststellungen verdichten. Mit<br />

<strong>der</strong> Größe und Lebendigkeit des wachsenden<br />

Stadtkörpers wachsen auch die Triebgewalten<br />

nächtlicher Lebendigkeit, erfüllen<br />

die Straßenzüge mit brausenden Symphonien<br />

des Verkehrs und verkündigen den<br />

Nachtfalter-Dämon des heutigen Menschen<br />

in <strong>der</strong> Flammcnschrift <strong>der</strong> Lichtreklame<br />

und den blendenden Strahlenkcgcln<br />

mo<strong>der</strong>ner Großstadtbeleuchtung.<br />

Wie in Deutschland, so ist es auch <strong>im</strong><br />

übrigen Europa und <strong>im</strong> gesamten Bereich<br />

<strong>der</strong> zivilisierten Menschheit <strong>der</strong> Gegenwart.<br />

Bald wird die hier<br />

unaufhaltsam vordringende<br />

Entwicklung dahin geführt<br />

haben, daß die eigentliche Lebendigkeit<br />

<strong>der</strong> Großstadt erst<br />

dann in die Erscheinung tritt,<br />

wenn die Sonne untergegangen<br />

ist. <strong>Das</strong> Nachtgesicht <strong>der</strong> Weltstädte<br />

ist mit den Feuerlinien seiner Züge<br />

schon heute daS wesentliche Gesicht, weit<br />

wesentlicher als das Taggesicht. Wie eine<br />

Maske ist <strong>der</strong> Tag vom Antlitz <strong>der</strong> Stadt<br />

gefallen. Im Dunkel erst werden seine<br />

wahren Züge sichtbar.<br />

Es wäre nun durchaus verkehrt, wenn<br />

man von kirchlich-christlichem Standpunkt<br />

gesehen es für ausreichend hält, die Schalen<br />

des Zornes über dieses blendende<br />

Phänomen zu schütten. Man wird es damit<br />

nicht auslöschen. Und man wird dabei<br />

nicht einmal gerecht verfahren. Denn<br />

wenn auch die Sucht nach Sensationen,<br />

Reklame und erregen<strong>der</strong> Lust quantitativ<br />

den Hauptanteil an dieser Entwicklung<br />

für sich buchen darf, so ist diese aufdringliche<br />

Außenseite <strong>der</strong> Massenerscheinung<br />

eben doch nur die Außenseite, und hinter<br />

ilil wirkt Tieferes und Wesentlicheres ini<br />

verborgenen, Wie s,cl> die ungeheuren<br />

Spannungen elektrischer Energien verborgen<br />

<strong>im</strong> A<strong>der</strong>neH <strong>der</strong> Leitungen durch<br />

den ganzen Stadtkörpcr verbreiten und<br />

am Abend in einer wildbewcgten Lichtfülle<br />

sich lösen, so ist das Wesen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Menschheit mit Spannungen geladen, die<br />

des Tages latent sind und nicht in die Erscheinung<br />

treten, am Abend aber durch<br />

gehe<strong>im</strong>e Schaltung erwachen, sich entladen,<br />

zu leben beginnen. Diese Spannungen<br />

sind in ihrer dynamischen Energie viel zu<br />

verborgen, seltsam und rätselhaft, als daß<br />

sie mit dem Wertmesser gut o<strong>der</strong> böse von<br />

<strong>der</strong> pr<strong>im</strong>itiven Ethik unproblematischer<br />

Naturen gemeistert werden könnten. Man<br />

kann aus <strong>der</strong> Vogelperspektive über dem<br />

Flughafen die Weltstadt mit sehr verschiedenen<br />

Blicken betrachten: als das erstaunliche<br />

Ergebnis einer allumfassenden Technisierung<br />

des mo<strong>der</strong>nen Lebens, als das<br />

blendende Dirnengesicht des heutigen<br />

Sündenbabels, als ein brodelndes Gemisch<br />

von Irrungen und Strcbungen,<br />

von gitteu und bösen Leidenscwiften, Der<br />

Sehende aber wird in <strong>der</strong> Lichtstadt g e ><br />

bautes Leben erkennen, die gigantische<br />

Verkörperung mo<strong>der</strong>nen Tatendrangs,<br />

<strong>der</strong>, mag er gut o<strong>der</strong> böse, richtig o<strong>der</strong><br />

unrichtig o<strong>der</strong> ein unlösliches Gewebe von<br />

bcidcm sein, vor allem das eine ist: Leben<br />

— unerhört lebendiges Leben.<br />

Eines läßt sich freilich we<strong>der</strong> bestreiten<br />

noch mil<strong>der</strong>n: die Lichtvision <strong>der</strong><br />

n a ck t l e b e n d i g c n, hellwachen<br />

Großstadt wirft einen grellen<br />

225


Kaufhaus Schocken in Stuttgart<br />

bei Tag und Nacht<br />

<strong>Das</strong> Tagbild<br />

S rli ein auf di e >r> a rl> s e n d e ,1! a -<br />

turentfremdung des heutigen<br />

M e n s ch e >i, ^er Tag, die Lickthe<strong>im</strong>al<br />

alles naturnahen Lebens, wird für das<br />

Lebensgefübl <strong>der</strong> Weltstadt wesenlos und<br />

fremd. Sie schafft sich ihr eigenes Licht,<br />

Millionen elektrischer Sonnen für das ihr<br />

eigene Lebensbedürfnis. Wir können uns<br />

auch nicht damit trösten, daß dieses unhe<strong>im</strong>liche<br />

Phänomen auf das Stadtgebiet<br />

beschränkt und auf dem Lande unbekannt<br />

ist, und daß vom Lande her eine Neugesüiidung<br />

dieser riesenhaften Verbild<strong>im</strong>gen<br />

und Entartungserscheinungen möglich<br />

>md zu erstreben ist. Man darf sich nicht<br />

darüber täuschen, daß die negativen Vorzeichen<br />

dieser Entwicklung bereits fast<br />

überall <strong>im</strong> dörflichen Lebensbereich nachweisbar<br />

stnd, auch wenn die positiven<br />

Merkmale und Ergebnisse bisher noch<br />

fehlen, <strong>Das</strong> zunehmende Versiegen aller<br />

Lebensbäche in ländlicher Sitte, Ueberliefer<strong>im</strong>g<br />

und Anschauungsweise, ihr Erstarren<br />

zum Schema, das zwar noch gilt<br />

und sich behauptet, aber aus dem Gesetz<br />

<strong>der</strong> Trägheit, nicht aus <strong>der</strong> Macht zeugen<strong>der</strong><br />

Lebendigkeit, die fortschreitende<br />

Technisierung <strong>der</strong> Landwirtschaft, auch in<br />

<strong>der</strong> Zubereitung des ländlichen Seelen-<br />

226<br />

s, die Beugung des He<strong>im</strong>atsinnrö<br />

unter den Nutzwert und <strong>der</strong> offenkundige<br />

Hang zur Nachahmung des Lebensstiles<br />

<strong>der</strong> Stadt — all diese negativen Vorzeichen<br />

weisen auf die noch latente, aber<br />

bereits schon vollzogene Unterwerfung des<br />

Landes unter die Stadt und auf den Verzicht,<br />

ländliche Son<strong>der</strong>lebendigkeit zu behaupten.<br />

Man wird sich damit abfinden<br />

müssen. Die Entwicklung ist unaufhaltsam.<br />

Aber sie destilliert ihr Heilserum aus ihren<br />

eigenen Säften: die Laubenkolonien und<br />

Wochenendsiedlungen, die Zeltlager und<br />

Gartenstadtpläne, die Volksbä<strong>der</strong> und<br />

Spielwiesen, die Stadtwaldungen und<br />

Son<strong>der</strong>züge ins Freie, die Naturschutzgebiete<br />

und Eigenhe<strong>im</strong>bewegungen, all diese<br />

Dinge zeigen die Herunbildung einer Naturverbundenheit<br />

neuen Stils, die irgendwie<br />

die zweite Seite jener künstlichen Lebendigkeit<br />

<strong>der</strong> nächtlichen Großstadt ist.<br />

Alte Bindungen werden zerrissen — neue<br />

werden gewoben. Und <strong>im</strong> letzten Sinn<br />

ist ja jede Erfindung des Menschengeisieö,<br />

durch die er sich vom Zwang des Natur-<br />

Haften löst, nicht ein Verlassen des unendlichen<br />

Naturbereichs, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Entdeckerweg<br />

in unbetretene Verborgenheiten,<br />

eine Neuorientierung <strong>im</strong> Ver-<br />

hältnis des Menschen zum Weltall und<br />

<strong>der</strong> unendlichen Fülle seiner Lebenömöglichkeiten.<br />

Die Verbindung von Hochhaus-<br />

Stadtkern und pcripkcrer Gartenstadt <strong>im</strong><br />

Städtebau <strong>der</strong> Zukunft wird sehr bald den<br />

heute noch wesentlichen Unterschied zwischen<br />

Stadt und Land verwischt haben,<br />

T^ann werden beide Lebenobeieiche eine<br />

verwandte Struktur zeigen. Schon heute<br />

würde die Feststellung, wieviel Landleutc<br />

in den Fabriken o<strong>der</strong> an sonstigen Arbeitsstätten<br />

<strong>der</strong> Großstadt — und wieviel<br />

an<strong>der</strong>e am Nachtleben <strong>der</strong> Großstadt hindurchflutend<br />

beteiligt sind, ein bemerkenswertes<br />

Ergebnis zeitigen. Die Fabrikstadt<br />

sendet ihre Maschinen aufs Land. <strong>Das</strong><br />

Land sendet seine Menschen in die Stadt,<br />

Die ganze Entwicklung zeigt den Zug des<br />

Schicksalhaften. Es hat keinen Sinn, sich<br />

gefühlsmäßig dagegen aufzulehnen. Weit<br />

richtiger und bedeutsamer ist cS jedoch, in<br />

<strong>der</strong> unaufhaltsamen Technisierung des<br />

heutigen Lebens dag Geistige <strong>der</strong><br />

Leistung, den Ueberschwang phantastischer<br />

Ermöglichung des Unmöglichen, herauszustellen,<br />

damit <strong>der</strong> Stcrncnflug ins Grenzenlose<br />

den Geist nicht von sich fort, son<strong>der</strong>n<br />

zu sich hin führe. Die Möglichkeit<br />

zu beiden Wegen ist Ge-


fahr und Verheißung des mo<strong>der</strong>nen,<br />

technischen Lebensstiles,<br />

Es ist nicht ohne Interesse, einen Blick auf<br />

die beiden Stadien ini Werdegang <strong>der</strong><br />

heutigen Großstadtbcleuchtung zu werfen.<br />

Sie zeigt eine gewisse parallele zu <strong>der</strong> Entwicklung<br />

dcS Verkehrs. Beide sind die<br />

Erscheinungsformen nächtlicher Lebensspannung<br />

<strong>der</strong> Großstadt. Wenn man vom<br />

Deck eines Autobus den nächtlichen Verkehr<br />

am Potsdamer Platz in Berlin über<br />

sieht, dieses wirre, brausende Geflecht<br />

feuriger Linien dahinschießen<strong>der</strong>, crheüN'i<br />

Fahrzeuge und ihrer Scheinwerfer, !>'i<br />

kann es kaum fassen, daß dieser Strudel<br />

elementarer Bewegungen aus lauter lelativ<br />

belanglosen und unwichtigen Einzelfahrten<br />

zusammengesetzt ist, <strong>der</strong>en jede<br />

ihr beson<strong>der</strong>es Hiel lind ihren best<strong>im</strong>mten<br />

nüchtern-vernünftigen Hweck hat. Die<br />

ungeheure Häufung dieser Zwecksctzungen<br />

findet ein unzureichendes, darauf nicht<br />

vorbereitetes Straßennetz. Ganz beson<strong>der</strong>s,<br />

wenn eä sich um altehrwürdige Städte<br />

handelt, Man versuche einmal, in <strong>der</strong><br />

Umgebung des Kölner Domes Auto zu<br />

fahren! In den viel zu engen Straßenschluchten<br />

stauen sich die Automobile, elektrischen<br />

Bahnen, Autobusse und sonstigen<br />

Verkehrsmittel, das Warnungsgeräusch,<br />

das Knattern <strong>der</strong> Motore und Rauschen<br />

<strong>der</strong> Rä<strong>der</strong> schwillt zu einer Hochflut, aus<br />

<strong>der</strong> man die einzelnen Signale kaum noch<br />

herauszulösen und aufzufassen vermag.<br />

Die Städte sind nicht für den<br />

Verkehr gebaut. Sie stammen aus<br />

einer an<strong>der</strong>en A't- Sie werden von <strong>der</strong><br />

Sturmflut des Verkehrs überschwemmt,<br />

Und mühsam versucht man zu ordnen und<br />

zu regulieren, um die Iahl <strong>der</strong> Menschenopfer<br />

möglichst niedrig zu halten. Diese<br />

Notlage hat zur Folge, daß man neu entstehende<br />

Stadtteile aus dem Wesen des<br />

Verkehrs heraus baulich zu organisieren<br />

Kaufbaus Schocken bei Tag<br />

und Nacht<br />

<strong>Das</strong> Nachtbild als Lichtbau<br />

und Vollendung des<br />

Tagbildes<br />

Die Nildei sind entnommen dem<br />

Vuchc „Vrich Mcndelsohn,<br />

<strong>Das</strong> Gesamtschaffen de« Architekten."<br />

1'erlaa Nudolf Mossc<br />

227


versucht, I,lnd die alten Stadtteile sind in<br />

fortwähren<strong>der</strong> Umwandlung begriffen.<br />

Ganze Häuserzüge werden von den Verkehrsflutcn<br />

weggeschivemmt. Straßendurchbrüche,<br />

Platzerweiterungen, Tunnel<br />

u„d Viückeu sä^iffei, ^'rge dl'S Verkel'lo,<br />

die zugleich eine sinnvolle Verkehrsordnung<br />

und VerkehrSbelcbung erwirken.<br />

Aehnlich hat sich das <strong>im</strong>posante und geradezu<br />

faszinierende Phänomen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Großstadtl,'elr,,chliiiig entwickelt.<br />

<strong>Das</strong> Licht hat eine suggestive Macht über<br />

Sinne und Seele, Der heutige<br />

Mensch ist Augenmensch, er<br />

will nicht hören, son<strong>der</strong>n<br />

s e h e n. Der höchst verfeinerte Tastfühler<br />

des Geschäftssinnes bat diese Tendenz <strong>der</strong><br />

geistigen Entwickclung sehr bald entdeckt.<br />

Nnd nun ivurde die Reklame in Feuerschrift<br />

in die Augen <strong>der</strong> Passanten geschrieen.<br />

Aufflammen und Verlöschen,<br />

Laufschrift, Farbenspiel, <strong>der</strong> ganze phantastische<br />

Hauber eines Feuerwerks größten<br />

Stiles und Ausmaßes wurde in den Dienst<br />

<strong>der</strong> Werbung gestellt und überströmte mit<br />

seinen Feuergarben die Straßen und<br />

Plätze. Dazu die Straßenbeleuchtung, die<br />

Signallaternen, die Scheinwerfer <strong>der</strong><br />

,^i!'!;euge, die Lichtfülle erhellter Fenster.<br />

^>ie <strong>der</strong> Ivikeln so ist auch das (Gesamtbild<br />

<strong>der</strong> Lichtreklame entstanden aus angestauten<br />

Einzelyvecken, als eine Ricsensumme<br />

zufälliger, einzelner Bestrebungen,<br />

die aufeinan<strong>der</strong> nicht Rücksicht nahmen,<br />

meist einan<strong>der</strong> feindlich waren, einan<strong>der</strong><br />

Konkurrenz zu machen und zu überschreien<br />

versuchten, So entstand ein Gesamtschrei<br />

farbigen Lichtes, in dem jede<br />

St<strong>im</strong>me bini<strong>der</strong>t andre übertönen will und<br />

um so sicherer am En<strong>der</strong>gebnis mitwirkt,<br />

daß nicht einzelnes den geblendeten<br />

Blicken mebr verständlich ist. Dieser<br />

Massenangriff blenden<strong>der</strong> Lichtpfeile auf<br />

die gequälte,, Augen <strong>der</strong> Straßenpassanlen<br />

kann von <strong>der</strong> Stadtbauveiwalt<strong>im</strong>g<br />

bestenfalls eingedämmt und reguliert<br />

werden. Aber diese VerkebrSschutzleute<br />

des Laufschriftenverkehrs müssen sich darauf<br />

beschränken, allzu eklatante Augenunfälle<br />

bei denen zu verhüten, die so<br />

etwas zu lesen versuchen. Daß <strong>im</strong>mer<br />

neue Möglichkeiten elektrischer Strahlenwirkung<br />

aktiviert werden, daß die Intensität<br />

<strong>der</strong> Helligkeit, die suggestive<br />

Blickbammng farbiger Feuertaufe zum<br />

^euer>aul,'ei und ;in ^icktl'ejckn'^iu,,g gesteigert<br />

werden, und daß die wi<strong>der</strong>streitenden<br />

Tendenzen dieser Riesemllumination<br />

ein regelloses, zuckendes, fl<strong>im</strong>merndes<br />

Chaos ergeben — das ist nicht zu vermeiden.<br />

Die Massenwirkung dieser Lichtfülle hatte<br />

nun eine sehr eigenartige Folge: sie verän<strong>der</strong>te<br />

in phantastischer Willkür<br />

und Gewaltsamkeit das<br />

?> i l d <strong>der</strong> Stadt und i li l c r<br />

S t r a ß e u f a s s ci d e n, lind ;wai so<br />

228<br />

gänzlich, daß von dem Stadtbild des<br />

Tages nichts mehr zu erkennen ist. <strong>Das</strong><br />

Licht <strong>der</strong> Sonne zeigt eine<br />

völlig an<strong>der</strong>e Stadt als das<br />

Licht dieses nächtlichen, verwandelnden<br />

Feuerzaubers. Wie<br />

ein Spuk erscheinen schwebend <strong>im</strong> Dunkel<br />

erhellte, losgelöste Mauermasscn,<br />

scheinbar ohne Fundament, ohne Zusammenhang<br />

mit ihrer I.Imgebung. Worauf<br />

die Fassaden <strong>der</strong> Häuser aus dem vorigen<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t und noch aus <strong>der</strong> Vorkriegszeit<br />

so stolz sind, ihre entlehnten Dekorationen<br />

aus <strong>der</strong> Schatzkammer vergangene!<br />

Baustile, die Giganten, die Torbogen<br />

tragen, die prätentiösen Pfeiler, Säulen<br />

und Ges<strong>im</strong>se, die Gnirlanden und Kränze<br />

aus Stuck, die leicht bekleideten Männer<br />

und Frauen, die in schwindeln<strong>der</strong> Höhe auf<br />

beängstigend engem Postamt in steinerner<br />

Sicherheit vor dem Abgrund stehen —<br />

all diese merkwürdigen Anzeichen einer<br />

nicht vorhandenen Befähigung zu eigener<br />

Stilbildung sind nun verschwunden, verwandelt,<br />

verzaubert, etwas ganz an<strong>der</strong>es<br />

geworden o<strong>der</strong> gar nicht mehr vorhanden,<br />

Vei Tage war das Bangesicht <strong>der</strong><br />

Straßenflucht eine leblose Mumie, seine<br />

Fassaden Sarkophage, verziert mit abgeschriebenen<br />

Stilformeln <strong>der</strong> Vergangenheit,<br />

eine Vortänschung gestriger, nicht mehr<br />

aktiver LebenSgefühlr — <strong>im</strong> letzten Grunde<br />

eine llnwahrhaftigkeit. Bei Nacht <strong>im</strong><br />

Feuerwerk <strong>der</strong> elektrischen Sonnen gewinnt<br />

das tote Antlitz eine überreizte, fast ekstatisch<br />

übersteigerte Neulebendigkeit — Ausdurck<br />

und Seele heutiger <strong>Das</strong>einsspannnng,<br />

Lebenswahrheit aktuellster Gegenwärtigkeit.<br />

I.Ind mag auch nicht schön nnd nicht gut<br />

sein, was man in den grellen Müssen dieses<br />

Gesichtes sieht — es ist aufrichtig, unverstellt<br />

nnd ehrlich.<br />

I.Ind noch ein an<strong>der</strong>es ist auf einmal geschehen.<br />

Wir sind es gewohnt,<br />

die Formen eines Hauses mit<br />

unfern Blicken prüfend nach -<br />

z u t a st e n. Wir empfinden die Stärke<br />

des Mauerwerks, spüren die Tragkraft<br />

<strong>der</strong> Pfeiler, die Haltbarkeit <strong>der</strong> Bauweise,<br />

lind das Ergebnis ist das statische Gefühl,<br />

das Vewußtsein <strong>der</strong> Festigkeit und<br />

Sicherheit eines Gebäudes, Diesem statischen<br />

Gefühl sind <strong>im</strong> Straßenbild <strong>der</strong><br />

nächtlichen Großstadt alle Grundlagen entzogen.<br />

Wir können den Aufstieg <strong>der</strong> Vauformen<br />

nicht mehr vom Fundament bis<br />

zum Dach verfolgen. Blendende Lichtlinien<br />

umreißen dunkle Flächen nnd stellen sie<br />

als schwebende Gebilde in den dunkeln<br />

Raum, In jäher Erhellung schnellt ein<br />

phantastisch zusammenhangloses Stück<br />

Banform aus dem Dunkel, um <strong>im</strong><br />

nächsten Augenblick zu verschwinden, zu<br />

verlöschen, wie ein ausgeblasenes Licht.<br />

Die Baugestalt ist in ständiger Bewegung<br />

und Aen<strong>der</strong>ung, <strong>Das</strong> nachtastende Ange<br />

findet nichts Stabiles, Alles Feste ist auf-<br />

gelöst, nichts Bleibendes gibt den Blicke»<br />

Halt. In tollem Wechsel entstehen und<br />

vergehen die Baufvrmen aus den Launen<br />

des Lichtes. <strong>Das</strong> Licht hat die Baugesialt<br />

<strong>der</strong> Stadt in <strong>der</strong> Hand.<br />

Es spielt mit ihr nach Belieben. Es zerpflückt<br />

sie und setzt sie wie<strong>der</strong> zusammen.<br />

Es n<strong>im</strong>mt dem Stein die Schwere. Es<br />

verzaubert das Mauerwerk zu transparenten<br />

Lichterscheinungen. Alles statische<br />

Gefühl kommt unter die Rä<strong>der</strong>, Der Gewichtöslnn<br />

hat nichts mehr zu sagen. Die<br />

heilige Ordnung architektonischer Straßenfassadenbildung<br />

ist lästerlich zerstört und<br />

verhöhnt. I,Ind nur sehr verschwommene,<br />

unwirkliche Umrisse <strong>der</strong> vom Tage her bekannten<br />

Häusergestalten führen ein wesenloses<br />

Schattendasein, unbeachtet und<br />

gänzlich belanglos, wie nicht mehr vorhanden.<br />

Dieses Stadium unbekümmerter Kindhaftigkcit<br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Großstadtbeleuchtung<br />

beginnt jedoch bereits Vergangenheit<br />

zu werden. Trotz <strong>der</strong> wirtschaftlichen Notlage<br />

sind die deutschen Großstädte zumeist<br />

in starkem und raschem Wachstum begriffen.<br />

Neue Stadtteile entstehen, die alten<br />

werden umgebildet. Die städtebauliche Organisation<br />

und Plangestaltnng steht <strong>im</strong><br />

Vor<strong>der</strong>grund architektonischer Arbeit. In<br />

dieser Situation wäre es verständlich, wenn<br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Architekt mit einer gewissen<br />

