Das Evangelische Rheinland - Archiv der Evangelischen Kirche im ...
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<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
Eine monatliche Umschau über Arbeiten und<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Provinzialkirche<br />
Begründet und Herausgegehen von Liz. L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n Preßverbandes für <strong>Rheinland</strong><br />
l
Allgemeiner Teil<br />
Seit«<br />
Die Fühlungnahme <strong>der</strong> großen Gemeinden<br />
mit ihren Glie<strong>der</strong>n (Pfr. 0. Dusse, Essen) 4<br />
Wesen, Organisation und praktische Arbelt<br />
<strong>der</strong> Gemeinde unter dem G«sicht»pu»kt<br />
<strong>der</strong> sozialen Aufgab« (Pfr. Hollweg,<br />
Elkenhagen) 2<br />
Die Lage <strong>der</strong> berufstätigen Frau <strong>im</strong> Rhein»<br />
land (E. Schütte, Mülhe<strong>im</strong> a. 3lh.) . 21<br />
Der neue Volksschullehrer als Volkserzieher<br />
und die höhere Schule <strong>im</strong> Dienst« <strong>der</strong><br />
Gemeinde (StudienratHahn, Mors). . 22<br />
Die Sexualität <strong>der</strong> Gefangenen (Pfr. 0.<br />
Just, Düsseldorf) 24<br />
<strong>Evangelische</strong> Volksmission <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
(Pfr. Henne«, Wiedenest) 32<br />
Evangelisch« <strong>Kirche</strong> und deutsche« Schicksal<br />
(Pfr. Liz. Brandt, Linz) 45<br />
Zehn Jahre Friedensdiktat «9<br />
Die Ruhrprovinz und die Aufgaben unserer<br />
Kirch« (Dir. Pfr. Liz. Seiler, Essen) . . 70<br />
l< irck 2 iI<br />
Seite<br />
Evangelisch-lirchlich« Belange <strong>im</strong> Industrie»<br />
gebiet von F. . . . . »3<br />
a. d. Ruhr) 03<br />
Da« neue <strong>Kirche</strong>nsteuerrecht (Pfr. Harney,<br />
Düsseldorf) 94<br />
Die Innere Mission an <strong>der</strong> Schwell« ihr«,<br />
neunten Jahrhun<strong>der</strong>t« (Dir. Pfr. Liz.<br />
Ohl, Langenberg) 9», 427<br />
Ruhrprooinz und Ruhrkirche (Pfr. Müller,<br />
Diersfordt) 424<br />
Kommunale Umgemeindung <strong>im</strong> Ruhrgebiet<br />
und kirchliche Weiterbildung (Sup. Loh»<br />
mann, Essen) 424<br />
Zur Frage von Volk und Raum (Pfr.<br />
Dr. Poos, Seibersbach) 42»<br />
Die gesetzliche Stellung de« Karfreitag» <strong>im</strong><br />
rheinisch » westfälischen Industriegebiet<br />
(Pfr. Dr. Vistor, Sterkrad«) . . . . 432<br />
Rheinische Kirch« und Ruhrprooinz (Pfr.<br />
Dr. Boudriot, Asbach) 454<br />
Zur Frage <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nprovinz an <strong>der</strong> Ruhr<br />
(Pfr. Graeber, Anhäufen) 452<br />
Berichte über Tagungen und Kongresse<br />
Seit«<br />
Tagungs-Kalen<strong>der</strong> 44, 43, «7,94,448,454, 484<br />
Tagung <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft rheinischer<br />
Volksbildungsoereinigungen (Abt-Leiter<br />
M. G. Dessin, Essen) 4«<br />
Sozial« Tagungen 4929 44<br />
Freizeit auf <strong>der</strong> Engelsburg 44<br />
Industriepädagogik und Erwachsenenbildung.<br />
Arbeitswoche <strong>der</strong> deutschen Schul« für<br />
Volkserforschung und Erwachsenenbildung<br />
in Königswinter (Abt-Leiter M. G.<br />
Dessin, Essen) 2?<br />
Die erste Pfarrer-Freizeit des Rheinisch»<br />
Westfälisch«» Verbandes evangelischer<br />
Arbeiterverein« in Hilchenbach (Pfr. Dr.<br />
Vistor, Sterkrade) 34<br />
Freizeit evangelischer Sozialbeamtinnen (H.<br />
Bäcker, Langenberg) 85<br />
Konferenz christlicher sozialer Facharbeiter<br />
in Erfurt (Pfr. Liz. Wenn, Düsseldorf) . 3»<br />
44. deutscher evangelischer Gemeindetag in<br />
Dortmund (Pfr. v. Dusse, Essen-Rütten»<br />
scheid) 4?<br />
Die Pressearbeit de« Rheinischen Verbände«<br />
des deutschen evangelischen Frauenbund«»<br />
(Schütte) 54<br />
Pastoren-Freizeit in Kaiserswerth (Pfr.<br />
Roe<strong>der</strong>, Bendorf) 52<br />
Zweit« nie<strong>der</strong>rheinische Dorfkirchenältesten,<br />
konferenz und siebter Dorftirchentag in<br />
Wesel (Pfr. Ooer, N«sel) 58<br />
Seite<br />
Die siebente Tagung de» Verein» deutscher<br />
evangelischer Lehrerinnen in Mülhe<strong>im</strong>»<br />
Ruhr (Pfr. Wallroth, Essen) . . . . 59<br />
Gautagung de« Verbände« evangelischer<br />
Arbeiterinnenvereine in <strong>Rheinland</strong> und<br />
Westfalen (Theodor Hagemann) . . . »0<br />
Tagung de» Rheinischen Verein» ländlicher<br />
Wohlfahrt«» und He<strong>im</strong>atpflege auf dem<br />
Harschbergerhof bei St. Wendel (Pfr.<br />
Geuther, Fechingen) «0<br />
Singefreizeit in <strong>der</strong> nied«rrheinischen<br />
Diaspora 79<br />
Erste Arbeitstagung für evangelische» Volks»<br />
und Vereinsbüchereiwesen 84<br />
Die 22. Hauptversammlung de« Reformier»<br />
ten Bundes zu Benthe<strong>im</strong> (Pfr. Dr. Bou»<br />
driot, Asbach) 82<br />
Freizeit <strong>der</strong> evang«lisch«n Arbeiterver«ine in<br />
Kaiserswerth 83<br />
Führertagnng de» Deutschen evangelischen<br />
Volksbunde« in Velbert 84<br />
Tagung <strong>der</strong> evangelischen Beamten in<br />
Elberfeld 84<br />
Die 400. Mitglie<strong>der</strong>versammlung <strong>der</strong><br />
Rheinisch-Westfälischen Gefängnisgesell»<br />
schaft in Düsseldorf (Pfr. Henneck«,<br />
Siegburg) 84<br />
Zwanzig Jahre Bund deutscher Jugend»<br />
verein«. Vom Landesverbandsfest Rhein»<br />
land« und Westfalens in Qpladen (Emille<br />
Lohmann) 404<br />
Seit«<br />
Unsere Pflicht gegenüber <strong>der</strong> Gemeinde<br />
(Gemeindehelfer Skorzik, Essen) . . .46«<br />
Gesangbuchnot <strong>im</strong> Jahr« 2200 (Vellamius<br />
hymnologicu«) 45»<br />
Eine lehrreiche Fiebertabelle (Pfr. Wall»<br />
roth, Essen) 4«5<br />
Vierzigste rheinische Provinzialsynode (Pfr.<br />
Wehr, Saarbrücken) 485<br />
Von <strong>der</strong> gegenwärtigen Not unserer <strong>Kirche</strong><br />
(Liz. Brandt, Linz) 48»<br />
Noch einmal Gottesdienst an Kur» und Aus»<br />
flugsorten (v. Dusse) 492<br />
<strong>Kirche</strong>nsmgen alter deutscher Volkslie<strong>der</strong> . 492<br />
Die Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ruhrprovinz (Pfr.<br />
Wallroth, Essen) 49,<br />
Die evangelische <strong>Kirche</strong> <strong>im</strong> Industriegebiet<br />
von F 24?<br />
Von <strong>der</strong> gegenwärtigen Not unserer <strong>Kirche</strong><br />
(Pfr. Praetorius, Barmen) . . . . 220<br />
S«lt«<br />
Neligionspädagogisch« Tagung <strong>im</strong> Huns»<br />
rück (Oberstudienrat Prof. Würtemberg,<br />
Trier) 442<br />
Die Tagung <strong>der</strong> evangelischen Religion»»<br />
Pädagogen in Düsseldorf (Pfr. Wallroth,<br />
Essen) 442<br />
Vereinigung evangelischer Gemeindevertre»<br />
terinnen, Tagung in Oberhausen (Frieda<br />
Eramer, Barmen) 444<br />
Deutsch-evangelischer Frauenbund in Mar»<br />
bürg 44»<br />
Tagung des Deutschen evangelischen Volk«»<br />
bildungsausschusses in Halberstadt. . . 407<br />
Iahrestagung <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Frauen»<br />
Hilfe in Wesel 474<br />
Ein« ökumenische Tagung am Rhein (v.<br />
Füllkrug, Berlin) 475<br />
Eine mannhafte Erklärung, Noppar<strong>der</strong><br />
Tagung (0. Füllkrug, Berlin) . . . . 47«<br />
Die Jugend <strong>im</strong> sozialen Ringen <strong>der</strong> G«g«n»<br />
wart, Kreuznacher Tagung (Pfr. Liz.<br />
Menn, Düsseldorf) 20»<br />
Kirchlicher Jugend- und Wohlfahrtsdienst,<br />
Boppar<strong>der</strong> Tagung 20»<br />
Die Westdeutsche Tagung für evangelischen<br />
Kirchbau (Pfr. Dr. Girton, Soest) . . 22»<br />
Reichsverband evangel. Beamtenverein« in<br />
Bochum 243<br />
Helferinnenoerband <strong>der</strong> Frauenhilfe . . . 248<br />
Religionslehrer(innen) an höheren Schulen 244<br />
Relig!onslehrer(innen) an Mittelschulen . 244<br />
Religionspädagogische Tagung in Saar»<br />
brücken 245
<strong>Evangelische</strong>r Volksbildungsdienst für <strong>Rheinland</strong><br />
Seite<br />
Die feiernde Gemeinde, Gedanken und Stoff<br />
zu einer Gedächtnisfeier (Pfr. Wehr,<br />
Saarbrücken) . 4<br />
Gemeindefeier zum 400. Jubiläumsjahr de«<br />
Kleinen Katechismus von v. Martin<br />
Luther (Pfr. Wehr, Saarbrücken). . . 6<br />
Passionsfeier 6<br />
Märchenabend «<br />
Vom Singen unserer Jugend (Wilhelm<br />
Stromm) 7<br />
Bekenntnis und Vereitschaft, Gedanken zu<br />
Joseph Wittig'« ,Höregott" (Han« Her.<br />
mann Gaede) 8<br />
Iugend-Singe-Freizeiten . 44<br />
Laienspielberatung . 44<br />
Verzeichnis von Bildbän<strong>der</strong>n zur Ausleihe<br />
bei <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Bildkammer für<br />
<strong>Rheinland</strong> . . . 42<br />
Nachrichten für Besitzer von Diapositiv»<br />
Apparaten 42<br />
Die Dorfbücherei (Abt-Leiter M. G,<br />
Dessin, Essen) 20<br />
Der Bestand <strong>der</strong> dörflichen Jugendbüchereien<br />
20<br />
Sommerlich« Feiern (Pfr. Wehr, Saar.<br />
brücken) 48<br />
Die Bücherei einer Frauenklinik (Abt-Leiter<br />
M. G. Dessin) 53<br />
Spielberatung 55<br />
Da» Haus aller Häuser, Sprechoratorium<br />
von Alfred Graf (M. G. Dessin) . . 58<br />
Die feiernde Gemeinde, Frühlingsfeier<br />
(Pfr. Nehr, Saarbrücken) ?«<br />
Au« den Sitzungen de« Deutschen Verbandes<br />
evangelischer Büchereien 82<br />
Da« Band zwischen den evangelischen<br />
Büchereien 82<br />
Arbeitswerkzeug zu Clarenbach-Feiern . .440<br />
Adolf Clarenbach, ein Zeugenlied von Hei»<br />
mann Gries, Pfr. in Rötgen . . . . 444<br />
Gemeindefeiern zum Gedächtnis <strong>der</strong> Mär»<br />
tyrerkirche 444<br />
Seite<br />
Eine Gemeinde-Singe-Woche (Pfr. Stein»<br />
dorff, Essen) . . .438<br />
Bücherei und Nucharbeit in einem Groß.<br />
stadt.Pfarrbezirk (Fritz Koch, Essen) . . 438<br />
Sprechchor des <strong>Evangelische</strong>n Volksbildung«»<br />
dienste« für <strong>Rheinland</strong> (Abt.-Leiter M.<br />
G. Dessin) 439<br />
<strong>Evangelische</strong> Bühnengilde Koblenz (Walter<br />
Hoer<strong>der</strong>) 440<br />
Arbeitswerkzeug zu Clarenbach-Feiern . .450<br />
Gemeindefeiern zum Gedächtnis <strong>der</strong> Mär»<br />
tyrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> 45»<br />
Die Clarenbach-Feier unserer Gemeinde . .460<br />
Liturgischer Stoff zur Clarenbach-Feier<br />
(Pfr. Messen, Aachen) 464<br />
Neue Auswahlliste erschienen 487<br />
Laienspielberatung 487<br />
„Hätte ich da« doch eher gewußt!" . . .487<br />
Arbeitstelegramme . . . 46, 3», 63, 87, 445<br />
Kin<strong>der</strong>gottesdicnstlie<strong>der</strong>oorschläge 4V3U . . 224<br />
Büchereibesprechungen in den <strong>Kirche</strong>nkreisen<br />
(Dessin) 244<br />
Neue Bildbän<strong>der</strong> 244<br />
<strong>Evangelische</strong> Nuchwoche in Saarbrücken 244<br />
Wie soll die evangelische Volksbücherei<br />
aussehen? 242<br />
Eckart-Ratgeber 492» 242<br />
Beratungsstelle für kirchliche<br />
Kunst be<strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n Preßverband<br />
für <strong>Rheinland</strong>.<br />
„Bil<strong>der</strong> zur Bibel" de« Maler« Hans<br />
Lietzmann (Pfr. Dr, Paul Girkon, Soest) 2«<br />
Wa« ein Künstler erlebte 2»<br />
Zwei Kultbauentwürfe von Otto Bart»<br />
ning (Pfr. Dr. Paul Girkon, Soest) . . 403<br />
Da« Werk de« Malers Adolf Presber<br />
in <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde Veldenz<br />
a. d. Mosel, (Pfr. Boecker, Veldenz) . . 408<br />
Aus <strong>Kirche</strong>, Leben und Zeit<br />
Alkoholfrage.<br />
Seite<br />
Alkoholismu» 40<br />
Die G. O. A. in Köln »4<br />
Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen<br />
<strong>Kirche</strong> (Pfr. Wallroth, Essen)<br />
47, 40, 65, 8», 447, 446, 484, 240, 246<br />
Aussprüche und Gedicht«.<br />
25, 28, 33, 48, 52, 54, 5«, 58, 72, 74,<br />
75, »5, »7, »», 400, 406, 407, 437, 487,<br />
488, 49«, 404<br />
Buchpflege.<br />
Au« den Satzungen de« Deutschen V«r»<br />
bände« evangelischer Büchereien . . . 82<br />
Da« Band zwischen den evangelischen<br />
Büchereien 82<br />
Arbeitstelegramme
Seite<br />
Kino und Rundfunk.<br />
Filme 44<br />
Lucher-Filmdenkmal (Dir. Pfl. Liz. Sei.<br />
ler, Essen) . 54<br />
Eine Kinopr«Liat (Abt.Leiter M. G.<br />
Dessin, Essen) 464<br />
<strong>Kirche</strong>.<br />
Der Mörser Kirch«nbrand und seine<br />
Lehren (Pfr. Trommershausen, Issum) 4<br />
Evangelisch», schützt den Karfreitag! . 6<br />
Du sollst den Feiertag heiligen! . . . 2?<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Arbeit <strong>der</strong> rheinische»<br />
<strong>Kirche</strong> (Pfr. Müller, Diersfordt) . . . 24<br />
Ein Dank an die Wartburg-Gilde . . 54<br />
Sp«yer-Gedächtni«»Auffühiung . . . 55<br />
Der Konkordat«entwurf fertiggestellt . 64<br />
3t«u« Schwierigkeiten für da« Konkordat? NL<br />
Di« Freikirchen fftlL«n Körperschaft«recht<br />
65<br />
Antiquitäten , . 74<br />
Di« evangelischen Landeskirchen Preußen«<br />
zum Konkordat 77<br />
Eingabe <strong>der</strong> Vereinigung evangelischer<br />
Gemeindevertreterinnen an die Kreissynoden<br />
85<br />
Laienführerkurse <strong>der</strong> Apologetischen Zentrale<br />
Spandau, Johannesstift . . . . 94<br />
Die evangelische <strong>Kirche</strong>nleitung zur Konlordatsentscheidung<br />
402<br />
Kirch« und Abrüstung 148<br />
Großstadtkirche (Aus Walter Classen,<br />
Großstadt-He<strong>im</strong>at) 122<br />
Di« Sensation auf dem Friedhof , . 458<br />
Eine neue evangelisch« Stiftung? . . 242<br />
Arl»«it«t«legramme 83, 87<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Biblio»<br />
graphie rheinischer evangelischer<br />
Zeitschriften (Pfl. Wall»<br />
roth, Essen) 4«.2»,«4, 88, 44«, 480, 20», 2«<br />
Klein« Mitteilungen.<br />
44, ««, 88, 483, 245<br />
Mission, Aeußere<br />
Aeußere Mission . . . . . . . 3«<br />
Di« Friedenskonferenz <strong>der</strong> Wiltrffligionen 86<br />
46 Millionen vor dem Verhungern . . 44»<br />
Di« deutsch« Mission in den Palästina»<br />
Unruhen 248<br />
Wie viel« Christen gibt «» auf d«r Welt? 243<br />
Arbeitstelegramme . . . 3 8 , 62, 87, 445<br />
Mission, Inner«<br />
Di« männliche Dialoni» 85<br />
Inner« Mission 2»<br />
Die Bibelstunde in Witten . . . . 54<br />
Zu» o<strong>der</strong> Abnahme <strong>der</strong> Geschlechtskrank><br />
heiten M<br />
Bahnhofsdienst 62<br />
lieber staatliche Zusammenarbeit <strong>im</strong><br />
Wohnungswesen 63<br />
Statistik <strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege . 63<br />
Neue Fortschritte in <strong>der</strong> Durchführung<br />
de« Schundliteraturgesehe« 65<br />
Au« dem Beutel <strong>der</strong> Steuerzahler . , 86<br />
Eine Frag« 420<br />
Au« Wichern« Tagebuch vom 28. Ok»<br />
wber 4844 428, 430<br />
Buchbesprechung<br />
S«!t«<br />
„Bil<strong>der</strong> zur Bibel* de« Makr« Hans<br />
Liehmann (Pfr. Dr. Paul Gir»»«, Soest) 26<br />
Guida Q«hl, Deutscher Frau,ny»W, (Q,.<br />
Sch<strong>im</strong>melbusch, Emmerich) 52<br />
Ein Marterl 55<br />
Pank, „Ich bin bei euch all« Tage" . . 6»<br />
Liz. Klugkist Hess«, Adolf Clarenbach,<br />
ein Beitrag zur Geschichte <strong>der</strong> R«forma»<br />
tion am Ftie<strong>der</strong>rhnn 92<br />
I. 3li«hle, Die Stellung d«r Kanzel al»<br />
liturgische« Problem <strong>der</strong> Roumaluftll<br />
Sei»«<br />
Aus »er Arbeit »er V«lf«mjssion (N.uH») 44Y<br />
Lehrgang zur AusbilVuZg von freiwilligen<br />
Helferinnen in <strong>der</strong> Krankenpflege . .448<br />
Einweihung de« Erweiterungsbaue« <strong>im</strong><br />
Auguste-Viktoria-He<strong>im</strong> zu Barmen . .488<br />
Die Stadt d« Hilf« 242<br />
Nicht drei Mark! . . . . . . . 242<br />
Keine christliche Schwfster mehr für<br />
öffentliche Hnstalten? . . . . . . 2 4 2<br />
A r b e i t s t e l e g r a m m e . . . . « 2 , 8 7 , 4 4 5<br />
O«ffentliche« Leben,<br />
Grenzlandnot <strong>im</strong> deutschen Westen . . 50<br />
<strong>Evangelische</strong> Eheanbahnung . . . . 50<br />
Dortmun<strong>der</strong> Magistrats-Schulratstellen . 56<br />
40 Jahre Friedenediktat 69<br />
Eine wichtige grundsätzliche gerichtlich«<br />
Entscheidung . 80<br />
Flaggen am Fronleichnamstag . . . 85<br />
Religion und Ehescheidung . . . . 484<br />
Religion und Lebensmut 484<br />
Gegen Mißstände auf den Bahnhöfen . 484<br />
Zur Frage <strong>der</strong> Sonntag«ruh« <strong>im</strong> Handel 207<br />
Auswan<strong>der</strong>nde« Geld 242<br />
Ein vorbildlicher Beschluß 244<br />
Arbeitstelegramme 45, 46, »8, 3», 63,<br />
64^ 8«, 446<br />
Personalien 42<br />
Redaktionell««.<br />
Eine Zuschrift 9<br />
<strong>Evangelische</strong> Bildkammer für <strong>Rheinland</strong> 32<br />
Monatshefte für Rheinische <strong>Kirche</strong>naeschicht«<br />
. . . . 44, 68, 448, 484, 246<br />
Berichtigung . . 44<br />
Forsthoff, Rheinische <strong>Kirche</strong>ngeschjcht«<br />
52, 64, 72, 78, 440, 420, 425, 433, 425, 495<br />
<strong>Das</strong> Evangel. <strong>Rheinland</strong> 88, 442, 448, 452<br />
Preßoerband 445<br />
M. G. Dessin, Helden . . 483, 464, 246<br />
Der evangelische Stadtverordnete 470, 472<br />
Neue Telefonnummern 246<br />
Schulfragen. Universitäten.<br />
Nachrichten au« dem Melanchthonbu.nd<br />
(Pfl. Wallroth, Essen) 42, 37, 64, 86,<br />
445, 47S, 208, 242<br />
Theologische Studienhöusel in preuß.<br />
Universitätsstädten 42<br />
Evangelisch« Eltern und neu« L»hrei»<br />
bildung 23<br />
Theologisch« Fakultät 42<br />
For<strong>der</strong>ungen des Reformierten Bunde« »4<br />
Uebersicht über die Lehrbücher des Deutschund<br />
Geschichtsunterrichts an den öffentlichen<br />
höheren Schulen <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
(Pf«. MaMych) , 400<br />
Protestantismus und Gymnasium (Oberstudiendilektol<br />
Dl. Max Wiesenthal,<br />
Duisburg) 435<br />
Material zum Kampf mn dqs sogenannt.«<br />
regionale System b«i d«L Besetzung ^«<br />
Direktorenposten (Pfr. Wallroth) . . 444<br />
Evangelisch« Lebenskunde in ländlichen<br />
Fortbildungsschulen und städtischen Ve»<br />
lufsschulen (Seeliger) 468<br />
Arbeit»telegramm«. . . . . 38, 64. 44»<br />
Seite<br />
(Pfr. Dr. Paul, Girkon, Soest) . . .448<br />
i>. L. Cordier, <strong>Evangelische</strong> Jugend»<br />
künde, Band III (0. Erfüllt)) . . . . 448<br />
v. L. Cordier, Der deutsche evangelifch»<br />
Lie<strong>der</strong>psaltei (Dir. Pfr. Liz, Seil«,<br />
Essen) 448<br />
M. G. D«ssin, Helden (Pfr. Hass«lmann,<br />
Essen) . 4»2<br />
Unser evangelischer Gottesdienst, Flug»<br />
blatt (v. Duff«, Essen) 4«4<br />
v. Dr. Ernst Barnikol, Christentum und<br />
P o j , a l e s.<br />
Di« Arbeitslosigkeit 43<br />
Stand <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft . . . 48<br />
Au« <strong>der</strong> rheinischen kirchlichen Sozial»<br />
arbeit 44<br />
Einheitliche« kirchliche« Verhalten bei<br />
Wirtschaft«kämpfen . . . , , . . 36<br />
Da« Landvolkproblem . . . . . . 36<br />
Schlichtungsreform . . . . . . . 36<br />
Frage <strong>der</strong> gewerkschaftl. Organisation«»<br />
entwicklung in den verschiedenen Berufen 3?<br />
Zwei neue Blätter 37<br />
Selbstmordseuche 8»<br />
Kirch, und Induftrieverhältniss« . . . 56<br />
Von <strong>der</strong> Verbreitung de« Einfamilien«<br />
Hause» «4<br />
Siedlung für Lungenkranke . . . . 86<br />
<strong>Das</strong> Einfamilienhaus 8?<br />
Arbeitende Ehefrauen »7<br />
Albeiterfreizeiten VN<br />
Erwerbslosigkeit vor 300 Jahren . 44?<br />
Die Pfarrfrau in <strong>der</strong> sozialen Arbeit<br />
(L. Haarbeck) . . . . . . . . 476<br />
Merkwürdige soziale Kleinarbeit in <strong>der</strong><br />
Gemeinde . ^ 477<br />
Arbeitslosigkeit 477<br />
Die Rationalisierung de« Steinkohlen»<br />
bergbaue« 208<br />
Internationaler Zusammenschluß <strong>der</strong> reli»<br />
giösen Sozialisten .244<br />
Arbeitstelegramme . . . 45, 28, 83, 6?<br />
Stadtverordnete, D«r evan»<br />
gelische, «in zwanglos erscheinende«<br />
Beiblatt zum <strong>Evangelische</strong>n <strong>Rheinland</strong>:<br />
Nr. 4 . 46.0<br />
Wohlfahltspflegerische Entwicklung des<br />
letzten Jahrzehnt« (Dir. Pfr. Liz. Ohl,<br />
Langenberg) 46»<br />
Stellennachweis. . , . 44, 90, 484<br />
Volk«tum und Volk»g«sund><br />
heit.<br />
Lohn nach Familie 447<br />
Die Iunggesellensteuer in Italien . . 44?<br />
Erholung für Mütter . . , . . .448<br />
Probleme <strong>der</strong> Familientrennung <strong>im</strong> inter»<br />
nationalen Wan<strong>der</strong>erschutz 44»<br />
Erzbischof v. Soe<strong>der</strong>blom über den<br />
Sport 468<br />
Die Wohnungsnot <strong>der</strong> Kindelleichen (Liz.<br />
Menn, Düsseldorf) 474<br />
G»b««»«nrückgang <strong>im</strong> Pioktaria« . . . 4»t<br />
Ein verständiges Urteil über F 248 . . 484<br />
Mehr kranke Männer als franke Frauen<br />
b«i den Krankenkqssen 4S4,<br />
4H«X> deutsch, «»«ng«l.ilch» Fr«n)b«N'<br />
legionäie 244<br />
Arbeitstelegramme 45, 28<br />
Zeichnungen und Karten (Adolf<br />
Westerdorf, Essen) 34, 70, 73, 466,<br />
498, 200, 204, 24»<br />
Seit«<br />
Soziali«mu« (Pfr. v. Erfurth, Ober»<br />
düssel) 404<br />
Tagebuch eine« Großstadtpfarrer» (Pfr.<br />
Homann, Düsseldorf) 49g<br />
v. Adolf Keller, Die Fortsetzungsalbei»<br />
<strong>der</strong> Stockholm« Weltkirchenkonferenz<br />
(Pfr. Liz. Menn, Düsseldorf) . . . . 207<br />
Soziale ProgranMie <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>n und<br />
freier religiöser Organisationen (Pfl.<br />
Liz. Menn, Düsseldorf) 207<br />
Der Herr <strong>der</strong> inneren Ringe (Dessm) . 242
<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
Eine monatliche Umschau über Arbeiten und Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Prooinzialkirche<br />
Begründet und herausgegeben von Pfarrer L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n Preßoerbandes für <strong>Rheinland</strong><br />
Verantwortlich: Preßgesetzlich <strong>der</strong> Herausgeber » Für die Einzelaufsätze die Verfasser > Als Manuskript gedruckt<br />
sen » 4929 Januar > Februar VI » Kummer 4 und 2<br />
U. Die Fühlungnahme <strong>der</strong> großen Gemeinden mit ihren Glie<strong>der</strong>n<br />
ur um die erste Fühlungnahme handelt<br />
es sich, um nicht mehr, nicht um<br />
Seelsorge, nicht um die mitarbeitende Gemeinschaft.<br />
Es geht ganz einfach zunächst<br />
um die Frage: Wie tritt die Gemeinde<br />
überhaupt in irgendeine<br />
ernste Verbindung mit<br />
ihren neuzuziehenden Glie<strong>der</strong>n?<br />
Die Dorfgemeinde und die kleine<br />
Stadtgemeinde kennt diese Frage nicht o<strong>der</strong><br />
so gut wie gar nicht. Die Glocken läuten<br />
das <strong>Das</strong>ein und den Gruß <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
jedem zu. <strong>Kirche</strong> und kirchliches<br />
Leben tritt irgendwie als Tatsache jedem<br />
entgegen, <strong>der</strong> neu zuzieht. Damit ist nicht<br />
etwa gesagt, daß stch solche Gemeinden<br />
etwa nicht um ihre Neuzuziehenden zu<br />
kümmern brauchen, o<strong>der</strong> daß das kirchliche<br />
Leben <strong>der</strong> Gemeinde stark genug wäre,<br />
den Neuzuziehenden von selbst in seinen<br />
Bann zu ziehen. Jedenfalls aber weiß er<br />
doch um die Eristenz <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, erlebt ihre<br />
Betätigung und, wenn er sie braucht, findet<br />
er den Weg zu ihr.<br />
An<strong>der</strong>s aber in unsere Großstadtgemeinden,<br />
ja in sehr vielen Gemeinden, die, wenn sie<br />
auch nicht zur Großstadt gehören, doch<br />
»nter denselben Notständen leiden! Grundsätzlich<br />
sollte es so sein, daß <strong>der</strong> Pfarrer<br />
jeden Neuzuziehenden besucht. Aber wie<br />
selten geschieht denn das wirklich noch! Auch<br />
die auf den Gemeindebesuch des Pfarrers<br />
so stolze rheinische <strong>Kirche</strong> kann die Sitte des<br />
ersten Hausbesuches, <strong>der</strong> vom Pfarrer ausgeht,<br />
doch nicht mehr durchführen. Die<br />
Gründe dafür brauchen nicht erörtert zu<br />
werden; sie liegen wahrlich nicht in <strong>der</strong><br />
Faulheit <strong>der</strong> Pastoren. Und mag es hier<br />
und da wirklich noch einen Pfarrer geben,<br />
<strong>der</strong> mit gutem Gewissen sagen kann, daß<br />
er diese begrüßenden Besuche durchführt,<br />
so ist doch die Tatsache unbestreitbar, daß<br />
unendlich viele in eine Gemeinde zuziehende<br />
evangelische Christen uns sagen, daß die<br />
<strong>Kirche</strong> sich nicht um sie gekümmert habe,<br />
gar nicht um sie gekümmert habe mit <strong>der</strong><br />
einen Ausnahme des Steuerzettels. Sie<br />
wissen in <strong>der</strong> Großstadt nicht, zu welcher<br />
Gemeinde sie gehören — bei den oft durch<br />
die städtebauliche Entwicklung völlig überholten<br />
Gemeindegrenzen übrigens kein<br />
Wun<strong>der</strong>! — Sie wissen nicht, wer ihr Bezirkspfarrer<br />
ist. Sie wissen nichts von dem<br />
gottesdienstlichen Leben ihrer Gemeinde,<br />
von seinen beson<strong>der</strong>en Aufgaben und Eigenarten.<br />
Eine Reihe von Gemeinden hat deshalb<br />
schon seit Jahren begonnen, die erste<br />
Fühlungnahme mit den Gemeindeglie<strong>der</strong>n<br />
auf schriftlichem Wege herbeizuführen.<br />
Ein kurzes Grußwort heißt den<br />
Neuzuziehenden willkommen, gibt einen<br />
I_leberblick über die Gemeinde- und Bezirkseinteilung,<br />
weist hin auf Gemeindeanit,<br />
Schwesternstation und Pfarrhaus, auf<br />
Vereine und Wohlfahrtseinrichtungen, auch<br />
wohl auf das Sonntagsblatt. An<strong>der</strong>e<br />
Gemeinden sind dazu übergegangen, die<br />
Einführung in dag Gemeindeleben etwas<br />
umfangreicher zu gestalten. Sie geben ein<br />
Heft und erzählen darin vom Werden <strong>der</strong><br />
Gemeinde, führen in ihre geschichtliche<br />
Eigenart und beson<strong>der</strong>e Aufgaben <strong>der</strong> Gemeinde<br />
ein. Gute Illustrationen machen<br />
das Heftchen anziehen<strong>der</strong>. So ein Heft lag<br />
mir vor aus <strong>der</strong> Gemeinde Kreuznach.<br />
Sicherlich gibt es an<strong>der</strong>swo Derartiges<br />
noch mehr. Vielleicht wird man ganz<br />
ruhig sagen können, daß auch auf diesem<br />
Gebiet für uns aus an<strong>der</strong>en <strong>Kirche</strong>ngebieten<br />
mancherlei gelernt werden kann. Ich besinne<br />
mich auf gut gelungene <strong>der</strong>artige<br />
Büchlein aus Görlitz, nnd auf ein nach Inhalt<br />
und Form außerordentlich reich und<br />
glücklich ausgestattetes Buch über die<br />
evangelischen Gemeinden in Osnabrück.<br />
So etwas kostet natürlich Geld, und wo<br />
eine Gemeinde mit einem umfangreichen<br />
Wechsel ihres Bestandes zu rechnen hat,<br />
wird sie die Kosten wohl überlegen müssen.<br />
In einzelnen Gemeinden ist man daher dazu<br />
übergegangen, die Kosten <strong>der</strong> Herstellung<br />
solch eines Merkheftes durch Geschäftsanzeigen<br />
<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gemeinde befindlichen<br />
Geschäfte zu decken. Wir haben in unserer<br />
Gemeinde zwe<strong>im</strong>al diesen Versuch mit<br />
glücklichem Erfolge gemacht. Gibt man<br />
so ein Heft jedem Neuzuziehenden ins HauS,<br />
so ist die Möglichkeit <strong>im</strong> einzelnen Falle<br />
gegeben, irgendein beson<strong>der</strong>es<br />
Merkblatt hinzuzufügen. Wir<br />
legen in jedes Heft ein Formular für die<br />
Anmeldung zur Wählerliste, die Satzungen<br />
des Frauenvereins und eine Bestellkarte<br />
für die „Sonntagögrüße".<br />
Einen ganz neuartigen Versuch<br />
<strong>der</strong> ständigen schriftlichen Fühlungnahme<br />
zeigt <strong>der</strong> Steuerzettel einer in unmittelbarer<br />
Nähe von Magdeburg gelegenen,<br />
von Industriebevölkerung durchsetzten<br />
Landgemeinde. Auf <strong>der</strong> Rückseite bietet<br />
er unter <strong>der</strong> Ueberschrift „Lieber Gemeindefreund"<br />
(über die Anrede wird man streiten<br />
können!) Hinweise auf Gottesdienst,<br />
Abendmahlöfeiern, Kleinkin<strong>der</strong>schule, Volksbücherei,<br />
Iungfiauenverein, Arbeit <strong>der</strong><br />
Gemeindekrankenschwester. Hierbei fehlen<br />
nicht verschiedentlich wie<strong>der</strong>kehrende Bemerkungen:<br />
„Kosten sind damit nicht verbunden"<br />
o<strong>der</strong> „Alles ohne irgendwelche<br />
Kosten". Daß die Kleinkin<strong>der</strong>schule als<br />
„auf den neuesten hygienischen Stand gebracht"<br />
bezeichnet wird, daß auf den Artikel<br />
139 <strong>der</strong> Reichsverfassung: „Die Sonnund<br />
Feiertage sollen Tage <strong>der</strong> seelischen<br />
Erhebung sein" hingewiesen wird, zeigt die<br />
ungemein wirklichkeitsnahe Einstellung des<br />
verantwortlichen DrtSpfarrerS. Der neueste<br />
<strong>Kirche</strong>nsteuerzettel dieser Gemeinde beginnt<br />
eine geschickte Darstellung aus <strong>der</strong> G e -<br />
schichte <strong>der</strong> Gemeinde und verheißt<br />
ihre Fortsetzung auf dem nächsten Steuerzettel.<br />
Daneben stehen noch schlagende<br />
Worte apologetischen Wertes<br />
aus dem Munde großer Denker. —<br />
Ich weiß nicht, ob man es überall so<br />
machen kann, ob je<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuerzettel<br />
mit all seinen notwendigen Notizen dazu<br />
geeignet ist, ob man einen vierseitigen<br />
<strong>Kirche</strong>nsteuerzettel dann drucken müßte<br />
usw. Eins aber ist klar: hier ist <strong>der</strong> Punkt,<br />
wo bei den meisten Gemeindeglie<strong>der</strong>n die<br />
erste Fühlungnahme mit ihrer Gemeinde<br />
stattfindet, in einer glücklichen Weise zur<br />
Werbung für die Gemeinde benutzt worden.<br />
<strong>Kirche</strong>nsteuern sind und bleiben etwas
sehr Nüchternes und müssen sachlich erledigt<br />
werden. Aber die For<strong>der</strong>ung<br />
wird von Jahr zu Jahr brennen<strong>der</strong>,<br />
daß wir sie „seelsorgerl<br />
i ch", volksmissionarisch anfassen.<br />
Und gerade, wenn wir — wie<br />
es doch wohl den Anschein hat — allgemein<br />
dazu übergehen weiden, ein Kirchgeld<br />
einzuziehen und damit auch die Gemeindeglie<strong>der</strong><br />
steuerlich erfassen, die jetzt<br />
zum großen Teil von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuer nicht<br />
berührt weiden, wird es unsere Aufgabe<br />
sein, ihnen zu zeigen, was die Gemeinde<br />
nun auch unentgeltlich ihnen leistet.<br />
Die hier besprochene Fühlungnahme geschieht<br />
durch das gedruckte Wort. Daß<br />
wir uns vor <strong>der</strong> Gefahr hüten müssen, das<br />
gedruckte Wort, das tote Ding an die<br />
Stelle <strong>der</strong> lebendigen persönlichen Beziehung<br />
zu setzen, ohne die es nun einmal keine Gemeinschaft<br />
und keine Gemeinde gibt, sei nur<br />
kurz erwähnt. Darum die For<strong>der</strong>ung,<br />
solche ersten Grüße (mit Ausnahme natürlich<br />
des Steuerzettels!) nicht mit <strong>der</strong> Post<br />
zu senden — dann erleben sie das Schicksal<br />
<strong>der</strong> <strong>im</strong>mer mehr zur Lawine anschwellenden<br />
„Drucksachen", sie weiden in den Papierkorb<br />
abgeleitet. Diese Grüße <strong>der</strong> Gemeinde<br />
müssen von Gemeindehelfern, vor allem den<br />
freiwilligen Gemeindehelfern, persönlich abgegeben<br />
werden. Sie müssen auch an die<br />
Unverheirateten bestellt werden, gerade sie,<br />
und nicht nur die Familie, müssen erfahren,<br />
daß eine Gemeinde da ist, die sich um sie<br />
kümmert.<br />
Pfarrer 0. Dusse, Essen.<br />
Wesen, Organisation und praktische Arbeit<br />
<strong>der</strong> Gemeinde unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong><br />
sozialen Aufgabe<br />
Vorbemerkung:<br />
Folgende Sätze sind nicht eigenes Gedankengut,<br />
son<strong>der</strong>n gemeinsam erarbeitet<br />
auf dem Sozialen Kursus <strong>der</strong> Synodal-<br />
Vertreter für die sozialen Aufgaben ix<br />
Rengsdorf vom 7. bis 11. Januar<br />
1929. Beson<strong>der</strong>s auf Grund von zwei<br />
Vorträgen, dem ersten von Pfarrer Kunze,<br />
W.Gladbach, über „Gemeindeorganisation<br />
und Gemeindearbeit unter dem Gesichtspunkt<br />
<strong>der</strong> sozialen Aufgabe", und dem<br />
zweiten oon Pfarrer Kramm, Solingen,<br />
über „Aufgaben und Arbeitsmöglichkeiten<br />
<strong>der</strong> sozialen Ausschüsse", sind uns so<br />
dringliche grundsätzliche Fragen über die<br />
wirkliche Lage unserer <strong>Kirche</strong> gestellt<br />
worden, daß wir meinen, s!e einer breiteren<br />
kirchlichen Öffentlichkeit weitersagen<br />
zu müssen.<br />
n wir — sei es auch unter welchem<br />
Gesichtspunkt — die Frage nach <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> stellen, stellen wir <strong>im</strong>mer die Frage<br />
nach <strong>der</strong> Gemeinde. Wir stellen hier die<br />
Frage nach <strong>der</strong> Gemeinde unter dem Gesichtspunkt<br />
<strong>der</strong> sozialen Aufgabe. <strong>Das</strong> geht<br />
gerade <strong>im</strong> Blick auf die wirkliche Lage unserer<br />
gegenwärtigen <strong>Kirche</strong> nicht ohne eine<br />
grundsätzliche Besinnung über das Wesen<br />
<strong>der</strong> Gemeinde. Wir stehen heuzutage <strong>im</strong>mer<br />
wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> großen Gefahr, daß wir geschäftige<br />
Tätigkeit verwechseln mit Gemeindearbeit.<br />
Vor allem das Großstadtpfarramt<br />
droht <strong>im</strong>mer mehr ausgefüllt zu<br />
weiden mit VerwaltungS-, OrganisationSund<br />
Belriebsarbeit aller Art in den verschiedensten<br />
Tagungen, Ausschüssen, Sitzungen,Vereinen<br />
undVereinchen. Besteht darin<br />
das Wesen <strong>der</strong> Gemeinde? Nein! — Dieses<br />
Nein ergibt sich aus einer dreifachen Erkenntnis<br />
:<br />
4) <strong>Das</strong> Wesen <strong>der</strong> Gemeinde erkennen wir<br />
in ihrem Ursprung: Der Heilige Geist baut<br />
die Gemeinde, und sie kann aus keiner noch<br />
so glänzenden Organisation „gemacht"<br />
werden.<br />
2) <strong>Das</strong> Wesen <strong>der</strong> Gemeinde spiegelt sich<br />
wi<strong>der</strong> in ihrem Ziel: ^^ Gemeinde hat eine<br />
eschatologische Hoffnung, und diese steht <strong>im</strong><br />
Wi<strong>der</strong>spruch zu je<strong>der</strong> sozialen Ordnung.<br />
Daraus ergibt sich <strong>im</strong> Hinblick auf die<br />
soziale Aufgabe <strong>der</strong> Gemeinde, daß sie eben<br />
nicht die Hauptaufgabe <strong>der</strong> Gemeinde ist<br />
und daß keine sozialen Reformen die Gemeinde<br />
bauen können, denn sie sind sündig,<br />
— noch viel weniger wird durch soziales<br />
Tun <strong>der</strong> Gemeinde ihre eschatologische<br />
Hoffnung zur Erfüllung gebracht.<br />
3) Nichtsdestoweniger entsteht aus dem<br />
Ursprung und dem Ziel <strong>der</strong> Gemeinde ihre<br />
konkrete Aufgabe, die wie<strong>der</strong>um das Wesen<br />
<strong>der</strong> Gemeinde deutlich macht: die Gemeinde<br />
muß Zeuge des Reiches Gottes sein in <strong>der</strong><br />
Welt, — nicht nur durch das Wort, son<strong>der</strong>n<br />
gerade durch ihr Handeln. Denn<br />
das Wort <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> kann nicht gehört<br />
werden, wenn ihm das Tun <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
ins Gesicht schlägt. Die Tat <strong>der</strong> Gemeinde<br />
soll Hinweis sein auf Gottes Tat. — Die<br />
Aufgabe, Zeuge des Reiches Gottes in <strong>der</strong><br />
Welt zu sein, ist <strong>der</strong> Gemeinde durch daö<br />
Evangelium gesetzt. Und gerade dadurch erfährt<br />
nun die soziale Arbeit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
eine ganz entscheidende grundsätzliche Beleuchtung:<br />
Sie ist eine dem Wesen <strong>der</strong> Gemeinde<br />
entsprechende Arbeit, — und zwar<br />
gerade auch deshalb, weil die Gemeinde es<br />
nicht nur mit Seelen zu tun hat, son<strong>der</strong>n<br />
mit dem ganzen Menschen, Denn sie ge-<br />
schieht <strong>im</strong> Dienste des Evangeliums, das<br />
sich an den ganzen Menschen richtet, nicht<br />
nur an seine Seele. Und darum ist sie<br />
nicht nur „Vorhofsarbeit", die hinter dem<br />
Dienst <strong>im</strong> Allerheiligsten, „Seelen für den<br />
Heiland zu gewinnen", zurücksteht, son<strong>der</strong>n<br />
sie ist ein ganz wesentlicher Bestandteil dieser<br />
Arbeit <strong>im</strong> Allerheiligsten, weil Leib und<br />
Seele des Menschen eben nicht auseinan<strong>der</strong>zureißen<br />
sind. Eine Seelsorge, die tatsächlich<br />
nur die Seele des Menschen erfassen<br />
will, ist ein Kind des Hellenismus, aber<br />
nicht des Neuen Testamentes. —<br />
Aus dieser dreifachen Besinnung auf das<br />
Wesen <strong>der</strong> Gemeinde entsteht für den mit<br />
offenem Auge in unserer gegenwärtigen<br />
<strong>Kirche</strong> stehenden Menschen <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />
eine brennende Frage: Entspricht die<br />
wirkliche Lage unserer <strong>Kirche</strong> diesem ihrem<br />
Wesen, — und, wenn nicht, wo liegen die<br />
Fehler? Wo liegt die Schuld?<br />
II.<br />
Die Fehler liegen zweifelsohne zum Teil<br />
beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />
<strong>Kirche</strong> und die Schuld bei den<br />
Menschen, die diese Organisation ruhig ertragen,<br />
ohne sie zu än<strong>der</strong>n. — Zunächst<br />
muß das eine gesagt werden: Auch wenn,<br />
wie oben gesagt, die Gemeinde nicht durch<br />
irgendeine Organisation gebaut wird, so<br />
wirkt sich doch das Tun <strong>der</strong> Gemeinde<br />
nirgendwo an<strong>der</strong>s aus als <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong><br />
Gemeindeorganisation. — Wir haben in<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> keine für alle Zeiten richtige<br />
Organisation. „Jede Organisation muß<br />
aus <strong>der</strong> Gegenwartslage entstehen" (Schlatter).<br />
Aber gerade das kann dem heutigen<br />
Menschen, <strong>der</strong> gleichzeitig sich ernsthaft auf<br />
das Wesen <strong>der</strong> Gemeinde besinnt und ebenso<br />
ernsthaft die Gegenwartslage ins Auge<br />
faßt, klar weiden, daß an manchen ganz<br />
entscheidenden Punkten die gegenwärtige<br />
Gemeindeorganisation <strong>im</strong> Grunde nicht<br />
gegenwärtig ist, son<strong>der</strong>n antiquarisch und<br />
darum lebenhemmend. <strong>Das</strong> wird zunächst<br />
deutlich, wenn wir die verfassungsmäßig<br />
gegebene Gemeindeorganisation <strong>der</strong> Gemeindekörperschaften<br />
unter dem Gesichtspunkt<br />
<strong>der</strong> sozialen Aufgabe <strong>der</strong> Gemeinde<br />
ins Auge fassen: Wir denken da zunächst<br />
an die Entstehung und Zusammensetzung<br />
dieser Körperschaften durch das gegenwärtige<br />
Wahlverfahren und ziehen die Lehre<br />
aus den letzten <strong>Kirche</strong>nwahlen. Erschrekkend<br />
deutlich ist es durch sie geworden, wie<br />
sehr unsere <strong>Kirche</strong>, anstatt eine He<strong>im</strong>at für<br />
alle zu sein, die ihrer bedürfen, dem VereinStypuS<br />
verfallen ist, d. h. einem Element<br />
gesellschaftlicher, auf best<strong>im</strong>mte Interessen<br />
abgestempelter Organisation. Sozialistisch<br />
ausgedrückt: Die <strong>Kirche</strong> ist verbürgerlicht.<br />
Die Masse <strong>der</strong> Gebildeten, gerade so wie<br />
<strong>der</strong> Arbeiter, erreicht sie nicht mehr. Im<br />
Neuen Testament ist uns erzählt, daß<br />
Sklaven ein kirchliches Amt bekleideten.<br />
Wo ist heute <strong>der</strong> vierte Stand in unseren<br />
kirchlichen Körperschaften? Diese Frage<br />
müssen wir stellen, nicht um des Interesses
eines einzelnen Standes willen, son<strong>der</strong>n um<br />
des Gemeindeinteresses willen. ILnd hier<br />
entsteht nun eine praktische Erwägung, die<br />
sich aus den Erfahrungen <strong>der</strong> letzten <strong>Kirche</strong>nwahlen<br />
ergibt: Ist es richtig, kirchenverfassungSgemäß<br />
durch das Wahlgesetz den<br />
breiten Schichten des Volkes die Beteiligung<br />
am kirchlichen Leben durch die Verpflichtung<br />
<strong>der</strong> so unvolkstümlichen Anmeldung zur<br />
Wählerliste zu erschweren? — Müssen wir<br />
nicht um des Zieles <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> als einer<br />
Gemeinschaft von Brü<strong>der</strong>n, die Zeuge des<br />
Reiches Gottes in <strong>der</strong> Welt sein will, den<br />
Gang zur Wahlurne erleichtern und eine<br />
Revision des Wahlgesetzes ernsthaft zu erreichen<br />
suchen? Wir stehen hier vor <strong>der</strong><br />
Entscheidung: Wollen wir den bürgerlichen<br />
Nereinstypus unseren kirchlichen Vertretungen<br />
gegenüber <strong>der</strong> Arbeiterschaft in ungebrochener<br />
Herrschaft behaupten und diese<br />
nach wie vor zum Objekt des kirchlichen<br />
Handelns mißbrauchen, o<strong>der</strong> wollen wir<br />
die universale Vru<strong>der</strong>kirche? Dann laßt<br />
uns den <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> entfremdeten Brü<strong>der</strong>n<br />
den Weg zur persönlichen Mitarbeit in <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> nicht so erschweren, wie es durch die<br />
heutige Wahlordnung geschieht. —<br />
Außer <strong>der</strong> Besprechung und Zusammensetzung<br />
<strong>der</strong> Gemeindekörperschaften interessierten<br />
uns unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> sozialen<br />
Aufgabe ganz beson<strong>der</strong>s die ArbeitZmöglichkeiten<br />
<strong>der</strong> kirchlichen Körperschaften.<br />
Welchen Wert hat die Arbeit <strong>der</strong> kirchlichen<br />
Körperschaften unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong><br />
sozialen Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>? — In den<br />
kirchlichen Körperschaften sollen sich die<br />
Vertreter aller sozialen Stände finden zum<br />
gemeinsamen Gespräch. Dieses Gespräch<br />
soll nicht bei sozialen Dingen beginnen, das<br />
könnte verhängnisvoll werden. Son<strong>der</strong>n<br />
kirchliche — nicht nur finanzielle! — Dinge<br />
sollen wirklich besprochen werden. Ein solches<br />
ernsthaftes Gespräch, das ein Sichgegenseitig-Ausspiechen<br />
und Miteinan<strong>der</strong>um-die-Sache-Ringen<br />
ist, ist aber in den<br />
großen Körperschaften unserer Großstadtgemeinden<br />
schlechthin ausgeschlossen, weil sie<br />
zu groß sind. Gerade vom sozialen Gesichtspunkt<br />
aus können wir darum nicht laut und<br />
eindringlich genug die For<strong>der</strong>ung erheben:<br />
Unsere Grostadtgemeinden müssen zu kleineren<br />
Gemeinden zerschlagen werden, denn<br />
wir brauchen kleinere Körperschaften! (Daß<br />
diese For<strong>der</strong>ung in die Öffentlichkeit dringt,<br />
darauf wurde von dem Nengsdorfer Kreise<br />
beson<strong>der</strong>es Gewicht gelegt, zumal von hier<br />
aus auch ein Licht fällt auf das l.Imgemeindungsproblem.)<br />
—<br />
Neben <strong>der</strong> verfassungsmäßigen Organisation<br />
<strong>der</strong> Gemeindekörperschaften legen uns<br />
aber auch die freien Gemeindeorganisationen<br />
unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> sozialen<br />
Ausgabe <strong>der</strong> Gemeinde die Frage auf, ob<br />
sie wirklich dem Wesen <strong>der</strong> Gemeinde und<br />
<strong>der</strong> Gegenwartslage gemäß sind. Es sei<br />
da vor allem an die vielverzweigte VereinScirbeit<br />
<strong>der</strong> Gemeinde gedacht, wie sie in<br />
Stadt und Land gepflegt wird. Es<br />
handelt sich um die Frage: Sind diese Vereine<br />
gemeindebildend o<strong>der</strong> gemeindeauflösend?<br />
— Beson<strong>der</strong>s in ihrer Eigenschaft als<br />
Standesvereine, die sozial scharf geson<strong>der</strong>t<br />
sind und diese Son<strong>der</strong>ung durch ihre<br />
bloße Existenz scharf betonen, (wie<br />
Arbeiterverein — Bürgerverein — Aka-.<br />
demikervereinigung — Iünglingsverein —<br />
C. V. I. M. — B.-K. unter höheren<br />
Schülern) stellen sie uns ganz dringlich vor<br />
diese Frage. Und es kann nicht laut genug<br />
gesagt werden: wenn schon sie als ein unvermeidliches<br />
llebel in <strong>der</strong> GegenwartSgemeinde<br />
ein Eristenziecht haben, dann<br />
haben sie es nur, wenn sie wirklich eingeordnet<br />
sind in die Gemeinde, d. h. wenn<br />
sie dem Leben <strong>der</strong> Gemeinde dienen und<br />
nicht über sie herrschen wollen. Durch diese<br />
Einsicht bleibt selbstverständlich die große<br />
segensreiche Bedeutung mancher dieser<br />
Vereine in einer vergangenen Periode<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngeschichte unverkürzt und völlig<br />
bestehen. —<br />
Daß diese — und viele an<strong>der</strong>e! — dem<br />
Wesen <strong>der</strong> Gemeinde wi<strong>der</strong>sprechende Fehler<br />
<strong>der</strong> Gemeindeorganisation vielerorts ruhig<br />
ertragen werden, obwohl sie das Leben <strong>der</strong><br />
Gemeinde hemmen und <strong>im</strong> tiefsten Grunde<br />
gegen das Evangelium verstoßen, ist die<br />
Schuld <strong>der</strong> Gemeinde selbst. Daß die Gemeinde<br />
auch in ihren Organisationen wirkliche<br />
Gemeinde i st, das ist ihre große Verantwortung.<br />
Diese Verantwortung wirkt<br />
sich in <strong>der</strong> praktischen Arbeit <strong>der</strong> Gemeinde<br />
aus.<br />
III.<br />
Die wichtigste Arbeit <strong>der</strong> Gemeinde ist und<br />
bleibt die Verkündigung des Wortes Gottes.<br />
Sie ist unveräußerliche Voraussetzung<br />
aller an<strong>der</strong>en Arbeit <strong>der</strong> Gemeinde, — und<br />
alle an<strong>der</strong>e Arbeit <strong>der</strong> Gemeinde hat kein<br />
an<strong>der</strong>es Ziel als dieses, daß das Wort Gottes<br />
in <strong>der</strong> Gemeinde verkündigt und gehört<br />
werde. <strong>Das</strong> gilt selbstredend auch von aller<br />
kirchlichen Arbeit, die unter dem Gesichtspunkt<br />
<strong>der</strong> sozialen Aufgabe geschieht. Aber<br />
er aus <strong>der</strong> Wahrheit ist,<br />
<strong>der</strong> höret meine St<strong>im</strong>me<br />
gerade hier entsteht eine Erwägung, die wir<br />
Schlatter verdanken. Er hat darauf hingewiesen,<br />
daß gerade unsere Gegenwartslage<br />
etwas als brennende Notwendigkeit<br />
bedingt, was die ILrgemeinde schon hatte:<br />
die doppelte Gestaltung des Amtes. Die<br />
<strong>Kirche</strong> darf we<strong>der</strong> nur eine Stärke <strong>der</strong> Verkündigung<br />
sein ohne Rücksicht auf die natürlichen<br />
Lebensbedingungen des Menschen,<br />
noch ein bloßes sozialethischeS Institut<br />
ohne das Wort. In <strong>der</strong> Schaffung dieses<br />
doppelten Amtes muß in <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />
<strong>Kirche</strong> fortgeschritten werden. Einen Anfang<br />
davon haben wir innerhalb <strong>der</strong> Gemeinde<br />
in <strong>der</strong> Tatsache, daß neben ihre<br />
Wortverkündigung die praktische soziale<br />
Arbeit tritt.<br />
Dabei ist nicht nur an die Wohlfahrtspflege<br />
<strong>der</strong> Gemeinde gedacht, durch die die<br />
Gemeinde vor allem einen sozialen Dienst<br />
erfüllt, wenn sie gegenüber <strong>der</strong> weltlichen<br />
Behörde die Belange ihrer notleidenden<br />
Glie<strong>der</strong> vertritt und den Rechtsnormen <strong>der</strong><br />
Behörde das Ilebergewicht <strong>der</strong> Liebe entgegenstellt.<br />
—<br />
Dabei ist auch nicht nur an den seelsorgerlichen<br />
Hausbesuch des Pfarrers gedacht, <strong>der</strong><br />
vor allem dann eine hohe soziale Bedeutung<br />
hat, wenn er weniger <strong>im</strong> Reden des PfarreS<br />
sich erschöpft als <strong>im</strong> Hören, so daß<br />
man in allen sozialen Schichten <strong>der</strong> Gemeinde<br />
merkt: man will uns hören, — man<br />
hat Zeit für uns, — man will uns verstehen.<br />
—<br />
Es ist vor allem daran gedacht, daß die<br />
Gemeinde sich ernsthaft um die wirtschaftlichen<br />
Verhältnisse ihrer Glie<strong>der</strong> kümmern<br />
muß, mit an<strong>der</strong>en Worten: daß sie die<br />
wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhänge,<br />
in denen ihre Glie<strong>der</strong> äußerlich und<br />
innerlich leben und leiden, kennen muß.<br />
Sie, die Gemeinde — sagen wir. Vor<br />
allem ist dabei natürlich gedacht an die<br />
Vastoren <strong>der</strong> Gemeinde. Wie wollen sie<br />
wirkliche Seelsorger, — wirkliche Hirten<br />
sein, wenn sie um <strong>der</strong> ihnen anvertrauten<br />
Herde willen nicht den geschichtlichen und<br />
Man kann von Christus wissen und ihn nicht erkennen. /<br />
Man kann nicht nur in <strong>der</strong> lauten Welt ihm ausweichen,<br />
son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong> stillen <strong>Kirche</strong> und Kapelle. / Aus <strong>der</strong><br />
Wahrheit sein heißt nicht: Ohren haben. Son<strong>der</strong>n: hören<br />
wollen. / Wie <strong>der</strong> Kranke hört, wenn <strong>der</strong> Arzt am Bett<br />
steht, wie <strong>der</strong> Gefangene aufhorcht, wenn <strong>der</strong> Wärter mit<br />
dem Schlüsselbund durch den Gang kommt. / Wir sind von<br />
Gott Geladene. Kann uns Größeres geschehen? Dieses wissen<br />
macht uns zittern und danken in einem. / I^un dürfen wir<br />
getrost Tod und Teufel trotzen: Christus ist da! / Laßt uns aber<br />
daraufhin auch <strong>der</strong> Welt zeigen, zu welchem Meister wir gehören.
ökonomischen Zusammenhängen ihrer Gemeindeverhältnisse<br />
nachgehen, ehe sie überhaupt<br />
an die Heilung <strong>der</strong> daraus wachsenden<br />
sittlichen und religiösen Schäden denken<br />
können! Es ist darum auch gänzlich<br />
unverständlich und höchst bedauerlich, daß<br />
viel weniger von selten <strong>der</strong> Wirtschaft, als<br />
vielmehr von Pfarrern und überhaupt von<br />
gewissen kirchlichen Kreisen <strong>der</strong> sozialen<br />
Arbeit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> so große Hemmungen<br />
bereitet werden, Man scheint lei<strong>der</strong> in<br />
diesen Kreisen <strong>im</strong>mer noch eine ernsthafte<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzung und Beschäftigung mit<br />
n <strong>der</strong> Nacht vom 5. zum 6. Januar<br />
wurde die katholische <strong>Kirche</strong> zu Mors<br />
von einem schweren Brande he<strong>im</strong>gesucht, <strong>der</strong><br />
das ganze <strong>Kirche</strong>ndach, den Turm und die<br />
Orgel <strong>im</strong> Innern zerstörte. Mutmaßlich<br />
ist das Feuer durch Heißlaufen deS auf<br />
dem <strong>Kirche</strong>nspeicher stehenden und noch bis<br />
in die Abendstunden hinein benutzten Orgelmotors<br />
entstanden. Wie in den meisten<br />
<strong>Kirche</strong>n, so befand sich auch in <strong>der</strong> vom<br />
Brande he<strong>im</strong>gesuchten Mörser <strong>Kirche</strong><br />
zwischen <strong>Kirche</strong>nspeicher und Turm eine<br />
Verbindungstür. Stand diese offen o<strong>der</strong><br />
nicht — sie sollte <strong>im</strong>mer geschlossen sein —<br />
so war sie jedenfalls, weil aus Holz hergestellt,<br />
alsbald ein Raub <strong>der</strong> Flammen;<br />
jetzt aber hatte das Feuer ungehin<strong>der</strong>ten<br />
Zutritt zu dem Turm, in den es mit mächtiger<br />
Flamme hinaufschlug. Der 60 Meter<br />
hohe Turm wirkte geradezu wie<br />
ein Kamin, ließ das Feuer durch das<br />
trockene Gebälk bis zur Helmspitze hinaufschlagen<br />
und gab außerdem dem Rauch<br />
und Feuer, das auf dem <strong>Kirche</strong>nspeicher<br />
wütete, willkommenen Zugwind. Die Feuerwehr<br />
stand zunächst machtlos da; sie mußte<br />
warten, bis <strong>der</strong> Turm ausgebrannt war,<br />
weil er jeden Augenblick einzustürzen drohte.<br />
Und nachdem er schließlich zusammengebrochen<br />
und über die Straße hinübergefallen<br />
war, konnte die Feuerwehr erst an<br />
die eigentliche Löschung des Brandes, dem<br />
aber inzwischen schon das ganze <strong>Kirche</strong>ndach<br />
zum Opfer gefallen war, denken.<br />
Wäre nun — und das ist die Hauptlehre<br />
aus dem Mörser <strong>Kirche</strong>nbrand — die Verbindungstür<br />
vom <strong>Kirche</strong>nspeicher zum Turm<br />
auS Eisen, o<strong>der</strong> gar aus feuersicherem<br />
Material gewesen, so hätte <strong>der</strong> Brand sich<br />
nicht auf den Turm ausdehnen können und<br />
hätte vielleicht auch auf dem <strong>Kirche</strong>nspeicher<br />
sich nicht so schnell ausbreiten können, weil<br />
auch hier die kaminartige Wirkung des<br />
Turmes fortgefallen wäre. Man wird<br />
also — und dag ist <strong>der</strong> Zweck dieser Zeilen<br />
— zu überlegen haben, ob man nicht<br />
auf Grund <strong>der</strong> Lehren des Mörser <strong>Kirche</strong>nbrandes<br />
die zumeist in Holz aus-<br />
diesen Dingen, ohne die ein Verständnis <strong>der</strong><br />
Gegenwartslage unserer <strong>Kirche</strong> überhaupt<br />
nicht möglich ist, als außerhalb des Bereiches<br />
des Evangeliums liegend zu betrachten<br />
und sie <strong>im</strong> Grunde zu verurteilen als<br />
die Liebhaberei einiger Son<strong>der</strong>linge, die darauf<br />
verfallen sind, infolge des mangelnden<br />
Wi<strong>der</strong>halles ihrer Verkündigung. Es soll<br />
nicht bestritten werden, daß solche Gefahr<br />
bei einzelnen zur Wirklichkeit weiden kann.<br />
An<strong>der</strong>erseits ist es die ganz beson<strong>der</strong>e Betonung<br />
dieser Ausführungen, die ein Wi<strong>der</strong>hall<br />
unserer Aussprache in Rengsdorf ist,<br />
daß die kirchliche Sozialarbeit <strong>im</strong> Namen<br />
des Evangeliums beanspruchen darf und<br />
muß, Gemeindearbeit zu sein. Und es<br />
hängt vielleicht — o<strong>der</strong> auch nicht vielleicht<br />
— die Zukunft unserer <strong>Kirche</strong> daran,<br />
ob sie die soziale Arbeit als Gemeindearbeit<br />
fortführt, ohne die das Evangelium<br />
nicht gehört wird, — o<strong>der</strong> ob sie eine<br />
„<strong>Kirche</strong> des Wortes" wird, das <strong>im</strong>mer<br />
weniger gehört wird, und eine <strong>Kirche</strong> des<br />
Betriebes, <strong>der</strong> die Gemeinde auflöst.<br />
Hollweg, Eckenhagen,<br />
Der Mörser <strong>Kirche</strong>nbrand und seine Lehren<br />
geführten VerbindungStüren<br />
zwischen <strong>Kirche</strong>nspeicher und Kirchturm<br />
schleunigst durch Türen aus<br />
feuerfestem Material ersetzen soll.<br />
<strong>Das</strong> Innere <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> ist dank dem Gewölbe<br />
aus Stein vom Brande verschont<br />
geblieben; nur die Orgel ist zerstört worden,<br />
und zwar dadurch, daß das auf dem <strong>Kirche</strong>nspeicher<br />
entstandene Feuer sich durch<br />
die Lücke, durch die <strong>der</strong> Wind zur Orgel<br />
ledanken undStoffdarbieiungen zu einem<br />
ernsten Gemeindeabend über unseres<br />
Volkes Not und die Wurzeln seiner Kraft<br />
in Evangelium und Volkstum werden nicht<br />
nur für den Volkstrauertag, son<strong>der</strong>n auch<br />
für an<strong>der</strong>e Zeiten und Gelegenheiten des<br />
Jahres willkommen sein. Es handelt sich,<br />
wie wir hervorheben möchten, nicht um<br />
ein fertiges, abzuwickelndes Programm,<br />
son<strong>der</strong>n — das zeigt schon die für einen<br />
Gemeirideabend zu große Fülle <strong>der</strong> Stoffe —<br />
um allerlei Möglichkeiten, aus dem Gebotenen<br />
unter den Teilüberschriften „Was<br />
wir verloren haben", „Was uns geblieben<br />
ist", einen Gemeindeabend auf- und auszubauen.<br />
Ohne eigenes, denkendes Arbeiten<br />
wird das nicht gut gehen. Es kann nicht<br />
die Aufgabe unserer SammlungS- und Beratungsstelle<br />
für Gemeindeabende sein, wie<br />
unter den vielen Anfragenden einzelne noch<br />
annehmen, einen rationalisierten Fabrikbetrieb<br />
für Schnellfertigfabrikate einzurichten,<br />
<strong>der</strong> postwendend für einen in 44 (!) Tagen<br />
stattfindenden Gemeindeabend Programmentwurf,<br />
Gedichte, Lie<strong>der</strong> und Laienspiel<br />
liefert. Wer die Gedanken unseres Ausschusses<br />
über Gemeindeabende kennen lernen<br />
will, <strong>der</strong> sei auf die in <strong>der</strong> „Feiernden Gemeinde"<br />
von Goehling veröffentlichten Ausführungen<br />
des Unterzeichneten hingewiesen,<br />
die seinerzeit auch <strong>im</strong> „<strong>Evangelische</strong>n<br />
Deutschland" abgedruckt wurden. Gerne<br />
steht die Beratungsstelle für alle Anfragen,<br />
auch betr. Material, zur Verfügung, soweit<br />
hindurchgeführt wird, einen Weg bahnte<br />
und von <strong>der</strong> Decke aus auf die Orgel fiel.<br />
Ob man stch gegen ein solches Mißgeschick<br />
schützen kann, entzieht sich meiner Kenntnis.<br />
Aber daß auch hier Gefahren für<br />
die <strong>Kirche</strong>n vorliegen, in denen Motor lind<br />
Orgelgebläse auf dem <strong>Kirche</strong>nspeicher ihren<br />
Platz gefunden haben, hat gleichfalls <strong>der</strong><br />
Mörser <strong>Kirche</strong>nbrand bewiesen.<br />
Trommershausen, Issum.<br />
Für die feiernde Gemeinde<br />
Zeit und Kraft das zuläßt. Dankbar ist<br />
sie weiter für die Zusendung aller Vortragsfolgen<br />
von Gemeindefeiern. Wir bringen<br />
auch heute wie<strong>der</strong> einen Gemeindeabend<br />
aus <strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> eingegangenen Programme.<br />
Dieses Jahr wird mancherlei beson<strong>der</strong>e<br />
Gemeindefeiern kultischer und nichtkultischer<br />
Art for<strong>der</strong>n. <strong>Das</strong> Gedächtnis an das 400jährige<br />
Jubiläum des Kleinen Katechismus<br />
Martin Luthers wird hoffentlich nicht auf<br />
den Januarsonntag beschränkt bleiben, son<strong>der</strong>n<br />
in Predigt und Gemeindefeier lebendig<br />
gehalten und vertieft werden, daß daraus<br />
eine Frucht geschaffen wird, die da bleibt.<br />
Für eine solche Gedenkfeier mag das mitgeteilte<br />
Programm Anregung geben.<br />
Wir durchleben seil 494? eine fast übergroße<br />
Fülle von Gedenkjahren für unsere<br />
evangelische <strong>Kirche</strong>. Wir fühlen wohl alle<br />
die große Gefahr, die darin liegt, daß zu<br />
dem o<strong>der</strong> jenem Iahrhun<strong>der</strong>tgedächtniS<br />
etwas gemacht wird, weil es eben die<br />
Stunde for<strong>der</strong>t. Ich will damit gar nicht<br />
einmal von <strong>der</strong> nervös-geschäftigen Betriebsamkeit<br />
in Gemeinde und Vereinen<br />
reden, die wir alle verurteilen. Wir können<br />
uns gerade aus unserer Ratlosigkeit und<br />
innersten Not <strong>der</strong> inneren Notwendigkeit<br />
nicht entziehen, die ernsten und großen Gedenkjahre<br />
<strong>der</strong> Reformation durch besinnliches<br />
Zurückgehen zu den Quellen in <strong>der</strong><br />
feiernden Gemeinde zu einem neuen LebenSanstoß<br />
werden zu lassen. Aber leiden wir<br />
nicht ebenso alle darunter, daß all die
schicksalgroßen Gottesjahre und -Tage zu<br />
wenig in die Tiefe gehen, wo sie ihre neugestaltende<br />
Lebenskraft auswirken! Wenn<br />
da wirklich eine Frucht bleiben soll, so<br />
müssen wir, so gewiß Gott allein <strong>der</strong> ist,<br />
<strong>der</strong> Leben weckt und erhält, doch die Gesetze<br />
des Wachsens und EntfaltenS <strong>der</strong> Frucht<br />
kennen und beobachten. D. h. gerade die<br />
beson<strong>der</strong>en Gotteötage <strong>der</strong> Reformation,<br />
da wir uns mit demütigem Dank auf das<br />
besinnen, was Gott an uns gewendet hat,<br />
dürfen für uns nicht mit dem Gottesdienst<br />
und dem Gemeindeabend des einen Sonntags<br />
erledigt und aktenmäßig abgeschlossen<br />
sein. Wir bedürfen einer ernst ausgenutzten<br />
Zeit <strong>der</strong> Vorbereitung, wie einer ebenso<br />
ausgekauften Zeit <strong>der</strong> „Nacharbeit". Wir<br />
müssen mit unseren Feiern mehr Zeit<br />
haben zum wirklichen Zuhören auf das,<br />
was Gott uns zu sagen hat und was er<br />
uns schenken will. Wir müssen heraus<br />
ans <strong>der</strong> hastenden, sensationellen Einmaligkeit<br />
einer Stunde. Forts, folgt.<br />
O. Wehr, Saarbrücken.<br />
Gedanken und Stoffe zu einer Gedächtnisfeier<br />
Musikvortrag.<br />
Vorspruch: Es spricht die deutsche He<strong>im</strong>at,<br />
von R. Brau»;<br />
O<strong>der</strong>: „Du liebes Land von R, Brau»,<br />
Gemeinsames Lied: Treue Liebe bis zum Grabe.<br />
I.<br />
Was wir verloren haben.<br />
Einführende Worte zu de» dargebotenen Stoffen,<br />
Trauermarsch aus <strong>der</strong> Sonate ^,8-dur von<br />
Veethooe»,<br />
Die Gefallenen: Gedichte: Am Grabe <strong>der</strong> Toten,<br />
von M. Kahles<br />
Fern, fern <strong>im</strong> Osten, da gähnt ein Grab,<br />
Herr Gott, nun schließ den H<strong>im</strong>mel auf . , .<br />
Gemeinsames Lied: Ich hatt eine» Kameraden.<br />
Rezitation: Die Familienbibel au« Nculohc,<br />
Die lebenden Opfer: Gedichte: Kriegsblinde, von<br />
M. Kahle»;<br />
Kriegskrüppel, von M.<br />
Die verlorene He<strong>im</strong>at: Gedichte: (Die g<br />
trennte» Gebiete), Psalm, von R. Braun"!<br />
Die Ausgewan<strong>der</strong>ten, von Freiligrath^!<br />
Den verlorene» Vrü<strong>der</strong>», oo» Fr. Lüdtkc",<br />
Gemeinsames Lied: Wir hatte» gebauet ein<br />
stattliche« Hau« . . ,°.<br />
Einführende Worte.<br />
II.<br />
Was uns geblieben ist.<br />
Gemeinsames Lied: Volkslied uou <strong>der</strong> He<strong>im</strong>al,.<br />
Die He<strong>im</strong>at: Gedichte: Die deutsche Stadt, von<br />
Schönaich-Carolatb/".<br />
<strong>Das</strong> deutsche Dorf, v. Schönaich-Carolath.<br />
Einzellicd mit Laute: Die deutsche Landschaft.<br />
Es schienen so golden die Sterne, von<br />
Eichendorff.)<br />
Rezitation von Worten E. M. Arndts über<br />
He<strong>im</strong>at und Vaterland.<br />
Da« He<strong>im</strong>weh: Gedicht: Ein Freund ging »ach<br />
Amerika, von Rosegger".<br />
Rezitation: Iürnjakob, „<strong>Das</strong> ist He<strong>im</strong>weh", au«<br />
Iürnjakob Swehn, <strong>der</strong> Amerikafahrcr,<br />
Rezitation au« Psalm 437, 4—6.<br />
Altes Volkslied vom He<strong>im</strong>weh.<br />
Da« Elternhaus: Muttersprache: Muttersprache,<br />
Mutterlaut, von Schenkeudorf:<br />
„Meine Muttersprache", v. Kl. Groth"°,;<br />
„Ooensklock", von Storm^!<br />
„Ooer <strong>der</strong> stille Strate»", vo» Storm".<br />
Mutterliebe: „Iürujakob am Sterbebett<br />
<strong>der</strong> Mutter", aus Iürnjakob Ewchn.<br />
„Vaterliebc", von Wieprccht^',<br />
Deutsche Not: „Dämon Industrie", von A.<br />
Potthoff".<br />
„Der Nergmensch", von Fr. Geilc^:<br />
„Martinwerk", von Chr. Wieprecht":<br />
„<strong>Das</strong> Kreuz", von K. Kläber«!<br />
„Der Schrei", von K. Corinth°°.<br />
Gemeinsames Lied o<strong>der</strong> auch Chor o<strong>der</strong> Singschar:<br />
„Ach Gott vom H<strong>im</strong>mel sieh darein",<br />
von M. Luther.<br />
R.-W. Gesg.-buch, Vers 4. H. 5. 6 von<br />
Lied 471.<br />
„Verleih uns Frieden gnädiglich", von M.<br />
Luther. (R.-W. G. Nr. 475):<br />
„War Gott nicht mit uns diese Zeit", von<br />
Martin Luther (Nr. 476):<br />
„Wenn wir in höchsten Nöten sein", von<br />
P. Eber (Nr. 365).<br />
Glaube: Rezitation au« Psalm 73.<br />
Hoffnung: Rezitation Psalm 426,<br />
Chor o<strong>der</strong> Singschar: Verzage nicht du Häuflein<br />
(Nl. 478)!<br />
Wach auf, wach auf, du deutsches Land ...<br />
Liebe: Rezitation 4. Koriuther 43.<br />
Rezitation au« Match. 46, 24—26 und ähnliche<br />
vom Dienen, Marku« 40, 42—45.<br />
2. Korinther 4, 6—42.<br />
Gemeinsames Lied: „Erhalt uns, Herr, bei<br />
deinem Wort", von M. Luther (Nr. 473.)<br />
„Nun freut euch lieben Christen gemein",<br />
von Martin Luther (Nr. 259).<br />
„Deutsche Pflicht", von Karl Gerock".<br />
Chor o<strong>der</strong> Singschar: „Frisch auf in Gottes<br />
Name», du weite deutsche Nation".<br />
Gemeinsames Lied: „Ihr, die ihr Christi Namen<br />
nennt . . . So kommt vor sein Angesicht",<br />
au» „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut",<br />
(Nr. 43).<br />
Anmerkungen:<br />
1 c>) in „Deutsche He<strong>im</strong>at", ein Volksabend von N.<br />
Braun, Verlag Perthe«, Gothll. b) in „Deutsche«<br />
Leben". Vollendend, ebendort.<br />
2 in „Volkskunst", Monatsichlift für volkstümliche<br />
Kunsipflege und Kunsterziehung" 4921/22 3./4. Heft.<br />
^ au« dem Noman „!Neulohn", wo von <strong>der</strong> Ein»<br />
tragung <strong>der</strong> Toten in die Familienbib«! erzählt<br />
wird- „Hinrich . . . Hai uns ole Famili«nbibel." —<br />
» „Mittag am Fabriktor" in „Nuhrland", Dicht«»,<br />
gin werktätiger Menschen, Verlag Baedeker, !!s>en,<br />
S. «9.<br />
>« siehe zu l«. S. ««.<br />
'? siehe zu 46. Seit« 2i<br />
l» desgl. S«it« »?.<br />
'» desgl. Seite 428.<br />
2» in „Vaterland", sieh« zu
6<br />
Chor: „Christ, unser Herr, zum Jordan kam",<br />
von Martin Luther".<br />
Gedickt: „Ein geistiglich Lied von unserer heiligen<br />
Taufe", von Martin Luther" (Vers 2, 3.<br />
4. «).<br />
Vortrag des 6. Hauptstücks: „Was nützet den»<br />
solch Essen und Trinken? . . . Wie kann<br />
leiblich Essen und Trinken solche große<br />
Dinge tun? . . . Wer empfängt denn solch<br />
Sakrament würdiglich? . . ."<br />
Chor: „Gott sei gelobet und gebencdeiet", von<br />
Martin Luther",<br />
Gemeinde und Chor <strong>im</strong> Wechsel: „Herr Gott,<br />
dich loben wir", von Martin Luther",<br />
o<strong>der</strong> Gemeinde: „<strong>Das</strong> Wort sie sollen lassen<br />
stahn", von Martin Luther.<br />
Anmerkungen:<br />
1 Tert und Melone <strong>im</strong> Entwurf: Rheinisch.west.<br />
fälischeg Son<strong>der</strong>nut in <strong>Kirche</strong>nlie<strong>der</strong>n; auch in<br />
„Lobsinget" von Nalter Hinsel und Adolf Seifert;<br />
Närenieiterveilag; dort findet sich ein zweist<strong>im</strong>»<br />
miger Satz, Seite 24; du« Lied Hot hier eine<br />
beachtenswerte Strophe, die <strong>im</strong> „Entwurf" fehlt.<br />
2 3lhein,.westfül. Gesangbuch INr. 173; Tonsatz für<br />
den Chor (4«, 5st<strong>im</strong>mig) <strong>im</strong> Chorbuch 49!?. ^lcng,<br />
Ercard; (2st<strong>im</strong>mig) in „Lobsinget". Seite 11».<br />
» in Monatsschrift für Gottesdienst und lirchliche<br />
Kunst 1917, April, Seit« 1S7; auch einzeln zu<br />
haben be<strong>im</strong> Verlag.<br />
« R..W. G. ?Ir, 171, Vers 1, 2, 4, «.<br />
» in „Martin Luther« geistliche Lie<strong>der</strong>" Inselbücherei<br />
Leipzig.<br />
« R..W. G. 174, Ner« 3, Chorsatz Johann<br />
Waleher <strong>im</strong> Chorbuch 1917.<br />
' siehe zu 6.<br />
» N..A5 G, ÄTü. IS», Vers 1, 2, 3; Chorlatz von<br />
L. Haßler <strong>im</strong> Chorbuch 1917.<br />
» siehe zu 5,<br />
1» R..N3. G. ?5r. 281, Chorsah von Eryfhrau« und<br />
I. S. Nach <strong>im</strong> Chorbuch 1917.<br />
»l „Entwurf" ?ti. 74. Chorsatz L. Haßler und I. S.<br />
Nach, Chorbuch 1917.<br />
l2 siehe zu «.<br />
»2 R..N3, G. 223. Chorsah von I. Decker und I. S.<br />
Bach <strong>im</strong> Chorbuch 1917.<br />
l» R..W. G. ?Tr. 2. Chorsatz <strong>im</strong> Chorbuch 1917.<br />
Es braucht wohl nicht beson<strong>der</strong>s betont zu werden,<br />
daß die Chorlie<strong>der</strong> — nicht nur für sogenannte ein«<br />
fache Verhältnisse — alle sehr gut einst<strong>im</strong>mig ge><br />
fangen werden können. Chöre, die vom Geist echten ch<br />
Singens wissen, sehen <strong>im</strong> einst<strong>im</strong>migen Singen nicht<br />
eine Leistung zweiten Grades, O lü<br />
1. Orgelspiel.<br />
Passionsfeier ^<br />
2. Chor: „In Gotte« Namen wallen wir . .",<br />
Kreuzfahrerlied 4H22. Melodie aus dem<br />
Glatzer Gesangbuch. Satz von Karl<br />
Duwe.<br />
3. Grußwort von Herrn Pfarrer Geß, Verband<br />
<strong>der</strong> evangelischen Vereine Kölns.<br />
4. Chor: n) „Nissieis nabi»", von Luise<br />
Echardcyi<br />
b) „O Lamm Gottes unschuldig", da« deutsche<br />
„^Flius ä«i" 4533, Satz von Luise<br />
Schardey;<br />
c) O Traurigkeit, von Johann Rist 4607<br />
bis 4667, Satz von R. H. Gran 4704 bis<br />
4759.<br />
5. Vortrag: von Pfarrer Graf von Lüttichau,<br />
Vorsteher de« Diakonissen-Mutterhauses zu<br />
Kaiserswerth: „<strong>Das</strong> Leiden <strong>der</strong> Liebe",<br />
N. Chor: a) „O Welt, sieh hier dein Leben",<br />
Paul Gerhardt 4607—4676, Satz nach I.<br />
S. Nach 4685—4750.<br />
b) „Wenn ich einmal soll scheiden", Paul<br />
Gerhardt 4807—4676, Satz nach I. S,<br />
Nach 4685—4750.<br />
7. Gemeinsamer Gesang: „Nun ich danke dir<br />
von Herzen".<br />
». Orgelausklang.<br />
1 Die Feier fand statt als öffentliche Versammlung<br />
<strong>im</strong> Gürzcnich zu Köln am 7. 3, 1928. Es wirkte<br />
mit „<strong>der</strong> große Chor" des Diakonissen«Muttcr«<br />
Hauses in Kaiserswerth unter Leitung <strong>der</strong> Diakonisse<br />
Luise Schardey. An <strong>der</strong> Orgel Sludienrat Nredarl.<br />
Märchenabend<br />
Gemeinsames Lied: „Wir pflügen und wir<br />
streuen . . .".<br />
Begrüßende Worte.<br />
Eine alte Weise, gespielt von Flöte u. Geigen,<br />
Ein alles Lied: „All mein Gedanken, die ich<br />
Hab", (Lochhe<strong>im</strong>er Lie<strong>der</strong>buch 4460),<br />
Schattenspiel: „Da« Märchen von den drei<br />
Schwestern mit dem gläsernen Herzen",<br />
(Volkmann-Lean<strong>der</strong>).<br />
Noch einige alte Weisen, gespielt von Flöte<br />
und Geige.<br />
Fröhliche Weisen, genannt Kanons, a) „Ha,<br />
ha, ha! linsern Jubel trägt das Echo un«<br />
zurück":<br />
b) „Ein Schifflcin sah ich fahren, Kapitän<br />
Lcutenant" (Walter Hensel)!<br />
c) „Schlaget eine Nachtigall":<br />
d) „O, du mein Gott, singen Englein so<br />
fein (Walter Hensel).<br />
<strong>Das</strong> Lied vom roten Goldringelein: „Mir ist<br />
ein rot Goldringelein". (Bei I. Ott 4544,)<br />
Märchenspiel: „Gevatter Tod", von Rudolf<br />
Mirbt.<br />
Ein feine« Lied: „Ich Hab die Nacht geträumet",<br />
Zur guten Nacht singen Jungen und<br />
Mädel« mit <strong>der</strong> Gemeinde das Lied des<br />
Nachtwächter«,<br />
Jungen: „Hört ihr Herrn und laßt euch sagen".<br />
Mädel und Gemeinde: „Menschcnwachcn kann<br />
nichts nützen".<br />
Jungen: „Hört ihr Herrn . . .", usw, bis<br />
Mädel und Gemeinde: „Alle Sternlein müssen<br />
schwinden", und<br />
Flöte und Geigen machen den Schluß,<br />
1 2er Mäichenabend fand statt als „Zweiter Ne.<br />
zirksabend des 7. Ps'arrbezirks in Barmen am<br />
28. IN. 1927; gestaltet vcn <strong>der</strong> jungevangelische»<br />
Jugend".<br />
<strong>Evangelische</strong>! Schützt den Karfreitag!<br />
Für den Karfreitag besteht in unseren Gegenden zwar<br />
nur ein schwacher Schutz; aber <strong>im</strong>merhin ein Schutz.<br />
<strong>Das</strong> dafür in Frage kommende Staatsgesetz vom 2.<br />
September 4899 lautet:<br />
„Der Charfreitag hat die Geltung eines bürgerliche»,<br />
allgemeinen Feiertags, ^n Gemeinden mit überwiegend<br />
katholischer Bevölkerung soll die herkömmliche Nerk-<br />
tagstätigkeit (auch die gewerbliche Tätigkeit —<br />
tz 105 a ff. <strong>der</strong> Reichsgewerbeordnung —) am Char-<br />
freitag nicht verboten werden, es sei denn, daß es<br />
sich um öffentlich bemerkbare o<strong>der</strong> geräusch-<br />
volle Arbeiten in <strong>der</strong> Nähe von dem Gottes-<br />
dienst gewidmeten Gebäuden handelt."<br />
Die Durchführung deö Gesetzes ist durch Polizeivcrordnungen<br />
geregelt. Solche Verordnungen sind erlassen: für Aachen<br />
am 9.8.19N0(K.A.Bl. S.282), Düsseldorf am 9.8.190N<br />
sK.A.Bl.S.341), Koblenz am 26.7.19N0(K.A.Pl.S.22O),<br />
Köln am 45. 8.1900 (K. A. Bl. S. 353) und Trier am 27.<br />
9.1900 (K. A. Bl. S. 435).<br />
Es ist dringend angezeigt, daß alle Gemeinden, die in den<br />
letzten Jahren über Störungen <strong>der</strong> Gottesdienststunde am<br />
Karfreitag zu klagen hatten, sich die für sie in Betracht<br />
kommenden Polizeiverordnungen ansehen und diezuständigen<br />
Stellen bitten, auf <strong>der</strong>en Durchführung zu achten.<br />
Man achte auch auf die Kmoprogramme und setze sich sofort<br />
mit den Kinobesitzern in Verbindung, um sie mit inneren<br />
Gründen für einwandfreie Programme willig zu machen.<br />
l1tur bei Fehlschlägen erinnere man die Polizei stellen an<br />
die bestehenden Vorschriften!
<strong>Evangelische</strong>r Volksbildungsdienst für <strong>Rheinland</strong><br />
Rheinische evangelische Büchereiarbeit / Film und Lichtbild / Jugend- und Laienspiel / <strong>Evangelische</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft für Rundfunk in <strong>Rheinland</strong> und Westfalen / Volksbildung und ihre Grenzgebiete<br />
fragt gewiß: Weshalb noch über<br />
S Singen <strong>der</strong> Jugend zu schreiben?<br />
— Unsere Jugend singt, das ist ja<br />
selbstverständlich. Jugend ohne das Singen<br />
und Klingen gibt es doch gar nicht. Die<br />
Parole heißt stets: „Wir auch wollen<br />
lustig sein, lustig wie die Vögelein, singen,<br />
springen, scherzen". Ja gewiß,<br />
so ist unsere Jugend, sorgenlos und<br />
froh. Und doch ist eö ein unbedingtes Vedürfnis,<br />
einmal ganz klar zu stellen, was<br />
denn eigentlich unsere Jugend singt, w i e<br />
sie singt, springt und scherzt.<br />
Unsere Jugend sieht gerade heute mehr<br />
denn je <strong>im</strong> Mittelpunkt allen Geschehens,<br />
aller Betrachtungen, und isi gerade in<br />
Deutschland eine unserer größten Sorge,<br />
denn auf ihr ruht die Verantwortung unserer<br />
Volkszukunft. Sorge bereitet uns<br />
unsere heranwachsende Jugend. Sorge<br />
um ihren Geist, ihren Körper, um ihre<br />
Einordnung in alle jeweiligen Berufe. Die<br />
Jugend soll zum Volk werden, das<br />
wie<strong>der</strong> aufbaut und frisches Leben durch<br />
unsere Gaue ziehen läßt bis hinaus zu den<br />
Auslanddeutschen, damit diese nicht ihre<br />
He<strong>im</strong>at vergessen. Um den gesunden<br />
Körper unserer Jugend ist man schon seit<br />
Kriegsende bemüht, ihn zu stählen durch<br />
stärkere, ja sehr starke Betonung aller<br />
Zweige des Sportes. Es entstanden<br />
mustergültige Sportplätze, in den Schulen<br />
wurde weitgehendster Platz eingeräumt<br />
für Turnunterricht, dem Unterricht <strong>im</strong><br />
Freien, <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>ung u. a. m. Aber<br />
langst hat man eingesehen, daß nicht nur<br />
ein gesun<strong>der</strong> Körper den ganzen Menschen<br />
ausmacht, son<strong>der</strong>n daß ein gesun<strong>der</strong> Geist<br />
in ihm wohnen muß. So kam man nun<br />
zu <strong>der</strong> Ueberzeugung, daß neben allem<br />
wissenschaftlichen Unterricht gerade die<br />
Musik, die Herz, Gemüt, Seele und Körper<br />
packt, uns erzieht, am geeignetsten erscheint,<br />
den Geist unseres Volkes durch<br />
unsere Jugend zu gesunden. Mit <strong>der</strong> stärkeren<br />
Betonung des Musikunterrichts in <strong>der</strong><br />
Schule gewinnt man auch Einfluß auf die<br />
Volks- und Hausmusik.<br />
Doch möchte ich hier nicht über das Singen<br />
<strong>der</strong> vorschul- und schulpflichtigen Jugend<br />
sprechen; denn dieses Singen ist gottlob<br />
geklärt und fällt unter die Schulmusikerziehung,<br />
dir nun wirklich einen wertvollen,<br />
zielsichern Weg zum Musikverständnis<br />
und inneren Erleben <strong>der</strong> Musik<br />
Vom Singen unserer Jugend<br />
führt. Aber seit wann beobachtet man<br />
die zarten Blätter <strong>der</strong> sich eben entfaltenden<br />
Blüte; denn erst jetzt beginnt allmählich<br />
ein wahrer Musikunterricht allenthalben<br />
in Volks- und höheren Schulen sowie <strong>im</strong><br />
Privatmusikleben. Ueber die furchtbaren<br />
Mißstände an manchen Stellen in musikalischer<br />
Hinsicht in <strong>der</strong> Schule vor <strong>der</strong> Einführung<br />
<strong>der</strong> Richtlinien spreche ich nicht,<br />
dag weiß je<strong>der</strong>, darüber gibt es Aufsätze<br />
genug. Nur wenige sind es, die dank ihrer<br />
Musikalität, dank <strong>der</strong> hausmusikalischen<br />
Erziehung und dank eines musikinteressierten<br />
Lehrers mehr mit ins Leben nehmen.<br />
Meine Worte gelten also vielmehr jener<br />
schulentlassener Jugend, die eben keinen<br />
systematischen Musikunterricht genossen<br />
haben, bei denen auch keine Möglichkeit<br />
besteht, irgendwelchen Privatmusikunterricht<br />
zu nehmen. Aus diesem Grunde wollen wir<br />
in recht vielen Gemeinden Jugend-Singkreise<br />
entstehen lassen. Man fragte mich<br />
tatsächlich verschiedentlich, ja wozu ist das<br />
denn nun auch noch nötig? Mit Sport<br />
haben wir doch genug getan. Sport kräftigt<br />
doch den Körper, stählt Muskeln und<br />
Nerven, verlangt geistige Konzentrierung<br />
und erzieht zu Wille und Mut; denn<br />
nur in einem gesunden Körper kann ein gesun<strong>der</strong><br />
Geist wohnen! — Sehr richtig und<br />
wahr, aber <strong>der</strong> Geist muß auch wirklich<br />
gesund sein. Und man hat erkannt,<br />
daß die Musik, und beson<strong>der</strong>s das Singen,<br />
zu dieser Gesundung dienen. Darin liegt<br />
eben die ethische Bedeutung des wahren<br />
Singens, daß es wi<strong>der</strong> die Lie<strong>der</strong>- und<br />
Musikentartung unserer Zeit ankämpft<br />
und unserm edlen schönen Lied wie<strong>der</strong> zum<br />
Sieg verhilft, wie es einst in den Zeiten<br />
des edlen deutschen Volksliedes war. Be<strong>im</strong><br />
Schreiben dieser Zeilen denke ich an die<br />
Worte: „Aus <strong>der</strong> Jugendzeit klingt ein Lied<br />
mir <strong>im</strong>merdar. Oh, wie liegt so weit, oh,<br />
wie liegt so weit, was mein<br />
einst war". So singen die Erwachsenen,<br />
und was singt heute unsere Jugend?<br />
— Die Frage beantwortet sich am besten<br />
je<strong>der</strong> Leser selbst. Oeffnet die Fenster, vor<br />
allem die Ohren, und lauscht auf Straßen<br />
und Plätzen, in Wirtschaften und Kaffees.<br />
Längst ist nachgewiesen, daß nicht nur die<br />
Texte die Seelen vergiften, son<strong>der</strong>n gerade<br />
die zotische Musik. Vor kurzem<br />
hörte ich junge Mädchen und junge Burschen<br />
solche wahrhaft erotische, ja sogar<br />
schmutzige Weisen singen und fragte sie,<br />
weshalb sie denn gerade solche Dinge besingen<br />
und mit <strong>der</strong> unersetzlichen Gotteögabe<br />
ihrer schönen frischen Jugendst<strong>im</strong>men.<br />
Da antwortete man mir: „Gebt uns<br />
an<strong>der</strong>e Lie<strong>der</strong>, die uns ebenso gefallen, <strong>der</strong>en<br />
Texte und Weisen sich ebenso leicht einprägen<br />
und uns Lust und Freude verschaffen"!<br />
— Ich nannte ihnen eine ganze<br />
Reihe wertvoller Lie<strong>der</strong>, aber diese reife<br />
Jugend verlangte Lie<strong>der</strong> von Liebe, Liebesfreude<br />
und Liebesweh! — Blättert in den<br />
Volksliedbüchern und singt: „All mein'<br />
Gedanken . . .; Sie gleicht wohl einem<br />
Rosenstock . . . Weiß ich ein schönes<br />
Röselein . . . Mir ist ein feines braunes<br />
Maidelein ... — Ach, was mag mein<br />
Schatz wohl denken . . . Stehn zwei<br />
Stern . . . Wenn alle Brünnlein fließen<br />
und viele an<strong>der</strong>e mehr. Unergründlich ist<br />
<strong>der</strong> Schatz an Liebesfreude und Liebesweh!<br />
Eine an<strong>der</strong>e Frage: Wie singt unsere<br />
Jugend? — Dies ist nicht nur eine Frage<br />
<strong>der</strong> St<strong>im</strong>mbildung und St<strong>im</strong>mtechnik, son<strong>der</strong>n<br />
eine hygienische For<strong>der</strong>ung unserer<br />
Zeit; man denke an Atmung, Atemführung,<br />
Haltung usw. Lei<strong>der</strong> kann ich jetzt diese<br />
wichtigen Dinge nur andeuten und eben<br />
streifen.<br />
Unsere heutige Zeit des Hastens, des Materialismus<br />
und <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit kennt<br />
auch nicht mehr in dem Maße wie früher<br />
einen Feierabend, an dem Alt und Jung<br />
am Brunnen vor dem Tore o<strong>der</strong> unter<br />
dem Lindenbaum beisammensaß und Lie<strong>der</strong><br />
sang: „So wie die Alten sungen, so<br />
zwitscherten die Jungen" <strong>im</strong> wahren Sinne<br />
dieses Sprichwortes, und die Jugend<br />
lernte so die Lie<strong>der</strong>. Ebenso die Wiegen-,<br />
Natur- und Ständelie<strong>der</strong>! Wo sind sie<br />
geblieben? —<br />
Alles das fehlt zum größten Teil unserer<br />
heutigen Jugend. Eine Selbsterarbeitung<br />
ist in den meisten Fallen nicht möglich<br />
wegen Mangel an Noten- und Rhythmenkenntnis.<br />
Die Tanzentartung, die schlechte<br />
Beteiligung <strong>der</strong> Jugend an Gesangvereinen<br />
aller Art Zwingt uns zur Nachhilfe, und<br />
wir haben endlich einen herrlichen Weg gefunden.<br />
— Singefreizeit! — Herrliche,<br />
wun<strong>der</strong>schöne Tage, an denen junge<br />
Menschen zusammenkommen zu fröhlicher,<br />
frischer, gemeinsamer Arbeit! Wie<br />
klingen da die alten und neuen Weisen und<br />
Gesänge in homophoner und polyphoner<br />
Art! Wie leuchten die Augen <strong>der</strong> Teilnehmer<br />
und Teilnehmerinnen dankbar um<br />
jede Belehrung, reicher um den herrlichen
8<br />
Besitz köstlicher Lie<strong>der</strong>. Aengstlich kamen<br />
die ersten zu diesen Tagungen mit dem Gedanken,<br />
sie könnten nicht folgen wegen<br />
völligem Fehlen jeglicher musikalischer<br />
Kenntnis. Unbegründet war die Sorge;<br />
denn <strong>im</strong> „Handumdrehen" <strong>im</strong> wahren<br />
Sinne des Wortes (Tonika-äo) lernte man<br />
2« und 3-st<strong>im</strong>mig singen ohne Zuhilfenahme<br />
eines „Pauk"instrumentes. Aber wenige<br />
wissen um die Singfreizeit, und deshalb sei<br />
hier ein kurzer Ueberblick gegeben.<br />
Im Allgemeinen beginnt sie an einem<br />
Samstag um 15 Uhr, etwa mit kurzer Begrüßung<br />
und anschließenden Einleitungsworten.<br />
Es folgen sodann Anleitung zum<br />
bewußten Singen nach Itoten, Chorübungen<br />
und am Abend ein Stündchen Musikgeschichtsplau<strong>der</strong>ei<br />
mit anschließendem Singen<br />
von Volkslie<strong>der</strong>n. Der Sonntag beginnt<br />
vielfach mit einem JugendgotteSdienst<br />
mit frischem, neuerlerntem Gesang<br />
<strong>der</strong> Singschar. Anschließend rhythmische<br />
Gymnastik aus dem Musikalischen heraus.<br />
St<strong>im</strong>mbildung, Liedform, Chorübung, Singen<br />
mehrerer Lie<strong>der</strong> bewußt nach Noten<br />
und zum Schluß eine musikalische Feierstunde<br />
als Abschluß <strong>der</strong> Singetagung in<br />
Form eines Elternabends o<strong>der</strong> Gottesdienstes;<br />
bei dem Iugendgottesdienst am<br />
Morgen und <strong>der</strong> kirchlichen Feier am<br />
Abend wird beson<strong>der</strong>en Wert auf die Liturgie<br />
gelegt. Fragt die Gemeinden Cleve,<br />
Uerdingen, Kettwig (Ruhr), Krefeld und<br />
M.-Gladbach, weshalb beson<strong>der</strong>s letztere<br />
schon die 2. bzw. 3. Singfreizeit hielten!<br />
Wilh. Geyer sagt einmal in Erinnerung<br />
an eine Singfreizeit: „Es steht dies Singen<br />
in meiner Erinnerung wie eine hohe<br />
Felswand, zu <strong>der</strong> es einen Schlüssel gibt,<br />
und wo <strong>der</strong> Schlüssel den Stein berührt,<br />
da tut sie sich auf und gibt ihre Schatze<br />
und verborgenen Kräfte". Die Singfreizeiten<br />
stehen unter dem Motto: „Singt<br />
dem Herren, singet ihm und jubilieret allesamt<br />
in dieser Stunde, kommt herbei und<br />
danket ihm!" (Michel PrätoriuS.)<br />
Willi Slromm.<br />
Bekenntnis und Bereitschaft<br />
Gedanken zu Joseph Wittig's „Höregott" / Von Hans Hermann Garde,<br />
Syndikus <strong>der</strong> Vereinigung evangelischer Buchhändler<br />
ein Zweifel, daß <strong>der</strong> zeitungslesende<br />
Schnelläufer von heutzutage Gerichtsverhandlungen,<br />
wie sie <strong>im</strong> Berliner<br />
und Essener Schüler-Mordprozeß vor<br />
wenig Wochen mit mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> pikanter<br />
Aufmachung durch die Tagespresse<br />
gingen, mit verhaltener Spannung verfolgt,<br />
daß ihn aber <strong>der</strong> literarische Teil<br />
einer guten Heilung, überhaupt alles in ihr,<br />
was einen literarischen Geist atmet, nur<br />
sehr bedingt o<strong>der</strong> herzlich wenig interessiert.<br />
Krantz und Hußmann, — das waren doch<br />
wenigstens noch „Fälle", ja man ging so<br />
weit, Schlüsse von zwei zum mindesten<br />
merkwürdigen, wenn nicht höchst ungesunden<br />
Pr<strong>im</strong>anerseelen auf den Seelenzustand<br />
<strong>der</strong> reiferen Jugend insgesamt zu<br />
ziehen. Bezeichnend für den Deutschen: er<br />
verallgemeinert. Schließlich, war's<br />
vor zehn Jahren nicht genau so? „Mein<br />
Kompagnie-Führer ist ein Lump, also sind<br />
alle Offiziere Lumpen!" Diese Auffassung<br />
<strong>der</strong> Verallgemeinerung werte ich als eine<br />
Volkskrankheit schl<strong>im</strong>mster Art. Die neue<br />
Wissenschaft von <strong>der</strong> Soziologie o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
„soziologischen Struktur", also schlechthin<br />
die Wissenschaft von <strong>der</strong> Gruppenseele<br />
einer ganzen Menschheitökategorie, ist am<br />
Ausbruch dieser Krankheit nicht ganz unschuldig.<br />
Und über <strong>der</strong> Verallgemeinerung<br />
ist eins verloren gegangen, nämlich die Achtung<br />
und die Ehrfurcht vor dem Einzelschicksal.<br />
Vollends die Beschäftigung mit<br />
dem tragischen Geschick, wie es<br />
unS das Leben und in seiner Stellvertretung<br />
jede echte Literatur vermittelt, läßt<br />
sich <strong>der</strong> deutsche, fast schon in amerikanischem<br />
Sinne technisierte und überorganisierte<br />
3??ensch zuinnerst nicht mehr genügend<br />
angelegen sein. Er weiß gar nichts<br />
mehr davon, daß oftmals <strong>der</strong> Zusammenstoß<br />
einer großen Seele mit kleinen Menschen,<br />
welche die rein aktenmäßige Macht<br />
als Diener eines Systems verkörpern und<br />
haben, zu ungeheuerster Tragik <strong>im</strong> <strong>Das</strong>ein<br />
zu werden vermag. Denn, kommt es zu<br />
einem solchen Zusammenstoß, so muß —<br />
vielleicht auf Grund eines ungeschriebenen<br />
Gesetzes — die große Seele zunächst einmal<br />
untergehen, bis sie nach furchtbarem<br />
Ringen leuchtend und klar wie<strong>der</strong> aufersteht.<br />
Warum das so ist, — wir wissen es<br />
nicht. O<strong>der</strong> sollte es deshalb so sein müssen,<br />
weil in jedem Edelmenschen, weil in allem<br />
Hochmenschentum ein „intsrnuN H,otsrnum",<br />
ein inneres Ewiges, dessen<br />
Gehe<strong>im</strong>nis niemals ergründet wird, lebt?<br />
Und nun steht in diesen Tagen ein solches<br />
Einzelschicksal in Gestalt des exkommunizierten<br />
und geächteten katholischen Priesters<br />
und Vreslauer Professors Joseph<br />
Wittig vor uns und hält an seinem<br />
5 0. Geburtstag eine Geburtstagsgabe,<br />
die er uns, <strong>der</strong> Menschheit,<br />
schenkt, in <strong>der</strong> Hand und sagt ganz still und<br />
fein, wie er <strong>im</strong>mer ist: „Da nehmt und<br />
seht: so bin ich geworden. Ich wollte nicht,<br />
daß man von mir spräche, aber ich kann's<br />
nicht än<strong>der</strong>n, daß mein Leben nunmehr<br />
gleichsam in aller Leute Munde ist"! Fast<br />
scheu und zögernd legt dieses liebe, gute<br />
Schlesierkind, das in seinem Volkstum so<br />
tief wurzelt wie nur je einer, sein Buch<br />
„Höregott" (Leopold Klotz Verlag<br />
Gotha, Lwd. 6 ^
verhielt <strong>der</strong> Mann <strong>der</strong> Frau die zugreifende<br />
Hand mit den Worten: „Nicht doch, laß<br />
sie stehen; denke, sie wäre dein Kind, und<br />
du wirst keine Blüte zerbrechen". Nur ein<br />
Blick, nur ein Leuchten aus dem schauenden<br />
Blau <strong>der</strong> Augen war <strong>der</strong> Dank an den geliebten<br />
Mann.<br />
Nicht wahr, das ist dasselbe wie jene<br />
Frage, die wir uns wohl alle schon einmal<br />
vorgelegt haben: gehört die Almwiese dem<br />
Besitzer, <strong>der</strong> sie zufällig bewirtschaftet, o<strong>der</strong><br />
dem Wan<strong>der</strong>er, <strong>der</strong> sie empfindet?<br />
Man versteht, warum Joseph Nittig sein<br />
Buch vom „Geiste" schreiben mußte,<br />
warum er diesen Rückblick auf Werde-, auf<br />
Entwicklungsjahre, auf seine Stellung zu<br />
den Frauen, die durch sein Priesierleben<br />
gingen, warum er diese schlichte Gabe von<br />
<strong>der</strong> Liebe schreiben mußte. Dazu ist dem<br />
Buche selber die große Darstellung gegeben,<br />
daß katholische <strong>Kirche</strong> — „Geist" — Geistzwang<br />
ist.<br />
Eine ganze geistige Welt wird sich empören<br />
über dieses Buch und wi<strong>der</strong> dieses Buch,<br />
denn es geht wi<strong>der</strong> den „Geist" dieser Welt.<br />
Von diesem Geist ward WittigS Leben und<br />
Wirken getötet, von diesem Geist begraben.<br />
Erst vor »venigen Monaten hielt ihm <strong>der</strong><br />
kirchliche Geist — auch ein Stück vom<br />
Geist dieser Welt — in einer Broschüre<br />
des katholischen Professors Krebs die<br />
Grabrede. Und nun sprengte das Leben<br />
aus Gott das Grab des Geistes aus<br />
<strong>der</strong> Welt, des Geistes, <strong>der</strong> die Gestalt aller<br />
Menschen maskiert, damit die göttlichen<br />
Geschehnisse in <strong>der</strong> Menschheit nicht offenbar<br />
werden. Vom Glauben handelt<br />
das neue Buch, vom Leben <strong>im</strong> Glauben,<br />
das sich seine Gestalt nicht vom Geist vorschreiben<br />
und begrenzen läßt. Es ist<br />
eine Kette tiefste rlebter Lebens-<br />
und Liebeögeschichten,<br />
Welt- und <strong>Kirche</strong>ngeschichten,<br />
in denen <strong>der</strong> vielumstrittene Mann mit unerhörter<br />
Offenheit hier die inneren und<br />
äußeren Kämpfe <strong>der</strong> letzten Jahre darlegt.<br />
„Erlösung" ist seit nunmehr sieben<br />
Jahren das Echo, das Wittigs Name überall<br />
hervorruft. In diesem neuen Buche<br />
verkündet er <strong>der</strong> vom „Geist" verwirrten, verführten,<br />
überdeckten Menschheit nicht nur<br />
Erlösung von Schuld und Macht <strong>der</strong> Sünde,<br />
son<strong>der</strong>n auch von <strong>der</strong> Knechtschaft des<br />
„Geistes", von <strong>der</strong> Verachtung des Leibes.<br />
Er scheidet den Geist von den tieferen Namen<br />
Gott, Seele, Glaube,<br />
Gottesfreund, Dichter und Nätselfrager,<br />
so kann man diesen Menschen nunmehr<br />
nach Erscheinen seines großen Bekenntnisbuches<br />
nennen, dieses Buches, das <strong>der</strong><br />
Schlußstein auf ein Leben voll unerhörter<br />
Leiden ist. Diese <strong>Kirche</strong>, die er lieben<br />
wollte, die er liebte mit je<strong>der</strong> Herzfaser, <strong>der</strong><br />
er diente, hat ihn abgewiesen, hat ihn gar<br />
nicht erst gehört o<strong>der</strong> verhört, hat ihm<br />
jede Verteidigung versagt. Warum? Weil<br />
es daS Bequemste war! Sein Schrifttum<br />
st<strong>im</strong>mt eben nicht mit den Buchstaben des<br />
Dogmas überein — und damit ist <strong>der</strong><br />
Mann erledigt. Die Glie<strong>der</strong> aber dieser<br />
<strong>Kirche</strong> haben keine noch so langen D-Zug-<br />
Fahrten gescheut, um Joseph Wittig zu<br />
Fall zu bringen. Der Diözesanbischof hat<br />
sich seinetwegen nach Rom aufgemacht, ein<br />
Flugzeug hat herhalten müssen, <strong>der</strong> Telegraph<br />
hat über die Lande gespielt, aber<br />
das alles war ein Nichts dagegen, daß<br />
sich ein einzelner Mensch in <strong>der</strong> ozonhaltigen<br />
Luft des Gebets stärkte und die Welt<br />
und sich selbst überwand.<br />
Er, <strong>der</strong> feine, innerlich vornehme Mann,<br />
ging still und gelassen beiseite, die unebenen<br />
Wege <strong>der</strong> Lautheit und des Phrasengedröhns<br />
dieser Welt meidend, sich dessen<br />
bewußt, daß ja auch zum Beiseitegehen<br />
Charakter gehört. Doch in schlesischer<br />
Bergeinsamkeit, in seinem kleinen Häuschen<br />
am Waldesrand <strong>der</strong> Grafschaft Glatz, da<br />
reifte das Werk heran, das ich „B e -<br />
k e n n t n i s" heiße.<br />
Man erlaube einen Vergleich und denke<br />
ihn mit! Als <strong>im</strong> August 4944 <strong>der</strong> Mobilmachungsbefehl<br />
wie ein Blitz aus heiterem<br />
H<strong>im</strong>mel durch deutsche Lande zuckte, da<br />
lautete in allen Standorten und Garnisonen<br />
<strong>der</strong> erste Garnisonbefehl: Blanke<br />
Waffen schleifen! Und dies, in<br />
übertragenem, in geistigem Sinne, hat jetzt<br />
Joseph Wittig in einem Einzelschicksal<br />
wie<strong>der</strong>holt: er hat blanke Waffen geschliffen,<br />
indem er uns einerseits hineinschauen<br />
läßt in die Institutionen des<br />
„Geistes", wie sie sich <strong>im</strong> Leben eines<br />
Dieners <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> auswirken, und indem<br />
er dartut, warum es einem Manne erlaubt<br />
sein muß, sich in <strong>der</strong> Gattin den Zustrom<br />
zur eigenen Seele zu wählen.<br />
Denn die Frau ist dem Menschen um <strong>der</strong><br />
Menschlichkeit willen gegeben!<br />
Und so ist ein Buch geworden, an dem<br />
we<strong>der</strong> <strong>der</strong> protestantische noch <strong>der</strong> katholische<br />
Mensch achtlos vorübergehen kann,<br />
weil hier ein Christ spricht, und das heißt<br />
einer, <strong>der</strong> die innere Ordnung in sich wie<strong>der</strong>hergestellt<br />
hat.<br />
Es sind gute Worte, es sind tiefinnige<br />
Sätze, die in dem Ioseph-Wittig-Buche zu<br />
lesen stehen, Worte, die von <strong>der</strong> inneren<br />
Vereitschaft zutiefst durchglüht sind, zu<br />
lieben und sich lieben zu lassen, zu dienen,<br />
zu schenken, und die zugleich zwischen den<br />
Zeilen Zeugnis ablegen, daß nichts in <strong>der</strong><br />
Welt gut ist denn allein ein guter Wille.<br />
Da ist nicht etwa eine dürftige Fassadenphilosophie,<br />
son<strong>der</strong>n alles große psychologische<br />
Haltung, die Ausfluß ist jener lebendigen<br />
Ich-Du-Beziehung, o<strong>der</strong>, wenn ich<br />
rein thematisch reden soll, hier erleben wir<br />
eine Pilgerfahrt zur Brunnenstube des<br />
Lebens.<br />
Was ist letzhin alle Aktenveröffentlichung<br />
über Wittig gegen dieses erschütternde Bekenntnis,<br />
das <strong>im</strong> Rahmen tiefer geistiger<br />
Selbstgespräche über den Sinn <strong>der</strong> Welt<br />
und das Wesen des Katholizismus reflektiert?<br />
„Seligkeit o<strong>der</strong> Unseligkeit ist Schicksal<br />
<strong>der</strong> Seele", sagt Joseph Wittig, <strong>der</strong><br />
von seinem Christentume bekennt: „Du bist<br />
mir ein mildes Kerzenlicht in <strong>der</strong> Finsternis<br />
<strong>der</strong> Nacht, bist eine Laterne meinem<br />
Fuß auf dunklem Weg. Du wandeltest<br />
mich selber in Licht, auf daß ich an<strong>der</strong>en<br />
leuchtete, die Finsternisse verscheuchte in <strong>der</strong><br />
Nacht und erhellte ihren Weg, so daß sie<br />
wenigstens einen Schritt weitergehen konnten<br />
getrost. Du leuchtest und brennst in<br />
mir; ich will nicht weiterfragen".<br />
Mag er auch die blanke, scharf geschliffene<br />
Waffe an <strong>der</strong> Seite tragen, er selbst ist ein<br />
herzgewinnen<strong>der</strong>, freundlicher Mensch, <strong>der</strong><br />
Güte ausstrahlt. In seiner Abrechnung geht<br />
es <strong>im</strong>mer nur um die unverfälschte Wahrheit<br />
und Klarheit, die sein soll. Und wo<br />
sie nicht ist, da ist er unerbittlich scharf.<br />
Rührend dagegen ist es, wenn er als Knabe<br />
die große Frage an die Mutter tut, wie<br />
alt sie war, als sie den Vater geheiratet<br />
hat. Und wie sehr er verwachsen ist mit<br />
<strong>der</strong> katholischen Anschauung, auch heute<br />
noch, da er längst hätte einen luthergemäßen<br />
und lutherhaften Weg gehen können,<br />
erhellt aus einem Zitat, das er, obwohl<br />
zu sich selbst <strong>im</strong> Wi<strong>der</strong>spruch, bringt:<br />
„Der soziologische Bau <strong>der</strong> Menschheit<br />
mußte den Stand unverheirateter und<br />
auf jeglichen Liebesverkehr verzichten<strong>der</strong><br />
Priester in den Län<strong>der</strong>n wachsen<strong>der</strong> seelischer<br />
Bedürfnisse aufrichten und werden<br />
lassen, um allen denen, die nicht <strong>im</strong> Hause<br />
<strong>der</strong> Ehe geborgen sind, einen Ort <strong>der</strong> Zuflucht<br />
zu sichern".<br />
Ganz groß wird dieser 50jährige Einsamkeitsmensch,<br />
<strong>der</strong> in so erschüttern<strong>der</strong> Weise<br />
von <strong>der</strong> Einzelhaft des Lebens zu sprechen<br />
vermag, inson<strong>der</strong>heit in einem Kapitel<br />
dieses Buches, das betitelt ist: „Die<br />
Frauen", da er von <strong>der</strong> ZuWahl spricht,<br />
die ein Manneskörper zu treffen hat. Denn<br />
erst dann ist die vom Geist begründete Lebensgemeinschaft<br />
geschaffen.<br />
Eine Zuschrift<br />
„, , , . Ich beglückwünsche Sie, daß Sie<br />
Ihre Zeitschrift so glücklich ausgebaut<br />
haben. Aber warum machen unsere<br />
Pfarrer die kirchlich interessierten Genicindegliedcr<br />
nicht auf eine solche literarische<br />
Erscheinung viel stärker aufmerksam?<br />
Gerade ein solches Blatt suchte ich.."<br />
Varum:<br />
Werbt für das<br />
<strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong>!<br />
Haben Sie schon einen Leser gewonnen?<br />
Vierteljährlich 1 Mark. Bestellungen<br />
an de» <strong>Evangelische</strong>n Preßvcrband,<br />
Esse», Dritter Hagen 23.<br />
9
Die Freunde und Kollegen haben Joseph<br />
Wittig verlassen. Nur wenige sind geblieben,<br />
mit denen er heute noch in <strong>der</strong><br />
stillen Kammer <strong>der</strong> Freundschaft vertraut<br />
reden dars. I^nd ich mag es mir nicht versagen,<br />
an dieser Stelle noch einmal aus<br />
Joseph WittigS Buch eine kurze Stelle als<br />
Leseprobe zu bringen:<br />
Auch meine Freunde sahen bald ihre Ohnmacht<br />
ein, solchem Geis! zu begegnen. Fuhr<br />
da einer zwischen dem Altvater und dem<br />
Glatzer Schneeberg nach Maria Grulich<br />
und fand einen Reisegefährten, <strong>der</strong> sich als<br />
?. Walzel C33K. vorstellte — diese Sigle<br />
C38K. bedeutet nach <strong>der</strong> Meinung mancher<br />
katholischer Pfarrer „Circumvagierende<br />
so so Redner", ich weiß aber aus<br />
meinen kirchengeschichtlichen Studien, daß<br />
sie wenigstens ursprünglich „(5unsreß2tio<br />
52ncti««<strong>im</strong>i keclemptori«" o<strong>der</strong> „Redemptoristen"<br />
bedeutet; das ist eine Arbeitsgemeinschaft,<br />
die in Breslau zunächst die<br />
jungen Mädchen tröstete, die ihre unglückliche<br />
Liebe zu mir als meine Schuld beichteten,<br />
dann aber <strong>im</strong>mer eifriger vor meinen<br />
Schriften und meinem „Professorendünkel"<br />
warnte.<br />
Ja, sagte <strong>der</strong> Pater, er kenne mich gut; er<br />
kenne mich persönlich; er müsse nur mit<br />
lebhaftem Schmerz bedauern, daß ich mich<br />
nicht mehr zurückfinde „in una» «»nctam<br />
c-Nkulicam ecclezi-uu"; daß ich so hartnäckig<br />
und verstockt sei.<br />
Darauf <strong>der</strong> mir befreundete Pfarrer, einer<br />
<strong>der</strong> feinsten und angesehensten Priester in<br />
Schlesien: Er kenne mich auch gut; ich sei<br />
gar nicht so ein Mensch, <strong>der</strong> nicht mit sich<br />
reden lasse; man müsse eben nur anständig<br />
mit mir reden und mir offen und deutlich<br />
sagen, was man eigentlich wolle, und ein<br />
wenig begründet müsse das, maS man von<br />
mir wolle, auch sein; denn ich sei doch<br />
schließlich ein freier Mann und nicht ein<br />
Sklave, dem man so ohne weiteres befehlen<br />
und Strafen zudiktieren könne.<br />
O da wisse <strong>der</strong> Pater besser Bescheid! Er<br />
wisse genau, ich sei bei <strong>der</strong>
„Volk-Erlebens" (Wan<strong>der</strong>vogel, Schützengraben,<br />
Werkarbeit, Grenzland) blieben in <strong>der</strong> Sphäre<br />
de« Romantischen — führt zum Volk die Erkenntnis<br />
<strong>der</strong> „Min<strong>der</strong>-Wertigkeit" (<strong>im</strong> philosophischen<br />
Sinne, ohne Weiturteil) des Staate«.<br />
Kommt dieser — nach Rüssel — doch als<br />
Kulturträger nicht in Betracht. Wie man von<br />
ihm überhaupt nicht Dinge erwarten solle, die<br />
ihm „naturgemäß" unerfüllbar! Am Schlüsse<br />
<strong>der</strong> interessanten, den katholischen Standpunkt<br />
übrigens mehr und mehr hervorkehrenden Ausführungen<br />
gab <strong>der</strong> Referent einen einigermaßen<br />
kühnen Aufriß kommen<strong>der</strong> Entwicklungen, in<br />
denen staatliche« Sein überhaupt belanglos<br />
werde, während die (?!) <strong>Kirche</strong> sich als die<br />
ideale Gesellschaftsform darstelle.<br />
Klangen <strong>im</strong> Vortrage Dr. Rüssel« augustinische<br />
Gedanken an, so wurden die klugen Worte de«<br />
dritten Referenten, Prof. Dr. Nölting,<br />
Frankfurt am Main, von gedämpften Akkorden<br />
eine« maßvollen Marxismus begleitet. „Wirtschaft<br />
und Gesellschaft" sind — um das Wesentliche<br />
de« Nöltingschen Vortrage« voranzunchmen<br />
— in noch stärkerem Maße al« <strong>der</strong> Staat Vollwerke<br />
<strong>der</strong> älteren Generation, So daß die<br />
ökonomische Sphäre das Kulturleben <strong>der</strong> Jugend<br />
bedroht. Gilt da« bei <strong>der</strong> heutigen Lage für<br />
Jugend aller Schichten, so doch am stärksten<br />
für die proletarische Jugend, über <strong>der</strong>en <strong>Das</strong>ein<br />
da« „Tief" <strong>der</strong> „Horizontlosigkeit" lastet.<br />
In je<strong>der</strong> Richtung ist da« Leben für diese Jugend<br />
verbaut, und irgendwie müssen Hilfsmaßnahmen<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft einsetzen, damit die harten wirtschaftlichen<br />
Notwendigkeiten wie Technisierung<br />
und Rationalisierung (Fließband) geistig-seelisch<br />
kompensiert werden. Im übrigen gab da«<br />
Referat die sehr wesentliche Erkenntnis, daß an<br />
unserer heutigen sozialen Problematik weniger<br />
die Technik, al« vor allem die Wirtschaft Anteil<br />
habe. Die Arbeitsteilung ist noch nicht unbedingt<br />
dämonisch: auch heute noch kann, was<br />
empirisch beweisbar, <strong>der</strong> Albeiter bis zu einem<br />
gewissen Grade Nerufsfreude empfinden. Nur,<br />
daß die wirtschaftlichen Verhältnisse diese aufsteigende<br />
Berufs- (o<strong>der</strong> wenigstens „Betriebs"«)<br />
freude <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> ersticken.<br />
Hatten auch die Referate Nr. 2 und 3 keine<br />
allzu deutliche Verbindung zwischen Jugend und<br />
Volksbildung schaffen könne», so gaben sie doch<br />
manche Anregung zu <strong>der</strong> nun einsetzenden Aussprache,<br />
die sämtliche drei Vorträge zusammenfaßte.<br />
Von den Diskussionsrednern sei erwähnt<br />
vor allem Pfarrer Philipps, Düsseldorf,<br />
<strong>der</strong> sich seiner nicht leichten Aufgabe, in dem so<br />
divergierenden Kreise al« erster Debatteredner<br />
zu sprechen, mit Geschick und objektivem Erfolg<br />
entledigte. Pfarrer Philipps bekannte sich zu<br />
einem rückhaltlosen „Sehen, was ist", und<br />
zeigte auf, welche beson<strong>der</strong>en Aufgaben au« <strong>der</strong><br />
sozialen Gegenwartslage für die evangelische,<br />
einerseits an Luther, an<strong>der</strong>seits an Calvin orientierte<br />
Berufs- und Arbeitsethik erwachsen. Bei<br />
allem Wandel in <strong>der</strong> F o r m protestantischer<br />
Sozialpädagogik (und damit auch evangelischer<br />
Volksbildung) bleibt für uns eine letzte Norm<br />
bestehen. Ohne die jenseits unsere« Ver-Mögens<br />
stehenden Dämonien zu leugnen, wird uns<br />
<strong>Evangelische</strong>n auch in dieser oolksbildnerischen<br />
Situation die letzte Sinndeutung für alles Sein<br />
au« dem Geiste biblischer Offenbarung kommen<br />
müssen.<br />
Von konkreten Erfahrungen in <strong>der</strong> Arbeit an<br />
katholischer Gesellenjugend ging Generalsekretär<br />
Dr. Natterma » n au«, al« er jene oben<br />
erwähnte These Nöltings vom dämonisch-hemmenden<br />
Uebergewicht <strong>der</strong> Wirtschaft und ihrer<br />
Eigengesetzlichkeit unterstrich. Für Dr. Nattermann<br />
stellte sich das Problem Jugend und<br />
Wirtschaft <strong>im</strong> Grunde al« die Frage nach <strong>der</strong><br />
Existenzsicherheit und Berufsbeständigkeit de«<br />
Proletariers dar. Die Nöte wurden also auch<br />
hier letztlich <strong>im</strong> Ökonomische», nicht in <strong>der</strong><br />
Maschinisierung, gesehen.<br />
Auf die Frage nach dem Staate und <strong>der</strong> Einstellung<br />
<strong>der</strong> Jugend zu ihm wurde die Aussprache<br />
wie<strong>der</strong> gelenkt durch den Vertreter de« „Rhein-<br />
Mainischen" Verbandes, Dr. Gebhardt,<br />
Frankfurt am Main. Er schränkte die Rüsselsche<br />
Behauptung von <strong>der</strong> kulturellen Min<strong>der</strong>bedeutung<br />
des Staates wesentlich ein und bekannte<br />
sich zu beson<strong>der</strong>er Hoffnung auf das<br />
politische Erwachen <strong>der</strong> Jugend. Der Staat<br />
bliebe auch dem jugendlichen Menschen lohnende<br />
Aufgabe. Der Weg zu solcher Mitarbeit müßte<br />
<strong>der</strong> Jugend erschlossen werden.<br />
Ein Wort, da« in diesem Kreise natürlich verhallen<br />
mußte, fiel in <strong>der</strong> Diskussion und stellte<br />
— ungewollt und unbewußt — die ganze Tagung<br />
in Frage. <strong>Das</strong> Wort nämlich: „Wir können<br />
nur aus <strong>der</strong> Vision heraus arbeiten". Es leuchtet<br />
ein, daß in Koblenz recht verschiedene „Visionen"<br />
gepflegt wurden. Sie wurden zwar nicht<br />
materialisiert, wirkten aber doch zwischen den<br />
Zeilen . . .<br />
Da man sich jedoch offiziell mit Iugendfragcn<br />
und nicht mit Visionen zu beschäftigen hatte,<br />
ging <strong>der</strong> Fluß <strong>der</strong> Aussprache auch über diese,<br />
unter Umständen gefährliche Strudel hervorrufende<br />
Klippe hinweg und gab noch manchen.<br />
Wesen und Wert <strong>der</strong> Singbewegung unter <strong>der</strong><br />
heutigen Jugend stehen außer Frage. Der<br />
<strong>Evangelische</strong> Volksbildungsdienst weist darauf<br />
hin, daß Herr Musikdirektor Stromm, ein<br />
Rheinlän<strong>der</strong>, unseren rheinischen <strong>Kirche</strong>ugemeinden<br />
bzw. <strong>Kirche</strong>nkrcisen zur Veranstaltung von<br />
Singfreizeiten gern zur Verfügung steht. Der<br />
als sehr befähigter Pädagoge bekannte, noch<br />
junge Musiker, hat beson<strong>der</strong>« in den <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
des Nie<strong>der</strong>rheins erfolgreich gearbeitet;<br />
einzelne Gemeinden baten wie<strong>der</strong>holt um seinen<br />
Besuch.<br />
Von längeren Veranstaltungen während <strong>der</strong><br />
Schulferien abgesehen, lassen sich solche Singfreizeiten<br />
am Wochenende durchführen. Der<br />
Samstagnachmittag und <strong>der</strong> ganze Sonntag gehören<br />
<strong>der</strong> fleißigen Hebung mit <strong>der</strong> auf etwa<br />
Redner Gelegenheit zu aktiver Teilnahme. Erwähnt<br />
sei nur <strong>der</strong> Vertreter ländlicher Volksbildungsarbeit,<br />
Volk«hochschulleiter Dipl.-Landwirt<br />
Ple<strong>im</strong> es, <strong>der</strong> sehr nachdrücklich hinwies<br />
auf den Willen <strong>der</strong> deutschen Bauernjugcnd,<br />
mitzubauen am Staate. —<br />
Während <strong>der</strong> Verhandlungstage trat <strong>der</strong> Vorstand<br />
<strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft zusammen, um für<br />
den satzungsgemäß ausscheidenden Vorsitzenden<br />
den Nachfolger zu wählen. Einst<strong>im</strong>mig übertrug<br />
man für das kommende Geschäftsjahr den<br />
Vorsitz an den <strong>Evangelische</strong>n Volksbildungsdienst.<br />
Direktor Seiler fand sich zur Annahme<br />
des Amtes bereit.<br />
Mit einem Vortrage des zur Zeit Deutschland<br />
bereisenden burgenländischen Landeshauptmannes<br />
Leser klang die Tagung aus. Konnten ihr —<br />
naturgemäß — auch keine greifbaren Ergebnisse<br />
entspringen, so dürfte das Begegnen <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Weltanschauungsgruppen doch nicht<br />
ohne Wert gewesen sein. Aufgabe des kommenden<br />
Geschäftsjahres wird sein, die in Koblenz<br />
skizzenhaft gezogenen Linien ein wenig kräftiger<br />
nachzuziehen und dabei auch best<strong>im</strong>mte geistige<br />
Profile schärfer hervortreten zu lassen.<br />
Dessin.<br />
Jugend-Singfreizeiten<br />
sechzig Teilnehmer zu beschränkenden Singgemeinde.<br />
Dabei sei hervorgehoben, daß Musikdirektor<br />
Stromm beson<strong>der</strong>en Wert auf st<strong>im</strong>mbildnerische<br />
Arbeit legt. Den Ausklang <strong>der</strong><br />
Freizeit bildet in <strong>der</strong> Regel ei» gemrindc-offener<br />
Singabend bzw. liturgischer Gottesdienst, in dem<br />
die Jugend zeigt, was sie — oft überraschend<br />
schnell — nach den neuen ^Methoden an mehrst<strong>im</strong>migen<br />
Lie<strong>der</strong>n gelernt.<br />
Herr Musikdirektor Stromm hat noch einige<br />
Samstag-Sonntage in den nächsten Monaten<br />
frei. Synoden und Gemeinden wollen sich <strong>im</strong><br />
Bedarfsfalle umgehend an den <strong>Evangelische</strong>n<br />
Volksbildungsdienst für <strong>Rheinland</strong>, Essen, 3.<br />
Hagen 23, wenden, <strong>der</strong> hierüber sowie über die<br />
Bedingungen, unter denen Herr Stromm zur<br />
Verfügung steht, gern alle Auskunft erteilt.<br />
Laienspielberatung<br />
(Erklärungen: m — männliche Rollen, w — weibliche Rollen, K — Kin<strong>der</strong>)<br />
Tod und Opfer <strong>im</strong> Spiel.<br />
<strong>Das</strong> Haus. Ein Spiel von Tod und Auferstehung,<br />
Von Hans Mersmann,<br />
(Münchener Laienspiele, Chr. Kaiser, Verlag,<br />
München.)<br />
In diesem, nur für ganz reife Spielscharen (und<br />
entsprechende Hörer!) in Betracht kommende»<br />
Spiel ist das Kricgserlebnis zeitlos gestaltet. I»<br />
dichterischer Sprache folgen Visionen von dunkler<br />
Größe einan<strong>der</strong>. Dem männermordende»<br />
Krieg tritt in <strong>der</strong> Gestalt <strong>der</strong> hoffenden Mutter<br />
da« Lebenselement entgegen. — Einzelne Szenen<br />
erheben sich zu wil<strong>der</strong> Größe, Realistik <strong>der</strong><br />
Vorgänge ist mehr als Sensation, Ein Stück,<br />
das gewagt werden muß. (^2 und mehr m,<br />
1 w.)<br />
Die Bürger von Calais. Da« Spiel eine«<br />
Volkes. Von Rudolf Mirbt. (Ebenda.)<br />
An Stelle von überholten, weil künstlerisch und<br />
inhaltlich unechten, „patriotischen" Stücken <strong>der</strong><br />
Vereinsbühnc sollte bei vaterländische,» Anlaß<br />
dieses gehaltvolle Spiel aufgeführt werden. De»<br />
alten Mythos <strong>der</strong> sich für ihre Vaterstadt<br />
opfernden Patrizier von Calais hat Rudolf<br />
Mirbt unserer Zeit neu erobert in einer für die<br />
Laienbühne sehr geeigneten Fassung, (13 m,<br />
5 w, viel Volk.)<br />
Passion und Ostern.<br />
<strong>Das</strong> Christi-LcidewSpicl. Von Fritz Weege.<br />
(Bühnenvolksbund-Verlag, Berlin.)<br />
Ein symbolkräftige« Werk, das bei aller Verwandtschaft<br />
mit den altdeutschen Mysterienspielen<br />
doch eine ausgesprochen evangelische Linie<br />
offenbart. Von äußeren Schwierigkeiten abgesehen,<br />
dürfte einer an sich wünschenswerten Aufführung<br />
des Spieles die Tatsache <strong>im</strong> Wege<br />
stehen, daß hier <strong>der</strong> Heiland selbst auftritt.<br />
Nenn schon überhaupt Spiele in da« Gotteshaus<br />
gehören, so dieses. Durch scharfe Herausarbcitung<br />
des Liturgisch-Symbolischen ließe sich<br />
vielleicht <strong>der</strong> oben erwähnte Anstoß mil<strong>der</strong>n, so<br />
daß die Spieler weniger als Darsteller, denn<br />
als „Sprecher" erscheinen. (7 m, 6 w, Volk.)<br />
Der Sieger. Ein Spiel vom Siege des Lebens<br />
über den Tod. Von Martin Lange.<br />
(Dresdner Volks- und Laienspiele, Verlag Ungelenk,<br />
Dresden.)
2a« ernste Stück versucht die Auferweckung<br />
Iairi Töchterlein in innere Verbindung mit Golgatha<br />
zu bringen; <strong>der</strong> Tod mit seinen Voten<br />
sucht sich in diesem für jene« Geschehen zu rächen.<br />
Da dein Verfasser des Spiele« zum Wollen das<br />
künstlerische Vollbringen nicht gegeben, entstand<br />
ein noch nicht ganz befriedigende« Werk. Unsere<br />
Könner unter den Spielern werden best<strong>im</strong>mt<br />
nicht danach greifen, und schlichtere Kreise, auf<br />
die e« gewiß nicht ohne Wirkung bleiben dürfte,<br />
werden an<strong>der</strong>erseits bei <strong>der</strong> Aufführung Mühe<br />
haben, den hier drohenden Schritt vom Erhabenen<br />
zum Banalen zu vermeiden. ... (6 m,<br />
5 w, evtl. auch: 1 m, 16 w.)<br />
Von den Totentänzen seien genannt und empfohlen:<br />
Totentanz. Von Haaß-Berkow und G ü m -<br />
bel - Seiling, (Nreitkopf K Härtel, Leipzig.)<br />
Für reifere Spieler. (? m, 5 w, 1 K.).<br />
Gevatter Tod. Von Rudolf M i r b t,<br />
(Münchener Laienspiele, Chr. Kaiser, München.)<br />
Eine Gestaltung des alten durch die Brü<strong>der</strong><br />
Gr<strong>im</strong>m überlieferten Volksmärchens, Nicht so<br />
schwierig, wie das vorhergehende Spiel, doch<br />
einen eingearbeiteten Spielerkrei« voraussetzend.<br />
(5 m, 2 w.)<br />
<strong>Evangelische</strong> Bildkammer für <strong>Rheinland</strong><br />
Verzeichnis von Bildbän<strong>der</strong>n zur Ausleihe bei<br />
<strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Bildkammer für <strong>Rheinland</strong>,<br />
Rechtzeitige Anfor<strong>der</strong>ung erwünscht und geboten.<br />
Leihgebühr: 1.— ^l zuzügl. Porto,<br />
Leihfrist: Eine Woche. Werden Bildbän<strong>der</strong><br />
über diesen Zeitraum hinaus behalten, so berechnen<br />
wir für jede angefangene Woche je<br />
Bildband weiter 1,— >>>l Leihgebühr.<br />
I. Aus Bibel und <strong>Kirche</strong>ngeschichte.<br />
Nr.<br />
1 Bil<strong>der</strong> aus dem Alten Testament,<br />
5 24 Bil<strong>der</strong> aus dem Leben Jesu,<br />
5a 50 Bil<strong>der</strong> aus dem Leben Jesu,<br />
8 Der Heiland,<br />
12 Auf Spuren de« Apostels Paulus,<br />
18 Martin Luther (Buchwald).<br />
15 Luther I,<br />
18a Luther II.<br />
20 Luther und die Reformation.<br />
21 Unsere deutsche Lutherbibcl,<br />
201 Evangelium in Spanien.<br />
16 Vom christlichen Märtyrertuui,<br />
202 Gustav Adolf.<br />
203 Die baltischen Märtyrer.<br />
II. Aus <strong>der</strong> kirchlichen Arbeit.<br />
204 Deutsche Missionsgeschichte.<br />
31a Berliner Mission in China.<br />
205 „Vergesset die Getreuen nicht!" (Aus <strong>der</strong><br />
Arbeit eines Gustav-Adolf-Hauptoereins)<br />
28 „Allermeist an de« Glauben« Genossen,"<br />
(Gustav-Adolf-Verein,)<br />
139e <strong>Evangelische</strong>s Leben in Steiermark,<br />
28 Evangelisch-lutherisches Einigungswerk.<br />
38 Rauhe« Haus in Hamburg.<br />
206 Krüppelhe<strong>im</strong> Volmarstein,<br />
20? Au« einem Kin<strong>der</strong>gottcsdienst.<br />
III. Feste und Feierstunden.<br />
44 Bil<strong>der</strong> für Weihnachten.<br />
43 Weihnachten in <strong>der</strong> bildenden Kunst,<br />
208 Choralsingestunde zur Passionszeit,<br />
209 Passion und Ostern (Schäfer).<br />
210 O heil'ger Geist, kehr' bei uns ein<br />
(Pfingsten).<br />
11 Unser täglich' Brot (Erntedank).<br />
«6 Der Totentanz von Holbein (Totensonntag).<br />
211 Gefallenengedächtnisfcier,<br />
IV. Gesang und Gebet.<br />
23 Gesangbuch-Jubiläum.<br />
42 Schmuckgcsangbuch,<br />
10 Da« Vaterunser.<br />
212 Deutsche Frömmigkeit.<br />
213 <strong>Das</strong> deutsche Volkslied.<br />
81 <strong>Das</strong> Lied oo» <strong>der</strong> Glocke.<br />
V. Kunst.<br />
67a 12 Meisterwerke von Dürer.<br />
62a 12 Meisterwerke von Feuerbach.<br />
66 Holbeins Totentanz,<br />
65 l^ionardo da Vici,<br />
64 Michelangelo,<br />
72 Rembrandt« Meisterwerke zur Heiligen<br />
Schrift.<br />
59 Richter-Schwind-Spitzweg,<br />
214 Rudolf Schäfer, Passion und Ostern.<br />
63 Moritz von Schwind.<br />
12? Friedhofekunst.<br />
51 Gotische Baukunst.<br />
215 Alte deutsche Holzarchitektur.<br />
VI. He<strong>im</strong>at- und Volkskunde.<br />
136 Eine Rheinreise vor hun<strong>der</strong>t Jahren.<br />
216 Da« malerische Lahntal.<br />
217 Rothenburg ob <strong>der</strong> Tauber.<br />
13? <strong>Das</strong> Land an <strong>der</strong> Saar.<br />
218 Köln-Rhein.<br />
219 Rassenkunde des deutschen Volke«.<br />
220 Der deutsche Bauer,<br />
132 Da« deutsche Bauernhaus,<br />
133 Da« deutsche Dorf,<br />
180 Deutsche Kolonialarbeit.<br />
VII. Erd- und H<strong>im</strong>melskunde.<br />
12 Orientreise auf Spuren de« Apostels<br />
Paulus.<br />
163 Palästina.<br />
156 Brasilien.<br />
164 Wun<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sternenwelt.<br />
VIII. Geschichte und Persönlichkeit.<br />
221 Charakterköpfe zur deutschen Geschichte<br />
111 1813.<br />
112 Turnvater Jahn,<br />
115 Fürst Bismarck und seine Zeit,<br />
222 Hindenburg,<br />
223 Johann Sebastian Bach,<br />
82 Wolfgang von Goethe.<br />
79 Friedrich von Schiller.<br />
224 Pestalozzi.<br />
IX. Verschiedenes.<br />
225 Die Stunden des Tages.<br />
135 Die Kunst <strong>im</strong> häuslichen Leben.<br />
226 Werbt für deutsche Jugendherbergen.<br />
128 Der Alkohol und seine Bekämpfung.<br />
179 Hütet euch vor <strong>der</strong> Fremdenlegion,<br />
227 Schützet Gottes Natur,<br />
Nachrichten für Besitzer von Diapositiv-Apparaten<br />
Wir weisen darauf hin, daß die Krei «Verwaltung<br />
3Il örs eine Lichtbildstelle eingerichtet<br />
hat, die Glasbildreihen und Vorführungsgeräte<br />
unentgeltlich an Schulen und Vereine<br />
entleiht. <strong>Das</strong> <strong>Archiv</strong> enthält bereits über 5000<br />
Glasbil<strong>der</strong> aus allen Stoffgebieten und wird<br />
noch ständig erweitert, Verzeichnisse darüber<br />
besitzen die Bürgermeistereien: ein gedruckter<br />
Katalog erscheint demnächst.<br />
Alle Anfragen richte man an die Lichtbildstelle<br />
be<strong>im</strong> Krci«wohlfahrt«-(Landrat«-)Amt Mors. —<br />
Eine Glasbildreihe über ihre Grönlandmisston<br />
hat die Mission «Verwaltung <strong>der</strong><br />
Brü<strong>der</strong>-Unität in Herrnhut zusammengestellt.<br />
Die Serie umfaßt 63 Bil<strong>der</strong> missionsgeschichtlicher,<br />
oolkskuudlicher und landschaftlicher<br />
Art. Au« Anlaß des 200. Jahrestage« <strong>der</strong> ersten<br />
christlichen Taufe in Grönland dürfte für diese<br />
Bil<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>es Interesse vorhanden sein.<br />
Anfragen sind zu richten an die Missionsoerwaltnng<br />
<strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>-Unität zu Herrnhut (Sachsen).<br />
Nachrichten aus dem NTelanchthonbund<br />
(Verband <strong>der</strong> evangelischen Eltern an den mittleren und höheren Schulen <strong>Rheinland</strong>s)<br />
Aus dem Leben unserer Ortsgruppen<br />
Der Bonner Schulstrelt hat noch zu<br />
weiteren Erörterungen in <strong>der</strong> Presse Anlaß gegeben:<br />
siehe Kölnische Zeitung vom 27. 12. 1828,<br />
709b, und <strong>Evangelische</strong>« Sonntagsblatt für<br />
Bonn und Umgegend I. vom 6, 1. 1S29, Seite<br />
8/11. Unterm 6. 12. 1828 erklärte Oberbürgermeister<br />
Falk, daß über seine Unterredung mit den<br />
Vertretern de« Presbyteriums über die Besetzung<br />
<strong>der</strong> Direktorstelle <strong>der</strong> Städtischen Studienanstalt<br />
in Bonn in durchaus irreführen<strong>der</strong> Weise<br />
in Nr, 48 de« <strong>Evangelische</strong>n Sonntagsblattes<br />
für Bonn und Umgegend berichtet werde. Die<br />
als seine Erklärung aufgeführten Worte seien<br />
au« jedem Zusammenhang gerissen und die Sätze<br />
in ganz unzulässiger Weise in ihrer Bedeutung<br />
verdreht. Demgegenüber erklärte da« Prcsbyterium<br />
unterm 12. 12. 1828, daß <strong>der</strong> Bericht<br />
<strong>der</strong> sämtlichen vier Teilnehmer über die Sitzung<br />
mit dem Oberbürgermeister übereinst<strong>im</strong>me, und<br />
daß Lieselbe unter dem Eindruck <strong>der</strong> Verhandlungen<br />
sofort gerade die angeführten Worte als<br />
schwer bedrückend für die <strong>Evangelische</strong>n empfunden<br />
hätten. Der Eindruck <strong>der</strong> erste» Worte<br />
Falk« über Minorität, die in keinem beson<strong>der</strong>en<br />
Zusammenhang stehen, da sie seine ersten Worte<br />
waren, sei für da« Empfinden <strong>der</strong> Besucher so<br />
stark gewesen, daß sie sich nachher be<strong>im</strong> Besprechen<br />
<strong>der</strong> Unterredung alle klar gewesen seien,<br />
daß man in diesem Augenblick schon die Unterredung<br />
als zwecklo« hätte abbrechen können.<br />
Der an<strong>der</strong>e Ausdruck von Bonn als katholischer<br />
Stadt bedürfe keines Zusammenhangs, denn<br />
er wiege in sich beson<strong>der</strong>s schwer. Aus einem<br />
Schriftwechsel de« Presbyteriums mit dem<br />
Bonner Dechanten Hinsenkamp, ebenfall« <strong>im</strong><br />
Eo. Sbl. Nr. 1 abgedruckt, geht hervor, daß<br />
die Parole bei den Katholiken in Bonn offenbar<br />
war: „Rache für Elberfcld!" Die Kölnische<br />
Volkszeitung vom 18. 12. 1828 aber schrieb:<br />
„Gleichwohl verhehlen wir nicht, daß wir ungeachtet<br />
de« drückenden Unrecht« gegenüber den<br />
Katholiken in den vergangenen Jahrzehnten<br />
in dem Elberfeldcr Fall au« grundsätzlichen<br />
Erwägungen, d. h. um <strong>der</strong> gerechten Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> Konfession Geltung zu verschaffen,<br />
die Wahl de« evangelischen Bewerber« für<br />
richtig, ja erst recht für heilsam und beispielgebend<br />
gehalten hätten," Hierzu ist zu bemerken,<br />
daß den Elbcrfel<strong>der</strong> Katholiken absolut<br />
kein Unrecht geschehen ist mit <strong>der</strong> dortigen Wahl
eines <strong>Evangelische</strong>n zum Rektor <strong>der</strong> Mittelschule:<br />
hat doch die betreffende Anstalt nur 30<br />
Prozent katholische Schüler und war doch kurz<br />
zuvor dort ein katholischer Konrektor gewählt<br />
worden. In seiner Erklärung auf die Zuschrift<br />
des Oberbürgermeister« Falk an die<br />
Kölnische Zeitung bemerkt da« Bonner Presbyterium<br />
mit Recht u. a,: „Da« ganze Ausschreiben<br />
<strong>der</strong> Stelle war nicht viel mehr als<br />
eine Farce . . . Demnach ist diese Wahl eine<br />
offensichtliche Mißachtung <strong>der</strong> allereinfachstcn<br />
paritätischen Grundsätze. Kein Wun<strong>der</strong>, daß<br />
<strong>der</strong> Herr Kultusminister sowie <strong>der</strong> Herr Dezernent<br />
für das <strong>Rheinland</strong> <strong>im</strong> Kultusministerium<br />
und die Dezernentin <strong>im</strong> Prooinzialschulkollegium<br />
persönlich sie mit dem Ausdruck de« Bedauern«<br />
zum mindesten als eine politische Unklugheit<br />
preisgaben .... Sattsam hat man uns entgegengehalten,<br />
das alte Reg<strong>im</strong>e habe ebenso unparitätisch<br />
gehandelt, Nie hat es in Bonn eine<br />
Zeit gegeben, wo alle höheren städtischen und<br />
staatlichen Lehranstalten ohne Ausnahme einer<br />
einzigen Konfesston übergeben waren! <strong>Das</strong> blieb<br />
also nur dein gegenwärtigen Reg<strong>im</strong>e vorbehalten.<br />
Zwischen Weihnacht und Oster» sind Vortragsabende<br />
veranstaltet bzw. festgesetzt an folgenden<br />
Orten: Dinslaken (3. 2.), Remscheid (5. 2.),<br />
Natingen (13. 2.), Vohwinkel (21. 2.), Mayen<br />
(25. 2.), Neuwied (28. 2.), Betzdorf, Sieg<br />
(9. 3.), Altenkirchen (40. 3.), Kupferdreh<br />
(22. 3.). Mit an<strong>der</strong>en Gruppen schweben<br />
noch die Verhandlungen. — Pfarrer Wilhelm<br />
Schreiner redete auf Veranlassung de« Melanchthonbunde«<br />
in folgenden Gruppen von <strong>der</strong><br />
Elternpflicht geschlechtlicher Erziehung: Oberhausen<br />
(4. 2.), Sterkrade (5. 2.), Rheydt<br />
(25. 2.), Hamborn (26, 2,),<br />
<strong>Das</strong> Ludwigs-Gymnasium in Saarbrücken, eine<br />
ursprünglich rein evangelische Anstalt, ist zur<br />
Zeit durch katholische Schüler überlaufen. Es<br />
ergeht an alle evangelischen Eltern des Saargebiet«<br />
und <strong>der</strong> Umgebung die herzliche Bitte,<br />
bei Auswahl <strong>der</strong> höheren Schulen für ihren<br />
Nachwuchs auch an diese schwer bedrängte Anstalt<br />
zu denken. — Die Kaiserswerther Aufbauschule,<br />
die einzige evangelische (also konfessionelle)<br />
Mädchenaufbauschule de« Westen«,<br />
ist in ihrem Nestehen bedroht. Sie muß jedoch<br />
unbedingt erhalten werden. Auch auf diese<br />
Schule wolle man ggf. evangelische Eltern hinweisen.<br />
Da« Mitteilungsblatt vom Februar 1929 in <strong>der</strong><br />
Folge das siebente, trägt die Nummer 1 vom<br />
Jahrgang 1929. Wallroth.<br />
Theologische Studienhäuser in preuß. Universitätsstädten<br />
Berlin: Domkandidaten st ist (auch für<br />
Studierende). — Johanne um, Berlin N<br />
24, Artilleriestraße 15 (Studienhaus für evangelische<br />
Theologiestudierende). — Konoikt<br />
de« Kin<strong>der</strong>rettungsvereins, Eharitöstraße<br />
2. — A. Zeltler« Kandidatenhe<strong>im</strong>,<br />
Berlin NO, Höchste Straße 41. —<br />
Bewerbungen um Aufnahme an da« Kuratorium<br />
<strong>der</strong> Stiftung, z. H. von Geh. Rat Prof. v.<br />
Mahling, Berlin-Charlottenburg, Kantstr. 149.<br />
Bonn: Evangelisch-Theologische»<br />
Studienhaus, 1928 dreißig Jahre alt.<br />
(Vgl. Kirchliche Rundschau für <strong>Rheinland</strong> und<br />
Westfalen 1926, Nr, 20, Sp. 313—15, 1929,<br />
Nr. 3, Sp. 48.) Leiter: Direktor Liz. Ruttenbeck,<br />
Bonn, Goebenstraße 32.<br />
Göttingen: Theologisches Stift, Staats-<br />
Institut, also Eigentum de« preußischen Staates,<br />
<strong>der</strong> auch die Mittel zu seinem Unterhalt gewährt.<br />
Die Ephoralgeschäftc führt <strong>der</strong> jeweilige<br />
Dekan <strong>der</strong> theologischen Fakultät.<br />
Greifswald: Theologisches Studien-<br />
Haus, Steinstraße 3.<br />
ic Arbeit slosiqkcit<br />
Die Zahl <strong>der</strong> unterstützten Erwerbslosen hat die<br />
zweite Million überschritten. Allein die Rhcinprooinz<br />
weist mehr als eine Viertelmillion unterstützte<br />
Erwerbslose au«. Lei<strong>der</strong> steigert die<br />
Kälte diese Zahlen von Tag zu Tag und macht<br />
die Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> Arbeit für viele unmöglich.<br />
Daß aber die Gesamtlage keineswegs<br />
durch Saisonschwankungen best<strong>im</strong>mt ist, geht<br />
aus einer bemerkenswerten Statistik de« allgemeinen<br />
deutschen Gcwerkschaftebundc« trotz de«<br />
<strong>im</strong>merhin beschränkten Kreise«, den die Statistik<br />
erfaßt, mit großer Deutlichkeit hervor. Man<br />
hat versucht, bei <strong>der</strong> ziffernmäßigen Feststellung<br />
<strong>der</strong> Arbeitslosen und <strong>der</strong> Kurzarbeiter unter de»<br />
Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong>n Konjunkturgruppen und<br />
Saisongruppen zu unterscheiden und ist dabei zn<br />
folgenden Ergebnissen gelangt: Nach dem Stande<br />
Halle (Saale) :Reformierte« Konoikt,<br />
Kleine Klausgasse 12. — Schlesische«<br />
Konvikt, Wilhelmstraße 10, nur zur Hälfte<br />
mit Schlesiern besetzt, die allerdings den Vorzug<br />
genießen. Ephoru«: Prof. D. Lütgert, Gehe<strong>im</strong>er<br />
Konststorialrat, Hoher Weg 3. —<br />
Theologische« Konoikt, Cäcilienstr. 8.<br />
Kiel: Theologisches Studienhau«,<br />
Feldstraße 85. Ephorus <strong>der</strong> jeweilige Dekan<br />
<strong>der</strong> theologischen Fakultät.<br />
Königsberg: Kybke-Stift, Traghe<strong>im</strong>er<br />
Puloerstraße 50. Inspektor: Prof. Dr. Rost.<br />
— Lutherhe<strong>im</strong>, Hindenburgstraße 11. —<br />
Rhesa-Etift, Echillerstraße 3—5, Prof,<br />
v. Schulze.<br />
Sämtliche nichtrheinischc Stifte nehmen auch<br />
Rheinlän<strong>der</strong> auf. Die Satzungen, Hausordnungen<br />
und an<strong>der</strong>e Bedingungen können eingesehen<br />
werden in den Akten (E V11) de« Melanchthonbundes,<br />
Essen, III. Hagen 23, Schließfach 689,<br />
Fernsprecher 218 20.<br />
Soziales<br />
von Ende Juli und vom Ende Dezember 1928<br />
betrugen die Zahlen <strong>der</strong> Arbeitslosen <strong>der</strong> Konjunkturgruppe<br />
in A <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> 6,3 gegen<br />
9,5, <strong>der</strong> Saisongruppe 6 gegen 46,8, die <strong>der</strong><br />
Kurzarbeiter in <strong>der</strong> Konjunkturgruppe 7,5 gegen<br />
8,1, in <strong>der</strong> Saisongruppe 0,3 gegen 2,3, Der<br />
Gesamtzuwachs aber drückt sich von Juli bis<br />
Dezember in den Zahlen aus 6,3 gegen 16,7<br />
bei den Arbeitslosen, 6,1 gegen 7 bei den Kurzarbeitern.<br />
Auch bei <strong>der</strong> mit Beginn wärmerer<br />
Witterung best<strong>im</strong>mt zu erwartenden Besserung<br />
<strong>der</strong> saisonmäßia bedingten Arbeitslage wird die<br />
Gesamtlage aller Voraussicht nach ernst genug<br />
bleiben. Gegenüber dem Vorjahre war die Zahl<br />
<strong>der</strong> rheinischen Arbeitslosen am 8. 2. um 45,4 ^<br />
höher, nämlich um 97 800. Auf das Konto <strong>der</strong><br />
konjunkturellen Verschlechterung fallen davon<br />
54 000, nämlich in <strong>der</strong> Metallverarbeitung<br />
18 000, in <strong>der</strong> Textilindustrie 12 300, <strong>im</strong> Bergbau<br />
6000.<br />
W Stand <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft<br />
Nach „Wirtschaft und Statistik" (Nr. 2/1929)<br />
war <strong>der</strong> S t a n d d e r an <strong>der</strong> Berliner Börse<br />
gehandclten Aktien am 31. Dezember 1928<br />
folgen<strong>der</strong>:<br />
Durchschnitts-<br />
„ Zivi- N°n><br />
"U" dende dite<br />
°/» °/° "/»<br />
1. Bergbau u. Schwerindustrie 129,35 6,83 5,28<br />
2. Verarbeitende Industrie 191,13 8,90 4,66<br />
3. Handel und Verkehr einschl.<br />
<strong>der</strong> Banken 166,44 8,85 5,25<br />
Insgesamt 165,89 8,29 4,99<br />
Mit einer Durchschnittsdividende von 8,29 A<br />
ist <strong>der</strong> Nominalzinsfuß <strong>der</strong> heute ausgegebenen<br />
festverzinslichen Wertpapiere (ihr Ertrag ist<br />
höher) überschritten. Immerhin bleibt ste hinter<br />
dem Stande von 1913 (10,02 A) noch bedeutend<br />
zurück. Die Rendite von Ende 1913<br />
betrug 5,87 93, die Rendite <strong>der</strong> heutigen Geldpfandbriefe<br />
betrug Ende 1928 sogar 7,88 A.<br />
Dabei ist zu beachten, daß die mitgeteilten Zahlen<br />
<strong>im</strong> wesentlichen auf die Mitte 1928 vorliegenden<br />
Geschäftsabschlüsse zurückgehen.<br />
' Die Rendite bedeutet die auf den Kurswert<br />
<strong>der</strong> Aktie berechnete wirkliche Verzinsung,<br />
Die deutsche Handelsbilanz<br />
gestaltet sich von 1925—1928 folgen<strong>der</strong>maßen:<br />
1825 1926<br />
Einfuhr<br />
Ausfuhr<br />
Reparation«sachlieferungcn<br />
Einfuhr ohne<br />
Reparationen bzw.<br />
Ausfuhrüberschuß<br />
mit Reparationen<br />
Einfuhr<br />
Ausfuhr<br />
Reparationssachlieferungen<br />
Einfuhr ohne<br />
Reparationen bzw.<br />
Ausfuhrüberschuß<br />
In Millionen Mark<br />
11 744,0<br />
8 930,5<br />
491,9<br />
— 2 813,5<br />
— 2 321,6<br />
'1827<br />
13 801,3<br />
10 376,9<br />
577,6<br />
9 701,4<br />
9 928,9<br />
631,3<br />
-i- 228,5<br />
-7- 859,8<br />
1928<br />
13 643,7<br />
11 785,7<br />
658,3<br />
— 3 424,4 --<br />
1 858,0<br />
mit Reparationen — 2 646,8 --<br />
1 199,7<br />
Die deutsche Zahlungsbilanz wird außerdem belastet<br />
durch die Zinsverpflichtungen <strong>der</strong> deutschen<br />
Gesamtwirtschaft, die zur Zeit auf 1 Milliarde<br />
jährlich geschätzt werden und die Zahlungsverpflichtungen<br />
des Dawesplanes mit zur Zeit<br />
2)4 Milliarden Mark. Eine Uebersicht über die<br />
Gestaltung <strong>der</strong> Zahlungsbilanz liegt in amtlicher<br />
Form bisher nicht vor.<br />
Eine für 1928 nur vorläufige, durch die Heranziehung<br />
<strong>der</strong> Jahre von 1924 an aber wertvolle<br />
und interessante Zusammenstellung von deutschen<br />
Anleihen brachte die K. Z, am 1. 1. 1929:<br />
In Millionen Mark.<br />
Inlandsanleihen.<br />
1924<br />
1925<br />
öffentl.<br />
2?<br />
40<br />
prio.<br />
51<br />
112<br />
insges.<br />
78<br />
152<br />
1826 1225 327 1 552<br />
1927 832 165 99?<br />
1928 856 265 1 121<br />
Hus- 2 880 820 3 900<br />
Auslandsanleihen.<br />
öffentl. prio. insges.<br />
1924<br />
1925<br />
—<br />
800<br />
42<br />
512<br />
42<br />
1 312<br />
192« 965 740 1 705<br />
1827 684 660 1 574<br />
1928 80? 766 1 573<br />
Zus. 3 456 2 750 6 206<br />
(Unter den Inlandsanleihen sind Pfandbriefe<br />
und Kommunalobligationen, unter den Auslandsanleihen<br />
ist die Dawesanleihe nicht<br />
berücksichtigt!) Auch ist die kurzfristige Auslandsverschuldung<br />
nicht erfaßt!
Aus <strong>der</strong> rheinischen kirchlichen Sozialarbeit<br />
Die Arbeitstagung <strong>der</strong> Synodal-<br />
Vertreter für die sozialen Aufgaben<br />
fand Anfang Januar statt. Als auswärtige<br />
Referenten nahmen an ihr die Herren Oberregierungerat<br />
Dr. Stets vom Landesarbeitsamte<br />
des <strong>Rheinland</strong>e« (Arbeitsmarkt und Wirtschaftslage,<br />
Bedeutung und Methode <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Berufsberatung),<br />
Gewerberat Raabe, Duisburg,<br />
(die Gewerbeaufsicht, Organisation und Arbeitsweise)<br />
und Dr. Schönfeld, Berlin und Genf<br />
(die deutsche Wirtschaftssenaußte,' die internationale<br />
kirchliche Sozialarbeit) teil. Eingehende<br />
Behandlung erfuhren daneben die fragen<br />
des Wirtschaftskampfes und <strong>der</strong> kirchlichen<br />
Stellungnahme zu ihm sowie <strong>der</strong> geistigen<br />
Struktur de« mo<strong>der</strong>nen Unternehmers (Referenten<br />
Menn und Liz. Geibel, Duisburg). Von beson<strong>der</strong>er<br />
Bedeutung aber waren die Besprechungen<br />
über die Organisation unserer Gemeinden<br />
März 30. (bis 4. April) Lehrgang für Volksliedkunde<br />
und Chorgesang <strong>im</strong> Neulandhaus<br />
Eisenach,<br />
April 2,—4. Kursus für Religionspädagogik<br />
und Weltanschauung (für Lehrer<br />
und Lehrerinnen) <strong>im</strong> Iohannesstift,<br />
Spandau.<br />
2.-5. Akademische Woche, Dresden.<br />
„ 4. Religionspädag. Konferenz <strong>der</strong><br />
Gesellschaft f. eoang. Pädagogik,<br />
Breslau.<br />
„ 4.—7. Evang. Reichselterntag 1922 in<br />
Breslau.<br />
„ 7, Deutscher Eoangel, Gemeindctag<br />
in Dortmund.<br />
„ 7.—lt. Konferenz d. deutschen Eo. Verb,<br />
für Volksmission in Bad Sachsa.<br />
„ id. Bietighe<strong>im</strong>er Tag.<br />
„ 12.—17. Serualcthische Schulungswoche<br />
1929 in Hamburg.<br />
„ 17.—23. Studientage f. Pfarrer <strong>im</strong> Burckhardthaus,<br />
Berlin-Dahlem.<br />
„ 19.—21. Jahrestag de« Deutschen Bundes<br />
Eoang.-kirchl. Blaukreuzvcrbände,<br />
Hamburg.<br />
Mai 15.—16. Deutsche Iugendpfarrcrkonfercnz<br />
in Iugenhe<strong>im</strong> a. d. Bergstraße.<br />
„ 21.—23. Pfingsttag d. Eoangcl.-Sozialen<br />
Kongresses in Frankfurt a, M,<br />
W Soziale Tagungen 4929<br />
Der Kirchlich-soziale Bund hat die für 1929 geplante<br />
Tagung in Karlsruhe auf 1S30 verschoben,<br />
da ein geeigneter Zeitpunkt nicht zu<br />
finden war. Karlsruhe wird aber <strong>der</strong> Ort <strong>der</strong><br />
nächsten Tagung bleiben. Der evangelischsoziale<br />
Kongreß wird in <strong>der</strong> Pfingstwoche in<br />
Frankfurt a. M, stattfinden. Zur Behandlung<br />
steht das Problem <strong>der</strong> Berufsethik, Ueber die<br />
Berufsethik <strong>der</strong> Arbeiterschaft sprechen <strong>der</strong> Vorsitzende<br />
de« Holzarbeiterverbande« Tarnow und<br />
<strong>der</strong> Württemberger Springer, Weitere Referenten<br />
stehen noch nicht endgültig fest. — Ma»<br />
sollte auf seilen <strong>der</strong> beiden großen evangelischsozialen<br />
Organisationen ernstlich versuchen, zu<br />
einer Verständigung über Zeit und Ort <strong>der</strong> großen<br />
Tagungen zu gelangen. Sollte nicht auch<br />
<strong>der</strong> Gedanke gemeinsamer Tagungen in weiteren<br />
Abständen wenigsten« erwägenswert sein? M.<br />
und die überlieferten Formen <strong>der</strong> kirchlichen Gemeindearbeit<br />
unter dem Gesichtspunkte <strong>der</strong> sozialen<br />
Aufgabe (Referenten Kunze, M. Gladbach,<br />
und Kramm, Solinnen,) Man vergleiche hierzu<br />
den Aufsatz von Hollweg, Eckenhagen, in<br />
<strong>der</strong> vorliegenden Nummer de« Et>, Rhld.<br />
Vom 48.—26. Januar hatte das Saargebiet<br />
eine Evangelisch-soziale Woche mit Vorträgen in<br />
einer großen Zahl von Industrieorte». Sie begann<br />
mit einem Wic<strong>der</strong>holungskursu« für frühere<br />
Arbeiterfreizeitteilnehmcr, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Höhenlage<br />
<strong>der</strong> Diskussion und dem Ernst <strong>der</strong> Fragestellungen<br />
deutlich zeigte, von welcher praktischen Bedeutung<br />
die Arbciterfreizeiten für die geistige Schulung<br />
einer bewußt evangelischen Arbeiterschaft<br />
geworden sind. Die intensive, vor allem durch<br />
Pfarrer Eckert, Mannhe<strong>im</strong>, selbst begonnene<br />
Werbearbeit de« Bundes religiöser Sozialisten<br />
<strong>im</strong> Saargebiet gab Anlaß zur Behandlung <strong>der</strong><br />
! VIl. Tagung des Verein« Deutscher<br />
^ <strong>Evangelische</strong>r Lehrerinnen, verbunden mit<br />
<strong>der</strong> 14. Vertreterinnen-Versammlung vom 2.<br />
bis 4. April 1929 in Mülhe<strong>im</strong> (Ruhr).<br />
Tagungsplan.<br />
Ostcrdienstag, den 2. April, <strong>im</strong> evangelischen<br />
Veleinshau«, Friedrichftraße:<br />
8^ Uhr: Vorstandssitzung.<br />
9^ Uhr: Vertreterinnen- und Mitglie<strong>der</strong>-Versammlung.<br />
Nachm.: Fahrt durch den Ruhrorter Hafen, den<br />
bedeutendsten Binnenhafen Europas.<br />
20 Uhr: Elternabend.<br />
Vortrag: Elternhaus und Schule in ihrer gemeinsamen<br />
Erziehungsarbeit a» den schwierigen<br />
Kin<strong>der</strong>n,<br />
Frau Rektorin Spelsberg, Elberfeld.<br />
Schlußwort: Generalsuperintendent V. Stoltenhoff,<br />
Koblenz.<br />
Mittwoch, den 3. April, <strong>im</strong> kleinen Saal <strong>der</strong><br />
neuen Stadthalle:<br />
9 Uhr: 1. öffentliche Versammlung:<br />
Eröffnung und Begrüßungen,<br />
Vortrag: Unser Glaube, unsere Kraft, unsere<br />
Verantwortung inmitten <strong>der</strong> umwälzenden<br />
Bestrebungen unserer Zeit. Pastor Hecken»<br />
ruth. Barmen.<br />
Aussprache.<br />
15 Uhr: 2. öffentliche Versammlung.<br />
Vortrag: Die pädagogischen Probleme <strong>der</strong><br />
Gegenwart, die Einstellung unserer Zeit zu<br />
ihnen und Beleuchtung vom Evangelium au«.<br />
Rektor Steinmann, Friemershe<strong>im</strong> (Nie<strong>der</strong>rhein),<br />
Leiter <strong>der</strong> amtlichen Pädagogischen<br />
Arbeitsgemeinschaft,<br />
Aussprache.<br />
19 Uhr: <strong>im</strong> Blauen Saal des evangelischen<br />
Vereinshause«, Friedrichstraße: Geselliger<br />
Abend, veranstaltet von <strong>der</strong> Mülhe<strong>im</strong>er<br />
Gruppe,<br />
Donnerstag, den 4. April, <strong>im</strong> Zeichensaal <strong>der</strong><br />
evangelischen Volksschule in Mülhe<strong>im</strong>-Dümpten:<br />
9)^ Uhr: 3. öffentliche Versammlung.<br />
Vortrag: Tafelzeichnung und Gedicht al«<br />
Bausteine für schaffende Arbeit <strong>im</strong> Gesamtunterricht<br />
(nach dem gleichnamigen Buch von<br />
Rektor Born).<br />
Anschließend: Unterrichtsstunde <strong>im</strong> 1. Schuljahr:<br />
„Hans und die Spatzen", von Löwen-<br />
Frage nach dein Verhältnis von <strong>Kirche</strong> und religiösem<br />
Sozialismus auf einer Pfarrerkonferenz,<br />
die aus dem ganze» Saargebiet gut besucht war.<br />
Die dort mit Zust<strong>im</strong>mung de« ganzen Kursus<br />
vorgelegten Thesen stehen auf Anfrage bei dem<br />
Sozialen Pfarramte gerne zur Verfügung.<br />
Der Versuch einer ersten winterlichen Arbeiterfreizeit<br />
(vom 4,—8. Februar in Barmen) ist in<br />
überraschen<strong>der</strong> Weise gelungen. Au« allen Teilen<br />
des Mittel- und Nie<strong>der</strong>rhein« fanden sich<br />
Teilnehmer zusammen und verwuchsen trotz großer<br />
Unterschiede in Alter, Beruf, Herkunft und<br />
Organisationszugehörigkeit zu einer glücklichen<br />
Arbeitsgemeinschaft über den Fragen nach dem<br />
Verhältnis von Christentum und sozialer Aufgabe,<br />
wie nach <strong>der</strong> Bedeutung von Arbeit und<br />
Beruf in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Wirtschaft. Lei<strong>der</strong> hatten<br />
nicht alle Meldungen berücksichtigt werden<br />
können.<br />
In <strong>der</strong> Zeit vom 14.—27. Febr. fand <strong>der</strong> alljährige<br />
soziale und wohlfahrtspflegerische Schulungskursus<br />
für Kandidaten in Rengsdorf statt.<br />
Tagungen und Kongresse<br />
stein. Lehrerin Nora Katzmann, Elberfeld.<br />
Aussprache,<br />
15 Uhr: Vertreterinnen- und Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
<strong>im</strong> evangelischen Vereinshaus,<br />
Friedrichstraße.<br />
18^ Uhr: Schluß <strong>der</strong> Tagung.<br />
Abreise <strong>der</strong> Freizeitteilnehmerinnen nach <strong>der</strong><br />
Engelsburg bei Werden (Ruhr). (Siehe<br />
beson<strong>der</strong>e Einladung!)<br />
Es werden Freiquartiere und Gasthofquartiere<br />
(ohne Frühstück 3,85 Mark) bereitgehalten.<br />
Mittagessen, Nachmittagskaffee und Abendessen<br />
werden gemeinsam <strong>im</strong> evangelischen Vereinshause<br />
bzw. in <strong>der</strong> Stadthalle eingenommen. Tage«verpflegung<br />
zirka 3,50 Mark.<br />
Die Teilnehmerkarte für die ganze Tagung kostet<br />
2 Mark, die Einzelkarte für die öffentlichen<br />
Vorträge 0,75 Mark.<br />
Die Anmeldungen werden möglichst bald unter<br />
Benutzung de« Anmeldescheins auf <strong>der</strong> letzten<br />
Seite dieser Nummer an Fräulein Else Kleinholz,<br />
Mülhe<strong>im</strong>(Ruhr)-Broich, Graf-Wyrich-<br />
Straße 37, erbeten.<br />
Die am Ostermontag anreisenden Teilnehmerinnen<br />
treffen sich zu zwanglosem Beisammensein<br />
abends <strong>im</strong> evangelischen Vereinshaus, Friedrichstraße.<br />
Die Auskunftsstelle am Ostermontagnachmittag<br />
und am Dienstagmorgen befindet sich <strong>im</strong> Frauenraum<br />
des Wartesales I./II. Klasse, Hauptbahn-<br />
Hof Mülhe<strong>im</strong> (Ruhr).<br />
Tagungsprogramme können von <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />
des V.D.E.L., Barmen, Neuer Weg<br />
53/55, angefor<strong>der</strong>t werden.<br />
> Freizeit<br />
auf <strong>der</strong> Engel « burg bei Werde» a. d. Ruhr<br />
vom 4.-9. April (9. 4. morgens Abreise).<br />
Thema: Frauengestalten au« den Evangelien.<br />
Leitung: Frau Rektorin Spelsberg, Elberfeld.<br />
Freizeitspreis: Im allgemeinen 4 Mark pro<br />
Tag: es sind einige wenige Quartiere (Laqerstätten)<br />
zu 3 Mark pro Tag vorhanden. (Anund<br />
Abreisetag werden als 1 Tag gerechnet.)<br />
Die Engelsburg ist vom Bahnhof Werden au«<br />
in 20 Minuten zu Fuß zu erreichen. Sie liegt<br />
auf waldiger Höhe und bietet einen reizenden<br />
Blick in« Ruhrtal.<br />
Alle Mitglie<strong>der</strong> sind herzlich eingeladen, an <strong>der</strong><br />
Freizeit teilzunehmen.
Nachweis neuest« Literatur, beson<strong>der</strong>s von<br />
AufsätzeninZeitschriften, über Hauptgebiete.<br />
Angeführte Schriften sind be<strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />
Preßoerband einzusehen, nicht zu<br />
entleihen. Der Verlag des Preßoerbandes<br />
besorgt jedoch alle Schriften — zum käuflichen<br />
Erwerb — umqehend.<br />
Geistlicher und Volksgemeinschaft. (Führerkorrespondenz,)<br />
Zum Volksbegriff in <strong>Kirche</strong>nlehre und <strong>Kirche</strong>nrecht<br />
von Sin<strong>der</strong>mann, (Die Schildgenossen,)<br />
Reflationen über das Verhältnis von Staat und<br />
<strong>Kirche</strong>, o. Dr. S<strong>im</strong>on«. (Stockholm.)<br />
Soziales und Sozialethisches<br />
Wertarbeit <strong>im</strong> Lichte <strong>der</strong> Arbeiterdichtung, von<br />
Dr. Mühle. (Führerdienst.)<br />
Zum 400. Geburtstag des Arbeiterphilosophen,<br />
v. Dietzgen. (Arbeiterjugend.)<br />
Alle Macht den Räten, o. Garwy, (Arbeiterjugend.)<br />
Der Eisenkrieg an <strong>der</strong> Ruhr. (Arbeiterjugend.)<br />
Die Berufsoerbände <strong>im</strong> Deutschen Reich.<br />
(Arbeiterjugend.)<br />
Da« Schlichtungswesen und seine Bedeutung für<br />
die Arbeiter, v. M. Kayser. (Arbeiterjugend.)<br />
Die Beschlüsse de« Magdeburger Katholikentage«<br />
4928 und die sozialwirtschaftlichen Aufgaben:<br />
4. Wohnungsfrage:<br />
2. Arbeit und Beruf:<br />
3. Mittelstandsnot:<br />
Linöfeys Gedanken zur Ehereform, v, Dr. E.<br />
Wentscher. (Neue Frauenkleidung und Frauenkultur.)<br />
Kameradschaftsehe, o. Closterma<strong>im</strong>. (DieBücherweit,)<br />
Dreierlei Jugend, Mo<strong>der</strong>ne Entwicklungsromane<br />
in Amerika, Rußland und Deutschland, o. Dr.<br />
Müller, (Eckhart,)<br />
Jugend und Weltfrieden, v. Stählin. (Christentum<br />
und Wirklichkeit.)<br />
Wie helfen wir dieser Jugend? Eine Betrachtung<br />
zum Hußmann-Prozeß. (Christliche Volkswart.)<br />
Zur sexuellen Aufklärung in den Fürsorgeerziehungsanstalten,<br />
4. für schulentlassene Mädchen,<br />
2, für schulentlassene männliche Anstaltszöglinge,<br />
Oberin Eieoer«, Direktor Schenk, Pfr. Schauß,<br />
(<strong>Evangelische</strong> Jugendfürsorge.)<br />
Pestalozzi« Vermächtnis an die religiöse Jugend-<br />
Unterweisung in <strong>Kirche</strong> und Schule, o. Eberhard,<br />
(Dorfkirche.)<br />
W Kunst und Volksbildung<br />
Ein Beitrag zur Hausmusik, o. Else Burkhard!,<br />
(Deutsche Frauenkleidung und Frauenkultur.)<br />
Die Wie<strong>der</strong>geburt de« Kasperletheater«, r>.<br />
Matches. (Die Frau und ihr Hau«)<br />
Die Volksbildung und da« Lebensreich <strong>der</strong> Industriearbeit,<br />
o, Rommen. (Der Pflug.)<br />
Volk und Musik. (Son<strong>der</strong>heft <strong>der</strong> „Deutschen<br />
Volksbildung".)<br />
4. Vom musikalischen Erlebe», o. Prof. Dr.<br />
Kerschensteiner. 2. Musik und Volksgemeinschaft,<br />
o. Zenthner. 3. Die Musik dem Volke,<br />
v, Herele. 4. Volk«- und neue Musik, o.<br />
Dr. o. Pan<strong>der</strong>. 5. Volk- und Rundfunkmusik,<br />
o. Dr, o. Bökelmann.<br />
Staatstheater und Volkskunst, r>. Schwank.<br />
(Volkskunst.)<br />
lieber die geistigen Grundlagen und Ziele einer<br />
neuzeitlichen Theaterbewegung, v. Dr. Goltz,<br />
(Da« Nationaltheater,)<br />
Von <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Bühne, r>,<br />
Wust. (<strong>Das</strong> Nationaltheater.)<br />
Hasenclcoer, Der H<strong>im</strong>mel und die Kunst, v.<br />
Rößler. (<strong>Das</strong> Nationaltheater.)<br />
Die Volkshochschule in Schweden, o. Adick««.<br />
(Neue Saat.)<br />
Maskiertes Bauerntum, v. Bürger, (Neue Saat.)<br />
Unser heutige« Musikleben, r>. Flei<strong>der</strong>er. (Die<br />
Singaemeinde)<br />
Katholische <strong>Kirche</strong>nmusik und Singbewcgung,<br />
(Die Singgemeinde.)<br />
Bach-Pflege? o, Ameln. (Die Cinggemeinde.)<br />
Ein vorbildliches Beispiel ländlicher He<strong>im</strong>atpflege,<br />
v. Nieschulz. (<strong>Das</strong> Land.)<br />
Die Arbeiter und die Musik r>. Prof. Müller.<br />
(Musik <strong>im</strong> Leben.)<br />
Die Arbeiter un» die Musik, o. Prof. Müller.<br />
(Musik <strong>im</strong> Leben.)<br />
Ist das Volkslied eine bürgerliche Angelegenheit?<br />
o. Hatzfeld, (Musik <strong>im</strong> Leben.)<br />
Ziele und Möglichkeiten <strong>der</strong> Volksmusikpflege,<br />
o. Walter Berten. (Musik <strong>im</strong> Leben.)<br />
Pflege <strong>der</strong> Musik in Arbeitervereinen, o. Prof.<br />
Müller. (Musik <strong>im</strong> Leben.)<br />
Die Weltmacht des Films, c>. Nusfer. (St<strong>im</strong>men<br />
<strong>der</strong> Zeit.)<br />
Da« Theaterspiel in <strong>der</strong> Iesuiten-<strong>Kirche</strong>nkatechefe<br />
in <strong>Rheinland</strong> und in Westfalen, o. Schüller.<br />
(Rheinische He<strong>im</strong>atblätter.)<br />
Die zunehmende Bedeutung de« Film« in <strong>der</strong><br />
Oefentlichkeit, (Christliche Volkswart.)<br />
Junge« Musik-Proletariat, o. Humpert. (Musik<br />
<strong>im</strong> Leben.)<br />
<strong>Evangelische</strong> Volksbildung, o. Tews. (Volksbildung.)<br />
Hasenclever und George Groß. (Eckhart.)<br />
Vorlesen <strong>im</strong> Iugendoerein, v. Fritz Creter. (Führerdienst,)<br />
<strong>Das</strong> Iugendschutzaesetz und die Schund- und<br />
Schmutzschriftenbekämpfung, o. Dr. Köhler.<br />
(Fraucnhilfe.)<br />
Anna Schieber und ihr Werk. (Die Frau und<br />
ihr Haus.)<br />
Versuch eine« wirklichkeitsnahen organischen Aufbaue«<br />
einer Schülerbücherei, t>. Brauckmann.<br />
(Der Pflug.)<br />
Einrichtung und Ausgestaltung <strong>der</strong> Schülcrbücheleien<br />
in Ken Volksschulen, v, Wagner. (Hefte<br />
für Nücherciwesen.)<br />
Protestantismus und mo<strong>der</strong>ne« Schrifttum, v.<br />
Michel. (Kunstwart.)<br />
M Aus dem V^eltauschammgskampf<br />
Domprediger und Landesbischof Tolzien. Sein<br />
Eintreten für den Pazifismus. (Der Fackelreiter.)<br />
Die katholische Aktion.<br />
4. Ist die katholische Aktion notwendig?<br />
2. Worin besteht die katholische Aktion <strong>im</strong><br />
einzelnen? 3. Wie kommen wir in <strong>der</strong> Gemeinde<br />
zur katholischen Aktion? (Volksoerein.)<br />
Die Beschlüsse de« Magdeburger Katholikentages<br />
1928.<br />
4. <strong>Das</strong> Wesen <strong>der</strong> katholischen Aktion. 2.<br />
Religiös-kirchliche Betätigung. 3. Bildungsund<br />
kulturelle Aufgaben. 4. Sozial-wirtschaftliche<br />
Aufgaben, 5. Ehe und Familie.<br />
Ü, Staat und Volk. (Führerkorrespondenz.)<br />
Die katholische Aktion, v. Dr. Allgermissen,<br />
(Führerkorrespondenz.)<br />
<strong>Das</strong> religiöse Programm de« Volksoerein« für<br />
das katholische Deutschland in <strong>der</strong> grundlegenden<br />
Schule <strong>der</strong> deutschen Katholiken. (Führerkorrespondenz.)<br />
Der »deutsche Idealismus des Christentum«, o.<br />
Dr. Rademacher. (Die Bücherwelt.)<br />
Von Krieg und Frieden, v. Christian Geyer.<br />
(Christentum und Wirklichkeit.)<br />
Fre<strong>im</strong>aurertum und <strong>Kirche</strong>, o. Stumm. (Christliche<br />
Welt.)<br />
Die (katholische) Kirchc <strong>im</strong> Geisteskampf,<br />
(St<strong>im</strong>men <strong>der</strong> Zeit.)<br />
Katholische Bewegungen und katholische Aktionen,<br />
l>, Przywara. (St<strong>im</strong>men <strong>der</strong> Zeit.)<br />
Die geistige Internationale, o, Curzius. (Die<br />
Böttcherstraße.)<br />
Weltstaat? Internationale Umfrage. Beiträge<br />
u, a. Erzbischof Sö<strong>der</strong>blom. (Die Büttchcrstraße.)<br />
Krishnainurti, o. Roberts. (Die Vöttcherstraße.)<br />
Die Aussöhnung des Heiligen Stuhl« mit dem<br />
Königreich Italien (Hussarek). (Schönere Zukunft.)<br />
Dokumente perfi<strong>der</strong> ultramontancr Kampfesweise,<br />
die Hetze gegen Erzbischof Sö<strong>der</strong>blom.<br />
(Protestantische Rundschau.)<br />
Weltmission und Heidenmission und ihr gegenseitige«<br />
Verhältnis, o. Ben<strong>der</strong>. (Die Innere<br />
Mission.)<br />
! Organisation und Orgam'salionsfragen<br />
Die Bedeutung <strong>der</strong> Bezirksarbeit für den Aufbau<br />
<strong>der</strong> Großstadtgemeinde, o. Raoenau. (Die<br />
evangelische Gemeindeschwester.)<br />
Tagungen und Kongresse<br />
Die Grenzmark-Tagung de« Kirchlich-Sozialen<br />
Bundes. (Kirchlich-soziale Blätter.)<br />
Die 7. Generalversammlung de« katholischen<br />
Fürsorgeoerein« für Mädchen, Frauen und<br />
Kin<strong>der</strong>. (Soziale Kultur.)<br />
<strong>Evangelische</strong> Tagungen in Wien und Budapest,<br />
Internationale Tagung <strong>der</strong> Vereinigung zur<br />
Verteilung und För<strong>der</strong>ung des Protestanti«mu«.<br />
(<strong>Evangelische</strong> Frauenzeitung.)<br />
Die Fraucnwoche auf <strong>der</strong> Freusbura. (Die<br />
Frau und ihr Haus.)<br />
<strong>Kirche</strong> und Musik, Bericht über die 2. Führertagung<br />
in Spandau, (Die Singgemeinde.)<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Bibliographie rheinischer<br />
evangelischer Zeitschriften<br />
Anno 4544 <strong>Kirche</strong> und kirchliche« Einkommen in<br />
Allendorf (Sgr. We. Ld. 54, S. 772) —<br />
75. Jubiläum <strong>der</strong> ersten Herberge zur He<strong>im</strong>at<br />
(in Bonn), von Waisenvater Corbach, Bonn<br />
(Sbl. Bonn, VI, S. 79/84). — Ein Mainzer<br />
Erzbischof sorgt für evangelischen Gottesdienst<br />
in Dörrenbach-Seiberebach (Glaube<br />
und He<strong>im</strong>at III, S. 24 f.). Aus Lebe» und<br />
Erleben <strong>der</strong> Diaspora i Dormagen, von<br />
Pfarrer Iörr«, Boppar» (R. W. G. Ad.<br />
Bl. II, S. 43 f.). — Die Diakoncnanstalt in<br />
Duisburg, geschichtlicher Abriß (Sgr. Kalk<br />
I, S, 45 f.), — Die Dürener Lutherkirche<br />
(Eo. Bl. Gdbl. Düren, VI, S. 96). — Wie<br />
die Ebersgönser sich 4672 den Schulmeister<br />
Johanne« Vigiliu« zu Langgöns als<br />
Pfarrer ausgebeten haben (Sgr. We. Ld. 50,<br />
S. 756). — Alte Geschichten au« Ebersgöns:<br />
In Gefahr vor den Caloinisten (ebda,<br />
54, S. 774 f.! 52, S. 787). — Zwei Neujahr«briefe<br />
aus alter Zeit aus Wißmal und<br />
Eber«gön« (ebda 4, S. 45 f.). — Wie da«<br />
nassauische Gesaugbuch in Ebersgöns und<br />
Oberkleen eingeführt wurde (ebda, II, S.<br />
34). — Zum 75. Jubiläum de« Elberfel<strong>der</strong><br />
System« erschien bei Martini und<br />
Grüttefien in Elberfeld, für 44 Mark, eine<br />
Uebersicht über Entwicklung und Stand <strong>der</strong><br />
öffentlichen und private» Wohlfahrtspflege in<br />
Elberfeld (eo.-luth. Gdbl,, Elberfeld, 52, S,<br />
) — Erzählungen und Bil<strong>der</strong> zur Geschichte<br />
Elberfeld« schrieb Rektor Heinrich Hoffmann<br />
(2,50 Mark, bzw, 3,50 Mark, s. ref.<br />
Wbl. 52, Beilage), — Zur Eröffnung de«<br />
Prcdigerseminara in Elberfeld. (Mit geschichtlichem<br />
Rückblick), von Kirchmeister Dr.<br />
Mensing (ebda. III, Beilage), — Zur Eröffnung<br />
des Prcdigersemmars in Elberfeld von<br />
Studiendirektor Pastor I), Hesse (ref, Ki. Ztg.<br />
III, S. 47 bis 20). — Ein Erinnerungsblatt<br />
au« <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Gegenreformation <strong>der</strong><br />
Stadt Elberfeld (rcf. Wbl. VI, S. 47 f.)<br />
— Die billige Bibel. (Elberfeld 4702.)<br />
Von Pastor 'Liz. Klugkist-Hesse (ebda. VI, S.<br />
45). — 200 Jahre evangelisches Waisenhaus<br />
!» Essen (Sgr. E.-AltstaVt, S. 755 f.). —<br />
Zum 40sähriaen Jubiläum de« Zweigvcreins des<br />
<strong>Evangelische</strong>n Bundes in Essen-Altstadt<br />
(ebda. IV, S. 64). — Der 3. Band <strong>der</strong> Gcmeindegeschichte<br />
Essen-Altendorf von<br />
Pastor Cürli« ist erschienen (zu beziehen durchs<br />
dortige Gemeindeamt, Kerckhoffstraße 22b, für<br />
4,50 Mark), — Die 400iährige Jubelfeier <strong>der</strong><br />
Gemeinde St, Goar, von Pastor Brauneck,<br />
Mayen (R. W. G. Ad. Bl. 2, S. 44 f.). —<br />
Die kirchliche Verordnung von Hochelhe<strong>im</strong><br />
und D or nholzh a u s e» in <strong>der</strong> Reformationszeit<br />
(Sgr. We. L. II, S. 48). — Kinzenbach<br />
und seine kirchlichen Verhältnisse<br />
zur Zeit <strong>der</strong> Reformation, von Liz, Müller,<br />
Dutenhofen (ebda. V, S. 79). — Die erneuerte<br />
Karthäuserkirche in Köln, mit Beiträne»<br />
verschiedener Verfasser, herausgegeben
von Pastor Nack (2 bzw. 3 Mark, zum ermäßigten<br />
Preis von 4 bzw. 4,50 Mark zu<br />
beziehen vom dortigen Gemeindeamt, Antonitcrgasse<br />
IN), — Aus den ältesten <strong>Kirche</strong>nrechnungen<br />
von Krofdorf, 4544 bis 1547. Allerlei<br />
Merkwürdige«. (Sgr. We. Ld, II, S. 34 f.<br />
III, S, 47: IV, S. 63). — Beiträge zur Baugeschichte<br />
<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> in Leichlingen,<br />
von F, Hinrich, daselbst (Sqr. Lei.<br />
50, S. 756). — Eine Kirchturm- mid Glockengeschichte<br />
von demselben (ebda, V, S. 79 f.),<br />
— Auswirkungen des evangelischen Leben« in<br />
<strong>der</strong> Grafschaft Nur«, von O. Ottsen, Orsoy,<br />
(He<strong>im</strong>nachrichten aus <strong>der</strong> Grafschaft« Volkshochschule<br />
in Orsoy 44 und 42, S. 5 f. und 4<br />
bis ?). — Einige persönliche Erinnerungen au«<br />
alter Neukirchen er Zeit, von G. Krüsmann.<br />
(Der Mission«- und Heidenbote, Nr. 567,<br />
S. 224 bi« 223.) — Etwa« von <strong>der</strong> Burg zu<br />
Nie<strong>der</strong>kleen (Sgr. We. Ld. 50, S. 756).<br />
— Wie e« um 4648 herging, wenn in Oberk<br />
l e c » o<strong>der</strong> Ebrrsgöns Kirchcnvisitation<br />
gehalten wurde (ebda, 50, S, 755 f.). — Geschichtliches<br />
über die Gemeinde 3H ayen, von<br />
Pastor Brauneck daselbst. (Sgr. Sy. Koblenz II,<br />
S. 30/32). — Ueber die Festschrift von Dr.<br />
Kahler, Mei<strong>der</strong>ich, anläßlich <strong>der</strong> Einweihung<br />
des dortigen Kaiser-Wilhelm-Krankenhause«<br />
vgl. ref. Ki. Ztg. II, S. 43 f. — Bil<strong>der</strong><br />
aus <strong>der</strong> Vergangenheit <strong>der</strong> lutherischen Gemeinde<br />
in Ronsdorf, von Pastor Karl<br />
Schoen (Ronsdorfer Hausfreund, Werbenuminer<br />
S. 4/6, Nr. 4, S. 24 f.- S. 34 bi« 36,-<br />
III, S. 54 f.: V, S. 84 f.! VI, S. 402 f.).<br />
— Von einer Schule, die in diesen Tagen ihr<br />
30jähriges Bestehen hätte feiern können (in <strong>der</strong><br />
Kolonie Mcerb eck). (Sgr. Utfort, 5«, S.<br />
756), — Schriftstücke (4779) betreffend die<br />
erste evangelische Schule in U t f o r t (ebda, II,<br />
S. 32, vgl. III, S. 48, IV, S. 64). — Au«<br />
Leben und Erleben <strong>der</strong> Diaspora: Weißent<br />
h u r m, von Pastor Iörr», Boppard (R. W.<br />
G. Ad. NI. I, S. 5 f.). — Ein seltener Iubiläumstag<br />
(26. Mai 4 929, betreffend Wesel).<br />
(Cgr. Ndrrh. VI, S. 96). — Ueber Verfassung<br />
und Geschichte <strong>der</strong> ehemaligen Reichsstadt<br />
Wetzlar, s. Sgr. We. Stadt, II, S. 32,<br />
III, S. 48, IV, S. 64, VI, S. 95. — Luthers<br />
Kleiner Katechismus in unserer Zeit. (Erinnerungen<br />
an« alter Zeit aus <strong>der</strong> Wetzlarer<br />
Gegend.) (Sgr. We. Ld. IV, S. 63 f., V, S.<br />
79 f., VI, S. 94 f.). — Der Name Wichlinghausen,<br />
Ältwichlinghausen. — Vom<br />
Segen <strong>der</strong> Geschichte. (Sgr. Barmen-Wichlinghausen<br />
Nr. I bis V, S. ?). — Zwei alte Gesangbücher<br />
<strong>der</strong> Grafschaft Wied bzw. <strong>der</strong><br />
Wiedischen Lande. (Sgr. Oberbieber 50, S.<br />
756.) — Was für ein Christkindchen die<br />
Wißmarer ihrem Pfarrer auf« Scheunendach<br />
setzten. (Sgr. We. Ld. 52, S. 748 f.). —<br />
Aus Wißmars kirchlicher Geschichte (Sgr,<br />
We. Ld. VI, S. 94 f,)<br />
Persönliches<br />
Ehr. G. Fr. Barner, <strong>der</strong> 20. luth. Pastor<br />
in Elberfeld, von v. H, Niemöller (ev.-luth,<br />
Gd. Bl. El. I. S. 3/5). — F. G. Bayer,<br />
<strong>der</strong> 22. luth. Pastor in Elberfeld (ebda. II, S.<br />
44 f.). — Christian III. von Pfalz-Zweibrücken,<br />
von Liz, Rodewald, Bonn, (Glaube und<br />
He<strong>im</strong>at IV, S. 36, V, S. 38). — Adolf<br />
Clarenbach (He<strong>im</strong>nachrichten aus <strong>der</strong> Grafschafter<br />
Volkshochschule in Orfoy, XII, S. 748).<br />
— Der Frankenturm, <strong>der</strong> Kerker Clarenbach<br />
s (ref. Wbl. El. V, S. 37 f.). — Ad.<br />
Clarenbach S Vater (Ev. Gemeindeblatt<br />
Remscheid, VI, S. 4 f.). — Ein Familientag<br />
<strong>der</strong> Clarenbachs (Ev.-luth. Gdebl. El.,<br />
VI, S. 66 f.). — Noch etwas von den C ° llenbuschianern.<br />
(Sgr. Barmen-Wichlinghausen,<br />
52, S. 4; I, S. 7). — Ein Blick in<br />
das Leben von I, G. Engel« in Nümbrecht,<br />
von Pastor E, Buddeberg (ref. Wbl. El. II,<br />
S. 42). — Pastor Engels in Nümbrecht<br />
und die Eiegerlän<strong>der</strong> Gemeinschaften (ref. Siegerland<br />
IV, Beilage). — Liz. Rodewald, Bonn,<br />
gab <strong>im</strong> Verlag von Glaube und He<strong>im</strong>at, Nirkenfeld,<br />
unlängst heraus: Philipp Friedr. Franz,<br />
4769 bis 4857, <strong>Das</strong> Leben eines Hunsrücker<br />
Pfarrers (Preis 4,50 Mark). — Worte Otto<br />
Funckes an die reformierte Gemeinde Elberfeld«.<br />
Von Pastor Liz. Klugkist-Hesse. (Ref.<br />
Wbl. El. IV, S. 34). — Eine Erinnerung an<br />
Johann A. Haslocher. (Sgr. We. Ld.<br />
I, S. 46). — K. A. E. Koch, <strong>der</strong> 23. luth.<br />
Pastor iu Elberfeld, von v. H. Niemöller.<br />
Ev.-luth. Gdebl. El. IV, S. 37/39). — Nathane!<br />
Köllner, <strong>der</strong> 24. luth. Pastor in<br />
Elberfeld, von v. H. Niemöller, Elberfeld (ebda.<br />
III, S. 30 f.). — v. Dr. K. I. Fr. W.<br />
Krafft, Pastor <strong>der</strong> reformierten Gemeinde<br />
Elberfeld, von Pastor Liz. Klugkist-Hesse, (ref.<br />
Wbl. El, 50, S. 397 f.). — Allerlei historische<br />
Notizen de« Pastor Fr. Ad. Krummacher<br />
in Kettwig (4840, s. So. Ztg. Kettwig, VI,<br />
S. 96). — August Lichten st ein, <strong>der</strong> 48,<br />
lutherische Pastor in Elberfeld, von v. H. Niemöller.<br />
(Eo.-luth. Gdebl. El. 50, S. 603/5).<br />
— Heinrich Lemp, von Pastor Hartmann,<br />
Ol>erklcen. (Sgr. We.-Ld. 50, S. 755), —<br />
Mitteilungen über die Familie M i t t e l st e i u-<br />
Scheidt. (Sgr. Barmcn-Wichlinghausen, 3<br />
und 4, S. 7). — Emil Ohly, <strong>der</strong> 24. luth.<br />
Pastor in Elberfeld, von v, H. Niemöller. (Ev.luth.<br />
Gdebl. El. 5, S. 52). — Johann de lc<br />
Roi, <strong>der</strong> 25, Pastor in Elberfeld, von v, H,<br />
Niemöller (ebda, VI, S. 65 f.). — Ländliche<br />
Kultur nach <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> letzten Reckenburgerin.<br />
(Christophorus IV, S. 4). —<br />
Heinrich Rinck, <strong>der</strong> 49. luth. Pastor in Elbcrfeld,<br />
von v. H. Nicmöller, Elberfeld. (Ev.luth,<br />
Gdebl. El., 54, S. 620 f.). — Liz. Rodewald,<br />
Bonn, Der Jesuit Franz Seedorf und<br />
seine Fürstenbekehrungen: 4, Pfalzgraf Friedrich<br />
Michael. (Der Wächter 44 und 42,<br />
S. 4/4). — Ueber Pastor Chr. Ludw. S c y d t,<br />
4776 bi« 4822 in Wichlinghausen <strong>im</strong> Amt, s.<br />
dortigen Sgr. 54, S. 4. — Ein unentdeckter,<br />
kostbarer Brief Iung-Stillings, datiert<br />
au» Marburg vom 42. 2. 4800 (ref. Wbl.<br />
El. II, S. 48, f.). — Alte Geschichten au«<br />
Oberkleen, Der religiöse Revers de« Pfarrer«<br />
Johanne« Vigilius. (Sgr. We. Ld., I,<br />
S. 4 5). -<br />
Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />
Professor v. Martin Dibeliu«, Neutestamentler<br />
in Heidelberg, hat den Ruf nach Bonn<br />
abgelehnt. — In Bonn verstarb Professor v.<br />
Siegfried Goebel, seit 4895 Professor für<br />
Neutestamentliche Wissenschaft an <strong>der</strong> dortigen<br />
evangelisch-theologischen Fakultät, bekannt durch<br />
viele Einzelllntersllchungen auf feinem Forschungsgebiet.<br />
— Professor v. Gustav Hölscher in<br />
^Harburg hat den Ruf nach Bonn auf den<br />
Lehrstuhl für Alttestamentliche Theologie angenommen.<br />
Aachc»<br />
In <strong>der</strong> Gemeinde Aachen gibt e« keine Konversionsbewegung<br />
zur katholischen <strong>Kirche</strong>. Von<br />
Januar bis Dezember v. I, sind nur 6 Glie<strong>der</strong><br />
dieser Gemeinde zur römischen <strong>Kirche</strong> übergetreten,<br />
umgekehrt 9. — Am 46, 42. 4928 wurde<br />
die neue Kapelle <strong>im</strong> Luisenhospital zu<br />
Aachen eingeweiht durch Generalsuperintendent<br />
v, Stoltenhoff. Die Wandgemälde<br />
über dem Altar sind von Maler Frenze!.<br />
» Kreisgemeinde an <strong>der</strong> Agger<br />
Der <strong>Kirche</strong>nchor zu Hülsenbusch feierte<br />
sein 40jährige« Bestehen. — Auf eine 40jähr!ge<br />
Amtstätigkeit blickte am 42. 42. 4928 Pfarrer<br />
Rudat in Müllenbach zurück: mit Gemeinde<br />
und Synode in treuer, stiller Arbeit verwachsen,<br />
erfuhr er viel Liebe, — Eingeführt am<br />
46. 42. 492« wurde Pfr. Stüber in Lieberhausen,<br />
am gleichen Tage Pfarrer Oehr-<br />
>n c> n n in 31? arienhagen, — Ende Dezember<br />
hat Pfarrer Brecher, Marien berghausen<br />
, vor seinem Scheiden nach Elberfeld<br />
(luth) noch die Konfirmation <strong>der</strong> diesjährigen<br />
Konfirmanden seiner alten Gemeinde<br />
vorgenommen. — Am 6. Januar 4929 wurde<br />
Pfarrer Arina, in Holpe einst<strong>im</strong>mig gewählt<br />
zum Pfarrer in Oberhausen I.<br />
>W Kreisgemeinde Altenkirchen<br />
Kandidat Barth, ordiniert am 9. 42. 4928,<br />
ist zum Hilfsprediger in Daaden ernannt. —<br />
Ernannt Hilfsprediger Heinrich Jacob,',<br />
Köln, zum Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde F l a m m e r «feld.<br />
— Am 43. Januar 4929 wurde Pfarrer<br />
Karsch, bisher in Hamborn, eingeführt als<br />
Pfarrer in Gebhardshain.<br />
VW KreiSgemeinde Varmen<br />
In <strong>der</strong> Dezembersitzung de« <strong>Kirche</strong>nsenats ist<br />
Pastor Liz. D i ck von <strong>der</strong> reformierten Gemeinde<br />
Barmen-Gemarke endgültig zum<br />
hauptamtlichen Mitglied des <strong>Evangelische</strong>n Oberkirchenrats<br />
in Berlin unter Beilegung <strong>der</strong> Amtsbezeichnung<br />
Oberkonsistorialrat ernannt worden,<br />
in Nachfolge unsere« neuen Generalsuperintendenten<br />
v. Stoltenhoff. Oberkonsistorialrat Liz.<br />
Dick hielt am 20. 4. 4929 seine Abschiedspredigt<br />
in Gemarke. — Am 7. 42. 4928 wurde Missionsinspektor<br />
!. R. D. Kriele in B a r m e n<br />
70 Jahre alt. Die Grüße <strong>der</strong> Rheinischen Missionsgesellschaft<br />
überbrachte <strong>der</strong>en Präses D,<br />
Colsman aus Langenberg. Im Namen <strong>der</strong><br />
Pastoralkonferenz grüßte Superintendent Neirich.<br />
Barmen. — Nach den drei Vorträgen v.<br />
Albert Schweitzers in Barmen konnten<br />
nach Abzug <strong>der</strong> nicht unerheblichen Unkosten<br />
3800 Mark für missionarische Zwecke abgeführt<br />
werden. — Im Dezember starb Rektor i. R,<br />
Neu in Barmen, fast 80 Jahre alt, über 40<br />
Jahre Leiter <strong>der</strong> evangelischen Volksschule an<br />
<strong>der</strong> Hügelstraße. — Am 43. Januar war die<br />
Erneuerungsfeier <strong>der</strong> Friedenskirche in Wup -<br />
p e r f e l d. Die Weiherede hielt Generalsuperintendent<br />
V. Stoltenhoff, die Grüße des Provinzialkirchenrats<br />
überbrachte Präses D. Wolff,<br />
— Frau Elisabeth Potz bekleidet seit 4944<br />
eine hauptamtliche Stelle als Organist und<br />
Chordirigent in Barmen, — Am 23. Dezember<br />
starb Emil Lüttringhaus, 63 Jahre<br />
alt. Seit 4866, bis zu seinem Tode, war er<br />
Mitglied des Wuppertaler Männer- und Jünglingsoerein«.<br />
Er war 4867 freiwilliger Pfleger<br />
in <strong>der</strong> Cholera-Epidemie. — Die am 43. Januar<br />
wie<strong>der</strong> eingeweihte Friedenskirche inNuvperfrld<br />
ist die Zweitälteste <strong>Kirche</strong> daselbst, und<br />
nach den Plänen des Gemeinde-Architekten<br />
Mucke völlig erneuert. — Seit 4 Monaten<br />
ist auch eine <strong>Kirche</strong>nereuerung in Barmen-<br />
Wichlinghausen <strong>im</strong> Gange, Am Palmsonntag<br />
(24. 3.) ist die Wic<strong>der</strong>einweihung. —<br />
Am 46. 44. 4928 war das Richtfest für den<br />
Erweiterungsbau des Auguste-Viktoria-<br />
Hauses in Barmen, <strong>der</strong> Stätte des Verbandes<br />
<strong>der</strong> evangelischen Frauenhilfen <strong>Rheinland</strong>s.<br />
— Am Siloestertage wurde die nach<br />
langem Leiden He<strong>im</strong>gegangene Frau Pastor
Kuhlmann, Gemarke, unter überwältigen<strong>der</strong><br />
Beteiligung <strong>der</strong> Gemeindeglie<strong>der</strong> zur letzte»<br />
Ruhe bestattet, — Gemeindehelfer Wilhelm<br />
M erting in Wichlinghausen konnte am<br />
4. l. 1929 sein 25jähriges Diakonen-Jubiläum<br />
feiern. Er steht seit dem 1. 4. 1813 <strong>im</strong> Dienst<br />
an <strong>der</strong> genannten Gemeinde. — In Gemarkc<br />
starb, 75 Jahre alt, F. August Schnei<strong>der</strong>,<br />
während <strong>der</strong> Kriegszeit (in Jahre lang) Kirchmeister<br />
<strong>der</strong> Gemeinde.<br />
UW Kreisgemeinde Von»<br />
Am 11. 12, 1928 beging Pfarrer Liz, Dr.<br />
Thilo in Ei toif sein 25jährige« Ordinationsjubiläum.<br />
— An Stelle oon Hilfsprediger<br />
Liz. Winter, <strong>der</strong> Neujahr die Bedienung des<br />
Bezirks Bruch in <strong>der</strong> Gemeinde Dinslaken übernahm,<br />
trat Friedr. Steinbach aus Oberbieber,<br />
bisher in Hochdahl, in Troisdorf als<br />
Hilfsprediger ein. — Am 13. 1, 1928 ordinierte<br />
Superintendent Rentrop au« Königswinter in<br />
Bonn den au« Mitau in Kurland gebürtigen<br />
Hilfsprediger Alfred Busch, <strong>der</strong> die Arbeit<br />
des seit einiger Zeit erkrankten und bis Juni<br />
beurlaubten Bonner Pfarrers Lorenz übernommen<br />
hat, — Aus dem Nachlaß <strong>der</strong> verstorbenen<br />
Frl. Jul. Schwab i» Honnef<br />
wurde eine Anzahl Möbel und dgl, fürs dortige<br />
Alterehe<strong>im</strong> geschenkt.<br />
» Kreisgemeinde Braunfels<br />
Am 8. 12. 1928 verstarb <strong>im</strong> Krankenhause zu<br />
Wetzlar Pfarrer Müller aus Leun,<br />
61 Jahre alt. — Da« Laun«bacher Kirchlein<br />
wird <strong>im</strong> Innern einer gründlichen Erneuerung<br />
unterzogen.<br />
WW Kreisgemeiudc Clrve<br />
Die kleine <strong>Kirche</strong> in Eleve, mit neuen<br />
Fenstern geschmückt, ist am 16. 12. 1928 mit<br />
einem Adoents-Iugendgottesdienst wie<strong>der</strong> eröffnet<br />
worden. — Am 9. 12. 1928 ordinierte Superintendent<br />
Rosenka<strong>im</strong>er aus Eranenburg den<br />
Predigtamtskandidaten Hermann Barth, <strong>der</strong><br />
für Daaden, Synode Altenkirchen, ernannt worden<br />
war. — Nach einem Vortrag von Direktor<br />
Pfr. D.r Schott aus Barmen wurde cm<br />
Kreisoerband <strong>der</strong> evangelischen<br />
Frauenhilfen <strong>der</strong> Krcissynode Eleve an,<br />
11. Dezember 1928 gegründet.<br />
WW Kreisgemeiüde<br />
Die am 22. 11. 1928 eingeweihte Lippebrücke<br />
stellt eine willkommene Verbindung her zwischen<br />
<strong>der</strong> Gemeinde Gahlen und <strong>der</strong> Weseler Nachbargemcinde<br />
Schermbeck. — Gahlen führte<br />
1928 <strong>Kirche</strong>nsteuern ein. — Am 20, Januar<br />
feierte man die Selbständigwerdung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
Schmachtendorf, aus <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Hiesfeld hervorgegangen. — Am 27.1.<br />
wurde in Dinslaken-Bruch als Nachfolger<br />
de« nach Bergisch-Neukirchen berufene»<br />
Pfarrer« vom Dreusche <strong>der</strong> Hilfsprcdiger Liz.<br />
Friedrich Winter, bisher in Troisdorf, ordiniert.<br />
— In <strong>der</strong> Gemeinde Götterswickerhamm<br />
wird für den Orgelfond gesammelt.<br />
>W Kreisgemeinde Duisburg<br />
Ordiniert wurde am 21, 11. 1926 in Duisburg<br />
<strong>der</strong> Pfarramtskandidat Alfred Beer. — Durch<br />
den <strong>Kirche</strong>nsenat <strong>der</strong> preußischen Landeskirche<br />
wurde die neu eingeführte kirchliche Ehrenmünze<br />
verliehen an Gehe<strong>im</strong>rat Weber in Duisburg.<br />
— Am «, Dezember 1928 fand die<br />
Ordination des Pfarramtskandidaten Hörn<br />
au« Duisburg-Laar, <strong>der</strong> gegenwärtig Hilfsprediger<br />
in Elberfeld ist, auf Wunsch in seiner<br />
He<strong>im</strong>atkirche zu Laar statt, — Am 16, 12.<br />
1928 wurde »er an Stelle des zum Pfarrer<br />
gewählten Hilfsprcdiger« Kurtz <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Duisburg übcrwiesene Hilfsprediger Lutze aus<br />
Köln-Ehre»feld vom Superintendenten Heß<br />
ordiniert. —- In W anhe<strong>im</strong>-Angerhausen<br />
hat die auf den 23. 12. 1928 angesetzte<br />
Pfarrwahl verschoben werden müssen wegen <strong>der</strong><br />
in letzter Stunde ergangenen Verfügung de«<br />
<strong>Evangelische</strong>n Oberkirchenrats über die Wahlperiode<br />
<strong>der</strong> bisherige» Gemeindevertretungen. —<br />
Der Antrag auf Errichtung <strong>der</strong> 7. Pfarrstelle in<br />
Mei<strong>der</strong>ich ist seitens des Kreissynodalvorstande«<br />
und Konsistorium« befürwortet und liegt<br />
jetzt dem <strong>Evangelische</strong>n Oberkirchenrat in Berlin<br />
zur Genehmigung vor. Die Duisburger<br />
Diakonenanstalt hat 2 neue große<br />
Arbeitsfel<strong>der</strong> übernommen, das Altershe<strong>im</strong> Friedenshe<strong>im</strong><br />
in Haan mit 180 Betten, sowie die<br />
Heil- und Pflegeanstalt in Waldbröl mit 50«<br />
Betten, darunter die Hälfte für weibliche Gemütskranke.<br />
» Kreisgemeinde Düsseldorf<br />
Pfarramtskandidat Johann Kirchhofs wurde<br />
am 18, 11, in Düsseldorf ordiniert, —<br />
Am 12. 12. 1928 verstarb Direktor Karl<br />
Schmidt, 7? Jahre alt, früher langjähriger<br />
Kirchmcistcr <strong>der</strong> Gemeinde Düsseldorf-<br />
Gerreshe<strong>im</strong>. — Die Gemeinde Kaiserswerth<br />
hat aus freiwilligen Gaben ein Klavier<br />
beschafft zum Preise oon 1298 Mark, wozu d!c<br />
<strong>Kirche</strong>nkasse den an diesem Preis noch fehlenden<br />
geringen Restbetrag zuschoß. — Pastor V,<br />
Schütz in Haan siedelte am 1. 1. 1929<br />
endgültig nach Berlin über als wissenschaftlicher<br />
Leiter des Domkandidatenstiftes, — Hilfsprediger<br />
Becker, bisher am Jugendpfarramt in<br />
Düsseldorf tätig, wurde als Hilfsprediger nach<br />
Dinslaken-Bruch versetzt. — Da« Kaiserswerther<br />
Diakonissenhaus plant den<br />
Bau eine« beson<strong>der</strong>en Freizeithauses,<br />
das de» zahlreichen Korporationen aus Frauenkreisen<br />
Unterkunft gewähren soll. Mit dem<br />
Bau ist bereit« begonnen. — Neben <strong>der</strong> Kreuzkirche<br />
in Düsseldorf wird nunmehr ein zweckentsprechendes<br />
Gemeindehau« errichtet<br />
werden, an Stelle <strong>der</strong> oon <strong>der</strong> Gemeinde Düsseldorf<br />
umgeän<strong>der</strong>ten Kapelle. Die städtische Sparkasse,<br />
welche die Miete <strong>der</strong> unteren Räume für<br />
30 Jahre zusicherte, wird das ganze Baukapital<br />
zu mäßigem Preise bereitstellen. — Am 21. 12.<br />
1928 starb Diakon Nilh. Huhn, Hausoater<br />
<strong>der</strong> Heilanstalt Nethesda in L i n t o r f, eben<br />
erst 52 Jahre alt. — Am 1. Januar übernahm<br />
Friedrich Lepper das Arbeitersekretariat in<br />
<strong>der</strong> Sonnenstraße 581, zu Düsseldorf, hauptamtlich.<br />
— Am 27. 1. 1929 ward Pfarrer<br />
Brützel, Emden, Kreis Neuhaldenslebe»,<br />
durch Superintendent Meinberg als Pfarrer in<br />
Gerreshe<strong>im</strong> eingeführt. — In <strong>der</strong> Gemeinde<br />
ll r d e n b a ch sind <strong>im</strong> Vorjahr <strong>im</strong> Vergleich<br />
zu den 5 vorangegangenen Jahren 26 A<br />
Kin<strong>der</strong> mehr evangelisch getauft. — Für den<br />
verstorbenen Rendanten Friedrich Reinhardt<br />
i» Mettmann wählte das Presbyteriiun<br />
den Lehrer i. R, Peter Lohmann zum Nachfolger,<br />
— Vom 13.—21. Februar war i»<br />
Düsseldorf eine Kaiserswerther Schwestern-Tagung,<br />
» Kreisgemeinde Elberfeld<br />
Pastor Koschades Nachfolger, Pastor Brecher<br />
aus Marienberghausen, ward am 13. 1. eingeführt.<br />
— Vier Pastoren in Elberfcld traten mit<br />
neuen Büchern zur Weihnachtszeit vor<br />
die Gemeinde, nämlich die Pfarrer B r ü ck n e r,<br />
Buddeberg, Gauger und L ö h r. —<br />
In <strong>der</strong> lutherischen Gemeinde Elberfeld sind <strong>im</strong><br />
<strong>Kirche</strong>njahr 1927/28 226 männliche und 134<br />
weibliche Personen ausgetreten, insgesamt 360,<br />
dagegen eingetreten aus <strong>der</strong> katholischen <strong>Kirche</strong><br />
17, au« Sekten H, vom Judentum her 1, wie<strong>der</strong><br />
eingetreten 70, zusammen 92 Personen. — Vom<br />
Neubau des Diakonissen-Mutterhauses Be-<br />
theeda an <strong>der</strong> Hainstraße, wozu am 18, 8.<br />
1927 <strong>der</strong> Grund gelegt war, ist nunmehr <strong>der</strong><br />
dritte Bauabschnitt, <strong>der</strong> Diakonissenhausflüael,<br />
fertiggestellt. — Zum Gedächtnis von Pastor<br />
Julius Winckler in Sonnborn, <strong>der</strong> <strong>im</strong> Vorjahr<br />
starb, ist ein Erinnerungsblatt erschienen,<br />
das be<strong>im</strong> Verlage von Burchhard in Elberfeld-<br />
Sonnborn für eine Mark zu haben ist. — Am<br />
20. 1. ist da« Elberselber Prediger-<br />
Seminar, da« nicht nur für die reformierten<br />
Theologen best<strong>im</strong>mt ist, eröffnet worden. Die<br />
Festpredigt hielt in <strong>der</strong> alten reformierten <strong>Kirche</strong><br />
Generalsuperintendent V. Stoltenhoff. — Am<br />
2. 12. 1928 wurde Hilfsprediger Werner<br />
Ben<strong>der</strong> in Elberfeld ordiniert. — Die<br />
Elberfel<strong>der</strong> Kurrende beging am 26. und<br />
27, Januar 1929 die Feier ihre« 5jährigen Bestehen«.<br />
— Anfang Januar wurde eine <strong>der</strong><br />
ältesten Helferinnen <strong>im</strong> Kin<strong>der</strong>gottesdienst an<br />
<strong>der</strong> reformierten Friedhofskirche in Elberfeld<br />
zu Grabe getragen, Fräulein Sophie<br />
Kaiser. — Am 19. Januar starb Kommerzienrat<br />
Adolf Boeddinghaus <strong>im</strong> 86.<br />
Lebensjahr. 54 Jahre lang war er Vertreter,<br />
Kirchmeister und Aeltester <strong>der</strong> lutherischen Gemeinde.<br />
— Auf Beschluß des Presbyterium« in<br />
Cronenberg werden <strong>Kirche</strong>ntaufen dort nicht<br />
mehr an jedem Sonntag, son<strong>der</strong>n am ersten<br />
Sonntag jeden Monats gehalten, — In<br />
Sonnborn ward am 24, Januar als Nachfolger<br />
des am 1. 7. 1928 verstorbenen Pfarrers<br />
Winckler gewählt Pfarrer Günther Wichethau«,<br />
au« <strong>der</strong> bekannten Elberfel<strong>der</strong> Familie,<br />
früher Hilfsprediger in Ronsdorf, gegenwärtig<br />
Pfarrei in Ramelow, Kreis Kolberg.<br />
» Kreisgemeinde Essen<br />
Der <strong>Kirche</strong>nsenat hat die Wahl des Pfarrers<br />
Karl Lohmann in Essen-Altstadt zum Superintendenten<br />
<strong>der</strong> Kreisgemeinde Essen bestätigt.<br />
Seine Einführung durch den Generalsuperintendenten<br />
v. Stoltenhoff fand in <strong>der</strong> Erlöserkirche<br />
Freitag, den 14. 12. 1928. in feierlichem Gottesdienste<br />
statt, — Ein von Pfarrer Marschall,<br />
Essen-Altendorf, gedichtete« Festspiel: „Drei<br />
Weihnachtsabende in Luther« Leben", gelangte<br />
am 12.12.1928 <strong>im</strong> Lutherhause Essen-West<br />
zur Aufführung. — In <strong>der</strong> letzten Versammlung<br />
<strong>der</strong> Größeren Gemeindevertretung <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Dellwig-Frintrop wurde <strong>der</strong> Beschluß<br />
gefaßt, den Erweiterungsbau <strong>der</strong> Gnadenkirche<br />
und den Bau eines Gemeindehauses an <strong>der</strong><br />
Friedenskirche baldmöglichst vorzunehmen, sobald<br />
die nötigen Mittel dafür vorhanden sind. — Am<br />
18, 11, 1928 starb <strong>der</strong> Presbyter dieser Gemeinde,<br />
Peter Weber, seit 1893 Mitglied <strong>der</strong> Größeren<br />
Gemeindevertretung, seit 19W Presbyter. —<br />
In Katernberg fand am 12, 6. 1928 wie<strong>der</strong><br />
eine Gebetstunde für masurische Gemeindeglie<strong>der</strong><br />
statt. — Auch Kran hat einen Eoangelischostpreußischen<br />
Gebetsverein, wie auch die Gemeinde<br />
Esse n-Rellina Hausen. — Am<br />
30, 12. 1928 wurde <strong>der</strong> Hilfspred. Deuchert<br />
in <strong>der</strong> Erlöserkirche durch Superintendent Lohmann<br />
ordiniert. Er übernahm den Religionsunterricht<br />
in den Berufsschulen <strong>der</strong> Stadt Essen<br />
und trat als Hilfsprediger in den Dienst <strong>der</strong><br />
Gemeinde Essen-Altstadt, — Am 17. 12. 1928<br />
feierte <strong>der</strong> frühere Gemcindehelfer Gottlieb<br />
Vernick seine» 70, Geburtstag, Vorsitzen<strong>der</strong><br />
de« Männer- und Iünglingsoerein« und <strong>der</strong><br />
Frauenhilfe in Borbeck. — In <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Essen-Rüttenscheid wurde am 6. 1. 1929<br />
<strong>der</strong> zum 5. Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde erwählte<br />
Pfarrer Otto Kerber au« Frankfurt a. M.<br />
durch Superintendent Lohmann eingeführt. Eine<br />
beson<strong>der</strong>e Begrüßungefeier fand am 13. 1. 1929<br />
<strong>im</strong> Gustao-Adolf-Hau« auf <strong>der</strong> Margaretenhöhe,<br />
seinem zukünftigen Bezirk, statt. — Die<br />
evangelische <strong>Kirche</strong>ngemeinde Kray gibt für<br />
1929 ein Einführungsbuch heraus, welche« je<strong>der</strong><br />
einzelnen evangelischen Familie unentgeltlich zugeführt<br />
werden soll, — Da« geplante Handbuch
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde KönigSsteele, die größtenteils<br />
zum Landkreis Essen gehört, ist erschienen.<br />
— Am 27. Januar wurde in Arede<br />
n e n die neue Orgel durch den Rüttenschei<strong>der</strong><br />
Organisten Dr. Czach vorgeführt: <strong>der</strong> Künstler<br />
hatte bei <strong>der</strong> Herstellung des Instruments bereitwillig<br />
seinen Rat zur Verfügung gestellt. —<br />
Am 3. Februar beging die Gemeinde Essen-<br />
Altstadt da« 40jährige Bestehen ihre«<br />
Zweigverein« des <strong>Evangelische</strong>n<br />
Bundes. — Für die durch den Tod von<br />
Pfarrer Schumann in Stoppenberg erledigte<br />
Pfarrstelle wurde am 27. Januar einst<strong>im</strong>mig<br />
Pastor van <strong>der</strong> Zwaag gewählt,<br />
gegenwärtig Hilfsprediger i» Essen-Altstadt, wo<br />
er mit <strong>der</strong> selbständigen Leitung des Bezirk«<br />
Essen-Ost betraut ist. — Essener <strong>Kirche</strong>n<br />
haben in <strong>der</strong> Kälteperiode durch Springen<br />
<strong>der</strong> Heizung großen Schaden erlitten.<br />
Sie fielen für den gotteedienstlichen Gebrauch<br />
aus. — Zum 1. April tritt in den<br />
Ruhestand Rektor Weber von <strong>der</strong> evangelischen<br />
Haferfeldschule in Steele (Kreisgcmeinde<br />
Hattingen, Landkreis Essen). — Bereits<br />
am 30. November 1928 ist Pfarrer<br />
Cürlis nach fast 40jähriger seelsorgerijcher<br />
Tätigkeit in <strong>der</strong> Gemeinde Essen-West in de»<br />
Ruhestand getreten, um seinen Lebensabend in<br />
Godesberg zu verbringen. Zwingende Gründe<br />
veranlaßten ihn aber, noch länger als beabsichtigt,<br />
am Orte zu bleiben und <strong>der</strong> Gemeinde in<br />
etwa zu dienen. Nunmehr fanden Abschiedsfeiern<br />
für ihn statt am 5. Februar seitens verschiedener<br />
Vereine seiner Gemeinde sowie am 10.<br />
Februar mit seinem Abschiedsgottesdienst in <strong>der</strong><br />
Christuskirche und Gemeindeabschiedsfeier in <strong>der</strong><br />
Lutherkirchc. — Die Gemeinde Rüttenscheid<br />
läßt gegenwärtig eine Erweiterung des<br />
Ernst-Moritz-Arndt-Hause« vornehmen. Es handelt<br />
sich um die Schaffung zweier neuer Säle,<br />
Entwurf und Bauleitung liegt in den Händen<br />
de« Architekten Paul Dietzfch, Essen. Die<br />
Fertigstellung <strong>der</strong> Säle ist Anfang INai zu<br />
erwarten, — Dr. Rudolf Czach, <strong>der</strong> bekannte<br />
Essener Konzertorganist und Musikwissenschaftler,<br />
Organist <strong>der</strong> Reformationskirche in Rüttenscheid,<br />
ist in den Musikausschuß <strong>der</strong> vom<br />
<strong>Evangelische</strong>n Oberkirchenrat in Berlin zur<br />
Neugestaltung <strong>der</strong> Agende für die preußische<br />
Landeskirche eingesetzten Kommission berufen<br />
worden. — Nachdem es in Borbeck endlich<br />
gelungen ist, da« neben dem evangelischen Krankenhau«<br />
gelegene Hau« (Weißes Häuschen) frei<br />
zu bekommen, kann es seiner be<strong>im</strong> Ankauf vorgesehenen<br />
Zweckbest<strong>im</strong>mung als Vorasyl und<br />
Altershe<strong>im</strong> nunmehr zugeführt werden.<br />
W! Kreisgemeinde Gladbllch<br />
Der Gustao-Adolf-Frauenoerein in M ünchen -<br />
Gladbach beging sein 50jährige« Bestehen.<br />
Die Festpredigt hielt Superintendent v. Meinberg,<br />
Düsseldorf. — In Will ich besteht ein<br />
Kirchbau-Verein. — Pfarrer Hermann, von<br />
4877—49«? in Neuß <strong>im</strong> Amt, beging seinen 80.<br />
Geburtstag in seinem He<strong>im</strong>atort bei Hückelhooen,<br />
Bez. Erkelenz, — Am 49. 42, 4928 verstarb <strong>der</strong><br />
ehemalige Kirchmeister <strong>der</strong> Gemeinde Wickrathberg,<br />
Eduard Schmidt, nach 46jähriger<br />
Tätigkeit in diesem Amt. — Am 48.<br />
Januar starb Pfarrer Richard Nölsche, 57<br />
Jahre alt, Hausgeistlicher <strong>der</strong> Strafanstalt zu<br />
Anrath, <strong>im</strong> Nebenamt auch Pfarrer <strong>der</strong><br />
Gemeinde Anrath, an einem am Tage zuvor<br />
erlittenen Eisenbahnunfall. — In München-<br />
Gladbach verstarb Geh. Kommerzienrat Paul<br />
M. Busch, 72 Jahre alt, seit Jahrzehnten<br />
Mitglied <strong>der</strong> kirchlichen Körperschaften. — Am<br />
6. Januar wurde in <strong>der</strong> Lutherkirche zu Krefeld<br />
zur Erinnerung an die Weihe <strong>der</strong> neuen<br />
Glocken nach dem Gottesdienst die von Professor<br />
Jens Boysen geschnitzte Gedenktafel<br />
enthüllt. Der ganze Glockenbund war noch einmal<br />
zugegen. Eine kleinere Gedenktafel, eben-<br />
falls von <strong>der</strong> Hand desselben Künstlers, war<br />
schon am Reformationsfcst <strong>der</strong> Gemeinde übergeben<br />
worden.<br />
» Kreisgemeinde St. Johann<br />
Die Gemeinde Herrensohr hat ein Vereins-<br />
und Gemeindehaus erworben. — In ll ch -<br />
telfangen starb <strong>der</strong> langjährige Presbyter<br />
Christian John, — Am 46, 4. 4929 wurde das<br />
evangelische Gemeindehaus in Herrensohr<br />
eingeweiht. — Im Gemeindebezirk Hühnerfeld,<br />
Gemeinde Altenwald, braucht man<br />
für die regelmäßigen Gottesdienste <strong>im</strong> Schulsaal<br />
ein größeres Harmonium. Die fast nur aus<br />
Bergarbeitern bestehende Gemeinde hat schon<br />
dafür allerlei gespart. Man hofft nun, die<br />
noch fehlende Summe auch zusammenzubekommen,<br />
— In Wiebelskirchen wurde das<br />
Gemeindehaus (Schwesternhaus Maria-Martha)<br />
am 20. Januar durch Superintendent Imig eingeweiht,<br />
W> Kreis^l'meiüdc Iülich<br />
Zur Vertretung des auf zwei Monate beurlaubten<br />
bisherigen Superintendenten Mctzkes<br />
in Geilenkirchen hat das Konsistorium<br />
den Hilsprediger Achinger aus Duisburg<br />
geschickt, als Pfarroerweser nach Hückelhooen<br />
den Pastor W. Ter st regen. —<br />
An einem Adventssonntag wurde das Gemeindehaus<br />
in Hückelhoven eingeweiht und zugleich<br />
<strong>der</strong> Hilfsprediger Tersteegen durch<br />
Synodalassessor Nungenberg ordiniert. Die<br />
Einführung des letzteren als Superintendent<br />
<strong>der</strong> Synode fand durch Generalsuperintendcnt<br />
D. Stoltenhoff am 4. Adventssonntag in <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> zu Inden statt. — Die Kosten für<br />
die Ehrentafel in diesem Gotteshaus (Bildhauer<br />
Neumann aus Aachen) in Höhe von rund<br />
4800 Mark wurden durch feiwillige Beiträge<br />
aufgebracht. — In Tüd<strong>der</strong>n, Gemeinde<br />
Heinsberg, 20 Kilometer von dort entfernt,<br />
wurde <strong>im</strong> vergangenen Jahre wöchentlicher Religionsunterricht<br />
eingeführt. — Am 4. 1. 4929<br />
starb in Tannenhof, wo er von schwerem Ner><br />
venzusammenbruch Heilung suchte, Pfarrer<br />
Friedrich Ulrich au« Hückelhooen an<br />
einer Lungenentzündung, 48 Jahre alt. Er<br />
hinterläßt Frau und 4 Kin<strong>der</strong>. Die Beerdigung<br />
fand am 8. 4. 4029 in Hückelhooen statt.<br />
— Am 6. 4, 4829 beging die Gemeinde Löve -<br />
«ich-Erkelenz die 25jährige Jubelfeier<br />
<strong>der</strong> Einweihung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Erkelenz und<br />
<strong>der</strong> Kirchmeistertätigkeit de« Amtsgerichtsrate«<br />
Wiesner in Erkelenz, <strong>der</strong> auch Synodal-Aeltester<br />
und Mitglied des Provinzialkirchenrates<br />
<strong>der</strong> Generalsynode und des Deutsch-evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong>ntage« ist. Im Festgottesdienst sprach<br />
außer dem Ortspfarrer Keller unser Präses<br />
v. Wolff, <strong>der</strong> dem Jubilar eine Ehrenurkunde<br />
des Prooinzial-<strong>Kirche</strong>nrates überreichte. — Am<br />
27. Januar feierte <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> Verein für<br />
junge Leute in Düren (gegründet 4888) sei»<br />
40jährige« Stiftungsfest.<br />
WW Kreisgemeinde Koblenz<br />
Am 3. 42. 4928 tagte in Koblenz eine religions-pädagogische<br />
Arbeitsgemeinschaft <strong>der</strong> Pfarrer<br />
und Religionslehrer aus <strong>der</strong> Synode mit<br />
einem Vortrag von Rektor i. R. Kessel,<br />
Godesberg, über arbeitsschulmäßigen Religionsunterricht.<br />
— Am 9. 42. 4928 verband die Gemeinde<br />
Burgbrohl (Tochtergemeinde von<br />
An<strong>der</strong>nach) mit ihrem 25jährigen <strong>Kirche</strong>njubiläum<br />
die Weihe eines prachtvollen Bronzegeläutes<br />
<strong>im</strong> Werte von 8000 Mark. Die Gemeinde<br />
hat ihre <strong>Kirche</strong> mit Hilfe des Gustao-<br />
Adolf-Verein« gebaut, au« dessen Pflege sie aber<br />
seit einigen Jahren ausgeschieden ist. Die Festprcdigt<br />
bei <strong>der</strong> Feier hielt Pfarrer Becker an»<br />
Oberdiebach, <strong>der</strong> als Vikar von An<strong>der</strong>nach seinerzeit<br />
den Kirchbau kräftig geför<strong>der</strong>t hat. —<br />
In <strong>der</strong> Gemeinde Mayen sind von den,<br />
Pfarrer schon seit mehreren Jahren nicht unerhebliche<br />
Mittel gesammelt für Neubeschaffung<br />
von Glocken in Mayen und Nie<strong>der</strong>mend<br />
i g. Derselbe konnte durch eine persönliche<br />
Haussammlung in diesen Wochen die Sammlung<br />
fortsetzen. — In Remagen wurde<br />
Pfarrer Liz, v. Nasse aus Remscheid einst<strong>im</strong>mig<br />
gewählt. — Am 42. 42. 4928 starb <strong>der</strong><br />
frühere Pfarrer von Winningen, Karl<br />
Harräu«, 65 Jahre alt, in Metternich bei<br />
Koblenz, — Die <strong>Evangelische</strong> Sterbekasse <strong>der</strong><br />
evangelischen Gemeinde Koblenz besteht fast<br />
400 Jahre, — In Oberwefel wurde am<br />
Totensonntag in <strong>der</strong> evang, Kapelle eine Gedächtm'stafel<br />
für die 7 Gefallenen <strong>der</strong> dortige«<br />
Gemeinde eingeweiht. Hergestellt wurde die<br />
Tafel von <strong>der</strong> Bildhauerin Charlotte Willineck,<br />
Biebernhe<strong>im</strong>. — Dem Ehrenpresbyter<br />
K. Zuckarelli <strong>der</strong> Gemeinde Bad Neuenah<br />
r, <strong>der</strong> 45 Jahre <strong>der</strong> Gemeindevertretung<br />
angehörte und 38 Jahre Presbyter war, wurde<br />
zum 84. Geburtstage vom Prooinzialkirchenrat<br />
eine Ehrenurkunde verliehen. — Die Gemeinde<br />
Pfaffe ndorf plant eine noch bessere Ausnutzung<br />
des Horchhe<strong>im</strong>er Gemeindesaales.<br />
<strong>Das</strong> Bestreben des Presbyterium« in Pfaffendorf,<br />
den neueingerichteten Friedhof in Urbach<br />
interkonfessionell zu gestalten, ist lei<strong>der</strong> vereitelt<br />
und somit die Frage <strong>der</strong> Bestattung An<strong>der</strong>sgläubiger<br />
auf konfessionellen Friedhöfen dort<br />
<strong>im</strong>mer noch ungelöst. — Der Gemeinde Bop -<br />
pard fielen als Stiftung des verstorbenen<br />
Iustizrats Herhau« 2(100 Mark und verschiedene<br />
Gegenstände <strong>im</strong> Werte von 650 Mark zu.<br />
» Kreisgemeinde Köln<br />
Hilfsprediger Pfarrer Lutze wurde von Bergisch<br />
- G l a d b a ch zum 4. Dezember 4928<br />
»ach Duisburg !. gl. Eigenschaft versetzt. — In<br />
Köln-Kalk wurde für den verstorbenen<br />
Presbyter W. Becker Hermann Baltrusch<br />
gewählt sowie Georg Suhrke als Nachfolger<br />
des Presbyters Röttgen, <strong>der</strong> sein Amt nie<strong>der</strong>gelegt<br />
hat. — In Köln-Mülhe<strong>im</strong><br />
starb am 4.42,4928 Frau Kommerzienrat Paul<br />
Charlier, Mathilde geb. Noecking, die 4902<br />
gemeinsam mit ihrem Gatten das Ottostift für<br />
Waisenkin<strong>der</strong> geschenkt hatte. — Hilfsprediger<br />
Pastor Dr. Putzien hat am 45. 44. 40280a«<br />
Amt als Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde Essen-Notthausen<br />
übernommen. Sein Nachfolger wurde<br />
Hilfsprediger Flatow aus Köln-Ehrenfeld,<br />
an dessen Stelle <strong>der</strong> bisheriger Prov.-Vikar<br />
Ben<strong>der</strong> aus Koblenz getreten ist. An die<br />
Stelle de« bisherigen Lehroikars Ködding<br />
in Köln-Dellbrück trat am 4. 44. 4928 oang.<br />
tkeoi. Menz. — <strong>Das</strong> Amt eines Nachfolgers<br />
für den erkrankten Synodaloikar Disselnkötter<br />
wurde vom 4. 42. 4928 ab dem Hilf«»<br />
Prediger <strong>der</strong> Gemeinde Zieverich, Kneist, übertragen,<br />
für den dieser Gemeinde oauä. tußol.<br />
Rüffer als Lehroikar zugewiesen wurde. Derselbe<br />
wurde am 9. 42. 4928 durch Superintendent<br />
Liz. Klingenburg ordiniert. — In L i b l a r besteht<br />
ein <strong>Evangelische</strong>r Kirchbau-Verein, <strong>der</strong> sich<br />
sehr regen Interesses erfreut. — Für Hermann<br />
Suhrcke in Köln-Kalk, <strong>der</strong> zum Presbyter<br />
gewählt wurde, ist Ludwig Neu! Gemeindeverordneter<br />
geworden. — Der bisherige Leiter<br />
des evangelischen Berufsschulunterrichtes in<br />
Düsseldorf, Pfarrer Schloßmacher, ist am<br />
4. 4. 4829 als Hilfsprediger <strong>der</strong> Gemeinde K ö l n-<br />
Lindenthal in den Gemeindeteil Köln-<br />
Sülz gekommen, — An, 46, 42 4928 fand in <strong>der</strong><br />
Kapelle <strong>der</strong> Krankenanstalt Lindenburg,<br />
Gemeinde Köln-Ehrenfeld, die Ordination<br />
und Einführung von Pfarrer Fla ton»<br />
durch Superintendent Liz. Klingenburg statt.<br />
Am 43.4.4929 war das 20jährige Stiftungsfest<br />
<strong>der</strong> evangelischen Vereinigung Humboldt-<br />
Kolo n i c in <strong>der</strong> Gemeinde Köln-Kalk.
20<br />
Am 16.1.4929 wurde eine evangelische Vereinigung<br />
Königsforst in <strong>der</strong>selben Gemeinde<br />
gegründet, um dem dortigen evangelischen Gemeindeleben<br />
eine feste Grundlage zu geben. —<br />
Seit dem 13. 1. 1928 finden alle 14 Tage <strong>im</strong><br />
Anschluß an den Gottesdienst in Longerich,<br />
Gemeinde Köln-Nippes, Kin<strong>der</strong>gottesdienste<br />
statt. <strong>Das</strong>selbe ist geplant für Meke -<br />
n i ch. — Die Kölner evangelischen Gemeinden<br />
haben in Rottland für ihre erholungsbe»<br />
dürftigen Gemeindeglie<strong>der</strong> eine Stätte <strong>der</strong><br />
Erholung geschaffen, die es auch vor allen<br />
Dingen Min<strong>der</strong>bemittelten ermöglicht, in Gottes<br />
schöner Statur ihre Gesundheit zu festigen und<br />
zu stärken. — Für den Bezirk Vingst-<br />
Höhenberg mit mehr als 3000 <strong>Evangelische</strong>n<br />
erwarb die Kalker Gemeinde 1828 ein Grundstück,<br />
Adalbertstr, 9. Nun gilt es, die ehemalige<br />
Wäscherei auszubauen zu einem Gemeindehaus.<br />
Kreuzncich<br />
Die kirchliche Ehrenmünze erhielt Pfarrer v,<br />
Reich in Kreuznach, Vorsteher des dortigen<br />
Diakonissen-Mutterhauses, — Es starb<br />
<strong>der</strong> Kirchmeister <strong>der</strong> Gemeinde Kreuznach,<br />
Martin Wagner, <strong>der</strong> 13>6 Jahre dieses<br />
Amt verwaltete. — Am 28.12.1928 starb Hermann<br />
Großwendt, Prediger <strong>der</strong> Oberrhei»<br />
nischen und Landeskirchlichen Gemeinschaft<br />
Kreuznach und Leiter des Iugendbundes für<br />
entschiedenes Christentum.<br />
Leonep<br />
Pfarrer Brauer in Wermelskirchen<br />
verabschiedet sich <strong>im</strong> dortigen Gemeindeblatt von»<br />
9, 12. 1928 von seiner Gemeinde, son<strong>der</strong>lich dem<br />
Bezirk H ü n g e r. — Am «. 1. 1929 wurde<br />
Pfarrer Josef Qilloo aus Veldhause»,<br />
Grafschaft Nenthe<strong>im</strong>, mit großer Mehrheit zuin<br />
Pfarrer für Wermelskirchen, Bezirk<br />
Hünger, gewählt; er wird diesem Rufe Folge<br />
leisten. — Pfarrer Liz. von Nasse, Renischeii>,<br />
wurde einst<strong>im</strong>mig gewählt zum Pfarrer >n<br />
Remagen, Kreisgemeinde Koblenz. — Auf einer<br />
Dienstreise verstarb am 21. Januar in Heidelberg,<br />
wo er feinen dort studierenden Sohn aufgesucht<br />
hatte, Oberstudiendirektor Dr. Dinkler<br />
vom Oberlyzeum in Renischeid, seit 1921 Ge°<br />
meindeoerordneter, 58 Jahre alt. — Es besteht<br />
<strong>der</strong> Plan, daß die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Rheinischen<br />
Provinzialsynode, die vom 12. September ab<br />
in Neuwied tagen soll, Sonntag, den 22. September,<br />
sich zusammenfinden zu einer Gedächtnisfeier<br />
am Denkmal des ersten rheinischen Märtyrers<br />
Adolf Clarenbach in Lüttringhausen.<br />
Der Kirchbauoerein in Lintfort wehrt sich<br />
mit durchschlagenden Gründen gegen einen Artikel<br />
aus <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>rheinischen Arbeiterzeitung,<br />
worin heftige Kritik geübt war an dem dortigen<br />
<strong>Kirche</strong>n- und Pastoratbau. — Die <strong>im</strong> porigen<br />
Jahre gegründete Gemeinde Utfort umfaßt<br />
die <strong>Evangelische</strong>n in den Bezirken Bornhe<strong>im</strong>,<br />
Eick, Utfort, Tervordt, Meerbeck und Kolonie<br />
Meerbeck, — Die <strong>Kirche</strong>nheizung in Hochemmerich<br />
ist seit dem 16. 12. 1828 wie<strong>der</strong> in<br />
Betrieb. — Am 18. 1. 1929 wurde in einer<br />
schlichten Feier Pfarrer Gründler aus Burbach.<br />
Kr. Siegen, als Mitarbeiter <strong>im</strong> Missionshaus<br />
zu Neukirchen eingeführt. — Der<br />
<strong>Evangelische</strong> Arbeiter- und Bürgerverein Utfort<br />
feierte am 20, Januar sein erste« Iahresfest,<br />
— Am 3. 2. 1929 sind 50 Jahre verflossen,<br />
seit die jetzige evangelische Schule in Utfort<br />
besteht. Es gab aber schon vor 15« Jahren<br />
dort eine solche Anstalt, — In <strong>der</strong> weitverzweigten<br />
Gemeinde Hochemmerich-Süd besuchen<br />
Nezirksfrauen, kenntlich an <strong>der</strong> Frauenhilfebrosche<br />
(weißes Kreuz auf blauem Grunde), die<br />
einzelnen Familien. — Als Schenkung de« verstorbenen<br />
Rentners Wittfeld in Camp<br />
fielen <strong>der</strong> eoang, <strong>Kirche</strong>ngemeinde Hoerstgen<br />
Grundstücke und Gebäude <strong>im</strong> Werte von<br />
40 860 Mark für wohltätige Zwecke zu, ebenso<br />
<strong>der</strong> Gemeinde Orsoy aus dem Nachlaß de«<br />
verstorbenen Postmeister« a. D. und Ehrenkirchmeister«<br />
Bernhard M erten « 2 Grundstücke<br />
<strong>im</strong> Werte von 312 Mark.<br />
V»<br />
» Kreisgemeinde Nie<strong>der</strong>berg<br />
Dem Kommerzienrat v. Emil Colsman in<br />
Langenberg, dem Vorsitzenden de« Rheinische»<br />
Provinzialausschusse« für Innere Mission in<br />
Langenberg, Präses <strong>der</strong> Rheinischen Mission in<br />
Barmen, ist vom <strong>Kirche</strong>nsenat die kirchliche Ehrenmünze<br />
verliehen worden. — Pfarrer Arndt<br />
in Dönberg wurde gewählt zum Pfarrer<br />
in Weidenau (Sieg). — Die <strong>Evangelische</strong>n in<br />
den zur Stadtgemeinde Wülfrath gehörenden<br />
Bezirken Auswäits-Wülfrath und<br />
Flan<strong>der</strong>sbach wurden au« <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
Mettmann, Kreisgemeinde Düsseldorf,<br />
umgepfarrt in die <strong>Kirche</strong>ngemeinde Wülfrath.<br />
n<br />
W! Kreisgemeinde an <strong>der</strong> Ruhr<br />
Zwischen <strong>der</strong> Altstadtgemeinde Mülhe<strong>im</strong>»<br />
Ruhr und <strong>der</strong> Gemeinde Heißen ist eine<br />
bessere Regelung <strong>der</strong> Bezirksgrenze <strong>im</strong> Gange.<br />
— Pfarrer Ufer in Oberhausen I hielt<br />
am 9. 12. 1928 seine Abschiedspredigt. — In<br />
Obeihaus«n°Süd fand am 18.11.1928 die<br />
Gründungsfeier eines <strong>Evangelische</strong>n Arbeiterverein«<br />
statt. — Am 9. und 10. 12. 1928 fand<br />
in <strong>der</strong> Gemeinde Mülhe<strong>im</strong>>Ruhr-AIt°<br />
stadt die <strong>Kirche</strong>nvisitation statt, ebenso am 16,<br />
12. 1928 in Haarzopf. Letztere wurde in<br />
Vertretung des verhin<strong>der</strong>ten Superintendenten<br />
von, Synodalassessor Pfarrei Dr. Schmidt,<br />
Oberhausen, abgehalten. — Die <strong>Evangelische</strong><br />
Frauenhilfe in Mülhe<strong>im</strong>-Speldorf sammelte<br />
zur Ausschmückung des umgebauten Gemeindehauses.<br />
— Am 6.1.1929 wurde als Nachfolger<br />
für Pfarrer Ufer in Oberhausen I einst<strong>im</strong>mig<br />
gewählt Pfarrer Aring aus Holpe<br />
bei Waldbröl. Die Einführung findet voraussichtlich<br />
am 17. 3.192» statt. — Am 2«. Januar<br />
verstarb Pfarrer i. R. Adolf Graeber in<br />
Werden, bis 1922 Pfarrer daselbst, seitdem<br />
Seelsorger an <strong>der</strong> dortigen Strafanstalt und<br />
später an <strong>der</strong> Lungenheilstätte Holsterhausen. —<br />
Der neu eingerichtete Kin<strong>der</strong>garten (Kleinkin<strong>der</strong>schule)<br />
in Speldorf wurde am 29. Jan. eröffnet.<br />
3<br />
DW KreiSgemeinde Saarbrücken<br />
Ein Fest- und Freudentag war für die Gemeinde<br />
Alt-Saarbrücken <strong>der</strong> 1. Advent, konnte<br />
sie doch an diesem Tage Besitz nehmen von<br />
ihrem neuerbauten Gemeindehaus. — Die Gemeinde<br />
Dillingen, welche <strong>im</strong> Sommer das<br />
25jährige Bestehen <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> gefeiert hatte,<br />
des ersten evangelischen Gotteshause« <strong>im</strong> Kreise<br />
Saarlouis seit <strong>der</strong> Gegenreformation, beging<br />
am 10. 11. 1928 da« 25jährige Jubelfest des<br />
<strong>Kirche</strong>nchors. — Hilsprediger Werner Sträub<br />
in Wa<strong>der</strong>n wurde ernannt als Pfarrer <strong>der</strong><br />
Gemeinde Carlsbrunn, Hilfsprediger Karl<br />
Rüg in Kölln zum Pfarrer <strong>der</strong>selben Gemeinde.<br />
— Pfarrer de Haas in Bischmishe<strong>im</strong><br />
wurde als Bundeswart des B D.I.<br />
in Aussicht genommen. Mit seinem Fortgang<br />
wird die 5. Pfarrstelle in <strong>der</strong> Kreisgemeinde<br />
unbesetzt sein. — Pfarrer PeterKatz inFahrenbach,<br />
Baden, wurde ernannt zum Pfarrer <strong>der</strong><br />
Gemeinde Neudorf. — Am 30. Januar<br />
war da« Orts- und Dienstjubiläum de« Superintendenten<br />
V. Nold, Saarbrücken-<br />
Mal st a t t. Derselbe ist seit 25 Jahren Vorsitzen<strong>der</strong><br />
des Verbandes <strong>der</strong> evangelischen Arbeitervereine<br />
an <strong>der</strong> Saar, seit 15 Jahren Superintendent<br />
<strong>der</strong> Kreisgemeinde Saarbrücken sowie<br />
Mitglied des Prooinzialkirchenrates, <strong>der</strong><br />
Rheinischen Synode, des Deutsche» <strong>Kirche</strong>n-<br />
tages sowie de« Weltkonzils in Stockholm, —<br />
Ordiniert wurde Pfarramtskandidal Oskar<br />
Reif am 23. Januar in W a d c r n, — In<br />
Wolpershofen ward am 6, Januar die<br />
Kapelle eingeweiht.<br />
DD ueucr<br />
Sonntag, den 3. März, wurde <strong>im</strong> evangelischen<br />
Vereinshaus zu Vohwinkel <strong>der</strong> N u n d evangelischer<br />
Schulgemeinden und<br />
Schulvereine gegründet. Der Vorstand<br />
des neuen Bundes setzt sich zusammen aus dem<br />
1, Vorsitzenden Stadtschulrat Adam«, Barmen,<br />
stellvertretenden Vorsitzenden Rektor Franzmann,<br />
Essen. Zweiter Vorsitzen<strong>der</strong> Regierungslandmesser<br />
Gädecke, Siegen. Der Bund gibt<br />
bereits seit November 1928 eine eigene Zeitschrift,<br />
„Der christliche Erzieher", heraus. Der<br />
Bund steht auf dem Boden <strong>der</strong> Heilige» Schrift<br />
als dem untrüglichen Worte Gottes. Er bekennt<br />
sich darum zu dem Evangelium vo» Jesus<br />
Christus und tritt ein für die evangelische Schule<br />
als einheitlicher Erziehungsschulc mit biblischchristlicher<br />
Unterweisung. Der neue Bund will<br />
das Band mit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> fester knüpfen. Er<br />
tritt ein für Gesinnungsfreiheit, Elternrecht und<br />
für eine Einsichtnahme in den Religionsunterricht<br />
durch den evangelischen Schulrat, <strong>der</strong> auch<br />
zugleich Vertrauensmann <strong>der</strong> rechtmäßig anerkannten<br />
Religionsgemeinschaft ist.<br />
Die Monatshefte für Rheinische<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />
Eine jede rheinische Gemeinde sollte die kirchengeschichtliche<br />
Forschung unserer He<strong>im</strong>atkirchc<br />
durch Beziehen <strong>der</strong> Monatshefte unterstützen.<br />
Der Präses <strong>der</strong> Provinzialsynode und da« Konsistorium<br />
haben ihr Halten — auf Koste» <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>nkasse — wie<strong>der</strong>holt angelegentlich empfohlen.<br />
Man teile uns auch freundlichst mit,<br />
welche öffentliche» Büchereien und Bibliotheken<br />
die Monatshefte noch nicht beziehen. Preis<br />
12 Mark jährlich.<br />
<strong>Evangelische</strong>r Preßoerband für <strong>Rheinland</strong>.<br />
Aus dem Inhalt von Heft 1 bis 3.<br />
Liz, Rodewald: Da« Prooinzialkirchenarchio.<br />
Liz. Fröhlich: <strong>Das</strong> Wild- und Rheingräfliche<br />
Nisitationsprotokoll,<br />
v. Dr. Wotschke: A. H. Franckes rheinische<br />
Freunde in ihren Briefen.<br />
R. 2 ressing: Lehrer in <strong>der</strong> reformierte»<br />
Gemeinde Düren.<br />
H Zur vorliegenden I^ummer<br />
Die notwendig gewordene Doppelnummer bringt<br />
das stark verlangte Inhaltsverzeichnis<br />
des letzten Jahrgangs. Sie führt die Chronik<br />
unserer Kreisgemeinden durch die letzten Wochen<br />
weiter, was starken Raum in Anspruch nahm,<br />
so daß <strong>der</strong> Mitteilungsteil und auch <strong>der</strong> Schlußteil<br />
<strong>der</strong> Chronik erst in <strong>der</strong> nächsten Nummer<br />
erscheinen kann. Redaktionsschluß <strong>der</strong> Märznummer<br />
ist <strong>der</strong> 20, März.<br />
W Inhaltsverzeichnis<br />
Die Fühlungnahme <strong>der</strong> großen Gemeinden mit ihren<br />
Glie<strong>der</strong>n. l>. Dusse, Essen.<br />
Wesen, Organisation und praktische Arbeit <strong>der</strong> Gemeinde<br />
unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> sozialen Aufgabe.<br />
Pfarrer Hollweg, V
<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
Eine monatliche Umschau über Arbeiten und Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Prooinzialkirche<br />
Begründet und herausgegeben von Pfarrer L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n Preßverbandes für <strong>Rheinland</strong><br />
Verantwortlich: Preßgesetzlich <strong>der</strong> Herausgeber > Für die Einzelaufsatze die Verfasser > Als Manuskript gedruckt<br />
sen » 4929 INärz VI » Plummer 3<br />
U. S dem Verband des Beutsch-<strong>Evangelische</strong>n<br />
Frauenbundes wird uns<br />
geschrieben:<br />
„Rheinische Frauenorganisationen, verbunden<br />
durch gemeinsame Arbeit zu einem einheitlichen<br />
Ziel, wenn auch verschieden in<br />
weltanschaulicher und religiöser Bindung,<br />
sind durchdrungen von <strong>der</strong> Verantwortung<br />
ihrer Mitglie<strong>der</strong> ihren Mit s ch w e si e r n<br />
gegenüber. Sie veranstalteten eine Tagung,<br />
um „ihren Mitglie<strong>der</strong>n und interessierten<br />
Kreisen über die Lage <strong>der</strong> Frauenberufsarbeit<br />
Aufschluß geben zu lassen". Typische<br />
Frauenarbeit <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> soll behandelt<br />
werden und neuzeitliche Entwicklung darin<br />
aufgezeigt. Gleichzeitig sollen die weiblichen<br />
Abteilungen <strong>der</strong> Arbeitsämter <strong>der</strong> Oeffent»<br />
lichkeit nahe gebracht und das Interesse für<br />
diese wichtigen Sammelpunkte beruflicher<br />
Frauenarbeit geweckt und erhalten werden.<br />
Außerordentlich reichhaltig <strong>im</strong> Aufbau und<br />
Ausgestaltung waren die Vorträge, die den<br />
fachlichen Beruföarbeiterinnen <strong>der</strong> Arbeitsämter<br />
wertvolle Ergänzung ihres Wissen,<br />
den Hausfrauen und „Laien" einen wertvollen<br />
und dringend notwendigen Einblick<br />
in die Lage <strong>der</strong> Arbeiterin typischer Berufszweige<br />
<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> bot.<br />
Der Grundton aller Ausführungen, von<br />
wissenden und bewußt-verantwortlich in<br />
leitenden Stellungen arbeitenden Frauen<br />
dargeboten, war heiße Liebe zu <strong>der</strong> in<br />
schwerer Arbeit um ihre Existenz ringenden<br />
Frau, zur Mutter, zur Familie, zur Jugendlichen.<br />
Im <strong>Rheinland</strong> sind 28,2 v. H. <strong>der</strong><br />
weiblichen Bevölkerung erwerbstätig (nach<br />
<strong>der</strong> Berufszählung vom 16. Juni 1925).<br />
Der Reichsdurchschnitt <strong>der</strong> berufstätigen<br />
Frauen ist höher, 35,6 v. H., da bergbauliche<br />
und schwerindustrielle Industriezweige,<br />
Zurücktreten <strong>der</strong> Landwirtschaft, die Frauen<br />
zurückdrängen.<br />
Ueber die soziale Stellung ergab die Berufszählung<br />
<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>, daß 34,9 v. H.<br />
<strong>der</strong> Frauen auf Arbeiterinnen entfallen.<br />
Weibliche Angestellte und Beamte folgen<br />
mit 25,7 v. H., Hausangestellte mit 21,2<br />
v. H., Selbständige mit 9,9 v. H. und mit-<br />
Die Lage <strong>der</strong> berufstätigen Frau <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
helfende Familienangehörige mit 8,1 v. H.<br />
An Arbeiterinnen wurden 274 ONO gezählt.<br />
Rund zwei Drittel aller Arbeiterinnen ist<br />
unter 25 Jahre alt, 25 v. H. zählt 25 bis<br />
40 Jahre, während die Zahl <strong>der</strong> Angestellten<br />
von 25 bis 4N Jahren ein Drittel beträgt.<br />
Von den arbeitenden Frauen waren 68,3<br />
v. H. ledig, 42,1 v. H. verheiratet,<br />
7 v. H. verwitwet o<strong>der</strong> geschieden. Den<br />
größten Teil <strong>der</strong> verheirateten Erwerbstätigen<br />
finden wir unter den Arbeiterinnen.<br />
Beson<strong>der</strong>s große Gruppen von arbeitenden<br />
Frauen finden wir <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> <strong>im</strong> Textilgewerbe,<br />
<strong>im</strong> NahrungS- und Genußmittelgewerbe<br />
und <strong>im</strong> Verkaufsgewerbe.<br />
Die Neferentinnen über diese Spezialgebiete,<br />
Fräulein Woitasky be<strong>im</strong> Frauendezernat<br />
<strong>der</strong> christlichen Gewerkschaften<br />
Deutschlands in Düsseldorf, Fräulein<br />
Sibylla Hortmann, seit<br />
Jahren Abteilungsleiterin in <strong>der</strong> Arbeitsvermittlung<br />
und <strong>im</strong> Arbeitsamt in Köln,<br />
und Fräulein Julie Grefer, Geschäftsführerin<br />
des Verbandes weiblicher<br />
Handels- und Büro-Angestellter, Köln, gaben<br />
außerordentlich interessante, z. T. erschütternde,<br />
auf genauester Sachkenntnis beruhende<br />
Einblicke in diese Spezialgebiete,<br />
während FräuleinDr. Henk, Leiterin<br />
<strong>der</strong> weiblichen Abteilung des Arbeitsamtes<br />
Neuß, und eine <strong>der</strong> beiden<br />
Frauen, die den stellvertretenden Vorsitz in<br />
einem Gesamt-Arbeitsamt führen, und<br />
Fräulein Dr. Thomae, Leiterin <strong>der</strong><br />
weiblichen Abteilung des ArbeitS -<br />
amieSinKöln, die allgemeinen Fragen<br />
<strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> berufstätigen Frau <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
und des Arbeitsamtes als allgemeine<br />
Frauenfragen in ihren Referaten behandelten.<br />
Die Steigerung von 38 v. H. 1882 auf<br />
57 v. H. <strong>im</strong> Jahre 1925 zeigt die Anteilnahme<br />
<strong>der</strong> Frauenarbeit in <strong>der</strong> deutschen<br />
Textilindustrie. — Die Kunstseiden-Industrie<br />
beschäftigt 20 Udo Frauen <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>.<br />
Die Kunst w o l l - Industrie verheißt neue<br />
Arbeitsmöglichkeiten. (England verarbeitet<br />
Fichten-Nadeln aus Columbien zu feinster<br />
Kunstwolle!)<br />
In allen Spezialsorten <strong>der</strong> Textilindustrie<br />
finden die Frauen Verwendung, wenn auch<br />
in verschiedenen Tätigkeiten.<br />
TroHdem die Frauen oft höchste Leistungen<br />
vollbringen, werden sie meist niedriger entlohnt<br />
als <strong>der</strong> Mann. Als Zeitlohn<br />
erhält die Frau 75—86 v. H. des Männerlohnes.<br />
Im Akkord ist er manchmal dem<br />
Männerlohn gleich, oft aber auf den<br />
Frauen-Z eitlohn aufgebaut.<br />
Daß bei anziehen<strong>der</strong> Konjunktur sich oft ein<br />
Mangel an Facharbeitern bemerkbar macht<br />
(beson<strong>der</strong>s <strong>im</strong> Wuppertal), liegt z. T. an<br />
<strong>der</strong> oberflächlichen Ausbildung des Nachwuchses,<br />
da das vertraglich geregelte Lehrlingswesen<br />
nur in wenigen Gebieten <strong>der</strong><br />
Textilindustrie eingeführt ist. Eine Dinta-<br />
Lehrwerksiätte für Mädchen ist in Barmen<br />
sehr anzuerkennen, wenn auch die zuweitgehende<br />
Beeinflussung und Betreuung <strong>der</strong><br />
Freizeit Wi<strong>der</strong>spruch herausfor<strong>der</strong>t.<br />
(Gesang- und Turnunterricht, Ausschaltung<br />
aus <strong>der</strong> städt. Berufsschule.)<br />
Gewisse gesundheitliche Gefahren sind durch<br />
Neuerungen an Maschinen und das „fließende<br />
Band" bedingt, die sich nicht auf die<br />
beste Leistung einer Durchschnittsarbeiterin<br />
einstellen, son<strong>der</strong>n Höchstleistungen beson<strong>der</strong>s<br />
Begabter zur Unterlage haben. Daher die<br />
viel häufigere Erkrankung <strong>der</strong> Nerven <strong>der</strong><br />
erwerbstätigen Frauenwelt von heute.<br />
Die Frau muß sich klug in die wirtschaftliche<br />
Entwicklung hineinstellen, offenen<br />
Sinnes für die seelischen, sittlichen und gesundheitlichen<br />
Nachteile, und muß Einfluß<br />
gewinnen von <strong>der</strong> weiblichen Seite aus auf<br />
diese Seite des volkswirtschaftlichen Lebens<br />
zum Heil <strong>der</strong> Familie und Gesamt-Volkswirtschaft.<br />
Unter den Industriegruppen n<strong>im</strong>mt die<br />
NahrungS- und Genußmittelindustrie die<br />
4. Stelle ein. Es wurden <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
beschäftigt (1925) in <strong>der</strong> Textilindustrie<br />
69 229, in <strong>der</strong> Bekleidungsindustrie 53 625,<br />
in <strong>der</strong> Metall- und Metallwarenindustrie<br />
21 659 und in <strong>der</strong> NahrungS- und Genußmittelbranche<br />
16 728. Der Anteil <strong>der</strong> Frau<br />
beträgt 21,9 v. H. Freilich ist <strong>im</strong> Sommer<br />
die niedrigste BeschäftigungSziffer (zumal
<strong>im</strong> Juni, dem Zeitpunkt <strong>der</strong> Berufszählung).<br />
— Im Nahrungs- und Genußmittelgewerbe<br />
kommen 18 verschiedene Gruppen vor. Die<br />
släcksibelegten sind Kakao-, Schokoladenund<br />
Süßwaren und die Tabakfabrikation.<br />
Schwere und leichte, schmutzige und unangenehme<br />
neben <strong>der</strong> saubersten und feinsten<br />
Arbeit und solche, die eigene Geltung hat,<br />
stehen nebeneinan<strong>der</strong>. Die Facharbeitern:<br />
hat durch lange Uebung sich eine große<br />
Fertigkeit in ihrem Spezialfach erworben,<br />
oft in 1>i—2 Jahren (Pralinenüberzieherin,<br />
Zigarettenfacharbeiterin usw.). In <strong>der</strong><br />
Zigarrenindustrie werden 64,3 o. H. gelernte<br />
Arbeiterinnen beschäftigt.<br />
Bei den Arbeitsämtern sollte man darauf<br />
achten, daß überall Fach -Abteilungen eingerichtet<br />
werden, um so die „ungelernte Arbeiterin"<br />
(man schaltet diesen Ausdruck<br />
jetzt aus zugunsten von „Lohn- und Industrie-Arbeiterin")<br />
möglichst <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />
in ihrem Fach unterzubringen, öamit sie<br />
sich nach und nach Fachkenntnisse erwerben<br />
und zu einer Berufsfreude und zu einem<br />
Standesbewußtsein gelangt, das man<br />
gerade in den oben genannten Industrien<br />
sehr häufig antrifft. Es wird ihr dadurch<br />
ein Aufstieg zur Vorabeiterin und Meisterin<br />
ermöglicht.<br />
Die Lage <strong>im</strong> Verkaufsgewerbe ist bedingt<br />
durch die Lage <strong>im</strong> Einzelhandel. Die Verkäuferin<br />
muß sehr gut ausgebildet werden,<br />
um „seine Majestät, den Kunden" nach<br />
Wunsch zu bedienen; sie muß Verkaufskunst<br />
und Käuferpsychologie gut kennen. — Diesen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen gegenüber fehlte es an wirtschaftlicher<br />
Sicherstellung. <strong>Das</strong> tariflich<br />
festgelegte Gehalt ist ungenügend, l^eberstunden,<br />
Sonntagsdienst und die in allen<br />
Arbeitsberufen zu kurz bemessenen Ferien<br />
(3 bis höchstens 14 Tage nach 16 Jahren)<br />
bringen gesundheitliche Schädigungen. Die<br />
Rationalisierung des Einzelshandels, die <strong>im</strong><br />
Interesse <strong>der</strong> Verbilligung <strong>der</strong> Waren begründet<br />
wird, darf nicht nur mit sozialen<br />
Verschlechterungen für die Verkäuferinnen<br />
erreicht werden. Auch das kaufende Publikum<br />
muß zur Rücksichtnahme erzogen werden.<br />
Schwierig ist die Sicherung <strong>der</strong> Zukunft <strong>der</strong><br />
Verkäuferinnen. Aufstiegsmöglichkeiten sind<br />
gering (Zunahme <strong>der</strong> Warenhäuser, Abnahme<br />
<strong>der</strong> Kleinbetriebe). Es müßten durch<br />
soziale Gesetzgebung größere Sicherungen<br />
erreicht werden. — Notwendig ist ein<br />
Verstehen- und Helfen-wollen aller<br />
Frauen für die Frauen, um egoistisch-materialistisches<br />
Streben einzudämmen<br />
und auch diesen Frauen Glück und Wohlergehen<br />
und ein inneres Wachsen und<br />
Reifen ohne Verbitterung zu schaffen.<br />
Einstmals war alle Frauenarbeit in <strong>der</strong><br />
Familie gebunden, heute istö nur ein kleiner<br />
Teil <strong>der</strong>selben; <strong>der</strong> weit größere vollzieht sich<br />
in und für die Allgemeinheit. Deshalb<br />
sind alle Fragen <strong>der</strong> Frauenarbeit allgemeine<br />
Fragen und von zentraler Bedeutung. Wir<br />
ringen um „Vermenschlichung" <strong>der</strong> Wirtschaft,<br />
und die Frauenfrage in <strong>der</strong>selben ist<br />
ein nur von Frauen zu erlebendes und daher<br />
auch nur daher zu lösendes Problem.<br />
Die neue Organisation <strong>der</strong> Arbeit hat zur<br />
Schaffung <strong>der</strong> Arbeitsämter geführt. Ihre<br />
Aufgabe ist:<br />
1. Die Beobachtung deS ArbeitömarkteS,<br />
Zusammenfassen vieler einzelner Erscheinungen<br />
und Entwicklungen,<br />
2. B e r u f S Zuführung in jedem einzelnen<br />
Fall von Berufsberatung und Arbeitsvermittlung,<br />
3. Pflege <strong>der</strong> Arbeitskraft, als wichtigstes<br />
Mittel durch die Arbeitslosenversicherung.<br />
Die Arbeitsämter bedeuten ein Stück<br />
Wirtschaftsleben, mehr noch, ein Stück<br />
Menschenleben. Frauen müssen gestaltend<br />
und ausführend und mit dem Maße <strong>der</strong><br />
Freiheit darin mitarbeiten, wie es <strong>der</strong><br />
Würde und Bedeutung <strong>der</strong> Frauenarbeit<br />
<strong>im</strong> Wirtschaftsleben entspricht, und diese<br />
Seite <strong>der</strong> Frauenberatung und Frauenbetreuung<br />
muß unter weiblicher Leitung<br />
stehen.<br />
Wenn die Arbeitsämter in voller Möglichkeit<br />
und Verantwortung wirksam werden<br />
soll, müssen sich alle Frauen als Arbeitnehmer<br />
vertrauensvoll an sie wenden<br />
können. I^nd die Hausfrauen als Arbeitgeber<br />
müssen wissen, um was es sich handelt,<br />
müssen „Schwarzarbeit" unterdrücken<br />
und sich mit den Nest<strong>im</strong>mungen <strong>der</strong> Arbeitslosenversicherung<br />
und <strong>der</strong> Arbeitsvermittlung<br />
bekannt machen; so kann von je<strong>der</strong> Seite<br />
her an einer wirksamen Tätigkeit <strong>der</strong> Arbeitsämter<br />
mitgearbeitet werden.<br />
Im Kleinsten treu sein, damit Großes erreicht<br />
werde!" E. Schütte.<br />
Der neue Volksschullehrer als Volkserzieher und die höhere Schule<br />
<strong>im</strong> Dienste <strong>der</strong> Gemeinde<br />
um zweiten Male verlassen Ostern<br />
^) Studenten <strong>der</strong> neuen pädagogischen<br />
Akademien diese ihre Bildungsstätten, um<br />
ins Leben hinauszutreten. In Breslau<br />
hat auf <strong>der</strong> Tagung des Reichselternbundes<br />
Ministerialdirektor Kästner über den neuen<br />
akademischen Lehrer als Volkserzieher gesprochen!<br />
Es sind Jugendliche von etwa 22 Jahren,<br />
die nun dem Leben unserer Zeit gegenübergestellt<br />
werden, voll von Hoffnungen und<br />
mit Hoffnungen erwartet. Allerdings erblickt<br />
man in <strong>der</strong> neuen Lehrerbildung wohl<br />
nicht mehr das Allheilmittel für die Schmerzen<br />
unserer Zeit. Diese Erwartungen hat<br />
man fallen lassen müssen. An<strong>der</strong>erseits<br />
wird man dem Einwurf entgegentreten<br />
können, was denn eigentlich die neue Lehrerbildung<br />
Beson<strong>der</strong>es bringe. Es scheint manchmal<br />
gleichgültig, ob jemand rechts o<strong>der</strong> links<br />
von einer Mauer steht, und doch kann diese<br />
Stellung über Freiheit und Unfreiheit entscheiden.<br />
Während nämlich früher <strong>der</strong> junge<br />
Seminarist nach seinem Examen sich<br />
zwar den Mauern des Seminars, aber<br />
nicht den Wänden <strong>der</strong> Seminarbildung<br />
entronnen sah, steht jetzt <strong>der</strong> junge<br />
Akademiker stolz da <strong>im</strong> Besitz seiner<br />
Allgemeinbildung, die er auf <strong>der</strong> höheren<br />
Schule, und seiner Fachbildung, die er<br />
auf <strong>der</strong> Akademie erworben hat. Schranken<br />
scheint es hier nicht mehr zu geben. Er wird<br />
sich jetzt selbst zurechtfinden, einmal in seinem<br />
Berufe und sodann zu seiner Umwelt, zum<br />
Volke.<br />
W Der Lehrer — Volkserzieher!<br />
Während nun die frühere Bildung eine<br />
gewisse I^nbeholfenheit und Weltfremdheit<br />
mit sich brachte, soll ihm die neue Welt<br />
Offenheit geben und ihn in den Stand setzen,<br />
auch die Welt, das Volk, das ihn umgibt,<br />
zu bilden, zu erziehen. Nun ist es anerkannt,<br />
daß unzählige Lehrer <strong>der</strong> alten<br />
Schule in Stadt und Land, auch in <strong>der</strong><br />
Großstadt als Volkserzieher in <strong>der</strong> Erwachsenenbildung<br />
zum Teil mit glänzendem<br />
Erfolge tätig sind. Woher dieser Erfolg?<br />
Wird er nicht von einer best<strong>im</strong>mten Volkstümlichkeit,<br />
ja von einer gewissen Schulmeisterart<br />
alter Zeit stammen? Es wird das Ziel<br />
sein müssen, die Vorzüge alter BildungSweise<br />
mit denen neuer Bildung zu vereinen.<br />
Diese Aufgabe zu lösen, kann nicht die<br />
Arbeit <strong>der</strong> pädagogischen Akademien allein<br />
sein, an ihr muß vielmehr auch die höhere<br />
Schule von Anfang an mitarbeiten. Denn mit<br />
jenen Bildungögötzen: „Allgemeinbildung",<br />
„Fachbildung", ist eS in Denkschriften und<br />
Zeitungsartikeln zwar getan, aber nicht <strong>im</strong><br />
wirklichen Leben. Denn hier tritt uns eine<br />
große Spannung entgegen. Gerade <strong>der</strong><br />
höheren Schule machte man, früher jedenfalls,<br />
den Vorwurf <strong>der</strong> Volksfremdheit. Sie<br />
führe zu den Büchern, aber nicht zum<br />
Leben! <strong>Das</strong> BerechtigungSwesen wird angeschuldigt!<br />
Gewiß, eS ist eine furchtbare<br />
Spannung zwischen <strong>der</strong> Bildung zum<br />
Volk und <strong>der</strong> Bildung vom Volk. Noch<br />
<strong>im</strong>mer unterscheiden wir unter dem Einfluß<br />
<strong>der</strong> „höheren Bildung": „Gebildete" und<br />
„Volk". Eine Folge, so heißt es, <strong>der</strong> Zeit
des Humanismus. Auf <strong>der</strong> einen Seite<br />
eben das Gefühl des Reichtums, des reichen<br />
BildungsbesitzeS, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Armut<br />
und Begehren. —<br />
Die Verpflichtung <strong>der</strong> höheren Schule dem<br />
heranwachsenden<br />
Lehrergeschlecht gegenüber<br />
Doch dieses Gefühl, dieses Armutsbewußtsein<br />
wird gerade den ins Leben mit eigener<br />
Verantwortung Tretenden befallen, angesichts<br />
des seelischen und körperlichen<br />
Elends unserer Tage in Großstadt und<br />
Kleinstadt und auf dem Lande; und hoffentlich<br />
wird dabei auch <strong>der</strong> akademische Lehrer<br />
an das Wort denken von den Schafen, die<br />
deinen Hirten haben. — Und nun, kann er<br />
die Maus sein, die das Netz zerbeißt, das<br />
den gefangenen Löwen gefesselt hält? Jetzt<br />
muß sich zeigen, was an Kenntnissen und<br />
an Fertigkeiten er von <strong>der</strong> höheren Schule<br />
mitgebracht hat. Erinnern wird er sich <strong>der</strong><br />
Geschichten, <strong>der</strong> Romane und Novellen vom<br />
Volk, von den Bauern und den Arbeitern.<br />
Die höhere Schule wird also, vor allem<br />
«uch in <strong>der</strong> Schülerbücherei, auf Anzen-<br />
Zruber, Gotthelf, LönS, Paul Keller, Gottfried<br />
Keller, Lersch zu achten haben. Daneben<br />
natürlich darf Sohnrey, Reuter,<br />
Raabe und W. H. Riehl nicht fehlen. Und<br />
wie ganz an<strong>der</strong>s muß noch <strong>der</strong> Geschichtsunterricht<br />
gestaltet werden wie früher, wenn<br />
<strong>der</strong> junge Lehrer später lebendige Geschichte<br />
fühlen und erleben will, He<strong>im</strong>atgeschichte,<br />
GiedelungSgeschichte, Deutsche Volksgeschichte,<br />
auch Politik! Eine fast ganz neue<br />
Aufgabe erhält die Erdkunde. Soll sie doch<br />
einen He<strong>im</strong>atforscher vorbilden und erziehen!<br />
Also genauesie Kenntnis des Meßtischblattes,<br />
<strong>der</strong> Geologie <strong>der</strong> He<strong>im</strong>at und<br />
Deutschlands, <strong>der</strong> Kultur <strong>der</strong> He<strong>im</strong>at, und<br />
wie<strong>der</strong>um <strong>der</strong> Siedelungskunde. So verstanden,<br />
kann Deutschkunde lebendig sein,<br />
und zwar von Serta an! Aehnlich isl<br />
es mit den an<strong>der</strong>en Fächern. Ausdrücklich<br />
verlangen auch die „Richtlinien für die höheren<br />
Schulen" Rücksichtnahme auf die zukünftigen<br />
Volksschullehrer. Wie wichtig sind<br />
heute die Naturwissenschaften für das ganze<br />
Volk geworden! Man denke nur an Radio,<br />
künstliche Düngung, elektrische Betriebsmaschinen.<br />
Fast erscheinen die botanischen<br />
und zoologischen Kenntnisse daneben unwichtig,<br />
während früher die Botanik das<br />
Steckenpferd und die Erholung des Landlehrers<br />
war. Auf allen diesen Gebieten<br />
wird zweifellos <strong>der</strong> zukünftige Lehrer <strong>der</strong><br />
Erzieher seines Volkes sein können. Wie?<br />
sagt ihm dann die pädagogische Akademie.<br />
Es ist klar, daß hier nicht an Betrieb, etwa<br />
an Volkshochschulkursbetrieb zu denken ist.<br />
Auch seine Fertigkeiten: Musik, Turnen,<br />
Sport, Wan<strong>der</strong>n, Gartenbau bringt <strong>der</strong><br />
Lehrer mit, um sie in den Dienst des Volkes<br />
zu stellen. Aehnlich wie früher wirkt er <strong>im</strong><br />
Turn- und Gesangverein, in <strong>der</strong> Feuerwehr<br />
usw. Aber alle diese Kenntnisse und Fertigkeiten,<br />
sie erhalten ihren Wert erst durch die<br />
„Eins", die davorgestellt werden muß.<br />
Aufgaben des Religionsunterrichts<br />
Der Religionsunterricht in <strong>der</strong> höheren<br />
Schule hat eine neue, ganz beson<strong>der</strong>e Aufgabe<br />
erhalten. Denn die volköerzieherische<br />
Aufgabe, diese Erziehung des Volkes zum<br />
Volke, ist <strong>im</strong> tiefsten Grunde eine religiöse.<br />
Nicht wie früher erscheint die Volkserziehung<br />
als <strong>im</strong> Gegensatz zur Religion und<br />
<strong>Kirche</strong> stehend, nicht mehr als eine „Aufklärung",<br />
nein, die ganze Aufgabe ist nur<br />
lösbar <strong>im</strong> Bunde mit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, <strong>im</strong> Dienste<br />
<strong>der</strong> Gemeinde. DaS gewaltsam zerschnittene<br />
Band, es ist durch neuen freien Bund wie<strong>der</strong><br />
zu knüpfen. Auch die höhere Schule in ihrer<br />
paritätischen Form lehrt die Wechselbeziehungen<br />
und Verknüpfungen von Kultur und<br />
Religion. Der Unterricht z. V. über die<br />
Propheten o<strong>der</strong> die Apostelgeschichte o<strong>der</strong> die<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichte erhält neue Beleuchtung:<br />
Franz von Assissl, Luthers Armen-Ordnung,<br />
Calvin, Kapitalismus und Religion, kirchliche<br />
Kunst, soziale Fragen. Ja, <strong>der</strong> Religionsunterricht<br />
wird wirklich zum Kernfach.<br />
Hier schon tritt dem Schüler Krisis und<br />
Problematik des Irdischen entgegen. — Es<br />
ist dringend erfor<strong>der</strong>lich, alle diese Stoffgebiete<br />
abzugrenzen, um einerseits <strong>der</strong> Akademie<br />
nichts vorwegzunehmen, an<strong>der</strong>seits<br />
doch das erfor<strong>der</strong>liche Rüstzeug zurechtzustellen.<br />
?' Hemmmungen in <strong>der</strong> Volkserziehung<br />
Die wichtigste Frage ist mit allen bisherigen<br />
jedoch noch ungelöst. Wie kommt es, daß<br />
die vielen Versuche <strong>der</strong> Volkserziehung ohne<br />
vollen Erfolg blieben? — Um ein Haus zu<br />
bauen, braucht man nicht nur Steine (Individuen),<br />
son<strong>der</strong>n auch Mörtel, Werkzeug und<br />
einen Plan. Wollte man früher recht fest<br />
bauen, so tat man Blut in den Mörtel.<br />
Wollen wir ein festes Bauwerk „Volk", so<br />
muß unser Herzblut drangesetzt werden.<br />
„Volk" ist ohne religiöse Bindung nicht<br />
möglich. In Deutschland zumal, wo <strong>der</strong><br />
Kampfplatz zweier Religionen ist, ist ohne<br />
Religion Volkserziehung undenkbar. Man<br />
erzieht also zum Volk, wenn man zur „Gemeinde"<br />
erzieht. Die Iungmännerbünde konfessioneller<br />
Art sind zu eng, die Iugendbünde<br />
meist zu weit. — Vielfach ist <strong>der</strong> einst so<br />
kräftige Baum <strong>der</strong> Gemeinde, unter dessen<br />
Schatten man wohnt, krank, ja wurzelkrank,<br />
o<strong>der</strong> Wassertriebe aller Art rauben<br />
ihm seine Kraft. Hier ist das Feld, wo <strong>der</strong><br />
neue Volkserzieher, wenn er gelernt hat, in<br />
Geduld zu säen und zu schneiden, als kluger<br />
Gärtner sich betätigen kann. Dazu helfe ihm<br />
die höhere Schule auch in ihrer paritätischen<br />
Gestalt. Denn Religion ist kein Wissen<br />
allein. Die höhere Schule soll außer <strong>der</strong><br />
Vermittlung fester Kenntnisse weiteres leisten.<br />
Sie soll den Volkserzieher in eine<br />
Lebenssphäre, in ein Lebensgefühl einhüllen,<br />
Fühlen und Wollen entwickeln <strong>im</strong> Dienst des<br />
Volkes, d. h. <strong>im</strong> Dienst <strong>der</strong> Gemeinde. Alle<br />
jene Tugenden, die sonst etwa das Heer<br />
för<strong>der</strong>te, die Schule hat sie jetzt zu pflegen.<br />
Gerade auch da, wo die Gemeinde in voller<br />
Zersetzung; wir können eben gar kein Volk<br />
erziehen, so wenig wie die Menschheit; wir<br />
müssen konkret — überinviduelle Persönlichkeiten<br />
vor uns sehen, und daS ist die Gemeinde.<br />
Zwar ist es erschreckend, wie gering<br />
beson<strong>der</strong>s nach <strong>der</strong> Konfirmation die Fühlung<br />
mit <strong>der</strong> Gemeinde ist. Hier liegt eine<br />
Aufgabe sowohl <strong>der</strong> Gemeinde als auch <strong>der</strong><br />
höheren Schule, Diese ist allerdings in ihrem<br />
vollen Umfange noch nicht erkannt, geschweige<br />
gelöst.<br />
Auf <strong>der</strong> höheren Schule wachse <strong>der</strong><br />
Verantwortungssinn und jene Bescheidenheit,<br />
die sich später in den Dienst <strong>der</strong> Gemeinde<br />
stellt, <strong>im</strong> Gefühl nicht des Reichtums, son<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> Armut, aber auch <strong>der</strong> Negnadung.<br />
Die Schule erziehe zur Festigkeit und zur<br />
Gefälligkeit, so daß später <strong>der</strong> junge VolkSerzieher<br />
jugendlichen Schwung mit abgeklärter<br />
Bildung vereine. Die Schule zeige<br />
ihm aber nicht ein Bild <strong>der</strong> üblen Vereinsmeierei,<br />
in <strong>der</strong> er sonst später als „Vorbild"<br />
tätig ist. Sie werde vor allem nicht zur<br />
Brutstätte eines neuen Standesdünkel. Auch<br />
hier zeigen uns die Richtlinien wertvolle<br />
Winke, wenn wir an die sogenannte Konzentration<br />
und die Arbeitsschulmethode denken.<br />
In <strong>der</strong> „Idealschule", die zu sehen mir<br />
freundlichst erlaubt sei, verhin<strong>der</strong>t die richtige<br />
<strong>Evangelische</strong> Eltern und<br />
neue Lehrerbildung<br />
Die Vcrtreterversamnilung de« Vv.<br />
ReichscltcrntagS zu Breslau faßte<br />
in <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> neuen Lehrerbildung<br />
folgende Entschließung:<br />
„Die auf dem 7. Reichselterntag in<br />
Breslau versammelte evangelische<br />
Elternschaft begrüßt <strong>im</strong> Anschluß an<br />
einen Vortrag des Leiters de« preußischen<br />
Nolksschulwesens Ministerialdirektor«<br />
Kaestner den Aufbau <strong>der</strong><br />
evangelischen Lehrerbildung in Preußen<br />
auf <strong>der</strong> Grundlage einer einheitlichen<br />
Welt- und Lcbensanschauung<br />
in evangelischen pädagogischen<br />
Akademien. Sie erwartet, daß<br />
auch in den übrigen Län<strong>der</strong>n bei<br />
an<strong>der</strong>sartigen Versuchen neuzeitlicher<br />
Lehrerbildung die Gewinnung eines<br />
von evangelischem Erziehungsgeist<br />
erfüllten Lehrernachwuchses sichergestellt<br />
wird.'<br />
23
Konzentration von Fächern und Lehrpersonen<br />
jede unnötige Bildung von Fachbrettern<br />
und Schranken, und ein ganzer<br />
Mensch wächst in seiner „Totalität", wie<br />
dag Modewort sagt, heran. Der Arbeitsunterricht<br />
lehrt ihn die „neue Sittlichkeit"<br />
kennen, die Sittlichkeit des überindividuellen<br />
Wollens. Statt „bilde dich" „bildet euch".<br />
Erst von dieser ethischen Wertung geht uns<br />
die volle Bedeutung des Arbeitsunterrichts auf.<br />
Erziehungsziele<br />
Arbeitete früher Bürger und Bauer für<br />
sich und damit <strong>im</strong> Dienste eines größeren<br />
Ganzen, so ist es jetzt fast umgekehrt. Es<br />
gilt jetzt, für ein Ganzes zu arbeiten und<br />
damit für sich, etwa wie auf einem Schiffe,<br />
o<strong>der</strong> wie <strong>im</strong> Heere. Heraus aus <strong>der</strong> Selbstgenügsamkeit,<br />
heraus zum Ganzen, wie<br />
Diesterweg schon seiner Generation zurief.<br />
Allerdings sind dabei eben nicht Vereine<br />
und Verbände gemeint, nicht Gewerkschaften<br />
und Parteien, son<strong>der</strong>n Gemeinde und damit<br />
Volk. — Ideal gesprochen, wird man einwenden.<br />
Ja, gerade <strong>der</strong> Idealismus, gerade<br />
<strong>der</strong> ist es, den unsere höhere Schule vermitteln<br />
soll. In ihm steckt soviel Ehrfurcht<br />
vor <strong>der</strong> Bibel und dem Christentum, daß<br />
wir hier die beste Waffe haben gegen jene<br />
Skepsis und Blasiertheit, von <strong>der</strong> in Artikeln<br />
in <strong>der</strong> „Erziehung" ') jüngst die Rede<br />
war. Was nun die pädagogische Akademie<br />
an weiterem Rüstzeug dem zukünftigen<br />
Lehrer mitgibt, um ihn weiter zum VolkSerzieher<br />
zu bilden, bleibe hier unerwähnt. Es<br />
') „Die Erziehung", ä. Jahrgang, Heft 4 und<br />
5. Verlag oon Quelle K Meyer, S. 252 ff.<br />
und S. 301 ff.<br />
ist eine alte Erfahrung, daß lange<br />
und schwere Kriege eine allgemeine<br />
und tiefgehende Entsittlichung zur Folge haben.<br />
Man denke nur an das grauenhafte<br />
Sittenelend, welches die Kreuzzüge zur Folge<br />
hatten. Sehr schl<strong>im</strong>m sah es in dieser Hinsicht<br />
auch nach dem 30jährigen Kriege auS.<br />
So berichtet Ave-Lallement in seiner Geschichte<br />
des Deutschen Gaunertums (Nrockhaus<br />
4862), daß ein Lübecker Patriziersohn<br />
ein lie<strong>der</strong>liches Frauenz<strong>im</strong>mer, welches daS<br />
Rostocker Brandmal trug, als Gattin he<strong>im</strong>führen<br />
durfte, ohne son<strong>der</strong>lichen Wi<strong>der</strong>spruch<br />
bei seiner Sippe zu finden — ein Zeichen,<br />
wie verworren die sittlichen Begriffe in jener<br />
Zeit geworden waren. Nebenbei bemerkt,<br />
hat die Schund- und Schmutzliteratur <strong>der</strong><br />
Gegenwart ihre Wurzeln in den pikarischen<br />
Romanen, welche damals nach dem 30jährigen<br />
Kriege verschlungen wurden, und<br />
<strong>der</strong>en Helden Verbrecher aller Art bildeten.<br />
<strong>Das</strong> Gaunerstück mußte gelingen, und die<br />
Geschädigten stellte man als G<strong>im</strong>pel und<br />
Bösewichte dar — ganz so, wie eS heute bei<br />
den Verfassern <strong>der</strong> Schund- und Schauer-<br />
ist noch genug zu tun, auch wenn die höhere<br />
Schule ihre Aufgabe erfüllt hat. Diese sehe<br />
ich also erstens in <strong>der</strong> Vermittlung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Kenntnisse an Volkskunde, He<strong>im</strong>atkunde<br />
usw., zweitens aber in <strong>der</strong> Charakterbildung,<br />
in <strong>der</strong> Erziehung zum Dienst<br />
an einem größeren Ganzen.<br />
Als größte Gefahr erscheint da ein neuer<br />
„Humanismus" in einem ganz best<strong>im</strong>mten<br />
Sinne: „Mensch" in seiner Isolierung von<br />
Gott, in seiner Genügsamkeit am Menschen<br />
und in seinem „Reichtum". Der zukünftige<br />
Volkserzieher glaube nicht, das Volk z u<br />
seiner Bildung hinaufheben zu können, da<br />
ja die äußere Bedingung, das Abiturientenzeugnis<br />
und die akademische Bildung vorhanden<br />
sei. — So war es vielleicht doch<br />
nicht nur ein Mangel, wenn <strong>der</strong> junge Lehrer<br />
alter Zeit „Lücken" in seiner Bildung entdeckte,<br />
die er dann in seiner einfachen Klause,<br />
voll Begeisterung über den unsterblichen<br />
Dichtwerken erglühend, auszufüllen stiebend<br />
sich bemühte. Es ist eben nicht wahr, daß<br />
die gerade Linie <strong>im</strong>mer die kürzeste ist. Gewiß<br />
werden Irrwege und Umwege vorkommen!<br />
Aber ein festes Ziel, einen festen<br />
Plan wird <strong>der</strong> Volkserzieher haben müssen.<br />
Er wird ergriffen sein von Goethes Wort:<br />
„Warum sucht ich den Weg so sehnsuchtsvoll,<br />
wenn ich ihn nicht den Brü<strong>der</strong>n zeigen<br />
soll."<br />
Vor allem soll <strong>der</strong> zukünftige Erzieher des<br />
Volkes seine volkserzieherische Aufgabe und<br />
sein Führertum betätigen in steter Harmonie<br />
mit seiner Hauptaufgabe, nämlich<br />
<strong>der</strong> Erziehung <strong>der</strong> deutschen Jugend zum<br />
deutschen Volke.<br />
Studienrat Richard Hahn, Mors.<br />
Die Sexualnot <strong>der</strong> Gefangenen<br />
romane und ihren Lesern beliebt ist. Man<br />
prüfe nur die Erzeugnisse <strong>der</strong> neuesten<br />
Schundliteratur, wozu auch gewisse Kr<strong>im</strong>inalzeitungen<br />
und eine nicht min<strong>der</strong> nichtsnutzige<br />
Sensationspresse gehörten. Und was<br />
ist <strong>der</strong> tiefere Sinn dieser Sensationspresse?<br />
Nichts weiter als Geldmachen. Auf wessen<br />
Kosten? Ob auf Kosten von Volk und<br />
Vaterland, von Ehre und Anstand, von<br />
Zucht und Sitte, ob auf Kosten von Menschenseelen<br />
—, das ist jenen völlig gleichgültig.<br />
Aber so ganz leicht haben es die<br />
„Schriftstellers!) dieser Art doch nicht.<br />
„Ein Königreich für einen unbenagten<br />
Knochen, den man <strong>der</strong> sensationslüsternen<br />
Menge hinwerfen kann!"<br />
Ein solcher Knochen ist die sogenannte<br />
Sexualnot <strong>der</strong> Gefangenen<br />
Der Ausdruck „Sexualnot" ist nicht ungeschickt<br />
gewählt. Ein wenig Latein ziert den<br />
ganzen Menschen. Dazu verhüllen die beiden<br />
ersten Silben prüde etwas ganz Natürliches<br />
und geben <strong>der</strong> letzten Silbe eine beson<strong>der</strong>e<br />
Note.<br />
Sexualnötc, l). h. geschlechtliche Nöte, sind<br />
so alt wie das Menschengeschlecht. Ordentliche,<br />
fleißige, charakterfeste Menschen werden<br />
damit fertig; unordentliche, faule, charakterlose<br />
Menschen wissen sich jenen Nöten<br />
zu entziehen, so o<strong>der</strong> so, als Weichlinge o<strong>der</strong><br />
als Knabenschän<strong>der</strong> o<strong>der</strong> als Hurer. Es ist<br />
schändlich, davon zu reden. Eine Verschärfung<br />
<strong>der</strong> Sexualnöte bringt selbstverständlich<br />
eine lange Gefangenschaft mit sich. Kriegsgefangene<br />
wissen davon ein Lied zu singen,<br />
namentlich solche, welche „schwarze Franzosen",<br />
d. h. halbwilde Marokkaner u. a.<br />
als Wächter über sich dulden mußten. Aber<br />
haben nicht auch Hun<strong>der</strong>ttausende unserer<br />
Krieger viele Monate hindurch <strong>im</strong> Felde<br />
gestanden, siegreich nicht nur gegenüber dem<br />
Erbfeind, son<strong>der</strong>n auch gegenüber jenen Versuchern<br />
in <strong>der</strong> Etappe, denen durch den Unverstand<br />
und die Leichtfertigkeit gewisser<br />
hoher „verantwortlicher" Stellen die Arbeit<br />
nur zu leicht gemacht wurde?<br />
Wenn eS jetzt „mo<strong>der</strong>n" geworden ist, von<br />
<strong>der</strong> sexuellen Not <strong>der</strong> Gefangenen zu schreiben,<br />
zu reden und zu filmen, so denkt man<br />
dabei nicht an die Kriegsgefangenen, son<strong>der</strong>n<br />
man meint die Strafgefangenen. Man<br />
glaubt alles zu verstehen, und man verzeiht<br />
alles — selbstverständlich nur den<br />
Parteigenossen und solchen, die es vielleicht<br />
noch werden könnten. Nur diesen — wohlverstanden!<br />
— den an<strong>der</strong>n nicht. Man sei<br />
doch ausnahmsweise einmal ehrlich! Ehrliche<br />
Spartakusmänner (sie meinten es ehrlich,<br />
sie waren verhetzt und handelten nach bestem<br />
Wissen) wollten eine Fürsorgeerziehungsanstalt<br />
räumen. Sie meinten allen Ernstes,<br />
die Zöglinge würden zu Unrecht festgehalten.<br />
Die beherzte Oberin <strong>der</strong> Ansialt gab den<br />
Führern <strong>der</strong> Bande Einblick in die Akten<br />
<strong>der</strong> Mädchen. Und als die Spartakusmänner<br />
auch nur etliche Gerichtsbeschlüsse<br />
durchgelesenhatten, sagte <strong>der</strong>Anführer: „Frau<br />
Oberin, behalten Sie die Mädchen hier!"<br />
Vei näherer Ueberlegung würde sich mancher<br />
Leser jener sensationell und ein wenig sent<strong>im</strong>ental<br />
aufgemachten Artikel über Sexualnot,<br />
würde sich mancher Beschauer des<br />
Sexualfilms „<strong>Das</strong> Geschlecht in Fesseln"<br />
an den Kopf fassen und sich fragen: „Habe<br />
ich denn nicht von diesem und jenem Burschen<br />
schon irgendwo etwas gelesen? Ach ja — in<br />
<strong>der</strong> Zeitung stand eS ja, <strong>der</strong> eine hat die<br />
Sparkasse um 500 000 Mark geschädigt,<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e hat einen Lustmord begangen,<br />
<strong>der</strong> dritte hat wer weiß wie viele Mitmenschen<br />
ins Unglück gestürzt usw. <strong>Das</strong><br />
Gericht hat diese Verbrecher mit Recht zu<br />
Freiheitsstrafen verurteilt. Nun sitzen sie<br />
ihre Strafe ab; nun freilich: — Sexualnot?<br />
— Unsinn! Auf die schändlichen Verbrechen<br />
gehört eine wirksame Strafe! — Manche<br />
Artikelschreiber und Filmregisseure rechnen<br />
mit <strong>der</strong> Vergeßlichkeit des Publikums. <strong>Das</strong><br />
Publikum ist doch manchmal recht dumm,<br />
sonst würde eS sich nicht so jämmerlich anführen<br />
lassen.
soll verzweifeln. Umkehren und Rechttun<br />
findet <strong>im</strong>mer Gnade.<br />
D Freilich gehört die Sexualnot zur Strafe<br />
lind Strafe muß lei<strong>der</strong> manchmal<br />
sein. <strong>Das</strong> ist ja eben <strong>der</strong> Sinn<br />
<strong>der</strong> Freiheitsstrafe, daß sie denjenigen, welcher<br />
seine Freiheit zum Schaden seiner Mitmenschen<br />
mißbrauchte, für einige Zeit einsperrt,<br />
ihm hartes Lager und karge Kost<br />
zudiktiert und ihm auch in <strong>der</strong> Befriedigung<br />
seiner Gelüste und Begierden Schranken<br />
auferlegt. Selbstverständlich!<br />
Indessen — so lvenig wir einer gewissen<br />
Sensationspresse und noch weniger dem Film<br />
die Befugnis zuerkennen, in dieser <strong>im</strong>merhin<br />
sehr ernsten Angelegenheit mitzureden, so<br />
darf je<strong>der</strong> Einsichtige versichert sein, daß die<br />
Strafanstaltsverwaltung den berechtigten<br />
Kern dessen, was man „Sexualnot <strong>der</strong> Gefangenen"<br />
zu nennen beliebt, schon seit vielen<br />
fahren kennt und zu mil<strong>der</strong>n ernsthaft bestrebt<br />
ist.<br />
Selbstverständlich ist es für einen jungen<br />
Menschen, <strong>der</strong> nicht gewohnt ist, sich Zucht<br />
und Zügel aufzuerlegen, nicht leicht, nun<br />
plötzlich zur Abstinenz gezwungen zu sein.<br />
Deshalb gibt man ihm ein kühles und nicht<br />
zu weiches Lager, man verabfolgt ihm eine<br />
zwar reichliche aber reizlose Kost und hält<br />
ihn zu Zucht und Ordnung an. DaS hat<br />
schon manchem Taugenichts gut getan,<br />
D Nie Berichte entstehen<br />
Ein Berliner Abendblatt hatte sich von<br />
einem „Sachverständigen", <strong>der</strong> offenbar<br />
einige Zeit gebrummt hat, allerlei sensationellen<br />
Stoff zusammentragen lassen, diesen<br />
ungeheuer aufgebauscht und verallgemeinert.<br />
<strong>Das</strong> gab natürlich ein Zerrbild. Vielleicht<br />
haben „auf Bestellung" noch an<strong>der</strong>e Material<br />
herbeigetragen, pathologische und ähnliche<br />
Gewährsleute. Für einige Zigaretten<br />
schwindeln sie dem, <strong>der</strong> es gern wissen will,<br />
die „Hucke voll". — Man vergleiche nur<br />
den trefflichen Artikel in Heft 2 (4929) <strong>der</strong><br />
Inneren Mission <strong>im</strong> evangelischen Deutschland<br />
von Liz. Dr. Schreiner: „Die Krisis<br />
<strong>der</strong> Fürsorgeerziehung"; — da kann man<br />
nachlesen, wie solche Sensationöartikel und<br />
-filme entstehen. Der berechtigte Kern <strong>der</strong><br />
Artikelreihe, den die „Welt am Abend"<br />
brachte, dürfte neben <strong>der</strong> z, T. zutreffenden<br />
Kritik <strong>der</strong> Gemeinschaftöhaft auch darin liegen,<br />
daß sexuell Perverse und namentlich<br />
Psychopathen in beson<strong>der</strong>er Weise die<br />
Sexualnot empfinden, <strong>der</strong> wohl nur durch<br />
ärztliche Maßnahmen abzuhelfen sein dürfte.<br />
Unberechtigt sind jedoch die Verallgemeinerungen,<br />
welche <strong>der</strong> Verfasser liebt. Die Gemeinschaftshaft<br />
ist längst in ihrer ganzen<br />
Luther spricht: Calvin spricht: Zwingli spricht:<br />
Wollen wir Gottes Macht spüren auf unserer<br />
Seite? Dann laßt uns das befolgen, was er<br />
uns sagt!<br />
Schädlichkeit erkannt worden, und zwar vor<br />
an<strong>der</strong>en bereits von Fliedner und Wichein,<br />
dessen GefängniSreform schon vor 75 Jahren<br />
in erster Linie die „Beseitigung <strong>der</strong> verbrecherischen<br />
Gemeinschaft" bezweckte. Aber<br />
erst in den letzten Jahren ist es durch weise<br />
Maßnahmen (IugendgerichtSgesetz, Geldstrafe<br />
als Ersatz <strong>der</strong> kurzfristigen Freiheitsstrafe<br />
und Strafaussetzung mit <strong>der</strong> Aussicht<br />
auf Straferlaß bei guter Führung) möglich<br />
geworden, eine Anzahl veralteter Strafanstalten<br />
auszuschalten und die Freiheitsstrafe<br />
in mo<strong>der</strong>nen Anstalten zu vollstrecken,<br />
wo wenigstens die Trennung bei Nacht gewährleistet<br />
ist.<br />
Vom heutigen Strafvollzug<br />
<strong>Das</strong> Stufensystem gestattet dem Gefangenen,<br />
welcher sich gut aufführt, sich abends<br />
bis 9 l^lhr geistig zu beschäftigen. Die Bewegung<br />
in frischer Luft, Turnen und Sport<br />
finden <strong>im</strong> mo<strong>der</strong>nen Strafvollzug reichliche<br />
Anwendung. Es würde nichts schaden, wenn<br />
grundsätzlich jedem nicht gemeingefährlichen<br />
Gefangenen bei guter Führung nach gewisser<br />
Zeit Strafaussetzung mit <strong>der</strong> Aussicht auf<br />
Straferlaß zuteil würde. Dabei müßte in<br />
Betracht gezogen werden, daß die Gefangenen<br />
sich auch sittlich einwandfrei geführt, d. h.<br />
daß sie die Zellenwände nicht besudelt und<br />
sich auch sonst eines anständigen Betragens<br />
befleißigt haben. Dagegen sollte man gerade<br />
solche Gefangenen, welche sich als<br />
pervers gebärden, überhaupt nicht auf die<br />
Menschheit loslassen. Die neuesten Sittlichkeitsverbrechen<br />
und Lustmorde zeigen<br />
deutlich, daß <strong>der</strong> Gesetzgeber irrt, wenn er den<br />
gemeingefährlichen SittlichkeitSverbrechern<br />
ohne sichere Gewähr die Freiheit wie<strong>der</strong>gibt.<br />
Dieser verhängnisvolle Irrtum for<strong>der</strong>t zweifellos<br />
noch manches Menschenopfer.<br />
^ Und nun <strong>der</strong> Film und seine Vorschläge<br />
Der famose Film „Geschlecht in Fesseln"<br />
befürwortet häufige Beurlaubung <strong>der</strong> Gefangenen,<br />
damit sie sich von ihrer Sexualnot<br />
erlösen können. Man bedenkt aber nicht,<br />
daß solche nur für kurze Zeit beurlaubten<br />
Gefangenen in <strong>der</strong> Regel draußen keine Arbeit<br />
finden, also ihren Familien und <strong>der</strong><br />
öffentlichen Wohlfahrtspflege zur Last fallen<br />
und nichts als neues Unheil anrichten.<br />
Würde jener Vorschlag in die Tat umgesetzt,<br />
so würden sich sehr bald die allerschädlichsten<br />
Folgen zeigen.<br />
Geradezu lächerlich wirkt auf jeden, <strong>der</strong> den<br />
Strafvollzug kennt, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e zynische Vorschlag,<br />
daß <strong>der</strong> Direktor den Gefangenen<br />
und dessen Frau doch ein Viertelstündchen<br />
allein lassen möchte. Der gütige Direktor<br />
2u bist Gottes Werkzeug: er verlangt deinen<br />
Dienst, nicht deine Ruhe.<br />
darf sich so lange zu seiner Familie begeben<br />
und Kaffee trinken. „Essen, trinken, schlafen<br />
darf man in <strong>der</strong> Strafanstalt. Warum nur<br />
das nicht?"<br />
Nicht min<strong>der</strong> grotesk hörten sich jüngst die<br />
Worte eines Chorführers <strong>im</strong> Reigen <strong>der</strong><br />
Kämpen wi<strong>der</strong> die Sexualnot an, eines bekannten<br />
„jüdischen" Arztes, welcher <strong>im</strong> vollen<br />
Ernst verlangte, daß „Weihnachten" die Gefangenen<br />
den Besuch ihrer Frauen auf <strong>der</strong><br />
Zelle empfangen sollten. So denkt sich ein<br />
Jude das christliche Weihnachtsfest <strong>der</strong> Gefangenen!<br />
— Auch eine wi<strong>der</strong>liche <strong>Kirche</strong>nszene<br />
bringt <strong>der</strong> Film. Der Geistliche erscheint<br />
<strong>im</strong> Ornat des evangelischen Pfarrers.<br />
Was er redet, wird als dummes Zeug hingestellt.<br />
Was die Gefangenen darüber denken,<br />
ist in ihren Mienen deutlich zu lesen.<br />
Es handelt stch also um eine Verhöhnung<br />
<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>! Man fragt sich,<br />
ob die Filmprüfungöstelle diese Szene hätte<br />
durchgehen lassen, wenn ein katholischer<br />
Geistlicher o<strong>der</strong> wenn ein Rabbiner <strong>im</strong><br />
Ornat zur Darstellung gekommen wäre.<br />
Sind die Diener <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />
vogelfrei? ILnd entbehrt denn die evangelische<br />
<strong>Kirche</strong> so ganz und gar auch des geringsten<br />
Einflusses in <strong>der</strong> Filmprüfungsstelle?<br />
Ein Stiafansillltsleyrei schreibt: „In Hamburg<br />
o<strong>der</strong> London o<strong>der</strong> Kalkutta o<strong>der</strong> sonstwo<br />
ruft gelegentlich <strong>der</strong> Verdacht eines einzigen<br />
Cholera- o<strong>der</strong> Pest- o<strong>der</strong> Pockenfalles<br />
die gesamte Wissenschaft, Hygiene, Technik<br />
und das Volksgrauen zur Abwehr auf den<br />
Plan, um die Gefahr <strong>im</strong> Ke<strong>im</strong>e zu ersticken.<br />
I^nd das ist recht, denn es geht unter ILmständen<br />
um viele Menschenleben. Die verheerende<br />
Pest des Sensationsfilms darf in<br />
Deutschland von Stadt zu Stadt, von Dorf<br />
zu Dorf weiter wühlen, — und es scheint<br />
keine Stelle berufen und mutig genug, um<br />
dem Ver<strong>der</strong>ben Einhalt zu tun?" — Sicherlich<br />
wirkt die Sensationspresse ebenso wie<br />
<strong>der</strong> Sensationsfilm ver<strong>der</strong>blich auf viele<br />
ungefestigte Menschen.<br />
V Äas Schlußurteil<br />
In all dem Wahnsinn ist aber gleichwohl<br />
Methode. Es gilt, die letzten O.ua<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />
Autorität, <strong>der</strong> Ordnung und Zucht zu unterwühlen.<br />
I^nd nebenbei bringt das Geschäft<br />
Geld ein. Vielleicht müssen sich jene Schädlinge<br />
doch mit dem Sündengeld begnügen,<br />
denn auch <strong>der</strong> Knochen <strong>der</strong> „Sexualnot"<br />
ist nachgerade abgenagt und bietet keinen<br />
Reiz mehr. Die <strong>im</strong>mer mehr sich häufenden<br />
Sexualverbrechen weiden dafür sorgen, daß<br />
das überlaute, alberne Gerede von <strong>der</strong><br />
Sexualnot <strong>der</strong> Gefangenen auch wie<strong>der</strong> verstummt,<br />
v.
„Bil<strong>der</strong> zur Bibel" des Malers Hans Lietzmann<br />
Herausgegeben von <strong>der</strong> Preußischen Hauptbibelgesellschaft, Berlin<br />
Eine grundsätzliche Beurteilung von Bibelillustrationen überhaupt<br />
ie Preußische Hauptbibelgesellschaft<br />
^ den Berliner Maler Hans Lietzmann<br />
beauftragt, Illustrationen des Bibel«<br />
texteS zu schaffen, die sie in Bildelbibeln,<br />
Postkarten, Wandbil<strong>der</strong>n usw. mit Hilfe<br />
einer umfangreichen Werbung verbreitet.<br />
Man darf die Wichtigkeit dieses Schrittes<br />
nicht verkennen. Seine Bedeutung wirkt sich<br />
auf sehr verschiedenen Gebieten aus: zunächst<br />
in <strong>der</strong> Region religiösen Erlebens<br />
als christliche Anschauungsbildung, die für<br />
das innere Verhältnis zu Jesus und <strong>der</strong><br />
heiligen Geschichte von unwägbarer Aktivität<br />
ist. Aber auch auf dem volksbildnerischen<br />
Gebiet <strong>der</strong> Geschmackskultur und<br />
Stellung des Volkes zu künstlerischer Formgebung.<br />
Und endlich <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> entscheidungsvollen<br />
Frage nach <strong>der</strong> Stellung<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zur Kunst und zum kulturellen<br />
Schaffen <strong>der</strong> Gegenwart.<br />
Aber <strong>der</strong> Hinweis auf diese Weitenwirkung<br />
eines <strong>der</strong>artigen Werkes sollte nicht notwendig<br />
sein, um den ganzen Ernst <strong>der</strong> Aufgabe<br />
in Erinnerung zu bringen. Es genügt<br />
völlig, sich einmal die Frage nach dem Sinn<br />
<strong>der</strong> Bibelillustration vorzulegen. Illustration<br />
ist ein sehr schönes Wort. Im Bild<br />
soll <strong>der</strong> Sinn des gelesenen Wortes „aufleuchte<br />
n". Sein Verborgenes soll <strong>im</strong><br />
Licht des Bildes Erscheinung werden <strong>Das</strong><br />
kann abernur g e sch e h e n, w e n n<br />
<strong>im</strong> Bild gestaltet wird, was<br />
<strong>im</strong> Worte gesprochen wird. <strong>Das</strong><br />
Hörbare soll sichtbar werden, <strong>der</strong> gelesene<br />
Bericht verwandelt werden in die angeschaute<br />
Gestalt, die durch die Augen in die<br />
Seele eintritt und dort zur lebendigen Vorstellung<br />
wird. Es kann sich also nicht<br />
darum handeln, durch das Bild die biblische<br />
Geschichte zu erklären und auszulegen, ste<br />
populär und spannend mit Stift o<strong>der</strong> Pinsel<br />
noch einmal zu erzählen, sie durch allerhand<br />
Beiwerk auszuschmücken und interessant<br />
zu machen. Son<strong>der</strong>n die Verkündigung<br />
des Wortes soll<br />
wie<strong>der</strong>holt werden in <strong>der</strong> Verkündigung<br />
<strong>der</strong> Gestalt. Der<br />
Künstler übersetzt die Bibel in<br />
seine Sprache. Er schreibt sie<br />
von neuem. Und wir wissen, daß dazu<br />
mehr gehört als ein technisches Können —<br />
sei es in philologischer Sprachbeherrschung,<br />
sei es in künstlerischer Darstellungsfähigkeit.<br />
Es gehört Inspiration dazu, ein Moment<br />
des Prophetischen — jenes Unwägbare,<br />
das die Bibel Martin Luthers für<br />
alle Zeit zum kultischen Buch des evangelischen<br />
Deutschen machen wird, selbst wenn<br />
sie aus lauter Übersetzungsfehlern bestünde.<br />
Dieses Moment gestalten<strong>der</strong> Umwandlung<br />
26<br />
des Bibelwortes fehlt den Bil<strong>der</strong>n Lietzmanns<br />
gänzlich. Sie sind die Erzeugnisse<br />
eines Erzählers, <strong>der</strong> nicht mit dem Mund,<br />
son<strong>der</strong>n mit den Händen redet. Und seine<br />
bildlichen Erzählungen reden viel ausführlicher,<br />
viel beteiligter, viel liebevoller von<br />
den glühenden Farben des Morgenlandes,<br />
von den phantastischen Gewän<strong>der</strong>n seiner<br />
Bewohner, von <strong>der</strong> märchenbunten Szenerie<br />
<strong>der</strong> Umwelt, als von dem Heiland und seinem<br />
Werk. Wo Lietzmann eine Handlung<br />
Jesu beson<strong>der</strong>s wirksam zum Ausdruck bringen<br />
will, verfällt er in Posenhaftigkeit. Entrückung<br />
visionären Erlebens wird unter<br />
seinem Pinsel zur Schauspielerm<strong>im</strong>ik, die<br />
Schwarmgeistigkeit mit Offenbarung verwechselt.<br />
Im übrigen die übliche „Idealisierung"<br />
des Heilandshauptes: Pagenkopf<br />
mit Madonnenscheitel, eine süßliche „Schönheit"<br />
schematisch regelmäßiger Züge in<br />
einem geistlosen Gesicht — ganz so, wie<br />
dank solcher „christlicher Kunst" sich 99 A<br />
aller Christen das Aussehen ihres göttlichen<br />
Erlösers vorstellen. Was haben<br />
diese „Illustrationen" zu schaffen<br />
mit <strong>der</strong> Gewalt und herben<br />
Größe, mit <strong>der</strong> erschreckenden<br />
Unnahbarkeit des BibelworteS?<br />
Sie sind nichts als ein Beweis, wie<br />
gänzlich wir verlernt haben, die Bibel zu<br />
lesen und zu verstehen.<br />
Lietzmann weiß etwas davon, daß ein Engel<br />
an<strong>der</strong>s aussieht wie ein Mensch, und daß<br />
<strong>der</strong> verklärte Leib des Auferstandenen von<br />
seinem irdischen Körper unterschieden werden<br />
muß. Es weiß es. Aber ihm fehlt die<br />
künstlerisch-religiöse Kraft, seine versiandeSmäßige<br />
Erkenntnis umzuprägen in gestaltete<br />
Verkörperung. Er greift wie<strong>der</strong> zu einem<br />
l Was ein Künstler erlebte<br />
„Mittelchen". Er stellt das jenseitige Wesen<br />
als Lichterscheinung dar. Im übrigen aber<br />
mit allen Attributen ungeistiger „Idealisierung"<br />
menschlicher Körperhaftigkeit.<br />
Vom Wun<strong>der</strong> desLichtS alsErscheinung<br />
jenseitiger Geistigkeit,<br />
die freilich auch in Gestalt und<br />
Zügen aufstrahlen will, ist nichts zum<br />
Ausdruck gekommen.<br />
Dafür aber um so mehr Detailmalerei, die<br />
<strong>der</strong> Realistik des Geschehens eine romantisch<br />
gefühlvolle und deshalb „interessante"<br />
Darstellung verleihen möchte. Aber ist damit<br />
etwas gewonnen? Wir berauben uns<br />
gewaltsam des göttlichen Segens, <strong>der</strong> uns<br />
<strong>im</strong> Abstand <strong>der</strong> Jahrtausende und <strong>im</strong> Dunkel<br />
des Mythus geschenkt ist. Warum zerren<br />
wir gewaltsam die heilige Geschichte in<br />
den Bereich des Irdischen und Diesseitigen<br />
herab? <strong>Das</strong> Moment des Geschichtlichen in<br />
<strong>der</strong> Offenbarung kann für uns nur den<br />
Sinn verwirklichen<strong>der</strong> Erscheinung des<br />
Ewigen haben. Aber nicht den Sinn naturalistischer<br />
Sichtbarkeit und Tastbarkeit <strong>der</strong><br />
Außenseite. Gott sei Dank, daß die Evangelien<br />
sich so wi<strong>der</strong>sprechen, daß alle Bibelphilologie<br />
aus ihnen niemals historische Zuverlässigkeit<br />
gewinnen wird! Der Mythus in<br />
<strong>der</strong> Geschichte, die Weissagung vom Ewigen<br />
<strong>im</strong> Bericht menschlichen Geschehens, das<br />
allein ist Offenbarung. <strong>Das</strong> ist die Darstellungsaufgabe<br />
einer wirklichen<br />
B i bel i l lustrat i o n und<br />
nicht morgenländische Kostümund<br />
LandschllftSsilldien. Und<br />
darüber sollten alle, die sich nicht nur die<br />
quantitative Verbreitung <strong>der</strong> Bibel, son<strong>der</strong>n<br />
vor allem ihre wesenhafte Einwurzelung<br />
<strong>im</strong> Seelenleben des gegenwärtigen<br />
Menschen zur Aufgabe setzen, einmal mit<br />
ganzem Ernst und Verantwortungsbewußtsein<br />
nachdenken. Erst dann kommen die<br />
gewiß sehr schwierigen, sehr wichtigen, aber<br />
doch gänzlich peripheren Fragen nach dem<br />
Verständnis für die kleinen Leute und dem<br />
geschäftlichen Erfolg. Paul Girkon,<br />
Professor Rudolf Koch, <strong>der</strong> bekannte Leiter <strong>der</strong> Offenbacher Kunstschule, hat dem „Tag"<br />
für eine Umfrage über „Bücher in meinem Leben" folgendes geantwortet: „Ich bin be<strong>im</strong> Lesen<br />
vieler und mancherlei Bücher in jungen Jahren mit <strong>der</strong> Zeit an ein Buch gekommen — da hat<br />
da« Lesen nicht mehr ausgereicht. <strong>Das</strong> war so mächtig, da mußte ich tiefer eindringen und länger<br />
verweilen, als es be<strong>im</strong> Lesen möglich war, und ich begann, es abzuschreiben. Es war die<br />
Bibel. Aber das Abschreiben war mir auch nicht genug, das Buch war <strong>im</strong>mer noch zu mächtig.<br />
Da habe ich mir in vieler, jahrelanger Mühe schöne große Buchstaben eingeübt, um jedem Wort<br />
auch fichtbar die Bedeutung zu geben, die es mir zu haben schien. Von diesem Schreiben her<br />
hat dann alle« in meinem Leben ein neues Gesicht bekommen. Ich habe die Kunst des Schreibens<br />
auch an<strong>der</strong>e gelehrt und viele Hun<strong>der</strong>te darin unterrichtet, ja das gesamte Schriftwesen hat einen<br />
Gewinn daraus gezogen. Mancherlei Druckschriften erstanden in <strong>der</strong> Folge, die wie<strong>der</strong> zum<br />
Teil geschaffen sind <strong>im</strong> Gedanken an einen Nbeldruck. — Und doch schien das alles noch nicht<br />
dauernd genug. Die Worte wollten noch mehr Gewicht. Da begann ich sie in Metall zu<br />
meißeln, in Holz zu schneiden und in großen Wandteppichen zu sticken und zu weben, sie wurden<br />
in Fresko gemalt und in Bronze gegossen, und es ist <strong>im</strong>mer noch kein Ende. Denn diese Worte<br />
durchdringen den <strong>im</strong>mer tiefer, <strong>der</strong> einmal von ihnen erfaßt ist, ja er wird völlig<br />
verwandelt davon. <strong>Das</strong> Leben findet seinen Sinn, und <strong>der</strong> Tod verliert seinen Schrecken."
