Download Linde Technology 1 | 2008 (PDF 2,5 - Linde Gas
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SIE SIND UNSER FENSTER zUR WELT:<br />
DIE AUGEN – WIchTIGSTES SINNESoRGAN<br />
DES MENSchLIchEN<br />
KÖRpERS. DENN DER MENSch IST<br />
EIN AUGENTIER:<br />
Rund 80 Prozent aller Eindrücke sam-<br />
melt er über Hornhaut, Pupille und Retina, jedenfalls so lange sie<br />
einwandfrei funktionieren. Aber seit Computerbildschirme Einzug in<br />
Büros, Fabrikhallen und private Haushalte gehalten haben, wird die<br />
menschliche Optik im Alltag immer stärker strapaziert: Die Zahl der<br />
Brillen- und Kontaktlinsenträger steigt weltweit – allein in<br />
Europa nutzen rund 46 Prozent der Bevölkerung bereits<br />
eine Sehhilfe. Auch der zunehmende Wohlstand, wachsende<br />
Alphabetisierung und eine immer älter werdende<br />
Gesellschaft in vielen Teilen der Erde tragen dazu bei.<br />
Dass die Sehkraft mit den Jahren abnimmt, ist ein<br />
ganz natürlicher Prozess: Schon ab der Geburt verliert die<br />
Linse nach und nach ihre Elastizität durch eine ganz allmähliche<br />
Einlagerung von Kalk. Zwischen 40 und 50 lässt<br />
die Sehfähigkeit besonders im Nahbereich nach, die Linse<br />
wird dicker und damit starrer, unflexibler. Die Folge: Der<br />
Mensch wird kurzsichtig. Aber Sehfehler wie Kurz- und<br />
Weitsichtigkeit hängen nicht unbedingt von den Lebensjahren<br />
ab, sie treten in allen Altersgruppen auf. Und seit<br />
vielen Jahren steigt die Tendenz bei Brillen- und Kontaktlinsenträgern<br />
zu einem Leben ohne lästige Sehhilfe:<br />
Bildquelle: laif<br />
Autor: Michael Kömpf<br />
1<br />
1<br />
Mittels Laser korrigieren Augenärzte weltweit starke<br />
Kurzsichtigkeiten, Hornhautverkrümmungen und Weitsichtigkeiten<br />
– refraktive Chrirugie nennt sich das Fachgebiet<br />
und ist eine boomende Branche. Die große Hoff-<br />
nung von Millionen Brillenträgern und das populärste OP-Verfahren<br />
heißt Lasik und steht für „Laser in situ Keratomileusis“, eine Methode,<br />
bei der die Augenärzte tiefere Hornhautschichten ihrer Patienten mit<br />
ultraviolettem Laserlicht ins Visier nehmen. Allein in den USA ließen<br />
sich 2006 rund 1,4 Millionen Menschen mit dem gebündelten Hochenergie-Lichtstrahl<br />
am Auge operieren. Wer noch eine Brille trägt, gilt<br />
dort fast schon als unterprivilegiert.<br />
Die Lasik-Technik erlaubt es, in Bereichen weit unter einem<br />
Tausendstel Millimeter zu arbeiten. Dadurch kann der Laserspezialist<br />
Brechkraftfehler des Auges, die für die Fehlsichtigkeit verantwortlich<br />
sind, ganz individuell korrigieren. Bei der Lasik hebt der Chirurg mit<br />
einem Mikrokeratom – ein winziges, mechanisches Präzisionsskalpell –<br />
ein dünnes Scheibchen von etwa 0,15 Millimetern Dicke von der<br />
obersten Hornhautschicht und klappt es zur Seite wie einen Buchdeckel.<br />
Dann trägt er mit dem Laser Gewebe der tiefer liegenden<br />
Hornhautschicht ab. Anschließend wird das Deckelchen – auch Flap<br />
genannt – wieder zurückgeklappt. Dabei saugt es sich an und schützt<br />
AuGENCHIrurGIE // LINDE TECHNOLOGY<br />
33<br />
das Auge wie ein körpereigenes Pflaster. Die Operation dauert nur<br />
wenige Minuten – die eigentliche Lasernutzungszeit rund 40 Sekunden.<br />
