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Anspannung vor jeder nachricht - Literaturmachen

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Seite 22 Bulletin N– o 05 – Zeitung für Reportagen – Literaturhaus Stuttgart und Eberhard-Ludwigs-Gymnasium Stuttgart – Schuljahr 2010/2011 Bulletin N– o 05 – Zeitung für Reportagen – Literaturhaus Stuttgart und Eberhard-Ludwigs-Gymnasium Stuttgart – Schuljahr 2010/2011 Seite 23<br />

Dinosaurier in verschiedenen Größen, Mammuts,<br />

Steinzeitmenschen, Bernsteine, Insekten,<br />

die sich zum Teil in Situationen gemäß<br />

ihrem Leben in einem Urwald oder unter Wasser<br />

befinden, eine große Erdkugel, die den Klimawandel<br />

erklären soll: Hier im Museum am Löwentor<br />

gibt es einiges zu sehen. Eine riesige<br />

Ausstellung über die Entwicklung des Dinosauriers<br />

zum Vogel und den Klimawandel füllt das<br />

Museumsgebäude am Rande des Rosensteinparks.<br />

Jeden Tag kommen viele Leute in die<br />

Museen am Löwentor und Schloss Rosenstein,<br />

die zusammen das Naturkundemuseum Stuttgart<br />

bilden, um Ausstellungen zu besuchen.<br />

Aber wie viel Arbeit steckt hinter einer solchen<br />

gigantischen Ausstellung, wie und wie lange<br />

wird sie <strong>vor</strong>bereitet?<br />

Viele Museen bieten sowohl eine Dauerausstellung<br />

als auch eine Sonderausstellung an.<br />

Die Dauerausstellung im Museum am Löwentor<br />

führt durch mehrere Zeitepochen, von der Trias<br />

bis zum Quartär. In einem separaten Raum<br />

wird die Entwicklung des Dinosauriers über<br />

den Urvogel zum Vogel gezeigt. Im Schloss Rosenstein<br />

soll dem Besucher in der Dauerausstellung<br />

das biologische System der Tiergruppen<br />

vermittelt werden. Eyecatcher, Dinge, die<br />

dem Besucher sofort ins Auge fallen innerhalb<br />

der Ausstellung, sind ein großer Wal und ein<br />

Eisbär. Manche andere der dort ausgestellten<br />

Tiere haben früher in der Wilhelma gelebt und<br />

wurden nach ihrem Tod an das Rosensteinmuseum<br />

weitergegeben. Viel Arbeit steckt in der<br />

Vorbereitung von Sonderausstellungen, zur Zeit<br />

Tobias Lober<br />

Viel Vorbereitung<br />

für eine Ausstellung<br />

Ein Besuch im Museum für Naturkunde Stuttgart<br />

eine zum Thema Klimawandel, „Gradwanderung“<br />

genannt. Im Löwentormuseum wird die<br />

Geschichte des Klimawandels ausgestellt und<br />

im Schloss Rosenstein kann man sehen, wie das<br />

Ganze heutzutage aussieht. „Mit der Vorbereitung<br />

einer Sonderausstellung, die dann etwa<br />

ein halbes Jahr läuft, beginnen wir bereits zwei<br />

Jahre im Voraus“, weiß Julia Gritzka. Sie ist die<br />

stellvertretende Leiterin der Stabsstelle Ausstellung,<br />

Szenografie und Grafikdesign. Als erstes<br />

setzen sich die Wissenschaftler zusammen<br />

und überlegen sich, welche Ausstellungsstücke<br />

in der großen Sammlung des Museums <strong>vor</strong>handen<br />

sind und worüber sie eine Ausstellung<br />

machen können. Es besteht auch die Möglichkeit,<br />

Stücke von anderen Museen auszuleihen.<br />

„Diese machen das entweder im Tausch gegen<br />

ein anderes Leihausstellungsstück, erheben<br />

eine Leihgebühr oder verleihen auch umsonst“,<br />

erklärt Julia Gritzka. In der Ausstellung sind<br />

nämlich nur ganz besondere Stücke zu sehen.<br />

Als nächstes wird im Schloss Rosenstein, eine<br />

Sonderausstellung zum Thema „Sex im Tierreich“<br />

stattfinden. In einem anfänglichen<br />

Schritt überlegt sich Gritzka zusammen mit<br />

den Wissenschaftlern ein Ausstellungskonzept.<br />

Das heißt, sie macht sich darüber Gedanken,<br />

welche Inhalte der Besucher beim Betreten des<br />

Museums sieht und wie er danach durch die<br />

Ausstellung geführt wird. Immer wieder finden<br />

zwischen den Wissenschaftlern, die auch die<br />

Ausstellungstexte schreiben und Präparatoren,<br />

die die Modelle und Präparate entwerfen, Gespräche<br />

statt, um herauszufinden, in welchem<br />

In der Ausstellung werden die Stücke so arrangiert,<br />

dass sie für Besucher interessant und verständlich sind<br />

Julia Gritzka, hier im Fundus des Museums,<br />

ist für die Konzeption von Sonderausstellungen<br />

mit verantwortlich<br />

Stadium sich die Ausstellungs<strong>vor</strong>bereitungen<br />

gerade befinden. „Wenn diese Besprechungen<br />

<strong>vor</strong>bei sind, erstelle ich am Computer Ausstellungsgrafiken,<br />

