Christus ist unser Friede - Conférence Mennonite Suisse
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6.2.5 Unterschiedliche Beziehungen zum Staat<br />
(16) In evangelisch-reformierter Tradition haben sich nach der Reformation<br />
vielfältige Beziehungen der Kirchen zur weltlichen Obrigkeit<br />
etabliert. Insgesamt aber waren die Kirchen im Ancien Régime stark<br />
von der Obrigkeit geprägt. Nach der Französischen Revolution wurde<br />
diese enge Bindung in unterschiedlicher Weise und Geschwindigkeit<br />
gelöst. In der Schweiz bestehen heute Modelle von der vollständigen<br />
Trennung zwischen Kirche und Staat bis zur kritischen, partnerschaftlichen<br />
Zusammenarbeit. In Genf zum Beispiel <strong>ist</strong> die Kirche privatrechtlich<br />
organisiert und vom Staat getrennt, während in Bern eine enge<br />
Zusammenarbeit zwischen dem Staat und den öffentlich-rechtlich verfassten<br />
Kirchen besteht, die allerdings auf ihrer Freiheit gegenüber dem<br />
Staat beruht.<br />
6.2.6 «Volkskirche»<br />
(17) Die Bezeichnung «Volkskirche» <strong>ist</strong> im 19. Jahrhundert entstanden.<br />
Von ihrer Herkunft als Territorialkirchen her haben die evangelischreformierten<br />
Kirchen sich im 19. Jahrhundert vermehrt als Kirchen<br />
der protestantischen Bevölkerung verstanden. Heute gehen sie davon<br />
aus, dass Menschen mit unterschiedlich engen Bindungen an die Kirchen,<br />
ihren Grund und Auftrag, sowie mit unterschiedlichen Motiven<br />
Mitglieder sein können und auch sein dürfen. Die evangelisch-reformierten<br />
Kirchen engagieren sich daher stark auch für Menschen, die<br />
eine lose oder gar keine Bindung an die Kirchen haben, ohne sie allerdings<br />
für die Kirche zu vereinnahmen. Die Schwelle zur Mitgliedschaft<br />
<strong>ist</strong> rechtlich niedrig. Wer auf dem Standesamt die Angehörigkeit zur<br />
evangelisch- reformierten Kirche angibt und diese nicht ausdrücklich<br />
bestreitet, wird als Mitglied angenommen.<br />
6.2.7 Herausforderungen der Gegenwart<br />
(18) In der Gegenwart stellt die Erfahrung einer zunehmenden Minorisierung<br />
der chr<strong>ist</strong>lichen Kirchen vor die Frage, wie Gestalt und Wirken<br />
der Gemeinden am besten ihrem Grund und Auftrag entsprechen<br />
kann. Dies führt in wesentlichen Bereichen der Lehre und der Praxis<br />
der evangelisch-reformierten Kirchen zu grundlegenden Anfragen, die<br />
von der Begegnung mit den täuferisch-mennonitischen Gemeinden an-<br />
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