Die Wirtschaft Nr. 44 vom 4. November 2011
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SERVICE<br />
05522/305 Dw.<br />
1122<br />
1133<br />
11<strong>44</strong><br />
1155<br />
Rechtsservice<br />
Dr. Werner Fellner<br />
Andrea Fend<br />
Dr. Christoph Jenny (Leiter)<br />
Dr. Markus Kecht<br />
Mag. Sebastian Knall<br />
Christl Marte-Sandholzer<br />
Andrea Monschein<br />
Damaris Hann<br />
Mag. Christian Sailer<br />
Recht 05522/305-1122<br />
Fax 05522/305- 119<br />
Förderservice<br />
Dr. Heike Müller<br />
Förderung 05522/305-1133<br />
Fax 05522/305- 119<br />
Gründerservice<br />
Mag. Miriam Bitschnau<br />
Peter Flatscher<br />
Melanie Hefel<br />
Mag. Christoph Mathis (Leiter)<br />
Nadine Sonderegger<br />
Mag.(FH) Manuel Zelzer<br />
Telefon 05522/305-11<strong>44</strong><br />
Fax 05522/305- 108<br />
Nachfolgeservice<br />
Mag. Christoph Mathis<br />
Telefon 05522/305-1155<br />
Fax 05522/305- 108<br />
Service im Internet<br />
wko.at/vlbg/gruenderservice<br />
wko.at/foerderungen<br />
wko.at/nachfolgeservice<br />
18 DIE WIRTSCHAFT Freitag, <strong>4.</strong> <strong>November</strong> <strong>2011</strong><br />
Krankenstandsbestätigungen per Fax oder eMail<br />
Gilt<br />
denn<br />
das?<br />
Sachverhalt<br />
Ein erkrankter Arbeitnehmer meldete<br />
sich telefonisch bei seinem Vorgesetzten<br />
krank und übermittelte die<br />
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen<br />
per Fax an die Telefonnummer des<br />
Arbeitgebers. Der Arbeitgeber bestritt,<br />
diese Krankmeldungen erhalten<br />
zu haben. Der Oberste Gerichtshof<br />
hatte zu entscheiden, ob der Arbeitnehmer<br />
mit dem Versenden der<br />
Andrea Fend, Rechtsservice der WKV<br />
„Übermittlungen<br />
per<br />
Mail und<br />
Fax sind<br />
laut OGH<br />
nicht<br />
rechtsgültig.“<br />
Faxnachrichten seiner Meldepflicht<br />
im Falle des Krankenstandes nachgekommen<br />
war.<br />
Rechtliche Grundlage<br />
Aus dem Entgeltfortzahlungsgesetz<br />
bzw. aus dem Angestelltengesetz<br />
ergibt sich die Verpflichtung des Arbeitnehmers,<br />
eine Arbeitsverhinderung<br />
dem Arbeitgeber ohne Verzug<br />
bekannt zu geben und auf Verlangen<br />
des Arbeitgebers eine Bestätigung<br />
über Beginn, voraussichtliche Dauer<br />
und Ursache der Arbeitsunfähigkeit<br />
vorzulegen. Kommt der Arbeitnehmer<br />
dieser Verpflichtung nicht nach,<br />
verliert er für die Dauer der Säumnis<br />
den Anspruch auf Entgelt. In welcher<br />
Form der Arbeitnehmer die <strong>Die</strong>nstverhinderung<br />
bekanntgeben und die<br />
Bestätigung übermitteln muss, ist<br />
nicht geregelt. In der Praxis wird<br />
daher auch die Übermittlung per Telefax<br />
oder eMail als geeignete Über-<br />
Der Oberste Gerichtshof hat vor kurzem entschieden: Nach Abschicken eines<br />
Telefaxes stellt ein positiver Sendebericht mit einem o.k.-Vermerk noch keinen<br />
Beweis für den Zugang der Faxnachricht beim Empfänger und damit für die Einhaltung<br />
der Meldepflicht dar. Nichts anderes gilt für Übermittlungen per eMail.<br />
mittlungsform angesehen. Dabei ist<br />
allerdings zu beachten, dass die Beweislast<br />
für den Zugang grundsätzlich<br />
der Absender trägt und der Beweis<br />
des Zugangs im Regelfall nicht<br />
