CLASSaktuell - CLASS - Association of Classical Independents in ...
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Im Blickpunkt<br />
Kammermusik<br />
Conlon Nancarrow (1912-1997)<br />
Ausgewählte Studien arrangiert für<br />
Bläserqu<strong>in</strong>tett von Raaf Hekkema<br />
Calefax Reed Qu<strong>in</strong>tet<br />
Ivo Janssen, Klavier<br />
MDG 619 1548-2<br />
Das Player Piano lebt! Diesmal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Arrangement für Bläserqu<strong>in</strong>tett und Klavier:<br />
Conlon Nancarrow komponierte Mitte des<br />
20. Jahrhunderts fast immer für die Rolle,<br />
weil er glaubte, ke<strong>in</strong> Mensch könne se<strong>in</strong>e<br />
Musik je live spielen. Das niederländische<br />
Ensemble Calefax belehrt den US-Amerikaner<br />
mit e<strong>in</strong>er Aufnahme von 14 se<strong>in</strong>er<br />
„Studies“ postum e<strong>in</strong>es Besseren: Niemals<br />
zuvor haben die musikalischen Experimente<br />
Nancarrows so geklungen wie <strong>in</strong><br />
dieser Version des Saxophonisten Raaf<br />
Hekkema. Versprochen!<br />
Rollentausch<br />
Conlon Nancarrow stanzte se<strong>in</strong>e Werke<br />
eigenhändig <strong>in</strong>s Papier. E<strong>in</strong> Notenblatt<br />
haben se<strong>in</strong>e Studies nie gesehen, bevor sie<br />
erstmals auf dem Pianola erklangen. Die<br />
aktuelle Calefax-E<strong>in</strong>spielung haben wir dem<br />
niederländischen Hornisten und Musikmanager<br />
Jan Wolff zu verdanken, e<strong>in</strong>em<br />
glühenden Verehrer von Nancarrows Musik.<br />
Nach erfolgreicher Premiere im Beise<strong>in</strong><br />
des Komponisten war der Damm gebrochen<br />
und Calefax arrangierte <strong>in</strong> der<br />
Folge e<strong>in</strong> gutes Dutzend Player-Piano-Werke<br />
von Nancarrow für Bläserqu<strong>in</strong>tett und<br />
Klavier, die erst vor kurzem bei Wolffs Abschiedsfeier<br />
als Muziekgebouw-Direktor<br />
<strong>in</strong> Amsterdam (ur)aufgeführt wurden.<br />
Das Rohrblatt-Qu<strong>in</strong>tett Calefax ist auf<br />
allen Bühnen dieser Welt zu Hause. In<br />
mehr als 600 Konzerten haben die Musiker<br />
mit viel Humor und Erfolg ihr breites<br />
und garantiert immer spezielles Repertoire<br />
präsentiert, wobei sie sich auf ke<strong>in</strong>e<br />
etablierte Rolle festlegen: Man präsentiert<br />
Alte Musik bis zu den Klassikern ebenso<br />
ungebremst, wie Jazz und zeitgenössische<br />
Kompositionen <strong>in</strong> Orig<strong>in</strong>al und bisweilen<br />
aberwitzigsten Arrangements. Hochvirtuos<br />
und immer fe<strong>in</strong>st geblasen …<br />
Streich<strong>in</strong>strumente<br />
Elgar, Ravel, Sibelius,<br />
Vaughan Williams u.a.<br />
Homage<br />
Ehrung von 12 Meisterexemplaren<br />
der Geigenbaukunst<br />
James Ehnes, Eduard Laurel<br />
ONYX 4038<br />
Auf se<strong>in</strong>er neuesten CD „Homage“ erweist<br />
der Geiger James Ehnes, Grammyund<br />
Gramophone Award Gew<strong>in</strong>ner im Jahr<br />
2008, den berühmtesten Geigenbauern der<br />
Welt se<strong>in</strong>e Referenz. Im Mittelpunkt dieses<br />
außergewöhnlichen Projektes stehen <strong>in</strong>sgesamt<br />
12 der bedeutendsten jemals hergestellten<br />
Viol<strong>in</strong>en und Violas. Die wertvollen<br />
Exemplare von Stradivari, Guarneri,<br />
da Salò und Guadagn<strong>in</strong>i stammen ohne Ausnahme<br />
aus der Fulton Collection, der wichtigsten<br />
Privatsammlung der Welt. So konnte<br />
man beispielsweise noch nie Stradivaris<br />
La Pucelle bisher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Aufnahme<br />
hören und Guarneris Lord Wilton war das<br />
letze Instrument von Yehudi Menuh<strong>in</strong>.<br />
James Ehnes präsentiert e<strong>in</strong>e sorgfältig<br />
zusammen gestellte Auswahl von 21 Musikstücken<br />
und zeigt an ihnen die Charakteristika<br />
und Vorzüge des jeweils verwendeten<br />
Instruments. Abgerundet wird das<br />
Programm durch zwei Bonus-Tracks, auf<br />
denen jedes Instrument mit dem gleichen<br />
Ausschnitt aus e<strong>in</strong>em Stück zu hören ist.<br />
E<strong>in</strong>e wunderbare Gelegenheit, die klanglichen<br />
Qualitäten der e<strong>in</strong>zelnen Instrumente<br />
mite<strong>in</strong>ander zu vergleichen.<br />
Die beigefügte DVD be<strong>in</strong>haltet die<br />
vollständige Aufführung der Werke sowie<br />
Interviews, <strong>in</strong> denen mehr über die<br />