die zum Beispiel einen Grundriss<br />

der Sonderausstellung skizzieren“, so Julia<br />

Gritzka. Außerdem erstellt sie das Design<br />

aller Ausstellungstexte, die jeweils aus Titel-,<br />

Themen- und Objekttext bestehen. Ein paar<br />

Wochen <strong>vor</strong> Ausstellungsbeginn kann die Sonderausstellung<br />

schließlich aufgebaut werden.<br />

„Beim Aufbau sind dann viele Mitarbeiter des<br />

Museums beteiligt“, sagt Gritzka, die an ihrem<br />

Beruf viel Spaß hat, „zum Beispiel Elektriker,<br />

die Lampen installieren oder Maler, die Wände<br />

bemalen. Während der Ausstellung muss nur<br />

noch kontrolliert werden, ob alles funktioniert<br />

und Fehler oder Problemstellen müssen gegebenenfalls<br />

behoben werden.“ Insgesamt hat das<br />

Museum für Naturkunde Stuttgart etwa 80 fest<br />

angestellte Mitarbeiter. Woran aber erkennt<br />

man letztendlich, ob eine Ausstellung erfolgreich<br />

ist oder gewesen ist?<br />

„Wir wollen, dass etwa 200 000 Besucher in<br />

einem Jahr in beide Museen zusammen kommen.“<br />

So definiert Julia Gritzka ein Ziel des Museums.<br />

Sehr erfolgreich war die Darwin-Ausstellung<br />

im Schloss Rosenstein. „Die in letzter Zeit<br />

erfolgreichste Sonderausstellung war jedoch<br />

die Saurier-Ausstellung 2007, als innerhalb von<br />

sechs Monaten mehr als 300 000 Besucher ins<br />

Löwentormuseum stürmten“, erinnert sie sich<br />

an eine erfolgreiche Ausstellung. Damit wurde<br />

die gewünschte Besucherzahl bereits weit übertroffen.<br />

Sonst kommen unter der Woche täglich<br />

etwa 100 Besucher, <strong>vor</strong> allem Schulklassen. Am<br />

Wochenende sind es, „wenn es gut läuft“, über<br />

1000 Besucher. Darunter befinden sich dann<br />

hauptsächlich Familien, die das vielfältige<br />

Angebot an Museumspädagogik wahrnehmen<br />

möchten. „Aber <strong>vor</strong> allem kommt es uns darauf<br />

an, dass sich die Museumsbesucher für die Ausstellung<br />

und deren Ausstellungsstücke interessieren“,<br />

sagt Julia Gritzka.<br />

radio gibt es schon lange. es gibt es schon<br />

seit den 1920er Jahren. es diente damals<br />

schon als informationsquelle für die Bürger.<br />

Später kam dazu, dass es auch zu unterhaltungszwecken<br />

genutzt wurde. Wir haben uns<br />

mal überlegt, wie so etwas funktioniert und<br />

sind zur Sendezentrale der „neuen 107.7“ im<br />

