Christus ist unser Friede - Conférence Mennonite Suisse
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Wittenberg und forderte damit die katholische Kirche auf, einige Missstände<br />
abzustellen. Dann waren da die Bauern. Sie hatten es endlich satt,<br />
sich weiter von den Reichen und der Kirche unterdrücken zu lassen. Sie<br />
rebellierten.<br />
Und der junge Chr<strong>ist</strong>ian war mittendrin. Sein Onkel, Hans Müller, war<br />
ein bekannter Führer des Bauernaufstandes. Chr<strong>ist</strong>ian bewunderte ihn<br />
sehr. Onkel Hans sah, wie die Kirche das Volk ausbeutete. Onkel Hans<br />
arbeitete dafür, dass es auch für die Bauern Gerechtigkeit und Wohlstand<br />
geben sollte. Von ganzem Herzen wollte auch Chr<strong>ist</strong>ian ein Teil<br />
dieser Bewegung werden.<br />
Als er alt genug war, führte Chr<strong>ist</strong>ian einen Trupp zorniger Bauern.<br />
Sie durchzogen das Land, steckten Häuser und Scheunen in Brand,<br />
stahlen das Vieh und töteten diejenigen, die der katholischen Kirche<br />
die Treue hielten. Manchmal hatte Chr<strong>ist</strong>ian genug von all der Gewalt<br />
und Grausamkeit. Doch Onkel Hans meinte, bevor eine neue Welt<br />
geboren werden könnte, sei es notwendig, zuerst die Unterdrücker<br />
zu beseitigen. Onkel Hans sprach sehr überzeugend und Chr<strong>ist</strong>ian<br />
glaubte ihm.<br />
Als Chr<strong>ist</strong>ian und sein Bauernhaufen eines Tages ein Dorf brandschatzten<br />
und plünderten, betrat er eines der Häuser. Es war leer. «Die Familie<br />
muss sich versteckt haben», dachte er und befahl seinen Männern, das<br />
Gehöft zu umstellen, während er mit einem Kameraden alle Gebäude<br />
durchsuchte.<br />
Als Chr<strong>ist</strong>ian schliesslich zur Scheune kam, blieb er stehen. Auf dem<br />
Scheunenboden kniete ein alter Mann. Sein weisses Haar fiel ihm über<br />
die Schultern. In seinen erhobenen Händen hielt er ein kleines hölzernes<br />
Kreuz. Der alte Mann betete ruhig weiter.<br />
Während Chr<strong>ist</strong>ian einen Augenblick schweigend dastand, kam sein<br />
Gefährte hereingerannt, hob sein langes Schwert und schlug dem alten<br />
Mann mit einem kräftigen Hieb den Kopf ab. Das weisse Haupt rollte<br />
vor Chr<strong>ist</strong>ians Füsse. Nur kurz schaute Chr<strong>ist</strong>ian in die still starrenden<br />
Augen, die ihn aus dem vom Körper getrennten Kopf anzusehen<br />
schienen.<br />
Dabei geschah etwas mit Chr<strong>ist</strong>ian. Ihm wurde klar, war er getan hatte.<br />
Im selben Augenblick nahm er sein eigenes Schwert und zerbrach es<br />
über seinem Knie in zwei Teile.<br />
Die beiden Teile warf er weg und sagte dann mit ruhiger und fester Stimme<br />
zu seinen Kumpanen, die sich inzwischen in der Scheune versammelt<br />
hatten: «Diese Hände werden nie wieder ein Schwert führen!»