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Download als .pdf-Datei - Verwandtschaft in der Vormoderne

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276<br />

BERNHARD JUSSEN<br />

fundamental s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> Forschungsüberblick, <strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Perspektivenskizze münden<br />

soll, muss <strong>als</strong>o zwei sehr unterschiedliche Forschungsgeschichten <strong>in</strong> den Blick nehmen<br />

und im Interesse <strong>der</strong> weiteren Perspektiven verweben. Im folgenden wird dreierlei umrissen:<br />

<strong>der</strong> Diskussionsstand <strong>der</strong> mediävistischen <strong>Verwandtschaft</strong>sforschung, e<strong>in</strong>ige Hypothesen<br />

für die Weiterarbeit sowie e<strong>in</strong>e Forschungsperspektive.<br />

Zunächst geht es um die Hauptl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> <strong>Verwandtschaft</strong>sforschung seit Ersche<strong>in</strong>en<br />

von Jack Goodys Buch im Jahr 1983. Der erste Abschnitt (S. 276–286) erörtert, wie die<br />

<strong>in</strong> Deutschland gegenwärtig am häufigsten verwendeten Synthesen und wissenschaftlichen<br />

Lehrwerke den Forschungsstand und die Wissenschaftsgeschichte <strong>der</strong> <strong>Verwandtschaft</strong>sforschung<br />

darstellen. Wie schreiben sie die Geschichte <strong>der</strong> Problemfel<strong>der</strong> und<br />

Zäsuren, <strong>der</strong> wissenschaftlichen Schlüsseltexte und <strong>der</strong> Leitdeutungen, wie stellen sie<br />

den aktuellen Forschungsstand dar? Der zweite Abschnitt (S. 286–312) schreitet die<br />

Kernprobleme <strong>der</strong> von <strong>der</strong> deutschen Mediävistik weitgehend ignorierten Diskussionen<br />

um die Thesen Jack Goodys e<strong>in</strong>zeln ab und skizziert den Diskussionsstand. Der dritte<br />

Abschnitt (S. 312–319) entwirft e<strong>in</strong>ige Hypothesen für die Weiterarbeit, und <strong>der</strong> vierte<br />

Abschnitt (S. 319–324) beschreibt e<strong>in</strong> Forschungskonzept, mit dem <strong>der</strong> Diskussionsrahmen<br />

von Jack Goodys Buch verlassen werden kann.<br />

I. Rückschau: Synthesen und Tr aditionen<br />

Die deutschsprachigen Synthesen <strong>der</strong> 1990er Jahre – und zum Teil noch die jüngsten –<br />

erzählen die Geschichte <strong>der</strong> <strong>Verwandtschaft</strong>sforschung anhand an<strong>der</strong>er Leitvokabeln<br />

und anhand an<strong>der</strong>er Forschungsepochen <strong>als</strong> franko- und anglophone. Vor allem aber<br />

wi<strong>der</strong>spricht das, was sie <strong>als</strong> heute herrschende Me<strong>in</strong>ung darstellen, diametral dem, was<br />

zum Beispiel französische Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen <strong>als</strong> Forschungsstand resümieren.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite erweitern die deutschsprachigen Synthesen den Blick auf die<br />

<strong>Verwandtschaft</strong> systematisch um e<strong>in</strong>en Aspekt, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> franko- und anglophonen<br />

Forschung e<strong>in</strong>e viel ger<strong>in</strong>gere Rolle spielt: jene Vergesellschaftungsformen um die <strong>Verwandtschaft</strong><br />

herum, die – so jedenfalls die übliche Annahme (vgl. aber S. 309f.) – fundamental<br />

an<strong>der</strong>en Konstruktionspr<strong>in</strong>zipien unterlagen <strong>als</strong> die <strong>Verwandtschaft</strong> (Gilden,<br />

Bru<strong>der</strong>schaften, amicitiae usw.). 4)<br />

4) Ich beziehe mich wesentlich auf folgende Synthesen: Gerd Althoff, Verwandte, Freunde und<br />

Getreue. Zum politischen Stellenwert <strong>der</strong> Gruppenb<strong>in</strong>dungen im frühen Mittelalter, Darmstadt 1990;<br />

Michael Borgolte, Sozialgeschichte des Mittelalters: E<strong>in</strong>e Forschungsbilanz nach <strong>der</strong> deutschen E<strong>in</strong>heit,<br />

München 1996; Johannes Fried, Die Formierung Europas 840–1046 (Oldenbourg Grundriss <strong>der</strong><br />

Geschichte 6), München 1991; Ders., Der Weg <strong>in</strong> die Geschichte. Die Ursprünge Deutschlands bis 1024<br />

(Propyläen Geschichte Deutschlands 1), Berl<strong>in</strong> 1994; Hans-Werner Goetz, Mo<strong>der</strong>ne Mediävistik. Stand<br />

und Perspektiven <strong>der</strong> Mittelalterforschung, Darmstadt 1999; Hedwig Röckele<strong>in</strong>, Familie, Haus, Geschlecht,<br />

<strong>in</strong>: Oldenbourg Geschichte-Lehrbuch: Mittelalter, hg. von Matthias Me<strong>in</strong>hardt/Andreas<br />

68715_Umbr_VuF71_neu.<strong>in</strong>dd 276 16.09.09 12:48

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