Hindenburgbau gegangen, wo wir die reporterin<br />

Mareike Makosch interviewt haben.<br />

Wir suchen als erstes den Eingang des Gebäudes,<br />

der eigentlich leicht zu finden ist. Als wir<br />

hinein und die Treppe hoch gehen, treffen wir<br />

auf einen Moderator, der uns gleich zeigt, wo<br />

wir hin müssen. Als wir dann in die Zentrale<br />

gehen, staunen wir über die vielen Tische und<br />

Computer. Wir müssen gleich am Anfang unsere<br />

Handys abgeben, denn in den Senderaum, wo<br />

wir das Interview führen werden, dürfen keine<br />

elektronischen Geräte hinein, die Funk oder<br />

ähnliches ausstrahlen.<br />

Die 24-jährige Moderatorin führt uns an den<br />

Tischen und Computern <strong>vor</strong>bei, an denen ebenfalls<br />

Moderatoren und einzelne Spezialisten<br />

zum Beispiel für das Wetter oder den Verkehr<br />

sitzen, zu einem von drei Senderäumen. Als wir<br />

hinein gehen, öffnen wir zuerst eine schwere,<br />

schallisolierte Tür. In dem Raum stehen vier<br />

Bildschirme, zwei Rechner, vier Mikrofone, ein<br />

großer Pult, auf dem alles steht, zwei Stühle,<br />

ein Regal voller CDs und eine riesige Anlage,<br />

die als Notfallersatz für die PCs da steht.<br />

Außerdem kann man durch große Panzerglasscheiben<br />

nach draußen und in die anderen Räume<br />

sehen. Mareike erklärt uns, dass der Raum<br />

im Prinzip schweben würde, um den Klang zu<br />

verbessern.<br />

Der Raum ist an mehreren Stahlseilen aufgehängt<br />

und befindet sich ca. 20cm von der äußeren<br />

Wand entfernt. In diesem Raum sind auch<br />

drei Lichter übereinander, die mit den Senderechnern<br />

verbunden sind. Ein rotes Licht bedeutet<br />

ON AIR, ein grünes Licht leuchtet auf,<br />

wenn jemand anruft, und ein gelbes bedeutet,<br />

dass das im Computer eingespielte Programm<br />

abgespielt wird. Die Moderatorin sagt uns, dass<br />

ungefähr alle drei Minuten jemand anruft.<br />

Nachdem wir sie über die Geschichte der neuen<br />

107.7 fragen, sagt sie uns, dass das Radio<br />

<strong>vor</strong> acht Jahren ein kleines Stadtradio war.<br />

Mittlerweile ist es ein Non Stop-Sender, das<br />

heißt ein Sender, der außer den Nachrichten<br />

Daniel Kuhn Botelho<br />

ein hängender raum<br />

für die beste Akustik<br />

Ein Besuch in den Redaktionsräumen des Stuttgarter Radiosenders „Die Neue 107.7“<br />

