Der Islam 1 - Neue Erde
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(Eine Art Kulturrevolution war abgelaufen, der <strong>Islam</strong> weitgehend aus<br />
dem öffentlichen Leben verdrängt. <strong>Der</strong> als Held des Befreiungskrieges<br />
gefeierte Atatürk konnte wohl alleine auf Grund seines Nimbusses, jeglichen<br />
Widerstand gegen das von ihm installierte Einparteiensystem<br />
erfolgreich bekämpfen. Während er vor allem für die westlich orientierte<br />
Bevölkerung die große Hoffnung auf eine moderne Türkei war, vollzog der<br />
Großteil des Volkes – besonders der Landbevölkerung – diesen Kultursprung<br />
gegen Westen nicht mit. d. Verf.)<br />
Die islamische Restauration<br />
Nach Atatürks Tod (10.11.1938) regte sich nicht sogleich Widerstand<br />
gegen den Bruch mit der islamischen Tradition, denn der Zweite Weltkrieg<br />
lenkte das Augenmerk auf andere Belange. Eine wesentlich neue Situation<br />
aber entstand nach Kriegsende mit der Einführung des Zwei- und dann des<br />
Mehrparteiensystems, das Rücksicht auf Wählerinteressen erzwang und<br />
die islamistischen Kräfte aus dem Untergrund wieder auf die politische<br />
Bühne und in das Bewußtsein der Bevölkerung warf.<br />
Die ab 1949 zu verzeichnende, demokratische und evolutionäre Re-<br />
<strong>Islam</strong>isierung der Türkischen Republik stellte zumindest im Erziehungssektor<br />
Schritt für Schritt Atatürks Säkularisierungsmaßnahmen in Frage<br />
und kehrte sie um. 1949 wurde der Religionsunterricht an den Grundschulen<br />
wieder aufgenommen! In den folgenden Jahren an allen anderen<br />
Schultypen - in umgekehrter Reihenfolge, als er unter dem Republikgründer<br />
daraus verbannt worden war.<br />
Hier zeigt sich erneut das starke Rückrat des <strong>Islam</strong> in der Landbevölkerung.<br />
Waren die Dorfschulen die letzten, die den <strong>Islam</strong>unterricht 1938<br />
abschafften, so waren sie jetzt die ersten, die ihn wieder einführten.<br />
1976 wurde die Türkei dann auch Vollmitglied der <strong>Islam</strong>ischen Konferenz.<br />
Und bereits 1984 hatte die Türkei den Vorsitz bei einem Kongreß<br />
der 42 Staaten des <strong>Islam</strong>rates in Lahore, Pakistan. Eine Beschlußfassung<br />
unter türkischem Vorsitz lautet wörtlich:<br />
„ Das ganze Gebiet ist bis zum Jahre 2000 völlig zu islamisieren, und<br />
zwar dergestalt, dass alle Lebenden im Mittleren Osten, die nicht Moslems<br />
geworden sind: die koptischen Christen in Ägypten, die Christen im Irak,<br />
Iran, der Türkei, im Libanon, Syrien, die Assyrer, Chaldäer, syrischorthodoxen<br />
Christen, Armenier, Nubier und Israelis völlig ausgelöscht<br />
werden müssen,―<br />
Aus diesem Spannungsfeld von westlich orientierter, modern sein<br />
wollender Türkei und Re-<strong>Islam</strong>isierung des Staatsgefüges, machten sich<br />
die ersten Gastarbeiter auf den Weg gen Westen. Unter ihnen Koran-<br />
<strong>Islam</strong>isten und auch Fundamentalisten, die mit dem eigenen Staat in<br />
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