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Marte Meo in der Paarberatung

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wenn die an<strong>der</strong>e Person e<strong>in</strong> Thema hat, dass du<br />

dann Fragen stellen kannst über so e<strong>in</strong> Thema,<br />

wenn dieses Thema dich nicht so sehr <strong>in</strong>teressiert.<br />

Dann habe ich gesagt: »O.K., dann üben wir dies<br />

„Fragen & Antworten“, 1-zu-1, zwei Personen<br />

zusammen.«<br />

»Und dann fangen wir an, dass du e<strong>in</strong> Thema<br />

machst, und die an<strong>der</strong>e Person fragt dann über das<br />

Thema«, sagte ich zu zwei Jungen.<br />

Dann sagten die Jungen: »O.K., dann tun wir das.<br />

Fangen wir an und tra<strong>in</strong>ieren wir e<strong>in</strong> bisschen.«<br />

»Zuerst tun wir das <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzen Gruppe. Die<br />

ganze Gruppe 1-zu-1, immer zwei Personen, die<br />

e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> befragen,« sagte ich.<br />

Und dann wurde es so <strong>in</strong>teressant. Erste Wahl war<br />

Fußball, und dann hat e<strong>in</strong> Junge gesagt: »Ja, das<br />

<strong>in</strong>teressiert mich gar nicht, Fußball.«<br />

Dann war das schon das Problem, weißt du. Wenn<br />

man e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> kennen lernen möchte, ist es e<strong>in</strong><br />

guter Weg, Fragen zu stellen über das Thema <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Person. Und man lernt so die Welt <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Person kennen. Aber wenn man nicht<br />

<strong>in</strong>teressiert ist an dem Thema, wird es schon<br />

schwieriger. Vor allem für Jungen die nicht »verwöhnt«<br />

s<strong>in</strong>d mit Kommunikationskenntnissen.<br />

Hildegard: Und dann hattest du das damals schon<br />

ausprobiert und gemerkt, wie gut das bei den<br />

jungen Leuten ankommt. Und das ist dir bei<br />

Patrick wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>gefallen.<br />

Maria: Präzis, und man lernt auch so viel. Ich habe<br />

das jetzt regelmäßig die letzten 20 Jahre gemacht.<br />

In alten Zeiten hatten wir noch ke<strong>in</strong>e Reviewmöglichkeit.<br />

Aber mit Patrick war das so e<strong>in</strong>e<br />

große Hilfe.<br />

Ich hatte mir e<strong>in</strong>e Technik gemacht wie e<strong>in</strong> Spiel:<br />

»Wie viele Fragen kannst du stellen? Kannst du<br />

e<strong>in</strong>e, zwei, drei, vier? Kannst du noch e<strong>in</strong>e Fünfte?«<br />

»Ich weiß noch e<strong>in</strong>e!«<br />

»O.K., dann hast du gewonnen.«<br />

Ich habe es so gemacht, um diese Technik, nämlich<br />

effektive Kommunikation zu Stande zu br<strong>in</strong>gen,<br />

durch Fragen & Antworten zu vermitteln.<br />

13.2. Maria fragt Hildegard:<br />

Wie hast du Patrick motivieren können?<br />

Maria: Wie hast du Patrick motivieren können, um<br />

sich e<strong>in</strong>zulassen auf dieses Kommunikationstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g?<br />

Hildegard: Ja, ich denke, <strong>der</strong> Vorschlag zu e<strong>in</strong>em<br />

Kommunikationstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g kam zu e<strong>in</strong>em passenden<br />

Zeitpunkt. Patrick war e<strong>in</strong> Jahr lang <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflegefamilie,<br />

er hatte Vertrauen gefasst zu se<strong>in</strong>er Pflegemutter<br />

und hat dieses wohlwollende Klima <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Pflegefamilie erlebt. Und dann war er ja auch zwei<br />

Jahre lang nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule gewesen und hatte<br />

es jetzt mit viel Unterstützung geschafft,<br />

regelmäßig wie<strong>der</strong> am Unterricht teilzunehmen.<br />

Und ich denke, dass ihm das e<strong>in</strong>en Motivationsschub<br />

gab. Das hat ihn zu neuer Entwicklung<br />

ermutigt, sich auf neue D<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>zulassen. Also<br />

ich denke, das war ganz wesentlich.<br />

… wie er erzählen kann,<br />

wie se<strong>in</strong> Leben leichter<br />

geworden ist, …<br />

Maria: Dass er spürte, dass er das braucht, me<strong>in</strong>st<br />

du?<br />

Hildegard: Ja, dass er es auch kann jetzt. Er hatte<br />

den ersten Schritt getan, ist <strong>in</strong> die Schule gegangen,<br />

das hat geklappt. Jetzt kann das nächste<br />

kommen.<br />

Maria: So er war schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule, bevor er mit<br />

dem Kommunikationstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g anf<strong>in</strong>g?<br />

Hildegard: Ja, das hatte er schon geschafft, und<br />

das hat Motivation gegeben. Jetzt kann das<br />

Nächste kommen. Und da kam <strong>der</strong> Vorschlag<br />

»Kommunikationstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g«.<br />

Maria: Denkst du, dass Patrick bemerkt hat, dass<br />

er nicht so gut wusste, wie er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule mit<br />

an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n sprechen könnte?<br />

Hildegard: Das hat er täglich erfahren. Vor allem<br />

die Pausen waren für ihn sehr schwierig. Da<br />

kommt es ja darauf an, mit an<strong>der</strong>en <strong>in</strong> Kontakt zu<br />

kommen und zu sprechen. Während des Unterrichts,<br />

wenn er auf den Lehrer ausgerichtet ist, merkt er<br />

das gar nicht so.<br />

Maria: Wie er so schön auch sagte, dass er ke<strong>in</strong>en<br />

Blickkontakt machen konnte, weil er Angst hatte.<br />

Angst, dass er Gesichter nicht lesen könnte. Dass<br />

»Gesichter lesen« <strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmomenten ihm so<br />

e<strong>in</strong>e große Hilfe war und ihm Angst genommen<br />

hat, die Leute anzugucken. Das nennen Leute<br />

»Verweigerung von Blickkontakt«, aber da war<br />

alle<strong>in</strong> Angst. Das ist so <strong>in</strong>teressant.<br />

Hildegard: Das hat er schon gemerkt, dass er das<br />

selber mehr haben möchte, Kontakt haben mit<br />

an<strong>der</strong>en.<br />

Ja, und ich denke, e<strong>in</strong>e wichtige Rolle hat auch die<br />

Pflegemutter gespielt, dass sie ihn letztendlich<br />

dazu motiviert hat. Sie hatte MARTE MEO kennen<br />

gelernt, als ich das Review <strong>der</strong> Familiensituation<br />

mit ihr gemacht habe und war gleich selbst<br />

berührt von <strong>der</strong> Kraft <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>. Das hat ihr gut<br />

gefallen, wie viel Information auch dr<strong>in</strong> steckt <strong>in</strong> MARTE<br />

MEO Magaz<strong>in</strong>e 2009/1&2-VOL.42/43<br />

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