Diplomarbeit - GSI
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<strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung GmbH<br />
Technische Universität Darmstadt<br />
Fachbereich Biologie<br />
<strong>Diplomarbeit</strong><br />
Modulation der Chromatinzugänglichkeit<br />
nach Bestrahlung<br />
von<br />
Kerstin Knoop<br />
unter Anleitung von:<br />
Prof. Dr. Paul Layer<br />
Dr. Gisela Taucher-Scholz<br />
März, 2009
Zusammenfassung<br />
Im Laufe der Evolution entwickelten sich unterschiedliche DNA-Reparaturmechanismen<br />
um die genetische Integrität der DNA in den Zellen zu erhalten. Eine zentrale Rolle in<br />
der frühen DSB-Schadensantwort spielt bei der DSB-Reparatur die Proteinkinase ATM<br />
(Ataxia telangietactica mutated). Die Aktivierung des inaktiven ATM-Dimers wird von<br />
der Histonacetyltransferase Tip60 übernommen. Das Zusammenspiel von Tip60 und ATM<br />
in der DNA-Reparatur ist noch nicht vollständig geklärt. Es ist jedoch bekannt, dass durch<br />
eine Acetylierung am Lysin 3016 ATM in der Lage ist, sich am Serin 1981 zu autophos-<br />
phorylieren, so dass ATM in zwei aktive Monomere dissoziiert.<br />
In der vorliegenden Arbeit konnte erstmals unter physiologischen Bedingungen die Ko-<br />
lokalisation von Tip60 und ATMpS1981 an DNA-Schäden nach Bestrahlung mit Schwe-<br />
rionen nachgewiesen werden. Diese Kolokalisation wurde nicht nur in humanen Fibro-<br />
blasten, sondern auch in der humanen Tumorzelllinie U2-OS mit Hilfe der Immunfluo-<br />
reszenz gezeigt. Des Weiteren wurde die Rekrutierung von Tip60 und autophosphory-<br />
lierten ATM (ATMpS1981) an DNA-Schäden in Abhängigkeit voneinander untersucht.<br />
Dabei konnte festgestellt werden, dass die Tip60 DNA-Schadensrekrutierung teilweise<br />
von ATM abhängt. Autophosphoryliertes ATM scheint hingegen nicht unbedingt not-<br />
wendig für die DNA-Rekrutierung von Tip60 an DNA-Schäden zu sein. Im Gegensatz<br />
dazu zeigte ATM eine Abhängigkeit bei der DNA-Schadensrekrutierung von der Tip60-<br />
Acetylierungsaktivität.<br />
Damit Reparaturproteine an DNA binden können, muss diese zunächst zugänglich ge-<br />
macht werden. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wurde deshalb die Chromatinzugäng-<br />
lichkeit nach Bestrahlung mit Schwerionen und Röntgenstrahlen näher untersucht, be-<br />
sonders ob die Chromatinzugänglichkeit Tip60- bzw. ATM-abhängig ist. In Western Ana-<br />
lysen wurde der Acetylierungszustand von Histon H4 nach Bestrahlung untersucht, da<br />
diese Acetylierung durch Tip60 induziert wird. Nach Bestrahlung mit 12 C-Ionen wurde<br />
eine erhöhte Acetylierung von Histon H4 detektiert, was einer erhöhten Chromatinzu-<br />
gänglichkeit entspricht. Dieses Ergebnis konnte jedoch weder mit 64 Ni-Ionen noch Rönt-<br />
genstrahlen reproduziert werden. Die unklaren Ergebnisse der Western Analyse machten<br />
es nötig, die Chromatinauflockerung zusätzlich mit einer anderen Methode, der Micrococ-<br />
cus Nuklease Analyse, zu untersuchen. Mit Hilfe dieser Methode, die zunächst etabliert<br />
werden musste, kann anhand der Größe der durch Micrococcus Nuklease (MNase) Be-<br />
handlung entstandenen DNA-Fragmente eine Aussage über den Auflockerungsgrad des<br />
Chromatins gemacht werden. Dabei konnte strahlungsabhängig, aber unabhängig von der<br />
III
Strahlenqualität, eine deutliche Chromatinauflockerung gezeigt werden. In Abhängigkeit<br />
von Tip60 bzw. ATM war eine strahlungsunabhängige Chromatinauflockerung zu ver-<br />
zeichnen.
