als PDF-Dokument herunterladen - Filmstiftung Nordrhein-Westfalen
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die Produzenten sich aus. Es sei jedoch „schon<br />
eine relativ komplexe Finanzierungsstruktur, viele<br />
verschiedene Quellen, die alle unter einen Hut<br />
gebracht werden mussten“. Angesichts des heiklen<br />
Themas sei es wichtig gewesen, frei von<br />
politischen Verpflichtungen zu bleiben, weshalb<br />
auch, mit Ausnahme von etwas privatem Geld<br />
aus Israel, aus der Region selbst nichts eingeflossen<br />
sei. Aber Roman Paul klagt auch über<br />
fehlenden Mut in Deutschland, sich auf gewagtere<br />
Projekte einzulassen. So konnte „Paradise<br />
Now” <strong>als</strong> Beitrag zur Finanzierung in acht<br />
Länder vorverkauft werden – Deutschland jedoch<br />
gehörte nicht dazu. Hier, so Paul, stoße<br />
man häufig auf diffuse Skepsis („Wie sehen uns<br />
dann mal den Rohschnitt an.”). „Die Deutschen<br />
haben dann Schlange gestanden auf der Berlinale”,<br />
wo „Paradise Now” viel beachtet im<br />
Wettbewerb gezeigt wurde.<br />
Was es bedeutet, in einer Krisenregion zu<br />
leben, musste das Team am eigenen Leib erfahren,<br />
<strong>als</strong> von April bis Juni 2004 an Origin<strong>als</strong>chauplätzen<br />
gedreht wurde. Nachdem Israel zu<br />
dieser Zeit den Hamas-Chef und seinen Nachfolger<br />
mit gezielten Aktionen getötet hatte, war<br />
die Atmosphäre in Nablus extrem aufgeheizt.<br />
Schießereien waren an der Tagesordnung, Sets<br />
mussten beim Auftauchen von Panzern fluchtartig<br />
aufgelöst werden. Bei einem Angriff der<br />
israelischen Armee starben zwei Mitarbeiter aus<br />
dem Umfeld der Produktion, die für Drehmöglichkeiten<br />
und Sicherheit gesorgt hatten. Danach<br />
war, erinnert sich Gerhard Meixner, der Schutz<br />
der Produktion vor Ort „so ein bisschen eingebrochen”.<br />
Eine militante Gruppierung, die befürchtete,<br />
dass das Bild der Selbstmordattentäter<br />
im Film ihren Zielen nicht nützlich sein könnte,<br />
tauchte bewaffnet im Produktionsbüro auf und<br />
an der Tagesordnung<br />
forderte das Ende der Dreharbeiten. Der Dreh<br />
wurde unterbrochen, mehrere deutsche Teammitglieder<br />
brachen angesichts der bedrohlichen<br />
Situation ab und kehrten nach Deutschland zurück.<br />
Erst fast zwei Wochen später – inzwischen<br />
war dieselbe Gruppierung, von der Stadt und<br />
anderen Kämpfergruppen selbst unter Druck gesetzt,<br />
wieder aufgetaucht und hatte darum gebeten,<br />
die Dreharbeiten wieder aufzunehmen<br />
– konnte zunächst in Nablus und dann auf israelischer<br />
Seite im sichereren Nazareth weiter gedreht<br />
werden.<br />
Von den Turbulenzen der Entstehung ist<br />
dem Film erstaunlich wenig anzusehen. Da wirkt<br />
das Leben in Nablus zwar alles andere <strong>als</strong> idyllisch,<br />
aber eben doch wie halbwegs normaler<br />
Alltag. Dennoch ist Roman Paul überzeugt: „Das<br />
ist nichts, was man in Italien einfach hätte nachdrehen<br />
können, das wäre ein ganz anderer Film<br />
gewesen. Die innere Ernsthaftigkeit ist auch<br />
dem Ort geschuldet. Der ganze Produktionsprozess<br />
war wie das Laufen auf einem Seil: Es<br />
war unsere Absicht, in der Mitte entlang zu laufen.”<br />
Auf der Berlinale gab es dafür gleich drei<br />
Preise, darunter der Blaue Engel <strong>als</strong> bester europäischer<br />
Film und eine Auszeichnung von amnesty<br />
international. Eine Aufführung vor vollem<br />
Haus im palästinensischen Ramallah führte zu<br />
lebhaften Diskussionen, wobei auch seine Kritiker<br />
dem Film bescheinigten, dass er die Situation<br />
in Palästina realistisch wiedergebe. Dass<br />
das Thema des Films keineswegs nur in der Region<br />
relevant ist, zeigt die Reaktion beim Film<br />
Festival in Cambridge, wo „Paradise Now” im<br />
Juli, nach den Anschlägen von London, kurzfristig<br />
aus dem Programm genommen wurde.<br />
In Deutschland bringt Constantin den Film am<br />
29. September in die Kinos.<br />
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