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Das Hexenbuch.pdf - Brunoschneider.ch

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»androgyn« genannt) gesehen wurde. Wir wissen au<strong>ch</strong> aus alten Uberlieferungen, daß die<br />

Anhänger des syris<strong>ch</strong>en Baalskults ihren Gott mit den Worten anzurufen pflegten: »Erhöre<br />

uns, Baal! Ob du Gott seist oder Göttin!« Androgyne Gottheiten finden si<strong>ch</strong> weltweit,<br />

Mithras wurde gelegentli<strong>ch</strong> als zweiges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> bezei<strong>ch</strong>net, ebenso der grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e<br />

Hermes beziehungsweise der römis<strong>ch</strong>e Merkur. <strong>Das</strong> glei<strong>ch</strong>e gilt für Dionysos, der au<strong>ch</strong> die<br />

Bezei<strong>ch</strong>nung Diphues trug, was »zweiges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>« bedeutet. Sowohl Venus als au<strong>ch</strong><br />

Astarte wurden ni<strong>ch</strong>t nur in weibli<strong>ch</strong>er Form allein verehrt sondern gelegentli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> in<br />

mannweibli<strong>ch</strong>er, bärtiger Form.<br />

Die Vorstellung von einer zweiges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>öpfergottheit ist also uralt. In Lelands<br />

Aradia freili<strong>ch</strong> wird vor allem die Rolle der Göttin als ursprüngli<strong>ch</strong>es Wesen vor der<br />

S<strong>ch</strong>öpfung betont:»Diana wurde ers<strong>ch</strong>affen vor aller S<strong>ch</strong>öpfung; in ihr waren alle Dinge;<br />

aus si<strong>ch</strong> selbst heraus, aus der ersten Finsternis, teilte sie si<strong>ch</strong>; in Finsternis und Li<strong>ch</strong>t<br />

wurde sie geteilt. Luzifer, ihr Bruder und Sohn, sie selbst und ihre andere Hälfte, war das<br />

Li<strong>ch</strong>t.«<br />

Wie allgemein beim Problem der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Hexenkults gibt es also au<strong>ch</strong> in diesem<br />

Punkt keine eindeutige Klarheit, ni<strong>ch</strong>t einmal unter uns Hexen selbst. Die Tatsa<strong>ch</strong>e, daß<br />

si<strong>ch</strong> Darstellungen des Gehörnten Gotts und der Großen Göttin, wie wir sie verstehen,<br />

bereits in grauer Vorzeit finden lassen, stellen allein natürli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> keinen wirkli<strong>ch</strong>en<br />

Beweis für das hohe Alter unserer Religion dar. Und es ist au<strong>ch</strong> kein Geheimnis, daß ein<br />

Großteil des heutigen Hexenkults erst dur<strong>ch</strong> die in England lange na<strong>ch</strong> dem Zweiten<br />

Weltkrieg einsetzende Wicca—Bewegung entstanden ist. Letztenendes sind jedo<strong>ch</strong> alle<br />

Hexen der Meinung, daß si<strong>ch</strong> der Wert eines Rituals oder gar eines ganzen Kults ni<strong>ch</strong>t<br />

allein an seinem — e<strong>ch</strong>ten oder vermeintli<strong>ch</strong>en — hohen Alter bemessen läßt. So uralt der<br />

Hexenkult hö<strong>ch</strong>stwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> sein mag, muß er do<strong>ch</strong> stets aufs neue dur<strong>ch</strong> die<br />

unmittelbare, persönli<strong>ch</strong>e Praxis belebt werden. Skeptikern sei gesagt, daß es nie<br />

wirkli<strong>ch</strong>en Stillstand geben kann und daß man es au<strong>ch</strong> dem Hexenkult zugestehen muß,<br />

daß er si<strong>ch</strong> weiterentwickelt. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ist die Frage na<strong>ch</strong> der historis<strong>ch</strong>en »Wahrheit« im<br />

akademis<strong>ch</strong>en Sinne für jede e<strong>ch</strong>te Hexe völlig unerhebli<strong>ch</strong>: Was für uns vielmehr zählt, ist<br />

die magis<strong>ch</strong>e, die mythis<strong>ch</strong>e Wahrheit, ein Begriff, auf den wir später, im übernä<strong>ch</strong>sten<br />

Kapitel, no<strong>ch</strong> näher eingehen werden.<br />

Der Hexenkult als Erbe des S<strong>ch</strong>amanismus<br />

Viele Hexen sehen im S<strong>ch</strong>amanismus den Vorläufer des heutigen Hexenkults. Darunter<br />

verstehen wir freili<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t allein den S<strong>ch</strong>amanismus Sibiriens, wie dies lange Zeit in der<br />

Ethnologie der Fall war. In den letzten Jahrzehnten hat es einige Bemühungen gegeben<br />

den Begriff S<strong>ch</strong>amanismus etwas weiter zu fassen, und wir Hexen sind damit sehr<br />

einverstanden.<br />

Charakteristis<strong>ch</strong> für den S<strong>ch</strong>amanismus ist vor allem der magis<strong>ch</strong>e Umgang mit der Natur<br />

und ihren offenbaren und verborgenen Kräften. Tier—, Pflanzen— und Steinenergien<br />

spielen im Hexenkult eine große Rolle, ebenso natürli<strong>ch</strong> die Alten Götter und die Zauberei.<br />

Der S<strong>ch</strong>amanismus trägt zwar oft stark religiöse Züge, do<strong>ch</strong> ist ihm jede hierar<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e<br />

Institutionalisierung fremd, er kennt weder Kir<strong>ch</strong>en no<strong>ch</strong> Päpste, er ist ebenso<br />

regionalistis<strong>ch</strong> wie unser Hexenkult. Au<strong>ch</strong> viele te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Ubereinstimmungen lassen<br />

si<strong>ch</strong> beoba<strong>ch</strong>ten, etwa wenn sowohl S<strong>ch</strong>amane als au<strong>ch</strong> Hexe mit Geistern und<br />

<strong>Das</strong> <strong>Hexenbu<strong>ch</strong></strong> presented by Strellnikoff@yahoo.com<br />

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