<strong>Evangelische</strong>r Volksbildungsdienst für <strong>Rheinland</strong><br />
Rheinische evangelische Büchereiarbeit / Film und Lichtbild / Jugend- und Laienspiel / <strong>Evangelische</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft für Rundfunk in <strong>Rheinland</strong> und Westfalen / Volksbildung und ihre Grenzgebiete<br />
Industriepädagogik und Erwachsenenbildung<br />
Arbeitswoche <strong>der</strong> Deutschen Schule für Volksforschung und Erwachsenenbildung v. 20.—28. Februar in Königswinter<br />
I.<br />
e Deutsche Schule für<br />
Volksforschung und Erwachsenenbildung<br />
rief Mitte Februar<br />
zu einer größeren Arbeitstagung auf,<br />
die <strong>der</strong> gegenwärtigen Lage auf dem Gebiet<br />
<strong>der</strong> Erwachsenenbildung und den beson<strong>der</strong>en<br />
Fragen einer Industriepädagogik gelten<br />
sollte. Der Aufruf <strong>der</strong> Deutschen Schule<br />
hatte ein starkes Echo, gegen 50 Teilnehmer<br />
kamen nach Königswinter mit <strong>der</strong><br />
ausdrücklichen Verpflichtung, <strong>der</strong> gesamten<br />
Tagung von Anfang bis Ende beizuwohnen.<br />
Die Teilnehmer vertraten die verschiedensten<br />
Richtungen und Gruppen. Neben zahlreichen<br />
Vertretern katholischer Volksbildungöarbeit<br />
trat beson<strong>der</strong>s eine in sich<br />
sehr geschlossen erscheinende Gruppe sächsischer<br />
Sozialisten hervor. Nationale Kreise<br />
(Fichtegesellschaft) waren ebenfalls vertreten,<br />
und auch Arbeitnehmer (Gewerkschaften)<br />
und Arbeitgeber waren zur Stelle.<br />
Einen wesentlichen Prozentsatz <strong>der</strong> Teilnehmerschaft<br />
machten <strong>im</strong> übrigen die sogenannten<br />
Freien Volksbildner aus, <strong>im</strong> beson<strong>der</strong>en<br />
<strong>der</strong> tragende Kreis <strong>der</strong> Deutschen<br />
Schule. Die evangelische Volksbildungsarbeit<br />
war durch drei, zeitweilig vier westdeutsche<br />
Teilnehmer vertreten.<br />
Der so bunt zusammengesetzten Teilnehmerschaft<br />
gab die Deutsche Schule den rechten<br />
Du sollst den Feiertag heiligen!<br />
Rahmen für eine vorurteilslose, ernsthafte<br />
Aussprache über die den Volksbildner bewegenden<br />
Gegenwartsfragen. Hervorgewachsen<br />
aus dem Hohenrodter Bund<br />
— also einem weltanschaulich nicht einhelligen,<br />
nur durch die innere „Haltung" seiner<br />
Glie<strong>der</strong> gebundenen Kreise deutscher Volksbildner<br />
— hat es sich die Deutsche Schule<br />
zur Aufgabe gestellt, Stätte <strong>der</strong> Forschung<br />
und Stätte des Erfahrungsaustausches aller<br />
in praktischer VolksbildungSarbeit stehenden<br />
Menschen zu sein. Dieses Ziel erstrebt sie<br />
durch Lehrkurse für angehende, bzw. Freizeiten<br />
für <strong>im</strong> Berufe stehende Volksbildner.<br />
Hinter ihrem Wollen steht nicht allein <strong>der</strong><br />
Kreis von Hohenrodt, sie hat vielmehr auch<br />
staatliche Anerkennung gefunden. Unter<br />
Führung des preußischen Ministeriums für<br />
Wissenschaft, Kunst und Volksbildung haben<br />
sich sämtliche deutschen Lcin<strong>der</strong>ministerien<br />
hinter das junge Unternehmen gestellt, dessen<br />
Prolektor <strong>der</strong> als warmer För<strong>der</strong>er und<br />
Anreger gestalten<strong>der</strong> Volksbildunasarbeit<br />
bekannte Ministerialdirektor Dr. von Erdberg<br />
ist. Sitz <strong>der</strong> Deutschen Schule ist Berlin.<br />
In <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Deutschen Schule<br />
dürfte die Arbeitswoche von Königswinter<br />
einen bedeutsamen Punkt darstellen, insofern<br />
als hier — abgesehen von den weltanschaulichen<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzungen — doch<br />
auch gerade das Institut als solches zur<br />
kommen?" — „Wenn Sie ihn absolut gleich haben wollen", sagte er, „so müssen Sie sich sofort<br />
selbst nach <strong>der</strong> Post begeben. Es ist gerade Poststunde. Heute wird nicht bestellt." Ich ging<br />
hin, fand keinen großen Andrang trotz <strong>der</strong> kurzen Poststunde, und erhielt sofort das Erwartete.<br />
— Aber ich schämte mich. Wie bin ich's zu Hause gewohnt, in einer mitteldeutschen Kleinstadt?<br />
Jeden Sonntagmorgen jagt <strong>der</strong> Postagend o<strong>der</strong> Briefträger durch den ganzen Ort. Gerade<br />
diesen Tag ladet er bei mir regelmäßig einen beson<strong>der</strong>s großen Haufen Drucksachen und Briefe<br />
ab. Es ist, wie wenn Behörden und Geschäftsfirmen wetteiferten, daß man nur ja am Sonntag<br />
recht reichlich mit Post bedacht würde. Und die Folge: man schaut dann doch hinein, ärgert sich,<br />
belastet sich, und die schöne Ruhe- und Fcierst<strong>im</strong>mung ist dahin. Und dann sagt man sich in<br />
»»—4W Prozent <strong>der</strong> Fälle: „Es hätte wirklich Zeit gehabt bis morgen!" — Warum ver<strong>der</strong>ben<br />
wir <strong>im</strong> ganzen nördlichen Teutschland den Postbeamten wie uns selbst den schönen Sonntag?<br />
Kämen wir nicht, wie die Großstadt München, auch in unseren Dörfern, Kleinstädten, selbst<br />
in den Großstädten damit aus, daß am Sonntagmorgen die Post eine halbe Stunde einen<br />
Schalter offen hielte, damit je<strong>der</strong> seine dringendsten Sachen selbst abholte? — Ware es nicht<br />
Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, ihren Glie<strong>der</strong>n, den Postbeamten, zu helfen, die in ihrer abhängigen Stellung<br />
zurzeit wenig energische Schritte tun können in dieser für ihren Stand und unser ganze« Volk<br />
hochwichtigen Sache — <strong>der</strong> <strong>der</strong> Feiertagshciligung? — Eine Aufgabe unserer Presbyter!<br />
Debatte stand, bzw. in Frage gestellt wurde.<br />
Strebungen, neben <strong>der</strong> Deutschen Schule<br />
hier und da <strong>im</strong> Reiche ähnliche Einrichtungen<br />
von an<strong>der</strong>en Zwecksetzungen aus zu<br />
schaffen, konnten <strong>im</strong> Laufe <strong>der</strong> Tage nicht<br />
verborgen bleiben, fanden die Männer <strong>der</strong><br />
Deutschen Schule jedoch bereit zu ernster<br />
Abwehr o<strong>der</strong> einigen<strong>der</strong> Verbindung.<br />
II.<br />
Die Arbeitswoche für Erwachsenenbildung<br />
und Indusiriepädagogik zerfiel, vielleicht<br />
nicht nur äußerlich betrachtet, durchaus<br />
in zwei Son<strong>der</strong>tagungen, nämlich eine für<br />
Erwachsenenbildung und eine<br />
zweite für Industriepädagogik.<br />
Wenn eines doch die Verbindung zwischen<br />
den beiden Teilen herstellte, so war eS —<br />
neben <strong>der</strong> fraglos von Tag zu Tag wachsenden<br />
inneren Gemeinschaft <strong>der</strong> Teilnehmer<br />
— die Erkenntnis, daß <strong>der</strong> Volksbildner,<br />
will er ernst genommen werden, an den<br />
Wirklichkeiten des Industrielebens, <strong>der</strong> Wirtschaft,<br />
einfach nicht mehr vorbeigehen darf.<br />
Daß an <strong>der</strong>, dem etwa noch romantisch<br />
eingestellten Volksbildner freilich unbequemen<br />
Realität <strong>der</strong> gegenwärtigen Lage<br />
sich erst einmal Wert und Kraft volksbildnerischer<br />
Arbeit zu erweisen habe. Zugleich<br />
gab diese Begegnung zwischen Volksbildung<br />
und Wirtschaft starke und darum als beglückend<br />
empfundene Antriebe zur Bewältigung<br />
neuer Aufgaben von une<strong>im</strong>eßbarer<br />
Tragweite.<br />
Die Referate <strong>der</strong> Arbeitswoche standen<br />
sämtlich auf bedeuten<strong>der</strong> Höhe. Ihren<br />
Reigen eröffnete das lei<strong>der</strong> in Abwesenheit<br />
des (erkrankten) Verfassers verlesene<br />
Referat Dr. von Erdbergs über den Stand<br />
<strong>der</strong> Erwachsenenbildung in Deutschland.<br />
Dr. von Erdberg gab einen tiefgründigen<br />
Aufriß <strong>der</strong> bisherigen Entwicklung<br />
des freien Volksbildungswesens<br />
in Deutschland und überraschte<br />
dann durch die Schärfe, mit <strong>der</strong> er<br />
eine weltanschauliche llnterbauung <strong>der</strong> Erwachsenenbildung<br />
nicht nur als weithin bestehend<br />
notierte, son<strong>der</strong>n geradezu for<strong>der</strong>te.<br />
— Die folgende Aussprache gab Gelegenheit<br />
zu einer ersten flüchtigen Fühlungnahme<br />
<strong>der</strong> Geister und zu tasten<strong>der</strong> Abgrenzung<br />
<strong>der</strong> Standpunkte. Jedenfalls blieb die These
ErdbergS samt den daraus folgenden Konsequenzen<br />
von ausschlaggeben<strong>der</strong> Bedeutung<br />
für den ersten Teil <strong>der</strong> Tagung.<br />
In Fragen <strong>der</strong> praktischen Arbeit führten<br />
Referate von Dr. Kaphan, Dresden,<br />
Dr. He i n r i ch S, Düsseldorf, und Prof.<br />
Dr. Flitner, Kiel, ein. Ihre Ausführungen<br />
galten <strong>im</strong> wesentlichen <strong>der</strong> Frage<br />
<strong>der</strong> Abendvolkshochschule und ihrer heute<br />
möglichen Gestaltung. Durch eine Reihe<br />
von Berichten über Arbeit und Erfolge<br />
rheinischer Abeniwolk'Hochschulen ergänzt,<br />
zeigten die Vorträge, daß auch in <strong>der</strong> Form<br />
<strong>der</strong> Abendvolkshochschule gestaltende VolksbildungSarbeit<br />
getrieben werden kann, wenn<br />
nur gewisse Voraussetzungen <strong>der</strong> fähigen<br />
Führerpersönlichkeit und eines nicht gar zu<br />
verschlossenen Stadtsäckels bestehen. —<br />
Freilich beginnen die eigentlichen Nöte <strong>der</strong><br />
Abendvolkshochschule erst jenseits dieser, —<br />
lei<strong>der</strong> nicht selbstverständlichen, — Voraussetzungen.<br />
Sie hängen zusammen mit <strong>der</strong><br />
soziologischen Glie<strong>der</strong>ung unserer Großkommunen<br />
und gipfeln in <strong>der</strong> Frage nach<br />
dem Vertrauen des proletarischen Menschen<br />
zu Mensch und Einrichtung <strong>der</strong> Erwachsenenbildung.<br />
Wie weit weltanschauliche Bindung<br />
hier helfen kann, wurde von den Rednern,<br />
je nach ihrer Einstellung, verschieden<br />
beantwortet.<br />
Prof. Pflei<strong>der</strong>er, Stuttgart, <strong>der</strong><br />
die Verhandlungen <strong>im</strong> Auftrage <strong>der</strong> Deutschen<br />
Schule geleitet hatte, schloß den ersten<br />
Teil <strong>der</strong> Tagung mit einem außerordentlich<br />
geschickten Schlußwort, das aber die vor<br />
letzten Fragestellungen nicht zurückscheuenden<br />
Volksbildner, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> weltanschaulichen<br />
Gruppen, nicht ganz befriedigen<br />
konnte. Er feierte noch einmal die Deutsche<br />
Schule als Stätte des geistigen Austausches<br />
zwischen den verschiedenen Richtungen und<br />
rief zu <strong>der</strong> religiösen Haltung einer Ehrfurcht<br />
vor <strong>der</strong> Wirklichkeit „des an<strong>der</strong>en<br />
Menschen" auf.<br />
III.<br />
Hatten die ersten Tage <strong>der</strong> Arbeitswoche<br />
<strong>im</strong> allgemeinen nur eine Wie<strong>der</strong>holung des<br />
für die Mehrzahl <strong>der</strong> Volksbildner geläufigen<br />
Gedankengutes, naturgemäß mit<br />
wesentlicher Vertiefung und Klärung gebracht,<br />
so enthielten die folgenden Vorträge<br />
um so mehr neues Gut an Erkenntnissen<br />
und For<strong>der</strong>ungen. Anton Heinen<br />
Gott will, daß auch über Graben,<br />
über Trümmern dieser Zeit<br />
Menschen sich die Hände geben<br />
«nd sich findet, was entzweit.<br />
Welt, dir schlägt die große Stunde,<br />
um dich wirbt mit Glut und Kraft<br />
wie<strong>der</strong> jene alte Kunde<br />
von <strong>der</strong> wahren Bru<strong>der</strong>schaft. — W.<br />
leitete die Besinnung auf indusiriepädagogische<br />
Problematik ein durch einen Vortrag<br />
über die Grundlagen <strong>der</strong> Bildungsarbeit am<br />
industriellen Menschen. Seinen aus tiefer<br />
Weisheit quellenden Darlegungen schickte er<br />
ein bekenntnishaftes Ja zum Industriemenschen<br />
voraus. Daß diesem „Ja" freilich<br />
ein Näherkommen von Volksbildner<br />
und Industriemensch zu folgen hat, macht<br />
es zu einer sittlichen Aufgabe! Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Ueberbrückung von Mensch zu<br />
Mensch gibt es. Sie liegen in dem, was<br />
wir „Ehre", Arbeitsehre, dem Menschen<br />
„seine" Ehre geben nennen. — Ging Heinen<br />
vom Menschen aus, schöpfte er seine wesentlichen<br />
Erkenntnisse als Seelsorger, so ging<br />
Prof. Brauer dem gleichen Fragenkomplex<br />
als Wissenschaftler zu Leibe. Sein<br />
Abendvortrag in <strong>der</strong> Kölner Universität<br />
(den die „Fünfzig von Königswinter" geschlossen<br />
besuchten) zeigte die Nöte des<br />
Industriemenschen von <strong>der</strong> wirtschaftsgeschichtlichen<br />
Seite her auf und suchte ihnen<br />
durch Vorschläge zu neuer Berufsethik zu<br />
begegnen. Abgesehen von <strong>der</strong> hernach umstrittenen<br />
letzten Gedankenführung einer Belebung<br />
<strong>der</strong> Berufsidee, offenbarte das<br />
Brauersche Referat die Notwendigkeit einer<br />
Verwendung sozialwissenschaftlicher Forschungen<br />
durch die mo<strong>der</strong>ne Erwachsenenbildung.<br />
Hier liegt noch Neuland. —<br />
Gewissermaßen als Selbstzeugnisse erzieherischen<br />
WollenS auf Arbeitgeberseite waren<br />
die Vorträge Dr. Schürholz' und<br />
Oberingenieur Arnolds aufzufassen.<br />
Beiden Rednern begegnete von vornherein<br />
ein beson<strong>der</strong>es Interesse, spürte man ihnen<br />
doch deutlich den Wunsch nach Erweis <strong>der</strong><br />
Berechtigung arbeitgeberischer Volksbildungömaßnahmen<br />
ab. Um es <strong>im</strong> voraus zu<br />
sagen: was niemand bestritten, konnten sie<br />
durch ihre übrigens inhaltlich und formal<br />
vollendeten Ausführungen zu wie<strong>der</strong>holter<br />
Anerkennung durch die Kreise <strong>der</strong> Volksbildner<br />
bringen: Der Arbeitgeber — als<br />
Kollektivum — hat nicht allein Recht, son<strong>der</strong>n<br />
auch Pflicht, sich um die Dinge <strong>der</strong> Erwachsenenbildung<br />
zu kümmern. Fragt sich<br />
nur, welche Vorbedingungen dafür auf<br />
seiner Seite heute schon erfüllt sind. Jedenfalls<br />
gehört er ebenso wie <strong>der</strong> proletarische<br />
Mensch zur Wirtschaft, — und worauf<br />
man nicht mit Unrecht hinwies: — es ist<br />
nicht so, als sei dieser ausschließlich Objekt,<br />
jener Subjekt <strong>der</strong> Industriepädagogik.<br />
Ernste Volksbildung wird sich auch zu dem<br />
Gedanken ihrer Sendung an die wirtschaftsstarken<br />
Kreise durchringen müssen.<br />
In einer weiteren Abendveranstaltung in<br />
<strong>der</strong> Kölner Universität sprach Professor<br />
Honigshe<strong>im</strong> über den Gesamtkreis<br />
<strong>der</strong> zur Debatte stehenden Fragen von<br />
seinem, aller Erneuerung alter berufständischer<br />
Ideale skeptisch gegenübertretendem<br />
Standpunkte aus. Seine klugen, doch noch<br />
unter starker problematischer Spannung<br />
stehenden Thesen fanden eine wesentliche<br />
Gott will, daß die Wände fallen,<br />
die die Welt so eng gemacht,<br />
will, daß in den Völkern allen<br />
Geist von seinem Geist erwacht.<br />
Er fragt nicht nach Glanz und Gaben,<br />
nicht nach Grenzen, Macht und Nlut,<br />
will ein heil'ges Volk nur haben,<br />
das hier seinen Willen tut.<br />
Erweiterung und Fortführung durch Prof.<br />
Rosenstocks, Breslau, wirklichkeitsnahe<br />
und lebensfrische Art, die Dinge zu<br />
sehen. Sein Vortrag über „Betriebs-<br />
Politik" gipfelte in <strong>der</strong> heute noch fast<br />
kühn erscheinenden For<strong>der</strong>ung einer von<br />
ihm als „Entsagung" treffend gezeichneten<br />
Haltung <strong>der</strong> Betriebe gegenüber ihren Angestellten<br />
und Arbeitern. Der Betrieb „verzichtet"<br />
auf den ganzen Menschen in seinem<br />
Betriebsangehörigen. Dieser muß rückläufige<br />
Verbindungen unterhalten, um je<strong>der</strong>zeit —<br />
freiwillig o<strong>der</strong> gezwungen — dem Betrieb<br />
untreu werden zu können. Nur dann ist er<br />
in <strong>der</strong> seelischen Verfassung, voller innerer<br />
Ruhe und son<strong>der</strong> Zukunftsfurcht in <strong>der</strong><br />
Arbeitsleistung Treue zu zeigen. Daß aus<br />
dieser Situation <strong>der</strong> Erwachsenenbildung<br />
ganz neuartige Aufgaben entstehen, wußte<br />
Prof. Rosenstock eindringlich darzulegen.<br />
Von Bedeutung war es, daß bei alledem<br />
auch Vertreter <strong>der</strong> Industriearbeiterschaft<br />
zugegen waren. Soweit sie in die Aussprache<br />
eingriffen, bestätigten sie — wenigstens<br />
für den Kreis <strong>der</strong> gelernten Arbeiterschaft<br />
— die Möglichkeit, auch heute noch<br />
BerufsethoS und -freude zu lebensvoller<br />
Wirklichkeit zu erwecken. In <strong>der</strong> Tat kommen<br />
die beson<strong>der</strong>en Nöte des industriealisierten<br />
Menschen letztlich nicht aus <strong>der</strong> „Maschine",<br />
son<strong>der</strong>n aus dem (Un-)Geist <strong>der</strong><br />
Wirtschaft.<br />
Sehr schwerwiegende Fragen tauchten hier<br />
in ihrer zum Teil schicksalhaften Bedeutung<br />
auf. Ihnen gegenüber bekannte sich <strong>der</strong><br />
Leiter des zweiten TagungSabschnitteS,<br />
Direktor Bäuerle, Stuttgart, zu einem<br />
„skeptischen Opt<strong>im</strong>ismus". Bäuerle, <strong>der</strong> in<br />
manchen schwierigen Augenblicken <strong>der</strong> Diskussion<br />
das rechte Wort gefunden, fand<br />
auch zum Abschluß <strong>der</strong> gesamten Tagung<br />
manch kluges Wort. Gewiß war es mehr<br />
als Wortspielerei, wenn er — Verschiedenheit<br />
<strong>der</strong> Weltanschauung, ja Kampf und<br />
Haß feststellend — mahnte, auf allen Seiten<br />
<strong>der</strong> „relativen Absolutheit" des eigenen<br />
Standpunktes nie zu vergessen. Und das<br />
Tiefste, was wohl in diesen Stunden gesagt<br />
werden konnte, war die For<strong>der</strong>ung, <strong>im</strong> nun<br />
beginnenden Alltagstun, je<strong>der</strong> in seiner<br />
Front, bei aller Arbeit, in jedem Augenblick,<br />
innerlich bestehen zu können vor „dem an<strong>der</strong>en<br />
Menschen", ja vor dem Gegner. Daß
damit zugleich <strong>der</strong> Tagung von KönigSwinter<br />
und <strong>der</strong> Höhenlage ihrer Aussprachen<br />
ein Zeugnis beson<strong>der</strong>er Art ausgestellt<br />
wurde, sei eben berührt . . .<br />
IV.<br />
Und wir <strong>Evangelische</strong>n? Und die evangelische<br />
Volksbildung? Wie oben erwähnt,<br />
waren westdeutsche evangelische Volksbildungskreise<br />
auf <strong>der</strong> Arbeitswoche vertreten.<br />
Lei<strong>der</strong> nicht das Reich. Was über den Bestand<br />
evangelischer VolksbildungSarbeit in<br />
<strong>Rheinland</strong> und Westfalen zu sagen war.<br />
Die wirtschaftliche Lage <strong>der</strong> Dorfbücherei<br />
ist zur Zeit — wenigstens, soweit es sich<br />
um evangelische Büchereien handelt, —<br />
durchaus schwierig. Dabei wird leicht<br />
übersehen, daß neben diesen wirtschaftlichen<br />
auch beson<strong>der</strong>e geistige ITöte die<br />
ländliche Büchereiarbeit hemmen. Die<br />
folgenden Zeilen wollen den Versuch<br />
machen, <strong>im</strong> Abriß auf den Umkreis <strong>der</strong><br />
mit <strong>der</strong> Dorfbüchereiarbeit sich ergebenden<br />
Fragen einzugehen und eotl, eine<br />
Aussprache darüber einzuleiten.<br />
ichtige Verän<strong>der</strong>ungen gingen in den<br />
letzten Jahren <strong>im</strong> allgemeinen<br />
Büchereiwesen vor sich. Auch die Dorfbücherei<br />
blieb davon nicht unbeeinflußt. In<br />
den großstädtischen Lesehallen trat mehr<br />
und mehr an die Stelle „ertenstven Betriebes"<br />
die „intensive Bemühung". Der Volksbibliothekar<br />
wurde aus einem Magazinverwalter<br />
mehr und mehr zum persönlichen<br />
Berater des Lesers, zum Freund und Führer<br />
des Entleihers.<br />
Der Dorfbibliothekar, sofern er diesen<br />
Namen verdient, ist in <strong>der</strong> glücklichen<br />
Lage, den idealen Typ seines Berufes zu<br />
leben. Er kennt nicht allein den Leser<br />
seiner Bücher, son<strong>der</strong>n weiß auch in den<br />
meisten Fällen recht gut Bescheid über die<br />
konkrete Welt, aus <strong>der</strong> heraus <strong>der</strong> Leser<br />
zum Buche findet. Er kann auch die Wirkung<br />
des entliehenen Buches irgendwie,<br />
wenn vielleicht auch nur <strong>im</strong> negativen<br />
Sinne, beurteilen. Er vermag noch seine<br />
Leserschar wirklich zu überblicken. Kann<br />
daher Bildner, Pädagoge sein. Sofern er<br />
seinen Namen verdient! Denn<br />
das ist an<strong>der</strong>seits die Not aller ländlichen<br />
Büchereiarbeit, daß die notwendigen, die in<br />
diesem Falle wahrhaft notwendenden Menschen<br />
einfach nicht überall, wo man sie<br />
eigentlich brauchte, vorhanden sind. Ganz zu<br />
schweigen von <strong>der</strong> starken Belastung an<strong>der</strong>weitiger<br />
Art, die auf den zur Dorfbüchereiarbeit<br />
vornehmlich berufenen Persönlichkeiten<br />
ruht. So erscheint die Frage nach<br />
<strong>der</strong> Dorfbücherei als Frage nach dem berufenen<br />
Bibliothekar.<br />
wurde um <strong>der</strong> großen Teilnehmerschar aus<br />
an<strong>der</strong>en Provinzen willen gesagt. Auch sonst<br />
gaben wir das, was wir zu geben hatten,<br />
zumal an den in Königswinter so beson<strong>der</strong>s<br />
wichtig gewordenen Ausspracheabenden in<br />
kleinen und kleinsten Kreisen.<br />
Neben den „eigentlichen" Vertretern evangelischer<br />
Volksbildung standen nun aber die<br />
zahlreichen Protestanten in <strong>der</strong> Freien<br />
Volksbildung, in <strong>der</strong> Nationalen Gruppe,<br />
in <strong>der</strong> Sozialen BetriebSarbeit nach Bielefel<strong>der</strong><br />
Muster und an<strong>der</strong>swo. Auch diese<br />
Menschen sind denkbar, in ihrer ausgepräg-<br />
Sie ist aber nicht min<strong>der</strong> die Frage<br />
nach dem Bestand und seiner rechten<br />
Pflege. Die beson<strong>der</strong>e Not des DorfbücherwartS<br />
ist ja das Gefangensein in den Grenzen<br />
eines notwendigerweise stark beschränkten<br />
Bücherbestandes. Diese Not kann freilich<br />
unter Umständen zur Tugend werden:<br />
durch letztmögliche Ausnutzung <strong>der</strong> Bücher<br />
in <strong>der</strong> bibliothekarischen Tätigkeit und sorgfältige<br />
Sichtung etwaiger Neuanschaffungen.<br />
Legt die Nestandserweiterung schon dem<br />
städtischen Bibliothekar eine bedeutende Verantwortung<br />
auf, um wieviel mehr dem<br />
ländlichen Volksbildner. Er muß sich bei<br />
jedem Buch, an dessen Anschaffung er denkt,<br />
fragen, wie weit das Buch seine praktische<br />
Auswertung finden kann. Immer <strong>im</strong> Hinblick<br />
auf die tatsächlich vorhandene Leserschaft.<br />
Es gilt auch zu fragen, wie weit das<br />
Buch an<strong>der</strong>en zur Erfüllung weiden kann.<br />
Dies sei ausdrücklich gesagt, weil <strong>der</strong> Dorfbibliothekar,<br />
<strong>der</strong> selbst einigermaßen abgeschnitten<br />
ist von den Kulturzentren <strong>der</strong> Großstädte,<br />
leicht <strong>der</strong> Gefahr erliegt, bewußt<br />
o<strong>der</strong> unbewußt seine persönliche Geschmacksrichtung<br />
in <strong>der</strong> ihm anvertrauten Bücherei<br />
zu pflegen. Freilich drohen einem geregelten<br />
Bestandsaufbau nicht nur von dieser Seite<br />
aus Gefahren. Bücherspenden, <strong>der</strong>en Zurückweisung<br />
man scheut, und ähnliche äußeren<br />
Einflüsse sorgen schon von selbst dafür, daß<br />
<strong>der</strong> planmäßige Ausbau des Bücherstockes<br />
<strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> unterbrochen o<strong>der</strong> abgelenkt<br />
wird. Zu schweigen von den Fällen, wo er<br />
überhaupt unterbleibt, bzw. unterbleiben<br />
muß.<br />
Auf jeden Fall bedarf nicht zuletzt<br />
auch gerade die Dorfbücherei<br />
eines ihr eigentümlichen, mehr<br />
o<strong>der</strong> weniger f e st u m s ch l o sse n e n<br />
Ziebes. Eines Zieles also, das nicht<br />
allein heute und morgen gilt, son<strong>der</strong>n auch<br />
für Folgerichtigkeit <strong>der</strong> Büchereiarbeit über<br />
Jahr und Tag hinaus bürgt. Dieses Ziel<br />
kann für die Dorfbücherei, zumal die evangelische,<br />
niemals eine Vermittlung und Verbreitung<br />
verstandeSmäßiger Wissensbildung<br />
ten Haltung, nur auf protestantischem<br />
Boden. Sie betonen selbst die weltanschauliche<br />
Verwurzelung ihrer Arbeit. Ihrer<br />
selbst. Aber: sie begannen längst zu scheiden<br />
zwischen Weltanschauung und Konfession<br />
(Bäuerle). Da beginnen für die <strong>Evangelische</strong>n<br />
in <strong>der</strong> Volksbildung beson<strong>der</strong>e Aufgaben,<br />
da offenbaren sich Fragestellungen,<br />
um <strong>der</strong>en Beantwortung wir uns sehr bemühen<br />
sollten! Wir können uns alledem<br />
um so weniger entziehen, als man in jenen<br />
Kreisen ganz augenscheinlich auf unser Wort<br />
wartet! Dessin.<br />
Die Dorfbücherei<br />
sein. Es geht vielmehr allein darum, daß<br />
dem dörflichen Menschen, inson<strong>der</strong>heit dem<br />
heranreifenden, die nötige Hilfestellung zur<br />
Erlangung eines rechten Weltbildes geleistet<br />
werde. Darüber hinaus wird es sich darum<br />
handeln müssen, den dörflichen Menschen<br />
in Lebensverbindung mit den Mächten des<br />
Evangeliums und <strong>der</strong> protestantischen Geisteswelt<br />
zu bringen. Die Anknüpfung erfolgt<br />
für Junge wie Alte nach Möglichkeit<br />
be<strong>im</strong> Nächstliegenden. <strong>Das</strong> braucht nicht<br />
etwa nur so vor sich zu gehen, daß man<br />
vom Schweinestall über Zuchtlehre zur<br />
Rassenfrage kommt und schließlich bei koSmisch-philosophischen<br />
Gedankengängen endet<br />
— das Nächstliegende kann sein auch <strong>der</strong><br />
Wi<strong>der</strong>spruch des jungen Menschen gegen<br />
die Liturgie in seiner Dorfkirche, das Erleben<br />
eines ihn verwirrenden politischen<br />
StadtfilmeS <strong>im</strong> Dorfkrug. Immer aber<br />
sollte die Ausleihe an solche notwendig bedingten<br />
Ansatzpunkte anzuknüpfen suchen.<br />
Woraus erhellt, daß <strong>der</strong> ideale Dorfbibliothekar<br />
in erster Hinsicht Seelenführer sein<br />
muß. Daß er es sein kann, sahen wir oben.<br />
Damit wird er aber, noch stärker als sein<br />
Arbeitsgenosse in <strong>der</strong> Stadt, zum Volksbildner<br />
und wächst aus dem Technischen <strong>der</strong><br />
Ausleihvermittlung heraus, das ja überhaupt<br />
eine weniger wichtige Rolle spielt <strong>im</strong><br />
Betrieb <strong>der</strong> ländlichen Bücherei. Und hiermit<br />
tritt in <strong>der</strong> Tat das Buch als solches an<br />
eine zweite Stelle. Es ist Medium <strong>der</strong> volksbildnerischen<br />
Abzweckung des Bibliothekars,<br />
auch da, wo es — und das wird's in normalen<br />
Fällen stets sein — als Unterhaltungsmittel<br />
verlangt wurde.<br />
Denn gerade auf dem Lande wird das Buch<br />
weithin Erholungs- und Zerstreuungsmittel<br />
bleiben, o<strong>der</strong> doch so angesehen werden.<br />
Aufgabe des VolksbildnerS ist es, auch aus<br />
dieser Gegebenheit noch das Mögliche zu<br />
gestalten. Ueberall, wo er Ansätze spürt,<br />
kann er dann bewußt einsetzen und den<br />
Leser Wege weisen, die aus <strong>der</strong> Begrenztheit<br />
<strong>der</strong> einzelmenschlichen Erkenntnis in die<br />
Fülle neuer Gesamtschau führen.<br />
Dessin.<br />
29
Der Bestand <strong>der</strong> dörflichen Jugendbücherei (Ein Grundstock <strong>im</strong> Entwurf)<br />
überhaupt jede Volksbücherei, so<br />
wird auch die Dorfbücherei stets<br />
in gewissem Maße Jugendbücher« sein<br />
müssen. Wie umgekehrt jede echte Jugendbücher«'<br />
— will sie ihrer Best<strong>im</strong>mung gerecht<br />
weiden — in die Bücherei <strong>der</strong> Erwachsenen<br />
einmünden muß. Wesentlich erscheint<br />
für die Jugendbücherei, zumal für<br />
die auf dem Lande, ein klares Bewußtsein<br />
für die be<strong>im</strong> BeslandSaufbau zu verfolgenden<br />
Linien. Alles Lesen finde seinen Sinn in<br />
<strong>der</strong> — bewußt o<strong>der</strong> unbewußt — damit<br />
verbundenen Weitung des Weltbildes des<br />
Jugendlichen. Dieser steht <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> 3Ilittelpunkte<br />
des Bücherei-Organismus. Um<br />
ihn herum baut sich, geistig gesehen, <strong>der</strong><br />
Bestand auf, und Aufgabe des Bibliothekars<br />
ist es nun, den jungen Leser organische,<br />
innerlich begründete Wege durch die Zahl<br />
<strong>der</strong> Bücher zu führen.<br />
Wir geben <strong>im</strong> folgenden eine Liste von<br />
Büchern wie<strong>der</strong>, die nach beson<strong>der</strong>er Maßgabe<br />
und in gewollter Beschränkung (stehe<br />
unten) zusammengestellt ist. Die beigefügte<br />
Zeichnung einer in konzentrischen Kreisen<br />
gruppierten Glie<strong>der</strong>ung des möglichen Lesestoffes<br />
stellt gewissermaßen die Inhaltsangabe<br />
unserer Liste dar, <strong>der</strong>en einzelne Abschnitte<br />
und Unterteile dem Bruchteil des<br />
Kreissystems entsprechen.<br />
Im Mittelpunkt aller Kreise ist <strong>der</strong> Leser,<br />
in unserem Falle <strong>der</strong> heranwachsende dörfliche<br />
junge Mann, gedacht. Nach den verschiedensten<br />
Richtungen hin weiten sich sein<br />
Erfahrungskreis und geistiges Blickfeld, wobei<br />
er jedesmal vom Nächstliegenden ausgeht.<br />
Die einzelnen Kreissektoren zeigen in<br />
<strong>der</strong> Stufenfolge ihrer Segmente 4—5 den<br />
Weg <strong>der</strong> Weltschauerweiterung durch die<br />
Lektüre. Bibliothekarisch-volksbildnerische<br />
Aufgabe ist es, hier nicht allein den rechten<br />
ILebergang zu fortschreiten<strong>der</strong> Erkenntnis<br />
und Vertiefung zu vermitteln, son<strong>der</strong>n auch<br />
für Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den „koordinierten"<br />
Gehalten zu sorgen.<br />
Es handelt sich also nicht etwa nur um ein<br />
„Hinauflesen" von Stufe 4 bis Stufe 5,<br />
son<strong>der</strong>n ebenso um die Weitung des geistigen<br />
Gesichtskreises in an<strong>der</strong>er Richtung, etwa<br />
umgekehrt von 5—4 o<strong>der</strong> 4 2 zu 8 2 usw.<br />
Rund herum (6) findet sich das erzählende<br />
Schrifttum, nach dem Hauptakzent seines<br />
StoffgehalteS aufgeteilt. In <strong>der</strong> praktischen<br />
Büchereiarbeit wird das erzählende Schrifttum<br />
nicht <strong>im</strong>mer Ziel- und Krönungöpunkt<br />
jenseits des belehrenden Stoffes sein, son<strong>der</strong>n<br />
oft am Beginn <strong>der</strong> volksbildnerischen<br />
Bemühung stehen müssen: Von <strong>der</strong> Peripherie,<br />
vom „gestalteten" Stoffe aus kommt<br />
<strong>der</strong> Leser zur persönlichen Fragestellung und<br />
damit zum Begehren des „belehrenden",<br />
„aufklärenden" und „gestaltenden" Buches.<br />
<strong>Das</strong> ganze System — so schematisch es auf<br />
den ersten Blick erscheint — dürfte zum<br />
mindesten bei <strong>der</strong> Bestandsprüfung<br />
von Büchereien von Nutzen sein. An Hand<br />
dieser o<strong>der</strong> ähnlicher graphischer Darstellungen<br />
kann sich <strong>der</strong> Volksbibliothekar, zumal<br />
<strong>der</strong> ehrenamtliche, einmal Klarheit<br />
verschaffen über den Grad <strong>der</strong> (inhaltlichen,<br />
nicht titelmäßigen) Abrundung seiner<br />
Bücherei.<br />
Die nachstehend abgedruckte Liste will lediglich<br />
ein mögliches Beispiel für einen dem<br />
Rundschema entsprechenden Nestandsaufbau<br />
geben. Aehnliche Schemata und Bücheraufstellungen<br />
liegen bei <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />
Buchkammer für <strong>Rheinland</strong> auch noch für<br />
eine Reihe an<strong>der</strong>er Büchereitypen vor und<br />
werden demnächst veröffentlicht werden. Da<br />
natürlich inhaltliche Ueberschneidungen verschiedener<br />
Stoffgebiete nicht nur nicht vermieden<br />
werden sollen, son<strong>der</strong>n <strong>im</strong> Gegenteil<br />
recht erwünscht stnd, wurde die Auswahl<br />
nach Stoff und Gestaltungsform recht bunt<br />
gehalten, ohne die innere Einheit des Ganzen<br />
irgendwie zu beeinträchtigen.<br />
Es ist eine Streitfrage, wie weit die Gruppe<br />
<strong>der</strong> „belehrenden" Bücher innerhalb <strong>der</strong><br />
volkstümlichen bzw. <strong>der</strong> für jugendliche Leser<br />
best<strong>im</strong>mten Bücherei ausgedehnt werden<br />
darf. Tatsache dürfte es sein, daß ihr gerade<br />
in <strong>der</strong> ziffernmäßig nach Leser- und<br />
Vücherzahl beschränkten Dorfbücherei ein<br />
verhältnismäßig bedeuten<strong>der</strong> Anteil zuzusprechen<br />
ist. <strong>Das</strong> bedingt natürlich eine<br />
sorgfältige Auswahl solcher „belehrenden"<br />
Bücher unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> Zugänglichkeit<br />
und Erlebnisnähe. Die in <strong>der</strong><br />
vorliegenden Aufstellung genannten Bücher<br />
erheben nicht den Anspruch auf endgültige<br />
und restlose Erfüllung dieser For<strong>der</strong>ung.<br />
Vorfrage aller Büchereiarbeit ist ihre geldliche<br />
Sicherstellung. Ohne eine erste Anlage<br />
gewisser Barmittel wird man keine brauchbare<br />
Bücherei zusammenbringen. Der Preis<br />
<strong>der</strong> <strong>im</strong> folgenden genannten Bücher übersteigt<br />
einschließlich Einbinden' einiger <strong>im</strong><br />
Buchhandel nur „broschiert" vorrätigen Erscheinungen<br />
nicht 500 Mark.<br />
Abschließend sei nochmals darauf hingewiesen,<br />
daß auch in Büchereifraaen allgemein<br />
gültige Rezepte nicht möglich stnd. Jede<br />
Bücherei wird und soll ihr eigenes Gesicht<br />
zeigen, dessen Züge von den überall<br />
verschiedenen örtlichen, landschaftlichen und<br />
sozialen Verhältnissen bedingt stnd. Aufgabe<br />
des Büchereiarbeiters ist daher, selbst<br />
an die Dinge heran zu gehen und seine<br />
Mittel in <strong>der</strong> geeignetsten Weise anzulegen.<br />
Für diese Arbeit <strong>der</strong> sorgfältigsten VuchauSwahl<br />
stehen mancherlei Hilfsmittel zur<br />
' Nur gut gebundene Bücher gehören in eine<br />
Bücherei.<br />
Verfügung. Beson<strong>der</strong>s für Zwecke <strong>der</strong> Jugendbücherei<br />
nennen wir:<br />
„Für junge Menschen. Eine Buchauswahl<br />
von Dr. Adolf WaaS. (4. Katalog <strong>der</strong><br />
Darmstädter Stadtbücherei.)<br />
„Die Auswahl." 50N Bücher für Jugendliche<br />
und für unvorbereitete Leser. Leipzig.<br />
„Bücher für die (schulpflichtige) Jugend."<br />
Auswahl <strong>der</strong> (evangelischen) deutschen Zentralstelle<br />
zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Volks- und<br />
Jugendlektüre.<br />
„Grundstock einer evangelischen Gemeindebücherei."<br />
Entwurf von Dr. Friedrich<br />
Bartsch, Berlin.<br />
Zu beziehen nur durch die <strong>Evangelische</strong><br />
Buchkammer, die auf Anfrage auch noch<br />
gern weitere Hilfsmittel für die Büchereiarbeit<br />
nachweist.<br />
Bücher zum Kreisschema<br />
4 Lentz Karl, Der he<strong>im</strong>ische Landwirt.<br />
Bartels Adolf, Der Bauer<br />
Gotthelf Ieremia«, Der Nauernspiegel.<br />
4 Schöler Hermann, Helden <strong>der</strong> Arbeit.<br />
Lebensbil<strong>der</strong> großer Männer <strong>der</strong> deutschen<br />
Arbelt.<br />
Richl W, H., Die deutsche Arbeit.<br />
6 Bartels Adolf, Die Dithmarscher.<br />
Lön« Hermann, Der Werwolf.<br />
Zahn Ernst, Helden des Alltag«.<br />
Wöhrlin F., Peter Schmids Lehrjahre.<br />
Anzengruber L., Der Sternsteinhof.<br />
Suöermann H., Frau Sorge.<br />
4 Hielscher Kurt, Deutschland. Baukunst und<br />
Landschaft. (Für die Hand des Bücherwarts<br />
zur Verwendung bei Leseabendcn und dgl.)<br />
Rein Berthold, Deutsche Burgen und feste<br />
Schlösser.<br />
Rietschcl Ernst, Iugen<strong>der</strong>inncrungen.<br />
Mack Karl, Rudolf Schäfer, Ein deutscher<br />
Maler <strong>der</strong> Gegenwart.<br />
Fritz I., Zum Sehen geboren. Hans Thoma,<br />
Mensch und Künstler.<br />
Friedrichs Elsbech, Aus dem Leben deutscher<br />
Musiker.<br />
Carstens«» C., Aus dem Leben deutscher<br />
Dichter.<br />
«3 Brachvogel A. E., Friedemann Bach.<br />
Kurz H., Schillers He<strong>im</strong>atjahre.<br />
Häuser O., Leben und Treiben <strong>der</strong> Urzeit.<br />
Kabisch Richard, Deutsche Geschichte.<br />
Carlyle Thomas, Friedrich <strong>der</strong> Große.<br />
Schurz Carl, Iünglingsjahre in Deutschland.<br />
Nettelbeck Joach<strong>im</strong>, Lebensbeschreibung.<br />
Lettow-Vorbeck, Heia-Safari.<br />
Rosen Erwin, In <strong>der</strong> Fremdenlegion.<br />
Schalk Gustav, Meisterbuch deutscher Götter-<br />
und Heldensagen.<br />
Klee Gotthold, Deutsche Heldensagen nach<br />
alten Quellen erzählt.<br />
Freytag Gustav, Ingo und Ingraban.<br />
König Eberhard, Um» heilige Grab.<br />
Scheffel I. V. von, Ekkehard.<br />
Alexis Willibald, Die Hosen des Herrn von<br />
Bredow.<br />
Gr<strong>im</strong>melshausen Chr., Der abenteuerliche<br />
S<strong>im</strong>pliziss<strong>im</strong>us.
Meinhold Wilhelm, Maria Schwedler, die<br />
Bernsteinhexe.<br />
Rosegger Peter, Peter Mayr, <strong>der</strong> Wirt an<br />
<strong>der</strong> Mahr.<br />
Reuter Fritz, Ut de Franzofentid.<br />
Liliencron Detlev von, Kriegsnooellen.<br />
4<br />
S<strong>im</strong>on, Der deutschen Jugend Sportbuch,<br />
Greten Friedrich, Die volkstümlichen<br />
Hebungen.<br />
Halt, Leichtathletik.<br />
Otto Karl, Handball, Barlauf und Schleu<strong>der</strong>ball.<br />
Vlaschke G. S., und Fendrich- Der Fußballsport.<br />
Gcisow, <strong>Das</strong> Schw<strong>im</strong>men.<br />
Dufeldt-Felden Herbert, Mein Fahrradbuch.<br />
Fuhlberg-Horst I., Auto und Motor bei<br />
Onkel Herbert.<br />
— Radio bei Onkel Herbert.<br />
Distler Friedrich, Skizzierbüchlein.<br />
Müller und Wagner, Photographieren leicht<br />
gemacht.<br />
Der deutschen Jugend Handwerksbuch<br />
(Pallat).<br />
Dominik, Im Wun<strong>der</strong>land <strong>der</strong> Technik.<br />
London Jack, König Alkohol.<br />
Müller Ioh., Erste Hilfe bei Unglücksfällen.<br />
Defoe Daniel, Robinson Crusoe.<br />
Popert Hermann, Helmut Harringa.<br />
Scheff Werner, Der Läufer von Marathon.<br />
Verne Iule«, Die Reise von <strong>der</strong> Erde zum<br />
Mond.<br />
t Stange Erich, Vom Vru<strong>der</strong> Mensch. Wegleitung<br />
für junge werdende Männer. Deutsche<br />
Jugendbewegung. Selbstzeugnisse ihrer<br />
Vertreter.<br />
2 Heußner A., Die philosophischen Weltanschauungen<br />
und ihre Hauptoertreter.<br />
3 Thiele Wilh., Da« Leben unsere« Heilande«.<br />
Doese Ioh., Der Held von Wittenberg und<br />
Worms,<br />
H. Schlun? Martin, Die Weltreligionen und<br />
da« Christentum.<br />
6 Lüdtke Franz, Menschen um Achtzehn.<br />
Raabe Will)., Der Hungerpastor.
Fler Walter, Der Wandrer zwischen beiden<br />
Welten,<br />
Speckmann Diedrich, <strong>Das</strong> goldene Tor.<br />
Wallace, Ben Hur.<br />
Raabe Wilh., Die schwarze Galeere,<br />
Schreiner Will)., Im Kampf um die Welt.<br />
6<br />
1 Rabes O,, Hinaus in die Ferne. Anleitung<br />
zum Beobachten unserer he<strong>im</strong>ischen Tiere<br />
und Pflanzen,<br />
Floericke Kurt, Die Säugetiere des deutschen<br />
Waldes.<br />
— Die Vögel des deutschen Walde«.<br />
Kleine R., Die Schmetterlinge unserer<br />
He<strong>im</strong>at.<br />
Steven« Fr,, Ausflüge in« Ameisenrcich,<br />
Kuhlmann A. H., Au« <strong>der</strong> Wun<strong>der</strong>welt<br />
de« Nassertropfen«.<br />
Lutz K. G., Der Pflanzenfreund.<br />
Martin F., Der Pilzsammler.<br />
4 Volk Karl G., Geologisches Wan<strong>der</strong>buch.<br />
Görge« H., Der junge Wetterkundige.<br />
Faraday M., Naturgeschichte einer Kerze.<br />
Rusch, H<strong>im</strong>melsbeobachtungen mit bloßem<br />
Auge.<br />
6 Schilling« Carl G., Mit Blitzlicht und<br />
Büchse <strong>im</strong> Zauber de« Elescho.<br />
Hagenbeck Carl, Von Tieren und Menschen,<br />
Bonseis Waldemar, Dir Biene Maja.<br />
Löns Hermann, Widu.<br />
< Oberrhein, Schwarzwald und Bodensee,<br />
Die schöne He<strong>im</strong>at,<br />
Bil<strong>der</strong> au« Deutschland.<br />
Much Hau«, Da« deutsche Meer,<br />
y Speck W., Der Jogge!,.<br />
Biernatzki I, Chr., Die Hallig.<br />
Frenssen Gustav, Peter Moors Fahrt nach<br />
Südwest.<br />
Gillhoff Ioh., Iürnjakob Swehn, <strong>der</strong><br />
Amerikafahrer,<br />
Luckner F. von, Seeteufel.<br />
Hedin Sven, Von Pol zu Pol.<br />
Stutzer Therese, Am Rande de« brasilianischen<br />
Urwaldes.<br />
Schultz I. W., Natahki und ich.<br />
Stanley Henry, Wie ich Lioingstone fand.<br />
Stefanson Vilhjamur, Kek <strong>der</strong> Esk<strong>im</strong>o.<br />
Iaeckel M., Mein blaues Pferd Komet.<br />
Kipling Rudyard, <strong>Das</strong> Dschungelbuch.<br />
Tausend und eine Ilacht,<br />
8<br />
2 Pfeiffer Ed,, Da« Bergwerk <strong>im</strong> Bild.<br />
Eyth Mar, Hinter Pflug und Schraubstock.<br />
Skizzen au« dem Leben eine« Ingenieur«.<br />
Bürget B. H,, Vom Arbeiter zum Astronomen.<br />
4 Verfassung, die von We<strong>im</strong>ar.<br />
5 Friedensvertrag von Versailles,<br />
« Hoffmann E. Th. A., Meister Martin, <strong>der</strong><br />
Küfner, und seine Gesellen.<br />
Sohle Karl, Musikantengcschichten.<br />
Freytag Gustav, Soll und Haben.<br />
Bröger Karl, Der Held <strong>im</strong> Schatten,<br />
Herzog Rudolf, Die Wiskotten«.<br />
Frenssen Gustav, Lütte Witt.<br />
^«"uangelisckc ^ildkannner für.<strong>Rheinland</strong><br />
Wir machen die Gemeinden darauf aufmerksam,<br />
daß durch die <strong>Evangelische</strong> Bildkammer für<br />
<strong>Rheinland</strong> zum Katechismus-Jubiläum zwei<br />
Bildbän<strong>der</strong> herausgegeben wurden:<br />
1. <strong>Evangelische</strong> Erziehungsstätten,<br />
2. Der Katechismus <strong>im</strong> Bild.<br />
Jede« Bildband kostet 4,20 Mark und ist zum<br />
Preise von 4 Mark von uns für 1 Woche<br />
verleihbar.<br />
<strong>Evangelische</strong> Volksmission <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
Die ersten zehn Jahre<br />
n diesen Wochen sind zehn Jahre<br />
verflossen, seitdem das <strong>Evangelische</strong><br />
Konsistorium <strong>der</strong> Rheinprovinz den damaligen<br />
Verhandlungsgegenstand für die Kreisgemeinden<br />
festlegte. Er lautete: „Evangesation<br />
und Volksmission als kirchliche Aufgabe".<br />
In dieser Fassung fand in gleicher<br />
Weise missionarischer wie kirchlicher Wille<br />
seinen Ausdruck. Nicht, daß hier grundsätzlich<br />
Neues in Erscheinung getreten wäre:<br />
die rheinische evangelische <strong>Kirche</strong> hat <strong>im</strong>mer<br />
um ihre Sendung zu allen Volksschichten<br />
gewußt. Und doch war diese Fassung<br />
gerade in jenem Augenblick bedeutsam<br />
genug. Indem sie zu dem <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
altbekannten Wort <strong>der</strong> Evangelisation das<br />
von <strong>der</strong> Volksmisston hinzufügte, bekundete<br />
sie inmitten <strong>der</strong> damals vielfach herrschenden<br />
Verwirrung und Ratlosigkeit ihren<br />
missionarischen Willen zum ganzen Volk<br />
mit allen seinen Glie<strong>der</strong>n. Und dieser Wille<br />
bekundete sich — an<strong>der</strong>s als in manchen<br />
deutschen Gauen — nicht als Wille einzelner<br />
Kreise, Vereine o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s zu<br />
diesem Zweck gegründeter Körperschaften,<br />
son<strong>der</strong>n als Wille <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>. „Evangelisation<br />
und VolkSmission", so lautet schon<br />
ein beson<strong>der</strong>er Verhandlungsabschnitt auf<br />
<strong>der</strong> Provinzialsynode 4949. Damals konnte<br />
<strong>der</strong> rheinische Präses sagen: „In dem grundlegenden<br />
Punkte sind wir uns alle einig,<br />
daß die Evangelisation und Volksmission<br />
nicht aus <strong>der</strong> Tätigkeit <strong>der</strong> organisierten<br />
<strong>Kirche</strong> ausgeschloffen und lediglich freien<br />
Vereinigungen überlassen bleiben kann."<br />
Und mehr als das: die Provinzialsynode<br />
bildete einen ständigen Ausschuß mit dem<br />
Auftrag „die Wege zu zeigen, wie Evangelisation<br />
und VolkSmifsion in unserer Provinzialkirche<br />
organisch tatkräftig betrieben<br />
und dem Leben <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> eingeglie<strong>der</strong>t<br />
werden kann. Welche Aufgaben nannte<br />
nicht damals alle schon das Gutachten des<br />
vorbereitenden Ausschusses: Volksmissionarische<br />
Predigt, Iugendgottesdienste, WaldgottrSdiensie,<br />
festliche Frühgottesdienste, Vibelbrsprechabende,<br />
Kurrendemission, Schriftenmission,<br />
Weckung <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gemeinde<br />
schlummernden Kräfte, ihre Sammlung<br />
in Arbeitsgemeinschaften, Männerabende,<br />
Hausväterabende, großzügige Beeinflussung<br />
<strong>der</strong> Tagespresse, Einrichtung einer Zentrale<br />
für apologetisch-polemische Literatur, Gründung<br />
eines populären Sonntagsblattes".<br />
Wer das alles heute nachliest, freut sich über<br />
den Mut, mit dem jene Provinzialsynode<br />
4949 umfassende Arbeiten in Angriff nahm.<br />
>? Der diesjährige Kursus<br />
Zehn Jahre sind seitdem vergangen. Längst<br />
ist <strong>der</strong> damals gegründete innerkirchliche<br />
Ausschuß in die 3 Son<strong>der</strong>ausschüsse für<br />
Evangelisation, Apologetik und Volksmission<br />
unterteilt, längst veranstalten diese<br />
Son<strong>der</strong>ausschüsse ihre Lehrgänge mit Teilnehmern<br />
<strong>der</strong> einzelnen Kreisgemeinden, und<br />
auch in diesem Jahr vereinigte <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>ausschuß<br />
für Volksmission unter Pfarrer<br />
D. Dusse'S Leitung vom 44.—48. Januar<br />
34 Teilnehmer zu einem Lehrgang <strong>im</strong> Hause<br />
„Hermann von Wied" in Rengödorf; irre<br />
ich nicht, so war <strong>der</strong> Lehrgang dieses Jahres<br />
insgesamt <strong>der</strong> achte Lehrgang für Volksmission.<br />
Er führte viele Teilnehmer herbei, die auf<br />
den bisherigen Lehrgängen nicht gewesen<br />
waren; nur ganz wenige Anwesende gehörten<br />
<strong>der</strong> Arbeit von Anfang her an. <strong>Das</strong><br />
bedeutete zunächst, daß manches in früheren<br />
Verhandlungen Erarbeitete nicht als gemeinsame<br />
Erkenntnis vorausgesetzt werden<br />
konnte und in Frage gestellt wurde; aber<br />
das Zusammenfinden vollzog sich sehr schnell,<br />
ja die Arbeit konnte ein gut Stück weiter<br />
vorwärts getragen werden. So war dieser<br />
letzte Lehrgang ein erfreuliches Zeichen<br />
<strong>der</strong> durch ehrliche Arbeit wachsenden Gemeinschaft<br />
von soviel Pfarrern. Er war zugleich<br />
aber für den Rückwärtsblickenden<br />
ein Beweis für die sich allmählich verschiebende<br />
Fragestellung. Nie stark tämpfte<br />
man auf den ersten Tagungen o^gen die<br />
Uebermacht des Subjektivismus und Individualismus,<br />
wie bedeutete damals die Bezeichnung<br />
<strong>der</strong> Bolksmiffion als einer kirchlichen<br />
Aufgabe ein Programm! Heute<br />
wird das entgegengesetzte Extrem sichtbar,<br />
und das Bedenken taucht a:>f, ob <strong>der</strong> vorhandene<br />
starke Wille zum Objektiven nicht<br />
in <strong>der</strong> Gefahr stehe, an <strong>der</strong> volkSmissionarifchen<br />
Aufgabe mit ihrer notwendigen<br />
Kleinarbeit zu schnell vorüber zu sehen.<br />
Manche VerhandlungSgeqenstände beschäftigen<br />
den letzten Lehrgang. Der Leiter <strong>der</strong><br />
Arbeit, Pfarrer v. Dusse, bestritt den einleitenden<br />
und den abschließenden Vortrag,<br />
Wenn er dabei den „Pfarrer als Träger<br />
<strong>der</strong> Volksmission" bezeichnete, so sollte mit<br />
dieser Fassung we<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> r,l.'ch <strong>der</strong><br />
Gemeinde etwas von ihrer mlssiullarischen<br />
Verantwortung genommen, son<strong>der</strong>n von<br />
<strong>der</strong> einfachen Tatsach,: ausgegangen wc'den,<br />
daß ein gutes Teil <strong>der</strong> kirchlichen Arbeit<br />
zunächst einmal vom Pfarrer erwartet wird.<br />
Die Gefahr besteht und bestand <strong>im</strong>mer, daß<br />
<strong>der</strong> Pfarrer, ohne es selber zu merken, zu<br />
einem Verwalter seines Amts, zu einem<br />
Erhalter seiner Gemeinde wird. So wichtig<br />
diese Verwaltung und Erhaltung auch ist,<br />
so wenig genügt sie. Es handelt sich in unserm<br />
Christentum nicht um etwas, das<br />
„n o ch" steht, son<strong>der</strong>n um eine Kraft, die<br />
zur Entfaltung treibt. „Wir müssen<br />
unfern Gemeindekörperschaften
den Willen nach vorne zu geben<br />
versuchen. Denn eine Körperschaft,<br />
die nicht mehr nach vorne<br />
will, ist zum Sterben verurteilt."<br />
So muß <strong>der</strong> Pfarrer eine heilige<br />
Unzufriedenheit treiben; aber er muß die<br />
Gefahr <strong>der</strong> Vielgeschäftigkeit, <strong>der</strong> Vielrednerei<br />
und <strong>der</strong> Routine ebenso ernst ins<br />
Auge fassen.<br />
I Ilm drei Dinge muß <strong>der</strong> Pfarrer wissen<br />
Zunächst um das Evangelium<br />
und den evangelischen Glauben.<br />
„Wir haben geglaubt und erkannt" so<br />
lautet das Iüngerwort. Glauben und Erkenntnis<br />
tun beide not; ohne sie fehlt das<br />
Fundament aller kirchlichen Arbeit. Darum<br />
ergibt sich auch für den vielgeplagten und<br />
gehetzten Pfarrer um seines Amtes willen<br />
die Verpflichtung zu ernsthaftem Studium.<br />
Der Pfarrer muß sodann um<br />
seine <strong>Kirche</strong> und <strong>der</strong>en Lage<br />
wissen. Diese <strong>Kirche</strong> ist Zuwachskirche,<br />
man wird in sie hineingeboren. So stark die<br />
Sehnsucht ist, von all den hierdurch<br />
bedingten Hemmungen einmal freizuwerden,<br />
so oft auch in unseren Tagen die Freiwilligkeitskirche<br />
als die kommende <strong>Kirche</strong><br />
bezeichnet werden mag, die Erfahrung lehrt,<br />
daß in <strong>der</strong> dritten Generation alle Freiwilligkeitskirchen<br />
wie<strong>der</strong> beginnen, Zuwachskirchen<br />
zu werden. Darum mag wohl von<br />
einer Not unserer <strong>Kirche</strong> geredet, aber es<br />
darf nicht übersehen werden, daß diese<br />
<strong>Kirche</strong> es auch heute ermöglicht, in viel<br />
tausend Kanälen Kräfte des Evangeliums<br />
dem ganzen Volk zuzuleiten. Zu solcher<br />
Arbeit genügt nicht das bloße Wort von<br />
<strong>der</strong> missionarischen Einstellung des Pfarrers<br />
in seiner gesamten Amtstätigkeit, dazu ist<br />
<strong>im</strong>mer neues Nachsinnen über das „Wie?"<br />
<strong>im</strong> einzelnen erfor<strong>der</strong>lich. Und darum<br />
muß <strong>der</strong> Pfarrer endlich um<br />
die Welt und die innere Lagerung<br />
<strong>der</strong> Gegenwart wissen mit<br />
alle dem, was Freude und was Sorge macht.<br />
Ihm fehlt sonst <strong>der</strong> klare Ansatzpunkt seiner<br />
Arbeit. — Der Pfarrer soll Träger<br />
<strong>der</strong> Volksmission sein; aber nicht <strong>der</strong> einzige<br />
und alleinige Arbeiter. Er braucht<br />
einen Helferkreis. Und darüber hinaus muß<br />
es in unfern Gemeinden zu einer Bildung<br />
von Zellen als kleiner, selbsttätiger Organismen<br />
kommen; <strong>der</strong> Weg zu lebendigen<br />
Gemeinden führt über solche Gemeindekerne.<br />
Zwei Vorträge möchte ich sachlich damit<br />
<strong>im</strong> engsten Zusammenhang stellen, den von<br />
Pfarrer Busch, Essen, und Pfarrer Hanke,<br />
Rheydt. Pfarrer Busch suchte die Frage<br />
zu beantworten:<br />
„Wie erziehen wir unsere Gemeinden zur<br />
M<br />
Seine Antwort auf diese Kernfrage führte<br />
mitten in die Arbeit ein, wie er sie in Essen<br />
treibt, Arbeit die Menschen zu einem Leben<br />
aus Gottes Wort verhelfen möchte, indem sie<br />
<strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong>sagt: N<strong>im</strong>m deine Bibel und<br />
lies. Lies, auch wenn Fragen und Schwierigkeiten<br />
kommen. Lies dahe<strong>im</strong> still und lies<br />
mit deinen Angehörigen, lies an Bibelbesprechungöabenden<br />
dich erst einmal eine<br />
lange Zeit in den Abschnitt hinein. Es<br />
geht sonst über dem Besprechen das „Ja"<br />
zur Schrift verloren, das notwendig ist.<br />
Nicht allerlei Erklärer, son<strong>der</strong>n „die Schrift<br />
selbst wird die Tore auftun, es geht von<br />
einer Klarheit in die an<strong>der</strong>e". Es ist freudig<br />
aggressive volksmissionarische Art, mit <strong>der</strong><br />
Pfarrer Busch in gewollter und bewußter<br />
Einseitigkeit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> und Gemeinde ganz<br />
Entfremdete, zumeist Arbeiter, zur Bibel<br />
zu führen weiß, in <strong>der</strong> guten Zuversicht,<br />
daß über <strong>der</strong> Beschäftigung mit Gottes<br />
Wort „Gott aus dem Steinbruch <strong>der</strong> Masse<br />
sich seine lebendigen Steine behauen wird".<br />
War dieser Vortrag eine treffliche Bestätigung<br />
für das, was <strong>der</strong> Vorsitzende das erste<br />
notwendige Wissen in <strong>der</strong> Volksmissionaren<br />
Arbeit des Pfarrers genannt hatte, das<br />
Wissen um die Kraft des Evangeliums, so<br />
zeigte Pfarrer Hanke's Vortrag neben dem<br />
ersten vor allem das zweite Wissen, das<br />
um die Gemeinde und ihre Lage.<br />
Die Gemeinde und ihre Lage<br />
Von <strong>der</strong> Anschauung seiner Rheydter Gemeinde<br />
aus sprach Pfarrer Hanke über<br />
„<strong>Das</strong> Gemeinschaftsbedürfnis in <strong>der</strong> chrisi><br />
lichen Gemeinde, seine Eigenart und seine<br />
Pflege" und stellte damit neben die notwendige<br />
aggressive Arbeit, von <strong>der</strong> Pfarrer<br />
Busch gesprochen hatte, die stillen<br />
Wege volkömissionarischen Wirkens. Christliche<br />
Gemeinschaft kann nicht ge s ch a f -<br />
fen werden; aber gepflegt werden können<br />
und müssen naturgegebenen Kreise<br />
menschlicher Gemeinschaft zumal in Familie<br />
und Nachbarschaft, weil in diesem Gefäße<br />
menschlicher Gemeinschaft das Evangelium<br />
seine verbindende Kraft am stärksten entfaltet.<br />
Gerade <strong>der</strong> ernste volkömissionarische<br />
Wille muß darum ernst auf die vorhandenen<br />
natürlichen Gliedschaften in <strong>der</strong><br />
Gemeinde achten und sie in ihrem stillen<br />
Gemeinschaftsdienst stärken, nicht entleeren.<br />
So gesehen, können „organisierte Gemeindekräfte"<br />
und gutgemeinter „WohlfahrtSdienst"<br />
auch schaden, indem sie bisherige verwandtschaftliche<br />
und nachbarliche Hilfe<br />
gegenstandslos machen, so gesehen, können<br />
Vereine und Gemeinschaften in einer Gemeinde<br />
ihr gutes Recht haben und helfen,<br />
vorhandenes Gemeinschaftsbedürfniö zu pflegen.<br />
Sie können aber auch zum Selbstzweck<br />
weiden und die Gemeinde als Gemeinde<br />
abstufen und spalten. Es gibt auch<br />
hier keine allgültige Formel. Um das „Wie"<br />
wird <strong>im</strong>mer zu ringen bleiben. Die Errungenschaften<br />
neuzeitlicher Organisation und<br />
VerwaltungStechnik gerade in den großen<br />
Gemeinden bergen die Gefahr <strong>der</strong> Versachlichung<br />
des Pfarrerdienstes und des Gemeindelebens,<br />
<strong>der</strong> ernstlich ins Auge gesehen wer-<br />
den muß. Der Gemeindebrief des Pfarrers<br />
bei beson<strong>der</strong>en Anlässen, <strong>der</strong> Gruß an Neuzuziehende,<br />
durch ein Glied des Helferkreises<br />
überbracht, das Lied, das Gemeindejugend<br />
den Einsamen <strong>der</strong> Gemeinde zum Geburtstag<br />
singt, <strong>der</strong> Nachmittag, den Gemeindejugend<br />
den Alten <strong>im</strong> Gemeindehaus festlich<br />
bereitet, <strong>der</strong> Besuch, den Kin<strong>der</strong>gottesdienst-<br />
Helfer und -Helferinnen bei den Eltern machen,<br />
lauter „Mittelchen", so kann man<br />
sagen, und doch lauter heilig ernste Dinge,<br />
wenn sie in dem Geist getan werden, <strong>der</strong><br />
beruft, erleuchtet und — sammelt. Eine<br />
ernste Frage aus <strong>der</strong> Diskussion: Wie sorgen<br />
die Gemeinden für das Gemeinschaftsbedürfnis<br />
<strong>der</strong> Uebergetretenen?<br />
W Die Welt des Friedhofs<br />
In die Welt des Friedhofs und zu den<br />
volksmissionarischen Aufgaben, die diese<br />
Welt uns stellt, führten zwei Vorträge von<br />
Pfarrer Glaser, Kirn, und Pfarrer Reinhardt,<br />
Essen. Meisterhaft zart und fein,<br />
Volks- und ewigkeitsverbunden war Pfarrer<br />
Glasers Wort, frei von aller Dorfromantik<br />
und doch wissend um das oft unausgesprochene<br />
letzte Sehnen verschlossener<br />
Bauernart. Daneben Pfarrer Reinhardts<br />
so ganz an<strong>der</strong>es Bild vom Großstadtfriedhof<br />
und doch berichtend von Menschen, die<br />
an einem Totenfest in strömendem Regen<br />
warten und nicht weichen, weil sie eine<br />
Totenfestpredigt an den Gräbern hören wollen.<br />
Wie viele Möglichkeilen, das Evangelium<br />
weiten Volkskreisen zu predigen,<br />
die eS sonst vielleicht kaum mehr hören,<br />
welche Aufgaben den Trauernden gegenüber!<br />
„Der seelsorgerliche Besuch einige<br />
Wochen nach <strong>der</strong> Beerdigung ist viel wichtiger<br />
als <strong>der</strong> Besuch vor <strong>der</strong> Beerdigung".<br />
Mit einem Rückblick begann ich, mit ihm<br />
möchte ich schließen. Zehn Jahre rheinischer<br />
evangelischer Volksmissionsarbeit sind vergangen.<br />
Es kann nicht an<strong>der</strong>s sein!<br />
Jede Arbeit, hat sie ein gewisses Alter erreicht,<br />
steht in <strong>der</strong> Gefahr, sich zu versteifen<br />
und wirklichkeitsfremd zu werden. Aber<br />
je<strong>der</strong> neue Lehrgang mit seinem heilsamen<br />
Zwang gemeinsamer Beschäftigung mit den<br />
gleichen grundsätzlichen und praktischen Fragen<br />
<strong>im</strong> mehrtägigen Gedankenaustausch bedeutet<br />
für die Teilnehmer und für die Arbeit<br />
selbst eine Auflockerung und hilft zu<br />
<strong>der</strong> Wirklichkeitsnahe, die uns not tut. Denn<br />
nur, wer beides kennt, das Evangelium<br />
in seiner umfassenden Größe und die Wirklichkeit,<br />
in die hinein er das Evangelium<br />
zu stellen hat, daß es das ganze Volksleben<br />
durchdringe, <strong>der</strong> ist geschickt zur Volksmission.<br />
Fr. Henne«, Wiedenest.<br />
Um an das Gute zu glauben, muß<br />
man es auszuüben beginnen. Tolstoi<br />
33
<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Arbeit <strong>der</strong> rhein. <strong>Kirche</strong><br />
Es war ein voll gerüttelt Maß Arbeit, das <strong>der</strong><br />
Leiter <strong>der</strong> kirchengeschichtlichen Fachsitzung in<br />
Rengsdorf, Präses v. Wolff, bei <strong>der</strong> letzten<br />
Tagung den Teilnehmern auferlegte, als es galt,<br />
a» einem Tage 7 verschiedene Vorträge und<br />
Berichte entgegenzunehmen, durchzuarbeiten und<br />
für da« neue Jahr und die kommende Arbeit<br />
entsprechende Beschlüsse zu fassen.<br />
lieber die Veröffentlichungen zum 4N0jährige»<br />
Gedächtnis des Todes von Clarenbach berichteten<br />
Professor v. Goeters und Pfarrer<br />
Liz. Klug kist - Hesse. Von jenem erscheint<br />
in <strong>der</strong> neuen von <strong>der</strong> Provinzialsynode herausgegebenen<br />
Urkundenbuchreihe<br />
„Quellen und Texte zur Geschichte des<br />
^ religiösen Lebens". Band I: silarenbach<br />
Der Band wird alles an Urkunden enthalten,<br />
was wir von Clarenbach haben über sein Leben,<br />
den Prozeß und sein Ende, auch in zeitgenössische»<br />
Veröffentlichungen. Da es sich um eine<br />
genaue Zusammenstellung ^h um nur gesicherte<br />
Terte handelt, sehen wir mit Recht <strong>der</strong> Veröffentlichung<br />
dieses Bande«, <strong>der</strong> nunmehr in den<br />
Druck gelangt, mit großer Erwartung entgegen.<br />
Gleichzeitig hat Pfarrer L i z. Klugkist -<br />
Hesse eine umfangreiche<br />
wissenschaftliche Biographie<br />
von etwa 250 Seiten über Clarenbach fertiggl'<br />
stellt. Wir empfangen damit eine längst schmerzlich<br />
entbehrte Zusammenstellung und kundige Beleuchtung<br />
aller bisher erarbeiteten Einzelergebnisse<br />
aus <strong>der</strong> Forscherarbeit über den Vlärtyrer.<br />
Auch dürfen wir eine abschließende Beurteilung<br />
<strong>der</strong> Fragen erwarten, die bisher mehr<br />
o<strong>der</strong> weniger offen geblieben sind.<br />
Volkstümliche Darstellungen<br />
Daneben erscheint eine gut ausgestattete, Volk«,<br />
tümliche Bearbeitung von demselben Verfasser<br />
<strong>im</strong> Neukirchener Verlag. Rechtzeitig werden <strong>im</strong><br />
Laufe des Sommers alle diese Veröffentlichungen<br />
erscheinen, um die Grundlage zu geben für<br />
eine würdige und wertvolle Gedächtnisfeier in<br />
den einzelnen Gemeinden. Weitere Mitteilungen<br />
folgen. Erschienen ist bereit« <strong>im</strong> Verlag <strong>der</strong><br />
Diakonissenanstalt Kaiserswerth von D. Rotscheidt,<br />
Adolf Clarenbach <strong>der</strong> rheinische Märtyrer,<br />
44 Seiten: feiner <strong>im</strong> Verlag des <strong>Evangelische</strong>n<br />
Bundes, Berlin: D ö r p f e l d, Adolf<br />
Clarenbach, <strong>der</strong> Reformator de« Bergischen<br />
Lande«, neu herausgegeben <strong>im</strong> Auftrage <strong>der</strong><br />
Bergischen Gruppe des <strong>Evangelische</strong>n Bunde«<br />
von Rektor i. R. Vogelsang. 60 Pf.<br />
Generalsynodalbuch<br />
Es bedarf wohl keiner Ausführung, daß die<br />
seit langem in Aussicht genommene Veröffentlichung<br />
des Generalsynodalbuches eine<br />
eingehende Besprechung fand. Neu aber ist eine<br />
weitere überaus wertvolle Arbeit: unter Leitung<br />
von Präses v. Wolff ist ein Ausschuß gebildet<br />
worden, <strong>der</strong> die Veröffentlichung einer umfassenden<br />
rheinischen <strong>Kirche</strong>nkunde vorbereiten<br />
soll.<br />
Eine ganz beson<strong>der</strong>e För<strong>der</strong>ung hat<br />
<strong>Das</strong> Prooinzialarchio<br />
<strong>im</strong> letzten Jahre erfahren. Es ist nach Bonn<br />
(Koblenzer Straße 432) verlegt und ist dort in<br />
neuen Eisenschränken und Repositorien in geeigneter<br />
Weise untergebracht worden. Pfarrer i. N,<br />
Liz. Rodewald hat als <strong>Archiv</strong>ar die Aufgabe<br />
<strong>der</strong> Betreuung und des Ausbaues übernommen.<br />
Sein in <strong>der</strong> letzten Fachsitzung gehaltener<br />
Vortrag über da« <strong>Archiv</strong> ist in den<br />
Monatsheften für Rheinische <strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />
1929, Nr. 4, abgedruckt. Katalog und Benutzungsordnung<br />
de« <strong>Archiv</strong>s sind von ihm zu<br />
haben. Es sollten alle Akten, die nicht sorgfältig<br />
registriert und gut untergebracht sind, dem <strong>Archiv</strong><br />
überwiesen werden.<br />
Nach wie vor bedeuten unsere<br />
W ^^'initcchcftr für,M>'i». Ilircheü^rschicht,'<br />
einen wichtigen und heute unentbehrlichen Teil<br />
unserer Arbeit, llnsere Gemeinden, die es nur<br />
irgend vermögen, sollten s!e für ihr <strong>Archiv</strong><br />
halten. Es gibt Synoden, in denen die« in <strong>der</strong><br />
Tat <strong>der</strong> Fall ist, in an<strong>der</strong>en werden sie kaum<br />
gehalten. Man sage nicht, für unsere Gemeinde<br />
findet sich nicht« o<strong>der</strong> nur höchst selten etwa«<br />
darin. Wem es überhaupt darum zu tun ist,<br />
<strong>der</strong> schaut nicht auf feinen Kirchturm allein, son<strong>der</strong>n<br />
er will einen Ueberblick über die ganze<br />
rheinische <strong>Kirche</strong> gewinnen. In ihren Zusammenhang<br />
ist fede Gemeinde mit ihren Leitern und<br />
Führern hineingestellt, und die kirchengeschichtliche<br />
Arbeit leistet ihr den Dienst, den Blick <strong>im</strong>mer<br />
wie<strong>der</strong> auf die Wurzeln unserer Kraft zu richten.<br />
Sie dient damit <strong>der</strong> innersten Besinnung auf da«,<br />
was uns in einer so unklaren und wirren Zeit<br />
not tut. Diese ihr wichtigste Aufgabe wird die<br />
kirchengeschichtliche Arbeit unserer <strong>Kirche</strong> stets<br />
unentbehrlich machen. Müller, Diersfordt,<br />
Die erste Pfarrerfreizeit des Rheinisch-Westfälifchen<br />
Verbandes evangel. Arbeitervereine in Hilchenbach<br />
(7. bis 11. Januar 1929)<br />
In die, trotz <strong>der</strong> bis an sein Lebensende jugendfrischen<br />
Gestalt Ludwig Weber«, manchmal<br />
etwa« überaltert und altfränkisch anmutenden<br />
evangelischen Arbeitervereine<br />
ist, seitdem Pfarrer Verdeck, Elberfeld,<br />
1922 die Führung übernommen, spürbar ein<br />
neuer Zug hineingekommen. Davon legte die<br />
erste Freizeit von rheinischen und westfälischen<br />
Pfarrern, die in dieser Arbeit o<strong>der</strong> jedenfalls<br />
ihr nahe stehen, wenn wir gleich das Gesamtresultat<br />
vorausnehmen, ein deutliches Zeugnis ab,<br />
In die Größe <strong>der</strong> Gesamtarbeit, ihre Tiefe<br />
und ihre Breite, führten die drei Vorträge<br />
des Generalsekretär« de« Gesamtoerbande«, Liz.<br />
Grunz, Berlin, ein. Sie behandelten folgende<br />
Gegenstände: 1) Die Seelsorge an Arbeitern,<br />
ihre Hemmungen und ihre lleberwindung: 2)<br />
Die deutsche Arbeiterbewegung, Wesen, Bestand<br />
und Lage: 3) Die soziale Arbeit <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>, ihre Träger und ihre Probleme.<br />
Für den ersten dieser Vorträge sei statt aller<br />
Einzelheiten verwiesen auf die wichtige und in<br />
ihrer Eigenart einzig dastehende Schrift von<br />
Grunz „Allgemeine und spezielle Arbeiterseelsorge,<br />
ihre psychologische Grundlegung und ihre<br />
praktische Gestaltung" (Berlin 4927).<br />
Der zweite Vortrag entrollte ein breites Bild<br />
<strong>der</strong> deutschen Arbeiterbewegung, um da« Eigen-<br />
tümliche in <strong>der</strong> Grundhaltung de« Gesamtverbande«<br />
evangelischer Arbeitervereine näher zu<br />
best<strong>im</strong>men.<br />
Der dritte Vortrag beschäftigte sich mit den<br />
einzelnen Erscheinungsformen, die die soziale<br />
Arbeit auf dem Boden <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />
gewonnen hat.<br />
De» liebergang zu Fragen praktischer Vereinsarbeit<br />
bildeten die Ausführungen des Schreiber«<br />
dieser Zeilen über die Bildungsarbeit in<br />
den evangelischen Arbeitervereinen. E« handelt<br />
sich dabei um einen best<strong>im</strong>mten Ausschnitt<br />
evangelischer Volksbildungsarbeit in<br />
seiner Anwendung auf die Ungehörigen eines<br />
best<strong>im</strong>mten Berufsstandes. Es wurde dabei<br />
unterschieden die religiöse Nildungsarbeit, die<br />
geschichtlich-orienticrende (Luther, Wichern usw)<br />
und die soziale. Ein weiterer in seiner Bedeutung<br />
für die Praris nicht zu unterschätzen<strong>der</strong><br />
Teil dieser Nildungsarbeit läßt sich zusammenfassen<br />
unter <strong>der</strong> Ueberschrift: Wie feiern<br />
wir Feste? Es darf dabei hingewiesen werden<br />
als auf einen ersten Versuch auf das unter<br />
gleicher Ileberschrift erschienene Heft in <strong>der</strong><br />
EAV.-Bücherei. Für die Art de« Feiern« ist<br />
entscheidend, an was für ein Fest gedacht ist.<br />
Ein Weihnachtsfest muß z. N. an<strong>der</strong>s gefeiert<br />
werden als ein Stiftungsfest o<strong>der</strong> als da« Fest<br />
eines Nezirksoerbandes. Wichtige Bildung«- und<br />
Erziehungsfragen tun sich auf durch die Gründung<br />
von Iugendabteilungen, und schließlich ist<br />
die Gründung und Pflege einer Vereinsbücherei<br />
von großem erziehendem Wert,<br />
lieber einen Punkt <strong>der</strong> angelegten Fragen,<br />
nämlich die religiöse Seite, verbreitete sich<br />
an einem beson<strong>der</strong>en Abend Präses D. Koch,<br />
indem er die Nibelarbeit in den Vereinen<br />
behandelte.<br />
Von ganz beson<strong>der</strong>em Wert war es am letzten<br />
Abend, von Gewerkschaftssekretär Duden<br />
eingeführt zu werden in die Ursachen, die zum<br />
Kampfe in <strong>der</strong> Eisenindustrie führten.<br />
Daß in Wirklichkeit von einer EAV.-B e w e °<br />
gung geredet werden kann, stellte sich auf <strong>der</strong><br />
Tagung selbst mit <strong>im</strong>mer größerer Klarheit hcrau«.<br />
Dafür ist da« in herrlicher Gegend gelegene<br />
auch <strong>im</strong> Winter wohnliche He<strong>im</strong> de« Verbände«<br />
ein deutlicher Tatbeweis. Dafür spricht,<br />
daß sie in ihrem Generalsekretär Liz, Grunz<br />
eine hervorragende, das ganze Gebiet beherrschende<br />
wissenschaftliche Kraft besitzt.") Eine<br />
große Reihe von Pfarrern, unter ihnen auch<br />
jüngere Theologen, stellen sich <strong>der</strong> Sache dienstbereit<br />
zur Verfügung, Unter Leitung ihre« jetzigen<br />
Vorsitzenden ist erfolgreich vermieden worden,<br />
daß die Bewegung auf Kosten ihrer eigenen<br />
Selbständigkeit sich in den Dienst einer politischen<br />
o<strong>der</strong> kirchlichen Parteigruppierung stellt.<br />
Freilich ist nicht zu leugnen, daß manche Anregungen<br />
dieser Freizeit einer Uebcrführung in<br />
da« Vereinsleben dringend bedürfen. Die Verän<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Bezeichnungen mancher Vereine<br />
(<strong>Evangelische</strong> Arbeiter- und Bürgervereine,<br />
Volksoereine, Gemeindevereine, Männeroereine)<br />
tragen die Gefahr in sich, daß die verän<strong>der</strong>ten<br />
tarnen auch unmerklich eine verän<strong>der</strong>te Zusammensetzung<br />
de« Mitglie<strong>der</strong>bestandes nach sich<br />
ziehen. Will aber die Bewegung eine Standesbewegung<br />
sein, so muß sie ihre ganze<br />
Arbeit auf den Arbeiterstand einstellen und abstellen.<br />
<strong>Das</strong> kann sie aber nur, wenn ihre Mitglie<strong>der</strong><br />
auch wirklich, wenigstens zum allergrößten<br />
Teile, dem Arbeiterstande angehören.<br />
Wird die grundsätzliche aber auch praktische<br />
Vereinsarbeit <strong>im</strong>mer mehr auf die Notwendigkeit<br />
de« Arbeiterstandes eingerichtet, dann wird<br />
diese Bewegung auch ihrem, von Grunz einmal<br />
formulierten Doppelziel näher kommen, nämlich<br />
ein freies Stück <strong>der</strong> lebendigen<br />
<strong>Kirche</strong> zu sein und als solches auch ein Stück<br />
Arbeiterbewegung.<br />
Pfr. Dr. Vitztor, Sterkrade.<br />
') Vgl. auch da« von Grunz<br />
wissenschaftliche Organ „Der L herausgegebene<br />
ÄV.-Führer".
Vom 28. 42. 28 bis 34. 1. 29 fand <strong>im</strong> Freizeithau«<br />
Hermann von Wied in Rengsdorf<br />
eine Freizeit für einen Kreis von achtzehn evangelischen<br />
Sozialbeamtinnen statt auf Einladung<br />
und unter Leitung des Herrn Präses <strong>der</strong> Rheinischen<br />
Provinzialsynode. Ihre beson<strong>der</strong>e Note<br />
erhielt die Freizeit dadurch, daß sie um die Jahreswende<br />
stattfand, in diesen Tagen stiller Besinnung,<br />
in die noch <strong>der</strong> Zauber <strong>der</strong> Weihnacht<br />
und schon <strong>der</strong> Ernst <strong>der</strong> Arbeit und Verantwortung<br />
de« neuen Jahre« hineinreicht. Durch die<br />
Feiertage wurde <strong>der</strong> Freizeit-Charakter dieser<br />
Tage beson<strong>der</strong>s betont.<br />
Die Freizeitteilnehmelinnen kamen aus den verschiedensten<br />
Arbeitsgebieten: zum großen Teil<br />
arbeiten sie in <strong>der</strong> öffentlichen Wohlfahrtspflege<br />
als Bezirks- o<strong>der</strong> Kreisfürsorgerin, als Polizeifürsorgerin<br />
o<strong>der</strong> Polizeibeamtin. Einige kamen<br />
au« kirchlichen Jugend- und Wohlfahrtsämtern.<br />
Obwohl die Teilnehmerinnen sich meist untereinan<strong>der</strong><br />
nicht kannten, erwachte in allen schon<br />
nach wenigen Stunden des Beisammensein« ein<br />
Bewußtsein <strong>der</strong> Zusammengehörigkeit,<br />
<strong>der</strong> Einheit, <strong>der</strong> Arbeit«- und Lebensauffassung.<br />
So bildete <strong>der</strong> Krei«, <strong>der</strong> <strong>im</strong> schönen<br />
Freizeithaus <strong>der</strong> Rheinischen Provinzialsynode<br />
versammelt war, bald eine Erlebens- und Arbeitsgemeinschaft.<br />
Gemeinsam freute man sich an <strong>der</strong> Schönheit <strong>der</strong><br />
Landschaft, die in strahlendem Sonnenschein ausgebreitet<br />
lag. Gemeinsam genoß man die Behaglichkeit<br />
des Hause«, die die Fürsorge <strong>der</strong><br />
Hausmutter bereitet hatte. Gemeinsam wurde<br />
gesungen und musiziert. In den Gottesdiensten<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde, in den Morgenandachten,<br />
in <strong>der</strong> Feierstunde de« Silvesterabends, als bei<br />
den brennenden Lichtern de« Tannenbaums noch<br />
einmal die Innigkeit <strong>der</strong> Weihnacht erwachte,<br />
fühlte man sich <strong>im</strong> tiefsten verbunden und verbunden<br />
auch mit <strong>der</strong> ganzen feiernden evangelischen<br />
Christenheit.<br />
Aber alle diese frohen und hellen Stunden<br />
schlangen sich nur wie ein lichtes Band um die<br />
an<strong>der</strong>en, die ernster Arbeit gewidmet waren. Die<br />
Jahreswende ist die Zeit <strong>der</strong> Selbstbesinnung,<br />
<strong>der</strong> Rechenschaftsablegung vor dem eigenen Gewissen.<br />
„Unsere Pflichten in unserer<br />
Arbeit", „Die Lasten und Sorgen<br />
unserer Arbeit", „Die innere<br />
Erhebung über unsere Arbeit",<br />
hießen die Themen <strong>der</strong> drei ersten Referate, die<br />
Fräulein Dahin aus Elberfeld hielt. Au« ihrer<br />
reichen Erfahrung schöpfend, schil<strong>der</strong>te sie die<br />
beson<strong>der</strong>e Eigenart de« Berufs <strong>der</strong> Wohlfahrt«»<br />
Pflegerinnen, die Typen, die er schafft, die<br />
Pflichten, die er <strong>der</strong> einzelnen auferlegt in seiner<br />
Eigenschaft als „Dienst am Menschen". Ihre<br />
Ausführungen wurden durch lebhafte Diskussionen<br />
ergänzt. Neu ist <strong>der</strong> Beruf <strong>der</strong> Wohlfahrtspflegerin.<br />
Der Berufsstand ist noch in <strong>der</strong><br />
Nildung begriffen, noch fehlt es ihm an zwingen<strong>der</strong><br />
Tradition, auch für die evangelische Wohlfahrspflegerin.<br />
<strong>Das</strong> erhellt am ehesten aus<br />
einem Vergleich mit <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en großen evangelischen<br />
Frauengruppe, die sich fürsorgerischer<br />
Tätigkeit widmet, den Diakonissen. Motiv und<br />
Ziel <strong>der</strong> Arbeit sind bei <strong>der</strong> Diakonisse und bei<br />
<strong>der</strong> bewußt evangelischen Wohlfahrtspflegerin<br />
die gleichen. Die Diakonisse ist jedoch <strong>im</strong>mer bei<br />
aller Selbständigkeit <strong>der</strong> Arbeit <strong>im</strong> einzelnen<br />
Glied ihrer Gemeinschaft, dieser verantwortlich<br />
und von dieser getragen.<br />
Freizeit evangelischer Sozialbeamtinnen<br />
Die Wohlfahrtspflegerin ist auf sich gestellt.<br />
Sie ist „Beamtin", einem best<strong>im</strong>mten Arbeitgeber<br />
verantwortlich. Sie ist mit voller Verantwortlichkeit<br />
in die Welt gestellt. Sie muß<br />
sich mit den Problemen ihrer Arbeit auseinan<strong>der</strong>setzen<br />
und mit ihnen fertig werden. In unvermin<strong>der</strong>tem<br />
Maße trägt sie die Spannungen<br />
ihre« Berufs: „sie lebt zwischen den Welten",<br />
innerlich herausgewachsen aus <strong>der</strong> Sphäre, <strong>der</strong><br />
sie entstammt. <strong>Das</strong> führt sie dazu, sich klar zu<br />
werden über die Zusammenhänge de« wirtschaftlichen<br />
und sozialen Leben«, sich über die Fragen<br />
<strong>der</strong> unmittelbaren Berufsarbeit hinaus auseinan<strong>der</strong>zusetzen<br />
mit allen Problemen, die das<br />
fentliche Leben beschäftigen.<br />
olchen Auseinan<strong>der</strong>setzungen diente auch die<br />
^reizeit in ihrem weiteren Verlauf. So sprach<br />
Direktor Liz. Ohl über „Die weltanschaulichen<br />
Grundlagen <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />
bei <strong>der</strong> Arbeiterwohlfahl<br />
t, <strong>der</strong> Caritas und <strong>der</strong><br />
Inneren Mission". Den einzelnen treibt<br />
in den meisten Fällen die Unmittelbarkeit seine«<br />
Hilf«willen« in die fürsorgerische Arbeit. — Die<br />
Gruppe sucht die weltanschauliche Grundlage<br />
ihrer Arbeit klar herauszustellen. Die religiösen<br />
Wurzeln <strong>der</strong> konfessionellen Arbeit in <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />
sind leicht aufzuzeigen, während <strong>der</strong><br />
Sozialismus, <strong>der</strong> als Weltanschauung begriffen<br />
werden will, sich noch darum müht, die Grundzüge<br />
seiner Weltanschauung herauszuarbeiten.<br />
<strong>Das</strong> berechtigte Streben nach klarer Erfassung<br />
<strong>der</strong> eigenen Grundlage hat doch eine gewisse<br />
Spannung zwischen den Wohlfahrtspflegerischen<br />
Gruppen und die Gefahr <strong>im</strong> Gefolge, daß die<br />
Land Utopia<br />
Permanente Friedenskonferenz zwischen<br />
<strong>Evangelische</strong>n und Katholiken<br />
Einen aufstrebenden Stand vertritt<br />
<strong>der</strong> Deutsche Diakonen-Verband,<br />
<strong>der</strong> soeben in Berlin seine Jahresversammlung<br />
gehalten hat. Ueber Huo» Berufsarbeiter<br />
<strong>der</strong> Inneren Mission sind in ihm<br />
vereinigt, um das Evangelium in alle Schichten<br />
unseres Volkes hineinzutragen, beson<strong>der</strong>s in die<br />
Kreise <strong>der</strong> Mühseligen und Beladenen, <strong>der</strong><br />
Armen und Kranken, <strong>der</strong> Verbitterten und Entgleisten,<br />
<strong>der</strong> gefährdeten Jugendlichen und ver-<br />
Wohlfahrtspflege von außer ihr stehenden Kreisen<br />
zu Machtzwecken dienstbar gemacht wird.<br />
Nicht nur <strong>der</strong> einzelne, nicht nur die wohlfahrtspflegerische<br />
Gruppe, auch die <strong>Kirche</strong> wird<br />
heute aufgerufen zur Stellungnahme. Pfarrer<br />
Menn, Düsseldorf, behandelte da« Thema<br />
„<strong>Kirche</strong> und Wirtschaftskampf",<br />
weil es sich in <strong>der</strong> Wirtschaft und bei den<br />
Wirtschaftskämpfen nicht nur um wirtschaftliche<br />
Güter, son<strong>der</strong>n letztlich um Menschen handelt;<br />
darum muß sich die <strong>Kirche</strong> bemühen um ein<br />
Urteil auch in wirtschaftlichen Fragen, Nun<br />
aber hat die <strong>Kirche</strong> kein Gesetz für die Wirtschaft.<br />
Es gibt für sie nur da« Gesetz de« Gehorsams<br />
gegen den, <strong>der</strong> uns in diese Welt<br />
gestellt hat. Aus diesem Gehorsam heraus hat<br />
die <strong>Kirche</strong> alle möglichen Wege praktischer<br />
Wirklichkeit ernst zu nehmen und zu prüfen.<br />
Sie muß kritische St<strong>im</strong>me sein und ihr sittliches<br />
Urteil mit in die Wagschale weifen. Sie wird<br />
helfen müssen Persönlichkeiten zu erziehen, die<br />
sich auch in <strong>der</strong> Wirtschaft letzter Verantwortlichkeit<br />
bewußt sind.<br />
In diesen ganzen Zusammenhang gehörte auch<br />
die Frage nach dem Begriff und Wesen<br />
des Staates, die <strong>der</strong> Präses v. Wolff<br />
behandelte.<br />
Allen Teilnehmerinnen werden die Tage <strong>im</strong><br />
Hause Hermann von Wied unvergeßlich sein und<br />
was mehr ist: die starken Eindrücke und Anregungen<br />
<strong>der</strong> Vorträge und Besprechungen werden<br />
fortwirken in die Arbeit je<strong>der</strong> einzelnen<br />
hinein. H. Bäcker.<br />
Aus Berlin kommt die Nachricht von <strong>der</strong> Gründung eines „Ausgleich<br />
s aussch u s se s", <strong>der</strong> bei Grenz- und Streitfragen zwischen<br />
den beiden christlichen Konfessionen vermitteln soll.<br />
Ein schöner Traum! Aber lei<strong>der</strong> nur — ein Traum! Denn zum lonfessionellen<br />
Frieden in Deutschland gehört zunächst: Abbau aller<br />
aggressiven Maßnahmen Roms, namentlich Aen<strong>der</strong>ung seiner, die <strong>Evangelische</strong>n<br />
ständig aufs tiefste verletzende Mischehenplaris. Dazu<br />
wird sich aber Rom in seinem heutigen Machtüberschwang nie verstehen.<br />
Darum ist die Voraussetzung dieses Ausschusses — und damit sein ganzes<br />
Wollen — eine Utopie.<br />
Wir haben aber noch zwei Fragen auf dem Herzen: 4. Wer hat denn<br />
die höchst einseitige und eigentümliche Auswahl unserer Vertreter in<br />
diesem Ausschuß vorgenommen? 2. Wie kommt <strong>der</strong> Direktor des <strong>Evangelische</strong>n<br />
Bundes, 0. Fahrenholst, auf diese Schwarze Liste? Der Bund<br />
sollte doch genugsam wissen, daß Friedensschalmeien Roms heute höchst<br />
eigentümlich für uns klingen müssen.<br />
Und schließlich: Sollte <strong>der</strong> Ausschuß über seine erste Sitzung hinaus<br />
am Leben bleiben, dann müßten von uns aus einige Persönlichkeiten<br />
des Westens in diesen Ausschuß hinein. Es fehlt ihre Kampferfahrung.<br />
Die männliche Diakonie<br />
einsamten Alten. Wort und Tat schließen sich<br />
in <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Diakonie zusammen, um die<br />
Herzen für die Kräfte <strong>der</strong> oberen Welt zu<br />
öffnen. Der Vorsitzende, Pastor Büchse! (Neinstedt),<br />
konnte die aus ganz Deutschland zusammengekommenen<br />
Vertreter <strong>der</strong> 20 Diakonenanstalten<br />
und Brü<strong>der</strong>schaften mit dem freudigen<br />
Bewußtsein begrüßen, daß es mit <strong>der</strong> männlichen<br />
Diakonie vorwärts gehe. Sie läßt es<br />
we<strong>der</strong> am aufopfernden Dienste noch an <strong>der</strong>
36<br />
inneren Einstellung auf die Fragen <strong>der</strong> Gegenwart<br />
fehlen. <strong>Das</strong> bewiesen die Vorträge über<br />
die „kulturelle Bedeutung <strong>der</strong><br />
He<strong>im</strong>stättenbewegung" von Dr.<br />
de Laporte in Berlin über „das Wesen<br />
<strong>der</strong> Diakonie <strong>im</strong> Lichte einer mo<strong>der</strong>nen<br />
Psychologie" (Individualpsychologie)<br />
von Direktor Pastor Engelke <strong>im</strong><br />
Rauhen Hause zu Hamburg. Auch tie Berliner<br />
Bezirksgruppe hatte anläßlich <strong>der</strong> Jahresversammlung<br />
de« Gesamtoerbandes ihre Mitglie<strong>der</strong><br />
zusammengerufen. Sie füllten den Saal,<br />
um den Vortrag des Landtagsabgeordnete»<br />
Diakon Rüffer über „die nationale,<br />
kulturelle und religiöse Krisi«<br />
<strong>der</strong> Gegenwart" zu hören. Die Aussprache<br />
nach den Vorträgen zeigte die Aufgeschlossenheit<br />
<strong>der</strong> Diakone für die neuzeitlichen<br />
Aufgaben. Der Geschäftsführer Lehmann<br />
konnte mit Befriedigung in seinem Bericht darauf<br />
hinweisen, daß <strong>der</strong> Deutsche Diakonenoerband<br />
auf ein Jahr eifriger Arbeit und erfreulicher<br />
Ergebnisse zurückblicken dürfe. Die Versorgungskasse<br />
de« Verbandes hat in 5<br />
Jahren ein Vermögen von 4 >5 Millionen Mark<br />
angesammelt und stellt ihren Mitglie<strong>der</strong>» die<br />
In den Tagen vom 5.—7. März versammelte<br />
sich in Erfurt die von dem dortigen <strong>Evangelische</strong>n<br />
<strong>Kirche</strong>nausschuß berufene<br />
DD^onfercnzkircl'licker sozial« Facharbeiter<br />
unter <strong>der</strong> Leitung des Prälaten D, Dr.<br />
Schoell, Stuttgart, und unter Teilnahme<br />
von Mitglie<strong>der</strong>n fast sämtlicher deutschen<br />
Landeskirchenbehörden. Ihre Verhandlungen<br />
dienen <strong>der</strong> Erörterung grundsätzlicher Tragen<br />
und <strong>der</strong> Vorberatung von praktischen Anregungen<br />
für den sozialen Ausschuß de« Dv^KA.<br />
Generalsekretär Liz. Grunz, Berlin, sprach<br />
<strong>im</strong> Sinne seine« eben erschienenen Buche« über<br />
„Arbeiterseelsorge"; die wertvolle Darstellung<br />
ergab eine fruchtbare Aussprache, <strong>der</strong>en praktische<br />
Bedeutung sich in <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong><br />
Frage <strong>der</strong> „Arbeiterfreizeiten" zeigte. Pfarrer<br />
Müller, Schwefe, leitete diese Besprechung<br />
mit einem Bericht über seine Weltanschauungswochen<br />
und die Organisation de«<br />
daraus erwachsenen „Kampfbundes" ein. Die<br />
Konferenz erkannte die Notwendigkeit <strong>der</strong> weltanschaulich<br />
wie <strong>der</strong> durch die sozialen Probleme<br />
best<strong>im</strong>mten Freizeitarbeit an, sah aber in <strong>der</strong><br />
letzteren die erste und wesentliche Aufgabe. Ein<br />
Vertreter <strong>der</strong> württembergischen Landeskirchenbehörde<br />
sprach in demselben Zusammenhang<br />
über „Kirchliche Einrichtungen in städtischen<br />
Siedlungen" und betonte auf Grund praktischer<br />
Erfahrungen die Notwendigkeit <strong>der</strong> rechtzeitigen<br />
Schaffung selbständiger Gemeinden in städtischen<br />
Siedlungsbezirken. (Vgl. den Aufsatz von Hollweg<br />
in Nr. 4 und 2 „Evgl. Rhld.").<br />
Ueber die Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> gegenüber<br />
<strong>der</strong> Arbeitslosigkeit und den „Arbeitslosen einschließlich<br />
<strong>der</strong> älteren Angestellten" berichtete<br />
Pfarrer M e n n. Die praktischen Fragen <strong>der</strong><br />
Freizeiten für Arbeitslose, vor allem arbeitslose<br />
Jugendliche, <strong>der</strong> kirchlichen Mitarbeit bei<br />
<strong>der</strong> Arbeitsvermittlung u. a. erfuhren eine eingehende<br />
Besprechung, Ueberraschend wurde von<br />
allen Seiten die Notwendigkeit betont, in den<br />
sogenannten kirchlichen Kreisen, einschließlich<br />
<strong>der</strong> Pfarrerschaft, auf ein tieferes Verständnis<br />
<strong>der</strong> seelischen Not <strong>der</strong> Arbeitslosen hinzuwirken:<br />
gerade hier werde 0er Arbeitslose weithin mit<br />
einer Verachtung behandelt, die doch gegenüber<br />
<strong>der</strong> Mehrheit nicht nur eine Lieblosigkeit, son<strong>der</strong>n<br />
eine Ungerechtigkeit bedeute. Von dem<br />
denkbar günstigsten Bedingungen, Da« Vermögen<br />
<strong>der</strong> Begräbnishilfe hat <strong>im</strong> selben<br />
Zeitraum die Höhe von 60 UM Mark erreicht.<br />
Der 7. Deutsche Diakonentag in<br />
Duisburg ist glänzend verlaufen, und hat nicht<br />
»ur am Nie<strong>der</strong>rhein, son<strong>der</strong>n auch weit darüber<br />
hinaus die Kenntnis von <strong>der</strong> männlichen Diakonie,<br />
ihrer notwendigen und segensreichen Arbeit<br />
ausgebreitet. Die literarische Arbeit hat für<br />
die Ausbildung in den Diakonenanstalten die<br />
lange vermißte „N erufskunde für Diakoni<br />
e" von Ernst Bunke und für die Werbearbeit<br />
in <strong>der</strong> großen Oeffentlichkcit da« mit<br />
reichem Bildschmuck ausgestattete Prachtwerk<br />
„D eutsche Diakonenarbeit in Wort<br />
und Bild" gebracht. <strong>Das</strong> Monatsblatt de«<br />
Verbandes „D eutsche« Diakonenblatt"<br />
ist seit Jahren auch für die Öffentlichkeit<br />
zugänglich und gibt Gelegenheit, die<br />
Arbeit <strong>der</strong> männlichen Diakonie mit ihren Aufgaben<br />
und Hin<strong>der</strong>nissen, mit ihren Sorgen und<br />
Hoffnungen zu verfolgen. Da« Jahr 4928 hat<br />
die Zuversicht neu belebt, daß die männliche<br />
Diakonie zu den lebenswichtigen Berufen<br />
unserer evangelischen <strong>Kirche</strong> und des<br />
deutschen Volkes gehört.<br />
Soziale Arbeit<br />
Berichterstatter vorgelegte Richtlinien wurden<br />
gebilligt und dem EKA. überwiesen, <strong>der</strong> zu<br />
dem Gesamtproblem Stellung nehmen wird.<br />
Einheitliches, kirchliches Verhalten bei<br />
N3irtschaftskämpfen<br />
Der Wirtschaftskampf in <strong>der</strong> nordwestlichen<br />
Eisenindustrie hatte einem Mitglied« <strong>der</strong><br />
Konferenz die Anregung zu einem Antrage gegeben,<br />
<strong>der</strong> auf die Verhin<strong>der</strong>ung inhaltlich abweichen<strong>der</strong><br />
kirchlicher Kundgebungen zu wirtschaftlichen<br />
Kämpfen abzielte. Er wünscht die<br />
Einsetzung einer Son<strong>der</strong>kommission bei dem<br />
DEKA, mit dem Auftrage, „bei drängende»<br />
und Stellungnahme erfor<strong>der</strong>nden Tagesfragen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e be<strong>im</strong> Ausbruch von Arbeitskampfen<br />
die Frage <strong>der</strong> Möglichkeit und Notwendigkeit<br />
kirchlichen Eingreifens in Form von Kundgebungen,<br />
Vermittlungen o<strong>der</strong> Hilfsaktionen für<br />
die in Not Geratenen zu prüfen". Die Kommission<br />
soll <strong>im</strong> Einvernehmen mit den kirchlichen<br />
Sozialstellen des betroffenen Gebiete« und<br />
unter Hinzuziehung von Vertretern <strong>der</strong> freien<br />
sozialkirchlichen Arbeit tagen. Der bedeutungsvolle<br />
Antrag konnte nicht mehr durchberaten<br />
werden und wurde dem DEKA, als Älaterial<br />
weitergereicht. E« ist anzunehmen, daß er die<br />
Facharbeiterkonferenz noch einmal beschäftigen<br />
wird. Auch ein Bericht des Oberingenieur«<br />
Arnhold über die Arbeit des Dinta wurde zur<br />
Besprechung zurückgestellt.<br />
-1 <strong>Das</strong> Landvolkproblem<br />
Mit <strong>der</strong> Facharbeiterkonferenz zeitlich verbunden,<br />
tagte eine Son<strong>der</strong>konferenz zur<br />
Behandlung des Landoolkproblem«.<br />
Berichterstatter waren Oek.-Rat<br />
Lemke, Berlin: Arb.-Sekr. Hülser, Spandau:<br />
Oberkirchenrat v. Fleisch, Hannover,<br />
und Pfarrer Planck, Württemberg. <strong>Das</strong><br />
wesentlichste Ergebnis <strong>der</strong> sehr interessanten<br />
Vorträge und Verhandlungen war die Ueberzeugung<br />
von dem außerordentlichen Gewicht <strong>der</strong><br />
Frage als solcher, <strong>der</strong> Unmöglichkeit ihrer einheitlichen<br />
Behandlung und darum <strong>der</strong> Notwendigkeit,<br />
ihr durch planmäßige Behandlung<br />
von den beson<strong>der</strong>en Verhältnissen <strong>der</strong> einzelnen<br />
Landesteile aus gerecht zu werden. Sicher ist,<br />
daß die kirchliche Sozialarbeit, die sich bisher<br />
einseitig den industriellen Fragen zugewandt hat,<br />
bei allem Schwergewicht dieser Probleme in<br />
Zukunft <strong>der</strong> sozialwirtschaftlichen und sozialethischen<br />
Krists des Lande« erhöhte Aufmerksamkeit<br />
schenken muß und wiri><br />
Schlichtungsreform<br />
In <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Schlichtungsreform<br />
hat <strong>der</strong> Arbeitgeberoerband <strong>der</strong> deutschen Textilindustrie<br />
höchst bemerkenswerte Vorschläge<br />
praktischer Art für seinen Interessenbereich gemacht.<br />
Sie lauteten:<br />
4. Sämtliche zur Zeit schwebenden Tarifstrcitigkeiten<br />
<strong>der</strong> Textilindustrie werden einem zentralen<br />
Schiedsgericht zur endgültigen gleichzeitigen Entscheidung<br />
übertragen.<br />
2. Da« Schiedsgericht setzt sich au« drei neutralen<br />
Schiedsrichtern zusammen, die gemeinsam<br />
von den Parteien best<strong>im</strong>mt werden. Angehörige<br />
<strong>der</strong> Textilindustrie und <strong>der</strong> Arbeitgeber- und<br />
Arbeitnehmerverbände <strong>der</strong> Textilindustrie kommen<br />
als Schiedsrichter nicht in Frage.<br />
3. Beide Parteien bestellen als Verhandlungskommission<br />
je fünf Vertreter. Diese fünf Vertreter<br />
müssen mit den nötigen Vollmachten zum<br />
endgültigen Abschluß <strong>der</strong> zur Erörterung stehenden<br />
Tarifverträge ausgestattet sein.<br />
4. Da« Schiedsgericht soll zunächst versuchen,<br />
durch Verhandlungen mit <strong>der</strong> Verhandlungskommission<br />
eine freie Verständigung über die<br />
einzelnen strittigen Tarifverträge herbeizuführen.<br />
5. Soweit eine freie Verständigung nicht zu erzielen<br />
ist, werden die verbleibenden Streitpunkte<br />
durch da« Schiedsgericht endgültig entschieden.<br />
<strong>Das</strong> Schiedsgericht fällt zu diesem Zweck für<br />
jeden <strong>der</strong> strittigen Bezirke einen geson<strong>der</strong>ten<br />
Schiedsspruch.<br />
6. Die Verkündigung <strong>der</strong> Schiedssprüche erfolgt<br />
gemeinsam. Beide Parteien erkennen die Schiedssprüche<br />
von vornherein als für sich bindend a».<br />
7. Für die Bezirke, <strong>der</strong>en Tarifoertragsstreitigkeiten<br />
bei dem Schiedsgericht anhängig gemacht<br />
sind, wird zwischen den Parteien ein Burgfrieden<br />
dahingehend vereinbart, daß die in einzelnen<br />
dieser Bezirke bereits ausgebrochenen<br />
o<strong>der</strong> angekündigten Streiks und Aussperrungen<br />
umgehend rückgängig gemacht und die Arbeit<br />
zum erstmöglichen Zeitpunkt wie<strong>der</strong> aufgenommen<br />
o<strong>der</strong> die Netriebe zur Arbeit wie<strong>der</strong> geöffnet<br />
werden. Neue Streiks und Aussperrungen<br />
wegen <strong>der</strong> bei dem Schiedsgericht anhängig gemachten<br />
Streitfälle sind untersagt. Bis zur<br />
Entscheidung de« Zentralschicdsgerichts sind die<br />
Lohnsätze <strong>der</strong> bisherigen Tarifverträge weiter<br />
zu zahlen.<br />
Die Annahme dieses Vorschlage« würde nicht<br />
weniger als die künftige Erledigung aller Kampffragen<br />
des Industriezweiges in voller Selbständigkeit,<br />
unabhängig vom Eingreifen aller staatlichen<br />
Schlichtungsorgane, bedeutet haben. Davor<br />
sind die Gewerkschaften, wohl teils au«<br />
grundsätzlichen, teils aus praktischen Bedenken,<br />
zurückgeschreckt. Vor allem ist es ihnen gelungen,<br />
die Zusammensetzung des Schiedsgerichts in Angleichung<br />
an die <strong>der</strong> staatlichen Schlichterkammern<br />
zu erreichen: den Vorsitzenden ernennt<br />
<strong>der</strong> Reichsarbeitsminister, die Parteien je eine»<br />
Beisitzer. Dieser Regelung entspricht es, wenn<br />
auch <strong>der</strong> Schiedsspruch des Reichsarbeitsministers<br />
als Ult<strong>im</strong>o ratio eingeschaltet wird: Einst<strong>im</strong>miger<br />
Spruch des Schiedsgericht« ist für die Parteien<br />
verbindlich, Mehrheitsspruch kommt zur<br />
Abst<strong>im</strong>mung bei den Parteien, bei Ablehnung<br />
von beiden o<strong>der</strong> von einer Seite entscheidet <strong>der</strong><br />
Reichsarbeitsminister. Auch bei dieser zu gemeinsamem<br />
Beschluß erhobenen Regelung bleibt<br />
es von höchster Bedeutung, daß <strong>der</strong> Wille zu<br />
selbständiger Erledigung von Kampffragen sich<br />
in einem so großen und wichtigen Industriezweige<br />
durchsetzen konnte. Noch sind eine Fülle von
F ist<br />
Fragen offen, Satz 7 <strong>der</strong> Arbeitgebervorschläge<br />
st ggefallen, f , obwohl h er <strong>im</strong> wesentlichen sch eine<br />
Regelung R l vorsieht, sih wie i sie si während ä h d des d „Ruhr- R h<br />
kämpfe«" von den Gewerkschaften gefor<strong>der</strong>t<br />
wurde, lind vor allem: Es handelt sich offenbar<br />
um Vereinbarungen vorübergehen<strong>der</strong> Art, getroffen,<br />
um gerade jetzt schwebende Streitigkeiten<br />
zu erledigen. (<strong>Das</strong> ist inzwischen auch gelungen).<br />
Indes, <strong>der</strong> Versuch als solcher bleibt wichtig,<br />
Er sollte rechtzeitig von den Verbänden <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en großen Industrien beachtet und auf<br />
seine Brauchbarkeit hin geprüft werden. Man<br />
kann überzeugt sein, daß praktische Arbeit dieser<br />
Art die Lösung de« Schlichtungsproblem«<br />
auch <strong>im</strong> großen entscheiden<strong>der</strong> för<strong>der</strong>t, als theoretische<br />
Debatten und Verhandlungen in Gremien,<br />
<strong>der</strong>en mannigfaltige verschiedene Interessen<br />
jede Lösung komplizieren und oft unmöglich<br />
machen. Wie schwierig die hier zu lösenden<br />
sachlichen Aufgaben auch außerhalb Deutschlands<br />
sind, geht au« <strong>der</strong> Tatsache hervor, daß die<br />
beiden englischen Industriellenverbände die in<br />
den rund ein Jahr dauernden Verhandlungen<br />
zwischen Alfred Mond (jetzt Lord Melchett) und<br />
<strong>der</strong> Führung <strong>der</strong> Gewerkschaften erarbeiteten<br />
Vorschläge zur Befriedigung <strong>der</strong> englischen Industrie<br />
abgelehnt und ihrerseits erneute Verhandlungen<br />
mit den Gewerkschaften angeregt<br />
haben. Es ist ein Zeichen hohen Verantwortungsbewußtsein«<br />
<strong>der</strong> englischen Gewerkschaften,<br />
daß sie trotz <strong>der</strong> schweren Enttäuschung angesichts<br />
<strong>der</strong> Haltung <strong>der</strong> Industricllenoerbände die<br />
Aufnahme <strong>der</strong> Verhandlungen nicht abgelehnt<br />
haben,<br />
Frage <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Organisations-<br />
W sttlwicl'lmiq in den ol'rschiee'<br />
Acußerst interessante« Material zur Frage <strong>der</strong><br />
gewerkschaftlichen Organisationsentwicklung<br />
in den verschiedenen<br />
Berufen bringt ein Aufsatz von Bruno<br />
Meitze in Heft 2 <strong>der</strong> „Arbeit". Da« Material<br />
beschränkt sich zwar auf die freien Gewerkschaften<br />
und auf die Vorkriegszeit, ist aber<br />
nichtsdestoweniger sehr beachtlich und instruktiv.<br />
Es wäre sehr zu wünschen, daß alle Gewerkschaften<br />
die Untersuchung Gleitzes fortführten<br />
und mit dem statistischen Material <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />
belegten. Nach zwei Seiten hin seien<br />
Beispiele für die Bedeutung <strong>der</strong> Untersuchung<br />
gegeben.<br />
Organisierte Berufsangeh.<br />
in °/«<br />
Name des Berufe« und Zahl <strong>der</strong> 1885 1904<br />
organisicrbarcn Berufsang. 1895<br />
1. Tertilarbeiter (597 905) 2,9 9,0<br />
2. Metallarbeiter (534433) 6,9 33,0<br />
3. Bergarbeiter (374 583) 2,1 2U,1<br />
4. Fabrikarbeiter (353 479) 1,9 13,9<br />
5. Bauarbeiter (327 646) 0,5 10,2<br />
g. Holzarbeiter (312033) 10,0 31,1<br />
7. Maurer (237 29?) 6,3 54,3<br />
8. Gastwirtsgehilfen (213 491) 0,8 1,3<br />
9. Transportarb. (180003) 2,6 20,1<br />
10. Tabakarbciter (104479) 14,1 20,0<br />
11. Z<strong>im</strong>merer (101870) 9,1 35,2<br />
Am stärksten durchorganisiert waren<br />
1895 1904<br />
1. Bildhauer (zirka 6000) 52,2°/° 76,5°/»<br />
2. Stuckateure (7603) 6,3°/, 73,3°/»<br />
3. Steinsetzer (10241) 24,5°,» 61,2°/»<br />
4. Glaser (6 254) 20,0°« 58,6"/«<br />
5. Sleindrucker (18139) 22,2"/« 5?,0°/<br />
6. Maurer (237 29?) 6,3° o 54,3°/«<br />
?. Kupferschmiede (6 499) 45,8"/» 51,5°/«<br />
8. Handschuhmacher (6155) 45,0°/o 48,4°/«<br />
9. Töpfer (23 663) 14,9°/« 43,3°/«<br />
10. Tapezierer (12 448) 6,2°/» 43,2°/«<br />
11. Hafenarbeiter (35093) 6,0°» 40,5°/„<br />
1. Die zahlenmäßig am stärksten besetzten Berufe<br />
wiesen 1895 und 1904 folgende Prozentsätze<br />
von organisierten Arbeitern auf:<br />
2, Die am stärksten durchorganisierten Berufe<br />
waren durchweg gelernte Berufe mit relativ<br />
wenigen Berufszugehörigen, Eine bemerkenswerte<br />
Ausnahme stellen die Maurer dar.<br />
Zwei neue Blätter<br />
Die ernsteste Beachtung aller evangelisch-sozial<br />
Interessierten for<strong>der</strong>n: einmal das vor allem<br />
in <strong>der</strong> katholischen Oeffentlichkeit lebhaft umstrittene<br />
„Rote Blatt" <strong>der</strong> katholischen<br />
Sozialisten, da« in dem Verlag <strong>der</strong> Mittelrhein.<br />
Druckerei in Köln erscheint und durch die Post<br />
zu beziehen ist (vierteljährlich 66 Pf., einschl.<br />
Bestellgeld). Da« Blatt hat ein geistiges<br />
Niveau, da« einen Vergleich mit ähnlich gearteter<br />
Literatur nicht leicht macht. In keiner<br />
Weise ist es mit dem „Sonntagsblatt des arbeitenden<br />
Volkes" vergleichbar. Man muß<br />
geradezu wünschen, daß <strong>der</strong> akademische Ton <strong>der</strong><br />
Nr. 2 und 3 bald von einer volkstümlicheren<br />
Art <strong>der</strong> Darstellung abgelöst wird. Unmöglich<br />
ist es, aus den vorliegenden Nummern auf Art<br />
und Umfang des das Blatt tragenden Kreises<br />
zu schließen. Einstweilen sind auch Nichtkatholiken<br />
an <strong>der</strong> Gestaltung seine« Inhalt« ernstlich<br />
beteiligt^ Hans Müller, I e n a, <strong>der</strong> über<br />
„Religion und Sozialismus", Eduard Helmann,<br />
<strong>der</strong> über „Kapitalismus und seine<br />
Ueberwindung", schreibt, seien vor an<strong>der</strong>en genannt.<br />
Von Katholiken dürfte vor allem Ernst<br />
M ichel beson<strong>der</strong>e Erwähnung verdienen. Wie<br />
auch <strong>im</strong>mer die Zukunft des Blattes und seine«<br />
Kreises sein möge, — hier ist ganz außerordentlich<br />
wertvolle Arbeit geleistet worden, an <strong>der</strong><br />
auch wir nicht vorübergehen können. Sie macht<br />
<strong>im</strong> Blick auf den Protestantismus sehr nachdenklich.<br />
—<br />
Daneben muß das neu geschaffene Organ <strong>der</strong><br />
„Christl.-soz. Reichsvereinigung", die „Christlich-sozialen<br />
St<strong>im</strong>men" genannt werden.<br />
(Vierteljährlich 1,50 ^t — unverständlich<br />
teuer, wenn man mit <strong>der</strong> Zeitschrift auch werben<br />
will —, nur durch die Geschäftsstelle <strong>der</strong> Vereinigung,<br />
Berlin NW 6, Luisenstraße 38II.)<br />
In Nr. 2 beginnt Heinz-Dietrich Wendland<br />
mit <strong>der</strong> Veröffentlichung von „Gedanken zu<br />
einem neuen christlich-sozialen Programm", die<br />
in allen sozial arbeitenden evangelischen Kreisen<br />
zur Erörterung gestellt und gebracht werden<br />
sollten. Auch hier ist einstweilen nicht zu sehen,<br />
welche Bedeutung dem hinter dem neuen Organ<br />
stehenden Kreise zuwachsen wird.<br />
Pfr. Menn, Düsseldorf,<br />
z, Z. verreist. Zuschriften über Hc<strong>im</strong>atadresse.<br />
Nachrichten aus dem Melanchthonbund<br />
(Verband <strong>der</strong> evangelischen Eltern an den mittleren uno höheren Schulen <strong>Rheinland</strong>s)<br />
pp<br />
fanden zwischen Neujahr und Ostern außer den<br />
in VI, 1/2 genannten noch statt in Boppard<br />
(27. 2,), Nippe« (g. 3.), Sieg bürg (12.<br />
3.), Mei<strong>der</strong>ich (19. 3,) sowie Versammlungen<br />
evangelischer Eltern in Werden (15.<br />
3,) und inKupferdreh (22. 3.). Meistens<br />
wollte man etwas über Berufsaussichten, beson<strong>der</strong>s<br />
in den akademischen Berufen, wissen,<br />
hier und da aber auch über die kulturelle und<br />
wirtschaftliche Bedeutung de« rheinischen Protestantismus,<br />
über Aufgaben und Fragen deutscher<br />
Schulpolitik, über deutsche Pädagogen <strong>der</strong><br />
Neuzeit, über Lan<strong>der</strong>ziehunashe<strong>im</strong>e und evangelische<br />
Aufgaben auf dem Gebiet de« höheren<br />
Schulwesens <strong>Rheinland</strong>«. —<br />
^ss Anfrage über München Gladbach<br />
Der Zentrumsabgeordnete Dr. Heß, den Freunde»<br />
des Melanchthonbundes au« den Gocrbigschcn<br />
Statistiken al« Vorkämpfer <strong>der</strong> Gegenseite<br />
bekannt, hat folgende kleine Anfrage an die<br />
Regierung gerichtet: „Am 4, Dez. 1928 haben<br />
die Abgeordneten Frau von Tiling und Dr.<br />
Weisemann (Remscheid) eine kleine Anfrage<br />
an das Staatsministeriurn gerichtet, die<br />
sich auf eine angeblich unparitätischc Zusammensetzung<br />
des Lehrkörpers am staatlichen Oberlyzeum<br />
in M.Gladbach zuungunsten des evangelischen<br />
Bekenntnisse« bezog. Ich frage das<br />
Staatsm<strong>im</strong>sterium: Warum läßt die Antwort<br />
auf diese Anfrage so lange auf sich warten?"<br />
(Kölnische Volkszeitung Nr. 157 vom 3. 3. 29).<br />
Hierzu ist zu bemerken, daß es sich bei diesem<br />
Oberlyzeum seit 1. 10. 1928 tatsächlich um eine<br />
staatliche, nicht mehr um eine städtische<br />
Anstalt handelt, <strong>der</strong> Minister mithin sich nicht<br />
abermals damit herausreden kann, daß er, wie<br />
vor dem Hauptausschuß unlängst gegenüber dcni<br />
Abgeordneten Schuster, erklärt, bei städtischen Anstalten<br />
könne er nicht« gegen Imparität tun.<br />
Diese liegt aber klar am Tage und wird durch<br />
die soeben neu herausgekommene Goerbig -<br />
sche Paritätsstatistik für 192« bekräftigt.<br />
Befinden sich doch nur 3 evangelische<br />
akademische Lehrkräfte an <strong>der</strong> Anstalt, wahrend<br />
etwa 44 A <strong>der</strong> Schülerinnen evangelisch und<br />
etwa 49^ katholisch sind. Auf letztere kommen<br />
dagegen 7 akademische Lehrkräfte. —<br />
<strong>Evangelische</strong> Philologen fälschen angeblich<br />
D Zeugnisse<br />
Die Kölnische Volkszeitung brachte in Nr. 91 am<br />
S. 2. eine Notiz aus Essen über Deutschunterricht<br />
an städtischen Mädchenschulen, worin ganz<br />
unberechtigte Vorwürfe erhoben wurden gegen<br />
die evangelischen Schulleiter <strong>der</strong> dortigen Vik»<br />
toria - Schule und L u i s e n - S ch u le,<br />
denen absichtliche Zurücksetzung katholischer Lehrkräfte<br />
in Erteilung des Deutschunterricht« in<br />
<strong>der</strong> Pr<strong>im</strong>a vorgeworfen wurde. Darüber<br />
hinaus bedeutete die Notiz eine<br />
beleidigende Verdächtigung des<br />
rheinischen Philologenstandes<br />
überhaupt. Wurde doch evangelischen Philologen<br />
<strong>der</strong> genannten Anstalten <strong>der</strong> Vorwurf<br />
gemacht, sie beurteilten die Leistungen ihrer<br />
Schülerinnen je nach konfessioneller Zugehörigkeit<br />
und ließen katholische Abiturientinnen mit<br />
Ueberlegung durchs Examen fallen. Es braucht<br />
nicht beson<strong>der</strong>s betont zu werden, daß sämtliche<br />
Vorwürfe unberechtigt waren. Wir müssen aber<br />
lei<strong>der</strong> feststellen, daß unsere, bereits am 7. Februar<br />
demgegenüber an die rheinischen Zeitungen<br />
gesandte Notiz (verbreitet durch die Rheinische<br />
Correspondenz), welche sich eingehend mit dem<br />
beleidigenden Artikel <strong>der</strong> Kölnischen Volkszeitung<br />
auseinan<strong>der</strong>setzte, von nur wenigen rhein.<br />
Tageszeitungen abgedruckt ist. Unter den kirchl.<br />
Blättern brachte sie aber erfreulicherweise das<br />
Gemeindeblatt für Neuwied und Heddesdorf, in<br />
Nr. 12 vom 17. 2. 29. Höchst bedauerlich ist,<br />
daß die evangelischen Philologen kaum etwas<br />
von selten ihrer Philologenorganisation gegen<br />
diese katholische Zeitungsoerdächtigung unternommen<br />
haben. Etwas mehr Tatkraft! Etwa«<br />
mehr Mut! Alle« brauchen wir uns <strong>im</strong><br />
<strong>Rheinland</strong> noch nicht bieten zu lassen!<br />
M Unangebrachte Entrüstung in Düren<br />
Die Katholiken entrüsten sich in Düren, wie<br />
ein Bericht <strong>der</strong> Kölnischen Volkszeitung Nr. 95<br />
37
vom 7. 2. erkennen läßt, nicht wenig über den<br />
evangelischen Wi<strong>der</strong>stand in <strong>der</strong> Stadtverordneten-Versammlung<br />
vom 6. 2, gegen die Vorlage<br />
betreffend Errichtung einer Mädchenaufbauschule<br />
nach dem System <strong>der</strong> deutschen Oberschule<br />
am dortigen katholischen Lyzeum. Der<br />
Antrag wurde schließlich mit 19 St<strong>im</strong>men <strong>der</strong><br />
Zentrumspartei gegen 12 St<strong>im</strong>men <strong>der</strong> gesamten<br />
übrigen Fraktionen angenommen. Düren<br />
erhält somit die erste Mädchenaufbauschule <strong>im</strong><br />
Regierungsbezirk Aachen; aber es ist lebhaft zu<br />
bedauern, daß dieser Aufbau nicht auf streng<br />
paritätischer Grundlage erfolgt ist. M a n<br />
sieht, wie die Gegenseite ständig<br />
bemüht ist, Bresche in unser<br />
öffentliche«parität i s ch es höhere«<br />
Schulwesen zu legen, <br />
l !<br />
Spracheramina<br />
Ein neuer Zugang zur Theologie:<br />
ein neues Sprachenkonvikt: sofortige Immatrikulation<br />
bei <strong>der</strong> evangelisch-theologischen Fakultät,<br />
wenn das Latinum spätesten« nach<br />
dem 2,, da« Graecum nach dem 4. Semester<br />
nachgeholt wird. Auf dieser Grundlage wird<br />
das Sprachenkonvikt <strong>der</strong> Universität<br />
Halle für die östlichen Provinzen Ende<br />
April 1929 eröffnet. Näheres durch Prof. v,<br />
Klostermann, Halle (Saale), Iägerplatz 15 (stehe<br />
Barmcr Sonntagsblatt 9, S. 5). — Vorbereitung<br />
auf das Graecum für<br />
Theologen auch in Münster: Leiter<br />
des Kursus ist Prioatdozent Liz, Foerster, Studieninspektor<br />
am Hamannstift, Steinweg 12,<br />
<strong>der</strong> auch jede Auskunft erteilt (siehe Sonntagsblatt<br />
für Innere Mission, Duisburg, 8, S,<br />
107). —<br />
D Kleine?7titteilungen u. Zeitschriftenschau<br />
Allgemeine« über die theolog ischeSchule<br />
Elberfeld: Unterrichtsplan für da« Sommersemester<br />
1829 (reformierte <strong>Kirche</strong>nzeitung. 6,<br />
S. 44). Die Zahl <strong>der</strong> Theologiestudierenden<br />
in <strong>der</strong> Gegenwart (Kirch!. Wbl.<br />
Mei<strong>der</strong>ich 10, S, 77 f,). Vorbildung und<br />
Anstellung <strong>der</strong> Vikarinnen (Kirch!.<br />
Amtsblatt Koblenz 3, S. 12 f.). — Stipendien,<br />
eine ausführliche, sehr wichtige Verfügung<br />
vom 1. 3. 29 seitens de« rheinische»<br />
Konsistorium« (Kirchl. Amtsbl. Koblenz 4, S.<br />
16 f.). — Der Theologennachwuch«<br />
(Düsseldorfer Sonntagsblatt 6, S. 4). — U m<br />
die Zukunft de« A k a d e in i k e r t u m s<br />
von Studienrat Dr. A. Bohlen (Deutsche«<br />
Philologeublatt 11, Seite 164 ff., 12, Seite<br />
177 ff., Seite 161—64). Zur Berufswahl<br />
<strong>der</strong> Abiturienten (Studentenwerk<br />
III, 2, S. 8): in demselben Heft<br />
Ausführungen über Studentenhöuser und wirtschaftliche<br />
Lage <strong>der</strong> deutschen Studenten(innen),<br />
Ueber 20 000 künftige Studienräte<br />
auf deutschen Universitäten, darunter<br />
mehr als 12000 in Preußen,<br />
vom (kath) Studiendirektor Oberle, Brühl<br />
(ebda. 7, S. 88—100). Die Uebrrfüllunq<br />
<strong>der</strong> Universitäten und <strong>der</strong><br />
akademische Beruf, von Prof. Dr,<br />
Goerbig, Neuwied (Der <strong>Evangelische</strong> Beamte,<br />
1, S. 3 f.) — Die lleberfüllung<br />
<strong>der</strong> Universitäten und <strong>der</strong> akademische<br />
Nachwuchs, von demselben (ebda,<br />
3, S, 2. f.). — Student und Luxus<br />
(Da« Neue Reich, katholische Wochenschrift, II,<br />
Nr. 21, S. 382 f.), — Die christlichen<br />
privaten höheren Lehranstalten<br />
in Neukirchen, Kreis lMör« (Kirchl,<br />
Wochenblatt Mei<strong>der</strong>ich 8, S, 61). — Aufbau<br />
s ch u l e, ausführliche Charakterisierung<br />
dieser Schulart (Kirchl, Wochenblatt Gladbach<br />
9, S, 75). — Da« Berechtigungswesen<br />
und dieDiakonie, von?. Meyer,<br />
38<br />
Bethcl (Die Diakonisse 2, S. 34—51). —<br />
Randglossen zur Frauenberufsausbildung,<br />
von ?. Hanse, Halberstadt<br />
(ebda, 1, S. 13—20). — Wa « ein junge«<br />
Mädchen ohne Abitur heute noch<br />
werden kann, von Beate Bartels (Sbl.<br />
Bonn 2, S. 22—24, au« dem Reichsboten Nr.<br />
307—308 von 1928). — Die Berufe und<br />
ihre Aussichten, für Abiturienten<br />
und Abiturient innen, von dem städt.<br />
Direktor de« Berufsamtes in Elberfeld,<br />
Böckenkrüger (11, 3, S. 52—54 au« dem<br />
Elberfel<strong>der</strong> Generalanzeiger): Eine vortreffliche<br />
Zusammenstellung und Beurteilung <strong>der</strong> Aussichten!<br />
— Sittlichkeitsoergehen an<br />
höheren Schulen und ihre disziplinarische<br />
Bestrafung, von Dr. K i ll<br />
i n g e r, Kaiserewerth: Eine wertvolle Beurteilung<br />
auch des Hoffmann-Sternschen Gutachten«!<br />
(Schule und Evangelium III, 10., S.<br />
219—23). — Serualpädagogische<br />
Aufgaben in <strong>der</strong> Erziehung <strong>der</strong><br />
weiblichen Jugend, von M. v. Tilin g<br />
(schule und Evangelium III, 12, S. 267—72).<br />
— Kameradschaftsehe, von Dr. D 0 ck -<br />
hörn, Spandau (Eoangel. Gesellenfreund 1,<br />
S. 4). — Partei, Konfession und.<br />
höhere« Beamtentum, von Prof, D,<br />
Schnei<strong>der</strong>, Berlin (Sonntagsblatt Bonn 6,<br />
Nachweis neuester Literatur, beson<strong>der</strong>s von<br />
Aufsätzen in Zeitschriften, über Hauptgebiete.<br />
Angeführte Schriften sind be<strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />
Pceßoerbllnd einzusehen, nicht zu<br />
entleihen. Der Verlag des Preßoerbandes<br />
besorgt jedoch alle Schriften — zum käuflichen<br />
Erwerb — umgehend.<br />
Aeußere Mission<br />
Was bedeutet uns Christus in China? (Jugend<br />
in aller Welt,)<br />
Die Europäer unter den fremden Rassen von<br />
Mensching. (Christliche Welt,)<br />
Arzt in den Missionen von Fürst zu Löwenstei»,<br />
(Schönere Zukunft,)<br />
W Schule<br />
Schafft einen bodenständigen Landlehrerstand<br />
von Tischendorf, (<strong>Das</strong> Dorf als Bildungsstätte,)<br />
1 Soziales und Sozialethisches<br />
Der Kaufmannsstand als Kulturträger von Ude,<br />
(Ethik,)<br />
Deutschland« Wirtschaftsbilanz 4918—28.<br />
Der Weg <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft seit <strong>der</strong><br />
Stabilisierung.<br />
Der Stand <strong>der</strong> Produktion,<br />
Der Außenhandel.<br />
Der Arbeitsmarkt.<br />
Vom Lebensstandard in Deutschland.<br />
Kapitalnot als Kernproblem <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft,<br />
(Reich«zcntrale für He<strong>im</strong>atdienst, Richtlinien<br />
Nr. 177.)<br />
Arbeiterinnen, von Hagemann. (Monatsblätter<br />
<strong>der</strong> evangel, Frauenoerbände Deutschland«,)<br />
Ueber die Bedeutung <strong>der</strong> Technik, von Bergtold.<br />
(Volk und He<strong>im</strong>at.)<br />
Staatsbürgerliche Erziehung auf dem Lande,<br />
von Oelmann. (Volk und He<strong>im</strong>at)<br />
S. 85 f.) — Des Waffenschmiedes<br />
Kind (Mclanchthon), von Ri., Moer« (Sbl.<br />
Duisb. 10, S. 118). — DieBeziehungen<br />
des Religionsunterrichtes zur<br />
Naturwissenschaft, von B, Baoing<br />
(Die evang. Pädagogik 1, S, 3—15), — <strong>Das</strong><br />
Schullandhe<strong>im</strong>, von Alwin Schmidt<br />
(Eoang. Pädagogik IV, 2, S. 55—62), —<br />
Im <strong>Rheinland</strong> sind 6,8 ?3 Mädchen auf<br />
Knabenschulen, — „Beson<strong>der</strong>s bedeutungsvolle"<br />
öffentliche höhere<br />
Schulen <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> sind folgende<br />
staatliche: Beethoven-Gymnasium in Bonn,<br />
Hohenzollern-Gymnasium in Düsseldorf, Dreikönigs-Gymnasium<br />
in Köln, Gymnasium Adolfinum<br />
in Vlörs, ferner neuerdings folgende<br />
nicht staatliche öffentliche höhere Schulen:<br />
Kaiser-Karls-Gymnasium in Aachen, Steinbart-<br />
Realgymnasium in Duisburg, Hindenburgschule<br />
in Düsseldorfs Luisenschule in Düsseldorf, Gymnasium<br />
und Realgymnasium in Elberfeld, Helm-<br />
Holtz-Reformrealgymnasium in Essen, Luisenschule<br />
in Essen, Humboldt-Oberrcalschule und Reformrealgymnasium<br />
in Köln, Königin-Luisen-Schule<br />
in Köln, Gymnasium und Realgymnasium in<br />
<strong>der</strong> Kreuzgasse in Köln, Realgymnasium in<br />
Krefeld und Gymnasium und Realgymnasium in<br />
MGladbach. Diese Hervorhebung<br />
ist eine oerwaltungstechnische.<br />
<strong>Das</strong> Arbeitstelegramm<br />
Um da« Wohnhe<strong>im</strong>stättengesetz. (Bodenreform.)<br />
<strong>Das</strong> Unhe<strong>im</strong>liche des technischen Zeitalter«, von<br />
Diesel, (Zeitwende.)<br />
Aussprache über religiösen Sozialismus zwischen<br />
dem sozialdemokratischen Pfarrer V, Fuchs und<br />
dem deutschnationalen Pfarrer I), Pfannknche.<br />
(Eiserne Blätter.)<br />
Nergwerksdichtung, Schicksalsst<strong>im</strong>men aus <strong>der</strong><br />
Nacht <strong>der</strong> Schicht und Gruben, von Dr. Mühle,<br />
(Eckart,)<br />
IN unsere Sozialpolitik auf dem Irrwege?<br />
(<strong>Das</strong> Land,)<br />
Wohnungsfürsorge in <strong>der</strong> Großstadt, von Radke,<br />
(Die Frau und ihr Hau«,)<br />
Reichshaushalt und Steuern, von Sollmann.<br />
(Arbeiterjugend,)<br />
Arbeiteileben in Selbstzeugnissen, von Danz,<br />
(Arbeiterjugend,)<br />
Die Entwicklungstendenz <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />
Wirtschaftsordnung, von Sombart. (Kirchliche<br />
Soziale Blätter,)<br />
Von den evangelischen Arbeiterinnenocreinen,<br />
von Kühl. (Die eoangel. Gemeindeschwester.)<br />
Die wirtschaftliche Verelendung des deutschen<br />
Volkes, von Merstedt, (Schönere Zukunft.)<br />
Wehrproblem o<strong>der</strong> Friedensproblem? von<br />
Noppel. (St<strong>im</strong>men <strong>der</strong> Zeit.)<br />
Der Kampf um die Freigabe <strong>der</strong> Schwangerschaftsunterbrechung,<br />
von Ab<strong>der</strong>halden, (Ethik,)<br />
Studentinnenfürsorge des deutschen Akademikerbunde«,<br />
von Schönborn. (Die Frau.)<br />
Der Unehelichen Schutz und die legit<strong>im</strong>e Familie,<br />
von Gertrud Bäumer, (Die Frau.)<br />
Von <strong>der</strong> Fortbildung unserer Mädchen, (Die<br />
Frau <strong>im</strong> Volksverein,)<br />
Zur Gesetzgebung über das uneheliche Kind, von<br />
v. Werthren, (Frauenhilfe,)<br />
Zur Kameradschaftsehe. (Christliche Volkswart,)<br />
W Wohlfahrtspflege<br />
Neue Wege in <strong>der</strong> Diakonie, von Urban. (Monatsblätter<br />
<strong>der</strong> evangelischen Frauenoerbände<br />
Deutschlands.)<br />
Die Vertrauenswürdigkeit des Arztes, von Stoeoesandt,<br />
(Zwischen den Zeiten)
Studentinnenfürsorge de« deutschen Akademikerb<strong>im</strong>des,<br />
von Schönborn. (Die Frau.)<br />
Die Methode <strong>der</strong> geistigen Heilweise <strong>im</strong> Altertum,<br />
von Schliepharcke, (Deutsche Frauenkleidung<br />
und Frauenkultur.)<br />
Aus dem Leben und <strong>der</strong> sozialen Arbeit <strong>der</strong><br />
evangelischen <strong>Kirche</strong>n in Nordamerika, von Dr.<br />
Etcinweg. (Innere Mission.)<br />
Unfälle und Alkoholismus, von Matschcnz,<br />
(Christlicher Volkswart.)<br />
Jugend und Jugendbewegung<br />
Jugend und sexuelle Fragen, Harmscn. (<strong>Evangelische</strong><br />
Iugendführung.)<br />
Jungen in Not, von Siemsen, (Der Fackelreiter.)<br />
Die Arbeitsnot <strong>der</strong> Jugend. (Arbeiterjugend.)<br />
Jugendbewegung dahe<strong>im</strong> und in China, von<br />
Fischle. (Führerdienst.)<br />
Die katholische Jugend Belgien«, von Noppel.<br />
(St<strong>im</strong>men <strong>der</strong> Zeit.)<br />
Da« Erbe <strong>der</strong> Jugendbewegung, von Seilkopf,<br />
(Ethik.)<br />
Die Zulassung Jugendlicher zu Filmvorführungen.<br />
(Mitteilungen <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft für<br />
Volksgesundung.)<br />
Jugend und Tanz, von Grau (<strong>Das</strong> Land.)<br />
Da« Dorflied <strong>im</strong> ländlichen Jugendleben, von<br />
Lempfert. (Rheinisches Land.)<br />
Die Singbewegung <strong>im</strong> ländlichen Iugendoerein,<br />
von Trommershausen, (Rheinisches Land.)<br />
Was heißt evangelische Iugendführung? von<br />
Stählin. (<strong>Evangelische</strong> Iugendführung.)<br />
Die neue Jugend, von Cordier. (<strong>Evangelische</strong><br />
Iugendführung.)<br />
Die Gestaltung eine« Bundesabends, von Uhsadel.<br />
(<strong>Evangelische</strong> Iugendführung.)<br />
Jugend und Familie, von Flitner. (<strong>Evangelische</strong><br />
Iugendführung,)<br />
M >v»ust „ud<br />
Die Pa<strong>der</strong>borner Volkshochschule, (Iungland,)<br />
<strong>Evangelische</strong> Volksbildung?, von Wilkens, (Die<br />
Furche.)<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen und die Volkshochschulen. (Neue<br />
Saat.)<br />
Unser heutiges Musikleben, von Flei<strong>der</strong>er. (Die<br />
Singgemeinde,)<br />
Musikpädagogisches Arbeiten auf dem Land, von<br />
Antz. (Rheinisches Land.)<br />
Die Aufgaben de« Tanze« in <strong>der</strong> Volksbildung,<br />
von Gleisner. (Freie Volksbildung.)<br />
Zum Problem <strong>der</strong> Bildungsarbeit am Bauern,<br />
von Schrieber. (Bücherei und Bildungspflege.)<br />
Revolte um Lampel, von Dr. Wilker. (Der<br />
Fackelreiter,)<br />
Katholische Bildungswertc. (Führerkorrespondenz.)<br />
<strong>Das</strong> menschliche Bildungsideal <strong>im</strong> antiken Christentum,<br />
von Prüm. (St<strong>im</strong>men <strong>der</strong> Zeit.)<br />
Büchereiarbeit<br />
Die Stellung <strong>der</strong> deutschen Lehrerschaft <strong>im</strong><br />
Kampf gegen das schlechte Jugendbuch, (Der<br />
Schundkampf.)<br />
Iugendschriften, Sammelschreiben, zusammengestellt<br />
von Rudolf Meißner, (Der Schundkampf.)<br />
Buch und Volksbildung, von Buchwald. (Bücherei<br />
und Bildungspflege.)<br />
Der Nauernroman und seine Bedeutung für die<br />
Büchereiarbeit, von Schulz. (Bücherei und<br />
Bildungspflege,)<br />
Weltanschauungskllmpf<br />
Zur Konkordatsfrage, von Dr. Fahrenhorsi,<br />
(Die Wartburg.)<br />
Katholische Aktion, von Dr. Ohlemüller. (Die<br />
Wartburg.)<br />
Unsere seelsorgerliche Haltung gegenüber dem<br />
katholischen Teil in <strong>der</strong> Mischehe, von Liz.<br />
Schmidt, Bochum. (Diasporablätter.)<br />
Vom römischen Katholizismus <strong>der</strong> Gegenwart,<br />
von Hermeling. Au« <strong>der</strong> Vorgeschichte des<br />
Lateranvcrtrages, (Christliche Welt.)<br />
(üivitag vaticana, <strong>der</strong> neue Staat des Papstes,<br />
von Preconi, (Atlantik.)<br />
Mahatma Gandhi, von Sinclair. (Der Fackelrciter.)<br />
Goethes Naturanschauung <strong>im</strong> Blickfeld unserer<br />
Zeit, von Michel. (Der Kunstwart.)<br />
Protestantismus und Wirklichkeit, von Trentini.<br />
(Der Kunstwart.)<br />
<strong>Evangelische</strong> Mönchsorden?, von Küneth.<br />
(Volksmission.)<br />
Die Presse <strong>der</strong> Hauptkulturlän<strong>der</strong> zur Lösung<br />
<strong>der</strong> römischen Frage, von Ritter von Lama.<br />
(Schönere Zukunft.)<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Bibliographie rheinischer<br />
evangelischer Zeitschriften<br />
Gemeindliches<br />
Bellersdorf kein sehr alter Ort, erst 1699<br />
erbaut (Sgr, Braunfel« 7, S. 142 f.) — Die<br />
alte <strong>Kirche</strong> in Biskirchen (ebda. S. 112).<br />
Au« <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Gegenreformation <strong>der</strong><br />
Stadt Elberfeld (ref. Wbl. 8, S. 63 f.). —<br />
Ebersgönser Schulvcrhältnisse vor 150<br />
Jahren (Sgr. Wetzlar-L. S. 158 f.). — Herrensulzbach,<br />
Historische Notiz über den<br />
Namen (Gl, und He<strong>im</strong>at 8, S. 6). — Die Reformation<br />
an <strong>der</strong> Arbeit in Kirchgöns und<br />
Pohlgöns (Sgr. Wetzlar-L. 9, S. 143). —<br />
Merkwürdige Holzbil<strong>der</strong>, ein kirchliches Altertum<br />
in Kleinrechtenbach (ebda. 7, S.<br />
110). — Aus <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> evangelischen<br />
Gemeinde zu K r e f e l d, von Prof. Bemme<br />
(Eo. Volkskibd. 3, S. 259 f.) Launsbach<br />
und seine kirchlichen Verhältnisse zur Reformationszeit<br />
bis 1585: eine neue Nachricht, (Sgr.<br />
Wetzlar-L. 8, S. 126). Die Wie<strong>der</strong>täufer in<br />
Lützellinden (ebda. ?, S. 110). — Aus<br />
<strong>der</strong> Vergangenheit unserer Gemeinde (M e i -<br />
<strong>der</strong>i ch), von E. Gel<strong>der</strong>blom (Ki. Wbl. Meid.<br />
8, S. 63). — Aus Leben und Erleben <strong>der</strong><br />
Diaspora: Gustao-Adolf-Dienst am Nie<strong>der</strong>rhein,<br />
von ?. Iörß, Boppard (Rh. W. G.<br />
A. Bl. 5, S. 22—28). — Reiskirchen,<br />
epidemische Krankheiten 1795 f. (Sgr. Brauns.<br />
IN, S. 116). — Bil<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
<strong>der</strong> lutherischen Gemeinde in Ronsdorf, von<br />
?. K. Schoen (Ronsd. Hausfr. 8, S. 134—36).<br />
— Weidenhausen <strong>im</strong> Kampf um seine<br />
<strong>Kirche</strong>ngüter:1. Martin Lemp. 2. Weiden-<br />
Hausen <strong>im</strong> Kampf mit Volpershe<strong>im</strong><br />
(Sgr. Wetzlar-L. 9, S. 142 f.: 10, S. 158).<br />
— Ueber die drei Gedenktage für W e s e l 1429,<br />
1629 und 1729, siehe Sgr. Nie<strong>der</strong>rh. 10, S,<br />
160: Sbl. Wesel 10, S. 119. Geschichte <strong>der</strong><br />
Kreisstadt Wetzlar (Sgr. Wetzl. 7, S. 111).<br />
— Synoden in Wetzlar (ebda. 8, S. 128). —<br />
Iohannisfeuer und Fastnacht«treiben,<br />
heidnische Werke (Sgr. Wetzl. 7,<br />
S, 111). — Brennholznot und tiefer<br />
Schnee, ein Vorfall v. Anno 1676 (ebda.<br />
9, S. 142). — Peterstag (Pirreschdoag)<br />
in alter und neuer Bedeutung (ebda. 9, S. 143).<br />
Umschau<br />
> Aeusierc .Mission<br />
Die Zahl <strong>der</strong> Juden in Palästina ist von 55 000<br />
be<strong>im</strong> Friedensschluß auf 83 497 <strong>im</strong> Oktober 1922<br />
und auf 14? 68? <strong>im</strong> Juli 1927 gestiegen. Seitdem<br />
sind 2381 Juden nach Palästina ein- und<br />
3758 ausgewan<strong>der</strong>t. Demnach scheint also nicht<br />
für alle Palästina das Land <strong>der</strong> Träume zu<br />
sein.<br />
Der vor einigen Wochen in China von einer<br />
Bande gefangene Missionar <strong>der</strong> Berliner Missionsgesellschaft<br />
Georg Schlamm ist gegen ein<br />
von <strong>der</strong> chinesischen Regierung selbst gezahltes<br />
Lösegeld von etwa 21000 Mark in Freiheit<br />
gesetzt worden.<br />
<strong>Das</strong> Kongo-Gebiet erhält seine erste Universität<br />
„<strong>Das</strong> Christliche Kongo-Institut". Von <strong>der</strong><br />
Vereinigten Christlichen Missionsgesellschaft sind<br />
bereits 40 000 Mark für die ersten Gebäude<br />
und Anfangsarbeiten aufgebracht.<br />
DD Innere Mission<br />
Nach den neuesten Veröffentlichungen umfaßt<br />
die Innere Mission in Deutschland 1250 Anstalten<br />
mit 92 500 Betten.<br />
In Deutschland stehen als Opfer des Krieges in<br />
amtlicher Fürsorge 359 560 Witwen, 731 781<br />
Halbwaisen, 56 322 Vollwaisen, 37 852 Elternpaare,<br />
zu <strong>der</strong>en Unterstützung die Hälfte des<br />
Ertrages <strong>der</strong> Sammlungen am Volkstraucrtag<br />
best<strong>im</strong>mt wurde, die an<strong>der</strong>e Hälfte floß <strong>der</strong><br />
Kriegsgräber-Fürsorge zu.<br />
M Adolf-Verein und Auslandsdeutschtum<br />
Anläßlich <strong>der</strong> Feier des 100jährigen Bestehens<br />
<strong>der</strong> Gustao-Adolf-Stiftung am 6. November<br />
1932 soll eine Sammlung einer Jubiläumsspende<br />
von 1 Million Mark in einzelnen<br />
Groschen und Pfennigen erfolgen, wozu 80 000<br />
Sammelbüchsen aufgestellt werden sollen.<br />
Die böhmische Nrü<strong>der</strong>kirche in <strong>der</strong> Tschechoslowakei<br />
ist in den verflossenen 10 Jahren von<br />
150 000 auf 200 000 Mitglie<strong>der</strong> angewachsen.<br />
Für die Erteilung von Religionsunterricht ist <strong>der</strong><br />
deutsche Pfarrer Lindemann in Odessa zu<br />
einem Monat Kerker durch das Sowjetgericht<br />
verurteilt worden. Der deutsche Pfarrer Koch<br />
wurde au« dem gleichen Grunde verhaftet.<br />
M Soziales<br />
Sclbstmordseuche. Noch <strong>im</strong>mer wütet, namentlich<br />
in den Großstädten, die Selbstmordepidcmie.<br />
Ueber Wiener Verhältnisse schreibt das „Berl.<br />
Tagebl.": „Die Wiener Selbstmordziffer, wie<br />
hoch sie auch ist, wird vielleicht von <strong>der</strong>jenigen<br />
London« o<strong>der</strong> irgendeiner an<strong>der</strong>en Hauptstadt<br />
statistisch geschlagen. Nicht darauf kommt es<br />
an, Wohl aber bezweifle ich, daß es irgendwo<br />
an<strong>der</strong>s <strong>im</strong> letzten Jahr den Selbstmord in einem<br />
so epidemischen Charakter gegeben hat, eine<br />
solche Kette von Selbstmorden, bei denen sich die<br />
psychische Ansteckung gassenweise, Häuserblockweise,<br />
stadtviertelweise verfolgen läßt. Es ist<br />
eine Art sehr schwerer Grippe,<br />
die — übrigens auch durch Zeitungspapier<br />
— sich ungeheuer<br />
leicht überträgt. Die Wüste, die um die<br />
Pflanze des Selbstmorde« ehedem war, die große<br />
Einsamkeit, die ihr einen selbst für unsere Ge»<br />
danken nur schwer betretbaren Gürtel schuf, da«<br />
Alleinsein vor dem Tode ist weggeschmolzen.<br />
39
W persönliches<br />
Ciarenbach« Geschwister, von ?. Klugkist-Hcsse<br />
(ref. Wbl. 7, S, 53 f.). — Der<br />
Nuscherhof bei Lennep, Geburtsstätte Cläre<br />
n b a ch «, von demselben (ebda. 8, S. 69).<br />
— Adolf Clarenbachs letzter Aufenthalt<br />
<strong>im</strong> Vermischen Land (Ronsd. Hausfr. IN, S.<br />
462—64). — Um Adolf Clarenbach (Kl.<br />
Wbl. Radevormw. 40, S. 3). — Adolf Clarenbach<br />
auf <strong>der</strong> Bühne (Eo. luth. Gbl.<br />
Elbfd. 10, S. 422). — Unliebsame« zur<br />
C l a r e n b a ch - Gedächtnisfeier? von ?. Klugkist-Hesse<br />
(ref. Wbl. 40, S. 76 f.). — Tagebuchblätter<br />
von I>. Coerper in Barmen aus<br />
dem Jahre 4949, herausg. von ?. Buddeberg<br />
(Mittlg. <strong>der</strong> Eo. Gesellschaft für Dtschld. 79,<br />
Nr. 2, S. 27—28). — K. I. W. T. O h l y,<br />
<strong>der</strong> 26. luth, Pastor in Elberfeld, von v. Heinr.<br />
Nicmöller (Eo. luth. Gbl. 7, S. 79—84). —<br />
D. G. W, Hafner, <strong>der</strong> 27 ... von demselben<br />
(ebda. 8, S. 84 f. i 8, S. 403 f.). — Ed.<br />
K e e s e r, <strong>der</strong> 28 ... von demselben (ebda. 40,<br />
S. 445—47). — Berufung des Pfarrer«<br />
Günther Hellmund von Daaden nach Wetzlar<br />
<strong>im</strong> Jahre 4744 (Sgr. Wetzlar 9, S, 444-<br />
40, S. 459 f.). — Die Leidensgeschichte einer<br />
Bibel, betr. Graf Wilhelm Heinr. von<br />
Solms-Braunfels (ref. Wbl. 8, S.<br />
60 f.). Herr Wilhelm, Pfarrer zu Atzbach<br />
(Sgr, Wetzl.-L. 7, S. 440 f.).<br />
Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />
Der vom <strong>Kirche</strong>nsenat unterm 42. 4. 4828 zum<br />
Konsistorialrat ernannte Pfarrer S ch r a d e r,<br />
Vallendar, Kreisgemeinde Koblenz,<br />
dem mit Erlaß vom 24, 42. 4828 eine<br />
nebenamtliche geistliche Ratsstelle auf dem rheinischen<br />
Konsistorium in Koblenz verliehen ward,<br />
ist am 4. 2, durch Ueberreichung <strong>der</strong> Bestallung<br />
in« Kollegium eingeführt. — Der au« dem<br />
<strong>Rheinland</strong> stammende Landessuperintendent <strong>der</strong><br />
eoangelisch-reformierten Landeskirche Hannover,<br />
Dr. Holl weg in Aurich, ward ernannt<br />
zum v. theol. Er ist bekannt durch seine bedeutsame<br />
Arbeit in <strong>der</strong> Gesangbuchfrage.<br />
^ Kreisgemeinde Aachen<br />
Pfarrer S ch m i d t in Schleiden gedenkt<br />
am 4. 4. seine Gemeinde zu verlassen, um einem<br />
Rufe nach Dortmund-Schuren zu folgen.<br />
— Am 45, und 46. Februar fand da«<br />
erste Abitur statt in <strong>der</strong> nun als Oberlyzeum<br />
ausgebauten privaten evangel, Viktoriaschule<br />
in Aachen. Sämtliche 24 Abiturieutinnen<br />
bestanden. — In <strong>der</strong> amtlichen Pfarrerkonfercnz<br />
<strong>der</strong> Synoden Aachen und Iülich in<br />
Aachengab Präses v, W o l f f einen Bericht<br />
über die gegenwärtige Lage <strong>der</strong> Provinzial- und<br />
Gesamtkirche.<br />
^ .^rl'lsqemeiuoe an <strong>der</strong> Aqger<br />
Vikar Becker in Dieringhausen-<br />
Vollmerhausen ist am 34, 42. 4928 aus<br />
<strong>der</strong> Hilfspredigerstelle entlassen, da er zur Wie<strong>der</strong>herstellung<br />
seiner Gesundheit einer längeren<br />
Zeit bedarf. — Pfr. Mockert in Waldbröl<br />
gedenkt aus Gesundheitsgründen in den<br />
Ruhestand zu treten. — Mit Pfr. Aring in<br />
H o l p e, <strong>der</strong> nach Obcrhausen ging, verliert<br />
die Synode den Leiter ihrer Synodalbuchhandlung,<br />
den unermüdlichen För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> Posaunenchöre<br />
und Vorsitzenden <strong>der</strong> Synodalarbeit des<br />
<strong>Evangelische</strong>n Bundes. — In die erledigte<br />
Hilfspredigerstelle in Rosbach (Sieg) trat<br />
Kandidat Saueressig ein. — Die Ehrenurkunde<br />
<strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong> erhielt Gottlieb<br />
Hornbruch in Dieringhausen. — Die Wahl<br />
des Hilfsprediaer« Hans Kirchhoff in Düsseldorf<br />
zum Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde Marienberghausen<br />
ist bestätigt,<br />
D Kreisgemeinde Altenkirchen<br />
Am 3, Februar wurde <strong>der</strong> bisherige Kölner Iugendpfarrer<br />
Heinrich Iakobi als Pfarrer in<br />
Flammersfeld eingeführt.<br />
üü Kreisgemcinde Barmen<br />
In Unterbarmen wurde die Errichtung<br />
einer 43. Pfarrstclle von den kirchlichen Körper-<br />
schaften einst<strong>im</strong>mig beschlossen, — In Gemarke<br />
wurde zum Nachfolger von Pastor Liz,<br />
Dick mit allen 77 St<strong>im</strong>men gewählt <strong>der</strong> bisherige<br />
Nundeswart de« Westdeutschen Iünglingsbundes,<br />
Pfarrer D. H u m b u r g, in Barmen.<br />
Derselbe tritt damit nach 40 Jahren<br />
wie<strong>der</strong> ins praktische Pfarramt zurück. — Ihr<br />
25jähriges Amtsjubiläum begingen Pfarrer Dr.<br />
Bachinann, Unterbarmen, am 25. Februar<br />
und Superintendent Weirich, Wupperfeld,<br />
am 6. 3?lärz. — Die Wie<strong>der</strong>einweihung <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> in Wichlinghausen fand am Palmsonntag<br />
(24, 3.) statt, die Einführung von<br />
Pfarrer Graeber aus Arolsen in W upper -<br />
feld am 47. 3. — Am 3. Januar 4628 starb<br />
<strong>der</strong> 75jähr!ge Missionar Ludwig Hanstein;<br />
er war bis 4808 auf dem Missionsfeld in<br />
Holländisch-Indien, seitdem in Herborn. — Am<br />
4. März wurde oanä. min. Iuls. R ö ß l e, zur<br />
Zeit Hilfslehrer am Missionshaus, oon <strong>der</strong> cv.<br />
theol. Fakultät in Bonn zum I^io. tdeol, lits<br />
promoviert. — Die Erneuerungsarbeiten an <strong>der</strong><br />
Erlöserkirche in Wichlinghausen schreiten<br />
langsam fort; mit dem Einbau <strong>der</strong> neuen Orgel<br />
ist unlängst begonnen. — Am 47. Februar starb<br />
in Unterbarmen Schwester Auguste Ma rt<br />
i n, fast 74 Jahre alt, über ein Menschenalter<br />
als Klemkin<strong>der</strong>lehrerin daselbst tätig. — Fritz<br />
Hoppmann, Senior des <strong>Kirche</strong>nchor« in<br />
Wichlinghausen, starb, 75 Jahre alt. —<br />
Durch da« Gemeindeamt in G e m a r k e, Gemarker<br />
Straße 8, sind noch einige Exemplare<br />
<strong>der</strong> Lebensbeschreibung des langjährigen dortigen<br />
Seelsorgers Pfarrer Leonhard M üller zu beziehen.<br />
(Preis 4 Mark.)<br />
Kreisgemeinde Bonn<br />
Am 24. 5. 4829 wird das 75jährige Jubiläum<br />
<strong>der</strong> ersten Herberge zur He<strong>im</strong>at in Bonn gefeiert<br />
werden können, — Für Schwerhörige ist ein<br />
Lautsprecher bei <strong>der</strong> Orgelempore in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
zu Honnef angebracht. — Dem langjährigen<br />
Kirchmeister in Obercassel, I. G. Adrian,<br />
ist au« Anlaß seine« 70. Geburtstage« vom<br />
Provinzialkirchenrat die Ehrenurkunde und oon<br />
<strong>der</strong> bürgerlichen Gemeinde Obercassel das<br />
Ehrenbürgerrecht verliehen worden. — Am 24.<br />
Februar 4828 starb Frau Pfarrer Westkott<br />
in Bonn, Sie war lange Kassenführerin des<br />
dortigen Gustao-Adolf-Fraucnverems. — In<br />
Bonn entschlief am 28. 2. <strong>im</strong> 84. Lebensjahre<br />
<strong>der</strong> Militär-Oberpfarrer a, D. Gehe<strong>im</strong>er Konsistorialrat<br />
Dr. Heinrich Wilhelm R o ch o l l.<br />
Kreisgemeinde Braunfels<br />
Biskirchen besitzt eine neue prachtvolle<br />
<strong>Kirche</strong>; die frühere uralte <strong>Kirche</strong>, tief <strong>im</strong> Lahntal<br />
gelegen, wurde oft oon Fluten unter Wasser<br />
gesetzt. — Der Pfarramtskandidat Iul«.<br />
Rößle au« Barmen trat am 46. März in den<br />
Der Selbstmord ist in des Wortes wörtlichstem<br />
Sinn aus einer Gesellschaftskrankheit eine gesellige<br />
Krankheit, ja, ein geselliges Spiel mit<br />
einem zynisch-lustigen Oberton geworden.<br />
Innerhalb <strong>der</strong> letzten 40 Jahre wurden von<br />
Lenins Werken 43 Millionen Bände in 36<br />
Sprachen von sowjetrussischen Verlegern abgesetzt.<br />
In Moskau hat man <strong>im</strong> Jahre 4926 <strong>im</strong> Laufe<br />
von 6 Wochen 4025 erfrorene Kin<strong>der</strong> auf <strong>der</strong><br />
Straße aufgefunden. Im gleichen Zeiträume<br />
wurden 7385 Kin<strong>der</strong> halberfroren in Krankenhäuser<br />
eingeliefert. Es handelte sich um jene<br />
bedauernswerten Wesen, die von ihren Eltern<br />
verlassen waren und die in Marktständen, 3?lüllkästen<br />
und Asphaltkesseln u, ä. Unterschlüpfen<br />
übernachteten. Wie mag es in diesem Winter<br />
dort ausgesehen haben?<br />
In <strong>der</strong> Schweiz sind zahlreiche Gemeindehäuser<br />
dazu übergegangen, Aufenthaltsorte mit Ausschank<br />
alkoholfreier Getränke einzurichten.<br />
Durch diese Gemcindcstuben soll vor<br />
allem die Jugend vor den Gefahren <strong>der</strong> Straße<br />
und des Wirtshausbesuches bewahrt bleiben.<br />
In Indien wird stark für die verfassungsmäßige<br />
Einführung eine« Alkoholoerbotes Propaganda<br />
gemacht. 3üan verspricht sich von ihm<br />
eine durchgreifende Verbesserung des sozialen<br />
Lebens des indischen Volkes.<br />
In <strong>der</strong> Stadt Moskau wird jährlich für 400<br />
Millionen Rubel Branntwein getrunken.<br />
Auf je 40 000 Einwohner entfallen 3,8 Weindielen,<br />
0,84 Klubs, 0,22 Kinos, 0,43 Theater<br />
und nur — 4,64 Schulen.<br />
Die Ncichshauptstelle gegen den Alkoholismus<br />
hat jetzt einen neuen Vorsitzenden in <strong>der</strong> Person<br />
von v. Mahling, dem wissenschaftlichen Vertreter<br />
<strong>der</strong> Inneren Mission in Berlin erhalten.<br />
In Deutschland hatte man, wie es in <strong>der</strong><br />
(Schweiz <strong>der</strong> Fall ist, einen Propagandastempcl<br />
gegen den Schnaps einführen wollen und da«<br />
Ileichspostministerium ersucht, einen solchen<br />
Stempel zu genehmigen. Die Eingabe wurde<br />
jedoch abgelehnt mit <strong>der</strong> Begründung, daß Stempel<br />
zu Werbezwecken nur gestattet werden,<br />
wenn sie die berechtigten Interessen <strong>der</strong> Postbezieher,<br />
— also <strong>der</strong> Schnapsbrenner in diesem<br />
Falle, — nicht berühren!<br />
In den Vereinigten Staaten haben alle protestantischen<br />
Konfessionen, entsprechend de» Best<strong>im</strong>mungen<br />
des Antialkoholgesetzes beschlossen,<br />
be<strong>im</strong> heiligen Abendmahl an Stelle des Weines<br />
alkoholfreien Traubensaft zu gebrauchen, nur die<br />
Katholiken verwenden gegorenen Wein.<br />
Eine blamable Werbung! Eine bekannte Scktfirma<br />
veröffentlicht folgendes Inserat, zu dem<br />
<strong>der</strong> bekannte Graf Felir Luckner seinen Namen<br />
hergab:<br />
„Von 2300 Kisten Champagner sprangen zwei<br />
Drittel in den Tropen. Uns sind in bitterster<br />
Not auf <strong>der</strong> Insel Mopelia, <strong>der</strong> letzten deutschen<br />
Kolonie, nach Strandung meines „Seeadlers"<br />
geblieben die letzten 24 Flaschen „Burgeff<br />
Grün"! Keine ist gesprungen, sie gaben<br />
uns wie<strong>der</strong> deutsche Atmosphäre<br />
in die Knochen!"<br />
Ein sehr bemerkenswertes Bekenntnis haben die<br />
Kreise abgelegt, die hinter <strong>der</strong> Rheinisch-Westfälischen<br />
Wirtezeitung stehen. Sie schreiben:<br />
„Die heute wie Pilze au« <strong>der</strong> Erde schießenden<br />
Iugendoerbände kann man wohl als den<br />
größten Feind unseres Gewerbes betrachten. Eine<br />
Trockenlegung des heutigen Deutschland er»<br />
scheint zu schwierig, darum geht man dazu über<br />
und legt einen trockenen Grundstein i» <strong>der</strong><br />
Jugend. Durch sportliche Veranstaltungen und<br />
durch Vorträge versucht man unsere Lokale um
Dienst <strong>der</strong> Synode, — Pfarrer i, R. Karl<br />
Z<strong>im</strong>mermann, früher in Hörn (Hunsrück),<br />
wurde am 9. März in seinem Geburtsort Leun<br />
zu Grabe getragen.<br />
Kreisgemeinde Cleve<br />
Superintendent Rosenkai mer in<br />
Cranenburg konnte am 24. 1. auf eine<br />
25jährige Dienstzeit zurückblicken. — Am 3, 2.<br />
starb in Xanten nach kaum °/,jährl. Ehe<br />
Frau Pfarrer Bork, nachdem sie wenige Tage<br />
vorher einem gesunden Kinde da« Leben geschenkt<br />
hatte. — Songbeck plant die Anschaffung<br />
einer neuen Glocke für die <strong>im</strong> Kriege<br />
abgelieferte. — Calcar sammelt für eine Ge°<br />
dächtnistafel für die <strong>im</strong> Kriege Gefallenen (K.<br />
R. Rh. W), — In Cleoe ist die große<br />
<strong>Kirche</strong> mit Warmluftheizung versehen: die alte<br />
kleine <strong>Kirche</strong> hat neue Fenster erhalten. (K.<br />
R. Rh. W.)<br />
Kreisgemeinde Dinslaken<br />
Pastor Rönick. bisher in Bremen <strong>im</strong> Dienste<br />
<strong>der</strong> Inneren Mission, ist seit dem 24. Februar<br />
in <strong>der</strong> Gemeinde Hamborn (4. Bez.) Hilfsgeistlicher.<br />
— Die Bibliothek des <strong>Evangelische</strong>n<br />
Arbeiter- und Bürgerocreins Holten soll zu<br />
einer Gemeindebücherei ausgebaut werden.<br />
Kreisgemeinde Duisburg<br />
Am 23. 4. feierte man das 25jährige Jubiläum<br />
de« Krankenhause« Bechesda <strong>der</strong> evangelischen<br />
Gemeinde Duisburg. Damit war<br />
verbunden die Eröffnung bedeuten<strong>der</strong> Um- und<br />
Neubauten, die 850 NUN Mark gekostet haben.<br />
— Am 28. 4. war eine Pfarrer- und Lehrerkonferenz<br />
zwecks Gründung einer Arbeitsgemeinschaft<br />
zwischen Pfarrern und Lehrern<br />
in <strong>der</strong> Synode Duisburg, Nach Vorträgen von<br />
Pfarrer Lenz und Studienrat Hahn, ÜTlörs,<br />
wurde die Arbeitsgemeinschaft einst<strong>im</strong>mig beschlossen.<br />
— Am 3. Februar wurde <strong>der</strong> bisherige<br />
Hilfsprediger Schindelin, Wedau,<br />
als Pfarrer für die neu errichtete dritte Pfarrstelle<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde W a n h e i m, Amtsbezirk<br />
Wedau, gewählt.<br />
Kreisgemeinde Düsseldorf<br />
Der Hilfsprediger Becker vom Düsseldorfer<br />
Jugendamt ist in Schwelm<br />
gewählt. Der Hilfsprediger Engelhardt in<br />
Ratingen ist in eine Gemeinde <strong>im</strong> Bir»<br />
kenfeldischen berufen. — Der Hilfs -<br />
Prediger Grewel wurde gewählt in eine<br />
Gemeinde <strong>im</strong> Saargebiet. — Pastor<br />
Hagenbeck au« Hilgen mußte zur Wie<strong>der</strong>herstellung<br />
seiner Gesundheit um einen längeren<br />
Urlaub nachsuchen. — Der erst kürzlich<br />
in die Düsseldorfer Berufsschule<br />
eingetretene Hilfsprediger Kirch hoff<br />
erhielt die Pfarrstelle in Marienberghausen.<br />
— In die schon längere Zeit vakante<br />
Hilfspredigcrstelle <strong>der</strong> VikariatsgemeindeHochdahl<br />
wurde Pastor Strunk<br />
berufen. — Die Gemeinde Düsseldorf beschloß<br />
die Errichtung einer neuen Pfarrstelle <strong>im</strong><br />
Norden <strong>der</strong> Stadt. — P f a r r e r Dr. S ch m i tz<br />
wurde zum Studiendirektor am Domkandidatenstift<br />
in Berlin berufen. Er hielt am 40. 2. in<br />
Ha an seine Abschiedspredigt. Die Jahresversammlung<br />
<strong>der</strong> Kreissynode findet bereits am<br />
30. 5. statt, und zwar in Hilden. — Entgegen<br />
an<strong>der</strong>slautenden Zeitungsnachrichten ist<br />
<strong>der</strong> Brandschaden <strong>im</strong> Frie<strong>der</strong>iken-Stift<br />
zu K a i s e r « w e r th, wo am 24. 2. Dachgeschoß<br />
und Boden in Flammen standen, keineswegs<br />
durch Versicherung gedeckt. Gaben zum<br />
Wie<strong>der</strong>aufbau werden von <strong>der</strong> Diakonissenanstalt<br />
herzlichst erbeten. Es wird darüber in <strong>der</strong><br />
„Taube" quittiert werden.<br />
Kreisgemeinde Elberfeld<br />
Die Synode Elberfeld hat eine eigene Syno»<br />
dal-Kolportage eingerichtet und bittet<br />
die Gemeinde, sich an den eigenen Kolporteur<br />
zu halten. — Da« Presbyterium <strong>der</strong> lutherischen<br />
Gemeinde Elberfeld erklärte sich grundsätzlich<br />
einverstanden mit <strong>der</strong> Ernennung von<br />
E h r e n p r e « b y te r n und Ehrenrepräsentanten.<br />
— Au« Anlaß <strong>der</strong> Einführung<br />
von Pastor Brecher, bisher Marienberghauscn,<br />
fand am 47. 2. 4929 eine Gemeindefeier<br />
statt. — Auf seinen Antrag tritt<br />
Küster Daude von <strong>der</strong> lutherischen Gemeinde<br />
Elberfeld am 4. 5. 4929 in den Ruhestand. —<br />
Gehe<strong>im</strong>rat Dr. Frickenhau«, Aeltester<br />
<strong>der</strong> reform. Gemeinde Elberfeld, ist<br />
verstorben, — 42 Studenten von <strong>der</strong> Theologischen<br />
Schule Elberfeld bestanden<br />
in Bonn vor dem wissenschaftlichen Prüfunqsamt<br />
ihre hebräisch« Ergänzungsprüfung. Die<br />
lateinischen und griechischen Prüfungen fanden<br />
darauf Ende März statt. — Der Vorsitzende des<br />
Familienoerbande« Clarenbach, August Clarenbach<br />
in Elberfeld, hat an 30 Pre«byterien<br />
einen Protest gesandt gegen da« Stück „Zeitenwende",<br />
in welchem <strong>der</strong> erste evangelische Märtyrer<br />
<strong>Rheinland</strong>s, sein Vorfahre, den Mittelpunkt<br />
bildet. — Dem Verein für Kriegsgräbeifürsorge<br />
in Ronsdorf wurde zum Ausbau<br />
de« Kriegerfriedhofes Peuvilles ein Beitrag von<br />
200 Mark zugewandt.<br />
Kreisgemeinde Essen<br />
Am 43. 2. wurde gewählt zum Pfarrer in<br />
Essen-Altstadt Pfarrer Siebel, Oberfischbach.<br />
— Am 43. 2. starb <strong>der</strong> Geh. Justiz«<br />
rat Karl H e n n e ck e, 86 Jahre alt: er war<br />
von 4 878 bi« 4924 Mitglied <strong>der</strong> Größeren Gemeindevertretung<br />
von Essen-Altstadt,<br />
ferner Vorstandsmitglied <strong>der</strong> Huyssensstiftung<br />
und <strong>der</strong> M.-W.-Waldthausen-Stiftung. —<br />
Am 5. 2. starb Hermann Heuermann, 67jährig,<br />
seit 4944 in <strong>der</strong> Größeren Gemeindevertretung<br />
bzw. <strong>im</strong> Presbyterium <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Essen-West. — Am 46. Februar konnte<br />
Kirchmeister W. Ruppenthal in Stoppe<br />
n b e r g seinen 70. Geburtstag feiern. — In<br />
aller Kürze wird das Einführungsbuch <strong>der</strong> evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong>ngemeinde Kray in 4000<br />
Exemplaren kostenlos zur Verteilung gebracht.<br />
— Die Gemeinde Borbeck warnt vor wilden<br />
Kollektanten und Korporteuren christlicher Blätter.<br />
Oft handelt e« sich dabei um weibliche<br />
Personen in irgendeiner Schwesterntracht.<br />
Selten ist festzustellen, für welche<br />
„Mission" von diesen Leuten überhaupt gesammelt<br />
wird. — Die Gemeinde Kray veröffentlicht<br />
fortan in ihrem kirchlichen Anzeiger<br />
Uebertritte von <strong>der</strong> evangelischen zur katholischen<br />
<strong>Kirche</strong> mit Angabe von Namen, Stand und<br />
Wohnung <strong>der</strong> Übergetretenen. — In <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Vogel he<strong>im</strong> wurde zum Kirchmeister<br />
gewählt Bahnhofsinspektor Müllensiefen.<br />
— Die Wahl de« Hilfspredigers van <strong>der</strong><br />
Zwaag in Essen-Altstadt zum Pfarrer <strong>der</strong><br />
Gemeinde Stoppenberg ist bestätigt. — Am 44.<br />
3. wurde zum Nachfolger von Pfarrer Cürli«<br />
in Essen-West gewählt Pfarrer Zickmann<br />
au« Altweilnau (Dekanat Usingen). — Die<br />
Ehrenurkunde <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong> erhielt<br />
Wilhelm Millhahn in Essen. — Die<br />
dringende Notwendigkeit eines Kirchneubaue«,<br />
<strong>der</strong> schon vor dem Kriege geplant und in Angriff<br />
genommen war, zeigte sich in Relling»<br />
Hausen auf« neue beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Konfirmationszeit.<br />
— In Borbeck wird für einen<br />
Kirchbau <strong>im</strong> 2. Pfarrbezirk gesammelt. Mit<br />
dem 4. 3. ist Pfarrer Dr. Groß vom<br />
Konsistorium als Hilfsprediger überwiesen. —<br />
Die Gemeinde Dellwig-Frintrop hat<br />
beschlossen, ein Gemeindebuch herauszugeben.<br />
den Nachwuchs zu bringen. In unseren Kreisen<br />
wird diesem Krebsschaden lei<strong>der</strong> allzuwenig Beachtung<br />
und Aufmerksamkeit geschenkt ....<br />
Man kann auch die überall sich häufenden<br />
Sammlungen für Jugendhe<strong>im</strong>e als ausgesprochenen<br />
Krebsschaden betrachten. Heute wird noch<br />
hier und da Alkohol ausgeschenkt und verkauft,<br />
aber wenn erst einmal genug <strong>der</strong>artige Häuser<br />
vorhanden sind und ein größter Teil unserer<br />
Gäste, die man heute noch damit lockt, daß man<br />
ihnen das zu bieten versucht, was unsere Gaststuben<br />
bieten, abgewan<strong>der</strong>t ist, dann kann man<br />
leicht dazu übergehen, es auch einmal ohne<br />
Alkohol zu versuchen. Haben wir heute nicht<br />
an jedem Ort genug Säle, die doch meist nicht<br />
mehr lebensfähig sind? Trotzdem muß auch noch<br />
ein Jugendhe<strong>im</strong> gebaut werden. Darum,<br />
liebeKollegen, unterlaßt jede Unterstützung,<br />
die euch demnächst einmal<br />
leid tun könnte."<br />
Eine Redensart, die nicht tot zu kriegen ist. Die<br />
törichte Redensart von dem Mann, <strong>der</strong> niemals<br />
einen Rausch gehabt, wird <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />
Luther zugesprochen. Sie stammt aber nicht<br />
von ihm, wohl aber verdanken wir Luther die<br />
Worte:<br />
„Ich habe den ersten Bierbrauer oft verwünscht.<br />
Es wird mit dem Brauen so viel Gerste ver<strong>der</strong>bet,<br />
daß man davon ganz Deutschland möchte<br />
erhalten. Ich habe zu Gott gefleht, daß er die<br />
ganze Bierbrauerei ver<strong>der</strong>ben möchte."<br />
Die Schätzungen, inwieweit <strong>der</strong> Alkohol mit dem<br />
Erwerb <strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten <strong>im</strong> Zusammenhang<br />
steht, gehen auseinan<strong>der</strong>. Interessant<br />
sind aber folgende Vergleichszahlen, die auf<br />
Erfahrungen und Untersuchungen verschiedener<br />
namhafter Professoren beruhen: Forel n<strong>im</strong>mt<br />
einen Alkoholeinfluß be<strong>im</strong> Erwerb einer Geschlechtskrankheit<br />
bei 76,4 Prozent aller Männer<br />
an, L a n g st e i n bei 43,8 Prozent, Nott»<br />
Haft 29,0, Hecht 43,0 und Möller bei<br />
67,7 Prozent.<br />
W Volksbildung<br />
Die katholische <strong>Kirche</strong> Frankreichs kapituliert<br />
vor dem Film. In Pari« wurde nämlich Ende<br />
vorigen Jahres durch den Erzbischof Kardinal<br />
Dubois eine Messe des Film« zelebriert. —<br />
Einen Rundfunksen<strong>der</strong> mit deutscher Sprache beschloß<br />
die Regierung <strong>der</strong> deutschen Wolgarepublit<br />
in <strong>der</strong> Hauptstadt Prokowst zu bauen.<br />
Die erste Rate von 25 000 Rubel ist bereits<br />
bewilligt worden, und man hofft, den Sen<strong>der</strong><br />
bereit« <strong>im</strong> Sommer d. I. in Tätigkeit zu setzen.<br />
H Kleine Mitteilungen<br />
Straßburg. Hier fand eine Gedächtnisfeier zur<br />
Einführung <strong>der</strong> Reformation statt.<br />
Dem Gottesdienst war die alte <strong>Kirche</strong>nordnung<br />
au« <strong>der</strong> Reformationszeit zugrunde gelegt. Be'<br />
deutungsooll war auch die Verwendung altstraßburger<br />
Melodien bei den Gesängen.<br />
München. In diesem Jahre ist zum erstenmal<br />
eine Vereinbarung zwischen den beiden Konfessionen<br />
über dieSontagsruhe am Karfreitag<br />
und entsprechend am Fronleichnamstage<br />
zustande gekommen. Danach ist für de»<br />
Karfreitag bis 42 Uhr mittags die Einstellung<br />
<strong>der</strong> Arbeit und Gewerbetätigkeit sowie <strong>der</strong><br />
Ladenschluß festgesetzt worden: die protestantischen<br />
<strong>Kirche</strong>n haben ihrerseits auf da« Läuten<br />
<strong>der</strong> Glocken verzichtet.<br />
In Wittenberg wurde am 48. Februar eine<br />
Gedenktafel für die <strong>im</strong> Weltkrieg gefallenen<br />
Pfarrer und Theologen feierlich eingeweiht.<br />
Für die St. Iohannis-<strong>Kirche</strong> in Augsburg, die<br />
<strong>im</strong> Jahre 4930 anläßlich <strong>der</strong> Vierhun<strong>der</strong>t,«!)»<br />
feier <strong>der</strong> Augsburgischen Konfession eingeweiht<br />
werden soll, haben die nordländischen evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong>n (Schweden, Norwegen, Däne-
Kreisgemeinde Gladbach<br />
Die Gemeinde Krefeld gedenkt <strong>im</strong> Herbste<br />
größere Knaben 3 Wochen lang in da« He<strong>im</strong><br />
Abbenroth <strong>im</strong> Oberbergischen zu senden.<br />
— Da« Marthahau« in Krefeld konnte am<br />
4. 4. auf ein Jahr seine« Bestehens und damit<br />
auf ein Jahr reicher Arbeit <strong>im</strong> Dienste <strong>der</strong><br />
— In Krefeld wird kirchlicherseits gewarnt<br />
vor den Kolporteuren <strong>der</strong> Adoentisten und ähnlicher<br />
Sekten. — In Viersen fand in<br />
Gegenwart von Generalsuperintendent V.<br />
Stoltenhoff am 40. 3, die Einweihung <strong>der</strong> erneuerten<br />
<strong>Kirche</strong> statt.<br />
Kreisgemeinde St. Johann<br />
In Herrensohr konnte <strong>im</strong> Januar da«<br />
neuerworbene Vereinshaus eingeweiht werden.<br />
— Im Namen <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong><br />
Rheinprooinz wurden durch den Provinzialkirchenrat<br />
Ehrenurkunden verliehen an:<br />
PH. Nurgemeister. Fr. H a a r b e ck, Aug.<br />
Reiß, Ferd. Metzger, G. P e ch e u r,<br />
E. Schubert und Ludwig Kohl, sämtlich<br />
in Saarbrücken-St. Johann, sowie an<br />
I. Rau in Wiebelskirchen und an<br />
P. I. Ben<strong>der</strong> in Merzweiler.<br />
Kreisgemeinde Iülich<br />
In Hückelhoven beschloß sowohl die bisherige<br />
wie auch die neue Größere Gemeindevertretung<br />
einst<strong>im</strong>mig, von Probepredigten abzusehen<br />
und den z. Z. mit <strong>der</strong> Verwaltung<br />
<strong>der</strong> Pfarrstelle betrauten Hilf«prediger Ter»<br />
stiegen zum Pfarrer zu wählen. — Pfarrer<br />
M etzkes in Geilenkirchen tritt am<br />
1. 4. in den Ruhestand. — Hugo Kalbenbach<br />
in Eschweiler erhielt die rheinische<br />
Ehrenurkunde.<br />
Kreisgemeind« Koblenz<br />
In einer Reihe von Gemeinden wurde <strong>der</strong><br />
Lutherfilm vorgeführt. An einem Orte<br />
führte da« zur „Störung de« konfessionellen<br />
Frieden«". Von katholischer Seite wollte man<br />
daran Anstoß nehmen, daß am Reformationsfest<br />
ein übergetretener ehemaliger katholischer<br />
Geistlicher einen durchaus sachlichen Vortrag<br />
hielt und einige Wochen später <strong>der</strong> Lutherfilm<br />
in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> gezeigt wurde. Ein Zentrumsblatt<br />
nannte da« „konfessionelle Hetze". — Am<br />
1. 3. ist Pfarrer Barn er, bisher in<br />
Radeoormwald, als Hilfsprediger an<br />
Stelle des verstorbenen Superintendenten<br />
Klingholz in den Dienst <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Linz mit dem Wohnsitze in Hönningen<br />
getreten. — In Remagen ist die Vorwahl<br />
de« Pfarrer« Liz. theol. von Nasse au«<br />
Remscheid durch endgültige Wahl bestätigt<br />
worden. — In <strong>der</strong> Gemeinde An<strong>der</strong>nach<br />
wird da« Pfarramt in <strong>der</strong> Provinzialanstalt<br />
und in <strong>der</strong> Gemeindearbeit unterstützt durch<br />
Pfarrer i. R. Teiner au« Godesberg, —<br />
Die Eheleute Friedrich Julius Meyer und<br />
Elsa geb. Schreiber in Koblenz schenkten<br />
<strong>der</strong> dortigen evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde ein<br />
Hausgrundstück in Koblenz <strong>im</strong> Werte von<br />
37 000 Mark, eine Hypothek (Restkaufpreis)<br />
über 30 000 Mark, Mobilar <strong>im</strong> Werte von<br />
5000 Mark und Aktien <strong>im</strong> Werte von 40 000<br />
Mark. — Die rheinische Ehrenurkunde erhielt<br />
K. Zuckarelli in Neuenah r.<br />
M Kreisgemeinde Köln<br />
Am 46. 2. fand die Gründung eine« Kirchbauverein»<br />
in Vingst-Höhenberg, Kalk,<br />
statt. — Am 27. 4. starb <strong>der</strong> erste Rendant<br />
<strong>der</strong> Gemeinde Köln-Mülhe<strong>im</strong>, Leopold<br />
Neck er, <strong>der</strong> sein Amt seit 4943 verwaltete.<br />
— Der eoangel. Kirchbauoerein in L i b l a r,<br />
Gemeinde Vrühl, hat noch große Aufgaben,<br />
obschon da« Kirchlein bereits fertig ist. Er ist<br />
de« weiteren Interesse« <strong>der</strong> Gemeindeglie<strong>der</strong><br />
sicher. — Der <strong>Kirche</strong>nchor in Köln. Dell,<br />
brück kann in diesem Jahre sein 25jähriges<br />
Bestehen feiern. — Pfarrer Schütte in<br />
Köln-Mülhelni wurde am 24. Februar<br />
60 Jahre alt. — Für den Kirchbauverein in<br />
Köln-Nippe« sind in Jahresfrist über<br />
900 zahlende Mitglie<strong>der</strong> gewonnen. — Lehrer<br />
Feg er, ein Elberfel<strong>der</strong> Kind, ward Dirigent<br />
des <strong>Kirche</strong>nchore« Köln-Ehrenfeld. Dieser<br />
Ehor besteht <strong>im</strong> nächsten Jahre ein halbe«<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t. — Am 40. 2. starb Adolf Henk,<br />
78jährig, <strong>der</strong> eineinhalb Jahrzehnte lang Küster<br />
<strong>der</strong> Gemeinde Köln-Kalk gewesen ist. —<br />
Am 4. 2. war in <strong>der</strong> Antoniterkirche<br />
ein Trauergottesdienst zum Gedächtnis an den<br />
treuen Küster Johann Roll, <strong>der</strong> über 40<br />
Jahre hinter den Särgen herschritt und seines<br />
Amte« mit fast priesterlicher Würde waltete,<br />
so daß die Kin<strong>der</strong> sagten: „Unser Pastor Roll<br />
ist tot". — Der evangelische Frauenverein <strong>der</strong><br />
Humboldt-Kolonie, Gemeinde Kalk,<br />
feierte sein 20. Iahresfest. — Am 44. 2. starb<br />
Polizeiobersekretär H. Schrö<strong>der</strong>, Kassierer<br />
des evangelischen Bürgervereins in Köln-<br />
Sülz-Klettenberg.<br />
Kreisgemeinde Lennep<br />
Die durch den Weggang von Pfarrer Liz.<br />
von Nasse frei gewordene Pfarrstelle in<br />
Remscheid ist ausgeschrieben. Die positive<br />
Gruppe <strong>der</strong> Gemeindevertretung hat diesmal<br />
da« Vorschlagsrecht. — Am 24. 2. fand eine<br />
Abschiedsfeier für Pastor Barne r, Radev<br />
o r ni w a l d, statt. — Da« Konsistorium hat<br />
die Wahl von Pfarrei Josef Dilloo in<br />
Veldhausen (Grafschaft Nenthe<strong>im</strong>) zum<br />
Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde Wermels»<br />
kirchen (Bezirk Hünger) bestätigt.<br />
— Der Verkehrsoerein in Lüttring-<br />
Hausen plant die Aufführung eine« Stücke«,<br />
in dessen Mittelpunkt <strong>der</strong> Märtyrer Adolf<br />
Clarenbach steht, wogegen selten« des<br />
Familienverbandes Protest erhoben ist. — In<br />
Vohwinkel verstarb Ende Februar Rektor<br />
i. R. I. Kielmann, von 4879 bis 4602<br />
an evangelischen Volksschulen Ilnterbarmens<br />
tätig. — In Hückeswagen starb am<br />
25. 42. 4928 Emil Pifberg von Bergerhof<br />
und am 24. 2. 4929 Wilhelm Engel« in<br />
Hückeswagen, Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Größeren Gemeindevertretung.<br />
Kreisgemeinde Nleisenhe<strong>im</strong><br />
Die Gemeinde Baesweiler-Lauschied<br />
verlor ihren langjährigen Presbyter Karl<br />
Christian II, <strong>der</strong> 36 Jahre seine« Amte«<br />
gewaltet hatte.<br />
Kreisgemeinde<br />
Am 47. Februar fand in <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Ilerdingen die Einweihung <strong>der</strong> Kapelle in<br />
Lank statt. Sie heißt Christuskirche und ist<br />
vom Architekten Leverentz aus Düsseldorf<br />
gebaut. — In <strong>der</strong> Gemeinde IItfort wurden<br />
zum Einschulungstermin von hüben und drüben<br />
mit Flugblättern gekämpft für und wi<strong>der</strong> die<br />
weltliche Schule. Auch die katholische Gemeinde<br />
unterstützte die evangelische Elternschaft in diesem<br />
Kampf. — Gegen das Flugblatt „Weltlich ist<br />
da« Leben", worin <strong>der</strong> christliche Glaube und<br />
die christliche Schule in empören<strong>der</strong> Weise geschmäht<br />
wird, fand am 40. 3. in M eerbeck<br />
eine Versammlung statt mit Rednern bei<strong>der</strong><br />
Konfessionen, sowohl <strong>der</strong> evangelischen wie <strong>der</strong><br />
katholischen. — Der bisherige Kirchmeister<br />
Heinrich Daubenspeck in Ütfoit wurde<br />
bei seinem Ausscheiden aus dem Presbyterium<br />
vom Prooinzialkirchenrat die Ehrenurkunde <strong>der</strong><br />
mark) die Stiftung <strong>der</strong> Ausstattung«- und Einrichtungsgegenstände<br />
als Iubiläumsgabe zugesagt.<br />
Der Prozentsatz <strong>der</strong> Einäscherungen in Berlin<br />
ist von 28,46 Prozent aller Beerdigungen <strong>im</strong><br />
Jahre 4927 auf unter 27,5 Prozent gefallen<br />
und steht sogar unter dem vom Jahre 4826.<br />
In Wien fand kürzlich ein Mormoncnkongreß<br />
statt. Die Mormonen entfalten zurzeit eine<br />
starke Propaganda in Europa.<br />
In Liverpool hielt <strong>der</strong> Weltbund <strong>der</strong> christlichen<br />
Studentenoereiniglmg seine 8, Vierjahresversammlung<br />
ab, an <strong>der</strong> 2000 Studenten au« 3!)<br />
Län<strong>der</strong>n teilnahmen.<br />
In Manchester hat sich eine Volksabst<strong>im</strong>mung<br />
mit 37 000 St<strong>im</strong>men, denen nur 235 St<strong>im</strong>men<br />
gegenüberstanden, gegen die Freigabe<br />
des Sonntag« zu Lichtspielaufführungen<br />
und an<strong>der</strong>en Belustigungen au«><br />
gesprochen. Eine ähnliche Bewegung für einen<br />
christlichen Sonntag gewinnt auch in <strong>der</strong> Schweiz<br />
an Boden.<br />
n Salzburg wurde zu Ehren von Gruber und<br />
'ohr, die vor 440 Jahren das Lied „Stille<br />
Nacht, heilige Nacht" gedichtet und<br />
komponiert haben, ein Denkmal enthüllt.<br />
Der schleiche Superintendent Th. Daechsel hat<br />
die Schriften de« Neuen Testaments<br />
in die deutsche Sprache <strong>der</strong> Gegenwart<br />
übertragen. Diese Ilebertragung ist soeben erschienen.<br />
In Dresden hat die Mehrheit <strong>der</strong> sozialistischen<br />
Stadtverordneten die Beseitigung sämtlicher religiösen<br />
Inschriften und Bil<strong>der</strong> an und in den<br />
Volksschulen beschlossen.<br />
Hoover, <strong>der</strong> neue Präsident <strong>der</strong> Vereinigten<br />
Staaten Nordamerika«, ist Quäker.<br />
Landesbischof Tolzicn, <strong>der</strong> Landesbischof von<br />
Mecklenburg, hat sich wie<strong>der</strong>holt bewußt zu dem<br />
Pazifismus bekannt. Von ihm stammt da«<br />
Wort: „Die christliche <strong>Kirche</strong> wird pazifistisch<br />
sein o<strong>der</strong> untergehen".<br />
Au« einer Buchbesprechung <strong>der</strong> „Deutschen Allgemeinen<br />
Zeitung" „.... Diese« Werk ist bisher<br />
das größte von einem Menschen geschriebene<br />
Dokument vom Handeln und Leiden de« deutschen<br />
Soldaten <strong>im</strong> ersten Weltkrieg..."<br />
Erster Weltkrieg? Fortsetzung folgt??<br />
Stellengesuch, November 4828: „Bauschlosser,<br />
24 Jahre alt, auch Maschinenschlosser, sucht<br />
Stellung. Es kommen bloß Hochbau- und an<strong>der</strong>e<br />
gefährliche Arbeiten in Frage. Auf das<br />
Leben wird kein Wert gelegt. Angebote<br />
mit Verdienstangabe an R. W,, postlagernd<br />
Kottbus." — Berliner Morgenpost.<br />
Auf das Leben wird kein Wert gelegt! Ein<br />
Schlaglicht auf Verzweiflung <strong>im</strong> Stellenkampf!<br />
Personalien<br />
Professor v. Paul Althau«, Erlangen, ist<br />
als Nachfolger von Professor v. Lütgert auf<br />
den Lehrstuhl <strong>der</strong> Dogmatik nach Halle berufen<br />
worden.<br />
Pfarrei B o r ch e r t, Westerhauscn a. Harz,<br />
bekannt durch sein Buch „Der Goldgrund de«<br />
Leben« Jesu" erhielt anläßlich seines 70. Geburtstages<br />
den theologischen Ehrendoktor von<br />
Halle.<br />
I). S p i e ck e r, <strong>der</strong> Vorsitzende <strong>der</strong> Deutschen<br />
Vereinigung des Weltbunde« für Internationale<br />
Freundschaftsarbeit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>», hat den Rücktritt<br />
von seinem Amt angekündigt. Spiecker, <strong>der</strong><br />
kürzlich seinen 75. Geburtstag feierte, ist Kaufmann<br />
und war langjähriger Präsident des<br />
Zentralausschusse« für Innere Mission.<br />
Nach schwerer Krankheit starb <strong>im</strong> besten Mannesalter<br />
<strong>der</strong> geistige Führer <strong>der</strong> Katholiken in<br />
Berlin und <strong>der</strong> soziale Vorkämpfer des tatho-
heinischen <strong>Kirche</strong> verliehen. — In <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Hochemmerich fand am 24. 3.<br />
die Einweihung <strong>der</strong> neuen Friedenskirche <strong>im</strong><br />
Pfarrbezirk Berghe<strong>im</strong>-Oestrum durch<br />
Generalsuperintendent I). Stoltenhoff statt.<br />
Kreisgemeinde I^ie<strong>der</strong>berg<br />
Karl Holzhausen au« Dussel wurde<br />
zum Kirchmeister <strong>der</strong> Gemeinde Oden»<br />
k i r ch e n, Kreisgemeinde Gladbach, gewühlt.<br />
— Am 40. Februar ward in Tönisheide<br />
<strong>der</strong> evangelische Kin<strong>der</strong>garten und das evangelische<br />
Jugendhe<strong>im</strong> eingeweiht. — Ende Januar<br />
ist neben die schon seit Jahren bestehende<br />
Organisten-Konferenz <strong>der</strong> Kreisgemeinde eine<br />
Arbeitsgemeinschaft zwischen Organisten<br />
und Pfarrern gestellt worden. — In<br />
Langenberg feierte am 3. 3. <strong>der</strong> Gustao-<br />
Adolf-Frauenvercin sein 30jühriges Bestehen.<br />
— Im evangelischen Vereinehaus zu Voh»<br />
Winkel wurde am 3. März <strong>der</strong> Bund<br />
evangelischer Dienst zum 4. 2.<br />
Darauf wurden zwei Nachfolgerinnen gewählt,<br />
die sich gegenseitig <strong>im</strong> Orgelspiel ablösen werden:<br />
Fräulein Käthe Grah und Fräulein<br />
Liselotte E o e r t «. — Die Gemeinde O p°<br />
laden stellte am 4. 4. einen hauptamtlichen<br />
Gemein<strong>der</strong>endanten an in <strong>der</strong> Person von<br />
Friedrich I o n a S. — Da in diesem Rechnungsjahr<br />
Schäden an <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ndecke in Opladen<br />
zu beheben waren, so mußte die längst<br />
beschlossene Erneuerung <strong>der</strong> Orgel auf« nächste<br />
Rechnungsjahr zurückgestellt werden. — In <strong>der</strong><br />
Gemeinde Op laden schweben Verhandlungen<br />
wegen Einbeziehung de« neuen Friedhof« in<br />
tischen Deutschland«, Dr. Karl Sonnen»<br />
schein, <strong>der</strong> durch seine glänzende Rednergabe<br />
und wertvolle literarische Arbeit weithin bekannt<br />
war. Auch als selbstloser Menschenfreund<br />
wurde er in den Nachrufen seiner Freunde<br />
gerühmt.<br />
Theologische Fakultät<br />
Die theologische Fakultät in Bonn berichtet:<br />
„Am Ende des Wintersemesters haben etwa<br />
40 junge Theologen <strong>der</strong> Prüfung für Hebräisch<br />
in Bonn sich unterzogen, davon ungefähr die<br />
Hälfte in Bonn vorbereitet, die übrigen etwa<br />
zu gleichen Teilen in Bethel und Elberfeld. Eine<br />
größere Anzahl von Studenten, die an den in<br />
Bonn von den Assistenten de« philologischen<br />
Seminars abgehaltenen Vorbereitungskursen<br />
teilgenommen haben, gedenken hier <strong>im</strong> März<br />
die Abschlußprüfung für Griechisch abzulegen.<br />
Die neutestamentlichen Uebungen für Anfänger<br />
hat Gencralsuperintendent Professor D. Klingeinann<br />
übernommen. Im Alten wie <strong>im</strong> Neuen<br />
Testament werden beson<strong>der</strong>e Uebungen für<br />
Nibelkunde gehalten. Die Dogmatikoorlcsung<br />
wird in jedem Fall gelesen werden, auch wenn<br />
<strong>der</strong> Nachfolger für V. Ritschl noch nicht ernannt<br />
sein sollte."<br />
Da« Bestehen <strong>der</strong> theologischen Fakultät zu<br />
Basel ist bedroht, da sie kaum mehr als 30<br />
Studenten zählt, und von dem Großen Rat <strong>der</strong><br />
Stadt ein Beschluß zu erwarten ist, durch den<br />
die Fakultät wie die gesamte <strong>Kirche</strong> vom Staate<br />
getrennt wird.<br />
Der französische Protestantismus zählt heute<br />
4038 Pfarreien, von denen 645 <strong>der</strong> reformierten<br />
<strong>Kirche</strong>, 264 <strong>der</strong> lutherischen, 49 <strong>der</strong> Freikirche,<br />
29 <strong>der</strong> Baptistenkirche, 23 <strong>der</strong> Methodistischen<br />
<strong>Kirche</strong> und 23 <strong>der</strong> unabhängigen <strong>Kirche</strong> und<br />
Außenstationcn <strong>der</strong> Volk«niission zugehören.<br />
Die theologische Fakultät Riga zählt zurzeit 420<br />
Studierende uno 7 Dozenten.<br />
Tagungen und Kongresse<br />
Deutsch-evangelischer Verein zur För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Sittlichkeit und <strong>der</strong> Rettungsarbeit.<br />
Pfarrerkursu« in Berlin Montag, den 29. April,<br />
bis Donnerstag, den 2. Mai.<br />
Programm: Geschichte <strong>der</strong> Sittlichkeitsbewegung.<br />
— Gesetz gegen die Geschlechtskrankheiten,<br />
Wesen <strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten und<br />
Stand ihrer Bekämpfung. — Neuzeitliche Aufgaben<br />
<strong>der</strong> Rettungsarbeit. — <strong>Das</strong> Kinogesetz,<br />
das Gesetz gegen Schund und Schmutz zum<br />
Schütze <strong>der</strong> Jugend, ihr wesentlicher Inhalt und<br />
ihre bisherige Auswirkung. — Bevölkerungsfragen<br />
und Ehenot. Serual-Pädagogik.<br />
Der Kursus betont beson<strong>der</strong>« die Anleitung zu<br />
praktischer Arbeit, zu Ansprachen und Vorträgen.<br />
Teilnehmerzahl beschränkt. Anmeldung<br />
nach Plötzensee an den Verein.<br />
April 49.-24. Bund Eo.-kirchlicher Blaukreuzverbände,<br />
Hamburg.<br />
„ 29.—2.5. Pfarrerkursu« de« Deutschen<br />
Sittlichkeit«- und Rettungsver»<br />
eine Plötzensee.<br />
Mai 40.-43. Theol. Berufsarbeiterkonf. <strong>der</strong><br />
Inneren Mission, Auerbach an<br />
<strong>der</strong> Bergstraße.<br />
„ 44.—43. Wahl zu den Prooinzial-Synoden<br />
in Altpreußen.<br />
„ 45.—46. Deutsche Iugendpfarrerkonf.<br />
in Iugenhe<strong>im</strong> an <strong>der</strong> Bergstr.<br />
„ 20.—24. Vierhun<strong>der</strong>tjahrfeier <strong>der</strong> Prote»<br />
Nation in Speyer.<br />
„ 24.-23. Pfingsttagung d. Ev.-Sozialen<br />
Kongresses in Frankfurt a. M.<br />
„ 22.—27. Generalversamml. d. Deutsch.»<br />
Evang. Frauenbundes, Marburg<br />
(Lahn).<br />
Weltjugendtreffen auf <strong>der</strong> Iugendburg Freusbürg<br />
<strong>im</strong> Juli 4929. Es soll gesprochen werden
den dort geplanten Kommunalfriedhof sowie<br />
über die bessere seelsorgerliche Versorgung des<br />
weit entfernten Bezirkes Küppersteeg, wo<br />
auch ein würdiger gottesdienstlicher Raum geschaffen<br />
werden soll. — Die rheinische Ehrenurkunde<br />
erhielt Musikdirektor P. Hoffmann<br />
in Solingen.<br />
Kreisgemeinde Traben-Trarbach<br />
In Gießen verstarb Dr. Karl Schmidt,<br />
früher Direktor de« stiftisch-evangelischen Gymnasium«<br />
in Traben-Trarbach und Vorstandsmitglied<br />
de« dortigen Alumnat« Luther»<br />
hau«. — In <strong>der</strong> Gemeinde Enkirch ist das<br />
älteste Gemeindeglied »2 Jahre alt. Daneben<br />
leben noch zwei Witwen und eine Ehefrau, die<br />
90 Jahre alt sind.<br />
Kreisgemeinde Trier<br />
<strong>Das</strong> Vereinshaus des <strong>Evangelische</strong>n Bürgerverein«<br />
in Trier ging über in den Besitz <strong>der</strong><br />
dortigen <strong>Kirche</strong>ngemeinde, die daraus ein Jugendhe<strong>im</strong><br />
erbaut mit Turnhalle und Christlichem<br />
Hospiz- ^ Am 18. 11. 1928 ist in Perl an<br />
<strong>der</strong> lothring. Grenze, pfarramtlich mit Conz»<br />
Karthau« bei Trier verbunden, <strong>der</strong> Grundstein<br />
zu einem Netsaal und Gemeindehau» gelegt<br />
worden, da die dortige geringe Zahl <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />
durch Zollbeamte einen beträchtlichen<br />
Zuwachs erhalten hat. — Am 23. 12. 1928<br />
ist die alte Dorfkirche in Mülhe<strong>im</strong> an <strong>der</strong><br />
Mosel nach gründlicher Reparatur des Dache«<br />
und Wie<strong>der</strong>herstellung de« Innern neu geweiht<br />
worden. Sie wird schon in einer Urkunde vom<br />
11. Jahrhun<strong>der</strong>t genannt. — Für die Mark<br />
Thal fang wird ein Jugendhe<strong>im</strong> geplant,<br />
für da« auf allerlei Weise eifrig gesammelt<br />
wird.<br />
Kreisgonund« St.<br />
3 Pfarrstellen und 2 Vikariate sin» unbesetzt,<br />
dazu einige Geistliche leidend. — Am 21. 12.<br />
1928 fand in Werschw eiler die Weihe<br />
<strong>der</strong> neu ausgemalten evangelischen <strong>Kirche</strong> statt.<br />
Die Entwürfe stammen von Pfarrer Müller,<br />
die Ausführung von Malermeister T h o l e y,<br />
St. Wendel. — Am 24. Januar ward ordiniert<br />
<strong>der</strong> Predigtaintskandidat Theodor Lange<br />
in W ieselbach für die <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
Ilgeshe<strong>im</strong> und W i e s e l b a ch. — Der<br />
Regierungspräsident zu Trier hat unterm 18. 1.<br />
1929 die Urkunde betr. die Aen<strong>der</strong>ung de«<br />
3Iamens <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
Sulzbach in Herren-Sulzbach vollzogen.<br />
W Kreisgemeinde Nesel<br />
Am 16. 12. 1928 fand die Einweihung <strong>der</strong><br />
Taufkapelle in Schermbeck statt. — Die<br />
Gemeinde Diersfordt, welche erst <strong>im</strong> September<br />
durch den infolge Iagdunfalls erfolgten<br />
Tod ihre« Patron» in Trauer versetzt war,<br />
wurde aufs neue tief bewegt durch den <strong>im</strong><br />
Dezember erfolgten Tod seiner Mutter, <strong>der</strong><br />
Gräfin von Stolberg-Wernigerode, sowie durch<br />
den Brand de« Schlosse« Diersfordt am 21. 12.<br />
1928, bei dem lei<strong>der</strong> zwei Weseler Feuerwehrleute<br />
zu Tode kamen. — In Wertherbruch<br />
feierte am 16. 12. 1928 <strong>der</strong> Gustav-<br />
Adolf-Frauenverein nebst den Frauenhilfen das<br />
Fest de« 60jährigen Nestehen«. — Am 10. 1.<br />
veranstaltete die <strong>Evangelische</strong> Frauenhilfe<br />
Obrighoven-Lackhausen ihre erste<br />
Generalversammlung, <strong>der</strong>en jährliche Wie<strong>der</strong>holung<br />
geplant ist. — Die Vorarbeiten für<br />
einen Kirchbau in diesem zur Gemeinde Wesel<br />
gehörenden Bezirk sind mächtig ins Rollen gekommen.<br />
Der Rohbau ist gesichert. — Di«<br />
Gemeinde Wesel rüstet sich, den 26. 5. 1929<br />
als dreifachen Iubeltag zu begehen (600jährige«<br />
Jubiläum <strong>der</strong> Mathenakirche, 300jährige» Jubiläum<br />
<strong>der</strong> Befreiung Wesel« von <strong>der</strong> spanischen<br />
Bedrückung und 200jähriges Jubiläum <strong>der</strong><br />
kleinen <strong>Kirche</strong>). — Pfarrer Dreckmann<br />
in M ehr hat einen Ruf <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Rippicha bei Zeitz in Thüringen angenommen.<br />
Man hofft auf baldige Wie<strong>der</strong>besetzung <strong>der</strong><br />
Pfarrstelle Haffen-Mehr. — Da«<br />
Wesel er Presbyterium hat beschlossen, vom<br />
17. März ab die Lobpreisung <strong>im</strong> Gebet<br />
de« Herrn von <strong>der</strong> Gemeinde singen zu lassen.<br />
Kreisgemeinde Wetzlar<br />
??ach mehrjähriger Bauzeit ist die neue Kapelle<br />
mit Krematorium auf dem Friedhof zu Wetzlar<br />
fertiggestellt. — Die erste Mädchenfreizeit<br />
<strong>im</strong> Kreise Wetzlar fand statt in Ilie<strong>der</strong>tleen<br />
zwischen Totenfest und 1. Advent. —<br />
Am 8. 1. 1929 fand <strong>im</strong> Jagdschlößchen zu<br />
Dutenhofen eine Versammlung <strong>der</strong> Pfarrer,<br />
Aeltesten und Gemeindevertreter <strong>der</strong> Kreisgemeinde<br />
statt. — Am 14. Januar tagte in<br />
Wetzlar <strong>der</strong> Kreisverband <strong>der</strong> evangelischen<br />
Frauenhilfen. — Am 3. März wurde durch<br />
Superintendent Wieber au« Garbenhe<strong>im</strong> <strong>im</strong><br />
Dom zu Wetzlar <strong>der</strong> für dort gewählte<br />
Pfarrer Güttae « au« Schüren bei Dortmund<br />
eingeführt — Da« Launsbacher Kirchle!<br />
n wird gegenwärtig <strong>im</strong> Innern gründlich<br />
erneuert. — Hilfsprediger Walter Harth in<br />
Köln- 3H auenhe<strong>im</strong> wurde ernannt zum<br />
Pfarrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde K l e i n- u. G r o ß°<br />
rechtend»ch. — Durch die Bemühungen des<br />
Ortsgeistlichen sind in Oberkleen an zahlreichen<br />
Häusern die mit reichen Schnitzereien<br />
versehenen Balken abgewaschen und in ihrer<br />
Pracht erneuert worden. — <strong>Das</strong> Konsistorium<br />
hat den Pfarrer Theodor Dannert, z. Z.<br />
Hilfsprediger <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Düsseldorf,<br />
zum Pfarrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinden Reiskirchen<br />
und Nie<strong>der</strong>wetz ernannt. — Zum<br />
1. l>. tritt Pfarrer Knieper in Krofdorf<br />
in den Ruhestand. Die Wie<strong>der</strong>besetzung <strong>der</strong><br />
Pfarrstelle Krofdorf-Gleiberg-Kinzenbach erfolgt<br />
durch Gemeindewahl. — Am 24. Februar ward<br />
in Wetzlar begraben <strong>der</strong> dortige Apothekenbesitzer<br />
Siegmund H i e p e, <strong>der</strong> 35 Jahre <strong>der</strong><br />
Gemeinde als Presbyter und 23 Jahre als<br />
Kirchmeister diente.<br />
Kreisgemeinde Wied<br />
Am 7. 12. 1928 wurde in Rengsdorf das<br />
von Kommerzienrat Henkel <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nqemeinde<br />
Rengsdorf als Gemeindehau« geschenkte<br />
Jugendhe<strong>im</strong> feierlich eingeweiht. Generalsuperintendent<br />
v. Stoltenhoff hielt die Festpredigt.<br />
— Sonntag, den 16. 12. 1928, wurde Pfarrer<br />
Ernst Ufer aus Oberhausen in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu<br />
?! i e d e r b i e b e r in sein dortiges Pfarramt<br />
eingeführt. — In Urbach wurden die bisherigen<br />
sechs „Synodalschöffen" (Presbyter) am<br />
1. Advent wie<strong>der</strong>gewählt. —<br />
M Berichtigung<br />
Den Besitzern von 3toetel's <strong>Kirche</strong>nordnung.<br />
Im Manuskript meiner <strong>Kirche</strong>nordnung steht<br />
in Anm. 6 zu ß 107 (Seite 148 <strong>der</strong> gedruckten<br />
K O Zeile 11 <strong>der</strong> Anm. 6) richtig „<strong>Kirche</strong>nzuchtmittel".<br />
Daraus hat <strong>der</strong> Druckfehlerteufel<br />
„Kin<strong>der</strong>zuchtmittel" gemacht und da« bei <strong>der</strong><br />
viermaligen Korrektur übersehen lassen.<br />
Iloetel, Dortmund.<br />
über die Kolonialfrage. Höchsten« 250—300<br />
Teilnehmer werden zugelassen. Anmeldebeitrag<br />
2 Mark. Die Vorbereitung liegt in Händen<br />
von Werner Iantschge, Frankfurt a, M., Eckenhe<strong>im</strong>er<br />
Landstraße 287, —<br />
<strong>Das</strong> Andenken des Marburger Rcligionsgesprächs,<br />
das am 2. und 3. Oktober 1529 stattfand,<br />
wird wie die „Christliche Welt" mitteilt,<br />
nicht ungefeiert bleiben. Die Erinierungsfeier<br />
soll ein Gedenktag ernster Besinnung auf<br />
Einst und Jetzt werden. Mannigfache Gründe<br />
ließen es geraten erscheinen, diese Gedenktage<br />
vom 12.—14. September stattfinden zu lassen.<br />
Als Redner sind gewonnen: die Professoren<br />
Behm, Otto, Köhler, Soe<strong>der</strong>blom u. a.<br />
Vom 21.—24. Mai 1929 findet die 22. Hauptversammlung<br />
des Reformierten Bundes für<br />
Deutschland in Benthe<strong>im</strong> (Hannover) statt. <strong>Das</strong><br />
ausführliche Programm wird demnächst bekanntgegeben.<br />
W Offene Pfarrstellen<br />
Die 2. Pfarrstelle an <strong>der</strong> ev.-luther. Gemeinde<br />
Radeoorniwald (4500 Seelen für beide Pfarrstellcn<br />
zusammen) wird zum 1. Juni d. I, frei.<br />
Genehmigung zur Wie<strong>der</strong>besetzung ist nachgesucht<br />
und wird voraussichtlich erfolgen.<br />
Bewerbungen sind bis zum 20, Febr. an Superintendent<br />
v. Dr. Schäfer, Remscheid, zu richten.<br />
Es kommen nur Bewerber positiver Richtung in<br />
Betracht.<br />
Die Pfarrstelle bei <strong>der</strong> deutschen eoangelischreformierten<br />
Gemeinde in Riga (Lettland) ist<br />
durch Gemeindewahl mit einem verheirateten<br />
Geistlichen zu besetzen. — 1000 Seelen. —<br />
Meldungen mit Lebenslauf an das Deutsche<br />
<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong>nbundsamt, Berlin-Charlottenburg,<br />
Hardenbergstraße 12 I.<br />
Nlonatshefte für Rheinische <strong>Kirche</strong>n-<br />
W .^schichte<br />
Aus dem Inhalt des neuesten,<br />
vierten Heftee:<br />
Glaser: <strong>Das</strong> Protokoll <strong>der</strong> Synode zu Steinbockenhe<strong>im</strong><br />
1568.<br />
Dressina,: Die evangelische Gemeinde in<br />
Berghe<strong>im</strong> an <strong>der</strong> Erst.<br />
Kleine Mitteilungen.<br />
Eine jede rheinische, evangelische Gemeinde sollte<br />
es als ihre Pflicht halten, die kirchengeschichtliche<br />
Forschung unserer He<strong>im</strong>atkirche durch<br />
Halten <strong>der</strong> Monatshefte zu för<strong>der</strong>n und<br />
zu unterstützen. Die Monatshefte kosten jährlich<br />
12,— Mark. Verlag: <strong>Evangelische</strong>r Preßoerband<br />
für <strong>Rheinland</strong>, Essen, Schließfach 689.<br />
Aus dem Inhalt<br />
Die Lage <strong>der</strong> berufstätigen Frau <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
Eine monatliche Umschau über Arbeiten und Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Prooinzialkirche<br />
Begründet und herausgegeben von Pfarrer L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n Preßverbandes für <strong>Rheinland</strong><br />
Verantwortlich: Preßgesetzlich <strong>der</strong> Herausgeber » Für die Einzelaufsätze die Verfasser » Als ^Manuskript gedruckt<br />
en 4929 April VI » Kummer 4<br />
ie evangelische <strong>Kirche</strong> möchte mitten <strong>im</strong><br />
Schicksal des deutschen Volkes stehn.<br />
Die, welche in oft so leichtfertiger Weise<br />
von <strong>der</strong> Schuld <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> sprechen, machen<br />
sich gar nicht klar, wie dies Ringen um die<br />
Anteilnahme an <strong>der</strong> Seele und dem Schicksal<br />
des deutschen Volkes seit Luthers Tagen<br />
<strong>im</strong>mer in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> vorhanden war; es ist<br />
eine an das Lächerliche reichende Behauptung,<br />
daß die <strong>Kirche</strong> sich erst jetzt auf diese<br />
Aufgabe besinne. Den Vorwurf, daß sie<br />
es nicht tut, wird sie freilich tragen müssen<br />
bis an das Ende <strong>der</strong> Tage; das gehört zu<br />
dem Gehe<strong>im</strong>nis des Kreuzes, das ihr auferlegt<br />
ist.<br />
Ein Zeugnis von <strong>der</strong> Schicksalsverbundenheit<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> mit dem deutschen Volke<br />
ist <strong>der</strong> VolkStrauertag und unsere Beteiligung<br />
daran.<br />
W Der Volkstrauertag löst sich auf<br />
Der Tag ist gewissermaßen an uns hangen<br />
geblieben. Gedacht war er als ein gemeinsames,<br />
tiefinnerlicheö Gedenken des ganzen<br />
deutschen Volkes in allen seinen Kreisen<br />
an die Helden <strong>der</strong> Nation und ihres<br />
Opfertodes. Die katholische <strong>Kirche</strong> hat sich<br />
bereits zurückgezogen. Die Beteiligung <strong>der</strong><br />
weltlichen Stellen wird stiller, in den Lokalzeitungen<br />
las man häufig in den Berichten<br />
über die Sitzungen <strong>der</strong> Stadtverordneten<br />
die bescheidene Bemerkung: <strong>der</strong> Bürgermeister<br />
wird beauftragt, am VolkStrauertag<br />
am Kriegerdenkmal in aller Stille einen<br />
Kranz nie<strong>der</strong>zulegen. Ich glaube, die Zeit<br />
ist noch nicht da, daß wir unserer gefallenen<br />
Helden würdig gedenken können. <strong>Das</strong>, was<br />
sie geleistet haben, ist so riesengroß, daß<br />
unsere durch politische Ansichten und pazifistische<br />
Lehrsätze getrübten Augen es einfach<br />
nicht verstehn können. <strong>Das</strong>, was damals<br />
junge Kriegsfreiwillige nach Hause geschrieben<br />
haben, z. B. daß es für sie eine<br />
Freude sei, für Deutschland zu sterben, verstehen<br />
wir einfach jetzt noch nicht. Es wird<br />
aber ein Geschlecht heranwachsen, vielleicht<br />
ist es schon geboren, dessen Seele groß<br />
<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> und deutsches Schicksal<br />
genug ist für das ehrfürchtige Staunen vor<br />
den Heldentaten deutscher Männer. Dann<br />
wird dem deutschen Volk ein Tag geschenkt<br />
werden, an dem es fähig ist, seiner Helden<br />
zu gedenken. Der Tag wird aber ganz gewiß<br />
nicht Volkstrauertag heißen. Man<br />
muß sich <strong>im</strong>mer gegenwärtig halten, daß<br />
<strong>der</strong> gegenwärtige Volkstrauertag auf Anregung<br />
<strong>der</strong> Vereinigung für die Pflege<br />
deutscher Kriegergräber entstanden ist. <strong>Das</strong><br />
mußte naturgemäß einen beschränkten Gesichtspunkt<br />
für das Gedenken an die deutschen<br />
Helden ergeben. Man wird an die<br />
Gräber geführt und sieht an dem Tüge nur<br />
Gräber.<br />
Wie wenig <strong>der</strong> Tag Aussicht hat auf Ausdehnung<br />
und Dauer, mag das Verhalten<br />
amtlicher Kreise in Berlin zeigen: In <strong>der</strong><br />
flacht von Samstag auf den Sonntag<br />
Reminiszere, also am Vorabend des Trauertages,<br />
sind in <strong>der</strong> Reichshauptstadt verschiedene<br />
wichtige Bälle — sie gehören<br />
heutzutage tatsächlich zu den wichtigen<br />
Dingen — abgehalten worden, zu denen<br />
auch die Spitzen des Staates geladen waren.<br />
Am Montag erzählten die Zeitungen dem<br />
aufhorchenden Publikum von den großartigen<br />
Damentoiletten <strong>der</strong> höchsten und<br />
allerhöchsten Herrschaften. Da ist wenig<br />
Aussicht vorhanden, daß die <strong>Kirche</strong> einen<br />
Weg findet zur Schicksalsgemeinschaft mit<br />
unserem Volke.<br />
Eine wertvolle Anregung<br />
Dagegen ist aus Gemeinschaftskreisen eine<br />
Anregung hervorgegangen, die zu einer<br />
tiefen und wahrhaftigen Verbundenheit mit<br />
dem Schicksal unseres Volkes führen könnte.<br />
Die kirchlichen Blätter haben von diesem<br />
Vorschlag berichtet. Er geht dahin,<br />
das ungeheuere Schicksal unseres<br />
Volkes zu einem Gegenstande<br />
gemeinsamer Fürbitte<br />
zu machen. Als ich das las, ist es mir<br />
ergangen wie gewiß auch vielen an<strong>der</strong>n: es<br />
kam ein großes Staunen in die Seele, ein<br />
Staunen darüber, daß in unserer <strong>Kirche</strong><br />
diese Gebetsgemeinschaft um das Schicksal<br />
unseres Volkes nicht schon längst sich gebildet<br />
und zu einem Segensstrom für unser<br />
Volk geworden ist. Dies kommt wohl daher,<br />
daß uns das Ungeheuere unseres Schicksales<br />
noch gar nicht zum Bewußtsein gekommen<br />
ist. <strong>Das</strong> Sprichwort redet nur davon,<br />
daß ein Mensch sein Glück nicht fassen<br />
kann. Viel näher läge es doch zu sagen,<br />
daß ein Mensch und Volk sein Unglück<br />
nicht erfassen kann. Daß wir, die wir leben,<br />
den Tag <strong>der</strong> Freiheit selbstverständlich nicht<br />
mehr erleben, daß unsere Kin<strong>der</strong> und KindeSkin<strong>der</strong><br />
noch tributpflichtig sein werden, dciS<br />
wird so dahingesagt, als selbstverständlich<br />
angesehn wie <strong>der</strong> Wechsel von Sommer und<br />
Winter. Ist es nicht etwas Furchtbares um<br />
diese Selbstverständlichkeit? DaS will doch<br />
sagen, daß das <strong>Das</strong>ein Deutschlands aufgebaut<br />
sein wird auf dem Hungerlohn <strong>der</strong><br />
Arbeiter, <strong>der</strong> Freudlosigkeit und <strong>der</strong> Verkümmerung<br />
unserer Jugend, den Sorgen<br />
<strong>der</strong> Alten, kurz auf einen Fundament von<br />
Herzeleid. Und droht da nicht als letztes<br />
Elend das Furchtbarste, was einem Volke<br />
geschehen kann, dies, daß die deutsche Seele<br />
sich an die Sklaverei gewöhnt und sich in<br />
dem Volke <strong>der</strong> Reformation das Laster festsetzt,<br />
von dem ein deutscher Dichter gesagt<br />
hat: von allen Lastern auf Erden ist das<br />
schändlichste zu nennen ein knechtischer<br />
Sinn. Kommt es nicht wie dumpfe Verzweiflung<br />
über uns, die wir Väter und<br />
Mütter sind, wenn wir an dies Schicksal<br />
unserer Kin<strong>der</strong> denken? O grauenvoller Gedanke:<br />
in Deutschland, <strong>im</strong> deutschen Protestantismus<br />
ein heranwachsendes sklavisches<br />
Geschlecht!<br />
Wir, die wir jetzt leben und das Schicksal<br />
unseres Volkes tragen, haben wohl Grund,<br />
einen Volkstrauertag zu halten. Ob aber<br />
<strong>der</strong> Sonntag Reminiszere und das, was an<br />
dem Tage geschieht, ein wirklicher Ausdruck<br />
für die Größe und Furchtbarkeit unseres<br />
Schicksales ist, das ist die Frage. Ist es<br />
nicht viel eher <strong>der</strong> 28. Juni, <strong>der</strong> Tag von
Versailles, <strong>der</strong> Friedensschluß auf Grund<br />
<strong>der</strong> Kriegsschuldlüge, Ansang des Versuches,<br />
ein großes Volk für Jahre und Jahrzehnte,<br />
für Kin<strong>der</strong> und Kindeskin<strong>der</strong> zu versklaven?<br />
Ist nicht <strong>der</strong> oben erwähnte Vorschlag ein<br />
rechtes, gottgeschenktes Ahnen von dem,<br />
was unsere <strong>Kirche</strong> tun muß, um in die<br />
Tiefe des deutschen Schicksals hinabzusteigen<br />
und <strong>der</strong> deutschen Seele ein Helfer und<br />
Führer zu sein? Gebetsgemeinschaft <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> für unser Volk und gemeinsamer<br />
Ausdruck dieser GebetSgemeinschaft am<br />
28. Juni.<br />
Als mir <strong>der</strong> gemachte Vorschlag zum<br />
ersten Male entgegentrat, stieg unwillkürlich<br />
die Gestalt des Boten auf, den in grauer<br />
Vorzeit ein verzweifelter König zu den<br />
Mächten <strong>der</strong> Finsternis sandte, um einen<br />
letzten Versuch zu Hilfe und Rettung zu<br />
machen. (Siehe 2. Könige 4.) Diesem Boten<br />
trat auf seiner dunklen Bahn <strong>der</strong> Prophet<br />
entgegen, schickte ihn mit <strong>der</strong> Gewalt seiner<br />
Persönlichkeit zurück und ließ dem König<br />
die Frage vorlegen: ist denn kein Gott in<br />
Israel? So tritt unserem selbstverständlichen<br />
Kleinglauben, dieser unserer schwächlichen<br />
I^eberzeugung von unserer Ohnmacht,<br />
diesem Sichbeugen und -ducken unter den<br />
Rat <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Vorschlag <strong>der</strong> Gemeinschaftskreise<br />
entgegen und legt uns die<br />
Frage vor: Ist denn kein Gott in Israel?<br />
In <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> ist doch das<br />
schwächliche Gerede von unserer Ohnmacht,<br />
von dem Stillehaltenmüssen, von dem Vertrauen<br />
auf den guten Willen <strong>der</strong> Weltmächte<br />
einfach ausgeschlossen. Noch mehr<br />
muß das fromme Gerede ausgeschlossen<br />
sein, daß dieser Leidensweg Gottes Wille<br />
sei. Wo steht das geschrieben, wo hat uns<br />
Gott das offenbart? Wir haben einfach<br />
zu singen und zu glauben: Weg hat er<br />
allerwegen, an Mitteln fehlts ihm nicht.<br />
In einer ähnlichen schweren Zeit hat ein<br />
deutscher Mann gesagt: Ich lasse mir das<br />
nicht ausreden: wenn das Volk Ernst macht<br />
Gott zu suchen, dann kann und wird Gott<br />
einen Sturm entfachen, <strong>der</strong> alles uns<br />
Schädigende, alles, was wir mit unsern<br />
schwachen Kräften nicht meistern können, in<br />
weite Ferne rückt. Ich lasse mir das nicht<br />
ausreden, daß Gott unserm Volke einen<br />
Frühling schenken kann, <strong>der</strong> neue Blumen<br />
weckt und alte Bäume wie<strong>der</strong> zum Blühen<br />
bringt.<br />
W Positive Vorschläge<br />
Nie Gemeinschastsleute haben recht: Für die<br />
evangelische <strong>Kirche</strong> ist die Stunde gekommen,<br />
in <strong>der</strong> sie betend dag Schicksal des deutschen<br />
Volkes sich zu eigen machen muß und<br />
möglichst viele Volksgenossen hineinzieht in<br />
diese Schicksal- und Gebetsgemeinschaft. So<br />
kann sie best<strong>im</strong>mend, schaffend und erbauend<br />
mitwirken, daß wir und unser Volk<br />
wie<strong>der</strong> Glauben gewinnen, Glauben an Gott<br />
und an uns selbst, daß wir uns nicht als<br />
ein Volk ansehn, das nur von dem guten<br />
Willen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Völker lebt, das sich<br />
vielmehr in Gottes allmächtiger Hand weiß.<br />
Wie leicht und wie ganz von selber sich<br />
eine solche Gebetsgemeinschaft entwickelt,<br />
haben wir <strong>im</strong> Anfang des Krieges erfahren.<br />
Die <strong>Kirche</strong> muß nur selber Glauben<br />
und Mut zum Beten haben, einen starken<br />
Mut, auch in diesen dunkelsten Stunden,<br />
die je über unser Volk gekommen sind. Nur<br />
dürfen wir nicht wie<strong>der</strong> in denselben Fehler<br />
fallen wie <strong>im</strong> Weltkrieg, daß wir die Betstunden<br />
in Predigtstunden verwandeln. Es<br />
muß gebetet, nicht gepredigt werden. <strong>Das</strong><br />
Evangelium muß offenbar werden als eine<br />
Kraft zum gläubigen Beten.<br />
Aus Kriegsbriefen deutscher Studenten<br />
Liebe Eltern!<br />
. Juni 4916.<br />
Ich liege auf dem Schlachtfeld mit<br />
Bauchschuß. Ich glaube, ich muß<br />
sterben. Bin froh, noch einige Zeit<br />
zu haben, mich auf die h<strong>im</strong>mlische<br />
He<strong>im</strong>kehr vorzubereiten. Dank Euch,<br />
Ihr lieben Eltern! Gott befohlen.<br />
sind, theol. John»»«« Haas, Leipzig<br />
Geboren um 12. März 18»2 Elfelde<br />
Gifollen »in 1. Juni 19« vor Neioun<br />
Hans.<br />
Die „Kriegsbriefe deutscher Studenten" sind<br />
durch die <strong>Evangelische</strong> Nuchkammcr für <strong>Rheinland</strong><br />
zum Preise von 5,50 IM. zu beziehen<br />
Wie solche Gebetöstunden gestaltet werden,<br />
braucht nicht erörtert zu werden. Hier gilt:<br />
Not lehrt beten. Man kann nur fragen:<br />
wie sind sie zu gestalten, wenn sie in <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> gehalten und die ganze Gemeinde<br />
dazu eingeladen wird? Ein unübertreffliches<br />
Formular ist die Litanei, sie ist aus tiefster<br />
Not und aus bergeversehendem Glauben<br />
erwachsen. Man sage nicht: sie sind für<br />
unsere Zeit nicht geeignet. Was ist denn<br />
dafür geeignet? Eine solche Zeit, wie wir<br />
sie erleben, ist noch nie in deutschen Landen<br />
gewesen, wir ahnen noch nicht, wie furchtbar<br />
sie ist. Würden wir ihre Furchtbarkeit<br />
ahnen, so käme uns die Litanei als das<br />
selbstverständlichste Gebet vor. Ein Formular,<br />
das dem Geiste <strong>der</strong> Litanei entspricht,<br />
ist innerhalb <strong>der</strong> liturgischen Konferenz am<br />
Rhein entstanden in den Tagen, als 4949<br />
die furchtbaren FriedenSbedingungen bekannt<br />
wurden. Damals haben viele Gemeinden<br />
eine Gebetswoche gehalten: Jeden Abend<br />
versammelte sich eine zahlreiche Gemeinde<br />
zum gemeinsamen Gebet. Ich bemerke noch,<br />
daß eö für solche Gebetsgottesdienste kein<br />
Schade ist, wenn <strong>der</strong> Kreis <strong>der</strong> Gebete und<br />
Lie<strong>der</strong> ein ganz beschränkter ist, es genügt,<br />
wenn die Schriftverlesungen einigen Wechsel<br />
bringen. Solche Beschränkung bewahrt die<br />
Gemeinde und die Beter davor, dem lieben<br />
Gott die deutsche Not nach all' ihren<br />
Schattierungen, nach <strong>der</strong> politischen, wirtschaftlichen<br />
und sozialen Seite vorzutragen<br />
(vgl. die vielen Kriegsagenden).<br />
Also: Lied 463 o<strong>der</strong> 476, 477, 478, 479,<br />
365, 364, 464.<br />
Bittspruch (etwa einer von den Bittpsalmen).<br />
Gemeinde: ein Kyrie.<br />
Schriftverlesung.<br />
Lied, etwa Nr. 475.<br />
(Die Gemeinde erhebt sich)<br />
Pfarrer:<br />
Barmherziger Gott, Vater <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel,<br />
neige dich zum Gebet und Flehen deiner<br />
Gemeinde, die sich <strong>im</strong> Namen deines Sohnes<br />
versammelt hat. Wir haben keine an<strong>der</strong>e<br />
Hilfe und Rettung denn dein ewiges Erbarmen,<br />
daß du deinen Sohn dahingegeben<br />
hast für unsere, unseres Volkes und <strong>der</strong><br />
ganzen Welt Sünde. Um dieses deines Erbarmens<br />
willen rufen wir dich an und<br />
flehen aus Herzensgrund: Erhöre uns,<br />
lieber Herr und Gott!<br />
Gemeinde:<br />
Erhöre uns, lieber Herr und Gott!<br />
Pfarrer:<br />
O Jesus Christus, du ewiger Hohepriester,<br />
tue uns und unserm tiefgebeugten Volke<br />
die Arme deiner ewigen Liebe auf, daß wir<br />
darin eine sichere Zuflucht haben vor dem<br />
Haß unserer Feinde, einen starken Trost<br />
in den Tagen <strong>der</strong> Trübsal, die über unö<br />
gekommen und noch kommen werden, und<br />
unsere Seele nicht entfalle von des rechten<br />
Glaubens Trost, O Herr, unser Heiland,<br />
<strong>der</strong> du am Kreuze des Todes Bitterkeit<br />
geschmeckt und die tiefste Tiefe <strong>der</strong> Gotlverlassenheit<br />
erfahren hast, wir flehn, wir<br />
rufen dich an: Christe, erbarme dich unser!<br />
Gemeinde:<br />
Christe, erbarme dich unser!<br />
Pfarrer:<br />
Herr, unser Heiland, du Mittler des Neuen<br />
Bundes, gib deinen Geist in unser Herz, daß<br />
unser Herz, daß unser alter Mensch durch<br />
dein Leiden und Sterben in den Tod gegeben<br />
und wir zur Gemeinschaft deines<br />
Lebens erweckt werden. Segne die ganze<br />
Christenheit auf Erden und gib ihnen den<br />
Frieden, den du den Deinen verheißen und<br />
den die Welt nicht geben kann. Unsere<br />
sündige, müde Seele verlangt nach dir und<br />
<strong>der</strong> Gemeinschaft deines Friedens. Darum<br />
rufen wir zu dir, du großer Friedefürst, und<br />
flehen für uns, für alle deine Kin<strong>der</strong> auf<br />
Erden, für die ganze Welt: Gib uns deinen<br />
Frieden, o Jesu!
Gemeinde:<br />
Gib uns deinen Frieden, o Jesu!<br />
Pfarrer:<br />
Herr, höre unser Gebet.<br />
Gemeinde:<br />
Und laß unser Schreien zu dir kommen!<br />
Stilles Gebet.<br />
Vaterunser.<br />
Segen.<br />
Selbstverständlich ist das nur ein Vorschlag.<br />
Es isi nur wichtig, daß wir nicht wie<strong>der</strong> in<br />
den Fehler <strong>der</strong> Kriegszeit verfallen und<br />
Betstunden ankündigen, aber Predigtstunden<br />
halten. <strong>Das</strong> gemeinsame Gebet einer<br />
Christengemeinde ist eine Verkündigung des<br />
Evangeliums, wie man sie sich nicht eindringlicher<br />
vorstellen kann.<br />
Liz. Brand, Linz.<br />
Vierzehnter Deutscher <strong>Evangelische</strong>r Gemeindetag in Dortmund<br />
vom 7.—10. April 1929<br />
Gemeindetag fand nicht auf rheinischein<br />
Boden statt. Aber bei <strong>der</strong> engen<br />
Verbundenheit, auch rein äußerlicher Art,<br />
zwischen dem Industriegebiet Westfalens<br />
und dem <strong>Rheinland</strong>s, warf er seine Wellen<br />
auch nach <strong>Rheinland</strong> hinein, und es war<br />
wohl kein Zufall, daß unter den Festpredigern<br />
am Sonntag und unter den<br />
Rednern in <strong>der</strong> großen Gemeindeversammlung<br />
die Rheinlän<strong>der</strong> so stark, überwiegend,<br />
vertreten waren. Auch die Tatsache sprach<br />
dabei wohl mit, daß <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> Gemeindetag<br />
<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> schon des öfteren<br />
getagt hatte, in Westfalen noch nie. Und<br />
sicherlich hat auch <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />
dieser Gemeindetag allerlei Ernstes zu sagen,<br />
> Die Notwendigkeit des Gemeindetages<br />
Manche meinen, <strong>der</strong> Gemeindetag sei überständig.<br />
Es gibt ja neben <strong>der</strong> Fülle von<br />
überflüssigen neu auftauchenden kirchlichen<br />
Tagungen mancherlei alte Tagungen, die<br />
ruhig den Mut haben sollten, sich selbst abzubauen.<br />
In unsrer Zeit des stellenweise bis<br />
zur Unerträglichkeit getriebenen kirchlichen<br />
Betriebes mehren sich ja auch in <strong>der</strong> Tat<br />
die ernsten St<strong>im</strong>men und die Versuche,<br />
diesen Hochbetrieb <strong>der</strong> Tagungen zu drosseln,<br />
und gerade, wer die <strong>Kirche</strong>ngemeinde in ihrer<br />
Bedeutung kennt, hat den Wunsch, daß die<br />
Vertreter <strong>der</strong> Gemeinde aus ihrer normalen,<br />
geregelten und in ihrer Regelmäßigkeit so<br />
bedeutsamen Gemeindearbeit nicht beständig<br />
herausgerissen werden möchten. Vom Gemeindetag<br />
wird man aber das nicht sagen<br />
können. Es hat einmal jemand gesagt, es<br />
sei doch merkwürdig, daß die Pfarrer, die<br />
nun einmal <strong>im</strong> praktischen Pfarramt stehen<br />
sollten, über alle möglichen Dinge unterrichtet<br />
würden und Bescheid wüßten, nur<br />
nicht über die praktische Theologie. Man<br />
kann <strong>im</strong>mer noch in ähnlicher Weise von<br />
unfern Gemeinden sagen, daß sie in ihren<br />
Vertretern und auch in ihren Glie<strong>der</strong>n<br />
<strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> über eine geradezu verblüffende<br />
Unkenntnis <strong>der</strong> grundlegenden<br />
Gedanken evangelischen GemeindeaufbaueS<br />
und <strong>der</strong> durch Erfahrung gewonnenen Erkenntnisse,<br />
„wie man nun eigentlich die<br />
Sache macht", verfügen. Der Dienst an <strong>der</strong><br />
Gemeinde, zu dem wir so oft aufrufen, ist<br />
grundsätzlich christlich eine Selbstverständ-<br />
lichkeit, aber er ist praktisch eine Kunst, die<br />
gerade so gelernt sein will, wie die Kunst,<br />
einen Haushalt zu führen, wozu es bekanntlich<br />
(manchem freilich unbekannt) noch nicht<br />
genügt, daß man die eheliche „Liebe" hat.<br />
Damit erübrigen sich die Gedanken, die man<br />
hie und da auch <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> hörte und<br />
die auch ihre Antwort auf dem Gemeindetage<br />
selber fanden, als sei <strong>der</strong> Gemeindetag<br />
eben eine von den Größen, die nach Erreichung<br />
ihres Zieles besser neuen Aufgaben<br />
Platz machten. Man weist darauf hin, daß<br />
<strong>der</strong> Gemeindetag vom Schauplatz abtreten<br />
könne, nachdem die neue Verfassung in<br />
allen deutschen Landeskirchen mit dem<br />
Grundsatz, daß die <strong>Kirche</strong> sich aus <strong>der</strong> Gemeinde<br />
aufbaue, seinen Bestrebungen ja gerecht<br />
geworden sei. Eben darum aber geht<br />
es, daß wir uns nicht begnügen lassen an<br />
<strong>der</strong> Existenz <strong>der</strong> Gemeinde, <strong>der</strong>en Unentbehrlichkeit<br />
niemand bestreiten will, <strong>der</strong> die<br />
Volkskiiche will, son<strong>der</strong>n daß wir diese Gemeinde<br />
so lebendig gestalten, diese grundlegende<br />
Große für die <strong>Kirche</strong> so innerlich<br />
glie<strong>der</strong>n, zum Handeln aufrufen und befähigen,<br />
daß Gemeindeleben überhaupt<br />
möglich sei. Und gerade die rheinischen Gemeinden<br />
werden sich sagen, daß sie auf<br />
diesem Gebiet nicht nur <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> dieselben<br />
alten Aufgaben haben, die neu anzufassen<br />
sind, son<strong>der</strong>n vor <strong>im</strong>mer neuen Aufgaben<br />
stehen.<br />
Irrwege theologischen Denkens<br />
Daneben aber gilt es, einer Strömung in<br />
<strong>der</strong> gegenwärtigen Theologie Beachtung zu<br />
schenken, die gerade um ihrer religiösen<br />
Energie willen von den jungen Theologen<br />
vielfach begeistert aufgenommen wird und<br />
die ganz offenkundig schlechterdings mit<br />
unfern <strong>Kirche</strong>ngemeinden nichts anzufangen<br />
weiß, ja, die es offen ausspricht, daß, weil<br />
nur Gott Leben schaffen kann, eigentlich<br />
je<strong>der</strong> Versuch, den Menschen machen, Gemeinden<br />
zu bauen, ein letzter feiner Ausdruck<br />
<strong>der</strong> alten Werkgerechtigkeit sei, gegen<br />
die eben die Reformation gekämpft habe.<br />
So son<strong>der</strong>bar diese, unsre Gemeindearbeit<br />
völlig ignorierende, theologische Grundanschauung<br />
uns anmuten mag, sie ist tatsächlich<br />
da, und ihr Ergebnis ist entwe<strong>der</strong><br />
die Untätigkeit des Pfarrers, <strong>der</strong> sich nur<br />
noch beschränkt auf Predigt, Unterricht und<br />
Amtshandlungen o<strong>der</strong>, wenn er arbeitet, unlustig,<br />
unkundig und pess<strong>im</strong>istisch. Eine<br />
dritte Strömung, die den Arbeiten des GemeindetageS<br />
kritisch o<strong>der</strong> gar warnend gegenüber<br />
steht, wächst heraus aus den mehr<br />
o<strong>der</strong> weniger klaren (meist sehr unklaren)<br />
Gedanken über die Kerngemeinde, die das<br />
GroS <strong>der</strong> volkskirchlichen Gemeinde als<br />
reines Missionsobjekt ansieht, alle Rechte<br />
(auch Wahl- und Abendmahlsiecht) einem<br />
beson<strong>der</strong>en (man weiß nicht wie) ausgewählten<br />
Kern zuweist und dabei die merkwürdige<br />
Erwartung hat, daß alle die Gemeindeglie<strong>der</strong><br />
„II. Klasse" geduldig weiter<br />
ihre <strong>Kirche</strong>nsteuern zahlen werden und äußerlich<br />
den Bau <strong>der</strong> Gemeinde ermöglichen, auf<br />
den man doch nicht verzichten will.<br />
Diese Hintergründe zogen auch <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />
durch die Auseinan<strong>der</strong>setzungen des Dortmun<strong>der</strong><br />
GemeindetageS. Er war mit seinen<br />
verschiedenen Hauptoorträgen eigentlich eine<br />
fortlaufende Aussprache. Allerlei Mißverständnisse,<br />
auch unter den Erschienenen,<br />
waren zu klären. Im Ganzen aber wuchs<br />
er sich mehr und mehr zu einer innerlich<br />
wertvollen Tagung aus, in <strong>der</strong> <strong>im</strong>mer stärker,<br />
auch von <strong>der</strong> innerlichsten Seite her, empfunden<br />
wurde: <strong>der</strong> Gemeindetag ist nicht<br />
etwa vorbei, son<strong>der</strong>n man könnte sagen, er<br />
ist um praktischer und grundsätzlicher Besinnung<br />
willen nötiger denn je.<br />
Es kann nicht die Aufgabe dieses Berichtes<br />
sein, den Inhalt <strong>der</strong> einzelnen Vorträge<br />
wie<strong>der</strong>zugeben. Sie weiden <strong>im</strong> Druck erscheinen<br />
(zu dem sehr billigen Preise von<br />
4,50 Mark, siehe auch die Anmerkung am<br />
Schluß dieses Artikels). Nur etwas Allgemeines<br />
über die Vorträge, die zugleich das<br />
Bedauern begründen, daß die Veranstaltungen<br />
auch von <strong>Rheinland</strong> her nicht noch<br />
besser besucht waren. Der Vortrag, für den<br />
die Anwesenden wohl am dankbarsten<br />
waren, war <strong>der</strong> von<br />
Professor 0. Dr. Stählin über: „Der<br />
Gemeindegedanke und die theologische Lage<br />
<strong>der</strong> Gegenwart".<br />
Er ging davon aus, daß die gegenwärtige<br />
Theologie sehr stark von einer Besinnung<br />
durchzogen wird, die aus Angst vor schnellfertigem<br />
Betrieb nicht nach dem „Wie" <strong>der</strong>
Arbeit (geistiger o<strong>der</strong> praktischer Art) fragt,<br />
son<strong>der</strong>n in grundsätzlichster Fragestellung<br />
fragt: ist sie überhaupt möglich, ist sie überhaupt<br />
berechtigt? Neben den oben gekennzeichneten,<br />
m, E. eben falschen Vorstellungen<br />
von <strong>der</strong> „Welkgerechtigkeit" aller <strong>Kirche</strong>nund<br />
Gemeindearbeit steht die Behauptung,<br />
daß <strong>Kirche</strong> und Gemeinde eben nur gegründet<br />
sind auf die Verkündung des Wortes,<br />
und in keinerlei Gemeinschaftsformen<br />
irgendwie erlebt werden können. Je<strong>der</strong> Versuch,<br />
etwa irgendwie auch nur durch Kult<br />
eine Begegnung mit Gott, geschweige denn<br />
eine Gemeinschaft zu schaffen, sei eben absolut<br />
unreformatorisch. Demgegenüber wies<br />
<strong>der</strong> Redner darauf hin, daß auch bei <strong>der</strong><br />
Gemeinde daran festgehalten werden müsse,<br />
daß bei allem Unterschied zwischen göttlichem<br />
und menschlichem Tun es sich niemals<br />
um zwei verschiedene Vorgänge handele,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>im</strong>mer um denselben Vorgang, <strong>der</strong><br />
eine doppelte Seite hätte. All unser Gemeindeleben<br />
ist danach „Z e u g n i s". Darin<br />
liegt <strong>der</strong> Rückgang auf den schöpferischen<br />
Gott, aber auch den menschlichen Auftrag,<br />
<strong>der</strong> daraus entspringt. Darum ist Zeugnis<br />
<strong>der</strong> Gemeinde niemals ein Monopol deS<br />
menschlichen Wortes, son<strong>der</strong>n die ganze<br />
Lebensform <strong>der</strong> Gemeinde hat Zeugnischarakter,<br />
wobei je<strong>der</strong> zum Dienst an seinem<br />
wirklichen Nächsten berufen ist, und wir uns<br />
nicht in einer falschen „Stellvertretung"<br />
unsre Zeugnispflicht von irgendwelchen berufenen<br />
Gemeindeorganen abnehmen lassen<br />
dürfen. Diese zum Zeugnis für Gott berufene<br />
Gemeinde ist herausgerufen aus <strong>der</strong><br />
Welt, aber eben so sehr auch hineingerufen<br />
in die Welt. Sie hat die Aufgabe, den<br />
letzten, jenseitigen Sinn des Lebens (wohlgemeint:<br />
jenseitigen, vom Kreuze<br />
Christi her gegebenen Sinn) in die natürlichen<br />
Bindungen und Beziehungen <strong>der</strong> Welt<br />
hineinleuchten zu lassen, Ist die Not unsrer<br />
Zeit nicht wie bei Luther die Frage nach dem<br />
gnädigen Gott, son<strong>der</strong>n die gänzliche Zerfaserung<br />
und Sinnlosigkeit des auf sich selbst<br />
gestellten Lebens, so hat die christliche Gemeinde<br />
ihre letzte Aufgabe nicht in dem<br />
Einbau einer beson<strong>der</strong>en Welt in diese Welt,<br />
son<strong>der</strong>n darin, daß sie ganz radikal (von<br />
Gott her!) die natürlichen Lebens- und<br />
Sozialordnungen in gemeinsamer Not ernst<br />
n<strong>im</strong>mt. Daraus ergibt stch nicht etwa die<br />
„Betriebsamkeit", son<strong>der</strong>n <strong>im</strong> Gegenteil<br />
weithin die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Stille, aber<br />
ebenso auch die ernsteste Frage eben an die<br />
praktische Theologie: wie macht man nun<br />
das in Wirklichkeit?<br />
„Lebendige Gemeinde und gemeindlicher<br />
W Arbeitsbetrieb"<br />
das war das Thema des 1. großen Haupt-<br />
Vortrages, den in Verhin<strong>der</strong>ung des ursprünglich<br />
vorgesehenen Redners Professor<br />
v. v. d. Goltz, Greifswald, <strong>im</strong> letzten Augenblick<br />
<strong>der</strong> Vorsitzende des Gemeindetages<br />
selbst, Generalsuperintendent Professor<br />
D. Dr, Schian, übernommen hatte. Auch<br />
sein Vortrag, aus unendlicher Fülle theoretischer<br />
und praktischer Kenntnis dieser Dinge<br />
geflossen und in meisterhafter Durchsichtigkeit<br />
und Beschränkung einhergehend,<br />
wies darauf hin, daß es tatsächlich<br />
augenblicklich weithin um die Existenz<br />
unsrer ganzen Gemeindearbeit und damit<br />
allerdings auch um die Eristenz unsrer Gemeinde<br />
(und Volkskirche!) ginge. Er würdigte<br />
die Kritik, die an dem Gemeindebetrieb<br />
geübt wird, aufs allerernsteste.<br />
Gerade wir Freunde <strong>der</strong> Gemeindearbeit<br />
können uns diese Arbeit ja gar nicht an<strong>der</strong>s<br />
denken als in beständiger, <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> neu<br />
prüfen<strong>der</strong> Besinnung auf die Gefahren des<br />
Gemeinde„betriebes". Demgegenüber stellte<br />
<strong>der</strong> Redner aber hin: wir sind Feinde alles<br />
verflachenden Betriebes, aber wir wissen:<br />
nichtjedeS äußere Werk ist ein<br />
äußerliches Werk; herausgeboren<br />
aus innerlichster Nötigung<br />
und Kraft ist es eben Gottesdienst<br />
in tiefstem Sinne. Wie<br />
die Apostel (Aposlelgesch. 6) das „äußerliche"<br />
Werk des „zu Tische dienens" nicht<br />
aufgaben, son<strong>der</strong>n dafür sorgten, daß von<br />
an<strong>der</strong>en geholfen würde, so führt uns die<br />
Besinnung auf das innerlichste Wer? zum<br />
Ruf nach geeigneten Helfern, aber nicht<br />
zur Untätigkeit. Und auch das innerlichste<br />
Werk darf das äußere nicht verachten. Gilt<br />
das nicht gerade vom Gottesdienst (bis aufs<br />
Staubwischen auf den Bänken)? Gilt das<br />
nicht ganz beson<strong>der</strong>s von all den Finanzfragen<br />
unserer Gemeinde, in denen die peinlichste<br />
äußere Ordnung christlichste Pflicht<br />
ist? Jede übergeistliche Verachtung <strong>der</strong><br />
äußeren Dinge in <strong>der</strong> Gemeinde rächt sich<br />
stets — auch an dem Verächter, denn die<br />
äußeren Dinge sind Gottes Ordnungen,<br />
mit denen er uns erzieht. Ohne diese Treue<br />
<strong>im</strong> Kleinen bleiben wir nicht innerlich gesund.<br />
Beschränkten wir die Gemeindearbeit<br />
auf die Verkündigung in Wort und<br />
Sakrament, so blieben nicht nur notwendige<br />
Aufgaben ungetan, son<strong>der</strong>n wir hätten<br />
höchstens „Pastorationsbezirke", in denen<br />
ganz gegen Gottes Willen viele Kräfte<br />
untätig brach liegen würden. Was folgt<br />
daraus? Kein Universalrezept für alle<br />
Gemeinden, aber in <strong>der</strong> Tat jene obengenannte<br />
Besinnung, die Notwendigkeit, das<br />
Uebermaß des „Betriebes" und des „Organisierens"<br />
unbedingt einzuschränken. DaS<br />
Zentrale des Amtes und <strong>der</strong> Gemeinde<br />
(Gottesdienst, Seelsorge, Unterricht) muß<br />
zu allererst zu seinem Recht kommen, und<br />
auch <strong>der</strong> Pfarrer muß Zeit haben für die<br />
innere Befruchtung, wie auch seine Mitarbeiter<br />
zu sich selber kommen müssen können<br />
— gerade hier zeigte es sich vielleicht, wie<br />
sehr <strong>der</strong> Gemeindetag auch jetzt praktische<br />
Aufgaben hat und dazu helfen müßte, daß<br />
in den konkreten Einzelfällen wir <strong>im</strong> Austausch<br />
<strong>der</strong> Gedanken und <strong>der</strong> Erfahrungen<br />
eben lernen, wo und wie <strong>der</strong> „Betrieb" gekappt<br />
werden kann, ohne daß das Leben<br />
geschädigt wird.<br />
In dem dritten großen Vortrag behandelte<br />
Professor v. MattheS aus Darmstadt<br />
„den Gemeinschaftsgedanken und seine Verwirklichung<br />
in <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde".<br />
In feiner, weitausgreifen<strong>der</strong> Darlegung<br />
zeigte er, wie <strong>der</strong> Gemeinschaftsgedanke in<br />
doppelter Prägung durch die Welt geht:<br />
einmal aus dem reinen, vernunftmäßigen<br />
Denken <strong>der</strong> Menschen entspringend, und<br />
dann endet er — mag er philosophisch beginnen<br />
und politisch sich entfalten, wie er<br />
will — schließlich in <strong>der</strong> Sowjet- Gemeinschaft,<br />
d. h. in <strong>der</strong> Vernichtung. O<strong>der</strong><br />
aber er entspringt <strong>der</strong> Christusgebundenheit,<br />
und dann allein kann er wirkliche Gemeinschaft<br />
schaffen. <strong>Das</strong> „Wie" <strong>der</strong> Verwirklichung<br />
dieser mit innerster Beteiligung<br />
vorgetragenen und mit regstem Interesse<br />
aufgenommenen Gedanken galt es nun in<br />
<strong>der</strong> Aussprache zu klaren. Daß das natürlich<br />
nur in Hindeutungen geschehen konnte,<br />
ist klar und wie<strong>der</strong>um ein Beweis, wie die<br />
Fragenwelt des Gemeindetages eben nicht<br />
veraltet ist, son<strong>der</strong>n in unsere Gegenwartsaufgaben<br />
entscheidend hineingreift, aber<br />
hineingreift nicht als Rezeptchensammlung,<br />
son<strong>der</strong>n als innerste Besinnung.<br />
W Die Aussprache<br />
hielt sich — das darf man wohl sagen —<br />
auf beachtlicher Höhe. Lei<strong>der</strong> fehlten —<br />
an<strong>der</strong>s als sonst auf den Versammlungen<br />
des Gemeindetages — fast ganz die Laien<br />
in <strong>der</strong> Debatte. Der Besuch hätte besser<br />
sein können.<br />
Die Gottesdienste<br />
am 40. 4. sahen zwar volle <strong>Kirche</strong>n — <strong>der</strong><br />
feierliche Eröffnungsgottesdienst in <strong>der</strong> überfüllten<br />
Reinoldikirche am 14. 4., abends<br />
6 Uhr, mit <strong>der</strong> packenden Predigt des Lan-<br />
<strong>Das</strong> Evangelium ist keine Zumutung, son<strong>der</strong>n ein Geschenk
desbischofs Tolzien war ein erhebendes<br />
Gemeinschaftserlebnis. Auch die große<br />
Gemeindeversammlung<br />
am 9. April mit drei Ansprachen von<br />
dem Unterzeichneten, Gewerkschaftssekretär<br />
Dudey und Pfr.<br />
Niemöller, Elberfeld, über: „Die<br />
Frau — <strong>der</strong> Mann — und wir<br />
und die Gemeinde" war mit ihrer<br />
lautlos lauschenden Menge <strong>im</strong> großen, überfüllten<br />
Reinoldihof-Saal ein Heichen <strong>der</strong> Teilnahme<br />
<strong>der</strong> evangelischen Kreise Dortmunds.<br />
Aber die auswärtigen Besucher waren doch<br />
spärlich da. Neben Westfalen stand <strong>Rheinland</strong><br />
etwas, Berlin und Mitteldeutschland<br />
sehr wenig vertreten, da; das übrige<br />
Deutschland fehlte.<br />
W Schlußurteil<br />
Als „Westfälischer Gemeindetag" wäre es<br />
eine gut besuchte Veranstaltung gewesen.<br />
Aber es geht um den „D e u t sch e n <strong>Evangelische</strong>n<br />
Gemeindetag". Um so dankbarer<br />
mag Westfalen und <strong>Rheinland</strong> sein. Ernst<br />
allerdings st<strong>im</strong>mt die Beobachtung: die<br />
jüngere Theologenwelt war sehr wenig vertreten.<br />
<strong>Das</strong> liegt sicherlich zum Teil an <strong>der</strong><br />
Tatsache <strong>der</strong> Ueberalterung unsreS Pfarrerstandes.<br />
ILnsre Gemeinden wissen das vielfach<br />
nicht. Die Kenner freilich sehen mit<br />
Sorgen seit Jahren das Fehlen des Nachwuchses<br />
(auch unter den Folgen <strong>der</strong> KriegSverluste),<br />
das uns <strong>im</strong>mer ernstere Frage auf<br />
allen Gebieten des pfarramtlichen Handelns<br />
wird, und das in einer Zeit, die <strong>im</strong>mer mehr<br />
Arbeit verlangt! <strong>Das</strong> Ausbleiben <strong>der</strong> Jugend<br />
in Dortmund ist aber auch wohl ein Hinweis<br />
auf die außerordentliche Wichtigkeit<br />
des Stählinschen Vortrages und die Notwendigkeit<br />
des Gemeindetages gerade heute!<br />
Man könnte lächeln über eine Theologie,<br />
die die Gemeinde und die Geschichte ignoriert<br />
— aber man bangt vor dem Gemeindeleben,<br />
das daraufhin verarmt o<strong>der</strong> verwahrlost.<br />
Man sorgt um ein Theologengeschlecht, das<br />
sich dieser Gemeindearbeit eben doch nicht<br />
wird entziehen können — die Wirklichkeit<br />
mit ihrer Notwendigkeit ist eben zu stark<br />
— aber weil die geklärte Erfahrung fehlt,<br />
fällt die Gemeindearbeit nun doppelt in die<br />
Gefahr des äußerlichen „Betriebes", um sich<br />
über ihren Tod zu täuschen!<br />
Der Gemeindetag — wahrlich nicht überlebt<br />
— man möchte vielmehr sagen: nach<br />
dem äußeren, in <strong>der</strong> Verfassung erlebten<br />
Sieg fängt seine Zeit erst an, daß unsre<br />
Gemeinden eben weiden, was sie sind. Und<br />
wer unsre Riesengemeinden <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
steht und das nicht fühlt —, dem möchte ich<br />
nicht eines <strong>der</strong> köstlich deutschen Worte zurufen,<br />
mit denen unser trefflicher Niemöller<br />
am Gemeindeabend die Leute charakterisierte,<br />
die mit <strong>der</strong> „zureichenden Dosis von<br />
Borniertheit reichlich begabt" seien — aber<br />
das darf man ihm doch wohl sagen: von<br />
<strong>der</strong> Gemeindekirche weiß und fühlt er nichts!<br />
Wir hoffen, daß diese Tagung, nicht weit<br />
von <strong>der</strong> rheinischen Grenze, von reinischen<br />
Leuten besucht und mitgetragen, dem Gemeindegedanken<br />
auch bei uns neuen Anstoß<br />
gibt. —<br />
Die Verhandlungen des Deutschen Eoange-<br />
M> tischen Gemeindetllges<br />
sind <strong>im</strong> Druck erschienen und von <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />
— <strong>Evangelische</strong> Zentralstelle,<br />
Breslau 13, Höfchenstraße 34, zu beziehen.<br />
Auch in den Verhandlungen früherer Jahre<br />
steckt wertvolles Material — beson<strong>der</strong>s<br />
für die Sitzungen unsrer Ge-<br />
meindevertretungen, auch geeignet<br />
zum unmittelbaren Vertrieb an sie. Sie<br />
sind für 0,50 Mark zu beziehen.<br />
Ich mache auf folgende Veröffentlichungen<br />
aufmerksam:<br />
9. Gemeindetag 4923 in Essen:<br />
enthaltend u. an<strong>der</strong>em: Dr. Ritter, Berlin:<br />
Gemeinde und Politik; Liz. Erfurth, Elberfeld:<br />
Gemeinde und Wohlfahrtspflege; V.<br />
Schian, Gießen: Die Gemeinde <strong>im</strong> Sturme<br />
<strong>der</strong> Zeit; Liz. Brand, Linz: Kirchliche Sitte<br />
und persönliche Frömmigkeit. 52 S.<br />
40. Gemeindetag in Offenbach<br />
4925: enthaltend u. an<strong>der</strong>em: Pfr. Zuckschwerdt,<br />
Magdeburg: Die Bedeutung des<br />
Religionsunterrichtes in <strong>der</strong> Schule für den<br />
Aufbau <strong>der</strong> Gemeinde; Pfr. Liz. Rosenkranz,<br />
Kreuznach: Neue Wege zur Ausgestaltung<br />
des Gemeindegottesdienstes. 52 S.<br />
44. Gemeindetag in Breslau<br />
4926: enthaltend ».an<strong>der</strong>em: Pfr. v. Dusse,<br />
Essen: Die Bedeutung <strong>der</strong> volkskirchlichen<br />
Gemeinde für unsre Zeit; Generalsuperintendent<br />
v. Zänker, Breslau: Die evangelische<br />
<strong>Kirche</strong>ngemeinde und die Männerwelt; Pfr.<br />
Großmann, Berlin-Steglitz: Die Selbständigkeit<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde und die Führung<br />
durch den Pfarrer. 60 S.<br />
42. Gemeindetag inMagdeburg<br />
492?: enthaltend u. an<strong>der</strong>em: Landwirtschaftsschuldirektor<br />
Hemeter, Gentha: Die<br />
Industrialisierung Mitteldeutschlands und<br />
die Aufgaben <strong>der</strong> evangelischen Gemeinden;<br />
Superintendent Danneil, Magdeburg: Gemeinde<br />
und Bezirk; Superintendent Jordan,<br />
Gommern: Sorgen <strong>der</strong> Landgemeinden;<br />
Generalsuperintendent v. Dr. Schian, Breslau:<br />
Ehrfurcht, die Grundlage aller Gemeindearbeit.<br />
52 S.<br />
Pfarrer 0. Inss?. Essen.
Im Mittelpunkte de« traurigen Bildes, da«<br />
eine kürzlich dem Reichstag vom Reichsministerium<br />
für die besetzten Gebiete vorgelegte<br />
Denkschrift über „Die wirtschaftliche und kulturelle<br />
Notlage in den bedrängten westlichen<br />
Grenzgebieten und <strong>im</strong> besetzten Gebiet" entrollt,<br />
steht die Tatsache <strong>der</strong> Besatzung. Noch <strong>im</strong>mer<br />
— <strong>im</strong> 41. Jahre nach Kriegsende — stehen<br />
nahezu 67 VON Nlann frem<strong>der</strong> Besatzung auf<br />
deutschem Boden: 30 930 entfallen auf den<br />
preußischen Anteil de« besetzten Gebiete«, 17 000<br />
auf die Pfalz und 19 ONO auf Hessen. Für den<br />
dicht bevölkerten deutschen Westen bedeutet die<br />
Besatzung eine überaus drückende Last. Kommen<br />
doch auf 10 ()()() Einwohner in <strong>der</strong> oreußischen<br />
Landesteilen 137, in <strong>der</strong> Pfalz 160 und<br />
in Hessen sogar 385 Besatzungsangehörige, Vlit<br />
Bedauern muß man aber auch <strong>der</strong> Denkschrift<br />
entnehmen, daß auch heute noch rund 1300 farbige<br />
Truppen sich am Rhein befinden. Beson<strong>der</strong>s<br />
drückend ist für die Bevölkerung de« Westen«<br />
die durch die Besatzung hervorgerufene Wohnungenot.<br />
Im gesamten besetzten Gebiet sind<br />
<strong>im</strong>mer noch 2599 Nürgerwoh,»mgen beschlag-<br />
CAasi täglich ergehen Warnungen vor den<br />
sVGefahren, welche das Eingehen einer gemischten<br />
Ehe mit sich bringt. Da aber nicht<br />
mit Warnungen, son<strong>der</strong>n nur durch die Tat<br />
das Uebel bekämpft werden kann, so suchte<br />
man eine Organisation zu gründen, die praktische,<br />
erfolgreiche Hilfe leisten kann.<br />
Es ist eine Tatsache, daß nicht <strong>im</strong>mer religiöse<br />
Gleichgültigkeit zum Eingehen einer<br />
??lischehe Veranlassung ist, son<strong>der</strong>n in<br />
vielen Fällen fehlt es an <strong>der</strong> Möglichkeit<br />
einen Gleichgesinnten kennen zu lernen.<br />
Diese Schwierigkeit besteht hauptsächlich in<br />
Grenzlandnot <strong>im</strong> deutschen Westen<br />
nahmt. Dazu kommen zahlreiche öffentliche<br />
Gebäude, darunter viele Schulen und <strong>Kirche</strong>n.<br />
So sind z. B. in Trier insgesamt 4101 Räume<br />
beschlagnahmt, von denen 2727 privaten Charakter<br />
tragen, in Aachen 316 Prioatwohnungen<br />
mit zirka 100(1 Z<strong>im</strong>mern und außerdem noch<br />
480 reichseigene Wohnungen. In <strong>der</strong> gesamten<br />
Pfalz waren <strong>im</strong> September 1928 noch 681<br />
Wohnungen mit 2556 Räumen und außerdem<br />
noch 355 Einzelz<strong>im</strong>mer in den Händen <strong>der</strong> Besatzung<br />
und in Hessen 1080 Wohnungen mit<br />
3708 Z<strong>im</strong>mern, wozu noch 645 beschlagnahmte<br />
Einzelz<strong>im</strong>mer kommen. Zahllose alteingesessene<br />
Familien wurden hierdurch ihres He<strong>im</strong>e« beraubt.<br />
Die Zahl <strong>der</strong> Wohnungssuchenden ist groß. Sie<br />
wurde durch die Flüchtlinge aus den abgetrennten<br />
Gebieten noch vermehrt. Ganz zu schweigen<br />
ist von den fast unüberwindlichen Schwierigkeiten,<br />
die sich für Familienneugründungen ans<br />
<strong>der</strong> Wohnungsnot ergeben haben. Die Stadt<br />
Mainz zählte z. B. am 1. November 1928<br />
9833 Wohnungsbewerber, von denen 4379 ohne<br />
jede Behausung sind.<br />
Die Gemeinschaft zur Anbahnung evangelischer<br />
Ehen<br />
darf keineswegs mit einer gewerbsmäßigen<br />
Heiratsvermittlung verwechselt werden. Es<br />
wird auf die Wahl kein Einfluß ausgeübt,<br />
die Interessenten können sich vielmehr unter<br />
den Teilnehmern den innerlich zu ihnen gehörenden,<br />
bzw. passenden Lebensgefährten<br />
selbst suchen.<br />
Nachdem die Gemeinschaft nur Gleichgläubige<br />
umschließt, trägt sie mit aller Best<strong>im</strong>mtheit<br />
dazu bei, das von <strong>der</strong> evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong> verpönte Mischehenproblem lösen zu<br />
^,c^» cv» < „5^ bedenken einer<br />
Auch die Tätigkeit <strong>der</strong> französischen Besatzunasgerichte<br />
lastet schwer auf <strong>der</strong> Bevölkerung. So<br />
wurden allein in <strong>der</strong> Pfalz seit April 1924 in<br />
3768 Fällen deutsche Staatsangehörige durch<br />
französische ^Militärgerichte verurteilt, und zwar<br />
zu Freiheitsstrafen von mehr al« 261 Jahren,<br />
i» einem Falle zu lebenslänglicher Zwangsarbeit<br />
und zu Geldstrafen in Höhe von<br />
176 000 ^»l und 14 000 Fr«. So ist je<strong>der</strong><br />
deutsche Bürger <strong>im</strong> Bereich des Besatzungsreg<strong>im</strong>es,<br />
das seinen Ausdruck in den heute noch<br />
geltenden 316 Ordonanzen gefunden hat, in seiner<br />
persönlichen Freiheit <strong>im</strong>mer noch auf das<br />
schwerste bedroht.<br />
Die Reichsregierung wird in dem engen Rahmen<br />
<strong>der</strong> ihr belassenen Möglichkeiten zu helfen<br />
versuchen: aber alle Hilfe wird nicht den eigentlichen<br />
Herd <strong>der</strong> Krankheit <strong>im</strong> Westen beseitigen.<br />
Ehe die Besatzungsmächte sich nicht entschließen,<br />
die zwecklose und kulturwidrige Okkupationsarmee<br />
vom deutschen Boden zurückzuziehen, wird<br />
keine Heilung <strong>der</strong> offenen, stet« blutenden<br />
Wunde <strong>im</strong> deutschen Volkskörper möglich sein.<br />
<strong>Evangelische</strong> Eheanbahnung<br />
chen Menschen bisher keine Gelegenheit geboten<br />
war, eine Eheangelegenheit zu finden,<br />
liegt doch auch in diesen das Sehnen nach<br />
dem Glück, das sie selbst empfinden und<br />
an<strong>der</strong>en zuteil werden lassen möchten und<br />
könnten. Gerade unter diesen gibt es viele,<br />
die die beste Eignung zur Ehe, zum Gatten,<br />
Mutter o<strong>der</strong> Vater haben. Gerade diese<br />
würden bei richtiger Wahl sich best<strong>im</strong>mt zu<br />
prächtigen Menschen entwickeln; damit ist<br />
die beste Gewähr für eine glückliche Ehe<br />
gegeben, während sonst diese meistenteils<br />
unverehelicht bleiben und nicht selten die<br />
Sorgen betaater Eltern sink ^l»>->> Kl«s»«
Vermittlungsstelle — wird es den Teilnehmern<br />
ermöglicht, sich über die oben angeführten<br />
Fragen ohne Nennung <strong>der</strong><br />
Namen zu orientieren. Stellen sich <strong>im</strong> Verlaufe<br />
des Briefwechsels Hin<strong>der</strong>nisse irgendwelcher<br />
Art heraus, so kann die Beziehung<br />
gelöst werden, ohne befürchten zu müssen,<br />
daß Indiskretionen vorkommen, da keines<br />
des an<strong>der</strong>n Name o<strong>der</strong> Wohnort bekannt<br />
ist. Als wesentlicher Punkt <strong>der</strong> Bedingungen<br />
ist hervorzuheben, daß die Leitung <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />
darauf hinarbeitet, daß vor <strong>der</strong><br />
Verlobung ärztliche Gesundheitszeugnisse und<br />
womöglich auch pfarramtliche Zeugnisse ausgetauscht<br />
werden, wodurch in <strong>der</strong> Ehe so<br />
manches Unglück verhütet werden soll.<br />
Näheren Aufschluß geben die Bedingungen,<br />
gegen 60 Pf. verschlossen in unbedrucktem<br />
Briefumschlag vollkommen diskret auf<br />
Wunsch zugesandt werden. Ein Vorschuß<br />
bzw. eine Provision ist nicht zu entrichten<br />
falls eine Anbahnung zustande kommt. Anschrift:<br />
„Die Burg", München 38, Postfach<br />
4.<br />
Die Pressearbeit des Rheinischen Verbandes des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n<br />
Frauenbundes<br />
Diese Pressearbeit ist dem Wunsche entsprungen,<br />
die einzelnen Ortsgruppen wissen zu lassen, mit<br />
welcher Arbeit man sich <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> in den<br />
Kreisen des D, E. F, beschäftigt, um dadurch<br />
eine llebersicht über die Tätigkeit de« Rheinischen<br />
Verbandes zu gewinnen, Jede Ortsgruppe<br />
sendet regelmäßig die Zeitungsberichte über ihre<br />
Veranstaltungen ein, und so wird durch die<br />
monatlich den Ortsgruppen zurückzusendenden gesammelten<br />
Mitteilungen dieses Ziel erreicht. Die<br />
einzelnen Ortsgruppen empfangen zudem von <strong>der</strong><br />
Arbeit <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Ortsgruppen Anregungen:<br />
Vortragsthemen und Adressen werden durch<br />
die Rundschreiben bekanntgegeben.<br />
Die Vorträge behandelten Fragen: <strong>der</strong> Reform<br />
des Ehescheidungsrechts, de« Gesetzes zur<br />
Bekämpfung <strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten, de«<br />
Reichsschulgesetzc« und <strong>der</strong> Gefährdetenfürsorge.<br />
Mit dem Grenz- und Auslandsdeulschtum befaßten<br />
sich die Vorträge über „Grenz- und Auslandsdeutschtum",<br />
und „Die Erlebnisse <strong>der</strong> Balten<br />
zur Bolschewistenzeit". Einen breiten Raum<br />
nahmen die Vorträge über die Arbeit auf dem<br />
Gebiete <strong>der</strong> Jugendfürsorge und Jugendpflege<br />
ein: „Fürsorgerin und ehrenamtliche Helferin",<br />
„Tageslauf einer Fürsorgerin", „Jugendfürsorge<br />
<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>", „Aus <strong>der</strong> Arbeit des <strong>Evangelische</strong>n<br />
Jugend- und Wohlfahrtsamtes". Verschiedene<br />
Vorträge wurden über die Kriegsschuldlüge<br />
gehalten und über: „<strong>Evangelische</strong> Frau<br />
und Politik" gesprochen, Mit kolonialen Fragen<br />
beschäftigte man sich in den Vorträgen über<br />
„Aufbauarbeit in Argentinien". Frauenarbeit<br />
in den Kolonien, Berichten über die Tätigkeit<br />
des Missionsarztes Dr. Schweitzer, Es gehören<br />
hierher vielleicht auch die Vorträge über „Die<br />
Stellung <strong>der</strong> Frau <strong>im</strong> Orient und Christentum<br />
und Islam". <strong>Das</strong> Wirken <strong>der</strong> weiblichen<br />
Theologin beleuchteten Vorträge über: „Mein<br />
Weg und meine Erfahrungen als Theologin",<br />
„Arbeit <strong>der</strong> theologisch gebildeten Frau in <strong>der</strong><br />
Gemeinde". Berichte über die Tagung <strong>der</strong><br />
evangelischen Arbeiterinnenvereine führte zu<br />
Neilgründungen von Ortsgruppen dieses Verein«.<br />
Vorträge über: „<strong>Das</strong> Leben <strong>der</strong> rheinischen<br />
<strong>Kirche</strong> und <strong>der</strong> deutsch-evangelische <strong>Kirche</strong>nbund",<br />
„Die Agende-Kommission" und „Fragen <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> und ihrer Verfassung" gingen von verschiedenen<br />
Ortsgruppen ein, so über „Die Mitarbeit<br />
<strong>der</strong> Frau in <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong>". Der<br />
Hygiene des Alltag«, <strong>der</strong> häuslichen Gesundheit«-<br />
und Krankenpflege und <strong>der</strong> Besichtigung<br />
<strong>der</strong> rheinischen Liebesanstalten war ein großer<br />
Teil <strong>der</strong> Arbeit verschiedener Ortsgruppen gewidmet.<br />
E« folgten „Gegenwartsfragen <strong>der</strong><br />
Mädchenbildung", „Berufswahl <strong>der</strong> weiblichen<br />
Jugend unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung <strong>der</strong><br />
sozialen Berufe", „Berufsaussichten <strong>der</strong> Gärtnerinnen".<br />
Zeitfragen behandelten die Vorträge<br />
über „Spannung zwischen mo<strong>der</strong>nem Leben und<br />
Christentum", „Die evangelische Liebestätigkeit<br />
<strong>im</strong> Kampf wi<strong>der</strong> Not und Schuld", „Deutsche<br />
Volkskraft und deutsche Familie", „Luther und<br />
Schiller, die Erzieher des deutschen Volkes" und<br />
„Kein Mensch kann ohne Freude sein". Die<br />
seelische und soziale Not <strong>der</strong> Blinden und Er-<br />
fahrungen <strong>der</strong> Blindenfürsorge bildeten da«<br />
Thema de« Vortrage« einer Ortsgruppe.<br />
In Lichtbildvorträgen sprach man über<br />
„<strong>Das</strong> Kind in <strong>der</strong> Kunst", über Ludwig Richters<br />
Bil<strong>der</strong> <strong>im</strong> Rahmen eines Vortrages über<br />
He<strong>im</strong>at und Vaterland, Berichte über allerhand<br />
bunte Abende mit Gesängen, Tänzen,<br />
melodramischen Aufführungen und Schubertfeiern<br />
konnten den Ortsgruppen wertvolle Anregungen<br />
sein, „Schmücke dein He<strong>im</strong>" zeigte<br />
eine Ausstellung guter, billiger Reproduktionen,<br />
Anregungen zur Ausgestaltung von Mütterabenden,<br />
Kleinrentnerfeiern mit Handarbeitsocrkäufen<br />
waren mehrfach zu finden, und einzelne<br />
Ortsgruppen brachten den Lichtbil<strong>der</strong>vortrag<br />
über Elsa Brändström und ihr Werk, auch<br />
sind vier Jahre her, daß die Bibelschule<br />
<strong>im</strong> Martineum zu Witten<br />
ihre Arbeit aufgenommen hat; sie ist organisch<br />
herausgewachsen aus den Aufgaben<br />
des ProvinzialverbandeS für die evangelische<br />
weibliche Jugend Westfalens. Was<br />
sie will, besagt ihr Name. Sie will in die<br />
Bibel hineinführen, aber in wirklicher<br />
Arbeit; sie möchte nicht steckenbleiben in <strong>der</strong><br />
Darbietung des unmittelbar Erbaulichen,<br />
son<strong>der</strong>n hineinführen in die geschichtliche<br />
Offenbarung unseres Gottes, wie wir sie<br />
unter dem Wort Heilsgeschichte verstehen.<br />
Wenn wir sagten, daß die Bibelschule aus<br />
<strong>der</strong> Arbeit des Provinzialverbandes herausgewachsen<br />
ist, so kann gleich hinzugefügt<br />
werden, daß sie auf dem Boden <strong>der</strong> Gemeinde<br />
steht und <strong>der</strong> Gemeinde unserer<br />
Tage dienen möchte. Denn die Leiterinnen<br />
und Helferinnen unserer Vereine, die durch<br />
die kleinen Kurse (Schulungs- und Vertiefungskurse)<br />
hindurchgehen, stehen als freiwillige<br />
Kräfte in <strong>der</strong> Arbeit des Vereins<br />
und damit in <strong>der</strong> Arbeit innerhalb <strong>der</strong> Gemeinde<br />
und geben das, was ihnen geschenkt<br />
wurde, an an<strong>der</strong>e weiter. I^nd wenn in unserer<br />
Zeit <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> zum Ausdruck gebracht<br />
wird, wie wichtig und notwendig<br />
neben dem Gottesdienst eine lebendige, weiterführende<br />
Bibelstunde innerhalb <strong>der</strong> Gemeinde<br />
ist, so muß die Bibelschule ihren<br />
Schülerinnen das Rüstzeug geben, daß sie<br />
<strong>im</strong> heutigen Weltanschauungskampf als in<br />
<strong>der</strong> Bibel gegründete Persönlichkeiten fest<br />
Ida o, Kortzfleisch' und ihre« Wirkens wurde<br />
in einer großangelegten Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
einer Ortsgruppe gedacht.<br />
Hinter dieser großen Zahl von Vorträgen verbirgt<br />
sich viel Arbeit und Schaffenslust. Einheitlich<br />
und geschlossen wird die Arbeit <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
geführt, und sie wirbt um die Mitarbeit<br />
gerade <strong>der</strong> Frauen, denen Charakter und<br />
Willen das Bewußtsein wach erhielten, verantwortlich<br />
zu sein für da« Geschehen ihrer Zeit,<br />
die um <strong>der</strong> Zukunft ihrer Kin<strong>der</strong> willen nicht<br />
den Dingen ihren Lauf lassen, son<strong>der</strong>n nach dem<br />
Maß ihrer Kräfte und in bewußt evangelischem<br />
Verantwortungsgefühl helfen wollen, ihnen die<br />
Richtung zu geben, die sie für unsere Zeit als<br />
gut und heilsam erkannt haben. Schütte.<br />
Die Bibelschule in Witten<br />
und klar ihren 2Veg gehen, als von Gott in<br />
die Gemeinde hineinberufen, bereit zum<br />
Dienst.<br />
In unserer Schule werden aber nicht allein<br />
freiwillige Kräfte weitergebildet, son<strong>der</strong>n e S<br />
werden junge Mädchen berufsmäßig<br />
für den Dienst an <strong>der</strong><br />
Jugend, in <strong>der</strong> Gemeinde und<br />
Inneren Mission geschult. Hiermit<br />
kommt die Schule einem doppelten Bedürfnis<br />
entgegen. Einerseits ist die Nachfrage<br />
nach biblisch ausgebildeten Kräften in<br />
<strong>der</strong> Gemeinde-, Jugendarbeit und in an<strong>der</strong>en<br />
kirchlichen Arbeiten <strong>im</strong> Wachsen, sowohl<br />
von feiten <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde als auch<br />
<strong>der</strong> Inneren Iltisston mit ihren verschiedenen<br />
Bestrebungen und Verbänden, an<strong>der</strong>erseits<br />
wünschen in unserer Zeit junge Mädchen,<br />
die vom Geist des Evangeliums erfaßt<br />
sind, ihre Kräfte in den Dienst <strong>der</strong><br />
Gemeinde o<strong>der</strong> Inneren Mission als Berufsarbeiterinnen<br />
zu stellen, und möchten<br />
für diese Aufgabe ausgerüstet werden. Dies<br />
zu erreichen, ist das Ziel des Lehrgangs.<br />
Der Lehrplan umfaßt folgende Fächer:<br />
In erster Linie Bibelarbeit, die sowohl das<br />
Ganze <strong>der</strong> Heiligen Schrift, als auch einzelne<br />
Bücher des Alten und Neuen Testamentes<br />
<strong>im</strong> beson<strong>der</strong>en einschließt. Dazu<br />
kommt Glaubens- und Sittenlehre, <strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />
und <strong>Kirche</strong>nkunde; Innere und<br />
Aeußere Misston und Religionsgeschichte;<br />
Bürgerkunde; Pädagogik und Psychologie;<br />
Iugendführung, Methodik des ReligionS-
unterrichte« mit Lehrproben und Anleitung<br />
zu Vibelbesprechungen. Auf Einführung in<br />
das Geislesleben und den WeltanschauungSkampf<br />
<strong>der</strong> Gegenwart, in die gesetzlichen und<br />
sozialen Voraussetzungen für dir Arbeit an<br />
<strong>der</strong> Äugend ^^ ^ ^^ Jugendbewegung<br />
wird Wert gelegt. Weiter wird Singen,<br />
Gymnastik und Handfertigkeit betrieben.<br />
Der Lehrgang ist von zweijähriger<br />
Dauer. In das erste Schuljahr wird ein<br />
halbes Jahr Praktikantinnenzeit eingeschaltet.<br />
Im zweiten Schuljahr wird die theoretische<br />
Ausbildung weitergeführt und mit<br />
ie in den letzten Jahren, so fand<br />
ch Heuer in <strong>der</strong> zweiten Woche<br />
nach Ostern eine Freizeit für rheinische<br />
Pfarrer in dem Diakonissenhaus<br />
zu KaiserSwerth statt. Sie brachte<br />
reiche Anregungen und neue Erkenntnis<br />
wohl für alle Teilnehmer wie für die Veranstalter<br />
und Gastgeber. Im Anschluß an<br />
eine Reihe wohldurchdachter Referate kam<br />
es zu fruchtbaren Aussprachen, <strong>der</strong>en gemeinsames<br />
Ergebnis die Feststellung war,<br />
daß Mutterhaus und Gemeinde zusammengehören<br />
und nur in christlicher Zusammenarbeit<br />
dieser beiden Faktoren Diakonie <strong>im</strong><br />
Sinne des großen „Diakonen" geleistet werden<br />
kann.<br />
Zur Einleitung sprach Pastor Graf<br />
v. Lüttichau über „die biblische Begründung<br />
<strong>der</strong> Diakonie". Diakonie gehört<br />
wesentlich mit zum Christentum. Diakonie<br />
ist Christentum, von <strong>der</strong> Seite des praktischen<br />
Glaubens aus gesehen. In diesem<br />
Sinne hat die einseitige Betrachtung des<br />
Christentums als Diakonie ihre Berechtigung.<br />
Pastor Jacob! beleuchtete die MutterhauSdiakonie<br />
in ihrer geschichtlich gewordenen<br />
Gestalt. <strong>Das</strong> Mutterhaus ist Haus<br />
<strong>der</strong> Gemeinde, aus <strong>der</strong> Gemeinde herausgewachsen<br />
und für die Erbauung <strong>der</strong> Gemeinde<br />
da. Es gehört nicht zum Wesen <strong>der</strong><br />
Diakonie, bildet aber seit Fliedner die bisher<br />
noch nicht übertroffene Ausbildungsstätte<br />
für diakonische Betätigung.<br />
In das schwierige Gebiet <strong>der</strong> Fürsorgeerziehung<br />
führte ein Vortrag von Pastor<br />
Bechthold ein, nachdem die drei diesem<br />
Zweck dienenden Häuser besichtigt waren.<br />
Man spricht von einer Krisis in <strong>der</strong> Fürsorgeerziehung.<br />
Sie kommt aus <strong>der</strong> Schwierigkeit<br />
<strong>der</strong> Frage überhaupt, aus <strong>der</strong> noch<br />
mangelhaften Gesetzgebung und aus <strong>der</strong><br />
„mo<strong>der</strong>nen" Geringschätzung je<strong>der</strong> Anstaltsbindung.<br />
Soviel wurde allen Teilnehmern<br />
klar, daß gerade diese Arbeit eine Menge<br />
<strong>der</strong> Abschlußprüfung vor <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nbehorde<br />
beendigt.<br />
Zur Aufnahme ist das Abschlußzeugnis eines<br />
Lyzeums o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ausweis über eine gleichwertige<br />
Vorbildung erfor<strong>der</strong>lich. Für Schülerinnen,<br />
die Lyzeumsabschluß nicht aufzuweisen<br />
haben, läuft darum zur Zeit ein<br />
Vorkursus. Der nächste Hauptkursus beginnt<br />
am 45. Oktober dieses Jahres. Ausführliche<br />
Prospekte und Erteilung von Auskünften<br />
sind von <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong> Schule<br />
Witten, Wideystraße 26, einzufor<strong>der</strong>n.<br />
Pastorenfreizeit in Kaiserswerth<br />
Selbstverleugnung, Weisheit und Frömmigkeit<br />
verlangt, daß hier eben diakonische<br />
Arbeit nötig ist.<br />
lklrchen<br />
hun<strong>der</strong>t<br />
von. i<br />
lLnlVevkoon über 6003ettm<br />
lsel Vorbestellung bis 1-^nl:<br />
^2./- WS. t»i lbanzlelnen. geb.<br />
Zu einer ausgiebigen Aussprache führte <strong>der</strong><br />
Vortrag von Pastor Philipps,<br />
Düsseldorf, über: Unsere heutige evangelische<br />
weibliche Jugend und die MutterhauSdiakonie.<br />
Hinsichtlich des moralischen<br />
ZustandeS sollte man lieber von einer Krisis<br />
als von Verfall reden. Es sind auch sehr<br />
wertvolle Kräfte in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen weiblichen<br />
Jugend lebendig. Ob sie aber zu<br />
Hoffnungen berechtigen, daß nun beson<strong>der</strong>s<br />
aus gebildeten Kreisen junge Nkädchen<br />
den Weg ins Mutterhaus finden, ist sehr<br />
fraglich.<br />
Die Aussprache konnte denn auch<br />
über Anregungen und Wünsche hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> äußerlichen Verhältnisse<br />
<strong>der</strong> Schwestern <strong>im</strong> Mutterhaus und auf<br />
den Stationen kaum hinausgehn. Es wird<br />
<strong>im</strong>mer dabei sein Bewenden haben, daß eine<br />
Diakonisse bereit sein muß, sich in diesen<br />
äußerlichen Fragen den Nest<strong>im</strong>mungen ihres<br />
Mutterhauses unterzuordnen. — Im Anschluß<br />
an die Besichtigung <strong>der</strong> Frauenschule<br />
skizzierte Pastor Balkeden Ausbildungsgang<br />
<strong>der</strong> Wohlfahrtspflegerin und<br />
Pfarrgehilfin. Seine Ausführungen werden<br />
manchem Amtsbru<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Berufsberatung<br />
wertvoll sein.<br />
Die Vormittagsvorträge des letzten Tages:<br />
Was bietet das Mutterhaus <strong>der</strong> Gemeinde?<br />
(Pastor Disselhoff) und: Was<br />
for<strong>der</strong>t die Gemeinde vom Mutterhaus?<br />
(Pastor Verkenkamp, Barmen)<br />
lösten eine Menge Fragen auS, die das<br />
Verhältnis zwischen Mutterhaus und Gemeinde<br />
betreffen. Auch hier zeigte die lebhafte<br />
Aussprache, daß auf beiden Seiten die<br />
Notwendigkeit solcher Tagungen erkannt<br />
wird und daß durch solche Fühlungnahme<br />
Gemeinde und Mutterhaus nur geför<strong>der</strong>t<br />
werden. Es muß allgemein anerkannt werden,<br />
daß das Mutterhaus den Gemeinden<br />
manche Arbeit abn<strong>im</strong>mt, wie z. B. durch<br />
Zuerteilung geeigneter Schwestern, und daß<br />
bei dem Schwesternmangel auch nicht alle<br />
Wünsche <strong>der</strong> Gemeinden berücksichtigt werden<br />
können.<br />
Der letzte Vortrag <strong>der</strong> Tagung behandelte<br />
die Bedeutung <strong>der</strong> Lehrdiakonie für die<br />
evangelische Gemeinde. An <strong>der</strong> Hand reichhaltigen<br />
Materials wies Dir. Mützelfe<br />
l d auf die Gefährdung <strong>der</strong> evangelischen<br />
höheren Schule insbeson<strong>der</strong>e hin. Es liegt<br />
<strong>im</strong> eigensten Interesse <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, <strong>der</strong> Lehrdiakonie<br />
ihr Augenmerk und ihre tatkräftige<br />
Unterstützung zuzuwenden.<br />
Neben diesen Vorträgen wurden den Teilnehmern<br />
durch Führungen wertvolle Einblicke<br />
in die verschiedenen Zweige weiblicher<br />
Diakonie vermittelt. Alles in allem war es<br />
eine reiche Tagung, für die <strong>der</strong> Name Freizeit<br />
allerdings nicht gut paßte. Die Gastfreundschaft<br />
des Kaiserswerther Mutterhauses<br />
und <strong>der</strong> Pfarrhäuser machte die Tage<br />
auch äußerlich angenehm und ließ die Teilnehmer<br />
ein wenig von dem Glück und Frieden<br />
ahnen, die das Mutterhaus dienstbereiten<br />
jungen Menschen zu geben vermag.<br />
Roe<strong>der</strong>, Bendorf.<br />
Wird's nicht in <strong>der</strong> Gemeinde gebessert, so bessere sich selbst, wer es tun will Luch«
<strong>Evangelische</strong>r Volksbildungsdienst für <strong>Rheinland</strong><br />
Rheinische evangelische Büchereiarbeit / Film und Lichtbild / Jugend- und Laienspiel / <strong>Evangelische</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft für Rundfunk in <strong>Rheinland</strong> und Westfalen / Volksbildung und ihre Grenzgebiete<br />
^?>le vorliegende Auswahl wurde in ihrer<br />
^"Begrenzung auf 40 Bände zunächst<br />
rein äußerlich best<strong>im</strong>mt durch die Notwendigkeit,<br />
einen best<strong>im</strong>mten Betrag (425 Mark)<br />
nicht zu überschreiten. Sie enthält ausnahmslos<br />
Bücher, die — ohne daß sie aus<br />
bewußt therapeutischer Abzweckung entstanden<br />
sind — als Lesestoff für Kranke<br />
und Genesende beson<strong>der</strong>e Eignung aufweisen.<br />
Die überwiegende Mehrheit <strong>der</strong> Bücher gehört<br />
dem erzählenden Schrifttum an. Bei<br />
<strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> einzelnen Werke wurde<br />
auf gesunden Spannungsreiz <strong>der</strong> Fabel und<br />
Faßlichkeit <strong>der</strong> Gestaltung gesehen. Bevorzugt<br />
wurden Geschichten, in denen echter<br />
Humor (also keine Humoresken, son<strong>der</strong>n<br />
Humor hier als seelische Gesundhaltung gewertet)<br />
schwingt.<br />
Die Abteilung „Erlebtes Leben" bringt<br />
Biographien, die in beson<strong>der</strong>er Weise unsern<br />
Frauen etwas zu sagen haben.<br />
Für die Einschaltung <strong>der</strong> Gruppe III (Besinnliches)<br />
war <strong>der</strong> Gedanke maßgebend, daß<br />
in <strong>der</strong> Stille des Krankenz<strong>im</strong>mers und mehr<br />
noch in den Mußestunden <strong>der</strong> Genesung Gelegenheit<br />
zur Besinnung auf die jenseits des<br />
Alltags liegenden Werte und For<strong>der</strong>ungen<br />
des Lebens gegeben werden sollte. So stellten<br />
wir neben die den nahen Umkreis <strong>der</strong><br />
Frau behandelnden Ehe- und ErziehungSbücher<br />
das in den Kosmos weisende Werk<br />
über die Natur, und, um den Kreis <strong>im</strong><br />
Ewigen zu schließen, das bekannte Iesusbuch<br />
von Walter.<br />
Die Abteilung IV (Bücher zum Betrachten)<br />
bedarf keiner Rechtfertigung. Bücher solcher<br />
Art sollten in keiner Krankenhaus-Bücherei<br />
fehlen.<br />
Berücksichtigt man, daß die erzählenden<br />
Werke mit Einschluß <strong>der</strong> Biographien in<br />
den verschiedensten LebenSkreisen ,spielen",<br />
daß ihre Handlung geographisch durchaus<br />
verschieden orientiert ist, und daß auch die<br />
vertretenen Autoren bei aller Volkstümlichkeit<br />
doch verschiedenen Richtungen <strong>der</strong><br />
literatur-geschichtlichen Entwicklung angehören<br />
— — so erscheint die vorliegende<br />
Auswahl <strong>im</strong> Hinblick auf ihre äußere Begrenzung<br />
als relativ in sich gerundet und<br />
abgeschlossen.<br />
Die Bücherei einer Frauenklinik (Ein Grundstock <strong>im</strong> Entwurf)<br />
Vorschlag für die Bücherei einer Frauen-<br />
W klinik<br />
I. Erzählendes:<br />
Braun, Reinhold: Menschen, die man nicht vergißt<br />
(Oram'en-Verlag), L. 2,50 ^l.<br />
Brigitte, Frau: Mein Viergespann, (Koezle),<br />
geb. 2,50 ^t.<br />
Finckh, L.: Rapunzel (Dtsch. Verlags-Anst.),<br />
L. 4,50 ^»t.<br />
Friedrich, K. I.: 50 Liebesgeschichten, (Ungelenk),<br />
L. 3,— ^l.<br />
Fromme!, E.: Erlebte Geschichten, (Steinkopf),<br />
L. 4,— ^t.<br />
Gaede, H. H.: Von den Wan<strong>der</strong>wegen des<br />
Lebens (Reinhardt, Basel), kart. l,— ^t.<br />
Gillhoff, Ioh.: Iürnjakob Swehn (Dom-Verlag),<br />
geb. 3,80 ^»t.<br />
Hoffmann, E. Th. A.: Meister Martin, <strong>der</strong><br />
Küfer (Koehler H Amelang), 0,80 ^»l.<br />
König, Eberhard: Die Geschichte von <strong>der</strong> silberfarbenen<br />
Wolkeusaumwiese (Matches, Leipzig),<br />
L. 3,— ^»l.<br />
Kyber, Manfred: Unter Tieren (Grethlein H<br />
Co.), L, 5,— ^»t.<br />
h F W<br />
, H<br />
L. 5,20<br />
Lorenz, H.: Die Parlamentarier von Michel.<br />
stedt (Warneck). L. 5,U0 ^»t.<br />
Manz, O.: Deutscher Humor in Auswahl<br />
Dtsch.-Bibl., N.) L. l.<br />
E.uyer, G.: Meine Therese (Wollerma<strong>im</strong>),<br />
^. 4.— ^l.<br />
III. Besinnliche«:<br />
Braun, R.: Die stille Insel. Ein Ehebuch.<br />
(^lüller, Ch,) Hl. 4,Sl) ^»l.<br />
Heitefuß, Clara: Mutter und Kind (Biermanu),<br />
geb. l,SU ^l.<br />
Löhr, W.: Gottes Herrlichkeit in <strong>der</strong> deutschen<br />
Natur (Die Aue), geb. 2,25 ^l.<br />
Walter, H.: Der Meister. Ein mo<strong>der</strong>nes<br />
Iesusbuch (Wolle<strong>im</strong>ann), geb. 3,50 ^l.<br />
IV. Zum Betrachten:<br />
Die schöne He<strong>im</strong>at (Blaue Bücher, Verlag<br />
Langewiesche), kart. 3,30 ^>l.<br />
Nichter, Ludwig: Beschauliches und Erbauliches<br />
(Delphi,,), tart. l,2^ ^t<br />
Schwind, M, o.: Briefe und Bil<strong>der</strong> (Delphin)<br />
tart. on <strong>der</strong><br />
Flamme des Geiste« aufgezehrt ist, und diese<br />
Stunde ist wohl jetzt da, und man erkennt sie<br />
an dem unruhigen Flackern und dem verzweifelten<br />
Ringen <strong>der</strong> Flamme, dann wird Gott ein<br />
wun<strong>der</strong>sames Licht aufleuchten lassen <strong>im</strong><br />
vollen, wohlgewahrten Oellämplein <strong>der</strong> Frauennatur.<br />
Aber viele Frauen haben den mann»<br />
licken Geist eindringen lassen in ihre Laterne,<br />
und er hat ihr Oel entzündet und oiel davon<br />
verzehrt." An dieser Stelle möchten die Ungezählten<br />
wohl einmal innehalten, die Joseph<br />
Wittigs neueste« Buch nicht nur lesen, son<strong>der</strong>n<br />
auch „bewahren" wollen: „Höregott", ein Buch<br />
vom Geiste und vom Glauben (Leopold Klotz,<br />
Gocha 1928). Frauenbewegung' Wir Jüngeren<br />
wissen nur vom Hörensagen, daß e« eine<br />
noch gar nicht lang zurückliegende Zeit gab,<br />
wo man dem weiblichen Intellekt — <strong>im</strong><br />
Durchschnitt die Fähigkeit zum wissenschaftlichen<br />
Studium absprechen zu können glaubte.<br />
Aber war es wirklich ein Mißtrauen gegen<br />
den Intellekt? Der Gedanke allein wäre unsinnig.<br />
Ein an<strong>der</strong>es Empfinden steckt dahinter.<br />
Der Mann, <strong>der</strong> von Berufswegen mit den ungezählten<br />
Erkrankungen des Lebens täglich zu<br />
tun hat, und dessen „Kulturk»eis" sich hüufia<br />
mit dem <strong>der</strong> >m öffentlichen Leben berufstätigen<br />
Frau kreuzt, hat kein Verständnis für die<br />
Behauptung, die man <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> in Frauen-
schriften lesen kann, daß die Frau „mit ihrer<br />
Wärme" den angeblich so kalten Kulturkrei«<br />
de« Manne« überstrahle. Wie <strong>der</strong> Intellekt<br />
kein Reservat des Manne«, so ist die Wärme<br />
kein Reservat <strong>der</strong> Frau, jedenfalls heute nicht<br />
mehr in den Augen des Iüannc«: denn<br />
weiteste Frauenschichten haben — und<br />
da sind wir wie<strong>der</strong> bei Wittig — „ihr Oel<br />
enzündet und viel davon verzehrt".<br />
Aber was hat das mit <strong>der</strong> Frauenbewegung<br />
zu tun? Vor mir liegt da« in demselben Verlage<br />
erschienene Buch <strong>der</strong> Neulandführerin<br />
Guida Diehl: „Deutscher Frauenwille".<br />
Auch wer nicht mit allen seinen<br />
For<strong>der</strong>ungen einiggeht, könnte dieses Buch<br />
dankbar au« <strong>der</strong> Hand legen — dankbar dafür,<br />
daß e« <strong>im</strong> schwellenden Strom <strong>der</strong> Intellektualisierung<br />
und Bürokratisierung <strong>der</strong> Frau zum<br />
Halten, zur Besinnung ruft. Insofern ist<br />
diese« Buch ein Markstein in <strong>der</strong> Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Frauenbewegung, und die Angriffe, die e«<br />
erfährt, dienen vielleicht letzten Endes zu <strong>der</strong>en<br />
Heil.<br />
So ist denn unser Volk tiefgehend interessiert<br />
an dem Kampf um diese« Auch, das nichts<br />
an<strong>der</strong>e« will als die Geschlechter zurückführen<br />
zu ihrer naturgewollten Wesenhaftigkeit, den<br />
verschütteten Instinkt unsere« in eine tiefe, noch<br />
nicht dagewesene innere Not geratenen Volke«<br />
klären. Der Raum gestattet hier nur die<br />
wesentlichsten For<strong>der</strong>ungen de« Buche« und auch<br />
diese nur in Stichworten anzudeuten.<br />
Unmo<strong>der</strong>n, aber darum nicht min<strong>der</strong> wahr, <strong>der</strong><br />
Auegangspunkt: die Familie und ihre Gesundung<br />
al« Ke<strong>im</strong>zelle gesunden Volkstum«.<br />
Daher: alle Frauenerzieher einzustellen auf<br />
die Mütteraufgabe <strong>im</strong> Volksganzen: Mütterschulen,<br />
^Wohnungsbau mit gesun<strong>der</strong> Bodenreform,<br />
Gesundung d?s außerhäuslichen Leben«,<br />
Reinigungen <strong>der</strong> Vergnügungen und de«<br />
Theater« und Kino«; Beteiligung <strong>der</strong> Frauen<br />
an den zuständigen öffentlichen Stellen, Kampf<br />
gegen die Notwendigkeit des Frauenerwerb«.<br />
Umwandlung <strong>der</strong> sozialen Arbeil (Krippe,<br />
Kin<strong>der</strong>garten, Kin<strong>der</strong>he<strong>im</strong> nur anwendbar <strong>im</strong><br />
äußersten Notfall; Sorge für auskömmlichen<br />
Verdienst de« Mannes: Ausbau <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Fürsorge: Familienfürsorge in hauswirtschaftlichen,<br />
gesundheitlichen, erzieherischen^ Fragen:<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Jugend in Spiel, Sport,<br />
Wan<strong>der</strong>n, Ferien: Waldhäuser mit billiger<br />
Verpflegungsmöglichkeit: zeitgemäße Reform<br />
de« Unchelichenrechts), Beseitigung <strong>der</strong> intellektuellen<br />
Üeberlastung in den Lehrplänen unter<br />
starker Betonung de« Deutschen, <strong>der</strong> Geschichte,<br />
Literatur, Seelen-, Natur-, Bürger-, Haushaltkunde,<br />
Wohlfahrtspflege: Zurücktreten de«<br />
Theoretischen, Betonung des praktischen<br />
(Hausdienstjahr): Einschränkung alle« Schematischen:<br />
lebensbezogener Religionsunterricht, auf<br />
den Hochschulen aller Arten Frauendienstjahr<br />
nach dem Abitur, Vermehrung <strong>der</strong> He<strong>im</strong>e und<br />
de« Familienlebens für Studentinnen, Seminarleitung<br />
durch Frauen.<br />
In <strong>der</strong>selben Linie bewegen sich auch die For»<br />
<strong>der</strong>ungen für Gemeinde und Staat (geson<strong>der</strong>ter<br />
weiblicher Gemein<strong>der</strong>at für weibliche Er»<br />
ziehungs-. Schul- und Familienfragen, Krankenpflege,<br />
Wohlfahrt, weibliche Rechtsfragen: ge»<br />
sunoertes weivliches Parlament).<br />
Sollte nicht dein, <strong>der</strong> sich verantwortlich fühlt<br />
für die Ge>undu»g unseres Volkstums, alle« da«<br />
an die Seele greifen/ In weitreichendem Briefwechsel<br />
mit Frauen und Männern, die sich solcher<br />
Mitverantwortung bewußt sind, habe ich<br />
einen Querschnitt aus <strong>der</strong> Voltsmeinung zu ge»<br />
winnen gesucht, und da hat denn ein Satz in<br />
einem Brief beson<strong>der</strong>e Bedeutung gewonnen, <strong>der</strong><br />
lautet: „Es ist so schade, daß bei dem gewal»<br />
tigen Andrängen <strong>der</strong> Front, die allem tiefen,<br />
verantwortungsvollen Denken und Fühlen feind»<br />
lich ist, unsere Frauenwelt die Reihen nicht fester<br />
schließt." So treten denn auch gewichtige St<strong>im</strong>men<br />
<strong>der</strong> Frauenwelt selbst diesem Buch entgegen.<br />
Zum Teil sind e« Einzelheiten, gegen die <strong>der</strong><br />
Angriff sich richtet.<br />
Was soll solcher Kampf nützen? „Was ist<br />
Wahrheit?" Es läßt sich statistilch nicht erfassen,<br />
mathematisch nicht beweisen, ob und inwieweit<br />
unser Volk <strong>im</strong> Nie<strong>der</strong>gang begriffen ist, ob ein<br />
Aufstieg nochmals möglich sein wird. <strong>Das</strong> ist<br />
Sache de« geschichtlich geschärften Blickes in<br />
Verbindung mit einem tiefen Gefühl für da«,<br />
woran es fehlt. Was soll solcher Kampf nützen<br />
in einer Lage unsere« Volkes, die mit ihrer ganzen<br />
Strenge die Zusammenreißung aller Kräfte<br />
for<strong>der</strong>t? Daß in unserem Volte in erschreckendem<br />
Maße die Achtung vor den natürlichen und<br />
sittlichen Grundgesetzen ins Wanken geraten ist,<br />
wem möchte diese Erkenntnis nicht oftmals den<br />
Mut zu nehmen drohen? Ich nenne hier den<br />
Krantzprozeß: gewiß al« Prozeß eine Einzel«<br />
erscheinung: aber sind denn die entsetzlichen<br />
Streiflichter, die er in die trostlosen Abgründe<br />
menschlicher Seele warf, wirklich heute etwa«<br />
Beson<strong>der</strong>e«? Wem e« noch nicht deutlich ge><br />
worden ist, daß alle unsere großen Probleme<br />
und Krisen <strong>der</strong> Nachkriegszeit zurückgehen auf<br />
das eine entscheidende Problem, das Problem<br />
<strong>der</strong> inneren Gesundung unsere« Volk«kör><br />
per«, <strong>der</strong> weiß nicht« vom Schicksal großer<br />
Völker.<br />
Aber gedulden wir uns! Jenseits de« dunklen<br />
Tale«, das die ganze Hohlheit, die ganze sich<br />
oerkrampfende Disharmonie des „mo<strong>der</strong>nen"<br />
Leben« erschreckend offenbart, leuchtet tröstliches<br />
Land. Noch leben, selbst <strong>im</strong> heutigen Deutschland,<br />
zum Dienst am deutschen Volkstum bereite<br />
Menschen, die da aufbegehren gegen all solche»<br />
Zersetzungegcist, die ihn ausbreiten in seiner ganzen<br />
erbärmlichen Nacktheit vor einer tiefer al«<br />
<strong>im</strong> Flugsand dieser Zeit verankerten Gewissenhaftigkeit.<br />
Noch hat <strong>der</strong> männliche Geist nicht<br />
alle« Oel <strong>der</strong> Frauennatur entzündet, noch leuchtet<br />
ein neue« hohe« Ethos, getragen von solchem<br />
Frauenwillen, wie Guida Diehl ihn in ihrem<br />
Buch <strong>der</strong> deutschen Frauenwelt auf die Fahne<br />
geschrieben hat.<br />
Dr. Dr. Dr. Sch<strong>im</strong>melbusch, Emmerich.<br />
Die Zeit, da man die <strong>Kirche</strong> verachtete, ist vorbei. Zeitgötzen zerbrechen. — Der ewige Gott<br />
geht durch unser Volk. Seine <strong>Kirche</strong> darf und muß sich rüsten, wie<strong>der</strong> die Seele unseres<br />
Volkes für da« Evangelium zu erobern. Wir sagen <strong>im</strong> Dienste Jesu Christi, unseres Herrn,<br />
aller mattherzigen Verzagtheit und allem trägen Kleinglauben ab. Zu diesem Kampf und<br />
Sieg bist du berufen.<br />
In Knechtsgestalt war Jesus <strong>der</strong> Herr; auch seine <strong>Kirche</strong> trägt Knechtsgestalt: und auch<br />
deine Gemeinde ist voller Mängel und Fehler. Und doch baute Gott durch sie sein Reich: und<br />
durch sie hat er deinen Glauben geweckt. Darum verachte diese Gemeinde nicht! Du bist selber<br />
einer, <strong>der</strong> es noch nicht ergriffen hat. Hilf <strong>der</strong> Gemeinde, daß sie <strong>im</strong>mer mehr .ein Tempel<br />
des Heiligen Geistes" werde. Darum noch einmal: Du sollst deine Gemeinde liebhaben.<br />
Aus D. Dusse «Unser Dienst an <strong>der</strong> Gemeinde"<br />
Verlag de» <strong>Evangelische</strong>n Preßverbande» für <strong>Rheinland</strong><br />
M Ein Dank an die Wartburggilde<br />
In vielen rheinischen Gemeinden hat die<br />
Wartburggilde unter ihrem Führer<br />
Pfarrer Goehling, Brandenburg, ihre Abend«<br />
feiern zur Freude und Erbauung vieler ab»<br />
gehalten. Heute kommt Pfarrer Goehling mit<br />
einer beson<strong>der</strong>en Bitte: in seiner Arbeiter»<br />
vorortgemeinde Wilhelmshof möchte er ein<br />
dringend notwendiges Gemeindehaus errichten.<br />
Den fehlenden Rest <strong>der</strong> Bausumme sucht<br />
Pfarrer Goehling durch Vortragsarbeit zu<br />
sammeln. Er bietet folgende Vorträge zu<br />
bescheidenem Honorar den Gemeinden an:<br />
1. In Jesu Spulen, Reisebil<strong>der</strong> aus Palästina, mit<br />
Lichtbil<strong>der</strong>n<br />
2. Im Schalten <strong>der</strong> Pyramiden, Reisebil<strong>der</strong> aus Aegypten<br />
mit Lichtbil<strong>der</strong>n<br />
I. Im Land d« 1UN0 Seen, Reisebil<strong>der</strong> aus Finnland,<br />
mit Lichtbil<strong>der</strong>n<br />
4. Als Kurprediger in Italien, vom Gardase« bis Rom,<br />
mit Lichtbil<strong>der</strong>n<br />
6. Auf Predigtreisen durch Österreich, von Salzburg über<br />
Wien, G»az und Kärnten, mit Lichtbil<strong>der</strong>n<br />
6. Da« llhristusbilo in <strong>der</strong> neueren deutschen Kunst,<br />
mit Lichtbil<strong>der</strong>n<br />
7. Di« Gleichnisse Jesu in <strong>der</strong> Kunst Eugen Nurnand«,<br />
mit Lichtbil<strong>der</strong>n<br />
8. Zehn frieden«, und Kriegsjahre (i«li—
trage <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>» als solchen. In solchen<br />
Fällen haben unsere <strong>Kirche</strong>nbehörden entschieden<br />
abzurücken und nicht, wie es be<strong>im</strong> Luthersilm<br />
geschah, gutgemeinten Vorspann zu leisten, <strong>Kirche</strong>nbehörde»<br />
müssen wissen, daß sie nicht in allen<br />
Fragen fachmännische? Urteil haben: ste müssen<br />
sich bei ihrer Urteilsbildung auf unsere Speziali,<br />
sten — auch für den Film haben wir sehr wohl<br />
solche — verlassen, 2a« Durcheinan<strong>der</strong> auf dem<br />
Gebiet evangelischer Filmp7vduktion, soweit man<br />
euphemistisch überhaupt von einer solchen sprechen<br />
will, ist so groß, daß solche Exper<strong>im</strong>ente,<br />
wie <strong>der</strong> Lutherfilm eines war, uns vor<strong>der</strong>hand<br />
erspart werden müssen.<br />
Wir müssen ferner künftighin den Mut haben,<br />
gegen unterwertige Filmproduktion auch dann<br />
Front zu machen, wen» <strong>der</strong> in Frage siehende<br />
Film ein un» wertvolles Thema — in diesem<br />
Fall Luther — behandelt. Nur wessen des<br />
„evangeliscnen Stoffes" eines Filmes die not»<br />
wendige Kritik zu unterlassen, brinqt unsere<br />
Filmarbeit in eine unmögliche Lage, Es bestand<br />
in <strong>der</strong> ernsten Filmkritik fein Zweifel, daß <strong>der</strong><br />
Lutherfilm unterwertig war. Was spürte man<br />
in ihm von <strong>der</strong> heutigen großen Kunst des Filnw,<br />
die dieser sich endlich <strong>im</strong> Gestalten von Seelischem<br />
errungen hat? Dieser Lutherfilm hat durch sein<br />
oeräußerlichende« Tamtam <strong>im</strong> evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong>nvolk höchst betrübenden Schaden angerichtet.<br />
Wie man Seelisches und wie man<br />
Episches <strong>im</strong> Film sichtbar werden läßt, das zeigen<br />
uns Filme wie die <strong>der</strong> „Jungfrau Johanna"<br />
und „Sturm über Asten", Ganz davon zu schwel'<br />
gen, daß Filmregie ,,nd Aufnahmckamera be<strong>im</strong><br />
Lutherfilm sich in höchst traditionellen Hände»<br />
befanden. Für uns bedeutet Filmarbeit ein<br />
Stück Volksbildungsarbeit, Volksbildunqsarbeit<br />
kann man nur mit einem guten Gewissen<br />
treibe». Diese» Lutherfüm gegenüber aber<br />
hatte man <strong>im</strong>mer da« schlechte Gewissen,<br />
daß wir wegen <strong>der</strong> Vokabel Luther mit<br />
einem filmischen Versager paktierte».<br />
Nenn wir in unsere Gemeinden mit Filmarbcit<br />
gehen, dann gehört ihnen qualitativ da« Aller»<br />
beste. S.<br />
Spielberatung<br />
Spiele <strong>im</strong> Freien zur Maien» und Sommerzeit<br />
M a i e n s p i e l, Nach deutschen Volkslie<strong>der</strong>n<br />
und Volksbräuche» zusammengestellt von Karl<br />
Plenzat, Erich-Matthes-Verlaa,, Leipzig,<br />
Preis < Mark.<br />
Mit dem Winter kämpft <strong>der</strong> Frühling um den<br />
endlichen Sieg, An<strong>der</strong>e Gewalten greifen ein<br />
in das Ringe», und auch <strong>der</strong> A?ensch wird ein«<br />
bezogen in das jährliche Neuwun<strong>der</strong> lenzlichcr<br />
Gnade, — Trotz <strong>der</strong> allegorischen Handlung ein<br />
gesundes, echte« Laienspiel, größere» und nicht<br />
mehr ganz ungeübten Spielscharen zu empfehlen,<br />
— Es erfor<strong>der</strong>t mindesten« zwanzig Jugendliche<br />
und reichlich ebensoviel Kin<strong>der</strong>, dazu<br />
ein innerlich „mitgehendes" Publikum, — Spiel»<br />
dauer ^ Stunden,<br />
Der Geisterkönig, Ein Märchenspiel von<br />
3i. Bu » zins ? i. Erich-Matthes-Verlaa,<br />
Leipzig. Preis 4 Mark,<br />
Die Natur ist hier nicht, wie <strong>im</strong> vorigen<br />
Werk, allegorisch lebendig gemacht, son<strong>der</strong>n s!e<br />
erscheint in dem Transparent de« Märck^ns,<br />
Die Freude am sommerlichen <strong>Das</strong>ein in Wald<br />
und Alur gewinnt ihren Refler am Treiben<br />
<strong>der</strong> Schrate und Visen. — Tüchtige Laienspieler<br />
werden eine Nie<strong>der</strong>gabe des Spieles<br />
vor dem Abgleiten ins Kitschige zu bewahren<br />
wissen und dann Freude daran haben und damit<br />
bereiten, — Rollen: 8 männliche, 3 weibliche,<br />
Kin<strong>der</strong>, — Spieldauer 54 Stunde,<br />
S i e b e n s ch ö n, Ein Maienspiel von M.<br />
K ü h I m a n ». Grcifenoerlag, Rudolstadt,<br />
Preis 4,50 Mark,<br />
Da« zarte N?ärchc» au« nachgr<strong>im</strong>mscher Zeit<br />
ist hier in sommerlichen Nahmen gestellt,<br />
Spielgruppen sollten sich an <strong>der</strong> hier vorliegenden<br />
leichten Fassung versuchen, sofern sie<br />
Du sollst den Besitz <strong>der</strong> Gemeinde an äußeren Gütern verwalten helfen. Ohne feste Regelung<br />
dieser äußerlichen Güter kann kein Gemcindeleben bestehen. Unser Gott ist auch <strong>im</strong> Gemeindeleben<br />
nicht ein Gott <strong>der</strong> Unordnung, son<strong>der</strong>n de« Frieden«. Wer <strong>Kirche</strong>nsteuer und Geldausgaben<br />
und äußere Ordnungen mit rechtem Geist berät und verwaltet, dient auch Gott. Du sollst<br />
da« überkommene <strong>Kirche</strong>ngut wahren und sollst auch an die Zukunft deiner Gemeinde denken.<br />
Darum mußt du auch wissen, welche Pflichten und Rechte die <strong>Kirche</strong>nordnung dir gibt.<br />
Die Arbeit für Gottc« Reich und seine Gemeinde ist <strong>im</strong>mer eine Ehre und nie etwa« zu Geringe«.<br />
Au« „Kleinigkeiten' baut sich dein Leben auf, auch da« Leben deiner Gemeinde. Auch<br />
die kleinen Pflichten sind — Pflichten. Dein Herz darf sich freuen, wenn du den Altar schmücken<br />
und die „schönen Gottesdienste des Herrn" bereiten hilfst. Und du brauchst dich nicht zu schämen,<br />
an <strong>der</strong> Tür <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> o<strong>der</strong> in den Häusern die Gaben für die Armen und die Werke <strong>der</strong><br />
rettenden Liebe zu sammeln. O<strong>der</strong> — schämst du dich des Evangeliums?<br />
Freude daran haben, die alte ewig junge Gelchichte<br />
von dem Königssproß und dem Dorfkind<br />
lebendig werde» zu lassen. — 50 männliche,<br />
7 weibliche Rollen, Kumpanei. —<br />
Spieldauer: ^l Stunde.<br />
Reifere Spiclscharcn sollten jedoch lieber zu<br />
dem gleichnamigen Spiel von Lisa Tetzner<br />
greifen, das künstlerisch unvergleichlich wertvoller<br />
ist. Es enthält 4 5 männliche, 4< weibliche<br />
Rollen, dazu Kumpanei, und dauert etwa<br />
4 Stunde, Es erschien in <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong><br />
Iüünchener Laienspiele,<br />
Die verschlossene Pforte. Ei» Mysterienspiel<br />
von Elisabeth van Randenbor<br />
g h.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Kirche</strong>njahr, Weihespiel für evangelische<br />
Gemeinde», Vo» Emma Lehn,<br />
Zum Jubilate wird je<strong>der</strong> Tag, auf dem <strong>der</strong><br />
Arbeit Segen lag. Ein Festabend mit dem<br />
Spiel „B arbara U t t m a n n" von M.<br />
Möller.<br />
Der Burckhardthaus-Vcrlag Berlin-Dahlem<br />
bringt die drei vorstehend aufgeführten Sviele<br />
auf »en Markt. Künstlerisch und stofflich<br />
wertvoll, kommen die ersten beiden lei<strong>der</strong><br />
wegen formaler Schwierigkeiten für normale<br />
Verhältnisse kaum in Betracht. <strong>Das</strong> Mysterium<br />
gibt einen Vertikalschnitt durch<br />
glückhaftes und notoolles Frauenerleben <strong>im</strong><br />
Reigen <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te. Eva und Maria,<br />
Alte« und Neues Testament finden ihre Nachfahrinnen<br />
über Aebtisst» und Nonne bis in die<br />
evangelische Gegenwart, Aus allem bewegten<br />
(inneren) Geschehen leuchtet die Liebes- und<br />
Leidenskraft reinen FraKcntums hervor, und<br />
in einem Schlußbild wird Erlösunnssehnen und<br />
-hoffen lebensvoll gestaltet, — Ei»e Aufführung<br />
setzt eine» größeren Kreis junger geschulter<br />
Spielerinnen voraus, die dem Technischen<br />
<strong>der</strong> Gestaltung so gewachsen sind, daß<br />
es hinter dem seelischen Moment wesenlos<br />
wird, — Die« gilt in noch stärkerem Maße<br />
von dem zweiten Werk, da« mit großem Aufwand<br />
die steigende» und fallenden Kraftlinie»<br />
unsere« evangelischen <strong>Kirche</strong>njahre« am<br />
wechselnden Auftreten geschichtlich-sinnbildlicher<br />
Gestalten veranschaulicht. <strong>Das</strong> al» Laienspiel<br />
gedachte Werk rag» stark in die Gattung <strong>der</strong><br />
Beweaungschöre hinein. ^Mindestens für die<br />
Spielleiter erscheinen Fachkenntnisse in Rhythmik<br />
und Chorrcgie unerläßlich, Unter dieser<br />
Voraussetzung kann da« Werk eine Sendung<br />
erfüllen, indem es neuer Erkenntnis <strong>der</strong> Bc><br />
deutunq unsere« <strong>Kirche</strong>njahre« Bahn bricht,<br />
— Die Aufführung verlangt, außer guten<br />
musikalischen Kräften, etwa 430 Spieler und<br />
Ehorglie<strong>der</strong>,<br />
Nur da« letzte <strong>der</strong> drei Spiele, die „Barbara<br />
Uttman»" dürfte vor<strong>der</strong>hand in weiteren<br />
Kreisen zur Wie<strong>der</strong>gabe gelangen. In schlichter<br />
Weise weiß es von <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong><br />
Spitzenklöppelei <strong>im</strong> Erzgebirge zu erzählen<br />
und dieses einfache Geschehen zu umfassen<strong>der</strong>em<br />
Aus D.Dusse „Unser Dienst an <strong>der</strong> Gemeinde"<br />
V ü r l n g des Vvnnglli Ichen Pr eßvülbandes füi <strong>Rheinland</strong><br />
Gehalt zu weiten, —
trage <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n als solchen. In solchen<br />
Fällen haben unsere <strong>Kirche</strong>nbehörden entschieden<br />
abzurücken und nicht, wie es be<strong>im</strong> Lutherfilm<br />
geschah, gutgemeinten Vorspann zu leisten, <strong>Kirche</strong>nbehörden<br />
müssen wissen, daß sie nicht in allen<br />
Fragen fachmännisches Urteil haben: sie müssen<br />
sich bei ihrer Urteilsbildiing auf unsere Spezialisten<br />
— auch für den Film haben wir sehr wohl<br />
solche — verlassen. <strong>Das</strong> Durcheinan<strong>der</strong> auf dem<br />
Gebiet evangelischer Filmproduktion, soweit man<br />
euphemistisch überhaupt von einer solchen spre»<br />
chen will, ist so groß, daß solche Erper<strong>im</strong>ente,<br />
wie <strong>der</strong> Lutherfilm eines war, uns vor<strong>der</strong>hand<br />
erspart werden müssen.<br />
Wir müssen ferner künftighin den Mut haben,<br />
gegen unterwertige Filmproduktion auch dann<br />
Front zu machen, wenn <strong>der</strong> in Frage stehs"'"<br />
Film ein uns wertvolles Thema — in die<br />
Fall Luther — behandelt. Nur wegen<br />
„evangelischen Stoffes" eines Filmes die<br />
wendige Kritik zu unterlassen, bringt un<br />
Filmarbeit in eine unmögliche Lage. Es bcf!<br />
in <strong>der</strong> ernsten Filmkritik kein Zweifel, daß<br />
Lutherfilm unterwertig war. Was spürte i<br />
in ihm von <strong>der</strong> heutigen großen Kunst des Fil<br />
die dieser sich endlich <strong>im</strong> Gestalten von Seelisc<br />
errungen hat? Dieser Lutherfilm hat durch<br />
Veräußerlichende« Tamtam <strong>im</strong> eoangelis,<br />
<strong>Kirche</strong>noolr höchst betrübenden Schaden a<br />
richtet. Wie man Seelisches und wie ,<br />
Epische« <strong>im</strong> Film sichtbar werden läßt, das<br />
gen un« Filme wie die <strong>der</strong> „Jungfrau Iohan<br />
und „Sturm über Asien". Ganz davon zu sch,<br />
gen, daß Filmregie und Aufnahmekamera b<br />
Lutherfilm sich in höchst traditionellen Här<br />
befanden. Für uns bedeutet Filmarbeit<br />
Stück Volksbildungsarbeit. Volksbildungsar<br />
kann man nur mit einem guten Gewi<br />
treiben. Diesen Lutherfilm gegenüber c<br />
hatte man <strong>im</strong>mer da« schlechte Gewis<br />
daß wir wegen <strong>der</strong> Vokabel Luther<br />
einem filmischen Versager paktier<br />
Wenn wir in unsere Gemeinden mit Filmar<br />
gehen, dann gehört ihnen qualitativ das 2l><br />
beste.<br />
M Spielbrratu<br />
Spiele <strong>im</strong> Freien zur Maien- und Sommer<br />
Maien spiel. Nach deutschen Volkslied<br />
und Volksbräuchen zusammengestellt von K<br />
Plenzat. Erich-Matthes-'Verlag, Leip<br />
Preis < Mark.<br />
Mit dem Winter kämpft <strong>der</strong> Frühling um<br />
endlichen Sieg. An<strong>der</strong>e Gewalten greifen<br />
in da,« Ringen, und auch <strong>der</strong> Mensch wird<br />
bezogen in das jährliche Neuwun<strong>der</strong> lenzln<br />
Gnade. — Trotz <strong>der</strong> allegorischen Handlung<br />
gesundes, echte« Laienspiel, größeren und n<br />
mehr ganz ungeübten Spielscharen zu empj<br />
len. — Es erfor<strong>der</strong>t mindestens zwanzig '<br />
gendliche und reichlich ebensoviel Kin<strong>der</strong>, d<br />
ein innerlich „mitgehendes" Publikum. — Sp<br />
dauer Z< Stunden.<br />
Der Geisterköni g. Ein Märchenspiel ,<br />
R. Budzins ? i. Erich-Matthes-Ver><br />
Leipzig. Preis < Mark.<br />
Die Natur ist hier nicht, wie <strong>im</strong> vor<br />
^,r^7 allegorisch lebendig gemacht, son<strong>der</strong>n<br />
erscheint in dem Transparent des Märchens.<br />
Die Freude am sommerlichen <strong>Das</strong>ein in Wald<br />
und Flur gewinnt ihren Reflex am Treiben<br />
<strong>der</strong> Schrate und Elsen. — Tüchtige Laienspieler<br />
werden eine Wie<strong>der</strong>gabe des Spieles<br />
vor dem Abgleiten in« Kitschige zu bewahren<br />
wissen und dann Freude daran haben und damit<br />
bereiten, — Rollen: 8 männliche, 3 weibliche.<br />
Kin<strong>der</strong>. — Spieldauer 56 Stunde.<br />
Sieben schön. Ein Maienspiel von M.<br />
K ü h l m a n n. Greifenverlag, Nudolstadt.<br />
Preis t,50 Mark.<br />
<strong>Das</strong> zarte Märchen aus nachgr<strong>im</strong>mscher Zeit<br />
ist hier in sommerlichen Rahmen gestellt.<br />
Spielgruppen sollten sich an <strong>der</strong> hier vorliegenden<br />
leichten Fassung versuchen, sofern sie<br />
Du sollst den Nesitz'<strong>der</strong> Gemeinde an äußeren Gütern verwalten helfen. Ohne feste Regelung<br />
dieser äußerlichen Güter kann kein Gemeindeleben bestehen. Unser Gott ist auch <strong>im</strong> Gemeindelcben<br />
nicht ein Gott <strong>der</strong> Unordnung, son<strong>der</strong>n des Friedens. Wer <strong>Kirche</strong>nsteuer und Geldausqaben<br />
und äußere Ordnungen mit rechtem Geist berät und verwaltet, dient auch Gott. Du sollst<br />
das überkommene <strong>Kirche</strong>ngut wahren und sollst auch an die Zukunft deiner Gemeinde denken.<br />
Darum mußt du auch wissen, welche Pflichten und Rechte die Kirchcnordnung dir gibt.<br />
Die Arbeit für Gottes Reich und seine Gemeinde ist <strong>im</strong>mer eine Ehre und nie etwas zu Geringes.<br />
Aus „Kleinigkeiten" baut sich dein Leben auf, auch das Leben deiner Gemeinde. Auch<br />
die kleinen Pflichten sind — Pflichten. Dein Herz darf sich freuen, wenn du den Altar schmücken<br />
und die „schönen Gottesdienste de« Herrn" bereiten hilfst. Und du brauchst dich nicht zu schämen,<br />
an <strong>der</strong> Tür <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> o<strong>der</strong> in den Häusern die Gaben für die Armen und die Werke <strong>der</strong><br />
rettenden Liebe zu sammeln. O<strong>der</strong> — schämst du dich des Evangelium«?<br />
gedachte Werk ragt stark in die Gattung <strong>der</strong><br />
Bewegungschöre hinein. Mindestens für die<br />
Spielleiter erscheinen Fachkenntnisse in Rhythmik<br />
und Chorregie unerläßlich. Unter dieser<br />
Voraussetzung kann das Werk eine Sendung<br />
erfüllen, indem es neuer Erkenntnis <strong>der</strong> Bedeutung<br />
unseres <strong>Kirche</strong>njahres Bahn bricht,<br />
— Die Aufführung verlangt, außer guten<br />
musikalischen Kräften, etwa »«..i»l»»>><br />
Handlung erfor<strong>der</strong>t einmaligen Szenenwechsel:<br />
Akt I spielt in einem Speyrer Bürgerhause,<br />
die folgenden Akte haben den Nathofplah zum<br />
Schauplatz, — <strong>Das</strong> dem Büchlein beigegebene<br />
Vild <strong>der</strong> Protestation (nach einem alten Stich),<br />
bietet für die Kostümierung gewisse Fingerzeige.<br />
— Spieldauer gegen 2 Stunden.<br />
M Ein Marterl<br />
Wir haben die Pflicht, für einen evangelischen<br />
Iugendpfarrer ein Marterl aufzurichten an<br />
<strong>der</strong> Stelle, wo er be<strong>im</strong> ungewohnten Versuch,<br />
Büchereiarbeit zu treiben, literarisch so klaftertief<br />
abgestürzt ist, daß mit seinem Wie<strong>der</strong>kommen<br />
auf diesem Betätigungsfeld gewiß nicht<br />
mehr gerechnet zu werden braucht.<br />
55
56<br />
Versendet da ein Provinzialkirchliches Iugendpfarramt<br />
— wir wollen seine geographische<br />
Lage schonend verschweigen, — ein Son<strong>der</strong>angebot<br />
von Büchern, die doch — was gingen<br />
sie sonst ein Iugendpfarramt an! — für Iugendbüchereien<br />
best<strong>im</strong>mt sein sollen. Wir wischten<br />
uns aber einige Male die Augen zum<br />
besseren Sehen, als wir da Folgende« lasen:<br />
Die besten Romane <strong>der</strong> Welt»<br />
literatur!<br />
Roda Roda: Der Schnap«, <strong>der</strong> Rauchtabak<br />
<strong>im</strong>d die verfluchte Liebe.<br />
Zola: Die Sünde des Abt>6 Mouret.<br />
Zola: Nana<br />
usw.<br />
„<strong>Kirche</strong> und Industrieoerhältnisse"<br />
ist <strong>der</strong> Titel eines Merkblattes, da« die hierfür<br />
vorgesehene Abteilung des christlichen Sozialdienstes<br />
<strong>der</strong> anglikanischen <strong>Kirche</strong> in ITew<br />
Aork herausgegeben hat. Es umceißt die<br />
Entwickelung dieser <strong>Kirche</strong>narbeit in Amerika<br />
und England und schlägt da« folgende, auch<br />
für unsere Verhältnisse <strong>der</strong> Beachtung und Erörterung<br />
werte Programm vor, da« in Heft 3<br />
0er „Inneren Mission" mitgeteilt wird:<br />
Man bedenke: „Der Schnaps, <strong>der</strong> Rauchtabak<br />
»nd die verfluchte Liebe — unter besten Romanen<br />
<strong>der</strong> Weltliteratur! hm, hm!<br />
Schön ist auch die Anpreisung von Boccac»<br />
cio « Werken — für eine evangelische Jugend»<br />
bücherei! Nie<strong>der</strong> nur: hm, hm!<br />
Eduard Engel schreibt in seinem neuesten<br />
Werk über die Weltliteratur von Zola, dem<br />
von dem <strong>Evangelische</strong>n Iugendpfarrer mehrfach<br />
angepriesenen: „Gewiß for<strong>der</strong>t es nicht geringe<br />
Kunst, da« Leben einer ausgelernten Dirne wie<br />
3tana echt bis zum Ekel darzustellen: warum<br />
aber soll <strong>der</strong> Leser Genuß finden an einem<br />
Kunstwerk mit <strong>der</strong> eingebenden Schil<strong>der</strong>ung<br />
eines solchen Geschöpfes, dem er <strong>im</strong> Leben aus<br />
t Die <strong>Kirche</strong> soll durch ihre Abteilung für<br />
Industrieoerhältnisse ein Programm ständiger<br />
Untersuchung <strong>der</strong> Grundprobleme mo<strong>der</strong>ner Industrieoerhältnisse<br />
durchführen: sie soll den<br />
Geistlichen und Laien, die mit diesen Fragen<br />
zu tun haben, Führerdienste und Rat vermitteln.<br />
2. Jede« Theologenseminar soll ersucht werden,<br />
einen o<strong>der</strong> mehrere Kurse über industrielle<br />
Fragen als einen Teil des studentischen<br />
Unterricht« einzuführen.<br />
dem Wege gehen würde? Darüber, daß <strong>der</strong><br />
ungeheure Welterfolg <strong>der</strong> Zolaschen Romane zu<br />
einem sehr großen Teil auf <strong>der</strong> Betonung des<br />
Geschlechtlichen beruhte, hat nie ein Zweifel<br />
bestanden."<br />
Wir unsererseits möchten diesen Iugendpfarrer<br />
fragen: Warum soll unsere evangelische<br />
Jugend nach Ihrem Urteil gerade Genuß<br />
finden an Zola und Noccarcio?<br />
Bei dieser Tat de« Kandidaten Iobse«<br />
Entstand ein allgemeine« Schütteln des Kopses.<br />
Etwas größere Verantwortung haben wir doch<br />
bei evangelischer Büchereiarbeit walten zu lassen!<br />
S.<br />
In Dortmund wurden kürzlich wegen<br />
<strong>der</strong> Eingemeindung zwei NlagistratS-<br />
schulratsstellen geschaffen, eine katho»<br />
tische und eine evangelische. Die ka-<br />
tholische Stelle nahm selbstverständlich<br />
das Zentrum für sich in Anspruch,<br />
die an<strong>der</strong>e ebenso selbstverständlich die<br />
Sozialdemokratie, denn sie hatte einen<br />
evangelischen Bewerber in Gestalt ihres<br />
Stadtverordneten Rektor D. zur Hand.<br />
Der gewählte Nlagistratsschulrat siel<br />
aber einem Straßenunfall zum Opfer.<br />
Bei <strong>der</strong> Beisetzung war die evangelische<br />
Geistlichkeit ausgeschlossen; auf Druck<br />
<strong>der</strong> Partei hat die Familie den eoan»<br />
gelischen Pfarrer nicht gewünscht.<br />
Also <strong>der</strong> ausdrücklich als eoan»<br />
gelisch gewählte Schulrat darf<br />
vier V3ochen nach <strong>der</strong> N3ahl<br />
von <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />
nicht bestattet werden!!<br />
Soziale Arbeit<br />
3. Die <strong>Kirche</strong> soll ihre Gemeindearbeit bezgl.<br />
<strong>der</strong> Industrieverhältnissl durch die Abteilung<br />
für Christlichen Sozialdienst stärken, stützen<br />
und anregen: ihre Unterabteilung für Industrieoerhältnisse<br />
wird eine Vermittlung«instanz<br />
(elsalinss liouzß) für Nachrichten und<br />
Ratschläge zu sein suchen.<br />
4 Für die Geistlichen <strong>der</strong> verschiedenen Landes»<br />
teile sollen eine Reihe von Industrieinstituten<br />
o<strong>der</strong> Sommerschulen eingerichtet werden und<br />
in Verbindung mit einigen anerkannten Ein-
Versendet da ein Provinzialkirchliche« Iugendpfarramt<br />
— wir wollen seine geographische<br />
Lage schonend verschweigen, — ein Son<strong>der</strong>angebot<br />
oo» Büchern, die doch — was gingen<br />
sie sonst ein Jugendpfarramt an! — für Iugendbüchereien<br />
best<strong>im</strong>mt sein sollen. Wir wischten<br />
uns aber einige Male die Äugen zum<br />
besseren 'Sehen, als wir da folgende« lasen:<br />
Die besten Romane <strong>der</strong> Weltliteratur!<br />
Roda Roda: Der Schnaps, <strong>der</strong> Rauch»<br />
tabak nnd die verfluchte Liebe,<br />
Zola: Die Sünde de« Abbs Mouret.<br />
Zola: Nana<br />
usw.<br />
Man bedenke: „Der Schnaps, <strong>der</strong> Rauchtabak<br />
nnd die verfluchte Liebe — unter besten Romanen<br />
<strong>der</strong> Weltliteratur! hm, hm!<br />
Schön ist auch die Anpreisung von Boccar»<br />
cios Werken — für eine evangelische Jugendbücherei!<br />
Wie<strong>der</strong> nur: hni, hm!<br />
Eduard Engel schreibt in seinem neuesten<br />
Wer? über die Weltliteratur von Zola, dem<br />
von dem <strong>Evangelische</strong>n Jugendpfarrer mehrfach<br />
angepriesenen: „Gewiß for<strong>der</strong>t es nicht geringe<br />
Kunst, da« Leben einer ausgelernten Dirne wie<br />
Nana echt bis zum Ekel darzustellen; warum<br />
aber soll <strong>der</strong> Leser Genuß finden an einem<br />
Kunstwerk mit <strong>der</strong> eingebenden Schil<strong>der</strong>ung<br />
eine« solchen Geschöpfes, dem er <strong>im</strong> Leben au«<br />
<strong>Das</strong> Haus aller Häuser<br />
Sprech-Oratorium von Alfred Graf / Verlag L. Spindler H Co., Nürnberg<br />
Sprechchöre hatten von jeher den Sinn, gegenüber<br />
den, <strong>im</strong>mer irgendwie persönlich best<strong>im</strong>mten<br />
Gedankengut eine« Einzel Vortrag«<br />
den Gedanken <strong>der</strong> Gemeinschaft, das „W i r"-<br />
Erleben auszudrücken. So ist e» mehr al«<br />
Mode, wenn in unseren Tagen best<strong>im</strong>mte soziale<br />
Bewegungen sich de» Sprechchore« bedienen,<br />
um einerseits in eindrucksvoller Weise von<br />
ihrer inneren Geschlossenheit zu zeugen, an<strong>der</strong>erseits<br />
zugleich eine mitreißende Werbekraft zu<br />
betätigen. Die evangelische <strong>Kirche</strong> sollte an<br />
dieser Erkenntnis nicht vorübergehen, Gemeinde<br />
und Gemeinschaft religiöser Art<br />
haben, und zwar ganz beson<strong>der</strong>« auf protestantischem<br />
Boden, <strong>im</strong>mer schon <strong>im</strong> gemeinsamen<br />
Gesang zeugende und werbende Kraft b«><br />
wiesen, lind auch da« gemeinsam gesprochene<br />
Wort, zumal <strong>im</strong> Gebet, ist uns <strong>Evangelische</strong>n<br />
nicht ganz fremd. Welche Bereicherung für<br />
alle« liturgische Leben, insbeson<strong>der</strong>e aber<br />
welche Verstärkung <strong>der</strong> inneren Wirkung«macht<br />
unserer großen Feste und Tagungen, wenn<br />
da» Vhorsprechen als Echo und Bekenntnis<br />
<strong>der</strong> Gemeinde in den Rahmen <strong>der</strong> Veranstaltungen<br />
einbezogen wird, Sprechchöre sollten<br />
sich daher in absehbarer Zeit in allen größeren<br />
Kirchgemeinden bilden, sobald die nötigen Voraussetzungen<br />
(Leiter) erfüllt sind. Für unsere<br />
Jugendvereine entsteht hier ein reiches Feld<br />
hingebenden Dienste«,<br />
Sind wir <strong>Evangelische</strong> auch weniger um<br />
gute Sprechchorterte verlegen, als etwa die<br />
„Freidenker", vor denen wir viele unmittelbar<br />
zur chorischen Darbietung geeignete Bibelterte<br />
(Psalmen) voraus haben, so besteht doch<br />
ein große» Bedürfnis nach guten, au« <strong>der</strong><br />
Geistigkeit unserer Tage heraus gestalteten<br />
Welken für den Sprechchor, <strong>Das</strong> Eprechchororatorium<br />
von Alfred Graf, dem Leiter<br />
<strong>der</strong> Nürnberger RundfunksenLestelle, scheint<br />
berufen zn sein, hier ale Urbild des evangelischen<br />
Sprechchorwerke« in die Lücke zu<br />
56<br />
M „<strong>Kirche</strong> und Industrieverhältnisse"<br />
ist <strong>der</strong> Titel eine« Merkblattes, da« die hierfür<br />
vorgesehene Abteilung de« christlichen Eozialdienste«<br />
<strong>der</strong> anglikanischen <strong>Kirche</strong> in New<br />
Jork herausgegeben hat, E« umreißt die<br />
Entwlckelung dieser <strong>Kirche</strong>narbeit in Amerika<br />
und England und schlägt da« folgende, auch<br />
für unsere Verhältnisse <strong>der</strong> Beachtung und Erörterung<br />
werte Programm vor, das in Heft 3<br />
<strong>der</strong> „Inneren Mission" mitgeteilt wird:<br />
treten, Bezeichnen<strong>der</strong> Weise verdankt es<br />
seine Entstehung dem äußeren Anlaß einer<br />
evangelischen Kirchweihe zu Nürnberg, Da<br />
aber ein Dichter dieses Festchorwerk schrieb,<br />
wird es über die Nürnberger Uraufführung<br />
hinaus seinen Platz in <strong>der</strong> Sprechchorliteratur<br />
behaupten.<br />
Da« Hau« aller Häuser! Ein Gotteshaus?<br />
In <strong>der</strong> Tat geht es sa um die Weihe<br />
eine« evangelischen Gotteshause«, Der „Haus-<br />
Halter" vertritt den Dichter, Er vertritt auch<br />
zugleich die bauende Gemeinde, Er setzt sich<br />
auseinan<strong>der</strong> mit dem „Sucher", dem „Reichen",<br />
dem Chor <strong>der</strong> „Armen", dem Chor <strong>der</strong><br />
„Schwachen", <strong>der</strong> „Kranken" und dem ,,Eiferer".<br />
In diesen Gestalten verkörpern sich<br />
Vertreter aller <strong>der</strong> Menschenschichtcn, die<br />
zum Gotteshaus aus irgendwelcher Not Leibes<br />
und <strong>der</strong> Seele getrieben werden. In wun<strong>der</strong>voller<br />
Weise wird nun geschil<strong>der</strong>t, nein: gestaltet,<br />
wie allen diesen Iberischen Erlösung<br />
wird von ihrer beson<strong>der</strong>en Last, Im Wissen<br />
um diese Erlösung, <strong>im</strong> Erleben <strong>der</strong> Gnade<br />
Gottes aber einen sie nicht zur Gemeinde,<br />
und au« <strong>der</strong> hinreißenden Handlung wird<br />
offenbar, daß sich <strong>im</strong> Seelentum dieser Erlösten<br />
das wahre „Haus aller Häuser", das<br />
Gottesreich aufbaut, für da» die zu<br />
weihende <strong>Kirche</strong> als Hüterin <strong>der</strong> anbetenden<br />
Gemeinde nur Sinnbild und Transparent sein<br />
kann.<br />
<strong>Das</strong> gedankentiefe und formschöne Werk sei <strong>der</strong><br />
Beachtung dringend empfohlen. Wo evangelische<br />
<strong>Kirche</strong>n neu 'rbaut werden, sollte man<br />
rechtzeitig den Gedanken einer Aufführung erwägen,<br />
— Es wird gewiß manche Mühe und<br />
Unkosten bereiten, sich aber ebenso gewiß lohnen,<br />
einmal in dieser sinnfälligen Form, senseit«<br />
aller blassen Abstraktion, den Menschen<br />
oon heute zu zeigen, was <strong>Kirche</strong> und Gemeinde,<br />
was Er„bau"ung und Erlösung ist , , ,<br />
Dessin<br />
5, Die <strong>Kirche</strong> soll durch ihre Abteilung für<br />
Industrieoerhältnisse ein Programm ständiger<br />
Untersuchung <strong>der</strong> Grundproblemc mo<strong>der</strong>ner Industrieverhältnisse<br />
durchführen: sie soll den<br />
Geistlichen und Laien, die mit diesen Fragen<br />
zu tun haben, Führcrdienste und Rat vermitteln.<br />
2, Jedes Thcologenseminar soll ersucht werden,<br />
einen o<strong>der</strong> mehrere Kurse über industrielle<br />
Fragen als einen Teil de« studentischen<br />
Unterricht« einzuführen.<br />
dem Wege gehen würde? Darüber, daß <strong>der</strong><br />
ungeheure Weltcrfolg <strong>der</strong> Zolaschen Romane zu<br />
einem sehr großen Teil auf <strong>der</strong> Betonung des<br />
Geschlechtlichen beruhte, hat nie ein Zweifel<br />
bestanden,"<br />
Wir unsererseits möchten diesen Iugendpfarrer<br />
fragen: Warum soll unsere evangelische<br />
Jugend nach Ihrem Urteil gerade Genuß<br />
finden an Zola und Norraccio?<br />
Bei dieser Tat de« Kandidaten Iobses<br />
Entstand ein allgemeines Schütteln des Kopses,<br />
Etwa« größere Verantwortung haben wir doch<br />
bei evangelischer Büchereiarbeit walten zu lassen!<br />
S.<br />
In Dortmund wurden kürzlich wegen<br />
<strong>der</strong> Eingemeindung zwei 3?5agistrats-<br />
schulratsslellen geschaffen, eine katho-<br />
lische und eine evangelische. Die ka-<br />
tholische Stelle nahm selbstverständlich<br />
das Zentrum für sich in Anspruch,<br />
die an<strong>der</strong>e ebenso selbstverständlich die<br />
Sozialdemokratie, denn sie hatte einen<br />
evangelischen Bewerber in Gestalt ihres<br />
Stadtverordneten Rektor D. zur Hand.<br />
Der gewählte Illagistratsschulrat fiel<br />
aber einem Straßenunfall zum Opfer.<br />
Bei <strong>der</strong> Beisetzung war die evangelische<br />
Geistlichkeit ausgeschlossen; auf Druck<br />
<strong>der</strong> Partei hat die Familie den evan-<br />
gelischen Pfarrer nicht gewünscht.<br />
Also <strong>der</strong> ausdrücklich als evan-<br />
gelisch gewählte Schulrat darf<br />
vier 233ochen nach <strong>der</strong> N3ahl<br />
von <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />
nicht bestattet werden!!<br />
Soziale Arbeit<br />
3, Die <strong>Kirche</strong> soll ihre Gemeindearbeit bezgl,<br />
<strong>der</strong> Industrieverhältnisse durch die Abteilung<br />
für Christlichen Sozialdienst stärken, stützen<br />
und anregen: ihre Unterabteilung für Industrieverhültnisse<br />
wird eine Vermittlung«-<br />
Instanz (elLÄlinss kouke') für Nachrichten und<br />
Ratschläge zu sein suchen,<br />
H Für die Geistlichen <strong>der</strong> verschiedenen Landes»<br />
teile sollen eine Reihe oon Industrieinstitutcn<br />
o<strong>der</strong> Sommerschulen eingerichtet werden und<br />
in Verbindung mit einigen anerkannten Ein-
ichtungen höherer Bildung Weiterbildungskurfe<br />
über die neueste Entwicklungen auf dem<br />
Gebiete <strong>der</strong> Industrieoerhältm'sse.<br />
5. Für die Laien sollen Au«bildung«klassen in<br />
Gemeinden errichtet werden, die die christlichen<br />
Grundsätze und ihre Anwendung auf industrielle<br />
und soziale Fragen studieren<br />
6. Die Geistlichen in je<strong>der</strong> Gemeinde sollen stch<br />
bemühen, mit den örtlichen Gewerkschaften in<br />
enge, persönliche Fühlung zu kommen, z. B.<br />
als Ortspastor, Mitdelegierter, Redner o<strong>der</strong> in<br />
irgendeiner Weise, die ein echtes Interesse an<br />
dem Industrieproblem zum Ausdruck bringt.<br />
7. Die <strong>Kirche</strong> soll die Initiative ergreifen und<br />
zu einer Konferenz geeignete <strong>Kirche</strong>nmitglie<strong>der</strong><br />
Wenn <strong>der</strong> erste feine Staub /<br />
des Sommers auf die Blätter<br />
fällt — / dann ade, du Früh-<br />
lingswelt! / Dann ade, du junges<br />
Laub!— / Ach, wie sterben die<br />
Frühlinge schnelle!<br />
Wenn erst das Auge sich ver-<br />
söhnt / mit all dem Grün und<br />
Weiß und Rot, / da beginnt des<br />
Frühlings Tod, / da versommern<br />
wir verwöhnt . . / Ach, wie ster-<br />
ben die Frühlinge schnelle!<br />
Und dann schauen wir vom Hü-<br />
gel, / wie das Land sich müde<br />
sonnt... / Leblos steht ein Müh-<br />
len-Flügel, / wie ein Kreuz am<br />
Horizont / Ach, wie sterben<br />
die Frühlinge schnelle!<br />
Morgenstein<br />
zusammenberufen, die Arbeitgeber best<strong>im</strong>mter<br />
Industrien sind, um die Anwendung christlicher<br />
Grundsätze auf industrielle fragen zu erörtern.<br />
Solche Konferenzen mögen z, B. unter den<br />
Arbeitgebern <strong>der</strong> Stahl-, Kohlen-, Schuh-,<br />
Teftil-, Automobil- o<strong>der</strong> einer an<strong>der</strong>en Industrie<br />
zusammenberufen werden.<br />
8. In Anerkennung <strong>der</strong> konstruktiven Funktion<br />
<strong>der</strong> Gewerkschaftsbewegung <strong>im</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Industrieleben soll man sich bemühen, wenigsten«<br />
einmal <strong>im</strong> Jahr an dem Sonntag, <strong>der</strong><br />
dem Tag <strong>der</strong> Arbeit vorausgeht, o<strong>der</strong> zu einer<br />
an<strong>der</strong>en geeigneten Zeit ^„^„ Vertreter <strong>der</strong><br />
Gewerkschaftsbewegung einzulade',, damit er<br />
zur Gemeinde o<strong>der</strong> einer an<strong>der</strong>en repräsentativen<br />
Gruppe in je<strong>der</strong> Gemeinde über die<br />
Beziehung von Arbeit und <strong>Kirche</strong> spreche.<br />
9, Die Geistlichkeit in je<strong>der</strong> Gemeinde soll sich<br />
bemühen, mit Arbeitgebern o<strong>der</strong> Arbeitgeber«<br />
Vereinigungen in persönliche Fühlung zu kom»<br />
men, um da« Interesse <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> für das<br />
Problem <strong>der</strong> menschliche! Verhältnisse in <strong>der</strong><br />
Industrie zum Ausdruck zu bringen.<br />
10. Die <strong>Kirche</strong> soll mehr bis ins Einzelne<br />
gehende Feststellungen <strong>der</strong> grundlegenden<br />
christlichen Richtlinien formulieren, auf welche<br />
die Industrie und die industriellen Verhält»<br />
Bezeichnung<br />
<strong>der</strong> Gruppe<br />
Erwerbstät. überhaupt<br />
In <strong>der</strong> Landwirtsch.<br />
In Industrie und<br />
Handwerk<br />
Handel u. Verkehr<br />
Verwaltung, Schule,<br />
freie Berufe ohne Heer<br />
Arbeiter allaem.<br />
Arbeiter in Industrie<br />
und Handwerk<br />
Unter<br />
25 Jahren<br />
Man »er<br />
Von 25—50<br />
Jahren<br />
190? 1925 1907 1925<br />
31 3l,1 51,8 48,2<br />
29,1 34,5 44,4 38 0<br />
31,8<br />
26,8<br />
11,7<br />
38,2<br />
38,9<br />
34,7<br />
21,1<br />
13,8<br />
40,9<br />
41,6<br />
54,9<br />
58,0<br />
86,2<br />
50,4<br />
51,5<br />
47,3<br />
59,1<br />
64,1<br />
43,8<br />
43,8<br />
Die starke Schwächung <strong>der</strong> Männergruppe<br />
zwischen 25 und 50 Jahren, die dadurch hervorgerufene<br />
durchgängige, bei den Industriearbeitern<br />
am stärksten sich auswirkende höhere Beteiligung<br />
<strong>der</strong> älteren Jahrgänge am Erwerbsleben ist deutlich<br />
abzulesen. Diese Beobachtung wird für de»<br />
Nnhrbergbau durch eine Aufstellung <strong>der</strong><br />
Ruhrknappschaft schlagend bestätigt.<br />
Die Altersverteilung in <strong>der</strong> Ruhrknappschaft<br />
war 1909 ist 1928<br />
zwisch. 15 u. 20 Jahr. 20,9 A 9,2 A d. Gesamth.<br />
21u. 25 15,8?3 ?3 A<br />
„ 26 u, 30<br />
?3 „<br />
„ 31 u. 35<br />
19,9?3 „<br />
„ 38u. 40<br />
„ 41 u. 45 8,9?3<br />
„ 46u, 50<br />
8,6<br />
„ 51 u. 60<br />
über 60 Jahre 1?3<br />
Aus A dis dieser Aufstellung A<br />
qeht auch hervor, daß<br />
die Zahlen von 1928 nicht mehr die von 1925<br />
sind. Der relativ starke Anteil <strong>der</strong> jüngsten<br />
Gruppe ist <strong>im</strong> Begriff, dauernd zurückzugehen.<br />
Er kam nur zustande durch die Kriegsoerluste <strong>der</strong><br />
Mittelgruppe. Der Geburtenrückgang <strong>der</strong><br />
Kriegs- und Nachkriegszeit macht sich zur Zeit<br />
schon erheblich spürbar und führt notwendig<br />
zu einer weiteren Veralterung unsere« erwerbstätigen<br />
Volke«. Für die Zeit von 1925 bis<br />
1929 stellt sich die Entwickelung bei den männlichen<br />
Erwerbstätigen <strong>im</strong> ganzen folgen<strong>der</strong>»<br />
maßen dar: 1925 1929<br />
Unter 25 Jahre alt waren von<br />
je 100 Erwerbstätigen 31,1 29,5<br />
unt. 25—30 Jahre Erwerbstätigen 48,2 48,8<br />
über 50 Jahre Erwerbstätigen 20.7 21,7<br />
(Nach Wirtsch. u, Stat. 1929/3. 4.)<br />
Der Rückgang an Jugendlichen macht sich schon<br />
jetzt in einem fühlbaren Mangel an mann»<br />
lichen Lehrlingen bemerkbar. Die Zahl<br />
<strong>der</strong> 14jährigen Jugendlichen beträgt von 1923<br />
ab für ,'cde« weitere Jahr 613 000, 473 000,<br />
353 000, 317 000, 329 000, 486 000 und erst<br />
<strong>im</strong> Jahre 1934 wie<strong>der</strong> 648 000, Diesem Zugang<br />
steht ein dauern<strong>der</strong> Lehrlingsbedarf von<br />
zirka 250 000 allein <strong>im</strong> Gewerbe gegenüber.<br />
Von den 14jährigen Jugendlichen aber falle»<br />
die au«, die entwe<strong>der</strong> wei>el die Schule besuchen<br />
o<strong>der</strong> in die Landwirtschaft und in Angestelltenberufe<br />
abfließen, d. h. durchschnittlich<br />
mehr als die Hälfte. Begreiflich genug, daß<br />
da« Gewerbe, vor allem die Industrie, Mittel<br />
und Wege sucht, um sich hinreichenden Lehrlingsnachwuchs<br />
zu sichern. Angesichts dieser<br />
Lage werden einige Zahlen aus dem Lehrlingswesen<br />
interessieren.<br />
Industrie und Handwerk beschäftigen naturgemäß<br />
die große Mehrheit aller Lehrlinge,<br />
1925 waren es 951390, d. h. 7,553 aller in<br />
Industrie und Handwerk Beschäftigten. Diese<br />
nisse gegründet sein sollen, jedoch ohne zu versuchen,<br />
die beson<strong>der</strong>en Methoden darzustellen,<br />
mit denen sie in <strong>der</strong> Praxis verwirklicht<br />
werden.<br />
Die Verschiebungen in <strong>der</strong> Altersglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Erwerbstätigen zwischen 1907 und 1925<br />
(Die Zahlen geben s>n, wie viel unter je 100<br />
Erwerbstätigen <strong>der</strong> verschiedenen Gruppen je»<br />
weil« <strong>der</strong> näher bezeichneten Altersgruppe angehörten.)<br />
über 50<br />
Jahre<br />
1907 1925<br />
17,2 20,7<br />
26,5 27,5<br />
13,3<br />
15,4<br />
22,1<br />
11,4<br />
9,6<br />
18,0<br />
19,8<br />
22,3<br />
15,3<br />
14,6<br />
Unter<br />
25 Jahren<br />
1907 1925<br />
44,7 41,8<br />
39,8 34 4<br />
50,3<br />
39,2<br />
27,3<br />
58,5<br />
80,7<br />
48,4<br />
40,8<br />
26,3<br />
56,0<br />
55,9<br />
Frauen<br />
von 25—50<br />
Jahren<br />
190? 1925<br />
38,8 42,1<br />
41,4 43,2<br />
38,4 41,8<br />
43,0 44,0<br />
57,5 58,1<br />
31,5 35,5<br />
32,1 37,0<br />
übel 50<br />
Jahre<br />
1907 1925<br />
16,5 16,1<br />
21,8 22,4<br />
11,3<br />
17,8<br />
15,2<br />
10,0<br />
7,2<br />
9,8<br />
15,2<br />
15,6<br />
8,5<br />
verteilten sich folgen<strong>der</strong>maßen auf die Betriebe.-<br />
In den Betrieben bis zu 5 Beschäftigten<br />
378 668 — 39,8 A, von 6—10 Beschäftigten<br />
156 173 - 18,4?3, von 11—50 Beschäftigten<br />
199016 -- 20,953, von mehr als 50 Beschäftigten<br />
21? 533 — 22,8 ?z. Mehr als die Hälfte<br />
aller Lehrlinge, zirka 544000, gehört danach<br />
gegenwärtig noch dem Handwerk an.<br />
Auf die wichtigsten Handwerksgruppen verteilen<br />
sich diese Lehrlinge so:<br />
Metall Handwerk 24,753: davon wie<strong>der</strong><br />
Schlosser 26,753, Schmiede 25,653, Klempner<br />
18,553, Maschinen- und Fahrzeugreparatur<br />
13,253, Elektrotechnik und Installation<br />
8,253.<br />
Bckleidungshandwerk 2l,6?3! davon<br />
wie<strong>der</strong> Schnei<strong>der</strong> 66 53, Schuhmacher<br />
26,6 A.<br />
Holzhandwerk 18,553: davon wie<strong>der</strong> Tischler<br />
7353, Stellmacher 15,953.<br />
Nahrungsmittel h. 15,453: davon wie<strong>der</strong><br />
Bäcker 51,553, Fleischer 34,353.<br />
Bauhandwerk 12,253: davon wie<strong>der</strong> Maler<br />
43,653, Maurer 16,653, Z<strong>im</strong>merei 12,853-<br />
Friseurgeweibe 2,453.<br />
Le<strong>der</strong>verarbeitung 2,353: davon Sattler<br />
98,153.<br />
Papierverarbeitung 1,453: davon<br />
Buchdrucker 5853, Buchbin<strong>der</strong> 24,«53, Photographen<br />
9,553.<br />
Eine entsprechend genaue Statistik <strong>der</strong> Fabrik»<br />
lehrlinge liegt nicht vor. Berücksichtigt man in-<br />
0e« nur die Lehrlinge haltenden Betriebe von<br />
über 50 Beschäftigten, so wird man von hier<br />
aus auf da« Ganze schließen und folgendes feststellen<br />
dürfen: Auch hier n<strong>im</strong>mt da« Metallgewerkt<br />
die bei weitem größte Zahl von Lehrlingen<br />
auf, nämlich (auf alle in gewerblichen<br />
Großbetrieben untergebrachten Lehrlinge be><br />
rechnet).<br />
<strong>der</strong> Maschinenbau 38,253,<br />
die Herstellung von Eisen-, Stahl- und Metall-<br />
Ivaren 8,253,<br />
die Eisen- und Metallgewinnung 5,553,<br />
die Elektrotechnik 7,353.<br />
Stärker beteiligt ist auch hier noch<br />
da« Baugewerbe mit 9,953,<br />
die Industrie <strong>der</strong> Steine und Erden mit 5,453,<br />
Teftil-, Holz- und Bekleidungsgewerbe mit je<br />
4,653.<br />
Die Entwicklung wird die Lehrlingsausbildung<br />
in Fabrikbetrieben zweifellos för<strong>der</strong>n und den<br />
Anteil des Handwerks weiter verringern.<br />
(Nach Wirtsch. u. Stat. 1929/5.)<br />
4. Vermögensverteilung in Deutschland 1N25<br />
Nach den Ergebnissen <strong>der</strong> Vermögenssteuer»<br />
Veranlagung (Wirtsch. u. Stat. 1929/4.)<br />
I. Da« in Deutschland vorhandene Rohoer»<br />
mögen bestand aus<br />
57
4. Land« und forstwirtschaftl.<br />
Vermögen in Höhe von rund 26 Milliard.<br />
2. Betriebsvermögen in Höhe<br />
von rund<br />
2, Grundvermögen in Höhe von<br />
rund 26,5 „<br />
4. Sonstigem in Höhe von<br />
rund 9,5 ,<br />
zusammen 408,3 Millard. ^t<br />
davon waren steuerpflichtig 87,8 ,<br />
II. Von den 2,6 Millionen Steuerpflichtigen<br />
besaßen<br />
2,5 Millionen natürlicher Personen 64,4 Mit»<br />
liarden ^t -- 65,63^ de« Gesamtvermögens<br />
0,4 Millionen nichtnatürl. Personen 33,7 Mit»<br />
liarden ^< --- 34,47 A des Gesamtoermögens.<br />
III. Vermögen besaßen o. d. natürlichen Personen<br />
Pflicbkige In Gesnnitbelr. In<br />
bis 30 000<br />
von 30 000<br />
bis 400 000<br />
von 400 000<br />
bis 4 000 000<br />
üb. 4 000 000<br />
bis 30 000<br />
von 30 000<br />
bi« 400 000<br />
von 400 000<br />
bis 4 000 000<br />
üb. 4 000 000<br />
(in Tausend) »^ (in Million.) »/«<br />
^»l 2053 82,6 24748 38,6<br />
^»t 354 44,2 47645 27,5<br />
'<br />
77 3,4 46542 25,8<br />
2,3 0,4 5438 8<br />
v. d. nichtnatürl. Personen<br />
Pflichtige In Gesnnilbetr. In<br />
(in Tausend) »/, (inMillion.) »/„<br />
47,89 44,6 705 2,4<br />
32,40 28,4<br />
29,94<br />
4,96<br />
26<br />
4,3<br />
4834,5 5,4<br />
8883,3 26,4<br />
22276,4 66,4<br />
Menn.<br />
Zweite Nie<strong>der</strong>rheinische Dorfkirchenältestenkonferenz<br />
und siebter Dorfkirchentag zu Wesel<br />
um zweiten Male hatten die Dorf-<br />
^) kirchenfreunde am Nie<strong>der</strong>rhein zu einer<br />
Doppeltagung nach Wesel eingeladen. Am<br />
Sonntag, dem 24. April, sollte die Aelteslenkonferenz,<br />
am Montag, daran anschließend<br />
<strong>der</strong> Dorfkirchenlag abgehalten<br />
weiden.<br />
Veide Tagungen waren gut besucht. Am<br />
Sonntagnachmittag waren ^«Teilnehmer,<br />
darunter 49 Pfarrer, versammelt,<br />
am Montag fanden sich 26 Pfarrer, 4?<br />
Gemeindeverordnete und 43 Mitglie<strong>der</strong> des<br />
sozialen Frauenseminars aus Kaiserswerth<br />
unter Führung von Herrn Pfarrer Balke ein.<br />
Die Tagung begann mit dem Fesigottesdiensl,<br />
den Pfarrer v. Dusse, Essen-<br />
Rüttenscheid, freundlichst übernommen hatte.<br />
Der <strong>Kirche</strong>nchor bot in <strong>der</strong> Liturgie und<br />
nach <strong>der</strong> Predigt zwei fein vorgetragene<br />
Gesänge dar. Der Festprediger legte seiner<br />
Predigt das Wort Pauli aus 4. Kor. 45,<br />
Vers 58, zugrunde und sprach zu <strong>der</strong> Gemeinde<br />
von „unserem Dienst am Werke des<br />
Herrn".<br />
An den Gottesdienst schloß sich für die Gaste<br />
von auswärts eine Führung durch<br />
die Willibrordikirche und das<br />
ebenso sehenswerte alte Rathaus an.<br />
PfarrerBölitz,Wesel, konnte dabei<br />
manches Wertvolle aus <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong><br />
Stadt und Gemeinde mitteilen.<br />
Die Versammlung am Nachmittag wurde<br />
von Pfarrer Over, Wesel, eröffnet<br />
und geleitet. Nach gemeinsamem Gesang<br />
und Gebet grüßte er die Erschienenen <strong>im</strong><br />
Namen <strong>der</strong> Dorfkirchenfreunde und betonte,<br />
daß die Verhandlungen an diesem Dorfkirchenältesientage<br />
dazu dienen sollten, die<br />
Freudigkeit <strong>der</strong> Gemeindeverordneten zur<br />
Mitarbeit in <strong>der</strong> Gemeinde zu stärken. Er<br />
erinnerte daran, wie das heutige Presbyteramt<br />
in <strong>der</strong> Zusammenkunft <strong>der</strong> Gemeindevertreter<br />
<strong>der</strong> Gemeinden unter dem<br />
Kreuz am Nie<strong>der</strong>rhein seinen beson<strong>der</strong>en<br />
Inhalt bekommen habe und von hier aus<br />
59<br />
<strong>der</strong> Gedanke in unserer rheinischen <strong>Kirche</strong><br />
hineingetragen sei, daß die Aeltesten zu gleichem<br />
Dienst in <strong>der</strong> Gemeinde mit dem<br />
Pfarrer, dem Diener am Wort, berufen<br />
seien.<br />
Dann ergriff Pfarrer Müller,<br />
Diersfordt, das Wort zu seiner geschichtlichen<br />
Darstellung über den Ursprung<br />
und die Bedeutung des<br />
n i e d e r r h e i n i sch e n Preöbytera<br />
m t e s. Mit großer Sachkenntnis und<br />
glänzen<strong>der</strong> Beherrschung des Stoffes zeigte<br />
er, wie das nie<strong>der</strong>rheinische Presbyteramt<br />
sich entwickelt, und welchen Inhalt es nach<br />
dem Sinn <strong>der</strong> Väter gehabt hat. Wohl<br />
gab es auch in <strong>der</strong> hessischen <strong>Kirche</strong> schon<br />
vor <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> PreSbyterien am Nie<strong>der</strong>rhein<br />
ein Presbyter- o<strong>der</strong> Seniorenamt,<br />
aber dort in Hessen traten dessen Träger<br />
in Gemeinden, die unter dem SchuH des<br />
Landesfürsten sich gebildet hatten, ihre<br />
Arbeit an, während am Nie<strong>der</strong>rhein, die Gemeinden<br />
unter dem Kreuze, oft zerstreut, oft<br />
in schwerer Bedrängnis, aber fast <strong>im</strong>mer<br />
nur auf sich selbst gestellt, durch diese Männer<br />
in ganz an<strong>der</strong>er Weise gestärkt, geleitet<br />
und geför<strong>der</strong>t werden mußten. Daher kam<br />
man sehr bald von <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Presbyter<br />
auf Lebenszeit ab. Sie wurden für 4 o<strong>der</strong><br />
nur für 56 Jahr gewählt und hatten in dieser<br />
ihrer Amtszeit vor allem die seelsorgerliche<br />
und auch die diakonische Betreuung <strong>der</strong> Gemeinde<br />
zu übernehmen. Die wirtschaftlichen<br />
und Verwaltungsfragen waren dem Kirch-<br />
Pflege des geistlichen Lebens. Diese Männer<br />
mit dem Prediger die ganze Verantwortung<br />
für das religiöse Leben in den Gemeinden.<br />
Ihre Arbeit war eine beson<strong>der</strong>e<br />
Pflege des geistlichen Lebens. Diese Männer<br />
als die Väter unseres heutigen PreSbyteramtes<br />
mahnen uns heute daran, die<br />
Arbeit eines Preöbyteriums möglichst innerlich<br />
zu fassen und sie nicht nur auf die<br />
äußere Verwaltung <strong>der</strong> Gemeinde zu beschränken.<br />
Nach einer kurzen Pause folgte <strong>der</strong> Vortrag<br />
von Pfarrer Trommershausen,<br />
Issum, <strong>der</strong> über die Gegenwartsaufgaben<br />
des nie<strong>der</strong>rheinischen Presbyters sprach und<br />
dabei wohl mit allgemeiner Zust<strong>im</strong>mung<br />
nicht so stark, wie das vorgesehen war, auf<br />
Sitte und Brauch einging, son<strong>der</strong>n auf die<br />
notwendige For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gegenwart zur<br />
Mitarbeit. Lebendig und frisch, nüchtern<br />
und praktisch führte <strong>der</strong> Redner <strong>im</strong> Anschluß<br />
an die einschlägigen Paragraphen <strong>der</strong> neuen<br />
<strong>Kirche</strong>nordnung in die Aufgaben und Pflichten<br />
<strong>der</strong> Presbyter ein. Er wußte ebenso klar<br />
die aus <strong>der</strong> Vergangenheit unserer nie<strong>der</strong>rheinischen<br />
Gemeinden stammenden Seiten<br />
<strong>der</strong>selben, wie die aus <strong>der</strong> jüngsten Gegenwart<br />
und ihrer Entwicklung sich ergebenden<br />
neuen Gesichtspunkte hervorzuheben. Es<br />
ist nicht gut möglich, in einem kurzen Bericht<br />
das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e herauszugreifen,<br />
und erübrigt sich auch, da das Gesagte in<br />
einem bald be<strong>im</strong> rheinischen Preßverband<br />
erscheinenden Handbüchlein für die Gemeindeverordneten,<br />
an dem <strong>der</strong> Redner auch<br />
mitgearbeitet hat, eingehend dargelegt ist.<br />
Hoffentlich geben die PreSbyterien dasselbe<br />
jedem Gemeindeverordneten in die Hand<br />
und machen es dann zum Gegenstand gemeinsamer<br />
Besprechungen. <strong>Das</strong> würde sehr<br />
zur Belebung und Vertiefung <strong>der</strong> Arbeit in<br />
den Gemeinden beitragen.<br />
Der reiche Beifall am Schluß und die sehr<br />
lebhaft einsehende Besprechung, an<br />
<strong>der</strong> sich überwiegend Presbyter beteiligten,<br />
zeigten, wie richtig die Wahl des Gegenstandes<br />
und seine Behandlung war. Gerne ging<br />
ich auf das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Aussprache<br />
ein, aber das würde zu weit führen. Nur<br />
das sei betont, daß die Verhältniswahl mit<br />
ihrer ganz unpersönlichen Art sowie die<br />
For<strong>der</strong>ung best<strong>im</strong>mte Stände zu berücksichtigen,<br />
mit Recht stark bemängelt wurden,<br />
dagegen von verschiedenen Seiten die innere<br />
Eignung <strong>der</strong> zu Wählenden stark betont<br />
ward.<br />
Gegen 7 Uhr konnte <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Tagung<br />
mit Lied und Segen den anregenden Tag<br />
beschließen, nicht ohne dem Festprediger und<br />
den Rednern herzlich für ihre Arbeit gedankt<br />
zu haben. Er knüpfte daran den Hinweis<br />
auf die am folgenden Tage anschließende<br />
Siebte nie<strong>der</strong>rheinische Dorfkirchentagung<br />
an, und lud vor allem die Pfarrer, aber<br />
auch die Aeltesten zur Teilnahme ein. Den<br />
siebenten Dorfkirchentag eröffnete<br />
am 22. April, vormittags 9 Uhr, Pfr.<br />
Schreiber, Gahlen; Pfr. Munzert<br />
hielt die Morgenandacht über 2. Kor. t,<br />
24. Er betonte in feiner, tiefgegründeter<br />
Weise die Aufgabe des Pfarrers „Gehilfe<br />
<strong>der</strong> Freude" in seiner Gemeinde zu sein.<br />
Der erste Vortrag: „Die v o l k S m i s s ionarische<br />
Bedeutung <strong>der</strong> Dorfkirche"<br />
von Pfarrer Hennes, Wiedenest,<br />
führte zunächst einmal in die ganz neu
gestaltete Gedankenwelt und völlig verschobene<br />
Stellung des Dorfbewohners, vor<br />
allem des Landwirtes, ein. Die Abhängigkeit<br />
von einer Weltwirtschaft, die er nicht<br />
kennt und nicht beeinflussen kann. Die<br />
<strong>im</strong>mer mehr sich entwickelnde Rationalisierung<br />
auch <strong>der</strong> Landarbeit schaffen einen<br />
innerlich und äußerlich neuen Nauerntyp.<br />
Daß dieser nicht dem <strong>Evangelische</strong>n entfremdet<br />
werde, ist die Sorge <strong>der</strong> Dorfkirche;<br />
sie kann dabei <strong>der</strong> Voltsmission, wie sie bisher<br />
meist als Evangelisation aufs Land<br />
kam, nicht entbehren, aber sie wünscht und<br />
for<strong>der</strong>t, daß diese Arbeit über die Frage:<br />
„Deine Seele und Gott" hinausführe und<br />
auch die an<strong>der</strong>en Bindungen und Bedingungen<br />
unserer heutigen dörflichen Lage voll beachte!<br />
Der ganze Ernst <strong>der</strong> gegenwärtigen Lage,<br />
die den Bauern zu Demonstrationözügen<br />
treibt(l), wurde uns vor Augen gestellt und<br />
als eine schwere Verantwortung dem Dorff>farrer<br />
auf S Herz gelegt.<br />
Den Gedanken über das „Wie" dieser Mitarbeit<br />
brachte uns Pfarrer Südmeyer S,<br />
Isselburg, klarer Vortrag über „M issi -<br />
onöarbeit und Dorfkirchengedanke"<br />
beson<strong>der</strong>s nahe. Im Anschluß an<br />
das wertvolle Buch GuttmannS „G e -<br />
meindeaufba u", das <strong>im</strong> Verlag <strong>der</strong><br />
Evang.-luth. Mission in Leipzig erschienen<br />
ist, zeigte <strong>der</strong> Redner, wie Guttmann Volkstum,<br />
Sitte, Stammesart usw. bewußt als<br />
Anknüpfungspunkte für seine Gemeindearbeit<br />
in <strong>der</strong> Heidenwelt gebrauchte, und eS<br />
war überraschend, wie sich aus seiner Betrachtungsweise<br />
fast bei jedem Abschnitt Beziehungen<br />
zur Dorfkirchenarbeit <strong>der</strong> He<strong>im</strong>at<br />
herausstellten. Schon die Anknüpfung an<br />
die bestehende innere o<strong>der</strong> äußere Bindung<br />
wie Gotteöahnung, Opfer, Fürbitte, erleichtert<br />
die Gewinnung des Einzelnen. Der Einblick<br />
in die starken Banden <strong>der</strong> Sippe, ihrer<br />
Gebräuche usw. ist nötig, um diese Kräfte<br />
Nicht Gott verläßt dich, du verlassest<br />
ihn G. Kierkegaard<br />
Die Gerechtigkeit hat den Vorrang<br />
vor <strong>der</strong> ^Wohltätigkeit Herbert Spencer<br />
Was du Gutes getan, vergiß, und<br />
tue etwas Besseres Lavater<br />
muß das Unglück mit Händen<br />
und Füßen und nicht mit dem N^aul<br />
angreifen H. Pestalozzi<br />
Nie stark sind Leben und Liebe, wenn<br />
sie zusammenstehen I.<br />
zum Aufbau <strong>der</strong> Christengemeinschaft <strong>im</strong><br />
Heidenlande zu gebrauchen. Mit allem<br />
Nachdruck wies Redner darauf hin, daß die<br />
Gemeinde, auch die Dorfgemeinde, das Bewußtsein<br />
haben müsse, nicht Objekt, son<strong>der</strong>n<br />
Subjekt alles kirchlichen Handelns zu sein.<br />
Die daraus sich ergebenden For<strong>der</strong>ungen für<br />
den Gottesdienst, Amtshandlungen usw.,<br />
wurden klar herausgestellt. <strong>Das</strong> persönliche<br />
Verantwortungsgefühl gegenüber <strong>der</strong> Gemeinde<br />
wurde stark betont.<br />
So waren diese beiden Vorträge vorzügliche<br />
Vorbereitungen für die einsetzende, lebhafte<br />
Aussprache.<br />
Nach dem gemeinsamen Essen berichtete<br />
Pfarrer Doskocil aus Tharau in Ostpreußen,<br />
<strong>der</strong> gerade die Ostpreußen in unseren<br />
Industriegemeinden besuchte, über die<br />
Eigenart <strong>der</strong> ostpreußischen Einwan<strong>der</strong>er,<br />
und Pfarrer Badt, Karnap, gab uns ein<br />
Bild davon, wie sich diese Einwan<strong>der</strong>er in<br />
die Industriegemeinden eingefügt hätten, ja<br />
vielfach <strong>der</strong> stärkste und oft recht wertvolle<br />
Teil <strong>der</strong>selben seien.<br />
Betraf dieser Bericht auch nur beson<strong>der</strong>e<br />
Kreise, so zeigte er doch ein wertvolles Stück<br />
Dorftiichenarbeit und war so für alle Zuhörer<br />
von Bedeutung.<br />
Nach <strong>der</strong> Kaffeepause und Aussprache<br />
traten dann die nie<strong>der</strong>rheinischen Dorfkirchenfreunde<br />
zu einer wichtigen Beratung<br />
zusammen. Zunächst wurde <strong>der</strong><br />
nächstjährige <strong>Kirche</strong>n-Aeltesten-Tag besprochen<br />
und für denselben wie<strong>der</strong> Wesel ins<br />
Auge gefaßt. Ob wir nicht doch einmal<br />
diese Tagung in dörflicher Abgeschlossenheit<br />
und Stille begehen könnten? <strong>Das</strong> soll die<br />
nächste Tagung <strong>der</strong> Aeltesten selbst entscheiden.<br />
Dann galt es, die nie<strong>der</strong>rheinifche Gruppe<br />
fest zusammen zu schließen. Dank <strong>der</strong> treuen<br />
Arbeit von Pfarrer Burbach hat sich<br />
die Dorfkirchenarbeit hier eingewöhnt. Jetzt<br />
will er das Werk sich selbst überlassen. Pfr.<br />
Over berichtete über die bereits gehaltene<br />
Vorbesprechung und betonte, daß neben<br />
dem Aeltesten-Tag die Zusammenkunft <strong>der</strong><br />
Dorfkirchenfreunde nicht fehlen dürfe. Sie<br />
soll dann an den Aeltestentag sich anschließen.<br />
Zum Leiter wurde Pfarrer Müller,<br />
Dieröfordt, bzw. Schreiber, Gahlen, gewählt.<br />
Die Kassenführung übern<strong>im</strong>mt.<br />
Pfarrer Südmeyer, Isselburg, und die Synoden<br />
Wesel, Cleve, Dinslaken, MörS<br />
stellen je einen Vertrauensmann und Stellvertreter.<br />
Der Jahresbeitrag wurde auf 3<br />
Mark festgesetzt.<br />
Die Werbung für den Kreis <strong>der</strong> Dorfkirchenfreunde<br />
in diesen Synoden soll fleißig<br />
betrieben werden, und so hoffen wir, daß<br />
sowohl die Aeltesten-Tagung als auch <strong>der</strong><br />
anschließende Dorfkirchentag von Pfarrern<br />
und Presbyterien gut besucht wird und für<br />
die Gemeinden in Stadt und Land reichen<br />
Seaen brinat. Dazu helfe Gott in Gnaden.<br />
W. Over, Wesel.<br />
Die siebente Tagung des<br />
Vereins Deutscher evangelischer<br />
Lehrerinnen vom<br />
2.-4. April in Mülhe<strong>im</strong><br />
» (Ruhr)<br />
geleitet von Frl. Frieda Cramer, Narnien,<br />
war ausgezeichnet gleicherweise durch bedeutsame<br />
Bcgrüßungswoite kirchlicher, staatlicher und kommunaler<br />
Persönlichkeiten wie durch vortreffliche<br />
Vorträge berufenen Fachleuten, beachtenswerte<br />
Entschließungen und nicht zuletzt durch einen sehr<br />
erfreulichen besuch. Generalsuperintendent I).<br />
(Atollen hoff, Koblenz, betonte die 3tot><br />
wendigkeit <strong>der</strong> Zusammenarbeit von <strong>Kirche</strong>,<br />
Schule und Familie in einer Zeit, in <strong>der</strong> man<br />
sich nicht schäme, von Kameradschaft«-, Semesteruno<br />
^jocycnend-^hen zu sprechen. Rektor<br />
Adams, Härmen, überbrachte die Grüße des<br />
Deutsch-<strong>Evangelische</strong>n «Irchenaueschusses sowie<br />
des Verbandes Deutscher <strong>Evangelische</strong>r Lehrer»<br />
und Lehrerinnen-Vereine. Stadtschulrat Peter<br />
sprach für die städtische Schulverwaltung, Ober»<br />
regierungsrat Ziemer für die Negierung zu<br />
Düsseldorf. — Rektorin Spelsberg, l^lber.<br />
feld, hielt einen Vortrag über „D ie gemein»<br />
same Erziehungsarbeit vo n El»<br />
ternhaus und Schule anden schwie»<br />
rlgen Kin<strong>der</strong>n" und betonte, wie wahre<br />
Erziehungsarbeit den Erzieher klein macht in<br />
sich selbst und ohne die H)itte um wahre Weisheit<br />
alle Arbeit umsonst bleibt. Pastor Her»<br />
kenrath, Varmen, verbreitete sich über un><br />
seren Glauben, unsere Kraft und<br />
unsere Verantwortung inmitten<br />
<strong>der</strong> umwälzenden Bestrebungen<br />
unserer Zeit und zeigte, wie sich Oem<br />
(Christen die Zeit» und Lebensfragen von <strong>der</strong><br />
Verwurzelung <strong>im</strong> Ewigen her Iö>en. Rektor<br />
Steinmann, Friemershe<strong>im</strong>, suchte den uns<br />
heute bewegenden Fragen <strong>der</strong> Pä><br />
da g o g i k gerecht zu werden und gab unserer<br />
Zeit das Zeugnis <strong>der</strong> recht verstandenen Synthese<br />
von Pestalozzi« und Herbarts Gedanken über Erziehung.<br />
Da« wahre Gemeinschaftsideal ist ihm<br />
nicht die Gesellschaft von Staatsbürger»<br />
(Kerschensteiner), son<strong>der</strong>n die G e m ei n s ch a f t,<br />
die sich bildet auf Grund <strong>der</strong> Geisteskraft, die<br />
au« <strong>der</strong> Gottheit in die Menschheit fließt.<br />
Lehrerin Nora KaHmann, Elberfeld, endlich<br />
bot Vortrag und Lehrgabe über Tafelzeich »<br />
nun gen und Gedichte als Bausteine<br />
für schaffende Arbeit <strong>im</strong> Gesamt.<br />
Unterricht. Die Räume de« evangelischen<br />
Vereinshauses und <strong>der</strong> Stadthalle boten den<br />
rechten Rahmen für diese gehaltvolle Tagung,<br />
an die sich eine geschlossene Vertre»<br />
terinnen- und All i tg l i e 0 ero e r»<br />
sammlung anreichte. In dieser nahm <strong>der</strong><br />
V. 2. E. L. zu einer Reihe wichtiger<br />
Echulfragen Stellung: t. Zum<br />
Reichsschulgesetz (positiv, <strong>im</strong> Sinne <strong>der</strong><br />
Bekenntnisschule) und Konkordat (ablehnend):<br />
2. zu den vom Minister bereit« 192?<br />
zugesagten, aber <strong>im</strong>mer noch nicht eingerichtete»<br />
pädagogischen Frauenakademien<br />
(dieselben bis spätestens 1830 for<strong>der</strong>nd),- 3. gegen<br />
die llebersteigerung des Nerechti»<br />
gungswesens (vor allem zugunsten <strong>der</strong><br />
jetzt schwer benachteiligten Volksschüler(innen)<br />
und <strong>der</strong> mittleren Reife): 4. endlich, ebenfalls pos!»<br />
tiv, zur For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Trennung <strong>der</strong> Ge.<br />
schlechter in den Oberklassen aller<br />
Volksschulen: auch befürwortete die Ver»<br />
sammlung einen verstärkten Einfluß<br />
<strong>der</strong> Lehrerin auf die Mädchen,<br />
erziehung (durch Vermehrung <strong>der</strong> Stellen<br />
für Lehrerinnen, Schulleiterinnen und Schul,<br />
aufsichtsbeamtinnen zu verwirklichen).<br />
59
Gautagung des Verbandes evangel. Arbeiterinnen-<br />
Der Gauoerband <strong>der</strong> evangelischen Arbeiterin»<br />
nenoereine in <strong>Rheinland</strong>-Westfalen hielt vom<br />
4. bis «. Mai in Köln-Mülhe<strong>im</strong> seine Gau»<br />
tagung ab. Schon <strong>der</strong> Eröffnungsabend brachte<br />
in seiner Festlichkeit zum Ausdruck, daß die<br />
evangelische Arbeiterinnenoereinsbewegung auf<br />
einer ständischen Grundlage ruht. Denn in<br />
einer Fülle von Lichtbil<strong>der</strong>n, die von Arbeitelgedichten<br />
begleitet waren, erstand „das hohe<br />
Lied <strong>der</strong> Arbeit", das Bild de« Arbeiterleben«<br />
dahe<strong>im</strong> und in <strong>der</strong> Fabrik. Man sah die<br />
Mutter frühmorgens in Sorge um die zurückbleibenden<br />
Kin<strong>der</strong> das He<strong>im</strong> verlassen, die<br />
Männer durch die dämmernden Straßen zur<br />
Fabrik gehen. Man sah die blasse, junge Arbeiterin<br />
in ihrer Werkstatt, die Männer am<br />
Feuerofen. Man sah da« kleine Mädelchei,<br />
dem Vater da« Essen bringen, man sah ihn<br />
he<strong>im</strong>kehren zu den Kin<strong>der</strong>n, die sich zärtlich an<br />
ihn schmiegen und mit ihren Kin<strong>der</strong>fragen nach<br />
H<strong>im</strong>mel und Erde zu ihm kommen, lind die<br />
Vereine in <strong>Rheinland</strong>-Westfalen<br />
Jugend sah man hinausziehen auf die Fahrt,<br />
ins Ferienhe<strong>im</strong>.<br />
Wieprecht, Engelke, Riebold, Petzoldt, Schönlank,<br />
all diese Dichter, die <strong>im</strong> Arbeiterhaus<br />
groß wurden, <strong>der</strong>en Berufswelt die Werkstatt<br />
war, je<strong>der</strong> von ihnen setzte seine beson<strong>der</strong>e<br />
Linie in dieses Bild de« Arbeitslebens.<br />
Es war ein eigenartiger, eindrucksvoller Festabend.<br />
Für die Arbeiterin bekam ihr Alltagsleben<br />
ein neues Ansehen. Die verschiedenen<br />
Vertreter <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, des Arbeitsamtes, <strong>der</strong><br />
Frauenoereine wurden von <strong>der</strong> harten und gewaltigen<br />
Wirklichkeit des Arbeiterdaseins ergriffen.<br />
Ihre begrüßende Worte kamen aus<br />
tiefstem Mitfühlen heraus.<br />
Der Sonntag-Abend brachte dann in dem großen<br />
Vortrag vom „Nut <strong>der</strong> Gegenwart<br />
an die Frau" die Auseinan<strong>der</strong>setzung <strong>der</strong><br />
Arbeiterin mit <strong>der</strong> heutigen rationalisierten<br />
Wirtschaft l»d dem Volksleben unserer Zeit.<br />
Mit sehenden Augen schaut die standesbewußte<br />
evangelische Arbeiterin die Welt an. Sie sucht<br />
neue Wege, aber sie will nicht zerstören, sie gestaltet,<br />
sie baut auf. Sie will, daß die Jugend<br />
in einer evangelischen Volks- und<br />
Berufsschule zu einem werktätigen Stande<br />
herangebildet wird, <strong>der</strong> seinen Wert und seine<br />
Verantwortung <strong>im</strong> Volk kennt. Sie will, daß<br />
<strong>im</strong> Frauentum des Arbeiterlebens Willen und<br />
Kraft zum Muttertum bleibt. Sie will, daß<br />
die Arbeiterin lhre Pflichten <strong>im</strong> Volks- und<br />
Wirtschaftsleben arbeitend und führend erfüllt.<br />
Die drei Gemeinschaftsordnungen, Familie,<br />
Stand, Volk, die für jeden Menschen gegeben<br />
sind, sollen in ihren, tiefsten evangelischen<br />
Sinn de« Dienstes von einem zum an<strong>der</strong>en<br />
wie<strong>der</strong> aufgebaut werden. Die evangelische Arbeiterin<br />
hofft, daß so die Verwirrung und Weglosigkeit<br />
<strong>der</strong> Gegenwart zu einer zielsicheren<br />
Weghaftigkeit wird, und die haltlose Einzclhaftigteit<br />
des Menschen von heute zur Gebundenheit<br />
in die non Gott gewollte Gemein»<br />
schaft.<br />
Die Linien, die hier gezeichnet wurden, erhielten<br />
in <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft des 3.<br />
Tage« volle Lebendigkeit, al« die jungen<br />
Arbeiterinnen aus ihrem Nerufserleben heraus<br />
Berichte und Fragen brachten.<br />
Theodor Hagemann.<br />
Tagung des Rheinischen Vereins für ländliche Wohlfahrt und He<strong>im</strong>atpflege<br />
Ein glücklich gewühlte« Fleckchen Erde, fernab<br />
allein lautem Getriebe und Gehaste, in stiller,<br />
verträumter, ländlicher Einsamkeit, herauswachsend<br />
aus kraftgefüllter Scholle, aus <strong>der</strong> Ferne<br />
gegrüßt von <strong>der</strong>^ höchsten Erhebung de« Saargebiete»,<br />
dem Echaumberg — das war wohl<br />
aller Teilnehmer unmittelbarster und erster Eindruck.<br />
So recht ein Ort, um sich in aller<br />
Gründlichkeit und mit allem Ernst über das<br />
Thema auszusprechen, da« dieser Tagung zugrunde<br />
lag: »Di« deutsche Familie in Stadt<br />
und Land .<br />
Den einführenden Vortrag, <strong>der</strong> das große,<br />
nüchterne, klare, düstere Bild <strong>der</strong> Zeitlage zeichnete,<br />
hielt <strong>der</strong> Generalsekretär de« Earitasverbande«,<br />
Pfarrei Dr. 2 ieing aus Freiburg<br />
>. Nr.: ,Die Kultuckrisi« de« Lande«<br />
und ihre Auswirkung auf die<br />
Familie".<br />
Au« seiner Beschaulichkeit und Friedlichkeit<br />
wurde das deutsche Dorf und die deutsche<br />
Kleinstadt nach <strong>der</strong> Mitte des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t»<br />
jäh aufgeschreckt. Es begann sich eine<br />
Umwandlung de« Landes nach seiner wirtschaftlichen,<br />
geistigen und religiösen Seite hin zu vollziehen,<br />
die binnen einiger Jahrzehnte eine<br />
jahrhun<strong>der</strong>te alte Kultur auflöste. Da« Dorf<br />
verlor seine Seele und damit auch sein sittliches<br />
Bewußtsein.<br />
60<br />
Sich auflösende Landkultur<br />
Mannigfache Gründe haben mitgewirkt, daß<br />
die Landkultur in <strong>im</strong>mer stärkerem<br />
Maße von <strong>der</strong> Stadtkultur<br />
verdrängt wurde. Verflachuig, Ver»<br />
ödung, Nachahmungssucht, Schwinden de«<br />
kraftvollen Selbstbewußtsein« — da« sind die<br />
hinterlassenen Spuren dieser Umwandlung. Alte<br />
Bräuche und Lebensformen sind zerschlage»,<br />
meist <strong>im</strong> Zusammenhang damit auch Sitte und<br />
Sittlichkeit.<br />
W Die Familie?<br />
45°n solchen Verän<strong>der</strong>ungen ist vor allem<br />
die Familie betroffen worden. Wohl<br />
zehren wir vielfach noch von überkommenem<br />
Gut, aber wir zehren von <strong>der</strong> Substanz! Immer<br />
stärker wirkt in die ländliche Familie hinein <strong>der</strong><br />
8.-10. April 1929 auf dem Harschbergerhof bei St. Wendel<br />
Geist <strong>der</strong> Stadt und wirkt hier oftmals zersetzen<strong>der</strong><br />
als in <strong>der</strong> Stadt selbst. Aus mancherlei<br />
Feststellungen können wir da« herauslesen:<br />
die Wohnungskultur de« Landes ist abgewandelt.<br />
Der alte, gediegene und vol allem zweckmäßige<br />
Hausrat verschwindet, dafür tritt die Serienware<br />
<strong>der</strong> Fabrik, während die alten Bauernmöbel<br />
zum Althändlei wan<strong>der</strong>n und von da<br />
wie<strong>der</strong> in Umgebungen, wo sie al« Modeartikel<br />
bestaunt und bewun<strong>der</strong>t werden.<br />
W Die Ehe??<br />
Aber viel unhe<strong>im</strong>licher ist die Verän<strong>der</strong>ung des<br />
Lande« hinsichtlich seiner Auffassung von<br />
<strong>der</strong> Ehe. Der Glaube an den religiösen Sinn<br />
<strong>der</strong> Ehe hat auf dem Lande starke Einbuße erlitten.<br />
In einer furchtbaren Tatsache findet<br />
diese Behauptung ihre Bestätigung: in dem gewaltigen<br />
Geburtenrückgang auf dem Lande, <strong>der</strong><br />
ungleich stärker ist al« in <strong>der</strong> Stadt, <strong>Das</strong><br />
deutsche Land ist heute nicht mehr<br />
<strong>der</strong> Gesundbrunnen de« deutschen<br />
Volke«! Und dort, wo ein Dorf in die 3cähe<br />
<strong>der</strong> Stadt und <strong>der</strong> Industrie gerückt ist, sind die<br />
Verhältnisse erst recht verheerende: viel stärker<br />
als man allgemeinhin ann<strong>im</strong>mt, trifft man hier<br />
auf den Kampf wi<strong>der</strong> das ke<strong>im</strong>ende Leben i Abtreibungen<br />
sind in manchen Dörfern durchaus<br />
nicht« Seltene« mehr! Der mo<strong>der</strong>ne Kin<strong>der</strong>mord<br />
geht sehr stark um.<br />
W Die Jugend???<br />
Die Jugend des Dorfes steht in ernstester<br />
Gefahr, wurzellos zu werden: die elterliche<br />
Autorität ist weithin erschüttert: <strong>der</strong> Blick für<br />
da» Wesen und den Sinn <strong>der</strong> Dorfgemeinschaft<br />
ist vielfach verloren gegangen; dafür sind nicht<br />
selten selbst auf dem Dorf parte<strong>im</strong>äßige Abson<strong>der</strong>ungen<br />
innerhalb <strong>der</strong> Bewohnerschaft eingetreten<br />
und lassen den alten Geist <strong>der</strong> Hilf«gcmeinschaft<br />
mehr und mehr schwinden. Da«<br />
Mädchen vom Land will keinen Nauernburschen<br />
mehr als Ehegatten: die Arbeit ist zu mühselig<br />
und anscheinend unrentabel. Darum lockt <strong>der</strong><br />
Beruf als Fabrikarbeiterin sehr stark. Sie will<br />
nicht mehr die schwere berufliche Belastung einer<br />
Bäuerin tragen. — Abhilfe ist nur möglich.<br />
wenn den jungen Menschen des Dorfes gezeigt<br />
wird, daß ihre dörfliche He<strong>im</strong>at einen beson<strong>der</strong>en,<br />
gerade in unserer Zeit unentbehrlichen Wert hat,<br />
damit diese Jugend wie<strong>der</strong> stolz auf ih»e Dorf-<br />
He<strong>im</strong>at wird. Ferner hat eine Staats- und Sozialpolitik<br />
sich vor allem als eine Familienpolitik<br />
zu betätigen.<br />
M Aufgaben <strong>der</strong> Nluttcr<br />
<strong>Das</strong> anschließende Neferat von Frau Barbara<br />
Ioos behandelte die Aufgaben<br />
<strong>der</strong> deutschen Familie, insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> Familien mutter in Stadt<br />
und Land.<br />
Ausgehend von cixem kurzen Blick in die Geschichte<br />
hinein, au« dein ersichtlich wurde, wie<br />
gerade die Mutter und die Mütterlichkeit von<br />
Anfang an zu tiefst <strong>im</strong> deutschen Voltsempfinden<br />
behe<strong>im</strong>atet seien, kommt die Nednerin zu <strong>der</strong><br />
Fa m i l i e n n o t unserer T a g e, die ihren<br />
Anfang n<strong>im</strong>mt mit dem Aufkommen <strong>der</strong> Industrie.<br />
Da ist da» Hau» nicht mehr <strong>der</strong> Weltraum<br />
und <strong>der</strong> Hausherr zugleich <strong>der</strong> Meister,<br />
son<strong>der</strong>n die Fabrik löst diese alte Werkgemeinschaft<br />
<strong>der</strong> Familie auf und schluckt die Menschen.<br />
Damit vollzog sich <strong>im</strong>mer unaufhaltsamer und<br />
rascher die Anballung von Menschenmassen bei<br />
<strong>der</strong> Fabrik, die vielleicht noch eine Unterkunft<br />
aber kein He<strong>im</strong> mehr finden können. Wie weit<br />
<strong>im</strong> Augenblick diese Entwicklung fortgeschritten<br />
ist, erhellt die Tatsache, daß heute je<strong>der</strong> dritte<br />
Deutsche in <strong>der</strong> Großstadt, und je<strong>der</strong> fünfzehnte<br />
Deutsche in Berlin wohnt!<br />
Mit <strong>der</strong> ungeahnten Entwicklung de« technischen<br />
Wissens ist Hand i» Hand gegangen eine gewaltige<br />
Steigerung de« Berechtigungswesen».<br />
ITach außen hin ein oieloerzweigtes<br />
Wissen, demgegenüber aber die entsprechende<br />
Entwicklung nach innen hin, nach Weisheit, nicht<br />
Schritt hat halten können. So kommt es, daß<br />
ein unhe<strong>im</strong>lich nüchterne«, aber gemütsleere« Geschlecht<br />
heranwuchs.<br />
Ohne Gemütswerte aber ist die deutsche Familie<br />
nicht denkbar. Gerade unsere Zeit, die den<br />
Menschen so schnell hart und mißtrauisch macht,<br />
stellt an die Familie die große Aufgabe, das Gemüt<br />
wie<strong>der</strong> zu pflegen, um Wärme zu spenden,<br />
wo Frost einziehen will.
