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ZUCKERRÜBEN J O U R N A L

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Z u c k E R<br />

sind, sind deutlich teurer geworden, der<br />

Zugang zu Krediten ist nicht mehr so einfach<br />

wie vor der Finanzkrise 2008 und die<br />

Zahl der ausländischen Investoren hat<br />

abgenommen. Und auch die Betriebsmittel<br />

für den Anbau von Zuckerrohr, vor allem<br />

Dünger, sind deutlich teurer geworden,<br />

sodass der Vorteil der niedrigen Produktionskosten<br />

für Zucker aus Brasilien<br />

immer geringer wird.<br />

Ein weiterer Grund für die langsamere<br />

Expansion ist die Gesetzgebung. War der<br />

Zugang zu Land bis vor wenigen Jahren<br />

noch relativ unkompliziert, so schaut die<br />

Welt und deren Nichtregierungsorganisationen<br />

heute mehr auf die Umwidmung<br />

von Savanne und Regenwald, auch wenn<br />

Letzterer nicht für das Wachstum von Zuckerrohr<br />

infrage kommt. Für die Zuckerunternehmen<br />

ist Kauf oder Pacht von<br />

Land durch neue Gesetze erschwert worden.<br />

Der Schutz der Umwelt wird auch insofern<br />

ernster genommen, als bis zum<br />

Jahr 2017 das Abbrennen der Zuckerrohrfelder<br />

zur Ernteerleichterung verboten<br />

sein wird. Die bisher übliche Handarbeit<br />

wird wohl vollständig durch die maschinelle<br />

Ernte ersetzt.<br />

Zwickmühle Ethanol<br />

Aufgrund der geringeren Zuckerrohrernte<br />

gerieten die brasilianische Regierung und<br />

die Zuckerrohrindustrie in eine Zwickmühle:<br />

Der steigende Verbrauch zwingt<br />

dazu, einen bestimmten Anteil des Rohstoffes<br />

in die Ethanolproduktion zu schicken.<br />

Aufgrund der Rohstoffknappheit<br />

wurde die Zumischung von Ethanol zum<br />

Benzin zum 1. Oktober 2011 von 25 auf<br />

20 % gesenkt, gleichzeitig hat Brasilien<br />

vor Kurzem den Import von 1 Mrd. l Etha-<br />

T E c h N I k A N B A u B E T R I E B S W I R T S c h A F T M A R k T P o l I T I k A k T u E l l E S<br />

nol bekannt gegeben. In den Boom-Jahren<br />

des Ethanols hat die brasilianische Öl-<br />

Gesellschaft Petrobras mit dem japanischen<br />

Konzern Mitsui eine Gesellschaft<br />

gegründet, die den Bau einer Ethanol-<br />

Pipeline finanziert, die Ende dieses Jahres<br />

in Betrieb gehen soll. Diese Kooperation<br />

ist an die Zusage gebunden, Ethanol aus<br />

Brasilien nach Japan zu liefern.<br />

Um den steigenden Verbrauch von Zucker<br />

weltweit zu decken, wäre ein zusätzlicher<br />

Export von Zucker von 2,0 bis 2,5<br />

Mio. t jährlich notwendig. Sollte Brasilien<br />

als Hauptexporteur dies nicht leisten<br />

können, könnten Indien oder Thailand<br />

einspringen. Motivation für diesen zusätzlichen<br />

Anbau müssten hohe Zuckerpreise<br />

sein. Würde auch eines dieser Länder<br />

teil- oder zeitweise ausfallen, hätte<br />

dies weitreichende Konsequenzen für<br />

den Zuckerpreis.<br />

Was bedeutet dies alles für Europa?<br />

Die EU hat sich mit der 2006 reformierten<br />

Zuckermarktordnung verpflichtet, den<br />

am wenigsten entwickelten Ländern<br />

(LDC) einen Marktzugang zu verschaffen.<br />

Damit ist die EU vom Exporteur zum Importeur<br />

geworden. Aufgrund des hohen<br />

Weltmarktpreises sind die erwarteten<br />

Importe aus den LDC aber weitestgehend<br />

ausgeblieben. Die EU-Kommission hat<br />

kurzfristig mit der Umwidmung einer begrenzten<br />

Menge von Nicht-Quotenzucker<br />

zu Quotenzucker reagiert. Trotzdem kam<br />

es zu Engpässen in der Versorgung. Das<br />

EU-Parlament spricht sich derzeit für eine<br />

Verlängerung der bestehenden Zuckermarktordnung<br />

bis mindestens 2020 aus,<br />

die Kommission will sie bereits 2015 aus-<br />

Grafik 1: Neue Zuckermühlen in Brasilien<br />

2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12*<br />

*Prognose Quelle: UNICA 2011<br />

laufen lassen. Bleibt zu hoffen, dass die<br />

Politik eine kluge Entscheidung trifft, die<br />

eine verlässliche und planbare Versorgung<br />

des Verbrauchers mit qualitativ<br />

hochwertigem Zucker zu moderaten Preisen<br />

garantiert.<br />

Dr. Willi kremer-Schillings<br />

Pfeifer & langen Jülich<br />

LZ 50 · 2011 Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L | 7<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Grafik 2: Zuckerrohrproduktion in Brasilien 1999 bis 2012<br />

(geschätzt)<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

1999/2000<br />

2000/2001<br />

2001/2002<br />

2002/2003<br />

*Schätzung, **Prognose<br />

Die handernte von Zuckerrohr wird in Brasilien<br />

völlig verschwinden, weil bis 2017 das Abbrennen<br />

der Zuckerrohrfelder zur Ernteerleicherung<br />

verboten werden wird. Dann wird es nur noch<br />

eine maschinelle Ernte geben.<br />

Foto: landpixel<br />

2003/2004<br />

2004/2005<br />

2005/2006<br />

2006/2007<br />

2007/2008<br />

2008/2009<br />

2009/2010<br />

2010/2011*<br />

2011/2012**<br />

Quelle: UNICA, Datagro, Rabobank 2011

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