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Pfingsten 2012 - St. Suitbertus Solingen Weeg

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schon als Kommunionkind. Er wollte<br />

gerne Messdiener werden und hat<br />

das heute zum ersten Mal gemacht.<br />

Ich finde, das hat er ganz toll gemacht.“<br />

Alle applaudierten, und Sebastian<br />

erhob sich von seinem Platz<br />

und verbeugte sich vollendet.<br />

Seitdem ist er so alle zwei, drei<br />

Wochen „dran“. Zwischenzeitlich<br />

musste man natürlich schon mal<br />

korrigierend eingreifen, als er anfing,<br />

sich seiner Routine zu sicher<br />

zu fühlen und dann allerlei Blödsinn<br />

machen wollte. Doch er ist nach wie<br />

vor mit Feuereifer dabei. Und wer<br />

weiß, wie schwer es ist, ein Kind mit<br />

Down-Syndrom eine <strong>St</strong>unde lang<br />

konzentriert bei einer Sache zu halten,<br />

kann seine Leistung ermessen.<br />

Wobei die größte Herausforderung<br />

der Wortgottesdienst ist, in dem sich<br />

die Messdiener eigentlich immer<br />

nur passend hinsetzen oder erheben<br />

müssen. Da passiert es schon<br />

mal, dass er während der Predigt so<br />

herzhaft gähnt, dass die halbe Gemeinde<br />

mitgähnen muss.<br />

Aber die Gabenbereitung, das ist<br />

seine Welt, Kelch zum Altar bringen,<br />

sich im richtigen Moment verneigen<br />

– kein Problem. Ich als Mutter<br />

sitze derweil in der Bank, habe vor<br />

Aufregung meinen Adrenalinspiegel<br />

so ziemlich unter der Schädeldecke<br />

und muss an meinen verstorbenen<br />

Vater denken: Er hat vergeblich versucht,<br />

seine Tochter zu einer braven<br />

Kirchgängerin zu erziehen. Ob der<br />

wohl jetzt im Jenseits auf seinen Enkel<br />

und mich herabblickt und sich –<br />

Gedanken<br />

zusammen mit „dem da oben“ – die<br />

Hände reibt?<br />

Christine Dosche<br />

Erwachsen sein und doch<br />

Kind bleiben . . .<br />

. . . manchmal wünsche ich mir genau<br />

das. Als ich „klein“ war hatte ich<br />

noch diesen schönen Kinderglauben.<br />

Gott war für mich immer der<br />

Mann mit dem weißen Rauschebart,<br />

auf einer Wolke sitzend, umgeben<br />

von Engeln und Heiligen. Solche<br />

Bilder sieht man ja tatsächlich auch<br />

in vielen Kirchen. Und auch oder gerade<br />

weil ich damals noch nicht alles<br />

verstanden habe, war diese bildliche<br />

Vorstellung so herrlich einfach. Gott<br />

war immer für mich da - es gab Gut<br />

und Böse und wenn ich nur genügend<br />

daran glaubte würde sich alles<br />

ins Positive wandeln. Den Reichtum<br />

der Welt könnte man doch prima<br />

an die Armen verteilen und wenn<br />

ich nur recht viele Menschen davon<br />

überzeugen könnte, so gäbe es bestimmt<br />

auch bald keine Kriege mehr.<br />

Heute weiß ich, dass diese Sicht<br />

durch die „rosarote Brille“ nicht funktioniert.<br />

Das Bild vom alten Mann<br />

mit Rauschebart hat schon lange an<br />

Ausdruckskraft verloren. Tatsächlich<br />

gibt es bei mir mehr Fragen als Antworten<br />

und ich bin weit davon entfernt<br />

die schnelle Lösung zu finden.<br />

Dennoch gibt es ihn noch – meinen<br />

alten Kinderglauben - wenn ich genau<br />

hinschaue begegne ich ihm ab<br />

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