Hilflosigkeit <strong>der</strong> übermächtigen, formauflösenden<br />

Tendenz <strong>der</strong> Lichtreklame und des<br />

sonstigen abendlichen Lichtübermaßes <strong>der</strong><br />

Großstadt gegenüberstände. Aber daS<br />

Gegenteil ist eingetreten. Die<br />

junge Baukunst, die am Werk<br />

einer neuen lebendigen Stilbl'ldung<br />

arbeitet und in ihr<br />

dem gegenwärtigen Lebensgefühl<br />

einen neuen Baukörper<br />

schafft, hat nach dem Licht wie<br />

nach einem neuen Werkstoff<br />

gegriffen, <strong>der</strong> z« innerlich<br />

notwendigen, durch das Gesetz<br />

seines dynamischen Wesens<br />

begründeten Formen gestaltet<br />

werden mußte. Eine Aufgabe von<br />

schwindelerregen<strong>der</strong> Kühnheit und unerhörten<br />

Ausdrucksmöglichkciten! I.Ind wie<strong>der</strong>um<br />

ein Anknüpfen an den Geist <strong>der</strong> gotischen<br />

Tradition -— nicht in Nachahmung <strong>der</strong><br />

Formen, son<strong>der</strong>n in Neubildungen aus verwandter<br />

Gestaltungsfreude! Die gotische<br />

Paukunst bannte das Sonnenlicht in die<br />

feuerfarbenen Glaswände ihrer Chöre und<br />

<strong>Kirche</strong>nschiffe, baute Räume aus farbigem<br />

Licht. Der mo<strong>der</strong>ne Vauwille schafft architektonische<br />

Konturen und Profile, die gleich<br />

elektrischen Leitungen dazu vorbest<strong>im</strong>mt<br />

sind, sich am Abend in glühende, leuchtende<br />

Lichtgebilde zu verwandeln, Formen, geladen<br />

mit Spannungen, die stch zu aufstrahlenden<br />

Erscheinungen lösen sollen. Ganze<br />

Toreingänge werden aus Milchglas erbaut,<br />

das abends gedämpft aufleuchtet, wie


New York bei Nacht. Feuerwerk,<br />

aber kein architektonischer Lichtbau<br />

aus Licht. Die Linien <strong>der</strong> Brüstungen,<br />

<strong>der</strong> Dachbildlina,, <strong>der</strong> vorspringenden<br />

Profile werden <strong>im</strong> Dunkel durch leuchtende<br />

Zeichnung wie<strong>der</strong>holt. Mächtige Treppentürme,<br />

gänzlich aus Glas und Eisen<br />

konstruiert, steigen als ungeheure Lichtsäulen<br />

in den Abend, ^)n rhythmischem Wechsel<br />

klarer architektonischer Verhältnisse<br />

folgen dunkle und helle, durchsichtige und<br />

undurchsichtige Wandbildungen einan<strong>der</strong>.<br />

Die Lichtschriften glie<strong>der</strong>n sich architektonisch<br />

streng in die Struktur des Baukörpers,<br />

Nirgend mehr toben sich Laune, Willkür<br />

und Zufall in tollen Lichtwirbeln aus, son<strong>der</strong>n<br />

gebautes Licht entfaltet die wun<strong>der</strong>same<br />

Lebendigkeit dieses schwebenden, erdgelösten<br />

Werkstoffes zu klaren, formenschönen<br />

Erscheinungen,<br />

Es ist kein Zufall, sun<strong>der</strong>n sehr tief <strong>im</strong><br />

Wesen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Baukunst begründet,<br />

daß sie sich in diesen Lichtbauten vollenden<br />

muß. Gerade die stärksten Meister des<br />

neuen Nauwilleng wurden instinkthaft zum<br />

Bau aus GlaS und Eisen gedrängt. Die<br />

Hochhaus-Entwürfe von Mies van <strong>der</strong><br />

Rohe gehen darin incksichtölos über die<br />

Grenzen des praktisch Verwertbaren hinaus.<br />

<strong>Das</strong> Bauhaus in Dessau von Walter GropiuS<br />

zeigt in ganzen Aassaden nur die OlaS-<br />

Eisen-Struktur. Solche Räume leben am<br />

Tage von einen! unerhört gänzlichen Anschluß<br />

an den Lichtraum, Sie sind eingeschaltet<br />

in den Tag, Sie sind kaum<br />

durch dünne I^mrißlinien von ihm ge-<br />

trennt. Sie sind ein schweben<strong>der</strong> I_lebcrgang<br />

in das Licht des Raumes. Bei Nacht aber<br />

leben sie von dem ausströmenden Licht, das<br />

durch ihre gläsernen Wände flutet. Man<br />

beachte die beiden zur Zeit <strong>im</strong> Bau begriffenen,<br />

sehr charakteristischen Hochhäuser in<br />

Essen und Dortmund o<strong>der</strong> die Berliner<br />

Warcnhausbauten von Erich Menddclsohn,<br />

die wohl auch bei den erwähnten Hochhausentwürfen<br />

Pate gestanden haben, o<strong>der</strong> auf<br />

<strong>der</strong> Pressa in Köln die Bauten von Mendelsohn<br />

für Mosse und von Schuhmacher<br />

für die sozialistische Presse. Sie alle zeigen<br />

in ihrer Formgebung die konstruktive Spannung<br />

<strong>der</strong> Beton-Eisen-Bauart, die schwingende<br />

Dynamik einer Architekturform, in<br />

<strong>der</strong> sich nicht Ruhe, son<strong>der</strong>n Beweg<strong>im</strong>g,<br />

Kraft, Spannung gestaltet. Die frei strömende<br />

Gerade, die schwingende Kurve, sind<br />

für solche Nauformgebung charakteristisch.<br />

Daß diese „kinetische Architektur",<br />

diese Baukunst <strong>der</strong> bewegten<br />

Form, sich <strong>im</strong> Wechselspiel<br />

aufleuchten<strong>der</strong> und verlöschen<strong>der</strong><br />

Lichtlinien und<br />

Lichtflächen vollendet und in<br />

ihrem Sinn erfüllt, ist verständlich.<br />

Wer die weithin geschwungenen<br />

Horizontalen in den Geschossen des<br />

Dortmun<strong>der</strong> Hochhauses mit den Blicken<br />

nachzieht und dann sieht, wie eine elektrische<br />

Bahn o<strong>der</strong> ein Automobil an diesen<br />

Linien entlangfährt, spürt den großen Zug<br />

<strong>der</strong> Bewegung in solchen Bauformcn, <strong>der</strong><br />

von <strong>der</strong> Fortbewegung des Fahrzeuges suggestiv<br />

verdeutlicht wird. So ist es verständlich,<br />

daß <strong>der</strong> architektonische Feuertanz <strong>der</strong><br />

heutigen Großstadtbeleuchtung, <strong>der</strong> alle<br />

Statik vernichtet und alle Ruhe in Bewegung<br />

wandelt, <strong>der</strong> äußerste, folgerichtige<br />

Ausdruck <strong>der</strong> „dynamischen Form" <strong>im</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Baustil ist.<br />

Aber auch die schlanke Leichtigkeit mo<strong>der</strong>ner<br />

Baukonstruktionen findet <strong>im</strong> Lichtbau<br />

ihre Erfüllung. Auf dünnen, betonummantelten<br />

EiscnstüHen schweben die Stockwerke<br />

eines mo<strong>der</strong>nen Gebäudes, wechselnd in<br />

gläsernen Wandzeilen und Gußbeton-Brüstungen<br />

<strong>der</strong> einan<strong>der</strong> übersteigenden Geschosse,<br />

Die ganze Formgebung ist ein Bekenntnis<br />

zu <strong>der</strong> gespannten, straffen Kraft<br />

des neuen Materials und seiner statischkonstruktiven<br />

Eigenschaften, ein Bekenntnis<br />

zu körperfreier Leichtigkeit, die <strong>der</strong> stofflichen<br />

Masse nicht mehr bedarf und den körperlosesten<br />

Baustoff, das Glas, in weiten<br />

Fronten verwendet. Wenn diese Fronten,<br />

von innen erhellt, am Abend aufleuchten,<br />

wird die Taggestalt des Bauwerkes nicht<br />

sich selbst entfremdet, son<strong>der</strong>n in ihrem<br />

Sinn erfüllt. So wird die mo<strong>der</strong>ne Lichtstadt<br />

<strong>der</strong> Zukunft nicht mehr das Werk des<br />

Elektrotechnikers sein, son<strong>der</strong>n die Schöpfung<br />

des Bauingenieurs, Und während für<br />

die Großstadtbeleuchtung alten Stils <strong>der</strong><br />

schroffe Kontrast des Taggesichtes und des<br />

Nachtgesichtes ihrer Bauten bezeichnend 'st,<br />

wird für die Lichtarchitektur des neuen<br />

229


Städtebaues die innere Verbundenheit bei<strong>der</strong><br />

Aspekte charakteristisch sein, Und auch<br />

Lichtreklame, Straßenbeleuchtung, Signallubter<br />

und sogar die Scheinwerfer <strong>der</strong> Fahrzeuge<br />

werden in den Gesamtorganismus<br />

dieser Stadtbaugestaltung einbezogen.<br />

<strong>Das</strong> ^erlviltnio von Tagbild und Nachtbild<br />

des Vanw^rkes »vird beson<strong>der</strong>s deutlich,<br />

wenn wir den Unterschied von mathematiscber<br />

und optischer Statik beachten.<br />

Die Maschine des Ingenieurs, die Hand<br />

des Bauarbeiters arbeiten mit tastbarem<br />

Werkstoff, Sie errichten aus Stahl und<br />

Beton die Struktur des Gebäudes, die nach<br />

mathematischer Berechnung stabel ist. <strong>Das</strong><br />

Auge übern<strong>im</strong>mt in das geschaute Bild des<br />

Baues das Nissen um diese Heftigkeit.<br />

Am Abend vollzieht sich nun eine seltsame<br />

Verwandlung und Umkehrung. Für das<br />

Auge schwindet alles, was ihm die Erscheinung<br />

und Verkörperung <strong>der</strong> Stabilität, <strong>der</strong><br />

Festigkeit und Haltbarkeit gewesen ist. Ein<br />

Negativ des TagbildeS wird<br />

ihm sichtbar. Die am Tage dunkeln<br />

Glasflächen strahlen auf und werden Lichtflächen.<br />

Fl<strong>im</strong>mernde Feuerlinien zeichnen eine<br />

optiscke Arckitektur auf den Hintergrund<br />

<strong>der</strong> abendlichen Dunkelheit. Licht ist optisckll<br />

Baustoff, Nicht die Hand, nur das<br />

Auge kann einen Bau aus Licht errichten.<br />

Aber gerade deshalb wird dieses <strong>im</strong>materielle<br />

Gebäude aus Licht zum Wun<strong>der</strong>gebilde<br />

einer <strong>im</strong>aginären, einer innerlichen,<br />

nur in Phantasieregionen möglichen Wirklichkeit,<br />

Nur die Erinnerung ergänzt das<br />

Lichtwun<strong>der</strong> durch die verschwundenen statischen<br />

Elemente irdisch-realer Festigkeit,<br />

Es wird deutlich, wie gerade die Lichtarchitektur<br />

<strong>der</strong> Großstadt sehr seltsame Beziehungen<br />

zum Bereiche des Geistig-Inwendigen<br />

aufweist.<br />

Aber bei genauerer Ueberlegung zeigt es<br />

sich, daß ja auch das Tagbild des Bauwerkes<br />

für seine Aufnahme durch das Auge<br />

ins Imaginäre entrückt ist. Wir glauben<br />

es <strong>der</strong> Mathematik des Ingenieurs lind<br />

<strong>der</strong> praktischen Erfahrung, daß diese überscblanken,<br />

fast körperlosen Baustrukturen<br />

baltbar sind. Für den Augenschein aber ist<br />

kein Tragen und Halten, son<strong>der</strong>n nur noch<br />

ein Steigen und Schweben <strong>im</strong> GlaS-Eisenbau<br />

spürbar, eine Erscheinung <strong>im</strong>materieller<br />

Xraftwirknng, Deshalb wird es auch von<br />

hier aus deutlich, daß die optische Architektur<br />

des TagbildeS sich in <strong>der</strong> optischen Architektur<br />

des aufleuchtenden Nachtbildes<br />

folgerichtig vollendet.<br />

In dem gleichen Augenblick, in dem <strong>der</strong><br />

gestaltende Künstler die Züge des LichtgesichteS<br />

<strong>der</strong> Großstadt zu formen begann,<br />

trat in diese Züge ein neuer, seltsamer und<br />

fast befremdlicher Ausdruck. Ebenso wie<br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Profanbai! in seiner Taggestalt<br />

das Element eines latent Sakralen<br />

birgt und offenbart, wie <strong>der</strong> sachliche<br />

Zweckbau einer Fabrik ungewollt und unbewußt<br />

errichtet wird als Kathedrale <strong>der</strong><br />

230<br />

Arbeit — ebenso erscheint dieses<br />

Streben nach einem He<strong>im</strong>lich-<br />

Heiligen in den Lichtbauten<br />

<strong>der</strong> nächtlichen Großstadt. Der<br />

Raum eines Kaffeehauses in Dortmund,<br />

den <strong>der</strong> Architekt Peter Grund gebaut hat,<br />

zeigt an <strong>der</strong> Decke seiner langgestreckten,<br />

hakenförmig <strong>im</strong> rechten Winkel sich biegenden<br />

Halle eine sehr seltsame Beleuchtung,<br />

Der Achse des Raumes folgend, zieht sich<br />

eine leuchtende Linie, gleichsam ein aus<br />

Licht gebautes Rückgrat des Raumes, von<br />

einer Schmalseite zur an<strong>der</strong>n über seine<br />

ganze Länge, Von dieser Lichtachse strahlen<br />

Querlinien aus, so daß ein Lichtgerippe<br />

entsteht, dem die sanfte Lichtaura des Raumes<br />

wie ein Astralleib entströmt. Die Beleuchtungsanlage<br />

ist aus schmalen Milchglaskästchen<br />

an <strong>der</strong> Decke in einfachsten<br />

Formen gebildet, die nur durch ihren ungeheuren<br />

Schwung unü durch die seltsame<br />

Starrheit dieses Lichtgerüsteö auffallen.<br />

Der Architekt hat in dieser Beleuchtungsund<br />

Raumgestaltung weit über den Rahmen<br />

eines Kaffeehauses ins Feierliche gestrebt.<br />

Fremd und voll ernster Bedeutsamkeit<br />

wirkt dieses Streben an solcher Stätte.<br />

Nicht weniger aber die hohe Lichtsäule, die<br />

<strong>der</strong> gleiche Künstler auf das Kaufhaus<br />

Fischer in Dortmund als Werbung gestellt<br />

hat. Während die Feuersäule, an die sie<br />

erinnert, einst dem heiligen Volk den Weg<br />

zum Berg <strong>der</strong> Offenbarung wies, ruft<br />

diese Lichtsäule heute zum Kalif von<br />

sehr profanen Bedarfsgegenständen, Man<br />

mag in dieser Umstellung des Zweckes ein<br />

Zeichen für die allbeherrschende materialistische<br />

Gesinnung <strong>der</strong> Gegenwart sehen.<br />

Aber wenn auch <strong>der</strong> kaufmännische Auftraggeber<br />

den praktischen Zweck dabei <strong>im</strong><br />

Auge gehabt hat — so ist doch das eine<br />

gewiß, daß <strong>der</strong> Gestaltungswille des Künstlers,<br />

<strong>der</strong> dieses Fanal weithin sichtbar über<br />

das Stadtbild aufrichtete, seinen Impuls<br />

aus ganz an<strong>der</strong>en Sphären empfing: aus<br />

<strong>der</strong> VerkündigungS-Seele des Lichtes, die<br />

<strong>der</strong> religiösen Sinngebung weit näher steht,<br />

als <strong>der</strong> kaufmännischen. Was gilt dem<br />

Künstler <strong>der</strong> praktische Zweck? Er wird<br />

unter seinen Blicken transparent und gibt<br />

Fernen frei, in den>?n verborgene Sehnsüchte<br />

an<strong>der</strong>e Aufgaben stellen. Aber weil sich die<br />

sakrale Sphäre bislang solchen Ausdrucksgewalten<br />

verschließt, muß <strong>der</strong> verdrängte<br />

sakrale Gestaltungswille des Künstlers sich<br />

in an<strong>der</strong>en Regionen auswirken und eine<br />

sehr seltsame Heiligung des Alltags und des<br />

Profanen verkünden.<br />

lind hier ist nun <strong>der</strong> ^)rt, an dem wir vor<br />

<strong>der</strong> Frage stehen: Was hat <strong>der</strong> evangelischkirchliche<br />

Beitrag zum mo<strong>der</strong>nen Städtebau<br />

zu diesen Dingen zu sagen? Es be -<br />

darf keiner Worte, daß eine<br />

evangelische Lichtreklame<br />

etwas völlig Unmögliches ist,<br />

Bibelsprüche in Lanfschrist neben Reklamen<br />

für Zigaretten — undenkbar. An<strong>der</strong>erseits<br />

aber ist das Licht ein Wun<strong>der</strong>, als elektrische<br />

Entladung nicht weniger als <strong>der</strong> stille<br />

Schein einer brennenden Kerze. Die christliche<br />

Religion darf sich das Licht in dieser<br />

seiner mo<strong>der</strong>nsten Form als Element <strong>der</strong><br />

Verkündigung nicht aus <strong>der</strong> Hand reißen<br />

lassen. Jedes aufleuchtende Licht trägt in<br />

sich die Stunde des Anbeginns, in <strong>der</strong> das<br />

Wort <strong>der</strong> Schöpfung gesprochen wurde:<br />

Es werde Licht! Deshalb ist sein Strahl<br />

Verkündigung, Deshalb gehört es zur Uroffenbarung,<br />

die je<strong>der</strong> Anbetung, jedem<br />

Glauben zuteil wird: Gott ist Licht. Und<br />

deshalb ist <strong>der</strong> evangelische Glaube verpflichtet,<br />

den Verkündigungscharakter des<br />

Lichtes in je<strong>der</strong> Lichtgestalt zur Geltung zu<br />

bringen und es nicht zu dulden, daß die<br />

Lichtquelle, in <strong>der</strong> heutiges LcbenSgefühl<br />

sich entfaltet, vom Bereich des Profanen<br />

als ausschließliches Eigentum usurpiert<br />

wird. Nachahmung von Wachskerzen durch<br />

elektrische Kerzen ist ein Greuel und gehört<br />

als eine UnWahrhaftigkeit und Täuschung<br />

nicht aus den Altar o<strong>der</strong> in den <strong>Kirche</strong>nraum.<br />

Auch mit elektrischen Weihnachtskcrzen<br />

kann ich mich in keiner Weise befreunden.<br />

Aber wenn das elektrische Licht<br />

nach den Gesehen seines Wesens und in<br />

dementsprecheu<strong>der</strong> Formgebung angewandt<br />

wird, kann es mit ungemeiner Eindringlichkeit<br />

zum Boten des Ewigen werden, Man<br />

hört aus dem Hochhausviertel von Neuyork,<br />

daß be<strong>im</strong> Tode eines Führers <strong>der</strong><br />

Deffentlichkeit die Fronten <strong>der</strong> Hochhäuser<br />

in <strong>der</strong> Form gewaltiger Kreuze erleuchtet<br />

weiden. Diese Reihen ungeheurer Lichtkreuze<br />

zu selten <strong>der</strong> Straßenschluchten können<br />

als ein mo<strong>der</strong>ner Kreuzweg zu<br />

einem gewaltigen Symbol werden, zu einer<br />

neuen, ganz aktuellen, aus dem Herzen<br />

<strong>der</strong> Gegenwart geborenen Feier und Sitte.<br />

Wogegen elektrische Birnen auf Tannen<br />

einen ganzen Waldweg entlang einen Weihnachts-Amerikanismus<br />

von sehr zweifelhaftem<br />

Wert repräsentieren.<br />

Ist nicht <strong>der</strong> Ruf des mo<strong>der</strong>nen Architekten<br />

nach einem Aufgabengebiet, auf dem<br />

er das sakrale Gehe<strong>im</strong>nis und Wun<strong>der</strong> des<br />

Lichtes auch in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Großstadtbeleuchtung<br />

gestalten darf, eine verpflichtende<br />

Aufgabe für die evangelische <strong>Kirche</strong> und<br />

Gemeinde? Ist es recht, diesem Ruf zu antworten,<br />

indem man auf den Materialismus<br />

des Großstadtlichtes hinweist und betont,<br />

daß evangelische Frömmigkeit damit<br />

keine Gemeinschaft haben kann? <strong>Evangelische</strong><br />

Verkündigung gehört gerade dorthin,<br />

wo sie am meisten nottut. Und wenn wir<br />

gleich vergangenen Zeiten die Verpflichtung<br />

fühlen, unsere Kirchbauten, Gemeindehäuser<br />

und sonstige He<strong>im</strong>stätten evangelischer<br />

Arbeit mitten hinein in das Leben <strong>der</strong><br />

Städte zu stellen, dann müssen wir<br />

dafür sorgen, daß sie in <strong>der</strong><br />

Sprache <strong>der</strong> Gegenwart zu dem<br />

Herzen des heutigen Geschlechtes<br />

reden. Zu dieser großen Gesamt-


aufgäbe gehört auch eine evangelische Lichtverkündigung<br />

in <strong>der</strong> abendlichen Großstadt.<br />

In Amerika hat man das Problem <strong>der</strong><br />

überragenden Sichtbarkeit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>im</strong><br />

