Die Wirtschaft Nr. 44 vom 4. November 2011
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
EXTRA<br />
LEBENSMITTEL<br />
VERPACKUNG<br />
3 SEITEN NEUIGKEITEN UND INFORMATIONEN RUND UM DAS THEMA LEBENSMITTELVERPACKUNGEN<br />
Verpackungen sollen internationale<br />
Nahrungsmittelverluste begrenzen<br />
Im Rahmen der Initiative „SAVE FOOD“ will<br />
die Verpackungsbranche Lebensmittelverluste<br />
stärker bekämpfen. Einfache Verpackungsmaschinen<br />
für Schwellenländer sollen die Nahrungsmittelsicherheit<br />
verbessern, smarte Verpackungen<br />
die Wegwerfmentalität in westlichen<br />
Industrienationen eindämmen.<br />
Spekulanten haben es auf Agrarrohstoffe<br />
wie Weizen, Reis,<br />
Soja oder Mais abgesehen. Sie<br />
kaufen sie billig bei Bauern und Getreidegroßhändlern<br />
ein und wetten<br />
auf einen Preisanstieg. Das ist ein lukratives<br />
Geschäft, denn Lebensmittel<br />
werden knapper. Während Ackerfrüchte<br />
immer öfter zur Spritproduktion<br />
genutzt werden und Dürren die<br />
Ernte schmälern, lassen der zunehmende<br />
Wohlstand und die wachsende<br />
Weltbevölkerung die Nachfrage<br />
nach Weizen & Co. anschwellen.<br />
Dabei müsste gar kein Hunger drohen.<br />
„Ein Drittel der global produzierten<br />
Lebensmittel, jährlich rund 1,3<br />
Milliarden Tonnen, geht auf dem<br />
Weg <strong>vom</strong> Acker zum Verbraucher<br />
verloren oder wird verschwendet“,<br />
sagt Jenny Gustavsson <strong>vom</strong> Schwedischen<br />
Institut für Lebensmittel- und<br />
Biotechnologie (SIK). Es gibt viele<br />
Learn more about SAVE FOOD<br />
Ansatzpunkte zur Sicherung von<br />
Nahrung. Sie wird über die gesamte<br />
Lieferkette hinweg verschwendet.<br />
In den ärmeren Ländern Afrikas und<br />
Asiens liegt das Problem am Anfang<br />
der Wertschöpfung. Pro Kopf gehen<br />
dort jährlich sechs bis elf Kilogramm<br />
Nahrung wegen Defiziten bei den verwendeten<br />
Erntetechniken verloren,<br />
oder weil Nahrungsmittel nicht rechtzeitig<br />
<strong>vom</strong> Produzenten zum Konsumenten<br />
gebracht werden. Noch viel<br />
mehr Lebensmittel pro Kopf gehen jedoch<br />
in Europa und Nordamerika<br />
verloren: 95 bis 115 Kilogramm werden<br />
in den Industriestaaten pro Person<br />
und Jahr einfach in den Abfall geworfen,<br />
obwohl sie noch für den Verzehr<br />
geeignet gewesen wären. <strong>Die</strong><br />
Verpackungsbranche will ihren Beitrag<br />
leisten und arbeitet an neuen<br />
Konzepten für Herstellung und Vertrieb<br />
von Verpackungsmaschinen<br />
<strong>Die</strong> Initiative SAVE FOOD ist eine Kooperation der Welternährungsorganisation<br />
der Vereinten Nationen und der Messe Düsseldorf GmbH gegen weltweite Nahrungsmittelverluste.<br />
SAVE FOOD will die Akteure aus <strong>Wirtschaft</strong>, Politik und Forschung<br />
miteinander vernetzen, den Dialog anregen und helfen, Lösungen entlang<br />
der Lebensmittelwertschöpfungskette zu erarbeiten. Ziel ist es außerdem, eigene<br />
SAVE FOOD-Projekte mit Unterstützung der Industrie zu initiieren und zu fördern.<br />
SAVE FOOD startete im Mai <strong>2011</strong> mit einem internationalen Kongress und einer<br />
Ausstellung im Rahmen der Weltleitmesse der Verpackungsindustrie, interpack.<br />
sowie smarten Verpackungsideen:<br />
„Zum Beispiel könnte eine Messung<br />
der Haltbarkeit des Inhalts durch die<br />
Verpackung selbst in Zukunft dazu<br />
beitragen, dass weniger Lebensmittel<br />
weggeworfen werden, die noch zum<br />
Verzehr geeignet sind“, sagt Christian<br />
Traumann, Geschäftsführer des<br />
deutschen Verpackungsmaschinenherstellers<br />
Multivac. In Schwellenländern<br />
wiederum könnten kleine,<br />
dezentrale Lösungen zur Nahrungsmittelsicherheit<br />
und Armutsbekämpfung<br />
beitragen. Allerdings muss die<br />
Branche einen schwierigen Spagat<br />
vollbringen, denn sie agiert in zwei<br />
Welten: Während sie den Bauern in<br />
Nigeria erst einmal überzeugen muss,<br />
dass er seine Rohstoffe besser am Ur-<br />
sprungsort verpackt, kann sie die<br />
westliche Sorglosigkeit nur mit<br />
Hightech bekämpfen. Verpackungshersteller<br />
und Anbieter von Verpackungsmaschinen<br />
unterstützen die<br />
Lebensmittelanbieter bei der Umsetzung<br />
ihrer Nachhaltigkeitsstrategien.<br />
„Smart Packaging“ heißt eines der<br />
Zauberworte: Intelligente und aktive<br />
Systeme zeigen den Qualitätszustand<br />
eines Produktes an und können<br />
dessen Haltbarkeit mit Sauerstoffabsorbern<br />
oder speziellen Säuren sogar<br />
verbessern. Solche Verpackungen<br />
helfen überall in der Welt, denn rund<br />
um den Globus gilt: Je länger Nahrung<br />
verzehrt werden kann, desto weniger<br />
geht verloren.<br />
www.interpack.de<br />
Freitag, <strong>4.</strong> <strong>November</strong> <strong>2011</strong> DIE WIRTSCHAFT 31<br />
Foto: Messe Düsseldorf