Unterrichten mit dem ESP 15+ - Using the European Language ...
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Das <strong>ESP</strong> mag Lehrende zunächst verunsichern, denn bisher kennen wir eine Kompetenzentrennung<br />
zwischen LehrerInnen und SchülerInnen:<br />
• LehrerInnen planen und reflektieren ihren Unterricht.<br />
• LehrerInnen beurteilen SchülerInnenleistungen nach ihren Kriterien.<br />
• SchülerInnen erbringen Leistungen und werden in Form von Ziffernnoten beurteilt, die<br />
sich oft auch an der Klassennorm orientieren.<br />
Lehren und Leistungsbeurteilung stehen im Zentrum des Unterrichtsgeschehens.<br />
Mit einem <strong>ESP</strong> im Unterricht zu arbeiten, bedeutet quasi einen Paradigmenwechsel:<br />
• SchülerInnen lernen, eigene und fremde Leistungen an Hand von vorher festgelegten<br />
Kriterien selbst einzuschätzen und planen (gemeinsam <strong>mit</strong> der Lehrkraft) ihre nächsten<br />
Lernschritte.<br />
• LehrerInnen begleiten SchülerInnen beim Lernen und beurteilen deren Leistungen<br />
nach den gemeinsamen auf <strong>dem</strong> GERS basierenden Kriterien, wobei Selbsteinschätzung<br />
und Fremdeinschätzung durch peers in die Beurteilung durch die Lehrkraft einfließen.<br />
Reflektiertes Lernen steht im Zentrum des Unterrichtsgeschehens.<br />
Lernende, denen wir die Kompetenz zutrauen, sich selbst realistisch einzuschätzen und<br />
zunehmend selbstständig ihre Lernschritte zu planen, übernehmen mehr Verantwortung<br />
für ihren Lernfortschritt und sind in der Regel motivierte LernerInnen.<br />
LehrerInnen müssen bereit sein, Kontrolle und Verantwortung an die SchülerInnen abzugeben,<br />
auch wenn die Letztverantwortung für Planung und Gestaltung des Unterrichts<br />
sowie für die Leistungsbeurteilung selbstverständlich immer bei der Lehrperson bleiben<br />
wird.<br />
Jedoch ist es im Kontext der gegenwärtigen Unterrichtspraxis für Lehrende und Lernende<br />
oft nur schwer nachzuvollziehen, warum die intensive <strong>ESP</strong>-Arbeit nicht <strong>mit</strong> der derzeit<br />
gültigen Währung der Schule, nämlich der Ziffernnote, abgegolten werden sollte, zumal<br />
Portfolioarbeit einen wesentlich differenzierteren Einblick in den curricularen und persönlichen<br />
Lernfortschritt der SchülerInnen gewährt als herkömmliche Formen der Leistungsfeststellung,<br />
wie etwa Schularbeiten und Tests oder die „Mitarbeit“, deren Interpretation<br />
von Schulstandort zu Schulstandort recht unterschiedlich sein kann und die oft nicht<br />
ausreichend klar definiert wird.<br />
Beurteilung von Leistungen im Rahmen der <strong>ESP</strong>-Arbeit<br />
Als „Eigentum des Lernenden/der Lernenden“ entzieht sich das <strong>ESP</strong> a priori der Leistungsbeurteilung<br />
durch die Lehrkraft, da es der/<strong>dem</strong> Lernenden freigestellt ist, ob sie/er das<br />
<strong>ESP</strong> überhaupt aus der Hand gibt. (Wir gehen jedoch davon aus, dass in einem positiven<br />
Lehrer/in-Schüler/in-Verhältnis ein Klima des Vertrauens herrscht und dass die meisten<br />
gern und intensiv <strong>mit</strong> ihrem <strong>ESP</strong> arbeiten und auch stolz darauf sind, sodass sie es gerne<br />
präsentieren.) Es widerspricht also der Philosophie des Europäischen Sprachenportfolios,<br />
den AnwenderInnen vorzuschreiben, das <strong>ESP</strong> in seiner Gesam<strong>the</strong>it (Sprachenpass,<br />
Sprachenbiografie, Dossier) zur Beurteilung vorzulegen. Es wäre andererseits utopisch,<br />
zu erwarten, dass von DurchschnittsschülerInnen (Mehr-)Arbeit für ihr <strong>ESP</strong> geleistet wird,<br />
ohne dass diese <strong>mit</strong> einer Note „belohnt“ wird.<br />
Daher empfiehlt sich folgender Kompromiss:<br />
• Einzelne Module bzw. Elemente, die im Unterricht entstanden sind, können in die<br />
Mitarbeitsnote einbezogen werden, bevor sie von der Eigentümerin oder <strong>dem</strong> Eigentümer<br />
des <strong>ESP</strong> nach eigenen Auswahlkriterien im Dossier eingeordnet werden.<br />
Das Europäische Sprachenportfolio in der Schulpraxis<br />
<strong>Unterrichten</strong> <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> <strong>ESP</strong> <strong>15+</strong><br />
ÖSZ Praxisreihe 7<br />
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