HochhauSviertel dadurch zu lösen versucht,<br />

daß man eine Kathedrale all! turinartigen<br />

Abschluß auf einen Wolkenkratzer gestellt<br />

hat. Aber darunter Büros, Hotels, Geschäfte?<br />

Aber wenn einmal eine <strong>der</strong>artige Stadtkcrnanlage<br />

in einem evangelischen Turmhaus<br />

eine Konzentration evangelischer Gemeindearbeit<br />

<strong>der</strong> Großstadt geschaffen würde:<br />

Pfarrhäuser, Gemeindehaus, Schwestern-<br />

Wohnungen, DiakonissenhauS, Krankenanstalt,<br />

Rendantur, Räume für Vereine,<br />

Jugend, Kin<strong>der</strong>, Konfirmanden, Pflegeanstalten<br />

für Krüppel, He<strong>im</strong>atlose und<br />

Gefährdete — eine Heilstätte für alle Seelenschaden<br />

<strong>der</strong> Weltstadt, eine Pflanzstätte<br />

für alle Kräfte <strong>der</strong> Genesung, dann<br />

wahrlich würde als Abschluß<br />

eine <strong>Kirche</strong> aus Stahl und<br />

DarbglaS eine Krönung und<br />

Sinngebung des gesamten<br />

Baukörpers sein und weithin<br />

leuchtend d a S E v a n g e l i u m des<br />

Lichtes in das nächtliche Leben<br />

<strong>der</strong> Weltstadt rufen. Die Stahlkirche<br />

<strong>der</strong> evangelischen Schau auf <strong>der</strong><br />

Pressa in Köln ist auch auf diesem Gebiet<br />

wegweisend, Ihr gläserner Bau ist mit<br />

bewußtem Blick auf die Aufgabe abendlicher<br />

Lichtverkündigung in <strong>der</strong> Großstadt errichtet.<br />

Warum sollen z. B. die Kreuze <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong>n von v. Otto Bartning in Essen<br />

und von Peter Grund in Dortmund<br />

nicht durch leuchtende Lichtlinien am Abend<br />

Erscheinung werden? Nicht, wie die elektrische<br />

Dekoration deS Kreuzes auf dem<br />

Wartburgturm, die als neuzeitlich-dekorative<br />

Illumination eines renovierten mittelalterlichen<br />

Bauwerkes nicht Andacht, son<strong>der</strong>n<br />

nur ein Lächeln weckt, son<strong>der</strong>n in<br />

einer Bauform, die sich in einem abendlichen<br />

Erwachen <strong>der</strong> Lichtgestalt vollendet. Man<br />

kann auch das oberste Stockwerk <strong>der</strong> Türme<br />

in farbigem GlaS auflösen, und die Botschaft<br />

<strong>der</strong> Glocken würde sich wie<strong>der</strong>holen<br />

in <strong>der</strong> Botschaft feuriger Licht-Erscheinung.<br />

So sind in den evangelisch-kirchlichen Beiträgen<br />

zum Großstadtleben ungeahnte Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Lichtverkündigung enthalten,<br />

die infolge ihrer Eigenart weithin sichtbar<br />

beherrschend über dem Lichtmeer des Stadtbezirkes<br />

aufstrahlen könnte. Bei Abendandachten,<br />

in <strong>der</strong> Heiligen Nacht, in <strong>der</strong> Silvesterstunde,<br />

am Karfreitagabend und in<br />

ähnlichen Feierstunden würde dann die Ladung<br />

zum Gottesdienst nicht nur durch die<br />

<strong>im</strong> Großstadtlärm bald verhallenden Glokken<br />

ergehen, son<strong>der</strong>n das Zeichen des Kreuzes<br />

und die strahlende Baugestalt des Gotteshauses<br />

und seiner Türme würden weit über<br />

den Stadtbezirk hinaus den Wandelscharen<br />

rastloser, vorüberziehen<strong>der</strong> Gegenwartsmenschen<br />

das ewige Evangelium bringen.<br />

Paul Girkcm,<br />

Die <strong>Kirche</strong> aus Eisenbeton<br />

'<br />

.<br />

' '<br />

-<br />

>. '<br />

Il^ikolai-<strong>Kirche</strong> in Dortmund<br />

' '<br />

800 Sitzplätze / Ausführung: Wände, Decke und Turm: Eisenbeton, schalungsrauh ohne Putz /<br />

Seitenwäodc und Chor: Farbglas / Flure und Treppenstufen: Klinker ^ Kanzel:<br />

Keramik / Altar: Keramiktisch mit Bronzeaufsatz / Gestühl: Nußbaumholz<br />

Gesamtbaukosten: RM. 325000.—<br />

Erwärmung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>: durch elektrische Heizung


Nikolaikirche in Dortmund<br />

Beton ist ein Material, das unerhörte<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Gestaltung<br />

birgt — aber eben deshalb auch große<br />

Versuchungen und Gefahren. Der Architekt,<br />

<strong>der</strong> die Form seines Bauwerks aus dein<br />

Wesen des Werkstoffes entwickelt, wird<br />

danach streben, die beson<strong>der</strong>en Eigenschaften<br />

des Materials, seine Zähigkeit und<br />

Festigkeit, seine Spannkraft und Tragkraft,<br />

in <strong>der</strong> Gestalt des Gebäudes zum Ausdruck<br />

zu bringen. Gerade diese Eigenschaften des<br />

Betons erfor<strong>der</strong>n eine Formbildung, die<br />

mit sparsamstem Materialaufwand, demgemäß<br />

also unter möglichster Vermeidung<br />

jedes Eindrucks körperhafter Massenentwicklung,<br />

schlanke, feingliedrige Stützensysteme<br />

schafft, denen die statischen Funktionen<br />

des Bauwerks übertragen sind. Man<br />

kann freilich den zähflüssigen Betonteig<br />

auch dazu mißbrauchen, aus ihm Zyklopisch-wuchtige<br />

Massengebilde zu backen,<br />

um beson<strong>der</strong>e Raumst<strong>im</strong>mungen dadurch<br />

zu erreichen. Man kann überhaupt jede<br />

232<br />

beliebige Form aus ihm kneten. Den mannigfachen<br />

Versuchungen zu nicht völlig werkgerechter<br />

Anwendung des Netonmaterials ist<br />

<strong>der</strong> gesamte mo<strong>der</strong>ne Kirchbau auf katholische»!<br />

Gebiet bisher erlegen. Wenn die<br />

neuen katholischen <strong>Kirche</strong>n auch nicht mehr<br />

Kopien mittelalterlicher Architektnrstile sind,<br />

son<strong>der</strong>n z. T, sehr bemerkenswerte, aus <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Statik stammende ^leuformnngen,<br />

so wird gerade durch solche verheißungsvollen<br />

Formbildungen die Kopie mittelalterlicher<br />

Raumst<strong>im</strong>mungen durch mißbräuchliche<br />

Anwendung des Betonmaterials<br />

um so peinlicher fühlbar. Beton als Baustoff<br />

und die Kettenlinie als Bauform verbürgen<br />

für sich allein noch keine mo<strong>der</strong>ne<br />

<strong>Kirche</strong>. Die kühne, konstruktive Bewältigung<br />

<strong>der</strong> statischen Aufgabe durch werkgerechte<br />

Aktivierung <strong>der</strong> Kräfte und Möglichkeiten<br />

des neuen Baustoffs muß sinngemäß<br />

hinzukommen.<br />

Für die Aufgabe des evangelischen KirchbaueS<br />

ist es durchaus günstig gewesen, daß<br />

die Möglichkeit mo<strong>der</strong>ner Bauten nicht so<br />

rasch wie auf katholischem Gebiet gegeben<br />

war. Die klare Besinnung auf das<br />

Wesen <strong>der</strong> Aufgabe vermochte die notwendige<br />

Vorarbeit zu leisten, Nun aber beginnt<br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne evangelische Kirchbau<br />

in einigen sehr charakteristischen Beispielen<br />

Wirklichkeit zu werden. Auf die Stahlkirche<br />

<strong>der</strong> Pressa folgte die Zentralkirche von<br />

I). Otto Nartning in Essen-Ost, ein Eisenbau,<br />

<strong>der</strong> infolge baupolizeilicher Vorschriften<br />

einen Betonmantel erhalten mußte.<br />

Icunmehr hat in Dortmund die ^etri-<br />

Nieolai-Gemeindr einen Kirchbau begonnen,<br />

<strong>der</strong> vielleicht zum erstenmal auf dem<br />

Gebiet <strong>der</strong> kultischen Bauaufgabe einen<br />

ganz konsequenten Eiscnbetonbau darstellt.<br />

Nur <strong>der</strong> Turm und die Eingangshalle zeigen<br />

Reste massiver l,lmwandlnng, die sich<br />

jedoch be<strong>im</strong> Turm in ein offenes ^feilergeschoß,<br />

bei <strong>der</strong> Eingangshalle in ein breites<br />

Band gläserner Wandbildung unterhalb<br />

des Daches löst. Der Baukörper des eigent-


liehen <strong>Kirche</strong>nraumes ist gänzlich durch ein<br />

konstruktives System schlanker Betonstützen<br />

gebildet, zwischen denen über niedriger<br />

Brüstung glaSgemalte Wände leuchten und<br />

jeden Anschein massiver, zur Festigkeit des<br />

Vanwerkes notwendiger Wandbildung<br />

ausschließen. Im Chor ist eine Höchsisteigcrung<br />

des sakralen Rai,meindri,cks dadurch<br />

erreicht, daß ein fast körperloser Gitterbau<br />

ans Betonstüben die flammenden Farben<br />

<strong>der</strong> gläsernen blinde trägt. Der Chor ist<br />

höher und schmaler als <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nraum,<br />

lieber keilförmig zum Chor hin verengtem<br />

Grundriß entfaltet sich <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>aum<br />

als Hinleitung <strong>der</strong> Versammelten auf die<br />

Stätte des Altars, die erhöht ist und sich<br />

räumlich vom <strong>Kirche</strong>nschiff nur insoweit<br />

abson<strong>der</strong>t, als es das ungehemmte Ein-<br />

münden des gesamten Gestühls in den Cbor<br />

zuläßt. Der <strong>Kirche</strong>nraum ist gegenüber<br />

dem Chor nur um die Seitengänge verbreitert,<br />

die <strong>im</strong> Altarraum nicht notwendig<br />

sind. Die Kanzel würde unterhalb des<br />

Altars auf den Stufen <strong>der</strong> Chorerhöh<strong>im</strong>g<br />

ihren richtigen Platz finden. Die Beleuchtung<br />

des <strong>Kirche</strong>nschiffes ist in Form von<br />

Lichtbän<strong>der</strong>n in das Pfeilersystem gelegt,<br />

<strong>der</strong> Chor wird durch ein gewaltiges Lichtkrcuz<br />

<strong>der</strong> Rückwand erhellt. <strong>Das</strong> Licht wird<br />

Symbol: Baugestalt des heiligen Raumes<br />

und Erscheinung des Kreuzes,<br />

Die Eingangshalle kann als beson<strong>der</strong>er<br />

Ranm für Passionsgottesdienste und Bibclstunden<br />

Verwendung finden. Sie führt<br />

rechts neben <strong>der</strong> Einganqstür in eine kleine<br />

Kapelle, in <strong>der</strong> ein 3aufaltar steht, <strong>der</strong><br />

aber auch für Abendmahlsfeiern und<br />

Trauungen best<strong>im</strong>mt und gestaltet ist. Die<br />

Kapelle ist nur durch künstliches Licht beleuchtet.<br />

Die Lichtauellen sind zwei glaSgemalte<br />

Spruchbän<strong>der</strong> zu feiten des Altars<br />

und ein Mosaik über ihm, das durch einen<br />

verdeckten Scheinwerfer erhellt ist. lieber<br />

dem Eingangsraum liegt die Empore für<br />

Orgel und Sängerchor. Der Bau ist ein<br />

Werk <strong>der</strong> Architekten Pinno und Grund<br />

in Dortmund, Die Glasmalereien sind Elisabeth<br />

Coester (Eisrnach), die plastischen<br />

Arbeiten Otto Coester (Dornburg) übertragen,<br />

Sonntag, am 27. Oktober, begann<br />

<strong>der</strong> Bau mit <strong>der</strong> feierlichen Vornahme<br />

<strong>der</strong> ersten Spatenstiche durch<br />

Pfarrer, Architekten, Gemeindevertreter<br />

und Handwerker. P.^<br />

Die Stahllamelle<br />

als Formelement des evangelischen Kirchbaues<br />

enn man ohne Rücksicht auf praktische<br />

Belange die Gestaltung geistiger<br />

Werte erstrebt, pflegt man gewöhnlich<br />

in Formgebiete zu gelangen, die wegen<br />

ihrer Schwierigkeit o<strong>der</strong> Kostspieligkeit für<br />

die Praris keine Bedeutung gewinnen können,<br />

1.1m so erstaunlicher ist es, daß die<br />

Konstruktion von 3Ietzgewölben aus verzinkten<br />

Stahllamellen nach dem System<br />

des Diplom-Ingenieurs Hünnebeck eine<br />

Fülle von GestaltungSmöglichkeiten für die<br />

geistig-transzendentale Funktion des evangelischen<br />

KnltbaueS besitzt, zugleich aber<br />

auch eine ungemein billige, haltbare und<br />

wirtschaftliche Bauweise darstellt. Die Beratungsstelle<br />

für kirchliche Knnst hat deswegen<br />

in Arbeitsgemeinschaft mit dem<br />

Architekten Pete r G rnnd beson<strong>der</strong>e<br />

Studien über die Verwendbarkeit des LamellenbaueS<br />

für den evangelischen Kirchbau<br />

vorgenommen. Zunächst wurde die<br />

Möglichkeit einer Kombination des Lamelleusystems<br />

mit farbiger Verglasung ins<br />

Auge gefaßt und auf ihre Ausdruckswerte<br />

für das geistige Wesen des evangelischen<br />

Sakralraumes geprüft. Aus diesen Studien<br />

entstand das Modell einer evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong> aus Stahllamellen, Farbglas<br />

und Klinkern, das durch freundliche Hilfe<br />

<strong>der</strong> Deutschen Stahllamellen-Gesellschaft,<br />

des Stablwerl'SverbandrS und <strong>der</strong> Glaswerkstättcn<br />

Haspe von Peter Grund und<br />

Elisabeth Cocster hergestellt wurde.<br />

Als Grundriß des Bauwerkes wurde das<br />

Oval, die Eiform, gewählt — jene Formbildung,<br />

die in <strong>der</strong> Welt vitalen Geschehens<br />

die Zellen reifenden Werdens umschließt.<br />

Die Spitze des Ovals son<strong>der</strong>t den<br />

sakralen Bezirk des ChorraumS vom Raum<br />

<strong>der</strong> Gemeinde. Zugleich aber entfaltet sich<br />

<strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>aum mit solcher Wcsentlichkeit<br />

und Gänzlichkeit ans <strong>der</strong> Stätte des<br />

Sakraments, daß <strong>der</strong> Gesamtranm in völliger,<br />

ungebrochener Einheitlichkeit ein<br />

großer Chor ist, raumhafter Ausdruck des<br />

allgemeinen Priestcrtums <strong>der</strong> Gläubigen.<br />

Der Gcsamtbau ist in zwei miteinan<strong>der</strong><br />

zusammenklingende und doch deutlich voneinan<strong>der</strong><br />

geson<strong>der</strong>te Bereiche zerlegt: das<br />

Bereich <strong>der</strong> auf Erden anbetenden Gemeinde<br />

und das Bereich <strong>der</strong> über ihr er-<br />

Modellkirche<br />

scheinenden Herrlichkeit Gottes. <strong>Das</strong> Bereich<br />

<strong>der</strong> Gemeinde gehört noch zur irdischdiesseitigen<br />

Wirklichkeit. Es ist deshalb aus<br />

Backsteinen, dem von <strong>der</strong> Erde gewonnenen<br />

Werkstoff, erbaut. Ucber diesem Fundament<br />

aber wölbt sich die Kuppel aus<br />

Stahllamellen und Farbglas. <strong>Das</strong> 3Ietzgewölbe<br />

<strong>der</strong> Lamellcnkonstruktion ist wirklich<br />

nur ein Netz. In rein linearer, aller<br />

d<strong>im</strong>cnsionalcn Körperhaftigkeit entrückter<br />

Struktur entsteht ein statisches System, das<br />

zum <strong>im</strong>materiellen Träger des in<strong>im</strong>ateriell-<br />

233


234<br />

Modellkirche: Grundriß<br />

des <strong>Kirche</strong>nraumes


slen aller Werkstoffe wird: des farbigen<br />

Glases, Eine Wölbung aus lohenden Farbfeuern,<br />

gebautes H<strong>im</strong>melsgewölbe in seinem<br />

geistigen Sinn, leuchtet gleich einer Erscheinung<br />

über <strong>der</strong> Stätte <strong>der</strong> anbetenden Gemeinde.<br />

Der Blitz als Tag des MenschensohneS,<br />

<strong>der</strong> vom Aufgang bis zum Nie<strong>der</strong>aang<br />

loht und in seinem Feuer H<strong>im</strong>mel<br />

und Erde zerstört und erneut, ist das geistige<br />

»nd formale Motiv dieser gebauten<br />

Gewölbemalerei,<br />

<strong>Das</strong> Motiv für die Formgebung des Bereichs<br />

<strong>der</strong> Gemeinde ist <strong>der</strong> Berg. Nicht nur<br />

als „Gottes heiliger Berg" aus dem Alten<br />

Bund und seinem Kultus, son<strong>der</strong>n weit<br />

mehr noch als Gebetsstätte Jesu sollte das<br />

Brrgmotiv für den evangelischen Kultus<br />

eine neue Bedeutung gewinnen. Der Gemein<strong>der</strong>aum<br />

<strong>der</strong> Modellkirche ist eine von<br />

Nerghängen umgebene Talmulde, Der<br />

höchste Gipfel, in zahlreichen Stufen ansteigend,<br />

ist <strong>der</strong> Chor, <strong>der</strong> den Altar trägt.<br />

Auf dem Altar steht ein großes Kreuz.<br />

Der Chor ist Symbol des Berges Golgatha<br />

geworden. Sein Sinn als Stätte <strong>der</strong><br />

Abendmahlsfeier wird Formgesctz seiner<br />

architektonischen Gestaltung.<br />

Die Stahlkirche von Otto Nartning zeigt<br />

zum erstenmal einen Aufbau <strong>der</strong> Empore,<br />

<strong>der</strong> nicht als ein zweites Geschoß über den<br />

Bänken schwebt, son<strong>der</strong>n terrassenförmig<br />

vom Gestühl des <strong>Kirche</strong>nbodens bis zum<br />

Niveau <strong>der</strong> Orgel emporsteigt. Dieser<br />

terrassenförmige Aufstieg <strong>der</strong> Emporen<br />

umschwingt in <strong>der</strong> Modellkirche, dem Oval<br />

des Grundrisses folgend, den gesamten<br />

Raum, Die Emporen entspringen aus<br />

dem Stufenbcrg des Chores und münden<br />

in schwingen<strong>der</strong> Kurve wie<strong>der</strong> <strong>im</strong> Chor.<br />

<strong>Das</strong> Gestühl ist nicht mehr auf dem Boden<br />

des <strong>Kirche</strong>nraumes „aufgestellt". Es ist<br />

in die Emporen eingebaut und als architektonisches<br />

Formelemcnt mit dem Raum<br />

verwurzelt. Die dynamisch höchst aktive<br />

Schwingung <strong>der</strong> Emporen ist gänzlich<br />

durch Spannung und Lösung <strong>der</strong> Raumform<br />

best<strong>im</strong>mt. Ihr Kurvenschwnng<br />

leitet mit zwingen<strong>der</strong> Macht die Gesamtcntfaltung<br />

des Gestühls in den Chor zu<br />

den kultischen Stalten von Kanzel und<br />

Altar. Je<strong>der</strong> einzige Sitz ist gänzlich eingeschaltet<br />

in die Spannung und Bewegung<br />

<strong>der</strong> Raumbildung. Damit steht die Gemeinde,<br />

steht je<strong>der</strong> Einzelne, an welcher<br />

Stelle er sich befinde, <strong>im</strong> Bann des<br />

Raumes und wird von ihm hingczwungen<br />

zu Gottes heiligem Berg, zu <strong>der</strong> Stätte <strong>der</strong><br />

Verkündigung und Offenbarung,<br />

Der in die <strong>Kirche</strong> Eintretende schreitet<br />

durch die Eingangspforte und befindet sich<br />

dann auf <strong>der</strong> obersten Empore, Alle, gebrechliche<br />

Gemeindeglie<strong>der</strong>, denen die<br />

Treppensteiguug zu beschwerlich ist, können<br />

bei <strong>der</strong> Abendmahlsfeier die Plätze des<br />

obersten Emporenranges einnehmen und<br />

können von ihnen über nur wenige Stu-<br />

fen in den Chor gelangen. Die tieferen<br />

Emporen und die Bänke auf dem Bodcu<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> nehmen die jüngeren und<br />

rüstigen Kirchcnbesucher auf. Die evangelische<br />

Jugend muß dazu angeleitet<br />

werden, den Aufstieg des Herzens, den<br />

wir <strong>im</strong> Gottesdienst erfahren, zu betätigen<br />

durch äußeren Aufstieg bei <strong>der</strong> Feier<br />

des heiligen Abendmahls. Solche Steigung<br />

kann zu einem Beten werden, dessen<br />

Worte — Schritte sind. „Jesus stieg auf<br />

einen Berg, um zu beten." Der betende<br />

Jünger soll ihm auch darin folgen.<br />

Während <strong>der</strong> erhöhte Altar auf dem<br />

Gipfel des „heiligen Berges" in einer gewissen<br />

Abson<strong>der</strong>ung steht, ist die Kanzel<br />

auf den Stufen <strong>der</strong> Chorcrhöhung an dir<br />

Ausgangs- und Mündnngsstätte aller<br />

Emporenschwünge gestellt. Sie ist um zwei<br />

Stufen über das Niveau <strong>der</strong> höchsten<br />

Empore erhöht. Der Redner ist mit <strong>der</strong><br />

hörenden Gemeinde gänzlich geeint.<br />

Gänzlich geeint aber sind auch alle Schichten<br />

<strong>der</strong> auf den Emporen verteilten Gemeinde.<br />

Geeint nicht durch äußern Zusammenschluß<br />

<strong>im</strong> Irdischen, son<strong>der</strong>n geeint<br />

an <strong>der</strong> Stätte des Altars. Die Strömung<br />

<strong>der</strong> Emporenbewegung umfließt<br />

ohne Hemmung den Chor. In ihm einen<br />

sich alle Bewegungen <strong>der</strong> Raumkurvcn.<br />

In ihm einen sich die in diese Bewegungen<br />

eingeschalteten Gruppen <strong>der</strong> versammelten<br />

Gemeinde und reichen sich an<br />

<strong>der</strong> Stätte des Altars <strong>im</strong> Geiste die Hand.<br />