Mareike Makosch in einem der insgesamt<br />

drei Sendestudios von „Die Neue 107.7“<br />

nichts Weiteres redet, sondern ansonsten nur<br />

Musik abspielt. Das Sendegebiet geht bis nach<br />

Göppingen. Am meisten wird in diesem Sender<br />

80er- und Rockmusik gespielt. „Die Senderechner<br />

sind 24 Stunden an“, erklärt uns die<br />

24-Jährige. „Wenn sie ausfallen, wäre es eine<br />

Katastrophe für den Sender.“ Dieser kann dann<br />

nicht mehr auf die eingespeicherte Bibliothek<br />

zugreifen, sondern muss auf die Anlagen ausweichen.<br />

„Dann machen wir es ganz altmodisch<br />

und spielen jede CD einzeln ab“, sagt Mareike<br />

uns. Aber dass es dazu nicht kommt, gibt es einen<br />

riesigen Technikraum, mit einer Menge von<br />

Servern. Dafür ist dann ein Techniker verantwortlich.<br />

Die Mitarbeiter haben alle ein eigenes<br />

Telefon und <strong>jeder</strong> kann jeden anrufen, selbst<br />

aus dem Senderaum. Das machen auch alle,<br />

denn wenn sie die anderen rufen würden, dann<br />

wäre es ziemlich laut im Studio. Es sind 4654<br />

Lieder im PC-System eingespeichert, aber davon<br />

werden nur 500 bis 700 gespielt. Insgesamt<br />

enthält die Musikbibliothek über 10.000 Lieder.<br />

Viel gewünschte Interpreten sind zum Beispiel<br />

Queen, Phil Collins und AC/DC. Die 107.7 existiert<br />

schon seit insgesamt 8 Jahren.<br />

Mareike erzählt uns auf die Frage, warum sie<br />

eine Moderatorin geworden ist und keinen anderen<br />

Beruf gewählt hat, dass sie einmal ein<br />

Praktikum beim Radio gemacht hat und dann<br />

ins Radio gekommen ist. „Ich hab schon immer<br />

viel geredet, deshalb bin ich Nachrichtensprecher<br />

geworden.“<br />

Die Arbeitszeiten sind dort in Schichten aufgeteilt,<br />

die Frühschicht beginnt bereits um 5.30<br />

Uhr. Die ersten Nachrichten kommen aber erst<br />

um 7.00 Uhr. Auf meine Frage, was der Stauflieger<br />

denn sei, antwortete sie: „Jetzt gibt es den<br />

Stauflieger leider nicht mehr. Aber damals war<br />

es ein Moderator, der mit einem Piloten in einer<br />

Cessna, einer kleinen Propellermaschine, über<br />

Staus flog und die Ergebnisse dann ins Studio<br />

funkte. Dieser stand auch in der Verbindung<br />

mit der Polizei, deshalb wusste er immer, wo es<br />

Staus gab.“<br />

Die 24-jährige Moderatorin erzählt uns, dass sie<br />

selber am meisten Rock und Heavy Metal hört.<br />

Sie sagt uns, dass das Studio völlig unterschiedliche<br />

Musikrichtungen hat. Zwischendurch sehen<br />

wir einen Moderator, der gerade die Nachrichten<br />

moderiert. Wir sehen alle uns erzählten<br />

Vorgänge, wie zum Beispiel die Lichter, die an<br />

und aus gehen. Wir erfahren außerdem noch,<br />

dass es ca. 70.000-112.000 Zuhörer tagsüber<br />

sind. Nachts sind es natürlich weniger.<br />

Als Moderator bekommt man auch noch eine<br />

Sprecherziehung, bei der man lernt, wie man<br />

beim Vorlesen gut atmet. Es sind ungefähr<br />

20 bis 30 Mitarbeiter in dem Studio. Im Marketingbereich,<br />

der einen Stock höher ist, sind es<br />

ca. 20.<br />

Wir erfahren auch, dass die Moderatoren alles<br />

immer perfekt zuschneiden, dass der Zeitplan<br />

für die Musik, die Werbung und die Nachrichten<br />

passt. Es sind mehrere Spuren, durch die<br />

alles abgespielt wird. Diese wechseln hin und<br />

her. Als wir hinausgehen, sprechen wir noch<br />

mit den anderen Moderatoren. Wir schauen uns<br />

noch einmal alles an, und dann verabschieden<br />

wir uns von Mareike Makosch und gehen.

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