Hier aber tut sich für das Herz <strong>der</strong> Familie,<br />
für die Mutter, ein weites Feld<br />
auf. Nur in ein paar Stichworten sei ihre<br />
große Aufgabe angedeutet: He<strong>im</strong>gestaltung. Die<br />
Mutter muß es verstehen dem abgespannten<br />
Mann das He<strong>im</strong> wie<strong>der</strong> traut und He<strong>im</strong>elia zu<br />
machen? das kettet den Mann wie<strong>der</strong> ans Hau«<br />
und läßt ihn mit den Seinen fest zusammenwachsen.<br />
Nicht nebensächlich ist dabei, daß die<br />
Frau recht wirtschaften kann, daß sie einen<br />
praktischen, wirtschaftlichen Sinn hat. So wird<br />
sie auch aus Wenigem ein Viel <strong>der</strong> Freude<br />
machen können. Sie soll sich nicht zufrieden<br />
geben, damit, daß ihre Kin<strong>der</strong> ihr nur ein Kostgeld<br />
zahlen, <strong>Das</strong> ist dem Sinn <strong>der</strong> Familie und<br />
ihrem Wesen stracks zuwi<strong>der</strong>. Vielmehr soll sie<br />
die Kin<strong>der</strong> dazu anhalten, den Ueberschuß des<br />
Verdienste«, soweit er nicht in den Haushalt geflossen<br />
ist, zum Sparen zu verwenden. Sich<br />
Zeit machen für die Kin<strong>der</strong>, den Wünschen <strong>der</strong><br />
Jugendlichen nachgehen — das alle« sind kleine<br />
Fingerzeige, um wie<strong>der</strong> eine rechte Familie wachsen<br />
zu lassen.<br />
W Landaufenthalt<br />
Ohne Zweifel waren das die beiden wichtigsten<br />
Referate. Was dann noch folgte, waren Son<strong>der</strong>fragen<br />
und Son<strong>der</strong>gebiete wie z. B. die Unterbringung<br />
von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />
auf dem Lande. Herr Pfarrer<br />
Horning, <strong>der</strong> Leiter des <strong>Evangelische</strong>n<br />
Fürsorgeverein« <strong>der</strong> Rheinprovinz au« Neuwied,<br />
verbreitete sich über diese Arbeit in sachlichen und<br />
klaren Ausführungen. Seine Darlegungen gehörten<br />
auf« engste zusammen mit denen von<br />
Direktor Mauel vom städtischen Waisenhaus<br />
in Köln.<br />
W Seelische I7ot <strong>der</strong> Großstadt<br />
Was dieser uns von <strong>der</strong> leiblichen und seelischen<br />
Lage <strong>der</strong> städtischen und Industriejugend sagte,<br />
hat uns ein erschütternde« Bild von <strong>der</strong> Famil'iennot<br />
und Menschennot, von <strong>der</strong> Not unsere« Volke«<br />
überhaupt sehen lassen, Ein paar Zahlen<br />
mögen da« erhärten.<br />
4284 Kin<strong>der</strong> de« Waisenhause« in Köln sind hierhin<br />
gebracht worden wegen mangelhafter Pflege<br />
durch die Eltern! — Durchschnittlich beträgt <strong>der</strong><br />
Gewichtsunterschied zwischen einem Jungen aus<br />
den Industriewohnvierteln <strong>der</strong> Stadt und einem<br />
Jungen aus den bürgerlichen Gegenden 3 bis 4<br />
Pfund, <strong>der</strong> Längenunterschied zwischen beiden<br />
Typen 3 bis 4 Zent<strong>im</strong>eter. Bei den Düsseldorfer<br />
Volksschulen wurde festgestellt, daß 59,3<br />
Prozent <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> von ungelernten Arbeitern<br />
waren: von diesen Kin<strong>der</strong>n hatten 63 Prozent<br />
kein eigene« Bett!! — Nachgewiesenermaßen beträgt<br />
in Industriestädten die Zahl <strong>der</strong> erwerbstätigen<br />
Knaben trotz <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>schutzgesetzgebung<br />
40 bis 43 Prozent, oft steigend bis 30 Prozent;<br />
in beson<strong>der</strong>en Fällen — Arbeitslosigkeit <strong>der</strong> Eltern<br />
— bis zu 60 und 7l) Prozent steigend! —<br />
In Köln haben vor dem Kriege 473 Kin<strong>der</strong> bis<br />
zu 44 Stunden in <strong>der</strong> Woche gearbeitet!<br />
Kein Wun<strong>der</strong>, daß in solcher Atmosphäre <strong>der</strong><br />
junge Mensch verwil<strong>der</strong>t und vergiftet wird. Die<br />
Wohnungsnot, das Schlafgängerwesen u. a. m.<br />
stumpfen das Schamgefühl ab, hier ist <strong>der</strong><br />
Pflanzboden <strong>der</strong> Prostitution. Eine Statistik<br />
aus dem Jahre 4909 sagt, daß von schulpflichtigen<br />
Mädchen 9,6 Prozent <strong>der</strong> Unzucht ergeben<br />
seien!<br />
Nüchterne, unhe<strong>im</strong>liche Zahlen und Ziffern, die<br />
uns genannt wurden, die dem, <strong>der</strong> sein Volk lieb<br />
hat, einen Schrecken einjagen müssen<br />
Als praktische« Ergebnis faßte <strong>der</strong> Verein den<br />
Ertrag seiner Arbeitstagung in 4 Sätzen zusammen,<br />
die den maßgebenden Stellen und auch<br />
<strong>der</strong> Oeffentlichkeit zur Kenntnis gebracht werden<br />
sollen.<br />
E« waren ungemein wertvolle Tage, die un« geschenkt<br />
wurden. E« wäre nur zu wünschen<br />
gewesen,daß dieBeteiligung<br />
von unserer evangelischen Seite<br />
ausstärkergewesenwäre. Zu wünschen<br />
und zu for<strong>der</strong>n bleibt, daß wir <strong>Evangelische</strong>n<br />
ganz an<strong>der</strong>« al« bislang geschehen dieser Arbeit,<br />
die Volksdienst <strong>im</strong> besten Sinne sein will, unser<br />
Interesse und unsere Liebe zuwenden.<br />
Geuther, Fechingen.<br />
F°rsth°ff: Rheinische <strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />
Aber 500 Seiten, Ganzleinen gebd.<br />
Preis 42 Mk. Bestellkarte liegt bei<br />
Nachrichten aus dem Melanchthonbund<br />
(Verband <strong>der</strong> evangelischen Eltern an den mittleren und höheren Schulen <strong>Rheinland</strong>s)<br />
Gruppenabende<br />
sind auch <strong>im</strong> Sommersemester nicht nur dringend<br />
erwünscht, son<strong>der</strong>n außer in <strong>der</strong> Ferienzeit auch<br />
verhältnismäßig leicht zu veranstalten. Die<br />
Zentrale in Essen, III. Hagen 23, ist gern<br />
bereit, auf Vortragsabenden zu dienen. Zeit-<br />
gemäße«<br />
Thema für die Sommermonate:<br />
LLandschulhe<strong>im</strong><br />
— Schullandhe<strong>im</strong> (unter gelegentlicher<br />
Heranziehung <strong>der</strong> wichtigsten Bestrebungen<br />
führen<strong>der</strong> deutscher Pädagogen <strong>der</strong> Gegenwart).<br />
Der erste Vortragsabend ist geplant<br />
in Opladen am 4. Mai. Wo ist <strong>der</strong><br />
nächste? Ein großangelegter Gruppenabend<br />
<strong>der</strong> Gruppe Nie<strong>der</strong>rhein<br />
findet am 45. Mai 3.30 Uhr in <strong>der</strong> Sozietät zu<br />
Mors statt. — <strong>Das</strong>nächsteMitteilungsblatt<br />
(4929,11) kommt <strong>im</strong> Maiherau«,beson<strong>der</strong>s<br />
für Werbezwecke best<strong>im</strong>mt. Man wolle seine<br />
rechtzeitige Verteilung unter Werbung neuer<br />
Mitglie<strong>der</strong> und Einziehung <strong>der</strong> Jahresbeiträge<br />
schon jetzt vorbereiten. Inzwischen erschien<br />
Goerbig, Die Parität an den<br />
öffentlichen höheren Schulen <strong>der</strong><br />
Rheinprovinz <strong>im</strong> Schuljahr 4928<br />
(7. Folge), Verlag Glaube und He<strong>im</strong>at, Birkenfcld-Nahe,<br />
58 Seiten, 4,25 ^l, zu beziehen durch<br />
den Lichtweg-Verlag, Essen, III. Hagen 23.<br />
Diese Broschüre ist unentbehrlich für<br />
jeden Vertrauensmann und jeden<br />
Vorstand unserer Ortsgruppen,<br />
eine erschütternde Anklage gegen Lässigkeit auf<br />
selten <strong>der</strong> Protestanten und schlagen<strong>der</strong> Newei«<br />
für fortgesetzte Imparität in Behandlung <strong>der</strong><br />
evangelischen Belange an den höheren Schulen<br />
<strong>Rheinland</strong>s. Diese« Buch sei dem paritätischen<br />
Ausgleichsausschuß (siehe vor.<br />
Nr., S. 35, unter Land Utopia) zum Studium<br />
dringend empfohlen! Schon die Zusammensetzung<br />
dieses Ausschusse« läßt nicht viel Ersprießliche«<br />
für seine Arbeit erwarten, wenigstens<br />
was unsere Schulbelange <strong>im</strong> Westen betrifft.<br />
Unter den 9 evangelischen<br />
Mitglie<strong>der</strong>n ist keins au« dem<br />
<strong>Rheinland</strong>, unter den katholischen Domprobst<br />
Mausbach aus Münster, Reg.-<br />
Rat Dr. Heß, M. d. L., aus Ahrweiler,<br />
Schriftsteller Ioos, M. d. R., aus M. Gladbach,<br />
Prälat Prof. I). Lauscher, M. d.<br />
L., aus Bonn sowie Frl. Dr. Wingerath<br />
aus Köln. Wie konnte man bei Auswahl <strong>der</strong><br />
evangelischen Mitglie<strong>der</strong> unseren Westen <strong>der</strong>art<br />
unberücksichtigt lassen? — Inzwischen ist mit<br />
allen Ehren und unter großen Feierlichkeiten <strong>der</strong><br />
katholische Vizepräsident des Rheinischen Provinzialschulkollegiums,<br />
Prof. Dr. Mai Siebourg,<br />
am 4. April infolge Erreichung <strong>der</strong><br />
Altersgrenze aus seinem Amt geschieden. Ließ<br />
man den <strong>Evangelische</strong>n <strong>Rheinland</strong>« nur halb<br />
so viel Gerechtigkeit wi<strong>der</strong>fahren, wie seinerzeit<br />
4927 den Katholiken <strong>im</strong> benachbarten<br />
Hessen-Nassau, so müßte unbedingt<br />
Siebourgs Nachfolger ein Eoanaelischer<br />
sein. Wir haben un« nachdrücklich<br />
mit unseren Freunden dafür eingesetzt. Man<br />
darf auf das Ergebnis einigermaßen gespannt<br />
sein. — Zwischen <strong>der</strong> Stadtverordnetenversammlung<br />
in C l e o e und <strong>der</strong> Regierung ist ein offener<br />
Konflikt ausgebrochen über die Unterbringung<br />
des staatlichen Gymnasium«,<br />
dessen humanistischer Seite eine realgymnasiale<br />
angeglie<strong>der</strong>t war. Da es an Platz mangelte,<br />
erwies sich die Unterbringung <strong>der</strong> großen Schule<br />
in <strong>der</strong> Kaserne al« nötig, zu <strong>der</strong>en Umbau die<br />
Regierung 350 000 ^t Beihilfe von <strong>der</strong> Stadt<br />
erwartete außer <strong>der</strong> laufenden jährlichen Summe<br />
von 36 000 ^t. Die Kosten des Umbau« insgesamt<br />
wurden auf 600 000 ^l veranschlagt.<br />
Die Stadtoäter bewilligten aber am 44. April<br />
nur 250 000 ^t, undnlüi droht die Re»<br />
gierung damit, den realgymnasialen<br />
Zug wie<strong>der</strong> abzubauen. Man<br />
wird nicht fehlgehen in <strong>der</strong> Annahme, daß gerade<br />
die katholischen Kreise in Cleve die Rückentwicklung<br />
ihrer Schule zu einem rein humanistischen<br />
Gymnasium nur begrüßen werden: man darf<br />
aber <strong>im</strong>merhin erwarten, daß <strong>der</strong> Staat nicht<br />
wegen 400 000 ^<br />
gen Kenntnisnahme!<br />
Gegenwärtig, d. h, unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />
<strong>im</strong> Zentralblatt für die gesainte llnterrichtsverwaltung,<br />
Heft 8, vom 20. April, angegebenen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen, bietet die Anwärterliste<br />
<strong>der</strong> preußischen Studienassessoren und -assessorinnen<br />
für das <strong>Rheinland</strong> folgendes<br />
Bild:<br />
Es blieben hängen <strong>im</strong> numßiuz e1au8U8 an rheinischen<br />
Assessoren, katholische: aus<br />
dem Jahrgang 4920, 4922, 4923: keine, aus<br />
4924 einer, aus 4924 fünf, aus 4925 dreiundzwanzig,<br />
au« 4926 neununddreißig, aus 4927<br />
zweiundoierzig, aus 4928 achtundsiebzig, insgesamt<br />
also 488: evangelische: aus dem<br />
Jahrgang 4920—4923: keine, aus 4924 und<br />
4 925 je einer, au« 4926 zehn, aus 4927 neun,<br />
aus 4928 einundzwanzig, insgesamt also 42.
62<br />
ch Fachgruppen getrennt (selt<br />
1928): Au« dem Jahrgang 1928 aus Fachgruppe<br />
la (evangel. Religion): 5 eoang,, aus<br />
Fachgruppe Ib (kath. Religion): niemand, aus<br />
Fachgruppe II (Geschichte, Deutsch): 29 kath.,<br />
3 evang., au« Fachgruppe Ila (Kunst): niemand,<br />
au« Fachgruppe III (Altsprachler): 15 kath.,<br />
au« Fachgruppe IV (Neusprachler): 24 kath,,<br />
7 evang., aus Fachgruppe V (Mathematiker<br />
und Physiker): IN kath,, 3 eoanq,, au« Fachgruppe<br />
VI (Naturwissenschaftler): 3 eoang.<br />
Anwärter, also insgesamt aus dem Jahrgang<br />
1928 (wie oben): 78 kath., 21 eoang,, zusammen<br />
99 Anwärter.<br />
An Anwärterinnen blieben <strong>im</strong> nulnylU8<br />
«IllU8U3 hängen, katholische: aus dem<br />
Jahrgang 1920—1922: keine, 1923 eine, 1924<br />
zwei, 1925 zwei, 1926 zweiundzwanzig, 1927<br />
dreizehn, 1928 einundzwanzig, insgesamt also<br />
61: evangelische: au« dem Jahrgang<br />
1920—1923 und 1925 keine, aus 1924 eine, aus<br />
1926 drei, au« 1927 zwei, au« 1928 drei, insqesamt<br />
also 9. Au« dem Jahre 1928 au«<br />
Fachgruppe la: 1 eoang., au« Fachgruppe<br />
II: 4 kath., au« Fachgruppe III:<br />
1 eoang,, au« Fachgruppe IV: 6 kath., au«<br />
Fachgruppe V: 8 kath,, 1 eoang,, au« Fachgruppe<br />
VI: 3 kath. Anwärterinnen, also insgesamt<br />
au« dem Jahrgang 1928 (wie oben):<br />
21 kath., 3 eoang., zusammen 24 Anwärterinnnen<br />
Fapisuti »at! Man sieht, wie recht Goerbig<br />
hat, wenn er in seiner neuesten Schrift, S, 51,<br />
bemerkt: „Die <strong>im</strong>paritätische Auf<br />
stellung <strong>der</strong> Anwärter! iste bedeu<br />
tet die Verewigung <strong>der</strong> Impari<br />
tat an den höheren Schulen Preu<br />
ßen«, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Rhein<br />
prooinz Nicht nach dem An<br />
gebot, d. h. nach dem Vorhandensein<br />
<strong>der</strong> Studienassessoren ist<br />
die Anwärterliste aufzustellen,<br />
son<strong>der</strong>n nach dem konfessionellen<br />
Bedarf <strong>der</strong> Lehranstalten und<br />
mit Rücksicht auf den konfessionellen<br />
Stand <strong>der</strong> Schüler- und<br />
Schülerinnen an den öffentlichen<br />
höheren Schulen Preußens." Man<br />
vergesse nicht, auf einen evangelischen Anwärter<br />
männlichen o<strong>der</strong> weiblichen Geschlecht« <strong>im</strong><br />
<strong>Rheinland</strong> kommen 3,7 katholische Anwärter(innen),<br />
während auf 6 evangelische höhere Schülerinnen)<br />
nur 7 katholische Schüler(innen) kommen!<br />
Wie lange noch, Herr D. Becker?!<br />
HD Zeitschrifieuschal,<br />
Drei Wesenszüge <strong>der</strong> christlichen<br />
Familie und ihre Gefährdung in<br />
ihrer Bedeutung für die christliche<br />
Schule, von Rektor Kühl mann, Linden-<br />
Nachweis neuester Literatur, beson<strong>der</strong>s von<br />
Aufsätzen in Zeitschriften, über Hauptgebiete.<br />
Angeführte Schriften sind be<strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />
Pießoerband einzusehen, nicht zu<br />
entleihen. Der Verlag des Preßoerbandes<br />
besorgt jedoch alle Schriften — zum käuflichen<br />
Erwerb — umgehend.<br />
D Aeußere Mission<br />
Die Europäer unter den fremden Rassen, von<br />
Mensching (Christi. Welt). Rasse und Volkstum<br />
in ihrem Verhältnis zu Religion und<br />
Glaube. Ein Missionsproblem, von Gen.-Sup.<br />
Prof. I), Klingemann, Bonn (Ev.-luth, <strong>Kirche</strong>nzeitung).<br />
Jugendbewegung dahe<strong>im</strong> und in China, von<br />
Fischle (Führerdienst).<br />
Ruhr, (Deutsche Lehrerzeitung 11, 109—112;<br />
12, 121—124). Schülerselbstmorde,<br />
wozu zu vergleichen ist die Landtagsdebatte<br />
vom 15. 4, 1929 (Köln. Zeitung<br />
206b vom 16. 4., Köln, Volkszeitung 264<br />
vom 16, 4.) (Christliche Freiheit 5, 50 f.). D i e<br />
Aufklärung in <strong>der</strong> Schule, von Johanna<br />
Pachali, Berlin (Deutsche Lehrerzeitung<br />
2, 12 f., vgl, auch 11, 115). 2 i e<br />
Aufgabe evangelischer Jugendarbeit<br />
gegenüber dem Ringen um<br />
ein neue« Sexual-Etho«, von Pfr.<br />
Kunze, M. Gladbach (Eoangel. Jugend am<br />
Rhein, N, 2—3, 2—18). Die weibliche<br />
Großstadt jugend, von Johanna Pachali,<br />
Berlin (Deutsche Lehrerztg. 14, 14 f.).<br />
Serualpädagogische Aufgaben in<br />
<strong>der</strong> Erziehung <strong>der</strong> weiblichen<br />
Jugend, von v. Magd. o. Tiling, M.<br />
d. L, (Schule u. Evangelium III, 12, 267—272).<br />
Die sittliche Gefährdung <strong>der</strong> Jugend.<br />
„Erschütternde Zahle n",<br />
Lehren einer öffentlichen Tagung.<br />
Starke Einschränkung <strong>der</strong> <strong>im</strong> Vorjahr durch alle<br />
Blätter gegangenen Bemerkungen über sittliche<br />
Zustände an Lyzeen, Es handelte sich lediglich<br />
um eine einzige Anstalt in einer mittelgroßen<br />
Stadt Nord deutschlands, (Siehe Köln. Volkszeitung<br />
261 vom 14, 4. 1929.) Da« Land-<br />
He<strong>im</strong>, Scherz, Satire, Ironie und<br />
tiefere Bedeutung (Der Ruf VIII, 4,<br />
110 f.). Die Verschulung Deutschland«,<br />
mit interessanten geschichtlichen Notizen<br />
von Dr. Ludw. Nagel, Frankfurt/Main<br />
(Mittelschule 13, 199—208). „Der Berechtigungsf<strong>im</strong>mel",<br />
abgedruckt aus<br />
dem Reichselternblatt vom März 1929 <strong>im</strong><br />
Deutschen Philologenblatt 15, 224. Berufe<br />
für Schüler au« M ittel- und höhere<br />
n S ch u l e n, von?. Holz, Elberfcld. (Der<br />
<strong>Evangelische</strong> Beamte 4, 43—45; Fortsetzung<br />
folgt). Die Berufe und ihre Aussichten,<br />
von Direktor Böckenkrüger, Elberfeld<br />
(Neue Jugend XI, 3, 52—54). Hat <strong>der</strong><br />
Staat ein Recht auf da« Bildungsund<br />
Schulmonopol? Zitiert aus D. Dibclius'<br />
Ausführungen, in <strong>der</strong> Positiven Union<br />
(Licht und Leben 13, 203). Zur Schulpolitik,<br />
für die evangelischen<br />
Prioatschulen!, von A. Egger «<br />
(Schule u. Ev. III, 12, 277—280: IV 1,16—18).<br />
<strong>Das</strong> akademische Proletariat (<strong>Das</strong><br />
Neue Reich, Kath. Wochenschrift, XI, 24,<br />
448 f). Die Beför<strong>der</strong>ungsaussichten<br />
<strong>der</strong> Philol o g e n (Der <strong>Evangelische</strong><br />
Beamte 4, 42 f.) (Sbl. Bonn 15, 229 f.)..<br />
Die Theologische Schule Elberfeld,<br />
von N. Mensing und l). Hesse<br />
(Kirchl. Wochen«. Mci<strong>der</strong>ich 15, 117 f.).<br />
<strong>Das</strong> Arbeitstelegramm<br />
Innere Mission<br />
Zur sexuellen Aufklärung in den Fürsorgeänstalten<br />
für schulentlassene Mädchen, von<br />
Oberin Siever« (Eo. Jugendfürsorge <strong>der</strong><br />
Rheinprovinz),<br />
Sexuelle Belehrung <strong>der</strong> schulentlassenen männlichen<br />
Anstaltszöglinge, von Schenk. (Eo.<br />
Jugendfürsorge <strong>der</strong> Rheinprooinz,)<br />
Die sexuelle Belehrung und Aufklärung <strong>der</strong><br />
Anstaltszöglinge, von Schaus. (Eo, Jugendfürsorge<br />
<strong>der</strong> Rheinprooinz.)<br />
Individuelle Psychologie und Anstaltserziehung,<br />
von Fangmeyer. (Ev. Jugendfürsorge <strong>der</strong><br />
Rheinprooinz.)<br />
Hamburg und Berlin, Eine Anmerkung zu<br />
Wichern« Lebenswerk, oon Rohden, (Innere<br />
Mission.)<br />
Die Innere Mission Württembergs <strong>im</strong> Jahre<br />
1928, von Remppi«. (Innere Mission.)<br />
Umschau<br />
Innere Mission<br />
Zu- o<strong>der</strong> Abnahme <strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten?<br />
Es ist interessant, wie sich das Reichsgcsetz zur<br />
Bekämpfung <strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten in seinem<br />
ersten Jahr bewährt hat. Professor<br />
Seligmann, <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> bakteriologischen<br />
Abteilung des Berliner Gesundheitsamte«, hat<br />
in einem Bericht an die Aerztekammer die Erfahrungen<br />
diese« ersten Jahre« für Berlin mitgeteilt.<br />
Die „Soziale Arbeit" veröffentlicht<br />
daraus folgende Zahlen: 18 Beratungsstellen<br />
wurden zur Durchführung des Gesetze« eingerichtet,<br />
46 Fachärzte, 34 Gesundheitsfürsorgerinnen<br />
und eine Anzahl männlicher Fürsorger<br />
wirken mit. In 10 Behandlungsstcllen können<br />
Geschlechtskranke auf Kosten <strong>der</strong> Stadt behandelt<br />
werden. Vom 1. Oktober 1927 bis zum<br />
5. August 1928 sind durch die vom Gesetz vorgesehenen<br />
Meldungen 2922 Personen erfaßt<br />
worden, durch freiwillige Meldung 21 459<br />
Klienten, also mehr als siebenmal soviel. Von<br />
den 21 000 Selbstmel<strong>der</strong>n waren nur 9484<br />
krank. Von den durch amtliche Anzeige erfaßten<br />
Personen, oon denen zwei Drittel gemeldet<br />
wurden, wo sie sich vorzeitig <strong>der</strong> ärztlichen<br />
Behandlung entzogen hatten, waren fast<br />
alle krank. Täglich treten fast 12—15 Personen<br />
neu unter die gesundheitliche Aufsicht,<br />
Da« Ganze ist nur ein Ausschnitt aus dem<br />
Gesamtbild: über die Wirkung des Ammenund<br />
Kin<strong>der</strong>schutzes und de« Verbote« <strong>der</strong> Behandlung<br />
durch Kurpfuscher weiß man noch<br />
nicht« bei <strong>der</strong> Kürze <strong>der</strong> Zeit. Jedenfalls ist<br />
keine Zunahme <strong>der</strong> Krankheit durch die Lockerung<br />
<strong>der</strong> polizeilichen ^Maßnahmen eingetreten,<br />
wie oon mancher Seite befürchtet wurde, und<br />
Professor Scligmann hat die Empfindung, daß<br />
es möglich sein müsse, auf diesem Wege zu Erfolgen<br />
zu schreiten.<br />
Während aber Berlin die Abnahme <strong>der</strong><br />
frischen Syphilis meldet, melden München,<br />
Karlsruhe, Mannhe<strong>im</strong> und Stuttgart Zunahme.<br />
Nach den Angaben <strong>der</strong> dem Reichstag<br />
vorliegenden Denkschrift gehört Stuttgart zu<br />
den Städten, die am meisten unter den Geschlechtskrankheiten<br />
zu leiden haben. Während<br />
in den meisten deutschen Großstädten die Erkrankungshäufigkeit<br />
doppelt so hoch ist<br />
wie <strong>der</strong> Reichsdurchschnitt, ist sie in Stuttgart<br />
noch wesentlich höher. Auch in <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
<strong>der</strong> Ortsgruppe Karlsruhe <strong>der</strong><br />
Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung <strong>der</strong> Geschlechtskrankheit<br />
wurde festgestellt: die Ziffer<br />
<strong>der</strong> Prostituierten, noch mehr die <strong>der</strong> Zuhälter,<br />
hat stark zugenommen: da« Straßenbild in <strong>der</strong><br />
Altstadt Karleruhe hat sich so sehr verschlechtert,<br />
daß es zu dauernden Beschwerden <strong>der</strong> Anwohner<br />
Anlaß gibt. Früher fürchteten die<br />
Mädchen die Polizei, jetzt fürchten sie noch<br />
mehr die Zuhälter.<br />
Ein abgeschlossenes Urteil über Zu- o<strong>der</strong> Abnahme<br />
<strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten <strong>im</strong> ganzen<br />
Reich ist also noch nicht zu fällen.<br />
Bahnhofsdienst<br />
In 150 deutschen Städten ist ein evangelischer<br />
Bahnhofsdienst eingerichtet, <strong>der</strong> es sich zur<br />
Aufgabe gemacht hat, durchreisenden Hilfsbedürftigen<br />
kostenlos eine ?!?ahlzeit zu verabreichen,<br />
billige Unterkunft zu vermitteln o<strong>der</strong><br />
freies Nachtlager zu gewähren; in dringenden<br />
Fällen werden auf Fahrgeld Zuschüsse bedacht.<br />
Es handelt sich um Durchgangsstellen o<strong>der</strong> um<br />
das, was man „erste Hilfe" nennt. Die nachgehende<br />
Fürsorge wird an<strong>der</strong>n Stellen überlassen.<br />
— Der evangelische Bahnhofsdienst ist<br />
ein Stück Arbeit <strong>der</strong> Inneren Mission. Beson<strong>der</strong>e<br />
Hilfe leistet er alleinreiscnden jungen<br />
Mädchen und Frauen und jungen Männern.<br />
Die Mitglie<strong>der</strong> de« Bahnhofsdienstes sind
durch eine Armbinde gekennzeichnet. Wer Auskunft<br />
und Hilfe wünscht, wende sich an die<br />
Bahnhofsmission Stuttgart, Moserstraße 42,<br />
für die weibliche Jugend, und an das Iugendsekretariat<br />
Stuttgart, Hohe Straße 4 t, für die<br />
männliche Jugend.<br />
Ueberstaatliche Zusammenarbeit <strong>im</strong><br />
Wohnungswesen<br />
Die wissenschaftliche Bearbeitung aller grundsätzlichen<br />
und praktischen Fragen de« Wohnungsund<br />
Städtebaus ist in den letzten Jahren mit<br />
Tatkraft in Angriff genommen worden und<br />
hat zur Errichtung von mancherlei Forschungsanstalten<br />
geführt. In <strong>der</strong> Erkenntnis, daß<br />
zahlreiche Fragen über die Grenzen eines Landes<br />
hinaus bedeutsam sind und nach einheitlichen<br />
Lösungen verlangen, ist man auch zu einer<br />
internationalen Zusammenarbeit gekommen.<br />
Diese überstaatlichen Bestrebungen haben ihren<br />
Zusammenschluß <strong>im</strong> Internationalen<br />
Verband für 23 ohnungswesen gefunden,<br />
<strong>der</strong> seinen ersten Kongreß unlängst in<br />
Frankfurt a. IM. abhielt. Er erblickt seine<br />
Hauptaufgabe in <strong>der</strong> ständigen Zusammenarbeit<br />
mit den verschiedenen Län<strong>der</strong>n, um alle Tatsachen<br />
und Erfahrungen auf dem Gebiet de«<br />
Wohnungswesens zu sammeln und den Mitglie<strong>der</strong>n<br />
zugänglich zu machen. Die Kongresse,<br />
in etwa dreijährigem Zwischenraum, sollen nicht<br />
bloß Massenveranstaltungen bringen, son<strong>der</strong>n<br />
vor allem den Fachleuten <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Arbeitsgruppen eine Aussprache über die<br />
aktuellen Fragen ihres Son<strong>der</strong>gebietes ermöglichen.<br />
Die Herausgabe einer in mehreren<br />
Sprachen erscheinenden Zeitschrift ist geplant.<br />
Die Geschäftsstelle de« Verbandes ist in Frankfurt<br />
a. M.<br />
Statistik <strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege<br />
Die neuesten Erhebungen <strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege,<br />
die sich in <strong>der</strong> Deutschen Liga<br />
<strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege zusammengeschlossen<br />
hat, ergeben auf den drei<br />
Arbeitsgebieten <strong>der</strong> Gesundheit«-, Erziehungsund<br />
Wirtschaftsfürsorge bemerkenswerte Zahlen,<br />
die die „Soziale Arbeit" veröffentlicht.<br />
In <strong>der</strong> Gesundheitsfürsorge bestehen<br />
u, a, insgesamt 2380 Krankenkassenanstalten,<br />
1031 Erholungshe<strong>im</strong>e, IN 287 Krankenpflegestationen<br />
und etwa 4000 Beratungsstellen. Die<br />
Erziehungsfürsorge umfaßt u. a,<br />
1699 Erziehungshe<strong>im</strong>e, 4223 He<strong>im</strong>e für Berufstätige,<br />
7667 Kin<strong>der</strong>gärten und Horte und etwa<br />
2000 Fachoereine und Beratungsstellen für<br />
Berufsvormundschaft, Pflegekin<strong>der</strong>wesen, Iugendgerichtshilfe<br />
usw. Die Wirtschaftsfürsorge<br />
umschließt 4203 Altershe<strong>im</strong>e, 643<br />
He<strong>im</strong>e für Obdachlose, Strafentlassene usw,, 584<br />
Bahnhofsmissionen, 328 Arbeitsnachweise usw.<br />
Die 6 Spitzenverbände <strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege<br />
sind an dieser sozialen Arbeitsleistung<br />
folgen<strong>der</strong>maßen beteiligt:<br />
Die Innere Mission stellt für die<br />
Arbeit <strong>der</strong> freien und öffentlichen Wohlfahrtepflege<br />
67 000 Berufskräfte, darunter 44 562<br />
Schwestern und 4439 Diakonen, In 4387<br />
Männer- und Frauenoerbänden und 38 488<br />
Vereinen mit rund S Millionen Mitglie<strong>der</strong>n<br />
sind Hun<strong>der</strong>ttausende von Männern und Frauen<br />
ehrenamtlich o<strong>der</strong> von Berufswegen caritatio<br />
tätig.<br />
Dem Deutschen Caritasverband<br />
dienen 83 242 hauptberuflich Tätige. Von<br />
ihnen sind 77 388 Ordensschwestern und 4414<br />
Ordensbrü<strong>der</strong>. Mit den in <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Fürsorge tätigen Kräften steigt die Zahl <strong>der</strong><br />
beruflichen Caritasmitarbeiter auf 99 835,<br />
23 634 caritatioe Vereine mit 800 000 Mitglie<strong>der</strong>n<br />
und ehrenamtlich Tätigen und 3 779 460<br />
Mitglie<strong>der</strong> verwandter caritatioer Vereine gehören<br />
ihm an.<br />
Die Zentralwohlfahrtspflege <strong>der</strong><br />
deutschen Juden unterstützt in ihrer<br />
Wohlfahrtsarbeit 2659 Berufekräfte, darunter<br />
342 Schwestern. Den die Arbeit tragenden<br />
Zum Stand <strong>der</strong> Jugendämter in Preußen, von<br />
Finck. (Innere Mission.)<br />
Auswan<strong>der</strong>erfürsorgc, ein zusammenfassen<strong>der</strong><br />
Bericht. (Innere Mission.)<br />
Die Mitarbeit <strong>der</strong> Lehrerschaft in <strong>der</strong> Iugendwohlfahrtspflege.<br />
(Innere Mission.)<br />
In eigener Sache, von Peter Martin Lampel,<br />
(Der Fackelreiter.)<br />
Ein Montessori-Kin<strong>der</strong>haus, von Kramer. (<strong>Das</strong><br />
neue Frankfurt.)<br />
<strong>Das</strong> Werk von Marie Montessori, von<br />
Gerhard«. (<strong>Das</strong> neue Frankfurt.)<br />
Ländliche Kin<strong>der</strong>gärten, von Schrö<strong>der</strong>. (<strong>Das</strong><br />
Land,)<br />
Die Kin<strong>der</strong>freundbcwegung. (Der Volksverein.)<br />
Son<strong>der</strong>heft des Wests. Herbersverbande« über<br />
Fürsorge für wan<strong>der</strong>nde Arbeit«- und He<strong>im</strong>atlose.<br />
(Wan<strong>der</strong>er- und Obdachlosenfürsorge,<br />
Fürsorge und Seelsorge an wan<strong>der</strong>nde Arbeitsuno<br />
He<strong>im</strong>atlose, Bekämpfung des Kost- und<br />
Quartiergängerwesens, insbeson<strong>der</strong>e Einrichtung<br />
von Ledigenhe<strong>im</strong>en, Bekämpfung <strong>der</strong> Orts- und<br />
Wan<strong>der</strong>erbettclei, Richtlinien "für Wan<strong>der</strong>erund<br />
Obdachlosenfürsorge.) Von Kockelke,<br />
Münster. (Ziele und Wege.)<br />
Soziales und Sozialethisches<br />
Sünde, Krankheit und erbliche Belastung, von<br />
Dr. March. (Eo.-luth. <strong>Kirche</strong>nzeitung.)<br />
Mehr Eigenhe<strong>im</strong>e! (Innere Mission.)<br />
Der Sozialismus und die Jugend, von Eisner.<br />
(Der Fackelreiter.)<br />
Aus Gustav Landauers Tagebuch während<br />
seiner Gefängniszeit. (Der Fackelreiter.)<br />
Die Entthronung <strong>der</strong> Arbeit, von Kilian, (Die<br />
Tat.)<br />
Maschinendämmerung, von Weißenhofer. (<strong>Das</strong><br />
neue Reich.)<br />
Von religiösen Sozialismus, von <strong>der</strong> Gablentz,<br />
(Zeitwende,)<br />
Ist unsere Sozialpolitik auf dem Irrwege?<br />
von Lembke, (<strong>Das</strong> Land.)<br />
^Mo<strong>der</strong>ne Eheprobleme, (Die Zerrüttung <strong>der</strong><br />
heutigen Ehe. — Die Ursache 0e« Verfalls, —<br />
Die Heilmittel.) (Die Frau <strong>im</strong> Volksoerein.)<br />
Was bringt da« Arbeitszeitgesctz für die<br />
Jugend? (Arbeiterjugend.)<br />
Die Entwicklungstendenzen <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />
Wirtschaftsordnung, von Sombach. (Kirchl.soziale<br />
Blätter.)<br />
Die rhein.-westf. Industrie <strong>im</strong> Jahre 4808, von<br />
Nemlich. (Rhein. He<strong>im</strong>atblätter.)<br />
Die Soziologie des heiligen Paulus, von Kochhaus.<br />
(St<strong>im</strong>men <strong>der</strong> Zeit.)<br />
Der Arbeitsschutz <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>jährigen, von<br />
Hundinger. (Eo. Jugendfürsorge <strong>der</strong> Rheinprooinz)<br />
Von den evangelischen Arbeiterinnenvereinen,<br />
von Kühl. (Die eoangel. Gemeindeschwester.)<br />
Zur Position des katholischen Sozialisten, von<br />
Dierk«. (Die Schildgenossen.)<br />
Oekumenische Bewegung<br />
England-Reise deutscher Pastoren, von Gen,-<br />
Sup. v. Zänker. (Eo.-luth. <strong>Kirche</strong>nzeitung.)<br />
Vom amerikanischen Luthertum, von Thun.<br />
(Ev.-luth. <strong>Kirche</strong>nzeitung.)<br />
Aus dem Leben und <strong>der</strong> sozialen Arbeit <strong>der</strong><br />
evangelischen <strong>Kirche</strong>n in Nordamerika, von<br />
Steinweg, (Innere Mission,)<br />
lieber die europäische Zentralstelle für kirchliche<br />
Hilfsaktion berichtet Gen,-Sekretär Dr.<br />
Adolf Keller in einer Kleinschrift, die vom<br />
Efkutio-Komitee, Genf, Rue de Candolle,<br />
herausgegeben ist.<br />
Völker und <strong>Kirche</strong>n. (Eo, Frauenzcitung.)<br />
Zur kirchlichen linionsfrage. Eine Reihe von<br />
Buchbesprechungen in den (jesuitischen) St<strong>im</strong>men<br />
<strong>der</strong> Zeit.<br />
Konstanz-StockholmLausanne, von Sö<strong>der</strong>blom.<br />
(Der Türmer.)<br />
M Klllisi !»l0 Vollsl'ilomig<br />
Die Verhandlungen des 3. Kirchbaukongresse«<br />
4928 sind erschienen <strong>im</strong> Verlag de« Waisen-<br />
hause« Halle-Saale. In ihr sind abgedruckt<br />
die „Leitsätze für evangelischen Kirchbau".<br />
Republik und Kunst, von Sieker. (Der Fackelreiter.)<br />
Spielberatung tut not, von Mirbt. (Blätter<br />
für Laicnspieler.)<br />
Entwicklungslinien <strong>der</strong> Spielberatung, von<br />
Saskowski. (Blätter für Laienspieler.)<br />
Der Spielberater al« Spielerzieher, von<br />
Gentge«. (Blätter für Laienspieler,)<br />
Die Aufgaben des Tanzes in <strong>der</strong> Volksbildung,<br />
von Gleisner. (Freie Volksbildung.)<br />
Zum Problem <strong>der</strong> Vildungsarbeit am Bauern,<br />
von Schriewer. (Bücherei und BildungSpflegc.)<br />
Da« Märzheft de« Eckart berücksichtigt in beson<strong>der</strong>er<br />
Weise die Welt <strong>der</strong> Industrie und enthält<br />
Aufsätze von Wohlgemuth, Steenbock-<br />
Vermoor und Mühle u. a.<br />
<strong>Evangelische</strong> Volksbildung, von Willens. (Die<br />
Furche.)<br />
Grundtwig, von Thiemann. (Die Furche.)<br />
<strong>Das</strong> Haus als Bildungsstätte, von Iahn-<br />
Harnack. (Zeitwende.)<br />
Dorfkultur, von Zeibig. (<strong>Das</strong> Land.)<br />
Gedanken zum Dorfabend, von Franz Lempfert.<br />
(<strong>Das</strong> Land.)<br />
Musikpädagogisches Arbeiten auf dem Land,<br />
von Antz. (Rhein. Land.)<br />
lieber (2ingwochen, von Hansel. (Rhein. Land.)<br />
Unser heutige« Musikleben, von Pflei<strong>der</strong>er. (Die<br />
Singegemeinde.)<br />
Was bedeutet uns heute da« Volkslied, von<br />
Prost. (Frauenhilfe.)<br />
Was kann getan werden zur Reinigung des<br />
Straßcnbildc« von unsittlichen Anschlägen? oon<br />
Schloßmann. (Frauenhilfe.)<br />
Religion und Muttersprache, von Geißler, (Die<br />
evangelische Diaspora)<br />
>^M Fraueowelt<br />
lieber die Ausbildung zur Gärtnerin, oon Mohn.<br />
(Die Frau und ihr Haus,)<br />
Die Frau und da« Buch, oon Liebster, (Blätter<br />
für Bücherfreunde,)<br />
Der Krcuzzug einer Frau. Die Lebensgeschichte<br />
Iosefine Butler«. (Eo. Frauenzeitung.)<br />
Agnes Miegel. (Eo. Frauenzcitung,)<br />
Ein Wandel in <strong>der</strong> Gärtnerinnenausbildung.<br />
(Deutsche Frauenkleidung und Frauenkultur.)<br />
Die Frauen in <strong>der</strong> Kleinstadt, von Jaroby,<br />
(Neue Frauenkleidung und Frauenkultur.)<br />
Vom Hausgehilfinnenberuf, von Bäcker. (Eo.<br />
Jugendfürsorge <strong>der</strong> Rheinprov.)<br />
Von den evangelischen Arbeiterinnenoereinen,<br />
oon Kühl. (Die evangelische Gemeindeschwester.)<br />
lieber die Erziehung <strong>der</strong> weiblichen Jugend,<br />
von Alerejeff.)<br />
DD Büchereiarocit<br />
Agnes Sapper, ein Nachruf, von Merkel.<br />
(Christentum und Wirklichkeit.)<br />
Bewahrungsgesetz gegen Schund und Schmutz,<br />
von Dreibholz. (Ev. Jugendfürsorge <strong>der</strong> Rheinprovinz.)<br />
Dichtung und Religion, oon Gräntz, (Christi.<br />
Welt.)<br />
Buch und Volk, oon Bartsch. (Innere Mission.)<br />
Kampf um die Zensur. (Innere Mission.)<br />
Die Krisis des deutschen Buches, oon Eugen<br />
Die<strong>der</strong>ich«. (Die Tat.)<br />
Buch und Volksbildung, oon Buchwald.<br />
(Bücherei und Bildungspflege,)<br />
Der Bauernronian und seine Bedeutung für die<br />
Büchereiarbeit, oon Schulz. (Bücherei und<br />
Nildungspflege.)<br />
Organisationsplan zur Aktivierung <strong>der</strong> katholischen<br />
Öffentlichkeit zum Kampf gegen<br />
Schmutz und Schund. (Die Nücherwarte.)<br />
Die Frau und da« Buch, oon Liebster. (Blätter<br />
für Bücherfreunde.)<br />
Kind und Buch, von Heinicke. (Blätter für<br />
Bücherfreunde.)<br />
Volkshochschule und volkstümliche Büchereien,<br />
von Buchwald. (Blätter für Bücherfreunde)<br />
63
Jugend und Jugendbewegung<br />
, Faust"-Lindsay, von Arneth, (Christentum und<br />
Wirklichkeit.)<br />
Zum Stand <strong>der</strong> Jugendämter in Preußen, von<br />
Finck. (Innere Mission.)<br />
Die Mitarbeit <strong>der</strong> Lehrerschaft in <strong>der</strong> Jugend-<br />
Wohlfahrtspflege. (Innere Mission.)<br />
Eine Zusammenfassung deutscher Jugendoerbände<br />
in <strong>der</strong> Tschechoslowakei, (Innere<br />
Mission.)<br />
Bau eine« Jugendhe<strong>im</strong>e« mit Hilfe <strong>der</strong> Deutschen<br />
evangelischen He<strong>im</strong>stätten-Gesellschaft.<br />
(Innere Mission.)<br />
In eigener Sache, von Peter Martin Lampel.<br />
(Der Hackelreiter.)<br />
Der Sozialismus und die Jugend, von Eisner.<br />
(Der Fackelreiter.)<br />
Achtung, junge Front! Draußen bleiben, von<br />
Zehrer. (Die Tat.)<br />
Wir Jungen und die Autorität, von Schöller.<br />
(<strong>Das</strong> neue Reich.)<br />
Protestantisches und Unprotestantische« in <strong>der</strong><br />
Jugendbewegung, von Cordier. (Zeitwende.)<br />
Der Verein <strong>der</strong> schwedischen Bauernjugcnd, sein<br />
Ziel und leine Arbeitsmethoden, von Swendsson.<br />
(<strong>Das</strong> Land.)<br />
Die Eingbewegung <strong>im</strong> ländlichen Iugendoerein,<br />
von Trommershausen. (Rhein. Land)<br />
Jugendbewegung dahe<strong>im</strong> und in China, von<br />
Fischle. (Führerdienst.)<br />
Au« <strong>der</strong> Werkstätte de« internationalen Jugendtreffens.<br />
(Arbeiterjugend)<br />
Was bringt da« Arbeitsschutzgesetz für die<br />
Jugend? (Arbeiterjugend.)<br />
Schülertragödien, Elternhaus und Lehrerschaft,<br />
von Nonne. (Christi, Volksroart.)<br />
Heber die Erziehung <strong>der</strong> weiblichen Jugend,<br />
von Alerejeff.<br />
Indioidualpsychologie und Anstaltserziehung,<br />
von Fangmeyer. (Ev, Jugendfürsorge <strong>der</strong><br />
Rheinprovinz.)<br />
Schule und Hochschule<br />
Ein Studentinnenhe<strong>im</strong> in Heidelberg, von<br />
Reidel. (Die Frau und ihr Haus.)<br />
Die neue Schule, von May (<strong>Das</strong> neue Frankfurt,)<br />
Aus einer amerikanischen Universitätsstadt, von<br />
Reinhardt. (<strong>Das</strong> neue Reich.)<br />
Berufswahl und Berechtigungswesen. (Ev.<br />
Frauenzeitung.)<br />
Schülertragödien, Elternhaus und Lehrerschaft,<br />
von Bonne. (Christi. Volkswart.)<br />
lieber die Erziehung <strong>der</strong> weiblichen Jugend,<br />
von Alerejeff.<br />
Rheinisches<br />
Der Strafprofessor. (Erinnerungen Prof. Dr.<br />
Goebel« an den Antritt seiner Professur in<br />
Bonn.) (Eo.-luth. <strong>Kirche</strong>nzeitung^)<br />
Vom Singen in <strong>der</strong> Gemeinde Seelscheidt, von<br />
Roetgen. (Rhein. Land.)<br />
Da« Saarstatut und seine Durchführung, von<br />
Kroden. (Rhein, He<strong>im</strong>atblätter.)<br />
Erfüllt <strong>der</strong> Völkerbund
durch den Berliner Nuntius Pacclli dem Papst<br />
in Rom persönlich übermittelt worden. Zum<br />
Inhalt des Entwurfs bemerkt die Zentrumskorrespondenz,<br />
daß die Schulfrage darin nicht<br />
behandelt ist.<br />
Auch in <strong>der</strong> Kulturdebatte <strong>im</strong> Preußischen<br />
Landtag hat die Konkordatsfrage wie<strong>der</strong> eine<br />
Rolle gespielt, Abgeordneter t), Schuster<br />
(D, V. P.) verlangte endlich Auskunft über<br />
die KonkordatSverhandlungen, Ein Regierungsvertreter<br />
gab hierauf die Erklärung<br />
ab, daß die zwischen den Parteien geführten<br />
Verhandlungen auch heute noch nicht<br />
abgeschlossen seien; das Staatsministerium<br />
werde unter allen Umständen die Grundsätze<br />
<strong>der</strong> Parität zwischen den beiden Konfessionen<br />
nicht verletzen. Wir hätten demnach das Bild,<br />
da« zwar seitens des Preußischen Staats-<br />
Ministeriums eine Entscheidung gefallen ist — wobei<br />
man freilich nicht weiß, ob eine Einigung<br />
erzielt und ein einst<strong>im</strong>miger Beschluß gefaßt<br />
wurde: <strong>im</strong>merhin zeigte ja schon die Rede de«<br />
preußischen Finanzministers, über die wir in<br />
Nr. 23 „M. K," berichteten, daß die Gegensätze<br />
innerhalb des Kabinett« ihre Schärfe verloren,<br />
— während zwischen den Parteien die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
noch <strong>im</strong> Gange ist: man wird<br />
hierbei vor allem an die D, V. P, zu denken<br />
haben, aber auch auf feiten <strong>der</strong> Demokratischen<br />
Partei und vor allem <strong>der</strong> S, P. D. stnd konkordatsfeindliche<br />
Kräfte zu überwinden, wenn r«<br />
auch nur zwischen den Regierungsparteien zu<br />
einer Einigung kommen soll,<br />
Neue Schwierigkeiten für das Konkordat?<br />
Wie <strong>der</strong> römische Korrespondent <strong>der</strong> „Hamburger<br />
Nachrichten" au« zuverlässiger Quelle erfahren<br />
haben will, soll <strong>der</strong> Vatikan in dem ihm<br />
von Pacelli vorgelegten Entwurf de« Preußenkonkordat«<br />
noch bedeutende Schwierigkeiten<br />
erblickt haben, so daß trotz<br />
dem guten Willen <strong>der</strong> preußischen Regierung,<br />
wie in Rom angenommen wird, noch erhebliche<br />
Zeit bis zu einer Einigung vergehen dürfte.<br />
Die Freikirchen for<strong>der</strong>n Körperschaftsrechte,<br />
lehnen aber jede Einmischung des Staate« ab.<br />
In einer außerordentlich stark besuchten Kundgebung<br />
in <strong>der</strong> „Neuen Welt" in Neukölln<br />
demonstrierte die „Vereinigung evangelischer<br />
Freikirchen", in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Bund<br />
deutscher Baptistengemeinden, die Bischöfliche<br />
Methodistenkirche, die <strong>Evangelische</strong> Gemeinschaft<br />
und <strong>der</strong> Bund freier evangelischer<br />
Gemeinden zusammengeschlossen sind, für die<br />
Verleihung <strong>der</strong> Rechte einer öffentlichen Körperschaft<br />
an die Freikirchen. Lei<strong>der</strong> geschah dies<br />
unter viel unnnötiger Polemik gegen die Landeskirchen,<br />
die uns nicht recht <strong>im</strong> Einklang zu<br />
stehen scheint mit <strong>der</strong> fruchtbaren Arbeitsgemeinschaft,<br />
wie sie sich in kulturpolitischen Fragen,<br />
und insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> ökumenischen Bewegung<br />
zwischen Landeskirchen und Freikirchen vielfach<br />
herausgebildet hat, Mit Recht wurde auch in<br />
<strong>der</strong> Presse auf den Wi<strong>der</strong>spruch hingewiesen,<br />
<strong>der</strong> darin liegt, daß die Freikirchen zwar einerseits<br />
die öffentlich-rechtliche Anerkennung durch<br />
den Staat verlangen, an<strong>der</strong>erseits aber jede<br />
Einmischung de« Staate« ablehnen.<br />
Neue Fortschritte in <strong>der</strong> Durchführung de«<br />
Schundliteraturaesetzes.<br />
Nährend „Die St<strong>im</strong>me <strong>der</strong> Freiheit" da«<br />
Schu-Schmu-Gesetz" <strong>im</strong>mer von neuem zum<br />
Tode verurteilt, macht diese« viel angefeindete<br />
und mit allen Mitteln journalistischer Ct<strong>im</strong>mungsmache<br />
verfolgte Gesetz in aller Stille<br />
seinen Weg, Um eine wirksame Ourchfühcuna<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Bekämpfung von Schund und<br />
Schmutz zu sichern, sollen nunmehr die Jugendämter,<br />
noch planmäßiger als bisher,<br />
zur Kontrolle herangezogen werden. So<br />
hat <strong>der</strong> preuß. Minister für Volkswohlfahrt<br />
durch einen Erlaß die Jugendämter angewiesen,<br />
Listen über diejenigen Schriften aufzustellen,<br />
die vorzüglich gelesen werden. Jede«<br />
Persönliches<br />
„Zeitenwende", dramatische« Gemälde um<br />
Adolf Clarenbach, von Paul Figge (Lehrer in<br />
Harbringhausen, Verlag Ernst Scholl, Ronsdorf),<br />
besprochen von Liz. Klugkist-Hesse (Ref.<br />
Wochen«. Elberfeld 11, 83 f.: vgl. auch Ev.°<br />
luth, Gemeindebl, Elberfeld 11, 134 f.). Ein<br />
Bildnis Adolf Clarenbach«, von Liz.<br />
Kluqkist-Hesse (Ref. Wochenbl. 13, 101). Ein<br />
merkwürdige« Turnier zu Ehren Clarenbach«,<br />
von demselben (ebd. 14, 110). Cläre<br />
n b a ch auf <strong>der</strong> Schule, von demselben (ebd.<br />
15, 118 f.), Thomas Hamerken (von<br />
Kempen) von Ri-Mör« (Sgr. Duisburg 15,<br />
178). Berufung de« Pfarrer« Günther Hellmund<br />
von Daaden nach Wetzlar <strong>im</strong> Jahre<br />
1711, Fortsetzung (13, 203.' 14, 224; 15, 238 f.).<br />
Einige Stellen aus Kolbrüggc« Erläuterungen<br />
zum Heidelberger Katechismus (Cronenbergcr<br />
ref, Wochenbl. 15, 125). I), Johannes<br />
Schnei<strong>der</strong>, <strong>der</strong> 29. luth. Pastor in Elberfeld,<br />
von v. Heinrich Niemöller (Ev.-luth, Gem,-Bl,<br />
Elberfeld 11, 127—128). Wilh. Löhr, <strong>der</strong><br />
30 , von demselben (ebd. 13, 152 f.).<br />
K, Gg. Petrenz, <strong>der</strong> 31 , von demselben<br />
(ebd. 14, 162 f,). K. H. Rothweiler,<br />
<strong>der</strong> 32 , von demselben (ebd. 15,<br />
176 f.). Ein Tersteegen-Jubiläum (200jährige«<br />
Gedächtnis seines Lie<strong>der</strong>segens von<br />
1729). (Grafschafter Sonntagsbote 12, 96.)<br />
llmgemeindunczen<br />
Die rheinisch-evangelische <strong>Kirche</strong> zur Frage <strong>der</strong><br />
llmgemeindungen (Eo,°luth. Gem.-Bl. Elberfeld<br />
14,167 f.).<br />
Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />
Viele rheinische Prcsbyterien erließen Aufrufe<br />
an die Gemeinde zur Sicherung des Feiertagscharakters<br />
für den Karfreitag. — Bei den<br />
österlichen Abendmahlsfeiern wurde in einzelnen<br />
<strong>Kirche</strong>n, hie und da auch be<strong>im</strong> Abendmahl <strong>der</strong><br />
Ncukonfirmierten, <strong>der</strong> Einzel kelch gereicht.<br />
— <strong>Das</strong> 200jährige Jubiläum von Bachs<br />
Matthäus passion in diesem Jahre<br />
gab Anlaß, daß in vielen Gemeinden am Karfreitag<br />
evangelische <strong>Kirche</strong>nchöre dieses Meisterwerk<br />
de« großen Komponisten zu Gehör brachten.<br />
— Generals« perintendcnt Professor D,<br />
Klingemann, Bonn, hat das Amt de«<br />
Ersten Vorsitzenden <strong>im</strong> Prooinzialoerband <strong>der</strong><br />
evangelischen Frauenhilfen nie<strong>der</strong>gelegt,<br />
auf Wunsch des Verbandes aber seine weitere<br />
Mitarbeit <strong>im</strong> Vorstand zugesagt. Zum Ersten<br />
Vorsitzenden wurde unser jetziger Generalsuperintendent<br />
D. Stoltenhoff, Koblenz, gewühlt.<br />
— Mit Rücksicht auf die <strong>im</strong> Herbst<br />
stattfindende Prooinzialsynode fällt die Vorlage<br />
für die Kreissynoden in diesem<br />
Jahr au«, — In den höheren Schulen <strong>Rheinland</strong>s<br />
wird in Quarta und Untertertia auf den<br />
kirchlichen Unterricht Rücksicht genommen,<br />
deshalb ist zu erstreben, daß alle Quartaner<br />
jetzt zum Katechumenenunterricht kommen.<br />
MW Kreisssemeinde Aachen<br />
Am 17, 3. wurde <strong>der</strong> neue Flügel <strong>im</strong> Aachener<br />
Gemeindehaus eingeweiht. — In <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Kirschs« iffen wurde für die an<br />
<strong>der</strong> neubelgischen Grenze wohnenden Zollbeamtenfamilien<br />
eine oierwöchentlich Sonntag« nachmittags<br />
stattfindende Andacht eingerichtet. Ein<br />
Raum <strong>im</strong> Zollhaus lldenbreth, <strong>der</strong> zur<br />
Verfügung gestellt ist, wurde von den Beamtenfnmilien<br />
selber zum Gottesdienste hergerichtet.<br />
Im Anschluß an die Andacht ist Kin<strong>der</strong>gottesdienst<br />
und Religionsunterricht für die Kin<strong>der</strong>,<br />
die feine Gelegenheit haben, evangelische Schulen<br />
zu besuchen. — Der Zweigoerein des Eoannelischen<br />
Bunde« in Aachen und Burtscheid<br />
feierte am 14. 4. sein 25i'ähri'ffe« Bessehen.<br />
— Am IN. März verstarb <strong>der</strong> frühere<br />
Leiter <strong>der</strong> A a ck e n e r V i k t 0 r i a f ch u l e<br />
Studiendirektor Dr. Leo Geschwandtne/<br />
Bei <strong>der</strong> Trauerfcier sprachen Präses Ö. Nolff<br />
und Oberstudiendirektor Dr, Draeseke. Die<br />
Tagung <strong>der</strong> Diaspora-Prediger-Konferenz<br />
findet am 23. und 24. Mai in<br />
Aachen statt.<br />
Kreisgemeinde an <strong>der</strong> Agaer<br />
Am 10. Mär, waren es 25 Jahre her, daß<br />
Hauptlehrer Wagner zum Kirchmeister <strong>der</strong><br />
Gemeinde Dieringhausen-Vollrner-<br />
Hausen gewählt ward. Aus diesem Anlaß<br />
wurde ihm die Ehrenurkunde vom Rheinischen<br />
Vrooinzial-<strong>Kirche</strong>nrat verliehen. — Pfarrer<br />
Mockert in Waldbröl tritt am 1. Mai<br />
in den Ruhestand.<br />
Kreisgemeinde Altenkirchen<br />
Am 28, März verstarb in Biersdorf bei<br />
Daaden Pfarrer i, R. Hermann B e ck e r,<br />
Wohl 2000 Menschen, darunter auch viele<br />
Pfarrer, gaben dem He<strong>im</strong>gegangenen am Ostersonntag<br />
in Daaden das letzte Geleit. Die Gedächtnisrede<br />
hielt Superintendent Leibnick.<br />
W> Kreisgemeinde Barmen<br />
Am 24. 3, weihte in Vertretung de« behin<strong>der</strong>ten<br />
Generalsuperintendenten Konsistorialrat D.<br />
Greeven, Koblenz, die erneuerte <strong>Kirche</strong> zu<br />
Wichlinghausen ein, an <strong>der</strong> 6^i Monate<br />
unter <strong>der</strong> künstlerischen Leitung von Professor<br />
Klotzbach gearbeitet worden war. Die<br />
Grüße <strong>der</strong> Prooinzialsynode überbrachte in Vertretung<br />
de« Präses Superintendent D. Dr.<br />
Schäfer, Remscheid. — Am 6. 3. verstarb<br />
Fabrikant Adolf Saatweber, früher 1.<br />
Kirchmeister <strong>der</strong> Gemeinde W i ch l i n g h a u -<br />
sen. — Schwester Margarete Papendieck,<br />
früher in Varmen Gemeindeschwester,<br />
geht <strong>im</strong> Dienst <strong>der</strong> Mission nach Sumatra,<br />
— Missionsdirektor Schmidt ist glücklich<br />
in China angekommen. — Vom 7. 4. an<br />
sind durch die Barmer Stadtmission wie<strong>der</strong><br />
Straßenpredigten eingeführt worden.<br />
— Pfarrei O. Paul Humburg, Direktor<br />
de« Westdeutschen Iünglingsbundes, ist als<br />
Pfarrer <strong>der</strong> evangelischen reformierten Gemeinde<br />
Barmen-Gemarke bestätigt: seine Einführung<br />
ist für den 12, Mai in Aussicht genommen,<br />
— Die Krelssynode wird am<br />
26. und 27, Mai stattfinden. — Der Luisenoerein<br />
de« 5. Pfarrbezirk« in Gemarke<br />
feierte am 14. April sein 25jöhr. Bestehen. —<br />
Missionar Trey, bisher Verwalter de« Pfarr.<br />
bezirks Heidt-Heckinghausen. übernahm Anfang<br />
April die Vertretung <strong>im</strong> Bezirk Klippe <strong>der</strong><br />
Gemeinde Wupperfeld — Anfang April<br />
verstarb <strong>der</strong> Geh. Kommerzienrat Iul, Erbslök.<br />
86 Jahre alt, Ehrenpresbyter <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Wupperfeld. — Der Kapelle<br />
n b a u am Friedhof in llnterbarmen geht<br />
seiner Vollendung entgegen, — Eine Schwerhörigenanlage<br />
in <strong>der</strong> neuen <strong>Kirche</strong> zu<br />
Wichlinghaufen soll unter Mitwirkung<br />
von Schwerhörigen ausgebaut werden.<br />
Kreisgemeinde Bonn<br />
Pfarrer Frick, als <strong>der</strong>zeitiger Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
evangelischen Gemeinde Bonn, und Dechcmt<br />
Hinsenkamp, für die dortige katholische Gemeinde,<br />
baten in einem gemeinsamen, auch<br />
seitens <strong>der</strong> Nonner Synagogengemeinde von dem<br />
Rabbiner Dr. Leon mitunterzeichneten Aufruf<br />
die Bonner Bürgerschaft, am Karfrei<br />
t a g alle Geschäfte geschlossen zu halten,<br />
sich de« Einkaufen« zu enthalten, den evangelischen<br />
Angestellten und Arbeitern freizugeben, die
66<br />
Lohnzahlungen entsprechend zu regeln, alle geräuschvollen<br />
Arbeiten zu vermeiden und in gegen<br />
seitiger Achtung und <strong>im</strong> Interesse <strong>der</strong> Volksgemeinschaft<br />
den Ernst diese« Tage« zu würdigen.<br />
Dieser Aufruf entspricht einem liebereinkommen<br />
<strong>der</strong> beiden christlichen Bekenntnisse,<br />
da« <strong>im</strong> vorigen Jahre vor Fronleichnam<br />
getroffen worden war, daß am Fronleichnamstage<br />
und am Karfreitag auch die dem an<strong>der</strong>en<br />
Bekenntnis angehörenden Geschäftsinhaber ihre<br />
Geschäfte geschlossen halten sollten. — Zum 4.<br />
April sind die beiden hochverdienten Kirchmeister<br />
<strong>der</strong> Gemeinde Bonn, Kurt Schrö<strong>der</strong> und<br />
Iuliu« Rolfs«, au« ihren Aemtern geschie.<br />
den, — Anläßlich de« 25. Dienstjubiläums <strong>der</strong><br />
Waiseneltern Corbach in Bonn veranstaltete<br />
da« Presbyterium am Ostermontag <strong>im</strong><br />
Waisenhaus eine kleine Feier, — Schwester<br />
Luise Gleba au« Schonncbeck, Kr. Essen,<br />
übernahm die Leitung des Kin<strong>der</strong>horte« <strong>der</strong><br />
evangelischen Gemeinde in N o n n. — Pfarrer<br />
Lorenz in Bonn hat au« Gesundheitsgründen<br />
zum 4. 40. 28 seine Pensionierung beantragt.<br />
In den nächsten Wochen erscheint<br />
eine von ihm verfaßte Lebensgeschichte.<br />
Kreisgemeinde Braunfels<br />
In dieser Synode waren <strong>im</strong> vergangenen Winter<br />
gleichzeitig erkrankt die Pfarrer zu Oberbiet<br />
(4 Dörfer), Burgsolm« (2 Dörfer),<br />
Bi « kirchen (2 Dörfer), und L e u n (2 Dörfer),-<br />
<strong>der</strong> letztere verstarb. Im ganzen waren mithin<br />
zeitweise 40 Dörfer von auswärt« seelsorgcrlich<br />
zu bedienen.<br />
Kreisgemeinde Cleoe<br />
<strong>Das</strong> alte K o ll e k t e n b u ch, mit dem 4N55<br />
die Gemeinde Son « beck Mittel für den Bau<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> sammelte, ist noch vorhanden, Man<br />
will es setzt anläßlich einer neuen Sammlung<br />
wie<strong>der</strong> in Benutzung nehmen.<br />
Kreisgemeinde Dinslaken<br />
Im letzten Passionsgottesdienst am 27, März<br />
begingen in Hamborn die Konfirmanden des<br />
Jahrgangs 4879 die Feier ihrer goldenen<br />
Konfirmation. — Am 45. 4. fand durch<br />
Superintendent San<strong>der</strong> au« Voerde <strong>Kirche</strong>noisitation<br />
in Holten statt.<br />
Kreisgemeinde Duisburg<br />
Die diesjährige Wartburgfahrt <strong>der</strong><br />
nie<strong>der</strong>rheinischen Ortsgruppen de« <strong>Evangelische</strong>n<br />
Bundes, des <strong>Evangelische</strong>n Beamtenoerein« und<br />
<strong>der</strong> Vereinigung evangelischer Akademiker au«<br />
dem Gebiete von Köln bi« Essen findet vom<br />
20.—22. Juni statt. — Die Einweihung de«<br />
Kranken ha us - Erweiterungsbau«<br />
in Neeck war am 7. April: die Festpredigt<br />
hielt Generalsuperintendent D. Stoltenl><br />
o f f. — Ostermontag hatte ebenda ein Festgottesdienst<br />
anläßlich de« 25jährigen Organisten-<br />
Jubiläum« von Konrektor Klein stattgefunden.<br />
Dem Jubilar wurde die Ehrenurkunde <strong>der</strong> rheinischen<br />
<strong>Kirche</strong> verliehen. — In <strong>der</strong> Gründung«oersammlung<br />
<strong>der</strong> Pfarrer- und Lehrer-Arbeitsgemeinschaft<br />
wurde ein Arbeitsausschuß<br />
gewählt, <strong>der</strong> am 4. 3. seine erste<br />
Sitzung abhielt zwecks Beratung über die nächste<br />
Vollversammlung Ende April d. I. — Am<br />
20, 3. fanden die Wahlen <strong>der</strong> Fach» er»<br />
treterfür die Kreissynode statt. — Am 34. 3.<br />
bestand die „IT e d e r l a n d s ch e Heroormde<br />
Gemeente" 25 Jahre in Duisburg.<br />
Die Jubiläumsfeier ist wegen Erkrankung<br />
de« Seelsorger« <strong>der</strong> genannten Gemeinde<br />
verschoben worden. — Durch schweren Unglücksfall<br />
starb am 29. März, 74 Jahre alt, Wilhelm<br />
Röser in Mei<strong>der</strong>ich, langjähriges<br />
Mitglied de« dortigen Presbyterium«, — Am<br />
«. April trat Pfarrer Specht in Hochfeld<br />
den ihm behördlich bewilligten Urlaub zur<br />
Wie<strong>der</strong>herstellung seiner Gesundheit an.<br />
Kreisgemeinde Düsseldorf<br />
Am 24, März war in Holthausen, Gemeinde<br />
Urdenbach, ein Konfirmiertentag<br />
aller <strong>der</strong>er, die <strong>der</strong> gegenwärtige Ortsgeistliche<br />
in den sechs Jahren seiner bisherigen Amtstätigkeit<br />
dort eingesegnet hat. — Au« Gesundheitsrücksichten<br />
hat sich Pfarrer Hellbar dt<br />
in Düsseldorf zum 4. Juli emeritieren lassen.<br />
— l<strong>im</strong> die Entwürfe für ein neue« G e -<br />
meindehau« an <strong>der</strong> Kreuzkirche und für<br />
ein G o t te « h a u « an <strong>der</strong> Lindemannstraße in<br />
Düsseldorf ist ein lebhafter Meinungsstreit<br />
entstanden, da das Urteil des Preisrichterkollegium«<br />
nicht allaemein befriedigt hat.<br />
— In Heer wird die Einweihung des fertiggestellten<br />
neuen Gümeindesaale« am<br />
H<strong>im</strong>melfahrtstage geplant. Er ist für allsonntägliche<br />
Veranstaltungen best<strong>im</strong>mt. — Mit dem<br />
Erweiterungsbau de« Kranke »Hause« in<br />
Kaiserswerth soll alsbald begonnen werden.<br />
Die Leitung de« von <strong>der</strong> Universität Bon»<br />
verwalteten Altershe<strong>im</strong>« in Honnef ist<br />
von dem Diakonissenhaus übernommen. — In<br />
Hösel, Gemeinde Linnep. wird eine Kapelle<br />
gebaut, <strong>der</strong>en Einweihung Anfang 4930<br />
erhofft wird, — Pastor B e c? e r vom Iugendofarramt<br />
in Düsseldorf verließ Anfang April<br />
seine bisherige Wirkungsstätte. — Der Verein<br />
„Gastb.au« zur He<strong>im</strong>at" hat am N, April die<br />
neue Herberge zur He<strong>im</strong>at dem Betrieb überneben:<br />
am 45, April ist da« Ledigenhe<strong>im</strong><br />
gefolgt. — Die evangelischen M ittel -<br />
schulrektoren Ibach und D r e i) e r sind<br />
wegen Erreichung <strong>der</strong> Altersgrenze emeritiert:<br />
man rechnet best<strong>im</strong>mt mit evangelischer Wie<strong>der</strong>belebung<br />
ihrer Stellen, — Reinhard Z<strong>im</strong>mer,<br />
Kirchmeister <strong>der</strong> Gemeinde Urdenbach-<br />
Benrath-Holthausen, trat wegen<br />
großer beruflicher Belastung Ende März von<br />
seinem Posten zurück In seine Amtszeit fällt<br />
<strong>der</strong> Bau <strong>der</strong> Ernst-Moritz-Arndt-Halle und des<br />
Esnrenback-Hauses, Sein Nachfolger wurde<br />
Friedrich Bünaer. — Schwester Hedw.<br />
S cb, u l tz e , Kin<strong>der</strong>gärtnerin in Benrath,<br />
siedelte nach ihrer He<strong>im</strong>atgemeinde Essen-<br />
Rüttenscheid über. Ikre Nachfolgerin ward<br />
Schwester Lotte Bartels aus Essen.<br />
WM Krelsgemeinde Elberfeld<br />
Am 4 t), März wurde <strong>der</strong> Synodaloikar Ernst<br />
Heinrich ordiniert, um sofort den Hilfsdienst<br />
in <strong>der</strong> Gemeinde Haan (Kreisnemeinde Düsseldorf)<br />
anzutreten, die durch Weggang de«<br />
einen und Erkrankung des an<strong>der</strong>en Pfarrers ganz<br />
verwaist war. — Die Instandsetzungskosten für<br />
die Friedhofskapelle auf dem Friedhof<br />
am Brettchen blieben mit 4730,49 ,>
Während <strong>im</strong> deutschen Reiche vor dem Kriege<br />
80 00(1 Studenten an den Hochschulen<br />
<strong>im</strong>matrikuliert waren, zählt man heute bereits<br />
430 OON. Allein an preußischen Hochschulen ist<br />
die Zahl <strong>der</strong> Studenten von 30 000 vor dem<br />
Kriege und 48 500 <strong>im</strong> Jahre 1927 auf jetzt<br />
56 000 hinaufgeschnellt.<br />
Von den etwa 16 000 Seelsorgern in Deutschland<br />
gehören 1500 dem Bund enthaltsamer<br />
Pfarrer an, während von rund<br />
22 000 katholischen Pfarrern nur 800 <strong>im</strong><br />
Priesterabstinenten-Bund organisiert sind.<br />
Im Freistaat Sachsen macht die Propaganda<br />
für religionslose Erziehung mehr<br />
und mehr Fortschritt. In Dresden, Leipzig<br />
und Chemnitz ist durchschnittlich ein Fünftel<br />
aller Kin<strong>der</strong> ohne Religionsunterricht. Am<br />
ungünstigsten liegen die Verhältnisse in Leipzig,<br />
wo nur 72,49 Prozent de? Schulneulinge zum<br />
Religionsunterricht angemeldet wurden.<br />
Die mit 818 Kin<strong>der</strong>n in Oberschönweide bei<br />
Berlin errichtete weltliche Schule ist<br />
geschlossen worden, weil die Zahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />
für Ostern 182S nur noch 125 betrug.<br />
Der Antrag auf Errichtung einer katholischen<br />
Universität in Salzburg ist <strong>im</strong><br />
Nationalst mit 82 gegen 78 St<strong>im</strong>men gefallen.<br />
Die katholische St,-Benno-Lichtkammer be°<br />
reitet eine Lichtbil<strong>der</strong>reihe „Katholisches<br />
W ü st e n l a n d" vor, die einen Gang durch<br />
die sächsische Diaspra vorstellen soll, worin<br />
gezeigt wird, daß nur (!) die katholischen Gemeinden<br />
Oasen <strong>im</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>ngebiet<br />
bilde».<br />
Durch Bestätigung des Papstes wurde <strong>der</strong><br />
Kult <strong>der</strong> Irmeugard von Frauen-<br />
Chiemsee, <strong>der</strong> Tochter Ludwigs de« Deutsche»,<br />
al« kirchlicher Kult anerkannt.<br />
Die größte Glocke des Berliner<br />
Dome«, die aus dem Jahre 1481 stammt<br />
und früher in <strong>der</strong> berühmten Wun<strong>der</strong>blutkirche<br />
in Wilsnack hing, wird z, 3- umgegossen.<br />
Es hatten sich bei dem Trauergeläut für die<br />
Kaiserin Auguste Viktoria Risse gezeigt, die<br />
sich nicht mehr beseitigen ließen.<br />
Der Vatikan beabsichtigt eine internationale<br />
katholische Bank in« Leben zu<br />
rufen, die die Ausführungen sämtlicher finanzieller<br />
Operationen des Vatikan« und <strong>der</strong><br />
katholische» <strong>Kirche</strong> vornehmen soll. Mit Hilfe<br />
<strong>der</strong> Abfindungssumme de« italienischen Staates<br />
will <strong>der</strong> Vatikan neben zahlreichen Bauprojekten<br />
auch einen eigenen Rundfunksen<strong>der</strong><br />
mit Kurzwellenbetrieb errichten.<br />
Tagungen und Kongresse<br />
Lutherischer Weltkonvent<br />
Der 2. Lutherische Weltkonvent<br />
tagt vom 26, Juni bis 4, Juli in Kopenhagen.<br />
Nach dem jetzt vorliegenden Arbeitsprogramm<br />
wird <strong>der</strong> Konvent am 26. Juni vormittag«<br />
mit einen, Gottesdienst eröffnet, in<br />
dem <strong>der</strong> Pr<strong>im</strong>a« von Dänemark, Bischof D,<br />
Ostenfeld, predigt. Nach <strong>der</strong> Eröffnungssitzung<br />
am Nachmittag spricht Erzbischof I),<br />
Dr. Soe<strong>der</strong>blom über „Luther als christliche<br />
Persönlichkeit in seiner Bedeut<strong>im</strong>g für<br />
Nordeuropa", während <strong>der</strong> bekannte Katechismusforscher,<br />
Prof. I), Dr. Reu, vom Wartburgseminar<br />
in Amerika, die Katechismusarbeit<br />
Luther« würdigt. Am nächsten Tag beginnen<br />
die eigentlichen Diskussionen und Referate,<br />
an denen Vertreter des deutschen Luthertums<br />
in starkem Maße beteiligt sind, so werden<br />
u. a. reden Landesbischof I). Ihmel«,<br />
Dresden? D. Freiherr oo» Pechman»,<br />
München? Präsident des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n<br />
<strong>Kirche</strong>ntag«, Generalsuperintendent D.<br />
Zo ellner, Münster: Reichswart E.<br />
Stange, Kassel. In einer geschlossenen<br />
erhält nach den Erfahrungen <strong>der</strong> Ergänzungsprüfung<br />
in den alten Sprachen (21.—23. März)<br />
in Zukunft das Lateinische 6 und da« Griechische<br />
5 Wochenstunden, hatten doch die Prüflinge verhältnismäßig<br />
<strong>im</strong> Griechischen viel besser abgeschnitten<br />
als <strong>im</strong> Lateinischen, zu dessen Erlernung<br />
ja auch auf den höheren Schulen viel<br />
mehr Jahre gebraucht werden. — Bestätigt ist<br />
die Wahl von Pfarrer Günther Wichelhaus<br />
in Ramelow, Krei« Kolberg, zum<br />
Pfarrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde S o n n b o r n.<br />
Kreisgemeinde Essen<br />
Pfarrer van <strong>der</strong> Zwang, bisher Hilf«-<br />
Prediger in Essen-Altstadt, ist al« Pfarrer <strong>der</strong><br />
Gemeinde Stoppenberg bestätigt und<br />
wurde am 1. April eingeführt. — Den bisher<br />
von ihm verwalteten Hilfspredigerbezirk <strong>im</strong><br />
Osten <strong>der</strong> Gemeinde Essen-Altstadt, nunmehrigen<br />
14. Pfarrbezirk, übernahm am 1. April<br />
Pfarrer Bertrams, bisher Rotthausen, —<br />
Am 22. März konnte Pfarrer Hardieck in<br />
Essen-West auf eine 25jährige Tätigkeit<br />
<strong>im</strong> Pfarramt zurückblicken: 13 Jahre steht er <strong>im</strong><br />
Dienste seiner gegenwärtigen Gemeinde, — Die<br />
Gemeinde Essen-West wies am Ostern<br />
Eltern in dissidentischen o<strong>der</strong> konfessionellen<br />
Mischehen auf die Möglichkeit hin, zurfre ! en<br />
Schule angemeldete Kin<strong>der</strong> noch<br />
bis zum 16. April nach einer evangelischen<br />
Schule umzumelden. — Der bisherige Beamtenanwärter<br />
Richter daselbst wurde zum Gemeindesekretär<br />
ernannt, — Am 17. März war<br />
das 25jähr!ge Ortsjubiläum von Pfarrer Dul -<br />
h e u e r, R ü t t e n s ch e! d, <strong>der</strong> seit 14 Jahren<br />
in, Dienst <strong>der</strong> Gemeinde steht. Auf seinen<br />
Wunsch ward von einer beson<strong>der</strong>en Feier abgesehen.<br />
— Beigeordneter Dr. Fischer wurde<br />
zum Kirchmeister <strong>der</strong> Gemeinde Rütten -<br />
scheid gewählt. — Schwester Ida Werbeck,<br />
fast 7 Jahre in <strong>der</strong> Gemeinde Rütten -<br />
scheid tätig, wurde vom Mutterhau« Kaiserswerth<br />
auf eine» selbständigen Posten nach Krefcld<br />
versetzt. — Die <strong>Evangelische</strong> Fraucnhilfe<br />
in Nrcdeney hat seit einem Jahre eine<br />
Krankenhausfürsorgerin angestellt,<br />
Schwester Marie. — Der eoangel. <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
Essen-Rellinghausen ward<br />
von <strong>der</strong> Guten Hoffnungshütte A.-G,<br />
in Oberhausen ein Grundstück <strong>im</strong> Werte von<br />
etwa 14 200 ^geschenkt. Es ist geplant,<br />
auf diesem, an <strong>der</strong> Weserstraße in Bergerhausen<br />
sehr günstig gelegenen Eckgrundstück Pastorat<br />
und Gcmeindesaal für de» Gemeindeteil Bcrgcrhausen<br />
zu errichten. — Au« finanziellen<br />
Gründen beschloß die Größere Gemeindevertretung<br />
in Dellwig-Frintrop, zuerst<br />
lediglich die Erweiterung <strong>der</strong> Gnadcnkirche in<br />
Angriff zu nehmen, den Bau des Gemeindehauses<br />
aber, für welchen bereits 1800 ^>l gesammelt<br />
sind, zurückzustellen, da die Verantwortung<br />
zur Ausführung <strong>der</strong> geplanten Bauvorhaben<br />
in beiden Pfarrbezirken zugleich von <strong>der</strong><br />
Gemeinde nicht übernommen werden kann, —<br />
In Kray will man die Namen <strong>der</strong> Geschäfte,<br />
die Karfreitag offen hielten, öffentlich bekanntgeben,<br />
— Schwester Marta Spies trat<br />
am 1. April als neue Fürsorgeschwester in Kray<br />
ein, FürSchwester L i s e t t e, die nach Bad<br />
Kissingen geht, kam Schwester Elise<br />
Hein. — In Schonnebeck stifteten zahlreiche<br />
Familien je einen Stuhl für« Gemeindehaus,<br />
— Der <strong>Evangelische</strong> Männeroerein<br />
Steele-Königssteele (Synode Hattingen,<br />
Landkreis Essen) schickt zwei durchs Los<br />
best<strong>im</strong>mte Mitglie<strong>der</strong> zu lOtägigem Erholungsurlaub<br />
nach Hilchcnbach, — Bei <strong>der</strong> großen<br />
Bedeutung des oft preußischen<br />
Element« in mehreren Gemeinden <strong>der</strong> Kreisgemeinde<br />
Essen fanden die Vorträge von Pfarrer<br />
Doskoril aus Tharau (Ostpreußen)<br />
über Ostpreußen, Land und <strong>Kirche</strong> (mit Lichtbil<strong>der</strong>n),<br />
hin und her in <strong>der</strong> Synode viel Zulauf<br />
und Beifall, — Die K r e i S s y n o d e findet am<br />
2. und 3. Juni in Rüttenscheid statt.<br />
Kleisgemeinde Gladbach<br />
Nach kurzem Leiden verstarb am 11. März<br />
Frau Pastor Degen in Odenkirchen,<br />
55 Jahre alt. — Am 26. Februar starb in<br />
Krefeld Frau Pastor Roffhack, Selma<br />
geb. Bürckholz, 83jährig. Ihr Gatte war von<br />
1867—1895 Pfarrer in Kaldenkirchen. —<br />
An <strong>der</strong> Grippe starb in Krefeld <strong>der</strong> frühere<br />
Organist <strong>der</strong> Friedenskirche Gräßner.<br />
— Auf einem Gemeindeabend in Krefeld<br />
am 7. März wurde beson<strong>der</strong>s die Frage behandelt,<br />
wie man den <strong>Evangelische</strong>n W ilIichs<br />
besser helfen könne, <strong>der</strong>en Notlage allgemein zugegeben<br />
ward. — Am 3. April feierte <strong>der</strong> Kre -<br />
selber B-K, sein 25jähriges Stiftungsfest mit<br />
Aufführung des Laienspiels „Christophorus" von<br />
Otto Bru<strong>der</strong>. — Die Gemeinde M, Gladbach<br />
gedenkt in diesem Jahre ein Iugendund<br />
Mütterhe<strong>im</strong> in D a l h e ! in zu eröffnen,<br />
umgeben von einem 5 Morgen großen Wald. —<br />
Pfarrer Remmert in Lobberich trat am<br />
1. April in den Ruhestand. — Am 6. April<br />
konnte die K l e! n ki n de r s ch u l e in<br />
Rheydt-Geneicken auf ihr 50jähriges<br />
Bestehen zurückblicken. Es ward beschlossen,<br />
in Rheydt-Morr eine Kleinkin<strong>der</strong>schule<br />
zu errichten, die sechste innerhalb <strong>der</strong><br />
Gemeinde, — In Rheydt ist <strong>der</strong> erste Spatenstich<br />
zum Neubau eines Rentnerhe<strong>im</strong>« getan. —<br />
Die Tagung <strong>der</strong> Kreissynode findet am<br />
2. und 3. Juni in Iüchen statt.<br />
Kreisgemeinde St. Johann<br />
In Sulzbach (Saar) konnte am 1, April<br />
Superintendent Im! g auf eine 40jährige,<br />
reichgesegnete Wirksamkeit in <strong>der</strong> Gemeinde<br />
zurückschauen.<br />
Kreisgemeinde Iülich<br />
Dem Kirchineister, Inspektor Iöttke in I ü -<br />
l i ch wurde zum 70, Geburtetage die Ehrenurkunde<br />
vom Rheinischen Prooinzial-Kirchcnrat<br />
übermittelt, — Da« Iahresfest de« Verbandes<br />
<strong>der</strong> evangelischen Gesangvereine <strong>der</strong> Synoden<br />
Aachen, Iülich und Umgebung fand am<br />
20. und 21. April in Düren statt. — Die<br />
Frage <strong>der</strong> Bezirkseinteilung in Düren<br />
ist in <strong>der</strong> Lösung begriffen.<br />
W> Kreisgemeinde Koblenz<br />
Am 3. März feierte <strong>der</strong> Ortsverein <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />
Frauenhilfe Enger« sein 20jähriges<br />
Bestehen. — Die Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong><br />
Florinskirche in Koblenz, die seit<br />
vielen Jahren eine dringende Notwendigkeit ist,<br />
wird demnächst in Angriff genommen, nachdem<br />
Staat und Gemeinde, die gemeinsamen Besitzer,<br />
die notwendigsten Mittel bereit gestellt haben.<br />
Erfor<strong>der</strong>lich sind über 100 000 ^»t. — Die G e -<br />
n c r a l v e r sa m m l u n g de« <strong>Evangelische</strong>n<br />
Bundes wird Anfang Oktober in<br />
Koblenz sein. — Am 9. März verunglückte<br />
bei den Eissprengungen des Nettebaches <strong>der</strong><br />
Gemeindcoerordnete von Manen, Landeskulturobersekretär<br />
Nickel. Er war ein<br />
treuer, aufrechter, evangelischer Mann. Tausende<br />
aus <strong>der</strong> Stadt erwiesen ihm die letzte<br />
Ehre. — Wie alljährlich fand auch diesmal<br />
Karfreitag in <strong>der</strong> Schloßkapelle auf<br />
Stolzenfels am Rhein evangelischer<br />
Gottesdienst statt, in erster Linie für die <strong>Evangelische</strong>n<br />
au« Rhens und Kapellen. — Am<br />
17, März fand eine Sitzung <strong>der</strong> Größeren Gemeindevertretung<br />
zu An<strong>der</strong>nach statt zu<br />
Ehren de« Kirchmeisters Luithlen und des<br />
Amtsgerichtsrate« Holtz, die 25 Jahre Mitglie<strong>der</strong><br />
des Presbyterium« sind. Beiden ward<br />
vom Rheinischen Prooinzial-<strong>Kirche</strong>nrat die Ehrenurkunde<br />
verliehen. — Die Wahl de« Pfarrers<br />
Liz. Johannes von Nasse in Remscheid zum<br />
Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde Remagen ist bestätigt:<br />
die Einführung erfolgte an, 7. April.<br />
67
Kreisgemeinde Köln<br />
Am 7, März war die Einweihung des Vorasyl«<br />
<strong>der</strong> Ortegruppe Köln-Mülhe<strong>im</strong><br />
des Deutsch-<strong>Evangelische</strong>n Frauenbundes <strong>im</strong> Gemeindehau«.<br />
Der Bund hatte die Mittel für<br />
den Umbau de« Dachgeschosse« und die Einrichtung<br />
des He<strong>im</strong>s selbst aufgebracht. — Am 4.<br />
März starb <strong>der</strong> langjährige Gemeindesekretär<br />
von Nippe«, Ludwig Elster, in seiner<br />
He<strong>im</strong>at Lüneburg, 67 Jahre alt. — Nachdem<br />
schon seit dem 1. April 1923 die P o l l e r Gemeindeglie<strong>der</strong><br />
auf Grund freiwilliger Ilebereinkunft<br />
von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Deutz betreut<br />
werden, ist nun endlich auch die behördliche Genehmigung<br />
dazu erteilt und <strong>der</strong> genannte Bezirk<br />
aus Kalk ausgepfarrt. — Für die Erneuerungewahl<br />
des Presbytermms einigten sich<br />
die vier interessierten kirchlichen Gruppen auf<br />
eine Einheitsliste. — Der Gemeindesaal<br />
zu Mauenhe<strong>im</strong>, Gemeinde Nippes,<br />
4 Meter breit, 8 Meter lang, 2,8 Meter<br />
hoch, muß 1091 <strong>Kirche</strong>nsteuerzahlern in<br />
Mauenhelm, Merhe<strong>im</strong>, Rieh! und<br />
<strong>der</strong>en Angehörigen dienen. Kein Wun<strong>der</strong>, daß<br />
<strong>der</strong> dortige Kirchbauverein bereit« 995<br />
Mitglie<strong>der</strong> hat. — An jedem Abend <strong>der</strong> stillen<br />
Noch« fanden in Wesseling kurze Passionsandachten<br />
statt, womit eine urkirchliche Sitte<br />
wie<strong>der</strong>hergestellt ward, — Die Arbeitergemeinschaft<br />
<strong>der</strong> eoangel. Vereine in Berg-<br />
Gladbach-Nensberg hat gemeinsame<br />
Ausflüge und kleine Wan<strong>der</strong>ungen angeregt, um<br />
einen engeren Zusammenschluß <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />
<strong>im</strong> Rahmen des Gesamtoerein« anzubahnen. —<br />
wurde Karl Helbeck, zunächst probeweise,<br />
Rendant <strong>der</strong> Gemeinde Köln-Mülhe<strong>im</strong>.—<br />
In Köln verstarb Frau Elisabeth Hof, die 25<br />
Jahre mit aufopfern<strong>der</strong> Liebe in <strong>der</strong> Bahnhof<br />
« m i s s i on tätig gewesen ist, — Die<br />
zweite Vertreterversammlung des<br />
Gauoerbande« evangelischer Arbeiterinnenoereine<br />
in <strong>Rheinland</strong> und Westfalen<br />
findet vom 4.-6. Mai in Köln-Mülhe<strong>im</strong><br />
statt. — Am 11. April feierte Küster K. Gru -<br />
tendorf in Kalk seinen 60. Geburtstag:<br />
seine Vertrautheit mit den Gemeindeglie<strong>der</strong>n<br />
hat ihm den ehrenden Beinamen eines Kalker<br />
Adreßbuches eingebracht.<br />
Kreisgemeinde Kreuznach<br />
Am 17. Februar starb in Kreuznach Pfarrer<br />
i. R. Gustav Wienand«.<br />
MM Kreisgemeinde Lennep<br />
Pfarrer Liz. von Nasse, <strong>der</strong> nach Remagen<br />
ging, hielt am 1. April in Remscheid seine<br />
Abschiedspredigt. — In Remscheidt starb<br />
am 8. März Carl Arn«, seit 1920 Mitglied<br />
<strong>der</strong> Größeren Gemeindevertretung. In Dhünn<br />
beging <strong>der</strong> Konfirmandenjahrgang 1879 am Ostersonntag<br />
da« Fest des goldenen Konfirmationsjubiläum«.<br />
— In Radevormwald<br />
sah das lutherische Presbyterium sich<br />
genötigt, energische Maßnahmen gegenüber<br />
unstatthaften Laienreden bei Begräbnissen auf<br />
dem Friedhof <strong>der</strong> Gemeinde anzudrohen. — Die<br />
Wie<strong>der</strong>besetzung <strong>der</strong> zweiten Pfarrstelle ist vom<br />
<strong>Evangelische</strong>n Oberkirchenrat in Berlin genehmigt.<br />
Die Gastpredigten begannen am Sonntag<br />
nach Ostern. — <strong>Das</strong> Clarenbach-<br />
Festspiel „Zeitenwende" von Lehrer<br />
Paul Figge in Harbringhausen wird, dem<br />
Vernehmen nach, zur Zeit von diesem einer Bearbeitung<br />
unterzogen, um es für die Aufführungen<br />
in den evangelischen Gemeinden beson<strong>der</strong>s<br />
geeignet zu machen. — InBergisch-Born,<br />
Gemeinde Hückeswagen, ist ein Frauen-<br />
Verein gegründet. — Am 14. April wurde<br />
Pfarrer Dilloo in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Hünger,<br />
Gemeinde Wermelskirchen, als Pfarrer daselbst<br />
eingeführt. — Stadtoikar Tiesler ward am<br />
1, April au« Remscheid abberufen und als<br />
Hilfsprediger nach Hilden (Kreisgemeinde<br />
Düsseldorf) versetzt. Sein Nachfolger ward<br />
Synodaloikar Kuhn.<br />
MM Kreisgemeinde Illeisenhe<strong>im</strong><br />
Hilfsprediger Liz. Ioh«. Müller in Neuß<br />
ward ernannt zum Pfarrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
Becherbach und L<strong>im</strong>bach,<br />
Kreisgemeinde IMrs<br />
Zu einer machtvollen Kundgebung gestaltete sich<br />
die unlängst erwähnte Versammlung evangelischer<br />
und katholischer Eltern in M e e r b e ck<br />
(Gemeinde 11 t f o r t) gegen die verungl<strong>im</strong>pfenden<br />
Angriffe seitens <strong>der</strong> Feinde <strong>der</strong> Bekenntnisschule.<br />
— Die Gemeinde IItfort konnte sich<br />
durch freiwillige Sammlungen einen schönen<br />
Kronleuchter, über 1000 ^>l wert, für« Gotteshaus<br />
anschaffen. — Dort hat sich eine Ortsgruppe<br />
<strong>der</strong> Baugenossenschaft de«<br />
<strong>Evangelische</strong>n Volksoerein« gebildet. — Zur<br />
goldenen Konfirmationsfeier nm<br />
7. April in Homberg konnten 42 Jubilar«<br />
eingeladen werden.<br />
,M Kreisgemeinde Ilie<strong>der</strong>berg<br />
Ostermontag veranstaltete das Presbyterium in<br />
Dönberg eine Abschiedsfeicr für Pfarrer<br />
Arndt. In <strong>der</strong> am 7. April 1929 dort getätigten<br />
Pfarrwahl wurde mit allen abgegebenen<br />
St<strong>im</strong>men Pastor Martin Haber ramp<br />
aus Berge b. Volmarstein zum Pfarrer gewählt.<br />
Der Erwählte nahm die Wahl an. —<br />
In Velbert wird eine Erweiterung de«<br />
Krankenpflegedienstes in <strong>der</strong> Richtung<br />
geplant, daß auch die geregelte Fortführung<br />
de« Haushalt« erkrankter Frauen durch<br />
freiwillige Hilfskräfte sichergestellt werden soll.<br />
Diese Dienstleistungen sollen nach Maßgabe<br />
<strong>der</strong> Zeit vergütet werden, — Durch Verfügung<br />
de« <strong>Evangelische</strong>n Konsistoriums, mit Genehmigung<br />
de« Herrn Regierungspräsidenten in<br />
Düsseldorf, ist mit Wirkung vom 1. April 1928<br />
<strong>der</strong> Hof des Landwirt« Heinrich Echaumburg<br />
in Flandeisbach aus <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
Homberg, Kreisgemcinde Düsseldorf, in die<br />
<strong>Kirche</strong>ngemeinde Wülfrath, Kreisgemeinde<br />
Nie<strong>der</strong>berg, umgepfarrt.<br />
«»<br />
MM Kreisgemeinde an <strong>der</strong> Ruhr<br />
Am 17. März war in Kupferdreh die<br />
50jährige Gedenkfeier <strong>der</strong> Einweihung<br />
<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>, verbunden mit einer<br />
Wie<strong>der</strong>sehcnsfeier aller dort Konfirmierten. —<br />
Am gleichen Tage ward in Oberhausen I Pfarrer<br />
Aring au« Holpe eingeführt als Nachfolger<br />
von Pfarrer Ufer, — Durch eine hochherzige<br />
Stiftung des Ehrenbürgers von<br />
Werden, Iul. Forstmann in Passaic in<br />
Nordamerika, <strong>der</strong> weitere Stiftungen von<br />
Krupp von Bohlen und Halbach<br />
und Frau Margarete Krupp folgten,<br />
ist die Gemeinde Werden nunmehr in <strong>der</strong><br />
Lage, <strong>der</strong> notwendigen Mo<strong>der</strong>nisierung ihre«<br />
evangelischen Krankenhauses näherzutreten, —<br />
Am 25, März bestand die älteste evangelische<br />
Schule in Oberhausen I, die Feldschule,<br />
75 Jahre, Dem Charakter <strong>der</strong><br />
Stillen Woche entsprechend fand nur eine kleine<br />
Feier statt. Am folgenden Tage verabschiedete<br />
sich <strong>der</strong> langjährige Rektor Lunecke von<br />
dieser Anstalt, — Der letzthin erwähnte Ehrenkirchmeister<br />
<strong>der</strong> Gemeinde Üeberruhr, Hermann<br />
Struck, ist am 19. März gestorben. Er<br />
war unter vier Pfarrern 31 Jahre <strong>im</strong> Presbnterium,<br />
darunter 28 Jahre als Kirchmeister.<br />
— Die 7. Tagung des Verein« deutschevangelischer<br />
Lehrerinnen fand vom<br />
2. bis 4. April in M ü l h ei m-R u h r statt.<br />
— Mit dein Bau de« großen Gemeinde-<br />
Hause« dortselbst wird in allernächster Zeit<br />
begonnen. — Am 1. April feierte Konrektor<br />
a. D. Wilhelm Breidenbach in Werden<br />
sein 40jähriges Organistcnjubiläum.<br />
Sitzung wird über die künftige Organisation<br />
de« Luthertums <strong>der</strong> Erde<br />
beraten werden, die bekanntlich noch nicht die<br />
Geschlossenheit <strong>der</strong> entsprechenden Organisationen<br />
auf reformierter o<strong>der</strong> anglikanischer Seite<br />
besitzt. Eine große Anzahl beson<strong>der</strong>er Arbeitsgruppen<br />
über Spezialfragen <strong>der</strong> Theologie und<br />
<strong>der</strong> lutherischen Arbeit unter <strong>der</strong> Jugend, <strong>der</strong><br />
Presse usw, sind vorgesehen. Die Leitung des<br />
Weltkonoents liegt in den Händen des auf dem<br />
ersten lutherischen Weltkonoent eingesetzten<br />
Sechserausschusse«, in dem Deutschland durch<br />
Landesbischof v. Ihmels und durch l), Freiherr<br />
von Pechmann vertreten ist.<br />
Bücherbesprechung<br />
Pank, Oskar, Pfarrer a. D. „Ich bin bei<br />
euch alle Tage." Ein christliche« Lebensbuch in<br />
Wort, Bild und Lied. Iubiläums-Ausgabe, 150.<br />
bis 164. Tausend. 384 Seiten, mit 45 Zeichnungen<br />
und 28 Volltafeln bedeuten<strong>der</strong> Künstler,<br />
reicher Buchschmuck von Erich Grüner. Verlag<br />
Ernst Wiest, Nachfl,, Leipzig. Lerikonformat,<br />
Ganzleinenband 29 ^t.<br />
Wenn ein solche« Werk seine 20. Auflage erleben<br />
darf, dann muß es schon seine Gediegenheit<br />
erwiesen haben. Die Jubiläumsausgabe hat<br />
die ganz beson<strong>der</strong>e Liebe de« Verlags erfahren.<br />
So ist da« Werk zu einer monumentalen Gedichtssammlung<br />
für da« evangelische Hau« geworden,<br />
das uns — in Gedicht und wertvoller<br />
Prosa — begleitet von <strong>der</strong> Wiege bis zum<br />
stillen Grab, durch Freude und Leid, stärkend,<br />
mahnend und tröstend.<br />
Iltonatshefte für die Rheinische <strong>Kirche</strong>n»<br />
W gefchichte<br />
Aus dem Inhalt de« Mai-Hefte«:<br />
I). Rotscheidt: Ein Brief des Bischof«<br />
Jakob Sadolet an Erzbischof Hermann<br />
von Wied.<br />
M. Sinemu«: Die lutherischen Geistlichen<br />
<strong>der</strong> Gemeinde Altenkirchen <strong>im</strong> Westerwald,<br />
v. Rotscheidt: Clarenbach und Fliesteden,<br />
I. H<strong>im</strong>melreich: Ein Reformationsoersuch<br />
des Grafen Philipp zu Solms-<br />
Braunfels auf dem Kloster Altenberg bei<br />
Wetzlar.<br />
Eine jede rheinische, evangelische Gemeinde sollte<br />
es als ihre Pflicht halten, die kirchengeschichtliche<br />
Forschung unserer He<strong>im</strong>atkirche durch Halten<br />
<strong>der</strong> Monatshefte zu för<strong>der</strong>n und zu unterstützen.<br />
Die Monatshefte kosten jährlich 12 ^l. Verlag:<br />
<strong>Evangelische</strong>r Preßverband für <strong>Rheinland</strong>,<br />
Essen, Schließfach 639.<br />
Aus dem Inhalt<br />
<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> und deutsche« Schicksal.<br />
Liz. Brand, Linz.<br />
Vierzehnter Deutscher <strong>Evangelische</strong>r Gemeindetag in<br />
Dortmund vom ?
<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
Eine monatliche Umschau über Arbeiten und Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Prooinzialkirche<br />
Begründet und herausgegeben von Pfarrer L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n Preßoerbandes für <strong>Rheinland</strong><br />
Verantwortlich: Preßgesetzlich <strong>der</strong> Herausgeber » Für die Ginzelaufsatze die Verfasser » Als Manuskript gedruckt<br />
sen » 4929 INai/Iuni VI » Kummer S/6<br />
Zehn Jahre Friedensdiktat<br />
Ein Aufruf <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>. — Gegen das erpreßte<br />
Schuldbekenntnis. — Der 28. Juni kirchlicher Trauertag<br />
Der Deutsche <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong>nausschuß erläßt zur zehnjährigen Wie<strong>der</strong>kehr des Tages von<br />
Versailles folgende Kundgebung:<br />
Mit dem gesamten deutschen Volk gedenkt <strong>der</strong> Deutsche <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong>nausschuß als die<br />
berufene Vertretung des Bundes <strong>der</strong> deutschen Landeskirchen in Trauer <strong>der</strong> zehnjährigen Wie<strong>der</strong>kehr<br />
des Tages von Versailles.<br />
Unermeßliche politische und wirtschaftliche Verluste und Schädigungen sind dem deutschen Volk<br />
in allen seinen Ständen auferlegt. Unübersehbar und noch schmerzlicher sind die dauernden<br />
schweren seelischen und sittlichen Wirkungen. Die durch die ungeheuerliche finanzielle Belastung<br />
hervorgerufene I^ot und Verarmung mußte eine tiefe Verbitterung auslösen.<br />
Der Glaube an menschliche und selbst an göttliche Gerechtigkeit ist bei vielen ins Wanken gekommen.<br />
Die sittlichen Grundlagen des Volks- und Völkerlebens sind erschüttert.<br />
In dem Diktat von Versailles, und noch mehr in <strong>der</strong> Mantelnote, werden die Deutschen zu<br />
Kriegsverbrechern gestempelt. Mit verbrecherischer Ilbsichtlichkeit sollen sie den Krieg hervorgerufen,<br />
in verbrecherischer Weise ihn geführt haben. <strong>Das</strong> bleibt für das deutsche Volk unerträglich.<br />
Um seiner Ehre und um <strong>der</strong> N3ahrheit willen kann es sich niemals dabei beruhigen,<br />
daß es für alle Zeiten mit einem solchen Makel gebrandmarkt sein soll. Mit allen gerecht<br />
Denkenden und sittlich Empfindenden hält <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nausschuß das Erzwingen eines Schuldbekenntnisses<br />
durch äußere Gewalt für verwerflich.<br />
Auch <strong>der</strong> Fortsetzungsausschuß <strong>der</strong> Weltkonferenz für praktisches Christentum hat bei seiner<br />
Tagung in Bern 1926 ein erzwungenes Schuldbekenntnis für moralisch wertlos und religiös<br />
kraftlos erklärt, lleberzeugt, daß bei einer unparteiischen Untersuchung das deutsche Volk gerechtfertigt<br />
werden wird, unterstützt <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nausschuß nach wie vor nachdrücklich die For<strong>der</strong>ung<br />
einer restlosen Aufklärung <strong>der</strong> wahren Kriegsursachen, wie dies auch vom Stockholmer Fortsetzungsausschuß<br />
verlangt ist. Er stellt fest, daß schon jetzt die Wahrheit hierüber auch außerhalb<br />
Deutschlands sich durchsetzt.<br />
Der Wahrheits- und Gerechtigkeitssinn in allen Völkern und <strong>Kirche</strong>n muß dafür eintreten, daß<br />
die <strong>im</strong> Diktat von Versailles und in <strong>der</strong> Mantelnote ausgesprochene Belastung des deutschen<br />
Volkes mit <strong>der</strong> Kriegsschuld baldigst beseitigt wird. Nur so können die Beziehungen zwischen<br />
den Völkern entgiftet werden. — Der <strong>Kirche</strong>nausschuß hält es für erwünscht, daß in den<br />
<strong>Evangelische</strong>n Landeskirchen <strong>der</strong> 28. Juni 1929 als Trauertag begangen wird.
70<br />
ie Klagen darüber, daß sich Deutschland<br />
selbst zu wenig kennt, sind allgemein.<br />
Nie das eigentlich an unserer Ostgrenze heute<br />
aussieht, ist für die meisten Deutschen ein<br />
peinliches Nefragtwerden. Bei Berlin hört<br />
Deutschland auf.<br />
Und wie wenige wissen etwas von dem,<br />
was <strong>im</strong> Westen seit Jahrzehnten vorgeht?<br />
Der Westen, das Land <strong>der</strong> Zechen und<br />
Hochöfen, das ist das Sodom und Gomorrha<br />
von Ruß und Qualm, von Kohlenhalden<br />
und sterbendem Wald. Du, <strong>der</strong> du<br />
da hinein mußt, laß alle Hoffnung fahren!<br />
Selbst <strong>der</strong> Provinzangehörige, <strong>der</strong> Rheinlän<strong>der</strong><br />
und Westfale, <strong>der</strong> nicht in dem<br />
Ruhrgebiet selbst, son<strong>der</strong>n nur in angenehmer<br />
Symbiose mit ihm lebt, kennt kaum<br />
das riesenhafte Ausmaß <strong>der</strong> Menschensiedelung<br />
an Rhein, Ruhr, Emscher und<br />
Lippe, die wir Ruhrgebiet zu nennen<br />
pflegen.<br />
<strong>Das</strong> Land <strong>der</strong> RTillionen<br />
Uns«« Karte zeigt uns die Kleinstaaterei<br />
<strong>im</strong> Gebiet <strong>der</strong>Nuhrprooinz. Eine<br />
Häufung von Großstädten, Mittelstädten<br />
und Landgemeinden hat sich<br />
ineinan<strong>der</strong>geschoben. Die planvolle<br />
Ordnung ist die Aufgabe unseres Ge»<br />
schlecht«.<br />
Die wirtschaftliche Entwicklung <strong>der</strong><br />
M Rulirprol'in;<br />
Ein amerikanisches Entwicklungstempo hat<br />
dieses Land überfallen. Vor hun<strong>der</strong>t<br />
Jahren noch ein ländliches Idyll mit weidenden<br />
Herden und pflügenden Bauern.<br />
Heute ein Gebiet, dessen industrielles Tempo<br />
einem den Atem n<strong>im</strong>mt.<br />
<strong>Das</strong> Ruhrland ist das Land<br />
<strong>der</strong> Millionen geworden. Ein<br />
Land, was man lieb haben muß, wenn<br />
man in ihm sein Schaffen gefunden hat.<br />
Nicht nur, weil es hun<strong>der</strong>tmal besser ist,<br />
Die Ruhrprovinz und die Aufgaben unserer <strong>Kirche</strong><br />
als sein Ruf. Seine Täler und Wäl<strong>der</strong> sind<br />
durch ihre Schönheit die Ueberraschung<br />
aller, die kühn den Vorstoß in das „Qualmland"<br />
wagen. Man muß es auch lieben,<br />
weil kaum wohl sonst in unserem Vaterland<br />
die Luft so zittert vom Rythmus <strong>der</strong><br />
Arbeit, kaum sonst wo <strong>der</strong> Riesenorganismus<br />
Industrie Menschenkraft und Menschenblut<br />
so durch seine A<strong>der</strong>n jagt wie<br />
hier; kaum sonst wo industrielle und wirtschaftliche<br />
Energien in solchem Maße, an<br />
einer Stelle, aufgespeichert werden, daß<br />
ein ganzes Volk von ihnen lebt.<br />
Ruhrland — das Land <strong>der</strong> Millionen!<br />
Zahlen! Im Industriegebiet <strong>Rheinland</strong>-<br />
Westfalen wohnen 10 Millionen Menschen:<br />
5 6 Prozent des Reichs! Im engeren Ruhrbezirk<br />
4,5 Millionen Menschen: ?N Prozent<br />
des Reich«! Von den 45 Großstädten<br />
Deutschlands liege« hier 45, zu einer einzigen<br />
Gemeinschaft zusammengeballt! An<br />
<strong>der</strong> deutschen Wirtschaft ist dieses Gebiet<br />
beteiligt mit<br />
72,2^ <strong>der</strong> Steinkohlenför<strong>der</strong>ung<br />
94,9 A <strong>der</strong> Roheisenerzeugung<br />
82.4 A <strong>der</strong> Rohstahlerzeugung<br />
84.5 H <strong>der</strong> Walzwerkleistung<br />
49,4 ?3 <strong>der</strong> Spareinlagen <strong>im</strong> Reich<br />
45,4 A des PostscheckverkehrS<br />
20,8 A <strong>der</strong> Versicherungspflichtigen<br />
48,4^ des Reichsbahn-Güterverkehrs<br />
48,2^ des Reichsbahn-Personenverkehrs.<br />
Welche Unsumme von Tatkraft, Wagemut,<br />
Können und Fleiß dokumentieren diese<br />
Zahlen!<br />
Und doch liegt über diesem Lande ein<br />
Stück Tragik.<br />
Die städtebauliche Not des Industrie-<br />
W qebietes<br />
Industrie ist eine nüchterne Sache. Wo<br />
die Kohle wuchs, wuchs <strong>der</strong> För<strong>der</strong>turm.<br />
Der kümmerte sich wenig um Ackerfeld und<br />
Siedlung. Eisenbahn- und Wegbau gingen<br />
ohne Romantik über die Seele dieser Ruhrlandschaft<br />
zur Tagesordnung über. Die<br />
Mietskasernen wuchsen mit öden Brandmauern.<br />
Die Arbeiterhütten und -Häuser:<br />
grau, öde, in ewigem Einerlei. Verwaltungsgebäude<br />
reckten sich zu den Wolken, —<br />
und daneben verkümmerte eine Holzbararke.<br />
Eine Generation gebar eine neue Generation:<br />
sie wurde hineingepfercht in denselben<br />
engen Raum, in dasselbe Elend <strong>der</strong><br />
Wohnungsnot und Luftschwere.<br />
Heute stand hier noch ein Dorf. Morgen<br />
eine Land-, eine Mittel-, ja Riesengroßstadt.<br />
<strong>Das</strong> Wachstum Essens — in nicht ganz einem<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t von 30 000 auf über 500 000<br />
emporschnellend — wird in dieser Ungeheuerlichkeit<br />
nur noch von Los Angeles überboten.<br />
Diese Städte wuchsen heran ohne<br />
Fühlung untereinan<strong>der</strong>, ohne Planung, ja<br />
eher unter starkem, gegenseitigem Wettbewerb.<br />
Zuerst führte das zu oft belächelten<br />
Kuriosa. Heute sind eS Unerträglichkeilen.<br />
Bochum, dessen ehemaliger Kreis sich in<br />
eine Reihe von Indusiriegemeinden auflöste,<br />
erstickt in <strong>der</strong> Enge seiner Straßen;<br />
es braucht die Wie<strong>der</strong>herstellung seines ehemaligen<br />
Gesamtkreises.<br />
Herne erschwert den Bochumer Industrien<br />
die Benutzung seines Hafens, obwohl
es dadurch den Ausbau dieses Hafens selbst<br />
schädigt.<br />
Wattenscheid baut neben das<br />
Schlachthaus von Bochum an <strong>der</strong> Stadtgrenze<br />
seine eigene Schlachthausanlage.<br />
An<strong>der</strong>e Nachbargemeinden legen — die<br />
Kosten tragt <strong>der</strong> Steuerzahler! — eigene<br />
ElektrizitatS- und Gasfernleitungen an,<br />
aus Gegensatz zu <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> nahen<br />
Großstadt. Acht Straßenbahngesellschaften<br />
oft auf engstem Gebiet! We<strong>der</strong> Tarifnoch<br />
Wageneinheit! Umsteigen und Wahlen<br />
neuen Fahrgeldes. Vergleiche dagegen<br />
Berlin mit seiner Verkehrs-Aktien-Gesellschaft<br />
und seinem Einheitstarif von 20<br />
Pfennig!<br />
Gelsenkirchen: kaum eine an<strong>der</strong>e<br />
Stadt hat ein so „chikagohafteS Gesicht"<br />
wie Gelsenkirchen mit seinen Bergwerken,<br />
Fabriken, <strong>Kirche</strong>n, Massenwohnungen,<br />
Warenhäusern und Kneipen und dem<br />
majestätischen HanS-Sachs-HauS in <strong>der</strong><br />
Mitte. Diese Stadt zählt „nur" elf Bahnhöfe,<br />
und die Emschertalbahn mit ihrer<br />
ewigen Prozession von Güterzügen zer-<br />
Antiquitäten<br />
Hört man das Wort Provinz, so verbindet<br />
sich damit die Vorstellung von etwas Großem,<br />
Organischem, in sich Abgeschlossenem.<br />
Wie weit sind wir davon entfernt! Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
deutscher Geschichte haben durch<br />
Krieg und Erbschaft Feld, Wald, Dörfer,<br />
Städte, Gaue und Landschaften hin- und<br />
hergeschoben und durcheinan<strong>der</strong>gewürfelt.<br />
Dreihun<strong>der</strong>t Staaten und Stäätchen zählte<br />
man, als das Heilige Römische Reich deutscher<br />
Nation kurz vor seinem unrühmlichen<br />
Ende stand. Der Kongreß von Rastatt und<br />
<strong>der</strong> Reichsdeputationöhauptschluß in Regensburg<br />
beraubten auf Napoleons Geheiß nicht<br />
weniger als 412 Staaten ihres Eigenlebens.<br />
Für Deutschland war es eine Gesundung.<br />
Eine weitere Aufräumungsarbeit leistete <strong>der</strong><br />
schneidet noch die Stadt regelrecht in zwei<br />
Hälften.<br />
Jede Stadt des RuhrlandeS ist ein beson<strong>der</strong>er<br />
Strahlensammler in dem Verkehrsnetz.<br />
Aber <strong>der</strong> Verkehr erstickt fast in<br />
dieser Dichte <strong>der</strong> Linien und Bahnhöfe,<br />
liberal! Bahnübergänge, herabgelassene<br />
Schranken, Scharen warten<strong>der</strong> Autos.<br />
Die Barriere an einer <strong>der</strong> Hauptstrecken<br />
sperrt in Düsseldorf sieben Stunden den<br />
Verkehr <strong>der</strong> Straße. Schienenfel<strong>der</strong>, Eisenbahndämme<br />
legen sich quer durch alle<br />
Städte; selbst die neu angelegten, breiten<br />
Autostraßen tauchen <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> in die<br />
Irrwege kleiner Ortschaften, in enge, von<br />
Menschen w<strong>im</strong>melnde Gassen.<br />
<strong>Das</strong> Werk <strong>der</strong> Neuglie<strong>der</strong>ung<br />
Unsere Tage haben uns das ungeheure<br />
Werk <strong>der</strong> Neuglie<strong>der</strong>ung des Ruhrgebietes<br />
gebracht. Ein bitternotwendiges<br />
Werk. Die Kleinstaaterei vor 4800 hat<br />
in unseren Stadtverwaltungen, Regierungsbezirken,<br />
Landkreisen und Verbanden, die<br />
ihre Son<strong>der</strong>rechte so eifersüchtig wahren,<br />
eine verzweifelt gut gelungene Nachahmung<br />
gefunden.<br />
Wie urteilen die Großstädte?<br />
Um <strong>der</strong>en For<strong>der</strong>ungen zu verstehen, muß<br />
man sich die Vorfrage nach <strong>der</strong> Notwendigkeit<br />
<strong>der</strong> Großstadtbildung beantworten.<br />
Die Frage, ob Großstädte in<br />
Deutschland notwendig sind<br />
o<strong>der</strong> nicht, ist unbedingt zu bejahen.<br />
Schon aus rein wirtschaftlichen<br />
Gründen. Eine große Zahl von Industrien<br />
ist auf die Großstadt angewiesen. Nur<br />
dort finden sie die genügende Auswahl an<br />
Arbeitskräften, die für ste notwendigen<br />
Verkehrs- und Absatzverhältnisse, die Kon-<br />
Wiener Kongreß: Die Zahl schrumpfte auf<br />
39 zusammen. Nach 487N/74 waren es nur<br />
noch 26.<br />
Trotz dieser gewaltigen Fortschritte haben<br />
wir noch Ueberreste in <strong>der</strong> staatlichen Glie<strong>der</strong>ung<br />
treu beibehalten, die kaum dein<br />
einzelnen bekannt sein dürften. Deutschland<br />
zählt heute noch 428 Gebietsteile und<br />
GebietSteilchen, die außerhalb des Landes<br />
liegen, von dem sie verwaltet werden. Es<br />
sind die sogenannten Exklaven. Die Provinz<br />
Sachsen enthält allein 49 in ihren Grenzen.<br />
Anhaltische Fetzen, braunschweigische, sächsische<br />
Bruchstücke. Bei Weißenfels liegen<br />
neun solcher ausländischen Gebietsteilchen.<br />
KeineLandstraße,keinWasserlauf,<br />
welche einheitlich gepflegt<br />
und reguliert werden<br />
können. Es gibt Wege, welche bis zu<br />
zentration des Geldwesens, des Nachrichtendienstes,<br />
des Handels. „Ohne Großstädte<br />
würde <strong>der</strong> Kampf Deutschlands um seine<br />
wirtschaftliche Geltung in <strong>der</strong> Welt überhaupt<br />
nicht denkbar sein."<br />
Großstädte sind nötig! Aber nicht<br />
nötig ist jener Typus <strong>der</strong> Großstadt,<br />
<strong>der</strong> in Deutschland noch<br />
vor wenig Jahren üblich war:<br />
das ist die sinn- und planlose Zusammenhäufung<br />
von Bauten und Zusammenballung<br />
von Menschen auf engem Raum.<br />
<strong>Das</strong> Unglück in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> großen wirtschaftlichen<br />
Entwicklung nach dem Kriege<br />
von 4870-74 ist gewesen, daß man dem<br />
Großstadtproblem verständnislos gegenüberstand.<br />
Planlos ließ man die Großstädte<br />
in ihr Elend, — Zusammenhäufung zu<br />
vieler Menschen auf zu engem Raum, —<br />
hineinwachsen. Dieses Elend und diese<br />
Schäden, die sich körperlich und geistig<br />
offenbaren, sind jedoch nicht mit <strong>der</strong> Großstadt<br />
an sich verbunden. Sie hätten vermieden<br />
werden können. Wir haben aus<br />
<strong>der</strong> Vergangenheit zu lernen und dafür zu<br />
sorgen, daß die Großstadt ihre<br />
schädlichen Eigenschaften verliert.<br />
Dazu braucht die Großstadt Raum.<br />
Raum soviel wie eben möglich.<br />
Die Großstadt braucht kein Häuserhaufen<br />
zu sein. Auch sie kann Sonne und Licht,<br />
Natur und Erdgeruch in ihrem Weichbild<br />
haben. Auch <strong>der</strong> Großstädter kann seßhafter<br />
Einwohner sein, <strong>der</strong> in seinem eigenen,<br />
wenn auch bescheidenen He<strong>im</strong> und<br />
auf einem eigenen Stückchen Erde Wurzel<br />
schlägt und He<strong>im</strong>atgefühl bekommt.<br />
einer Exklave gepflastert sind, dann grundlos<br />
werden und nach 200 Meter wie<strong>der</strong><br />
Pflaster zeigen. Wegen des Bahnbaues<br />
Merseburg—Leipzig mußten bemüht werden:<br />
4 Reichsinstanz, 2 Landesregierungen,<br />
4 Kreishauptmann, 4 Landeshauptmann,<br />
4 Amtshauptmann, 4 Regierungspräsident,<br />
4 Landrat und einige Gemeindevorsiände.<br />
Nicht an<strong>der</strong>s sieht es in dem<br />
lebenswichtigsten deutschen<br />
Gebiet, <strong>der</strong> Ruhrprovinz, aus.<br />
Nur daß hier an die Stelle <strong>der</strong> Staaten die<br />
Städte, Städtchen und Dörfer treten.<br />
Die Neuordnung auf Grundlage<br />
großer, gesun<strong>der</strong>, in sich<br />
geschlossener Verwaltungskörper<br />
muß kommen. Es wäre lebensfremde<br />
Romantik, sie aufhalten zu wollen.<br />
Angestrebte Gesundung zum Nutzen<br />
W des Gesamwolks<br />
<strong>Das</strong> WohnungS elend — nicht <strong>der</strong><br />
WohnungS Mangel — in den Großstädten<br />
mit seinen katastrophalen Folgen für das<br />
wirtschaftliche und sittliche Wohl <strong>der</strong> Bewohner<br />
ist fast ausschließlich eine Folge<br />
<strong>der</strong> Enge <strong>der</strong> Großstadt. Dieser<br />
Mangel an Raum treibt den Bodcnpreis<br />
in die Höhe, läßt jeden Quadratmeter bebauen,<br />
verdrängt die öffentlichen Anlagen,<br />
errichtet Mietskasernen. „Hätte von vornherein<br />
den Großstädten genügend Raum<br />
zur Verfügung gestanden, hätte man die
72<br />
Da leben Menschen, schlecht und schwer,<br />
in tiefen Z<strong>im</strong>mern, bange von Gebärde,<br />
geängsteter denn eine Erstlingsherde:<br />
und draußen wacht und atmet deine Erde,<br />
sie aber sind und wissen es nicht mehr.<br />
Da wachsen Kin<strong>der</strong> auf an Fensterstufen,<br />
die <strong>im</strong>mer in demselben Schatten sind,<br />
und wissen nicht, daß draußen Blumen rufen<br />
zu einem Tag voll Weite, Glück und Wind, —<br />
und müssen Kind sein und sind traurig Kind.<br />
Da blühen Iungfraun auf zum Unbekannten<br />
Großstädte während ihres rapiden Wachstums<br />
vor dem Kriege planmäßig mit Freiflächen<br />
durchsetzen, hätte man planmäßig<br />
siedeln können — das Gift <strong>der</strong> Großstadt<br />
wäre niemals entstanden." So urteilt ein<br />
bekannter Oberbürgermeister des NestenS,<br />
Unsere Großstädte kämpfen<br />
daher um Raum, um das Bestehende<br />
sanieren zu können,<br />
und um genügenden Raum für<br />
Zuzug und Vermehrung<br />
ihrer Bevölkerung zu haben.<br />
Die Raumnot <strong>der</strong> Großstadt ist nicht eine<br />
Frage <strong>der</strong> Großstadt allein; sie ist eine<br />
Frage des gesamten deutschen Volkes,<br />
Rein wirtschaftlich: ohne die<br />
Großstadt kann die deutsche Wirtschaft<br />
heute das deutsche Volk unmöglich ernähren.<br />
Aber auch ethisch: mo<strong>der</strong>ne<br />
Verkehrsmittel und neuzeitliche Nachrichtenübertragung,<br />
Zeitung, Zeitschrift und<br />
Rundfunk, haben einen viel stärkeren Austausch<br />
zwischen Großstadt, Mittel- und<br />
Kleinstadt und ländlichen Gemeinden herbeigeführt,<br />
als man ihn je gekannt hat.<br />
Der geistige Zustand <strong>der</strong> Großstadt<br />
b e v ö I k e r u n g , jede geistige<br />
Verirrung überträgt sich<br />
mit absoluter Sicherheit und<br />
mit größter Schnelligkeit auch<br />
auf Mittel-, Kleinstadt und<br />
Land. Darum sollten die Mittel- und<br />
Kleinstädte, sollte das flache Land nicht die<br />
Großstadt an sich bekämpfen, son<strong>der</strong>n sie<br />
sollten <strong>im</strong> Gegenteil mit dafür sorgen, daß<br />
die Großstadt nicht das bleibt, was sie heule<br />
ist, daß ste vielmehr ihrer Gesundung entgegengeführt<br />
wird.<br />
Unter diesem Gesichtspunkt muß man die<br />
Frage <strong>der</strong> Eingemeindungen in die Großstadt<br />
betrachten. Gegenüber dem Ziel <strong>der</strong><br />
großen Verwaltungsordnung <strong>im</strong> Ruhrgebiet,<br />
und <strong>der</strong> großen Möglichkeit, die geistige<br />
und körperliche Gesundheit von Millionen<br />
Großstadt- Bewohnern in erster<br />
Linie und in zweiter Linie die geistige Gesundheit<br />
aller zu retten, spielt doch die<br />
Frage, ob das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Dorf, die<br />
eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Kleinstadt, selbst die eine<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Mittelstadt o<strong>der</strong> ein Landkreis<br />
und sehnen sich nach ihrer Kindheit Ruh:<br />
das aber ist nicht da, wofür sie brannten,<br />
und zitternd schließen sie sich wie<strong>der</strong> zu.<br />
Und haben in verhüllten Hinterz<strong>im</strong>mern<br />
die Tage <strong>der</strong> enttäuschten Mutterschaft,<br />
<strong>der</strong> langen Nächte willenloses W<strong>im</strong>mern<br />
und kalte Jahre ohne Kampf und Kraft.<br />
Und ganz <strong>im</strong> Dunkel stehn die Sterbebetten,<br />
und langsam sehnen sie sich dazu hin:<br />
und sterben lange, sterben wie in Ketten<br />
und gehen aus wie eine Bettlerin.<br />
Rainer Maria Rilke.<br />
nicht mehr als ein selbständiges, kommunales<br />
Gebilde bestehen bleibt, wirklich keine entscheidende<br />
Rolle.<br />
Diese Dörfer und Gemeinden werden ja<br />
nicht vom Erdboden vertilgt, son<strong>der</strong>n sie<br />
werden aufgenommen in eine größere Gemeinschaft.<br />
Und zwar aus höheren<br />
Gründen. Dort, wo es sich darum<br />
handelt, einer Großstadt den nötigen Raum<br />
zur Entwicklung zu geben, müssen alle<br />
nebensächlichen Gesichtspunkte zurücktreten<br />
vor dem einen wirklich Großen und Entscheidenden<br />
: die Großstadt gesund<br />
zu machen.<br />
Jede Neuordnung bringt — aber überwindbare<br />
— Schwierigkeiten<br />
Verwaltungsmäßig erheben sich gegen diese<br />
räumlich wachsende Großstadt best<strong>im</strong>mte<br />
Schwierigkeiten. Es kann den Bewohnern<br />
<strong>der</strong> Außenbezirke nicht mehr zugemutet<br />
werden, in allen Fragen zu <strong>der</strong> Zentrale zu<br />
kommen. Auch kann die Zentrale die Fragen<br />
<strong>der</strong> Außenbezirke nicht mehr genügend übersehen.<br />
Der Zusammenfassung<br />
<strong>der</strong> Hauptkräfte hat eine Dezentralisation<br />
<strong>der</strong> Nebenkräfte<br />
zur Seite zu treten. Nie<br />
kann ich aber die Lust und die Freude <strong>der</strong><br />
Außenbezirke — eingemeindete Dörfer und<br />
Kleinstädte — an ihrer Selbstverwaltung<br />
lebendig erhalten? Doch wohl nur so, daß<br />
sie nicht nur beratend <strong>der</strong> Zentrale zur<br />
Seite treten, son<strong>der</strong>n auch größeren Einfluß<br />
auf die Verwaltung haben, etwa durch Zuteilung<br />
einer erhöhten Anzahl von Stadtverordnetensitzen<br />
u. ä. Diese Dekonzentration<br />
dürfte in jedem Falle verschieden zu<br />
beurteilen sein. Voraussetzung ist<br />
nur, daß die Großgemeinde in<br />
städtebaulicher wie in finanziellerund<br />
steuerlicherHinsicht<br />
eine Einheit bildet. Hierin liegt<br />
<strong>der</strong> Unterschied zum oft erwähnten und gefor<strong>der</strong>ten<br />
Zwcckoerband, bei dem nur best<strong>im</strong>mte<br />
kommunale Aufgaben gemeinsam<br />
gelöst werden. DaS würde aber we<strong>der</strong> volle<br />
Gemeinsamkeit <strong>der</strong> Steuern noch Gemeinsamkeit<br />
des Vermögens verlangen.<br />
<strong>Kirche</strong> und Großstadt<br />
Wir erwähnen diese verwaltungs- und<br />
finanztechnischen Schwierigkeiten jedoch nur,<br />
weil mir später bei <strong>der</strong> Erörterung rein<br />
kirchlicher Fragen auf sie zurückkommen<br />
müssen. Di e <strong>Kirche</strong>, an den werdenden<br />
Großstadtgeb ! l den vor<br />
allem sozialethisch interessiert,<br />
kann sich den Gründen<br />
<strong>der</strong> Großstädte gar nicht verschließen.<br />
Es wäre töricht, mit kleinen<br />
Augenblicksmitteln die Vergroßsiädterung<br />
unseres Volkes glauben aufhalten zu können.<br />
Die <strong>Kirche</strong> hat mit dieser Entwicklung<br />
zu rechnen und kann nur zu allem<br />
tapfer ja sagen, was die körperliche und<br />
seelische Gesundung <strong>der</strong> Großstadt för<strong>der</strong>t.<br />
Es ist nicht unsere und es ist nicht Aufgabe<br />
unserer <strong>Kirche</strong>, zu den Wünschen <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Ruhrgroßstädte <strong>im</strong> einzelnen<br />
Stellung zu nehmen. Nur eine Frage<br />
kann auch unsere <strong>Kirche</strong> nicht übersehen,<br />
obwohl es zunächst eine rein wirtschaftliche<br />
Frage zu sein scheint.<br />
Die Kohlenindustrie hat sich einst dem Lauf<br />
<strong>der</strong> Ruhr entlang vorgeschoben. Die Technik<br />
des Kohlenabbaus und die Verwertbarkeit<br />
<strong>der</strong> abzubauenden Kohle läßt die Kohlenzechen<br />
seit längerer Zeit von <strong>der</strong> Ruhr<br />
nordwärts wan<strong>der</strong>n. Heute sitzen die Zechen<br />
an <strong>der</strong> Emscher und stoßen schon bis zur<br />
Lippe vor. Der Reichtum abbaufähiger<br />
Kohle an <strong>der</strong> Emscher, das billige und<br />
schnelle Verkehrsmittel von Kanal und<br />
Schienenstrang geben hier die Voraussetzungen<br />
zu den schnell wachsenden Mittelstädten.<br />
Die Schwerindustrie kann sich<br />
hier nur ost-westlich ausdehnen. Industriefreies<br />
Gelände gibt nur die Nord-Süd-<br />
Richtung.<br />
Vei ihrer Wan<strong>der</strong>ung zur Emscher läßt die<br />
Industrie kommunal und kulturell entwickelte<br />
und wirtschaftlich gefestigte Gebiete hinter<br />
sich zurück. Diese haben infolge des teilweisen<br />
AbsterbenS <strong>der</strong> Schwerindustrie zwar<br />
keine großen Steuerobjekte, aber auch keine<br />
großen, neue kommunalen Aufgaben mehr.<br />
Umgekehrt sind in dem nördlichen Neuland<br />
zwar große Werke <strong>der</strong> Schwerindustrie<br />
vorhanden, aber noch wenig verarbeitende<br />
Industrie und wenig Handel, dafür große,<br />
kommunale Aufgaben, <strong>der</strong>en Lasten die in<br />
<strong>der</strong> Entstehung begriffene Wirtschaft fast<br />
erdrücken. Ein kommunaler LastenauSgleich<br />
zwischen Norden und Süden leuchtet deshalb<br />
ohne weiteres ein. Dieser LastenauSgleich<br />
und die oben gezeichneten Siedlungsnotwendigkeiten<br />
werden auf die Dauer nur<br />
durch Zusammenfassung <strong>der</strong> in<br />
<strong>der</strong> Nord-Süd-Richtung liegenden<br />
Gemeinden zu einer<br />
CinheitSgemeinde möglich werden,<br />
wobei jene in <strong>der</strong> Mittellinie liegenden vier<br />
Stadtzentren Dortmund, Bochum, Essen<br />
und Duisburg den Kern für die Zusammenfassung<br />
bilden müssen.<br />
Kirchlicherseits wäre eine solche Entwick-
lung zu för<strong>der</strong>n. Aus <strong>der</strong> sozialen<br />
l^eberlegung heraus, weil alle Kommunen,<br />
die sich lediglich auf e i n e in ihr ansässige<br />
Schwerindustrie gründen, in höchstem<br />
?I!aße <strong>der</strong> Krisengefahr und allen mit wirtschaftlichen<br />
Krisen zusammenhängenden<br />
Erschütterungen ausgesetzt sind; je<strong>der</strong> Bewohner<br />
<strong>der</strong> Ruhrgroßstadt aber weiß, daß<br />
Krisen <strong>der</strong> Schwerindustrie gleichzeitig Krisen<br />
aller abhängigen Gewerbe — vor allem<br />
auch des Handels — bedeuten. Kann<br />
man demnach Kommunen mit<br />
d i f f e r e n z i e r t e r e r , wirtschaftlicher<br />
Gestaltung schaffen,<br />
dann müßten auch wir dies begrüßen.<br />
Ganz zu schweigen davon, daß<br />
bei <strong>der</strong> engen Verdoppelung von Einkommen-<br />
und <strong>Kirche</strong>nsteuer jede Wirtschaftskrise<br />
eine Bedrohung des auf einem sehr<br />
mühsam ausbalanzierten Etat beruhenden<br />
Lebens unserer <strong>Kirche</strong>ngemeinden ist.<br />
sagen die Landkreise?<br />
Man warnt, da die Schaffung kommunaler<br />
Riesengebilde wirkliches, örtliches G e -<br />
meinschaftsgefühl nicht mehr wachsen<br />
lasse. Wir fragen: In welchen Orten,<br />
die <strong>im</strong> magnetischen Feld unseres Industriegebietes<br />
liegen, ist denn solches örtliches<br />
Gemeinschaftsgefühl wirklich vorhanden?<br />
D<strong>der</strong> man fürchtet Schmälerung <strong>der</strong><br />
Selbstverwaltung und damit ein<br />
Erlahmen des Interesses <strong>der</strong> Allgemeinheit<br />
am kommunalen Leben. Aber gleichzeitig<br />
kämpft man für lleberführung aller kommunalpolitischen<br />
Aufgaben, die über Raum,<br />
Finanzkraft o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>interesse <strong>der</strong> einzelnen<br />
Gemeinde hinausgehen, in die<br />
Kompetenz (Zuständigkeit) des<br />
Kreises! Vei welchen Aufgaben dies<br />
<strong>der</strong> Fall ist, soll <strong>der</strong> Kreistag beschließen<br />
können. Diese For<strong>der</strong>ung, daß <strong>der</strong> Kreistag<br />
seine Kompetenz zu best<strong>im</strong>mten<br />
Kompetenzen festlegen kann, bedroht<br />
aber die Selbstverwaltung <strong>der</strong> Gemeinden<br />
ebenso stark wie ihre Eingemeindung in die<br />
Großstadt. Schon redetmandarum<br />
mit Recht von einer „kalten<br />
Vergroßstädterunq <strong>der</strong> La n d -<br />
kreise!"<br />
Ganz abwegig ist es aber, deshalb sich gegen<br />
Eingemeindungen in die Großstadt zu<br />
sperren, weil dadurch „das Land" in<br />
seiner sittlichen Kraft geschwächt<br />
werden könnte. Lei<strong>der</strong> fehlt<br />
uns be<strong>im</strong> Schreiben dieser Heilen — außerhalb<br />
unseres Wohnortes — die letzte Nummer<br />
vom „Rheinischen Land". Wir würden<br />
aus ihm sonst gern einiges zitieren;<br />
denn hier wurde in obigein Sinne stark die<br />
Position verteidigt, daß alle Eingemeindung<br />
schl<strong>im</strong>mste Gefährdung <strong>der</strong> betroffenen Gebiete<br />
bedeute. Es ist bemerkenswert, daß<br />
ein so guter Kenner rheinischen und westfälischen<br />
Volkstums wie Rektor I).<br />
Heinen <strong>im</strong> „Rheinischen Land" doch die<br />
nüchterne Frage nach <strong>der</strong> sittlichen Kraft<br />
dieses „bedrohten" VolkstumS stellt. Er<br />
beurteilt diese Kraft doch sehr zurückhaltend.<br />
W i r möchten sagen: Durch Eingemeindung<br />
ländlicher Bezirke<br />
in G r o ß st a d t g e f ü g e wird die<br />
„Gefahrenzone <strong>der</strong> Großstadt"<br />
für die betroffene Bevölkerung<br />
um nichts vergrößert. Sie<br />
werden allen Versuchungen <strong>der</strong> Großstädte<br />
auch keinen Zent<strong>im</strong>eter näher gebracht. Gebiete<br />
höherer, sittlicher Gesundheit — <strong>der</strong> Großstadt<br />
gegenüber — sind sie keineswegs; so<br />
können sie auch nicht als wohl zu behütende<br />
Quellgebiete sittlicher Gesundung für die<br />
Großstadt angesehen werden. Ausschlaggebend<br />
ist für uns das bereits oben Ausgeführte:<br />
Es geht darum, die Sünden<br />
<strong>der</strong> Väter an unseren Großstädten<br />
wie<strong>der</strong> gut zu machen,<br />
ihre Menschen aus den trostlosen Industrievorstadten<br />
und Arbeiterdörfern auszusiedeln<br />
und ihre seelische und körperliche<br />
Gesundung zu för<strong>der</strong>n. In einem solchen<br />
Augenblick wird <strong>der</strong> Schlachtruf: Hie Land<br />
— hie Stadt, sündig. Für uns kann<br />
eS nur heißen: Hie Volk, hie<br />
Industrievolk und seine Not!<br />
Wir erinnern schließlich nochmals daran,<br />
daß nicht das Stadtvolk voni Land, son<strong>der</strong>n<br />
Erde<br />
das Landvolk von <strong>der</strong> Stadt her unter<br />
stärkstem, geistigem Einfluß steht. Darum<br />
haben wir alles für die Gesundung<br />
unserer Großstadt zu tun.<br />
Wird sie gesund, bleibt das<br />
Land gesund, wird unser Volk<br />
gesund.<br />
II.<br />
Die Folgen <strong>der</strong> Neuordnung für die<br />
> <strong>Kirche</strong><br />
Wo unsere <strong>Kirche</strong> stehen muß, ist nach<br />
dem Ausgeführten deutlich: mit festem<br />
Willen auf feiten <strong>der</strong> Großstadt.<br />
Es kann für sie kein Für — Gegen<br />
— — und vielleicht doch Dafür geben, —<br />
eine ähnliche Stellungnahme konnte man<br />
hören —, son<strong>der</strong>n nur einen zukunftssicheren<br />
Blick für das, was die Großstadt<br />
unserem Volke bedeuten wird: Deutschlands<br />
Schicksal.<br />
Noch einmal hören wir die Kassandrarufe<br />
<strong>der</strong> Großstadtgegner: Wehe über die Riesengemeinden!<br />
wehe über die Gefährdung<br />
<strong>der</strong> Teilnahme des Bürgers an <strong>der</strong><br />
Verwaltung einer Gemeinde! wehe über die<br />
fortschreitende Schematisierung und Vurea»kratisierung<br />
dieser Stadtverwaltungen!<br />
Erde, Eide, wie Hab ich dich mein Leben lang gefühlt.<br />
Erde, wie Hab ich in dir herumgewühlt.<br />
Wie ward ich von deinen gehe<strong>im</strong>en Wundein erfüllt,<br />
Erde, in deiner Schönheit, wie hast du dich mir enthüllt.<br />
Erde, wie sann ich mich in deinen innersten Anfang hinein,<br />
Wie du von Gott gekommen warst, in dein eigenes, seliges Sein,<br />
Erde, wie du Mutter wurdest, wie alles Leben von dir kam,<br />
Wie alles Vlut, alle Sehnsucht von dir seinen Anfang nahm.<br />
Erde ich weiß wohl, Stein und Naum und Tier<br />
lind alle Nlenscheninbrunst ist nur in dir, in dir.<br />
Alles, was starb und verdarb, du verwandeltest alles neu,<br />
Erde, du Mutter, du bliebst dir von Anfang an treu.<br />
Erde, du weißt es schon, wie wir uns auch wild gebärden.<br />
Du bist es zufrieden, wir müssen doch ruhig werden,<br />
Es werden Völker kommen, es werden Völker vergeh»,<br />
Nur du, Mutter Erde, du wirst in die feinste Zukunft sehn.<br />
Unsere Liebe, unser Haß, unser Drang über dich hinaus,<br />
Du weißt, ist nur wie <strong>der</strong> Schaum <strong>im</strong> Meer, wie <strong>im</strong> Vlute <strong>der</strong> Braus,<br />
Ist ja nur dir Schönheit, die aus dir kommt und nicht weiß, wohin,<br />
Dein eigener Traum <strong>im</strong> endlosen Raum, Mutter, seit Anbeginn.<br />
Siehe, Mutter Erde, so danke ich dir, daß du mir gegeben hast<br />
einen sinnenden Geist, <strong>der</strong> dein heiliges Wirken erfaßt.<br />
Eine Zeitlang glühe ich noch, dann schlaf ich bei dir wie<strong>der</strong> still, —<br />
Wer weiß, wie Gott, <strong>der</strong> Lebendige, einst alles vollenden will.<br />
Bergmann Otto Wohlgcmuth.
Die unmöglichen evangelischen Riesen-<br />
gemeinden<br />
Ist das nicht <strong>der</strong> Splitter <strong>im</strong> Auge <strong>der</strong><br />
Kommunen, und den Balken <strong>im</strong> Auge unserer<br />
evangelischen Gemeinden nehmen wir<br />
nicht wahr? Wie steht es denn bei uns?<br />
Haben w i r denn keine Riesengemeinden?<br />
l). Dusse in seinem Aufsatz über „Gemeindeaufbau<br />
in Theorie und Praris"<br />
(Augustheft 1928 deö „<strong>Evangelische</strong>n<br />
<strong>Rheinland</strong>s") zählt <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> an Gemeinden<br />
mit IN NUN und mehr Seelen 33<br />
mit 20 000 und mehr Seelen 9<br />
mit 30N0N und mehr Seelen 2<br />
mit 40 000 und mehr Seelen 4<br />
mit 50 000 und mehr Seelen 4<br />
mit 60 000 und mehr Seelen 2<br />
mit 100 000 und mehr Seelen 1<br />
Und: die Aufgaben <strong>der</strong> Kommunen sind:<br />
ordentliche Verwaltung und För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> materiellen und geistigen Interessen<br />
eines Stadtwesenö, Unsere evangelischen Gemeinden<br />
aber beschreiben ihre Aufgaben<br />
wesentlich erhabener:<br />
„Die <strong>Kirche</strong>ngemeinde hat als Gemeinschaft<br />
des Gottesdienstes, <strong>der</strong> Seelsorge<br />
und <strong>der</strong> Liebeötätigkeit entsprechend<br />
dem reformatorischen Grundsatze vom<br />
allgemeinen Priestertum <strong>der</strong> Gläubigen<br />
den Beruf, evangelischen Glauben und<br />
christliches Leben zu wecken und zu<br />
pflegen."<br />
Nie! eher erreicht noch die<br />
Großkommune das ihr gesteckte<br />
Ziel als die evangelische Gemeinde.<br />
Wo ist eine Gemeinschaft <strong>der</strong><br />
Seelsorge und <strong>der</strong> Liebestätigkeit in diesen<br />
Riesengemeinden noch zu finden?<br />
Und gefährdete Selbstverwaltung?<br />
Der Bürger hört von <strong>der</strong><br />
Leitung, den Plänen und Aufgaben seiner<br />
Kommune mehr, als es be<strong>im</strong> evangelischen<br />
Christen und seiner Gemeindeleitung <strong>der</strong><br />
Fall ist. Die TageSpresse schafft fast tägliche<br />
Verbindung zwischen Bürger und<br />
städtischer Verwaltung. Innungen, Bezirksvertretungen,<br />
Zweckoerbände bestürmen<br />
die Stadt mit ihren Wünschen.<br />
Unsere Selbstverwaltung und unsere Presbyterien<br />
und die Teilnahme <strong>der</strong> Gemeinde<br />
an ihrer Gemeindeverwaltung? Wer in<br />
unseren Großgemeinden kümmert sich um<br />
das, was PreSbyterien reden, planen und<br />
beschließen? Man lese den schon angeführten<br />
Aufsatz von U. Dusse darüber nach.<br />
Fast scheint eS mir ein Zeichen<br />
dafür zu sein, wie wenig selbst<br />
<strong>im</strong> Kreise <strong>der</strong> berufenen Gemein<br />
d e v e r t r e t e r tieferes Verständnis<br />
für diegroßen Gemeinde<br />
auf gaben lebt, daß ein so<br />
schier revolutionärer, mindestens<br />
ein so ernst warnen<strong>der</strong><br />
Aufsatzwie<strong>der</strong>D.Dussescheohne<br />
jedes Echo bleiben konnte. Man<br />
hat von den Altvor<strong>der</strong>n das Rüstzeug zur<br />
<strong>Das</strong> Kreuz<br />
Noch <strong>im</strong>mer ragt einsam,<br />
He<strong>im</strong>at,<br />
dein Kreuz über das Land,<br />
aber ich sehe Menschen,<br />
die tragen ihr zuckendes Herz in <strong>der</strong> Hand<br />
und weinen um dich.<br />
Junge ^Menschen mit hartem Gesicht,<br />
in ihren Augen ein Weh,<br />
und doch eine heilige Pflicht:<br />
Kicuztläger zu sein.<br />
Sie tragen alle dein Kreuz, He<strong>im</strong>at! —<br />
<strong>Das</strong> Kreuz,<br />
an das dich deine Feinde hohnlachend geschlagen,<br />
das müssen sie tragen. —<br />
<strong>Das</strong> Kreuz ist schwer<br />
und drückt ihren Rücken nie<strong>der</strong>,<br />
ein Beben geht durch die jungen Glie<strong>der</strong>.<br />
Aber sie bleiben doch stolz und fest dabei,<br />
und aus ihrem Herzen reißt sich ein Schrei:<br />
lieber sterben,<br />
als mit dem Kreuz zu Boden sinken!<br />
Und ihre verzweifelten Seelen trinken<br />
aus dir, He<strong>im</strong>at, neue Kraft.<br />
So wan<strong>der</strong>n sie durch das Land,<br />
und <strong>der</strong> heilige Brand<br />
ihrer Augen<br />
glüht in alle Herzen hinein<br />
und zwingt tausende, auch Kreuzträgcr zu sein.<br />
Und wenn erst, He<strong>im</strong>at,<br />
dein Volk,<br />
alle,<br />
ohne Murren und Klagen<br />
an deinem Kreuze tragen,<br />
wird es erstrahlen in lichter Liebe Schein<br />
und nicht mehr Kreuz,<br />
nein,<br />
nur Altar sein!<br />
Bergmann Kurt Kläber,<br />
in den Tagen des Ruhrkampfes.<br />
Verwaltung <strong>der</strong> Gemeinde bekommen. Mit<br />
ihm bewältigt man die Gegenwart so gut<br />
es geht. Wo aber ist <strong>der</strong> Wille,<br />
mit neuen Arbeitsmethoden<br />
eine neue Zeit zu zwingen?<br />
Die ^Notwendigkeit kirchlicher Ileu-<br />
M ordmmq<br />
Wachsende Not stellt unsere Gemeinden<br />
vor die Entscheidung, für Gegenwart und<br />
Zukunft neue Lebens- und VerwaltungSformen<br />
zu suchen. Der Anstoß kommt von<br />
<strong>der</strong> Finanzlage her. Im Industriegebiet<br />
sind evangelische Gemeinden meist so gewachsen,<br />
daß sich <strong>im</strong>mer neue Tochterzellen<br />
von <strong>der</strong> Mutterzelle abteilten. Hatte die<br />
Vorkriegszeit diesen Einzelzellen einigermaßen<br />
ihr Eigenleben ermöglicht, so sind<br />
heute — bei ganz an<strong>der</strong>er Finanzlagerung<br />
— eine wachsende Zahl von Gemeinden in<br />
ihrem Leben bedroht. Die Not ist verstärkt<br />
durch die eigentümliche, in allen Ruhrgroßstädten<br />
gleichgelagerte Siedelung in City,<br />
enge Industrie- und Industriearbeiterbezirke<br />
auf <strong>der</strong> einen, räumlich aufgeschlossenere<br />
Wohnvororte auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite. Der Wohnoorort, <strong>der</strong> „Villenbezirk",<br />
hat eine meist kleinere Gemeinde,<br />
aber hohe Einkommen, daher verhältnismäßig<br />
nie<strong>der</strong>e <strong>Kirche</strong>nsteuersätze. Die City,<br />
meist die sich allmählich entvölkernde Muttergemeinde,<br />
kommt, entsprechend ihrer BevölkerungSmischung,<br />
mit mittleren Steuersätzen<br />
durch, während die stark bevölkerten<br />
Industrievororte bei hoher Seelerizahl verhältnismäßig<br />
geringes Einkommen und daher<br />
zur Bestreitung ihrer wachsenden Ausgaben<br />
steigend hohe <strong>Kirche</strong>nsteueisätze haben.<br />
Es ist einfach nicht mehr tragbar, daß ein<br />
solches Konglomerat von evangelischen Einzelgemeinden<br />
<strong>Kirche</strong>nsteucrsätze hat, die<br />
unter sich zwischen zirka 12 und 20 Prozent<br />
schwanken. Oft wirkt sich das von einer<br />
Straße zur an<strong>der</strong>n aus. Verbitterung <strong>der</strong><br />
Gemeindeglie<strong>der</strong>, gerade in den sozial ringenden,<br />
leistungsschwachen Gemeinden, ist<br />
unausbleiblich.<br />
Will man in dem Gesamtkreis solcher Gemeinden<br />
die unbedingt notwendige Vereinheitlichung<br />
des KiichensteueisatzeS herbeiführen,<br />
dann führt Kichensteuergemeinschaft<br />
zur Finanzgemeinschaft<br />
und diese zur Etatgemeinschaft.<br />
Denn nur dann kann<br />
ich gemeinsame <strong>Kirche</strong>nsteuersätze festsetzen,<br />
wenn ich auch die Finanzen gemeinsam<br />
festlege. Deren Festlegung ist nichts<br />
an<strong>der</strong>es als — Aufstellung eines Etats.<br />
So stehen unsere Ruhrgroßgemeinden<br />
genauvor denselben<br />
Aufgaben wie die Ruhrkommunen'):<br />
Eingemeindung <strong>der</strong><br />
Un te r g em ein d en und Bildung<br />
einer großen, durch Finanzund<br />
Etatgemeinsch a f t verbundenen<br />
Kreisgemcinde.<br />
") Gemeinde <strong>im</strong> Folgenden — Kultusgcmeinde,<br />
Kommunen — Stadtgemeinde.<br />
75
76<br />
Kreisgemeinden als Nerwaltungseinheit<br />
und Bezirksgemeinden als Lebens-<br />
W zellen<br />
Diese geschlossene Kreisgemeinde wird ein<br />
Segen sein: sie ermöglicht erst die praktische<br />
Durchführung dessen, was uns <strong>der</strong><br />
oben zitierte zweite Paragraph unserer <strong>Kirche</strong>nordnung<br />
als Idealbild unserer Gemeinden<br />
gezeichnet hat: Denn hört in <strong>der</strong><br />
Kreisgemeinde die Finanzhoheit <strong>der</strong> Einzelgemeinde<br />
auf, dann besteht kein Grund<br />
mehr, diese Einzelgemeinde in weit kleinere,<br />
übersehbare, ihr Leben selbständig ordnende<br />
Bezirksgemeinden zu zerlegen. E r st d i e s e,<br />
nach Raum und M enschen übersehbaren<br />
Bezirksgemeinden<br />
schaffen Voraussetzungen für<br />
eine Gemeinschaft des Gottesdienstes,<br />
<strong>der</strong> Seelsorge und <strong>der</strong><br />
L i ebe S t ät i gk c i t und geben Beta<br />
t i g u n g S m ö g l i ch k e i t e n für<br />
das allgemeine Priestertum<br />
<strong>der</strong> Gläubigen. Diese Kreisgemeinde<br />
mit ihrer Aufteilung in eine große Zahl von<br />
Vezirksgemeinden wird allein noch Herr<br />
werden können aller Fragen und Nöte, die<br />
heute vor den <strong>im</strong> selben Raumgebiet selbständig<br />
lebenden, um ihre Existenz ringenden<br />
Einzelgemeinden stehen.<br />
Nehmen wir das Problem des kirchlichen<br />
G e n e r a l b e b a u u n g S p l a -<br />
n e s. Bei selbständigen Einzelgemeinden<br />
war es bisher niemals lösbar. Jede<br />
Gemeinde hatte ihr eignes Wollen. D i e<br />
K r e i s g e m e i n d e wird ihr Gebiet<br />
planmäßig nach kirchlichen<br />
Gesichtspunkten aufschließen.<br />
<strong>Kirche</strong>n, Gemeindehäuser,<br />
Kleinkin<strong>der</strong>schulen weiden verteilt nach <strong>der</strong><br />
Siedlungsdichtigkeit <strong>der</strong> evgl. Bevölkerung,<br />
nicht mehr nach den zufälligen Gegebenheiten<br />
<strong>der</strong> Einzelgemeinde. Der Ent -<br />
w i ck l u n g s t e n d e n z einer Großstadt<br />
kann erst die Kreisgemrinde<br />
mit ihrem Planen gerecht<br />
werden.<br />
Selbstverwaltung! Unlebendiger<br />
als unsere Großgemeinden sind, können sie<br />
kaum noch werden. Die Fragen des Gemeindelebenö<br />
— wen berühren sie noch?<br />
Ich nehme eine Großstadt-Kreissynode. Sie<br />
zählt zur Zeit 44 Einzelgemeinden mit<br />
über 250 000 Seelen und — 724 Gemeindeverordneten.<br />
Iltehr als diese 724 Gemeindeglie<strong>der</strong><br />
wissen kaum von dem, was in<br />
<strong>der</strong> „Gemeinschaft", die wir sein wollen,<br />
vorgeht. Wir haben das Gefühl <strong>der</strong> Selbstverwaltung<br />
in unseren Gemeinden weit<br />
kräftiger zerstört als es bei den Kommunen<br />
<strong>der</strong> Fall ist. Erst die Bezirksgemeinde<br />
kann hier retten. Die<br />
Bezirksgemeinde, die ihr eigenes PreSbyterium<br />
hat, aktiviert allein schon hierdurch<br />
eine weit größere Zahl Gemeindeglie<strong>der</strong>.<br />
Die Bezirksgemcinde ist übersichtlich; sie<br />
kennt ihre beson<strong>der</strong>e Not; die Aufgaben<br />
sind dem BezirkspreSbyterium<br />
erlebnisnah; man spürt die Lücken in seinnem<br />
Bezirk und hat endlich wie<strong>der</strong> als<br />
selbstverantwortlicher Körper den Mut und<br />
den Willen, Bezirköaufgaben anzupacken.<br />
Nicht unwichtig ist ein solcher Bezilksgemeindekörper<br />
auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />
Wohlfahrtspflege. Von dem großen,<br />
reformierten Gemeindeideal <strong>der</strong> als<br />
Familie zusammengehörenden Glaubensgemeinde<br />
mit ihren Diakonen und ihrer<br />
nachbarlichen Hilfe
I „Geopolitische" kirchliche Grenzbildung<br />
Kommt diese kirchliche Neuordnung <strong>der</strong><br />
Ruhrprovinz — «nd sie muß kommen —<br />
dann wird sie nicht Halt machen vor zufällig<br />
Gewordenem. Kreisgemeinden und<br />
Bezirksgemeinden haben Räume zu umfassen,<br />
die wirtschaftlich, soziologisch und auch<br />
verkehrstechnisch wirklich eine Einheit bilden.<br />
Gemeindegrenzen und Provinzgrenzen<br />
sind <strong>im</strong> Gebiet <strong>der</strong> Ruhrprovinz we<strong>der</strong> volkisch<br />
noch geschichtlich bedingt. Die Provinzgrenze<br />
spielt für geistiges Leben, Handel<br />
und Industrie längst keine Rolle mehr.<br />
Unser kirchliches Leben kannte sie früher<br />
niemals. Reformationszeit, Pietismus, ja<br />
noch letzte Vergangenheit beweisen dieses<br />
Hinüber- und Herüberfluten geistiger Anregungen<br />
und För<strong>der</strong>ungen und persönlicher<br />
Kräfte.<br />
Und noch eins: Seltsam, daß diese<br />
Ruhrprovinz, die über 80 Prozent <strong>der</strong> evangelischen<br />
Bevölkerung <strong>Rheinland</strong>-Westfalens<br />
und über 60 Prozent ihrer Pfarrerschaft<br />
umfaßt, keinen kirchlichen Mittelpunkt besitzt.<br />
Cr ist nicht nur verwal-<br />
tungsmäßig notwendig. Er<br />
würde auch eine innere Kräftesteigerung<br />
für das Gesamtgebiet<br />
bedeuten.<br />
Wir müssen heutiges Leben meistern. Wir<br />
haben um die Seele dieser Nuhrprovinz zu<br />
ringen. <strong>Kirche</strong> ist: Leben. <strong>Kirche</strong> darf nicht<br />
sein: Museum, bloße Erhaltung des<br />
lleberkommenen. <strong>Das</strong> ewige Spiel des<br />
Lebens, das Sich-teilen alter und Sichbinden<br />
neuer Zellen zu neuen Formen, es<br />
muß auch uns beherrschen. Immer wenn<br />
Grenzpfähle und Zollschranken fielen, gab<br />
es scheinbar kluge Gründe genug, die dagegen<br />
sprachen. Niemals behielten sie<br />
Recht.<br />
Von hier aus ist die <strong>im</strong>mer kräftiger sich<br />
erhebende For<strong>der</strong>ung nach einheitlicher,<br />
kirchlicher Zusammenfassung<br />
des weiten, soziologisch und<br />
weltanschaulich aber durchaus Gleichgelagerten<br />
Gebietes <strong>der</strong> Ruhrprovinz<br />
als Gebot <strong>der</strong> Gegenwart zu verstehen.<br />
> Beschluß<br />
„Ungeheures ist <strong>im</strong> Ruhrland zu ordnen.<br />
Nur die Großstädte des Ruhrgebiets haben<br />
die Männer und auch die Mittel, das durchzuführen.<br />
Gelingt das Werk <strong>der</strong> Neuglie<strong>der</strong>ung,<br />
dann hebt für den Westen eine<br />
neue Epoche an. Und nicht nur für den<br />
Westen. Seine Gesundung muß weiter<br />
wirken. Best<strong>im</strong>men doch die<br />
Städte die Zukunft unseres<br />
ganzen Erdteils" So schrieb über<br />
die werdende Ruhrprovinz vor kurzem<br />
ein bekannter Kulturpolitiker. Für unsere<br />
kirchliche Lage brauchen wir seine Worte<br />
nur sinngemäß abzuwandeln. Eins ist<br />
sicher: Wir haben nicht zu warten, was<br />
Staat und Kommunen tun. Wir haben<br />
von uns aus zu handeln aus <strong>der</strong> innersten<br />
Verpflichtung unserem evangelischen <strong>Kirche</strong>nvolk<br />
gegenüber. In <strong>der</strong> He<strong>im</strong>atlosigkeit<br />
seiner Industriegroßgemeinden verliert<br />
es seiner Seele Kraft und Schwung.<br />
Bauen wir ihm in evangelischen<br />
Gemeinden, die ihren Namen<br />
wirklich verdienen, eine neue<br />
He<strong>im</strong>at, die gesund ist an Leib<br />
und Seele. S.<br />
M Die evangelischen Landeskirchen Preußens zum Konkordat<br />
Im Hinblick auf die vor dem Abschluß stehenden<br />
Konkordatsverhandlungen <strong>der</strong> preußischen<br />
Staatsregierung mit dem römischen Stuhl haben<br />
die evangelischen Landeskirchen Preußens sich<br />
mit folgendem Schreiben an da« preußische<br />
Staatsministerium gewandt:<br />
Die preußischen Landeskirchen haben <strong>im</strong> Frühherbst<br />
v. I. in dringlichen Vorstellungen bei<br />
<strong>der</strong> preußischen Staatsregierung den ernsten<br />
Sorgen des evangelischen Volksteils in <strong>der</strong> Konkordatsfrage<br />
Ausdruck gegeben und die For<strong>der</strong>ung<br />
erhoben, daß <strong>im</strong> Falle eines Vertragsschlusses<br />
zwischen Staat und Kurie gleich»<br />
zeitig auch den zwei Drittel <strong>der</strong><br />
preußischen Bevölkerung umfassenden<br />
evangel. <strong>Kirche</strong>n ihrem<br />
Wesen entsprechende, gleichwertige<br />
Sicherungen <strong>im</strong> Vertragswege<br />
gewährt würden. Der Herr<br />
Ministerpräsident hat darauf unter dem 8. November<br />
v. I. — St. M. I 12589 — mitgeteilt,<br />
daß die Möglichkeit de« Zustandekommens einer<br />
Vereinbarung mit dem Apostolischen Stuhl vorläufig<br />
noch nicht geklärt sei: erst nachdem dies<br />
geschehen sei, erscheine es dem Staatsministerium<br />
zweckmäßig, die Folgerungen aus einem Vertragsabschluß<br />
mit <strong>der</strong> katholischen <strong>Kirche</strong> gegenüber<br />
den Wünschen <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>n<br />
ins Auge zu fassen.<br />
Von den preußischen <strong>Kirche</strong>n ist hierauf alsbald<br />
erwi<strong>der</strong>t worden, daß durch diese Antwort die<br />
evangelischen Wünsche nicht ihre Erledigung<br />
fänden. Nachdem inzwischen das Staatsministerium,<br />
wie nach den Mitteilungen <strong>der</strong><br />
Presse angenommen werden muß, zu einer Verständigung<br />
mit <strong>der</strong> Kurie gelangt ist, sehen wir<br />
uns genötigt, von <strong>der</strong> preußischen Staatsregierung<br />
eine best<strong>im</strong>mte Erklärung darüber zu erbitten,<br />
ob sie nunmehr bereit ist, die <strong>im</strong> Herbst<br />
t927 eingeleiteten und nach einigen Monaten<br />
ohne erkennbaren Grund eingestellten Verhandlungen<br />
mit uns, bei denen die kirchlichen Wünsche<br />
dargelegt worden sind, wie<strong>der</strong> aufzunehmen, mit<br />
dem Ziele, a uch mit den evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong>nzu einer vertragsmäßigen<br />
Regelung zu gelangen. Diese Verhandlungen<br />
könnten, soweit es an uns liegt, in<br />
kürzester Zeit zum Abschluß gebracht werden.<br />
Hinsichtlich unserer grundsätzlichen Stellung zur<br />
Konkordatsfrage dürfen wir auf unsere frühereu<br />
Erklärungen ergebenst Bezug nehmen. Da <strong>der</strong><br />
Inhalt des Vertrages mit <strong>der</strong> Kurie auch jetzt<br />
noch nicht bekannt ist, müssen wir gegenüber<br />
etwaigen Best<strong>im</strong>mungen desselben, welche die<br />
evangelischen Interessen und die Stellung <strong>der</strong><br />
evangelischen <strong>Kirche</strong> in Staat und Volksleben<br />
gefährden sollten, unseren <strong>Kirche</strong>n nach wie<br />
vor die volle Freiheit <strong>der</strong> Stellungnahme vorbehalten.<br />
Daneben müssen wir aber für den Fall des Vertragsschlusses<br />
mit <strong>der</strong> Kurie erneut die For<strong>der</strong>ung<br />
gleichzeitiger und gleichwertiger,<br />
dem Wesen <strong>der</strong> evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong> entsprechendenVer«<br />
träge nachdrücklichst wie<strong>der</strong>holen.<br />
Die Grundsätze <strong>der</strong> Parität, zu denen sich auch<br />
das Staatsministerium <strong>im</strong> Schreiben de« Herrn<br />
Ministerpräsidenten vom 8. November v. I.<br />
ausdrücklich bekannt hat, würden in einem entscheidenden<br />
Punkte verletzt sein, wenn <strong>der</strong> katholischen<br />
<strong>Kirche</strong> für ihre Organisation und die<br />
finanziellen Bedürfnisse ihrer Verwaltung eine<br />
vertragsmäßige Garantie gegeben würde, während<br />
die evangelischen <strong>Kirche</strong>n lediglich auf einseitig<br />
erlassene und deshalb auch <strong>der</strong> Möglichkeit<br />
einseitiger Aen<strong>der</strong>ung unterworfene staatsgesetzliche<br />
Nest<strong>im</strong>mungen angewiesen wären. D i e<br />
Wahrung <strong>der</strong> Parität ist gerade<br />
in diesem Augenblick von höchster<br />
Bedeutung, weil jetzt zum ersten Male, seit-<br />
dem die Reichsverfassung den evangelischen <strong>Kirche</strong>n<br />
die gleiche Selbständigkeit wie <strong>der</strong> katholischen<br />
<strong>Kirche</strong> gegeben hat, die preußische Staatsregierung<br />
sich zu einen» Vertragsabschluß über<br />
staatlich kirchliche Beziehungen anschickt. Eine<br />
etwaige Erklärung grundsätzlicher Bereitwilligkeit,<br />
später, nach Verabschiedung des Vertrages<br />
mit <strong>der</strong> Kurie, auch mit den evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong>n Verträge abschließen zu wollen, würde<br />
nicht als Sicherung <strong>der</strong> Parität angesehen werden<br />
können.<br />
In bedrücken<strong>der</strong> Sorge um die Zukunft unseres<br />
Volkes und um die weitere Entwickelung <strong>der</strong><br />
Beziehungen zwischen Staat und evangelischer<br />
<strong>Kirche</strong> ersuchen wir das Staatsministerium ergebenst,<br />
dieser ebenso einmütigen wie dringlichen<br />
Vorstellung stattgeben zu wollen.<br />
<strong>Das</strong> Schreiben haben unterzeichnet: Die evan><br />
gelische <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> altpreußischen Union: die<br />
evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers:<br />
die evangelisch-lutherische Landeskirche Schleswig-<br />
Holsteins: die evangelische Landeskirche in<br />
Hessen-Kassel: die evangelische Landeskirche in<br />
Nassau: die evangelische Landeskirche Frankfurt<br />
a. M.: die evangelisch-reformierte <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong><br />
Provinz Hannover: die evangelische Landeskirche<br />
von Waldeck und Pyrmont.<br />
Letzte Nachrichten<br />
^ lllil das Konkordat<br />
Der Staatsrat wird erst am 28. Juni das<br />
Konkordat behandeln. Vorher wird die einberufene<br />
außerordentliche Generalsynode For<strong>der</strong>ungen<br />
und Wünsche <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />
festlegen.
78<br />
uch in diesem Jahre bittet das Liebeswerk<br />
<strong>Evangelische</strong>n Bundes um Unterstützung<br />
für die evangelischen Gemeinden<br />
Oesterreichs. Die Sorge eines Pfarrers,<br />
ob seine Synode weiter die Beiträge<br />
tragen könne, hat <strong>der</strong> unermüdliche<br />
Sammler <strong>der</strong> Oesterreich-Gabe, Pfarrer<br />
Lohmann, Pfaffendorf, mit nachstehendem<br />
Brief beantwortet.<br />
Lieber Herr Amtsbru<strong>der</strong>!<br />
Sie sind «in wenig erschrocken über die<br />
Höhe <strong>der</strong> für 1929 von Ihrer Synode<br />
erbetenen Oesterreich-Gabe? Wie<br />
ich Ihnen früher schon mitteilte, ist die<br />
Summe, <strong>der</strong>en wir zur Durchführung<br />
unserer Arbeit unbedingt bedürfen, nach<br />
einem neuen Schlüssel, dem letzten R. E.<br />
Steuersoll entsprechend, auf die Gemeinden<br />
verteilt, natürlich unter gebühren<strong>der</strong><br />
Berücksichtigung <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s für große<br />
Synoden, wie es die Ihrige ist, bestehenden<br />
Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Aufbringung.<br />
So ist die Erhöhung Ihres Beitrags nur<br />
ein Akt <strong>der</strong> Gerechtigkeit gewesen, dem Sie<br />
sicherlich zust<strong>im</strong>men. Aber Sie werden<br />
fragen, ob denn überhaupt die Anfor<strong>der</strong>ung<br />
eines so hohen Betrages notwendig<br />
war in einer Zeit, die unfern Gemeinden<br />
strenge Sparsamkeit auferlegt?<br />
Glauben Sie mir, daß ich die he<strong>im</strong>ischen<br />
Nöte wohl zu würdigen weiß,<br />
trotzdem aber es je länger je mehr als<br />
ernste GewissenSpflicht empfinde, um<br />
Gaben für unsere Volks- und Glaubensgenossen<br />
in Oesterreich dringend und herzlich<br />
zu bitten. Denn <strong>der</strong>en Not<br />
ist weit größer als die auch <strong>der</strong><br />
ärmsten, r e i ch s d e u t s ch e n Gemeinde.<br />
Lassen Sie mich Ihnen einige<br />
Tatsachen nennen, die meine Behauptung<br />
beweisen!<br />
Während die Kultuskosten <strong>der</strong> katholischen<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>im</strong> katholischen Oesterreich fast<br />
ganz vom Staate bestritten werden, so<br />
daß die <strong>Kirche</strong>nsteuer kaum bekannt ist,<br />
erhalten die evangelischen<br />
Gemeinden ganz geringe Zuschüsse,<br />
die keine nennenswerte Erleichterung<br />
bringen. Die <strong>Kirche</strong>nsteuer muß<br />
also bis zur Höchstgrenze <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit<br />
angespannt werden, und doch<br />
würden die Gemeinden fast alle zusammenbrechen,<br />
wenn eben nicht von uns Hilfe<br />
käme. <strong>Das</strong> war früher schon so, ist es<br />
jetzt aber in verstärktem Maße, da d i e<br />
wirtschaftlicheNotlage dort noch<br />
weit schl<strong>im</strong>mer ist als bei uns. In einem<br />
Orte z. B. liegen von S großen Fabriken<br />
7 ganz still; welches Maß von Arbeitslosigkeit<br />
das bedingt, kann sich je<strong>der</strong> selbst<br />
sagen. Dabei aber sollen die z. T. ganz<br />
Bru<strong>der</strong>hilfe in Oesterreich<br />
jungen Gemeinden sich erst noch kirchlichen<br />
Besitz schaffen, den meisten fehlt ein würdiger<br />
gottesdienstlicher Raum o<strong>der</strong> ein<br />
Pfarrhaus o<strong>der</strong> beides. Dringendes Bedürfnis<br />
ist das vor allem in denjenigen<br />
Gemeinden, die jährlich großen Zuwachs<br />
durch Hebertritte haben; denn die<br />
„<strong>Evangelische</strong> Bewegung" steht<br />
durchaus nicht still; sie verläuft<br />
nur mehr in <strong>der</strong> Stille und geht in die<br />
Tiefe.<br />
Hart ist vielfach auch <strong>der</strong> Kampf gegen<br />
römische und freidenkerische Feindschaft<br />
und erschwert noch das ohnehin nicht<br />
leichte Leben <strong>der</strong> Gemeinden und ihrer<br />
Pfarrer. Wie gering letztere besoldet sind,<br />
dürfte Ihnen bekannt sein, so gering, daß<br />
selbst bei bescheidenster Lebensführung<br />
keine Möglichkeit ist, auszukommen o<strong>der</strong><br />
die Kin<strong>der</strong> standesgemäß zu erziehen.<br />
Einige Beispiele mögen das Gesagte beleuchten.<br />
<strong>Das</strong> Diakonissenhaus in G.<br />
war in schönem Aufblühen und die Leitung<br />
trug sich mit dem Plane, die alten, gänzlich<br />
ungenügenden, ja z. T. baufälligen<br />
Häuser durch neue zu ersetzen, da kam<br />
ein großer Bankkrach, <strong>der</strong> dem Hause alle<br />
Mittel raubte und alle Pläne vernichtete.<br />
<strong>Das</strong> Haus bedarf dringend unserer Hilfe,<br />
wenn es überhaupt weiter bestehen soll.<br />
Darf eine solche Segensquelle für die<br />
evangel. Steiermark und darüber hinaus<br />
versiegen?<br />
In W. steht die Gemeinde <strong>im</strong> Begriff<br />
selbständig zu werden, aber <strong>der</strong><br />
Oberkirchenrat in Wien verlangt, daß wir<br />
auf 5 Jahre einen jährlichen Zuschuß von<br />
4000 Mark zum Pfarrgehalt garantieren.<br />
Können wir die Hoffnungen <strong>der</strong> kleinen,<br />
opferwilligen Gemeinde enttäuschen und<br />
ihrem eifrigen Seelsorger zumuten, noch<br />
jahrelang mit seiner Familie auf die unsichere<br />
Stellung eines Vikars angewiesen<br />
zu sein?<br />
In L. ist eine Arbeitergemeinde<br />
von fast 1700 Seelen. Sie hat als<br />
gottesdienstlichen Raum einen alten<br />
Bretterschuppen, <strong>der</strong> 400 Personen<br />
faßt und <strong>im</strong> Sommer so heiß ist,<br />
daß die Altarkerzen sich umbiegen, <strong>im</strong><br />
Winter unheizbar. Der Pfarrer hat eine<br />
Zweiz<strong>im</strong>merwohnung mit dunkler Küche,<br />
Kanzle! in einem an<strong>der</strong>en Hause, so eng,<br />
daß die Hälfte seiner Bücher auf dem<br />
Speicher stehen muß. Noch in diesem<br />
Sommer muß er ausziehen, da ihm gekündigt<br />
ist, und sitzt tatsächlich auf <strong>der</strong><br />
Straße, wenn nicht von uns ihm Hilfe gebracht<br />
wird, denn seine Gemeinde ist gänzlich<br />
mittellos. Und dieser Pfarrer<br />
hat eine ihm angebotene<br />
Pfarrstelle in Kärnten seiner<br />
Gemeinde zulieb ausgeschlagen!<br />
Der Pfarrer in P. hat eine Krankheit<br />
durchgemacht, die ihn an den Rand des<br />
Grabes brachte; nun sind die Kräfte<br />
seiner treuen Pflegerin, <strong>der</strong> tapferen Pfarrfrau,<br />
völlig erschöpft —, und er bedarf<br />
doch noch langer Erholung, wenn er<br />
wie<strong>der</strong> ganz arbeitsfähig weiden soll.<br />
Wir haben ihm die Mittel für einen<br />
mehrwöchigen Aufenthalt <strong>im</strong> Gebirge gewährt,<br />
denn sonst nirgends fand er Hilfe.<br />
Soll ich noch von <strong>der</strong> neuentstandenen<br />
llebertrittgemeinde H. erzählen,<br />
die ganz aus kleinen Bauern besteht und<br />
trotz <strong>der</strong> Notlage <strong>der</strong> Landwirtschaft große<br />
Opfer bringt für ihren Glauben, darum<br />
aber auch wert ist, daß wir ihr helfen,<br />
Forsthoff<br />
Im Monat Juli erscheint:<br />
Rheinische<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />
Ein Werk von über 600 Seiten<br />
Ganzleinen gebunden 45<br />
<strong>Evangelische</strong>r Preßoerband<br />
für <strong>Rheinland</strong> / Essen<br />
ihres Glaubens froh zu werden? O<strong>der</strong> von<br />
<strong>der</strong> Industriegemeinde E., die den engen<br />
Schulsaal endlich mit einem Kirchlein<br />
vertauschen möchte, das sie das<br />
Schriftwort verstehen lehrt: „Wie lieblich<br />
sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth", und<br />
doch aus eigener Kraft nie zum Ziele<br />
kommt?<br />
Ich denke, das Gesagte genügt, um Sie<br />
mit gutem Gewissen unsere BeitragSbitte<br />
vor Ihrer Kreissynode vertreten zu<br />
lassen, und Gott mache die Herzen aller<br />
Teilnehmer zu freudiger Hilfe bereit!<br />
Mit deutsch-evangelischem Gruße bin ich<br />
Ihr dankbar ergebener<br />
Lohmann, Pfr.<br />
Pfaffendorf a, Rh., den 43. Mai 4929,
<strong>Evangelische</strong>r Volksbildungsdienst für <strong>Rheinland</strong><br />
Rheinische evangelische Büchereiarbeit / Film und Lichtbild / Jugend- und Laienspiel / <strong>Evangelische</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft für Rundfunk in <strong>Rheinland</strong> und Westfalen / Volksbildung und ihre Grenzgebiete<br />
Frühlingsfeier<br />
4. Singschar: Auf laßt uns singen (Kanon zu<br />
drei St<strong>im</strong>men).<br />
2. Gedicht: Er ist's, von E. Möricke.<br />
3. Singschar: Sommer und Winter.<br />
Ein Mädchen führt in die Märchen ein, die<br />
dargestellt werden, und deutet ihren symbolhaften<br />
Sinn. (Sommer, Winter —<br />
Schuld, Erlösung)<br />
4. Es werden in einzelnen Bil<strong>der</strong>n dargestellt!<br />
a) Schneeweißchen und Rosenrot,<br />
Singschar: Schöner Frühling, komm doch<br />
wie<strong>der</strong> (Kanon zu drei St<strong>im</strong>men).<br />
b) Aschenbrödel.<br />
c) Rotkäppchen (mit Erzählung).<br />
Singschar: Es tönen die Lie<strong>der</strong> (Kanon zu<br />
drei St<strong>im</strong>men).<br />
d) Dornröschen.<br />
5. Eingschar:<br />
a) Alle Vögel sind schon da (Kanon zu drei<br />
St<strong>im</strong>men).<br />
b) Der Mai, <strong>der</strong> lustige Mai.<br />
Reigen: Maiglöckchen läutet in dem Tal.<br />
7. Singschar:<br />
a) Lachend kommt <strong>der</strong> Frühling über« Feld<br />
(Kanon zu drei St<strong>im</strong>men).<br />
b) Nun will <strong>der</strong> Lenz uns grüßen.<br />
Erläuterungen: Die vorstehende fein abgest<strong>im</strong>mte<br />
Feier wurde als Gemeindeabend von<br />
<strong>der</strong> evangelischen Ilahschule <strong>der</strong> Gemeinde Alt-<br />
Saarbrücken gestaltet. Die Kanones führte <strong>der</strong><br />
ganz in dem Geist des neuen Singens lebende<br />
hauptamtliche Organist <strong>der</strong> Gemeinde, Herr<br />
Karl Rahner, mitten in <strong>der</strong> Singschar stehend<br />
und mitsingend in reizvollem Wechsel <strong>der</strong> St<strong>im</strong>men.<br />
Alle Kanones sind zu finden <strong>im</strong> dritten<br />
Band von Fritz Jodes „Kanon". „Der Mai,<br />
<strong>der</strong> lustige Mai" und „Nun will <strong>der</strong> Lenz uns<br />
grüßen" stehen in Jode« „Musikanten": Sommer<br />
und Winter" in seiner Singstunde 3Ir. H.<br />
(Alles Verlag Kallmeyer, Wolfenbüttel.)<br />
Die feiernde Gemeinde<br />
Für das Singen gibt Herr Rahner folgende<br />
Anweisung:<br />
Die Lie<strong>der</strong> wollen und können auch in <strong>der</strong> einfachsten<br />
Form Freude am Singen wecken. Dazu<br />
hilft nicht zuletzt ihre reiche Verwendungsmöglichkeit.<br />
Sind <strong>im</strong> Kreis nur Mädel, so tritt<br />
ihnen ihr Führer als Vorsänger gegenüber (3.)<br />
Für die zweist<strong>im</strong>migen Stücke (56, 76) bildet<br />
man am besten zwei Gruppen. Daraus ergeben<br />
sich folgende Besetzungsmöglichkeiten:<br />
4. Bewegung. 2. Bewegung.<br />
Vorsänger alle Mädel<br />
Gruppe I Gruppe II<br />
Gruppe II Gruppe I<br />
alle Mädel Vorsänger<br />
Auch die dreist<strong>im</strong>migen Kanones können recht<br />
verschieden gesungen werden. Hier einige Vorschläge:<br />
I. Oeffnen.<br />
1. Vorsänger (i a) o<strong>der</strong> eine Gruppe (4 a, 7 a)<br />
beginnt, die beiden an<strong>der</strong>en Gruppen folgen<br />
nacheinan<strong>der</strong>; auch kann zuvor <strong>der</strong> ganze<br />
Kanon einmal von allen gesungen werden<br />
(4 c).<br />
2, Alle singen den ganzen Kanon einmal, all«<br />
wie<strong>der</strong>holen und lösen sich singend in die 3<br />
Gruppen nuf (5 a).<br />
II. Schließen.<br />
4. Alle schließen gleichzeitig (4 a).<br />
2. Der letzte Ruf o<strong>der</strong> die letzte Zeile werden<br />
solange wie<strong>der</strong>holt, bis alle einst<strong>im</strong>mig schließen<br />
(1, 7 a, 5 a).<br />
3. Die Gruppen hören nacheinan<strong>der</strong> auf, bis<br />
eine allein o<strong>der</strong> Vorsänger (4 r) aussingt.<br />
Mit <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Klanggruppen (Buben!)<br />
wächst auch die Zahl <strong>der</strong> Befetzungsmöglichkeilen.<br />
Sind gar Melodieinstrumente vorhanden,<br />
so ist die Fülle <strong>der</strong> Wechsel kaum auszuschöpfen,<br />
O. W.<br />
Singefreizeit in einer nie<strong>der</strong>rheinifchen<br />
Diaspora<br />
Ein Erlebnis für jung und alt<br />
chon längst isi den Katholiken unseres<br />
Städtchens, die gegen uns zahlenmäßig<br />
zehnfache llebermacht haben, aufgefallen,<br />
daß in <strong>der</strong> kleinen, kaum mehr als tausend<br />
Seelen zählenden evangelischen Gemeinde<br />
— o<strong>der</strong> wie sie es nennen, bei den Protestanten<br />
— ein so reges und inniges Gemeinschaftsleben<br />
pulsiert, das für manch große<br />
Gemeinde vorbildlich sein könnte.<br />
Bald hören sie von Spielkursen, bald von<br />
wertvollen Filmvorführungen, bald lesen sie<br />
in <strong>der</strong> Zeitung die Ankündigung inhaltrricher<br />
Vorträge seitens dazu berufener Personen<br />
aus <strong>der</strong> Provinzial- o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kreissynode.<br />
Dann hören sie wie<strong>der</strong>, wie die<br />
kleine Gemeinde durch eine Verlosung von<br />
Handarbeiten, die fleißige Frauenhände<br />
emsig herbeigetragen haben, aus eigener<br />
Kraft den Gemeindesaal zu einem künstlerisch<br />
ausgestatteten, anhe<strong>im</strong>elnden Versammlungsort<br />
hergerichtet, erfahren, wie<br />
Jünglinge und Männer in wochenlanger,<br />
fleißiger Arbeit aus <strong>der</strong> alten Bibliothek<br />
eine fast neue geschaffen, erleben, daß fast<br />
alle Woche irgendein Höhepunkt die Gemeinde<br />
zusammenschließt zu innerer Aufbauarbeit.<br />
Als die Ankündigung <strong>der</strong> Singe-Freizeit<br />
durch die Zeitung ging, da horchte manch<br />
einer auf. Singe-Freizeit? Frei-Zeit? WaS<br />
mag denn das nun wie<strong>der</strong><br />
sein? Als einziger evangelischer Lehrer<br />
in einem meist tief-schwarzen Kollegium<br />
kann ich so meine stillen Studien machen<br />
über das Staunen und Aufhorchen, das<br />
jede neue, nennenswerte Veranstaltung hervorruft.<br />
Diesmal wars nun die Singe-<br />
Freizeit!<br />
Ja, lieber Leser, ich muß gestehen, daß ich<br />
vor nicht langer Zeit selbst noch nicht<br />
wußte, was eine Einge-Freizeit ist. Erst von<br />
unseren! Pfarrer hörte ich davon.<br />
Die voll Spannung erwarteten Tage<br />
kamen auch bald. Kantate-Sonntag<br />
und Sonnabend zog die Singschar<br />
bei uns ein. Die Stunden, die ich<br />
mit ihr erleben durfte, wurden so eindrucksvoll,<br />
so froh und unvergeßlich, daß ich von<br />
Herzen gern Direktor StrommS<br />
Wunsch nachkomme, von diesen Tagen <strong>der</strong><br />
Singe-Freizcit, des Singens unter seiner<br />
Leitung, ausführlich zu berichten.<br />
Samstag nachmittag hatte ich noch eine<br />
kleine Arbeit an <strong>der</strong> Gemeindebibliochek zu<br />
erledigen, als sich auf einmal, schon zwei<br />
Stunden vor Beginn, die eisten Besucher<br />
<strong>der</strong> Singe-Freizeit bei mir <strong>im</strong> Gemeindesaal<br />
einstellten. Zwei junge Männer und<br />
ein junges Mädchen <strong>im</strong> deutschen Kleid<br />
standen vor mir; frohe Erwartung sprach<br />
aus ihren Augen; die ganze Zufriedenheit<br />
und glückliche Spannung junger Menschen,<br />
die an einem Ziel angelangt sind, das ein<br />
Erlebnis zu bieten verspricht, strahlte aus<br />
ihren frischen, freudigen Gesichtern. ILm<br />
sechs IHr begann dann <strong>der</strong> erste Teil <strong>der</strong><br />
Singstunden, <strong>der</strong> Kursus für Singscharleiter,<br />
Iugendleiter und sonstige<br />
interessierte Erwachsene,<br />
Mit ursprünglicher Kraft schöpfte Direktor<br />
Stromm, <strong>der</strong> stets die Singe-Freizeiten leitet,<br />
aus einem reichen Wissen und Können. Mit<br />
nie versagen<strong>der</strong> Geduld und Freundlichkeit<br />
arbeitete er vier Stunden lang mit uns<br />
und erreichte in dieser Zeit fast unglaublich<br />
viel, Nach einer tiefgehenden Einführung<br />
über richtiges Singen, in <strong>der</strong><br />
wir über die Bedeutung von Ton, Tonhöhe,<br />
Dynamik und Klangfarbe in ihrem Verhältnis<br />
zum Inhalt gründlich unterrichtet<br />
wurden, in <strong>der</strong> wir lernten, wie bewußt<br />
„schönes" Singen ausgeführt werden muß,<br />
ging es an die praktische Erprobung <strong>der</strong>
aufgestellten Grundsähe. Um zehn Uhr<br />
schloß diese erste Uebung mit dem schönen<br />
Erfolg, daß wir drei Lie<strong>der</strong> dreist<strong>im</strong>mig<br />
vollkommen beherrschten. Und das waren<br />
wahrlich nicht die leichtesten; u. c>. lernten<br />
wir das „Domine deus" von Orlandus<br />
LassuS aus dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t. Die<br />
übrigen Gesänge waren nicht weniger wertvoll.<br />
<strong>Das</strong> Wichtigste aber — und das wurde<br />
auch bei den Uebungen <strong>der</strong> Singschar selbst<br />
am nächsten Tage ganz beson<strong>der</strong>s gepflegt,<br />
war das stete Bestreben, die Lie<strong>der</strong> <strong>im</strong>mer<br />
so wie<strong>der</strong>zugeben, wie sie sich die Verfasser<br />
jeweils gedacht haben. In <strong>der</strong> herrlichsten<br />
Sangesst<strong>im</strong>mung trennten wir uns, froh,<br />
daß <strong>der</strong> folgende Tag uns noch mehr des<br />
Schönen bringen würde.<br />
Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht.<br />
Wie sich bereits am Vorabend ein<br />
einigendes Band reiner Christenfreude um<br />
die kleine Schar <strong>der</strong> Leiter geschlungen<br />
hatte, so einte <strong>der</strong> Sonntag jung und alt,<br />
eine Schar von über hun<strong>der</strong>t Köpfen, in<br />
dieser gleichen, frohen Sangesst<strong>im</strong>mung, die<br />
aus den herrlichen Lie<strong>der</strong>n über uns wehte.<br />
Die erste Uebungsstunde <strong>der</strong> gesamten<br />
Schar war von 9 bis 5640 Uhr. Dieser<br />
kurzen Einführung <strong>der</strong> Jugend<br />
in die schöne Aufgabe, die sie heute<br />
lösen durfte, folgte dann <strong>der</strong> Gottesdienst.<br />
Unser <strong>Kirche</strong>nchor machte diesen<br />
Gottesdienst durch seine Darbietungen zu<br />
einer echten „Kantate-Sonntag-Feier". Von<br />
>«11 Uhr bis zum Mittagessen wurde dann<br />
<strong>im</strong> Gemeindesaal weiter geübt. Mit frohen,<br />
frischen Lie<strong>der</strong>n zog dann die ganze Schar<br />
zu einem Gartenlokal am Rande <strong>der</strong> Stadt;<br />
und alles horchte auf ob <strong>der</strong> schönen, seltenen<br />
Wan<strong>der</strong>lie<strong>der</strong>, die diese kleine Christenschar<br />
bereits ihr eigen nannte.<br />
In ungetrübter Sangesst<strong>im</strong>mung fand sich<br />
die ganze Schar, darunter auch unsere<br />
eigene Jugend, um zwei Uhr wie<strong>der</strong> ein,<br />
um nun die Hauptübungszeit bis sechs Uhr<br />
frohen Herzens zu erleben.<br />
Die ganze Gemeinde war auf<br />
sechs Uhr zur Kirch« geladen,<br />
zu einer musikalischen Feierstunde,<br />
in <strong>der</strong> die Singschar<br />
ihr Können zeigen sollte.<br />
Ganz überraschend groß war das Interesse<br />
<strong>der</strong> Gemeinde. Unser liebes Kirchlein<br />
war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die<br />
Erwartungen waren bei den meisten nicht<br />
allzu groß. Was sollten auch die jungen<br />
Menschen, meistens noch Kin<strong>der</strong>, in <strong>der</strong><br />
kurzen Zeit viel gelernt haben?<br />
Die Feierstunde belehrte alle eines Besseren.<br />
Die meisten konnten es nicht fassen, daß all<br />
das Gehörte in den wenigen Stunden eingeübt<br />
war, und zwar so eingeübt, daß<br />
nirgends ein Wohllaut gestört — daß <strong>im</strong><br />
Gegenteil jedes Lied seine feine St<strong>im</strong>mung<br />
erhielt — so gut, — daß die Zuhörer davon<br />
tief ergriffen waren.<br />
Von den Darbietungen will<br />
ich einiges herausgreifen, denn<br />
alles gebührend zu erwähnen, würde zu<br />
80<br />
lange währen. <strong>Das</strong> schön ausgedachte und<br />
harmonisch aufgebaute Programm <strong>der</strong><br />
Feierstunde brachte nach einem Präludium,<br />
das unser Hauptlehrer meisterhaft spielte,<br />
einen Wechselgesang zwischen Singschar<br />
und Gemeinde. Da konnten alle Anwesenden<br />
schon gleich den gewaltigen Unterschied<br />
bemerken zwischen dem gleichförmigen, schleppenden<br />
Gesang <strong>der</strong> ganzen Gemeinde und<br />
dem Choralvortrag <strong>der</strong> Singschar, die in<br />
dem gemeinsam gesungenen Schlußvers<br />
dieses Liedes die Gemeinde förmlich mitriß.<br />
Dann trug die Singschar mehrst<strong>im</strong>mige<br />
Choräle, Kanons und Wechselgesänge zwischen<br />
Solisten und Singschar vor. Direktor<br />
Stromm hatte selbst das Tenorsolo übernommen.<br />
Wurde schon durch diese Darbietungen<br />
die Seele <strong>der</strong> Zuhörer in feierlich<br />
gehobene St<strong>im</strong>mung versetzt, so wurde sie<br />
tiefinnerlich ergriffen durch die letzten Gesänge<br />
<strong>der</strong> Singschar.<br />
<strong>Das</strong> war das von Direktor Stromm eigens<br />
zu diesem Tage komponierte „Kantate" und<br />
das Schlußlied „Abendsegen". Diese mehrst<strong>im</strong>migen<br />
Gesänge wurden mit soviel<br />
Wärme und feiner Einführung von den<br />
jugendlichen Sängern vorgetragen, daß alle<br />
Herzen höher schlugen und eine St<strong>im</strong>mung<br />
von ungeahnter Feierlichkeit über <strong>der</strong> ganzen<br />
Gemeinde schwebte.<br />
Ein Orgelnachspiel, das sich ganz dieser<br />
St<strong>im</strong>mung anpaßte, ja, in seinen Melodien<br />
die verhallten Klänge des Abendsegens noch<br />
einmal variiert aufleben zu lassen schien,<br />
schloß die eindrucksvolle Feier, die man<br />
wirklich als die Krone <strong>der</strong> Singe-Freizeit bezeichnen<br />
muß.<br />
Unbegreiflich schien es den Zuhörern, wie<br />
<strong>der</strong> Leiter in so kurzer Zeit solche Erfolge<br />
hatte erzielen können. Wer aber Direktor<br />
Stromm einmal kennen gelernt hat, wer gesehen<br />
und gefühlt hat, wie er sich mit <strong>der</strong><br />
ganzen Kraft seines Idealismus und seiner<br />
reichen Fähigkeiten für das Werk <strong>der</strong><br />
Singe-Freizeit einsetzt, <strong>der</strong> kann wohl ermessen,<br />
wie solche Leistungen ermöglicht<br />
werden.<br />
Wir evangelischen Rheinlän<strong>der</strong><br />
können es Direktor<br />
Stromm nicht genug danken,<br />
daß er fast Sonntag für<br />
Sonntag seine Familie verläßt,<br />
um sich in den Dienst<br />
<strong>der</strong> Singe-Freize i t en in den<br />
verschiedenen Synoden zu stellen.<br />
Wir hier hoffen ein kleines Stück<br />
dieses Dankes abgetragen zu haben mit <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>gabe alles dessen, was wir am Kantate-Sonntag<br />
erleben durften.<br />
Skeptiker mögen einwenden, daß von diesen<br />
wenigen Stunden, diesen kurzen 4 56 Tagen,<br />
nicht viel in den einzelnen Gemeinden zurückbleibt.<br />
Dem ist zu erwi<strong>der</strong>n, daß, nach bewährten<br />
Grundsätzen, von allem etwas zurückbleibt.<br />
Zudem werden die Freizeiten ja<br />
wie<strong>der</strong>holt; und so oft in einer Kreissynode<br />
eine solche stattfindet, treffen sich dort jedesmal<br />
wie<strong>der</strong> die gleichen Sänger. Wenigstens<br />
<strong>im</strong> großen und ganzen. So freut sich heute<br />
schon unsere Dülkener Iungschar auf den<br />
Tag, an dem in einem unserer Synodalstädtchen<br />
Singe-Freizeit ist, bei <strong>der</strong> sie dann<br />
zu Gaste sein werden, wie zuletzt die an<strong>der</strong>n<br />
bei uns.<br />
Darum unterstützt alle die große Sache <strong>der</strong><br />
Singe-Freizeiten. —Auskunft über<br />
alles Nähere erteilt <strong>der</strong><br />
<strong>Evangelische</strong> V o l k ö b i l d u n g Sdienst<br />
für <strong>Rheinland</strong>, Essen,<br />
3. Hagen 23.<br />
Eine wichtige<br />
grundsätzliche, gerichtliche<br />
Entscheidung<br />
In einer Remschei<strong>der</strong> Zeitung wurde für ein<br />
Bühnenfest in <strong>der</strong> Karnevalszeit durch folgendes<br />
Gedicht geworben:<br />
„Im Schauspielhaus <strong>der</strong> bunte Abend war recht<br />
llschön,<br />
Vom schlechten Sitz einiger Smoking« abgesehen.<br />
Vor allem ein Chanson aus heiteren Regionen,<br />
2a« haftet noch nur mit gewissen Versionen:<br />
Du lieber, guter H<strong>im</strong>melsoater,<br />
Beschütz dag Remschei<strong>der</strong> Theater.<br />
Beschütze aber auch nicht min<strong>der</strong><br />
Die Schauspieler, die großen Kin<strong>der</strong>,<br />
Und sehe ihnen manches nach,<br />
Du weißt, sie machen <strong>im</strong>mer Krach.<br />
Der schönste „Krach" in jedem Falle,<br />
Der steigt am Samstag in <strong>der</strong> Halle<br />
Am Stadtpark. Strahle denn und blinke.<br />
Du schöne« Fest <strong>im</strong> Reich <strong>der</strong> Schminke!<br />
Wir sehn uns alle wie<strong>der</strong> hier,<br />
Ob Schwarzwaldmädel, ob King Lear,<br />
Ob Freund, ob Feind, ob christlich, ob<br />
^mongolisch —<br />
Wir sehn uns wie<strong>der</strong>:<br />
Vereint, versöhnt — und „pathologisch".<br />
Der Schriftleiter eine« evangelischen Gemeindeblatte«<br />
hatte in seiner Wochenrundschau an<br />
diesem Gedicht mit Recht Kritik geübt und<br />
darüber mit <strong>der</strong> Beurteilung von Karneval«schaden<br />
folgendes geschrieben.<br />
„Als Beispiel nur einmal eine Kleinigkeit:<br />
Als eine Art Tertreklame für den Maskenball<br />
„Schminke" war in <strong>der</strong> hiesigen .... Zeitung<br />
ein Gedicht zu lesen, da« in Form eines Gebetes<br />
für da« Stadttheater und die Schauspieler Gott<br />
anrief. Da« ist eine Verletzung unseres religiösen<br />
Gefühls. Für uns, für die Beten eine ernste<br />
Angelegenheit ist, ist da« eine Verhöhnung<br />
dessen, was heilig ist. Nun fällt uns gar nicht<br />
ein, etwa wegen Verletzung unseres religiösen<br />
Gefühl« zum Kadi zu laufen. Wir wissen,<br />
was bei <strong>der</strong> heutigen Rechtsprechung dabei herauskäme!<br />
Da«, was uns schmerzt, ist auch nicht<br />
die Verständnislosigkeit für das Gebet, die in<br />
dieser rohen Verhöhnung sich wi<strong>der</strong>spiegelt, denn<br />
wie kann so ein armer Mensch, <strong>der</strong> wahrscheinlich<br />
noch nie in seinem Leben etwas von dem<br />
Ernst und dem Segen des Gebetes erfahren hat,<br />
davor großen Respekt haben! Wenn das Gedicht<br />
in einer an<strong>der</strong>en hiesigen Zeitung gestanden<br />
hätte, hätten wir uns nicht <strong>im</strong> geringsten darüber<br />
gewun<strong>der</strong>t, da« aber ist da« Anstößige, daß ein<br />
Blatt, das in unserer Gemeinde viel gelesen<br />
wird, so leichtfertig und rücksichtslos in <strong>der</strong> Aufnahme<br />
solcher Verhöhnungen ist. Die Bibel<br />
warnt: „Nicht sitzen, da die Spötter sitzen".<br />
Denn die Erfahrung lehrt, daß <strong>der</strong> Spottgeist<br />
da« ernste Suchen und Fragen <strong>der</strong> ganzen<br />
Menschheit tötet Da werfen wir einer<br />
sogenannten bürgerlichen Presse vor, daß sie zum
mindesten fahrlässige Zerstörungsarbeit tut, indem<br />
sie solche Entgleisungen in ihren Spalten<br />
aufn<strong>im</strong>mt."<br />
Der Schriftleiter des Sonntagsblattes wurde<br />
von <strong>der</strong> Besitzerin <strong>der</strong> betreffenden Zeitung verklagt.<br />
Der Rechtsstreit ging durch mehrere Instanzen,<br />
endigte aber mit <strong>der</strong> Freisprechung de«<br />
Beklagten. Die Urteilsbegründung hebt hervor,<br />
daß bei dem Angeklagten, <strong>der</strong> Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde<br />
ist, seine Eigenschaft als Seelsorger und<br />
Schriftleiter nicht streng geschieden werden<br />
könne. <strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> Gemeindeblatt erscheint<br />
<strong>im</strong> Auftrage <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Gemeinde-<br />
vertretung, und so ist rechtlich einwandfrei festzulegen,<br />
daß <strong>der</strong> Angeklagte nicht nur<br />
berechtigt, son<strong>der</strong>n verpflichtet<br />
ist, solchen Aeußerungen entgegenzutreten,<br />
wie sie in dem angegriffenen Gedicht<br />
<strong>der</strong> Remschei<strong>der</strong> Zeitung enthalten<br />
waren, wenn er <strong>der</strong> Ileberzeugung<br />
ist o<strong>der</strong> sein darf, daß diese« Gedicht<br />
einen unzulässigen Angriff<br />
auf die religiösen Empfindungen<br />
seiner Gemeindeglie<strong>der</strong> enthalte.<br />
<strong>Das</strong> berechtigte Interesse <strong>im</strong> Sinne des § 493<br />
St. G.B. ist durchaus gegeben. —<br />
Erste Arbeitstagung für evangelisches Volksund<br />
Vereinsbüchereiwesen<br />
4. bis 46. Mai fand <strong>im</strong> evanges<br />
Volksbildungshe<strong>im</strong> „Eckartshof"<br />
bei Halbersiadt die erste Arbeitstagung<br />
für evangelisches Vüchereiwesen<br />
statt. Unter Beteiligung zahlreicher<br />
Vertreter <strong>der</strong> evangelischen Büchereiarbeit<br />
aus allen deutschen Landesteilen,<br />
<strong>der</strong> Volksbildungsreferenten <strong>der</strong> evangelischen<br />
Preßverbände sowie von Abgeordneten<br />
des evangelischen Buchhandels<br />
wurden die Verhandlungen mit einem<br />
grundsätzlichen Referat Pastor Kühnemunds<br />
(Hannover), eröffnet. Pastor<br />
Kühnemund sprach über: „Die<br />
Aufgabe <strong>der</strong> evangelischen<br />
Volksbücherei" und wußte seinen<br />
philosophisch gut unterbauten Ausführungen<br />
dadurch ein stärkeres aktuelles Interesse<br />
zu sichern, daß er die Frage nach<br />
„d e r" evangelischen Volksbücherei zurückführte<br />
auf die Alternative: „Bildungsbücherei<br />
o<strong>der</strong> Missionsbücherei". Die<br />
auch durch Vertreter des Buchhandels<br />
belebte Aussprache über diese geistvolle<br />
Fragestellung ergab Übereinst<strong>im</strong>mung<br />
darüber, daß die möglichen Formen Bildungs-<br />
und Missionsbücherei beide<br />
irgendwie in <strong>der</strong> Gestalt <strong>der</strong> evangelischen<br />
Volksbücherei von heute und morgen verwirklicht<br />
werden müssen.<br />
Im letzten Grunde ist die Frage nach<br />
<strong>der</strong> Bücherei <strong>im</strong>mer auch eine Frage nach<br />
dem Buch. <strong>Das</strong> Buch als solches ist<br />
heute zur Frage geworden. Man spricht<br />
von einer Krisis des Buches. In diesem<br />
Zusammenhange erschien es wichtig, daß<br />
Dr. Friedrich Bartsch, <strong>der</strong> Geschäftsführer<br />
des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n<br />
Volksbildungsausschusses und des Deutschen<br />
Verbandes evangelischer Büchereien,<br />
in einem längeren Referat über: „<strong>Das</strong><br />
Buch als NildungSmittel" handelte.<br />
<strong>Das</strong> Buch erhält in <strong>der</strong> BildungSarbeit<br />
seine Begrenzung, aber auch seinen<br />
Wert, durch seine — man möchte fast sagen:<br />
schöpfungsgemäße — Einseitigkeit.<br />
Dem Leser fehlt bei <strong>der</strong> Hingabe an das<br />
geschriebene und gedruckte Wort das so<br />
wichtige „Hörerlebnis." Zudem gerät er<br />
— <strong>im</strong> Gegensatz zum Vortragshörer —<br />
in eine unleugbare persönliche, wenn nicht<br />
geistige Isolierung, da das Buch ja stets<br />
zum Einzelmenschen spricht. An<strong>der</strong>erseits<br />
erleichtert das Leseerlebnis die gedächtniömäßige<br />
Stoffaneignung; Lesen erfor<strong>der</strong>t<br />
weniger Hemmungsüberwindung hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Konzentration, da Versäumtes, Vergessenes<br />
in jedem Augenblick noch einmal<br />
aufgenommen werden kann. — Diese<br />
grundlegenden Erkenntnisse gilt es zu beachten,<br />
wenn man die eigenartige Stellung<br />
des Buches als Bildungsmittel erfassen<br />
will. <strong>Das</strong> Buch ist daher <strong>im</strong>mer irgendwie<br />
Ersatz. Ist sekundär, während <strong>der</strong><br />
Mensch das Pr<strong>im</strong>äre ist. Und in <strong>der</strong><br />
Volk (s) bildung sollte man darum wissen,<br />
daß Buchwesen und -wissen keine<br />
Volksgemeinschaft schaffen kann, son<strong>der</strong>n<br />
daß umgekehrt aus lebendiger Volksgemeinschaft<br />
erst ein lebendiges Schrifttum<br />
entsteht! Daher darf man die Wirkung<br />
des BucheS nicht zu hoch anschlagen.<br />
Bücher vermögen nur da Kräfte zu wecken,<br />
wo diese schon vorher vorhanden. Sie geben<br />
ihren Geist nur dem, <strong>der</strong>, verwandt, sich<br />
ihnen gibt.<br />
Eine ausführliche Aussprache unterstrich<br />
<strong>im</strong> wesentlichen noch die Ergebnisse des<br />
Referates. — Nach <strong>der</strong> grundsätzlichen Erörterung<br />
trat die Frage <strong>der</strong> praktischen<br />
Bücherauöwahl in den Vor<strong>der</strong>grund des<br />
Interesses. Eingeleitet wurden diese Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
durch einen kurzen Vortrag<br />
des Pastors Liz. Ehrenforth<br />
(Goschütz in Schlesien) über den „Bestandsaufbau<br />
<strong>der</strong> evangelischen<br />
Volksbücherei". Der Vortrag<br />
zeigte die bestehende Problematik auf,<br />
gab aber darüber hinaus manche Fingerzeige<br />
für die praktische Arbeit am organischen<br />
Ausbau unserer Vüchereibestände.<br />
Einen Schritt weiter in die Praxis hinein<br />
ging man durch die Besprechung des<br />
Musterkatalogs einer evangelischen Gemeindebücherei,<br />
den die <strong>Evangelische</strong> Buchkammer<br />
für Schlesien zur Beurteilung<br />
vorlegte. Allerseits wurde die Notwendigkeit,<br />
in kürzerer Zeit zu umfassenden Kata-<br />
logwerken evangelischer Büchereibestände<br />
zu kommen, in großer Deutlichkeit empfunden.<br />
Nicht zuletzt diesem wichtigen<br />
Gedanken galt ja auch die Anwesenheit<br />
<strong>der</strong> Vertrauensleute des evangelischen<br />
Buchhandels. Buchhandel und<br />
Volksbildung, geeint durch gleiches Verantwortungsbewußtsein<br />
gegenüber verschiedener<br />
Aufgabe am gleichen Stoff,<br />
haben sich in dem Bestreben gefunden,<br />
durch Zusammenfassung ihrer geistigen und<br />
wirtschaftlichen Energien das evangelische<br />
Volksbüchereiwesen entscheidend auszubauen.<br />
Vorbedingung für ein fruchtreiches<br />
Zusammenwirken <strong>der</strong> beiden Faktoren ist<br />
die menschliche Verbundenheit zwischen den<br />
führenden Persönlichkeiten hüben und<br />
drüben. Die Eckartshofer Tage gaben<br />
hier begrüßenswerte Ansätze zu einer beson<strong>der</strong>en<br />
Verständigung.<br />
Mit großem Anteil wurden die Berichte<br />
über die Lage des evangelischen<br />
Büchereiwesens aufgenommen. Da<br />
Vertreter <strong>der</strong> meisten Provinzen und Län<strong>der</strong><br />
anwesend waren, erhielten diese<br />
Jahresberichte ein beson<strong>der</strong>s anschauliches,<br />
persönliches Gepräge. Im ganzen genommen<br />
darf die Lage des evangelischen<br />
VüchereiwesenS hiernach durchaus positiv<br />
beurteilt weiden. Allerorten geht es vorwärts.<br />
Auch vom <strong>Rheinland</strong> konnte<br />
dementsprechend berichtet werden.<br />
Freilich darf nicht übersehen werden, daß<br />
die Frage des evangelischen Büchereiwesens<br />
überhaupt keine Frage mehr sein<br />
sollte, son<strong>der</strong>n eine Wirklichkeit. Die allgemeine<br />
kulturpolitische Lage gebietet auch<br />
hier wachsame Mitarbeit des evangelischen<br />
Volksteils. Unsere <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
sollten vorangehen und nicht nur Gemeindebüchereien<br />
einrichten, son<strong>der</strong>n diese<br />
auch ständig mit Zuschüssen unterstützen,<br />
damit wirklich ein kräftiges, heute so notwendiges<br />
evangelisches Büchereiwesen aufblühen<br />
kann.<br />
Es ist keinerlei Organisationswut, son<strong>der</strong>n<br />
einfachste Konsequenz <strong>der</strong> Entwicklung,<br />
wenn sich die evangelischen Büchereien zu<br />
einem beson<strong>der</strong>en Verband zusammenschließen.<br />
Der Deutsche Verband<br />
<strong>Evangelische</strong>r Büchereien gab,<br />
<strong>im</strong> Anschluß an die Arbeitstagung für<br />
evangelisches Vüchereiwesen, bei Gelegenheit<br />
seiner ersten Jahresversammlung Gelegenheit<br />
zu einem Einblick in seinen gegenwärtigen<br />
organisatorischen Aufbau.<br />
Noch längst nicht alle evangelischen<br />
Büchereien haben sich ihm angeschlossen,<br />
wenngleich auch hier eine verheißungsvolle<br />
Entwicklung sich angebahnt hat. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> wurde soeben <strong>der</strong><br />
Wunsch nach einer stärkeren Zusammenfassung<br />
<strong>der</strong> einzelnen, oft auf scheinbar<br />
verlorenem Posten stehenden Volks-, Vereins-<br />
und Iugendbüchereien laut. Ihm<br />
ist durch Gründung des rheinischen Landesverbandes<br />
des <strong>Evangelische</strong>n Büchereiver-
andeS entsprochen worden.') Gedacht isi<br />
an einen losen Zusammenschluß <strong>der</strong> Büchereien,<br />
bzw. <strong>der</strong> Büchereileiter; das Band<br />
bildet die Monatsschrift „Die Buchberatung",<br />
unsere <strong>im</strong> 2. Jahrgang erscheinende<br />
evangelische Büchereizeitschrift, <strong>der</strong>en Bezug<br />
für jede — auch die kleinste<br />
Bücherei — einfach unentbehrlich ist.<br />
Der Deutsche Verband evangelischer<br />
Büchereien mit seinen Landesgruppen<br />
wird sich vornehmlich auch <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Hilfs- und Beratungsarbeit<br />
annehmen und neben <strong>der</strong> Pflege geistiger<br />
Anregung auch den büchereitechnischen<br />
Dingen sein Augenmerk zuwenden.<br />
Zum Schluß wurde lebhaft auf den<br />
Eckartshof und seine Stellung in <strong>der</strong><br />
Polksbildungs- und beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong><br />
Büchereiarbeit hingewiesen. Er soll vornehmlich<br />
auch zu einer Stätte werden,<br />
wo evangelische Nebenamt-Bibliothekare<br />
in kürzeren und längeren Kursen für ihre<br />
Tätigkeit in den Volksbüchereien geschult<br />
werden. Früher o<strong>der</strong> später wird die<br />
Zeit kommen, daß auch wir in Stadt und<br />
Land <strong>der</strong> öffentlichen Hand solche evangelischen<br />
Persönlichkeiten für die beson<strong>der</strong>en<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Bildungspflege durch das<br />
Buch stellen müssen. Dann wird es von<br />
größtem Belang für uns sein, ob wir<br />
dazu vorgebildete Kräfte in genügen<strong>der</strong><br />
Zahl zur Verfügung haben. Unseren<br />
kirchlichen Vereinen und Verbänden, aber<br />
auch den Gemeinden erwächst hier eine<br />
') Näheres bei <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Buchkammer<br />
für <strong>Rheinland</strong>.<br />
wichtige Aufgabe: Menschen, die fähig<br />
und gewillt sind, <strong>der</strong> evangelischen<br />
Büchereisache zu dienen, nach den!<br />
Eckartshof zu schicken, damit sie dort ihr<br />
Rüstzeug empfangen für den Kampf mit<br />
dem Buch um Volk lind Volksseele.<br />
Die Jahresversammlung des Deutschen<br />
Verbandes evangelischer Büchereien schloß<br />
mit <strong>der</strong> Erledigung best<strong>im</strong>mter praktischer<br />
Fi'aain und Aufgaben, über di? noch in<br />
<strong>der</strong> „Buchberatung" berichtet werden<br />
dürfte.<br />
Aus den Satzungen des Deutschen<br />
I Verbandes eoangel. Büchereien:<br />
1 Der Deutsche Verband evangelischer<br />
Büchereien ist die Vertretung <strong>der</strong> <strong>im</strong> Gebiet<br />
des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>nbundeö<br />
bestehenden evangelischen Vvlksund<br />
Nereinsbüchereien.<br />
2. Der Verband stellt stch insbeson<strong>der</strong>e<br />
folgende Aufgaben: Einführung <strong>der</strong> evan-<br />
<strong>Das</strong> Band zwischen den evangelischen<br />
Büchereien<br />
Die einzige evangelische Nüchereizeitschrift, „Die<br />
Vuchberatung", sollte von je<strong>der</strong> evangelischen<br />
Gemeindebibliothek gehalten werden. <strong>Das</strong> jetzt<br />
<strong>im</strong> 2. Jahrgang erscheinende Blatt ist zugleich<br />
Organ des Deutschen Verbandes evangelischer<br />
Büchereien und will ein engeres Zusammenwir-<br />
gelischen Volköbüchereiarbeit in den Zusammenhang<br />
des deutschen Volksbüchereiwesens.<br />
— Beratung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> in<br />
allen Büchereiangelegenheiten .... —<br />
Vermittlung des Büchereibedarfs. —<br />
Veranstaltung von Kursen und Freizeiten<br />
für die Schulung nebenamtlicher Bibliochekare.<br />
— Einrichtung von Musterbüchereicn.<br />
— Herausgabe von Bücherlisten<br />
für die verschiedenen Vüchereiarlen<br />
und <strong>der</strong>en beson<strong>der</strong>e Verhältnisse. —<br />
Fühlungnahme mit an<strong>der</strong>en volksbibliothekarischen<br />
Verbänden. — Vertretung des<br />
evangelischen Volksbüchereiwesens gegenüber<br />
den Behörden und in <strong>der</strong> Öffentlichkeit.<br />
3, Mitglie<strong>der</strong> können alle evangelischen<br />
Büchereien werden . . .<br />
7, ... die Büchereien eines Landes o<strong>der</strong><br />
einer Provinz können sich, wenn ein Bedürfnis<br />
danach vorliegt, zu Landes- o<strong>der</strong><br />
Provinzialverbänden evangelischer Büchereien<br />
zusammenschließen.<br />
Die Buchberatung<br />
ken aller Nüchereiarbeit treibenden evangelischen<br />
Kreise und Persönlichkeiten herbeiführen. Neben<br />
größeren grundlegenden und praktischen Abhandlungen<br />
bringt die „Buchberatung" eine laufende<br />
ernste Buchkritik. Die Zeitschrift erscheint monatlich.<br />
Der Iahresbezugsprei« betragt 3 ^1t.<br />
Bestellungen erbittet die <strong>Evangelische</strong> Vuchkammer<br />
für <strong>Rheinland</strong>, die auch auf Wunsch<br />
einen Probebezug (kostenlos) für 4 Monate vermittelt.<br />
Die 22. Hauptversammlung des Reformierten Bundes zu Benthe<strong>im</strong><br />
vom 22. bis 24. Mai 1929<br />
(V'Vachdem vor kurzem hier über die Ver-<br />
" ^ anstaltung des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n<br />
Gemeindetages in Dortmund berichtet worden<br />
isi, darf gewiß die des Reformierten Bundes<br />
für Deutschland gleichen Anteil erwarten.<br />
Hat doch <strong>der</strong> Reformierte Bund,<br />
menschlich gesprochen, mit die Hauptquellen<br />
seiner Kraft <strong>im</strong><br />
<strong>Rheinland</strong>. Rheinische Pastoren, rheinische<br />
Aelteste und Gemeindeglie<strong>der</strong> dienen<br />
ihm und seinen Zielen mit aller Kraft des<br />
Herzens und des Gebets. Größte Aufgaben<br />
liegen gerade <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>; ich brauche<br />
nur an die Gründung des Predigerseminars<br />
und <strong>der</strong> Theologischen Schule in Elberfeld<br />
zu erinnern, beides, vor allem aber die<br />
für den theologischen Nachwuchs so bedeutsame<br />
Schule, Anliegen und Werke des<br />
Bundes zusammen mit <strong>der</strong> Reformierten<br />
Gemeinde Elberfeld, <strong>der</strong> größten reformierten<br />
in Deutschland, <strong>der</strong> einzigen vielleicht,<br />
die so große gesamtkirchliche Aufgaben als<br />
Einzelgemeinde <strong>im</strong> Glauben angefaßt hat.<br />
l^lnd an<strong>der</strong>erseits das Benthe<strong>im</strong>er Land, die<br />
alte reformierte Grafschaft, jetzt <strong>im</strong> Verbände<br />
<strong>der</strong> Hannoverschen Reformierten<br />
<strong>Kirche</strong>, <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, mit <strong>der</strong> das <strong>Rheinland</strong><br />
in regstem, segensoollem Austausch <strong>der</strong> Diener<br />
am Wort steht. Namen <strong>der</strong> Pfarrer,<br />
die aus jener stärksten deutschen rein reformierten<br />
<strong>Kirche</strong> zu uns gekommen sind, brauchen<br />
wir nicht zu nennen; wohl aber mögen<br />
die Fernstehenden wissen, daß <strong>der</strong> neue Landessuperintendent<br />
jener Reformierten <strong>Kirche</strong><br />
<strong>der</strong> Provinz Hannover unser Landsmann,<br />
D. Dr, Hollweg, aus <strong>der</strong> bekannten<br />
rheinischen Pastorenfamilie ist. Venlhe<strong>im</strong><br />
selbst, ein schönes Grenzstädtchen, das <strong>im</strong><br />
Baustil teilweise an Holland gemahnt, sonst<br />
aber uns he<strong>im</strong>atlich berührt wie eine <strong>der</strong><br />
alten Westerwald-Restdenzen, Altenkirchen<br />
o<strong>der</strong> auch Hachenburg. Warme Gastfreundschaft<br />
umfängt die fernen Gäste einschließlich<br />
<strong>der</strong> zahlreichen Studenten und Kandidaten<br />
aus Elberfeld. 5)n <strong>der</strong> schlicht-schönen<br />
<strong>Kirche</strong> aus he<strong>im</strong>atlichem Sandstein sammelt<br />
sich die Festgemeinde. Man sieht die berühmte<br />
Kirchlichkeit des Landes; auch solche,<br />
die sonst <strong>der</strong> „Museumskirche" (sie ist vor<br />
einigen Jahren mit übrigens sehr unaufdringlichem<br />
Ornamentschmuck ausgestattet<br />
worden) aus altreformiertem Empfinden<br />
grollen, überwinden stch und feiern mit.<br />
Oberkonsistorialrat Liz. Dick,<br />
bis vor kurzem ja Pfarrer in Barmen,<br />
predigt über das Wort des Apostels Petrus<br />
von den lebendigen Steinen, die zum geistlichen<br />
Hause und zum heiligen Priestertum<br />
sich erbauen sollen; sitzend bis zum Segen<br />
des Herrn (eine wun<strong>der</strong>bar ruhige Art gottesdienstlicher<br />
Haltung, die unserem unruhigen<br />
Wechsel von Sitzen und Aufstehen<br />
bei weitem überlegen ist), n<strong>im</strong>mt die Gemeinde<br />
Anteil; feierlicher Psalmengesang<br />
spricht das Amen dazu. <strong>Das</strong> <strong>der</strong> Auftakt!<br />
Am Abend jenes Tages strömte es durch<br />
den herrlichen Benthe<strong>im</strong>er Hochwald zum<br />
Fürstlichen Bade, das <strong>der</strong> Eigentümer, Fürst<br />
zu Benthe<strong>im</strong>-Steinfurt, für die Versamm-
lungen zur Verfügung gestellt hatte, —<br />
wie er selbst auch, getreu <strong>der</strong> Ueberlieferung<br />
seines Hauses, an mehreren Veranstaltungen<br />
samt seiner Schwester, einer namhaften<br />
Künstlerin, teilnahm. Professor<br />
v. Lang, Halle, als Mo<strong>der</strong>ator, eröffnete<br />
die Bundesversammlung, und nun<br />
klangen die wohltuenden Grüße aus ganz<br />
Deutschland, vom <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>nbund<br />
und den befreundeten Landeskirchen<br />
aus dem nahen Holland, aus <strong>der</strong> Schweiz,<br />
ja auch aus dem fernen Ungarn waren<br />
Vertreter <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>kirchen persönlich erschienen.<br />
Von Uebersee grüßte brieflich<br />
<strong>der</strong> Reformierte Weltbund (Presbyterian<br />
Alliance). Ein Lichtbil<strong>der</strong>vortrag von<br />
Domprediger Wind aus Halle veranschaulichte<br />
das Weiden des Reformierten<br />
Bundes und nicht zuletzt seiner Ansialten,<br />
<strong>der</strong> Konvikte in Halle, Göttingen, Erlangen,<br />
des Predigerseminars und <strong>der</strong> Theologischen<br />
Schule in Elberfeld sowie des blühenden<br />
DiakonisfenmutterhauseS in Detmold.<br />
An<strong>der</strong>e Darbietungen müssen wir <strong>der</strong><br />
Kürze halber übergehen, wie auch <strong>im</strong> folgenden<br />
nur Wesentlichstes berührt weiden<br />
soll.<br />
Der nächste Morgen versammelte Bundesgäste<br />
und Gemeinde zu Andacht (Konsisiorialrat<br />
Koch aus Münster) und Vortrag<br />
von Professor v. Schient, Zürich<br />
(ehemals auch rheinischer Pfarrer!), über<br />
„D ie Hoffnung <strong>der</strong> Gemeinde".<br />
Der ganze Reichtum des göttlichen Worts<br />
von dem, das <strong>der</strong> Gemeinde als letzte Krönung<br />
ihres Glaubens bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft<br />
Christi verheißen ist, wurde entfaltet, strengster<br />
Nachdruck aber auch darauf gelegt,<br />
daß aller geistliche Vorwitz, alles nicht unter<br />
dem völligen Ernst Gottes stehende „Photographieren"<br />
(so nannte es <strong>der</strong> Vortragende)<br />
<strong>der</strong> jenseitigen zukünftigen Welt unterbleiben<br />
müsse. Nicht dem Menschen an<br />
sich, nicht dem einzelnen, son<strong>der</strong>n allein dem<br />
gläubigen Glied <strong>der</strong> ihrem Bräutigam und<br />
Haupt entgegenwartenden Gemeinde (Heidelberger<br />
Katechismus, Frage 52, Rheinischer<br />
Unionskatechismus, Frage 68), gelten<br />
die Mahnungen und Verheißungen. Was<br />
sie sagen, sollen wir ganz und ohne Abbruch<br />
umfassen, — in schmerzhaften Einzelfragen<br />
dagegen (Wie<strong>der</strong>sehen mit geliebten<br />
Verstorbenen, Ringen um <strong>der</strong>en Seligkeit)<br />
müssen wir uns mit Gottes Gnade<br />
begnügen. Eine reiche und bewegende Aussprache<br />
vor de» Gemeinde folgte.<br />
Der Nachmittag brachte unter vielleicht<br />
sogar noch stärkerer Beteiligung <strong>der</strong> Grafschaft<br />
die Aussprache über „Stellung<br />
und Aufgabe <strong>der</strong> Presbyter in<br />
Gemeinde und <strong>Kirche</strong>". Zunächst<br />
sprach <strong>der</strong> bekannte <strong>Kirche</strong>nrechtler und<br />
Politiker Professor 0. Dr. Bredt<br />
über die geschichtliche Entwicklung des<br />
AeltestenamteS und die kirchenrechtliche Umschreibung<br />
seiner Aufgabe in den neuen deutschen<br />
<strong>Kirche</strong>noerfassungen, sodann Kirchmeister<br />
Dr. Mensing, Elber-<br />
feld, über die praktische Ausübung<br />
des Amtes in unseren<br />
Gemeinden. Hier und in <strong>der</strong> Aussprache,<br />
an <strong>der</strong> sich rheinische, westfälische<br />
und einhe<strong>im</strong>ische Aelteste neben den Pastoren<br />
lebhaft beteiligten, war trotz aller notwendigen<br />
Klage über den weithin herrschenden<br />
Verfall des altreformierten, wahrhaft<br />
geistlichen Aeltestenamtes doch eine große<br />
Stärkung die Erkenntnis, daß es, auch bei<br />
uns in <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong>, noch Aeltesle<br />
gibt, die Hausbesuche machen, für geistliche<br />
Nahrung, Bekanntschaft mit geeigneten<br />
Zeitschriften und Büchern persönlich werbend<br />
sorgen, die wissen, was christliche<br />
Schule bedeutet, die nach tieferer Erkenntnis<br />
trachten und (teilweise als einfache<br />
Leute) an Hand <strong>der</strong> Reformierten <strong>Kirche</strong>nzeitung<br />
um eine ihrem Amt angemessene<br />
geistliche Erkenntnis sich bemühen, ja sogar<br />
die hie und da als Aelteste am Samstagabend<br />
zusammentreten, um den Herrn <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> um Kraft und Segen für die Predigt<br />
des kommenden Tages anzurufen. Wer<br />
möchte behaupten, daß die reformierte<br />
Sache <strong>der</strong> Geschichte nur noch angehöre, wo<br />
solche Aelteste, und wären es auch nur zwei<br />
o<strong>der</strong> drei, und wäre es auch vielleicht nur<br />
an einer Gemeinde, <strong>im</strong> Namen des<br />
Herrn als „Bischöfe" zusammenkommen!<br />
„Ich werde nicht sterben, son<strong>der</strong>n leben und<br />
die Werke des Herrn verkündigen!", das gilt<br />
auch von <strong>der</strong> reformierten Sache, die <strong>der</strong><br />
ehemaligen <strong>Kirche</strong> unter dem Kreuz beson<strong>der</strong>s<br />
heilig und wichtig sein sollte.<br />
Von <strong>der</strong> Tätigkeit des Bundes<br />
wäre viel zu berichten; <strong>der</strong> Raum erlaubt<br />
es nicht. Ueber die dem <strong>Rheinland</strong> beson<strong>der</strong>s<br />
ans Herz zu legende Sache, die Theologische<br />
Schule in Elberfeld, müßte ein eigener<br />
Bericht erstattet werden. Wir ahnen<br />
meist kaum, wie <strong>im</strong>mer unzulänglicher die<br />
innere und äußere Vorbildung <strong>der</strong> zukünftigen<br />
Diener am Wort ist, wie auch geldliche<br />
Not so viele Möglichkeiten <strong>der</strong> Bildung<br />
(auch des Kaufs notwendigster Bücher) einschränkt.<br />
Pastor Weber, <strong>der</strong> neue Leiter<br />
<strong>der</strong> Schule, sprach davon. Dank für das<br />
dort ins Leben Gerufene, Verantwortung<br />
für das Weiterzutuende liegen uns auf. Es<br />
ist nicht nur reformierte, es ist gemein-evangelische<br />
Sache!<br />
Die Schlußversammlung müssen<br />
wir noch streifen. Da sprach ein Mann aus<br />
den Nie<strong>der</strong>landen, Rektor Drewes<br />
von <strong>der</strong> Freien Universität Amsterdam, zu<br />
uns von „Erziehung und Volkskraft". Ein<br />
Mann aus Kuypers Schule, — das merkte<br />
man, wie er mit <strong>der</strong> Anfangsunruhe des überfüllten<br />
FestsaaleS fertig zu werden verstand.<br />
Er zeigte, wie nicht Staat, wie nicht <strong>Kirche</strong><br />
das erste Recht und die erste Pflicht an dem<br />
jungen Geschlecht haben, vielmehr die Eltern,<br />
o<strong>der</strong> eigentlich, sagte er, nach dem Wort <strong>der</strong><br />
Schrift: die Väter. Die aber sind Gott<br />
verantwortlich. Und nun sollen Staat und<br />
<strong>Kirche</strong>, jedes an seinem Teile, Hilfsstellung<br />
leisten, daß sich ein Volk aus solchen vom<br />
Wort Gottes regierten Familien ausbauen<br />
kann. Die Blüte eines Volkes, seine Kultur,<br />
vollzieht sich in <strong>der</strong> Stadt, aber sie<br />
verzehrt sich dort auch. Die irdische Quelle<br />
seiner Kraft hat das Volk auf dem Land,<br />
wo Stille, Gottesfurcht, Sitte, Nervenruke<br />
noch sind. Deshalb — und das war die<br />
einzigartige, unerwartete und schriftgemäße<br />
Logik: Schickt eure Söhne und Töchter in<br />
die Stadt! Bringt sie eurem Volk zum<br />
Opfer! Aber nicht zum sinnlosen Kin<strong>der</strong>opfer<br />
eines mo<strong>der</strong>nen Molochdienstes, son<strong>der</strong>n<br />
schickt sie als Menschen, die Gott zum<br />
lebendigen Opfer geweiht sind, mit Christo<br />
gestorbene, durch Wort und Geist wie<strong>der</strong>geborene<br />
Menschen, die auch unterliegend die<br />
Welt überwinden und — so habe ich den<br />
Redner verstanden — äußerstenfalls die<br />
zehn Gerechten darstellen, um <strong>der</strong>etwillen<br />
Gott Sodom verschont hätte, wenn sie dort<br />
zu finden gewesen wären. In einem gewaltigen<br />
Gebet klang die Versammlung und<br />
damit das Ganze aus, und alles Volk<br />
sprach Amen:<br />
Anbetung, Ehre, Macht und Ruhm / sei<br />
unserm Gott <strong>im</strong> Heiligtum, / <strong>der</strong> Tag für<br />
Tag uns segnet; / dem Gott, <strong>der</strong> Lasten<br />
auf uns legt, / doch uns mit unsren Lasten<br />
trägt / und uns mit Huld begegnet. / Sollt<br />
ihm, dem Herrn <strong>der</strong> Herrlichkeit, / dem<br />
Gott oollkommner Seligkeit, / nicht Ruhm<br />
und Ehr gebühren? / Er kann, er will, er<br />
wird in Not, / vom Tode selbst und durch<br />
den Tod / uns zu dem Leben führen.<br />
Deutsche und Schweizer, Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> und<br />
Schotten, — sie alle sangen es in ihrer<br />
Sprache mit, in verschiedenen Zungen, aber<br />
in Einmütigkeit des Geistes. Ein Händedruck<br />
untereinan<strong>der</strong>, ein warmer Dank an Gastgeber<br />
und Gemeinde, und dann gingS wie<strong>der</strong><br />
in die Weite hinaus, — ans Werk!<br />
Boudriot.<br />
Freizeit <strong>der</strong> evangel. Arbeitervereine<br />
K in Kaiserswerth<br />
In <strong>der</strong> Pfingstwoche, vom 20. bis zum 26. Mai<br />
einschließlich, fand eine Freizeit evangelischer<br />
Arbeiter in Kaiserswerth statt, zu <strong>der</strong> die evangelischen<br />
Arbeitervereine vom Nie<strong>der</strong>rhein 43<br />
Teilnehmer entsandt hatten. Am Pfingstmontag<br />
wurden die Teilnehmer durch den Leiter <strong>der</strong><br />
Diakonissenanstalt, Herrn Pfarrer Grafen von<br />
L ü t t i ch a u, und durch Vortrag einiger Lie<strong>der</strong><br />
des Schwesternchors herzlichst begrüßt. Die Er><br />
öffnung <strong>der</strong> Freizeit fand statt durch ihren<br />
Leiter, Generalsekretär Liz. Grunz, Berlin,<br />
Eine Reihe von Vorträgen wurden auf dieser<br />
Freizeit gehalten und besprochen. Dr.<br />
Günther, Essen, sprach über: „Unsere staats»<br />
bürgerlichen Aufgaben und die Zentrale für<br />
He<strong>im</strong>atdienst". Die Geschichte <strong>der</strong> politischen<br />
Parteien in Deutschland beleuchtete in einem<br />
Vortrage Generalsekretär Liz. Grunz. In<br />
einen mo<strong>der</strong>nen Zweig <strong>der</strong> Betätigung <strong>der</strong> christ«<br />
lichen Arbeiterbewegung, nämlich in das Gebiet<br />
<strong>der</strong> Volksversicherung fühlte ein Vortrag von<br />
Georg Streiter, Berlin. Studienrat Dr.<br />
Gieskes, Elbcrfeld, sprach über: „Der Reparationsplan<br />
in seiner finanziellen Belastung und<br />
die Möglichkeiten seiner Revision". Den Bolschewismus<br />
als Weltbewegung behandelte Herr<br />
von <strong>der</strong> Ropp, Berlin, ebenso sprach er<br />
83
über die Geschichte des Judentums. Zur Mitarbeit<br />
in <strong>der</strong> Sozialversicherung und Wohlfahrtspflege<br />
rief Arbeitersekretär L e p p e r,<br />
Düsseldorf, in einem interessanten Vortrage auf.<br />
Die deutsche Sozialpolitik in ihrer Geschichte,<br />
in ihrem gegenwärtigen Stande und die gegen<br />
dieselbe gerichteten Angriffe behandelte ein Vortrag<br />
de« Landtagsabgeordneten Langer, Oberhausen,<br />
Genossenschaftssekretär Hölterhoff,<br />
Köln, sprach über die Wandlungen <strong>der</strong> Wirtschaft<br />
und das soziale Programm b« evangelischen<br />
Arbeitervereine. Die katholische Aktion,<br />
ihre Bedeutung und unsere Aufgabe wurden von<br />
Generalsekretär Liz. Grunz, beleuchtet. Gewerkschaftssekretär<br />
Duden, Duisburg, sprach<br />
über die Wirtschaft, ihre Rationalisierung und<br />
Vertrustung in ihrer Bedeutung für die Arbeiterschaft.<br />
Beson<strong>der</strong>e Höhepunkte <strong>der</strong> Tagung bildeten die<br />
Vorträge de« Herrn von <strong>der</strong> R o p p, Berlin,<br />
de« Etudienrates Dr. G i e « k e «, Elberfeld,<br />
und de« Landtagsabgeordneten Langer, Oberhausen.<br />
Dir Aussprachen bekundeten eine große<br />
geistige Mitarbeit und innerliche Verbundenheit<br />
<strong>der</strong> Teilnehmer in den Zielen <strong>der</strong> evangelischen<br />
Arbeitervereine.<br />
Die Andachten wurden gehalten von den Anstaltspfarrern<br />
Iacobi, Nalke, von Velsen und<br />
Gel<strong>der</strong>blom ebenso von Herrn Pfarrer Schmidt,<br />
Dinslaken-Lohberg. Spaziergänge in die nähere<br />
Umgebung, von Kaiserswerth fanden in ausgedehnter<br />
Weise statt. Unter <strong>der</strong> Leitung von<br />
Rektor No«bach, Mör«, hatte sich aus den<br />
Teilnehmern ein Gesangchor gebildet, dessen<br />
schlichte Volkslie<strong>der</strong> die Tage <strong>der</strong> Freizeit beson<strong>der</strong>«<br />
verschönten. Am Donnerstagnachmittag<br />
fanden sich die Frauen <strong>der</strong> Teilnehmer in<br />
Kaiferswerth ein, um mit ihren Männern die<br />
Anstalt zu besichtigen. Abend« fand ein Vortrag<br />
von Pfarrer Balke über die Geschichte <strong>der</strong><br />
Stadt Kaiserswerth und über die Vergangenheit<br />
<strong>der</strong> Diakonissenanstalt statt. Die Teilnehmer<br />
wohnten <strong>im</strong> neuen Freizeithe<strong>im</strong>, dessen Einrichtungen<br />
als praktisch und wohnlich allseitig lobend<br />
anerkannt wurden.<br />
Der Sonntag, <strong>der</strong> 26. Mai, vereinigte die Teilnehmer<br />
<strong>im</strong> gemeinsamen Besuche de« Anstaltsgottesdienstes,<br />
dem dann eine<br />
kurze Schlußsitzung folgte.<br />
Führectagung des Deutschen eoangel.<br />
W Volksbundes in Velbert<br />
Der Deutsche evangelische Volksbund veranstaltete<br />
für die angeschlossenen Ortsgruppen und<br />
Einzelmitglie<strong>der</strong> de« Bezirkes Nie<strong>der</strong>berg in Velbert<br />
eine Führertagung. Sie hatte das Ziel, die<br />
Führer in den einzelnen Ortsgruppen mit den<br />
Gegenwartsfragen bekannt zu machen und sie<br />
für ihre Arbeit und Aufgaben zu schulen. Nach<br />
<strong>der</strong> biblischen Einleitung durch Pfarrer Herzog,<br />
Velbert, hielt Dir. Dr. Hahne den<br />
ersten Vortrag über „Kampfziele und<br />
Kampfmittel<strong>der</strong>öffentlichen Mission<br />
de» Christentums". Er for<strong>der</strong>te<br />
den Zusammenschluß aller evangelischen Christen<br />
zum Kampf gegen alle« Unaöttliche in <strong>der</strong> Welt<br />
und damit auch gegen die Auswüchse in Radio<br />
und Kino: als ein starke« Kampfmittel sah er<br />
bei aller persönlichen Arbeit die Großmacht<br />
Presse an. Dann berichtete Dir. Pastor<br />
Stuhrmann über seine persönlichen Erfahrungen<br />
in <strong>der</strong> Bundesarbeit i er hielt eine geschlossene<br />
Front für unbedingt erfor<strong>der</strong>lich und<br />
sah die Führerfrage als eine <strong>der</strong> schwierigsten<br />
Fragen an. Abends hielt Dir. Pastor Stuhrmann<br />
dann in sehr gut besetztem Saal noch<br />
einen öffentlichen Vortrag über da« Thema:<br />
„Die Christen vor die Front". Der<br />
Redner for<strong>der</strong>te von den Christen den Einsatz<br />
aller Kräfte zur Durchdringung <strong>der</strong> Oeffentlichkeit<br />
mit den For<strong>der</strong>ungen des Evangelium«. An<br />
die Fest predigt von Dir. Pastor Stuhr-<br />
mann in <strong>der</strong> Christuskirche schloß sich <strong>im</strong> Gemeindehaus,<br />
Oststraße, <strong>der</strong> Vortrag von Dir.<br />
Dr. Hahne über da« Thema: „D er Schrei<br />
nach dem Führer", an. In <strong>der</strong> Tagung<br />
am Nachmittag sprach Pastor Stuhl, Elberfeld,<br />
<strong>der</strong> Vorsitzende de« Rheinischen Prooinzial-<br />
Verbände«, über: „Biblische Gedanken<br />
zur öffentlichen Mission". In Vertretung<br />
de« erkrankten Dir. Pastor Meyer,<br />
Godesberg, hielt Dir. Stuhrmann dann<br />
noch einen weiteren Vortrag über „D ie Notwendigkeit<br />
und Möglichkeit <strong>der</strong><br />
Schaffung einer geschlossenen<br />
evangelischen Kampfe«front". Noch<br />
einmal führte er seine aufmerksamen Zuhörer<br />
hinein in die geistige Not <strong>der</strong> Gegenwart und<br />
zeigte an praktischen Beispielen <strong>der</strong> Gegenwart,<br />
daß die Schaffung einer solche:, geschlossenen<br />
Kampffront wohl möglich, ja notwendig sei.<br />
Eine rege Aussprache zeigte, wie groß das<br />
Interesse <strong>der</strong> Versammle,'!! an den auf <strong>der</strong><br />
Tagesordnung stehenden Fragen war. Pastor<br />
Stuhl schloß die Tagung mit einem kurzen<br />
Schlußwort.<br />
Tagung <strong>der</strong> evangelischen Beamten in<br />
W l5<br />
Am 8. und 8. Juni tagte die Vertreterve rsammlung<br />
desVerbande« deutscher<br />
evangelischer Beamtenvereine in<br />
Elberfeld. Der Sonnabendnachmittag war Vor»<br />
beratungen gewidmet. Abend« begrüßte Professor<br />
Her<strong>der</strong> <strong>im</strong> Namen de« Elberfeld«<br />
Vereins die auswärtigen Vereine, Nach einer<br />
von Pfarrer Möller gehaltenen Morgenfeier<br />
auf <strong>der</strong> „Nirkerhöhe", dem Eigentum des<br />
Elberfel<strong>der</strong> Verein«, traten die Vertreter in die<br />
eigentlichen Beratungen ein. Aus dem Geschäftsbericht<br />
de« Verbandsvorsitzenden Pfarrer von<br />
<strong>der</strong> Heydt, Koblenz, ging ein erfreuliche«<br />
lebensstarkes Wachstum nach innen und außen<br />
hervor. Es wurde beschlossen, am 8. und IN.<br />
November in Bochum den diesiährigen<br />
Deutschen evangelischen Beamtentag<br />
abzuhalten. Nachmittag« fand in den<br />
„Thalia"-Festsälen eine gut besuchte Beamten»<br />
Versammlung statt, auf <strong>der</strong> <strong>der</strong> Verbandsoor»<br />
sitzende einen programmatischen Vortrag hielt.<br />
Die 100. Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
<strong>der</strong> Rheinisch-Westfälischen Gefängnisgesellschaft<br />
Am 15. und 16. Mai 1929 fand in Düsseldorf<br />
in gewohnter Weise die diesi'ährige ««1. Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
<strong>der</strong> Rheinisch-Westfälischen<br />
Gefängnisgesellschaft statt, die sich trotz ihrer<br />
Iubilüumszahl in nichts von den alljährlichen<br />
Arbeitstagungen unterschied, nachdem das 100jährige<br />
Bestehen <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>im</strong> Jahre 1926<br />
festlich begangen worden war. Eröffnet wurde<br />
sie durch Konferenzen <strong>der</strong> Anstaltsgeistlichen bei<strong>der</strong><br />
Konfessionen. In <strong>der</strong> <strong>der</strong> evangelischen Geistlichen,<br />
die unter dem Vorsitz de« 1. Geschäftsführers,<br />
Pfarrer v. Just, tagte, und an <strong>der</strong><br />
außer den Dezernenten <strong>der</strong> beiden Konsistorien,<br />
den Konsistorialräten I ä ck e l (Münster) und<br />
Sch ra<strong>der</strong> (Vallendar) eine große Anzahl<br />
Haupt- und nebenamtlicher Gefängnisseelsorger<br />
aus beiden Provinzen nebst einigen Gästen teilnahmen,<br />
sprach Pfarrer Iürgensmeyer<br />
aus Werl über die „Zusammenarbeit<br />
<strong>der</strong> Gefängnis-Fürsorgevereine<br />
mit den staatlichen und kommu»<br />
nalen Fü rsorge stellen sowie <strong>der</strong><br />
freien Wohlfahrtspflege. Der Vortrag<br />
behandelte ein Gebiet, auf dem noch<br />
manche Unklarheit und die Möglichkeit gewisser<br />
Reibungen und eines unsachgemäßen Nebeneinan<strong>der</strong>arbeiten<br />
besteht, sei es, daß eine Stelle die<br />
Arbeit auf die an<strong>der</strong>e abzuwälzen versuchen<br />
könnte, sei es, daß die eine ohne Kenntnis de«<br />
von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Geleisteten bleibt. Der Vortragende<br />
for<strong>der</strong>te denn auch mit Recht einmal<br />
gegenseitige Verständigung in jedem einzelnen<br />
Falle, die bei Entlassenen am besten dadurch<br />
gewährleistet wird, daß jede fürsorgerische Leistung<br />
auf dem Entlassungsschein vermerkt wird,<br />
und ferner daß an jedem Orte nur eine<br />
öffentliche Stelle für die Gefangenenfürsorge<br />
vorhanden sei. Wo kein eigener Gefängnisverein<br />
bestehe, müsse das kirchliche Wohlfahrtsamt<br />
eintreten. Die hauptamtlichen Fürsorger, mit<br />
<strong>der</strong>en Anstellung jetzt begonnen worden, haben<br />
ihr Haupttätigkeitsgebiet in den Anstalten und<br />
stellen das Bindeglied zwischen diesen und den<br />
örtlichen Organisationen dar, denen sie die Entlassenen<br />
zuführen. Die Zusammenarbeit mit den<br />
amtlichen Stellen, in <strong>der</strong> Hauptsache den Ar»<br />
beits- und Wohlfahrtsämtern, erfor<strong>der</strong>t genaue<br />
Kenntnis <strong>der</strong> für diese maßgebenden Best<strong>im</strong>mungen.<br />
Lei<strong>der</strong> sind die ersteren bei <strong>der</strong> heutigen<br />
Krise nur selten und in ganz beson<strong>der</strong>s<br />
liegenden Fällen in <strong>der</strong> Lage, Entlassenen Ar-<br />
beit zu vermitteln, wenn diese nicht, wie in<br />
Düsseldorf, als erwerbsbeschränkt angesehen und<br />
in den für solche bestehenden beson<strong>der</strong>en Arbeitsstätten<br />
untergebracht werden. Bei den großen<br />
Schwierigkeiten, denen die Unterbringung Bestrafter<br />
in Arbeitsstellen <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> begegnet,<br />
ist es unbedingt zu erstreben, daß auch in an<strong>der</strong>en<br />
Städten ähnlich verfahren wird. In <strong>der</strong><br />
Aussprache kamen allerlei Anliegen und Schwierigkeiten<br />
<strong>der</strong> Prari« zur Sprache. U. a. berichtete<br />
<strong>der</strong> hauptamtliche Fürsorger de« Iugendgefängnisses<br />
in Wittlich, Inspektor Blum,<br />
über feine außerordentlich mühevolle, aber auch<br />
erfolgreiche Arbeit in <strong>der</strong> Unterbringung und<br />
nachgehenden Betreuung entlassener Min<strong>der</strong>jähriger.<br />
Nach dieser Konferenz hatten die Teilnehmer<br />
Gelegenheit, als Gäste an einer Sitzung des<br />
Deutschen Komitees zur Bekämpfung de«<br />
Mädchenhandels teilzunehmen unter dem<br />
Vorsitz von Pastor Disselhoff, Kaiserswerth,<br />
in welcher Geh. Legationsrat Lentze<br />
au« Berlin über den Stand dieser Sache be»<br />
richtete. Er wies auf die Verschärfung <strong>der</strong> Best<strong>im</strong>mungen<br />
<strong>im</strong> Entwurf des Strafgesetzbuche«<br />
und die neuerding« strenger gewordene Maßnahmen<br />
<strong>der</strong> Verwaltungsbehörden, z. B. bei <strong>der</strong><br />
Ausstellung von Pässen, hin. Der Vorsitzende<br />
machte Mitteilungen über die Auswan<strong>der</strong>ung<br />
von Mädchen, die seit <strong>der</strong> Festigung <strong>der</strong> Mark<br />
wesentlich abgenommen habe. Wo nicht absolute<br />
Bürgschaft für gute Unterbringung vorhanden<br />
sei, sei nach wie vor dringend vor <strong>der</strong><br />
Uebersiedlung von Mädchen nach Holland zu<br />
warnen.<br />
In <strong>der</strong> Hauptversammlung am Vormittage des<br />
16. Mai erstattete nach <strong>der</strong> Eröffnung durch<br />
den Vorsitzenden, 1. Staatsanwalt We<strong>im</strong>ar,<br />
<strong>der</strong> 1. Geschäftsführer, Pfarrei v. Just, den<br />
Jahresbericht, Ausgehend von einem<br />
dankbaren Rückblick auf die Männer, die den<br />
jetzt über INOjährigen, aber noch frischen und<br />
gesunden Baum <strong>der</strong> Gesellschaft einst gepflanzt<br />
und in seinem Wachstum gepflegt haben, allen<br />
voran Theodor Fliedner und seine Mitarbeiter,<br />
stellte er aufs neue den Gedanken von<br />
Matth. 25, H« in den Mittelpunkt <strong>der</strong> Arbeit,<br />
ohne den alle soziale Arbeit früher o<strong>der</strong> später<br />
verkümmern müsse. Er konnte feststellen, daß<br />
die Hllfsvereine und Tochtergesellschaften, <strong>im</strong><br />
ganzen 111 an <strong>der</strong> Zahl, in fast allen Städten
Am Fronleichnamstag haben, wie uns gemeldet<br />
wird, paritätische Schulen geflaggt. Wir wurden<br />
befragt, ob da« angängig sei.<br />
Die Beflaggungsfrage ist durch das Gesetz vom<br />
17. 3. 29 geregelt worden. Diese« hat folgenden<br />
Wortlaut:<br />
Der Landtag hat folgendes Gesetz beschlossen:<br />
Einziger Artikel.<br />
1. Die Beflaggung <strong>der</strong> Dicnstgebäude, <strong>der</strong><br />
zum öffentlichen Gebrauch best<strong>im</strong>mten Gebäude<br />
<strong>der</strong> Gemeinden und Gemeindeverbände<br />
sowie <strong>der</strong> öffentlichen Straßen und Plätze<br />
al« solcher gehört als Angelegenheit <strong>der</strong><br />
Landeshoheit zu den örtlichen Geschäften <strong>der</strong><br />
allgemeinen Landesoerwaltung. Da« gleiche<br />
gilt für die Gebäude <strong>der</strong> nicht vom Staat<br />
die alte Blüte wie<strong>der</strong> erreicht haben. Ein<br />
Hauptanliegen <strong>der</strong> Gesellschaft sei die Errichtung<br />
und Unterstützung von sog, Uebergangshe<strong>im</strong>en und<br />
Übergangsstellen für längeren o<strong>der</strong> kürzeren<br />
Aufenthalt. Neun solcher Stellen sind bereits<br />
vorhanden. Genannt sei hier nur das jüngst<br />
von Köln aus gegründete Segenborn <strong>im</strong><br />
Bröltale. Vier weitere sollen demnächst errichtet<br />
werden. Die Grenzfürsorge für aus dem Auslande<br />
Ausgewiesene wird in Gronau, Emmerich<br />
und Kaldenkirchen nachdrücklich betrieben. Zur<br />
besseren Durchführung <strong>der</strong> Entlassenenfürsorge<br />
hat die Gesellschaft je einen weiteren Geschäftsführer<br />
für jeden Oberlandesgerichtsbezirk und<br />
jede Konfession (auf evangelischer Seite ist dies<br />
für den Bezirk Hamm, zu dem vom <strong>Rheinland</strong><br />
Essen gehört, Pfr. O l i m a r t, Bochum, für<br />
den Bezirk Köln <strong>der</strong> Berichterstatter) und ebenfall«<br />
je einen Berufsfürsorger angestellt, so daß<br />
<strong>im</strong> ganzen jetzt 6 Geschäftsführer und 6 Fürsorger<br />
tätig sind. Die Anstellung <strong>der</strong> Fürsorger<br />
ist ein erster wichtiger und vielleicht vorbildlicher<br />
Schritt auf einer neuen Bahn, geeignet, eine<br />
bessere Individualisierung in <strong>der</strong> Fürsorge herbeizuführen,<br />
bis es einmal gelingt, die asozialen<br />
Elemente auszuscheiden, die jetzt noch die Fürsorge<br />
schwer belasten und hemmen, ohne daß<br />
ihnen auf diesem Wege zu helfen wäre. Au«<br />
<strong>der</strong> dem Jahresbericht beigegebenen Uebersicht<br />
ist zu entnehmen, daß die Zahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Hilfsoereine etwa 15 000 beträgt. Mit Geld<br />
o<strong>der</strong> Gcldeswert konnten etwa 16 000 Personen<br />
unterstützt werden. Arbeitsvermittlung gelang in<br />
3570 Fällen. Iugendgerichtshilfe wurde in 148N,<br />
soziale Gerichtshilfe in 7667 und Schutzaufsicht<br />
in 1328 Fällen geleistet. Der Bericht erwähnt<br />
am Schluß die Wirkungen des neuen Gesetzes<br />
zur Bekämpfung <strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten,<br />
denen <strong>der</strong> Ausschuß ein wachsame« Augenmerk<br />
zuwendet, Mitteilungen über Erfahrungen auf<br />
diesem Gebiete wird er stet« dankbar entgegennehmen.<br />
Au« den geschäftlichen Punkten <strong>der</strong><br />
Tagesordnung sei erwähnt, daß <strong>der</strong> verdiente<br />
För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> Gerichtshilfe, Senatspräsidcnt Dr.<br />
3tötzel, Düsseldorf, in den Ausschuß gewählt<br />
wurde.<br />
Da« Hauptinteresse <strong>der</strong> Versammlung richtete<br />
sich auf den Vortrag von Prof. Dr. M! t -<br />
termaier, Gießen, über „Die wirksame<br />
Unschädlichmachung <strong>der</strong> gemeingefährlichen<br />
Verbrecher", ein Thema,<br />
das schon seit 35 Jahren zur Verhandlung steht.<br />
Der durch meisterhafte Klarheit und ethische<br />
Wärme ausgezeichnete Vortrag erklärte es für<br />
ein psychologisches Rätsel, daß man praktisch<br />
noch keinen Schritt weitergekommen sei, obwohl<br />
je<strong>der</strong>mann die Sicherung <strong>der</strong> Gesellschaft gegen<br />
allein unterhaltenen öffentlichen Schulen.<br />
Auch das Flaggen durch die übrigen Körperschaften<br />
de« öffentlichen Rechte« unterliegt <strong>der</strong><br />
Best<strong>im</strong>mung durch das Staatsministerium,<br />
2. Für die Religionsgesellschaften besteht<br />
keine Verpflichtung zur Beflaggung, Unberührt<br />
bleibt ihr Recht, selbständig darüber zu<br />
best<strong>im</strong>men, ob und wann ihre eigenen<br />
Flaggen entwe<strong>der</strong> allein o<strong>der</strong> neben an<strong>der</strong>en<br />
vom Staatsministcrium zugelassenen Flaggen<br />
zu zeigen sind. Für Schulgebäude, an denen<br />
Religionsgesellfchaften teilhaben, verbleibt es<br />
bei <strong>der</strong> Best<strong>im</strong>mung des Absatz 1, Satz 2.<br />
Berlin, den 17. März 1929.<br />
Preuß. Etaatsministerium.<br />
gemeingefährliche Elemente for<strong>der</strong>e, die in an<strong>der</strong>en<br />
Staaten auch bereits eingeführt sei, und<br />
auch die Ethiker ein Recht <strong>der</strong> Allgemeinheit<br />
auf Schutz ihrer geistigen und materiellen Güter<br />
anerkennten. Wir müßten nun endlich einmal<br />
ernstlich wollen. Mit den Best<strong>im</strong>mungen über<br />
die Sicherungsverwahrung <strong>im</strong> neuen Strafgesetzentwurf<br />
sei etwas zu erreichen, wenn sich auch<br />
gegen Einzelheiten Bedenken erhöben, so vor<br />
allem dagegen, daß die entscheidende Best<strong>im</strong>mung,<br />
wonach wie<strong>der</strong>holt erheblich Bestrafte<br />
in Verwahrung genommen werden könnten,<br />
lei<strong>der</strong> nur eine Kann-Vorschrift und zu erwarten<br />
sei, daß sie zunächst nur sehr zaghaft angewendet<br />
werden würde. Da« Volksdenken müsse<br />
erst ganz an<strong>der</strong>s auf den Unterschied zwischen<br />
den ÄNenschen und den Nlaßregeln, zwischen<br />
Strafe und Verwahrung eingestellt werden, was<br />
allerdings <strong>der</strong> Entwurf dadurch erschwere, daß<br />
er Strafe und Verwahrung nacheinan<strong>der</strong> gegen<br />
denselben Menschen anwenden wolle. Beides<br />
sei aber grundsätzlich scharf von einan<strong>der</strong> zu<br />
trennen. In <strong>der</strong> Praxis müßten alle Instanzen<br />
zusammenwirken, die mit dem Betreffenden zu<br />
tun gehabt hatten, die Gerichtshilfe, Polizei,<br />
Gericht, Strafanstalt, aber natürlich auch <strong>der</strong><br />
Arzt und <strong>der</strong> Psychologe, da die Gemeingefährlichkeit<br />
oft in <strong>der</strong> biologischen und psychologischen<br />
Art des Menschen begründet sei. Es müßten<br />
großzügige Anstalten gebaut werden, in denen<br />
Menschen für Jahrzehnte leben könnten. Vor<br />
allem gelte es, an <strong>der</strong> <strong>im</strong>mer weiteren Vertiefung<br />
<strong>der</strong> Kenntnis <strong>der</strong> Persönlichkeiten zu<br />
arbeiten: das sei freilich die schwerste, aber auch<br />
die hehrste Aufgabe, die es gebe.<br />
Auf dasselbe Gebiet führte <strong>der</strong> letzte Vortrag,<br />
den Strafanstaltedirektor Dr. Weißcn-<br />
Flaggen am Fronleichnamstag<br />
Danach wird das Beflaggen <strong>der</strong> Schulen<br />
durch die oberen Instanzen geregelt. Den<br />
städtischen Anstalten geht jedesmal auf höhere<br />
Anordnung eine diesbezügliche Anweisung von<br />
<strong>der</strong> Stadtverwaltung zu. Es ist also<br />
wohl durchaus möglich, daß eine Stadtverwaltung<br />
den Direktor einer höheren Schule anweist,<br />
sein Schulgebäude am Fronleichnamstage<br />
zu beflaggen. Da« dürfte aber nur dann zulässig<br />
sein, wenn <strong>der</strong> evangelischen Bevölkerung<br />
eine gleiche Berücksichtigung zuteil wird, etwa<br />
dadurch, daß die betr. Schule auch am Re»<br />
formationstage zu flaggen hätte. Sollte<br />
das nicht auch geschehen, würde <strong>der</strong> evangelische<br />
Teil <strong>der</strong> Bürgerschaft, namentlich <strong>der</strong> Elternschaft<br />
<strong>der</strong> betreffenden Schule, unter Hinweis<br />
auf da« Flaggen am Fronleichnamstage da«<br />
Flaggen am Reformationstage verlangen können.<br />
rie<strong>der</strong>, Ludwigsburg, über „Persönlichkeitsfor»<br />
schung und Strafvollzug" hielt. Da« für den<br />
heutigen Strafvollzug mit seinen Möglichkeiten<br />
(Stufenoollzug, Strafaussetzung) ungemein wichtige<br />
Thema wurde mit Tiefgründigkeit und<br />
wohltuen<strong>der</strong> Warmherzigkeit behandelt. Es sei<br />
Pflicht für jeden, <strong>der</strong> mit dem Strafvollzug zu<br />
tun hat, alle Möglichkeiten zu nutzen, die die<br />
Wissenschaft an die Hand gibt, um klarer hineinzuschauen<br />
in da« Getriebe de« Lebens mit<br />
seinen unübersehbaren Wechselwirkungen von<br />
Persönlichkeit, Umwelt und Vererbung, von<br />
denen aber doch die Persönlichkeit für die Kr<strong>im</strong>inalität<br />
da« Grundlegende bleibe. Da« beste<br />
System für die Persönlichkeitsforschung habe<br />
heute Belgien. In Deutschland sei Bayern auf<br />
diesem Wege vorangeschritren, das die Führung<br />
von psychologisch-sozialen Untersuchungsbogen<br />
für jeden Gefangenen angeordnet habe, während<br />
an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> mit dieser Arbeit noch in den<br />
Anfängen stünden. Viel Wichtiges und Notwendiges<br />
sei auf diesem Gebiete noch zu leisten.<br />
Der Vortragende schloß mit einem Bekenntnis<br />
zu dem Glauben an einen guten Kern in jedem,<br />
<strong>der</strong> nicht irgendwie durch Krankheit in seinen<br />
Entschlüssen beeinträchtigt sei, was allerdings<br />
bei einem nicht geringen Prozentsatz <strong>der</strong> Kr<strong>im</strong>inellen<br />
festgestellt werden müsse, aber auch zu<br />
einem Glauben an starke Kräfte, die au« den<br />
tiefsten Quellen stammen und Persönlichkeit<br />
bildend und erneuernd wirken, an den Geist, in<br />
dem die Rheinisch-Westfälische Gefängnisgesellschaft<br />
gegründet sei und ihr Werk tue.<br />
Möchten reiche Anregungen zu einem <strong>im</strong>mer<br />
besseren Strafvollzug in christlicher Liebe und<br />
Gerechtigkeit von <strong>der</strong> Tagung ausgehen!<br />
Pfarrer Hennicke.<br />
Die Vereinigung evangelischer Gemeindevertreterinnen <strong>im</strong><br />
<strong>Rheinland</strong> hat an die Vorstände <strong>der</strong> Kreissynoden folgende Eingabe gerichtet:<br />
„Der unterzeichnete Vorstand erlaubt sich <strong>im</strong><br />
folgenden einen dringenden Antrag an die Kreissynode<br />
zu richten mit <strong>der</strong> höflichen Bitte, denselben<br />
noch be! <strong>der</strong> bevorstehenden Tagung zur<br />
Verhandlung zu bringen,<br />
„Die Vereinigung evangelischer Gemeindeoertreterinnen<br />
<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> stellt an die Kreissynode<br />
den Antrag, bei den Wahlen zur Prooinzialsynode<br />
in den Fällen, in denen mehr als<br />
ein weltlicher Abgeordneter zu entsenden ist,<br />
unter den Abgeordneten eine Frau und sonst eine<br />
Frau al« Stellocrtreterin zu wählen."<br />
Begründung: Der letzten rheinischen Provinzlalsynode<br />
gehörten nur drei Frauen als Fachoertreter,<br />
jedoch keine Frauen als Abgeordnete <strong>der</strong><br />
Kreissynoden an. Diese Tatsache ist umso be»<br />
dauerlicher, al« 856 Frauen den Gemeindekörperschaften,<br />
12 den Kreissynoden angehörten.<br />
E« ist noch nicht festgestellt, wieviel Frauen bei<br />
den letzten Wahlen in die Gemeindekörperschaften<br />
eintraten, doch kann mit Sicherheit angenommen<br />
werden, daß es nicht weniger geworden<br />
sind. Auf Grund <strong>der</strong> genannten Zahlen ist <strong>der</strong><br />
Wunsch berechtigt, daß die Kreissynoden Wert<br />
85
86<br />
darauf legen, auch Frauen in die Prooinzialsynode<br />
zu entsenden. Die kirchliche Mitarbeit <strong>der</strong><br />
Frau hat sich auf den verschiedensten Gebieten<br />
des Gemeindelebens sehr segensreich ausgewirkt<br />
und sollte für die Provinzialkirche fruchtbar gemacht<br />
werden. <strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> Konsistorium<br />
<strong>der</strong> Rheinprooinz hat <strong>im</strong> Kirchlichen Amtsblatt<br />
unterm 30. 9. 27 den folgenden Beschluß <strong>der</strong><br />
8. Generalsynode bekanntgegeben:<br />
„Die 8, Generalsynode hat in ihrer Sitzung vom<br />
2. 6. 27 u. a. den Beschluß angenommen:<br />
Generalsynode dankt den Frauen, die sich für<br />
die Mitarbeit in den Organen <strong>der</strong> kirchlichen<br />
Selbstverwaltung haben bereitfinden lassen, und<br />
spricht die Erwartung aus, daß dieser Kreis<br />
sich <strong>im</strong>mer mehr erweitern werde und die Eigenart<br />
<strong>der</strong> Frau auf diesem Gebiet kirchlicher<br />
Frauenarbeit <strong>im</strong>mer umfassen<strong>der</strong> fruchtbar<br />
werde."<br />
Die Vereinigung evangelischer Gemeindeoertreterinnen<br />
<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> bittet die Kreissynoden,<br />
durch die Wahl von Frauen in die Provinzialsynode<br />
<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Gencralsynode ausgesprochenen<br />
Erwartung Folge zu geben.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> Vereinigung eoangcl.<br />
Gemeindeoertreterinnen <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>.<br />
Nachrichten aus dem Melanchthonbund<br />
(Verband <strong>der</strong> evangelischen Eltern an den mittleren und höheren Schulen <strong>Rheinland</strong>s)<br />
Der Bonner Schulfall hat noch ein<br />
kleines Nachspiel gehabt, worüber <strong>im</strong> dortigen<br />
Sonntagsblatt 18, 271, zu lesen: Der Redner<br />
<strong>der</strong> Vereinigten Parteien, Stadtverordneter<br />
Bauer, hatte in <strong>der</strong> Sitzung <strong>der</strong> Stadtverordneten-Versammlung<br />
am 26. 4. bemerkt: „Eine<br />
beson<strong>der</strong>« unangenehme Ueberraschung brachte<br />
uns die Wahl <strong>der</strong> Direktorin des Oberlyzeums.<br />
Auch in diesem Falle mußten wir <strong>der</strong> Iüehrheit<br />
weichen, <strong>der</strong> Machtbestand hat gesiegt". Daraufhin<br />
äußerte <strong>der</strong> Sprecher des Zentrum«, Stadtverordneter<br />
Goergen, u. a.: „Der Vertreter <strong>der</strong><br />
evangelischen Gemeinde hat un« gegenüber erklärt:<br />
Nachdem die Direktorin gewählt ist, wollen<br />
wir da« Vorgefallene begraben und gemeinsam<br />
an dem weiteren Ausbau <strong>der</strong> Schule arbeiten.<br />
Wenn <strong>der</strong> Vertreter <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde<br />
eine solche Erklärung abgeben konnte,<br />
dann finde ich es son<strong>der</strong>bar, daß man sich in <strong>der</strong><br />
Stadtverordneten-Versammlung noch einmal für<br />
Dinge einsetzt, die für an<strong>der</strong>e Leute, die sich<br />
vorher dafür eingesetzt haben, längst erledigt<br />
sind." Demgegenüber weist Pfarrer Frick darauf<br />
hin, daß diese letzten Worte allgemeines Erstaunen<br />
und Befremden auslösten. Eine Erklärung<br />
habe er <strong>der</strong> Zentrumspartei noch niemals<br />
gegeben, noch weniger de« Inhalts, wie<br />
Herr Geoergen behauptet. Au« seiner sehr<br />
harmlosen, selbstverständlichen Aeußerung gegenüber<br />
dem Stadtschulrat Dr. Baedorf sei ganz<br />
etwas an<strong>der</strong>e« gemacht, als sie besagte. — Im<br />
übrigen wolle man auch <strong>im</strong> Mitteilungsblatt<br />
2/29, da« Mitte Mai herauskam, in <strong>der</strong> großen<br />
Rede Dr. Weisemanns über Elberfeld, M. Gladbach<br />
und Neuwied das Neueste nachlesen. Zum<br />
Oberstudicnrat an <strong>der</strong> Bonner Studienanstalt<br />
ist übrigens <strong>der</strong> evangelische Studienrat 37l e i -<br />
senburg gewählt worden. — Ein neuer<br />
Schulfall wird inzwischen von <strong>der</strong> Kölnischen<br />
Volkszeitung (Nr. 142 vom 26. 2. 29<br />
und Nr. 348 vom Pfingstsonntag, den 19. 5. 29)<br />
an die Wand gemalt. E« handelt sich um die<br />
nur allzu durchsichtigen Bemühungen des Zentrum«,<br />
am Realgymnasium Köln-Mülhe<strong>im</strong> einen<br />
Wechsel in <strong>der</strong> Leitung herbeizuführen. Die<br />
Stadtverwaltung wird aber wohl am besten wissen,<br />
weshalb sie au« einer Mücke nicht einen<br />
Elefanten macht und den Schulfrieden an jener<br />
Anstalt und damit in Groß-Köln nicht zu gefährden<br />
gedenkt. — Neuerding« wird da« Gerücht<br />
von Dr, Becker« Rücktrittsabsichten<br />
verbreitet. Zur Stunde ist noch nicht<br />
zu sehen, wa« daran wahr ist: es wird aber<br />
schon <strong>der</strong> sozialistische Oberregierungsrat Dr.<br />
König als Nachfolger de« Ministers genannt<br />
(Der Tag Nr. 121 vom 22. 5. 29, Essener Anzeiger<br />
11? vom 22. 5. 29). — Inzwischen ist<br />
zum Vizepräsidenten <strong>im</strong> Koblenzer Provinzial-<br />
Schulkollegium <strong>der</strong> dortige Oberschulrat Dr.<br />
Göcking ernannt worden, ein Zentrumsmann,<br />
Wir sind <strong>der</strong> guten Zuversicht, daß <strong>der</strong> Partei-<br />
mann <strong>im</strong> Kultusministerium wie <strong>im</strong> Prooinzial-<br />
Schulkollegium bei Uebernahme seines Amtes<br />
es als seine selbstverständliche Pflicht betrachtet,<br />
seine Parteistellung abzulegen und eine unparteiische<br />
Gerechtigkeit anzustreben. Wir begegnen<br />
darum dem neuen Vizepräsidenten mit unserem<br />
Vertrauen, können aber <strong>im</strong>merhin unser Bedauern<br />
darüber nicht unterdrücken, daß man bei<br />
Wie<strong>der</strong>bcsctzung diese« wichtigen Posten« den<br />
evangelischen Rheinlän<strong>der</strong>n nicht dasselbe Recht<br />
zugestanden hat wie 1927 den katholischen<br />
Hessen-Nassauern, die trotz geringerer Minorität<br />
in Dr. Sondag einen Mann ihrer Konfession<br />
als Vizepräsidenten durchsetzen konnten. — Eine<br />
wohlgelungene Tagung <strong>der</strong> Nezirksgruppe<br />
Nie<strong>der</strong>rhein fand am 15. 5. 29<br />
in <strong>der</strong> Sozietät zu M örs statt unter Leitung<br />
von Studicnrat Hahn, Mör«. <strong>Das</strong> Eingangsreferat<br />
hielt Studienrat List, Homberg,<br />
über: Schulreform und Gegenwart. Den Kampf<br />
um die höhere Schule beleuchtete Studienrat<br />
Hahn: Pfarrer Wallroth von <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />
in Essen legte da« neue Mitteilungsblatt<br />
vor und besprach die Stellungnahme des<br />
Bundes <strong>im</strong> Kampf um die Parität an den<br />
öffentlichen mittleren und höheren Schulen<br />
<strong>Rheinland</strong>s, <strong>im</strong> beson<strong>der</strong>en in <strong>der</strong> an mehreren<br />
Orten akut gewordenen Frage de« regionalen<br />
Systems bei <strong>der</strong> Besetzung <strong>der</strong> Studienrats- und<br />
Direktorstellen, Die Geschäftsstelle befindet sich<br />
in guter Gesellschaft, wenn sie das regionale<br />
System, auch da, wo e« un« vorübergehend Vorteile<br />
bringt, ablehnt: sie kann sich berufen auf<br />
Klatt, Goerbig, Weisemann, Zur Sache siehe<br />
den Leitartikel <strong>im</strong> Mitteilungsblatt Nr, 2/29.<br />
— Die Gruppe Krefeld verlor ihren Kassierer,<br />
Verwaltungsinspektor Grund«, die<br />
Gruppe Hamborn ihren Schriftführer,<br />
Vürobeamten F ü n d e r i ch. Beide Männer,<br />
<strong>der</strong>en treue Mitarbeit wir viel verdanken, werden<br />
schwer zu ersetzen sein.<br />
M Zeitschriftenschau<br />
lieber die Grundlagen pädagogischen<br />
Denkens, von v. Magd. o.<br />
Tiling (Schule und Evangelium IV, I, S.<br />
3—16). Die Erziehungswissenschaft<br />
<strong>der</strong> Gegenwart und die christliche<br />
Pädagogik, von Wilh, Heienbrok<br />
(Ev. Päd. IV 3, S. 81—95) Wilh. Rein<br />
(ebd. IV 3, S. 117 f.). Paul Oestreich, v.<br />
Martin Weife (Schule und Elternhaus XI 1,<br />
S. 3 f.). Wehmütige Betrachtungen<br />
eine« Idealisten, Aeußerungen Oestreichs<br />
(Sbl, Bonn 16, 245). K i r ch e n fe i n dliche<br />
Aeußerungen dieses Führers <strong>der</strong><br />
Entschiedenen Schulreformer s, in Eo. Päd.<br />
IV 3, S. 107. l<strong>im</strong> den Schulpsychologen,<br />
von Oberstudiendirektor R y l l, Görlitz<br />
(Deutsche« Phil. Bl, 279—281). Ebenfalls<br />
Umschau<br />
> Aeußere Mission<br />
Die Friedenskonferenz <strong>der</strong> Weltreligionen<br />
Zur Vorbereitung <strong>der</strong> Friedenskonferenz <strong>der</strong><br />
Weltreligionen, die <strong>im</strong> nächsten Jahre in Genf<br />
stattfinden soll, bereist Dr. Henry A. Atkinson,<br />
3- 3- Indien, China und Japan, um mit den<br />
Religionen diese« Lande« wegen ihrer Beteiligung<br />
an <strong>der</strong> Konferenz Fühlung zu nehmen.<br />
Die Reden <strong>der</strong> Vorkonferenz, die <strong>im</strong> vergangenen<br />
September in Genf stattfand, sind soeben<br />
unter dem Titel „The World'« Religion«<br />
against War" in Buchform erschienen.<br />
Innere Mission<br />
Aus dem Beutel <strong>der</strong> Steuerzahler<br />
Wie stark die dem Alkoholismu« Verfallenen<br />
die öffentliche Wohlfahrtspflege<br />
vor allem <strong>der</strong> Gemeinden belasten, ist bekannt.<br />
In einer norddeutschen Mittelstadt sind eingehende<br />
Untersuchungen über die durch die<br />
Trinker verursachten Kosten gemacht worden,<br />
die durch das Presseamt <strong>der</strong> Stadt in <strong>der</strong><br />
Ortspresse verbreitet wurden. Um die Jahreswende<br />
1927 wurden dort 113 Trinker beobachtet,<br />
von denen nicht weniger als 68 dem<br />
Wohlfahrtsamt zur Last fielen. Au« diesen<br />
68 Fällen wurden 15 wahllos herausgegriffen,<br />
die seit dem 1. Januar 1924 betreut und<br />
unterstützt wurden. Für Unterstützung aller<br />
Art und für Heilbehandlung in Anstalten<br />
wurden insgesamt für diese 15 Fälle 22 925<br />
Mark aufgewendet, t>. h. i. I. durchschnittlich<br />
5731 Mark, Wenn man ann<strong>im</strong>mt, daß<br />
die übrigen Fälle etwa die gleichen Unkosten<br />
verursacht haben, so beträgt die unmittelbare<br />
geldliche BelastungdesWohlfahrt«amte«<br />
durch Schäden de« Alkoholismu« in<br />
einem Jahr rund 26000 Mark.<br />
Dabei sind die mittelbaren Schäden durch<br />
Zerrüttung des Familienleben«, Krankheiten<br />
und Verbrechen und die dadurch notwendig<br />
werdenden weiteren Leistungen <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Wohlfahrtspflege noch gar nicht mit in Rechnung<br />
gestellt. Ein Beweis für die überaus<br />
starke Belastung des steuerzahlenden Bürger«<br />
durch die Schäden des Alkoholismus.<br />
Diese Feststellungen sind ein Beitrag auch zu<br />
<strong>der</strong> Frage, ob eine Erhöhung <strong>der</strong> Alkoholsteuern<br />
und damit eine Heranziehung <strong>der</strong> Alkoholkonsumenten<br />
zu den öffentlichen Lasten gerechtfertigt<br />
ist.<br />
A Soziales und Sozialethisches<br />
Siedlung für Lungenkranke<br />
E« ist bekannt, daß die kleinen und dunklen<br />
Wohnungen, in denen beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Großstadt<br />
die Menschen eng zusammengepfercht<br />
sind, einen Herd für ansteckende Krankheiten<br />
darstellen. Einen vorbildlichen Weg zur Abhilfe<br />
hat die Stuttgarter Stadtverwaltung<br />
mit dem Bau einer Siedlung für<br />
Familien mit lungenkranken<br />
Mitglie<strong>der</strong>n beschritten. Terrassenförmig,<br />
so daß ein Block den an<strong>der</strong>en überhöht, er»<br />
hebt sich <strong>der</strong> aus mehreren Blöcken mit je<br />
4 Wohneinheiten bestehende Kompler an hervorragend<br />
sonnigem Berghang. Etwas<br />
Beson<strong>der</strong>es an den Gebäuden ist <strong>der</strong> sog. saalartige<br />
Tagraum für die Kranken <strong>im</strong><br />
obersten Stock unter dem flachen Dach, dem<br />
eine überdeckte Terrasse vorgebaut ist. Licht<br />
und Luft, die unentbehrlichen Heilmittel, haben<br />
hier von allen Seiten Zutritt. Zwischen<br />
den Häufergruppen sind Bäume angepflanzt
und Zufahrtswege gebaut. Vor allem ist auf<br />
die hygienische Einrichtung <strong>der</strong> Gebäude viel<br />
Sorgfalt verwendet worden. So wurden die<br />
Schmutzwinkel vermieden, in denen sich leicht<br />
ein Infektionsherd ansiedeln kann, die Badewannen<br />
daher eingemauert, Waschbecken, Ge»<br />
schirrschrank u. vgl. eingebaut. Auch eine<br />
Schwesternstation wird zur Zeit in einem kleinen<br />
Anbau eingerichtet. Sie soll <strong>der</strong> Kontrolle<br />
und zur raschen Hilfeleistung in Notfällen<br />
dienen.<br />
Es wäre begrüßenswert, wenn diese Stuttgarter<br />
Krankensiedlung, die die erste dieser Art<br />
in Deutschland darstellt, auch in an<strong>der</strong>en<br />
Städten Nachahmung finden würde.<br />
<strong>Das</strong> Einfamilienhaus<br />
Während in an<strong>der</strong>en Staaten, so vor allem in<br />
Holland und England, schon seit Jahrzehnten<br />
da« Einfamilienhaus o<strong>der</strong> Kleinhaus die bevorzugte<br />
Form <strong>der</strong> Siedlung darstellt, liegen<br />
in Deutschland die Verhältnisse noch vielfach<br />
recht ungünstig. Nach dem Krieg sind erfreuliche<br />
Fortschritte gemacht, die aber nicht einheitlich<br />
ganz Deutschland erfassen. Am meisten<br />
verbreitet ist das Einfamilienhaus <strong>im</strong> Nordwesten<br />
Deutschlands, wärend <strong>der</strong> Süden und<br />
Osten sehr dagegen abfällt. Die« zeigt ein<br />
Vergleich <strong>der</strong> folgenden Städte: Bremen mit<br />
58,6 Prozent Wohnungen <strong>im</strong> Kleinhaus,<br />
München Gladbach mit 44,4 Prozent,<br />
Mülhe<strong>im</strong>-Ruhr mit 34,1 Prozent,<br />
Münster i, W. 27,8 Prozent, Karlsruhe mit<br />
14,4 Prozent. München mit 3,9 Prozent,<br />
Berlin mit 3,6 Prozent, Breslau mit 2,2 Proz.<br />
Arbeilende Ehefrauen<br />
Nach den Ergebnissen <strong>der</strong> Volkszählung von<br />
1925 hat die Zahl <strong>der</strong> erwerbstätigen Ehefrauen,<br />
die einem Haupterwerb nachgehen, z u -<br />
genommen. Gegenüber 1607 ist <strong>der</strong> Prozentsatz<br />
<strong>der</strong> hauptberuflich tätigen Ehefrauen<br />
von knapp 26 Prozent auf beinahe 29 Prozent<br />
gestiegen. Es sind gerade in den jüngeren<br />
Ehen mehr Frauen erwerbstätig als früher.<br />
Beachtet man nun noch die Zugehörigkeit des<br />
Ehemannes zu einer best<strong>im</strong>mten Berufsgruppe,<br />
so ergibt sich, daß bei den Frauen, die selbständig<br />
o<strong>der</strong> mithelfend sind, ein nicht unbeträchtlicher<br />
Rückgang auffällt, <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft zu verzeichnen ist, während die<br />
Berufstätigkeit <strong>der</strong> verheirateten Frau als Angestellte<br />
o<strong>der</strong> Arbeiterin, also an einer Arbeitsstätte,<br />
die mit ihrem Haushalt nicht zusammenfällt,<br />
erheblich zugenommen hat.<br />
Weiterhin ließ es sich auch feststellen, daß<br />
gerade bei den sozial schlechter gestellten Volkskreisen<br />
die Erwerbstätigkeit <strong>der</strong> Frau stärker<br />
zugenommen hat, wobei noch zu berücksichtigen<br />
ist, daß die Zahl <strong>der</strong> erwerbstätigen verheirateten<br />
Frauen überhaupt rascher gewachsen ist<br />
als die Zunahme <strong>der</strong> erwerbstätigen Frauen<br />
überhaupt.<br />
Im an<strong>der</strong>en Lager ^<br />
Nekenntniszahlen<br />
In den Vereinigten Staaten sind von den<br />
über 100 Millionen Einwohnern 80 Prozent<br />
Protestanten. In England kamen 1789 auf<br />
34 Millionen Einwohner 6 Millionen Katholiken,<br />
heute sind es unter 42 Millionen nur<br />
noch 5 Millionen Katholiken. In Belgien hat<br />
die Zahl <strong>der</strong> Protestanten seit 1830 um 23 000<br />
zugenommen. In <strong>der</strong> Schweiz ist in den Jahren<br />
1910 bis 1920 die Zahl <strong>der</strong> Katholiken<br />
von 1593 558 auf 1528 000 gesunken, während<br />
die Zahl <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n in dem gleichen<br />
Zeitraum von 2 107 590 auf 2 217 590<br />
stieg. Daß die Tschechoslowakei das stärkste<br />
Verlustland de« Katholizismus ist, ist bekannt.<br />
Dort hat die Papstkirche seit 1918 rund 1)4<br />
Million ihrer Angehörigen verloren, und die<br />
Abfallbewcgung geht weiter.<br />
mit dem Hoffmann-Sternschen Gutachten<br />
über Sittlichkeitsoergehen beschäftigt<br />
sich vom Standpunkt des Scxualforscher« aus<br />
Albert Moll, Berlin (ebd. 18, 262—265).<br />
Verlegung des Unterrichts in«<br />
Landschulhe<strong>im</strong> (Schule und Erziehung<br />
XVII 2, S. 139 f.). <strong>Das</strong> Schlagwort <strong>der</strong><br />
Auspowerung <strong>der</strong> Volksschule unrichtig<br />
(Dtsch. Phil. Bl. 18, S, 269). D i e<br />
mittlere Reife (Mittelschule 18, S. 277).<br />
Der angebliche Rückgang <strong>der</strong> Leistungen<br />
an unfern höheren Schulen,<br />
von Prof. Dr. Launstein, aus dem Hamburger<br />
Frcmdenblatt vom 18. 4. 1929 (Dtsch.<br />
Phil. Bl. 18, S. 270). Vernichtung <strong>der</strong><br />
höheren Schulen? Von Dr. Gerh,<br />
Borg Horst, Berlin (Pädagogisches Echo 15,<br />
S. 131). Konfessionalisierung <strong>der</strong><br />
höheren Schule? Von Schmidt, Risa<br />
(Schule und Elternhaus XI, 1, S. 6 f.). Heber<br />
Landös Vortrag, worin die Frage <strong>der</strong><br />
konfessionellen o<strong>der</strong> paritätischen<br />
höheren Schule eigenartig beleuchtet wird,<br />
und welcher in <strong>der</strong> Monatsschrift für höhere<br />
Nachweis neuester Literatur, beson<strong>der</strong>s von<br />
Au fsätzen in Zeitschri ften, über Hauptgebiete.<br />
Angeführte Schriften sind be<strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />
Preßverband einzusehen, nicht zu<br />
entleihen. Der Verlag des Preßoerbandes<br />
besorgt jedoch alle Schriften — zum käuflichen<br />
Erwerb — umgehend.<br />
W Aeußere NNssion<br />
Was geschieht gegen die große Hungersnot in<br />
China? Von Witte. (Christliche Welt.)<br />
75 Jahre Herberge zur He<strong>im</strong>at in Bonn, Von<br />
Dr. Liz. Ohl. (Innere Mission): ebenda weitere<br />
Literatur aus Anlaß des Jubiläums <strong>der</strong><br />
Herberge zur He<strong>im</strong>at.<br />
Zigeuner-Mission. Von Zeller. (Volksmission):<br />
ebenda Kirchliche Wochenendarbeit. (Volksmission.)<br />
Gefangenenfürsorge. Von Nicmöller (Ziele und<br />
Wege); ebenda noch weitere Aufsätze über Gefangenen-<br />
und Gefährdeten-Fürsorge.<br />
Wesen und Bedeutung <strong>der</strong> evangelischen Kin<strong>der</strong>pflege,<br />
Von Wicht. (<strong>Evangelische</strong> Frauenzcitung.)<br />
Altershe<strong>im</strong>e — eine soziale Notwendigkeit. Von<br />
Wolff. (Die Frau.)<br />
Gustav»Adolf- Verein<br />
M und Ausland-Deutschtum<br />
Die Diaspora in Siebenbürgen. Von Buchhalla.<br />
(Die evangelische Diaspora.)<br />
Soziales und Sozialethisches<br />
Neue Versuche über die Erblichkeit erworbener<br />
Eigenschaften. Von Dr. Mayer (Neue Welt).<br />
Die Seelsorgernot <strong>der</strong> Weltstadt. Von Dr.<br />
Böhm (Schönere Zukunft).<br />
Entartete Geldwirtschaft. Ton Werle (Schönere<br />
Zukunft).<br />
Von den Grenzen sozialpolitischer Arbeit. Von<br />
Zwiedineck von Eüdenhorst (Stockholm).<br />
Vergiß die deutsche Ostmark nicht. Von Höltze<br />
(Volksmission).<br />
Zur kirchlichen Austrittsbcwcgung. Von L. R.<br />
(Die evangelische Gemeindeschwester).<br />
Schulen, 1929, Heft 2 und 3, abgedruckt ist,<br />
s. Eo. Päd. IV 3, S. 109 f. Kindliche<br />
Wünsche und Gedanken hinsichtlich<br />
des künftigen Berufs, von Dr.<br />
Aug. Messer, Gießen (Päd. Schwartzsche<br />
Vak. Ztg. 15, 132—135). Berufe für<br />
Schüler au« Mittel- und höheren<br />
Schulen, von P, Holz (Der ev. Beamte<br />
4, 43—46: 5, 55—57). Eo. Stipendien-<br />
Wesen in <strong>der</strong> Provinz Westfalen,<br />
von Pfarrer Richter, Herbede (das Eogl.<br />
Westfalen VI 4, S. 36—38). Rheinisches<br />
evangel, Stipendienwesen, von Dir.<br />
Pfarrer Seiler, Essen (Mitteilungsblatt de«<br />
Melanchthonbundes 1929, 2). Kin<strong>der</strong>reiche<br />
Familien und Schulgeld, von demselben<br />
(ebd.). Unser theolog, Nachwuchs,<br />
von D, Schnei<strong>der</strong>, Berlin (<strong>Das</strong><br />
Eo. Deutscht». 16, S. 131 f.). lieber die<br />
theolg. Schule Elberfeld, Ref.<br />
Kirch. Ztg. 18, 141: Ref. Wb. Bl. Elberfeld<br />
18, Beilage. Theolg. Vorlesungen in<br />
<strong>Rheinland</strong> und Westfalen, Sommer-<br />
Sem. 1929 (K. Rh. W. 8, 124—126).<br />
<strong>Das</strong> Arbeitstelegramm<br />
Alkoholismu« als Krankheit. Von Witte<br />
(Christlicher Volkswart).<br />
William Booth, zum lOdjährigen Geburtstag.<br />
Von Götz.<br />
Dokumente <strong>der</strong> Not. Von Klatt (Hefte für<br />
Bücherciwesen).<br />
Grundsätzliches und Tatsächliche« zur Beoölkerungsfrage.<br />
Von Näumer (Die Frau).<br />
Woran erkennt man eine Wirtschaftskrise? Von<br />
Herold (Arbeiter-Jugend).<br />
Zentrale Bedeutung des Nerufsethos für die<br />
Arbeiterbewegung (Führer-Korrespondenz),<br />
Oekumenische Bewegung<br />
Die Wirkung des Trennungsgesetzes auf die<br />
französischen <strong>Kirche</strong>n, Von Pieper (Neuwert).<br />
W Kunst und Volksbildung<br />
Postillen. Von Dr. Noudriot (Eckart).<br />
Volk und Rundfunk. Von Trampler (Deutsche<br />
Volksbildung).<br />
Volkstumpflege in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Volkspflege.<br />
Von Getzeny (Volkstum und Volksbildung).<br />
Grammophon als Bildungsmittel (Volkstum und<br />
Volksbildung).<br />
Volkstanz als Aufgabe <strong>der</strong> Musikerziehung. Von<br />
Müller (Musik <strong>im</strong> Leben).<br />
Von Laienspielen in Steiermark, Von Oberndorfer<br />
(Volksbildung in Oesterreich).<br />
Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Von Lotze (Freie<br />
Volksbildung).<br />
Von <strong>der</strong> Tragik <strong>der</strong> katholischen Volksbildungsarbeit.<br />
Von Honig (Die Bücherwelt).<br />
Katholische Bildungswerte. Von Heinen (Führerkorrespondenz).<br />
V Jugend und Jugendbewegung<br />
Gedanken zur Sportbewegung. Von Ernst<br />
Kemmer (Kunstwart),<br />
20 Jahre Bund deutscher Jugcndoercine. Von<br />
Eyermann (Christentum und Wirklichkeit).<br />
Lehroerhältnis und Berufsordnung für die ländliche<br />
Arbeiterjugend. Von Dyhrenfurth (<strong>Das</strong><br />
Land).<br />
Die Mädchen in den Iugendoerbänden und ihre<br />
Stellung zur Frauenbewegung. Von Schmidt<br />
(Die Frau).<br />
Sorgen um den Nachwuchs (Arbeiterjugend).<br />
Iugendkrise in Rußland, Von Garwy (Arbeiter-<br />
Jugend),<br />
87
88<br />
Frauenwelt<br />
Einflüsse de« Spiele« auf die Entwicklung <strong>der</strong><br />
weiblichen Jugend. Von Thorbecke (Christliche<br />
Volksmacht).<br />
Zur Ehereform (<strong>Evangelische</strong> Frauenzeitung).<br />
Abwärtsgleitende Worte, Von Kirchbach (<strong>Evangelische</strong><br />
frauenzeitung,)<br />
Die rechtliche Stellung <strong>der</strong> verheirateten Neamtin.<br />
Von Lehmann (<strong>Evangelische</strong> Frauenzeitung),<br />
Jesu« und die Frauen. Von Ehrhold (Die Iugendhilfe).<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Bibliographie rheinischer<br />
evangelischer Zeitschriften<br />
Gemeindliches<br />
Burgsolm«, Geschichtliche« (So. Gr.<br />
Braunfels 20, 312). 25 Jahre Katernberger<br />
Vereinshau« (Ref. <strong>Kirche</strong>nzeitung<br />
2«, 157). Kirchliche Sitten in<br />
»er Kettwiger Gegend, Forts. (So. Ztg.<br />
Kettwig 15, 24«: 1«, 256: 17, 288: 1», 284:<br />
19, 300: 20, 312). Die Kartause in Köln<br />
(Eo. luth. Gbl. Elberfeld 16, 194). Aus <strong>der</strong><br />
Geschichte <strong>der</strong> eoang. Gemeinde zu K r e f e l d,<br />
o. Prof. Bemme (Eo. Volkskirchenbund zu<br />
Krefeld: 3, 259 f.: 5, 275/77). Da« Gespröß<br />
in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Krofdorf und die drei<br />
Eulenknupff auf <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, v. Liz. Müller,<br />
Dutenhofen (So. Gr. Wetzlar-Ld. 20, 310 f.).<br />
100 Jahre eoang. Frauenverein in Langen«<br />
berg (So. Gr. Langenberg 19, 299 f.). Au«<br />
<strong>der</strong> Vergangenheit unserer Gemeinde, o. E.<br />
Gel<strong>der</strong>blom (Ki. Wo. Bl. Mei<strong>der</strong>ich 16,<br />
12?: 17, 135). Neue« auf, <strong>im</strong> und am Vieler!<br />
(So. Gr. Op laden 16, 256). ION Jahre<br />
evangelische Gemeinde P r ü m, o, Pfarrer Vollpracht,<br />
Prüm (Glaube und He<strong>im</strong>at 19, 147 f).<br />
In <strong>der</strong> kirchengeschichtlichen Abteilung de«<br />
Stadt. Museum«, v. Museumsdirektor Dr. W.<br />
Rees (Ev. Gbl. f. Rem scheid 20, 4 f.).<br />
Wi<strong>der</strong> au« <strong>der</strong> Vergangenheit <strong>der</strong> lutherischen<br />
Gemeinde in Ronsdorf, v. Pfarrer Schön,<br />
Forts, (Ronsdorfer Hausfreund 15, 244 ff.: 16,<br />
261 ff.: 17, 277 f.). Aus dem Leben und Erleben<br />
<strong>der</strong> Diaspora: Saarburg, v. Pfarrer<br />
Iörß, Boppard (Rhein.-Westf. G.-A. Bl. 5,<br />
36 f.). Im Verlag von Karl Köhler, Wesel,<br />
erschien eine Denkschrift, 38 Seiten, 1,50<br />
Mark, anläßlich de« dreifachen Jubiläums<br />
am 26. 5. 29. Auf den Spuren de«<br />
siebenjährigen Krieges in unseren<br />
<strong>Kirche</strong>nbüchern, o. Pfarrer Liz. Müller, Dutenhofen<br />
(So. Gr. Wetzlar-Ld. 17, 266 f.: 18,<br />
282 f.: 18, 298 f.: 20, 310). Jugendroheiten<br />
am Sonntag o<strong>der</strong> die Sünden<br />
<strong>der</strong> Väter, 1829, von demselben (So. Gr. Wetzlar.-Ld.<br />
17, 266). Eine merkwürdige Ver«<br />
<strong>Das</strong> „<strong>Evangelische</strong><br />
<strong>Rheinland</strong>" lesen<br />
heißt:<br />
auf dem<br />
Laufenden bleiben!<br />
fügung au« dem Jahre 1775, von demselben<br />
(ebenda 18, 281 f.). Ein gere<strong>im</strong>ter<br />
Sieges- und Mahnruf anläßlich einer Pfarrerwahl<br />
in Wichlinghausen — betrifft<br />
San<strong>der</strong> — (So, Gr. Barmen-Wichlinghausen<br />
16, 7). Religiöse Strömungen in<br />
<strong>der</strong> neueren Dichtung, nach einem Vortrag<br />
o, Prof. Hermann, Koblenz (So. Gr. Opladen<br />
20, 312).<br />
W Persönliches<br />
Dr. Wilhelm Busch, <strong>der</strong> 33. lutherische Pastor<br />
in Elberfeld, v. v. Heinrich Niemöller, Elberfeld<br />
(Eo. luth. Gbl. Elberfeld 16, 189 f.).<br />
Ernst Hense, <strong>der</strong> 34 von demselben<br />
(ebenda 17, 200). v. Johann Heinrich 3? lern<br />
ö l l e r, <strong>der</strong> 35 von demselben (ebenda<br />
17, 201). Paul Bornhak, <strong>der</strong> 36 von<br />
demselben (ebenda 18, 211 ff.). G. A. Pathe ,<br />
<strong>der</strong> 37. ... von demselben (ebenda 19, 224),<br />
Julius Risch, <strong>der</strong> 38. ... von demselben<br />
(ebenda 19, 224 f,), Johanne« Crem er, <strong>der</strong><br />
39. ... von demselben (ebenda 20, 235 f.).<br />
F. W. Fohrmann, <strong>der</strong> 4«<br />
von demselben (ebenda 20, 236). Frühlicht am<br />
Rhein, ein Lebensbild v. A. Clarenbach,<br />
o. Pfarrer Liz. Klugkist-Hesse, Elberfeld (Duisburger<br />
So. Bl. 17, 204: <strong>Kirche</strong>nanzeiger Köln<br />
17, 267: Düsseldorfer So. Bl. 16, 6: Ref. <strong>Kirche</strong>nzeitung<br />
17, 133). Was hatte A. Clären»<br />
bach für Lehrer?, v. Pfarrer Liz. Klugkist-<br />
Hesse (Ref. Wo. Nl. Elberfeld 17, 133 f.).<br />
Ä, Clarenbach in den Händen <strong>der</strong> Sänger,<br />
Dichter und Gelehrten, von demselben (ebenda<br />
18, 139 f.). Ein fehlerhafte« Datum<br />
am Elarenbach-Denkmal — als Todestag<br />
<strong>der</strong> 29. statt 28. 9. 1529, von demselben<br />
(ebenda 19, Beilage). Bil<strong>der</strong> au« Pastor Dammann«<br />
Leben (Hand in Hand 20, 1 ff.). Berufung<br />
de« Pfarrer« Egidiu« Günther Hellmund<br />
von Daden nach Wetzlar <strong>im</strong> Jahre<br />
1711, Forts. (So. Gr. Wetzlar-Stadt 16, 255 f.:<br />
17, 267 f.: 18, 283 f.: 19, 299 f.). Von alten<br />
Hunsrücker Pfarrgeschlechtern, v.<br />
Dr. Poos, Seiber«bach (So. Gr. <strong>Rheinland</strong> 21,<br />
324 f.). Auffindung eines Originalbriefe«<br />
des polnischen und ostfriesischen<br />
Reformator« Lasko in einem Bibliotheksbuch<br />
<strong>der</strong> Elberfel<strong>der</strong> ref. Gemeinde! (Ref. Wo.<br />
Bl. 20, Beilage). Albert Lorenz, Pfarrer<br />
in Bonn, Mein Lebenslauf, Rückschau und<br />
Rechenschaft, Bonner Unioersitäts-Buchdruckerei,<br />
in <strong>der</strong> nun abgelaufenen Vorbestellfrist 2 ^l<br />
(So. Bl. Bonn 1«, 249: 20, 302: So. Gr.<br />
Wichlinghausen 20, 7). Luther« Katechismus<br />
und <strong>der</strong> Heidelberger neben<br />
und miteinan<strong>der</strong> in Gebrauch. Auch eine<br />
Katechismuserinnerung aus <strong>der</strong> He<strong>im</strong>at,<br />
v. Pfarrer Liz. Müller, Dutenhofen (So.<br />
Gr. Wetzlar-Ld. 16, 254 f.). Corbach, <strong>der</strong><br />
Bonner Rechtsgelehrte Prof. Clemens Th,<br />
Perthe« (So. Gr. Bonn 19, 278 f.), Zur<br />
Erinnerung an Pastor Johannes Sckärer<br />
(Elberfel<strong>der</strong> ref. Wo. Bl. 18, Beilage). Ein<br />
Blick in da« Leben de« He<strong>im</strong>gegangenen Pastor«<br />
Immanuel Johannes Schärer, o. Liz. Klugkist-Hesse<br />
(Ref. Wo. Bl. Elberfeld 19, Beilage).<br />
Deutschland.<br />
In dem gemeinsamen Hirtenschreiben <strong>der</strong> Fuldaer<br />
Bischofskonferenz zum diesjährigen Schulsonntag<br />
am 12. 5. wird darauf hingewiesen,<br />
daß die Katholiken „<strong>im</strong>mer noch in Kampf<br />
und Abwehrstellung gegen große, einflußreiche<br />
Richtungen und Gruppen stehen, die <strong>der</strong><br />
katholischen Schule und ihren Erziehungsqrundsötzen<br />
keine Gerechtigkeit, keine Gleichberechtigung<br />
gewähren wollen, . . . Je langwieriger<br />
und zäher sich da« Ringen <strong>im</strong> Schulkampse<br />
entwickelt, um so mehr gilt es für da«<br />
katholische Volk, in stiller, hingeben<strong>der</strong> Kleinarbeit<br />
<strong>der</strong> katholischen Schule, wo wir sie al«<br />
teures Vätererbe noch besitzen, zu dienen und<br />
Ne mit allen Mitteln zu heben und zu för<strong>der</strong>n,<br />
sie dort, wo sie uns genommen wurde,<br />
wie<strong>der</strong>zugewinnen und in <strong>der</strong> bestehenden<br />
Schule den katholischen Erziehungsgrnudsätzen<br />
weitestgehenden Einfluß zu sichern".<br />
Die Hildegard-Schwestern,<br />
>>Ine in Berlin gegründete Genossenschaft ohne<br />
Gelübde mit einem dreifachen Treueschwur, die<br />
stch beson<strong>der</strong>« <strong>der</strong> aebärenden Mütter ann<strong>im</strong>mt,<br />
baben die bischöfliche Genehmigung erhalten.<br />
Eine ähnliche Genossenschaft wurde schon vor<br />
dem Kriege in Frankreich gegründet. —<br />
Der große Neubau de« Kölner erzbischöslichen<br />
Priesterseminars bei Bensberg-Köln ist kürzlich<br />
bezogen worden. Da« Theologie-Studium ist<br />
auf 12 Semester angesetzt worden, wovon 8<br />
Semester an <strong>der</strong> theologischen Fakultät in<br />
Bonn und 4 Semester <strong>im</strong> Seminar in Bensberg<br />
zugebracht werden. —<br />
Vorbildlich<br />
<strong>Das</strong> erzbischöfliche Ordinariat in Bamberg<br />
for<strong>der</strong>t <strong>im</strong> Amtsblatt vom 1. 5, 29 die Seel»<br />
sorgevorstände auf, die seiner Zeit von <strong>der</strong><br />
Diözesansnnode über die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> kirchlichen<br />
Kunst gefaßten Beschlüsse streng einzuhalten.<br />
Ohn ausdrückliche Genehmigung des<br />
Kirckenoorstande« dürfen in den <strong>Kirche</strong>n keiner,<br />
lei Gegenstände angebracht werden. Die Kir»<br />
chenvorstände haben störende Bil<strong>der</strong> aller Art,<br />
ungeeignete Votivtafeln, fabrikmäßig hergestellte<br />
Bildwerke und Vgl. rücksichtslos fern»<br />
zuhalten, bereit« vorhandene mit pastoraler<br />
Klugheit allmählich zu entfernen. Da« gilt beson<strong>der</strong>s<br />
von den Gipsstatuen (Herz-Jesu- und<br />
Herz-Mariä-Bildnissen), Oeldrucken (z. B,<br />
Kreuzweg) und sonstigen Massenartikeln, für<br />
die <strong>im</strong> Gotteshaus kein Platz sein sollte.<br />
Ebenso ssnd die neuerdings vielfach zum Kauf<br />
angebotenen Leuchtkruzifire als unwürdige<br />
Darstellungen abzulehnen. „Es gibt genug<br />
christliche Maler und Bildhauer, die auf Bestellungen<br />
warten und in förmlicher Not leben,<br />
weil eben nur billige Fabrikwaren bevorzugt<br />
werden. Es bedeutet darum gleichzeitig eine<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> christlichen Kunst und ein edles<br />
Werk <strong>der</strong> Nächstenliebe, bei Neuanschaffungen<br />
für <strong>Kirche</strong>n und Kapellen den Künstlern und<br />
dem Kunsthandwerk Bestellungen zukommen zu<br />
lassen."<br />
Kleine Mitteilungen<br />
In Stuttgart ist als erste evangelische Theologin<br />
in Württemberg Frl. Renate Ludwig<br />
für die Erteilung von Religionsunterricht in<br />
^Mädchenschulen angestellt worden. —<br />
Der bisherige evangelische Verband für die<br />
weibliche Jugend Deutschlands, <strong>der</strong> heute<br />
185 000 Mitglie<strong>der</strong> zählt, hat auf einer seiner<br />
letzten Mitglie<strong>der</strong>versammlungen seinen Namen<br />
in: „<strong>Evangelische</strong>r Reichsoerband<br />
weiblicher Jugend" abgeän<strong>der</strong>t. —<br />
Im kommenden Sommer werden in Schlesien<br />
3 evangelische Kin<strong>der</strong>lager geplant. Diese Art<br />
evangelischer Kin<strong>der</strong>erholung ist neu, sie soll<br />
eine gute Beeinflussung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> durch das
jugendliche Zusammenleben und gegenseitige<br />
Erziehen bewirken. —<br />
Aehnlich wie in Halle sind auch in Windsbach<br />
(Bayern) in Verbindung mit dem dortigen<br />
Pfarrwaisenhau« und in Würzburg<br />
Sprachenkonvikte für Theologen eröffnet<br />
worden. —<br />
In Deutschland gibt es 13 erblindete evangelische<br />
Pfarrer, darunter 4 Kriegsblinde, —<br />
Abendkurse zur Vorbereitung Erwachsener für<br />
die Konfirmation werden in einer Stadt<br />
Sachsen« veranstaltet. Es handelt sich um<br />
Leute, die in ihrer Jugend nicht konfirmiert<br />
worden sind. In diesem Jahre haben sich dazu<br />
21 Erwachsene gemeldet, —<br />
Auf einem katholischen MissionStag in Bochum<br />
wirkte auch <strong>der</strong> bekannte Ozeanflieger Hauptmann<br />
Koehl mit, <strong>der</strong> sich al« technischer Berater<br />
für die Miva (Missionsverkehrsarbeitsgemeinschaft),<br />
zur Verfügung gestellt hat. —<br />
In Deutschland gibt es 88 Krematorien. Die<br />
Gesamtzahl <strong>der</strong> Einäscherungen <strong>im</strong> Jahre<br />
1928 betrug 50 000 gegen 6084 in 24 Krematorien<br />
<strong>im</strong> Jahre 1910. Trotzdem ist die Zahl<br />
<strong>der</strong> Einäscherungen wesentlich zurückgegangen<br />
und steht sogar noch unter <strong>der</strong> üluote des<br />
Jahres 1926. —<br />
Nach <strong>der</strong> Schankstättenstatistik für 1927 gab<br />
es in Preußen 175 852 Gast- und Schankwirtschaften<br />
und an alkoholfreien Wirtschaften<br />
983«. Im ersten Falle entfällt auf je 239<br />
Einwohner und <strong>im</strong> an<strong>der</strong>n Falle auf 2972<br />
Einwohner eine Wirtschaft. In beiden<br />
Fällen steht die Rheinprovinz an<br />
erster Stelle.<br />
Anfang April starb in Lausanne Bischof Charles<br />
H. Brent, Präsident <strong>der</strong> Lausanner Weltkirchenkonferenz<br />
für das praktische Christentum<br />
und verdienstvoller För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> ökumenischen<br />
Bewegung. Die Stadt Lausanne bewilligte<br />
ihm ein Ehrengrab und will ihm<br />
ein Denkmal setzen. —<br />
Am 9, April fand in Genf die erste Tagung<br />
des Unterkomitecs <strong>der</strong> Stockholmer Weltkonferenz<br />
für Beziehung zwischen <strong>Kirche</strong><br />
und Arbeiterschaft statt. Zu gleicher<br />
Zeit tagte auch die Institutskommission unter<br />
dem Vorsitz von Prof, v. Titiu«. Für die<br />
soziale Forschung sind Gegenstände wie z. B.<br />
Arbeitslosigkeit, Schutz <strong>der</strong> Frauenarbeit usw.<br />
vorgeschlagen worden. —<br />
Die vatikanische Bibliothek in<br />
Rom wird als die größte <strong>der</strong> Welt 60 000<br />
Manuskripte und mehr als 250 000 Bände<br />
umfassen. Es ist dem Vatikan gelungen, in<br />
letzter Zeit bedeutende Sammlungen in<br />
seinen Besitz zu bekommen. —<br />
Unter den 10 Ministerien <strong>der</strong> neuen Regierung<br />
in China werden 5 von Christen<br />
geleitet. Zwei von den leitenden Ministern<br />
waren führende Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> christlichen Ver><br />
eine junger Männer. —<br />
Die <strong>Kirche</strong>nsteuern in Bayern ergaben<br />
für die katholische <strong>Kirche</strong> bei 4 Prozent<br />
3 897 000 ^M Kreisgemeinde Barmen<br />
Am 12. April ward begraben in Gemarkt<br />
Ehrenältester G. Rosenkranz, 77 Jahre<br />
alt. — Die Einführung von Pfarrei D. Humburg<br />
fand am 12. Mai daselbst statt. —<br />
Da die Friedhofekapelle am Norrenbcrg zu<br />
klein geworden, beschloß da« Presbytcrium in<br />
Wupperfeld einen Kapellenbau, berechnet<br />
auf 300 Sitzplätze. Die Pläne stammen vom<br />
Gemeindcarchitekten Mucke. — Die Gemeinde<br />
Wichlinghausen feierte am H<strong>im</strong>melfahrtstage<br />
das 20jährige Bestehen des Waldhe<strong>im</strong>es<br />
Pniel. — Da« bisher nur mit Stühlen besetzte<br />
große Schiff <strong>der</strong> Erlöserkirche bekam<br />
Bänke, die in <strong>der</strong> Wichlinghauser <strong>Kirche</strong> freigeworden<br />
sind. — Hilfsprediger Steil, <strong>der</strong><br />
in Gemarke seiner Zeit die vakante Stelle<br />
von Pfarrer Liz. Dick verwaltete, ist zum Pfarrer<br />
in Holsterhausen an <strong>der</strong> Lippe gewählt.<br />
— Am 2. Juni ist <strong>im</strong> evangelischen Vereinshaus<br />
Barmen die Reformierten-<br />
Konferenz für <strong>Rheinland</strong> und Westfalen.<br />
— Die 11. Pfingst-Allianz-Konferenz<br />
für das Bergische Land fand vom 21.<br />
bis 24. Mai <strong>im</strong> evangelischen Vereinshaus zu<br />
Barmen statt. — Die vom Orgelbauer Paul<br />
Faust in Schwelm erbaute Orgel in <strong>der</strong><br />
Wichlinghauser <strong>Kirche</strong> wurde von Dr.<br />
R. Czach, Essen-Rüttenscheid, bei <strong>der</strong> Abnahme<br />
am 10. 4. sehr günstig beurteilt. — Dem Küster<br />
Karl Neuhaus in Nächstebreck ward<br />
anläßlich seines 25jährigen Dienstjubiläunis<br />
Glückwunsch und Dank de« Pre«byterium« zum<br />
Ausdruck gebracht, — Der evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
Laaken-Blombacherbach ward<br />
von <strong>der</strong> Firma Schlieper und Baum,<br />
Elberfeld, ein Grundstück für einen neuen<br />
Friedhof geschenkt.<br />
Kreisgemeinde Bonn<br />
Für die Bezirke Euskirchen und Rheinbach<br />
ist seit Mitte April Lehrer Köhlcrmit<br />
dem Wohnsitz in Euskirchen als Wan<strong>der</strong>lehrer<br />
angestellt: er wird allen evangelischen Kin<strong>der</strong>n<br />
in <strong>der</strong> dortigen Diaspora Religionsunterricht<br />
erteilen, — <strong>Das</strong> rheinische Provinzialfest<br />
für Innere Mission wird in gewohnter<br />
Weise am 25. und 26. Juni in Bonn gefeiert<br />
werden, die Iahrestagung des wissenschaftlichen<br />
Stipendienvereins <strong>der</strong> Rheinprooinz fand statt<br />
am 22. Mai. — Die Versammlung <strong>der</strong><br />
Kreissynode hat am 5. und 6. Juni in<br />
Rupprichteroth stattgefunden,— Am 15. 5.<br />
feierte Pfarrer i, R. I o st e n in Bad Gode «berg,<br />
früher in Kreuznach, die 50. Wie<strong>der</strong>kehr<br />
seines Ordinationstages. — Am 27. 5.<br />
ward in Bonn das 75jährige Gedächtnis an<br />
die Gründung <strong>der</strong> ersten Herberge zur<br />
He<strong>im</strong>at daselbst festlich begangen.<br />
Kreisgemeinde Braunfels<br />
<strong>Das</strong> Synodal-Gustav-Adolf-Fest<br />
ward wie alljährlich auf Kloster Altenberg<br />
gefeiert (26. Mai). — InBiskirchen ward<br />
am 14. 4. ordiniert Pfarramtskandidat Otto<br />
Hoeoel. — Sup. Gruhn in Biskirchen<br />
ist am 27. 5. verstorben, 70 Jahre<br />
alt. — In Schwalbach, Gemeinde Bonbaden,<br />
starb Rektor !. R, Karl Helm, 82<br />
Jahre alt, um <strong>Kirche</strong> und Schule hochverdient.<br />
Kreisgemeinde Eleve<br />
In Weeze hat man es erreicht, daß die alte<br />
evangelische Volksschule erhalten bleibt. Am 1.<br />
April wurde Lehrer Wilh, Kehrein dorthin<br />
berufen, ein Sohn de« früheren Lehrers, für<br />
89
90<br />
vierzehn evangelische Kin<strong>der</strong>. — Die Tagung <strong>der</strong><br />
Kreissynode fand am 2. und 3, Juni in<br />
Sonsbeck statt. — In Issum war unlängst<br />
die 3. Iugendführertagung für den Nie<strong>der</strong>rhein,<br />
unter Leitung de« Prooinzial-Iugendpfarrers<br />
Dr. V o ß, beschickt von sieben nie<strong>der</strong>rheinischen<br />
Kreissynoden,<br />
>W Kreisgemeinde Dinslaken<br />
Die Notkirche in Wehofen, Gemeinde Holten,<br />
ist <strong>im</strong> Umbau begriffen. Der Schwamm<br />
hatte schon stellenweise Las Mauerwerk angefressen.<br />
— In Holten ist die <strong>Kirche</strong> neu<br />
ausgemalt und eine neue Orgel gesetzt worden,<br />
— Die zweite Pfarrstelle <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
Götterswickerhamm ist aufgehoben worden,<br />
in <strong>der</strong> Gemeinde Walsum-Altenrade<br />
eine neue mit dem Sitz in Hamborn»<br />
Fahrn errichtet. — Am 3. 4. starb in H a m -<br />
born <strong>der</strong> Bürobeamte Dietrich Fün<strong>der</strong>ich,<br />
49 Jahre alt, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> evangelischen<br />
Echulgemeinde Hamborn-Marrloh, Schriftführer<br />
<strong>der</strong> dortigen Gruppe de« NIelanchthonbunde«. —<br />
Der E. O. K, hat die Genehmigung zur Errichtung<br />
einer zweiten Pfarrstelle in <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Walsum-Aldenrade erteilt. Die<br />
farrwahl fand am 2. Pfingsttage statt und<br />
iel auf den bisherigen HilfsPrediger Nrink»<br />
mann. — Die Synode tagte am 26. und 27.<br />
Mai in Sterkrade. — Die <strong>Kirche</strong> in<br />
Walsum-Aldenrade wird einer größeren<br />
Reparatur unterzogen.<br />
Kreisgemeind« Duisburg<br />
Bestätigt ist die Wahl de« Hilfsprediger«<br />
S ch i n d e l i n zum Pfarrer in Wanhe<strong>im</strong> »<br />
Angerhausen. — Anläßlich <strong>der</strong> Einweihung<br />
de« evangel. Krankenhause« und de« Anbaue«<br />
in Neeck am 7. 4. weihte Generalsuperintendent<br />
v, Stoltenhoff die Kapelle, die mit<br />
mo<strong>der</strong>nen Glasmalereien ausgeschmückt ist, von<br />
einem jungen Beecker Künstler angefertigt. —<br />
Am 29. 4. war in Duisburg die zweite<br />
Hauptversammlung <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>der</strong> Pfarrer und Lehrer aus <strong>der</strong><br />
Synode. Rektor Ke s s e l sprach über die religiöse<br />
Erziehung <strong>der</strong> Jugend in <strong>Kirche</strong> und<br />
Schule.<br />
Kreisgemeinde Düsseldorf<br />
Am 5. Mai war die feierliche Eröffnung <strong>der</strong><br />
neuen Herberge zur He<strong>im</strong>at, verbunden mit<br />
einem Ledigenhe<strong>im</strong>. — Die für den Aufbau <strong>der</strong><br />
oberen Räume des Clarenbach-Hauses, Gemeinde<br />
Urdenbach, Bezirk Holthausen, noch notwendigen<br />
Gel<strong>der</strong> — über 5000 (Mark — sind von verschiedenen<br />
Seiten geschenkweise zur Verfügung<br />
gestellt. — In Mettmann sammelt man Mittel,<br />
um <strong>im</strong> evangelischen Krankenhau« einige Wirtschaftsräume<br />
einzubauen. Pfr. i. R. Mockert,<br />
bisher in Waldbröl, wird noch in Unterrath<br />
den Dienst wahrnehmen, den bisher ein Hilfsprediger<br />
versah. — Am 45. und 46. Mai tagte<br />
die Rhein. -Wests. Gefängnisgesellschaft<br />
in Düsseldorf. — Am 9, 5. ward<br />
das Paul-Gerhardt-Hau« in Heerdt eingeweiht<br />
von Generalsuperintendent D. S t o l t e nhoff.<br />
Präses v. W o l f f überreichte eine Altarbibel<br />
als Gabe <strong>der</strong> Rheinischen <strong>Kirche</strong>. —<br />
Frauenhilfe und Iungmänneroereine in Holthausen<br />
(Gemeinde Urdenbach) sind in ihr<br />
neues He<strong>im</strong> eingezogen. — In Hilden, wo<br />
am 30, 5. die Kre! « synode tagte, starb am<br />
40. 5. Pfarrer Hagenbeck, Skriba des <strong>Kirche</strong>nkreise«,<br />
63 Jahre alt, in Haan am 29. 4.<br />
Ö. vom Eigen, Gemeindeverordneter und<br />
früherer Kirchmeister, sowie Loui« Speck,<br />
früherer Gemeindeverordneter und langjähriger<br />
Presbyter. — In Mettmann ward die bisherige<br />
Kleinkin<strong>der</strong>schule in einen Kin<strong>der</strong>garten<br />
umgewandelt. — Mittelschullehrer und Chorleiter<br />
W, Schmid, Düsseldorf, ist 25<br />
Jahre Organist <strong>der</strong> dortigen evangelischen Gemeinde,<br />
MW Kreisgemeinde Elberfeld<br />
Der <strong>Evangelische</strong> Arbeiterverein Elberfeld-Weststadt<br />
beging am 42. Mai sein 25.<br />
Iahresfest, — Die Synode tagte am 4, Juni<br />
in Cronenberg. — Anläßlich des 25jährigen<br />
Jubiläums de« Katernberger Vereinshauses<br />
sprach am 42. 5. in einem Festgottesdienst<br />
<strong>der</strong> Elberfel<strong>der</strong> reformierte Landessuperintendent<br />
I). Dr. Hollweg au« Aurich.<br />
— Am 49. 4. starb <strong>im</strong> 76, Lebensjahre in<br />
Unterseen in <strong>der</strong> Schweiz <strong>der</strong> frühere Elberfel<strong>der</strong><br />
reformierte Pfarrer Johanne« S ch ä r e r, —<br />
In <strong>der</strong> Nacht vom 40. zum 44. Mai starb<br />
Superintendent i. R. Löhr in Elberfeld, langjähriger<br />
Geistlicher <strong>der</strong> lutherischen Gemeinde,<br />
als Ornithologe in ganz Westdeutschland bekannt.<br />
— Auf <strong>der</strong> Bundeshöhe zwischen Elberfeld<br />
und Barmen ist am 30. Juni die erste Aufführung<br />
de« Clarenbach-Festlpieles,<br />
verfaßt vom verstorbenen Superintendenten<br />
Natorp, Radeoormwald. Mit <strong>der</strong> Aufführung<br />
verbindet die Westdeutsche <strong>Evangelische</strong><br />
Volksvereinigung eine große<br />
evangelische Kundgebung, — Küster Buch -<br />
müller von <strong>der</strong> ref. Friedhofskirche gedenkt,<br />
74 Jahre alt, am 4. Juli sich zur Ruhe zu<br />
setzen. — Am 4. 5. trat Küster Hermann<br />
2 au de von <strong>der</strong> ersten luth. <strong>Kirche</strong>, 75 Jahre<br />
alt, nach 25jähriger Dienstzeit an <strong>der</strong>selben in<br />
den Ruhestand. — Am 23. 4. begann die<br />
Theologische Schule in Elberfeld ihr 3.<br />
Semester mit 9 älteren und 28 neuen Studenten,<br />
— Die höhere Mädchenschule und<br />
Vorschule oon Fräulein Auguste Idel<br />
feierte am 29. 4. ihr 40jährige« Nestehen, —<br />
Am 44, 5. starb Otto Schütz, Mitglied <strong>der</strong><br />
gegenwärtigen Größeren lutherischen Gemeindevertretung.<br />
— Hilfsprediger Paschen, am<br />
9. 5. in seiner He<strong>im</strong>atgemeinde Duisburg ordiniert,<br />
hat die volle pfarramtliche Tätigkeit in<br />
dem neugegründeten Uellendahler Bezirk<br />
<strong>der</strong> lutherischen Gemeinde übernommen, — Der<br />
bisherige Kirchmeisterälteste <strong>der</strong> reform. Friedhofskirche<br />
Hochdahl ward zum Ehrenältesten<br />
ernannt. — In Cronenberg ist seit dem<br />
vorigen Jahr da« Beichtgeld abgeschafft. —<br />
In Ronsdorf hofft man mit 40 000 Mark<br />
die nötigsten Arbeiten in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> (neues Gestühl,<br />
neue Heizung, eingezogene Rabizdecke,<br />
Verlegung <strong>der</strong> Emporentüren) beschaffen zu<br />
können. — Am 26, 5, ward Pfarrer Wichethau«<br />
in Sonnborn eingeführt. — Im<br />
ref. Predigerseminar waren <strong>im</strong> Wintersemester<br />
9 Kandidaten, von denen 2 hannoversche<br />
in ihre He<strong>im</strong>at zurückgingen. <strong>Das</strong> zweite Semester<br />
ward am 4. 5. mit 43 Kandidaten eröffnet,<br />
indem zu den verbliebenen 7 hinzutraten<br />
3 Rheinlän<strong>der</strong>, 4 Hanooeraner, 4 Deutsch-Russe<br />
und 4 Austausch-Schotte.<br />
Kreisgemeinde Essen<br />
Die Gemeinde Essen-Altstadt hat ihre<br />
Bezirkseinteilung neu herausgegeben. — Die<br />
evangelische <strong>Kirche</strong>ngemeinde Schonnebeck<br />
gab Anfang Mai kostenlos ein Gemeindebuch<br />
heraus. — Im Nahmen <strong>der</strong> akademischen Kurse<br />
<strong>der</strong> Stadt Essen sprach Generalsuperintendent<br />
a. D, Professor I). Klingemann, Bonn,<br />
über Stellung und Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>im</strong> Leben<br />
<strong>der</strong> Gegenwart (2., 3. und 6. Mai). — Der<br />
bisherige langjährige Kirchmeister <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Essen-Altstadt, Iustizrat A n z, wurde<br />
zum Ehrenkirchmcister ernannt, Presbyter Kaufmann<br />
Hermann V o r b a u m, <strong>der</strong> über 30<br />
Jahre dem Presbyterium angehört, zum Ehrenpresbyter.<br />
Ersterem ward auch vom Prooinzialkirchenrat<br />
die Ehrenurkunde <strong>der</strong> Rheinischen<br />
<strong>Kirche</strong> verliehen. — Die evangelische Gemeinde<br />
Altenessen-Süd erhält eine neue <strong>Kirche</strong><br />
dank <strong>der</strong> eifrigen Arbeit de« Kirchbauoereins. —<br />
Am Kantatesonntag feierte <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong><br />
<strong>Kirche</strong>nchor Karnap sein 25jähr!ges Bestehen.<br />
— Am 5. 5. wurden ordiniert in <strong>der</strong> Kreuzes-<br />
Ilrbeiterfreizeiten<br />
Die« ist das sechste Jahr, in dem wir zur Teilnahme<br />
an unsern Arbeiterfreizeiten aufrufen.<br />
Ein großer Kreis oon Arbeitern von <strong>der</strong> Ruhr<br />
bis zur Saar weiß aus eigener Teilnahme und<br />
Mitarbeit, was wir mit diesem Aufrufe<br />
meinen. Denen, die es noch nicht wissen, sei es<br />
gesagt: „A r b e i t e r f r e i z e i t" ist uns<br />
eine Zeit <strong>der</strong> Freiheit von <strong>der</strong><br />
A ll ta g «arbei t und <strong>der</strong> Freiheit<br />
zu gemeinsamer Besinnung auf<br />
brennende Fragen de« Arbeit«»<br />
lebens. Also eine Zeit <strong>der</strong> Erholung, aber<br />
zugleich ernsthafter, geistiger Arbeit. Nicht<br />
kursusmäßige Schulung ist unser Ziel, son<strong>der</strong>n<br />
innere Anregung. Deshalb ist unsere Arbeitsweise<br />
nicht die des belehrenden Vortrags, son<strong>der</strong>n<br />
des freien Gespräch« aller Teilnehmer<br />
unter Führung des Freizeitleiter«. Damit ist<br />
auch schon gesagt, wen wir un« als Teilnehmer<br />
denken. Da« sind die Arbeiter, die ein<br />
Bedürfnis nach eigener Klärung und geistigem<br />
Ringen um wahre Erkenntnis empfinden. Gewerkschaftliche<br />
und politische Organisationszugehöriakeit<br />
und Stellungnahme spielen keine<br />
Rolle, Wir kommen als evangelische Menschen<br />
zusammen und wissen au« vielfältiger Erfahrung,<br />
daß gerade die Aussprache zwischen Menschen<br />
<strong>der</strong> verschiedensten Gruppen und Meinungen<br />
För<strong>der</strong>ung und Gewinn ist. Eine feste<br />
Altersgrenze setzen wir nicht, jedoch legen wir<br />
beson<strong>der</strong>en Wert auf die Teilnahme von Männern<br />
etwa zwischen 25 und 50 Jahren,<br />
Es ist selbstverständlich, daß un« auch<br />
Arbeitslose willkommen sind. Die Arbeitsämter<br />
werden in <strong>der</strong> Regel gerne Urlaub gewähren<br />
und die Arbeitslosenunterstützung weiter zahlen,<br />
da die Freizeit nur eine Woche in Anspruch<br />
n<strong>im</strong>mt. In Arbeit Stehende nutzen zweckmäßig<br />
ihren tariflichen Urlaub aus.<br />
Da <strong>der</strong> Zeitpunkt <strong>der</strong> Freizeiten schon jetzt<br />
bekanntgegeben wird, wird sich <strong>der</strong> Urlaub<br />
wohl in fast allen Fällen leicht auf eine <strong>der</strong><br />
angegebenen Wochen legen lassen, unter Umständen<br />
durch Tausch mit an<strong>der</strong>en, D i e<br />
Teilnahme an <strong>der</strong> Freizeit verursacht<br />
keine Kosten außer den<br />
Reisekosten, Mitzubringen ist lediglich<br />
Leibwäsche, Waschzeug und Schreibmaterial,<br />
Die diesjährigen Freizeiten, abgesehen von den<br />
Freizeiten für da« Saargebiet und die angrenzenden<br />
Bezirke, über die eine beson<strong>der</strong>e Mitteilung<br />
ergeht, sollen vom 29. Juli bis<br />
zum 3. August und vom 42. bis 47.<br />
August <strong>im</strong> He<strong>im</strong> <strong>der</strong> evangelischen<br />
Frauenhilfe in Barmen stattfinden.<br />
Da« He<strong>im</strong> ist wun<strong>der</strong>schön in <strong>der</strong><br />
Nähe des Waldes gelegen und bietet reiche<br />
Möglichkeit auch zum Wan<strong>der</strong>n.<br />
Zur Behandlung sollen kommen u. a, bei<br />
<strong>der</strong> 4. Freizeit: die Frage nach<br />
dem Verhältnis von kapitalistischer<br />
Wirtschaft und christlicher<br />
Religion, bei <strong>der</strong> 2. Freizeit: die<br />
nach dem Sinn <strong>der</strong> sozialen Frage<br />
und <strong>der</strong> Antwort <strong>der</strong> Bibel. Nähere<br />
Mitteilungen über den Arbeitsplan und Auskunft<br />
über alle Freizeitfragen vermittelt bereitwilligst<br />
das Soziale Pfarramt <strong>der</strong><br />
Rheinischen Provinzialkirche in<br />
Düsseldorf-Grafenberg, Geibel»<br />
straße 4 7, Baldige Anmeldungen sind sehr<br />
erwünscht, ebenso die Verbreitung dieser Einladung.<br />
I Anfrage<br />
l Studienassessor Dr. phil., eo., Lat. Gr. Hebr.<br />
für alle Klassen, <strong>im</strong> mittl. Schulwesen fest angestellt,<br />
will in« höhere Schulwesen zurücktreten<br />
und sucht dementsprechend« Stelle. Angebote<br />
I unter N. B. 100 an Melanchthonbund Essen.