Inhaltsverzeichnis<br />
Zusammenfassung III<br />
Abbildungsverzeichnis IX<br />
Tabellenverzeichnis XI<br />
Abkürzungsverzeichnis XIII<br />
1 Einleitung 1<br />
1.1 Biologische Grundlagen Strahlen-induzierter Schäden . . . . . . . . . . . 1<br />
1.1.1 Aufbau des Chromatins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />
1.1.2 Reparatur von DNA-Schäden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />
1.1.3 Die Proteinkinase ATM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
1.1.4 Die Histonacetyltransferase Tip60 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
1.1.5 Interaktion von Tip60 und ATM in der Schadensantwort . . . . . 5<br />
1.2 Physikalische Grundlagen ionisierender Strahlung . . . . . . . . . . . . . 7<br />
1.2.1 Kenngrößen der ionisierenden Strahlung . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
1.2.2 Biologische Wirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
1.3 Ziel dieser Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
2 Methoden und Material 11<br />
2.1 Verwendete Zelllinien und deren Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
2.1.1 Zelllinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
2.1.2 Zellkultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
2.1.3 Langzeitlagerung der Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
2.1.4 Behandlung von Zellen mit Trichostatin A . . . . . . . . . . . . . 13<br />
2.1.5 Behandlung von Zellen mit einem spezifischen ATM Kinase In-<br />
hibitor (KU55933) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
2.1.6 Behandlung von Zellen mit Anacardsäure . . . . . . . . . . . . . 13<br />
2.1.7 Überlebenskurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
2.2 Bestrahlung der Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
2.2.1 Bestrahlung mit Röntgenstrahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
2.2.2 Bestrahlung mit Schwerionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
2.2.3 Bestrahlung mit der Schwerionen Mikrosonde . . . . . . . . . . . 16<br />
2.3 Immunzytochemische Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
V
Inhaltsverzeichnis<br />
2.3.1 Fixierung von Zellen ohne Extraktion . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
2.3.2 Antikörperfärbung der fixierten Zellen . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
2.3.3 Konfokale Laser-Mikroskopie und Auswertung . . . . . . . . . . 19<br />
2.4 Biochemische Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
2.4.1 Herstellung von Gesamtzelllysaten . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
2.4.2 Fraktionierte Proteinisolation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
2.4.3 Koimmunpräzipitation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
2.4.4 Proteinbestimmung nach Lowry . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
2.4.5 Diskontinuierliche SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese . . . . . 22<br />
2.4.6 Western Blot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
2.4.7 Immundetektion des Western Blots . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
2.4.8 Micrococcus Nuklease Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
2.4.8.1 Micrococcus Nuklease Behandlung . . . . . . . . . . . 25<br />
2.4.8.2 DNA Isolation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
2.4.8.3 Agarosegelelektrophorese . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
2.5 Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
2.5.1 Verwendete Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
2.5.2 Verwendete Chemikalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
3 Ergebnisse 31<br />
VI<br />
3.1 Unterschiede in der Strahlungsempfindlichkeit ATM-defizienter Zelllinien 31<br />
