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Download Linde Technology 1 | 2008 (PDF 2,5 - Linde Gas

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LINDE TECHNOLOGY // HELIum<br />

12<br />

20 bis über 3.500 Litern pro Stunde Verflüssigungsleistung hat <strong>Linde</strong><br />

weltweit bereits errichtet. Helium – auch Kind der Sonne genannt und<br />

im Universum nach Wasserstoff das zweithäufigste Element – ist auf<br />

der Erde ein seltener und nicht erneuerbarer Rohstoff. Das Edelgas ist<br />

nur in geringen Mengen – zu etwa 0,0005 Volumenprozent – in der<br />

Erdatmosphäre enthalten und kann deshalb im Gegensatz zu anderen<br />

Industrie- und Spezialgasen nicht durch Luftzerlegung gewonnen<br />

werden. Eine wirtschaftliche Produktion ist nur in Verbindung mit<br />

der Erdgasaufbereitung und einem Heliumrohgehalt von mindestens<br />

0,2 Prozent möglich. Aber nur an wenigen Stellen der Erde hat sich<br />

das Element, das sich nur unter bestimmten geologischen Bedingungen<br />

durch radioaktiven Zerfall im Erdreich bildet, auf solch hohe<br />

Konzentration angereichert. Allein Erdgaslagerstätten in Nordamerika,<br />

Russland, Polen, Nordafrika und im Persischen Golf sowie Australien<br />

und Indonesien erfüllen diese Voraussetzung. Die erste heliumreiche<br />

Erdgasquelle wurde vor rund 100 Jahren in den USA entdeckt,<br />

weitere folgten. Über viele Jahrzehnte waren die Vereinigten Staaten<br />

auch der größte Produzent dieses Edelgases. Auch heute noch stammen<br />

große Teile der globalen Heliumproduktion, die im Jahr 2006 auf<br />

etwa 160 Millionen Kubikmeter geschätzt wurde, aus Nordamerika.<br />

Weltweit gibt es derzeit nur vier weitere Quellen außerhalb den USA,<br />

aus denen Helium wirtschaftlich gewonnen wird: Algerien, Polen,<br />

Katar und Russland.<br />

Joint Venture zur Heliumgewinnung<br />

Während Prognosen einen Rückgang der US-Heliumgewinnung aus<br />

der laufenden Erdgasproduktion um etwa fünf bis zehn Prozent voraussagen,<br />

werden in Russland, Katar, Ozeanien und Algerien neue<br />

Heliumressourcen erschlossen. In Algerien, das über sehr große Erdgasvorkommen<br />

verfügt, nutzt man das Potenzial der heliumreichen<br />

<strong>Gas</strong>quellen erst seit rund 15 Jahren. Der staatliche Energieversorger<br />

Sonatrach fördert Erdgas aus der Lagerstätte Hassi R’Mel in der Saha ra<br />

und transportiert es über Pipelines nach Spanien und Italien sowie<br />

in zwei Hafenstädte im Westen und Osten des Landes. Dort wird das<br />

Erdgas für den weiteren Transport per Schiff in großen LNG-Anlagen<br />

(LNG: Liquefied Natural <strong>Gas</strong>) verflüssigt. „Lange Zeit wurde das<br />

Restgas bei der Erdgasverflüssigung verbrannt und das darin enthaltene<br />

Helium in die Luft geblasen“, erinnert sich Klaus Brandl, Director<br />

Helium für Europa, den mittleren Osten und Afrika. Seit Mitte der<br />

1990er Jahre betreibt Sonatrach einen ersten Heliumverflüssiger in<br />

Arzew im Westen des Landes und startete erfolgreich gemeinsam mit<br />

<strong>Linde</strong> in Skikda im April 2007 die zweite Heliumproduktion. Bei der<br />

Verflüssigung von Erdgas aus heliumreichen Quellen bleibt ein <strong>Gas</strong>gemisch<br />

aus niedrig siedenden Komponenten wie Methan, Stickstoff,<br />

Wasserstoff und verschiedenen Kohlenwasserstoffen zurück, das in<br />

Algerien etwa fünf Prozent Helium enthält. Im Vergleich zu anderen<br />

Quellen ist der Heliumanteil des algerischen Erdgases gering. Da aber<br />

Sonatrach gleich mehrere LNG-Anlagen in Skikda betreibt und sehr<br />

große Mengen an Erdgas verflüssigt, wird die Heliumproduktion auch<br />

dort wirtschaftlich interessant. Das „Abfallprodukt“ der Erdgasverflüssigung<br />