Am Beginn <strong>der</strong> Chortreppe steht in einer<br />

letzten Vertiefung des Bodens <strong>der</strong> Taufstcin,<br />

als Brunnrnstein mit lebendigem<br />

Wasser gestaltet. Gottes Quell entspringt<br />

dem Berge Golgatha, „Wir sind auf Christi<br />

Tod getauft. Die Stufen des Chorbergcs<br />

senken sich in die Brunnenstube<br />

hinab. Eine Bank umgibt diese innerste<br />

Raumzelle <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>. Somit sind die drei<br />

sakramentalen Stätten <strong>im</strong> Angesicht <strong>der</strong><br />

Gemeinde am AuSgangSort <strong>der</strong> Raumentfaltung<br />

übereinan<strong>der</strong> angeordnet: die<br />

Stätte für das Sakrament <strong>der</strong> Taufe,<br />

die Stätte für das Sakrament <strong>der</strong> Wortverkündigung,<br />

die Stätte für das Sakrament<br />

des Altars. Die Emporen sind<br />

durch VrüstungSwände abgeschlossen. An<br />

ihnen führen Gänge zu den Bänken,<br />

die nieist nicht mehr als vier Sitze haben.<br />

Die Gänge leiten weiter zur Chortreppe.<br />

Sie sind alle geschwungen gleich dem l^Imriß<br />

<strong>der</strong> Grundlinie. Keine Ecke, keine<br />

winklige, gebrochene o<strong>der</strong> gerade Linie<br />

findet sich in diesem Bau — außer den<br />

Bänken, bei denen die Kurvenform übersteigerter<br />

Formalismus sein würde. Treppen<br />

führen vom Eingangstor am Orgelspieltisch<br />

vorbei von Empore zu Empore<br />

bis in den Mittelraum, die Talmulde,<br />

hinab, die zu beiden Seiten in breiten<br />

Gängen zur Chortreppe hinlcitet, während<br />

in ihrer Mitte, vor <strong>der</strong> Nrunnenstube des<br />

TaufstcinS, halbmondförmiges Gestühl<br />

steht. Auch die Stufen verlaufen gleich<br />

Wellenreigcn in Kurvenbildung. Die<br />

Orgel ist oberhalb und zu Seiten <strong>der</strong> Eingangspforte<br />

aufgebaut. Der Spieltisch<br />

steht so, daß <strong>der</strong> Organist Augenoerbindung<br />

mit dem Pfarrer und mit dem Chordirigenten<br />

hat, <strong>der</strong> seinerseits dem auf <strong>der</strong><br />

obersten Empore vor <strong>der</strong> Orgel zu feiten<br />

des Eingangs aufgestellten Sängerchor<br />

entgegenschaut.<br />

Die Beleuchtungskörper sind zwölf gläserne<br />

Lichtsäulen, die am Anfang und<br />

Ende <strong>der</strong> Emporenbrüst<strong>im</strong>gcn stehen. Auch<br />

in die Brüstungsges<strong>im</strong>se sind Lichtbän<strong>der</strong><br />

eingebettet, die am Abend den Grundriß<br />

des Raumes in Lichtkurven wie<strong>der</strong>holen.<br />

Die den Gängen zugewandte Seite <strong>der</strong><br />

Bänke soll Vorrichtungen für Kerzenbcleuchtung<br />

und Maienschmuck erhalten.<br />

Beides ist durch diese Vorrichtungen in<br />

den architektonischen Aufbau des Raumes<br />

eingeglie<strong>der</strong>t und <strong>der</strong> willkürlichen Anordnung<br />

entzogen. Ein Leuchtkörper <strong>im</strong> Zenit<br />

des Gewölbes über <strong>der</strong> Kanzel ist<br />

zur Beleuchtung <strong>der</strong> Altarstättc best<strong>im</strong>mt.<br />

<strong>Das</strong> Netzgcwölbe ist ein konstruktives Zelt,<br />

ein Montagebau aus leichten Einheiten,<br />

die mühelos auseinan<strong>der</strong>genommen und<br />

zusammengesetzt werden können. Ebenso<br />

die Farbglasfel<strong>der</strong>, die gleich großen Dachpfannen<br />

das Raumgerüst bedecken. Auch<br />

diese <strong>Kirche</strong> ist heiliges Zelt, Stiftshütte<br />

für das wan<strong>der</strong>nde Volk <strong>im</strong> Zeitalter des<br />

Verkehrs,<br />

Der Bau soll auf einem Hügel stehen,<br />

I,Iebcr einen von Säulenhallen eingefaßten<br />

Vorhof steigt die Zugangstreppe zur<br />

<strong>Kirche</strong> empor. Die zweite Empore liegt In<br />

Höhe des ErdnioeauS. Die dritte Empore<br />

und die Talmulde sind in die Erde hineingesenkt.<br />

Die Säulenhallen führen in<br />

einen Konfirmandcnsaal unterhalb <strong>der</strong><br />

Orgelempore. Die Sakristei liegt <strong>im</strong><br />

Chorberg. Die Zugangstreppe mündet<br />

hinter dem Altar.<br />

Der Querschnitt des Bauwerks zeigt ebenfalls<br />

die nach oben zugespitzte Ovalform,<br />

die für das Gewölbe in <strong>der</strong> sogenannten<br />

Kettenlinie, einer parabelähnlichcn, statisch<br />

sehr günstigen Form verläuft.<br />

Während <strong>im</strong> Kultraum des romanischen<br />

und gotischen Stiles das Gewölbe die<br />

H<strong>im</strong>melskuppel in <strong>der</strong> Höhe versinnbildlicht,<br />

ist in dieser <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> ganze Raum<br />

zum Bausymbol des H<strong>im</strong>melsgewölbes<br />

geworden. Er besteht nur aus dem Gewölbe<br />

aus Stahl und Glas. Er ist von<br />

<strong>der</strong> Erde in die Gegenwart des Heiligen<br />

entrückt, gleich dem Berg, <strong>der</strong> die Stätte<br />

des HeilandsgcbetcS unter <strong>der</strong> Wölbung<br />

des H<strong>im</strong>mels ist. Die Ausbildung des<br />

KirchcnraumeS zum Gesamtchor ist nun<br />

<strong>im</strong> Querschnitt ebenso wie <strong>im</strong> Grundriß<br />

vollendet.<br />

Die Glocken hängen frei schwingend in<br />

einem bügelförmigen Stahlgerüst, das<br />

235


sich über dem <strong>Kirche</strong>ngewölbe nahe <strong>der</strong><br />

Eingangspforte erhebt.<br />

Da die ungemein großen Flachen farbigen<br />

>,>ile (Grundriß die an<br />

sich sehr billige Lamelleukonsiruktion verteuern,<br />

sind als Vorschläge für praktische<br />

Bauaufgaben zunächst einige Entwürfe<br />

für <strong>Kirche</strong>n und Kapellen auf rechteckigen,<br />

dis durch Architekt Grund ge-<br />

<strong>Evangelische</strong><br />

Kleinkirche mit 150 Sitzplätzen<br />

cr.^i,,kpfmmc,!l'I>,'chc o<strong>der</strong> Tecutcif<br />

(5 rw>ii „,,,„g de« Iial<strong>im</strong>c«: durch<br />

e!»e eleklrische Heiz<br />

schaffen, die nur für die Rückwand des<br />

Chores o<strong>der</strong> den vom Gemcin<strong>der</strong>aum abgesetzten<br />

Chorbau glciSgemalte Flächen planen,<br />

<strong>im</strong> übrigen aber aus dem Lamellenaewölbe<br />

dreieckförmige Seitenfensier in<br />

Prüsiungshöhe aussparen und das Gewölbe<br />

selbst mit Tekuta-Kupfer eindecken,<br />

2aS Modell aber hat die Aufgabe, das<br />

Problem des evangelischen Kirchbaus und<br />

seiner geistigen und praktischen Sinngebung<br />

durch anschauliche Gestaltung zu klaren<br />

und dadurch einen Veitrag zu seiner<br />

Lösung zu leisten, so wie die m e i si e n<br />

Fortschritte auf dem Gebiet<br />

des mo<strong>der</strong>nen Ingenieurbaus<br />

durch zunächst utopisch erscheinende<br />

Modellbau ten angebahnt<br />

wurden, Pai


Schaubild<br />

<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong><br />

mit 250 Sitzplätzen<br />

Seitenansicht<br />

Vesamtbaukoste» XNl. ütiNNU.— mit .^linker genianert und außen i,nd innen oer- fernlio!^ ,,„>,,> >,el'ei^r / Altar und Xanze! i»<br />

mit Inventar ^X3?!. 48000. s»!^ ^ Hberdecl'unli de« 5)vamnes durch (3l- .Keramik ^ ^amelleneindelfunq mit Vcloterplalten<br />

laüiclleü, (3i)>teni Hnnebelf, welche sarbili abgesetzt als H^^^^unii, darüber Zmkpfmineiibleche o<strong>der</strong><br />

kleben den, <strong>Kirche</strong>nschiff befindet


Beratungsstelle für kultische Kunst<br />

be<strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n Preßverband für <strong>Rheinland</strong><br />

<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> für 650 Sitzplätze<br />

Ansicht »ach dem Chor<br />

Baukosten:<br />

Inventar einschl. elektr.Heizung,Gestühl usw. IXM.<br />

Gcsamtb au kosten:<br />

8»ö, Seiten»<br />

finster und (5'ingangsfenster lverden in ^arbgla« / ^lurc<br />

Oingaug und Treppen werden mit roten Xlinkerplattcn belegt<br />

/ dir ei,,ige Stufen erhöht stehende .Kanzel und <strong>der</strong> Alr»r<br />

»i,c> Tcri'.ikml» >,ergestellr / I^ie Sakristei und <strong>der</strong> Geräte-<br />

!»„!!! liege» n»ter den, erhöht angeordneten i^hor / Einga,,gstüre»<br />

in ^nßbaumholz, Gestühl in I^ußbaum o<strong>der</strong><br />

Lärchen farbig gebeizt / Da« Dach ist mit (5elote> platte» znr<br />

Isolieri,ng belegt, darüber Ein<strong>der</strong>knng durch Zinkpfannenbleche<br />

o<strong>der</strong> Ta>n»a->tupfer / (5'rn'är,„ung de« ^vainnes dnrch eine<br />

elektrische Hei^nng.<br />

weiter: Dr. Paul Girkon, Soest i. Wests., Fernruf Soest 651<br />

Anschrift: <strong>Evangelische</strong>r Preßverband fiir <strong>Rheinland</strong>, Abteilung: Beratungsstelle Essen, Schließfach 68!)<br />

Einwirkung <strong>der</strong> Großstadt<br />

auf die Form des evangelischen Kirchbaues<br />

evangelischen Kultbau hat eine be-<br />

^) wußte Herausarbeitung deS evangelischen<br />

Prinzips eingesetzt. Die<br />

theoretischen Entwicklungen in Literatur und<br />

Kongressen haben <strong>im</strong>mer weiteren Kreisen<br />

die Augen darüber geöffnet, daß hier noch<br />

ein Problem <strong>der</strong> ^erwirklich<strong>im</strong>a, liarrt, dessen<br />

Bedeutung über das Formale weil<br />

hinausgeht, weil mit <strong>der</strong> äußeren Sprache<br />

des Baues die innere Einordnung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />

in das wirkliche Leben innig zusammenhängt.<br />

Wenn aber nach <strong>der</strong> Periode <strong>der</strong> ödesten<br />

Beräußerlichung das Bauproblem nunniebr<br />

nur von innen heraus entwickelt<br />

wird, so werden dadurch sicherlich<br />

viele wertvolle Gedanken und Wege erschlossen,<br />

aber zu einer allseitig klaren Lösung<br />

wird dieser Weg erst führen, wenn <strong>der</strong><br />

gesunde Ausgleich zwischen innerer ^dee<br />

und äußerer Gestaltung, zwischen Theorie<br />

238<br />

und Realität gesucht und gefunden wird.<br />

Gewiß soll die Liturgie den Ausgangspunkt<br />

bilden für die Entwicklung des Grundrisses,<br />

gewiß sollen Hörsamkcit und Sehsamkeit<br />

wichtige Faktoren bleiben, aber damit<br />

allein wird noch nicht <strong>der</strong> Raum geschaffen,<br />

noch viel weniger <strong>der</strong> Bciukörper iin<br />

Rahmen seiner Umgebung. Die Wirkung<br />

des Raumes wird vor allem best<strong>im</strong>mt durch<br />

die Spannungen in seinen Verhältnissen<br />

Höhe zu Breite zu Tiefe, durch die Spannungen<br />

in seinen struktiven Kräften Stütze<br />

und Last, Wand und Deffnung, Schale<br />

und Basis, und <strong>der</strong> Baukörper wie<strong>der</strong>um<br />

lebt lind wirkt durch die Spannungen in<br />

sich selbst und zu seiner Umgebung.<br />

Meine Untersuchungen möchten zu den<br />

vielen Theorien nicht neue hinzufügen, son<strong>der</strong>n<br />

dazu beitragen, den Weg zu weisen<br />

für die richtige Einordnung des evangelischen<br />

Kultbaues in seine reale Umwelt auf<br />

<strong>der</strong> praktischen Basis finanzieller Leistungsfähigkeit,<br />

Und wir müssen mit dieser realen<br />

Wirklichkeit rechnen! Nicht <strong>im</strong>mer haben<br />

wir es in <strong>der</strong> Hand, die gegebene o<strong>der</strong> die<br />

künftige Umgebung einer <strong>Kirche</strong> zu best<strong>im</strong>men<br />

o<strong>der</strong> maßgebend zu beeinflussen. Wenn<br />

darin auch in <strong>der</strong> letzten Zeit Wege <strong>der</strong> Besserung<br />

zu sehen sind, so dürfen wir uns<br />

nicht zu sehr darauf verlassen. Wir müssen<br />

uns auf unS selbst stellen, d. h. wir müssen<br />

den Kultbau so gestalten, daß er sich als<br />

solcher behauptet, unabhängig davon, wie<br />

sich die weitere Bebauung entwickelt. Dann<br />

wird <strong>der</strong> enttäuschende Kontrast zwischen<br />

PlanungSidce und Ausführung bald nicht<br />

mehr so stark in Erscheinung treten. Denn<br />

ein Kirchbau muß auö seiner eignen Vaugestaltung<br />

heraus die Kraft zur Dauer<br />

haben, er darf nicht auf den mehr o<strong>der</strong><br />

weniger guten Willen <strong>der</strong> Umgebung angewiesen<br />

sein.


Zum Aufsatz:<br />

Einwirkung <strong>der</strong> Großstadt<br />

^1'e^ dli^u iveist uns zunächst das<br />

klare Erkennen <strong>der</strong> Faktoren, die die Nmgebung<br />

eines Kirckbaues <strong>der</strong> Oroßsiadt bestiiumcii,<br />

1,1m nicht zu weit ausholen zu müssen und<br />

doch nicht unvollständig zu erscheinen, sollen<br />

zwei Gesichtspunkte für die folgenden Erör-<br />

terungen als Gegebenheiten vorausgesetzt<br />

werden dürfen. Erstens, daß alle Erwägungen<br />

über die richtige Verteilung <strong>im</strong> Bezirk,<br />

über die richtige Ncrkehrslage an <strong>der</strong><br />

richtigen Straße und am richtigen Punkt<br />

dieser Straße vorausgegangen sein sollen;<br />

dieses Gebiet ist groß und wichtig genug, um<br />

mit all seinen Voraussetzungen und Folgerun-<br />

/<br />

^"^72 G m '^,<br />

?.i>«'"s^<br />

gen geson<strong>der</strong>t behandelt zu werden. Zweitens,<br />

daß die zentrale Grundform als den<br />

Bedürfnissen des evangelischen Kultes entsprechen<strong>der</strong><br />

angenommen werden darf, auch<br />

hier nicht, weil ich etwa darüber eine Erörterung<br />

für überflüssig hielte, son<strong>der</strong>n weil<br />

ich mein Thema durch Beschränkung glaube<br />

besser erschöpfen zu können.<br />

Einwirkung <strong>der</strong> Großstadt<br />

239


Aus dem Lande sind die äußeren Bedingungen<br />

wohl auch heute noch dieselben wie<br />

sie eö all die Jahrhun<strong>der</strong>te waren, können<br />

also für unsere Betrachtung zurücktreten.<br />

In <strong>der</strong> Großstadt aber und ihrer schnell<br />

wachsenden Peripherie sind die Verhältnisse<br />

wesentlich an<strong>der</strong>s als früher, ja sogar<br />

an<strong>der</strong>s als noch vor wenigen Jahren.<br />

<strong>Das</strong> rasche Wachstum <strong>der</strong> Veredelung kann<br />

zwar heute in seinem (Charakter erkannt<br />

und planmäßig vorausbest<strong>im</strong>mt werden,<br />

nicht aber in seinem Zeitpunkt, Darum<br />

neigt man neuerdings mehr zu kleinerer<br />

Sprengeleinteilung, weil<br />

dadurch eine größere Beweglichkeit <strong>im</strong><br />

^lachrücken und Verteilen <strong>der</strong> Kultstätten<br />

gewährleistet ist. Kleinere Sprengel aber<br />

for<strong>der</strong>n kleinere <strong>Kirche</strong>n. An<strong>der</strong>erseits macht<br />

sich das Bestreben <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

nach einer möglichst guten Ver -<br />

kehrslage mehr und mehr bemerkbar.<br />

Natürlicherweise ist die Bebauung dort<br />

meist auch eine höhere als in den stilleren<br />

Vierteln, also die <strong>Kirche</strong> selbst wird kleiner,<br />

die Bebauung höher. Folge: die <strong>Kirche</strong> als<br />

Baumasse verliert mehr und mehr ihren<br />

dominierenden Einfluß auf das Stadtbild.<br />

Als <strong>Kirche</strong>nbauer müssen wir mit diesen<br />

ganz natürlichen Tatsachen rechnen.<br />

Vei richtig vorausschauen<strong>der</strong> Verteil<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>n <strong>im</strong> Sprengelplan ergibt sich<br />

vielfach die Notwendigkeit für die Errichtung<br />

einer <strong>Kirche</strong> an Stellen, die zum Teil<br />

noch unbebaut sind, mindestens aber klassende<br />

Baulücken aufweisen. Selbst wenn die<br />

Geschoßzahl <strong>der</strong> künftigen Bebauung fest<br />

liegt, so können doch <strong>im</strong> Laufe <strong>der</strong> Hcit Umstände<br />

eintreten, die bei <strong>der</strong> Planung nicht<br />

vorauszusehen waren. Auch ist es wirtschaftlich<br />

nicht zu rechtfertigen, daß etwa<br />

i>m eines <strong>Kirche</strong>nbanes willen ein ganzes<br />

Straßenviertel in seinem Wert durch<br />

Herabzonung <strong>der</strong> Geschoßzahl gemin<strong>der</strong>t<br />

wird.<br />

Also muß schon bei <strong>der</strong> Planung die <strong>Kirche</strong><br />

als Baumasse so gestaltet werden, das; j>e<br />

möglichst unabhängig von <strong>der</strong> Umgebung<br />

gleichsam in sich selbst ruht. Im einzelnen:<br />

die Geslnishöhe wird kaum wesentlich höher<br />

sein als die Höhe drei- bis viergeschossiger<br />

^i'oknhäuser. Deshalb wird man Braucht<br />

nehmen müssen auf eine zur profanen Gebäudcglir<strong>der</strong>nng<br />

kontrastierende Behandlung<br />

<strong>der</strong> Baumasse in ernstem, sakralein<br />

Rhythmus. Auch <strong>der</strong> Turm hat gegen<br />

früher seine Wirksamkeit mehr und mehr<br />

eingebüßt. Die Häuser sind höher, die <strong>Kirche</strong>n<br />

kleiner, trotzdem aber muß das innere<br />

Verhältnis von Turn, zu <strong>Kirche</strong> das best<strong>im</strong>mende<br />

bleiben, was bei einem Zentralbau<br />

ein viel heikleres Problem ist als bei<br />

dem Langbau, <strong>der</strong> darin weniger empfindlich<br />

scheint, Darum finden wir häufig, daß<br />

<strong>der</strong> Turm die <strong>Kirche</strong> erdrückt, wenn er sich<br />

<strong>der</strong> Eingebung angleichen möchte, öfter aber<br />

jtel)t er als Spielzeug in halber ^Naturgröße<br />

neben seiner kleinen <strong>Kirche</strong> an <strong>der</strong><br />

240<br />

Straße. Da nun die <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> Großstadt<br />

unter <strong>der</strong> geringen Höhen- und Nlassenentwicklung<br />

zu leiden hat, habe ich meine<br />

Untersuchungen dahin gerichtet, die einmal<br />

erreichte Höhe des <strong>Kirche</strong>nschiffes als Basis<br />

zu verwenden für eine ragende Bekrön<strong>im</strong>g,<br />

die die Bauinasse steigert, ihr sakrale Bedeutung<br />

verleiht und zugleich den praktischen<br />

Hweck als Glockensiuhl erfüllt. So<br />

wird schon bei <strong>Kirche</strong>n mit 1000 Sitzplätzen<br />

die ansehnliche Höhe von 50 Meter erreicht.<br />

Die heutige Technik läßt mit Stahlskelettbau<br />

und Eisenbeton eine einfache künstlerische<br />

Lösung <strong>im</strong> mo<strong>der</strong>nen Geiste ohne weiteres<br />

zu. Auch bei kleineren Abmessungen,<br />

was heute beson<strong>der</strong>s wichtig ist, lassen sich<br />

künstlerisch einwandfreie formen schaffen,<br />

ohne Spielzeug zu werden. Eine akustisch<br />

wirksame Flachdecke kann aus dem Konstruktiven<br />

entwickelt werden, ohne daß die<br />

Dynamik <strong>der</strong> mächtigen Bekrönung des<br />

Aeußeren <strong>im</strong> Innenraum gefühlsmäßig ver-<br />

Blockeinheit einer evanqelischen Anlaqe Al>l!ldu»i,<br />

evangelischen, städtebaulichen<br />

Einheit, die das enge Verbundensein<br />

des heutigen Gemeindelebens mit dem überragenden<br />

Kultbau dartut, ohne dabei in<br />

romantische Gruppicrungsspielereien zu verfallen<br />

und ohne die Trennung <strong>der</strong> Begriffe<br />

ganz aufzugeben, (Abb. 3,) Auch bei kleinsten<br />

Verhältnissen ist diese Einheit durchführbar,<br />

weil <strong>der</strong> Kultbau durch seine Bekrönung<br />

und seine entsprechend abgewandelte<br />

Grundrißform stets achtunggebietend<br />

bleibt. Eine gleichzeitige Errichtung bei<strong>der</strong><br />

Bauteile ist dabei durchaus nicht notwendig,<br />

lorengehen braucht, (Abb. 4, Schnitt.) Die<br />

beigegeben,.'« Lösungen sind aus dem zentralen<br />

Krcuzgrundriß konsequent und statisch<br />

entwickelt. Eingehende Erwägungen<br />

aus den For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Liturgie sind vorausgegangen.<br />

Grundriß und Aufbauprinzip<br />

lassen viele Abwandlungen zn, so daß die<br />

Typenform als solche <strong>im</strong>mer lebendig bleiben<br />

wird. Die Physiognomie muß sich natürlich<br />

wechselnd gestalten je nach dem<br />

Charakter <strong>der</strong> Umgebung. So <strong>im</strong> Industrieviertel<br />

mit metallisch technischem Klang,<br />

als klarer Kristall in sich ruhend, unbekümmert<br />

um die dort beson<strong>der</strong>s vielgestaltige<br />

Umgebung (Abb. 2), <strong>im</strong> Wohnviertel mit<br />

zurückhaltendem Ernst und <strong>im</strong> Siedlungsgebiet<br />

mit freundlicher Beschaulichkeit, die<br />

niedrigen Häuser um sich versammelnd.<br />

Dieser entwicklungsfähige Typ hat aber<br />

noch einen weiteren Vorzug: er kann mit<br />

einem Gemeindehaus zusammengebaut<br />

werden zu einer klar<br />

weil jedes auch ohne das an<strong>der</strong>e eine geschlossene<br />

Form bildet.<br />

So habe ich nun versucht, als praktischer<br />

Architekt und Städtebauer von <strong>der</strong> äußeren<br />

Umgebung ausgehend einen<br />

evangelischen Vaugedanken zu entwickeln,<br />

<strong>der</strong> gleichzeitig <strong>im</strong> Innern den liturgischen<br />

For<strong>der</strong>ungen gerecht wird und <strong>der</strong> in künftigen<br />

Stadtplanungen als Typ einer<br />

evangelischen Anlage klar und<br />

ohne Furcht die Entwicklung <strong>der</strong> Großstadt<br />

erwarten kann.