3.2 Tip60 DNA-Schadensrekrutierung ist ATM abhängig . . . . . . . . . . . 32<br />
3.2.1 Tip60 und ATMpS1981 an DNA-Doppelstrangbrüchen nach In-<br />
hibition der ATM-Autophosphorylierung . . . . . . . . . . . . . 36<br />
3.3 Interaktionen von Tip60 und ATM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
3.3.1 Kolokalisation von Tip60 und ATMpS1981 an DNA-Doppelstrang-<br />
brüchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
3.3.2 Inhibition der Tip60-Acetylierungsreaktion beeinflusst die ATM-<br />
Rekrutierung an DNA-Doppelstrangbrüche . . . . . . . . . . . . 40<br />
3.3.3 Suche nach direkter Interaktion von Tip60 und aktiven ATM . . . 41<br />
3.4 Der Einfluss von Bestrahlung auf die Chromatinzugänglichkeit . . . . . . 43<br />
3.4.1 Die Histon H4 Acetylierung (AcH4) nach Bestrahlung . . . . . . 44<br />
3.4.1.1 Hyperacetylierung von Histon H4 nach Trichostatin A<br />
Behandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />
3.4.1.2 Bestrahlung mit 12 C-Ionen erhöht die Histon H4 Ace-<br />
tylierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
3.4.1.3 Kein Einfluss auf die Histon H4 Acetylierung durch<br />
Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen . . . . . . . . . . . . . . . 46
Inhaltsverzeichnis<br />
3.4.1.4 Kein Einfluss auf die Histon H4 Acetylierung durch<br />
Röntgenbestrahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
3.4.2 Untersuchung der Chromatinauflockerung in Abhängigkeit von<br />
Bestrahlung mit Hilfe der Micrococcus Nuklease Analyse . . . . 48<br />
3.4.2.1 Röntgenbestrahlung führt zu einer Chromatinauflocke-<br />
rung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
3.4.2.2 Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen führt zu einer Chromatin-<br />
auflockerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />
3.4.2.3 Die strahlungsbedingte Chromatinauflockerung ist ATM<br />
abhängig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />
3.4.2.4 Die strahlungsbedingte Chromatinauflockerung ist Tip60<br />
abhängig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />
3.5 Nachweis von Tip60 an DNA-Doppelstrangbrüchen in anderen Zellsys-<br />
temen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />
3.5.1 Embryonale Mausfibroblasten: Kein eindeutiger Nachweis von<br />
Tip60 an DNA-Doppelstrangbrüchen . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />
3.5.2 Tip60 kann in der humanen Tumorzelllinie U2-OS an DNA-Dop-<br />
pelstrangbrüchen nachgewiesen werden . . . . . . . . . . . . . . 59<br />
3.5.3 Humane U2-OS Tumorzellen: Kolokalisation von Tip60 und phos-<br />
phoryliertem ATM an DNA-Doppelstrangbrüchen . . . . . . . . 60<br />
4 Diskussion 63<br />
4.1 Tip60 und ATM sind bei der DNA-Schadensrekrutierung voneinander ab-<br />
hängig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />
4.2 Unterschiede in der Chromatinauflockerung nach Röntgen- und Schwe-<br />
rionenbestrahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />
4.2.1 Indirekter Nachweis der Chromatinauflockerung durch die Ace-<br />
tylierung von Histon H4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />
4.2.2 Direkter Nachweis der Chromatinauflockerung durch die Mikro-<br />
coccus Nuklease Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />
4.2.3 Vergleich der verwendeten Analysen zur Untersuchung der Chro-<br />
matinauflockerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />
5 Ausblick 73<br />
Literaturverzeichnis 75<br />
Danksagung 81<br />
VII
Abbildungsverzeichnis<br />
1.1 Aufbau des Chromatins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />
1.2 Interaktion von Tip60 und ATM in der DNA-Schadensantwort . . . . . . 6<br />
1.3 Dosisverteilung nach Schwerionen- und Photonenbestrahlung auf einer<br />