For<strong>der</strong>ungen des Reformierten Bundes ^<br />
Die 22. Hauptversammlung de« Reformierten<br />
Bunde« für Deutschland als Vertretung <strong>der</strong><br />
reformierten Gemeinden Deutschlands, versammelt<br />
in Benthe<strong>im</strong> am 24. Mai 1929, erhebt<br />
die For<strong>der</strong>ung, daß bei einer Vermehrung <strong>der</strong><br />
pädagogischen Akademien eine solche errichtet<br />
wird, in welcher auf das reformierte Bekenntni«<br />
<strong>der</strong> Lehrenden und <strong>der</strong> Lernenden gebührende<br />
Rücksicht genommen wird.<br />
Wer nach Köln kommt<br />
versäume nicht, die GOA (Gaststätte ohne<br />
Alkohol) zu besuchen. Mitten <strong>im</strong> Getriebe <strong>der</strong><br />
Großstadt (Hohe Straße 32, Tietz gegenüber)<br />
ist diese Insel <strong>der</strong> Ruhe entstanden. Die verschiedensten<br />
Fraurnorganisationcn haben sich mit<br />
Erfolg bemüht, einen mustergültigen Raum zu<br />
schaffen, in dem gute, preiswerte Speisen und<br />
Getränke von Saaltöchtern verabreicht werden.<br />
Vielleicht bringt auch aus Elberfeld, Solingen<br />
und Essen einmal jemand eine ähnliche kurze<br />
Ergänzung zu dem Artikel „Alkoholfreie Gaststätten"<br />
in unserer Nr. 12 vom vorigen Jahre.<br />
Tagungen und Kongresse<br />
Tagungskalendei<br />
Juni
Hahn. — Der Hof de« Landwirtes Heinrich<br />
Schaumburg in Flan<strong>der</strong>sbach 26 ist<br />
aus <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Homberg, Kreisgemeinde<br />
Düsseldorf, in die <strong>Kirche</strong>ngemeinde Wülfrath<br />
uingepfarrt, — Am 2. 5. ward de« 400»<br />
jährigen Jubiläum« de« Langenberger<br />
<strong>Evangelische</strong>n Frauenoerein« in einer schlichten<br />
Feier gedacht. — Bestätigt ist Hilfsprediger<br />
Martin Haberkamp in Berge bei Volmarstein<br />
zum Pfarrer in D ö n b e r g.<br />
»»<br />
^ Kreisgemeinde an <strong>der</strong> Ruhr<br />
Man sammelt einen Baustock für das neue Gemeindehau«,<br />
Graf-Wyrichhaus in Broich. —<br />
Ebenda ist eine neue Näh-, Zuschneide- und<br />
Handarbeit«schule von <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde<br />
eröffnet. — Am 28, 4. wurde cand.<br />
theol. Ernst von Bracken in seiner He<strong>im</strong>atkirche<br />
Mülhe<strong>im</strong>-Ruhr-Saarn ordiniert.<br />
— Die Kreissynodalversammlung<br />
hat am 6. Juni in Speldorf stattgefunden.<br />
— In Kettwig starb <strong>im</strong> April Gemeindeverordneter<br />
Johann Rottmann, —<br />
Am 3. 5. starb Hauptlehrer i. R. Emil<br />
Moock, 4877—4608 an <strong>der</strong> Hohenzollernschule<br />
in lleberruhr tätig, Mitbegrün<strong>der</strong> des dortigen,<br />
evangelischen Arbeiterverein«, am 7. 5.<br />
in Kaiserswerth Schwester Luis« Iuras<br />
ch e ck, langjährige Leiterin des evangelischen<br />
Krankenhause« in Werden.<br />
^^ Kreisgemeinde Saarbrücken<br />
Da« Presbyterium hat beschlossen, daß in <strong>der</strong><br />
Karwoche keine Trauungen vollzogen<br />
werden. — Am 4. März starb Pfarrer Emil<br />
Hoene« in Schwalbach, 84 Jahre alt.<br />
Er hat dort über 40 Jahre in Segen gewirkt.<br />
— Am 3. März war die Einführung de« Hilfsprediger«<br />
Grewel, Unterrath, al« Pfarrer<br />
in L u d w e i l e r. — Synodaloikar Herbert<br />
Degen au« Odenkirchen bestand am 43.<br />
4. sein 2. Examen und ward am folgenden Tage<br />
gewählt zum Pfarrer in Saarburg, Die<br />
Bestätigung durch da« Konsistorium ist inzwischen<br />
erfolgt. — Die Wie<strong>der</strong>herstellungsarbeiten<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Nischmishe<strong>im</strong> sind<br />
soweit gediehen, daß die Gemeinde hoffte, sie<br />
Anfang Juni wie<strong>der</strong> benutzen zu können.<br />
Kreisgemeinde Sobernhe<strong>im</strong><br />
Heinrich P r e ch t e r, Lehrer und Organist in<br />
Seesbach, hat zum großen Leidwesen <strong>der</strong> Gemeinde<br />
eine Lehrerstelle in seiner He<strong>im</strong>atstadt<br />
Frankfurt-Main angenommen, — Kantate war<br />
die 8. G e san g s ta g u n g <strong>der</strong> Kreisgemeinde<br />
in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Sobernhe<strong>im</strong>.<br />
Kreisgemeinde Solingen<br />
Die Gemeinde Solingen verlor durch den<br />
Tod den Presbyter Ernst Schaaf und die<br />
Gemeindeoerordnete Frau Sanität«rat Dr.<br />
Hollmann, eine Führerin <strong>der</strong> evangelischen<br />
Frauenbewegung. — Dem Kirchmeister<br />
Stolzmann in Solingen wurde Ostern<br />
anläßlich seines 25jährigen Presbyterjubiläum«<br />
die Ehrenurkunde <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong> sowie<br />
auch eine Ehrenurkunde des Presbyteriums<br />
verliehen. — Die Frage Küppersteeg-<br />
B ü r r i g, Gemeinde O p l a d e n, wuchtet mit<br />
zunehmen<strong>der</strong> Bevölkerungszahl und rasch entstehenden<br />
Neubauten <strong>im</strong>mer mächtiger heran.<br />
Neueldings bemühen sich best<strong>im</strong>mte Kreise beson<strong>der</strong>«<br />
um Anschluß nach Wiesdorf. —<br />
Da« elektrische Läutewerk <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nglocke in<br />
Ohlig«, vom Herford« Elektrizitätswerk geliefert,<br />
ist zur großen Zufriedenheit <strong>der</strong> Gemeinde<br />
ausgefallen. — In Solingen starb<br />
am 45. April nach kurzer schwerer Krankheit<br />
Frau Pastor Ludwig«, Katharina Elisabeth,<br />
geb, van Amerongen, 49 Jahre alt. —<br />
H<strong>im</strong>melfahrt war ein Jugendtreffen in Leichl<br />
i n g e n. — Synodaloersammlung war am 25.<br />
Mai in Gräfrath. — An Stelle de« auf<br />
seinen Wunsch aus dem Presbyterium ausgeschiedenen<br />
Provisors R, Eoert« in Wid<strong>der</strong><br />
t ward zum Presbyter Ernst Jansen<br />
gewählt.<br />
Kreisgemeinde Trarbach<br />
Pfarrer Theis in Lötzbeuren tritt am 4.<br />
Juli in den Ruhestand. — Am 8. 5. starb in<br />
Traben-Trarbach, 85 Jahre alt, Landgerichtsdirektor<br />
Geh, Iustizrat C r ö n e r t,<br />
Ehrenpresbyter <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde daselbst<br />
und verdient al« eifrige« Vorstandsmitglied<br />
des <strong>Evangelische</strong>n Bundes.<br />
Kreisgemeinde Trier<br />
Am 44. April beging die kleine, über den ganzen<br />
Kreis und vor allem an <strong>der</strong> Grenze verstreute<br />
Diasporagemeinde Prüm die Feier ihres<br />
4N0jährigen Bestehens. Ansprachen hielten<br />
Gencralsuperintendent D, Stoltenhoff und<br />
Präses Hl. Wolff. In <strong>der</strong> Nachoersammlung<br />
teilte Superintendent Fliedner aus<br />
Wittlich manches aus <strong>der</strong> ältesten Zeit <strong>der</strong><br />
Gemeinde mit.<br />
WW Kreisgemeinde St. Wendel<br />
In Reichenbach wurde in <strong>der</strong> Pfarrerwahl<br />
am 24. April Pfarroikar Lange von Wieselbach<br />
einst<strong>im</strong>mig gewählt. — Ernannt ist Hilfsprediger<br />
Johannes Feller in Sien zum<br />
Pfarrer daselbst.<br />
Kreisgemeinde Wesel<br />
Am 3. März wurde auf einem Gemeindeabend<br />
in Diersfordt über die Geschichte von<br />
Schloß und Gemeinde unter den Lichtbil<strong>der</strong>n<br />
auch ein bisher unbekannte« Bild des <strong>im</strong> Dezember<br />
4928 abgebrannten Schlosses vom Jahre<br />
4 6 50 gezeigt. <strong>Das</strong> Schloß ist bekanntlich<br />
Besitz eines Zweige« <strong>der</strong> Stolberg-Wernigerü<strong>der</strong><br />
Grafen. — Am 40. März verstarb<br />
Schwester Sophie Heck, seit 24 Jahren<br />
in 22 esel als Gemeindeschwester tätig.<br />
Die Beerdigung fand am 43. März in Kaisers»<br />
werth statt. — Der <strong>Evangelische</strong> Kirchballverein<br />
Obrighooen-Lackhausen, Gemeinde<br />
Wesel, hat seit Neujahr 4050 Mark<br />
gesammelt. — Im Rahmen des 7. Nie<strong>der</strong>»<br />
rheinischen Dorfkirchentages fand am 24. 4.<br />
die zweite Nie<strong>der</strong>rheinische Dorfkirchen-Aeltesten-<br />
Konferenz in Wesel statt. — Da« Synodal-<br />
Missionsfest war H<strong>im</strong>melfahrt in R e e s. —<br />
Kantate waren sämtliche <strong>Kirche</strong>nchöre und <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>nchor von Werth in Isselburg versammelt.<br />
— Am 26. 5. ward das dreifache<br />
Jubiläum <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Gemeinde Wesel<br />
festlich begangen. — Die für den 24. 5. in<br />
Aussicht genommene Grundsteinlegung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
<strong>im</strong> Gemeindebezirk Obrighooen-Lack»<br />
Hausen mußte noch zurückgestellt werden.<br />
Kreisgemeinde Wetzlar<br />
Am 3. März wurde Pfarrer Gütiges au«<br />
Schüren bei Dortmund in Wetzlar eingeführt.<br />
— Am 7. April wurde eingeführt als<br />
Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde Groß- und Kleinrechtenbach<br />
Pfarrer Hardt, bisher<br />
Hl'lfspredigei <strong>im</strong> Bezirk Mauenhe<strong>im</strong>-Merhe<strong>im</strong><br />
<strong>der</strong> Gemeinde Köln-Nippes. — Pfarrer<br />
Köhler in Odenhausen tritt am 4. Juli<br />
in den Ruhestand, — In Hochelhe<strong>im</strong> wird<br />
eine Kleinkin<strong>der</strong>schule eingerichtet, — In O b e rkleen<br />
ward eine neue Turmuhr angebracht an<br />
Stelle <strong>der</strong> alten, die seit Jahrhun<strong>der</strong>ten gedient<br />
hat. — Es ward <strong>der</strong> baldige Ausbau <strong>der</strong> unteren<br />
Stadtkirche zu Wetzlar beschlossen. —<br />
An Stelle de« verstorbenen Kirchmeister« Hugo<br />
ward Oberpostinspektor Schellenberger in<br />
Wetzlarzum Kirchmeister gewählt.<br />
Kleine Mitteilungen<br />
Clarenbach und Fliestedens Martyrium.<br />
Eine jede rheinische evangelische Gemeinde<br />
sollte es als ihre Pflicht halten, die kirchengeschichtliche<br />
Forschung unserer He<strong>im</strong>atkirche<br />
durch Bezug <strong>der</strong> Monatshefte für Rheinische<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichte zu för<strong>der</strong>n und zu unterstützen.<br />
Die Monatshefte kosten jährlich 42 RM.<br />
Verlag: <strong>Evangelische</strong>r Preßverband<br />
für <strong>Rheinland</strong>, Essen, Schließfach<br />
689.<br />
Adolf Clarenbach, ein Beitrag zur Geschichte<br />
<strong>der</strong> Reformation am 3tie<strong>der</strong>rhein.<br />
Ein Beitrag zur Geschichte <strong>der</strong> Reformation<br />
am Nie<strong>der</strong>rhein. Von Liz. H. Klugkist-Hrsse.<br />
Wie wir hören, wird <strong>der</strong> Verfasser des jetzt<br />
eben erscheinenden Volksbuches über den Märtyrer,<br />
„Früh licht am Rhein", ein wissenschaftliches,<br />
beson<strong>der</strong>s für die gebildete Welt<br />
berechnetes Buch über Adolf Clarenbach<br />
herausgeben, da« zugleich einen wichtigen<br />
Beitrag zur Frühgeschichte <strong>der</strong> Reformation<br />
am Rhein bilden wird. Es wird die« Werk<br />
nicht nur die bisherigen Forschungen über den<br />
Märtyrer, wie sie beson<strong>der</strong>s durch Karl Krafft<br />
gemacht worden sind, zusammenfassend in ihrem<br />
Ergebnis darstellen, son<strong>der</strong>n auch die neueren<br />
Resultate <strong>der</strong> historischen Beschäftigung mit<br />
Clarenbach verwerten und seine Gestalt in<br />
einen weiter gespannten Rahmen stellen. Beson<strong>der</strong>s<br />
wird, wie wir hören, Wert darauf gelegt,<br />
die geiste«gcschichtliche Stellung Clärenbachs<br />
in seiner Zeit und inmitten seiner<br />
Freunde fester und klarer zu umschreiben. In<br />
dem Werk von Klugkist-Hesse, Elberfeld, wird<br />
die Zeitepoche Clarenbachs eine umfassende,<br />
mit historischem Apparat und Nachweis <strong>der</strong><br />
Quellen versehene Darstellung finden. Wir<br />
haben Ursache, uns des Erscheinens von zwei<br />
historischen größeren Arbeiten zu freuen, mit<br />
denen das Clarenbachjahr in <strong>der</strong> rheinischen<br />
Geschichte ausgezeichnet wird.<br />
^Monatshefte für die Rheinisch« <strong>Kirche</strong>n-<br />
W .qeschichle<br />
>Äus dem Inhalt des Juni-Heftes:<br />
>R. Dressing: Zur Geschichte <strong>der</strong> lutherischen<br />
Gemeinde in Iülich.<br />
Aus dem Inhalt<br />
Zehn Jahre Friedensdiktat.<br />
Die Ruhrprovinz und die Aufjubln unserer Kirch«.<br />
Die evangelische Landeokirche Preußen« zum Konkordat.<br />
Nruoerhilfe in Oesterreich. (Pfarrer Lohmann.)<br />
Die feiernde Gemeinde. Eine Frühlinffsfeier.<br />
Singefreizeit ln einer nie<strong>der</strong>rheinischen Diaspora.<br />
Gin« wichtige, grundsätzlich« gerichtliche Entscheidung.<br />
Erste Arbeitstagung für evangelisches Volks« und<br />
Nüchereiwesen.<br />
Die 22. Hauptversammlung de« Reformierten Bunde«<br />
zu Nenthelm.<br />
Freizeit <strong>der</strong> evangelischen Arbeitervereln» ln Kaiserswerth.<br />
Führertngung de« Deutschen <strong>Evangelische</strong>n Volksbund««<br />
in Velbert.<br />
Die hun<strong>der</strong>tste Mitglie<strong>der</strong>versammlung <strong>der</strong> Rheinisch.<br />
Westfälischen Gefängnisgesellschaft.<br />
Flaggen um Fronle!chnam««»ge.<br />
Die Vereinigung <strong>Evangelische</strong>r<br />
!m <strong>Rheinland</strong>.<br />
Gemeindevertreterinnen<br />
Nachrichten au« dem Ntelanchthonbund.<br />
Umschau.<br />
Da« Arbeiistelegramm.<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschlchtllche<br />
lischer Zeitschriften.<br />
Bibliographie rheinischer, evnng».<br />
Au« dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong>.<br />
Tagungen und Kongresse.<br />
Essener Druckerei Gemeinwohl G. m. b. H. Essen, Kaninenbergstraße
<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
Eine monatliche Umschau über Arbeiten und Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Prooinzialkirche<br />
Begründet und herausgegeben von Pfarrer L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n Preßoerbandes für <strong>Rheinland</strong><br />
Verantwortlich: Preßgesetzlich <strong>der</strong> Herausgeber > Für die Ginzelaufsätze die Verfasser » Als Manuskript gedruckt<br />
sen » 4929 Juli VI » Kummer 7<br />
^^n seiner letzten Ilummer hat das<br />
^^„<strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong>" ein großes<br />
Wagnis unternommen. Mit dem Aufsatz<br />
über „2 ie Ruhrprovinz und die<br />
Aufgaben unserer <strong>Kirche</strong>" hat es<br />
ein Signal geblasen, das wohl alle Kundigen<br />
aufhorchen ließ. Denn das Schicksal<br />
und die Zukunft <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />
<strong>im</strong> rheinisch-westfälischen Industriegebiet —<br />
das ist ein Thema von einer I^ebermächtigkeit<br />
an I^msang nicht nur, son<strong>der</strong>n auch an<br />
Verantwortung, daß sich wohl um deswillen<br />
bis heute noch niemand ernstlich herangewagt<br />
hat. WaS hier für die <strong>Kirche</strong> auf<br />
dem Spiele steht, hat <strong>der</strong> Aufsatz treffend<br />
gekennzeichnet.<br />
Wohl ist die <strong>Kirche</strong> hier auf dem Plane gewesen;<br />
sie hat sogar in Anbetracht <strong>der</strong> ihr<br />
zur Verfügung stehenden Mittel und Möglichkeiten<br />
Erstaunliches geschaffen. Wo so<br />
viel Neues entsteht, wo so viel Leben und<br />
Bewegung ist, soviel Nagemut und llnternehmungslust<br />
sich betätigt, da kommt das<br />
alles glücklicherweise auch <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zugute.<br />
Sie profitiert sozusagen mit davon. Nichtsdestoweniger<br />
muß klar und ohne Umschweife<br />
gesagt weiden, daß wir weit<br />
davon entfernt sind, die Verhältnisse<br />
zu meistern und den<br />
Aufgaben gerecht zu werden.<br />
Die bisherigen Mittel, die materiellen wie<br />
die geistigen, reichen nicht aus, den Bestand<br />
von heute zu sichern.<br />
Was die übliche kirchliche Berichterstattung<br />
auf Synoden und in den kirchlichen Nattern<br />
erfaßt, ist an <strong>der</strong> Oberfläche abgegriffen<br />
und besagt ganz wenig. Da mag es<br />
lvohl den Anschein gewinnen, als ob es<br />
hier <strong>im</strong> Industriegebiet nicht viel an<strong>der</strong>s zuginge<br />
als in ruhigen, ländlichen Bezirken,<br />
wo alles Jahrzehnte und länger an seiner<br />
Stelle bleibt. Aber ungeheure Wandlungen<br />
gehen fortwährend vor sich, oft kaum, oft<br />
überhaupt nicht bemerkt, unter <strong>der</strong> kirchlichen<br />
Oberfläche. Scheinbar berühren sie<br />
das kirchliche Leben nicht. Denn sie vollziehen<br />
sich auf an<strong>der</strong>en Gebieten. Zechen<br />
werden stillgelegt, weil sich <strong>der</strong> Abbau <strong>der</strong><br />
Evangelisch-kirchliche Belange <strong>im</strong> Industriegebiet<br />
geringwertigeren Kohle nicht mehr lohnt,<br />
o<strong>der</strong> <strong>im</strong> Zuge <strong>der</strong> fortschreitenden Konzernierung,<br />
um die VeteiligungSziffer auf eine<br />
an<strong>der</strong>e, lukrativer arbeitende Zeche zu übertragen.<br />
Die großen Werke <strong>der</strong> Schwerindustrie<br />
wan<strong>der</strong>n ab zum Rhein, um sich die<br />
Vorteile des billigen Wassertransportes zu<br />
sichern; kleinere Werke, die <strong>im</strong> Schatten <strong>der</strong><br />
großen lebten, geraten in Schwierigkeiten,<br />
siechen dahin, werden schließlich von größeren<br />
ausgesogen und stillgelegt. ILnd wo<br />
Bergbau und Industrie Fuß fassen, verän<strong>der</strong>n<br />
sie das Gesicht des Landes, daß man<br />
es nicht wie<strong>der</strong>erkennt. Industrielle Anlagen,<br />
Siedlungen, Warenhäuser, Kinos<br />
wachsen nur so aus dem Boden. So ifi<br />
alles dauernd <strong>im</strong> Fluß.<br />
Nichts kann an den Darlegungen des<br />
»<strong>Evangelische</strong>n <strong>Rheinland</strong>s" so überzeugend<br />
wirken, als die beigegebene Karte, die in den<br />
einzelnen Distrikten <strong>der</strong> Rheinprovinz die<br />
Hahl <strong>der</strong> Pfarrer <strong>der</strong> ihnen anvertrauten<br />
Gemeindeglie<strong>der</strong> gegenüberstellt. Sie zeigt<br />
deutlich, was für Verhältnisse auf kirchlichem<br />
Gebiete unter dem dauernden Zuzug<br />
und <strong>der</strong> Stauung <strong>der</strong> Menschenmassen <strong>im</strong><br />
rheinisch-westfälischen Industriegebiet entstanden<br />
sind, und in wie grellem Kontrast<br />
die kirchliche Betreuung dieser Massen steht<br />
zu <strong>der</strong> Versorgung in an<strong>der</strong>en Teilen <strong>der</strong><br />
Provinz. Die innere und äußere Struktur<br />
<strong>der</strong> Gemeinden hier und dort ist eine so völlig<br />
verschiedene, daß <strong>der</strong> Aufsatz m. E.<br />
mit Recht auf die Unmöglichkeit einer Verwaltung<br />
nach einheitlichen Massen und Gesichtspunkten<br />
hier wie dort hingewiesen hat.<br />
Wir haben <strong>im</strong> Industriegebiet Gemeinden<br />
mit zwanzig und mehr Pastoren. Wir<br />
haben Vorortgemeinden vor großen Städten,<br />
die mehr Gemeindeglie<strong>der</strong> haben als<br />
ganze Synoden <strong>im</strong> Süden <strong>der</strong> Provinz,<br />
aber voneinem einzigen Pfarrer<br />
versorgt weiden. Es liegt doch<br />
nicht so, daß in den Riesengemeinden des<br />
Industriegebietes in <strong>der</strong> kirchlichen Versorgung<br />
ebendasselbe zu leisten wäre, was<br />
auch kleine, ländliche Gemeinden erfor<strong>der</strong>n,<br />
nur alles in größerem Maßstabe. Die total<br />
verschiedene Struktur <strong>der</strong> Gemeinde for<strong>der</strong>t<br />
eine Differenzierung in <strong>der</strong> inneren und<br />
äußeren Versorgung, die nicht gering ist.<br />
Die Amtsführung des Pfarrers ist in einer<br />
großen Industriegemeinde, wohl gar noch<br />
mit stark wechseln<strong>der</strong> Bevölkerung, eine völlig<br />
an<strong>der</strong>e, als in einer kleinen, übersichtlichen<br />
Landgemeinde, die ihren Bestand<br />
kaum verän<strong>der</strong>t. Gefühlsgründe mögen dagegen<br />
sprechen, aber die völlig verschieden<br />
gearteten Verhältnisse weiden es erzwingen,<br />
daß sowohl in <strong>der</strong> Rheinprovinz als auch<br />
in Westfalen das Industriegebiet mit seinem<br />
eigenen Charakter und seinen beson<strong>der</strong>en<br />
Bedürfnissen ausgeschieden und zu einem<br />
kirchlichen Verwaltungsgebiet für sich gemacht<br />
wird.<br />
Die Fiktion, als ob die kirchliche<br />
Verwaltung so verschieden<br />
gearteter Gemeinden, die<br />
kaum mehr als den NamenGemeinde<br />
gemeinsam haben, sich<br />
mit denselben Maßnahmen<br />
und Verordnungen führen<br />
ließe, wird sich nicht mehr<br />
lange aufrecht erhalten lassen.<br />
Wir brauchen in den Industriegemeinden<br />
eine Behörde, die ihre Verwaltungsmaßnahmen<br />
den Verhältnissen, dem starken<br />
Fluß <strong>der</strong> Dinge hier <strong>im</strong> Lande anpaßt. Mit<br />
allgemeinen Verordnungen, die so allgemein<br />
sind, daß sie für die kleinste Landgemeinde<br />
und eine Riesenindustriegemeinde passen, ist<br />
uns nicht gedient. Die Blutleere, die Beschränkung<br />
auf die rein regulierende, formale<br />
Verwaltung, <strong>der</strong> Schein eines Reg<strong>im</strong>entes,<br />
das doch in Wirklichkeit keins ist,<br />
weil man dem lebendigen Fortschritt <strong>der</strong><br />
Entwicklung mit seinen Verwaltungsmaßnahmen<br />
überhaupt nur mühevoll nachkommt<br />
— das sind Erscheinungen, die auf<br />
eine Aen<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> kirchlichen Verwaltung<br />
drängen. Wir ertragen es auf die<br />
Dauer nicht, daß <strong>der</strong> Generalstab so weit<br />
von <strong>der</strong> Front entfernt ist. Wir müssen eine<br />
kirchliche Behörde haben, die hier in unserer<br />
Luft lebt, die mit dem Leben hier in unseren<br />
Gemeinden in ständiger Fühlung und<br />
93
dadurch befähigt ist, nicht nur zu regulieren,<br />
son<strong>der</strong>n die Gemeinden zu leiten und ihren<br />
Bedürfnissen auch von Verwaltungswegen<br />
gerecht zu werden. Die <strong>Kirche</strong>nbehörde muß<br />
den Gemeinden so nahe sein, daß sie weiß,<br />
was in ihnen vorgeht. Berichte, Statistiken,<br />
Haushaltspläne und dgl. mögen zur Verwaltung<br />
ausreichen, wenn eS sich um kleine,<br />
übersichtliche, wechsellose Gemeinden handelt.<br />
Unsere Induslriegemeinden bedürfen<br />
einer viel intensiveren Betreuung; dafür<br />
stehen die Regeln und Verordnungen noch<br />
nicht alle fest, son<strong>der</strong>n hier will das Angemessene<br />
erst noch <strong>im</strong> Austausch und Ausgleich<br />
von Erfahrungen, die nur hier zu<br />
machen sind, gefunden sein, Und dieses „Angemessene"<br />
wird nur dann wirklich angemessen<br />
sein, wenn es beweglich ist, wenn es<br />
dem Fluß <strong>der</strong> Dinge, dem Leben und Fortschritt<br />
sich anpaßt. Steife Bürokraten werden<br />
hier nicht am Platze sein.<br />
Nie wenig es angebracht ist, sich bildende,<br />
noch nicht hinreichend konsolidierte, traditionslose<br />
„Gemeinden" sich selbst, ihren Zufallsmehrheiten<br />
o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Willkür mancher<br />
Pastoren zu überlassen, dafür ließen<br />
sich drastische Beispiele genug anführen. Ein<br />
junger Kollege erzählte, daß sein Vorgänger,<br />
<strong>der</strong> Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinde, ein För<strong>der</strong>er<br />
des Blauen Kreuzes gewesen sei, und<br />
daß er als Gemeinde eigentlich nur einen<br />
Blaukreuzverein vorgefunden habe; als er<br />
sich diesem versagt hätte, hätte er vor dem<br />
Nichts gestanden und von Grund auf erst<br />
eine Gemeinde sammeln müssen. Es gibt<br />
Gemeinden, die man nur als ein Konglomerat<br />
von Vereinen bezeichnen kann; außer<br />
den Vereinen ist kaum jemand da, <strong>der</strong> sich<br />
am kirchlichen Leben beteiligt. In einer Gemeinde<br />
ringen schon seit langer Zeit <strong>der</strong><br />
Arbeiterverein und <strong>der</strong> Iünglingsverein um<br />
die Sitze in den kirchlichen Körperschaften;<br />
alles, was sonst zur Gemeinde zählt, hält<br />
sich fern. Es gäbe ein buntes Bild, wollte<br />
man die inneren Zustände so vieler sich<br />
selbst und <strong>der</strong> Willkür einzelner überlassenen<br />
Gemeinden schil<strong>der</strong>n. Hier bedarf<br />
eS einer starken, mitden Verhältnissen<br />
wohl vertrauten<br />
Führungund einer dauernden,<br />
intensiven Betreuung, um<br />
solche t r a d i t i o n S l o se n Gebilde<br />
mehr und mehr zu wirklichen<br />
Gemeinden zu gestalten.<br />
<strong>Das</strong> sind nur einige Andeutungen, die<br />
eigentlich nur einen kleinen Ausschnitt nuS<br />
dem Komplex <strong>der</strong> bedeutungsvollen Anregung<br />
darstellen, die das „<strong>Evangelische</strong><br />
<strong>Rheinland</strong>" mit seinem Aufsatz gegeben hat.<br />
Es wäre aber dringend notwendig, zur Begründung<br />
des Anliegens den ganzen Um-<br />
fang all dessen, was hier auf dem Spiele<br />
steht und in Frage kommt, zu erforschen,<br />
um so ein Gesamtbild <strong>der</strong> Lage zu gewin«<br />
nen und <strong>der</strong> Einsicht Bahn zu brechen, daß<br />
die evangelische <strong>Kirche</strong> <strong>im</strong><br />
I n d u st r i e g e b i e t v o r einer einzigartigen<br />
Aufgabe steht, die<br />
tatsächlich neue Mittel und<br />
Wege erfor<strong>der</strong>t. Eö gibt da nach<br />
meiner Erfahrung nur einen einzigen Weg,<br />
<strong>der</strong> dem Ziele entgegenführt: Erfahrene,<br />
zielbewußte, mit unseren<br />
kirchlichen Verhältnissen<br />
vertraute, durch keine Amtsbindung<br />
in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> behin<strong>der</strong>te<br />
Männer müßten sich zusammenfinden,<br />
das Ziel klar<br />
ins Auge fassen, für eine umfassende<br />
und überzeugende Begründung<br />
ihrer Anliegen<br />
Sorge tragen, um durch diese<br />
Vorarbeit <strong>der</strong> Verwirklichung<br />
e n t g e g e n z u f ü h r e n , was zilm<br />
Heil undGedeihen <strong>der</strong> evangelischen<br />
Gemeinden <strong>im</strong> Industriegebiet<br />
vonnöten isi. Noch<br />
pulsiert hier Leben. Es ist mir nicht zweifelhaft,<br />
daß sich diese Männer finden werden,<br />
denn das starke Gemeindebewußtsein vergangener<br />
Zeiten ist am Nie<strong>der</strong>rhein noch<br />
nicht erloschen F.<br />
<strong>Das</strong> neue <strong>Kirche</strong>nsteuerrecht<br />
Von Pfarrer Harney, Düsseldorf, Vorsitzenden des Verbandes Nie<strong>der</strong>rheinisch-Westfälischer <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
l. Die Notverordnung.<br />
Am 3. Mai d. I. hat <strong>der</strong> Landtag ein Gesetz<br />
zur Aen<strong>der</strong>ung des <strong>Kirche</strong>nsteuerrechts<br />
<strong>der</strong> evangelischen Landeskirchen beschlossen,<br />
dessen Artikel I § 4 folgen<strong>der</strong>maßen lautet:<br />
<strong>Das</strong> Gesetz, betreffend die Erhebung von<br />
<strong>Kirche</strong>nsteuern in den <strong>Kirche</strong>ngemeinden und<br />
Parochialverbänden <strong>der</strong> evangelischen Landeskirche<br />
<strong>der</strong> älteren Provinzen, vom 44. Juli<br />
49(16 (Gesetzsamml. S. 27?) findet sinngemäß<br />
Anwendung auf <strong>Kirche</strong>nsteuern, die<br />
nach N^aßgabe <strong>der</strong> anliegenden Notverordnung<br />
des <strong>Kirche</strong>nsenats <strong>der</strong> evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> altpreußischen Union vom 28.<br />
September 4928 erhoben werden.<br />
Artikel II best<strong>im</strong>mt:<br />
Verordnungen <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nregierungen über<br />
Aen<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Tarifsätze <strong>der</strong> Einkommen«<br />
sieuer bedürfen <strong>der</strong> Genehmigung des für<br />
kirchliche Angelegenheiten zuständigen Ministers<br />
und des Finanzministers.<br />
Die in Artikel I tz 4 aufgeführte Notverordnung<br />
zur Aen<strong>der</strong>ung des <strong>Kirche</strong>nsteuerrechts<br />
vom 28. September 4928 lautet folgen<strong>der</strong>maßen:<br />
Auf Grund des Artikels 426 Abs. 2 Ziff. «<br />
<strong>der</strong> VerfassungSurkunde für die <strong>Evangelische</strong><br />
<strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> altpreußischen Union wird<br />
für die zum preußischen Staatsgebiet gehörigen<br />
Teile <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> altpreußischen<br />
Union verordnet, was folgt:<br />
Artikel I.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Kirche</strong>ngesetz, betreffend die Erhebung<br />
von <strong>Kirche</strong>nsteuern in den <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
und Parochialverbänden <strong>der</strong> evangelischen<br />
Landeskirche <strong>der</strong> älteren Provinzen, vom<br />
26. Mai 4905 (Kirchl. Ges.- u. Verordnungsbl.<br />
S. 34) wird wie folgt geän<strong>der</strong>t:<br />
Die <strong>Kirche</strong>ngemeinden können neben <strong>der</strong><br />
Einkommensteuer außer den Realsteuern<br />
auch die Reichsvermögenssteuer als Maßstab<br />
<strong>der</strong> Umlegung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuer benutzen.<br />
Zuschläge zur Einkommensteuer und zu den<br />
Realsteuern sind auf Zuschläge zur Reichs«<br />
Vermögenssteuer anzurechnen.<br />
Bei Gesellschaftern einer offenen Handelsgesellschaft<br />
o<strong>der</strong> Kommanditgesellschaft ist<br />
auch ein ihrem Anteil am Gesellschaftsvermögen<br />
entsprechen<strong>der</strong> Bruchteil <strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />
Gesellschaft zu entrichtenden Reichsvermögenssteuer<br />
für die Berechnung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuerzuschläge<br />
zugrunde zu legen.<br />
H 4 des <strong>Kirche</strong>nsteuergesetzes findet auf die<br />
Heranziehung nach <strong>der</strong> Reichsvermögens«<br />
steuer sinngemäß Anwendung.<br />
§2.<br />
Die Tarifsätze des H 65 des Einkommensteuergesetzes<br />
vom 40. August 4925 (Reichsgesetzbl.<br />
I S. 489) können für die Benutzung<br />
als Maßstab <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuer durch Ver»<br />
ordnung des <strong>Kirche</strong>nsenats geän<strong>der</strong>t werden.<br />
§3.<br />
Wenn die <strong>Kirche</strong>ngemeinden von ihrer Befugnis<br />
zur Heranziehung <strong>der</strong> Realsteuern<br />
Gebrauch machen, so können sie die Heranziehung<br />
aller o<strong>der</strong> einzelner dieser Steuern<br />
auch mit einem höheren o<strong>der</strong> einem niedrigeren<br />
Hun<strong>der</strong>tsatz als dem <strong>der</strong> Zuschläge<br />
zur Einkommensteuer beschließen.<br />
§4-<br />
Die <strong>Kirche</strong>ngemeinden können neben Zuschlägen<br />
zu den in tz 4 dieser Verordnung<br />
bezeichneten Steuern ein gleiches o<strong>der</strong> ge»<br />
staffeltes Kirchgeld als <strong>Kirche</strong>nsteuer er»<br />
heben.<br />
§6.<br />
tz 7 Abs. 2 des <strong>Kirche</strong>nsteuergesetzes (Kir,<br />
chensieuerfreiheit <strong>der</strong> Geistlichen und <strong>Kirche</strong>nbeamten<br />
hinsichtlich ihres Diensteinkom»
menS, ihres Ruhegehalts und ihrer Hinterbliebenenbezüge)<br />
wird aufgehoben.<br />
Artikel II.<br />
Artikel I § 3 dieser Notverordnung tritt<br />
mit Wirkung vom 4. April 4928 ab in<br />
Kraft; die übrigen Best<strong>im</strong>mungen treten<br />
am 4. April 4929 in Kraft,<br />
l<strong>im</strong> Mißverständnissen vorzubeugen, bemerken<br />
wir von vornherein, daß die Notverordnung<br />
allerdings mit dem 4. April 4929,<br />
ja bezüglich <strong>der</strong> Realsteuer sogar mit dem<br />
4. April 4928 in Kraft gesetzt ist. Da es<br />
sich aber um Kannvorschriften, nicht um<br />
Mußvorschriften, handelt, besteht kein Hin<strong>der</strong>nis,<br />
die Best<strong>im</strong>mungen dieser Notverordnung<br />
erst mit dem nächsten Steuerjahr zur<br />
Auswirkung kommen zu lassen. Dies ist<br />
um so selbstverständlicher, als einerseits für<br />
die Durchführung <strong>der</strong> Notverordnung noch<br />
Richtlinien vom <strong>Evangelische</strong>n Oberkirchenrat<br />
gegeben werden müssen, die bis heute<br />
nicht erschienen sind, und als an<strong>der</strong>erseits<br />
viele <strong>Kirche</strong>ngemeinden ihre Steuerbeschlüsse<br />
für das Rechnungsjahr 4929 auf <strong>der</strong> alten<br />
Grundlage schon beschlossen haben und ohne<br />
Gefährdung ihrer Wirtschaft nicht plötzlich<br />
eine radikale Umstellung, <strong>der</strong>en Auswirkung<br />
nicht ganz übersehen werden kann, vorzunehmen<br />
in <strong>der</strong> Lage sind.<br />
II. Erläuterung <strong>der</strong> Notverordnung.<br />
Dies vorausgeschickt, geben wir nachstehend<br />
eine Erläuterung <strong>der</strong> neuen Best<strong>im</strong>mungen,<br />
die von einschneidcnster Bedeutung sind.<br />
Artikel I tz 4 bringt neu die Möglichkeit<br />
<strong>der</strong> Heranziehung <strong>der</strong> Reichsvermögenssteuer<br />
als Maßstab <strong>der</strong> Umlegung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuer.<br />
Künftighin können also für die Erhebung<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuer nutzbar gemacht<br />
werden: Reichseinkommensteuer, Realsteuer,<br />
Reichsvermögenssteuer. Die Heranziehung<br />
<strong>der</strong> Reichsvermögenssteuer darf allerdings<br />
nicht zu einer doppelten Belastung dieser<br />
Steuerquellen führen. Aus diesem Grunde<br />
sind Zuschläge zur Einkommensteuer und<br />
zur Realsteuer auf Zuschläge <strong>der</strong> Reichsvermögenssteuer<br />
anzurechnen.<br />
Wesentlich ist, daß auch bei Gesellschaftern<br />
einer offenen Handelsgesellschaft o<strong>der</strong> Kommanditgesellschaft<br />
ein ihrem Anteil am Gesellschaftsoermögen<br />
entsprechen<strong>der</strong> Bruchteil<br />
<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Gesellschaft zu entrichtenden<br />
Reichsvermögenssteuer für die Berechnung<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuerzuschläge zugrunde zu legen<br />
ist. <strong>Das</strong> war bisher nicht möglich.<br />
Ungleich wichtiger als <strong>der</strong> H 4 sind die folgenden<br />
Paragraphen. H 2 bedeutet, daß bei<br />
den hohen Steuerzahlern künftighin nicht<br />
mehr die von ihnen zu entrichtende gesamte<br />
Reichseinkommensteuer für die <strong>Kirche</strong>nsteuer<br />
nutzbar gemacht werden soll, son<strong>der</strong>n daß,<br />
wie man es genannt hat, eine Kappung <strong>der</strong><br />
Beträge eintreten soll. Während die Reichseinkommensteuer<br />
bis 40 Prozent des Einkommens<br />
steigt, und bisher auch dementsprechend<br />
für die <strong>Kirche</strong>nsteuer zugrunde<br />
gelegt wurde, soll künftighin bei einem niedrigeren<br />
Prozentsatz halt gemacht werden,<br />
so daß vielleicht nur 30 Prozent des Einkommens<br />
kirchensteuerlich erfaßt werden<br />
können. Hierüber muß <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong><br />
Qberkirchenrat noch genaue Best<strong>im</strong>mungen<br />
erlassen. Es erübrigt sich, zu bemerken, daß<br />
es für unsere westlichen Gemeinden, die nur<br />
auf <strong>Kirche</strong>nsteuer die Befriedigung ihrer Bedürfnisse<br />
aufbauen können, fast eine Lebensfrage<br />
ist, bei welchem Prozentsatz <strong>der</strong><br />
Reichseinkommensteuer <strong>der</strong> Schnitt gemacht<br />
wird.<br />
<strong>Das</strong> sagen wir trotz des § 4, <strong>der</strong> den <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
neu das Recht einräumt, ein<br />
gleiches o<strong>der</strong> gestaffeltes Kirchgeld als <strong>Kirche</strong>nsteuer<br />
zu erheben. Dieses Kirchgeld ist<br />
so gedacht, daß jedes Gemeindeglied, welches<br />
Einkommen hat, ganz gleich, ob es reichseinkommensteuerpflichtig<br />
ist o<strong>der</strong> nicht, einen<br />
geringen Beitrag von, sagen wir, 2—40<br />
Mark zu zahlen hat. Wenn auch dieses<br />
Kirchgeld künftighin auf Grund dieser Notverordnung<br />
beitreibbar ist, so ist aber noch<br />
nicht entschieden, ob einerseits die entsprechenden<br />
Mehrkosten in <strong>der</strong> Verwaltung<br />
des Kirchgeldes die Beitreibung lohnen, und<br />
auch an<strong>der</strong>erseits in den allermeisten Fällen<br />
die Beitreibung dadurch illusorisch gemacht<br />
ist, daß die Grenze für die Lohnbeschlaanähme<br />
von 430 auf 495 Mark monatliches<br />
Einkommen heraufgesetzt worden ist. Wenn<br />
diese Best<strong>im</strong>mung auch be<strong>im</strong> Kirchgeld Anwendung<br />
findet, kann das tatsächliche Aufkommen<br />
an Kirchgeld sehr stark vermin<strong>der</strong>t<br />
werden, da viele Iensiten in <strong>der</strong> arbeitenden<br />
Bevölkerung auch bei <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuer die<br />
Beschlagnahme be<strong>im</strong> Lohn abwarten. Eine<br />
klare Entscheidung ist hierüber noch nicht<br />
ergangen. Die Frage wird zur Zeit geprüft,<br />
tz 3 ist für alle Gemeinden wichtig, die die<br />
Realsteuer bei <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuer heranziehen.<br />
Sie können bei den Nealsteuern<br />
einen höheren o<strong>der</strong> niedrigeren Hun<strong>der</strong>tsatz<br />
als bei den Zuschlägen zur Reichseinkommensteuer<br />
in Anwendung bringen. Damit<br />
hat die Rechtslage eine dringend notwendige<br />
Klärung erfahren. Allerdings ist zu beachten,<br />
daß nach den uns gewordenen Mitteilungen,<br />
<strong>der</strong> bei den Realsteuern zur Anwendung<br />
kommende Hun<strong>der</strong>tsatz <strong>im</strong> allgemeinen<br />
nicht über das Dreifache des bei <strong>der</strong> Reichseinkommensteuer<br />
beschlossenen Hun<strong>der</strong>tsatzeS<br />
hinausgehen darf. <strong>Das</strong> kann nur in ganz<br />
beson<strong>der</strong>en Fällen geschehen und benötigt die<br />
Genehmigung des Ministers,<br />
tz S ermöglicht die Heranziehung <strong>der</strong> Geistlichen<br />
und <strong>Kirche</strong>nbeamten zur Zahlung <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>nsteuer. Diese Best<strong>im</strong>mung räumt<br />
mit einem Vorrecht auf, das vielfach angegriffen<br />
worden ist, wird aber finanziell<br />
keine sehr große Bedeutung gewinnen.<br />
III. Notverordnung und landeskirchliche<br />
Umlage.<br />
<strong>Das</strong> neue Gesetz bedeutet eine wesentliche<br />
Verschiebung <strong>der</strong> kirchensteuerlichen Grundlage;<br />
damit erhebt sich selbstverständlich die<br />
Frage, ob es möglich ist, die Umlage nach<br />
den bisherigen Grundsätzen weiter zu erheben,<br />
also nach dem Reichseinkommensteuersoll<br />
zu berechnen. An dieser Stelle sei erlaubt,<br />
eine allgemeine Bemerkung einzuschieben,<br />
die auch für die Verteilung <strong>der</strong> landeskirchlichen<br />
Umlage nicht ohne Bedeutung<br />
ist. Zweifellos geht heute das Bestreben<br />
dahin, auf <strong>der</strong> einen Seite die Gemeinden<br />
zu größeren Selbstleistungen zu nötigen, auf<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite aber ihren Steuerprozentsatz<br />
möglichst niedrig zu halten. <strong>Das</strong><br />
geht nur, wenn das Reichseinkommensteuersoll<br />
möglichst hoch angenommen wird. Geschieht<br />
dies, so senkt sich allerdings <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuerprozentsatz,<br />
gleichzeitig aber steigt<br />
das Reicheinkommensteuersoll, was bedeutet,<br />
daß <strong>der</strong> auf die betreffende Gemeinde entfallende<br />
Anteil an <strong>der</strong> landeskirchlichen Umlage<br />
ansteigt. Dabei ist es nun nicht ausgeschlossen,<br />
daß das tatsächliche Aufkommen<br />
an <strong>Kirche</strong>nsteuer, also das <strong>Kirche</strong>nsteuerist,<br />
zu dem auf Grund des Reichseinkommensteuersolls<br />
aufgenomenen <strong>Kirche</strong>nsteuersollb<br />
in einem starken 3?lißverhältn>ö sieht, das<br />
auch durch einen einkalkulierten Ausfall an<br />
<strong>Kirche</strong>nsteuer, weil zu günstig angenommen,<br />
nicht weit gemacht wird. Zum wenigsten<br />
ist mir mitgeteilt worden, daß in Gemeinden<br />
Steuerauöfälle bis 50 Prozent vorgekommen<br />
seien. Es liegt auf <strong>der</strong> Hand, daß,<br />
wenn 25 Prozent Ausfall vorgesehen waren,<br />
ein ungedecktes Defizit von weiteren<br />
25 Prozent entstehen muß. Gerade das<br />
Mißverhältnis, das zwischen geschätztem<br />
und tatsächlichem Aufkommen eintreten<br />
kann, ist unter Umständen von verhängnisvollster<br />
Bedeutung, beson<strong>der</strong>s dann,<br />
wenn die wirtschaftliche Konjunktur eine<br />
rückläufige ist, womit wir <strong>im</strong> Westen <strong>im</strong>mer<br />
rechnen müssen. Von einem Jahr aufs<br />
an<strong>der</strong>e können die finanziellen Verhältnisse<br />
einer Gemeinde sich wie Tag und Nacht<br />
geän<strong>der</strong>t haben.<br />
Da also jetzt eine Verschiebung <strong>der</strong> kirchensieuerlichen<br />
Grundlage eingetreten ist, muß<br />
die Frage gestellt werden, ob nicht <strong>der</strong> Zeitpunkt<br />
da ist, <strong>der</strong> gebieterisch eine neue<br />
Schlüfselverteilung <strong>der</strong> Umlage for<strong>der</strong>t.<br />
Wie soll die Landeskirche zu ihren Mitteln<br />
kommen? Vorschläge, wie es gemacht werden<br />
soll, sind mir als Vorsitzen<strong>der</strong> des Verbandes<br />
Nie<strong>der</strong>rheinisch-Westfälischer Kir-<br />
Sind die Zeiten schrecklich — so bleibt Gott Meister <strong>der</strong> Zeiten<br />
Lavater<br />
95
chengemeinden von einer großen Anzahl von<br />
Gemeinden zugegangen. Obenan steht dabei<br />
die Anregung <strong>der</strong> Kölner Kirchmeistervereinigung,<br />
die Umlage nach <strong>der</strong> Seelenzahl<br />
zu regeln. Ich muß gestehen, daß ich<br />
alle Vorschläge mir ernsthaft angesehen<br />
habe, bis jetzt aber unter ihnen noch nicht<br />
die Lösung <strong>der</strong> Schwierigkeiten habe finden<br />
können. Aus <strong>der</strong> Fülle von Anregungen<br />
seien einige nachstehend wie<strong>der</strong>gegeben:<br />
Soll man darauf dringen, daß die Landeskirche<br />
nach dem Beispiel <strong>der</strong> süddeutschen<br />
Staaten Baden, Württemberg und Bayern<br />
eine LandcSkirchensteuer erhebt? In Süddeutschland<br />
ist man damit durchaus zufrieden,<br />
aber man darf sich nicht verhehlen,<br />
daß es etwas an<strong>der</strong>es ist, eine seit langem<br />
eingebürgerte Steuer einfach weiter laufen<br />
zu lassen, und etwas an<strong>der</strong>es, sie neueinzuführen.<br />
Auch ist <strong>der</strong> süddeutsche Charakter<br />
des Menschen an<strong>der</strong>s als <strong>der</strong> Charakter<br />
<strong>der</strong>er, die zur evangelischen <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> altpreußischen<br />
Union zählen. Es sei nur nebenbei<br />
bemerkt, daß man in Thüringen mit<br />
einer Art Landeskirchensteuer, die vor nicht<br />
allzu langer Zeit eingeführt wurde, wenig<br />
ermutigende Erfahrungen gemacht hat.<br />
Soll man auf das Kirchgeld zugreifen?<br />
<strong>Das</strong> ist sehr schwierig, weil nämlich das<br />
Kirchgeld nicht überall zwangsweise eingeführt<br />
wird, weil man zum an<strong>der</strong>en des<br />
tatsächlichen Aufkommens aus ihm nicht<br />
sicher ist, und weil es zum dritten für viele<br />
Gemeinden einfach notwendig ist, um den<br />
örtlichen Bedürfnissen aufzuhelfen.<br />
Soll man die Umlage nach <strong>der</strong> Seelenzahl<br />
<strong>der</strong> einzelnen <strong>Kirche</strong>nprovinzen und Gemeinden<br />
best<strong>im</strong>men? So einfach geht das nicht.<br />
Die Provinz Ostpreußen hat an Umlage<br />
aufzubringen rund 600 000 Mark. Angehörige<br />
<strong>der</strong> Landeskirche zählt sie rund<br />
4 800 000. <strong>Das</strong> würde bedeuten, Steigerung<br />
<strong>der</strong> Umlage um 200 Prozent, auf das<br />
dreifache <strong>der</strong> gegenwärtigen Leistung. Pommern<br />
bringt heute 900 000 Mark, Angehörige<br />
<strong>der</strong> Landeskirche hat es 4 760 000, auch<br />
dort würde die Mehranfor<strong>der</strong>ung ganz erheblich<br />
sein. Brandenburg-Berlin mit zusammen<br />
5 400 000 <strong>Kirche</strong>nmitglie<strong>der</strong>n bringt<br />
jetzt 8 300 000 Mark auf, würde also durch<br />
das neue Verfahren wesentlich entlastet.<br />
Auch das <strong>Rheinland</strong> mit 2 100 000 Einwohnern<br />
und gegenwärtiger Umlage von<br />
96<br />
3 480 000 Mark würde entlastet werden.<br />
Nun ist es aber keine Frage, daß die Einführung<br />
dieses Verteilungsschlüssels <strong>im</strong><br />
Osten außerordentliche Schwierigkeiten bereiten<br />
würde. Es ist einfach eine Tatsache,<br />
daß <strong>im</strong> Osten und Westen die geldlichen<br />
Verhältnisse nicht gleich gesetzt werden können.<br />
In den landwirtschaftlichen Gegenden<br />
ist das Geld nicht so flüssig, wie bei<br />
uns. Auch muß man gerechterweise erwähnen,<br />
daß die Landwirtschaft zur Zeit<br />
mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hat.<br />
Auch muß bemerkt werden, daß <strong>der</strong> Osten<br />
mit seinen Vermögenswerten bei <strong>der</strong> Pfarrbesoldung<br />
stark in Anspruch genommen<br />
wird. Man muß gerechterweise anerkennen,<br />
daß, wenn <strong>im</strong> Westen darüber geklagt wird,<br />
es würde von den örtlich erhobenen <strong>Kirche</strong>nsieue<strong>im</strong>itteln<br />
reichlich viel für die gesamte<br />
kirchliche Umlage in Anspruch genommen,<br />
<strong>im</strong> Osten es ähnlich schwer empfunden<br />
wird, wenn die Erträge aus Vermögen<br />
weniger für örtliche Bedürfnisse zur<br />
Verfügung stehen als früher. Im Endeffekt<br />
kommt es überall so ziemlich auf das<br />
gleiche heraus.<br />
Wie<strong>der</strong> eine an<strong>der</strong>e Frage ist es, ob ein Zugriff<br />
für die landeskirchliche Umlage auf die<br />
durch die Kappung freigelassenen Einnahmen<br />
möglich ist. Auch da bestehen erhebliche<br />
Bedenken.<br />
Heranziehung <strong>der</strong> Realsteuer? Sie ist<br />
vielleicht möglich, die Durchführung wäre<br />
zu prüfen. Bis jetzt hat man auf ihnen<br />
nicht aufgebaut, wenigstens nicht bei <strong>der</strong><br />
Generalverteilung. Bei <strong>der</strong> Unterverteilung<br />
konnte sie selbstverständlich berücksichtigt<br />
werden; ist auch wohl geschehen. Wie<strong>der</strong><br />
eine an<strong>der</strong>e Frage ist, ob man etwa einen<br />
Teil <strong>der</strong> landeskirchlichen Umlage nach <strong>der</strong><br />
Seelenzahl und einen Teil nach dem Reichseinkommensteuersoll<br />
aufbringen lassen kann.<br />
Eine beson<strong>der</strong>e Anregung ist von einer Gemeinde<br />
dahin ergangen, die Heranziehung<br />
zur landeskirchlichen Umlage mit dem in<br />
<strong>der</strong> Gemeinde zur Erhebung kommenden<br />
<strong>Kirche</strong>nsteuerprozentsatz in Beziehung zu<br />
setzen, und zwar in <strong>der</strong> Weise, daß für<br />
jeden Hun<strong>der</strong>tsatz <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuer, <strong>der</strong><br />
über 10 Prozent hinausgeht, ein Nachlaß<br />
von 0,2 Prozent an <strong>der</strong> Umlage gewährt<br />
wird. Ich fürchte, daß dieser Vorschlag<br />
das Verfahren stark kompliziert. Darauf<br />
darf man sich nicht einlassen. DaS Verfahren<br />
muß so einfach wie möglich gestaltet<br />
sein.<br />
Eine gewisse Erleichterung ist darin zu sehen,<br />
daß <strong>der</strong> dreijährige Durchschnitt des<br />
NeichSeinkommensieuersolls wie<strong>der</strong> als Maßstab<br />
eingeführt wird; <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> werden<br />
wir <strong>im</strong> nächsten Jahre dazu <strong>im</strong>stande sein.<br />
Immerhin ist dieser Weg nicht als ausreichende<br />
Lösung zu betrachten, da als feststehend<br />
angesehen werden muß, daß die<br />
Grundlage <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuererhebung verschoben<br />
worden ist.<br />
Es zeigt sich deutlich, daß es hier um ein<br />
äußerst verwickeltes Problem geht, und ich<br />
gestehe offen, daß, je langer ich über die<br />
Sache nachdenke, mir die Findung des richtigen<br />
Weges <strong>im</strong>mer schwerer wird. Selbstverständlich<br />
ist mir auch <strong>der</strong> Gedanke gekommen,<br />
ob wir bei <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> landeskirchlichen<br />
Umlage nicht tatsächlich gezwungen<br />
sind, einfach auf <strong>der</strong> wirklichen<br />
Ist-Einnahme je<strong>der</strong> Gemeinde, ganz gleichgültig,<br />
woher sie ihre Einnahmen hat, aufzubauen.<br />
Wenn ich diesen Weg nicht unbedingt<br />
empfehle, so liegt es daran, daß ich<br />
noch nicht die unbedingte Ueberzeugung gewonnen<br />
habe, daß die Einbringung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuermittel<br />
in je<strong>der</strong> Gemeinde mit <strong>der</strong><br />
gleichen Tatkraft verfolgt wird. Selbstverständlich<br />
können diese Fragen nicht in großen<br />
Versammlungen zur Lösung gebracht<br />
werden. Es müssen sich einzelne Männer,<br />
die vom Vertrauen getragen sind, zusammensetzen<br />
und beraten.<br />
Es ist keine angenehme Aufgabe, sich <strong>im</strong>mer<br />
wie<strong>der</strong> mit diesen äußeren Dingen beschäftigen<br />
zu müssen, und es kann leicht <strong>der</strong> Eindruck<br />
erweckt weiden, als vergäße man darüber<br />
die eigentlichen und wesentlichen<br />
Kräfte, aus denen heraus eine <strong>Kirche</strong> lebt.<br />
Aber auch diese äußeren Dinge sind notwendig;<br />
doch möchte ich ausdrücklich hinzufügen,<br />
daß man sich mit ihnen nicht befassen<br />
kann, wenn man nicht auch in sich<br />
den Glauben trägt an den Herrn <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>,<br />
dem beides gehört, Silber und Gold. Nur<br />
aus diesem Glauben gewinnt man die zuversichtliche<br />
Hoffnung, daß es uns vergönnt<br />
sein wird, auch die äußeren Schwierigkeiten<br />
zu überwinden. Insofern ist auch das Arbeiten<br />
in den Fragen des Geldes eine Arbeit<br />
<strong>im</strong> Glauben.<br />
Die Innere Mission an <strong>der</strong> Schwelle ihres neunten Jahrzehnts<br />
Direktor Pfarrer Liz. Ohl, Langenberg.<br />
n <strong>der</strong> Schwelle des 9. Jahrzehnts! Acht<br />
-Jahrzehnte liegen hinter uns. Im Juni<br />
1849 trat <strong>der</strong> Rheinische Provinzialausschuß<br />
für Innere Mission mit seiner ersten Tagung<br />
an die Öffentlichkeit, nachdem <strong>im</strong><br />
Oktober und November 1848, unter dem<br />
unmittelbaren Eindruck des Wittenberger<br />
<strong>Kirche</strong>ntages, das erste vorbereitende Ko-<br />
mitee zur Gründung eines Rheinischen<br />
ProoinzialausschusseS für Innere Misston<br />
sich gebildet hatte. Seitdem sind achtzig<br />
Jahre vergangen. Welch ein Wandel <strong>der</strong><br />
Zeit zwischen damals und heute.<br />
Vor achtzig Jahren war es wesentlich<br />
<strong>der</strong> Bonner Kreis, <strong>der</strong> die<br />
Arbeit trug; einzelne Freunde aus <strong>der</strong> Pro»<br />
vinz, die mit ihm überlegten und berieten.<br />
— Heute haben die Gedanken des Bonner<br />
Kreises sich die Provinz erobert. Die Arbeit<br />
liegt in Händen von vielen, vielen hin und<br />
her in <strong>der</strong> Provinz, rheinauf und rheinab,<br />
in Stadt und Land. Doch bleibt es uns<br />
Freude, jährlich uns wie<strong>der</strong> in Bonn treffen
zu dürfen und mit den Bonner Freunden zu<br />
überlegen und zu beraten.<br />
Welch ein Wandel zwischen dem Tag des<br />
25jährigenIubiläumS und heute:<br />
1874, <strong>der</strong> 25jährige Gedenklag! Im neugegründeten,<br />
siegbewußten Deutschen Reich.<br />
— Heute 4929 lasiet auf uns <strong>der</strong> Zusammenbruch<br />
und die Fron von Versailles.<br />
4874 das Jahr, da <strong>der</strong> Kulturkampf<br />
<strong>im</strong>mer schärfere Formen annahm. Damals<br />
sprach Bismarck <strong>im</strong> Herrenhaus: „Die<br />
katholische <strong>Kirche</strong> ist heute <strong>der</strong> Papst und<br />
niemand weiter als <strong>der</strong> Papst, und wenn<br />
Sie von den Rechten <strong>der</strong> katholischen <strong>Kirche</strong><br />
Löhe seinen Diakonissen. Was<br />
will ich? Dienen will ich. — Wem will<br />
ich dienen? Dem Herrn in seinen<br />
Elenden und Armen. — Und was ist<br />
mein Lohn? Ich diene we<strong>der</strong> um Lohn<br />
noch um Dank, son<strong>der</strong>n aus Dank<br />
und Liebe; mein Lohn ist, daß ich<br />
darf! — Und wenn ich dabei um-<br />
komme? Komme ich um, so komme<br />
ich um, sprach Esther, die doch Ihn<br />
nicht kannte, dem zu Liebe ich umkäme<br />
und <strong>der</strong> mich nicht umkommen läßt. —<br />
Und wenn ich dabei alt werde? So<br />
wird mein Herz grünen, wie ein Palm-<br />
baum, und <strong>der</strong> Herr wird mich sättigen<br />
mit Gnade und Erbarmen. Ich gehe<br />
mit Frieden und sorge nichts.<br />
sprechen, so würden Sie sich zutreffen<strong>der</strong><br />
ausdrücken, wenn Sie sagen: die Rechte des<br />
Papstes. Früher, vor dem Vatikanum,<br />
konnte man sich noch <strong>der</strong> Anschauung hingeben,<br />
wie sie bei <strong>der</strong> Herstellung <strong>der</strong> Verfassung<br />
vorgeschwebt hat, daß man die<br />
Rechte, die man <strong>der</strong> katholischen <strong>Kirche</strong> bewilligte,<br />
dem katholischen Preußen bewillige.<br />
Jetzt liegt zutage, daß dies ein Irrtum<br />
war. Wir konnten uns, vor dem Vatikanum,<br />
mit <strong>der</strong> Idee schmeicheln, daß<br />
wenigstens sechs o<strong>der</strong> acht preußische Untertanen<br />
— die Bischöfe nämlich — für Preußen<br />
die <strong>Kirche</strong> vertraten, <strong>der</strong> wir Rechte<br />
einräumten: Seit dem Vatikanum aber hat<br />
sich <strong>der</strong> Papst an die Stelle <strong>der</strong> Bischöfe<br />
gesetzt. Es ist kein Zweifel, die Bischöfe sind<br />
nur noch die Präfekten des Papstes." —<br />
Heute 4929 unterzeichnen drei Minister<br />
einen Vertrag mit dem römischen Stuhl,<br />
durch den die Geistesfreiheit <strong>der</strong> deutschen<br />
Katholiken letztlich ausgeliefert wird an die<br />
römische Kurie. Kein Katholik ist unter den<br />
Dreien. Keiner von ihnen wird je am eigenen<br />
Leibe spüren, was sie ihren katholischen<br />
Volksgenossen antun. Aber mit den deutschen<br />
Katholiken wird das deutsche Volk<br />
ausgeliefert an jede ultramontane Einflußnahme,<br />
die Rom für notwendig halten mag.<br />
4899, als <strong>der</strong> ProvinzialauSschuß sein 5 0 -<br />
jähriges Bestehen feierte, stand er<br />
auf <strong>der</strong> Höhe friedlicher, stetiger, fortschreiten<strong>der</strong>,<br />
gedeihlicher Entwicklung seiner<br />
Arbeit; in gesundem Wachstum konnte<br />
Arbeitsgebiet nach Arbeitsgebiet in Angriff<br />
genommen werden, in Ruhe vorbereitet<br />
und durchdacht und dann in<br />
die Tat umgesetzt werden. Die tragenden<br />
Kräfte in unserem Volk waren ungebrochen,<br />
willig und fähig, sich für die erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Aufgaben evangelischer LiebeStätigkeit<br />
gewinnen und werben zu lassen.<br />
4924, bei <strong>der</strong> Feier des 75jährigen<br />
Bestehens, standen wir vor dem absoluten<br />
Gegenbild <strong>der</strong> Zeit von 4899. 4924!:<br />
eben war die Inflation beendet. Der fast<br />
hoffnungslos dem Abgrund zutreibende<br />
Schicksalswagen unseres Volkes war noch<br />
einmal herumgerissen worden in allerletzter<br />
Stunde und höchster Not. Aber damit war<br />
er noch nicht wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> glatten, ebenen<br />
Straße. In früher unausdenkbare Tiefen<br />
des Elends und <strong>der</strong> Not war es hinabgegangen<br />
in rasendem Tempo. Jetzt setzte mühselig,<br />
mit fast erschöpfter Kraft das entsetzlich<br />
beschwerliche, langsame Mühen um den<br />
Aufstieg ein. Wie oft haben wir seitdem<br />
geglaubt, daß die Kräfte nicht mehr weiter<br />
reichen, haben gestöhnt unter <strong>der</strong> Last und<br />
mußten dennoch weiter. — Und die Last?<br />
<strong>Das</strong> Maß <strong>der</strong> Not war ins Unfaßbare gestiegen.<br />
Hatten wir doch zu Zeiten über<br />
fünfzehn Millionen unserer Volksgenossen,<br />
die ganz o<strong>der</strong> teilweise auf die Hilfe und<br />
Unterstützung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en angewiesen waren.<br />
Kräfte und Mittel dieser an<strong>der</strong>en aber<br />
waren fast völlig erschöpft und wurden,<br />
wenn sie sich eben zu erholen schienen, gleich<br />
von sechs bis sieben Seiten gleichzeitia in<br />
Anspruch genommen und aufgezehrt.<br />
So schweift unser Blick rückwärts über die<br />
acht Jahrzehnte, die hinter uns liegen. Es<br />
ist nicht unser Verdienst, daß wir noch da<br />
sind: es ist unfaßbar und ein Wun<strong>der</strong> vor<br />
unseren Augen, daß wir nicht garauö sind.<br />
Noch ließ uns Gott unser Leben, unsere<br />
Kraft und unsere Arbeit. Nie unsere Väter,<br />
so schulden wir sie unserm Volk und unserer<br />
<strong>Kirche</strong>. Wie unsere Väter wollen<br />
auch wir mit heißer Liebe und ernstem Willen<br />
unsere Aufgabe sehen und angreifen.<br />
Dazu gehört aber, daß wir wissen, wo wir<br />
stehen. Daß wir nicht nur zeitlich wissen,<br />
daß wir an <strong>der</strong> Schwelle des neunten Jahrzehnts<br />
stehen, son<strong>der</strong>n daß wir diese Zeit,<br />
ihre Bedingtheiten, ihre Fragen und ihre<br />
Nöte, ihren Besitz und ihr Verlangen, zutiefst<br />
erfassen und in ihnen und aus ihnen<br />
unsere Aufgabe erkennen: die Botschaft<br />
und den Auftrag, den<br />
wir gegenüber unserer Zeit<br />
haben.<br />
Wollen wir das aber, so müssen wir den<br />
letzten Zeitabschnitt, <strong>der</strong> hinter<br />
uns liegt, das achte Jahrzehnt,<br />
noch genauer ins Auge fassen. Es genügt ja<br />
fast, die Jahreszahlen zu nennen, die dieses<br />
achte Jahrzehnt umspannen: 4949 bis<br />
4929, um zu fühlen, daß sich hier Umgestaltungen<br />
vollzogen haben in einem Ausmaß<br />
und dazu in einem Tempo, wie sie<br />
früher oft in viel längerem Zeitraum nicht<br />
erreicht worden sind.<br />
Völlig verän<strong>der</strong>t stellt sich unS die Haltung<br />
des Staates dar sowohl <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> wie ihrer Liebestätigkeit gegenüber.<br />
Der Staat, dem eS eine selbstverständliche<br />
Pflicht war, in den entscheidenden sittlichen<br />
und oolköeizieherischen Fragen mit <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> zu gehen, ist abgelöst durch einen<br />
Staat, <strong>der</strong> die religiöse Neutralität auf<br />
seine Fahne geschrieben hat. Diese allgemeine<br />
Einstellung des Staates gegenüber<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> macht sich natürlich auch irgendwie<br />
geltend gegenüber <strong>der</strong> Inneren 33?ission<br />
und ihrem Ringen um ihre letzten Ziele,<br />
Volk und Staat mit den Kräften des<br />
Evangeliums zu durchdringen. Gerade<br />
unsere kirchliche Liebestätigkeit stößt oft<br />
schmerzlich auf den Wi<strong>der</strong>spruch, daß <strong>der</strong><br />
neue Staat die Freiheit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> vom<br />
Staat zum politischen Grundsatz erhoben<br />
hat — daß er aber an<strong>der</strong>erseits sie an unzählig<br />
vielen Stellen in ihrem freien Wirken<br />
hin<strong>der</strong>t, indem er die freiwillige Entfaltung<br />
ihrer Finanzkräfte hemmt durch die <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> obliegende Verpflichtung, für ihre<br />
finanziellen Maßnahmen die Genehmigung<br />
staatlicher Stellen einzuholen.<br />
Bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Notwendigkeiten<br />
solcher Maßnahmen sind natürlich staatliche<br />
Stellen leicht mitbest<strong>im</strong>mt und beeinflußt<br />
durch die Haltung des gegenwärtigen<br />
ersten Vertreters des Staates, <strong>der</strong> zuweilen<br />
so tut, als handele es sich bei <strong>der</strong> evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong> um eine Größe vergangener<br />
Tage, um die zu kümmern es in <strong>der</strong> Gegenwart<br />
sich kaum lohne. <strong>Das</strong> kam in tiefverletzen<strong>der</strong><br />
Form zum Ausdruck bei <strong>der</strong> Bearbeitung<br />
<strong>der</strong> Eingemeindungspläne.<br />
Unsere <strong>Kirche</strong> hat wie<strong>der</strong>holt auf<br />
Grund sehr ernster Verhandlungen an den<br />
jeweils maßgebenden und verantwortlichen<br />
Stellen darauf hingewiesen, welche ernsten<br />
kulturellen Werte auf dem Spiel standen<br />
bei <strong>der</strong> Erörterung <strong>der</strong> Eingemeindungspläne<br />
<strong>der</strong> Regierung. Wir hatten Gelegenheit,<br />
in diesem Zusammenhang hinzuweisen<br />
97
auf die Bedeutung dieser Kräfte für Wohlfahrtspflege<br />
und Liebestätigkeit. Aber man<br />
konnte nicht den Eindruck haben, als ob<br />
die maßgebenden Stellen auch nur die Spur<br />
des Willens und <strong>der</strong> Neigung gehabt hätten,<br />
sich einmal ernsthaft mit diesen kulturellen<br />
Fragen und ihrer Bedeutung auseinan<strong>der</strong>zusetzen.<br />
Für sie schien maßgebend entwe<strong>der</strong><br />
die politische St<strong>im</strong>menzahl, die <strong>der</strong><br />
einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Partei die Macht nahm<br />
o<strong>der</strong> gab; o<strong>der</strong> rein wirtschaftliche Fragen<br />
(übel denen man längst vergessen hat, daß<br />
<strong>der</strong> Mensch nicht vom Vrot allein lebt);<br />
o<strong>der</strong> es waren rein finanzielle Gründe maßgebend<br />
(um die Steuern tüchtiger Steuerzahler<br />
in den Großstadtsäckel hineinzuleiten).<br />
Daß das alles eine Rolle gespielt hat, daß<br />
man aber den religiösen Werten die in den<br />
durch die Jahrhun<strong>der</strong>te gewordenen und geprägten<br />
kirchlichen Gemeinschaftsbindungen<br />
ihren Ausdruck finden, keinerlei Beachtung<br />
schenkte und keinerlei Einfluß zugestand,<br />
zeigt die ganze Not, vor <strong>der</strong> wir stehen.<br />
In einem gewissen Gegensatz zu dieser allgemeinen<br />
Haltung des Staates gegenüber<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> steht merkwürdigerweise die Haltung<br />
<strong>der</strong> staatlichen Kreise, die mit <strong>der</strong><br />
Durchführung <strong>der</strong> Wohlfahrt Spflegerischen<br />
Aufgaben des<br />
Staates sich betraut wußten. Die<br />
St<strong>im</strong>mung, daß man „die paar Einrichtungen<br />
<strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege" entbehren<br />
könne, ist sehr vorübergehend gewesen. Der<br />
Staat hat sich davon überzeugt, daß er die<br />
Fülle <strong>der</strong> freien Kräfte, die in <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />
gegeben sind, für den Kampf<br />
wi<strong>der</strong> die Not einfach nicht entbehren kann.<br />
Denn die Zahl dieser Kräfte und dieser Einrichtungen<br />
und Anstalten <strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege<br />
überschritt um ein Vielfaches<br />
die Zahl <strong>der</strong> Kräfte und Einrichtungen, die<br />
von öffentlicher, staatlicher und kommunaler<br />
Stelle geschaffen waren. Ja mehr, <strong>der</strong><br />
Staat hat sich an <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> freien<br />
Wohlfahrtspflege orientiert, ihre Methoden<br />
übernommen, ihre For<strong>der</strong>ungen zu den seinigen<br />
gemacht und in seine Gesetze den<br />
Grundsatz von <strong>der</strong> Gleichberechtigung <strong>der</strong><br />
freien mit <strong>der</strong> öffentlichen Wohlfahrtspflege,<br />
die For<strong>der</strong>ung nach einer gedeihlichen Zusammenarbeit<br />
zwischen den beiden aufgenommen.<br />
98<br />
Und nun erwuchs doch wie<strong>der</strong>, eben aus<br />
dieser völligen Anpassung an System,<br />
Arbeitsform und leitende Gedanken <strong>der</strong><br />
freien Wohlfahrtspflege, eine ganz beson<strong>der</strong>e<br />
Schwierigkeit und KrisiS. Der Staat<br />
begnügte sich nicht mit einer gesetzlichen<br />
Regelung <strong>der</strong> gesamten Materie. Er schuf<br />
eigene Aemter und Einrichtungen. Wenn<br />
auch die letzteren nach <strong>der</strong> Theorie nur da<br />
geschaffen werden sollten, wo nicht geeignete<br />
Einrichtungen <strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege<br />
ausreichend vorhanden waren, so ist dieser<br />
Grundsatz außerordentlich oft von örtlichen<br />
Stellen durchbrochen worden. Vor allem<br />
aber ist das Amtsbewußtsein <strong>der</strong> Aemter<br />
<strong>im</strong>mer stärker und stärker geworden und<br />
hat <strong>im</strong>mer mehr zu einer amtlichen<br />
Regelung u n d N e v o r m u n d u n g<br />
<strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege<br />
hingedrängt.<br />
Diese Haltung <strong>der</strong> Aemter kann nicht motiviert<br />
werden aus beson<strong>der</strong>en finanziellen<br />
Leistungen für die freie Wohlfahrtspflege.<br />
Denn wenn auch die dafür bereitgestellten<br />
Beträge zuweilen, zumal an den zentralen<br />
Stellen, in ganz stattlichen Zahlen ihren<br />
Ausdruck finden, so hält dieser Eindruck<br />
einer nüchternen Prüfung doch keineswegs<br />
stand. Alle öffentlichen Zuschüsse, die heute<br />
für die freie Wohlfahrtspflege gegeben werden,<br />
sind gegenüber dem, was sie selbst an<br />
Leistungen aufzubringen hat, ein ganz verschwinden<strong>der</strong><br />
Bruchteil, von dem man wirklich<br />
nicht soviel Wesens machen sollte. Er<br />
zeigt mehr nur den guten Willen des Staates<br />
und <strong>der</strong> kommunalen Stellen, daß sie<br />
helfen möchten; daß sie aber wegen <strong>der</strong><br />
eigenen Finanzlage mehr zu leisten nicht in<br />
<strong>der</strong> Lage sind. Von einer Finanzierung <strong>der</strong><br />
freien Wohlfahrtspflege aus den öffentlichen<br />
Mitteln (von <strong>der</strong> man je und dann<br />
reden hört) kann in keiner Weise die Rede<br />
sein. Also nicht die finanzielle Einflußnahme<br />
gab den Aemtern Veranlassung zur amtlichen<br />
Regelung und Bevormundung <strong>der</strong><br />
freien Wohlfahrtspflege. Es war vielmehr<br />
ein an<strong>der</strong>es.<br />
Die For<strong>der</strong>ung des Staates, er müsse<br />
regelnd und ordnend eingreifen, erhielt eine<br />
gewisse Begründung dadurch, daß sich allerlei<br />
Kreise und Gruppen <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />
zuwandten; daß es mo<strong>der</strong>n<br />
wurde „Wohlfahrtspflege zu<br />
treibe n". Einmal waren es die vielerlei<br />
und fast unübersehbar zahlreichen Wohlfahrtsorganisationen,<br />
die während des Krieges<br />
mit oft sehr gutem Willen und sehr<br />
schlechtem System und Können „in Wohlfahrtspflege<br />
machten". Daneben aber traten<br />
neue Gruppen umfassen<strong>der</strong> weltanschaulich-best<strong>im</strong>mter<br />
Art auf, die ihren Platz<br />
innerhalb <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege for<strong>der</strong>ten.<br />
Gab es vor 4914 eigentlich nur die evangelische<br />
Liebestätigkeit in <strong>der</strong> Inneren Misston,<br />
die katholische in <strong>der</strong> Caritas, neben<br />
einigen vereinzelten Humanitären Einrichtungen<br />
des Roten Kreuzes (das aber seine<br />
Hauptaufgabe sah in <strong>der</strong> Schulung und<br />
Bereitstellung pflegerischer Kräfte für den<br />
Fall des Krieges, <strong>der</strong> Seuchen und Epidemien),<br />
so bildeten sich in den Jahren um<br />
4948/49 neben Innerer Misston und Caritas<br />
fünf weitere, umfassende Spitzenverbände<br />
<strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege: die Zentralwohlfahitssielle<br />
<strong>der</strong> deutschen Juden;<br />
das Deutsche Rote Kreuz, das sich nun<br />
ganz bewußt umfassen<strong>der</strong>en deutschen Frledensaufgaben<br />
zuwandte; <strong>der</strong> sogenannte<br />
Fünfte Verband (d. h. die Vereinigung <strong>der</strong><br />
freien privaten gemeinnützigen WohlfahrtSeinrichtungen<br />
Deutschlands, die nicht konfessioneller<br />
Natur sind o<strong>der</strong> dem Roten Kreuz<br />
angehören); die Arbeiterwohlfahrt mit dem<br />
Willen, die Kräfte <strong>der</strong> sozialistischen Arbeiterschaft<br />
zu mobilisieren für die deutsche<br />
Wohlfahrtspflege; <strong>der</strong> Zentralwohlfahrtsausschuß<br />
<strong>der</strong> christlichen Arbeiterschaft mit<br />
dem entsprechenden Ziel für seine Kreise.<br />
War früher zwischen Innerer Mission und<br />
Caritas die Aufteilung <strong>der</strong> Gebiete in <strong>der</strong><br />
Konfessionszugehörigkeit fast selbstverständlich<br />
gegeben, traten humanitäre Organisationen<br />
<strong>im</strong> wesentlichen nur da hervor, wo<br />
die kirchlichen Organisationen sich zurückhielten,<br />
so war und ist bei <strong>der</strong> Siebenzahl<br />
<strong>der</strong> Spitzenverbände die Aufteilung des<br />
Arbeitsgebietes und die Frage <strong>der</strong> Zuständigkeit<br />
für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen<br />
eine fast nicht mehr lösbare.<br />
Wie wollen Innere Mission<br />
und Caritas, jede für sich,sich<br />
klar abgrenzen gegen die <strong>im</strong><br />
Zentralwohlfahrtsausschuß<br />
<strong>der</strong> christlichen Arbeiterschaft<br />
vereinigten evangelischen und<br />
katholischen Arbeiterorganisationen<br />
für Wohlfahrtspflege?<br />
Wenn die Arbeiterwohlfahrt geflissentlich<br />
die Entscheidung in <strong>der</strong> Schwebe läßt darüber,<br />
ob ste die Wohlfahrlsorganisation<br />
<strong>der</strong> sozialdemokratischen Partei, also nur<br />
für Parteigenossen zuständig ist; o<strong>der</strong><br />
die WohlfahrtSorganisation <strong>der</strong> sozialistischen<br />
Weltanschaung, also nur für<br />
Anhänger des marxistischen Sozialismus<br />
zuständig; o<strong>der</strong> die Wohlfahrtsorganisation<br />
<strong>der</strong> Arbeiterschaft, also nur für<br />
Arbeiter zuständig, so schafft sie die Unmöglichkeit,<br />
über Zuständigkeitsfragen sich mit<br />
den an<strong>der</strong>en Organisationen zu verständigen;<br />
ganz abgesehen von dem Tatbestand,<br />
daß zirka 90 Prozent <strong>der</strong> sozialdemokratischen<br />
Wähler zugleich <strong>Kirche</strong>nglie<strong>der</strong> sind,<br />
also in die Zuständigkeit <strong>der</strong> evangelischen<br />
Inneren Mission o<strong>der</strong> <strong>der</strong> katholischen<br />
Caritas hineingehören.<br />
Kurz, das mag genügen, um zu zeigen, wie<br />
diese Vielheit <strong>der</strong> tätigen Organisationen<br />
dem Bemühen <strong>der</strong> öffentlichen Aemter für<br />
Wohlfahrtspflege, ordnend, regulierend und<br />
reglementierend einzugreifen, nur Nahrung<br />
gibt.<br />
Noch verhängnisvoller aber wirkte sich in<br />
dieser Richtung ein an<strong>der</strong>es aus. Gleichzeitig<br />
mit dem Entstehen <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Aemter für wohlfahrtspflegerische Aufgaben<br />
vollzog sich die Politisierung unse»<br />
reS öffentlichen Beamten»<br />
apparates. So standen diese, nunmehr<br />
stark von politischen Interessen best<strong>im</strong>mten<br />
Aemter und ihre Beamten nicht mehr objektiv<br />
ordnend den verschiedenen Organisationen<br />
<strong>der</strong> Wohlfahrtspflege gegenüber, son<strong>der</strong>n<br />
erlagen sehr oft <strong>der</strong> Gefahr, ihre einseitige<br />
politische Einstellung in <strong>der</strong> Beurteilung<br />
<strong>der</strong> Wohlfahrtöorganisationen sowie in<br />
ihrer För<strong>der</strong>ung bzw. auch Hemmung sich<br />
auswirken zu lassen. Davon wissen manche
unserer Freunde gerade in <strong>der</strong> Rheinprovinz<br />
ein Lied zu singen.<br />
Die Schwierigkeit <strong>der</strong> Lage wurde aber<br />
endlich weiter verschärft dadurch, daß nicht<br />
nur bei den Aemtern, son<strong>der</strong>n auch weithin<br />
bei den Organisationen <strong>im</strong>mer schärfer das<br />
Bewußtsein sich festsetzte und auswirkte,<br />
daß man auf dem Boden <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />
jetzt den weltanschaulichen<br />
Kampf durchzufechten haben werde.<br />
Wir sind mit unserer allen Arbeit — sie<br />
ist die bei weitem älteste unter den deutschen<br />
WohlfahrtSorganisationen — natürlich nicht<br />
unberührt geblieben von dieser Entwicklung,<br />
son<strong>der</strong>n haben mitten in diesem Ringen gestanden.<br />
Wir sind dabei manchen Mißverständnissen<br />
ausgesetzt gewesen. Man hat je<br />
und dann geglaubt, wir machten mit vollem<br />
Behagen die „Mode"-WohlfahrtSpflege mit.<br />
Man hat manchesmal es überhört, daß<br />
in <strong>der</strong> Art unserer Mitarbeit<br />
letztlich das starke Nein zum<br />
Ausdruck kam gegenüber dieser<br />
„Mode", gegenüber dieser<br />
„W ohlfahitsmache". <strong>Das</strong> sehr<br />
klare und scharfe Nein, das wir gesprochen<br />
haben gegenüber <strong>der</strong> Politisierung <strong>der</strong><br />
Wohlfahrtspflege. <strong>Das</strong> protestierende Nein<br />
sönlichen Beziehungen heraus ihnen unser<br />
Nein viel eindringlicher sagen und begründen<br />
könnten. —<br />
Ganz abgesehen davon, daß wir es nicht<br />
verantworten zu können glaubten, daß wir<br />
die weiten Arbeitsgebiete, auf denen unsere<br />
Väter den Dienst <strong>der</strong> Liebe an Hilfsbedürftigen<br />
geübt haben, einfach verlassen und<br />
brachliegen lassen dürften bzw. denen überlassen<br />
wollten, die vielleicht auf diesen Gebieten<br />
nicht zu dienen, son<strong>der</strong>n zu herrschen<br />
wünschen.<br />
Ganz abgesehen davon, daß es nach unserer<br />
Meinung eine ganz unmittelbare ununterbindbare<br />
Lebensäußerung unserer <strong>Kirche</strong> ist,<br />
wenn sie die in ihr ruhenden Kräfte <strong>der</strong><br />
Liebestätigkeit an den Hilfsbedürftigen sich<br />
auswirken steht; daß es ein Zeichen des<br />
Sterbens o<strong>der</strong> wenigstens des tiefen Schadens<br />
unserer <strong>Kirche</strong> sein würde, wenn diese<br />
Kräfte nicht mehr nach Betätigung<br />
drängten.<br />
Man darf am Ende dieser letzten zehn<br />
Jahre doch vielleicht feststellen, daß es weithin<br />
gelungen ist, den uns leitenden Kräften<br />
des Dienstes, den uns beseelenden Gedanken<br />
und Idealen selbstlosen Dienens in <strong>der</strong> deutschen<br />
Wohlfahrtspflege noch ihren Platz zu<br />
<strong>Kirche</strong> zur Inneren Mission.<br />
Wollte Innere Mission, nach dem Wichernschen<br />
Verständnis, auch nie etwas an<strong>der</strong>es<br />
sein, als die Innere Mission <strong>der</strong> evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong>, also Ausdruck des Bewußtseins<br />
einer Sendung, eines Auftrags, <strong>der</strong><br />
an die <strong>Kirche</strong> ergangen ist, so ist diese ursprüngliche<br />
Linie Jahrzehnte hindurch vergessen<br />
gewesen und überwuchert worden<br />
durch eine rein organisatorische Orientierung.<br />
Auf Grund verschiedener Organisationöformen<br />
unterschied man zwischen »Innerer<br />
Misston" (<strong>der</strong>en Träger freie Vereine<br />
o<strong>der</strong> Kuratorien waren) und „kirchlicher<br />
Liebestätigkeit" (<strong>der</strong>en Träger <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
waren). Wir dürfen heute<br />
feststellen, daß die Erkenntnis, die wir miteinan<strong>der</strong><br />
erarbeitet haben, daß nach<br />
Wichern jede Innere Mission<br />
kirchliche Arbeit sein will und<br />
muß, und daß jede kirchliche<br />
Liebestätigkeit Innere Mission<br />
ist und sein muß, nunmehr<br />
als Allgemeingut in das Bewußtsein nicht<br />
nur <strong>der</strong> auf dem Gebiet <strong>der</strong> Inneren Mission<br />
unmitlelbar arbeitenden Kreise, son<strong>der</strong>n<br />
auch weitester Kreise <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> überhaupt<br />
ringegangen ist. Damit ist ein großer<br />
Losungen <strong>der</strong> Liebe<br />
Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brü<strong>der</strong>n, das habt ihr mir getan. Matth. 25<br />
Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinan<strong>der</strong> liebet, wie ich euch geliebet habe, auf daß auch ihr einan<strong>der</strong><br />
liebhabet. Dabei wird je<strong>der</strong>mann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinan<strong>der</strong> habt. Ioh. 43<br />
Lasset uns Gutes tun an je<strong>der</strong>mann, allermeist aber an des Glaubens Genossen. Gal. N<br />
Wohlzutun und mitzuteilen vergesset nicht, denn solche Opfer gefallen Gott wohl. Hebr. 43<br />
Die brü<strong>der</strong>liche Liebe untereinan<strong>der</strong> sei herzlich. Einer komme den an<strong>der</strong>n mit Ehrerbietung zuvor. Rom. 12<br />
gegen die Bestrebungen, den Hilfsbedürftigen<br />
irgendwie nur als Mittel zum Zweck<br />
zu gebrauchen, ihn für irgendeine politische<br />
o<strong>der</strong> weltanschauliche Gruppe einzufangen.<br />
Wir haben <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> für unsere eigene<br />
Arbeit und für die <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en als Richtschnur<br />
gefor<strong>der</strong>t, daß in all unserer Arbeit<br />
die Hilfe, die Liebe und dir Hingabe an den<br />
Dienst des Hilfsbedürftigen letztes entscheidendes<br />
Motiv sein müsse; daß je<strong>der</strong> Mißbrauch<br />
<strong>der</strong> Wohlfahrtspflege als Instrument<br />
<strong>der</strong> Machtpolitik sie zum Zusammenbruch<br />
und Untergang verdammen müsse;<br />
daß das letzte erlösende Wort gegenüber<br />
aller Not nicht gesprochen werden könne<br />
aus <strong>der</strong> Sphäre <strong>der</strong> Machtgelüste, son<strong>der</strong>n<br />
nur auS <strong>der</strong> Sphäre des Dienstes: <strong>im</strong><br />
Sinne dessen, <strong>der</strong> gekommen ist, nicht daß<br />
er sich dienen lasse, son<strong>der</strong>n daß er diene.<br />
Wir sind in diesem Bemühen zumal von<br />
denen oft nicht verstanden worden, die da<br />
meinten, man könne dies Nein eigentlich<br />
nur sagen, wenn man sich völlig aus <strong>der</strong><br />
Arbeit und dem Zusammenhang mit den<br />
an<strong>der</strong>en löse. Wir aber meinten, daß wir<br />
es viel stärker sagen könnten, wenn wir<br />
mitten in <strong>der</strong> Arbeit ständen, enge Arbeitsfühlung<br />
mit den an<strong>der</strong>en hielten, mit ihnen<br />
an einem Tisch säßen und aus solchen per-<br />
sichern; daß damit zugleich erreicht ist, daß<br />
auch die an<strong>der</strong>en mit dieser Einstellung als<br />
einer Realität rechnen und nicht nur sie als<br />
eine verstiegene Ideologie verschreien dürfen,<br />
wie sie es wohl täten, wenn wir uns zurückgezogen<br />
hätten, nur schelten würden<br />
und nur Kritik übten. DaS ist sehr stark<br />
zum Ausdruck gekommen <strong>im</strong> letztvergangenen<br />
Jahr, als auf dem Königsberger Kongreß,<br />
zum 80jährigen Bestehen des Zentralausschusses<br />
für Innere Mission das erste<br />
Hauptreferat erstattet wurde unter dem<br />
Thema: „<strong>Das</strong>ZeugniSvomDienst<br />
— die Kraft <strong>der</strong> Inneren<br />
Mission".<br />
Nenn es gelungen ist, diese ihre alte und<br />
innerste Linie durch all die Umgestaltungen<br />
und Umwälzungen, die das staatliche Leben<br />
und mit ihm das Gebiet <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />
in dem achten Jahrzehnt durchgemacht<br />
hat, durchzuhalten, dieses Prinzip —<br />
trotz aller Unzulänglichkeit bei <strong>der</strong> Durchführung<br />
und Gestaltung <strong>im</strong> einzelnen —<br />
festzuhalten, so dürfen wir mit diesem Prinzip<br />
als richtunggeben<strong>der</strong> Weisung auch über<br />
die Schwelle des neunten Jahrzehnts gehen.<br />
Wie die Stellung zum Staat in dem letzten<br />
Jahrzehnt sich gewandelt hat, so auch die<br />
Stellung zur <strong>Kirche</strong> bzw. <strong>der</strong><br />
Schritt vorwärts getan zur Zusammenfassung<br />
aller evangelischen lebendigen Kräfte<br />
auf diesem Arbeitsgebiet. Wir sind dankbar,<br />
daß wir mit dieser Sicherheit und Gewißheit<br />
in das neunte Jahrzehnt unserer Arbeit<br />
hineingehen können.<br />
Die Aufgaben, die uns erwarten,<br />
sind nicht gering. Der Lebenskreis,<br />
in dem wir unsere Arbeit zu tun<br />
haben, ist durchaus nicht auf unsere Gedanken<br />
eingestellt. <strong>Das</strong> mag mit ein paar<br />
Schlaglichtern gezeigt sein.<br />
Da ist die weite Öffentlichkeit. Man hat<br />
weltanschauliche Neutralität<br />
verkündet. Man hat sich zu ihr verpflichtet<br />
<strong>im</strong> Gesetz. Man hält un ihr weithin fest<br />
in den verantwortlichen ministeriellen und<br />
Verwaltungsstellen an <strong>der</strong> Spitze. Hier<br />
hütet man sich, sich zu lösen von dem <strong>im</strong><br />
Gesetz festgelegten Gedanken <strong>der</strong> Gleichberechtigung<br />
<strong>der</strong> weltanschaulichen Gruppen.<br />
Hier weiß man etwas davon, daß „Neutralität"<br />
nicht ein verwaschenes Etwas sein<br />
muß, son<strong>der</strong>n das Neutralität erfüllt sein<br />
kann von dem starken Willen zu wirklicher<br />
Toleranz, die je<strong>der</strong> Gruppe nicht nur das<br />
Recht zugesteht, son<strong>der</strong>n von je<strong>der</strong> Gruppe<br />
erwartet, daß sie die ihr eignenden guten<br />
und wertvollen Kräfte, in ihrer best<strong>im</strong>mten<br />
99
Ausprägung in die Zusammenarbeit miteinbringt,<br />
unter <strong>der</strong> Voraussetzung des wirklichen<br />
Willens zur Zusammenarbeit.<br />
Lei<strong>der</strong> zieht aber die Praxis <strong>im</strong> einzelnen<br />
aus diesem Grundsatz weltanschaulicher<br />
Neutralität nicht die Konsequenzen, die man<br />
ziehen müßte: bei den Aufgaben von volkserzieherischer<br />
Tendenz macht man sich nicht<br />
klar, daß man von einer „Neutralität" aus<br />
eigentlich keine Erziehungsarbeit treiben<br />
könnte. Darum wirkt sich denn auch, da<br />
wo die Öffentlichkeit Einrichtungen volkserzieherischer<br />
Art in die Hand n<strong>im</strong>mt, in <strong>der</strong><br />
Regel nicht mehr eine Neutralität aus, son<strong>der</strong>n<br />
eine Haltung gegenüber den Lebensfragen<br />
von einer ganz best<strong>im</strong>mten Prägung:<br />
Alles was irgend wie an<br />
Metaphysik erinnert, darf<br />
nicht existieren. Beherrschend<br />
ist eine gewisse Kulturseligkeit,<br />
ein E u d ä m o n i s m u S , zu<br />
dem jede innere Berechtigung<br />
fehlt. Fragen, die tiefer in die Probleme<br />
hineinbringen wollen, die sich darum auch<br />
mit an<strong>der</strong>en Meinungen auseinan<strong>der</strong>setzen<br />
müssen, werden als den Frieden störend<br />
empfunden und darum möglichst zurückgedrängt<br />
und nicht zugelassen. Unbeschränkt<br />
zugelassen wird nur dieser EudämoniSmuö,<br />
dem man es dann auch durchgehen läßt,<br />
daß er je und dann einmal mit einer Seitenbemerkung<br />
die an<strong>der</strong>en abtut. <strong>Das</strong> spiegelt<br />
sich aufs deutlichste <strong>im</strong> Rundfunk, <strong>im</strong> Kino,<br />
in <strong>der</strong> Presse.<br />
<strong>Das</strong> greift auch hinüber auf das Gebiet<br />
<strong>der</strong> Wohlfahrtspflege. Wir erinnern an die<br />
Mitteilung <strong>der</strong> Berliner Stadtverwaltung<br />
an die von ihr belegten Kin<strong>der</strong>erholungshe<strong>im</strong>e,<br />
daß in Zukunft nur noch He<strong>im</strong>e belegt<br />
werden, in denen jede religiöse o<strong>der</strong><br />
weltanschauliche Beeinflussung unterbleibt.<br />
Als ob dieser kulturselige Opt<strong>im</strong>ismus nicht<br />
auch eine „Weltanschauung" wäre. Aehnliches<br />
wissen wir von den Krankenhäusern<br />
Groß-Berlins. Man bereitet eine allmähliche<br />
Säkularisierung all dieser Institute<br />
vor, auf die die Öffentlichkeit Einfluß nehmen<br />
kann.<br />
Wir haben uns aufs ernsteste mit diesen<br />
Säkularisationsbestrebungen<br />
zu beschäftigen. Sie sind zum Teil hervorgerufen<br />
durch eine grundsätzliche Ablehnung<br />
aller konfessionellen Einstellung, aller christlichen<br />
Einstellung überhaupt, gegen die man<br />
den Kampf führt, weil man weltanschaulich<br />
an<strong>der</strong>s best<strong>im</strong>mt ist. <strong>Das</strong> ist die St<strong>im</strong>mung,<br />
die bei den sozialistisch beeinflußten Kreisen<br />
<strong>der</strong> öffentlichen Wohlfahrtspflege sowie bei<br />
den sozialistisch beeinflußten und best<strong>im</strong>mten<br />
Stadtparlamenten sich heute weithin geltend<br />
macht. Der Einfluß, unter dem diese<br />
Kreise stehen, ist ganz sichtbar <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Arbeiterwohlfahrt und ihrer Zeit-<br />
schrift, die in <strong>im</strong>mer gehässigerer Form den<br />
Kampf gegen die konfessionelle Wohlfahrtspflege<br />
führt. Wir stehen nicht an, hier zu<br />
erklären, daß das eine tiefe und schmerzliche<br />
Enttäuschung für uns gewesen ist. Wir<br />
haben das Erwachen <strong>der</strong> Arbeiterschaft zur<br />
aktiven Mitarbeit an <strong>der</strong> deutschen Wohlfahrtspflege<br />
begrüßt. Wir haben uns von<br />
Anfang an gewiß nicht verhehlt, daß wir<br />
mancherlei schwierigen Abgrenzungsfragen<br />
gegenüberständen. Wir haben die junge<br />
Arbeiterwohlfahrt aber oft genug wissen<br />
und fühlen lassen, daß wir zur Arbeitsverständigung<br />
und Arbeitsgemeinschaft mit ihr<br />
bereit seien — um <strong>der</strong> Hilfsbedürftigen<br />
willen.<br />
Wir müssen aber heute, so schmerzlich uns<br />
das sein mag, betonen, daß <strong>der</strong> Ton, den<br />
die „Arbeiterwohlfahrt" teils in gehässiger,<br />
teils in sarkastischer Form, teils in objektiv<br />
unrichtigen Darstellungen gegenüber <strong>der</strong><br />
christlichen Wohlfahrtspflege anschlagt, jeden<br />
Willen zur Arbeitsgemeinschaft töten<br />
muß.<br />
Vielleicht dürfen wir sagen, daß dieser<br />
Ton wesentlich <strong>der</strong> Berliner<br />
Ton ist; daß man mancherorts <strong>im</strong><br />
<strong>Rheinland</strong> bei den praktischen Mitarbeitern<br />
<strong>der</strong> Arbeiterwohlfahrt diese Linie nicht<br />
wünscht. Wir müssen aber ebenso deutlich<br />
unsere Freunde bitten, hier die Augen offenzuhalten.<br />
Auch die Berliner Vertreter<br />
waren srüher an<strong>der</strong>e. Als sich bei ihnen<br />
ernster Verständigungswille geltend machte,<br />
wurden sie ausgewechselt.<br />
Diese grundsätzliche Ablehnung aller konfessionell-kirchlichen<br />
Bestrebungen ist aber<br />
nur für einen Teil <strong>der</strong> Säkularisierungsbestrebungen<br />
maßgebend. Ein gut Teil<br />
stammt aus einer völlig an<strong>der</strong>en Quelle:<br />
nämlich <strong>der</strong> völligen Gleichgültigkeit<br />
und dem völligen Unverständnis<br />
gegenüber dem, was kirchliche Arbeit will<br />
und gegenüber dem, was die religiösen<br />
Werte und Kräfte und Gedanken für unsere<br />
deutsche Kultur bedeuten. Wie sich das auswirkt,<br />
haben wir oben bereits gezeigt <strong>im</strong><br />
Zusammenhang mit den Eingemeindungsverhandlungen.<br />
Wir sind ein weltanschaulich zerrissenes<br />
Volk. Wenn wir in früheren Jahren, in<br />
unseren Iahresüberblicken, <strong>der</strong> Hoffnung<br />
Ausdruck gegeben haben, daß auf dem<br />
wohlfahrtöpflegerischen Gebiet, in dem gemeinsamen<br />
Willen zur Hilfe gegenüber dem<br />
Hilfsbedürftigen, diese Zerrissenheit überwunden<br />
und vergessen werden könnte; wenn<br />
wir hofften, daß es hier möglich sei, daß<br />
je<strong>der</strong> sein Bestes in den gemeinsamen Kampf<br />
gegen die an<strong>der</strong>en ruhen lassen würde; so<br />
stehen wir nicht an, heute zu bekennen, daß<br />
wir diese Hoffnung wohl zu Grabe tragen<br />
müssen. Auch auf dem wohl-<br />
fnhrtspflegerischen Gebiet ist<br />
bei den weitaus meisten Organisationen<br />
das Best<strong>im</strong>mende<br />
nichtmehr <strong>der</strong>Willezur gegenseitigen<br />
Ergänzung, son<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> Wille zum Kampf und zur<br />
Macht über den an<strong>der</strong>en.<br />
Wenn das auf rheinischem Boden je und<br />
dann noch etwas besser ist, so liegt darin<br />
vielleicht noch die Auswirkung dessen, daß<br />
wir in dem vergangenen Jahrzehnt, stärker<br />
als viele an<strong>der</strong>e deutsche Stämme, empfunden<br />
haben, daß wir dennoch — trotz aller<br />
weltanschaulichen Theorien und Doktrinen,<br />
die uns trennen, — zur Schicksalsgemeinschaft<br />
verbunden sind. Ob aber diese rheinische<br />
Einstellung zu <strong>der</strong> Frage sich durchsetzt<br />
o<strong>der</strong> auch nur auf die Dauer halt, erscheint<br />
angesichts <strong>der</strong> Gesamtst<strong>im</strong>mung innerhalb<br />
unseres kulturellen Lebens mehr als fraglich.<br />
Und wir? Wie stellen wir uns zu dieser<br />
Säkularisierung? Wie stellen wir uns zu<br />
dem Bemühen, die Zerrissenheit des Weltcmschauungskllmpfes<br />
hineinzutragen in das<br />
wohlfahrtSpflegerische Gebiet? Nehmen<br />
wir das einfach hin?<br />
Nein! — Wir wissen, daß eine säkularisierte<br />
Wohlfahrtspflege zugrunde<br />
gehen muß. Wir wissen das, seitdem<br />
die säkularisierte Wohlfahrtspflege um die<br />
Wende des 48. und 49. Jahrhun<strong>der</strong>ts restlos<br />
zugrunde gegangen ist. Wir wissen das,<br />
seitdem Wichern und die Großen <strong>der</strong> Inneren<br />
Mission uns wie<strong>der</strong> und wie<strong>der</strong> aufgezeigt<br />
haben, daß nicht die Hilfe an sich,<br />
son<strong>der</strong>n die in dieser Hilfe zum Ausdruck<br />
kommende innerste brü<strong>der</strong>liche Liebe und<br />
Verbundenheit erst von <strong>der</strong> Not befreit.<br />
Wir wissen seit Wichern, daß<br />
jedes Gesetz, das dem Hilfsbedürftigen<br />
den gesetzlichen,<br />
fast einklagbaren Anspruch<br />
auf die Hilfeleistung zugesteht,<br />
nie etwas Befreiendes<br />
und Erhebendes haben kann,<br />
wenn es das Bewußtsein, von<br />
Liebe getragen zu sein, tötet.<br />
Hier liegen die feinen Unterschiede und<br />
Schattierungen <strong>der</strong> einzelnen Auffassungen<br />
vom Wesen <strong>der</strong> helferischen Leistung dicht<br />
nebeneinan<strong>der</strong>. Wir sind mit dem Sozialismus<br />
einig und haben es Jahrzehnte früher<br />
als er betont, daß die Pflicht <strong>der</strong> Allgemeinheit<br />
zur Hilfe gegenüber dem Notleidenden<br />
besteht und in die Tat umgesetzt werden<br />
muß. Wir sind mit dem Sozialismus einig<br />
und haben es Jahrzehnte früher als er betont,<br />
daß eine Wohltätigkeit, die von oben<br />
herab, aus sicherem Besitz gibt, o<strong>der</strong> aus<br />
sicherer „Ehrbarkeit" hilft (ohne daß hingebende<br />
Liebe dabei fühlbar wird) den<br />
Hilfsbedürftigen nur zu leicht zum Bettler<br />
herabwürdigt und entehrt. (Forts, folgt.)<br />
Je besser wir sind, desto besser werden die Menschen um uns her<br />
Richard Rothe
20 Jahre Bund deutscher Jugendvereine. Vom Landesverbandsfest<br />
— <strong>Rheinland</strong>-Westfalens in Opladen Pfingsten 1929<br />
diesem Jahre feiert <strong>der</strong> Bund<br />
eutscher I u g e n d v e r e i n e<br />
(BDI.) sein zwanzigjähriges<br />
Bestehen. Der Weg des Bundes<br />
durch diese zwanzig Jahre hindurch war nicht<br />
<strong>im</strong>mer leicht. Vielen unbekannt, von vielen<br />
verkannt, verachtet und verdächtigt ist er<br />
seinen Weg gegangen. <strong>Das</strong> äußere und<br />
innere Wachstum des Bundes hat bewiesen,<br />
daß diese Wege richtig und notwendig<br />
waren.<br />
Einer <strong>der</strong> ältester, Laül'cer>ei?bände des<br />
Bundes ist <strong>Rheinland</strong>-Westfalen,<br />
<strong>der</strong> 4909 gegründet, in beson<strong>der</strong>er Weise<br />
mit <strong>der</strong> Geschichte des GesamtbundeS verwachsen<br />
ist. Pfr. Roese, Salingen,<br />
ein Glied unseres VerbandSauSschusseö,<br />
hat zwanzig Jahre mit dem<br />
Hamburger Pfarrer Clemens Schulz<br />
und dessen Freund Walter Classen<br />
den Grund gelegt zu <strong>der</strong> neuen Art evangelischer<br />
Iugendführung, wie sie dem<br />
BDI. eigen ist. P f r. F u ck e l, K ö l n,<br />
<strong>der</strong> Landesverbandsleiter, gehörte von Anfang<br />
an zum Bund und zu den Grün<strong>der</strong>n<br />
des rheinisch-westfälischen Landesverbandes.<br />
Es müßten noch viele Namen an<br />
dieser Stelle genannt werden, <strong>der</strong>en Träger<br />
das enge Band knüpften, das Bund<br />
und Landesverband <strong>Rheinland</strong>-Westfalen<br />
so fest und untrennbar verbindet. Auf<br />
eine zwanzigjährige Geschichte durfte auch<br />
unser Landesverband <strong>im</strong> Februar dieses<br />
Jahres zurückblicken, Und diese Rückschau<br />
ward uns Einkehr und Besinnung, aber<br />
zugleich auch frohe und dankbare Feier.<br />
In solchem Geist feierten wir unser Verbandsfest<br />
Pfingsten 4929 in Opladen,<br />
von dessen Verlauf <strong>im</strong> Folgenden<br />
berichtet werden soll.<br />
Die Tagung war gut besucht. Heber 7N()<br />
auswärtige junge Gäste aus <strong>Rheinland</strong><br />
und Westfalen waren nach Opladen gekommen<br />
und dort mit großer Herzlichkeit<br />
in den Häusern <strong>der</strong> Stadt aufgenommen.<br />
Am Nachmittag des PfingstsamStagS<br />
trat <strong>der</strong> Verbandsauöschuß<br />
mit dem Ortsausschuß zu einer letzten<br />
vorbereitenden Besprechung zusammen.<br />
Für die Allgemeinheit begann dann die<br />
Tagung mit einem Begrüßungsabend<br />
in <strong>der</strong> festlich geschmückten Turnhalle<br />
zu Bergisch-Neukirchen. Den Willkommgruß<br />
<strong>der</strong> Opladener an die Gäste<br />
entbot Oswald Jakob. Sein Gruß<br />
galt <strong>im</strong> beson<strong>der</strong>en dem ^Mitbegrün<strong>der</strong><br />
des Bundes, Pfr. Roese, <strong>der</strong> zu unser<br />
aller Freude bei uns sein konnte. Pfr.<br />
F u ck e l sprach Gruß- und Dankesworte<br />
an Gastgeber und Gäste. Musikvortrage<br />
und Lie<strong>der</strong> umrahmten die Feier, und<br />
zum Abschluß spielten die Opladener ganz<br />
ausgezeichnet und mit köstlichem Humor<br />
ein Märchenspiel von Gümbel-Seiling:<br />
„<strong>Das</strong> tapfere Schnei<strong>der</strong>lein".<br />
Der Pfingstsonntag wurde eingeleitet<br />
durch den FestgotteSdienst,<br />
<strong>der</strong> allem Feiern Weihe und Richtung gab.<br />
Er wurde eine Stunde <strong>der</strong> Andacht und<br />
Besinnung, des LobenS und DankenS.<br />
Wenn <strong>der</strong> erste Klang <strong>der</strong> Feier <strong>der</strong> war:<br />
„Lobe den Herren, den mächtigen König<br />
<strong>der</strong> Ehren . . ." und „Lobe den Herren,<br />
<strong>der</strong> künstlich und fein dich bereitet . . ",<br />
so war er zugleich das Bekenntnis, daß wir<br />
die vergangenen zwanzig Jahre mit all<br />
dem <strong>im</strong> Grunde doch so schwachen und<br />
unvollkommenen Menschenwerk gestellt<br />
wissen unter Gottes Gnade und Segen,<br />
und daß uns <strong>der</strong> Bund ein Gottesgeschenk<br />
wurde und ist. Pfr. FuckelS Predigt<br />
stand unter dem Wort Phil. 3, 42 und<br />
sprach schlicht und eindringlich vom Bund<br />
und seinen Zielen gerade <strong>im</strong> Blick auf dieses<br />
Schriftwort.<br />
Nach dem Gottesdienst versammelten sich<br />
alle zum Vortrag von Pfarrer<br />
Roese. Vor Beginn des Vortrages begrüßte<br />
Konsisiorialrat Liz. Euler<br />
vom Konsistorium in Koblenz die Versammlung;<br />
Pfr. Fuckel übermittelte außerdem<br />
die schriftlichen Grüße und Segenswünsche<br />
<strong>der</strong> Vertreter unserer rheinischen <strong>Kirche</strong>.<br />
Ebenso sprach ein Vertreter <strong>der</strong><br />
Stadt Opladen <strong>der</strong>en Wünsche aus.<br />
Dann sprach Pfarrer Roese über:<br />
„Der Bund einst und jetzt". Er<br />
gab zunächst einen Ueberblick über die<br />
neue Art <strong>der</strong> Jugendarbeit, wie sie von<br />
Clemens Schulz und Walter Classen in<br />
Hamburg getrieben wurde, die die kirchlich<br />
entfremdete und sittlich stark gefährdete<br />
Hamburger Großstadtjugend des Hafenviertels<br />
dem Evangelium und <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
zurückgewann und sie hineinstellte in ein<br />
ganz praktisches Christentum gegenseitigen<br />
Dienstes, gegenseitiger Liebe und Hilfe. So<br />
entstand da eine Gemeinschaft, <strong>der</strong>en Glie<strong>der</strong><br />
von sich sagen konnten: „<strong>Das</strong> Gebet<br />
ist unser Mittel." Die Arbeit von Clemens<br />
Schulz ward <strong>der</strong> Grund, auf dem sich <strong>im</strong><br />
Laufe von Zwei Jahrzehnten <strong>der</strong> Bund<br />
Deutscher Jugendvereine in seiner heutigen<br />
Gestalt aufbaute, ergänzt und vertieft durch<br />
die Einwirkungen <strong>der</strong> Jugendbewegung.<br />
Unser Volk sieht heute in dreifacher Not:<br />
Nru<strong>der</strong>schaftSnot, WirtschaftSnot,<br />
GotteSnot. Hier gilt es eine<br />
Arbeit in Liebe und Dienstbereitschaft, ohne<br />
Müdigkeit und frei von aller Selbstgerechtigkeit<br />
und Selbstzufriedenheit. <strong>Das</strong> Wörtlein<br />
„fromm" unserer Bundesleitworte<br />
muß entscheidend wirksam sein in unserer<br />
Arbeit; wir dürfen es nicht ängstlich umgehen<br />
o<strong>der</strong> in den Hintergrund schieben<br />
wollen. Die BundeSart aber muß vorgelebt<br />
und nicht vorgeredet sein, und dabei<br />
steht <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> eindringlich die<br />
Frage vor jedem einzelnen: „Was tust du?"<br />
Der Bund will jedes seiner Glie<strong>der</strong> für<br />
seine persönliche und beson<strong>der</strong>e LebenSnot<br />
schulen und stark machen. Er darf aber nie<br />
vergessen, daß eS seine Aufgabe war und<br />
ist, ein „Bund <strong>der</strong> Nachjagenden" zu sein.<br />
— Die nachfolgende Aussprache bewies,<br />
mit wieviel innerer Anteilnahme <strong>der</strong> Vortrag<br />
von den Hörern aufgenommen worden<br />
war. Manches wurde noch aus <strong>der</strong><br />
Praxis heraus beson<strong>der</strong>s erörtert und ergänzt.<br />
Im ganzen zeugte die Aussprache<br />
von ehrlicher Selbstkritik und ernster Selbstbesinnung.<br />
Am Nachmittag wan<strong>der</strong>ten wir gemeinsam<br />
in langem Zuge hjn^r flatternden<br />
W<strong>im</strong>peln und mit frohem Sang vor<br />
die Tore <strong>der</strong> Stadt zur Festwiese.<br />
Sonnenschein außen und innen! Rund<br />
um den Maibaum gab es bald fröhliches<br />
Spiel, Singen und Klingen. Volkstanz,<br />
HanS-Sachö-Spiele, Singwettsireit um<br />
den Verbandsw<strong>im</strong>pel usf. wechselten in<br />
bunter Folge miteinan<strong>der</strong> ab, schufen eine<br />
natürliche, reine und zuchtvolle Geselligkeit,<br />
wie sie in <strong>der</strong> Allgemeinheit unseres Volkes<br />
längst nicht mehr gekannt und geübt ist.<br />
Mit <strong>der</strong> Pflege alten, wertvollen Volksgutes<br />
in Lied, Tanz und Spiel leistet <strong>der</strong><br />
BDI ein wertvolles Stück Volkserziehungsund<br />
Volksbildungsarbeit <strong>im</strong> besten Sinne.<br />
Der Jugend selbst bleibt ein zu ihr gehören<strong>der</strong><br />
Lebenskreis in natürlicher Schönheit<br />
und reiner Freude, <strong>der</strong> ihr den Ausgleich<br />
zum oft so schweren, innerlich müde<br />
machenden Werktag schenkt und ihr zu<br />
innerer Harmonie ihres Gesamtlebens hilft.<br />
Schön und erhebend war die Abendfeier<br />
<strong>im</strong> schweigenden Kreise um das<br />
lo<strong>der</strong>nde Feuer. Die Opladener Singschar<br />
sang zu Beginn eine alle Volksweise.<br />
Kand. theol. Hinnenthal hielt d i e<br />
Feuerrede. Nach ihm sprach ein junger<br />
schottischer Theologe, <strong>der</strong> in mühsam<br />
erkämpften deutschen Worten die deutsche<br />
Jugend grüßte und sich zu einer inneren<br />
Verbundenheit mit ihr bekannte. Mit dem<br />
Liede „Kein schöner Land zu dieser Zeit"<br />
klang <strong>der</strong> Tag aus. Still und innerlich<br />
bewegt zogen wir in die Stadt zurück: hinter<br />
uns das vergl<strong>im</strong>mende Feuer, über uns<br />
klarer, tröstlicher Sternenh<strong>im</strong>mel, in vielen<br />
Herzen die stille Bitte, daß Gott unserm<br />
Bunde das Feuer seines Heiligen Geistes<br />
erhalte und <strong>im</strong>mer neu schenken möge.
Der Morgen des zweiten Pfingstt<br />
a g es diente dem Sport, <strong>der</strong> manche beachtlich«<br />
Leistung aufwies. Für die Führer<br />
und Gruppenvertreter fand dann um<br />
41 Uhr die Vertreterversammlung<br />
statt. Pfarrer Fuckel gab den<br />
Arbeitsbericht des Landesverbandes.<br />
Der Landesverband <strong>Rheinland</strong>-Westfalen<br />
mit seinen 85 Gruppen leistet eine beachtliche<br />
und zielbewußte Arbeil durch Schulungstagungen,<br />
Mädchen« und Aelterenarbeit.<br />
So fanden seit den, letzten Verbandsfest<br />
1927 verschiedene Jungführ<br />
« r(Aelteren)-T r e f f e n in Köln statt,<br />
die für die praktische Gruppenführung<br />
wertvolle Klärung und Hilf« bedeuteten,<br />
eine Mädchen-Aelterenfreizeit<br />
auf d«r Westerburg über die „Geschlechterfrage",<br />
eine Schulungstagung für<br />
.Leibesübungen"' in Essen usf., usf.<br />
Im Verbandsausschuß, <strong>der</strong> öfter<br />
zusammentrat, wurden neben den Organisationsfragen<br />
manche ernsten Probleme <strong>der</strong><br />
evangelischen Iugendführung <strong>der</strong> Gegenwart<br />
in Referaten und Aussprachen behandelt,<br />
z. B. mit Prof. 0. Dr. Stählin<br />
(Münster) die Fragen und Wege <strong>der</strong><br />
„Wortverkündigung", dann an Hand eines<br />
Vortrages von Pfarrer Kunze (M. Gladbach)<br />
das ganze Fragengebiet, das durch<br />
die Bücher von Lindsey und an<strong>der</strong>en aufgerollt<br />
ist und eine klare, vom Evangelium<br />
her gewonnene Stellungnahme des evangelischen<br />
Jugendführers for<strong>der</strong>t. Dem<br />
Arbeitsbericht folgte <strong>der</strong> Geschäftsbericht,<br />
<strong>der</strong> Bericht über M ä d ch e nund<br />
Aelterenarb«it, Wahlen von<br />
Vertretern zu Kursen und Tagungen des<br />
Bundes in diesem Jahr.<br />
Am frühen Nachmittag fanden sich dann<br />
noch einmal alle Teilnehmer des Festes <strong>im</strong><br />
GemeindehauSgarten zum AuSklang<br />
zusammen. San.-Rat Dr. 31 ö r r « n -<br />
berg rief zu neuer Treue dem Bund, seinen<br />
fielen und Aufgaben gegenüber auf.<br />
Pfarrer Fuckel sprach den Gastgebern<br />
den Dank aller Gäste aus, und dann sangen<br />
wir noch einmal <strong>im</strong> Bewußtsein gleicher<br />
Weggemeinschaft verbunden: „Daß<br />
wir uns hier in diesem Tal noch treffen<br />
so viel tausendmal, Gott mag es schenken,<br />
Gott mag es lenken, er hat die Gnad."<br />
<strong>Das</strong> aber wird wertvollster Gewinn dieser<br />
Tagung sein, wenn sie in <strong>der</strong> an ihr teilnehmenden<br />
Jugend den Willen wachgerufen<br />
hat, den Männern und Frauen <strong>im</strong><br />
Bunde nachzustreben, die sich selbst vergaßen<br />
über dem Werk und <strong>der</strong> Aufgabe, die Gott<br />
ihnen <strong>im</strong> Bund und durch ihn gab, und<br />
die in selbstloser Hingabe und Opferbereitschaft<br />
<strong>der</strong> ihr anvertrauten Jugend dienten,<br />
die sie <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> hinführen wollten zur<br />
Besinnung auf die letzten Quellen unseres<br />
Lebens, unseres Zieles, unserer Kraft: auf<br />
Gott. — Dem Jugendführer aber wollte<br />
sie eindringliche Mahnung sein, neben allem<br />
äußeren „Netrieb" nicht das letzte und einzige<br />
Ziel aller evangelischen Jugendarbeit<br />
zu vergessen: das Evangelium <strong>der</strong> Jugend<br />
zu verkünden durch Wort, Tat und persönliche,<br />
verantwortungsbewußte Lebenshaltung.<br />
Und das an<strong>der</strong>e: evangelische<br />
Iugendführung, die sich nur auf best<strong>im</strong>mte<br />
Gruppen mehr o<strong>der</strong> weniger religiös o<strong>der</strong><br />
kirchlich eingestellter Jugend beschränkt und<br />
darüber ihre missionarische Aufgabe gegenüber<br />
den <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> Entfremdeten o<strong>der</strong><br />
gar die <strong>Kirche</strong> Ablehnenden vergißt, erfüllt<br />
nie ihren ganzen Auftrag. <strong>Evangelische</strong><br />
Jugendführung <strong>im</strong> besten Sinne ist volksmissionarische<br />
Pflicht, die unter dem Gebot<br />
Jesu steht: „Darum gehet hin auf die<br />
Straßen und ladet zur Hochzeit,<br />
wen ihr findet", d. h.: Unser Dienst<br />
und unsere Arbeit gilt eben nicht nur<br />
<strong>der</strong> Jugend innerhalb <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nmauern,<br />
son<strong>der</strong>n vor allem <strong>der</strong>, die außerhalb <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> steht, fern vom Evangelium, losgelöst<br />
von innerlich frommen Elternhäusern<br />
und sittlich wertvollen Arbeitsstätten, und<br />
die es herbeizuführen gilt zur christlichen<br />
Gemeinde. <strong>Das</strong> Wort „weltoffen" darf<br />
darum in <strong>der</strong> evangelischen Iugendführung<br />
nicht vergessen werden, erst recht heute<br />
nicht, aber es muß verankert sein in <strong>der</strong><br />
frommen, an Gott sich gebunden wissenden<br />
und aus Gottes Kräften lebenden Persönlichkeit<br />
ernster, verantwortungsbewußter<br />
Führer und Führerinnen. Wo die Jugendarbeit<br />
„fromm" und zugleich „weltoffen"<br />
getan wird, da ist „evangelische" Iugendführung.<br />
<strong>Das</strong> zu beherzigen wollte uns<br />
das Opladener Verbandsfest lehren.<br />
Emilie Lohmann, Essen.<br />
Es sei auf folgende Schriften verwiesen, die<br />
ein klares Bild de« BDI., semer Geschichte,<br />
seiner Ziele und seiner Arbeitsart geben:<br />
,20 Jahr« BDI" (Geschichte de« Bundes),<br />
herausgegeben von Pfr. Fuckel (Preis 0,60 ^l).<br />
.Kampfwille" (14. Nundestagung in Eberswalde<br />
4828), herausgegeben von Jörg Erb<br />
(Preis 4,— ^t).<br />
.Der Durchblick" (Wesen und Wege des<br />
BDI), herausgegeb. von Pfr. Kurt Vangerow<br />
(Preis 0,50 ^t).<br />
„Ziel« und Wege" (ein Lehrgang über eoang.<br />
Iugendführung), herausgegeben von Prof. Ü.<br />
Dr. Stählin (Preis 2,50 ^>t).<br />
Die angefühlten Schriften sind zu beziehen durch<br />
die Bundesgeschäftsstelle des BDI., Göttingen,<br />
Düster« Eichenweg 4L.<br />
Die evangelische <strong>Kirche</strong>nleitung zur Konkordatsent-<br />
scheidung Feierliche Kundgebung an die Gemeinden<br />
Zu <strong>der</strong> durch die Konkordatsentscheidung <strong>im</strong><br />
Preußischen Landtag geschaffenen Lage er-<br />
402<br />
läßt <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> Oberkirchenrat, die<br />
oberste Behörde <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />
<strong>der</strong> altpreußischen Union, soeben eine feierliche<br />
Kundgebung an die Gemeinden. Sie<br />
lautet:<br />
Die Entscheidung über daS Konkordat ist<br />
gefallen. Die Mehrheit des Landtags hat<br />
dem Abschluß des Vertrages des Preußischen<br />
Staates mit <strong>der</strong> katholischen <strong>Kirche</strong><br />
zugest<strong>im</strong>mt. Die For<strong>der</strong>ung, daß in diesem<br />
Falle gleichzeitig ein Vertrag<br />
mit <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />
verabschiedet werde, ist nicht erfüllt;<br />
dem Hinweis <strong>der</strong> Generalsynode, daß nur<br />
die gleichzeitige Verabschiedung bei<strong>der</strong> Verträge<br />
den elementaren Grundsätzen <strong>der</strong> Gerechtigkeit<br />
entsprechen würde, ist nicht Genüge<br />
getan. Diese Verletzung <strong>der</strong> Parität<br />
und die darin liegende Gefährdung<br />
des konfessionellen Fr iedens<br />
stellen wir mit um so größerem<br />
Ernste fest, als die maßgebenden evangelischen<br />
Stellen alles getan haben, um eine<br />
Bedrohung des kostbaren Gutes des konfessionellen<br />
Friedens zu vermeiden.<br />
Der Ernst <strong>der</strong> Lage ist auch <strong>im</strong> Landtag<br />
nicht verkannt worden. <strong>Evangelische</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />
verschiedener Parteien haben den<br />
Beschluß des Landtags erzielt, daß unverzüglich<br />
in Verhandlungen mit <strong>der</strong> evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong> über Verträge einzutreten sei,<br />
die auf den von <strong>der</strong> Generalsynode bereits<br />
bezeichneten Gebieten die Parität mit <strong>der</strong><br />
katholischen <strong>Kirche</strong> herstellen. In einer feierlichen<br />
Erklärung ist das StaatSminislerium<br />
einmütig auf den Boden dieses Beschlusses<br />
in allen seinen Einzelheiten getreten. Die<br />
Verhandlungen sind eröffnet. Der evangelische<br />
Volksteil erwartet, daß die Verhandlungen<br />
<strong>der</strong> Bedeutung<br />
<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> und<br />
ihrer Aufgabe am deutschen<br />
Volke sorgsam Rechnung<br />
tragen.<br />
Aber es kann nicht verkannt werden, daß<br />
eine wirkliche Sicherheit für Fortgang und<br />
Ergebnis <strong>der</strong> Verhandlungen nicht geschaffen<br />
ist. In klarer Erkenntnis dieser Lage<br />
kaben auch die Parteien, die sich mit dem<br />
Beschluß des Landtages und <strong>der</strong> Erklärung<br />
<strong>der</strong> Vtaatsregierung glaubten begnügen zu<br />
sollen, sich zunächst um stärkere Garantien<br />
bemüht. Wir rechten nicht darüber, ob nicht<br />
mehr zu erreichen gewesen wäre. Aber wir<br />
weisen darauf hin, daß jene Parteien, wie<br />
einer ihrer Führer selbst betont hat, ein beson<strong>der</strong>es<br />
Maß von Verantwortung für die<br />
weitere Entwicklung <strong>der</strong> Dinge auf sich genommen<br />
haben.<br />
Die evangelische <strong>Kirche</strong> muß<br />
ihr Recht erhalten! Keine<br />
S t a a t s r e g l e r u n g kann sie als<br />
<strong>Kirche</strong> min<strong>der</strong>en Rechts behandeln!<br />
Wir vertrauen darauf, daß<br />
die evangelischen Gemeinden und ihre Führer,<br />
ohne sich in wohl begreifliche Erbitterung<br />
zu verlieren, in Einmütigkeit und Entschlossenheit<br />
den verantwortlichen kirchlichen<br />
Stellen zur Seite treten.
Zwei Kultbau-Entwürfe von Otto Bartning<br />
ist eine alltägliche und doch <strong>im</strong>mer<br />
ie<strong>der</strong> neu zu erlebende Wahrheit, daß<br />
alle Geschehnisse <strong>im</strong> Menschendasein, die<br />
großen und die kleinen, ihre zwei Seiten<br />
haben: die Außenseite, die den Augenzeugen<br />
sichtbar ist, wenigen o<strong>der</strong> vielen, Jahrzehnten<br />
o<strong>der</strong> auch Jahrhun<strong>der</strong>ten — und die<br />
Innenseite, das Verborgene, das die wenigen<br />
sehen, die <strong>im</strong> Kernbezirk des Geschehens<br />
an ihm arbeiten — das ganz Wesentliche<br />
und bei den großen, zeitlosen Werken: das<br />
Schöpferische.<br />
Lange schon ist die evangelische Presseschau<br />
am Rhein vorüber. Die Menschenmassen,<br />
die am Aufstieg zum gläsernen Raum <strong>der</strong><br />
Stahlkirche auf- und nie<strong>der</strong>flutetcn, sind<br />
zurückgeströmt in die Weiten ferner Län<strong>der</strong><br />
und in die He<strong>im</strong>atnähe <strong>der</strong> deutschen Gaue.<br />
Die große Stadt des gedruckten Wortes,<br />
die in neuartigen, phantastischen Bauformen<br />
dort aus <strong>der</strong> Erde gewachsen war, in tropischem<br />
Tempo, fast von heut auf morgen,<br />
ist rascher noch vorübergegangen, abgebrochen<br />
wie ein Lager von Zelten eines wan<strong>der</strong>nden<br />
Wüstenstammes. Mehr und mehr<br />
prägt sich <strong>der</strong> Lebensstil des heutigen Menschen<br />
zu neuem Nomadentum. Im Hotel,<br />
<strong>im</strong> Eisenbahnwagen, auf dem Dampfer und<br />
unter den dröhnenden Wölbungen <strong>der</strong><br />
Bahnhöfe empfindet <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Mensch<br />
oft tieferes He<strong>im</strong>atgefühl, als in seiner<br />
Wohnung, die ihn meist in <strong>der</strong> Mietskaserne<br />
<strong>der</strong> Großstadt fremd und unpersönlich<br />
aufn<strong>im</strong>mt, ohne innige Beziehung, eine<br />
Ilucht von Räumen, die seine Vorfahren<br />
nicht kannten und seine Enkel nicht kennen<br />
werden. Die Laubenkolonien, die Wochenendhäuser,<br />
die Ausstellungsstädte, all jene<br />
mo<strong>der</strong>nen, leicht beweglichen konstruktiven<br />
Zelte, sind bezeichnend für das Lebensgefühl<br />
des heutigen Geschlechts und die Zugvogelstruktur<br />
seines Bewußtseins, sind eine Weissagung<br />
auf die wan<strong>der</strong>nde Stadt aus stählernen<br />
Zelten, die aus heutiger Technik —<br />
und heutigem Lebensgefühl in ihren Anfängen<br />
bereits ke<strong>im</strong>haft entsteht.<br />
In einem <strong>der</strong>artigen konstruktiven Zeltlager,<br />
durch das Millionen wan<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Menschen<br />
hindurchgeflutet sind, ist das „heilige Zelt",<br />
die <strong>Kirche</strong> aus Stahl und Glas errichtet<br />
worden, die, nicht gebaut, son<strong>der</strong>n montiert<br />
wie eine Maschine, zur Weiterwan<strong>der</strong>schaft<br />
gerüstet ist.<br />
Im Eiltempo unserer Gegenwart scheint<br />
das alles längst vorüber zu sein; vorüber<br />
<strong>der</strong> geschäftige Massenaufwand planen<strong>der</strong><br />
und vollbringen<strong>der</strong> Energien, <strong>der</strong> Raubbau<br />
an Menschenkräften des Geistes und Leibes,<br />
das Sichmühen um die Meinung <strong>der</strong><br />
Menge und ihrer Führer, die vielen Rückschläge<br />
und Enttäuschungen. Vorüber auch<br />
die Erfolge, die Ermutigungen, und die<br />
freundliche Bereitschaft zu willigem Emp-<br />
fangen und Verstehen. Aber zeitlos sind jene<br />
Stunden auf <strong>der</strong> inwendigen Linie des Geschehens.<br />
Den wenigen, die am Werk <strong>der</strong><br />
Stahlkirche an zentraler Stelle mitarbeiten<br />
durften, ist eines geschenkt, das ihnen unvergeßlich<br />
sein wird; etwas, wonach viele heutige<br />
Menschen, viele des einsamsten Geschlechtes,<br />
das je gelebt hat, sich sehnen und<br />
sich mühen; und was wenigen bisher wirklich<br />
zuteil geworden ist: Gemeinschaft,<br />
Ein Beitrag zur Frage des evangelischen<br />
Kirchbaus von Paul Girkon<br />
Gemeinschaft, aus <strong>der</strong> alles äußere Handeln<br />
von innen her wesenhaft notwendig erwuchs,<br />
ohne Zwang und Gebot, ohne<br />
System und Organisation, Gemeinschaft<br />
des Werkes, ohne Sent<strong>im</strong>ent, nüchtern, klar<br />
und sachlich — und doch gerade darin Gemeinschaft<br />
des Geistes und des Wesens. Gemeinschaft<br />
von wenigen — aber eine Art<br />
des Beisammenseins, <strong>der</strong> die Verheißung <strong>der</strong>><br />
göttlichen Gegenwart gegeben ist.
Als in einer jener best<strong>im</strong>menden Stunden<br />
Otto Nartning mir die Naugestalt <strong>der</strong> Aufgabe<br />
<strong>im</strong> Entwurf skizzierte und mit dem<br />
Bleistift auf dem Zettel eines Notizblockes<br />
in knappen Strichen seine Gedanken und<br />
Allane erläuterte, ergaben sich zwei Möglichteiten<br />
<strong>der</strong> Lösung: ein Langbau und ein<br />
Zentralbau. Es war damals nicht zu vermuten,<br />
daß beiden Verwirklichung beschieden<br />
sein sollte. Die eine wurde zu <strong>der</strong><br />
Stahlkirche — die an<strong>der</strong>e zu dem Entwurf,<br />
<strong>der</strong> nun in Essen gebaut wird.<br />
Seltsam genug scheinen beide Werke keinerlei<br />
äußere Aehnlichkeit miteinan<strong>der</strong> zu<br />
haben. Ha, sie sind fraglos deutliche Kontraste.<br />
Aber sie sind es in einer Weise, die<br />
eine tiefere Verwandtschaft bekundet, als sie<br />
durch die meisten äußeren Ähnlichkeiten bezeichnet<br />
wird.<br />
Zunächst das Gemeinsame: gemeinsam ist<br />
beiden Bauwerken die unbedingte Aufrichtigkeit,<br />
die asketische Beschränkung auf das<br />
Wesentliche, die radikale Vermeidung aller<br />
äußeren „Zutat". Hier zeigt sich die echt<br />
evangelische, gerade auf reformiertem<br />
Boden ausgeprägte „Freiheit vom Aeußerlichen"<br />
in ihrem eigentlichen, geistigen Sinn.<br />
Eine wahrhaft evangelische Kunst lehnt<br />
alle „Attrappen", alle leeren Hülsen ab, die<br />
nur „nach etwas aussehen" sollen, den Sinnen<br />
schmeicheln, aber keinen Sinn haben.<br />
Aller angeklebte Zierrat, alles Dekorieren<br />
und Ausschmücken wi<strong>der</strong>strebt <strong>der</strong> reinlichen,<br />
gesunden Nüchternheit evangelischer Vermnerlichung<br />
und Vergeistigung, <strong>der</strong>en lautere<br />
Klarheit höchst parador sogar aus<br />
ihren tief mystischen Wesensweisen herausleuchtet.<br />
Jedes Profil, jede Linie, jede<br />
Fläche bei<strong>der</strong> Bauwerke ist aus dem Wesen<br />
<strong>der</strong> Aufgabe und <strong>der</strong> Technik ihrer Lösung<br />
gestaltet und erscheinende Verkörperung des<br />
inneren Sinnes.<br />
Ferner: gemeinsam ist beiden <strong>Kirche</strong>n die<br />
klare saubere Gestaltung aus dem Sinn<br />
<strong>der</strong> Technik, des Materials und <strong>der</strong> Konstruktion.<br />
Wie bedeutsam gerade diese<br />
scheinbar so selbstverständliche Feststellung<br />
ist, erkennt nur <strong>der</strong>, <strong>der</strong> etwas davon weiß,<br />
wie hemmungslos gerade auf diesem Gebiet<br />
in einer angeblich mo<strong>der</strong>nen Kirchbaukunst<br />
heute gesündigt wird. Diese Tatsache läßt<br />
sich vor allem auf dem Gebiet des neuen<br />
katholischen Kirchbaus nachweisen — allein,<br />
wir haben keinen Grund, darüber Genugtuung<br />
zu empfinden. Denn unsere mo<strong>der</strong>nen<br />
evangelischen Kirchbaumeister zeigen eine<br />
peinliche Befähigung, in den Spuren ihrer<br />
großen katholischen Vorbil<strong>der</strong> zu wandeln.<br />
Es muß einmal grundsätzlich festgelegt werden:<br />
wenn in mo<strong>der</strong>nem Material und neuzeitlicher<br />
Konstruktion, sei es in Beton o<strong>der</strong><br />
<strong>im</strong> Stahlbau, eine <strong>Kirche</strong> in gotischem Stil<br />
gebaut wird, wie es jüngst <strong>im</strong> Westen geschehen<br />
und auch in Spanien vorgekommen<br />
sein soll, so ist diese <strong>Kirche</strong> genau so wenig<br />
mo<strong>der</strong>n, wie jene bekannten pseudogotischen<br />
Ziegel- o<strong>der</strong> Bruchsteinkirchen. Aus solch<br />
einem Bau redet nicht die Sprache des<br />
heutigen Lebensgesühls. Hm Gegenteil, er<br />
ist eine schl<strong>im</strong>mere rinwahrhaftigkeit als<br />
die früheren Nachahmungen vergangener<br />
Baustile. Denn diese Nachahmungen geschahen<br />
in gleichem Material und gleicher<br />
Bauweise. Aber mit den Mitteln des heutigen<br />
Ingenieurbaus eine gotische <strong>Kirche</strong><br />
vorzutäujchen — das ist eine architektonische<br />
Eharlatanerie, zu <strong>der</strong> sich kein ernsthafter<br />
Baumeister hergeben sollte.<br />
Aber auch die Nachahmung mo<strong>der</strong>ner Fabritbauaichitektur<br />
durch den Kultbau führt<br />
durchaus nicht zu einem in wesentlichem<br />
Sinne mo<strong>der</strong>nen Kirchbau. Es ist lächerlich,<br />
wie es kürzlich in einer sehr großen<br />
Stadt passiert ist — eine Großbuchdruckerei<br />
repräsentabel zu machen, in dem man ihre<br />
Fassade als Kathedrale aufzieht. Aber es ist<br />
nicht weniger lächerlich, einen Kirchbau<br />
„mo<strong>der</strong>n" zu machen, indem man fein<br />
Aeußereö einem Fabritbau angleicht. Die<br />
mo<strong>der</strong>ne Bauweise verlangt, daß aus dein<br />
klar erkannten Zweck und Sinn <strong>der</strong> Aufgabe<br />
mit den Mitteln und aus <strong>der</strong> Eigengesetzlichkeit<br />
heutigen Werkstoffs und heutiger<br />
Konstruktionweisen <strong>der</strong> Bau gestaltet<br />
wird. Nach dieser Norm mo<strong>der</strong>nen Bauens<br />
hat <strong>der</strong> Kirchbau den gleichen Anspruch auf<br />
seine beson<strong>der</strong>e Form wie die Fabrik, <strong>der</strong><br />
Bahnhof o<strong>der</strong> das Hochhaus. Hede Vermengung<br />
und I^ebertragung des einen auf<br />
das an<strong>der</strong>e ist hüben wie drüben vom Uebel.<br />
Ein letzter Fehler, vielleicht <strong>der</strong> gefährlichste,<br />
weil <strong>der</strong> am schwersten erkennbare, ist <strong>der</strong><br />
Bau von „St<strong>im</strong>mungsräumen" mit mo<strong>der</strong>nen<br />
Materialien und Techniken. Wenn <strong>der</strong><br />
Beton, ein Material, dessen Festigkeit,<br />
Spannkraft und Zähigkeit leichteste I^eberwindung<br />
von Last und Weite durch schlanke,<br />
fast körperlose Konstruktionen ermöglicht, zu<br />
schweren Massen geschichtet wird, gleich<br />
dem Stein in romanischen Bauten, um eine<br />
beson<strong>der</strong>e „Raumst<strong>im</strong>mung" zu erzielen, so<br />
wird man auch hier nicht von einem in<br />
wesentlichem Sinne mo<strong>der</strong>nen Kirchbau<br />
reden dürfen. Wir sind darüber hinaus, das<br />
überlieferte Formengut vergangener Baustile<br />
nachahmend zu verwenden, und lehnen<br />
es ab, <strong>Kirche</strong>n zu bauen, die so aussehen,<br />
als ob sie aus dem Mittelalter stammen.<br />
Aber wenn wir diese Geistesarmut nicht aus<br />
äußerlicher Belehrung, son<strong>der</strong>n aus wesentlicher<br />
Erkenntnis überwunden haben, dann<br />
sollten wir auch darüber hinaus sein, traditionelle<br />
Raumst<strong>im</strong>mungen romanischer o<strong>der</strong><br />
gotischer <strong>Kirche</strong>nräume mit heutigen Bauweisen<br />
nachzuahmen, indem wir <strong>Kirche</strong>n<br />
bauen, die zwar in ihrer Formgebung an<strong>der</strong>s<br />
aussehen, als die Kultbauten <strong>der</strong> Vergangenheit,<br />
aber in <strong>der</strong> St<strong>im</strong>mung des<br />
Raumes doch nichts an<strong>der</strong>s als Entlehnungen<br />
sind. Kopie <strong>der</strong> St<strong>im</strong>mung wi<strong>der</strong>spricht<br />
dem Gesetz schöpferischen Bauens noch<br />
ärger als Kopie <strong>der</strong> äußern Form. Sie<br />
täuscht eigene Leistung vor, ohne es in<br />
Wahrheit zu sein, Und wenn es auch zwei-<br />
fellos richtig ist, daß Werkstoff und Konstruktion<br />
dem Bau dienen sollen und nicht<br />
<strong>der</strong> Bau dem Baustoff und <strong>der</strong> Bauweise,<br />
so ist es doch ebenso zweifellos gültig, daß<br />
rein Werkstoff und Werkmittel in einer seinem<br />
Wesen wi<strong>der</strong>sprechenden Weise Verwendung<br />
finden darf. Denn bei jedem echten<br />
Kunstwerk sind Form und Inhalt gänzlich<br />
eins. Die Form eines Kultbaus, das Material,<br />
in dem er ausgeführt ist, die Konstruttionsweise,<br />
die ihn aufgerichtet, soll<br />
seinem Wesen nicht fremd und beziehungslos<br />
gegenüberstehen, son<strong>der</strong>n dieses Wesen<br />
gänzlich verkörpern und zum Ausdruck bringen.<br />
<strong>Das</strong> aber kann nur geschehen, wenn<br />
<strong>der</strong> Bau „werkgerecht" errichtet wird — d.<br />
h. wenn man die "Möglichkeiten <strong>der</strong> Konstruktion<br />
und des Materials aktiviert und<br />
anwendet, statt daß sie zu Gunsten artfrem<strong>der</strong><br />
Wirtungen absichtlich beiseite gesetzt<br />
werden. Die meisten <strong>der</strong> vielbesprochenen<br />
mo<strong>der</strong>nen Kultbauten auf katholischem Gebiet<br />
leiden an diesem Fehler. Hüten wir<br />
uns, <strong>der</strong> Versuchung zu gleichem Fehler<br />
nachzugeben!<br />
Aus einer doppelten Zielsetzung soll die Gestalt<br />
eines echt evangelischen Gotteshauses<br />
hervorgehen: aus den Anfor<strong>der</strong>ungen des<br />
GemeindegotteSdiensteS mit seinen<br />
beson<strong>der</strong>en Feiern und aus dem Ver »<br />
kündigungscharakter des Kultbaus,<br />
<strong>der</strong> „gebautes Wort", raumhafte<br />
Offenbarung des geistigen Gottes sein soll<br />
— gleichsam die Architektuiform <strong>der</strong><br />
Botschaft, <strong>der</strong>en Wortform das Evangelium<br />
ist. Dieser doppelten Zielsetzung sucht<br />
Bartning in seinen Bauten mit den Baustoffen<br />
und Konstruktionsmitteln <strong>der</strong> Gegenwart<br />
unter voller Auswertung ihrer beson<strong>der</strong>en<br />
Möglichkeiten gerecht zu werden — gerecht<br />
gegen die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bauaufgabe, gerecht<br />
gegen die For<strong>der</strong>ung von Stahl, Glas<br />
und Beton. In dieser Sachlichkeit seines<br />
Bauens bezeugt sich <strong>der</strong> ethische Charakter<br />
einer wahrhaft schöpferischen Kunst. In<br />
seinen Bauten sieht nichts so aus „als ob"<br />
es etwas wäre, was es in Wahrheit nicht<br />
ist. Hier gibt es keine gemalten Säulen<br />
und Steinfugen, kein an die Wand gemaltes<br />
Fenster, keine Blumen aus Gips und<br />
Kränze aus Stuck, aber auch keine Gewölbe,<br />
die so aussehen, als ob sie in gewaltigen<br />
Schwüngen sich von Pfeiler zu Pfeiler<br />
spannen, in Wahrheit aber aus Rabitz (Bewurf<br />
auf Drahtgeflecht) gemacht und an<br />
Drähten aufgehängt sind. Es gibt bei ihm<br />
keinen architektonischen Schwindel, <strong>der</strong> den<br />
Sinnen schmeichelt und romantisch-sent<strong>im</strong>entale<br />
Stiinmung macht, son<strong>der</strong>n nur architektonische<br />
Wahrheit, die das Herz sucht.<br />
Ein Kirchbau ist kein Täuschungsversuch,<br />
we<strong>der</strong> <strong>im</strong> großen noch <strong>im</strong> kleinen — keine<br />
Vortäuschung eines Ziegel- o<strong>der</strong> Bruchsteinbauö<br />
durch Beton, aber auch keine Vortäuschung<br />
echten Eichenholzes auf Türen und<br />
Bänken aus Tannenholz durch aufgemalte<br />
Maserung! Jede länaufrichtigkeit und lln-
Empore<br />
echtheit ist aus ihm verbannt. Denn <strong>der</strong> „Gemachtes", kein gewollter, gesuchter<br />
Geist des Evangeliums und <strong>der</strong> Sinn des Effekt, hier ist alles aufrichtig und aus<br />
evangelischen Gottesdienstes sollen <strong>im</strong> Hause Innerstem wahrhaftig. Wir müssen uns<br />
Gottes lautere, reine Verkörperung finden, darauf besinnen, daß ein so geartetes Bauen<br />
so daß man eintretend spürt, hier ist nichts nicht nur mit ästhetisch-künstlerischen, auch<br />
Altar und Orgel<br />
nicht nur mit kultisch-religiösen, son<strong>der</strong>n<br />
ebensosehr mit ethischen Weltmaßstäben<br />
gemessen werden will. Es gehört zur<br />
Beschreibung eines solchen Bauwerks, auf<br />
seine Reinheit und Lauterkeit ebenso hinzuweisen,<br />
wie auf seine technische Nichtigkeit,<br />
künstlerische Schönheit und kultisch-religiöse<br />
Zweckerfüllung.<br />
In allen diesen Dingen sind beide Bauten<br />
BartningS miteinan<strong>der</strong> eins — aber eine beson<strong>der</strong>e<br />
Art <strong>der</strong> Verwandtschaft offenbart<br />
sich in ihrer Gegensätzlichkeit. Die Stahlkirche<br />
auf <strong>der</strong> Prefsa ist eine „N i ch -<br />
tungökirche", <strong>der</strong> für Essen geplante<br />
Kultbau ist eine „Z e n t r a l k i r ch e". In<br />
diesem Unterschied ankert und gründet <strong>der</strong><br />
Gesamtkomplex aller übrigen Verschiedenheiten<br />
bis zur Konstruktion und Technik,<br />
In <strong>der</strong> „Richtungskirche" ist <strong>der</strong> Chor<br />
Ziel und Ursprung des ganzen Raumes,<br />
Er ist „auf den Chor hin"gebaut, er wächst<br />
aus dem Chor dem Eintretenden entgegen.<br />
Der Grundriß <strong>der</strong> Stahlkirche ist einer Parabel<br />
(Bogen mit zwei auseinan<strong>der</strong>strebenden<br />
Schenkeln; man denke an ein Hufeisen,<br />
dessen Seitenlinien verlängert sind und ein<br />
wenig auseinan<strong>der</strong>laufen). Der Parabelbogen<br />
ist die Stätte des Chores, <strong>der</strong><br />
durch steigende Stufen erhöht und durch<br />
diesen Aufstieg ebenso wie durch seine Lage<br />
aus dem übrigen Raum herausgehoben ist.<br />
TroHdem ist <strong>der</strong> Gesamtraum einheitlich —<br />
ein großer Gesamtchor, raumhafter Ausdruck<br />
<strong>der</strong> mündigen Gemeinde evangelischer<br />
Christen, die Zutritt haben zum Tisch des<br />
Herrn. Wenn man in diesen <strong>Kirche</strong>nraum<br />
eintritt, spürt man, wie er sich aus „<strong>der</strong><br />
Richtung" des Chores <strong>der</strong> versammelten<br />
Gemeinde gleich einer Umarmung entgegenbreitet<br />
und sie in sich aufn<strong>im</strong>mt. Man<br />
spürt, wie <strong>der</strong> Raum die Aufmerksamkeit<br />
<strong>der</strong> Gemeinde förmlich magnetisch in „die<br />
Richtung" des Chores lenkt, dorthin, wo<br />
etwa <strong>im</strong> Brennpunkte des Parabelboqens<br />
an erhöhter Stätte Kanzel und Altar<br />
stehen. <strong>Das</strong> ist „die Spannung" des Raumes,<br />
durch die das Gefühl <strong>der</strong> Versammelten,<br />
wie <strong>der</strong> Pfeil auf <strong>der</strong> Sehne eines<br />
Bogens, in die Richtung des Chores hinzielt.<br />
Dort ist die Stätte <strong>der</strong> Offenbarung.<br />
Dort glühen am innerlichsten die Mysterien<br />
<strong>der</strong> gläsernen Wände und spenden bildhafte<br />
Verkündigung. Dort in <strong>der</strong> Ferne des Chores<br />
wird das Gehe<strong>im</strong>nis des Heiligen Erscheinung,<br />
flammt als aufstrahlendes Licht<br />
den Schauenden und Lauschenden, den Singenden<br />
und Schweigenden entgegen, und<br />
das unzugängliche Licht des Göttlichen reißt<br />
sie in sich hinein wie durch Untergang und<br />
Aufstieg, durch Tod und Auferstehung und<br />
bleibt ihnen dennoch fern und unerreichbar,<br />
In dieser Spannung zwischen Offenbarungsstätte<br />
und Gemein<strong>der</strong>aum erscheint<br />
die polare Spannung zwischen Sünde und<br />
Gnade, Welt und Gott, Diesseits und Jenseits,<br />
Zeit und Ewigkeit. Im Bann dieser<br />
Spannung stehen Technik und Gestaltung.
Man denke wie<strong>der</strong> an die Parabelkurve<br />
eines gespannten Bogens! Mit dieser<br />
Spannung ist <strong>der</strong> ganze Raum in all seinen<br />
Formen geladen. Ueberall zuckendes Flammen<br />
verschweben<strong>der</strong> Glaswände, fortschnellend-verhaltene<br />
Bewegung <strong>der</strong> Kurvenschwünge,<br />
Emporschießen <strong>der</strong> Stahlpfeiler,<br />
nirgendwo Ruhe des Beharrenden, Frieden<br />
<strong>der</strong> Reglostgkeit. Eine „Tektonik des Entrückten",<br />
Baukunst, die nicht hinstellt, son<strong>der</strong>n<br />
fortreißt, nicht stehende, son<strong>der</strong>n schwebende<br />
Gebilde schafft, nicht <strong>im</strong> Boden gründet,<br />
son<strong>der</strong>n stch vom Pol <strong>der</strong> Höhe magnetisch<br />
anziehen läßt! <strong>Das</strong> alles ist nicht statische,<br />
son<strong>der</strong>n kinetische Architektur; nicht gebaute<br />
Ruhe, son<strong>der</strong>n gebaute Bewegung,<br />
<strong>der</strong>en folgerichtiger Ausdruck <strong>der</strong> Stiftshüttencharakter<br />
dieser <strong>Kirche</strong> ist, ihre äußere<br />
Beweglichkeit und Wandeischaftsbereitschaft,<br />
Gänzlich an<strong>der</strong>s ist <strong>der</strong> Zentralbau. Er<br />
ist die Raumgestalt des in sich Ruhenden.<br />
Sein Grundriß ist <strong>der</strong> Kreis, <strong>der</strong> stetig um<br />
den ruhenden Pol seiner Mitte schwingt. Bei<br />
jedem guten Bauwerk ist <strong>der</strong> Grundriß die<br />
Lebenslinie des gesamten architektonischen<br />
Körpers, aus <strong>der</strong> man deutend Sinn und<br />
Wesen ablesen kann. Der Grundriß <strong>der</strong><br />
Stahlkirche ist die Parabel, die sich <strong>der</strong><br />
Unendlichkeit entgegenbreitet, <strong>der</strong>en Schenkel<br />
Strombett eines FlutenS sind, das ohne<br />
Ende ist. Der Grundriß des für Essen geplanten<br />
KultbauS ist <strong>der</strong> Kreis. Der Grundriß<br />
<strong>der</strong> Stahlkirche entstand aus <strong>der</strong> Aufgabe,<br />
den Gott zu verkündigen, <strong>der</strong> in einem<br />
Lichte wohnt, da niemand zukommen kann.<br />
Der Grundriß des Essener Kultbaus begründet<br />
den raumhaflvn Ausdruck <strong>der</strong> Gemeinde<br />
als des Beisammenseins, dem die<br />
Verheißung <strong>der</strong> „ewigen Mitte" gegeben<br />
ist: wo zwei o<strong>der</strong> drei versammelt sind in<br />
meinem Manien, da bin ich mitten um er<br />
ihnen. Die irdische Gemeinde — geschart um<br />
ein überirdisches Zentrum. Die Versammlung<br />
<strong>der</strong> Sterblichen — <strong>im</strong> Namen des<br />
Auferstandenen, d. h. durchwaltet von seinem<br />
ewigen, Tod-überwind?nden Wesen,<br />
vom Geist seiner göttlichen erlösenden Liebe,<br />
Die sichtbare Gemeinde in all ihrer irdischen,<br />
körperhaft verwirklichten Diesseitigkeit und<br />
Unvollkommenheit — und doch <strong>der</strong> Leib des<br />
Unsichtbaren, <strong>der</strong> erhöht in den H<strong>im</strong>mel,<br />
und dennoch bei den Seinen ist alle Tage<br />
bis an <strong>der</strong> Welt Ende. Diese Unterschiedlichkeit<br />
<strong>der</strong> inneren Best<strong>im</strong>mung wirkt sich<br />
nicht nur in Grundriß und Vauform aus,<br />
son<strong>der</strong>n ebenso <strong>im</strong> Material und in <strong>der</strong><br />
Konstruktion. So wie die Bewegungsenergie<br />
in <strong>der</strong> architektonischen Linienführung<br />
<strong>der</strong> Stahlkirche den beweglichen Montagebau<br />
for<strong>der</strong>t, so bedingt die in sich kreisende<br />
Ruhe <strong>der</strong> Essener <strong>Kirche</strong> die Eisenbetonkonstruktion,<br />
die trotz des Aufflugs<br />
des straffen, schlanken PfeilersysiemS, trotz<br />
<strong>der</strong> Schwünge, die den Raum in den Fenstergürteln,<br />
<strong>der</strong> Emporenbrüstung, den Gestühlreihen<br />
umzirkeln, das Element des<br />
406<br />
Statischen, des Bleibenden und Nichtbeweglichen<br />
birgt.<br />
Wer die Stahlkirche schräg von <strong>der</strong><br />
Turmfront her sieht, hat das Gefühl,<br />
daß sie auf den Schauenden zukommt, ihn<br />
„überkommt", wie ein Nergmassiv. Der<br />
gleiche Eindruck überwältigt den Eintretenden,<br />
<strong>der</strong> von den Lichtfeuern des gläsernen<br />
Raumes aufgenommen wird. Aber die<br />
<strong>Kirche</strong> in Essen entfaltet stch vom beharrenden<br />
Fundament ihres Kreises aufwärts, von<br />
ihrem unsichtbaren Mittelpunkt gehalten<br />
und erhöht. Diesel Unterschied des GrundcharakterS<br />
ist <strong>der</strong> Ursprung aller an<strong>der</strong>n<br />
unterscheidenden Merkmale bei<strong>der</strong> Bauwerke.<br />
Wir sind gewohnt, daß ein Raum<br />
Wände und Fenster hat. Die Fenster sind<br />
seine Augen, Und <strong>im</strong> Auge können Blicke<br />
wohnen, die äußere Alltagsdinge wahrnehmen,<br />
aber auch Blicke, die UeberirdischeS<br />
schauen. Der Raum <strong>der</strong> Stahlkirche hat<br />
we<strong>der</strong> Wände noch Fenster: seine gläsernen<br />
Umwandungen sind beides zugleich. Aber es<br />
gibt auch Gesichter, in denen nicht nur die<br />
Äugen sehen. <strong>Das</strong> ganze Antlitz ist Blick,<br />
ist „Gesicht". Solche Gesichter aber blicken<br />
nie nach außen, son<strong>der</strong>n stets nach innen,<br />
tief, jenseitstief in die Fernen <strong>der</strong> Seele,<br />
Wie ein verbergen<strong>der</strong> Schleier schattet Versunkenheit<br />
über ihren Zügen, sie scheinen<br />
mit äußerster Folgerichtigkeit durchgeführt<br />
ist, werden die Stätten <strong>der</strong> Gemeindearbeit<br />
einbezogen in den Baukörper <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>,<br />
Als Grundrißlösung dieser Aufgabe ist ein<br />
System konzentrischer Kreise<br />
geschaffen worden — d. h. mit wachsendem<br />
Durchmesser werden eine Anzahl Kreise um<br />
den gleichen Mittelpunkt gezogen.<br />
Der eigentliche <strong>Kirche</strong>nraum erhebt sich<br />
über dem Kreis, <strong>der</strong> durch die hohen<br />
schlanken Pfeilerpaare bezeichnet wird, auf<br />
denen die Decke ruht.<br />
Diesen inneren Kreis umgeben <strong>im</strong> Halbkreis<br />
vier Räume, die durch strahlenförmige Zugänge<br />
zur inneren <strong>Kirche</strong> voneinan<strong>der</strong> getrennt<br />
sind. Sie erhalten ihr Licht vom<br />
untersten Fenstergürtel und gehören zum<br />
<strong>Kirche</strong>nraum, können aber durch versenkbare<br />
Wände von ihm getrennt werden und<br />
dann für kirchlichen Unterricht und an<strong>der</strong>e<br />
Zwecke <strong>der</strong> Gemeindearbeit Verwendung finden.<br />
Die Decke dieser Räume wird durch<br />
Empore gebildet, in <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nraum<br />
über die Gemein<strong>der</strong>äume breitet und<br />
sie behütend und weihend aufn<strong>im</strong>mt in den<br />
Gesamtkörper des Kultraums. In mächtiger<br />
Halbkreiskurve schwingt die Empore um<br />
den inneren <strong>Kirche</strong>nraum. Ansteigende Reihen<br />
<strong>der</strong> Bänke ermöglichen gute Sicht zur Zen-<br />
Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten mäßig<br />
entstellt Lichtenberg<br />
blind zu sein — weil sie Seher des Inwendigen<br />
sind. Aber in dieser Verborgenheit<br />
wird das Gehe<strong>im</strong>nis Gottes <strong>im</strong> Gesicht<br />
seines Sehers Erscheinung. Wir begegnen<br />
solchen Gesichtern in den Glasgemälden von<br />
Elisabeth Coester in Würzburg und Soest.<br />
Nun hat sie in den gläsernen Wänden <strong>der</strong><br />
Stahlkirche ein Raumgestcht geschaffen, das<br />
keine Augen hat, son<strong>der</strong>n Auge ist, visionär<br />
entrückter Blick auf das Numinose, auf das<br />
Gehe<strong>im</strong>nis Gottes, Wie kann ein solcher<br />
Raum auf <strong>der</strong> Erde stehen? Wie kann sein<br />
Fundament auf dem Niveau des Alltags<br />
ruhen? Der Saal <strong>der</strong> Gemeinde muß ihn<br />
tragen als ein gebauter Ehristophorus,<br />
muß ihn fortheben vom Boden, und steigende<br />
Stufen müssen zu ihm emporführen.<br />
Und die Bauten des Gemeindelebens müssen<br />
ihn behüten, sie stellen stch um ihn herum,<br />
sie son<strong>der</strong>n seinen heiligen Bezirk von <strong>der</strong><br />
Zudringlichkeit des Gassenlärmes und errichten<br />
hohe Dämme gegen die trüben Fluten<br />
des Alltags, Langgestreckt und niedrig<br />
wachsen diese Häuserzeilen aus dem Baukörper<br />
des Heiligtums, aber sie sind nicht<br />
seinesgleichen, son<strong>der</strong>n dienende Flügel, die<br />
ihn forttragen auS dem Bereich des Diesseitigen.<br />
Ganz an<strong>der</strong>sartig ist die Verbindung <strong>der</strong><br />
Essener Nundkirche mit den Räumen des<br />
Gemeindelebens. In einer Gänzlichkeit, die<br />
tialstätte und auf Kanzel und Altar. Der<br />
Raum <strong>der</strong> Empore wird vom leuchtenden<br />
Kreis des zweiten Fenstergürtels erhellt.<br />
Ueber ihm steigt schräg das untere <strong>Kirche</strong>ndach<br />
empor und lehnt sich an den Ring <strong>der</strong><br />
Pfeilerpaare.<br />
Die an die Gemein<strong>der</strong>äume anschließende<br />
Hälfte des äußeren Kreises wird durch<br />
zwei weitere Zugänge, zwei Emporentreppen,<br />
Nebenräume (Sakristei) und durch<br />
eine Kapelle, die F e i e r k i r ch e, beansprucht.<br />
Die Feierkirche stößt keilförmig als<br />
ein Kreisausschnitt (Segment) fast bis zum<br />
Mittelpunkt des <strong>Kirche</strong>nraumes vor. Sie ist<br />
durch weite Oeffnungen mit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> verbunden.<br />
In <strong>der</strong> Oeffnung <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>wand<br />
steht <strong>der</strong> Altar, <strong>der</strong> sowohl zur Kapelle wie<br />
zum eigentlichen <strong>Kirche</strong>nraum gehört. Diese<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zugewandte Vor<strong>der</strong>front des<br />
Feierraumes trägt in halber Höhe die<br />
Kanzel. Auf <strong>der</strong> Decke <strong>der</strong> Feierkirche<br />
stehen Orgel und Sängelbühne,<br />
Die Orgel ist ein flügelartig auSschwinaen<strong>der</strong><br />
Aufbau freistehen<strong>der</strong> Pfeifen, <strong>der</strong> die<br />
Struktur des Klangkörpers sichtbar macht<br />
und zum Symbol auf- und absteigen<strong>der</strong><br />
Tonsäulen wird. Innerhalb des Orgelaufbaus<br />
ist die Sängerbühne bis an die Zentralsphäre<br />
des <strong>Kirche</strong>nraumes vorgezogen und<br />
ermöglicht dem selbst nicht sichtbaren <strong>Kirche</strong>nchor<br />
einen gänzlichen Einklang mit <strong>der</strong>
Orgel und eine vermutlich recht gute Hörsamkeit<br />
für die versammelte Gemeinde.<br />
Um den äußeren Kreis des <strong>Kirche</strong>ngrund-,<br />
risses zieht sich nun eine äußerste Kurve, die<br />
nicht gänzlich ein Kleis ist. Dort, wo das<br />
Fundament <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> an die benachbarten<br />
Straßenzüge grenzt, ist das Kultgebäude<br />
von einer Säulenhalle umgeben, die es in<br />
einer Parabelkurve umschwingt! (Vgl.<br />
Grundriß und Abb. . . .) Diese Halle weist<br />
die Kreislinie zurück. Sie will sich nicht in<br />
sich verschließen. Sie öffnet sich weit den<br />
vier Enden <strong>der</strong> Erde und ruft aus den<br />
Fernen die Gemeinde zum Hause Gottes.<br />
Dort, wo die Schenkel <strong>der</strong> Parabelkurve<br />
endigen, an kirchliche Gebäudezüge gelehnt,<br />
wo sich ihr Kurvenlauf dem Unendlichen<br />
entgegenbreitet, dort tun sich die Zugänge<br />
zur <strong>Kirche</strong> auf und leiten die Eintretenden<br />
zu den fünf Portalen <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> und zu den<br />
zwei Pforten, die in den Raum <strong>der</strong> Feier<br />
fähren — eine Grundrißgestaltung, die gesättigt<br />
ist mit Symbolkraft!<br />
Diese parabolische Kolonade umgibt den<br />
äußeren Kreis des <strong>Kirche</strong>ngrundrisses<br />
etwa zu zwei Dritteln. Aber auch das letzte<br />
Drittel ist von einem Vorhof umzogen. Er<br />
trägt die Vorhallen <strong>der</strong> Kapelle und die<br />
gänzlich aus farbigem GlaS gebaute Rückfront<br />
<strong>der</strong> Feierkirche selbst, die über den<br />
äußeren Kreis des Kultbaus hinausreicht.<br />
Der Feierraum steht in eigenartiger Verbindung<br />
mit dem <strong>Kirche</strong>nraum. Die in ihm<br />
Weilenden schauen über den Altar hinweg<br />
in die große Halle des Gotteshauses. Und<br />
die zum Gottesdienst versammelte Gemeinde<br />
blickt über den Altar hinüber in das feurige<br />
Mysterium <strong>der</strong> gläsernen Kapellenwand.<br />
Die Feierkirche ist für Trauungen, Abendmahlsgoiteödienste,<br />
Passwnsandachten und<br />
verwandte Feiern best<strong>im</strong>mt. Der in ihnen<br />
versammelte kleinere Kreis ist stets verbunden<br />
mit <strong>der</strong> durch den <strong>Kirche</strong>nraum architektonisch<br />
aufgebauten Gemeinde. Und die Gemeinde<br />
fühlt sich während ihrer Gottesdienste<br />
hingelenkt in die vertiefte Innerlichkeit<br />
<strong>der</strong> Stunden, die sie in engere Gemeinschaft<br />
vor dem Tisch des Herrn erlebt.<br />
Die Betonung <strong>der</strong> um den Erhöhten versammelten<br />
Gemeinde durch die ganze Anlage<br />
des <strong>Kirche</strong>ngebäudeS wird in beson<strong>der</strong>er<br />
Weise deutlich in <strong>der</strong> Stellung von<br />
Kanzel und Altar <strong>im</strong> Räume. Beide<br />
Kultstätten stehen nicht <strong>im</strong> Brennpunkt <strong>der</strong><br />
Raumentfaltung, <strong>der</strong> <strong>im</strong> Zentrum des kreisförmigen<br />
Grundrisses gesucht werden muß.<br />
Son<strong>der</strong>n sie stehen fortgerückt gleich den<br />
beweglichen Stühlen, die für den inneren<br />
<strong>Kirche</strong>nraum geplant sind, während die eingebauten<br />
Bankreihen nur den Kranz <strong>der</strong><br />
Sondcrräume und <strong>der</strong> Empore über ihnen<br />
ausfüllen. Die vor<strong>der</strong>ste Reihe dieser<br />
Stühle und die offene Front <strong>der</strong> Feierkirche<br />
mit Kanzel und Altar stehen wie ein in stch<br />
verhaltener Reigen am Rand eines innersten<br />
Rundbezirks, eines Kerngebiets, das<br />
durch geringe Vertiefung seines Bodens<br />
selbst aus <strong>der</strong> inneren <strong>Kirche</strong> herausgehoben<br />
ist. Damit ist betont, daß <strong>der</strong> Prediger<br />
auf <strong>der</strong> Kanzel und <strong>der</strong> Liturg<br />
vor dem Altar nichts an<strong>der</strong>s ist als die<br />
St<strong>im</strong>me <strong>der</strong> Gemeinde. Er leitet den Reigen<br />
<strong>der</strong> Versammelten um den Unsichtbaren<br />
mitten unter ihnen. Und wenn die Gemeinde<br />
die Offenbarungsbotschaft Gottes vern<strong>im</strong>mt,<br />
dann hört sie die Verkündigung<br />
nicht aus dem Munde eines Repräsentanten<br />
desGeistes — eines Geistlichen,<br />
son<strong>der</strong>n — wie in einem Selbstgespräch<br />
— aus dem Munde eines Repräsentanten<br />
<strong>der</strong> Gemeinde,<br />
<strong>der</strong> Gottes Geist gegeben ist. An solchen<br />
Kultstätten könnten in äußerster Konsequenz<br />
dieses architektonischen Bekenntnisses<br />
auch Laien amtieren! Zugleich ist damit<br />
aufs stärkste betont, daß <strong>der</strong> eigentliche<br />
Mittelpunkt des Gottesdienstes nicht durch<br />
den amtierenden Psarrer und die sichtbare<br />
Kultstätte gebildet wird, son<strong>der</strong>n stets durch<br />
die „ewige Mitte", den unsichtbaren Christus,<br />
dem <strong>der</strong> Kernbezirk gebührt, um den<br />
sich <strong>der</strong> gesamte <strong>Kirche</strong>nraum mit Kanzel,<br />
Altar und Gemeinde sammelt. Deswegen<br />
sind die Sitze auch nicht so angeordnet, daß<br />
sie die Blicke <strong>der</strong> Gemeinde auf Altar und<br />
Kanzel lenken. Son<strong>der</strong>n sie bannen mit <strong>der</strong><br />
zwingenden Gewalt <strong>der</strong> Raumspannung,<br />
bens <strong>im</strong> Paradies. Der Baum, <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Erde wurzelnd aus <strong>der</strong> Tiefe zur Höhe<br />
steigt und groß und weit seine Wipfelkrone<br />
breitet, ist auch für Jesus ein Bild für das<br />
Reich seines Vaters. Wenn die Säge durch<br />
den Stamm hindurchschneidet, erkennen wir<br />
sein Jentrum, die innerste Säule des aufsteigenden<br />
Markes. Um dieses Zentrum<br />
schwingen weiter und weiter die Jahresringe<br />
bis zur umgebenden Rinde. Eine tief<br />
verwandte Lebendigkeit zeigt die Grundrißbildung<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> in Essen. Im Zentrum<br />
<strong>der</strong> Taufstein, die Stätte, da die Kindlein<br />
zu dem unsichtbar gegenwärtigen Herrn <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> getragen werden. Durch die Taufe<br />
erneut und erweitert sich das Leben <strong>der</strong> Gemeinde<br />
in stetiger Verjüngung, Um dieses<br />
Zentrum <strong>der</strong> innerste Ring: die heranwachsende<br />
Jugend, die Kin<strong>der</strong> <strong>im</strong> Kin<strong>der</strong>gottesdienst,<br />
die Konfirmanden <strong>im</strong> Hauptgottesdienst,<br />
und mit ihnen zum Kreis geschlossen<br />
die kultischen Stätten, die Kanzel mit dem<br />
Redner und <strong>der</strong> Altar mit dem Liturgen,<br />
<strong>der</strong> Pfarrer <strong>im</strong> Reigen <strong>der</strong> Gemeindejugend!<br />
Um diesen inneren Ring legt sich <strong>der</strong> äußere<br />
Ring: oben <strong>im</strong> Halbrund <strong>der</strong> Emporen und<br />
unten <strong>im</strong> Halbkreis <strong>der</strong> in in die <strong>Kirche</strong> einbezogenen<br />
Gemein<strong>der</strong>äume die Schar <strong>der</strong><br />
Erwachsenen, zum Kreis geschlossen durch<br />
Orgel und Sängerchor, <strong>Das</strong> ganze eine ge-<br />
Die Großen schaffen das Große; die Guten das Dauernde<br />
Eschenbach<br />
ihrer Kreisbewegung folgend, die Aufmerksamkeit<br />
<strong>der</strong> Gemeinde auf das Raumzentrum<br />
— den sichtbaren Ausdruck <strong>der</strong> „ewigen<br />
Mitte". Alis diese Weise wird <strong>der</strong> Liturg,<br />
wie <strong>der</strong> Prediger von dem größeren<br />
Teil <strong>der</strong> Gemeinde „übersehen". Die Gemeinde<br />
achtet nicht des Menschen, son<strong>der</strong>n<br />
schaut auf Christus, So ist es auch nicht<br />
wichtig, daß die erhöhte Kanzel dem Halbrund<br />
<strong>der</strong> Gemeinbesitze nicht genau gegenübersteht,<br />
son<strong>der</strong>n beiseite gerückt ist: in<br />
dieser Seitenstellung, die sonst Notbehelf<br />
und Fehler bedeutet, liegt hier <strong>der</strong> symbolische<br />
Ausdruck des beginnenden „Kreisens" um<br />
die unsichtbare Mitte."<br />
<strong>Das</strong> Zentrum <strong>der</strong> Rundkirche ist jedoch<br />
nicht gänzlich leer geblieben: <strong>der</strong> Taufstein<br />
soll in ihm Aufstellung finden. Und diese<br />
Aufstellung verleiht dem architektonischen<br />
Organismus <strong>der</strong> Zentralkirche eine letzte,<br />
sehr tiefe Symbolik. Die Stühle des inneren<br />
Bannkreises sind für die Konfirmanden<br />
best<strong>im</strong>mt. Während <strong>der</strong> Gottesdienste<br />
und bei <strong>der</strong> Konfirmation, <strong>der</strong> Bestätigung<br />
des TaufbundeS, sind sie inmitten<br />
<strong>der</strong> Gemeinde um den Taufstein versammelt.<br />
Zuweilen <strong>der</strong>gleichen wir Wuchs und<br />
Leben des einzelnen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />
mit einem Baum. Wir reden von Stammbäumen,<br />
wir wissen vom Weltenbaum <strong>der</strong><br />
alten Germanen und vom Baum des Le-<br />
baute Verkörperung <strong>der</strong> Gemeinde und<br />
ihres Lebens, Ihr Gottesdienst strahlt aus<br />
dem unsichtbaren Christus, <strong>der</strong> Marksäule<br />
ihres Stammes, <strong>der</strong> Lebenskraft ihres<br />
Wuchses gen H<strong>im</strong>mel. Er spendet die Taufe<br />
mit Geist und Feuer, hier ist <strong>der</strong> Quellort<br />
<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt aus Wasser und Geist,<br />
und <strong>der</strong> Taufstein wird zum Symbol <strong>der</strong><br />
Erneuerung, die in jedem Gottesdienst das<br />
Herz <strong>der</strong> Gemeinde verjüngen soll. So wird<br />
die innerste <strong>Kirche</strong> zur Tauskapelle. Sie<br />
wächst und weitet sich zum kultischen Gesamtraum,<br />
<strong>der</strong> unter den Emporen die<br />
Räume umfängt, die sich <strong>im</strong> Werktag abschließen<br />
und Arbeitsstätten <strong>der</strong> Gemeinde<br />
werden. So wird die Stätte des Gebets<br />
zur Statte <strong>der</strong> Arbeit, und feiernde Andacht<br />
des Sonntags spendet Kraft zu aufbauen<strong>der</strong><br />
Tat des Alltags. Wahrlich — eine <strong>der</strong>artige<br />
<strong>Kirche</strong> ist gebaute Verkündigung, die<br />
eine vernehmliche Sprache redet und Offenbarung<br />
zu spenden berufen ist!<br />
Nicht die irdisch-sichtbare Gemeinde empfängt<br />
in diesem Kirchbau einen architektonischen<br />
Körper, son<strong>der</strong>n vielmehr die Gemeinde,<br />
die <strong>der</strong> Leib ihres erhöhten Herrn<br />
und Hauptes ist. Der Herr ist gegenwärtig<br />
in ihrer Mitte — und ist doch zugleich in<br />
den H<strong>im</strong>mel erhoben, um seinen Leib, die<br />
Gemeinde, mit empor zu ziehen. Diese Aufstiegsbewegung<br />
ist für die Gestalt <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>
ebenso best<strong>im</strong>mend wie das System <strong>der</strong> einan<strong>der</strong><br />
umschwingenden konzentrischen Kreise.<br />
Es gehört zu <strong>der</strong> künstlerischen Richtigkeit<br />
dieses Bauwerks, daß sein Innenraum auch<br />
das Bild des äußeren Aufbaus gänzlich gestaltet<br />
hat. Wir erkennen auch in <strong>der</strong><br />
Außenansicht die verschiedenen Kreise — nur<br />
daß sie hier zugleich über einan<strong>der</strong> schwingen,<br />
ein Aufstieg <strong>im</strong>mer höherer Sphären.<br />
Es gibt ein altes Symbol für die vier<br />
Evangelisten, die das Kreuz verkündigt<br />
haben: eine Doppeltreppe aus vier Linien<br />
übereinan<strong>der</strong> und auf <strong>der</strong> obersten das<br />
Kreuz. Dieses Symbol gewinnt in <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> D. BartningS eine eigenartige Baugestalt.<br />
Wenn wir den Querschnitt des<br />
Bauwerkes ins Auge fassen, bemerken<br />
wir einen Aufstieg in vier Terrassen,<br />
<strong>der</strong>en höchste, <strong>der</strong> Glockenturm, auf<br />
ihrer Spitze das Kreuz trägt. Die unterste,<br />
niedrig gehalten und breit gelagert, ist die<br />
Säulenhalle, die Schwelle des Berges, die<br />
Stätte des Zugangs, Von ihr umfangen<br />
steigt die nächste Erhöhung empor: <strong>der</strong><br />
Raum, <strong>der</strong> Feierkirche und Orgelbähne,<br />
Emporen und Gemeindesäle birgt und mit<br />
schrägem Dach zu dem turmartigen Aufstieg<br />
des inneren Pfeilerkreises emporstrebt.<br />
Dieses untere Stockwerk <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> wird<br />
aus zwei Fenstergürteln, einem zwischen<br />
ihnen fast schwebenden Wandring und dem<br />
Dach gebildet. Der innerste <strong>Kirche</strong>nraum<br />
aber steigt als neues Stockwerk darüber<br />
empor. Sein Pfeilergerüst wird nur von<br />
gläsernen Wänden gefüllt, Immer körperloser,<br />
<strong>im</strong>mer lichter wird die Leichtigkeit des<br />
Aufstiegs, l^ind wie<strong>der</strong>um führt ein schräges<br />
Dach empor zum Glockenstuhl, dessen Vrüslung<br />
in <strong>der</strong> Höhe den innersten Kreis wie<strong>der</strong>holt,<br />
in dessen Jentrum <strong>der</strong> Taufstein<br />
steht. lieber diesem Zentrum ragt <strong>im</strong><br />
H<strong>im</strong>mel das Zeichen des Kreuzes. Kreuzeserhöhung<br />
ist diese Architektur — gebautes<br />
Symbol des Berges Golgatha, <strong>der</strong> das<br />
Kreuz, allen Weiten sichtbar, hoch in den<br />
H<strong>im</strong>mel hebt, Unter dem Kreuz aber hängen<br />
und schwingen sichtbar die Glocken <strong>im</strong><br />
durchsichtigen Bau ihres Turmes, die<br />
Glocken <strong>der</strong> Botschaft vom Kreuz.<br />
Von den Bäumen einer Allee in leichtem<br />
Anstieg emporgeleitel, schreiten wir zu <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> und sehen sie über <strong>der</strong> steilen<br />
Mauerwand eines Hügels emporsteigen.<br />
Treppstufen führen uns auf den Hügel,<br />
ein Aufstieg ist <strong>der</strong> Weg zum heiligen<br />
Bezirk, wo sich die Säulenhalle<br />
auftut und uns aufn<strong>im</strong>mt und zu den Pforten<br />
des Gotteshauses weist. Nun treten wir<br />
ein, stehen am Taufstein und schauen in die<br />
Runde, und unsere Blicke werden durch<br />
den Aufflug <strong>der</strong> Pfeiler und <strong>der</strong> Räume<br />
emporgetragen. Drei gläserne Sphären kreisen<br />
in <strong>im</strong>mer höher steigenden Reigen übereinan<strong>der</strong>.<br />
Mattfarbig verglast schließen die<br />
beiden unteren Fensteringe den Raum in sich<br />
ein und verleihen den kreisenden Wänden<br />
schwebende Leichtigkeit, lieber dem Altar<br />
glüht, wie aus <strong>der</strong> Ferne, das Mysterium<br />
deö gläsernen Kapellenraumes, ILnd hoch<br />
oben in <strong>der</strong> Höhe beginnt ein neues Leuchten,<br />
als wolle das Läuten <strong>der</strong> Glocken zu<br />
Farbe und Feuer werden und in den Sphären<br />
<strong>der</strong> Höhe ein Reigen <strong>der</strong> Engel, ein<br />
Kreis <strong>der</strong> oberen Gemeinde sich einen mit<br />
denen, die in <strong>der</strong> Tiefe beten zu ihrem erhöhten<br />
Haupt.<br />
i^Ind nun spüren wir Gleichheit und Verschiedenheit<br />
bei<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>n von Otto Bartning.<br />
Die <strong>Kirche</strong> aus Stahl und Glas ein<br />
Raum <strong>der</strong> Entrückung, körperlos aus Licht<br />
und Feuer und stählernem Strahlen gebaut,<br />
ein geistiger Raum, <strong>der</strong> über unS<br />
kommt mit dem Schauer göttlicher Gegenwart,<br />
daß wir keine Ruhe finden, weil<br />
unser Herz erfaßt und verzehrt wird von<br />
<strong>der</strong> Flamme Gottes. Die <strong>Kirche</strong> aus Beton<br />
ein in sich ruhen<strong>der</strong> Raum, durch behütende<br />
Wände umschlossen, Stätte gesammelten<br />
Friedens. Der eine Raum Offenbarung des<br />
göttlichen Lichtes, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e die Offenbarung<br />
<strong>der</strong> anbetend schauenden Gemeinde,<br />
Beide aber Stätten gebauter Verkündigung,<br />
da wir empfinden: <strong>der</strong> Herr ist in seinem<br />
heiligen Tempel.<br />
Professor 0. Otto Bartning ist Direktor <strong>der</strong><br />
staatlichen Hochschule für Handwerk und<br />
Baukunst in We<strong>im</strong>ar. Für seine Forschungen<br />
über das Wesen des evangelischen Gottesdienstes<br />
und seines baulichen Ausdrucks<br />
wurde er theologischer Ehrendoktor. Schon<br />
als junger Student begann <strong>der</strong> jetzt 45jährige<br />
<strong>Kirche</strong>n zu bauen, begeistert für die<br />
Schöpfung eines echt evangelischen Baustils.<br />
In diesem Anfangsstadium sind seine<br />
<strong>Kirche</strong>n Ausdruck des damaligen ZeitwillenS,<br />
schlichte, aesthetisch veredelte Versammlungsräume<br />
ohne Feierlichkeit und Verkündigungscharakter.<br />
Im Krieg erlebt Bartning<br />
die Wandlung zum Wesentlichen. Ihr<br />
erster Ausdruck ist <strong>der</strong> Entwurf <strong>der</strong> Sternkirche,<br />
die in <strong>der</strong> Anordnung des Innenraumes<br />
eine gewisse Verwandtschaft mit<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> in Essen zeigt. Dieser Entwurf<br />
for<strong>der</strong>t zum eisten Male die Verwendung<br />
mo<strong>der</strong>ner Technik und mo<strong>der</strong>nen Werkstoffs<br />
für den evangelischen Kirchbau, <strong>der</strong><br />
aus dem Lebensgefühl des heutigen Menschen<br />
als Baugestalt des evangelischen Gottesdienstes<br />
und als Verkündigung <strong>der</strong> geistigen<br />
Gegenwart Gottes entstehen soll.<br />
Diese entschlossene Wendung zum Wesentlichen<br />
hatte die Folge, daß Bartning jahrelang<br />
keinen kirchlichen Auftrag mehr erhielt.<br />
Ein großer Entwurf für einen Kirchbau<br />
in Eharlottenburg ist — ohne Schuld<br />
<strong>der</strong> Gemeinde — bis heute unausgeführt<br />
geblieben. Die kleine Taufkapelle für die<br />
juryfreie Kunstschau in Berlin 4927 war<br />
nach dem Krieg sein erster kultischer Bau,<br />
Die Stahlkirche auf <strong>der</strong> Pressa ist das<br />
Erstlingswerk einer prinzipiellen Lösung,<br />
ohne Kompromiß und Hemmung zufälliger<br />
praktischer Bedürfnisse. Danach hat er eine<br />
interessante Holzkirche in Brandenburg gebaut.<br />
Die evangelische Gemeinde in Essen<br />
aber wird den eisten großen Gemeindekirchbau<br />
dieses wahrhaft berufenen Kirchbaumeisters<br />
erhalten und damit einen Markstein<br />
in <strong>der</strong> Geschichte des evangelischen<br />
Kultbaus errichten.<br />
<strong>Das</strong> Werk des Malers Adolf Presber in <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Gemeinde<br />
Veldenz a. Mosel<br />
ieser Aufsatz will mit den ihm beigefügten<br />
Wie<strong>der</strong>gaben von Gemälden<br />
hinweisen auf das Werk des religiösen<br />
Malers Adolf Presber, das er in<br />
den <strong>Kirche</strong>n <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde<br />
Veldenz geschaffen hat.<br />
Ihm war <strong>der</strong> Auftrag gestellt, für die<br />
<strong>Kirche</strong> in Veldenz eine Kriegerehrung<br />
erstehen zu lassen. Er faßte seine<br />
Aufgabe weiter und wollte den ganzen<br />
Innenraum <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> nach einer einheitlichen<br />
Idee künstlerisch gestalten. Diese Aufgabe<br />
hat <strong>der</strong> Künstler gelöst, indem er d i e<br />
408<br />
<strong>Kirche</strong> zur Auferstehungskirche<br />
werden ließ.<br />
lleber den Tafeln aus Granit mit den<br />
Namen <strong>der</strong> gefallenen Helden erheben sich<br />
rechts und links vom Chorraum zwei gewaltige<br />
Gemälde; eins stellt die Auferstehung<br />
Christi dar, das an<strong>der</strong>e die Auferstehung <strong>der</strong><br />
Toten. Im Chorraum selbst hat <strong>der</strong> Künstler<br />
ein Altarbild geschaffen: „Der gekreuzigte<br />
Christus".<br />
„Die Freude über die Auferstehung Christi<br />
und die Verheißung, daß auch wir nicht<br />
zwecklos leben, son<strong>der</strong>n auferstehen sollen,<br />
habe ich in Veldenz künstlerisch dargestellt.<br />
<strong>Das</strong> ist ja doch <strong>der</strong> positive Gehalt unseres<br />
Christenglaubens und darum setzte ich die<br />
Bil<strong>der</strong> über die Gedenktafeln, die den Tod<br />
von vielen künden. Nicht hoffnungslose<br />
Trauer, son<strong>der</strong>n Weitblick und Hinlenkung<br />
auf das höhere Leben."<br />
Gewiß, die Bil<strong>der</strong> des Malers sind keine<br />
Bil<strong>der</strong> für den ersten Blick. Man ist nicht<br />
be<strong>im</strong> einmaligen Sehen mit ihnen fertig.<br />
Aber liegt nicht gerade darin die Kraft und<br />
das Vorwärtsweisende dieser Kunst, daß sie<br />
gewissermaßen erst erobert werden muß.
Man muß sich in die Vil<strong>der</strong> hineinsehen,<br />
hineinleben, dann erst erschließen sie ihre<br />
Tiefen.<br />
Immer wie<strong>der</strong> ruht das Auge auf dem Bild<br />
des Gekreuzigten. Es erschüttert, wie er<br />
dort so einsam hangt am Kreuz <strong>im</strong> Wellen-<br />
Rundgemälde<br />
raum. Der hoheitsvolle Blick aus seinen<br />
Augen wird <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> zu unserer Seele<br />
reden. WaS liegt doch alles in diesem Blick!<br />
Die vollendete Liebe, die dem Kreuz nicht<br />
aus dem Wege ging, son<strong>der</strong>n die unbeirrt<br />
auf das Kreuz zuging, um das Leben hinzu-<br />
Inneres <strong>der</strong> Auferstehungskirche<br />
geben zu einer Erlösung für viele; es liegt<br />
in diesem Blick die Siegeögewißheit dessen,<br />
<strong>der</strong> weiß, ich gehe zum Vater und so werde<br />
ich für die Menschen, die sich glaubend mir<br />
zu eigen geben, <strong>der</strong> Weg hin zum Vater,<br />
Links das Bild des Auferstandenen, <strong>der</strong> <strong>im</strong><br />
409
heiligem Dank und in einer Freude, wie sie<br />
nur <strong>der</strong> Sohn kennt, seine Hände zum<br />
Vater erhoben hat: Ich komme zu dir.<br />
Und schließlich das Bild zur Rechten des<br />
Choreö. Dort hat <strong>der</strong> Künstler den Versuch<br />
gemacht, mit den Mitteln seiner Kunst<br />
dem Ausdruck zu verleihen, wag auf Grund<br />
<strong>der</strong> Christustatsache unsere Hoffnung ist.<br />
Nun wird es wahr: alle Menschen<br />
Brü<strong>der</strong> durch den, <strong>der</strong> unser<br />
Bru<strong>der</strong> wurde. Unter ihnen liegt<br />
Brudcrhaß und Bru<strong>der</strong>mord. Sie reichen<br />
die Hände in seliger Freude. Und Gott wird<br />
abwischen alle Tränen von ihren Augen,<br />
und <strong>der</strong> Tod wird nicht mehr sein noch Leid<br />
noch Geschrei noch Schmerz wird mehr<br />
sein, denn das erste ist vergangen. Nun<br />
gehtö dem Lichte entgegen, <strong>der</strong> Herrlichkeit,<br />
die kein Auge geschaut, von <strong>der</strong> kein Ahr<br />
gehört und die in keines Menschen Herz gekommen<br />
ist, die Gott bereitet hat denen,<br />
die ihn lieben.<br />
Die zweite <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> Gemeinde in Burgen<br />
bedurfte einer völligen Renovierung.<br />
Die Leitung dieser, sowie die künstlerische<br />
Ausgestaltung des Innenraumes wurde<br />
ebenfalls Adolf ^)resber übertragen. Nachdem<br />
<strong>der</strong> Künstler in Neldenz die gewaltigsten<br />
Tatsachen unseres Christenglaubens zu<br />
gestalten unternommen, geht er in Burgen<br />
zurück zur Darstellung<strong>der</strong>Geburt<br />
des Heilandes. Er schreibt darüber:<br />
„Diese ganz große Freude <strong>der</strong> Sicherstellung<br />
unseres Lebens in Gottes Hand<br />
machte mich dankbar (Gemälde in Veldenz),<br />
Arbeitswerkzeug<br />
zu Clarenbach-Feiern<br />
I. Literatur.<br />
Geschichtliche Darstellungen :<br />
F o r st h o f f, Rheinische <strong>Kirche</strong>ngcschichte,<br />
Lichtweg-Verlag, Essen, Leinen gebunden<br />
4 5 ,^l. Nietet auf Seite 59 bis Seite «9<br />
in straffer, geschichtlicher Darstellung da«<br />
Ergebnis <strong>der</strong> gesamten Quellenforschung<br />
über Clarenbach,<br />
Klugkist-Hesse, Frühlicht an, Rhein.<br />
Verlag des Erziehungsoerein« in Neukirchen<br />
bei Mör«, Gbd, 5 ^t. Da« Buch<br />
für Gemcindeglic<strong>der</strong>, die eine Einführung<br />
in die geistige Lage am Nie<strong>der</strong>rhcin zur<br />
Zeit Clarcnbachs suchen,<br />
Rotschcidt, Adolf Clarenbach, <strong>der</strong> rheinische<br />
Märtyrer, Verlag <strong>der</strong> Kaiserswerther<br />
Diakonisfcnanstalt 0,30 ^>t. Zur Verteilung<br />
an Gcmcindeabcnde» geeignet,<br />
Blankertz, Adolf Clarenbach. Ein Lebensbild<br />
au« <strong>der</strong> Frühzcit de« nie<strong>der</strong>rheinischen<br />
Protestantismus. 2,— ^l, Verlag Adolf<br />
Mann s Nachfolger, Lennep,<br />
Dörpfcld, Adolf Clarenbach, <strong>der</strong> Reformator<br />
des Nergischen Lande«, Neu herausgegeben<br />
von Rektor Vogelfang, Verlag de«<br />
<strong>Evangelische</strong>n Bundes, Berlin W 10.<br />
Preis 0,50 ^>t.<br />
Da suchte <strong>der</strong> Blick <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> Christus,<br />
und mit dem Befassen und Auseinan<strong>der</strong>setzen<br />
seines Lebens kommt man <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />
auf das Wun<strong>der</strong> seiner Geburt. Veldenz<br />
birgt die höchste Verheißung, Burgen<br />
sollte die größte Liebe Gottes bringen, seine<br />
Offenbarung <strong>im</strong> menschlichen Leib. <strong>Das</strong><br />
Göttliche trat etwas zurück, das Menschlichem<br />
kam in den Vor<strong>der</strong>grund: Die Mutterliebe<br />
in ihrer großen Innigkeit, die<br />
Freude und Einfalt konnte ich in den Hirten<br />
gut darstellen, den Ernst und die Schicksalsfrage<br />
in Josef, — die Gestalt, die mit<br />
gefalteten Händen hinter Maria steht —,<br />
Ich habe Menschen dargestellt, die das Geschehen<br />
begriffen haben, o<strong>der</strong> es in ahnungsvoller<br />
Scheu begreifen. Licht und Wärme<br />
— Verkörperung <strong>der</strong> Liebe — Liebe gestaltendes<br />
und erhaltendes Leben. Ueberall ist<br />
Gin Buch, das je<strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> besitzen sollte:<br />
dieses Licht: Bei den Hirten die Lichtgestalt;<br />
die Klarheit des Herrn umleuchtete sie; bei<br />
den Weisen <strong>der</strong> Stern <strong>der</strong> Verheißung. Im<br />
Hauptbild geht das Licht von dem Heiland<br />
aus, durchdringt Mutter und Raum. Alles<br />
ist groß gegeben. In den überragenden Gestalten<br />
offenbart sich Demut und einfältige<br />
Größe. Es soll uns ganz erfassen. Immer<br />
sollen wir <strong>der</strong> Verheißung gedenken: Friede<br />
auf Erden."<br />
Die <strong>Kirche</strong> in Veldenz wurde am 9. September<br />
4928 eingeweiht, die <strong>Kirche</strong> in Burgen<br />
am 23. September 4928 durch Herrn<br />
Generalsuperintendent D. Klingemann. Es<br />
war seine letzte Amtshandlung vor dem Abschied.<br />
Auch die dritte <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> Gemeinde<br />
wird <strong>im</strong> Frühjahr ebenfalls durch Adolf<br />
Presber eine künstlerische Ausgestaltung erfahren.<br />
Boecker, Pfr.<br />
Forsthoff<br />
Rheinische <strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />
.Band I, Die Reformation am I^ie<strong>der</strong>rhein<br />
Bestellen Sie doch sofort Preis 45.— Mark<br />
Evangel. Preßoerband für <strong>Rheinland</strong> / Essen<br />
Romane und Dichtungen:<br />
Emil Wellenberg, Adolf Clarenbach,<br />
Ein Roman aus <strong>der</strong> Rcformationszeit,<br />
Preis gebd. 6,— ^t.<br />
II. Festspiele und Laienspiele<br />
Alle Spiele können von <strong>der</strong> Laienspiel-Beratungsstelle<br />
de« <strong>Evangelische</strong>n Volksbildungsdienstes,<br />
Essen, 3, Hagen 23, zur Einsichtnahme<br />
und zur Aufführung bezogen werden.<br />
Geordnet nach <strong>der</strong> Schwierigkeit <strong>der</strong> Aufführung.<br />
Paul F i g g e, Zeitenwende, Ei» Clareubach-<br />
He<strong>im</strong>atspiel, Verlag Ernst Scholl, Ronsdorf,<br />
Gbd. 2,50 ^t. Wird in Lüttring-<br />
Hausen an folgenden Sonntagen, 4 llhr<br />
nachmittags, aufgeführt: 44., 21,, 28, Juli<br />
und 4. August. Willkommenes Ausflugsziel<br />
für unsere evangelischen Vereine,<br />
Andreas Natorp, Adolf Clarenbach.<br />
Ein Festspiel in vier Auftritten. Preis<br />
0,80 ^«, 10 Exemplare 6 ^t, Aussaat-Verlag,<br />
Barmen,<br />
Heinrich Teudick, Adolf Clarenbach.<br />
Ein Spiel aus <strong>der</strong> Neformationszeit, Erhältlich<br />
durch die Laienspielberatungsstelle<br />
de« <strong>Evangelische</strong>n Volksbildungsdienste« für<br />
<strong>Rheinland</strong>. Aufführungsrecht 5 ^>l.<br />
Luise Hürfthal, Und leucht' stark in die<br />
Lande, Was Zeitgenossen von Adolf<br />
Clarenbach erzählen. Wegen einer Aufführung<br />
wende man sich an das <strong>Evangelische</strong><br />
Gemeindeamt in Remscheid, Alleestraße<br />
27.<br />
Hermann Gries, Adolf Elarenbach. Ein<br />
Zeugcnlied, Veröffentlicht in dieser Nummer<br />
unserer Zeitschrift, Wegen Aufführungsrecht<br />
wende man sich an den Verfasser,<br />
Pfarrer Grie« in Rötgen (Eifel).<br />
Otto Wehr, Genicindefeiern zum Gedächtnis<br />
ber Märtyrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, Veröffentlicht<br />
in dieser Nummer, Pfarrer Wehr,<br />
Saarbrücken, Spichcrnberqstraße 71, Fcrurns<br />
3017, steht zur Beratung bei Vorbereitung<br />
von Genieindefeiern den Gemeinden gern<br />
mit Rat und Hilfe zur Verfügung.<br />
III. Lichtbildreihen und Bildbän<strong>der</strong><br />
Bildbän<strong>der</strong>:<br />
Vom christlichen ?7t ä r t y r e r t u m, mit<br />
Text. Preis 4,50 ^l.<br />
Ihr werdet meine Zeugen sein.<br />
Da« baltische Märtyrertum, Mit Text,<br />
Preis 3,50 ^t.<br />
Adolf Clarenbach. Eine Lichtbildrcihe<br />
von ungefähr 60 Bil<strong>der</strong>n, Als Bildband und<br />
als Diapositioreihe erhältlich, Bildkammer<br />
für <strong>Rheinland</strong>, Essen. Erscheint Ende August.<br />
Siehe Ankündigung in nächster<br />
Nummer!
Adolf Clarenbach Ein Zeugenlied von H e r m a n n Gries<br />
Gemeinde o<strong>der</strong> Chor:<br />
Lobe den Herren, o meine Seele,<br />
ich will ihn loben bis zum Tod.<br />
Neil ich noch Stunden auf Erden zähle,<br />
will ich lobsingen meinem Gott.<br />
Der Leib und Seel gegeben hat,<br />
werde gepriesen früh und spat.<br />
Hallelujah.<br />
Selig, ja selig ist <strong>der</strong> zu nennen,<br />
des Hilfe <strong>der</strong> Gott Jakobs ist, ^trennen<br />
<strong>der</strong> sich vom Glauben durch nichts laßt<br />
und hofft getrost auf Iesum Christ.<br />
Wer diesen Herrn zum Beistand hat,<br />
findet am besten Rat und Tat.<br />
Hallelujah.<br />
Vorspruch:<br />
Nicht um <strong>der</strong> Zwietracht blutig rote Fackel<br />
zu neuem Leid ins Dach des deutschen<br />
Hauses<br />
mit frevler Hand zu schleu<strong>der</strong>n, sind wir<br />
hier;<br />
nicht, um Vergangnes wie<strong>der</strong> zu beleben,<br />
daß neuer Schmerz aus alten Wunden<br />
tropfe:<br />
Nein, das sei dieser Feier letzter Sinn,<br />
daß Gottes Lob aus aller Herzen sprühe,<br />
daß jedes Auge dankesfroh erglühe:<br />
„Gott war mit uns, er i st und bleibt<br />
mit uns."<br />
Gott war mit uns. Dies Wort trägt uns<br />
zurück<br />
in heilig große Zeit zu frommer Schau.<br />
Ein Bergmannssohn bohrt tief <strong>im</strong> Zeitgestein.<br />
Ohn Ruh und Rast sucht er nach Herzensfrieden<br />
und sucht ihn nachte-, sucht ihn jahrelang,<br />
wird schmal und bleich, hört doch nicht auf<br />
zu suchen,<br />
nicht auf, zu graben nach dem H<strong>im</strong>melsschatze,<br />
bis er <strong>im</strong> Bibelbuch den Hort gefunden,<br />
die GotteSperle in <strong>der</strong> Hand des Meisters.<br />
So sprach <strong>der</strong> Meister: „Weil du mich<br />
gesucht,<br />
ließ ich mich von dir finden. Drum wohlan!<br />
Sei du hinfort mein Knecht und bringe neu<br />
mein Wort <strong>der</strong> Welt! Steh fest und fürchte<br />
nichts!<br />
Ruf aus den Frieden, den du bei mir fandst,<br />
und sei <strong>der</strong> Herold meines Werks und<br />
Reiches!"<br />
Hei, wie <strong>der</strong> Hammer dröhnt ans Torgebälk!<br />
Es lauscht die Welt den fünfundneunzig<br />
Thesen.<br />
Schon steht <strong>der</strong> Mönch als Held von<br />
Worms<br />
Im Lichtschein einer gottbewegten Zeit<br />
vor aller Augen. — — Nicht zu aller<br />
Freude.<br />
Horch, wie <strong>der</strong> Sturmwind braust um<br />
Schloß und Hütte,<br />
auf alle Höhen und in alle Tale!<br />
Horch, wie die Herzen schlagen wilden<br />
Takt!<br />
Dort loht die Feindschaft auf in gr<strong>im</strong>mem<br />
Zorn,<br />
hier aber grünt <strong>der</strong> Dank unzählger<br />
Herzen.<br />
Hier steigt befreit <strong>der</strong> Blick zu ewgen<br />
Höhen.<br />
<strong>Das</strong> Glaubenslied klingt auf zu Gott, dem<br />
Vater.<br />
Gott war mit uns, — und ist und bleibt<br />
mit uns.<br />
<strong>Das</strong> Alte lebt in treuen Herzen weiter.<br />
Es ist das Alte, doch das täglich Neue.<br />
Wie Mutterlächeln bleibt es ewig jung.<br />
Es klingt wie Kindesst<strong>im</strong>me, allezeit<br />
des Hörers Lust, des Lauschers HerzenSwonne.<br />
Ihr, die ihr so in diesen Festkreis tratet:<br />
Seid willkommen!<br />
Es singt in seiger Freude zu Wittenberg die<br />
Nachtigall,<br />
Da lauscht <strong>der</strong> Wald, die Heide; es lauscht<br />
die Welt dem süßen Schall,<br />
Lauscht Nächte und Tage.<br />
Wie singt so laut, so leise dem wun<strong>der</strong>gütigen<br />
Gott zum Preis<br />
Die liebe, fromme Weise! Die Knospe<br />
schwillt, es schmilzt das Eis<br />
mit einem Schlage.<br />
Es sind ob allen Wegen viel tausend Steine<br />
aufgeglüht.<br />
Es ist <strong>der</strong> Gottessegen in tausend Seelen<br />
aufgeblüht<br />
aus heilgem Samen.<br />
Nun singe, Seele, singe auch du das Lied<br />
<strong>der</strong> Nachtigall,<br />
daß auf zum H<strong>im</strong>mel dringe <strong>der</strong> Lobpreis<br />
Gottes überall<br />
in Jesu Namen.<br />
Biblisches Zeugnis<br />
aus Kin<strong>der</strong>mund<br />
(Treten 3 Kin<strong>der</strong> zugleich vor.)<br />
<strong>Das</strong> erste Kind: ^«^ O^<br />
Laßt euch in kin<strong>der</strong>schlichten Worten sagen,<br />
was wir als Glaubensgut <strong>im</strong> Herzen tragen:<br />
So spricht <strong>der</strong> Herr:<br />
„Die Blinden sehen, die Lahmen gehen, die<br />
Aussätzigen werden rein, und den Armen<br />
wird das Evangelium verkündigt.<br />
Selig sind, die da geistlich arm sind, denn<br />
das H<strong>im</strong>melreich ist ihr."<br />
<strong>Das</strong> zweite Kind: ^H> ^«w«<br />
So spricht <strong>der</strong> Herr:<br />
„Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig<br />
und beladen seid, ich will euch erquicken.<br />
Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie<br />
werden Gott schauen."<br />
<strong>Das</strong> dritte Kind:<br />
So spricht <strong>der</strong> Herr:<br />
„Ich bin das Licht <strong>der</strong> Welt; wer mir nachfolgt,<br />
<strong>der</strong> wird nicht wandeln in <strong>der</strong> Finsternis,<br />
son<strong>der</strong>n wird das Licht des Lebens<br />
haben.<br />
Selig sind, die da hungert und dürstet nach<br />
<strong>der</strong> Gerechtigkeit; denn sie sollen satt<br />
werden."<br />
Betrachtung<br />
<strong>Das</strong> ist <strong>der</strong> große Wun<strong>der</strong>hort, den wir aus<br />
Luthers Hand empfingen,<br />
das Nibelwort, das Gotteswort. O H<strong>im</strong>melöglück,<br />
drin einzudringen!<br />
Es weht <strong>der</strong> Geist, eö wogt die Kraft. Sie<br />
blüht empor in tausend Farben.<br />
Der Glaube wird zur Ritterschaft und trägt<br />
<strong>der</strong> Liebe heilge Garben.<br />
O welch ein König, welche Huld! Seht lln<br />
dies Volk, von Gott geboren,<br />
geführt von h<strong>im</strong>mlischer Geduld, zu Gottes<br />
Lob und Dienst erkoren! —<br />
Geweiht zu Gottes Eigentum, ist es <strong>der</strong><br />
Tempel seiner Hände<br />
und singt des Vaters Preis und Ruhm,<br />
dank seiner Gnade, ohne Ende.<br />
Kein Bru<strong>der</strong> bleibe heute fern! Werft<br />
hinter euch <strong>der</strong> Trägheit Ketten!<br />
Gebt Herz und Hand dem gütgen Herrn!<br />
Ihm ist es Freude zu erretten.
Gemeinde o<strong>der</strong> Chor:<br />
Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit,<br />
lob ihn mit Schalle, werteste Christenheit!<br />
Er läßt dich freundlich zu sich laden:<br />
freue dich, Israel, seiner Gnaden.<br />
Der Herr regieret über die ganze Welt;<br />
was sich nur rühret, alles zu Fuß ihm fällt.<br />
Viel tausend Engel um ihn schweben,<br />
Psalter und Harfen ihm Ehre geben.<br />
Vorauszuschickende Erklärung des<br />
Veranstalters<br />
<strong>Das</strong> Gotteswerk <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nerneuerung<br />
fand bald eine zwiefache Bedrohung durch<br />
den Bauernaufstand und durch die Wie<strong>der</strong>täufer<br />
o<strong>der</strong> Schwarmgeister. Der Bauern<br />
Lage war beklagenswert. Da keine Einsicht<br />
<strong>der</strong> Herrschenden ihnen half, suchten sie in<br />
einem fürchterlichen Aufstand die Besserung<br />
ihrer Verhältnisse selbst zu erzwingen. Der<br />
Bauernaufstand tobte in Thüringen, Franken,<br />
Süddeutschland bis in die Schweiz und<br />
endigte mit <strong>der</strong> völligen Nie<strong>der</strong>zwingung <strong>der</strong><br />
Bauern. Gleich gefährlich wurde die Wie<strong>der</strong>täuferbewegung,<br />
die ganze Län<strong>der</strong>, beson<strong>der</strong>s<br />
aber die Städte ergriff. Es waren<br />
Schwarmgeister ihre Träger, die oft genug<br />
unerschrockensten Heldenmut an den Tag<br />
legten, aber zum Schluß die Zügel <strong>der</strong> Vernunft<br />
völlig aus den Händen verloren. Sie<br />
haben den Segen <strong>der</strong> Reformation hart<br />
beschwert. Daß z. B. die nördliche Hälfte<br />
Westfalens dem Protestantismus gänzlich<br />
verloren ging, war ihr Werk.<br />
Der Erzähler:<br />
Ach, wie bald ist Winterswüten<br />
auf den jungen Lenz gefallen,<br />
auf die Knospen, auf die Blüten,<br />
auf das Nest <strong>der</strong> Nachtigallen.<br />
Was noch gestern jubilierte,<br />
heute liegts in tiefem Trauern.<br />
Was noch gestern triumphierte,<br />
steht heut wie vor Klagemauern.<br />
Bauern for<strong>der</strong>n Recht und Leben,<br />
brechen schließlich ihre Bande.<br />
Bürger zittern, Ritter beben,<br />
Aufruhr brüllt durch deutsche Lande. —<br />
Weh dem, <strong>der</strong> den Bru<strong>der</strong> knechtet,<br />
blind ist für sein leidvoll Tragen,<br />
freien Bauernstand entrechtet<br />
und in Ketten ihn geschlagen!<br />
Unrecht kann nur Haß verbürgen.<br />
Haß griff schließlich Axt und Messer.<br />
Unter Morden, unter Würgen<br />
warf er Flammen in die Schlöffer.<br />
Weh, <strong>der</strong> He<strong>im</strong>at heilge Fluren<br />
sind entweiht durch Schuld und Schwefel,<br />
und des Glaubens fromme Spuren<br />
endeten in Leid und Frevel.<br />
Winterswüten ist gefallen<br />
auf des Lenzes junges Blühen.<br />
Durch das Tal <strong>der</strong> Nachtigallen<br />
Wetterwolken drohend ziehen.<br />
Neue Not — und neue Tränen!<br />
Furchtbar tobt in wildem Eifer<br />
Mit des Irrwahns wirren Plänen<br />
durch die Stadt <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>täufer.<br />
Seine heißen Worte schäumen.<br />
Län<strong>der</strong> fallen ihm zum Raube.<br />
Scharen folgen seinen Träumen;<br />
doch am Boden liegt <strong>der</strong> Glaube.<br />
Doch am Boden liegt zertreten,<br />
was noch gestern freundlich blühte!<br />
Gott, erhöre unser Beten,<br />
rette uns nach deiner Güte!<br />
Lösche aus die wilden Brände,<br />
lenke ab die Wetterwolke!<br />
Brich selbst deine Wi<strong>der</strong>stände<br />
und gib Frieden deinem Volke!"<br />
Der zweite Erzähler mit drei Kin<strong>der</strong>n<br />
(fortfahrend): ss^«,^^f,<br />
Menschensinn muß irdisch denken,<br />
irdisch ist sein Weg und Wandeln.<br />
H<strong>im</strong>melan führt Gottes Lenken,<br />
h<strong>im</strong>mlisch ist des Vaters Handeln.<br />
Was hier unten lebt und leidet,<br />
meidet Stein und steile Stege.<br />
Doch wenn Gott die Herde weidet,<br />
führt er sie auch rauhe Wege.<br />
Glaube trägt die schönste Blüte,<br />
wenn ihn Tränen übertauen,<br />
Glaube glaubt an Gottes Güte,<br />
selbst, wenn alle Schrecken grauen.<br />
In den Feuern, in den Tiegeln<br />
muß sich erst sein Wert erweisen,<br />
in den Kellern, hinter Riegeln,<br />
in den Ketten, unterm Eisen.<br />
Dann wird Not und Leid vollenden<br />
seine göttliche Entfaltung.<br />
, Unter Gottes Vaterhänden<br />
n<strong>im</strong>mt er h<strong>im</strong>mlische Gestaltung.<br />
Biblisches Zeugnis<br />
aus Kin<strong>der</strong>mund<br />
<strong>Das</strong> erste Kind:<br />
So spricht <strong>der</strong> Herr:<br />
„Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken,<br />
und eure Wege sind nicht meine Wege.<br />
Son<strong>der</strong>n soviel <strong>der</strong> H<strong>im</strong>mel höher ist denn<br />
die Erde, so sind auch meine Wege höher<br />
denn eure Wege, und meine Gedanken denn<br />
eure Gedanken.<br />
Und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert."<br />
<strong>Das</strong> zweite<br />
So spricht <strong>der</strong> Herr:<br />
„Ich weiß wohl, was ich für Gedanken<br />
über euch habe, nämlich Gedanken des Friedens<br />
und nicht des Leides, daß ich euch gebe<br />
das Ende, des ihr wartet.<br />
Selig ist <strong>der</strong> Mann, <strong>der</strong> die Anfechtung<br />
erduldet."<br />
<strong>Das</strong> dritte Kind: 3<br />
So spricht <strong>der</strong> Herr:<br />
„Die Rache ist mein, ich will vergelten.<br />
Selig sind, die zum Abendmahl des Lammes<br />
berufen sind."<br />
Gemeinde o<strong>der</strong> Chor:<br />
(aus dem Hugenottenlied, Nr. 528, 2):<br />
Anbetung, Ehre, Dank und Ruhm<br />
sei unserm Gott <strong>im</strong> Heiligtum,<br />
<strong>der</strong> Tag für Tag uns segnet;<br />
dem Gott, <strong>der</strong> Lasten auf uns legt,<br />
doch uns mit unfern Lasten trägt<br />
und uns mit Huld begegnet.<br />
Sollt ihm, dem Herrn <strong>der</strong> Herrlichkeit,<br />
dem Gott vollkommner Seligkeit,<br />
nicht Ruhm und Ehr gebühren?<br />
Er kann, er will, er wird in Not,<br />
vom Tode selbst und durch den Tod<br />
uns zu dem Leben führen.<br />
3 Der Erzähler:<br />
Ach, daß ich Wasser genug hätte in meinem<br />
Haupte und meine Augen Tränenauellen<br />
wären, daß ich Tag und Nacht beweinen<br />
möchte die Erschlagenen in meinem Volke.<br />
Wie leuchtet <strong>der</strong> H<strong>im</strong>mel so rot! Wie zieht<br />
so schwarzes Gewölk von Mitternacht gen<br />
Mittag! Drei Augustinermönche, — man<br />
hat sie um ihres neuen Glaubens willen vor<br />
Brüssels Toren verbrannt. Dort, wo die<br />
Nordsee brandet an ihr Ostgestade, verröchelte<br />
<strong>im</strong> Feuer bald <strong>der</strong> vierte. Nun<br />
rötet sich <strong>der</strong> H<strong>im</strong>mel auch <strong>im</strong> Westen, und<br />
dunkle Wolken eilen in den Osten. In<br />
MeH, in Dorlishe<strong>im</strong>, in Kaiserberg und zu<br />
St. Plitt — vier Zeugen steigen hier auf<br />
ihre Flammenkanzel. Und nun <strong>der</strong> Süden,<br />
wo des Spaniers deutschfrem<strong>der</strong> Wille allmächtig<br />
herrscht, wie hängt dort das Gewölk<br />
so drohend schwarz am Firmament!<br />
O, fragt den Allgau, den Kaiserstuhl<br />
<strong>im</strong> BreiSgau, fragt den Bodensee, o,<br />
fragt in Passau, Salzburg, fragt in Desterreich,<br />
wie viele Opfer dort das Schwert,<br />
<strong>der</strong> Strick, die Fluten, wie viele Opfer dort<br />
an Predigern und Laien <strong>der</strong> Henkersblock,<br />
die Henkersflamme von uns for<strong>der</strong>ten! So<br />
viele Tote, soviel heilge Zeugen des BibelglaubenS<br />
und des TodeSmutes! Wohl<br />
braust ein Wehruf durchs deutsche Land.<br />
Doch aus den Wolken träufeln Psalmen,<br />
da träufeln Lie<strong>der</strong> und Gebete nie<strong>der</strong>, die<br />
letzten Treuegrüße an die Brü<strong>der</strong>. Und sie,<br />
die Brü<strong>der</strong>, schauen in den H<strong>im</strong>mel und<br />
senden den Vollendeten die Grüße nach in<br />
ihre ewge He<strong>im</strong>at.
Biblisches Zeugnis<br />
aus Kin<strong>der</strong>mund<br />
(Drei Kin<strong>der</strong> treten auf.)<br />
<strong>Das</strong> erste Kind:<br />
So spricht <strong>der</strong> Herr:<br />
„Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen,<br />
tut wohl denen, die euch hassen, bittet für<br />
die, so euch beleidigen o<strong>der</strong> verfolgen, auf<br />
daß ihr Kin<strong>der</strong> seid eures Vaters <strong>im</strong><br />
H<strong>im</strong>mel.<br />
Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt<br />
werden, denn das H<strong>im</strong>melreich ist ihr."<br />
<strong>Das</strong> zweite Kind: ^^^7^>l^<br />
So spricht <strong>der</strong> Herr:<br />
„Siehe, ich sende zu euch Propheten und<br />
Weise und Schriftgelehrte; und <strong>der</strong>en werdet<br />
ihr etliche töten und kreuzigen, und etliche<br />
werdet ihr geißeln in euern Schulen.<br />
Selig sind, die Verfolgung leiden."<br />
<strong>Das</strong> dritte Kind: ^/>sh^<br />
So spricht <strong>der</strong> Geist:<br />
„Wer sind diese, mit den weißen Klei<strong>der</strong>n<br />
angetan? Diese sinds, die gekommen sind<br />
aus großer Trübsal und haben ihre Klei<strong>der</strong><br />
hell gemacht <strong>im</strong> Blut des Lammes. Sie<br />
wird nicht mehr hungern noch dürsten.<br />
Denn das Lamm mitten <strong>im</strong> Stuhl wird sie<br />
weiden und leiten zu den lebendigen Wasserbrunnen,<br />
und Gott wird abwischen alle<br />
Tränen von ihren Augen.<br />
Selig sind die Toten, die in dem Herrn<br />
sterben." Amen.<br />
Gemeinde o<strong>der</strong> Chor:<br />
Leide dich, leide dich!<br />
Zion leide ohne Scheu<br />
Trübsal, Angst mit Spott und Hohne,<br />
sei bis in den Tod getreu,<br />
siehe auf die Lebenökrone.<br />
Zion, fühlest du <strong>der</strong> Schlange Stich,<br />
leide dich, leide dich!<br />
4<br />
Gin Sprechchor von<br />
zehn o<strong>der</strong> mehr T<br />
qlie<strong>der</strong>n<br />
Alle:<br />
Wir klagen und tragen<br />
<strong>im</strong> Herzen tiefes Leid.<br />
Wir fragen mit Klagen:<br />
„Wann endet diese Zeit?"<br />
Wie lange, wie lange<br />
währt schon die Schreckensnacht!<br />
Uns ist das Herz so bange<br />
ob unsrer Feinde Macht.<br />
Wir treten zu beten<br />
vor Gott, unfern Meister:<br />
„Erhöre und wehre,<br />
du Herr aller Geister,<br />
zerbrich unsre Kette<br />
mit deinen starken Armen!"<br />
Erlöse, errette!<br />
O H<strong>im</strong>mel, Hab Erbarmen!"<br />
Ein Wan<strong>der</strong>er: l^> ^<br />
Ein Flüchtling bin ich, den die Schrecken<br />
scheuchen,<br />
von dem, was ich geseh'n zu Köln am<br />
Rhein;<br />
wie Ungeheuer sind sie, die auf Flügeln<br />
brausen,<br />
und <strong>der</strong>en Rachen Todesgrauen faucht. —<br />
In euerm Tal <strong>der</strong> Stille und des Friedens<br />
wollt ich, was längst mich floh, aufs neue<br />
finden,<br />
ein Bett, bei dem nicht nachts des Traumes<br />
Zerrbild<br />
zu Füßen bald und bald zu Haupten droht,<br />
daß mir das Hirn <strong>im</strong> Kopf zu Eis erstarrt.<br />
Nur eine Zuflucht kurzer Tage, hofft' ich,<br />
bei euch zu finden unter Baumesschatten,<br />
<strong>im</strong> Kreis <strong>der</strong> Liebe und <strong>im</strong> Schutz des<br />
Friedens.<br />
Nun aber habt ihr selber Leid und Not,<br />
und eure St<strong>im</strong>me zittert tiefes Weh.<br />
Sagt an, was ists, das ihr dem H<strong>im</strong>mel<br />
klagt!<br />
Der Chorführer: Hh^<br />
Der in <strong>der</strong> Hand des Höchsten eine Fackel<br />
und unter uns ein Licht des Lebens war:<br />
Es liegt <strong>der</strong> Lehrer dieser Stadt in Ketten,<br />
<strong>im</strong> Turmverließ, nun an die achtzehn Monde.<br />
In Finsternis muß Leib und Seel ihm<br />
schmachten.<br />
Wir haben vor dem Rat, vor dem Gericht,<br />
ja zu des Kaisers Füßen haben wir<br />
um Gnade und um gutes Recht gebeten.<br />
Bis jetzt bis jetzt vergeblich. Dort<br />
das HauS,<br />
da wohnt <strong>der</strong> alte Vater, gramzerrissen,<br />
da weint die Mutter um ihr liebstes Kind.<br />
Sie gab ihm einst das körperliche Leben,<br />
er hat es ihr mit ewgem Licht gelohnt,<br />
als er das Wort des Lebens ihr gedeutet,<br />
lind wir, die wir das gleiche Brot gegessen,<br />
wir, seine Brü<strong>der</strong>, weinen hier vor Gott,<br />
<strong>der</strong> nur allein noch kann uns Hilfe bringen.<br />
Der Wan<strong>der</strong>er: lH/^<br />
Wo halt man euern Lehrer denn gefangen?<br />
Der Chorführer: » ^ ^<br />
Zu Köln am Rhein.<br />
Der Wan<strong>der</strong>er: ^ ^ ,<br />
Wie ist des Dul<strong>der</strong>s Name?<br />
Alle: Adolf Clarenbllch.<br />
Der Wan<strong>der</strong>er:<br />
(emporschauend, die Hände faltend):<br />
So hast du mich erwählt, den Sieg zu künden<br />
des Löwen aus dem Stamme Iuda;<br />
Herr!<br />
und tiefstes Leid zu schleu<strong>der</strong>n in die Herzen.<br />
Hört's drum, ihr Brü<strong>der</strong>, die ihr mit mir<br />
weint:<br />
Es ist <strong>der</strong> Tod verschlungen in den Sieg.<br />
Es überwand <strong>der</strong> Zeuge seines Herrn,<br />
und Adolf Clarenbach ist schon bei Gott!<br />
Alle: Wehe!<br />
Der Wan<strong>der</strong>er:<br />
Er starb den Flammentod, er und sein<br />
Freund.<br />
Alle: Verbrannt! Wehe, wehe!<br />
Der Wan<strong>der</strong>er:<br />
Ihr mögt wohl klagen um solch edles Blut!<br />
Es war ein brennend, war ein scheinend Licht,<br />
lind um so Heller, als die Nacht sich senkte.<br />
Erst hat man ihm gedroht, es war umsonst.<br />
Umsonst hat Schmeichelwort ihn sanft umtost:<br />
„Ein kurzer Wi<strong>der</strong>ruf und — du bist frei."<br />
E r blieb be<strong>im</strong> Nibelwort, bei seinem Herrn,<br />
bei feinem Glauben, allzeit unverrückt.<br />
Und umgekehrt: es war <strong>der</strong> Herr bei ihm.<br />
Der stählte ihm den Mut zum Wi<strong>der</strong>stand<br />
und gab ihm Kraft zu seinem letzten Gang.<br />
Noch weint die Totenglocke mir <strong>im</strong> Ohr.<br />
Ich hör ihr Lied wohl durch mein ganzes<br />
Leben.<br />
Da öffnet sich des dumpfen Kerkers Pforte;<br />
die Augen werden starr, die Lippen brennen.<br />
So seh ich die Gefangnen aufwärts steigen,<br />
voll Freudigkeit, als gings zum Hochzeitsreigen.<br />
So spricht <strong>der</strong> eine: „Gott, wir danken dir,<br />
daß du uns würdigst, sterbend dich zu<br />
preisen!"<br />
Der andre drauf: „Herr, gib uns beiden<br />
Kraft,<br />
den blinden Feinden freudig zu verzeihen!"<br />
Dann beide: „Herr, gib Gnade, dir zu<br />
sterben,<br />
mit dir zu leben und dein Reich zu erben!"<br />
Drauf schließen beide sich zum letztenmal<br />
in ihre Arme und zum letzten Kuß.<br />
Anspringt <strong>der</strong> Henker, seine Kette würgt,<br />
und Peter Fliesteden ist schon dahe<strong>im</strong>,<br />
und aller Pein mit einem Schlag entronnen;<br />
darf Gnade schöpfen aus dem Lebensbronnen.<br />
Und nun das letzte. Wenn ich lausend<br />
Jahre<br />
dies Leben leben müßt bei klaren Sinnen,<br />
in tausend Jahren könnt ich nicht vergessen,<br />
was ich zu Köln am Rhein noch sah und<br />
hörte.<br />
Anspringt <strong>der</strong> Henker jetzt zum zweitenmal.<br />
Er hängt den Pulversack an Adolfs Hals<br />
und führt sein Opfer auf den Scheiterhaufen.<br />
Doch Adolf spricht: „Ich bin in Gottes<br />
Händen,<br />
auch hier in Fesseln, auch in euern Branden."<br />
Schon leckt das Feuer. Noch e i n deutlich<br />
Wort:<br />
„Die mich hier töten, ihnen sei verziehen!"<br />
Es springt die Flamme. Rote Scheite<br />
glühen.<br />
Auf steigt <strong>der</strong> Rauch. Ein letzter Ruf zu<br />
Gott:
„An deine Hände leg ich meinen<br />
Dann Blitz. Ein greller Schein. Im Feuerwagen<br />
wird hier <strong>der</strong> Sieger auf zu Gott getragen.<br />
Alle: Amen.<br />
Der Wan<strong>der</strong>er:<br />
Ich weiß, mein Wort wirft jetzt wie lo<strong>der</strong>nd<br />
Feuer<br />
unsagbar großes Leid in eure Seelen.<br />
Doch <strong>der</strong> mich sandte, will nicht euer Weinen.<br />
Und nun begreif ich meine Sendung recht.<br />
Dies ist«, was Gott mich heißt, hier laut<br />
zu künden:<br />
Der euch das Wort gelehrt, hals auch<br />
bewährt,<br />
hat, was er glaubte, mit dem Tod besiegelt.<br />
Nun will er wie<strong>der</strong> euer Lehrer sein<br />
und zeugen unter euch von Gottes Geist,<br />
<strong>der</strong> Wun<strong>der</strong>kräfte in den Geistern wirkt;<br />
ein Geist <strong>der</strong> Gnade, <strong>der</strong> zum Dienst beruft<br />
und uns zugleich zur Freiheit freudig weiht.<br />
Glaubt ihr das?<br />
Alle: Ja, wir glauben.<br />
Der Wan<strong>der</strong>er:<br />
l^nd er, bis in den Tod getreu, soll er<br />
euch in <strong>der</strong> Wegspur seines Meisters leiten<br />
stets h<strong>im</strong>melan, stets unter Gottes Segen?<br />
Dann auch, wenn es nun Gottes Wille wäre,<br />
auf hartem Weg euch an das Ziel zu führen?<br />
Wollt ihr, so eures alten Lehrers froh,<br />
von ihm die rechte Glaubenskraft,<br />
des Glaubens stolze Tapferkeit, erlernen<br />
und so dem Siege Gottes Wegbereiter<br />
werden?<br />
Wollt ihr das?<br />
Alle: Ja, wir wollen.<br />
Der Wan<strong>der</strong>er:<br />
Dann, Brü<strong>der</strong>, geht und preist und dankt!<br />
Der Gotteswille bleibt doch stets das<br />
Höchste!<br />
In Nie<strong>der</strong>lagen glänzen Gottes Siege,<br />
in Toten leuchtet seine Herrlichkeit,<br />
sein h<strong>im</strong>mlisch Leben um so schöner auf;<br />
und in <strong>der</strong> Zeiten Not und Nie<strong>der</strong>gang<br />
strömt seine Liebe um so reicher nie<strong>der</strong>,<br />
und lauter rauscht <strong>der</strong> Trostquell seines<br />
Worts.<br />
Aus Gräbern bricht das neue Leben auf;<br />
und über allen Tiefen finstern Hasses<br />
muß schließlich doch <strong>der</strong> ewgen Liebe Licht<br />
und unser Glaube endlich triumphieren,<br />
Gott zum Preis.<br />
Alle:<br />
Der Gotteswille bleibt doch stets das<br />
Höchste,<br />
<strong>der</strong> Gotleöwille bleibt doch stets das Beste,<br />
<strong>der</strong> Gotteswille bleibt doch stets das<br />
Schönsie.<br />
Amen.<br />
Schlußchor: Ein feste Burg.<br />
Für die feiernde Gemeinde<br />
Gemeindefeiern zum Gedächtnis <strong>der</strong> Märtyrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
Im September dieses Jahres begeht unsere<br />
Rheinische <strong>Kirche</strong> das 400jährige Gedächtnis<br />
an den Märtyrertod Adolf Clarenbachs vor<br />
den Toren von Köln. In unseren Gemeinden<br />
werden gottesdienstliche Feiern und Gemeindeabende<br />
stattfinden, die dieses Gedenken<br />
aus einer bloß rückwärts gewandten geschichtlichen<br />
Erinnerung herausheben und zu<br />
ernster Selbstbesinnung vertiefen wollen.<br />
Daß diese Feiern und Abende nicht aus dem<br />
polemischen Nein gegen Rom leben, braucht<br />
nicht beson<strong>der</strong>s ausgeführt zu werden; daß<br />
sie uns zu einer ernsten GotteSgelegenheit<br />
gegeben sind, uns in heiliger Ehrfurcht und<br />
Demut zu besinnen auf den Grund, da wir<br />
uns gründen, uns in heiligem Lebensdank<br />
zusammenzuschließen über dem, was Gott<br />
an uns gewendet hat, dürfen wir auch für<br />
die Veranstaltung von Gemrindeabenden<br />
unterstreichen.<br />
Damit das Gedächtnis an den Blutzeugen<br />
für das Evangelium, Adolf Clarenbach,<br />
nicht in <strong>der</strong> Einmaligkeit einer Veranstaltung<br />
stecken bleibt, sollten mehrere unter<br />
dem Gedanken desMärtyrerze<br />
u g n i sseS stehende Gemeindeabende<br />
gehalten werden.<br />
Dazu wollen die folgenden Entwürfe<br />
Anregung geben. Da diese Nummer des<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Rheinland</strong> eine ausführliche<br />
Angabe von Literatur zum Clarenbach-Gedächtnis<br />
bringt, wird hier auf Einzelhinwelse<br />
verzichtet. Die Anmerkungen zu den<br />
drei Entwürfen weisen für die Märtyrergeschichte<br />
auf die Quellen hin, die benutzt<br />
wurden. Für die „Einführung" innerhalb<br />
<strong>der</strong> einzelnen Abende ist eine <strong>der</strong> Größe des<br />
Gegenstandes entsprechende zuchtvolle<br />
Sprache des Vortrags notwendig. Wesentlich<br />
ist, daß nicht weitschweifig über die<br />
Dinge geredet wird, son<strong>der</strong>n daß man die<br />
Sache selber reden läßt mit <strong>der</strong> wuchtigen,<br />
eindrücklichen Klarheit <strong>der</strong> Sprache aus den<br />
Quellen.<br />
Vor dem „A u f f ü h r u n g s"-S t i l ist<br />
die Feier sorgsam zu bewahren, das gilt<br />
auch für das Singen von Chor o<strong>der</strong> Singschar.<br />
<strong>Das</strong> Auf- und Abtreten ist zu vermeiden.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e ist auf das Einüben<br />
soviel Sorgfalt und Fleiß zu verwenden,<br />
daß die Lie<strong>der</strong> ohne langes Sich-aufstellen<br />
und Töne-angeben die St<strong>im</strong>mungseinheit<br />
nicht zerreißen. Wie weit die Darstellung<br />
<strong>der</strong> Festspiele, auf die diese Nummer<br />
auch hinweist, in den Rahmen <strong>der</strong> Gemeindeabende<br />
einbezogen wird, unter Umständen<br />
mit einzelnen Szenen, wird nach<br />
den einzelnen Gemeinden verschieden sein.<br />
Auf jeden Fall ist gerade bei<br />
<strong>der</strong> Darstellung alles Theaterhafte<br />
unerbittlich fern zu<br />
halten. Die Gedichte dürfen nicht „aufgesagt"<br />
werden, son<strong>der</strong>n sollen aus dem<br />
Geist <strong>der</strong> ganzen Feier heraus gesprochen<br />
weiden. Gemeindeabende wie diese sind<br />
ganz beson<strong>der</strong>s empfindsam. Sie bedürfen<br />
ernster und langer Vorbereitung, auch in<br />
<strong>der</strong> Ausgestaltung des Raumes, in dem sie<br />
gehalten werden. Daß sie nicht mit<br />
Alkohol und Nikotin, auch<br />
nicht mit Kaffee verbunden<br />
sein dürfen, sei wenigstens<br />
anmerkungsweise gesagt. W.<br />
I.<br />
Märtyrer-Feier<br />
Gemeinde- Wo Gott <strong>der</strong> Herr nicht bei un«<br />
hält, R. W. G, 177, 1. 4. 5. «.<br />
Vorspruch: „Heil Cäsar dir! Dich grüßen, die<br />
da sterben"! K. Gerok.<br />
Chor o<strong>der</strong> Singschar: Wach auf, wach auf,<br />
« ist hohe 3?>l, Ambros!u« Vlaurcr; <strong>im</strong><br />
Entwurf des Rheinisch-Westfälischen Son<strong>der</strong>guts,<br />
Nr. 46, 1. 8. 7.<br />
Einführung: Aus alten Märtyrerzeiten <strong>der</strong><br />
jungen christlichen <strong>Kirche</strong>.<br />
Gemeinde und Chor o<strong>der</strong> Siugschar o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />
<strong>im</strong> Wechsel: Erhalt uns, Herr, bei deinem<br />
Wort, M. Luther.<br />
Einführung: Au« alten Märtyrerzeiten <strong>der</strong><br />
jungen evangelischen <strong>Kirche</strong>.<br />
1. Heinrich Voß, Ioh. Esch^).<br />
Chor: Ein neue« Lied wir heben an, M. Luther.<br />
2. Kaspar Tauber'), Heinr. von Zütphen').<br />
Sprecher(in): Den Kirchhof zu Heide, Bartels').<br />
Chor: Die Höll und ihre Rotten, die krümmen<br />
mir kein Haar.<br />
Die Welt ist mir ein Lachen mit ihrem<br />
großen Zorn (aus P. Gebhardt: Auf, auf,<br />
mein Herz, mit Freuden).<br />
Sprecher(in): Haltet stand!»).<br />
Gemeinde: E« ist da« Heil uns kommen her,<br />
Paul Speratu«! R. W. G. 260, 1. 41. 12.<br />
3. Matthias Weibel«), Leonhard Kaiser'),<br />
Frau Wandelmoet«), Arnold Pollich»).<br />
Chor o<strong>der</strong> Singschar: Da« Silber, durchs Feuer<br />
siebenmal bewährt wird lauter künden, M.<br />
Luther: aus: Ach Gott vom H<strong>im</strong>mel sieh<br />
darein.<br />
Gemeinde: Die heilige Brunst, süßer Trost<br />
R. W. G. 151, 3.<br />
Anmerkung««:<br />
Sieh, iehe Qtto Michaeli«: „Protestantische« Märtyrer,<br />
buch" Verlag Steinkopf, Stuttgart, Seite
Gemeinde: Wohl einem Hau«, da Jesus Christ,<br />
R. W. G. 457, 1. 2. 7. 8.<br />
2. Adolf Clarenbach, ein Lehrer <strong>der</strong> Jugend<br />
(Münster, Wesel, Osnabrück, seine Ankündigung<br />
<strong>der</strong> Vorlesung über den Philemonbrief).<br />
Chor: Wohl, wohl dem Mann, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Welt,<br />
Herzogenb?rg°).<br />
3. Adolf Clarenbach als Reformator <strong>der</strong><br />
He<strong>im</strong>at (Brief an seine Vaterstadt Lennep).<br />
Chor: Singschar: Wach auf, wach auf, du<br />
deutsches Land, Johann Walther: <strong>im</strong> Entwurf<br />
de« Rheinisch-Westfälischen Son<strong>der</strong>«<br />
guts Nr. 469.<br />
Sprecher(in): O Cöllen, Cöllen an dem Rhein.<br />
4. Adolf Clarenbachs Blutzeugni« für da«<br />
Evangelium.<br />
Chor: Rat mir nach deinem Herzen,<br />
In meine« Herzens Grunde.<br />
Verbirg mein Seel au« Gnaden.<br />
Valeriu« Herberger: R.W. G. 480, 2. 3. 4.<br />
Sprecher(in): Psalm 126, 1. 2. 5. 6: Offenbarung<br />
7, 13—17.<br />
Chor: Wenn ich nur dich habe, E. Schütz").<br />
Gemeinde: Du bist mein Gott, dich will ich<br />
loben, R. W. G. 532, 14:<br />
o<strong>der</strong>: Die Gottesgnad alleine, R. W. G. 3,4.<br />
Anmerkungen.<br />
5) Siehe Michaeli« „Protestantisch«« Märtyrerbuch".<br />
') Michaeli«, Seite 23 25; 2»N f.; 2« ff.<br />
») »ei Nandenhoek H Ruprecht.<br />
5) Siehe die in dieser ITummer angegebene Clären«<br />
bach-Literatur.<br />
°) Au« „Wie lieblich schön, Herr Iebaoth", von Her.<br />
zogenberg, Sammlung geistlicher Musik, ITr. 4<br />
Nandenhoek K Nuprecht.<br />
«) Au« den musikalischen Eflequien von H. Schütz (<strong>im</strong><br />
Volkslie<strong>der</strong>buch für gemischten Chor (Peters, Leip»<br />
,i», Bd.
Jugend und Jugendbewegung<br />
Iugendtagung auf dem LuLwigsstein o.<br />
Oppenhe<strong>im</strong>er (Die Tat).<br />
Unser Werk o. Erich Stange (Führerdienst).<br />
Politische Ziele und Wege <strong>der</strong> Generation.<br />
Bericht über die Goslaer Tagung des Reichsausschusse«<br />
<strong>der</strong> Deutschen Iugendoerbände.<br />
(Führerdienst).<br />
Die Bedeutung <strong>der</strong> Indioidualpsychologie für<br />
Jugendpflege und Jugendfürsorge v. Kunkel<br />
(Innere Mission).<br />
Jugen<strong>der</strong>ziehung <strong>im</strong> Preußischen Landtag<br />
(Innere Wission).<br />
Hygiene <strong>der</strong> Leibesübung und die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> sportärztlichen Beratung o. Worringen<br />
(Rheinische Jugend).<br />
Schul« und Hochschule<br />
W. Hoffmann: Fünf Jahre Studienstiftung.<br />
Eine ausführliche Darstellung <strong>der</strong> Leistungen,<br />
die die Studienstiftung de« deutschen Volkes<br />
in den ersten fünf Jahren ihres Bestehens aufzuweisen<br />
hat. (Studentcnwerk).<br />
W. Hoffmann: Studentische Werkarbeit. Urteile<br />
über die Bedeutung <strong>der</strong> studentischen<br />
Werkarbeit von Politikern und führenden<br />
Persönlichkeiten, die <strong>der</strong> deutschen Werkstudentenbewegung<br />
nahestehen. (Severing.<br />
Stresemann, Gehe<strong>im</strong>rat Duisberg. Obcrstudiendirektor<br />
Paeckelmann) (Studentenwerk),<br />
Zur Geschichte <strong>der</strong> sozialstudentischen Bewegung.<br />
Da« Werk Sonnenschein« o, F. Kloidt (Stu-<br />
^>entenwerk).<br />
Deutsche Schule, deutsche Sitte o. Mahr<br />
(Ethik).<br />
Ueberbürdung al« ethisches Problem t>. Fried-<br />
He<strong>im</strong> (Ethik).<br />
Ueber die Grundlagen pädagogischen Denkens<br />
v. von Tiling (Schule und Evangelium),<br />
Vom Schulgarten <strong>der</strong> neuen Schule o. Teuscher<br />
(Deutsche Frauenkleidung und Frauenkultur).<br />
Bildungsstätte. Gedanken zur Pädagogik <strong>der</strong><br />
Gegenwart v. Helming (Schildgenossen).<br />
Au« amerikanischen Landschulen v. Ryan (<strong>Das</strong><br />
werdende Zeitalter).<br />
Unsere Weltkonferenz für Erneuerung <strong>der</strong> Erziehung<br />
in Helsingör o. Rotten (Da« werdende<br />
Zeitalter).<br />
Deutschland« Studentinnenhe<strong>im</strong>e o. Melchior<br />
(Die Frau).<br />
Weltanschauungskampf<br />
Zur Vorbildung de« Seelsorgers o. Rosenkranz<br />
(Ethik).<br />
Jüdische Frömmigkeit und psychoanalytische Religionsbetrachtungen<br />
o. Wiener (Ethik).<br />
Kultische Bewegung einst und jetzt v. Seilköpf<br />
(Ethik).<br />
Bolschewismus und <strong>Kirche</strong> (Der Türmer).<br />
Der Lateran-Vertrag v. Culoes (Der Türmer).<br />
Zum Kampf gegen da« Christentum in Rußland<br />
(Schule und Eoangelisation).<br />
Stahlhelm-Christentum und <strong>Kirche</strong> v. Friedrich<br />
(Die Volksmission).<br />
Der christliche Kampfbund. Kurzer Bericht<br />
über den christlichen Kampfbund evangelischer<br />
Männer o. Müller-Schwefe (Volksmisswn).<br />
Politik und Christentum v. Mumm (Volk«<<br />
Mission).<br />
Der Kampf des mo<strong>der</strong>nen Sozialismus gegen<br />
<strong>Kirche</strong> und christliche Religion v. Löber (Volk«.<br />
Mission).<br />
Ein Gespräch über die Psychoanalyse v. Merkel<br />
(Christentum und Wirklichkeit).<br />
Der Geist des Judentum« in christlicher Darstellung<br />
v. Falmerayer (Schönere Zukunft).<br />
Wa« mich zur katholischen <strong>Kirche</strong> führte. Be»<br />
richt de« Un!oers!tät«prof. Wagner, Breslau,<br />
über seine vor 28 Jahren erfolgte Konversion<br />
(Schönere Zukunft).<br />
Für die Rückkehr zum Thomismus auch <strong>im</strong><br />
katholischen Deutschland v. Studienrat Röntgen,<br />
Mülhe<strong>im</strong>-Ruhr, (Schönere Zukunft).<br />
<strong>Das</strong> Wesen de« Christentum« v. Guardini<br />
(Schildgenossen).<br />
Entschließungen de« Weltbunde« für Frauenst<strong>im</strong>mrecht<br />
zum Friedensproblem (Die Frau).<br />
Hugenberg« Glück und Ende v. Zehrer (Die<br />
Tat).<br />
Da« katholische <strong>Kirche</strong>nprinzip o, Przywara<br />
(Zwischen den Zeiten).<br />
Frauenwelt<br />
Die Freude am Kind v. Pachali (Ethik).<br />
Die Freude am Kind v. Ab<strong>der</strong>halden (Ethik).<br />
Grundsätze für die Arbeiter-Mütter-Fürsorge<br />
<strong>der</strong> schleichen Frauenhilfe v. Schloßmann<br />
(Ethik).<br />
Die Frage nach <strong>der</strong> Ehe v. Schultheiß<br />
(Neuwerk).<br />
Serualethische Betrachtungen v. Wagner<br />
(Neuwerk),<br />
Geburtenregelung o. Harmsen (Neuwerk).<br />
Zur Frage <strong>der</strong> Ehescheidungsreform v.<br />
Schreiner (Neuwerk).<br />
Vom Wesen <strong>der</strong> Ehe v, Rohden (Neuwerk).<br />
Die Kameradschaftsehe o. Merkel (Christentum<br />
und Wirklichkeit).<br />
Wa« tut unseren Töchtern not? o. Wirschinger.<br />
Bericht über die wirtschaftliche Frauenschule.<br />
(Deutsche Frauenkleidung und Frauenkultur).<br />
Die neuen Beratungen über die Ehescheidungsreform<br />
<strong>im</strong> Rechtsausschuß des Reichstag« v.<br />
Altgelt (Eoang. Frauenzeitung).<br />
Die erste Freusburger Fraucnwoche. Da«<br />
Problem <strong>der</strong> unverheirateten Frau v. Braccy<br />
(Christliche Volksmacht).<br />
Um deine heranwachsenden Kin<strong>der</strong> (Son<strong>der</strong>heft<br />
von „Die Fra» des Volksvereins").<br />
Der Berliner Kongreß de« Weltbünde« für<br />
Frauenst<strong>im</strong>mrecht v. Bäumer (Die Frau),<br />
Die neuen Frauenrechte und -pflichten und die<br />
weibliche Landbevölkerung v. von Schwerin<br />
(Die Frau).<br />
Deutschland« Studentinnenhe<strong>im</strong>e o. Melchior<br />
(Die Frau).<br />
Zur Gestaltung <strong>der</strong> Beruf«crziehung für MäL><br />
chen o. Schecker (Die Frau).<br />
Nachdenkliches und Nachträgliche« zum Muttertag<br />
o, Haag (Die Frau).<br />
Der Hausgehilfinnenberuf v. Baecker (Eoang.<br />
Jugendfürsorge).<br />
Ehenot und Ehereform. Vorschläge v. Stöve»<br />
sandt (Wort und Tat).<br />
Die Frau in <strong>der</strong> kommenden Kultur v. Pielenz<br />
(Die Tat).<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Bibliographie rheinischer<br />
evangelischer Zeitschriften<br />
W Gemeindliches<br />
An<strong>der</strong>nach« kirchliche Vergangenheit. (Ev,<br />
S°.-Bl. Koblenz 24, 487). — Mel auch<br />
thon predigte in An<strong>der</strong>nach (Sgr. Syn.<br />
Koblenz 24, 278). — Dutenhofen al«<br />
Synodalort 4755 (Sgr. Wetzlar-Ld. 24, 32?).<br />
— Aus den Beschlüssen <strong>der</strong> Synode zu Du<<br />
tenhofen 4555 (ebd. 22, 343: 23, 358: 24,<br />
374: 25, 390 f.). — Bil<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Eifel.<br />
3. Die M u t t e r g o t th e i t e n <strong>der</strong> alten und<br />
neuen Zeit (Ev.-luth, Gdbl. Elberfeld 24, 254 f.).<br />
— 5. Aus <strong>der</strong> versunkenen Welt <strong>der</strong> Ritter»<br />
bürgen (ebd. 23, 275 f.). — 7. Die Refor»<br />
mation <strong>im</strong> Kreise Schleiden (ebd. 24, 298 f).<br />
— Pifberg-Rahms, Bil<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> kirchlichen<br />
Vergangenheit Essens, Verlag F. Floth»<br />
mann, Essen 4929, 80 Seiten, 4 RM, (Sgr.<br />
Essen-Altstadt 22, 342). — Ein Wort zu <strong>der</strong><br />
Marktkirchen-Prozession, von Pfr. l). Iohannsen,<br />
Essen (ebd. 23, 359 f). — Vom Bau <strong>der</strong><br />
Ostkirche, Essen, 49. 6. 4929 (ebd. 25, Beiläge).<br />
— Lehrer Gehne, Holten, gibt demnächst<br />
eine Gemeindegcschichte von Gahlen heraus.<br />
— Kirchliche Sitten in Kettwig, Fortset»<br />
zung (So.-Ztg, Kettwig 24, 328: 22, 344: 23,<br />
36«: 25, 392). — Wortlaut <strong>der</strong> Urkunde für<br />
den Grundstein <strong>der</strong> neuen <strong>Kirche</strong> in Lintfort,<br />
vom 9. 6. 4929 (Sgr. L. 23, 360). — Au« <strong>der</strong><br />
Vergangenheit <strong>der</strong> Gemeinde M e i d e r i ch ,<br />
von E. Gel<strong>der</strong>blom (Kirchl. Wo,-Bl. Meid.<br />
24, 467: 22, 475: 23, 483: 24, 494). — Im<br />
Gemeindewald von Nauborn, Syn, Braun«<br />
fel«, stieß man 4927 auf die Grundmauern einer<br />
alten <strong>Kirche</strong> von 777 (Sgr, Braunfels 25,<br />
384). — Zur Geschichte <strong>der</strong> Stadt Opladen,<br />
herausgeg, von Stud,-Rat Dr. Heinemann, hat<br />
Pfarrer Werner, Opladcn, einen Beitrag über<br />
die evangelische Gemeinde geliefert, (Sgr. Opladen<br />
22, 344,) — Aus <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> evangelischen<br />
Gemeinde Opladen, Fortsetzung<br />
(ebd, 24, 376: 25, 392). — Beitrag zur älteren<br />
Geschichte <strong>der</strong> Remschei<strong>der</strong> Pfarrschule,<br />
von Rektor W. Engel« daselbst. (Ev. Gem,°Bl,<br />
Rem, 24, 3 f,) — Die Kämpfe um die erste<br />
Ronsdorfer Schule 4740 (Ronsd. Hausfreund<br />
23, 372—74). — Ein Stückchen Vergangenheit,<br />
Plau<strong>der</strong>ei von I. D. Heiner über<br />
da« Ronsdorfer He<strong>im</strong>at-Museum (ebd. 23,<br />
374—77: 24, 393—95), — Sonnborn<br />
und Elberfeld, Standrede de« Cürtenius<br />
(Ref. W°,°Bl, Elberfeld 24, 467). — In Er.<br />
innerung an die apostolische Gemeinde, aus<br />
einem <strong>Kirche</strong>nbuch in S o n >i b o r n 4594<br />
(ebd. 24, 464 f). — Zum 5Ujährigen Jubiläum<br />
<strong>der</strong> Einweihung <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />
in Viersen, Nachklang zum 28. 5. 4929<br />
(Kirchliche« Wo,-Bl, des Ki,°Kr. Gladbach 25,<br />
208). — Die evangelische Gemeinde Walsu<br />
m»A ldenrade hat am 9. 6. 4929 eine<br />
Jubiläumsschrift herausgegeben (Preis 25 Pf.).<br />
Die dreifache Jubelfeier <strong>der</strong> Gemeinde Wesel<br />
(Sgr. <strong>Rheinland</strong> 23, 220—53, vergl. auch So,°<br />
Bl. Wesel 24, 284), — Staatliche und kirchliche<br />
Fürsorge für Alters- und Leibesschwache<br />
(Invaliden) sowie Arbeitslose<br />
vor 450 Jahren in unserer Hei»<br />
mat (So,-Gruß Wetzlar-Ld. 24, 326 f.).<br />
— Auf den Spuren de« 7jährigen Krie»<br />
ges in unseren <strong>Kirche</strong>nbüchern, Fortsetzung<br />
(ebd. 24, 326: 22, 342 f.: 23, 358 f.), —<br />
Alte Verfügungen und Eingaben zur Sonntagsfeier<br />
(Sbl, Barmen- Wichlinghausen<br />
22, 7).<br />
W Persönliches<br />
Wem verdankt Adolf Clarenbach da»<br />
Evangelium? Von Liz. Klugkist-Hesse (Ref. Wo.-<br />
Bl. 24, 402 f.). — Ad. Clarenbach ein<br />
„Geistlicher" o<strong>der</strong> ein Laie"? Von demselben<br />
(ebd. 24, 487 f). — Zeitenwende. Da«<br />
Clarenbach-Festspiel von Lehrer Paul Figge,<br />
Herbringhausen, ist nun auch (bei Ernst Scholl,<br />
Ronsdorf) in Buchform erschienen. Im Vor»<br />
wort setzt sich <strong>der</strong> Verfasser mit den Einwürfen<br />
des Familienoerbande« <strong>der</strong> Clar. auseinan<strong>der</strong>.<br />
Konrektor Blankertz, Hückeswagen, hat ein<br />
Clarenbach-Nuch geschrieben, Verlag<br />
Adolf Mann Nachf., Lennep: 444 S., 2 RM.<br />
(Berg. Sobl. 24, 7). — Ueber die Dier«.<br />
fordter Pastoren Berendt, Möl.<br />
ler und Rilke (4854—57) (Sgr. Nie<strong>der</strong>»<br />
rhein 24, 376). Pfarrer 0. Heinrich Niemöl.<br />
ler, Elberfeld, schrieb über seine luth.