Lasik kommt für Kurzsichtige bis -10 Dioptrien, Weitsichtige bis<br />
+3 Dioptrien sowie Patienten mit leichter Hornhautverkrümmung,<br />
so genannte Stabsichtige, infrage. Die meisten Behandelten können<br />
schon 24 Stunden nach der Operation ohne Brille oder Kontaktlinsen<br />
sehen. Dabei verursacht das Verfahren weder Wundschmerzen<br />
noch Narben.<br />
Die ersten praktischen Lasererfahrungen der Neuzeit machte<br />
T. H. Maiman im Jahre 1960, als er Licht aus einem Rubinstab erzeugte.<br />
Der Siegeszug der Laserchirurgie in der Augenheilkunde – in der Fachsprache<br />
Ophthalmologie genannt – begann in den 1970er Jahren mit<br />
dem Hitzelaser. Seine gezielten Verbrennungen schweißten beispielsweise<br />
Netzhautablösungen sicher wieder an.<br />
Bei der Lasik-Methode verwendet man heute allerdings so<br />
genannte Kaltlichtlaser wie den Excimer-Laser. Das Wort Excimer setzt<br />
sich zusammen aus excited (angeregt) und dimer, was für zweiatomige<br />
angeregte Moleküle steht. Der Excimer-Laser ist also ein <strong>Gas</strong>entladungs-Laser.<br />
„Als laseraktives Medium hat sich ein Gemisch aus<br />
einem Edelgas, das nicht sehr reaktionsfreudig ist, und einem sehr<br />
reaktionsfreudigen Halogen durchgesetzt“, erklärt Dr. Hans-Jürgen<br />
Diehl, bei der <strong>Linde</strong>-Division <strong>Gas</strong>es als Projektleiter im Marketing für<br />
Spezialgase tätig. Der promovierte Chemiker erklärt das Funktionsprinzip<br />
des Excimer-Lasers: „Elektroden, die impulsartig mit Hochspannung<br />
versorgt werden, regen das <strong>Gas</strong>gemisch an, ionisieren die<br />
Atome also und überführen sie in einen höheren Energiezustand.<br />
Das <strong>Gas</strong>gemisch entlädt sich – ähnlich wie in einer Leuchtstoffröhre<br />
– wobei Energie in Form von Licht frei wird, und die <strong>Gas</strong>teilchen in<br />
den Ausgangszustand zurückfallen.“ Die Wellenlänge eines Excimer-<br />
Lasers ist durch das bei der Anregung entstehende Molekül festgelegt<br />
und reicht von 157 bis 351 Nanometer. Als Edelgasmolekül verwendet<br />
man üblicherweise Argon, Krypton oder Xenon.<br />
qualität der <strong>Gas</strong>e ist entscheidend<br />
„Für die Operationen an den tieferliegenden Hornhautschichten hat<br />
sich der Argon-Fluorid-Laser mit einer Wellenlänge von 193 Nanometern<br />
– also im ultravioletten Bereich – etabliert“, so Diehl. Grund:<br />
Die Eindringtiefe dieser Laserphotonen ist in Wasser sehr gering. Und<br />
weil die Hornhaut zu rund 78 Prozent aus Wasser besteht, kann der<br />
Augenarzt minimale Schichten mit weniger als 0,2 Mikrometer Dicke<br />
mit dem Laserlicht bearbeiten. Das verdampft die anvisierte Hornhautstelle<br />
einfach, aber schädigt das umliegende Gewebe nicht. Das<br />
für diesen Excimer-Laser notwendige <strong>Gas</strong>gemisch besteht aus Neon,<br />
Fluor, Argon und Helium und wird in <strong>Gas</strong>flaschen in die Augenkliniken<br />
und Laserzentren geliefert. Bei einer Augen-OP verbraucht es<br />
sich mit jedem Laserschuss, den der Arzt zur Korrektur der Hornhaut<br />
setzt. Und dabei kommt es besonders auf die Qualität der verwendeten<br />
<strong>Gas</strong>e an. „Die Anforderungen der Laserhersteller an die Reinheit<br />
und exakte Zusammensetzung der <strong>Gas</strong>gemische sind sehr hoch“,