<strong>Evangelische</strong>r Volksbildungsdienst für <strong>Rheinland</strong><br />

Rheinische evangelische Büchereiarbeit / Film und Lichtbild / Jugend- und Laienspiel / <strong>Evangelische</strong><br />

Arbeitsgemeinschaft für Rundfunk in <strong>Rheinland</strong> und Westfalen / Volksbildung und ihre Grenzgebiete<br />

Eine Aktion <strong>der</strong> Buchkammer<br />

Die kulturpolitische Lage erfor<strong>der</strong>t ohne Zweifel<br />

eine bewußte Pflege unserer volksbildnerischen<br />

Arbeitszweige i» <strong>Kirche</strong> und Gemeinde. <strong>Das</strong><br />

evangelische Deutschland kann und muß gerade<br />

auf diesen Gebieten noch stärker aktiviert werde».<br />

Es geht keineswegs um Nahrung mehr<br />

o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> berechtigter „Nelange". Vielmehr<br />

findet alle volksbildnerische Tätigkeit bei un»<br />

ihre Rechtfertigung durch den Auftrag, <strong>der</strong><br />

unserer <strong>Kirche</strong> und damit auch zugleich ihrer<br />

volksbildnerischen Kraft geworden ist.<br />

E« ist aber freilich auch de« äußere» Anlasse«<br />

genug, diese und jene Arbeit bei un« noch stärker<br />

zu för<strong>der</strong>». Beson<strong>der</strong>« für da« evangelische<br />

Büchereiwese» ist die Stuude gekommen, wo wir<br />

un« über seine Zukunft ernstlich zu entscheide»<br />

haben. Da» von vielen Seiten gefor<strong>der</strong>te<br />

Nüchereigesetz dürfte früher o<strong>der</strong> später<br />

<strong>im</strong> Reiche verwirklicht werden. Dann aber ist<br />

e« eine volksbildnerische Lebensfrage für unsere<br />

<strong>Kirche</strong>, ob wir ein ausgebaute« Büchereiwesen<br />

besitzen, das mit eingeordnet werden kann i» das<br />

System staatlich, bzw. kommunal finanzierter<br />

Bibliotheken! Besitzen wir es nicht, dann gehen<br />

wir nicht allein leer aus bei <strong>der</strong> Ausschüttung<br />

öffentlicher Mittel, son<strong>der</strong>n wir begeben un«<br />

auch <strong>der</strong> Teilnahme an <strong>der</strong> geistige» Führung<br />

breiterer Schichten de« Volke«. An<strong>der</strong>e<br />

Körperschaften weltlicher und geistlicher Art<br />

werden dann ihre Büchereiarbeit, staatlich approbiert,<br />

in unser <strong>Kirche</strong>nvolk hineinwirken lassen!<br />

lind das evangelisch« Schrifttum wird e» noch<br />

schwerer als zurzeit, haben, den Weg zum<br />

Leser zu finden,,.<br />

Es braucht jedoch durchaus nicht so zu komme».<br />

Ansähe für da« zu for<strong>der</strong>nde evangelische<br />

<strong>Evangelische</strong> Bildkammer<br />

Die von uns hergestellte Adolf-Clarenbach-Lichlbildserie<br />

hat überall großen Anklang gefunden.<br />

Eine Reihe von Gemeinden, die das Clarenbach'Nildband<br />

vorgeführt haben, sprachen<br />

den Wunsch aus, es käuflich zu erwerben. Wir<br />

sind bereit, neue Kopien des 42 Einzelbil<strong>der</strong><br />

umfassenden Filmstreifen« herstellen zu lasse»<br />

nnd zum Preise von 5 ^>t zuzüglich Porto zu<br />

liefern. Der von Herrn Pfr. Liz. Klugkist Hesse<br />

(Elberfeld) »erfaßte, sehr ausführliche Negleit<br />

tert wird für < ^t abgegeben.<br />

Wir bitten um sofortige Aufgabe <strong>der</strong> Nestellungen,<br />

lieber die 400-Iahrfeier <strong>der</strong> Protestation zu<br />

Speyer ist eine interessante Bil<strong>der</strong>folge gleichfall«<br />

al« Filmband erschiene». Der Filmstreife»<br />

bringt in 65 Einzelbil<strong>der</strong>n einen erschöpfenden<br />

lieberblick über die zu wuchtiger Massenkundgebung<br />

gewordene Gedächtnisfeier von Pfingsten<br />

1928. „Die zweite Protestation von<br />

Speyer Pfingsten 1929" — da« ist <strong>der</strong><br />

Titel <strong>der</strong> Serie — kostet, einschließlich Negleittert<br />

von Pastor Lind, 8 >>


Wie soll die evangelische<br />

Volksbücherei aussehen?<br />

Herbsttagung ev, Büchercifachleute in Halbcrstadt.<br />

Im Eckart«hof, dem neuen Volkebildungshe<strong>im</strong><br />

de« <strong>Evangelische</strong>n Preßverbande« für<br />

Deutschland, fand kürzlich eine Arbeitswoche<br />

evangelischer Büchereifachleute statt. Im Mittelpunkt<br />

<strong>der</strong> Arbeit standen die Bemühungen,<br />

Grundsätze und Maßstäbe für den Bestand «aufbau<br />

<strong>der</strong> evangelische» Volksbücherei zu er<br />

arbeiten, Referate über das „evangelische"<br />

Buch, den evangelischen Leser usw. führten tief<br />

in die Problematik aller protestantische,,<br />

Nüchereiarbeit ein. Vor allem, wenn es galt,<br />

die Kriterien für die Auswahl <strong>der</strong> in unsere,,<br />

Bibliotheken notwendigen Bücher zu gewinnen,<br />

zeigten sich die beson<strong>der</strong>en für uns <strong>Evangelische</strong><br />

bestehenden Schwierigkeiten, Immerhin wurde,<br />

zumal <strong>der</strong> praktische Zweck nie au« den Augen<br />

verloren ward, eine Uebereinst<strong>im</strong>mung darin gefunden,<br />

daß in die evangelische Bücherei ei»<br />

Schrifttum hineingehört, da« irgendwie evangelische<br />

Atmosphäre in sich trägt, ohne<br />

daß dagegen christlicher Stoff, christlicher Verfasser<br />

o<strong>der</strong> christliche Tendenz allein den evangc<br />

tischen Charakter eine» Buche« verbürgten!<br />

An Hand <strong>der</strong> Durchsicht des neueren Schrifttum«<br />

konnte diese Auffassung ihre praktische Erhärtung<br />

finde». In gemeinsanier, eifriger<br />

Arbeit wurde schließlich ein Grundstock von<br />

mehreren hun<strong>der</strong>t Büchern zusammengestellt,<br />

<strong>der</strong> als vorbildlich gelten könne.<br />

Neben dieser zentrale» Beschäftigung wurde auch<br />

»och die Frage <strong>der</strong> äußeren O r g a n i s a -<br />

tio » de« evangelischen Büchereiwesen« behandelt.<br />

Es ergab sich Einst<strong>im</strong>migkeit darüber,<br />

daß für die nächste Zeit beson<strong>der</strong>« da« ländliche<br />

Büchereiwesen stärkster För<strong>der</strong>ung teilhaftig<br />

werden muß.<br />

Den von Dr, F. Bartsch, Eckartshof, geleiteten<br />

Verhandlungen wohnten Vertreter au«<br />

den meisten Provinzen und Län<strong>der</strong>n bei.<br />

Ein ausführlicherer Bericht folgt.<br />

Eckart-Ratgeber 4929<br />

Eckart-Verlag, Berlin-Steglitz. Kart, ^»t 6,50.<br />

Der Leser steht <strong>im</strong> allgemeinen <strong>der</strong> Flut jährlicher<br />

Neuerscheinung <strong>im</strong> Buchhandel mehr o<strong>der</strong><br />

weniger hilflos gegenüber. Dem in Zeitschriften<br />

und Zeitungen geübten landläufigen Besprechungswesen<br />

bringt das „Publikum" kein<br />

rechte« Vertrauen entgegen (auch vom Standpunkt<br />

de« Autor« wäre manche« dazu zu sagen!),<br />

l<strong>im</strong> so verdienstlicher erscheint e«, wenn <strong>der</strong><br />

Krei« <strong>der</strong> um die evangelische Literaturzeitschrift<br />

„Eckart" geschalten Kritiker alljährlich sein in,<br />

„Eckart-Ratgeber" vereinigte« Urteil zu de»<br />

wesentlichen Neuerscheinungen de« Buchmarktes<br />

abgibt. Dabei bedeutet ein Zurateziehen de«<br />

Eckart-Ratgeber« niemal« ein blinde« Unterwerfen<br />

unter irgendwelche freinde Kompetenz,<br />

vielmehr sind die einzelnen Besprechungen darin<br />

so gehalten, daß man <strong>der</strong> vorangegangenen Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

zwischen Referent und Buch<br />

deutlich nachspüle» kann und so selbst noch a»<br />

<strong>der</strong> endgültige» Urteilebildung teilhaben mag.<br />

Der Eckart-Ratgeber gehölt daher, al« tägliches<br />

Werkzeug, in die Schränke aller Besitzer gepflegter<br />

Eigenbüchereien. Vor allem aber sollte<br />

er da seinen Platz haben, wo über die Bedürfnisse<br />

einzelner Bibliophilen hinaus ein laufen<strong>der</strong><br />

Etat für Bncherneuanschaffungen vorhanden<br />

ist: also in allen Büchereien in Gemeinden,<br />

Schulen und Vereinen. Schließlich kann er —<br />

mit Maß — auch zu einer ersten Orientierung<br />

über die geistige Lagerung <strong>der</strong> Zeit verwendet<br />

werden, vor allem <strong>im</strong> Zusammenhang mit den<br />

»och lieferbaren und ihren Wert behaltenden<br />

ersten drei Jahrgänge». — Dessin.<br />

242<br />

Der Herr <strong>der</strong> inneren Ringe<br />

Roma» vo» Alfred Funkhäuser, Eckart-<br />

Verlag, Berlin-Steglitz. Lwd. ^ 6,—.<br />

Ist dieses neue Werk de« allgemach auch i»<br />

Deutschland bekannt werdenden Schweizer Erzähler«<br />

auch al« (innerer) Abschluß einer dreibändige»<br />

Romanfolge gedacht, so kommt den.<br />

Buche doch aller Eigenwert zn. E« mag daher<br />

auch für solche Leser wichtig werden, die <strong>der</strong><br />

Kenntnis <strong>der</strong> beiden vorangehenden Romane<br />

(„Die Brü<strong>der</strong> <strong>der</strong> Flamme" und „Engel und<br />

Dämonen") entrate».<br />

Die äußere Handlung — <strong>der</strong> vor hun<strong>der</strong>t Iah<br />

ren entbrannte Wirtschaftskampf Schweizer<br />

Bauern wi<strong>der</strong> Großgrundbesitz nnd Industrie<br />

— erscheint fast als nebensächlich, so anschaulich<br />

und künstlerisch gekomit sich das alle« auch darstellt.<br />

Da« Wesen <strong>der</strong> Dichtung liegt vielmehr<br />

>» <strong>der</strong> Gestalt ihre« he<strong>im</strong>lichen Helden beschlossen,<br />

eine« Pfarrer«, <strong>der</strong> den schier übermenschlichen<br />

Weg vom Selbst zur selbst-<br />

losen Hingabe an de» Nächsten gefunden<br />

hat und, schon auf dieser Erde Weltüberwin<strong>der</strong>,<br />

seine» vorbest<strong>im</strong>mten Weg durch<br />

alle Bitternisse entsagungsreicher Einsamkeiten<br />

geht, Nicht die Hälteste Probe bleibt ihm erspart:<br />

<strong>im</strong> Opfer <strong>der</strong> Liebe seines Weibe«, die<br />

ihn, »ur Tochter, rundet sich die Reihe seiner<br />

Verzichtstationen zu unsichtbarer Krönung, Bei<br />

allcdem ist sein Entsagen aktiver Verzicht:<br />

da« bewahrt das Buch vor dem Abgleiten<br />

c>u« <strong>der</strong> christlichen Atmosphäre in<br />

buddhistische Gefühligkcit. Weltenweit, bei<br />

anklingendem Stoff, ist <strong>der</strong> Unterschied von<br />

Tagore« Eheronian! —<br />

So sehr das Buch zu den wertvollen Erscheinungen<br />

des <strong>im</strong> beson<strong>der</strong>en Sinne „evcnigelische»"<br />

Schrifttums zählen dürfte, so zurückhaltend geschehe<br />

seine Empfehlung, Es gehört in <strong>der</strong> Tat<br />

nur in die Hände wirklich reifer Leser, Aber<br />

auch von denen werden »icht wenige vorerst den<br />

Zugang zu seiner Seele vergeblich suchen, Ihnen<br />

seien die vorgenannten früheren Bücher Fankhauser«<br />

sehr warm empfohlen, Dessin,<br />

Nachrichten aus dem Melanchthonbund<br />

(Verband <strong>der</strong> evangelischen Eltern an den mittleren und höheren Schulen <strong>Rheinland</strong>s)<br />

Oertliches und Persönliches<br />

In Nippe« sprach am 22. Nov, Pfarrer<br />

Wallroth über die wirtschaftliche und<br />

kulturelle Bedeutung de« rheinischen Protestantismus,<br />

in Honnef am 2, Dez, Studienrat Hahn<br />

über Nie<strong>der</strong>rhein und Gegenreformation, in<br />

Rheydt am 5. Dez. Dir. Pfr. Liz, Seiler<br />

über die Gaben <strong>der</strong> Vergangenheit als Aufgaben<br />

<strong>der</strong> Gegenwart, in Koblenz am 11, Dez,<br />

Pfarrer Wallroth über verschiedene Probleme<br />

deutscher Schulpolitik, — Zu einer<br />

machtvollen Kundgebung für unseren Bund ge><br />

staltete sich die gut besuchte Hauptversammlung<br />

<strong>der</strong> Ortsgruppe Essen am 8. Dez. Hier<br />

sprach unser Führer, Oberst a. D. v, G i l s a,<br />

M. d, R., Sterkrade, über das evangelische<br />

Führerproblem und Studienrat Dr, Hollenbcrg,<br />

Essen, über protestantische Maler de«<br />

<strong>Rheinland</strong>e» <strong>im</strong> 49. Jahrhun<strong>der</strong>t (mit Lichtbil<strong>der</strong>n).<br />

Für Januar smd bereit« weitere<br />

Vorträge vereinbart: die Gruppen werden gebeten,<br />

da« erste Quartal 1N30 für Vortragsabende<br />

voll auszunützen. — An die Einzahlung<br />

<strong>der</strong> rückständigen Jahresbeiträge wird erinnert.<br />

— Professor Würtemberg, Trier, von <strong>der</strong><br />

Hindenburgschule, und Studienrat Lang,<br />

<strong>Kirche</strong>n, vom Betzdorfer Rg,, sind zu Oberstudienräten<br />

ernannt, Studiendirektor Le<strong>im</strong>kühler<br />

(Soest-L) zum Oberstudiendirektor in<br />

Renischeid O-L. gewählt, — Am 8. Dez. starb<br />

in Essen Professor Dr. Ribbeck, bis 1927<br />

am dortigen Burggymnasium tätig, hochverdient<br />

um die Lokalgeschichte Essen« wie um die evangelischen<br />

Belange an seiner Anstalt. — Der<br />

e n, Religionslehrer am dortigen Gymnasium,<br />

war seit Jahren eifriger Mitarbeiter<br />

<strong>der</strong> katholischen Lehrbücherkommission, —<br />

Studienrat Wildangel (diss) vom Rg,<br />

Oberhausen wurde beurlaubt, unmittelbar<br />

nachdem wegen feines Zeitungsartikel«: „Onanie<br />

we<strong>der</strong> Laster noch Krankheit" selten» einer Konferenz<br />

von 72 katholischen Pfarrgeistlichen und<br />

Religionslehrern <strong>der</strong> Dekanate Essen, Mülhe<strong>im</strong><br />

und Oberhausen, seilen« des katholischen Akademikeroerbande«,<br />

Ortsgruppe Oberhausen, und<br />

feiten« <strong>der</strong> dortigen Ortsgruppe des Melanchthonbunde«<br />

Proteste gegen ihn erhoben waren.<br />

— Die Regierung plant die Ausgestaltung de«<br />

Bensberger Schlosse« zu einem katho-<br />

lischen und evangelischen Internat, <strong>der</strong><br />

Kreistag de« Landkreises Mülhe<strong>im</strong> ein für 18<br />

Klassen vorgesehenes V o l l g y n> n a s i u m auf<br />

Gladbacher Gebiet, also nicht unmittelbar i»<br />

Verbindung mit den Schloßinternaten, wie das<br />

an<strong>der</strong>e Kreise wünschen, — Im November<br />

wurde das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in<br />

Aachen endlich wie<strong>der</strong> frei, nachdem e« bis<br />

dahi» eine belgische Schule beherbergt hatte.<br />

Dies Gymnasium hat einen evangelischen<br />

Direktor. — Oberstudienrat Prof. Bohle<br />

schrieb eine Festschrift über das Narmcr<br />

Gymnasium (1779—1929). — Ueber Aufbauschulen,<br />

beson<strong>der</strong>s über die in Kett -<br />

wig, berichtet Cgr. Rhld. 49, S. 757. —<br />

Im Martinsstift zu Mör« fand am 9, Nov.<br />

das alljährliche Stiftungsfest statt. Im nächsteil<br />

Jahre kann dies Schülerhe<strong>im</strong> ans ein 250jährige«<br />

Bestehen zurückblicken. — Die Maria-<br />

Wächtler-Schule in Essen wird zur<br />

Fraucnoberschule ausgebaut.<br />

Zeitschriftenschau<br />

Da« <strong>Rheinland</strong> wie« 1828/29 die meisten<br />

Neuaufteilungen an Studienräten auf,<br />

nämlich 18,7 Prozent verglichen mit sämtlichen<br />

Anstalten Preußen«, 15,4 Prozent an staatlichen<br />

Anstalten, 21,9 Prozent an nichtstaatlichen Anstalten,<br />

12,1 Prozent an allen Mädchenanstalten,<br />

und 15,1 Prozent an allen Aufbauschulen,<br />

Auch sind <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> am meisten Nichtanwärter<br />

angestellt, nämlich 7 von 48, Für<br />

die Gesamtheit <strong>der</strong> Neuangestellten in Preußen<br />

ergibt sich eine durchschnittliche Wartezeit<br />

von 8 bi« 9 Jahren und ei» durchschnittliche«<br />

Lebensalter bei <strong>der</strong> Anstellung vo» 35,0<br />

Jahren. In <strong>der</strong> Rheinprovinz sind die sogenannten<br />

Kw-Stellen (künftig wegfallend) nur<br />

den beiden ältesten Jahrgängen (1924/25) <strong>der</strong><br />

Anwärterliste entnommen. Die Schuloerwaltung<br />

hat das Verdienst, durch Schaffung von<br />

Kw-Stelle» recht viele Hilfsstellen in Studienratsstellen<br />

umgewandelt zu haben. Wa« den<br />

Zuwach« an Stellenanwärtern betrifft, so entfällt<br />

<strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong>selben (31,5 Prozent)<br />

auf die Neusprachler (vgl. Eduard<br />

S<strong>im</strong>on in, D. Phil.-Bl, 48, 737—741). Ueber<br />

den Fall Goslar siehe ebd. 45, 688—895:<br />

46, 709—717. — „Ein Aufschrei aller


Freunde des humanistischen Gymnasiums, aller<br />

deutschen Hochschulen, <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>n, aller geistigen<br />

Führer unsere« Volke« müßte dem Berliner<br />

Magistrat entgegengellen: Hände weg!<br />

Wertvollste« Kulturgut darf nicht verschleu<strong>der</strong>t<br />

werden", schreibt Prof. Pflug, Oberstudiendirektor<br />

des Friedenauer Gymnasiums, über die<br />

Schulprobleme <strong>der</strong> Stadt Berlin<br />

in <strong>der</strong> Berliner Vörsenzeitung vom 46. Nov.<br />

(vgl. D, Phil.-Bl. 49, 767), — Jugendbewegung<br />

und Erziehung, von Otto<br />

Stählin (Ev. Päd. IV, 8, 201—240), —<br />

Weitere« Sinke» <strong>der</strong> Geburtenziffer:<br />

„Die Geburtenziffer ist damit gegen die Vorkriegszeit<br />

um HO bis 50 Prozent gesunken" (D,<br />

Phil.-Nl. 4», 762), Da aber <strong>der</strong> Jahrgang<br />

5848/20 doppelt so stark ist wie <strong>der</strong> de« Jahres<br />

zuvor, so weisen z, N, in Leipzig die Meldungen<br />

für Serta zu Ostern eine<br />

Steigerung von 60, 70, 80 bis 400 Prozent<br />

auf (Leipz, IT, Nachr, vom 42. Nov,,<br />

D. Pl)il.-Bl. 48, 767). — Sitzenbleiben<br />

und Pubertät (Mittelschule 45, 666 f,). —<br />

lieber die neue Schuljahr- u, Ferienordnuug,<br />

oegl, Päd, Echo 47, 387 f., Mittelschule<br />

45, 664 f., D. Phil.-Bl. 47, 75« f.l<br />

48, 7621 übrigens ist vorläufig eine Entscheidung<br />

nicht zu erwarten. — Keine Weihnachtszeugnisse<br />

gibt e« in Ostpreußen<br />

und Hannover (D. Phis.-Bl. 45, 688), — Von<br />

4207 Knabenschulen beginnen 55,6 mit Französisch<br />

als erster neue» Fremdsprache, 44,4<br />

Prozent mit Englisch: die große» Provinzen<br />

<strong>Rheinland</strong> und Westfalen geb^n da allerding«<br />

den Ausschlag (vgl. Eduard S<strong>im</strong>on D. Phil-<br />

Vl, 48, 755). — Zur La»dhe<strong>im</strong>bewe°<br />

gl, ng in Sachsen (D. Phil.-Bl. 47, 730 f.), —<br />

Der ernste kathol, Statistiker Studiendirektor<br />

Oberle, Vrühl, schreibt ebb, S, 722:<br />

„W ir müssen Sorge dafür tragen.<br />

Bericht über die Tagung des<br />

Beamtenvereine in Bochum<br />

<br />

amten ertragen könnte. Wir for<strong>der</strong>n deshalb<br />

auch grundsätzlich mit Nachdruck die Erhaltung<br />

de« Nerufsbeamtentums.<br />

Weiter for<strong>der</strong>n wir die Durchführung <strong>der</strong><br />

von <strong>der</strong> Reichsoerfassung zugesicherten Parität.<br />

Die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> zahlenmäßigen Pari-<br />

tät ist eine ständige Durchbrechung <strong>der</strong> Reichs»<br />

Verfassung. Heute ist die Konfession bei <strong>der</strong><br />

Besetzung von Beamtenstellen in vielen Fällen<br />

zu Unrecht entscheidend. Wir for<strong>der</strong>n<br />

daher die Ausschaltung de« konfessionellen<br />

Momente« und die Beurteilung <strong>der</strong> Beamten<br />

lediglich nach ihrer sachlichen und fachlichen<br />

Eignung."<br />

Der Abend vereinte ab 8 Uhr die evangelischen<br />

Beamten mit ihren Angehörigen <strong>im</strong> große»<br />

Saale de« evangelischen Vercinehauses zu<br />

einer gemeinsamen Feier, zu <strong>der</strong> ein äußerst<br />

reichhaltiges Programm von <strong>der</strong> rührigen Ortsgruppe<br />

Bochum zusammengestellt war. Zahlreiche<br />

Vertreter <strong>der</strong> weltlichen und geistlichen<br />

Behörden hießen die evangelischen Beamten in<br />

geistvollen und herzlichen Worten willkommen.<br />

Den Dank de« Verbände« stattete Herr Pfarrer<br />

von <strong>der</strong> Heydt ab. Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Veranstaltung<br />

stand da« mit großem Beifall aufgenommene<br />

Reformation sschauspiel :<br />

^Auf, gen Worms!"<br />

2, Tag, Der 2. Tag wurde durch einen<br />

st<strong>im</strong>iiiungsoollen Festgottesdienst in <strong>der</strong><br />

