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Kunqu - Jecklin & Co. AG

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Im <strong>Jecklin</strong>-Forum getroffen: Daniel Fueter<br />

«Zürichs Musikleben<br />

ist sehr vielfältig»<br />

Bei <strong>Jecklin</strong> hat Daniel Fueter gerade noten gekauft, darunter die «Goldfinger»-<br />

Melodie von John Berry. Und das zeigt gleich: Daniel Fueter ist kein typischer<br />

«klassischer» Musiker, sondern offen für die verschiedenen Genres. Wir unterhielten<br />

uns in seinem Pavillon-Büro neben der Musikhochschule Zürich.<br />

SaisonKlänge: Daniel Fueter, Sie sind quasi<br />

ein Zürcher Urgestein. Sie sind in dieser Stadt<br />

aufgewachsen und wirken immer noch hier.<br />

Daniel Fueter: Ich fühle mich mit Zürich<br />

sehr verbunden. Die längste Zeit, in der<br />

ich von hier weg war, waren drei Monate<br />

in Paris. Das Haus, in dessen Büro ich<br />

sitze, habe ich mit neun Jahren zum ers-<br />

ten Mal betreten, also vor fast fünfzig<br />

Jahren. Hier bekam ich Klavierstunden,<br />

hier studierte ich, und mit Ausnahme<br />

von einigen Jahren bin ich hier ein und<br />

aus gegangen. Ich gehöre tatsächlich zu<br />

den Fossilien.<br />

Welche Orte haben Sie neben dem Konserva-<br />

torium geprägt?<br />

Fueter: nicht die musikalischen Orte,<br />

sondern die Theater in Zürich: Das Schau-<br />

spielhaus, wo ich schon als Bub aufgetre-<br />

ten bin und für das ich später Musik<br />

geschrieben habe, das neumarkt-Theater<br />

vor allem in der Zusammenarbeit mit<br />

Peter Schweiger, das Hechtplatz-Theater,<br />

an dem ich viele Chanson-Abende gemacht<br />

habe.<br />

Das Chanson ist ohnehin einer Ihrer wichtigsten<br />

Tätigkeitsbereiche.<br />

Fueter: Es war von früh auf mein grosser<br />

Traum, Chansons zu schreiben, denn das<br />

französische Chanson habe ich mir neben<br />

den Beatles und anderem nicht-Klas-<br />

28<br />

sischem immer sehr gern angehört. Ich<br />

wollte das selber ausprobieren. Mit Kathrin<br />

Brenk, die damals an der Schauspielakademie<br />

studierte – ich korrepetierte<br />

dort Ballett – bin ich an eine Schauspielerin<br />

geraten, die einen Chansonabend<br />

machen wollte und mit zwei Autoren –<br />

Martin Suter und Thomas Hürlimann –<br />

befreundet war. Seither habe ich sicher<br />

hundert Chansons geschrieben.<br />

Ist Zürich eine Stadt für Kleinkunst?<br />

Fueter: Wenn man die lange Tradition<br />

betrachtet, vom Hechtplatz oder Theater<br />

Stok zurück bis zur Pfeffermühle oder<br />

zu Dada, dann sieht man: Zürich hat,<br />

auch wenn es keine Riesenstadt ist,<br />

doch so viel Grossstädtisches, dass<br />

Kleinkunst kontinuierlich gedeihen<br />

kann. Kleinkunst spielt hier eine Rolle.<br />

César Keiser, Franz Hohler, das sind<br />

hier Institutionen. Von dort kamen auch<br />

immer wieder innovative Anstösse für<br />

die «grosse» Kunst.<br />

Inwiefern?<br />

Fueter: In der Aufmerksamkeit für das<br />

Alltägliche, das «Abseitige», manchmal<br />

Groteske, das sonst nicht wahrgenommen<br />

wird. Manchmal begegnet man<br />

dem, was in freien Gruppen ausprobiert<br />

wurde, später auf grossen Bühnen wieder.<br />

Französische Chansons, Beatles: das sind nicht<br />

die typischen Prägungen für einen zeitgenössischen<br />

Komponisten. Fühlen Sie sich als Aussenseiter?<br />

Fueter: Ich habe mich bis heute eigentlich<br />

nie mit einer so genuinen Selbstverständlichkeit<br />

als Musiker gefühlt. Wenn<br />

ich aufs Podium muss, um Klavier zu<br />

spielen, herrscht immer ein gewisser heiliger<br />

Schrecken, dass ich da vielleicht völlig<br />

fehl am Platz bin. Die Tonhalle-Hinterzimmer<br />

sind für mich immer noch<br />

fremd, die Theaterkantine hingegen<br />

nicht. Musik zu schreiben, zu erfinden<br />

oder auch zu spielen, heisst für mich:<br />

sich verwandeln. Es gibt verschiedene<br />

Verwandlungsmöglichkeiten. Man kann<br />

sich in ein Chanson verwandeln oder in<br />

ein experimentelles Stück.<br />

Es ist ein schauspielerischer Ansatz.<br />

Fueter: Ja, die Masken gehören zum<br />

Theater.<br />

Zurzeit sind Sie noch an der Musikhochschule<br />

tätig, einer Institution, die früher vor allem<br />

auf klassische Musik ausgerichtet war. Da hat<br />

sich ein Wandel vollzogen.<br />

Fueter: 1999, ein Jahr schon nach dem Zusammenschluss<br />

der beiden Musikhochschulen<br />

Winterthur und Zürich, kam die<br />

Theaterhochschule hinzu. Das hat mich<br />

natürlich besonders gefreut. Jetzt ist

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