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Zur Frage der Rechtsnatur, Verbindlichkeit und völkerrechtlichen

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KSZE-Schlußakte: <strong>Rechtsnatur</strong>, <strong>Verbindlichkeit</strong>, völkerrechtliche Relevanz 701<br />

gelten 74), keineswegs in aller Breite aufgeworfen; sie braucht entsprechend<br />

auch nicht in aller Breite diskutiert zu werden. Denn hier geht es nur<br />

um die <strong>Frage</strong> <strong>der</strong> Existenz dieser einen x&gt;moralischen Gr<strong>und</strong>norm.<br />

Als Indiz für <strong>der</strong>en Existenz im zwischenstaatlichen Bereich kann angesehen<br />

werden, daß schon früher bekannte außerrechtliche Abmachungen<br />

von <strong>der</strong> Völkerrechtswissenschaft zwar als völkerrechtlich<br />

unverbindlich, aber seit )eher als moralisch verbindlich angesehen<br />

wurden75), womit inzidenter doch auch stets ein Geltungsgr<strong>und</strong> mitgedacht<br />

worden sein mußte, wenn darüber auch keine Erörterungen<br />

angestellt worden sind. Daß eine solche Gr<strong>und</strong>norm auch von den<br />

Staaten als existent angenommen wird, zeigen gerade auch die verschiedenen<br />

Beschwörungen <strong>der</strong> moralischen Kraft <strong>der</strong> KSZE-Schlußakte seitens<br />

<strong>der</strong> KSZE-Teilnehmerstaaten. Darin kommt ein übereinstimmendes<br />

Moralbewußtsein 76) -<br />

entsprechend<br />

dem V e r d r o s s&apos;schen überein-<br />

stimmenden Rechtsbewußtsein <strong>der</strong> Völker hinsichtlich <strong>der</strong> völkerrecht-<br />

lichen Gr<strong>und</strong>norm77) -<br />

zum Ausdruck.<br />

Erscheint die Existenz einer internationalen moralischen Gr<strong>und</strong>norm<br />

als nicht genügend abgesichert, so bleibt noch die Möglichkeit, eine<br />

hypothetische Gr<strong>und</strong>norm als Geltungsgr<strong>und</strong>lage außerrechtlicher<br />

Abmachungen einzusetzen - entsprechend <strong>der</strong> Kelsen&apos;schen Konstruktion<br />

<strong>der</strong> <strong>völkerrechtlichen</strong> Gr<strong>und</strong>norM78); o<strong>der</strong> aber einfach mit<br />

74) Vgl. G. S t e r n, Morality and International Or<strong>der</strong>, in: The Basis of International<br />

Or<strong>der</strong>, Essays in Honour of C.A.W. Manning (London 1973), S. 133 ff.;<br />

vgl. auch E. S a u e r, Universal Principles in International Law, in: The Grotius<br />

Society Transactions, Bd. 42 (1957), S. 181 ff., hier S. 189.<br />

75) So heißt es über das Paradebeispiel einer außerrechtlichen zwischenstaatlichen<br />

Abmachung, die Atlantik-Charta, sie schaffe zwischen den Parteien eine moralische<br />

Bindung, siehe S c h 1 o c h a u e r, in: Strupp-Schlochauer, Wörterbuch, Bd. 1, S. 96;<br />

zum gentlemen-s agreement als einer Willenseinigung zwischen Völkerrechtssubjekten<br />

heißt es, sie beinhalte zwar eine moralische, aber keine rechtliche Bindung,<br />

so B e r b e r, op. cit. (Anm. 27) Bd. 1, S. 412; vgl. auch V e r d r o s s, Die Quellen<br />

des universellen Völkerrechts (Freiburg 1973), S. 43.<br />

76) M. V i r a 11 y, La deuxi d&amp;ennie des Nations Unies pour led<br />

Essai d&apos;interpr para-juridique, Annuaire Franffis de Droit International 1970,<br />

S. 9 ff., hier S. 29, nimmt als Geltungsgr<strong>und</strong> außerrechtlicher zwischenstaatlicher<br />

Abmachungen den Gr<strong>und</strong>satz von Treu <strong>und</strong> Glauben an: I&apos;obligation morale est<br />

essentiellement une obligation de bonne foi.<br />

77) V e r d r o s s, Völkerrecht, S. 22.<br />

78) K e 1 s e n, Vom Geltungsgr<strong>und</strong> des Rechts, in: Völkerrecht <strong>und</strong> rechtliches<br />

Weltbild, Festschrift für Alfred Verdross (Wien 1960), S. 157 ff.<br />

http://www.zaoerv.de<br />

© 1976, Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht <strong>und</strong> Völkerrecht

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