Republik 1
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Information, sondern auch das Schaffen<br />
von Akzeptanz für Regeln oder Reformen.<br />
Eva-Maria Eichinger-Vill betreut die<br />
Verkehrssicherheitskampagnen des Bundesministeriums<br />
für Verkehr, Innovation<br />
und Technologie (BMVIT): „Es hat sich<br />
gezeigt, dass eine Regel dann befolgt wird,<br />
wenn auch der Grund dafür klar erkennbar<br />
ist. Ein gutes Beispiel war unsere vorige<br />
Gurt- und Kindersitzkampagne. Durch<br />
diese bewusstseinsbildende Kampagne,<br />
in deren Zentrum der TV-Spot ,Gurte retten<br />
Leben’ stand, wurde die Bevölkerung<br />
über die Gefahren der Nichtverwendung<br />
von Kindersitzen und Sicherheitsgurten<br />
informiert und für das Thema sensibilisiert.“<br />
Begleitet wurde die TV-Werbung<br />
durch Radiospots, Plakate und Einschaltungen<br />
in Printmedien und einen eigenen<br />
Internetauftritt. Die Kampagne zeigte Wirkung:<br />
„Der Maßnahmenmix führte dazu,<br />
dass die Sicherungsquote von Kindern im<br />
PKW von 79 auf 92 Prozent angehoben<br />
werden konnte“, so Eichinger-Vill.<br />
Auch Drössler nennt die Gurtenpflicht-Kampagne<br />
als eindrucksvolles Beispiel:<br />
„Kampagnen im Bereich Verkehrssicherheit<br />
wie Außenwerbung entlang<br />
der Autobahnen oder die immer wieder<br />
gelungenen Kampagnen zur Gurtepflicht<br />
funktionieren gut. Beim Thema EU wird<br />
die Informationspflicht hingegen nicht<br />
wahrgenommen – mit dem Ergebnis einer<br />
weit verbreiteten Anti-EU-Stimmung.“<br />
Dialog schafft Vertrauen<br />
Erfolgreiche Kommunikation muss<br />
strategisch angelegt sein und die richtigen<br />
Instrumente einsetzen. Inserate, Plakate<br />
sowie Radio- und TV-Spots eignen sich<br />
für große, flächendeckende Kampagnen.<br />
Doch es gibt mehr als diese klassischen<br />
und recht kostenintensiven Werbeformen.<br />
„Schreibt etwa ein Ministerium einen<br />
Preis aus, ist es nicht nötig, ein Inserat<br />
zu schalten”, sagt Feri Thierry, Spezialist<br />
für Kommunikation öffentlicher Institutionen.<br />
„Oft ist eine E-Mail-Aussendung<br />
an Multiplikatoren in der Zielgruppe der<br />
effizientere Weg: Man ist direkt mit den<br />
Betroffenen in Kontakt und hat wenig<br />
Streuverlust.” Mails, Infoveranstaltungen,<br />
Newsletter und Webplattformen<br />
sind zudem deutlich günstiger als klassische<br />
Werbung – und bringen mehr: Sie<br />
ermöglichen Dialog mit Bürgerinnen und<br />
Bürgern. „Dialog schafft Vertrauen und<br />
Vertrauen erhöht die Akzeptanz”, so der<br />
Kommunikationsberater.<br />
Werden nicht nur Einzelaktionen<br />
gesetzt, sondern Botschaften über Jahre<br />
konsequent vermittelt, sind Erfolge zu<br />
sehen. „Für Public Information gelten die<br />
gleichen Gesetze wie für eine professionelle<br />
Markenführung im kommerziellen<br />
Bereich: Bezahlt macht sich eine langfristige<br />
Strategie mit einer klaren Zielsetzung<br />
und dem richtigen Medienmix“,<br />
so Drössler. Er kritisiert, dass häufig zu<br />
kurzfristig gedacht werde: „Eine isolierte,<br />
kurze Push-Kampagne über drei oder<br />
vier Wochen hinterlässt wenig Spuren.<br />
Daher wäre es sinnvoll, wenn seitens der<br />
Politik mit langfristiger Perspektive zentrale<br />
Kommunikationsziele – auch über<br />
Legislaturperioden hinweg – definiert<br />
würden.“<br />
Große Herausforderungen<br />
„In den vergangenen Jahren hat sich im<br />
öffentlichen Sektor in Bezug auf Service<br />
und Kundenorientierung sehr viel getan“,<br />
lobt Thierry. Öffentliche Leistungen und<br />
Veränderungen werden aber kommunikativ<br />
immer noch zu wenig unterstützt. Und<br />
die Herausforderungen sind groß: Die<br />
Komplexität der Inhalte, die zunehmende<br />
Politikverdrossenheit und der parteipolitische<br />
Kontext machen die Öffentlichkeitsarbeit<br />
von Regierung und Verwaltung<br />
besonders anspruchsvoll.<br />
Umso wichtiger ist es, Sachinformation<br />
transparent weiterzugeben und nicht<br />
auf Staatskosten Werbung für Parteien<br />
oder Personen zu betreiben. „Info-Kampagnen<br />
sind notwendige Instrumente der<br />
Regierungs-, Verwaltungs- und Rechtskommunikation“,<br />
sagt Hannes Haas,<br />
Vorstand des Wiener Publizistikinstituts.<br />
„Aber sie werden umstritten bleiben,<br />
solange nicht klare Regeln und Grundsätze<br />
wie Kontinuität, Transparenz, Richtigkeit,<br />
Sachlichkeit, Verantwortlichkeit und<br />
Verhältnismäßigkeit ausverhandelt und<br />
festgelegt werden.“ Werden diese Regeln<br />
eingehalten, können Info-Kampagnen<br />
sensibilisieren, Verständnis wecken und<br />
natürlich über die zahlreichen Projekte<br />
informieren, von denen die Welt sonst<br />
nichts erfahren würde.<br />
Thema<br />
Infokampagnen<br />
„Unsere Kampagne<br />
hat die Sicherungsquote<br />
deutlich<br />
angehoben.“<br />
Eva-Maria Eichinger-Vill, BMVIT<br />
„Für Public Information<br />
gelten die<br />
gleichen Gesetze<br />
wie für eine pro-<br />
fessionelle Marken-<br />
führung.“<br />
Peter Drössler, WKÖ<br />
FV Werbung / Nadine Bargad<br />
Jänner/Februar 10 1