^hristuskirche eingeleitet. Herr Pfarrer<br />

Liz. Albert Schmidt (Bochum) hielt<br />

eine packende Ncamtenpredigt über da« Nibelwort<br />

Eph. 6, « u. 7,<br />

Ab 4 4.3« Uhr fand in, großen Saale de«<br />

evangelischen Vereinshauses die überaus ein»<br />

drucksvolle Weihe <strong>der</strong> neuen Fahne<br />

des Bochumer <strong>Evangelische</strong>n Beamtenverein«<br />

statt. Nachmittag« um<br />

2.30 Uhr bewegten sich die Beamten <strong>im</strong> geschlossenen<br />

Zuge zu einer protestantischen<br />

Kundgebung zur Lutherkirche, Hier beleuchtete<br />

Herr Studienrat Kohlmann (Bochum)<br />

in zünden<strong>der</strong>, glänzen<strong>der</strong> Rede die Bedeutung<br />

Martin Luthers für da« deutsche Volk und die<br />

protestantische <strong>Kirche</strong>, Die Feierstunde wird<br />

allen Teilnehmern wohl unvergeßlich bleiben.<br />

Uni 6 Uhr begannen die Festversammlungen<br />

in den Parkhaussälen und <strong>im</strong><br />

großen Saale des evangelischen<br />

Veieinshause«, Die Räume waren zu<br />

klein, um die Masse <strong>der</strong> Menschen fassen zu<br />

können. Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Veranstaltungen<br />

stand <strong>der</strong> Vortrag:<br />

„Deutsch-evangelischer Wille."<br />

Die Festredner wäre» Herr Bundesdirektor<br />

v. Fahrenhorst (Berlin)<br />

<strong>im</strong> Parkhause und Herr Oberpostdirektor<br />

Dr. Kerschkamp (Düsfeldorf)<br />

<strong>im</strong> evangelischen Verein shause.<br />

Auch diese Feiern waren von einer Reihe gesanglicher,<br />

musikalischer und deklamatorischer Dar»<br />

bietungen, die sich alle auf einer beachtliche»<br />

künstlerischen Höhe befanden, umrahmt.<br />

Der 3. Tag, <strong>der</strong> Montag, sah eine Reihe von<br />

Besichtigungen, Führungen usw, vor.<br />

So gingen diese Ncamtentage wie ein seltenes<br />

Erlebnis und wie ein großes Leuchten durch<br />

unsere Seele, Möchte sich alle« Gehörte auswirken<br />

zum Segen des einzelne» und zum<br />

Wohle <strong>der</strong> gesamten Bewegung.<br />

Wilhelmine Hollweg.<br />

Fünfundzwanzigste Jahrfeier des<br />

Helferinnenverbandes <strong>der</strong> Evang.<br />

Frauenhilfe <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

Seit dem Jahre 1802 sind 700 „fr e iw ll llg e<br />

Helferinnen in <strong>der</strong> Landkranken»<br />

pflege" in 32 Hauptlehrgänge» durch die<br />

Rheinische Frauenhilfe ausgebildet worden. Die<br />

Mehrzahl an ihnen steht heute noch in <strong>der</strong><br />

Arbeit, sei es auch nur, daß sie die erworbenen<br />

Kenntnisse <strong>im</strong> Kreis ihrer Familie verwenden;<br />

mit den meisten steht die Zentrale noch in Verbindung.<br />

Da« erweiterte August e-V iktori a-H e i m<br />

in B a r ni e n bot endlich Raum, all die Jubi-<br />

243


läum«teilnrhmer zu fassen: die aus <strong>der</strong> ganzen<br />

Provinz herbeigeeilten Helferinnen, die Vertreter<br />

<strong>der</strong> Behörden, von <strong>der</strong> Medizinalabteilung<br />

<strong>der</strong> Regierung, <strong>der</strong> Lande«oersicherungs°<br />

anstalt, <strong>der</strong> Rheinischen Frauenhilfe und <strong>der</strong><br />

Prooinzialkirche,<br />

Di« beiden Festredner, Landesrat Dr. Schellmann<br />

und Stadt. Kin<strong>der</strong>arzt Dr. Hoffa,<br />

wiesen <strong>im</strong> Nahmen ihrer Ausführungen hin auf<br />

die Bedeutung <strong>der</strong> Landkrankenpflege und <strong>der</strong><br />

Landkrankenpflegerinnen. Immer intensiver ausgeübte<br />

Krankenpflege auf dem Land sei eine<br />

For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> allgemeinen Volksgesundheit. Die<br />

von evangelischer und katholischer Seite geübte<br />

Auebildung von Landkrankenpflegerinnen gewährleiste<br />

ein« sorgfältige Familienpflege,<br />

die in den meisten Fällen dem Kranken zuträglicher<br />

sei als Krankenhausbehandlung, Ganz<br />

unschätzbar seien die Werte für die gesamte<br />

Volkshygiene, die da» <strong>Das</strong>ein von fachlich geschulten<br />

und erfahrenen Müttern und Hausfrauen<br />

auf dein von den sanitären Fortschritten<br />

noch weniger berührten Land bedeuteten, Neide<br />

Festredner sprachen den Wunsch au«, daß die<br />

allgemein als wertvoll anerkannte Arbeit <strong>der</strong><br />

Landtrankenpflege <strong>im</strong> gleichen Geist und mit<br />

gleichem Erfolg zum Besten unserer rheinischen<br />

Bevölkerung weitergeführt werden könnte. Im<br />

Auftrag de« lei<strong>der</strong> verhin<strong>der</strong>ten 4, Vorsitzenden<br />

d«r Ev. Frauenhilfe <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>, Generalsuperintendent<br />

V, Stoltenhoff, sprach<br />

Superintendent Neirich, Barmen: Zum<br />

rechten Helfen gehöre nicht nur ein mitleidige«<br />

Herz, da« genüge noch lange nicht, und<br />

erst recht nicht in <strong>der</strong> heutigen Zeit; umfassende<br />

praktische Kenntnisse und reiche« tatsächliche»<br />

Nissen seien unbedingt nötig. Darum könne<br />

die Helferinnen ausbildung nicht ernst<br />

genug genommen werden. An <strong>der</strong> opferwilligen<br />

Hingabe, an <strong>der</strong> Treue <strong>im</strong> Kleinen, solle man<br />

je<strong>der</strong> „Helf«rin" anmerken, daß st« Frauen»<br />

hilfsarbeit tut, <strong>der</strong>en Kraftquelle in einer<br />

an<strong>der</strong>en Welt liegt.<br />

In Verlauf <strong>der</strong> belden Tage wurde manche»<br />

Geschäftliche und Persönliche besprochen, au«<br />

<strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen Frauenhilf« und<br />

Lande«v«rsicherung«anstalt, <strong>der</strong> Helferinnentätig»<br />

keit usw. Ernste« und Heitere« aus <strong>der</strong> Kursuszeit<br />

o<strong>der</strong> Pflegearbeit <strong>der</strong> einzelnen Helferinnen,<br />

anschaulich und humorvoll vorgetragen, schuf eine<br />

freudige St<strong>im</strong>mung und stärkte da« Gefühl <strong>der</strong><br />

inneren Gemeinschaft untereinan<strong>der</strong>, mit <strong>der</strong><br />

Zentral« und mit <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>. Auch<br />

diese Festtage gaben Zeugnis davon, wie Frauenarbeit,<br />

die <strong>im</strong> kleinen anfängt und nicht den<br />

Anspruch erhebt, nach außen hin zu glänzen,<br />

w«ll ihr Wesen da» Dienen ist, sich schließlich<br />

auch ln <strong>der</strong> Öffentlichkeit als notwendig, ja al«<br />

unentbehrlich erweist.<br />

Tagung ev. Religionslehrer und Religionslehrerinnen<br />

an höheren Schulen<br />

Vom li°. bis 13. November 1929 versammelten<br />

sich <strong>im</strong> Hermann-von-Wied-Hau» in Reng«dorf<br />

bei Neuwied evangelische Religionslehrer<br />

und -lehrerinnen an höheren Schulen zu einer<br />

Freizeit unter Leitung von Gehe<strong>im</strong>rat Dr,<br />

Marck«, Wesel. Den Verhandlungen wohnte<br />

Konslstorialrat v, Greeven, Koblenz, bei.<br />

Am ersten Tage wurde von Oberstudienrat<br />

Her<strong>der</strong>, Elberfeld, berichtet über „den<br />

neuen Religionsunterricht an höheren Schulen",<br />

am zweiten Tage sprach Studienrat Brücter -<br />

steinluhl, Bonn, über „Die heutig« Krisi«<br />

vom Standpunkt <strong>der</strong> Biologie und Eugenik und<br />

<strong>der</strong> Religionsunterricht", ferner Oberstudienrat<br />

Prof. v, Peter« über Vorbildung und Ausbildung<br />

<strong>der</strong> zukünftigen Religionslehrer, Am dritten Tage<br />

sprach Pfarrei Liz. Löw, Traben-Trarbach,<br />

über „Goethe« Weltanschauung",<br />

244<br />

E« war die einhellige St<strong>im</strong>mung aller Teilnehmer,<br />

daß <strong>der</strong> Wert dieser Freizeiten nicht<br />

hoch genug anzuschlagen ist.<br />

Da« zweite Thema wird am 19. Januar 193N<br />

in Düsseldorf auf einer außerordentlichen Sitzung<br />

te« Verein« akademischer Religionslehrer <strong>der</strong><br />

Rheinprooinz vom selben Referenten erneut behandelt,<br />

und zwar vor einem größeren Kreise<br />

<strong>im</strong>d in etwa« erweiterter Form.<br />

Hahn, Mör«,<br />

Freizeit für Religionslehrer u. Religionslehrerinnen<br />

<strong>der</strong> Mittelschulen<br />

Wie <strong>im</strong> November 1928 so fand auch in diesem<br />

Jahre am 15. und 1«. November <strong>im</strong><br />

,,H«rmann°von-Nied-Hau«" in Rengsdorf<br />

eine Freizeit für Religionslehrer<br />

und Religionslehrerinnen an rheini»<br />

schen Mittelschulen statt. Da« „Frei" bezieh»<br />

sich auf da« Freisein von <strong>der</strong> täglichen Schularbeit<br />

zur eigenen För<strong>der</strong>ung und zum Besten<br />

de« wertvollsten Unterrichtsfache«, Unter dem<br />

Vorsitz de« verehrten Gehe<strong>im</strong>rat Marck»<br />

wurde verhandelt über die Themen: 1. Provinz<br />

i a l k i r ch l i ch e Arbeit für <strong>Kirche</strong><br />

und Schule (Mittelschulrektor Vordem -<br />

felde, Köln). Die bleibende Nedeu.<br />

tung de« Alten Testamente« (Ge<<br />

he<strong>im</strong>rat Prof. v. Meinhol», Bonn),<br />

3. Wie bringen wir den Religion«»<br />

Unterricht in größere Lebensnahe?<br />

(Mittelschulrektor i. R. Greef, Elberfeld).<br />

4. Die weltanschauliche Grundlage<br />

<strong>der</strong> Lebenskunde, (Mittelschulrektor<br />

Paulma „ >!, Mülhe<strong>im</strong> a. 0. Ruhr).<br />

Von den 20 Gegenständen, die da« erste Referat<br />

am Ankunftsabend berührte, lösten beson<strong>der</strong>« die<br />

Organistenfrage, die Katechismusfrage, die Frage<br />

<strong>der</strong> pädagogischen Akademien, <strong>der</strong> pädagogischen<br />

Ausbildung <strong>der</strong> jungen Theologen und da«<br />

Vikarinnengesetz lebhafte Meinungsäußerungen<br />

au«, die bis in die Besprechung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Referate ihre Wellen schlugen.<br />

Einen hohen Genuß bereitete uns, den <strong>im</strong>mer<br />

Ausgebenden und früher so oft au« Leitfäden<br />

Gespeisten, <strong>der</strong> Vortrag von Gehe<strong>im</strong>rat<br />

MeinhoId, <strong>der</strong> mit erstaunlicher Frische und<br />

Lebendigkeit zu Gehör brachte, wa« wir uns<br />

zumeist aus Büchern haben erarbeiten müssen.<br />

Von <strong>der</strong> Tatsache ausgehend, daß e« seit den<br />

Tagen de» Narnaba« und Marrion bi» auf<br />

Harnack, Kautzsch und Sellin Gegner und<br />

Freunde de» Alten Testament« gegeben hat,<br />

führte <strong>der</strong> Referent die Zuhörer über den Weg<br />

weitgehen<strong>der</strong> Kritik, die sich auf Wort, und<br />

Sachinspiration, alttestamentliche Ethik und<br />

Gottesbegriff bezog, zu <strong>der</strong> These, daß <strong>der</strong> in<br />

Mose und an<strong>der</strong>en Propheten wirtsame Geist,<br />

<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>» in Amo«, Hosea, Iesaja, Ieremia<br />

und Deuterojesaja sowie <strong>im</strong> Buch Hiob, etlichen<br />

Psalmen, dem Buch Ruth und dem Büchlein<br />

Jona sich auspräge, uns so nahe an da« Neu«<br />

Testament heranführe und grundlegend so eng<br />

mit dem Neuen Testament verwachsen sei, daß<br />

die Herausnahme de« Alten Testamente« au»<br />

Predigt, Liturgie und Religionsunterricht eine bedauerliche<br />

Verarmung bedeuten würde.<br />

Die Besprechung erstreckte sich beson<strong>der</strong>« auf<br />

die praktische Frage, ob und in welcher Weise<br />

die vorgetragenen Gedanken in <strong>der</strong> Schule Eingang<br />

finden sollten. Da« Ergebnis war etwa<br />

diese«: Man mag selbst ja o<strong>der</strong> nein zu <strong>der</strong><br />

Kritik und ihren Ergebnissen sagen, den Kin<strong>der</strong>n<br />

darf ihr Vorhandensein nicht verschwiegen<br />

werden, um sie für eine später« führerlose Krise<br />

zu stärken. Einig war man sich darin, daß nur<br />

<strong>der</strong> die negative Kritik bringen dürfe, <strong>der</strong> wie<br />

<strong>der</strong> Referent o<strong>der</strong> über ihn hinausgehend auch<br />

Position zu bieten habe.<br />

Di« Besprechung, die <strong>der</strong> Zeit wegen nicht auf<br />

die theologische Materie ausgedehnt werden<br />

konnte, fand ihren würdigen Abschluß durch de»<br />

Vortrag einiger Kernstellen aus Ieremia« nach<br />

<strong>der</strong> Uebersetzung von Duhm durch den Referenten.<br />

Rektor Greef leitete sein Referat mit <strong>der</strong><br />

Feststellung ein, daß die jeweilige Kulturlage<br />

Wandlungen in <strong>der</strong> Wertung des Religionsunterrichte«<br />

bedingt habe und bedinge. Die<br />

dadurch verursachte geringe Lebensauswirkung<br />

de« Religionsunterricht« sei zudem begründet in<br />

seiner oft vorliegenden Lebensferne. Es habe<br />

zwar nie an Versuchen gefehlt, den Religionsunterricht<br />

lebensnah zu gestalten, aber es seien<br />

noch wichtige Aufgaben in dieser Beziehung zu<br />

lösen. Die zu for<strong>der</strong>nde größere Lebensnähe<br />

de« Religionsunterricht« müsse sich beziehen auf<br />

da« religiöse Eigenleben de« Kinde«, auf da«<br />

Leben <strong>der</strong> Klassengemeinschaft, auf da« Leben<br />

außerhalb <strong>der</strong> Schule nach seinem Verlauf in<br />

<strong>der</strong> He<strong>im</strong>at und in <strong>der</strong> Gegenwart, Der Referent<br />

ging alsdann auf die Folgerungen ein, die<br />

sich au« diesen For<strong>der</strong>ungen ergebe» für den<br />

Lehrplan und für die Persönlichkeit de« religiösen<br />

Erzieher«.<br />

Eine stundenlange Besprechung ließ erkennen,<br />

welcher Wert <strong>der</strong> behandelten Frage beigelegt<br />

wird. Gerade hierbei wurde auch deutlich, wie<br />

notwendig und gewinnbringend ein Gedankenund<br />

Erfahrungsaustausch unter Fachgenofsen ist.<br />

Der letzte Morgei brachte den geistvollen Vor»<br />

trag des Herrn Paulman » über da« oben<br />

angegebene Thema, Er führte etwa folgende«<br />

au«: Au« <strong>der</strong> „Wertunsicherheit" de« jungen<br />

üüenschen <strong>der</strong> Reifejahre folgt unter an<strong>der</strong>em<br />

die Notwendigkeit <strong>der</strong> Umstellung seiner Er»<br />

ziehung«weise (emporbildende« Verstehen, Hilfe<br />

zur Selbsterziehung) und die Aufnahme solcher<br />

Unterrichtsstoff«, an denen er seine idealen<br />

Pläne messen und kläre» und seine Willensrichtung<br />

best<strong>im</strong>men kann. Zu solchen Stoffen<br />

gehört die Betrachtung von Grundfragen de«<br />

sittlich-religiösen Alltagsleben«, die Lebenskunde,<br />

Ihre Notwendigkeit ergibt sich auch aus <strong>der</strong><br />

Aufgabe <strong>der</strong> Religion in <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Lage<br />

<strong>der</strong> Gegenwart, Ein« geschichtliche Betrachtung<br />

zeigt, daß <strong>der</strong> Inhalt dieses Unterrichte« stet«<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger von <strong>der</strong> herrschenden Philo<br />

sophie <strong>der</strong> Zeit beeinflußt war und ist. Daher<br />

ist die philosophische Grundlage unsere« leben»kundlichen<br />

Unterricht« ln den Denkformen <strong>der</strong><br />

gegenwärtigen Geisteewissenschaften zu suchen.<br />

Methode und Ergebnis dieser Geisteswissenschaften<br />

zeigte <strong>der</strong> Referent auf durch eine kurze<br />

Einführung in Spanger« „Lebensformen" und<br />

„Psychologie de« Jugendalter«". Er gruppierte<br />

die so gewonnene Grundlegung <strong>der</strong> Lebenskunde<br />

nach den Fragen: Wa« kann ich wissen? Wa«<br />

ist <strong>der</strong> Mensch? Wa» soll ich tun? Was darf<br />

Ich hoffen? und zeigte durch eine geschickte Gegenüberstellung<br />

wie in einem <strong>der</strong> vielen neu»<br />

erschienenen Religionsbücher („Lebenssonne" von<br />

Vordemfelde) auf diese Fragen eingegangen sei,<br />

um zu dem Ergebnis zu kommen: Gerade <strong>im</strong><br />

Strom de« Leben« erweist <strong>der</strong> christliche Glaube<br />

seine Tragfähigkeit und Siegeskraft.<br />

Die auf die Abschiedsstunde zueilende Zeit ließ<br />

lei<strong>der</strong> eine Besprechung dieses letzten Referate«<br />

nicht zu.<br />

Ein Bericht de« Vorsitzenden über<br />

Verhandlungsgegenstände an<strong>der</strong>er stattgefundener<br />

Freizeiten, Entgegennahme von Anregungen für<br />

eine spätere Freizeit, von Herzen kommende<br />

Dankes- und Abschiedsworte, die beson<strong>der</strong>» <strong>der</strong><br />

Dame de» Hause«, Frl. von Ußlar, und Herrn<br />

Gehe<strong>im</strong>rat Marck« galten, schlössen die arbeitsreiche<br />

Freizeit.<br />

Dieser Dank sei hier noch einmal wärmsten«<br />

wie<strong>der</strong>holt und ausgedehnt auf die Herren, die<br />

uns mit ihren Referaten dienten, und nicht zuletzt<br />

auch auf die Herren Pfarrer Schmidt au«<br />

Wetzlar und Kaiser au« Eschweiler, die den<br />

Tagen durch ihre Morgenandachten Weihe gaben<br />

und durch lebhafte Teilnahme an den Besprechungen<br />

den Erfolg unserer Arbeit mehrten.<br />

Auf Wie<strong>der</strong>sehen <strong>im</strong> nächsten Jahr,<br />

Erich Kayser,


Religionspädagogische Tagung<br />

in Saarbrücken<br />

Der Schulau«schuß <strong>der</strong> Eo.-Rhein.<br />

Prooinzialsynode lud zu einer religionspädagogischen<br />

Tagung ein, die Montag, den<br />

9. Dezember, in <strong>der</strong> „Wartburg" in Saarbrücken<br />

stattfand. Der Einladung folgten etwa<br />

3 5 0 Lehrer und Lehrerinnen je<strong>der</strong> Schulgattung<br />

aus Saarbrücken und dem Umland. Den Vorsitz<br />

hatte Gehe<strong>im</strong>rat Marck«, Wesel: an»<br />

wesend waren ferner Konsistorialrat D.<br />

Greeven, Koblenz, und Oberregierungsrat<br />

Conrad, Saarbrücken, die Superintendenten<br />

I). Nold und Imig sowie eine Anzahl<br />

Pfarrer.<br />

Am Vormittag galt <strong>der</strong> erste Vortrag von<br />

Oberstudien rat v. Peters, Dussel»<br />

dorf, dem Thema- „Neuere Richtungen<br />

in <strong>der</strong> Theologie." Die Auseinan<strong>der</strong>»<br />

setzung mit dem klassischen Idealismus unserer<br />

großen Dichter sei noch nicht beendet. Schrieb<br />

W. Lütgert (3 Bände) über die Religion<br />

de« deutschen Idealismus und ihr Ende (4923,<br />

1926), so würdigt Vornhausen den Idealismus<br />

mehr positiv in seiner Schrift: Vom christlichen<br />

Sinn des deutschen Idealismus. Für die Schule,<br />

füge ich bei, versteht sich bei sinngemäßer Zusammenarbeit<br />

de« Deutschunterricht» mit dem<br />

Religionsunterricht die auch positive Wertung<br />

<strong>der</strong> Klassiker in letzterem von selbst. — Redner<br />

gedachte <strong>der</strong> theologischen und religionsphiloso»<br />

phischen Arbeit von E. Troeltsch und Rudolf<br />

Otto (<strong>Das</strong> Heilige: über das Irrationale in <strong>der</strong><br />

Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum<br />

Rationalen) und ging dann zu einer anerkennenden,<br />

doch zugleich kritischen Würdigung von<br />

Barth über. Bedenklich sei, daß Barth da«<br />

kanonische Ansehen <strong>der</strong> Schrift und <strong>der</strong> Ueberlieferung<br />

fast in scholastischer Weise herstelle<br />

und die praktische Bewährung de« Glauben« zu<br />

sehr beiseite schiebe.<br />

Der zweite Vortrag von Stud.-Direktor<br />

Dr. Blume nrö<strong>der</strong>, Rheydt, befaßte sich mit<br />

„he<strong>im</strong>atlicher <strong>Kirche</strong>ngeschichte in<br />

<strong>der</strong> Schule". Der Redner hat die rheinische<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschichte als Anhang zu dem Buch von<br />

Halfmann-Köster-Schlemmer bearbeitet. Beson<strong>der</strong>s<br />

eindrücklich wie« er darauf hin, daß trotz<br />

<strong>der</strong> verdienstvollen Arbeiten von Forsthoff und<br />

Hashagen die umfassende rheinische Kirchcngeschichte<br />

noch zu schreiben ist, und for<strong>der</strong>te zu<br />

lebhafter Mitarbeit von einzelnen und Arbeitsgemeinschaften<br />

in den Städten und auf dem<br />

Lande auf. In <strong>der</strong> Aussprache machte Rek»<br />

tor Ulrich, Malstatt, auf kirchengeschichtliche<br />

Literatur für da« Saargebiet aufmerksam, und<br />

Oberregierungsrat Eonrad unterstützte<br />

die Ermunterung zu lokaler Mitarbeit an<br />

<strong>der</strong> kirchengeschichtlichcn Forschung.<br />

Am Nachmittag sprach Rektor i. R. Kessel,<br />

Godesberg, über die christliche<br />

Kunst <strong>im</strong> Religionsunterricht: man<br />

vergleiche die wertvolle Abhandlung de« Redners<br />

in Fr. Manns Pädagogischem Magazin<br />

1929, Heft 1257. Beson<strong>der</strong>s reich war dieser<br />

Vortrag an praktischen pädagogischen Winken<br />

und Vorschlägen. Neben den großen Wandbil<strong>der</strong>n<br />

möge man auch das kleine Bild <strong>im</strong><br />

Wechselrahmen und die Postkarte unter dem<br />

Epidiaskop verwenden, die Kin<strong>der</strong> zu eigener<br />

Sammlung schöner Bil<strong>der</strong> au« Zeitschriften anregen:<br />

wünschenswert sei ein kirchengeschichtlicher<br />

Bil<strong>der</strong>atla«, wirksam die Zusammenstellung von<br />

religiösen Bil<strong>der</strong>n zu Sachgruppen, zur Bergpredigt,<br />

z. B. Steinhausen, Schäfer, Gcbhardt,<br />

Uhde: in <strong>der</strong> Baukunst solle man von den einhe<strong>im</strong>ischen<br />

<strong>Kirche</strong>n ausgehen: auch das malende<br />

Zeichnen <strong>der</strong> Jugend könne man in den Dienst<br />

de« Religionsunterricht« stellen. —<br />

Lehrer und Organist Lösch erfreute die<br />

Versammlung zum Schluß durch einen Orgelvortrag.<br />

Konsistorialrat v. Greeven wie«<br />

auf die Wichtigkeit <strong>der</strong> Zusammenarbeit von<br />

<strong>Kirche</strong> und Schule hin, wie sie sich in <strong>der</strong><br />

Tagung darstelle und am besten in kleineren<br />

Arbeitsgemeinschaften dauernd zu pflegen sei.<br />

Rektor Ulrich dankte namens <strong>der</strong> Versammelten,<br />

worauf Gehe<strong>im</strong>rat Marcks die inhaltreiche<br />

Tagung schloß, die allen Teilnehmern eine Fülle<br />

von Anregung brachte. — Dr. Fd,<br />

<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Bibliographie rheinischer<br />

evangelischer Zeitschriften<br />

Gemeindliches<br />

Da« älteste Grab auf dem Diersfordter<br />

Friedhof (Sgr. Ndrrh. 49, 763). — Die älteste<br />

Glocke zu Dutenhofen (Sgr. Wetzl.-Ld.<br />

45, 704). — Au« dem ältesten Protokollbuch<br />

de« Konsistorium« (Presbyteriums) <strong>der</strong> ref.<br />

Gemeinde Elberfeld, von ?. Liz. Klugkist<br />

Hesse (Ref. Wo.-Bl. Elberfeld 46,<br />

Beilage). — Einige Stücke von <strong>der</strong> Neuauflage<br />

<strong>der</strong> Gemarker Gemeindegeschichte sind<br />

auf dem dortigen Gemeindeamt, Gemarker<br />

Straße 9 (Fernsprecher 434S) für 5 ^l noch zu<br />

haben. — Die Inschrift auf <strong>der</strong> Kanzel zu<br />

Gleiberg (Sgr. Wetzl.-Ld. 46, 720). —<br />

Kirchliche Bräuche und Sitten in Kettwig<br />

(So.-Ztg. Kettwig 47, 732). — <strong>Kirche</strong>nbolle<br />

n b a ch , 400 Jahre evangelische Gemeinde<br />

(Sgr. Rheinl. 48, 738). — Weitere<br />

Funde in <strong>der</strong> Florinskirche in Koblenz (Sgr,<br />

Koblenz 48, 38« f). — Wa« uns die alten<br />

Grabdenkmäler in und an <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Krof »<br />

dorf erzählen (Sgr. Wetzl.-Ld. 46, 719: 47,<br />

731 f). — Au« <strong>der</strong> Vergangenheit <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Mei<strong>der</strong>ich, von E. Gel<strong>der</strong>blom<br />

(Ki. Wo.-Nl. Meid, 46, 366: 47, 375:<br />

49, 390). — Schon 1680 hat es in Mör«<br />

ein mit dem Gymnasium Adolfinum verbundenes<br />

Schülerhe<strong>im</strong> gegeben. — 100 Jahre evangelische<br />

Gemeinde, von ?. Vollpracht, Prüm<br />

(Rhein.°Westf. Gu.-Ad.-Nl. 12, 90 f). — Geschichtlicher<br />

Rückblick auf die Friedenskirche in<br />

Rheydt (Ki. Wo.-Bl. Gladbach 48, 403). —<br />

Reformation«- und <strong>Kirche</strong>ngeschichte von Wetzlar,<br />

von F. K. Abicht (Sgr. Wetzl.-Stadt<br />

46, 719: 47, 432: 48, 748: 49, 764 f). — Im<br />

Kampf um die Reinhaltung de« Büß- und<br />

Bettag« vor 100 Jahren (Sgr. Wetzlar - Ld.<br />

48, 747 f). — Eine Schulprüfung in Wichlinghausen<br />

vor 125 Jahren (Sgr. Wichlinghausen<br />

44, 7: 45, 7). — <strong>Das</strong> Nachspiel<br />

zum Kampf um die Schweinemast in Wißmar,<br />

von K. F. Müller (Sgr. Wetzl.-Ld. 45,<br />

703: 4«, 718 f: 48, 747). — Weitere Besprechungen<br />

von Forsthoff, Rheinische <strong>Kirche</strong>ngeschichte:<br />

Ev. Beamter 11, 133 (v. d.<br />

Heydt), Ki. Rdsch. Rh.-Wstf. 21, 338, eo.<br />

Schulztg. 11, 27. — Zur Umgemeindung<br />

siehe Gem.-Nl. Urdenbach, Benrath, Holthauscn<br />

45, 703, ref. Wo.-Bl. Elberfeld 49, 391, Barmcr<br />

Sbl. 49, Beilage.<br />

Persönliches<br />

Clarenbach-Nachlese: Samenkörner,<br />

Heft 484 v. Nov. 1929, S. 297—300: Mittlgn.<br />

<strong>der</strong> eo. Gesellschaft 10, 151—155: 11, 163 bis<br />

167. Clarenbach-Gedächtn.skirch»<br />

geplant in Melaten: ref. Wo.-Bl. 49,<br />

391. — Zu Klugkist Hesse« Frühlicht<br />

am Rhein vgl. Barmer Sbl. 47, 11: vgl.<br />

auch Wo.-Nl. Mei<strong>der</strong>ich 48, 380 f. «inen an<strong>der</strong>en<br />

Clarenbach-Artikel desselben Verfassers. —<br />

Leichengedicht unsere« ältesten Superintendenten<br />

M. Ioh. Fr. Cramer (1760—1775) (Sgr.<br />

Wetzl.-Ld. 47, 732). — Die Pfarrer <strong>der</strong> Ge»<br />

meinde Dhünn <strong>im</strong> letzten Jahrhun<strong>der</strong>t, Fortsetzung<br />

(Eg.-Mocke Dhünn 45, 360). — Ab»<br />

schiedsbrief von Thoma« Drucker <strong>im</strong> Kerker<br />

des Frankenturmes in Köln um 1560, von<br />

Klugkist Hesse (Ref. Wo.-Nl. Elberfeld<br />

47, 372 f). — Im Dienste de« Blauen<br />

Kreuze«. Nachruf auf ?. Fischer, Essen,<br />

von ?. Die<strong>der</strong>ich (Sgr. <strong>Rheinland</strong> 47,<br />

726): vgl. über Fischer auch Ki. Rdsch. Rh.»<br />

Wf. 23, 372. — Caroline Fli ebner (Der<br />

Sg«frd. Mülh.-R. 47, Beilage). — v. Theod.<br />

Harbeck au«Neukirchen(Grafsch.So-Note49,<br />

Beilage). — Die Beerdigung von ?. R. Hell»<br />

bardt, Düsseldorf, in Oeynhausen (Dussel»<br />

dorfer Sbl. 46, 3 f.). — Pfarrer Werner,<br />

Opladen, schrieb eine kurze Geschichte <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Opladen 1928, wovon noch etwa<br />

100 Exemplare mit vielen Bil<strong>der</strong>n für je<br />

0,50 ^>l be<strong>im</strong> dortigen Gemeindeamt erhältlich.<br />

In Dr, Jos. Hünermanns Allgemeiner Geschichte<br />

Opladen« schrieb Pfarrer Werner<br />

eine kurze Uebersicht über die evangelische Ge»<br />

meinde. — Von dem Manne voll He<strong>im</strong>weh<br />

Iung-Stilllng, von Klugkist Hesse<br />

(Ref. Wo.-Bl. Elberfeld 49, 389). — Zum<br />

Tode unsere« Pfarrer« i. R. Fritz Kamp»<br />

mann (Sbl. Wid<strong>der</strong>t 46, 3N8). — Zum 70.<br />

Geburtstag von Gen.-Sup. Prof. v. Klin»<br />

gemann, Bonn, 29. Nov. 1929 schrieben:<br />

?. Liz. Klugkist Hesse, Elberfeld (Ref.<br />

Wo.-Bl. Elberfeld 47, Beilage), Sup. v.<br />

Meinberg, Düsseldorf (Düsseldorfer Sbl.<br />

48, 4 f., Sbl, Duisburg 48, 574, eoangel,°luth.<br />

Gdbl. Elbfd. 48, 581, Ki. Wo.-Nl. Gladbach<br />

48, 401, K. Rdsch. Rh.-Nf. 23, 358 f.. Gem..<br />

Bl. Vohwinkel 48, 5, Gem.-Nl. Remscheid 48,<br />

4, Glaube und He<strong>im</strong>at 49, 2 u. 3): Prof. I».<br />

Ritschl (Sgr. Rheinl. 47, 724 f., Sbl. Koblenz<br />

47, 371 f., Ronsdorfer Hausfreund 48,<br />

764 f.): Pfarrer Plath, Essen (Der rhein.<br />

<strong>Kirche</strong>nchor 12, 47 f.). — Ferner vgl. R. C.<br />

des Rhein. Ev. Preßoerband« vom 28. Nov.,<br />

Barmer Sbl. 48, 3, Sgr. Nichlingh. 48, 3,<br />

Deutscher Volksbote an Sieg und Agaer 49,<br />

Beilage, Sbl. Bonn 48, 749, Der ev. <strong>Kirche</strong>»,<br />

musiker 83, 581 f.). — Zur Erinnerung an den<br />

am 20, Dezember vor 250 Jahren verstorbenen<br />

Fürsten Ioh. Moritz von Nassau.<br />

Siegen (1604—1679) (Der deutsche An»<br />

siebter, Ihrg. 67, Nummer vom November»<br />

Dezember 1929, S. 1—4, mit Bild). — Am<br />

Grabmal de« Stammvaters <strong>der</strong> Ohly (Sar<br />

Wetzl.-Ld. 47, 732). — Friedrich R ° tenber.<br />

gers, de« Pfarrer« zu Dorlar, Grabmal in<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> daselbst (ebd. 45, 703 f.). — Zu<br />

Pastor W. F. Spiecker« 70. Geburtstag<br />

(29. Nov. 1929) siehe Sgr. Rheinl., Groß-<br />

Essener Ausgaben 48, 748. — Ein Nachruf<br />

auf Missionsdirektor ?. Schmidt findet sich<br />

auch in den Mitteilungen de« Verbandes gläu»<br />

biger Kaufleute 43, 21 f. — Tersteigen<br />

au« Mör« (Grafsch. So.-Bote 49, Neilage).<br />

Liest je<strong>der</strong> Presbyter<br />

Ihrer Gemeinde das<br />

<strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong>?<br />

245


Dankgottesdienste <strong>im</strong> Zeichen <strong>der</strong> Räum<strong>im</strong>g<br />

fanden in <strong>der</strong> zweiten Zone überall am 30.<br />

November bzw, 1. Dezember statt, beson<strong>der</strong>s<br />

in Aachen, Du reu, Euskirchrn,<br />

Iülich, Koblenz und Manen.<br />

Den von den Besetzungstruppen geräumten Gemeinden<br />

sandte die rheinische <strong>Kirche</strong> Gruß und<br />

Dank.<br />

^ <strong>Kirche</strong>nkreis Aachen<br />

Die Eo. Gesellschaft in Aachen beging<br />

am 10. Nov. ihr HO. Stiftungsfest. —<br />

Am 4. Noo. war in Aachen die Aachen-<br />

Iülicher Theologische Konferenz,<br />

am 26. Noo. ebenda eine außerordentliche<br />

Tagung <strong>der</strong> Kreissynode Aachen,<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis an <strong>der</strong> Anger<br />

Am 3. Nov. schied Pfarrer Rudat, Mülle<br />

n b a ch , au« seiner Gemeinde, »m nach<br />

Werden-Ruhr in den wohlverdienten Ruhestand<br />

zu ziehen: mit ihm ging ein treuer Dorfkirchenfreund,<br />

eine <strong>der</strong> wichtigsten Persönlichkeiten<br />

de« synodalen Leben« au« dem Amt. — Mit<br />

4. November richtete die Synode mit einer gewissen<br />

Anlehnung an die langbestehende Synodalbuchhandlung<br />

(jetzt i Pfr, Oehrmann,<br />

Marienhagen) einen Synodalbücherdienst<br />

ein und stellte einen hauptamtlichen<br />

Bücherboten an, Pieperoberg, Nümbrecht.<br />

— In Wipperfürth wird eine<br />

elektrische <strong>Kirche</strong>nheizung angelegt und das<br />

Gotteshaus ausgemalt, u. a. auch ein Clarenbach-Fenster<br />

eingesetzt. Nährend <strong>der</strong> Bauarbeiten<br />

fährt die Gemeinde in großen Sammelautos<br />

zu den Gottesdiensten <strong>der</strong> Nachbargemeinden<br />

(K. R. Rh, W.). — Unser Generalsuperintendent<br />

D. Stoltenhoff weilte<br />

erstmalig <strong>im</strong> <strong>Kirche</strong>nkreise am 25. Nov. anläßlich<br />

seiner Teilnahme in <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Pfarrerkonfcrenz in Dieringhausen. —<br />

Bestätigt ist Pfarrer Dech ^ rt, Würrich, für<br />

Claswipper: die Einführung erfolgte am<br />

1. Advent. — Die neue <strong>Kirche</strong>nheizung in<br />

Wiedenest ist am 8. Dez. erstmalig in Betrieb<br />

gesetzt.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Altenkirchen<br />

Pfarrer Ved<strong>der</strong> in Nissen ist wegen Erkrankung<br />

drei Monate beurlaubt. Die Verwaltung<br />

<strong>der</strong> Pfarrstelle ist dem bisherigen<br />

Synodaloikar Goebel übertragen. Dieser<br />

wurde am 17. Noo. in Bctzdorf ordiniert.<br />

An seine Stelle in Birnbach trat als Lchroikar<br />

Kandidat Vier au« Trarbach, — Superintendent<br />

Leibnick, Virnbach, gedenkt zum<br />

Herbst kommenden Jahres in den Ruhestand<br />

zu treten.<br />

2 <strong>Kirche</strong>nkreis Barme»<br />

In Laaken-Nlombacherbach hielt <strong>der</strong><br />

in Oberhausen I gewählte Pastor Brökelschen<br />

am 1, Advent seine Abschiedspredigt:<br />

zu seinem Nachfolger wurde am 15, November<br />

gewählt Pastor U n g e r in Meckenbach (Pfalz):<br />

Amtsantritt voraussichtlich 1. Februar — Die<br />

evangelischen Gemeinden <strong>der</strong> Stadt Barmen-<br />

Elberfeld schlössen sich zu einem Zweck-<br />

Verband zusammen. Zum Vorsitzenden de«<br />

Geschäfteführenden Ausschusses wurde Sup.<br />

Neirich, Barmen, gewählt. — An Stelle<br />

von Pastor Nrink, <strong>der</strong> am 10. Nov. al«<br />

Pfarrer in Dortmund-Bodelschwingh eingeführt<br />

ist, wurde HilfsPrediger Ulrich Seeger, bisher<br />

in Ratingen, al« Synodaloikar überwiesen,<br />

— Am n. Nov. fand die Hauptversammlung<br />

<strong>der</strong> Rheinischen M i s s i o n « g e s e l l.<br />

schaft statt. — Küster Friedrich Daegc,<br />

246<br />

Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />

seit 38 Jahre» an <strong>der</strong> W i ch l i n g h a u s e r<br />

<strong>Kirche</strong> tätig, vollendete am 7. Nov. sein 70,<br />

Lebensjahr: er tritt am 1. März 1930 in den<br />

Ruhestand. — Der Christliche Männer- und<br />

Jünglingsverei» Wupperfeld beging am<br />

10. Nov. sein 80. Iahresfest. — Pfarrer<br />

Ben<strong>der</strong>, Vereinsgeistlicher <strong>der</strong> Wuppcrtaler<br />

Stadtmission, ist einst<strong>im</strong>mig zum Leiter <strong>der</strong><br />

Stadtmission in Halle (Saale) gewählt und<br />

verläßt Barmen voraussichtlich <strong>im</strong> April kommenden<br />

Jahres. — Die Einführung des neugewählten<br />

Provisor« Rektor Rössing fand<br />

am 17. Nov. in Gemarke statt. — Am 1. Advent<br />

wurde das 50jährige <strong>Kirche</strong>njubiläum in<br />

Nächstebreck mit einem Festgottesdienst<br />

begangen. — Pfarrer Praetoriu« in<br />

Unterbarmen ist zum Frühjahr nach Verlin-<br />

Lichterfelde berufen, — Am 14. Nov. wurde<br />

in Schaafhe<strong>im</strong> b. Darmstadt <strong>im</strong> Alter von 68<br />

Jahren bestattet <strong>der</strong> Rektor i. R. B r u rk -<br />

mann, Mitglied <strong>der</strong> Kirchlichen Körperschaften<br />

in N i ch l i n g h a u s e n, <strong>der</strong> 40 Jahre<br />

<strong>im</strong> Barmer Schulleben tätig war. — Die<br />

Superintendenten Weirich, Barmen, und<br />

Jung, Elberfeld, traten in einem gemeinsamen<br />

Aufruf für den 5-Uhr-Ladenschluß<br />

am Heiligen Abend ein. — Ernst<br />

Brink und Erwin Küpper wurden in<br />

Untcrbarmen zu Ersatzprcsbytern gewählt. —<br />

In Wupperfeld fand am 26. Nov. eine<br />

Gedächtnisfeier statt für die in Brasilien verstorbene<br />

Frau Propst Else Funcke geb.<br />

Stöoesandt, — Am 2». Nov. verstarb<br />

Geh. Oberregierungs- und Medizinalrat Dr.<br />

Schlegtendal, 70 Jahre alt, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

de« Evgl'Kirchl, Hilfsoereins,<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Bonn<br />

Zum 1, Nov. ist Hilfsprediger Dörr, bisher<br />

in Feudingen i. W,, in Bonn als Hilfsprediger<br />

eingetreten zur Unterstützung de« Iugendpfarrers.<br />

— Am 10. Nov. wurde <strong>der</strong> Hilfsprediger<br />

Liz. Adolf Hamel in Siegburg durch<br />

Superintendent Rentrop ordiniert, — Am<br />

17. Okt. starb Fra'i Sup. Marie Ammer<br />

in BeueI nach längerer Krankheit, die Gattin<br />

des letzten Superintendenten in Eupcn, jetzigen<br />

Pfarrers in Beuel. — Am 8. Dez. verabschiedete<br />

sich <strong>der</strong> bisherige Hilfsprediger Pastor<br />

Busch von <strong>der</strong> Bonner Gemeinde: er ist<br />

Pfarrer in Laufersweilcr (<strong>Kirche</strong>nkrcis S<strong>im</strong>mern)<br />

geworden.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Vraunfels<br />

Am 3. Okt. wurde <strong>der</strong> Synodalassessor Pastor<br />

Liz. Heep, Netzlar-Nie<strong>der</strong>girmes,<br />

zum Superintendenten und Pastor Heller,<br />

Bonbaden, zum Assessor gewählt. Der<br />

Predigtamtskandidllt Pfeiffer au« Kaldenkirchen<br />

ist bei Superintendent Liz. Heep al«<br />

Lehrvikar eingetreten, — Da« Pastorat in<br />

Kölschhausen wird demnächst vakant (s,<br />

Wetzlar).<br />

l) <strong>Kirche</strong>nkrciö Dinslaken<br />

Am 10, November wurde in V o e r d e ordiniert<br />

<strong>der</strong> für Altenessen best<strong>im</strong>mte Hilf«geistliche<br />