Instrumente selbst, die Wichtigkeit des<br />
Bogens, Ehnes’ Beziehung zur Fulton<br />
Collection und über die Vorbereitungen<br />
zur Aufnahme zu erfahren ist. Von der<br />
DVD sagt Ehnes selber, dass sie für jeden<br />
Liebhaber großartiger Instrumente<br />
sehens- und natürlich auch hörenswert<br />
ist. David Fulton berichtet über se<strong>in</strong>e Leidenschaft<br />
diese Seltenheiten zu sammeln<br />
und warum er se<strong>in</strong>e Kostbarkeiten James<br />
Ehnes anvertraut und dass er ihn mit<br />
David Oistrach vergleicht.<br />
26 AUSGABE 2009/1<br />
Johann Sebastian Bach<br />
6 Sonaten & Partiten<br />
Viktoria Mullova<br />
ONYX 4040<br />
Als „Eiskönig<strong>in</strong>“ wurde sie schon bezeichnet<br />
– die russische Geiger<strong>in</strong> Viktoria<br />
Mullova, deren Spiel so gar nicht russisch<br />
anmutet. Seit e<strong>in</strong>igen Jahren beschäftigt sie<br />
sich <strong>in</strong>tensiv mit Barockmusik, hat zuletzt<br />
mit Ottavio Dantone Bach-Sonaten und<br />
mit Il Giard<strong>in</strong>o Armonico unter Giovanni<br />
Anton<strong>in</strong>i Vivaldi-Konzerte e<strong>in</strong>gespielt.<br />
Viktoria Mullova ist es hier auf bee<strong>in</strong>druckende<br />
Weise gelungen, ihre ausgereifte<br />
Technik, die sie auf der modernen<br />
Geige besitzt, auf ihr barockes Spiel zu<br />
übertragen. Wie selbstverständlich spielt sie<br />
ihre mit Darmsaiten bespannte Guadagn<strong>in</strong>i<br />
(1750) mit e<strong>in</strong>em barocken Bogen.<br />
Barockmusik ganz ohne Vibrato zu<br />
spielen, lehnt Mullova dagegen strikt ab:<br />
Sie setzt das Vibrato sehr gezielt e<strong>in</strong>, differenziert<br />
es <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Art, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Schnelligkeit<br />
und Weite. Der Kritik entgegnet sie<br />
selbstbewusst: „Man kann so viele unterschiedliche<br />
Sachen machen mit verschiedenen<br />
Vibratos. Und es gab e<strong>in</strong>e Zeit, da<br />
hat man jede Note mit viel Vibrato<br />
gespielt, dann gab es e<strong>in</strong>e Phase, wo man<br />
Vibrato nur als Farbe nutzte. Es stimmt<br />
e<strong>in</strong>fach nicht, dass man Barockmusik<br />
ohne Vibrato womöglich schief spielt. Das<br />
war immer das, was die modernen Musiker<br />
über authentisches Spiel gesagt haben.“<br />
Nach ihrer Aufnahme von drei Partiten<br />
Anfang der 1990er Jahre auf e<strong>in</strong>er<br />
modernen Geige für Philips präsentiert<br />
Viktoria Mullova nun für Onyx e<strong>in</strong>e Gesamtaufnahme<br />
sämtlicher Sonaten und<br />
Partiten Bachs auf zwei CDs. Mullovas<br />
Spiel überzeugt e<strong>in</strong>mal mehr durch e<strong>in</strong>en<br />
schlanken Klang mit sparsamem, klug<br />
e<strong>in</strong>gesetztem Vibrato und e<strong>in</strong>en differenzierten,<br />
beweglichen Ton ohne jede<br />
Schwere.<br />
Ligeti, Bloch, Britten<br />
Solosonaten<br />
Walton Cello Konzert<br />
Pieter Wispelwey<br />
Jeffrey Tate, Sydney Symphony<br />
ONYX 4042<br />
Neben der außergewöhnlichen technischen<br />
Meisterschaft se<strong>in</strong>es Cellospiels ist<br />
es vor allem se<strong>in</strong> persönlicher und unverkennbarer<br />
Interpretationsansatz, der ihn<br />
auszeichnet. Darüber h<strong>in</strong>aus ist Wispelwey<br />
e<strong>in</strong>er der ganz wenigen Cellisten se<strong>in</strong>er<br />
Generation, der sich sowohl der historischen<br />
Aufführungspraxis als auch der<br />
Interpretation der jüngsten Celloliteratur<br />
widmet. So reicht denn se<strong>in</strong> Repertoire<br />
dementsprechend auch von Johann<br />
Sebastian Bach bis h<strong>in</strong> zu Elliott Carter.<br />
Knapp 20 CDs hat Wispelwey seit<br />
Anfang der 1990er Jahre für das holländische<br />
Label Channel aufgenommen und<br />
dafür viel Kritikerlob und höchste Auszeichnungen<br />
(Diapason d’or, Gramophones<br />
Editor’s Choice usw.) geerntet. Die<br />
vorliegende Aufnahme nun markiert den<br />
Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er längerfristig angelegten<br />
Zusammenarbeit von Wispelwey mit dem<br />
Label Onyx. Im Mittelpunkt steht das Cellokonzert<br />
von William Walton, das Wispelwey<br />
auf se<strong>in</strong>em Guadagn<strong>in</strong>i-Cello<br />
(1760) spielt. Werke für Cello solo von<br />
Bloch, Britten und Ligeti, für die Wispelwey<br />
auf e<strong>in</strong> Stradivarius-Cello (1698)<br />
zurückgreift, runden das Programm ab.