CLASSaktuell - CLASS - Association of Classical Independents in ...
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<strong>CLASS</strong> aktuell<br />
Michael Haydn (1737-1806)<br />
Responsorien zur Heiligen Woche<br />
Purcell Chor<br />
Orfeo Orchestra, György Vashegyi<br />
HCD 32596 / Hungaroton<br />
5991813259622 / Erste<strong>in</strong>spielung<br />
Die Kompositionen für die Karwoche<br />
des Jahres 1778 s<strong>in</strong>d grandiose Beispiele<br />
für Chorkompositionen im stilo antico.<br />
Das Responsorium – e<strong>in</strong> Wechselgesang<br />
von Solist und Geme<strong>in</strong>de – ist <strong>in</strong> der<br />
katholischen Liturgie e<strong>in</strong>er der üblichen<br />
Gesangstypen der heiligen Messe und des<br />
Stundengebets. Die Form geht auf den<br />
Synagogalgesang zurück und gilt somit<br />
als e<strong>in</strong>e der ältesten Gesangsformen der<br />
christlichen Kirche. Mit se<strong>in</strong>en homophonen,<br />
isorhythmischen Sätzen, die<br />
nach e<strong>in</strong>em vollkommenen, <strong>in</strong>nigen Ausdruck<br />
der Bibelverse streben – als ob<br />
sich ihr Komponist, allen äußerlichen<br />
Prunk ausschließend, ausschließlich auf<br />
die „<strong>in</strong>nere Stimme konzentrieren würde<br />
– folgte Michael Haydn den Spuren solch<br />
großer Meister der Kirchenmusik wie<br />
Victoria und Ingegneri gegen Ende des<br />
16. Jahrhunderts oder Jomelli und Zelenka<br />
um die Mitte des 18. Jh.<br />
Salzburger<br />
Meisterwerke<br />
Er schrieb die Stücke <strong>in</strong> drei Versionen<br />
(a cappella, Chor mit Orgel, Chor mit<br />
Orgel und Violone). Bei der Premiere am<br />
15.4.1778 im Salzburger Dom wirkte<br />
auch der mit der Familie Mozart befreundete<br />
Kastrat Francesco Ceccarelli mit.<br />
Oper<br />
Emilio Arrieta (1823-1894)<br />
La conquista di Granata<br />
Cantarero, Ibarra, Bros, Odena,<br />
Rubiera, Miles<br />
S<strong>in</strong>fonischer Chor<br />
und Orchester Madrid,<br />
Jesús Lopez Cobos<br />
CDS 618 / Dynamic<br />
8007144606183 / Erste<strong>in</strong>spielung<br />
Seit über 150 Jahren schlummerte<br />
diese Oper <strong>in</strong> den Archiven. Der Komponist,<br />
aus Navarra gebürtig, begann nach<br />
e<strong>in</strong>er Ausbildung am Mailänder Konservatorium<br />
<strong>in</strong> Harmonielehre und Komposition<br />
e<strong>in</strong>e Karriere als Sänger <strong>in</strong> Mailand,<br />
begann parallel aber Opern zu schreiben.<br />
Aus Spaniens<br />
Blütezeit<br />
Er gewann später die Gunst der jungen<br />
spanischen König<strong>in</strong> Isabella II., die ihn<br />
am Madrider H<strong>of</strong> zum „Maestro de canto“<br />
und H<strong>of</strong>komponisten machte. Er durfte<br />
se<strong>in</strong> eigenes Theater bauen und hatte weitgehende<br />
künstlerische Freiheiten. „La<br />
Conquista di Granata“ hatte ihre erfolgreiche<br />
Erstaufführung <strong>in</strong> Madrid im Oktober<br />
1850. Das Auftragswerk sollte e<strong>in</strong>en<br />
ruhmreichen Moment der spanischen Geschichte<br />
feiern, nämlich die E<strong>in</strong>nahme von<br />
Granada 1492 durch die katholischen Könige<br />
Ferd<strong>in</strong>and von Aragon und Isabella<br />
von Kastilien. Es wurde e<strong>in</strong> Libretto von<br />
Temistocle Solera gewählt, der vor allem<br />
als Textdichter für Verdis „Nabucco“ <strong>in</strong><br />
die Geschichte e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g. Trotz der Begeisterung<br />
des Publikums geriet die Oper<br />
merkwürdigerweise <strong>in</strong> Vergessenheit, bis<br />
sie 2006 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Produktion des Teatro<br />
Real <strong>in</strong> Madrid wiedererstand. Hierbei<br />
folgte man der kritischen Ausgabe des<br />
Werkes von Ramón Sobr<strong>in</strong>o und Maria<br />
Enc<strong>in</strong>a Cortizo. Diese Wiederentdeckung<br />
ist e<strong>in</strong>e wichtige Bereicherung des italienischen<br />
Opernrepertoires des 19. Jahrhunderts,<br />
zugleich e<strong>in</strong>e Wiedergutmachung<br />
an e<strong>in</strong>em Komponisten von<br />
europäischer Statur. Die Aufführung<br />
erfolgte konzertant.<br />
AUSGABE 2009/1 31<br />
Baldassare Galuppi (1706-1785)<br />
L‘Olimpiade<br />
Tucker, Rosique, Invernizzi, Basso,<br />
Gottwald<br />
Venice Baroque Orchestra,<br />
Andrea Marcon<br />
