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Kunqu - Jecklin & Co. AG

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legender Unterschied ausmachen: Wäh-<br />

rend die Chinesen schon früh ein Ver-<br />

ständnis für die westliche Musik ent-<br />

wickelten, begnügten sich die Europäer<br />

damit, ihren Kompositionen durch die<br />

Adaption von markanten Merkmalen der<br />

chinesischen Musik eine reizvolle «cou-<br />

leur locale» zu verleihen. Eine wirkliche<br />

Auseinandersetzung mit chinesischer<br />

Musik hat auch in späteren Jahrhun-<br />

derten kaum stattgefunden. Das gilt für<br />

Giacomo Puccinis «Turandot» ebenso<br />

wie für Gustav Mahlers «lied von der<br />

Erde». lediglich die französischen Impressionisten<br />

liessen sich von den<br />

jahrhundertealten musikalischen Traditionen<br />

asiatischer Kulturen dazu inspirieren,<br />

die Geschichte der europäischen<br />

Musik in neue Bahnen zu lenken. Ähnlich<br />

sah es mitunter in der Entwicklung der<br />

modernen Musik aus: So galt der aus<br />

Korea stammende, in seiner Heimat verfolgte<br />

und ab 1970 in Berlin lebende<br />

Komponist Isang Yun im Westen vor<br />

allem deshalb als Avangardist, weil er seiner<br />

europäisch geschulten Klangsprache<br />

Prinzipien der traditionellen Musik Koreas<br />

zugrunde legte. Das Alte wurde hier<br />

ebenfalls als neu empfunden.<br />

Auf dem Vormarsch<br />

Mittlerweile ist aber auch die Musik<br />

chinesischer Komponisten auf dem Vormarsch:<br />

So sind Tan Dun, dessen Oper<br />

«The First Emperor» im Dezember 2006<br />

an der new Yorker MET mit Placido Domingo<br />

in der Titelpartie uraufgeführt<br />

wurde, der 1955 in Schanghai geborene<br />

Bright Sheng oder das in new York lebende<br />

Komponistenehepaar Chen Yi und<br />

Zhou long auf europäischen Konzertpodien<br />

längst keine Unbekannten mehr.<br />

Und wie die Musik des 1950 verstorbenen,<br />

in China bereits als «Klassiker»<br />

gehandelten Yanjun Hua oder des Messiaen-Schülers<br />

Qigang Chen klingt, war<br />

beim ZKO-Konzert «nah und Fern» kürzlich<br />

in Zürich zu erleben.<br />

Dass Chinesen aber auch als Interpreten<br />

europäischer Musik Spitzenleistungen erbringen,<br />

liegt in der Tradition chinesi-<br />

scher Musikerziehung begründet. Schon<br />

im ersten vorchristlichen Jahrtausend<br />

wurde in China ein kaiserliches Musik-<br />

ministerium gegründet. Seitdem gilt die<br />

musikalische Ausbildung als wichtiger<br />

Bestandteil der ethischen und kulturel-<br />

len Erziehung des Menschen. Wurden<br />

die Chinesen schon im 17. Jahrhundert<br />

mit Theorie und Praxis der europäischen<br />

Musik vertraut gemacht, so trug der wirt-<br />

schaftliche Einfluss, den Europa ab Ende<br />

des 19. Jahrhunderts in China ausübte,<br />

das seinige zur Verbreitung westlicher<br />

Musik im Reich der Mitte bei. Vor allem<br />

in Handelszentren wie Hongkong oder<br />

Schanghai trafen europäische Orchester<br />

und Musikschulen auf die neugier und<br />

Begeisterungsfähigkeit der chinesischen<br />

Bevölkerung. Heute geniessen viele Chinesen<br />

eine Ausbildung in beiden musikalischen<br />

Traditionen. Diese Entwicklung<br />

wird in Europa nicht so schnell aufzuholen<br />

sein. Aber das wachsende Interesse<br />

an chinesischer Musik ist sicher ein<br />

Schritt in die richtige Richtung.<br />

Mark Schulze Steinen<br />

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