Amtskollegen (Nr. 4^—4«) Rheingans,<br />
Werbeck, Iäckel, Wittenberg,<br />
Buddeberg und Reinhold <strong>im</strong> Eo.-luth.<br />
Gbl. Elberfeld 22, 24 und 25, Berufung des<br />
Pfarrer« Egidius Günter Hellmund von<br />
Daden nach Wetzlar <strong>im</strong> Jahre 4741, Fortsetzung<br />
(Sgr. Wetzlar-Stadt 22, 343 f.! 23, 359 f.:<br />
Kreisgemeinde Aachen<br />
An <strong>der</strong> Versammlung <strong>der</strong> Synode am 43. 5.<br />
nahm auch <strong>der</strong> neue Eu pener Pfarrer Bifort<br />
teil, vom Präses O. Wolff herzlichst begrüßt.<br />
— Auf <strong>der</strong> Rheinischen Diaspora-Predigerkonferenz<br />
(23. und<br />
24. Mai) sprach Präses v. W o l f f nach seinen<br />
eigenen Forschungen über Aachen und seine<br />
Diaspora, Generalsuperintendent D. Stol -<br />
tenhoff erzählte von <strong>der</strong> Protestationsfeier in<br />
Speyer. —<br />
Kreisgemeinde Altenkirchen<br />
Am 47. 6. feierte Pfarrer Winterberg<br />
daselbst silberne Hochzeit, — Am 2. Juni beging<br />
Pfarrer Roloffin Freusburg sein<br />
silberne« Ortejubiläum, Er war vordem Pfarrer<br />
in Darcssalam, — Der bisherige Bauoerein<br />
Scheuerfeld-Wallmenroth, Gemeinde<br />
Betzdorf, hat sich geteilt: beide Vereine<br />
erstreben den Bau von Vereinshäusern! in<br />
Scheuerfeld ist bereit« <strong>der</strong> Bauplatz abgesteckt.<br />
Kreisgemeinde Barmen<br />
Am 4. 6. wurde die Unterbarmer Friedhofskapelle<br />
eingeweiht. — In die neugeschaffene<br />
22 upperfel<strong>der</strong> Gemeindehelferstelle trat<br />
am 46. 5, Diakon Erich Sturhan, — Am<br />
40, 5, weihte die Rheinische Mission«gesellschaft<br />
da« neue Seminar ein, womit<br />
die Einführung mehrerer neuer Mitarbeiter verbunden<br />
war, — Auf <strong>der</strong> Krei«synode 26./27.<br />
Mai) wurde festgestellt, daß eine synodale<br />
Vereinigung von Elberfeld und Barmen,<br />
die früher vorhanden war, nicht in Frage<br />
kommt, und daß gegenwärtig 38 Barmer<br />
Theologie studieren. — Die Gemeindebaukommission<br />
<strong>der</strong> Gemeinde Wupperfeld<br />
genehmigte die Baupläne für den Neubau<br />
<strong>der</strong> Norrenberg-Kapelle und reichte s!e zur<br />
Umschau<br />
> Erwerbslosenfürsorge vor 300 Jahren<br />
Die mo<strong>der</strong>ne Erwerbslosenfürsorge hat einen<br />
interessanten Vorläufer in <strong>der</strong> Art und Weise,<br />
wie die evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinden nach<br />
dem 30jährigen Kriege <strong>der</strong> Not ihrer Glie<strong>der</strong><br />
zu steuern suchten. Genaue Aufstellungen darüber<br />
liegen vor aus einem alten <strong>Kirche</strong>nbuch <strong>der</strong><br />
reformierten <strong>Kirche</strong>ngemeinde Neckarge -<br />
münd, die bereits vor dem 30jährigen Krieg,<br />
aber dann beson<strong>der</strong>« in den Jahrzehnten nachher<br />
eifrige Wohlfahrtspflege und Erwerbslosenfürsorge<br />
getrieben hat. Schon <strong>im</strong> Jahr 4575<br />
haben die dortigen Armen periodisch wie<strong>der</strong>kehrende<br />
Geldbeträge in Empfang genommen.<br />
Aber nicht nur einhe<strong>im</strong>ischen Unterstützungsbedürftigen,<br />
die erst mit ihrem Tode au« den<br />
Listen gestrichen wurden, kamen die Almosen<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zugute, son<strong>der</strong>n auch den Durchziehenden<br />
o<strong>der</strong> Einkehrenden. Ungezählte Kir.<br />
24, 378 f.: 25, 394 f.). — Da« Küsteramt zu<br />
Kettwig ist seit 4737 in <strong>der</strong> Familie Kin -<br />
zius (So.-Ztg. Kettwig 25, 382). — Die<br />
Sprache Kanaan«, au« einer Pfingstpredigt, von<br />
Pastor Kohlbrügge (Cronenberger ref.<br />
Wo.-Bl. 24, 4«8). — Friedr. Adolf Lampe,<br />
zum Gedenken an das 200. Todesjahr 4929,<br />
von Pfarrer Liz. Graeber, Barmen-Wupper»<br />
feld (So.-Bl. Barmen 25, 23),<br />
llmgemeindungen<br />
Die rheinische evangelisc e <strong>Kirche</strong> zur Frage <strong>der</strong><br />
llmgemeindungen (Ki. 2 3o.-Bl. des Kikr. Gladbach<br />
23, 493 f.). —<br />
Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />
Genehmigung ein. — In Nächstebreck<br />
erstrebt man einen Gemeindehausbau. — Vom<br />
28. 5. bis 43. 6. beteiligte sich Superintendent<br />
Weirich als Delegierter de« Oberkirchenrates<br />
an <strong>der</strong> Generalkirchenoisitation von I). Vit« <strong>im</strong><br />
<strong>Kirche</strong>nkreise Steinberg II. — Am 34. 5. bestand<br />
Pfarrer Graeber, Wupperfeld,<br />
in Bonn die Lizentiatenprüfung oum I»,u6s. —<br />
Pfarrer Eger, Dahlem, <strong>der</strong> neue Generalsuperintendent<br />
für den Südwestsprengel <strong>der</strong> Provinz<br />
Sachsen, war früher Pfarrer in Barmen.<br />
— Anfang Juni verstarb Frau Witwe<br />
Pastor Karl Reinhold, Adolfine geb. Stähler,<br />
LLjährig. — Nach 37jähriger Tätigkeit <strong>im</strong><br />
Dienste <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Semecke trat Ferd<br />
Röd<strong>der</strong> am 4. 7. in den Ruhestand. — Am 30.<br />
8. und 4. 7, wurde da« 450jährige Bestehen <strong>der</strong><br />
<strong>Evangelische</strong>n Kin<strong>der</strong>pflege in Barmen<br />
gefeiert, verbunden mit <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
de« <strong>Evangelische</strong>n Verbandes für Kin<strong>der</strong>pflege<br />
in <strong>der</strong> Rheinprooinz. — <strong>Das</strong> diesjährige<br />
Provisorenfest fand am 8. Juni<br />
auf <strong>der</strong> Bundeshöhe statt, das 40. Iahresfest<br />
<strong>der</strong> Allianz-China-Mission am 9. 6.<br />
in Barmen. — <strong>Das</strong> für den neuen Friedhof<br />
von Laaken-Blombacherbach ausgewählte<br />
Grundstück ist nunmehr nach Erteilung<br />
<strong>der</strong> kirchlichen und staatlichen Genehmigung<br />
endgültig in den Besitz <strong>der</strong> Gemeinde übergegangen,<br />
— Am 30. 6. fand auf <strong>der</strong> Bundeshöhe<br />
zwischen Barmen und Elberfeld eine große<br />
<strong>Evangelische</strong> Kundgebung des Westdeutschen<br />
<strong>Evangelische</strong>n Volksoereins statt, in<br />
<strong>der</strong>en Mittelpunkt eine Aufführung eines Cla »<br />
renbach-Festspiels stand, verfaßt von<br />
dem verstorbenen Superintendenten Natorp,<br />
Radevormwald. — Die Pauluskirche in Un -<br />
terbarmen wird eine neue Turmuhr erhalten.<br />
— Laaken-Nlombacherbach bekommt<br />
durch außerordentliche Zuwendungen für<br />
<strong>Kirche</strong> und Pfarrhaus Zentralheizung. — Am<br />
7. 7, wurden in <strong>der</strong> alten Wupperfel<strong>der</strong><br />
chenbücher weisen ähnliche Angaben treuer<br />
kirchlicher Fürsorge auf.<br />
> Lohn nach Familie<br />
In Frankreich hat <strong>der</strong> Gedanke einer <strong>der</strong><br />
Größe <strong>der</strong> Familie entsprechenden<br />
Lohnzahlung nach einer Meldung <strong>der</strong><br />
„Sozialen Praxis" weite Verbreitung gefunden.<br />
Der großen Gefahr diese« Systems, daß ältere<br />
und verheiratete Arbeiter mit einer größeren<br />
Kin<strong>der</strong>zahl durch ledige und daher billigere Arbeitskräfte<br />
ersetzt werden, wird durch Einrichtung<br />
von Ausgleichskassen begegnet, <strong>der</strong>en Aufgabe es<br />
ist, die Lasten solcher Sozialzulagen dem einzelnen<br />
Arbeitgeber abzunehmen und einer<br />
größeren Allgemeinheit zu übertragen. Im<br />
Durchschnitt steigen die Beiträge au« diesen<br />
Kassen von 24 Fr. für Familien mit einem<br />
Kind und 68,4 Fr. für Familien mit 2 Kin<strong>der</strong>n,<br />
auf 25« Fr. und 324 Fr. für Familien<br />
mit 5 und 8 Kin<strong>der</strong>n. Die Aufbringung <strong>der</strong><br />
Mittel zur Bestreitung <strong>der</strong> Kassenausgaben und<br />
Ausgleich <strong>der</strong> von den einzelnen Mitglie<strong>der</strong>n<br />
<strong>Kirche</strong> nach Sumatra abgeordnet: Missionar<br />
Weißenbruch und Schwester M a r g.<br />
Papendieck.<br />
Kreisgemeinde Braunfels<br />
Am 27. und 28. 5. tagte die Kreissynode<br />
in Nie<strong>der</strong>girme«. Zum Synodalassessor<br />
gewählt ward Pfarrer Liz. Heep, Nie<strong>der</strong>»<br />
girmes, zum stellvertretenden Assessor Pfarrer<br />
Heller, Bonbaden. — Die <strong>Kirche</strong> in<br />
Berghausen wird <strong>im</strong> Innern er»<br />
neuert werden, — Am 46. 8. war<br />
Schreinermeister Peter Welsch in Hohen»<br />
solm « 90 Jahre alt, <strong>Kirche</strong>ngemeindeoeitreter,<br />
Vater und Schwiegervater von drei Missionaren.<br />
— Synodalvikar Hövel verwaltet die<br />
vakante Pfarrstelle in Leun. — Die Pfarrstelle<br />
in Kölschhausen wird frei. — Der<br />
erkrankte Pfarrer Hassel, Oberbiel, hat<br />
in Tannenhof Aufnahme gefunden.<br />
M> Kreisgemeinde Eleve<br />
' Am 23. Mai feierte Pfarrer Oppel, Lou > ><br />
sendorf, Skriba <strong>der</strong> Kreisgemeinde, sein 25jähriges<br />
Amtsjubiläum. — In Elberfeld verstarb<br />
<strong>im</strong> Mai Pfarrer i. R. Ferdinand Her»<br />
manns, früher in Cleoe — Die Synode,<br />
am 2./3. 8. in Sonsbeck tagend, bewilligte<br />
einen beson<strong>der</strong>en Beitrag zur Erteilung de«<br />
Religionsunterricht« an evangelische Kin<strong>der</strong> in<br />
katholischen Schulen. — In Sonsbeck sind<br />
schon über 4000 RM. für eine neue Glocke gesammelt.<br />
n<br />
WM Kreisgemeinde Dinslaken<br />
Am 9. 6. war ein Festgottesdienst in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
zuWalsum-Aldenrade aus Anlaß ihrer<br />
Wiedcreinweihung. — Am 46. 8. war in<br />
Königshardt ein Verbandstreffen evangelischer<br />
Jugendoereine <strong>der</strong> Kreissynode. — <strong>Das</strong><br />
^ Synodal-Gustao-Adolf-Fest fand am 30. 6. in<br />
Hamborn statt.<br />
gezahlten Familienbeihilfen haben einzeln«<br />
Kassen die Zahlung von Geburtenprämien und<br />
Stillgel<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> durch Schaffung von Gesundheitsämtern<br />
noch beson<strong>der</strong>e Aufgaben über»<br />
nommen, wie Einrichtung von Fürsorgestellen,<br />
Mütterberatung, Kin<strong>der</strong>horten, Heilstätten,<br />
Ferienkolonien usw.<br />
» Die Iunggefellensteuer in Italien<br />
Die <strong>im</strong> Jahre 4S26 in Italien eingeführt«<br />
Iunggesellensteuer trifft alle Iungge»<br />
selten <strong>im</strong> Alter von 25—65 Jahren, die frei»<br />
willig auf Gründung einer eigenen Familie ver»<br />
zichten. Ausgenommen sind Priester und Mönche,<br />
Schwerinoaliden o<strong>der</strong> die militärischen Grade,<br />
in denen Heirat gesetzlich nicht zugelassen ist.<br />
Nach <strong>der</strong> Verordnung vom 43. Februar 4927<br />
betrug die Steuer zwischen 35 und 50 Lire<br />
jährlich. Dazu kommt ein Viertel <strong>der</strong> Einkommenergänzung«steuei<br />
als Zulage. Vom 4.<br />
Januar d. I. an ist die Steuer verdoppelt<br />
worden. Ihre Einziehung erfolgt durch die Ar»<br />
beitgeber. Einer beson<strong>der</strong>en Einrichtung für
Kreisgemeind« Duisburg<br />
Die Kreissynode fand am 5. und 6. Juni<br />
in Mei<strong>der</strong>ich statt. — Superintendent Heß<br />
ordinierte am 5. Mai den Pfarramtskandidaten<br />
Mummenthey, Vikar in Hochfeld. — Am<br />
13. 6. fand die diesjährige Hauptversammlung<br />
<strong>der</strong> Duisburger Klassikal-Prediger»<br />
Witwenkasse statt. — Am 20. 5. wurde<br />
Pastor Schindelin in das Pfarramt des Bezirke«<br />
Nedau <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Wan-<br />
He<strong>im</strong>-Angerhausen eingeführt. Er arbeitete<br />
bisher als HilfspreLiger in dem seit dem 1.<br />
Dezember o, I. zur Pfarrstelle erhobenen Bezirk.<br />
— Vom 23. bis 26. L. fand die Hauptversammlung<br />
des Reichsoerbandes <strong>der</strong> Elternbeiräte<br />
<strong>der</strong> mittleren Schulen Deutschland«<br />
und gleichzeitig die Tagung de« Deutschen<br />
Vereins für da« mittlere Schulwesen<br />
in Duisburg statt. — Vom 18. bis 20. 6. feierte<br />
die Dillkonenanstalt in Duisburg ihr<br />
85jähriges Nestehen.<br />
Kreisgemeind« Düsseldorf<br />
Wie alljährlich fand am Fronleichnamstage (30.<br />
5.) die Versammlung <strong>der</strong> akademisch gebildeten<br />
evangelischen Religionslehrer (innen)<br />
an den höheren Schulen <strong>der</strong> Rheinprooinz in<br />
Düsseldorf statt. — Auf <strong>der</strong> Kreissynode<br />
in Hilden (30. 5.) ward Superintendent<br />
V. Alt einberg für die nächsten acht<br />
Jahre wie<strong>der</strong>gewählt. — Am 9. 5. wurde das<br />
Paul-Gerhardt-Hau« in Heerdt-Oberkassel<br />
eingeweiht. — Die Errichtung eines<br />
Predigerseminars in Düsseldorf wurde<br />
in <strong>der</strong> letzten Sitzung de« <strong>Kirche</strong>nsenat« <strong>der</strong><br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> Altpreußischen Union<br />
grundsätzlich beschlossen. Da« Seminargebäude,<br />
wozu die evangelische Gemeinde Düsseldorf das<br />
Grundstück zur Verfügung stellt, wird neu errichtet.<br />
— Am 19. Juni starb Diakonisse Emilie<br />
Speer, Leiterin <strong>der</strong> Näh- und Handarbeitsschule<br />
<strong>im</strong> Pestalozzihau«. — Hilfsprediger Karl<br />
Tiesler, Hilden, ordiniert am 12. 5,,<br />
ward gewählt zum Pfarrer <strong>der</strong> reformierten Gemeinde<br />
Veldhausen (Benthe<strong>im</strong>). — Da« <strong>Kirche</strong>nchorsynodalfest<br />
war am 23. 6, in R a t h.<br />
— Zum Nachfolger von Pastor Hellbardt, Düsseldorf,<br />
wurde am 20. 6. gewählt Pastor Karl<br />
Schomburg, Missionsinspektor in Barmen.<br />
— Pastor von Velsen, 70 Jahre alt, legte<br />
sein Pfarramt an <strong>der</strong> Anstaltsgemeinde Kai -<br />
ser«werth nie<strong>der</strong>. — In Düsseldorf<br />
starb Direktor a. D. Eugen Spier, früher<br />
langjähriger Kirchmeister und zuletzt noch Vorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Nahlkommisslon <strong>der</strong> Gemeinde.<br />
Mutter- und Kin<strong>der</strong>schutz hat <strong>der</strong> italienische<br />
Staat <strong>im</strong> Jahre 1928 56 Millionen Lire, d. h.<br />
fast den vollen Netrag <strong>der</strong> Iunggesellensteuer<br />
zugewiesen. Diese Einrichtung unterstützt beson<strong>der</strong>s<br />
die kin<strong>der</strong>reichen Familien, die nach einer<br />
neuerlichen Veröffentlichung de« Zentralinstitut«<br />
für Statistik mit einem Kin<strong>der</strong>stand von 7 und<br />
mehr Kin<strong>der</strong>n in Italien auf 1400 000 anzusetzen<br />
sind.<br />
^ Erholung für Mütter<br />
Wenn eine evangelische <strong>Kirche</strong> anfängt, ihre<br />
min<strong>der</strong>bemittelten überlasteten Hausmütter<br />
in die Ferien zu schicken,<br />
weil sie es selbst nicht vermöchten, so ist sie auf<br />
dem Weg, in weiten Kreisen Vertrauen durch<br />
diese Predigt 0er Tat zu gewinnen. Die Baseler<br />
<strong>Kirche</strong> hat durch die Sitte allsonntäglicher<br />
Kollekten in den <strong>Kirche</strong>n es soweit<br />
gebracht, daß <strong>im</strong> Jahre 1928 über 22 000 Fr.<br />
nur für jenen Zweck verwendet werden konnten.<br />
Für 1928 wird man statt 205 Mütter <strong>im</strong> Vorjahr<br />
bereit« 250 auf diese Weise mit einem Er-<br />
>M Kreisgemeind« Elberfeld<br />
Die Kreissynode tagte am 4. «. in Cro ><br />
nenberg. Bei <strong>der</strong> Feststellung de« <br />
wissen zu wecken. Er sagt:<br />
„Die 55 Staaten, welche den Pakt unterzeichnet<br />
haben, sind moralisch gebunden, ihre diesbezüglichen<br />
Verpflichtungen sofort in Kraft treten zu<br />
lassen. Diese Staaten umfassen mehr als '/»<br />
<strong>der</strong> ganzen Menschheit, und je<strong>der</strong> Mann und<br />
jede Frau in diesen Staaten sind dafür verantwortlich,<br />
daß die auch in ihrem Namen über»<br />
nommenen Verpflichtungen ehenvoll erfüllt werden.<br />
Aber bis jetzt weiß kaum ein Mensch<br />
unter hun<strong>der</strong>ttausend, daß er etwas versprochen<br />
hat. Wer wird diese Massen von unwissenden<br />
Menschen belehren? Wer wird sie von den<br />
irrigen Gedanken befreien, daß eine Vertrags»<br />
Verpflichtung bloß Sache <strong>der</strong> Politiker sei und<br />
nicht <strong>der</strong> Völker? Wer sonst, wenn nicht<br />
die <strong>Kirche</strong>n? Denn es ist eine Aufgabe,<br />
für welche jemand nötig ist, <strong>der</strong> erklären kann.
ordiniert Hilfsprediger Robert Steiner, <strong>der</strong><br />
tags darauf als Hilfsprediger nach Neuß kam.<br />
— Am 27. 5. war das 25jährige Jubiläum<br />
<strong>der</strong> Einweihung <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> in<br />
Viersen: die Festpredigt hielt Superinten»<br />
dent von Oettingen, Gummersbach. —<br />
Die Kreissynode tagte am 2. und 3. Juni<br />
in Iüchen. — Pfarrei Hottelmann,<br />
Otzenrath, hat vertretungsweise die Seelsorge<br />
in <strong>der</strong> Anrather Strafanstalt<br />
übernommen, <strong>der</strong>en Seelsorger, Pfarrer Bölsche,<br />
bekanntlich tödlich verunglückte. — Bei <strong>der</strong><br />
Feier anläßlich <strong>der</strong> Einführung de« neuen<br />
Pfarrers Dr. Kaiser und <strong>der</strong> Verabschiedung<br />
des alten Pfarrers Nemmert in <strong>der</strong><br />
evangelischen Diasporagemeinde Lobberich<br />
am 26. 6. fehlte sowohl <strong>der</strong> katholische Orts»<br />
geistliche wie <strong>der</strong> katholische Bürgermeister;<br />
allerding« waren sämtliche Einladungen etwas<br />
spät ergangen. — In Krefeld veranstaltete <strong>der</strong><br />
<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong>nochr für seinen früheren<br />
Dirigenten, Musikdirektor Waltz, anläßlich<br />
seines 25jährigen Ortsjubiläums einen Ehrenabend<br />
und ernannte ihn zum Ehrenchormeister.<br />
— In Willich wird ein Kapellenba» geplant.<br />
— Eine Groß-Rundfunk-Anlage wurde<br />
von einem hochherzigen Stifter dem evangelischen<br />
Krankenhause in M. Gladbach geschenkt.<br />
— Dort findet am 24. Juli da« 40.<br />
Prooinzial-Verbands-Fest des Verbandes evangelischer<br />
Arbeitervereine vo» Rhein»<br />
land und Westfalen statt, — In Süchteln<br />
hat man erstmalig mit dem Brauch gebrochen,<br />
daß 50 Prozent <strong>der</strong> Gemeindevertretung vom<br />
Land und 50 Prozent aus <strong>der</strong> Stadt sein müssen.<br />
Die Vertreter des Lande« haben zugunsten<br />
<strong>der</strong> Arbeiter auf zwei Sitze verzichtet.<br />
Kreisgemeinde St. Johann<br />
Die Kreissynode tagte am Fronleichnamstage<br />
in Saarbrücken-St.-Iohann. —<br />
Kreisgemeind« Iiilich<br />
Superintendent i. R, Metzle« hat seinen<br />
Ruhesitz in Godesberg genommen, —<br />
Hückelhoven hat für seine Gemeindefeiern<br />
nunmehr da« neue Gemeindehaus. — Es bildet<br />
sich in Düren ein Verein <strong>der</strong> Freunde de«<br />
Naldhe<strong>im</strong>s <strong>der</strong> dortigen evangelischen Gemeinde<br />
>'n Schlag st ein, so daß mit dessen Finanzierung<br />
die Gemeinde selbst nicht belastet wird.<br />
— Die Synode tagte am 42. und 43. 6. in<br />
Heinsberg; zum Assessor wurde gewählt<br />
Pfarrer Keller, Löoenich, zum stellvertretenden<br />
Assessor Pfarrer Kaiser, Esch-<br />
Weiler,<br />
daß die Beachtung internationaler Verträge eine<br />
Sache ist, welche über die bloße Politik erhaben<br />
ist. Sie liegt in <strong>der</strong> Sphäre <strong>der</strong> sittlichen und<br />
religiösen Begriffe und muß in liebereinst<strong>im</strong>mung<br />
mit heiligsten Prinzipien <strong>der</strong> Ethik behandelt<br />
werden."<br />
> 46 IINllionen vor dem Verhungern<br />
So mußte kürzlich <strong>der</strong> chinesische Minister de«<br />
Innern seiner Regierung melden. Der Internationale<br />
Hilfsausschuß meldet u. a. folgende<br />
Einzelheiten aus <strong>der</strong> fürcheitlichen Not:<br />
Aus <strong>der</strong> Provinz Kwangsi: „lleberall sieht<br />
man die Hungernden, 9 von 40 Häusern sind<br />
verlassen. Viele leben von Baumrinde und<br />
Blättern. Die Säuglinge werden getötet und<br />
die Kin<strong>der</strong> verkauft".<br />
Aus <strong>der</strong> Provinz Schensi: „Seit 5 Monaten<br />
haben die Menschen keine richtige Nahrung<br />
mehr. Sie essen Baumwollsamen, Maulbeerblätter<br />
und Wurzeln. Aber auch dies geht zu<br />
Ende". — „Im Dorfe Tschang Tschiata hock-<br />
«^ Kreisgemeinde Koblenz<br />
Die am 3. und 4. 6. in An<strong>der</strong>nach tagende<br />
Synode unterstützte die Bewegung zugunsten<br />
eine« früheren Ladenschlusses am Heiligen<br />
Abend. — Am 6. 6. feierte man da« 25jährige<br />
Jubiläum <strong>der</strong> Einweihung <strong>der</strong> Christuskirche in<br />
Koblenz.<br />
Kreisgemeinde Köln<br />
4072 evangelische Männer und Frauen <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Köln-Nippes bekunden als Mitglie<strong>der</strong><br />
des dortigen Kirchbauoereins Monat für<br />
Monat durch die Tat ihren Willen, daß gebaut<br />
werde: die kirchlichen Gemeindeorgane beobachten<br />
vorerst noch Zurückhaltung. — Am 3. 6. verstarb<br />
die verwitwete Frau Laura Oelb ermann,<br />
63 Jahre alt, eine Wohltäterin <strong>der</strong><br />
Armen, Grün<strong>der</strong>in <strong>der</strong> evangelischen Frauenhilfe<br />
und mehrerer, zum Teil von ihr geleiteter Wohlfahrtseinrichtungcn,<br />
eine bewußt evangelische<br />
Frau, — Am 34. 5. tagte in Mülhe<strong>im</strong>-<br />
— Auch in Köln<br />
ist die Frage <strong>der</strong> Gründung von Zweckverbänden<br />
in rheinischen Großstädten zweck«<br />
gerechterer Verteilung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuern akut<br />
geworden. — Die Kölner Gemeinden werden<br />
am 28. 9. das 400jährige Gedächtnis von<br />
Adolf Clarenbach und Peter Fliest<br />
e d e n vor dem Aachener Tor in Melaten an<br />
<strong>der</strong> Stätte ihre« Märtyrertodes begehen. Die<br />
Die Synode protestierte gegen den Beschluß des<br />
Rheinischen Prooinzialkirchenrates, <strong>der</strong> die offizielle<br />
kirchliche Feier nach Lüttringhausen, dem<br />
Geburtsort Clarenbach«, zu legen gedenkt, —<br />
Vikar Qis selnkötter in Köln ist wie<strong>der</strong><br />
genesen. — Am 28. 5. verstarb Hauptlehrer<br />
W. Iaeger, Organist und Presbyter in<br />
Brühl, 59 Jahre alt. — <strong>Das</strong> langjährige<br />
Mitglied des Synodalvorstandes Recklinghausen<br />
beging unlägst seinen 70. Geburtstag,<br />
— Die Grenze zwischen den <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
Köln und Nippes ward berichtigt.<br />
— Die Pressa-<strong>Kirche</strong> hat sich als unverkäuflich<br />
erwiesen. Ihr demnöchstiger Abbruch ist<br />
zu erwarten, — Der <strong>Evangelische</strong> Kirchbauverein<br />
<strong>der</strong> Gemeinde Kalk hat in kurzer Zeit<br />
200 Mitglie<strong>der</strong> gewonnen, — Am 9. 40. 6.<br />
war das 20jährige Stiftungsfest <strong>der</strong> Ortsgruppe<br />
M ülhe<strong>im</strong> des Deutsch-evangelischen Frauenbundes.<br />
— Dem Pfarrer i. R. Voswinckel<br />
wurden am 44. 6, anläßlich seiner goldenen<br />
Hochzeit 4500 RM. als Grundstock <strong>der</strong> Vos»<br />
winckel-Stiftung überreicht. — In den<br />
Etat <strong>der</strong> Gemeinde Nippe« sind 5000 RM.<br />
eingestellt für Vorarbeiten für den Neubau <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>.<br />
ten 200 Menschen in einer Höhle, völlig ent»<br />
kräftet und sterben dahin". — „In <strong>der</strong> Stadt<br />
Tschin Jana Chien leben 420 000 Menschen.<br />
Von diesen stehen 70 000 vor dem Sterben,<br />
weitere 30 000 Menschen haben nur noch für<br />
kurze Zeit Ersatznahrung (Blätter, trockenes<br />
Gra«). 400 Familien haben Selbst»<br />
mord begangen".<br />
Aus <strong>der</strong> Provinz Schansi: „Vom 4. Oktober<br />
bi« 34. Dezember 4928 wurden auf einer<br />
Grenzstraße 47 000 Frauen und Mädchen ab»<br />
transportiert. Viele von ihnen kommen in die<br />
Bordelle".<br />
Probleme <strong>der</strong> Familientrennung <strong>im</strong> inter-<br />
> nationalen Wan<strong>der</strong>erschutz<br />
Bekanntlich haben die Einwan<strong>der</strong>ungsbest<strong>im</strong>mungen<br />
verschiedener Län<strong>der</strong> zu Fällen von Familientrennung<br />
geführt. Väter und Söhne gingen<br />
häufig ins Ausland, um sich eine neue<br />
Existenz zu gründen und erst dann die Angehörigen<br />
nachkommen zu lassen. Groß ist die Bestürzung,<br />
wenn sich dann plötzlich herausstellt.<br />
Kreisgemeinde Kreuznach<br />
Pfarrer Hermann Krabbe in Offenbach<br />
a. M. ist zum Pfarrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
Münster am Stein und Norhe<strong>im</strong><br />
ernannt.<br />
MW Kreisgemeinde Lennep<br />
Am 42. 6. wurden die Eingesessenen de« Hil»<br />
gener Schulbezirk«, die bi« jetzt nach Bur»<br />
scheid (Kreisgemeinde Solingen) eingepfarrt<br />
sind, angehört. — Die meisten <strong>der</strong> nach Bur»<br />
scheid eingepfarrten evangelischen Bewohner<br />
des Hilgener Schulbezirk« entschieden<br />
sich bei dieser Verhandlung aber dafür, bei <strong>der</strong><br />
alten Gemeinde zu bleiben, dem Vernehmen nach<br />
wegen geringerer <strong>Kirche</strong>nsteuer, obwohl sie <strong>der</strong><br />
Gemeinde Neuenhaus-Hilaen viel näher<br />
wohnen. — Am 2. und 3. Juni tagte die<br />
Kreissynode in Lennep. — Konrektor<br />
Blankertz, Hückeswagen, <strong>der</strong> <strong>im</strong> Auftrage <strong>der</strong><br />
Synode eine Festschrift ;um Clarenbclch»<br />
Jubiläum herausgegeben hat, schil<strong>der</strong>te den<br />
Märtyrer de« Nergischen Lande« — Die Sy><br />
»ode schloß sich dem Antrag <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Nadevormwald ref. auf Wie<strong>der</strong>besetzung<br />
<strong>der</strong> seit 4. 40. 4925 vakanten 4. Pfarrstelle an.—<br />
Die <strong>Evangelische</strong>n in Honsberg erstreben<br />
den Neubau ihrer Schule als dringend not»<br />
wendig. — Pfarrer Schüler in Remscheid<br />
beging am 9. 6. sein 25jährige« Ortsjubiläum.<br />
— Die Bergische Misswnskonferenz fand statt<br />
am 9. 6. in Trülsen bei Dhünn. — Da«<br />
Clarenbach-He<strong>im</strong>atspiel „Zeitenwende" von<br />
Lehrer Paul Figge, Herbringhausen, wird<br />
auf <strong>der</strong> Freilichtbühne zu Lüttringhausen<br />
aufgeführt am 4H. und 24. Juli und am 4.<br />
August. — Die <strong>Kirche</strong> in Q a h l e r a u soll <strong>im</strong><br />
Innern erneuert werden. — In Rade luth.<br />
ward einst<strong>im</strong>mig gewählt am 9. 6. Hilfspre»<br />
diger Rühl aus Stertrade. — Am 47. «.<br />
beging Lehrer Jäger, Remscheid, sein<br />
25jähriges Organistenjubiläum an <strong>der</strong> Kapelle<br />
Kölner Straße. — Neide Friedhöfe in Rade»<br />
vormwald erhielten Wasserleitung. — Am 27.<br />
8. war in Remscheid in Nachfolge von<br />
Pfarrer Liz. von Nasse gewählt Pfarrer<br />
Hennlich aus Thüringen.<br />
»»<br />
^ Kreisgemeinde Nlusenhei«<br />
In Becherbach ward Liz. Müller zum<br />
Pfarrer gewählt.<br />
Kreisgemeinde Mors<br />
Die Grundsteinlegung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Lint»<br />
fort fand am 9. 6. statt. — Arn 2. 6. war<br />
daß <strong>der</strong> Auswan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> zurückgebliebenen<br />
Familienangehörigen unüberwindliche Schwierigkeiten<br />
<strong>im</strong> Wege stehen.<br />
Heber die Einwan<strong>der</strong>ungsbest<strong>im</strong>mungen sind aufs<br />
genaueste unterrichtet u. a. die Auswande»<br />
rermission in Hamburg, Rautenbergstr.<br />
44: Bremen, Georgstr.22,<br />
und d a s D e u t sch e A u s l an d « i nstitu t<br />
in Stuttgart, Charlottenplatz 4.<br />
Sie arbeiten seit Jahren erfolgreich mit in einem<br />
internationalen Zusammenschluß <strong>der</strong> privaten<br />
Organisationen zum Schutz <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>er, <strong>der</strong><br />
in Genf seinen Sitz hat.<br />
Ein internationales Iungmännertreffen in<br />
» Deutschland<br />
Der Christliche Iungmännerweltbund hat seit<br />
vielen Jahren ältere Jugendliche und Jugend»<br />
führer an verschiedenen Orten Europa« zu ge»<br />
meinsamen Lagern zusammengefaßt und dadurch<br />
viel zum gegenseitigen Verständnis und zur Ver»<br />
tiefung des ökumenischen Gedanken« innerhalb<br />
<strong>der</strong> christlichen Jugend beigetragen. So fanden
in Homberg da« Iahresfest <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>n»<br />
chöre <strong>der</strong> Synode Mors, — Die evangelische<br />
Kleinkin<strong>der</strong>schule in Meerbeck, Gemeinde<br />
Utfort, mo<strong>der</strong>nisiert ihre Einrichtung. Der Kreis»<br />
ausschuß gab dazu 400 RM., hatte aber <strong>der</strong><br />
katholischen Kleinkin<strong>der</strong>schule für den gleichen<br />
Zweck 2000 RM. bewilligt. — Auch <strong>der</strong> Südbezirk<br />
<strong>der</strong> Gemeinde Hochemmerich hat jetzt<br />
eine Frauenhilfe. — Die Notiz in vor. Nr. über<br />
Neukirchen ist dahin zu berichtigen, daß<br />
überhaupt nur zwei Listen bei <strong>der</strong> Presbyterwahl<br />
vorhanden waren, von denen die eine 4,<br />
die an<strong>der</strong>e 2 Sitze erhielt.<br />
>M Kreisgemeinde 3?ie<strong>der</strong>berg<br />
Am 20. 6, ward Pfarrer Haberkamp in<br />
Dönberg eingeführt. — In Nordrath<br />
verstarb <strong>der</strong> Landwirt I. P. Eckermann,<br />
8t Jahre alt, langjähriger früherer Presbyter<br />
und 2. Kirchmeister <strong>der</strong> Gemeinde Dönberg;<br />
in Essen Hauptlehrer i. R. Ioh. Karp, <strong>der</strong><br />
41 Jahre lang an <strong>der</strong> Richrather Schule,<br />
Gemeinde Langenberg, tätig gewesen war, — Am<br />
46. «. war da« Synodalfest de« Gustav-Adolf«<br />
Verein« in Velbert.<br />
»»<br />
D^ Kreisgemeind« an <strong>der</strong> Ruhr<br />
Am 49. Mai verstarb Konrektor Fr. D.<br />
Wolf, Organist <strong>der</strong> Gemeinde A l st a d e n. —<br />
Am 4. Juni beging <strong>der</strong> C V I M. Oberhausen<br />
II sein 28jähr!ges Jubiläum. — Am<br />
6. Juni verstarb <strong>der</strong> Ehrenpresbyter Karl<br />
Bern sau. Werden. — Der Küster Karl<br />
Kinziu« in Kettwig, dessen Familie seit<br />
4737 da« dortige Küsteramt inne hat, tritt<br />
am 4. September nach 48 Dienstjahren in den<br />
Ruhestand. <strong>Das</strong> Presbyterium wählte einst<strong>im</strong>mig<br />
seinen Sohn Hugo zum Nachfolger. —<br />
Auf <strong>der</strong> Engelsburg bei Werden war am<br />
30. Mai bis 2. Juni eine Freizeit des<br />
Krei«oerbandes <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Frauenhilfe<br />
Nie<strong>der</strong>rhein.<br />
Kreisgemeinde Saarbrücken<br />
Hilfsprediger 3? ö l l e , au« Essen, um 4. 5.<br />
nach Clarenthal versetzt, wird demnächst<br />
an<strong>der</strong>swo ein Pfarramt übernehmen. — Synodal-Vikar<br />
wurde Pfarrer Reuter, bisher<br />
Vikar in Waldbröl. — Die Kreissynode<br />
tagte am 3. und 4. Juni in Saarbrücken.<br />
Kreisgemeind« S<strong>im</strong>mern<br />
Pfarrer Bioort, Laufersweiler, hat<br />
die Pfarrstelle in Eupen angenommen. — Hilfsprediger<br />
Finsterbusch, Osnabrück, ist<br />
solche Zusammenkünfte in Windsor, in Szigliget<br />
in Ungarn und in Vorland statt. Da« nächste<br />
christliche internationale Lager dieser Art wird<br />
in den Tagen vom 22.—30. Juli auf <strong>der</strong> B u r g<br />
Wernfel« bei Nürnberg, also auf<br />
deutschem Boden gehalten werden und damit den<br />
jugendlichen Gästen aus 24 verschiedenen Län<strong>der</strong>n<br />
Europas und Amerikas einen Eindruck <strong>der</strong><br />
ältesten Iugendburg <strong>im</strong> Besitz <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />
Iungmännerbünde Deutschland« gewähren. Die<br />
Näh« Nürnbergs und <strong>der</strong> Fränkischen Schweiz<br />
bietet zugleich die Möglichkeit, «ine« <strong>der</strong><br />
schönsten Stücke Deutschlands zu zeigen.<br />
Eine Frage<br />
In einem Heft mit <strong>der</strong> AufschriftI „Die<br />
kirchliche Statistik in ihrer apologetischen<br />
Bedeutung", läßt sich <strong>der</strong><br />
bekannte Statistiker Prof. v. Schnei<strong>der</strong>,<br />
Berlin, u. a. über die Unkenntnis au«, die in<br />
Bezug auf die ungeheure Arbeit <strong>der</strong> Inneren<br />
Mission in weiten Kreisen unsere« Volkes <strong>im</strong>mer<br />
noch herrsche. Er stellt dort u. a. die Fragen:<br />
420<br />
zum Pfarrer von Castellaun-Roth gewählt<br />
worden. — Hilfsvrediger Becker, ordiniert<br />
am 40. 6,, bedient die Pfarrstelle in<br />
Kellenbach, nachdem Pfarrer Gramm in<br />
den Ruhestand getreten ist. — Die Kreissynode<br />
tagte am », und 40. Juni in Gemünden,<br />
Kreisgemeinde Solingen<br />
Die Gemeinde Opladen beschloß ein Hau«<br />
als zweites Pastorat anzukaufen, wogegen das<br />
bisherige verkauft wird. — Da« Vcrbundsfest<br />
<strong>der</strong> vereinigten <strong>Kirche</strong>nchöre fand wegen<br />
<strong>der</strong> großen Zahl <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nchöre in zwei Gruppen<br />
statt, und zwar in Berg. -Neukirchen<br />
und in Witzhelden, beide am S. 6. mit<br />
Festgottesdienst und Nachfeier.—Die Kreissynode<br />
tagte am 29. 5. in G r ä f r a t h.<br />
Sie sprach sich gleich an<strong>der</strong>n Synoden gegen<br />
§ 48, Abs, 4, <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nordnung (Eintragung<br />
in die Wählerliste) aus und für Aufhebung <strong>der</strong><br />
Todesstrafe, worüber sehr lebhaft debattiert wurde,<br />
wobei auch gegenteilige St<strong>im</strong>men laut wurden.<br />
Dem Antrage <strong>der</strong> Gemeinden Wie«dorf, Gräfrath<br />
und Ketzberg auf Erleichterung <strong>der</strong> Synodalkosten<br />
konnte nicht stattgegeben werden. Es<br />
wurde beschlossen, anzuregen, auf die Beschaffung<br />
von Wohnungen für Geistliche und kirchliche<br />
Beamte, die emeritiert werden, hinzuwirken.<br />
— Die Frühjahrstagung des Kreisoerbandes<br />
<strong>der</strong> Frauenhilfe war am 20. 8,<br />
in Solingen. — In Wid<strong>der</strong>t wurden<br />
Glocke und Turmuhr ausgebessert.<br />
>M Kreisgemeinde Trarbach<br />
Die Synode tagte am 2. und 3. 5. in<br />
I r m e n a ch.<br />
Kreisgemeinde Trier<br />
Als Pfarrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinden Hottenbach<br />
und Stipshausen ist ernannt<br />
Pfarrer Gustav Dreckmann aus Haffen-<br />
Mrhr (vgl. u. Wesel). — Versammlung<br />
<strong>der</strong> Synode war am 28. und 30, 5. in<br />
Veldenz. — Pfarrer Haberkamp,<br />
Rhaune , trat wegen seines Alters als Assessor<br />
zurück, um als solcher durch Pfarrer<br />
Becker, Trier, ersetzt zu werden.<br />
MM Kreisgemeinde St. Wendel<br />
Der bisherige Hilfsprediger Johann Feller<br />
wurde am 3. 6. als Pfarrer in Sien eingeführt,<br />
woselbst am 3. und 4. Juni die Kreis»<br />
„Wer weiß es denn, daß die staatliche Durchführung<br />
<strong>der</strong> Fürsorgeerziehung zu Beginn de«<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts in <strong>der</strong> Prafi« unmöglich gewesen<br />
o<strong>der</strong> doch wenigstens stark erschwert worden<br />
wäre, wenn die Innere Mission nicht sofort<br />
20 000 Plätze zur Verfügung gestellt hätte?<br />
Wer weiß denn, daß die evangelische <strong>Kirche</strong><br />
schon 20 Krüppelhe<strong>im</strong>e hatte, ehe <strong>der</strong> Staat<br />
dieser Aermsten sich annahm?... Als in <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>naustrittsbewcgung 4843 — also vor dem<br />
Kriege — die <strong>Kirche</strong>nfeinde Sturm liefen gegen<br />
die staatliche Dotation <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>n und die«<br />
eine Vergeudung de« Nationalvermögens zu<br />
Gunsten <strong>der</strong> „toten Hand" nannten, habe ich<br />
zu berechnen versucht, wie viel die Innere Mission<br />
<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> für da« Volkswohl<br />
aufwende. Lei<strong>der</strong> fehlten genaue Unterlagen.<br />
Ich kam aber auf Grund des mühselig gesammelten<br />
Materials zu einer Summe von über<br />
400 Millionen jährlich, vielleicht 430 Millionen,<br />
eine Summe, die dre<strong>im</strong>al größer<br />
war als damals sämtliche Dotationen<br />
deutscher Staaten an die<br />
<strong>Kirche</strong>n."<br />
synode tagte. — Die Pfarrstelle in Offen»<br />
bach (G l a n) ist frei geworden.<br />
Kreisgemeinde Wesel<br />
Die <strong>Kirche</strong> in Isselburg soll einen neuen<br />
Innenanstrich erhalten, — Bestätigt wurde die<br />
Wahl de« Hilfsgeistlichen Helmut Bertram«,<br />
Essen, zum Pfarrer in Haffen-Mehl<br />
(vgl. u, Trier),<br />
Kreisgemeinde Wetzlar<br />
Am 4. August «ritt Pfarrer Hartmann in<br />
Oberkleen in den Ruhestand. — Die<br />
Kreissynode in Dutenhofen (26. und<br />
27. 5.) bekundete den Entschluß, die bestehenden<br />
Best<strong>im</strong>mungen <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nzucht als ein gute»<br />
Erbe <strong>der</strong> Väter festzuhalten, und sprach sich<br />
dahin aus, daß keinerlei Grund vorliege, von<br />
<strong>der</strong> christlichen Sitte des Begräbnisses abzu»<br />
Die Anregung, eine Arbeitsgemeinschaft<br />
zwischen Pfarrern und Lehrern zu gründen,<br />
ward von <strong>der</strong> Versammlung lebhaft begrüßt.<br />
— Am 46. 6. wurde zum Pfarrer <strong>der</strong><br />
Gemeinden Krofdorf-Gleiberg gewählt<br />
Pfarrer Bausch, Kölschhausen (Synode<br />
Braunfel«). — Die Kreistagung de« Verbandes<br />
evangelischer Iungfrauenoereine<br />
des Kreise« Wetzlar ist am 44. 8, in A tz b a ch.<br />
Kreisgemeind Wied<br />
Da« Presbyterium hat die Gemeinde Nie<strong>der</strong>bieber-Segendorf<br />
in mehrere Bezirke<br />
geteilt, die je einem Presbyter als Vertrauensmann<br />
<strong>der</strong>selben überwiesen sind. —<br />
H<strong>im</strong>melfahrt war da« M i s s i o n « f e st für<br />
die Gemeinden <strong>der</strong> oberen Grafschaft in<br />
U r b a ch, — <strong>Das</strong> Iahresfest <strong>der</strong> evangelischen<br />
Frauenvereine <strong>der</strong> Synode ist am 23. Juni<br />
auf dem historischen Marktplatz in Stc! mel<br />
abgehalten worden. — 2lm 42. Mai feierte<br />
<strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> Iungmänncrocrein Neuwied<br />
den 50. Jahrestag seines Bestehen«<br />
unter großer Beteiligung auch von auswärts.<br />
Im Festgottesdienst predigte Gencralsuperintendent<br />
O. Sto l te ii h off. Bei <strong>der</strong> Festoersammlung<br />
<strong>im</strong> <strong>Kirche</strong>nfaal <strong>der</strong> Nrü<strong>der</strong>gemeine<br />
hielt Reichswart Liz. v. Stange aus Kassel<br />
den Festvortrag. Den musikalischen Teil <strong>der</strong><br />
Veranstaltung leitete <strong>der</strong> Posaunengeneral I).<br />
Kuhlo aus Bielefeld. — Auf <strong>der</strong> Synode<br />
in Dierdorf am 43. 6. wurde <strong>der</strong> wichtigste<br />
Teil <strong>der</strong> Beratungen <strong>der</strong> Beibehaltung einer<br />
strengen <strong>Kirche</strong>nzucht gewidmet, wie sie von<br />
jeher in <strong>der</strong> reformierten <strong>Kirche</strong> geübt wor.<br />
den sei.<br />
Monatshefte für die Rheinische <strong>Kirche</strong>n»<br />
W .^schichte<br />
Aus dem Inhalt:<br />
Forsthoff: <strong>Das</strong> Synodalwesen am Nie<strong>der</strong>rhein<br />
<strong>im</strong> 47. und 48. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />
H<strong>im</strong>melreich: Die Gemeinden <strong>der</strong> Grafschaft<br />
Solms-Braunfel« unter dem Kreuz.<br />
M Aus dem Inhalt<br />
Evangelisch'tirchllche Belange <strong>im</strong> Industriegebiet.<br />
<strong>Das</strong> neue Kirch«nsteu«rrecht.<br />
Di« Inner« ÜNilsion »n d«l Schwelle ihre» neun««,<br />
Jahrzehnt».<br />
Zwanzig Jahre Bund deutfchei Iugendvereine.<br />
Vom Helferdlenst in den Häusern unserer <strong>Kirche</strong>n.<br />
gemeinden.<br />
Zwei Kultbau>8ntn>ürfe von Otto Nartnlng.<br />
Da« Werk de« Illaler« Adolf Presber.<br />
Arbeitsweilzeug zu Clnrenbach.Feiein.<br />
Adolf Clarenbach. L«b«n <strong>der</strong> iheinifchen <strong>Kirche</strong>.<br />
Essener Drucler«! G<strong>im</strong>einwohl G. m. b. H. Eff«n, K»ninenb«rgstrnß«
<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
Eine monatliche Umschau über Arbeiten und Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Prooinzialkirche<br />
Begründet und herausgegeben von Pfarrer Liz. L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n Preßverbandes für <strong>Rheinland</strong><br />
Verantwortlich: Preßgesetzlich <strong>der</strong> Herausgeber »Für die Einzelaufsätze die Verfasser > Als ^Manuskript gedruckt<br />
sen » 4929 August VI » Kummer 8<br />
In <strong>der</strong> Mai-Iuni-Nummer „<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong><br />
<strong>Rheinland</strong>" ist auf eine tiefe Wunde<br />
unseres kirchlichen Lebens <strong>der</strong> Nachdruck<br />
gelegt. Der Artikel „Die Ruhrprovinz und<br />
die Aufgaben unserer <strong>Kirche</strong>" zeigt in einer<br />
Weise die kirchliche Not <strong>im</strong> Ruhrgebiet,<br />
daß eine gründliche Beachtung <strong>der</strong> entstandenen<br />
Probleme dringend erfor<strong>der</strong>lich<br />
erscheint. Man wird nur dankbar sein<br />
können für alles, was in dieser Hinsicht geschieht<br />
und auch bereits geschehen isi. Wir<br />
stellen das <strong>im</strong> voraus fest, um dem Verdacht<br />
zu begegnen, als gingen wir bei <strong>der</strong><br />
Beurteilung dieser Dinge von einseitigem<br />
Standpunkte aus. Es kann niemand, <strong>der</strong><br />
sich ein warmes Herz für die Not <strong>der</strong> Massengemeinden<br />
bewahrt hat, kalt daneben<br />
stehen, auch wenn er abseits wohnt und<br />
nicht unmittelbar davon berührt werden<br />
mag.<br />
An<strong>der</strong>erseits weiden wir von Anfang an<br />
uns darüber klar sein müssen, daß wir an<br />
das ganze Gebiet <strong>der</strong> entstandenen Probleme<br />
so wenig wie vom Standpunkt <strong>der</strong><br />
kleinen Landgemeinden auch nicht von dem<br />
<strong>der</strong> Großstadtgemeinden aus herantreten<br />
dürfen; die Lösung kann nur vom gesamtkirchlichen<br />
Gesichtspunkt aus gefunden werden,<br />
wenn nicht zu dem bereits vorhandenen<br />
noch ein größerer Schade angerichtet<br />
werden soll. Cs mag gut sein, sich dazu<br />
noch einmal die Ausführungen des genannten<br />
Aufsatzes anzusehen.<br />
Der Verfasser gibt zunächst in lebhafter<br />
Darstellung die schier beispiellose Entwicklung<br />
<strong>der</strong> „Nuhrprovinz". Wie die beigefügte<br />
Karte zeigt, versteht er darunter den<br />
rheinisch-westfälischen Industriebezirk in<br />
einem sehr weiten Sinne. Die Ostgrenze<br />
liegt jenseits Hamm und llnna, <strong>im</strong> Westen<br />
greift sie weit über das linke Rheinufer<br />
hinaus, <strong>im</strong> Norden nähert sie sich <strong>der</strong> Lippeniündung<br />
und Haltern, <strong>im</strong> Süden ist das<br />
Nergische Gebiet sowie Elberfeld-Barmen,<br />
Düsseldorf aber nicht miteingeschlossen.<br />
Die beispiellose Entwicklung hat stellenweise<br />
zu unerträglichen Zuständen geführt, zu<br />
Straßen, die den Verkehr nicht mehr bewältigen<br />
(Bochum), zu Städten mit mehreren<br />
Bahnhöfen (Gelsenkirchen-Chicago besitzt<br />
11), Wattenscheid baut an seiner Stadtgrenze<br />
ein Schlachthaus neben das von<br />
Bochum (auf Kosten <strong>der</strong> Steuerzahler),<br />
die Eisenbahnbarriere an einer <strong>der</strong> Hauptstrecken<br />
in Düsseldorf sperrt täglich 7 Stunden<br />
lang den Verkehr. Eine sinn- und planlose<br />
Zusammenhäufung von Menschen und<br />
Zusammenballung von Menschen hat ein<br />
beispielloses Elend hervorgerufen; körperlich<br />
und geistig; es hätte vermieden werden können,<br />
wenn die Großstadt Raum gehabt<br />
hätte. Nach dem angeführten Urteil eines<br />
GroßstadtbürgermeisierS wäre das Gift <strong>der</strong><br />
Großstadt nie entstanden, wenn sie planmäßig<br />
mit Freiflächen hätte durchsetzt, wenn<br />
sie planmäßig hätte siedeln können. Daher<br />
kämpft die Großstadt um Raum; die<br />
an<strong>der</strong>en sollen sich nicht dagegen wehren;<br />
eine gesunde Großstadt ist auch ihr Vorteil,<br />
weil sie sonst heute alle auf schnellste<br />
Weise von <strong>der</strong> Großstadt her verdorben<br />
werden. Um das Ziel zu erreichen, bedarf<br />
es <strong>der</strong> Zusammenfassung des ganzen<br />
Gebietes in <strong>der</strong> Nord-Süd-Richtung, in<br />
dessen Mittellinie etwa als Zentrum:<br />
Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund<br />
liegen.<br />
Man wird fragen dürfen, was hat das<br />
Ganze eigentlich mit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu tun,<br />
mit <strong>der</strong> Verkündigung des Evangeliums,<br />
mit dem Lebendigwerden unserer Gemeinden,<br />
und könnte ruhig zunächst einmal die<br />
Antwort geben: gar nichts. Wenn Vorortgemeinden<br />
geschluckt werden, elektrische<br />
Bahnen vereinheitlicht, Autostraßen angelegt<br />
werden usw., so bleiben doch darum<br />
unsere <strong>Kirche</strong>ngemeinden, was sie sind. Es<br />
kann <strong>im</strong> Gegenteil geradezu einmal eine<br />
ernste For<strong>der</strong>ung bedeuten, auf kirchlichem<br />
Gebiet zu zeigen, daß man ein Eigenleben<br />
führt und nicht stets sofort glaubt, folgen<br />
zu müssen, wenn Staat und Kommune eine<br />
neue Marschroute einschlagen. Der Satz<br />
am Ende des Aufsatzes findet unsere vollste<br />
Zust<strong>im</strong>mung: „Wir haben nicht zu warten,<br />
Ruhrprovinz und Ruhrkirche<br />
was Staat und Kommune tun". Trotzdem<br />
wird man ohne weiteres zugeben müssen,<br />
daß die Massenprobleme unsere <strong>Kirche</strong>, ob<br />
sie will o<strong>der</strong> nicht, in einer Weise berühren,<br />
daß sie nicht mehr ruhig zusehen darf. Die<br />
Not <strong>der</strong> Menschenseele ist ihre Not; wo<br />
die Menschen siedeln, darf sie nicht zurückbleiben;<br />
wird umgesiedelt, fo muß sie mit<br />
o<strong>der</strong> am besten als erste auf dem Platze<br />
sein.<br />
Aus dem Grunde haben wir die angeführten<br />
Gesichtspunkte des Artikels „Die Ruhrprovinz<br />
usw." wie<strong>der</strong>gegeben; wir halten<br />
sie in einem wesentlichen Punkte nicht für<br />
richtig o<strong>der</strong> zum mindesten für ergänzungsbedürftig.<br />
2>st wirklich die ungeheuere<br />
seelische Not unserer Tage so ausschließlich<br />
auS dem Wohnungselend unserer Großstädte<br />
entstanden? Wir leugnen nicht die<br />
schreckliche Not, die sich aus dem Zusammenpferchen<br />
von Massen ergibt, und alles,<br />
was daraus hervorgeht. Aber wenn aus<br />
ihr allein noch lange nicht das „Großstadtgift"<br />
hervorgeht — das tut es in <strong>der</strong> Tat<br />
nicht —, dann ist auch nicht zu erwarten,<br />
daß mit <strong>der</strong> Umsiedlung allein die geistige<br />
Gesundung eintritt, jedenfalls nicht so, wie<br />
es uns dargestellt wird, und wie wir es<br />
wahrhaftig wünschten. Was hat <strong>der</strong> beispiellose<br />
Nie<strong>der</strong>gang unseres Theaterwesens,<br />
unserer Literatur, um nur eins herauszugreifen,<br />
mit dem Wohnungselend zu tun?<br />
Die Verirrungen auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />
Mode, des sittlichen Denkens? Die den<br />
Geist verblödenden Filme und Revuen?<br />
Man weist hin auf die durch den WohnungSmangel<br />
entstandene Kindeibeschränkung.<br />
Aber sie war zuerst bei denen, die<br />
Raum für Kin<strong>der</strong> genug hatten, und ist auch<br />
jetzt noch da zu Hause. Nein, die un «<br />
seelige, materielle, seelische<br />
Haltung unseres Geschlechtes,<br />
das seinen Genuß sucht um jeden Preis und<br />
darum das Religiöse ablehnt, sie ist die<br />
Quelle vom Untergang. <strong>Das</strong><br />
darf man nicht so völlig übergehen; diese<br />
Quelle wird nicht verstopft durch Umsiedeln.
Wir glauben aber gar nicht, daß es den<br />
Großstädten bei den Eingemeindungsfragen<br />
in erster Linie um Umsiedlung <strong>der</strong> Massen<br />
zu tun ist und daß nun, nachdem die EingemeindungSvorlage<br />
verabschiedet ist, ein<br />
solches Umsiedeln in großem Maße anheben<br />
wird. In <strong>der</strong> öffentlichen Aussprache<br />
ist jedenfalls <strong>der</strong> Gesichtspunkt lange nicht<br />
in dem Maße geltend gemacht worden.<br />
Von Vereinfachungen, von Ersparnissen<br />
wurde geredet. Wie wollte man auch begründen,<br />
daß z. B. Hamborn zu Duisburg<br />
geschlagen worden ist? Will Duisburg<br />
nach Hamborn umsiedeln? Wir glauben<br />
nicht an den Ernst eines<br />
solchen großen Zieles, weil wir<br />
das Vertrauen zu unseren Großstädten<br />
und ihren Leitungen und<br />
Verwaltungen verloren haben.<br />
Wir denken da an die rheinische Großstadt,<br />
die große Summen für Jugendpflege und<br />
Wohlfahrt auswarf, aber gleichzeitig —<br />
es war noch vor dem Kriege — beschloß,<br />
einen zweiten Nummelplatz anzulegen. Auf<br />
<strong>der</strong> einen Seite war man sehr stolz auf<br />
alles, was zur Gesundung geschah, auf <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en suchte man die Mittel dazu aus<br />
Erkrankung und Verschuldung <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
zu ziehen. Ist diese Signatur nicht<br />
heute noch weithin auf unsere Großstädte<br />
zutreffend? Wir haben aber vor allem<br />
darum nicht das Vertrauen zu unseren<br />
Massengemeinden, weil sie das, was sie<br />
bisher schon tun konnten, nicht in dem<br />
Maße getan haben, wie es möglich gewesen<br />
wäre. Wenn wirklich die Wohnungsnot<br />
das Uebel war, das man doch auch<br />
als solches erkannte, warum hat man dann<br />
nicht den letzten Pfennig zusammengerafft<br />
und gebaut und nochmals gebaut? Dazu<br />
brauchte man nicht auf Eingemeindungen<br />
zu warten, das ließe sich, wie Beispiele beweisen,<br />
auch an<strong>der</strong>wärts tun, ohne daß<br />
man gleich über den ganzen Nachbar Herr<br />
wurde. Aber das Geld wurde zu an<strong>der</strong>en<br />
Zwecken verwandt, für Millionen kostende<br />
Ausstellungen, für Stadions, Planetarien,<br />
für Geradelegung von Straßen usw. Eine<br />
Stadtbücherei, die 600 000 ^l kostet, o<strong>der</strong><br />
ein Schulbau für mehrere Millionen konnten<br />
auch für einen Bruchteil zweckentsprechend<br />
hergestellt weiden, freilich nur einfach<br />
und bescheiden, ohne Luxus. Vor 8 Tagen<br />
war <strong>der</strong> Verfasser in einer linksrheinischen<br />
Landgemeinde. Die Provinz soll dort die<br />
große Straße übernehmen. Sie will es<br />
aber nur tun, wenn die Straße auf mindestens<br />
43 Meter Breite gebracht wird. Der<br />
Vorgarten von <strong>Kirche</strong> und Pfarrhaus, die<br />
man einst gerade <strong>der</strong> Straße wegen zurück<br />
in den Garten gebaut hatte, soll nun dem<br />
Plane geopfert werden, so daß die Gebäude<br />
unmittelbar an die Straße kommen, also<br />
geradezu entwertet werden. Warum? Damit<br />
die Autorasere! auf Kosten des Steuerzahlers<br />
betrieben werden kann. Wir haben<br />
es ja. Wem eigentlich zu lieb! Dem Land-<br />
bewohner sicherlich nicht. Wer umherkommt,<br />
kann täglich neue Beispiele dieser<br />
Großmannssucht sammeln.<br />
Solange <strong>der</strong> Größenwahn, <strong>der</strong><br />
alles sich leistet, was wir schon<br />
vor dem Kriege aus Mangel an<br />
Mitteln nie gefor<strong>der</strong>t hätten,<br />
und <strong>der</strong> in den Großstädten vor<br />
allem zu Hause ist, nicht gründlich<br />
ausgefegt wird, so lange<br />
können wir auch zu den großen<br />
Verwaltungen das Vertrauen<br />
nicht haben, daß sie sich auf die<br />
notwendigste Aufgabe konzentrieren.<br />
Darin beruht auch das Mißtrauen<br />
<strong>der</strong> vielen kleinen Gemeinden, die<br />
sich gegen das Verschlungenwerden wehren.<br />
Wir haben noch, so heißt es, einfache,<br />
finanziell vielfach durchaus gesunde Verhältnisse,<br />
jetzt sollen wir dem Moloch geopfert<br />
werden, ohne daß das Opfer wirklich<br />
noch etwas hilft.<br />
Ob es richtig ist, diese Eingemeindungen<br />
dem Beseitigen <strong>der</strong> vielen kleinen Staaten<br />
und Herrschaften <strong>im</strong> deutschen Vaterland<br />
gleichzusetzen, ist doch sehr zu bezweifeln.<br />
Die Kommune bedeutet <strong>im</strong> staatlichen Verwaltungsbetriebe<br />
die Zelle, <strong>der</strong> Staat ein<br />
Vielfaches davon. Auch die Frage sei nur<br />
berührt, wo die ungezählten Millionen<br />
eigentlich herkommen sollen, die dazu nötig<br />
sind, dem wurzellosen Großstädter ein bescheidenes<br />
Eigenhe<strong>im</strong> und ein Stückchen<br />
Land zu geben. Da man den Menschen<br />
bei uns daran gewöhnt hat, alles vom<br />
Staat bzw. künftig von <strong>der</strong> Großstadt zu<br />
erwarten, wird man diese Frage nicht als<br />
so gänzlich belanglos abtun dürfen. <strong>Das</strong><br />
Beispiel vom Wasserkopf Berlin kann auch<br />
in diesem Zusammenhang trotz aller seiner<br />
Siedlungen nur in unserem Sinne angeführt<br />
werden. Die VerkehrSeinheitögesell-<br />
Großstadtkirche<br />
schaft mit ihrem Einheitstarif auf <strong>der</strong><br />
Elektrischen mag eine wun<strong>der</strong>volle Sache<br />
sein; ob sie als Beitrag zur seelischen Gesundung<br />
des Berliners hoch zu werten ist?<br />
Die <strong>Kirche</strong> soll zu allem, so heißt es, was<br />
zur Gesundung <strong>der</strong> Großstadt beiträgt,<br />
tapfer ja sagen. Offenbar ist <strong>der</strong> Verfasser<br />
sich damit klar, daß er schon ein beson<strong>der</strong>es<br />
Maß von Mut verlangt, wenn er die For<strong>der</strong>ung<br />
aufstellt. Nun, die <strong>Kirche</strong> kann das<br />
ganz gewiß, falls sie überhaupt um ihre<br />
Meinung gefragt wird. Uns aber will<br />
dünken, daß <strong>der</strong> vorgeschlagene Weg in <strong>der</strong><br />
Wirklichkeit sein Ziel nicht erreicht. Schoi.<br />
<strong>im</strong> Begriff „Großstadt" liegt etwas Unheilvolles,<br />
Krankes. Eine Großstadt kann eben<br />
nie etwas Gesundes sein, mag man sie noch<br />
so weit ausgestalten, so wenig wie ein Fettleibiger<br />
durch weitere Zunahme von 100<br />
Pfund auf den Weg <strong>der</strong> Besserung kommt.<br />
Und das ist das Entsetzliche: Man war und<br />
ist noch <strong>im</strong>mer stolz auf diese Entwicklung!<br />
Es wird in alle Winde hinausposaunt,<br />
wenn eine Stadt 400 000 Einwohner erreicht<br />
o<strong>der</strong> gar ein Mehrfaches davon, ja<br />
<strong>der</strong> Staat, anstatt aufs tiefste zu erschrecken,<br />
freut sich mit und belohnt den wackeren<br />
Bürgermeister mit dem Titel: „Ober", zugleich<br />
als Ansporn für alle, die das Ziel<br />
noch vor sich haben.<br />
Gerade das Beispiel Essens, auf das hingewiesen<br />
wird, kommt einem dabei in den<br />
Sinn. Es heißt da: „Heute stand hier noch<br />
ein Dorf. Morgen eine Land-, eine Mittel-,<br />
ja eine Niesengroßstadt. <strong>Das</strong> Wachstum<br />
Essens — in nicht ganz einem Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
von 30 000 auf über 500 000 emporschnellend<br />
— wird in dieser Ungeheuerlichkeit<br />
nur noch von Los Angeles überboten."<br />
Hat nicht die Großstadt Essen gerade das<br />
Emporschnellen betrieben, indem sie ringsumher<br />
alles eingemeindete: Altendorf<br />
(Essen-West), Rüttenscheid, Bredeney, Bor-<br />
. . . Wir müssen in diese Arbeit hinein. Denn unsere Achtung vor unserm Volke<br />
spricht: Ihr sollt. W« jetzt haben wir die Wege in dies Feld noch kaum betreten,<br />
das Werkzeug dazu uns noch nicht bereitet. Ausgezeichnet sind unsere gottesdienstlichcn<br />
Formen und kirchlichen Methoden zur Erhaltung vorhandener Religion. Hier<br />
aber gilt es vorerst, Gott sehen zu leinen in einer neuen Welt, welche die Männer<br />
<strong>der</strong> Vibel und die Reformatoren noch nicht geschaut haben . . .<br />
Ich sehe darin eine kirchliche Pflicht, die Erkenntnis zu wecken: in so übermäßig engbebauten<br />
Stadtteilen, wie unsere Gemeinden, muß die heranwachsende Jugend geistig<br />
und körperlich leiden, die Alten aber frühzeitig müde und verbraucht werden. Die<br />
ganze Anlage mancher Arbeitrrauartiere ist eine gedankenlose Lieblosigkeit. Und je<strong>der</strong>,<br />
<strong>der</strong> sich darin fügt mit dem trägen Eingeständnis: „es muß so sein", <strong>der</strong> macht sich<br />
mit schuldig. Die Stadtbebauung und Ansledlung des Volkes ist zwar Aufgabe des<br />
volkswirtschaftlichen Studiums und <strong>der</strong> politischen Arbeit. Aber es gehört zu den<br />
Pflichten <strong>der</strong> christlichen <strong>Kirche</strong>, auf die hier drohenden Gefahren die Gewissen aufmerksam<br />
zu machen. Denn es ist das sicherste Resultat meiner langjährigen<br />
Beobachtungen, daß unsere Volkskraft in den mo<strong>der</strong>nen Großstadtauartieren <strong>im</strong> Lauf
eck, Altenessen? War sie nicht mächtig<br />
slolz, daß ihre Einwohnerziffern auf diese<br />
Weise an einem Tage manchmal um so<br />
viele Tausend in die Höhe gingen? Wir<br />
erinnern uns noch sehr wohl <strong>der</strong> Zeitungsartikel<br />
darüber. Welches Gebiet umfaßt<br />
die Stadt heute!<br />
Man halte uns nicht die kulturellen Errungenschaften<br />
<strong>der</strong> Massenstädte vor. Wir<br />
haben sie <strong>im</strong>mer mehr in ihrem Unwert<br />
o<strong>der</strong> Schaden für das Volksganze erkannt:<br />
Die Schaustellungen, die Warenhäuser, die<br />
Trink- und Futterpaläste. Wer weiter sieht,<br />
kann trauernd das Haupt verhüllen vor<br />
diesen Friedhöfen deutscher Volkskraft. Ob<br />
es verstanden wird o<strong>der</strong> nicht, wir können<br />
nicht glauben, daß aus diesen Friedhöfen die<br />
Gesundung kommt. Zunächst müssen<br />
Beweise gegeben werden, daß<br />
man ernstlich gewillt ist, Wege<br />
zur Gesundung zu geben, wo<br />
man sie heute schon gehen kann.<br />
Man unterdrücke die weitere Veralkoholisierung<br />
<strong>der</strong> Städte, die Verblödung durch<br />
neue Kabaretts und Kinopaläste und baue<br />
statt dessen mit aller Kraft Wohnungen —<br />
es ließe sich da noch viel mehr anführen —<br />
und man kann sicher sein, daß solchen Großstädten<br />
in ihrem Ringen Helfer entstünden,<br />
wo sie heute nur Gegner haben und haben<br />
müssen.<br />
II.<br />
Damit gehen wir über zur <strong>Kirche</strong> und<br />
ihrer Stellung und Aufgabe in<br />
<strong>der</strong> Großstadt. Wir haben es öfter<br />
gehört, wie mit einem gewissen Pathos<br />
hinausgerufen wurde: „Gelingt es <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> nicht, die entfremdeten Massen zurückzugewinnen,<br />
ist es um sie geschehen.<br />
In <strong>der</strong> Großstadt wird <strong>der</strong> Geisteskampf<br />
ausgefochten". Man höre damit auf.<br />
Wäre in <strong>der</strong> Tat die <strong>Kirche</strong> davon in ihrer<br />
Existenz abhängig, so lebte sie schon heute<br />
nicht mehr. Sie war vorher da, sie wird<br />
auch da sein, wenn die Massenstädte des<br />
rheinisch-westfälischen Industriebezirks längst<br />
zu öden Ruinen geworden sind. Als ob<br />
wir das noch nicht in <strong>der</strong> Geschichte beobachtet<br />
hätten! Es scheint ja wirklich so,<br />
als ob alles Studium <strong>der</strong> Geschichte uns<br />
nur zeige, daß wir aus ihr nichts leinen.<br />
Nichts Erhabeneres läßt sich aus Augustin<br />
und seinen Schriften ersehen als dies: Wie<br />
die <strong>Kirche</strong> in den Tagen, da das römische<br />
Reich langsam und sicher dem Untergänge<br />
zuschritt, ihren Weg ging. <strong>Das</strong> Land war<br />
entvölkert, die Städte waren erfüllt von<br />
Massen, die nicht mehr an<strong>der</strong>swo lcben zu<br />
können glaubten, die Geistesströmungen<br />
waren so vielfältig, so tausendfach verwirrt<br />
wie nur je, die technischen Errungenschaften<br />
<strong>der</strong> Städte Nordafrikas kamen denen Roms<br />
gleich, sie wurden <strong>im</strong> Sand begraben, die<br />
<strong>Kirche</strong> aber lebte weiter trotz aller Geisteökämpfe,<br />
die ihr so oft den Tod angesagt.<br />
Wie<strong>der</strong>um wird gesagt werden müssen, kann<br />
auch die <strong>Kirche</strong> den Untergang einer solchen<br />
ganzen Kultur nicht aufhalten, sie ist doch<br />
für den Menschen da und hat ihm auf seinem<br />
Wege Kräfte zu schenken, die er sonst nirgendwo<br />
bekommen kann. Darum dreht sich<br />
doch das Ganze, daß unser <strong>Kirche</strong> <strong>im</strong> Industriegebiet<br />
ihre Aufgabe erfüllt und so weit<br />
es möglich ist, erfüllen kann. Darum dauernd<br />
zu ringen, ist Sache <strong>der</strong>er, die mitten darin<br />
stehen. An<strong>der</strong>s wird es, wenn die Gesamtkirche<br />
in Mitleidenschaft gezogen wird.<br />
Dann muß auch <strong>der</strong> Teil sich äußern, <strong>der</strong><br />
noch nicht von <strong>der</strong> „Vermassung" ergriffen<br />
ist.<br />
Eine Gemeinde, in <strong>der</strong> 6000 und mehr<br />
Seelen auf einen Pfarrer kommen, ist ein<br />
schwerer Schade für die <strong>Kirche</strong>. Gemeinden,<br />
die 40 o<strong>der</strong> 60 bis 400 ONO Seelen zählen,<br />
sind überhaupt keine Gemeinden mehr. Es<br />
ist erstaunlich, daß unsere sonst so beweg-<br />
<strong>der</strong> Jahre sonst rettungslos verdorben wird. Die künftigen Geschlechter aber sind ein<br />
heiliges Gut, für das wir verantwortlich sind. Darum fordre ich von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, daß<br />
sie für das bedrohte Leben unseres Volkes ihre St<strong>im</strong>me erhebe und unermüdlich<br />
jedem einzelnen zurufe: Du bist mit verantwortlich!<br />
Nicht eine neue Lehre brauchen wir. Unser Gott ist <strong>der</strong> alte, ewige. Aber tief durchdrungen<br />
bin ich nach fo langen Studien unseres Volkslebens in allen Ständen und<br />
Berufen, daß die Formen unserer kirchlichen Arbeit neugestaltet werden müssen —<br />
eine große Arbeit, zu <strong>der</strong> wir nur in den Anfängen beitragen werden. Aber wir<br />
müssen in neuen Formen den alten Geist christlicher Lebensauffassung pflegen und<br />
unserem Volke helfen, daß es den alten Gott finde, dessen Kraft wir brauchen, so<br />
notwendig wie je zuvor. <strong>Das</strong> traurige Schwanken zwischen Kultursrligkeit und<br />
düsterem selbstmordsuchendcn Pess<strong>im</strong>ismus hat seine Ursache darin, daß entwe<strong>der</strong><br />
alle Kulturbestrebung schließlich nur auf den Genuß zielt o<strong>der</strong> Gott gesucht wird<br />
höchstens zur Befriedigung unseres einzelnen individualistischen Lebensbedürfnisses,<br />
nicht als <strong>der</strong>, <strong>der</strong> in allem Weltgeschehen waltet und dessen Kraft die<br />
allein sichere Realität ist in <strong>der</strong> unserer Erkenntnis nie völlig entschleierten Welt.<br />
Alle atheistischen Bekenntnisse sind nur vorübergehende Meinungen. Die <strong>Kirche</strong> ist<br />
keine vom Volke abgeson<strong>der</strong>te Gemeinschaft, son<strong>der</strong>n das ganze Volk ist die Gemeinde,<br />
und <strong>der</strong> Glaube ist eine große Angelegenheit unseres Volkslebens<br />
Walther Classen. (Aus: Großstadthe<strong>im</strong>at.)<br />
liche rheinische <strong>Kirche</strong> hier so starr ist.<br />
Während in an<strong>der</strong>en Landeskirchen schon<br />
vor Jahrzehnten größere Stadtgemeinden<br />
in kleinere Gemeinden zerlegt wurden, für<br />
das Ganze dagegen nur einen finanziellen<br />
Gesamtverband behielten, ein Weg, <strong>der</strong><br />
wirklich leicht zu beschreiten war, ist darin,<br />
das geht auch aus den Ausführungen von<br />
S. hervor, bei uns so gut wie nichts geschehen.<br />
Es ist sehr zu bezweifeln, ob sich<br />
z. B. die Gemeindeverordneten einer sogenannten<br />
Gemeinde von etwa 80 UNO Seelen<br />
alle kennen. Man kann nur wünschen, daß<br />
<strong>der</strong> vorgetragene Gedanke, größere Zweckverbände<br />
zu schaffen, die eine gemeinsame<br />
finanzielle Verwaltung und Steuererhebung<br />
haben — bei allen Bedenken, die man dabei<br />
haben kann — ernstlich aufgegriffen wird.<br />
Ob ein solcher Zweckverband „Kreisgemeinde"<br />
genannt wird, mag als Nebenfrage<br />
dahingestellt bleiben. Dieser Zweckverband<br />
aber zerlegt sein Gebiet in lauter kleine selbständige<br />
Gemeinden mit Presbyterien und<br />
Größeren Gemeindevertretungen. <strong>Das</strong> ist<br />
keineswegs etwas Neues, ist auch nichts,<br />
das sich nicht <strong>im</strong> Rahmen unserer Ordnung<br />
bei gutem Willen ausführen ließe. Es hat<br />
so unendlich viel für sich, viele Unzuträglichkeiten<br />
würden abgestellt, viele Kräfte geweckt,<br />
daß man sich in <strong>der</strong> Tat fragen muß:<br />
warum hat noch keine einzige Großstadtgemeinde<br />
hier einen Anlauf genommen?<br />
Zur Lösung <strong>der</strong> Nöte for<strong>der</strong>t vor allem <strong>der</strong><br />
Verfasser eine starke Vermehrung <strong>der</strong><br />
Pfarrer in <strong>der</strong> Nuhrprovinz um mindestens<br />
ein Drittel. Bisher stehen 60 Prozent aller<br />
Pfarrer von <strong>Rheinland</strong> und Westfalen dort,<br />
es sollen künftig aber 80 Prozent sein. Mit<br />
an<strong>der</strong>en Worten: die Vermehrung <strong>der</strong> Pfarrer<br />
<strong>im</strong> Ruhrgebiet soll nicht etwa eine Vermehrung<br />
<strong>der</strong> Pfarrer überhaupt bedeuten,<br />
son<strong>der</strong>n es soll sich lediglich um eine Verschiebung<br />
auf Kosten <strong>der</strong> Nichtruhrprovinz<br />
handeln. Um dies zu ermöglichen, müßte<br />
durchschnittlich jede zweite Pfarrstelle <strong>im</strong><br />
Nichtruhrbezirk aufgehoben werden. Da es<br />
aber doch auch hier eine große Anzahl von<br />
Stellen gibt, wo mindestens 3000 Seelen<br />
auf einen Pfarrer kommen, würde die Auswirkung<br />
für die Landgemeinden und die<br />
Diaspora so sein, daß nur noch je<strong>der</strong> dritte<br />
Pfarrer bliebe und die Arbeit zu tun hätte,<br />
die jetzt drei tun. Ein Auto müßte ihn dazu<br />
in den Stand fetzen.<br />
Dazu läßt sich natürlich außerordentlich<br />
viel sagen. Wir verzichten zunächst darauf.<br />
Auf eins freilich können wir nicht unterlassen<br />
hinzuweisen. Der Karte, die<br />
den Aufmarsch <strong>der</strong> rheinischen<br />
Gemeinden und Pfarrer darsiellensoll,<br />
geht eö wie mancher<br />
Statistik, sie täuscht. Wollte man<br />
wirklich einen klaren Ueberblick haben, so<br />
darf man sich nicht begnügen mit Quadraten,<br />
die 300c» Seelen darstellen, son<strong>der</strong>n<br />
muß wirklich die Gemeinden darstellen, wie<br />
viel Gemeinden es überhaupt sind, wie viele<br />
123
Dörfer in einem Gebiete zu betreuen sind,<br />
welche Entfernungen dazu zu überwinden<br />
sind, ob nicht <strong>der</strong> Weg zur Filiale einen<br />
steilen Berg hinanfühit, ob nicht ein Fluß<br />
trennend dazwischen liegt, so daß bei Hochwasser<br />
stundenweite Umwege gemacht werden<br />
müssen, was wir doch alles in <strong>der</strong><br />
Rheinprovinz haben, und <strong>der</strong>gleichen Hin<strong>der</strong>nisse<br />
und Schwierigkeiten mehr; vom<br />
Wirken unter an<strong>der</strong>sgläubiger Bevölkerung<br />
völlig abgesehen, denn dies scheint offenbar<br />
unter „Prestige-Arbeit" abgetan zu werden,<br />
worüber beson<strong>der</strong>s zu reden wäre.<br />
Umgekehrt müßte die Karte aber auch<br />
zeigen, was hinter den Pfarrern steht an<br />
Hilfstruppen, Hilfspredigern, Vikaren,<br />
Stadtmissionaren und Gemeindehelfern, Gemeindeschwestern,<br />
Fürsorgerinnen, an sonstigen<br />
Kräften <strong>der</strong> Inneren Mission aller<br />
Art, nicht zu vergessen an Gemeindeämtern,<br />
die dem einzelnen Pfarrer die Schreib- und<br />
Verwaltungsarbeit abnehmen. Für die<br />
Hilfstruppen tut doch auch die Gesamtkirche<br />
nichts Unbeträchtliches. Könnte eine<br />
Karte einmal diese Verteilung<br />
zeigen, wie ganz an<strong>der</strong>s stünde<br />
die Ruhrprovinz <strong>im</strong> Vergleich<br />
zu den übrigen Teilen da! Darum<br />
können wir die vorgelegte Karte als eine<br />
brauchbare Orientierung nicht ansehen.<br />
Deshalb ist aber doch ohne weiteres zuzust<strong>im</strong>men,<br />
wenn mehr seelsorgerliche Kräfte<br />
gefor<strong>der</strong>t werden. Einst hörte <strong>der</strong> Schreiber<br />
dieser Zeilen in <strong>der</strong> Vorlesung über Praktische<br />
Theologie, daß 2500 Seelen eine Normalgemeinde<br />
seien; als er dann als junger<br />
Pfarrer in den Akten unserer nie<strong>der</strong>rheinischen<br />
Gemeinden las, fand er, wie eine kleine<br />
Gemeinde unter dem Kreuz den dritten<br />
Pfarrer berief, als sie vielleicht 4500 Seelen<br />
zusammen zählte, weil sie vorwärts wollte<br />
und die beiden vorhandenen Pfarrer den<br />
gefor<strong>der</strong>ten Dienst in Predigt, Seelsorge<br />
und Unterricht nicht mehr bewältigen<br />
konnten! So bescheiden sind wir heute, daß<br />
wir 300(1 auf einen Pfarrer für erstrebenswert<br />
halten. Wer das bedenkt, versteht<br />
vieles. Wir haben Plätze, wo wir das<br />
wahrscheinlich nie erreichen, und an<strong>der</strong>e<br />
Wege gegangen werden müssen. Ich stehe<br />
da auch heute noch zu dem, was ich 4910<br />
darüber schrieb (Was können wir vom<br />
kirchl. Leben in Holland lernen? Theol.<br />
Arbeiten des Rh.-w. Predigervereins 4910,<br />
Seite 24 ff.).<br />
Aber sollen wir jetzt <strong>im</strong> Interesse des Ruhrbezirks<br />
die kirchliche Organisation <strong>der</strong> Gemeinden<br />
zertrümmern, die noch halbwegs<br />
normal geblieben sind? Es würde unserem<br />
kirchlichen Leben ein Schaden versetzt, wie er<br />
unheilvoller nicht gedacht werden kann, ohne<br />
doch <strong>im</strong> Ruhrgebiet wirklich gesunde Verhältnisse<br />
zu schaffen. Und hier gewinnt die<br />
vorgeschlagene Lösung ein sehr ernstes Gesicht,<br />
so ernst, daß wir dringend bitten<br />
müssen, auf an<strong>der</strong>e Mittel und Wege aus-<br />
zusein, die vorhandene Not zu überwinden.<br />
Denn man sei sich darüber klar, daß weite<br />
Gebiete <strong>der</strong> Provinzialkirche hier die Gefolgschaft<br />
versagen würden. Wir haben in<br />
<strong>der</strong> ganzen Provinz keine Kreisgemeinde,<br />
<strong>der</strong> man bis zu zwei Drittel aller Pfarrer<br />
nehmen und dabei, auch unter Zuhilfenahme<br />
von Autos, dieselbe Arbeit leisten könnte.<br />
Oberrheinische Gebiete haben ihre Organisation<br />
weithin aus <strong>der</strong> Zeit vor <strong>der</strong> Reformation<br />
durch die elendesten Tage des<br />
30jährigen Krieges erhalten; man würde<br />
sich wun<strong>der</strong>n über die Einmütigkeit, die<br />
geweckt würde, wollte man zertrümmern,<br />
was <strong>der</strong> 30jährige Krieg nicht vermochte.<br />
Und wenn, wie es tatsächlich von an<strong>der</strong>er<br />
kirchlicher Seite <strong>im</strong> Ruhrgebiet vorgeschlagen<br />
worden ist, hier rücksichtslos vorgegangen<br />
werden soll, so würde zum mindesten<br />
vom Oberrhein <strong>der</strong> Anschluß an einen an<strong>der</strong>en<br />
<strong>Kirche</strong>nverband gesucht. Den KreiSgemeinden,<br />
die an Hessen-Nassau grenzen,<br />
liegt das bereits nahe genug. <strong>Das</strong> muß<br />
gesagt werden, denn es bedeutete nichts<br />
an<strong>der</strong>es als das Auseinan<strong>der</strong>fallen unserer<br />
gegenwärtigen rheinischen <strong>Kirche</strong>. Wir<br />
glauben sagen zu können, das wünscht niemand<br />
bei uns, aber es ist gut, sich beizeiten<br />
Konsequenzen klar zu machen, ehe Unheil<br />
entsteht.<br />
Nun heißt es wohl, unsere Massengemeinden<br />
müssen aber die Kosten für das<br />
Ganze aufbringen. „Unsere Großgemeinden<br />
haben ihre Einkünfte bitter nötig," <strong>Das</strong><br />
haben alle Gemeinden, sie dürften ja sonst<br />
keine Steuern erheben. Allein es soll damit<br />
gesagt werden: Die Großgemeinde muß<br />
ihre Steuern zum Besten <strong>der</strong> kleinen abgeben<br />
und behält nichts für ihre notwendigsten<br />
Zwecke. Es läßt sich nicht übersehen,<br />
wie weit das richtig ist. Aber eine Bitte<br />
soll hier ausgesprochen werden<br />
an unsere Behörden, bekannt<br />
zu geben, wieviel an landeskirchlicher<br />
Umlage zur Besoldung<br />
für <strong>im</strong> Amte stehende<br />
Pfarrer aufgewandt wird. <strong>Das</strong><br />
muß sich doch bis ins einzelne genau nach<br />
Abzug <strong>der</strong> Pensionen und Witwen- und<br />
Warenbezüge feststellen lassen, auch dies,<br />
wieviel davon noch in die sogenannte Ruhrprovinz<br />
geht, damit man sehen kann, was<br />
an <strong>der</strong> Behauptung wahr ist, daß die<br />
Großgemeinden die Pfarrergehälter <strong>der</strong><br />
kleinen Gemeinden bezahlten. Hier muß<br />
eine ganz klare Unterlage geschaffen werden,<br />
dann läßt sich weiter verhandeln, um<br />
zu sehen, wie geholfen werden kann.<br />
Noch einmal sei es gesagt, wir sind<br />
durchaus allen dankbar, die<br />
nicht schweigen zu <strong>der</strong> vorhandenen<br />
Not, aber wir bitten,<br />
dabei Wege einzuschlagen, auf<br />
denen die Gesamtkirche folgen<br />
kann, damit etwas Brauchbares<br />
gewonnen wird.<br />
H. Müller, Dieröfordt,<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> des Verbandes <strong>der</strong> eoangel.<br />
Diasporapfarrer in <strong>Rheinland</strong> und<br />
Hohenzollern.<br />
Kommunale Umgemeindung <strong>im</strong> Ruhrgebiet<br />
und kirchliche Weiterbildung<br />
Unsere Großstädte <strong>im</strong> Industriegebiet<br />
brauchen Raum. Sollen wir noch einmal<br />
zu gesunden Wohn- und Lebensbedingungen<br />
kommen, so müssen unsere Städte die<br />
Möglichkeit zu großzügiger und planmäßiger<br />
Siedlung haben. Man mag es schmerzlich<br />
bedauern, daß so viele an sich durchaus<br />
lebensfähige Gemeinwesen in den künftigen<br />
Großstadtgebilden, die man eigentlich<br />
kaum noch „Stadt" nennen darf, aufgehen<br />
müssen. Die Entwicklung drängt weiter<br />
und ist nicht mehr aufzuhalten. Problem<br />
ist dabei sehr wesentlich das, was man<br />
als „Dekonzentration" bezeichnet. Es handelt<br />
sich darum, das bewußte und berechtigte<br />
Eigenleben <strong>der</strong> in den neuen Gebilden<br />
aufgehenden Orte auch in <strong>der</strong> größeren<br />
Verwaltungs- und Wirtschaftseinheit zu erhalten,<br />
und so zugleich die drohenden Gefahren<br />
<strong>der</strong> Zentralisierung und Bürokratisierung<br />
nach Möglichkeit zu bannen.<br />
Für die künftige kirchliche Ordnung <strong>der</strong><br />
Dinge ergeben sich aus <strong>der</strong> angedeuteten<br />
Entwicklung unmittelbar gewisse Folgerungen.<br />
Der großen kommunalen VerwaltungSeinheit<br />
wird eine viel straffer zusammengefaßte<br />
und geschlossene kirchliche Einheit<br />
entsprechen müssen. Die <strong>im</strong> Gebiete<br />
einer künftigen Großstadt vorhandenen<br />
evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinden brauchen<br />
nicht nur eine gelegentliche und zufällige,<br />
son<strong>der</strong>n eine durchaus geordnete und ständige<br />
Verbindung untereinan<strong>der</strong>, um ihre<br />
Belange einheitlich und erfolgreich vertreten<br />
und zur Geltung bringen zu können. Je<br />
planmäßiger und weitsichtiger in den Großstadtgemeinden<br />
gearbeitet werden muß und<br />
wird (man denke an General-BebaungSplan<br />
und Siedlung), desto weniger weiden<br />
die <strong>Kirche</strong>ngemeinden darauf verzichten<br />
können, wenigstens in äußeren Angelegenheiten<br />
sich über die gemeinsamen Richt-
linien ihres Planes und Handelns zu verständigen.<br />
Mehr noch, sie werden ein Organ<br />
brauchen, das mit <strong>der</strong> gleichen Weitsichtigkeit<br />
und Planmäßigkeit die kirchlichen<br />
Angelegenheiten verwaltet und vertritt. Es<br />
ist mir nicht zweifelhaft, daß sich über kurz<br />
o<strong>der</strong> lang die Notwendigkeit ergeben wird,<br />
die synodalen Abgrenzungen mit den großen<br />
kommunalen Einheiten in Einklang zu<br />
bringen.<br />
In welchem Maße und in welcher Form<br />
aber wird sich die hier angenommene Entwicklung<br />
vollziehen? In welcher Richtung<br />
werden wir sie von uns aus anzustreben<br />
und zu gestalten suchen müssen? Eine ganze<br />
Reihe von Vorschlägen sind bereits gemacht<br />
und haben sich z. T. zu Anträgen verdichtet,<br />
die Kreis- und Provinzialsynode beschäftigen.<br />
Man spricht von Finanzgemeinschaft<br />
und Zweckverband, und man besinnt sich<br />
wie<strong>der</strong> auf die seit Jahrzehnten auch in <strong>der</strong><br />
Rhein,-Westf. <strong>Kirche</strong> gegebenen, aber bisher<br />
nicht ein einziges Mal angewandte<br />
Möglichkeit, einen Parochialverband zu<br />
schaffen. O<strong>der</strong> man formuliert die Aufgabe<br />
analog denen <strong>der</strong> Ruhrstätte: Eingemeindung<br />
<strong>der</strong> l^ntergemeinden und Bildung einer<br />
großen, durch Finanz- und Etatgemeinschaft<br />
verbundenen Kreisgemeinde.<br />
Für welche dieser Möglichkeiten man<br />
sich auch entscheiden mag, die Schwierigkeiten<br />
werden nicht gering sein. Man<br />
braucht nur an die Verschiedenheit <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>nsteuersätze zu erinnern, die<br />
z. B. bei den Gemeinden des jetzigen Stadt-<br />
Bestellen Sie doch sofort:<br />
Preis 45.— Reichsmark<br />
Forsthoff<br />
gebietes Essen die unmögliche Spannung<br />
von 42)^ bis 20 v. H. aufweisen. Dabei<br />
haben die höchstbesteuerten Gemeinden ihre<br />
Bedürfnisse noch in einer das erträgliche<br />
Maß teilweise überschreitenden Weise einschränken<br />
müssen, und sind trotzdem nicht<br />
in <strong>der</strong> Lage, ihren Verpflichtungen nachzukommen.<br />
Betrachtet man einen <strong>Kirche</strong>nsteuersatz<br />
von 45 bis höchstens 46 v. H.<br />
für unsere Gemeinden <strong>im</strong> Ruhrgebiet als<br />
annehmbar, so mußten in <strong>der</strong> Stadt Essen<br />
zwei Gemeinden ihre Steuern um 2>i bis<br />
3>s v. H. erhöhen, um den Durchschnittssatz<br />
zu erreichen. Es ist noch fraglich, ob damit<br />
nicht nur <strong>der</strong> durch Steuersenkung in den<br />
übrigen Gemeinden sich ergebende Ausfall<br />
gedeckt, son<strong>der</strong>n auch die wirklichen Bedürfnisse<br />
aller Gemeinden befriedigt werden<br />
könnten. Nicht fraglich, son<strong>der</strong>n höchst<br />
wahrscheinlich würde es sein, daß die notwendige<br />
Steuererhöhung in den beiden vorgenannten<br />
Gemeinden mit vielen zu hoher<br />
Einkommensteuer veranlagten Gemeindeglie<strong>der</strong>n<br />
zu verhängnisvollen Folgen führen<br />
würde. Unseren Industriellen, Kauf- und<br />
Geschäftsleuten usw. kann man es einfach<br />
nicht verständlich machen, daß <strong>im</strong> rheinischwestfälischen<br />
Industriegebiet nicht dieselben<br />
<strong>Kirche</strong>nsteuersätze ausreichen und gelten sollen,<br />
wie in vereinzelten, ihnen wohl bekannten<br />
Städten des Westens, wie vor<br />
allem aber in Berlin. Man muß ja auch<br />
schon sehr mit <strong>der</strong> Entwicklung und dem<br />
Leben unserer Gemeinden <strong>im</strong> Unterschied<br />
von den Berliner Riesengemeinden vertraut<br />
sein, um dafür Verständnis haben zu können.<br />
— Man hat zu lange <strong>der</strong> „Auseinan<strong>der</strong>entwicklung"<br />
unserer Gemeinden auf<br />
steuerlichem Gebiete zugesehen. Bereits mit<br />
<strong>der</strong> Stabilisierung unserer Währung hätten<br />
bei <strong>der</strong> Art unseres heutigen öffentlichen<br />
Steuerwesens, das gegen früher auf<br />
so wesentlich an<strong>der</strong>en Grundsätzen aufgebaut<br />
ist, Schritte getan werden müssen, um<br />
die <strong>Kirche</strong>nsteuer <strong>der</strong> Gemeinden eines Wirtschafts-<br />
o<strong>der</strong> zum mindesten eines Stadtgebietes<br />
sich nicht zu solcher Verschiedenheit<br />
entwickeln zu lassen. Immerhin besteht<br />
ja die Möglichkeit einer allmählichen<br />
Angleichung <strong>der</strong> Steuersätze, die<br />
unter allen Umständen versucht werden<br />
muß, soll nicht unser kirchliches Leben<br />
schweren Erschütterungen ausgesetzt werden.<br />
Aber erheben sich nicht abgesehen von<br />
dieser Notwendigkeit <strong>der</strong> Angleichung <strong>der</strong><br />
Steuersätze gegen Finanz- und Steuergemeinschaft<br />
<strong>der</strong> Gemeinden, erst recht gegen<br />
Rheinische <strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />
<strong>Evangelische</strong>r Preßverband für <strong>Rheinland</strong>/Essen<br />
die KreiSgemeinde als DcrwaltungSeinheit<br />
stärkste grundsätzliche Bedenken?<br />
Der kommunale Vorgang läßt sich nicht<br />
einfach auf kirchlichem Gebiete wie<strong>der</strong>holen.<br />
Doch geht das Bestreben nach Eingemeindung<br />
und Vereinheitlichung von den<br />
Großstädten aus. Die einzugemeindenden<br />
Orte haben bis zum äußersten um ihre<br />
Selbständigkeit gerungen und suchen jetzt an<br />
Selbstbest<strong>im</strong>mung und Eigenleben zu retten,<br />
was zu retten ist. Dagegen liegen kirchlich<br />
die Dinge so, daß, um bei dem Beispiel Essen<br />
zu bleiben, aus <strong>der</strong> unsprünglich einen,<br />
das Stadtgebiet von Groß-Essen wesentlich<br />
umfassenden Muttergemeinde fast sämtliche<br />
an<strong>der</strong>en <strong>Kirche</strong>ngemeinden sich durch Ablösung<br />
gebildet haben. Von keiner Seite<br />
besteht <strong>der</strong> Wunsch, diese Entwicklung, die<br />
sicherlich das Gesunde und Richtige ist, rückgängig<br />
zu machen. Lediglich die augenblicklich<br />
so ernst gewordene Finanzlage hat in<br />
den am meisten betroffenen Gemeinden dem<br />
Gedanken an eine Finanzgemeinschaft o<strong>der</strong><br />
an die Bildung eines Parochialverbandes<br />
den Boden bereitet, sogar auf die Notwendigkeit<br />
hin, ein wesentliches Stück <strong>der</strong> bisherigen<br />
Selbständigkeit wie<strong>der</strong> aufgeben zu<br />
müssen. Würde man annehmen dürfen,<br />
daß es auf dem Wege einer Neuordnung<br />
unsers kirchlichen Steuerwesens,<br />
dessen Grundfehler die zwangsläufige<br />
Abhängigkeit von <strong>der</strong> durch ganz<br />
an<strong>der</strong>e Gesichtspunkte best<strong>im</strong>mten Form <strong>der</strong><br />
Reichseinkommensteuer zu sein scheint, in<br />
absehbarer Zeit gelingen könnte, die<br />
Steuer- und Finanznot einzelner Industriegemeinden<br />
zu beheben, so würden diese Gemeinden<br />
ohne jede Frage <strong>im</strong> Augenblick<br />
nichts an<strong>der</strong>es als eine Art Notgemeinschaft<br />
wünschen, die ihnen die Aussicht auf<br />
Wie<strong>der</strong>herstellung ihrer vollen Selbständigkeit<br />
ließe.<br />
Diese Haltung darf ja nicht als Eigen«<br />
brödelei o<strong>der</strong> als falsche Rückstandigkeit angesehen<br />
werden. Sie liegt einfach in <strong>der</strong><br />
geraden Linie <strong>der</strong> Entwicklung zur selbständigen,<br />
von <strong>der</strong> Muttergemeinde abgelösten<br />
Einzelgemeinde. Man kann diese Entwicklung<br />
nicht als Fehlentwicklung ansehen.<br />
Vielmehr wird gesagt werden müssen, daß<br />
die notwendige Weiterbildung<br />
zu übersehbaren lebendigen Bezirks-<br />
o<strong>der</strong> besser Seelsorgegemeinden<br />
folgerichtig und mit gewichtigen inneren<br />
Gründen eben von <strong>der</strong> Einzelgemeinde<br />
aus, wie sie einmal geworden ist, geschieht,<br />
wobei natürlich <strong>im</strong> einzelnen Abgrenzungen,<br />
die durch die erfolgte Besiedelung unhaltbar<br />
geworden sind, durch bessere und richtigere<br />
ersetzt werden müssen. Den tatsächlichen<br />
und organischen Zusammenhang von Gemeinden,<br />
die als solche <strong>im</strong>merhin bereits<br />
eine Geschichte haben, soll man eben nicht<br />
ohne Not lösen, son<strong>der</strong>n das Gewordene<br />
organisch weiterzuentwickeln suchen.<br />
Ist diese Entwicklung richtig gesehen,<br />
dann kommen wir freilich unverkennbar<br />
trotz Erhaltung <strong>der</strong> bestehenden Einzugemeinden<br />
zu einer größeren Vielheit verhältnismäßig<br />
selbständiger kirchlicher Gebilde<br />
und zu einer größeren Vielgestaltigkeit und<br />
Mannigfaltigkeit unseres gesamten kirchlichen<br />
Lebens. Dadurch ergibt sich von<br />
selbst die Notwendigkeit, das einende Band<br />
fester zu knüpfen, dem reichgestalteten<br />
kirchlichen Leben einer Großstadt neuen<br />
Stiles die einheitliche Richtung zu geben,<br />
und den vorhandenen und sich regenden<br />
Kräften die rechte Auswirkung nach Ort,<br />
Heit und Hiel zu ermöglichen. N<strong>im</strong>mt man<br />
hinzu, daß innerhalb größerer VerwaltungS-<br />
und Wirtschaftseinheiten <strong>der</strong> gemeinsamen<br />
Aufgaben auch für unsere<br />
kirchlichen Gemeinden <strong>im</strong>mer mehr werden<br />
— man denke an die heutige Wohlfahrtspflege,<br />
die notwendige Arbeit auf<br />
dem Gebiete <strong>der</strong> Schule zur Sicherung<br />
christlicher Erziehung, Religionsunterricht<br />
für die Berufsschule, ferner an Jugend-<br />
425
pflege, an evangelischen Anstalten und<br />
He<strong>im</strong>e —, sodann, daß bei <strong>der</strong> enger werdenden<br />
Verbundenheit <strong>der</strong> kirchlichen Gemeinden<br />
einer Großstadt die Verantwortung<br />
für die rechtzeitige und ausreichende<br />
kirchliche Versorgung <strong>der</strong> dichtbesiedelten<br />
Stadtgebiete <strong>im</strong>mer weniger den nicht<br />
steuerkräftigen Einzelgememden allein überlassen<br />
werden kann, dann ist es klar, daß<br />
trotz allem <strong>der</strong> Weg über die bloße „Notgemeinschaft",<br />
wie wir oben sagten, hinausführen<br />
muß und wird zu einer nicht mehr<br />
kündbaren, nicht nur vorübergehenden, son<strong>der</strong>n<br />
dauernden und organischen Verbindung<br />
<strong>der</strong> in Großstadtgebieten vorhandenen<br />
Gemeinden. Gewiß wird nicht ohne weiteres<br />
die „K reisgemeinde" hin als die<br />
gegebene Verwaltungseinheit eingesetzt werden<br />
können. Dazu fehlen ihr noch manche<br />
Voraussetzungen, ganz abgesehen davon,<br />
daß uns Wort und Begriff noch durchaus<br />
ungeläufig sind. Aber in steigendem Maße<br />
werden auf sie die kirchlichen Aufgaben <strong>der</strong><br />
Gemeinden, soweit sie gemeinsam sind, übergehen,<br />
und damit selbstverständlich auch<br />
die kirchlichen Lasten als gemeinsame Lasten<br />
1. <strong>Das</strong> Statistische Amt <strong>der</strong> Stadt Berlin<br />
gab vor kurzem die Zahlen über die<br />
Bevölkerungsbewegung des Jahres 1928<br />
bekannt. Aus ihnen erhellt ein weiteres<br />
Ansteigen des jährlichen Sterbeüberschusses<br />
auf 6385! Der Tod in <strong>der</strong><br />
heutigen Großstadt. Wir stellen zunächst<br />
einmal die für 1928 in Frage kommenden<br />
Zahlen denen von unmittelbar vor dem<br />
Kriege gegenüber, um den Unterschied <strong>im</strong><br />
Werden und Vergehen des Großstadtvolkes<br />
deutlich, ja erschütternd in die Augen fallen<br />
zu lassen:<br />
Jahr Lebendgeburten Sterbefälle Geburtenüberschuß<br />
4-<br />
Sterbe.<br />
Überschuß —<br />
1913 76 665 49 930 ->- 26 735<br />
1928 43 209 49 567 — 6 358<br />
Um die Zahlen <strong>im</strong> Zusammenhang <strong>der</strong><br />
letzten Jahre würdigen zu können, geben wir<br />
noch die Ergebnisse <strong>der</strong> letzten 3 Jahre:<br />
1926 45 082 45 371 — 289<br />
192? 42 873 48 770 — 5 89?<br />
1928 43 209 49 567 — 6 358<br />
Die Summe <strong>der</strong> letzten 15 Jahre ergibt:<br />
473 903 497 101 — 23 198,<br />
d. h.: in den letzten 15 Jahren waren die<br />
Sterbefälle um eine Bevölkerungsmenge<br />
von 23 198 größer als die Geburtenfälle.<br />
Noch erschrecken<strong>der</strong> werden diese Aussterbezahlen<br />
Verlins, wenn man berücksichtigt,<br />
daß Berlin in den letzten 10 Jahren von<br />
3,9 Millionen auf 4,3 Millionen Menschen<br />
gewachsen ist. Wenn diese Bevölkerungszunahme<br />
trotz <strong>der</strong> oben mitgeteilten Zahlen<br />
426<br />
verteilt werden. So weiden die steuerlichen<br />
Ungleichheiten nach und nach verschwinden,<br />
sicher in dem Maße, in dem sich <strong>der</strong> Begriff<br />
<strong>der</strong> „gemeinsamen Aufgaben" durchsetzt<br />
und erweitert. Die Form ist dann<br />
nebensächlich; ob ein Zweck- o<strong>der</strong> Parochialverband<br />
gebildet wird, o<strong>der</strong> ob unseren<br />
Kreissynoden das Recht <strong>der</strong> Besteuerung<br />
für die genau zu best<strong>im</strong>menden übergemeindlichen<br />
Aufgaben und Bedürfnisse zugebilligt<br />
wird, ist schließlich gleichgültig. Nur soll<br />
man nicht kirchlich umorganisieren wollen,<br />
son<strong>der</strong>n organisch weiterbauen. Aber man<br />
muß den Anfang machen. Zeit ist nicht<br />
mehr zu verlieren! Wir müssen bei <strong>der</strong> jetzt<br />
zutage tretenden Finanz- und Steuernot<br />
einsetzen, müssen hier einen Ausgleich suchen,<br />
ohne uns durch diese — vielleicht nicht<br />
dauernde — Notlage die Richtung unseres<br />
Handelns best<strong>im</strong>men zu lassen. Und dann<br />
Ernst machen mit <strong>der</strong> gemeinsamen Verantwortung<br />
für die großen gemeinsamen<br />
kirchlichen Aufgaben und mit <strong>der</strong> gerechten<br />
Verteilung <strong>der</strong> durch sie entstehenden Lasten<br />
auf die Schultern, die sie tragen können.<br />
Lohmann, Essen.<br />
Zur Frage von Volk und Raum<br />
stattfinden konnte, so war das nur durch die<br />
Zuwan<strong>der</strong>ung von außen, zumeist aus dem<br />
Osten Deutschlands, möglich. Mit an<strong>der</strong>en<br />
Worten: das Land sorgt mit seiner<br />
Abwan<strong>der</strong>ung für das Weiterleben<br />
<strong>der</strong> Großstadt; die<br />
Großstadt erborgt sich das<br />
Leben durch Zuwan<strong>der</strong>ung«gewinn<br />
vom Lande. Die oben für<br />
Berlin mitgeteilten Ziffern werden in ähnlichen<br />
Zahlen-Verhältnissen von an<strong>der</strong>en<br />
Großstädten bestätigt, auch aus den rheinischen.<br />
Ueberall dasselbe Bild: die Großstadt<br />
lebt volklich auf Kosten des Landes.<br />
2. Wir sehen diesen Erscheinungen näher<br />
ins Auge und erkennen: die Landflucht<br />
bildet die größte Gefahr für den Bestand<br />
unseres Volkes. — Um diese Gefahren abzuschätzen,<br />
ist es notwendig, sich in wenigen<br />
Zahlen die Nan<strong>der</strong>ungSverluste des Landes<br />
und die Wan<strong>der</strong>ungsgewinne <strong>der</strong> Städte<br />
klar zu machen. Man staunt gleichzeitig<br />
über das Ausmaß <strong>der</strong> Binnenwan<strong>der</strong>ungen.<br />
Aus den Untersuchungen des Oberregierungörates<br />
Dr. Burgdörfer hierüber lernen<br />
wir geradezu katastrophale Zahlen kennen:<br />
In dem 70jährigen Zeitraum von 1840<br />
bis 1910 betrug <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>ungsverlust<br />
von<br />
Ostpreußen<br />
Westpreußen<br />
Pommern<br />
Posen<br />
Schlesien<br />
des Geburtenüberschusses.<br />
729 000, d. h. 52,0 ^<br />
603 000, d. h. 43,335<br />
744 000, d. h. 52,7 H<br />
878 000, d. h. 50,1 A<br />
674 000, d. h. 22,1 A<br />
Im Zeitraum von 1910 bis 1925<br />
haben sich die Dinge kaum geän<strong>der</strong>t, in<br />
den meisten Gebieten, beson<strong>der</strong>s in den<br />
Jahren 1919 bis 1925, erheblich verschlechtert.<br />
In Preußen beträgt <strong>der</strong> gesamte<br />
Wan<strong>der</strong>ungsverlust des Landes in den Jahren<br />
1919 bis 1925 nicht weniger als<br />
619 459 Menschen! Die Provinz Ostpreußen<br />
allein gab in <strong>der</strong> kurzen Zeitspanne<br />
von 6 Jahren rund 160 000 Menschen her.<br />
Und alle diese Menschenmassen hat restlos<br />
die Stadt, beson<strong>der</strong>s die Großstadt, verschlungen.<br />
Zwei Gesamtzahlenpaare erläutern<br />
dies noch einmal für Stadt und<br />
Land: In den Jahren 1900 bis 1910 steht<br />
einem Wan<strong>der</strong>ungSverlust deS Landes von<br />
1 079 578 Menschen ein Wan<strong>der</strong>ungsgewinn<br />
<strong>der</strong> Städte von 1 413 96? Menschen<br />
gegenüber; in den Jahren 1919 bis 1925<br />
verzeichnen wir einen Wan<strong>der</strong>ungsverlust<br />
des Landes von 619 459 und einen Wan<strong>der</strong>ungSgewinn<br />
<strong>der</strong> Städte von 624 494<br />
Menschen.<br />
Hier liegt die große Gefahr <strong>der</strong> Landflucht<br />
klar zu Tage: durch die Umschichtung dieser<br />
Menschenmassen vom Lande in die Stadt<br />
werden, bevölkerungspolitisch gesehen, diejenigen<br />
Kräfte geschwächt und zur Min<strong>der</strong>heit<br />
innerhalb des Volksganzen gemacht,<br />
die in erster Linie die Aussicht bieten, durch<br />
ausreichenden Geburtenüberschuß den Bestand<br />
des Volkes zu sichern. Diese Zahlen<br />
nötigen aus Gründen <strong>der</strong> Volkseristenz zu<br />
Maßnahmen, das Abströmen vom Lande in<br />
die Städte zu unterbinden o<strong>der</strong> aber den<br />
Abwan<strong>der</strong>ungsstrom so zu leiten, daß er die<br />
ländliche BevölkerungSschicht stärkt und vermehrt.<br />
Die bevölkerungspolitisch vornehmste<br />
Maßnahme hierzu ist aber: die Siedlung.<br />
3. Was die Siedlung für den Landarbeiter<br />
des Ostens bedeutet, das bedeutet sie in<br />
verstärktem Maße für den nachgeborenen<br />
Bauernsohn des Westens, in <strong>Rheinland</strong> und<br />
Westfalen. Bei den Motiven des Abwan<strong>der</strong>nS<br />
letzterer spielt eine bedeutungsvolle<br />
Rolle die Frage des Erbrechts. Es ist ja<br />
bekannt, daß sich in <strong>der</strong> Diskussion die<br />
Freunde des Anerbenrechtes und die Anhänger<br />
und Verteidiger <strong>der</strong> freien Teilung<br />
des ländlichen Besitzes (so fast auf dem<br />
ganzen linken Rheinufer) gegenüberstehen.<br />
Sehr wirkungsvoll und weithin gehört,<br />
sprach sich nun kürzlich <strong>der</strong> bekannte Agrarpolitiker,<br />
Professor Aereboe, auch für die<br />
freie Teilung und gegen die geschlossene Vererbung<br />
auS. Ihm gegenüber äußerte sich<br />
in wertvollen Darlegungen <strong>im</strong> „Westdeutschen<br />
Landwirt", Nr. 2/1929, <strong>der</strong> Landrat<br />
des Kreises Euskirchen, RegierungSrat Dr.<br />
Brandts. Er untersucht einige Angaben<br />
AereboeS und auch sonstige Einwände gegen<br />
das Anerbenrecht an Hand <strong>der</strong> tatsächlichen<br />
Verhältnisse von <strong>Rheinland</strong> und Westfalen.<br />
Wir wollen seine Ausführungen kurz<br />
skizzieren.
1. Es wird behauptet, daß in den Gebieten<br />
des Anerbenrechtes die vom Hof weichenden<br />
Kin<strong>der</strong> infolge <strong>der</strong> Abfindung degradiert<br />
werden mit dem Erfolge, daß sie größtenteils<br />
in das Arbeiterproletariat hinabsinken.<br />
Dagegen ist einzuwenden, daß in Westfalen,<br />
wo das Anerbenrecht gilt, in <strong>der</strong> Vorkriegszeit<br />
— nur diese Erhebungen sind vorhanden<br />
— von den Abfindlingen 43 A selbständige<br />
Landwirte wurden, ein Drittel von<br />
ihnen durch Einheirat in an<strong>der</strong>e Höfe. Nur<br />
6?3 sind Tagelöhner geworden; das ist ein<br />
so geringer Bruchteil, daß er auf die VererbungSart<br />
nicht zurückgeführt weiden kann.<br />
Was unser <strong>Rheinland</strong> angeht, wo <strong>der</strong><br />
Grundbesitz real geteilt wird, so dürfte —<br />
ein NichtVorhandensein einer Statistik ist<br />
sehr zu bedauern — aber ein höherer Prozentsatz<br />
von <strong>der</strong> Proletarisierung anhe<strong>im</strong>fallenden<br />
Landwirtsöhnen zu verzeichnen<br />
sein, als in Westfalen. So wan<strong>der</strong>ten z.<br />
B. aus einem Eifeldorf, das 420 Seelen<br />
umfaßte, über 100, also 25^, nach Köln<br />
und Umgegend aus, um dort als Industriearbeiter<br />
unterzukommen. Aus an<strong>der</strong>en<br />
Orten werden ähnliche Zahlen berichtet.<br />
2. Der Behauptung AereboeS, das Anerbenrecht<br />
sei ein Hin<strong>der</strong>nis <strong>der</strong> Volksvermehrung,<br />
dürfte die Tatsache wi<strong>der</strong>sprechen,<br />
daß in Gebieten des Anerbenrechts eine Kin<strong>der</strong>armut<br />
nicht vorhanden ist. Wenn stch<br />
in <strong>der</strong> Nachkriegszeit ein Geburtenrückgang<br />
dort geltend machen sollte, so ist das eine<br />
Erscheinung allgemeiner Art, für <strong>der</strong>en Vorhandensein<br />
das Erbrecht nicht verantwortlich<br />
gemacht werden darf. Umgekehrt hat<br />
sich in manchen Teilen <strong>der</strong> Rheinprovinz,<br />
wo die Realteilung üblich ist, seit mehreren<br />
Jahrzehnten trotz Eode civil und Bürgerlichem<br />
Gesetzbuch die Tendenz <strong>der</strong> freiwilligen<br />
Beschränkung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>zahl bemerkbar<br />
gemacht. In einem Ort an <strong>der</strong><br />
Nahe waren <strong>im</strong> Jahre 4875 78<br />
Schulkin<strong>der</strong>, <strong>im</strong> Jahre 4927<br />
unter sonst gleichgebliebenen<br />
Verhältnissen nur noch 48. In<br />
einem Orte von 45 Häusern sind in 24<br />
Haushaltungen nur Einzelkin<strong>der</strong>!<br />
3. Die Anerbensttte ist nicht eingeführt, um<br />
ein Kind zu bevorzugen, son<strong>der</strong>n um den<br />
Hof als Familienbesitz leistungsfähig zu<br />
erhalten. Hier liegt auch die Grenze des<br />
Anerbenrechtes, und hier deckt sich Familienund<br />
Volksinteresse. Die Annahme Aereboes,<br />
daß be<strong>im</strong> Anerben <strong>der</strong> Trieb zum Anspannen<br />
aller Kräfte gemin<strong>der</strong>t werde, trifft<br />
ebenfalls <strong>im</strong> allgemeinen nicht zu. Im<br />
Gegensatz dazu hat in den Realteilungsgebieten<br />
<strong>der</strong> Rheinprovinz, insbeson<strong>der</strong>e<br />
in den wirtschaftlich zurückgebliebenen<br />
Gebirgsgegenden — Eifel, HunSrück —<br />
<strong>der</strong> durch die gleiche Eibteilung hervorgerufene<br />
häufige Besitzwechsel mit den dadurch<br />
entstehenden Gebühren und Unkosten die<br />
Kleinheit und Vielheit <strong>der</strong> Parzellen, die<br />
Wegelosigkeit und Streulage, die demzufolge<br />
geringen Erträge und Betriebsmittel,<br />
<strong>der</strong>en Herabmin<strong>der</strong>ung <strong>im</strong> umgekehrten<br />
Verhältnis steht zu den infolge des Landhungers<br />
steigenden Kaufpreisen, in zweifacher<br />
Weise unerwünschte Folgen gezeitigt:<br />
eine gedeihliche Bewirtschaftung des Grund<br />
und Bodens wird ernsthaft in Frage gestellt,<br />
und weiterhin wird die Lebenshaltung des<br />
Betriebsinhabers trotz angestrengter Arbeit<br />
vielfach unter diejenige eines<br />
städtischen Arbeitslosen herabgedrückt,<br />
und so ist er nicht mehr in <strong>der</strong><br />
Lage, seinen Söhnen die für die Landwirtschaft<br />
o<strong>der</strong> einen sonstigen Beruf erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Fachkenntnisse zu vermitteln. Zu Lebzeiten<br />
<strong>der</strong> Eltern bleibt die Familie auf dem<br />
Besitztum zusammen, um nach <strong>der</strong>en Tod<br />
sich in alle Welt zu zerstreuen; die Familicnglie<strong>der</strong><br />
stellen das Heer <strong>der</strong> ungelernten Arbeiter,<br />
das bedeutet aber die Proletarisierung.<br />
Angesichts dieser unbestreitbaren Tatsachen<br />
ergibt sich die zwingende Nötigung, Mittel<br />
und Wege zur Abän<strong>der</strong>ung des bisherigen<br />
Auslandes in <strong>der</strong> Rheinprovinz zu<br />
suchen, und zwar etwa in folgen<strong>der</strong> Richtung:<br />
die vom Hofe weichenden Kin<strong>der</strong><br />
müssen in gleicher Weise Erben sein wie <strong>der</strong><br />
Anerbe —, darin ist Aerboe recht zu<br />
geben. Aber die Bedingungen <strong>der</strong> Gutsübernahme<br />
müssen so gestaltet werden, daß<br />
<strong>der</strong> Uebernehmer in <strong>der</strong> Lage ist, das Gut<br />
dauernd zu behalten. Darum darf bei <strong>der</strong><br />
ErbauSeinan<strong>der</strong>setzung nur <strong>der</strong> Ertragswert,<br />
nicht <strong>der</strong> Veikauföwert zu Grunde gelegt<br />
werden. Zum Ausgleich für das Risiko des<br />
Gutsübernehmers ist eine beson<strong>der</strong>e Bevorzugung<br />
erfor<strong>der</strong>lich (sogen. Voraus). Zugunsten<br />
<strong>der</strong> vom Hof weichenden Kin<strong>der</strong><br />
muß dafür gesorgt werden, daß vom Uebernehmer<br />
<strong>der</strong> Hos nicht verkauft o<strong>der</strong> überschuldet<br />
werden kann, und zwar auf dem<br />
Wege <strong>der</strong> Beschränkung <strong>der</strong> Verschuldungsfreiheit<br />
durch Eintragung.—Hiermit nähert<br />
sich Brandts in gewisser Weise einem freien<br />
Anerbenrecht auch für die rheinischen Verhältnisse;<br />
ein obligatorisches Anerbenrecht<br />
aber lehnt er ab, da es sich mit den Rechtsempfindungen<br />
<strong>der</strong> heutigen Zeit nicht mehr<br />
vereinbare. —<br />
4. Die unerwünschten Folgen <strong>der</strong> freien<br />
Teilung, und zwar <strong>der</strong> früher streng durchgeführten<br />
Naturalteilung nach französischem<br />
Recht, werden dank <strong>der</strong> Aufklärung <strong>der</strong><br />
ländlichen Berufsorganisationen von <strong>der</strong><br />
Bevölkerung aus freien Stücken zu vermeiden<br />
gesucht. Die Zeit <strong>der</strong> übertriebenen<br />
Parzellenwirtschaft auf dem HunSrück ist<br />
doch vorüber, und damit manche Folge, wie<br />
sie Brandts oben <strong>im</strong> allgemeinen richtig<br />
dargestellt hat. Dafür bieten die neuerlichen<br />
Untersuchungen <strong>der</strong> rheinischen Kulturämter<br />
hinreichenden Beweis, wenn sie<br />
feststellen, daß in den Gebieten <strong>der</strong> freien<br />
Erbteilung nach <strong>der</strong> Umlegung sich eine<br />
wesentliche Vermehrung <strong>der</strong> durch diese gebildeten<br />
Besitzstücke nicht eingetreten ist. Aus<br />
dein mir vorliegenden Vlllterial führe ich<br />
nur die Gemeinde Fronhofen <strong>im</strong> Kreise<br />
S<strong>im</strong>mern (Hunörück) an, wo die Zusammenlegung<br />
<strong>im</strong> Jahre 4 9 0 8 vorgenommen<br />
wurde und 456 Besitzer 588 Parzellen<br />
besaßen. Am 43. Dezember 4926 betrug<br />
die Zahl <strong>der</strong> Parzellen 643, war also trotz<br />
Eibgang während eines Zeitraumes von 48<br />
Jahren nur um 43 Stücke gestiegen. Hieraus<br />
dürfte zu entnehmen sein, daß Aufklärung<br />
und selbstgewonnene Einsicht in die<br />
wirtschaftlichen Vorteile einer angemessenen<br />
Besttzgröße zu einer zweckmäßigen Erbteilung<br />
auch ohne Gesetz beitragen.<br />
Pfarrer Dr. Poos, Seibersbach<br />
Die Innere Mission an <strong>der</strong> Schwelle ihres neunten Jahrzehnts<br />
(Schluß.)<br />
Hier trennen stch die Wege zwischen<br />
dem Sozialismus (in <strong>der</strong> Auffassung <strong>der</strong><br />
Arbeiterwohlfahrt) und dem Christentum.<br />
Wenn <strong>der</strong> Sozialismus glaubt, die Entwürdigung<br />
des Hilfsbedürftigen damit zu<br />
überwinden, daß er ihm ein klagbares<br />
Recht auf die Hilfe <strong>der</strong> Allgemeinheit zugesteht,<br />
so schiebt er mit einer leichten<br />
Handbewegung die unfaßbare Größe und<br />
das ungeheuere, wenn auch unwägbare Gewicht<br />
hingeben<strong>der</strong>, helfen<strong>der</strong> Menschenliebe<br />
von diesem ganzen Gebiet weg und macht<br />
daraus eine finanzielle Abrechnung.<br />
Wir aber wollen, daß in <strong>der</strong> Hilfeleistung<br />
des einen für den an<strong>der</strong>en das Bewußtsein<br />
brü<strong>der</strong>licher Verbundenheit seinen Ausdruck<br />
findet, zu dem <strong>der</strong> Helfer und Gebende gewiß<br />
stch verpflichtet weiß, aber nicht durch<br />
Gesetzgebung, son<strong>der</strong>n durch das Bewußtsein<br />
<strong>der</strong> Verbundenheit in<br />
dem einen Gott und Vater; aus<br />
dem <strong>der</strong> Hilfsbedürftige und<br />
Nehmende darum auch nichts<br />
an<strong>der</strong>es herausfühlt als die<br />
brü<strong>der</strong>liche Liebe, <strong>der</strong>en Gabe<br />
anzunehmen nichts Entwürdigendes<br />
in sich birgt.<br />
Und wenn wir <strong>der</strong> staatlichen Gesetzgebung<br />
auf diesem Gebiet das Wort geredet haben,<br />
so darum, weil es für die innere Verpflichtung<br />
eines Staates keinen an<strong>der</strong>en Ausdruck<br />
gibt als den des Gesetzes; so darum,<br />
weil wir wollten, daß <strong>der</strong> Staat in dieser
Form dem Bewußtsein Ausdruck verleihe,<br />
daß er Volksgemeinschaft sein will, die ihre<br />
Glie<strong>der</strong> in Liebe trägt. <strong>Das</strong> kann aber<br />
dem Hilfsbedürftigen nur zum Bewußtsein<br />
kommen, wenn <strong>der</strong> Staat aus <strong>der</strong> ganzen<br />
Organisation, die aus seiner Gesetzgebung<br />
erwächst, nicht die Liebe ausschließt, und<br />
nicht die Kreise ausschließt, die von brü<strong>der</strong>licher<br />
Verbundenheit best<strong>im</strong>mt ihre Arbeit<br />
tun wollen, son<strong>der</strong>n daß er sie hineinn<strong>im</strong>mt<br />
in seine Organisation, also <strong>der</strong> gegenwärtig<br />
um sich greifenden Säkularisation Einhalt<br />
tut.<br />
Wir sind auch überzeugt, daß die letztoerantwortlichen<br />
Kreise <strong>der</strong> amtlichen deutschen<br />
Wohlfahrtspflege, wie sie in unseren<br />
Ministerien die Dinge beobachten und beurteilen<br />
und wie sie heute mit uns in dieser<br />
Beurteilung einer säkularisierten Wohlfahrtspflege<br />
einig gehen, eines Tages zurückrufen<br />
werden von diesem Weg. Die,<br />
die diesen Weg heute gehen, sind vielfach<br />
die maßgebenden kommunalen Stellen in<br />
unseren Großstädten, in diesen entseelten,<br />
dem Schwergewicht des VerwaltungSmechanismus<br />
ausgelieferten Gebilden. Weil das<br />
Gewicht <strong>der</strong> Sache selbst aber sich eines<br />
TageS für unsere Anschauung auswirken<br />
muß — wolle Gott, daß es nicht ersi nach<br />
dem Zusammenbruch <strong>der</strong> deutschen Wohlfahrtspflege<br />
geschieht, — so bleiben wir<br />
auf unserem Kosten.<br />
Aber wir werden uns stärker noch als in<br />
vergangenen fahren bewußt, daß wir die<br />
spezielle Linie unserer Arbeit<br />
schärfer und klarer auszugestalten haben<br />
und all unseren angeschlossenen Verbänden<br />
das Bewußtsein dafür stärken müssen, daß<br />
wir unsere Arbeitslinie, unsere Eigenart,<br />
die uns gegebene Kraft in ihrer beson<strong>der</strong>en<br />
Ausprägung in den Dienst <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />
unseres deutschen Volkes zu stellen<br />
haben.<br />
Diese schärfere und klarere HerauSarbeitung<br />
unserer Linie aber vollzieht sich unter<br />
<strong>der</strong> Form und zugleich <strong>im</strong> engsten Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> Sammlung und organisatorischen<br />
Zusammenfassung unserer Kräfte.<br />
Wir haben gerade darüber aus dem vergangenen<br />
Jahr auf einer Reihe von Arbeitsgebiet«,<br />
neu zu berichten.<br />
Auf dem Gebiet <strong>der</strong> Gesundheitsfürsorge:<br />
Im vergangenen Jahr haben die<br />
Verbände evangelischer Krankenhäuser,<br />
wie sie zunächst für <strong>Rheinland</strong><br />
und Westfalen und dann auch für<br />
Deutschland gegründet worden sind, eine<br />
weitere sehr rege Tätigkeit entfaltet. Die<br />
Vorgänge in kommunalen Berliner Krankenhäusern<br />
waren ein Warnungssignal und<br />
haben die Bedeutung eigener evangelischer<br />
Krankenhäuser für unsere Städte und für<br />
das Land uns sehr zum Bewußtsein gebracht.<br />
Wollten wir aber eigene Krankenhäuser,<br />
so mußten sie in ihrem inneren und<br />
äußeren Aufbau die Konkurrenz mit den<br />
an<strong>der</strong>en aushalten. So sehen wir in den<br />
letzten Jahren eine außerordentlich rege<br />
Ausbau- und Neubautätigkeit bei unseren<br />
evangelischen Krankenhäusern. Auch ihr<br />
innerer Ausbau stand vor einer Fülle neuer<br />
Aufgaben und Fragen, zu <strong>der</strong>en lleberwindung<br />
und Lösung die Krankenhausverbände<br />
wertvollste Hilfe geleistet haben.<br />
Im engen Zusammenhang mit <strong>der</strong> Gründung<br />
des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n Krankenhansverbandes<br />
stand die Einrichtung des<br />
Referates für Gesundheitsfürsorge<br />
<strong>im</strong> I e n tra l-A u ssch u ß für<br />
Innere Mission. Seiner Tätigkeit<br />
ist es zu verdanken, daß <strong>im</strong> vergangenen<br />
Jahr <strong>der</strong> Gesamtverband <strong>der</strong><br />
deutschen evangelischen Kranken-<br />
und Pflegean st alten gegründet<br />
wurde. Er umfaßt den KrankenhauSverband,<br />
den Verband <strong>der</strong> evangelischen<br />
Kin<strong>der</strong>erholungshe<strong>im</strong>e, den Verband <strong>der</strong><br />
deutschen Krüppelhe<strong>im</strong>e, die Anstalten für<br />
Geistesschwache und Epileptiker, die Irrenpflege,<br />
die Alters- und Siechenfürsorge, und<br />
die Konferenz <strong>der</strong> Krankenhausseelsorger.<br />
Auch hat sich das aus den Mitteilungen des<br />
Deutschen <strong>Evangelische</strong>n Krankenhauöver-,<br />
bandes entstandene Organ des genannten<br />
Gesamtverbandes unter dem Titel „Gesundheitsfürsorge<br />
<strong>der</strong> Inneren Iltission" zu einer<br />
außerordentlich wertvollen, reichhaltigen<br />
und gut geleiteten Zeitschrift entwickelt.<br />
In diesem Zusammenhang dürfen ein paar<br />
Notizen gebracht werden über die Anstalten<br />
für A Normalenpflege <strong>im</strong><br />
<strong>Rheinland</strong>. Die von <strong>der</strong> Inneren Mission<br />
übernommene Anstalt Waldbröl,<br />
<strong>der</strong>en Betrieb die Diakonenanstalt Duisburg<br />
auf sich genommen hat, und durch die<br />
Herren Pfarrer Bergfried und Dr. Kupfernagel<br />
durchführen läßt, hat sich in außerordentlich<br />
schnellem Tempo sehr gut und<br />
erfreulich entwickelt und ist heute bis fast<br />
zur Grenze <strong>der</strong> Belegungsfähigkeit belegt.<br />
Eine gleich erfreuliche Entwicklung ist zu<br />
berichten von <strong>der</strong> Lungenheilstätte<br />
Waldhof-ElgerShausen, die vor<br />
wenig Jahren <strong>der</strong> Zentralausschuß aus<br />
Privathand übernommen hat. Vor wenig<br />
Wochen ist dort die alte Kapelle aufs neue<br />
feierlich geweiht worden, ein Zeichen für<br />
den Willen, daß an dieser Stüsie <strong>der</strong> Geist<br />
des Evangeliums in <strong>der</strong> Liebe tätig sein<br />
soll.<br />
Im vergangenen Jahr konnten wir auch<br />
dazu helfen, daß die Konferenz <strong>der</strong> T a u b -<br />
stumm enseelsorger dem seit langem<br />
empfundenen Bedürfnis nach einer Ausbildungsstätte<br />
für schulentlassene taubstumme<br />
Mädchen durch Einrichtung eines Hauses<br />
in Neuwied genügen konnte.<br />
Die Anstalt <strong>der</strong> Anormalenpflege, die durch<br />
ihre Geschichte aufs engste mit uns verbunden<br />
ist, <strong>der</strong> Tannenhof, steht vor sehr<br />
schwerwiegenden Entscheidungen. Der, <strong>der</strong><br />
ihre Entwicklung von den kleinsten Anfängen<br />
bis zu <strong>der</strong> heutigen Größe mit sicherer<br />
Hand geleitet, mit klarem Geist durchdacht<br />
und vorbereitet hat, unser Freund und Mitglied,<br />
Herr Pfarrer Steil, will zum Herbst<br />
dieses Jahres aus <strong>der</strong> Leitung scheiden.<br />
Wir schulden ihm für das, was er mit<br />
dieser ersten großen evangelischen Anstalt<br />
für Irrenpflege aufgebaut hat, unauslöschliche<br />
Dankbarkeit. Daß das, was ei»<br />
D. Hafner gedacht und gewollt, für das<br />
er den Provinzial-Ausschuß unter D. Conzes<br />
Führung gewonnen hatte, Wirklichkeit geworden<br />
ist, Gestalt gewonnen hat: evangelische<br />
Irrenpflege in evangelisch-best<strong>im</strong>mter»<br />
HauS, das danken wir Herrn Pfarrer<br />
Steil. Wir wollen heute nicht Abschied nehmen<br />
von ihm; wir hoffen ihn auch als<br />
Emeritus noch in unserer Mitte zu sehen.<br />
Aber wir wollen in dieser entscheidenden<br />
Stunde <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Anstalt ihm dan-<br />
Innere Mission<br />
Der Gehalt des GedcmkenS <strong>der</strong> Innere»<br />
Mission ist so reich und so umfassend,<br />
greift so sehr in fast alle mit <strong>der</strong> Ge-<br />
sinnung zusammenhängenden Stiftun-<br />
gen in Staat und <strong>Kirche</strong> ein, ist so<br />
indifferent gegen jede Aeußerlichkeit<br />
und Form als solche, so tief eindrin-<br />
gend in die verwirkeltsten und schwierig-<br />
sten Fragen <strong>der</strong> Zeit, so anerkennend<br />
gegen alle irgend besseren Bestrebun-<br />
ken und <strong>der</strong> Anstalt wünschen, daß sie einen<br />
ebenso tatkräftigen, ruhig besonnenen und<br />
sicher zugreifenden Leiter gewinnen möge.<br />
In diesem Zusammenhang sei darauf aufmerksam<br />
gemacht, daß z. Z. <strong>der</strong> offenen<br />
Irrenpflege, d. h. <strong>der</strong> Pflege <strong>der</strong><br />
nicht anstaltsbedürftigen Irren und ihrer<br />
Betreuung in ihrer normalen Umgebung<br />
heute sich beson<strong>der</strong>es Interesse zuwendet:<br />
eine neue Aufgabe für unsere Gemeinden<br />
und ihre Jugend- und Wohlfahrtsämter.<br />
Wir haben sie gelegentlich einer <strong>der</strong> letzten<br />
Freizeiten auch schon eingehend besprochen.<br />
In das Gebiet <strong>der</strong> Gesundheitsfürsorge<br />
würde noch hineingehören ein Wort über<br />
die Wirkung des Gesetzes zur Bekämpfung<br />
<strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten.<br />
Es ist ja kaum 4 56 Jahr in<br />
Kraft. Viel ist darum darüber noch nicht<br />
zu sagen. Abgesehen von Einzelheiten, lei<strong>der</strong><br />
auch nicht viel Erfreuliches. Die Befürchtung,<br />
daß die starke Lockerung, die das<br />
Gesetz für die Prostitution brachte, durch<br />
Aufhebung <strong>der</strong> Sittenpolizei, sich auch unheilvoll<br />
auswirken könne durch Vermehrung
<strong>der</strong> Prostitution, hat lei<strong>der</strong>, wie das<br />
Straßenbild vieler Städte beweist, an einer<br />
ganzen Reihe von Orten Recht behalten.<br />
Man soll aber damit das Gesetz doch nicht<br />
abtun wollen. Alte polizeiliche Formen<br />
sind gefallen; neue fürsorgerische Formen<br />
werden gefor<strong>der</strong>t, vielleicht hätte die Ueberleitung<br />
von <strong>der</strong> einen in die an<strong>der</strong>e Form<br />
vorsichtiger sein können; daß die fürsorgerische<br />
Form nicht doch ihre Erfolge noch<br />
zeitigen könnte, wird niemand bestreiten<br />
wollen, — Diese ganze Umstellung war ja<br />
notwendig, um an den Herd <strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten,<br />
an die Kranken, sich <strong>der</strong> Kontrolle<br />
entziehenden Menschen heranzukommen.<br />
<strong>Das</strong> eine jedenfalls ist erreicht, daß<br />
man jetzt ungefähr eine Vorstellung von<br />
dem Umfang <strong>der</strong> Aufgabe bekommen hat.<br />
Sie ist allerdings erschütternd groß. Man<br />
gen, die eine Erneuerung des Lebens<br />
bezwecken, so anerkennend gegen alles<br />
auch noch so verdeckte Wahre in den<br />
Erscheinungen des Sozialismus, des<br />
deutschen und undeutschen, daß sie<br />
wahrhaftig wert ist, mit so vielen<br />
Männern als nur möglich besprochen<br />
zu werden, damit man von den ver-<br />
schiedenen Standpunkten aus die <strong>im</strong>-<br />
mer neu darauf fallenden Lichter ent-<br />
decke.<br />
Wichern, Tagebuch vom 28. 40. 4844.<br />
muß nach den Erhebungen des statistischen<br />
Reichüamtes damit rechnen, daß wir z, Z.<br />
noch pro Jahr 300 000 Neuerkrankungen<br />
an Geschlechtskrankheiten zählen, das sind<br />
fast 4000 für den Tag.<br />
Wenn irgendwo, so wird sich auf diesem Gebiet<br />
zeigen, daß man mit allen hygienischen<br />
Maßnahmen allein nicht auskommt, son<strong>der</strong>n<br />
daß hier eine erzieherische Arbeit mit<br />
dem Ziel verantwortungsbewußter Sittlichkeit<br />
des einzelnen einzusetzen hat.<br />
Ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk wird man in<br />
diesem Zusammenhang haben müssen für<br />
die Eheberatungsstellen.<br />
Ebenfalls in diesem Zusammenhang mag<br />
hingewiesen weiden auf eine neue Arbeit,<br />
die <strong>der</strong> Provinzial-AuSschuß <strong>im</strong> vergangenen<br />
Jahr aufgenommen und gleich mehrfach<br />
durchgeführt hat, die Freizeiten für<br />
Hebammen, die von den Teilnehmerinnen<br />
außerordentlich dankbar begrüßt worden<br />
sind. Wie nahe die Fragen dieses Berufes<br />
mit <strong>der</strong> sittlichen Haltung <strong>der</strong> Frauenwelt<br />
sich berühren, braucht hier nicht er-<br />
örtert zu werden. <strong>Das</strong> liegt auf <strong>der</strong> Hand.<br />
Zu einer wirksamen Ueberwindung bzw. Bekämpfung<br />
<strong>der</strong> Prostitution werden wir nur<br />
dann kommen können, wenn <strong>der</strong> fürsorgerischen<br />
Tätigkeit an den Prostituierten<br />
auch <strong>der</strong> Schlußstein <strong>im</strong> Aufbau <strong>der</strong> Gefährdetenfürsorge<br />
nicht mehr fehlt, das<br />
Bewahrungsgesetz, über das wir<br />
hier wie<strong>der</strong>holt berichtet haben.<br />
Auf dem erzieherischen Gebiet<br />
will z. Z. die Gefahr <strong>der</strong> Säkularisation<br />
fast noch größer scheinen als auf dem gesundheitsfürsorgerischen<br />
Gebiet. Alte seit<br />
Jahrzehnten, ja seit Jahrhun<strong>der</strong>ten bearbeitete<br />
Gebiete unterliegen z. Z. infolge <strong>der</strong><br />
Auswirkung des Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes<br />
<strong>der</strong> stärksten Einflußnahme seitens<br />
<strong>der</strong> öffentlichen Wohlfahrtsbehörden.<br />
In diesem Jahre feiert die evangelische<br />
Kleinkin<strong>der</strong>pflege die Erinnerung<br />
an die Gründung <strong>der</strong> ersten Kleinkmdcrschule<br />
vor 450 Jahren durch Pfarrer<br />
Obcrlin und seine Gehilfin Luise Scheppler.<br />
Lange Zeit hat man dies Gebiet wenigstens<br />
in seiner breiten Ausdehnung den<br />
<strong>Kirche</strong>ngemeinden überlassen. Was bedeutet<br />
es denn, wenn hier und da eine Kommune<br />
auch ihrerseits einen o<strong>der</strong> zwei Kin<strong>der</strong>gärten<br />
errichtet, wenn man eS den <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
überläßt, die übrigen 45—20 zu unterhalten,<br />
die für die Zahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> notwendig<br />
sind. Dann aber kam das Reichsjugendwohlfahrtsgesetz,<br />
unterstellte diese<br />
Kin<strong>der</strong>gärten <strong>der</strong> Aufsicht <strong>der</strong> Regierung.<br />
Diese legt nun Mustermaßstäbe an und<br />
hat nicht <strong>im</strong>mer das notwendige Verständnis<br />
erkennen lassen, daß zeitgemäßer Ausbau<br />
und Aufbau <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>gärten auch<br />
durchaus unser Ziel ist, daß wir aber <strong>im</strong><br />
Tempo nicht <strong>im</strong>mer so können, wie wir<br />
möchten angesichts <strong>der</strong> leidigen Finanznot,<br />
Zu diesem notwendigen Aufbau gehört auch<br />
die Frage <strong>der</strong> Schulung unserer Kräfte.<br />
Hier ist die Gefahr eines starken Eingriffes<br />
von feiten <strong>der</strong> Regierung in den Aufbau<br />
und Ausbau <strong>der</strong> Nachschulungskurse sehr<br />
lebendig. Wir müssen diese Nachschulung<br />
selbst in <strong>der</strong> Hand haben, weil wir nicht<br />
damit rechnen können, daß die von an<strong>der</strong>en<br />
Stellen eingerichteten Nachschulungskurse<br />
neben <strong>der</strong> zweifellos tadellosen methodologischen<br />
Schulung auch die seelische Seite <strong>der</strong><br />
Aufgabe richtig erfassen. Wir sind darum<br />
KaiserSwerth sehr dankbar, daß es sich dieser<br />
Schulung und Nachschulung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>gärtnerinnen<br />
<strong>im</strong> letzten Jahr in so weitem<br />
Umfang angenommen hat.<br />
Auf einem an<strong>der</strong>en Gebiet <strong>der</strong> Erziehungsfürsorge<br />
wirkt sich die Säkularisationsbestrebung<br />
z. Z. viel radikaler aus, so radikal,<br />
daß man von einer Krise <strong>der</strong><br />
Fürsorgeerziehung sprechen muß.<br />
Hier sind die Rufer <strong>im</strong> Streif die Kommunisten<br />
und die Sozialisten. Die Provinzialbehörden,<br />
in <strong>der</strong>en Händen die Durchführung<br />
<strong>der</strong> Fürsorgeerziehung ruht, stehen<br />
mit uns in einer geschlossenen Front. Die<br />
Methoden des Kampfes sind beson<strong>der</strong>s<br />
interessant. Sie wählen nicht nur d^n Weg<br />
sachlicher Erörterung unleugbar vorhandener<br />
Probleme <strong>im</strong> Kreis <strong>der</strong> Fachleute und<br />
Sachverständigen, man wendet sich vielmehr<br />
mit Büchern (nicht Fachschriften, son<strong>der</strong>n<br />
anreißerisch empfohlenen, mit halben Wahrheiten<br />
und viel Phantasieprodukten gespeisten<br />
Büchern) an die Oeffeütllchk.'it.<br />
Nicht genug damit, Kino und Theater muß<br />
herhalten, um die Welt <strong>der</strong> Kino- und<br />
Theaterbesucher, denen die Welt c'cr Fürsorgeerziehung<br />
fremd ist, durch ein <strong>im</strong><br />
Innersten verlogenes, den Zuständen in<br />
keiner Weise entsprechendes Bild gegen die<br />
Fürsorgeerziehung einzunehmen, um nicht<br />
zu sagen aufzupeitschen.<br />
Daneben hat die sozialdemokratische Partei<br />
<strong>im</strong> Landtag den Kampf gegen die<br />
Fürsorgeerziehung aufgenommen.<br />
Sie hat Anträge eingereicht, die die Fürsorgeerziehung<br />
als Son<strong>der</strong>maßnahme aufheben<br />
möchten — als ob die, auch nach<br />
sozialistischer Meinung, unbestreitbar notwendige<br />
Beschränkung des Elternrechts für<br />
alle die Fälle, in denen die Eltern aus<br />
bösem Willen ihre Kin<strong>der</strong> zum Schlechten<br />
anleiten, sie <strong>der</strong> Erziehung entziehen, möglich<br />
wäre, ohne Schaffung eines Son<strong>der</strong>rechtes,<br />
das einen tiefen Eingriff in das<br />
Elternrecht darstellt und darum nur in die<br />
Hände des verantwortungsbewußten VormundschaftörichterS<br />
gelegt werden kann.<br />
Daß man in allen an<strong>der</strong>en Fällen nach<br />
Möglichkeit sich die Zust<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> Eltern<br />
zu den erzieherischen Maßnahmen zu<br />
sichern sucht, ist eine Binsenwahrheit, die<br />
nicht die sozialdemokratische Fraktion jetzt<br />
erst entdeckt hat, die vielmehr seit Wichein<br />
und von <strong>der</strong> Recke unsere Anstaltserzieher<br />
längst kennen und sich zur Richtschnur<br />
machen. Daß unseren Anstalten und unserer<br />
Familienerziehung dieses Streben durch die<br />
neueren Formen <strong>der</strong> sogenannten freiwilligen<br />
Fürsorgeerziehung erleichtert wird und werden<br />
kann, haben sie begrüßt. Sie weiden<br />
sich aber darüber klar sein und bleiben<br />
müssen, daß wir um <strong>der</strong> mißleiteten Kin<strong>der</strong><br />
willen, in einer best<strong>im</strong>mten Gruppe von<br />
Fallen, an dem Zwang nicht vorbeikommen,<br />
dem Zwang, <strong>der</strong> dem Jugendlichen<br />
gewiß nicht fühlbar werden soll, <strong>der</strong> bei<br />
ihm bald überwunden werden soll durch<br />
das Gefühl, in <strong>der</strong> Anstalt He<strong>im</strong>at zu haben<br />
und von Liebe getragen zu sein; dem<br />
Zwang aber, <strong>der</strong> den Eltern <strong>im</strong>mer schmerzlich<br />
zum Bewußtsein kommen wird und<br />
über den diese Eltern, weil sie sich bewußt<br />
besserer Einsicht verschließen, auch sich niemals<br />
beruhigen werden.<br />
Aber es geht nicht an, daß die<br />
Öffentlichkeit, und sie tut es<br />
heute, diese schwersterziehbaren<br />
Jugendlichen unseren Anstalten<br />
überläßt, um diese schwerste Er-
ziehungSarbeit an ihnen zu tun,<br />
und daß sie dann gleichzeitig<br />
hingeht und die Leiter und das<br />
Personal dieser Anstalten in<br />
den Schmutz ziehen läßt durch<br />
die wi<strong>der</strong>lichsten Vorwürfe, als<br />
ob sich hier Orgien einer hartherzigen,<br />
wohl gar von sadistischem<br />
Trieb geleiteten, mitleidslosen<br />
Lust am Quälen und<br />
Unterdrücken gesun<strong>der</strong> Jugend<br />
abspielen.<br />
Wir stellen uns hier vor unsere Anstalten,<br />
ihre Leiter und ihr Personal. Sie sind gewiß<br />
nicht unfehlbar und haben das nie beansprucht.<br />
Sie haben an <strong>der</strong> Besserung<br />
und Ausgestaltung ihrer Methoden zumeist<br />
unter stetiger genauester Kontrolle ihrer<br />
eigenen Arbeit durch Jahrzehnte hindurch<br />
gearbeitet. Die Lösung <strong>der</strong> durch die gegenwärtige<br />
Struktur <strong>der</strong> Zeit gestellten Probleme<br />
werden s i e bringen, nicht die von keiner<br />
Sachkenntnis getrübten Kritiker. Aber<br />
sie werden sie nur schaffen können, wenn<br />
nicht von außen her dauernd völlig unsachliche<br />
Kritik in gehässiger Weise an sie herangebracht<br />
wird; wenn nicht von draußen<br />
<strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> die in <strong>der</strong> Erziehung befindliche<br />
Jugend beunruhigt wird und aufgchetzt<br />
wird; wenn man endlich lernen wollte,<br />
daß man den Erziehungserfolg von vornherein<br />
zerschlägt, wenn man weiterhin dafür<br />
sorgt, daß die Fürsorgeerziehung, gerade<br />
auch bei den Betroffenen ^ehe sie überhaupt<br />
mit ihr in Berührung gekommen sind)<br />
schon in Verruf kommt.<br />
Die an<strong>der</strong>e sozialistische Tendenz, die durch<br />
die Anträge hindurchgeht, ist die, die<br />
Durchführung <strong>der</strong> Fürsorgeerziehung<br />
aus den Händen <strong>der</strong> Provinzialverwaltungen<br />
und damit <strong>der</strong> einheitlich<br />
leitenden Behörde in die Hände <strong>der</strong> einzelnen<br />
Jugendämter hinüberzuspielen. Diese<br />
Tendenz ist durch den Herrn Volkswohlfahrtsminister<br />
in seiner Antwort auf die<br />
sozialistischen Anträge <strong>im</strong> Landtag gebührend<br />
gekennzeichnet worden. Dann würde die<br />
Fürsorgeerziehung in die Hände kommen<br />
von Beamten, die mit den ganzen Fragen<br />
und Schwierigkeiten dieses Arbeitsgebietes<br />
nicht vertraut wären, die politisch und weltanschaulich<br />
von den allerverschiedensten<br />
Strömungen hin- und hergerissen sein würden.<br />
Dann würden unsere Anstalten sich<br />
von Dutzenden und Aberdutzenden, in ein-<br />
zelnen Provinzen Hun<strong>der</strong>ten von Jugendämtern<br />
in ihre Erziehungsarbeit hineinreden<br />
lassen müssen. Ob das den Erziehungserfolg<br />
sichert, darf füglich bezweifelt werden.<br />
Der Wunsch, <strong>der</strong> dahinter sieht, ist<br />
zweifellos <strong>der</strong>, die Provinzialverwaltung, die<br />
eine weltanschaulich ausgeprägte Erziehung<br />
heute vertritt, auszuschalten.<br />
Wenn diese Pläne Wirklichkeit werden würden<br />
— und darum berühren sie so stark<br />
auch die Arbeit des Provinzial-AusschusseS<br />
selbst — so würden sie in kürzester Frist<br />
die weitere Tätigkeit unserer Zentralstelle<br />
für evangelische Familienerz<br />
iehung zum Erliegen bringen.<br />
Wir haben sie seinerzeit gegründet „<strong>im</strong><br />
Interesse einer einheitlichen, von religiös<br />
sittlichen Gedanken best<strong>im</strong>mten Erziehung<br />
<strong>der</strong> zur Fürsorgeerziehung in Familien best<strong>im</strong>mten<br />
evangelischen Zöglinge". Sie hat<br />
in dem Streben zu diesem Ziel, in den über<br />
IN Jahren ihres Bestehens außerordentlich<br />
Wertvolles geleistet. Sie hat eine große<br />
Zahl von evangelischen Familien willig gemacht<br />
zur fürsorgerischen Arbeit an <strong>der</strong><br />
he<strong>im</strong>atlosen Jugend; sie hat eine große Zahl<br />
von ehrenamtlichen Fürsorgern und Fürsorgerinnen<br />
willig gemacht und geschult für<br />
die Betreuung dieser Jugendlichen und <strong>der</strong><br />
Pflegefamilien; sie hat aus dem bunten<br />
Vielerle! eine einheitliche evangelische Arbeit<br />
gestaltet, die auf Grund <strong>der</strong> reichen Erfahrung,<br />
<strong>der</strong> Aufnahmeanstalt Oberbieber<br />
wie <strong>der</strong> erzieherischen Arbeit <strong>der</strong> Zentralstelle<br />
draußen in den Familien wertvolle Anregung<br />
zum Ausbau und zur <strong>im</strong>mer besseren<br />
Ausgestaltung dieses Arbeitsgebietes gegeben<br />
hat. Sie hat auch <strong>im</strong> Berichtsjahr<br />
auf dieser Linie ruhig und folgerecht sich<br />
weiterentwickelt. Sie hat vor allen Dingen<br />
die Zahl <strong>der</strong> halboffenen Anstalten vermehrt,<br />
in denen Schulentlassene gemeinsam<br />
unter erzieherischer Betreuung wohnen und<br />
leben, die von diesem Haus aus als Lehrlinge<br />
bzw. Lehrmädchen tagtäglich ein je<strong>der</strong><br />
hinausgehen an ihre Arbeitsstelle.<br />
Auf dem Gebiet <strong>der</strong> Erziehungsfürsorge<br />
haben uns <strong>im</strong> vergangenen Jahr beson<strong>der</strong>s<br />
beschäftigt die Aufgaben erzieherischer Betreuung<br />
von Erwachsenen, wie sie in den<br />
Formen <strong>der</strong> sozialen GerichtShilfe<br />
und <strong>der</strong> Entlassenenfürsorge<br />
vor allen Dingen ihren Ausdruck finden und<br />
wie sie auch in dem Prodi nzialkomitee<br />
gegen M ädchenhandel,<br />
In <strong>der</strong> Geschichte 0er Religion gibt es Ereignisse, die das Bild unserer Weltanschauung<br />
än<strong>der</strong>n und umgestalten: solche Ereignisse sind es, wenn aus dem Schutte<br />
Mesopotamiens eine vergessene Welt vor uns aufsteigt, o<strong>der</strong> wenn die Entstehung<br />
<strong>der</strong> israelitischen Religion sich in ungeahnter Klarheit vor uns enthüllt. Aber ebenso<br />
wichtig sind die religiösen Taten, die in <strong>der</strong> Gegenwart geschehen. An jenem<br />
Tage, als Johann Hinrich Wichern anfing, in <strong>der</strong> alten Strohdachhütte unterm<br />
Kastanienbaum mit einigen Hamburger Straßenjungen zu Hausen und Holzpantoffeln<br />
zu schnitzen: da hatten wir in Deutschland etwas 3?eueS. Von da wurde bewiesen, daß<br />
es möglich ist, auch aus dem oerkommendsten Proletarierkind einen Menschen zu<br />
sowie in unserer neubelebten Grenzdienstarbeit<br />
in Emmerich Gestalt<br />
gewonnen haben. Der Raum fehlt, um<br />
darauf hier <strong>im</strong> einzelnen einzugehen. Wir<br />
verfolgen natürlich mit ganz beson<strong>der</strong>em<br />
Interesse die Behandlung <strong>der</strong> Entwürfe des<br />
neuen Strafgesetzbuches und des<br />
neuen Strafvollzuggesetzes. Wir<br />
sehen in ihnen Gedanken sich auswirken, die<br />
für dieses Arbeitsgebiet vor 400 Jahren<br />
Fliedner und Wichern geltend zu machen<br />
suchten und die seitdem die Rheinisch-<br />
Westfälische Gefängnisgesellschaft<br />
in ununterbrochener Arbeit weiter<br />
vertreten, geför<strong>der</strong>t und zum großen Teil<br />
zur Gestaltung geführt hat.<br />
Wir haben einiges noch zu sagen über<br />
die Entwicklung auf dem sozialwirtschaftlichen<br />
Gebiet <strong>der</strong> Fürsorge.<br />
Wir haben eine ständig wachsende<br />
Inanspruchnahme unseres christlichen Arbeitsnachweises<br />
<strong>der</strong> Inneren Mission erlebt.<br />
Wenn die Zahlen, die wir dabei auszuweisen<br />
haben, auch gegenüber den Zahlen<br />
<strong>der</strong> öffentlichen Arbeitsnachweise verschwinden,<br />
so muß doch darauf hingewiesen werden,<br />
daß sie eine ganz an<strong>der</strong>sartige und viel<br />
schwieligere und zeilraubende Bearbeitung<br />
for<strong>der</strong>n als die des öffentlichen Arbeitsnachweises.<br />
Je<strong>der</strong> Schematismus ist bei uns<br />
ausgeschlossen. Je<strong>der</strong> Fall will individuell<br />
behandelt sein. Auch bei den öffentlichen<br />
Arbeitsämtern wächst langsam das Verständnis<br />
dafür, daß <strong>der</strong> karitative Arbeitsnachweis<br />
unentbehrlich ist <strong>im</strong> Gesamtausbau<br />
des deutschen Arbeitsnachweiswesens, weil<br />
die Personen, mit denen wir es <strong>im</strong> karitativen<br />
Arbeitsnachweis zu tun haben, <strong>im</strong> allgemeinen<br />
für den öffentlichen Arbeitsnachweis<br />
unoermittelbar sind: entgleiste o<strong>der</strong> gefährdete<br />
Menschen, vielfach solche, die keiner<br />
mehr aufnehmen will, für die mit Sorgfalt<br />
die geeignete Stelle gesucht werden muß,<br />
wo sie nicht Nummer in einem Betrieb sind,<br />
wo sie aber auch nicht <strong>im</strong> Konkorrenzkampf<br />
mit den Gesunden und Normalen sofort<br />
wie<strong>der</strong> zu Fall kommen, wo sie vielmehr<br />
einer persönlichen Betreuung unterstehen.<br />
Daneben for<strong>der</strong>n wir für unseren Arbeitsnachweis<br />
das Recht, evangelisches<br />
Personal in evangelische Häuser und<br />
Anstalten zu vermitteln, denen es darauf<br />
ankommt, mit ihrem Personal in Gesinnungsgemeinschaft<br />
zu stehen.<br />
Ein beson<strong>der</strong>es Gebiet sozialwirtschaftlicher<br />
Fürsorge ist die Wan<strong>der</strong>erfürsorge.<br />
Sie ist auf <strong>der</strong> vor wenig Wochen in Bonn<br />
stattgehabten Jubiläumstagung <strong>der</strong> Herbergsverbände<br />
in ihrer ganzen Bedeutung<br />
vor unsere Seele gestellt worden. Angesichts<br />
des kommenden Reichsgesetzes über<br />
Wan<strong>der</strong>erfürsorge wird es wichtig sein, gerade<br />
auf diesem Gebiet dafür Sorge zu<br />
tragen, daß es nicht völlig säkularisiert<br />
wird, daß die Gedanken von PertheS und<br />
Bodelschwingh nicht einfach verdrängt<br />
werden.
In <strong>der</strong> Altersfürsorge flehen wir<br />
<strong>im</strong>mer noch vor <strong>der</strong> Notwendigkeit <strong>der</strong><br />
Schaffung weiterer Plätze. Die statistisch<br />
sich zeigende Anbahnung einer I^eberalterung<br />
unseres Volkes, wenigstens einer Zunahme<br />
des prozentualen Anteils <strong>der</strong> über<br />
60jährigen in unserem Volk läßt voraussehen,<br />
daß wir hier auf lange Zeit hinaus<br />
noch ein Notstandsgebiet haben, das unserer<br />
beson<strong>der</strong>en Beachtung bedarf.<br />
Ein Letztes auf dem Gebiet sozialwirtschaftlicher<br />
Fürsorge sei noch erwähnt, die<br />
75jährige Gedenkfeier des<br />
Elberfel<strong>der</strong> Armenpflege-<br />
s y st e m s, Dabei ist nur hier und da sehr<br />
zaghaft daran erinnert worden, soll darum<br />
aber zur Ehre unserer Väter umso deutlicher<br />
hier gesagt weiden, daß dies Elberfel<strong>der</strong><br />
Armenpflegesystem sich <strong>im</strong> wesentlichen<br />
aufbaute auf den Erfahrungen <strong>der</strong> evangelischen<br />
Gemeindediakonie. DllS Elberfel<strong>der</strong><br />
System, das große Kreise ehrenamtlicher<br />
Armenpfleger mit einer starken Selbstoerantwortung<br />
sorgen ließ für die Armen ihres<br />
Bezirkes, in dem sie selbst wohnten!, mit<br />
denen sie häufig Fühlung hatten!, ist weithin<br />
verlassen worden und verdrängt durch<br />
das Straßburger System, das zentralisiert,<br />
damit vielfach bürokratisiert und in starkem<br />
Maße die ehrenamtlichen Kräfte ersetzt hat<br />
durch berufliche Kräfte. So sehr das bei<br />
<strong>der</strong> Schwierigkeit <strong>der</strong> Armenpflege in unseren<br />
Tagen verständlich ist, so deutlich muß<br />
doch gefragt weiden, ob man nicht damit<br />
weithin Werte ehrenamtlicher Arbeit und<br />
bürgerlichen Gemeinschaftsgeist außer Tätigkeit<br />
gesetzt hat.<br />
Wir werden nicht zu einer Gesundung unseres<br />
Volkes kommen, wenn wir nicht <strong>im</strong><br />
stärksten Maße es wie<strong>der</strong> lernen, neben<br />
aller beruflich geschulten, unbedingt sachkundigen<br />
Arbeit doch das Verantwortungsbewußtsein<br />
<strong>der</strong> Gesamtheit<br />
für die Arbeit und die Aufgaben<br />
zu beleben. Wenn wir dahin steuern<br />
sollten, daß jede Arbeit <strong>im</strong> Dienst <strong>der</strong><br />
Liebestätigkeit und <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />
bezahlt wird, so steuern wir dem Zusammenbruch<br />
<strong>der</strong> Wohlfahrtspflege entgegen.<br />
<strong>Das</strong> Gleiche gilt aber nicht nur für<br />
Wohlfahrtspflege und LiebeStätigkeit.<br />
Einser ganzes Ringen um die Reinigung<br />
und Besserung <strong>der</strong> Atmosphäre<br />
unseres öffentlichen<br />
Lebens wird sinnlos, wenn wir nur von<br />
beruflich geschulten Kräften bzw. von Geschäftsführern<br />
von Verbänden diese Dinge<br />
bearbeiten und verfolgen lassen: den Kampf<br />
um die sittliche Gesundung unseres Volkes;<br />
den Kampf wi<strong>der</strong> den Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Moral; den Kampf gegen den in<br />
<strong>der</strong> Öffentlichkeit sich breit machenden<br />
Schund und Schmutz jedwe<strong>der</strong> Art. Wenn<br />
hier nicht je<strong>der</strong> einzelne seine Mitverantwortung<br />
fühlt und sich aktiv mitarbeitend<br />
hinter die Verbände stellt, dann werden wir<br />
nichts erreichen. <strong>Das</strong> Gleiche gilt natürlich<br />
machen: wenn nur <strong>der</strong> eiserne Wille, die unermüdliche Liebe, <strong>der</strong> Blick für die Persönlichkeit<br />
auch des Vagabunden und die Erfindungsgabe, die <strong>im</strong>mer neue Mittel<br />
weiß, vorhanden sind.<br />
Wichcrn mit seinen holzpantoffelschnitzenden Jungen und den dankbaren Briefen <strong>der</strong><br />
späteren brauchbaren Jünglinge und Nlänner — das ist eine Tatsache, die aus unserm<br />
Gewissen nicht wie<strong>der</strong> herauskommt. <strong>Das</strong> also ist möglich: wie viele Tausende Verbrecher,<br />
Trunkenbolde, schlechte Väter, Faulpelze weniger würden wir unter uns<br />
haben, wenn wir dir Liebe Wichern« zur verwahrlosten Jugend besäßen! O Wichern,<br />
du mußt zum zweitenmal leben!<br />
auch für den Kampf gegen den Mißbrauch<br />
des Alkoholismus. Hier hat das vergangene<br />
Berichtsjahr uns auch zu einer engeren<br />
Fühlungnahme unter den einzelnen, auf <strong>der</strong><br />
evangelischen Seite auf diesem Gebiet arbeitenden<br />
Stellen gebracht.<br />
<strong>Das</strong> Gleiche gilt für die Fragen <strong>der</strong><br />
Volksbildung. Wir werden hier auf<br />
eigene Zusammenfassung unserer Kräfte<br />
nicht verzichten können. Was dabei erreicht<br />
werden kann, zeigte doch die evangelische<br />
Abteilung auf <strong>der</strong><br />
Pressa. Die verhältnismäßig junge Arbeit<br />
unserer Preßverbände hat dort Rechenschaft<br />
gegeben von dem evangelischen Pressedienst,<br />
<strong>der</strong> heute geschieht. Man möchte nur<br />
wünschen, daß dieses Bewußtsein von so<br />
ausgedehnter Arbeit uns <strong>Evangelische</strong>n<br />
<strong>im</strong>mer stärker gegenwärtig wäre, wenn man<br />
so vielfach nur von <strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> Presse<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en reden hört.<br />
Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung bleibt natürlich<br />
in diesem Zusammenhang die M obili -<br />
sierung <strong>der</strong> Kräfte unserer<br />
evangelischen Verbände. Wir<br />
denken an die I u g e n d v e r b ä n d e; <strong>der</strong><br />
frühere evangelische Verband für die weibliche<br />
Jugend hat seinen Namen geän<strong>der</strong>t<br />
in Reichsverband <strong>der</strong> weiblichen<br />
Jugend. Es ist ein interessanter<br />
geschichtlicher Ablauf, <strong>der</strong> sich in den<br />
wechselnden Namen dieses Verbandes ausspricht:<br />
Fürsorge für die weibliche Jugend<br />
war das erste; Verband zur Pflege <strong>der</strong><br />
weiblichen Jugend, war die spätere Etappe.<br />
Verband für die weibliche Jugend die<br />
nächste Stufe und nun Reichsverband <strong>der</strong><br />
weiblichen Jugend. Darin liegt das Ziel<br />
ausgesprochen <strong>der</strong> Aktivierung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>,<br />
<strong>der</strong> bewußte Wille, sie aus Objekten<br />
<strong>der</strong> Fürsorge bzw. Pflege zu Trägern ihrer<br />
Gedanken zu machen.<br />
Der Westdeutsche Jünglingsbund<br />
hat durch den läebergang seines<br />
BundeSwarteS des Herrn v. Humburg in<br />
das Gemeindepfarramt einen schweren Verlust<br />
erlitten. Wir können ihm nur wünschen,<br />
daß er baldigst wie<strong>der</strong> einen Führer<br />
gewinnt von den O-ualitäten seines bisherigen<br />
BundeöwartS.<br />
Es wird in diesem Kreis auch interessieren,<br />
daß die evangelischen Verbände, die aus<br />
Arbeitnehmern sich bilden, sich zusammengeschlossen<br />
haben zu dem Reichsver -<br />
band evangelischer Arbeitneh-<br />
merverbände, dem die Arbeitervereine,<br />
die Arbeiterinnenvereine, die Gesellenvereine,<br />
die Arbeitsgemeinschaft evangelischer<br />
Arbeiterjugend, sich angeschlossen<br />
haben. So kommen wir zur Mobilisierung<br />
<strong>der</strong> evangelischen Kräfte.<br />
Mit ihr geht Hand in Hand die Aufgabe,<br />
die so erfaßten Kräfte aus allen Lagern<br />
<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> zu schulen in zielbewußter<br />
Schulungsarbelt für<br />
den Dienst am Volk. Darüber wäre<br />
nun viel zu sagen und zu berichten: lieber<br />
die Schulungsarbeit, die vom Provinzial-<br />
Ausschuß ausgegangen ist in den Freizeiten<br />
für Geschäftsführer und Geschäftsführerinnen<br />
unserer Jugend- und Wohlfahrtsämter<br />
und in den Son<strong>der</strong>konferenzen für<br />
sie; über die schon erwähnten Freizeiten für<br />
Hebammen; über unsere Mitarbeit bei den<br />
Freizeiten und Arbeitsgemeinschaften, die<br />
von den an<strong>der</strong>en großen Verbänden, den<br />
Jugendverbänden, den Arbeitervereinen<br />
usw. ausgehen; über die Volkshochschularbeit<br />
in Städten und in den ländlichen<br />
Volkshochschulen; über die Schulung <strong>der</strong><br />
Kandidaten <strong>der</strong> Theologie, die wir, mit dem<br />
Sozialen Pfarramt zusammen, <strong>im</strong> Auftrag<br />
<strong>der</strong> Provinzialsynode durchführen zur Einführung<br />
in die soziale Frage und die soziale<br />
Fürsorge; über die Einführung von Studenten<br />
in die Anstaltsarbeit und die ArbeitSart<br />
<strong>der</strong> Inneren Mission, wie wir sie<br />
alljährlich in den großen Ferien zusammen<br />
mit den großen Anstalten durchführen und<br />
vieles a. m.<br />
Der Zusammenschluß <strong>der</strong> Kräfte<br />
wirkt sich <strong>im</strong>mer deutlicher und<br />
stärker auch aus in unserer Zusammenarbeit<br />
mit dem Zentral-AuSschuß, seinen<br />
einzelnen Abteilungen, und innerhalb des<br />
Zentral-AuSschusseS wie<strong>der</strong> mit den vielen<br />
Landes- und Provinzialvereinen und Fach-<br />
Verbänden <strong>der</strong> Inneren Mission. Wenn<br />
wir gerade auch hier nur um die letzten<br />
10 Jahre zurückdenken, so wissen wir, wir<br />
viel an<strong>der</strong>s geworden ist. Wie wir aus <strong>der</strong><br />
Isolierung herausgekommen sind, nicht nur<br />
vom einzelnen Ort zur provinzial-einheitlichen<br />
Arbeit, son<strong>der</strong>n auch aus <strong>der</strong> einzelnen<br />
Provinz in den Zusammenhang mit<br />
<strong>der</strong> allgemeinen deutschen Arbeit <strong>der</strong> evangelischen<br />
LiebeStäligkeit.<br />
Die evangelische Liebestätigkeit ist auch nicht<br />
bei dem nationalen Zusammenschluß stehen<br />
geblieben. Der 1922 angeregte Zusammen-
schluß zu einem kontinentalen Verband <strong>der</strong><br />
Inneren Mission, <strong>der</strong> 1924 seine erste<br />
Sitzung hielt, 4926 seinen ersten Kongreß<br />
<strong>im</strong> Ausland hatte, ist inzwischen von einem<br />
kontinentalen Verband hinübergewachsen in<br />
einen internationalen Verband. — Die<br />
Zeit, da <strong>der</strong> römische Katholizismus sich<br />
rühmen konnte, die einzige weltumspannende<br />
Organisation zu sein, ist vorbei. Der Protestantismus<br />
hat sich auf seine Weltaufgabe<br />
besonnen und sie, das ist das Große<br />
und Bedeutsame, anzufassen verstanden, ohne<br />
die beson<strong>der</strong>e Eigenart <strong>der</strong> einzelnen Ausprägung<br />
<strong>im</strong> einzelnen Land irgendwie zu<br />
schematisieren und abzutöten zu suchen. In<br />
dieser großen protestantischen Bewegung<br />
bildet <strong>der</strong> Internationale Verband<br />
für Innere Mission und<br />
Diakonie einen bedeutungsvollen Faktor,<br />
Er kam zum Ausdruck unter an<strong>der</strong>em<br />
gelegentlich des Internationalen Kongresses<br />
für soziale Arbeit und Wohlfahrtspflege,<br />
<strong>der</strong> <strong>im</strong> vergangenen Jahr in Paris tagte<br />
und an dem <strong>der</strong> Berichterstatter als einer<br />
<strong>der</strong> Vertreter des Zentral-AusschusseS teilnehmen<br />
durfte.<br />
So laufen die beiden Linien unserer<br />
Arbeit, wie in aller Vergangenheit<br />
so auch heute weiter: die eine Linie, die in<br />
die Weite führt und <strong>im</strong>mer weitere Gebiete<br />
dem Inneren-Missions-Gedanken zu gewinnen<br />
und zu öffnen sucht. Die an<strong>der</strong>e Linie,<br />
die in die <strong>im</strong>mer genauere und sorgfältigere<br />
Arbeit am Einzelproblem hineinführt und<br />
hier um letzte Lösungen und Klärungen<br />
ringt. Auf beiden Linien letztlich das eine<br />
und letzte Ziel: Verkündigung des Evangeliums<br />
durch die Tat <strong>der</strong> Liebe in <strong>der</strong><br />
weiten Welt, und am Herzen und <strong>im</strong> Leben<br />
des einzelnen Hilfsbedürftigen, dessen Leben<br />
und Seele uns nie etwas Kleines, son<strong>der</strong>n<br />
<strong>im</strong>mer ein Stück Ewigkeit sein wird.<br />
Wir haben zurückgeschallt auf Entwicklungslinien,<br />
die aus <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
von 80 Jahren hineinführten in die Gegenwart<br />
und hineinführen mögen in die Zukunft,<br />
Und wenn wir oft spüren, daß<br />
wir vor ganz beson<strong>der</strong>en Problemen<br />
stehen, die uns unsere Zeit stellt, so vergessen<br />
wir doch niemals darüber, daß<br />
unsere Väter in ihrer Zeit vor ihren Aufgaben<br />
gestanden haben, die für sie mindestens<br />
ebenso schwer anzufassen und zu lösen<br />
waren wie die Aufgaben, die vor uns<br />
stehen. Daß unsere Väter in ihrer Zeit<br />
diese Aufgaben richtig sahen und anfaßten,<br />
gibt uns erst die Möglichkeit, auf<br />
den von ihnen gelegten Grundlagen bauend<br />
unsere Arbeit zu tun.<br />
Und darum soll dieser Bericht am Schluß<br />
von <strong>der</strong> Schwelle des 9. Jahrzehnts noch<br />
einmal dankbar <strong>der</strong>er gedenken, die unsere<br />
Arbeit schufen wie <strong>der</strong>er, die sie durch die<br />
letzten Jahrzehnte hindurch getragen und<br />
geleistet haben. Wir denken dabei nicht<br />
132<br />
nur an die Männer, <strong>der</strong>en Namen in die<br />
Geschichte eingegangen ist, von <strong>der</strong> Recke,<br />
Fliedner, Wichern, Bodelschwingh, Stöcker,<br />
PertheS u. a. <strong>Das</strong> vergangene Jahr gab<br />
Anlaß, zweier Männer zu gedenken, die an<br />
<strong>der</strong> Spitze des Zentral-AusschusseS gestanden<br />
haben bzw. noch stehen. Am 49.<br />
Februar wurde Herr Direktor O.<br />
Spieker, <strong>der</strong> frühere Präsident und<br />
jetzige Ehrenpräsident des Zentral-AusschusseS,<br />
75 Jahre. Am 5. April d. I.<br />
wurde <strong>der</strong> jetzige Präsident des Ientral-<br />
Ausschusses, Herr Gehe<strong>im</strong>rat I).<br />
Seeberg, 70 Jahre.<br />
Und älter und länger auf dem Posten als<br />
diese beiden ist unser verehrter Vorsitzen<strong>der</strong>,<br />
Herr v. Emil Colsman. Vor mehreren<br />
Jahren haben wir seiner 50jährigen<br />
Zugehörigkeit zum Provinzial-Ausschuß gedacht.<br />
Vor mehr als Jahresfrist hat er<br />
das 80. Lebensjahr überschritten. Er ist<br />
älter als <strong>der</strong> Ausschuß, den er leitet, und<br />
hat die Gesamtzeit, auf die wir heute zu-<br />
rückblicken mit all ihren Umwälzungen und<br />
Umgestaltungen, von denen pir sprachen,<br />
mit all dem Bruch, <strong>der</strong> durch die Zeiten<br />
ging, mit eigenen Augen gesehen, mit<br />
heißem Herzen miterlebt. Wir grüßen ihn<br />
beson<strong>der</strong>s herzlich in unserer Mitte. Ich<br />
weiß, ich spreche aus dem Herzen vieler, ja<br />
aller in unserem Kreis, wenn ich sage,<br />
daß wir <strong>im</strong> vergangenen Jahr,<br />
da ihn Krankheit hier fernhielt,<br />
uns verwaist vorkamen.<br />
Wir bitten, daß Gott ihm die<br />
Frische und Freudigkeit zur<br />
Mitarbeit, mit <strong>der</strong> er heute in<br />
unsere Mitte steht, noch lange<br />
erhalten und schenken möge.<br />
An <strong>der</strong> Spitze des deutschen Reichs steht<br />
einer, <strong>der</strong> noch um ein weniges älter ist.<br />
Wir wissen uns gut geführt<br />
von beiden und können und<br />
mögen diese Führung noch nicht<br />
entbehren.<br />
Direktor Pfarrer Liz. Ohl, Langenberg<br />
Die gesetzliche Stellung des Karfreitags <strong>im</strong><br />
rheinisch-westfälischen Industriebezirk<br />
Ist <strong>der</strong> Karfreitag ein gesetzlicher<br />
Feiertag o<strong>der</strong> nicht? Ueber<br />
diese Frage herrscht bis heute die größte<br />
Unklarheit, und diese Unklarheit ist die Ursache<br />
beständigen Ha<strong>der</strong>s nicht nur zwischen<br />
den Konfessionen, son<strong>der</strong>n auch zwischen<br />
den Berufssiänden, Geschäftsinhabern und<br />
Angestellten, Werksleitungen und Arbeitern.<br />
Beson<strong>der</strong>s aktuell und einer Erledigung bedürftig<br />
ist diese Frage seit kurzem <strong>im</strong><br />
Hamborner Bergbau-Bezirk geworden.<br />
Bis dahin galt <strong>der</strong> Karfreitag in dortigen<br />
Betrieben als Feiertag, was dadurch zum<br />
Ausdruck kam, daß, wenn an diesem Tage<br />
notwendige Arbeiten ausgeführt werden<br />
mußten, für diese Arbeiten auch <strong>im</strong>mer <strong>der</strong><br />
Lohnzuschlag, <strong>der</strong> für Sonntagsarbeiten<br />
üblich war, gezahlt wurde. Im vorigen<br />
Jahre lehnte jedoch <strong>der</strong> Zechenverband die<br />
Zuschläge für Arbeiten am Karfreitag ab,<br />
wodurch dieser Tag ganz von selbst zu<br />
einem Werktag herabgedrückt wurde. Damit<br />
waren die Bergarbeiter nicht einverstanden<br />
und brachten ihre Sache bei dem<br />
Arbeitsgericht vor. DaS Gericht ersuchte<br />
den Tarifausschuß, bestehend aus Vertretern<br />
des Iechenverbandes und <strong>der</strong> Gewerkschaften,<br />
sich gutachtlich darüber zu äußern,<br />
ob bei <strong>der</strong> Tarifvereinbarung <strong>der</strong> Karfreitag<br />
als lohnzuschlagsberechtigter Feiertag<br />
gedacht gewesen wäre. Darüber gingen die<br />
Meinungen <strong>im</strong> Tarifaugschuß auseinan<strong>der</strong>,<br />
und es mußte nach dem Tarifvertrag eine<br />
Entscheidung unter dem Vorsitz eines Unparteiischen<br />
getroffen werden. Diese Ent-<br />
scheidung fiel dahin aus, daß Herr Landgerichtsrat<br />
Dr. Iötten als unparteiischer<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> mit<br />
sämtlichen St<strong>im</strong>men <strong>der</strong> Vertreter<br />
des Zech e n verbandeS gegen<br />
dieSt<strong>im</strong>men <strong>der</strong> Vertreter<br />
<strong>der</strong> Gewerkschaften den Karfreitag<br />
als gesetzlichen Feiertag<br />
und damit auch zugleich den<br />
sonntagsüblichen Lohnzuschlag<br />
für die Arbeiten am Karfreitag<br />
verneinte.<br />
Für diese Entscheidung wurde <strong>der</strong> Gesichtspunkt<br />
geltend gemacht, daß sich die Beurteilung<br />
des Karfreitags als Feiertag o<strong>der</strong><br />
Werktag nach <strong>der</strong> konfessionellen Zusammensetzung<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung bzw. <strong>der</strong> Arbeiterschaft<br />
zu lichten habe. Da die Mehrzahl<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung in Hamborn<br />
katholisch sei, so sollte hier nicht <strong>der</strong> Karfreitag,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Allerheiligentag<br />
als Feiertag zu gelten haben. Indem jedoch<br />
auf den Thyssenschen Werken in DinS -<br />
laken die Mehrzahl <strong>der</strong> Arbeiter evangelisch<br />
sei, so solle hier <strong>der</strong> Karfreitag<br />
als Feiertag, <strong>der</strong> Allerheiligentag jedoch als<br />
Werktag zu gelten haben.<br />
Es liegt auf <strong>der</strong> Hand, daß durch diese<br />
Entscheidung keine befriedigende Lösung <strong>der</strong><br />
Frage erfolgen konnte, vor allem wegen<br />
<strong>der</strong> Verquickung mit dem Allerheiligentage.<br />
Der Karfreitag ist nun ja doch kein speziell<br />
evangelischer Feiertag, und wenn er auch in<br />
evangelischen Kreisen in einem höheren Ansehen<br />
steht als in katholischen, so muß
gerade vom evangelischen Standpunkt aus<br />
seine Anerkennung als allgemein<br />
christlicher Feiertag <strong>im</strong> Wirtschaftsleben<br />
erstrebt werden.<br />
Die Unzufriedenheit über diese Entscheidung<br />
in den Kreisen <strong>der</strong> evangelischen Arbeiter<br />
trat in einem „Eingesandt" des Evang.<br />
Arbeiterboten (Nr. 3 vom 9. Febr. 4929)<br />
unter <strong>der</strong> Ueberschrift in Erscheinung:<br />
„Will <strong>der</strong> Zechenverband den<br />
Karfreitag als Feiertag beseitigen?"<br />
Ferner brachte <strong>der</strong> Generalsekretär des<br />
Rhein.-Westf. Verbandes Evang. Arbeitervereine,<br />
<strong>der</strong> Abgeordnete 3?? a r t i n, die<br />
Angelegenheit <strong>im</strong> Plenum des Landtags am<br />
43. 4. 29 bei <strong>der</strong> Beratung des Bergetats<br />
vor und führte dabei folgendes aus:<br />
„Von jeher ist <strong>im</strong> rheinisch-westfälischen<br />
Bergbau <strong>der</strong> Karfreitag als gesetzlicher<br />
Feiertag anerkannt worden. Vor einigen<br />
Wochen hat nun das Arbeitsgericht unter<br />
dem Vorsitz des LandgerichtSrat Dr.<br />
^oetten auf Antrag von Bergleuten aus<br />
<strong>der</strong> Hamborner Gegend zu dieser Frage<br />
Stellung genommen, da diesen Leuten die<br />
Zahlung des für Feiertage vorgesehenen<br />
Zuschlags verweigert worden war. Nach<br />
Zeitungsmeldungen haben in <strong>der</strong> Gerichtsverhandlung<br />
die Vertreter des Zechenverbandes<br />
den merkwürdigen Standpunkt eingenommen,<br />
daß <strong>der</strong> Karfreitag nicht als<br />
Feiertag zu gelten habe. Lei<strong>der</strong> ist <strong>der</strong><br />
Schiedsspruch <strong>im</strong> Sinne des ZechenverbandeS<br />
gefällt worden. <strong>Das</strong> die evangelischen<br />
Bergarbeiter hierüber empört sind, ist verständlich;<br />
denn sie fühlen sich innerlich aufs<br />
schwerste verletzt. Namens <strong>der</strong> Deutschnationalen<br />
Fraktion habe ich zu erklären,<br />
daß wir für einen solchen Schiedsspruch<br />
kein Verständnis haben. Wir sehen in ihm<br />
die Herabwürdigung eines vom evangelischen<br />
Volksteil heilig gehaltenen TageS<br />
und sprechen deshalb unser lebhaftes Befremden<br />
aus. Weiterhin hoffen wir, daß<br />
in dieser Angelegenheit noch nicht das letzte<br />
Wort gesprochen ist. (Bravo bei den<br />
Deutschnationalen,)"<br />
Man fragt sich, wie es kommt, daß über<br />
die Frage <strong>der</strong> gesetzlichen Stellung des Karfreitags<br />
solche Meinungsverschiedenheiten<br />
bestehen können. Die Ursache liegt in dem<br />
Wortlaut <strong>der</strong> betreffenden gesetzlichen Best<strong>im</strong>mung.<br />
An Preußen wird <strong>der</strong> Karfreitag<br />
in <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong> gesetzlichen Feiertage<br />
angeführt. Dann aber heißt es von ihm<br />
(Gesetz vom 2. September 4899) noch<br />
beson<strong>der</strong>s:<br />
„Der Karfreitag hat die Geltung eines<br />
bürgerlichen allgemeinen Feiertages. An<br />
Gemeinden mit überwiegend katholischer<br />
Bevölkerung soll die bestehende herkömmliche<br />
Werktagstä tig keit<br />
(auch die gewerbliche Tätigkeit H 405 ff.<br />
<strong>der</strong> RGO.) am Karfreitag nicht verboten<br />
werden; es sei denn, daß eS sich<br />
um öffentlich bemerkbare o<strong>der</strong> geräuschvolle<br />
Arbeiten in <strong>der</strong> Nähe von dem Gottesdienst<br />
gewidmeten Gebäuden handelt."<br />
Durch diese Best<strong>im</strong>mung ist einesteils <strong>der</strong><br />
Karfreitag zum allgemeinen Feiertag gesetzlich<br />
erklärt, an<strong>der</strong>erseits ist er <strong>im</strong> Unterschied<br />
von den an<strong>der</strong>en in eine Ausnahmestellung<br />
gerückt worden, die abhängig ist<br />
von <strong>der</strong> konfessionellen Zusammensetzung<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung. Auf diesen letzteren Teil<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Best<strong>im</strong>mungen fußte das<br />
Urteil des Hamborner Tarifausschusses,<br />
ohne zu bemerken, daß dadurch für Hamborn<br />
die Stellung des Karfreitags als<br />
gesetzlicher Feiertag aufgehoben<br />
würde.<br />
Nicht nur <strong>der</strong> Rhein.-Westfäl. Verband<br />
evang, Arbeitervereine nahm durch seinen<br />
Generalsekretär <strong>im</strong> Landtag Stellung gegen<br />
das Hamborner Schiedsgericht, son<strong>der</strong>n<br />
auch <strong>der</strong> Christi. Metallarbeiterverband<br />
in Duisburg. Letzterer wies<br />
darauf hin, daß er bereits <strong>im</strong> Aahre 4924<br />
diese Streitfrage zum Gegenstand einer<br />
Klage am Gewerbegericht in Duisburg gemacht<br />
habe, das entschied, daß <strong>der</strong> Karfreitag<br />
ein gesetzlicher Feiertag sei und die<br />
tariflichen Zuschlage für Sonntagsarbeit<br />
bezahlt werden müßten. Als eine <strong>der</strong> beklagten<br />
Firmen für 26 Arbeiter Berufung<br />
einlegte, kam die vierte Zivilkammer des<br />
Landaerichts Duisburg durch Urteil vom<br />
4 4. März 4922 zu <strong>der</strong>selben Entscheidung.<br />
<strong>Das</strong> Gericht gibt aus eigener Sachkunde<br />
zu, daß die Frage, ob <strong>der</strong> Karfreitag gesetzlicher<br />
Feiertag sei o<strong>der</strong> nicht und ob<br />
demgemäß die tarifmäßigen Zuschläge für<br />
Feiertagsarbeit zu zahlen seien o<strong>der</strong> nicht,<br />
in allen größeren industriellen Betrieben<br />
Duisburgs streitig sei. Es führt jedoch<br />
für seine Stellungnahme u, a. folgendes<br />
an, wobei zu bemerken ist, daß es sich<br />
<strong>im</strong>mer um die einschränkende Best<strong>im</strong>mung<br />
des Gesetzes vom 2. September 4899<br />
handelt:<br />
„Der Feiertagscharakter des Karfreitags<br />
sollte nickt angetastet werden. Die Geltung<br />
als Feiertag sollte ihm vielmehr trotz<br />
<strong>der</strong> einschränkenden Best<strong>im</strong>mung erhalten<br />
bleiben. Ebensowenig wie die für die<br />
an<strong>der</strong>en Sonn- und Festtage gegebene Erlaubnis<br />
zur Vornahme gewisser Arbeiten<br />
diese Tage zu Werktagen macht, wird <strong>der</strong><br />
Karfreitag in Gegenden mit überwiegend<br />
katholischer Bevölkerung durch das m<br />
weiterem Umfang erfolgte Gestatten dieser<br />
Arbeit zum Alltag. Ist demnach <strong>der</strong> Karfreitag<br />
gesetzlicher Feiertag, so stehen den<br />
Arbeitnehmern auch die tarifmäßigen Zuschläge<br />
für die Sonntagsarbeit zu. Diese<br />
Zuschläge sollen an den Tagen gewährt<br />
werden, an denen <strong>der</strong> Arbeiter grundsätzlich<br />
Anspruch auf Arbeitsruhe hat und ohne<br />
seinen Willen zur Arbeit nicht herangezogen<br />
werden kann,"<br />
Wie notwendig eine Entscheidung in <strong>der</strong><br />
Frage nach <strong>der</strong> gesetzlichen Stellung des<br />
Karfreitags ist, geht ferner daraus hervor,<br />
daß das Arbeitsgericht Oberhausen sich<br />
wie<strong>der</strong>um kürzlich mit dieser Angelegenheit<br />
zu beschäftigen hatte. Der Zentralverband<br />
<strong>der</strong> Maschinisten und Heizer klagte für<br />
zwei seiner Mitglie<strong>der</strong> gegen die Zeche<br />
Conkordia in Oberhausen auf Bezahlung<br />
des Zuschlages für am Karfreitag geleistete<br />
Arbeit. Die beklagte Zeche hatte den Vorteil,<br />
für ihren Standpunkt auf das Schiedsgericht<br />
unter dem Vorsitz des Landgerichtsrat<br />
Dr. Iötten sich berufen zu können.<br />
<strong>Das</strong> Arbeitsgericht entschied aber auch hier<br />
zugunsten <strong>der</strong> Kläger und verurteilte die<br />
Zeche Conkordia zur Zahlung <strong>der</strong> 5N?2<br />
Zuschlag. Es ging in <strong>der</strong> Begründung<br />
von dem Standpunkt aus, daß das Gesetz<br />
vom 2. 9. 4899 den Karfreitag als einen<br />
gesetzlichen Feiertag benennt, deshalb <strong>der</strong><br />
Tarifausschuß nicht berechtigt<br />
sei, einen gesetzlichen Feiertag durch Spruch<br />
Die<br />
Rheinische<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />
von Forsthoff/600 Seiten/45 INllik<br />
ist vom <strong>Evangelische</strong>n Preßverband<br />
für <strong>Rheinland</strong> in Essen zu beziehen<br />
zu einem nicht gesetzlichen zu stempeln.<br />
Es sei gleich, ob die Bevölkerung<br />
einer Gemeinde überwiegend<br />
katholisch o<strong>der</strong> evangelisch<br />
sei, <strong>der</strong> Karfreitag habe<br />
auf Grund des Gesetzes in<br />
Preußen als ein gesetzlicher<br />
Feiertag zu gelten. Demnach bestehe<br />
<strong>der</strong> Klageanspruch zu Recht. Der Antrag<br />
<strong>der</strong> Beklagten, die Berufung an das<br />
Landesarbeitsgericht zuzulassen, wurde abgelehnt.<br />
Es ist dem zähen Eintreten <strong>der</strong> Arbeiter-<br />
Vertreter zu verdanken, wenn die gesetzliche<br />
Geltung des Karfreitags <strong>im</strong> Wirtschaftsleben<br />
sich auf diese Weise <strong>im</strong>mer mehr<br />
durchsetzt. Lei<strong>der</strong> ist in den Verhandlungen<br />
zu beobachten, daß auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />
von evangelischer Seite — einer<br />
<strong>der</strong> Hauptrufer <strong>im</strong> Streit ist sogar Mitglied<br />
des Presbyteriums einer <strong>der</strong> in dem<br />
Wirtschaftsgebiet liegenden evangelischen<br />
Gemeinde — nicht das genügende Verständnis<br />
dafür aufgebracht werden konnte,<br />
daß es sich in diesen Streitfragen nicht nur<br />
um wirtschaftliche Angelegenheiten, die Bezahlung<br />
von strittigen Lohnzuschlägen, handelte,<br />
son<strong>der</strong>n um nicht bedeutungslose Belange<br />
<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>.<br />
433
Der Kampf um den Karfreitag hat endlich<br />
seinen Abschluß dadurch bekommen, daß eS<br />
gelungen ist, in dem Manteltarif-<br />
Vertrag für den Ruhrbergbau<br />
vom 20. Juni dieses Jahres die gesetzliche<br />
Geltung des Karfreitags<br />
zu sichern. Der tz 3 Abs. 3 dieses durch<br />
Schiedsspruch festgesetzten und für den<br />
gesamten rhein. -westf. Steinkohlenbergbau<br />
nunmehr gültigen<br />
Vertrages hat folgenden Wortlaut:<br />
„Für Arbeiten an Sonntagen sowie am<br />
Neujahrstag, Karfreitag, Ostermontag,<br />
H<strong>im</strong>melfahrtStag, Pfingstmontag,<br />
Bußtag und zweiten Weihnachtsfeiertag<br />
Papst PiuS XI. begeht in diesem Jahre sein<br />
5NjährigeS Priesterjubiläum. Er ist unlängst<br />
72 Jahre alt geworden. Schon rüsten<br />
rheinische Städte zu prunkvollen kirchlichen<br />
und weltlichen Feiern. Der vielgewandte<br />
Ritter von Lama hat bei Haas und<br />
Grabherr in Augsburg eine reichillustrierte<br />
Darstellung des Lebens und Wirkens des<br />
Jubilars, 490 Seiten in Ganzleinen 8 °K,<br />
herausgegeben. Eine billige Volksausgabe<br />
zu 60 ^, 48 Seiten stark, mit 48 Bil<strong>der</strong>n,<br />
zur Massenverbreitung best<strong>im</strong>mt, folgte.<br />
Wir können uns nicht versagen, aus dieser<br />
Schrift einige bezeichnende Sätze mitzuteilen.<br />
An <strong>der</strong> Spitze stehen die grotesken Worte:<br />
„O hne das Papsltu m") wüßte heute<br />
niemand mehr zu sagen, was Christentum<br />
ist. Ohne Papsttum wäre auch die von<br />
Jesus Christus gestiftete <strong>Kirche</strong> längst<br />
zerfallen, wie alles Christentum abseits von<br />
ihr sich fortgesetzt und jedem sichtbar zersetzt<br />
und auflöst. Mit dem Papsttum<br />
kennen wir, was Gottes Wille ist, weil<br />
wir mit ihm die vom Gottessohn verkündete<br />
Lehre kennen, frei vom Zweifel und Irrtum.<br />
Geführt vom Papste, wan<strong>der</strong>n<br />
wir sicheren Weges zu Gott, unserem<br />
Lebensziele." Es folgt dann <strong>der</strong> Hinweis<br />
darauf, daß jetzt Plus XI. <strong>der</strong> sei, <strong>der</strong><br />
„den zum Vater zurückgekehrten Sohn,<br />
Jesus Christus, vertrete" und daß eben<br />
4929 sich das fünfzigste Jahr vollende, seit<br />
Pius XI. das erstemal „Christum in<br />
Brotsgestalt herabrufen durfte".<br />
Man kann verstehen, daß <strong>der</strong> Ritter von<br />
Lama in so hochfestlicher St<strong>im</strong>mung sich<br />
auch auf den Pegasus schwingt. So bietet<br />
er den Festversammlungen eine Papsthymne<br />
an, die sich nicht scheut, bei zwei <strong>der</strong> herrlichsten<br />
deutschen Lie<strong>der</strong> Anleihen zu machen:<br />
Binzerö Buschenschaftslied „Wir hatten<br />
gebauet ein stattliches Haus" und Mafi-<br />
' Sperrungen vom Verfasser.<br />
wird ein Lohnzuschlag von 50 A, für Arbeiten<br />
am 1. Ostertag, Pfingst- und Weihnachtsfeiertag<br />
ein solcher von 4N0A gewahrt.<br />
Im übrigen gelten für die Zuschläge<br />
an diesem Tage die gesetzlichen Best<strong>im</strong>mungen."<br />
Ist damit nur für einen best<strong>im</strong>mten Teil<br />
des Wirtschaftslebens die gesetzliche Geltung<br />
des Karfreitags gesichert, während sie <strong>im</strong><br />
Handel und Gewerbe noch aussteht, so ist<br />
<strong>im</strong> Vorstehenden vielleicht doch ein Weg<br />
gewiesen, die Heilighaltung dieses Tages<br />
auch auf den übrigen Lebensgebieten durchzusetzen<br />
und zu erkämpfen,<br />
Dr. Vistor, Sterkrade,<br />
Papstjubiläum<br />
mannS „Ich Hab' mich ergeben mit Herz<br />
und mit Hand". Nach ihrer Melodie sollen<br />
offenbar die Strophen gesungen werden,<br />
von denen wir einige wie<strong>der</strong>geben wollen:<br />
Den Gruß laßt erschallen<br />
zum ewigen Rom,<br />
zum Herzen, das uns allen<br />
schlägt bei Sankt Peters Dom,<br />
Wir sind ihm ergeben,<br />
mit Herz und mit Hand,<br />
ihm, <strong>der</strong> ja Gut und Leben<br />
so willig setzt zum Pfand.<br />
Die Stürme laßt wehen,<br />
was hat's denn für Not?<br />
Der Fels wird doch bestehen;<br />
sein fester Grund ist Gott.<br />
Mit nicht min<strong>der</strong> beschwingter Fe<strong>der</strong> wird<br />
dann <strong>der</strong> Lebensgang Achille Rattis, wie<br />
des Papstes bürgerlicher Name lautet, dargestellt.<br />
Wir sehen den jungen tüchtigen<br />
Gelehrten in Mailand und Rom studieren,<br />
die Gipfel <strong>der</strong> Alpen ersteigen und <strong>im</strong> vatikanischen<br />
<strong>Archiv</strong> arbeiten. Wir folgen ihm<br />
nach Polen, wohin ihn die Diplomatie <strong>der</strong><br />
Kurie entsandte, und erleben seine Ernennung<br />
zum Erzbischof von Mailand und kurz<br />
darauf seine Wahl zum Nachfolger Benedikts<br />
XV. am 6, Februar 4922,<br />
Natürlich hebt R. v. Lama unter den Verlautbarungen<br />
des Papstes jene beson<strong>der</strong>s<br />
hervor, die <strong>der</strong> „wahren religiösen Einheit"<br />
gewidmet ist, „nachdem die sogenannten<br />
Weltkongresse von Lausanne und Stockholm,<br />
falsche Wege gehend, nicht jene Einheit<br />
anstrebten, die Christus wollte", und<br />
postuliert kühn: „Es gibt nur einen Weg<br />
zur Einheit, die Rückkehr zur katholischen<br />
<strong>Kirche</strong>". Wir erfahren dann Ausführliches<br />
über die Bemühungen des Papstes um den<br />
näheren und ferneren Osten, ja um alle<br />
Staaten <strong>der</strong> Erde. Für die Verfolgung<br />
<strong>der</strong> mexikanischen Katholiken werden natürlich<br />
amerikanisch-protestantische Missionsge-<br />
srllschaften verantwortlich gemacht. Eine<br />
bemerkenswerte Rechtfertigung <strong>der</strong> weltlichen<br />
Herrschaftöansprüche des<br />
Papstes bringt <strong>der</strong> Satz: „Da <strong>der</strong> Papst<br />
nicht über ein Reich von Seelen allein<br />
herrscht, die die Verbindung mit dem Leibe<br />
schon gelöst haben, son<strong>der</strong>n diese Seelen<br />
noch an den irdischen Leib gebunden sind,<br />
eS also ein Reich von Menschen ist, ist er<br />
zugleich irdischer Herrscher, und es wird<br />
ihm, abgesehen von solchen, die ihn und<br />
Christi Reich hassen, daher auch wie jedem<br />
an<strong>der</strong>en irdischen Herrscher irdische Herrschgewalt,<br />
weltliche Souveränität zuerkannt",<br />
— Es n<strong>im</strong>mt nicht Wun<strong>der</strong>, daß für Herrn<br />
von Lama „Ludendorffs Umtriebe gegen<br />
Rom insgehe<strong>im</strong> vom Ev. Bunde angestiftet"<br />
sind! — Peinlich berührt alle Freunde <strong>der</strong><br />
deutschen Einheit eine Bemerkung über<br />
„Bayerns letzten Rest von Selbständigkeit",<br />
Seile 38,<br />
Die Broschüre schließt mit einem Lobpreis<br />
des „Friedens Christi <strong>im</strong> Reiche Christi",<br />
<strong>der</strong> seinem Statthalter mit <strong>der</strong> „Stadt des<br />
Vatikans" ein IubiläumSgeschenk bereitet<br />
hat, „herrlicher als die kühnste Phantasie<br />
es sich hätte ausmalen können".<br />
In den Becher <strong>der</strong> Festfreude ist ja nun<br />
ein bitterer Tropfen durch das jüngste Redeund<br />
Briefduell zwischen Mussolini und<br />
PiuS XI. gefallen. Noch schwerer verdaulich<br />
wird <strong>der</strong> Kurie jene schwermütige<br />
Kritik <strong>der</strong> „Versöhnung" zwischen Staat<br />
und <strong>Kirche</strong> in Italien erscheinen, die <strong>der</strong><br />
„Wiener Arbeiterzeitung" aus <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong><br />
eines hochgestellten katholischen Geistlichen<br />
alter Schule in Rom zugegangen ist. Liest<br />
man doch darin das Urteil: „Die Versöhnung<br />
und mehr noch das Konkordat haben<br />
eine Gärung kaum verhüllten Mißbehagens<br />
und <strong>der</strong> Beunruhigung hervorgerufen". —<br />
Wir Protestanten werden wie<strong>der</strong>um von<br />
einem an<strong>der</strong>n Standpunkt als <strong>der</strong> Duce und<br />
<strong>der</strong> priesterliche Diplomat alten Stils die<br />
römischen Vorgänge beurteilen. Uns klingt<br />
eben, allen Schalmeien vom evangelischen<br />
Bischofsamt zum Trotz, in bewußtem<br />
Wi<strong>der</strong>spruch zu dem von <strong>der</strong> Verneuchener<br />
Konferenz weitergegebenen, gefährlichen<br />
Satz: „Wenn schon ein Papst, dann lieber<br />
ein lebendiger als ein papierner Papst"<br />
(S. 27), uns klingt unvergeßlich in den<br />
Öhren, was Luther seinen Studenten in<br />
Wittenberg zurief am Tage, nachdem sie<br />
die Bannbulle verbrannt hatten: „W o ihr<br />
nicht von ganzem Herzen des<br />
Papstes lächerlichem Reg<strong>im</strong>ent<br />
wi<strong>der</strong>sprecht, könnt ihr nicht<br />
selig werden".<br />
Alle Achtung vor einem Priester, einerlei<br />
welcher Konfession, <strong>der</strong> 50 Jahre das<br />
schwere und doch segensreiche Amt eines<br />
Seelsorgers geübt hat, wenn er nur dienen<br />
will. Trachtet die <strong>Kirche</strong> aber nach weltlicher<br />
Herrschaft, dann kvmmt es nie zum<br />
„Frieden Christi <strong>im</strong> Reiche<br />
Christ i". W. Landgrebe, Aachen.
Protestantismus und Gymnasium? Was<br />
haben sie miteinan<strong>der</strong> zu schaffen? So fragt<br />
unsere Ahnungslosigkeit. Wenn man aber<br />
nicht weiß, wohin die Fahrt geht o<strong>der</strong><br />
gehen soll, so schaut man zurück, woher<br />
man gekommen, um sich, wo man sieht, und<br />
vorwärts nach einem Weg, den man gehen<br />
kann und soll.<br />
Deutscher Protestantismus und deutsches<br />
Gymnasium gehören von Anfang her zusammen.<br />
Luther erkämpft die Freiheit des<br />
Christenmenschen, <strong>der</strong> Humanismus die<br />
Freiheit des Denkens. Reform <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
und <strong>der</strong> Schule wurzelt <strong>im</strong> Zurückgehen auf<br />
die Quellen, die Bibel und die Schriften<br />
des Altertums! MelanchthonS Bericht über<br />
die sächsische <strong>Kirche</strong>n- und Schulvisitation<br />
wird <strong>der</strong> Stiftungsbrief des humanistischen<br />
und protestantischen Gymnasiums in ganz<br />
Deutschland.<br />
Die jesuitische Gegenreformation erkennt den<br />
Vorsprung, den die humanistische Schulung<br />
dem Protestantismus <strong>im</strong> Ringen <strong>der</strong> Geister<br />
gibt und beseitigt die Inferiorität <strong>der</strong> scholastischen<br />
Schulbildung durch Nachbildung<br />
des protestantischen Gymnasiums. Diesem<br />
selbst aber ging mit <strong>der</strong> Erstarrung <strong>der</strong><br />
neuen Lehre zu neuer Orthodoxie seine<br />
Krone, die Erziehung zur geistigen Freiheit,<br />
verloren.<br />
Der zweite Humanismus in Deutschland<br />
brachte die Erneuerung des Gymnasiums.<br />
Seine Träger sind Protestanten: Her<strong>der</strong>,<br />
Lessing, Klopslock, Goethe, Schiller. Wie<br />
<strong>der</strong> erste Humanismus die mittelalterliche<br />
Scholastik, bekämpft <strong>der</strong> zweite die Unfreiheit<br />
<strong>der</strong> franzosischen Klassik. Der protestantische<br />
preußische Staat, <strong>im</strong> Geiste wie<strong>der</strong>geboren<br />
durch das Ringen um seine politische<br />
Freiheit, erneuert das Gymnasium<br />
durch Wilhelm von Humboldt, vor allem<br />
durch Betonung <strong>der</strong> griechischen Sprache<br />
und Literatur.<br />
<strong>Das</strong> Gymnasium Humboldts wird Muster<br />
<strong>der</strong> zur Universität führenden Schule nicht<br />
nur <strong>im</strong> preußischen <strong>Rheinland</strong>, auch in<br />
Bayern und an<strong>der</strong>n katholischen Gegenden.<br />
Die Konkurrenz geht nicht mehr aus vom<br />
Wettkampf <strong>der</strong> Konfessionen um die bessere<br />
Schule für die höher Gebildeten. Neben<br />
das humanistische Gymnasium, in dem<br />
Katholiken und Protestanten sich zusammenfinden,<br />
treten Realanstalten, hervorgegangen<br />
nicht aus dem Prinzip <strong>der</strong> Bildung zum<br />
innerlich freien Geistesmenschen, son<strong>der</strong>n aus<br />
dem Nützlichkeit«- und Nerufsgedanken.<br />
Wie für die evangelische <strong>Kirche</strong> ihr Schild<br />
und Schwert, das „Wort", zugleich ihn<br />
innere Gefahr bedeutet, so auch für das<br />
Gymnasium. Im Laufe des 49. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
verfiel <strong>der</strong> altsprachliche Unterricht<br />
dem PhilologiSmuS und Historismus, und<br />
Protestantismus und Gymnasium<br />
statt eines begeisterten Humanismus, eines<br />
Lebens in griechischer Geistesfreiheit, war<br />
das Ergebnis oft nur eine formale Schulung<br />
<strong>der</strong> Verstandeskräfte.<br />
Eine starke Bewegung aber ist <strong>im</strong> Gange,<br />
diese Einseitigkeit <strong>der</strong> intellektuellen Schulung<br />
zu brechen, von Kritik und gehäuftem<br />
Einzelwissen wie<strong>der</strong> zur Wertung und Zusammenschau<br />
zu kommen. Vewußt o<strong>der</strong> unbewußt<br />
beherrscht das griechische Ideal des<br />
freien und ganzen Menschen die Gebildeten<br />
unserer Zeit. Schon sprechen kühne Wortführer<br />
von dem heraufziehenden „dritten<br />
deutschen Humanismus". Die preußische<br />
Schulreform, in <strong>der</strong>en Arbeit wir mitten<br />
inne stehen, will diesen belebenden Strom<br />
in das Gymnasium leiten. Der Schwerpunkt<br />
des klassischen Unterrichts soll vom<br />
Lateinischen zum Griechischen, vom Wort<br />
zum Gedanken, vom historischen Verständnis<br />
zur Verehrung des Meisterwerkes und<br />
seines Schöpfers verlagert werden, Körperschule<br />
und Bildung des Kunstsinns nach<br />
griechischem Vorbild <strong>im</strong> Bunde mit wissenschaftlichem<br />
Denken und Steigerung <strong>der</strong><br />
sittlichen Selbstverantwortlichkeit ein neues<br />
volles und schönes deutsches Menschentum<br />
erzielen.<br />
Nie hat <strong>der</strong> Humanismus, das ist die bewußte<br />
Durchdringung mit dem griechischen<br />
Menschheit«- und Bildungsideal, einer Zeit<br />
mehr not getan als unserem von Wirtschaft<br />
und Technik überwältigtem Geschlecht. Nie<br />
hat das Gymnasium dem deutschen Volke<br />
und seiner Jugend so viel geben können wie<br />
heute, wo in ihm die Verschmelzung des<br />
deutschen, hellenischen und christlichen Idealismus<br />
sich verwirklicht wie nie zuvor.<br />
Und wie steht in dieser Schicksalsstunde und<br />
Zeitwende <strong>der</strong> Protestantismus zu <strong>der</strong> aus<br />
seinem Geiste geschaffenen Schule, dem<br />
humanistischen Gymnasium? Er wendet<br />
ihm den Rücken! Ahnungslos lost er sich<br />
von einer starken Wurzel seiner Kraft, dem<br />
Humanismus und Idealismus. Er ahnt<br />
nicht, welche Bedeutung dieser Kraft als<br />
Gegenströmung gegen den scheinbar allein<br />
herrschenden Zeitgeist zukommt.<br />
Was ist dieser Geist <strong>der</strong> Zeit? „Wirtschaft"<br />
heißt sein Name, und er beherrscht<br />
Leben und Denken unseres Volkes wie<br />
aller <strong>der</strong>er, die sich Kulturvölker nennen.<br />
Keine Berufsarbeit gilt mehr an sich als<br />
wertvoll, weil sie innere Befriedigung gibt<br />
und <strong>der</strong> Menschheit dient, son<strong>der</strong>n sie dient<br />
dem Erwerb, <strong>der</strong> Erwerb dem Genuß<br />
äußerer Güter. Was erwartet und will<br />
wirtschaftliches Denken von <strong>der</strong> Schulbildung?<br />
Sie soll Kenntnisse und Fertigkeiten<br />
schaffen, die man in Handel und<br />
Industrie zum Geldverdienen verwerten<br />
kann. Die Wirtschaft braucht gelernte<br />
Arbeiter. „Die Schulen des Unternehmertums"<br />
nennt daher <strong>der</strong> Kulturhistoriker<br />
Lamprecht die Realanstalten. <strong>Das</strong> ist kein<br />
Werturteil. Sie sind nützlich, weil sie notwendig<br />
sind. Sie besitzen seit <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />
die volle Gleichberechtigung<br />
mit den Gymnasien hinsichtlich <strong>der</strong><br />
Zulassung zum Universitatsstudium. Sie<br />
gehen hin und ihre Zahl n<strong>im</strong>mt zu, die<br />
Gymnasien nehmen ab — allerdings mehr<br />
in <strong>der</strong> Gesamtschülerzahl, die bei den Realanstallen<br />
nur durch die unteren Klassen<br />
so riesig wird. Von den Abiturienten<br />
sind <strong>im</strong>mer noch die Hälfte Gymnasiasten!<br />
Woher aber sind die N!änner gekommen,<br />
<strong>der</strong>en Unternehmergeist die wissenschaftliche<br />
Forschung und die technische Erfin<strong>der</strong>gabe<br />
in den Dienst <strong>der</strong> deutschen<br />
Volkswirtschaft zu stellen wußte? Oswald<br />
Spengler, <strong>der</strong> Verfasser des „Untergangs<br />
des Abendlandes" gibt die Antwort: „Aus<br />
dem Gymnasium stammt die geistige<br />
Disziplin, die organisatorische Tüchtigkeit<br />
und die Erfolge <strong>der</strong> Technik". <strong>Das</strong> ob<br />
seiner Einseitigkeit gescholtene „alte" Gymnasium<br />
ist also keine Fachschule für Theologen<br />
und Philologen gewesen, sonde' i, hat<br />
Führer für alle Gebiete des Lebens geschult.<br />
Kann das „neue", soviel echter „humanistische",<br />
es etwa nicht mehr? Die großen<br />
Männer <strong>der</strong> Wirtschaft denken an<strong>der</strong>s.<br />
Walther Rathenau schrieb 491')<br />
(„<strong>Das</strong> Gymnasium und die neue Zeit",<br />
Teubner). „Ein wenig oberflächliche Kennt»<br />
nis <strong>der</strong> Exper<strong>im</strong>entalphysik läßt sich nachholen;<br />
Enge des Geistes und Gemütes bleibt<br />
und verengert nicht nur das Dafein, son<strong>der</strong>n<br />
auch die berufliche Fassungskraft, Erfindungskraft<br />
und Schaffensfreiheit" . . .<br />
„Läge die Entscheidung ausschließlich in<br />
den Händen Gebildeter — wie es wohl<br />
sein sollte; denn über Musikschulen würde<br />
man schwerlich Unmusikalische urteilen lassen<br />
— so gäbe eS keine Gefahr für die<br />
humanistische Bildung". Die Zahl <strong>der</strong> Dozenten<br />
technischer Hochschulen, die gymnasiale<br />
Vorbildung bei ihren Schülern hochschätzen,<br />
isl zu groß, um hier auch nur<br />
eine Auswahl ihrer Aeußerungen zu geben.<br />
UebrigenS ist jetzt <strong>der</strong> Unterschied auch <strong>im</strong><br />
mathematischen Wissen zwischen Realgymnasium<br />
und Gymnasium nicht <strong>der</strong> Rede<br />
wert: 33 Wochensiunden gegenüber 36.<br />
Und die praktischen Hamburger Großkaufleute<br />
schicken ihre Söhne <strong>im</strong>mer noch auf<br />
die „Gelehrlenschule", weil sich die Erlernung<br />
mo<strong>der</strong>ner Sprachen auf <strong>der</strong> Grundlage<br />
des Lateinischen rasch und leicht <strong>im</strong><br />
Auslande nachholen lasse, die Denkschulung<br />
nicht.<br />
Aber ob humanistisches, neusprachlicheS<br />
o<strong>der</strong> naturwissenschaftliches Gymnasium,<br />
435
das ist nicht entscheidend über Wert und<br />
Bedeutung einer höheren Schule. Man<br />
kann auf je<strong>der</strong> Art <strong>der</strong> höheren Schule<br />
wackre Deutsche und tüchtige Männer für<br />
Wissenschaft und Leben erziehen. Kein<br />
Humanist bestreitet das, während das<br />
Gymnasium als „unzeitgemäß" weiter angegriffen<br />
wird. Die Scheidungslinie ist<br />
heute eine an<strong>der</strong>e: die einen Schulen sehen<br />
ihre Aufgabe und ihren Ruhm in <strong>der</strong> Ausstattung<br />
einer möglichst großen Masse mit<br />
Berechtigungsscheinen, wie sie Behörden,<br />
Wirtschaft, Berufsorganisationen in einem<br />
chinesisch unvernünftigen Maße verlangen,<br />
um den Zuzug einzuschränken. Der Erfolg<br />
ist schl<strong>im</strong>m: schon gilt das Reifezeugnis nicht<br />
mehr als früher das „Einjährige"! Die<br />
Masse drückt die Qualität herab. Es gibt<br />
auch Gymnasien, die den Wettbewerb um<br />
die Zahl durch Herabsetzung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
mitmachen. Und doch haben alle<br />
höheren Schulen die Pflicht <strong>der</strong> Auslese<br />
gegen die Jugend. „Eine leichte Schule ist<br />
ein Verbrechen an <strong>der</strong> Nation" — das<br />
sagte ein Russe! — „Aber die Not <strong>der</strong><br />
Zeit verlangt eine leichte Schule", sagen<br />
die Eltern, die für ihre Söhne und Töchter<br />
die Versorgungsscheine haben wollen. Und<br />
das Gymnasium kann und darf keine<br />
„leichte" Schule sein. „<strong>Das</strong> mußt du in <strong>der</strong><br />
Jugend leiden, daß dich die Schule tüchtig<br />
weckt: die alten Sprachen sind die Scheiden,<br />
darin das Messer des Geistes steckt".<br />
<strong>Das</strong> ist ein Luther- und Goethewort. Und<br />
da begibt sich etwas Bemerkenswertes, Die<br />
preußische Schulreform wollte das Realgymnasium<br />
zu einem neusprachlichen Gymnasium<br />
machen und das Lateinische aus <strong>der</strong><br />
Oberstufe entfernen. Die Vertreter dieses<br />
„Anstaltstyps" wehrten sich aufs äußerste<br />
gegen diese Erleichterung, und behaupteten<br />
das Latein als kostbaren Besitz. Die Studienanstalten<br />
<strong>der</strong> Mädchen haben es, die<br />
„lateinlosen" Oberrealschulen erstreben es<br />
als wahlfreies Fach für die Oberstufe und<br />
haben die Stundenzahl dafür um 50 v. H.<br />
erhöht! Haben sie sich zur humanistischen<br />
Auffassung vom Bildungswert <strong>der</strong> alten<br />
Sprachen bekehrt? Nein, für sie handelt<br />
es sich um den Nutzen des Lateinischen,<br />
d. h. seine wissenschaftliche Notwendigkeit<br />
für jedes geisteswissenschaftliche Studium,<br />
und um die „Berechtigungen" dazu. Denn<br />
das humanistische Gymnasium ist eben doch<br />
die einzige Anstalt, die zu jedem Hochschulstudium<br />
ohne Ergänzungsprüfung „berechtigt".<br />
Also Latein, weil man es um<br />
des künftigen Berufes willen nicht entbehren<br />
kann.<br />
Aber Griechisch?! Was gehen uns<br />
die „ollen" Griechen an? Ist nicht die<br />
Kenntnis eines Bahnhofes für den heutigen<br />
Kulturmenschen wichtiger als das Verständnis<br />
von Homer und Plato? Der Humanist<br />
sagt: „Unsere ganze Kultur, unsere christliche<br />
Religion, Philosophie, bildende Kunst,<br />
Dichtung, Staatslehre, alle unsere Wissen-<br />
schaft wurzelt doch in den Leistungen <strong>der</strong><br />
Griechen und hat sich an ihnen seit fast<br />
einem halben Jahrtausend wie<strong>der</strong> emporgerichtet".<br />
Man erwi<strong>der</strong>t ihm — falls er<br />
«S nicht mit einem völlig Unwissenden zu<br />
tun hat —: „<strong>Das</strong> ist nicht zu leugnen,<br />
aber zur Kulturübermittlung brauchen wir<br />
doch die Sprache nicht. Uebersetzungen<br />
tun es auch; die Bibel und <strong>der</strong> Shakespeare<br />
sind doch deutsche Bücher geworden", Freilich:<br />
sie sind eben Ersatz. Was Ersatz für<br />
die echte Ware bedeutet, sollte eigentlich seit<br />
dem Hungerkriege jedem Deutschen einleuchtend<br />
sein. Man wird aber einen Menschen,<br />
dem Gips und Marmor keinen Unterschied<br />
machen, nicht über Plastik urteilen lassen<br />
und einem Menschen ohne Gefühl für die<br />
Einmaligkeit und den unersetzlichen Eigenwert<br />
einer Sprache <strong>der</strong>en Schönheit so<br />
wenig verständlich machen können, wie<br />
einem Unmusikalischen eine Symphonie,<br />
Der Wert des griechischen Unterrichtes liegt<br />
ebensosehr in dem Studium <strong>der</strong> Sprache<br />
wie in dem Gedankengehalt <strong>der</strong> unsterblichen<br />
Meisterwerke. <strong>Das</strong> Griechische ist die vollkommenste<br />
Sprache unseres Kulturkreises,<br />
die Beschäftigung mit ihr die abwechslungsreichste<br />
Uebung des gesamten Menschengeistes,<br />
des Verstandes, wie des Gefühls,<br />
<strong>der</strong> seelischen Einfühlung, wie des Geschmackes.<br />
Wäre es nur um des beruflichen<br />
Nutzens willen Lehrgegenstand, so<br />
inüßte es verschwinden. Aber das Gymnasium<br />
ist die Schule des Humanismus,<br />
des freien, höheren Menschentums in deutscher<br />
Prägung, die <strong>der</strong> griechischen Menschheit<br />
nächst verwandt ist — niemals jedoch<br />
eine Fachschule für Philologen und Theologen!<br />
Diesem Fachzweck suchen es einige<br />
Real gymnasien dienstbar zu machen, indem<br />
sie zu <strong>der</strong> Ueberfülle ihrer Lehrfächer<br />
noch ein — zweistündiges! — wahlfreies<br />
Griechisch für die Oberklassen hinzufügen.<br />
Es muß also doch wohl trotz Vorhandenseins<br />
von humanistischen Gymnasien am<br />
selben Ort genügend „Bedürfnis" nach<br />
griechischem Unterricht auch an Realgymnasien<br />
vorliegen! Man möchte die griechischen<br />
„Ergänzungsprüfungen" an die Schule<br />
bekommen wie die Oberrealschule die lateinischen.<br />
Bei dieser ist nun amtlich anerkannt,<br />
daß <strong>der</strong> zweistündige Unterricht nicht<br />
befriedigt.<br />
Anscheinend zunächst aus dem Verlangen<br />
nach <strong>der</strong> besten Berufs Vorbildung<br />
für ihre Geistlichen setzt sich auch die<br />
Wissen und Tun!<br />
römische <strong>Kirche</strong> überall für das Gymnasium<br />
ein. <strong>Das</strong> Lateinische ist ja ihre internationale<br />
Sprache, die in amtlichen Schriftstücken<br />
meisterhaft, wie eine lebende<br />
Sprache gehandhabt wird. Die Uebung,<br />
nicht bloß <strong>im</strong> Verstehen, son<strong>der</strong>n <strong>im</strong> Gebrauch<br />
dieser Sprache för<strong>der</strong>t die Denkschärfe<br />
und Auedrucksfähigkeit des künftigen<br />
Geistlichen und wird daher in dessen<br />
weiteren Ausbildung gepflegt, weil <strong>der</strong> lateinische<br />
Unterricht auf dem Gymnasium<br />
wesentlich kulturkundlich geworden ist.<br />
Aber <strong>der</strong> führende Klerus hat doch<br />
höhere Ziele ^6 die geeignete Vorbildung<br />
für seinen Nachwuchs, Bis über den Kulturkampf<br />
hinaus galt <strong>der</strong> katholische Volksteil<br />
für rückständig auf dem Gebiete des<br />
ganzen Geisteslebens. Diese schmerzlich<br />
empfundene „Inferioritat" (Unterlegenheit)<br />
in Gleichwertigkeit mit <strong>der</strong> Wissenschaft<br />
und dem Schrifttum des Protestantismus<br />
zu verwandeln, war ein schönes Ziel.<br />
Gibt es für einen Deutschen einen erfreulicheren<br />
Anblick, als wenn die Weltanschauungsgruppen,<br />
in die sein Volk zersällt, in<br />
redlichem Wettbewerb mit den Mitteln <strong>der</strong><br />
Geistesbildung, nicht mit Knüppel o<strong>der</strong><br />
Säbel sich zu behaupten und durchzusetzen<br />
suchen? Hier ist in wenigen Jahrzehnten<br />
eine bewun<strong>der</strong>nswerte Leistung vollbracht<br />
worden. Der Erfolg spornt dazu an, das<br />
Ziel noch höher zu stecken, und die erreichte<br />
Gleichwertigkeit in Ueberlegenheit zu verwandeln.<br />
Als das sicherste Mittel zu diesem<br />
Zwecke erscheint es den weitblickenden<br />
Führern, wenn die katholische Jugend in<br />
möglichst großer Zahl diejenige höhere<br />
Schule besucht, <strong>der</strong>en Ausbildung nach<br />
ihrer Ueberzeugung eine Ueberlegenheit in<br />
den Geisteswissenschaften verleiht, das humanistische<br />
Gymnasium. Wenn sich die<br />
Protestanten in <strong>im</strong>mer größerer Zahl <strong>der</strong><br />
„Zivilisation", <strong>der</strong> Technik und dem Erwerbsleben<br />
zuwenden und aus dem Grunde<br />
<strong>der</strong> geeignetsten o<strong>der</strong> leichtesten Vorbereitung<br />
hierzu für ihre Söhne die Realanstalten<br />
bevorzugen, so muß bei gegenteiligem<br />
Verhalten <strong>der</strong> Katholiken das Angebot von<br />
katholischen Kräften auf dem Gebiete <strong>der</strong><br />
Kulturaufgaben, <strong>der</strong> Wissenschaft, <strong>der</strong><br />
Schule, <strong>der</strong> Rechtspflege, <strong>der</strong> Verwaltung<br />
über den Anteil an <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>im</strong><br />
Verhältnis hinausgehen und in Verbindung<br />
init <strong>der</strong> politischen Machtstellung des Zentrums<br />
die kulturelle „Parität" in eine<br />
Wenn viele« Wissen die Leute brav machen würde, so wären ja eure Anwälte, eure<br />
Vögte und Richter, mit Respekt zu melden, <strong>im</strong>mer die Vraosten ... Es ist zwischen<br />
Wissen und Tun ein h<strong>im</strong>melweiter Unterschied. Wer au« dem Wissen allein sein<br />
Handwerk macht, <strong>der</strong> hat wahrlich groß achtzugeben, daß er da« Tun nicht verlerne.<br />
Pestalozzi.
führende und herrschende „Supcriorität"<br />
verwandeln. Es ist selbstverständlich, daß<br />
>ede Gegenreformation auf dieses Ziel ausgeht.<br />
Die Wie<strong>der</strong>gewinnung <strong>der</strong> Protestanten<br />
und Ungläubigen ist nicht die nächste Aufgabe,<br />
son<strong>der</strong>n wichtiger ist die Selbstbehauptung<br />
durch Abson<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Katholiken,<br />
Dazu dient das Vereinswesen aller<br />
Art, Auf dem Gebiete <strong>der</strong> Erziehung ist<br />
das Ideal die konfessionelle Schule vom<br />
Kin<strong>der</strong>garten bis zur Hochschule. Man<br />
wird anerkennen können, daß eine konfessionelle<br />
Schule, wegen <strong>der</strong> Gleichartigkeit in<br />
<strong>der</strong> Weltanschauung, einen gewissen Vorzug<br />
für die Erziehung des einzelnen zu dieser<br />
Weltanschauungsgemeinschllft besitzt und<br />
dem Lehrer die Aufgabe erleichtert. Aber<br />
das Notwendigste ist für uns Deutsche die<br />
Erziehung zur Volksgemeinschaft. Innerhalb<br />
dieser müssen die verschiedenen Anschauungen<br />
sich frühzeitig kennen lernen, um<br />
Mißtrauen und Mißachtung zu verhüten<br />
und die weltanschaulich Entfremdeten dahin<br />
zu bringen, daß, wenn sie sich schon<br />
nicht lieben können, sie wenigstens einan<strong>der</strong><br />
gelten lassen. <strong>Das</strong> ist <strong>der</strong> Hauptgrund, aus<br />
dem es zu bedauern wäre — für das ganze<br />
deutsche Volk, nicht bloß die <strong>Evangelische</strong>n<br />
— wenn das humanistische Gymnasium<br />
durch die Vorliebe <strong>der</strong> Katholiken und die<br />
Gleichgültigkeit <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n zur Konfessionsschule<br />
würde. Die Wandlung ist am<br />
ehesten zu erkennen am Wechsel in <strong>der</strong><br />
Leitung <strong>der</strong> Gymnasialanstalten, <strong>der</strong><br />
sich auf Grund verschiedenartig gedeuteter<br />
„Parität" mit großer Schnelligkeit vollzieht.<br />
Im Jahre 4944 hatten von «0<br />
Gymnasialanstalten <strong>der</strong> Rheinprovinz 20<br />
einen evangelischen Direktor, also 33'/z<br />
v. H,, <strong>im</strong> Jahre 4928 von SS noch 42,<br />
also 48,4 v. H. Nachdem durch die Bevorzugung<br />
<strong>der</strong> Realanstalten die evangelischen<br />
Eltern diese Verschiebung verursacht<br />
haben, sehen sie wie<strong>der</strong> in ihr einen Grund,<br />
ihre Söhne nicht auf die katholisierten<br />
Gymnasien zu schicken. Man war auf<br />
evangelischer Seite naiv genug, in Satzungen<br />
o<strong>der</strong> ministeriellen Versprechungen eine<br />
Sicherung <strong>der</strong> bisherigen Leitung zu erblicken.<br />
Aber was als Recht gelten soll,<br />
setzt <strong>der</strong> fest, <strong>der</strong> die Macht hat. Und die<br />
Macht in <strong>der</strong> höheren Schule hängt zur<br />
Zeit von <strong>der</strong> Kopfzahl <strong>der</strong> Schüler ab.<br />
Wie erklärt es sich aber, daß die evangelische<br />
Bevölkerung sich vom humanistischen<br />
Glücklich werden!<br />
Gymnasium zurückzieht, während die katholische<br />
eine so starke Vorliebe bezeigt? In<br />
Bayern n<strong>im</strong>mt die gymnasiale Schülerschaft<br />
am stärksten zu; auch in Preußen<br />
ist <strong>der</strong> Bestand des Gymnasiums, trotz Eingehens<br />
einzelner Anstalten, nicht gefährdet.<br />
Gefährdet aber ist <strong>der</strong> Anteil des Protestantismus<br />
an <strong>der</strong> Schöpfung Melanchthous<br />
und Humboldts durch die Verschiebung<br />
<strong>der</strong> Schülerzahl zugunsten des Katholizismus.<br />
Ist bei Protestanten das Streben,<br />
nichts zu lernen, was man nicht unmittelbar<br />
auf dem Markt des Lebens in<br />
Münze umsetzen kann, so viel stärker?<br />
A<strong>der</strong> hängt beson<strong>der</strong>e Eignung und Neigung<br />
zur Technik von <strong>der</strong> Konfession ab?<br />
Daö ist doch barer Unsinn. Ein wesentlicher<br />
Grund scheint mir in <strong>der</strong> evangelischen<br />
Familie zu liegen. Der Mittelstand wird<br />
<strong>im</strong>mer kin<strong>der</strong>ärmer. Dazu wirken wirtschaftliche<br />
Not, Wohnungselend und das<br />
Verlangen nach „Lebensgenuß" zusammen.<br />
Die Eltern wollen es bequem haben, und<br />
die Kin<strong>der</strong> „sollen es nicht so schwer haben,<br />
wie wir es gehabt haben". Darum möglichst<br />
wenig Kin<strong>der</strong> und für diese eine<br />
Schule, die es ihnen leicht macht, bald an<br />
den Erwerb <strong>der</strong> Güter und Genüsse zu gelangen,<br />
welche die Eltern schmerzlich entbehren.<br />
Es fehlt die starke Gegenwirkung<br />
gegen Beschränkung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>zahl und damit<br />
auch gegen Verzärtelung und Verziehung<br />
<strong>der</strong> ein o<strong>der</strong> zwei Kin<strong>der</strong>, welche<br />
die katholische <strong>Kirche</strong> fertig bringt.<br />
Die Agitation <strong>der</strong> Realschulvereine ist<br />
kräftig und dadurch doppelt begünstigt, daß<br />
sie bei ihrem Ziel, <strong>der</strong> Beseitigung des<br />
Gymnasiums, <strong>im</strong> Angriff ist, während, wie<br />
gesagt, kein Gymnasialmann ihren Bestand<br />
anzutasten auch nur träumt, und daß ihre<br />
Selbstempfehlung sich mit den starken<br />
Mächten des „Nutzens" und <strong>der</strong> Zivilisation<br />
des Zeitalters verbündet. Auf <strong>der</strong><br />
katholischen Seite findet diese Werbung ein<br />
starkes Gegengewicht in <strong>der</strong> Stellungnahme<br />
<strong>der</strong> Geistlichen für daö humanistische Gymnasium.<br />
Es fällt ihnen natürlich so wenig<br />
wie sonst einem Zeitgenossen ein, die Realanstalten<br />
zu bekämpfen. Diese, mit ihren<br />
Schülermassen, werden auch nicht <strong>im</strong><br />
mindesten gefährdet, wenn ihnen so viel<br />
Schüler entzogen werden, als zur Erhaltung<br />
eines Gymnasiums o<strong>der</strong> zur Verschiebung<br />
des konfessionellen Verhältnisses an<br />
ihm erfor<strong>der</strong>lich sind. Es ist aber auch nicht<br />
so, daß <strong>der</strong> katholische Arbeiter, Handwer-<br />
Wenn es nichts als Arbeit und Verdienst brauchte, die Armen glücklich zu machen,<br />
so würde bald geholfen sein. Aber das ist nicht so. Bei Reichen und bei Armen<br />
muß das Herz in Ordnung sein, wenn sie glücklich sein sollen. Und zu diesem Zwecke<br />
kommen die weit mehreren Menschen eher durch Not und Sorgen als durch Ruhe<br />
und Freuden. Pestalozzi.<br />
ker o<strong>der</strong> Beamte sich <strong>der</strong> Unterschiede <strong>im</strong><br />
Wesen <strong>der</strong> verschiedenen höheren Schulen<br />
auf Grund seiner Konfession bewußt sei.<br />
<strong>Das</strong> anzunehmen, wäre ebenfalls barer<br />
Unsinn. Aber das Urteil und die Entscheidung<br />
<strong>der</strong> Eltern und <strong>der</strong> Grundschullehrer<br />
wird beeinflußt durch den Geistlichen, wobei<br />
es vielfach gar keiner Einwirkung von<br />
Person zu Person bedürfen wird. Rühmenswert<br />
ist, waö Kapläne und Pfarrer an unentgeltlicher<br />
Vorbereitung von Volksschülern,<br />
beson<strong>der</strong>s auf dem Lande, leisten.<br />
Aber vorbereitet wird von ihnen nur für<br />
dag Gymnasium.<br />
Auf <strong>der</strong> protestantischen Seite gibt es keine<br />
Vereine, die den Besuch <strong>der</strong> höheren Schule<br />
und <strong>der</strong> Hochschule för<strong>der</strong>n und dadurch<br />
auch die Wahl <strong>der</strong> Schule und <strong>der</strong>en konfessionelle<br />
Verhältnisse beeinflussen. Es<br />
fehlt vor allem noch gänzlich die Erkenntnis<br />
<strong>der</strong> Lage des Gymnasiums, ganz beson<strong>der</strong>s<br />
<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>. Es fehlt das Verständnis<br />
dafür, daß <strong>der</strong> Untergang des Gymnasiums<br />
einen unermeßlichen Verlust für das deutsche<br />
Geistesleben, sein Uebergang wesentlich in<br />
katholische Hände eine Schädigung des<br />
Protestantismus und seiner Geltung <strong>im</strong><br />
deutschen Volks- und Staatsleben bedeuten<br />
würde. Es gibt zahllose Eltern, denen es<br />
an sich gleich ist, ob sie ihren Sohn auf<br />
ein Gymnasium o<strong>der</strong> Realgymnasium<br />
schicken. In <strong>der</strong> Kleinstadt hat man keine<br />
Wahl, in <strong>der</strong> Großstadt <strong>im</strong>mer noch die<br />
Möglichkeit späteren Wechsels von <strong>der</strong><br />
einen zur an<strong>der</strong>n Anstaltsart, Gibt man<br />
ihnen also einen Hinweis, daß mit Zuführung<br />
zu einer best<strong>im</strong>mten Schule zugleich<br />
<strong>der</strong> evangelischen Sache gedient sei,<br />
so kann das bei bewußt evangelischen Eltern<br />
den Ausschlag für die Schulwahl<br />
geben. Wer kann solche Hinweise geben? Die<br />
Geistlichen und die Lehrer müssen sich durch<br />
das katholische Vorbild nicht beschämen lassen.<br />
Sie müssen sich selber über das Problem<br />
unterrichten, um fähig zu sein. Suchende<br />
zu beraten. Die evangelischen <strong>Kirche</strong>n haben<br />
alle Veranlassung, für einen wissenschaftlich<br />
hochstehenden Nachwuchs an Pfarrern<br />
und Religionslehrern für die höheren<br />
Schulen zu sorgen. Dazu gehört als<br />
Grundlage die Kenntnis <strong>der</strong> Originalsprachen<br />
<strong>der</strong> Quellen unserer religiösen und<br />
philosophischen Stellung, vor allem des<br />
Griechischen. Aber wichtiger als dieses Berufsinteresse<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nbeamten, so entscheidend<br />
es für die Führerschaft in <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> und <strong>im</strong> Geistesleben ist, scheint mir<br />
die soziale Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, begabten<br />
Söhnen aus dem Volke den Aufstieg zur<br />
Führerstellung in allen Berufen zu ermöglichen.<br />
Sollen wir die glänzenden Leistungen<br />
<strong>der</strong> römischen <strong>Kirche</strong> auf diesem Gebiet<br />
nur rühmen o<strong>der</strong> gar mit ohnmächtigem<br />
Neid betrachten? O<strong>der</strong> sollen wir Versäumtes<br />
nachzuholen suchen, ehe es zu spät ist<br />
für Gymnasium wie Protestantismus?<br />
Dr. Max Wiesenthal, Duisburg
<strong>Evangelische</strong>r Volksbildungsdienst für <strong>Rheinland</strong><br />
Rheinische evangelische Büchereiarbeit / Film und Lichtbild / Jugend- und Laienspiel / <strong>Evangelische</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft für Rundfunk in <strong>Rheinland</strong> und Westfalen / Volksbildung und ihre Grenzgebiete<br />
Eine Gemeindesingewoche<br />
Angeregt durch einen Artikel <strong>im</strong> „<strong>Evangelische</strong>n mitsang. So sind in dieser einen Woche folgende<br />
Deutschland" vom 11. November 1»28 „Von Choräle von <strong>der</strong> Gemeinde eingeübt worden: 166<br />
neuen Wegen", in dem von einem ähnlichen (»a« Glaubenslied), 2 (Tedeum), 281, 119, 175,<br />
Versuch in einer württembergischen Gemeinde 441, 22», 363, 473, 171, 270, 47«, 181, 375,<br />
berichtet war, veranstaltete die evangelische Ge- 174, 378, 474. Dabei wurden die wichtigsten<br />
meinde Essen-Rüttenscheid in <strong>der</strong> Woche vom und schwierigsten Lie<strong>der</strong> an jedem Abend wie<strong>der</strong>-<br />
29. April bi« 5. Mai 192» eine Gemeindeholt.singewoche unter Leitung ihre« hauptamt- Abgeschlossen wurde die Singewoche durch eine»<br />
lichen Organisten, Herrn Dr. Czach. Der erst- Kantatenabend de« <strong>Kirche</strong>nchores <strong>der</strong><br />
malige Versuch ist nach dem einst<strong>im</strong>migen Urteil unter Instrumentalbegleitung h^ beiden Nach-<br />
<strong>der</strong> Gemeinde selbst und berufener Fachleute gut kantaten „Was mein Gott will, das gescheh<br />
gelungen und wird zu weiteren Fortsetzungen allzeit" und „Wachet auf, ruft uns die St<strong>im</strong>me"<br />
führen. Schon vorher hatten wir an jedem ersten vor einer überfüllten <strong>Kirche</strong> zum Vortrag brachte:<br />
Samstag <strong>im</strong> Monat <strong>im</strong> Anschluß an dieferner<br />
durch einen beson<strong>der</strong>en Choralgot-<br />
Wochenendandachten eine Gemeindesingestunde. tesdienst bei dem sämtliche Chöre <strong>der</strong> Ge-<br />
Aber da <strong>im</strong>mer ein Zwischenraum von vier meinde zusammengefaßt mitwirkten und einige<br />
Wochen dazwischen lag, brachte sie nicht den ge- vierst<strong>im</strong>mige Choräle darboten und die Gewünschten<br />
Erfolg, Um so größer war <strong>der</strong> Ermeinde sich selber zur Freude einen Teil <strong>der</strong> in<br />
folg, den uns die zusammenhängende Singe- <strong>der</strong> Woche geübten Melodien sang. Der Got.<br />
woche brachte. Da wir wünschen, daß auch te « d ! enst nahm folgenden Verlauf:<br />
an<strong>der</strong>e rheinische Gemeinden einen ähnlichen Alle Chöre: Komm Heiliger Geist, Herre Gott.<br />
Versuch machen, teilen wir mit, wie diese Ge- Lied 151, Vers 1—3.<br />
meindesingewoche aufgezogen war.<br />
Eingangsspruch.<br />
Sie sollte <strong>der</strong> Bereicherung, Vertiefung und Verlnnerlichung<br />
des in unserer Gemeinde an und für sich<br />
Gemeinde: Lied 11, Vers 1 und 11.<br />
schon guten Gemeindegesanges durch Einüben un- Nußwort.<br />
bekannter, wertvoller Choräle und Melodien unsres Gemeinde: Lied 239, Vers 1—3.<br />
Gesangbuche« dienen. Bevorzugt wurden solche Gnadenwort.<br />
au« <strong>der</strong> reformatorischen Zeit, vor allem Luther- Gemeinde: Lied 3, Vers 1 und 2,<br />
lie<strong>der</strong> mit ihren herben und kräftigen Melodien.<br />
An jedem Abend <strong>der</strong> Woche fand um 8 Uhr<br />
eine solche Eingestünde statt, in einer Dauer von<br />
etwa einundeinoiertel Stunde. Für jeden Abend<br />
war ein beson<strong>der</strong>er Lie<strong>der</strong>plan <strong>im</strong> oorau« aufgestellt,<br />
<strong>der</strong> genau eingehalten werden konnte.<br />
Jedesmal war eine an<strong>der</strong>e Gruppe Gemeindevereine<br />
gebeten worden, die die ihnen vorher<br />
mitgeteilten Choräle in ihren Vereinsstunden<br />
Schriftverlesung au« dem Alten Testament,<br />
Alle Chöre: Lied 1», Ver« 1, 3, 4. „O daß ich<br />
tausend Zungen hätte".<br />
Schriftoerlesung aus dem bleuen Testament.<br />
Glaubenslied 16«, Vers 1—3.<br />
Lutherwort über die Bedeutung de« <strong>Kirche</strong>ngesänge«.<br />
Gemeinde: Lied 281, Vers 1—3.<br />
kurz durchgesungen hatten und so die Führung Ansprache über Psalm 45, Ver« 2.<br />
de« Gemeindegesange« übernehmen konnten.<br />
So waren an einem Abend sämtliche Iugendgruppen,<br />
an einem zweiten sämtliche Frauenoereine,<br />
am dritten Abend <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nchor und am vierten<br />
und fünften Abend an<strong>der</strong>e Chöre <strong>der</strong> Gemeinde<br />
zugezogen. Zu diesen kamen die übrigen<br />
Gemeindeglie<strong>der</strong>, welche mit großer innerer Anteilnahme<br />
zum großen Teil an jedem Abend<br />
wie<strong>der</strong>kamen. Eröffnet wurde je<strong>der</strong> Abend mit<br />
Gemeinde und Chöre <strong>im</strong> Wechselgesaug: Lied 21:<br />
„Gott ist mein Lied".<br />
Alle Chöre: Ver« 1 und 2.<br />
Alle Frauen: Ver« 3.<br />
Alle Männer: Ver« 4.<br />
Alle Frauen: Ver« 10,<br />
Alle Männer: Vers 11.<br />
Die ganze Gemeinde: Ver« 12 und 14.<br />
einem bekannten Choral unter Orgelbegleitung, Alle Chöre: Ver« 15.<br />
Eingangsspruch, Gebet und Schriftverlesung<br />
durch einen Pfarrer, dann folgte die eigentliche<br />
Singestunde, die wie<strong>der</strong> mit Gebet und einem<br />
bekannten Abendlied mit Orgelbegleitung abgeschlossen<br />
wurde. In <strong>der</strong> eigentlichen Singestunde<br />
Gebet: Unser Vater.<br />
wurde kein Instrument benutzt. Von<br />
einem Lesepult <strong>im</strong> Altarraum <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> au«<br />
gab <strong>der</strong> Leiter, Dr. Czach, eine kurze Erklärung<br />
de« betreffenden Liede«, wie« auf die<br />
Schönheit und Eigenart seiner Melodie hin, ließ<br />
die Melodie zunächst durch einen kleinen Chor<br />
vorsingen, <strong>im</strong> Summton die Gemeinde wie<strong>der</strong>holen,<br />
und dann zum Teil <strong>im</strong> Wechsel mit den<br />
Chören die Melodie einige Male richtig durchsingen.<br />
Es war überraschend, wie schnell und<br />
leicht die Gemeinde auf diese Weise auf die zum<br />
Teil schwierigen und ihr oft ganz unbekannten<br />
Melodien einging und sie frisch und lebendig<br />
Im folgenden will ich keine festen Richtlinien<br />
aufstellen, die in jedem einzelnen Fall und unumstößlich<br />
richtig sind. Da« Ganze ist al« Anregung<br />
gedacht, dargeboten au« <strong>der</strong> praktischen<br />
Erfahrung unserer Bücherei <strong>im</strong> 13. Pfarrbezirk<br />
Essen-Altstadt.<br />
138<br />
Gemeinde: Den» dein ist das Reich usw.<br />
Chöre und Gemeinde: Da« Tedeum Lied 2, Ver«<br />
1 und 5, (Täglich, Herr Gott, wir loben<br />
dich.)<br />
Chor 1 alle Chöre mit Posaunenbegleitung,<br />
Chor 2 die Gemeinde mit Orgelbegleitung.<br />
Segen.<br />
Nicht unerwähnt soll bleiben, daß Versuche auch<br />
<strong>im</strong> polyrhythmischen Singen gemacht wurden<br />
und daß auch hierbei die Gemeinde mit großer<br />
Leichtigkeit mitsang. Die Sache hat uns solche<br />
Freude gemacht, daß wir die Absicht haben, in<br />
jedem Jahre eine solche Gemeindesingewoche zu<br />
veranstalten.<br />
Wir hoffen, daß, je bekannter die Sache wird<br />
und je mehr sich herumspricht, welch einen inneren<br />
Gewinn man davon haben kann, <strong>der</strong> Besuch<br />
<strong>der</strong> Gemeinde <strong>im</strong>mer stärker wird. Wie die Gemeinde<br />
selber über die Gemeindesingewoche<br />
urteilt, mag ein kurzer Auszug aus einem <strong>der</strong><br />
Schreiben zeigen, die uns zugingen. Hierin heißt<br />
e«: „Nun sind schon einige Tage vergangen seit<br />
<strong>der</strong> Singewoche, und ich hätte so gern gleich geschrieben.<br />
Außer Samstag konnte ich zu meinem<br />
großen Bedauern nur Mittwoch die Singewoche<br />
genießen, aber dieser eine Abend hat mir solche<br />
Freude ins Herz gebracht, daß ich« Ihnen unbedingt<br />
sagen muß. Es war eine wun<strong>der</strong>schöne<br />
Stunde, und die Melodien, die Sie uns nahe gebracht<br />
haben, haben mich geradezu begeistert in<br />
ihrer Feinheit und Schönheit. Als ich he<strong>im</strong>ging,<br />
war <strong>der</strong> Wunsch groß in mir, wenn doch solche<br />
Singewoche öfter wäre, und ich dann auch hingehen<br />
könnte. Sicher wird <strong>der</strong> Besuch <strong>im</strong>mer<br />
größer, je mehr sichs herumspricht, welch einen<br />
Genuß man von solcher Feierstunde mit nach<br />
Hause trägt. Ich danke Ihnen dafür herzlich,"<br />
Aehnlich lauten viele an<strong>der</strong>e St<strong>im</strong>men, die uns<br />
zu Ohren gekommen sind. Man hat wie<strong>der</strong> da«<br />
alte reformatorische Lied, das sich in seiner urwüchsigen<br />
Kraft weit über viele süßliche und<br />
weichliche Melodien <strong>der</strong> späteren Zeit erhebt,<br />
lieben und schätzen gelernt. Ja, man kann sagen,<br />
es ist für viele wie die Entdeckung eines Neulandes<br />
gewesen, an dem sie bisher unbeachtet<br />
vorübergegangen sind. Man war überrascht von<br />
dem Reichtum an innigen und zarten Melodien,<br />
die bisher unbeachtet <strong>im</strong> Gesangbuch geschlummert<br />
haben. Wir wünschen und hoffen, daß <strong>der</strong><br />
von uns eingeschlagene Weg an<strong>der</strong>e Gemeinden<br />
zur Nacheiferung anspornt und dadurch unser<br />
Gesangbuch noch weit mehr erschlossen wird.<br />
Steindorff, Pfarrer, Essen-Rüttenscheid.<br />
Bücherei und Bucharbeit in einem<br />
Ein Bericht aus praktischer Arbeit. Großstadt-Pfarrbezirk<br />
lieber die Notwendigkeit evangelischer Bucharbeit<br />
brauche ich nicht« zu sagen. Da« überlasse<br />
ich berufeneren Leuten. Ich möchte ganz kurz<br />
drei Fragen aufwerfen und zeigen, wie wir<br />
diese Fragen in unserm Arbeiterbezirk gelöst<br />
haben.
Wie schaffen wir eine evangelische Bücherei?<br />
Diese Frage taucht oft auf, und ihrer Verwirklichung<br />
stehen die wirtschaftlichen Verhältnisse<br />
unserer heutigen Zeit hin<strong>der</strong>nd <strong>im</strong> Wege, Laßt<br />
mich mal erzählen, wie unsere Bücherei entstanden<br />
ist. Träger <strong>der</strong> Bucharbcit in unserer Gemeinde<br />
ist <strong>der</strong> Vorlandtrupp, eine Gruppe<br />
evangelischer Männer und Iungmänner, Aber<br />
nicht nur unsere Mitglie<strong>der</strong> benutzen die Bücherei,<br />
<strong>der</strong> gesamte Pfarrbezirk wird durch die<br />
Bücherei betreut. Vor fünf Jahren bestand<br />
we<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vorlandtrupp, noch hatten wir ein<br />
eigenes Vereinshe<strong>im</strong> o<strong>der</strong> gar eine Bücherei.<br />
Bei seinen Hausbesuchen bemerkte Pfr. Busch,<br />
was in unfern Häusern alle« gelesen wurde. <strong>Das</strong><br />
lag ihm als eine schwere Not auf <strong>der</strong> Seele.<br />
Sehr viel Schundliteratur wurde gelesen, vom<br />
blutrünstigen Indianerschmöker bis Courths-<br />
Mahlcr. Wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e lasen sozialistische<br />
Bücher und Schriften, An<strong>der</strong>e, und das waren<br />
sehr viele, lasen überhaupt nicht. Nur hier und<br />
da ein Haus, in dem ein Buch gelesen wurde,<br />
das in je<strong>der</strong> evangelischen Bücherei stehen<br />
könnte. 3Ilit einigen Büchern seines eigenen Bestandes<br />
legte Pfr. Busch den Grund zu unserer<br />
Bücherei. Aus dem Nachlaß verstorbener Pfarrer<br />
wurde sie vergrößert. Hinzu kamen eigene<br />
Anschaffungen und Stiftungen von Freunden<br />
unserer Arbeit.<br />
Als ich vor etwa zwei Jahren die Bücherei übernahm,<br />
betrug <strong>der</strong> Bestand etwa 350 Bücher.<br />
Heute umfaßt unsere Bücherei rund 600 Bücher.<br />
Neben Iugendschriften, Missionsschriftcn, Predigtsammlungen,<br />
wissenschaftlichen Werken haben<br />
wir Lebensbeschreibungen, gute Romane usw.<br />
Inhaltlich steht unsere Bücherei auf einer ganz<br />
beachtlichen Höhe, sie ist nicht etwa ein Verlegenheitsprodukt<br />
o<strong>der</strong> eine Schuttabladestelle.<br />
Ich war vor einiger Zeit in einem Hau« <strong>der</strong><br />
evangelischen Gemeinde Essen-Altstadt. Da sah<br />
ich auf dem Speicher eine linmenge guter Bücher,<br />
D?lir stieg die Frage auf: Ist es richtig, daß<br />
diese Bücher hier verstauben und von den Motten<br />
gefressen werden? Ich glaube, daß sicher die<br />
eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e kleine Vcreinsbücherei eine Ergänzung<br />
ihres Buchbestandes freudig begrüßen<br />
würde. Ein Freund von mir, <strong>der</strong> Lumpensammler<br />
ist, findet in den Lumpen wertvolle Bücher,<br />
von Oehninger, Bengel, Hofacker, Gerok u. a.<br />
Hier haben die evangelischen Bürgerkreise eine<br />
Aufgabe. Statt bürgerliche Moral zu predigen,<br />
sollten sie die evangelische Arbeiterschaft <strong>im</strong><br />
Kampf gegen Schmutz und Schund unterstützen<br />
und mit gutem Lesestoff versorgen. <strong>Das</strong> ist ohne<br />
weitere Unkosten möglich, wie ich eben gezeigt<br />
habe, — Die Buchausgabe bei uns erfolgt<br />
Montag abend und nach Bedarf auch Donnerstag<br />
abend. Die Leihgebühr betrögt in <strong>der</strong> Regel<br />
pro Band zwei Pfennige bei drei Wochen Leihfrist,<br />
Diese scheinbar geringe Gebühr leistet doch<br />
wertvollen Dienst, denn viele Wenig machen<br />
auch hier ein Viel, Im letzten Jahr konnten<br />
wir uns davon (zuzüglich 5 Mark Zuschuß) für<br />
35 Mark neue Bücher anschaffen. Außerdem<br />
wurden
schieden« Art. Hier soll einmal versucht werden,<br />
wie weit eine Einglie<strong>der</strong>ung eine« Sprechchore«<br />
in den Gottesdienst möglich ist. — Für spätere<br />
Zeit ist die Einstudierung eines größeren<br />
„Sprechoratoriums" vorgesehen, aus dem sich<br />
dann organisch ein Weg zum Laienspiel öffnet.<br />
Auf jeden Fall dürfte <strong>der</strong> Essener Versuch, <strong>der</strong><br />
in den Fachkreisen in und außer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> schon<br />
starke Beachtung findet, in beson<strong>der</strong>er Weise<br />
zur Klärung einer bisher ganz dem dilettantischen<br />
Zufallswollen überlassenen Möglichkeit de«<br />
Gemeinschaftsausdruck« beitragen, Dessin,<br />
<strong>Evangelische</strong> Bühnengilde Koblenz<br />
Der Ausgang des Kriege« brachte mit seinen<br />
umwälzenden Erschütterungen überall eine vermehrte<br />
Sehnsucht nach Zusammenschluß und<br />
wahrer Gemeinschaft hervor. In Erkenntnis <strong>der</strong><br />
gemeinschaftsbildenden Kraft von Festen und<br />
Feiern bildete sich in Koblenz ein Ausschuß<br />
für Gemeindeveranstaltungen, dem die <strong>Evangelische</strong><br />
Nühnengilde nebengeordnet<br />
wurde. Schnell war ein Kreis von Personen gefunden,<br />
<strong>der</strong> sich mit Lust und Liebe in den Dienst<br />
<strong>der</strong> Sache stellte. Dem künstlerischen Leiter, <strong>der</strong><br />
bereit« manche Erfahrung auf dem Gebiet des<br />
Bühnenspiele« gesammelt hatte, erwuchs die<br />
nicht leichte Aufgabe, die Personen zu einem<br />
Gemeinschaft« kreis zusammenzuschließen<br />
und sie zu bilden, daß Vollreife, abgerundete<br />
Darbietungen zuwege gebracht wurden. Und das<br />
ist wahrhaft gelungen. <strong>Das</strong>, was <strong>im</strong> Laufe <strong>der</strong><br />
Jahre erreicht wurde, es war nur zu erreichen<br />
durch die wahrhaft freundschaftliche gemeinsame<br />
Arbeit. Da ließen sich sogar die technischen<br />
Schwierigkeiten — nämlich au« einem leeren<br />
Nicht« etwa« zu schaffen — überwinden. Bald<br />
war eine Stilbühne nach mo<strong>der</strong>nen, eigenen Entwürfen<br />
vorhanden. Vorhänge, Versatzstücke,<br />
Hocker, Sessel, Podeste, Stufen, Scheinwerfer<br />
usw, wurden angeschafft und <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />
Neues ergänzt, so daß heute fast Vollkommen^<br />
heit herrscht. Wa« aber boten wir dar? Seil<br />
Beginn unserer Arbeit <strong>im</strong> Jahre ^923 fanden<br />
35 Aufführungen statt. Da ist zuerst<br />
„Glaube und He<strong>im</strong>at" von Karl Schönherr, mit<br />
dem die Arbeit begonnen, womit aber auch <strong>der</strong><br />
fünfjährigen Tätigkeit rückblickend gedacht wurde.<br />
Diese letzte Aufführung gab (nun folgen die<br />
Worte <strong>der</strong> Fachkritik <strong>der</strong> Taaeepresse) „Veranlassung<br />
zu zeigen, wa« Ernst und Eifer aller<br />
Beteiligten <strong>im</strong> Laufe <strong>der</strong> Jahre zuwege gebracht<br />
haben." Die rein menschlichen Züge wurden in<br />
ILnter diesem Titel hat ^)berkirchenral<br />
D. Cordes ein kleines Heftchen in<br />
den „Flugschriften" des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n<br />
GemeindetageS') erscheinen lassen,<br />
aus dessen erstem und zweitem Kapitel das<br />
Folgende mit einem mahnenden Ernst auch<br />
für uns abgedruckt ist.<br />
Eine christliche Gemeinde soll<br />
eineGemeinschaftvon Christen<br />
sein, die sich auf dem Grunde<br />
gemeinsamen Glaubens untereinan<strong>der</strong><br />
als Brü<strong>der</strong> und<br />
Schwestern fühlen und betätigen.<br />
Daran fehlt aber noch<br />
') Zu beziehen durch die <strong>Evangelische</strong> Buchkammer<br />
für <strong>Rheinland</strong>, Essen, III. Hagen 23,<br />
<strong>der</strong> mit großer Sorgfalt einstudierten Aufführung<br />
unterstrichen und plastisch hervorgehoben,<br />
„Ferdinand von Lassalle", „Franz von Sickingen"<br />
erlebte in einer Bearbeitung von Walter<br />
Hör<strong>der</strong> seine erste Aufführung, NIan sagt dazu:<br />
„Ee ist eine beson<strong>der</strong>« schwierige, aber nicht<br />
wenig dankenswerte Aufgabe, Es ist fraglos zu<br />
begrüßen, wenn einmal ein fast vergessene« Werk<br />
von wirklich künstlerischen Qualitäten auf die<br />
Bretter gestellt wird. Die Aufführung wurde<br />
dem Werk auf Grund liebevollsten Studium«<br />
<strong>der</strong> Rollen und de« ganzen Dramas mit seinem<br />
zeitgeschichtlichen Milieu voll gerecht. Weiter<br />
mühten wir uns um Hugo von Hofmannethals<br />
„Der Tor und <strong>der</strong> Tod" und „Je<strong>der</strong>mann",<br />
Mit „Je<strong>der</strong>mann" wurde nach mit Ernst und<br />
Eifer betriebener innerer und äußerer Gestaltung<br />
e« möglich, bühnentechnisch, wie an Darsteller<br />
und Publikum erhöhte Ansprüche zu stellen und<br />
einen Beweis stetig reifenden Kunstverständnisses<br />
zu erbringen, das allein eine <strong>im</strong> besten Sinne<br />
erbauliche Wirkung erwarten läßt. Zugleich war<br />
es das 25, Auftreten de« künstlerischen Leiter«.<br />
Anführen müssen wir noch die Einstudierungen<br />
de« „Verlorenen Sohn" von Burkard Waldi«<br />
und „Herrn Eberhard« Fahndung", die beide<br />
für unsere Zwecke recht geeignet, wenn auch<br />
nicht von überragen<strong>der</strong> Bedeutung sind.<br />
Nennen wir nun noch einiges aus dem<br />
Reiche des Humor«, Sachsen« „Kälberbrüten",<br />
„Börsenfieber", zur Zeit <strong>der</strong> Aufführung höchst<br />
aktuell!!, „Durch den Rundfunk", gerade jetzt in<br />
Mode, „Meister Andrea" Geibels zu Unrecht<br />
stark stiefmütterlich behandelte« reizvolle« Lustspiel<br />
voll erschütern<strong>der</strong> Komik, ferner da«<br />
entzückende Bic<strong>der</strong>meierspiel au« dem alten<br />
k. und k. Wien „Komtesse Guckerl". Außer den<br />
Genannten gab« noch mancherlei Kurzweil durch<br />
kleine Werke, die hier und dort gelegentlich über<br />
die Bretter gingen, inde« gaben auch einige<br />
mehraktige Schwanke Veranlassung zu zwerchfellzerreißen<strong>der</strong><br />
Komi? an „Bunten" o<strong>der</strong> „Heiteren<br />
Abenden", son<strong>der</strong>lich als Gegendarbietung<br />
an den Fastnachtstagcn. Aufwärt« ging es<br />
<strong>im</strong>mer, aufwärts soll es weitergehen! Weg vom<br />
Kitsch, hinein in die Kunst, in ein Erleben au«<br />
tiefer Seele! 23eg vom dilettantisch verzerrten<br />
Spiel <strong>der</strong> „Vereinigungen", hinein in die Gemeinschaftsarbeit<br />
<strong>der</strong> Freunde! Nicht<br />
äußerlich blenden, innerlich anpacken, weil wir<br />
selbst innerlich ergriffen sind! <strong>Das</strong> sei und bleibe<br />
unser Streben! Darin unterstütze uns weiter die<br />
<strong>im</strong>mer zu Hun<strong>der</strong>ten erscheinende treue Zuhörergemeinde<br />
in Koblenz. Walter Hoer<strong>der</strong>,<br />
Aus <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Volksmission<br />
Vom Helfeldienst in den Häusern unserer Kirchgemeinden<br />
viel in unsern Kirchgemeinden.<br />
Nur zu häufig zeigt sich <strong>der</strong> Mißstand,<br />
daß einerseits die Gemeinde die Enlfremdung<br />
zahlreicher Mitglie<strong>der</strong> gleichmütig<br />
erträgt, andrerseits Gemeindeglie<strong>der</strong> sich<br />
mit Recht beschweren: Um uns kümmert<br />
sich die <strong>Kirche</strong> nicht. Es muß darum mit<br />
allem Ernst erstrebt werden, daß kein Gemeindeglied<br />
mehr in seinen Sorgen und<br />
Nöten sich vereinsamt und verlassen fühlt,<br />
vielleicht gar seinen Kämpfen und Versuchungen<br />
erliegt, ohne daß zurechthelfende<br />
Liebe aus <strong>der</strong> Gemeinde sich gerührt hätte,<br />
daß vielmehr auch das letzte Mitglied sich<br />
vom Ganzen in christ-brü<strong>der</strong>licher Gesinnung<br />
beachtet und getragen weiß.<br />
In erster Linie ist dafür die Ge -<br />
meindeleitung, insbeson<strong>der</strong>e<br />
das Pfarramt verantwortlich.<br />
Eine sehr ernste Mahnung für diese Instanzen,<br />
ihre äußerste Kraft, Weisheit und<br />
Treue in <strong>der</strong> gewiesenen Richtung einzusetzen!<br />
Schlagen sie sie gedankenlos o<strong>der</strong><br />
gar leichtfertig in den Wind, so werden sie<br />
<strong>im</strong> letzten Gericht das vernichtende Urteil<br />
empfangen: „Was ihr nicht getan habt<br />
einem unter diesen Geringsten, das habt<br />
ihr mir auch nicht getan!"<br />
Freilich gerade je gewissenhafter<br />
sie ihre Pflicht zu tun<br />
versuchen, desto deutlicher<br />
stellt sich bald heraus — abgesehen<br />
etwa von kleinen, leicht übersehbaren<br />
Gemeinden —-, daß die Aufgabe<br />
ihre Kräfte übersteigt. Höchst<br />
lehrreich ist das Beispiel <strong>der</strong> christlichen<br />
Urgemeinde. Dort standen<br />
nicht weniger als zwölf Männer voll apostolischer<br />
Geisteskraft und Hingebung in <strong>der</strong><br />
Leitung, und die Gemeinde hatte <strong>im</strong> Vergleich<br />
zu vielen unserer heutigen Massengemeinden<br />
einen <strong>im</strong>merhin noch mäßigen<br />
Umfang. Dennoch erwies sich die bisherige<br />
Organisation als ungenügend. Wir<br />
lesen (Apostelgeschichte 6): „Es erhob sich<br />
ein 3??urmeln unter den Griechen wi<strong>der</strong> die<br />
Ebräer darum, daß ihre Witwen übersehen<br />
wurden in <strong>der</strong> täglichen Handreichung."<br />
Wir lesen aber auch weiter, daß<br />
die Apostel sofort tatkräftig für Abhilfe<br />
sorgten. Es wurden geeignete Hilfskräfte<br />
in genügen<strong>der</strong> Zahl eingestellt zur restlosen<br />
Befriedigung des eigetretenen Bedürfnisses,<br />
Also neben dem geistlichen Amt<br />
und <strong>der</strong> offiziellen Gemeindeleitung<br />
Einstellung von Helfern,<br />
entsprechend den jeweils<br />
sich zeigenden Bedürfnissen —<br />
das ist apostolischer Grundsatz,<br />
apostolisches Vorbild, apostolische<br />
For<strong>der</strong>ung auch für die<br />
Folgezeit!<br />
Solcher For<strong>der</strong>ung ist in an,<br />
wenigstens in unsern Landeskirchen,<br />
erst spät und zögernd<br />
und noch <strong>im</strong>mer recht lückenhaft<br />
gerecht geworden. Darin liegt eine<br />
Hauptursache des Verfalls in unsern Gemeinden.<br />
Immerhin finden wir jetzt hin und<br />
her in den Gemeinden berufliche Helfer, als<br />
da sind Diakonissen, Gemeindehelferinnen,<br />
Diatonen, Jugendpflege^ und neben diesen<br />
Freiwillige, z. B. <strong>im</strong> Kin<strong>der</strong>gottesdienst und<br />
in <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege. <strong>Das</strong> sind begrüßenswerte<br />
Fortschritte. Nur daß, wie<br />
gesagt, vielfach noch Lücken klaffen, die<br />
auszufüllen die Gemeinden,<br />
wie die Gesamtkirche unermüdlich<br />
bestrebt sein müssen!<br />
Selbst wenn aber diese Helferdienste lückenlos<br />
betätigt würden, wäre das Bedürfnis<br />
unter unsern heutigen Verhältnissen noch
nicht gedeckt. Mindestens in allen größeren<br />
Gemeinden ist eine weitere Art des<br />
Helferdiensteö unentbehrlich, nämlich <strong>der</strong><br />
Helferdienst in Hauspflegschciften.<br />
Ihm liegt es ob,<br />
durch planmäßige Betreuung<br />
einer Gruppe von Häusern<br />
bzw. Familien die Verbindung<br />
herzustellen und aufrechtzuerhalten<br />
zwischen <strong>der</strong> Ge-<br />
meinde und ihren Mitglie<strong>der</strong>n,<br />
insbeson<strong>der</strong>e solchen, die aus<br />
irgendwelchem Grunde dem Gemeindeleben<br />
noch fernstehen,<br />
o<strong>der</strong> die Gefahr laufen, sich<strong>der</strong><br />
Gemeinde wie<strong>der</strong> zu entfremden.<br />
An die Organisation dieser<br />
'Art von Helferdienst hat man<br />
sich erst an verhältnismäßig<br />
wenigen Stellen ernstlich g e -<br />
w a g t. l^Ind auch da ist man meist über<br />
ein mehr o<strong>der</strong> weniger fortgeschrittenes<br />
Anfangöstadium noch nicht hinausgekommen.<br />
Die ganze Sache ist also noch <strong>im</strong><br />
Fluß. Und doch tut es bitter not, daß<br />
auch dieser Helferdienst kräftig ausgebaut<br />
wird, wenn an<strong>der</strong>s unsere Gemeinden ihrem<br />
Ideal näher rücken sollen."<br />
Busse.<br />
Material zum Kampf um das sogenannte regionale System bei <strong>der</strong> Besetzung<br />
Pfarrer Wallroth, Essen.<br />
Im wesentlichen wird es sich in <strong>der</strong> nächsten<br />
Zeit <strong>im</strong> Schulkampf, beson<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> Besetzung<br />
von Direktoren-Posten, darum<br />
handeln: Soll das Regionalsystem angewandt<br />
werden o<strong>der</strong> nicht?<br />
Dir Freunde des regionalen Systems und<br />
alle diejenigen, welche sich durch regionale<br />
Abmachungen festlegen zu müssen glaubten,<br />
weisen uns fortgesetzt darauf hin, allein das<br />
regionale System sei das gerechte, schon<br />
weil «S ein Nün<strong>der</strong>heitssystem sei; es sei auch<br />
das vorteilhafteste für uns. Daß es uns<br />
<strong>Evangelische</strong>n — außer in Köln — keine<br />
Vorteile bringt, ist nun allerdings deutlich<br />
aus <strong>der</strong> beigegebenen Tabelle zu ersehen.<br />
Geradezu nachteilig wirkt es sich aus in<br />
Duisburg, Oberhausen, Düsseldorf, Solingen,<br />
Elberfeld-Barmen. Damit dürfte zugleich<br />
erwiesen sein, daß dies System, so<br />
beliebt es heute zu sein scheint, nicht <strong>der</strong><br />
Gerechtigkeit entspricht. Immer wie<strong>der</strong><br />
müssen wir betonen, was schon Klatt und<br />
Goerbig sagten: Nur das Individualsystem<br />
wird <strong>der</strong> Eigenart je<strong>der</strong> Anstalt gerecht;<br />
be<strong>im</strong> Regionalsystem dagegen wird völlig<br />
<strong>der</strong> konfessionelle Charakter <strong>der</strong> einzelnen<br />
Anstalt verwischt.<br />
Nebenbei dient unsere Tabelle, welche die<br />
Zahlen aus dem neuesten Goerbig (Schuljahr<br />
4928) zugrunde legt, die Verteilung<br />
<strong>der</strong> Direktoren-Posten aber für den Juli<br />
4929 aufweist, auch zur Beurteilung <strong>der</strong><br />
Frage: Wie wirkt sich die Eingemeindung<br />
<strong>im</strong> Regierungsbezirk Düsseldorf auf dem<br />
Gebiete des Paritätskampfes aus? Nicht<br />
überall günstig! Man vergleiche die Zahlen<br />
des unvergrößerten und des vergrößerten<br />
München-Gladbach: Die stark katholische<br />
Stadt München-Gladbach verdirbt beson<strong>der</strong>s<br />
dem viel stärker evangelischen Nheydt<br />
die Paritätszahlen infolge <strong>der</strong> Zusammenlegung<br />
— vorausgesetzt, daß man hier etwa<br />
das regionale System anwendet. Andrerseits<br />
beweisen die Zahlen für Essen, Düsseldorf,<br />
Duisburg, daß trotz <strong>der</strong> Eingemeindung<br />
von stärker katholisch durchsetzten<br />
Orten, auch bei Anwendung des regionalen<br />
Systems, die evangelischen Belange infolge<br />
<strong>der</strong> Zusammenlegung nicht leiden werden.<br />
Vei diesen ganzen Fragen sowie in <strong>der</strong> angefügten<br />
Statistik haben wir es lediglich<br />
mit den städtischen öffentlichen höheren<br />
Lehranstalten zu tun; es mußten also, damit<br />
nicht eine Instanz die Schuld für unparitätische<br />
Verhältnisse <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Instanz<br />
zuschiebt, die staatlichen Anstalten<br />
grundsätzlich draußen vor bleiben. Man<br />
wolle dies um so mehr beachten, als gerade<br />
solche Anstalten, an denen bedeutsame<br />
Schulfälle vorgekommen sind, zu den staatlichen<br />
gehören, Essen Nurgg., Köln F. W.<br />
G., M.-Gladbach O. L., letzteres seit Oktober<br />
4928 staatlich.<br />
Nenn wir die stiftisch-evangelischen Anstalten<br />
(Ruhrort Rg., Barmen G.) mit in<br />
Schulort<br />
Schüler<br />
(innen)<br />
ins»<br />
gesamt<br />
Schüler<br />
(innen)<br />
ev. lach.<br />
Schüler<br />
(innen)<br />
in<br />
Prozenten<br />
M.Oladbach<br />
Rheydt . . .<br />
Odenkirchcn .<br />
1114<br />
685<br />
245<br />
206<br />
389<br />
82<br />
873<br />
285<br />
159<br />
18.4! 78.4<br />
56.8<br />
33,5<br />
Neues Stadtgebiet 1 5<br />
Krefeld .<br />
lirdiiige»<br />
41,8<br />
ZK<br />
N3<br />
!s müßten sein<br />
Leiler(innen)<br />
nach nach<br />
Re°<br />
Gysi,<br />
m3<br />
°, l<br />
557 0.4<br />
343 1.1<br />
64,9 245 0.3<br />
1.6<br />
0.8<br />
0.6<br />
2044 > 67? j131? >33.1 >64,4>409>1.6 3,2j 0 > 3 2l4ll><br />
2558 836 1631 32.6 63.7 !5I2 I.b 2.2<br />
243 63 180 25.9 74.1 >243 0.2 0.7<br />
Neues Stadtgebiet! 6 > 2801 > 899<br />
Duisburg<br />
3823 2418 1276 >63,2 33.3 >546> 4,4 2,3<br />
4>2>2 ^!<br />
Hamborn<br />
873 420 433 >48,2 49,6 43710,9 0.9<br />
Neue» Stadtgebiet 4696 2838 1709 60.0 i 36,4 >522> 5.4 j 3,3 5<br />
Oberhausen . . .<br />
Sterkrade . . . .<br />
Osterfcld . . . .<br />
2<br />
1<br />
1130<br />
441<br />
601<br />
192<br />
499<br />
242<br />
53.2<br />
43,5<br />
44.1 565 I.I 0,8<br />
54.9 44! 0.4 0.5<br />
0<br />
0<br />
Neue» Stadtgebiet<br />
Essen<br />
Stccle<br />
Werde» . . . .<br />
Katernberg . . .<br />
Kupferdreh . . .<br />
3<br />
II<br />
211l<br />
1571<br />
6570<br />
532<br />
19?<br />
350<br />
159<br />
793<br />
3512<br />
154<br />
60<br />
206<br />
79<br />
741 I- 3542 >51.4>45,4l484>8.3>?.3<br />
Düsseldorf . . .<br />
Benrllth . . . .<br />
Kaiserswerth . .<br />
11<br />
2<br />
5839<br />
425<br />
3008<br />
180<br />
Neue« Stadtgebiet<br />
Solingen . . . .<br />
OhligS-Wald . .<br />
Neues Stadtgebiet<br />
13<br />
<<br />
Elberfeld<br />
Varmen<br />
. . . .<br />
. . . . ;<br />
Neues Stadtgebiet >13<br />
Ncnischeid . . . .<br />
Lemiep<br />
Neue» Stadtgebiet<br />
Aachen<br />
2<br />
2<br />
4<br />
4<br />
Boun<br />
3<br />
Koblenz . . . 2<br />
Köln<br />
15<br />
Trier<br />
l<br />
2589<br />
239<br />
51.4<br />
42.4<br />
44.4 531 5,7<br />
56.2 213 0.8 4.9<br />
u 4,6<br />
o<br />
«<br />
2<br />
1<br />
l<br />
«<br />
2<br />
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7 6<br />
I 0<br />
0 0<br />
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1<br />
2 4>10>7<br />
1.1<br />
3<br />
0<br />
0<br />
0 2<br />
7<br />
0<br />
6264 >3188 j2828 >50.9j45,1>482l6,6!5 8j 3 0^10 7<br />
1051 834 199 79,4 18,9 526 1.6<br />
542 435 96 80.3 17.7 271 I.b<br />
1593 1269 295 79,6j18.5 399<br />
2751<br />
3195<br />
2068<br />
2731<br />
517<br />
435<br />
75.2<br />
85.3<br />
18,8<br />
13.6<br />
0.4<br />
0,4 2 2<br />
3.2 > 0.7 > 4<br />
4.5<br />
6.1<br />
5946 >4?99 i<br />
863 786 66<br />
460 270 86 ?1.1 7.6 432<br />
80.4 18.6 230 1.»<br />
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86? 296 551 34.1! 63.5 434 0,7! 1.3 0 1 l 0 2<br />
8486 >294? 4996 34.7 58,7 565 5,2 > 8,8 I 5^10<br />
24? 53 184 21.4 i 74.5P4?! 0.2 j 0.8 l 0>0 l
unsere Tabellen hineingebracht haben, so<br />
geschah das nur, um das regionale System<br />
um so mehr ad absurdum zu führen:<br />
Selbstverständlich müssen ja die <strong>Evangelische</strong>n<br />
einer Stadt, welche sich etwa auf<br />
das regionale System einlassen, auch eine<br />
stiftisch-evangelische Anstalt dem nivellierenden<br />
Einfluß dieses Systems preisgeben.<br />
Eine Frage noch an die Verfechter des<br />
regionalen Systems: Was soll geschehen,<br />
um für alle Zeiten das Regionalsystem, wo<br />
es einmal eingeführt ist, auch sicher zu<br />
stellen? Ist nicht zu befürchten, auch in<br />
einem Orte wie Köln, daß einmal ein Geschlecht<br />
aufkommt, daß nichts von Joseph<br />
und seinen Vrü<strong>der</strong>n weiß? Will sagen: eine<br />
ZentrumSmehrheit, die sich über frühere<br />
Abmachungen eigener Fraktionsgenossen<br />
schlank hinwegsetzt! Und nehmen wir einmal<br />
an, <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> würde das regionale<br />
System allgemein durchgeführt; setzen wir<br />
den undenkbaren Fall, Elberfeld-Varmen<br />
würde um des lieben Friedens willen<br />
mit den Kölnern hier an einem Strange<br />
ziehen: Wer garantiert uns, daß nicht bei<br />
nächster Vakanz eines Direktor-Postens<br />
die Zentrumsmehrheit eines Ortes schreit:<br />
Rache für Ortelsburg, Rache für Kyritz,<br />
so wie die Vomier ZentrumSmehrheit<br />
schrie: Rache für Elberfeld! — 3"^<br />
Verständnis <strong>der</strong> Tabelle sei abschließend<br />
noch bemerkt, daß wir natürlich bei<br />
Verteilung <strong>der</strong> Direktor-Posten nach<br />
dem Individualsystem nur solche Anstalten<br />
für uns auf <strong>der</strong> Haben-Seite ansetzten, wo<br />
wir die Leitung unbedingt beanspruchen<br />
können: Wechsel muß nach dem Individualsystem<br />
eintreten, wenn dauernd die Schülerzahlen<br />
einer Anstalt zwischen 40 und 60<br />
Prozent schwanken; einer dauernden Mehrheit<br />
von über 60 Prozent ist ohne weiteres<br />
<strong>der</strong> Direktor-Posten zu überlassen; eine<br />
dauernde Min<strong>der</strong>heit unter 40 Prozent aber<br />
kann ihn nicht für<strong>der</strong>hin beanspruchen, es<br />
sei denn, daß sie um Bruchteile unter 40<br />
Prozent liegt und die Gegenseite entsprechend<br />
unter 60 Prozent geblieben ist.<br />
In diesen beson<strong>der</strong>en Grenzfällen ist mit <strong>der</strong><br />
Zubilligung des Direktor-Postens zu<br />
wechseln.<br />
Selbstverständlich, mag nun die Wage<br />
schließlich zugunsten des Regional- o<strong>der</strong> des<br />
Iidividualsystems ausschlagen, e i n System<br />
kann nur herrschen; und daß dies nur das<br />
Individualsystem sein darf, hoffen wir nachgewiesen<br />
zu haben.<br />
Religionspädagogische Tagung <strong>im</strong> Hunsrück<br />
Religionspädagogisch« Tagung <strong>im</strong> Hunsrülk.<br />
Zum zweiten Male hatte <strong>der</strong> Vorsitzende des<br />
provinzialkirchlichen Schulausschusses, Gehe<strong>im</strong>rat<br />
Dr. Marck«, Lehrer und Pfarrer, zu einer Hunsrücktagung<br />
eingeladen (Morbach, 40. Mai<br />
4828); und wenigstens die ersten waren dem<br />
Rufe in hellen Haufen gefolgt. Sie haben damit<br />
erneut bewiesen, welche geistige Regsamkeit<br />
und welch kräftigen Fortbildungswillen sich<br />
unsere Volksschullehrerschaft auch in ihren Gebirgsdörfern<br />
bewahrt hat, so daß <strong>der</strong>artige Veranstaltungen<br />
geradezu einem dringenden Bedürfnis<br />
entgegenkommen. Es wäre daher jammerschade,<br />
wenn diese Tagungen wie<strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />
Nildfläche verschwinden müßten: wenn bürokratische<br />
Auslegung bürokratischer Verfügungen<br />
(Verlegung aller Tagungen in die Ferien) diese<br />
Einrichtung künftig unmöglich machen sollte.<br />
Denn auch diese Tagung war wahrhaftig alles<br />
an<strong>der</strong>e als Erholung, war angestrengteste, geistige<br />
Arbeit für alle Teilnehmer, bedeutete aber zugleich<br />
auch reichen Gewinn.<br />
So war e« für jeden, <strong>der</strong> mit Erziehung zu tun<br />
hat, außerordentlich för<strong>der</strong>lich, sich an einem so<br />
kenntnisreichen Führer wie Rektor Köhler,<br />
Trier, in die Tiefenpsychologie einführen zu<br />
lassen. D. h, in die seit Sigmund Freuds bahnbrechenden<br />
Forschungen so eifrig beackerte Psychologie<br />
des Unbewußten o<strong>der</strong> Unterbewußten.<br />
So zogen in knapper und klarer Uebersicht die<br />
Auffassungen und Aufstellungen beson<strong>der</strong>s von<br />
Freud, Adler und Jung an den Hörern vor»<br />
über und hinterließen den Eindruck: wenn man<br />
auch mit dem Vortragenden sich wohl hütet, sich<br />
einem von ihnen mit Haut und Haaren zu verschreiben,<br />
vorübergehen kann man an ihren<br />
Grundgedanken auf keinen Fall. Und wie bedeutsam<br />
und aufschlußreich gerade für den Religionslehrer<br />
die Kenntnis <strong>der</strong> Regungen und<br />
Triebe de« Unterbewußtsein« ist, das zeigte <strong>der</strong><br />
Redner <strong>im</strong> zweiten Teile seine« Vortrags: Tiefenpsychologie<br />
und Religionsunterricht.<br />
Wo er die Frage zu beantworten unternahm: Nie<br />
gewinnen wir Einfluß auf das für da« religiöse<br />
Leben so ausschlaggebende Unterbewußte? Es<br />
war wirklich sehr schade, daß die Geistlichen<br />
des Bezirk«, denen doch naturgemäß diese Dinge<br />
noch in höherem Grade Neuland bedeuten müssen<br />
als den Berufspädagogen, in so geringer<br />
Zahl den Weg nach Morbach gefunden hatten.<br />
Und geradezu unbegreiflich ist da« angesicht« de«<br />
zweiten Verhandlungsgegenstandes: Der Religionslehrstoff<br />
in Schul- und<br />
Pfarrunterricht. Denn dabei war es auf<br />
nichts Geringeres abgesehen, als auf eine reinliche<br />
Scheidung und Abgrenzung, aber auch eine<br />
bewußte Fühlungnahme zwischen beiden, meist beziehungslos<br />
— und nicht <strong>im</strong>mer reibungslos —<br />
nebeneinan<strong>der</strong> herrschenden Religionsunterrichten,<br />
Wie insbeson<strong>der</strong>e aus Punkt 2b <strong>der</strong> Tagesordnung<br />
hervorging: Festsetzung des Lehrstoffs in<br />
Arbeitsgruppen für Katechismus, biblische Geschichte,<br />
Sprüche und Lie<strong>der</strong>. Dazu kam es nun<br />
freilich nicht. Und nicht nur aus dem äußerliche»<br />
Grunde, daß keine Zeit mehr blieb. Son<strong>der</strong>n<br />
mehr noch aus einem inneren Grunde: zu einer<br />
solchen — sicherlich wünschenswerten, ja hochnötigen<br />
— Auseinan<strong>der</strong>setzung scheint <strong>der</strong> Boden<br />
stofflich wie seelisch noch nicht genügend bereitet<br />
zu sein. Schon <strong>der</strong> erste Vortragende, Lehrer<br />
DebuSmann, Fronhofen (C l e i n i ch),<br />
hatte es anscheinend gar nicht gewagt, sich auf<br />
ein so heikles Feld zu begeben. Er begnügte<br />
sich damit, einen Aufriß <strong>der</strong> Stoffgebiete für<br />
den Volksschulreligionsunterricht zu geben —<br />
was in seiner warmherzigen und besinnlichen<br />
Weise auch ein Meisterstück erziehrischer Weisheit<br />
ergab. Und dann in <strong>der</strong> Aussprache kam,<br />
wie zu erwarten, die glatte Ablehnung<br />
<strong>der</strong> ganzen Fragestellung zu Wort<br />
aus <strong>der</strong> — sagen wir konservativen Einstellung<br />
heraus: Je<strong>der</strong> Geistliche hat sich in jahrelanger<br />
Praxis seine eigene Art ausgebildet, die er, da sie<br />
sich ihm bewährt hat, nicht aufgeben wird. Freilich,<br />
<strong>der</strong> zweite Berichterstatter, Pfarrer<br />
Necker, Trier, hatte sich nicht gescheut,<br />
ausgehend von dem Eingeständnis einer 3Iot um<br />
den Konfirmandenunterricht, eine Lösung zu<br />
suchen, die jedem <strong>der</strong> beiden Religionsunterrichte<br />
seine Selbständigkeit und seinen Eigenwert läßt,<br />
so daß es verantwortet werden kann, beide nebeneinan<strong>der</strong><br />
bestehen zu lassen. Dann aber mußte<br />
für den Konfirmandenunterricht ein beson<strong>der</strong>e«<br />
Ziel aufgestellt und demgemäß ein beson<strong>der</strong>er<br />
Lehrstoff gefunden werden. <strong>Das</strong> Ziel ergab sich<br />
ihm — <strong>im</strong> Gegensatz zu <strong>der</strong> vorwiegend geschichtlichen<br />
Aufgabe <strong>der</strong> Schule — aus <strong>der</strong><br />
vorwiegend praktischen Abzweckung in <strong>der</strong><br />
Konfirmation: Aufnahme zur vollen<br />
Gliedschaft in dir evangelischen<br />
Gemeinde und <strong>Kirche</strong>. Demnach die<br />
Aufgabe: ein Gesamtbild <strong>der</strong> christlichen Persönlichkeit<br />
zu zeichnen. Etwa nach Iliebergall<br />
und Stäglich: 4. Wie sieht ein rechter Christ<br />
au«? (mit den Unterteilen: Der Christ und<br />
Gott, <strong>der</strong> Christ und die Menschen, <strong>der</strong> Christ<br />
und die Welt.) 2. Wie wird und bleibt man ein<br />
Christ? — Aus <strong>der</strong> Feststellung, daß die« <strong>der</strong><br />
Stoffplan für e i n Konfirmandenjahr ist,<br />
könnte man die umwälzende Folgerung ziehen:<br />
also genügt auch ein Konfirmandenjahr! Der<br />
Vortragende rechnete füglich nicht mit einer<br />
Aen<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> rheinischen Ordnung, und so setzte<br />
er für da« erste Konfirmandenjahr als Vorbereitung<br />
für diesen Konfirmandenunterricht <strong>im</strong><br />
eigentlichen Sinne an: Wie<strong>der</strong>holung und Vertiefung<br />
des Stoffes des bisherigen Schulunterrichte«.<br />
Die Berechtigung, wenn nicht Notwendigkeit<br />
eines solchen Verfahrens wird angesicht»<br />
<strong>der</strong> durch die Gcsamtlage in Schule und Hau«<br />
bedingten Lückenhaftigkeit <strong>der</strong> Religionskenntnisse<br />
<strong>der</strong> heutigen Jugend kein Einsichtiger bestreiten.<br />
Zumal neben dem stofflichen auch noch ein seelsorgerlicher<br />
Gesichtspunkt in« Feld geführt werden<br />
konnte: Schaffung und Stärkung<br />
des persönlichen Vertrauensverhältnisses<br />
zwischen den Konfirmanden<br />
und ihrem Seelsorger.<br />
Die kniffliche Frage des Konfirmandenunterrichts<br />
und <strong>der</strong> Konfirmation ist, wenn Berichterstatter<br />
recht sieht, wie<strong>der</strong> einmal <strong>im</strong> Fluß. Sie wird<br />
voraussichtlich auch so bald nicht wie<strong>der</strong> zur<br />
Ruhe kommen. Zu ihrer Erörterung sind <strong>der</strong>artige<br />
Arbeitsgemeinschaften zwischen Pfarrern<br />
und Lehrern gerade <strong>der</strong> richtige Ort. Und wenn<br />
es auch dieses Mal in Morbach aus inneren<br />
und äußeren Gründen zu einer Lösung o<strong>der</strong><br />
Klärung nicht kommen konnte, so muß man dem<br />
verdienstvollen Vorsitzenden des provinzialkirchlichen<br />
Schulausschufses doch sehr dankbar sein,<br />
daß er diese« vielumstrittene Problem <strong>der</strong> Religionspädagogik<br />
auf eine Tagesordnung zur<br />
öffentlichen Aussprache gestellt hat.<br />
E. Würtemberg, Trier.<br />
Die Rheinische Prooinzial-<br />
synode findet vom 12. bis<br />
24. September in Neuwied<br />
a. Rh. statt. Ausführlichen<br />
Bericht bringt Ihnen das<br />
„<strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong>".
Die diesjährige (56,) Fronlei chnamsoersammlung<br />
des Vereins akad, geb.<br />
e v a n g, Religionslehrer (innen) an<br />
den höheren Schulen <strong>Rheinland</strong>s<br />
am 30. Mai d. I. in Düsseldorf, von<br />
Oberstudienrat I). Peters geleitet, von Prooinzialschulkollegium<br />
und Prooinzialkirche freundlich<br />
begrüßt, stellte als Hauptredner den Berliner<br />
Liz. Dr. Delekat heraus. Sein Vortrag<br />
über das Uunbewußte und die<br />
heutige Pädagogik, dessen Leitsätze sich<br />
in den Händen <strong>der</strong> atemlos lauschenden Zuhörerschaft<br />
befanden, war gewiß keine leichte Kost,<br />
dürfte aber über den Kreis <strong>der</strong> zahlreich Erschienenen<br />
hinaus allgemeinem Interesse begegnen.<br />
Unser Leben und Handeln wird entscheidend beeinflußt<br />
durch unbewußte Faktoren. Dafür ein<br />
paar Beispiele: Die Klasse, welche sofort bemerkt,<br />
in welcher St<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> Lehrer zum<br />
Unterricht erscheint, <strong>der</strong> es nicht verborgen bleibt,<br />
ob er ein zerfahrener Mensch ist, in unglücklicher<br />
Ehe lebt: die Mitschüler, die instinktiv herausfühlen,<br />
aus was für einem Elternhause ein<br />
Neuer kommt, lleberall, wo es sich um Erziehung,<br />
nicht bloß um Bildung handelt, spielen<br />
diese Dinge die größte Rolle. Auch <strong>der</strong> Raum<br />
wirkt ein auf das, was man sagt, wie man's<br />
sagt: und selbst die Schulbank übt noch auf alte<br />
Generäle solchen Einfluß, daß sie eine Maus<br />
darauf spazieren lassen. Groß sind auch die<br />
psychologischen Einwirkungen <strong>der</strong> Masse:<br />
8enlltorez rinni viri, «enatu« tieztia, sagte <strong>der</strong><br />
Römer: und Sokrates' Dialektik übersieht, daß<br />
es nicht einerlei ist, ob sein Schüler vor zwei<br />
o<strong>der</strong> zweitausend spricht.<br />
Gibt es eine Möglichkeit, diese Beziehungen, die<br />
aus dem Unbewußten kommen, wissenschaftlich<br />
zu erkennen, um darauf eine Verbesserung <strong>der</strong><br />
pädagogischen Methode zu gründen? Die ganze<br />
Psychologie ist geleitet von diesem Bestreben,<br />
das Licht des Bewußtseins über die Gesamtheit<br />
auch <strong>der</strong> unbewußten Zusammenhänge zu bieten.<br />
Es gibt in <strong>der</strong> heutigen Philosophie zwei Begriffe<br />
vom Unbewußten, schon <strong>im</strong> Ansatz verschieden,<br />
au« verschiedener Metaphysik entsprungen.<br />
Wir finden den einen zuerst bei Leibniz,<br />
den an<strong>der</strong>en in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Psychoanalyse.<br />
Der Leibnizische Begriff vom Unbewußten faßt<br />
unbewußt-unterbewußt. Leibniz n<strong>im</strong>mt<br />
den Menschen als Individuum, best<strong>im</strong>mt durch<br />
kosmische Einflüsse, Kl<strong>im</strong>a, Rasse, Milieu —<br />
was Anlaß ward zur Rassenpsychologie, Milieupsychologie<br />
usw. <strong>Das</strong> psycho-physische Gebiet<br />
ist beson<strong>der</strong>s verlockend für psychologische Theorien,<br />
weil es so schön unbest<strong>im</strong>mt ist: es lassen<br />
sich die verschiedensten pädagogischen Methoden<br />
darauf aufbauen: und so will denn z. B. dieser<br />
nur durch Musik, jener nur durch Atmung<br />
erziehen. Alle diese Methoden schließen sich<br />
einer best<strong>im</strong>mten Psychologie an, zielen auf ein<br />
hinter dieser Ppsychologie liegendes Zentrum, in<br />
dem Leib, Geist und Seele eine Einheit bilden.<br />
Wo sitzt denn nun diese Einheit, <strong>der</strong> Kern, in<br />
dem all diese Schichten verbunden sind? Man<br />
kann doch den Menschen nicht in verschiedene<br />
Schichten auflösen? Wie leicht erliegt z. B.<br />
<strong>der</strong> Jurist <strong>der</strong> Gefahr, den Menschen von einer<br />
Schicht her, nicht von einer Einheit zu nehmen,<br />
wenn er urteilt: „Nicht <strong>der</strong> Mensch hat gestohlen,<br />
son<strong>der</strong>n — sein Hunger." So trat die<br />
Frage auf nach <strong>der</strong> Einheit <strong>der</strong> Psychologie,<br />
die eine Frage ist nach <strong>der</strong> Einheit <strong>der</strong> Seele.<br />
Zu Leibniz' Zeiten war die Frage <strong>der</strong> Einheit<br />
des Menschen nicht problematisch, wohl aber<br />
jetzt: zu jener Zeit waren best<strong>im</strong>mte innere Bedingungen<br />
und Zusammenhänge noch intakt, die<br />
es heute nicht mehr sind. Damals ging man<br />
Die Tagung <strong>der</strong> evangelischen Religionspädagogen in Düsseldorf<br />
von <strong>der</strong> Voraussetzung aus, daß die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Psychologie, de« wissenschaftlichen Denkens,<br />
<strong>im</strong>mer nur eine, in <strong>der</strong> Welt bestehende<br />
Harmonie zutage för<strong>der</strong>n müsse. Die Aufgabe<br />
<strong>der</strong> Pädagogik sah man also darin, die von Natur<br />
<strong>im</strong> Menschen liegende Harmonie einfach zur<br />
Geltung kommen zu lassen. (Führen o<strong>der</strong> wach»<br />
scn lassen? wie Litt es formuliert.) Dabei ist<br />
dies Natürliche nicht bloß äußere Natur, son<strong>der</strong>n<br />
etwas Metaphysische«, ein in <strong>der</strong> Welt<br />
ursprünglich angelegtes Sein, wir können gera»<br />
dezu sagen: Gott. Von Anfang an liegt bei<br />
dieser Einstellung in <strong>der</strong> Welt die Einheit<br />
Gottes zugrunde, freilich nie klar erfaßt, son<strong>der</strong>n<br />
verworren, unbewußt. Jede einzelne Seele ist<br />
mit Gott in großer Einheit verbunden, nur ist<br />
das nicht klare Perzeption, son<strong>der</strong>n perception<br />
petite. Die Aufgabe <strong>der</strong> Wissenschaft ist nun,<br />
das unklar Bewußte (Unterbewußte-Unbewußte)<br />
deutlich und klar zu machen.<br />
Diese Lcibnizische Phylosophie ist mit <strong>der</strong> Idee<br />
<strong>der</strong> Wissenschaft doch noch heute so verbunden,<br />
daß Ketzer genannt wird und auf die größten<br />
Schwierigkeiten stößt, wer an diesen Grundlagen<br />
rüttelt. Wir stehen aber heute in <strong>der</strong><br />
Auflösung dieser (Leibnizischen) Voraussetzungen.<br />
Infolge an<strong>der</strong>er Lebensumstände, in denen wir<br />
sind, haben wir den Glauben an die Harmonie<br />
und an die innerlich bildende Kraft <strong>der</strong> Wissenschaft<br />
verloren. Alle« hat sich zudem zu sehr<br />
verzweigt, niemand übersieht mehr die Gesamtheit<br />
<strong>der</strong> Wissenschaft. (Von dieser Erkenntni«<br />
aus müßte übrigen« auch die Auswahl de« klassischen<br />
Bildungsstoffs au« dem 48. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
in unseren Schulen einer Revision unterzogen<br />
werden.) E« bereitet sich aber heute eine innere<br />
Umstellung vor, aus diesem Delemma <strong>der</strong> geistigen<br />
Entwicklung herauszuführen.<br />
Der Begriff des Unbewußten bei Leibniz ist<br />
so, daß das Unbewußte <strong>im</strong> Grunde auf <strong>der</strong>selben<br />
Linie gesehen, wird wie das Bewußte —<br />
eben: als das nicht ganz klar Bewußte. Im<br />
Gegensatz dazu hat sich — ohne begriffliche<br />
Terminologie, au« <strong>der</strong> Notwendigkeit de« Erlebens<br />
heraus — ein neuer Begriff des Unbewußten<br />
gebildet: Da«, wa« <strong>der</strong> Mensch in seiner<br />
Seele nicht wahr haben will: er weiß nichts<br />
von ihm, will nichts von ihm wissen — unbewußt<br />
also nicht bloß aus theoretischen, son<strong>der</strong>n<br />
au« ethischen Gründen. (Dieselbe Umbildung<br />
bietet <strong>der</strong> Begriff des Irrationalen: Rudolf<br />
Otto faßt es noch als das noch nicht ganz<br />
Rationale, in <strong>der</strong> Tiefe des Gemüts aber als<br />
wirksam liegend. Heute aber, in <strong>der</strong> neueren<br />
Theologie, hat jener Begriff eine an<strong>der</strong>e Prägung:<br />
<strong>Das</strong> Irrationale besagt, daß Gott nicht<br />
erkennbar, nicht etwa bloß mit dem Verstande<br />
unfaßlich, son<strong>der</strong>n deshalb nicht erkennbar, weil<br />
die Menschen Sün<strong>der</strong> sind. Barth und Gogarten<br />
würden sich freilich wehren: solche Beziehungen<br />
sind aber gerade darum um so wirksamer.)<br />
Wo aber das Unbewußte so unter<br />
ethischem Aspekt verstanden wird, hat es einen<br />
ganz an<strong>der</strong>en Ton: Der Mensch hat Angst,<br />
daß es herauskommt: daher: unbewußt-oei><br />
drängt.<br />
Der Pansexualismus u. a. Theorien über den<br />
Menschen, die von hier au« aufgestellt sind,<br />
wirken naturgemäß abstoßend, wenn sie aufgefaßt<br />
werden nach Art <strong>der</strong> Psychologie alter<br />
Art, d. h. wollte man nun, theoretisch vorgehend,<br />
jedem Menschen diese Theorie überstülpen<br />
und schon behaupten, wir alle hätten<br />
den Oedipus-Kompler. Es handelt sich hier vielmehr<br />
um Wahrheiten, die allerding« für die<br />
ethische Situation de« heutigen Menschen typische<br />
Bedeutung haben, die aber nicht von<br />
zeitloser Gültigkeit sind wie psychische Struk-<br />
turgesetze. Eine theoretische Wi<strong>der</strong>legung <strong>der</strong><br />
mo<strong>der</strong>nen Psychoanalyse scheitert naturgemäß<br />
an <strong>der</strong> Erfahrung des, dem durch sie geholfen<br />
wurde. Deshalb hat man mit Recht gesagt,<br />
<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch gegen die Psychoanalyse unterstütze<br />
die Erkenntnisse, welche wir ihr verdanken:<br />
Nur jene wi<strong>der</strong>sprechen, die sich eigentlich<br />
getroffen fühlen: wer einen verdrängten<br />
Komplex hat, setzt sich auf« moralische<br />
hohe Roß und wehrt sich. Die bedenkliche<br />
Wirkung dieser Theorie auf unsere Zeit soll<br />
nicht geleugnet werden: die Psychoanalyse ist<br />
z. T. in fahrlässiger Weise betrieben; für ihren<br />
analysierten Komplex tauschen viele die zweifelhafte<br />
Fähigkeit ein, sich selbst ständig zu sezieren:<br />
und da« hält nur aus, wer noch eine<br />
gesunde Substanz hat: die an<strong>der</strong>en gehen daran<br />
zugrunde. Aber in <strong>der</strong> heutigen Zeit haben best<strong>im</strong>mte<br />
Dinge darauf hingedrängt: wir sind<br />
eben eine erotische, innerlich erkrankte Epoche.<br />
Da ist es schon besser, die Geschichte kommt<br />
heraus. (Best<strong>im</strong>mte Gedanken Luther« klingen<br />
bei Freud an, so wenn er sagt: Sünde ist<br />
da: und dann ist's schon besser, sie kommt<br />
heraus, als daß sie, durch Gesetzesmächte «in»<br />
geschränkt, verdrängt unter <strong>der</strong> Oberfläche fortwuchert.)<br />
Man muß aber deutlich sagen, daß diese Gedanken<br />
falsch sind, wenn man sie unter dem<br />
Gesichtswinkel <strong>der</strong> reinen Theorie auffaßt, d. h.<br />
als allgemeingültige Aussagen über da« Wesen<br />
de« Menschen. <strong>Das</strong> tun aber, die von <strong>der</strong> alten<br />
Wissenschaft her hommen. In Wirklichkeit<br />
aber zielt die Tendenz <strong>der</strong> psychoanalysischen Bemühungen<br />
dahin, den wissenschaftlichen Begriff<br />
innerlich zu revidieren. So z. B. den Wahrheitsbegriff.<br />
Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> in sich Verdrängtes<br />
hat, soll mit Hilfe de» Arzte« etwa o<strong>der</strong> seines<br />
Lehrer«, Seelsorgers, Freundes, dahin kommen,<br />
daß er — durch einen Bruch hindurch —<br />
die Hemmungen hinwegräumt, daß er sich sagt:<br />
Ich will jetzt über mich zur Klarheit kommen,<br />
mag herauskommen, was da will! Dieser neue<br />
Wahrheitsbegriff will nicht, daß wir über an<strong>der</strong>e<br />
Menschen die Wahrheit wissen, son<strong>der</strong>n er<br />
mutet jedem Menschen zu, über sich selbst zur<br />
Wahrheit zu kommen, bis <strong>der</strong> Durchbruch erfolgt.<br />
(Pilatus hatte also recht, als er in Hinsicht<br />
de« alten Wahrheitsbegriff« die Möglichkeit,<br />
theoretisch die Wirklichkeit zu erfassen,<br />
bezweifelte. Der an<strong>der</strong>e neue Wahrheitsbegriff<br />
lag aber bei dem, <strong>der</strong> da sagte: Wer au«<br />
<strong>der</strong> Wahrheit ist, <strong>der</strong> höret meine St<strong>im</strong>me.)<br />
Wir stehen hier aber schon in einer fortge»<br />
schrittenen Phase <strong>der</strong> Psychoanalyse, die in ihren<br />
Anfängen (bei Freud) viel zu sehr den Ton<br />
noch auf das Bewußtsein legte, die Eierschalen<br />
<strong>der</strong> alten Theorie an sich tragend: die ersten<br />
Theorien Freuds sind von seinen Nachfolgern<br />
fast alle bestritten. Die eigentliche Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Psychoanalyse liegt aber eben in <strong>der</strong> geschil<strong>der</strong>ten<br />
Einführung neuer Motive in da«<br />
wissenschaftliche Denken als solche«, in <strong>der</strong> Aufhellung<br />
<strong>der</strong> Frage nach den eigentlich erzieherischen<br />
Kräften (<strong>der</strong> Vorgang de« Uebertragens)<br />
und in <strong>der</strong> Schaffung eine« neuen Bilde« vom<br />
Menschen: Die Einheit <strong>der</strong> Seele liegt <strong>im</strong><br />
Ethischen und Praktischen, ist aber durch theoretische<br />
Psychologie nie feststellbar.<br />
San.-Rat Dr. Prinzieg (Ulm), von dem De.<br />
lckat ein, fast an Luther« Rechtfertigungslehre<br />
und an den Paulus in Römer 7 gemahnendes<br />
Wort vorliest, läßt ahnen, daß die Wirkungen<br />
<strong>der</strong> Psychoanalyse einmünden können in Verzagtheit<br />
am Leben: Wenn alles nur Trieb,<br />
wenn <strong>der</strong> Sinn des Lebens <strong>der</strong> Tod ist, dann ist
e« kein Wun<strong>der</strong>, daß viele, beson<strong>der</strong>s Jugendliche,<br />
ihren höchsten Zweck darin sehen, sich auf<br />
den Tod zu rüsten, in ihrer Weise, den Revolver<br />
an <strong>der</strong> Stirn, Demgegenüber betonte Redner<br />
am Schluß sehr stark: Man darf nicht da«<br />
gesamte <strong>Das</strong>ein des Menschen auffassen als<br />
Schuld, und er stellte die für unsere Zukunft<br />
entscheidende Frage: Wird es möglich sein, daß<br />
die an sich unvermeidliche Depression abgelöst<br />
wird durch starke Motive zum Guten? Von<br />
<strong>der</strong> Antwort auf diese Frage wird unsere Zukunft<br />
abhängen." Wallroth.<br />
Vereinigung evangel. Gemeindevertreterinnen<br />
Am 28, Juni, also gerade in den Tagen de«<br />
Jahre« 1929, die für die evangelischen Christen<br />
Deutschlands als Tage höchster Erregung und<br />
Bewegung gekennzeichnet bleiben, als Tage, in<br />
denen ein geschlossener, evangelischer Wille<br />
gegen äußere und innere Feinde unserer <strong>Kirche</strong>,<br />
unseres Volke« und Staate« kraftvoll sich kundtat,<br />
fand d i e M itglie<strong>der</strong>oersammlung<br />
<strong>der</strong> Vereinigung evangelischer<br />
Gemeindevertreterinnen<br />
statt, und zwar in Oberhausen, dem Herzen<br />
de« Industriegebiet«, Sie gestaltete sich zu<br />
einer inhaltreichen, eindrucksvollen und gesegneten<br />
Tagung, die auf« neue e« bestätigte, daß<br />
die evangelische Frau ganz stark sich an die<br />
<strong>Kirche</strong> gebunden und an <strong>der</strong>en Leben, Dienst<br />
und Aufbau sich mitverantwortlich weiß.<br />
Sehr zahlreich waren die Vertreterinnen erschienen<br />
und hatten die Kosten und Mühe <strong>der</strong><br />
Reise auch au« den weit entfernten Gebieten<br />
<strong>der</strong> Rheinischen Provinzialkirche nicht gescheut.<br />
Nur da« Saarland mußte auf die Entsendung<br />
einer Vertreterin verzichten und sich mit einem<br />
schriftlichen Gruß an die Versammlung begnügen.<br />
Die Versammlung stand in ihrem ersten Teil<br />
ganz <strong>im</strong> Zeichen <strong>der</strong> Ereignisse, die in diesen<br />
Tagen uns die Not unsere« Vaterlande« und<br />
unserer <strong>Kirche</strong> wie<strong>der</strong> so einschneidend deutlich<br />
machten: die 10jährige Wie<strong>der</strong>kehr de« Tages<br />
von Versailles und die außerordentliche Tagung<br />
<strong>der</strong> Preußischen Generalsynode. Die Erste Vorsitzende,<br />
Frau Emmi Welter (Aachen) stellte<br />
in ihrem Einleitungswort die Versammlung<br />
unter da« Schriftwort, mit dem <strong>der</strong> Hausspruch<br />
<strong>im</strong> evangelischen Jugendschutzhe<strong>im</strong>, das<br />
seine behaglichen Räume für die Tagung zur<br />
Verfügung gestellt hatte, die Gäste grüßt:<br />
Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine<br />
große Belohnung hat! Ebr. iO, 35.<br />
Herr Pastor Pack, <strong>der</strong> als plaß8«3 plysd^terii<br />
den Gemeindeoertreterinnen <strong>Rheinland</strong>s den<br />
Gruß <strong>der</strong> Gemeinde Oberhausen überbrachte,<br />
und dabei ein feine« Verstand»!« für die Notwendigkeit<br />
<strong>der</strong> Mitarbeit <strong>der</strong> Frauen in <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> bekundete, lenkte die Blickrichtung von<br />
<strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong> äußeren Not auf die innere,<br />
die seelische Not in unserm Volke, von dem<br />
Wehren gegen den Vorwurf <strong>der</strong> Schuld an,<br />
Kriege zur Beugung und zum Bekenntnis unserer<br />
Sündenschuld vor Gott und von da zu <strong>der</strong><br />
Gnade Gottes in Christo Jesu, die Sün<strong>der</strong> beruft<br />
zur Arbeit <strong>im</strong> Reich Gottes, und die auch<br />
die Frauen ruft, ihre Gaben und Kräfte dem<br />
Dienst de« Meister« zu weihen. In nachfolgenden<br />
Referaten kamen die die Herzen bewegenden<br />
Ereignisse jener Tage noch zu eingehen<strong>der</strong>er<br />
Würdigung.<br />
<strong>Das</strong> Gedenkwort zum Trauertag um Versailles<br />
sprach Frau van <strong>der</strong> Eist (Bonn). Sie<br />
stellte die markantesten Beweise für den Charakter<br />
de« Versailler Diktats, das, auf Lug und<br />
Trug aufgebaut, unser Volk an die Sklavenkette<br />
schmiedet, zusammen und brachte die Empfindungen<br />
einer evangelischen deutschen Frau<br />
gegen die Lüge von <strong>der</strong> alleinigen Schuld<br />
Deutschland« am Kriege in ernstem und heiligem<br />
Protest zum Ausdruck und ließ die Trauer<br />
um Deutschlands Schmach ausklingen in <strong>der</strong><br />
Kundgebung, mit <strong>der</strong> unsere oberste Kirchcuoertretung,<br />
<strong>der</strong> Deutsche <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong>nausschuß<br />
zum evangelischen Deutschland gesprochen<br />
hat.<br />
Frau Magdalene von Waldthausen<br />
(Essen), die eben von <strong>der</strong> außerordentlichen<br />
Generalsynode zurückgekehrt war, ließ die Versammlung<br />
hineinschauen in die ungeheuren Gefahren<br />
und Schwierigkeiten, die mit <strong>der</strong> Absicht<br />
eines einseitigen Konkordatsabschlusse« uns<br />
drohen, und in das heiße, bisher so vergebliche<br />
Ringen, unsere <strong>Kirche</strong> vor einer solch unerhörten<br />
und unerträglichen Zurücksetzung, wie es<br />
<strong>der</strong> Abschluß eines Vertrage« nur mit <strong>der</strong> katholischen<br />
<strong>Kirche</strong> bedeuten würde, zu schützen und<br />
gab mit Worten tiefer innerer Befriedigung<br />
über da« weise und entschlossene Handeln unserer<br />
<strong>Kirche</strong>nregierung die Entschließung <strong>der</strong><br />
Generalsynode bekannt.<br />
Den zweiten Teil <strong>der</strong> Verhandlungen füllten<br />
die geschäftlichen Beratungen au«<br />
Der von <strong>der</strong> Vorsitzenden erstattete Geschäftsbericht<br />
und die Berichte <strong>der</strong> Bezirksvertreterinnen<br />
waren ein beredte« Zeugni« für den Tiefblick<br />
und Weitblick <strong>der</strong> Führerinnen in dem Bemühen,<br />
durch Vorträge und Aussprachen in den<br />
Synodal- und Vezirksgruppen die Frauen für<br />
ihre Aufgaben in den Gemeindekörperschaftcn<br />
zu schulen, ihre Zahl und ihren Einfluß zu verstärken,<br />
ebenso aber auch an den großen Fragen,<br />
welche die Kreissynode, die Provinzialnnd<br />
Generalsynode beschäftigen, positiv mitzuarbeiten<br />
und darüber hinaus eigene Aufgabengebiete<br />
in Angriff zu nehmen, — Als<br />
Glied <strong>der</strong> Vereinigung evangelischer Frauenoerbände<br />
<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> wirkte die Vereinigung<br />
mit bei <strong>der</strong> großen evangelischen Frauenversammlung<br />
auf <strong>der</strong> „Pressa": sie beriet <strong>im</strong><br />
Son<strong>der</strong>ausschuß für kirchliche Frauenarbeit bei<br />
<strong>der</strong> Rheinischen Provinzialsynode mit bei 5en<br />
ernsten Erwägungen über mo<strong>der</strong>ne Eheproblcrne,<br />
Ihr Aufruf an die Frauen, sich an den Neuwahlen<br />
zu den Gemeindekörperschaften rege zu<br />
beteiligen und sich die Aufstellung von Frauen<br />
auf die Vorschlagslisten angelegen sein zu lassen,<br />
und ebenso ihr Schreiben an alle Kreissynoden<br />
de« <strong>Rheinland</strong>e«, auch Frauen zur Prooinzialsynode<br />
zu entsenden, sind nicht ohne Erfolg geblieben.<br />
In einzelnen Gemeinden<br />
haben die Frauen ein Viertel und<br />
mehr <strong>der</strong> Sitze in den Gemeindekörperschaften.<br />
Dagegen gibt es auch<br />
heute noch Gemeinden, in denen man die Frauen<br />
von <strong>der</strong> IHitarbeit völlig o<strong>der</strong> doch von <strong>der</strong> <strong>im</strong><br />
Presbyterium ausschließt. Unter den Synoden<br />
sind e« nur zwei — gegen eine bei <strong>der</strong> letzten<br />
Wahl — die eine Frau als Hauptocrtreterin<br />
zur Prooinzialsynode entsenden, aber eine ganze<br />
Anzahl von Synoden hat diesmal unter den<br />
gewählten Stellvertretern für die Frauen Raum<br />
geschafft.<br />
Au« dem Geschäftsbericht verdient noch beson<strong>der</strong>«<br />
hervorgehoben zu werden, daß sich unter<br />
Führung <strong>der</strong> Ersten Vorsitzenden ein „V erein<br />
evangelischer Studentinnenhe<strong>im</strong>e<br />
<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>" gebildet hat, in dem die<br />
in <strong>der</strong> Vereinigung evangelischer Frauenocr-<br />
bände <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> zusammengeschlossenen<br />
evangelischen Frauenorganisationen gemeinsam<br />
an <strong>der</strong> Schaffung eines evangelischen Studentinnenhe<strong>im</strong>s<br />
arbeiten — und zwar, weil für<br />
Bonn <strong>der</strong> Anfang zum Beginn des Wintersemesters<br />
inzwischen gesichert ist, zunächst in<br />
Köln —, um unfern studierenden evangelischen<br />
Töchtern in <strong>der</strong> rheinischen Metropole eine<br />
He<strong>im</strong>stätte zu bereiten, wo ihnen für Leib, Seele<br />
und Geist da« geboten wird, dessen <strong>der</strong> junge<br />
Mensch und vor allem das junge Mädchen in<br />
<strong>der</strong> Fremde nicht entbehren kann. Den katholischen<br />
Studentinnen stehen in Köln längst<br />
mehrere He<strong>im</strong>e offen. Der Aufruf an die<br />
evangelischen Kreise des <strong>Rheinland</strong>« zur 3I!itwirkung<br />
an diesem so dringend notwendigen<br />
Werk ist in Vorbereitung.<br />
Auch da« sei au« dem Bericht mitgeteilt, daß<br />
die V. E. F. Rh. als ihre Hauptoertreterin in<br />
die Prooinzialsynode die Damen o. Waldthausen,<br />
Welter, Cramer, wie<strong>der</strong>gewählt hat. Die<br />
Versammlung brachte ihre lebhafte Zust<strong>im</strong>mung<br />
zu dieser Wahl zum Ausdruck,<br />
Die Aussprache zu den Berichten<br />
betonte die Schwierigkeiten, die heute noch fast<br />
allenthalben <strong>der</strong> 3ü!tarbe!t <strong>der</strong> Frauen in den<br />
kirchlichen Körperschaften entgegenstehen, und es<br />
mußte mit tiefem Bedauern festgestellt werden,<br />
daß die Entschließung <strong>der</strong> 8, Generalsynode, in<br />
<strong>der</strong> diese sich warm für eine verstärkte Heranziehung<br />
<strong>der</strong> Frauen einsetzt, nicht die Beachtung<br />
und Wertschätzung erfahren hat, wie wir<br />
es wünschen müssen. Doch war die Versammlung<br />
einig in <strong>der</strong> Ueberzeugung, daß die Bewegung<br />
sich nicht aufhalten läßt. Wir müssen<br />
<strong>der</strong> Entwickelung Zeit lassen und in Ausdauer<br />
und Geduld an unserm Platze stehen, — Zur<br />
Gesangbucherneuerung zeigte sich hier wie überall<br />
in den Besprechungen über die beabsichtigte<br />
Reform ein Auseinan<strong>der</strong>gehen in <strong>der</strong> Auffassung<br />
über die Notwendigkeit und die Art <strong>der</strong> Zusammenstellung<br />
eines neuen Buche«, — In <strong>der</strong><br />
Frage de« Studentinncnhe<strong>im</strong>s bevollmächtigte<br />
die Versammlung die Erste Vorsitzende, den Aufruf<br />
auch <strong>im</strong> Namen <strong>der</strong> Vereinigung zu unterzeichnen<br />
und damit die lebendige Anteilnahme<br />
<strong>der</strong> Gemeindevertreterinnen an <strong>der</strong> Verwirklichung<br />
des Planes zu bekunden.<br />
Nach je<strong>der</strong> Neuwahl <strong>der</strong> Gemeindekörperschaften<br />
hat die Vereinigung satzungsgemäß die<br />
Neuwahl des Vorstandes zu vollziehen:<br />
die Wahl ergab einst<strong>im</strong>mige Wie<strong>der</strong>wahl<br />
<strong>der</strong> bisherigen Vorstandsmitglie<strong>der</strong>: für<br />
die aus dem Gebiet <strong>der</strong> Rheinprovinz verzogene<br />
Schriftführerin Frau Ningel wurde Frau Konrcktorin<br />
Alaria Trommershauscn neu hinzugewählt,<br />
— Die Versammlung beschloß, dem<br />
ß 7 <strong>der</strong> Satzung, <strong>der</strong> die Best<strong>im</strong>mungen über<br />
die IHitglie<strong>der</strong>versannnlung enthält, folgenden<br />
Wortlaut zu geben: „Die ordentliche Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
findet in <strong>der</strong> Regel in Verbindung<br />
mit den Rheinischen <strong>Kirche</strong>ntagen statt.<br />
Auf Antrag von mindesten« zwei Nezirksverbänden<br />
kann in den Jahren, in denen eine<br />
Mitglie<strong>der</strong>versammlung nicht stattfindet, eine<br />
außerordentliche Mitglie<strong>der</strong>versammlung einberufen<br />
werden." — Ferner kam es zu dem einmütigen<br />
Beschluß: 1. die Reisespesen <strong>der</strong> Ausschußmitglie<strong>der</strong><br />
(d. i. Vorstand und Vertrauensdamen<br />
<strong>der</strong> Synoden) zur Teilnahme an <strong>der</strong><br />
jährlichen Ausschußsitzung ,uf die Vezirkskasse<br />
zu übernehmen: 2. „<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong>"<br />
für die Ausschußmitglie<strong>der</strong> auf Vereinskosten<br />
zu beziehen.<br />
Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Nachmittagsversammlung<br />
stand das Thema: Soziale Frage und<br />
<strong>Kirche</strong>, Frau Welter entrollte in großen<br />
Zügen ein Bild von den einzelnen Entwicke»<br />
lungsphasen unseres Wirtschaftslebens, von <strong>der</strong><br />
Entstehung <strong>der</strong> kapitalistischen Wirtschaftsordnung<br />
und <strong>der</strong> Industrialisierung <strong>der</strong> Massen<br />
über die freie und christliche Gewerkschaft«-
Bewegung mit ihren Zielen bis hin zur Gegenwart,<br />
die nach <strong>der</strong> Staatsumwälzung <strong>der</strong><br />
Arbeiterschaft die Erfüllung eines wesentliche»<br />
Teiles ihrer For<strong>der</strong>ungen bereits gebracht hat,<br />
Der Vortrag zeigte die Zusammenhänge zwischen<br />
dieser Entwicklung und <strong>der</strong> so furchtbaren Entfettung<br />
unsere« Volkes, er würdigte die groß«»<br />
Männer <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> — Wichern,<br />
v, Bodelschwingh, Stöcker —, die ihr Herzblut<br />
an die Lin<strong>der</strong>ung und Beseitigung <strong>der</strong> sozialen<br />
Mißstände und <strong>der</strong> seelischen Not gesetzt, die<br />
großen, freien Zusammenschlüsse evangelischer<br />
Christen, zur Weckuna und Pflege sozialen Verständnisses,<br />
sozialer Gesinnung und sozialer Betätigung,<br />
um auf das heiße Bemühen <strong>der</strong> evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong> in unfern Tagen einzugehen, zu<br />
spät erkannte und lang versäumte Pflicht nachzuholen<br />
und in vielgestaltiger Arbeit die soziale<br />
Lage <strong>der</strong> Gegenwart zu erforschen und <strong>der</strong><br />
Verkündigung <strong>der</strong> Frohbotschaft von dein Heil,<br />
das in Christus allen Menschen angeboten<br />
wird, auch in den Schichten <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
den Boden zu bereiten, die ihr heute mit<br />
stumpfer Resignation und bitterem Hohn den<br />
Eingang verriegeln. An dieser Arbeit des<br />
Forschen« und des Handelns Schulter an<br />
Schulter neben dem Mann <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu stehen,<br />
das ist heilige Pflicht <strong>der</strong> Frau, die sich zur<br />
Mitverantwortung in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> von Gott berufen<br />
weiß, — Daß die evangelischen Gemeindeoertreterlnnen<br />
ganz ernst entschlossen sind,<br />
dem Ruf ihrer <strong>Kirche</strong>, dem Ruf ihrer Führelinnen<br />
zu folgen, das kam in <strong>der</strong> nachfolgenden<br />
Aussprache sehr klar zum Ausdruck.<br />
Die Tagung wurde den Teilnehmerinnen zu<br />
einem ganz starken und frohen Erleben einer<br />
auf höchster Bereitschaft zum Dienst und tiefster<br />
Erkenntnis <strong>der</strong> Mitverantwortung für<br />
Leben und Sein unserer evangelischen <strong>Kirche</strong><br />
aufgebauten Arbeitsgemeinschaft.<br />
Frieda Cramer,<br />
Nachrichten aus dem Melanchthonbund<br />
(Verband <strong>der</strong> evangelischen Eltern an den mittleren und höheren Schulen <strong>Rheinland</strong>s)<br />
Der in Nr. 5/6 S. 86 erwähnte Schul fall<br />
in Köln-Mülhe<strong>im</strong> hat sich denn doch<br />
als schwerwiegen<strong>der</strong> herausgestellt, als nach<br />
unsere» damaligen Informationen anzunehmen<br />
war. Ein Wechsel <strong>im</strong> Direktorat scheint unvermeidlich<br />
zu sei». — <strong>Das</strong> neue Ober schullehrer-Iahrbuch,<br />
Schuljahr 1928/29, ist<br />
bei Mittler und Sohn in Berlin erschienen (189<br />
Seiten); seine Anschaffung kann allen Gruppen<br />
nur dringend empfohlen werden (oergl. W.<br />
Scheuch, Kassel, Die nichtakademischen Lehrkräfte<br />
nu de» öffentliche» höheren Schulen in<br />
Preußen, Mittelschule 26/27, 405—407). —<br />
Auf einem Gruppenabend am 7. Mai in<br />
Duisburg-Ruhrort sprach Pfarrer<br />
Hörn, Duisburg-Laar, über Schriftauslegung<br />
und höhere Schule. — Am 6, Juni fand in<br />
Köln eine Besprechung statt über da»<br />
regionale System bei <strong>der</strong> Besetzung von<br />
Direktor-Posten, in Siegburg am 27. Juni<br />
ein Gruppenabend, auf den» das Thema<br />
behandelt wurde: „Die verschiedenen Arten von<br />
Höhereren Schulen und <strong>der</strong> Eigenwert ihrer<br />
hauptsächlichsten Bildungsstoffe". — Am 9,<br />
Juli wurden in einer Versammlung de«<br />
Vorstande« und <strong>der</strong> Vertrauensleute <strong>der</strong> Ortsgruppe<br />
Essen Erundprobleme de« Nlelaü»<br />
chthonbundes eingehend erörtert. — Die Kölnische<br />
Zeitung (Nr, W3 b vom 8. 6,) berichtet<br />
»och einmal über die Direktorwahl am<br />
Bonner Oberlyzeum": „Die Stadtuerordnetensitzung<br />
an, Freitag (?. L.) begann mit<br />
einer langen Auseinan<strong>der</strong>setzung zwischen dem<br />
Zentrum und den vereinigten Parteien, die ihren<br />
Grund in <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> katholischen Oberstudienrätin<br />
Schellen« zur Direktorin des Oberlyzeum«<br />
hatte. Diese Wahl ist erfolgt, obwohl<br />
vorher den evangelischen Kreisen zugesichert worden<br />
war, daß die Direktorstelle mit einem evangelischen<br />
Kandidaten besetzt werden sollte. Nachdem<br />
man sich fast eine Stunde fruchtlos über<br />
Konfesstons- und Paritätsfragen auseinan<strong>der</strong>gesetzt<br />
hatte, wurde die kurze Tagesordnung in<br />
wenigen Minute,! erledigt." — Die Ortsgruppe<br />
Du isburg-Ru hro rt-Laar<br />
hatte sich erneut wegen <strong>der</strong> grundsätzlichen<br />
Frage, ob nicht die Direktorsielle am dortigen<br />
Realgymnasium dauernd evangelisch zu<br />
besetzen sei, wie das Hanielsche Statut es vorschreibt,<br />
an den Minister gewandt. Darauf ist<br />
vom Provinzialschulkollegium au« Koblenz unterm<br />
13. Mai 1320 (I, 8258) folgende Antwort<br />
eingegangen: „Der Minister für Wissenschaft,<br />
Kunst und Volksbildung hat uns ermächtigt, Sie<br />
auf die an ihn gerichtete Eingabe vom 7. 4. 1928<br />
iu seinem Name» dahin zu bescheiden, daß die<br />
Erfüllung von Verpflichtungen, die <strong>der</strong> Stadtgemeinde<br />
Duisburg Dritten gegenüber obliegen,<br />
Sache <strong>der</strong> Stadtgemeinde ist, und die Ausübung<br />
de« staatlichen Bestätigungsrccht« hier wie sonst<br />
von <strong>der</strong>artigen Verpflichtungen grundsätzlich<br />
nicht abhängig gemacht werden kann." — Auch<br />
in D ü r e n ist man wegen des stiftifch-evangelischen<br />
Charakters des dortigen Realgymnasiums<br />
mit <strong>der</strong> Gegenseite noch nicht <strong>im</strong><br />
reinen. Die Gebäude gehören nach wie vor <strong>der</strong><br />
evangelischen Gemeinde: die Stiftung selbst hat<br />
die Inflation vernichtet: >n den Unterhalt <strong>der</strong><br />
Stadt teilen sich einstweilen Staat und Stadt<br />
Düren, letztere ganz vom Zentrum regiert. Doch<br />
bringt auch die Gemeinde noch eine gewisse<br />
Summe jährlich für die Anstalt auf. Die Verhandlungen<br />
über das, was werden soll, sind noch<br />
<strong>im</strong> Gange. — Wer sich für den <strong>im</strong> Mitteilungsblatt<br />
Nr. 2, 1929, in <strong>der</strong> Weisemannschen<br />
Rede erwähnten, beson<strong>der</strong>s krassen Fall an<br />
<strong>der</strong> katholischen Volksschule 2 in Neuwied<br />
interessiert, <strong>der</strong> eigentlich nicht zu unserem Interessengebier<br />
gehört, fei auf die Deutsche Lehrerzeitung<br />
Nr. 21, Seite 240 f. verwiesen. Uebrigen»<br />
ist in 2/1929, Seite 2, Zeile 42 o. o.<br />
zu lesen: Humboldt-Oberrealschule (statt: Realschule<br />
in <strong>der</strong> Spiesergasse). — Die von uns<br />
seinerzeit in, Mitteilungsblatt 1/1929 gebrachte<br />
Notiz aus Goch über mangelnde« Entgegenkommen<br />
<strong>der</strong> Schulleitung gegenüber evangelischen<br />
Lehrern und Schülern am 31. Oktober v. I.<br />
wird <strong>im</strong> „<strong>Evangelische</strong>n Beamten" Nr. 8 dahin<br />
berichtigt, daß wohl den Schülern, nicht aber<br />
den beiden evangelischen Lehrern <strong>der</strong> ganze Tag<br />
fieigegeben wurde.<br />
Die Kölnische Zeitung (Nr. 31? vom 13. 6.)<br />
berichtet weiter über den Streit zwischen<br />
StaatundStadtCleoe,daßdie Stadtverordnetenversammlung<br />
beschloß, die Berufsschule<br />
in da« große Mannschaftsgebäude <strong>der</strong><br />
neuen Kaserne zu verlegen und hierzu Mittel<br />
bis zu 120 000 RM. zu bewilligen. Ferner<br />
werden dort Wohnungen und Räume für die<br />
Feuerwehr geschaffen. Es heißt dann weiter:<br />
„Mit diesem Verlegungsbeschluß diirfte lie<br />
früher geplante Unterbringung des Staatlichen<br />
Gymnasiums in <strong>der</strong> neue» Kaserne<br />
endgültig erledigt, zugleich aber auch da« Schicksal<br />
des Realgymnasiums besie
Phil.-Blatt 24, 357. Die rheinischen<br />
Schulferien. Die Ansichten <strong>der</strong><br />
Elternschaft (aus dem Stadtanzeiger Köln<br />
vom 11. 5. Deutsches Phil.-Bl. 22, 374 f,).<br />
Dos Weihnachtszeugni« (Deu. Phil.-<br />
Nl. 29, 422). Ileber die Grundlagen<br />
pädagogischen Denkens, von D.<br />
Magd, von T! ling (Schule und Evangelium<br />
IV, 2, 27—37: 3, 57—6«: 4, 75—80). <strong>Evangelische</strong><br />
Pädagogik? Von Nrückerstein<br />
kühl (Nachr.-Bl. <strong>der</strong> Vereinigung eo.<br />
Akad. für <strong>Rheinland</strong> und Westfalen 7, 1—8).<br />
Wesen und Analyse des pädago»<br />
gischen Aktes, von Wilhelm Schumacher<br />
(Deu. Lehrer-Ztg. 27, 288—291: 28,<br />
287—300: 29, 309—312). Religionsunterricht<br />
und religiöse Erziehung.<br />
Uebersicht über die rechtlichen Vorschriften<br />
btr. religiöse Kin<strong>der</strong>erziehung (Ev. Pädag.<br />
IV, 4, 152—154). Tiefenpsychose und<br />
Berufsberatung (Eo. Päd. IV, 4, 145 f.)<br />
Die Berufswünsche <strong>der</strong> weiblichen<br />
Jugend (ebd. 148—148). Die Frau<br />
<strong>im</strong> kaufmännischen Ne ruf (Päd.<br />
Schwartz'sche Vak. Ztg. 29, 254—256). Die für<br />
die Arbeiten in <strong>der</strong> Wohlfahrt«,<br />
pflege notwendige „Bildung" <strong>der</strong><br />
Persönlichkeit und die Uebersteigerung<br />
<strong>der</strong> intellektuellen Anfor-<br />
^^ Kreisgemeinde Ilachen<br />
Zum ärzlichen Leiter <strong>der</strong> chirurgischen Abteilung<br />
des evangelischen Luisen-Hospitals in<br />
Aachen wurde als Nachfolger des au« Gesundheitsrücksichten<br />
zurückgetretenen Professors<br />
Dr. Maiwedel gewählt <strong>der</strong> Oberarzt in<br />
<strong>der</strong> chirurgischen Universitätsklinik in Tübingen,<br />
Prof. Dr. Borchers. — Küster Karl<br />
Arndt in Nurtscheid trat am 1. 7. in<br />
den Ruhestand, sein Nachfolger wurde Hilfsküster<br />
Georg Lorentz, Aachen,<br />
K«isge«einde Altenkirchen<br />
Da« dritte Kreiskirchenchorfest <strong>der</strong><br />
Synode fand am 9. 6. in <strong>Kirche</strong>n (Sieg)<br />
statt. — Die 85. Prooinzialoersammlung de«<br />
Hauptoereins <strong>der</strong> Gustao-Adolf-Stiftung<br />
in <strong>der</strong> Rheinprooinz war vom 13.—15.<br />
Juli in Alten kirchen.<br />
^ Kreisgemeind« Barmen<br />
Missionsdirektor Pastor Schmidt kehrte Anfang<br />
Juli von seiner Reise zu den asiatischen<br />
Stationen <strong>der</strong> Rheinischen Missionsgesellschaft<br />
zurück. — Misswnsinspektor F. Schomburg<br />
wurde am 19. Juni mit großer Mehrheit zum<br />
Nachfolger des emeritierten Pfarrers Hellbarth,<br />
Düsseldorf, gewählt. — Ferdinand Röd<strong>der</strong><br />
in Gemarke, <strong>der</strong> <strong>im</strong> 73. Lebensjahr am 1. 7.<br />
in den Ruhestand trat, hat vier Jahrzehnte hindurch<br />
an <strong>der</strong> dortigen <strong>Kirche</strong> und auf dem<br />
Gemeindeamt gearbeitet. — In <strong>der</strong> Iohanniskirche<br />
zu Wupperfeld wird vom 21. 9.<br />
ab in 8 Vorträgen eine Einführung in die<br />
deutsche Orgelkunst geboten werden. —<br />
Am 2. «. tagten in Barmen die rheinisch-westfälischen<br />
Gau- und Ortsgruppenleiter de« Deutschen<br />
Sittlichkeitsoerbande« vom Weißen Kreuz.<br />
— Pastor Lauffs, Gemarke, wurde zum<br />
stellvertretenden Synodalassessor gewählt. —<br />
Pastor Funcke, Wupperfeld, wird <strong>im</strong><br />
Auftrage des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>nbund««<br />
und de« <strong>Evangelische</strong>n Oberkirchenrats<br />
als dessen ständiger Vertreter (Propst) nach<br />
<strong>der</strong>ungen, von Pfarrer Siebelt, Berlin<br />
(Diakonie VI, 187—193). <strong>Das</strong> Predigerseminar<br />
in Elberfeld, von Liz. Klugkist-Hesse<br />
(Ref. Wobl. Elbf. 23, 181, mit Bild).<br />
Theologische Schule Elberfeld: Unterrichtsplan<br />
fürs Wintersemester 1929—1930:<br />
Allgemeines (Ref. Ki.-Ztg. 28, 220 f.). Stutz<br />
e n t e n k o n v i k t Caloinhau« in Er»<br />
langen (ebenda, 27, 213 f.). — Am 2. «.<br />
war die Grundsteinlegung zu einem Haus <strong>der</strong><br />
Studenten in Gießen. — Wertvolle Beiträge<br />
über Werkstudententum bietet wie<strong>der</strong><br />
Studentenwerk III, 4. Diese vortreffliche<br />
Vierteljahrsschrift erscheint jetzt bei Walter de<br />
Gruyter ii Co., Berlin und Leipzig. Bezugspreis<br />
durch die Post o<strong>der</strong> Buchhandlung für da«<br />
Jahr 6 ^t. Vorzugspreis für Studierende<br />
2,50 ^»t, Preis für das Einzelheft 1 ^l. Darin<br />
auch: Fünf Jahre Studienstiftung,<br />
eine Zwischenbilanz von Wilhelm Hoffmann,<br />
Leiter <strong>der</strong> Abteilung „Studienstiftung des Deutschen<br />
Volkes" <strong>der</strong> Wirtschaftshilfe <strong>der</strong> deutschen<br />
Studentenschaft (Seite 169—17«). — Zusammenfassung<br />
<strong>der</strong> Best<strong>im</strong>mungen über den II e b e r -<br />
gang <strong>der</strong> Schüler (innen) von <strong>der</strong><br />
Grundschule zur mittleren und<br />
höherenSchulein Preußen (Ev. Päd. IV.<br />
4, 157—158). Eduard S<strong>im</strong>on stellt <strong>im</strong> Deut.<br />
Phil.-Bl. 19, 273—27« fest, daß <strong>der</strong> vorzei -<br />
tige Ilebergang von <strong>der</strong> Grundschule<br />
auf höhere Schulen nur Einzelfälle<br />
betrifft und hauptsächlich in <strong>der</strong> Stadt<br />
vorkommt, wobei vor allem Lateinschulen bevorzugt<br />
werden. Es erhebt sich die Frage, wie<br />
sich diese Kin<strong>der</strong> bewähren, <strong>der</strong>en Zahl <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
übrigens verhältnismäßig i» Preußen die<br />
geringste ist: Ostern 1928 65 auf Knaben- und<br />
21 auf Mädchenschulen übergehende Schüler<br />
(innen). Je<strong>der</strong> 29. Seftaner und jede 34.<br />
Sertanerin in Preußen ist nach drei Jahren<br />
aus <strong>der</strong> Grundschule herausgekommen. Wir<br />
errechneten folgenden Bestand an rheinischen<br />
evangelischen Assessoren(innen) und Referendaren(innen)<br />
am 24. 7. 2S: In uuNSlu»<br />
0I2U8U8: in Fachgruppe I. 9 männl. 3 weibl.,<br />
II. 10, S: III. 1, 3: IV. 10, 4: V. 17, 0:<br />
VI. 7, 2, zusammen 54 ^ 18 — 72. Uebrigc<br />
Assessoren(innen) und Referendaren(innen): In<br />
Fachgruppe I. 4 männl. 3 weibl.: II. 14, ?:<br />
III. IN, 2: IV. 9, 7: V. 13, 7: VI. 5, 1,<br />
zusammen 55-^27 — 82, alles in allem also<br />
109 4° 45 — 154. — Die Beför<strong>der</strong>ungsaussichten<br />
<strong>der</strong> Philologen. Ein<br />
Beitrag zur Frage <strong>der</strong> Parität (Der<br />
eo. Beamte 4, 42 f.. Der Wächter 5/6, 7. Abschließend<br />
sei erwähnt, daß Melanchthon<br />
seinerzeit (1543) auch in An<strong>der</strong>nach gepredigt<br />
hat. (Sgr. d. Syn, Koblenz 24, 37«.)<br />
Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />
Brasilien zu gehen. — Am 9. 7, veranstalteten<br />
die evangelischen Gemeinden Barmens eine<br />
große Kundgebung zum Konkordat.<br />
— Auf einer Barmer Konferenz <strong>der</strong><br />
Pfarrer, <strong>der</strong> Pfarrfrauen und ihrer erwachsenen<br />
Kin<strong>der</strong> am 15. 7. sprach Studiendirektor<br />
Mützelfeld, Kaiserswerth, über Schul- und<br />
Berufsfragen. — Am 21. 9. feierte die<br />
Frauenhilfe in Gemarke ihr 50jähr!ges<br />
Jubiläum. — <strong>Das</strong> am 30. «. auf <strong>der</strong> Bundeshöhe<br />
vor 3—4000 Männern und Frauen aufgeführte<br />
Natorp'sche Clarenbach-Festspiel<br />
soll in Barmen wie<strong>der</strong>holt werden. —<br />
Die <strong>Evangelische</strong> Schulgemeinde<br />
Barmen feierte am 20. und 21. 7. ihr 10.<br />
Iahresfest. — Der Erweiterungsbau des A u -<br />
guste-Viktoria-Hauses, des Sitzes <strong>der</strong><br />
Rheinischen Frauenhilfe, soll am 2. 10. eingeweiht<br />
werden.<br />
>>M Kreisgemeinde Dinslaken<br />
Am 7. 7. ward die instandgesetzte <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong><br />
Gemeinde Walsum-Aldenrade feierlich<br />
ihrer Best<strong>im</strong>mung wie<strong>der</strong> übergeben. Gleichzeitig<br />
wurde da« 25jährige Jubiläum ihrer<br />
ersten Einweihung gefeiert und Pastor Brinkmann<br />
als Pfarrer de« zweiten Bezirk« eingeführt.<br />
— In Hamborn fand am 5. 7.<br />
die Taufe von zwei jungen Männern und<br />
vier Frauen statt. — In Götterswicker»<br />
Hamm ist <strong>der</strong> Orgelfonds erfreulich angewachsen,<br />
in Friedrichsfeld, Gemeinde<br />
Spellen, sind sämtliche Unkosten für den Einbau<br />
<strong>der</strong> neuen Orgel ebenfall« durch freiwillige<br />
Gaben gedeckt worden. — In Hamborn<br />
verstarb das Mitglied <strong>der</strong> Größeren Gemeindevertretung<br />
Wilhelm Rakutt, 54 Jahre alt.<br />
Kreisgemeinde Elberfeld<br />
Der Elberfel<strong>der</strong> Erziehungsoerein<br />
hat in diesen Wochen mit seinen 12 Schulen<br />
sein 80jährige« Jubiläum festlich begangen. —<br />
Am 26. 5. starb Rechnungsrat i, R. Ludwig<br />
Weber, 79 Jahre alt, Ehrenvorsitzen<strong>der</strong> de«<br />
<strong>Evangelische</strong>n Beamtenvereins Elberfeld. —<br />
Vom 7. 7. bis 28. 7. war da« Jugendzeit<br />
in Elberfeld. — Am 7. «. verstarb Wilhelm<br />
Friedrichs, 70 Jahre alt, <strong>der</strong> 30 Jahre<br />
lang als Presbyter bzw. Gemeindeoertreter <strong>der</strong><br />
luth. Gemeinde gedient hatte: am 30. «. erlag<br />
in Heidelberg einem Schlaganfall <strong>der</strong> frühere<br />
Friedyofsvorstehei <strong>der</strong> ref. Gemeinde, Ernst<br />
Lang. — In <strong>der</strong> 1. luth. und in <strong>der</strong> alten<br />
ref. <strong>Kirche</strong> wurde eine Anlage für<br />
Schwerhörige angebracht. — Im 8. ref.<br />
Pfarrbezirk soll ein kleine« Gemeindehaus<br />
gebaut werden mit einer Wohnung für den<br />
Gemeindehelfer <strong>im</strong> Obergeschoß. — Die Mitglie<strong>der</strong><br />
de« Elberfel<strong>der</strong> Prediger-<br />
Seminars machten eine Studienfahrt nach<br />
Holland. — In <strong>der</strong> luth. Gemeinde Elberfeld<br />
ist eine 14. Pfarrstelle eingerichtet; Besetzung<br />
erfolgt durch Gemeindewahl.<br />
Kreisgemeinde Essen<br />
Am 14. 7. war die feierliche Grundsteinlegung<br />
<strong>der</strong> neuen Auferstehungskirche <strong>im</strong><br />
Ostoiertel <strong>der</strong> Altstadtgemeinde. Die nach dem<br />
Entwurf des Kirchbaumeister« Prof. D. Nartning,<br />
Berlin, erbaut wird. — Pastor Zickmann<br />
wurde am 28. 7. in Essen-Altendorf<br />
eingeführt. — Da« Borbecker Einführung«büchlein<br />
ins Gemeindeleben ist<br />
nunmehr erschienen. — In aller Kürze wird<br />
eine Erneuerung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> in Kran stattfinden:<br />
auch wird über kurz o<strong>der</strong> lang die Frage<br />
eine« <strong>Kirche</strong>nbau« in Kray-Süd brennend<br />
werden, darum hat die Gemeindevertretung bebeschlossen,<br />
ein Grundstück von <strong>der</strong> bürgerlichen<br />
Gemeinde zu erwerben. — Am 27. «. legte<br />
Pfarrer Marschall, Essen-West, den<br />
Grundstein zu einem Iungmädchenhe<strong>im</strong><br />
an <strong>der</strong> Ohmstraße. — Im Juni starb<br />
Frau Hohendahl, die 1900 zusammen mit<br />
ihrem Manne ein Kapital gestiftet hatte, welchem<br />
die erste Klein-Kin<strong>der</strong>schule <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Rüttenscheid ihre Entstehung verdankt.<br />
— Am 7. 7. war das Verbandsfest de« Verbände«<br />
evangelischer Arbeiter- und<br />
Volk«oereine <strong>der</strong> Synode Essen, oerbun-
den mit dem 25jährigen Jubiläum de« E o g l.<br />
Arbeiter- und Bürgerverein«,<br />
Essen-Holsterhausen. — Der am 4. 8.<br />
nach Karnap übcrwiesene Hilfsprediger<br />
Almstadt ist am 46. 6. dort ordiniert, —<br />
Der Eogl. Knappenoerein Altenessen<br />
beging am 43.—45. 7. sein 45. Iahresfest,<br />
<strong>der</strong> Evgl, Arbeiterverein<br />
Dellwig-Frintrop sein 40. — Am<br />
28. 8. fand nach einem Referat des Abteilungsleiters<br />
M. G. Dessin eine Aussprache über<br />
zukünftige Büchereiarbeit in <strong>der</strong> Synode<br />
Essen statt. — Die <strong>im</strong> Frühjahr ausgeschiedenen<br />
Presbyter Kirchmeister Bock und Rektor<br />
i. R. Kolb in Rütten scheid sind zu<br />
Ehrenpresbytern ernannt. — Die Ueberlassung<br />
de« dem früheren Kirchbauoerein Leithe gehörenden<br />
Grundstückes an die evangelische Kirchcngemeinde<br />
Kran ist nunmehr erfolgt.<br />
MD Kreisgemeinde Iülich<br />
Pastor Wilhelm Tersteegen ward am<br />
44. 7. in Hückelhooen eingeführt. — In<br />
Geilenkirchen wurde Pfarrer Drobny<br />
Köln, gewählt. — <strong>Das</strong> Waldhe<strong>im</strong> <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Düren beiSchlagstein wurde am<br />
44. ?. eingeweiht. — Pfarrer Speckmann,<br />
ein Bru<strong>der</strong> des bekannten Schriftstellers, ist in<br />
seine norddeutsche He<strong>im</strong>at nach Hamburg belufen<br />
und verläßt voraussichtlich nach 40jä>)riger<br />
pfarramtlicher Tätigkeit am 4. Oktober d i e<br />
Dürener Gemeinde, an <strong>der</strong> biS'<br />
her seit 450 Jahren sämtliche<br />
Pfarrer entwe<strong>der</strong> bis zum Tode<br />
o<strong>der</strong> bis zu ihrer Pensionierung<br />
amtiert haben. — Pfarrer Kaiser,<br />
Esch Weiler, wurde zum zweiten stelloertr.<br />
Assessor <strong>der</strong> Synode gewählt.<br />
Kreisgemeinde Koblenz<br />
Die evangelische <strong>Kirche</strong>ngemeinde An<strong>der</strong>nach<br />
finanziert für die <strong>Evangelische</strong>n in Weißenthurm<br />
Sonntags die Hinfahrt <strong>im</strong> Autobus<br />
zum Gottesdienst in <strong>der</strong> Muttergemeinde. —<br />
Vom 2,—7, Oktober findet die Generalversammlung<br />
des Eoangel. Bundes in<br />
Koblenz statt. Anläßlich <strong>der</strong>selben wird in<br />
<strong>der</strong> dortigen Rheinhalle da« Figge'sche Clarenbach-Festspiel<br />
„Zeitenwende" aufgeführt<br />
werden.<br />
Kreisgemeinde Köln<br />
Im Jahre 4830 ist die 50jährige Wie<strong>der</strong>kehr<br />
<strong>der</strong> Eröffnung <strong>der</strong> Einweihung <strong>der</strong> Presbyterkirche<br />
in Kalk: man sammelt jetzt ein Notopfer<br />
für Instandsetzung dieses Gotteshause«.<br />
— Pfarrer Röttgen, Berg. Gladbach,<br />
erlitt durch Auto-Unfall bei Mekkenhe<strong>im</strong> <strong>im</strong><br />
Juni einen Oberkieferbruch. — Pastor i. R.<br />
Vo«winckel in Nippes best<strong>im</strong>mte den<br />
Ertrag <strong>der</strong> anläßlich seiner goldenen Hochzeit<br />
ihm übermittelten Voswinckelstiftung<br />
für den Kirchbauverein <strong>der</strong> dortigen Gemeinde.<br />
>^ Kreisgemeinde Lennep<br />
Der für Rad e, luth., gewählte Pastor R ü h l,<br />
bisher Hilfsprediger in Sterkrade, wäre mit<br />
seiner Frau beinahe das Opfer eines Motorradfahrers<br />
geworden, kam aber ohne ernstere<br />
Verletzungen davon. Seine Einführung fand am<br />
28. 7. statt. — Am 30. 6. hielt Pfarrer Ohl -<br />
son, Remscheid, den letzten Gottesdienst <strong>im</strong><br />
Reinhagener Neuendorf-Hau«; am 7,<br />
7. weihte Generalsuperintendent v. S t o l t e nhoff,<br />
Koblenz, die <strong>im</strong> Reinshagener<br />
Stadtteil erbaute Adolf-Clarenbach-<br />
<strong>Kirche</strong>. Der Prooinzialkirchenrat wurde dabei<br />
durch Sup. v. Dr. Schäfer, Remscheid,<br />
vertreten. — Auch da« Gemeindehaus in <strong>der</strong><br />
Stephanstraße wurde am 7. 7. eingeweiht. —<br />
Für den Südbezirk wählte man am 23. 6. Pfr.<br />
Kurt Hennlich in Osthausen bei Arnstadt<br />
(Thüringen). Die Wahl ist inzwischen bestätigt.<br />
— Die Uraufführung des Figgc'schen Cläre<br />
n b a ch-F estspieleS „Zeitenwende"<br />
am 44. 7. hatte Tausende von <strong>Evangelische</strong>n<br />
aus dem Bergischen Land nach Lüttring-<br />
Hausen gelockt; weitere Aufführungen fanden<br />
Sonntags nachmittags bis zum 4. August<br />
statt. — Pfarrer Schüler, Remscheid,<br />
beging sein 25jähriges Ortsjubiläum.<br />
W> Kreisgemeinde Nleisenhe<strong>im</strong><br />
Der evangelischen <strong>Kirche</strong>ngcmeinde Merxhe<strong>im</strong><br />
schenkte Kommerz ienrat Henkel<br />
in Düsseldorf zu den Unkosten des Umbaues<br />
am Gemeindehause 500 Mark.<br />
Kreisgemeinde Mors<br />
In nächster Zeit wird am Hauptportal <strong>der</strong> evgl,<br />
<strong>Kirche</strong> zu Homberg eine Ehrentafel angebracht<br />
werden. — Am 4. 6. tagte in Mör «<br />
die Kreissynode. Sup. Melchior,<br />
Mörs-Asberg, legte aus Gesundheitsrücksichten<br />
sein Supcrintendentenamt nie<strong>der</strong>, das er zehn<br />
Jahre lang bekleidet hatte; <strong>der</strong> neue Superintendent<br />
ist Pastor Denk Haus, Homberg-Hochheide,<br />
dem die Synode einen<br />
Synodalvikar o<strong>der</strong> Gemeindehelfer zur Seite zu<br />
geben beschloß. Die Synodaloerhandlungen wurden<br />
am 2. 7. in Alpen vollendet, — In<br />
Homberg war am 2. 6, das Iahresfest des<br />
Verbandes <strong>der</strong> eogl. <strong>Kirche</strong>nchöre <strong>der</strong><br />
Synode. — Der Bau <strong>der</strong> am 9. 6, eingeweihten<br />
Lintforter <strong>Kirche</strong> ist vor allem<br />
durch die großzügige Hilfe <strong>der</strong> Zeche Friedrich-Heinrich<br />
ermöglicht; die junge Industriegemeinde<br />
von 8000 Seelen mußte sich bisher<br />
mit einer Notkirche behelfen. — Pfarrer<br />
Appel in Homberg, tritt am 4. 40, in<br />
den Ruhestand, Er konnte bekanntlich am ä. 6.<br />
sein HNjähriges Aintsjubiläum feiern,<br />
Kreisgemeinde Nle<strong>der</strong>berg<br />
Gemeindehausvater und Friedhofsoerwalter Robert<br />
Bäcker inWülfrath vollendete am<br />
42. 6. sein 70. Lebensjahr, <strong>Kirche</strong>nchordirigent<br />
und Musikdirektor Paul Kirchhoff am<br />
23. 6. sein 50. — Die Kleinkin<strong>der</strong>- und Nähschule<br />
<strong>der</strong> Gemeinde 22 üIfrath soll in das<br />
Pfarrhaus Wiedenhofen verlegt und <strong>der</strong><br />
dortige Pfarrer mit einer an<strong>der</strong>en ausreichenden<br />
Wohnung versehen werden. Man sammelt auch<br />
Beiträge zum Bau eines Gemeindehauses. —<br />
Am 44. 7. fand in Langenberg das 3. Verbandsfest<br />
<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>nchöre<br />
<strong>der</strong> Synode statt.<br />
Kreisgemeinde an <strong>der</strong> Ruhr<br />
Der evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemcinde Ober-<br />
Hausen I wurde vom <strong>Evangelische</strong>n Hilfs-<br />
Verein Oberhausen-Süd, e. V., ein Hausgrundstück<br />
<strong>im</strong> Werte von 23 340,— Mark und von<br />
dem Eoang. Verein Oberhausen-Ost ein Hausgrundstück<br />
<strong>im</strong> Werte von 46 425,— Mark g e -<br />
schenkt. — Am 30. 6. feierte <strong>der</strong> Bürgerund<br />
Arbeiterverein Ueberruhr<br />
sein 30. Iahresfest. — Am 4. 9. tritt Pfarrer<br />
von <strong>der</strong> Thüsen zu Oberhausen I<br />
in den Ruhestand, — Am 6. 8. konnte <strong>der</strong> Alt.»<br />
Eup. Pfarrer i, R, Gerhard Klingenburg,<br />
Mülhe<strong>im</strong>-Ruhr, seinen 80. Geburtstag<br />
begehen.<br />
^ Kreisgemeinde Saarbrücken<br />
Der Firma Walcker in Ludwigsburg ward <strong>der</strong><br />
Bau einer Orgel für die <strong>Kirche</strong> in Volklingen<br />
übertragen. — Eine Singwoche<br />
an <strong>der</strong> Saar ist in Tholey geplant, vom 8.<br />
bis 45. September. — Hilfsprediger Hermann<br />
Günther in Güdingen ward ernannt<br />
zum Pfarrer <strong>der</strong> Kirchcngemeinde Schwal -<br />
b a ch. — Hilfsprediger August Blanke in<br />
Engers (Krcisgemeinde Koblenz) ist ernannt<br />
zum Pfarrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Bischmish<br />
e! m.<br />
Kreisgemeinde Solingen<br />
Unsere Notiz in voriger Nr., die Kreissynode<br />
in Gräfrath habe sich am 29. 5.<br />
für Aufhebung <strong>der</strong> Todesstrafe ausgesprochen,<br />
ist irrtümlich; vielmehr hat die Kreissynode<br />
an die Prooinzialsynode durch Mehrheitsbeschluß<br />
die Bitte gerichtet, sie möge in <strong>der</strong><br />
Erwägung, daß die <strong>Kirche</strong> an einer das Volksgemüt<br />
so tief bewegenden Frage nicht vorübergehen<br />
dürfe, zu <strong>der</strong> <strong>im</strong> Strafgesetzcntwurf behandelten<br />
Frage und zu dem dazu gestellten<br />
Antrag Kahl Stellung nehmen, — Superintendent<br />
von Scheven, Burscheid, und Konsistorialrat<br />
Spieß, Koblenz, verhandelten am<br />
43. 6. in Bürrig, Gemeinde Op laden,<br />
mit den <strong>Evangelische</strong>n dortselbst. Man<br />
kam überein, <strong>im</strong> vorläufigen Anschluß an Opladen,<br />
aber unter beträchtlicher Mithilfe <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Wiesdorf, Gehalt und Wohnung für<br />
einen Vikar in Bürrig bereitzustellen. — Am<br />
43. und 44. 7. fand in Berg. Neukirchen<br />
cinGautrcffen des B. D. I. statt (Opladen,<br />
Remscheid, Solingen, Witzhelden). — In<br />
Immigrath soll <strong>im</strong> Herbst am Hauptportal<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> ein G e d ä ch t n i s st e i n für<br />
die Gefallenen angebracht werden.<br />
Kreisgemeinde Trier<br />
Hilfsprediger Hermann LuHe wurde ernannt<br />
zum Pfarrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde C l e i n i ch.<br />
— Am 46. 6. wurde Pfarrer Gustav Dreckmann,<br />
bisher in Haffen-Mehr, als Pfarrer<br />
in Hottenbach eingeführt.<br />
WM lKreisgemeinde St. Wendel<br />
Pfarrer Hemme, Weierbach,70 Jahre<br />
alt, tritt am 4. 40, in den Ruhestand. — Hilfsprediger<br />
Theodor Lange in Wieselbach<br />
ward ernannt zum Pfarrei <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
Reichenbach.<br />
Kreisgemeinde Wesel<br />
Sattlermeister Iuliu« Werner scn. in<br />
Schermbeck vollendete am 8. 7. sein 87.<br />
Lebensjahr in ungemeiner geistiger Frische und<br />
in bemerkenswertem körperlichen Wohlbefinden.<br />
— Anfang Juli starb <strong>der</strong> Ehrenbürgermeister<br />
Oestendorp; er war eng verbunden mit<br />
dem Leben <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
Hal<strong>der</strong>n, Haffen-Mehr und Wertherbruch.<br />
— Ein Jugendtreffen <strong>der</strong><br />
Synode fand am 30. 6. in R i n g e n b e rg<br />
statt. — Am 8. und 8. 9. soll in Wesel die<br />
Iahrestagung <strong>der</strong> Eoangel. Frauenhilfe<br />
für <strong>Rheinland</strong> sein.<br />
Kreisgemeinde Wetzlar<br />
Der evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde Wißmar<br />
wurden von dem verstorbenen Landwirt Balthasar<br />
Schmidt, daselbst, Kapitalien und<br />
Grundstücke <strong>im</strong> Werte von etwa 4400 Mark<br />
geschenkt, unter Uebernahme verschiedener<br />
Verpflichtungen. — In Wetzlar wurden ein<br />
CVIM. und eine Frauenhilfe gegründet, —<br />
Mit Pastor Hartmann, Oberkleen,<br />
<strong>der</strong> am 4. 8. in den Ruhestand trat, verlor die<br />
Synode Wetzlar ihren Assessor und die<br />
dortige Gegend den verständnisvollen Hüter<br />
alter <strong>Kirche</strong>nsitten und zielbewußten<br />
Erneuerer prachtvoller alter Hausinschriften. —<br />
<strong>Das</strong> Krei'ssynodalfest für Innere Mission<br />
ward am 30. 6, in Groß-Rechtenl>ach<br />
gefeiert. Als Festpredigcr diente in zwei<br />
Ansprachen <strong>der</strong> 75jährige Grün<strong>der</strong> und Leiter<br />
<strong>der</strong> Kreuznacher Diakoniewerke, Pfarrer D.<br />
Reich.