Regie: Dom<strong>in</strong>ique Zito<br />
CDS 33545 / Dynamic (DVD Video)<br />
8007144335458 / Erste<strong>in</strong>spielung<br />
„L’Olimpiade“ schrieb Galuppi für die<br />
Eröffnung der Karnevalssaison am Mailänder<br />
Teatro Ducale im Dezember 1747<br />
auf e<strong>in</strong> Libretto des berühmten Metastasio.<br />
Es war dies e<strong>in</strong>er der Titel, die Metastasio<br />
selbst als zu den <strong>in</strong> Europa meistgespielten<br />
und wieder aufgenommenen zählte<br />
(„L’Olympiade“ wurde nicht weniger als<br />
hundert Mal vertont), auch wenn er nicht<br />
<strong>in</strong> der Lage war, die „beste der Musiken,<br />
die ihn vertont haben“ anzugeben – da<br />
er sich nie von Wien weg bewegte, um<br />
die diversen Aufführungen zu verfolgen.<br />
Galuppis Vertonung erfolgte 14 Jahre<br />
nach der ersten Inszenierung mit Musik<br />
von A. Caldara und erfuhr über 30 Jahre<br />
h<strong>in</strong>weg e<strong>in</strong>e Reihe von Wiederaufnahmen<br />
und Neu<strong>in</strong>szenierungen <strong>in</strong> ganz Europa.<br />
Detektivische<br />
Meisterleistung<br />
Die e<strong>in</strong>zige Partitur wurde <strong>in</strong> Mailand<br />
aufbewahrt, war aber unvollständig. Das<br />
mag erklären, warum das Werk später<br />
nicht mehr aufgeführt wurde, obwohl<br />
das Werk so lange Zeit überaus erfolgreich<br />
gewesen war. Der Dirigent Andrea<br />
Marcon nahm sich <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit der Musikwissenschaftler<strong>in</strong> Claire<br />
Genewe<strong>in</strong> der Rekonstruktion des Werkes<br />
an. Schließlich fanden sie die eröffnende<br />
S<strong>in</strong>fonia <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bibliothek <strong>in</strong> Regensburg<br />
und das F<strong>in</strong>ale <strong>in</strong> London, so dass die buffo-<br />
Oper auf e<strong>in</strong> Libretto von Pietro Metastasio<br />
endlich 2006 <strong>in</strong> Venedig wieder auf die<br />
Bühne gebracht werden konnte.<br />
Vicente Martín y Soler (1754-1806)<br />
Il burbero di bon cuore<br />
De la Merced, Chausson, Gens,<br />
Pirgu, Diaz<br />
Orquesta Titular del Teatro Real<br />
Orquesta S<strong>in</strong>fónica de Madrid,<br />
Christophe Rousset<br />
Regie: Ir<strong>in</strong>a Brook<br />
CDS 33580 / Dynamic (DVD Video)<br />
8007144335809 / Erste<strong>in</strong>spielung<br />
Das Lustspiel <strong>in</strong> zwei Akten basiert auf<br />
e<strong>in</strong>er der bekanntesten und amüsantesten<br />
französischen Komödien von Carlo Goldoni,<br />
Le bourru bienfaisant. Mit triumphalem<br />
Erfolg hatte die Oper am 4.1.1786 am<br />
Wiener Burgtheater Premiere. Mozart gefiel<br />
das Werk so gut, dass er zwei „Ersatzarien“<br />
für dieses Werk komponierte, die<br />
beide auch E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> diese Produktion<br />
des Teatro Real de Madrid fanden. Aus<br />
Valencia war der Komponist gebürtig, der<br />
damals unter dem italianisierten Namen<br />
V<strong>in</strong>cenzo Mart<strong>in</strong>i e<strong>in</strong>e der absoluten<br />
Größen im europäischen Musikleben war.<br />
Den entscheidenden Durchbruch hatten<br />
ihm drei Opern gebracht, die er auf<br />
Libretti von Lorenzo da Ponte zwischen<br />
1786 und 1787 <strong>in</strong> Wien herausbrachte,<br />
darunter eben „Il burbero di buon coure“.<br />
Sehr rasch wurde das Werk <strong>in</strong> ganz Europa<br />
populär. Und dies sicher nicht nur dank<br />
der heiteren Handlung, sondern vor allem<br />
wegen der raff<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong>fachen, anmutig<br />
und mit großem Farbenreichtum orchestrierten<br />
Musik. Die Handlung wird von<br />
ihr perfekt gelenkt, ohne unnötige Längen,<br />
so dass die Szenen mit drängendem Rhythmus<br />
aufe<strong>in</strong>ander folgen und der Geschichte<br />
e<strong>in</strong> Gefühl frischer Natürlichkeit<br />
verleihen. Die Regisseur<strong>in</strong> Ir<strong>in</strong>a Brook,<br />
Tochter des bekannten englischen Regisseurs<br />
Peter Brook, hatte mit dieser Inszenierung<br />
ihr Debut am Teatro Real. Sie versetzte<br />
die Handlung <strong>in</strong> unsere Zeit, wobei<br />
sie mehrere Stile und Epochen mixt, was<br />
neben der leichten, heiteren Musik Solers<br />
das Werk zu e<strong>in</strong>er wirklich amüsanten<br />
Abendunterhaltung macht.