Unterrichten mit dem ESP 15+ - Using the European Language ...

ÖSZ Praxisreihe 7
Das Europäische Sprachenportfolio in der Schulpraxis
Unterrichten mit dem ESP 15+
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9 ESP-Arbeit und Fragen der Leistungsfeststellung
und Leistungsbeurteilung
Die folgenden drei Beiträge befassen sich mit dem Thema, welche Rolle ESP-Arbeit für
die Leistungsbeurteilung spielen kann und soll, wobei zuerst (9.1) der allgemeinen Frage
nachgegangen wird, ob und wie das ESP als „Eigentum der/des Lernenden“ überhaupt
beurteilt werden kann. Daran schließen sich Überlegungen (9.2), wie die Deskriptoren
des ESP 15+ für die Erstellung von Schularbeiten (an HAK und HUM) herangezogen werden
können; im letzten Teil (9.3) thematisiert LSI Mag. Gabriele Friedl, wie das ESP 15+
SchülerInnen helfen kann, sich auf die künftige Standardisierte Reifeprüfung an AHS (SRP)
vorzubereiten.
9.1 Grundsätzliche Anmerkungen zur Bewertung von
Leistungen im Rahmen der Arbeit mit dem ESP 15+
Für viele Formen des offenen, fächerübergreifenden und individualisierten Unterrichts ist
Portfolioarbeit ein wichtiges tool geworden, um Lernprozesse und Produkte der Lernanstrengung
gezielt zu planen, zu evaluieren und zu reflektieren.
Das Europäische Sprachenportfolio ist ein geeignetes Instrument für den Lerner/die Lernerin,
um schulische und außerschulische Leistungen darzustellen.
Die Arbeit mit dem ESP 15+ begleitet einen mehrjährigen Lernprozess, der Lernenden
helfen soll, ihre eigenen Leistungen zu dokumentieren, diese selbst einzuschätzen, zu
reflektieren und die nächsten Lernschritte zu planen. Sie erfahren dabei sehr viel über
ihre bevorzugten individuellen Lernstrategien, ihre eigenen Stärken und Schwächen in
den einzelnen Fertigkeiten, die Intensität ihrer Arbeit, ihren Fortschritt, aber auch über
Sprachenlernen im Allgemeinen.
Während andere Portfolioformen durch genaue Vorgaben in Bezug auf Quantität und
Qualität der zu erbringenden Arbeiten durch die Lehrkraft gesteuert und als direkte Leistungsvorlage
beurteilt werden 56 , ist das ESP immer Eigentum der Lernenden, d. h. es ist
ein Lernbegleiter zur Selbsteinschätzung. In den Principles and Guidelines 57 des Europarats
heißt es unter Punkt 2.2:
„The ELP is [...] the property of the learner. This means that the learner owns his/her ELP
in both a literal and a metaphorical sense. Whatever support may be provided by educational
institutions and teachers, the learner is responsible for maintaining his/her ELP. [...]
In particular, the individual learner is responsible for regular self-assessment that is fundamental
to effective ELP use.”
Selbsteinschätzung ist in unserer Lernkultur bis jetzt noch recht wenig verankert, nicht
selten wird die Durchführbarkeit angezweifelt, da es SchülerInnen nicht recht zugetraut
wird, ihre eigenen Leistungen realistisch einzuschätzen. Die Pilotphasen haben jedoch
gezeigt, dass Lernende durchaus in der Lage sind, klare Aussagen über ihr eigenes Können
zu machen.
56 Aufgrund der derzeit geltenden LBVO aus dem Jahr 1974 ist die Benotung einer Einzelleistung im Rahmen der Mitarbeit
nicht möglich.
57 Council of Europe (Langauge Policy Dicision). European Language Portfolio (ELP). Principles and Guidelines. Strasbourg,
2004. http://www.coe.int/T/DG4/Linguistic/Source/Guidelines_EN.pdf (Juli 2008).