Deutsch-<strong>Evangelische</strong>r Frauenbund<br />
Im Juni jährte sich zum dreißigstenmal <strong>der</strong> Tag,<br />
an dem in Kassel ein Kreis von Männern und<br />
Frauen aus <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Inneren Mission in<br />
ernsten Veratungen Wege suchte, wie die bewußt<br />
evangelische, treu zu ihrer <strong>Kirche</strong> stehende Frau<br />
sich miteinsetzen könne für die Gedanken und<br />
Ziele <strong>der</strong> deutschen Frauenbewegung. Aus diesen<br />
Beratungen ging die Gründung des Deutschevangelischen<br />
Frauenbunde« hervor, <strong>der</strong> somit in<br />
diesem Jahr auf ein Wirken in drei Jahrzehnten<br />
zurückblicken kann. Vom 48. bis 23.<br />
September gedenkt er mit seiner 4«. Ge ><br />
neraloersammluna in Marburg/L.<br />
die Feier des 30jährigen Bestehens zu verbinden,<br />
Die Hauptoorträge werden nach drei Richtungen<br />
hin seine grundsätzliche Einstellung und<br />
einen Ausschnitt au« seinem Arbeitsgebiet zur<br />
Darstellung bringen. An dem „Deutschen<br />
Abend" werden nach dem Hauptvortrag von<br />
Gehe<strong>im</strong>rat Dr. von Dryan<strong>der</strong>, M. 0. R.,<br />
über Grenz- und Auslandsdeutschtum,<br />
Frauen au« Danzig, dem Saarland,<br />
Oesterreich und Siebenbürgen ergänzend von <strong>der</strong><br />
kulturellen Not deutschen Volkstum« in ihren<br />
Gebieten berichten, „S pannungen zwischen<br />
mo<strong>der</strong>nem Leben und evangelischem<br />
Christentum" lautet da«<br />
Thema, das Universitätsprofessor V. Koepp,<br />
Greifswald, behandeln wird, ein Thema, mit<br />
dem die Nundesmitglie<strong>der</strong> sich seit langem ernst<br />
beschäftigt haben. Einem dem Deutsch-evangelischen<br />
Frauenbund seit seinem Bestehen beson<strong>der</strong>«<br />
wichtigen Arbeitsgebiet, <strong>der</strong> Sittlichkeitsfrage,<br />
gehört <strong>der</strong> dritte Hauptoortrag an, den<br />
Frau Stadtoberinspektor Friede Rothig,<br />
Hannover, halten wird. „D ie Auswirkungen<br />
de» Gesetze« zur Bekämpfung<br />
<strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten",<br />
so lautet ihr Thema, zu dem ihr als Leiterin<br />
eines Pflegeamte« reiche Erfahrung zu Gebote<br />
steht. Außer den Mitglie<strong>der</strong>n sind Gäste zu<br />
<strong>der</strong> Tagung herzlich willkommen. Nähere<br />
Auskunft erteilt die Geschäftsstelle<br />
de« Deutsch-evangelischen<br />
Frauen bunde«, Hannover, W ede -<br />
kindstraße 26.<br />
Lehrgang zur Ausbildung von freiwilligen<br />
Helferinnen in <strong>der</strong> Krankenpflege<br />
Die <strong>Evangelische</strong> Frauenhilfe <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
(E. V.) beginnt am 48, Oktober in ihrem<br />
Auguste-Viktoria-He<strong>im</strong> in Barmen wie<strong>der</strong> einen<br />
Lehrgang zur Ausbildung von freiwilligen Helferinnen<br />
in <strong>der</strong> Krankenpflege. Der Lehrgang<br />
umfaßt eine theoretische Ausbildung von 8<br />
Wochen, Die praktische Lehrzeit in einem Krankenhause<br />
dauert drei Monate. Ein elftägiger<br />
Lehrgang in Tuberkulosenfürsorge und Desinfektion<br />
(mit staatlicher Prüfung für Desinfcktorinnen)<br />
schließt sich an, — Innerhalb zwei<br />
Jahren wird <strong>der</strong> zweite Teil <strong>der</strong> Helferinnenausbildung<br />
durchgeführt werden, <strong>der</strong> einen<br />
Lehrgang für Säuglingspflege und Säuglingsfürsorge<br />
umfaßt! <strong>der</strong> theoretische Unterricht<br />
dauert zwei Wochen, <strong>der</strong> praktische in<br />
einem Säuglingshe<strong>im</strong> mindestens sechs Wochen.<br />
Diese Lehrgänge werden nur für solche Teilnehmerinnen<br />
veranstaltet, die bereit sind, später<br />
in ihrer eigenen Ge meinde Pflegcdicnste zu<br />
leisten, Schülerinnen, die sich n u r für private<br />
Zwecke ausbilden wollen, können nicht<br />
aufgenommen werden. Für Gastschülerinnen bestehen<br />
beson<strong>der</strong>e Nest<strong>im</strong>mungen,<br />
Meldungen sind bis spätesten« zum 4, Oktober<br />
einzureichen. Nähere Auskunft erteilt <strong>der</strong> geschäftsführende<br />
Direktor, Pastor Dr. Schott,<br />
Barmen, Auguste-Viktoria-He<strong>im</strong>, Untere Lichtenplatzerstraße<br />
434, Postfach 474. Fersprecher<br />
H500,<br />
in<br />
Bücherbesprechung<br />
Johanne« Biehle. Die Stellung <strong>der</strong><br />
Kanzel als liturgisches Problem <strong>der</strong> Raumakustik.<br />
Son<strong>der</strong>druck au« dem Bericht de«<br />
Kirchbaukongresses 4928 in Magdeburg. Zu<br />
beziehen durch da« Institut für Raumakustik,<br />
Berlin, Fasanenstraße 87, Techn.<br />
Hochschule.<br />
Der bekannte Fachmann für Raumakustik er»<br />
örtert in knapper, klarer Darstellung die<br />
akustischen Anfor<strong>der</strong>ungen an die Stellung <strong>der</strong><br />
Kanzel <strong>im</strong> <strong>Kirche</strong>nraum. Er betont mit Recht,<br />
daß die beson<strong>der</strong>e Bedeutung <strong>der</strong> Wortoerkündigung<br />
<strong>im</strong> evangelischen Gottesdienst die Hörsamkeit<br />
des gesprochenen Worte« <strong>im</strong> <strong>Kirche</strong>nraum<br />
zu einem sehr wesentlichen Problem evangelischen<br />
Kirchbaus macht. Da sich die akustischen<br />
Qualitäten eines geplanten Raumes auf Grund<br />
<strong>der</strong> Baupläne mathematisch vorausberechnen<br />
lassen, sollte be<strong>im</strong> Bau einer Kultstätte <strong>der</strong><br />
Architekt mit dem Raumakustiker zusammenarbeiten.<br />
In sehr wohltuen<strong>der</strong> Selbstbeschränkung<br />
meidet Biehle den bekannten Fehler de« Epe><br />
zialisten, da« Postulat seine« Fachgebiet« als den<br />
Nebel <strong>der</strong> Welt zu erklären, um den alle»<br />
an<strong>der</strong>e kreisen muß. Er stellt keine dogmatischen<br />
For<strong>der</strong>ungen für eine best<strong>im</strong>mte, akustisch günstige<br />
Anbringung <strong>der</strong> Kanzel, son<strong>der</strong>n gibt wertvolle<br />
Ratschläge für sehr verschiedene Aufstellungsweisen<br />
<strong>der</strong> Rednerstätte. Er hütet sich vor<br />
dem Mißverständnis, als ob die Bedeutung <strong>der</strong><br />
Predigt dem evangelischen <strong>Kirche</strong>nraum den<br />
Sinn gebe, akustische Hülse de« gesprochenen<br />
Wortes zu sein, son<strong>der</strong>n hat offenbar Verständnis<br />
dafür, daß die eigentlichste Aufgabe de«<br />
evangelischen Kultraums darin zu suchen ist, daß<br />
<strong>der</strong> Raum selbstgebaute Verkündigung sein<br />
soll. Im Komplexe <strong>der</strong> vielfältigen Aufgaben<br />
de« evangelischen Kirchbaus ist die<br />
akustische Brauchbarkeit des Raumes und die<br />
entsprechende Aufstellung <strong>der</strong> Kanzel nur ein<br />
Teilproblem, eines unter sehr vielen, wenn auch<br />
ein sehr wichtige«. Glicht in <strong>der</strong> Zurücksetzung<br />
an<strong>der</strong>er Anfor<strong>der</strong>ungen zugunsten einer beson<strong>der</strong>en<br />
kann eine den evangelischen Kultbau<br />
för<strong>der</strong>nde Lösung gefunden werden; son<strong>der</strong>n in<br />
einer Gesamtgestaltung, in <strong>der</strong> alle lebenswichtigen<br />
Einzelfragen zu ihrem Recht kommen. Dafür<br />
leistet <strong>der</strong> Vortrag von Biehle einen Beitrag,<br />
<strong>der</strong> die ernste Beachtung aller vor die Aufgabe<br />
eines Kirchbau« Gestellten beanspruchen<br />
darf. Paul Girkon.<br />
Der 3. Band von v. L. Cordiers <strong>Evangelische</strong>r<br />
Iugendkunde<br />
(Eo. Iugendwohlfahrt) ist erschienen. Er trägt<br />
eine Widmung eigener Art, Prof. ll, Cordier ist<br />
in seiner Pfarrertätigkeit in Elberfeld ein Mit.<br />
glied unsere« Dozentenkollegiums und <strong>der</strong> verehrte<br />
Führer auf dem Gebiet <strong>der</strong> evangelischen<br />
Iugendkunde für unsere Schülerinnen gewesen.<br />
<strong>Das</strong> ganze Werk Cordier« ist ein Wagnis. Es<br />
hat verschiedenste Beurteilung gefunden. Auch<br />
Angriffe sind ihm nicht erspart geblieben. Unter<br />
den akademischen Lehrern bin ich vielleicht <strong>der</strong><br />
älteste, <strong>der</strong> über diesen Stoff seit Jahren liest.<br />
Daneben steht eine dreißigjährige Praxis auf<br />
dem Gebiet, Wer au« Theorie und Prari«<br />
da« Material, seinen Umfang, die Undurchforschtheit,<br />
Zersplitterung, Schwierigkeit kennt,<br />
<strong>der</strong> allein weiß den Wert des Werke« von<br />
Cordier zu würdigen. Au« <strong>der</strong> fast unübersehbaren<br />
Fülle ist in <strong>der</strong> Tat mit sicherem Griff<br />
da« Grundlegende gesichtet und klar geglie<strong>der</strong>t.<br />
Die praktische Art, das bereit« in an<strong>der</strong>n<br />
Quellensammlungen o<strong>der</strong> vorhergehenden Bänden<br />
Erschienene dort aufzuweisen und so Platz zu<br />
gewinnen für Neues, ist hervorzuheben. Cordier<br />
hat bewußt <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> dienen wollen. Jugend<br />
und Öffentlichkeit sollten aus den Quellen<br />
sehen, wie stark die <strong>Kirche</strong> sich bemüht hat um<br />
die Jugend und ihre Probleme. <strong>Das</strong> ist gelungen.<br />
Für den Darsteller auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />
Inneren Mission, für Jugendämter, Pfarrer,<br />
evangelische Iugendbildner ist mit dem Erschei»<br />
nen des Bande« ein Neues gebracht, da« seinen<br />
Wert behält. Die Wissenschaft wie die<br />
Prari« muß und wird Cordier für seine Arbeit<br />
danken. Die Anschaffung de« Buches ist für<br />
alle Stellen, Aemter und mit <strong>der</strong> Iugendwohl»<br />
fahrt Betraute und Beschäftigte unerläßlich.<br />
v. Erfurth.<br />
D. L. Cordier: „D er deutscht, eoan»<br />
gelische Lie<strong>der</strong>psalter." Verlag A.<br />
Töpelmann, Gießen. Preis 3 ^l.<br />
Die Schrift Cordier« ist nach vielen Seiten hin<br />
bemerkenswert. Sie hebt zur rechten Zeit die<br />
Bedeutung des Psalmengesang« für lutherische<br />
Frömmigkeit hervor gegenüber dem Irrtum,<br />
al« sei Psalmcngesang lediglich reformierter<br />
Brauch. Sie gibt eine auf weitschichtigstes<br />
Material aufgebaute Geschichte de« Psalmengesang«:<br />
Luther ihr Vater: Straßburg (Nucer),<br />
auch hierin durch Calvins Aufenthalt die Brücke<br />
nach Frankreich hin. Sie zeigt die Gründe auf,<br />
die zum Verfall des Psalmengesangs führten,<br />
und betont — be<strong>im</strong> Drängen unserer Zeit<br />
nach dem Objektiven — die kommende Renaissance<br />
des Psalmcngesangs. Denn wenn<br />
Psalmengesang da« von <strong>der</strong> Gemeinde gesungene<br />
Gotteswort ist, dann ist <strong>der</strong> Psalmengesang an<br />
objektiver Geltung wohl allen Gesangbuchlie<strong>der</strong>n<br />
überlegen. Wertvollster Literaturnachweis<br />
und eine ebenso wertvolle Uebersicht über berücksichtigte<br />
Psalmbücher und Gesangbücher. Wer<br />
sich mit Gesangbuchfragen beschäftigt, wird Cordier<br />
für diese Schrift Dank wissen. S.<br />
Monatshefte für die Rheinische <strong>Kirche</strong>n»<br />
W geschichte<br />
Eine jede rheinische evangelische Gemeinde sollte<br />
es als ihre Pflicht halten, die kirchengeschichtliche<br />
Forschung unserer He<strong>im</strong>atkirche durch Bezug <strong>der</strong><br />
Monatshefte für Rheinische <strong>Kirche</strong>ngeschichte zu<br />
för<strong>der</strong>n und zu unterstützen. Die Monatshefte<br />
kosten jährlich 42 Mark. Verlag: <strong>Evangelische</strong>r<br />
Preßverband für <strong>Rheinland</strong>,<br />
Essen, Schließfach 689.<br />
W Aus dem Inhalt<br />
Ruhrprovinz und Ruhrkirche<br />
Kommunale Umgemeindungen <strong>im</strong> Ruhrgebiet und lirch»<br />
liche Weiterbildung<br />
Zur Frage von Voll und Raum<br />
Di« Innere ÄNisslon an <strong>der</strong> Schwell« ihr«« neunten Jahr»<br />
zehnt«<br />
Die gesetzlich« Stellung des Karfreitag« <strong>im</strong> rheinisch»<br />
westfälischen Industriebezirt<br />
Papstjubiläum<br />
Protestantismus und Gymnasium<br />
Eine Gemeindesingewoche<br />
Bücherei und Bucharbelt in einem Großstadt'Pfarrbezirk<br />
Laienspielberatungsstelle<br />
Aus <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Nollsmission<br />
3Haterial zum Kampf um das sogenannte regionale Sy><br />
stem bei <strong>der</strong> Besetzung <strong>der</strong> Direltoren>Post«n<br />
R«ligionspädagogische Tagung <strong>im</strong> Hunsrück<br />
Die Tagung <strong>der</strong> evangelischen Religionspädagogen in<br />
Düsseldorf<br />
Vereinigung evangelischer Gemeindevertreterinnen<br />
ITachrichten aus dem 3Nelanchtyonbund<br />
Aus dem leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />
Verschiedenes<br />
M Die Schriftleitung<br />
hat in dieser — Ferien — Nummer sich auf da«<br />
Aufarbeiten teilweise schon beträchtlich lange eingerichteter<br />
Aufsätze beschränkt und Eigenes zurückstellen<br />
müssen. Die nächste Nummer möchten<br />
wir dann um so mehr „in eigener Sache" in<br />
Anspruch nehmen.
<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
Eine monatliche Umschau über Arbeiten und Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Prooinzialkirche<br />
Begründet und herausgegeben von Liz. L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n Preßoerbandes für <strong>Rheinland</strong><br />
Verantwortlich: Preßgesetzlich <strong>der</strong> Herausgeber »Für die Einzelaufsätze die Verfasser » Als ^Manuskript gedruckt<br />
sen » 4929 September / Oktober VI » Kummer 9/10<br />
Westdeutsche Tagung<br />
für evangelischen Kirchbau<br />
in Essen vom 25. bis 27. November 1929<br />
Verbunden mit einer Ausstellung evangelischer Kirchbauten und kirchlicher Kunst <strong>im</strong> Folkwangmuseum in Essen<br />
vom 3. November bis 2. Dezember 4929.<br />
Die evangelischen Gemeinden werden schon heute herzlich eingeladen. Eine<br />
Einführung in das Arbeitsprogramm <strong>der</strong> Tagung bietet nachstehen<strong>der</strong> Aufsatz.<br />
Westdeutsche Tagung für evangelischen Kirchbau<br />
Von Pfarrer Dr. Paul Girkon, Soest. Leiter <strong>der</strong> Beratungsstelle für kirchliche Kunst be<strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n Preßverband für <strong>Rheinland</strong><br />
/T^eit Jahren hat <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> Preß-<br />
'—^ verband für <strong>Rheinland</strong> die Notwendigkeit<br />
erkannt, <strong>der</strong> eigentlichen kirchlichen<br />
Presseaibeit an<strong>der</strong>e Arbeitsgebiete anzuglie<strong>der</strong>n<br />
und seine Organisation zu einer rheinischen<br />
Zentrale evangelischen Kulturwillens<br />
auszubauen. Neben <strong>der</strong> VolksbildungSarbeit,<br />
<strong>der</strong> Bildkammer, dem Büchereiwesen,<br />
<strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft für Rundfunk ist<br />
eö beson<strong>der</strong>s die kirchliche Kunst, die <strong>im</strong>mer<br />
mehr in den Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Bestrebungen<br />
trat. Der Ausbau dieses Arbeitsgebietes<br />
hat folgerichtig zur Bildung einer Beratungsstelle<br />
für kirchliche Kunst<br />
geführt, die in Verbindung mit westdeutschen<br />
Freunden <strong>der</strong> Berneuchener<br />
Konferenz vom 25—27. November in<br />
Essen einen westdeutschen Kongreß für evangelischen<br />
Kirchbau veranstalten will. Die<br />
Tagung für evangelische Volksbildu<br />
ngSa rl> eit, die <strong>im</strong> Oktober 4926<br />
in EmS stattfand, hat sich in zwei Vorträgen<br />
und einer Ausstellung bereits eingehend<br />
mit den Aufgaben einer wahrhaft evang.kirchlichen<br />
Kunst <strong>der</strong> Gegenwart beschäftigt<br />
und dabei <strong>der</strong> Frage des evangelischen<br />
Kultbaus beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit zugewandt.<br />
Bei dieser zweiten Veranstaltung<br />
soll nunmehr <strong>der</strong><br />
Gesamtbereich evangelisch-kirch-<br />
licher Bautätigkeit bearbeitet<br />
werden. Neben dem Kirchbau also<br />
auch das Gemeindehaus in seinem<br />
eigentlichen Sinn als baulicher Ausdruck<br />
und räumliche Pslanzschule und He<strong>im</strong>statt<br />
<strong>der</strong> gesamten Gemeindearbeit. <strong>Das</strong> zentrale<br />
Problem ist <strong>der</strong> evangelische Kultbau, die<br />
größte künstlerische Aufgabe, die <strong>der</strong> Gemeinde<br />
gestellt wird.<br />
Die Westdeutsche Tagung in<br />
Essen wird nicht eine Fortsetzung des sehr<br />
dankenswerten Magdeburger KirchbaukongresseS<br />
aus dem Anfang des vorigen Jahres<br />
sein. Freilich werden die dort behandelten<br />
Fragen und dargebotenen Lösungsversuche<br />
an ihrer Stelle ein Echo finden. Aber die<br />
Tagung in Essen wird insofern ein ganz an<strong>der</strong>es<br />
Gepräge tragen, als sie sich mit bewußter<br />
Spezialisierung auf den evangelischen<br />
Westen, ganz beson<strong>der</strong>s aber auf die Son<strong>der</strong>ausgaben<br />
des Industriegebietes<br />
einstellen wird. Die „Ruhrprovinz" ist die<br />
Stätte eines ungemein raschen Wachstums<br />
<strong>der</strong> Gemeinden, Und wie be<strong>im</strong> menschlichen<br />
Körper so bringt auch be<strong>im</strong> Gesamtorganismus<br />
ein übersteigertes Entwicklungstempo<br />
sehr ernste Gefahren und sehr schwierige<br />
Aufgaben mit sich. Trotz <strong>der</strong> Notzeit sehen<br />
sich die Gemeinden gezwungen, zu bauen.<br />
Ihre Bauaufgaben sind eingeglie<strong>der</strong>t in die<br />
Entfaltung <strong>der</strong> wachsenden Industriestadt.<br />
Der Bau einer <strong>Kirche</strong> und eines Gemeindehauses<br />
ist nicht nur eine kultische, son<strong>der</strong>n<br />
zugleich eine städtebauliche Aufgabe. In<br />
ihm gestalten sich nicht nur <strong>der</strong> Gottesdienst<br />
und die Arbeit <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde,<br />
son<strong>der</strong>n zugleich ihre lebendigen Beziehungen<br />
zur geistigen Kultur <strong>der</strong> Gegenwart, ja<br />
auch zur wirtschaftlichen und soziologischen<br />
Struktur einer neuen Zeit, die in einer<br />
unabsehbaren, fast fieberhaften Neugestaltung<br />
begriffen ist. Die Gemeinde <strong>im</strong><br />
Leben <strong>der</strong> Großstadt — dieses<br />
Thema erfährt in den Bauten<br />
<strong>der</strong> Gemeinde eine architektonische<br />
Abwandlung, die sehr<br />
charakteristisch und bedeutungsvoll<br />
ist.<br />
Von <strong>der</strong> Grundlage dieser lebendigen Verwobenheit<br />
in einen weiteren Aufgabenkreis<br />
will die Tagung den Gemeinden und ihren<br />
Führern Handreichung zu einer zugleich<br />
sinnerfüllten und praktischen Lösung <strong>der</strong><br />
Aufgaben bieten, vor die sie gestellt sind.<br />
Ebenso aber sollen die Künstler: Architekten,<br />
Maler und Bildhauer, und des weiteren<br />
auch die Werkstätten, die Handwerker und<br />
Ingenieure in die geistige und praktische<br />
Situation <strong>der</strong> Aufgabe und ihrer beson<strong>der</strong>en<br />
Eigenart eingeführt und eine lebendige
Fühlungnahme und Arbeitsgemeinschaft<br />
zwischen Gemeinden, Pfarrern, Künstlern<br />
und Werkstätten angebahnt werden, Zum<br />
heutigen Bauwesen gehört nicht nur <strong>der</strong><br />
Architekt und <strong>der</strong> Handwerker, son<strong>der</strong>n<br />
auch <strong>der</strong> Ingenieur, <strong>der</strong> Akustiker, ja, <strong>der</strong><br />
Chemiker.<br />
Die Wichtigkeit dessen, worum es bei dieser<br />
Veranstaltung geht, ist ohne weiteres deutlich.<br />
Die Fehlausgabe von Geldmitteln für<br />
einen ungeeigneten o<strong>der</strong> unzureichenden Bau<br />
ist in <strong>der</strong> heutigen Notzeit eine doppelt<br />
schwere Gefahr. Und wenn ein Bau ohne<br />
Fühlung mit dem Gang <strong>der</strong> Entwicklung<br />
errichtet und infolgedessen in wenigen Jahren<br />
überholt wird und sich dann als nicht<br />
mehr zureichend und praktisch geeignet erweist,<br />
rascher vielleicht, als die Amortisation<br />
<strong>der</strong> leihweise beschafften Vausumme<br />
durchgeführt ist, — auch dann zeigt sich<br />
bitter dag Verfehlte übereilter, nicht auf genügende<br />
Einsicht gegründeter Baubeschlüsse.<br />
Pfarrer, Gemeinden und Architekten müssen<br />
angesichts <strong>der</strong> großen Verantwortlichkeit<br />
solcher Aufgaben <strong>im</strong>mer weiter an <strong>der</strong> Ergänzung<br />
ihrer Zurüstung arbeiten und<br />
<strong>im</strong>mer stärker miteinan<strong>der</strong> Fühlung gewinnen.<br />
Alle noch so ernsten und bedeutsamen praktischen<br />
Belange aber werden weit überragt<br />
durch die geistige Bedeutung des evangelischen<br />
Kultbaus. Er soll sein Bau als<br />
Erbauung. Gebaute Verkündigung,<br />
Wort Gottes in <strong>der</strong> Sprache sakrater Architektur<br />
— und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Seite gebautes<br />
Leben <strong>der</strong> Gemeinde, eine lebendige<br />
und deshalb lebenschaffende, lebensteigernde<br />
Baugestalt des Geistes und <strong>der</strong> Kraft, die<br />
in <strong>der</strong> Gemeinde wirksam sind.<br />
Wenn <strong>der</strong> Westdeutsche Kirchbaukongreß<br />
gerade diesen geistigen Sinn des evangelischen<br />
Kultbauproblems herausstellen will,<br />
dann wird er folgerichtig auch den evangelischen<br />
Kultus in seinen Aufgabenkreis einbeziehen<br />
müssen. Wir wissen, daß ein wahrhaft<br />
evangelischer Gottesdienst nicht weniger<br />
als ein wahrhaft evangelisches <strong>Kirche</strong>ngebäude<br />
erst geschaffen werden soll und seiner<br />
endgültigen Formgebung noch wartet.<br />
Die L i t u r g i e r e f o r m b e w e g u n g<br />
hat gerade durch die Arbeit <strong>der</strong> Ner -<br />
neuchener Konferenz neue, sehr<br />
wesentliche Antriebe empfangen. Aus <strong>der</strong><br />
Fülle verschiedenartigster Formbestrebungen<br />
beginnt sich langsam reife Gestaltung zu<br />
lösen. Abgelehnt wird je<strong>der</strong> Versuch einer<br />
Katholisierung des evangelischen Gottesdienstes<br />
— aber auch die Bereicherung unserer<br />
Feiern durch altchristliche Bestandteile<br />
muß in einer Weise erfolgen, die dem LebenSgefühl<br />
gegenwärtiger, an <strong>der</strong> Zukunft<br />
bauen<strong>der</strong> Frömmigkeit Ausdruck verleiht.<br />
Daß unser Gottesdienst nicht Abbild <strong>der</strong><br />
Vergangenheit, son<strong>der</strong>n schaffen<strong>der</strong> Aufbau<br />
<strong>der</strong> Gegenwart werde, danach hat evangelische<br />
Kultreformarbeit zu streben. Deswegen<br />
plant <strong>der</strong> Kirchbaukongreß einen<br />
Abendgottesdienst, dem Kräfte heu-<br />
tigen Gestaltens dienstbar gemacht werden<br />
sollen: die Sprechchorarbeit des <strong>Evangelische</strong>n<br />
Sprechchors in Essen und die kultischen<br />
Tondichtungen des an <strong>der</strong> Folkwangschule<br />
wirkenden Komponisten Dr. Erpf, künstlerische<br />
Bestrebungen, die aus einem elementaren<br />
Zugehörigkeitsgefühl nach <strong>der</strong> kirchlichen<br />
Aufgabe verlangen. Ein <strong>der</strong>artiger<br />
Gottesdienst kann ein Anfang werden, dem<br />
eine Arbeitsgemeinschaft zwischen <strong>Kirche</strong> und<br />
Kunst für den Kultus in <strong>der</strong> Gestaltung von<br />
Gemeindefeiern folgt. Die Lebenskraft und<br />
Zukunftsbedeutung solcher Feiern wird sich<br />
daran erweisen, in welcher Art die Gemeinde,<br />
nicht nur die bestehende, son<strong>der</strong>n<br />
vor allem die werdende, zu ihnen Stellung<br />
n<strong>im</strong>mt.<br />
Der für den Dienstagabend geplante<br />
Gottesdienst soll eingefaßt werden in den<br />
Ring einer festen kultischen Ordnung. Morgenfeiern<br />
nach dem „Gebet <strong>der</strong> Tageszeiten"<br />
(herausgegeben von <strong>der</strong> Berneuchener Konferenz)<br />
werden die beiden Arbeitstage des<br />
Kongresses einleiten, eine Abendfeier am<br />
Mittwoch soll <strong>der</strong> Ausklang sein. Andachten<br />
und Gottesdienst werden darauf hinwirken,<br />
aus den Teilnehmern <strong>der</strong> Tagung trotz aller<br />
individuellen Verschiedenartigkeit eine Gemeinschaft<br />
zu bilden o<strong>der</strong> sie doch wenigstens<br />
hineinzustellen in eine aus den Feiern ausstrahlende<br />
Atmosphäre <strong>der</strong> Gemeinschaftsbildung.<br />
Wenn bisher nur einzelne am<br />
Werk einer evangelischen Baukunst und am<br />
Aufbau eines evangelischen Kultus arbeiten,<br />
so erstrebt die Arbeit <strong>der</strong> einzelnen die Bildung<br />
eines neuen Gemeingeistes, eine aus<br />
<strong>der</strong> Kraft und dem Leben des Geistes geeinte<br />
Gemeinde, aus <strong>der</strong> heraus das Werk<br />
kultischer und künstlerischer Gestaltung sich<br />
vollenden muß. Nur lebendige Gemeinschaft<br />
vermag auf die Dauer den Nährboden<br />
kultischer und künstlerischer Formschöpfung<br />
zu bilden und ihr eine ausreichende<br />
Vollendung zu sichern.<br />
Als Anschauungsmaterial für die Verhandlungen<br />
<strong>der</strong> Tagung wird eine <strong>Evangelische</strong><br />
Kirchbauausstellung <strong>im</strong><br />
Folkwang-Museum eingerichtet werden. Die<br />
und Behängen und sogar die Einrichtung<br />
von Kaffeeküchen in Gemeindehäusern werden<br />
durch praktische Beispiele und charakteristische<br />
Gegenstände veranschaulicht werden.<br />
Auch die Probleme mechanischer Musik<br />
und ähnliches sollen am Objekt zur Darstellung<br />
gelangen.<br />
In <strong>der</strong> VortragSfolge soll zunächst<br />
das Grundproblem des evangelischen Kultbaus<br />
und die aus ihm abgeleitete, praktische<br />
GesialtungSaufgabe zur Darstellung<br />
kommen: Der Kirchbau als Verkündigung<br />
des Evangeliums und Verkörperung <strong>der</strong><br />
Gemeinde-Richtungskirche und Zentralkirche.<br />
Werkstoff und Bautechnik. Gemeindehaus<br />
o<strong>der</strong> Gotteshaus? Chorraum und Gemein<strong>der</strong>aum;<br />
Akustik und sakraler Raumcharakter,<br />
Stellung von Kanzel und Altar,<br />
Anordnung von Gestühl und Empore, Orgel<br />
und Sängerbühne. Verhältnis von Kapelle<br />
und <strong>Kirche</strong>nraum. Die Dehnbarkeit des<br />
gottesdienstlichen Raumes und seine Verbindung<br />
mit den Räumen <strong>der</strong> Gemeindearbeit.<br />
Der folgende Vortrag wird dag Problem<br />
des evangelischen Gemeindehauses<br />
behandeln: <strong>Das</strong> Gemeindehaus als bauliche<br />
Verkörperung und Leben weckende He<strong>im</strong>statt<br />
<strong>der</strong> Gemeindearbeit und des Gemeindelebens.<br />
Der Gemeindesaal und seine Abgrenzung<br />
gegen den Kultraum einerseits, den<br />
Profanraum an<strong>der</strong>erseits. Vühne, Radio,<br />
Kino und Lichtbild. Der beson<strong>der</strong>e Charakter<br />
<strong>der</strong> Räume für Unterricht und Vereine.<br />
Die Möglichkeit, unbeschadet dieser Beson<strong>der</strong>heit<br />
die Räume untereinan<strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />
mit dem großen Saal zu verbinden. Gemeindeamt,<br />
Küsterel; Kaffeeküche, Ausschank,<br />
evangelische Geselligkeit, Klubräume,<br />
Kegelbahn; Schwesternwohnung, Kin<strong>der</strong>garten<br />
und seine Anlagen; Gemeindebibliothek,<br />
Lesesaal, Zeitschriftenstand; Gemeindegarten,<br />
Statten <strong>der</strong> Sammlung (evangelisches<br />
Kloster? Kreuzgang, Freizeithelm).<br />
Der nächste Vortrag wird die evangelische<br />
Bauaufgabe hineinstellen<br />
in die weiteren Zusammenhänge<br />
städtebaulicher<br />
Leitung des Museums wird in Verbindung<br />
mit <strong>der</strong> Beratungsstelle für kirchliche Kunst<br />
und mit dem Deutschen Werkbund die wesentlichen<br />
Leistungen <strong>der</strong> neuen evangelischen<br />
Kirchbaubestrebungen in Entwürfen, Modellen<br />
und Lichtbil<strong>der</strong>n sammeln. Diese Ausstellungsgegenstände<br />
werden in Verbindung<br />
undoiganisatorischerPlanung<br />
e n. <strong>Evangelische</strong>r Generalbebauungsplan.<br />
<strong>Kirche</strong>, Gemeindehaus, Stadtbild und Stadtplanung.<br />
Die Funktionen des KultbauS <strong>im</strong><br />
Organismus <strong>der</strong> Großstadt. Zusammenfassung<br />
von <strong>Kirche</strong> und Gemeindehaus zu<br />
einem Gesamtbau,<br />
mit Führung, Vortrag und Aussprache die Der letzte Vortrag wird sich mit Sinndeu-<br />
Aufgaben des evangelischen KirchbauS und tung, Technik und Herstellung <strong>der</strong> inneren<br />
Gemeindehausbaues verdeutlichen. Auch eine Einrichtung beschäftigen. Sinn <strong>der</strong><br />
Führung durch den beson<strong>der</strong>s bedeutsamen P aramente und ihre Bedeutung für<br />
Neubau eines evangelischen Kultgebäudes das gottesdienstliche Leben, Künstlerische,<br />
in Essen ist geplant. Aber auch die Gegen- handwerkliche, fabrikmäßige Herstellung<br />
stände <strong>der</strong> inneren Einrichtung, Altar und <strong>der</strong> heiligen Geräte. <strong>Das</strong> Problem <strong>der</strong><br />
Taufstein, GlaSgemälde, Kreuz, Leuchter, Normierung und Serienherstellung. Wie<br />
Taufschale und Paramente, Architekturbe- ist es möglich, Pfarrern und Gemeinden<br />
darf an Beleuchtungskörpern, Türgriffen, die Beschaffung guter und billiger Gegen-<br />
Gestühl und <strong>der</strong>gleichen, ferner die Möglichstände des kirchlichen Bedarfs nachzuweisen?<br />
keiten zur Mitwirkung <strong>der</strong> Gemeinden und<br />
Vereine bei <strong>der</strong> Herstellung von Teppichen<br />
Mitarbeit <strong>der</strong> Beratungsstelle für kirchliche<br />
Kunst.
Für den Kongreß ist bisher das folgende<br />
Arbeitöprogramm vorgesehen:<br />
Montag, den 25. 44., Anreisetag; 20.15<br />
Uhr Begrüßung.<br />
Dienstag, den 26. 44., 9 Uhr: Morgenfeier.<br />
9.30—40.30 Uhr: Vortrag: „Grundfragen<br />
des evangelischen<br />
Kirchbaus".<br />
40.30—44.30 Uhr: Aussprache.<br />
44.30—43 Uhr: Führung durch die Ausstellung.<br />
43—45 Uhr: Pause.<br />
45—46 Uhr: Vortrag: „<strong>Das</strong> evangelische<br />
Gemeindehaus".<br />
46—47.30 Uhr: Aussprache.<br />
47.30—49 Uhr: Führung durch die Ausstellung.<br />
20.30 Uhr: Liturg. Abendgottesdienst.<br />
Mittwoch, den 27. 44., 9 Uhr Morgenfeier.<br />
9.30—40.30 Uhr: Vortrag: „<strong>Evangelische</strong>r<br />
Kirchba u und Organismus<br />
<strong>der</strong> Großstadt".<br />
40.30—42.30 Uhr: Aussprache.<br />
42.30—45 Uhr: Pause.<br />
45—46 Uhr Besichtigung des Kirchbauö<br />
von Prof. v. Otto Vartning für<br />
Essen-Ost.<br />
46.30—47.30 Uhr: Vortrag: „<strong>Evangelische</strong><br />
Paramentik".<br />
47.30—49 Uhr: Aussprache.<br />
49 Uhr Abendfeier.<br />
49.30 Uhr: Gemeinsames Essen und Geselligkeit.<br />
Die Vorträge werden <strong>im</strong> Saal des Folkwang-Museums<br />
stattfinden.<br />
<strong>der</strong> V?ai-Iuni-Nummer des „<strong>Evangelische</strong>n<br />
<strong>Rheinland</strong>" ist <strong>der</strong> erste<br />
Trompetenstoß erschollen, <strong>der</strong> mit seinen<br />
Ni<strong>der</strong>klängen in den folgenden Heften die<br />
Diener <strong>der</strong> Gemeinden auf dem Lande und<br />
in <strong>der</strong> Diaspora aus ihrem allen Legenden<br />
entgegen gewiß nicht harmlosen, in an<strong>der</strong>er<br />
Hinsicht aber vielleicht doch zu arglosen<br />
<strong>Das</strong>ein aufgejagt hat. Es muß für uns<br />
ernste Pflicht sein, die beson<strong>der</strong>en kirchlichen<br />
Anliegen des Ruhrgebiets zu vernehmen<br />
und zu verstehen, zumal auch aus unseren<br />
Gemeinden ein nicht geringer Teil dorthin<br />
geht und wie<strong>der</strong> von dort kommt, manchmal<br />
in verhältnismäßigem Wohlstande, oft<br />
aber auch arbeitslos, elend und auf unsere<br />
Hilfe angewiesen. <strong>Das</strong> „Nie<strong>der</strong>land", wie<br />
die Westerwäl<strong>der</strong> zum Industriegebiet sagen,<br />
macht sich auch bei uns demnach spürbar<br />
und steht mit uns in Wechselwirkung. Es<br />
zieht nicht nur unsere jungen Männer und<br />
Mädchen an sich, um dem verbrauchten<br />
Menschen- und Arbeitsschlag frisches Blut<br />
zuzuführen („Mädchen vom Lande" usw.).<br />
Im Grunöe fühlen wir/ saß es sich mit kirchlicher Kunst/ mit<br />
sakraler Vaukunst um eine nicht nur öem äußeren Iwech sonöern<br />
öem inneren Iweck uns Wesen nach besonsere/ in best<strong>im</strong>mtem<br />
Sinne höhere Kunst hänselt. ^<br />
Die Aufgabe öes evangelischen Kirchbaues steht vor uns: öie<br />
<strong>Kirche</strong> zu bauen als Aufenthalt uns als sichtbare Gestalt öer<br />
heiligen Gemeinschaft für einen Gottesöienst/ in welchem stresigt<br />
uns ßeier eine lebensige Einheit bilöen. -<br />
Was ist sparsames Vauen/ was ist Notbau. Notbau ist Iweckerfullung<br />
mit öen einfachsten Mitteln. Versen sie Mittel verfehlt/<br />
ist vieles vergeuset/ wirs aber ser Zweck verfehlt/ ist alles vergeuset.<br />
Ärum ist klare Erkenntnis ser Aufgabe ses KirchbaueS/<br />
seines äußeren Umfanges wie seines inneren Sinnes/ sas erste<br />
Gebot ser Sparsamkeit. ^<br />
Man wense nicht ei«/ saß wir zum <strong>Kirche</strong>nbauen überhaupt zu<br />
arm geworben seien uns sie ganze Krage auf Jahrzehnte zurückstellen<br />
sollten. Kein/ sie heutige geistige Not beüarf starker<br />
ser <strong>Kirche</strong> als unsere gestrige Sattheit. Uns wenn<br />
aus sieser geistigen Not heraus <strong>Kirche</strong>n entstehe«/ sie ^ aus<br />
wirtschaftlicher Not ^ mit ser sparsamen Sachlichkeit heutiger<br />
Technik surchsacht uns mit Hanswerksgerechter Kunst gestaltet<br />
sins/ so kann geraüe sie ^Notkirche^ ein höchst lebensigeS/ aussrucksvolles<br />
Vils ser Jett uns ein ehrenvolles Zeichen geistiger<br />
Merwinsung materieller Not wersen.<br />
Aus v. Vartning's Schriften.<br />
Rheinische <strong>Kirche</strong> und Ruhrprovinz<br />
es schickt auch zu uns aufs Land, in unsere<br />
Berge, seine erholungsbedürftigen Menschen,<br />
Kin<strong>der</strong> und Erwachsene. Fast je<strong>der</strong><br />
Landort des Wesierwaldes ist heute überfüllt<br />
mit Sommerfrischlern, die gewiß nicht<br />
nur aus dem Ruhrgebiet, durchweg jedoch<br />
aus den Städten des Nie<strong>der</strong>rheins kommen.<br />
Vielleicht, möchte ich sagen, bedeuten<br />
wir also doch irgend etwas für das „Land<br />
<strong>der</strong> Millionen", das auf S. 70 dieser Zeitschrift<br />
seine Karte uns abgibt. Vielleicht!<br />
Meist behandelt uns ja <strong>der</strong> Millionenmensch<br />
als Luft; wir dürfen das oft genug<br />
sehen an <strong>der</strong> Art, wie er sich, namentlich<br />
Sonntags bei <strong>der</strong> Autorast, in Dorf und<br />
Flecken aufführt, als sei er unter Negern<br />
o<strong>der</strong> Malayen, kurz, unter „Eingeborenen",<br />
die nicht einmal seine Sprache verstehen.<br />
Halten wir uns von Übertreibungen fern:<br />
Es gibt auch an<strong>der</strong>e Großstadt- und Großbetriebsmenschen;<br />
alle Achtung vor ihnen,<br />
die ihre Nerven und ihr Herz in die Hand<br />
nehmen und in kurzer Erholungspause bewußt<br />
für den weiteren Kampf sich stärken!<br />
Aber es bleibt gewöhnlich etwas hängen<br />
auch bei den Guten von jener rohen Massenhaftigkeit<br />
des Denkens und BerechnenS.<br />
Und von dieser Millionenhaftigkeit finde ich<br />
allerdings etwas am Werk in maßgeblichen<br />
Gedanken des Programms jener Ruhrkirche<br />
in <strong>der</strong> freien Ruhrprooinz.<br />
Ich gehe nicht ein auf Dinge wie wirtschaftliche,<br />
städtebauliche und ähnliche Not;<br />
Pastor Müller, Diersfordt, hat dazu schon<br />
das seine, unsere gesagt. Auch nicht auf die<br />
Frage <strong>der</strong> Zerschlagung von Massengemeinden<br />
in kleine, übersichtliche Presbyterialgemeinden;<br />
diese For<strong>der</strong>ung dürfte eine<br />
Selbstverständlichkeit sein, bei <strong>der</strong> wir an<strong>der</strong>en<br />
nur insofern mitzureden haben, als die<br />
Not jener Ruhrgemeinden auch die unsere<br />
sein muß, und bei dem eingangs erwähnten<br />
starken Verkehr hin und her wir schließlich<br />
auch die Folgen jener Nöte zu spüren bekommen.<br />
Auch die schon viel heiklere Frage<br />
nach <strong>der</strong> Verlegung <strong>der</strong> kirchlichen Provinzialoerwaltung<br />
in das Industriegebiet o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Trennung von dem bisherigen Mittel-
Punkt mag einmal auf sich beruhen. <strong>Das</strong><br />
alles isi ja auch <strong>im</strong> Grunde nicht des Artikels<br />
Kern, vielmehr die For<strong>der</strong>ung:<br />
Mehr Pfarrer ins Ruhrgebiet!<br />
Und zwar zu Lasten <strong>der</strong> übrigen Teile von<br />
<strong>Rheinland</strong>s <strong>Kirche</strong>!<br />
Hierum geht es, darauf isi <strong>der</strong> ganze<br />
Artikel zugespitzt, dem dient auch die ganz<br />
und gar „millionenhafte" Statistik mit <strong>der</strong><br />
an sich ja gewiß recht lehrreichen „Aufmarschkarte"<br />
<strong>der</strong> Pfarrer und Gemeinden.<br />
Also 80 Prozent <strong>der</strong> evangelischen Bevölkerung<br />
<strong>Rheinland</strong>-Westfalens wohnen <strong>im</strong><br />
Indusiriebezirk, dagegen Pfarrer sind dort<br />
nur 60 Prozent, also ein Fünftel zu wenig,<br />
wenn mechanisch gerechnet wird, ein Mehrfaches<br />
sicher zu wenig, wenn nach dem wirklichen<br />
Bedürfnis gefragt wird. Die an<strong>der</strong>en<br />
Teile <strong>der</strong> Rheinprovinz (ausgenommen die<br />
stark industriellen Synoden Gladbach, Köln<br />
und an <strong>der</strong> Saar) haben nach dieser Millioncnrechnung<br />
wenigstens 20 Prozent<br />
Pfarrer zuviel, und diese sollen an die Ruhrfront<br />
gesteckt werden, wenn <strong>der</strong> etwas<br />
barsche KriegSauödruck den Sinn <strong>der</strong><br />
For<strong>der</strong>ung richtig wi<strong>der</strong>gibt: „Anpassungsfähigkeit,<br />
rechtes Einsetzen <strong>der</strong> Kräfte, Verzicht<br />
auf alle ,Presiige^Arbeit", die „unsere<br />
Entscheidungen in <strong>der</strong> He<strong>im</strong>at beherrschen"<br />
könnten (S. 76). „Wenn wirklich<br />
Wieviel Presbyter Ihrer Gemeinde lesen<br />
das „<strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong>?"<br />
<strong>der</strong> W e l t a n s ch a u u n g s k a m p f in<br />
<strong>der</strong> Großstadt ausgetragen wird,<br />
—und er wird es — dann muß<br />
die <strong>Kirche</strong> zu einer ganz an<strong>der</strong>en<br />
Kräfteverteilung kommen."<br />
Wenn, ja wenn . , . —, dann vielleicht ja!<br />
Aber wird <strong>der</strong> Weltanschauungskampf<br />
in <strong>der</strong> Großstadt<br />
ausgetragen? Man gestatte mir<br />
darauf mein rundes „Nein!" Es ist<br />
eine bloße Behauptung, daß dieser Art<br />
Kämpfe in <strong>der</strong> Großstadt entschieden werden.<br />
Dort wird allerdings am meisten<br />
Lärm darum gemacht, und das kirchlich und<br />
sachlich zweifelhafte Wort „Weltanschauung"<br />
tut ein UebrigeS, die Begriffe zu verwirren.<br />
Ich kenne <strong>im</strong>merhin auch ein wenig<br />
vom Großstadtmenschen, ich kenne genau<br />
die Arbeit <strong>im</strong> Kohlenbezirk, ich kenne aber<br />
auch die Arbeit in einer Landgemeinde, und<br />
zwar in meinem Fall in einer an Seelenzahl<br />
ebenso kleinen (360) wie an Umfang<br />
großen (100 Quadratkilometer). Ich erlaube<br />
mir zu behaupten, daß 300 Bauernseelen<br />
(man gestatte diesen nie<strong>der</strong>trächtigen<br />
Ausdruck hier einmal!) mehr kirchliche Arbeit<br />
machen als das Vielfache an Arbelterund<br />
Großstadtmenschen. Diese sind entwe<strong>der</strong><br />
so oberflächlich o<strong>der</strong> so verkommen, daß<br />
mindestens die eigentliche Pfarrerseelsorge<br />
für ste kaum in Frage kommt. O<strong>der</strong> aber,<br />
bei aller „weltanschaulichen" Protesthaltung<br />
452<br />
(Sozialisten, Kommunisten) sind sie als<br />
Menschen gewöhnlich doch aufgeschlossen<br />
und irgendeiner Anregung zugänglich, die<br />
<strong>im</strong>mer eine Saat auf Hoffnung sein kann.<br />
In <strong>der</strong> Großstadt braucht man Pfarrer,<br />
darüber ist kein Wort zu verlieren; sie müssen<br />
auch ziemlich zahlreich sein, damit sie<br />
nicht rein äußerlich von Amtspflichten erdrückt<br />
und dadurch letztlich unfruchtbar<br />
werden. Wenn aber gemeint sein sollte, daß<br />
zur seelsorgerlichen Durcharbeitung des Gemeindebezirks<br />
gerade Pfarrer, akademische<br />
Theologen, am nötigsten wären, so ist das<br />
eine doppelte, schwere Verkennung. Erstens<br />
isi <strong>der</strong> rheinische Pfarrer nicht <strong>der</strong> Grundpfeiler<br />
seiner Gemeinde: vielmehr das PreSbyterium;<br />
und wir haben nicht eine<br />
Pfarrernot gegenwärtig, son<strong>der</strong>n<br />
eine solche <strong>der</strong> Aeltesten.<br />
Es stirbt — hilft Gott nicht —<br />
jenes Presbytergeschlecht altrheinischer, inson<strong>der</strong>heit<br />
reformierter Prägung, aus, dem<br />
das „Bischofsamt" ein köstliches Amt war,<br />
ein Amt, das zur persönlichen Seelsorge<br />
verpflichtete: die Säumigen zu wecken, die<br />
Verlorenen zu suchen, — zu vorbildlichem<br />
Leben, zu geistlicher Erkenntnis, son<strong>der</strong>lich<br />
<strong>der</strong> Heiligen Schrift, zu gemeinsamem Gebet,<br />
zum Ringen um die Einheit und Liebe<br />
in <strong>Kirche</strong> und Gemeinde, — ein Geschlecht,<br />
dessen Blick nicht durch den eigenen Kirchturm<br />
begrenzt war (was in <strong>der</strong> Großstadt<br />
mindestens so gut vorkommen soll wie auf<br />
dem Lande!). Können vermehrte Pfarrer<br />
solche Presbyter schaffen? Wer möchte das<br />
„Ja" hier wagen!? Nur Gott, <strong>der</strong> Herr,<br />
selbst, und nur die betende Not <strong>der</strong> Gemeinden,<br />
<strong>der</strong> Glaube <strong>der</strong> gläubigen Beter<br />
allein vermag sie ihm zu entreißen! Was<br />
können Pfarrer hier tun? Sie können nur<br />
eins tun: sich mit letzten Kräften dagegen<br />
wehren, zu Millionenseelsorgern zu werden,<br />
zu Betriebsmenschen, die auch nur noch als<br />
Nummer zählen, die ihre kirchliche Schicht<br />
ableisten und dann ebenso unfähig zu<br />
schöpferischer Arbeit, zu betenden Entschlüssen,<br />
zu wahrer Seelsorge sind, wie <strong>der</strong><br />
Typ Großstadtmensch <strong>im</strong> allgemeinen.<br />
Ueberhaupt: Macht es bei den<br />
Pfarrern die Zahl?! Ich dachte<br />
bisher: die Berufung durch Gott, die Salbung<br />
durch den Geist! Wird davon etwas<br />
an einem Diener des Worts wahrgenommen,<br />
dann mag sich auch die Großsiadtgemeinde<br />
um ihn persönlich bemühen und<br />
ihm Arbeitsmöglichkeiten verschaffen, in<br />
denen vielleicht er beson<strong>der</strong>s sich entfalten<br />
kann. Aber dazu gehören wie<strong>der</strong>um Presbyter<br />
und Gemeindeverordnete, die vom<br />
Geiste wahren Bischofsamtes aus <strong>der</strong><br />
Schrift wissen.<br />
Und nun das Land! Vorläufig ist es eben<br />
ja noch da und hat seine nach <strong>der</strong> schönen<br />
Aufmarschkarte so zahlreichen kleinen Pfarrstellen<br />
und Gemeinden, Was die räumliche<br />
Kleinheit anlangt, tut man allerdings nun<br />
besser, diese nicht nach <strong>der</strong> Karte, und jedenfalls<br />
nicht nach dieser zu beurteilen. Auch<br />
mit dem in <strong>der</strong> Phantasie des Großstädters<br />
eine so einfache Rolle spielenden Auto wolle<br />
man nicht diese Strecken alle abmachen. Es<br />
ist noch nicht die Zeit, daß die <strong>Kirche</strong> die<br />
wirklichen Unkosten des (wirklich guten)<br />
ständigen Dienstautos ihren Pastoren finanzieren<br />
kann. Und es sind lei<strong>der</strong> auch noch<br />
nicht alle Wege in HunSrück, Wesierwald<br />
und Eifel so schön ausgebaut wie die<br />
wenigen breiten Provinzialsiraßen, die die<br />
städtischen Kilometerfresser vom Lande allein<br />
zu kennen pflegen. Es gibt zahlreiche<br />
und bedeutende <strong>Kirche</strong>ngemeinden bei uns,<br />
in denen es für die Mehrzahl <strong>der</strong> Wege<br />
praktisch unmöglich ist, ein eigenes Auto zu<br />
benutzen, sowohl <strong>der</strong> Gefahr wie <strong>der</strong> Abnutzung<br />
wegen. Aber das ist die äußere<br />
Seite, an <strong>der</strong> wir nicht allein kleben bleiben<br />
wollen. Kann man überhaupt ländliche<br />
Seelsorge so treiben? In Diasporagemeinden<br />
mit Glie<strong>der</strong>n, die irgendwie<br />
städtische Prägung an sich tragen, gewiß,<br />
und es geschieht ja auch in diesen längst.<br />
Für Diasporagemeinden, wie sie namentlich<br />
die Synoden Koblenz, Trier und <strong>der</strong> Südteil<br />
des Aachener <strong>Kirche</strong>nkreiseS haben,<br />
wäre es nur zu erwünscht, daß die Diener<br />
alle ihr von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> gestelltes Auto hätten;<br />
es würde zwar kaum eine Kraft frei<br />
werden, wenigstens aber die Arbeit <strong>im</strong> Maß<br />
des Notwendigsien möglich (z. B. evangelischer<br />
Religionsunterricht für die einzelnen<br />
weitabwohnenden Kin<strong>der</strong>!). Was aber die<br />
Arbeit des Pastors auf dem Lande bedeutet,<br />
das scheint überhaupt nicht mehr<br />
klar erkannt zu werden. Daß sie kein<br />
Idyll mehr ist, sollte Allgemeinerkenntnis<br />
sein; <strong>der</strong> Pfarrer ist bei uns<br />
nur dort noch Respektsperson,<br />
wo er in sich das isi. Man kann<br />
eine ganze Menge schöner Gaben haben,<br />
die den Großstadtpfarrer zieren sollen;<br />
fehlt die eine: ein ganzer Mann, ein demütig-wacher<br />
und doch zugleich auf heilige<br />
Festigkeit angelegter Schriftgelehrter zu<br />
sein, — ade dann, du schönes Idyll auf<br />
dem Lande! Entwe<strong>der</strong> verkommt man in<br />
kleinlichen Streitigkeiten, in herzverzehrenden<br />
Kämpfen um Existenzfragen, die <strong>der</strong><br />
Stadtpfarrer nicht einmal dem Namen nach<br />
mehr kennt, man wird ein traurig gebrochener<br />
o<strong>der</strong> aber ein streitsüchtiger Mann, —<br />
o<strong>der</strong>: man meldet schleunigst sich „an die<br />
Front", in die Großstadt, wo angeblich <strong>der</strong><br />
Kampf am Heißesien sein soll. Aber wer<br />
zum Großstadtpsarrer reichlich gut genug<br />
ist, hat damit noch in keiner Weise die Befähigung<br />
zum Bauernpastor, Und bitte<br />
glaube man doch nicht, daß die Leute auf<br />
dem Lande geistig anspruchslos wären!<br />
Je<strong>der</strong> einzelne ist kritischer als zehn Großstädter<br />
zusammen, auch als <strong>Kirche</strong>nbesucher.<br />
Es ist ja richtig und wahr, daß <strong>der</strong> Bauer<br />
auf Phrasen und Phrasendrescher noch hereinfällt,<br />
die in <strong>der</strong> Stadt bereits in das<br />
Stadium <strong>der</strong> Ladenhüter vorgerückt sind.<br />
Aber solch ein Hereinfall ist wie<strong>der</strong>um ein<br />
viel ernsterer auch als bei dem Städter.
Dieser kann ein ganzes Quantum Freidenkerei,<br />
Anarchismus und Moralinfreiheit<br />
vertragen, ohne daß er sich ernstlich davon<br />
in seiner Lebensführung so bald beeinflussen<br />
läßt. Ist <strong>der</strong> Bauer aber<br />
erst einmal ohne Gott, so ist er<br />
einfach furchtbar. Wer erst einmal<br />
einige Jahre hindurch in einer Bauerngemeinde<br />
Fuß gefaßt hat, <strong>der</strong> gewahrt<br />
nach und nach eine solche Summe<br />
von Grauenhaftem, vom tödlichen Haß bis<br />
zum wohlüberlegten Mord, von dumpfem<br />
Dahinbrüten bis zum Iudasende oft noch<br />
<strong>im</strong> höchsten Alter, daß doch wohl keine<br />
Frage mehr ist, wo rechte Pfarrer als<br />
Teufelsbanner mehr nötig sind, auf dem<br />
platten Land o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Großstadt. In<br />
<strong>der</strong> Großstadt gibt es zahllose an<strong>der</strong>e<br />
Kräfte, die gemeindebauend, dienend und<br />
segnend wirken können; man muß sie nur<br />
recht suchen und von <strong>der</strong> Gemeinde aus<br />
wirksam in Dienst stellen. Auf dem Lande<br />
aber gibt es normalerweise neben dem<br />
Pfarrer hier und da noch einen Lehrer, <strong>der</strong><br />
<strong>im</strong> Kampf <strong>der</strong> Geister (nicht <strong>der</strong> „Weltanschauungen",<br />
son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> wirklichen,<br />
guten o<strong>der</strong> teuflischen Geister!) seinen Mann<br />
steht. In bürgerlicher Rechtlichkeit und<br />
wohlgesinnter Menschenkenntnis mag dann<br />
und wann ein Gemeindevorsteher o<strong>der</strong> Landbürgermeister<br />
hinzukommen. Gibt es in <strong>der</strong><br />
Stadt ein Pfarrhaus? Gibt es dort eine<br />
Pfarrfrau? Bitte keine Statistik — ich<br />
weiß Bescheid. Ich frage auch nicht, ob<br />
beides <strong>im</strong> guten Sinne dort vorkommt —<br />
ja, das gibt es! — son<strong>der</strong>n ob Pfarrhaus<br />
und Pfarrfrau <strong>im</strong> „Großkampfgebiet" notwendige<br />
Größen sind. Ich überlasse die<br />
Antwort an<strong>der</strong>en; für das Land kann ich<br />
nur sagen, daß das Pfarrhaus und die<br />
Frau, die darin waltet, eine unmittelbare<br />
iese Frage ist ja doch in zwei Aufsätzen<br />
in den beiden letzten Nummern<br />
des <strong>Evangelische</strong>n <strong>Rheinland</strong>s aufgeworfen<br />
worden, in denen für das Industriegebiet<br />
an <strong>der</strong> Ruhr eine eigene kirchliche Verwaltung<br />
gefor<strong>der</strong>t wurde. Sie dürften wohl<br />
allseits in unserer <strong>Kirche</strong>nprovinz, auch in<br />
entlegeneren Teilen, lebhaftes Interesse gefunden<br />
haben. Alle müssen ja fühlen, was<br />
auf dem Spiele steht, wenn es sich um den<br />
Bestand und das Leben unserer evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>im</strong> Industriegebiet handelt,<br />
weil ja in den Großstädten und Industriegebieten<br />
mit ihren Menschenmassen sich <strong>der</strong><br />
Kampf um die Erhaltung <strong>der</strong> evangelischen<br />
Volksmassen in <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />
und um den Einfluß des Evangeliums auf<br />
sie entscheidet. Und dort sind zweifellos unsere<br />
bedrohtesten Fronten und nicht so sehr<br />
in <strong>der</strong> Diaspora und in den ländlichen<br />
Gebieten, wenn auch da überall <strong>der</strong> Kampf<br />
Bedeutung haben. Entwe<strong>der</strong> geht Segen<br />
von beiden aus, o<strong>der</strong> Fluch und Fäulnis.<br />
Entwe<strong>der</strong> — o<strong>der</strong>! Der Pfarrer,<br />
und zwar <strong>der</strong> auf dem Lande wohnende<br />
Pfarrer mit Pfarrhaus und<br />
Pfarrfrau, ist für die kirchliche Arbeit<br />
auf dem Lande unentbehrlich; von<br />
einem <strong>im</strong> Auto heranreisenden Städtler<br />
kann schon einmal eine Predigt bestaunt,<br />
nicht aber Gotteskampfarbeit <strong>im</strong> Ringen<br />
um die Seele unserer Bauern getan werden.<br />
Im Zeitalter des harmlosen Obrigkeitsstaates<br />
und <strong>der</strong> „reinen Lehre" vor 200<br />
Jahren mochte vielleicht eine wertvolle<br />
Pfarrkraft auf dem Lande ein kirchlicher<br />
Luxus scheinen. Jetzt aber ist auf dem<br />
Lande genau so gut <strong>der</strong> Teufel losgebunden<br />
wie in <strong>der</strong> Stadt, nur daß die Gottlosigkeit<br />
<strong>der</strong> Stadt eine verhältnismäßig<br />
gutartige, unpersönliche,<br />
für den einzelnen<br />
schicksalhafte, <strong>im</strong> ganzen in sich<br />
selbst sich aufzehrende ist, während<br />
sie auf dem Lande den Menschen still,<br />
allmählich aber bis zur offenen persönlichen<br />
Feindschaft gegen Christus, zur bewußten<br />
Leugnung und Lästerung des Heiligen<br />
Geistes und zu allen Lastern und<br />
Bosheiten wird, die die letzte gesunde<br />
Volkskraft verseuchen, die menschlich gesehen,<br />
Deutschland heute noch hat. Wenn<br />
erst einmal Bürgerkriege geführt werden,<br />
nicht von verhetzten Arbeitern, son<strong>der</strong>n<br />
von gottabgesagten Bauern, dann wird<br />
man merken, wo die richtige Front <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> war und wo die falsche! Bitte<br />
verstehe man mich: Arbeit ist nötig hier<br />
wie dort; die Seele des Industiiemenschen<br />
ist genau so wert geachtet vor Gott, wie die<br />
des LandmanneS; wenn aber vom Kampf<br />
die Rede ist, dann wollen wir nicht in den<br />
Fehler des Weltkrieges fallen und die innere<br />
Front über <strong>der</strong> äußeren vergessen. <strong>Das</strong><br />
Land mag, kirchlich betrachtet, noch etwas<br />
wie He<strong>im</strong>at sein; <strong>der</strong> Großstadtpfarrer, <strong>der</strong><br />
den Landkollegen auf 14 Tage besucht (ausgerechnet<br />
natürlich <strong>im</strong> Sommer!) mag diesen<br />
Eindruck haben. Wir, die wir in dieser<br />
„He<strong>im</strong>at" unsere Pflicht haben, und nicht<br />
nur unsere Erholung, wissen, daß es die<br />
letzte Stunde ist. Was unser Geschlecht an<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> auf dem Lande versäumt, wird<br />
vielleicht bis zum jüngsten Tag nicht einzuholen<br />
sein. Was zweitausend<br />
Jahre dem rheinischen Landvolk<br />
an lebendiger Volkskraft<br />
und natürlicher Gottesfurcht<br />
vererbt haben, steht vor dem<br />
Bankerott. Ob er aufgehalten werden<br />
kann, ist nicht Menschen, son<strong>der</strong>n Gottes<br />
Sache. Aber unser ist die Verantwortung,<br />
wenn wir helfen konnten und doch in schuldhafter<br />
Kurzsichtigkeit das Land vernachlässigt<br />
haben. Nicht: mehr Pfarrer aufs<br />
Land! soll jetzt die Losung sein. Wenn wir<br />
auch bei uns rechte Presbyter erbitten und<br />
erreichen, mag die Zahl <strong>der</strong> Pfarrer Hinlangen.<br />
Son<strong>der</strong>n: daß die Gebete aller vor<br />
Gott und <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> Verantwortlichen die<br />
gemeinsame <strong>Kirche</strong>n- und Glaubensnot<br />
stets vor Augen haben, — daß man auf<br />
dem Lande <strong>der</strong> Stadt gedenke und des<br />
großen Volkes, das <strong>der</strong> Herr <strong>im</strong>mer noch<br />
darinnen hat, und daß Gottes Kin<strong>der</strong> in<br />
<strong>der</strong> Stadt etwas wissen von <strong>der</strong> Stille des<br />
Landes, in <strong>der</strong> nicht nur Engel Stärkung<br />
bringen, son<strong>der</strong>n auch Teufel lauern, die<br />
brüllende Löwen sind. Wachen mit Bitten<br />
und Flehen für alle Heiligen, <strong>im</strong> dämonischen<br />
Lärmen <strong>der</strong> Stadt, <strong>im</strong> dämonischen<br />
Schwelgen des Landes! Mit Gott!<br />
2r. W. Boudriot, Pfr., Asbach, Westerwald.<br />
Zur Frage <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nprovinz an <strong>der</strong> Ruhr<br />
entbrannt ist. Eine „Rationalisierung" unserer<br />
kirchlichen Kräfte durch Einsparung<br />
an den Stellen, wo eine Einsparung möglich<br />
ist — und das ist heute unter Zuhilfenahme<br />
mo<strong>der</strong>ner Verkehrsmittel wie Telephon und<br />
Auto an vielen Stellen wohl möglich und<br />
erträglich — und durch Einsatz dieser Kräfte<br />
an<strong>der</strong>wärts, wo eine Verstärkung dringend<br />
geboten ist, dürfte eine <strong>der</strong> wichtigsten kirchlichen<br />
Aufgaben sein, Und eine solche<br />
Rationalisierung beträfe nicht nur die<br />
Pfarrstellen, son<strong>der</strong>n ebenso auch Gemeindeschwesterstationen,<br />
Gemeindehäuser u. a.<br />
Denn da viele Pfarrer, die in kleineren<br />
Gemeinden stehen, stch bemühen, ihre Gemeinde<br />
auch mit einer Gemeindeschwester<br />
zu versehen, ein Gemeindehaus o<strong>der</strong> -Häuschen<br />
zu bauen, ja auch einen Kin<strong>der</strong>garten<br />
und dgl. einzurichten, wodurch dann Menschen<br />
und auch Geld an<strong>der</strong>en Gemeinden <strong>im</strong><br />
Industriegebiet entzogen werden, wo sie viel<br />
nötiger sind, so wird die Ungleichheit <strong>der</strong><br />
Kräfteverteilung in mancher Hinsicht geradezu<br />
grotesk.<br />
Sieht man allein auf diese Seite des Problems<br />
„Ruhrgebiet" hin, so möchte <strong>der</strong> Weg,<br />
<strong>der</strong> in den Aufsätzen zur Behebung <strong>der</strong><br />
kirchlichen Nöte <strong>im</strong> Industriegebiet in <strong>der</strong><br />
Schaffung eines eigenen kirchlichen Verwaltungsgebietes<br />
gewiesen wurde, gerade als<br />
verkehrt erscheinen. Ist erst einmal dieses<br />
Gebiet kirchlich abgegrenzt und auf stch<br />
selbst beschränkt, dann fehlen ihm die Gebiete,<br />
in denen Kräfte eingespart und von<br />
daher ihm zugeführt werden könnten. <strong>Das</strong><br />
wird viel eher durchzusetzen sein, wenn ein<br />
und dieselbe Stelle für bei<strong>der</strong>lei Gebiete die<br />
kirchliche Leitung hat, also wenn beide Gebiete<br />
in ein und demselben Provinzialsynodalverband<br />
und Konsistorialbezirk bleiben.<br />
Ein verselbständigte Ruhrgebiet wäre
in dieser Beziehung ein Gebiet, das seiner<br />
Reserven beraubt wäre.<br />
Aber die reichlichere Versorgung des RuhrgebieteS<br />
mit kirchlichen Kräften isi ja nur<br />
eine Seite des ganzen Problems, zu dessen<br />
besserer Bewältigung die Abgrenzung zu<br />
einem eigenen kirchlichen VerwaltungSgebiet<br />
gewünscht wird. „Wir brauchen — so<br />
hieß es in <strong>der</strong> letzten Nummer des <strong>Evangelische</strong>n<br />
<strong>Rheinland</strong>s — in den Industriegemeinden<br />
eine Behörde, die ihre Vermaltungsmaßnahmen<br />
den Verhältnissen, dem<br />
starken Fluß <strong>der</strong> Dinge hier <strong>im</strong> Lande anpaßt.<br />
Mit allgemeinen Verordnungen, die<br />
so allgemein sind, daß sie für die kleinste<br />
Landgemeinde und eine Riesenindustriegemeinde<br />
passen, ist uns nicht gedient."<br />
Sehr richtig, und man darf wohl hinzufügen,<br />
daß auf diese Weise den ländlichen<br />
Gemeinden ebenso wenig gedient ist und die<br />
beson<strong>der</strong>en kirchlichen Aufgaben, die hier in<br />
<strong>der</strong> Gegenwart sich erheben, ebenso wenig<br />
durch die allgemeine kirchliche Verwaltung<br />
ihre Lösung finden — und finden können.<br />
Denn Generalsuperintendent und Konsistorium<br />
sind ja nur die Organe <strong>der</strong> allgemeinen<br />
kirchlichen Verwaltung, die sich<br />
schließlich nur auf das erstreckt, was zur<br />
Zuständigkeit <strong>der</strong> Generalsynode gehört.<br />
Aber neben Generalsuperintendent und Konsistorium<br />
haben ja auch Provinzialsynode<br />
und Kreissynode die kirchliche Aufsicht, und<br />
zwar <strong>im</strong> Gebiet <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nordnung für<br />
<strong>Rheinland</strong> und Westfalen <strong>im</strong> vollen Umfange.<br />
Hier wird es <strong>im</strong>mer zuerst einmal<br />
Sache <strong>der</strong> Kreissynoden sein, die beson<strong>der</strong>en<br />
Nöte und Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> in ihrem<br />
Gebiete zu sehen und zu beheben und, wenn<br />
sie nicht dazu in <strong>der</strong> Lage sind, doch durch<br />
Anträge an die Provinzialsynode auf sie<br />
hinzuweisen, Vorschläge zur Besserung zu<br />
machen usw. Gerade die Kreissynoden sind<br />
zu allererst berufen, da, wo beson<strong>der</strong>e Notstände<br />
und Aufgaben erwachsen, einzugreifen,<br />
denn sie verfügen über die lokale<br />
Kenntnis, ihre Mitglie<strong>der</strong> stehen selbst in<br />
täglicher Arbeit an den Fragen, um die es<br />
da geht. Sie können am besten erst mal<br />
Mittel und Wege finden, Abhilfe zu schaffen.<br />
Wenn z. B. in dem Aufsatz von Nr. ?<br />
erwähnt wurde, wie eine Gemeinde <strong>im</strong><br />
wesentlichen nur als Blaukreuzverein gegründet<br />
und gepflegt wurde, — haben da<br />
nicht Superintendent und Synode, die doch<br />
die kirchliche Aufsicht haben, geschlafen?<br />
Und es darf ja wohl gesagt werden, daß<br />
unsere Kreissynoden diesen Aufgaben <strong>der</strong><br />
kirchlichen Aufsicht gegenüber in einem gewissen<br />
Schlaf verharren und des Gedankens<br />
leben, daß diese Dinge sie nichts, dagegen<br />
die allgemeine kirchliche Verwaltung<br />
angingen. Sie sind ja auch nicht allein<br />
durch eigene Schuld in diesen Schlaf verfallen,<br />
son<strong>der</strong>n durch das landesherrliche<br />
<strong>Kirche</strong>nreg<strong>im</strong>ent, das sie durch sein Reg<strong>im</strong>ent<br />
vor 400 Jahren ganz gegen ihren<br />
Willen nur zu bedeutungslos machte. Die<br />
Nöte <strong>der</strong> Gegenwart müßten die Kreis-<br />
synoden aufwachen lassen. Um an die Arbeit<br />
zu gehen, mußten sie sich vielleicht zuerst<br />
einmal für die Visitationen interessieren,<br />
die <strong>der</strong> Superintendent ja nicht nur <strong>im</strong><br />
Auftrage <strong>der</strong> allgemeinen kirchlichen Verwaltung<br />
und nach Anweisung des ProoinzialkirchenratS,<br />
son<strong>der</strong>n auch in ihrem Auftrage<br />
auszuführen hat. Sie hat auch die<br />
Möglichkeit, durch Kreisstatut beson<strong>der</strong>e<br />
kirchliche Fragen zu regeln. Und da es sich<br />
<strong>im</strong> Ruhrgebiet vielfach um gemeinsame<br />
Fragen und Aufgaben einer ganzen Reihe<br />
von <strong>Kirche</strong>nkreisen handelt, so können ja<br />
auch die Kreissynoden zur gemeinsamen Beratung<br />
und Veschließung über diese Dinge<br />
vereinigt werden (H 46 <strong>der</strong> K. O.). Und<br />
was steht dem <strong>im</strong> Wege, daß die Kreiösynoden<br />
des RuhrgebieteS des rheinischen<br />
und des westfälischen Teils in dieser Weise<br />
zusammen berufen würden? Daraus kann<br />
sich denn ja, wenn eS sich als zweckmäßig<br />
und notwendig herausstellen sollte, ein<br />
eigener Verwaltungsbezirk <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, eine<br />
eigene <strong>Kirche</strong>nprovinz entwickeln. Ob aber<br />
nicht ein solches schrittweises Vorgehen<br />
besserer und sicherer zum Ziele führt als<br />
die bürokratische Schöpfung einer neuen<br />
Verwaltungsbehörde für das Ruhrgebiet,<br />
das, nebenbei gesagt, wenn es den rheinischen<br />
und den westfälischen Teil umfaßt,<br />
auch ein Ungetüm von kirchlichem VerwaltungSgebiet<br />
werden würde, ganz abgesehen<br />
davon, daß es sehr fragwürdig erscheint,<br />
ob man ein solches Gebiet von seinen Randgebieten<br />
trennen soll? —<br />
Pfarrer Graeber, Anhausen.<br />
Unsere Pflicht gegenüber <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Ein Vortrag, gehalten <strong>im</strong> Verband <strong>der</strong> Gemeindebeamten. Von Gemeindehelfer Skorzil in Essen<br />
(VV>aiichem von uns mag es vielleicht be-<br />
^^^ fremdend erscheinen, daß wir von<br />
unserer Pflicht gegenüber <strong>der</strong> Gemeinde reden<br />
wollen. In einer Organisation mit einem<br />
gewerkschaftlichem Charakter, wäre das<br />
Thema: „Die Pflicht <strong>der</strong> Gemeinde gegen<br />
ihre Angestellten!" verlocken<strong>der</strong>. Doch wir<br />
vergeben uns selbst nichts, wenn wir die<br />
apostolische Mahnung befolgen: „Gin je<strong>der</strong><br />
prüfe sein eigen Werk; und alsdann wird<br />
er an ihm selber Ruhm haben".<br />
Eine gewerkschaftliche Organisation<br />
birgt <strong>im</strong>mer die Gefahr <strong>der</strong> Einseitigkeit in<br />
sich. Sie stellt For<strong>der</strong>ungen, verbindet stch<br />
zur Abwehr, weil sie sich von <strong>der</strong> Gegenseite<br />
benachteiligt, o<strong>der</strong> gar bedroht sieht. Diese<br />
Lage löst eine Spannung aus, die zur gegenseitigen<br />
Auflehnung, zur Katastrophe führen<br />
kann.<br />
Wir sehen es heute in erschreckendem Maße<br />
<strong>im</strong> Wirtschaftsleben, wie Organisation gegen<br />
Organisation steht und stch aufzureiben<br />
droht. Was kann denn eigentlich diese<br />
Spannung verhüten? Meines ErachtenS<br />
kann es nur die Besinnung darauf<br />
sein — daß man sich gegenseitig<br />
verpflichtet ist. Wir wollen uns nun<br />
nicht mit <strong>der</strong> Organisation <strong>im</strong> allgemeinen<br />
befassen, son<strong>der</strong>n wir wollen uns darauf<br />
besinnen, wie wir die Gefahr <strong>der</strong> Einseitigkeit<br />
bei uns selbst überwinden können. Zwar<br />
kann unsere Standesorganisation nie katastrophale<br />
Ereignisse heraufbeschwören, sie<br />
könnte aber bei einer einseitigen<br />
Betonung des Rechts ohne in<br />
gleichem Maße an die persönliche<br />
Pflicht zu denken, schädlich für die<br />
Gemeinde wirken.<br />
Wir Küster stehen <strong>im</strong> Lohnverhältnis zur<br />
Gemeinde, sie ist gleichsam unser Brotherr.<br />
Als solche for<strong>der</strong>t sie in ihren, Dienst unsere<br />
Zeit, Kraft und Gaben; wir for-<br />
<strong>der</strong>n und erwarten von ihr eine ausreichende,<br />
<strong>der</strong> geleisteten Arbeit entsprechende<br />
Entlohnung. Die Erfüllung dieser gegenseitigen<br />
For<strong>der</strong>ungen und Erwartungen<br />
sollten wohl für beide Teile eine Selbstverständlichkeit<br />
sein, sind es lei<strong>der</strong> in vielen<br />
Fällen nicht. Bald fehlt die eine, bald die<br />
an<strong>der</strong>e Seite. Was dann zur Ursache vieler<br />
Reibungen und Kämpfe wird, die für beide<br />
Teile selten ohne Schaden und für ein friedliches,<br />
das Wohl des Ganzen för<strong>der</strong>ndes<br />
Gedeihen auslaufen. Wann kann denn ein<br />
harmonisches Verhältnis beide Teile miteinan<strong>der</strong><br />
verbinden? Doch sicherlich nicht dann,<br />
wenn je<strong>der</strong> Teil auf dem Standpunkt beharren<br />
wollte, sein Recht zu wahren, son<strong>der</strong>n<br />
dann, wenn wir uns besinnen, was<br />
wir dem an<strong>der</strong>n Teil schulden.<br />
Damit komme ich zu meinem eigentlichen<br />
Thema: „Unsere Pflicht gegenüber<br />
<strong>der</strong> Gemeinde".<br />
Ich will in diesem Falle die Gemeinde nicht<br />
bloß in den durch die Gemeinde gewählten<br />
Körperschaften — PreSbyterium und Repräsentation<br />
— verstehen, die uns in den<br />
Dienst <strong>der</strong> Gemeinde berufen und das Gehalt<br />
bewilligen. Nein — ich fasse den Begriff<br />
Gemeinde ganz universell, fasse sie<br />
als die Stiftung Gottes und<br />
Jesu Christi, <strong>der</strong> das Haupt<br />
dieser seiner Gemeinde ist. Von<br />
diesem GesitchSpunkt aus, wird uns erst <strong>der</strong><br />
Wert unseres Dienstes klar, aber gleichzeitig<br />
auch die ganze Verantwortung desselben.<br />
Wir stehen nicht <strong>im</strong> Dienst einer Körperschaft,<br />
die materielle Werte schafft, son<strong>der</strong>n<br />
<strong>im</strong> Dienst an lebendigen Mensch<br />
e n s e e l e n, die <strong>der</strong> Gegenstand des göttlichen<br />
Erbarmens und <strong>der</strong> göttlichen Liebe<br />
sind. Darum kann und darf un°<br />
serDiensl in <strong>der</strong>Gemeinde nicht
nur in <strong>der</strong> Form und Technik<br />
sich erschöpfen; son<strong>der</strong>n je<strong>der</strong> von uns,<br />
wo er auch stehen mag, ob auf dem Lande<br />
o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Stadt, muß in <strong>der</strong> Gemeinde<br />
als seinem eigentlichen<br />
Lebenselement wurzeln. <strong>Das</strong> Wesen<br />
<strong>der</strong> Gemeinde wurzelt in Gott. Sein Wort<br />
und Geist ist's, <strong>der</strong> sie durchflutet und<br />
lebendig erhält.<br />
Es ist klar, daß, wenn wir unsere Stellung<br />
in <strong>der</strong> Gemeinde so auffassen, uns darüber<br />
die Erkenntnis kommen muß, daß jede<br />
Pflichtversäumnis o<strong>der</strong> Pflichtverletzung<br />
nicht nur einen Schaden für die<br />
Gemeinde bedeutet mit <strong>der</strong> wir organisch<br />
verbunden sind, son<strong>der</strong>n vielleicht<br />
gar in erster Linie für un«<br />
selbst. Die Pflichtausübung sämtlicher<br />
Gemeindebeamten <strong>im</strong> Sinne <strong>der</strong> Hl. Schrift<br />
hebt und för<strong>der</strong>t das Wachstum und das<br />
Ansehen <strong>der</strong> Gemeinde. Hier könnte man<br />
den Ausspruch Jesu zitieren: „Wer sein<br />
Leben erhalten will, <strong>der</strong> wird es verlieren;<br />
wer es aber verlieret um meinet — <strong>der</strong><br />
Gemeinde — willen, <strong>der</strong> wird's erhalten<br />
zum ewigen Leben".<br />
Unsere Pflicht gegenüber <strong>der</strong> Gemeinde, ist<br />
eine Pflicht gegen den, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Herr seiner<br />
Gemeinde ist. Unsere Pflicht gegen Gott<br />
ist: in Demut und Einfalt des<br />
Herzens zu wandeln, seine Gerechtigkeit<br />
und Gnade zu bezeugen.<br />
Zu Eli, <strong>der</strong> seine Pflicht gegen<br />
die Gemeinde und damit gegen den Herrn<br />
selbst dadurch versäumte, daß er dem bösen<br />
Treiben seiner Söhne nicht ernstlich genug<br />
gewehrt hatte, sprach Gott: „Wer mich<br />
ehret, den will ich auch ehren; wer mich<br />
verachtet, den will ich auch verachten". In<br />
welch erschreckendem Ausmaß diese Worte<br />
sich an El! und seinen Söhnen erfüllten,<br />
wissen wir wohl alle, die wir die Schrift<br />
kennen,<br />
4. Mose 1, 53 lesen wir: „Aber die Leviten<br />
sollen sich um die Wohnung des Zeugnisses<br />
her lagern, auf daß nicht ein Zorn<br />
über die Gemeine <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> Israels<br />
komme; darum sollen die Leviten <strong>der</strong> Hut<br />
warten an <strong>der</strong> Wohnung des Zeugnisses".<br />
Im neutestamentlichen Sinne verstanden,<br />
heißt es nicht etwa, daß wir das <strong>Kirche</strong>ngebäude<br />
ernstlich behüten sollen, damit<br />
dieses nicht durch Plakateankleben o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
Dinge von außen o<strong>der</strong> innen beschädigt<br />
o<strong>der</strong> verunreinigt werde; son<strong>der</strong>n es<br />
heißt: daß alle, die von Amts wegen<br />
in <strong>der</strong> Gemeinde tätig sind, vor Gott<br />
dem Herrn verpflichtet sind,<br />
allenErnsteSdarüberzuwachen,<br />
daß die Gemeinde als die Stätte<br />
<strong>der</strong> Offenbarung Gottes, nicht<br />
durch wi<strong>der</strong>göttliche Lehre o<strong>der</strong><br />
Leben entweihet werde.<br />
Wo diese Pflicht versäumt wird, wird durch<br />
die, die an und in <strong>der</strong> Gemeinde wirken,<br />
Gottes Zorn über die ganze Gemeinde heraufbeschworen.<br />
<strong>Das</strong> ist nicht nur alt-, son-<br />
<strong>der</strong>n auch neutestamentliche Lehre, Denken<br />
wir an die Sendschreiben. Die Geschichte<br />
auch <strong>der</strong> christlichen, nicht nur <strong>der</strong> jüdischen<br />
<strong>Kirche</strong>, hat diese Wahrheit in den Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />
ihres Bestehens oft genug gerechtfertigt.<br />
Wollen wir unsere Augen vor<br />
<strong>der</strong> Gegenwart nicht verschließen, so müssen<br />
wir uns eingestehen: daß Gottes Zorn und<br />
Gericht über <strong>der</strong> gegenwärtigen Gemeinde<br />
ruht. Der furchtbare Abfall,<br />
die schreckliche Verwirrung in<br />
Lehre und Leben, sind dies nicht<br />
deutliche Zeichen des Zornes<br />
und <strong>der</strong> He<strong>im</strong>suchung Gottes?<br />
Wollten wir die Schuld daran denen<br />
allein zuschieben, die bereits als welke<br />
Gottes? Wollten wir die Schuld daran,<br />
denen allein zuschieben, die bereits als welke<br />
Blätter durch die Stürme, die über das<br />
Volk und <strong>Kirche</strong> gehen, von <strong>der</strong> Gemeinde<br />
abgefallen sind; dann irren wir. W i r,<br />
ob wir nun Küster, Gemeindehelfer,<br />
Diakonen, Diakonissen,<br />
Pfarrer o<strong>der</strong> wer es auch sei,<br />
die b e r u f l i ch in und an <strong>der</strong> Gemeinde<br />
zu dienen haben, müssen uns selbst in das<br />
Licht des Geistes Gottes rücken lassen. Er<br />
zeigt uns das in unserm Leben und Beruf,<br />
worin wir gefehlt haben. Der Heilige<br />
Geist kann uns reinigen und<br />
heiligen und so zu dem herrlichen Dienst<br />
an <strong>der</strong> Gemeinde tüchtig machen.<br />
Wir Küster wollen nicht darin bereits unsere<br />
Pflicht erfüllt sehen, wenn wir die von<br />
den Pfarrern uns aufgetragenen Dinge zu<br />
ihrer Zufriedenheit erfüllen; o<strong>der</strong> auch darin,<br />
daß das die kirchlichen Körperschaften<br />
o<strong>der</strong> gewisse Leute, o<strong>der</strong> gar Vereine, mit<br />
uns zufrieden sind. Nein! <strong>Das</strong> sind Selbstverständlichkeiten.<br />
Wir wollen Gott <strong>im</strong><br />
Geist und Wahrheit dienen. <strong>Das</strong> ist für<br />
unsere Vernunft keine Selbstverständlichkeit;<br />
son<strong>der</strong>n es for<strong>der</strong>t täglich<br />
auf zum Kampf gegen sich<br />
selbst. Gegen das Sichgehenlassen, angeborene<br />
Neigungen und Triebe. Es gilt,<br />
sich täglich in die Gnade GotteS hineintauchen<br />
zu lassen. Als Menschen, die von<br />
dem Bewußtsein <strong>der</strong> Gegenwart Gottes erfüllt<br />
sind, weiden wir unfern Dienst tun,<br />
nicht nur um des Broterwerbs<br />
willen, wie es uns heute lei<strong>der</strong> allzu oft<br />
vorgehalten wird. Generalsuperintendent<br />
D. Büchsel schrieb in seinen Erinnerungen<br />
„Aus dem Leben eines Landgeistlichen: „Vor<br />
allen Dingen muß aber dahin in aufrichtigem<br />
Wesen getrachtet werden, daß in <strong>der</strong><br />
Gemeinde sich das Urteil ausbildet, daß <strong>der</strong><br />
Pastor nicht um des Lohnes will<br />
e n sein Amt verwaltet". <strong>Das</strong> Urteil hat<br />
sich nun gebildet und wird offen ausgesprochen<br />
nicht bloß über den Pastor, son<strong>der</strong>n<br />
über alle, die beruflich in <strong>der</strong> Gemeinde<br />
tätig sind: „Sie arbeiten nur um<br />
des Lohnes willen!" Dem gilt's<br />
durch die Tat entgegen zu wirken.<br />
lkt,elnlstt,e<br />
Seschlchte<br />
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6oo Seiten / Von öer Kritik mit<br />
Freuden begrüßt / In Ganzleinen<br />
gebunden 15/— lN.<br />
Verlag:<br />
<strong>Evangelische</strong>r Preßverband für<br />
<strong>Rheinland</strong> / Essen<br />
Nein, wir wollen unfern Dienst tun in dem<br />
Bewußtsein, von ihm, unserm hochgelobten<br />
Herrn und Heiland, auf diesen Platz gestellt<br />
worden zu sein, um <strong>der</strong> Gemeinde zu<br />
dienen und seinen Namen zu ehren. So<br />
bewahren wir uns ein gutes Gewissen Gott<br />
und Menschen gegenüber.<br />
Sie werden es Wohl gemerkt haben, daß<br />
es mir in meinen Ausführungen nicht darauf<br />
ankommt, die täglich uns aufgetragenen<br />
kleinen o<strong>der</strong> größeren Pflichten gewissenhaft<br />
zu erfüllen. Wer in diesen Dingen nicht<br />
auf dem Posten ist, wird es bald in <strong>der</strong><br />
einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Weise zu spüren bekommen.<br />
Nein — es kommt bei uns <strong>Kirche</strong>nbeamten<br />
mehr als in an<strong>der</strong>en<br />
Berufen darauf an, daß das ganze<br />
Herz, die ganze Seele in unser<br />
Tun und Handeln hineingelegt<br />
werde. Was bildet sich z. B. für ein<br />
Urteil über einen Küster aus, <strong>der</strong> für die<br />
Bibelstunde den Saal herrichtet, dann aber<br />
wie<strong>der</strong> verschwindet und nach dem Schluß<br />
<strong>der</strong> Bibelstunde wie<strong>der</strong> sichtbar wird, um<br />
den Kollektenteller zu halten! Die Bibelstunde<br />
in <strong>der</strong> Gemeinde dient doch schließlich<br />
zur Erbauung, Stärkung und Vertiefung<br />
<strong>der</strong> Gemeinde <strong>im</strong> Glaubenöleben. So ist<br />
es auch des Küsters Pflicht, als ein lebendiges<br />
Glied <strong>der</strong> Gemeinde, nicht nur Anteil<br />
an ihr zu nehmen, son<strong>der</strong>n nach Kräften sie<br />
zu för<strong>der</strong>n. Zeit, Kraft und Gaben, die Gott<br />
jedem nach seiner Gnade und Gabe gegeben<br />
hat, müssen in den Dienst <strong>der</strong> Gemeindearbeit<br />
gestellt werden. <strong>Das</strong> ist heute<br />
ein Gebot <strong>der</strong> Stunde.<br />
Wieviel ver<strong>der</strong>bliche, zersetzende und irreführende<br />
Kräfte sind an <strong>der</strong> Arbeit, nicht<br />
nur die Einzelgemeinde, nein,<br />
die Gemeinde Gottes, die <strong>Kirche</strong><br />
als Ganze zu zerstören. Freidenkertum,
Kommunismus, Sektenwesen. Die Gleichgültigkeit<br />
in weiten Kreisen unserer Gemeinden,<br />
leisien jenen Einwirkungen Vorschub,<br />
Wer an <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> nicht<br />
nur deshalb interessiert ist,<br />
weil er sein Brot darin hat,<br />
son<strong>der</strong>n lebendigen Anteil an<br />
ihrem Schicksal n<strong>im</strong>mt und auch<br />
weiß, daß seine Stellung mit <strong>der</strong> Gemeinde<br />
steht und fällt, <strong>der</strong> wird<br />
bestrebt sein, die ihm von Gott geschenkten<br />
Gaben und Kräfte ungeteilt in den Dienst<br />
<strong>der</strong> Gemeinde zu stellen. Wir wissen es<br />
alle, daß unsere evangelische <strong>Kirche</strong> gegenüber<br />
<strong>der</strong> katholischen an beruflichen Kräften<br />
weit in Rückstand ist. Um so mehr müssen<br />
die vorhandenen Kräfte nutzbar gemacht<br />
werden.<br />
Was ist denn in unseren Gemeinden zu tun?<br />
Es ist die Pflege <strong>der</strong> Gemeinde durch Hausbesuche<br />
heute vielleicht mit die notwendigste<br />
Arbeit neben <strong>der</strong> Predigt und Erbauung<br />
<strong>der</strong>selben durch Gottes Wort. Daß die<br />
Arbeit <strong>der</strong> Hausbesuche durch den Pfarrer<br />
allein nicht getan werden kann, weiß je<strong>der</strong>,<br />
<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gemeindearbeit steht. Besuche<br />
<strong>der</strong> Kranken und Alten, Mischehenpflege,<br />
Fühlungnahme mit den Ausgetretenen, Arbeit<br />
an <strong>der</strong> heranwachsenden, oft an Leib<br />
und Seele gefährdeten Äugend, Mitarbeit<br />
<strong>im</strong> Kin<strong>der</strong>gottesdienst.<br />
Ich will nicht sagen, daß je<strong>der</strong> alles das<br />
tun kann und muß; nein, je<strong>der</strong> möge das<br />
tun, wozu er sich am besten eignet. Bei<br />
jedem von uns sind Gaben und Naturanlagen<br />
sehr verschieden. Darauf kommt es<br />
an, daß man sich von <strong>der</strong> Liebe<br />
Christi treiben läßt.<br />
Wir können und dürfen nicht unfern<br />
Dienst tun mit <strong>der</strong> Uhr in <strong>der</strong> Hand,<br />
daß, wenn <strong>der</strong> Zeiger abgelaufen ist, wir<br />
auch unsere Arbeit als erledigt sehen können;<br />
auch dürfen wir unsere Berufspflicht<br />
so starr abgrenzen, daß wir etwa sagen<br />
wollten: <strong>Das</strong> steht nicht in meiner Dienstanweisung<br />
! Die Gemeinde ist ein<br />
so weites und vielseitiges Arbeitsgebiet<br />
in dem die kleinsten wie<br />
auch die g r ö ß t e n Gaben zur Auswirkung<br />
gebracht weiden können. <strong>Das</strong><br />
jede Arbeit <strong>im</strong> Einverständnis mit unfern<br />
Pfarrern und nach <strong>der</strong> Ordnung <strong>der</strong> Gemeinde<br />
zu ihrem Wohle geschehen soll,<br />
brauche ich wohl kaum zu erwähnen.<br />
Kurz zusammengefaßt ist unser Thema:<br />
„Unsere Pflicht gegenüber <strong>der</strong> Gemeinde"<br />
dahin beantwortet:<br />
1. Wir haben darüber zu wachen, daß wir<br />
selbst als lebendige Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinde<br />
in beständigem Glauben und inniger Liebe<br />
an Christo Jesu bleiben.<br />
2. Die Hingabe aller uns von Gott geschenkten<br />
Gaben und Kräfte in dem Dienst<br />
an <strong>der</strong> Gemeinde.<br />
Je rückhaltsloser sich einer dem Dienst an<br />
<strong>der</strong> Gemeinde widmet, um so segensreicher<br />
wird es für ihn selbst und die Gemeinde<br />
sein. <strong>Das</strong> Wort: „Die Treue trägt<br />
ihren Lohn!" wird in irgendeiner<br />
Weise seine Erfüllung an ihm finden. Fassen<br />
wir in diesem Sinne unsere Pflicht gegenüber<br />
<strong>der</strong> Gemeinde auf, so bewahren wir<br />
uns ein gutes Gewissen. Dürfen es auch<br />
erwarten, daß die Gemeinde (in diesem<br />
Falle nun beson<strong>der</strong>s die Herren Pfarrer und<br />
die kirchlichen Körperschaften) sich darauf<br />
besinnen möchten, wie sie bei ihren Dienern<br />
die Neruföpflicht und Arbeitsfreudigkeit heben<br />
und erhalten können.<br />
Dennoch, dessen ungeachtet, ob die Gemeinde<br />
ihre Pflicht erkennt und erfüllt o<strong>der</strong> nicht,<br />
sind wir treu in dem, das wir tun, so werden<br />
wir den Lohn <strong>der</strong> Treue von dem Herrn<br />
empfangen, <strong>der</strong> einem jeglichen geben wird,<br />
wie seine Werke sein werden.<br />
Berlin<br />
. Januar 2200 Gesangbuchsnot <strong>im</strong> Jahre 2200<br />
Die Provinzialsnnoden dieses Jahre« haben<br />
über die Gesangbuchfrage ihre Beschlüsse gefaßt.<br />
Wir haben an dieser Stelle auf ausdrücklichen<br />
Wunsch hin von einem Eingreifen<br />
in die Erörterung abgesehen. Na« <strong>der</strong><br />
evangelische Westen in seinem neuen Gesangbuch<br />
bekommen wird, ist eine oielumkämpfte<br />
Zwischenlösung. Es wird unsere Aufgabe<br />
sein, da« Gesangbuch mit herauszuführen,<br />
wa«, au« westlichem Charakter geboren, dem<br />
Wesen <strong>der</strong> evangelischen Gemeinden unserer<br />
He<strong>im</strong>at Genüge tut. Durch da« freundliche<br />
Entgegenkommen de« Verlags <strong>der</strong> „Monatsblätter<br />
für Gottesdienst und kirchliche Kunst"<br />
können wir einen vielbeachteten Aufsatz dieser<br />
Zeitschrift unseren Lesern weitergeben,<br />
<strong>der</strong> au« einem Gebiet des Einheitsgesangbuch«<br />
stammt und verrät,<br />
wie ernüchtert man jetzt schon nach<br />
kurzer Jahresfrist doch dem sog. Einheitsgesangbuch<br />
gegenübersteht. Einer unserer<br />
anerkanntesten und weitschauensten Hymnologen<br />
ist de« Aufsatzes Verfasser.<br />
ie herrschende Gesangbuchsnot hat schon<br />
längere Zeit kleinere Kreise dazu geführt,<br />
über Abhilfe nachzusinnen. In zahllosen<br />
Einzelberatungen verdichteten sich allmählich<br />
die Pläne und klärten sich die<br />
Auffassungen über das, was zu geschehen<br />
habe. Mehr und mehr erkannte man,<br />
daß <strong>der</strong> literarische Kampf nicht zum Ziele<br />
führen werde, solange er nicht von einer<br />
starken Bewegung in den Gemeinden getragen<br />
würde. Um dem Fluß dieser Bewegung<br />
ein Bett zu schaffen, beschloß man<br />
die Gründung einer Organisation<br />
zur Hebung <strong>der</strong> mehr<br />
und mehr als unerträglich<br />
empfundenen Gesangbuchsnot,<br />
für die <strong>der</strong> volkstümliche Name „P aul -<br />
Gerhardt-Bund" gewählt wurde.<br />
Sorgfältig in allen Teilen vorbereitet,<br />
fand nun heute in <strong>der</strong> Aula <strong>der</strong> Universität<br />
die Gründung des Paul-Gerhardt-Bundes<br />
statt. Etwa 300 Personen aus sämtlichen<br />
deutschen evangelischen Landeskirchen<br />
hatten sich zusammengefunden, in ihrer<br />
stattlichen Zahl ein eindruckvolles Bild<br />
davon gebend, wie stark die Gesangbuchsnot<br />
doch überall empfunden wird. In drei<br />
Referaten wurde programmatisch Recht<br />
und Notwendigkeit <strong>der</strong> Bewegung dargelegt.<br />
Es sprachen nach begrüßenden Worten<br />
des Vorsitzenden Geh. Reg.-Rat Professor<br />
Dr. jur. Vorstmann, Geh. Konsistorialrat<br />
Professor O. Dr. Meyer-<br />
Hering, Breslau, über „W ie entstand<br />
unsere Gesangbuchsnot?",<br />
Propst Kieselmann, Soest,<br />
über „Worin besteht unsere Gesangbuchsnot?"<br />
und Psarrer<br />
Heisterbach, Frankfurt a. M., über<br />
„W ie werden wir Herr über<br />
unsere Gesangbuchsnot?"<br />
Der geschichtliche Vortrag des ersten Redners<br />
führte zurück in die Zeit <strong>der</strong> Wende<br />
des 49. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Damals<br />
entstand unsere Not. Wir wollen nicht<br />
undankbar sein gegenüber dem, was jene<br />
Zeit auf dem Gebiete des Gesangbuches<br />
gearbeitet und geschaffen hat. Den Gedanken<br />
<strong>der</strong> Vereinheitlichung des <strong>Kirche</strong>ngesangeS<br />
durch einheitliche Fassung <strong>der</strong><br />
Weisen, den sie aus dem 49. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
übernahm, hat sie zuerst zu stärkerer Geltung<br />
gebracht. Ebenso ist es ihr Werk,<br />
wenn in <strong>der</strong> Fassung <strong>der</strong> Texte sich eine<br />
große Übereinst<strong>im</strong>mung seither anbahnte.<br />
<strong>Das</strong> geschichtliche Verdienst, das nach beiden<br />
Richtungen wie auch durch die Wahl<br />
<strong>der</strong> Lie<strong>der</strong> sich das Deutsch-<strong>Evangelische</strong><br />
Gesangbuch erwarb, das während des<br />
Weltkrieges <strong>der</strong> Deutsch-<strong>Evangelische</strong><br />
<strong>Kirche</strong>nausschuß herausgab, soll durchaus<br />
nicht verkannt werden. Es zeigt sich aber<br />
auch hier, was fast ein Gesetz in <strong>der</strong> geschichtlichen<br />
Entwicklung zu sein scheint,<br />
daß Zeiten, die späteren Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />
bedeutsame Neuerrungenschaften hinterlassen,<br />
ihnen gleichzeitig doch auch neue<br />
Lasten aufbürden. In zeitgeschichtlichen<br />
Urteilen befangen, verkoppeln ste das<br />
gute Neue mit Ungutem, dessen Unwert<br />
dann erst spätere Geschlechter erkennen.<br />
Wie groß war doch <strong>der</strong> Fortschritt, den<br />
das entschlossene Streben nach Vereinheitlichung<br />
des Wortes und <strong>der</strong> Weisen,<br />
wie es jene Zeit auszeichnet, mit sich<br />
brachte! Namentlich, wenn man an die<br />
vorher herrschenden Zustände denkt. Dennoch<br />
wandte sich merkwürdigerweise das<br />
allgemeine Interesse nach dem Weltkrieg<br />
viel weniger jenen Einheitsbestrebungen zu.<br />
Was in den Brennpunkt <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Aussprachen trat, wofür vor allem<br />
manche <strong>Kirche</strong>nbehörden sich mit aller<br />
Kraft einsetzten, und was jener Zeit als<br />
die große Aufgabe <strong>der</strong> Zukunft erschien,
Zwei Übungen gefallen mir wohl: Musika<br />
und Ritterspiel mit Fechten. Die erste bricht<br />
Sorgen des Herzens, die zweite erhält den<br />
Leib gesund. Luther.<br />
an <strong>der</strong> sie mitzuarbeiten berufen sei, das<br />
war <strong>der</strong> Gedanke des EinheitS -<br />
gesangbuchs. Es ist sehr merkwürdig,<br />
wie selten uns in <strong>der</strong> Literatur <strong>der</strong> ersten<br />
Hälfte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts eine klare,<br />
grundsätzliche Herausarbeitung dieses<br />
Ideals begegnet. Man schwärmt für das<br />
kommende Einheitsgesangbuch, glaubt,<br />
durch Verzicht auf die bisherige Form des<br />
Gesangbuchs, durch Zerreißung in zwei<br />
Gesangbücher einer großen heiligen Sache<br />
ein großes Opfer bringen zu sollen, und<br />
lebt doch in höchst nebelhaften Vorstellungen<br />
von <strong>der</strong> Gestalt dieses EinheitögesangbucheS.<br />
Der einfache Gedankengang, daß<br />
ein Einheitsgesangbuch, wen es wirklich in<br />
seinem Lie<strong>der</strong>bestande alles bieten sollte,<br />
was berechtigterweise von ihm verlangt<br />
werden kann, einen unerträglichen Umfang<br />
erhalten müsse, begegnet uns sehr<br />
selten. Man macht es sich meist nicht<br />
klar, daß beispielsweise <strong>der</strong> Schwabe ein<br />
Anrecht hat, in seinem Gesangbuch von<br />
seinem He<strong>im</strong>atgut mehr zu besitzen, als in<br />
einem für Ostpreußen best<strong>im</strong>mten Gesangbuch<br />
enthalten sein könnte. Und wo das<br />
allgemeine Zentralisierungsbestreben dies<br />
Recht auf Berücksichtigung <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>entwicklung<br />
und deö Son<strong>der</strong>gutes nicht verdunkelte<br />
und man die Notwendigkeit <strong>der</strong><br />
Hinzufügung eines zweiten Teiles o<strong>der</strong>,<br />
wie man damals gerne zu sagen pflegte,<br />
provinzieller Anhänge zugab, merkte<br />
man nicht, daß damit das Ideal des Einheitsgesangbuchs,<br />
so wie es in den Heizen<br />
des dafür erwärmten Teils des <strong>Kirche</strong>n-<br />
Volkes lebte, bereits verlassen war. Man<br />
verschloß sich <strong>der</strong> Einsicht, daß, wenn nun<br />
doch mit dem ersten, 342 Lie<strong>der</strong> umfassenden<br />
Teil allein nicht auszukommen sei,<br />
auch <strong>der</strong> wirtschaftliche Vorteil, den man<br />
sich vom Einheitsgesangbuch versprach, in<br />
Wegfall käme. Dem fluktuierenden Teile<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung mußte eben doch, genau<br />
wie in früheren Zeiten, eine Neuanschaffung<br />
zugemutet werden. Ebenso<br />
wenig erkannte man die Hemmnisse, die<br />
eine solche Kanonisierung eines Teiles<br />
unseres Lie<strong>der</strong>gutes <strong>der</strong> hymnologischen<br />
Entwicklung bereiten mußte. <strong>Das</strong> oben<br />
genannte Gesangbuch, <strong>im</strong> Jahre 4915 zuerst<br />
erschienen, zeigt etwa die hymnologischen<br />
Erkenntnisse und Bedürfnisse des<br />
Anfangs des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Ja <strong>im</strong><br />
Grunde auch diese nicht in völliger Klarheit.<br />
So waren F. SpittaS bedeutungsvolle<br />
Hinweise auf die Dichtkunst von A.<br />
und Th. Blaurer vorher erschienen. <strong>Das</strong><br />
sog. Auslandsgesangbuch nahm von ihnen<br />
keinerlei Notiz. Auch auf an<strong>der</strong>em Ge-<br />
biete blieb man hinter Erkenntnissen zurück,<br />
die jene Zeit sich erarbeitet hatte. So<br />
gab man das Gesangbuch in einer Form<br />
heraus, die von <strong>der</strong> künstlerischen Bewegung<br />
jener Tage völlig unberührt war.<br />
Seit Herausgabe des evangelischen Gesangbuchs<br />
für Elsaß-Lothringen <strong>im</strong> Jahre<br />
1899 hatte man wie<strong>der</strong> angefangen, auf die<br />
äußere Ausstattung <strong>der</strong> Gesangbücher<br />
künstlerische Sorgfalt zu verwenden. Zur<br />
Zeit des Erscheinens des AuslandSgesangbuchs<br />
hatten etwa die Hälfte <strong>der</strong> damals<br />
verbreiteten Gesangbücher dem Straßburger<br />
Vorbild Gefolgschaft geleistet.<br />
Auch die Losung: „Kein Gesangbuch ohne<br />
Noten!" war in <strong>im</strong>mer weiteren Kreisen<br />
beachtet worden. Die Rückständigkeit, die<br />
das mit <strong>der</strong> Autorität des Deutsch-<strong>Evangelische</strong>n<br />
<strong>Kirche</strong>nausschusses ausgestattete<br />
Gesangbuch hier offenbarte, hätte, sollte<br />
man meinen, zur Vorsicht mahnen sollen.<br />
Eine beson<strong>der</strong>s kritische Prüfung wäre angebracht<br />
gewesen, ob die von dem <strong>Kirche</strong>nausschuß<br />
getroffene Wahl von 342 Lie<strong>der</strong>n<br />
wirklich das kanonische Ansehen verdiene,<br />
das man ihnen damals zuzuerkennen<br />
geneigt war. Wie wir heute wissen,<br />
haben die Väter des Einheitsgesangbuchs,<br />
<strong>der</strong>en Arbeit übrigens spater durch einen<br />
fünfzehngliedrigen Ausschuß erheblich verschlechtert<br />
wurde, sich, als <strong>der</strong> Gedanke<br />
aufkam, aus ihrem Werk ein Einheitsgesangbuch<br />
zu schaffen, mit Händen und<br />
Füßen dagegen gesträubt. Sie erkannten<br />
wohl klar, daß hier für die weitere Geschichte<br />
unseres Gesangbuches eine Fehlentwicklung<br />
drohe. Wie sehr sie recht<br />
hatten, wissen wir heute. In den entscheidenden<br />
Jahren gebrach es aber nachher<br />
an entschlossenem Wi<strong>der</strong>stand. Auch<br />
ein Hymnologe vom Range I. Smendö<br />
meinte 1927, es liege doch wohl nur ein<br />
Schönheitsfehler vor, und äußerte keine<br />
Besorgnisse über bedenkliche Folgen des<br />
Unternehmens für die Entwicklung <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>nlie<strong>der</strong>. Die mit so großen Hoffnungen<br />
eingeleitete Bewegung für das EinheitSgesangbuch<br />
hat uns, weit entfernt, uns<br />
das EinheitSgesangbuch zu schenken, nur<br />
ein Zweiheitsgesangbuch nach dem an<strong>der</strong>en<br />
gebracht. So haben wir uns in eine<br />
Sackgasse verrannt, aus <strong>der</strong> es endlich gilt,<br />
heraus zu kommen. Und da bei den <strong>Kirche</strong>nbehörden<br />
die Geneigtheit, hier Führerdienstc<br />
zu leisten, vielfach fehlt, bleibt<br />
nichts übrig, als die Gemeinden zu mobilisieren.<br />
Nach diesen <strong>im</strong> wesentlichen geschichtlichen<br />
Ausführungen des bekannten PreSlauer<br />
Vertreters <strong>der</strong> praktischen Theologie<br />
behandelte Propst Kieselmann,<br />
Soest, die Frage: Worin besteht<br />
unsere heutige Gesangbuchsnot?<br />
Er wies zunächst darauf hin, wie<br />
die Unübersichtlichkeit aller <strong>der</strong>jenigen Gesangbücher,<br />
die <strong>der</strong> vom Deutschen<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>nausschuß ausgegebenen<br />
Losung gefolgt sind, die Freude am<br />
Gesangbuch und die Neigung, sich mit ihm<br />
auch außerhalb des Gottesdienstes zu beschäftigen,<br />
fraglos gemin<strong>der</strong>t habe. Schwerer<br />
noch ins Gewicht falle, daß die Lie<strong>der</strong><br />
des zweiten Teils durch die herrschende<br />
Praris degradiert würden. Viele Gemeindeglie<strong>der</strong><br />
seien nicht dazu zu bringen, bei<br />
Umzug in ein an<strong>der</strong>es <strong>Kirche</strong>ngebiet sich<br />
den dort eingeführten zweiten Teil anzuschaffen,<br />
da sie ja den größten Teil <strong>der</strong><br />
Lie<strong>der</strong> (<strong>im</strong> ersten Teil) bereits besäßen. So<br />
mache die Einbürgerung <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong> des<br />
zweiten Teils die erheblichsten Schwierigkeiten,<br />
ja sei in vielen Gemeinden fast aussichtslos.<br />
Dies müsse um so mehr beklagt<br />
werden, als die Lie<strong>der</strong> des zweiten<br />
Teils denen des ersten vielfach weit überlegen<br />
seien. Immer wie<strong>der</strong> werde in den<br />
Gemeinden die sehr berechtigte Frage laut,<br />
warum man sich zur Zerreißung <strong>der</strong> Gesangbücher<br />
in zwei Teile entschlossen habe,<br />
da doch kein Mensch mehr an ein Einheitsgesangbuch,<br />
wie es einst vor Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />
unseren Vätern als Ideal vorgeschwebt<br />
habe, glaube. Die tiefste Not<br />
ist aber mit alledem noch nicht gekennzeichnet.<br />
Sie besteht darin, daß die Spannung<br />
zwischen Leben und Buch von Jahrzehnt<br />
zu Jahrzehnt schmerzlicher und<br />
stärker geworden ist, und jener Kanonisierungöprozetz<br />
Verkalkungserscheinungen<br />
zur Folge gehabt hat, die die Gesundheit<br />
unseres kirchlichen Lebens und das Ansehen<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> nach außen schwer schädigen<br />
mußten. Redner machte in diesem Zusammenhang<br />
eingehende Mitteilungen<br />
über seine nicht weniger als zwanzigjährigen<br />
Erfahrungen als Mitglied des<br />
GesangbuchauSschusseS des Deutsch-<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>nausschusseS. Sooft<br />
ein Versuch gemacht wurde, Veraltetes<br />
und UeberlebteS in dem Lie<strong>der</strong>gute des<br />
ersten Teils auszuschalten, scheiterte er<br />
an dem entschlossenen Wi<strong>der</strong>stand irgendwelcher<br />
Klichengebiete, die für das betreffende<br />
Lied eine beson<strong>der</strong>e Vorliebe besaßen.<br />
Vor allem aber wurde dann regelmäßig<br />
die grundsätzliche Frage aufgerollt,<br />
ob es überhaupt geraten sei, an diesem<br />
ersten Teil etwas zu än<strong>der</strong>n, da jede<br />
Aen<strong>der</strong>ung bei <strong>der</strong> Größe des Verbreitungsgebietes<br />
die folgenschwersten Wirkungen<br />
auch wirtschaftlicher Art hervorrufen<br />
müsse, die Numerierung über den<br />
Haufen werfe und in die Gemeinden Unruhe<br />
und Verst<strong>im</strong>mung trage. Von Jahrzehnt<br />
zu Jahrzehnt werde die Umarbeitung<br />
des ersten Teiles hinausgeschoben,<br />
allerlei Ballast <strong>im</strong>mer weiter geschleppt,<br />
während man die Berücksichtigung <strong>der</strong> Geaenwartsbedürfnisse<br />
und Ausmünzung neuer<br />
hymnologischer Erkenntnisse allein den<br />
Ausschüssen überließe, die die zweiten Teile<br />
bearbeiten. So habe die einst viel gepriesene<br />
Einheitsgesangbuchsbewegung dahin<br />
geführt, daß von einer einheitlichen,<br />
gemeinsamen Bemeisterung <strong>der</strong> Gesangbuchöaufgaben<br />
keine Rede mehr sei und<br />
457
schwerfälliger bürokratischer Mechanismus<br />
da herrsche, wo neben aller Wertschätzung<br />
des guten Alten bewegliche Aufgeschlossenheit<br />
für neue Zeitbedürfnisse<br />
bitter not tue. Die von dem Redner angeregte<br />
Gründung <strong>der</strong> Paul-Gerhardt-<br />
Bünde bedeute, dessen sei er sich voll bewußt,<br />
Flucht in die Öffentlichkeit. Aber<br />
nur hier <strong>im</strong> ungehin<strong>der</strong>ten, freien Kampf<br />
<strong>der</strong> Meinungen wäre ein Fortschritt erreichbar.<br />
Beide Vorträge hatten die St<strong>im</strong>mung<br />
vorzüglich vorbereitet für den dritten und<br />
letzten von Pfarrer Heisierbach,<br />
Frankfurt a. M.: „Wie werden wir<br />
Herr über unsere Gesangbuch Sn<br />
o t?" Los vom Zweiheitsgesangbuch muß<br />
die Losung sein! Jedes <strong>Kirche</strong>ngebiet erarbeite<br />
sich, wie es vor 4900 allgemein<br />
war, sein Gesangbuch, und zwar vom<br />
ersten bis zum letzten Liede! Keines weiche<br />
ohne dringende Not in Fassung <strong>der</strong> Texte<br />
und <strong>der</strong> Weisen vom Gesangbuch des<br />
Deutsch-<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>nausschusseS<br />
ab! Keines sireiche ohne ernsteste Begründung<br />
auch nur eines <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong>, die,<br />
vor allem infolge <strong>der</strong> Arbeit des Deutsch-<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>nausschusseS, weiteste<br />
Verbreitung gefunden haben. Aber volle<br />
Freiheit <strong>der</strong> Gestaltung, <strong>der</strong> Wahl, Gruppierung<br />
und Numerierung <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong> für<br />
jedes einzelne <strong>Kirche</strong>ngebiet! Gründliche<br />
Absage an all die falschen Ideologien von<br />
einem EinheitSgesangbuch, das ja doch nie<br />
kommt und auch nie kommen darf, soll<br />
nicht eine beispiellose Verarmung unseres<br />
Lie<strong>der</strong>gut-BesitzeS die unentrinnbare Folge<br />
sein. So bleiben wir dem in seiner Tiefe<br />
Folgende DIotitz war vor einigen Wochen in<br />
einer weitverbreitete,! Tageszeitung des <strong>Rheinland</strong>«<br />
zu lesen:<br />
„B eerdigung <strong>der</strong> beiden Opfer de«<br />
unbekannten Mör<strong>der</strong>«."<br />
„Heute nachmittag wurden die beiden einem<br />
Lustmord zum Opfer gefallenen Kin<strong>der</strong> G, H.<br />
und L, L. auf dem Südfriedhof zur letzten<br />
Ruhe bestattet. Anläßlich dieser ungewöhnlichen<br />
Beerdigung hatte sich eine unübersehbare<br />
Menschenmenge eingefunden, so daß die<br />
Polizei die Zugangswege zum Grabe absperren<br />
mußte, Die Sperre wurde jedoch von den<br />
Neugierigen an mehreren Stellen durchbrochen,<br />
und infolge <strong>der</strong> dadurch entstandenen Verwirrung<br />
und unter <strong>der</strong> Einwirkung <strong>der</strong> Hitze wurden<br />
einige Kin<strong>der</strong>, die sich <strong>im</strong> Trauerzuge befanden,<br />
ohnmächtig und mußten fortgeschafft werden.<br />
Am Grabe sprach Pfarrer einen<br />
tiefempfundenen Nachruf, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Bitte an<br />
die Eltern und Polizeiverwaltung auslief, die<br />
Kin<strong>der</strong> am Abend von <strong>der</strong> Straße fernzuhalten<br />
und nach Möglichkeit für öffentliche Sicherheit<br />
zu sorgen. Im Trauergefolge bemerkte man<br />
Vertreter <strong>der</strong> Stadtverwaltung und <strong>der</strong> Polizeioerwaltung,"<br />
gefaßten Ideal <strong>der</strong> Vereinheitlichung des<br />
<strong>Kirche</strong>ngesanges nichts schuldig, wahren<br />
unser Recht und erobern unseren Landeskirchen<br />
wie<strong>der</strong> den Einfluß auf die Gestaltung<br />
ihrer Gesangbücher, den sie in<br />
früheren Jahrhun<strong>der</strong>ten wahrlich nicht<br />
zum Schaden <strong>der</strong> singenden deutschevangelischen<br />
Christenheit ausgeübt haben.<br />
Wir sind es müde, heute noch <strong>im</strong> Jahre<br />
220(1 Lie<strong>der</strong>strophen zugemutet zu bekommen,<br />
wie etwa Lied 233, 5:<br />
Je größer Kreuz, je mehr Gebete;<br />
geriebne Kräuter riechen wohl.<br />
Wenn um das Schiff kein Sturmwind<br />
^wehte,<br />
so fragte man nicht nach dem Pol.<br />
Wo kämen Davids Psalmen her,<br />
wenn er nicht auch versuchet war?<br />
Wir wünschen in die Windstille unserer<br />
Lie<strong>der</strong>entwicklung eine frische Brise. Wir<br />
verlangen, daß man die Entwicklung unseres<br />
Gesangbuches in Fluß erhält, daß bei<br />
jedem neuen Gesangbuch das ganze überkommene<br />
Lie<strong>der</strong>gut von neuem zur Diskussion<br />
gestellt wird, und nicht mehr über<br />
300 Lie<strong>der</strong> als ein Noli m« tan^ero angesehen<br />
werden. Wir verlangen, daß aus<br />
dem Bankerott, den <strong>der</strong> Gedanke des Einheitsgesangbuchs<br />
gemacht hat, nun endlich<br />
restlos die Folgerungen gezogen werden.<br />
Hierfür gilt es zu werben in allen <strong>Kirche</strong>ngebieten.<br />
Der Redner machte die Versammlung<br />
darauf mit den Satzungen des<br />
Paul-Gerhardt-Bundes bekannt und gab<br />
seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß <strong>der</strong><br />
heutige Tag, indem er durch Fehler <strong>der</strong><br />
Vergangenheit einen Strich mache, den<br />
Beginn einer neuen Aufwärtsentwicklung<br />
Mancher Leser wird den Kopf geschüttelt haben<br />
in dem Gedanken: N3a« mag das für eine son<strong>der</strong>bar<br />
„tiefempfundene" Leichenrede gewesen<br />
sein. Ich glaube nicht, daß <strong>der</strong> Pfarrer (ob<br />
katholisch o<strong>der</strong> evangelisch, ist mir unbekannt)<br />
es tatsächlich als seine Pastorale Aufgabe angesehen<br />
hat, bei dieser Gelegenheit vor allem vor<br />
dem unbeaufsichtigten Spielen auf <strong>der</strong> Straße<br />
zu warnen und die Polizei zur Verstärkung <strong>der</strong><br />
öffentlichen Sicherheit aufzurufen, Ich vermute,<br />
er hat Bessere« zu sagen gehabt. Aber diese<br />
Zeitungsnotiz ist doch bezeichnend für das, was<br />
weite Kreise bei solch einer Gelegenheit au« dem<br />
Munde de« Pfarrer« voraussetzen o<strong>der</strong> erwarten,<br />
lind darüber hinaus legt dieser Artikel ungewollt<br />
den Finger auf eine bedenkliche Erscheinung,<br />
Alle«, restlo« alles, auch das<br />
Traurigste wird zur Sensation<br />
gemacht, Und es wird höchste Zeit, daß wir<br />
in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> wenigsten« uns dagegen wehren.<br />
Daß bei beson<strong>der</strong>en Trauerfällen <strong>der</strong> Haufe <strong>der</strong><br />
neugierigen Zuschauer sich einfindet, ist nicht«<br />
Verwun<strong>der</strong>liche«, Aber da« Bedenkliche ist, daß<br />
diese Ehrfurchtslosigkeit vor Tod und Trauer,<br />
diese Rücksichtslosigkeit wie etwa« Selbstverständliches<br />
erscheint. E« hat sich die von Behörden<br />
und Organisationen begünstigte o<strong>der</strong> ge-<br />
für das <strong>Kirche</strong>nlied bedeute. (Lebhafter<br />
Beifall.)<br />
In <strong>der</strong> an die Vorträge sich anschließenden<br />
Aussprache machte nur <strong>der</strong> evangelische<br />
Kardinal von Berlin l). Kornbeck kritische<br />
Bedenken geltend. Er gab unumwunden<br />
zu, daß die GesangbuchSentwicklung<br />
an<strong>der</strong>e Bahnen gegangen sei, als<br />
man eö sich s. Z. nach dem Weltkrieg gedacht<br />
hatte, auch daß die hymnologische<br />
Entwicklung <strong>der</strong> letzten drei Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
in den bekannten 342 Lie<strong>der</strong>n nicht die gebührende<br />
Berücksichtigung gefunden habe.<br />
Er stellte aber anhe<strong>im</strong> und gab zu erwägen,<br />
ob man nun wirklich daran verzweifeln<br />
müsse, daß bei Beibehaltung des<br />
bisherigen Verfahrens die neuere Zeit zu<br />
ihrem Rechte komme. Man möge es noch<br />
einmal zehn Jahre versuchen. Diese Ausführungen<br />
des Kardinals erweckten überall<br />
starken Wi<strong>der</strong>spruch, und mit 285 gegen<br />
4 St<strong>im</strong>men bei 3 St<strong>im</strong>menthaltungen<br />
wurde die Gründung des Paul-Gerhardt-<br />
BundeS endgültig beschlossen.<br />
Nach einem gemeinsamen Mahle folgte<br />
noch eine Besichtigung <strong>der</strong> Gesangbuchsausstellung,<br />
die für diesen Zweck die<br />
Staatsbibliothek in ihren Räumen veranstaltet<br />
hatte. Unverkennbar erregte <strong>der</strong><br />
Anblick vieler Gesangbücher aus <strong>der</strong> Zeit<br />
um 4900 nicht bloß Bewun<strong>der</strong>ung, son<strong>der</strong>n<br />
auch etwas Neid, und so erwies sich diese<br />
Ausstellung als ein ausgezeichnetes Propagandamittel.<br />
Sie warb vortrefflich für<br />
die For<strong>der</strong>ung des neugegründeten Bundes:<br />
Fort mit dem ZweiheitSgesangbuch! Zurück<br />
zum He<strong>im</strong>atgesangbuch <strong>der</strong> alten<br />
Zeit! i<br />
Die Sensation auf dem Friedhof<br />
wünschte Unsitte entwickelt, bei Unglücksfällen<br />
gemeinsame Bestattungen <strong>der</strong> Opfer zu veranstalten,<br />
die scheinbar Ausdruck allgemeinsten<br />
Mitempsinden« sind, in Wahrheit aber je<strong>der</strong><br />
wirklichen persönlichen Teilnahme ins Gesicht<br />
schlagen. Seit Jahren verfolge ich die Zeitungsnotitzen<br />
über Begräbnisfeiern aus solchem<br />
Anlaß, und <strong>im</strong>mer stärker wird bei niir die<br />
Frage: Empfindet denn niemand, wie qualvoll<br />
<strong>der</strong>artige Schaustellungen für wirklich trauernde<br />
Hinterbliebene sein müssen? O<strong>der</strong> bedeutet tatsächlich<br />
für die Hinterbliebenen die große Aufmachung<br />
eines Leichenbegängnisse« soviel, daß<br />
s!e selbst ihre Befriedigung daran haben? Leichenreden<br />
sind nie leichte Reden, Aber wenn sie<br />
eine Rede vor Tausenden und zugleich zu einen,<br />
verwaisten Mutter- o<strong>der</strong> Kindesherzen sein soll,<br />
sind sie übrigen« eine Unmöglichkeit. Und wenn<br />
nun gar gemeinsame Feiern für Christen und<br />
Atheisten gehalten werden, dann muß <strong>der</strong> Sinn<br />
einer evangelischen Beerdigung«feier völlig verlorengehen.<br />
Wann werden wir e«<br />
endlich lernen, in die Stille zu<br />
gehen? Wie selten liest man in <strong>der</strong> Zeitung,<br />
daß die Beisetzung in <strong>der</strong> Stille erfolgt! Und<br />
wie oft wäre diese Form die einzig<br />
wahrhaftige und wirklich tröstende!<br />
De,
<strong>Evangelische</strong>r Volksbildungsdienst für <strong>Rheinland</strong><br />
Rheinische evangelische Vüchereiarbeit / Film und Lichtbild / Jugend- und Laienspiel / <strong>Evangelische</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft für Rundfunk in <strong>Rheinland</strong> und Westfalen / Volksbildung und ihre Grenzgebiete<br />
Die letzten Nummer» des „<strong>Evangelische</strong>n<br />
<strong>Rheinland</strong>s" sind sämtlich vergriffen. So<br />
erfreulich dies für uns ist, um so unangenehmer<br />
war es uns, sehr viele Wünsche<br />
um Nachlieferung des Clarenbach-Fest-<br />
Material« nicht erfüllen zu können.<br />
Wir geben es daher in dieser Nummer nochmal«.<br />
Ergänzt durch die wertvollen liturgischen<br />
Vorschläge von Pfarrer v. Zillessen,<br />
Diese haben wir bereits <strong>im</strong> Umdruck vor<br />
dem eigentlichen Clarenbach-Sonntag den<br />
Gemeinden zugehen lassen. Sie behalten<br />
darüber hinaus ihren Wert, zumal sehr viele<br />
rheinische Gemeinden ihren Clarenbach-Sonntag<br />
noch zu begehen haben und ihn unbedingt<br />
begehen müßten. Wo<br />
diese Unterlassung stattfand, sollte <strong>der</strong> diesjährige<br />
Reformationssonntag Clarenbach<br />
mitgelten. S.<br />
I. Literatur<br />
Geschichtliche Darstellungen:<br />
Forsthoff, Rheinische <strong>Kirche</strong>ngeschichte.<br />
Lichtweg-Verlag, Essen. Leinen gebunden<br />
ä5 ^. Bietet auf Seite 59 bis Seite tN»<br />
in straffer, geschichtlicher Darstellung da«<br />
Ergebnis <strong>der</strong> gesamten Quellenforschung<br />
über Clarenbach.<br />
Klugkist-Hesse, Frühlicht am Rhein.<br />
Verlag des Erziehungsvereins in Neukirchen<br />
bei Mörs. Gbd. S ^»t. Da« Buch<br />
für Gemeindeglie<strong>der</strong>, die eine Einführung<br />
in die geistige Lage am Nie<strong>der</strong>rhein zur<br />
Zeit Clarenbachs suchen,<br />
Rotscheidt, Adolf Clarenbach, <strong>der</strong> rheinische<br />
Märtyrer. Verlag <strong>der</strong> Kaiserswerthcr<br />
Diakonissenanstalt N,30 ^t. Zur Verteilung<br />
an Gemeindeabenden geeignet.<br />
Blankertz, Adolf Clarenbach. Ein Lebensbild<br />
au« <strong>der</strong> Frühzeit des nie<strong>der</strong>rheinischen<br />
Protestantismus. 2,— ^»l. Verlag Adolf<br />
Mann'« Nachfolger, Lennep.<br />
Dörpfeld, Adolf Clarenbach, <strong>der</strong> Reformator<br />
de« Bergischen Lande«. Neu herausgegeben<br />
von Rektor Vogelsang. Verlag de«<br />
<strong>Evangelische</strong>n Bunde«, Berlin W tU.<br />
Prei« N,5K ^»l.<br />
Im September dieses Jahres beging unsere<br />
Rheinische <strong>Kirche</strong> das 400jährige Gedächtnis<br />
an den Märtyrertod Adolf Clarcnbachs vor<br />
den Toren von Köln. In unseren Gemeinden<br />
werden auch fernerhin Feiern und Gemeindeabende<br />
stattfinden, die dieses Gedenken<br />
aus einer bloß rückwärts gewandten geschichtlichen<br />
Erinnerung herausheben und zu<br />
ernster Selbstbesinnung vertiefen wollen.<br />
Daß diese Feiern und Abende nicht aus dem<br />
polemischen Nein gegen Rom leben, braucht<br />
nicht beson<strong>der</strong>s ausgeführt zu werden; daß<br />
sie uns zu einer ernsten GotteSgelegenheit<br />
gegeben sind, uns in heiliger Ehrfurcht und<br />
Demut zu besinnen auf den Grund, da wir<br />
uns gründen, uns in heiligem Lebensdank<br />
Romane und Dichtungen:<br />
Emil Uellenberg, Adolf Clarenbach.<br />
Ein Roman au« <strong>der</strong> Reformationszeit,<br />
Prei« gebd. 6,— ^t. Verlag Koehler und<br />
Amelang, Leipzig. <strong>Das</strong> Märtyrer-Ehrenmal,<br />
von einem stark gestaltenden Dichter<br />
errichtet. E« ist <strong>der</strong> Clarenbach-Roman<br />
unserer Zeit.<br />
Ludwig Schneller, Adolf Clarenbach.<br />
Eine lyrische Dichtung. Verlag Wallmann,<br />
Leipzig. Preis 3,50 ^X.<br />
M. G. Dessin, Helden. Ein evangelische«<br />
Märtyrerbüchlein. Ganzleinen 2,50 ^>l. Verlag<br />
de« <strong>Evangelische</strong>n Preßoerbandes für<br />
<strong>Rheinland</strong>,<br />
II. Festspiele und Laienspiele<br />
Alle Spiele können von <strong>der</strong> Laienspiel-Beratungsstelle<br />
de« <strong>Evangelische</strong>n Volksbildungsdienstes,<br />
Essen, 3. Hagen 23, zur Einsichtnahme<br />
und zur Aufführung bezogen werden.<br />
Geordnet nach <strong>der</strong> Schwierigkeit <strong>der</strong> Aufführung.<br />
Paul Figge, Zeitenwende. Ein Clarenbach-<br />
He<strong>im</strong>atspiel. Verlag Ernst Scholl, Ronsdorf.<br />
Gbd. 2,50 ^»t.<br />
Andrea« Natorp, Adolf Clarenbach.<br />
Ein Festspie! in vier Auftritten. Preis<br />
0,80 ^t. tU Exemplare 8 ^t. Aussaat-<br />
Verlag, Barmen.<br />
Heinrich Tendick, Adolf Clarenbach.<br />
Ein Spiel aus <strong>der</strong> Reformationszeit. Erhältlich<br />
durch die Laienspielberatungsstelle<br />
des <strong>Evangelische</strong>n Volksbildungsdienste« für<br />
<strong>Rheinland</strong>. Aufführungsrecht 5 ^t.<br />
Luise Hürrthal, Und leucht'i stark in die<br />
Lande. Was Zeitgenossen von Adolf<br />
Clarenbach erzählen. Wegen einer Aufführung<br />
wende man sich an da« <strong>Evangelische</strong><br />
Gemeindeamt in Remscheid, Alleestraße<br />
27,<br />
Hermann Gries, Adolf Clarenbach. Ein<br />
Zeugenlied, Zu beziehen durch den <strong>Evangelische</strong>n<br />
Preßverband, Essen, Dritter Hagen<br />
23. Wegen Aufführungsrecht wende man<br />
Arbeitswerkzeug zu Clarenbach-Feiern<br />
sich an den Verfasser, Pfarrer Gries in<br />
Rötgen (Eifel).<br />
Otto Wehr, Gemeindefeiern zum Gedächtnis<br />
<strong>der</strong> Märtyrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>. Veröffentlicht<br />
in Nummer 7. Pfarrer Wehr,<br />
Saarbrücken, Spichernbcrgstraßc 74. Fernruf<br />
3047, steht zur Beratung bei Vorbereitung<br />
von Gemeindefeiern den Gemeinden gern<br />
mit Rat und Hilfe zur Verfügung.<br />
III. Lichtbildleihen und Bildbän<strong>der</strong><br />
Bildbän<strong>der</strong>:<br />
Zu beziehen durch die <strong>Evangelische</strong> Bildkammer<br />
für <strong>Rheinland</strong>, Essen, Dritter Hagen 23.<br />
Vom christlichen Märtyrertum, mit<br />
Text. Preis 4,50 ^l.<br />
Ihr werdet meine Zeugen sein.<br />
<strong>Das</strong> baltische Märtyrertum. Mit Test.<br />
Prei« 3,50 ^t.<br />
Clarenbach-Lichtbildreihe. Im Verlag<br />
<strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Bildkammer für<br />
<strong>Rheinland</strong> erschien soeben eine Clarenbach-Lichtbildreihe.<br />
Sie liegt in<br />
zwei Ausfertigungen vor: 1. als Glaebild-<br />
(Diapositiv)Reihe: 2. als Bildband (Stehfilm)<br />
für Filmosto. Einen Vortrags-<br />
Tert dazu hat Herr Pfarrer Liz. Klugkist-Hesse,<br />
geschrieben. Die Serie umfaßt<br />
22 Vil<strong>der</strong>, In ihrem ersten Teil stellt<br />
sie Elarenbach« Lebensweg dar, alsdann<br />
gibt sie einen plastischen Eindruck von<br />
<strong>der</strong> Zeitgeschichte Clarenbachs,<br />
schil<strong>der</strong>t sein Martyrium und ordnet Clarenbach<br />
in die Reihe <strong>der</strong> Märtyrer ein, indem<br />
ein kurzer bildlicher Ueberblick über da«<br />
Blutzeugentum von Stephan«« bis<br />
zu den Balten gegeben wird. Der Schlußtcil<br />
bringt einige Bil<strong>der</strong> aus dem westdeutschen<br />
kirchlichen und kulturellen Leben<br />
<strong>der</strong> Gegenwart und zeigt so die Frucht,<br />
die da« rheinische Martyrium Clarenbach«<br />
getragen hat. Alle Anfor<strong>der</strong>ungen richte<br />
man rechtzeitig an die <strong>Evangelische</strong> Bildkammer<br />
für <strong>Rheinland</strong>, Essen, Dritter<br />
Hagen 23, Die Glasbildrcihe wird entliehen<br />
für 40 ^>t, da« Bildband für 3 ^l geliefert.<br />
Gemeindefeiern zum Gedächtnis <strong>der</strong> Märtyrer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
zusammenzuschließen über dem, was Gott<br />
an uns gewendet hat, dürfen wir auch für<br />
die Veranstaltung von Gemeindeabenden<br />
unterstreichen.<br />
Damit das Gedächtnis an den Blutzeugen<br />
für das Evangelium, Adolf Clarenbach,<br />
nicht in <strong>der</strong> Einmaligkeit einer Veranstaltung<br />
stecken bleibt, sollten mehrere unter<br />
dem Gedanken des Märtyrer<br />
z e u g n i s s e S stehende Gemeindeabende<br />
gehalten werden.<br />
Dazu wollen die folgenden Entwürfe<br />
Anregung geben. Da diese Ilummer des<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Rheinland</strong> eine ausführliche<br />
Angabe von Literatur zum Clarenbach-Ge-<br />
dächtnis bringt, wird hier auf Einzelhinweise<br />
verzichtet. Die Anmerkungen zu den<br />
drei Entwürfen weisen für die Märtyrergeschichte<br />
auf die Quellen hin, die benutzt<br />
wurden. Für die „Einführung" innerhalb<br />
<strong>der</strong> einzelnen Abende ist eine <strong>der</strong> Größe des<br />
Gegenstandes entsprechende zuchtvolle<br />
Sprache des Vortrags notwendig. Wesentlich<br />
ist, daß nicht weitschweifig über die<br />
Dinge geredet wird, son<strong>der</strong>n daß man die<br />
Sache selber reden läßt mit <strong>der</strong> wuchtigen,<br />
eindrücklichen Klarheit <strong>der</strong> Sprache aus<br />
den Quellen.<br />
Vor dem „A u ffüh r u n gs"-S t i l ist<br />
die Feier sorgsam zu bewahren, das gilt
auch für das Singen von Chor o<strong>der</strong> Singschar.<br />
<strong>Das</strong> Auf- und Abtreten isi zu vermeiden,<br />
Insbeson<strong>der</strong>e isi auf das Einüben<br />
soviel Sorgfalt und Fleiß zu verwenden,<br />
daß die Lie<strong>der</strong> ohne langes Sich-aufstellen<br />
und Töne-angeben die St<strong>im</strong>mungseinheit<br />
nicht zerreißen. Wie weit die Darstellung<br />
<strong>der</strong> Festspiele, auf die diese Nummer<br />
auch hinweist, in den Rahmen <strong>der</strong> Gemeindeabende<br />
einbezogen wird, unter Umständen<br />
mit einzelnen Szenen, wird nach<br />
den einzelnen Gemeinden verschieden sein.<br />
Auf jeden Fall isl gerade bei<br />
<strong>der</strong> Darstellung alles Theaterhafte<br />
unerbittlich fern zu<br />
halten. Die Gedichte dürfen nicht „aufgesagt"<br />
werden, son<strong>der</strong>n sollen aus dem<br />
Geist <strong>der</strong> ganzen Feier heraus gesprochen<br />
werden. Gemeindeabende wie diese sind<br />
ganz beson<strong>der</strong>s empfindsam. Sie bedürfen<br />
ernster und langer Vorbereitung, auch in<br />
<strong>der</strong> Ausgestaltung des Raumes, in dem sie<br />
gehalten werden. Daß sie nicht mit<br />
Alkohol und Nikotin, auch nicht<br />
mit Kaffee verbunden sein dürfen,<br />
sei wenigstens anmerkungsweise<br />
gesagt. 22.<br />
I.<br />
Märtyrer-Feier.<br />
Gemeinde: Wo Gott <strong>der</strong> Herr nicht bei uns<br />
hält, R. W. G. 477, 1. 4. 5. «.<br />
Vorspruch: „Heil Cäsar dir! Dich grüßen, die<br />
da sterben"! K. Gerok.<br />
Chor o<strong>der</strong> Singschar: Wach auf, wach auf,<br />
's ist hohe Zeit, Ambroslu« Blaurer: <strong>im</strong><br />
Entwurf de« Rheinisch-Westfälischen Son<strong>der</strong>gut«,<br />
Nr. 46, 1. «. 7.<br />
Einführung: Au« alten Märtyrerzeiten <strong>der</strong><br />
jungen christlichen <strong>Kirche</strong>.<br />
Gemeinde und Chor o<strong>der</strong> Singschar o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />
<strong>im</strong> Wechsel: Erhalt uns, Herr, bei deinem<br />
Wort, M. Luther.<br />
Einführung: Au« alten Märtyrerzeiten <strong>der</strong><br />
jungen evangelischen <strong>Kirche</strong>.<br />
1. Heinrich Voß, Ioh. Esch').<br />
Chor: Ein neue« Lied wir heben an, M, Luther,<br />
2. Kaspar Taubes), Heinr, von Zütphen'),<br />
Sprecher(in): Den Kirchhof zu Heide, Bartels').<br />
Chor: Die Höll und ihre Rotten, die krümmen<br />
mir kein Haar.<br />
Die Welt ist mir ein Lachen mit ihrem<br />
großen Zorn (au« P. Gebhardt: Auf, auf,<br />
mein Herz, mit Freuden).<br />
Sprccher(in): Haltet stand!').<br />
Die Clarenbach-Feier unserer Gemeinde!<br />
Gemeinde: Es ist da« Heil uns kommen her,<br />
Paul Speratus: R. W. G. 260, 4. 14. 42.<br />
3. Matthias Weibel"), Leonhard Kaiser'),<br />
Frau Wandelmoet«), Arnold Pollich»).<br />
Chor o<strong>der</strong> Singschar: Da« Silber, durch« Feuer<br />
siebenmal bewährt wird lauter künden, M.<br />
Luther^ aus: Ach Gott, vom H<strong>im</strong>mel sieh<br />
darein.<br />
Gemeinde: Die heilige Brunst, süßer Trost,<br />
R. W. G. 454, 3.<br />
Anmerkungen:<br />
») Siehe Ott" Michaelis- „Protestantisches Märtyrer,<br />
buch", Verlag Steinkopf, Stuttgart, Seite ) Siehe „Naltifche« Märlyrerbuch" von 0. O.<br />
Schubert, Furche.Nerlag, Seite 22—49.<br />
2) Schubert, Seite 60 ff.<br />
») Schubert, Seile 63 ff.<br />
«) Schabert, Leite «9 ff.<br />
°) Bachscher Sah Nr. »3 <strong>der</strong> Bachschen Choräle<br />
(Peters) o<strong>der</strong> Bearbeitung von l^. Hohmann,<br />
Sammlung geistlicher Musik, Nr.
Liturgischer Stoff zur<br />
Clarenbach-Feier<br />
eler<br />
In <strong>der</strong> Ueberzeugung, daß „Programme" viel weniger diene», als Stoff, <strong>der</strong> zur Auswahl und Zusammenstellung bereit ist, werden hier Sprüche<br />
und Schriftworte, Märtyrer w orte, Lie<strong>der</strong>verse und <strong>der</strong> Nachweis von Gebeten dargeboten — geeignet zur Verwendung <strong>im</strong><br />
Gottesdienst, in Gemeindefeiern, in Iugendfeiern und wo man sonst feiernd unserer rheinischen Märtyrer gedenkt. Man wühle<br />
nach wirklicher Prüfung und man wähle mit Maß! ein Uebermaß bewirkt nur das Gegenteil von rechter Erhebung. Doch sollte es ernstlichem<br />
Bemühen nicht allzu schwer sein, aus dem Dargebotenen die Feier zu gestalten, die für die jeweilige Gemeinschaft und für die jeweilige Stunde die rechte ist.<br />
I. Sprüche und Schriftworte<br />
1. Geduld und Glaube <strong>der</strong> Heiligen<br />
Gedenket an eure Lehrer, die euch da« Wort<br />
Gottes gesagt haben; ihr Ende schauet an und<br />
folget ihrem Glauben nach! Denn hier ist<br />
Geduld und Glaube <strong>der</strong> Heiligen.<br />
Er zeugete von <strong>der</strong> Wahrheit, und er war ein<br />
brennend und scheinend Licht. Er erwählte,<br />
mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden und<br />
achtete die Schmach Christi für größeren<br />
Reichtum, Er fürchtete sich nicht vor <strong>der</strong><br />
Feinde Gr<strong>im</strong>m und hielt sich an den, den er<br />
nicht sah, als sähe er ihn,<br />
2. Gottes Kraft bei seinem Zeugen<br />
Herr, du bist mein Gott, dich preise ich. Du<br />
bist <strong>der</strong> Geringen Stärke, <strong>der</strong> Armen Stärke<br />
i» Trübsal, eine Zuflucht vor dem Ungewitter,<br />
wenn die Tyrannen wüten, wie ein Ungewitter<br />
wi<strong>der</strong> eine Wand. Du demütigest <strong>der</strong> Feinde<br />
Ungestüm; es wird gedämpft vor dir <strong>der</strong> Tyrannen<br />
Sicgesgesang.<br />
Dein Wort ward mein Speise, da ich« empfing,<br />
und dein Wort ist meines Herzen« Freude und<br />
mein Trost.<br />
Darum spricht <strong>der</strong> Herr also zu seinem Zeugen:<br />
Wo du dich zu mir hältst, so will ich mich<br />
zu dir halten und sollst mein Prediger bleiben.<br />
Denn ich habe dich wi<strong>der</strong> die« Volk zur festen,<br />
ehernen Mauer gemacht, und ich bin bei dir,<br />
daß ich dir helfe.<br />
2. Ich kann nicht an<strong>der</strong>s!<br />
Ich will deinen Namen, Herr, predigen meinen<br />
Brü<strong>der</strong>n: ich will mir meinen Mund nicht<br />
stopfen lassen: ich will mich nicht schämen deines<br />
Zeugnisses, Denn wehe mir, wenn ich das<br />
Evangelium nicht predige! l<strong>im</strong> deinetwillen<br />
trage ich Schmach: aber du, Herr, bist meine<br />
Stärke und Kraft und meine Zuflucht in <strong>der</strong><br />
Not. N<strong>im</strong>m nicht von meinem Munde das<br />
Wort deiner Wahrheit. — Wir können nichts<br />
wi<strong>der</strong> die Wahrheit, son<strong>der</strong>n für die Wahrheit,<br />
Denn Gott hat uns nicht gegeben den<br />
Geist <strong>der</strong> Furcht, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Kraft und <strong>der</strong><br />
Liebe und <strong>der</strong> Zucht, auf daß nicht jemand<br />
weich würde in diesen Trübsalen. Alles, was<br />
von Gott geboren ist, überwindet die Welt:<br />
und unser Glaube ist <strong>der</strong> Sieg, <strong>der</strong> die Welt<br />
überwunden hat,<br />
4. Ein feste Burg ist unser Gott!<br />
Herzlich lieb Hab ich dich, Herr, meine Stärke!<br />
Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter,<br />
mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein<br />
Schild und Hörn meines Heil« und mein Schutz!<br />
Wenn ich dich anrufe, so erhörest du mich<br />
und gibst meiner Seele große Kraft. Wenn<br />
ich mitten in <strong>der</strong> Angst wandle, so erquickest du<br />
mich und streckest deine Hand über den Zorn<br />
meiner Feinde und hilfst mir mit deiner Rechten.<br />
Man stößt mich, daß ich fallen soll: aber<br />
<strong>der</strong> Herr hilft mir.<br />
Ich schäme mich des Evangelium« von Christo<br />
nicht: denn es ist eine Kraft Gottes, die da<br />
selig macht alle, die daran glauben. Ich gehe<br />
einher in <strong>der</strong> Kraft de« Herrn: ich preise deine<br />
Gerechtigkeit allein. Ich will den Kelch de«<br />
Heils nehmen und de« Herren Namen predigen.<br />
Der Tod seiner Heiligen ist wert gehalten vor<br />
dem Herrn. O Herr, ich bin dein Knecht. Du<br />
hast meine Bande zerrissen.<br />
S. Treue um Treue<br />
Da« ist gewißlich wahr: Sterben wir mit, so<br />
werden wir mit leben: dulden wir, so werden<br />
wir mit herrschen; verleugnen wir, so wird er<br />
uns auch verleugnen; sind wir untreu, so bleibt<br />
er treu: er kann sich selbst nicht verleugnen.<br />
So spricht unser Herr und Meister zu seinen<br />
Jüngern: Ihr seid«, die ihr beharret habt bei<br />
mir in meinen Anfechtungen: und ich will euch<br />
das Reich bescheiden, wie mir« mein Vater<br />
beschieden hat, Und also bezeugt <strong>der</strong> Apostel<br />
Größter: Er hat zu mir gesagt: Laß dir an<br />
meiner Gnade genügen: denn meine Kraft ist<br />
in den Schwachen mächtig. Darum bin ich<br />
guten Muts in Schwachheiten, in Mißhandlungen,<br />
in Nöten, in Verfolgungen, in Aengsten<br />
um Christi willen, denn wenn ich schwach<br />
bin, so bin ich stark.<br />
Ü. <strong>Das</strong> N5ort sie sollen lassen stcchn!<br />
Ich danke dir, Herr, von ganzem Herzen: denn<br />
du hast deinen Namen über alles herrlich gemacht<br />
durch dein Wort, Die Blinden sehen<br />
und die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden<br />
rein, und die Tauben hören, die Toten stehen<br />
auf, und den Armen wird das Evangelium gepredigt,<br />
lind ist in keinem an<strong>der</strong>en Heil, ist<br />
auch kein an<strong>der</strong>er Name unter dem Hin<strong>im</strong>el den<br />
Menschen gegebe», darin wir sollen selig werden.<br />
Jesu« Christus, gestern und heute und<br />
<strong>der</strong>selbe auch in Ewigkeit, Es ist ein köstlich<br />
Ding, daß das Herz fest werde. Denn wir<br />
müssen durch viel Trübsal in da« Reich Gottes<br />
eingehen. Gott aber sei gedankt, <strong>der</strong> un« allezeit<br />
Sieg gibt in Christu« und offenbart den<br />
Geruch seiner Erkenntnis durch uns an allen<br />
Orten<br />
7. Berufen zur Ehre Gottes<br />
Bringet her dem Herrn Ehre und Stärke:<br />
bringet her dem Herrn die Ehre seines Namen«.<br />
Gelobet sei Gott, <strong>der</strong> Vater unseres<br />
Herrn Jesu« Christu«, <strong>der</strong> un« nach seiner großen<br />
Barmherzigkeit wie<strong>der</strong>geboren hat zu einer<br />
lebendigen Hoffnung, zu einem unvergänglichen<br />
und unbefleckten und unoerwelklichem Erbe, da«<br />
behalten wird <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel. Wisset, daß ihr<br />
nicht mit Vergänglichem, Silber o<strong>der</strong> Gold, erlöset<br />
seid von eurem eitlen Wandel nach <strong>der</strong><br />
Väter Weise, son<strong>der</strong>n mit dem teuren Blut<br />
Christ! al« eine« unschuldigen und unbefleckten<br />
Lamme«. Ihr seid da« auserwählte Volk, da«<br />
königliche Priestertum, da« heilige Volk, da«<br />
Volk des Eigentums, daß ihr verkündigen sollt<br />
die Tugenden de«, <strong>der</strong> euch berufen hat von <strong>der</strong><br />
Finsterni« zu seinem wun<strong>der</strong>baren Licht, Darum<br />
gedenket an die vorigen Tage und werfet euer<br />
Vertrauen nicht weg. Wir sind nicht von<br />
denen, die da weichen und verdammet werden,<br />
son<strong>der</strong>n von denen, die da glauben und die<br />
Seele erretten.<br />
8. Die Zeugen <strong>der</strong> Wahrheit<br />
So spricht die Schrift von <strong>der</strong> Macht, die <strong>der</strong><br />
Apostel Zeugni« über ihre Richter gewonnen:<br />
Sie sahen an die Freudigkeit des Petrus und<br />
Johannes und verwun<strong>der</strong>ten sich; denn sie waren<br />
gewiß, daß e« (ungelehrte Leute und) Laien<br />
waren, und kannten sie auch wohl, daß sie mit<br />
Jesu gewesen waren.<br />
Und so bekennt unser Meister Jesu« Christu«:<br />
Wir reden, was wir wissen, und zeugen, was<br />
wir gesehen haben, und ihr nehmt unser Zeugnis<br />
nicht an. Und so bekennt er vor seinem<br />
Richter: Ich bin dazu geboren und in die Welt<br />
gekommen, daß ich für die Wahrheit zeugen<br />
soll. Wer aus <strong>der</strong> Wahrheit ist, <strong>der</strong> höret<br />
meine St<strong>im</strong>me. — So ich von mir selbst zeuge,<br />
so ist mein Zeugni« nicht wahr. Ein an<strong>der</strong>er<br />
ist's, <strong>der</strong> von mir zeuget: und ich weiß, daß<br />
da« Zeugnis wahr ist, das er von mir zeuget.<br />
Wer es aber ann<strong>im</strong>mt, <strong>der</strong> besiegelt»,<br />
daß Gott wahrhaftig ist.<br />
?. Der verordnete Kampf<br />
Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben.<br />
So spricht unser Herr und Meister Jesus<br />
Christus: Sie werden euch überantworten vor<br />
ihre Rathäuser und werden euch geißeln in ihren<br />
Schulen und euch vor Fürsten und Könige<br />
führen um meinetwillen. Sie werden euch<br />
überantworten in Trübsal und werden euch<br />
töten. Und ihr müsset gehasset werden um<br />
meines Namens willen von allen Völkern.<br />
Wer aber beharret bis ans Ende, <strong>der</strong> wird<br />
selig. Wer mich bekennet vor den Menschen,<br />
den will ich bekennen vor meinem h<strong>im</strong>mlischen<br />
Vater. Wer mich aber verleugnet vor den<br />
Menschen, den will ich auch verleugnen vor<br />
meinem h<strong>im</strong>mlischen Vater.<br />
Die Apostel aber gingen fröhlich von de« Rats<br />
Angesicht, daß sie würdig gewesen waren, um<br />
seines Namen« willen Schmach zu leiden, und<br />
hörten nicht auf, alle Tage <strong>im</strong> Tempel und<br />
hin und her in den Häusern zu lehren und zu<br />
predigen das Evangelium von Jesus Christus.<br />
Darum auch wir, dicweil wir eine solche Wolke<br />
von Zeugen um uns haben, lasset uns ablegen<br />
die Sünde, die un« <strong>im</strong>mer anklebt und träge<br />
macht, und lasset uns laufen durch Geduld<br />
in dem Kampf, <strong>der</strong> uns verordnet ist.<br />
1V. Die lleberwin<strong>der</strong><br />
Nun wir sind gerecht geworden durch den Glauben,<br />
so haben wir Frieden mit Gott durch<br />
unseren Herrn Jesu« Christu«, und rühmen un«<br />
<strong>der</strong> Hoffnung <strong>der</strong> zukünftigen Herrlichkeit, die<br />
Gott geben soll. Ja, wir rühmen uns auch<br />
<strong>der</strong> Trübsale, Denn wir wissen, daß wir dazu<br />
gesetzt sind.<br />
So spricht unser Herr und Meister Jesu«<br />
Ehristu«: Wer sein Leben findet, <strong>der</strong> wird« verlieren:<br />
und wer sein Leben verliert um meinetwillen,<br />
<strong>der</strong> wird« finden. Und wer nicht sein<br />
Kreuz auf sich n<strong>im</strong>mt, und folget mir nach,<br />
<strong>der</strong> ist mein nicht wert. Nenn sie euch aber<br />
führen weiden in ihre Schulen und vor die
Obrigkeit und vor die Gewaltigen, so sorget<br />
nicht, wie o<strong>der</strong> was ihr antworten o<strong>der</strong> was<br />
ihr sagen sollt. Denn ihr seid es nicht, die<br />
da reden, son<strong>der</strong>n eures Vaters Geist ist es,<br />
<strong>der</strong> durch euch redet.<br />
Selig aber ist <strong>der</strong> Mann, <strong>der</strong> die Anfechtung<br />
erduldet! denn nachdem er bewähret ist, wird<br />
er die Krone des Leben« empfangen, welche<br />
Gott verheißen hat denen, die ihn lieb haben.<br />
Wer sind die, mit den weißen Klei<strong>der</strong>n angetan,<br />
und woher sind sie kommen? Diese sind«,<br />
die kommen sind aus großer Trübsal und<br />
haben überwunden durch des Lamme« Blut und<br />
durch da« Wort ihres Zeugnisse« und haben ihr<br />
Leben nicht geliebt bi« an den Tod.<br />
11. Der V3andel <strong>im</strong> Licht zum ewigen<br />
Erbe<br />
Zu <strong>der</strong> Zeit wird man ein solch Lied singen <strong>im</strong><br />
Lande: Wir haben eine feste Stadt, Mauern<br />
und Wehre sind Heil. Tut die Tor« auf, daß<br />
hereingehe da« gerechte Volk, da« den Glauben<br />
bewahret. Zu <strong>der</strong>selben Zeit werden die Tauben<br />
hören die Worte de« Buche«, und die<br />
Augen <strong>der</strong> Blinden werden au« Dunkel und<br />
Finsternis sehen, und die Elenden werden wie<strong>der</strong><br />
Hreude haben am Herrn, und die Armen unter<br />
den Menschen werden fröhlich sein in dem<br />
ll.<br />
1.<br />
Psalm 27, 1—3. 5. Sa. 7—t4. Mitten unter<br />
den Feinden in Gott geborgen.<br />
2.<br />
Ioh. 44. 4. 27. 15, 18—21. 1«, 1—3. 20.<br />
33. De« Meister« Jünger <strong>im</strong> Kampf mit <strong>der</strong><br />
Welt und doch <strong>im</strong> Frieden.<br />
I.<br />
Nehem. 8, 10 (Schluß). Rom, 8, 31b. 35—3».<br />
Märtyrerfreudigkeit.<br />
(Aus Klugkist-Hesse: Frühlicht am<br />
Rhein. Neukirchen, Buchhandlung de« Erziehungsoereins,)<br />
Die Lie<strong>der</strong>nummern sind die unseres Rheinisch-<br />
Westfälischen Gesangbuch«.<br />
1. Der Stern dieses Lebens<br />
Ach, wenn doch Gott wollte, daß ich würdig<br />
wäre, um <strong>der</strong> Wahrheit willen zu leiden und<br />
zu sterben! (S, 88,)<br />
Nr. 370, 1—3 (Hilf, Helfer, hilf).<br />
2. Clarenbach an Johann Klopreis:<br />
Wir wollen Gott, unserm h<strong>im</strong>mlischen Vater,<br />
für seine große, unermeßliche Gnade und Barmherzigkeit<br />
danken, die er an un« gewendet hat,<br />
und ihn bitten mit herzlicher und feuriger Andacht,<br />
daß sein göttlich Wort gepredigt werde<br />
durch die ganze Welt, durch Deutschland, durch<br />
alle diese umliegenden Län<strong>der</strong>, in dieser Stadt<br />
son<strong>der</strong>lich, und daß er mit seiner Gnade erfüllen<br />
möge, wa« er in un« angefangen hat, zu Herrlichkeit,<br />
Preis und Lob seines heiligen Namens.<br />
Ich hoffe, lieber Bru<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Herr soll in kurzer<br />
Zeit Wun<strong>der</strong>dinge wirken. Darum lasset<br />
uns seiner mit Geduld harren, und heftig bleiben<br />
in Danksagung und Gebet. Emanual,<br />
Amen! (S. ii?f.)<br />
Nr. 250, 1 (Nun freut euch, lieben Christen<br />
g'mein).<br />
Heiligen Israel«, Denn da« Volk, das <strong>im</strong><br />
Finstern wandelt, siehet ein große« Licht, und<br />
über die da wohnen <strong>im</strong> finsteren Lande, scheint<br />
e« helle. — Und das Licht scheinet in <strong>der</strong> Finsternis,<br />
und die Finsterni« hat« nicht begriffen.<br />
So spricht unser Herr Jesu« Christu«: Ich<br />
bin da« Licht <strong>der</strong> Welt: wer mir nachfolget,<br />
<strong>der</strong> wird nicht wandeln in <strong>der</strong> Finsternis, son<strong>der</strong>n<br />
wird das Licht des Lebens haben, lind abermal«<br />
spricht er: Ihr seid das Licht <strong>der</strong> Welt.<br />
Laßt euer Licht leuchten vor den Leuten, daß<br />
sie euere guten Werke sehen und euern Vater<br />
<strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel preisen.<br />
lind so spricht <strong>der</strong> Apostel: Er hat un« tüchtig<br />
gemacht zu dem Erbteil <strong>der</strong> Heiligen <strong>im</strong><br />
Licht, und durch Jesu« Christu« haben wir<br />
Freudigkeit und Zugang in aller Zuversicht. So<br />
lasset uns hinzugehen mit wahrhaftigem Herzen<br />
in völligem Glauben, und lasset un« halten an<br />
dem Bekenntnis <strong>der</strong> Hoffnung und nicht wanken,<br />
denn er ist treu, <strong>der</strong> sie verheißen hat.<br />
12. Es soll uns doch gelingen!<br />
Dafür halte uns je<strong>der</strong>mann: Für Christi Diener<br />
und Haushalter über Gottes Gehe<strong>im</strong>nisse. Nun<br />
suche man nicht mehr an den Haushaltern,<br />
denn daß sie treu erfunden werden. So spricht<br />
unser Herr Jesu« Christus: Wer von sich selbst<br />
redet, <strong>der</strong> suchet seine eigene Ehre: wer aber<br />
2. Kor. 4, 5—11, 1«—18. Die Herrlichkeit<br />
<strong>der</strong> Eoangeliumspredigt und <strong>der</strong> Evangeliumshoffnung<br />
in <strong>der</strong> Todesgestalt.<br />
5.<br />
2. Kor. 5, 2N. N, 4—10. Die Botschafter an<br />
Christi Statt und Diener Gottes in allen<br />
Dingen.<br />
«.<br />
Eph. n, IN—2«. Ritterschaft in Gottes Kraft<br />
bi« in die Ketten.<br />
I. Johann Klopreis an Clarenbach:<br />
Sieh, wir haben in Christo gewonnen Spiel,<br />
<strong>der</strong> unser König und Haupt ist, in dem wir<br />
durch den Glauben wi<strong>der</strong> den Teufel und wi<strong>der</strong><br />
alle seine Anhänger, wi<strong>der</strong> die Sünde, Tod und<br />
Hölle, glorieren und trotzen. Denn dies hat<br />
alle« Christu« überwunden und triumphiert jetzt<br />
wie ein tapferer, streitbarer Held. Wie sollte<br />
es nun möglich sein, daß wir un« fürchten?<br />
Hab also keine Angst: laß un« alle unsere<br />
Sorge auf ihn werfen, denn wir sind seine<br />
Kin<strong>der</strong>, und er sorgt für un«, hat also groß Acht<br />
auf un«, daß <strong>der</strong>, welcher uns anrühret, auch<br />
seinen eigenen Augapfel anrühret." (S. 116 f)<br />
Nr, 172, 3 (Und wenn die Welt voll Teufel<br />
war).<br />
4. Llarenbachs Wahnung an die Bürger»<br />
schaft und Gebet für die Obrigkeit<br />
Ich ermahne euch durch Jesum Christum, liebe<br />
Bürger, daß ihr wollt ohne Aufruhr lieblich,<br />
brü<strong>der</strong>lich und christlich untereinan<strong>der</strong> euch vertragen<br />
und eurer Obrigkeit gehorchen, wie un«<br />
die Schrift lehret. Unser Herr soll alle« zum<br />
besten kehren und euch seine Gnad und göttlich<br />
Wort geben.<br />
O Herr, erbarme dich über die Herren von<br />
Köln und über das einfache Volk! O Herr,<br />
vergib doch denen, die un« den Tod antun:<br />
wollest sie nicht richten nach deiner Gerechtigkeit,<br />
son<strong>der</strong>n nach deiner Barmherzigkeit.<br />
O Herr, wollest auch geben allen, die da« Schwert<br />
<strong>der</strong> Gerechtigkeit haben, einen starken Glauben,<br />
suchet die Ehre des, <strong>der</strong> ihn gesandt hat, <strong>der</strong><br />
ist wahrhaftig, und ist keine lingerechtigkeit an<br />
ihm, Wa« ich euch sage in <strong>der</strong> Finsternis,<br />
da« redet <strong>im</strong> Licht: und was ihr höret in da«<br />
Ohr, das predigt auf den Dächern, lind fürchtet<br />
euch nicht vor denen, die den Leib töten,<br />
und die Seele nicht können töten; fürchtet euch<br />
aber vielmehr vor dem, <strong>der</strong> Leib und Seele<br />
ver<strong>der</strong>ben kann in die Hölle,<br />
lind so spricht <strong>der</strong> Apostel seines Herrn: Halt<br />
<strong>im</strong> Gedächtnis Jesu« Christu«, <strong>der</strong> auferstanden<br />
ist von den Toten, nach meinem Evangelium,<br />
für welche« ich leide bis zu den Banden wie ein<br />
llebcltäter: aber Gottes Wort ist nicht gebunden.<br />
Darum erdulde ich alles um <strong>der</strong> Auserwählten<br />
willen, auf daß auch sie die Seligkeit<br />
erlangen in Christus Jesu« mit ewiger Herrlichkeit.<br />
Ich habe einen guten Kampf gekämpft,<br />
ich habe den Lauf vollendet, ich habe<br />
Glauben gehalten: hinfort ist mir beigelegt die<br />
Krone <strong>der</strong> Gerechtigkeit, welche mir <strong>der</strong> Herr an<br />
jenem Tage, <strong>der</strong> gerechte Richter, geben wird,<br />
nicht mir aber allein, son<strong>der</strong>n auch allen, die<br />
seine Erscheinung lieb haben. Darum auch du,<br />
Gottesmensch, jage nach <strong>der</strong> Gerechtigkeit, <strong>der</strong><br />
Gottseligkeit, dem Glauben, <strong>der</strong> Liebe, <strong>der</strong> Geduld,<br />
<strong>der</strong> Sanftmut. Kämpfe den guten Kampf<br />
des Glauben«,- ergreife da« ewige Leben, dazu<br />
du auch berufen bist und bekannt hast ein gutes<br />
Bekenntnis vor vielen Zeugen.<br />
Weitere Schriftworte<br />
Phil. 1, 21. 23b. 3, 7—14. Um einen ew'gen<br />
Kranz die« arme Leben ganz.<br />
8.<br />
1. Thess. 2, 3—13. Der rechte Diener am<br />
Wort.<br />
y.<br />
Hebr. IN, 38a. 11, 1. 2. 32—34, 36—39a. 12,<br />
<strong>Das</strong> Heldentum des Glaubens.<br />
Märtyrerworte und Lie<strong>der</strong>verse<br />
nämlich dem Kaiser, den Herren und Fürsten<br />
und auch allen geistlichen Prälaten.<br />
O Herr, du bist <strong>der</strong> neue Adam, wollest doch<br />
heutigen Tag« den alten Adam überwinden und<br />
ihn unter die Füße treten! (S. 136f.)<br />
Nr. 280, 2. 4. (Vater unser <strong>im</strong> H<strong>im</strong>melreich.)<br />
5. Die „tröstliche Zeitung" und <strong>der</strong> rechtfertigende<br />
Glaube<br />
Ich höre eine Zeitung, darauf man sich tröstet,<br />
eine gute Mär, daraus man Freude n<strong>im</strong>mt, die<br />
Predigt von Christu«, daß er sei ein Sohn<br />
David« nach dem Fleisch, aber ein Sohn Gotte«<br />
erwiesen nach dem Geist, <strong>der</strong> auferstanden<br />
ist von den Toten: hier sichest du die ganze Kraft<br />
des Evangeliums zum Leben. — Diesen rechtfertigenden<br />
Glauben nenne ich eine Zuversicht<br />
auf Gottes Gnade und Wort hin, eine so<br />
sichere, feste und beständige Zuversicht, daß <strong>der</strong><br />
Mensch lieber tausend Tode, so e« möglich<br />
wäre, leiden wollte, denn an Gottes Zusage und<br />
Verheißung zweifeln. (S. 139 f.)<br />
Nr. 283, 1. 3. (Ist Gott für mich, so trete),<br />
Nr. 261, 1. 3. (Such, wer da will).<br />
Ü. Von den Werken<br />
Gute Werke sind zur ewigen Seligkeit nicht<br />
notwendig: denn dazu ist un« Christus genug,<br />
so wir an<strong>der</strong>« da« fest glauben. Unsere Werke<br />
aber sind nichts an<strong>der</strong>es als Zeichen diese« unseres<br />
Glauben« an Christu« und Zeugnisse zum<br />
Siegel <strong>der</strong> Glaubensgerechtigkeit. (S. 14if.)<br />
Nr. 280, 1 (E« ist da« Heil un« kommen her).
7. Vom Glauben<br />
Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen<br />
.,., <strong>Das</strong> glaubt <strong>der</strong> Teufel auch. Doch<br />
da« glaubt <strong>der</strong> Teufel nicht, daß alle« für ihn<br />
geschehen sei zu seiner Seligkeit. Ich aber<br />
glaube festiglich, daß alles, was in diesen Artikeln<br />
beschlossen ist, zu Nutzen meiner armen<br />
Seele geschehen sei und auch aller Welt Seelen,<br />
die daran glauben. (S. 442.)<br />
Nr. 260, 8 (Es ist gerecht vor Gott allein),<br />
8. Die Entscheidung<br />
Wir halten uns an den Herrn Iesum Christum<br />
und an sein Wort. So werden wir nicht irren,<br />
Und da« Wort wollen wir bekennen, solange<br />
uns <strong>der</strong> Mund offen ist und wir rede» können,<br />
und wollen unseren Herrn bekennen, wie<br />
er un« befohlen hat.<br />
Von diesem Bekenntnis sollen un« we<strong>der</strong> Flammen,<br />
we<strong>der</strong> Hunger noch Durst abwenden,<br />
(S. 144.)<br />
Nr. 281, 4 u, 5 (Mein« Herzen« Krön —<br />
Wend von mir nicht).<br />
V. Bekenntnis Elarenbachs an die zu Lennep<br />
<strong>Das</strong> habe ich getan: Gewarnt habe ich vor <strong>der</strong><br />
päpstlichen Verführung. Darum werde ich von<br />
dem Teufel durch seine gottlosen Pfaffen einen<br />
Ketzer gescholten und so strafwürdig, daß man<br />
mich verbrennt o<strong>der</strong> ertränkt o<strong>der</strong> sonst umbringt,<br />
Gott <strong>der</strong> Herr sei gelobt und gebenedeit<br />
in Ewigkeit, daß er mich armen Sün<strong>der</strong><br />
würdig achtet, solches um seine« heiligen Namens<br />
willen zu leiden. Sie sollen aber wissen,<br />
daß, wenn sie mir das Leben genommen haben,<br />
sie mir dennoch Christum, das ewige Lebe», nicht<br />
nehmen noch ihn umbringen können. Auf ihm<br />
stehe ich und trotze nicht allein den Papisten,<br />
son<strong>der</strong>n allen Pforten <strong>der</strong> Hölle in aller meiner<br />
Wi<strong>der</strong>wärtigkeit und Verfolgung, (S, 159,)<br />
Nr, 364, 1. 4 (In dich Hab ich gehoffet, Herr),<br />
1V. 2lus seinen letzten Tagen <strong>im</strong> Gefängnis<br />
Wir haben hier unsere Fasten wohl gehalten,<br />
dadurch, daß wir in diesem Gefängnis großen<br />
Hunger und Kummer gelitten haben. — Wenn<br />
sie denn diesen Hals haben, so haben sie ihren<br />
Willen doch nicht. Ich aber werde da« ewige<br />
lieben haben, und sie sollen alsdann wohl erfahren,<br />
wa« sie getan haben, (S, 220.)<br />
Nr. 263, 1« (Da ist mein Teil und Erbe).<br />
Nr. 282, 5 (Ich lieg <strong>im</strong> Streit und wi<strong>der</strong>streb).<br />
Nr, 1?1, 5 (<strong>Das</strong> Silber, durchs Feuer siebenmal.)<br />
11. Todesbereitschaft <strong>der</strong> beiden Märtyrer<br />
Adolf Clarenbach sprach: „Gut geht es, und<br />
wir hoffen, e« soll heute besser werden! Wir<br />
begehren nicht« an<strong>der</strong>e«, denn zu sterben, auf<br />
daß wir von u,isern Feinden, da« ist von unserem<br />
Fleisch, den Sünden, <strong>der</strong> Hölle und dem<br />
Teufel erlöset werden. Ist da« nicht ein großer<br />
Trost? ... Auch begehren wir darum zu<br />
sterben, daß wir erlöset werden von dieser falschen,<br />
betrüglicheu Welt, auf daß wir nicht<br />
Feinde Gottes seien. Denn wer ein Diener<br />
o<strong>der</strong> Freund dieser Welt ist, <strong>der</strong> ist Gottes<br />
Feind. — Warum sollen wir da nicht gern<br />
sterbe» wollen? . .. Zum dritten begehren wir<br />
zu sterben, daß wir erlöset werden von <strong>der</strong><br />
Feindschaft des Teufel«, welcher jetzt umher,<br />
gehet, daß er uns von unsrer Meinung bringen<br />
möge.... Zu diesem Leiden sind wir von Gott<br />
berufen, wie Petrus in seinem Briefe sagt:<br />
Denn dazu seid ihr berufen, sintemalen auch<br />
Christus für un« gelitte» hat und hat un« ein<br />
Vorbild gelassen, daß wir seinen Fußtapfen<br />
nachfolgen Ist das nicht also? Darum<br />
ist Christus, unser Herr, gestorben, auf daß uns<br />
uusere Sünde an unserer Seele nicht schade»<br />
solle, so wir sie vor unsere»! Herrn Christus<br />
bekennen, <strong>der</strong> allein unser Mittler, Fürsprecher<br />
und Versöhner bei dem h<strong>im</strong>mlischen Vater ist.<br />
Was wollen wir denn mehr? Wenn wir<br />
Christum haben, so haben wir genug,"<br />
Darauf sagte auch Peter Flisteden: „Wir halten<br />
uns an Christum allein," (S, 223f,)<br />
Nr, 367, 3, 5 (Von Gott will ich nicht lassen).<br />
Nr. 172, 4 (<strong>Das</strong> Wort sie sollen lassen stahn),<br />
12. Der Grund <strong>der</strong> Zuversicht<br />
Wir verlassen uns auf keinen Menschen, mögen<br />
sie noch so heilig gewesen sein, auch nicht auf<br />
unsere guten Werke, davon wir keine haben.<br />
Wo wir denn keine guten Werke haben und<br />
sollen doch heute sterben, wo sollen wir da hinaus?<br />
Zum Teufel wollen wir nicht, gute Werke<br />
haben wir nicht, Iüenschentrost hilft uns nicht,<br />
und all unser Tun ist umsonst. So ist billig,<br />
daß wir un« allein auf den Tod Christi verlassen,<br />
den er für un« gelitten hat, und sonst<br />
auf kein Ding, c« sei so schön, wie es wolle,<br />
(S. 224f.)<br />
Nr. 261, 1 u. 2 (Such, wer da will).<br />
12. Clarenbach be<strong>im</strong> Antritt des Todesweges<br />
<strong>Das</strong> ist so christliche Ordnung. Wohlan, Gott<br />
walte e«, es ist <strong>der</strong> rechte Weg.<br />
(Gebet auf dem Weg,)<br />
Lob, Ehr und Dank sei Dir, Vater, daß du<br />
diesen Tag hast lassen erscheinen, nach dem un«<br />
so lange verlangt hat, O Herr, sieh herab,<br />
denn es ist Zeit!<br />
(Weissagung,)<br />
O Köln, o Köln, wie verfolgst du da« Wort<br />
Gotte«! Noch ist ein Nebel in <strong>der</strong> Luft, aber<br />
<strong>der</strong> wird noch einmal reißen!<br />
(Flistedens Bekenntnis,)<br />
Wir sind nicht außerhalb <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, son<strong>der</strong>»<br />
in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gemeinde Christi,<br />
weil wir Glie<strong>der</strong> Christi sind. Nicht durch den<br />
Papst, den Antichrist zu Rom, son<strong>der</strong>n durch<br />
das Wort Gotte« wird die <strong>Kirche</strong>. (S, 226 bis<br />
229.)<br />
Nr. 260, 13 (Es ist da« Heil uns kommen<br />
her).<br />
Nr. 364, 6 (In dich Hab ich gehoffet, Herr).<br />
14. Als die Blutglocke vom Dom läutete<br />
Clarenbach: Gott <strong>der</strong> Herr sei gelobt, daß die<br />
Stund hier ist, daß wir um seinetwillen den<br />
Tod mögen leiden. Christus spricht: Wer<br />
Vater und Mutter mehr liebet denn mich, <strong>der</strong><br />
ist mein nicht würdig,<br />
(Zu dem Volk,)<br />
Aergert euch nicht, meine lieben Bürger, an<br />
unserem Tod. Unser Herr soll alles zum besten<br />
kehren und euch seine Gnade und göttlich Wort<br />
geben. . . Gott sei gelobt und gebcnedeit, daß<br />
er gestattet, daß ich in dieser Stunde soll inn<br />
seinetwillen leiden. (S. 229, 234 f.)<br />
Nr, 282, 1, 4 (Ich ruf zu dir, Herr Jesu<br />
Christ).<br />
Nr. 364, 5 (In dich Hab ich gehoffet, Herr).<br />
15. Gebet bei<strong>der</strong> ^Märtyrer auf dem Weg<br />
O Herr, Lob, Ehre und Dank sei dir, daß du<br />
diesen Tag hast erscheine» lassen! Du bist allein<br />
<strong>der</strong> Herr!<br />
(Adolf): O Herr, ich bitte dich, daß du doch<br />
wollest de» Funken deiner göttlichen Liebe, de»<br />
du in meinem Herzen hast angezündet, verwahren<br />
bis in den Tod!<br />
(Peter): O Herr, du hast H<strong>im</strong>mel und Erde»,<br />
Wasser und Feuer, und alles wa« darauf und<br />
darinnen ist, gemacht. Wollest uns doch beistehen!<br />
(Adolf): Mir ist mein Herz jetzt so fröhlich in<br />
meinem Leib, daß ich glaub, daß kein Freud<br />
<strong>der</strong> Welt ihr gleich sein möge! (S. 236, 240.)<br />
Nr. 283, 1—3 (Herzlich lieb Hab ich dich, o<br />
Herr).<br />
Ib. Die vierte Bitte<br />
(Adolf): O Herr, unser täglich Brot gib uns<br />
heute! Herr, heute, diesen Tag wollest du es<br />
uns geben! — Bru<strong>der</strong>, glaubst du und vertraust<br />
du auch dem Herrn, daß er uns will geben<br />
heute unser täglich Brot, da« ist: seine Gnade,<br />
Geist und H<strong>im</strong>melreich?<br />
(Peter): Ja, denn dies ist meine Zuversicht,<br />
und ich verlasse mich darauf.<br />
(Die fünfte Bitte,)<br />
(Peter): So begehr ich nun von dir, daß du mir<br />
verzeihen wollest, ob ich dich je in <strong>der</strong> Zeit,<br />
da wir beieinan<strong>der</strong> <strong>im</strong> Kerker gelegen, erzürnet<br />
hätte.<br />
(Adolf): Ja, gern, und ich begehr und bitt auch<br />
desgleichen von dir, ob ich dich erzürnet hätte,<br />
daß du mir das verzeihest. (S. 242 f,)<br />
Nr, 260, 14 (Es ist das Heil un« kommen her).<br />
Nr. 282, 3 (Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ).<br />
1/. Letzter Zuspruch <strong>der</strong> beiden<br />
(Adolf): Bru<strong>der</strong>, sei stark in dem Herrn und<br />
vertrau ihm, denn heutigen Tage« wollen wir<br />
bei Christus, unserm Bru<strong>der</strong>, in <strong>der</strong> Ewigkeit<br />
leben. Du sollst auch standhaftig <strong>im</strong> Glauben<br />
sein, und laß dich nicht da« Feuer erschrecken.<br />
Ich will auch dem Herrn vertrauen, und meine<br />
Worte sollen mein Siegel sein.<br />
(Peter): Ich will sterben al« ein Christenmensch,<br />
wie wir auch Christo, unserem Bru<strong>der</strong>,<br />
versprochen haben um seines Namens willen.<br />
(S. 244.)<br />
?Ir. 263, 6, 8 (Nichts, nicht« kann mich verdammen.<br />
— Und wenn an meinem Orte),<br />
18. Zum kurfürstlichen Richter<br />
Wiewohl ich ein Sün<strong>der</strong> bin, weiß ich, daß ich<br />
diesen Tod nicht verdient habe. Daß ihr mich<br />
mit diesem Feuer zu erschrecken vermeint, das<br />
macht mich gar nicht irre. Denn ich weiß, daß<br />
ihr mir nicht ein Haar auf meinem Haupte<br />
krümmen könnt, es werde euch denn von Gott<br />
zugelassen. Und wenn ihr mich schon getötet<br />
habt, so werdet ihr dennoch euren Willen nicht<br />
haben: ich aber werde da« ewige Leben haben.<br />
So erschreckt mich auch dieser Tod gar nicht.<br />
Denn ich weiß, daß Christus den Tod, Teufel,<br />
Hölle und alles, wa« darin ist, überwunden hat.<br />
So will ich auch Christum, meinen Bru<strong>der</strong>, bitten,<br />
daß er mein Herz wolle stärken, daß ich von<br />
ganzem Herzen denjenigen verzeihen kann, die<br />
mir diesen Tod antun. Ich will aber von Herzen<br />
gern sterben. —<br />
(Be<strong>im</strong> Betreten <strong>der</strong> Strohhütte.)<br />
Q Herl, hiernach hat mich lange verlanget!<br />
(S. 246 f.)<br />
Nr. 263, 14. 15 (Kein Engel, keine Freuden. —<br />
Mein Herze geht in Sprüngen).<br />
1Y. Clarenbachs „llnservater" (S. 232 f.)<br />
Die evangelische <strong>Kirche</strong> ist die Märtyrerkirche!<br />
Weißt du das? Weiß das deine Familie? deine Gemeinde? <strong>Das</strong><br />
einzige, volkstümliche, evangelische Iliartyrerbüchlein ist soeben erschienen:<br />
3N. G. Dessin: Helden. In Ganzleinen gebunden nur 2,50 N?.<br />
Verlag: EoangelischerPreßoerband für <strong>Rheinland</strong>, Essen. Schließfach 689<br />
463
IV. Gebete<br />
(enthalten <strong>im</strong> Rheinische» Entwurf zur Preußische» Agende 19l8 I. und <strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>nbuch von Arper-Zillessen 1,4. o. 5. Aufl. 1824 o. 182»,)<br />
Eingangsgebete: Rh. E. S. 134, Nr. 1.<br />
A.-Z. I. 136 (Heiliger Gott, du bist vor Zeiten),<br />
140 (Herr und Gott, wir danken dir).<br />
2S4 (Herr Gott, <strong>der</strong> du den Hoffärtigen),<br />
318, 2 (Herr Jesu« Christus. Wir danken dir).<br />
Sündenbekenntni « : Rh, E. S. 72,Nr, 11<br />
Von M. G. Dessin<br />
Wir wollen nicht den Männern de« Filmband«<br />
gegenüber in denselben Fehler verfallen,<br />
den wir an den Füännern <strong>der</strong> Redaktionsstuben<br />
begangen haben: sie erst dann<br />
al« vollwertig anzusehen, wenn sie eine«<br />
Geistes mit un« sind. Wir wollen un« bewußt<br />
in ihre Atmosphäre stellen und<br />
— gleichgewertet, gleichgeachtet — mitzuarbeiten<br />
versuchen, Der Leiter <strong>der</strong> Volksbildungsarbeiten<br />
unseres <strong>Evangelische</strong>n Preßverbandes<br />
hat bei <strong>der</strong> Eonntag-NIorgen-<br />
Vorführung eine« eben eröffneten Großkino«<br />
<strong>im</strong> Industriegebiet die einleitende Anspluche<br />
gehalten. Diese positive Mitarbeit<br />
in <strong>der</strong> Welt des Film«, auch die verheißungsvoll<br />
sich anbahnende Möglichkeit einer<br />
Beratung unsererseits bei <strong>der</strong> Filmproduktion<br />
scheint un« wesentlicher, notwendiger<br />
und entscheiden<strong>der</strong> zu sein als aller evangelischer<br />
Filmvertrieb, Inhalt und Gestaltung<br />
vorliegen<strong>der</strong> Ansprache wurden durch<br />
die Notwendigkeit best<strong>im</strong>mt, zu einem völlig<br />
ungleichartigen „Publikum" zu reden. S.<br />
Meine Damen und Herren!<br />
Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> — kinofremdem Lebens- und<br />
Arbeitskreise entflammend — an dieser<br />
Stelle hier zu Ihnen sprechen soll, wird das<br />
Bedürfnis fühlen zu einer Rechtfertigung<br />
o<strong>der</strong> doch Begründung seines „Auftretens!"<br />
So gestatten Sie auch mir, vor allem Eingehen<br />
auf mein eigentliches Thema<br />
.Künstlerisch-ethische Filmfragen<br />
<strong>der</strong> Zeit", einige persönliche Vorbemerkungen.<br />
Darf ich Ihnen zuerst sagen, welchen Sinn<br />
ich in solcher Feierrede sehe. Sie bedeutet<br />
nicht, daß ich <strong>im</strong> Auftrage irgendeiner<br />
Macht, irgendeiner Instanz hier vor Ihnen<br />
stehe. Was ich sage, ist persönliches<br />
Bekenntnis eines einzelnen, das<br />
freilich doch wohl nur aus dem Untergrund<br />
einer größeren Gemeinschaft heraus verstanden<br />
werden kann. I^nd keineswegs soll es<br />
M.G. Dessin Helden<br />
ein evangelisches Märtyrerbüchlein<br />
Gebunden 2,30 N?.<br />
Lichtweg-Verlag, Essen<br />
Gebet vor <strong>der</strong> (Zchriftverlesung:<br />
Rh. E. S. 76, Nr. 5: S. 80, Nr. 33? S. 101,<br />
Nr. 5, Nr. 7: S, 2U5, Nr. 2.<br />
Schlußgebete: Rh. E. S. 102, Nr. 1<br />
(weglassen Zeile S u. IN: Laß nicht — son<strong>der</strong>n).<br />
A.—Z. I. 140 (Herr und Gott, deine Gemeinde).<br />
Eine Kinopredigt<br />
bedeuten, daß damit alles, was Ihnen diese<br />
Stunden an sonstigen Darbietungen bringen,<br />
etwa durchgehend besaht sei. Darüber<br />
hernach noch ein offenes Wort. —<br />
Dies aber mag <strong>der</strong> Augenblick bedeuten: Es<br />
ist ein Ruf ergangen an einen Vertreter<br />
kirchlicher Arbeit, einmal in <strong>der</strong> Atmosphäre<br />
eines mo<strong>der</strong>nen Lichtspielhauses sein Wort<br />
zu sagen. Kein Zweifel, daß diesem Ruf<br />
vielleicht noch vor wenig Jahren kein Echo<br />
beschieden gewesen wäre. Kein Zweifel aber<br />
auch darüber, daß ein solcher Ruf überhaupt<br />
bislang nicht ergangen ist.<br />
Aber nun i st er ergangen und ist wohl ein<br />
Symbol dafür, daß man auch dort, wo die<br />
„Masse Mensch" wogt und pulst, sich auf<br />
Votschaften besinnt, die jenseits des Alltags<br />
klingen.<br />
Jedenfalls aber doch dies eine dürfte die<br />
Tatsache dieser Filmmorgenfeier bedeuten:<br />
Es ward damit durch die Leitung dieses<br />
Hauses eine Verpflichtung ganz beson<strong>der</strong>er<br />
Art übernommen! Die Verpflichtung,<br />
die begonnenen Eigenwege zielbewußt<br />
weiterzuverfolgen, dem Auftakt in <strong>der</strong> Programmgestaltung<br />
auch in Zukunft zu entsprechen.<br />
Die Zukunft eben wird darüber<br />
richten, ob <strong>der</strong> begrüßenswerte Versuch dieses<br />
Theaters Bestand hat, o<strong>der</strong> ob es ein<br />
Schlag ins Wasser war. . .<br />
Aber, meine Damen und Herren, hier wollen<br />
wir alle miteinan<strong>der</strong> einsehen, daß damit<br />
auch Verantwortung unsererseits einseht.<br />
Wir müssen mitgehen auf solchem<br />
Wege <strong>der</strong> Vervollkommnung, müssen mitgehen<br />
auf <strong>der</strong> Bahn des künstlerisch-ethischen<br />
Fortschritts!<br />
Denn — und das ist grundlegende Erkenntnis,<br />
und wer daran vorbeigeht, kann über<br />
filmische Dinge überhaupt nicht mitreden —<br />
Film und Kino stehen an und für<br />
sich „jenseits von Gut und Böse".<br />
<strong>Das</strong> heißt: Gut und Schlecht sind mögliche<br />
Eigenschaften, nicht Wesen des Films.<br />
Film und Kino sind in des Menschen Hand<br />
gegeben. Was er daraus macht, ist „seine<br />
Sache?" Nein: Ist seine Verantwortung!<br />
Mit dieser Erkenntnis jedoch wächst unser<br />
aller Anteil an Wesen und Entwicklung des<br />
Kinos. Auch dieses KinoS hier in seiner<br />
empirischen Gestalt. Damit ist allerdings<br />
305 (Allmächtiger, barmherziger Gott. Im<br />
Vertrauen).<br />
319 (Herr Jesu« Christus, unser Heiland).<br />
Hingewiesen sei auch auf da« Gebet, da«<br />
Klugkist Hesse seinem Buch „Frühlicht<br />
am Rhein" vorangestellt hat (S. 7). H.<br />
eine Wendung vollzogen. Eine Wendung<br />
gegen ganz best<strong>im</strong>mte Kreise, die mit<br />
dem Kino mit gewiß berechtigtem Mißtrauen<br />
gegenüberstehen, die aber unbillige<br />
For<strong>der</strong>ungen stellen. Es ist schlechterdings<br />
zuviel verlangt, daß das Kino sich reformieren<br />
solle, wenn die Reformatoren es<br />
<strong>im</strong>mer meiden und verleugnen. Cs ist hier<br />
keineswegs an<strong>der</strong>s als bei <strong>der</strong> Schaubühne<br />
auch. Wer als Theaterfeind nur<br />
von draußen am Wesen <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />
Schaubühne nörgelt, hat wohl sachlich in<br />
mancher Kritik recht, hat aber doch kein<br />
persönliches Recht dazu. Tausende Proteste<br />
und Entschließungen, tausend Eingesandts<br />
und Zeitungsartikel än<strong>der</strong>n nicht, wenn nicht<br />
ein das Theater freudig bejahen<strong>der</strong> MenschenkreiS<br />
die Bewegung trägt, und in positiver,<br />
praktischer Arbeit mit dem Theater<br />
lebt, wie es dort jetzt so verheißungsvoll<br />
durch die großen Bühnenvolksverbände geschieht.<br />
lind nun Filmmorgenfeier! Daß<br />
<strong>der</strong> Name „Morgenfeier" überhaupt schon<br />
gewagt werden kann, zeigt uns die ungeheure<br />
Entwicklung an, die die Weltfilmkultur<br />
genommen hat. Ich meine nicht allein<br />
die technische. Auch die ist gewaltig und<br />
wird auch dem Nichtfreund des Kinos alle<br />
Achtung abringen. Ich meine mehr noch die<br />
Entwicklung <strong>der</strong> inneren Qualität. Sie ist<br />
da und wird hoffentlich noch viel Früchte<br />
tragen.<br />
Morgen feier. Sehen wir uns das Wörtlein<br />
„Feier" einmal etwas näher an. Feier<br />
— das ist Erhebung über den Alltag,<br />
Ist Ausruhen, Entspannung und schöpferische<br />
Pause. <strong>Das</strong> Wissen darum ist<br />
uralt. Seit jenen grauen Tagen, die die<br />
biblische Schöpfungsgeschichte mit ihrer tiefsinnigen<br />
Plastik meint, weiß <strong>der</strong> Mensch<br />
darum, daß <strong>der</strong> Rhythmus seines <strong>Das</strong>eins<br />
sich nicht erfüllt in Arbeit und Mühe, son<strong>der</strong>n<br />
daß er auch des Wechsels bedarf:<br />
Sonntag! Feier — das bedeutet aber nicht<br />
nur das wöchentliche Brot <strong>der</strong><br />
Rast, um das ja so tief sittlicher Kampf<br />
auSgefochten wird in unseren Tagen — es<br />
bedeutet auch <strong>der</strong> Wille zur Verbindung,<br />
zur Gemeinschaft. In Fest und Feier<br />
bauen sich Brücken von Mensch zu Mensch.<br />
Feier will nicht isolieren, Feier will lockern<br />
und wie<strong>der</strong> binden. Und letztens will Feier<br />
noch mehr: Es will För<strong>der</strong>ung, Kräftigung,<br />
Ertüchtigung.
Allerdings Hochziele, von denen manche<br />
unserer Feiertage — wir können da alle an<br />
unsere Brust schlagen — recht weit entfernt<br />
sind. Wenn ich aber Filmmorgenfeier begehen<br />
will, dann muß etwas von diesen Gehalten<br />
darin zu spüren sein.<br />
Unerreichbar Ziel? Keineswegs. Denn wenn<br />
ich hier flehe, so darum, weil ich daran<br />
glaube, daß auch <strong>im</strong> Kino <strong>der</strong> Zukunft etwas<br />
von dieser For<strong>der</strong>ung Wirklichkeit werden<br />
will.<br />
Freilich nicht von heute auf morgen! Was<br />
sich in langen Jahren, ja Jahrzehnten angebahnt<br />
hat, wird nicht von heute auf morgen<br />
reif. Wir müssen billig denken und Zeit<br />
haben. Warten können! Was je<strong>der</strong><br />
Pädagoge muß, das müssen auch wir lernen<br />
<strong>im</strong> Hinblick auf das heranwachsende Kind<br />
<strong>der</strong> menschlichen Gesellschaft, den Film.<br />
Vielleicht, daß er trotz seiner fünfundzwanzig<br />
Jahre noch halt ein wenig in den<br />
Flegelzeiten steckt. . .<br />
Nur, daß wir den rechten Instinkt uns<br />
erwerben und bewahren, und daß wir<br />
überhaupt den Film viel ernster nehmen,<br />
als bisher. Dann wird es eines Tages<br />
auch geben, was uns jetzt noch eigentlich fehlt:<br />
nämlich den Film für solche Morgenfeier!<br />
Erwarten Sie keine Prophezeiung, wie <strong>der</strong><br />
ideale Morgenfeierfilm <strong>im</strong> einzelnen aussehen<br />
wird. Gestatten Sie mir aber, schon<br />
einige seiner mir deutlich werdenden Konturen<br />
zu zeichnen. Es sei gleich gesagt, <strong>der</strong><br />
Morgenfeierfilm sei auch Film für die<br />
Abendfeier. Für — — drehen Sie bitte<br />
das Wort um — es ist dasselbe —, also<br />
für Feierabend. Denn was nicht für<br />
den Morgen taugt, taugt auch<br />
nicht für den Abend.<br />
Ein Schlagwort deute an, was lange Satze<br />
nur schlecht erklären können. Wir brauchen<br />
den heroischen Film! Verstehen<br />
Sie recht. Als Vertreter kirchlicher<br />
Arbeit könnte ich vielleicht den biblischen<br />
Film wünschen. O<strong>der</strong> Sie könnten erwarten,<br />
ich for<strong>der</strong>te den Film mit religionSo<strong>der</strong><br />
kirchengeschichtlichem Inhalt. Aber<br />
keineswegs! Was entscheidet, ist niemals<br />
<strong>der</strong> Stoff, son<strong>der</strong>n <strong>im</strong>mer die Gestaltung,<br />
die Entwicklung! So kann es, wenigstens<br />
theoretisch, einen gottlosen Film über Jesus<br />
Christus geben o<strong>der</strong> einen unevangelischen<br />
Lutherfilm, während vielleicht an einem<br />
Schicksal verlorenen Menschentums stärkste<br />
seelische Impulse sich entzünden können!<br />
Also <strong>der</strong> heroische Film! <strong>Das</strong> wird <strong>der</strong><br />
echte, lebenswahre Film sein!, <strong>der</strong> Film,<br />
<strong>der</strong> auf geistige Kulisse verzichtet und statt<br />
dessen den Mut besitzt, die schlichte Wirklichkeit<br />
zu zeichnen. Der endlich lernt, daß<br />
zwischen Palast und Keller auch noch<br />
an<strong>der</strong>e Lebensräume sind, die es wert sind,<br />
dargestellt zu werden. Der Film sodann,<br />
<strong>der</strong> dem Menschen <strong>der</strong> Stadtluft Kraft gibt<br />
zum Alltag. Der keine Fluchtsehnsüchte<br />
för<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n Mut macht für die Wirklichkeit<br />
des Tageö.<br />
Der Film, <strong>der</strong> uns Großstädtern eine<br />
Sinndeutung unseres Schicksals<br />
gibt und uns dazu Wege weist, es<br />
zu bestehen. Man spricht von sterbenden<br />
Städten, weil keine Stadt aus s!ch selbst<br />
heraus lebe. Weil jede Stadt <strong>der</strong> steten<br />
Zufuhr an Menschen und Geschlechtern bedürfe.<br />
Wir wollen aber lebende<br />
Städte, damit unser Volk insgesamt<br />
lebe. Wir müssen uns einrichten<br />
lernen <strong>im</strong> <strong>Das</strong>ein <strong>der</strong> Großstadt, als einzelne,<br />
als Masse Mensch! Der heroische<br />
Film sei uns da Spiegelbild.<br />
Manches Heroische steckt übrigens schon in<br />
unserem heutigen Film „Hauptmann<br />
Sorrell". Dieser Sorrell, ein verabschiedeter<br />
Soldat des großen Völkerkrieges, ist<br />
so einer, <strong>der</strong> sich „einrichtet". Der sich<br />
durchbeißt. Und weniger diese Tatsache, als<br />
vielmehr die Art, wie er das tut, scheint<br />
mir vorbildlich. Diese schlichte Selbstverständlichkeit,<br />
mit <strong>der</strong> er seinen schweren<br />
Weg geht. Diese unsent<strong>im</strong>entale Sachlichkeit,<br />
mit <strong>der</strong> er sein Schicksal liebgewinnt.<br />
Ein Schicksal, das ihn nicht verbittert<br />
macht, son<strong>der</strong>n ihn am Ende seiner Tage<br />
die Hände falten läßt. — Wenn eingangs<br />
des Films sein Söhnchen, <strong>der</strong> kleine Kit,<br />
es so formuliert: „Du bleibst Hauptmann<br />
Sorrell, auch wenn du Straße kehren<br />
mußt", so trifft er damit den Nagel auf<br />
den Kopf. Sorrell ist <strong>der</strong> <strong>im</strong> guten Sinne<br />
mo<strong>der</strong>ne Mensch. Er ist <strong>der</strong> „wendige"<br />
Mensch, <strong>der</strong> abseits von Dienstwohnung<br />
und Pension den guten Kampf kämpft, den<br />
wir alle irgendwie kämpfen. Der dabei dem<br />
schnoddrig gefaßten, aber so tief sittlichen<br />
mo<strong>der</strong>nen Arbeitöethos des „Auf-anständige-Weise-Kaputtgehens"<br />
entspricht.<br />
Martin Luther nannte einst die Arbeit<br />
auch <strong>der</strong> geringsten Magd Gottesdienst.<br />
Unsere Zeit ist vor großen Worten scheu.<br />
Der <strong>Evangelische</strong> Preßoerband für <strong>Rheinland</strong><br />
hat für da« Winterhalbjahr 1927/1928 an<br />
Hand <strong>der</strong> Ankündigungen und Mitteilungen in<br />
rheinischen Sonntags-, Gemeindeblättern und<br />
Vereinszeitschriften Woche um Woche festgestellt,<br />
welche Veranstaltungen in unseren Gemeinden<br />
stattfanden. Sie wurden nach folgenden<br />
Hauptgebieten geordnet: Vorträge, Lichtbildoorträge.<br />
Filme, Theater und Laienspiele,<br />
musikalische Aufführungen. Lückenlos ist unser<br />
— fast vollzählige« — Material nicht. Eine<br />
Aen<strong>der</strong>ung <strong>im</strong> Gesamtergebnis würde das<br />
Fehlende nicht gebracht haben. Darum ist die<br />
beigcgebene Kurve als getreuer Gradmesser<br />
dessen anzusprechen, was wirklich <strong>im</strong><br />
Winter 1927/1928 an Festen und Veranstaltungen<br />
aller Art <strong>im</strong> evangelischen <strong>Rheinland</strong> geboten<br />
wurde. Ilm so deutlicher redet die<br />
Sprache nachstehen<strong>der</strong> Zeilen zu uns. Be-<br />
Aber ein Stück Gottesdienst liegt gewiß in<br />
solcher Selbstverleugnung und Hingabe beschlossen.<br />
Die geschieht für den Sohn, für<br />
die kommende Generation, die das Wort und<br />
die Zukunft hat. Und auch darin ist Sorrell<br />
unserer Zeit, die dem Kinde nicht <strong>im</strong>mer<br />
günstig, Spiegel. . .<br />
Bietet dieser Film soviel des Anerkennenswerten,<br />
so mag man über Einzelheiten gewiß<br />
zweifeln dürfen. Der Held, <strong>der</strong> uns<br />
so sympathische Held geht durch allerlei<br />
Versuchungen hindurch. Geht siegreich hindurch.<br />
Aber ist es nötig, daß <strong>der</strong> Teufel<br />
— er trägt Männer- und Frauenantlitz —<br />
so eindeutig zitiert wird? Doch solche Ausstellungen,<br />
um keinen schärferen Ausdruck zu<br />
gebrauchen, haben ihren Wert, wenn sie<br />
uns wirklich Frage werden. Denn <strong>der</strong> Name<br />
Morgenfeier hat doch nur dann Sinn, wenn<br />
wir, über den augenblicklichen Eindruck hinaus,<br />
etwas mitnehmen. Wenn wir kritisch<br />
wurden, wach, bewußt. Wenn wir aufhören,<br />
alles hinzunehmen und lernen,<br />
Fragen und Antworten zu sehen!<br />
Mit einem Wort: <strong>Das</strong> naive Kinolausen<br />
wandele sich zum bewußt<br />
kritischenFilmbesuch! Vielleicht ein<br />
kühnes Wort. Kühn auch vor den Männern<br />
des Lichtspielwesens. Aber liegt es nicht<br />
auch in <strong>der</strong>en eigenstem Interesse, um ein<br />
verständnisvolles Publikum zu wissen? Leiden<br />
Literatur und Buchhandel darunter, daß<br />
Buchkritik geschieht? O<strong>der</strong> ist nicht Krilik<br />
<strong>der</strong> Fachleute und <strong>der</strong> Leser aller Schichten<br />
jenen oft stärkster Ansporn zur Vervollkommnung?<br />
Ja, meine Damen und Herren, so wird uns<br />
deutlich, daß über das Schicksal des<br />
FilmS und des Kinos nicht allein<br />
Finanzleute und Stars entscheiden, son<strong>der</strong>n<br />
wir alle miteinan<strong>der</strong>! Und, so<br />
lassen Sie mich schließen, wir wollen alle<br />
den Ruf hören: <strong>Das</strong> Kino ist in<br />
Eure Hand gegeben. Macht damit<br />
— nicht, was ihr wollt — —,<br />
macht damit, was ihr sollt!<br />
Eine lehrreiche Fiebertabelle<br />
schränken wir uns darauf, da« Auf- und Ab»<br />
steigen <strong>der</strong> Haupt-Kurve, die Summe aller Veranstaltungen<br />
andeutend, zu verfolgen! Denn,<br />
von ganz geringen Ausnahmen abgesehen, ist<br />
die Zickzack-Bewegung <strong>der</strong> Einzel-Kurven (Vorträge,<br />
Lichtbil<strong>der</strong>, Filme, Theater, Musik betreffend)<br />
eine ganz gleichoerlaufende. <strong>Das</strong> Winterhalbjahr<br />
hat 13 Wochen, 13 vor Neujahr, 15<br />
nach Neujahr 1928, beginnend mit <strong>der</strong> Woche<br />
vor Erntedankfest (2.-8. Okt. 1S27), endend<br />
mit Ostersonntag und Ostermontag (8.—8.<br />
April 1928), Deutlich heben sich zwei<br />
Höhepunkte festlicher Veranstaltungen heraus,<br />
die 7. Woche (13.—19. Nov) und die<br />
18. und die 19. Woche (5,—18. Febr.), dazwischen<br />
ein Tiefpunkt, die 13, Woche (22.—31.<br />
Dez,), Als Höhepunkte auf halbem Wege<br />
sind daneben noch folgende vier Zeiten anzusprechen:<br />
3. Woche (18.—22. Okt.), 10. Woche
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(4.—IN. Dez.), 17. Woche (22,^28. Jan.), sionswochen vor Ostern (11. März bi« 7.<br />
24. Woche (lt.—17. März). Anfang (1. April), in unserer Tabelle also die 9.—12. bzw.<br />
Woche) und Ende (28. Woche) <strong>der</strong> Kurve oer° 24.—27. Woche, erfor<strong>der</strong>n noch einen Augenhalten<br />
sich zu <strong>der</strong> Lage de« Dezember-Tief«, blick unsere beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit. Deutdiese«<br />
mit 1 angesetzt, wie 173,3 : 15,8. lich dokumentieren s!e ein letztes Auflo<strong>der</strong>n und<br />
Nachstehend die Zahlen <strong>der</strong> wochenweise l'ähe« Ermatten <strong>der</strong> Gemeinde, und <strong>der</strong> Verstattgehabten<br />
Veranstaltungen (in <strong>der</strong> Reihen- °m«festllchkeiten <strong>im</strong> Angesicht emes die ganze<br />
folge 1 Vorträge, Lichtbil<strong>der</strong>, Filme, Theater, Gemeinde bewegenden großen <strong>Kirche</strong>nfestc«.<br />
Musik, insgesamt) für diese beson<strong>der</strong>« hervor- Die 1. Adoentswoche (9. Woche) bringt e« auf<br />
gehobenen Wochen: 1. Woche: 44, 7, 6, 5, 4, 405 Veranstaltungen (58, 14, 9, 11, 13), die<br />
zusammen 6«: 3. Woche: 84, 7, 8, 3, 11, zu- 2. (10. Woche) erreicht einen Gipfel mit 122<br />
sammen 113: 7. Woche: 142, 33, 17, 13, 13, (?4, ", 5, 12, 17); bis zum 3. Adventezusammen<br />
218- 10. Woche: 74, 14, 5, 12, 17, l°nntag (ii.Woche) f l a u t das Interzusammen<br />
122: 13. Woche: 5, 1, 0, 22, 10, ° l 1 ° s ch ° n "heb ,ch « b - w.r zahlen nur<br />
zusammen 38: 17. Woche: «4, 22, 2«, 9 «, ?°ch ^ ^ ^ e t u n g e n ^(53,^1 «^ 5,^ ^<br />
zu ammen 121: 19. Woche: 84, 15, 23, 13, 7, (^. Woche) i st e i n e we i t e r e m e r k l i ch e<br />
zusammen 142: 20. Woche: 84, 14, 14, 18, 14, Abkühlung zu verzeichne n, wenn schon<br />
zusammen 144: 24. Woche: 65, 20, 25, 6, 13, ,„it 52 Darbietungen (9, 1, 0, 27, 15) <strong>der</strong><br />
zusammen 129: 28. Woche: 2, 0, 1, 3, 0, zu- Tiefpunkt, <strong>der</strong>, wie wir sahen, mit 38 erst<br />
lammen « Veranstaltungen. in <strong>der</strong> Weihnachtswoche (13. Woche) liegt, <strong>im</strong>-<br />
Die vier Adoentswochen vor Weihnachten (27, mer noch nicht ganz erreicht ist. Noch deut-<br />
3cov. bis 24. Dez.) sowie die vier letzten Pas- licher ist die allgemeine Festmüdig-<br />
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keit natürlich am Schlüsse de« Win»<br />
ters, zwischen Reminiszere und Ostern<br />
(24.-27. Woche) festzustellen. Wir registrieren<br />
in dauernd fallenden Kurven: 129,<br />
90, 73, 60 Veranstaltungen insgesamt, nämlich<br />
65, 60, 41, 9 Vortröge, 20, 20, 11, 8 Lichtbil<strong>der</strong>-,<br />
25, 7, 5, 1, Filmvorführungen, 6, 3, 6,<br />
5 Theaterstücke und 13, 10, 10, 37 Mustkabende.<br />
Dem folgt dann in <strong>der</strong> Osterwoche<br />
(28.), wie schon erwähnt, <strong>der</strong> völlige Abbau <strong>der</strong><br />
Einzeloeranstaltungen,<br />
W a« lehren diese Zahlen? I^ns will<br />
scheinen, dreierlei: 1. Man sollte die viel zu<br />
vielen Vereins- und Gemeindefeiern nach Möglichkeit<br />
zusammenlegen. 2, Eine bessere Verteilung<br />
<strong>der</strong> Einzeloeranstaltungen über da« ganze<br />
Winterhalbjahr hin ist ernstlich ins Auqe zu<br />
fassen. 3. E« sollte nicht mehr sein, daß Gemeinde<br />
und Pfarrer, Vercinsvorstände und Mitglie<strong>der</strong><br />
völlig zerschlagen von all den vielen<br />
Gemeinde- und Vereinsabenden in die großen<br />
<strong>Kirche</strong>nfeste (Weihnachten, Ostern) hineinkommen.<br />
Wallroth.
Allswahlliste erschienen!<br />
In Verbindung mit Dr. Plei st er (Fichtegesellschaft)<br />
und Pfarrer B r a a sch (Bitterfeld)<br />
hat unser Fachreferent M. G, Dessin<br />
soeben eine Laienspielliste „S piel und<br />
Spieler" für evangelische Kreise herausgegeben.<br />
Die Liste ist als erste Auswahl gedacht<br />
und bringt etwa 80 Laienspiele mit kritischer<br />
Würdigung und kurzen Erläuterungen<br />
über die technischen Vorbedingungen <strong>der</strong> Stücke.<br />
Dr. Pleister schrieb dazu den einleitenden Aufsatz,<br />
<strong>der</strong> eine Grundlegung des Laienspielgedanken«<br />
darbietet und daher allen evangelischen<br />
Spielern willkommen sein wird. Da« Heft<br />
„Spiel und Spieler. Grundliste für evangelische<br />
Laienspieler" ist für 0,50 ^>t durch uns zu beziehen.<br />
(Verlag <strong>der</strong> Vereinigung Eo. Buchhändler,<br />
Leipzig.) Ebenso durch jede Buchhandlung.<br />
Lllienspielberatung<br />
Im Clarenbach-Gedenkjahr sollten vor allem<br />
Clarenbachspiele zur Aufführung kommen,<br />
lieber die vorliegenden Stücke von<br />
Figge (Verlag Schocll, Ronsdorf), 31 a -<br />
torp°W!lkes (Aussaat-Verlag), Tendick<br />
(Evgl. Preßverband), Hürrthal (Kiesel)<br />
wird in dieser Nummer ausführlich berichtet.<br />
Im folgenden geben wir eine kleine llebersicht<br />
über die Laienspiele, die in den nächsten Monaten<br />
wichtig werden:<br />
I. Reformationsfest<br />
ValerieFriedrich-Thiergen: Junker<br />
Jörg (Wartburgszenen). (He<strong>im</strong>atschutz,<br />
Dresden-A., Schließfach 24.) Geb. 3 ^t,<br />
P.: H m., 4 w. — Diese Wartburgszenen<br />
au« dem Sammelband „Jahresring deutscher<br />
Festspiele" erfreuen durch ihre Frische und<br />
Natürlichkeit, Von Junker Jörg abgesehen,<br />
verlangen die Rollen keine beson<strong>der</strong>e Fähigkeit<br />
spieltechnischer Art, so daß auch Anfängergruppen<br />
hier ein dankbares Stück<br />
zum Reformationsfest finden.<br />
Friedlich Hindenlang: Ambrosiu«<br />
Blarer. (Preßverbd. Karlsruhe.) etwa 4 ^»l,<br />
P.: 2 m., o<strong>der</strong> 2 w., 3 w. — Bil<strong>der</strong> aus<br />
<strong>der</strong> Konstanzer Reformationsgeschichte. Au«<br />
<strong>der</strong> sehr reichhaltigen Szcnenfolge lassen sich<br />
manche Auftritte herauslösen. Sorgsam dargestellt<br />
vermögen die kurzen Zwie- und<br />
Iüehrgespräche ein längeres Reformationsstück<br />
zu ersetzen.<br />
Carl ?!? unzinger: l<strong>im</strong> Glaube und Gewissen.<br />
Festspiel zur 400-Iahrfeier <strong>der</strong> Protestation<br />
zu Epeyer. (Ev. V. Kaiserslautern.)<br />
Brosch, 2 ^t, gbd. 3 ^»t. P.: 1? m,,<br />
2 w. — Der Reichstag zu Speyer gibt den<br />
Hintergrund zur starken Herausarbeitung<br />
evangelischen Glauben«, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> eindrucksvoll<br />
gestalteten „Protestation" neue Kräfte<br />
erhält.<br />
Hann« Iohst: Propheten. Ein Spiel um<br />
den jungen Luther. (Langen, M.) 2 ^l,<br />
geb. 3,50 ^>l, — Eine große Dichtung des<br />
Reformationsgeschehens, für die alle Kräfte<br />
zu einer Reformationsfeier bestens angewandt<br />
werden könnten. Da« Spiel ist eine<br />
große Auseinan<strong>der</strong>setzung zwischen den deutschen<br />
und römischen Menschen.<br />
Fritz Vater: Der Reformator. (Kirchl.<br />
Jugendamt Hbg.) 0,80 ^t. — Dieses Spiel<br />
ist vom Kirchlichen Jugendamt Hamburg<br />
preisgekrönt. E« stellt die Reformation dar,<br />
ohne Luther al« Einzelhelden zu posieren,<br />
und ist in seiner Form sehr von dem freien<br />
Spiel <strong>der</strong> Laien beeinflußt.<br />
Laienspielberatungsstelle<br />
Albr. Thoma: Die Salzburger. (Reiff,<br />
K.) etwa 4,50 ^»l. P.: 47 m., 8 w., Kin<strong>der</strong>.<br />
Ein evangelische« Heldenstück, Diese Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Emigrantennot und Glaubenstreue<br />
gehört zum eisernen Bestand evangelischer<br />
Bühnenbemühung. Wo ein größerer technischer<br />
Apparat möglich ist, hat das Spiel<br />
noch <strong>im</strong>mer gepackt.<br />
II. Advent<br />
Alfred Hermann: Die IN Jungfrauen.<br />
Ein Adventsspiel als Feier für die <strong>Kirche</strong>.<br />
(Quell-V,) 0,22 ^«, 40 Rollen 2,20 ^l,<br />
P.: 40 w. — llntcr Verwendung von<br />
Bibelworten und Gcsangbuchoersen ist hier<br />
ein Spiel voll ernster Vcrkündung geschaffen.<br />
Leicht ausführbar, jedoch gebunden an feierlichen<br />
Raum (<strong>Kirche</strong>).<br />
Henry von Heiseler: Die Nacht des<br />
Hirten. (Kaiser.) 0,80 ^l, Rollen 0,90 ^l. P,: 3 m., 4 w. —<br />
Voller Zartheit und verhaltener Keuschheit!<br />
Für reife Spielerinnen, die sich mit wirklicher<br />
Demut <strong>der</strong> Handlung „unterfangen",<br />
ist diese« beste Stück <strong>der</strong> bekannten Verfasserin<br />
eine verheißungsvolle Aufgabe,<br />
K. Schröer: Spiel vom Sündenfall,<br />
Da« a« Oberuferer Paradeisspiel. (Nreitkopf<br />
K Härtet.) 0,50 ^>l. P.: 3 m., 2 w. —<br />
<strong>Das</strong> alte Paradeisspiel hat am Anfang <strong>der</strong><br />
Laienspielbewegung gestanden. Ein Spielkreis,<br />
<strong>der</strong> wirklich zusammenhält, sollte versuchen,<br />
diese Formung des uns alle zutiefst<br />
betreffenden Stoffes und seine innere Beziehung<br />
zur Weihnachtserlösung wie<strong>der</strong><br />
sichtbar zu machen,<br />
ust. Kochhe<strong>im</strong>: Ismacl, <strong>der</strong> Hirt. (Agentur.)<br />
0,80 ^t. P,: 8 m,, 4 w. — Die Weihnachtsgeschichte<br />
spielt, äußerlich gesehen,<br />
eine ganz geringe Rolle, Dennoch ist da«<br />
Ganze ein Weihnachtsspiel, originell <strong>im</strong><br />
Motiv. Die psychologisch fein durcharbeiteten,<br />
nie plumpen aufdringlichen Gespräche<br />
stellen nicht ganz geringe Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />
die Spieler. Ein Spiel für anspruchsvolle,<br />
denkende Hörer.<br />
Tagung des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n Volksbildungsausschusses<br />
in Halberstadt<br />
Am 42. September fand <strong>im</strong> evangelischen<br />
Volksbildungshe<strong>im</strong> Eckarts Hof b. Halberstadt<br />
eine Sitzung des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n<br />
Volksbildungsausschusse« statt. Auf <strong>der</strong> Tagesordnung<br />
stand al« einziger Punkt die Frage<br />
einer Neuorganisierung des gesamten evangelischen<br />
Volksbildungswesen« in Deutschland.<br />
Aus Kreisen des Volksbildungsausschusses heraus<br />
war <strong>der</strong> Wunsch entstanden, den Ausschuß<br />
durch eine vorzunehmende Umbildung noch<br />
stärker als es bisher <strong>der</strong> Fall war, zu aktivieren,<br />
II, a. wurde erwogen, die bisher<br />
be<strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n Preßocrband für Deutschland<br />
liegende Geschäftsführung von diesem zu<br />
trennen und zu verselbständigen. Dagegen<br />
wurden in ernster, eingehen<strong>der</strong> Beratung sehr<br />
schwerwiegende Bedenken erhoben. Eine end-<br />
„Hätte ich das doch eher gewußt!"<br />
gültige Entscheidung wurde nicht getroffen.<br />
Vielmehr beschloß man, den ganzen Fragcnkomplei<br />
noch gründlich zu durchdenken, bevor in<br />
einer zweiten Sitzung verbindliche Beschlüsse<br />
gefaßt weiden. Der Volksbildungsausschuß<br />
sprach seinem Führer, Herrn Prof. Dr. Hin<strong>der</strong>er,<br />
den Dank für die geleistete Arbeit aus<br />
und bekundete ihm zugleich das Vertrauen zu<br />
seiner weiteren, führenden Tätigkeit <strong>im</strong> Ausschuß.<br />
Zur Bearbeitung <strong>der</strong> schwebenden Fragen<br />
wurde ein Gremium — bestehend au« den<br />
Herren Dr. Bartsch (Eckartshof), Dr. Adickes<br />
(Volkshochschulverband), Dr. von Viebahn<br />
(Iohannisstift) — gebildet, da« unter <strong>der</strong> Leitung<br />
von Professor V. Hin<strong>der</strong>er ein Programm<br />
für die weitere organisatorische Gestaltung<br />
de« Volksbildungsausschusses entwerfen soll.<br />
Wie oft wird uns da« von Besuchern unseres Preßverbandes gesagt,<br />
wenn sie unseren Nachweis über Lichtbil<strong>der</strong> und Diapositive<br />
kennen gelernt haben. Wir haben diesen Nachweis an<br />
tiefer Stelle zwar öfter angezeigt, tun es aber gern aufs neue:<br />
Die <strong>Evangelische</strong> Bildkammer für <strong>Rheinland</strong> kann<br />
auf Grund ihrer L i ch t l> i l d k arte i, die sämtliches<br />
Lichtbildmaterial <strong>der</strong> großen, deutschen Firmen<br />
umfaßt, ihnen umgehend über 250 000 Lichtbil<strong>der</strong><br />
Auskunft geben. Es ist die einzige evangelische Stelle dieser<br />
Art, die wir besitzen. Suchen Sie eine Lichtbildreihe zu einem Vortrag<br />
o<strong>der</strong> Unterhaltungsabend — gleichgültig aus welchem Gebiete — wir<br />
weisen sie Ihnen unentgeltlich nach. Wir sparen Ihnen Arbeit, 3Ilühe<br />
und Zeit! Schreiben Sie uns!<br />
<strong>Evangelische</strong> Bildkammcr für <strong>Rheinland</strong>, Essen.<br />
467
Einweihung des Erweiterungsbaues <strong>im</strong> Auguste-<br />
Viktoria-He<strong>im</strong> in Barmen am 3. Oktober 1929<br />
Am dritten Oktober wurde <strong>der</strong> Erweiterungsbau<br />
des Auguste-Viktoria-He<strong>im</strong>«, <strong>der</strong> Zentrale <strong>der</strong><br />
rheinischen Frauenhilfsarbeit, seiner Best<strong>im</strong>mung<br />
übergeben.<br />
Immer wie<strong>der</strong> trat bei <strong>der</strong> Feier <strong>der</strong><br />
Gedanke in den Vor<strong>der</strong>grund, daß die<br />
Fertigstellung de« Erweiterungsbaue« und seine<br />
feiersiche Einweihung nicht ein Ziel sei, da«<br />
man erreicht habe und mit dem man sich begnügen<br />
könne, son<strong>der</strong>n daß diese Feierstunden<br />
nur eine Etappe bedeuteten, eine Haltestelle auf<br />
dem Weg, den die Rheinische Frauenhilfe mit<br />
all ihren Schwestern <strong>im</strong> Reich geht- Sammlung<br />
und Stärkung <strong>der</strong> evangelischen Frauen zum<br />
Dienst an ihrer Gemeinde.<br />
Der 4. Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Frauen-<br />
Hilfe <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>, Generalsuperintendent<br />
D, Stoltenhoff, weihte das Hau«:<br />
Dieser Bau will nichts an<strong>der</strong>e« als wa« die<br />
Frauenhilfe überhaupt will, alle Kräfte christlichen<br />
Glauben«, christlich evangelischen Frauentum«<br />
in <strong>der</strong> Gemeinde aufrufen, für die Gemeinde<br />
mobilisieren, schulen und zusammenfassen.<br />
Die Geschichte <strong>der</strong> evangelischen Frauenhilfe ist<br />
<strong>der</strong> Newei« dafür, daß dieser Gedanke sich bewährt<br />
hat. Ein Mittelpunkt <strong>der</strong> evangelischen<br />
Frauenarbeit soll da« Auguste-Viktoria-He<strong>im</strong><br />
sein, ein Mittelpunkt, ein Hau«, in dem Frauen<br />
und Mädchen durch Kurse und Freizeiten zum<br />
Dienst an Gesunden und Kranken, Kin<strong>der</strong>n und<br />
Alten, Bedrängten und Gefährdeten ausgebildet<br />
werden, ein Mutterhaus für unsere Schwestern,<br />
eine Erholungsstätte für müde, abgearbeitete<br />
Mütter, von <strong>der</strong> sie erquickt und gestärkt nach<br />
Hause zurückkehren können.<br />
Doppelt bedeutungsvoll will es erscheinen, daß<br />
die Einweihungsfeier de« Auguste-Viktoria-He<strong>im</strong>«<br />
gerade in unseren Tagen begangen werden kann.<br />
Alle bewußt christlich orientierte private und<br />
alle konfessionelle Fürsorge- und Wohlfahrt«arbeit<br />
wird heute ernsthaft angegriffen und angefochten,<br />
ja von Bosheit und Verleumdung<br />
verfolgt. Wir tasten die kommunale und staatliche<br />
Wohlfahrtsarbeit nicht an. Um so mehr<br />
erheben wir die ernste For<strong>der</strong>ung, daß auch unserer<br />
Arbeit Licht und Luft gegeben werde. Wir<br />
verlangen freie, wirklich freie Bahn für unsere<br />
kirchliche und konfessionelle Liebestätigkeit.<br />
Wenn Auseinan<strong>der</strong>setzung sein soll, so scheuen<br />
wir sie nicht und entziehen uns ihr nicht, aber<br />
sie soll mit ehrlichen Waffen ausgekämpft<br />
werden.<br />
Der Weiherede de« Generalsuperintendenten<br />
folgten die Festgrüße: <strong>der</strong> Vizepräsident de«<br />
Oberkirchenrate«, D. Burghart, früher Pfarrer<br />
in Barmen, grüßte al« Vertreter <strong>der</strong> Landeskirche,<br />
<strong>der</strong> Präsident <strong>der</strong> Landesoersicherungs-<br />
anstalt, Dr. Appelius, Herr Landesrat Dr.<br />
Saarbourg al« Vertreter des Herrn Landeshauptmanns,<br />
Baurat Köhler von <strong>der</strong> Stadtverwaltung<br />
in Barmen überbrachten Grüße und<br />
Wünsche.<br />
Weitere Grüße und Gaben überbrachten <strong>der</strong><br />
Vertreter des Gesamtoerbande« <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />
Frauenhilfe, de« Prooinzialausschusse« <strong>der</strong><br />
Inneren Mission <strong>der</strong> Westfälischen Frauenhilfe,<br />
<strong>der</strong> evangelischen Gemeinden und <strong>der</strong> Synode<br />
Barmen, die Vertreterinnen <strong>der</strong> einzelnen Kreisverbände<br />
<strong>der</strong> Rheinischen Frauenhilfe.<br />
Der Feier schloß sich ein Rundgang durch da«<br />
Hau« an, dessen solide und zweckmäßige, dabei<br />
helle und freundliche Einrichtung allgemein bewun<strong>der</strong>t<br />
wurde. Beson<strong>der</strong>e Freude bereitete es.<br />
daß eine ganze Reihe von Z<strong>im</strong>mern für „unsere<br />
Mütter" bereit stehen (seit 7. 8. haben wir 27<br />
erholungs- und pflegebedürftige Mütter, zum<br />
Teil mit ihren Kin<strong>der</strong>n aufgenommen und betreut),<br />
so daß also hier „Müttererholungsfürsorge"<br />
getrieben werden kann. Die Säle, die<br />
zur Abhaltung von Kursen und Freizeiten dienen,<br />
haben sich bedeutend vergrößert, die Geschäftsstelle<br />
hat endlich die für die Zahl <strong>der</strong><br />
Arbeitskräfte (Geschäftsführen<strong>der</strong> Direktor,<br />
drei Berufsarbeiterinnen und sieben Bürokräfte)<br />
ausreichende Räume erhalten, und auch für die<br />
Schwestern des Mutterhauses stehen einige<br />
neue Z<strong>im</strong>mer zur Verfügung,<br />
Möge auch dieser Tag dazu beigetragen haben,<br />
in aller Herzen den Gedanken lebendig zu erhalten,<br />
den da« alte Frauenhilfslied zum Ausdruck<br />
bringt:<br />
<strong>Das</strong> will ich mir schreiben in Herz und Sinn,<br />
Daß ich nicht für mich auf Erden bin,<br />
Daß ich die Liebe, von <strong>der</strong> ich leb.<br />
Liebend an an<strong>der</strong>e weiter geb!<br />
<strong>Evangelische</strong> Lebenskunde in ländlichen Fortbildungsschulen<br />
und städtischen Berufsschulen<br />
Was ist da«: Lebenskunde?, so habe ich<br />
öfter fragen hören. Wir haben doch früher keine<br />
Lebenskunde gehabt und darum brauchen unsere<br />
Kin<strong>der</strong> auch keine Lebenskunde, Es gab früher<br />
auch keine Pflichtfortbildungsschule und doch<br />
möchte mancher Jugendliche, <strong>der</strong> ein tüchtiger<br />
Meister werden will, nicht auf das verzichten,<br />
wa« er heute in <strong>der</strong> Berufsschule lernt. Aber<br />
auch die sittlichen Lebensfragen gehören in den<br />
Unterricht <strong>der</strong> Jugend. Die heutige Kulturkrisi«<br />
bringt soviel Unklarheit de« Denken« und soviel<br />
Unsicherheit des Willen«, So wichtig die beruflichen<br />
Kenntnisse für den werdenden Menschen<br />
sind, auch die sittliche Nildung ist nötig. Wer<br />
<strong>im</strong> Berufsleben steht, weiß, daß <strong>der</strong> Beruf nicht<br />
nur Kenntnisse und Fertigkeiten, son<strong>der</strong>n auch<br />
Charakter erfor<strong>der</strong>t. Und ist nicht die Frage des<br />
Wie<strong>der</strong>aufbaus unsere« Volke« in erster Linie<br />
eine sittliche Frage? Der Staat lebt doch vor<br />
allein von <strong>der</strong> freien Hingabe seiner Bürger<br />
und von den Opfern <strong>der</strong>er, die von <strong>der</strong> Selbstsucht<br />
los sind und dem Ganzen dienen wollen. Ohne<br />
Ethik keine Volksgemeinschaft. —<br />
Von dieser Grundeinstellung au« muß man den<br />
Unterricht in <strong>der</strong> Lebenskunde ansehen. Wer<br />
diesen Unterricht erteilt, weiß, wieviel Vorbereitung<br />
er verlangt. Der Son<strong>der</strong>ausschuß für<br />
<strong>Kirche</strong> und Schule be<strong>im</strong> Rheinischen Provinzialkirchenrat<br />
hat in seinen Richtlinien schon darauf<br />
hingewiesen, daß die grundlegenden Fragen christlicher<br />
Ethik, vor allem <strong>der</strong> Berufsethik und<br />
Erzbischof D. So<strong>der</strong>blom über den Sport<br />
Im Iubiläumswerk de« Schwedischen Reich«.<br />
Verbandes schreibt <strong>der</strong> schwedische Erzbischof<br />
Nathan So<strong>der</strong>blom:<br />
„Der Sport ist meiner Meinung nach eine<br />
segensreiche Sache, die nicht zuletzt von den<br />
Dienern <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> geschätzt und geför<strong>der</strong>t<br />
werden sollte. Der Körper braucht Zucht,<br />
Uebung und Beherrschung, E« liegt in <strong>der</strong><br />
höheren Natur de« Menschen, nach Vervollkommnung<br />
zu streben. Wettkampf gereicht<br />
daher zum Guten, wenn er nicht mißbraucht<br />
und übertrieben wird, Faulheit und Schwächlichkeit<br />
sind da« Grab des edlen Instinkte«, <strong>der</strong><br />
den gesunden Düenschen zum Training und zur<br />
Entwicklung aller angeborenen o<strong>der</strong> erworbenen<br />
Fertigkeiten treibt. Der Wettkampf<br />
schließt ein beachtenswerte« sittliche« Moment<br />
in sich, Niemand kann nämlich <strong>im</strong> Sport etwa«<br />
erreichen, ohne seinen Körper zu üben und zu<br />
kasteien, ohne ihn in Zucht und Form zu<br />
halten, da« bedeutet aber, sich um de« Erreichen«<br />
eine« gesetzten Ziele« willen den<br />
Lockungen und Genüssen des Augenblick« zu<br />
versagen. Kein Geringerer als <strong>der</strong> Apostel<br />
Paulus hat das besser ausgedrückt, al« je<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>e e« vermöchte: „Je<strong>der</strong> Wettkämpfer<br />
christlichen Glaubens in reformatorischer Aus»<br />
Prägung erörtert werden sollen. Aber bisher<br />
fehlte auf evangelischer Veite eine geeignete<br />
Stoffdarbietung für die i. Hälfte <strong>der</strong> Unterrichtszeit<br />
gibt das jetzt <strong>im</strong> Verlag von I u»<br />
liusNeltz inLangensalza erschienene<br />
Buch: <strong>Evangelische</strong> Lebenskunde<br />
von Superintendent Nungenberg.<br />
Mit warmer Empfehlung möchten wir auf die«<br />
Buch aufmerksam machen. In drei Teilen:<br />
Arbeit, Gesundheit, Haus und He<strong>im</strong> werden eine<br />
Fülle von Lebensfragen anschaulich besprochen;<br />
um nur einige zu nennen: Unkeuschheit, Arbeit<br />
und Erholung, Alkohol, Rauchen, Freunde und<br />
Freundinnen, Stellung zu Dienstboten. Auch die<br />
kirchlichen und sozialen Fragen werden einge»<br />
hend behandelt. Der Verfasser sagt <strong>im</strong> Vorwort,<br />
daß er sich bei <strong>der</strong> Abfassung de« Buches <strong>im</strong>mer<br />
vor Augen gehalten habe, wa« ein weitblicken<strong>der</strong><br />
Vater, dem da« evangelische Christentum da«<br />
Höchste ist, einer Klasse, zu <strong>der</strong> sein eigner Sohn<br />
gehört, wohl sagen würde angesichts <strong>der</strong> großen<br />
Gefahren, die heute unsere Jugend bedrohen.<br />
Da« ist ein guter Leitgedanke, Darum wollen<br />
wir das Buch auch unserer Jugend in die Hand<br />
geben, damit sie erfährt, wa« ein weitblicken<strong>der</strong><br />
und warmherziger Freund ihr sagen möchte. Wir<br />
Lehrer wollen e« setzt bei <strong>der</strong> Vorbereitung für<br />
die Ninterarbeit studieren und die Anregungen<br />
verbinden mit dem, wa« wir uns selbst zurechtgelegt<br />
haben. Seeliger,<br />
muß strengste Enthaltsamkeit üben". Mehr al«<br />
einmal n<strong>im</strong>mt <strong>der</strong> große Apostel die Kampfbahn<br />
zum Vergleich und Vorbild für die notwendige<br />
körperliche und geistige Uebung de«<br />
Christen, für Selbstzucht und Selbstbeherrschung,<br />
„Ihr wisset ja, daß die Wettläufer in<br />
<strong>der</strong> Rennbahn zwar alle laufen, nur einer<br />
aber den Siegespreis gewinnt. Laufet wie<br />
dieser, daß ihr den Preis gewinnet!. . ."<br />
Es ist zu beklagen, wenn <strong>der</strong> Sport und die<br />
aufs äußerste angespannte menschliche Anstrengung<br />
in den Dienst merkantiler Interessen<br />
gestellt wird, statt de« Menschen Streben nach<br />
Vollkommenheit anzuspornen, o<strong>der</strong> wenn Sensation<br />
und Wette an Stelle gesun<strong>der</strong> und gediegener<br />
Sportübung treten.<br />
Ich segne jeden, <strong>der</strong> mit Ausdauer guten und<br />
gesunden Sport treibt o<strong>der</strong> zu treiben versucht."
<strong>Evangelische</strong> Stadtverordnete<br />
Ein zwanglos erscheinendes Beiblatt zum „<strong>Evangelische</strong>n <strong>Rheinland</strong>"<br />
Samstag, den 28. September, hatte <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> Preßoerband für <strong>Rheinland</strong> nach Essen zu einem seiner<br />
Aussprache-Nachmittage eingeladen. Trotz eines ungewollten Zusammentreffens mit einer Partei-Son<strong>der</strong>tagung<br />
waren über siebzig Stadtverordnete, unter ihnen eine Reihe Reichstags- und Landtagsabgeordnete, erschienen.<br />
Die stets gleiche Bitte, die Referate unserer Abgeordneten-Tagungen gedruckt zu erhalten, veranlassen uns,<br />
unserer Monatszeitschrift zwanglos das Beiblatt „Der evangelische Stadtverordnete" zuzufügen.<br />
Aufgabe unserer evangelischen Gemeinden ist es, dafür zu sorgen, daß unser Beiblatt in die Hände aller evangelischen<br />
Persönlichkeiten kommt, die <strong>im</strong> öffentlichen Leben stehen. Son<strong>der</strong>drucke können in beliebiger Stückzahl bei<br />
sofortiger Bestellung zu billigster Berechnung durch den <strong>Evangelische</strong>n Preßverband für <strong>Rheinland</strong> bezogen werden. S.<br />
Wohlfahrtspflegerische Entwicklungen des letzten Jahrzehnts<br />
Vortrag von Direktor Liz. Ohl, Langenberg. Gehalten auf <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Abgeordneten-Tagung in Essen am 28. September 1929<br />
Die evangelische Wohlfahrtspflege begrüßt<br />
dankbar die Möglichkeit, vor maßgebenden<br />
Vertretern unserer kommunalen Parlamente<br />
und Verwaltungen die Gedanken zu<br />
erörtern, die sie angesichts <strong>der</strong> wohlfahrtSpflegerischen<br />
Entwicklung des letzten Jahrzehnts<br />
bewegen, und das Ziel aufzuzeigen,<br />
daß die Richtung ihrer Arbeit <strong>im</strong> letzten<br />
Jahrzehnt best<strong>im</strong>mt hat und auch weiter<br />
best<strong>im</strong>men wird.<br />
Vor drei Jahren ging durch die Blätter<br />
die Nachricht, daß Hedwig Wange l,<br />
die ehemalige Schauspielerin, in Berlin ein<br />
He<strong>im</strong> eröffnet habe, das den unehelichen<br />
Müttern, den entlassenen weiblichen Strafgefangenen,<br />
den Entgleisten und doch noch<br />
ringenden Menschen Zuflucht bieten sollte.<br />
Sie nannte es „Tor <strong>der</strong> Hoffnung". Die<br />
illustrierten Blätter brachten Bil<strong>der</strong> von<br />
ihr, ihrem He<strong>im</strong> und ihren Schutzbefohlenen.<br />
Es wurde zwar deutlich, wie wenig die<br />
Öffentlichkeit davon mußte, daß vor fast<br />
400 Jahren Theodor Fliedner zum<br />
erstenmal ein solches He<strong>im</strong> eröffnete, und<br />
daß seitdem Hun<strong>der</strong>te von solchen He<strong>im</strong>en<br />
ständig ihre Tore offen haben, um die einzulassen,<br />
die aus dem Elend und Jammer<br />
heraus wollen und Zuflucht suchen, in <strong>der</strong><br />
Hoffnung, noch einmal ein neues Leben<br />
beginnen zu können.<br />
Trotzdem freuten wir uns, daß hier <strong>der</strong> Gedanke<br />
Wurzel schlug in Kreisen, die bisher<br />
achtlos an ihm vorübergegangen waren.<br />
Jetzt geht wie<strong>der</strong>um die Nachricht durch die<br />
Blätter, daß Hedwig Wangel dies „Tor<br />
<strong>der</strong> Hoffnung" schließen muß, mit einer Erklärung,<br />
die etwas Erschütterndes an sich hat."<br />
„Ja, ich habe es geschlossen, ohne nach<br />
meinen Mitglie<strong>der</strong>n und Ehrenmitglie<strong>der</strong>n<br />
zu fragen — denn sie fragten ja nicht mehr<br />
nach euch, für die das Tor vor drei Jahren<br />
geöffnet wurde.<br />
Zum letztenmal gebe ich euch die Hand —<br />
geht nach Berlin. Nehmt eure kleinen Kin<strong>der</strong><br />
auf den Arm — sucht euch ein Bett —<br />
Essen und Trinken — was Warmes.<br />
An 4800 Bahnhöfen habe ich meine Bitte<br />
um 3 Mark für euch angeklebt. Es kamen<br />
nicht IN, die diese Bitte erfüllten! Wenn ich<br />
in den Städten, wohin ich reiste, von euch<br />
zu ihnen sprach, haben sie ihren 3?c>men<br />
aufgeschrieben, wenn ich aber mahnte, wollten<br />
sie nichts mehr senden. Ihr armen<br />
Mädels, man hat nicht 3 Mark für euch<br />
übrig, geht auf die Straße, ich kann euch<br />
nicht helfen! Vielleicht n<strong>im</strong>mt euch doch<br />
jemand in Stellung, wenn ihr lügt und<br />
nichts von <strong>der</strong> Vergangenheit sagt!<br />
Ich konnte euch nichts leinen lassen, wenn<br />
ich auch nach drei Jahren endlich von <strong>der</strong><br />
Regierung die Erlaubnisurkunde bekommen<br />
habe. Aber wer will euer Lehrer sein?<br />
Wollen sie nicht alle nur Pensionen? Und<br />
wer will euch ein gutes Vorbild geben?<br />
Lauft auf die Straße, sucht euch ein<br />
Bett, was zu essen; bettelt mit euren Kin<strong>der</strong>n<br />
auf den Wohlfahrtsämtern und pfeift<br />
auf ein „Tor <strong>der</strong> Hoffnung", das zur Sackgasse<br />
werden mußte — denn es war ein<br />
„Totgeborenes Kind, sagt <strong>der</strong> Herr Präsident!<br />
— Ich habe mich geirrt! Ich dachte,<br />
es wäre eine lebendige Hoffnung — lebt<br />
wohl!"<br />
Erschütternd dies Bild, vielleicht ein wenig<br />
scharf umrissen aus <strong>der</strong> tiefen Verbitterung,<br />
die aus den Worten Hedwig Wangels<br />
spricht, aber doch wohl in seinen Grundzügen<br />
echt.<br />
Ist also wirklich kein Platz mehr auf deutschem<br />
Boden für die Werke reiner opferbereiter<br />
Liebe? Fehlen heute die Menschen,<br />
die einem Pionier <strong>der</strong> sein Alles, seine ganze<br />
Persönlichkeit für die Arbeit einsetzt, unterstützend<br />
folgen?<br />
Herrscht nur noch ein sensationelles<br />
Interesse an diesen Dingen? Die illustrierten<br />
Zeitschriften, die seinerzeit bei <strong>der</strong><br />
Eröffnung die Bil<strong>der</strong> brachten, bringen<br />
heute wie<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> von Hedwig Wangel<br />
„unter ihren Schützlingen, in ihrem He<strong>im</strong>,<br />
das sie nicht halten konnte aus Mangel an<br />
finanziellen Mitteln". So wird ganz sachlich,<br />
offenbar ohne innere Anteilnahme, festgestellt.<br />
Dabei handelt es sich hier nicht um ein<br />
konfessionelles Werk, dem vielleicht weite<br />
Kreise unseres Volkes, die sonst gebefreudig<br />
wären, ihre Unterstützung versagen mit <strong>der</strong><br />
Begründung, daß sie <strong>Kirche</strong> und Religion<br />
fernstehen. Hier handelt es sich um das<br />
Werk eines reinen Menschentums, dem nicht<br />
zehn eine Gabe zu spenden bereit sind, für<br />
das selbst die gewählten Vorstandsmitglie<strong>der</strong><br />
innerlich kein Interesse mehr aufbringen.<br />
Vielleicht hat dieser Fall nichts Typisches,<br />
noch nicht! Aber er ist doch wie ein Schlaglicht,<br />
das uns zeigt, bis wohin die Dinge<br />
treiben können; bis wohin sie wohl auch<br />
weiter treiben werden, wenn wir nicht rechtzeitig<br />
die Ursachen einer solchen Entwicklung<br />
erkennen und ihnen vorzubeugen versuchen.<br />
Wenn wir Ihnen heute von feiten <strong>der</strong> evangelischen<br />
Wohlfahrtspflege, <strong>im</strong> Blick auf die<br />
Entwicklungen des letzten Jahrzehnts, von<br />
unseren Sorgen reden dürfen, unsere schweren<br />
Befürchtungen aussprechen dürfen, so<br />
liegen sie, auf eine kurze Formel gebracht,<br />
in <strong>der</strong> Erkenntnis, daß wir einer zunehmenden<br />
Entseelung unserer deutschen<br />
Wohlfahrtspflege uns gegenüber<br />
sehen.<br />
Liebe und Barmherzigkeit, die die Anfänge<br />
deutscher Wohlfahrtspflege geschaffen<br />
haben, sie Jahrzehnte hindurch getragen<br />
haben, scheinen zu sterben; sie sind nicht<br />
mehr mo<strong>der</strong>n.
An ihre Stelle tritt gesetzliche Verpflichtung<br />
zur Hilfeleistung und Rechtsanspruch<br />
des Hilfsbedürftigen auf die Leistung.<br />
Selbstlose Liebe, opferfähige Hingabe an<br />
den Nächsten, dankbare Verbundenheit<br />
zwischen dem Hilfsbedürftigen und seinem<br />
Helfer sind Vokabeln, die man aus <strong>der</strong><br />
Sprache <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege unserer Zeit<br />
ausmerzen möchte; — aus dem verhängnisvollen<br />
Irrtum heraus, daß es entehrend<br />
und entwürdigend sei, eine Leistung<br />
zu empfangen, auf die man keinen<br />
Anspruch hat, entwürdigend auch dann,<br />
wenn sie aus reiner Liebe angeboten wird.<br />
Aus dem verhängnisvollen Irrtum, <strong>der</strong><br />
nicht mehr den Unterschied erkannte zwischen<br />
dem von oben herab, lässig hingeworfenen<br />
Almosen (das wirklich etwas Entwürdigendes<br />
hat) und <strong>der</strong> aus innerster<br />
Verantwortung für den Bru<strong>der</strong>, aus dem<br />
Bewußtsein innerster Verbundenheit mit<br />
ihm geborenen Tat <strong>der</strong> Liebe, die durchdrungen<br />
ist von dem Bewußtsein, daß die,<br />
die da helfen, und die, denen geholfen wird,<br />
Brü<strong>der</strong> sind, Kin<strong>der</strong> eines Vaters <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel,<br />
vor ihm gleich schuldig, verstrickt in<br />
die Gesamtschuld <strong>der</strong> Menschheit, vor ihm<br />
gleich geachtet, <strong>der</strong> Fülle seiner Gaben<br />
gleich wertgeachtet.<br />
Wie kommt es zu dieser Entseelung<br />
unserer deutschen Wohlfahrtspflege? Wir<br />
sehen ihre Ursachen zum Teil in <strong>der</strong><br />
Massenhaftigkeit <strong>der</strong> Not, die fast<br />
zwangsläufig zu einem gewissen Schematismus<br />
drängt, bei dem naturgemäß das<br />
persönliche, seelische Moment zurücktritt<br />
gegenüber <strong>der</strong> möglichst schnellen Erledigung<br />
von Fällen.<br />
Wir sehen die Ursachen weiter in <strong>der</strong> <strong>im</strong>mer<br />
umfassen<strong>der</strong>en WohlfahrtSgesetzgeb<br />
u n g, die, selbst herausgeboren aus dem<br />
Bewußtsein innerster Verpflichtung <strong>der</strong><br />
Volksgemeinschaft zur Hilfe, doch den Eindruck<br />
hinterlassen hat in weitesten Bevölkerungskreisen,<br />
daß damit nun jede persönliche<br />
Verpflichtung auf dem Gebiet abgegolten<br />
sei; während die Gesetzgebung selbst<br />
doch die Tendenz hatte, alle Kräfte zu<br />
sammeln und gemeinsam in den Kampf<br />
wi<strong>der</strong> die Not einzusetzen.<br />
Wir sehen diese Entwicklung zur Entseelung<br />
bedauerlich verschärft und beschleunigt durch<br />
die zunehmende Politisierung unserer<br />
Wohlfahrtspflege. Sie wird zum Handelsobjekt<br />
<strong>im</strong> politischen Kampf. Sie wird nicht<br />
selten in ihren Auswüchsen Mittel zur politischen<br />
Einflußnahme, vielleicht auch zum<br />
politischen St<strong>im</strong>menfang. So empfindet<br />
<strong>der</strong> Hilfbedürftige hier nicht mehr die<br />
selbstlose Tat helfen<strong>der</strong> Liebe, son<strong>der</strong>n vermutet<br />
dahinter das eigensüchtige Interesse<br />
einer Partei, einer Gruppe, einer Weltanschauung,<br />
Endlich haben wir das deutliche Empfinden,<br />
daß wir sehr bewußten, — zuweilen,<br />
wenn auch nicht <strong>im</strong>mer, ausgesprochenen —<br />
470<br />
Bestrebungen einer Säkularisierung<br />
gegenüberstehen, die jedes kirchliche und konfessionelle<br />
Element von <strong>der</strong> Mitarbeit in<br />
<strong>der</strong> Wohlfahrtspflege zurückdrängen bzw.<br />
ausschalten möchte. Daß damit die Entseelung<br />
weiter um sich greifen muß, dürfte<br />
unbestreitbar sein.<br />
Diese vier Beobachtungen darf ich je mit<br />
ein paar Worten und Ausführungen noch<br />
illustrieren.<br />
Zunächst die Massen haftigkeit <strong>der</strong><br />
Notstände: durch Krieg- und NachkriegSnot,<br />
durch Inflation, sind große<br />
Massen von Menschen, ja ganze Schichten,<br />
aus <strong>der</strong> Bahn geworfen und entwurzelt.<br />
Ich erinnere an die 628 000 Sozialrentner,<br />
an die 35? 000 Kleinrentner, zusammen<br />
985 000 Menschen, die heute <strong>der</strong> Hilfe<br />
bedürfen, während sie früher durch eigene<br />
Leistung in geordneten, sicheren Verhältnissen<br />
lebten.<br />
Ich erinnere an die 820 000 versorgungsberechtigten<br />
Kriegsbeschädigten, und die<br />
1 430 000 Kriegshinterbliebenen, die zwar<br />
<strong>im</strong> wesentlichen nicht von <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />
zu betreuen sind, <strong>der</strong>en Renten aber<br />
doch unsere allgemeine finanzielle Leistungsfähigkeit<br />
in Anspruch nehmen. Immerhin<br />
werden etwa 450 000 von ihnen durch die<br />
„Soziale Fürsorge für Kriegsbeschädigte<br />
und Kriegshinterbliebene" noch beson<strong>der</strong>s<br />
betreut. Ich erinnere an dag Resultat <strong>der</strong><br />
Gebrechlichenzählung <strong>im</strong> Reiche, die Blinden,<br />
Taubstummen, Schwachsinnigen, Epileptiker,<br />
Geisteskranke, Krüppel usw. umfaßte<br />
und die die Zahl von 708 200 Gebrechlichen<br />
aufweist.<br />
Nehmen wir dazu den Nachweis des<br />
Reichsstatistischen Amts, das wir mit<br />
300 000 Neuerkrankungen an Geschlechtskranken<br />
pro Jahr zu rechnen haben, von<br />
denen ein großer Teil irgendwie die öffentliche<br />
Fürsorge in Anspruch n<strong>im</strong>mt; nehmen<br />
wir weiter die Zahl von 8—900 000 Hauptunterstützungsempfänger<br />
in <strong>der</strong> Arbeitslosenversicherung<br />
und Krisenfürsorge, die<br />
Zahl von rund 4 Million Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen,<br />
die wir zu betreuen haben, so<br />
ist es sicherlich kein Wun<strong>der</strong>, daß die Statistik<br />
mit einer Ausgabe von ungefähr<br />
4 Milliarde 500 Millionen für öffentliche<br />
Fürsorge und Iugendhilfe rechnet.<br />
Aber uns geht es ja <strong>im</strong> Augenblick nicht<br />
um diese finanzielle Auswirkung, son<strong>der</strong>n<br />
in erster Linie um die Riesenzahlen und den<br />
dadurch zwangsläufig eintretenden Schematismus<br />
in <strong>der</strong> „Erledigung" <strong>der</strong><br />
Fälle.<br />
Dadurch muß trotz allerbester Theorien die<br />
persönliche Arbeit leiden, die Entseelung<br />
geför<strong>der</strong>t werden.<br />
Schon von hier aus sollte man eine positive<br />
Wertung gewinnen für die umfassende<br />
Arbeit <strong>der</strong> Verbände <strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege,<br />
wie sie in den ? Spitzenverbänden<br />
<strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege zu<br />
sammengefaßt ist: <strong>der</strong> Evangel, Inneren<br />
Mission, <strong>der</strong> Katholischen Caritas, dem<br />
Jüdischen Zentralwohlfahrtsausschuß <strong>der</strong><br />
deutschen Juden, dem Roten Kreuz, dem<br />
Fünften (Humanitären) Verband, <strong>der</strong> Sozialistischen<br />
Arbeiterwohlfahrt und dem<br />
Zentralwohlfahrtsausschuß <strong>der</strong> christlichen<br />
Arbeiterschaft.<br />
Diese freie Wohlfahrtspflege erfaßt täglich<br />
in ihren über 20 000 Einrichtungen <strong>der</strong><br />
geschlossenen und halboffenen Fürsorge<br />
4 432 «00 Menschen, an denen 440 000<br />
hauptamtliche Kräfte fürsorgerischen Dienst<br />
tun. Sie erfaßt in ihren 79 700 Einrichtungen<br />
<strong>der</strong> offenen Fürsorge ungezählte und<br />
vielleicht auch unzählbare Menschen durch<br />
den Dienst von über 20 000 hauptamtlichen<br />
und Hun<strong>der</strong>ttausende!, von ehrenamtlichen<br />
Kräften. Will man annehmen, daß durchschnittlich<br />
auch nur 40 Menschen von einer<br />
solchen Einrichtung offener Fürsorge betreut<br />
weiden, — eine Zahl, die sicherlich<br />
sehr niedrig gegriffen ist, — so wären das<br />
wie<strong>der</strong> rund 800 000 von uns betreute<br />
Menschen; zusammen mit denen aus <strong>der</strong><br />
geschlossenen und halboffenen Fürsorge<br />
rund 2 Millionen. Es bedeutet doch etwas,<br />
wenn soviel Tausende und Aber Tausende<br />
von Kräften sich den Menschen zuwenden<br />
und damit die Zusammenballung <strong>der</strong> Massen<br />
<strong>der</strong> Hilfsbedürftigen stark auflockern.<br />
Nur <strong>im</strong> Vorübergehen wollen wir auch auf<br />
den finanziellen Gewinn solcher Mitarbeit<br />
<strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege hinweisen.<br />
Es fehlt die Statistik darüber noch,<br />
was sie an Gesamtleistungen, an eigenen<br />
Kräften und Mitteln in den Dienst <strong>der</strong><br />
deutschen Wohlfahrtspflege stellt; aber es<br />
darf doch hier daran erinnert werden, daß<br />
sie selbst da, wo sie <strong>im</strong> Auftrag <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Fürsorge, <strong>der</strong>en Pfleglinge und Zöglinge<br />
übern<strong>im</strong>mt, viel billiger arbeitet als<br />
die entsprechenden eigenen Einrichtungen<br />
<strong>der</strong> öffentlichen Fürsorge:<br />
Die Pflegesatze, die die Provinzialverwaltung<br />
für die Fürsorgezöglinge<br />
zahlt an die Anstalten <strong>der</strong> freien<br />
Wohlfahrtspflege, liegen (je nach den<br />
Gruppen verschieden) zwischen 2 und 3 °K,<br />
die meisten innerhalb <strong>der</strong> ersten Hälfte dieser<br />
Spanne zwischen 2,30 und 2,50 ^.<br />
Dafür haben die Anstalten zu stellen:<br />
Unterkunft, Beköstigung, Kleidung, Pflegebzw.<br />
Erzieherkräfte, Verwaltung und Anstaltsschule<br />
mit den notwendigen Lehrkräften.<br />
Die Selbstkosten, die <strong>der</strong><br />
<strong>Evangelische</strong>r<br />
Stadtverordneter<br />
sein heißt: mit den Führern <strong>der</strong><br />
evangelischen Gemeinde Verbindung<br />
suchen und sie dauernd<br />
pflegen.
Provinz in ihren Provinzialanstalten für<br />
Fürsorgezöglinge pro Kopf und Tag erwachsen,<br />
liegen zwischen 5 und 6
Der in <strong>der</strong> Sache gegebene Gesichtspunkt,<br />
daß die einzelnen Arbeiten nach ihrer<br />
Stärke, nämlich nach dem Maß und I^Imfang<br />
ihrer Arbeitsleistung berücksichtigt<br />
werden müßten, o<strong>der</strong> daß zum mindesten,<br />
wenn die Platzzahl eine solche sachliche<br />
Wertung verschiedener Stärkezahlen nicht<br />
erlaubt, versucht werden müßte, jede in <strong>der</strong><br />
Arbeit siehende Gruppe irgendwie mitvertreten<br />
sein zu lassen, wird vielfach einfach<br />
beiseite geschoben zugunsten des an<strong>der</strong>en<br />
Gesichtspunktes, daß die politische Parteistärke<br />
auch die Verteilung <strong>der</strong> Sitze in<br />
diesen Wohlfahrtsausschüssen best<strong>im</strong>mt.<br />
Daß große Gruppen <strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege<br />
sich nicht einseitig parteipolitisch<br />
festlegen wollen, wird dabei einfach nicht<br />
beachtet.<br />
So kommt dann etwa eine Situation zustande,<br />
wie die, die für die kommenden<br />
Wahlen des Landesjugendamts gegeben<br />
sein wird:<br />
Die Karitas wird ihre Sitze beanspruchen<br />
nach <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> ZentrumSst<strong>im</strong>men <strong>im</strong><br />
Landtag, die Arbeiterwohlfahrt nach <strong>der</strong><br />
Zahl <strong>der</strong> sozialistischen St<strong>im</strong>men.<br />
Die Innere Mission, das Rote Kreuz, <strong>der</strong><br />
Humanitäre Verband, die Jüdische Wohlfahrtspflege,<br />
die Deutsche Turnerschaft, die<br />
Sport- und Spielverbände und noch einige<br />
an<strong>der</strong>e mehr, werden dann darauf angewiesen<br />
sein, sich in die Sitze zu teilen, die<br />
st<strong>im</strong>menmäßig etwa <strong>der</strong> bürgerlichen Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>im</strong> Provinziallandtag zustehen.<br />
— <strong>Das</strong> gleiche wie<strong>der</strong>holt sich dann<br />
noch einmal, wenn es sich um die Besetzung<br />
<strong>der</strong> sieben Plätze handelt, die besetzt werden<br />
sollen mit „in <strong>der</strong> Jugendwohlfahrt<br />
erfahrenen Männern und Frauen".<br />
AehnlicheS spielt sich natürlich auch je und<br />
dann in den kommunalen Ausschüssen ab.<br />
<strong>Das</strong> bedeutet Politisierung <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege,<br />
ein Abdrängen <strong>der</strong> aus inneren<br />
Gründen sich gegen eine politische Festlegung<br />
wehrende Arbeitsgruppe, von <strong>der</strong><br />
praktischen Arbeit und Mitarbeit.<br />
Aus inneren Gründen: Wir sind <strong>der</strong> Ueberzeugung,<br />
daß dann, wenn die Wohlfahrtspflege<br />
zum Mittel <strong>im</strong> politischen Kampf<br />
wird, sie ihr Bestes und Innerlichstes ververliert:<br />
den Willen zum selbstlosen Dienst.<br />
Wir wissen, daß <strong>der</strong> Hilfsbedürftige dafür<br />
ein feines Gefühl hat, ob man ihm selbstlos<br />
dienen will, o<strong>der</strong> ob Wohlfahrtspflege nur<br />
Mittel zum Zweck ist.<br />
Wir werden die ungeheuere Not, die auf<br />
unserem Volk liegt, nur überwinden, wenn<br />
wir ohne Neben- und Hintergedanken uns<br />
in die Arbeit hineinstellen. <strong>Das</strong> erlösende<br />
Wort für diese Not wird nicht gesprochen<br />
werden aus <strong>der</strong> Sphäre des Willens zur<br />
Macht, son<strong>der</strong>n nur aus <strong>der</strong> Sphäre des<br />
Willens zum Dienst.<br />
Denn es handelt sich bei dieser Not nicht<br />
nur um äußere Not, selbst da, wo sie ganz<br />
äußerlich erscheint. Es handelt sich <strong>im</strong>mer<br />
um ein wesentliches Stück seelischer Not,<br />
das sich mit <strong>der</strong> äußeren verknüpft.<br />
Seelische Not, innere Unsicherheit und<br />
Haltlosigkeit ist vielfach erst die Veranlassung<br />
für die äußere Not. Seelische Not<br />
ist in an<strong>der</strong>en Fällen die unmittelbare Folge<br />
äußerer Not.<br />
Um ein AeußerlichsteS herauszugreifen:<br />
Man mag die Bezüge für die Kleinrentner<br />
aus dem gebildeten Mittelstand noch so<br />
stark erhöhen, man wird ihnen damit nicht<br />
hinweghelfen über die Verbitterung, daß<br />
die Volksgemeinschaft, in <strong>der</strong> sie stehen, über<br />
ihr Geschick hinweggegangen ist, sie entrechtet<br />
hat; sie, wie sie es empfinden, um<br />
den Ertrag einer langen fleißigen mühevollen<br />
Lebensarbeit geprellt hat. Man wird<br />
ihnen nur dann darüber hinweghelfen, ihnen<br />
wenigstens wie<strong>der</strong> ein wenig Glauben an<br />
die Volksgemeinschaft geben, wenn sie ihre<br />
Rente nicht nur an einem Schalter abholen,<br />
son<strong>der</strong>n wenn Menschen zu ihnen kommen,<br />
aus ihrem eigenen Lebens- und Weltanschauungskreis<br />
und sie etwas davon spüren<br />
lassen, daß sie ihre innere seelische Not mit<br />
ihnen tragen, wirklich mittragen.<br />
Ein an<strong>der</strong>es Gebiet: das weite Gebiet des<br />
Erziehungswesens, ob es sich um Kin<strong>der</strong><br />
o<strong>der</strong> um sittlich haltlos gewordene, erziehungsbedürftige<br />
Erwachsene handelt:<br />
man wird diese Aufgabe <strong>der</strong> Erziehung und<br />
<strong>der</strong> Vermittlung eines inneren sittlichen<br />
Haltes nur zu lösen vermögen von dem Boden<br />
einer klargeprägten Weltanschauung,<br />
nur durch Persönlichkeiten, die innerlich von<br />
den Kräften dieser Weltanschauung durchdrungen<br />
sind und die <strong>der</strong> Weltanschauung<br />
des Hilfsbedürftigen nahe stehen.<br />
Wir werden mit aller noch so sorgfältigen<br />
Fürsorge und Pflege ärztlicher und pflegerischer<br />
Art dem Anormalen, dem Krüppel,<br />
dem Blinden und Taubstummen, nicht über<br />
das innerlich quälende Warum hinweghelfen,<br />
das er seinem Schicksal entgegenstellt.<br />
Hier können nur innerste Kräfte weltanschaulicher<br />
Art helfen.<br />
Diese Kräfte, in einem Wort zusammengefaßt,<br />
heißen: selbstlose Liebe. Nur wenn<br />
das dem Hilfsbedürftigen bewußt wird,<br />
daß ihn eine, nur auf Hilfe für ihn bedachte,<br />
nur ihn und seine Seele suchende<br />
Liebe, am Werk ist, nur dann findet er<br />
innerlich heraus aus seiner Not, den Mut<br />
zu neuem Anfang und neuem Leben. Nur<br />
dann wird ihn die ihm geleistete äußere<br />
Hilfe wie<strong>der</strong> zu sozialem Aufstieg helfen<br />
und so zum Segen werden.<br />
Jede Hilfe aber, hinter <strong>der</strong> er nicht die<br />
Liebe, son<strong>der</strong>n eine irgend wie geartete<br />
selbstsüchtige Absicht des Helfers o<strong>der</strong> des<br />
Helferkreises vermutet, macht ihn nicht frei,<br />
verbittert ihn o<strong>der</strong>, will er sich ihrer bedienen,<br />
verstrickt ihn in innere llnwahrhaftigkeit<br />
und Korruption.<br />
Darum bangen wir und schrecken zurück vor<br />
<strong>der</strong> Beobachtung, daß in zunehmendem<br />
Maß Kräfte am Werk sind, unsere konfessionelle<br />
Wohlfahrtspflege, die mit all diesen<br />
Werten rechnet und arbeitet, z u<br />
säkularisieren.<br />
Man hat das 4949—4922 schon einmal<br />
versucht. <strong>Das</strong> Schlagwort von <strong>der</strong> Kommunalisierung<br />
und <strong>der</strong> Sozialisierung aller<br />
Wohlfahrtspflege wurde damals scheinbar<br />
berechtigt damit unterbaut, daß man angesichts<br />
<strong>der</strong> großen, fast ungeheueren Aufgaben<br />
<strong>der</strong> Wohlfahrtspflege zu beweisen<br />
suchte, daß nur die stärksten Schultern diese<br />
Last zu tragen in <strong>der</strong> Lage seien und daß<br />
nur eine rationalisierte, alle Zersplitterung<br />
vermeldende Wohlfahrtspflege die Aufgabe<br />
lösen könnte. Diese breitesten Schultern,<br />
so meinte man, können nur die Kommunen<br />
und <strong>der</strong> Staat sein. Man glaubte, auf<br />
die großen tragenden Kräfte <strong>der</strong> Weltanschauungs-<br />
und Gesinnungsgemeinschaften<br />
verzichten zu können. Der Versuch ist damals<br />
gescheitert. ?üan erkannte erst, wieviel<br />
diese Weltanschauungö- und Gesinnungsgemeinschaften<br />
an Arbeit trugen, wieviel<br />
persönliche Kräfte sie aktivierten, wie<br />
es unmöglich sei, diese Kräfte in einem<br />
Sturm zu überrennen und durch an<strong>der</strong>e zu<br />
ersetzen.<br />
Es ist seitdem, von einigen Ausnahmen abgesehen,<br />
stiller geworden um die Bestrebungen<br />
<strong>der</strong> Sozialisierung und Kommunalisierung.<br />
Aber vergessen und begraben sind sie nicht.<br />
Die Kreise, die sich dafür einsetzen, haben<br />
einen an<strong>der</strong>en Weg beschritten, <strong>der</strong> zwar<br />
langsamer aber doch, wie sie meinen, <strong>im</strong><br />
Lauf <strong>der</strong> Zeit ebenso sicher zum Ziel führen<br />
wird. Es ist <strong>der</strong> Weg über die Gestaltung<br />
und die Handhabung <strong>der</strong> Gesetzgebung. Es<br />
ist <strong>der</strong> politische W e g, <strong>der</strong> denen<br />
offen steht, die die politische Macht in<br />
Händen haben.<br />
Wenn er nur sehr langsam zum Ziel führt,<br />
so darum, weil er bei <strong>der</strong> Formulierung <strong>der</strong><br />
Gesetze noch sich nicht voll auswirken konnte,<br />
da damals die praktische Erfahrung weithin<br />
bei <strong>der</strong> konfessionellen Wohlfahrtspflege<br />
lag; zum an<strong>der</strong>en darum, weil eine <strong>der</strong><br />
herrschenden politischen Mächte, das Zentrum,<br />
hier noch starke Hemmungen einschaltet.<br />
Ich kann hier das Gesamtbild vor Ihnen<br />
nicht entrollen, darf aber auf einiges hinweisen:<br />
<strong>Evangelische</strong>r<br />
Pfarrer sein heißt:<br />
Verbindung mit den evange»<br />
tischen Stadtverordneten halten<br />
und gemeinsame Aufgaben<br />
gemeinsam bewältigen.
Wenn früher eine Fürsorgeerziehungsbehörde<br />
Zöglinge einer konfessionellen<br />
Ansialt überwies, und sie hatte<br />
bis zur Stunde neun Zehntel ihrer Fürsorgezöglinge<br />
in konfessionellen Ansialten,<br />
so überzeugte sie sich natürlich von den<br />
äußeren Einrichtungen <strong>der</strong> Ansialten, überzeugte<br />
sich davon, daß einwandfreies, gutes<br />
Erzieherpersonal dort tätig war, aber sie<br />
griff nicht ein in die inneren Erziehungsmethoden<br />
<strong>der</strong> Ansialt. <strong>Das</strong> war eben das<br />
Vertrauen, das sie zu <strong>der</strong> Anstalt hatte,<br />
daß hier beste Erziehungsarbeit aus <strong>der</strong><br />
einheitlichen Linie <strong>der</strong> Weltanschauung<br />
heraus geleistet wurde.<br />
<strong>Das</strong> ist heute an<strong>der</strong>s geworden. Wenn<br />
man heute liest, daß in dem neuesten Erlaß<br />
des Volkswohlfahrtsministers vom 42. Juli<br />
1929 vorgeschrieben wird, daß „die Zöglinge<br />
bei ihrer Aufnahme in das He<strong>im</strong> über<br />
die Formen ihres Beschwer<strong>der</strong>echts in aktenkundig<br />
zu machen<strong>der</strong> Form zu belehren sind,<br />
so bedeutet das einmal den Ausdruck starken<br />
Mißtrauens seitens <strong>der</strong> Fürsorgeerziehungsbehörde<br />
gegenüber <strong>der</strong> He<strong>im</strong>leitung, so bedeutet<br />
es zum an<strong>der</strong>n, in dem Zögling die<br />
Voraussetzung eines Vertrauens zu den in<br />
dem He<strong>im</strong> tätigen Erziehern von Anfang an<br />
und von Grund aus zu vernichten — wenn<br />
ihm als erstes gesagt wird, wo und wie<br />
er sich über sie beschwerden kann; wenn<br />
also <strong>der</strong> Eindruck in ihm entstehen muß,<br />
daß hierzu sicher und bald schon Veranlassung<br />
vorliegen wird.<br />
Dieser Erlaß kommt heraus unter dem<br />
Eindruck <strong>der</strong> beispiellosen Hetze gegen<br />
die Fürsorgeerziehung, die <strong>im</strong><br />
letzten Jahre getrieben worden isi. Ein<br />
junger Mensch, namens Lampel, tritt als<br />
Erzieher in eine Ansialt ein, übrigens nicht<br />
eine konfessionelle. Bei seinen Erziehungsversuchen<br />
scheitelt er völlig. Nach vier<br />
Wochen isi er am Ende seiner Kunst. Aber<br />
nicht er hat versagt, son<strong>der</strong>n das ganze<br />
System muß falsch sein. Seinen Aerger<br />
reagiert er ab durch eine Hetzschrift. <strong>Das</strong><br />
Material dazu, „die Fälle", läßt er sich<br />
von den Jugendlichen geben. Für diese<br />
Fälle, für möglichst krasse Fälle, verspricht<br />
er ihnen Zigaretten. Sie haben ihm, wie sie<br />
sich selbst rühmen, „die Hucke vollgelogen".<br />
Was tut man nicht als junger Nursch für<br />
Zigaretten. Er aber verwertet dieses Material<br />
ungeprüft für sein Buch. Als dieses<br />
einschlägt, macht er ein Theaterstück daraus<br />
„Revolte <strong>im</strong> Erziehungshaus". Beste<br />
Regie n<strong>im</strong>mt sich dieses Stückes an. Vor<br />
einer Zuschauerwelt, <strong>der</strong> die Welt <strong>der</strong> Fürsorgeerziehung<br />
völlig fremd ist, wird diese«<br />
Stück gespielt und entfesselt leidenschaftliche<br />
und beispiellose Abneigung gegen die<br />
Fürsorgeerziehung, die man nicht kennt.<br />
Der Uhu, das Ullstein-Magazin, bringt<br />
ein Bild einer Schar vergnüglich lachen<strong>der</strong><br />
Buben, die auf einer Anstaltsmauer liegen<br />
und dem Beschauer ins Gesicht lachen. Dar-<br />
unter steht: „Keine Revolte <strong>im</strong> ErziehungShaus".<br />
Es handelt sich um eine Aufnahme<br />
aus einem amerikanischen Erziehungshe<strong>im</strong>.<br />
So wird es gemacht.<br />
Daß man Hun<strong>der</strong>t und aber Hun<strong>der</strong>te<br />
solcher Aufnahmen aus deutschen Erziehungshe<strong>im</strong>en<br />
zusammenbringen könnte,<br />
wird verschwiegen. <strong>Das</strong> Gift <strong>der</strong> Verleumdung<br />
wirkt.<br />
provinziallandtag und Landtag haben sich<br />
vor unsere Arbeit gesiellt und sie gedeckt;<br />
haben hingewiesen auf die nie ruhende Fortbildung<br />
<strong>der</strong> Methoden auf Grund <strong>der</strong> überreichen<br />
Erfahrung, die in den Kreisen unserer<br />
Erzieher gesammelt isi. Aber das<br />
Gift wirkt weiter.<br />
politische Gründe zwingen dann zu solchen<br />
Erlassen, wie ich sie eben vorlas, zu solchen<br />
tiefen Eingriffen in die Methoden unserer<br />
Arbeit.<br />
Säkularisierung: es gibt auch an<strong>der</strong>e<br />
Wege. <strong>Das</strong> Reichsjugendwohlfahrtögesetz<br />
best<strong>im</strong>mt, daß Kin<strong>der</strong>gärten, die ihre Kleinkin<strong>der</strong><br />
aufnehmen wollen, dazu die generelle<br />
Erlaubnis brauchen seitens <strong>der</strong> Regierung.<br />
So werden Kin<strong>der</strong>gärten besichtigt;<br />
so werden Richtlinien aufgestellt für<br />
die For<strong>der</strong>ungen, die man an sie zu stellen<br />
hat. Richtlinien, die nicht nur auf die<br />
äußere Einrichtung, son<strong>der</strong>n auch auf Zahl,<br />
Art und Vorbildung <strong>der</strong> Kräfte sich erstrecken.<br />
Wir haben an diesen Richtlinien<br />
mitgearbeitet. Sie haben sich in eben noch<br />
tragbaren Grenzen gehalten. Wer aber<br />
garantiert, daß Ausschüsse, in denen die<br />
freie Wohlfahrtspflege, vor allem die konfessionelle<br />
Wohlfahrtspflege, nicht mehr<br />
o<strong>der</strong> nicht mehr durchschlagend ihre St<strong>im</strong>me<br />
erheben dürfen, eines TageS diese Richtlinien<br />
verschärfen und unsere Arbeit zerschlagen.<br />
Schon heute wirkt sich eins verheerend aus.<br />
Die freiwilligen Kräfte, die mit persönlichen<br />
Opfern von Geld und Zeit in den<br />
Vorständen unserer Einrichtungen mitarbeiten,<br />
verlieren in zunehmendem Maß die<br />
Lust an solcher Mitarbeit, wenn sie sich<br />
in lauter Zwangsfor<strong>der</strong>ungen eingespannt<br />
sehen. Sie sind vielfach mit Recht <strong>der</strong> Meinung,<br />
daß die Arbeit, die hun<strong>der</strong>t Jahre<br />
lang von freiwilligen Kräften getragen und<br />
geleitet worden isi und in ihren äußeren<br />
Formen und ihren inneren ?üethoden <strong>im</strong>mer<br />
wie<strong>der</strong> weiter entwickelt worden ist,<br />
Beweis dafür sein dürfte, daß man auf<br />
diesem Weg auch weiter gehen kann. Daß<br />
es ein nicht ganz gerechtes Urteil ist, wenn<br />
man die Arbeit beurteilt nach einem BesichtigungSiesultat<br />
jetzt, nachdem erst eben<br />
seit etwa 4 Jahren nach <strong>der</strong> unfaßbaren<br />
deutschen Not des Krieges und <strong>der</strong> Inflation,<br />
langsam wie<strong>der</strong> Möglichkeiten zu<br />
Aufbau und Ausbau <strong>der</strong> Arbeit sich erkennen<br />
läßt; bei <strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> Einrichtungen<br />
aber ersi nach und nach durchgeführt wer-<br />
den können. Daß es nicht ganz gerecht isi,<br />
wenn man in einer Großstadt, die<br />
siädtischerseits 2 o<strong>der</strong> 3 Kin<strong>der</strong>gärten unterhält,<br />
mit <strong>der</strong> Steuerkraft <strong>der</strong> gesamten<br />
Gemeinde den Maßstab dieser Kin<strong>der</strong>gärten<br />
anlegt an die 15—20 Kin<strong>der</strong>gärten, die<br />
von einem freien Verein ohne Steuerkraft<br />
bisher geführt worden sind und ersi allmählich,<br />
nach und nach, die 40jährige Notzeit<br />
werden überwinden können.<br />
Vor allem verstehen unsere Vorstandsmitglie<strong>der</strong><br />
nicht, daß hinter diesen For<strong>der</strong>ungen<br />
sehr selten für die Regierungen überhaupt<br />
die Möglichkeit besteht, finanziell zu helfen;<br />
daß man trotzdem die For<strong>der</strong>ungen<br />
zum Teil sehr rigoros stellt und mit Schließung<br />
<strong>der</strong> He<strong>im</strong>e droht, ohne daß auch nur<br />
einigermaßen Aussicht vorhanden wäre, daß<br />
eine an<strong>der</strong>e Stelle die Arbeit weiterführt.<br />
— Die Vorstände verstehen nicht, daß ihre<br />
Meinung falsch sein sollte, daß die Kin<strong>der</strong>,<br />
die in einem solchen Kin<strong>der</strong>garten, wenn<br />
auch in nicht ganz zulänglichen Räumen,<br />
von einer Kin<strong>der</strong>gärtnerin, einer Kin<strong>der</strong>tante<br />
betreut weiden, eö nicht doch noch<br />
<strong>im</strong>mer besser haben, als wenn sie auf <strong>der</strong><br />
Straße o<strong>der</strong> <strong>im</strong> engen Hof sich selbst überlassen<br />
sind. Sie verstehen nicht, daß man<br />
für diese seelischen Werte kaum einen Blick<br />
zu haben scheint.<br />
Es liegt mir fern, ich brauche das wohl<br />
nicht beson<strong>der</strong>s zu betonen, den einzelnen<br />
Persönlichkeiten hier Vorwürfe machen zu<br />
wollen. Sie sind gebunden an die Richtlinien,<br />
die ihnen für ihre Aufgabe vorgezeichnet<br />
sind. Aber mir liegt daran, auf die<br />
großen Gefahren hinzuweisen, daß man auf<br />
diese Weise Hun<strong>der</strong>te und Tausende von<br />
ehrenamtlich-mittätigen o<strong>der</strong> finanziell för<strong>der</strong>nden<br />
Persönlichkeiten verärgert und zu<br />
weiterer Leisiung unwillig macht.<br />
Ich habe einen Einblick zu geben versucht<br />
in die schweren Sorgen, mit denen wir <strong>der</strong><br />
Zukunft <strong>der</strong> deutschen Wohlfahrtspflege<br />
entgegensehen müssen, wenn nicht ihrer Entseelung<br />
Einhalt getan wird, wenn nicht den<br />
Kräften, die in ihr mitarbeiten wollen, mit<br />
dem Besten und Innerlichsien, das sie haben,<br />
Raum geschaffen o<strong>der</strong> auch nur Raum<br />
gelassen wird.<br />
Wir haben früher mit einem Begriff <strong>der</strong><br />
Neutralität gearbeitet, <strong>der</strong> von je<strong>der</strong> Arbeitsform<br />
die Beson<strong>der</strong>heiten abzuschneiden<br />
suchte und nur das übrig zu behalten<br />
suchte, was allen gemeinsam war, was<br />
darum eine gewisse farblose Note trug.<br />
Wir möchten heute mit einem neuen Begriff<br />
<strong>der</strong> Neutralität und wahren Toleranz<br />
arbeiten. Wir möchten Verständnis dafür<br />
haben und bei den an<strong>der</strong>en wecken, daß<br />
das, was je<strong>der</strong> von uns aus seiner Weltanschauung,<br />
aus seiner Lebensauffassung,<br />
als ein Beson<strong>der</strong>es in sich trägt, oft seine<br />
stärkste und wertvollste Kraft darstellt, daß<br />
unser Volk und unsere Arbeit an unserem
Volk verarmen muß, wenn man diese dem<br />
einzelnen o<strong>der</strong> den einzelnen Gruppen<br />
eignenden eigentümlichen Kräfte von je<strong>der</strong><br />
Wirkung ausschalten will.<br />
Vielleicht gäbe das ein organisatorisch<br />
klares und bequem zu handhabendes Gebilde;<br />
jedenfalls aber eines, das innerlich<br />
viel ärmer wäre, als die Arbeitsgemeinschaft,<br />
die ersirebt werden muß,<br />
zu <strong>der</strong> man alle die lebendigen Kräfte in<br />
unserem Volk zusammenzufassen sich bemüht,<br />
gleichviel, ob sie ihre Eigenheiten und<br />
ob sie ihre Kanten und Ecken haben, einfach<br />
aus dem Vewußtsein, daß hier eine<br />
Fülle lebendiger Kräfte in unserem Volksleben,<br />
nicht nur in seinen Dienststellen und<br />
seinen Amtsbüros, son<strong>der</strong>n auch in seinen<br />
großen Weltanschauung^- und GesinnungSgemeinschaften<br />
gegeben sind, von einer solchen<br />
Vielfältigkeit, von einem solchen Reichtum,<br />
daß wir Toren wären, wollten wir<br />
diese Kräfte zerschlagen o<strong>der</strong> lahmlegen.<br />
Allerdings eins muß festgehalten werden:<br />
Wir werden sie nie zu einer Arbeitsgemeinschaft<br />
zusammenfassen, wenn sie flehen unter<br />
dem Willen zur Macht.<br />
Wir werden sie nur dann wirklich zusammenfassen<br />
können, wenn sie sich einen <strong>im</strong><br />
Iahrestagung <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Frauenhilfe<br />
<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> am 7. und 8. September 4929<br />
in Wesel<br />
Au« <strong>der</strong> ganzen Provinz, vom Hunsrück und<br />
von <strong>der</strong> Saar, au« dem Bergischen Land und<br />
dem Industriegebiet, und ganz beson<strong>der</strong>« vom<br />
Nie<strong>der</strong>rhein bis hinab zur holländischen Grenze<br />
waren Frauenhilfsoereine o<strong>der</strong> ihre Vertreter<br />
zur Iahrestagung <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Frauenhilfe<br />
<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> in Wesel zusammengekommen.<br />
Die evangelische Frauenwelt und<br />
die Bürgerschaft <strong>der</strong> Stadt nahm uns aufs<br />
herzlichste auf, und wir merkten an allem, wie<br />
willkommen wir in <strong>der</strong> „gastfreien" Stadt waren.<br />
Flaggenschmuck empfing die schon am Samstag<br />
eintreffenden Gäste, die sich in den Abendstunden<br />
<strong>im</strong> Gemeindehaus zur Begrüßung zusammenfanden.<br />
Eine beson<strong>der</strong>e Freude für die<br />
gesamte Rheinische Frauenhilfe war es, daß<br />
<strong>der</strong> neu gewählte 4. Vorsitzende, Herr Generalsuperintendent<br />
v, Stoltenhoff, die Feststunden<br />
mit uns verbringen und die Tagung leiten konnte,<br />
bei<strong>der</strong> war das Zusammensein von ernster<br />
Trauer überschattet: Die 4, Vorsitzende, Frau<br />
Heuser-Ercken« au« Aachen, die seit Gründung<br />
<strong>der</strong> Rheinischen Frauenhilfe dem Vorstand angehört<br />
und ihr ganzes Leben lang helfend und<br />
ratend Frauenhilfsarbcit getan hatte, <strong>der</strong> auch<br />
noch diese Tagung Herzenssache war, sie ist vor<br />
einigen Tagen he<strong>im</strong>gerufen worden: und Herr<br />
Missionsdirektor Schmidt, <strong>der</strong> die Festpredigt<br />
<strong>im</strong> Frühgottesdienst übernommen hatte, wurde<br />
zwei Tage vorher beerdigt. Den unerbittlichen<br />
Ernst, unter den Gott unsere Tagung gestellt<br />
hatte, brachte Herr Generalsuperintendent in<br />
seinen Negrüßungsworten zum Ausdruck: Diese<br />
beiden erschütternden Tatsachen möchten uns<br />
Christen wie in unserem Alltag, so auch bei<br />
474<br />
Willen zum Dienst. <strong>Das</strong> isi unser evangelisches<br />
Ziel. <strong>Das</strong> ist die Arbeitslinie, die<br />
wir <strong>im</strong> letzten Jahrzehnt verfolgt haben<br />
und weiter verfolgen werden.<br />
Helfen Sie mit dazu, daß wir Verständnis<br />
für dieses Ziel finden in unseren Parlamenten<br />
und in den Kreisen <strong>der</strong> Beamten,<br />
die mit <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege betraut sind.<br />
Helfen Sie mit, daß bei <strong>der</strong> kommenden<br />
Neubesetzung so vieler dieser Stellen Persönlichkeiten<br />
in die Arbeit gestellt weiden,<br />
die bereit sind, diesen Willen zum Dienst<br />
und zur Arbeitsgemeinschaft aller zu organisieren<br />
und zu nutzen für unser Volk, <strong>im</strong><br />
Kampf wi<strong>der</strong> seine Not, in <strong>der</strong> Hilfe für<br />
die hilfsbedürftigen Volksgenossen.<br />
Die Wohnungsnot <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>reichen<br />
Gelegentlich <strong>der</strong> Reich«wohnung«zählung vom<br />
46, Mai 4827 zählte man in 45 Großstädten<br />
unter rund 4,3 Millionen Familien rund<br />
280 000 kin<strong>der</strong>reiche Familien, d, h, Familien<br />
mit 4 und mehr in <strong>der</strong> Familiengemeinschaft<br />
lebenden ledigen Kin<strong>der</strong>n, von denen<br />
wenigstens eins unter 48 Jahren alt war, In<br />
diesen kin<strong>der</strong>reichen Familien lebten zusammen<br />
4 346 000 Kin<strong>der</strong>, von denen 944 000 unter<br />
48 Jahren alt waren. Von diesen Familien<br />
lebten 4507 in Wohnungen von einem einzigen<br />
Räume, 28 880 in zweiräumigen und 89 088<br />
in dreiräumigen Wohnungen, wobei unter<br />
„Raum" auch die Küche verstanden werden<br />
muß. 2675 Familien sind sogar nicht einmal<br />
<strong>im</strong> Besitz einer eigenen Wohnung, son<strong>der</strong>n<br />
müssen als Untermieter leben. Ganz beson<strong>der</strong>«<br />
erschreckend aber ist die Tatsache, daß ein so<br />
großer Teil <strong>der</strong> kin<strong>der</strong>reichen Familien mit<br />
eigener Wohnung noch Untermietern von ihren<br />
Räumen abgibt. <strong>Das</strong> sind 35 382. <strong>Das</strong> trifft<br />
Tagungen und Kongresse<br />
unseren Festen und Feiern in das Licht <strong>der</strong><br />
Ewigkeit hineinstellen. Beson<strong>der</strong>en Gruß entbot<br />
Herr Generalsuperintendent dem Vertreter<br />
<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde, Herrn Pfarrer<br />
Hunger, <strong>der</strong> Vorsitzenden de« Kreisverbande«,<br />
Frau Rittergutsbesitzer Eichelberg, dem<br />
Vertreter <strong>der</strong> Stadtgemeinde, Herrn Bürgermeister<br />
Poppelbaum, und den Örtsstellen, die<br />
da« Fest vorbereitet hatten.<br />
Von den verschiedensten Stellen waren Grüße<br />
und Glückwünsche eingelaufen, insbeson<strong>der</strong>e von<br />
dem früheren Generalsuperintendentcn, Herrn<br />
Prof. D. Klingemann, von dem Präses <strong>der</strong><br />
Prooinzialsynode, Herrn D. Wolff, von <strong>der</strong><br />
Vorsitzenden de« Gesamtoerbande«, Frau Generalsuperintendent<br />
Stoltenhoff, vom Vorsteher<br />
de« Kaiser«werther Mutterhauses, Herrn Pfarrer<br />
Graf v. Lüttichau, vom Hauptverband aus<br />
Potsdam und von einer ganzen Reihe Prooinzialoerbände.<br />
Im Mittelpunkt de« Abends stand ein Vortrag<br />
von Herrn Pfarrer Boelitz, Wesel, in dem er<br />
einen Ueberblick über die Geschichte <strong>der</strong> Stadt<br />
Wesel gab und beson<strong>der</strong>« die Bedeutung hervorhob,<br />
die Wesel gerade al« evangelische Stadt<br />
hat. An vielen Einzelheiten wies er nach, wie<br />
Wesel <strong>im</strong>mer eine feste Burg für da« verfolgte<br />
Evangelium war, wie in Wesel selbst <strong>im</strong> evangelischen<br />
Sinn gearbeitet wurde, man denke nur<br />
an die Diakonissen, die dort von 4 573—4608<br />
wirkten, und wie von Wesel — Weseler Konvent<br />
4568 — die ersten Anregungen zur rheinischen<br />
<strong>Kirche</strong>noerfassung ausgingen.<br />
Umrahmt wurden die Ansprachen von Violinund<br />
Gesangvorträgen Weseler Künstler. Auch<br />
für da« leibliche Wohl hatten die Weseler<br />
Frauenhilfsfrauen gesorgt und mit Tee und<br />
selbsthergestelltem Gebäck ihre Gäste erfreut.<br />
So bildete dieser Abend einen weihevollen Auftakt<br />
zum eigentlichen Fest am Sonntag.<br />
allerdings in <strong>der</strong> Hauptsache die „Glücklichen",<br />
die 4 o<strong>der</strong> 5 Räume bewohnen können, von<br />
ihnen vermieten 22 322, davon 44 884 sogar an<br />
Untermieterfamilien! Aber selbst die kin<strong>der</strong>reichen<br />
Familien, die nur über einen einzigen<br />
Raum verfügen, sind noch Untermieter. 50<br />
von ihnen vermieten, 26 darunter an an<strong>der</strong>e<br />
Familien! Diese Zahlen steigern sich bei den<br />
zwei- und drciräumigen Wohnungen auf 4382<br />
und 7647, von denen je 668 bzw. 4474 weitere<br />
Familien beherbergen. Da« sind mehr als<br />
schauerliche Tatsachen. Daß sie überhaupt bestehen<br />
können, ist eine unauslöschliche Anklage<br />
gegen da« christliche Gewissen. Wir werden<br />
uns nicht leicht für alles verantwortlich fühlen<br />
können, was Wohnungenot heißt. Aber wo<br />
solche Dinge geduldet werden, ohne daß die<br />
Christen schreien und helfen, bis ihnen ein Ende<br />
gemacht ist, da ist von christlichem Verantwortungsbewußtsein<br />
überhaupt keine Rede mehr.<br />
Liz. Wenn.<br />
Um 8 und um 40 Uhr war den Festteilnehmern<br />
Gelegenheit gegeben, den Festgottesdienst<br />
zu besuchen: für die Uebernahme <strong>der</strong> Festpredigt<br />
<strong>im</strong> Frühgottesdienst hatte sich<br />
liebenswürdigerweise noch in letzter Stunde<br />
Pfarrer Schmidt, Wetzlar, bereiterklärt. Im<br />
Hauptgottesdienst predigte Herr Generalsuperintendent,<br />
Anschließend an den Hauptgottesdienst<br />
fand eine Führung durch die Willibrordikirche<br />
und da« Rathau« statt und eine<br />
Rundfahrt zum Rhein und den Schillschen<br />
Kasematten.<br />
Zirka 250 Teilnehmer fanden sich zum Festessen<br />
<strong>im</strong> evangelischen Gemeindehaus zusammen.<br />
Die halbstündige Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
am Nachmittag, die einige« Geschäftliche zu<br />
regeln hatte, wurde abgelöst durch die eigentliche<br />
Hauptversammlung, die in <strong>der</strong> Messehalle<br />
über 600 Frauen vereinigte. Die stellvertretende<br />
Vorsitzende, Frau v. Waldthausen, Essen, und<br />
Herr Generalsupcrintendent gedachten an beiden<br />
Stellen beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> entschlafenen Vorsitzenden,<br />
die sich mit <strong>der</strong> ganzen Wärme ihre«<br />
Herzen« und <strong>der</strong> Umsicht ihres Geistes für das<br />
Werk <strong>der</strong> Frauenhilfe einsetzte, die nie versagte,<br />
wenn e« galt, zu raten und zu helfen, die noch<br />
mit ihrem <strong>im</strong> edlen Sinn begeisterten Herzen<br />
für diese Tagung gewirkt hatte.<br />
Ein beson<strong>der</strong>e« Grußwort rief Generalsuperintendent<br />
v. Stoltenhoff allen Teilnehmern<br />
<strong>der</strong> Hauptversammlung zu. Er erinnerte<br />
an die ernste Zeit, in <strong>der</strong> wir leben, und führte<br />
<strong>im</strong> Anschluß an die beiden in diesem Jahr ihre<br />
400, Wie<strong>der</strong>kehr feiernden Ereignisse aus <strong>der</strong><br />
Reformationsgeschichte, die Protestation zu<br />
Spcyer und den Märtyrertod A, Elarenbach«<br />
aus, daß unsere <strong>Kirche</strong> nur bestehen kann, wenn<br />
sie, auf starken Glaubensgrund bauend, ein<br />
klare« Ja und ein deutliche« ITein hat, daß<br />
auch unser Volk nur dann wie<strong>der</strong> hochkommen<br />
kann, wenn Männer und Frauen best<strong>im</strong>menden<br />
Einfluß gewinnen, die in ihrer <strong>Kirche</strong> und Gemeinde<br />
zur rechten Zeit „Ja" und „Nein" zu<br />
sagen wissen. Gott möge es u»« in <strong>der</strong> Rheinischen<br />
Frauenhilfe schenken, so unseren Mann
und unsere Frau zu stehen, ei» je<strong>der</strong> an <strong>der</strong><br />
Stelle, die Gott uns zugewiesen hat! Er gebe<br />
zum Wollen das Vollbringen nach seinem<br />
Wohlgefallen!<br />
Superintendent Albers sprach <strong>im</strong> Namen<br />
<strong>der</strong> Kreisgemeinde, Er wies darauf hin, daß<br />
Frauenhilfsarbeit schon <strong>im</strong>mer in den einzelnen<br />
Stadt- und Landgemeinden getan würde, aber<br />
ohne einen Zusammenhang und ohne Zusammenschluß<br />
je<strong>der</strong> für sich allein arbeitete. Der Ruf<br />
zu einem Zusammenschluß habe sehr laut erklinge»<br />
müssen, bis er Wi<strong>der</strong>hall gefunden habe,<br />
und man sei dankbar, daß dann ein Kreisoerband<br />
gegründet wurde, <strong>der</strong> neue Antriebe und<br />
Anregungen für die Arbeit <strong>der</strong> einzelnen gebe,<br />
Anregungen, die gerade für die Arbeit <strong>der</strong> alten<br />
Vereine oftmals recht nötig wären. Ebenso<br />
dankbar sei man aber auch <strong>der</strong> Provinzialzentrale<br />
für die mannigfache Hilfe, die sie <strong>der</strong><br />
Synode beson<strong>der</strong>s durch ihr Kin<strong>der</strong>erholungshe<strong>im</strong><br />
in Lennep und die Unterstützung bei <strong>der</strong><br />
Grenzfürsorge in Emmerich geleistet habe.<br />
Im Mittelpunkt des Festnachmittags stand,<br />
wie <strong>im</strong>mer bei Frauenhilfsfciern, ein Vortrag:<br />
„Gemeinschaft und Verantwortung" von Frau<br />
Pastor Schia<strong>der</strong>, Unna,<br />
Die beiden Worte scheinen uns zunächst etwas<br />
willkürlich nebeneinan<strong>der</strong>gestellt! das werden<br />
wir nicht mehr sagen, wenn sie aufgehört haben,<br />
leere Begriffe zu sein, son<strong>der</strong>n for<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Ernst<br />
und beglückende Gewißheit geworden sind.<br />
Wenn wir als besinnliche Menschen in die<br />
Welt hineinhorchen, so meinen wir wohl, lauter<br />
Zerrissenheit sehen zu müssen? in greller Disharmonie<br />
werden die Tagesmeinungen gegeneinan<strong>der</strong><br />
ausgespielt! Unser Vaterland blutet<br />
aus tausend Wunden, die seine uneinigen Kin<strong>der</strong><br />
ihm beibrachten. Auch unsere evangelische<br />
<strong>Kirche</strong> ist ein Kampfplatz <strong>der</strong> Meinungen und<br />
Ansichten. Wenn man durch die Häuser und<br />
Familien geht, so sieht man Nachbarn, die<br />
Streit miteinan<strong>der</strong> haben, Mieter, die uneinig<br />
sind, Familien, die in Streit und Unfriede leben,<br />
Eheleute, die keine Ehe führen. Demgegenüber<br />
sehen wir aber die vielen Vereine und Gesellschaften<br />
und Interessengemeinschaften, die geschlossen<br />
werden, hören den Ruf nach Volksgemeinschaft,<br />
<strong>der</strong> überall ertönt. Sieht es nicht<br />
au« wie wahre Gemeinschaft, wenn all die<br />
Massen irgendeines Verbandes zusammentreten,<br />
wenn sie mit ihren unzähligen Fahnen und<br />
W<strong>im</strong>peln durch die Straßen ziehen in großen<br />
Zügen? Wenn die begeisterte St<strong>im</strong>mung, wenn<br />
die innere Gehobenheit solcher Feierstunden auch<br />
in dem Alltag, in <strong>der</strong> Tagesarbeit anhielte,<br />
wenn man auch da noch etwa« merkte von <strong>der</strong><br />
Gemeinsamkeit und Gemeinschaftlichkeit, die<br />
für ein paar Stunden die Scharen einten,<br />
da»» hätten wir da« Paradies auf Erden,<br />
<strong>Das</strong> Wort Gemeinschaft kann abgeleitet werden<br />
von „mosnia" d, i. Mauer: die Steine<br />
einer Mauer tragen sich gegenseitig, sind Teile<br />
eine« Ganzen. So wollte auch Gott seine<br />
Kin<strong>der</strong> nicht in die Vereinzelung stellen, er will<br />
Gemeinschaft haben. Gemeinschaft ist nicht<br />
möglich ohne Bindung und Gesetz, ohne Hingabe<br />
an eine Aufgabe, die größer ist als <strong>der</strong><br />
einzelne.<br />
Alle menschlichen Verbundenheiten sind Gottcsordnungen;<br />
wir müssen über die Zerrbil<strong>der</strong> hinwegsehen,<br />
die Menschenhände darau« gemacht<br />
haben, dann wird Gabe und Aufgabe uns klar.<br />
Dann sehen wir, daß wahre Gemeinschaft nicht<br />
Interessenvereinigung ist, daß unser Dienst nicht<br />
Selbstzweck sein darf, son<strong>der</strong>n daß wir Verantwortung<br />
übernehmen müssen, daß wir verantwortlich<br />
sind bis zur Drangabe <strong>der</strong> eigenen<br />
Person.<br />
Was können und müssen wir Frauen tun, um<br />
wahre Gemeinschaft zu haben? Uns ist die<br />
erste und nächste, wichtigste und innigste Gemeinschaft<br />
die unserer Familie. Aber wie viele<br />
Familien sind nur noch eine Solidarität von<br />
Interessen wirtschaftlicher Art? Wir Frauen<br />
und Mütter haben nicht nur für da« äußere<br />
Leben in <strong>der</strong> Familie zu sorgen, wir sind da«<br />
Herz des Hause«, von dem warmer Lebensstrom<br />
ausgehen soll; wahres Leben und wahre<br />
Gemeinschaft kann aber nur da verwirklicht<br />
werden, wo Christus <strong>der</strong> Herr da« Hau« baut.<br />
Wie wird es sein, wenn einst Rechenschaft gefor<strong>der</strong>t<br />
wird über unser Mutter- und Frausein?<br />
Wie groß wird dann all das sein, was wir<br />
beiseite legten, vielleicht mit einem leisen Gefühl<br />
des Bedauern« o<strong>der</strong> Worten wie: Es<br />
geht nicht alle« so, wie man gern möchte, Tischgebet<br />
und Hausandacht, Kirchgang, religiöse<br />
Unterweisung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>. Wer von uns weiß<br />
sich da frei von Schuld?<br />
Die zweite große Gemeinschaft ist unser<br />
Volk « tum , unser Vaterland, unsere He<strong>im</strong>at,<br />
<strong>der</strong>en Sprache wir sprechen, <strong>der</strong>en Lie<strong>der</strong><br />
wir singen, <strong>der</strong>en Geschichte auch unsere Geschichte<br />
ist. Unser ist auch sein Leid, unser<br />
seine Schmach und Not, Wir müssen nicht<br />
nur mitleiden, son<strong>der</strong>n auch mittragen. Sind<br />
wir Glie<strong>der</strong> dieser Notgemeinschaft? Wissen<br />
wir, was Deutschland von uns Frauen for<strong>der</strong>t?<br />
Erziehung unserer Kin<strong>der</strong> zu harten Männern<br />
und Frauen, die wissen, was ihnen not tut,<br />
Ablehnung ausländischer Mode und Sitte und<br />
Ware. Der Frauen Würde ist des Volkes<br />
Kraft; sinkt sie herab, so kann ein Volk nicht<br />
dauern? doch Treu und Glauben in <strong>der</strong> Frauen<br />
Hand macht Deutschland stärker als die stärksten<br />
Mauern,<br />
Verantwortung heißt, daß man wird Antwort<br />
geben können, auch darauf, was wir unserem<br />
deutschen Volke gewesen sind.<br />
Wir sind aber auch evangelische Frauen, und<br />
als Frauenhilfsfrauen sollten wir eigentlich die<br />
Elitetruppe unserer Gemeinde sein. Wir reden<br />
zuviel von den Fehlern unserer <strong>Kirche</strong> und<br />
vergessen darüber ihre Herrlichkeit, die doch<br />
auch da ist. Im Glaubensbekenntnis heißt es:<br />
Wir glauben an.... die Gemeinschaft <strong>der</strong><br />
Heiligen, die überall da ist, wo Menschen aus<br />
ihrem Herzen heraus sprechen können: Unser<br />
Herr! Illan klagt über zu wenig Gemeinschaft<br />
in unserer <strong>Kirche</strong>, mancher wan<strong>der</strong>t darum zu<br />
Sekten ab. Kommt da« nicht daher, daß die<br />
Glie<strong>der</strong> unserer Gemeinden noch viel zu wenig<br />
begriffen haben, daß Gemeinschaft und Verantwortung<br />
zusammengehören? Wir dürfen<br />
nicht fragen, wa« habe ich von meiner <strong>Kirche</strong>,<br />
son<strong>der</strong>n, was kann ich in meiner <strong>Kirche</strong>, in<br />
meiner Gemeinde sein? Wir wollen nicht warten,<br />
bis all die an<strong>der</strong>en zum Bewußtsein <strong>der</strong><br />
Gemeinschaft in <strong>der</strong> Gemeinde erwacht sind,<br />
son<strong>der</strong>n je<strong>der</strong> soll an seinem Teil dazu mitarbeiten,<br />
sich verantwortlich fühlen für den<br />
<strong>Kirche</strong>nbesuch am Sonntag, für die Erhaltung<br />
<strong>der</strong> kirchlichen Sitte usw.<br />
In wahrer Gemeinschaft verbunden sein, einan<strong>der</strong><br />
dienen, das spricht sich so leicht au«, und<br />
ist doch ganz unmöglich, wenn wir nicht gelernt<br />
haben, uns loszusagen von unserem eigenen<br />
Wesen; erst wenn wir uns haben erneuern und<br />
erlösen lassen, dann können wir <strong>der</strong> auf uns<br />
liegenden Verantwortung gerecht werden.<br />
Ein kurzer Jahresbericht de« Geschäftsführenden<br />
Direktors Pastor Dr. Schott gab einen<br />
Ueberblick über die Arbeit <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />
Frauenhilfe <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> in den beiden letzten<br />
Jahren. 570 Vereine mit etwa 85 OOU<br />
Mitglie<strong>der</strong>n, in 27 Kreis- und Stadtoerbänden<br />
zusammengefaßt, zählt die Rheinische Frauen-<br />
Hilfe, 2 Kin<strong>der</strong>genesungshe<strong>im</strong>e, 1 Krankenhaus,<br />
4 kleines Müttererholungshe<strong>im</strong> und ihre Zentrale,<br />
da« Auguste-Viktoria-He<strong>im</strong> in Barmen,<br />
sind ihr eigen; seit 1902 sind zirka 700 freiwillige<br />
Helferinnen in <strong>der</strong> Landkrankenpflege<br />
durch sie ausgebildet worden, 461 Schwestern<br />
zählt <strong>der</strong> 1921 gegründete Schwesternoerband.<br />
Pflege <strong>der</strong> Vereine ist <strong>der</strong> Hauptzweck des<br />
Zusammenschlusses durch Freizeiten, Tagungen,<br />
Lehrgänge, Vereinsbesuche usw. Vertiefung und<br />
Bestärkung in Frauenhilfsarbeit, Dienst an <strong>der</strong><br />
Gemeinde. Wir freuen uns, überall einen<br />
Aufschwung feststellen zu können, <strong>der</strong> den Aus-<br />
bau des Auguste-Viktoria-He<strong>im</strong>s nötig machte.<br />
Müttererholungsfüisorge ist das Arbeitsgebiet,<br />
das uns gegenwärtig am Herzen liegt, sie würde<br />
sofort nach Fertigstellung <strong>der</strong> Zentrale dort<br />
praktisch in Angriff genommen,<br />
Posaunenchor und Frauenchor umrahmten mit<br />
Spiel und Lied die einzelnen Reden; in <strong>der</strong><br />
Kaffeepause war für die leibliche Erquickung<br />
aufs beste gesorgt.<br />
Im Anschluß an den Bibeloers: Nun aber<br />
bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei,<br />
aber die Liebe ist die größte unter ihnen, sprach<br />
Herr Pfarrer iüoer das Schlußwort.<br />
Mit Dank gegen alle Erschienenen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
an Herrn Superintendent Klingenburg, <strong>der</strong> <strong>im</strong><br />
Jahre 1901 die Frauenhilfe mitgegründet hat<br />
und trotz seiner 80 Jahre zum Iahresfest gekommen<br />
war, mit herzlichem Dank an alle, die<br />
geholfen hatten, da« Fest vorzubereiten und<br />
durchzuführen, schloß Herr Generalsuperintendent<br />
v. Stoltenhoff die Tagung.<br />
Wie fest Frauenhilfe zusammenhält, wie sie sich<br />
auf ihrer evangelischen Grundlage bemüht, Gemeinschaft<br />
zu sein und <strong>im</strong>mer mehr zu werden,<br />
wie sie sich bestrebt, <strong>im</strong>mer besser die Verantwortung<br />
zu erkennen, die ihr auferlegt ist, das<br />
hatten auch diese Feststunden gezeigt. Möchten<br />
die Teilnehmer mit dem Willen nach Hause<br />
gegangen sein, die Gabe dieser Tage in ihre<br />
Aufgabe zu verwandeln!<br />
I Eine ökumenische Tagung am Rhein<br />
Zu Bonn am Rhein tagte vom 29. August bis<br />
zum 2. September d. I. <strong>der</strong> Ausschuß de«<br />
Internationalen Verbandes für Innere Mission<br />
und Diakonie. Der „Bergische Hof" und das<br />
evangelische Gemeindehaus boten gastliche Stätten<br />
für die Beratungen, die Unterkunft und die<br />
Bewirtung, Der Begrüßungsabend zeigte ein<br />
buntes Bild. Der Präsident de« Verbandes,<br />
Herr Professor Gehe<strong>im</strong>rat v, Seeberg,<br />
Berlin, schil<strong>der</strong>te die europäische Lage und<br />
rief den Vertretern des Auslandes von Rumänien<br />
bis Amerika, von Finnland bis Frankreich<br />
das Wort zu: Deutschland ruinieren heißt<br />
den Damm nie<strong>der</strong>legen, <strong>der</strong> heute die Welt<br />
vor dem Bolschewismus schützt! Die Konferenz<br />
stellte sich damit auf den Boden <strong>der</strong> Wirklichkeit,<br />
und ihre Mitglie<strong>der</strong> fühlten sich al« Mitarbeiter<br />
an einem großen Hause, in dem je<strong>der</strong><br />
seine beson<strong>der</strong>e Aufgabe hat und alle mitwirken<br />
zum Ausbau und zur Erhaltung des Ganzen.<br />
Dann begannen die Vertreter <strong>der</strong> einzelnen<br />
Län<strong>der</strong> und brachten ihre Grüße dar: die deutschen<br />
<strong>Kirche</strong>nbehörden und die Innere Mission<br />
des <strong>Rheinland</strong>e«, Ungarn und Holland, Finnland<br />
und Schweden, Frankreich und Rumänien,<br />
Dänemark und Lettland, die Vertreter <strong>der</strong> lutherischen<br />
und <strong>der</strong> reformierten <strong>Kirche</strong> Amerika«,<br />
mancherlei Sprachen, verschiedene <strong>Kirche</strong>n, und<br />
doch ein Geist de« Glauben« und <strong>der</strong> Liebe!<br />
Am Freitag begannen die wichtigen Beratungen<br />
über die Gewinnung <strong>der</strong> Haupt- und<br />
nebenamtlichen Kräfte beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Diakonie,<br />
die internationalen gemeinsamen Probleme <strong>der</strong><br />
Jugendfürsorge und manches an<strong>der</strong>e.<br />
Diese Konferenz des Internationalen Verbandes<br />
ist ein Glied in <strong>der</strong> großen Kette ökumenischer<br />
Tagungen in Deutschland. Acht Tage vorher<br />
tagte die internationale Presse und die<br />
Bethesda-Konfercnz in Basel. An die Bonner<br />
Tagung schließt sich die Kaiserswerther Generalkonfercnz<br />
in Kaiserswerth an, an <strong>der</strong> zum Teil<br />
auch <strong>der</strong> Ausschuß des Internationalen Verbandes<br />
teiln<strong>im</strong>mt. Darauf folgt <strong>der</strong> Fortsetzungsausschuß<br />
<strong>der</strong> Stockholmer Weltkirchenkonferenz,<br />
Durch alle diese Tagungen zieht sich <strong>der</strong> eine<br />
große Gedanke hindurch: Christus ist das Ende<br />
<strong>der</strong> Einsamkeit und <strong>der</strong> Vereinzelung. Organisieren<br />
heißt aus <strong>der</strong> Vereinzelung befreien. Wir<br />
brauchen eine große gemeinsame Front nicht nur<br />
de« Protestantismus, son<strong>der</strong>n aller Bekenner de«<br />
evangelischen Glauben«, die in gemeinsamer<br />
Liebe zu den notleidenden Brü<strong>der</strong>n sich neigen.