Wilhelm Dorn mann, — Am 13. Okt.<br />

tagten die Kirchcnchöre <strong>der</strong> Krri«gemeinde in<br />

Walsum-Aldenrade. — In <strong>der</strong> evangelischen<br />

Kirchcngemeinde Alt-Hamborn<br />

wurde am 24. Nov. ein CVIM. gegründet,<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Düsseldorf<br />

Am 31. Okt. starb in Bad Oeynhausen, 59<br />

Jahre alt, Pastor Friedrich Hellbardl,<br />

bis zu seiner am 1. Juli 1928 krankheitshalber<br />

erfolgten Emiritierung Pfarrer in Düsseldorf. —<br />

Pastor Karl Kuhn ist seit dem 1. Nov. al«<br />

Religionslehrer an den Berufsschulen tätig. —<br />

Gewühlt ward am 11. Nov. in Hilden Pastor<br />

Dr. Poos, Seibersbach (<strong>Kirche</strong>nkrcis Kreuznach).<br />

— Bestätigt ist die Wahl de« Pastor«<br />

Wilhelm Heß in Büchenbeuren (<strong>Kirche</strong>nkrei«<br />

Trarbach) für H a a n. — Da« Presbyterium<br />

Hochdahl wünscht die Abtretung von N e -<br />

an<strong>der</strong>thal-Eidam«hau« durch die<br />

<strong>Kirche</strong>ngemeinde Mettmann, um Hochdahl<br />

zu einer selbständigen Gemeinde machen zu<br />

können: b>e Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen.<br />

— Bestätigt ist die Wahl des Barmer<br />

Missionsinspektor« Pastor Karl Schombürg<br />

für Düsseldorf. — Da« Clären»<br />

bach-Festspiel von Hauptlehrer Heinrich<br />

Tendirk, Düsseldorf-Holthausen, mußte in<br />

Düsseldorf zum bitten 3!?ale gegeben werden.<br />

— Am 3. No» eierte <strong>der</strong> CVIM. in Ger.<br />

re « he<strong>im</strong> sein 20. Iahresfest. — Im neuen<br />

Ledigenhe<strong>im</strong> fand am 14. Nov. eine Arbeitstagung<br />

<strong>der</strong> evangelischen Frauenhilfen des<br />

<strong>Kirche</strong>nkreises statt. — In Holthausen,<br />

Gemeinde Urdenbach, beschlossen die evangelischen<br />

Nercinsvorstände einmütig, wie in den<br />

beiden vorigen Jahren, so auch diesmal nur<br />

eine einzige gemeinsame Feier (am<br />

4. Advent) zu veranstalten, — Ostern 1830<br />

wird in Düsseldorf da« rheinische<br />

Predigerseminar eröffnet, — Deutsch,<br />

land« ältestes Kurhaus für Alkoholkranke,<br />

Siloah in Lintorf, hat seine Tore wie<strong>der</strong><br />

geöffnet.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Duisburg<br />

Am 13, Okt. fand die Einführung de« Pastore<br />

N illems aus Neuenahr in seine Arbeit al«<br />

Verwalter des selbständigen Hilfepredigerbezirks<br />

Wanhe<strong>im</strong>erort durch den Präses de«<br />

Presbyteriums <strong>der</strong> Gemeinde Duisburg, Pfr.<br />

Hasenkamp, statt, — Am 13. Okt. war<br />

außerdem die Einführung <strong>der</strong> Pfarrvikarin Gertrud<br />

W intermantei au« St, Georgen<br />

i. Baden in ihre Arbeit an den evangelischen<br />

Kranken <strong>der</strong> hiesigen Krankenanstalten und al«<br />

Unterrichtende an <strong>der</strong> Berufsschule durch den<br />

Superintendenten Heß. — In Duisburg<br />

errang <strong>der</strong> Christliche Volksdienst <strong>im</strong> Stadtparlament<br />

3 Sitze. Spitzenkandidat war Pastor<br />

Schindelin, Wanhe<strong>im</strong>. — Am 1. Noo.<br />

fand <strong>im</strong> Gemeindehaus zu Bruckhausen<br />

(Gemeinde N e e ck) die langersehnte Gründung<br />

eines Kirchbauverein« statt. — Zum 1. Jan.<br />

ist eine weitere (14.) Pfarrstelle in Duisburg<br />

errichtet, <strong>der</strong>en Besetzung durch Ge><br />

mcindcwahl erfolgen wird. — Da sich nur drei<br />

Bewerber für die durch Tod de« Pfarrers<br />

Löh erledigte Pfarrstelle in Meidcrich<br />

fanden, wurde am 22. Nov. eine erneute Ausschreibung<br />

beschlossen. — Die <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />

Mei<strong>der</strong>ich, al« angrenzende Grundstückeigentümerin,<br />

versagte die Genehmigung zur<br />

Errichtung eine« Lichtspieltheater«. — Am 20,<br />

Nov, wurde <strong>der</strong> Hilfsprediger Aug. Schäfer,<br />

best<strong>im</strong>mt für D u i s b u r g - L a a r , dortselbst<br />

durch Sup. Heß ordiniert.<br />

k <strong>Kirche</strong>nkreis Elberfeld<br />

Pastor V. Heinrich Niemöller von <strong>der</strong><br />

lutherischen Gemeinde Elberfeld vollendete<br />

am 8, Nov. sein 70. Lebensjahr. — Am 27.<br />

November konnte das reformierte Ge -<br />

meindestift in <strong>der</strong> Blankstraße das 40jährige<br />

Bestehen feiern, — Die freie evangelische<br />

Wahloereinigung (Fr. W.) errang in<br />

Barmen-Elberfeld 5 Sitze: ihr zweiter Kandidat<br />

war Pastor Gauger, Elberfeld. — Am 29,<br />

Noo. hielt Pastor Schönberger, <strong>der</strong> nach


London ging, in Nonsdorf (l u t h.) seine<br />

Abschiedspredigt, — Am i». Nov. starb nach<br />

»ur Lmonatlicher Amtstätigkeit Küster Walter<br />

Fink von <strong>der</strong> ersten lutherischen <strong>Kirche</strong> in<br />

Elberfeld. — Da« neue Nethesda-Krankenhaus<br />

in <strong>der</strong> Hainstraße in Elberfeld ist<br />

mit etwa 250 Betten dem Gebrauch übergeben.<br />

Die feierliche Einweihung des Neubaus, mit dem<br />

ein (freikirchliche«) Diakonissen-Mutterhaus verbunden<br />

ist, fand am 28. November statt. —<br />

Am 26. Noo. war da« 80jährige Jubiläum des<br />

Elberfel<strong>der</strong> Erziehungsoerein, —<br />

Da in <strong>der</strong> lutherischen <strong>Kirche</strong> zu Ronsdorf<br />

Bauarbeiten vorgenommen werden, wurden die<br />

lutherischen Gottesdienste am Bußtag und<br />

Totenfest abends in <strong>der</strong> reformierten <strong>Kirche</strong><br />

abgehalten. — Auf Beschluß <strong>der</strong> beiden Presbyterien<br />

wird vom 4. Advent ab in den Predigtstätten<br />

luth. Gemeindehaus am llellendahl,<br />

ref. Kapelle <strong>im</strong> llellendahl, luth. Gemeindehaus<br />

an <strong>der</strong> Vogelsaue und ref. Kapelle Hahnerberg<br />

abwechselnd von den Pfarrern bei<strong>der</strong> Gemeinden<br />

gepredigt. — Missionar Bonn ist<br />

verstorben. — Pfarroerweser für die Zeit <strong>der</strong><br />

Vakanz in Ronsdorf (luth.) ist Missionar<br />

Schmidt. — Dem <strong>Evangelische</strong>n<br />

Zweckverband für Barmen-Elberfeld<br />

haben sich bereit« 45 von 16 eo. Gemeinden<br />

<strong>der</strong> Wupperstadt angeschlossen. Die Selbständigkeit<br />

<strong>der</strong> einzelnen Gemeinden wird durch<br />

die Neugründung nicht berührt. — Die luth.<br />

Gemeinde Elberfeld hofft zu Ostern das<br />

neue Feierabendhaus zu eröffnen.<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Essen<br />

Pastor Friedrich Spiecker von <strong>der</strong> Altstadtgemeinde<br />

vollendete am 29. Nov. sein 70. Lebensjahr:<br />

Pastor Julius Fürstenow in<br />

Essen-Altendorf, <strong>der</strong> unlängst sein 40. Ordinatsjubiläum<br />

feiern konnte, ward am 42. Nov.<br />

68 Jahre alt. Sie sind die Senioren unter<br />

den Geistlichen de« <strong>Kirche</strong>nkreise«. — Am 47.<br />

Nov. konnte Pfarrer Arthur Schmidt in<br />

Essen-Kran sein 25jähriges Dienstjubiläum<br />

feiern. — Hilfsprediger Nerlich, Altenessen,<br />

ist in da« <strong>Evangelische</strong> Hilfswerk für<br />

Spanien nach Madrid gegangen und durch de»<br />

Hilf«geistlichen Dörnmann am 4. Nov. ersetzt.<br />

— Der Hilfsprediger Echternacht in<br />

Essen-Altstadt ist gewählt in Aplerbeck<br />

(<strong>Kirche</strong>nkreis Unna !. W.) und durch den<br />

Hilfsprediger Fernau abgelöst. — Au« Gesundheitsrücksichten<br />

gedenkt Pfarrer de Haas,<br />

Essen-Borbeck, am 4. Januar in den<br />

Ruhestand zu treten. — Der <strong>Kirche</strong>nchor <strong>der</strong><br />

evangelischen Gemeinde Essen-Schonnebeck<br />

beging am 9. und 40. November sein<br />

30. Iahreefest, <strong>der</strong> E v. Arbeiter- und<br />

Nürgerverein Holsterhausen vor<br />

einiger Zeit sein 25. — Der Christliche<br />

Volksdienst erzielte hier 3 Sitze <strong>im</strong> Stadtparlament;<br />

Spitzenkandidat war Studienrat<br />

Spiecker, Essen. — Frau von Wal dt-<br />

Hausen, Essen, wurde am 3. Oktober in<br />

Nachfolge <strong>der</strong> verstorbenen Frau Heuser-Ercken«<br />

zur Vorsitzenden <strong>der</strong> rheinischen Frauenhilfe ge»<br />

wühlt. — Am 44, Nov. wurde da« 20jährige<br />

Jubiläum des Ernst-Moritz-Arndt-Hause« in<br />

Rüttenscheid gefeiert. — Der Ev, <strong>Kirche</strong>nchor<br />

Dellwig-Frintrop besteht nunmehr<br />

40 Jahre. — Die Kirchbautagung<br />

<strong>im</strong> Folkwangmuseum vom 25. bis 27. Nov.<br />

nahm einen sehr befriedigenden Verlauf. —<br />

Der Prooinzial-<strong>Kirche</strong>nrat berief, zunächst für<br />

6 Monate, Pfarrer Treichel von Essen-<br />

Altstadt zur Eoangelisation <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>.<br />

AI« persönlicher Hilfsprediger wurde ihm Kandidat<br />

Weiß beigegeben. — Iugendpfarrer<br />

Weigle ist bekanntlich am 4. August in den<br />

Ruhestand getreten: da« verwaiste Iugendpfarramt<br />

ist nunmehr von Pastor Busch<br />

übernommen, — Kandidat Ködding ist seit<br />

November Hilfsprcdiger bei Pastor P l a t h. —<br />

In <strong>der</strong> Gemeinde Esscn-Altendorf hat sich für<br />

Holsterhausen am 46. November ein<br />

Kirchbauoerein gebildet, um die innere<br />

Einrichtung aus <strong>der</strong> Pressa-<strong>Kirche</strong>,<br />

welche nach Holsterhausen übernommen wird,<br />

zu erwerben. — Am 4. Dezember ist <strong>der</strong> langjährige<br />

Küster <strong>der</strong>AltendorferKapellc,<br />

Gemeinde Rüttenscheid, Joh. Schacht»<br />

sick, aus seinem Amte geschieden und erhielt<br />

in Albert Dummen einen Nachfolger. —<br />

Seit dem 4. Advent wird in Borbeck <strong>der</strong><br />

Beschluß de« Vaterunser« von <strong>der</strong> Gemeinde<br />

gesungen. — Die erweiterte Gnadenkirche in<br />

Dellwig-Frintrop ward am 45. Dezember<br />

von Gen.-Sup. V. Stoltenhoff wie<strong>der</strong> eingeweiht.<br />

— Pfarrer v. Dusse, Rütten°<br />

scheid, geht Ostern als Direktor des rheinischen<br />

Predigerseminar« nach Düsseldorf. — Ein<br />

Lehrgang für Iugendführer wird in<br />

Essen veranstaltet vom 5. bis 7. Jan. 4930. —<br />

Für den Gemeindehaussaal in Beigerhausen<br />

(Gemeinde Rellinghausen) stiftete<br />

<strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> Frauenoerein 200 ^>l. — Im<br />

evangelischen Krankenhau« in Borbeck sind<br />

einige zeitgemäße Neuerungen eingeführt, —<br />

Der Erweiterungsbau de« evangelischen Krankenhause«<br />

in Königssteele wird um Weihnachten<br />

unter Dach sein.<br />

(3 <strong>Kirche</strong>nkieis Gladbach<br />

Die Diaspora- und Grenzgemeinde Nie<strong>der</strong>dorf<br />

ist bemüht, wie<strong>der</strong> Glocken für ihr Gotteshaus<br />

zu beschaffen. — Im November dieses<br />

Jahre« bestand da« Iohanniterhe<strong>im</strong> in Krefeld<br />

30 Jahre. Die feierliche Wie<strong>der</strong>eröffnung<br />

<strong>der</strong> Rheydter Friedenekirche fand am<br />

4. Advent statt. — Pfarrer Hanke, Rheydt,<br />

leitet gegenwärtig ehrenamtlich und freiwillig<br />

die Anstalt Hephata in M.G l a d b a ch. —<br />

Die Kreisgemeinde Gladbach bat ihre Vereine,<br />

kirchliche wie weltliche, die Weihnachtsfeiern<br />

möglichst zu vereinfachen und<br />

zusammenzulegen. — In Krefeld ist ein<br />

Zweckverband <strong>der</strong> evangelischen Vereine gegründet.<br />

— Die Synodalmissionskonferenz fand<br />

am 2. Dezember in M.Gladbach statt, da«<br />

Synodal-Gustao-Adolf-Fest am 3. November<br />

in Viersen.<br />

5l <strong>Kirche</strong>nkreis Hollenzollern<br />

Stud. theol. Bäcker au« Köln-Rath bestand<br />

in Koblenz die erste theol. Prüfung und wurde<br />

als Lehroikar nach Sigmaringen überwiesen.<br />

^ <strong>Kirche</strong>nkreis St. Johann<br />

Am 30. Oktober starb <strong>der</strong> Presbyter Kar»<br />

Pillong in S ch e i d t,<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Iiilich<br />

In Hückelhooen ist die neue evangelische<br />

Schule eingeweiht. (K. R. Rh. W.) — Pfarrer<br />

Ehlert, Ran<strong>der</strong>ath, feierte am<br />

44. Dezember sein 40jährigc« Amtsjubiläum,<br />

— Zum Nachfolger von Pastor Speckmann,<br />

<strong>der</strong> bekanntlich nach Hamburg ging, wurde am<br />

9. Dezember in Düren gewühlt Pastor<br />

Weltmann, Pfarrer Hollweg, Schwane<br />

n b r r g in Berlin (Oelberg).<br />

l< <strong>Kirche</strong>nereis Koblenz<br />

An Stelle de« Synodalvikar« Wiebel trat<br />

5. Hermann au« Wülfrath, an Stelle<br />

von Pastor R. Blanke in Enger« Pastor<br />

K n u t h. — Die altehrwürdige Koblenzer<br />

Florinskirche wird für 42000« Mark<br />

gründlich erneuert. Bei den Ausschachtungsarbeiten<br />

traten wertvolle, geschichtliche, und<br />

Kunstdenkmäler aus römischer, fränkischer und<br />

späterer Zeit zutage, — Am 43. November<br />

tagte in Koblenz die Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>der</strong> evangelischen Religionslehrer an<br />

den Volks- und höheren Schulen des <strong>Kirche</strong>nkreise«,<br />

— Anläßlich <strong>der</strong> Befreiung <strong>der</strong><br />

Stadt Koblenz fanden hier und in den<br />

evangelischen Nachbargemeinden am 4. Dezember<br />

beson<strong>der</strong>s ausgestaltete Gottesdienste statt<br />

<strong>Kirche</strong>nkieis Köln<br />

In Bergisch-Gladbach wurde für den<br />

verstorbenen Superintendenten Ludwig Rehse<br />

auf dem Friedhof ein Denkmal enthüllt. —<br />

Der Verband evangelischer <strong>Kirche</strong>nchöre<br />

des <strong>Kirche</strong>nkreise« besteht 25 Jahre, <strong>der</strong><br />

E. V. I. M. Köln am 40. November 80 Jahre.<br />

Viel beachtet wurde ein Gruß des Kölner Oberbürgermeisters<br />

Dr. Adenauer, <strong>der</strong> durch den<br />

Neigeordneten Dr. Coerper auf <strong>der</strong> Hauptoer»<br />

sammlung <strong>der</strong> O st a s! e n m i s s i o n inKöln><br />

Lindenthal-Sülz am 24. Oktober übermittelt<br />

wurde. — Am 6. November wählte<br />

diese Gemeinde auf ihre neue vierte Pfarrstclle<br />

Pfarrer Wilhelm Schloßmacher, <strong>der</strong> seit<br />

Jahresfrist Pfarroerweser dieser Stelle war.<br />

— Vom 44. bis 46. Oktober legten aus dem<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Vikar M. Dell mann, Religionslehrer<br />

an den städtischen Berufsschulen in<br />

Köln, und Synodalvikar H, Kappner da«<br />

zweite theologische Examen vor dem <strong>Evangelische</strong>n<br />

Konsistorium in Koblenz ab. Synodal»<br />

oikar Kappner wurde am 3. November in<br />

<strong>der</strong> Antoniterkirche in Köln feierlich ordiniert.<br />

— Drei Lehroikare traten am 4. November in<br />

den <strong>Kirche</strong>nkieis ein: Vikar Käsemann in<br />

Fortuna (Z i e o e r i ch) ging für ein Jahr in<br />

da« Predigerseminar in Soest, an seine Stelle<br />

trat Vikar Dr. D! elhenn, Vikar H. O b e r°<br />

mann hat in 2 eutz, Vikar H. Zerr in<br />

Köln-Dellbrück die Zeit <strong>der</strong> Ausbildung<br />

für das praktische Amt begonnen. — Pfarrer<br />

Wendland in Köln tritt am 4. April kommenden<br />

Jahre« in den Ruhestand. — Pastor<br />

Röttgen, Bergisch-Gladbach, ist<br />

von seinem schweren Motorradunfall wie<strong>der</strong><br />

völlig genesen und hat seine Amtstätigkeit Anfang<br />

November wie<strong>der</strong> aufnehmen können. —<br />

Am 22. November war eine Gedenkfeier für<br />

die unlängst verstorbene Wohltäterin <strong>der</strong> evangelischen<br />

Gemeinde Köln/ Frau von OeI -<br />

bermann. — Strafanstaltspfarrei in Köln<br />

ist jetzt Pastor Liz. Dr. Meinardus, bisher<br />

in Münster tätig. — Der Kirchbauoerein<br />

Nippes ist binnen Jahresfrist von 748 auf<br />

402? Mitglie<strong>der</strong> gestiegen, <strong>der</strong> Kassenbestand<br />

von 4773,84 ^»t auf 46 435,20 ^l. — In Berlin<br />

verstarb am 9. November Frau Pfarrer<br />

Herdickerhoff, früher in Mülhe<strong>im</strong><br />

(Rhein). — Präses v. Nolff, Aachen, als<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> de« Provinzialverbandes evangelischer<br />

Akademiker, hielt am 49. November in<br />

Köln auf dem Iahresfcst <strong>der</strong> dortigen Ortsgruppe<br />

evangelischer Akademiker den Festvortrag.<br />

— <strong>Das</strong> evangelische Krankenhaus Kalk,<br />

Eigentum <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde, feierte<br />

am 9. Dezember da« 25jährige Bestehen, —<br />

Die evangelische Gemeinde Köln-Lindenthal<br />

erhielt auf Beschluß <strong>der</strong> rheinischen Prooinzialsynode<br />

20 000 ^>l zur Errichtung einer<br />

Adolf » Clarenbach - Gedächtnis»<br />

kirche an <strong>der</strong> Richtstätte in M e l a t e n,<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Kreuznach<br />

Pfarrer Dr. Poo« in Seibersbach-<br />

Dörrebach ist in Hilden (<strong>Kirche</strong>nkreis<br />

Düsseldorf) gewählt.<br />

i. <strong>Kirche</strong>nkieis Lennep<br />

Pastor Hauk von <strong>der</strong> Pauluskirche in Rem -<br />

scheid-Hasten hat am 47. Nov. seine Abschiedspredigt<br />

gehalten: er kam an die Kaiser-<br />

Wilhelms-Gedächtnis-<strong>Kirche</strong> in Berlin, — Zugleich<br />

mit den» silbernen Jubiläum seiner Vorsitzenden,<br />

Frau von Kürten, feierte <strong>der</strong><br />

Remschei<strong>der</strong> Missions-Frauenverein<br />

<strong>im</strong> November in aller Stille sein 25jähriges<br />

Nestehen, — Da« Presbyterium <strong>der</strong><br />

evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde Remscheid<br />

macht darauf aufmerksam, daß zwischen <strong>der</strong> Gemeinde<br />

und dem „N ergischen Diakonisse<br />

n h a u s E l i m" in Remscheid keinerlei Beziehungen<br />

bestehen, — Am 4. Dezember ist<br />

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Pfarrei Steil von <strong>der</strong> Anstalt „Stiftung<br />

Tannenhof" in den Ruhestand getreten. —<br />

Da« Presbyterium in Remscheid bat die<br />

Genieindeglie<strong>der</strong>, dem Beispiel an<strong>der</strong>er Stadtgemeinden<br />

zu folgen und nicht mehr Leichenzüge<br />

durch die Stadt zu veranstalten:<br />

<strong>der</strong> hastende Verkehr lasse ohnehin keine Stille<br />

und Sammlung dabei aufkommen. — Am 8. Dez.<br />

feierte die Gemeinde Beyenburg ihr 75jährigc»<br />

Nestehen: die Festpredigt hielt Sup.<br />

0. Dr. Schäfer, Rem scheid. — Die Einweihung<br />

des neuen Gemeindehauses am<br />

Scheideweg (Gemeinde Hückeswagen)<br />

war am 8. Dez. — In Radevormwald<br />

ist die Wie<strong>der</strong>besetzung <strong>der</strong> ersten ref. Pfarrstelle,<br />

die seit

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