oder nur schwer möglich ist.<br />
Empfangs- oder<br />
Zugangstheorie<br />
Eine Erklärung geht grundsätzlich<br />
bei Kenntnisnahme durch den Empfänger<br />
zu. <strong>Die</strong>s gilt auch für den Fall,<br />
dass die Erklärung in den Machtbereich<br />
des Empfängers gelangt und sich<br />
dieser unter normalen Verhältnissen<br />
von dem Inhalt Kenntnis verschaffen<br />
könnte. Bei Übermittlung einer Erklärung<br />
per Telefax gilt, dass dieses Übermittlungsrisiko<br />
erst dann auf den<br />
Empfänger übergeht, wenn die Erklärung<br />
in seinen Empfangsbereich gelangt<br />
ist, also wenn das Telefax während<br />
der Geschäftsstunden mit einem<br />
Signaleingang einlangt. Bis zu diesem<br />
Zeitpunkt genügt der <strong>vom</strong> Sendegerät<br />
ausgehende Sendebericht nicht als<br />
Nachweis für eine ordnungsgemäße<br />
Zustellung. Der Oberste Gerichtshof<br />
hat in seiner Entscheidung daher festgehalten,<br />
dass der „o.k.-Vermerk“<br />
eines Telefax-Sendeberichts keinen<br />
Beweis für den Zugang beim Empfänger<br />
erbringt.<br />
Ein Telefax reist damit im Prinzip<br />
auf Gefahr des Versenders. Ausschließlich<br />
erwiesene Störungen des<br />
Empfangsgerätes fallen in den Risikobereich<br />
des Empfängers. Der Zugangszeitpunkt<br />
ist der Signaleingang<br />
während der Geschäftszeit, sonst der<br />
Beginn des nächsten Arbeitstages.<br />
Der OGH stützt seine Argumentation<br />
vor allem darauf, dass eine Datenübertragung<br />
per Telefax infolge von<br />
Leitungsstörungen missglücken<br />
könne und deshalb der Sendebericht<br />
allenfalls ein Indiz für den Zugang,<br />
nicht aber einen Beweis liefern<br />
könne. Es gebe noch keinen ausreichenden<br />
Nachweis, dass die technische<br />
Zuverlässigkeit der Datenübermittlung<br />
per Telefax größer sei, als<br />
die der postalischen Übermittlung.<br />
Zugangsproblematik<br />
bei eMail<br />
Eine per eMail übersendete Erklärung<br />
gilt als zugegangen, sobald sie<br />
<strong>vom</strong> Empfänger abgerufen werden<br />
kann, d.h. in dessen Mailbox eingelangt<br />
und gespeichert ist. Aber auch<br />
hier liefert das Sendeprotokoll keinen<br />
Beweis für den Zugang der Erklärung<br />
per eMail. Der Absender sollte<br />
sich den Empfang daher auf<br />
einem sicheren Kommunikationsweg<br />
bestätigen lassen, z.B. durch ein<br />
Antwortmail des Empfängers.<br />
Bedeutung für den Arbeitgeber<br />
Im täglichen Arbeitsalltag wird besonders<br />
auf die fristgerechte Übermittlung<br />
der Bestätigungen zu achten<br />
sein, da als Zugangszeitpunkt laut<br />
OGH der Signaleingang während der<br />
Geschäftszeit, ansonsten der Beginn<br />
des nächsten Arbeitstages anzusehen<br />
sei. Eine Erklärung, die per Fax oder<br />
eMail abgesendet wurde, könne also<br />
unter Umständen erst am nächsten<br />
Arbeitstag als zugegangen gewertet<br />
werden. <strong>Die</strong>s kann etwa bei Kündigungen<br />
im Hinblick auf einzuhaltende<br />
Kündigungsfristen und Kündigungstermine<br />
ganz wesentlich sein.<br />
Mehr Information:<br />
Andrea Fend, Rechtsservice der <strong>Wirtschaft</strong>skammer<br />
Vorarlberg<br />
T 05522-305-1122<br />
W wko/at/vlbg/rechtsservice<br />
E fend.andrea@wkv.at