Fläche von 10 µm x 10 µm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
1.4 Tiefendosis-Profil von Photonen (Röntgenstrahlen), Protonen und 12 C-<br />
Ionen in Wasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
1.5 Die relative biologische Wirksamkeit von Röntgenstrahlen und Schwerio-<br />
nen in Abhängigkeit der Dosis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
2.1 Schematische Darstellung des Western Blots . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
3.1 Überlebenskurve humaner AG 1522 D Fibroblasten und ATM-defizienter<br />
AT5 Fibroblasten nach Röntgenbestrahlung . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
3.2 γH2AX und Tip60 Foci pro Zellkern 1, 5, 8 und 24 Stunden nach Bestrah-<br />
lung mit 124 Xe-Ionen in AG 1522 D Zellen ohne und mit ATM Inhibitor<br />
(KU55933) sowie in ATM-defizienten humanen Fibroblasten . . . . . . . 35<br />
3.3 Mittelwerte der maximalen Intensitätsprofile der Tip60- und ATMpS1981-<br />
Foci nach Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen und vorheriger Inhibition von ATM<br />
mit KU55933 in humanen Fibroblasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
3.4 Kolokalisation von Tip60 und ATMpS1981 nach der Schrägbestrahlung<br />
mit 124 Xe-Ionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
3.5 Kolokalisation von Tip60 und ATMpS1981 nach der Bestrahlung mit 197 Au-<br />
Ionen der Mikrosonde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
3.6 Mittelwerte der maximalen Intensitätsprofile der Tip60- und ATMpS1981-<br />
Foci nach Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen und vorheriger Inhibition von Tip60<br />
mit Anakardsäure in AG 1522 D Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />
3.7 Western Analyse der fraktionierten Proteinisolation 1 h nach Bestrahlung<br />
mit 124 Xe-Ionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
3.8 Hyperacetylierung von Histon H4 nach TSA-Behandlung . . . . . . . . . 45<br />
3.9 Erhöhte Acetylierung von Histon H4 nach Bestrahlung mit 12 C-Ionen . . 46<br />
3.10 Die Histon H4 Acetylierung ist nach 64 Ni-Ionen weder strahlungsabhän-<br />
gig noch dosisabhängig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
3.11 AcH4-Signal nach Röntgenbestrahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
IX
Abbildungsverzeichnis<br />
X<br />
3.12 Chromatinauflockerung mit Hilfe der Micrococcus Nuclease Analyse nach<br />
Röntgenbestrahlung in AG 1522 D Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />
3.13 Chromatinauflockerung nach Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen . . . . . . . . . 51<br />
3.14 Die strahlungsbedingte Chromatinauflockerung nach Röntgenbestrahlung<br />
ist ATM abhängig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />
3.15 Die strahlungsbedingte Chromatinauflockerung nach Bestrahlung mit 64 Ni-<br />
Ionen ist ATM abhängig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />
3.16 Die strahlungsbedingte Chromatinauflockerung nach Bestrahlung mit Rönt-<br />
gen ist Tip60 abhängig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />
3.17 Die strahlungsbedingte Chromatinauflockerung nach Bestrahlung mit 64 Ni-<br />
Ionen ist Tip60 abhängig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />
3.18 Kolokalisation von Tip60 und RPA nach der Bestrahlung von embryona-<br />
len Mausfibroblasten mit 124 Xe-Ionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />
3.19 Kolokalisation von Tip60 und γH2AX nach der Bestrahlung von U2-OS<br />
Zellen mit 124 Xe-Ionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />
3.20 Tip60 und ATMpS1981 kolokalisieren in U2-OS Zellen an DNA-Doppel-<br />
strangbrüchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
Tabellenverzeichnis<br />