ist zugleich der Rohstoff für die Heliumgewinnung. Diesen liefert<br />

Sonatrach dann zur weiteren Verarbeitung via Pipeline an das<br />

Joint Venture Helison Production (Helison: Helium <strong>Linde</strong> Sonatrach),<br />

an dem der <strong>Linde</strong>-Konzern 51 Prozent der Anteile hält. Das Gemeinschaftsunternehmen<br />

wurde im Jahr 2003 für den Betrieb der Heliumgewinnung<br />

in Skikda gegründet. Den Bau und die Planung bezüglich<br />

Erzeugung und Verflüssigung übernahm dabei ein Team von<br />

40 Experten der <strong>Linde</strong> Divison Engineering. Die Heliumgewinnung ist ein<br />

kältetechnischer Prozess, bei dem man ein Gemisch niedrig siedender<br />

<strong>Gas</strong>e durch Abkühlung und Verflüssigung auftrennt. In einem ersten<br />

Schritt wird die heliumreiche <strong>Gas</strong>mixtur im Tieftemperaturprozess<br />

angereichert und bei minus 180 Grad Celcius weitgehend von Methan<br />

und Stickstoff befreit. Dies geschieht in<br />

einer so genannten Coldbox, die mehrere,<br />

acht Meter lange Plattenwärmetauscher<br />

aus Aluminium, Kolonnen,<br />

Rohrleitungen und Ventile in einer gut<br />

isolierten Hülle vereint. Die Coldbox<br />

gelangt verschweißt und fertig montiert<br />

zur Baustelle. Das verkürzt die<br />

Montagezeit vor Ort.<br />

Auch nach der Tieftemperaturtrennung<br />

enthält das Rohgas (Heliumanteil<br />

> 95 Prozent) noch zuviel Stickstoff<br />

und Methan, um es direkt verflüssigen<br />

zu können. Denn die <strong>Gas</strong>e würden<br />

bei der Verflüssigung gefrieren. Deshalb<br />

wird das angereicherte Helium<br />

zunächst bei Umgebungstemperatur<br />

in einer so genannten Druckwechseladsorptionsanlage<br />

gereinigt. Zurück<br />

DAS ELEMENT<br />

hELIUM WURDE<br />

WEGEN SEINES<br />

VoRKoMMENS<br />

AUF DER SoNNE<br />

NAch DER<br />

GRIEchISchEN<br />

BEzEIchNUNG<br />

FüR UNSER<br />

zENTRALGESTIRN<br />

(SoNNE = hELIoS)<br />

BENANNT.<br />

bleibt gasförmiges Helium mit einer Reinheit von 99,999 Prozent.<br />

Auch dieser Anlagenteil gehörte in Skikda zum <strong>Linde</strong>-Lieferumfang.<br />

Nach der Reinigung wird das Helium für den weiteren Transport verflüssigt.<br />

Das Prinzip eines Heliumverflüssigers gleicht dem der Luftverflüssigung<br />

nach dem <strong>Linde</strong>-Verfahren, benötigt jedoch drei Kühlstufen<br />

zur Abkühlung des Edelgases bis auf minus 269 Grad Celcius. Zunächst<br />

wird das Helium bei einem Druck von etwa 2 Mega pascal oder<br />

20 bar durch Rückführung von bereits kaltem Heliumgas und Verdampfung<br />

von flüssigem Stickstoff auf minus 193 Grad Celcius abgekühlt.<br />

Für die weitere Abkühlung bis zur Verflüssigungstemperatur sorgt<br />

ein so genannter Turboexpander, gebaut von den Tieftemperatur-<br />

Experten der <strong>Linde</strong> Kryotechnik AG aus Pfungen in der Schweiz. An-<br />

schließend wird ein Teil des Heliums verflüssigt und in supervakuumisolierte<br />

Container mit einer Kapazität von etwa 27.000 Kubikmetern<br />

abgefüllt. So verpackt, verdampfen nur etwa 0,3 Prozent des Heliums<br />

pro Tag und das flüssige Edelgas kann seine Reise nach Europa an<br />

Bord eines Container-Schiffs beginnen.<br />

Logistikzentrum in südfrankreich<br />

Das Helium aus Skikda ist in erster Linie für den europäischen Markt<br />

bestimmt. Es wird von Algerien binnen weniger Tage in die französische<br />

Hafenstadt Berre nahe Marseille verschifft. Dort hat <strong>Linde</strong> im<br />

Februar 2006 ein Heliumlogistikzentrum eröffnet. In Berre werden<br />

auf 13.500 Quadratmetern Fläche die in Marseille angelandeten Spezialcontainer<br />

mit flüssigem Helium zwischengelagert. Von dort wird

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