ZUCKERRÜBEN J O U R N A L
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Z u c k E R T E c h N I k A N B A u B E T R I E B S W I R T S c h A F T<br />
constantin Fahlberg entdeckte bereit 1879 den Süßstoff Saccharin, der sich schnell zum „Zucker<br />
der Armen“ entwickelte und aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus sogar zeitweise verboten<br />
wurde.<br />
Fernab von den üblichen Touristenrouten liegt das Zucker-Museum<br />
im Berliner Stadtteil Wedding an der Amrumer Straße.<br />
Im Jahre 1904 gegründet, gehört es mit zu den ältesten Museen<br />
Berlins, und es stellt ein attraktives Ausflugsziel dar. Die Exponate<br />
zeigen eine spannende Geschichte von der urheimat<br />
des Zuckerrohrs in Melanesien bis hin zur modernen Rübenzuckerwirtschaft<br />
in Europa.<br />
Auch chemie- und<br />
Physikbegeisterte<br />
kommen im Zucker-<br />
Museum auf ihre<br />
kosten: So sah ein<br />
Analytik-labor in einer<br />
Zuckerfabrik vor<br />
rund 50 Jahren aus.<br />
Fotos: Annegret<br />
keulen<br />
Dass die Gründung des Zucker-Museums<br />
in Berlin erfolgte, ist kein Zufall, denn<br />
dort wurde Zuckergeschichte geschrieben:<br />
In Berlin entdeckte der Chemiker<br />
und Apotheker Andreas Sigismund Marggraf<br />
1747 den Zucker in der Runkelrübe.<br />
Seinem Schüler Franz Carl Achard gelang<br />
es rund 30 Jahre später, den ersten Rübenzucker<br />
aus Runkelrüben zu gewinnen.<br />
1801 gründete er dann die erste Zuckerrübenfabrik<br />
im schlesischen Cunern. Wie<br />
es damals in den ersten Zuckerfabriken<br />
zuging, wird im Zucker-Museum anhand<br />
eines originalgetreuen Modells einer der<br />
ersten Fabriken dargestellt.<br />
Mit ihren Entdeckungen läuteten Marggraf<br />
und Achard eine Zeitenwende in der<br />
Zuckergeschichte ein, denn bis dato war<br />
Zucker eine sehr<br />
teure Kolonialware.<br />
Zucker galt bis<br />
zirka 1900 als Luxusgut.<br />
„Nur wohlhabende<br />
Bürger<br />
konnten sich Zucker<br />
leisten. Wenn<br />
man den damaligen<br />
Zuckerpreis in<br />
die heutige Zeit<br />
übersetzt, dann<br />
würden zwei Stück<br />
Würfelzucker rund<br />
20 € kosten“, erläu-<br />
M A R k T P o l I T I k A k T u E l l E S<br />
Stolz ist Museumsmitarbeiter Thomas Grothe auch auf dieses Exponat.<br />
Eine chinesische Zuckerrohrmühle, die zwischen 1500 und 1800 gebräuchlich<br />
war.<br />
Mehr als 10 000 Jahre süße Geschichte<br />
Die Pioniere des Rübenzuckers in Bronze: Die Büsten von Marggraf (l.) und Achard schmücken<br />
heute die Eingangshalle des Zucker-Museums.<br />
tert Museumsmitarbeiter Thomas Grothe.<br />
Aufwändig geschmiedete Zuckerhämmer<br />
zum Zerteilen von Zuckerhüten<br />
und edle Zuckerdosen, die im Museum<br />
bestaunt werden können, lassen erahnen,<br />
wie kostbar Zucker in dieser Zeit war.<br />
kolonialzucker von Sklavenhand<br />
Viel Raum widmet das Museum auch einem<br />
düsteren Kapitel in der Zuckergeschichte:<br />
dem Sklavenhandel. Zwischen<br />
10 und 20 Mio. Afrikaner wurden zwischen<br />
1500 und 1850 aus ihrer Heimat in<br />
die europäischen Kolonien in Übersee<br />
verschleppt. Wie die Sklaven auf den<br />
Transportschiffen verfrachtet wurden<br />
LZ 50 · 2011 Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L | 23