Diese Tagungen sind wirklich ein schwacher<br />
Eilberstreifen am dunklen Gewölk <strong>der</strong> Gegenwart,<br />
Er kündet un«: E« gibt eine große Gemeinschaft<br />
de« Glauben« und <strong>der</strong> Liebe, und<br />
diese ist übernational! Die Christen aller Län<strong>der</strong><br />
s!nd aufgewacht und wollen gemeinsame<br />
Mauern bilden gegen den Bolschewismus, <strong>der</strong><br />
von Osten heranrückt und alles Geistige und<br />
Geistliche, alle« Sittliche und Heilige zu zerstören<br />
sucht! Viele Augen sehen auf Deutschland,<br />
da« Land <strong>der</strong> Reformation, An un« liegt<br />
e«, daß sie nicht enttäuscht sich abwenden!<br />
v. Füllkrug,<br />
Eine mannhafte Erklärung<br />
Der Ausschuß des Internationalen<br />
Verbände« für Innere Mission<br />
und Diakonie behandelte an,<br />
3 l. August d. I, die wichtigen Fragen<br />
<strong>der</strong> Volksmission, Generalsuperintendent I),<br />
Zänker, Breslau, sprach über „<strong>Kirche</strong> und<br />
Volksmission" und Kapitänleutnant <strong>der</strong> Kgl,<br />
Dänischen Düarine, Hammerich, Kopenhagen,<br />
über „Zeitgemäße Volksmission". Vor einem<br />
internationalen Forum wurden die großen Missionsaufgaben<br />
<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>n <strong>der</strong><br />
Gegenwart als notwendig, berechtigt und durchführbar<br />
anerkannt. Der Dänische Marineoffizier<br />
erzählte beson<strong>der</strong>« von seiner nebenamtlichen<br />
Arbeit al« Stabschef de« Kyrkens Korshar<br />
(Kirchl, Kreuzheer). Eine seltene Erscheinung,<br />
daß ein aktiver Marineoffizier von<br />
seiner Behörde Zeit und Ermächtigung erhält,<br />
in einer so ausgesprochen christlichen Arbeit<br />
führend mitzuwirken.<br />
An den Verhandlungen nahm al« Vertreter des<br />
Deutschen <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>nausschusses<br />
Oberkonsistorialrat Liz. Dick teil, während die<br />
Rheinische <strong>Kirche</strong>nbehörde am Begrüßungsabend<br />
durch den Konsistorialpräsidenten D. von <strong>der</strong><br />
Goltz vertreten wurde.<br />
Am Montag fand die geschäftliche Sitzung<br />
<strong>der</strong> Vertreter statt, bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschäftsführer<br />
de« Verbandes, V. Füllkrug, Dahlem, die gemeinsamen<br />
internationalen Zukunftsaufgaben<br />
schil<strong>der</strong>te und ihre Beachtung den angeschlossenen<br />
Verbünden in allen Län<strong>der</strong>n an« Herz legte,<br />
Der Hauptoertrcter Schweden«, V. Centerwall,<br />
Upsala, überbrachte die Einladung des Schwedischen<br />
Erzbischof« D. Sö<strong>der</strong>blom und des<br />
Diakonie-Vorstandes, die nächste Au«schußs!tzung<br />
<strong>im</strong> Jahre i93N in Upsala zu halten.<br />
Die Festpredigt am Sonntag vormittag hielt<br />
Bischof v. von Raffay, Budapest.<br />
Am Nachmittag fand ein gemeinsamer Ausflug<br />
nach dem Mühlbad in Noppard mit anschließen<strong>der</strong><br />
Rheinfahrt statt, Ve! <strong>der</strong> gemeinsamen<br />
Feier <strong>im</strong> Mühlbad begrüßte <strong>der</strong> Präsident de«<br />
Verbände«, Gehe<strong>im</strong>rat D. Eeeberg, Berlin,<br />
die Gäste au« dem Ausland und wies<br />
darauf hin, daß die Annahme de« 3)oung«planes<br />
<strong>im</strong> Haag, durch die Deutschland für weitere 60<br />
Jahre in finanzielle Abhängigkeit geriete, auch<br />
für die Innere Mission und Diakonie von<br />
scywcrcr unheilvoller Bedeutung sei. Der Erste<br />
Vizepräsident I). Centerwall, llpsala,<br />
gab darauf dem gemeinsamen Mitleiden <strong>der</strong> dem<br />
^'eibande angeschlossenen Län<strong>der</strong> Ausdruck. Ein<br />
hervorragende« Mitglied <strong>der</strong> holländischen Delegation,<br />
Maester De Graaf, wie<strong>der</strong>holte diese<br />
Gedanken in pointierter Weise und sprach von<br />
dem Mühlbad, dessen Geschichte Oberkonsistorialrat<br />
Liz. Dick geschil<strong>der</strong>t hatte und seiner Bedeutung.<br />
Während de« Krieges war es Lazarett<br />
und in <strong>der</strong> Besatzungszeit sogar Bordell<br />
gewesen. Jetzt ist es wie<strong>der</strong> ein christliche«<br />
Hospiz, da« beson<strong>der</strong>« gern von Hollän<strong>der</strong>n besucht<br />
wird. Mr. De Graaf erinnerte dann an<br />
den Geburtstag <strong>der</strong> holländischen Königin am<br />
Tage vorher und bat die Versammelten, die<br />
nie<strong>der</strong>ländische Nationalhymne und darauf die<br />
deutsche anzust<strong>im</strong>men. Da da« Singen de«<br />
Deutschlandliedes aber in Boppard und in den<br />
heute noch von den Franzosen besetzten Teilen<br />
des <strong>Rheinland</strong>es verboten ist, unterblieb auch <strong>der</strong><br />
Gesang <strong>der</strong> holländischen Hymne, und zwar auf<br />
eigenen Wunsch <strong>der</strong> Hollän<strong>der</strong>, Alle ausländischen<br />
Vertreter nahmen so einen tiefen Eindruck<br />
von <strong>der</strong> deutschen 3tot, elf Jahre nach<br />
Kriegsende und zehn Jahre nach Friedensschluß<br />
mit in ihr Land. Wir aber freuen un« des<br />
mannhaften Bekenntnisse« <strong>der</strong> Männer, die trotz<br />
ihrer weiten internationalen Beziehungen und<br />
Aufgaben doch die Wirklichkeit sehen und <strong>der</strong><br />
Wahrheit die Ehre geben. 0. Füllkrug.<br />
Soziales<br />
I Die Pfarrfrau in <strong>der</strong> sozialen Arbeit<br />
Oft weiden wir Pfarrfrauen von an<strong>der</strong>n<br />
sozial arbeitenden Frauen beneidet, weil sie<br />
meinen, unsere Arbeit sei leichter, unsere<br />
Stellung als Pfarrfrau beseitige von vornherein<br />
gewisse Schwierigkeiten. <strong>Das</strong> mag<br />
vor dem Kriege gest<strong>im</strong>mt haben, Heute<br />
ist es nicht mehr so. Wenn wir<br />
Pfarrfrauen noch in irgendeiner Weise eine<br />
günstigere Stellung haben, dann wird <strong>der</strong><br />
Vorteil aufgehoben durch die viel schärfere<br />
Kritik, die an uns geübt wird, und durch<br />
die viel größeren For<strong>der</strong>ungen, die an uns<br />
gestellt werden. Hochgeschraubte For<strong>der</strong>ungen<br />
und Kritik, das sind die beiden Dinge,<br />
unter denen die Arbeltsfreudigkeit <strong>der</strong> Pfarrfrau<br />
oft leidet.<br />
Jede an<strong>der</strong>e Frau übern<strong>im</strong>mt soziale Arbeit,<br />
wenn es ihr paßt. Die Pfarrfrau<br />
tritt mit ihrem Hochzeitstag<br />
die soziale Arbeit an, einerlei, ob<br />
sie dazu befähigt o<strong>der</strong> vorgebildet ist, o<strong>der</strong><br />
ob sie Lust dazu hat. <strong>Das</strong> bringt <strong>der</strong><br />
Beruf des Mannes mit sich, und manch ein<br />
junges Pfarrfräuchen seufzt unter diesen<br />
aufgezwungenen Pflichten, nicht weil sie sie<br />
nicht erfüllen will, son<strong>der</strong>n weil sie sich<br />
ihnen nicht gewachsen fühlt.<br />
Und dann ist das Auge <strong>der</strong><br />
strengen Kritik doppelt nie<strong>der</strong>drückend.<br />
Je<strong>der</strong> junge Mensch, auch<br />
wenn er von den höchsten Idealen beseelt<br />
ist, macht seine Dummheiten, denn nur dadurch<br />
wird er gescheit. Der Pfarrfrau<br />
aber erlaubt man dieses Vorrecht <strong>der</strong> Jugend<br />
nicht. Von ihr erwartet man von dem<br />
Tage ihrer Trauung ab die Weisheit und<br />
Erfahrung eines gereiften Menschen.<br />
Wenn sie diese nicht hat, und sie kann sie<br />
nicht haben, dann kommt die Kritik! Und<br />
zwar die Kritik <strong>der</strong> Gemeinde und — <strong>der</strong><br />
älteren, erfahreneren und weiseren Kollegen<br />
und — Kollegenfrauen<br />
Ich will darauf nicht weiter eingehen, aber<br />
jedenfalls ist vielfach in diesem Punkte eine<br />
Spannung vorhanden, die wir beseitigen<br />
müssen.<br />
Gewiß, die Jungen sind nicht mehr, wie sie<br />
früher waren, aber gerade das dürfte vielleicht<br />
ein Grund sein, daß wir sie an<strong>der</strong>s<br />
behandeln müssen, als wir<br />
behandelt worden sind.<br />
Wir Alten können oft mit dem besten Willen<br />
nicht mit den jungen gehen, aber das Jugendrecht,<br />
ihre Erfahrungen und, ich sage es<br />
absichtlich, ihre Dummheiten zu machen,<br />
müssen wir ihnen zugestehen, weil wir doch<br />
auch selbst unsere Erfahrungen, und, wenigstens<br />
ich, unsere Dummheiten gemacht haben<br />
und haben machen dürfen. Also ruhig arbeiten<br />
lassen, wenn es irgend angeht; und<br />
erst dann unsern Rat erteilen, wenn wir<br />
darum gefragt werden. Sie müssen sich<br />
ja doch letzten Endes ihren eigenen Weg<br />
suchen, so wie wir Alten es auch haben tun<br />
müssen.<br />
Was wir nicht außer acht lassen dürfen,<br />
das ist die Notwendigkeit, daß die<br />
Pfarrfrau weit mehr als<br />
früher Führerin werden muß;<br />
erstlich weil heute die <strong>Kirche</strong> viel mehr<br />
als früher unsere Mitarbeit und Hilfe<br />
braucht, und zweitens weil die Arbeit<br />
des Pfarrers bis ins kleinste Dorf hinein<br />
so vervielfacht worden ist, daß er unsere<br />
Hilfe nicht entbehren kann, wenn er allen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen gerecht werden soll.<br />
Auch darin liegt eine Schwierigkeit, die an<strong>der</strong>e<br />
Frauen nicht kennen. Selbstverständlich<br />
muß die Pfarrfrau die Arbeit, die sie in <strong>der</strong><br />
Gemeinde o<strong>der</strong> sonst übern<strong>im</strong>mt, selbständig<br />
und ihrem ureigensten Wesen entsprechend,<br />
tun dürfen, sonst ist sie nicht echt.<br />
Aber ste mag tun und lassen, was sie will,<br />
sie muß <strong>im</strong>mer eingedenk bleiben, daß sie<br />
nicht Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde, son<strong>der</strong>n Gehilfin<br />
ihres Mannes ist!<br />
<strong>Das</strong> mag <strong>der</strong> Grund sein, warum in früheren<br />
Seiten verhältnismäßig wenig Pfarrfrauen<br />
sich zur Führerin entwickelt haben.<br />
Der Mann war Führer, sie war Gehilfin,<br />
Gehilfin muß sie auch heute noch bleiben,<br />
aber doch in ganz an<strong>der</strong>er, viel weitherzigerer<br />
Weise, und sie muß
chen, er sieht o<strong>der</strong> fällt mit ihm, ja oft<br />
genug wird er ersi durch das Amt geschaffen.<br />
Er sichert sich seine Stellung gern<br />
durch best<strong>im</strong>mte Vorschriften, er hascht nach<br />
sichtbarem Erfolg, ihn treibt nicht die große<br />
Liebe und das Pflichtgefühl, son<strong>der</strong>n die<br />
Eitelkeit.<br />
Wie an<strong>der</strong>s <strong>der</strong> wahre Führer!<br />
Er wandelt und entwickelt sich stets, er fußt<br />
in <strong>der</strong> ewigen unsichtbaren Welt, aus <strong>der</strong><br />
er <strong>im</strong>mer und <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> neue Kraft und<br />
neue Liebe schöpft. Was er geistig erschaut,<br />
das wirkt sich ständig aus, wird zum Saatkorn<br />
für Menschenherzen, dessen Ke<strong>im</strong>en<br />
und Wachsen er Gott überläßt. Er glaubt<br />
an den Erfolg, auch wenn er ihn nicht<br />
steht, ja, auch dann, wenn seine Saat erst<br />
aufgeht, wenn er nicht mehr ist. Wahres<br />
Führertum ist eine Gabe Gottes,<br />
einerlei, ob Hun<strong>der</strong>ttausende<br />
hinter dem Führer stehen<br />
o<strong>der</strong> ein kleines Vereinchen von<br />
sechs Mitglie<strong>der</strong>n.<br />
Der wahre Führer bleibt Führer auch ohne<br />
Amt und Würden. Denken wir nur an die<br />
Großen, an die ganz Großen! Luther,<br />
Vismarck und wie sie alle heißen.<br />
We<strong>der</strong> Intelligenz noch Kenntnisse, noch<br />
Erfahrung befähigen zum wahren Führer.<br />
Es ist ein großer Irrtum, wenn man<br />
glaubt, durch die komplizierte, gründliche<br />
Fachausbildung Führer <strong>im</strong> höchsten Sinne<br />
zu schaffen.<br />
Wahres Führertum kann nicht erlernt werden,<br />
zum Führer wird <strong>der</strong> Mensch berufen<br />
von Gott, wenn er die sittliche Fähigkeit<br />
dazu besitzt, wenn er diese Fähigkeit in<br />
sich entwickelt hat. Große Gedanken wirken<br />
in dem wahren Führer ein starkes Wollen,<br />
glühende Liebe führt ihn zur heiligen Tat,<br />
auch in dem engsten und kleinsten Kreise.<br />
Dieser Weg mag steil und dornig sein für<br />
unsere jungen Pfarrfrauen, aber es muß<br />
ihr Weg werden, denn sie sind ein Stück<br />
Zukunft unserer <strong>Kirche</strong>. L. Haarbeck,<br />
Merkwürdige soziale Kleinarbeit in <strong>der</strong><br />
Gemeinde<br />
Vor mir liegt <strong>der</strong> Bericht des sozialen Ausschusse«<br />
einer rheinischen Stadtgemeinde, Der<br />
Ausschuß versuchte schon in seiner Zusammensetzung<br />
den Aufgaben eines sozialen Ausschusses<br />
dadurch gerecht zu werden, daß er Vertreter<br />
aller in <strong>der</strong> Gemeinde vorhandenen Nerufsgruppen<br />
in sich aufnahm, aus dem Gedanken<br />
heraus, daß sich <strong>der</strong> Wille zu sozialem Auegleich<br />
in einer solchen Zusammenarbeit zuerst<br />
dokumentieren müsse. <strong>Das</strong> erste, wozu er seine<br />
Mitglie<strong>der</strong> verpflichtete, war die Aufgabe, alle<br />
neu zuziehenden Gemeindeglie<strong>der</strong> zu besuchen<br />
und ihnen einen Gruß <strong>der</strong> Gemeinde zu bringen.<br />
<strong>Das</strong> zweite, was diese Männer und<br />
Frauen übernahmen, war die Verpflichtung,<br />
das Wohlfahrtsamt <strong>der</strong> Gemeinde über jeden<br />
Fall von wirtschaftlicher Not sofort und eingehend<br />
zu unterrichten, Ist es nicht ein erschreckende«<br />
Zeichen für die Entwickelung, i» <strong>der</strong><br />
sich unsere Gemeinden befinden, daß es <strong>der</strong><br />
Schaffung eine« sozialen Ausschüsse« bedarf,<br />
um Aufgaben anzugreifen, die jede kirchliche<br />
Körperschaft zuerst, mit ihr aber schlechthin<br />
alle Gemeindeglie<strong>der</strong> sehen und als ihre selbst-<br />
verständliche Verpflichtung empfinden müßten?<br />
Vor kurzem erzählte mir ein Gewerkschaftssekretär,<br />
er habe in seiner Nachbarschaft — auch<br />
in einer rheinischen Stadt mit starker kirchlicher<br />
Tradition — einen Kreis von Arbeitern<br />
in <strong>der</strong> Weise um s!ch gesammelt, daß er sie<br />
auf eigene Faust zur llebernahme einer ganz<br />
ähnlichen Verantwortung eoangelisch-nachbarschaftlicher<br />
Art anregte, seltsamerweise nicht<br />
durchaus unter Zust<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> in erster<br />
Linie für eine solche Arbeit verantwortlichen<br />
Persönlichkeiten. Die bescheidene Arbeit hat<br />
aktives kirchliche« Interesse auch bei Leuten<br />
erweckt, die sonst dem, was man kirchliche«<br />
Leben zu nennen pflegt, fernstehen.<br />
Was geht au« diesen schlichten Tatsachen hervor?<br />
Daß wir Fortschritte in sozialer Arbeit<br />
machen? Nun vielleicht könnte man auch davon<br />
reden. Hier aber wird etwas viel Einfacheres<br />
und Wesentlicheres deutlich: Daß in<br />
unserem evangelischen Volk die Sehnsucht<br />
nach <strong>der</strong> Gemeinde, die wirklich Gemeinde<br />
ist, und <strong>der</strong> Wille zum Aufbau <strong>der</strong> Gemeinde<br />
merkwürdigerweise noch nicht gestorben<br />
ist, son<strong>der</strong>n oft da lebendig wird, wo wir es<br />
am wenigsten erwarten. Es ist keine Frage,<br />
daß hier die zentralste soziale Aufgabe unserer<br />
<strong>Kirche</strong> erkannt und angefaßt ist. Daß an ihr<br />
gearbeitet wird, ist die Voraussetzung für alle«,<br />
was <strong>im</strong> engeren Sinne als soziale Arbeit bezeichnet<br />
werden mag. Es ist lächerlich, vom<br />
sozialen Ausgleich durch die <strong>Kirche</strong> zu reden,<br />
wenn Unternehmer und Arbeiter nicht mehr<br />
wissen, daß sie Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinde sind.<br />
Man braucht keine neue Organisation „Männerhilfe",<br />
wie sie hier und dort jetzt organisiert<br />
zu werden beginnt; man braucht nur mit den<br />
3 o<strong>der</strong> 6 o<strong>der</strong> 20 Leuten an die Arbeit zu<br />
gehe», die auf den Aufruf warten. E« ist notwendig,<br />
die großen Fragen <strong>der</strong> Gemeindeorganisation<br />
in <strong>der</strong> Großstadt zu erkennen und<br />
ohne Säumen ihre Lösung anzugreifen. Aber<br />
es wären auch die glücklichsten Lösungen dieser<br />
drängenden Fragen unfruchtbar, wenn nicht<br />
endlich auch da« Einfachste und Erste geschähe:<br />
Aktivierung <strong>der</strong>er, die noch von <strong>der</strong> Gemeinde<br />
wissen und an sie glauben. Hoffentlich ist es<br />
nicht nötig, dafür „soziale Ausschüsse" zu gründen.<br />
Geht es aber nicht an<strong>der</strong>«, nun wohl,<br />
dann sollte auch <strong>der</strong> Umweg recht sein. Soziale<br />
Arbeit <strong>im</strong> eigentlichen Sinne wird sich<br />
dann von selbst ergeben und erst dann fruchtbar<br />
geschehen können. Liz. Menn.<br />
Arbeitslosigkeit<br />
1. Die Arbeitslosigkeit in unserer Provinz<br />
unterscheidet sich von <strong>der</strong> de« Reichsdurchschnittc«<br />
anscheinend dauernd in einer für das<br />
<strong>Rheinland</strong> nicht günstigen Weise. Folgende Zahlen<br />
verdeutlichen das:<br />
Hauptunterstützungsempfänger gab es:<br />
auf 4000 Einwohner<br />
in <strong>der</strong> Arbeitslosenunterstützung . . . .<br />
in <strong>der</strong> Krisenunterstützung<br />
Unterstützte und Notstandsarbeiter gab es<br />
Der 45. 8. 4928 zeigte die niedrigsten Zahlen<br />
des Vorjahre«, <strong>der</strong> 45, 4. die höchsten Zahlen<br />
des Wintere, die Zahlen vom 45. 6. sind die<br />
letzten erreichbaren Vergleichzahlen. Da« <strong>Rheinland</strong><br />
hat <strong>im</strong> Winter am Durchschnitt gemessen<br />
eine günstige Lage gehabt, offenbar, weil hier<br />
keine ins Gewicht fallenden landwirtschaftlichen<br />
Arbeitslosenzahlen in Frage kommen. Sehr belastend<br />
aber sind die, am Reichsdurchschnitt gemessenen,<br />
ständig etwa 50 Prozent höher liegenden<br />
Zahlen <strong>der</strong> Krisenuntcrstützten, das heißt,<br />
<strong>der</strong> langfristig Erwerbslosen. Wahrscheinlich<br />
würden die Zahlen <strong>der</strong> in die Wohlfahrtspflege<br />
übernommenen „Ausgesteuerten" dies Bild noch<br />
dunkler erscheinen lassen. Einen Anhaltspunkt<br />
für die Schätzung dieser Zahlen bieten die Feststellungen<br />
<strong>der</strong> Rcichsarbeitsmarktstatistik, wonach<br />
von denen, die <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> aus <strong>der</strong> Krisen-<br />
unterstützung ausscheiden, in <strong>der</strong> Zeit vom 46. 6.<br />
bis 45. 7. 4943 ihren Anspruch auf Krisenunterstützung<br />
erschöpft hätten, und daß es <strong>im</strong><br />
<strong>Rheinland</strong> am 30. 6. allein 26 733 arbeitsuchende<br />
Wohlfahrtsunterstützungsempfänger<br />
gab. Den verhältnismäßig günstigsten Stand<br />
weist zur Zeit <strong>der</strong> Regierungsbezirk Koblenz<br />
auf, mit 43,4 Unterstützungsempfängern <strong>der</strong> A.<br />
V. auf 4000 E.: auch hier freilich steht da«<br />
Arbeitsamt Koblenz selbst mit 42,2 weit über<br />
dem Durchschnitt des Bezirks, dagegen fast genau<br />
auf dem Durchschnitt <strong>der</strong> Provinz, Unter<br />
den Arbeitsämtern weisen die <strong>der</strong> Tertilbezirke<br />
die höchsten Sätze auf: M.Gladbach 25,8, Barmen<br />
49,8, Aachen 45,0, Krefeld 44,7. Außerordentlich<br />
stark belastet sind auch Solingen mit<br />
49,2, Remscheid mit 45,4. Die relativ niedrige<br />
Durchschnittszahl <strong>der</strong> Provinz 42,0 kommt freilich<br />
auch nur durch Einrechnung <strong>der</strong> ländlichen<br />
Bezirke zustande, die naturgemäß eine unternormale<br />
Arbcitslosenziffer aufweisen. Unter<br />
den eigentlichen Industriestädten steht seit längerer<br />
Zeit Duisburg am günstigsten da mit 8,9<br />
für den 45, 7. Ueberau« schmerzlich ist die<br />
Feststellung, daß weit mehr als die Hälfte aller<br />
Unterstützten (74 000 von 420 000) am 45.7.<br />
<strong>im</strong> Alter zwischen 24—45 Jahre, also <strong>im</strong> Alter<br />
<strong>der</strong> stärksten Arbeitsfähigkeit standen. Dabei<br />
stehen wir jetzt in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> günstigsten<br />
Arbeitsmarktgestaltung. Der Sachverständigenausschuß<br />
für die Reform <strong>der</strong> Arbeitslosenversicherung<br />
glaubt, <strong>im</strong> Jahresdurchschnitt auf das<br />
Reich rund 4,4 Millionen Arbeitelose mit<br />
Unterstützungsberechtigung rechnen zu sollen,<br />
während die Zahl gegenwärtig rund 720 000<br />
beträgt! Die äußere und innere Not, die sich<br />
hinter diesen Zahlen verbirgt, ist größer, als<br />
wir uns klar zu machen pflegen, selbst wenn die<br />
mißbräuchliche Ausnutzung <strong>der</strong> Versicherung so<br />
groß wäre, wie es gelegentlich behauptet wird,<br />
freilich weithin ohne sichere Unterlagen.<br />
Eigenartig deutlich ist zu sehen, daß es sich bei<br />
<strong>der</strong> Arbeitslosigkeit um eine Not <strong>der</strong> ehemals<br />
herrschenden europäischen Industrielän<strong>der</strong>,<br />
Deutschland« und Großbritannien« handelt; bei<br />
beiden (wie übrigen« auch Oesterreich) beträgt<br />
die Zahl <strong>der</strong> Arbeitslosen ungefähr 3 Prozent<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung, während die Län<strong>der</strong>, sei es<br />
mit neuerer, industrieller Entwicklung, sei es mit<br />
schwacher Nährung, nicht nennenswert betroffen<br />
sind. Es gibt keine ganz sicher vergleichbaren<br />
Zahlen, aber ungefähr lauten die entsprechenden<br />
Ziffern für Italien 0,9, Belgien<br />
0,5, Polen 0,5, Tscheche,' 0,4, Frankreich 0,03.<br />
Offenbar ist eine Lösung <strong>der</strong> Arbeitslosenfrage<br />
nur <strong>im</strong> größten Rahmen weltpolitischer und<br />
weltwirtschaftspolitischer Gestaltung möglich.<br />
Die am schwersten betroffenen Län<strong>der</strong> werden<br />
zunächst weiterhin alle« tun müssen, um den<br />
einzelnen zu helfen, die in erster Linie unter<br />
dieser Not leiden.<br />
am45. 8. 4928 am 45. 4. 4929 am 45. 6. 4929<br />
Reich Rhld. Reich Rhld. Reich Rhld.<br />
9,4 42,— 30,7 24,2 44,9 42,9<br />
4,3 2,— 2,2 3,2 3,3 4,9<br />
44,4 45,6 35,3 23,5 46,9 49,—<br />
2. Inzwischen hat sich in Deutschland eine<br />
erbitterte und meist sachlich sehr unzulängliche<br />
Diskussion über Wert und Unwert des staatlichen<br />
Versicherungswesen« überhaupt erhoben.<br />
Einen interessanten und wertvollen Beitrag zu<br />
diesen Fragen stellt ein Flugblatt dar, da« von<br />
<strong>der</strong> Allgemeinen Ortskrankenkasse an alle seine<br />
Mitglie<strong>der</strong> verteilt wurde und das in seinem<br />
letzten Teil wörtlich lautet:<br />
„Diese Leistungen, auf welche die Kasse stolz<br />
sein darf, sind aber nur dann mit einem Beitragssätze<br />
von 6,9 Prozent auf die Dauer beizubehalten,<br />
wenn jedes Mitglied jede überflüssige<br />
Inanspruchnahme <strong>der</strong> Kasse vermeidet,<br />
sich <strong>der</strong> Kasse gegenüber persönlich verantwortlich<br />
fühlt und die Kasse nur dann in Anspruch<br />
n<strong>im</strong>mt, wenn es wirklich krank ist. Wir richten<br />
diesen Mahnruf an unsere Mitglie<strong>der</strong>, weil
außer durch den hohen Krankellbestand des<br />
verflossenen Jahre« wir zu Anfang dieses Jahres<br />
durch eine Grippe-Epidemie, wie sie in diesem<br />
Ausmaße noch nie beobachtet worden ist,<br />
he<strong>im</strong>gesucht wurden, die unsere Finanzlage auf<br />
da» schwerste erschüttert hat. Wir haben<br />
Wochen gehabt, wo die Ausgaben allein für<br />
Krankengeld höher waren als die auf eine<br />
Woche entfallenden Beiträge. Die Grippe-<br />
Epidemie hat <strong>der</strong> Kasse insgesamt rund 800 000<br />
Mark gekostet. Dieser schwere Schlag kann<br />
nur mit eurer Hilfe überwunden werden. Die<br />
Xrankenoersicherung steht in einem schweren<br />
Xmnpfe. Man will ihren Abbau. Wer die<br />
Kasse unberechtigt in Anspruch n<strong>im</strong>mt, gefährdet<br />
da« ganze heutige System <strong>der</strong> Sozialversicherung,<br />
insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Krankenversicherung.<br />
Die vielen Angriffe, gerade in <strong>der</strong> letzten Zeit,<br />
werden vor allen Dingen <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> mit<br />
<strong>der</strong> Behauptung unterstützt, daß die Kasse von<br />
vielen Versicherten unberechtigt in Anspruch genommen<br />
wird. Wir wollen un» hier einer<br />
Stellungnahme zu obigen Vorwürfen enthalten.<br />
Aber wir wollen doch nicht verfehlen, die folgende<br />
Mahnung an die Mitglie<strong>der</strong> zu richten:<br />
Nehmt eure Kasse nur in Anspruch, wenn die<br />
Notwendigkeit hierfür besteht! Sucht nicht<br />
wegen je<strong>der</strong> geringfügigen Unpäßlichkeit den<br />
Arzt auf! Jede Inanspruchnahme de« Arztes<br />
muß bezahlt werden und steigert die Ausgaben,<br />
Drängt nicht in den Arzt, euch teure Arzneien<br />
zu verschreiben, wenn ein erprobte» Hausmittel<br />
genügt! Legt den Arzneihunger ab und glaubt<br />
nicht, daß <strong>der</strong>jenige <strong>der</strong> beste Arzt ist, <strong>der</strong> am<br />
meisten verschreibt! Ihr wißt ja selbst am besten,<br />
wie wenig von den Arzneien tatsächlich genommen<br />
und wieviel davon weggeworfen wird. Damit<br />
nützt ihr nur <strong>der</strong> chemischen Industrie, schädigt<br />
aber eure Kasse. Handelt stets so, als wenn<br />
ihr alle Leistungen <strong>der</strong> Kasse: ärztliche Hilfe,<br />
Arzneien, Krankenhauskosten usw. selbst bezahlen<br />
müßtet, Versicherte! Euer Prinzip sei: Ich<br />
nehme meine Kasse nur bei Notwendigkeit in<br />
Anspruch, damit ich <strong>im</strong> Falle einer ernsten Erkrankung<br />
um so höhere Leistungen bekomme.<br />
Jede überflüssige Inanspruchnahme <strong>der</strong> Kasse<br />
benachteiligt die übrigen Versicherten und wirkt<br />
auf eine Beitragserhöhung hin. Schützt eure<br />
Kasse gegen gewissenlose Ausbeuter, die sich<br />
auf eure Kosten durch ungerechtfertigte Inanspruchnahme<br />
<strong>der</strong> Kasse bereichern wollen! Sagt<br />
nicht: Ich habe bisher erst wenig o<strong>der</strong> nicht«<br />
von <strong>der</strong> Kasse bekommen, deshalb kann ich sie<br />
jetzt einmal in Anspruch nehmen. Wenn ihr so<br />
sprecht, verkennt ihr das Wesen <strong>der</strong> Versicherung!<br />
Für einen Versicherten, <strong>der</strong> krankfeiert,<br />
sind die Beiträge vieler Versicherten erfor<strong>der</strong>lich,<br />
um die notwendigen Mittel aufzubringen,<br />
Zum Beispiel je<strong>der</strong> Krankenhausfall,<br />
0er <strong>im</strong> Durchschnitt 30 Tage dauert, kostet <strong>der</strong><br />
Kasse an Pflegekosten, Haus- o<strong>der</strong> Taschengeld<br />
<strong>im</strong> Durchschnitt 300 Mark. Ein sonstiger Krankheitsfall<br />
von 6 Wochen Dauer, und diese Fälle<br />
sind sehr zahlreich, kostet <strong>der</strong> Kasse <strong>im</strong> Durchschnitt<br />
allein an Krankengeld, Arzneien und<br />
Heilmittel 200 Mark o<strong>der</strong> den Jahresbeitrag<br />
von 2—3 Versicherten. Die durchschnittliche<br />
Dauer de« Krankheitsfalle« <strong>im</strong> Jahre 1928 mit<br />
27 Tagen war außerordentlich hoch. Durch eine<br />
Verkürzung <strong>der</strong> durchschnittlichen Dauer um nur<br />
zwei Tage würde die Kasse allein an Krankengeld<br />
351 840,— Mark erspart haben. Wer<br />
die Krankenkasse nie hat in Anspruch nehmen<br />
müssen, ist am besten dran: denn jede Krankheit<br />
hat gesundheitlichen Schaden und finanzielle<br />
Nachteile zur Folge, Seid ihr aber wirklich<br />
krank, nehmt die Arbeit nach beendeter Arbeitsunfähigkeit<br />
sogleich wie<strong>der</strong> auf. Bist du Donnerstag<br />
wie<strong>der</strong> arbeitsfähig, warte nicht bis<br />
Montag. Die Kasse darf nicht benutzt werden,<br />
um mit ihrer Hilfe die wirtschaftlichen Folgen<br />
von Arbeitslosigkeit zu beseitigen, Mitglie<strong>der</strong>!<br />
Die Verhältnisse müssen unbedingt an<strong>der</strong>« werden.<br />
Eine Besserung <strong>der</strong> Finanzen <strong>der</strong> Kasse<br />
ist möglich, wenn ihr auf eine Schonung <strong>der</strong><br />
478<br />
Kassenmittel bedacht seid. Ihr tut« für euch<br />
selbst und für eure Angehörigen. Ihr tut«<br />
aber auch <strong>im</strong> Interesse eine« gerechten Kampfe«<br />
gegen die Gegner <strong>der</strong> Sozialversicherung,<br />
Schlagt diesen Leuten die Waffen aus <strong>der</strong> Hand<br />
und zeigt durch eure Einstellung und euer Verhalten,<br />
daß die Angriffe gegen die Kranken»<br />
Versicherung unberechtigt und ungerecht sind."<br />
E« ist die« ein vielleicht erster, ernsthafter Versuch<br />
erzieherischer Einwirkung von <strong>der</strong> Seite<br />
einer solchen Organisation. Ob <strong>der</strong> Versuch<br />
nicht zu spät gemacht wird? E« gibt eine Versichertenideologie,<br />
die schwer zu bekämpfen ist,<br />
wenn sie einmal Wurzel schlug. Sollte aber<br />
hier nicht vor allem eine Aufgabe kirchlicher<br />
Kreise liegen? Man dürfte davon sogar in <strong>der</strong><br />
Predigt sprechen. Sicher in evangelischen Vereine».<br />
Jedenfalls gilt es hier nicht zu schelten,<br />
son<strong>der</strong>n Hand anzulegen.<br />
Fast hoffnungslos scheint das <strong>im</strong> Blick auf<br />
einen wachsenden Teil <strong>der</strong>er zu sein, die sich<br />
al» arbeitsunfähig bezeichnen, um die Möglichkeit<br />
de« Rentenempfängers zu gewinnen.<br />
Einige Sätze von Professor Dr. Köhler«,<br />
Köln, dem Vertrauensarzt <strong>der</strong> Reichsoersicherung<br />
für Angestellte, au« Nr. 345 b <strong>der</strong> Köln, Ztg,<br />
müssen hier zu denken geben:<br />
„Der allenthalben in großem Ausmaß durchgeführte<br />
Abbau <strong>der</strong> Werktätigen, <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>«<br />
Personen jenseits <strong>der</strong> fünfziger Jahre betrifft,<br />
wirkt sich für sehr zahlreiche, nicht mehr in völliger<br />
Jugendfrische tätige, aber doch <strong>im</strong>merhin<br />
noch zu durchaus annehmbarer, zuverlässiger<br />
Arbeit befähigte Personen, nicht nur für den<br />
wirtschaftlichen Familienbestand, son<strong>der</strong>n auch<br />
für die unmittelbare Arbeitsfreudigkeit de« Betroffenen<br />
verhängnisvoll au«. Werden jüngere<br />
Kräfte vorgezogen, stellen sich die Betriebe<br />
geradezu auf solche ein, gilt nicht mehr die in<br />
langjähriger Arbeitstreue bewiesene Zuverlässigkeit<br />
und Gediegenheit des Arbeiter« al« die beste<br />
Stütze de« gewerblichen Betrieb«, so schwindet<br />
langsam und sicher da« persönliche Zutrauen<br />
zur eignen Leistungsfähigkeit, Die Zurückgesetzten<br />
fühlen sich, mit einem Volksausdruck, zum<br />
alten Eisen geworfen. Von da an ist es bis<br />
zur subjektiven Ueberzeugung, arbeitsunfähig zu<br />
sein und ein Anrecht auf Invalidenrente zu besitzen,<br />
nur ein kleiner Schritt. In Wirklichkeit<br />
liegt aber keine körperliche Krankheit und dadurch<br />
bedingte Arbeitsunfähigkeit vor, son<strong>der</strong>n<br />
lediglich eine Wertoermindcrung <strong>der</strong> Person,<br />
darauf beruhend, daß heute alles in einem gesteigerten<br />
Arbeitstempo geschafft werden soll,<br />
gegen dessen Wertschätzung die früher in erster<br />
Linie in Frage kommende Zuverlässigkeit und<br />
Bedachtsamkeit de« älteren Arbeiter« nicht mehr<br />
aufzukommen vermag. Dennoch ist damit meine«<br />
Erachten« da« letzte Wort noch nicht gesprochen.<br />
Der 8t2ncl2r6 c>l lile neigt unter dem<br />
Einfluß de« gesamten wirtschaftlichen und seelischen<br />
Druck« einem Nie<strong>der</strong>gang, einer Wi<strong>der</strong>standeunfähigkeit<br />
und Energieschwächung zu.<br />
Ganz beson<strong>der</strong>« ist es da« au« Konjunkturgründen<br />
Nichtarbeitendürfen und damit nicht Nichtarbeitenkönnen,<br />
was viele Menschen nun wirklich<br />
krank und arbeitslahm macht."<br />
Köhler« gelangt dann zu <strong>der</strong> Folgerung, daß<br />
solchen „alterskranken" Menschen das Recht zur<br />
Inoalidisierung in <strong>der</strong> Tat nicht abgesprochen<br />
werden dürfe, mindesten« für die Zeit dieser wirtschaftlichen<br />
Notlage. Ernste Fragen! Sie<br />
sollten vor allen leichtfertigen Reden über „Renlenpsychose"<br />
bewahren und un« ins Bewußtsein<br />
rulen, daß wir den durch die neuere Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Wirtschaft und ihrer Methoden aie<br />
schuldig sind. Sollte nicht aber auch die Fra^c<br />
nach dem Rechi und Unrecht dieser Wirtschaftaloethoden<br />
<strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> gestellt werden?<br />
2. Für da« Rechnungsjahr 1827/1928 ist in<br />
Deutschland zum ersten Male eine Reichsfürsoigestatistik<br />
durchgeführt worden,<br />
<strong>der</strong>en vorläufige Ergebnisse in Heft 13 von<br />
„Wirtschaft und Statistik" veröffentlicht sind.<br />
Hier einige wichtige Daten:<br />
Es wurden laufend in offener Fürsorge unterstützt von den Bezirksfürsorgeoerbänden (Städten,<br />
Landkreisen)<br />
Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene . . . .<br />
Sozialrentner . . . . . . . . .<br />
Kleinrentner . . . . . . . . . .<br />
Sonstige Hilfsbedürftige (Arme)<br />
Einmalig wurden unterstützt in offener Fürsorge<br />
In geschlossener Fürsorge waren untergebracht<br />
vorübergehend<br />
dauernd<br />
Beihilfen für Ausbildung und Erziehung wurden gewährt ,<br />
Hierzu gesellen sich die von den Lande«fürsorgeoerbänden (Provinzen)<br />
unterstützten Hilfsbedürftigen:<br />
Geisteskranke<br />
Taubstumme, Blinde, Krüppel<br />
Sonstige Gebrechliche o<strong>der</strong> Kranke<br />
Sonstige Hilfsbedürftige<br />
Zum Vergleich:<br />
Die Einwohnerzahlen betrugen<br />
<strong>im</strong> Reich<br />
111 474<br />
71» 111<br />
402 IN»<br />
1 178 386<br />
20 673 876<br />
835 544<br />
339 686<br />
414 538<br />
<strong>im</strong> Rhld.<br />
27777<br />
68 800<br />
28 884<br />
237 671<br />
747 445<br />
130 301<br />
38 442<br />
10 071<br />
126 277 die Zahlen für<br />
27 484 das Rhld. werden<br />
7 206 hier lei<strong>der</strong> nicht<br />
288 827 mitgeteilt<br />
f. d. Reich f. d. Rhld.<br />
410 61» 7 256 878<br />
Die von dem Reichsjugendwohlfahrtsgesetz erfaßten Jugendlichen (z, B. die Fürsorgeerziehung)<br />
jmd bei diesen Zahlen noch nicht mitberücksichtigt!<br />
Die Ausgaben für die öffentliche Fürsorge <strong>der</strong> Bezirksfürsorgeverbände glie<strong>der</strong>n<br />
sich in ihren wichtigsten Bestandteilen folgen<strong>der</strong>maßen (Zahlen in 1000 Mark!):<br />
1. Gesundheitsfürsorge<br />
2. Wirtschaftliche Fürsorge<br />
3. Wochenfürsorge<br />
4. Jugendpflege (ohne Fürsorgeerziehung)<br />
5. Pflegepersonal<br />
6. Zuschüsse für die Unterhaltung von<br />
a) Krankenhäusern und Entbindungshe<strong>im</strong>en 60 938<br />
b) Altersh,, Siechenhäusern, Obdachlosenasylen 18 203<br />
c) Jugendhe<strong>im</strong>en aller Art (Waisenhäusern) 10 »84<br />
d) ärztliche Beratungsstellen . . . 13 145<br />
e) Säuglings- und Kleinkin<strong>der</strong>he<strong>im</strong>e . . 16 816<br />
zusammen:<br />
7 261<br />
1 888<br />
703<br />
2 546<br />
3 816<br />
7. Beiträge und Zuschüsse für Verbände und Einrichtungen <strong>der</strong><br />
freien Wohlfahrtspflege<br />
8. Verwaltungskosten a) sachlich . . . 22 691 2 816<br />
b) Personal 81 035 12 535<br />
zusammen:<br />
<strong>im</strong> Reich<br />
145 182<br />
716 720<br />
5 374<br />
48 335<br />
21 251<br />
120186<br />
10 883<br />
<strong>im</strong> Rhld.<br />
25 173<br />
102 020<br />
752<br />
»771<br />
2 877<br />
16 415<br />
1804<br />
113 726 15 351
Die gesamte Fürsorgelast in Deutschland betrug,<br />
abgesehen von den Kosten <strong>der</strong> Fürsorgeerziehung,<br />
von Volksspeisungen, Schulspeisungen, schulärztlichen<br />
Untersuchungen, Kin<strong>der</strong>entscnduxgc»<br />
(soweit diese nicht fürsorgerechtlich Hilfsbedürftigen<br />
zugute kommen), und abgesehen von dem<br />
ganzen Versicherungswesen <strong>im</strong> Rechnungsjahre<br />
4927/4928 1,26? Milliarden Mark. Davon<br />
waren ungedeckt 4,249 Milliarden Mark o<strong>der</strong><br />
auf den Kopf <strong>der</strong> Bevölkerung 20,01 Mark.<br />
4. Interessante bevölkerungspolitische<br />
Einblicke gewährt ein Blick in den Jahresbericht<br />
de« Vereins für Säuglingsfürsorge und<br />
Wohlfahrtspflege <strong>im</strong> Regierungsbezirk Düsseldorf<br />
für 4828. Die Geburtenzahl für den Bezirk<br />
belief sich 4928 auf 48,47 für das Tau-<br />
send <strong>der</strong> Einwohnerschaft. Die höchsten Geburtenzahlen<br />
weisen auf Hamborn mit 25,4»,<br />
Landkreis Dinslaken 24,96, Eterkrade 23,44,<br />
Oberhausen 22,54, Landkreis Mör« 22,07,<br />
Duisburg 24,92; auch Essen steht noch ein klein<br />
wenig über dem Durchschnitt mit 48,83. Die<br />
niedrigsten Geburtenzahlen haben unter den<br />
Städten Solingen mit 44,84, unter den Landkreisen<br />
Lennep mit 42,44. <strong>Das</strong> Nergische Land<br />
ist da« älteste Industriegebiet de« Bezirks, <strong>der</strong><br />
Raum nördlich <strong>der</strong> Ruhr <strong>der</strong> jüngste. Die Bevölkerung<br />
des Bergischen Lande« ist wesentlich<br />
bodenständig, die nördlich <strong>der</strong> Ruhr wesentlich<br />
aus dem Osten zugewan<strong>der</strong>t. Fragen über<br />
Fragen. Auch solche <strong>der</strong> konfessionellen Zugehörigkeit?<br />
Liz. Menn.<br />
Nachrichten aus dem Melanchthonbund<br />
(Verband <strong>der</strong> evangelischen Eltern an den mittleren und höheren Schulen <strong>Rheinland</strong>s)<br />
Da« Mitteilungsblatt 3/4929 erscheint<br />
<strong>im</strong> Oktober; zwei Rednerlisten für die bevorstehende<br />
Winterarbeit gingen den Gruppen in<br />
<strong>der</strong> letzten Zeit zu, — Die Vortragstätigkeit<br />
dieses Winterhalbjahre« eröffneten die Ortsgruppen<br />
Elberfeld am 20, September<br />
(Pastor Brückner. Wie helfen wir die <strong>Kirche</strong><br />
bauen?) Duisburg-Ruhrort-Laar-<br />
Neeck am 24. September mit einem Vortrag<br />
von Studiendirektor Dr. Blumenrö<strong>der</strong>,<br />
Rheydt, über die Reformation <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>,<br />
worauf seitens <strong>der</strong> Zentrale ein Referat über<br />
Aufgaben und Einrichtung von Stipendienfond«<br />
sowie über unsere Berufsberatungsstelle<br />
für Studenten und Akademiker folgte. Auch<br />
die Gruppen Duisburg und Oberhau -<br />
s e n bereiten Vortragsabende vor. Ein verheißungsvoller<br />
Auftakt! Allen übrigen Gruppen<br />
zur Nacheiferung empfohlen! Auch da,<br />
wo man direkt mit auswärtigen Rednern Termin<br />
und Thema vereinbart, wolle man <strong>der</strong><br />
Zentrale in Essen beide« mitteilen. — Der<br />
Lehrbücherausschuß gibt seit dem Sommer<br />
nun auch Lehrbüchergutachten für die<br />
Mittel- und mittleren Schulen <strong>Rheinland</strong>«<br />
heraus: für jede dieser Schulen ist eine Vertrauenspersönlichkeit<br />
gewonnen. — Der Ausschuß<br />
5 au« <strong>der</strong> 40. rheinischen Prooinzialsynode<br />
in Neuwied hatte sich mit Anträgen<br />
au« Düsseldorf und Köln zu befassen; da«<br />
regionale System hat, wie kaum an<strong>der</strong>« zu<br />
erwarten war, bei <strong>der</strong> großen Mehrheit <strong>der</strong><br />
Synodalen keinen Anklang gefunden. Wir<br />
können es nur begrüßen, wenn <strong>im</strong> ganzen <strong>Rheinland</strong><br />
nun endlich von einheitlichen Gesichtspunkten<br />
au« Schulpolitik getrieben wird, und<br />
hoffen sehr, daß jede Gruppe, die sich dazu genötigt<br />
sieht, zu allererst mit unserer Zentrale<br />
in Verbindung tritt. Insbeson<strong>der</strong>e ist von dem<br />
gesunden Urteil unserer Freunde zu erwarten,<br />
daß man in zusammengelegten Großstädten de«<br />
Regierungsbezirk« Düsseldorf sich nicht in die<br />
Szylla stürzt, um die Charybdi« zu vermeiden:<br />
d. h. man hüte sich davor, bestehende paritätische<br />
Lehranstalten in konfessionelle umwandeln zu<br />
wollen, weil man befürchtet, durch die Zusammenlegung<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Orte eine allzu<br />
stark katholisch orientierte Schulpolitik ini Gcsamtstadtparlament<br />
zu bekommen. — Am 7.<br />
und 8. Oktober feiert Gemeinde und<br />
Gymnasium in Narmen-Gemarke<br />
das 35Njöhrige Jubiläum des evangel.-stift.<br />
Gymnasium« daselbst. (Nach <strong>der</strong> Ref. Ki.-Zta,<br />
36, 284 ist <strong>der</strong> 34. August 457» als Gründungstag<br />
dieser ehrwürdigen Anstalt anzusehen.) —<br />
Zu Seite 445 in Nr. 8 unsere« Blatte« ist<br />
ergänzend zu berichten, daß auch unser Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Oberst a. D, von Gilsa, Sterkrade,<br />
M. d. R., Mitglied <strong>der</strong> Prooinzialsynode ist,<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> des Schulausschusses <strong>der</strong>selben unser<br />
Vorstandsmitglied Geh. Rat Dr, Marck«,<br />
Wesel, Der plötzliche Tod von Missionsdirektor<br />
Pastor Rudolf Schmidt, Barmen, am 3,<br />
September 4928, bedeutet auch für die dortige<br />
Ortsgruppe, <strong>der</strong>en 4, Vorsitzen<strong>der</strong> er war, einen<br />
schmerzlichen Verlust. Unsere Aachener Freunde<br />
betrauern den am gleichen Tage erfolgten He<strong>im</strong>gang<br />
von Hans Iacobi, welcher Vorsitzen<strong>der</strong><br />
des Kuratorium« <strong>der</strong> dortigen Viktoriaschule<br />
war. In seine Zeit fällt die Anerkennung dieser<br />
Schule als Vollanstalt. — Hier mag in Ergänzung<br />
unsere« Berichte« über die Fronleichnamstagung<br />
<strong>der</strong> evangelischen<br />
Religionspädagogen in Düsseldorf<br />
(Nr, 8, Seite 443) noch folgende«<br />
erwähnt werden: Mit Ausnahme von Oberstudienrat<br />
Haasen, Düsseldorf-Oberkassel, <strong>der</strong><br />
ablehnte, wurde <strong>der</strong> Vorstand wie<strong>der</strong>gewählt,<br />
nämlich Oberstudienrat v. Peters, Düsseldorf,<br />
als Vorsitzen<strong>der</strong>, ferner Studienrat Her<strong>der</strong>,<br />
Elberfeld, und Oberstudiendirektor Liz.<br />
Dr. Feigel, Duisburg. Dazu neu Oberstudienrat<br />
Hahn, Mör«, Zur Prooinzialsynode<br />
wurden abgeordnet als Vertreter <strong>der</strong><br />
akad, geb. Religionslehrer Oberstudienrat V.<br />
Peters als Abgeordneter, Oberstudienrat<br />
Her<strong>der</strong> al« 4. Stellvertreter, Studienrätin<br />
Dr. Käthe Steil, Barmen, al« 2. Stelloertreterin,<br />
Studienrat Dr. Ayrer, Koblenz,<br />
als 3, Stellvertreter. — Die Vereinigung<br />
positiver eoangelischerRcl igion slehrer<br />
an höheren Schulen tagt am<br />
42. und 43. Oktober in Kaiscr«werth. (Da«<br />
Programm findet man in Schule und Evangelium,<br />
IV 6, 442). — Wir veröffentlichten auf<br />
Seite 446 in voriger Nummer den von un«<br />
errechneten Bestand an rheinischen<br />
Assessoren (innen) vom 24. Juli 492».<br />
Eduard S<strong>im</strong>on bringt <strong>im</strong> Deutschen Lhil,<br />
Blatt 37, 547 f. nach dem Stand von Ende<br />
August 4929 die Assessoren, Danach kämen auf<br />
das <strong>Rheinland</strong> an evangelischen Assessoren in<br />
Fachgruppe I: 40 (8 Anwärter), in II: 20 (4»),<br />
in III: 8 (7), in IV: 45 (44), in V: 23 (?), in<br />
VI: 9 (2), in I—VI: 85 (57). Während in<br />
den meisten preußischen Provinzen die Jahrgänge<br />
4826/4827 <strong>der</strong> Anwärterliste nahezu erschöpft<br />
sind, weist neben Brandenburg und<br />
Westfalen nur noch da« <strong>Rheinland</strong> größere Bestände<br />
auf, „D«s Durchschnittsalter für die<br />
Gesamtheit <strong>der</strong> Assessoren ist <strong>der</strong> Jahrgang<br />
4 »22: da« entspricht einer durchschnittlichen<br />
Wartezeit von etwa 7 Jahren, Bei den Stellenanwärtern<br />
(durchschnittliche« Assessoren-<br />
Dienstalter 4S24) beträgt die Wartezeit durchschnittlich<br />
8 Jahre." (S<strong>im</strong>on.) Uebrigen« ging<br />
<strong>im</strong> letzten Jahr die Zahl <strong>der</strong> preußischen Studienassessoren<br />
um 24,4 Prozent zurück.<br />
Zeitschriftenschan<br />
Protestantismu« und Gymnasium,<br />
von Qberstudiendirektor Dr. Mar Wiesenthal,<br />
Dui«burg (Evangel. <strong>Rheinland</strong> VI 8,<br />
S. 435—437). Ueber den Erziehungsgeist<br />
auf Gymnasien, von Pfarrer<br />
Lohmeyer in Schötmar (Ref. Ki.-Ztg. 33,<br />
258—264). Die Zukunft des Gymnasium«,<br />
4. Folge, 35 Seiten, 0,60 ^t,<br />
Weidmann'sche Buchhandlung, Berlin SW 68.<br />
— Die christliche Familie und ihre<br />
Gefährdung durch weltanschauliche<br />
Gegner, von Oberstudiendirektor Dr.<br />
Schnippenkötter, Essen (<strong>Das</strong> neue<br />
Reich 50, 598f.). — Was ist evangelische<br />
Erziehung? Von Friedrich D e l e°<br />
kat (Evangel. Päd. 464—474). — Zur<br />
Frage <strong>der</strong> „<strong>Evangelische</strong>n Erzie«<br />
hun g", von Herm. Schwartz (ebd, 474 bis<br />
486). Psychoanalyse, von Otto Döring<br />
(Dtsch. Phil.-Bl. 34, 494—497: 35,<br />
507—544). — We<strong>der</strong> Lern- noch<br />
Arbeitsschule: Erziehungsschule,<br />
von Otto Knoll (Dtsch. Lehrer-Ztg. 36, 394<br />
bis 395: 37, 397f,). — Von <strong>der</strong> Krisi«<br />
<strong>der</strong> höheren Schule (Mittelschule 2»,<br />
437—43»). — Die Schülerzahl <strong>der</strong><br />
preußischen höheren Knappenanst<br />
alten nahm <strong>im</strong> letzten Schuljahr<br />
um 640 ab, also keine Inflation! (Eduard<br />
S<strong>im</strong>on) <strong>im</strong> Dtsch. Phil.-Bl. 32, 465 f.). —<br />
Da« Märchen von <strong>der</strong> billigen<br />
Mittelschule, von Sebald Schwarz<br />
(Dtsch Phil.-Bl. 35, 505—506). — DieNachteile<br />
vorzeitiger Schulentlassung.<br />
Hohe Zahl bei den höheren Schulen für Mädchen,<br />
von Emma Loewe (Elternbl. <strong>der</strong> mittleren<br />
Schulen VII 9, 299—304). — Vom Berechtigungswesen<br />
(Schulfrage 8, 4—3).<br />
Minister Becker über das Berechtigungswesen<br />
(Reich«elternblatt 7/8, LN).<br />
Die ll e l> e r s p a n n u n g des Berechtigungswescn«<br />
(Evangel. Päd. IV 5,<br />
488—490). — Berufe für Schüler aus<br />
mittleren und höheren Schulen,<br />
von Paul Holz (Der eoangel. Beamte 8,<br />
90—93, Schluß). <strong>Das</strong> Recht <strong>der</strong> Eltern<br />
an <strong>der</strong> Schule (Elternbl. 8, 267—270). —<br />
Eltern und Schule (Barmer Sonntagsblatt<br />
35, 3), Noch einmal: Eltern und<br />
Schule (letzte Meinungsäußerung des verstorbenen<br />
Missionsdirektor« Schmidt, welcher<br />
den Lehrern in je<strong>der</strong> Woche einen einzigen Besuch<br />
<strong>im</strong> Elternhause eine» ihrer Schüler<br />
empfiehlt: ebd, 37, 3f.). — Schwer erziehbare<br />
Kin<strong>der</strong>, von Prof. Willy Hellpach,<br />
Heidelberg (Reichselternbl, 7/8, 54—53).<br />
— Stellungnahme des Episkopates<br />
zu den Veröffentlichungen de«<br />
preußischen Kultusministerium«<br />
betr, Sittlichkeitsoergehen an<br />
höheren Schulen (Schule und Erziehung<br />
47, 3 S. 492—49»). — Mo<strong>der</strong>nstePädag<br />
o g i k (Die soziale Kin<strong>der</strong>republik von <strong>der</strong><br />
Rheininsel Namedy: Ki. Wo.-Bl. Mei<strong>der</strong>ich<br />
37, 292f.). — Ueber die Bewährung<br />
dreijähriger Grundschüler(innen)<br />
in höheren und Mittelschulen bringt W.<br />
Rechenberg, Kottbus, sehr erfreuliche Ergebnisse<br />
<strong>im</strong> Dtsch. Phil.-Bl. 33, 478 f. — Die<br />
Einweihung de« Ferienhe<strong>im</strong>« auf<br />
<strong>der</strong> Nordsee-Insel Baltrum (Sgr.<br />
Rh. 34, 526f.). Ein Vorschlag für die<br />
neue Ferienordnung, von H. Klingenberg<br />
(Dtsch. Phil.-Bl. 36, 524 f.). —<br />
Keine W e i h n a ch t « - Ze u g n i s s e in<br />
Berlin und Brandenburg für diese«<br />
Jahr, zunächst versuchsweise (Dtsch. Phil.-Bl.<br />
35, 545.) — Reifezeugnis für lateinische<br />
Sprache und Einschreibung<br />
bei den evange l,-t heol. Fakultäten<br />
(Ki. Amtsbl. d. Rheinpr. 44, 65). — Theo»<br />
logische Schule Elberfeld: Unter»<br />
richtsplan für da« Wintersemester 4929/4930
u. a, (Ref. Wo.-Bl, 33, Beilage, Ki, Wo,-Bl.<br />
Mei<strong>der</strong>ich 32, 252f,), Ueber die am 31. Juli<br />
in Bonn abgehaltene Prüfung in. Hebräischen<br />
vgl. Ki, Rundschau f. Rheinl. und<br />
Wests, Nr. 17, Sp. 268, Der Wea <strong>der</strong><br />
Theologin, von Erna Schlier-Haas<br />
(Dui«bg. Sg.-Bl, 33, 394), Aufruf zur<br />
Gründung eine« evangelischen<br />
Studentin neu he<strong>im</strong>« in Köln (Sgr,<br />
Rheinl. 34, 530 u, a, O.). — Die Meldefrist<br />
für die Studien-Stiftung des deutschen<br />
Volke« läuft am 5, Noo. ab. —<br />
In dem berühmten Horn-Sertett des<br />
greisen Pofaunengenerals v, K u h lo, Nethel,<br />
haben wir ein hervorragende« Beispiel studentischer<br />
Wertarbeit zwecks Finanzierung de« weiteren<br />
Studiums, — Akademiker-Schicksale<br />
in <strong>der</strong> Nachkriegszeit, von<br />
Hcinr, G, Merkel (Stud,°Werk III 5,<br />
226—235), — Austausch von Studenten,<br />
Referat von Pastor 0, Hesse, Elberfeld<br />
(Ref. Ki,-Ztg. 32, 250—252). — Die<br />
Ceril-Rohdes-Stiftung n<strong>im</strong>mt wie<strong>der</strong><br />
regelmäßig vier deutsche Stipendiaten für<br />
Oxford auf (Stud.-Werk III 5, 245f,). —<br />
Neuordnung <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong><br />
Turn- und Sportlehrer(innen) an<br />
den höh. Schulen in Preußen (Zentr,°Nl. 47, 36?).<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Bibliographie rheinischer<br />
evangelischer Zeitschriften<br />
Gemeindliches<br />
Der Alten berger Dom (Ref. Wo.-Nl,<br />
Elberfeld 28, 221), — Diaspora Asbach,<br />
von Pastor Iörß (Rh.-Westf, Gu,-Ad.°Bl. 8,<br />
59—6t), — Geschichtliches au« <strong>der</strong> Barmer<br />
Nordstadt (Sgr,°Nl. Wi. 3«, 7), — Ein<br />
obrigkeitliche« Kurios um aus alter<br />
Zeit, au« einer Predigt von Pastor Franziskus<br />
Vogt in Lennep 1731 (Sgr, N e r g, - L d. 27,<br />
424: Wo.-Bl. Radeoormawld 29, 3). — Heber<br />
die Berg. - IüIischen Geschichtsblätter,<br />
Heft 2, siehe Ki, Wo.-Bl. Ki,-Kr. Gladbach<br />
28, 234. — Da« Iül icher Land,<br />
von I. Heck (Eo. Arbt.-Note 13, 98—100). —<br />
Vonbaden ein sehr alter Ort, von 782<br />
(Sgr, Braunfel« 29, 455). — Entwicklungsgeschichte<br />
<strong>der</strong> Gemeinde Nous, von Pfarrer<br />
Friedrich (Sgr, Saar 29, i). — Petition für<br />
eine evangelische <strong>Kirche</strong> in Claswipper<br />
vor 100 Jahren (Sgr. Agger 35, 548). — Die<br />
Entstehung <strong>der</strong> Gemeinde Claswipper<br />
(Henne«) Sgr, Agger 36, 563 f. — Beiträge<br />
zur Gemein degeschichte.<br />
Historische Beilage zum Eo, Ref. Wo.-Nl.<br />
Elberfeld. 1. und 2. Heft 192» enthält<br />
Bericht über die ref. Gemeinde Elberfeld und<br />
über die Ellerianer in Ronedorf, von Pastor<br />
Liz. Klugkist Hesse. — Cholera in Elberfeld<br />
1848—1859, von Rektor Aschmann (Ref. Wo.-<br />
Bl. Elberfeld 29, 231). — 80 Jahre Elberfel<strong>der</strong><br />
Erziehungsoerein, von Pastor<br />
Möller (Ev,-luth. Ge.-Bl. Elberfeld 26, 315 f,).<br />
Au« dem ältesten Protokollbuch des Konsistoriums<br />
(Presbnteriums) <strong>der</strong> ref, Gemeinde Elberfeld,<br />
Klugkist Hesse (Ref, Wo.-Bl. Elberfeld,<br />
36, und 37, Beilage). — Ueber den G l e ! -<br />
l> erg in alter und neuer Zeit siehe Sgr.<br />
Braunfels 26, 407. — Die Zerstörung <strong>der</strong> Burg<br />
Gleiberg, von Liz, Müller, Dutenhofen<br />
(Sgr, Wetzlar-Ld, 27, 422). — Wie Hörns -<br />
he<strong>im</strong> Filial von Lützcllinden wurde (ebd. 29,<br />
454), — Etwa« von den Klingelbeuteln<br />
o<strong>der</strong> Opfersäcklein in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Hörn«he<strong>im</strong><br />
(ebb, 31, 488), — Weiteres von den<br />
Klingelbeuteln in den <strong>Kirche</strong>n unserer<br />
He<strong>im</strong>at, ebenfall« von Liz. Müller (ebd. 35,<br />
548), — Die aussterbende Hüttenberqer<br />
Tracht (Eqr, Braunfels 29, 455), — Fortsetzung<br />
<strong>der</strong> Beschreibung kirchlicher Sitten und<br />
Feiern in Kettwig: Sonntagsztg, Kettwig 26,<br />
408: 28, 440: 32, 504: 33, 516: 34, 532: 35,<br />
548: 36, 564: 37, 580. — Der Charakter<br />
Kölns als kath. Großstadt (Sgr. Kalk 30,<br />
472). — Zur Geschichte de« Kin<strong>der</strong>garten« in<br />
Krefeld (Sgr. Krefcld 26, 407). — Au«<br />
<strong>der</strong> Vergangenheit <strong>der</strong> Gemeinde M e i d e r! ch,<br />
von E. Gel<strong>der</strong>blom (Ki. Wo.-Bl. Mci<strong>der</strong>ich 25,<br />
198: 26,207: 28,223: 29,231: 30,239: 31,247:<br />
32, 255: 33, 263: 35, 279: 37, 298), — Au«<br />
<strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde O p -<br />
laden (Sgr, Opladen 26, 408: 27, 424:<br />
28, 440: 20, 456: 31, 488: 32, 504 Schluß). —<br />
Diaspora P e r l, von Pastor Iörß (Rh.-Westf.<br />
G.-Ad.-Bl. 7, 53 f.). — Radeoormwalds<br />
düsterer Tag vor 300 Jahren, 2. Sept.<br />
1629 (Ref. Wo.-Bl, Elberfeld 35, 278: Eo.<br />
Gbl. Remscheid 36, 3 f.). — Da« Pfarrgehöft<br />
zu Reiskirchen und die Flurbereinigung<br />
(Sgr. Wetzlar-Ld. 26, 407). — Groß-Rechte<br />
nb ach zur Reformationszeit (ebd. 35, 548:<br />
36, 563 f.: 37, 580). — Ein Stückchen Ronsdorfer<br />
Vergangenheit, von Heiner, Schluß<br />
(Ronsdorfer Hausfreund 26, 423—425). —<br />
Bil<strong>der</strong> au« <strong>der</strong> Vergangenheit <strong>der</strong> luth. Gemeinde<br />
in Ronsdorf, oon Pastor Schoen<br />
(ebd. 27, 440—444). — Wie da« Ronsdorfer<br />
Krankenhau« entstand (ebd. 33, 522—523).<br />
— Der Streit zwischen dem Johanniterorden<br />
und <strong>der</strong> luth, Gemeinde Remscheid um die<br />
Kirchcnbüsche in <strong>der</strong> Schaf « selle und<br />
Arnsweg, oon W. Engel« (Ev. Gbl. Remscheid<br />
33, 2—4). — Die Einführung <strong>der</strong> Reformation<br />
in Schlei den (Eo.-luth. Ge,-Bl,<br />
Elberfel» 26, 317 f,). — Schmachtendorf,<br />
oon Pastor Schäfer (Rh,-Westf. Gu.-Ad.-Bl, 7,<br />
51—53). — Da« frühere herzogliche clevesche<br />
Schloß in Sonsbeck, 1641 zerstört (Sgr.<br />
Nie<strong>der</strong>rh. 35, 548). — Au« <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong><br />
Gemeinde Utfort (Sgr. Utf. 26, 408). —<br />
Kin<strong>der</strong>segen in unserer He<strong>im</strong>at um 1770<br />
(Sgr. Wetzlar-Ld, 30, 471 f.), — Auf den<br />
Spuren de« 7 > ähr! gen Krieges in unseren<br />
<strong>Kirche</strong>nbüchern, von Pastor Liz. Müller,<br />
Dutenhofen (Sgr. Wetzlar-Ld. 26, 406: 27,<br />
422 f.: 28, 439: 29, 454: 30, 471: 31, 418 f.:<br />
32, 503 f.: 33, 515: 34, 532). — Von <strong>der</strong><br />
Kirmes in unserer He<strong>im</strong>at, ihrem Recht und<br />
Unrecht (Sgr. Wetzlar-Ld, 36, 564: 37,<br />
579 f,). — Besprechung <strong>der</strong> Forsthoffschen<br />
Rheinischen <strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />
i Biblische Zeugnisse 8, 231—234:<br />
Eoang-luth. Ge,-Nl, Elberfeld 35, 431 f,:<br />
Ref, Ki.-Ztg, 36, 284: 37, 296 u, ll,<br />
W Personliches<br />
Cläre nbach-Bibliographie o. Pastor<br />
v. Rotscheidt, siehe in: Hefte für Rheinische<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichte, Heft 9 oon 1929. —<br />
Adolf Clarenbach , Gedicht oon Emil Uel -<br />
lenberg (Ref. Wo.-Bl. Elberfeld 26, 204),<br />
— Clarenbach« Vermächtnis, von Pastor<br />
Dr. Bachmann, Barmen (Der Wächter 7/8,<br />
1—2). — Die Pest in Münster in Clarenbach«<br />
Tagen, oon Pastor Liz. Klugkist Hesse<br />
(Ref. Wo.-Nl, Elberfeld 29, 229 f.), —<br />
Clarenbach und die Schwärmer, von demselben<br />
(ebd. 30, 236—238). — Clarenbach<br />
in <strong>der</strong> Lateinschule in Wesel, oon demselben<br />
(ebd. 32, 253 f.). — Ueber das Buch „Frühlicht<br />
am Rhein" desselben Verfasser« siehe<br />
Sgr. Rh. 34, 527: Schulfreund 9, 140: Ki.<br />
Wo.-Bl. K!.-Kr. Gladbach 37, 300 f.: Der eogl.<br />
Beamte 9, 106, — Bei Meincke in Neuwied<br />
erschien auch Klugkist Hesse, A d o l f<br />
Clarenbach, ein Beitrag zur Geschichte des<br />
Evangelium« <strong>im</strong> Westen Deutschlands (372 S.)<br />
Pro fide!, au« dem Leben eines belgischen Magister«<br />
(Clarenbach), von C. Schütz<br />
(Jugendkraft 8, 133—140), — Die Clarenbach-<strong>Kirche</strong><br />
in Remscheid (Ref. Wo,-Bl.<br />
Elberfeld 34, 269). — Adolf Clarenbach,<br />
<strong>der</strong> Reformator des Belgischen Landes, oon<br />
Prof. Dr. Niemöller, Soest (Rh.-Westf. Gu.»<br />
Ad.-Nl. 9, 68 f.). — Wie Adolf Clärenbach<br />
mit seinem Vater sprach, au« dem<br />
Uellenberg schen Clarenbach-Roman (Sgr.<br />
Rbeinl. 35. 544). — Aussprüche de« Reformator«<br />
Adolf Clarcnbach, zusammengestellt<br />
oon August Clarcnbach (Der eo. Schulfreund<br />
9, 131 f.). — Adolf Clarenbach.<br />
Eine Charakteristik des Reformator«, oon<br />
Studienrat Clarenbach, Remscheid (ebd. 9,<br />
132—136), — Adolf Clarenbach, <strong>der</strong> Reformator<br />
und Märtyrer <strong>im</strong> Bergischen, von<br />
Rektor Vogel sang. Barmen (ebd. 9.<br />
136—137), — Adolf Clarenbach (Der<br />
Wächter 9/10, 3—6. Adolf Clarenbach,<br />
oon Pastor oon <strong>der</strong> He yd t (Der eoanacl,<br />
Beamte 9, 102 f.). Der Nekenner de« Bergischen<br />
Lande«, oon Pastor Nungenberg<br />
(Eo.-luth. Gbl. Elberfeld 37, 449 f.). — Adolf<br />
Clarenbachs und Peter Fliestedcn« Märtyrertum.<br />
Abdruck eines alten Büchlein« oon 1829<br />
(Kraft aus <strong>der</strong> Höhe 29—36). — Ein Stürmer<br />
aus <strong>der</strong> Reformat!on«ze!t, Peter Fl! e °<br />
steden (Eo.-luth. Ge.-Bl. Elberfeld 29, 353 f.:<br />
30, 264). — Zum Gedächtnis Prof. v, Theodor<br />
Christ lieb« (Stg.-Bl. Bonn 34, 526—528:<br />
Ki. Ru. Rh. W. 17, Sp. 257—260). — Henricu«<br />
Daubert, <strong>der</strong> Pfarrer oon Wißmar<br />
und <strong>der</strong> Kampf um die Schweinemast, von K,<br />
F. Müller (Sgr. Wetzlar-Ld. 30—37), — Die<br />
Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde D h ü n n <strong>im</strong> letzten Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
(So.-Bl. Dhünn 36, 288: 37, 296). —<br />
Diakonissen- Mutterhaus und verfaßte<br />
<strong>Kirche</strong>, Geschichtliche« und Grundsätzliche«,<br />
1. Die Anschauung Theodor F l! e d n e ? s ,<br />
oon Pastor Disselhof (Armen- und Kranken-<br />
Freund 6/7, 168—179), — Was ein Elberfel<strong>der</strong><br />
oor Jahrzehnten mitnahm au« seiner<br />
Gemeinde (Ref. W.-Nl. Elberfeld 37, 292). —<br />
Je näher dem Heiligen, desto ernster <strong>der</strong> Dienst<br />
(Ermahnungen alter Synoden betreffs<br />
Studium de« Pfarrers), oon<br />
Klugkist Hesse (Ref. Wo.-Bl. E l b e r f e l d 37,<br />
291). — Pastor Jakob Engel« in Nümbrecht,<br />
von v. Lang, Halle/Saale (Ref. Ki.-Zta. 37,<br />
289—291). — Die Reihe <strong>der</strong> (sech«!) Ga hlener<br />
Lehrer seit 1677 (Sgr. Gahlen 30,<br />
472). — Zu Herrn Pfarrer Hartmann«<br />
Abschied von Oberkleen (Sqr. Wctzlar-Ld. 27,<br />
422). — Pfarrer Friedrich Hellbardt (Düsseldorfer<br />
So.-Vl. 26, 4 f,> — Berufung de«<br />
Pfarrers Egidius Günther Hellmund von<br />
Daden nach Wetzlar <strong>im</strong> Jahre 1711 (Sgr,<br />
Wetzlar-Ld, 26—37, 579 f,), — Friedrich Adolf<br />
Lampe, ein Sänger unserer <strong>Kirche</strong>, von Dr,<br />
Ernst Schmidt (Ref. Ki.-Ztg. 28, 218 f.? 30,<br />
350—352: Ref. Wo.-Bl. Elberfeld 37, 295. —<br />
Die Pastoren <strong>der</strong> luth. Gemeinde Rade (Ki,<br />
W,-Bl, Radeoormwald 30, 3 f.). — Johannes<br />
Wilhelm van Randenborgh (Ronsdorfer<br />
Hausfreund 27, 440—442). — Pastor<br />
Adolf Su<strong>der</strong>mann, Radeoormwald, gest.<br />
2. September 1629 (Ev.-K, Wo,-Bl. Radeoormwald<br />
35, 2—4). — Etwas vom Ursprung<br />
<strong>der</strong> Familie Schnorr in Münchholzhausen<br />
(Sgr, Wetzlar-Ld. 37, 580). — Zur Erinnerung<br />
an 0. Weber, oon Präses Koch (Eo. Arb.-<br />
Bote 13, 89), — Ueber die weiteren Elberfel<strong>der</strong><br />
luth, Pastoren (48—52), teil«<br />
oon v, H. Niemöller, teil« von ihnen<br />
selbst geschrieben, stehe <strong>im</strong> Eo.-luth. Ge.-Bl.<br />
Elberfeld: Friedrich Frick 26, 316 f.: Daniel<br />
Ko schade 27, 327 f.: Paul Gro nein<br />
ey er 29, 352 f.: Hermann Möller 29,<br />
352 f.: Ernst Brecher 35, 422 f.
In allen <strong>Kirche</strong>n wurde Sonntag, de» 41,<br />
August, des Verfassungstages gedacht.<br />
Vielerorts fanden auch Son<strong>der</strong>geläute um die<br />
Mittagstunde statt, einzelne Gotteshäuser zeigten<br />
Flaggenschmuck. — Anläßlich des 400jährigen<br />
Todestage« des bergischen Neformators<br />
Adolf Clarenbach (28. Okt. 4920) wurden<br />
hin und her <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> vielerorts Feiern<br />
veranstaltet. — Professor v. Karl Ludwig<br />
Schmidt in Jena wurde auf den Lehrstuhl<br />
für Neue« Testament in Bonn berufen. —<br />
Konsistorialrat Liz, Euler, Koblenz, wurde<br />
von <strong>der</strong> evangelisch-theologischen Fakultät Bonn<br />
<strong>der</strong> Doktor <strong>der</strong> Theologie ehrenhalber verliehen,<br />
dem Sozialpfarrer Menn, Düsseldorf, die<br />
Würde eines Lizentiaten <strong>der</strong> Theologie,<br />
Pastor v. Kuhlo, Bethel, <strong>der</strong> greise Posaunengeneral,<br />
wirkte <strong>im</strong> September hin und her<br />
<strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> mit seinem berühmten Hörn-<br />
Sextett.<br />
^ <strong>Kirche</strong>nkreis Aachen<br />
Pfarrer Grie « in Rötgen hat ein Zeugenlied<br />
auf Adolf Clarenbach gedichtet. — Am 34,<br />
August starb Frau Alfred Heuser, Vorsitzende<br />
<strong>im</strong> Verband <strong>der</strong> evangelischen Frauen-<br />
Hilfe, sowie am 3. September Hans I a c o b i,<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> de« Kuratorium« <strong>der</strong> Viktoriaschule.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis an <strong>der</strong> Agger<br />
Am 27. August wurde gewählt in C l a s w i p -<br />
per Pfarrer Dechert in Würrich (Krcisgemcinde<br />
Trarbach). Am 29, September hielt<br />
er seine Antrittspredigt. — Pfarrer Rudat<br />
in Müllenbach tritt nach 44jähriger Dienstzeit<br />
am 4. November in den Ruhestand. —<br />
Bestätigt wurde die Wahl des Pfarrers Knno<br />
Kruse in Nockenem bei Hildeshe<strong>im</strong> zum<br />
Pfarrei <strong>der</strong> Gemeinde Waldbröl mit dem<br />
Amtssitz in Wiedenhof. — Nachdem <strong>im</strong> Vorjahr<br />
Daniel Greiner die Kriegerehrung<br />
in <strong>der</strong> Eingangshalle <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Rün -<br />
<strong>der</strong>oth geschaffen hatte, ist nunmehr die gesamte<br />
Instandsetzung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> beendet worden.<br />
Religion und Ehescheidung<br />
Ein interessanter Zusammenhang zwischen Religion<br />
und Ehescheidung ergibt sich aus <strong>der</strong> amtlich<br />
preußischen Ehescheidungsstatistik 4927.<br />
Von den 27 626 Ehescheidungen d. I, entfallen<br />
«4,2 ?s auf den evangelischen Vvlksteil, wa«<br />
ziemlich genau seinem Bevülkerungsanteil entspricht,<br />
24,0^ auf den katholischen Volksteil,<br />
also nur zwei Drittel seiner Quote, dagegen<br />
über 43^ auf den religionslosen Teil, d. h,<br />
fast sechs mal so viel, wie nach seinem<br />
Bevölkern ngsa n teil zu erwarten<br />
steht.<br />
Diese Zahlen geben zu denken. Sie sagen klarer<br />
und deutlicher als Worte, daß auch die Ehenot<br />
<strong>im</strong> letzten Grund eine seelische Not ist,<br />
Religion und Lebensmut<br />
Der Selbstmord, — beschönigen<strong>der</strong>wcise wird er<br />
auch „Freitod" genannt — ist zu einer schweren<br />
und ansteckenden Volksseuche geworden. Kein<br />
Mensch, <strong>der</strong> mit offenen Augen durch das<br />
Leben geht, kann sich da« verhehlen. Auch in<br />
Stuttgart ist die Zahl <strong>der</strong> Selbstmör<strong>der</strong> <strong>im</strong><br />
Jahre 4928 nach <strong>der</strong> neuesten Statistik um<br />
ruud 40^ gegen 4927 gestiegen (244. 244).<br />
Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />
Am 4, September hielt die Gemeinde wie<strong>der</strong><br />
ihren ersten Gottesdienst <strong>im</strong> alten Gotteshaus.<br />
Z <strong>Kirche</strong>nkreis Barmen<br />
Am 7. und 8. Oktober ist das 350jährige Jubiläum<br />
des Barmer Gymnasiums! die Gemeinde<br />
Gemarkc als ehemalige Trägerin <strong>der</strong><br />
Schule wird au« diesem Anlaß in ihrem Gotteshause<br />
eine Festpredigt halten lassen, die<br />
Geh. Oberkonsistorialrat Schnei<strong>der</strong>, Berlin,<br />
übernommen hat. — <strong>Das</strong> neue Kin<strong>der</strong>he<strong>im</strong><br />
in G e m a r k e geht seiner Vollendung entgegen.<br />
— Auf dem Friedhof Norrenberg<br />
haben die Arbeiten zur Errichtung <strong>der</strong> Friedhofskapelle<br />
begonnen, — Der Kin<strong>der</strong>garten<br />
Bethanien in Wichlinghausen wird in den<br />
Nebenräumen einer gründlichen Umän<strong>der</strong>ung<br />
und Neuerung unterzogen werden. Am 28.<br />
Juli war <strong>der</strong> Johanneumstag, verbunden<br />
mit <strong>der</strong> Abordnung von 45 Brü<strong>der</strong>n. —<br />
Die diesjährige Wuppertaler Festwoche<br />
war vom 44. bis 22. September. —<br />
Pfarrer Gottlieb Funcke hielt in Wupperfeld<br />
am 4. September seine Abschiedspredigt!<br />
er ging als Propst für die<br />
evangelischen Deutschen nach Brasilien. — Der<br />
am 5. September in Magdeburg neu eingeführte<br />
Generalsuperintendent Eger war wie<br />
sein Amtskollege v. Schöttler Pfarrer an<br />
<strong>der</strong> Iohanneskirche in Wupperfeld. — Am<br />
3. September verstarb Missionsdirektor Pastor<br />
Rudolf Schmidt. Bei <strong>der</strong> Trauerfeier in <strong>der</strong><br />
llnterbarmer <strong>Kirche</strong> sprach Superintendent<br />
Weirich über 4. Könige 8, 42 und 2. Mose 20,<br />
2l. Auf dem 404. Iahreefest <strong>der</strong> Rheinischen<br />
Mission am 48. September hielt<br />
an Stelle de« verstorbenen Barmer Missionsdirektors<br />
den Hauptoortrag Vlissionsdircktor<br />
Hartenstein, Basel. — In <strong>der</strong> G e in a rker<br />
<strong>Kirche</strong> findet vom 20. bis 25. Oktober eine<br />
Eoangelisation statt.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Bonn<br />
Der internationale Verband für Innere Mission<br />
und Diakonie tagte vom 29. August bis<br />
Es ist ein Verdienst de« Berliner llnioersitätsprofessor«<br />
I). Schnei<strong>der</strong>, daß er in <strong>der</strong> Betrachtung<br />
über die Beweggründe <strong>der</strong><br />
Selbstmör<strong>der</strong> den Blick auch auf den Zusammenhang<br />
zwischen Religion und Selbstmord gelenkt<br />
hat. Die durchschnittliche Selbstinordziffer<br />
für Groß-Berlin z, V. berechnet sich auf<br />
44,7 auf 400 000 Seelen. Nach dem „Reichsboten"<br />
entfallen auf den katholischen Bevölkcrungsteil<br />
36,4, auf den evangelischen 42,9, auf<br />
den jüdischen 44,6 und auf die „an<strong>der</strong>n" 73,7.<br />
Aus diesen Zahlen ist zu entnehmen, daß die<br />
Religionslosigkeit die Selbstmordziffer<br />
erheblich steigert.<br />
Geburtenrückgang be<strong>im</strong> Proletariat<br />
Die Geburtenziffer <strong>der</strong> ärmeren Bevölkerung ist<br />
zwar meist <strong>im</strong>mer noch größer al« die <strong>der</strong><br />
Reichen, aber auch sie hat, wie Prof. Julius<br />
Wolf nach einem Bericht des „Aerztlichen<br />
Wegweisers", einer Halbmonatsschrift für<br />
hygienische Volksbelehrung, jüngst ausführte,<br />
während <strong>der</strong> letzten 45 Jahre erheblich abgenommen,<br />
und zwar verhältnismäßig<br />
stärker al« die <strong>der</strong> Reichen. So hatte<br />
z, B, 4926 in Berlin <strong>der</strong> Arbeiterbezirk Wedding<br />
4 4,8 Geburten auf 4000 <strong>der</strong> Bcölkerung<br />
gegenüber 40,4 <strong>im</strong> wohlhabenden Tiergartenoiertel:<br />
das Arbeiterviertel Prenslauer Berg<br />
hatte nur 9,9. Von den Vorortgemeinden Berlin«<br />
hatten die westlichen noch geringere Ge-<br />
2, September in Bonn. Die Festpredigt hielt<br />
Dr. Raffay, Budapest, Bischof <strong>der</strong> evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong> in Ungarn. — Vom 9, bis<br />
42. September war <strong>der</strong> Deutsche Pfarrertag in<br />
Bonn. Die Festpredigt hielt Gcncralsupcrintendent<br />
v. Stoltenhoff. — Am 22. Juli<br />
starb in Bad Godesberg-Muffendorf Pfarrer<br />
i. R, August Georg M eyer, und am 2.<br />
Juli in Großengottern (<strong>Kirche</strong>nkreis Oberdorlar,<br />
Provinz Sachsen) Pfarrer !. R. Otto<br />
P f e n d e r.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Braunfels<br />
Die Gemeindevertretung Dornholzhausen<br />
bewilligte 3000 Mark für Ausbesserung <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>. — Am 34. August beging sein 50.<br />
Amtsjubiläum Pfarrer i. R. Gottlieb Trauthig<br />
in Nraunfels, 76 Jahre alt! er stand<br />
früher <strong>im</strong> Amt in Altenkirchen (Nassau),<br />
Daubhausen (Braunfels) und Reiskirchen<br />
(Wetzlar). — Bestätigt wurde Hilfsgeistlicher<br />
Robert Steiner, Neuß, al« Pfarrer in<br />
Leun.<br />
O <strong>Kirche</strong>nkreis Cleoe<br />
Nach längeren Verhandlungen ist <strong>der</strong> Bau<br />
einer neuen einklassigen evangelischen Volksschule<br />
in Sonsbeck gesichert.<br />
l) <strong>Kirche</strong>nkreis Dinslaken<br />
Am 30. Juli veranstaltete <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong><br />
Frauenverein Hamborn einen Großväterund<br />
Großmüttertag <strong>im</strong> Gemeindehau«, — Am<br />
20. Juli ward Hauptlehrer Erley, Gah°<br />
len, 70 Jahre alt, vordem Mitglied <strong>der</strong> Größeren<br />
Gemeindevertretung und Synodalabgeordneter,<br />
und noch Kassierer des N?iss!on«oereins<br />
<strong>im</strong> <strong>Kirche</strong>nkreise. — Küster
<strong>Kirche</strong>nkreis Duisburg<br />
Für den Stadtteil Neudorf ist eine 44.<br />
Pfarrstelle in Duisburg ausgeschrieben; sie<br />
wird zum Gemeindeteil <strong>der</strong> Christuskirche gerechnet,<br />
— Sein 25. Iahresfest beging, unter<br />
zahlreicher Beteiligung von nah und fern, das<br />
Nie<strong>der</strong>rheinische Diakonissen-<br />
Mutterhaus. — Pfarrer Boysen, bisher<br />
selbständiger Hilfsprediger <strong>im</strong> Bezirk<br />
Neuenkamp, ward am 4, Juli Pfarrer in<br />
Bork-Selm (Kreisgemeinde Münster); sein<br />
Nachfolger ward Hilfsprediger Johanne«<br />
Hörn in Elberfeld-Sonnborn. — Pfarrer<br />
Lutze, selbständiger Hilfsprediger <strong>im</strong> Bezirk<br />
Wanhe<strong>im</strong>erort, ging Ende Juli als<br />
Pfarrer nach Cleinich (Kreisgemeinde Trier);<br />
zu seinem Nachfolger ernannte da« Konsistorium<br />
ab 4. Oktober den Pfarrer a. D. Willems.<br />
— Während seines Urlaub« erlag am 24. Äug,<br />
in Nodendorf bei Neuenahr einem Schlaganfall<br />
Pfarrer Wilhelm Löh, Duisburg-Mei<strong>der</strong>ich,<br />
64 Jahre alt. Die Beerdigung fand<br />
am 28, August unter großer Beteiligung auf<br />
dem Mittel-Mei<strong>der</strong>icher Pfarrfriedhof statt, er<br />
war 37 Jahre Pfarrer in Mei<strong>der</strong>ich, — Nach<br />
4 jähr. Tätigkeit in <strong>der</strong> Gemeinde Duisburg »erließ<br />
die Pfarroikarin Frl, Ilse Jonas ihren<br />
dortigen Wirkungskreis. — Der <strong>Evangelische</strong><br />
Bürger- und Arbeiterverein D u i «burg-Hochfeld<br />
feierte am 45. September<br />
sein 45jähriges Bestehen. — Am 29. und 3«.<br />
September tagte die Herbstkonferenz des Deutschen<br />
Verbandes für Ge meinschaftspflege<br />
und Eoangelisation in<br />
Duisburg, — Der Turm <strong>der</strong> Unter mei<strong>der</strong>icher<br />
<strong>Kirche</strong> muß neu gedeckt werden.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Düsseldorf<br />
Missionar Vaßfeld, Emmerich, früher<br />
Nia«, siedelte nach Düsseldorf über, wo er<br />
eine beson<strong>der</strong>e Arbeit in <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde<br />
übernahm. — Da« <strong>Evangelische</strong> Krankenhaus<br />
hat <strong>im</strong> letzten Jahre seine Abteilungen<br />
noch vermehrt bzw. ausgebaut, so daß sie<br />
mo<strong>der</strong>nsten Ansprüchen genügen. Dementsprechend<br />
fanden die Einrichtungen de« Krankenhauses<br />
regsten Zuspruch. — Pfarrer Glaser,<br />
Haan, tritt am 1. November in den Ruhestand.<br />
— Die Frauenschule <strong>der</strong> Diakonissen-<br />
Aerzten da« Vertrauen zu rauben, und stellt<br />
<strong>im</strong> Zusammenhang mit § 248 neben das<br />
Schlagwort von <strong>der</strong> Klassenjustiz das von <strong>der</strong><br />
Klassenmedizin.<br />
Der Ernst <strong>der</strong> Fragen um tz 2l8 soll nicht<br />
bestritten werden; aber ebensowenig darf das<br />
Urteil eine« erfahrenen Heilbronner Frauenarztes,<br />
<strong>der</strong> mit seiner Ansicht sicherlich nicht<br />
allein dasteht, und da« das Heilbronner evangelische<br />
Gemeindeblatt veröffentlicht, übersehen<br />
werden:<br />
„Der Arzt ist bemüht, bei seiner Tätigkeit<br />
stet« die sozialen Momente zu beachten. Er<br />
wird also Verständnis für die Efistenzsorgen<br />
haben, die vielfach hinter dem Kampf gegen<br />
tz 2l8 stehen. Gelegentlich wird jedoch die<br />
Sache so dargestellt, als wäre die künstliche<br />
Entfernung <strong>der</strong> Frucht eine völlig gefahrlose<br />
Sache, wenn nur endlich <strong>der</strong> Arzt an Stelle<br />
des Pfuscher« sie vornehmen dürfte. Demgegenüber<br />
muß <strong>der</strong> Arzt mit allem Ernste betonen:<br />
Je<strong>der</strong> <strong>der</strong>artige Eingriff bedeutet<br />
dasselbe Risiko wie eine Geburt.<br />
We<strong>der</strong> <strong>der</strong> allgemeine Kräftezustand einer<br />
Frau, noch <strong>der</strong>en Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit gegen<br />
die in solchem Falle stet« drohenden gefährlichen<br />
Infektionen kann dem Arzte so genau bekannt<br />
sein, daß er irgendwelche Garantien für ein<br />
Gelingen übernehmen könnte. <strong>Das</strong> Risiko wird<br />
<strong>im</strong>mer die Frau tragen müssen, und dessen muß<br />
sie sich bewußt sein.<br />
482<br />
anstalt in Kaiserswerth beging am 47,<br />
Juli ihr 25jährige« Jubiläum. — In Holt-<br />
Hausen, Gemeinde Urdenbach, wird<br />
am 6. Oktober <strong>der</strong> 3. Clarenbachtag abgehalten.<br />
k <strong>Kirche</strong>nkreis Glberfeld<br />
Der am 3, September verstorbene Misstonsdirektor<br />
Pastor Schmidt, Barmen, hatte<br />
erstmalig am 28. Juli in <strong>der</strong> Missionsocrsammlung<br />
auf <strong>der</strong> Hardt von<br />
seiner Reise bis nach Ncu-Guinea berichtet. —<br />
In <strong>der</strong> Nacht vom 49, zum 20. Juli starb<br />
Pastor i. R, Neuenhaus, 79 Jahre alt;<br />
er amtierte von 4888—4922 in <strong>der</strong> reformierten<br />
Gemeinde Elberfeld. — Durch einen Unglücksfall<br />
<strong>im</strong> Beruf verstarb Mitte Juli <strong>der</strong> Friedhofsangestellte<br />
Hermann Becker von <strong>der</strong><br />
eoang-luth. Gemeinde Elberfeld. — Die Theologische<br />
Schule Elberfeld veröffentlichte ihren<br />
Lehrplan für das Wintersemester. — Die als<br />
kunsthistorisch bedeutsam anerkannte Orgel in<br />
<strong>der</strong> alten <strong>Kirche</strong> soll durch freiwillige<br />
Spenden erneuert werden. — Die 3. T h e o l.<br />
Woche des Ref. Bunde« ist vom 7. bis<br />
40. Oktober in Elberfeld. — Anläßlich de«<br />
60, Geburtstages von Direktor Heinrich<br />
Stuhrmann (Evang. Volksbund) ward eine<br />
Stuhrmann-Stiftung gegründet. — Die Wup -<br />
pertaler Festwoche war vom 44. bis 22,<br />
September in Elberfeld-Barmen. — In den<br />
Vorstand <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Gesellschaft<br />
für die protestantischen<br />
Deutschen in Süd-Amerika trat ein<br />
Generalsuperintendent a. D, Prof. D. Kl! n -<br />
gemann, Bonn; aus dem Vorstand schieden<br />
au« Missionsdirektor Schmidt durch den<br />
Tod, Missionsinspektor Schomburg durch<br />
Uebernahme einer Pfarrstellc i» Düsseldorf. —<br />
Da« Iahresfest des Rheinisch-Westfälischen<br />
Verbandes für Sonntagsschule<br />
und Kin<strong>der</strong>gottesdienst war am 45,<br />
September in Elberfeld, verbunden mit <strong>der</strong> 50.<br />
Mitglie<strong>der</strong>versammlung.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Essen<br />
<strong>Das</strong> Hui) ssenstift ist von <strong>der</strong> Stadt Essen<br />
für 3 N?illionen angekauft worden, dieselbe baut<br />
dafür ein neues Krankenhaus, an einer an<strong>der</strong>en<br />
noch zu vereinbarenden Stelle, mit 250—300<br />
Netten, — Pastor Z i ck m a n n ward am 28, 7.<br />
Die sozialen Nöte, die hinter dem Kampf gegen<br />
§ 248 stehen, müssen auf an<strong>der</strong>e Weise behoben<br />
werden: Schutz <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>reichen, und wenn<br />
es absolut ^ein muß, Vorbeugung, nicht Abtreibung.<br />
So wie <strong>der</strong> Kampf gegen § 218<br />
vielfach geführt wird, verschuldet er <strong>im</strong> Volk<br />
die falsche Meinung, daß Abtreibung<br />
nicht nur moralisch einwandfrei,<br />
son<strong>der</strong>n auch gefahrlos<br />
sei, und gefährdet dadurch<br />
erst recht da« Leben vieler wertvoller<br />
Menschen."<br />
Mehr kranke Männer als kranke Frauen<br />
bei den Krankenkassen<br />
In <strong>der</strong> Zeitschrift „Deutsche Krankenkasse"<br />
stellt Stadt-Obermedizinalrat Dr. Bändel,<br />
Nürnberg, fest, daß die Zahl <strong>der</strong> arbeitsunfähigen<br />
männlichen Kassenmitglie<strong>der</strong>,<br />
gegenüber den weiblichen, von de» jüngsten<br />
Altersstufen abgesehen, in ständige m<br />
Steigen begriffen ist. Der Unterschied ist<br />
am stärksten <strong>im</strong> Alter von 40—60 Jahren.<br />
Von 400 männlichen Mitglie<strong>der</strong>n in diese»,<br />
Alter waren bei <strong>der</strong> Allgemeinen Ortskrankenrasse<br />
Nürnberg arbeitsunfähig: 4926: 56,3<br />
(weibl. 49,4); 4927: 62,2 (weibl. 46,8); 4928:<br />
68,6 (weibl. 50,5); o<strong>der</strong>, wenn man die weiblichen<br />
Arbeitsunfähigen — 400 setzt, so ergeben<br />
sich folgende Ziffern für die Männer: 4826:<br />
444,6; 4927: 432,8; 4928: 435,7. Vergleicht<br />
in Essen-West eingeführt. — Konrektor Gerde<br />
s m a n n von <strong>der</strong> dortigen 3Ilädchen-3Hittel><br />
schule und Rektor Herrmann« von <strong>der</strong><br />
<strong>Evangelische</strong>n Volksschule XII traten zum Herbst<br />
in den Ruhestand. — Der Rüttenschei<strong>der</strong><br />
Zweigverein de« <strong>Evangelische</strong>n<br />
Bunde« feierte am 28. Juli sein 25jährige«<br />
Nestehen. — In Steele wird die Errichtung<br />
eines evangelischen Vereinshauses mit Kin<strong>der</strong>garten<br />
für den 2. Pfarrbezirk geplant, — Einem<br />
Ruf in da« spanische Evangelisationswerk folgt<br />
Pastor Nerlich, Altenessen, für die Dauer<br />
eine« Jahres. — Die Gemeinde Rütten -<br />
scheid bereitet eine Neuausgabe ihre« Gemeindebüchleiiis<br />
vor, — Der Bau <strong>der</strong> neuen<br />
Essener Auferstehungskirche schreitet rüstig<br />
fort. <strong>Das</strong> nach den Plänen von V. Bartning<br />
erbaute Gotteshaus begegnet einem beson<strong>der</strong>en<br />
öffentlichen Interesse. —- Der Eoang. Bund<br />
Essen-Altstadt veranstaltete am 26. September<br />
eine Fahrt zum Clarenbach-Denkmal in<br />
Lüttringhausen. — Die Gemeinde Essen-<br />
Alt e n d o r f braucht für Holsterhause» eine<br />
<strong>Kirche</strong> und für zwei Mietshäuser ein Pfarrhaus.<br />
— In Borbeck waren die drei evangelischen<br />
Pfarrer zur Einführung de« katholische»<br />
Pfarrers Brakamp von <strong>der</strong> St.-Dionysius-<br />
Gemeinde eingeladen, Pfarrer Böttcher sprach<br />
in <strong>der</strong> Nachversammlung die Glückwünsche <strong>der</strong><br />
evangelischen Gemeinde au«. — Die Gutehoff»<br />
»ungshütte in Oberhausen hat <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
Dellwig-Frintrop-Gerschede<br />
2500 RM. für den Erweiterungsbau ihrer<br />
Gnadenkirche in Frintrop geschenkt. Derselbe<br />
begann <strong>im</strong> Juli. — Da« Presbyterium <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Altendorf (Essen-West) beschloß die<br />
Errichtung einer Amtsstelle für evangelischen<br />
Volksdienst <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Essen-Altendorf.<br />
— Am 29. September war die Einweihung<br />
des neuen Iungmädchenhe<strong>im</strong>« in<br />
Essen-West. — Die Maurerarbeiten<br />
für den Pastorat- und Gemeindehausbau in<br />
Oberbergerhausen, Gemeinde Essen-Rellinghausen,<br />
sind in vollem Gange. — Vom<br />
44, bis 46. September feierte <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong><br />
Knappenocrein „Glückauf" in Altenessen-<br />
Süd sein 30. Gründungsfest, am 24., 22. Sep><br />
tember <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> Volksoerein<br />
Essen-Stadt und -Land sein 25jähr!ge« Stiftungsfest.<br />
— In Borbeck sammelt man jetzt<br />
man bei allen deutschen Krankenkasse»<br />
die Zahl <strong>der</strong> täglich auf 4 NO Mitglie<strong>der</strong><br />
kommenden männlichen Erkrankten mit<br />
<strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> weiblichen, indem man die weiblichen<br />
Zahlen — 400 setzt, dann waren die<br />
Zahlen für die männlichen Erkrankten: 4922:<br />
72,4; 4824: 400,0; 4826: 407,8.<br />
Au« allen diesen Zahlenreihen ergibt sich eine<br />
forschreitend stärkere Beteiligung de« männlichen<br />
Geschlechts. Dr. Bändel bringt diese<br />
stärkere Beteiligung de« männlichen Geschlecht«<br />
mit dem in den letzten Jahren fortgehend gestiegenen<br />
Alkoholverzehr in Zusammenhang.<br />
I Gegen Mißstände auf den Bahnhöfen<br />
Die Beobachtung, daß die Bahnhöfe sich mehr<br />
und mehr zu Mittelpunkten für gewerbsmäßige<br />
Unzucht entwickeln, veranlaßt« den Westfä»<br />
tischen Herbergsverband, mit <strong>der</strong><br />
dringenden Bitte den bestehenden Mißständen ein<br />
beson<strong>der</strong>e« Augenmerk zuzuwenden, an den Landeswohlfahrtsausschuß<br />
be<strong>im</strong> Landesfürsorgeamt<br />
<strong>der</strong> Provinz Westfalen heranzutreten. Die Möglichkeit<br />
einer Abhilfe werden gesehen in <strong>der</strong><br />
Verlegung <strong>der</strong> Bahnhofswirtschaften hinter die<br />
Sperre, in <strong>der</strong> Verschärfung <strong>der</strong> polizeilichen<br />
Aufsicht in den Wartesälen durch Nahnhof«polizei<br />
und durch Einbeziehung <strong>der</strong> Bahnhöfe<br />
in den Kreis <strong>der</strong> durch tz 364 des Gesetzes zur<br />
Bekämpfung <strong>der</strong> Geschlechtskrankheiten beson<strong>der</strong>s<br />
geschützten Bezirke.
für die Inneneinrichtung des Altershe<strong>im</strong>s mit<br />
Vorasyl. — Sein 20jähriges Bestehen beging<br />
am 22. September <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> Iugendverein<br />
in Kra y.<br />
5l <strong>Kirche</strong>nkreis Nie<strong>der</strong>berg<br />
Am Verfassungstage, 11, August, fand in<br />
Velbert ein Eichenkreuztreffen mit<br />
sportlichen Wettkämpfen statt. — Der evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong>ngemeindc Tönisheide sind<br />
von einem Gemeindeglied 3000 ^t zur Vergrößerung<br />
des evangelischen Friedhof« geschenkt,<br />
— Dem Kirchmeister Krautmacher, Düffel,<br />
ist die Ehrenurkunde <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />
verliehen.<br />
ll <strong>Kirche</strong>nkreis an <strong>der</strong> Ruhr<br />
Am 20. August fand eine von <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />
Buchkannner einberufene Vüchereibesprechung in<br />
Oberhausen statt. — Man hofft, den Umund<br />
Erweiterungsbau de« Gemeindehausee in<br />
Heißen bis Weihnachten zu vollenden, —<br />
Die Grenze zwischen den evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
Mülhe<strong>im</strong> (Ruhr) und Heißen<br />
ist abgeän<strong>der</strong>t, — Die Herbsttagung <strong>der</strong> Tersteegensruhtonferenz<br />
fand vom 17. bi« 19. September<br />
in Mülhe<strong>im</strong>-Ruhr statt. — Vom<br />
19. bi« 21. Oktober wird nach 30 Jahren<br />
wie<strong>der</strong> ebendort eine Tagung de« rheinischen<br />
<strong>Kirche</strong>ngesangoerein« veranstaltet werden.<br />
— Der feit dem 1. September emeritierte<br />
Pfarrer von <strong>der</strong> Thüsen, Oberhausen I,<br />
führt seine Amtsgeschäfte noch weiter bis zur<br />
Einführung feines Nachfolger«, Al« solcher<br />
wurde am 5. September einst<strong>im</strong>mig gewühlt<br />
Pfarrer Brökelschen, Laaken-Nombacher«<br />
bach bei Barmen. — Am 1, September wurde<br />
dem scheidenden Küster Karl K ! nz ! u « , Kettwig,<br />
die Ehrenurkunde <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />
überreicht. <strong>Das</strong> Küsteramt war bei ihm bereit«<br />
in <strong>der</strong> sechsten Generation. — Am 15.<br />
September war das 30jährige Stiftungsfest<br />
des Kettwiger Iungmädchenoerein«. —<br />
Da« evangelische Krankenhaus in Werden<br />
wird erweitert werden.<br />
8 <strong>Kirche</strong>nkreis Saarbrücken<br />
Die evangelische Gemeinde Dudweiler beging<br />
in beson<strong>der</strong>er Feier die Grundsteinlegung zu<br />
ihrem Gemeindehausbau, — Anfang September<br />
war eine synodale Eingwoche in Tholey<br />
»nter Leitung des bekannten Volksmusiker« Dr,<br />
K. Ameln, — In Bischmi « he<strong>im</strong> wurde<br />
Pfarrer Blanke, bisher in Engers/Rhcin, in<br />
sein Amt eingeführt, — Am 14, Juli wurde<br />
Zur Bekämpfung <strong>der</strong> Trunksucht werden in<br />
Paris die von <strong>der</strong> Polizei eingelieferten Trunkenbolde<br />
in ihrem torkelnden Zustand gefilmt.<br />
Nach dem Erwachen wird ihnen <strong>der</strong> Film<br />
vorgeführt und man hofft, sie so zur Selbsterkenntnis<br />
zu bringen, 40 Prozent aller Eingelieferten<br />
sollen bisher an Eidesstatt erklärt<br />
haben, nicht mehr zu trinken.<br />
Der faschistischen Jugendorganisation<br />
„Valilla" gehören 1 200 000 Jugendliche<br />
an. Trotzdem die katholische Religion gepflegt<br />
wird, fürchtet die <strong>Kirche</strong> doch eine allmähliche<br />
Entfremdung <strong>der</strong> Jugend und<br />
eine Hinwendung zum Faschismus als<br />
Religion.<br />
Tagungskalen<strong>der</strong><br />
18.—21. Okt, 39. Jahresversammlung des<br />
Evang, <strong>Kirche</strong>ngesangoerein« f. <strong>Rheinland</strong><br />
in Mülhe<strong>im</strong> (Ruhr).<br />
22. u. 23. Okt. 10. Vertretertag <strong>der</strong> Deutschen<br />
<strong>Evangelische</strong>n Theologenschaft in Halle.<br />
23.-25. Okt. Lehrgang für <strong>Evangelische</strong> Iu°<br />
gendführung in Halle.<br />
^Monatshefte für Rhein. <strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />
Wer seine He<strong>im</strong>atkirche liebt, ist Leser <strong>der</strong><br />
Monatshefte,<br />
Wer die Monatshefte liest, unterstützt die kirchengeschichtliche<br />
Forschung unserer He<strong>im</strong>at.<br />
<strong>der</strong> Synodaloikar Reuter durch den Superintendenten<br />
I), Nold ordiniert, Hilfsprediger<br />
Nölle verließ die Synode, er wurde am 28,<br />
Juli als Pfarrer in Lethmate i, W. eingeführt.<br />
— In <strong>der</strong> Gemeinde Wa<strong>der</strong>n-Lebach<br />
konnte das neuerbaute Pfarrhaus am 21. Juli<br />
durch den Superintendenten eingeweiht werden,<br />
— Am 28, Juli wurde Hermann Günther,<br />
bisher Hilfsprediger <strong>der</strong> Gemeinde Güdingen,<br />
als Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde Schwalbach<br />
durch Superintendent D. Nold ordiniert und<br />
eingeführt. — Am 1. September wurde Bru<strong>der</strong><br />
Lumpe als Stadtmissionar in Saarbrücken<br />
eingeführt, — Am 15. September<br />
war die Einweihung des renovierten Gemeinde-<br />
Hause« in N r e b a ch.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis S<strong>im</strong>mern<br />
Ernannt ist <strong>der</strong> Hilfsgeistliche Gottlieb F! n °<br />
st e r b u s ch in Osnabrück zum Pfarrer <strong>der</strong><br />
Xirchengemeinden Castellaun und Roth<br />
sowie Pfarrer Ernst Gillmann in Weiler<br />
bei Montzingen (Sobernhe<strong>im</strong>) zum Pfarrer <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>ngemeinden S<strong>im</strong>mern und Holzbach.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Sobernhe<strong>im</strong><br />
Die Pfarrstelle in Weiler ist vakant geworden<br />
(s. ob.).<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Solingen<br />
Am 24. August vollendete Rektor a. D.<br />
Spiecker in Opladen sein 75, Lebensjahr.<br />
— In Solingen veranstaltete die<br />
<strong>Evangelische</strong> Schulgemeinde am 21.<br />
und 22. September ihren Herbst-Vertretertag. —<br />
Die Kreissnnode hat einen eigenen Schriftenniissionar,<br />
Schleutermann, angestellt. —<br />
Als Abschluß eine« Laienspiel Lehrganges (9.<br />
bis 15. September) war an <strong>der</strong> Hasensprungsmühle<br />
bei Leichlingen am 15. September<br />
ein Nerbetag.<br />
I <strong>Kirche</strong>nkreis Trier<br />
Pfarrer Küpper« in Karthau« ist zum<br />
1. Oktober emeritiert. — Der evangelische<br />
Diasporapfarrer von Veldenz reitet<br />
noch heutzutage nach seinem Filial Gorn -<br />
Hausen zum Gottesdienst.<br />
Jede evangelische Gemeinde müßte<br />
sie darum halten!<br />
Iahresprei« 12 ^>l. Verlag de« <strong>Evangelische</strong>n<br />
^ireßoerbandes für <strong>Rheinland</strong> in Essen, Schließfach<br />
888.<br />
Aus dem Inhalt de« Oktoberhefte«:<br />
Dr, Tabbert: Die Exkommunikation des<br />
Dompropste« Georg von Sayn-Wittge»stein-Berleburg-Homburg<br />
1583.<br />
Sinemu « : Die reformierten Geistlichen <strong>der</strong><br />
Gemeinde Altenkirchen <strong>im</strong> Nesterwald.<br />
Kleine Mitteilungen.<br />
Am städtischen Oberlyzeum mit Frauenschule in<br />
D-Ruhrort ist zum 1. April 1930 o<strong>der</strong> früher<br />
die Stelle einer<br />
Studienrätin<br />
für evangelische Religion mit beliebigen Nebenfächern<br />
zu besetzen.<br />
Gehälter nach <strong>der</strong> staatlichen Nesoldung«ordnung,<br />
Ortsklasse ^. Umzugskosten nach staatlichen<br />
Nest<strong>im</strong>mungen. Bewerbungen mit Lebenslauf,<br />
Abschrift des Personalbogens und beglaubigten<br />
Zeugnisabschriften an den Direktor <strong>der</strong> Anstalt<br />
erbeten.<br />
Dlll'sburg-Hamborn, den 28. Sept. 1929,<br />
Der kommissarische Bürgermeister.<br />
w <strong>Kirche</strong>nkreis St. Wendel<br />
In Reichen bach ist Pfarroikar Lange<br />
von Wieselbach an, 26. Juli al« Pfarrer<br />
eingeführt worden. — Weierbach wird zum<br />
1. Oktober durch Zurruhesetzung de« Pfarrer«<br />
Hemme frei. — Offenbach ist seit 15. Juli<br />
durch Versetzung de« Pfarrers Krabbe nach<br />
MünsteramStein (Kreisgemeinde Kreuznach)<br />
erledigt.<br />
<strong>Kirche</strong>nereis Wesel<br />
Pfarrer Müller in Diersfordt hat für<br />
die beste Arbeit über das seitens <strong>der</strong> rheinischen<br />
Gesellschaft zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> evangelischtheologischen<br />
Wissenschaft gestellte Thema: D i e<br />
Ei gen arides RheinischenCaloinismus<br />
den 1, Preis erhalten, — Die<br />
<strong>Evangelische</strong> Frauenhilfe für <strong>Rheinland</strong><br />
tagte vom 7, bis 9. September in Wesel.<br />
Die Festpredigt hielt Generalsuperintendent V.<br />
Stoltenhoff. — Die <strong>Kirche</strong>nerneucrung in<br />
Schermbeck wird sich auch auf den Außenbau<br />
erstrecken,<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Wetzlar<br />
<strong>Das</strong> Gustao-Adolf-Fest, Ende Juli in Reis»<br />
kirchen, fand eine beson<strong>der</strong>e Anteilnahme bei<br />
den evangelischen Gemeinden <strong>der</strong> engeren He<strong>im</strong>at.<br />
— Am 25. August fand das diesjährige<br />
Synodalmissionsfest ebenda statt. — Nie<strong>der</strong>»<br />
wetz wird bald einen neuen Friedhof erhalten,<br />
— Küster Waldfchmidt von <strong>der</strong> Wetzlarer<br />
Altstadtgemeinde tritt in den Ruhestand. Sein<br />
Schwiegersohn Dietrich wurde zum Nachfolger<br />
gewählt, er selber zum Hausmeister am<br />
neuen Gemeindeamt. — Die Wie<strong>der</strong>herstellungsarbeitcn<br />
an <strong>der</strong> Stadtkirche schreiten rüstig fort.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Wied<br />
Am 28, Juli war die Einweihung de« neuen<br />
Gymnasialgebäudes in Neuwied, verbunden<br />
mit <strong>der</strong> Feier des 50jährigen Bestehens de«<br />
Gymnasiums. Die Festpredigt hielt Pfar><br />
rer Merck, Barmen-Wichlinghousen. — Die<br />
40. Rheinische Prooinzialsynooe<br />
tagte vom 12. bis 24, September in Neuwied.<br />
— <strong>Das</strong> Kirchlcin in Urbach hat sich<br />
<strong>im</strong> Inneren verän<strong>der</strong>t, vor allem durch die<br />
Durchtcilung <strong>der</strong> Bänke, wodurch bessere Raumausnutzung<br />
erzielt und mehr Sitzgelegenheit geschaffen<br />
wurde.<br />
Aus dem Inhalt<br />
Westdeutsche Tagung für evangelischen Kirchbau.<br />
Rheinische <strong>Kirche</strong> und Ruhrprovinz.<br />
Zur Frage 5er <strong>Kirche</strong>nprovinz an <strong>der</strong> Ruhr.<br />
Unsere Pflicht gegenüber <strong>der</strong> Gemeinde.<br />
Gesangbuchnot <strong>im</strong> Jahre 2200.<br />
Die Sensation auf den, Friedhof.<br />
Arbeitswerkzeug zu l5larenbach»Feiern.<br />
Gemeindefeiern zum Gedächtnis <strong>der</strong> Märtyrer <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>.<br />
Liturgischer Stoff zur Llarenbach.Feier,<br />
Eine Kinopredigt.<br />
Eine lehrreiche Fieberlabelle<br />
Lnienspielberatungsstelle.<br />
Tagung des Deutschen <strong>Evangelische</strong>n Volksbildung«)»<br />
ausschufse« in Halbersladt.<br />
<strong>Evangelische</strong> Lebenskund« in ländlichen Fortbildung««<br />
schulen und städtischen Berufsschulen.<br />
Vrzbischof v. Soe<strong>der</strong>bloin über den Sport.<br />
Der Evangelisch« Stadtverordnet« ÜTl. t.<br />
AlohlfahrtSpflegerisch« Entwicklung de« letzten Jahr»<br />
zehn«.<br />
Die Wohnungsnot <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>reichen.<br />
Iahrestagung <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Fruuenhilfe <strong>im</strong> Rhein»<br />
land.<br />
Eine ökumenische Tagung am Rhein.<br />
Eine mannhafte Erklärung.<br />
Die Pfarrfrau in <strong>der</strong> sozialen Arbeit.<br />
Merkwürdig« soziale Kleinarbeit in <strong>der</strong> G»m«ind«.<br />
Arbeitslosigkeit. — Staatliche« Versicherungswesen. —<br />
Reichsfürsorgestatistil. — Bevölkerungspolitische<br />
Einblicke.<br />
lllnchrichten aus dem Melanchthonbund.<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Bibliographie.<br />
Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong>.<br />
Umschau.<br />
Essener Druel»«! Gemeinwohl G. m. b. H. Vssen, KaninenbergstlKße
<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
Eine monatliche Umschau über Arbeiten und Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Provinzialkirche<br />
Begründet und herausgegeben von Liz. L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n PreßoerbandeS für <strong>Rheinland</strong><br />
Verantwortlich: Preßgesetzlich <strong>der</strong> Herausgeber > Für die Einzelaufsätze dieVerfasser » Als Manuskript gedruckt<br />
lsen » 4929 VII<br />
Die 40. Rheinische Provinzialsynode ist beendet.<br />
Daß sie eine Tagung angespannter<br />
Aibeit war, braucht nicht beson<strong>der</strong>s ausgeführt<br />
zu werden. Daß sie unter Führung<br />
des rheinischen Präses auch in <strong>der</strong> Dynamik<br />
ihrer Arbeitsweise ihr eigenes Gepräge<br />
hatte, kann nicht als Hemmung, son<strong>der</strong>n<br />
als dankbar anerkannte För<strong>der</strong>ung empfunden<br />
werden. Der Rhythmus dieser<br />
Arbeitsweise hat etwas Zwingendes und<br />
bald etwas Tragendes. Die die Arbeit <strong>der</strong><br />
Plenarsitzungen vorbereitenden Beratungen<br />
<strong>der</strong> einzelnen Ausschüsse haben jedes Mitglied<br />
<strong>der</strong> Provinzialsynode unmittelbar und<br />
persönlich an <strong>der</strong> eigenen Urteilsbildung<br />
beteiligt. <strong>Das</strong> ist eine nicht unwesentliche<br />
Abbiegung <strong>der</strong> Gefahr des Versinkens in<br />
einen leeren Parlamentarismus, bei dem <strong>im</strong><br />
Plenum die Mehrzahl <strong>der</strong> Abgeordneten<br />
nur noch rechnerische Bedeutung für die<br />
Abst<strong>im</strong>mung haben. <strong>Das</strong> bedeutet aber<br />
auch, daß die Vollsitzungen von vielen in<br />
großen Versammlungen sonst hörbaren Nebengeräuschen<br />
<strong>der</strong> Diskussion verschont<br />
bleiben. Für alle Verhandlungen war <strong>der</strong><br />
Wille zu dieser durchaus nicht unpersönlichen<br />
Sachlichkeit die stillschweigende Voraussetzung.<br />
<strong>Das</strong> Große war, daß auch die<br />
sogenannten kleinen Dinge vom evangelischen<br />
Glauben aus gesehen und getan wurden.<br />
Diese beson<strong>der</strong>e Eigenart, wie die Provinzialsynode<br />
ihre große Fülle von Arbeit<br />
erledigte, war ebenso wie die wirklichkeitsoffene,<br />
lebensnahe Behandlung <strong>der</strong> kirchlichen<br />
Aufgaben gerade für die Männer deS<br />
wirtschaftlichen Lebens ein von ihnen selber<br />
bezeugtes starkes Erlebnis. Als eine <strong>im</strong> tiefsten<br />
Sinn des Wortes werdende und wollende<br />
<strong>Kirche</strong> hat sich die Provinzialsynode allen<br />
Mitglie<strong>der</strong>n ins Herz geprägt. Und daö<br />
ist vielleicht das eindrücklichste, über die Tagung<br />
hinaus wirkende Gesamtergebnis, das<br />
von den Abgeordneten nun in die KreiSsynoden<br />
und Gemeinden hineingetragen<br />
wird.<br />
Die Zusammensetzung <strong>der</strong> Provinzialsynode,<br />
die auf Grund <strong>der</strong> Neuwahl zu einem<br />
neuen vierjährigen Turnus zusammentrat.<br />
Vierzigste Rheinische Provinzialsynode<br />
offenbarte nicht nur eine lebendige Mannigfaltigkeit<br />
<strong>der</strong> Vertretung kirchlicher Lebensäußerungen,<br />
son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> ständischen,<br />
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />
Glie<strong>der</strong>ung. Daß die Frauen auf <strong>der</strong> Provinzialsynode<br />
mit vier Abgeordneten, — darunter<br />
zuni erstenmal eine von einer Kreissynode<br />
entsandte Vertreterin — nicht als<br />
ein Zugeständnis an einen <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> wesensfremden<br />
Geist empfunden wurden, son<strong>der</strong>n<br />
als eine kirchliche Notwendigkeit, <strong>der</strong>en<br />
eine lebendige <strong>Kirche</strong> nicht ohne Schaden<br />
entraten kann, mag nebenbei angemerkt<br />
werden. Es ist nicht gut, wann und wo<br />
man die Frau nur auf die stille, aus dem<br />
Evangelium geborene dienende Wirksamkeit<br />
in Haus und Familie als den einzigen Art<br />
ihrer Arbeit für die Gemeinde und <strong>Kirche</strong><br />
einengt und vielleicht meint, ihre vom Evangelium<br />
best<strong>im</strong>mte fraulich dienende Mitarbeit<br />
in den kirchlichen Körperschaften <strong>der</strong><br />
Gemeinde und dcr Gesamtkirche sei leicht<br />
zu entbehren. Ach würde eö bedauern, wenn<br />
unsere Gemeinden und unsere <strong>Kirche</strong> in<br />
dieser Beziehung nicht mit klarem Blick für<br />
unsere heutige Wirklichkeit eine „werdende<br />
und wollende <strong>Kirche</strong>" sein wollte. Es wird<br />
viel darauf ankommen, daß dieses Recht<br />
zur Mitarbeit <strong>der</strong> Frau nicht gegen den<br />
Willen <strong>der</strong> Gemeinde erkämpft wird, son<strong>der</strong>n<br />
als ein oom Evangelium herkommen<strong>der</strong><br />
Ruf <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> an die Frau begründet<br />
werde, damit nicht nur Frauen, son<strong>der</strong>n die<br />
rechten Frauen die Aufgabe und Last <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> auf ihr Herz nehmen. Wie es ja<br />
auch nicht darauf ankommt, daß wir Männer<br />
in unseren kirchlichen Körperschaften<br />
haben, son<strong>der</strong>n die rechten Männer! Was<br />
<strong>der</strong> Präses nach dieser Richtung hin in<br />
seinem Bericht aus tiefernster Besinnung,<br />
ganz unpolemisch, aber mit nüchternem<br />
Blick für die Wirklichkeit gesagt hat, verdient<br />
in <strong>der</strong> eindringlichen Formulierung<br />
festgehalten zu werden: „Es wäre wohl<br />
einmal an <strong>der</strong> Zeit, daß wir auch von<br />
unserer Provinzialsynode aus die Losung<br />
aufnähmen und in die Gemeinden Hineinrufen:<br />
Männer heraus! Die rechten Män-<br />
ner! <strong>Das</strong> wäre die rechte Hilfe für diejenigen,<br />
die berufen <strong>im</strong> Dienst unserer Gemeinden<br />
stehen. Und ich denke dabei an die<br />
Männer aller Schichten unserer Bevölkerung.<br />
Unsere <strong>Kirche</strong> kann eS nicht vertragen,<br />
wenn unser Bürgertum versagt, so wenig,<br />
wie <strong>der</strong> Staat es ertragen kann. Unsere<br />
<strong>Kirche</strong> muß wie<strong>der</strong> nähere Fühlung auch in<br />
<strong>der</strong> speziellen Arbeit mit unseren Wirtschaftskreisen<br />
gewinnen, und sie muß die<br />
Kraft haben, nuch die Arbeiterschaft in sich<br />
einzuglie<strong>der</strong>n, sie muß mit dem Dorf verbunden<br />
bleiben."<br />
<strong>Das</strong> bleibt das starke Erlebnis unserer Provinzialsynode,<br />
daß Männer und Frauen<br />
mit <strong>der</strong> ganzen Vielgestaltigkeit und ausgeprägten<br />
Mannigfaltigkeit ihrer Kräfte und<br />
Gaben durch die Aibeit zu einer lebendigen<br />
Gemeinschaft zusammenwuchsen. So waren<br />
auch die Feierstunden <strong>der</strong> sichtbare Ausdruck<br />
dieser Gemeinschaft und wirkten weiter<br />
hinein in die Festigung <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />
in <strong>der</strong> Arbeit. Was uns <strong>der</strong> in gewissenStiefen<br />
Ernst hineinführende Gottesdienst und<br />
die gemeinsame Feier des heiligen Abendmahls<br />
in <strong>der</strong> Neuwie<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> und <strong>der</strong><br />
kin<strong>der</strong>frohe Dankgottesdienst in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
in Rengsdorf gegeben haben, ist von einem<br />
dankbaren Empfangen aufgenommen worden.<br />
Die kirchenmusikalische Verkündigung<br />
in <strong>der</strong> Neuwie<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, beson<strong>der</strong>s während<br />
<strong>der</strong> Abendmahlsfeier, verdient beson<strong>der</strong>s<br />
genannt zu werden, weil man dieses<br />
kirchliche Stilempfinden und diesen unmittelbar<br />
aus dem Evangelium geborenen<br />
Dienst in dieser inneren Vollendung nicht<br />
so sehr oft auf <strong>der</strong> Orgelbank antrifft. In<br />
einer ganz zum Dienen gewordener Schlichtheit<br />
war dort ein Einfühlen in die Abendmahlsfeier<br />
spürbar, das in den Choralzwischenspielen<br />
während <strong>der</strong> Austeilung den<br />
Gedankengehalt des gerade vorher gesungenen<br />
Liedverses in meisterhaft aufbauen<strong>der</strong><br />
musikalischer Architektur weiterführte bis<br />
zum musikalischen Choralausdruck <strong>der</strong> eschalologischen<br />
Gedanken des hl. Abendmahls.<br />
Abgesehen von einem kurzen Abgleiten ins<br />
Sent<strong>im</strong>entale verdient dieses Sicheinfüqen
<strong>der</strong> Orgel in die Wollverkündigung dankbar<br />
hervorgehoben zu weiden.<br />
Diese Feierstunden haben ihre stille Kraft<br />
in <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> folgenden Tage bewährt.<br />
Drei große Fragen haben unter vielen an<strong>der</strong>en<br />
die ganz beson<strong>der</strong>e Anteilnahme und<br />
ernste, verantwortungsbewußte Mitarbeit<br />
<strong>der</strong> Synode gefunden. Die erste Frage, die<br />
durch den Bericht des Präses in klare Beleuchtung<br />
trat, war die nach dem neugeordneten<br />
aber noch nicht geklärten Verhältnis<br />
von <strong>Kirche</strong> und Staat. Die Aussprache<br />
darüber war durch die Arbeit <strong>im</strong><br />
Ausschuß vorbereitet worden. Daß <strong>Kirche</strong><br />
und Staat sich in <strong>der</strong> Neuordnung ihres<br />
gegenseitigen Verhältnisses erst lernend zurechtfinden<br />
müssen, schafft naturgemäß Situationen<br />
ernsthaftester Reibungen und Auseinan<strong>der</strong>setzungen,<br />
an denen deutlich wird,<br />
daß mit dem für das bei<strong>der</strong>seitige Verhältnis<br />
ausgegebenen Losungswort von <strong>der</strong><br />
Neutralität noch nicht viel gewonnen ist.<br />
Es bedeutet zunächst nichts an<strong>der</strong>erS als<br />
einen Weg, auf dem <strong>der</strong> Staat mit seiner<br />
neuen Haltung gegenüber <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> und<br />
die <strong>Kirche</strong> mit ihrer durch das Reichskirchenrecht<br />
geschaffenen ganz an<strong>der</strong>en rechtlichen<br />
Lage ihre Beziehungen zueinan<strong>der</strong><br />
zu regeln versuchen müssen.<br />
Es bleibt bedauerlich, daß bei <strong>der</strong> stark<br />
best<strong>im</strong>menden Macht großer Parteien und<br />
Parteigcuppierungen diese Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
nicht <strong>im</strong>mer in ruhiger, grundsätzlicher<br />
Sachklärung sich vollzieht, son<strong>der</strong>n durch<br />
das unsachliche Spiel politischer und parteipolitischer<br />
Kräfte und Motive erschwert<br />
wird, wie sich das bei <strong>der</strong> Konkordatsangelegenheit<br />
gezeigt hat.<br />
Für unsere <strong>Kirche</strong> wird die Stellung zum<br />
Staat nicht aus rein „opportunistischen Erwägungen",<br />
und ihre Neutralität gegenüber<br />
<strong>der</strong> gegenwärtigen Staatsform nicht<br />
nur aus einer unbeteiligten Haltung, die<br />
den Staat sich selbst überläßt, best<strong>im</strong>mt,<br />
son<strong>der</strong>n von „ihren tiefsten Grundüberzeugungen',<br />
die uns in unserem Glauben gegeben<br />
sind. We<strong>der</strong> die Losung „Thron und<br />
Altar", noch die Losung „Republik und<br />
Altar" sind aus dem evangelischen Glauben<br />
gegeben. „<strong>Evangelische</strong>r Glaube wird den<br />
Staat <strong>im</strong>mer als ordnende Macht mit<br />
eigenem sittlichen Lebensrecht erkennen, aber<br />
nie als eine übermenschliche Gewalt." Gegen<br />
eine Vergottung des Staates wie <strong>der</strong><br />
Staatsform wird evangelischer Glaube<br />
<strong>im</strong>mer die Kritik und den Anspruch des<br />
Evangeliums anmelden. Eine „Beflissenheit"<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> gegenüber dem neuen<br />
Staat hätte uns vielleicht mehr Wohlwollen<br />
und Entgegenkommen gebracht; aber es<br />
geht uns nicht um Wohlwollen, es geht uns<br />
erst recht nicht um Macht über den Staat,<br />
son<strong>der</strong>n um das innerste Lebensrecht <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>, „mit dem Staat als einer ordnenden,<br />
sittlichen Macht, neben ihm mit ihren<br />
eigentümlichen Kräften", sich auswirken zu<br />
können. Es mag eine schmerzliche Erkenntnis<br />
für viele unter uns sein, daß die soge-<br />
nannte protestantische Staatsidee nicht mehr<br />
die unseren heutigen Staat best<strong>im</strong>mende<br />
und gestaltende Kraft ist; das klang durch<br />
die ernste und große Aussprache <strong>im</strong> Plenum<br />
mit reiner innerlicher Leidenschaft hindurch.<br />
Wir dürften, so wurde gesagt, diese protestantische<br />
Staatöidee als Aufgabe nicht<br />
aufgeben, ja, wir müßten den heutigen<br />
Staat zur Selbstbesinnung auf diese Idee,<br />
aus <strong>der</strong> er geworden ist, aufrufen. Aber<br />
wir haben als evangelische <strong>Kirche</strong> nicht<br />
„staatlicher zu sein als <strong>der</strong> Staat". Wir<br />
haben die Wirklichkeit des Staates von<br />
heute zu sehen, und zu dieser Wirklichkeit<br />
von unfern „unaufgebbaren Grundsätzen<br />
aus" unser Verhältnis zum Staat zu<br />
regeln.<br />
Sind die aus <strong>der</strong> Schrift erwachsenen evangelischen<br />
Gedanken über die Stellung <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> zum Staat, über das Verhältnis<br />
<strong>der</strong> einzelnen zum Staat auch keine neuen<br />
evangelischen Erkenntnisse, so haben wir<br />
doch infolge <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten heutigen Lage<br />
und Ordnung des Staates, wenn auch nicht<br />
grundsätzlich umzudenken und umzulernen,<br />
so doch praktisch zu lernen an <strong>der</strong> uns jetzt<br />
neu gestellten Aufgabe.<br />
Mitten hinein in eine drängende Fülle von<br />
Fragen und Aufgaben führte eine an<strong>der</strong>e<br />
Neuordnung, die sich in unserer Rheinprovinz<br />
<strong>im</strong> Regierungsbezirk Düsseldorf vollzogen<br />
hat mit <strong>der</strong> durch Staatsgesetz geregelten<br />
llmgemeindung. Diese Tatsache,<br />
die nun als gewollte Großstadtbildung<br />
vor uns steht, geht uns auch als<br />
<strong>Kirche</strong> an; nicht, als ob wir den unserer<br />
Einwirkung entzogenen Versuch hätten<br />
machen sollen, diese Vergroßstädterung innerhalb<br />
unserer Provinz aufzuhalten. Aber<br />
wir haben die ohne unser Zutun geschaffene<br />
Wirklichkeit zu sehen und ernsthaft und<br />
sorgfältig zu durchdenken nach <strong>der</strong> Richtung<br />
<strong>der</strong> Aufgaben, die uns daraus erwachsen.<br />
Daß diese Bildung von acht Großstädten,<br />
in die nun viele kleinere Gemeinwesen<br />
mit bisher eigenem Lebensrecht und<br />
kulturellem Lebensstil aufgehen, das kirchliche<br />
Leben stark berührt und beeinflußt,<br />
sowohl nach <strong>der</strong> inneren Seite wie nach <strong>der</strong><br />
Seite <strong>der</strong> Organisation und Verwaltung, ist<br />
ebenso klar, wie die Feststellung <strong>im</strong> Gesetzentwurf<br />
für die I^mgemeindung unser<br />
Kopfschütteln erregen muß: „Die kirchlichen<br />
Verhältnisse werden durch dieses Gesetz nicht<br />
berührt". Ob dieser Satz rein formalrechtlicher<br />
Natur ist o<strong>der</strong> aus einem staatlichen<br />
Reslent<strong>im</strong>ent kommt, ist nicht so bedeutsam<br />
als die Tatsache, daß auch auf diesem Gebiet<br />
<strong>der</strong> Umgemeindung die Lebensinteresscn<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, die doch gerade hier dem Staat<br />
nicht gleichgültig sein sollten, mehr o<strong>der</strong><br />
min<strong>der</strong> beiseite geschoben worden sind.<br />
Mögen nun rein verwaltungstechnische o<strong>der</strong><br />
parteipolitische o<strong>der</strong> städte<strong>im</strong>perialistische<br />
Maßnahmen und Pläne die künstlich gemachte<br />
Großsladtdildung gebracht habe»,<br />
mögen wir auch den Blick für die damit<br />
gegebenen Möglichkeiten großzügigerer<br />
Siedlungspolitik, umfassen<strong>der</strong>er sozial-hygienischer<br />
Fürsorge nicht verlieren, für die<br />
<strong>Kirche</strong> liegen in <strong>der</strong> I^mgemeindung eine<br />
drängende Fülle von Aufgaben, die unserer<br />
Inangriffnahme warten. Freilich sind sie<br />
nicht ganz neue; wir kennen sie zum Teil aus<br />
dem uns schon lange vertrauten Problem<br />
unserer vorhandenen Großstadtgemeinden.<br />
Die gegenwärtige I^mgemeindung hat dieses<br />
Problem nur ganz beson<strong>der</strong>s unterstrichen,<br />
den bereits vorhandenen Nöten <strong>der</strong><br />
adtgemeinden gehören die Ungleichheiten<br />
<strong>der</strong> kirchlichen Besteuerung in den<br />
verschiedenen, vom gleichen Großstadt-Verwaltungsbezirk<br />
umschlossenen <strong>Kirche</strong>ngemeinden.<br />
Dicht nebeneinan<strong>der</strong>, oft nur durch<br />
eine Straße getrennt, liegen Gemeinden, die<br />
aus dem Vollen wirtschaften können und<br />
niedrige Kicchensteuersätze erheben, und<br />
solche, die leistungsschwach sind und kaum<br />
ihre allerdringendsten kirchlichen Gemeindeaufgaben<br />
mit unverhältnismäßig hohen<br />
<strong>Kirche</strong>nsteuersätzen befriedigen können. Hier<br />
und da hat zwar auf dem Wege gütlicher<br />
Vereinbarung eine leistungsstarke Gemeinde<br />
einer leistungsschwachen helfende Zuschüsse<br />
zugewandt. Aber diese Frage muß in umfassen<strong>der</strong>er<br />
und durchgreifen<strong>der</strong>er Art einer<br />
Lösung entgegengeführt werden. Die Provinzialsynode<br />
hat sich ernstlich mit diesen<br />
Dingen beschäftigt und die Schaffung von<br />
Steuerverbänden in ernstliche Erwägung<br />
gezogen. Der Provinzialkirchenrat wird zusammen<br />
mit dem Konsistorium diese ebenso<br />
dringliche wie schwierige Angelegenheit prüsen<br />
und nötigenfalls eine Vorlage darüber<br />
<strong>der</strong> nächsten Prooinzialsynode unterbreiten.<br />
Noch bedeutsamer ist die Frage, die Großstadtgemeinden,<br />
die unübersichtlich und seelsorgerlich<br />
überhaupt nicht mehr zu erfassen<br />
sind, so zu glie<strong>der</strong>n und zu zerschlagen, daß<br />
daraus Gemeinden werden, die ihre ernste<br />
VolksmissionSaufgabe wirklich erfüllen können.<br />
Dazu geben <strong>Kirche</strong>nordnung und Verfassung<br />
Möglichkeiten, die von den Gemeinden<br />
noch ganz an<strong>der</strong>s ausgenutzt werden<br />
sollten. Damit erhebt sich die schon bei<br />
dem bisherigen Mangel <strong>der</strong> Großstadtgeineinden<br />
an seelsorgerlichen Kräften sehr<br />
dringliche Frage nach <strong>der</strong> „zweckmäßigen<br />
und wirkungskräftigen Verteilung <strong>der</strong> persönlichen<br />
Kräfte <strong>im</strong> Dienste unserer <strong>Kirche</strong>".<br />
Es wird für uns in unserer rheinischen<br />
<strong>Kirche</strong>, die ein ganz beson<strong>der</strong>es Verständnis<br />
für die Bedeutung und Aufgabe <strong>der</strong><br />
kleinen Landgemeinden, zumal in <strong>der</strong> Diaspora<br />
hat, die I^lmgemeindung zu einer die<br />
ganze <strong>Kirche</strong> angehenden Angelegenheit<br />
l^nd die Großstadtgemeinde „darf nun in<br />
kirchlicher Beziehung auch auf Verständnis<br />
für ihre Bedürfnisse bei den kleinen Landund<br />
Stadtgemeindcn rechnen", die mit ihren<br />
Nöten so oft von <strong>der</strong> Leistung <strong>der</strong> Großstadtgemeinden<br />
mitgetragen worden sind.<br />
Ohne Opfer <strong>der</strong> kleinen Gemeinden an ihnen<br />
lieb gewordene persönliche Kräfte wird die<br />
Großsladtgememde ihre ins Riesengroße<br />
gewachsene Aufgabe nicht erfüllen können.
Was wir selbst tun können, das dürfen wir Gott nicht überlassen<br />
„Hier hat die <strong>Kirche</strong> ihren Großkampf zu<br />
führen, und an diese Stelle muß sie ihre<br />
stärksten Kräfte werfen."<br />
Vor eine neue Aufgabe stellt uns die Umgemeindung<br />
mit <strong>der</strong> Frage, ob die bisherige<br />
kirchliche Organisation gegenüber den neuen<br />
kommunalen Gemeindegrenzen noch genügt,<br />
und in welcher Weise die <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
und die Bezirke <strong>der</strong> bisherigen Kreissynoden<br />
mit ihren bisherigen Grenzen stch den neuen<br />
Verhältnissen anzupassen haben. Hier werden<br />
in <strong>der</strong> Tat aus <strong>der</strong> Wahrung kirchlicher<br />
Lebensbelange Neubildungen, Verän<strong>der</strong>ungen,<br />
Aufhebung und Vereinigung von Gemeinden<br />
sowohl wie von <strong>Kirche</strong>nkreisen<br />
nötig werden. Diese Nachprüfung soll<br />
sofort in Angriff genommen werden. Daß,<br />
um nur eins zu nennen, die in die llmgemeidung<br />
hineingezogenen, bisher vielleicht<br />
an<strong>der</strong>en <strong>Kirche</strong>nkreisen zugehörenden Gemeiden<br />
gegenüber <strong>der</strong> neuen Großstadt und<br />
ihrer Verwaltung einer einheitlichen Vertretung<br />
kirchlicher Belange bedürfen, macht<br />
die Regelung <strong>der</strong> genannten kirchlichen<br />
Organisationsfragen zu einer dringlichen<br />
Angelegenheit. Bereits während <strong>der</strong> Tagung<br />
<strong>der</strong> Provinzialsynode traten die von <strong>der</strong><br />
I^Imgemeindung beson<strong>der</strong>s betroffenen Gemeinden<br />
zu einer Beratung über ein Sofort-Programm<br />
zusammen. Auch in dieser<br />
ganzen I^mgemeindungsfrage war Wille<br />
und Tat <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> mit wirklichkeits-offener<br />
Erfassung <strong>der</strong> neuen Lage zu spüren.<br />
Wie stark wir unter <strong>der</strong> von an<strong>der</strong>er Seite<br />
kommenden Hemmung bei <strong>der</strong> Gründung<br />
unbedingt notwendiger neuer Pfarrstellen in<br />
unserer rheinischen <strong>Kirche</strong> leiden, machte <strong>der</strong><br />
durch eine Fülle von wichtigen Einzelheiten<br />
ausgezeichnete Bericht des Konsistoriums<br />
deutlich. In den letzten zwei Jahren sind<br />
nur elf neue Pfarrstellen gegründet worden.<br />
Wir bedürfen <strong>der</strong>en dreiundsechzig!<br />
Verlangt <strong>der</strong> Staat auch nicht mehr wie<br />
bisher für eine neueingerichtete Pfarrstelle<br />
das Eingehen von zwei, son<strong>der</strong>n nur einer<br />
an<strong>der</strong>en, so entzieht er doch, wenn z. B. eine<br />
Großsladtgemeinde eine neue Pfarrstelle<br />
schafft, den an<strong>der</strong>en Pfarrstellen dieser Gemeinde<br />
die bis dahin gewährten Zuschüsse.<br />
<strong>Das</strong> sind einfach unhaltbare Zustände, die<br />
uns die Abhängigkeit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> in ihren<br />
innerkirchlichen Angelegenheiten und Lebensbedürfnissen<br />
vom Staat vor Augen führen.<br />
Mit großem Ernst wurden gerade <strong>im</strong> Blick<br />
auf alle die Schwierigkeiten und Aufgaben<br />
unserer <strong>Kirche</strong> in <strong>der</strong> Gegenwart die For<strong>der</strong>ung<br />
eines qualitativ tüchtigen theologischen<br />
Nachwuchses betont. Auch sah sich die<br />
Synode veranlaßt, auf Grund hier und da<br />
festgestellter allzu schneller Landflucht <strong>der</strong><br />
jungen Pfarrer darauf aufmerksam zu<br />
machen, daß die ländlichen Pfarrstellen, die<br />
gerade für das Hineinwachsen in die Gemeindearbeit<br />
eine Zeit des SammelnS und<br />
Reifens bedeuten, nicht vor fünf Jahren<br />
verlassen werden sollten.<br />
Keine Frage hat die Synode mit so allgemeiner<br />
Anteilnahme verhandelt wie die<br />
<strong>der</strong> Erneuerung unseres<br />
rheinisch-westfälischen Gesangbuches.<br />
In sehr vielen Ausschußsttzungen<br />
wurde sie nach allen Richtungen<br />
hin durchgearbeitet. Die Kreissynoden hatten<br />
<strong>im</strong> vorigen Jahr ihre Gutachten dazu<br />
geliefert, die in einer Kartothek übersichtlich<br />
geordnet waren. Die Gesangbucherneuerungskommission<br />
von <strong>Rheinland</strong> und<br />
Westfalen, die schon <strong>der</strong> letzten Provinzialsynode<br />
eine Denkschrift und einen Entwurf<br />
des rheinisch-westfälischen Son<strong>der</strong>guts an<br />
Lie<strong>der</strong>n vorgelegt hatte, hatte in mühevoller<br />
Arbeit die Gutachten <strong>der</strong> Kreissynoden geprüft<br />
und vorbereitet. Nun sollte die Entscheidung<br />
fallen. Sie ist uns nicht leicht geworden.<br />
Es wurde <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> betont,<br />
daß eigentlich keine Nötigung vorliege, die<br />
Gesangbucherneuerung jetzt schon zum Abschluß<br />
zu bringen. Die St<strong>im</strong>mung war<br />
keineswegs für ein neues Gesangbuch begeistert.<br />
Wir haben es dann nach einer vierstündigen<br />
Aussprache <strong>im</strong> Plenum doch beschlossen.<br />
DaS neue Gesangbuch wird<br />
also kommen. Was hat die Synode zu<br />
diesem Beschluß bewogen? Man darf wohl<br />
sagen: nicht so sehr <strong>der</strong> Wille zu einem<br />
neuen Gesangbuch war dafür ausschlaggebend<br />
als vielmehr <strong>der</strong> Wille, die bisherige<br />
Gesangbuchgemeinschaft mit Westfalen nicht<br />
zu zerreißen. Wir standen vor <strong>der</strong> Tatsache,<br />
daß Westfalen sich gebunden hatte und, um<br />
die Einheitlichkeit in seinem eigenen <strong>Kirche</strong>ngebiel<br />
durch Einbeziehung des bisher abseits<br />
stehenden Gebiets von Minden-Ravensberg<br />
herbeizuführen, das neue Gesangbuch<br />
wollte; es auch in <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Zweiteilung<br />
wollte, bei <strong>der</strong> den ersten Teil die<br />
342 Lie<strong>der</strong> des deutsch-evangelischen AuSlandsgesangbucheS<br />
bilden, den zweiten Teil<br />
dag Son<strong>der</strong>gut. Die Synode stand vor <strong>der</strong><br />
entscheidungSvollen Frage: was wiegt<br />
schwerer, ein von vielen nicht für abschlußreif<br />
gehaltenes Gesangbuch anzunehmen,<br />
o<strong>der</strong> den Bruch <strong>der</strong> Gemeinschaft mit<br />
Westfalen auf uns zu nehmen? Es konnte<br />
kein Zweifel sein, daß wir die durch Geschichte<br />
und Tradition und gemeinsame<br />
Lebensordnung <strong>der</strong> beiden Wesikirchen zusammengewachsene<br />
Gemeinschaft gerade<br />
in den gegenwärtigen politischen llnigestaltungsbesirebungen<br />
und in <strong>der</strong> <strong>im</strong><br />
Fluß befindlichen Entwicklung <strong>der</strong> deutschen<br />
Georg Fock<br />
<strong>Kirche</strong>ntümer nicht aufgeben konnten, ohne<br />
uns <strong>der</strong> gemeinsamen Kraft zu berauben,<br />
in diesen Fragen die Eigenart und Beson<strong>der</strong>heit<br />
unserer Westkirchen in die<br />
Waagschale werfen zu können. So brachte<br />
die Prooinzialsynode die beiden großen<br />
Opfer, das neue Gesangbuch anzunehmen<br />
und das neue Gesangbuch in <strong>der</strong> als<br />
„Monstrum" bezeichneten Zweiteilung<br />
zu beschließen. Man darf wohl sagen,<br />
eS ist nicht so sehr über die Gesangbuchfrage<br />
abgest<strong>im</strong>mt worden als vielmehr<br />
über die aufrechtzuerhaltende Gemeinschaft<br />
mit Westfalen. <strong>Das</strong> gab <strong>der</strong> ganzen<br />
sehr ernsten Aussprache ihr beson<strong>der</strong>es<br />
Gepräge. Ein von <strong>der</strong> Provinzialsynode<br />
gewählter Redaktionsausschuß wird nach<br />
nochmaliger Prüfung des rheinisch-westfälischen<br />
Son<strong>der</strong>guts die Gesangbucharbeit<br />
zum Abschluß bringen, so daß es<br />
vielleicht Ende 4930 fertig sein wird. Dann<br />
werden die Gemeinden das Wort haben auf<br />
Grund von tz 58, 3e <strong>der</strong> K.-Q.<br />
Wir wollen aber über dem unS nicht leicht<br />
gewordenen Opfer nicht übersehen, daß<br />
mit dem neuen Gesangbuch trotz aller Bedenken<br />
dagegen das neue Singen in<br />
unserer <strong>Kirche</strong> seinen Einzug hält. Wir<br />
werden nicht nur viele neue Lie<strong>der</strong> und<br />
Weisen bekommen, die wertvoll sind, son<strong>der</strong>n<br />
wir werden auch viele uns aus<br />
unserem heutigen Gesangbuch bekannte<br />
Lie<strong>der</strong> in einer lebendigeren Form singen.<br />
Da wartet noch eine große Aufgabe auf<br />
unsere Gemeinden und vor allem auf die<br />
musikalischen Führer in unseren Gemeinden.<br />
Auch dafür wird <strong>der</strong> Provinzialkirchenrat<br />
die Wege weisen, damit unser<br />
neues Gesangbuch eine lebendige, singende<br />
Gemeinde findet. <strong>Das</strong> ist unser Wunsch,<br />
daß eS zu einem strömenden Segensquell<br />
werde, wie es unser heutiges Gesangbuch<br />
geworden ist. Es ist selbstverständlich, daß<br />
für die ersten Jahre nach <strong>der</strong> Einführung<br />
des neuen Gesangbuches das alte Gesangbuch<br />
noch nebenher gebraucht werden wird,<br />
bis das neue Gesangbuch sich ganz eingekirchlicht<br />
hat.<br />
Es konnte nur ein kleiner Ausschnitt nuS<br />
dem sich auf <strong>der</strong> Provinzialsynode darstellenden<br />
Leben unserer <strong>Kirche</strong> gezeichnet<br />
werden. Mit dieser Beschränkung auf<br />
die drei Fragen: <strong>Kirche</strong> und Staat, I^mgemeindung,<br />
Gesangbucherneuerung sollen<br />
die an<strong>der</strong>n VeratungSgegenstände nicht<br />
als nebensächlich bezeichnet sein. Nenn<br />
wir aus <strong>der</strong> Menge <strong>der</strong> Berichte nur schon<br />
den Generalbericht über die christliche<br />
LiebeStätigkeit und den Bericht des sozialen<br />
Pfarramts nennen, so läßt diese bloße
Erwähnung schon ahnen, wie sehr auch<br />
hierin das Leben unserer rheinischen<br />
<strong>Kirche</strong> mit den Fragen und Nöten unseres<br />
Volksleben Berührung sucht und Wege<br />
aufweist, wie unsere <strong>Kirche</strong>, die diese Nöte<br />
als ihre eigenen fühlt, ihnen von ihren<br />
unaufgebbaren Grundlagen aus zu begegnen<br />
hat. Gerade die beiden mit den<br />
oben genannten Berichten bezeichneten Gebiete<br />
kirchlichen GegenwartöhandelnS<br />
stehen unter <strong>der</strong> Leitung zweier Männer,<br />
<strong>der</strong>en Weite des Blicks und tiefe Gründigkcit<br />
ihrer Arbeit von <strong>der</strong> Synode dankbar<br />
empfunden wurde. Alle diese wertvollen Belichte<br />
werden, wie schon zwe<strong>im</strong>al vorher,<br />
in einem Buch zusammengefaßt und<br />
unseren Gemeinden, vor allem den kirchlichen<br />
Körperschaften zur nachdenklichen<br />
und gründlichen, verarbeitenden Weiterberatung<br />
zugänglich gemacht werden.<br />
Wir können unseren Bericht über die Vierzigste<br />
Rheinische Provinzialsynode aber nicht<br />
schließen, ohne unseres neuen Generalsuperintendenten<br />
zu gedenken, <strong>der</strong> mit<br />
manchem ernsten, klugen und tapferen<br />
Wort auf <strong>der</strong> Synode ganz <strong>der</strong> unsere<br />
geworden ist. Wir sind dankbar, daß er,<br />
wie sein von uns allen mit Liebe verehrter<br />
Vorgänger, nicht als ein Frem<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n<br />
als ein in unserer rheinischen <strong>Kirche</strong> tief<br />
verwurzelter und darum von doppeltem<br />
Vertrauen getragener Führer zu uns gekommen<br />
ist. Eine Sorge soll nicht verschwiegen<br />
werden, die uns alle in den<br />
Tagen <strong>der</strong> Provinzialsynode ernstliche Gedanken<br />
gemacht hat. Sie gilt unseren<br />
beiden Führern, unserem Präses und<br />
unserem Generalsuperintendenlen. Ihce<br />
Arbeitslast, die wir aus ihren Berichten gesehen<br />
und gefühlt, die sich in <strong>der</strong> Leitung<br />
dieser mit soviel ernsten und entscheidungsvollen<br />
Aufgaben betrauten Synode durch<br />
den Präses sichtbar dokumentierte, übersteigt<br />
fast das Maß einer Menschenkraft.<br />
AuS diesem Grunde hat die Synode den<br />
Provinzialkirchenrat beauftragt, Mittel<br />
und Wege bei <strong>der</strong> zuständigen kirchcnbehördlichen<br />
Stelle zu ebnen, daß unseren,<br />
Generalsuperintendent zur Erleichterung<br />
seiner in unserer Provinz beson<strong>der</strong>s vielgestaltigen<br />
Aufgabe ein Dienstkraftwagen<br />
zur Verfügung gestellt wird, wie eS die<br />
Provinzialsynode für ihren Führer bereits<br />
getan hat. Aber so fühlbar eine solche<br />
Arbeitserleichterung sich in dem einen<br />
Falle bereits erwiesen hat, es scheint mir<br />
damit unsere Sorge nicht behoben. Ich<br />
meine, wir müssen als Gemeinden den<br />
Führern das Opser bringen, das uns gewiß<br />
schmerzlich ist, daß wir sie nicht zu allen<br />
möglichen Gelegenheiten in unsere Ge-<br />
meinden holen. Ich stehe nicht an, das<br />
auch auf viele <strong>Kirche</strong>ncinweihungen und<br />
Wie<strong>der</strong>ingebrauchnahme von <strong>Kirche</strong>n und<br />
Kapellen auszudehnen. Gewiß liegt uns<br />
wie ihnen gerade an diesen beson<strong>der</strong>en Gelegenheiten,<br />
mit den Gemeinden in lebensnahe<br />
Berührung zu kommen, sehr viel. Und<br />
es mag beiden Teilen schwer genug sein,<br />
in vielen Fällen zu verzichten. Aber ich<br />
meine, wir können uns diese Menschenkräfte<br />
überfor<strong>der</strong>nde Arbeitsweise in unserer<br />
<strong>Kirche</strong> nicht leisten. Wir brauchen die<br />
ganze Kraft unserer Führer für die großen<br />
und für die Zukunft unserer <strong>Kirche</strong> schicksalhaften<br />
Aufgaben. Wir rühmen uns<br />
nicht mit Unrecht, daß wir in unserer<br />
<strong>Kirche</strong> die ungeheuere Fülle <strong>der</strong> Arbeit mit<br />
dem geringsten Apparat von Personen und<br />
Geldmitteln durchführen. Darüber sind<br />
die Männer des Wirtschaftslebens, die<br />
wissen, was Nationalisierung heißt, wohl<br />
am meisten erstaunt. Aber mir wird es doch<br />
manchmal fraglich, ob wir nicht für unsere<br />
Zeit und ihre gewaltigen Aufgaben das<br />
Maß des Zulässigen überschritten haben.<br />
<strong>Das</strong> Vertrauen, das wir zu unserem<br />
Präses und unseren» Generalsuperintendenten<br />
haben, mag ihnen wohl nicht die <strong>im</strong><br />
geringsten bewertete Erleichterung ihrer<br />
Arbeit sein. Aber das entbindet uns nicht<br />
von dem Nachdenken, weitere praktische<br />
Wege und Mittel zu suchen, auch wenn sie<br />
vielleicht in die Notwendigkeit einer Aen<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nverfassung führen sollten.<br />
Wenn <strong>der</strong> Präses zu Beginn <strong>der</strong> Tagung<br />
von <strong>der</strong> Synode sagte: „Sie darf uns<br />
Kraft kosten", so ist das nach unserem<br />
Empfinden ganz beson<strong>der</strong>s bei ihm selber<br />
<strong>der</strong> Fall gewesen.<br />
Wir denken darin nicht weichlich. Aber<br />
man darf doch wohl einmal fragen, ob nicht<br />
die kleinste Ersparnis von Kraft, auch<br />
wenn sie sich in <strong>der</strong> Ersparnis von Zeit<br />
ausdrückt, doch etwas bedeutet. Dazu<br />
rechne ich z. B. den zu erwägenden Verzicht<br />
<strong>der</strong> Synode, alle zwei Jahre die<br />
ganze Ueberfülle <strong>der</strong> Einzelberichte <strong>im</strong> Plenum<br />
geben o<strong>der</strong> sie gar fast alle durch den<br />
Präses vortragen zu lassen. Eine Reihe von<br />
Berichten könnte ohne Schädigung gut<br />
alle vier Jahre gegeben werden. Will man<br />
sich jedoch damit nicht befreunden, so<br />
dürfte es für eine Reihe von Berichten genügen,<br />
sie <strong>im</strong> Druck alle zwei Jahren den<br />
Synodalen zur Kenntnisnahme ohne weitere<br />
Verhandlung zuzustellen. Es sind<br />
scheinbar nur Kleinigkeiten, zu denen noch<br />
an<strong>der</strong>e hinzuzufügen wären, aber sie<br />
wiegen in <strong>der</strong> Schale <strong>der</strong> Belastung des<br />
Präses ihr Teil. Sie scheinen lächerlich<br />
gering gegenüber <strong>der</strong> Gesamtkrafterforde-<br />
rung an den Präses, aber sollten wir sie<br />
nicht gerade darum in ihrer Bedeutung für<br />
die körperliche, geistige und seelische<br />
Leistung ernstlich bewerten? Gedanken eines,<br />
wie es auf <strong>der</strong> Synode einmal hieß,<br />
„Unverantwortlichen", <strong>der</strong> mitverantwortlich<br />
ist.<br />
Am 22. September fuhr die Provinzialsynode<br />
<strong>im</strong> Son<strong>der</strong>zug nach Lüttringhausen.<br />
Am Denkmal Adolf Clarenbachs, des<br />
rheinischen Glaubenszeugen und Märtyrers,<br />
hielten wir stille ernste Selbstbesinnung.<br />
Der Atem einer vierhun<strong>der</strong>tjährigen Geschichte<br />
umfing aus. Der Buscherhof,<br />
von dem Clarenbach seinen Ausgang genommen<br />
hat, weckte Gedanken und Fragen<br />
nach dem Erbe Elarenbachs in unserer<br />
Zeit voll GährenS und Brausens in verdeckten<br />
Tiefen unter scheinbar beruhigter<br />
Oberfläche. Unser Präses deutete uns<br />
den Sinn <strong>der</strong> Gedächtnisstunde mit mannhaftem<br />
Glaubenswort. Ueber diesen Worten<br />
vergaßen wir gern, woran wir in<br />
unserer <strong>Kirche</strong> noch ernstlich zu lernen<br />
haben, daß die Umrahmung <strong>der</strong> Feier<br />
nicht in allen Teilen <strong>der</strong> erschütternden<br />
Wucht dieses Märtyrergedächtnisses gerocht<br />
wurde. <strong>Das</strong> sei gesagt nicht aus kleinlicher<br />
Kritiklust o<strong>der</strong> aus Nichtachtung vor<br />
<strong>der</strong> Hingabe <strong>der</strong> Chöre, son<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong><br />
sehr stark mitempfundenen Not unserer<br />
kirchlichen Feiern.<br />
Mit einer Abordnung <strong>der</strong> Westfälischen<br />
Provinzialsynode fanden wir uns am<br />
Clarenbachdenkmal und in einer kurzen<br />
Stunde nach <strong>der</strong> Feier zu <strong>der</strong> unter <strong>der</strong><br />
Belastungsprobe neugefügten Gemeinschaft,<br />
die <strong>im</strong> Evangelium und seinen uns<br />
von da gemeinsam gestellten Aufgabe zusammen.<br />
Was unser Präses in seinem<br />
auf die Höhe führenden Bericht sagte von<br />
dem Glauben inmitten unserer wertvollen<br />
Zeit, die so wenig „Männer hat, die die Gefahr<br />
lieben", das mag als <strong>der</strong> bleibende<br />
Eindruck dieser 40. Provinzialsynode hier<br />
stehen: „Auf einem alten Blatt aus<br />
schwersten Zeiten steht das Wort: »ur.<br />
F6llt« unäa 3UIL0. Die rheinische <strong>Kirche</strong><br />
könnte es wohl vor allem zu ihrem Leitwort<br />
machen. Wenn es unter uns aufklingt,<br />
so denken wir nach zehn Jahren<br />
(1919—1929) mit ehrfürchtigem und demütigem<br />
Dank daran, daß Gott es uns<br />
gab, etwas davon zu erleben . . . Lassen<br />
Sie es uns in Stunden feierlichen Gedächtnisses,<br />
in <strong>der</strong> Gemeinschaft, die wir<br />
untereinan<strong>der</strong> haben, in dem Dienst, zu<br />
dem uns <strong>der</strong> Alltaq verpflichtet, als evangelische<br />
Menschen 'festhalten: Jede Welle<br />
hebt mich hoch!" O. W.<br />
Wer wirken will, muß opfern können; ein Licht, das leuchtet, muß verbrennen
ie scheint allmählich unerträglich zu<br />
werden, diese Not. In <strong>der</strong> Rheinprovinz<br />
allein lebt eine Million von<br />
evangelischen Christen in kirchlichen Verhältnissen,<br />
die einfach eine Unmöglichkeit<br />
sind; so konnte man neulich in einem Aufsatz<br />
über diese Not lesen. Sie können<br />
von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> nicht erreicht werden; es<br />
ist ausgeschlossen, sie zu einer lebendigen<br />
Anteilnahme am Gemeindeleben zu führen;<br />
die Notlage ist sogar so groß, daß ihnen<br />
auch dann eine Beteiligung am Gemeindeleben<br />
nicht möglich wäre, wenn sie es<br />
selber wollten. Die Ausdehnung <strong>der</strong> Gemeinden<br />
ist teilweise eine so umfangreiche,<br />
daß Tausende ihrer Glie<strong>der</strong> einfach nicht<br />
erfaßt werden können. Die selbstverständliche<br />
Folge ist eine unhe<strong>im</strong>lich weit<br />
verbreitete, unbedingte, durch nichts zu<br />
erschütternde Gleichgültigkeit gegen alles,<br />
was <strong>Kirche</strong> heißt. Tausende von evangelischen<br />
Christen sind da, denen überhaupt<br />
niemals <strong>der</strong> Gedanke kommt, daß sie zur<br />
evangelischen <strong>Kirche</strong> gehören. Nichts ist<br />
ihnen belangloser als diese Tatsache. Man<br />
kann die kirchliche Gleichgültigkeit gar<br />
nicht stark und kraß genug ausdrücken.<br />
Dabei hat diese Not etwas Sinnloses an<br />
sich, sie erscheint so unvernünftig. Der<br />
Herr hat seiner <strong>Kirche</strong> geweissagt: Sie<br />
werden euch hassen, in den Bann tun<br />
<strong>Das</strong> hat doch Sinn und Verstand. Wo<br />
Haß ist, da ist Achtung, <strong>der</strong> Gegenstand<br />
des Hasses ist eine Größe, die bedeutsam<br />
erscheint. Aber das, dem wir gegenüberstehn,<br />
ist eben diese absolute Gleichgültigkeit.<br />
Sie haßt nicht, sie kann wohlwollend<br />
sein, viele ihrer Vertreter fühlen<br />
sich durchaus als Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> evangelsichen<br />
<strong>Kirche</strong>, sie sind in beson<strong>der</strong>en Fällen<br />
bei <strong>der</strong> Hand, lassen sich auch unter Uniständen<br />
in die Gemeindevertretung wählen,<br />
aber das, was zu den Lebenöerscheinungen<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> gehört, <strong>der</strong> Gottesdienst, die<br />
Verkündigung des Evangeliums, ist eine<br />
Sache, die sie gar nichts angeht, sie<br />
können sich gar nicht vorstellen, daß sie<br />
dafür Interesse haben könnten. Mir sagte<br />
diesen Sommer ein sogenannter Gebildete:<br />
Ich gehe in jedem Urlaub einmal in die<br />
evangelische <strong>Kirche</strong>, und jedes Mal überzeuge<br />
ich mich, wie wertlos dieser Besuch<br />
für mich ist. Und dieses Gespenst <strong>der</strong><br />
Gleichgültigkeit schreitet durch die Straßen<br />
<strong>der</strong> großen Stadt ebenso wie durch<br />
die Gassen <strong>der</strong> einsamen Dörfer.<br />
Bekanntlich ist angesichts dieser Not in<br />
unserer <strong>Kirche</strong> eine schl<strong>im</strong>me Art von<br />
Wichtigtuern aufgestanden. Sie reden,<br />
je nachdem es ihnen paßt, gehe<strong>im</strong>nisvoll<br />
o<strong>der</strong> öffentlich von <strong>der</strong> Schuld <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>,<br />
ernten in großen Volksversammlungen<br />
den armseligen Beifall <strong>der</strong> Menge und ge-<br />
Von <strong>der</strong> gegenwärtigen Not unserer <strong>Kirche</strong><br />
nießen in gewissen Kreisen den Ruf zukünftiger<br />
Reformatoren. Selbstverständlich<br />
muß an ihrer gegenwärtigen Hilflosigkeit<br />
die <strong>Kirche</strong> selber irgendwelche<br />
Schuld tragen. Mir kamen vor einiger<br />
Zeit einmal Akten über den „Fall Römer"<br />
in die Hand. Die Aelteren unter uns<br />
werden sich noch daran erinnern. Was<br />
war das für ein Spektakel! Wie lächerlich<br />
erscheint einem jetzt das Ganze! Man<br />
stelle sich vor: Wegen <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>sprüngc<br />
eines jungen Kandidaten regt sich die<br />
<strong>Kirche</strong> von Dan bis Versaba auf. Mußte<br />
das nicht lächerlich auf die Kreise wirken,<br />
die <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> fern standen?<br />
Ich möchte aber heute auf einen an<strong>der</strong>n<br />
Grund unserer Not und Ratlosigkeit hinweisen.<br />
Ich stelle die Frage und gebe sie<br />
zu bedenken: Sind wir in unserer kirchlichen<br />
Arbeit nicht zu vereinsmäßig eingestellt?<br />
Man kann auf dem Rhein oft ungeschickte<br />
Ru<strong>der</strong>er beobachten. Sie strengen<br />
sich gewaltig an, je<strong>der</strong> gibt sein Bestes,<br />
aber hinter dem einen Ru<strong>der</strong> sitzt eine viel<br />
stärkere Kraft wie hinter dem an<strong>der</strong>n. So<br />
kommt natürlich das Boot nicht vorwärts,<br />
eS ist ein verzweifeltes Kreisen um dieselbe<br />
Stelle mit starker Rückwärtsbewegung.<br />
So frage ich noch einmal: Sind wir in<br />
unserer evangelischen <strong>Kirche</strong> nicht zu sehr<br />
Verein geworden? Ist so nicht ein zu einseitiges<br />
Arbeiten entstanden, ein Arbeiten,<br />
das Hemmungen in sich selber trägt?<br />
Unser <strong>Kirche</strong>nbegriff, wenigstens <strong>der</strong>, mit<br />
dem wir praktisch arbeiten, stammt aus<br />
dem Rationalismus. Alles, was aus dieser<br />
Zeit stammt, ist von einer unhe<strong>im</strong>lichen<br />
Klarheit und Deutlichkeit. Fragen, mit<br />
denen sich Jahrhun<strong>der</strong>te abgemüht, haben<br />
die gescheiten Leute aus <strong>der</strong> Zeit des Rationalismus<br />
mit wun<strong>der</strong>barer Fixigkeit gelöst.<br />
Man höre und staune: Die <strong>Kirche</strong> ist die<br />
Vereinigung <strong>der</strong> religiösen Individuen.<br />
Von diesem Vereinsbegriff ist auch Schleiermacher<br />
nicht losgekommen. Gewiß, er hat<br />
ihn vertieft. Er verstand, daß die <strong>Kirche</strong><br />
nicht entstanden ist und wächst wie eine<br />
Lie<strong>der</strong>tafel, zu <strong>der</strong> sich eine Anzahl von<br />
Sangesbrü<strong>der</strong>n zusammenschließen. Vor<br />
seiner Seele stand klar und deutlich <strong>der</strong><br />
große Zusammenhang, das Werden <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> am Pfingsitage, ihr Wachsen durch<br />
die Jahrhun<strong>der</strong>te hindurch. Er übersah<br />
feinen Augenblick, daß die gegenwärtige<br />
<strong>Kirche</strong> und die einzelnen Gemeinden nur<br />
Teilerscheinungen dieses Lebensvorganges<br />
sind. Aber er hat doch das Wesen <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>, wie man das heutzutage mit einem<br />
Fremdwort ausdrückt, soziologisch aufgefaßt,<br />
d. h. <strong>der</strong> Gesichtspunkt <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />
ist ihm das Wichtigste. Er drückt<br />
das auf mancherlei Weise aus: Gemein-<br />
schaft des christlichen Lebens, o<strong>der</strong> die vom<br />
Heiligen Geist beseelte Gemeinschaft <strong>der</strong><br />
Gläubigen. Die Gemeinschaft, <strong>der</strong> Verein<br />
ist das Wesentliche <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>.<br />
Diesen Vereinsgedanken allseitig ausgebaut<br />
und in das Bewußtsein <strong>der</strong> evangelischen<br />
Christenheit wirkungsvoll eingeführt<br />
zu haben, ist das Verdienst eines<br />
Pfarrers aus <strong>der</strong> zweiten Hälfte des vorigen<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts, namens Sülze. Sogar<br />
bis in die Gestaltung des evangelischen<br />
KirchbauS drang dieser Vereinsbegriff. Es<br />
muß so gebaut werden, daß alles hübsch<br />
beisammen ist, je<strong>der</strong> Kirchgänger mit dem<br />
Bewußtsein erfüllt wird, wir bilden eine<br />
Familie. Die Kanzel mit dem Pfarrer muß<br />
mitten in <strong>der</strong> Gemeinde stehen, <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nchor<br />
und <strong>der</strong> Organist haben ihren Platz<br />
<strong>im</strong> Angesicht <strong>der</strong> Gemeinde, man muß sich<br />
gegenseitig sehen. <strong>Das</strong> vollendetste Bauwerk<br />
einer evangelischen Gemeinde ist die<br />
Zusammenlegung von <strong>Kirche</strong>, Pfarrhaus<br />
und Gemeindesaal. Es genügt durchaus<br />
nicht, daß die Gemeinde als eine Schar<br />
von Kirchgängern <strong>im</strong> Gottesdienste o<strong>der</strong><br />
in <strong>der</strong> Bibelstunde zusammenkommt, womöglich<br />
einer den an<strong>der</strong>en nicht kennt. Wir<br />
müssen Familienabende haben, an denen<br />
die Gemeinschaft <strong>der</strong> einzelnen Gemeindeglie<strong>der</strong><br />
gepflegt wird, beson<strong>der</strong>s die persönliche<br />
Bekanntschaft zwischen Pfarrer<br />
und Gemeindeangehörigen. Der Vereinsgedanke<br />
beherrscht das Gemeindeleben.<br />
Selbstverständlich kann die ganze <strong>Kirche</strong>,<br />
beson<strong>der</strong>s die große preußische Landeskirche<br />
nicht einen einzigen großen Verein bilden.<br />
Aber jede einzelne Gemeinde muß ein Verein<br />
sein, die <strong>Kirche</strong> ist die Zusammenfassung<br />
dieser einzelnen Vereine. Der Satz „Die<br />
<strong>Kirche</strong> baut sich aus den Gemeinden" o<strong>der</strong><br />
„Die Gemeinden sind die Ke<strong>im</strong>zellen <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>" wurde nicht nur ein Verwaltungsbegriff<br />
— als solcher ist er selbstverständlich<br />
— er setzte sich auch als <strong>Kirche</strong>nbegriff<br />
durch.<br />
Tatsächlich ist es fortan <strong>der</strong> Vereinsbegriff,<br />
<strong>der</strong> das Wirken <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> best<strong>im</strong>mt. Eine<br />
gewaltige Regsamkeit Hub an, ein mächtiges<br />
Arbeiten, und Großes wurde geleistet.<br />
Manche Gemeinde wurde wie die<br />
Stadt auf dem Berge, und in ihren<br />
Mauern regten sich die Geister. <strong>Das</strong> kostbarste<br />
Gut, das ein Verein gewinnen und<br />
besitzen kann, wurde reichlich gefunden,<br />
nämlich lebendige Menschen, die vom<br />
Vereinsideal ergriffen wurden und sich ganz<br />
dem hohen Ziele widmeten. Der Vereinsbegriff<br />
wurde <strong>der</strong> Vater eines neuen Begriffes,<br />
und dieser bekam den Namen Persönlichkeit.<br />
Es ist <strong>der</strong> Begriff geworden,<br />
mit ihm drückte man das Kostbarste und<br />
Schönste aus, das man sich denken konnte.
<strong>Das</strong> heißt glauben: Gott gegenwärtig nehmen<br />
Seit <strong>der</strong> Revolution heißt <strong>der</strong> Begriff in<br />
seiner Steigerung Führerpersönlichkeit.<br />
Sobald die <strong>Kirche</strong> oereinsmäßlg erfaßt und<br />
<strong>der</strong> Schwerpunkt in die einzelne Gemeinde<br />
gelegt wird, ist die Kraft, die man Persönlichkeit<br />
nennt, alles. Sie entscheidet<br />
über den Wert und den Unwert <strong>der</strong> Gemeinde.<br />
Persönlichkeiten tragen die Gemeinden,<br />
reißen die Lauen mit fort, bringen<br />
die Herstreuten herbei, wehren dem<br />
Stillstand, geben <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> aus dem<br />
unerschöpflichen Reichtum ihres Innenlebens<br />
neue Persönlichkeiten. Wehe, wenn<br />
z. B. <strong>der</strong> Pfarrer keine Persönlichkeit ist,<br />
dann werden die Gemeinden ungemütlich.<br />
Man hat für solche Fälle das Drohwort<br />
erfunden: Nicht das Amt macht den<br />
Mann, vielmehr macht <strong>der</strong> Mann daS<br />
Amt.<br />
Die vereinömäßige Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
hat, wie gesagt, unter einem glücklichen<br />
Stern gestanden, die Persönlichkeiten haben<br />
nie gefehlt.<br />
Vor unseren Augen erscheinen die Gestalten,<br />
die wir kennen: Pfarrer, die wie ein<br />
magnetischer Mittelpunkt in <strong>der</strong> Gemeinde<br />
standen, Kräfte sammelten und sie in harmonische<br />
Bewegung setzten; Kirchmeister<br />
und Aelteste, die wahrhaftig nicht nur Sitzarbeit<br />
<strong>im</strong> Gottesdienst und in den Versammlungen<br />
<strong>der</strong> Gemeindevertretung leisteten;<br />
Männer und Frauen wurden den Gemeinden<br />
geschenkt, die es verstanden, die einzelnen<br />
Gruppen, die fugend, die Arbeiter,<br />
die Kaufleute, die Männer, die Hausfrauen,<br />
sogar die alten Mütterchen in beson<strong>der</strong>en<br />
Vereinigungen zu sammeln. Man<br />
fühlte sich bald kräftig genug, um mit dem<br />
weltlichen Vereinsleben in Konkurrenz zu<br />
treten: ist es in euren Vereinen schön —<br />
bei uns ist es viel schöner; treibt ihr Musik,<br />
macht ihr Aufführungen, veranstaltet ihr<br />
gemütliche l^nterhaltungSabende — bei uns<br />
ist das alles genau so, sogar in einer an<strong>der</strong>en<br />
Höhenlage. Wenns darauf ankommt,<br />
daß zur Gemütlichkeit eine Tasse Kaffee<br />
für die Frauen und ein Glas Bier und <strong>der</strong><br />
Toback für die Männer gehört — nun,<br />
wir sind nicht so. l^ind auch das nicht zu<br />
vergessen: dieser Vereinsbegriff und seine<br />
Durchführung führte den lebendigen Protestantismus<br />
sinnlich wahrnehmbar vor;<br />
man sah, man merkte und spürte das<br />
Leben. Man konnte mit absoluter Sicherheit<br />
von den lebendigen Gemeinden in<br />
<strong>Rheinland</strong> und Westfalen und von den<br />
toten <strong>im</strong> Asten reden. Wir wurden die<br />
Lehrmeister»!, <strong>der</strong> katholischen <strong>Kirche</strong>. Auch<br />
dort verstand man: zum Leben einer Gemeinde<br />
gehört <strong>der</strong> Vereinöbetrieb.<br />
490<br />
Aber von diesem Vereinsbegriff aus<br />
läßt sich auch die gegenwärtige Not <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> verstehen, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Notstand,<br />
<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Bevölkerungsbewegung zusammenhängt.<br />
In den Städten wuchsen die<br />
Gemeinden zu riesigen Gebilden heran. Wie<br />
sollte man da den Nereinsgedanken verwirklichen?<br />
Man ist tapfer an die Arbeit<br />
gegangen, und was auf dem Gebiete geleistet<br />
worden ist, gehört zu den Großtaten<br />
des Protestantismus. Die Namen <strong>der</strong><br />
Männer und Frauen, die sich dieser Welle<br />
<strong>der</strong> Zerstreuung und <strong>der</strong> Auflösung entgegengeworfen<br />
haben, werden in alle Ewigkeit<br />
nicht vergessen werden, und gesegnet<br />
seien die, die auch heute noch nicht den Mut<br />
verloren haben, son<strong>der</strong>n tapfer auf ihren<br />
Posten aushalten. Aber die Arbeit ist nicht<br />
durchführbar, die Kraft versagt; allein in<br />
<strong>der</strong> rheinischen Provinzialkirche leben, wie<br />
wir bereits gehört haben, eine Million von<br />
Menschen in unmöglichen kirchlichen Verhältnissen,<br />
es ist ausgeschlossen, sie vereinsmäßig<br />
zu sammeln. In diesen Großstadtgemeinden<br />
gibt es unmögliche Pfarrer, nämlich<br />
Menschen, die vor einer Arbeit stehen,<br />
die sie einfach nicht bewältigen können, sie<br />
gehen in dem Vereinsbetrieb unter. ^Db sich<br />
wohl viele evangelische Christen klar<br />
machen, was das wohl für eine Not ist,<br />
in einer unmöglichen Lage zu sein.<br />
So hat <strong>der</strong> Vereinsbegriff unsere <strong>Kirche</strong><br />
gewaltig in die Größe und in die Weite<br />
geführt, es ist ein großartiges Gemeinschaftsleben<br />
entstanden, aber wir wurden<br />
auch in unüberwindliche Schwierigkeiten gebracht,<br />
in Sorge und Mutlosigkeit. Drohend<br />
erscheint vor uns die Frage: Was muß<br />
geschehen? Niemand kann d i e Antwort<br />
geben, als Ersatz stehen unendliche Vorschläge<br />
und Antworten zur Verfügung.<br />
Ich bilde mir nicht ein, irgendeine bedeutsame<br />
Antwort geben zu können, wohl aber<br />
möchte ich darauf hinweisen, daß wir noch<br />
einen an<strong>der</strong>en Krichenbegriff haben, eine<br />
an<strong>der</strong>e Botschaft von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>; sie kann<br />
uns in <strong>der</strong> Not dieser Zeit Trost und Gewißheit<br />
geben. Sie ist älter als die des<br />
Rationalismus; <strong>im</strong> nächsten Jahre feiern<br />
wir in Augsburg ihr vierhun<strong>der</strong>tjähriges<br />
Gedächtnis. Sie steht in <strong>der</strong> Augsburger<br />
Konfession und lautet: Alle Zeit muß eine<br />
heilige, christliche <strong>Kirche</strong> sein und bleiben,<br />
welches ist eine Versammlung aller Gläubigen,<br />
bei welchen das Evangelium rein<br />
gepredigt und die heiligen Sakramente laut<br />
des Evangeliums gereicht werden.<br />
Achten wir auf den Ton <strong>der</strong> ganzen Erklärung;<br />
es ist <strong>der</strong>selbe wie in <strong>der</strong> bekannten<br />
Stelle <strong>im</strong> 1. Mosiobuch: „So lange die<br />
Blumhardt<br />
Erde steht, soll nicht aufhören Frost und<br />
Hitze, Sommer und Winter, Tag undNacht."<br />
So wird es sein nach Gottes Willen, und<br />
in diesen Willen ist auch das <strong>Das</strong>ein <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> eingeschlossen, wir brauchen um ihr<br />
Bestehen und ihre Entwicklung nicht zu sorgen,<br />
es muß allzeit eine <strong>Kirche</strong> sein. Ebenso<br />
tritt <strong>der</strong> Vereinögedanke ganz zurück, die<br />
Vorstellung von <strong>der</strong> Bedeutsamkeit <strong>der</strong><br />
Son<strong>der</strong>gemeinde fällt dahin. <strong>Das</strong> Gegenteil<br />
wird uns vor Augen gemalt: die Versammlung<br />
aller Gläubigen steht vor uns,<br />
die, wie es an einer an<strong>der</strong>en Stelle des<br />
Bekenntnisses heißt: „hin und wie<strong>der</strong> in<br />
<strong>der</strong> Welt wohnen, vom Anfang <strong>der</strong> Sonne<br />
bis zum Nie<strong>der</strong>gang, welche e i n Evangelium,<br />
einen Christum, einerlei Tauf und<br />
Sakrament haben". Bei dieser Auffassung<br />
kann natürlich von einem Verein und <strong>der</strong><br />
Sondeibedeutung <strong>der</strong> Einzelgemeinde keine<br />
Rede sein. Wie weit die Einzelgemeinde in<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> Bedeutung hat, ist eine Frage <strong>der</strong><br />
Verfassung, hat also mit dem Wesen <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> nichts zu tun.<br />
Die <strong>Kirche</strong> hat vielmehr nur zwei Kennzeichen,<br />
die ihr Wesen ausmachen: die Verkündigung<br />
des Evangeliums in Wort und<br />
Sakrament und die Gläubigen.<br />
Damit wird zunächst das müßige Gerede<br />
von <strong>der</strong> Schuld <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zurechtgestellt.<br />
Sie hat und kann nur eine Schuld haben,<br />
nämlich die, daß sie das Evangelium nicht<br />
rein verkündigt, daß sie es lässig tut, daß<br />
sie es durch irgend etwas an<strong>der</strong>es ersetzt<br />
Diese letztere Gefahr hat zu allen Zeiten<br />
die <strong>Kirche</strong> bedroht, die Gefahr, daß sie<br />
das Evangelium den sogenannten Bedürfnissen<br />
<strong>der</strong> Zeit anpaßt, Ich erinnere an die<br />
Tage des Rationalismus: die Vernunft<br />
herrschte, das Vernünftige galt alles; so<br />
stellte stch die <strong>Kirche</strong> hin und verkündigte<br />
das Evangelium als höchste Vernunft und<br />
Weisheit. In meine Jugend fallen die<br />
Zeiten <strong>der</strong> Kullurseligkeit; für die <strong>Kirche</strong><br />
entstand die Gefahr, und sie ist ihr nicht<br />
entgangen, daß sie das Evangelium als<br />
höchste Kultur hinstellte, Jesus, Paulus,<br />
Schiller und Goethe erschienen in demselben<br />
Glänze. In diesen Zeiten winken an<strong>der</strong>e<br />
Kronen <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> und ihren<br />
Vertretern: Sozialismus, Weltfriedensbewegung,<br />
Menschheitsverbrü<strong>der</strong>ung will die<br />
<strong>Kirche</strong> für sich gewinnen und verheißt ihr<br />
Ehre und Stellung, wenn sie dem Rufe<br />
folgt. Es ist die Zeit da, von <strong>der</strong> das Lied<br />
singt: Zion, wenn sie dir viel Lust verspricht,<br />
folge nicht. Auch die Drohung fehlt<br />
nicht. Sogenannte Bewegungen beschäftigen<br />
sich mit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, Jugendbewegung, Abstinenzbewegung,<br />
völkische Bewegung sitzen
auf hohem Thron und verkünden <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
das Gehe<strong>im</strong>nis ihres <strong>Das</strong>eins, nämlich, daß<br />
sie für diese Bewegungen da sein muß.<br />
Selbslversländlich verkündet die <strong>Kirche</strong> ihre<br />
Botschaft nicht in den leeren Raum, son<strong>der</strong>n<br />
zu den Menschen <strong>der</strong> Gegenwart. So<br />
muß sie diese Menschen verstehen, sie ist wie<br />
sonst niemand in weiter Welt verpflichtet,<br />
auf den Herzschlag und die St<strong>im</strong>men <strong>der</strong><br />
Zeit zu achten, sie hat Stellung zu nehmen<br />
zu den Fragen und Bewegungen <strong>der</strong> Zeit,<br />
sie darf <strong>im</strong>mer neue Wege und Mittel ersinnen,<br />
um mit ihrer Votschaft den Weg<br />
zu den Herzen <strong>der</strong> Menschen zu finden.<br />
Wun<strong>der</strong>schön war gewiß <strong>der</strong> Vereinsgedanke<br />
in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, die Gemeinden so zu<br />
gestalten, daß sie wie eine große Familie,<br />
eine liebe GcisteSgemeinschaft um <strong>Kirche</strong><br />
und Pfarrhaus sich schart, die einzelnen sich<br />
kennen und die sogenannten lebendige Gemeinde<br />
entsteht. Aber wenn <strong>der</strong> VereinSgedanke<br />
nicht mehr durchführbar ist, so liegt<br />
kein Grund vor zur Verzweiflung o<strong>der</strong><br />
Mutlosigkeit, wir suchen eben an<strong>der</strong>e<br />
Wege. Wenn die lebendige Gemeinde in<br />
<strong>der</strong> Form des blühenden VereinslebenS sich<br />
nicht mehr erreichen läßt, so müssen eben<br />
an<strong>der</strong>e Formen ausfindig gemacht werden.<br />
Aber das muß alle Sinne und Sorgen<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> in Anspruch nehmen, daß sie<br />
die ihr aufgetragene Votschaft ausrichte:<br />
das Evangelium rein zu predigen und die<br />
Sakramente des Evangelii zu reichen. Sie<br />
braucht keine Angst zu haben, daß diese<br />
Aufgabe nicht alle Kräfte in Anspruch<br />
nehme, und <strong>der</strong>, <strong>der</strong> an diesem Auftrag<br />
mitarbeitet, fürchte nicht, daß er vor <strong>der</strong><br />
Zeit damit fertig werde. Die 200(1 Jahre,<br />
die hinter uns liegen, haben offenbart, was<br />
das für eine Riesenaufgabe war, die <strong>der</strong><br />
Herr in seiner Abschiedsstunde <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
gab, und wer mitarbeitet, weiß, wie alle<br />
Kräfte und Gaben eines ganzen Lebens<br />
durch diese Arbeit in Anspruch genommen<br />
werden. Was erfor<strong>der</strong>t das allein schon<br />
eine Kraftanstrengung, in <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />
Wichtigtuerei und Vielgeschäftigkeit die<br />
heilige Stille und Sammlung zu gewinnen,<br />
um sich in die Tiefe des Evangeliums z»<br />
versenken.<br />
Auch das braucht die <strong>Kirche</strong> nicht zu befürchten,<br />
daß sie bei <strong>der</strong> Beschränkung auf<br />
diese Aufgabe nicht die nötige Beachtung<br />
und Achtung findet. So viel gesun<strong>der</strong> Menschenverstand<br />
war und ist <strong>im</strong>mer in <strong>der</strong><br />
Welt, daß geachtet wird, <strong>der</strong> das tut, was<br />
er soll, und <strong>der</strong> es ganz tut. Wie sollte es<br />
möglich sein, sagt Kierkegaard einmal, daß<br />
<strong>der</strong>, <strong>der</strong> in dunkler Nacht mit dem Rufe<br />
„Feuer" durch die Straßen läuft, nicht be-<br />
achtet wird? So ist es auch unmöglich, daß<br />
<strong>der</strong>, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Welt des Todes das Leben<br />
verkündet, unbeachtet bleibt. Sie werden<br />
schon beachtet werden, die Voten <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>,<br />
wenn auch vielleicht so, wie <strong>der</strong> Herr es<br />
geweissagt hat: Sie weiden euch hassen um<br />
meines Namens willen.<br />
In diesem Zusammenhang versteht man das<br />
Wort, das vor einiger Zeit aus berufenem<br />
Munde gesagt wurde: An <strong>der</strong> gotteSdienstlichen<br />
Frage entscheidet sich das Schicksal<br />
<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>. Was ist das für<br />
ein lrostvolles Wort! Es redet von dem<br />
Sichern und Gewissen. Denn das steht fest:<br />
Ein evangelischer Gottesdienst, in <strong>der</strong> die<br />
Gemeinde auftritt und in Liturgie und Predigt<br />
nichts an<strong>der</strong>es will als die Lebensbotschaft<br />
verkündigen, kann nicht unbeachtet<br />
bleiben, er setzt sich durch. Wo in den Gemeinden<br />
<strong>der</strong> heilige Wille ist, den Sonntagsgottesdienst<br />
und all' die an<strong>der</strong>n Gelegenheiten<br />
<strong>der</strong> Evangeliumsverkündigung so<br />
zu gestalten, daß Votschaft von <strong>der</strong> Gnade<br />
Gottes darin ertönt, da kann <strong>der</strong> Erfolg<br />
nicht ausbleiben. Er bleibt auch nicht aus,<br />
das ist eine nicht zu bestreitende Tatsache.<br />
Wenn wir nur diese Tatsache mit wachen<br />
Sinnen und starkem Herzen ergreifen<br />
wollten.<br />
<strong>Das</strong> zweite Kennzeichen <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> sind die<br />
Gläubigen. Sie haben <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> niemals<br />
gefehlt und werden ihr nie fehlen. Wag<br />
das für Menschen sind, ergibt sich aus <strong>der</strong><br />
Botschaft, die sie hören und glauben. Sie<br />
können nur das eine sein und nichts an<strong>der</strong>es:<br />
Sün<strong>der</strong>, die von <strong>der</strong> Gnade Gottes leben<br />
und sich ihrer allzeit getrösten. <strong>Das</strong> ist die<br />
<strong>Kirche</strong>, sagt Luther einmal, <strong>der</strong> Ort, wo<br />
lauter Vergebung ist. Nicht sogenannte<br />
Persönlichkeiten, auch nicht Führerpersönlichkeiten,<br />
so wertvoll sie an sich sein mögen,<br />
gehören zum Wesen <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, wohl aber<br />
Gläubige. Man kann es darum nur als eine<br />
unglaubliche Naivität verstehen und entschuldigen,<br />
daß <strong>im</strong> Hinblick auf die gegenwärtige<br />
Agendenreform <strong>der</strong> ernsthafte Vorschlag<br />
gemacht worden ist, das Sündenbekenntnis<br />
<strong>im</strong> Gottesdienst auszuschalten o<strong>der</strong><br />
doch zu mil<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> nur an gewissen Tagen<br />
erscheinen zu lassen. <strong>Das</strong> hieße den evangelischen<br />
Gottesdienst sinnlos machen. Die<br />
Verkündigung des Evangeliums hat nur<br />
dann Sinn und Verstand, wenn Menschen<br />
versammelt sind, die daS „Herr, erbarme<br />
dich" singen.<br />
<strong>Das</strong> ist darum die tiefste Klage <strong>der</strong> evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong>, ihr höchstes Leid, das<br />
Luther einmal in die Worte gefaßt hat: Wie<br />
wenig sind <strong>der</strong> Heiligen dein! <strong>Das</strong> war doch<br />
Sinn und Bedeutung <strong>der</strong> Reformation, daß<br />
sie sich wie<strong>der</strong> auf sich selbst und ihren einzigartigen<br />
Auftrag besann. Vierhun<strong>der</strong>t<br />
Jahre sind seitdem verflossen, gewiß eine<br />
lange Zeit; aber wie lange Zeit werden<br />
wir wohl noch gebrauchen müssen, bis das<br />
allgemein verstanden wird, was Gläubige<br />
sind, und Glaube und Unglaube, Liebe und<br />
Haß zur Klarheit kommen. Was gehen doch<br />
noch für unhe<strong>im</strong>liche Gespenster um, beson<strong>der</strong>s<br />
in <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> sogenannten Gebildeten!<br />
Ist das nicht schl<strong>im</strong>m, daß einer glaubt,<br />
alles gesagt zu haben, wenn er erklärt: <strong>Das</strong><br />
Christentum ist die höchste Moral und die<br />
Heilung aller sozialen Schäden.<br />
Die <strong>Kirche</strong> darf sich nicht vor dem Vorwurf<br />
fürchten: Eure Votschaft ist zu wenig,<br />
das sind nur Worte, wir wollen Taten<br />
sehen. Hat doch schon Jesus gesagt: An<br />
ihren Früchten soll man die Christen erkennen.<br />
Den Vorwurf mußten sich schon<br />
die Reformatoren gefallen lassen; es ist<br />
merkwürdig, zu beobachten, wie wenig sie<br />
sich darum bekümmert haben, sie haben<br />
kaum etwas getan, um den Vorwurf zu<br />
entkräften. Sie waren ihrer Sache sicher,<br />
ganz sicher, sie waren ewig gewiß, daß <strong>der</strong><br />
Glaube an das Evangelium ein mächtig,<br />
kräftig und geschäftig Ding ist, daß da, wo<br />
Gläubige sind, Taten, große Taten von<br />
selbst entstehen. Zu sorgen ist nur darum,<br />
daß das Evangelium verkündet wird, daß<br />
es lauter und rein verkündet wird, damit es<br />
zu allen Zeiten und an allen Orten Gläubige<br />
findet. So machen die beiden allein<br />
das Wesen <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> aus: das Wort GottcS<br />
und die Gläubigen,<br />
Luther hat ähnliche St<strong>im</strong>mungen gehabt<br />
wir wir, auch Stunden tiefster Müdigkeit,<br />
in denen „er schier verzagen wollte". In<br />
einer solchen Stunde ist wohl das Lied<br />
Nr.
Dieser Frage wird in dankenswerter Weise<br />
in dem Vericht des ProvinzialkirchenrateS<br />
auf <strong>der</strong> Provinzialsnnode Erwähnung<br />
getan. Wir dürfen uns freuen, wie überall<br />
ein Verständnis für die Bedeutung dieser<br />
Frage in erfreulichem Maße wächst, llmsomehr<br />
darf jetzt nach Beendigung <strong>der</strong><br />
Hauptreise- und Ausflugszeit die Bitte um<br />
ihre Beachtung erneut erhoben werden.<br />
I^nd es gilt ganz schlicht und ernst überall<br />
sich zu fragen: wo zeigen uns die Erfahrungen<br />
dieses Kommers praktische<br />
Mängel? Sie zeigen sich offensichtlich noch<br />
vielfach in <strong>der</strong> praktischen Durchführung<br />
unsrer Erkenntnis, Hier und da grüßt<br />
uns ein Plakat, vom Evangel. Preßverband<br />
in Berlin herausgegeben, das auf<br />
den nächsten evangelischen Gottesdienst aufmerksam<br />
macht. Aber längst, längst nicht<br />
überall weist es den Wan<strong>der</strong>er zurecht.<br />
Manchem gefällt das Berliner Plakat<br />
nicht. Der Geschmack ist halt verschieden.<br />
Da nehme man getrost ein an<strong>der</strong>es. Sollte<br />
man nicht <strong>im</strong> Zusammenarbeiten mit<br />
interessierten Menschen einen Hinweis entwerfen<br />
o<strong>der</strong> finden können, <strong>der</strong>, in die<br />
Augen fallend, aber nicht verletzend, jedem<br />
den Weg zum nächsten Gottesdienst weist?<br />
Ach glaube, wir müssen in diesen Dingen<br />
sehr weithin viel mehr lernen, nicht abzuwarten,<br />
daß von außen uns ein Schema<br />
gegeben wird o<strong>der</strong> von oben her etwas angeordnet<br />
wird, son<strong>der</strong>n wir müßten mehr<br />
aus <strong>der</strong> Freude heraus, daß wir das Evangelium<br />
bringen dürfen, Mittel und Wege<br />
selber suchen, nun auf diese Gottesdienste<br />
hinzuweisen. <strong>Das</strong> ist natürlich örtlich durchaus<br />
verschieden zu gestalten, aber es dürfte<br />
eigentlich nicht vorkommen, daß zwar von<br />
auswärts zum Gottesdienst ein Prediger<br />
kommt, aber die Kurgäste am Sonntagmorgen<br />
nirgends zuverlässige Nachricht<br />
finden können, ob und wann <strong>der</strong> Gottesdienst<br />
stattfindet. Es dürfte auch nicht vorkommen,<br />
was als tatsächlich geschehen gemeldet<br />
wird, daß in einem Ausflugsort von<br />
einer Wan<strong>der</strong>truppe die katholischen jungen<br />
Leute den Weg zu ihrer <strong>Kirche</strong> finden, die<br />
evangelischen aber sitzen während <strong>der</strong> Zeit<br />
wartend auf einer Bank neben einer evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong> und wissen nicht — woher<br />
sollten sie es auch wissen! — daß diese<br />
<strong>Kirche</strong> evangelisch ist und in einer Viertelstunde<br />
für ihren Gottesdienst geöffnet sein<br />
wird. Ich glaube, aus <strong>der</strong> Vertrautheit<br />
,n,t unseren eigenen kircblicken Angelegenheiten<br />
heraus können wir uns oft genug<br />
die Hilflosigkeit <strong>der</strong> Ortsfremden nicht<br />
deutlich genug vorstellen, o<strong>der</strong> wir denken<br />
nicht genügend daran, daß wir eben werben<br />
müssen. Jener süddeutsche Pfarrer, <strong>der</strong><br />
vor einiger Zeit in einem Badeorte, als<br />
man ihn auf die Notwendigkeit aufmerksam<br />
492<br />
Noch einmal: Gottesdienste in Kur- und Ausflugsorten<br />
machte, seine Gottesdienste so werbend anzuzeigen,<br />
antwortete- „Je<strong>der</strong> steht ja die<br />
<strong>Kirche</strong>, und es entspricht nicht <strong>der</strong> Würde<br />
<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>, sich aufzudrängen",<br />
findet hoffentlich bei uns wenig Gesinnungsgenossen.<br />
Aber ob er nicht praktische<br />
Nachfolger mehr findet, als er verdient?!<br />
Also noch einmal die Bitte: jetzt überlegen,<br />
wie kann die Versorgung <strong>der</strong> Kurorte mit<br />
Gottesdiensten organisiert werden, wie<br />
kann sie in glücklicher Weise angezeigt<br />
werden: zusammenfassen<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nzettel<br />
für einen größeren Bezirk, Aushang in<br />
Pensionen, Jugendherbergen, Wegweiser<br />
auf Bahnhöfen und an Straßen. Hier<br />
liegt Gemeindearbeit vor, bei <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Pfarrer nicht fehlen darf, die aber nicht<br />
von ihm allein gemacht werden kann und<br />
nicht geleitet werden sollte. Sollte nicht<br />
hiermit manchem Presbyter <strong>im</strong> Filial eine<br />
Arbeit zuerteilt werden können, die er<br />
vielleicht zuerst zögernd übern<strong>im</strong>mt, dann<br />
aber gern als seinen Beitrag zum Gemeindeaufbau<br />
treibt?<br />
Pfarrer v. Dusse.<br />
<strong>Kirche</strong>nsingen alter deutscher Volkslie<strong>der</strong><br />
Mit <strong>der</strong> erfolgreichen Einführung dieser<br />
<strong>im</strong> besten Sinne volkstümlichen Kunstbetätigung<br />
dürfte nunmehr <strong>der</strong> rechte<br />
Weg beschritten sein, auf welchem endlich<br />
auch dem deutschen geistlichen Volksliede<br />
zu seiner Neublüte verholfen werden<br />
könnte. Wohl lauschten längst willige<br />
Hörer begeistert den in zahlreichen Lautenabenden<br />
gesungenen bie<strong>der</strong>n dieser Gattung.<br />
Wohl fand in <strong>der</strong> Folge neben dem profanen,<br />
auch das geistliche Volkslied, zusammengehend<br />
mit <strong>der</strong> Laute, in das deutsche<br />
He<strong>im</strong> zurück. Zweifellos wurden in beiden<br />
Fällen Werte höchster Art wie<strong>der</strong>gewonnen.<br />
Soll uns aber das geistliche<br />
Volkslied seine Schönheit voll offenbaren,<br />
dann muß es an die, ihm seinem Wesen<br />
nach einzig zustehende Stelle gehen. <strong>Das</strong><br />
ist die <strong>Kirche</strong>, <strong>der</strong> Ort <strong>der</strong> inneren<br />
Sammlung und <strong>der</strong> stillen Einkehr. Seiner<br />
überragenden Bedeutung <strong>im</strong> deutschen<br />
Volksleben nach kann es sich jedem an<strong>der</strong>en<br />
Kunstwerk ebenbürtig an die Seile<br />
stellen. In <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> hieß man es denn<br />
auch mit offenen Armen willkommen. Mögen<br />
diese Zeilen werbend helfen, ihm seinen<br />
Weg weiterhin zu ebnen. Möchten sich<br />
ihm weiterhin auch alle bisher noch verschlossenen<br />
Türen willig öffnen. Wo, und<br />
wann es anklopft, laßt es ein. Die<br />
<strong>Kirche</strong> dient sich damit selbst, und gibt dem<br />
Volke, was des Volkes ist. — „Ein Singen<br />
geistlicher Volkslie<strong>der</strong>" wird in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
zur Feierstunde, ja zum Gottesdienst. Dort<br />
spricht das geistliche Volkslied unmittelbar<br />
zum Volk.<br />
Mancher wird wohl zweifelnd fragen: das<br />
Volkslied in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>? — Mit <strong>der</strong> üblichen<br />
Zusammenstellung eines sogenannten<br />
„Programmes", war hier natürlich so gut<br />
wie nichts anzufangen. <strong>Das</strong> verbot sich<br />
also gleich von vornherein. Mithin galt<br />
es, eine Vortragsform zu finden, wie sie<br />
<strong>der</strong> Weihe des DrteS geziemt. Erfolg versprechend<br />
konnte solches Suchen nur auf<br />
Grund einer eingehenden Kenntnis <strong>der</strong><br />
einschlägigen Literatur sein. Und da geschah<br />
es wie ein Wun<strong>der</strong>: aus reicher<br />
Fülle fügten sich die alten Lie<strong>der</strong> ganz von<br />
selbst aneinan<strong>der</strong>, ohne Zwang, dabei treu<br />
und wahr den Geschehnissen folgend, wie<br />
sie uns die Bibel beschreibt. Solchermaßen<br />
entstand <strong>im</strong> Sinne <strong>der</strong> mittelalterlichen<br />
Mysterienspiele, nach und nach<br />
eine Reihe von <strong>Kirche</strong>nkantaten, o<strong>der</strong><br />
wenn man will, Kammeroralorien: Zuerst<br />
„Ein Weihnachtssinge n",<br />
Maria Verkündigung, He<strong>im</strong>suchung, Gang<br />
nach Bethlehem, Ankunft des Messias,<br />
Josef und Maria an <strong>der</strong> Krippe, Lie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Hirten auf dem Feld, die heiligen drei Könige,<br />
die Flucht nach Aegypten, samt einem<br />
Anhang Krippenlie<strong>der</strong> und dem abschließenden<br />
Choral „Freuet euch, ihr Christen<br />
alle"! Dann das „O st e r s i n g e n", das<br />
Leiden und Sterben unseres Herrn, seine<br />
Auferstehung und den Pfingstjubel umfassend.<br />
In <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong>folge „Christus"<br />
erscheint die Gestalt des Heilandes in den<br />
Mittelpunkt gerückt, sein ganzes Erdenwallen<br />
darstellend. „Ein Totentanz",<br />
eine Zusammenstellung alter Toten- und<br />
Totentanzlie<strong>der</strong> ist dem Gedächtnis unserer<br />
Dahingeschiedenen gewidmet.<br />
Die vielen, vielen Lie<strong>der</strong>, <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
aus <strong>der</strong> reichen Fülle, konnten unverfälscht<br />
als Volksgut, ohne Abän<strong>der</strong>ungen ihrer<br />
Weisen, <strong>im</strong> Wortlaut durchwegs ungekürzt<br />
übernommen werden. Sinnentsprechend<br />
verteilt, werden die Lie<strong>der</strong> von einer<br />
Frauenst<strong>im</strong>me und von einer Männerst<strong>im</strong>me<br />
einzeln, <strong>im</strong> Gegen- und Wechselgesang<br />
und <strong>im</strong> Zusammengesang vorgetragen.<br />
Die instrumentale Begleitung ist in
volkstümlicher Art zweien Lauten anvertraut.<br />
Diese Mittel genügen dem Volksliede<br />
und in gleicher Weise <strong>der</strong> „Kantate"<br />
vollkommen. An einer reichen Fülle von<br />
Klangfarben ließen sich mit bewußter<br />
Vermeidung mo<strong>der</strong>ner Harmonien stets<br />
wechselnde Klangwirkungen erzielen, die<br />
sich auf Grund <strong>der</strong> gepflogenen Führung<br />
<strong>der</strong> Sing- und Instrumentalst<strong>im</strong>men zeitweilig<br />
sogar bis zu Chorklang steigern.<br />
St<strong>im</strong>men wie Instrumente<br />
beherrschen spielend selbst den<br />
größten 3lau >n. Die Aufführenden<br />
singen und spielen <strong>der</strong> Gemeinde zugewendet<br />
vom AltarplaH aus. Diese Anordnung<br />
hat sich bewährt und ist nun überall eingeführt.<br />
Von dieser Stätte aus tritt das<br />
Volkslied unmittelbar unter das Volk.<br />
Trotz geziemenden Abstandes stellt sich eine<br />
von beiden Seiten ausgehende persönliche<br />
Fühlungnahme ein.<br />
<strong>der</strong> vorm Altar<br />
höchstes anstrebt.<br />
Allerdings darf nur<br />
musizieren, <strong>der</strong> Aller-<br />
Dazu gehört vieles:<br />
Spielen, Stil- und<br />
St<strong>im</strong>me, Singen,<br />
Formgefühl und manches an<strong>der</strong>e. Vor<br />
allem aber müssen die Instrumente, sollen<br />
ste den Anfor<strong>der</strong>ungen des musikalischen<br />
Gastes genügen, klanglich von allerhöchster<br />
Leistungsfähigkeit sein. — Nie weit diese<br />
Voraussetzungen Erfüllung fanden, und<br />
wie die allgemeine Aufnahme in nunmehr<br />
über 200 Konzerten in ganz Deutschland<br />
war, das bezeugen zahlreiche anerkennende<br />
Zuschriften und St<strong>im</strong>men <strong>der</strong> Presse. Von<br />
den vielen bitte ich nun die „Freiburger<br />
Breiögauer Zeitung" ganz kurz das Wort<br />
zu nehmen: „Für diese Kunst und die ehrfürchtig<br />
und religiös innerlich miterlebende<br />
Art ihrer Darbietung gilt das schöne Wort<br />
des Bachbiographen Spitta: Es führt ein<br />
Weg durch die <strong>Kirche</strong> zur Kunst, aber auch<br />
ein solcher durch die Kunst zur <strong>Kirche</strong>.<br />
<strong>Das</strong> Zusammenklingen des vollen und<br />
männlichen Baritons von Vesemfel<strong>der</strong> mit<br />
dem süßen und weichen Sopran von Helga<br />
Thorn war so bis ins feinste abgestuft,<br />
als wären diese beiden St<strong>im</strong>men vom<br />
Schöpfer selbst aufeinan<strong>der</strong> abgest<strong>im</strong>mt,<br />
und wirkten wie Klänge aus an<strong>der</strong>en<br />
Welten. Die beiden prachtvollen Scherrer'<br />
schen Leute sangen daZ Lob des Meisters,<br />
<strong>der</strong> uns mit seinem auf feinstem musikali-<br />
schen und literarischen Geschmack und tiefgehende<br />
Kenntnis des Instrumentenbaues<br />
aufgebauten Lebenswerk so viel gegeben<br />
hat, nicht zuletzt auch dieses sympathische<br />
Vertreterpaar seiner Gedanken, seines<br />
Strebens, seiner Arbeit."<br />
<strong>Das</strong> geistliche Volkslied bleibt in jedem<br />
Falle unbeirrt christlich. In ihm eint sich<br />
das religiöse Empfinden des Volkes. Es<br />
wird also in je<strong>der</strong> christlichen Gemeinde,<br />
in jedem Gotteöhause, am rechten Playe<br />
sein, und <strong>im</strong> „K irchensingen alter<br />
deutscher Volkslie<strong>der</strong>", fand eS<br />
eine anerkannt würdige Form.<br />
Anmerkung: Die Münchencr Künstler Helga<br />
Thorn und Oscar Vesemfel<strong>der</strong> beabsichtigen ja<br />
nach Meldung in diesen Monaten mit den Programmen<br />
„Christus" o<strong>der</strong> „Totentanz", o<strong>der</strong> zur<br />
Adoentszeit mit ihrem „Neihnachtssingen" in<br />
unsere Gegend zu kommen. Interessenten mögen<br />
sich an den <strong>Evangelische</strong>n Volksbildungsdienst<br />
für <strong>Rheinland</strong> o<strong>der</strong> direkt an die „Leitung<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nsingen, München, Agnesstraße 59 I"<br />
wenden, Programme und Prospekte stehen auf<br />
Wunsch zur Einsicht gern zur Verfügung,<br />
Ein wertvolles Buch für lebendigen Religionsunterricht<br />
G. DessinHelden<br />
Ein Märtyrerbüchlein für das evangelische Volk / Mit Bil<strong>der</strong>n von Georg Rö<strong>der</strong><br />
Lichtweg-Verlag, Essen / Geb. 2,50 M.<br />
Seit Wochen nehme ich dies feine Büchlein in jede Neligionsstunde <strong>der</strong> Berufsschule mit. Je<strong>der</strong>mann weiß, daß es nicht leicht<br />
ist, 45 bis 47 jährige Iungens mit religiöser Darbietung und Fragestellung zu fesseln. Wohl tun meine jungen Kaufleute mit,<br />
wenn wir fragen: „Kann man als Kaufmann Christ sein?", o<strong>der</strong> „Was hast du an deiner Bibel?", o<strong>der</strong>,, Ist Tanzen Sünde?"<br />
und ähnliches. Aber nie habe ich sie so interessiert und innerlich beteiligt gefunden, wie in dieser letzten Zeit, wo wir das<br />
Nlartyrerbüchlein von Dessin lasen und besprachen. Ist's bloß das einfache, erschütternde Geschehen, das uns da so tief ergreift?<br />
Ist's eben das Heldentum, das jeden gesunden jungen Iltenschen beschämend und begeisternd mit sich fortreißt? Gewiß. Aber<br />
zugleich ist's auch <strong>der</strong> glänzende Stil — ich möchte sagen: die Sprache des Künstlers, die hier so zu packen versteht. 3Nehr als<br />
einmal ist's jetzt vorgekommen, daß meine Iungens mich baten, die Stunde zu verlängern, um weiterzulesen. Und ich meine, das<br />
will bei unserer Großstadtjugend etwas heißen!<br />
Ja, da kann man 3Ilärtyrersterben miterleben. Von Anbeginn <strong>der</strong> Christenheit. N?ärtyrersteiben <strong>im</strong> fernen Kleinasien, in 3?ord<br />
afrika, in Gallien. Hin und her <strong>im</strong> weiten Römerreich. O<strong>der</strong> wir begleiten die Waldenser als reisige Kausteute auf ihren gefahrvollen<br />
Wegen, auf denen sie zu Wan<strong>der</strong>predigern wurden. Huß und Saronarola sehen wir den Ketzertod erleiden. Hugenottenals<br />
Sträflinge auf <strong>der</strong> Ru<strong>der</strong>bank <strong>der</strong> Galeeren doppelt gekettet: angeschmiedet an die Fessel, die nach unten zieht und „unten<br />
in den Fluten lauert das letzte Ziel, wenn keine Peitsche des Fronvogts den Leib mehr emporreißt — aber aufwärts geht <strong>der</strong><br />
Dul<strong>der</strong> innerer Blick. Untrennbar sind sie dem Heiland verbunden, mit unsichtbarer Kette. Doppelt gekettet, fürwahr. Und darum<br />
innerlich frei".<br />
Auch Heldinnen lernen wir kennen wie jene standhafte Illarie Durand, die als 48 jährige den grausigen Turm <strong>der</strong> französischen<br />
Festung ^,i^ne8 ^iorte8 betreten muß und erst als 56 jährige wie<strong>der</strong> das Sonnenlicht schauen darf.<br />
Und bis in die neueste Zeit: Heldentum in <strong>der</strong> Mission; Heldentum in Armenien; Heldentum <strong>im</strong> Baltenland. Ja, da lernt man<br />
an lebendigem 5Menschenschicksal wie<strong>der</strong> seiner <strong>Kirche</strong> geweihte Geschichte neu lieben. Ganz beson<strong>der</strong>s um unserer Jugend willen<br />
danken wir dem Verfasser, <strong>der</strong> uns hier Größtes nacherleben läßt. Ich wünschte das Büchlein vielen auf den Weihnachtstisch.<br />
Hasselmann, Essen.
Unser evangelischer Gottesdienst,<br />
wie ihn die Reformation uns geschenkt<br />
hat. Unter diesem Titel isl bei Vandenhoeck<br />
und Ruprecht in Göttingen ein<br />
Flugblatt erschienen, das ich mit sehr<br />
großer Freud« begrüßt habe und nur<br />
allerwärmsiens zur Massenverbreitung<br />
empfehlen kann. Hier wird nicht<br />
Theorie über den Gottesdienst in theologischer<br />
Sprache gelrieben, hier wird nicht<br />
das einzelne Stück <strong>der</strong> Liturgie „erklärt",<br />
hier wird auch nicht in „erbaulicher"<br />
Form gepredigt. Hier wird in einer glücklichen<br />
Allgemeinverständlichkeit <strong>der</strong> ganze<br />
Gottesdienst so dargelegt, wie ihn Luthers<br />
Christentum und Sozialismus<br />
Eine Würdigung des Buches von Professor ID. Dr. Barnikol<br />
Die Fülle <strong>der</strong> literarischen Neuerscheinungen<br />
auf dem Gebiet des Christlich-Sozialen<br />
und Kirchlich-Sozialen ist fast unübersehbar.<br />
Unter den jüngsten Veröffentlichungen<br />
ragen absolut heraus die des Kieler<br />
(neuerdings Hallenser) <strong>Kirche</strong>ngeschichtlerS<br />
0. Dr. ErnstBarnikol „Christentum<br />
und Sozialismus".<br />
Es ist zunächst <strong>der</strong> einzigartige Vorzug<br />
dieser Veröffentlichungen, daß sie nicht die<br />
Menge <strong>der</strong> Bücher über irgend welche<br />
Driginalwerke vergangener Zeiten vermehren.<br />
Vielmehr ist es dem wissenschaftlichen<br />
Spürsinn des Verfassers zu<br />
danken, daß mehrere völlig verschwundene<br />
und nur dem Titel nach bekannte Werke,<br />
zum Teil aus dem Berliner, zum Teil aus<br />
dem Hamburger Staatsarchiv ausgegraben<br />
und hier zur erstmaligen Veröffentlichung<br />
gebracht sind. Durch seine Vorlesungen in<br />
Bonn über „Vormärzlichen Sozialismus"<br />
war Varnikol auf die Spuren des sozialistischen<br />
deutschen Schnei<strong>der</strong>gesellen Weitling<br />
gekommen. Es hat ihn gereizt, die von<br />
diesem ganz eigenartigen Vertreter des<br />
deutschen religiösen Sozialismus herausgegebenen,<br />
aber verschwundenen Schriften<br />
aufzuspüren. Seine Mühe ist glänzend<br />
belohnt worden. Von den Funden ist bercits<br />
veröffentlicht als Band 2 von „Christentum<br />
und Sozialismus" „G erechtig -<br />
keil, ein Studium in 500<br />
Tagen von Wilhelm Weitling<br />
(Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wirklichkeit und Betrachtungen<br />
des Gefangenen. Erstausgabe von Prof.<br />
0. Dr. Ernst Barnikol. Walter G.<br />
Mühlau, Verlag Kiel.) Vorausgeschickt<br />
ist diesem Band „W e i t l i n g <strong>der</strong> Gefangene"<br />
und seine „Gerechtigkeit",<br />
eine „kritische Untersuchung über Werk und<br />
Wesen des frühsozialistischen Messias".<br />
Eine nüchterne, kritisch bis ins Kleinste ge-<br />
berühmte Predigt bei <strong>der</strong> Einweihung <strong>der</strong><br />
Torgauer Schloßkirche best<strong>im</strong>mt als das<br />
„Wechselgespräch Gottes mit seiner Gemeinde".<br />
Gemeindefeier ist dieser<br />
Gottesdienst. Die höchste Verkörperung<br />
des kirchlichen Gemeindelebens<br />
ist dieser Gottesdienst.<br />
Ich besinne mich nicht, in irgendeiner<br />
allgemeinverständlichen Ausführung<br />
über Gottesdienstbesuch jemals diese Gedanken<br />
so klar und so werbend allseitig<br />
dargelegt gefunden zu haben. Wie ist hier<br />
alles individualistische „Sich erbauen<br />
»vollen", das uns nie zur rechten Sonntag-<br />
naue, vorsichtig abwägende und das aufgefundene<br />
Werk Weitlings vorzüglich<br />
kommentierende Einleitung.<br />
In <strong>der</strong> allernächsten Zeit wird in demselben<br />
Verlage erscheinen das zweite verlorengegangene<br />
und wie<strong>der</strong>gefundene Werk<br />
Weitlings „Wilhelm W e i t l i n g.<br />
Klassifikation des Universums"<br />
und später „T heorie des<br />
Weltsystems", dazu „Geschichte des<br />
religiösen und atheistischen FrühsozialiSmus"<br />
von August Becker, dem hessischen<br />
Theologen und Freund Georg Büchners.<br />
Es sei mir gestattet, auf die erschienenen<br />
und erscheinenden Erstveröffentlichungen<br />
hinzuweisen. Narnikol hat damit den<br />
Dank nicht nur aller Fachgenossen erworben,<br />
son<strong>der</strong>n seine Veröffentlichungen sind<br />
für die Geschichte des religiösen Frühsozialismus<br />
und damit für alle, denen es Ernst<br />
ist, die letzten Regungen unserer arbeitenden<br />
Volksgenossen kennen und schätzen zu lernen,<br />
von wirklichem Wert.<br />
Ich habe erwähnt, daß Barnikol in seiner<br />
kritischen Würdigung <strong>der</strong> Gestalt und <strong>der</strong><br />
Werke Weitlings überaus nüchtern<br />
sich zeigt. Alle Schattenseiten dieses stark<br />
egozentrisch eingestellten sozialistischen<br />
Messias sind aufgezeichnet. Aber ein entscheiden<strong>der</strong><br />
Faktor für das Verständnis<br />
<strong>der</strong> Entstehung des deutschen Sozialismus<br />
liegt manchmal mit erschüttern<strong>der</strong> Kraft<br />
vor uns in diesen Schriften des deutschen<br />
Schnei<strong>der</strong>gesellen. Was von den verschiedensten<br />
Seiten <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong><br />
frühen Arbeiterliteratur und <strong>der</strong> Kenntnis<br />
<strong>der</strong> unbeholfenen Volksregungen <strong>der</strong> vormärzlichen<br />
Zeit manchem von uns unabän<strong>der</strong>lich<br />
feststand, wird hier zur bewiesenen<br />
Sicherheit. Der deutsche Sozialismus<br />
stammt nicht allein,<br />
Aus <strong>der</strong> Welt des Buches<br />
feier <strong>im</strong> Gottesdienst führen kann, überwunden.<br />
Wir müssen für dies „lose Blatt"<br />
<strong>der</strong> liturgischen Konferenz für Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
seinem Verfasser PasiorHoyer<br />
in Oldenburg, sehr dankbar sein. Es ist<br />
zum Verteilen beson<strong>der</strong>s am ReformationSftst<br />
best<strong>im</strong>mt. Bei 8 Seiten Text ist <strong>der</strong><br />
Preis billig: 50 Stck. kosten 2,75 Mark,<br />
200 Stck. 20 Mark usw. In unserm<br />
Kampf um den Sonntag müssen wir dies<br />
Blatt auch seitens <strong>der</strong> Volksmission recht<br />
benutzen, zumal es durchaus nicht etwa<br />
nur auf oldenburgische o<strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sächsische<br />
Verhältnisse zugeschnitten ist. v. Dusse.<br />
ja nicht einmal wesenhaft auS<br />
M arr und seiner Lehre. Der geniale<br />
Jude, <strong>der</strong> in zehn Ahnenreihen von<br />
Rabbinern abstammt, hat mit <strong>der</strong> kristallklaren<br />
Darstellung und Systematisierung<br />
<strong>der</strong> englischen Arbeitsverhältnisse, die dann<br />
auf Deutschland und den Arbeiter <strong>der</strong><br />
ganzen Welt Anwendung fanden, eine beson<strong>der</strong>e<br />
und später alles beherrschende<br />
Form gefunden, aber niemals ist —<br />
und das gilt auch vom heutigen Sozialismus<br />
— dieoriginaldeutscheArt,<br />
die in ganz an<strong>der</strong>er Linie läuft,<br />
verlorengegangen. Neben vielem<br />
an<strong>der</strong>en wolle man nur einmal in <strong>der</strong><br />
„Gerechtigkeit" (Seite 104 u. f. die Appellationsgerichtsszene<br />
vom 23. November<br />
4844 und von die Weitling dabei gegebene<br />
Verteidigung auf den Anklagepunkt „Religionsstörung"),<br />
lesen. Hier liegt die Berechtigung<br />
des Verfassers <strong>der</strong> Ausgabe als<br />
Motto voranzustellen den Satz Weitlings:<br />
„Eben darum, weil <strong>der</strong> Glaube ein Balsam<br />
ist, welcher den Individuen selbst da noch<br />
Heilung und Ersatz bietet, wo die weiseste<br />
Ordnung <strong>der</strong> Gesellschaft nicht zu heilen<br />
und auszugleichen verinag, wo sie ihnen<br />
für den Verlust des Lebens, <strong>der</strong> Gesundheit<br />
des Körpers und deö Geistes nichts<br />
zu bieten, nichts zu ersetzen vermag: darum<br />
wird selbst <strong>im</strong> Zustande des vervollkommnetsten<br />
Kommunismus <strong>der</strong> Glaube eine<br />
Rolle spielen." Der ätzende Spott Karl<br />
Marxens und die Verweigerung geldlicher<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Hilfe an Weitling durch Marx<br />
war die Antwort von London her. W i r<br />
haben in Weitling ein Stück<br />
eines deutschen und trotz aller<br />
Stellung gegen die <strong>Kirche</strong> in<br />
<strong>der</strong> Tiefe christlichen Vertreters<br />
des vormärzlichen Sozialismus.
Dazu kommt in <strong>der</strong> neuen in Kürze erscheinenden<br />
Ausgabe <strong>der</strong> „K lassifika -<br />
tion des Universums" ein oft in<br />
Erstaunen versehendes Denkmal von dem<br />
tiefen Suchen und Forschen<br />
eines einfachen, aber mitunter<br />
genialen deutschen Volksmenschen.<br />
<strong>Das</strong> Blatt, auf dem in<br />
Kolummnen mit Zeichnung von Farbtönen<br />
<strong>der</strong> Versuch einer Klassifikation des Universums<br />
gemacht wurde, liegt vor uns,<br />
„nämlich Klassifikation aller Dinge, aller<br />
Begriffe, alier Gedanken und überhaupt<br />
aller unserer Wahrnehmungen alles dessen,<br />
wovon wir uns irgendeine Vorstellung<br />
machen können, und zugleich eine Klassifikation<br />
<strong>der</strong> Universalsprache nach den Gesehen<br />
<strong>der</strong> Natur, und Zwar weil die<br />
Sprache, die durch Zeichen und Laute versinnlichte<br />
Darstellung des Universums ist<br />
und daher keine an<strong>der</strong>e und bessere AualifikationSregeln<br />
haben kann als dieses."<br />
Nach <strong>der</strong> von Neitling selbst gemachten<br />
Überschrift ist es an Aleran<strong>der</strong> von<br />
Humboldt zur Prüfung gesandt und<br />
nach Bezeugung von an<strong>der</strong>en ist Humboldt<br />
tatsächlich in Schriftwechsel<br />
mit Weitling getreten. Ich hoffe<br />
stark, daß aus an<strong>der</strong>er berufener Fe<strong>der</strong> die<br />
pädagogische Bedeutung <strong>der</strong> „Klassifikation<br />
des Universums" herausgestellt werden<br />
wird. Mir aber war dieser Versuch des<br />
deutschen Schnei<strong>der</strong>gesellen <strong>der</strong> tieferquickende<br />
Beweis, daß in dem damaligen<br />
und, darf ich hinzufügen, auch in dem heutigen<br />
deutschen SozialsmiuS ein Stück <strong>der</strong><br />
ungebrochenen und unvertilgbaren Kraft<br />
unseres Volksmenschen liegt, von <strong>der</strong><br />
schmälsten Basis des Wissens, in einer<br />
fast unersättlichen Begierde zur Verbreiterung<br />
und zur geistigen Einheitsfindung <strong>im</strong><br />
Denken und den Gesetzen <strong>der</strong> Muttersprache<br />
vorzudringen.<br />
Mit diesen kurzen Andeutungen ist bereits<br />
gesagt, daß die neuentdeckten Werke in <strong>der</strong><br />
Tat nicht nur fachtechnisch, son<strong>der</strong>n<br />
allgemein das allergrößte<br />
Interesse und Aufmerksamkeit<br />
verdien en. Die<br />
„Gerechtigkeit" werde ich z. B. sofort den<br />
Uebungen meines religiös-sozialen Seminars<br />
in Bonn <strong>im</strong> kommenden Wintersemester<br />
mit zu Grunde legen, neben den<br />
an<strong>der</strong>en bisher bekannten Erzeugnissen <strong>der</strong><br />
originalen Arbciterliteratur. Aber die Veröffentlichung<br />
allein und die Zugänglichmachung<br />
dieser vorzüglichen Quellen ist<br />
nur ein Teil von dem, was zur Würdigung<br />
<strong>der</strong> Tat hervorgehoben werden muß.<br />
Otto Baumgarten, Kiel, hat in<br />
seinem Artikel „Professor Barnikols Weitung"<br />
(Volk und <strong>Kirche</strong>. Schleswig-Holsteinische<br />
Blätter für volkskirchlichen Aufbau<br />
und religiöse Erziehung. Ausgabeort<br />
Neumünster. 2. Jahrgang Nr. 33, Sonntag,<br />
den 22. September 4929), schon Bezug<br />
genommen auf das kirchengeschichtliche<br />
Geleitwort <strong>der</strong> Reihe „Christentum und<br />
Sozialismus". In diesem Geleitwort deS<br />
Verfassers steckt Plan und letzte Absicht<br />
seiner Veröffentlichungen, und diese müssen<br />
in ganz beson<strong>der</strong>er Weise hervogehoben<br />
werden.<br />
Barnikol geht dabei aus von einer Bemerkung<br />
IülicherS, daß eine Demokratisierung<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />
erfolgen müsse, Barnikol nennt es „K >' r -<br />
ch engeschichte von unte n". Er hat<br />
recht, wenn er erklärt: „Die eigentliche Geschichte<br />
des 49. Jahrhun<strong>der</strong>ts ist tsiia<br />
inenAnit».. Man sieht nur von weitem die<br />
SiegeSallee <strong>der</strong> sich wi<strong>der</strong> das Volk zu<br />
Tode siegenden Restauration mit prunkenden<br />
Denkmälern besetzt und von Legenden<br />
überwuchert. <strong>Das</strong> gilt auch von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngeschichte."<br />
Er hat recht, wenn er sagti<br />
„Man vergaß trotz aller Praxis, daß die<br />
Zeit des Sozialismus, ob wir wollen o<strong>der</strong><br />
nicht. <strong>Das</strong> numerische Schwergewicht <strong>der</strong><br />
arbeitenden Klasse allein würde genügen,<br />
um den Hebel dorthin umzulenken, und<br />
darum liegen heute Probleme sowohl wie<br />
die Darstellung aller Bewegungen nun<br />
einmal mit innerer Gerechtigkeit nicht auf<br />
dem Boden des Individuums, son<strong>der</strong>n des<br />
Sozialen und <strong>der</strong> Masse. Nicht die Spitzen,<br />
son<strong>der</strong>n die Grundlagen, nicht das Führertum<br />
mit genialen Höchstleistungen, son<strong>der</strong>n<br />
die in gegenseitiger Hilfe aus <strong>der</strong> untersten<br />
Kulturschicht in voller Breite, vielleicht nur<br />
um Mill<strong>im</strong>eter bemerkbare allgemeine Kulturhebung<br />
wird gewertet und dargestellt.<br />
Es bedeutet zweifellos auch heute noch<br />
etwas, die Kraft des Dampfhammers in<br />
den Erfolgen einzelner konzentrierter Individuen<br />
darzustellen, aber es bedeutet auch<br />
göttliche Gerechtigkeit und h<strong>im</strong>mlische Liebe,<br />
Sie wollen einem treuen, verdienten Mitglied Ihrer Gemeinde,<br />
Kirchmeister, Presbyter o<strong>der</strong> Gemeindevorsteher,<br />
einer hilfsbereiten, kirchlich interessierten Frau<br />
eine Weihnachtsfreude<br />
machen?<br />
Schenken Sie ihnen die beste Einführung in die Geschichte unserer<br />
rheinischen <strong>Kirche</strong>: Forsthoff, Rheinische <strong>Kirche</strong>ngeschichte/ Band I.<br />
Die Reformation am Nie<strong>der</strong>rhein. In Ganzleinen gebunden 15.— Ilt.<br />
Verlag des <strong>Evangelische</strong>n Preßverbandes<br />
für <strong>Rheinland</strong>, Essen / Schließfach 689<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichte auch vom <strong>Kirche</strong>nvolke, ja<br />
daß sie auch von <strong>der</strong> öffentlichen Meinung<br />
und von <strong>der</strong> nationalen Opposition gemacht<br />
wird". Er hat recht, wenn er sagt: „Diese<br />
werdende <strong>Kirche</strong>ngeschichte von unten verkörpert<br />
heute — neben manchen volkskirchlichen<br />
Bestrebungen, vor allem <strong>der</strong> religiöse<br />
Sozialismus. Dessen Vater aber isi nicht<br />
Marr, son<strong>der</strong>n Weitling in eigentümlicher<br />
Weise, wie seine Konfessionen in <strong>der</strong> Gerechtigkeit<br />
es erneut bekunden."<br />
In <strong>der</strong> Kulturgeschichte hat einst Wilhelm<br />
Riehl ähnlich gedacht und gesprochen,<br />
so heißt eö: Es hat eine Zeit gegeben,<br />
die allgemein durchzogen war von<br />
<strong>der</strong> Anschauung, den Motiven und den Zielen<br />
des Individualismus In den Darstellungen<br />
aller Geisteswissenschaften hat sich<br />
das ausgeprägt. Wir leben heute in einer<br />
das Stille und Lautlose und doch Unwi<strong>der</strong>stehliche<br />
<strong>der</strong> Kraft einer hydraulischen Presse,<br />
die aus <strong>der</strong> gegenseitigen Einwirkung des<br />
Drucks einfacher Wassertropfen die Kraft<br />
n<strong>im</strong>mt, ihre riesenhafte Wirkung nicht an<br />
einem Punkt, son<strong>der</strong>n an ganzen Flächen<br />
zeigt, zu erweisen und darzustellen. Es ist<br />
richtig, daß „das reformatorische Evangelium<br />
die noch umfassen<strong>der</strong>e, sozialere und<br />
wichtigere Verkündigung Jesu nicht ohne<br />
weiteres Dauereigentum <strong>der</strong> geschichtlichen<br />
<strong>Kirche</strong> ist, ... es kann Eigentum des religiösen<br />
Sozialismus werden . . . Wer nicht<br />
hat, von dem wird genommen, auch was<br />
er meint zu haben. . ." „K i r ch e n g eschichte<br />
von unten ist nicht ein<br />
Schlagwort, son<strong>der</strong>n tiefstes<br />
Herzensbedürfnis <strong>der</strong>er, die<br />
in stiller Arbeit auch damit
<strong>der</strong> arbeitenden Klasse dienen<br />
wollen, und <strong>der</strong>en Bekenntnis<br />
programmatisch in einem Satz<br />
Barnikols zusammengefaßt<br />
ist und zu dem auch ich mich bekenne:<br />
„An dem sozialen Ge-<br />
<strong>Das</strong> Tagebuch eines Großstadtpfarrers<br />
Unter diesem Stichwort ist in den letzten Wochen<br />
ein Buch' <strong>im</strong> Furche-Verlag erschienen, da«<br />
sicherlich allein schon durch seinen Titel berechtigte«<br />
Aufsehen erregen wird, Nicht nur daß<br />
Großstadtpfarrer in erster Linie sich für diese«<br />
Selbstbekenntnis eine« Weg- und Leidensgefährten<br />
interessieren werden, auch <strong>der</strong> Pfarrer in<br />
<strong>der</strong> kleineren Stadt o<strong>der</strong> auf dem Land wird<br />
danach greifen, Und keineswegs nur die Pfarrer<br />
fragen nach diesem Buch, auch die Laien wissen,<br />
daß in einem solchen Rahmen pfarramtlicher,<br />
verantwortlicher und scelsorgerlicher Arbeit wie<br />
ihn diese« Buch annehmen läßt, auch s!e selbst,<br />
ja gerade s!e gemeint und getroffen werden<br />
müssen, wenn an<strong>der</strong>s unsere evangelische <strong>Kirche</strong><br />
das allgemeine Priestertum <strong>der</strong> Gläubigen tatsächlich<br />
zum Grunde ihrer Existenz hat. So<br />
wird in <strong>der</strong> Tat dieses „Tagebuch eines Großstadtpfarrer«"<br />
zu einem Zeugnis dessen, was in<br />
dem sogenannten „Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>" an<br />
Fragen und Antworten, von Kämpfen und Siegen,<br />
an Nöten und Kräften in unserer evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong> lebt. Ein Frontabschnitt nur, aber<br />
<strong>der</strong> heiß umstrittendste wird sichtbar in dem<br />
Pfarrergewissen, da« in Briefen an den vertrauten<br />
Freund <strong>im</strong> Dorfpfarrhau« sich über seine<br />
Verantwortung und Verheißung ein Jahr hindurch<br />
Tag für Tag Rechenschaft gibt. Die ganze<br />
Fragwürdigkeit kirchlichen Handeln« gegenüber<br />
<strong>der</strong> dekadenten Zivilisation steht in <strong>der</strong> mühevollen<br />
und aufreibenden Arbeit diese« Großstadtpfarrers<br />
vor dem Leser auf: ein weithin zerrissene«<br />
Trichterfeld ohne verbindende Straßen,<br />
ohne Brücken <strong>der</strong> Zuversicht, ohne Kirchtürme<br />
<strong>der</strong> Gewißheit — da« ist <strong>der</strong> Eindruck, den man<br />
be<strong>im</strong> Lesen diese« Buche« gewinnt. Wenn man<br />
den Verfasser um seinen Namen, den er uns<br />
mit gutem Recht verhüllt, fragen wollte —<br />
seine Antwort müßte lauten: „Ich bin eine<br />
St<strong>im</strong>me eine« Prediger« in <strong>der</strong> Wüste:<br />
Richtet den Weg de« Herrn!"<br />
So redet denn diese« Tagebuch eines Großstadtpfarrer«<br />
eine deutliche (Sprache von dem, was<br />
heute an Möglichem und Unmöglichem da« Amt<br />
de« Pfarrer« best<strong>im</strong>mt und bewegt. Wie ein<br />
Filmstreifen auf <strong>der</strong> Leinwand, so jagt <strong>der</strong><br />
Tagesdienst de« Großstadtpfarrei« mit seinen<br />
wechselnden Bil<strong>der</strong>n vorüber, Mit <strong>der</strong> Sprechstunde<br />
fängt e« an, die <strong>der</strong> Fernsprecher hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Menschen und <strong>der</strong> Gespräche<br />
noch potenziert. Man denke, was da« heißt:<br />
„Heute kommen 22 Menschen zu mir!" Und<br />
dabei: „ganz für den da sein, <strong>der</strong> gerade vor<br />
einem sitzt!" Und erst die Briefe! Tagebuchnummcr<br />
iOOO — da« ist selbst mit einer Pfarrgchilfin<br />
seelisch und geistig kaum zu bewältigen!<br />
Darüber hinaus muß noch ein Gemeindeblatt<br />
wöchentlich fertiggestellt werden: Welche Mühe<br />
und Sorgfalt, welche Anspannung und Sammlung<br />
gehört dazu, bis solch ein Blatt als Ganze«<br />
zu einer Lcsergemeinde lebendig und nachhaltig<br />
reden kann! Dann kommen die Amtshandlungen<br />
mit ihrem bunten Wechsel von Licht und Schatten,<br />
Freude und Leid — am Traualtar und an<br />
Sarg und Grab, am Taufstein und am Kranken-<br />
und Sterbebett. Dazu die Besuche in den<br />
Häusern, au« denen Vlenschen nach dem Pfarrer<br />
rufen: bei 8000, ja in UNO Seelen ein Meer,<br />
Anmerkung: Briefe an einen Freund<br />
von ", brosch. 4,8N ^»l, gcb, 6 ^»t.<br />
halt <strong>der</strong> praktischen und beileibe<br />
nicht dialektischen Verkündigung<br />
Jesu kann die<br />
<strong>Kirche</strong>, wenn sie metanoi», (Sinnesän<strong>der</strong>ung,<br />
Buße) will, lebendig<br />
wirksam werden." Ich wünsche <strong>der</strong><br />
ein Chao«, demgegenüber <strong>der</strong> einzelne hilflos und<br />
machtlos ist. Es fehlen auch nicht die Sitzungen<br />
de« <strong>Kirche</strong>nvorstande« und Gemeindekirchenrat«<br />
mit ihrer kirchenpolitischen Spannung, ja Vergiftung<br />
— wieviel Zeit und Kraft verzehren sie,<br />
wieviel Geduld und Glaube erfor<strong>der</strong>n sie! Ja,<br />
gerade hier wird <strong>der</strong> innerste Schaden <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
und die bitterste Qual de« Pfarrer« offenbar!<br />
Alle« umkämpft die <strong>Kirche</strong> und sucht für sich<br />
da« Feld zu gewinnen: die Stahlhelmer so gut<br />
wie die Sozialisten, die Industriellen wie die<br />
Proletarier, die Liberalen wie die Pietisten, die<br />
„Gebildeten" wie die Spießbürger! Und <strong>der</strong><br />
Pfarrer steht überall zwischen zwei Welten, ja<br />
„zwischen den Zeiten" und muß sich äußerlich<br />
und innerlich wehren, nicht zum Parteigänger <strong>der</strong><br />
Menschen zu werden, son<strong>der</strong>n <strong>im</strong> Gehorsam gegen<br />
Gott allein ein einsamer Kreuzträger seine«<br />
Herrn Christus zu sein. Man spürt in den Zeilen<br />
des Tagesbuche« <strong>im</strong> Hinblick auf diesen Wi<strong>der</strong>streit<br />
etwa« von <strong>der</strong> Wahrheit des Wortes,<br />
da« Luther einmal über da« Predigtamt schrieb:<br />
„<strong>Das</strong> Amt de« rechten Prediger« ist ein verdrießlich<br />
Amt".<br />
E« ist ein ernstes Gericht, das dieses Tagebuch<br />
über da« „Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>" deutlich werden<br />
läßt. Trotz Befürworten de« Bischofstitel«<br />
o<strong>der</strong> — was durchaus dasselbe ist — trotz Betonen<br />
de« Oeffentlichke!t«w!llen« — trotz allem<br />
heißen Bemühen, auf diese o<strong>der</strong> jene Weise <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> Geltung zu verschaffen: überall die Bedrohung<br />
<strong>der</strong> Existenz dieser <strong>Kirche</strong> durch die<br />
Welt — ja mehr noch durch Gott! In diesem<br />
Zusammenhang zitiert <strong>der</strong> Verfasser Joseph<br />
Wittig, <strong>der</strong> schreibt: „Die Welt hat uns Priester<br />
schon satt. Die Gäste haben genug getrunken<br />
von dem alten Wein. Sie trinken noch<br />
davon, solange er ihnen vorgesetzt wird, aber<br />
ihre Sehnsucht nach ihm ist gar nicht mehr groß.<br />
Manche trinken schon lieber Wasser statt jene«<br />
Weine«. Wenn Jesu« nicht kommt und da«<br />
Wasser in Wein verwandelt, dann wird es bald<br />
feine rechte Hochzeitsfreude mehr geben".<br />
So enthält diese« Tagebuch manche Anklage<br />
gegen die <strong>Kirche</strong>, die unter Umständen „mit gutgehenden<br />
Frauenhilfen schon höchst zufrieden ist,<br />
die in Massengewinnung und Massenbeelndrückung<br />
bedeutende Anstrengungen macht, <strong>der</strong><br />
aber in vielen Stücken da« Gemeinschaftsbewußtsein<br />
fehlt, da« erkennen läßt, „daß die offizielle<br />
<strong>Kirche</strong> und ihre Glie<strong>der</strong> einen gemeinsamen<br />
Herrn haben". Darum ist in dem Verfasser<br />
<strong>im</strong>mer und <strong>im</strong>mer Sehnsucht nach neuer <strong>Kirche</strong>,<br />
nach wirklicher <strong>Kirche</strong>". Er steht in Stockholm<br />
einen mächtigen Schritt vorwärts, wenn es in<br />
seiner Botschaft sagt: „Der Ruf <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />
Stunde an die <strong>Kirche</strong> muß ein Nußruf<br />
sein". Vor allem aber ist ihm die Frage nach<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> die Frage nach <strong>der</strong> Verkündigung,<br />
ob „das for<strong>der</strong>nde Wort Gottes, welches<br />
die <strong>Kirche</strong> zu sprechen hat", noch „lebendig"<br />
ist? ...<br />
Damit ist <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> und dem Pfarrer in ihr<br />
die Existenzfrage gestellt. Man sollte über<br />
<strong>der</strong> Tür zum Arbeitsz<strong>im</strong>mer jedes Pfarrer« in<br />
großer Schrift den Satz de« Tagesbuche« schreiben:<br />
,,E« ist in unserem Amt nicht« wichtiger<br />
als die Predigt! Alle« an<strong>der</strong>e, restlos alles an<strong>der</strong>e<br />
ist <strong>der</strong> Predigt gegenüber unwichtig!" Dabei<br />
muß diese Predigt Verkündigung sein, d. h.<br />
etwa« „sagen von Gott, von Gott selbst, da«<br />
dann zu ihm führen soll". Kein „über Gott<br />
ganzen Reihe „Christentum und Sozialismus"<br />
die geschärfte Aufmerksamkeit aller<br />
und den Erfolg, <strong>der</strong> bereits in ihr liegt:<br />
<strong>der</strong> stärkste» För<strong>der</strong>ung religiös-sozialer<br />
Forschung und<br />
Arbeit. 0. Crfurth.<br />
reden", das nicht „ein Reden au« Gott wäre!"<br />
Und wie oft ist e« die Gefahr, auf die <strong>der</strong> Verfasser<br />
hinweist, daß wir Pfarrer — anstatt daß<br />
wir die Gemeinde vor Gott stellen — „uns<br />
selbst mit Gott groß machen wollen". Darum<br />
geht es auch dem Verfasser mit allem Ernst bei<br />
aller Verkündigung darum, daß statt aller „Heilserfahrung"<br />
Heil gepredigt wird, d, h. daß da«<br />
Wort gesagt wird von dem, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Herr ist,<br />
„Sterbet ihr Pfarrer, damit Er groß werde, so<br />
höre ich über un« Pfarrer rufen" — ist da«<br />
Selbstbekenntnis de« Prediger« <strong>im</strong> Tagebuch de«<br />
Großstadtpfarrer«.<br />
Verkündigung — darum geht es dem<br />
Pfarrer in seinem Amt! Und diese Verkündigung<br />
ist nicht nur auf die Predigt beschränkt! Sie<br />
wird laut in je<strong>der</strong> Beerdigung mit <strong>der</strong> entscheidenden<br />
Frage: „Wer ist stärker, Gott o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Tod?" Sie erhebt ihre St<strong>im</strong>me bei <strong>der</strong> Taufe,<br />
wo sie oft genug gegen „Fräcke und seidene Klei<strong>der</strong>"<br />
die Familienfestst<strong>im</strong>mung durchbrechen muß,<br />
Verkündigung muß auch ein Wort au« dem Ienseit«<br />
in alle Festfreude bei einer Trauung eindringen<br />
lassen. Und vor allem: auch <strong>der</strong> Konfirmandenunterricht<br />
soll doch Verkündigung sein,<br />
auch den Kin<strong>der</strong>n soll die Botschaft von Gott<br />
gebracht werden. — So sehen wir denn den Verfasser<br />
in allem al« einen Theologen, dem es um<br />
da« Wort Gottes <strong>im</strong> eigentlichsten Sinne<br />
zu tun ist. Er weiß um die Not und Verheißung<br />
<strong>der</strong> Verkündigung, darum geht er in „getroster<br />
Verzweiflung" seinen Weg, Auf diesem<br />
Weg weiß er sich ein« mit <strong>der</strong> Theologie<br />
um Karl Barth und steht innerlich den Gedanken<br />
Blumhardts nahe. Immer wie<strong>der</strong> ist ihm<br />
auch Luther <strong>der</strong> Führer zum Wort, dem er willig<br />
folgt. Daß dabei in allem da« Negative <strong>im</strong><br />
Vor<strong>der</strong>grund steht, entspricht <strong>der</strong> Aufrichtigkeit<br />
<strong>der</strong> illusionsfreien, existentiellen Theologie, <strong>der</strong> e«<br />
um da« reine Wort und die reine Lehre zu tun<br />
ist. „Der Kampf für Gott geht den Weg <strong>der</strong><br />
Kritik, Kritik an <strong>der</strong> kirchlichen Frömmigkeit und<br />
an <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, an <strong>der</strong> bürgerlichen Gerechtigkeit<br />
und an <strong>der</strong> Wirtschaft. Den Leuten den Boden<br />
unter den Füßen wegziehen — da« ist <strong>der</strong> Weg."<br />
Und dabei: „die Verkündigung von Gott muß<br />
in« Leben hineingreifen, dorthin, wo da« Leben<br />
sich abspielt ..." E« muß offenbar werden,<br />
wie Gott in diese Welt einbrechen will. „Gottes<br />
Sache hört mit dem friedlichen, harmlosen,<br />
dreifachen Amen am Schluß de« Gottesdienstes<br />
nicht auf". —<br />
So ist diese» Tagebuch eines Großstadtpfarrer«<br />
ein Mahn- und Weckruf intra et circa sacral<br />
Die <strong>Kirche</strong> ist aufgerufen zur Besinnung auf<br />
ihren eigentlichen und wesentlichen Dienst. Sie<br />
soll e« verlernen, <strong>im</strong>mer nur den Blick auf die<br />
Menschen zu richten, und soll doch in dem Dienst<br />
für die Menschen in ihrer Not und ihrem Tod,<br />
in ihrer Sünde und ihrer Schuld Gottes innewerden,<br />
<strong>der</strong> will, daß allen geholfen werde und<br />
ste zur Erkenntnis <strong>der</strong> Wahrheit kommen. Es<br />
sollte da« Bekenntnis dieser <strong>Kirche</strong> kein an<strong>der</strong>es<br />
sein — al« da« Selbstbekenntnis de« Großstadtpfarrers<br />
in seinem Tagebuch: „Ich wollte<br />
ja <strong>im</strong>mer nur sagen: „Gott, Gott, nicht <strong>der</strong><br />
Mensch. Weg vom Menschen, hin zu Gott.<br />
Wenn ich weltschwach bin, dann gerade bin ich<br />
Christu«stark".<br />
Darum — wer Augen hat, zu lesen: <strong>der</strong> lese!<br />
Homann, Düsseldorf.
Die Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Bearbeitet von Pfarrer Wallroth, Essen<br />
Gezeichnet von A. Westerdorf, Essen<br />
Ruhrprovinz<br />
Die nachstehenden Ausführungen glie<strong>der</strong>n sich in zwei tabellarische Übersichten und den durchaus unmaßgeblichen Versuch einer Auswertung jener Tabellen,<br />
<strong>im</strong>merhin gestützt auf da« genebene topographische Material und die durch Gesetz vom Juli 1929 erfolgte Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> kommunalen Gemeinden und<br />
Kreise <strong>im</strong> Regierungsbezirk Düsseldorf. Zugrundegclegt ist die sehr verdienstvolle Karte, welche <strong>der</strong> Siedlungsoerband Ruhrkohlenbezirk Essen<br />
<strong>im</strong> Maßstab 4:4U0Uao auf zwei großen Blättern (<strong>im</strong> Format 83X405 cm) herausgegeben hat, und die für 1,20 Mark für beide Blätter von dort auch zu<br />
beziehen ist. Der Titel dieser kartographischen Arbeit ist: Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gemeinden und Kreise in den Regierungsbezirken Düsseldorf,<br />
Münster und Arnsberg nach Maßgabe de« Gesetze« vom Juli 4929. Ilngenauigkeiten in <strong>der</strong> nachfolgenden Arbeit wolle man au«<br />
dem bisherigen Fehlen einer kirchlichen Karte <strong>der</strong> <strong>Rheinland</strong>e entschuldigen.<br />
I^euglie<strong>der</strong>unq <strong>der</strong> kommunalen Gemeinden und Kreise <strong>im</strong> Regierungsbezirk Düsseldorf<br />
Vorbemerkungen: Die zur Zeit bestehenden <strong>Kirche</strong>nkrcise (Kreisgemeinden, Synoden) sind durch folgende Abkürzungen gekennzeichnet: La. Barmen,<br />
01. Clcoe, vi. Dinslaken, vl. Düsseldorf, Dkg. Duisburg, Tl. Elbcrfeld, Lz. Essen, QI. Gladbach, I.e. Lenncp, i^ä. Mors, Ki. Nie<strong>der</strong>berg, Nu. Ruhr,<br />
8o. Solingen, Vl^e. Wesel, U-z.V^l. Hattingen (Westfalen), Ke.>Vi. Recklinghausen (Westfalen). Ein Kreuz dahinter (z. B. La.-»-) bezeichnet den <strong>der</strong>zeitigen<br />
Sitz des Superintendenten. Erläuterung <strong>der</strong> übrigen Bezeichnungen: Gesperrter Satz — aufgelöster kommunaler Gemcindebezirk,<br />
() — eine evangelische <strong>Kirche</strong>n gemeinde dieses Namens liegt in diesem Kreis, ^ — in einem an<strong>der</strong>en Kreis, ' — zu diesem Kreis gehören nur kleine-<br />
" — ziemlich große, "'— die in eisten Teile dieser Gemeinde.<br />
c>. Stadtkreise. (Kc> t e r nb e r g)<br />
l^Ki^'<br />
^ g ^<br />
1. Narmen-Elbcrfeld. Kettwig-Land'<br />
(Barmen)<br />
(Kray)<br />
(Cronenberg)<br />
(Kupferdreh)<br />
(E l b e r f e l d)<br />
sMlh^' h ^<br />
^Gruiten^'<br />
(Schonnebeck)<br />
vt. (Steele)<br />
Hardenberg'<br />
(S t o p p enb erg)<br />
^Lüttringhause, I>s' (Ueberruhr) '<br />
(R ° n « d ° r f)'"<br />
(Werden)<br />
ÜSchöller^'<br />
W « rden - Lan d'"<br />
(V ° hwinke l)'"<br />
^Wülfrath^'<br />
6. Krefcld-1lerdina.cn<br />
N e n r a d"<br />
2. Düsseldorf. Fischeln"<br />
Benrath<br />
vt. Hüls"<br />
Calcum'<br />
vt.<br />
Kaldenhausen'<br />
(Düsseldorf)<br />
(Krefel d)"'<br />
Eckamp'<br />
vt. Latum-Lank'<br />
vt.<br />
Nierst'<br />
Garath<br />
Ossum'<br />
(Kaiserswert h) vt. St. Hubert'<br />
Lohausen<br />
vt.<br />
St. Toni«'<br />
Ludenberg'<br />
vt. Stratum<br />
Echwarzbach'<br />
vt.<br />
T r a a r"<br />
Wittlaer'<br />
vt.<br />
(11 e r d i n g e n)<br />
Vorst'<br />
Willich'<br />
3. Duisburg-Hamborn.<br />
Angermuud' vl.<br />
Bockum' vt.<br />
(Duisburg) DdF.^<br />
(H a m b o r n) Vi.<br />
Huckinae »l vk.<br />
^Lintorf^' vl.<br />
Mündelh ° i m'« vk.<br />
4. Essen.<br />
(Essen)"' 68.<br />
Frillendorf N».<br />
(Heis! ngen) liu.<br />
(K a r n a p) N»,<br />
Breitschcid'<br />
Kettwig Land'<br />
Mintard'<br />
(Mülhe<strong>im</strong>-Ruhr)'"<br />
Nu.<br />
Nu,<br />
Vs.<br />
Itu.4-<br />
Nu,<br />
üu.<br />
Nu.<br />
Nu.<br />
a. Rh.<br />
61<br />
6l!<br />
61.<br />
61,<br />
61.<br />
61.<br />
61.<br />
61.<br />
61.<br />
61.<br />
61.<br />
Aö.<br />
61.<br />
61.<br />
«. Mülheinl-Ruhr.<br />
vt.<br />
Nu.<br />
vk.<br />
Nu.<br />
7. M. Gladbach-Rheydt.<br />
Giesenkirchen 61.<br />
Haldt 61.<br />
(M. Gladbach) 61.<br />
(Odenkirchen) 61.<br />
(Rheydt) 61-»-<br />
Schelfen 61.<br />
8. Neuß.<br />
Nüttgen' 61.<br />
Grefr^th' 61.<br />
Gr<strong>im</strong>linghause n" 61.<br />
Hoisten' 61.<br />
Holzhc<strong>im</strong>' 61.<br />
(Neuß) 61.<br />
Norf' 61,<br />
IIede « he<strong>im</strong>' 61.<br />
(Oberhausen)<br />
(0 sterfel d)'"<br />
(S t e r k r a d e)<br />
(Ü e n n e p)<br />
Lüttringh ause n)"<br />
R e m s ch e! d)<br />
(G r ü f r a t h)<br />
Höhscheid<br />
(O h l i g «)<br />
(Solingen)<br />
(Wald)<br />
(N'ersen)<br />
b) Landkreise.<br />
Alt-Calcar<br />
Appeldorn<br />
Asperden<br />
Brienen<br />
Bylerward<br />
(Calcar)<br />
(Cleoe)<br />
8. Obcrhausen.<br />
Nu.<br />
Ns.V^t.<br />
vi.<br />
Remscheid.<br />
I.e.<br />
I>s.<br />
ll, Solingen.<br />
8o!<br />
8o'<br />
(Hünfe)'"<br />
Löhnen<br />
(Voerde)'"<br />
(Walsum)<br />
vt.<br />
vi.<br />
vi.^.<br />
vi.<br />
3. Oüsstldorf-Mettmann.<br />
Angermund"<br />
Nockum'<br />
Vreitscheid'"<br />
Calcum"<br />
Eckamp"<br />
Eggerschcid<br />
(Erkrath)"'<br />
(Gruiten)"<br />
(Haan)'"<br />
Hardenberg"<br />
Hasselbeck<br />
(Heiligenhau«)<br />
(Hilden)<br />
(Homberg)<br />
Hösel<br />
Hubbelrath<br />
(Kettwig)'"<br />
Kettwig-Land'"<br />
I^KupferLreh^'<br />
(Langenberg)<br />
Laupendahl<br />
(Lintorf)"<br />
Ludenberg"<br />
Meiersberg<br />
1l)Lr«
— -M?»i5
2.<br />
In welche <strong>der</strong> neuen Stadt- und Landkreise des Regierungsbezirkes Düsseldorf fallen die<br />
gegenwärtig bestehenden evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinden bzw. einzelne Teile von ihnen?<br />
Vorbemerkung: Brachte Tabelle I in alphabetischer Folge sämtliche kommunalen Gemeinden jede« <strong>der</strong> neuen Kreise, so bietet Tabelle II untereinan<strong>der</strong><br />
die evangelischen <strong>Kirche</strong>n gemeinden, aber nach Synoden (<strong>Kirche</strong>nkreisen) geordnet. Für ', -I- und Abkürzungen (L».) gilt sinngemäß, was darüber vor<br />
Tabelle I gesagt ist.<br />
a) Stadtkreis«.<br />
1. Barmen-Elberfeld.<br />
Barmen-IInterbarmen La.<br />
Barmen-Wupperfeld<br />
Narmen-Gemarke<br />
Narmen-Wichlinghausen<br />
Laaken-Blombacherbach<br />
Haan'<br />
Cronenberg, eogl.<br />
Cronenberg, ref.<br />
Elberfeld, luth.<br />
Elberfeld, ref,<br />
Elberfell», luth. u, ref.<br />
Ronsdorf, luth.<br />
Ronsdorf, ref.<br />
Sonnborn<br />
Lüttringhausen"<br />
Gruiten'<br />
Schöller'<br />
Vohwinkel'"<br />
Wülfrath'<br />
Düsseldorf<br />
Düsseltal<br />
Eller-Wersten<br />
Erkrath'<br />
Gerre«he<strong>im</strong><br />
Heerdt-Oberkassel<br />
Kaiserswerth<br />
Räch<br />
llcdenbach<br />
La.<br />
La.<br />
vl.<br />
21.<br />
I.e.<br />
2. Düsseldorf.<br />
vt.4vt.<br />
vl.<br />
vt.<br />
vt.<br />
vl.<br />
vt.<br />
vl.<br />
vl.<br />
3. Duisburg Hamborn.<br />
Beeck vbx.<br />
Duisburg<br />
Laar<br />
Mei<strong>der</strong>ich<br />
Ruhrort<br />
Wanhe<strong>im</strong>-Angerhausen<br />
Hamborn<br />
Holten*<br />
Marrloh<br />
Walsum-Aldenrade'<br />
Lintorf'<br />
vbF.<br />
vdF.<br />
Vb3vi.<br />
vi.<br />
vi.<br />
vi.<br />
vl.<br />
4. Essen.<br />
Essen-Altenessen 2».<br />
Dellwig-Frintrop-Gerschede 2».<br />
Essen-Altendorf 2».<br />
Essen-Altstadt 2».<br />
Essen-Borbeck 2».<br />
Essen-Bredeney 28,<br />
Essen-Rellingyausen 2z,<br />
Essen-Rüttenscheid 2».<br />
Karnap 2».<br />
Katernberg 2»,<br />
Kray 2».<br />
Schonnebeck 2».<br />
Stoppenberg<br />
Königssteele<br />
Haarzopf Nu.<br />
Hcisingen Nu.<br />
Kettwig' Nu.<br />
Kupferdreh'" Nu,5<br />
Mülhe<strong>im</strong>' Nu.<br />
Ueberruhr Ziu.<br />
Werden"' Nu.<br />
202<br />
5. Krefeld-Uerdingen a. Rh.<br />
Krefeld'" 61.<br />
Uerdingen Hlü.<br />
N. Mülhe<strong>im</strong>-Ruhr.<br />
Broich Nu.<br />
Dümpten Nu.<br />
Heißen Nu.<br />
Mülhe<strong>im</strong> Nu.<br />
Saarn Nu.<br />
Speldorf Nu.<br />
Styrum Nu.<br />
M. Gladbach<br />
Odenkirchen<br />
Rheydt<br />
Neuß<br />
Buschhausen<br />
Hiesfeld'<br />
Holten'<br />
Königshardt<br />
Schniachtendorf<br />
Sterkrade<br />
Osterfeld<br />
Alstaden<br />
Oberhausen I<br />
Oberhausen II<br />
Hasten-Nüchel<br />
Lennep<br />
Lüttringhausen"<br />
Remscheid<br />
Tannenhof<br />
Gräfrath<br />
Ketzberg<br />
Merscheid<br />
Ohlig«<br />
Solingen<br />
Wald<br />
Nid<strong>der</strong>t<br />
Viersen<br />
b) Landkreise.<br />
Ealcar<br />
Eleve<br />
Cranenburg<br />
Goch<br />
Keeken<br />
Luisendorf<br />
Mörmter"<br />
Moyland<br />
I^euluisendorf<br />
Pfalzdorf<br />
?. M. Gladbach-Rheydt.<br />
ttl.<br />
8. Neuß.<br />
61.<br />
9. Oberhausen.<br />
vi.<br />
vi.<br />
Di.<br />
vi.<br />
v!.<br />
vi.<br />
Ne.VVl.<br />
Nu.<br />
Nu.<br />
Nu.<br />
IN. Remscheid.<br />
I.e.<br />
I.e.<br />
I.e.<br />
I.e.<br />
11. Solingen.<br />
8a.<br />
8o.<br />
8a.<br />
8a.<br />
8a.<br />
8a.<br />
12. Nielsen.<br />
61.<br />
1. Cleve.<br />
01.<br />
01.<br />
01.<br />
01.<br />
01.<br />
01.<br />
01.<br />
Schenkenschanz<br />
Hedem<br />
Dinslaken<br />
Gahlen<br />
Gartrop<br />
Götterswickerhamm<br />
Hiesfeld'<br />
Holten»<br />
Hünrc'<br />
Lohberg<br />
Spellen<br />
Walsum-Aldenrade"<br />
Erkrath'"<br />
?aan'"<br />
?ochdahl<br />
Hilden<br />
homberg<br />
^innep<br />
Lintorf'"<br />
Mettmann<br />
Ratingen<br />
Dönberg<br />
Düssel<br />
Gruiten"'<br />
Heiligenhau«<br />
Langenberg<br />
Nevige«<br />
Oberdüssel<br />
Schöller'"<br />
Tönisyeide<br />
Velbert<br />
Vohwinkel'<br />
Wülfrath'"<br />
Kettwig'"<br />
Kupferdreh'<br />
Werden'<br />
Gel<strong>der</strong>n<br />
Issum<br />
Kcroenhe<strong>im</strong><br />
Weeze<br />
Ilie<strong>der</strong>dorf<br />
01.<br />
01.<br />
2. Dinslaken.<br />
vi.<br />
vi.<br />
vi.<br />
vi.<br />
vi.<br />
vi.<br />
vi.<br />
vi.<br />
vi.<br />
3. Düsseldorf-Mettmann.<br />
S.<br />
Grevenbroich<br />
Iüchen<br />
Kelzenberg<br />
Otzenrath<br />
vt.<br />
vl.<br />
vt.<br />
vt.<br />
vt.<br />
vt.<br />
vt.<br />
vl.<br />
vl.<br />
Xi.<br />
Nu.<br />
Nu.5<br />
Nu.<br />
4. Gel<strong>der</strong>n.<br />
01.<br />
01.<br />
01.<br />
01.<br />
Grevenbroich-lNeuß.<br />
61.<br />
61.<br />
61.<br />
61.<br />
Wevelinghoven 61.<br />
Wickrathberg<br />
61.<br />
Anrath<br />
Bracht<br />
Brüagen<br />
Dülken<br />
Kaldenkirchen<br />
Kempen<br />
Lobberich<br />
Süchteln<br />
Waldniel<br />
n. Kempen-Krefeld.<br />
61.<br />
61.<br />
61.<br />
61.<br />
61.<br />
61.<br />
61.<br />
61.<br />
61.<br />
Bü<strong>der</strong>ich'"<br />
Mörmter'<br />
Sonsbeck<br />
Zkanten<br />
Alpen<br />
Baerl<br />
Bönninghardt<br />
Blldberg<br />
Capellen<br />
Essenberg<br />
^riemershe<strong>im</strong><br />
)ochemmerich<br />
^»oerstgen<br />
homberg (Ndrh)<br />
Lintfort<br />
Mör«<br />
Neukirchen<br />
Orsoy<br />
Repelen<br />
Rheinberg<br />
Schwafhe<strong>im</strong><br />
Utfort<br />
Vluyn<br />
Wallach<br />
Nü<strong>der</strong>ich'<br />
Hünfe<br />
Nislich<br />
Brunen<br />
Diersfordt<br />
Drevenack<br />
Ellen<br />
Emmerich<br />
^ affen-Mehr<br />
?al<strong>der</strong>n<br />
)amminkeln<br />
)ueth-Millingen<br />
)sselburg<br />
>lee«<br />
Ringenberg<br />
Schrrmbeck<br />
Nertherbruch<br />
Wesel<br />
Beyenburg<br />
Burg<br />
Dabringhausen<br />
Dahlerau<br />
Dhünn<br />
Hückeswagen<br />
Radeoormwald, luth.<br />
Radeoormwald, ref.<br />
Remlingrade<br />
Wermelskirchen<br />
Beig.-3leukirchen<br />
Nurscheid<br />
Dormagen<br />
Immigrath<br />
Leichlingen<br />
Monhe<strong>im</strong>-Vaumbcrg<br />
Opladen<br />
Ruppelrath<br />
Witzhelden<br />
Wiesdorf<br />
Schlebusch<br />
?. Mors.<br />
01.<br />
01.<br />
01.<br />
01.<br />
Nä.<br />
8. Rees.<br />
01.<br />
We.<br />
9. SolingenLennep.<br />
I.e.<br />
I.e.<br />
I.e.<br />
I.e.<br />
I.e.<br />
I.e.<br />
I.e.<br />
I.e.<br />
I.e.<br />
I.e.<br />
8a.<br />
8o.<br />
8a.<br />
8o.<br />
8o.<br />
8a.<br />
8a.<br />
8a.<br />
8a.<br />
8o.
2 Welche Probleme ergeben sich für die einzelnen <strong>Kirche</strong> kreise <strong>im</strong> Regierungsbezirk<br />
Düsseldorf aus <strong>der</strong> Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> kommunalen Gemeinden und Kreise?<br />
I. <strong>Kirche</strong>nkreis Barmen<br />
Alle Normer <strong>Kirche</strong>ngemeinden lagen <strong>im</strong> alten<br />
Stadtkreis Narmen! Laaken»Nlom»<br />
bacherbach, bisher Kreis Lennep, ist nunmehr<br />
kommunal auch eingemeindet. Der ganze<br />
<strong>Kirche</strong>nkrei« fällt fortan in den Stadtkreis<br />
Narmen-Elberfeld, also in ein ganz neue«<br />
bürgerliches Gemeinwesen.<br />
II. <strong>Kirche</strong>nkreis Eleve<br />
Von jeher gehörten seine Gemeinden teils zum<br />
Kreis Cleve, !eils zum Kreis Gel<strong>der</strong>n, zum<br />
Kreis Mors nur Büber ich, Mörmter,<br />
Sonsbeck, Xanten. Daran hat die Neu»<br />
ordnung nicht« geän<strong>der</strong>t.<br />
III. Kirchrntreis Dinslaten<br />
Bisher umfaßte <strong>der</strong>selbe außer 8 <strong>Kirche</strong>n»<br />
gemeinden <strong>im</strong> Krei« Dinslaken weitere 2, die<br />
teil« in diesem, teils <strong>im</strong> Stadtkreis Sterkrade<br />
(Hiesfrld), teils <strong>im</strong> Stadtkreis Hamborn<br />
(W a l s u m > A l d e n r a d e) lagen; dazu noch<br />
3 au« Stcrkrade Stadt (Nuschhausen,<br />
Holten, Sterkrade) und 2 aus Hamborn-Stadt<br />
(Hamborn, Marxloh). Nunmehr<br />
sind Hamborn und Marrloh (mit<br />
35 6(1(1 <strong>Evangelische</strong>n) <strong>im</strong> neuen Stadtkreis<br />
Duisburg-Hamborn gelegen: Sterkrade<br />
aber samt Vuschhausen, Hiesfeld'<br />
und Holten' gehören kommunal nun zu Ober-<br />
Hausen: da« sind (ohne H ! e s f e I d") weitere<br />
18 0(1(1 <strong>Evangelische</strong>. Mithin verbleiben <strong>im</strong><br />
Landkreis Dinslaken nur noch 22 588 <strong>Evangelische</strong>,<br />
ungerechnet die insgesamt 12 786 <strong>der</strong><br />
Gemeinden Hiesfeld und Walsum»<br />
Aldenrade, Die <strong>Kirche</strong>ngemeinde Holten<br />
gehört mit rund 200(1 Seelen de« Außenbezirk«<br />
Wehofen nach Walsum (Kreis Dinslaken) und<br />
mit rund 1(10(1 Seelen nach Duisburg-Hamborn,<br />
mit den übrigen 3000 Seelen nach Oberhäuser,.<br />
Vor <strong>der</strong> letzten Umgemeindung war die Sache<br />
schon ähnlich, nur daß jetzt das nach Duisburg-<br />
Hamborn gehörige Gebiet etwa« erweitert worden<br />
ist. Gahlen gibt den Ortstcil Hardt nach<br />
Dorsten (Westf.); hier ist vielleicht kirchlich<br />
ebenfall« eine neue Grenze zu ziehen.<br />
IV. <strong>Kirche</strong>nkreis Düsseldorf<br />
Seine Gemeinden gehörten bisher teils zu<br />
Düsseldorf-Stadt, teil« zu Düsseldorf-Land,<br />
zum Kreise Mettmann außer M ettmann<br />
nur H a a n. Nunmehr sind au« dem Landkreis<br />
Düsseldorf Kaiserswerth und<br />
Urdenbach zum neuen Stadtkreis Düsseldorf<br />
gekommen, während sich die <strong>Kirche</strong>ngcmeinden<br />
de« bisherigen Landkreise« kommunal fortan zu»<br />
sammenfinden mit 12 Gemeinden des <strong>Kirche</strong>nkreise«<br />
Nie<strong>der</strong>berg und mit Kettwig au« <strong>der</strong><br />
Synode an <strong>der</strong> Ruhr (von kleinen Teilen aus<br />
Werden* zu geschwcigcn).<br />
V. <strong>Kirche</strong>nkreis Duisburg<br />
Er umfaßte bisher in <strong>der</strong> Hauptsache Gemeinden<br />
aus dem Stadtkreis Duisburg. Der größte Teil<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Wanhc <strong>im</strong>-Angerhausen,<br />
und zwar die Ortschaften Ehingen-<br />
Hüttenhe<strong>im</strong>, Wedau-Nssinghe<strong>im</strong>, Hückingen und<br />
Großrnbaum, gehörten jedoch zum Landkreis<br />
Düsseldorf, ein Teil <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Du , s -<br />
burg.Neeck, nämlich die Ortschaften Vruckhausen<br />
und Alsum, gehörten zum Stadtkreis<br />
Hamborn. Durch die Umgemeindung fallen die<br />
bisher zur Komniunalverwaltung Düsseldorf-Land<br />
bzw. Hamborn gehörenden Teile <strong>der</strong> Kreissynode<br />
Duisburg nunmehr auch kommunal zu dein neuen<br />
Stadtkreis Duisburg-Hamborn. Da aber die<br />
Stadtgemeinde Hamborn (<strong>Kirche</strong>nkrcis Dinslaken)<br />
mit M arfloh jetzt mit dem bisherigen<br />
Duisburg zu einem neuen Stadtgebilde vereinigt<br />
ist, dürfte dieser Umstand auf das Eigenleben<br />
<strong>der</strong> allen Synode Duisburg vielleicht doch in<br />
absehbarer Zeit nicht ohne Einwirkung bleiben.<br />
VI. <strong>Kirche</strong>nkreis Elberfeld<br />
Während fast alle seine Gemeinden dem alten<br />
Stadtkreis Elberfeld angehörten, lagen Ero»<br />
nenberg, ev. und r e f., <strong>im</strong> Kreis Mett»<br />
mann, Ronsdorf, luth. und i e f., <strong>im</strong><br />
Krei« Lennep. Alle« miteinan<strong>der</strong> ist nun aber<br />
kommunal mit dem alten Stadtkreis Barmen<br />
zur Wupperstadt Narmen-Elberfeld zusammengeschweißt<br />
worden. Die Zukunft wird lehren,<br />
ob die früher einmal vorhanden gewesene synodale<br />
Einheit von Elberfeld und Barmen<br />
sich erneuern wird,<br />
VII. Kirchcnkreis Essen<br />
Die meisten Gemeinden gehörte» natürlich bisher<br />
schon zu Essen-Stadt, nur Karnap,<br />
Katernberg, Kray, Schonnebeck<br />
und Stoppen<strong>der</strong>« zu Essen-Land, Rott »<br />
h a u se n dagegen zu Gelsenkirchen-Stadt (Westfalen).<br />
Hieran ist nicht« geän<strong>der</strong>t: jene erstgenannten<br />
5 Gemeinden aber sind nun auch kommunal<br />
mit dem übrigen Essen verbunden. Eine<br />
Son<strong>der</strong>stellung behauptet Königesteele, kom»<br />
munal jetzt ein Stadtteil von Essen, kirch»<br />
l i ch zur westfälischen Synode Hattingen gehörig<br />
(früher zur rheinischen Synode a» <strong>der</strong><br />
Ruhr). Auch Haarzopf, <strong>im</strong> alten Essener<br />
Stadtgebiet gelegen, rechnet noch zum <strong>Kirche</strong>n»<br />
krei« an <strong>der</strong> Ruhr. Ob sich die kommunale Eingemeindung<br />
von Heisingen, Kupfer»<br />
dreh, Ueberruhr und Werden, bisher<br />
sämtlich kirchlich zur Ruhr-Synode gehörig, auch<br />
kirchlich auswirken mag, steht noch dahin.<br />
VIII. <strong>Kirche</strong>nkreis Gladbach<br />
Außer einer Gemeinde, die kommunal zum<br />
Krei« Gel<strong>der</strong>n gehörte und noch gehört (N i e -<br />
d e r d o r f), umfaßte dieser <strong>Kirche</strong>nkrei« Gemeinden,<br />
die zu 7 verschiedenen Stadt- bzw. Landkreisen<br />
gehörten, nämlich: M. Gladbach<br />
(Stadtkreis gleichen Namen«), analog: Krefeld,<br />
Neuß und Rheydt: Odenkirchen<br />
und V > ersen rechneten zum Landkreis<br />
Gladbach-, zum Kreise Kempen gehörten<br />
Bracht, Nrüggen, Dülkcn, Kaldenkirchen,<br />
Kempen, Lobberich und<br />
Süchtelni Greoenbroich, Kelzen»<br />
berg, Otzenrath, Wevelinghoven<br />
und Wickrathberg endlich waren Teile<br />
de« Kreises Grevenbroich, — Die Neuordnung<br />
schuf die neuen Stadtkreise: Krefeld-Uerdingen<br />
a. Rhein, MGladbach-Rhcydt, Neuß und Viersen<br />
sowie die Landkreise Greocnbroich-Neuß und<br />
Kempen-Krefeld. Tabelle I und II illustrieren<br />
<strong>im</strong> einzelnen die dadurch entstandenen Probleme<br />
kirchlicher Einordnung. Ucrdingen, kirchlich<br />
zur Synode Mors gerechnet, jetzt mit Krefeld<br />
zu einem Stadtgebilde vereint, lag bisher<br />
<strong>im</strong> Landkreise Krefeld.<br />
IX. <strong>Kirche</strong>nkreis Lennep<br />
Seine meisten Gemeinden gehörten bisher zum<br />
Kreis Lennep, nur Hasten-Nüchcl nebst<br />
Ren, scheid zum Stadtkrei« Remscheid. Die<br />
Nildung eines Landkreise« Solingen-Lennep,<br />
dem, wie au« Tabelle IIb9 zu ersehen, nicht<br />
weniger als 10 Gemeinden unseres <strong>Kirche</strong>nkrei'<br />
se« angehören, wird durch den Hinzutritt von<br />
11 Gemeinden <strong>der</strong> bisherigen Synode Solingen<br />
gewiß auch die <strong>Kirche</strong> vor neue Problem«<br />
stellen. Und dazu ist Lennep selbst samt<br />
Lüttringhausen in die Stadt Remscheid<br />
einbezogen.<br />
X. <strong>Kirche</strong>nkre!« 3Nö«<br />
Nur eine seiner Gemeinden, da« schon unter<br />
Gladbach (VIII) erwähnte Uerdingen, gehörte<br />
einem fremden Kreise an (Krefeld-Land):<br />
die kommunale Verbindung Uerdingens mit<br />
Krefeld wird da« Problem unsere« <strong>Kirche</strong>nkreise«<br />
ahnen lassen. Es handelt sich um 300(1<br />
<strong>Evangelische</strong>. Daß sich übrigens <strong>Kirche</strong>nkre!« und<br />
kommunaler Kreis Mörs von jeher nicht deckt,<br />
ist schon bei Cleoe (II) bemerkt worden.<br />
XI. <strong>Kirche</strong>nkreis Nie<strong>der</strong>berg<br />
Kommunal mit sämtlichen Gemeinden bisher<br />
zum Kreis Mettmann gehörig, ist er jetzt, bür»<br />
gerlich betrachtet, in den Kreis Düsseldorf-Mett»<br />
mann einbezogen. Durch die Vereinigung mit<br />
S Düsseldorfer und Teilen <strong>der</strong> Ruhrgemcinden<br />
Kettwig»" und Werden' dürfte auch<br />
hier ein kirchliches Problem entstehen.<br />
XII. <strong>Kirche</strong>nkreis an <strong>der</strong> Ruhr<br />
Seine bisherige Zusammensetzung au» Gemeinden,<br />
die 4 verschiedenen Stadt- und Landkreisen<br />
angehörten, wird seine gemeinsame kirchliche<br />
Zukunft wahrscheinlich auf eine harte<br />
Probe stellen, da nun alle Teile kommunal<br />
vollends auseinan<strong>der</strong> gegangen sind. Haar»<br />
zopf war aus Essen-Stadt, Heisingen,<br />
Kettwig, Kupferdreh, II e b e r r u h r<br />
und Werden au« Essen-Land. Nis auf Kett»<br />
wig, da« jetzt kommunal zum Kreis Düsseldorf»<br />
Mettmann sich rechnet, gehören die genannten<br />
Gemeinden jetzt '»'s Weichbild <strong>der</strong> Stadt Essen.<br />
Und Ober Hausen wie Mülhe<strong>im</strong>? Beson<strong>der</strong>«<br />
erstere« hat große Gebietsteile an sich<br />
gezogen. Beide Städte führen kommunal längst<br />
ihr eigene« Leben. Hier liegen zweifellos auch<br />
sehr schwirrige kirchliche Probleme.<br />
XIII. Kirchcnkreis Solingen<br />
Die Gemeinde Altenberg dieser Synode<br />
gehört kommunal zu Mülhe<strong>im</strong>-Rhein, dem<br />
übrigen« auch Wie«dorf,Schlebusch und<br />
Opladen nicht fern liegen. Im übrigen ist<br />
die bisherige Teilung <strong>der</strong> Gemeinden in solche<br />
de« (alten) Kreise« Solingen-Stadt (wozu nur<br />
Solingen selbst rechnete) und Solingen-<br />
Land, zu dem sämtliche übrigen — außer<br />
Altenberg — gehörten, durch die Neueinteilung<br />
gründlich verän<strong>der</strong>t: Solingen-Stadt hat,<br />
wie aus Tabelle Hall ersichtlich, 6 weitere<br />
Gemeinden, darunter Ohlig « und Wald,<br />
an sich gezogen, <strong>der</strong> Rest von 11 Gemeinden<br />
(vgl. Tabelle II b S) ist, wie unter Lennep (IX)<br />
bereits erwähnt, mit IN Gemeinden <strong>der</strong> Synode<br />
Lennep zu einer kommunalen Einheit vrr»<br />
schmolzen. Natürlich liegen auch hier für die<br />
kirchliche Einteilung allerlei Fragen.<br />
XIV. <strong>Kirche</strong>nkreis Wesel<br />
Sämtliche 16 Gemeinden dieser Synode gehör»<br />
ten zum Kreise Reesi daran ist durch die Neu»<br />
ordnung nicht« geän<strong>der</strong>t. Wenn übrigens in<br />
Tabelle II b 8 N ü d e r ! ch» und Hünre», erstere»<br />
aus Synode Cleve, letztere« Dinslaken,<br />
als teilweise zum Kreise Rec« gehörig bezeich»<br />
nct sind, so bezieht sich erstere Bemerkung auf<br />
den jetzt mit <strong>der</strong> Stadt Wesel verbundenen,<br />
östlich des Rhein« und nördlich <strong>der</strong> Lippe gelegenen<br />
Teil <strong>der</strong> kommunalen Gemeinde Bü<strong>der</strong>ich.<br />
Die kirchliche Zukunft dieser beiden Splitter wird<br />
für die beteiligten <strong>Kirche</strong>nkreise wohl noch ein<br />
Gegenstand <strong>der</strong> Erörterung sein.
»M°Q V^^
Die Jugend <strong>im</strong> sozialen Ringen <strong>der</strong><br />
Gegenwart<br />
An, 6. November fand wie alljährlich in<br />
Kreuznach die soziale Herbsttagung für die<br />
Synoden de« Oberrheins statt. Wie üblich, be><br />
teiligten sich auch die benachbarten pfälzischen<br />
und hessischen Bezirke an <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Konferenz<br />
Am Vormittag sprach Pfarrer Liz.<br />
Menn, dem auch al« dem Vertreter de«<br />
sozialen Ausschusse« des rheinischen Provinzialkirchenrats<br />
an Stelle des verhin<strong>der</strong>ten Vor»<br />
sitzenden Präses D. Wolff die Leitung<br />
<strong>der</strong> Verhandlungen oblag, über die „Krisis <strong>der</strong><br />
Sozialpolitik", die er vor allem in dem Kampf<br />
um da« Schlichtungsrecht und die Sozial»<br />
Versicherung zum Ausdruck kommen sah. Einmütigkeit<br />
bestand darüber, daß e« gelte, von<br />
<strong>der</strong> Seite aller verantwortlichen Organe, den<br />
Führern <strong>der</strong> Arbeitgeber» wie Arbeiterorganisationen,<br />
den Vorständen und Ausschüssen <strong>der</strong><br />
Versicherungsanstalten, nicht zuletzt aber auch<br />
<strong>der</strong> kirchlichen Führerschaft die Erziehungsarbeit<br />
zu leisten, ohne die jede Reform bei dem Versagen<br />
sittlicher Kräfte unfruchtbar sein würde.<br />
Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung war <strong>der</strong> am Nach»<br />
mittag gebotene Vortrag de« pfälzischen<br />
Sozialpfarrers Kopp über d i e<br />
Jugend <strong>im</strong> sozialen Ringen <strong>der</strong><br />
Gegenwart. Au« reicher Erfahrung in <strong>der</strong><br />
Jugendarbeit und genauer Kenntnis <strong>der</strong> Lage<br />
<strong>der</strong> oberrheinischen Gemeinden heraus gab<br />
Pfarrer Kopp zunächst ein lebendige« Bild <strong>der</strong><br />
geistigen und seelischen Situation, die die Arbeiter-<br />
und Nauernjugend <strong>im</strong> Blick auf die sozialen<br />
Probleme <strong>der</strong> Gegenwart aufweist. Bei<br />
aller Verschiedenheit <strong>der</strong> Lage in den rein<br />
bäuerlichen und den gemischten Gemeinden läßt<br />
sich ein« übereinst<strong>im</strong>mend sagen: Abgesehen von<br />
kleinen Kreisen <strong>der</strong> ländischen Jugend ist die<br />
Jugend in den entscheidenden Jahren zwischen<br />
weil s!c i»»ere Entleerung <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege<br />
und Zerstörung ihrer besten Kräfte bedeutet,<br />
Ihre Stellung zur freien Wohlfahrtspflege<br />
wird sie in gemeinsamer Arbcitslinie<br />
sehen mit den Organisationen, die mit ihr für<br />
die Bedeutung <strong>der</strong> weltanschaulichen Kräfte eintreten<br />
und mit ihr jeden ehrlichen Willen zum<br />
Dienst, gleichviel, ob er auch aus einem an<strong>der</strong>en<br />
weltanschaulichen Lager kommt, Raum<br />
zur Arbeit lassen wollen.<br />
Wohlfahrtspflege als persönliche Hilfe aufgefaßt,<br />
die über die Vermittlung materieller Werte<br />
hinausgeht, muß die seelische Einstellung des<br />
Hilfsbedürftigen erfassen, ihn als Kind seiner<br />
Zeit verstehen können. Dr. Annerose<br />
Fröhlich, Hannover, sprach in diesem Zusammenhang<br />
über „D as geistige Gesicht<br />
de« heutigen Menschen". Ihre Ausführungen<br />
galten hauptsächlich dem jugendlichen<br />
Menschen <strong>der</strong> mittleren und unteren<br />
Volksschicht. Da« Zeitalter <strong>der</strong> Technik stellte<br />
den NIenschen in eine neue Welt, <strong>der</strong>en Gehalt<br />
er noch nicht ausgeschöpft hat. Es führte<br />
ihn über die Grenzen des Indioidual<strong>im</strong>u« in<br />
wirtschaftlicher, sozialer und ethischer Beziehung<br />
hinaus. Die jüngste Generation ist gekennzeichnet<br />
durch einen Drang, in die überpersönliche<br />
Welt vorzustoßen. Sie erlebt in <strong>der</strong><br />
Technisierung nicht nur eine neue Sachlichkeit,<br />
son<strong>der</strong>n auch eine neue Romantik, In ihr beobachten<br />
wir ein individuelle« Einsetzen für überindividuclle<br />
Zwecke, die Entwicklung eines<br />
neuen Ruhmgedankcn«. Einige charakteristische<br />
Merkmale zeigen sich, beispielsweise anscheinend<br />
geistige Uebersättigung, Gleichgültigkeit, Stumpfheit,<br />
innerste Zerfahrenheit, naiver Realismus<br />
und eine große technische Neugier. <strong>Das</strong> Groteske<br />
wird bevorzugt. Zu beobachten ist ferner<br />
ein gesteigerter Aktivismus: ein neue« Heldentum,<br />
da« beispielsweise in <strong>der</strong> Einsamkeit in<br />
<strong>der</strong> Höchstleistung ein Neue« erlebt. Der heutige<br />
jugendliche Mensch ist ein Träger lebendiger<br />
Spannungen. Zeitgemäßer Verkündigung<br />
ist er zugänglich, er strebt nach <strong>der</strong> lleberwindung<br />
<strong>der</strong> Min<strong>der</strong>wertigkeit <strong>im</strong> religiösen,<br />
sozialen und ethischen Sinn.<br />
Zwcikleinere Referate behandelten<br />
»och Selbstdarstellungen Jugendlicher<br />
in Tagebüchern und Selbstbiographien,<br />
Wohlfahrtspflege, die von <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />
getragen wird, zielt ab<br />
auf Gemeinschaft. Die Fürsorgerin als<br />
Beauftragte <strong>der</strong> Gemeinschaft steht dem Hilfsbedürftigen<br />
gegenüber, dessen Willen zur Gemeinschaft<br />
sie wecken, dessen Wi<strong>der</strong>stand gegen<br />
die Hilfeleistung sie überwinden soll. Diese<br />
Fragen behandelte Frau Studienrat<br />
Nitzsche, Berlin, in ihrem Referat „D i e<br />
persönlich seelische Verbindung<br />
zwischen Fürsorger und Hilfsbedürftigen".<br />
In dem Hilfsbedürftigen soll<br />
eine bewegende Kraft erweckt werden. Tat,<br />
Wort, Organisation allein können diese Wirkung<br />
nicht Heroorbringen, es gehört dazu eine<br />
persönliche Kraft, doch stellen sich dem Wi<strong>der</strong>stände<br />
sowohl von feiten de« Hilfebedürftigen<br />
als in <strong>der</strong> Person de« Fürsorger« entgegen. Die<br />
Wi<strong>der</strong>stände <strong>im</strong> Hilfsbedürftigen liegen beispielsweise<br />
in <strong>der</strong> verschiedenen Lebensführung, <strong>der</strong><br />
verschiedenen Standeszugehörigkeit von Fürsorger<br />
»nd Hilfsbedürftigem, in <strong>der</strong> Verschiedenheit<br />
<strong>der</strong> Weltanschauung, in individuellen Unterschieden,<br />
die sich zeigen, dann vor allem in<br />
dem Wi<strong>der</strong>stand gegen Hilfe überhaupt. An die<br />
Stelle <strong>der</strong> Bitte tritt heute die For<strong>der</strong>ung.<br />
Die Abwehr gegen die Hilfe ist heute wie eine<br />
wachsende Welle. Stärker wird die Bewegung<br />
zur Selbsthilfe. Die Wi<strong>der</strong>stände, die in <strong>der</strong><br />
Person des Fürsorger« liegen können, sind beispielsweise<br />
<strong>der</strong> 3I?angel an Kenntnis <strong>der</strong> tatsächlichen<br />
Verhältnisse des Hilfsbedürftigen, infolgedessen<br />
die Hilfe vom Fürsorger au« best<strong>im</strong>mt<br />
wird und nicht aus <strong>der</strong> Notwendigkeit<br />
<strong>der</strong> tatsächlichen Lage des Hilfsbedürftigen, ist<br />
auch psychologische Unkenntnis. Die Fürsorgerin<br />
muß heute psychologisch sehr geschult<br />
sein, doch darf ihr Wissen nicht zur Routine<br />
werden. Es gilt nicht, den an<strong>der</strong>en zu erforschen,<br />
son<strong>der</strong>n ihn frei zu machen, nicht, ihn nach<br />
einer Methode zu erziehen, son<strong>der</strong>n ihn aufzuschließen,<br />
nicht, in seine Tiefe zu steigen, son<strong>der</strong>n<br />
seine Tiefe zu heben. Schließlich kann<br />
noch vorhanden sein <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand des Unvermögens,<br />
<strong>der</strong> mangelnden fachlichen Schulung.<br />
— Der heutige Mensch scheut sich vor <strong>der</strong> Beziehung<br />
von einem zum an<strong>der</strong>en. Er sucht<br />
Solidarität, er sucht eine Genossenschaft, die<br />
sich nicht persönlich um ihn kümmert. An<br />
Stelle <strong>der</strong> persönlichen Beziehungen setzen wir<br />
heute lieber die Sozialpolitik. Dürfen die evangelischen<br />
Christen mitarbeiten bei dem, was nicht<br />
das Heil des einzelnen, son<strong>der</strong>n die Weltgestaltung<br />
angeht? Ihnen ist die grenzen«<br />
lose Aufgabe <strong>der</strong> Weltgestaltung gegeben, nicht<br />
die Bindung an ein best<strong>im</strong>met« Programm. Ihre<br />
Aufgabe ist es, Gewissen zu sein für die Weltgcstaltung.<br />
Aber die Neugestaltung durch das<br />
Evangelium fängt <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> einzelnen an, E«<br />
ist nicht richtig, von <strong>der</strong> persönlichen Verbindung<br />
des Fürsorger« zum Hilfsbedürftigen zu<br />
Zur internationalen sozialen Arbeit <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>n (Stockholm)<br />
sind eben zwei Schriften <strong>im</strong> Wan<strong>der</strong>erverlag zu<br />
Zürich erschienen, die von allen dankbar begrüßt<br />
werden, die sich hier zu orientieren wünschen. Ü.<br />
Adolf Keller gibt in seinem 24 Seiten umfassenden<br />
1, Heft <strong>der</strong> „Studien und Dokumente"<br />
de« internationalen sozialroissenschaftlichen Instituts<br />
in Genf unter dem Titel „die Fortsetzungsaibeit<br />
<strong>der</strong> Stockholmer<br />
Ncltkirchenkonferenz" einen kurzen<br />
Ueberblirk über die Auswirkungen von Stockholm<br />
in den verschiedenen <strong>Kirche</strong>ngebieten <strong>der</strong> Welt,<br />
eine Darstellung <strong>der</strong> an Stockholm geübten Kritik<br />
und vor allem einen Aufriß <strong>der</strong> jetzigen Organisation<br />
de« Fortsetzungsausschusse« mit seinen<br />
Kommissionen. Hat sich inzwischen auch <strong>der</strong> Fortsetzungsausschuß<br />
<strong>der</strong> Weltkonferenz al« Oekunomischer<br />
Rat für praktisches Christentum konstituiert,<br />
so ist doch an seinem Aufbau nichts geän<strong>der</strong>t<br />
und das Heft v. Keller« vermag auch<br />
für die nächste Zeit seinen Dienst zu tun.<br />
Weit wichtiger ist eine an<strong>der</strong>e Veröffentlichung<br />
(Heft 2 <strong>der</strong>selben Schriftenreihe): „Soziale<br />
Programme <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>n und freier<br />
religiöser Organisationen". (98 Seiten).<br />
Zum ersten Male erhalten wir in handlicher<br />
Form eine Sammlung <strong>der</strong> wichtigsten sozialen<br />
Kundgebungen aus den verschiedensten <strong>Kirche</strong>n.<br />
So sehr es zu bedauern bleibt, daß noch<br />
<strong>im</strong>mer eine Flugblattausgabe <strong>der</strong> Botschaft von<br />
Stockholm fehlt, hier finden wir nicht nur sie,<br />
son<strong>der</strong>n darüber hinaus eine Fülle sonst nicht<br />
leicht zugänglichen Material« vor allem au« den<br />
angelsächsischen <strong>Kirche</strong>ntümern. Genannt sei da«<br />
interessante „Soziale Credo" de« Nordamerika»!-!<br />
scheu <strong>Kirche</strong>nbundes von 1912 bzw. 1819 und<br />
die inhaltoolle Botschaft desselben Bunde« am<br />
„Sonntag <strong>der</strong> Arbeit" von 1929, die auch für<br />
un« de« ernstesten Nachdenkens wert ist; genannt<br />
seien für Großbritannien die Beschlüsse <strong>der</strong> für<br />
die Entwicklung <strong>der</strong> kirchlichen Sozialarbeit in!<br />
England überaus bedeutsamen Lambeth-Konferenz<br />
<strong>der</strong> anglikanischen Bischöfe von 1920 und<br />
auch hier die Erklärungen zum „Sonntag den<br />
Arbeit" dieses Jahres. Au« Deutschland werden<br />
alle in Betracht kommenden Kundgebungen<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ntage (Bethel) und de« deutschen eoan-'<br />
reden. Nicht wir treten mit ihm in Verbindung,<br />
son<strong>der</strong>n Gott. An dem Fürsorger kann<br />
nur klar werden, daß er unter dem Anspruch<br />
Gottes lebt. Von ihm kann gefor<strong>der</strong>t werden,<br />
die Liebe, die nicht Sympathie ist, son<strong>der</strong>n<br />
praktische Tat, So entsteht die persönlichseelische<br />
Verbindung Gotte« mit dem Hilfsbedürftigen<br />
durch unsere St<strong>im</strong>me.<br />
An einige <strong>der</strong> Vorträge schloß sich eine lebhafte<br />
Aussprache an.<br />
Ein Ausklang für manche Fragen brachte <strong>der</strong><br />
Nachmittag des 5. 10., den die Teilnehmerinnen<br />
in <strong>der</strong> Erziehungsanstalt für schulentlassene<br />
Mädchen, Bethesda, verbrachten, in dem<br />
Erleben <strong>der</strong> schlichten Tat <strong>der</strong> Liebe. Den<br />
Abend beschloß eine liturgische Abendandacht<br />
in <strong>der</strong> Kapelle, in <strong>der</strong> die Organistin, Fräulein<br />
Schild, einige Orgelvorträge brachte. Der<br />
Sonntagmorgcn vereinigte die Freizcitteilnchmerinnen<br />
mit <strong>der</strong> Anstaltsgemcinde in <strong>der</strong> Kapelle<br />
<strong>der</strong> Anstalt zum Gottesdienst. Direktor<br />
Liz. Ohl hielt die Predigt über die Worte:<br />
„Laß dir an meiner Gnade genügen,<br />
denn meine Kraft ist in den<br />
Schwachen mächtig", die von den Versammelten<br />
als ein Geleitwort in ihre Arbeit<br />
mitgenommen wurden.<br />
Soziales<br />
gelischen <strong>Kirche</strong>nausschusse« mitgeteilt, darüber<br />
hinaus die Programme <strong>der</strong> freien evangelisch-sozialen<br />
Verbände, (Was freilich in diesem Rah»<br />
men eine Kundgebung kirchlicher Verbände Sachsen«<br />
zum Wirtschaftskampfe <strong>der</strong> Gegenwart bedeuten<br />
soll, ist nicht zu erkennen.) Schließlich<br />
werden auch französische christlich soziale Programme<br />
und das <strong>der</strong> japanischen „Freunde Jesu"<br />
von Interesse sein. Genug, die« wertvolle Material<br />
liegt nun vor. E« sollte in sozialen Arbeitsgemeinschaften<br />
aller Art reichlich Gebrauch von<br />
ihm gemacht werden. Der Preis beträgt 2,5<br />
Schweizer Franken; bei Partiebezug über<br />
Pfarrer Liz. Menn, Düsseldorf, nur 1,5 Schweizer<br />
Franken.<br />
Zur Frag« <strong>der</strong> Sonntagsruhe <strong>im</strong> Handel<br />
hat eine au« best<strong>im</strong>mtem Anlaß erfolgte<br />
Rundfrage des G. d. A. (Gewerkschaft <strong>der</strong> Angestellten)<br />
in Koburg sehr interessante« Material<br />
über die Wünsche <strong>der</strong> Geschäftsinhaber selbst<br />
ergeben. Von 300 Fragebogen wurden 190 beantwortet,<br />
so daß rund zwei Drittel <strong>der</strong> in<br />
Betracht kommenden Interessenten ihre Meinung<br />
ausgesprochen haben. Es sprachen sich au«<br />
für völlige Sonntagsruhe 1l>,5?2<br />
für t geschäftsoffenen Sonntag 3,7 A<br />
für 2 geschäftsoffen« Sonntage 43,7 A<br />
(und zwar fast alle für 2 Sonntage in<br />
<strong>der</strong> Weihnachtszeit)<br />
für 3 geschäftsoffene Sonntage 23,4 A<br />
(wie<strong>der</strong>um die Mehrheit in <strong>der</strong> Weihnachtszeit)<br />
für 4 geschäftsoffene Sonntage 13,7^<br />
für 5 geschäftsoffene Sonntage 2,6 A<br />
für 8 geschäftsoffene Sonntage 1^<br />
für weitere geschäftsoffene Sonntage 0,5 A<br />
E» ist überaus bemerkenswert, daß selbst für die<br />
Ausnutzung <strong>der</strong> überlieferten Geschäftsfreiheit an<br />
den Adventssonntagen keine Majorität <strong>der</strong> Geschäftsleute<br />
eingetreten ist. Mit zwei offenen<br />
Sonntagen würde schon eine Mehrheit, nämlich<br />
27,9 Prozent mit dreien die überwältigende<br />
Mehrheit von 81 Prozent <strong>der</strong> Koburger Geschäftswelt<br />
befriedigt sein. Dabei ist Koburg eine<br />
Landstadt, für die die geschäftsoffenen Sonntage<br />
<strong>im</strong>mer al« beson<strong>der</strong>s wichtig, weit wichtiger als<br />
^füc die Großstädte bezeichnet worden sind. Für<br />
die Beurteilung <strong>der</strong> mannigfachen Bestrebungen<br />
207
208<br />
für Vermehrung <strong>der</strong> gcschäftsoffenen Sonntage<br />
auch in <strong>der</strong> Rhcinprooinz sowie <strong>der</strong> Frage<br />
de« Ladenschlusses amHeiligabend<br />
ist es wichtig, an einem solchen Beispiel zu<br />
sehen, daß auch die Geschäftswelt selbst keineswegs<br />
einheitlich urteilt und empfindet. Die Prooinzialsynode<br />
hat sich hinter die schon <strong>im</strong> vergangenen<br />
Jahre vom Provinzial-<strong>Kirche</strong>nrat vertretenen<br />
Bestrebungen zur Sicherung des frühen<br />
Ladenschlusses am Heiligabend gestellt und Synoden<br />
und Gemeinden um ihre energische Unterstützung<br />
gebeten, auch <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> geschäftsoffenen<br />
Sonntage ihre Aufmerksamkeit mit dem<br />
Wunsche nach möglichster Beschränkung ihrer<br />
Zahl zugewandt. Vielleicht würde es eine För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Sache bedeuten, wenn wir ähnliche<br />
Rundfragen örtlicher Art durchführen und ihre<br />
Ergebnisse bekanntgeben könnten. Jetzt wäre<br />
die rechte Zeit! Es ist au« den Bemühungen<br />
um den frühen Ladenschluß am Heiligabend des<br />
vorigen Jahres bekannt, daß diese in Koblenz<br />
an <strong>der</strong> Weigerung einer einzigen Firma scheiterten.<br />
So darf es nicht wie<strong>der</strong> gehen. Eine Front^<br />
<strong>der</strong> einsichtigen Geschäftsinhaber müßte stark genug<br />
sein, um <strong>der</strong>artige Wi<strong>der</strong>stünde zu überwinden,<br />
vor allem dann, wenn hinter ihnen eine<br />
Front von verantwortungsbewußten Käufern<br />
stände. Diese gilt es in erster Linie zu schaffen.<br />
Einen interessanten Einblick in die Rationa-<br />
lisiernng des Steinkohlenbergbaues<br />
gewährt ein Bericht de« Nergassessors<br />
Wedding aus Essen in Nr. 38 und 40 <strong>der</strong> Zeitschrift<br />
„Glückauf". Einiges dürfte auch für den<br />
Nichtfachmann verständlich sein. Zuerst ein<br />
Ucberblick über die Entwicklung von <strong>der</strong> Handzur<br />
Maschinenarbeit:<br />
Es wurden geleistet in Prozent <strong>der</strong> Kohlengewinnung<br />
1943 1825 Januar 28<br />
durch Hand- und<br />
Schießarbeit 87,8)3 52 A<br />
mit Hilfe von<br />
Abbauhämmern 2,2)3 36,5)2<br />
mit Hilfe von<br />
Schrämmaschinen — 11,5)s 6)3<br />
Diese außerordentlich rasche Maschinisierung<br />
eine« vor kurzem noch fast rein „handwerklichen"<br />
Berufe« ist es, die von einem großen Teil <strong>der</strong><br />
Bergleute heute noch nicht als körperlich entlastend,<br />
son<strong>der</strong>n als überaus aufreibend empfunden<br />
wird. Es ist zu hoffen, daß es sich dabei<br />
nur um Ucbergangserscheinungen handelt, die mit<br />
besserer körperlicher Anpassung einer jüngeren<br />
Generation und mit technischer Verbesserung <strong>der</strong><br />
in Frage kommenden Maschinen überwunden<br />
werden. Sonst würde <strong>der</strong> durch Steigerung bzw.<br />
Verbilligung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung sich ergebende wirtschaftliche<br />
Gewinn allzu teuer bezahlt fein.<br />
Eine weitere wichtige Rationalisierungsmaßnahme<br />
ist die Betriebszusammenfassung<br />
an wenigen Punkten, die sich sowohl in<br />
<strong>der</strong> Stillegung ganzer Schachtanlagen und<br />
Außerbetriebssetzung ganzer Abteilungen wie in<br />
<strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> innerbetrieblichen Arbeit auswirkt,<br />
freilich hier mit erheblichen Unterschieden<br />
je nach <strong>der</strong> Beschaffenheit <strong>der</strong> Flöze, vor allem<br />
je nach ihrer Lagerung. Der Erfolg <strong>der</strong> Betriebszusammenfassung<br />
liegt in <strong>der</strong> Vermin<strong>der</strong>ung des<br />
technischen Aufwandes, insbeson<strong>der</strong>e des Materialverbrauch«,<br />
und wohl in einer Erhöhung <strong>der</strong><br />
effektiven Arbeitszeit durch Ersparung von Wegen.<br />
Im Vergleich mit dem März 1827 ergab<br />
sich für den Januar 1828 <strong>im</strong> ganzen Ruhrbergbau<br />
folgende«:<br />
1. Bei einem „Einfallen" von<br />
2. Abnahme <strong>der</strong> Abbaubetriebspunkt in )3<br />
3. Zunahme <strong>der</strong> arbeitsgl. För<strong>der</strong>ung je Be»<br />
triebspunkt in ?3<br />
1. 2. 3.<br />
0—25 A<br />
25—35 )3<br />
35—55 A<br />
55—80 A<br />
. Schulfreund 11, 168—70). — Pä°
dagogischeAufklärung des Elternhauses,<br />
oon Bückert (Päd. Echo 35,<br />
301 f.). — Lehrerschaft und Elternbeiräte<br />
an höheren Schulen, Elt,-<br />
Bl. für mittlere Schulen VII 10, 342 f,). —<br />
Aufbau <strong>der</strong> Elternoertretung, von<br />
Sebald Schwarz (Deutsche« Phil.-Bl. 44,<br />
661 f), — Die evangelische Schuloer -<br />
e i n i g u n g, oon 3 oellner und Hafa<br />
(Schule und Evangelium IV ?, 447—152). —<br />
Satzung <strong>der</strong> evangelischen Schul-<br />
Vereinigung (ebd. 165—67). — Zur<br />
Neuordnung <strong>der</strong> Serien und des<br />
Schuljahres siehe D. Phil.-Bl. 39, S85 bis<br />
88: 42, 640! 43, 650! 43, 855: 44, 671:<br />
47, 679—82. — Die höhere Schule<br />
zwischen den Zeiten, von Studiendirektor<br />
Ernst Vowinckel (Päd, Echo 41, 351—54,<br />
prinzipielle Ausführungen oon Bedeutung). —<br />
Die Probleme des Nerechtigungswesens<br />
und <strong>der</strong> Mittelschule (zum Teil in<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> höheren Schule) findet<br />
man erörtert in Mittelschule 35, 617—IS,<br />
37, 553! 38, 564—66 f.! 38, 56? f.: 40, 593—96:<br />
42, 589: D. Phil.-Nl. 40, 622: 40, 596 f.:<br />
42, 639 f. Auch rheinische Sonntagsblätter greifen<br />
in die Debatte über diese aktuellen fragen<br />
ein: Ref. Wo.-Bl. Elberfeld 39, 312: Eo.luth.<br />
Ge.«Bl. Elberfeld 40, 486 f.: Licht und<br />
Leben 38, 603: 40, 486 f.! 40, 633 f.: Narmer<br />
Sg.-Nl. 41, 3—4: ogl. noch Päd. Echo 39, 333<br />
(Welche Schule ist billig? oon Dr.<br />
Borghorst), — Da« soziale Frauenseminar<br />
<strong>der</strong> Diakonissenanstalt<br />
Kaiserswerth, von Dr. Hoffmann (Ki,<br />
Rdsch. für <strong>Rheinland</strong> und Westfalen 18, 280 f.),<br />
— Private« evangelische« Oberlyzeum<br />
<strong>der</strong> Diakonissen anstatt mit<br />
Aufbauklassen und Frauenschule,<br />
Verwaltungsbericht 1924—29 (Armenund<br />
Krankenfreund 6—9, 213—319. — Studentenwerk<br />
III, 6 (Oktober 1929), Verlag:<br />
de Gruyter K Co., Berlin, Leipzig, bietet<br />
wie<strong>der</strong> hochinteressantes Material über Werkstudententum.<br />
Studentische Wirtschaftshilfe,<br />
Studentenhäuscr. Einzelheft 1 ^l. Bezugspreis<br />
für da« Jahr 6 ^l, für Studierende<br />
2,50 ^»l.<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Bibliographie rheinischer<br />
evangelischer Zeitschriften<br />
Gemeindliches<br />
Da« Grabdenkmal in <strong>der</strong> Mauer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu<br />
Atzbach (Sgr. Wetzl.-Ld. 43, 671 f.). — Ein<br />
Gruß zum Jubiläum <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>ländischreformierten<br />
<strong>Kirche</strong> in Duisburg,<br />
mit historischen Notizen oon Pastor Hasenkamp<br />
(Sg.-Bl. Duisburg 43, Beilage). — (E l b e r -<br />
fel<strong>der</strong>) <strong>Kirche</strong>nvisitationen vor<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ten, von Pastor Liz. Klugkist-Hesse<br />
(Ref. Wo.-Nl. Elberfcld 41, 325 f.). — Au«<br />
dem ältesten Protokollbuch de« Konsistorium«<br />
(Presbyteriums) <strong>der</strong> ref, Gemeinde Elberfeld,<br />
von demselben (ebd. 41, Beilage: 43,<br />
Beilage). — „Der in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> verprügelte<br />
Seelsorger", Pastor Georg Greth in Eschringen,<br />
1695 (Sgr. Saar 40, Beilage). —<br />
Nie die Kirchcngemcinde Essenberg entstand<br />
(Homberger Sg.-Bl. 38, 455). —<br />
Essenberg als Handelsplatz (ebd. 39, 466<br />
f), — Ein vierter Klingelbeutel, in Garbenhe<strong>im</strong><br />
(Sgr. Wetzl.-Ld, 40, 627 f,), — Großrechtenbach<br />
zur Reformationszeit, Schluß<br />
(ebd, 38, 611 f), — Was ein alte« Grabmal<br />
zu Hochelhe<strong>im</strong> uns erzählt (ebd. 42,<br />
859 f), — Die Issumer <strong>Kirche</strong> nach den<br />
Bauplänen Schinkel« erbaut (Sgr. Nie<strong>der</strong>rh,<br />
43, 671), — Diaspora Karl«brunn, oon<br />
Pastor Iörß (Rhein.-Westf, G.-Ad.-Bl, 10,<br />
75 f.). — Fortsetzung <strong>der</strong> Beschreibung kirchlicher<br />
Sitten und Gebräuche in Kettwig<br />
(So.-Ztg. Kettwia 38—43, letzte Seite). —<br />
Wie die Kapelle zu Kiuzrlbach gegründet<br />
wurde, die Vorgängerin <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> (Sgr. Wetzl.-<br />
Ld. 41, 643 f.). — Die St.°Florin«-<strong>Kirche</strong> in<br />
Koblenz, oon Dr. Fritz Michel (Sg.-Bl.<br />
Koblenz 40, 316: 41, 326). — Lokale Kölner<br />
<strong>Kirche</strong>ngcschichte zur Zeit <strong>der</strong> Reformation,<br />
oon Pastor van den Brück (Cgr. Kalk 38,<br />
588), — GrundsteinlegungsUrkunde <strong>der</strong> Lint -<br />
forter <strong>Kirche</strong> (Sg.-Bl.'Wesel 42, 503: Sar.<br />
Nic<strong>der</strong>rh. 43, 672), — Aus <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
<strong>der</strong> Gemeinde Mei<strong>der</strong>ich, oon E. Gel<strong>der</strong>blom<br />
(Ki. Wo.-Bl, Mei<strong>der</strong>. 38, 303: 43,<br />
344 f.). — Urkunde bei <strong>der</strong> Grundsteinlegung<br />
zum Turmbau in Rayen (Grafschafter Sonntagsbote<br />
40, 320). — Wie Rün<strong>der</strong>oth sein<br />
Gotteshaus erneuerte (Sgr. Agger 38, 596),<br />
— Funde oom früheren Schloß S o n « b e ck<br />
wurden photographiert (Sgr. Niedcrrh. 42,<br />
569). — Geschichtliches über die Vogelsangkirche<br />
in Stolberg (Ge.-Nl. Aachen 41, 643). —<br />
Ein dritter Klingelbeutel (Sgr. Wetzl.-<br />
Ld. 38, 596). — Ist <strong>der</strong> Klingelbeutel<br />
eine Sitte o<strong>der</strong> eine auf <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nordnung<br />
beruhende Einrichtung? (ebd. 39, 612), — <strong>Das</strong><br />
Verschwinden oon alten Kirchwegen und Pfaden<br />
durch die Zusammenlegung, Flurbereinigung (ebd.<br />
42, 660). — Eine Schuloisitation in WichlingHausen<br />
oor 125 Jahren (Sgr. Wichlingh.<br />
44, 7). — Wie in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Wiß -<br />
mar da« silberne Glöckchen am Klingelbeutel<br />
gestohlen wurde (Sar. Wetzl.-Ld. 40, 628). —<br />
Zur Umgemeindung siehe Ki. Wo.-Bl.<br />
Gladbach 39, 323: 42, 346: Ki, Wo.-Nl. Mei<strong>der</strong>ich<br />
40, 316: 41, 324: Berg. So.-Bl. 42, 7.<br />
Persönliches<br />
Luther und Clarenbach, oon Pastor<br />
Dr. Bachmann (Narmer Sg.-Bl. 44, 2). —<br />
Der Bekenner de« Berg, Landes,<br />
Fortsetzung, oon Pastor Buddeberg (Eo.luth.<br />
Gem.-Bl. Elberfeld 39, 470—72: 40, 483<br />
bi« 485: 41, 494—96). — Adolf Clarenbach,<br />
von Studienrat Liz. Dr. Busch (Mittcilungsbl.<br />
des Mel.-Bundes 3/29, i). —<br />
Adolf Clarenbach, oon Studicnrat Cla -<br />
renbach, Schluß (Der Eo. Schulfreund 10,<br />
146—50). — Zur Geschichte Adolf<br />
Clarenbachs, von Pastor H. Dung«<br />
(Volkskirchenbund Krefeld 11, 315—17). —<br />
Adolf Clarenbach, von Pastor von <strong>der</strong><br />
Hey dt (Sg.-Bl. Koblenz 38, 300—301). —<br />
Adolf Clarenbach, ein Märtyrer<br />
evangelischen Glaubens, von Sup.<br />
Liz. Klingenburg (Sgr, Rheinl, 39, 599<br />
bis 601), — A dolf Clarenbach« Weg<br />
durch Köln, von Pastor Liz. Klugkist<br />
Hesse (Ref. Wo.-Bl. Elberfeld 38, 302: 39,<br />
308—10: 40, 316—18). — Die rheinische<br />
<strong>Kirche</strong> grüßt das Gedächtnis<br />
Adolf Clarenbachs, oon demselben (ebd.<br />
38, 310 f.). — Adolf Clarenbach und<br />
Martin Luther, von demselben (Ref. Ki-<br />
Ztg. 39, 305—07). — Adolf Clarenbach«<br />
<strong>Kirche</strong>nbegriff, oon demselben<br />
(Christliche Freiheit 19, 195 f.). — Adolf<br />
Clarenbach« letzte Stunden, von<br />
demselben (Ki. W.-Bl. Gladbach 38, 310 f.:<br />
39, 318). — Ucber desselben Verfasser« Frühlicht<br />
am Rhein vergleiche noch: Deutscher<br />
Volksbote für Sieg und Agger 42, 167: Ref.<br />
Wo.-Bl. Elberfeld 39, Beilage: Eo. Gemeindebl.<br />
Berg.-Gladbach 38, 586: Sonntagsblatt Koblenz<br />
38, 303: Der Sonntagsfreund 38, Beilage. —<br />
Adolf Clarenbach, <strong>der</strong> Reformator<br />
de« Berg. Landes, oon Prof. Dr,<br />
Nie möller (Gem.-Bl. für Neuwied und<br />
Heddeedorf 43, 4 f.). — Adolf Clärenbach<br />
in Wesel, oon Pastor Ooer (Sgr.<br />
Nie<strong>der</strong>rh. 38, 611 f.: Sg.-Nl. Wesel 38,<br />
466 f.). — Der Märtyrer de« Bergischen<br />
Lande«, oon Dr. Ernst<br />
Schmidt (Barmer Sg.-Bl. 38, 2—4: Sg.-Bl,<br />
Duisburg 38, 458—61). — Adolf Clarenbach,<br />
<strong>der</strong> Reformator und<br />
Märtyrer de« Bergischen Landes,<br />
von Rektor Vogelsang (Eo. Schulfreund<br />
10, 150 f.). — Ein Clarenbach-Erwägen,<br />
oon Pastor Werner (Sgr. Opladen<br />
39, 611 f.). — Ein zweifache« Märtyrer-Gedächtnis<br />
zum 28. September<br />
(Der Ruf 10, 289 f.). — Da«<br />
Bekenntnis unsere« evangelischen<br />
Glaubens (Ge.-Nl. Remscheid 39, 1 f.). —<br />
Adolf Cla renbach, nach einer Zeichnung<br />
oon Karl Bauer (Ref. No.-Bl, Elberfeld<br />
40, 317). — Adolf Clarenbach,<br />
Gedicht oon L. Mahnert (Eo. Ge.-Bl.<br />
Remscheid 39, 2). — Adolphus Clarenbach,<br />
Gedicht von I. R. (Kraft aus <strong>der</strong><br />
Höhe 39, 366). — Adolf Clarenbach,<br />
Gedichte oon E. II e l l e n be r g (Ronsdorfer<br />
Hausfreund 39, 619), — Au« einer vor<br />
200 Jahren gehaltenen Clarenbach-Predigt<br />
(Eo.-luth. Ge.-Bl. Elberfel»<br />
39, 472). — Die letzten Zeugnisse<br />
Adolf Clarenbach« (Ref. Wo.-Bl. Elberfeld<br />
38, 309). — Clarenbach-Worte<br />
(Volkskirchenbund Krefeld 11, 312 f.). —<br />
Worte oon Adolf Clarenbach (Kraft<br />
au« <strong>der</strong> Höhe 41, 322). — Worte Peter<br />
Fliest eben« (Ref. Wo.-Bl. Elberf. 43,<br />
325). — Adolf Clarenbach (Sg.-Bl.<br />
Bonn 39, 599—602). — Zum 28. September<br />
(Ki. Wo.-Bl. Radeoormwald 39, 3).<br />
— Zum C l a r e n b a ch - G e d ä ch t n ! «<br />
(Kraft au« <strong>der</strong> Höhe 38, 365). — Adolf<br />
Clarenbach, wir grüßen dich (Ronsdorfer<br />
Hausfr. 39, 617 f.). — Da« Figgesche<br />
Clarenbach Festspiel (Sg.-Nl.<br />
Koblenz 40, 319). — Die Clarenbach-Feier<br />
(ebd. 40, 315 f.) — Die<br />
4 00-Ia H r fe i er am Clarenbach-<br />
Denkmal (Kraft aus <strong>der</strong> Höhe 40,<br />
316). — Am 2 8. September 182S an<br />
<strong>der</strong> Feuerhütte oom 28. September<br />
1528, oon Pastor Liz. Klugkist<br />
Hesse (Ref. Wo.-Bl. Elberf. 40, Beilage). —<br />
Die Clarenbach-Feier am 22. S.<br />
1828 in Lüttringhausen (Barmer<br />
Sg.-Bl. 39, 3: Eo.-luth. Ge.-Bl. Elberfeld 41,<br />
486 f.). — Die Rede oon Präfes v.<br />
Wolff, Aachen, am Clarenbach-Denkmal<br />
bei Lüttringhausen am 22. 8. (Volkskirchenbund<br />
Krefeld 11, 314 f.). — Pastor Oesl'ng-<br />
Haus' Ansprache bei <strong>der</strong> Gedenkfeier <strong>der</strong><br />
Kreissynodc Köln an <strong>der</strong> Richtstätte am 28. 8.<br />
1828 (Sgr. Rheinl. 43, 662 f.: Ronsdorfer<br />
Hausfreund 44, 698—704). — Auf den<br />
Höhen des Belgischen Landes (Ki.<br />
Wo.°Bl. Gladbach 38, 320 f.). — Wortlaut<br />
<strong>der</strong> Clarenbach-G ebenktafel<br />
am Buscherhof (Eo. Ge.-Nl. Remscheid<br />
42, 4). — Photo graphie <strong>der</strong>selben (Ref.<br />
Wo.-Vl. Elberfeld 44, 349). — Gedächtnisfeier<br />
des Familienoerbande«<br />
Clarenbach, von August Clarenbach<br />
(Ref. Wo.-Bl. Elberfeld 42, 335: vergleiche Gemeindebl.<br />
Vohwinkel 23, 523 f.). — Dank an<br />
die Stifter und Spen<strong>der</strong> oon Geldgaben für<br />
209
Ausschmückung <strong>der</strong> Adolf-Clarenbach-<br />
<strong>Kirche</strong> in Rein«hagen (Eo. Gm.-Bl.<br />
Remscheid 42, 8). — H o l z s ch n i t t: „Der<br />
Märtyrertod des Adolf Clarenbuch<br />
und Peter Fliesteden am 28.<br />
(sie!) September 4529" (Der junge Tag 11,<br />
164). — Ein merkwürdiges, aber bemerkenswerte«<br />
Vermächtnis von 1730, von Balthasar<br />
Baron Campe „Hausen (Ref. Wo.-Bl. Elbcrfeld<br />
38, 288 f.) — Zum Gedächtnis von<br />
Prof. O. Th. Christlieb, Schluß (Ki. Rdsch.<br />
Rheinl. und Wests. 18, 276—78). — Eine reformierte<br />
Traurede, r»on Prof. D, Karl Barth,<br />
Münster (Cronenbergcr ref. Wo.-Bl. 43, 344;<br />
44, 352). — Henricu« Daubert, Schluß de«<br />
zweiten Teil« (Sgr. Wetzl.-Ld. 38—44, vorletzte<br />
bzw. letzte Seite), — Die Pfarrer <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Dhünn <strong>im</strong> letzten Jahrhun<strong>der</strong>t (Eg.-Glocken<br />
38—42, letzte Seite). — Theodor Fliedner<br />
als junger Pfarrer, von Pastor Liz, Brandt (Die<br />
Prof. N. Karl Barth in Münster hat den<br />
Ruf auf den Systematischen Stuhl <strong>der</strong> eoangeltheologischcn<br />
Fakultät in Bonn angenommen.<br />
— Gen.-Sup, a. D. Prof. V. K l i n g e m a n n,<br />
Bonn, vollendet am 28. 11. sein 70, Lebensjahr.<br />
^ <strong>Kirche</strong>nkreis Aachen<br />
Die Ortsgruppe de« <strong>Evangelische</strong>n Bunde«<br />
brachte am Reformationstage da« Clärenbach-Festspiel<br />
von Pfarrer Grie«,<br />
Rötgen, zur Aufführung. — Die Volkskirchliche<br />
Vereinigung veranstaltete am 8. 10. eine liturgische<br />
Feier als 400-Iahr-Gedächtni«<br />
de« Marburger Religionsgespräch«<br />
in <strong>der</strong> Narmherzigkeitskapelle <strong>der</strong> altkatholischen<br />
Gemeinde auf dem alten evange-<br />
Iugendführertagung in Essen<br />
W Januar 1930<br />
Seit Januar diesen Jahres erscheint <strong>im</strong> Bärenreiter-Verlag,<br />
Kassel, unter Schriftleitung von<br />
Pfarrer Walter Uhsadel, Hamburg,<br />
eine Zeitschrift „D ie <strong>Evangelische</strong><br />
Iugendführung". Dieses Blatt ist ein<br />
Ausdruck dafür, daß sich ein Kreis zusammengefunden<br />
hat, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Jugendbewegung<br />
herkommend sich vor die Aufgabe evangelischer<br />
Jugendführung gestellt sieht. Es sind Menschen<br />
au« den verschiedensten Lagern, die hier mitarbeiten,<br />
und die versuchen wollen, durch diese<br />
gemeinsame Arbeit zur Klarheit zu kommen.<br />
Da« Erscheinen dieser Zeitschrift ist erst möglich<br />
gewesen auf Grund eines mehrfachen Zusammenkommen«<br />
und Miteinan<strong>der</strong>-Arbeitens<br />
Nach wie vor werden diese Blätter in Verbindung<br />
stehen müssen mit solchen Zusammenkünften.<br />
Den äußeren Rahmen sowohl für die Zeitschrift<br />
wie für diese Zusammenkünfte gibt „d e r<br />
A r b e i t « r i n g", das heißt: eine lose Verbindung<br />
zwischen Neuwerkkrei«, Christdeutscher<br />
Jugend, den Nie<strong>der</strong>sächsischen Volkshochschulen,<br />
dem Lichtensteiner Bund und dem Bund Deutscher<br />
Iugendvereine. Seit 1927 veranstaltet<br />
dieser Arbeitsring Lehrgänge für Eva n><br />
gelische Iugendführung. Zum erstenmal<br />
war ein solcher in Marburg/Lahn <strong>im</strong><br />
Jahre 1827. Bei diesen Lehrgängen kommt e»<br />
nicht so sehr darauf an, mit fertigen Resultaten<br />
vor einen größere» Kreis zu treten, son<strong>der</strong>n<br />
Diakonisse 10/11, 383—387), — Berufung de«<br />
Pfarrers Egidiu« Günther Hellmund von<br />
Daden nach Wetzlar <strong>im</strong> Jahre 1711 (Sgr.<br />
Wctzl.-Stdt. 38—4l, letzte bzw. vorletzte Seite),<br />
— Da« Grabmal <strong>der</strong> Pfarrfamilie Hert in<br />
<strong>der</strong> Mauer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Nicdcrkleen (Sgr.<br />
Wetzl.-Ld. 44, 687 f.). — Ein Kapitel <strong>der</strong> Gahlcner<br />
Familiengeschichte, <strong>der</strong> Name Hüser<br />
(Sgr. Gahlen 44, 688). — Wie<strong>der</strong> ein Linde<br />
n b o r n <strong>im</strong> Lande (Sgr. Wetzlar-Ld. 39,<br />
612). — Wie zum ersten Male ein Glied <strong>der</strong><br />
Pfarrfamilie Linden bor n nach Odenhausen<br />
kam (ebd. 40, 627). — Etwa« von <strong>der</strong> Geschichte<br />
<strong>der</strong> Michel in Nie<strong>der</strong>kleen (ebd. 61, 644). —<br />
Pfarrer Müller, 25 Jahre Seelsorger in<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Effenberg, von H,, mit kirchengeschichtlichen<br />
Notizen (Homberger Sg,-Bl.<br />
37, 443; 38, 454 f.). — 2er Leben«gang von<br />
Pastor Johannes Neuenhaus, 1886 bis<br />
1822 Pastor in <strong>der</strong> reformierten Gemeinde El-<br />
berfeld, gest. 1929, von Sup, Henrici, Dortmund<br />
(Re. Wo.-Vl. Elberfeld 38, 300 f.- 39,<br />
306). — Nach Ref. Wo.-Bl. Elberfeld 44, Beilage,<br />
wird die Herausgabe seiner Biographie<br />
geplant. — Gedruckte Predigten Remschei»<br />
<strong>der</strong> Pfarrer seit 1748 (Eo. Ge.-BI. Remscheid<br />
41, 5f,). — Zwei Wuppertalcr Christuszeugen,<br />
Vater und Sohn, Roh de, o. Ri.<br />
(Sg.-Nl, Duisburg 43, 511). — Pastor Wülfings<br />
100jährige« Amtsjubiläum am 3. 11.<br />
1929, mit Rückblick auf das 50jährige (Eo. Ge.<<br />
Nl, Remscheid 44, 5—7), — Zum He<strong>im</strong>gang von<br />
Missionsdirektor Pastor Schmidt<br />
vergleich? noch: Berichte <strong>der</strong> Rheinischen Missionsgesellschaft,<br />
Oktober-Heft 1928: De« Meister«<br />
Ruf, Oktober-Heft: Kraft au« <strong>der</strong> Höhe<br />
38, 269 f.: Ref. Wo.-Bl. Elberfeld 39, 306 f,:<br />
Ki. Rundschau für Rheinl. u. Wests. 18, 273<br />
bis 276; Der Herr mein Panier 11, 182 f.,-<br />
Mitteilungsbl. de« Mel.-Bunde« 3/1928, 4.<br />
Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />
tischen Friedhof. Bei dieser Feier sprach die Vikarin<br />
Ina Gschloßt, Köln, über: „Der<br />
Theologen Streit und Frieden". — Am 28, 8.<br />
wurde nach 4jähriger Instandsetzungsarbeit die<br />
alte Vogelsangkirche in Stolberg wie<strong>der</strong> in<br />
Gebrauch genommen, — Zum Vorsitzende» des<br />
Töchterschulvereins für Aachen-Nurtscheid<br />
wurde als Nachfolger de« verstorbenen<br />
Herrn Iarobi gewählt Landgerichtsrat a, 2,<br />
Prof, Dr. Cadenberg,<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis an <strong>der</strong> Agger<br />
Bergneustadt hat die Neudeckung de« schönen<br />
Turme« beendet, <strong>der</strong> ein Wahrzeichen <strong>der</strong><br />
Stadt ist, Derschlag umfangreiche Arbeiten<br />
in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Ende geführt. Auch in Wie -<br />
mit einem Kreis von Menschen, die in ähnlicher<br />
Arbeit stehen, ein Gespräch zu beginnen<br />
o<strong>der</strong> fortzusetzen.<br />
E« war auch nicht <strong>der</strong> Sinn dieser Lehrgänge,<br />
Propaganda für die <strong>im</strong> Arbcitsring zusammengeschlossenen<br />
Bünde zu machen, es kam nicht<br />
darauf an, zu sagen: „wie es hier gemacht<br />
wird" und „daß man e« nun auch so machen<br />
solle", son<strong>der</strong>n das Entscheidende wurde darin<br />
gesehen, daß man sich gegenseitig zur Besinnung<br />
über da«, was man tut, helfen wollte. Da«<br />
Wertvollste lag bei diesen Lehrgängen gar nicht<br />
<strong>im</strong>mer in den Vorträgen, son<strong>der</strong>n vielmehr in<br />
<strong>der</strong> Art, wie man versuchte miteinan<strong>der</strong><br />
zu arbeiten,<br />
E« ist das nicht <strong>im</strong>mer gelungen; aber jedenfalls<br />
haben wir mit diesen Lehrgängen <strong>im</strong>mer<br />
einen Dank von denen geerntet, die nicht mehr<br />
„unverzagt und ohne Grauen" an ihre eigene<br />
Jugendarbeit denken können. Wir haben Teilnehmer<br />
wohl von allen Verbänden <strong>der</strong> sogenannten<br />
<strong>Evangelische</strong>n Jugendarbeit gehabt.<br />
Wir haben heftige Kritik erfahren, aber noch<br />
viel dankbarere Zust<strong>im</strong>mung und sich häufende<br />
Bitten um Fortführung<br />
dieser Arbeit, Dabei können wir von<br />
keinem unserer Lehrgänge sagen, daß wir nachträglich<br />
mit irgendwelchen Ergebnissen aufwarten<br />
könnten. Auch die beiden großen Lehrgänge<br />
in diesem Jahr in Lübeck und in Halle<br />
haben uns kein Ergebnis gebracht, wenn man<br />
unter Ergebnis irgendeine neue Zielsetzung o<strong>der</strong><br />
etwa« Aehnliche« versteht. Er ist uns durchaus<br />
nicht so gegangen, daß wir hinterher eine Einigkeit<br />
hätten feststellen können, vielmehr hat gerade<br />
denest haben die Instandsetzungsarbeiten <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> begonnen. — Die <strong>Evangelische</strong>n eines<br />
Ortsteile« von Nie<strong>der</strong>seßmar bei Gummersbach<br />
wurden aus Derschlag nach<br />
Gummersbach umgepfarrt, — Auf <strong>der</strong><br />
Oberbergischen Gemeinschaftskonferenz in D e n klingen<br />
behandelte Pastor Buddeberg,<br />
Elberfeld, Leitsätze über Sündenbekcnntni«. -—<br />
Die Kreisgemeinde hat einen eigenen Bücherboten<br />
angestellt.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Altenkirchen<br />
Die DCSV. (Deutsche Christliche Studenten-Vereinigung),<br />
Gau Siegerland, veranstaltete<br />
vom 26,—28, September ein Treffen<br />
in B e tz d o r f.<br />
unser Hallenser Lehrgang noch nachträglich in <strong>der</strong><br />
Presse eine beachtliche Kritik erfahren.<br />
Bezeichnen<strong>der</strong>weise wird diese Kritik von zwei<br />
Seiten <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> laut: von den politische»<br />
Gruppen und den großen evangelischen<br />
Verbänden. Immer wird uns gesagt, daß<br />
unsere Arbeit nicht zielstrebig genug sei, ja, daß<br />
sie so ziello« sei. Vielleicht liegt c« daran, daß<br />
in <strong>der</strong> Tat für uns Ziele als Gesamtziele<br />
kaum noch bestehen, und hier tragen wir mit an<br />
dem Schicksal unserer Zeit. Aber wir sind <strong>der</strong><br />
Meinung, daß e« weit wichtiger ist, au«<br />
welcher Grundhaltung heraus<br />
heute Jugendarbeit getan wird,<br />
als daß man sich darüber klar ist, welche« Ziel<br />
wohl einmal erreicht werden kann. Um die<br />
Grundhaltung scheint es uns heute zu gehen.<br />
Wir sind in <strong>der</strong> Tat oft genug darüber belehrt<br />
worden, daß bei scheinbar gleicher Zielsetzung<br />
doch die schärfste Differenz in „<strong>der</strong> Begründung"<br />
vorhanden war, und hier zunächst anzusetzen,<br />
scheint uns unsere Aufgabe<br />
zu sein.<br />
Es ist bezeichnend, daß die neue Zeitschrift<br />
„<strong>Evangelische</strong> Iugendführung" ihr Erscheinen<br />
mit einem Aufsatz beginnt, „Was heißt<br />
<strong>Evangelische</strong> Iugendführung". Für<br />
diese« Ringen und Suchen um jene Grundhaltung<br />
ist auch die Anlage unserer Lehrgänge bezeichnend.<br />
Zunächst wurde bei unseren Lehrgängen<br />
versucht, eine psychologische und soziologische<br />
Darstellung <strong>der</strong> Lage unserer Jugend zu geben<br />
und dann erst an die Frage heranzugehen „Was
L <strong>Kirche</strong>nkreis Barmen<br />
Die Umbauten am Gemarker Gemeindestift<br />
sind vollendet. — Zur Einführung in die deutsche<br />
Orgelkunst werden ab Ende September in <strong>der</strong><br />
Iohanniskirche acht Vorträge gehalten. — Zum<br />
Nachfolger von Pastor F u n ck e, Wupperfeld,<br />
ward am 30. 9. gewählt Pfarrer Boccker,<br />
Veldenz, — Am 28. 9. ward in Unterbarmen<br />
ordiniert Vikar Bernhard Wiebel, ein<br />
Sohn de« dortigen Gemeindepfarrer«. — Auf<br />
eine 50jährige Tätigkeit <strong>im</strong> Dienste <strong>der</strong> vereinigten<br />
evangelischen Gemeinden Unterbarmen«<br />
sah am 1. 10. zurück <strong>der</strong> Friedhofeoerwalter<br />
Ernst Küpper. — Am 12. 9. starb in Haan<br />
Rektor i, R. (3. Vor, 1888—1913 Leiter <strong>der</strong><br />
evangelischen Schule an <strong>der</strong> Karnaper Straße<br />
in Barmen, — In Wichlinghauscn wurden<br />
Szenen au« dem Natorpschen Clärenbach-Festspiel<br />
aufgeführt. — Am 3. 10.<br />
übergab Gencralsuperintendent I). Stoltenhoff<br />
den Erweiterungsbau de« Auguste-<br />
Viktoria-He<strong>im</strong>«, Sitz <strong>der</strong> Zentrale <strong>der</strong><br />
<strong>Evangelische</strong>n Frauenhilfe <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>, feierlich<br />
dem Gebrauch. Die Grüße <strong>der</strong> Gesamtkirche<br />
überbrachte Vizepräsident v. Burghart,<br />
Berlin. — Vom 8. bi« 8. 10. wurde das 350jährige<br />
Bestehen de« stiftisch evangelischen<br />
Gymnasiums gefeiert. Die Festpredigt hielt<br />
ein ehemaliger Schüler <strong>der</strong> Anstalt, Oberkonsistorialrat<br />
v. Schreiber, Berlin. Be<strong>im</strong> Festakt<br />
in <strong>der</strong> Aula de« Gymnasiums grüßte<br />
Gencralsuperintendent V. Stoltenhoff<br />
namens <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong>. Die Stiftungsgemeinde<br />
G e m a r k e überreichte in ihrem und<br />
<strong>im</strong> Namen <strong>der</strong> übrigen evangelischen Gemeinden<br />
Barmens eine Stiftung, welchen evangelischen<br />
Abiturienten da« Studium erleichtern soll. —<br />
Der Synodaloikar Pastor Brink wurde von<br />
dem Patronatshcrrn Frciherrn von Knypphausen<br />
<strong>der</strong> Gemeinde Bodelschwingh bei Dortmund<br />
al« Pfarrer präsentiert; er gedenkt dein<br />
Rufe Folge zu leisten. — Die Herbstversammlung<br />
<strong>der</strong> Reformierten-Konferenz<br />
zu tun sei". So waren die Lehrgänge in Halle<br />
und vorher in Lübeck aufgebaut.<br />
Der Lehrgang <strong>der</strong> vom 6. bis<br />
7. Januar in Essen in Verbindung mit<br />
dem Provinzial-Kirchlichen Jugendamt gehalten<br />
werden soll, hat eine etwa« an<strong>der</strong>e Anlage. Er<br />
läßt zunächst einmal fragen, ob nicht für evangelische<br />
Jugendführung Entscheidendes durch die<br />
Reformation, d. h, durch Luther gesagt sei,<br />
versucht dann auf die gegenwärtige Situation<br />
<strong>der</strong> Jugend zu kommen und soll dann in <strong>der</strong><br />
Frage <strong>der</strong> Möglichkeiten <strong>der</strong> Bibelarbeit zu<br />
einer sehr praktischen Frage führen, in <strong>der</strong> aber<br />
an Deutlichkeit diese Grundhaltung zum Ausdruck<br />
kommen kann. Dieser Lehrgang wendet sich<br />
in erster Linie an die, die <strong>im</strong> Ruhrgebiet in<br />
<strong>der</strong> Arbeit stehen. Auch er soll nicht nur für<br />
die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> dem Arbeitsring nahestehenden<br />
Bünde sein, son<strong>der</strong>n wendet sich darüber<br />
hinaus an alle Iugendführ<br />
e r. Da« kann für den Lehrgang und seine<br />
Arbeit nur eine Bereicherung sein.<br />
Der Lehrgang hat folgenden Verlauf.-<br />
Sonntag, den 5. Januar.<br />
Vormittag« 8.30 Uhr: Gottesdienst in <strong>der</strong><br />
Altcnhofkapelle (Pfarrer Fuckel, Köln-Lindenth°l).<br />
Vormittag« 11.15 Uhr: Vortrag von Professor<br />
D, Dr, Cordier, Gießen, „Luther« Bedeutung<br />
für die Pädagogik".<br />
Mittags 1 Uhr: Gemeinsame« Mittagessen.<br />
Nachmittags 3,30 Uhr: Aussprache über den<br />
Vormittagsvortrag,<br />
für <strong>Rheinland</strong> und Westfalen war<br />
am 5, November in Barmen, — In Unter-<br />
Bar m e n wird für den Bezirk Westen, Clausen,<br />
Krankenhau«oiertel eine neue Pfarrstelle<br />
errichtet! sie wird zur Zeit von Missionsinspektor<br />
Pastor Krafft versehen. — In Wupperfeld<br />
starb <strong>der</strong> Presbyter Mangel, an<br />
dessen Stelle Ingenieur Gerhard trat. —<br />
75 Männer aus Nächstebreck machten eine<br />
Männerfahrt ins Rheinische Missionshaus. —<br />
Am 10. 11, wurde in <strong>der</strong> Kapelle Lichtenplatz<br />
(Unter-Barmen) da« 25jährige Eröffnungsjubiläum<br />
<strong>der</strong>selben gefeiert, am 14. 11.<br />
in <strong>der</strong> Gemeinde Gemarke eine 25-Iahr°<br />
und Ehrenfeier für den Friedhofsoerwalter Emil<br />
Müller veranstaltet. — Es wird unter Vorsitz<br />
von Pastor Kulp eine gemeinsame Organisation<br />
für die ganze „Wupperstadt" geplant<br />
zwecks Vereinigung evangelischer Rundfunkhörer.<br />
— Bald nach <strong>der</strong> Landung in Brasilien<br />
verstarb am 26, 10. in P o r l o Alegro<br />
(Rio Grande do Sul) nach kurzer schwerer<br />
Krankheit Frau Else F u n ck e geb. Stöoesandt,<br />
die Gattin des Propstes Gottlieb F u n ck e, <strong>der</strong><br />
bis vor kurzem Pfarrer in Barmen war. — Am<br />
2. und 3. 11. war die 25-Iahrfeier des Helferinnenverbandes<br />
<strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />
Frauenhilfe <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> <strong>im</strong> Auguste-Viktoria-<br />
He<strong>im</strong> zu Barmen. — Am 26. 10. feierte die<br />
evangelische Schule in <strong>der</strong> Eichenstraße<br />
(Rektor Koopmann) ihr 25jährige«<br />
Jubiläum.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Bonn<br />
Pastor Albert Lorenz ist am 1. 11. in den<br />
Ruhestand getreten. Lei<strong>der</strong> ließ sein Gesundheitszustand<br />
Abschiedspredigt und -feier nicht zu. —<br />
Der <strong>Evangelische</strong> Verein zu Beucl feiert <strong>im</strong><br />
November sein 20jährige« Stiftungsfest. — E«<br />
sind hier und da <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> Sammlungen eingeleitet<br />
für da« Nonner Studienhau«,<br />
da« He<strong>im</strong> so manche« jungen Theologiestudiercnden.<br />
— Pastor Busch, seit Jahresfrist Vertreter<br />
für Pastor Lorenz <strong>im</strong> dritten Bonner<br />
Nachmittag« 5 Uhr: Vortrag, Redner noch<br />
unbest<strong>im</strong>mt, „Die Lage <strong>der</strong> Jugend an den<br />
höheren Schulen".<br />
Abend« 7.15 Uhr: Abendessen.<br />
Abends 8.15 Uhr: Spiel <strong>der</strong> Kölner B. 2. I.er<br />
Spielschar.<br />
Abend« 10 Uhr: Abendfeier.<br />
Montag, den «. Januar.<br />
Vormittags 8.30 Uhr: Morgenfeier.<br />
Vormittag« 9 Uhr: Vortrag Pfarrerin Schäfer,<br />
Jena, „Mädchenarbeit".<br />
Vormittags 10,30 Uhr: Vortrag Fürsorgerin<br />
Nuthild Manz, Frankfurt, „Bündische Arbeit<br />
in <strong>der</strong> Fürsorge <strong>der</strong> Großstadt", Aussprache,<br />
Vormittags 11.15 Uhr: Gästeoersammlung.<br />
Mittag» 12.15 Uhr: Gemeinsame« Mittagessen.<br />
Nachmittags 2 Uhr: Gemeinsamer Spaziergang.<br />
Singen und Spielen.<br />
Abend« 8 Uhr: Vortrag Pfarrer Brandmeier,<br />
Gelsenkirchen, „Die Lage <strong>der</strong> Industriejugend".<br />
Abend« 10 Uhr: Abendfeier.<br />
Dienstag, den 7. Januar.<br />
Vormittags 8.30 Uhr: Morgenfeier.<br />
Vormittag« 9 Uhr: Vortrag Stählin, Münster,<br />
„Möglichkeiten <strong>der</strong> Bibelarbcit", Aussprache.<br />
Vormittag« 11,30 Uhr: Schluß des Lehrgange«.<br />
<strong>Das</strong> Singen leitet Dr. Ameln, Kassel: da«<br />
Spielen Sophie von <strong>der</strong> Weiden, Köln-Ehrenfeld.<br />
— Alle« Nähere durch die Bundeskanzlei<br />
des Bunde« Deutscher Iugcndvereine, Göttinnen.<br />
Postfach 204.<br />
Pfarrbezirk, ist in Laufersweiler (<strong>Kirche</strong>nkreis<br />
S<strong>im</strong>mern) gewählt. — Im Interesse<br />
<strong>der</strong> Sammlung für die Gemcindearmen hat da«<br />
Presbyterium Bonn sämtliche übrigen Sammlungen<br />
<strong>im</strong> November und Dezember außer Kraft<br />
gesetzt. — Unlängst wurde da« 50. Iahresfest<br />
de« <strong>Evangelische</strong>n Jugend- und Männervereins<br />
in Godesberg gefeiert; Festpredigten hielten<br />
Generalsuperintendcnt D. Stoltenhoff und<br />
Pfarrer Frick, Bonn.<br />
<strong>Kirche</strong>nkceis Braunfels<br />
Pfarrer Otto Hassel in Oberbiel ist am<br />
1. 11. in den Ruhestand getreten.<br />
? <strong>Kirche</strong>nkreis Cleoe<br />
Da« langjährige Mitglied de« Kreissynodaloorstande«<br />
Professor Dr. Depenthal in<br />
Cleve konnte am 7. 10. seinen 80. Geburtstag<br />
feiern. Unter Überreichung eine« Blumenangebinde«<br />
wurden ihm seitens <strong>der</strong> Kreissynode<br />
in Würdigung seiner langen treuen Dienste die<br />
herzlichsten Glückwünsche dargebracht — Die<br />
Gemeinde Issum ist innerhalb von 3/^ Jahren<br />
in den Besitz einer neuen, schuldenfreien<br />
Orgel gekomme». Es wird nunmehr nötig, das<br />
Aeußere des Gotteshauses von den späteren<br />
barocken Zutaten, welche abzubröckeln drohen, zu<br />
befreien und es in seiner schlichten Schönheit<br />
wie<strong>der</strong>herzustellen, in <strong>der</strong> es nach den Bauplänen<br />
de« großen Berliner Baumeisters<br />
Schinkel einstmals erbaut wurde.<br />
o <strong>Kirche</strong>nkreis Dinslaken<br />
Am 22. 8. war die Wie<strong>der</strong>einweihung <strong>der</strong> erneuerten<br />
<strong>Kirche</strong> zu Wehofen, Gemeinde<br />
Holten. — Am 29. 9. wurde in Sterkrade<br />
eine Ortsgruppe des B. D. I, gegründet. —<br />
In Osterfeld, da« jetzt mit Oberhauscn und<br />
Sterkrade zum Stadtkreis Oberhausen gehört,<br />
weihte Superintendent K r a m in, Recklinghausen<br />
(Wests,), ein neue« evangelische« Gemeindehaus,<br />
— Der <strong>Evangelische</strong> Frauenocrein<br />
Umschau<br />
Elternhaus und Fürsorgeerziehung<br />
Die Oeffentlichkeit hat sich in letzter Zeit sehr<br />
für die Zöglinge <strong>der</strong> Fürsorgeerziehung interessiert.<br />
Daß e« nicht leicht ist, diese Zöglinge<br />
zu brauchbaren ^Menschen zu machen, kann man<br />
sich denken, denn sie sind zum großen Teil Opfer<br />
zerrütteter Familienverhältnisse o<strong>der</strong> einer ungenügenden,<br />
vielfach fehlgreifenden häuslichen<br />
Erziehung. In den Anstalten sollen diese Mängel<br />
oft in verhältnismäßig kurzem Zeitraum beseitigt<br />
werden, eine Aufgabe, die häufig an«<br />
Unmögliche grenzt. Einige Angaben aus dem<br />
Jahresbericht <strong>der</strong> rheinischen<br />
Mädchenhe<strong>im</strong>e <strong>der</strong> Kaiserewerther<br />
Diakonissenanstalt lassen leicht<br />
die Linien ziehen zwischen Elternhaus und Fürsorgeerziehung.<br />
Im Berichtsjahr wurden 86<br />
Zöglinge aufgenommen. Von ihnen waren 71<br />
Fürsoigezöglinge und 25 Freiwillige, Unter<br />
ihnen waren 9 Vaterwaisen, 5 Mutterwaisen,<br />
6 Vollwaisen, von denen nur eine Pflegeeltern<br />
hatte, 20 einen Stiefvater, 17 eine Stiefmutter,<br />
in 16 Fällen war in den Elternhäusern<br />
eheliche Uneinigkeit, 6 Kin<strong>der</strong> stammten au«<br />
i^cschiedenen Ehen. Kr<strong>im</strong>inelle Bestrafung <strong>der</strong><br />
Eltern wurde in 21 Fällen festgestellt, darunter<br />
waren 16 Fälle von sittlichen Vergehen. 9<br />
Fürsorgezöglinge stammten au« Trinkerfamilien.