2.1 In der Bestrahlung eingesetzte Ionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
2.2 Verwendete primäre Antikörper für die Immunfluoreszenz . . . . . . . . 18<br />
2.3 Verwendete sekundäre Antikörper für die Immunfluoreszenz . . . . . . . 19<br />
2.4 Primäre Antikörper für die Western Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
2.5 Sekundäre Antikörper für die Western Analyse . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
XI
Abkürzungsverzeichnis<br />
AcH4 . . . . . . . . . . Acetyliertes Histon H4<br />
AEBSF . . . . . . . . . 4-(2-Aminoethyl)-benzensulfonylfluorid<br />
ATM . . . . . . . . . . . Ataxia telangiectasia mutated<br />
ATR . . . . . . . . . . . . Ataxia telangiectasia and Rad3 related Kinase<br />
BSA . . . . . . . . . . . bovine serum albumin / Rinderserumalbumin<br />
CHO . . . . . . . . . . . Chinese hamster ovary cells<br />
DMEM . . . . . . . . . Dulbecco´s modified Eagle Medium<br />
DMSO . . . . . . . . . Dimethylsulfoxid<br />
DNA-PKcs . . . . . . DNA-dependent Proteinkinase catalytic subunit /<br />
DSB . . . . . . . . . . . Doppelstrangbruch<br />
DTT . . . . . . . . . . . Dithiothreitol<br />
DNA-abhängige Proteinkinase katalytische Untereinheit<br />
EBSS . . . . . . . . . . Earle‘s balanced salt solution<br />
EDTA . . . . . . . . . . Ethylendiamintetraethansäure<br />
EMEM . . . . . . . . . Eagle´s Minimum Essential medium<br />
ESB . . . . . . . . . . . . Einzelstrangbruch<br />
FCS . . . . . . . . . . . . fetal calf serum / fötales Kälberserum<br />
H4 . . . . . . . . . . . . . Histon H4<br />
HAT . . . . . . . . . . . Histonacetyltransferase<br />
HDAC . . . . . . . . . . Histondeacetylasen<br />
HRP . . . . . . . . . . . horseradish peroxidase<br />
IR . . . . . . . . . . . . . . ionizing radiation / Ionisierende Strahlung<br />
KU55933 . . . . . . . Morpholin-4-yl-6-thianthren-1-yl-pyran-4-on<br />
LET . . . . . . . . . . . . linearer Energietransfer<br />
LPC . . . . . . . . . . . . Lysophosphatidylcholin<br />
MEF . . . . . . . . . . . mouse embrionic fibroblast / embryonale Mausfibroblasten<br />
XIII
Tabellenverzeichnis<br />
MNase . . . . . . . . . Micrococcus Nuklease<br />
MYST . . . . . . . . . . MOZ, Ybf2/Sas3, Sas2 und Tip60<br />
NHEJ . . . . . . . . . . non-homologous end joining / Nicht-homologe End-zu-End-Verknüpfung<br />
NuA4-Komplex . Nukleosomale Acetyltransferase von Histon H4<br />
PBS . . . . . . . . . . . . Phosphat-gepufferte Salzlösung<br />
PFA . . . . . . . . . . . . Paraformaldehyd<br />
PIKK . . . . . . . . . . . Phosphatidylinositol-3-Kinase(PI3K)-verwandte Kinase<br />
PVDF . . . . . . . . . . Polyvinylidenfluorid<br />
RBW . . . . . . . . . . . relative biologische Wirksamkeit<br />
RPA . . . . . . . . . . . . Replication Protein A / Replikationsprotein A<br />
RT . . . . . . . . . . . . . Raumtemperatur<br />
SDS . . . . . . . . . . . . Sodium Dodecyl Sulfate<br />
SE . . . . . . . . . . . . . Standard Error / Standardfehler<br />
Tip60 . . . . . . . . . . . HIV-1-Tat-interactive Protein 60 kDa; KAT5<br />
TRRAP . . . . . . . . . Transformation/Transkription Domäne-assoziiertes Protein<br />
TSA . . . . . . . . . . . . Trichostatin A<br />
XIV
1 Einleitung<br />
Durch natürliche Strahlung, mutagene Substanzen oder auch endogene Vorgänge entste-<br />
hen in Zellen DNA-Schäden, die eine Reparatur zwingend erfordern. Dabei haben sich<br />
die unterschiedlichsten Reparaturmechanismen entwickelt. Ein nicht vollständig funktio-<br />
nierendes Reparatursystem kann zu schweren Krankheiten wie Fanconi Anemia (FA),<br />
Nijmengen-Breakage-Syndrom (NBS), Xeroderma pigmentosum (XP) oder Ataxia te-<br />
langietactica (AT) führen. Diese vier Krankheiten, bei denen die Reparaturmechanismen<br />
