Der Islam 1 - Neue Erde
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egreift ohne auf ethnische Unterteilungen Rücksicht zu nehmen. Das<br />
osmanische Vielvölkerreich war zwar die letzte Manifestation dieser Idee,<br />
doch hatte diese spätestens im Ersten Weltkrieg Glaubwürdigkeit und<br />
Zugkraft verloren. Von England und Frankreich mit „nationalistischen―<br />
Souveränitätsversprechen geködert, hatten arabische Reichsteile nicht nur<br />
dem Dschihad-Aufruf (arab. jihad) des osmanischen Kalifen keine Folge<br />
geleistet, sondern auch noch aktiv gegen die Truppen ihres formellen<br />
Oberhaupts gekämpft. Damit war endgültig erwiesen, daß der Kalifatsgedanke<br />
in diesem Teil der islamischen Welt keine wesentliche Zugkraft<br />
mehr, und der <strong>Islam</strong> in der Türkei als Staatsideologie ausgedient hatte.<br />
Atatürk stand, wollte er das geschlagene und zerstückelte Restreich noch<br />
retten, als Ideologie nur noch ein vom <strong>Islam</strong> „gereinigter― Nationalismus zu<br />
Gebote, der sich am Türkentum orientierte.<br />
● Durch Ausrufung der Republik am 29.10.1923 wurde das Sultanat<br />
abgeschafft.<br />
● Am 3.3.1924 beschloß die Große Nationalversammlung in Ankara,<br />
auch das Kalifat abzuschaffen; der letzte Kalif, Abdülmecid, wurde<br />
des Landes verwiesen.<br />
● Sämtliche Schulen des Landes wurden dem Unterrichtsminister<br />
unterstellt, dessen erste Amtshandlung die Schließung der 479<br />
höheren Schulen für islamische Theologie war. Das Schulwesen<br />
sollte künftig „modern, wissenschaftlich und nationalistisch― sein.<br />
● Zum Schulbeginn im Herbst 1924 wurde der Religionsunterricht<br />
an den Gymnasien eingestellt<br />
● Zum Schulbeginn 1927 verschwand er aus den Mittelschulen<br />
● 1930 aus den städtischen Volksschulen und<br />
● 1938 auch noch aus den Dorfschulen<br />
● 1925 wich der islamische Kalender dem europäischen, letztlich<br />
christlichen Kalender<br />
● 1928/29 wurde anstelle der den Koran und die gesamte islamische<br />
Kultur von Marokko bis zum indischen Subkontinent tragenden<br />
arabischen Schrift ein modifiziertes Lateinalphabet eingeführt<br />
● Diese „Abnabelung― von der islamischen Kultur fand ihre Ergänzung<br />
im ab 1932 nur noch auf Türkisch - statt Arabisch - gestatteten<br />
Gebetsruf. Im Gegensatz zur Schriftreform lag hierin weniger<br />
eine Verwestlichung, als vielmehr ein nationalistisches Element<br />
● Eine weitere Anpassung an den christlich-abendländischen Kulturkreis<br />
brachte 1935 die Einführung des Sonntags als wöchentlichem<br />
Ruhetag<br />
● Im selben Jahr erging das Verbot, in der Öffentlichkeit geistliche<br />
Kleidung oder religiöse Abzeichen zu tragen, und den Türken<br />
wurde befohlen, sich nach europäischem Vorbild Familiennamen<br />
zuzulegen<br />
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