Sterkrade feierte am 6, 10. sein 50jähriges<br />
Bestehen. Den Festgottesdienst hielt Generalsuperintendent<br />
a, D, Professor I), Klingein<br />
an», Bonn.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Düsseldorf<br />
In <strong>der</strong> Iohanneskirche wird <strong>im</strong> Laufe des Winter«<br />
erstmalig in Düsseldorf ein Orgelein<br />
führungskursu« <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong><br />
geistliche» Abendmusiken veranstaltet werden, —<br />
In Düsseldorf hat sich eine Arbeitsgemeinschaft<br />
de« christlichen Volksdienste«<br />
gebildet. — Am 28. 9. wurde in<br />
Haan eingeführt Pfarrer Sauer au« Holzhausen<br />
a, 0. Heide (Regierungsbezirk Niesbaden),<br />
am 3. id. für die an<strong>der</strong>e Pfarrstelle daselbst<br />
gewählt Pfarrer Heß in Nüchenbeure»<br />
(<strong>Kirche</strong>nkreis Trarbach). — Der Amtsantritt<br />
de« bisherigen Barmer Missionsinspektor« Pfarrer«<br />
Schomburg in Düsseldorf wird sich<br />
durch den plötzlichen Tod von Direktor Schmidt<br />
erheblich verzögern. Auch die neu errichtete<br />
Pfarrstelle <strong>im</strong> äußersten worden <strong>der</strong> Gemeinde<br />
wird kaum vor Frühjahr besetzt werden. — Fast<br />
wäre auch die Vikariatsgemeinde ll n t e r -<br />
Rath auf« neue verwaist, indem Pfarrer i. R.<br />
M o ck e r t, <strong>der</strong> die Verwaltung übernommen<br />
hatte, schwer erkrankte. Gottlob ist <strong>der</strong>selbe<br />
völlig wie<strong>der</strong>hergestellt. — In aller Stille<br />
feierte Pfarrer Petri von <strong>der</strong> Ehristuskirche<br />
sein 40jährige« Amtsjubiläum. — Der bisherige<br />
Leiter des evangelischen Waisenhause« Grau<br />
hat die Führung de« wie<strong>der</strong> errichteten Diakonenhe<strong>im</strong>e«<br />
für männliche Krankenpflege <strong>im</strong> Hause<br />
übernommen, — Der Innenausbau de« Predigerseminar«<br />
an <strong>der</strong> Kaiserswerther<br />
Straße hat begonnen. Man erhofft die Fertigstellung<br />
zu Anfang April. — Pfarrer Necht -<br />
hold, <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Fürsorgeabteilung in den<br />
Kaiserswerther Anstalten, wird zum 1.12. einem<br />
Ruf nach Marburg folgen: ein Nachfolger ist<br />
noch nicht gefunden, — Am 28. 8. starb in<br />
Ncettmann <strong>der</strong> 60jährige Kirchmeister Johanne«<br />
11 Mädchen wurden als erblich belastet bezeichnet,<br />
bei vielen war die Schulbildung infolge<br />
<strong>der</strong> zerrütteten Familienverhältnisse ungenügend.<br />
Die Stadt <strong>der</strong> Hilfe<br />
Nach dem bei <strong>der</strong> 8. Tagung des Kaiserswerther<br />
Verband« deutscher Diakonissenmutterhäuser<br />
erstatteten Bericht ist die Schwesternzahl<br />
des Verbands in den Jahren 1926—1828<br />
von 22 571 auf 24 838 gestiegen, also durchschnittlich<br />
<strong>im</strong> Jahr um 8NN Schwestern, Die<br />
Zahl <strong>der</strong> Arbeitsfel<strong>der</strong> vermehrte sich von 8471<br />
auf 8105: Hilfsschwestern sind e« fast 4000,<br />
Auch in <strong>der</strong> äußeren Substanz <strong>der</strong> Mutterhausdiakonie<br />
ist eine starke Vermehrung eingetreten.<br />
Seit 1823 ist <strong>der</strong> Grundbesitz <strong>der</strong> 6« deutsche»<br />
Mutterhäuser von 1405 auf 174N l,H angewachsen.<br />
Dazu kommt eine ?!!enge Neu- und Erweiterungsbauten,<br />
durch die die Zahl <strong>der</strong> Netten<br />
und Tagesplätze um 8524 vermehrt werden<br />
konnte. Weiter wurde eine ganze Reihe von<br />
Ausbildungsstätten geschaffen, u. a. 14 Haushaltungsschulen,<br />
13 Kin<strong>der</strong>gärtnerinnenseminare,<br />
IN Kin<strong>der</strong>pflegeschulen, je 9 Lyzee» und Krankenpflegeschulen.<br />
Sie bieten 22N8 Schülerinnen<br />
Raum: 461 neue Lehrkräfte mußten eingestellt<br />
werden, so daß e« jetzt 1NN5 sind. Nähme man<br />
alle diese Menschen, die hier in <strong>der</strong> Liebestätigkeit<br />
stehen, zusammen, so ergäbe sich die<br />
Einwohnerzahl einer guten deutschen Mittelstadt.<br />
> Nicht 3 Mark!<br />
Ein vor drei Jahren von Hedwig Wangel gegründete«<br />
He<strong>im</strong> für weibliche Straf»<br />
entlassene, da« al« Uebergangsstation<br />
Kirchner, — Durch die Ilmgemeindung<br />
sind Teile <strong>der</strong> Synoden Nie<strong>der</strong>berg,<br />
Ruhrsynode und Düsseldorf zu einem<br />
gemeinsamen Landkreis Düsseldorf-<br />
Mettmann vereinigt worden. Es wird ein<br />
engerer Zusammenschluß <strong>der</strong> drei <strong>Kirche</strong>nkreise<br />
zur Wahrung <strong>der</strong> kirchlichen Belange notwendig<br />
werden. Ebenso wird für das durch den Veitritt<br />
Benrath« und Kaiserswerth« vergrößerte<br />
Düsseldorf das bisherige Wohlfahrtsamt<br />
eine Vergrößerung erfahren müssen,<br />
um eine einheitliche Vertretung <strong>der</strong> evangelischen<br />
Gemeinden Groß-Düsseldorfs in wohlfahrtspfleaerischcr<br />
Beziehung darzustellen. —<br />
Die Vikarin Frieda Schindelin, Lehrerin in<br />
<strong>der</strong> Düsseldorfer Gemeinde, tritt als eine <strong>der</strong><br />
ersten deutschen Theologinnen in de» Dienst <strong>der</strong><br />
Norddeutschen Mission, — Am 1. 10. feierte<br />
Organist Hasheidcr in Benrath sein<br />
25jährige« Amtsjubiläum, — Am 13, 10. hielt<br />
Pastor G l a s e r in Haan seine Abschiedspredigt.<br />
— In Düsseldorf tagte am<br />
2l. 10. <strong>der</strong> Provinzial-<strong>Kirche</strong>nrat, verstärkt durch<br />
seinen Son<strong>der</strong>ausschuß für Verfassung und <strong>Kirche</strong>nrecht.<br />
Es wurden vor allem die Frage» <strong>der</strong><br />
Kommunal- und <strong>Kirche</strong>nneubegrcnzung <strong>im</strong> Regierungsbezirk<br />
Düsseldorf besprochen. — In Düsseldorf<br />
verstarb <strong>der</strong> Aelteste Direktor Spier:<br />
zu seinem Nachfolger wurde Stadtkassendirektor<br />
Hattrop gewählt. — Die am 12. IN. eingeweihte<br />
Südbrücke zwischen Düsseldorf und<br />
Neuß wurde Tags zuvor von katholischen Priestern<br />
geweiht, — Am 27. IN. wurde in Hösel<br />
<strong>der</strong> Grundstein zu einer evangelischen <strong>Kirche</strong> gelegt,<br />
wobei Sup. V. 3Ü einberg, Düsseldorf,<br />
die Prooinzialkirche vertrat. — Am 2. 11. vollendete<br />
General <strong>der</strong> Infanterie a. D, Diesenbach,<br />
früher Mitglied <strong>der</strong> Größeren Gemeindevertretung,<br />
zeitweise auch Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Pfarrwahlkommission, sein 70. Lebensjahr. Nach<br />
guter kirchlicher Sitte entzog er sich nicht seiner<br />
kirchlichen Verpflichtung, mit dem Kollektenteller<br />
an <strong>der</strong> Kirchtür zu stehen.<br />
vielen den Weg zu Arbeit und Verdienst und<br />
zur Einglie<strong>der</strong>ung in die Gesellschaft ebnen<br />
konnte, mußte geschlossen werden. Erschütternd<br />
und beschämend sind die Worte de« Rundschreiben«,<br />
in dem die Grün<strong>der</strong>in ihren schweren Entschluß<br />
bekannt gibt:<br />
„Ihr müßt nach Berlin zurückgehen, nehmt<br />
eure kleinen Kin<strong>der</strong> auf den Arm, sucht dort<br />
ei» Nett! In 4800 Bahnhöfen ließ ich meine<br />
Bitte um 3 Mark für euch ankleben, es kamen<br />
nicht 10, die sie erfüllt hätten. Ich kann euch<br />
nicht mehr helfen. Vielleicht n<strong>im</strong>mt euch jemand<br />
in Stellung, wenn ihr nichts von <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
sagt! Ich konnte euch nicht« lernen<br />
lassen, wenn ich auch nach drei Jahren endlich<br />
von <strong>der</strong> Regierung die Erlaubnisurkuude bekam.<br />
Niemand wollte euer Lehrer sei». So ist<br />
da« „Tor <strong>der</strong> Hoffnung" zur Sackgasse geworden.<br />
Ich habe mich geirrt, ich dachte, es<br />
wäre eine lebendige Hoffnung, Lebt wohl!"<br />
Nicht drei Mark für eine solche Lirbeoarbeit,<br />
aber 74 ^»t für Alkohol, 127 ,/X für Tabak<br />
pro Kopf <strong>der</strong> deutschen Bevölkerung! Es ist<br />
kein Ruhmesblatt für unser deutsche' Volk,<br />
Keine christliche Schwester mehr für öffentliche<br />
Anstalten?<br />
Die 6, Reichskonferenz <strong>der</strong> Rlichsiektio» f»r<br />
Gesundheitswesen veröffentlicht in Nr. i!1 <strong>der</strong><br />
„Sanitätswarte" folgende Entjchließung:<br />
„Die Reichskonferen; for<strong>der</strong>t von lcr Reichsscktion,<br />
dahin zu wirken, daß in sämtlichen<br />
öffentlichen Anstalten keine Mutterhausschwestern<br />
und sogenannte<br />
Brü<strong>der</strong> beschäftigt werden. In allen<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Duisburg<br />
Der CVIM. Duisburg, beging am<br />
22. 8. sein 2N. Iahresfest, <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong><br />
Volksverein Wanhe<strong>im</strong>erort am 22. 9.<br />
die Feier seine« 10jährigen Bestehen«. — Die<br />
Ne<strong>der</strong>landsch Hervormde Kerk zu<br />
Duisburg beging am 6, in. ihr silbernes Jubiläumsfest.<br />
— Am 23, 8, feierte <strong>der</strong> Lehrer i, R.<br />
Egon Gel<strong>der</strong>blom, Duisburg-Mei<strong>der</strong>ich,<br />
Mitglied <strong>der</strong> Kreissynode Duisburg,<br />
da« Fest <strong>der</strong> goldenen Hochzeit. Die Denkmünze<br />
und das Widmungsblatt <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> wurden ihm<br />
zu diesem Tage überreicht. — Am 26. 8. gab<br />
dieDiakonenanstalt Duisburg mit<br />
einer Eröffnungsfeier ihre Tochteranstalt, das<br />
Kurhau« Siloah in Lintorf, wie<strong>der</strong><br />
ihrer Vorkriegsbest<strong>im</strong>mung, ein Kurhau« für<br />
Alkoholkranke gebildeter Stände zu fein, zurück.<br />
— Am 27. 8. starb in R h e ! n b r e i t b a ch<br />
bei Honnef Johannes Dietrich, 68 Jahre<br />
alt, Direktionsmitglied <strong>der</strong> Duisburger Diakonen<br />
anstalt. — <strong>Das</strong> Gustao-Adolf-Fest de«<br />
<strong>Kirche</strong>nkreise« wurde am 27. IN, in Duisburg<br />
gefeiert. — Pastor Johannes Hörn,<br />
bisher Pfarroerweser in Sonnborn, wurde<br />
am 27. IN. als HilfsPrediger für den Bezirk<br />
Neuenkamp eingeführt.<br />
k <strong>Kirche</strong>nkreis Elberfeld<br />
In Sonnborn sammelt man für den Ausbau<br />
<strong>der</strong> Orgel, — <strong>Das</strong> Hospital zum<br />
Roten Kreuz an <strong>der</strong>Hardt, da« ursprünglich<br />
ganz evangelischen Charakter trug, hat<br />
eine bedeutende Erweiterung erfahren. Es kommt<br />
noch jetzt wesentlich den <strong>Evangelische</strong>n zugute,<br />
— Auf <strong>der</strong>3. TheologischenWochede«<br />
Reformierten Bundes in Elber -<br />
feld (7.—IN, IN) sprach auch v, Karl<br />
Barth. Gleichzeitig wurde am IN. 10, da«<br />
silberne Jubiläum dcrElberfel<strong>der</strong> Kandidatenarbeit<br />
begangen, wobei die früheren<br />
und jetzigen Zöglinge in großer Anzahl zusammenträfe».<br />
— Die alte reformierte<br />
<strong>Kirche</strong> ist an die Fernheizung angeschlossen. —<br />
öffentlichen Anstalten ist nur weltliche«<br />
Personal zu beschäftigen.<br />
Die gleiche For<strong>der</strong>ung wird für das dort tätige<br />
Haus- und Wirtschaftspersonal erhoben,"<br />
Diese Entschließung zeigt aufs neue, mit welcher<br />
Planmäßigkeit vorgegangen wird, uni de»<br />
christlichen Geist in den Krankenhäusern und<br />
Wohlfahrtscinrichtungen zu unterdrücke» bzw.<br />
au«zuschalte». Sie ist ganz <strong>im</strong> Geist <strong>der</strong>er gehalten,<br />
die das Betreten <strong>der</strong> Krankenhäuser<br />
durch Pfarrer verbieten möchten bzw. da«<br />
gemeinsame Gebet <strong>der</strong> Krankenschwestern<br />
bei Tisch bereits verboten habe». Die evangelische<br />
Bevölkerung hat allen Grund, auf dirse<br />
Gefahren, die sich au« dem Vordringen de«<br />
Atheismus ergeben, ein offenes Auge zu haben.<br />
Eine neue evangelische Stiftung?<br />
Die Vorbereitungen zu den großen Gedenkfeiern<br />
<strong>im</strong> Jahre 1830 in Augsburg anläßlich <strong>der</strong> 400jährigen<br />
Wie<strong>der</strong>kehr de« berühmten Augsburger<br />
Reichstages, an dem die Vekenntnisgrundlage<br />
<strong>der</strong> evangelisch-lutherischen <strong>Kirche</strong>n, die<br />
Augsburger Konfession, an Kaiser Karl V.<br />
übergeben wurde, sind i» volle»! Gang. Auch<br />
<strong>der</strong> Deutsche <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong>ntag<br />
wird 1830 wie<strong>der</strong> zusammentreten »nd<br />
seine Tagung in Augsburg beginnen. Einen bedeutsamen<br />
Antrag hat nach einer Mitteilung<br />
des „<strong>Evangelische</strong>n Deutschland" <strong>der</strong> evangelische<br />
Handwerker- und Arbeiterverein Augsburg<br />
an da« dortige Dekanat eingerichtet: Aus<br />
Anlaß de« Festes soll eine Stiftung geschaffen<br />
werden, die zur Ansiedluug<br />
evangelischer Glaubensgenossen<br />
inStadt und Land dienen soll, um <strong>der</strong>
Pfarrer Schönberger von <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Ronsdorf, lutherisch, geht an die deutsche<br />
Gemeinde nach London. — Die Herbsttagung<br />
<strong>der</strong> Lutherischen Vereinigung fand<br />
am 13, IN. in Barmen und Elberfeld<br />
statt, — Am 26. 9. starb in Ludwigsburg,<br />
«1 Iahie alt, Pastor Rothweil ei, von<br />
1897—1810 Pastor an <strong>der</strong> lutherischen Gemeinde<br />
E l b c r f e l d, —- Der Synodalkolporteur<br />
Aler Lumpe ward Stadtmissionar <strong>der</strong><br />
<strong>Evangelische</strong>n Gesellschaft in Saarbrücken. —<br />
Der Presbyter August Clarenbach von <strong>der</strong><br />
lutherischen Gemeinde ist nach auswärt« verzogen;<br />
für ihn wurde Rektor Schauff zum<br />
Presbyter gewählt, — Die reformierte Gemeinde<br />
Ronsdorf wird das neue Gesangbuch nicht<br />
einführen, son<strong>der</strong>n bei ihrem Beschluß vom<br />
23. 11 192« bleiben, mithin statt 25 Psalmen<br />
sämtliche 150 Psalmen behalten. — Eine neue,<br />
zeitgemäße Heizung ist für die lutherische <strong>Kirche</strong><br />
in Ronsdorf beschlossen, — Pfarrvikar<br />
Hörn ist von Sonnborn nach Duisburg<br />
gekommen; die beiden Pfarrbczirke weiden zur<br />
Zeit von Pfarrer Wichelhau « und dem<br />
Pfarroerweser Pastor Hufschmidt pastoriert.<br />
— In Elbcrfeld sprach unlängst <strong>der</strong> ehemalige<br />
Hauptmann von Schwanenflügel, ein<br />
kriegsblin<strong>der</strong> Theologe, <strong>der</strong> als Hilfsprediger in<br />
Bremen in einer ausgedehnten Jugend- und<br />
Wohlfahrtsarbeit steht. Erst nach vollendetem<br />
Studium hatte er erfahren, daß er niemal« <strong>im</strong><br />
Pfarramt angestellt werden könne, — Da»<br />
Elberfel<strong>der</strong> Predigerseminar beginnt<br />
mit 12 Kandidaten das neue Semester. —<br />
In <strong>der</strong> alten reformierten und in <strong>der</strong> alten lutherischen<br />
<strong>Kirche</strong> sind je 30 Bankplätze an eine<br />
Vielhörcranlage angeschlossen, — In<br />
Ronsdorf lutherisch war am 16. 11, eine<br />
Abschiedsfeicr für den nach London berufenen<br />
Pastor Schönberge r. «,, ^. « . «,^<br />
Klrchenkre« Essen<br />
Die christliche Pfadfin<strong>der</strong>anstalt Essen-West<br />
spielte am 28, 9, <strong>im</strong> Saale an <strong>der</strong> Apostelkirche<br />
da» alte Laienspiel Christophoru«<br />
Entwurzelung breiter Volksschichten durch<br />
Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit zu begegnen.<br />
Die Mittel hierzu sollen durch eine großzügige<br />
Werbung unter allen evangelischen Deutschen<br />
aufgebracht werden. Man erinnert sich bei dieser<br />
Anregung an die auf ähnliche Weise entstandene<br />
Gustao-Adolf-Stiftung, die 1831 bei<br />
<strong>der</strong> Erinnerungsfeicr an den Tod Gustav Adolfs<br />
statt eines Denkmals als lebendige Arbeitsgemeinschaft<br />
zur Unterstützung evangelischer<br />
Glaubensgenossen in <strong>der</strong> Zerstreuung begründet<br />
wurde.<br />
Auswan<strong>der</strong>ndes Geld<br />
Eine Stuttgarter Zeitung berichtet von einer<br />
eindrucksvollen Rechnung, die Dr. Külz über<br />
die Ausgaben des deutschen Volkes für ausländische<br />
Luxusware» aufstellte. Er berechnet,<br />
daß <strong>im</strong> letzten halben Jahr an Luxustafelfruchten<br />
6,5 Millionen Zentner <strong>im</strong> Wert<br />
von 154 Millionen Mark eingeführt wurden.<br />
Die Einfuhr <strong>der</strong> Bananen ist von 584 NNN<br />
Zentner in <strong>der</strong> Vorkriegszeit auf jährlich 1,7<br />
Millionen Zentner <strong>im</strong> letzten Jahr, die <strong>der</strong><br />
Apfelsinen von 2,6 Millionen Zentner auf<br />
mehr als 5 Millionen Zentner, die <strong>der</strong> Ananas<br />
von 46 000 Zentner auf 186 OON Zentner<br />
gestiegen. Der Branntweingenuß ist in<br />
Deutschland Gott sei Dank auf 71 Prozent <strong>der</strong><br />
Vorkriegszeit zurückgegangen, aber noch werde»<br />
7 Millionen Mark jährlich für ausländische<br />
Liköre verschleu<strong>der</strong>t, 70 Millionen für<br />
zum Teil sehr min<strong>der</strong>wertige Weine, 6 Millionen<br />
für Auslandsbier. Für jährlich<br />
»ichr als 11 20N Zentner eingeführte Parfüme<br />
und kosmetische Artikel bezah-<br />
von Otto Bru<strong>der</strong>. — An demselben Tage ward<br />
da« evangelische Jugendhe<strong>im</strong> in<br />
Essen-West eingeweiht. — Der Erweiterungsbau<br />
des evangelischen Krankenhauses in Essen-<br />
Steele (Synode Hattingen, Wests.) schreitet<br />
rüstig fort, — Die Festpredigt be<strong>im</strong> 6Njährigen<br />
Jubiläum des Kin<strong>der</strong>gottesdienste« <strong>der</strong> Pau -<br />
lu « kirche in <strong>der</strong> Altstadtgemeinde am 8. IN.<br />
hielt Generalsuperintendent a, D. D, K I i n g e -<br />
mann, Bonn. — Am 6, IN. beging Pfarrer<br />
Fürstenow von <strong>der</strong> Altendorfer Gemeinde<br />
sein 40jähriges Amtsjubiläum, — Am<br />
selben Tage feierte <strong>der</strong> Evangelisch-gemischte<br />
Chor Essen-West sein INjährige« Iahresfest:<br />
tags zuvor fand eine große Abschicdsfcier statt<br />
für Rektor Hermanns von <strong>der</strong> evangelischen<br />
Gemeindeschule XII. — Am 18. IN. war da«<br />
Kreisfest <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Frauenhilfe.<br />
— Am 13, IN, sind 75 Jahre seit <strong>der</strong> Einweihung<br />
des evangelischen Krankenhauses Huyss<br />
e n st i f t verflossen. — Der langjährige Gemcindeoerordncte<br />
Heinrich Rathert in<br />
Essen-Borbcck ist am 4, IN, gestorben.<br />
— Wegen plötzlich aufgetretener Bergschäden<br />
mußte die Kreuzeskirche <strong>der</strong> Altstadtgcmcinde<br />
bis auf weiteres geschlossen werden. —<br />
Del <strong>Evangelische</strong> Büigelverein Essen-<br />
Alt e n d o r f feierte sein 2Njähriges Jubelfest<br />
am 2N. IN., die Näh schule II am 25. 10.<br />
ihr INjährige« Bestehen, <strong>der</strong> Iungmädchenbund<br />
Essen-Schonnebeck um dieselbe Zeit da«<br />
25jährige Gründungsfest. — Die <strong>Kirche</strong> in<br />
Klay wird <strong>im</strong> Inneren einer gründlichen<br />
dringenden Erneuerung unterzogen. Für die Ausmalung<br />
ist <strong>der</strong> Düsseldorfer <strong>Kirche</strong>nmalcr<br />
Rüter gewonnen, ein Meisterschülcr Eduard<br />
von Gebhardt«, — Im Folkwangmuseum wurde<br />
am 3. 11. eine Ausstellung evangelischer<br />
Kirchbauten und kirchlicher<br />
Kunst eröffnet. — <strong>Das</strong> Synodal-Gustav-<br />
Adolf-Fest wurde am 27. IN. in NreVeney<br />
gefeiert, an demselben Tage ein Kirchbauverein<br />
für Essen-Ost (Auferjtchungskirche <strong>der</strong> Altstadt-<br />
len wir fast 7 Millionen Mark, für feine Papierwaren<br />
8 Millionen Mark usw. Der Körper<br />
<strong>der</strong> deutschen Volkswirtschaft hat eine<br />
schwere Wunde, au« <strong>der</strong> stetig wertvollste Substanzen<br />
ins Ausland strömen.<br />
Die Mischehen nehmen zu<br />
Eine interessante Zusammenstellung über die<br />
Zahl <strong>der</strong> Mischehen und ihren Anteils an den<br />
Eheschließungen überhaupt gibt O. Schnei<strong>der</strong>,<br />
Berlin, <strong>im</strong> neuesten Kirchlichen Jahrbuch von<br />
1928, Im Jahr 1913 wurden 53 4U7 Mischehen,<br />
d, h, 10,42 Prozent aller Eheschließungen<br />
eingegangen, 1923: 77 3U7 (13,33 Prozent),<br />
1824: 95 69« (13,57 Prozent)! 1825: 64 785<br />
(13,42 Prozent), 1926: 68 851 (14,27 Prozent):<br />
und 1927: 79 750 (17,18 Prozent), Den Hauptanteil<br />
<strong>der</strong> Mischehen machen die evangelischkatholischen<br />
Eheschließungen au«. Die Zahlen<br />
dieser Gruppe betrugen 1824: 48 308 (1N8,78<br />
aufs Tausend): 1825: 52 947 (109,67): 1926:<br />
53 870 (111,49): 1927: 58 889 (111,12). Von<br />
beson<strong>der</strong>em Interesse für den Beobachter <strong>der</strong><br />
kirchlichen Entwicklung ist da« starke Anwachsen<br />
<strong>der</strong> evangclisch-dissidentischen Mischehen. Es<br />
wurden gezählt 1924: 7036 (15,99 aufs Tausend):<br />
1925: 8928 (18,48): 1926: 9833 (2N,55):<br />
1927: 13 586 (25,23). Auffallend ist, daß <strong>im</strong><br />
Jahre 1927 unter den Eheschließungen dieser<br />
Gruppe 1876 evangelische Männer waren, die<br />
dissidentische Frauen heirateten, dagegen 11 71N<br />
dissidentische Männer, die evangelische Frauen<br />
heirateten. Hieraus erklärte sich auch, daß ein<br />
verhältnismäßig großer Prozentsatz <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />
aus solchen Mischehen, in' Durchschnitt fast drei<br />
gemeinde) gegründet. — Der Zwcigverein Alte<br />
n e s s e n de« <strong>Evangelische</strong>n Bunde« feierte<br />
am IN, 11. sein 25jährige« Bestehen. —<br />
Eine Tagung für evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong>n- und Gemeindehausbau<br />
findet vom 25, bis 27. 11. in Essen<br />
statt. — Der Kirchbauverein in Essen-Altstadt<br />
erstrebt für die neue Auferstehungskirche<br />
die Beschaffung von Kanzel, Altar, Gestühl und<br />
Fenstern, — In Kronstadt (Rumänien) starb<br />
am 4. 11. Pastor Gottlieb Fischer, 1897<br />
bis 1924 Pfarrer in Essen-Altstadt, am 31, IN.<br />
Apothckenbcsitzer Eduard Dieckhäuer, seit<br />
1908 Kirchmeister, seit 1926 Ehrenpresbyter <strong>der</strong><br />
Gemeinde Essrn-Altendorf. — Als<br />
Hüfsprcdiger nach Altenessen wurde am<br />
1. 11, Pastor Dörnmann berufen, — Am<br />
10. 11. wurde in Borbeck ordiniert <strong>der</strong> für<br />
dort best<strong>im</strong>mte Hilfsprediger Dr. Groß sowie<br />
<strong>der</strong> nach Essen-Altstadt berufene Hilfsprcdigcr<br />
Fernau. — Am 3. 11. bekam die Gnadcnkirche<br />
in Dcllwig-Frintrop neue<br />
Glocken, — Der Neubau von Gemeinde- und<br />
Pfarrhaus in Qberbergerhausen, Gemeinde,<br />
Essen-Rellinghausrn, ist<br />
gerichtet. — Der Ev, Iugendoerein (B. D. I.)<br />
in Rüttenscheid feierte am 3, 11. sein<br />
2Njährige« Bestehen.<br />
Letschert von <strong>der</strong>selben Gemeinde wurde bei<br />
seinem Scheiden aus dem Schuldienst <strong>der</strong> Dank<br />
de« Presbyterium« für seine <strong>im</strong> Dienste <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> geleistete Arbeit ausgesprochen, — Da«<br />
neue <strong>Evangelische</strong> Jugend» und Mütterhe<strong>im</strong><br />
Waldquelle in Dalhe<strong>im</strong>-Rötgen ist unlängst<br />
eingeweiht. — Im Oktober wurde da«<br />
30jährige Jubelfest de« evangelischen Kranken-<br />
Hause« „Betheeda" in M. Gladbach<br />
gefeiert, am 3. 4 4. in Viersen zugleich mit<br />
dem Synodal-Gustao-Adolf-Fest da« 50jährige<br />
Bestehen de« dortigen Gustao-Adolf-Frauenverein«.<br />
— Vikar Schumacher, bisher <strong>der</strong><br />
Superintendentur RHey dt zugeteilt, siedelte<br />
am 4. 44. auf da« Elberfel<strong>der</strong> Predigerseminar<br />
über. Sein Nachfolger wurde Kandidat Wei»<br />
rich au« Barmen. — Gefängnisgeistlicher in<br />
Anrathbei Krefeld ist zur Zeit Pfarrer Paul<br />
H e n s e n.<br />
^ <strong>Kirche</strong>nlreis St. Johann<br />
Am 2. 8. 1829 starb <strong>der</strong> langi'ährige Presbyter<br />
Karl Boo « in Elver « berg. — Am 43. 40.<br />
wurde die Schaffhausener Orgel in <strong>der</strong><br />
Diasporagemeinde Hostenbach-Schaffhausen-<br />
Wadgassen eingeweiht.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Iiilich<br />
Am 43. 10. hielt Pastor Speckmann,<br />
<strong>der</strong> nach Hamburg ging, in Düren<br />
seine Abschiedspredigt. — Ein Zeichen dafür,<br />
daß <strong>der</strong> theologische Nachwuchs in den ersten<br />
Nachkriegsjahren recht gering war, ist <strong>der</strong> Um»<br />
stand, daß sich für die vakante Pfarrstelle in<br />
Düren nur 48 Bewerber fanden, von denen<br />
5 zu Gastpredigten aufgefor<strong>der</strong>t sind. — In<br />
Geilenkirchen-Hünshoven ward am<br />
43. 40, <strong>der</strong> Hilfsprediger Friedrich Drobny<br />
aus Köln als Pfarrer eingeführt, — Am 4. 44.<br />
fand in Iülich <strong>der</strong> diesjährige Kreiskirchentag<br />
statt. — lieber Christentum und Sozialismus<br />
sprach in Iülich am 47. 40. <strong>der</strong> von Kiel<br />
nach Halle berufene Professor v. Dr. Ernst<br />
N a r n i k o l.<br />
Christen in <strong>der</strong> Gegenwart auf 650<br />
Millionen. Davon kommen auf da« morgenländische<br />
Christentum gegen 450 Millionen,<br />
auf den römischen Katholizismus<br />
etwa 300, auf den Protestantismus<br />
in seinen verschiedenen Formen über 200.<br />
Innerhalb des morgenländischen Christentum«<br />
ist die bei weitem stärkste Gruppe die Ortho»<br />
dof-Anatolische <strong>Kirche</strong>.<br />
Von den 300 Millionen römischer Katho><br />
Iiken kommen auf die kleine Gruppe <strong>der</strong> mit<br />
Rom unierten <strong>Kirche</strong>n de« Orients etwa 6<br />
Millionen, größtenteils in Osteuropa. Im<br />
übrigen wohnen in Europa 200, in Amerika<br />
75 Millionen römische Katholiken. In Europa<br />
haben die stärkste katholische Bevölkerung Italien<br />
und Frankreich (je etwa 40 Millionen): es<br />
folgen Deutschland, Spanien und Polen (je<br />
etwa 20 Millionen). In Amerika sind Mittelund<br />
Südamerika ganz überwiegend katholisch.<br />
In Asten sind von ihren früheren Beherrschern,<br />
den Spaniern, größtenteils dem katholischen<br />
Christentum unterworfen worden die Philippinen<br />
mit etwa 7 Millionen Bewohnern. Im<br />
übrigen gibt es in Asien und Afrika (abgesehen<br />
von den Län<strong>der</strong>n in Vor<strong>der</strong>asien und Nordafrika,<br />
wo sich morgenländisches Christentum<br />
von altkirchlicher Zeit her erhalten hat) keine<br />
geschlossen katholischen, überhaupt keine geschlossen<br />
christlichen Gebiete. Die Katholiken sind<br />
hier ebenso wie die Protestanten teils einge»<br />
wan<strong>der</strong>te Europäer und <strong>der</strong>en Abkömmlinge,<br />
teil« Missionschristen. Dabei werden da« austra»<br />
l'lche Festland, Neuseeland und Südafrika<br />
den Vereinigten Staaten von Amerika <strong>im</strong>mer<br />
ähnlicher: die Urbevölkerung stirbt au«, bei <strong>der</strong><br />
X <strong>Kirche</strong>nkreis Koblenz<br />
Am N. 40. werden anläßlich <strong>der</strong> Tagung des<br />
<strong>Evangelische</strong>n Bunde« in etwa HO <strong>Kirche</strong>n <strong>der</strong><br />
Umgegend Gottesdienste gehalten. — Trotz <strong>der</strong><br />
ungünstigen Witterung verlief <strong>der</strong> Protestantentag<br />
in Koblenz am 8. 40. innerhalb <strong>der</strong><br />
evangelischen Bundestagung sehr erhebend. Am<br />
Vorabend wurde da« Figgesche Clären»<br />
bach-Festspiel aufgeführt. — Am 4. 44.<br />
wurde das 75jährige Nestehen <strong>der</strong> Gemeinde<br />
An<strong>der</strong>nach gefeiert, — Die Gemeinde Linz<br />
am Rhein hat bei <strong>der</strong> Firma Weigel eine neue<br />
Orgel bestellt, sie soll zum 4. Advent fertig aufgestellt<br />
sein. Ihre alte, noch gut erhaltene Orgel<br />
schenkt sie <strong>der</strong> Gemeinde Dichtelbach (<strong>Kirche</strong>nfrei«<br />
S<strong>im</strong>mern), Diese schenkt ihre Orgel<br />
einer noch bedürftigeren Gemeinde.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Köln<br />
Pfarrer Adam«, Ehrenfeld, ist einem<br />
Ruf nach Hamburg gefolgt: er hielt seine Abschiedspredigt<br />
am 4. September, — Hilfsprediger<br />
Reindell, bisher in Essen-Rüttenscheid,<br />
ist zum 4. 40. al« Hilf«prediger nach Köln berufen,<br />
Kandidat Knappner zum 4. 7, al«<br />
Synodaloikar. — Der Verband evangelischer<br />
<strong>Kirche</strong>nchöre de« <strong>Kirche</strong>nkreise« Köln<br />
feierte am 6. 40. sein 25jährige« Bestehen. —<br />
In dem evangelischen Gemeindesaal von K ö l n-<br />
Nraunfels, an <strong>der</strong> Stätte, wo vor<br />
400 Jahren die beiden Strohhütten <strong>der</strong> Märtyrer<br />
Clarenbach und Fliesteden standen, fand<br />
am Abend de« 28. », eine erhebende Gedächtnisfeier<br />
statt. Die rheinische <strong>Kirche</strong> wurde durch<br />
Superintendent v. Dr. Schäfer, Remscheid,<br />
vertreten, unter den Ehrengästen befanden sich<br />
Generalsuperintendent a. D, Prof. I). Klingemann,<br />
Bonn, Prof. D. Pfennigsdorf,<br />
Bonn, ein Vertreter <strong>der</strong> Prooinzialsynode und<br />
<strong>der</strong> Familie Elarenbach, sowie auch Pfr,<br />
Liz. Klugkist Hesse, Elberfeld. — Rektor<br />
Kaspar Weitzel trat nach 45jähriger<br />
Tätigkeit, zumeist in <strong>der</strong> Humboldt-<br />
europäischen Bevölkerung herrscht die englische<br />
Sprache und wiegt <strong>der</strong> Protestantismus<br />
mit seinen verschiedenen Formen vor.<br />
Internationaler Zusammenschluß <strong>der</strong> religiösen<br />
Sozialisten<br />
In Köln fand eine auch au« dem Auslande<br />
(Schweiz, Holland, Oesterreich) beschickte<br />
Führertagung <strong>der</strong> religiösen Sozialisten statt,<br />
die zu einem Zusammenschluß auf internationaler<br />
Basis führte. An <strong>der</strong> Spitze dieses internationalen<br />
Zusammenschlusses steht <strong>der</strong> Altmeister<br />
<strong>der</strong> religiös-sozialistischen Bewegung,<br />
Prof. Pfarrer Ragaz, Zürich. Bemerkenswert<br />
ist, daß die katholisch-sozialistische Bewegung,<br />
wie sie sich in Deutschland insbeson<strong>der</strong>e<br />
um das „Rote Blatt <strong>der</strong> katholischen Sozialisten"<br />
gruppiert, in Köln vertreten war und in<br />
den internationalen Zusammenschluß sich einglie<strong>der</strong>te.<br />
Gin vorbildlicher Beschluß<br />
Die Blätter verbreiteten vor kurzem den Beschluß<br />
<strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft <strong>der</strong><br />
W ürttembergischen Presse, wonach<br />
wegen <strong>der</strong> llngunst <strong>der</strong> allgemeinen wirtschaftlichen<br />
Lage da« Pressefest in diesem Jahr<br />
ausfallen soll.<br />
Da« Pressefest in Stuttgart rechnet zu den<br />
ersten und größten gesellschaftlichen Veranstal»<br />
tungen de« Winter«, dessen Ausfall manche<br />
Stuttgarter Kreise bedauern werden. Es wäre<br />
also für die Presse leicht, die „Wichtigkeit"<br />
und „Unentbehrlichkeit" diese« Festes zu betonen.<br />
Um so erfreulicher ist <strong>der</strong> Beschluß <strong>der</strong><br />
Kolonie, am 4. 40. in den Ruhestand. Al«<br />
Mitglied de« Kalker Presbyterium«, ist er<br />
auf den verschiedensten Gebieten de« kirchlichen<br />
kommunalen und sozialen Leben« tätig gewesen.<br />
— Studienrat Dr. Bier wurde an Stelle de«<br />
verstorbenen Presbyter« Hauptlehrer Iaeger<br />
in da« Preebyterium <strong>der</strong> Gemeinde Brühl gewählt,<br />
Hauptlehrer Geibel zum Organisten<br />
daselbst berufen und Wilh. Kühl zum Küster.<br />
— Der C. V. I. M. Köln feiert am 40.44.<br />
sein 80jährige« Stiftungsfest, — Am 40. 40.<br />
unterrichtete die Konrektorin Fräulein Anna<br />
Ziele« 40 Jahre lang an <strong>der</strong> evangelischen<br />
Volksschule Köln» Nipp es. — In Gür.<br />
zenich auf <strong>der</strong> gemeinsamen Reformation«»<br />
feier <strong>der</strong> Kölner Gemeinde, hielt am 4, November<br />
Generalsuperintendent a. D, Professor V.<br />
Klingemann, Bonn, die Festrede. — Da<br />
die Stadt Köln auf eine Entscheidung über das<br />
von ihr angebotene Grundstück dringt, sieht sich<br />
<strong>der</strong> Kirchbauverein Nippes vor entscheidende<br />
Beschlüsse gestellt. — Da« Presbyterium N i vpes<br />
besichtigte am 20. 44. ein für den Kirchbau<br />
geeignete« städtisches Grundstück, — Am<br />
44. ». verstarb in Köln-Kalk <strong>der</strong> Pfarrer<br />
i. R. Wilhelm Spickmann. — Auf <strong>der</strong><br />
Reformationsfeier <strong>der</strong> Gemeinde Köln-<br />
Mülhe<strong>im</strong> am 34. 40. sprach Pfarrer<br />
Grie«, Rötgen (Eifel), über Clarenbach<br />
und Fliesteden.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Kreuznach<br />
Der seit Jahrzehnten notwendige Pfarrhausneubau<br />
in L a u b e n h e i m (Nahe) wird nunmehr<br />
Wirklichkeit: mit den Bauarbeiten ist unter <strong>der</strong><br />
Leitung von Rcgierungsbaumeister G ö ck e, Bad<br />
Kreuznach, begonnen worden. — Zum 475jährigen<br />
<strong>Kirche</strong>nbaujubiläum in Seibersbach<br />
wurde da« schöne, alte, gotische Chor von <strong>Kirche</strong>nmaler<br />
Steiger, Bad Kreuznach, neu herge»<br />
richtet. — Die diesjährige Soziale Herbsttagung<br />
in Bad Kreuznach fand am<br />
«. 44. statt. Referate hielten die Sozialpfarrcr<br />
verantwortlichen Pressekreise, aus dem hervorgeht,<br />
daß sie nicht Feste um „jeden Preis" veranstalten<br />
wollen, son<strong>der</strong>n ein berechtigte« Hemmni«<br />
in <strong>der</strong> wirtschaftlichen Notlage unsere« Volkes<br />
anerkennen. Manche Vereine und gesellschaftlichen<br />
Kreise könnten sich <strong>im</strong> Blick auf den<br />
bevorstehenden sorgenvollen Winter ein Vorbild<br />
an diesem Beschluß nehmen.<br />
45 000 deutsche evangelische Fremden-<br />
legionäre<br />
45 000 deutsch« evangelische Fremdenlegion««.<br />
Ein Führer <strong>der</strong> „Evangelisch-Christlichen Einheit",<br />
Pastor v. Rambaud (Gonsenhe<strong>im</strong>),<br />
berichtet in einem unlängst erlassenen Brief an<br />
die Freunde dieser Bewegung einer französischdeutschen<br />
Verständigung auf religiöser Grundlage<br />
über seine Arbeit an den deutschen Fremdenlegionüren.<br />
Die Zahl <strong>der</strong> deutschen Fremdenlegionäre<br />
evangelischer Konfession ist nach<br />
einer Angabe von v. Rambaud seit 4844<br />
um da« Dreifache gestiegen. Sie beläuft<br />
sich jetzt schätzungsweise auf 45 000. Mit<br />
600 deutschen evangelischen Fremdenlegionären<br />
ist Pfarrer Rambaud in den letzten 2)H Jahren<br />
in persönliche Beziehungen getreten. Die Vermittlungsarbeit<br />
will französische und deutsche<br />
Christen auf die religiöse und moralische Not<br />
<strong>der</strong> Legionäre, die zu 70 Prozent Deutsche sind,<br />
hinweisen und will ihnen zeigen, wie eine gemeinsame<br />
christliche Tätigkeit praktische Wege<br />
<strong>der</strong> Seelsorge schafft, die sonst nicht zu ebnen<br />
wären. Rambaud geht von dem Gedanken aus,<br />
daß es leichter wäre, für he<strong>im</strong>kehrende Legionäre<br />
eine praktische Hilfsarbeit in die Wege zu
Liz. Menn, Düsseldorf, und Kopp, Rehborn<br />
(Pfalz). — Am 31. 40. war das 40jährige<br />
Jubiläum <strong>der</strong> Diakonieanstalten in Bad<br />
Kreuznach.<br />
l. <strong>Kirche</strong>n>kreis Lennep<br />
Be<strong>im</strong> 7. Bergischen Konfirmandentage am 28. 9.<br />
am Clarenbach-Denkmal in Lüttringhausen<br />
predigte Pfarrer Spengler,<br />
Lennep, Nach <strong>der</strong> Feier wurde am<br />
Buscherhofe eine Clarenbach-Gedenktafel enthüllt.<br />
— Bei <strong>der</strong> Gedächtnisfeier in <strong>der</strong> Adolf-<br />
Clarenbach-<strong>Kirche</strong> in Remscheid-<br />
Reinshagen hielt Studienrat Clärenbach,<br />
Remscheid, die Ansprache. — In<br />
Hückeswagen sammelt man für die Beleuchtung<br />
<strong>der</strong> Pauluskirche. — In Lennep<br />
ist zum 1. 4. 1930 die neu errichtete dritte<br />
Pfarrstelle zu besetzen, — Küster von <strong>der</strong><br />
Mühlen in Remscheid trat am 1. IN.<br />
in den Ruhestand. Sein Sohn wurde sein Nachfolger.<br />
— In Wermelskirchen wurde am<br />
25. 9. <strong>der</strong> Presbyter Max Esaenzu Grabe<br />
getragen. — Der Familienoerband<br />
Clarenbach hielt am 4NNjährigen Todestage<br />
des Märtyrer« (28. 9. 1929) eine eigene<br />
Gedächtnisfeier in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Lüttringhausen.<br />
— Kandidat Engelbert Großblote»<br />
kamp wurde nach bestandener erster Prüfung<br />
als Synodaloikar nach Remscheid geschickt.<br />
— In Wermelskirchen fand am 4. IN. die Einweihung<br />
<strong>der</strong> neu hergerichteten Gaststuben <strong>im</strong><br />
Vereinshause statt. — <strong>Das</strong> 50jährige Bestehen<br />
<strong>der</strong> evangelischen Ortsschule in W e r in e l « -<br />
kirchen wurde in diesen Wochen gefeiert. —<br />
Synodaloikar Kuhn, am 1, 11. von Remscheid<br />
als Hilfsprediger nach Düsseldorf<br />
berufen, wurde noch an seiner alten Wirkungsstätte<br />
durch Superintendent v. Dr. Schäfer<br />
ordiniert, — Die Frauenhilfe in H ü n g e r, Gemeinde<br />
Wermelskirchen, feierte am 20. 10.<br />
ihr 25. Iahresfest.<br />
leiten, wenn man e« mit Menschen zu tun hätte,<br />
denen man jahrelang in Verbindung mit evangelischen<br />
christlichen Kreisen Frankreichs nachgegangen<br />
ist. Die Vermittlungsarbeit hat solchen<br />
Menschen schon verschiedentlich den Weg<br />
zum normalen Leben wie<strong>der</strong> ebnen können.<br />
Die Staatsleistungen in Bayern. Verstoß<br />
gegen die Parität<br />
Die staatlichen Leistungen für kirchliche Zwecke<br />
<strong>der</strong> beiden christlichen Bekenntnisse, wie sie in<br />
dem bayrischen Staatshaushalt von 1929 festgesetzt<br />
sind, bedeuten einen bedauerlichen Verstoß<br />
gegen die Parität. Nach dem zahlenmäßigen<br />
Beoölkerungsoerhältnis zwischen Katholiken<br />
und Protestanten (4,89:2) sind die<br />
Leistungen an die evangelische <strong>Kirche</strong> um 2 Millionen<br />
zu niedrig. Dabei trägt die evangelische<br />
Bevölkerung in dem industriellen Franken und<br />
in <strong>der</strong> Pfalz relativ den größeren Anteil an<br />
den staatlichen Steuerlasten. Dafür werden s!e<br />
nunmehr in den staatlichen Leistungen an die<br />
<strong>Kirche</strong>n verkürzt.<br />
In Freiburg i. Br. ist sämtlichen städtischen<br />
Kraftfahrern verboten, alkoholische Getränke<br />
irgendwelcher Art tagsüber zu genießen.<br />
Man hofft, durch diese« Verbot die Zahl <strong>der</strong><br />
Verkehrsunfälle herabzumin<strong>der</strong>n. —<br />
Der Automobilkönig Ford will auch in seinen<br />
europäischen Fabriken die Alkoholcnthaltsamkcit<br />
streng durchführen und nur solche Arbeiter einstellen,<br />
die sich verpflichten, auf den Genuß alkoholischer<br />
Getränke zu verzichten. —<br />
iVi <strong>Kirche</strong>nkreis Nleisenhe<strong>im</strong><br />
Die pfarramtliche Verbindung von L<strong>im</strong>bach<br />
mit Becherbach wurde zum 1. 10. gelöst<br />
und L<strong>im</strong>bach mit Hundsbach und Ieckenbach<br />
pfarramtlich vereinigt.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Mors<br />
Auf <strong>der</strong> jung-reformierten Tagung<br />
in Alpen wurde die Festpredigt am 29, 9.<br />
gehalten von Pfarrer Weber, Elberfeld,<br />
Dozenten an <strong>der</strong> dortigen Theologen Schule. —<br />
Zugleich mit dem 25jährigen Amtsjubiläum ihre«<br />
Ortspfarrers Müller feierte die Gemeinde<br />
Essenberg am 15. 9. ihr 25jährige« Bestehen,<br />
— Am 22. 9. vollendete <strong>der</strong> ehemalige<br />
Bürgermeister von Neukirchen, Vluyn und Re»<br />
pelen, Hermann Haarbeck in Neukirchen,<br />
sein 80, Lebensjahr: er steht noch mitten<br />
drin <strong>im</strong> bürgerlichen und kirchlichen Leben. —<br />
Der langjährige Utforter Presbyter Heinrich<br />
Dauben speck, dem bereits <strong>im</strong> Februar<br />
die Ehrenurkunde <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong> verliehen<br />
ward, feierte am 25. 9. seinen 70. Geburtstag,<br />
— Am 6. 10. hielt Pastor Appel, Homberg,<br />
seine Abschiedspredigt. Er hat dort 40 Jahre ge><br />
arbeitet. — Am 6. 10. ward <strong>der</strong> Grundstein gelegt<br />
zum Turmbau <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> zu<br />
Rayen: dabei waren vertreten die drei Muttergemcinden<br />
Neukirchen, Vluyn und Repelen,<br />
— Am 11. 10. trat <strong>der</strong> Diakon Paul Gräser<br />
sein Amt als Gemeindchelfer in Homberg»<br />
H o ch h e i d e an. — In Hochemmerich<br />
wird eine Gefallenenenehrung in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> angebracht.<br />
— Da» Synodal-Gustao-Adolf-Veremsfest<br />
war am 20. 10. in Alpen. — Pastor<br />
Treichel von Essen-Altstadt eoangelisierte<br />
vom 20,—27. 10. in Mör«, — Die zweite<br />
theologische Prüfung bestand Mitte Oktober in<br />
Koblenz <strong>der</strong> Neukirchener Hilfsprediger<br />
Erich Muthmann. — In Alpen sprach<br />
am 31. IN. Pfarrer Liz. Klugkist Hesse,<br />
Elberfeld, über Clarenbach. — Lintfort<br />
bekommt drei neue Glocken, gegossen vom<br />
Bochumer Verein, darunter eine Adolf»<br />
Der durch sein in fünf Sprachen übersetzte«<br />
Buch „Zwischen Wasser und Urwald" bekannte<br />
Professor v. Dr. Albert Schweitzer hat <strong>der</strong><br />
Berliner Missionsgesellschaft angeboten, auf<br />
seine Kosten einen Missionsarzt nach Ostafrika<br />
zu entsenden und dort zu unterhalten. —<br />
Im Deutschen Reich gab e« <strong>im</strong> letzten Jahr<br />
8NN N Geburten weniger als vor 20 Jahren.<br />
Nach einer Neuregelung für die staatliche Unterstützung<br />
kin<strong>der</strong>reicher Familien soll<br />
eine Familie in Deutschland, die mindesten« 12<br />
lebende Kin<strong>der</strong> ernährt, künftig die reiche Unterstützung<br />
von 200 Mark <strong>im</strong> Jahr, pro Tag<br />
also 55 Pfennig für die ganze Familie o<strong>der</strong><br />
nicht ganz 5 Pfennig für jedes Kind erhalten!<br />
Die nicht ganz 9NNN Seelen zählende deutsche<br />
evangelische Gemeinde in Kronstadt (Siebenbürgen)<br />
bringt jährlich eine halbe Million<br />
für die <strong>Kirche</strong> und Schule auf, das ist da«<br />
Dreifache <strong>der</strong> Staatssteuer und ergibt<br />
auf den Kopf des Gemeindegliede« die<br />
Summe von 55 Mark. —<br />
Die <strong>Evangelische</strong> Synode in Bosnien zählt 7000<br />
Seelen in 27 Mutter-, 22 Tochtergemeinden und<br />
einer weit verstreuten Diaspora, meist au« den<br />
deutschen Kolonien. Die <strong>Kirche</strong>nverfassung enthält<br />
nicht mehr als 5 Paragraphen. —<br />
In einer Volksabst<strong>im</strong>mung in <strong>der</strong> Industrie»<br />
stadt Manchester wegen <strong>der</strong> Sonntagshriligung<br />
sprachen sich nur 30 070 für Kinospiele und<br />
an<strong>der</strong>e Belustigungen am Sonntag au«, wäh»<br />
rend 235 721 dagegen waren. —<br />
Clarenbach-Glocke. — Vom 3. 11. bis<br />
22. 12. finden 7 Gastpredigten in Homberg<br />
statt.<br />
^ <strong>Kirche</strong>nkreis Nie<strong>der</strong>berg<br />
Am 15. IN. weihte die evangelische Gemeinde<br />
Vohwinkel den neuen Kin<strong>der</strong>garten <strong>der</strong><br />
Innenstadt in einer schlichten Feier.<br />
Il <strong>Kirche</strong>nkreis an <strong>der</strong> Ruhr<br />
Auf <strong>der</strong> am 30, 9. in Kettwig stattgefundenen<br />
Synodalkonferenz erstatteten die<br />
Abgeordneten über die 40. Rheinische Prooin-<br />
5'<br />
ialsynode eingehenden Bericht, Die mit <strong>der</strong><br />
ommunalen Neuglie<strong>der</strong>ung für die<br />
kirchlichen Verhältnisse zusammenhängenden Fragen<br />
wurden am 7. Oktober in Düsseldorf<br />
(für Kettwig), am 8. IN. in Essen (für<br />
Werden- Kupferdreh, Heisingen,<br />
Ueberruhr und Haarzopf), am 10. in.<br />
in Oberhausen (für Oberhausen I, II<br />
und Alstaden und für die zur Großstadt<br />
Oberhausen aus <strong>der</strong> Kreisgemeinde Dinslakcn<br />
eingemeindeten <strong>Kirche</strong>ngcmeinden Sterkrade<br />
u. a. sowie für Osterfeld) eingehend besprochen.<br />
Für den 15. IN. waren die für die Großstadt<br />
Mülhe<strong>im</strong>-Ruhr in Betracht kommenden<br />
<strong>Kirche</strong>ngemeinden nach Mülhe<strong>im</strong> eingeladen<br />
zur gleichen Beratung. — Bestätigt ist die<br />
Wahl de« Pastors Otto Brökelschen,<br />
Laaken-Blombacherbach, für Oberhausen I.<br />
— Vom 19,—21. IN. war die 39. Jahresversammlung<br />
des evangelischen <strong>Kirche</strong>nge»<br />
sangocrein» für <strong>Rheinland</strong> in Mül»<br />
He<strong>im</strong>-Ruhr. Die Festpredigt hielt Generalsuperintendent<br />
v. Stoltenhoff. — Kettw<br />
i g hat versuchsweise statt Sonntagabendandachten<br />
Wochenschlußgottesdienste für den<br />
kommenden Winter eingerichtet.<br />
8 <strong>Kirche</strong>nkreis Saarbrücken<br />
Der Saarverband de« Reichsverbande« für die<br />
weibliche Jugend veranstaltete vom 8.—11. 9.<br />
eine Freizeit in N! s ch m i s h e! m. — Da«<br />
Synodal-Gustao-Adolf-Fest wurde<br />
In Jerusalem ist eine arabische evange»<br />
tische <strong>Kirche</strong>ngemeinde mit deutscher<br />
Prägung gegründet worden. Die treibenden<br />
Kräfte waren die in <strong>der</strong> Stadt Jerusalem ansässigen<br />
früheren Zöglinge de« Syrischen Waisenhause«,<br />
die dort in mancherlei angesehenen<br />
Stellungen <strong>im</strong> amtlichen und geschäftlichen Leben<br />
stehen. —<br />
Die Gesamtbevölkerung des neugeschaffenen<br />
päpstlichen Staate» umfaßt 523 Seelen.<br />
—<br />
Im vergangenen Winter wurden in Moskau<br />
in einem Zeitraum von 46 Tagen 1025 erfrorene<br />
Kin<strong>der</strong> aufgefunden. 7385 Kin<strong>der</strong> mußten <strong>im</strong><br />
halberfrorenen Zustande in Krankenhäusern<br />
untergebracht werden. Bei 3 0—4 0 Grad<br />
Kälte hatten diese Kin<strong>der</strong> unter Marktständen,<br />
Müllkästen und Asphaltkesseln übernachtet.<br />
An<strong>der</strong>sens und Gr<strong>im</strong>m« M ärchen sind wegen<br />
ihrer „übergroßen Ideologie" von <strong>der</strong> russischen<br />
Regierung für Schulbibliotheken verboten. —<br />
Die Zahl <strong>der</strong> Selbstmorde hat in Sowjetrußland<br />
so zugenommen, daß eine eigene Or»<br />
ganisation gebildet worden ist, die alle selbst»<br />
mör<strong>der</strong>ischer Absicht Verdächtigen über»<br />
wachen soll.<br />
Im Tessiner Regierungeblatt wird zu einem<br />
Wettbewerb aufgerufen, in dem al« höchster<br />
Pre!« eine Pilgerfahrt nach Lourde« ausgesetzt<br />
ist. Es gilt möglichst viele protestantische<br />
Bibeln und Druckschriften und daneben<br />
unmoralische und religion»»<br />
feindlich« Literatur abzuliefern.
am 20. 40, in 31 e u d o r f gefeiert. — Der<br />
Verband <strong>der</strong> evangelischen Arbeitervereine an<br />
<strong>der</strong> Saar veranstaltet vom 10,—47, 44, wie<strong>der</strong><br />
eine Evangelisch-soziale Woche, diesmal<br />
für Pfarrer, Presbyter, Gemeindevertreter,<br />
Am IN. 54. tagt in St. Arnual <strong>der</strong> Saarverband<br />
<strong>der</strong> evangelischen Frauenhilfen.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis S<strong>im</strong>mern<br />
Hilfsprediger Adolf Becker in Ke l l e n b a ch<br />
ist zum Pfarrer daselbst ernannt, — Pastor<br />
Vusch, Pfarroerrveser in Bonn, wurde in<br />
Laufersweiler gewählt,<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Sobernhe<strong>im</strong><br />
Am 3. 44. wurde das Jugendhe<strong>im</strong> <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />
Gesellschaft für Deutschland in Kirn<br />
eingeweiht.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Solingen<br />
In Solingen ward am 28. 9. da« Statorpsche<br />
Clarenbach-Festspiel zur Vorführung<br />
gebracht und von Pfarrer Liz. K l u gkist<br />
Hesse aus Elberfeld <strong>der</strong> Festvortrag<br />
gehalten. — In Vurscheid war am 20. 40.<br />
da« Kreissynodalfest de« Gustao-Adolf-<br />
Vereins. — Am 40. 40. tagten die Mitglie<strong>der</strong><br />
des Synodaloerbandes und die Pfarrer<br />
von Groß-Eolingen wegen <strong>der</strong> kommunalen<br />
und kirchlichen Neuregelung. Die<br />
beiden Kreissynodaloorstände <strong>der</strong> Synoden<br />
Solingen und Lennep hatten einmütig<br />
ihren Willen kundgegeben, die <strong>Kirche</strong>nkreise <strong>im</strong><br />
Ganzen unverän<strong>der</strong>t bestehen zu lassen, — Am<br />
9. 44. war ein Hans-Sachs-Abend <strong>der</strong> Leichlinger<br />
Spielschar. — Auf <strong>der</strong> Reformations-<br />
und Gemcindefeier in <strong>der</strong> Lutherkirche zu<br />
Solingen sprach am 34. 40. Generalsuperintendent<br />
v. Stoltenhoff über den 34. 40.<br />
<strong>im</strong> Lichte <strong>der</strong> Protestation zu Speyer. — In<br />
Wid<strong>der</strong>t ist die <strong>Kirche</strong>nuhr erneuert worden.<br />
I <strong>Kirche</strong>nkreis Trarbach<br />
Am 29, 9, wurde Hilfsprediger Kaftan,<br />
Düsseldorf, gewählt zum Pfarrer <strong>der</strong> Kir-<br />
246<br />
Di« evangelische Kirch« ist die Märtyrerkirche!<br />
Weißt Du da« ?<br />
Weiß da« Deine Familie,<br />
Deine Gemeinde?<br />
Soeben erschien:<br />
Helden<br />
Ein evangelische« Märtyrerbüchlein von<br />
M. G. Dessin » Mit Bil<strong>der</strong>n von Georg<br />
Rö<strong>der</strong> » In Ganzleinen geb. 2.50 M.<br />
Diese« einzig« umfassende, volkstümliche<br />
Märtyrerbuch erzählt ergreifend von Not<br />
und Sieg unserer Glaubensheldcn und<br />
Blutzeugen. Von Stephanus an bis zu<br />
den baltischen Christen greift hier geschichtlicher<br />
Tiefblick.<br />
Ein Lebensbuch für Gemeinde und Jugend!<br />
Ein Geschenkbuch für Weihnachten!<br />
Lichtweg-Verlag Essen<br />
chengemeinden Lötzbeuren und Raversb<br />
e u r e n. — Die Pfarrstelle in Würrich ist<br />
vakant geworden, ebenso die in N u ch e n -<br />
b e u r e n. Die Versorgung <strong>der</strong> freiwerdenden<br />
Pfarrstellen in diesem <strong>Kirche</strong>nkrei« wird sehr<br />
schwierig sein.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Trier<br />
Am 29, 8, weihte Generalsuperintendent V.<br />
Stoltenhoff den neuen Nctsaal in Perl<br />
an <strong>der</strong> lothringischen Grenze ein unter Assistenz<br />
des Superintendenten und des Ortspfarrcrs<br />
Küpper« von Conz-Karthaus-Perl,<br />
<strong>der</strong> dabei seine Abschiedspredigt hielt und zum<br />
4. 40, in den Ruhestand trat. — Am 6. 40.<br />
erfolgte die 3?euweihe de« wie<strong>der</strong>hergestellten<br />
und mit einem schönen Gemälde geschmückten<br />
Kirchlein in Gornhausen durch Superintendent<br />
Fliedner in Wittlich und den Ortsvfarrer<br />
Voecker von Veldenz, — In<br />
Hausen ward am 43. 44. einst<strong>im</strong>mig gewählt<br />
Liz. Weth, Synodaloikar in Aachen;<br />
die Einführung ist voraussichtlich an, l!. 4 2.<br />
w <strong>Kirche</strong>nkreis Wesel<br />
In Isselburg kam es zu einer Verständigung<br />
zwischen <strong>Kirche</strong>n- und Schulgemeinde über<br />
den Ankauf <strong>der</strong> Dienstlehrcrwohnung durch die<br />
Stadt, — Die Arbeiten am Kirchturm von<br />
Schermbeck gehen langsam vorwärt«. Der<br />
Außenbau wird lediglich neu gefügt. Die Backsteingotik<br />
de» Gebäude« bleibt also erhalte». —<br />
Der <strong>Kirche</strong>nbau am Lauerhaas, Gemeinde<br />
Wesel, ist einen kleinen Schritt weitergekommen,<br />
insofern man setzt einen Kirchbau<br />
als da« Billigste erkannt hat und nunmehr<br />
energisch für einen solchen in <strong>der</strong> Gemeinde<br />
gesammelt wird. — Die Gemeinde B i sl<br />
i ch feierte am 20. 40, da« 200jährige Bestehen<br />
ihrer <strong>Kirche</strong>. Die Fcstpredigt hielt Konsistorialrat<br />
I). Euler, Koblenz.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Wetzlar<br />
Am 40. 8. ward in Odenhausen gewählt<br />
Pastor A, Lindenborn, aus einer alten,<br />
2« 45<br />
24345<br />
24345<br />
24345<br />
24345<br />
<strong>Das</strong> ist die neue Sammelnummer<br />
für unsere telephonischen Mehranschlüsse<br />
in Essen.<br />
<strong>Evangelische</strong>r<br />
Preßverband für <strong>Rheinland</strong><br />
»Monatshefte für Rhein. <strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />
Wer seine He<strong>im</strong>atkirche liebt, ist Leser <strong>der</strong><br />
Monatshefte.<br />
Wer die Monatshefte liest, unterstützt die kirchengeschichtliche<br />
Forschung unserer He<strong>im</strong>at.<br />
Jede evangelische Gemeinde müßte sie darum<br />
halten!<br />
Iahrespre!« 42 Mark.<br />
Verlag des <strong>Evangelische</strong>n Preß<strong>der</strong>bandes für<br />
<strong>Rheinland</strong> in Essen. Schließfach 689.<br />
seit 4798 in dortiger Gegend amtierenden Pastorenfamilie.<br />
— Am 30. 7. starb <strong>Kirche</strong>nältester<br />
Ludwig Kraft in Dutenhofen, 73 Jahre<br />
alt. — Die evangelische <strong>Kirche</strong>ngemeinde Wetzlar<br />
hat für 35000 Mark den „Römischen<br />
Kaiser" erworben und wird ihn zu einem Gemeindehaus<br />
umbauen. — Ilach K. R. Rh. W.<br />
wird die alte <strong>Kirche</strong> in Dorlar, ein Rest des<br />
frühere» Prämonstratenfcrkloster«, restauriert; sie<br />
erhält eine neue Orgel sowie Zentralheizung. —<br />
Für die Taubstumm enseelsorge wird<br />
Pfarrer Harth, Kleinrechtcnbach, ausgebildet;<br />
Superintendent Wieber, Garbcnhe<strong>im</strong>, versah<br />
bisher die« Amt. — Am 27. 47. bekam<br />
Dutenhofe» wie<strong>der</strong> eine dritte Glocke.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Wied<br />
Am 22. 9. feierte <strong>der</strong> Wiedische Gustav-<br />
Adolf-Verein sein Iahresfcst in Pu<strong>der</strong>b<br />
a ch. Der Diasporagemcinde de« <strong>Kirche</strong>nkreise«<br />
A s ba ch konnte dabei eine namhafte Gabe<br />
überreicht werden. — Am 4. 40. beging <strong>der</strong> auch<br />
den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Proviuzialsynode durch sein<br />
feinsinnige«, künstlerisches Orgelspiel wohlbekannte<br />
Organist <strong>der</strong> Ileuwie<strong>der</strong> Gemenide,<br />
Seminaroberlehrer a. D. Vollrath, sein<br />
25jahriges Amtsjubiläum. Der Rheinische Prooinzialkirchevat<br />
ehrte seine „langjährige treue<br />
Mitarbeit ini^Dienst von <strong>Kirche</strong> und Gemeinde"<br />
durch die Verleihung <strong>der</strong> Ehrenurkunde. — Am<br />
43. 40. fand erstmalig in Neuwied ein <strong>Kirche</strong>nfcst<br />
<strong>der</strong> evangelischen Taubstummengemeinden<br />
und -vereine <strong>Rheinland</strong>s<br />
statt. — Der evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
Neuwied ist geschenkt die Hälfte <strong>der</strong><br />
Verkaufssumme au« <strong>der</strong> Veräußerung eines<br />
Hauses und Grundstücke« in <strong>der</strong> Gemeinde Heddesdorf,<br />
außerdem 30 000 Mark 4 Prozent kons.<br />
griech. Goldanleihe von 4889, — Unter Vorsitz<br />
von Superintendent V. M einberg , Düsseldorf,<br />
fand vom 5,—48. 40. <strong>der</strong> fünfte Lehrgang<br />
für Eoangelisation in Rengsdorf<br />
statt, — In Pu<strong>der</strong>bach wird ein<br />
Kirchspielsmuscnm geplant.<br />
Aus dem Inhalt des November- und Dezemberhefte«:<br />
Pfarrer v. Dr. Th. Wotschke, Pratau:<br />
Vpener« und Franckes rheinische Freunde<br />
in ihren Briefen.<br />
Pfarrer H. Müller, Qiersfordt: Jung<br />
Stilling an Anna Freifrau von Wylich.<br />
Kleine 3ü!tteilungen,<br />
Inhaltsverzeichnis 4L29,<br />
eines Großsiadtpfarrers.<br />
Dl« Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ruhrprovinz, mit drei Karten.<br />
Freizeiten und lagungen.<br />
Zur Frage <strong>der</strong> Sonntagsruhe in, Handel.<br />
Einen interessanten Einblick zur Rationalisierung des<br />
Steinkohlenbergbaues<br />
ÜTachrichten au« dem Melnnchthonbund.<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Bibliographie.<br />
Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong>.<br />
Umschau.<br />
Essener Druckerei Gemeinwohl G. m. b. H. Essen, Kaninenbergftraße
<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
Eine monatliche Umschau über Arbeiten und Aufgaben <strong>der</strong> Rheinischen Prooinzialkirche<br />
Begründet und herausgegeben von Liz. L. Seiler, Direktor des <strong>Evangelische</strong>n Preßoerbandes für <strong>Rheinland</strong><br />
Verantwortlich: Preßgesetzlich <strong>der</strong> Herausgeber > Für die Einzelaufsätze die Verfasser » Als ^Manuskript gedruckt<br />
?en , 4929 Dezember VI » Kummer 42<br />
einem halben Jahre wies <strong>der</strong> Herausgeber<br />
dieses Blattes auf die ungleiche<br />
Verteilung <strong>der</strong> kirchlichen Kräfte in<br />
<strong>der</strong> rheinischen evangelischen <strong>Kirche</strong> hin<br />
und for<strong>der</strong>te eine bessere kirchliche Versorgung<br />
des nie<strong>der</strong>rheinischen Industriegebietes.<br />
Der wuchtige Stein, den er<br />
damit in den rheinischen <strong>Kirche</strong>nteich<br />
schleu<strong>der</strong>te, hat eine erhebliche Unruhe verursacht.<br />
Eine verständnisvolle Aufnahme<br />
und Behandlung hat <strong>der</strong> Notschrei —<br />
denn ein solcher war es — erfreulicherweise<br />
auf <strong>der</strong> Provinzialsynode dieses<br />
Jahres gefunden. Der Provinzialsynode<br />
lag es in diesem Jahre an sich schon nahe,<br />
etwaige Maßnahmen organisatorischer und<br />
verwaltungstechnischer Art in Erwägung<br />
zu ziehen, wie sie sich aus <strong>der</strong> kommunalen<br />
Umgruppierung und Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Stadt- und Landkreise <strong>im</strong> Regierungsbezirk<br />
Düsseldorf ergeben. Damit aber<br />
scheinen uns die Aufgaben, die <strong>der</strong> evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>im</strong> Ruhrgebiet gestellt<br />
sind, keineswegs erschöpft zu sein. Es soll<br />
gern anerkannt sein, daß die Provinzialsynode<br />
<strong>im</strong> Rahmen ihrer Zuständigkeit<br />
über die von ihr in Aussicht gestellten<br />
Maßnahmen nicht wohl hinausgehen<br />
kann. Aber <strong>der</strong> Gesichtspunkt <strong>der</strong> Umgemeindung,<br />
<strong>der</strong> wohl zunächst für die<br />
Aufrollung <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> kirchlichen<br />
Versorgung des Ruhrindustriegebietes den<br />
Anstoß gab, spielt für diese Frage nur eine<br />
untergeordnete Rolle. Die Notlage <strong>der</strong><br />
evangelischen <strong>Kirche</strong> in diesem Gebiet, für<br />
die wir Verständnis suchen, besteht nach<br />
wie vor <strong>der</strong> kommunalen Umgemeindung.<br />
Aus den mannigfachen Aeußerungen in<br />
diesem Blatte entnehme ich, daß es bisher<br />
doch noch nicht so ganz geglückt ist, weiteren,<br />
von den Schwierigkeiten und Hemmungen<br />
<strong>im</strong> Industriegebiet unberührten Kreisen<br />
deutlich zu machen, was für die evangelische<br />
<strong>Kirche</strong> hier zu Lande auf dem Spiele steht.<br />
Der Unsegen <strong>der</strong> Großstädte ist uns lebhaft<br />
geschil<strong>der</strong>t worden. „Eine Großstadt<br />
Die evangelische <strong>Kirche</strong> <strong>im</strong> Industriegebiet<br />
kann nie etwas Gesundes sein." Es sind die<br />
„Friedhöfe deutscher Volkskraft", und<br />
„wir können nicht glauben, daß aus diesen<br />
Friedhöfen die Gesundung kommt". Gut,<br />
wir st<strong>im</strong>men zu. Aber man muß doch<br />
lei<strong>der</strong> konstatieren, daß die Großstädte d a<br />
sind, daß sie sich noch <strong>im</strong>mer vergrößern<br />
und mehren, und daß in dem Gebiet, dem<br />
unsere Sorge gilt, alles Volk, bis auf<br />
einen verschwindenden Prozentsatz, in<br />
diesen „Friedhöfen" leben muß. Die anschauliche<br />
kartographische Darstellung des<br />
Aufmarsches <strong>der</strong> Gemeinden<br />
und <strong>der</strong> Pfarrerschaft <strong>im</strong><br />
<strong>Rheinland</strong> auf Seite 73 dieses Blattes<br />
stellt vor unbezweifelbare Tatsachen.<br />
Gewißlich dürfen Zahlen nicht allein<br />
entscheiden, wenn es sich um geistige Belange<br />
handelt. Aber zur Aufdeckung<br />
krasser Mißverständnisse gibt es oft kein<br />
geeigneteres Mittel als die Zahl. Und<br />
man kann gerade in <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong><br />
Kräfteverteilung die Zahl noch deutlicher<br />
sprechen lassen, als es die bezeichnete Karte tut.<br />
Im eigentlichen Bereich <strong>der</strong> sog. Schwerindustrie<br />
(Kohle und Eisen) haben wir <strong>im</strong><br />
<strong>Rheinland</strong> fünf Synoden, die nach dem<br />
letzten „Verzeichnis <strong>der</strong> evangelischen Gemeinden<br />
und Pfarrer in <strong>der</strong> Rheinprovinz"<br />
folgende Zahlen <strong>der</strong> evangelischen Bevölkerung<br />
aufweisen:<br />
Dinslaken »» »44<br />
Duisburg 442 960<br />
Essen 24» 472<br />
MörS 78 64«<br />
a. d. Ruhr 446 784<br />
Zusammen 707 403<br />
Nehmen wir die mit diesen Synodalgebieten<br />
in engster Verbindung stehenden<br />
drei Synoden hinzu, die auch fast nur<br />
Industrie- und Großstadtbevölkerung umfassen:<br />
Düsseldorf mit 476 483<br />
Barmen mit 438 535<br />
Elberfeld mit 437 000<br />
Zusammen 453 048<br />
Diese acht Synoden umfassen also<br />
4 460 424 <strong>Evangelische</strong>.<br />
Für die fünf kleinsten Synoden <strong>der</strong> Rheinprovinz<br />
ergibt sich folgendes Zahlenbild:<br />
Meisenhe<strong>im</strong> 8 253<br />
Trarbach 44 546<br />
Cleve 42 504<br />
Iülich 43 390<br />
S<strong>im</strong>mern 20 246<br />
Zusammen 65 »37<br />
Dazu, <strong>der</strong> obigen Zahl entsprechend, die<br />
drei nächsten Synoden:<br />
Sobernhe<strong>im</strong> 20 276<br />
Aachen 22 447<br />
Trier 23 066<br />
Zusammen 65 458<br />
Die acht kleinsten Synoden umfassen<br />
also 434 396 <strong>Evangelische</strong>.<br />
Die Synode Meisen he<strong>im</strong> mit 42<br />
Pfarrern entspricht in <strong>der</strong> Seelenzahl <strong>der</strong><br />
Gemeinde Alstaden, die e i n Pfarrer<br />
mit einem Hilfsprediger zu versorgen hat.<br />
Den fünf kleinsten Synoden mit 77 Pfarrern<br />
sieht mit <strong>der</strong> gleichen Seelenzahl gegenüber<br />
die lutherische Gemeinde Elberfeld<br />
mit 43 Pfarrern. Die größte evangelische<br />
Gemeinde <strong>der</strong> Rheinprovinz,<br />
Düsseldorf, hat 2« Pfarrer für<br />
407 000 Gemeindeglie<strong>der</strong>. Die acht kleinsten<br />
Synodalbezirke mit 434 000 <strong>Evangelische</strong>n<br />
haben 429 Pfarrer aufzuweisen.<br />
Wollte man boshaft sein, so könnte man<br />
noch an<strong>der</strong>e Gegenüberstellungen vornehmen,<br />
die die vorhandene Kräfteverteilung<br />
ins Lächerliche hineinzerren<br />
würde. So viel aber geht aus <strong>der</strong>artigen<br />
Zusammenstellungen hervor: Die Kräfteverteilung<br />
in <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong> ist eine<br />
sehr ungleichmäßige. Auch die Städte in<br />
den kleineren Synoden sind weit besser<br />
versorgt als <strong>im</strong> Industriegebiet. Kirn in<br />
<strong>der</strong> Synode Sobernhe<strong>im</strong> hat bei 5000<br />
<strong>Evangelische</strong>n zwei, Aachen bei 9000 drei,<br />
Trier bei 7000 zwei Pfarrer. Zieht man<br />
überhaupt die Struktur <strong>der</strong> Synoden mit<br />
in Erwägung, gestaltet sich die Kräfte-<br />
247
Verteilung oftmals geradezu grotesk; die<br />
Synode Koblenz umfaßt 32 257 <strong>Evangelische</strong>;<br />
13 150 davon in <strong>der</strong> Stadt Koblenz<br />
werden von drei Pfarrern bedient, <strong>der</strong><br />
übrige Teil <strong>der</strong> Synode beansprucht<br />
23 Pfarrer.<br />
Wohl gibt es innerhalb des nie<strong>der</strong>rheinischen<br />
Industriegebietes noch einzelne Gemeinden,<br />
die <strong>der</strong> Strom <strong>der</strong> Industriealisierung<br />
noch nicht erreicht hat; so in <strong>der</strong><br />
Grafschaft MörS. Auch in den volkreichsten<br />
Synoden liegen hier und dort, sozusagen<br />
wie Inseln, noch einige Gemeinden<br />
mit geringerer Seelenzahl; darunter nur<br />
zwei, Homberg und Lintorf in <strong>der</strong><br />
Synode Düsseldorf, mit weniger als 4000,<br />
und acht mit weniger als 2000 Seelen. Im<br />
übrigen aber werden diese Synoden <strong>im</strong><br />
Lande <strong>der</strong> Industrie gänzlich beherrscht<br />
von den Riesengemeinden, die sie in sich<br />
bergen. So besteht die Synode Barmen<br />
aus vier großen Stadtgemeinden und<br />
einer kleinen Landgemeinde, Elberfeld<br />
aus zwei großen Stadtgemeinden und<br />
fünf, <strong>im</strong>mer noch 4—8000 zählenden, „kleineren"<br />
Gemeinden. Die Riesengemeinde<br />
Düsseldorf überragt mit ihren<br />
407 000 Seelen die übrigen 15 Gemeinden<br />
<strong>der</strong> Synode um mehr als ein Drittel. Die<br />
Synode Duisburg besteht aus 6 Gemeinden,<br />
von denen Duisburg 70 000,<br />
Mei<strong>der</strong>ich 32 000, Beeck 21000 Seelen<br />
zählt; die drei „kleineren", Laar, Ruhrort,<br />
Wanhe<strong>im</strong>, erreichen zusammen nicht die<br />
Zahl von Beeck. Die Synode an<strong>der</strong><br />
Ruhr zeigt ein ausgeglicheneres Bild,<br />
insofern die Glie<strong>der</strong>ung in Einzelgemeinden<br />
in den Großstädten stärker ist; <strong>im</strong>merhin<br />
gehören von den 34 Pfarrern 26 den beiden<br />
Großstädten Mülhe<strong>im</strong> und Oberhausen<br />
an. Die größte Synode, Essen,<br />
umfaßt <strong>im</strong> Gebiet <strong>der</strong> Großstadt selber<br />
fünf große Gemeinden (Altstadt 59 000,<br />
Altendorf 55 000, Altenessen und Borbeck<br />
je 22 000, Rüttenscheid 20 000); dazu gesellen<br />
sich sechs vorgelagerte Gemeinden<br />
mit etwa 66 000 Seelen.<br />
Unter den Riesengemeinden ist nur eine<br />
einzige, die ihren Pfarrern die Versorgung<br />
von etwa 5000 Seelen nicht zumutet,<br />
die reformierte Gemeinde Elberfeld,<br />
die für ihre 40 000 Seelen IN Pfarr»<br />
stellen geschaffen hat. Es gibt aber nicht<br />
wenig Gemeinden, in denen die auf einen<br />
Pfarrer entfallende Scelenzahl über 5000<br />
hinausgeht.<br />
So viel zur statistischen Orientierung Sie<br />
besagt viel, aber nicht genug; sie könnte<br />
sogar zu falschen Vorstellungen von <strong>der</strong><br />
kirchlichen Lage führen. So wäre eS<br />
irrig, anzunehmen, daß die größten Gemeinden<br />
in kirchlicher Hinsicht am übelsten<br />
beraten wären. Abgesehen etwa von<br />
Essen-(West)-Altendorf und Essen-<br />
Rüttenscheid sind alle die heute zu hohen<br />
Zahlen von Mitglie<strong>der</strong>n angeschwollenen<br />
248<br />
Gemeinden ansehnlichen Alters; sie hatten<br />
also einen gesicherten Bestand, waren in<br />
sich konsolidiert und konnten in dem Ausbau<br />
ihrer Einrichtungen und <strong>der</strong> Vermehrung<br />
ihrer Kräfte mit dem Anwachsen<br />
ihrer Mitglie<strong>der</strong>zahl Schritt hallen. Herkommen<br />
und Tradition ist <strong>im</strong>mer sehr segenSreich.<br />
Aber für eine evangelische Gemeinde<br />
fast noch schätzungswertcr als für<br />
den einzelnen Menschen und eine Familie.<br />
<strong>Das</strong> Wesen <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde<br />
involviert so stark das Erfor<strong>der</strong>nis <strong>der</strong><br />
Tradition, daß man geradezu sagen kann:<br />
Wirklich Gemeinde, evangelische Gemeinde,<br />
kann eine „Gemeinde" nur werden in dem<br />
Maße, als sich Tradition in ihr bildet.<br />
Diese bildet sich aber nicht von heute auf<br />
morgen. Auch alle Bemühungen, diese<br />
Bildung planmäßig in die Wege zu leiten<br />
und zu beschleunigen, erzielen kaum etwas.<br />
Hat das seine Richtigkeit, dann wird verständlich,<br />
daß wir die eigentlichen Notstände<br />
auf kirchlichem Gebiete <strong>im</strong> nie<strong>der</strong>rheinischen<br />
Industrieland« nicht zu suchen<br />
haben in den alten, mittlerweile zu Riesengebilden<br />
angeschwollenen Gemeinden, so.<br />
viel <strong>im</strong>mer auch in diesen zu wünschen<br />
überbleiben mag. Die Not und die Gefahr<br />
für die <strong>Kirche</strong> liegt in dem kirchlichen,<br />
— o<strong>der</strong> besser gesagt unkirchlichen Neulande.<br />
Da, wo ehedem unbebautes Land,<br />
Feld und Wiese war, an <strong>der</strong> Peripherie <strong>der</strong><br />
Städte und Dörfer, sind allenthalben<br />
Wohnstätten, Kolonien, Siedlungen entstanden;<br />
so sind <strong>im</strong> Zeitraum weniger<br />
Menschenalter all die Städte und Dörfer<br />
von Mörs bis über Dortmund hinaus aneinan<strong>der</strong><br />
gewachsen. In all diesen Vorort-<br />
und Neulandgemeinden sind wohl<br />
kirchliche Mittelpunkte durch Erbauung<br />
von <strong>Kirche</strong>n und Gemeindehäusern, Begründung<br />
von Pfarrstellen und Bildung<br />
von Gemeinden geschaffen; aber diese „Gemeinden"<br />
sind durchweg weit davon entfernt,<br />
wirkliche Gemeinden zu sein. Für<br />
manche dieser neuen Gebilde war es ein<br />
Glück, daß sie sich an eine alte Gemeinde<br />
anlehnen und sozusagen von <strong>der</strong>en Tradition<br />
mitzehren konnten. Wo das aber<br />
nicht <strong>der</strong> Fall war, wo die neuen Gebilde<br />
frei in die Luft hinausgestellt waren, da<br />
hat man wun<strong>der</strong>liche Dinge erleben können.<br />
Die Willkür eines einzelnen, des<br />
Soeben neu erschienen:<br />
Pfarrers, gab da oftmals dem neuen Gebilde<br />
ein son<strong>der</strong>bares Gepräge; hier war's<br />
<strong>im</strong> wesentlichen ein Blaukreuzverein, dort<br />
ein methodistisches Bekehrungöinstitui, hier<br />
ein Versuchsfeld für Evangelisation, o<strong>der</strong><br />
für Mitternachtsmission o<strong>der</strong> gar auch für<br />
religiösen Sozialismus.<br />
Wenn <strong>der</strong> Pfarrer kein klares Bewußtsein<br />
davon hatte, was eine evangelische<br />
Gemeinde ist, und was sie ihren Glie<strong>der</strong>n<br />
und diese wie<strong>der</strong>um ihr, <strong>der</strong> Gemeinde,<br />
schuldig sind, woher soll es dann kommen,<br />
wie sollen dann die aus aller Welt zusammengewürfelten<br />
Menschen dazu gelangen?<br />
Und was für anfechtbare, aller<br />
evangelischen Glaubensüberzeugung hohnsprechende<br />
Mittel sah man oft in diesen<br />
Wurzel- und traditionslosen Gebilden angewandt,<br />
um die Menschen anzulocken,<br />
cinzufangen und festzuhalten, daß denkende<br />
Menschen darüber spotteten o<strong>der</strong> auch von<br />
Scham und Ingr<strong>im</strong>m erfüllt winden! Der<br />
Mangel jedwe<strong>der</strong> Tradition hat da oft<br />
eine Hilf- und Ratlosigkeit <strong>im</strong> Gefolge, die<br />
seltsame Blüten treibt, zumal wenn dann<br />
noch <strong>der</strong> Pastor in die Hände von Leuten<br />
gerät, <strong>der</strong>en Interesse an <strong>der</strong> Gemeinde<br />
und am kirchlichen Leben nicht frei von<br />
Eigennutz ist. Als die Gesamtkirche einen<br />
Fonds zur Anstellung von Gemeindehelfern<br />
geschaffen hatte, bewarb sich eine<br />
Gemeinde um eine Beihilfe aus diesem<br />
Fonds; dann wurden zwei ältere Mitglie<strong>der</strong><br />
des PreöbyteriumS, Pensionäre, die<br />
Zeit hatten, zu Gemeindehelfern gemacht<br />
und besoldet. Ein an<strong>der</strong>er Presbyter war<br />
besoldeter Gemein<strong>der</strong>endant, und so war<br />
ein gut Teil des Presbyteriums besoldet.<br />
Dergleichen ist möglich in „Gemeinden",<br />
die <strong>im</strong> Grunde keine sind, wo kirchliches<br />
Interesse kaum vorhanden ist. In solchen<br />
Gemeinden fehlt es an willigen Kräften,<br />
und auö Not gerät man auf den Abweg<br />
versteckter Besoldungen und Zuwendungen.<br />
<strong>Das</strong> läuft natürlich auf Vortäuschung des<br />
Bildes von einer evangelischen Gemeinde<br />
hinaus; in Wahrheit verdient das Gebilde<br />
nicht den Namen Gemeinde. Aber<br />
ich betone, <strong>der</strong>gleichen geschieht zumeist<br />
aus Not, Man for<strong>der</strong>t Unmöglichkeiten,<br />
wenn man in solchem Neulande konsolidierte<br />
evangelische Gemeinden sucht. Hier<br />
ist alles <strong>im</strong> Weiden, — wenn es daö<br />
WalterBösken: Geschichte <strong>der</strong> ev.Gemeinde Alpen<br />
Seiten, mit einem Bild des Verfassers und Einschaltbil<strong>der</strong>n<br />
In Ganzleinen gebunden 2,50 Mark<br />
Aus <strong>der</strong> Reihe rheinischer Ortsqeschichten: Band 3<br />
Verlag des <strong>Evangelische</strong>n Preßoerbandes für <strong>Rheinland</strong>, Essen<br />
Schließfach 689
wenigstens ist —, und in einem sehr langsamen<br />
Werden, das Beharrlichkeit, Iielklarheit<br />
und Geduld erfor<strong>der</strong>t.<br />
Diese werdenden Gemeinden sind ohne<br />
Zweifel die allerschwierigslen und mühevollsiel,<br />
Posten, an die ein Pfarrer in<br />
unserer <strong>Kirche</strong> gestellt werden kann. <strong>Das</strong><br />
fortgehende Anwachsen <strong>der</strong> Seelenzahl, die<br />
geringen Mittel, <strong>der</strong> Mangel am Notwendigsten,<br />
an <strong>Kirche</strong>, Pfarrhaus, Gemeindehaus,<br />
das Fehlen williger Hilfskräfte<br />
aus <strong>der</strong> Gemeinde — all das zermürbt<br />
den einen Träger <strong>der</strong> Sache, den<br />
Pfarrer, wenn er nicht über außergewöhnliche<br />
Energien verfügt. Wenn einmal die<br />
innere Struktur all dessen, was Gemeinde<br />
heißt, bei uns <strong>im</strong> Industriegebiet ergründet<br />
werden könnte, eben das, was sich<br />
nicht statistisch in Zahlen ^^^j^s, ^5<br />
durch Zahlen verdecken läßt, würde man<br />
sich nicht wun<strong>der</strong>n darüber, daß wir erklären:<br />
Hier ist für die <strong>Kirche</strong> Gefahr <strong>im</strong><br />
Verzüge. Aus dem Echo, das <strong>der</strong> Aufsatz<br />
des Herausgebers dieses Blattes gefunden<br />
hat, habe ich nicht entnehmen können,<br />
daß für diese Lage <strong>der</strong> Dinge über das betroffene<br />
Gebiet hinaus ausreichende Klarheit<br />
herrscht. Und eö muß <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />
betont werden: Es ist ein sehr ansehnlicher<br />
Teil <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, <strong>der</strong> hier in Frage<br />
kommt.<br />
Gewiß, „die <strong>Kirche</strong> wird noch da sein,<br />
wenn die Massenstädte des Industriegebietes<br />
längst zu öden Ruinen geworden<br />
sind". Aber <strong>im</strong> Industriegebiet wird sie<br />
dann nicht mehr sein, wird sie vermutlich<br />
schon viel eher nicht mehr sein und vielleicht<br />
an<strong>der</strong>swo, wo man sich heute noch<br />
sehr sicher fühlt, auch nicht mehr. Denn<br />
es ziehen Mächte herauf, denen die<br />
schwachen, in langsamstem Werden begriffenen<br />
kirchlichen Gebilde <strong>im</strong> Industriegebiet<br />
schwerlich den erfor<strong>der</strong>lichen Wi<strong>der</strong>stand<br />
entgegensetzen können. Und man<br />
täusche sich nicht darüber, so klug wird <strong>der</strong><br />
Feind schon sein, daß er an dieser schwächsten<br />
Stelle seine Angrifföfront formiert<br />
und zum Sturm ansetzt.<br />
Wir müssen hier wirklich mit beiden Füßen<br />
auf die Erde zu stehen kommen. Die von<br />
<strong>der</strong> Provinzialsynode in Aussicht genommenen<br />
Maßnahmen dürften deshalb wirkungslos<br />
bleiben, weil sie wirkliche, innerliche<br />
konsolidierte Gemeinden zur Voraussetzung<br />
haben. Hier aber werden sie an<br />
<strong>der</strong> Wirklichkeit glatt vorbeigehen. Mit<br />
den von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nordnung vorgesehenen<br />
Maßnahmen ist die hier gekennzeichnete<br />
schwielige Lage <strong>der</strong> Dinge überhaupt<br />
nicht zu meistern, weil die ganze kirchliche<br />
Verfassung überhaupt mit einem fertigen<br />
konsolidierten <strong>Kirche</strong>nwesen rechnet. Aber<br />
wir müssen <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> betonen, die<br />
Lage <strong>im</strong> Industriegebiet ist eine ganz<br />
an<strong>der</strong>e. <strong>Das</strong> Pferd ist zumeist noch gar<br />
nicht da, dem man Geschirr und Zügel anlegen<br />
möchte. Hier muß zu ganz an<strong>der</strong>en,<br />
neuen Mitteln gegriffen werden. Diese<br />
Mittel aber liegen nicht parat da, so daß<br />
man stch ihrer nur zu bedienen brauchte.<br />
Sie können sich nur aus einer sorgfältigen<br />
Ergründung <strong>der</strong> eigenartigen Verhältnisse<br />
ergeben. Sie dürfen auch nicht starr, nicht<br />
Schema sein, sie müssen wandlungsfähig<br />
sein, <strong>der</strong> Eigenart <strong>der</strong> Lage <strong>im</strong>mer aufs<br />
neue angepaßt werden, — wie es eben<br />
die <strong>im</strong> Werden begriffenen und keineswegs<br />
als konsolidiert anzusehenden Verhältnisse<br />
erheischen. Und wenn wir die kirchliche<br />
Verwaltung und Betreuung dieser noch<br />
1553860<br />
völlig <strong>im</strong> Werden begriffenen und ungesicherten<br />
Gemeindegebilde um <strong>der</strong> örtlichen<br />
Entfernung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nbehörde und<br />
<strong>der</strong> für diese Verhältnisse ungeeigneten<br />
VerwaltungspraxiS willen für unzureichend<br />
erklärt haben, so liegen hier die<br />
Gründe.<br />
Um nur ein Beispiel anzuführen: Es ist<br />
eine grandiose Fiktion, einen an einem<br />
Drte <strong>im</strong> Zeitraum eines o<strong>der</strong> weniger<br />
Jahre zusammengewürfelten Haufen von<br />
Menschen eine kirchliche Vertretung und<br />
durch diese einen Pfarrer wählen zu lassen<br />
und so — eine neue „Gemeinde" zu bilden.<br />
Es gibt hier genug sog. Gemeinden, die<br />
nach vielen Tausenden zählen, und in<br />
denen sich kaum Menschen o<strong>der</strong> doch nur<br />
verschwindend wenige befinden, die über<br />
das notwendige Interesse und die erfor<strong>der</strong>liche<br />
Gabe, die Geister zu unterscheiden<br />
und die rechten Belange <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu erkennen,<br />
soweit verfügen, daß man ihnen<br />
die Wahl eines Pfarrers zutrauen dürfte,<br />
— gerade für einen so schwierigen und<br />
verantwortungsvollen Posten. Es mag<br />
auch in alten Gemeinden bei Pfarrerwahlen<br />
oft merkwürdig zugehen; aber<br />
in ihnen kann sich ein Mißgriff nie so<br />
katastrophal auswirken wie unter den<br />
geschil<strong>der</strong>ten Verhältnissen <strong>im</strong> kirchlichen<br />
Neuland. <strong>Das</strong> Herkommen und die Stetigkeit<br />
gleicht in alten Gemeinden vieles<br />
aus.<br />
Aber auch die alten Gemeinden, die zu<br />
Riesengebilden angeschwollen sind, sind<br />
mittlerweile in eine Lage geraten, daß eine<br />
gesunde und gedeihliche Entwicklung nicht<br />
mehr durch die bisher geübten und vielleicht<br />
früher auch bewährten Verwaltungsmaßnahmen<br />
allein gewährleistet ist.<br />
Darüber vielleicht ein an<strong>der</strong>mal<br />
F.
Von <strong>der</strong> gegenwärtigen Not unserer <strong>Kirche</strong><br />
dieser Ueberschrift sind in <strong>der</strong><br />
letzten Nummer unserer Zeitschrift Gedanken<br />
vorgetragen worden, die nicht mit<br />
einmaligem Lesen erledigt sein dürfen.<br />
Dafür rühren sie zu sehr an den Nerv <strong>der</strong><br />
kirchlichen Arbeit. Sie dürfen aber auch<br />
nicht allein auf <strong>der</strong> Fläche erörtert werden,<br />
auf <strong>der</strong> es geschehen ist. Es ist sonst Gefahr<br />
vorhanden, daß wir die Lage, in <strong>der</strong> wir<br />
als <strong>Kirche</strong> stehen, und die Aufgabe, die uns<br />
gestellt ist, nicht klar genug sehen. Cs sei<br />
daher erlaubt, diese Gedanken zu vertiefen<br />
und weiterzuführen.<br />
Der Verfasser des Artikels weist sehr richtig<br />
darauf hin, daß sich in dem Umfang<br />
unserer Großstadtgemeinden «ine <strong>im</strong>mer<br />
größer werdende Not offenbart. Tausende<br />
werden nicht mehr erreicht, auch wenn sie<br />
selbst guten Willens sind, und die Folge ist<br />
eine weil verbreitete Gleichgültigkeit. Nenn<br />
diese Gleichgültigkeit dann näher dargelegt<br />
wird, entsteht <strong>der</strong> Eindruck, daß sie lediglich<br />
die Folge dieses Anwachsens <strong>der</strong> großen<br />
Gemeinden ist. Zu leicht schleicht sich dabei<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Gedanke ein, daß wir bei <strong>der</strong><br />
zwangsläufigen Entwicklung <strong>der</strong> Großstädte<br />
und <strong>der</strong> geringen finanziellen Mitteln unserer<br />
<strong>Kirche</strong> vor uns selbst entlastet sind,<br />
wenn wir auch den brennenden Wunsch<br />
haben, den Notständen abzuhelfen. Nun<br />
liegen die Ursachen <strong>der</strong> Gleichgültigkeit<br />
aber doch tiefer. Gewiß<br />
werden die Menschen gegen die <strong>Kirche</strong><br />
gleichgültig, wenn diese sich nicht um sie<br />
kümmert o<strong>der</strong> vielleicht nicht kümmern<br />
kann; aber finden wir sie nicht in zahllosen<br />
Fällen bereits vor, bevor eine Gemeinde<br />
mit ihren Organen an die Menschen herankommt?<br />
Sicherlich wird sie bei vielen durch<br />
intensive kirchliche Arbeit in Interesse, Mitarbeit<br />
und ein tieferes Erfaßtwerden gewandelt.<br />
<strong>Das</strong> sind außerordentlich erfreuliche<br />
Zeichen in <strong>der</strong> Not unserer Lage. Indessen,<br />
eine große Zahl verharrt trotz aller<br />
kirchlichen Arbeit in ihrer Gleichgültigkeit,<br />
weil sie nicht die Folge <strong>der</strong> Versäumnisse<br />
einer <strong>Kirche</strong>ngemeinde o<strong>der</strong> einer <strong>Kirche</strong>ngeneration<br />
ist, son<strong>der</strong>n tiefer sitzt. Der<br />
Grund liegt in <strong>der</strong> <strong>im</strong>mer mehr<br />
fortschreitenden Säkularisierung<br />
(— <strong>der</strong> kirchlichen Beeinflussung sich<br />
entziehenden Entwicklung) des gesamten<br />
Kulturlebens. Die Loslösung<br />
von kirchlicher Autorität und darüber<br />
hinaus von letzten Bindungen und Verantwortungen,<br />
die noch zu Anfang des vorigen<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts nur von einzelnen erfolgte,<br />
hat mit Zwangsläufigkeit ganze soziologische<br />
Gruppen und Lebensgebiete ergriffen<br />
und zusammen mit dem Trägheitsmoment<br />
den Zustand <strong>der</strong> Gleichgültigkeit geschaffen,<br />
220<br />
mit dem man sich als nur kirchensteuerzahlendeS<br />
Mitglied <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> abgefunden hat.<br />
Ob es wirklich ein „m üßiges<br />
Gerede" ist, hierbei von einer<br />
Schuld <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu sprechen?<br />
Es soll ohne weiteres zugegeben weiden,<br />
daß man oft mit diesem Wort vorschnell<br />
bei <strong>der</strong> Hand gewesen ist, und sicherlich<br />
liegen die Dinge hier noch tiefer, als daß<br />
die <strong>Kirche</strong> allein verantwortlich gemacht<br />
werden könnte. Aber daß hier auch die<br />
<strong>Kirche</strong> nicht ohne Schuld ist, kann von niemand,<br />
<strong>der</strong> zum Beispiel die Geschichte <strong>der</strong><br />
sozialistischen Bewegung in Deutschland<br />
kennt, ernstlich bestritten werden. Diese<br />
Gleichgültigkeit ist nicht zu beheben, auch<br />
wenn die von ihr befallenen Menschen<br />
organisatorisch von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> besser erfaßt<br />
werden, son<strong>der</strong>n nur dann, wenn unserer<br />
<strong>Kirche</strong> wie<strong>der</strong> ein neues Hören <strong>der</strong> Offenbarung<br />
Gottes in unserer Zeit geschenkt<br />
wird und damit ein Reden in neuen Zungen<br />
und ein Handeln in an<strong>der</strong>er Haltung. Die<br />
bisherige, so oft festzustellende kirchliche<br />
Haltung, die wesentlich darin besieht, daß<br />
man sich nicht in gleicher Schuld unter gemeinsame<br />
Not stellt, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Not <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>n mit frommer, helfen<strong>der</strong> Gebärd« gegenübersteht,<br />
ist nicht befähigt, Menschen in<br />
ihrem Sein zu erschüttern o<strong>der</strong> Hinweis auf<br />
Größeres zu sein.<br />
In dem genannten Artikel wird noch auf<br />
einen an<strong>der</strong>en Grund <strong>der</strong> kirchlichen Not<br />
hingewiesen. Es ist <strong>der</strong> rationalistische<br />
<strong>Kirche</strong>nbegriff, <strong>der</strong> aus<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> eine Vereinigung<br />
religiöser Individuen gemacht<br />
h a t. Hierüber wäre viel zu sagen. Soll ein<br />
falscher <strong>Kirche</strong>nbegriff Schuld daran sein,<br />
daß wir die Menschen mit dem Evangelium<br />
nicht mehr erreichen? Entwe<strong>der</strong> ist das<br />
Evangelium da und mit ihm <strong>Kirche</strong>, o<strong>der</strong><br />
«s fehlt, dann wird jede« System di« Not<br />
offenbaren. Mir scheint hier <strong>der</strong> Verfasser<br />
einerseits dem Theologen Sülze nicht gerecht<br />
geworden zu sein, an<strong>der</strong>erseits werden in<br />
<strong>der</strong> Gegenüberstellung eines rationalistischen<br />
und lutherischen <strong>Kirche</strong>nbegriffes die Dinge<br />
einseitig betrachtet. Zweifellos leiden wir an<br />
einer Unklarheit und Zersplitterung unseres<br />
<strong>Kirche</strong>nbegriffes, und «S tut dringend not,<br />
endlich auf die klare Formulierung <strong>der</strong><br />
Augsburgischen Konfession zurückzukommen.<br />
Aber darf deswegen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
Gedanke Schaden leiden, daß<br />
sich die Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> in<br />
allenLebenslagen zurGemeinschaft<br />
des Dienstes zusammen«<br />
schließen? Der VereinSgedanke ist nur<br />
dann unfruchtbar und gefährlich, wenn er<br />
überspannt und aus dem Zusammenhang<br />
mit dem <strong>Kirche</strong>ngedanken gelöst wird. Daß<br />
dies vielfach geschehen ist, soll nicht bestritten<br />
werden. Indessen brauchen wir nicht näher<br />
auf diese Gedanken einzugehen. Wichtiger<br />
ist ein an<strong>der</strong>es. Es ist mit Recht darauf<br />
hingewiesen worden, daß es die Hauptsorge<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> sein müsse, das Evangelium<br />
lauter und rein zu verkünden, damit es zu<br />
allen Zeiten und an allen Orten Gläubige<br />
finde. Gerade an diesem Punkte droht <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong> zu allen Zeiten die größte Gefahr,<br />
und wenn man von <strong>der</strong> gegenwärtigen Not<br />
unserer <strong>Kirche</strong> spricht, muß die hier unmittelbar<br />
entspringende Not beson<strong>der</strong>s aufgezeigt<br />
werden. Wie, wenn die <strong>Kirche</strong><br />
vielleicht nicht mehr weiß,<br />
was Evangelium ist, o<strong>der</strong><br />
seinen Anspruch mißdeutet?<br />
Wie, wenn sie als <strong>Kirche</strong> in Frage gestellt<br />
ist, weil sie bereits soweit in die Verirrungen<br />
<strong>der</strong> Zeit hineingeraten ist, daß sie den Maßstab<br />
des Evangeliums verloren hat? Wenn<br />
sie in ihrer sich wandelnden<br />
Gestalt nicht mehr Organ für<br />
die ewige Votschaft ist?<br />
Wir wollen uns hier vor allen Uebertreibungen<br />
hüten und <strong>im</strong>mer dankbar anerkennen,<br />
was an wirklichem Lebendigwerden<br />
durch die Verkündigung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> vorhanden<br />
ist. Allein, will man wirklich bestreiten,<br />
daß unsere Hauptnot nicht erwächst aus<br />
<strong>der</strong> Gleichgültigkeit <strong>der</strong> Massen, aus Bekenntnisnot,<br />
Formerstarrung, unklarem <strong>Kirche</strong>nbegriff<br />
o<strong>der</strong> was sonst an Nöten genannt<br />
weiden kann, son<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> unbedingten<br />
For<strong>der</strong>ung, die das Evangelium<br />
an uns stellt? Diese unbedingte<br />
For<strong>der</strong>ung bringt aber den<br />
Christen <strong>im</strong>mer in die größten<br />
Spannungen, denen er nur zu<br />
leicht sich zu entziehen geneigt<br />
ist.<br />
Man denke etwa an die Spannung, die<br />
darin besteht, daß das Christentum eine<br />
geschichtliche Religion ist, aber seine eigentümliche<br />
Wirkung nicht <strong>im</strong> Geschichtlichen,<br />
son<strong>der</strong>n gerade <strong>im</strong> Uebergeschichtlichen liegt,<br />
das in <strong>der</strong> Geschichte zum Durchbruch<br />
kommt. Der Christ sieht mit seinem Glauben<br />
<strong>im</strong> schärfsten Gegensatz zur Welt, und<br />
doch kann er sie nur überwinden, wenn er mit<br />
seinem ihm von Gott geschenkten Leben in<br />
diese Welt eindringt und sie wandelt. Damit<br />
hängt unmittelbar zusammen, daß mit dem<br />
Evangelium ein die Kultur bejahendes und<br />
ein sie verneinendes Moment gegeben ist.<br />
Die beson<strong>der</strong>e Kraft des Evangeliums entfaltet<br />
sich erst da, wo diese Spannung empfunden<br />
wird. Jedes Herausfallen aus ihr,<br />
wodurch in <strong>der</strong> Geschichte übrigens auch<br />
eine Reihe nicht unwesentlicher Gestaltungen<br />
entstanden sind, man denke nur an das<br />
Mönchtum, ist doch irgendwie eine Verunreinigung<br />
<strong>der</strong> Botschaft und bringt darum<br />
ein Letztes, Unveräußerliches nicht zum<br />
Ausdruck. Hier liegt die Not. Wir
Menschen suchen uns <strong>der</strong> Spannung zu<br />
entziehen, wir wollen Lösungen, Werke,<br />
rationale Gestaltung, weil wir ja dauernd<br />
niit rationalen Gegebenheiten zu tun haben.<br />
Darum schließen wir Kompromisse, verdunkeln<br />
zu leicht das Irrationale, stellen<br />
das Uebergeschichtliche zurück, wenn die<br />
rational geschichtliche Gestalt (wir denken<br />
etwa an das Dogma o<strong>der</strong> die zu Macht gekommene<br />
äußere <strong>Kirche</strong>) >mö beeindruckt<br />
o<strong>der</strong> gar Einfluß schenkt und damit beruhigt<br />
und sicher macht.<br />
Der Artikel von Brandt weist an einem<br />
Punkt auf die Gefahr hin, wenn er sagt,<br />
daß man heute oft das Evangelium den<br />
sogenannten Bedürfnissen anpaßt. Man<br />
kann hier von <strong>der</strong> Gefahr <strong>der</strong><br />
Nerweltlichung reden. In <strong>der</strong><br />
Tat, wenn das Christentum so in das Volkslum<br />
aufgegangen ist, daß kein Unterschied<br />
uiehr zwischen diesen beiden Größen erkannt<br />
wird, wenn man eine politische Partei ohne<br />
Bedenken mit dem Christlichen identifiziert,<br />
wenn es möglich ist, daß eine völkische o<strong>der</strong><br />
sozialistische Bewegung das Evangelium in<br />
ihren Dienst stellt, statt sich von seinem<br />
ewigen Anspruch richten und gestalten zu<br />
lassen, wenn das Einzigartige und An<strong>der</strong>sartige<br />
des Evangeliums von <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> nicht<br />
mehr gehört, son<strong>der</strong>n leichthin mit endlichen<br />
Größen, etwa Sozialismus, preußischem<br />
Staatskirchentum, allgemeiner Humanität,<br />
leligiöser Mystik aller Zeiten und <strong>der</strong>gleichen<br />
auf eine Ebene gestellt wird, dann hat<br />
man das Evangelium verraten, auch wen»<br />
die <strong>Kirche</strong>, die sich einbildet, es zu besitzen,<br />
in Macht und Ansehen steht,<br />
In diesem Zusammenhang könnte auf eine<br />
Reihe von Nöten hingewiesen werden, die<br />
nicht auü zeitgeschichtlichen Bedingtheiten<br />
heraus, son<strong>der</strong>n aus dem Evangelium und<br />
seinem uns for<strong>der</strong>nden Anspruch heraus zu<br />
erklären sind. M an denke zum Beispiel<br />
an das Gegenteil <strong>der</strong><br />
V e r w e l t l i ch u n g <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>,<br />
nämlich ihre Isolierung. Die<br />
Flucht aus <strong>der</strong> Welt in eine christlich gefärbte<br />
Mystik, eine rein individualistisch<br />
betonte Frömmigkeit, auch das in dieser<br />
Verbindung mit Recht anzugreifende Vereinschristentum,<br />
das sich von größeren Verantwortungen<br />
löst, bedeutet eine Abkapselung<br />
<strong>der</strong> Religion, Diese Gefahr mag<br />
heute nicht so groß sein, wie die Versuchung<br />
zu verweltlichen, aber sie fehlt nicht völlig.<br />
Es haben noch nicht alle in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> das<br />
Gehör dafür bekommen, daß Evangelium<br />
in die Weite <strong>der</strong> Welt dringen will, und<br />
nicht überall steht man vor dem beängstigenden<br />
Wort still: „Siehe, ich sende euch<br />
in die Welt!" Ich brauche nur zu fragen,<br />
ob die <strong>Kirche</strong> des Evangeliums heute wirklich<br />
überall da steht, wo gekämpft wird,<br />
o<strong>der</strong> ob sie nicht aus Furcht und Schwäche<br />
ein Leben hinter <strong>der</strong> Front pflegt? Haben<br />
wir nicht manchmal den Eindruck, als ob<br />
ganz große Lebensfragen heute nicht auf<br />
dem Boden <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, son<strong>der</strong>n an<strong>der</strong>swo<br />
auSgefochten werden? Daß wir nur zu oft<br />
nachgehinkt kommen, wo wir führen sollten,<br />
kann nicht bezweifelt werden.<br />
Eine an<strong>der</strong>e, weit größere 31 ol<br />
liegt in <strong>der</strong> Erstarrung <strong>der</strong><br />
die <strong>Kirche</strong> des Evangeliums<br />
in <strong>der</strong> Geschichte <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />
zu erliegen drohte. Man darf sich<br />
durch die deutlich zu sehende Betriebsamkeit<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> in unseren Tagen nicht verleiten<br />
lassen, diese Frage als wenig aktuell anzusehen.<br />
Es gibt eine Betriebsamkeit, die<br />
keineswegs das Zeichen von dem <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
eigentümlichen Leben ist, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />
<strong>der</strong> sichere Beweis des Lebensersatzes. Erstarrung<br />
tritt <strong>im</strong>mer ein, wenn man das<br />
Evangelium als ein für allemal gegebene<br />
Größe ansieht, <strong>der</strong> man sich wie einer gebrauchsfertigen<br />
Sache bedient, während es<br />
doch in Wirklichkeit ein Leben Gottes ist,<br />
mit dem man sich täglich in neuer Entscheidung<br />
auseinan<strong>der</strong>zusetzen hat. Die <strong>Kirche</strong><br />
muß die ihr anvertraute Botschaft für jedes<br />
Geschlecht und jede Lage, in die sie gestellt<br />
wird, von neuem hören. Sie darf kein Gesetz<br />
daraus machen, sich an keine zeitliche<br />
Formulierung <strong>der</strong> ewigen Wahrheit binden,<br />
niemals eine Theorie in ihm sehen, mit <strong>der</strong><br />
man leichthin alle Schäden heilen könnte.<br />
War nicht die Reformation ein<br />
Protest gegen jede Festlegung?<br />
Nun sehe man sich einmal das Leben in<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> an und prüfe es an <strong>der</strong> lebendigen,<br />
schöpferischen Kraft des Evangeliums!<br />
Ist das nicht die schrecklichste Not.<br />
daß wir weithin mit dem Tod zu kämpfen<br />
haben, <strong>der</strong> sich für das Leben ausgibt?<br />
Wieviel Sattheit und Sicherheit, wieviel<br />
Bewußtsein eines Besitzes, <strong>der</strong> doch niemand<br />
aufgeregt hat! So wenig Erschütterung<br />
und Beunruhigung, ja ausgesprochene<br />
Unfähigkeit, sich noch beunruhigen zu lassen.<br />
Ich weise nur darauf hin, wieweit sich nicht<br />
selten Tradition und kirchliche Sitte von<br />
ihrem Sinn entfernt hat, wieviel Form<br />
ohne lebendigen Inhalt mit Zähigkeit festgehalten<br />
wird, welche Erstarrung etwa <strong>der</strong><br />
Begriff „Wort Gottes" erfahren hat, wieviel<br />
Unfähigkeit da ist, an<strong>der</strong>s als biblisch<br />
geformtes Wort als Wort Gottes zu verstehen.<br />
Der Leser kann diese Erscheinungen<br />
unschwer vermehren. Hier liegt unsere Not<br />
in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, die nur noch schwerer wird,<br />
wenn manchmal die Treusten dafür keine<br />
Augen haben. Wehe, wenn wir als <strong>Kirche</strong><br />
den Spürsinn für Leben aus Gott verlieren,<br />
wehe, wenn wir als glücklich Besitzende <strong>der</strong><br />
Not <strong>der</strong> Zeit gegenüber ratlos, aber auch<br />
unerschüttert stehen. Wir dürfen den Blick<br />
für geistiges und geistliches Leben nicht verlieren,<br />
auch wenn es nicht in unser Schema<br />
paßt. Gott ist wahrhaftig größer als unsere<br />
Korrektheit und unsere Methode,<br />
Es wäre nicht schwer, noch weitere drückende<br />
Nöte <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> in <strong>der</strong> Gegenwart aufzuführen.<br />
Der Leser mag selbst darüber nachdenken.<br />
Jedenfalls kann die <strong>Kirche</strong> in ihrer<br />
<strong>im</strong>mer vorhandenen Not, die darin besteht,<br />
daß sie ihren Schatz in irdenen Gefäßen<br />
trägt, und in den beson<strong>der</strong>en Nöten, die ihr<br />
die Gegenwart stellt, nicht von ihrem Herrn<br />
mit einer Leben schaffenden Antwort begnadet<br />
werden, wenn sie sich nicht von<br />
demselben Evangelium, das ihr zu verkünden<br />
aufgetragen ist, auch richten läßt.<br />
Pfarrer PraetoriuS, Barmen.<br />
Die Westdeutsche Tagung für evangelischen Kirchbau in Essen<br />
ie Aktualität des Themas, das in<br />
Essen verhandelt wurde, wird durch<br />
die vor kurzem am 4. Advent erfolgte<br />
Grundsteinlegung <strong>der</strong> Dortmun<strong>der</strong> Nicolai-<br />
<strong>Kirche</strong> eigenartig beleuchtet. Trotz widrigster<br />
Witterung drängten sich Tausende zu<br />
dieser Feier. Der Zudrang war <strong>der</strong>artig,<br />
daß ein Außenstehen<strong>der</strong> als Beobachter<br />
niemals auf die Vermutung gekommen<br />
wäre, daß es sich um einen Kirchbau o<strong>der</strong><br />
um eine sonstige, den meisten Menschen<br />
sehr gleichgiltige Angelegenheit <strong>der</strong> evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong> handeln könnte. Aber<br />
dieser Bau aus Beton und Farbglas ist<br />
aktuell. Und wenn auch bei vielen, sehr<br />
vielen, zunächst nur die Neugier geweckt<br />
wird: cS ist doch schon etwas, das in <strong>der</strong><br />
Vorkriegszeit ganz unerhört war, daß ein<br />
kirchliches Geschehen <strong>im</strong>stande ist, Neugier<br />
zu erregen! Und so wenig wertvoll<br />
gerade diese Brücke ist: es schreitet mancher<br />
hinüber, um dann in den Bannkreis sehr<br />
viel wesenhafteren Erlebens einzutreten.<br />
Auch die Essener Tagung stand <strong>im</strong> Zeichen<br />
<strong>der</strong> Aktualität. Bereits bei dem zwanglosen<br />
Zusammensein des Begrüßung««<br />
abends waren die Schwingungen einer mit<br />
Spannungen erregter Lebendigkeit geladenen<br />
Atmosphäre spürbar. Es war<br />
ein Wagnis, die Einladung zu <strong>der</strong> Tagung<br />
in Form eines Prospektes zu übermitteln,<br />
<strong>der</strong> sehr deutlich die innere Haltung, die<br />
man dem Kongreß zu geben wünschte, vor«<br />
224
wegnahm. In vielen Empfängern hätte<br />
<strong>der</strong> Eindruck entstehen können: Privatsache<br />
einer kleinen Sekte radikaler Reformer<br />
o<strong>der</strong> Revolutionäre, belanglos für die Gesamtsituation<br />
des Problems und <strong>der</strong> praktischen<br />
Arbeit, Aber dieses Echo blieb aus.<br />
Eine erstaunlich große Zahl von Behörden:<br />
Vertreter <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nregierungen<br />
<strong>der</strong> Provinz, <strong>der</strong> Hochschulen, <strong>der</strong> Baubehörden,<br />
dazu verhältnismäßig zahlreiche<br />
prominente Architekten und bildende<br />
Künstler waren gekommen und beteiligten<br />
sich lebhaft an <strong>der</strong> Ausspräche, die sich<br />
während <strong>der</strong> ganzen Tagung auf beachtlicher<br />
Höhenlage hielt. An dieser Niveaubildung<br />
war die Tagungsstätte nicht unbeteiligt:<br />
das Folkwangmuseum mit seiner<br />
ausgezeichneten, in mo<strong>der</strong>ner MuseumSkultur<br />
geordneten Kunstsammlung, die<br />
Kirchbau-Auösiellung, die eine Fülle anregen<strong>der</strong>,<br />
hochwertiger Bauentwürfe zeigte,<br />
und <strong>der</strong> vornehm schlichte Vortragssaal,<br />
dessen 320 Sitzplätze für die Zahl <strong>der</strong><br />
Teilnehmer nicht ausreichten. Die Stätte<br />
schuf Atmosphäre.<br />
Der geistige „Komplex" <strong>der</strong> Tagung<br />
wurde <strong>im</strong> wesentlichen durch drei Gruppen<br />
best<strong>im</strong>mt: die Beratungsstelle für kirchliche<br />
Kunst be<strong>im</strong> evangelischen Preßverband<br />
für <strong>Rheinland</strong>, die den Kongreß<br />
vorbereitet und einberufen hatte; die Berneuchener<br />
Konferenz, eine liturgische Reformbewegung,<br />
die auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />
Kultübung evangelischen Gestaltungswillen<br />
wecken will, eine Formbildung aus<br />
dem Wesen <strong>der</strong> Aufgabe erstrebt, Exper<strong>im</strong>ente,<br />
subjektive Willkür, katholisierende<br />
o<strong>der</strong> archaisierende Tendenzen ablehnt<br />
und die lebendigen Kräfte dieser kultischen<br />
Neuorientierung allen Aufgabengebieten<br />
kirchlicher Gestaltung zuleiten<br />
möchte; und <strong>der</strong> „Kunst-Dienst"-DreSden,<br />
eine ostdeutsche Beratungsstelle für das<br />
Gesamtgebiet <strong>der</strong> kirchlich-künstlerischen<br />
Aufgaben, die auch bei <strong>der</strong> Einrichtung <strong>der</strong><br />
Kirchbau-Ausstellung mit dem Folkwang-<br />
Museum und <strong>der</strong> westdeutschen Beratungsstelle<br />
zusammengearbeitet hatte.<br />
Je<strong>der</strong> dieser Gruppen gab <strong>der</strong> Tagung<br />
eine beson<strong>der</strong>e Note. Und wenn die Klangmischung<br />
dieser Noten auch einen sehr<br />
mo<strong>der</strong>nen, sehr atonalen Akkord ergab, so<br />
darf man doch in diesem dissonanten Gesamtgebilde<br />
einen sehr positiven geistigen<br />
Gehalt verkörpert finden: die Krisis mo<strong>der</strong>ner<br />
Lebensspannung kam in <strong>der</strong> Tagung<br />
sehr deutlich zum Ausdruck, und<br />
diese Gegenwartsnahe war ihre lebendige<br />
Kraft.<br />
Die Mitarbeit <strong>der</strong> Berneuchener Kultreformbewegling<br />
prägte sich beson<strong>der</strong>s in<br />
dem sirengen kultischen Rahmen <strong>der</strong> Tagung<br />
aus: <strong>der</strong> Arbeitstag begann und<br />
schloß mit feiern<strong>der</strong> Besinnung, und eine<br />
liturgische Abendfeicr, die zum erstenmal<br />
222<br />
Sprech-Chöre und mo<strong>der</strong>ne liturgische<br />
Tondichtungen für den Aufbau des evangelischen<br />
Gottesdienstes verwandte, bildete<br />
einen Höhepunkt <strong>der</strong> Tagung. An<strong>der</strong>erseits<br />
aber erwies es sich beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Aussprache,<br />
daß die praktischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
dieses liturgischen GestaltenS an die Raumbildung<br />
<strong>der</strong> evangelischen Kultstätte noch<br />
nicht mit <strong>der</strong> nötigen Gänzlichkeil und<br />
Wesentlichkeil die Einspannung des Kultus<br />
in den Raum erfaßt hatten, was u. a.<br />
<strong>im</strong> Festhalten an <strong>der</strong> seitlichen Kanzelstellung<br />
und dadurch bedingter diagonaler<br />
Durchkreuzung des Raumes durch die<br />
Predigt zum Ausdruck kam.<br />
Der Vortrag des Berichterstatters, in dein<br />
die ArbeitSrichlung <strong>der</strong> Beratungsstelle zu<br />
Wort kam, läßt sich in vier Thesen zusammenfassen:<br />
1. Der evangelische Kirchbau kann nicht<br />
als Werk <strong>der</strong> Gemeinschaft entstehen, da<br />
die heuligen evangelischen Gemeinden keine<br />
formbildenden Kräfte besitzen. Die<br />
schöpferische Einzelpersönlichkeit des gottgesandten<br />
Künstlers ist berufen, das wahrhaft<br />
evangelische Kultgebäude zu schaffen.<br />
2. Der evangelische Kultbau ist gebautes<br />
Evangelium: Selbstoffenbarung Gottes <strong>im</strong><br />
Werk eines prophetischen Künstlers. In<br />
dieser Sinngebung sind die nur scheinbar<br />
einan<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>streitenden Zwecksetzungen<br />
<strong>der</strong> Predigtkirche und Feierkirche zusammengefaßt.<br />
3. Diese gebaute Verkündigung soll „in<br />
neuen Zungen", d, h. in <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong><br />
Gegenwart erfolgen, das Kultgelände ist<br />
mit den Werkstoffen und Werkmitteln des<br />
Ingenieurbaues zu errichten; denn die mo<strong>der</strong>nen<br />
Materialien und Konstruktionen<br />
haben eine sakrale Sendung,<br />
4. Nur diese Sinngebung aus dem Wesen<br />
<strong>der</strong> Aufgabe ist entscheidend für die Baugesialt<br />
des evangelischen <strong>Kirche</strong>ngebäudes.<br />
Alle übrigen Anfor<strong>der</strong>ungen an den Kultbau<br />
haben sich dieser Sinngebung einzuordnen.<br />
Demgemäß ist das praktische<br />
Bauprogramm aufzustellen.<br />
Den Gegenpol zu dieser Arbeitsrichtung<br />
bildete die Stellungnahme des Kunst«<br />
dienstes, dessen Redner das Bauprinzip<br />
einer <strong>im</strong> Kultraum gestalteten Selbstoffenbarung<br />
Gottes als „Romantik" ablehnten<br />
und kleine, bescheidene Versammlungsräume<br />
for<strong>der</strong>ten, in denen die Demut eines<br />
Verzichtes auf jede monumentale Wirkung<br />
und eines bescheidenen neuen Anfangs in<br />
schlichtesten, unscheinbarsten Formen zum<br />
Ausdruck kommen sollte. Damit war <strong>der</strong><br />
evangelische Kullbau, ob in kleinem o<strong>der</strong><br />
großem Format, wie<strong>der</strong> als Werk des<br />
Menschen bekundet. Zwischen diesen Polen:<br />
Glaube an die Sendung Gottes — Versuch,<br />
mit den eigenen schwachen Kräften<br />
etwas Bescheidenes und Aufrichtiges zu<br />
gestalten, sprangen die Funken <strong>der</strong> De-<br />
batte, Diese Antithese wurde <strong>im</strong>mer<br />
wie<strong>der</strong> fühlbar. Soll das Kultgebäude<br />
mitten hinein gestellt werden in das volle<br />
Leben <strong>der</strong> Großstadt, am Abend aufstrahlend<br />
als feuriger Lichtbau aus Farbglas<br />
und Stahl, am Tage weithin das Stadtbild<br />
beherrschend als Krönung einer<br />
großen Baugruppe evangelischer Gemeindearbeitsstätten<br />
— o<strong>der</strong> soll man in<br />
Kellern und Dachstuben kleine, verborgene<br />
AndachtSräume für die wenigen<br />
schaffen, die nach solchen Stätten verlangen?<br />
Der Architekt Peter Grund for<strong>der</strong>te<br />
aufs entschiedenste als Bekundung<br />
evangelischer Sendung an die Welt ein<br />
Hineinstellen des KirchbauS in das mo<strong>der</strong>ne<br />
Großstadtbild und eine darauf gerichtete<br />
Zusammenarbeit von Gemeinden,<br />
Architekten und Sladtbehörden auf weite<br />
Sicht in städtebaulicher Planung. Der<br />
Architekt Dr. Hirzel vertrat nicht weniger<br />
entschieden die These: Hinaus mit dem<br />
Kultbau aus dein Stadtbild! Hinein in die<br />
Verborgenheil gleich den Kultstätten <strong>der</strong><br />
Urchristenheit in den Katakomben! Auch<br />
auf dem Gebiet <strong>der</strong> kirchlichen Werkkunst<br />
wirkte sich diese polare Spannung aus:<br />
Dr. Beyer vom Kunst-Dienst lehnte jeden<br />
sakralen Charakter des kultischen Gerätes<br />
durchaus ab und bezeichnete die Versuche<br />
sakraler Gestaltung als Neugotik,<br />
die in einen mo<strong>der</strong>nen Kirchbau nicht hineingehörte.<br />
Wenn dagegen die For<strong>der</strong>ungen<br />
des Berichterstatters an den evangelischen<br />
Kultbau sinngemäß auf das Aufgabengebiet<br />
<strong>der</strong> Werkkunst übertragen<br />
werden, so ist die Gestaltung des „heiligen<br />
Gerätes" gerade <strong>der</strong> ganz wesentliche,<br />
ganz eigentliche Sinn <strong>der</strong> Aufgabe.<br />
In <strong>der</strong> Kürze <strong>der</strong> Tage und Stunden war<br />
natürlich je<strong>der</strong> Versuch einer Einigung unmöglich.<br />
Trotzdem verhältnismäßig sehr<br />
viel Zeit für die Aussprache zur Verfügung<br />
stand, reichte sie für die Fülle <strong>der</strong><br />
Probleme nicht aus. Der Zeitmangel, das<br />
chronische Uebel aller Tagungen, war<br />
wohl auch <strong>der</strong> Grund für die schlagwortartige,<br />
ungeklärte Anwendung von Begriffen<br />
wie „Romantik" und „Neugotik",<br />
die einer durchdachten Klarstellung dringend<br />
bedurft hätten. Aber auch eine Klärung<br />
<strong>der</strong> Begriffe hätte keine Brücke<br />
zwischen den gegensätzlichen Anschauungen<br />
zu bauen vermocht. Die Tagung war ein<br />
sehr deutlicher Beweis dafür, daß die Zeit<br />
für eine Arbeitsgemeinschaft <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Reformbestrebungen noch nicht reif<br />
geworden ist.<br />
Diese Feststellung darf jedoch nicht dahin<br />
mißdeutet werden, daß <strong>der</strong>artige Tagungsveranstaltungen<br />
zwecklos und unfruchtbar<br />
sind. Die Entwicklung geistiger<br />
Lebendigkeit vollzieht sich in Antithesen.<br />
Die praktische Arbeit wird von selbst die<br />
Synthese schaffen, die das Ringen <strong>der</strong><br />
Theorien nicht zu finden vermochte. Der
Beginn solcher positiven Zusammenfassungen<br />
zeigte sich bereits während <strong>der</strong> Tagung.<br />
Die Aktivierung mo<strong>der</strong>ner Werkstoffs<br />
für den Kirchbau fand keinen<br />
Wi<strong>der</strong>spruch, ebensowenig die Aktivierung<br />
mo<strong>der</strong>ner atonaler Musik für die liturgischen<br />
Gesänge o<strong>der</strong> des Sprech-ChorS<br />
für die liturgischen Responsorien. Uebcr<br />
solche und an<strong>der</strong>e Einzelheiten hinaus<br />
aber ist die Feststellung von größter Vedrutsamkeit,<br />
daß von <strong>der</strong> Tagung in fast<br />
lückenloser Einmütigkeit die unbedingte<br />
Notwendigkeit empfunden wurde, aus<br />
wesentlicher Besinnung heraus zu gestalten.<br />
Die Problemarbeit, auch wo sie sich<br />
auf theologisch-philosophischen Gebieten<br />
vollzog, wurde von den schaffenden<br />
Künstlern nicht als unfruchtbarer Intellektualismus<br />
empfunden, son<strong>der</strong>n mit<br />
Spannung verfolgt. Sinngebung gedanklicher<br />
Losungsversuche und Sinngebung<br />
gestalten<strong>der</strong> Arbeit reichten einan<strong>der</strong><br />
die Hand. Von <strong>der</strong> Miniaturproblematik<br />
des Magdeburger Kirchballkongresses,<br />
<strong>der</strong> sich in lauter praktischen<br />
Einzelfragen erschöpfte, war auf <strong>der</strong><br />
Essener Tagung nichts zu spüren. Man<br />
machte nicht den vergeblichen Versuch, an<br />
die Stelle des nicht mehr aktuellen Wiesbadener<br />
ProgrammeS, dem niemand mehr<br />
Beachtung schenkte, ein an<strong>der</strong>es kultisches<br />
Bauprogramm zu setzen. Denn ein<br />
solches Programm kann in seinen praktischen<br />
Einzelheiten nur aus <strong>der</strong> Besinnung<br />
auf das Wesen <strong>der</strong> Aufgabe erfolgen. Und<br />
solange diese Besinnung zu ganz verschiedenartigen<br />
Ergebnissen führt, ist die<br />
Einigung auf ein „Programm" ein müßiges<br />
Beginnen. Und es bleibt nur das<br />
eine, das v, Otto Bartning betonte, daß<br />
Eine Bitte für das neue Jahr!<br />
ein je<strong>der</strong> mit ernstestem Nestreben nach<br />
wesentlicher Gestallung an die praktische<br />
Bauaufgabe herantritt und sie nach bestem<br />
Gewissen und Vermögen aus innerer Sinngebung<br />
zu lösen versucht.<br />
Es war sehr seltsam, daß die schroffe<br />
Gegensätzlichkeit in <strong>der</strong> Sinngebung des<br />
KultbauS und <strong>der</strong> kultischen Geräte fast<br />
gänzlich überwunden war <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong><br />
Bauaufgaben des Gemeindehauses. Der<br />
Vortrag von Karl Bernhard Ritter, <strong>der</strong><br />
die Sinngebung des Gemeindehauses aus<br />
dem Bausymbol für das Gesamtwert lebendiger<br />
Gemeindearbeit und evangelischer<br />
Lebensgemeinschaft herleitete, fand sehr<br />
weitgehende Zust<strong>im</strong>mung aus allen Gruppen<br />
<strong>der</strong> Tagung, Ritter vertrat den Gedanken<br />
einer Gemeindesiedlung, die sich um<br />
das Kultgebäude als Naukern sammelt.<br />
Die Fülle praktischer Anregungen, die<br />
durch die Ausstellung von <strong>Kirche</strong>n, Gemeindehäusern<br />
und Einrichtungsgegenständen<br />
und durch eine Führung durch die<br />
<strong>im</strong> Vau begriffene Zentralkirche von l),<br />
Otto Bartning in Essen-Ost vermittelt<br />
wurden, konnte während <strong>der</strong> Tagung infolge<br />
des Zeitmangels in <strong>der</strong> Aussprache<br />
nur unzureichend ausgewertet werden. Die<br />
Ausstellung zeigte ganz ähnlich wie die<br />
Tagung selbst sehr verschiedenartige Auffassungen<br />
vom Wesen des evangelischen<br />
Kultbaues. Reste unüberwundener formalistischer<br />
Auffassung, Versuche, das Außenbild<br />
des Bauwerks unabhängig vom<br />
Innenraum zu gestalten und eine wirksame<br />
Außenansicht wie eine Attrappe über<br />
den Innenraum zu setzen, waren noch<br />
zahlreich zu beobachten. Aber <strong>der</strong> Eindruck,<br />
daß von den verschiedensten Seiten aufrichtig<br />
darum gerungen wird, aus dem<br />
Symbolcharakter des evangelischen Gotteshauses<br />
seine Baugestalt herzuleiten und sie<br />
mit den Weckmitteln <strong>der</strong> Gegenwart zu<br />
erstellen, war trotz mancher „romantisch"literarischen<br />
Verwirrungen weit überwiegend.<br />
Die Ausstellung <strong>der</strong> Bauentwürfe<br />
wird als Wan<strong>der</strong>ausstellung<br />
durch eine große Anzahl deutscher Städte<br />
hindurchgehen. Der Plan dieser Wan<strong>der</strong>schau<br />
umfaßt bereits das ganze nächste<br />
Jahr.<br />
Neben <strong>der</strong> Tagung erfolgte „hinter den<br />
Kulissen" eine ganze Reihe praktischer<br />
Baubesprcchungen, die den Ertrakt vielleicht<br />
konzentrierter enthielten als die Vorträge<br />
und Aussprachen. An die Tagung<br />
und ihre Beratungen wird sich überhaupt<br />
eine intensive, praktische Arbeit in Form<br />
engerer Arbeitsgemeinschaften anschließen<br />
In Arbeitsgemeinschaft mit <strong>der</strong> Folkwang-<br />
Schule in Essen soll liturgische Feiergestaltung<br />
für das gesamte <strong>Kirche</strong>njahr unter<br />
Auswertung mo<strong>der</strong>ner Tonschöpfung und<br />
Svrech-Chorarbeit den Gemeinden dargeboten<br />
werden. In Arbeitsgemeinschaft<br />
mit <strong>der</strong> graphischen Abteilung <strong>der</strong> Kunstgewerbeschule<br />
Essen sollen die Aufgaben<br />
kirchlicher Graphik-KonfirmationSschein>>,<br />
Taufscheine, Trauscheine, <strong>Kirche</strong>nsiegel u.<br />
dgl. in Angriff genommen werden. In<br />
kleineren Kreisen von Pfarrern und<br />
Architekten soll das Bauprogramm für<br />
Kultgebäude, Gemeindehaus, GeneralbebauungSpläne<br />
<strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />
städtebaulicher Plangestaltung beraten<br />
weiden. So wird sich erst in <strong>der</strong> praktischen<br />
Gestaltungsarbelt in Verbindung<br />
mit weiterer theologischer Sinngebung die<br />
Bedeutung <strong>der</strong> Essener Tagung erweisen.<br />
Paul Girkon.<br />
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224<br />
Tag<br />
Neujahr<br />
5. 1, / S. n. Nj. I.<br />
5. 1. / 2. n. Nj. II.<br />
12. 1. / 1. n. Ep.<br />
19. 1. / 2. n. Ep.<br />
26. 1. / 3, n. Ep,<br />
2. 2. / 4. n. Ep.<br />
9. 2. / 5. n. Ep.<br />
1«. 2. / Sept.<br />
23. 2, / Sex.<br />
2. 3. / Est.<br />
9. 3. / Inv.<br />
IS, 3. / R«m.<br />
23. 3. / Oculi<br />
30. 3. / Laet.<br />
6. 4. / Iud.<br />
13. 4. / Palm.<br />
18, 4. / Karfr.<br />
20. 4. / Ostein<br />
27. 4. / Quas.<br />
4. 8. / Mis. Dom.<br />
11. 5. / Iub.<br />
11. 5. / Frühlinasf,<br />
18. 5, / Kant.<br />
18. 3. / Singes.<br />
25. 5. / Rog.<br />
29. 5. / H<strong>im</strong>melf.<br />
1. 6. / Exaudi<br />
8. 6. / Pfingsten<br />
15. N. / Tlin.<br />
15. 6. / Trin.<br />
15. «. / Vibelsonnt,<br />
22. S. / 1. n. Tr.<br />
29. 6, / 2. n. Tr.<br />
6. 7. / 3. n. Tr.<br />
13. 7. / 4. n. Tr.<br />
20. 7. / 5. n. Tr.<br />
27. 7. / 6. n. Tr.<br />
3. 8, / 7. n. Tr.<br />
10. 8. / 8. n. Tl.<br />
17. 8. / 9. n. Tr.<br />
24. 8, / 10. n. Ti.<br />
24. 8, / 10. n. Tr.<br />
31. 8. / 11. n. Tr.<br />
7. 9, / 12. n. Tl.<br />
14. 9. / 13. n, Tr.<br />
21. 9. / 14. n. Tr.<br />
28. 9. / 15. n. Tr.<br />
5.10. / 16. n. Tl,<br />
5. 10. / Erntefest<br />
12. 10. / 17. n. Tr,<br />
19. IN. / 18. n. Tr.<br />
2«. 10. / 18. n. Tr.<br />
2. 11. / 20. n. Tr,<br />
2. 11. / R°f..Fest<br />
9. 11. / 21. n. Tl.<br />
9.11. / Gust, Ad. T.<br />
16. 11. / 22. n. Tr.<br />
19. 11. / Bußtag<br />
23. 11. / 23. n. Tr.<br />
23. 11. / Totenfest<br />
30. 11. / 1. Advent<br />
7. 12. / 2. Advent<br />
14. 12. / 3. Advent<br />
21. 12. / 4. Advent<br />
25. 12. / Weihn.<br />
2». 12. / 2. n. Weih,<br />
^eitspruch<br />
Hebr. 13, 8<br />
Ioh. 12, 36<br />
Mark. 16, 15<br />
Ies. 28, 29b<br />
Ps. 143, 10<br />
2. T<strong>im</strong>. 2, 3<br />
Ioh. 8, 12<br />
Ebr. 11, 1<br />
Lut. 19, 10<br />
Ioh. 20, 21b<br />
Apost. 16, 31<br />
Ies. 28, 15<br />
Ioh. 12, 21b<br />
1. Petr. 2, 21<br />
Ps. 118, 6<br />
Römer 1, 16<br />
Ioh. 1, 29b<br />
1. Ioh. 3, 16<br />
Ioh. 14, 19b<br />
Mark. 10, 16<br />
Matth. 5, 7<br />
Hos. 6, 6a<br />
Hh. Tal. 2,11.12<br />
1. Petr. 5, 7<br />
Ps. 104, 33<br />
Ial. 5, 16b<br />
Nol. 3, 1<br />
Apost. 1, 8<br />
2. T<strong>im</strong>. 1. 7<br />
1. Ioh. 5, 3<br />
1. Mose 12, 2b d<br />
Ps. 119, 105<br />
Iei. 10, 12<br />
Ps. 65, 5a<br />
Matth. 6, 13a<br />
Ioh. 8, 34<br />
Gal. 6, 7<br />
S. Mose 33,2?<br />
Ps. 46, 11a<br />
Ier. 17, 7<br />
Matth. 16, 24<br />
Rom. 12, 21<br />
Ps. 95, ?b. 8a.<br />
Ps. 68, 21<br />
Ps. 40, 9a<br />
Spr. 28, 20<br />
Eph. 4, 25<br />
Rom. 2, 4b<br />
Ps. 16, 11a<br />
Ps. 106, 1<br />
Ioh. 15, 13<br />
Matth. 5, 5<br />
Phil. 2, 12b<br />
Matth. 24, 13<br />
Rom. 8, 31b<br />
Lul. 11, 28<br />
Rom. 12, 13a<br />
Lul. 10, 42a<br />
Ps. 51, 13a<br />
Hebr. 9, 27<br />
Ioh. 12, 26a<br />
Matth. 21, 5a<br />
Ies. 40, 10a<br />
Ps. 119, 166a<br />
1. Mose 24, 31a<br />
Ps. 118, 24<br />
2. Kor. 9, 15<br />
Altarleltion<br />
Kl. Ier. 3, 22—26<br />
Ies. 60, 1—6<br />
Matth. 5,13—16<br />
Ps. 23<br />
Ps. 51, 12—15<br />
Hebr. 12, 1. 2<br />
Ioh. 15, 14<br />
1. T<strong>im</strong>. 1, 15.16<br />
Eph. 2, 8—11<br />
Apost. 1, 8<br />
Ioh. 3, 16<br />
Ps. 34, 5—7<br />
Ioh. 1, 14<br />
Mt. 16, 24—26<br />
Ps. 27, 1—3. 14<br />
Mt. 10, 32. 33<br />
Ioh. 10, 12—14<br />
Ies. 53, 4—7<br />
Ps. 118, 14—25<br />
Text<br />
Ps. 121<br />
Matth. 2, 1—12<br />
Mt. 13, 31. 32<br />
Matth. 2, 12—23<br />
Matth. 3, 1—6.<br />
1Z 1k?<br />
Matth. 4, 1—11<br />
Matth. 4, 17—22<br />
Matth. 8, 5—13<br />
Matth. 9, 9—13<br />
Matth. IN, 1—15<br />
Matth. 11, 2—16<br />
Mt. 15, 21—28<br />
Matth. 17,1—13<br />
Mt. 20, 17—28<br />
Mt. 26, 36—56<br />
Mt. 26, 57—75<br />
Matth. 27, 1. 2.<br />
«7 ^^<br />
^/ A4<br />
Matth. 27,45—66<br />
Matth. 28,1—10<br />
81<br />
284<br />
196<br />
373, 1. 4—7<br />
416<br />
I<br />
311<br />
298<br />
18<br />
015<br />
39<br />
29<br />
021<br />
284<br />
101, 1—3<br />
363<br />
263, 1—3<br />
93<br />
102, 1—4<br />
09<br />
Ps. 119, 9—12 Matth. 18, 1—14 130<br />
Eph. 4, 31. 32<br />
Micha 6, 8<br />
Ps. 104, 27—30<br />
Ps. 84, 12. 13<br />
Ps. 57, 8—11<br />
1. T<strong>im</strong>. 2,1—4. 8<br />
Phil. 2, 5—11<br />
Ap. 10, 36—39a<br />
Mt. 18, 21—35<br />
Matth. 12, 1—13<br />
Ps. 34, 9<br />
Matth. 6, 25—34<br />
Psalm 98, 1a<br />
Matth. 6, 5—13<br />
Mt. 28, 18—20<br />
Matth. 9, 35—38<br />
118<br />
27<br />
126<br />
23<br />
021<br />
35<br />
143<br />
188<br />
Rom. 8, 14—16<br />
1.Ioh.4, 16. 19<br />
P . 115, 11—15<br />
P . 1, 1—3<br />
P . 8<br />
P . 24, 1—6<br />
Matth. 26, 41<br />
Ps. 51, 11—14<br />
2. Mose 20, 5b. 6<br />
Ies. 54, 1«<br />
Ps.75,5—8<br />
Ps. 23<br />
Rom. 12, 16—18<br />
Matth. 5, 44. 45<br />
Hes. 18, 21—23<br />
Ps. 91, 4—7. 9<br />
Ps. 37, 4—7a<br />
Lul. 12, 42. 43<br />
1.Petl.3, 9—12<br />
Ps. 103, 8—12<br />
Ps. 84, 6—8<br />
Ps.65, 2.10—14<br />
Apost. 2, 1—13<br />
5. Mose 6, 4. 5<br />
4.Mos. 6, 24—26<br />
2. T<strong>im</strong>. 3,15—17<br />
1. Mose 1, 1—23<br />
1. Mose 1,26 bis<br />
2, 3 15. 17<br />
1. Mo<br />
e 3<br />
1. Mo e 4<br />
1. Mo e 6u. 7<br />
1. Mo e 8<br />
1. Mole<br />
11,1—9<br />
1. Mo e 12,1—8<br />
l. Mose 13,1—13<br />
1.Mos.18,17—33<br />
Luk. 19, 41—44<br />
1. Mo e 19<br />
1. Mo e 22<br />
1. Mo e 24<br />
1. Mo e 25. 27<br />
1. Mo e 27. 28<br />
1. Mose 32<br />
Matth. 6, 11<br />
150<br />
11<br />
13, 1—5<br />
017<br />
18<br />
53«<br />
413<br />
416<br />
408, 1—3. 5<br />
19, 1—4<br />
1<br />
399<br />
152<br />
36<br />
241<br />
410, 1—4<br />
380<br />
409<br />
309<br />
414<br />
416<br />
9 (Wechsel)<br />
Ioh. 13, 34. 35<br />
Rom. 12, 19—21<br />
Ioh. 6, 68. 69<br />
Ial. 1, 22—25<br />
Matth. 5, 21—26<br />
Matth. 5, 38—48<br />
Matth. 7, 13—23<br />
Matth. 7, 24—29<br />
283, 1. 2<br />
337<br />
411, 1—5<br />
280<br />
Ps. 118, 6—9<br />
2. Petr. 1, 18<br />
1.Ioh.3, 16—18<br />
Pf. 73, 23—26<br />
Rom, 11, 22<br />
Psalm 46<br />
Matth. 13, 1—9<br />
Gal. 6, 10<br />
Mt. 13, 44—46<br />
Ies. 5, 1—«<br />
261<br />
35<br />
202<br />
32N<br />
236<br />
Ioh. 5, 28,29.24<br />
Off. Ioh. 14, 13<br />
Lul. 1, 68—79<br />
Ps. 96, 11—13<br />
Ies. 60, 1. 2.<br />
Phil. 4, 4—7<br />
Mt. 25, 31—46<br />
Phil. 1, 21<br />
Mark. 11, 1—10<br />
Marl. 13, 24—37<br />
I«s. 40, 3 und<br />
Ps. 24, 7—10<br />
Off. Ioh. 3, 20<br />
511<br />
474<br />
41<br />
46<br />
45<br />
41<br />
Ioh. 3, 16<br />
Ioh. 1, 14<br />
Lul. 2, 1—20<br />
Ies. 9, 6. 7<br />
68<br />
59<br />
II<br />
77, 1—7<br />
85<br />
84<br />
374, 6—7<br />
30?<br />
319<br />
346<br />
276<br />
252<br />
188<br />
309<br />
272<br />
294<br />
385<br />
389<br />
99<br />
95<br />
102, 5-8<br />
129<br />
019<br />
6<br />
39<br />
026, 1—3<br />
390<br />
8<br />
291<br />
018<br />
192<br />
157<br />
295<br />
424, 6—12<br />
2N6<br />
21, 1. 2. 11<br />
312 lbis 13<br />
319<br />
3N7<br />
255<br />
2«8<br />
528<br />
871<br />
341, 1. 9—11<br />
345<br />
244<br />
384, 1—5<br />
408<br />
41?<br />
285, 1—6<br />
279<br />
360, 1—5<br />
042<br />
206<br />
301, 1—3<br />
317<br />
019<br />
259<br />
209<br />
178<br />
036<br />
239<br />
512<br />
484<br />
48, 1—6<br />
44<br />
030<br />
63, 1—3<br />
64<br />
62<br />
III<br />
77, 8—15<br />
88<br />
198, 6<br />
292, 3.<br />
424, 6—9<br />
281, 7. 8,<br />
418, 3. 4.<br />
09, 1. 2. 5.<br />
212, 5.<br />
198, 3<br />
034, 2. 3.<br />
381, 3. 4.<br />
147, 3<br />
188, 1<br />
368, 1<br />
103, 3, 4.<br />
91<br />
102, 9. 10<br />
l23, 1—8<br />
(Wechsel)<br />
034<br />
276, 1. 2.<br />
N9, 1. 4. 5.<br />
22, 2—4.<br />
388, 2—4<br />
315, 1—3,<br />
36, 5<br />
147, 1. 2.<br />
142, 3<br />
156, 1. 7.<br />
17N, 1.<br />
418, 3. 4.<br />
211<br />
15, 1. 2.<br />
29«, 1. 5<br />
156, 7. 8.<br />
239<br />
258, 3.<br />
373, 6. 7.<br />
13, 8<br />
028<br />
155, 7. 8,<br />
262, 5. 6.<br />
242<br />
490, 5—7<br />
384, 6. 7.<br />
285,2<br />
311, 1. 2.<br />
338, 3<br />
367, 1—3<br />
11, 6<br />
341, IN. 11.<br />
23, 5<br />
341, 2. 7.<br />
348, 5—7<br />
173<br />
2N8, 5. 7. 9.<br />
186, 5. 6.<br />
292, 4.<br />
281, 6, 9.<br />
305, 5<br />
513<br />
56, 5. 6.<br />
48, 7—10<br />
41, 4<br />
47, 3—5<br />
07<br />
65<br />
IV<br />
76, 5. 6,<br />
83, 6.<br />
188, 9<br />
384, 3. 5. 6,<br />
153, 7.<br />
328, 4.<br />
24<br />
261, 4.<br />
297, 4. 5.<br />
06<br />
295, 5. 6.<br />
13, 4.<br />
020.<br />
92<br />
378, 7.<br />
INI, 4.<br />
379, 11. 12,<br />
109, 1—6.<br />
129, 10.<br />
129, 10.<br />
129, 10.<br />
37, 5. 8.<br />
010, 10. N.<br />
129, 4. 10<br />
15, 3. 4.<br />
29,3<br />
141, 3<br />
164, 3-6<br />
164, 6—8<br />
23, 6.<br />
182, 4—6<br />
153, 5<br />
035<br />
36, 7<br />
328,4<br />
152, 3. 4,<br />
257, 4. 5.<br />
3, 4.<br />
381, 6. 7.<br />
410,6<br />
153, 6<br />
98, 7,<br />
19, 5. «,<br />
176, 3<br />
385, 6<br />
415, 6. 7<br />
155, 12. 13,<br />
360, 6—8<br />
410, 4. 6.<br />
6, 4. 5.<br />
345, 3. 7.<br />
155. 7.<br />
157, 4. 5.<br />
210, 6<br />
172<br />
462, 7<br />
306, 5.<br />
310, IN<br />
511,5<br />
285, 8<br />
509, 3<br />
45,4.<br />
45,4.<br />
45,4.<br />
41, 5<br />
60, 13—15.<br />
67, 10. 11.<br />
Anmerkung: 0 vor bei Zahl weist auf den Anhang / Abzug« dieses Lie<strong>der</strong>plnne« lönnen für
Beiträge zu Fragen des evangelischen<br />
Kirchbaues <strong>der</strong> Gegenwart<br />
Ans Anlaß <strong>der</strong> Westdeutschen Tagung für evangelischen Kirchbau gab die Beratungsstelle für kirchliche Kunst be<strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />
Preßverband für <strong>Rheinland</strong> eine Sammlung von Aufsätzen herauf die ivir nachstehend »nferrn Lesern zugänglich inachen. Triefe<br />
Aufsätze »vollen alles lveniger sein als etwa eine planmäßige Umschreibung auch nur <strong>der</strong> Hanptfragcn evangelischen Kirchbaues in <strong>der</strong><br />
GegeMvart. Es sind einzelne sehr wichtige Teilfragen, die hier ihre Erörterung finde». Daß unsere Westdeutsche Tagung in ihren Beratungen<br />
die bei unsere» kirchliche» Baute» vorliegenden innere» Bauanfgaben erörterte, war notwendig und wertvoll. Mindestens ebenso<br />
wertvoll und uotwendig sind die nachstehend vorgelegten Kostenanschläge für evangelische Kirchbanten in ueurn KoustruktionSarten. Sie<br />
!verde»> manchen GemeindenMut machen, an Bauvorhaben energischer heranzugehen. Diese Banfnnnnrn sind wirklich erschwinglich und<br />
die Bauart ist erprobt. <strong>Das</strong> Gebiet <strong>der</strong> Graphik und Paramentik konnten wir in diesem .Heft nicht berücksichtige». Darüber soll öer<br />
kommende Jahrgang des <strong>Evangelische</strong>n^<strong>Rheinland</strong> Sammeldarstellnngen bringen. S.<br />
Licht!<br />
Kirchliche Ilufgaben <strong>im</strong> heutigen Großstadtleben<br />
llnter den Religionen <strong>der</strong> sogenannten<br />
Naturvölker ist uns <strong>der</strong> Totemismus <strong>der</strong><br />
llrbewohner Nordamerikas bekannt, <strong>der</strong><br />
jich auch in an<strong>der</strong>n Gebieten des aniniistischen<br />
Religionskreiseö findet: in einem<br />
heiligen Tier, dem Totemtier, wird <strong>der</strong><br />
Dämon des Stammes o<strong>der</strong> seines einzelnen<br />
Angehörigen verehrt. Wenn wir unS<br />
diesen Glauben einmal zueigen machen<br />
und nach dem Totemtieren <strong>der</strong> heutigen<br />
mo<strong>der</strong>nen Kulturmenschheit fragen, dann<br />
scheinen zwei Bewohner des Luftreichs eine<br />
symbolische Beziehung zur Gegenwart zu<br />
haben: <strong>der</strong> Zugvogel und <strong>der</strong><br />
Nachtfalter. Im Automobil, <strong>im</strong><br />
Dampfer und Flugzeug ist <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne<br />
Mensch auf einer fast ständigen Wan<strong>der</strong>schaft<br />
begriffen, die seinen Wohnsitz zu<br />
einer Saisonangelegenheit, zu einem vorläufigen,<br />
vorübergehenden Zustand des<br />
Rastens macht — eine kurze Unterbrechung<br />
des Wan<strong>der</strong>weges, dessen Ziel<br />
bereits nicht mehr nur von schwärmerischem<br />
Ueberschwang des Dichters, son<strong>der</strong>n<br />
von dem kühlen, klaren Blick des Ingenieurs<br />
unter den Sternen gesucht wird.<br />
Hier breitet <strong>der</strong> Zugvogel-Dämon <strong>im</strong><br />
Seelrnraum seine Flügel, lind wenn<br />
wir uns von einem konstruierten, motorbelebten<br />
Zugvogel auf nächtigem Luftpfad<br />
zu <strong>der</strong> Weltstadt Berlin tragen lassen,<br />
dann erscheint uns in <strong>der</strong> schon aus <strong>der</strong><br />
Ferne aufstrahlenden, blendenden Licht-<br />
Vision des Stadtbildes das zweite Toteintier,<br />
<strong>der</strong> Nachtfalter, das Wesen, das<br />
vom Dunkel gewerkt und von <strong>der</strong> Nacht<br />
belebt wird.<br />
Dieser in Berlin bereits seit langem herausgebildete<br />
Zustand einer intensiven<br />
Nachtlebendigkeit beginnt auf das ge-<br />
samte deutsche Großstadtlebcn überzugreifen.<br />
Wir können diese Beobachtung<br />
<strong>im</strong> westlichen Industriegebiet zu ganz<br />
zweifellosen Feststellungen verdichten. Mit<br />
<strong>der</strong> Größe und Lebendigkeit des wachsenden<br />
Stadtkörpers wachsen auch die Triebgewalten<br />
nächtlicher Lebendigkeit, erfüllen<br />
die Straßenzüge mit brausenden Symphonien<br />
des Verkehrs und verkündigen den<br />
Nachtfalter-Dämon des heutigen Menschen<br />
in <strong>der</strong> Flammcnschrift <strong>der</strong> Lichtreklame<br />
und den blendenden Strahlenkcgcln<br />
mo<strong>der</strong>ner Großstadtbeleuchtung.<br />
Wie in Deutschland, so ist es auch <strong>im</strong><br />
übrigen Europa und <strong>im</strong> gesamten Bereich<br />
<strong>der</strong> zivilisierten Menschheit <strong>der</strong> Gegenwart.<br />
Bald wird die hier<br />
unaufhaltsam vordringende<br />
Entwicklung dahin geführt<br />
haben, daß die eigentliche Lebendigkeit<br />
<strong>der</strong> Großstadt erst<br />
dann in die Erscheinung tritt,<br />
wenn die Sonne untergegangen<br />
ist. <strong>Das</strong> Nachtgesicht <strong>der</strong> Weltstädte<br />
ist mit den Feuerlinien seiner Züge<br />
schon heute daS wesentliche Gesicht, weit<br />
wesentlicher als das Taggesicht. Wie eine<br />
Maske ist <strong>der</strong> Tag vom Antlitz <strong>der</strong> Stadt<br />
gefallen. Im Dunkel erst werden seine<br />
wahren Züge sichtbar.<br />
Es wäre nun durchaus verkehrt, wenn<br />
man von kirchlich-christlichem Standpunkt<br />
gesehen es für ausreichend hält, die Schalen<br />
des Zornes über dieses blendende<br />
Phänomen zu schütten. Man wird es damit<br />
nicht auslöschen. Und man wird dabei<br />
nicht einmal gerecht verfahren. Denn<br />
wenn auch die Sucht nach Sensationen,<br />
Reklame und erregen<strong>der</strong> Lust quantitativ<br />
den Hauptanteil an dieser Entwicklung<br />
für sich buchen darf, so ist diese aufdringliche<br />
Außenseite <strong>der</strong> Massenerscheinung<br />
eben doch nur die Außenseite, und hinter<br />
ilil wirkt Tieferes und Wesentlicheres ini<br />
verborgenen, Wie s,cl> die ungeheuren<br />
Spannungen elektrischer Energien verborgen<br />
<strong>im</strong> A<strong>der</strong>neH <strong>der</strong> Leitungen durch<br />
den ganzen Stadtkörpcr verbreiten und<br />
am Abend in einer wildbewcgten Lichtfülle<br />
sich lösen, so ist das Wesen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Menschheit mit Spannungen geladen, die<br />
des Tages latent sind und nicht in die Erscheinung<br />
treten, am Abend aber durch<br />
gehe<strong>im</strong>e Schaltung erwachen, sich entladen,<br />
zu leben beginnen. Diese Spannungen<br />
sind in ihrer dynamischen Energie viel zu<br />
verborgen, seltsam und rätselhaft, als daß<br />
sie mit dem Wertmesser gut o<strong>der</strong> böse von<br />
<strong>der</strong> pr<strong>im</strong>itiven Ethik unproblematischer<br />
Naturen gemeistert werden könnten. Man<br />
kann aus <strong>der</strong> Vogelperspektive über dem<br />
Flughafen die Weltstadt mit sehr verschiedenen<br />
Blicken betrachten: als das erstaunliche<br />
Ergebnis einer allumfassenden Technisierung<br />
des mo<strong>der</strong>nen Lebens, als das<br />
blendende Dirnengesicht des heutigen<br />
Sündenbabels, als ein brodelndes Gemisch<br />
von Irrungen und Strcbungen,<br />
von gitteu und bösen Leidenscwiften, Der<br />
Sehende aber wird in <strong>der</strong> Lichtstadt g e ><br />
bautes Leben erkennen, die gigantische<br />
Verkörperung mo<strong>der</strong>nen Tatendrangs,<br />
<strong>der</strong>, mag er gut o<strong>der</strong> böse, richtig o<strong>der</strong><br />
unrichtig o<strong>der</strong> ein unlösliches Gewebe von<br />
bcidcm sein, vor allem das eine ist: Leben<br />
— unerhört lebendiges Leben.<br />
Eines läßt sich freilich we<strong>der</strong> bestreiten<br />
noch mil<strong>der</strong>n: die Lichtvision <strong>der</strong><br />
n a ck t l e b e n d i g c n, hellwachen<br />
Großstadt wirft einen grellen<br />
225
Kaufhaus Schocken in Stuttgart<br />
bei Tag und Nacht<br />
<strong>Das</strong> Tagbild<br />
S rli ein auf di e >r> a rl> s e n d e ,1! a -<br />
turentfremdung des heutigen<br />
M e n s ch e >i, ^er Tag, die Lickthe<strong>im</strong>al<br />
alles naturnahen Lebens, wird für das<br />
Lebensgefübl <strong>der</strong> Weltstadt wesenlos und<br />
fremd. Sie schafft sich ihr eigenes Licht,<br />
Millionen elektrischer Sonnen für das ihr<br />
eigene Lebensbedürfnis. Wir können uns<br />
auch nicht damit trösten, daß dieses unhe<strong>im</strong>liche<br />
Phänomen auf das Stadtgebiet<br />
beschränkt und auf dem Lande unbekannt<br />
ist, und daß vom Lande her eine Neugesüiidung<br />
dieser riesenhaften Verbild<strong>im</strong>gen<br />
und Entartungserscheinungen möglich<br />
>md zu erstreben ist. Man darf sich nicht<br />
darüber täuschen, daß die negativen Vorzeichen<br />
dieser Entwicklung bereits fast<br />
überall <strong>im</strong> dörflichen Lebensbereich nachweisbar<br />
stnd, auch wenn die positiven<br />
Merkmale und Ergebnisse bisher noch<br />
fehlen, <strong>Das</strong> zunehmende Versiegen aller<br />
Lebensbäche in ländlicher Sitte, Ueberliefer<strong>im</strong>g<br />
und Anschauungsweise, ihr Erstarren<br />
zum Schema, das zwar noch gilt<br />
und sich behauptet, aber aus dem Gesetz<br />
<strong>der</strong> Trägheit, nicht aus <strong>der</strong> Macht zeugen<strong>der</strong><br />
Lebendigkeit, die fortschreitende<br />
Technisierung <strong>der</strong> Landwirtschaft, auch in<br />
<strong>der</strong> Zubereitung des ländlichen Seelen-<br />
226<br />
s, die Beugung des He<strong>im</strong>atsinnrö<br />
unter den Nutzwert und <strong>der</strong> offenkundige<br />
Hang zur Nachahmung des Lebensstiles<br />
<strong>der</strong> Stadt — all diese negativen Vorzeichen<br />
weisen auf die noch latente, aber<br />
bereits schon vollzogene Unterwerfung des<br />
Landes unter die Stadt und auf den Verzicht,<br />
ländliche Son<strong>der</strong>lebendigkeit zu behaupten.<br />
Man wird sich damit abfinden<br />
müssen. Die Entwicklung ist unaufhaltsam.<br />
Aber sie destilliert ihr Heilserum aus ihren<br />
eigenen Säften: die Laubenkolonien und<br />
Wochenendsiedlungen, die Zeltlager und<br />
Gartenstadtpläne, die Volksbä<strong>der</strong> und<br />
Spielwiesen, die Stadtwaldungen und<br />
Son<strong>der</strong>züge ins Freie, die Naturschutzgebiete<br />
und Eigenhe<strong>im</strong>bewegungen, all diese<br />
Dinge zeigen die Herunbildung einer Naturverbundenheit<br />
neuen Stils, die irgendwie<br />
die zweite Seite jener künstlichen Lebendigkeit<br />
<strong>der</strong> nächtlichen Großstadt ist.<br />
Alte Bindungen werden zerrissen — neue<br />
werden gewoben. Und <strong>im</strong> letzten Sinn<br />
ist ja jede Erfindung des Menschengeisieö,<br />
durch die er sich vom Zwang des Natur-<br />
Haften löst, nicht ein Verlassen des unendlichen<br />
Naturbereichs, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Entdeckerweg<br />
in unbetretene Verborgenheiten,<br />
eine Neuorientierung <strong>im</strong> Ver-<br />
hältnis des Menschen zum Weltall und<br />
<strong>der</strong> unendlichen Fülle seiner Lebenömöglichkeiten.<br />
Die Verbindung von Hochhaus-<br />
Stadtkern und pcripkcrer Gartenstadt <strong>im</strong><br />
Städtebau <strong>der</strong> Zukunft wird sehr bald den<br />
heute noch wesentlichen Unterschied zwischen<br />
Stadt und Land verwischt haben,<br />
T^ann werden beide Lebenobeieiche eine<br />
verwandte Struktur zeigen. Schon heute<br />
würde die Feststellung, wieviel Landleutc<br />
in den Fabriken o<strong>der</strong> an sonstigen Arbeitsstätten<br />
<strong>der</strong> Großstadt — und wieviel<br />
an<strong>der</strong>e am Nachtleben <strong>der</strong> Großstadt hindurchflutend<br />
beteiligt sind, ein bemerkenswertes<br />
Ergebnis zeitigen. Die Fabrikstadt<br />
sendet ihre Maschinen aufs Land. <strong>Das</strong><br />
Land sendet seine Menschen in die Stadt,<br />
Die ganze Entwicklung zeigt den Zug des<br />
Schicksalhaften. Es hat keinen Sinn, sich<br />
gefühlsmäßig dagegen aufzulehnen. Weit<br />
richtiger und bedeutsamer ist cS jedoch, in<br />
<strong>der</strong> unaufhaltsamen Technisierung des<br />
heutigen Lebens dag Geistige <strong>der</strong><br />
Leistung, den Ueberschwang phantastischer<br />
Ermöglichung des Unmöglichen, herauszustellen,<br />
damit <strong>der</strong> Stcrncnflug ins Grenzenlose<br />
den Geist nicht von sich fort, son<strong>der</strong>n<br />
zu sich hin führe. Die Möglichkeit<br />
zu beiden Wegen ist Ge-
fahr und Verheißung des mo<strong>der</strong>nen,<br />
technischen Lebensstiles,<br />
Es ist nicht ohne Interesse, einen Blick auf<br />
die beiden Stadien ini Werdegang <strong>der</strong><br />
heutigen Großstadtbcleuchtung zu werfen.<br />
Sie zeigt eine gewisse parallele zu <strong>der</strong> Entwicklung<br />
dcS Verkehrs. Beide sind die<br />
Erscheinungsformen nächtlicher Lebensspannung<br />
<strong>der</strong> Großstadt. Wenn man vom<br />
Deck eines Autobus den nächtlichen Verkehr<br />
am Potsdamer Platz in Berlin über<br />
sieht, dieses wirre, brausende Geflecht<br />
feuriger Linien dahinschießen<strong>der</strong>, crheüN'i<br />
Fahrzeuge und ihrer Scheinwerfer, !>'i<br />
kann es kaum fassen, daß dieser Strudel<br />
elementarer Bewegungen aus lauter lelativ<br />
belanglosen und unwichtigen Einzelfahrten<br />
zusammengesetzt ist, <strong>der</strong>en jede<br />
ihr beson<strong>der</strong>es Hiel lind ihren best<strong>im</strong>mten<br />
nüchtern-vernünftigen Hweck hat. Die<br />
ungeheure Häufung dieser Zwecksctzungen<br />
findet ein unzureichendes, darauf nicht<br />
vorbereitetes Straßennetz. Ganz beson<strong>der</strong>s,<br />
wenn eä sich um altehrwürdige Städte<br />
handelt, Man versuche einmal, in <strong>der</strong><br />
Umgebung des Kölner Domes Auto zu<br />
fahren! In den viel zu engen Straßenschluchten<br />
stauen sich die Automobile, elektrischen<br />
Bahnen, Autobusse und sonstigen<br />
Verkehrsmittel, das Warnungsgeräusch,<br />
das Knattern <strong>der</strong> Motore und Rauschen<br />
<strong>der</strong> Rä<strong>der</strong> schwillt zu einer Hochflut, aus<br />
<strong>der</strong> man die einzelnen Signale kaum noch<br />
herauszulösen und aufzufassen vermag.<br />
Die Städte sind nicht für den<br />
Verkehr gebaut. Sie stammen aus<br />
einer an<strong>der</strong>en A't- Sie werden von <strong>der</strong><br />
Sturmflut des Verkehrs überschwemmt,<br />
Und mühsam versucht man zu ordnen und<br />
zu regulieren, um die Iahl <strong>der</strong> Menschenopfer<br />
möglichst niedrig zu halten. Diese<br />
Notlage hat zur Folge, daß man neu entstehende<br />
Stadtteile aus dem Wesen des<br />
Verkehrs heraus baulich zu organisieren<br />
Kaufbaus Schocken bei Tag<br />
und Nacht<br />
<strong>Das</strong> Nachtbild als Lichtbau<br />
und Vollendung des<br />
Tagbildes<br />
Die Nildei sind entnommen dem<br />
Vuchc „Vrich Mcndelsohn,<br />
<strong>Das</strong> Gesamtschaffen de« Architekten."<br />
1'erlaa Nudolf Mossc<br />
227
versucht, I,lnd die alten Stadtteile sind in<br />
fortwähren<strong>der</strong> Umwandlung begriffen.<br />
Ganze Häuserzüge werden von den Verkehrsflutcn<br />
weggeschivemmt. Straßendurchbrüche,<br />
Platzerweiterungen, Tunnel<br />
u„d Viückeu sä^iffei, ^'rge dl'S Verkel'lo,<br />
die zugleich eine sinnvolle Verkehrsordnung<br />
und VerkehrSbelcbung erwirken.<br />
Aehnlich hat sich das <strong>im</strong>posante und geradezu<br />
faszinierende Phänomen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Großstadtl,'elr,,chliiiig entwickelt.<br />
<strong>Das</strong> Licht hat eine suggestive Macht über<br />
Sinne und Seele, Der heutige<br />
Mensch ist Augenmensch, er<br />
will nicht hören, son<strong>der</strong>n<br />
s e h e n. Der höchst verfeinerte Tastfühler<br />
des Geschäftssinnes bat diese Tendenz <strong>der</strong><br />
geistigen Entwickclung sehr bald entdeckt.<br />
Nnd nun ivurde die Reklame in Feuerschrift<br />
in die Augen <strong>der</strong> Passanten geschrieen.<br />
Aufflammen und Verlöschen,<br />
Laufschrift, Farbenspiel, <strong>der</strong> ganze phantastische<br />
Hauber eines Feuerwerks größten<br />
Stiles und Ausmaßes wurde in den Dienst<br />
<strong>der</strong> Werbung gestellt und überströmte mit<br />
seinen Feuergarben die Straßen und<br />
Plätze. Dazu die Straßenbeleuchtung, die<br />
Signallaternen, die Scheinwerfer <strong>der</strong><br />
,^i!'!;euge, die Lichtfülle erhellter Fenster.<br />
^>ie <strong>der</strong> Ivikeln so ist auch das (Gesamtbild<br />
<strong>der</strong> Lichtreklame entstanden aus angestauten<br />
Einzelyvecken, als eine Ricsensumme<br />
zufälliger, einzelner Bestrebungen,<br />
die aufeinan<strong>der</strong> nicht Rücksicht nahmen,<br />
meist einan<strong>der</strong> feindlich waren, einan<strong>der</strong><br />
Konkurrenz zu machen und zu überschreien<br />
versuchten, So entstand ein Gesamtschrei<br />
farbigen Lichtes, in dem jede<br />
St<strong>im</strong>me bini<strong>der</strong>t andre übertönen will und<br />
um so sicherer am En<strong>der</strong>gebnis mitwirkt,<br />
daß nicht einzelnes den geblendeten<br />
Blicken mebr verständlich ist. Dieser<br />
Massenangriff blenden<strong>der</strong> Lichtpfeile auf<br />
die gequälte,, Augen <strong>der</strong> Straßenpassanlen<br />
kann von <strong>der</strong> Stadtbauveiwalt<strong>im</strong>g<br />
bestenfalls eingedämmt und reguliert<br />
werden. Aber diese VerkebrSschutzleute<br />
des Laufschriftenverkehrs müssen sich darauf<br />
beschränken, allzu eklatante Augenunfälle<br />
bei denen zu verhüten, die so<br />
etwas zu lesen versuchen. Daß <strong>im</strong>mer<br />
neue Möglichkeiten elektrischer Strahlenwirkung<br />
aktiviert werden, daß die Intensität<br />
<strong>der</strong> Helligkeit, die suggestive<br />
Blickbammng farbiger Feuertaufe zum<br />
^euer>aul,'ei und ;in ^icktl'ejckn'^iu,,g gesteigert<br />
werden, und daß die wi<strong>der</strong>streitenden<br />
Tendenzen dieser Riesemllumination<br />
ein regelloses, zuckendes, fl<strong>im</strong>merndes<br />
Chaos ergeben — das ist nicht zu vermeiden.<br />
Die Massenwirkung dieser Lichtfülle hatte<br />
nun eine sehr eigenartige Folge: sie verän<strong>der</strong>te<br />
in phantastischer Willkür<br />
und Gewaltsamkeit das<br />
?> i l d <strong>der</strong> Stadt und i li l c r<br />
S t r a ß e u f a s s ci d e n, lind ;wai so<br />
228<br />
gänzlich, daß von dem Stadtbild des<br />
Tages nichts mehr zu erkennen ist. <strong>Das</strong><br />
Licht <strong>der</strong> Sonne zeigt eine<br />
völlig an<strong>der</strong>e Stadt als das<br />
Licht dieses nächtlichen, verwandelnden<br />
Feuerzaubers. Wie<br />
ein Spuk erscheinen schwebend <strong>im</strong> Dunkel<br />
erhellte, losgelöste Mauermasscn,<br />
scheinbar ohne Fundament, ohne Zusammenhang<br />
mit ihrer I.Imgebung. Worauf<br />
die Fassaden <strong>der</strong> Häuser aus dem vorigen<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t und noch aus <strong>der</strong> Vorkriegszeit<br />
so stolz sind, ihre entlehnten Dekorationen<br />
aus <strong>der</strong> Schatzkammer vergangene!<br />
Baustile, die Giganten, die Torbogen<br />
tragen, die prätentiösen Pfeiler, Säulen<br />
und Ges<strong>im</strong>se, die Gnirlanden und Kränze<br />
aus Stuck, die leicht bekleideten Männer<br />
und Frauen, die in schwindeln<strong>der</strong> Höhe auf<br />
beängstigend engem Postamt in steinerner<br />
Sicherheit vor dem Abgrund stehen —<br />
all diese merkwürdigen Anzeichen einer<br />
nicht vorhandenen Befähigung zu eigener<br />
Stilbildung sind nun verschwunden, verwandelt,<br />
verzaubert, etwas ganz an<strong>der</strong>es<br />
geworden o<strong>der</strong> gar nicht mehr vorhanden,<br />
Vei Tage war das Bangesicht <strong>der</strong><br />
Straßenflucht eine leblose Mumie, seine<br />
Fassaden Sarkophage, verziert mit abgeschriebenen<br />
Stilformeln <strong>der</strong> Vergangenheit,<br />
eine Vortänschung gestriger, nicht mehr<br />
aktiver LebenSgefühlr — <strong>im</strong> letzten Grunde<br />
eine llnwahrhaftigkeit. Bei Nacht <strong>im</strong><br />
Feuerwerk <strong>der</strong> elektrischen Sonnen gewinnt<br />
das tote Antlitz eine überreizte, fast ekstatisch<br />
übersteigerte Neulebendigkeit — Ausdurck<br />
und Seele heutiger <strong>Das</strong>einsspannnng,<br />
Lebenswahrheit aktuellster Gegenwärtigkeit.<br />
I.Ind mag auch nicht schön nnd nicht gut<br />
sein, was man in den grellen Müssen dieses<br />
Gesichtes sieht — es ist aufrichtig, unverstellt<br />
nnd ehrlich.<br />
I.Ind noch ein an<strong>der</strong>es ist auf einmal geschehen.<br />
Wir sind es gewohnt,<br />
die Formen eines Hauses mit<br />
unfern Blicken prüfend nach -<br />
z u t a st e n. Wir empfinden die Stärke<br />
des Mauerwerks, spüren die Tragkraft<br />
<strong>der</strong> Pfeiler, die Haltbarkeit <strong>der</strong> Bauweise,<br />
lind das Ergebnis ist das statische Gefühl,<br />
das Vewußtsein <strong>der</strong> Festigkeit und<br />
Sicherheit eines Gebäudes, Diesem statischen<br />
Gefühl sind <strong>im</strong> Straßenbild <strong>der</strong><br />
nächtlichen Großstadt alle Grundlagen entzogen.<br />
Wir können den Aufstieg <strong>der</strong> Vauformen<br />
nicht mehr vom Fundament bis<br />
zum Dach verfolgen. Blendende Lichtlinien<br />
umreißen dunkle Flächen nnd stellen sie<br />
als schwebende Gebilde in den dunkeln<br />
Raum, In jäher Erhellung schnellt ein<br />
phantastisch zusammenhangloses Stück<br />
Banform aus dem Dunkel, um <strong>im</strong><br />
nächsten Augenblick zu verschwinden, zu<br />
verlöschen, wie ein ausgeblasenes Licht.<br />
Die Baugestalt ist in ständiger Bewegung<br />
und Aen<strong>der</strong>ung, <strong>Das</strong> nachtastende Ange<br />
findet nichts Stabiles, Alles Feste ist auf-<br />
gelöst, nichts Bleibendes gibt den Blicke»<br />
Halt. In tollem Wechsel entstehen und<br />
vergehen die Baufvrmen aus den Launen<br />
des Lichtes. <strong>Das</strong> Licht hat die Baugesialt<br />
<strong>der</strong> Stadt in <strong>der</strong> Hand.<br />
Es spielt mit ihr nach Belieben. Es zerpflückt<br />
sie und setzt sie wie<strong>der</strong> zusammen.<br />
Es n<strong>im</strong>mt dem Stein die Schwere. Es<br />
verzaubert das Mauerwerk zu transparenten<br />
Lichterscheinungen. Alles statische<br />
Gefühl kommt unter die Rä<strong>der</strong>, Der Gewichtöslnn<br />
hat nichts mehr zu sagen. Die<br />
heilige Ordnung architektonischer Straßenfassadenbildung<br />
ist lästerlich zerstört und<br />
verhöhnt. I,Ind nur sehr verschwommene,<br />
unwirkliche Umrisse <strong>der</strong> vom Tage her bekannten<br />
Häusergestalten führen ein wesenloses<br />
Schattendasein, unbeachtet und<br />
gänzlich belanglos, wie nicht mehr vorhanden.<br />
Dieses Stadium unbekümmerter Kindhaftigkcit<br />
<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Großstadtbeleuchtung<br />
beginnt jedoch bereits Vergangenheit<br />
zu werden. Trotz <strong>der</strong> wirtschaftlichen Notlage<br />
sind die deutschen Großstädte zumeist<br />
in starkem und raschem Wachstum begriffen.<br />
Neue Stadtteile entstehen, die alten<br />
werden umgebildet. Die städtebauliche Organisation<br />
und Plangestaltnng steht <strong>im</strong><br />
Vor<strong>der</strong>grund architektonischer Arbeit. In<br />
dieser Situation wäre es verständlich, wenn<br />
<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Architekt mit einer gewissen<br />
Hilflosigkeit <strong>der</strong> übermächtigen, formauflösenden<br />
Tendenz <strong>der</strong> Lichtreklame und des<br />
sonstigen abendlichen Lichtübermaßes <strong>der</strong><br />
Großstadt gegenüberstände. Aber daS<br />
Gegenteil ist eingetreten. Die<br />
junge Baukunst, die am Werk<br />
einer neuen lebendigen Stilbl'ldung<br />
arbeitet und in ihr<br />
dem gegenwärtigen Lebensgefühl<br />
einen neuen Baukörper<br />
schafft, hat nach dem Licht wie<br />
nach einem neuen Werkstoff<br />
gegriffen, <strong>der</strong> z« innerlich<br />
notwendigen, durch das Gesetz<br />
seines dynamischen Wesens<br />
begründeten Formen gestaltet<br />
werden mußte. Eine Aufgabe von<br />
schwindelerregen<strong>der</strong> Kühnheit und unerhörten<br />
Ausdrucksmöglichkciten! I.Ind wie<strong>der</strong>um<br />
ein Anknüpfen an den Geist <strong>der</strong> gotischen<br />
Tradition -— nicht in Nachahmung <strong>der</strong><br />
Formen, son<strong>der</strong>n in Neubildungen aus verwandter<br />
Gestaltungsfreude! Die gotische<br />
Paukunst bannte das Sonnenlicht in die<br />
feuerfarbenen Glaswände ihrer Chöre und<br />
<strong>Kirche</strong>nschiffe, baute Räume aus farbigem<br />
Licht. Der mo<strong>der</strong>ne Vauwille schafft architektonische<br />
Konturen und Profile, die gleich<br />
elektrischen Leitungen dazu vorbest<strong>im</strong>mt<br />
sind, sich am Abend in glühende, leuchtende<br />
Lichtgebilde zu verwandeln, Formen, geladen<br />
mit Spannungen, die stch zu aufstrahlenden<br />
Erscheinungen lösen sollen. Ganze<br />
Toreingänge werden aus Milchglas erbaut,<br />
das abends gedämpft aufleuchtet, wie
New York bei Nacht. Feuerwerk,<br />
aber kein architektonischer Lichtbau<br />
aus Licht. Die Linien <strong>der</strong> Brüstungen,<br />
<strong>der</strong> Dachbildlina,, <strong>der</strong> vorspringenden<br />
Profile werden <strong>im</strong> Dunkel durch leuchtende<br />
Zeichnung wie<strong>der</strong>holt. Mächtige Treppentürme,<br />
gänzlich aus Glas und Eisen<br />
konstruiert, steigen als ungeheure Lichtsäulen<br />
in den Abend, ^)n rhythmischem Wechsel<br />
klarer architektonischer Verhältnisse<br />
folgen dunkle und helle, durchsichtige und<br />
undurchsichtige Wandbildungen einan<strong>der</strong>.<br />
Die Lichtschriften glie<strong>der</strong>n sich architektonisch<br />
streng in die Struktur des Baukörpers,<br />
Nirgend mehr toben sich Laune, Willkür<br />
und Zufall in tollen Lichtwirbeln aus, son<strong>der</strong>n<br />
gebautes Licht entfaltet die wun<strong>der</strong>same<br />
Lebendigkeit dieses schwebenden, erdgelösten<br />
Werkstoffes zu klaren, formenschönen<br />
Erscheinungen,<br />
Es ist kein Zufall, sun<strong>der</strong>n sehr tief <strong>im</strong><br />
Wesen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Baukunst begründet,<br />
daß sie sich in diesen Lichtbauten vollenden<br />
muß. Gerade die stärksten Meister des<br />
neuen Nauwilleng wurden instinkthaft zum<br />
Bau aus GlaS und Eisen gedrängt. Die<br />
Hochhaus-Entwürfe von Mies van <strong>der</strong><br />
Rohe gehen darin incksichtölos über die<br />
Grenzen des praktisch Verwertbaren hinaus.<br />
<strong>Das</strong> Bauhaus in Dessau von Walter GropiuS<br />
zeigt in ganzen Aassaden nur die OlaS-<br />
Eisen-Struktur. Solche Räume leben am<br />
Tage von einen! unerhört gänzlichen Anschluß<br />
an den Lichtraum, Sie sind eingeschaltet<br />
in den Tag, Sie sind kaum<br />
durch dünne I^mrißlinien von ihm ge-<br />
trennt. Sie sind ein schweben<strong>der</strong> I_lebcrgang<br />
in das Licht des Raumes. Bei Nacht aber<br />
leben sie von dem ausströmenden Licht, das<br />
durch ihre gläsernen Wände flutet. Man<br />
beachte die beiden zur Zeit <strong>im</strong> Bau begriffenen,<br />
sehr charakteristischen Hochhäuser in<br />
Essen und Dortmund o<strong>der</strong> die Berliner<br />
Warcnhausbauten von Erich Menddclsohn,<br />
die wohl auch bei den erwähnten Hochhausentwürfen<br />
Pate gestanden haben, o<strong>der</strong> auf<br />
<strong>der</strong> Pressa in Köln die Bauten von Mendelsohn<br />
für Mosse und von Schuhmacher<br />
für die sozialistische Presse. Sie alle zeigen<br />
in ihrer Formgebung die konstruktive Spannung<br />
<strong>der</strong> Beton-Eisen-Bauart, die schwingende<br />
Dynamik einer Architekturform, in<br />
<strong>der</strong> sich nicht Ruhe, son<strong>der</strong>n Beweg<strong>im</strong>g,<br />
Kraft, Spannung gestaltet. Die frei strömende<br />
Gerade, die schwingende Kurve, sind<br />
für solche Nauformgebung charakteristisch.<br />
Daß diese „kinetische Architektur",<br />
diese Baukunst <strong>der</strong> bewegten<br />
Form, sich <strong>im</strong> Wechselspiel<br />
aufleuchten<strong>der</strong> und verlöschen<strong>der</strong><br />
Lichtlinien und<br />
Lichtflächen vollendet und in<br />
ihrem Sinn erfüllt, ist verständlich.<br />
Wer die weithin geschwungenen<br />
Horizontalen in den Geschossen des<br />
Dortmun<strong>der</strong> Hochhauses mit den Blicken<br />
nachzieht und dann sieht, wie eine elektrische<br />
Bahn o<strong>der</strong> ein Automobil an diesen<br />
Linien entlangfährt, spürt den großen Zug<br />
<strong>der</strong> Bewegung in solchen Bauformcn, <strong>der</strong><br />
von <strong>der</strong> Fortbewegung des Fahrzeuges suggestiv<br />
verdeutlicht wird. So ist es verständlich,<br />
daß <strong>der</strong> architektonische Feuertanz <strong>der</strong><br />
heutigen Großstadtbeleuchtung, <strong>der</strong> alle<br />
Statik vernichtet und alle Ruhe in Bewegung<br />
wandelt, <strong>der</strong> äußerste, folgerichtige<br />
Ausdruck <strong>der</strong> „dynamischen Form" <strong>im</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Baustil ist.<br />
Aber auch die schlanke Leichtigkeit mo<strong>der</strong>ner<br />
Baukonstruktionen findet <strong>im</strong> Lichtbau<br />
ihre Erfüllung. Auf dünnen, betonummantelten<br />
EiscnstüHen schweben die Stockwerke<br />
eines mo<strong>der</strong>nen Gebäudes, wechselnd in<br />
gläsernen Wandzeilen und Gußbeton-Brüstungen<br />
<strong>der</strong> einan<strong>der</strong> übersteigenden Geschosse,<br />
Die ganze Formgebung ist ein Bekenntnis<br />
zu <strong>der</strong> gespannten, straffen Kraft<br />
des neuen Materials und seiner statischkonstruktiven<br />
Eigenschaften, ein Bekenntnis<br />
zu körperfreier Leichtigkeit, die <strong>der</strong> stofflichen<br />
Masse nicht mehr bedarf und den körperlosesten<br />
Baustoff, das Glas, in weiten<br />
Fronten verwendet. Wenn diese Fronten,<br />
von innen erhellt, am Abend aufleuchten,<br />
wird die Taggestalt des Bauwerkes nicht<br />
sich selbst entfremdet, son<strong>der</strong>n in ihrem<br />
Sinn erfüllt. So wird die mo<strong>der</strong>ne Lichtstadt<br />
<strong>der</strong> Zukunft nicht mehr das Werk des<br />
Elektrotechnikers sein, son<strong>der</strong>n die Schöpfung<br />
des Bauingenieurs, Und während für<br />
die Großstadtbeleuchtung alten Stils <strong>der</strong><br />
schroffe Kontrast des Taggesichtes und des<br />
Nachtgesichtes ihrer Bauten bezeichnend 'st,<br />
wird für die Lichtarchitektur des neuen<br />
229
Städtebaues die innere Verbundenheit bei<strong>der</strong><br />
Aspekte charakteristisch sein, Und auch<br />
Lichtreklame, Straßenbeleuchtung, Signallubter<br />
und sogar die Scheinwerfer <strong>der</strong> Fahrzeuge<br />
werden in den Gesamtorganismus<br />
dieser Stadtbaugestaltung einbezogen.<br />
<strong>Das</strong> ^erlviltnio von Tagbild und Nachtbild<br />
des Vanw^rkes »vird beson<strong>der</strong>s deutlich,<br />
wenn wir den Unterschied von mathematiscber<br />
und optischer Statik beachten.<br />
Die Maschine des Ingenieurs, die Hand<br />
des Bauarbeiters arbeiten mit tastbarem<br />
Werkstoff, Sie errichten aus Stahl und<br />
Beton die Struktur des Gebäudes, die nach<br />
mathematischer Berechnung stabel ist. <strong>Das</strong><br />
Auge übern<strong>im</strong>mt in das geschaute Bild des<br />
Baues das Nissen um diese Heftigkeit.<br />
Am Abend vollzieht sich nun eine seltsame<br />
Verwandlung und Umkehrung. Für das<br />
Auge schwindet alles, was ihm die Erscheinung<br />
und Verkörperung <strong>der</strong> Stabilität, <strong>der</strong><br />
Festigkeit und Haltbarkeit gewesen ist. Ein<br />
Negativ des TagbildeS wird<br />
ihm sichtbar. Die am Tage dunkeln<br />
Glasflächen strahlen auf und werden Lichtflächen.<br />
Fl<strong>im</strong>mernde Feuerlinien zeichnen eine<br />
optiscke Arckitektur auf den Hintergrund<br />
<strong>der</strong> abendlichen Dunkelheit. Licht ist optisckll<br />
Baustoff, Nicht die Hand, nur das<br />
Auge kann einen Bau aus Licht errichten.<br />
Aber gerade deshalb wird dieses <strong>im</strong>materielle<br />
Gebäude aus Licht zum Wun<strong>der</strong>gebilde<br />
einer <strong>im</strong>aginären, einer innerlichen,<br />
nur in Phantasieregionen möglichen Wirklichkeit,<br />
Nur die Erinnerung ergänzt das<br />
Lichtwun<strong>der</strong> durch die verschwundenen statischen<br />
Elemente irdisch-realer Festigkeit,<br />
Es wird deutlich, wie gerade die Lichtarchitektur<br />
<strong>der</strong> Großstadt sehr seltsame Beziehungen<br />
zum Bereiche des Geistig-Inwendigen<br />
aufweist.<br />
Aber bei genauerer Ueberlegung zeigt es<br />
sich, daß ja auch das Tagbild des Bauwerkes<br />
für seine Aufnahme durch das Auge<br />
ins Imaginäre entrückt ist. Wir glauben<br />
es <strong>der</strong> Mathematik des Ingenieurs lind<br />
<strong>der</strong> praktischen Erfahrung, daß diese überscblanken,<br />
fast körperlosen Baustrukturen<br />
baltbar sind. Für den Augenschein aber ist<br />
kein Tragen und Halten, son<strong>der</strong>n nur noch<br />
ein Steigen und Schweben <strong>im</strong> GlaS-Eisenbau<br />
spürbar, eine Erscheinung <strong>im</strong>materieller<br />
Xraftwirknng, Deshalb wird es auch von<br />
hier aus deutlich, daß die optische Architektur<br />
des TagbildeS sich in <strong>der</strong> optischen Architektur<br />
des aufleuchtenden Nachtbildes<br />
folgerichtig vollendet.<br />
In dem gleichen Augenblick, in dem <strong>der</strong><br />
gestaltende Künstler die Züge des LichtgesichteS<br />
<strong>der</strong> Großstadt zu formen begann,<br />
trat in diese Züge ein neuer, seltsamer und<br />
fast befremdlicher Ausdruck. Ebenso wie<br />
<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Profanbai! in seiner Taggestalt<br />
das Element eines latent Sakralen<br />
birgt und offenbart, wie <strong>der</strong> sachliche<br />
Zweckbau einer Fabrik ungewollt und unbewußt<br />
errichtet wird als Kathedrale <strong>der</strong><br />
230<br />
Arbeit — ebenso erscheint dieses<br />
Streben nach einem He<strong>im</strong>lich-<br />
Heiligen in den Lichtbauten<br />
<strong>der</strong> nächtlichen Großstadt. Der<br />
Raum eines Kaffeehauses in Dortmund,<br />
den <strong>der</strong> Architekt Peter Grund gebaut hat,<br />
zeigt an <strong>der</strong> Decke seiner langgestreckten,<br />
hakenförmig <strong>im</strong> rechten Winkel sich biegenden<br />
Halle eine sehr seltsame Beleuchtung,<br />
Der Achse des Raumes folgend, zieht sich<br />
eine leuchtende Linie, gleichsam ein aus<br />
Licht gebautes Rückgrat des Raumes, von<br />
einer Schmalseite zur an<strong>der</strong>n über seine<br />
ganze Länge, Von dieser Lichtachse strahlen<br />
Querlinien aus, so daß ein Lichtgerippe<br />
entsteht, dem die sanfte Lichtaura des Raumes<br />
wie ein Astralleib entströmt. Die Beleuchtungsanlage<br />
ist aus schmalen Milchglaskästchen<br />
an <strong>der</strong> Decke in einfachsten<br />
Formen gebildet, die nur durch ihren ungeheuren<br />
Schwung unü durch die seltsame<br />
Starrheit dieses Lichtgerüsteö auffallen.<br />
Der Architekt hat in dieser Beleuchtungsund<br />
Raumgestaltung weit über den Rahmen<br />
eines Kaffeehauses ins Feierliche gestrebt.<br />
Fremd und voll ernster Bedeutsamkeit<br />
wirkt dieses Streben an solcher Stätte.<br />
Nicht weniger aber die hohe Lichtsäule, die<br />
<strong>der</strong> gleiche Künstler auf das Kaufhaus<br />
Fischer in Dortmund als Werbung gestellt<br />
hat. Während die Feuersäule, an die sie<br />
erinnert, einst dem heiligen Volk den Weg<br />
zum Berg <strong>der</strong> Offenbarung wies, ruft<br />
diese Lichtsäule heute zum Kalif von<br />
sehr profanen Bedarfsgegenständen, Man<br />
mag in dieser Umstellung des Zweckes ein<br />
Zeichen für die allbeherrschende materialistische<br />
Gesinnung <strong>der</strong> Gegenwart sehen.<br />
Aber wenn auch <strong>der</strong> kaufmännische Auftraggeber<br />
den praktischen Zweck dabei <strong>im</strong><br />
Auge gehabt hat — so ist doch das eine<br />
gewiß, daß <strong>der</strong> Gestaltungswille des Künstlers,<br />
<strong>der</strong> dieses Fanal weithin sichtbar über<br />
das Stadtbild aufrichtete, seinen Impuls<br />
aus ganz an<strong>der</strong>en Sphären empfing: aus<br />
<strong>der</strong> VerkündigungS-Seele des Lichtes, die<br />
<strong>der</strong> religiösen Sinngebung weit näher steht,<br />
als <strong>der</strong> kaufmännischen. Was gilt dem<br />
Künstler <strong>der</strong> praktische Zweck? Er wird<br />
unter seinen Blicken transparent und gibt<br />
Fernen frei, in den>?n verborgene Sehnsüchte<br />
an<strong>der</strong>e Aufgaben stellen. Aber weil sich die<br />
sakrale Sphäre bislang solchen Ausdrucksgewalten<br />
verschließt, muß <strong>der</strong> verdrängte<br />
sakrale Gestaltungswille des Künstlers sich<br />
in an<strong>der</strong>en Regionen auswirken und eine<br />
sehr seltsame Heiligung des Alltags und des<br />
Profanen verkünden.<br />
lind hier ist nun <strong>der</strong> ^)rt, an dem wir vor<br />
<strong>der</strong> Frage stehen: Was hat <strong>der</strong> evangelischkirchliche<br />
Beitrag zum mo<strong>der</strong>nen Städtebau<br />
zu diesen Dingen zu sagen? Es be -<br />
darf keiner Worte, daß eine<br />
evangelische Lichtreklame<br />
etwas völlig Unmögliches ist,<br />
Bibelsprüche in Lanfschrist neben Reklamen<br />
für Zigaretten — undenkbar. An<strong>der</strong>erseits<br />
aber ist das Licht ein Wun<strong>der</strong>, als elektrische<br />
Entladung nicht weniger als <strong>der</strong> stille<br />
Schein einer brennenden Kerze. Die christliche<br />
Religion darf sich das Licht in dieser<br />
seiner mo<strong>der</strong>nsten Form als Element <strong>der</strong><br />
Verkündigung nicht aus <strong>der</strong> Hand reißen<br />
lassen. Jedes aufleuchtende Licht trägt in<br />
sich die Stunde des Anbeginns, in <strong>der</strong> das<br />
Wort <strong>der</strong> Schöpfung gesprochen wurde:<br />
Es werde Licht! Deshalb ist sein Strahl<br />
Verkündigung, Deshalb gehört es zur Uroffenbarung,<br />
die je<strong>der</strong> Anbetung, jedem<br />
Glauben zuteil wird: Gott ist Licht. Und<br />
deshalb ist <strong>der</strong> evangelische Glaube verpflichtet,<br />
den Verkündigungscharakter des<br />
Lichtes in je<strong>der</strong> Lichtgestalt zur Geltung zu<br />
bringen und es nicht zu dulden, daß die<br />
Lichtquelle, in <strong>der</strong> heutiges LcbenSgefühl<br />
sich entfaltet, vom Bereich des Profanen<br />
als ausschließliches Eigentum usurpiert<br />
wird. Nachahmung von Wachskerzen durch<br />
elektrische Kerzen ist ein Greuel und gehört<br />
als eine UnWahrhaftigkeit und Täuschung<br />
nicht aus den Altar o<strong>der</strong> in den <strong>Kirche</strong>nraum.<br />
Auch mit elektrischen Weihnachtskcrzen<br />
kann ich mich in keiner Weise befreunden.<br />
Aber wenn das elektrische Licht<br />
nach den Gesehen seines Wesens und in<br />
dementsprecheu<strong>der</strong> Formgebung angewandt<br />
wird, kann es mit ungemeiner Eindringlichkeit<br />
zum Boten des Ewigen werden, Man<br />
hört aus dem Hochhausviertel von Neuyork,<br />
daß be<strong>im</strong> Tode eines Führers <strong>der</strong><br />
Deffentlichkeit die Fronten <strong>der</strong> Hochhäuser<br />
in <strong>der</strong> Form gewaltiger Kreuze erleuchtet<br />
weiden. Diese Reihen ungeheurer Lichtkreuze<br />
zu selten <strong>der</strong> Straßenschluchten können<br />
als ein mo<strong>der</strong>ner Kreuzweg zu<br />
einem gewaltigen Symbol werden, zu einer<br />
neuen, ganz aktuellen, aus dem Herzen<br />
<strong>der</strong> Gegenwart geborenen Feier und Sitte.<br />
Wogegen elektrische Birnen auf Tannen<br />
einen ganzen Waldweg entlang einen Weihnachts-Amerikanismus<br />
von sehr zweifelhaftem<br />
Wert repräsentieren.<br />
Ist nicht <strong>der</strong> Ruf des mo<strong>der</strong>nen Architekten<br />
nach einem Aufgabengebiet, auf dem<br />
er das sakrale Gehe<strong>im</strong>nis und Wun<strong>der</strong> des<br />
Lichtes auch in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Großstadtbeleuchtung<br />
gestalten darf, eine verpflichtende<br />
Aufgabe für die evangelische <strong>Kirche</strong> und<br />
Gemeinde? Ist es recht, diesem Ruf zu antworten,<br />
indem man auf den Materialismus<br />
des Großstadtlichtes hinweist und betont,<br />
daß evangelische Frömmigkeit damit<br />
keine Gemeinschaft haben kann? <strong>Evangelische</strong><br />
Verkündigung gehört gerade dorthin,<br />
wo sie am meisten nottut. Und wenn wir<br />
gleich vergangenen Zeiten die Verpflichtung<br />
fühlen, unsere Kirchbauten, Gemeindehäuser<br />
und sonstige He<strong>im</strong>stätten evangelischer<br />
Arbeit mitten hinein in das Leben <strong>der</strong><br />
Städte zu stellen, dann müssen wir<br />
dafür sorgen, daß sie in <strong>der</strong><br />
Sprache <strong>der</strong> Gegenwart zu dem<br />
Herzen des heutigen Geschlechtes<br />
reden. Zu dieser großen Gesamt-
aufgäbe gehört auch eine evangelische Lichtverkündigung<br />
in <strong>der</strong> abendlichen Großstadt.<br />
In Amerika hat man das Problem <strong>der</strong><br />
überragenden Sichtbarkeit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>im</strong><br />
HochhauSviertel dadurch zu lösen versucht,<br />
daß man eine Kathedrale all! turinartigen<br />
Abschluß auf einen Wolkenkratzer gestellt<br />
hat. Aber darunter Büros, Hotels, Geschäfte?<br />
Aber wenn einmal eine <strong>der</strong>artige Stadtkcrnanlage<br />
in einem evangelischen Turmhaus<br />
eine Konzentration evangelischer Gemeindearbeit<br />
<strong>der</strong> Großstadt geschaffen würde:<br />
Pfarrhäuser, Gemeindehaus, Schwestern-<br />
Wohnungen, DiakonissenhauS, Krankenanstalt,<br />
Rendantur, Räume für Vereine,<br />
Jugend, Kin<strong>der</strong>, Konfirmanden, Pflegeanstalten<br />
für Krüppel, He<strong>im</strong>atlose und<br />
Gefährdete — eine Heilstätte für alle Seelenschaden<br />
<strong>der</strong> Weltstadt, eine Pflanzstätte<br />
für alle Kräfte <strong>der</strong> Genesung, dann<br />
wahrlich würde als Abschluß<br />
eine <strong>Kirche</strong> aus Stahl und<br />
DarbglaS eine Krönung und<br />
Sinngebung des gesamten<br />
Baukörpers sein und weithin<br />
leuchtend d a S E v a n g e l i u m des<br />
Lichtes in das nächtliche Leben<br />
<strong>der</strong> Weltstadt rufen. Die Stahlkirche<br />
<strong>der</strong> evangelischen Schau auf <strong>der</strong><br />
Pressa in Köln ist auch auf diesem Gebiet<br />
wegweisend, Ihr gläserner Bau ist mit<br />
bewußtem Blick auf die Aufgabe abendlicher<br />
Lichtverkündigung in <strong>der</strong> Großstadt errichtet.<br />
Warum sollen z. B. die Kreuze <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>n von v. Otto Bartning in Essen<br />
und von Peter Grund in Dortmund<br />
nicht durch leuchtende Lichtlinien am Abend<br />
Erscheinung werden? Nicht, wie die elektrische<br />
Dekoration deS Kreuzes auf dem<br />
Wartburgturm, die als neuzeitlich-dekorative<br />
Illumination eines renovierten mittelalterlichen<br />
Bauwerkes nicht Andacht, son<strong>der</strong>n<br />
nur ein Lächeln weckt, son<strong>der</strong>n in<br />
einer Bauform, die sich in einem abendlichen<br />
Erwachen <strong>der</strong> Lichtgestalt vollendet. Man<br />
kann auch das oberste Stockwerk <strong>der</strong> Türme<br />
in farbigem GlaS auflösen, und die Botschaft<br />
<strong>der</strong> Glocken würde sich wie<strong>der</strong>holen<br />
in <strong>der</strong> Botschaft feuriger Licht-Erscheinung.<br />
So sind in den evangelisch-kirchlichen Beiträgen<br />
zum Großstadtleben ungeahnte Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Lichtverkündigung enthalten,<br />
die infolge ihrer Eigenart weithin sichtbar<br />
beherrschend über dem Lichtmeer des Stadtbezirkes<br />
aufstrahlen könnte. Bei Abendandachten,<br />
in <strong>der</strong> Heiligen Nacht, in <strong>der</strong> Silvesterstunde,<br />
am Karfreitagabend und in<br />
ähnlichen Feierstunden würde dann die Ladung<br />
zum Gottesdienst nicht nur durch die<br />
<strong>im</strong> Großstadtlärm bald verhallenden Glokken<br />
ergehen, son<strong>der</strong>n das Zeichen des Kreuzes<br />
und die strahlende Baugestalt des Gotteshauses<br />
und seiner Türme würden weit über<br />
den Stadtbezirk hinaus den Wandelscharen<br />
rastloser, vorüberziehen<strong>der</strong> Gegenwartsmenschen<br />
das ewige Evangelium bringen.<br />
Paul Girkcm,<br />
Die <strong>Kirche</strong> aus Eisenbeton<br />
'<br />
.<br />
' '<br />
-<br />
>. '<br />
Il^ikolai-<strong>Kirche</strong> in Dortmund<br />
' '<br />
800 Sitzplätze / Ausführung: Wände, Decke und Turm: Eisenbeton, schalungsrauh ohne Putz /<br />
Seitenwäodc und Chor: Farbglas / Flure und Treppenstufen: Klinker ^ Kanzel:<br />
Keramik / Altar: Keramiktisch mit Bronzeaufsatz / Gestühl: Nußbaumholz<br />
Gesamtbaukosten: RM. 325000.—<br />
Erwärmung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>: durch elektrische Heizung
Nikolaikirche in Dortmund<br />
Beton ist ein Material, das unerhörte<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Gestaltung<br />
birgt — aber eben deshalb auch große<br />
Versuchungen und Gefahren. Der Architekt,<br />
<strong>der</strong> die Form seines Bauwerks aus dein<br />
Wesen des Werkstoffes entwickelt, wird<br />
danach streben, die beson<strong>der</strong>en Eigenschaften<br />
des Materials, seine Zähigkeit und<br />
Festigkeit, seine Spannkraft und Tragkraft,<br />
in <strong>der</strong> Gestalt des Gebäudes zum Ausdruck<br />
zu bringen. Gerade diese Eigenschaften des<br />
Betons erfor<strong>der</strong>n eine Formbildung, die<br />
mit sparsamstem Materialaufwand, demgemäß<br />
also unter möglichster Vermeidung<br />
jedes Eindrucks körperhafter Massenentwicklung,<br />
schlanke, feingliedrige Stützensysteme<br />
schafft, denen die statischen Funktionen<br />
des Bauwerks übertragen sind. Man<br />
kann freilich den zähflüssigen Betonteig<br />
auch dazu mißbrauchen, aus ihm Zyklopisch-wuchtige<br />
Massengebilde zu backen,<br />
um beson<strong>der</strong>e Raumst<strong>im</strong>mungen dadurch<br />
zu erreichen. Man kann überhaupt jede<br />
232<br />
beliebige Form aus ihm kneten. Den mannigfachen<br />
Versuchungen zu nicht völlig werkgerechter<br />
Anwendung des Netonmaterials ist<br />
<strong>der</strong> gesamte mo<strong>der</strong>ne Kirchbau auf katholische»!<br />
Gebiet bisher erlegen. Wenn die<br />
neuen katholischen <strong>Kirche</strong>n auch nicht mehr<br />
Kopien mittelalterlicher Architektnrstile sind,<br />
son<strong>der</strong>n z. T, sehr bemerkenswerte, aus <strong>der</strong><br />
mo<strong>der</strong>nen Statik stammende ^leuformnngen,<br />
so wird gerade durch solche verheißungsvollen<br />
Formbildungen die Kopie mittelalterlicher<br />
Raumst<strong>im</strong>mungen durch mißbräuchliche<br />
Anwendung des Betonmaterials<br />
um so peinlicher fühlbar. Beton als Baustoff<br />
und die Kettenlinie als Bauform verbürgen<br />
für sich allein noch keine mo<strong>der</strong>ne<br />
<strong>Kirche</strong>. Die kühne, konstruktive Bewältigung<br />
<strong>der</strong> statischen Aufgabe durch werkgerechte<br />
Aktivierung <strong>der</strong> Kräfte und Möglichkeiten<br />
des neuen Baustoffs muß sinngemäß<br />
hinzukommen.<br />
Für die Aufgabe des evangelischen KirchbaueS<br />
ist es durchaus günstig gewesen, daß<br />
die Möglichkeit mo<strong>der</strong>ner Bauten nicht so<br />
rasch wie auf katholischem Gebiet gegeben<br />
war. Die klare Besinnung auf das<br />
Wesen <strong>der</strong> Aufgabe vermochte die notwendige<br />
Vorarbeit zu leisten, Nun aber beginnt<br />
<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne evangelische Kirchbau<br />
in einigen sehr charakteristischen Beispielen<br />
Wirklichkeit zu werden. Auf die Stahlkirche<br />
<strong>der</strong> Pressa folgte die Zentralkirche von<br />
I). Otto Nartning in Essen-Ost, ein Eisenbau,<br />
<strong>der</strong> infolge baupolizeilicher Vorschriften<br />
einen Betonmantel erhalten mußte.<br />
Icunmehr hat in Dortmund die ^etri-<br />
Nieolai-Gemeindr einen Kirchbau begonnen,<br />
<strong>der</strong> vielleicht zum erstenmal auf dem<br />
Gebiet <strong>der</strong> kultischen Bauaufgabe einen<br />
ganz konsequenten Eiscnbetonbau darstellt.<br />
Nur <strong>der</strong> Turm und die Eingangshalle zeigen<br />
Reste massiver l,lmwandlnng, die sich<br />
jedoch be<strong>im</strong> Turm in ein offenes ^feilergeschoß,<br />
bei <strong>der</strong> Eingangshalle in ein breites<br />
Band gläserner Wandbildung unterhalb<br />
des Daches löst. Der Baukörper des eigent-
liehen <strong>Kirche</strong>nraumes ist gänzlich durch ein<br />
konstruktives System schlanker Betonstützen<br />
gebildet, zwischen denen über niedriger<br />
Brüstung glaSgemalte Wände leuchten und<br />
jeden Anschein massiver, zur Festigkeit des<br />
Vanwerkes notwendiger Wandbildung<br />
ausschließen. Im Chor ist eine Höchsisteigcrung<br />
des sakralen Rai,meindri,cks dadurch<br />
erreicht, daß ein fast körperloser Gitterbau<br />
ans Betonstüben die flammenden Farben<br />
<strong>der</strong> gläsernen blinde trägt. Der Chor ist<br />
höher und schmaler als <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nraum,<br />
lieber keilförmig zum Chor hin verengtem<br />
Grundriß entfaltet sich <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>aum<br />
als Hinleitung <strong>der</strong> Versammelten auf die<br />
Stätte des Altars, die erhöht ist und sich<br />
räumlich vom <strong>Kirche</strong>nschiff nur insoweit<br />
abson<strong>der</strong>t, als es das ungehemmte Ein-<br />
münden des gesamten Gestühls in den Cbor<br />
zuläßt. Der <strong>Kirche</strong>nraum ist gegenüber<br />
dem Chor nur um die Seitengänge verbreitert,<br />
die <strong>im</strong> Altarraum nicht notwendig<br />
sind. Die Kanzel würde unterhalb des<br />
Altars auf den Stufen <strong>der</strong> Chorerhöh<strong>im</strong>g<br />
ihren richtigen Platz finden. Die Beleuchtung<br />
des <strong>Kirche</strong>nschiffes ist in Form von<br />
Lichtbän<strong>der</strong>n in das Pfeilersystem gelegt,<br />
<strong>der</strong> Chor wird durch ein gewaltiges Lichtkrcuz<br />
<strong>der</strong> Rückwand erhellt. <strong>Das</strong> Licht wird<br />
Symbol: Baugestalt des heiligen Raumes<br />
und Erscheinung des Kreuzes,<br />
Die Eingangshalle kann als beson<strong>der</strong>er<br />
Ranm für Passionsgottesdienste und Bibclstunden<br />
Verwendung finden. Sie führt<br />
rechts neben <strong>der</strong> Einganqstür in eine kleine<br />
Kapelle, in <strong>der</strong> ein 3aufaltar steht, <strong>der</strong><br />
aber auch für Abendmahlsfeiern und<br />
Trauungen best<strong>im</strong>mt und gestaltet ist. Die<br />
Kapelle ist nur durch künstliches Licht beleuchtet.<br />
Die Lichtauellen sind zwei glaSgemalte<br />
Spruchbän<strong>der</strong> zu feiten des Altars<br />
und ein Mosaik über ihm, das durch einen<br />
verdeckten Scheinwerfer erhellt ist. lieber<br />
dem Eingangsraum liegt die Empore für<br />
Orgel und Sängerchor. Der Bau ist ein<br />
Werk <strong>der</strong> Architekten Pinno und Grund<br />
in Dortmund, Die Glasmalereien sind Elisabeth<br />
Coester (Eisrnach), die plastischen<br />
Arbeiten Otto Coester (Dornburg) übertragen,<br />
Sonntag, am 27. Oktober, begann<br />
<strong>der</strong> Bau mit <strong>der</strong> feierlichen Vornahme<br />
<strong>der</strong> ersten Spatenstiche durch<br />
Pfarrer, Architekten, Gemeindevertreter<br />
und Handwerker. P.^<br />
Die Stahllamelle<br />
als Formelement des evangelischen Kirchbaues<br />
enn man ohne Rücksicht auf praktische<br />
Belange die Gestaltung geistiger<br />
Werte erstrebt, pflegt man gewöhnlich<br />
in Formgebiete zu gelangen, die wegen<br />
ihrer Schwierigkeit o<strong>der</strong> Kostspieligkeit für<br />
die Praris keine Bedeutung gewinnen können,<br />
1.1m so erstaunlicher ist es, daß die<br />
Konstruktion von 3Ietzgewölben aus verzinkten<br />
Stahllamellen nach dem System<br />
des Diplom-Ingenieurs Hünnebeck eine<br />
Fülle von GestaltungSmöglichkeiten für die<br />
geistig-transzendentale Funktion des evangelischen<br />
KnltbaueS besitzt, zugleich aber<br />
auch eine ungemein billige, haltbare und<br />
wirtschaftliche Bauweise darstellt. Die Beratungsstelle<br />
für kirchliche Knnst hat deswegen<br />
in Arbeitsgemeinschaft mit dem<br />
Architekten Pete r G rnnd beson<strong>der</strong>e<br />
Studien über die Verwendbarkeit des LamellenbaueS<br />
für den evangelischen Kirchbau<br />
vorgenommen. Zunächst wurde die<br />
Möglichkeit einer Kombination des Lamelleusystems<br />
mit farbiger Verglasung ins<br />
Auge gefaßt und auf ihre Ausdruckswerte<br />
für das geistige Wesen des evangelischen<br />
Sakralraumes geprüft. Aus diesen Studien<br />
entstand das Modell einer evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong> aus Stahllamellen, Farbglas<br />
und Klinkern, das durch freundliche Hilfe<br />
<strong>der</strong> Deutschen Stahllamellen-Gesellschaft,<br />
des Stablwerl'SverbandrS und <strong>der</strong> Glaswerkstättcn<br />
Haspe von Peter Grund und<br />
Elisabeth Cocster hergestellt wurde.<br />
Als Grundriß des Bauwerkes wurde das<br />
Oval, die Eiform, gewählt — jene Formbildung,<br />
die in <strong>der</strong> Welt vitalen Geschehens<br />
die Zellen reifenden Werdens umschließt.<br />
Die Spitze des Ovals son<strong>der</strong>t den<br />
sakralen Bezirk des ChorraumS vom Raum<br />
<strong>der</strong> Gemeinde. Zugleich aber entfaltet sich<br />
<strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>aum mit solcher Wcsentlichkeit<br />
und Gänzlichkeit ans <strong>der</strong> Stätte des<br />
Sakraments, daß <strong>der</strong> Gesamtranm in völliger,<br />
ungebrochener Einheitlichkeit ein<br />
großer Chor ist, raumhafter Ausdruck des<br />
allgemeinen Priestcrtums <strong>der</strong> Gläubigen.<br />
Der Gcsamtbau ist in zwei miteinan<strong>der</strong><br />
zusammenklingende und doch deutlich voneinan<strong>der</strong><br />
geson<strong>der</strong>te Bereiche zerlegt: das<br />
Bereich <strong>der</strong> auf Erden anbetenden Gemeinde<br />
und das Bereich <strong>der</strong> über ihr er-<br />
Modellkirche<br />
scheinenden Herrlichkeit Gottes. <strong>Das</strong> Bereich<br />
<strong>der</strong> Gemeinde gehört noch zur irdischdiesseitigen<br />
Wirklichkeit. Es ist deshalb aus<br />
Backsteinen, dem von <strong>der</strong> Erde gewonnenen<br />
Werkstoff, erbaut. Ucber diesem Fundament<br />
aber wölbt sich die Kuppel aus<br />
Stahllamellen und Farbglas. <strong>Das</strong> 3Ietzgewölbe<br />
<strong>der</strong> Lamellcnkonstruktion ist wirklich<br />
nur ein Netz. In rein linearer, aller<br />
d<strong>im</strong>cnsionalcn Körperhaftigkeit entrückter<br />
Struktur entsteht ein statisches System, das<br />
zum <strong>im</strong>materiellen Träger des in<strong>im</strong>ateriell-<br />
233
234<br />
Modellkirche: Grundriß<br />
des <strong>Kirche</strong>nraumes
slen aller Werkstoffe wird: des farbigen<br />
Glases, Eine Wölbung aus lohenden Farbfeuern,<br />
gebautes H<strong>im</strong>melsgewölbe in seinem<br />
geistigen Sinn, leuchtet gleich einer Erscheinung<br />
über <strong>der</strong> Stätte <strong>der</strong> anbetenden Gemeinde.<br />
Der Blitz als Tag des MenschensohneS,<br />
<strong>der</strong> vom Aufgang bis zum Nie<strong>der</strong>aang<br />
loht und in seinem Feuer H<strong>im</strong>mel<br />
und Erde zerstört und erneut, ist das geistige<br />
»nd formale Motiv dieser gebauten<br />
Gewölbemalerei,<br />
<strong>Das</strong> Motiv für die Formgebung des Bereichs<br />
<strong>der</strong> Gemeinde ist <strong>der</strong> Berg. Nicht nur<br />
als „Gottes heiliger Berg" aus dem Alten<br />
Bund und seinem Kultus, son<strong>der</strong>n weit<br />
mehr noch als Gebetsstätte Jesu sollte das<br />
Brrgmotiv für den evangelischen Kultus<br />
eine neue Bedeutung gewinnen. Der Gemein<strong>der</strong>aum<br />
<strong>der</strong> Modellkirche ist eine von<br />
Nerghängen umgebene Talmulde, Der<br />
höchste Gipfel, in zahlreichen Stufen ansteigend,<br />
ist <strong>der</strong> Chor, <strong>der</strong> den Altar trägt.<br />
Auf dem Altar steht ein großes Kreuz.<br />
Der Chor ist Symbol des Berges Golgatha<br />
geworden. Sein Sinn als Stätte <strong>der</strong><br />
Abendmahlsfeier wird Formgesctz seiner<br />
architektonischen Gestaltung.<br />
Die Stahlkirche von Otto Nartning zeigt<br />
zum erstenmal einen Aufbau <strong>der</strong> Empore,<br />
<strong>der</strong> nicht als ein zweites Geschoß über den<br />
Bänken schwebt, son<strong>der</strong>n terrassenförmig<br />
vom Gestühl des <strong>Kirche</strong>nbodens bis zum<br />
Niveau <strong>der</strong> Orgel emporsteigt. Dieser<br />
terrassenförmige Aufstieg <strong>der</strong> Emporen<br />
umschwingt in <strong>der</strong> Modellkirche, dem Oval<br />
des Grundrisses folgend, den gesamten<br />
Raum, Die Emporen entspringen aus<br />
dem Stufenbcrg des Chores und münden<br />
in schwingen<strong>der</strong> Kurve wie<strong>der</strong> <strong>im</strong> Chor.<br />
<strong>Das</strong> Gestühl ist nicht mehr auf dem Boden<br />
des <strong>Kirche</strong>nraumes „aufgestellt". Es ist<br />
in die Emporen eingebaut und als architektonisches<br />
Formelemcnt mit dem Raum<br />
verwurzelt. Die dynamisch höchst aktive<br />
Schwingung <strong>der</strong> Emporen ist gänzlich<br />
durch Spannung und Lösung <strong>der</strong> Raumform<br />
best<strong>im</strong>mt. Ihr Kurvenschwnng<br />
leitet mit zwingen<strong>der</strong> Macht die Gesamtcntfaltung<br />
des Gestühls in den Chor zu<br />
den kultischen Stalten von Kanzel und<br />
Altar. Je<strong>der</strong> einzige Sitz ist gänzlich eingeschaltet<br />
in die Spannung und Bewegung<br />
<strong>der</strong> Raumbildung. Damit steht die Gemeinde,<br />
steht je<strong>der</strong> Einzelne, an welcher<br />
Stelle er sich befinde, <strong>im</strong> Bann des<br />
Raumes und wird von ihm hingczwungen<br />
zu Gottes heiligem Berg, zu <strong>der</strong> Stätte <strong>der</strong><br />
Verkündigung und Offenbarung,<br />
Der in die <strong>Kirche</strong> Eintretende schreitet<br />
durch die Eingangspforte und befindet sich<br />
dann auf <strong>der</strong> obersten Empore, Alle, gebrechliche<br />
Gemeindeglie<strong>der</strong>, denen die<br />
Treppensteiguug zu beschwerlich ist, können<br />
bei <strong>der</strong> Abendmahlsfeier die Plätze des<br />
obersten Emporenranges einnehmen und<br />
können von ihnen über nur wenige Stu-<br />
fen in den Chor gelangen. Die tieferen<br />
Emporen und die Bänke auf dem Bodcu<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> nehmen die jüngeren und<br />
rüstigen Kirchcnbesucher auf. Die evangelische<br />
Jugend muß dazu angeleitet<br />
werden, den Aufstieg des Herzens, den<br />
wir <strong>im</strong> Gottesdienst erfahren, zu betätigen<br />
durch äußeren Aufstieg bei <strong>der</strong> Feier<br />
des heiligen Abendmahls. Solche Steigung<br />
kann zu einem Beten werden, dessen<br />
Worte — Schritte sind. „Jesus stieg auf<br />
einen Berg, um zu beten." Der betende<br />
Jünger soll ihm auch darin folgen.<br />
Während <strong>der</strong> erhöhte Altar auf dem<br />
Gipfel des „heiligen Berges" in einer gewissen<br />
Abson<strong>der</strong>ung steht, ist die Kanzel<br />
auf den Stufen <strong>der</strong> Chorcrhöhung an dir<br />
Ausgangs- und Mündnngsstätte aller<br />
Emporenschwünge gestellt. Sie ist um zwei<br />
Stufen über das Niveau <strong>der</strong> höchsten<br />
Empore erhöht. Der Redner ist mit <strong>der</strong><br />
hörenden Gemeinde gänzlich geeint.<br />
Gänzlich geeint aber sind auch alle Schichten<br />
<strong>der</strong> auf den Emporen verteilten Gemeinde.<br />
Geeint nicht durch äußern Zusammenschluß<br />
<strong>im</strong> Irdischen, son<strong>der</strong>n geeint<br />
an <strong>der</strong> Stätte des Altars. Die Strömung<br />
<strong>der</strong> Emporenbewegung umfließt<br />
ohne Hemmung den Chor. In ihm einen<br />
sich alle Bewegungen <strong>der</strong> Raumkurvcn.<br />
In ihm einen sich die in diese Bewegungen<br />
eingeschalteten Gruppen <strong>der</strong> versammelten<br />
Gemeinde und reichen sich an<br />
<strong>der</strong> Stätte des Altars <strong>im</strong> Geiste die Hand.<br />
Am Beginn <strong>der</strong> Chortreppe steht in einer<br />
letzten Vertiefung des Bodens <strong>der</strong> Taufstcin,<br />
als Brunnrnstein mit lebendigem<br />
Wasser gestaltet. Gottes Quell entspringt<br />
dem Berge Golgatha, „Wir sind auf Christi<br />
Tod getauft. Die Stufen des Chorbergcs<br />
senken sich in die Brunnenstube<br />
hinab. Eine Bank umgibt diese innerste<br />
Raumzelle <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>. Somit sind die drei<br />
sakramentalen Stätten <strong>im</strong> Angesicht <strong>der</strong><br />
Gemeinde am AuSgangSort <strong>der</strong> Raumentfaltung<br />
übereinan<strong>der</strong> angeordnet: die<br />
Stätte für das Sakrament <strong>der</strong> Taufe,<br />
die Stätte für das Sakrament <strong>der</strong> Wortverkündigung,<br />
die Stätte für das Sakrament<br />
des Altars. Die Emporen sind<br />
durch VrüstungSwände abgeschlossen. An<br />
ihnen führen Gänge zu den Bänken,<br />
die nieist nicht mehr als vier Sitze haben.<br />
Die Gänge leiten weiter zur Chortreppe.<br />
Sie sind alle geschwungen gleich dem l^Imriß<br />
<strong>der</strong> Grundlinie. Keine Ecke, keine<br />
winklige, gebrochene o<strong>der</strong> gerade Linie<br />
findet sich in diesem Bau — außer den<br />
Bänken, bei denen die Kurvenform übersteigerter<br />
Formalismus sein würde. Treppen<br />
führen vom Eingangstor am Orgelspieltisch<br />
vorbei von Empore zu Empore<br />
bis in den Mittelraum, die Talmulde,<br />
hinab, die zu beiden Seiten in breiten<br />
Gängen zur Chortreppe hinlcitet, während<br />
in ihrer Mitte, vor <strong>der</strong> Nrunnenstube des<br />
TaufstcinS, halbmondförmiges Gestühl<br />
steht. Auch die Stufen verlaufen gleich<br />
Wellenreigcn in Kurvenbildung. Die<br />
Orgel ist oberhalb und zu Seiten <strong>der</strong> Eingangspforte<br />
aufgebaut. Der Spieltisch<br />
steht so, daß <strong>der</strong> Organist Augenoerbindung<br />
mit dem Pfarrer und mit dem Chordirigenten<br />
hat, <strong>der</strong> seinerseits dem auf <strong>der</strong><br />
obersten Empore vor <strong>der</strong> Orgel zu feiten<br />
des Eingangs aufgestellten Sängerchor<br />
entgegenschaut.<br />
Die Beleuchtungskörper sind zwölf gläserne<br />
Lichtsäulen, die am Anfang und<br />
Ende <strong>der</strong> Emporenbrüst<strong>im</strong>gcn stehen. Auch<br />
in die Brüstungsges<strong>im</strong>se sind Lichtbän<strong>der</strong><br />
eingebettet, die am Abend den Grundriß<br />
des Raumes in Lichtkurven wie<strong>der</strong>holen.<br />
Die den Gängen zugewandte Seite <strong>der</strong><br />
Bänke soll Vorrichtungen für Kerzenbcleuchtung<br />
und Maienschmuck erhalten.<br />
Beides ist durch diese Vorrichtungen in<br />
den architektonischen Aufbau des Raumes<br />
eingeglie<strong>der</strong>t und <strong>der</strong> willkürlichen Anordnung<br />
entzogen. Ein Leuchtkörper <strong>im</strong> Zenit<br />
des Gewölbes über <strong>der</strong> Kanzel ist<br />
zur Beleuchtung <strong>der</strong> Altarstättc best<strong>im</strong>mt.<br />
<strong>Das</strong> Netzgcwölbe ist ein konstruktives Zelt,<br />
ein Montagebau aus leichten Einheiten,<br />
die mühelos auseinan<strong>der</strong>genommen und<br />
zusammengesetzt werden können. Ebenso<br />
die Farbglasfel<strong>der</strong>, die gleich großen Dachpfannen<br />
das Raumgerüst bedecken. Auch<br />
diese <strong>Kirche</strong> ist heiliges Zelt, Stiftshütte<br />
für das wan<strong>der</strong>nde Volk <strong>im</strong> Zeitalter des<br />
Verkehrs,<br />
Der Bau soll auf einem Hügel stehen,<br />
I,Iebcr einen von Säulenhallen eingefaßten<br />
Vorhof steigt die Zugangstreppe zur<br />
<strong>Kirche</strong> empor. Die zweite Empore liegt In<br />
Höhe des ErdnioeauS. Die dritte Empore<br />
und die Talmulde sind in die Erde hineingesenkt.<br />
Die Säulenhallen führen in<br />
einen Konfirmandcnsaal unterhalb <strong>der</strong><br />
Orgelempore. Die Sakristei liegt <strong>im</strong><br />
Chorberg. Die Zugangstreppe mündet<br />
hinter dem Altar.<br />
Der Querschnitt des Bauwerks zeigt ebenfalls<br />
die nach oben zugespitzte Ovalform,<br />
die für das Gewölbe in <strong>der</strong> sogenannten<br />
Kettenlinie, einer parabelähnlichcn, statisch<br />
sehr günstigen Form verläuft.<br />
Während <strong>im</strong> Kultraum des romanischen<br />
und gotischen Stiles das Gewölbe die<br />
H<strong>im</strong>melskuppel in <strong>der</strong> Höhe versinnbildlicht,<br />
ist in dieser <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> ganze Raum<br />
zum Bausymbol des H<strong>im</strong>melsgewölbes<br />
geworden. Er besteht nur aus dem Gewölbe<br />
aus Stahl und Glas. Er ist von<br />
<strong>der</strong> Erde in die Gegenwart des Heiligen<br />
entrückt, gleich dem Berg, <strong>der</strong> die Stätte<br />
des HeilandsgcbetcS unter <strong>der</strong> Wölbung<br />
des H<strong>im</strong>mels ist. Die Ausbildung des<br />
KirchcnraumeS zum Gesamtchor ist nun<br />
<strong>im</strong> Querschnitt ebenso wie <strong>im</strong> Grundriß<br />
vollendet.<br />
Die Glocken hängen frei schwingend in<br />
einem bügelförmigen Stahlgerüst, das<br />
235
sich über dem <strong>Kirche</strong>ngewölbe nahe <strong>der</strong><br />
Eingangspforte erhebt.<br />
Da die ungemein großen Flachen farbigen<br />
>,>ile (Grundriß die an<br />
sich sehr billige Lamelleukonsiruktion verteuern,<br />
sind als Vorschläge für praktische<br />
Bauaufgaben zunächst einige Entwürfe<br />
für <strong>Kirche</strong>n und Kapellen auf rechteckigen,<br />
dis durch Architekt Grund ge-<br />
<strong>Evangelische</strong><br />
Kleinkirche mit 150 Sitzplätzen<br />
cr.^i,,kpfmmc,!l'I>,'chc o<strong>der</strong> Tecutcif<br />
(5 rw>ii „,,,„g de« Iial<strong>im</strong>c«: durch<br />
e!»e eleklrische Heiz<br />
schaffen, die nur für die Rückwand des<br />
Chores o<strong>der</strong> den vom Gemcin<strong>der</strong>aum abgesetzten<br />
Chorbau glciSgemalte Flächen planen,<br />
<strong>im</strong> übrigen aber aus dem Lamellenaewölbe<br />
dreieckförmige Seitenfensier in<br />
Prüsiungshöhe aussparen und das Gewölbe<br />
selbst mit Tekuta-Kupfer eindecken,<br />
2aS Modell aber hat die Aufgabe, das<br />
Problem des evangelischen Kirchbaus und<br />
seiner geistigen und praktischen Sinngebung<br />
durch anschauliche Gestaltung zu klaren<br />
und dadurch einen Veitrag zu seiner<br />
Lösung zu leisten, so wie die m e i si e n<br />
Fortschritte auf dem Gebiet<br />
des mo<strong>der</strong>nen Ingenieurbaus<br />
durch zunächst utopisch erscheinende<br />
Modellbau ten angebahnt<br />
wurden, Pai
Schaubild<br />
<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong><br />
mit 250 Sitzplätzen<br />
Seitenansicht<br />
Vesamtbaukoste» XNl. ütiNNU.— mit .^linker genianert und außen i,nd innen oer- fernlio!^ ,,„>,,> >,el'ei^r / Altar und Xanze! i»<br />
mit Inventar ^X3?!. 48000. s»!^ ^ Hberdecl'unli de« 5)vamnes durch (3l- .Keramik ^ ^amelleneindelfunq mit Vcloterplalten<br />
laüiclleü, (3i)>teni Hnnebelf, welche sarbili abgesetzt als H^^^^unii, darüber Zmkpfmineiibleche o<strong>der</strong><br />
kleben den, <strong>Kirche</strong>nschiff befindet
Beratungsstelle für kultische Kunst<br />
be<strong>im</strong> <strong>Evangelische</strong>n Preßverband für <strong>Rheinland</strong><br />
<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> für 650 Sitzplätze<br />
Ansicht »ach dem Chor<br />
Baukosten:<br />
Inventar einschl. elektr.Heizung,Gestühl usw. IXM.<br />
Gcsamtb au kosten:<br />
8»ö, Seiten»<br />
finster und (5'ingangsfenster lverden in ^arbgla« / ^lurc<br />
Oingaug und Treppen werden mit roten Xlinkerplattcn belegt<br />
/ dir ei,,ige Stufen erhöht stehende .Kanzel und <strong>der</strong> Alr»r<br />
»i,c> Tcri'.ikml» >,ergestellr / I^ie Sakristei und <strong>der</strong> Geräte-<br />
!»„!!! liege» n»ter den, erhöht angeordneten i^hor / Einga,,gstüre»<br />
in ^nßbaumholz, Gestühl in I^ußbaum o<strong>der</strong><br />
Lärchen farbig gebeizt / Da« Dach ist mit (5elote> platte» znr<br />
Isolieri,ng belegt, darüber Ein<strong>der</strong>knng durch Zinkpfannenbleche<br />
o<strong>der</strong> Ta>n»a->tupfer / (5'rn'är,„ung de« ^vainnes dnrch eine<br />
elektrische Hei^nng.<br />
weiter: Dr. Paul Girkon, Soest i. Wests., Fernruf Soest 651<br />
Anschrift: <strong>Evangelische</strong>r Preßverband fiir <strong>Rheinland</strong>, Abteilung: Beratungsstelle Essen, Schließfach 68!)<br />
Einwirkung <strong>der</strong> Großstadt<br />
auf die Form des evangelischen Kirchbaues<br />
evangelischen Kultbau hat eine be-<br />
^) wußte Herausarbeitung deS evangelischen<br />
Prinzips eingesetzt. Die<br />
theoretischen Entwicklungen in Literatur und<br />
Kongressen haben <strong>im</strong>mer weiteren Kreisen<br />
die Augen darüber geöffnet, daß hier noch<br />
ein Problem <strong>der</strong> ^erwirklich<strong>im</strong>a, liarrt, dessen<br />
Bedeutung über das Formale weil<br />
hinausgeht, weil mit <strong>der</strong> äußeren Sprache<br />
des Baues die innere Einordnung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
in das wirkliche Leben innig zusammenhängt.<br />
Wenn aber nach <strong>der</strong> Periode <strong>der</strong> ödesten<br />
Beräußerlichung das Bauproblem nunniebr<br />
nur von innen heraus entwickelt<br />
wird, so werden dadurch sicherlich<br />
viele wertvolle Gedanken und Wege erschlossen,<br />
aber zu einer allseitig klaren Lösung<br />
wird dieser Weg erst führen, wenn <strong>der</strong><br />
gesunde Ausgleich zwischen innerer ^dee<br />
und äußerer Gestaltung, zwischen Theorie<br />
238<br />
und Realität gesucht und gefunden wird.<br />
Gewiß soll die Liturgie den Ausgangspunkt<br />
bilden für die Entwicklung des Grundrisses,<br />
gewiß sollen Hörsamkcit und Sehsamkeit<br />
wichtige Faktoren bleiben, aber damit<br />
allein wird noch nicht <strong>der</strong> Raum geschaffen,<br />
noch viel weniger <strong>der</strong> Bciukörper iin<br />
Rahmen seiner Umgebung. Die Wirkung<br />
des Raumes wird vor allem best<strong>im</strong>mt durch<br />
die Spannungen in seinen Verhältnissen<br />
Höhe zu Breite zu Tiefe, durch die Spannungen<br />
in seinen struktiven Kräften Stütze<br />
und Last, Wand und Deffnung, Schale<br />
und Basis, und <strong>der</strong> Baukörper wie<strong>der</strong>um<br />
lebt lind wirkt durch die Spannungen in<br />
sich selbst und zu seiner Umgebung.<br />
Meine Untersuchungen möchten zu den<br />
vielen Theorien nicht neue hinzufügen, son<strong>der</strong>n<br />
dazu beitragen, den Weg zu weisen<br />
für die richtige Einordnung des evangelischen<br />
Kultbaues in seine reale Umwelt auf<br />
<strong>der</strong> praktischen Basis finanzieller Leistungsfähigkeit,<br />
Und wir müssen mit dieser realen<br />
Wirklichkeit rechnen! Nicht <strong>im</strong>mer haben<br />
wir es in <strong>der</strong> Hand, die gegebene o<strong>der</strong> die<br />
künftige Umgebung einer <strong>Kirche</strong> zu best<strong>im</strong>men<br />
o<strong>der</strong> maßgebend zu beeinflussen. Wenn<br />
darin auch in <strong>der</strong> letzten Zeit Wege <strong>der</strong> Besserung<br />
zu sehen sind, so dürfen wir uns<br />
nicht zu sehr darauf verlassen. Wir müssen<br />
uns auf unS selbst stellen, d. h. wir müssen<br />
den Kultbau so gestalten, daß er sich als<br />
solcher behauptet, unabhängig davon, wie<br />
sich die weitere Bebauung entwickelt. Dann<br />
wird <strong>der</strong> enttäuschende Kontrast zwischen<br />
PlanungSidce und Ausführung bald nicht<br />
mehr so stark in Erscheinung treten. Denn<br />
ein Kirchbau muß auö seiner eignen Vaugestaltung<br />
heraus die Kraft zur Dauer<br />
haben, er darf nicht auf den mehr o<strong>der</strong><br />
weniger guten Willen <strong>der</strong> Umgebung angewiesen<br />
sein.
Zum Aufsatz:<br />
Einwirkung <strong>der</strong> Großstadt<br />
^1'e^ dli^u iveist uns zunächst das<br />
klare Erkennen <strong>der</strong> Faktoren, die die Nmgebung<br />
eines Kirckbaues <strong>der</strong> Oroßsiadt bestiiumcii,<br />
1,1m nicht zu weit ausholen zu müssen und<br />
doch nicht unvollständig zu erscheinen, sollen<br />
zwei Gesichtspunkte für die folgenden Erör-<br />
terungen als Gegebenheiten vorausgesetzt<br />
werden dürfen. Erstens, daß alle Erwägungen<br />
über die richtige Verteilung <strong>im</strong> Bezirk,<br />
über die richtige Ncrkehrslage an <strong>der</strong><br />
richtigen Straße und am richtigen Punkt<br />
dieser Straße vorausgegangen sein sollen;<br />
dieses Gebiet ist groß und wichtig genug, um<br />
mit all seinen Voraussetzungen und Folgerun-<br />
/<br />
^"^72 G m '^,<br />
?.i>«'"s^<br />
gen geson<strong>der</strong>t behandelt zu werden. Zweitens,<br />
daß die zentrale Grundform als den<br />
Bedürfnissen des evangelischen Kultes entsprechen<strong>der</strong><br />
angenommen werden darf, auch<br />
hier nicht, weil ich etwa darüber eine Erörterung<br />
für überflüssig hielte, son<strong>der</strong>n weil<br />
ich mein Thema durch Beschränkung glaube<br />
besser erschöpfen zu können.<br />
Einwirkung <strong>der</strong> Großstadt<br />
239
Aus dem Lande sind die äußeren Bedingungen<br />
wohl auch heute noch dieselben wie<br />
sie eö all die Jahrhun<strong>der</strong>te waren, können<br />
also für unsere Betrachtung zurücktreten.<br />
In <strong>der</strong> Großstadt aber und ihrer schnell<br />
wachsenden Peripherie sind die Verhältnisse<br />
wesentlich an<strong>der</strong>s als früher, ja sogar<br />
an<strong>der</strong>s als noch vor wenigen Jahren.<br />
<strong>Das</strong> rasche Wachstum <strong>der</strong> Veredelung kann<br />
zwar heute in seinem (Charakter erkannt<br />
und planmäßig vorausbest<strong>im</strong>mt werden,<br />
nicht aber in seinem Zeitpunkt, Darum<br />
neigt man neuerdings mehr zu kleinerer<br />
Sprengeleinteilung, weil<br />
dadurch eine größere Beweglichkeit <strong>im</strong><br />
^lachrücken und Verteilen <strong>der</strong> Kultstätten<br />
gewährleistet ist. Kleinere Sprengel aber<br />
for<strong>der</strong>n kleinere <strong>Kirche</strong>n. An<strong>der</strong>erseits macht<br />
sich das Bestreben <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
nach einer möglichst guten Ver -<br />
kehrslage mehr und mehr bemerkbar.<br />
Natürlicherweise ist die Bebauung dort<br />
meist auch eine höhere als in den stilleren<br />
Vierteln, also die <strong>Kirche</strong> selbst wird kleiner,<br />
die Bebauung höher. Folge: die <strong>Kirche</strong> als<br />
Baumasse verliert mehr und mehr ihren<br />
dominierenden Einfluß auf das Stadtbild.<br />
Als <strong>Kirche</strong>nbauer müssen wir mit diesen<br />
ganz natürlichen Tatsachen rechnen.<br />
Vei richtig vorausschauen<strong>der</strong> Verteil<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>n <strong>im</strong> Sprengelplan ergibt sich<br />
vielfach die Notwendigkeit für die Errichtung<br />
einer <strong>Kirche</strong> an Stellen, die zum Teil<br />
noch unbebaut sind, mindestens aber klassende<br />
Baulücken aufweisen. Selbst wenn die<br />
Geschoßzahl <strong>der</strong> künftigen Bebauung fest<br />
liegt, so können doch <strong>im</strong> Laufe <strong>der</strong> Hcit Umstände<br />
eintreten, die bei <strong>der</strong> Planung nicht<br />
vorauszusehen waren. Auch ist es wirtschaftlich<br />
nicht zu rechtfertigen, daß etwa<br />
i>m eines <strong>Kirche</strong>nbanes willen ein ganzes<br />
Straßenviertel in seinem Wert durch<br />
Herabzonung <strong>der</strong> Geschoßzahl gemin<strong>der</strong>t<br />
wird.<br />
Also muß schon bei <strong>der</strong> Planung die <strong>Kirche</strong><br />
als Baumasse so gestaltet werden, das; j>e<br />
möglichst unabhängig von <strong>der</strong> Umgebung<br />
gleichsam in sich selbst ruht. Im einzelnen:<br />
die Geslnishöhe wird kaum wesentlich höher<br />
sein als die Höhe drei- bis viergeschossiger<br />
^i'oknhäuser. Deshalb wird man Braucht<br />
nehmen müssen auf eine zur profanen Gebäudcglir<strong>der</strong>nng<br />
kontrastierende Behandlung<br />
<strong>der</strong> Baumasse in ernstem, sakralein<br />
Rhythmus. Auch <strong>der</strong> Turm hat gegen<br />
früher seine Wirksamkeit mehr und mehr<br />
eingebüßt. Die Häuser sind höher, die <strong>Kirche</strong>n<br />
kleiner, trotzdem aber muß das innere<br />
Verhältnis von Turn, zu <strong>Kirche</strong> das best<strong>im</strong>mende<br />
bleiben, was bei einem Zentralbau<br />
ein viel heikleres Problem ist als bei<br />
dem Langbau, <strong>der</strong> darin weniger empfindlich<br />
scheint, Darum finden wir häufig, daß<br />
<strong>der</strong> Turm die <strong>Kirche</strong> erdrückt, wenn er sich<br />
<strong>der</strong> Eingebung angleichen möchte, öfter aber<br />
jtel)t er als Spielzeug in halber ^Naturgröße<br />
neben seiner kleinen <strong>Kirche</strong> an <strong>der</strong><br />
240<br />
Straße. Da nun die <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> Großstadt<br />
unter <strong>der</strong> geringen Höhen- und Nlassenentwicklung<br />
zu leiden hat, habe ich meine<br />
Untersuchungen dahin gerichtet, die einmal<br />
erreichte Höhe des <strong>Kirche</strong>nschiffes als Basis<br />
zu verwenden für eine ragende Bekrön<strong>im</strong>g,<br />
die die Bauinasse steigert, ihr sakrale Bedeutung<br />
verleiht und zugleich den praktischen<br />
Hweck als Glockensiuhl erfüllt. So<br />
wird schon bei <strong>Kirche</strong>n mit 1000 Sitzplätzen<br />
die ansehnliche Höhe von 50 Meter erreicht.<br />
Die heutige Technik läßt mit Stahlskelettbau<br />
und Eisenbeton eine einfache künstlerische<br />
Lösung <strong>im</strong> mo<strong>der</strong>nen Geiste ohne weiteres<br />
zu. Auch bei kleineren Abmessungen,<br />
was heute beson<strong>der</strong>s wichtig ist, lassen sich<br />
künstlerisch einwandfreie formen schaffen,<br />
ohne Spielzeug zu werden. Eine akustisch<br />
wirksame Flachdecke kann aus dem Konstruktiven<br />
entwickelt werden, ohne daß die<br />
Dynamik <strong>der</strong> mächtigen Bekrönung des<br />
Aeußeren <strong>im</strong> Innenraum gefühlsmäßig ver-<br />
Blockeinheit einer evanqelischen Anlaqe Al>l!ldu»i,<br />
evangelischen, städtebaulichen<br />
Einheit, die das enge Verbundensein<br />
des heutigen Gemeindelebens mit dem überragenden<br />
Kultbau dartut, ohne dabei in<br />
romantische Gruppicrungsspielereien zu verfallen<br />
und ohne die Trennung <strong>der</strong> Begriffe<br />
ganz aufzugeben, (Abb. 3,) Auch bei kleinsten<br />
Verhältnissen ist diese Einheit durchführbar,<br />
weil <strong>der</strong> Kultbau durch seine Bekrönung<br />
und seine entsprechend abgewandelte<br />
Grundrißform stets achtunggebietend<br />
bleibt. Eine gleichzeitige Errichtung bei<strong>der</strong><br />
Bauteile ist dabei durchaus nicht notwendig,<br />
lorengehen braucht, (Abb. 4, Schnitt.) Die<br />
beigegeben,.'« Lösungen sind aus dem zentralen<br />
Krcuzgrundriß konsequent und statisch<br />
entwickelt. Eingehende Erwägungen<br />
aus den For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Liturgie sind vorausgegangen.<br />
Grundriß und Aufbauprinzip<br />
lassen viele Abwandlungen zn, so daß die<br />
Typenform als solche <strong>im</strong>mer lebendig bleiben<br />
wird. Die Physiognomie muß sich natürlich<br />
wechselnd gestalten je nach dem<br />
Charakter <strong>der</strong> Umgebung. So <strong>im</strong> Industrieviertel<br />
mit metallisch technischem Klang,<br />
als klarer Kristall in sich ruhend, unbekümmert<br />
um die dort beson<strong>der</strong>s vielgestaltige<br />
Umgebung (Abb. 2), <strong>im</strong> Wohnviertel mit<br />
zurückhaltendem Ernst und <strong>im</strong> Siedlungsgebiet<br />
mit freundlicher Beschaulichkeit, die<br />
niedrigen Häuser um sich versammelnd.<br />
Dieser entwicklungsfähige Typ hat aber<br />
noch einen weiteren Vorzug: er kann mit<br />
einem Gemeindehaus zusammengebaut<br />
werden zu einer klar<br />
weil jedes auch ohne das an<strong>der</strong>e eine geschlossene<br />
Form bildet.<br />
So habe ich nun versucht, als praktischer<br />
Architekt und Städtebauer von <strong>der</strong> äußeren<br />
Umgebung ausgehend einen<br />
evangelischen Vaugedanken zu entwickeln,<br />
<strong>der</strong> gleichzeitig <strong>im</strong> Innern den liturgischen<br />
For<strong>der</strong>ungen gerecht wird und <strong>der</strong> in künftigen<br />
Stadtplanungen als Typ einer<br />
evangelischen Anlage klar und<br />
ohne Furcht die Entwicklung <strong>der</strong> Großstadt<br />
erwarten kann.
<strong>Evangelische</strong>r Volksbildungsdienst für <strong>Rheinland</strong><br />
Rheinische evangelische Büchereiarbeit / Film und Lichtbild / Jugend- und Laienspiel / <strong>Evangelische</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft für Rundfunk in <strong>Rheinland</strong> und Westfalen / Volksbildung und ihre Grenzgebiete<br />
Eine Aktion <strong>der</strong> Buchkammer<br />
Die kulturpolitische Lage erfor<strong>der</strong>t ohne Zweifel<br />
eine bewußte Pflege unserer volksbildnerischen<br />
Arbeitszweige i» <strong>Kirche</strong> und Gemeinde. <strong>Das</strong><br />
evangelische Deutschland kann und muß gerade<br />
auf diesen Gebieten noch stärker aktiviert werde».<br />
Es geht keineswegs um Nahrung mehr<br />
o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> berechtigter „Nelange". Vielmehr<br />
findet alle volksbildnerische Tätigkeit bei un»<br />
ihre Rechtfertigung durch den Auftrag, <strong>der</strong><br />
unserer <strong>Kirche</strong> und damit auch zugleich ihrer<br />
volksbildnerischen Kraft geworden ist.<br />
E« ist aber freilich auch de« äußere» Anlasse«<br />
genug, diese und jene Arbeit bei un« noch stärker<br />
zu för<strong>der</strong>». Beson<strong>der</strong>« für da« evangelische<br />
Büchereiwese» ist die Stuude gekommen, wo wir<br />
un« über seine Zukunft ernstlich zu entscheide»<br />
haben. Da» von vielen Seiten gefor<strong>der</strong>te<br />
Nüchereigesetz dürfte früher o<strong>der</strong> später<br />
<strong>im</strong> Reiche verwirklicht werden. Dann aber ist<br />
e« eine volksbildnerische Lebensfrage für unsere<br />
<strong>Kirche</strong>, ob wir ein ausgebaute« Büchereiwesen<br />
besitzen, das mit eingeordnet werden kann i» das<br />
System staatlich, bzw. kommunal finanzierter<br />
Bibliotheken! Besitzen wir es nicht, dann gehen<br />
wir nicht allein leer aus bei <strong>der</strong> Ausschüttung<br />
öffentlicher Mittel, son<strong>der</strong>n wir begeben un«<br />
auch <strong>der</strong> Teilnahme an <strong>der</strong> geistige» Führung<br />
breiterer Schichten de« Volke«. An<strong>der</strong>e<br />
Körperschaften weltlicher und geistlicher Art<br />
werden dann ihre Büchereiarbeit, staatlich approbiert,<br />
in unser <strong>Kirche</strong>nvolk hineinwirken lassen!<br />
lind das evangelisch« Schrifttum wird e» noch<br />
schwerer als zurzeit, haben, den Weg zum<br />
Leser zu finden,,.<br />
Es braucht jedoch durchaus nicht so zu komme».<br />
Ansähe für da« zu for<strong>der</strong>nde evangelische<br />
<strong>Evangelische</strong> Bildkammer<br />
Die von uns hergestellte Adolf-Clarenbach-Lichlbildserie<br />
hat überall großen Anklang gefunden.<br />
Eine Reihe von Gemeinden, die das Clarenbach'Nildband<br />
vorgeführt haben, sprachen<br />
den Wunsch aus, es käuflich zu erwerben. Wir<br />
sind bereit, neue Kopien des 42 Einzelbil<strong>der</strong><br />
umfassenden Filmstreifen« herstellen zu lasse»<br />
nnd zum Preise von 5 ^>t zuzüglich Porto zu<br />
liefern. Der von Herrn Pfr. Liz. Klugkist Hesse<br />
(Elberfeld) »erfaßte, sehr ausführliche Negleit<br />
tert wird für < ^t abgegeben.<br />
Wir bitten um sofortige Aufgabe <strong>der</strong> Nestellungen,<br />
lieber die 400-Iahrfeier <strong>der</strong> Protestation zu<br />
Speyer ist eine interessante Bil<strong>der</strong>folge gleichfall«<br />
al« Filmband erschiene». Der Filmstreife»<br />
bringt in 65 Einzelbil<strong>der</strong>n einen erschöpfenden<br />
lieberblick über die zu wuchtiger Massenkundgebung<br />
gewordene Gedächtnisfeier von Pfingsten<br />
1928. „Die zweite Protestation von<br />
Speyer Pfingsten 1929" — da« ist <strong>der</strong><br />
Titel <strong>der</strong> Serie — kostet, einschließlich Negleittert<br />
von Pastor Lind, 8 >>
Wie soll die evangelische<br />
Volksbücherei aussehen?<br />
Herbsttagung ev, Büchercifachleute in Halbcrstadt.<br />
Im Eckart«hof, dem neuen Volkebildungshe<strong>im</strong><br />
de« <strong>Evangelische</strong>n Preßverbande« für<br />
Deutschland, fand kürzlich eine Arbeitswoche<br />
evangelischer Büchereifachleute statt. Im Mittelpunkt<br />
<strong>der</strong> Arbeit standen die Bemühungen,<br />
Grundsätze und Maßstäbe für den Bestand «aufbau<br />
<strong>der</strong> evangelische» Volksbücherei zu er<br />
arbeiten, Referate über das „evangelische"<br />
Buch, den evangelischen Leser usw. führten tief<br />
in die Problematik aller protestantische,,<br />
Nüchereiarbeit ein. Vor allem, wenn es galt,<br />
die Kriterien für die Auswahl <strong>der</strong> in unsere,,<br />
Bibliotheken notwendigen Bücher zu gewinnen,<br />
zeigten sich die beson<strong>der</strong>en für uns <strong>Evangelische</strong><br />
bestehenden Schwierigkeiten, Immerhin wurde,<br />
zumal <strong>der</strong> praktische Zweck nie au« den Augen<br />
verloren ward, eine Uebereinst<strong>im</strong>mung darin gefunden,<br />
daß in die evangelische Bücherei ei»<br />
Schrifttum hineingehört, da« irgendwie evangelische<br />
Atmosphäre in sich trägt, ohne<br />
daß dagegen christlicher Stoff, christlicher Verfasser<br />
o<strong>der</strong> christliche Tendenz allein den evangc<br />
tischen Charakter eine» Buche« verbürgten!<br />
An Hand <strong>der</strong> Durchsicht des neueren Schrifttum«<br />
konnte diese Auffassung ihre praktische Erhärtung<br />
finde». In gemeinsanier, eifriger<br />
Arbeit wurde schließlich ein Grundstock von<br />
mehreren hun<strong>der</strong>t Büchern zusammengestellt,<br />
<strong>der</strong> als vorbildlich gelten könne.<br />
Neben dieser zentrale» Beschäftigung wurde auch<br />
»och die Frage <strong>der</strong> äußeren O r g a n i s a -<br />
tio » de« evangelischen Büchereiwesen« behandelt.<br />
Es ergab sich Einst<strong>im</strong>migkeit darüber,<br />
daß für die nächste Zeit beson<strong>der</strong>« da« ländliche<br />
Büchereiwesen stärkster För<strong>der</strong>ung teilhaftig<br />
werden muß.<br />
Den von Dr, F. Bartsch, Eckartshof, geleiteten<br />
Verhandlungen wohnten Vertreter au«<br />
den meisten Provinzen und Län<strong>der</strong>n bei.<br />
Ein ausführlicherer Bericht folgt.<br />
Eckart-Ratgeber 4929<br />
Eckart-Verlag, Berlin-Steglitz. Kart, ^»t 6,50.<br />
Der Leser steht <strong>im</strong> allgemeinen <strong>der</strong> Flut jährlicher<br />
Neuerscheinung <strong>im</strong> Buchhandel mehr o<strong>der</strong><br />
weniger hilflos gegenüber. Dem in Zeitschriften<br />
und Zeitungen geübten landläufigen Besprechungswesen<br />
bringt das „Publikum" kein<br />
rechte« Vertrauen entgegen (auch vom Standpunkt<br />
de« Autor« wäre manche« dazu zu sagen!),<br />
l<strong>im</strong> so verdienstlicher erscheint e«, wenn <strong>der</strong><br />
Krei« <strong>der</strong> um die evangelische Literaturzeitschrift<br />
„Eckart" geschalten Kritiker alljährlich sein in,<br />
„Eckart-Ratgeber" vereinigte« Urteil zu de»<br />
wesentlichen Neuerscheinungen de« Buchmarktes<br />
abgibt. Dabei bedeutet ein Zurateziehen de«<br />
Eckart-Ratgeber« niemal« ein blinde« Unterwerfen<br />
unter irgendwelche freinde Kompetenz,<br />
vielmehr sind die einzelnen Besprechungen darin<br />
so gehalten, daß man <strong>der</strong> vorangegangenen Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
zwischen Referent und Buch<br />
deutlich nachspüle» kann und so selbst noch a»<br />
<strong>der</strong> endgültige» Urteilebildung teilhaben mag.<br />
Der Eckart-Ratgeber gehölt daher, al« tägliches<br />
Werkzeug, in die Schränke aller Besitzer gepflegter<br />
Eigenbüchereien. Vor allem aber sollte<br />
er da seinen Platz haben, wo über die Bedürfnisse<br />
einzelner Bibliophilen hinaus ein laufen<strong>der</strong><br />
Etat für Bncherneuanschaffungen vorhanden<br />
ist: also in allen Büchereien in Gemeinden,<br />
Schulen und Vereinen. Schließlich kann er —<br />
mit Maß — auch zu einer ersten Orientierung<br />
über die geistige Lagerung <strong>der</strong> Zeit verwendet<br />
werden, vor allem <strong>im</strong> Zusammenhang mit den<br />
»och lieferbaren und ihren Wert behaltenden<br />
ersten drei Jahrgänge». — Dessin.<br />
242<br />
Der Herr <strong>der</strong> inneren Ringe<br />
Roma» vo» Alfred Funkhäuser, Eckart-<br />
Verlag, Berlin-Steglitz. Lwd. ^ 6,—.<br />
Ist dieses neue Werk de« allgemach auch i»<br />
Deutschland bekannt werdenden Schweizer Erzähler«<br />
auch al« (innerer) Abschluß einer dreibändige»<br />
Romanfolge gedacht, so kommt den.<br />
Buche doch aller Eigenwert zn. E« mag daher<br />
auch für solche Leser wichtig werden, die <strong>der</strong><br />
Kenntnis <strong>der</strong> beiden vorangehenden Romane<br />
(„Die Brü<strong>der</strong> <strong>der</strong> Flamme" und „Engel und<br />
Dämonen") entrate».<br />
Die äußere Handlung — <strong>der</strong> vor hun<strong>der</strong>t Iah<br />
ren entbrannte Wirtschaftskampf Schweizer<br />
Bauern wi<strong>der</strong> Großgrundbesitz nnd Industrie<br />
— erscheint fast als nebensächlich, so anschaulich<br />
und künstlerisch gekomit sich das alle« auch darstellt.<br />
Da« Wesen <strong>der</strong> Dichtung liegt vielmehr<br />
>» <strong>der</strong> Gestalt ihre« he<strong>im</strong>lichen Helden beschlossen,<br />
eine« Pfarrer«, <strong>der</strong> den schier übermenschlichen<br />
Weg vom Selbst zur selbst-<br />
losen Hingabe an de» Nächsten gefunden<br />
hat und, schon auf dieser Erde Weltüberwin<strong>der</strong>,<br />
seine» vorbest<strong>im</strong>mten Weg durch<br />
alle Bitternisse entsagungsreicher Einsamkeiten<br />
geht, Nicht die Hälteste Probe bleibt ihm erspart:<br />
<strong>im</strong> Opfer <strong>der</strong> Liebe seines Weibe«, die<br />
ihn, »ur Tochter, rundet sich die Reihe seiner<br />
Verzichtstationen zu unsichtbarer Krönung, Bei<br />
allcdem ist sein Entsagen aktiver Verzicht:<br />
da« bewahrt das Buch vor dem Abgleiten<br />
c>u« <strong>der</strong> christlichen Atmosphäre in<br />
buddhistische Gefühligkcit. Weltenweit, bei<br />
anklingendem Stoff, ist <strong>der</strong> Unterschied von<br />
Tagore« Eheronian! —<br />
So sehr das Buch zu den wertvollen Erscheinungen<br />
des <strong>im</strong> beson<strong>der</strong>en Sinne „evcnigelische»"<br />
Schrifttums zählen dürfte, so zurückhaltend geschehe<br />
seine Empfehlung, Es gehört in <strong>der</strong> Tat<br />
nur in die Hände wirklich reifer Leser, Aber<br />
auch von denen werden »icht wenige vorerst den<br />
Zugang zu seiner Seele vergeblich suchen, Ihnen<br />
seien die vorgenannten früheren Bücher Fankhauser«<br />
sehr warm empfohlen, Dessin,<br />
Nachrichten aus dem Melanchthonbund<br />
(Verband <strong>der</strong> evangelischen Eltern an den mittleren und höheren Schulen <strong>Rheinland</strong>s)<br />
Oertliches und Persönliches<br />
In Nippe« sprach am 22. Nov, Pfarrer<br />
Wallroth über die wirtschaftliche und<br />
kulturelle Bedeutung de« rheinischen Protestantismus,<br />
in Honnef am 2, Dez, Studienrat Hahn<br />
über Nie<strong>der</strong>rhein und Gegenreformation, in<br />
Rheydt am 5. Dez. Dir. Pfr. Liz, Seiler<br />
über die Gaben <strong>der</strong> Vergangenheit als Aufgaben<br />
<strong>der</strong> Gegenwart, in Koblenz am 11, Dez,<br />
Pfarrer Wallroth über verschiedene Probleme<br />
deutscher Schulpolitik, — Zu einer<br />
machtvollen Kundgebung für unseren Bund ge><br />
staltete sich die gut besuchte Hauptversammlung<br />
<strong>der</strong> Ortsgruppe Essen am 8. Dez. Hier<br />
sprach unser Führer, Oberst a. D. v, G i l s a,<br />
M. d, R., Sterkrade, über das evangelische<br />
Führerproblem und Studienrat Dr, Hollenbcrg,<br />
Essen, über protestantische Maler de«<br />
<strong>Rheinland</strong>e» <strong>im</strong> 49. Jahrhun<strong>der</strong>t (mit Lichtbil<strong>der</strong>n).<br />
Für Januar smd bereit« weitere<br />
Vorträge vereinbart: die Gruppen werden gebeten,<br />
da« erste Quartal 1N30 für Vortragsabende<br />
voll auszunützen. — An die Einzahlung<br />
<strong>der</strong> rückständigen Jahresbeiträge wird erinnert.<br />
— Professor Würtemberg, Trier, von <strong>der</strong><br />
Hindenburgschule, und Studienrat Lang,<br />
<strong>Kirche</strong>n, vom Betzdorfer Rg,, sind zu Oberstudienräten<br />
ernannt, Studiendirektor Le<strong>im</strong>kühler<br />
(Soest-L) zum Oberstudiendirektor in<br />
Renischeid O-L. gewählt, — Am 8. Dez. starb<br />
in Essen Professor Dr. Ribbeck, bis 1927<br />
am dortigen Burggymnasium tätig, hochverdient<br />
um die Lokalgeschichte Essen« wie um die evangelischen<br />
Belange an seiner Anstalt. — Der<br />
e n, Religionslehrer am dortigen Gymnasium,<br />
war seit Jahren eifriger Mitarbeiter<br />
<strong>der</strong> katholischen Lehrbücherkommission, —<br />
Studienrat Wildangel (diss) vom Rg,<br />
Oberhausen wurde beurlaubt, unmittelbar<br />
nachdem wegen feines Zeitungsartikel«: „Onanie<br />
we<strong>der</strong> Laster noch Krankheit" selten» einer Konferenz<br />
von 72 katholischen Pfarrgeistlichen und<br />
Religionslehrern <strong>der</strong> Dekanate Essen, Mülhe<strong>im</strong><br />
und Oberhausen, seilen« des katholischen Akademikeroerbande«,<br />
Ortsgruppe Oberhausen, und<br />
feiten« <strong>der</strong> dortigen Ortsgruppe des Melanchthonbunde«<br />
Proteste gegen ihn erhoben waren.<br />
— Die Regierung plant die Ausgestaltung de«<br />
Bensberger Schlosse« zu einem katho-<br />
lischen und evangelischen Internat, <strong>der</strong><br />
Kreistag de« Landkreises Mülhe<strong>im</strong> ein für 18<br />
Klassen vorgesehenes V o l l g y n> n a s i u m auf<br />
Gladbacher Gebiet, also nicht unmittelbar i»<br />
Verbindung mit den Schloßinternaten, wie das<br />
an<strong>der</strong>e Kreise wünschen, — Im November<br />
wurde das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in<br />
Aachen endlich wie<strong>der</strong> frei, nachdem e« bis<br />
dahi» eine belgische Schule beherbergt hatte.<br />
Dies Gymnasium hat einen evangelischen<br />
Direktor. — Oberstudienrat Prof. Bohle<br />
schrieb eine Festschrift über das Narmcr<br />
Gymnasium (1779—1929). — Ueber Aufbauschulen,<br />
beson<strong>der</strong>s über die in Kett -<br />
wig, berichtet Cgr. Rhld. 49, S. 757. —<br />
Im Martinsstift zu Mör« fand am 9, Nov.<br />
das alljährliche Stiftungsfest statt. Im nächsteil<br />
Jahre kann dies Schülerhe<strong>im</strong> ans ein 250jährige«<br />
Bestehen zurückblicken. — Die Maria-<br />
Wächtler-Schule in Essen wird zur<br />
Fraucnoberschule ausgebaut.<br />
Zeitschriftenschau<br />
Da« <strong>Rheinland</strong> wie« 1828/29 die meisten<br />
Neuaufteilungen an Studienräten auf,<br />
nämlich 18,7 Prozent verglichen mit sämtlichen<br />
Anstalten Preußen«, 15,4 Prozent an staatlichen<br />
Anstalten, 21,9 Prozent an nichtstaatlichen Anstalten,<br />
12,1 Prozent an allen Mädchenanstalten,<br />
und 15,1 Prozent an allen Aufbauschulen,<br />
Auch sind <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong> am meisten Nichtanwärter<br />
angestellt, nämlich 7 von 48, Für<br />
die Gesamtheit <strong>der</strong> Neuangestellten in Preußen<br />
ergibt sich eine durchschnittliche Wartezeit<br />
von 8 bi« 9 Jahren und ei» durchschnittliche«<br />
Lebensalter bei <strong>der</strong> Anstellung vo» 35,0<br />
Jahren. In <strong>der</strong> Rheinprovinz sind die sogenannten<br />
Kw-Stellen (künftig wegfallend) nur<br />
den beiden ältesten Jahrgängen (1924/25) <strong>der</strong><br />
Anwärterliste entnommen. Die Schuloerwaltung<br />
hat das Verdienst, durch Schaffung von<br />
Kw-Stelle» recht viele Hilfsstellen in Studienratsstellen<br />
umgewandelt zu haben. Wa« den<br />
Zuwach« an Stellenanwärtern betrifft, so entfällt<br />
<strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong>selben (31,5 Prozent)<br />
auf die Neusprachler (vgl. Eduard<br />
S<strong>im</strong>on in, D. Phil.-Bl, 48, 737—741). Ueber<br />
den Fall Goslar siehe ebd. 45, 688—895:<br />
46, 709—717. — „Ein Aufschrei aller
Freunde des humanistischen Gymnasiums, aller<br />
deutschen Hochschulen, <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>n, aller geistigen<br />
Führer unsere« Volke« müßte dem Berliner<br />
Magistrat entgegengellen: Hände weg!<br />
Wertvollste« Kulturgut darf nicht verschleu<strong>der</strong>t<br />
werden", schreibt Prof. Pflug, Oberstudiendirektor<br />
des Friedenauer Gymnasiums, über die<br />
Schulprobleme <strong>der</strong> Stadt Berlin<br />
in <strong>der</strong> Berliner Vörsenzeitung vom 46. Nov.<br />
(vgl. D, Phil.-Bl. 49, 767), — Jugendbewegung<br />
und Erziehung, von Otto<br />
Stählin (Ev. Päd. IV, 8, 201—240), —<br />
Weitere« Sinke» <strong>der</strong> Geburtenziffer:<br />
„Die Geburtenziffer ist damit gegen die Vorkriegszeit<br />
um HO bis 50 Prozent gesunken" (D,<br />
Phil.-Nl. 4», 762), Da aber <strong>der</strong> Jahrgang<br />
5848/20 doppelt so stark ist wie <strong>der</strong> de« Jahres<br />
zuvor, so weisen z, N, in Leipzig die Meldungen<br />
für Serta zu Ostern eine<br />
Steigerung von 60, 70, 80 bis 400 Prozent<br />
auf (Leipz, IT, Nachr, vom 42. Nov,,<br />
D. Pl)il.-Bl. 48, 767). — Sitzenbleiben<br />
und Pubertät (Mittelschule 45, 666 f,). —<br />
lieber die neue Schuljahr- u, Ferienordnuug,<br />
oegl, Päd, Echo 47, 387 f., Mittelschule<br />
45, 664 f., D. Phil.-Bl. 47, 75« f.l<br />
48, 7621 übrigens ist vorläufig eine Entscheidung<br />
nicht zu erwarten. — Keine Weihnachtszeugnisse<br />
gibt e« in Ostpreußen<br />
und Hannover (D. Phis.-Bl. 45, 688), — Von<br />
4207 Knabenschulen beginnen 55,6 mit Französisch<br />
als erster neue» Fremdsprache, 44,4<br />
Prozent mit Englisch: die große» Provinzen<br />
<strong>Rheinland</strong> und Westfalen geb^n da allerding«<br />
den Ausschlag (vgl. Eduard S<strong>im</strong>on D. Phil-<br />
Vl, 48, 755). — Zur La»dhe<strong>im</strong>bewe°<br />
gl, ng in Sachsen (D. Phil.-Bl. 47, 730 f.), —<br />
Der ernste kathol, Statistiker Studiendirektor<br />
Oberle, Vrühl, schreibt ebb, S, 722:<br />
„W ir müssen Sorge dafür tragen.<br />
Bericht über die Tagung des<br />
Beamtenvereine in Bochum<br />
<br />
amten ertragen könnte. Wir for<strong>der</strong>n deshalb<br />
auch grundsätzlich mit Nachdruck die Erhaltung<br />
de« Nerufsbeamtentums.<br />
Weiter for<strong>der</strong>n wir die Durchführung <strong>der</strong><br />
von <strong>der</strong> Reichsoerfassung zugesicherten Parität.<br />
Die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> zahlenmäßigen Pari-<br />
tät ist eine ständige Durchbrechung <strong>der</strong> Reichs»<br />
Verfassung. Heute ist die Konfession bei <strong>der</strong><br />
Besetzung von Beamtenstellen in vielen Fällen<br />
zu Unrecht entscheidend. Wir for<strong>der</strong>n<br />
daher die Ausschaltung de« konfessionellen<br />
Momente« und die Beurteilung <strong>der</strong> Beamten<br />
lediglich nach ihrer sachlichen und fachlichen<br />
Eignung."<br />
Der Abend vereinte ab 8 Uhr die evangelischen<br />
Beamten mit ihren Angehörigen <strong>im</strong> große»<br />
Saale de« evangelischen Vercinehauses zu<br />
einer gemeinsamen Feier, zu <strong>der</strong> ein äußerst<br />
reichhaltiges Programm von <strong>der</strong> rührigen Ortsgruppe<br />
Bochum zusammengestellt war. Zahlreiche<br />
Vertreter <strong>der</strong> weltlichen und geistlichen<br />
Behörden hießen die evangelischen Beamten in<br />
geistvollen und herzlichen Worten willkommen.<br />
Den Dank de« Verbände« stattete Herr Pfarrer<br />
von <strong>der</strong> Heydt ab. Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Veranstaltung<br />
stand da« mit großem Beifall aufgenommene<br />
Reformation sschauspiel :<br />
^Auf, gen Worms!"<br />
2, Tag, Der 2. Tag wurde durch einen<br />
st<strong>im</strong>iiiungsoollen Festgottesdienst in <strong>der</strong><br />
^hristuskirche eingeleitet. Herr Pfarrer<br />
Liz. Albert Schmidt (Bochum) hielt<br />
eine packende Ncamtenpredigt über da« Nibelwort<br />
Eph. 6, « u. 7,<br />
Ab 4 4.3« Uhr fand in, großen Saale de«<br />
evangelischen Vereinshauses die überaus ein»<br />
drucksvolle Weihe <strong>der</strong> neuen Fahne<br />
des Bochumer <strong>Evangelische</strong>n Beamtenverein«<br />
statt. Nachmittag« um<br />
2.30 Uhr bewegten sich die Beamten <strong>im</strong> geschlossenen<br />
Zuge zu einer protestantischen<br />
Kundgebung zur Lutherkirche, Hier beleuchtete<br />
Herr Studienrat Kohlmann (Bochum)<br />
in zünden<strong>der</strong>, glänzen<strong>der</strong> Rede die Bedeutung<br />
Martin Luthers für da« deutsche Volk und die<br />
protestantische <strong>Kirche</strong>, Die Feierstunde wird<br />
allen Teilnehmern wohl unvergeßlich bleiben.<br />
Uni 6 Uhr begannen die Festversammlungen<br />
in den Parkhaussälen und <strong>im</strong><br />
großen Saale des evangelischen<br />
Veieinshause«, Die Räume waren zu<br />
klein, um die Masse <strong>der</strong> Menschen fassen zu<br />
können. Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Veranstaltungen<br />
stand <strong>der</strong> Vortrag:<br />
„Deutsch-evangelischer Wille."<br />
Die Festredner wäre» Herr Bundesdirektor<br />
v. Fahrenhorst (Berlin)<br />
<strong>im</strong> Parkhause und Herr Oberpostdirektor<br />
Dr. Kerschkamp (Düsfeldorf)<br />
<strong>im</strong> evangelischen Verein shause.<br />
Auch diese Feiern waren von einer Reihe gesanglicher,<br />
musikalischer und deklamatorischer Dar»<br />
bietungen, die sich alle auf einer beachtliche»<br />
künstlerischen Höhe befanden, umrahmt.<br />
Der 3. Tag, <strong>der</strong> Montag, sah eine Reihe von<br />
Besichtigungen, Führungen usw, vor.<br />
So gingen diese Ncamtentage wie ein seltenes<br />
Erlebnis und wie ein großes Leuchten durch<br />
unsere Seele, Möchte sich alle« Gehörte auswirken<br />
zum Segen des einzelne» und zum<br />
Wohle <strong>der</strong> gesamten Bewegung.<br />
Wilhelmine Hollweg.<br />
Fünfundzwanzigste Jahrfeier des<br />
Helferinnenverbandes <strong>der</strong> Evang.<br />
Frauenhilfe <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong><br />
Seit dem Jahre 1802 sind 700 „fr e iw ll llg e<br />
Helferinnen in <strong>der</strong> Landkranken»<br />
pflege" in 32 Hauptlehrgänge» durch die<br />
Rheinische Frauenhilfe ausgebildet worden. Die<br />
Mehrzahl an ihnen steht heute noch in <strong>der</strong><br />
Arbeit, sei es auch nur, daß sie die erworbenen<br />
Kenntnisse <strong>im</strong> Kreis ihrer Familie verwenden;<br />
mit den meisten steht die Zentrale noch in Verbindung.<br />
Da« erweiterte August e-V iktori a-H e i m<br />
in B a r ni e n bot endlich Raum, all die Jubi-<br />
243
läum«teilnrhmer zu fassen: die aus <strong>der</strong> ganzen<br />
Provinz herbeigeeilten Helferinnen, die Vertreter<br />
<strong>der</strong> Behörden, von <strong>der</strong> Medizinalabteilung<br />
<strong>der</strong> Regierung, <strong>der</strong> Lande«oersicherungs°<br />
anstalt, <strong>der</strong> Rheinischen Frauenhilfe und <strong>der</strong><br />
Prooinzialkirche,<br />
Di« beiden Festredner, Landesrat Dr. Schellmann<br />
und Stadt. Kin<strong>der</strong>arzt Dr. Hoffa,<br />
wiesen <strong>im</strong> Nahmen ihrer Ausführungen hin auf<br />
die Bedeutung <strong>der</strong> Landkrankenpflege und <strong>der</strong><br />
Landkrankenpflegerinnen. Immer intensiver ausgeübte<br />
Krankenpflege auf dem Land sei eine<br />
For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> allgemeinen Volksgesundheit. Die<br />
von evangelischer und katholischer Seite geübte<br />
Auebildung von Landkrankenpflegerinnen gewährleiste<br />
ein« sorgfältige Familienpflege,<br />
die in den meisten Fällen dem Kranken zuträglicher<br />
sei als Krankenhausbehandlung, Ganz<br />
unschätzbar seien die Werte für die gesamte<br />
Volkshygiene, die da» <strong>Das</strong>ein von fachlich geschulten<br />
und erfahrenen Müttern und Hausfrauen<br />
auf dein von den sanitären Fortschritten<br />
noch weniger berührten Land bedeuteten, Neide<br />
Festredner sprachen den Wunsch au«, daß die<br />
allgemein als wertvoll anerkannte Arbeit <strong>der</strong><br />
Landtrankenpflege <strong>im</strong> gleichen Geist und mit<br />
gleichem Erfolg zum Besten unserer rheinischen<br />
Bevölkerung weitergeführt werden könnte. Im<br />
Auftrag de« lei<strong>der</strong> verhin<strong>der</strong>ten 4, Vorsitzenden<br />
d«r Ev. Frauenhilfe <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>, Generalsuperintendent<br />
V, Stoltenhoff, sprach<br />
Superintendent Neirich, Barmen: Zum<br />
rechten Helfen gehöre nicht nur ein mitleidige«<br />
Herz, da« genüge noch lange nicht, und<br />
erst recht nicht in <strong>der</strong> heutigen Zeit; umfassende<br />
praktische Kenntnisse und reiche« tatsächliche»<br />
Nissen seien unbedingt nötig. Darum könne<br />
die Helferinnen ausbildung nicht ernst<br />
genug genommen werden. An <strong>der</strong> opferwilligen<br />
Hingabe, an <strong>der</strong> Treue <strong>im</strong> Kleinen, solle man<br />
je<strong>der</strong> „Helf«rin" anmerken, daß st« Frauen»<br />
hilfsarbeit tut, <strong>der</strong>en Kraftquelle in einer<br />
an<strong>der</strong>en Welt liegt.<br />
In Verlauf <strong>der</strong> belden Tage wurde manche»<br />
Geschäftliche und Persönliche besprochen, au«<br />
<strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen Frauenhilf« und<br />
Lande«v«rsicherung«anstalt, <strong>der</strong> Helferinnentätig»<br />
keit usw. Ernste« und Heitere« aus <strong>der</strong> Kursuszeit<br />
o<strong>der</strong> Pflegearbeit <strong>der</strong> einzelnen Helferinnen,<br />
anschaulich und humorvoll vorgetragen, schuf eine<br />
freudige St<strong>im</strong>mung und stärkte da« Gefühl <strong>der</strong><br />
inneren Gemeinschaft untereinan<strong>der</strong>, mit <strong>der</strong><br />
Zentral« und mit <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong>. Auch<br />
diese Festtage gaben Zeugnis davon, wie Frauenarbeit,<br />
die <strong>im</strong> kleinen anfängt und nicht den<br />
Anspruch erhebt, nach außen hin zu glänzen,<br />
w«ll ihr Wesen da» Dienen ist, sich schließlich<br />
auch ln <strong>der</strong> Öffentlichkeit als notwendig, ja al«<br />
unentbehrlich erweist.<br />
Tagung ev. Religionslehrer und Religionslehrerinnen<br />
an höheren Schulen<br />
Vom li°. bis 13. November 1929 versammelten<br />
sich <strong>im</strong> Hermann-von-Wied-Hau» in Reng«dorf<br />
bei Neuwied evangelische Religionslehrer<br />
und -lehrerinnen an höheren Schulen zu einer<br />
Freizeit unter Leitung von Gehe<strong>im</strong>rat Dr,<br />
Marck«, Wesel. Den Verhandlungen wohnte<br />
Konslstorialrat v, Greeven, Koblenz, bei.<br />
Am ersten Tage wurde von Oberstudienrat<br />
Her<strong>der</strong>, Elberfeld, berichtet über „den<br />
neuen Religionsunterricht an höheren Schulen",<br />
am zweiten Tage sprach Studienrat Brücter -<br />
steinluhl, Bonn, über „Die heutig« Krisi«<br />
vom Standpunkt <strong>der</strong> Biologie und Eugenik und<br />
<strong>der</strong> Religionsunterricht", ferner Oberstudienrat<br />
Prof. v, Peter« über Vorbildung und Ausbildung<br />
<strong>der</strong> zukünftigen Religionslehrer, Am dritten Tage<br />
sprach Pfarrei Liz. Löw, Traben-Trarbach,<br />
über „Goethe« Weltanschauung",<br />
244<br />
E« war die einhellige St<strong>im</strong>mung aller Teilnehmer,<br />
daß <strong>der</strong> Wert dieser Freizeiten nicht<br />
hoch genug anzuschlagen ist.<br />
Da« zweite Thema wird am 19. Januar 193N<br />
in Düsseldorf auf einer außerordentlichen Sitzung<br />
te« Verein« akademischer Religionslehrer <strong>der</strong><br />
Rheinprooinz vom selben Referenten erneut behandelt,<br />
und zwar vor einem größeren Kreise<br />
<strong>im</strong>d in etwa« erweiterter Form.<br />
Hahn, Mör«,<br />
Freizeit für Religionslehrer u. Religionslehrerinnen<br />
<strong>der</strong> Mittelschulen<br />
Wie <strong>im</strong> November 1928 so fand auch in diesem<br />
Jahre am 15. und 1«. November <strong>im</strong><br />
,,H«rmann°von-Nied-Hau«" in Rengsdorf<br />
eine Freizeit für Religionslehrer<br />
und Religionslehrerinnen an rheini»<br />
schen Mittelschulen statt. Da« „Frei" bezieh»<br />
sich auf da« Freisein von <strong>der</strong> täglichen Schularbeit<br />
zur eigenen För<strong>der</strong>ung und zum Besten<br />
de« wertvollsten Unterrichtsfache«, Unter dem<br />
Vorsitz de« verehrten Gehe<strong>im</strong>rat Marck»<br />
wurde verhandelt über die Themen: 1. Provinz<br />
i a l k i r ch l i ch e Arbeit für <strong>Kirche</strong><br />
und Schule (Mittelschulrektor Vordem -<br />
felde, Köln). Die bleibende Nedeu.<br />
tung de« Alten Testamente« (Ge<<br />
he<strong>im</strong>rat Prof. v. Meinhol», Bonn),<br />
3. Wie bringen wir den Religion«»<br />
Unterricht in größere Lebensnahe?<br />
(Mittelschulrektor i. R. Greef, Elberfeld).<br />
4. Die weltanschauliche Grundlage<br />
<strong>der</strong> Lebenskunde, (Mittelschulrektor<br />
Paulma „ >!, Mülhe<strong>im</strong> a. 0. Ruhr).<br />
Von den 20 Gegenständen, die da« erste Referat<br />
am Ankunftsabend berührte, lösten beson<strong>der</strong>« die<br />
Organistenfrage, die Katechismusfrage, die Frage<br />
<strong>der</strong> pädagogischen Akademien, <strong>der</strong> pädagogischen<br />
Ausbildung <strong>der</strong> jungen Theologen und da«<br />
Vikarinnengesetz lebhafte Meinungsäußerungen<br />
au«, die bis in die Besprechung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Referate ihre Wellen schlugen.<br />
Einen hohen Genuß bereitete uns, den <strong>im</strong>mer<br />
Ausgebenden und früher so oft au« Leitfäden<br />
Gespeisten, <strong>der</strong> Vortrag von Gehe<strong>im</strong>rat<br />
MeinhoId, <strong>der</strong> mit erstaunlicher Frische und<br />
Lebendigkeit zu Gehör brachte, wa« wir uns<br />
zumeist aus Büchern haben erarbeiten müssen.<br />
Von <strong>der</strong> Tatsache ausgehend, daß e« seit den<br />
Tagen de» Narnaba« und Marrion bi» auf<br />
Harnack, Kautzsch und Sellin Gegner und<br />
Freunde de» Alten Testament« gegeben hat,<br />
führte <strong>der</strong> Referent die Zuhörer über den Weg<br />
weitgehen<strong>der</strong> Kritik, die sich auf Wort, und<br />
Sachinspiration, alttestamentliche Ethik und<br />
Gottesbegriff bezog, zu <strong>der</strong> These, daß <strong>der</strong> in<br />
Mose und an<strong>der</strong>en Propheten wirtsame Geist,<br />
<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>» in Amo«, Hosea, Iesaja, Ieremia<br />
und Deuterojesaja sowie <strong>im</strong> Buch Hiob, etlichen<br />
Psalmen, dem Buch Ruth und dem Büchlein<br />
Jona sich auspräge, uns so nahe an da« Neu«<br />
Testament heranführe und grundlegend so eng<br />
mit dem Neuen Testament verwachsen sei, daß<br />
die Herausnahme de« Alten Testamente« au»<br />
Predigt, Liturgie und Religionsunterricht eine bedauerliche<br />
Verarmung bedeuten würde.<br />
Die Besprechung erstreckte sich beson<strong>der</strong>« auf<br />
die praktische Frage, ob und in welcher Weise<br />
die vorgetragenen Gedanken in <strong>der</strong> Schule Eingang<br />
finden sollten. Da« Ergebnis war etwa<br />
diese«: Man mag selbst ja o<strong>der</strong> nein zu <strong>der</strong><br />
Kritik und ihren Ergebnissen sagen, den Kin<strong>der</strong>n<br />
darf ihr Vorhandensein nicht verschwiegen<br />
werden, um sie für eine später« führerlose Krise<br />
zu stärken. Einig war man sich darin, daß nur<br />
<strong>der</strong> die negative Kritik bringen dürfe, <strong>der</strong> wie<br />
<strong>der</strong> Referent o<strong>der</strong> über ihn hinausgehend auch<br />
Position zu bieten habe.<br />
Di« Besprechung, die <strong>der</strong> Zeit wegen nicht auf<br />
die theologische Materie ausgedehnt werden<br />
konnte, fand ihren würdigen Abschluß durch de»<br />
Vortrag einiger Kernstellen aus Ieremia« nach<br />
<strong>der</strong> Uebersetzung von Duhm durch den Referenten.<br />
Rektor Greef leitete sein Referat mit <strong>der</strong><br />
Feststellung ein, daß die jeweilige Kulturlage<br />
Wandlungen in <strong>der</strong> Wertung des Religionsunterrichte«<br />
bedingt habe und bedinge. Die<br />
dadurch verursachte geringe Lebensauswirkung<br />
de« Religionsunterricht« sei zudem begründet in<br />
seiner oft vorliegenden Lebensferne. Es habe<br />
zwar nie an Versuchen gefehlt, den Religionsunterricht<br />
lebensnah zu gestalten, aber es seien<br />
noch wichtige Aufgaben in dieser Beziehung zu<br />
lösen. Die zu for<strong>der</strong>nde größere Lebensnähe<br />
de« Religionsunterricht« müsse sich beziehen auf<br />
da« religiöse Eigenleben de« Kinde«, auf da«<br />
Leben <strong>der</strong> Klassengemeinschaft, auf da« Leben<br />
außerhalb <strong>der</strong> Schule nach seinem Verlauf in<br />
<strong>der</strong> He<strong>im</strong>at und in <strong>der</strong> Gegenwart, Der Referent<br />
ging alsdann auf die Folgerungen ein, die<br />
sich au« diesen For<strong>der</strong>ungen ergebe» für den<br />
Lehrplan und für die Persönlichkeit de« religiösen<br />
Erzieher«.<br />
Eine stundenlange Besprechung ließ erkennen,<br />
welcher Wert <strong>der</strong> behandelten Frage beigelegt<br />
wird. Gerade hierbei wurde auch deutlich, wie<br />
notwendig und gewinnbringend ein Gedankenund<br />
Erfahrungsaustausch unter Fachgenofsen ist.<br />
Der letzte Morgei brachte den geistvollen Vor»<br />
trag des Herrn Paulman » über da« oben<br />
angegebene Thema, Er führte etwa folgende«<br />
au«: Au« <strong>der</strong> „Wertunsicherheit" de« jungen<br />
üüenschen <strong>der</strong> Reifejahre folgt unter an<strong>der</strong>em<br />
die Notwendigkeit <strong>der</strong> Umstellung seiner Er»<br />
ziehung«weise (emporbildende« Verstehen, Hilfe<br />
zur Selbsterziehung) und die Aufnahme solcher<br />
Unterrichtsstoff«, an denen er seine idealen<br />
Pläne messen und kläre» und seine Willensrichtung<br />
best<strong>im</strong>men kann. Zu solchen Stoffen<br />
gehört die Betrachtung von Grundfragen de«<br />
sittlich-religiösen Alltagsleben«, die Lebenskunde,<br />
Ihre Notwendigkeit ergibt sich auch aus <strong>der</strong><br />
Aufgabe <strong>der</strong> Religion in <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Lage<br />
<strong>der</strong> Gegenwart, Ein« geschichtliche Betrachtung<br />
zeigt, daß <strong>der</strong> Inhalt dieses Unterrichte« stet«<br />
mehr o<strong>der</strong> weniger von <strong>der</strong> herrschenden Philo<br />
sophie <strong>der</strong> Zeit beeinflußt war und ist. Daher<br />
ist die philosophische Grundlage unsere« leben»kundlichen<br />
Unterricht« ln den Denkformen <strong>der</strong><br />
gegenwärtigen Geisteewissenschaften zu suchen.<br />
Methode und Ergebnis dieser Geisteswissenschaften<br />
zeigte <strong>der</strong> Referent auf durch eine kurze<br />
Einführung in Spanger« „Lebensformen" und<br />
„Psychologie de« Jugendalter«". Er gruppierte<br />
die so gewonnene Grundlegung <strong>der</strong> Lebenskunde<br />
nach den Fragen: Wa« kann ich wissen? Wa«<br />
ist <strong>der</strong> Mensch? Wa» soll ich tun? Was darf<br />
Ich hoffen? und zeigte durch eine geschickte Gegenüberstellung<br />
wie in einem <strong>der</strong> vielen neu»<br />
erschienenen Religionsbücher („Lebenssonne" von<br />
Vordemfelde) auf diese Fragen eingegangen sei,<br />
um zu dem Ergebnis zu kommen: Gerade <strong>im</strong><br />
Strom de« Leben« erweist <strong>der</strong> christliche Glaube<br />
seine Tragfähigkeit und Siegeskraft.<br />
Die auf die Abschiedsstunde zueilende Zeit ließ<br />
lei<strong>der</strong> eine Besprechung dieses letzten Referate«<br />
nicht zu.<br />
Ein Bericht de« Vorsitzenden über<br />
Verhandlungsgegenstände an<strong>der</strong>er stattgefundener<br />
Freizeiten, Entgegennahme von Anregungen für<br />
eine spätere Freizeit, von Herzen kommende<br />
Dankes- und Abschiedsworte, die beson<strong>der</strong>» <strong>der</strong><br />
Dame de» Hause«, Frl. von Ußlar, und Herrn<br />
Gehe<strong>im</strong>rat Marck« galten, schlössen die arbeitsreiche<br />
Freizeit.<br />
Dieser Dank sei hier noch einmal wärmsten«<br />
wie<strong>der</strong>holt und ausgedehnt auf die Herren, die<br />
uns mit ihren Referaten dienten, und nicht zuletzt<br />
auch auf die Herren Pfarrer Schmidt au«<br />
Wetzlar und Kaiser au« Eschweiler, die den<br />
Tagen durch ihre Morgenandachten Weihe gaben<br />
und durch lebhafte Teilnahme an den Besprechungen<br />
den Erfolg unserer Arbeit mehrten.<br />
Auf Wie<strong>der</strong>sehen <strong>im</strong> nächsten Jahr,<br />
Erich Kayser,
Religionspädagogische Tagung<br />
in Saarbrücken<br />
Der Schulau«schuß <strong>der</strong> Eo.-Rhein.<br />
Prooinzialsynode lud zu einer religionspädagogischen<br />
Tagung ein, die Montag, den<br />
9. Dezember, in <strong>der</strong> „Wartburg" in Saarbrücken<br />
stattfand. Der Einladung folgten etwa<br />
3 5 0 Lehrer und Lehrerinnen je<strong>der</strong> Schulgattung<br />
aus Saarbrücken und dem Umland. Den Vorsitz<br />
hatte Gehe<strong>im</strong>rat Marck«, Wesel: an»<br />
wesend waren ferner Konsistorialrat D.<br />
Greeven, Koblenz, und Oberregierungsrat<br />
Conrad, Saarbrücken, die Superintendenten<br />
I). Nold und Imig sowie eine Anzahl<br />
Pfarrer.<br />
Am Vormittag galt <strong>der</strong> erste Vortrag von<br />
Oberstudien rat v. Peters, Dussel»<br />
dorf, dem Thema- „Neuere Richtungen<br />
in <strong>der</strong> Theologie." Die Auseinan<strong>der</strong>»<br />
setzung mit dem klassischen Idealismus unserer<br />
großen Dichter sei noch nicht beendet. Schrieb<br />
W. Lütgert (3 Bände) über die Religion<br />
de« deutschen Idealismus und ihr Ende (4923,<br />
1926), so würdigt Vornhausen den Idealismus<br />
mehr positiv in seiner Schrift: Vom christlichen<br />
Sinn des deutschen Idealismus. Für die Schule,<br />
füge ich bei, versteht sich bei sinngemäßer Zusammenarbeit<br />
de« Deutschunterricht» mit dem<br />
Religionsunterricht die auch positive Wertung<br />
<strong>der</strong> Klassiker in letzterem von selbst. — Redner<br />
gedachte <strong>der</strong> theologischen und religionsphiloso»<br />
phischen Arbeit von E. Troeltsch und Rudolf<br />
Otto (<strong>Das</strong> Heilige: über das Irrationale in <strong>der</strong><br />
Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum<br />
Rationalen) und ging dann zu einer anerkennenden,<br />
doch zugleich kritischen Würdigung von<br />
Barth über. Bedenklich sei, daß Barth da«<br />
kanonische Ansehen <strong>der</strong> Schrift und <strong>der</strong> Ueberlieferung<br />
fast in scholastischer Weise herstelle<br />
und die praktische Bewährung de« Glauben« zu<br />
sehr beiseite schiebe.<br />
Der zweite Vortrag von Stud.-Direktor<br />
Dr. Blume nrö<strong>der</strong>, Rheydt, befaßte sich mit<br />
„he<strong>im</strong>atlicher <strong>Kirche</strong>ngeschichte in<br />
<strong>der</strong> Schule". Der Redner hat die rheinische<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichte als Anhang zu dem Buch von<br />
Halfmann-Köster-Schlemmer bearbeitet. Beson<strong>der</strong>s<br />
eindrücklich wie« er darauf hin, daß trotz<br />
<strong>der</strong> verdienstvollen Arbeiten von Forsthoff und<br />
Hashagen die umfassende rheinische Kirchcngeschichte<br />
noch zu schreiben ist, und for<strong>der</strong>te zu<br />
lebhafter Mitarbeit von einzelnen und Arbeitsgemeinschaften<br />
in den Städten und auf dem<br />
Lande auf. In <strong>der</strong> Aussprache machte Rek»<br />
tor Ulrich, Malstatt, auf kirchengeschichtliche<br />
Literatur für da« Saargebiet aufmerksam, und<br />
Oberregierungsrat Eonrad unterstützte<br />
die Ermunterung zu lokaler Mitarbeit an<br />
<strong>der</strong> kirchengeschichtlichcn Forschung.<br />
Am Nachmittag sprach Rektor i. R. Kessel,<br />
Godesberg, über die christliche<br />
Kunst <strong>im</strong> Religionsunterricht: man<br />
vergleiche die wertvolle Abhandlung de« Redners<br />
in Fr. Manns Pädagogischem Magazin<br />
1929, Heft 1257. Beson<strong>der</strong>s reich war dieser<br />
Vortrag an praktischen pädagogischen Winken<br />
und Vorschlägen. Neben den großen Wandbil<strong>der</strong>n<br />
möge man auch das kleine Bild <strong>im</strong><br />
Wechselrahmen und die Postkarte unter dem<br />
Epidiaskop verwenden, die Kin<strong>der</strong> zu eigener<br />
Sammlung schöner Bil<strong>der</strong> au« Zeitschriften anregen:<br />
wünschenswert sei ein kirchengeschichtlicher<br />
Bil<strong>der</strong>atla«, wirksam die Zusammenstellung von<br />
religiösen Bil<strong>der</strong>n zu Sachgruppen, zur Bergpredigt,<br />
z. B. Steinhausen, Schäfer, Gcbhardt,<br />
Uhde: in <strong>der</strong> Baukunst solle man von den einhe<strong>im</strong>ischen<br />
<strong>Kirche</strong>n ausgehen: auch das malende<br />
Zeichnen <strong>der</strong> Jugend könne man in den Dienst<br />
de« Religionsunterricht« stellen. —<br />
Lehrer und Organist Lösch erfreute die<br />
Versammlung zum Schluß durch einen Orgelvortrag.<br />
Konsistorialrat v. Greeven wie«<br />
auf die Wichtigkeit <strong>der</strong> Zusammenarbeit von<br />
<strong>Kirche</strong> und Schule hin, wie sie sich in <strong>der</strong><br />
Tagung darstelle und am besten in kleineren<br />
Arbeitsgemeinschaften dauernd zu pflegen sei.<br />
Rektor Ulrich dankte namens <strong>der</strong> Versammelten,<br />
worauf Gehe<strong>im</strong>rat Marcks die inhaltreiche<br />
Tagung schloß, die allen Teilnehmern eine Fülle<br />
von Anregung brachte. — Dr. Fd,<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichtliche Bibliographie rheinischer<br />
evangelischer Zeitschriften<br />
Gemeindliches<br />
Da« älteste Grab auf dem Diersfordter<br />
Friedhof (Sgr. Ndrrh. 49, 763). — Die älteste<br />
Glocke zu Dutenhofen (Sgr. Wetzl.-Ld.<br />
45, 704). — Au« dem ältesten Protokollbuch<br />
de« Konsistorium« (Presbyteriums) <strong>der</strong> ref.<br />
Gemeinde Elberfeld, von ?. Liz. Klugkist<br />
Hesse (Ref. Wo.-Bl. Elberfeld 46,<br />
Beilage). — Einige Stücke von <strong>der</strong> Neuauflage<br />
<strong>der</strong> Gemarker Gemeindegeschichte sind<br />
auf dem dortigen Gemeindeamt, Gemarker<br />
Straße 9 (Fernsprecher 434S) für 5 ^l noch zu<br />
haben. — Die Inschrift auf <strong>der</strong> Kanzel zu<br />
Gleiberg (Sgr. Wetzl.-Ld. 46, 720). —<br />
Kirchliche Bräuche und Sitten in Kettwig<br />
(So.-Ztg. Kettwig 47, 732). — <strong>Kirche</strong>nbolle<br />
n b a ch , 400 Jahre evangelische Gemeinde<br />
(Sgr. Rheinl. 48, 738). — Weitere<br />
Funde in <strong>der</strong> Florinskirche in Koblenz (Sgr,<br />
Koblenz 48, 38« f). — Wa« uns die alten<br />
Grabdenkmäler in und an <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu Krof »<br />
dorf erzählen (Sgr. Wetzl.-Ld. 46, 719: 47,<br />
731 f). — Au« <strong>der</strong> Vergangenheit <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Mei<strong>der</strong>ich, von E. Gel<strong>der</strong>blom<br />
(Ki. Wo.-Nl. Meid, 46, 366: 47, 375:<br />
49, 390). — Schon 1680 hat es in Mör«<br />
ein mit dem Gymnasium Adolfinum verbundenes<br />
Schülerhe<strong>im</strong> gegeben. — 100 Jahre evangelische<br />
Gemeinde, von ?. Vollpracht, Prüm<br />
(Rhein.°Westf. Gu.-Ad.-Nl. 12, 90 f). — Geschichtlicher<br />
Rückblick auf die Friedenskirche in<br />
Rheydt (Ki. Wo.-Bl. Gladbach 48, 403). —<br />
Reformation«- und <strong>Kirche</strong>ngeschichte von Wetzlar,<br />
von F. K. Abicht (Sgr. Wetzl.-Stadt<br />
46, 719: 47, 432: 48, 748: 49, 764 f). — Im<br />
Kampf um die Reinhaltung de« Büß- und<br />
Bettag« vor 100 Jahren (Sgr. Wetzlar - Ld.<br />
48, 747 f). — Eine Schulprüfung in Wichlinghausen<br />
vor 125 Jahren (Sgr. Wichlinghausen<br />
44, 7: 45, 7). — <strong>Das</strong> Nachspiel<br />
zum Kampf um die Schweinemast in Wißmar,<br />
von K. F. Müller (Sgr. Wetzl.-Ld. 45,<br />
703: 4«, 718 f: 48, 747). — Weitere Besprechungen<br />
von Forsthoff, Rheinische <strong>Kirche</strong>ngeschichte:<br />
Ev. Beamter 11, 133 (v. d.<br />
Heydt), Ki. Rdsch. Rh.-Wstf. 21, 338, eo.<br />
Schulztg. 11, 27. — Zur Umgemeindung<br />
siehe Gem.-Nl. Urdenbach, Benrath, Holthauscn<br />
45, 703, ref. Wo.-Bl. Elberfeld 49, 391, Barmcr<br />
Sbl. 49, Beilage.<br />
Persönliches<br />
Clarenbach-Nachlese: Samenkörner,<br />
Heft 484 v. Nov. 1929, S. 297—300: Mittlgn.<br />
<strong>der</strong> eo. Gesellschaft 10, 151—155: 11, 163 bis<br />
167. Clarenbach-Gedächtn.skirch»<br />
geplant in Melaten: ref. Wo.-Bl. 49,<br />
391. — Zu Klugkist Hesse« Frühlicht<br />
am Rhein vgl. Barmer Sbl. 47, 11: vgl.<br />
auch Wo.-Nl. Mei<strong>der</strong>ich 48, 380 f. «inen an<strong>der</strong>en<br />
Clarenbach-Artikel desselben Verfassers. —<br />
Leichengedicht unsere« ältesten Superintendenten<br />
M. Ioh. Fr. Cramer (1760—1775) (Sgr.<br />
Wetzl.-Ld. 47, 732). — Die Pfarrer <strong>der</strong> Ge»<br />
meinde Dhünn <strong>im</strong> letzten Jahrhun<strong>der</strong>t, Fortsetzung<br />
(Eg.-Mocke Dhünn 45, 360). — Ab»<br />
schiedsbrief von Thoma« Drucker <strong>im</strong> Kerker<br />
des Frankenturmes in Köln um 1560, von<br />
Klugkist Hesse (Ref. Wo.-Nl. Elberfeld<br />
47, 372 f). — Im Dienste de« Blauen<br />
Kreuze«. Nachruf auf ?. Fischer, Essen,<br />
von ?. Die<strong>der</strong>ich (Sgr. <strong>Rheinland</strong> 47,<br />
726): vgl. über Fischer auch Ki. Rdsch. Rh.»<br />
Wf. 23, 372. — Caroline Fli ebner (Der<br />
Sg«frd. Mülh.-R. 47, Beilage). — v. Theod.<br />
Harbeck au«Neukirchen(Grafsch.So-Note49,<br />
Beilage). — Die Beerdigung von ?. R. Hell»<br />
bardt, Düsseldorf, in Oeynhausen (Dussel»<br />
dorfer Sbl. 46, 3 f.). — Pfarrer Werner,<br />
Opladen, schrieb eine kurze Geschichte <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Opladen 1928, wovon noch etwa<br />
100 Exemplare mit vielen Bil<strong>der</strong>n für je<br />
0,50 ^>l be<strong>im</strong> dortigen Gemeindeamt erhältlich.<br />
In Dr, Jos. Hünermanns Allgemeiner Geschichte<br />
Opladen« schrieb Pfarrer Werner<br />
eine kurze Uebersicht über die evangelische Ge»<br />
meinde. — Von dem Manne voll He<strong>im</strong>weh<br />
Iung-Stilllng, von Klugkist Hesse<br />
(Ref. Wo.-Bl. Elberfeld 49, 389). — Zum<br />
Tode unsere« Pfarrer« i. R. Fritz Kamp»<br />
mann (Sbl. Wid<strong>der</strong>t 46, 3N8). — Zum 70.<br />
Geburtstag von Gen.-Sup. Prof. v. Klin»<br />
gemann, Bonn, 29. Nov. 1929 schrieben:<br />
?. Liz. Klugkist Hesse, Elberfeld (Ref.<br />
Wo.-Bl. Elberfeld 47, Beilage), Sup. v.<br />
Meinberg, Düsseldorf (Düsseldorfer Sbl.<br />
48, 4 f., Sbl, Duisburg 48, 574, eoangel,°luth.<br />
Gdbl. Elbfd. 48, 581, Ki. Wo.-Nl. Gladbach<br />
48, 401, K. Rdsch. Rh.-Nf. 23, 358 f.. Gem..<br />
Bl. Vohwinkel 48, 5, Gem.-Nl. Remscheid 48,<br />
4, Glaube und He<strong>im</strong>at 49, 2 u. 3): Prof. I».<br />
Ritschl (Sgr. Rheinl. 47, 724 f., Sbl. Koblenz<br />
47, 371 f., Ronsdorfer Hausfreund 48,<br />
764 f.): Pfarrer Plath, Essen (Der rhein.<br />
<strong>Kirche</strong>nchor 12, 47 f.). — Ferner vgl. R. C.<br />
des Rhein. Ev. Preßoerband« vom 28. Nov.,<br />
Barmer Sbl. 48, 3, Sgr. Nichlingh. 48, 3,<br />
Deutscher Volksbote an Sieg und Agaer 49,<br />
Beilage, Sbl. Bonn 48, 749, Der ev. <strong>Kirche</strong>»,<br />
musiker 83, 581 f.). — Zur Erinnerung an den<br />
am 20, Dezember vor 250 Jahren verstorbenen<br />
Fürsten Ioh. Moritz von Nassau.<br />
Siegen (1604—1679) (Der deutsche An»<br />
siebter, Ihrg. 67, Nummer vom November»<br />
Dezember 1929, S. 1—4, mit Bild). — Am<br />
Grabmal de« Stammvaters <strong>der</strong> Ohly (Sar<br />
Wetzl.-Ld. 47, 732). — Friedrich R ° tenber.<br />
gers, de« Pfarrer« zu Dorlar, Grabmal in<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> daselbst (ebd. 45, 703 f.). — Zu<br />
Pastor W. F. Spiecker« 70. Geburtstag<br />
(29. Nov. 1929) siehe Sgr. Rheinl., Groß-<br />
Essener Ausgaben 48, 748. — Ein Nachruf<br />
auf Missionsdirektor ?. Schmidt findet sich<br />
auch in den Mitteilungen de« Verbandes gläu»<br />
biger Kaufleute 43, 21 f. — Tersteigen<br />
au« Mör« (Grafsch. So.-Bote 49, Neilage).<br />
Liest je<strong>der</strong> Presbyter<br />
Ihrer Gemeinde das<br />
<strong>Evangelische</strong> <strong>Rheinland</strong>?<br />
245
Dankgottesdienste <strong>im</strong> Zeichen <strong>der</strong> Räum<strong>im</strong>g<br />
fanden in <strong>der</strong> zweiten Zone überall am 30.<br />
November bzw, 1. Dezember statt, beson<strong>der</strong>s<br />
in Aachen, Du reu, Euskirchrn,<br />
Iülich, Koblenz und Manen.<br />
Den von den Besetzungstruppen geräumten Gemeinden<br />
sandte die rheinische <strong>Kirche</strong> Gruß und<br />
Dank.<br />
^ <strong>Kirche</strong>nkreis Aachen<br />
Die Eo. Gesellschaft in Aachen beging<br />
am 10. Nov. ihr HO. Stiftungsfest. —<br />
Am 4. Noo. war in Aachen die Aachen-<br />
Iülicher Theologische Konferenz,<br />
am 26. Noo. ebenda eine außerordentliche<br />
Tagung <strong>der</strong> Kreissynode Aachen,<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis an <strong>der</strong> Anger<br />
Am 3. Nov. schied Pfarrer Rudat, Mülle<br />
n b a ch , au« seiner Gemeinde, »m nach<br />
Werden-Ruhr in den wohlverdienten Ruhestand<br />
zu ziehen: mit ihm ging ein treuer Dorfkirchenfreund,<br />
eine <strong>der</strong> wichtigsten Persönlichkeiten<br />
de« synodalen Leben« au« dem Amt. — Mit<br />
4. November richtete die Synode mit einer gewissen<br />
Anlehnung an die langbestehende Synodalbuchhandlung<br />
(jetzt i Pfr, Oehrmann,<br />
Marienhagen) einen Synodalbücherdienst<br />
ein und stellte einen hauptamtlichen<br />
Bücherboten an, Pieperoberg, Nümbrecht.<br />
— In Wipperfürth wird eine<br />
elektrische <strong>Kirche</strong>nheizung angelegt und das<br />
Gotteshaus ausgemalt, u. a. auch ein Clarenbach-Fenster<br />
eingesetzt. Nährend <strong>der</strong> Bauarbeiten<br />
fährt die Gemeinde in großen Sammelautos<br />
zu den Gottesdiensten <strong>der</strong> Nachbargemeinden<br />
(K. R. Rh, W.). — Unser Generalsuperintendent<br />
D. Stoltenhoff weilte<br />
erstmalig <strong>im</strong> <strong>Kirche</strong>nkreise am 25. Nov. anläßlich<br />
seiner Teilnahme in <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
Pfarrerkonfcrenz in Dieringhausen. —<br />
Bestätigt ist Pfarrer Dech ^ rt, Würrich, für<br />
Claswipper: die Einführung erfolgte am<br />
1. Advent. — Die neue <strong>Kirche</strong>nheizung in<br />
Wiedenest ist am 8. Dez. erstmalig in Betrieb<br />
gesetzt.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Altenkirchen<br />
Pfarrer Ved<strong>der</strong> in Nissen ist wegen Erkrankung<br />
drei Monate beurlaubt. Die Verwaltung<br />
<strong>der</strong> Pfarrstelle ist dem bisherigen<br />
Synodaloikar Goebel übertragen. Dieser<br />
wurde am 17. Noo. in Bctzdorf ordiniert.<br />
An seine Stelle in Birnbach trat als Lchroikar<br />
Kandidat Vier au« Trarbach, — Superintendent<br />
Leibnick, Virnbach, gedenkt zum<br />
Herbst kommenden Jahres in den Ruhestand<br />
zu treten.<br />
2 <strong>Kirche</strong>nkreis Barme»<br />
In Laaken-Nlombacherbach hielt <strong>der</strong><br />
in Oberhausen I gewählte Pastor Brökelschen<br />
am 1, Advent seine Abschiedspredigt:<br />
zu seinem Nachfolger wurde am 15, November<br />
gewählt Pastor U n g e r in Meckenbach (Pfalz):<br />
Amtsantritt voraussichtlich 1. Februar — Die<br />
evangelischen Gemeinden <strong>der</strong> Stadt Barmen-<br />
Elberfeld schlössen sich zu einem Zweck-<br />
Verband zusammen. Zum Vorsitzenden de«<br />
Geschäfteführenden Ausschusses wurde Sup.<br />
Neirich, Barmen, gewählt. — An Stelle<br />
von Pastor Nrink, <strong>der</strong> am 10. Nov. al«<br />
Pfarrer in Dortmund-Bodelschwingh eingeführt<br />
ist, wurde HilfsPrediger Ulrich Seeger, bisher<br />
in Ratingen, al« Synodaloikar überwiesen,<br />
— Am n. Nov. fand die Hauptversammlung<br />
<strong>der</strong> Rheinischen M i s s i o n « g e s e l l.<br />
schaft statt. — Küster Friedrich Daegc,<br />
246<br />
Aus dem Leben <strong>der</strong> rheinischen <strong>Kirche</strong><br />
seit 38 Jahre» an <strong>der</strong> W i ch l i n g h a u s e r<br />
<strong>Kirche</strong> tätig, vollendete am 7. Nov. sein 70,<br />
Lebensjahr: er tritt am 1. März 1930 in den<br />
Ruhestand. — Der Christliche Männer- und<br />
Jünglingsverei» Wupperfeld beging am<br />
10. Nov. sein 80. Iahresfest. — Pfarrer<br />
Ben<strong>der</strong>, Vereinsgeistlicher <strong>der</strong> Wuppcrtaler<br />
Stadtmission, ist einst<strong>im</strong>mig zum Leiter <strong>der</strong><br />
Stadtmission in Halle (Saale) gewählt und<br />
verläßt Barmen voraussichtlich <strong>im</strong> April kommenden<br />
Jahres. — Die Einführung des neugewählten<br />
Provisor« Rektor Rössing fand<br />
am 17. Nov. in Gemarke statt. — Am 1. Advent<br />
wurde das 50jährige <strong>Kirche</strong>njubiläum in<br />
Nächstebreck mit einem Festgottesdienst<br />
begangen. — Pfarrer Praetoriu« in<br />
Unterbarmen ist zum Frühjahr nach Verlin-<br />
Lichterfelde berufen, — Am 14. Nov. wurde<br />
in Schaafhe<strong>im</strong> b. Darmstadt <strong>im</strong> Alter von 68<br />
Jahren bestattet <strong>der</strong> Rektor i. R. B r u rk -<br />
mann, Mitglied <strong>der</strong> Kirchlichen Körperschaften<br />
in N i ch l i n g h a u s e n, <strong>der</strong> 40 Jahre<br />
<strong>im</strong> Barmer Schulleben tätig war. — Die<br />
Superintendenten Weirich, Barmen, und<br />
Jung, Elberfeld, traten in einem gemeinsamen<br />
Aufruf für den 5-Uhr-Ladenschluß<br />
am Heiligen Abend ein. — Ernst<br />
Brink und Erwin Küpper wurden in<br />
Untcrbarmen zu Ersatzprcsbytern gewählt. —<br />
In Wupperfeld fand am 26. Nov. eine<br />
Gedächtnisfeier statt für die in Brasilien verstorbene<br />
Frau Propst Else Funcke geb.<br />
Stöoesandt, — Am 2». Nov. verstarb<br />
Geh. Oberregierungs- und Medizinalrat Dr.<br />
Schlegtendal, 70 Jahre alt, Vorsitzen<strong>der</strong><br />
de« Evgl'Kirchl, Hilfsoereins,<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Bonn<br />
Zum 1, Nov. ist Hilfsprediger Dörr, bisher<br />
in Feudingen i. W,, in Bonn als Hilfsprediger<br />
eingetreten zur Unterstützung de« Iugendpfarrers.<br />
— Am 10. Nov. wurde <strong>der</strong> Hilfsprediger<br />
Liz. Adolf Hamel in Siegburg durch<br />
Superintendent Rentrop ordiniert, — Am<br />
17. Okt. starb Fra'i Sup. Marie Ammer<br />
in BeueI nach längerer Krankheit, die Gattin<br />
des letzten Superintendenten in Eupcn, jetzigen<br />
Pfarrers in Beuel. — Am 8. Dez. verabschiedete<br />
sich <strong>der</strong> bisherige Hilfsprediger Pastor<br />
Busch von <strong>der</strong> Bonner Gemeinde: er ist<br />
Pfarrer in Laufersweilcr (<strong>Kirche</strong>nkrcis S<strong>im</strong>mern)<br />
geworden.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Vraunfels<br />
Am 3. Okt. wurde <strong>der</strong> Synodalassessor Pastor<br />
Liz. Heep, Netzlar-Nie<strong>der</strong>girmes,<br />
zum Superintendenten und Pastor Heller,<br />
Bonbaden, zum Assessor gewählt. Der<br />
Predigtamtskandidllt Pfeiffer au« Kaldenkirchen<br />
ist bei Superintendent Liz. Heep al«<br />
Lehrvikar eingetreten, — Da« Pastorat in<br />
Kölschhausen wird demnächst vakant (s,<br />
Wetzlar).<br />
l) <strong>Kirche</strong>nkrciö Dinslaken<br />
Am 10, November wurde in V o e r d e ordiniert<br />
<strong>der</strong> für Altenessen best<strong>im</strong>mte Hilf«geistliche<br />
Wilhelm Dorn mann, — Am 13. Okt.<br />
tagten die Kirchcnchöre <strong>der</strong> Krri«gemeinde in<br />
Walsum-Aldenrade. — In <strong>der</strong> evangelischen<br />
Kirchcngemeinde Alt-Hamborn<br />
wurde am 24. Nov. ein CVIM. gegründet,<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Düsseldorf<br />
Am 31. Okt. starb in Bad Oeynhausen, 59<br />
Jahre alt, Pastor Friedrich Hellbardl,<br />
bis zu seiner am 1. Juli 1928 krankheitshalber<br />
erfolgten Emiritierung Pfarrer in Düsseldorf. —<br />
Pastor Karl Kuhn ist seit dem 1. Nov. al«<br />
Religionslehrer an den Berufsschulen tätig. —<br />
Gewühlt ward am 11. Nov. in Hilden Pastor<br />
Dr. Poos, Seibersbach (<strong>Kirche</strong>nkrcis Kreuznach).<br />
— Bestätigt ist die Wahl de« Pastor«<br />
Wilhelm Heß in Büchenbeuren (<strong>Kirche</strong>nkrei«<br />
Trarbach) für H a a n. — Da« Presbyterium<br />
Hochdahl wünscht die Abtretung von N e -<br />
an<strong>der</strong>thal-Eidam«hau« durch die<br />
<strong>Kirche</strong>ngemeinde Mettmann, um Hochdahl<br />
zu einer selbständigen Gemeinde machen zu<br />
können: b>e Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen.<br />
— Bestätigt ist die Wahl des Barmer<br />
Missionsinspektor« Pastor Karl Schombürg<br />
für Düsseldorf. — Da« Clären»<br />
bach-Festspiel von Hauptlehrer Heinrich<br />
Tendirk, Düsseldorf-Holthausen, mußte in<br />
Düsseldorf zum bitten 3!?ale gegeben werden.<br />
— Am 3. No» eierte <strong>der</strong> CVIM. in Ger.<br />
re « he<strong>im</strong> sein 20. Iahresfest. — Im neuen<br />
Ledigenhe<strong>im</strong> fand am 14. Nov. eine Arbeitstagung<br />
<strong>der</strong> evangelischen Frauenhilfen des<br />
<strong>Kirche</strong>nkreises statt. — In Holthausen,<br />
Gemeinde Urdenbach, beschlossen die evangelischen<br />
Nercinsvorstände einmütig, wie in den<br />
beiden vorigen Jahren, so auch diesmal nur<br />
eine einzige gemeinsame Feier (am<br />
4. Advent) zu veranstalten, — Ostern 1830<br />
wird in Düsseldorf da« rheinische<br />
Predigerseminar eröffnet, — Deutsch,<br />
land« ältestes Kurhaus für Alkoholkranke,<br />
Siloah in Lintorf, hat seine Tore wie<strong>der</strong><br />
geöffnet.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Duisburg<br />
Am 13, Okt. fand die Einführung de« Pastore<br />
N illems aus Neuenahr in seine Arbeit al«<br />
Verwalter des selbständigen Hilfepredigerbezirks<br />
Wanhe<strong>im</strong>erort durch den Präses de«<br />
Presbyteriums <strong>der</strong> Gemeinde Duisburg, Pfr.<br />
Hasenkamp, statt, — Am 13. Okt. war<br />
außerdem die Einführung <strong>der</strong> Pfarrvikarin Gertrud<br />
W intermantei au« St, Georgen<br />
i. Baden in ihre Arbeit an den evangelischen<br />
Kranken <strong>der</strong> hiesigen Krankenanstalten und al«<br />
Unterrichtende an <strong>der</strong> Berufsschule durch den<br />
Superintendenten Heß. — In Duisburg<br />
errang <strong>der</strong> Christliche Volksdienst <strong>im</strong> Stadtparlament<br />
3 Sitze. Spitzenkandidat war Pastor<br />
Schindelin, Wanhe<strong>im</strong>. — Am 1. Noo.<br />
fand <strong>im</strong> Gemeindehaus zu Bruckhausen<br />
(Gemeinde N e e ck) die langersehnte Gründung<br />
eines Kirchbauverein« statt. — Zum 1. Jan.<br />
ist eine weitere (14.) Pfarrstelle in Duisburg<br />
errichtet, <strong>der</strong>en Besetzung durch Ge><br />
mcindcwahl erfolgen wird. — Da sich nur drei<br />
Bewerber für die durch Tod de« Pfarrers<br />
Löh erledigte Pfarrstelle in Meidcrich<br />
fanden, wurde am 22. Nov. eine erneute Ausschreibung<br />
beschlossen. — Die <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
Mei<strong>der</strong>ich, al« angrenzende Grundstückeigentümerin,<br />
versagte die Genehmigung zur<br />
Errichtung eine« Lichtspieltheater«. — Am 20,<br />
Nov, wurde <strong>der</strong> Hilfsprediger Aug. Schäfer,<br />
best<strong>im</strong>mt für D u i s b u r g - L a a r , dortselbst<br />
durch Sup. Heß ordiniert.<br />
k <strong>Kirche</strong>nkreis Elberfeld<br />
Pastor V. Heinrich Niemöller von <strong>der</strong><br />
lutherischen Gemeinde Elberfeld vollendete<br />
am 8, Nov. sein 70. Lebensjahr. — Am 27.<br />
November konnte das reformierte Ge -<br />
meindestift in <strong>der</strong> Blankstraße das 40jährige<br />
Bestehen feiern, — Die freie evangelische<br />
Wahloereinigung (Fr. W.) errang in<br />
Barmen-Elberfeld 5 Sitze: ihr zweiter Kandidat<br />
war Pastor Gauger, Elberfeld. — Am 29,<br />
Noo. hielt Pastor Schönberger, <strong>der</strong> nach
London ging, in Nonsdorf (l u t h.) seine<br />
Abschiedspredigt, — Am i». Nov. starb nach<br />
»ur Lmonatlicher Amtstätigkeit Küster Walter<br />
Fink von <strong>der</strong> ersten lutherischen <strong>Kirche</strong> in<br />
Elberfeld. — Da« neue Nethesda-Krankenhaus<br />
in <strong>der</strong> Hainstraße in Elberfeld ist<br />
mit etwa 250 Betten dem Gebrauch übergeben.<br />
Die feierliche Einweihung des Neubaus, mit dem<br />
ein (freikirchliche«) Diakonissen-Mutterhaus verbunden<br />
ist, fand am 28. November statt. —<br />
Am 26. Noo. war da« 80jährige Jubiläum des<br />
Elberfel<strong>der</strong> Erziehungsoerein, —<br />
Da in <strong>der</strong> lutherischen <strong>Kirche</strong> zu Ronsdorf<br />
Bauarbeiten vorgenommen werden, wurden die<br />
lutherischen Gottesdienste am Bußtag und<br />
Totenfest abends in <strong>der</strong> reformierten <strong>Kirche</strong><br />
abgehalten. — Auf Beschluß <strong>der</strong> beiden Presbyterien<br />
wird vom 4. Advent ab in den Predigtstätten<br />
luth. Gemeindehaus am llellendahl,<br />
ref. Kapelle <strong>im</strong> llellendahl, luth. Gemeindehaus<br />
an <strong>der</strong> Vogelsaue und ref. Kapelle Hahnerberg<br />
abwechselnd von den Pfarrern bei<strong>der</strong> Gemeinden<br />
gepredigt. — Missionar Bonn ist<br />
verstorben. — Pfarroerweser für die Zeit <strong>der</strong><br />
Vakanz in Ronsdorf (luth.) ist Missionar<br />
Schmidt. — Dem <strong>Evangelische</strong>n<br />
Zweckverband für Barmen-Elberfeld<br />
haben sich bereit« 45 von 16 eo. Gemeinden<br />
<strong>der</strong> Wupperstadt angeschlossen. Die Selbständigkeit<br />
<strong>der</strong> einzelnen Gemeinden wird durch<br />
die Neugründung nicht berührt. — Die luth.<br />
Gemeinde Elberfeld hofft zu Ostern das<br />
neue Feierabendhaus zu eröffnen.<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Essen<br />
Pastor Friedrich Spiecker von <strong>der</strong> Altstadtgemeinde<br />
vollendete am 29. Nov. sein 70. Lebensjahr:<br />
Pastor Julius Fürstenow in<br />
Essen-Altendorf, <strong>der</strong> unlängst sein 40. Ordinatsjubiläum<br />
feiern konnte, ward am 42. Nov.<br />
68 Jahre alt. Sie sind die Senioren unter<br />
den Geistlichen de« <strong>Kirche</strong>nkreise«. — Am 47.<br />
Nov. konnte Pfarrer Arthur Schmidt in<br />
Essen-Kran sein 25jähriges Dienstjubiläum<br />
feiern. — Hilfsprediger Nerlich, Altenessen,<br />
ist in da« <strong>Evangelische</strong> Hilfswerk für<br />
Spanien nach Madrid gegangen und durch de»<br />
Hilf«geistlichen Dörnmann am 4. Nov. ersetzt.<br />
— Der Hilfsprediger Echternacht in<br />
Essen-Altstadt ist gewählt in Aplerbeck<br />
(<strong>Kirche</strong>nkreis Unna !. W.) und durch den<br />
Hilfsprediger Fernau abgelöst. — Au« Gesundheitsrücksichten<br />
gedenkt Pfarrer de Haas,<br />
Essen-Borbeck, am 4. Januar in den<br />
Ruhestand zu treten. — Der <strong>Kirche</strong>nchor <strong>der</strong><br />
evangelischen Gemeinde Essen-Schonnebeck<br />
beging am 9. und 40. November sein<br />
30. Iahreefest, <strong>der</strong> E v. Arbeiter- und<br />
Nürgerverein Holsterhausen vor<br />
einiger Zeit sein 25. — Der Christliche<br />
Volksdienst erzielte hier 3 Sitze <strong>im</strong> Stadtparlament;<br />
Spitzenkandidat war Studienrat<br />
Spiecker, Essen. — Frau von Wal dt-<br />
Hausen, Essen, wurde am 3. Oktober in<br />
Nachfolge <strong>der</strong> verstorbenen Frau Heuser-Ercken«<br />
zur Vorsitzenden <strong>der</strong> rheinischen Frauenhilfe ge»<br />
wühlt. — Am 44, Nov. wurde da« 20jährige<br />
Jubiläum des Ernst-Moritz-Arndt-Hause« in<br />
Rüttenscheid gefeiert. — Der Ev, <strong>Kirche</strong>nchor<br />
Dellwig-Frintrop besteht nunmehr<br />
40 Jahre. — Die Kirchbautagung<br />
<strong>im</strong> Folkwangmuseum vom 25. bis 27. Nov.<br />
nahm einen sehr befriedigenden Verlauf. —<br />
Der Prooinzial-<strong>Kirche</strong>nrat berief, zunächst für<br />
6 Monate, Pfarrer Treichel von Essen-<br />
Altstadt zur Eoangelisation <strong>im</strong> <strong>Rheinland</strong>.<br />
AI« persönlicher Hilfsprediger wurde ihm Kandidat<br />
Weiß beigegeben. — Iugendpfarrer<br />
Weigle ist bekanntlich am 4. August in den<br />
Ruhestand getreten: da« verwaiste Iugendpfarramt<br />
ist nunmehr von Pastor Busch<br />
übernommen, — Kandidat Ködding ist seit<br />
November Hilfsprcdiger bei Pastor P l a t h. —<br />
In <strong>der</strong> Gemeinde Esscn-Altendorf hat sich für<br />
Holsterhausen am 46. November ein<br />
Kirchbauoerein gebildet, um die innere<br />
Einrichtung aus <strong>der</strong> Pressa-<strong>Kirche</strong>,<br />
welche nach Holsterhausen übernommen wird,<br />
zu erwerben. — Am 4. Dezember ist <strong>der</strong> langjährige<br />
Küster <strong>der</strong>AltendorferKapellc,<br />
Gemeinde Rüttenscheid, Joh. Schacht»<br />
sick, aus seinem Amte geschieden und erhielt<br />
in Albert Dummen einen Nachfolger. —<br />
Seit dem 4. Advent wird in Borbeck <strong>der</strong><br />
Beschluß de« Vaterunser« von <strong>der</strong> Gemeinde<br />
gesungen. — Die erweiterte Gnadenkirche in<br />
Dellwig-Frintrop ward am 45. Dezember<br />
von Gen.-Sup. V. Stoltenhoff wie<strong>der</strong> eingeweiht.<br />
— Pfarrer v. Dusse, Rütten°<br />
scheid, geht Ostern als Direktor des rheinischen<br />
Predigerseminar« nach Düsseldorf. — Ein<br />
Lehrgang für Iugendführer wird in<br />
Essen veranstaltet vom 5. bis 7. Jan. 4930. —<br />
Für den Gemeindehaussaal in Beigerhausen<br />
(Gemeinde Rellinghausen) stiftete<br />
<strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong> Frauenoerein 200 ^>l. — Im<br />
evangelischen Krankenhau« in Borbeck sind<br />
einige zeitgemäße Neuerungen eingeführt, —<br />
Der Erweiterungsbau de« evangelischen Krankenhause«<br />
in Königssteele wird um Weihnachten<br />
unter Dach sein.<br />
(3 <strong>Kirche</strong>nkieis Gladbach<br />
Die Diaspora- und Grenzgemeinde Nie<strong>der</strong>dorf<br />
ist bemüht, wie<strong>der</strong> Glocken für ihr Gotteshaus<br />
zu beschaffen. — Im November dieses<br />
Jahre« bestand da« Iohanniterhe<strong>im</strong> in Krefeld<br />
30 Jahre. Die feierliche Wie<strong>der</strong>eröffnung<br />
<strong>der</strong> Rheydter Friedenekirche fand am<br />
4. Advent statt. — Pfarrer Hanke, Rheydt,<br />
leitet gegenwärtig ehrenamtlich und freiwillig<br />
die Anstalt Hephata in M.G l a d b a ch. —<br />
Die Kreisgemeinde Gladbach bat ihre Vereine,<br />
kirchliche wie weltliche, die Weihnachtsfeiern<br />
möglichst zu vereinfachen und<br />
zusammenzulegen. — In Krefeld ist ein<br />
Zweckverband <strong>der</strong> evangelischen Vereine gegründet.<br />
— Die Synodalmissionskonferenz fand<br />
am 2. Dezember in M.Gladbach statt, da«<br />
Synodal-Gustao-Adolf-Fest am 3. November<br />
in Viersen.<br />
5l <strong>Kirche</strong>nkreis Hollenzollern<br />
Stud. theol. Bäcker au« Köln-Rath bestand<br />
in Koblenz die erste theol. Prüfung und wurde<br />
als Lehroikar nach Sigmaringen überwiesen.<br />
^ <strong>Kirche</strong>nkreis St. Johann<br />
Am 30. Oktober starb <strong>der</strong> Presbyter Kar»<br />
Pillong in S ch e i d t,<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Iiilich<br />
In Hückelhooen ist die neue evangelische<br />
Schule eingeweiht. (K. R. Rh. W.) — Pfarrer<br />
Ehlert, Ran<strong>der</strong>ath, feierte am<br />
44. Dezember sein 40jährigc« Amtsjubiläum,<br />
— Zum Nachfolger von Pastor Speckmann,<br />
<strong>der</strong> bekanntlich nach Hamburg ging, wurde am<br />
9. Dezember in Düren gewühlt Pastor<br />
Weltmann, Pfarrer Hollweg, Schwane<br />
n b r r g in Berlin (Oelberg).<br />
l< <strong>Kirche</strong>nereis Koblenz<br />
An Stelle de« Synodalvikar« Wiebel trat<br />
5. Hermann au« Wülfrath, an Stelle<br />
von Pastor R. Blanke in Enger« Pastor<br />
K n u t h. — Die altehrwürdige Koblenzer<br />
Florinskirche wird für 42000« Mark<br />
gründlich erneuert. Bei den Ausschachtungsarbeiten<br />
traten wertvolle, geschichtliche, und<br />
Kunstdenkmäler aus römischer, fränkischer und<br />
späterer Zeit zutage, — Am 43. November<br />
tagte in Koblenz die Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>der</strong> evangelischen Religionslehrer an<br />
den Volks- und höheren Schulen des <strong>Kirche</strong>nkreise«,<br />
— Anläßlich <strong>der</strong> Befreiung <strong>der</strong><br />
Stadt Koblenz fanden hier und in den<br />
evangelischen Nachbargemeinden am 4. Dezember<br />
beson<strong>der</strong>s ausgestaltete Gottesdienste statt<br />
<strong>Kirche</strong>nkieis Köln<br />
In Bergisch-Gladbach wurde für den<br />
verstorbenen Superintendenten Ludwig Rehse<br />
auf dem Friedhof ein Denkmal enthüllt. —<br />
Der Verband evangelischer <strong>Kirche</strong>nchöre<br />
des <strong>Kirche</strong>nkreise« besteht 25 Jahre, <strong>der</strong><br />
E. V. I. M. Köln am 40. November 80 Jahre.<br />
Viel beachtet wurde ein Gruß des Kölner Oberbürgermeisters<br />
Dr. Adenauer, <strong>der</strong> durch den<br />
Neigeordneten Dr. Coerper auf <strong>der</strong> Hauptoer»<br />
sammlung <strong>der</strong> O st a s! e n m i s s i o n inKöln><br />
Lindenthal-Sülz am 24. Oktober übermittelt<br />
wurde. — Am 6. November wählte<br />
diese Gemeinde auf ihre neue vierte Pfarrstclle<br />
Pfarrer Wilhelm Schloßmacher, <strong>der</strong> seit<br />
Jahresfrist Pfarroerweser dieser Stelle war.<br />
— Vom 44. bis 46. Oktober legten aus dem<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Vikar M. Dell mann, Religionslehrer<br />
an den städtischen Berufsschulen in<br />
Köln, und Synodalvikar H, Kappner da«<br />
zweite theologische Examen vor dem <strong>Evangelische</strong>n<br />
Konsistorium in Koblenz ab. Synodal»<br />
oikar Kappner wurde am 3. November in<br />
<strong>der</strong> Antoniterkirche in Köln feierlich ordiniert.<br />
— Drei Lehroikare traten am 4. November in<br />
den <strong>Kirche</strong>nkieis ein: Vikar Käsemann in<br />
Fortuna (Z i e o e r i ch) ging für ein Jahr in<br />
da« Predigerseminar in Soest, an seine Stelle<br />
trat Vikar Dr. D! elhenn, Vikar H. O b e r°<br />
mann hat in 2 eutz, Vikar H. Zerr in<br />
Köln-Dellbrück die Zeit <strong>der</strong> Ausbildung<br />
für das praktische Amt begonnen. — Pfarrer<br />
Wendland in Köln tritt am 4. April kommenden<br />
Jahre« in den Ruhestand. — Pastor<br />
Röttgen, Bergisch-Gladbach, ist<br />
von seinem schweren Motorradunfall wie<strong>der</strong><br />
völlig genesen und hat seine Amtstätigkeit Anfang<br />
November wie<strong>der</strong> aufnehmen können. —<br />
Am 22. November war eine Gedenkfeier für<br />
die unlängst verstorbene Wohltäterin <strong>der</strong> evangelischen<br />
Gemeinde Köln/ Frau von OeI -<br />
bermann. — Strafanstaltspfarrei in Köln<br />
ist jetzt Pastor Liz. Dr. Meinardus, bisher<br />
in Münster tätig. — Der Kirchbauoerein<br />
Nippes ist binnen Jahresfrist von 748 auf<br />
402? Mitglie<strong>der</strong> gestiegen, <strong>der</strong> Kassenbestand<br />
von 4773,84 ^»t auf 46 435,20 ^l. — In Berlin<br />
verstarb am 9. November Frau Pfarrer<br />
Herdickerhoff, früher in Mülhe<strong>im</strong><br />
(Rhein). — Präses v. Nolff, Aachen, als<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> de« Provinzialverbandes evangelischer<br />
Akademiker, hielt am 49. November in<br />
Köln auf dem Iahresfcst <strong>der</strong> dortigen Ortsgruppe<br />
evangelischer Akademiker den Festvortrag.<br />
— <strong>Das</strong> evangelische Krankenhaus Kalk,<br />
Eigentum <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde, feierte<br />
am 9. Dezember da« 25jährige Bestehen, —<br />
Die evangelische Gemeinde Köln-Lindenthal<br />
erhielt auf Beschluß <strong>der</strong> rheinischen Prooinzialsynode<br />
20 000 ^>l zur Errichtung einer<br />
Adolf » Clarenbach - Gedächtnis»<br />
kirche an <strong>der</strong> Richtstätte in M e l a t e n,<br />
<strong>Kirche</strong>nkreis Kreuznach<br />
Pfarrer Dr. Poo« in Seibersbach-<br />
Dörrebach ist in Hilden (<strong>Kirche</strong>nkreis<br />
Düsseldorf) gewählt.<br />
i. <strong>Kirche</strong>nkieis Lennep<br />
Pastor Hauk von <strong>der</strong> Pauluskirche in Rem -<br />
scheid-Hasten hat am 47. Nov. seine Abschiedspredigt<br />
gehalten: er kam an die Kaiser-<br />
Wilhelms-Gedächtnis-<strong>Kirche</strong> in Berlin, — Zugleich<br />
mit den» silbernen Jubiläum seiner Vorsitzenden,<br />
Frau von Kürten, feierte <strong>der</strong><br />
Remschei<strong>der</strong> Missions-Frauenverein<br />
<strong>im</strong> November in aller Stille sein 25jähriges<br />
Nestehen, — Da« Presbyterium <strong>der</strong><br />
evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde Remscheid<br />
macht darauf aufmerksam, daß zwischen <strong>der</strong> Gemeinde<br />
und dem „N ergischen Diakonisse<br />
n h a u s E l i m" in Remscheid keinerlei Beziehungen<br />
bestehen, — Am 4. Dezember ist<br />
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Pfarrei Steil von <strong>der</strong> Anstalt „Stiftung<br />
Tannenhof" in den Ruhestand getreten. —<br />
Da« Presbyterium in Remscheid bat die<br />
Genieindeglie<strong>der</strong>, dem Beispiel an<strong>der</strong>er Stadtgemeinden<br />
zu folgen und nicht mehr Leichenzüge<br />
durch die Stadt zu veranstalten:<br />
<strong>der</strong> hastende Verkehr lasse ohnehin keine Stille<br />
und Sammlung dabei aufkommen. — Am 8. Dez.<br />
feierte die Gemeinde Beyenburg ihr 75jährigc»<br />
Nestehen: die Festpredigt hielt Sup.<br />
0. Dr. Schäfer, Rem scheid. — Die Einweihung<br />
des neuen Gemeindehauses am<br />
Scheideweg (Gemeinde Hückeswagen)<br />
war am 8. Dez. — In Radevormwald<br />
ist die Wie<strong>der</strong>besetzung <strong>der</strong> ersten ref. Pfarrstelle,<br />
die seit