gestört sind, zeigen alle gemeinsame Symptome. Dazu zählen eine erhöhte Strahlenemp-<br />
findlichkeit, frühes Auftreten von Krebserkrankungen, Immundefekte sowie Wachstums-<br />
und Entwicklungsverzögerungen.<br />
Eine übergeordnete Rolle bei der DNA-Reparatur spielt die Proteinkinase ATM (Ataxia<br />
telangietactica mutated), welche bei der AT-Krankheit einen Gen-Defekt im AT-Gen be-<br />
sitzt. ATM ist selbst an der DNA-Reparatur beteiligt und aktiviert durch Phosphorylierung<br />
viele Reparaturproteine, die DNA-Reparatur, Apoptose oder Zellzykluskontrolle beein-<br />
flussen. Die Aktivierung von ATM nach einem DNA-Schaden wird durch eine Acetylie-<br />
rung von ATM durch die Histonacetyltransferase (HAT) Tip60 induziert.<br />
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde das Zusammenspiel von Tip60 und autophos-<br />
phoryliertem ATM in der DNA-Reparatur, die durch Bestrahlung induziert wird, näher<br />
untersucht. Die biologischen und physikalischen Grundlagen für diese Arbeit sollen in<br />
diesem Kapitel zunächst näher erläutert werden.<br />
1.1 Biologische Grundlagen Strahlen-induzierter Schäden<br />
1.1.1 Aufbau des Chromatins<br />
Das Chromatin ist im Zellkern lokalisiert und besteht aus der DNA, die um Histone gewi-<br />
ckelt ist, sowie aus weiteren Proteinen die sich an die DNA anlagern. Es kann aufgrund<br />
seiner dynamischen Struktur in Hetero- (kondensiertes Chromatin) und Euchromatin (de-<br />
kondensiertes Chromatin) unterteilt werden.<br />
Die Histone H2A, H2B, H3 und H4 bilden ein Histon-Oktamer, dass jeweils aus zwei H3-<br />
H4 und zwei H2A-H2B Dimeren besteht. Die Kern-Partikel, auch Nukleosomen genannt,<br />
setzen sich wiederum aus 147 bp DNA (beim Menschen) und einem Histon-Oktamer<br />
zusammen. Die einzelnen Nukleosomen sind über die Linker-Region miteinander ver-<br />
bunden. Die Linker-Region ist ein DNA-Stück das in seiner Länge variabel ist und immer<br />
1
1 Einleitung<br />
zwei Nukleosomen verbindet. In dieser Linker-Region sitzt das Histon H1 und fördert den<br />
Aufbau höherer Strukturen. Aus Nukleosomenketten bilden sich die Chromatinfäden, die<br />
stark ineinander verdreht sind (siehe Abbildung 1.1).<br />
Die einzelnen Histone zeichnen sich durch eine konservierte zentrale Domäne aus, wäh-<br />
rend der N-terminale Teil eines jeden Histons viele basische Aminosäuren enthält und<br />
auch stärker variabel ist. Die Basizität sorgt für eine starke Bindung der DNA an die<br />
Histone. Histone können auch posttranslational durch Methylierung, Acetylierung, Phos-<br />
phorylierung oder Ubiquitinylierung modifiziert werden. Diese Modifikationen haben un-<br />
ter anderem einen Einfluss bei der Transkription, DNA-Reparatur und auch auf die Chro-<br />
matindichte. Bei der Acetylierung der vier Lysinreste von Histon H4 durch Histonacetyl-<br />
transferasen, während der Transkription, kommt es beispielsweise zu einer Auflockerung<br />
der Chromatinstruktur, da die positive Ladungen der Lysine neutralisiert werden und so<br />
nicht mehr fest an das negativ geladene Rückgrat der DNA binden können. Eine zentra-<br />
le Rolle bei der DNA-Reparatur nimmt die Histonvariante H2AX des Histons H2A ein.<br />
Der Anteil von H2AX an H2A beträgt 10 - 15 % in humanen Zellen (Mannironi et al.,<br />
1989). H2AX wird unmittelbar nach der Schädigung der DNA zu γH2AX phosphory-<br />
liert. Dieses Signal breitet sich nun über 2 Megabasen um den Schaden aus und markiert<br />
die Schadensstelle, so dass andere Reparaturproteine rekrutiert werden können.<br />
Abbildung 1.1: Aufbau des Chromatins. Je zwei Kern Histone H2A, H2B, H3 und H4 bilden ein<br />
Histon Oktamer um das sich 147 bp DNA schlingt. Es wird ein Nukleosom gebildet. Dieses Nukleosom<br />
bindet über Linker-DNA an das nächste Nukleosom und bildet eine Nukleosomenkette,<br />
die sich zu einem Chromatin-Faden aufwickelt. [Abbildung in Anlehnung an Morgan (2007)]<br />
1.1.2 Reparatur von DNA-Schäden<br />
DNA-Schäden können spontan bei endogenen Vorgängen, wie z. B der Replikation oder<br />
auch durch Einwirkung mutagener Substanzen, UV-Strahlung oder ionisierender Strah-<br />
lung verursacht werden. Durch ionisierende Strahlen (ionizing radiation: IR) entstehen<br />
sowohl direkt (Ionisationsereignisse) als auch indirekt (freie Radikale) unterschiedliche<br />
DNA-Schäden. Bei der Bestrahlung mit einem Gray entstehen in einem Zellkern ca. 2000<br />
2
1.1 Biologische Grundlagen Strahlen-induzierter Schäden<br />
bis 3000 Basenschäden, 500 bis 1000 Einzelstrangbrüche (ESB) und 30 bis 40 Dop-<br />
pelstrangbrüche (DSB) (Schmidt und Aichinger). Basenschäden sowie Einzelstrangbrü-<br />
che werden effizient durch Exzisionsreparatur-Mechanismen repariert, wobei der kom-<br />
plementäre ungeschädigte DNA-Strang als Matrize dient. Der schwerwiegenste DNA-<br />
Schaden ist der DNA-Doppelstrangbruch, da hierbei beide Stränge der DNA durchtrennt<br />
werden, und es so zu Fehlern bei der Reparatur und zu Deletionen kommen kann. Die<br />
Reparatur von Doppelstrangbrüchen (DSB) ist erschwert, wenn mehr als ein DSB vor-<br />
handen ist, da hierbei die verschiedenen DNA-Enden falsch verknüpft werden könnten.<br />
Fehlerhafte Reparaturen können zu Mutationen und dadurch zu strukturellen Chromoso-<br />
menaberrationen führen. Im Folgenden sollen nun die Reparaturmechanismen von DNA-<br />
Doppelstrangbrüchen näher erläutert werden.<br />
Die Reparatur von DNA-Doppelstrangbrüchen kann zum Einen über die homologe Re-<br />
kombination (HR) und zum Anderen über Nicht-homologe End-zu-End-Verknüpfung (non<br />
homologous end joining: NHEJ) erfolgen (Übersicht Kanaar et al. (1998)). Damit es über-<br />
haupt zur Reparatur von DNA-Schäden kommen kann, muss zunächst die Chromatin-<br />
struktur um den Schaden aufgelockert werden, so dass Reparaturproteine binden kön-<br />
nen. Die Zugänglichkeit des Chromatins ist ATP-abhängig und wird durch verschiedene<br />
posttranslationale Histonmodifikationen gewährleistet (Übersicht Pandita und Richardson<br />
(2009)). Die frühste bekannte Histon-Modifikation ist die Phosphorylierung des Histons<br />
H2AX durch ATM zu γH2AX (Rogakou et al., 1998), wodurch der DNA-Schaden mar-<br />
kiert wird und Reparaturproteine an Doppelstrangbrüche rekrutiert werden. Nun kommt<br />
es abhängig vom Zellzyklus zu HR oder NHEJ.<br />
Die homologe Rekombination ist in der späten S- und G2-Phase der dominante Re-<br />
paraturweg (Rothkamm et al., 2003), da das homologe Schwesterchromatid als Vorla-<br />
ge verwendet werden kann und so eine fehlerfreie Reparatur ermöglicht. Dabei wer-<br />
den zunächst durch die Proteinkinase ATM Exonukleasen aktiviert, die an den DNA-<br />
Bruchenden die Nukleotide so abbauen, dass an den 3´-Enden überhängende Einzelsträn-<br />
ge entstehen. Rad51, gestützt durch den MRN-Komplex, sowie RPA binden an den DNA-<br />
Einzelstrang und bildeen ein Nukleoprotein-Filament das sich mit dem komplementären<br />
Einzelstrang des Schwesterchromatids paart (Shinohara und Ogawa, 1998). Die beiden<br />
gepaarten 3´OH Enden dienen als Startpunkte für die Auffüllsynthese der einzelsträngi-<br />
gen Lücken. Abschließend werden die Zuckerphosphatketten durch Ligation verschlos-<br />
sen.<br />
NHEJ tritt hauptsächlich in der G0/G1 bzw. frühen S-Phase auf, kann jedoch in allen Zell-<br />
zyklusphasen aktiv sein (Rothkamm et al., 2001, 2003). Die Reparatur durch NHEJ ver-<br />
läuft nicht fehlerfrei, da es durch die End-zu-End Verknüpfung der Bruchenden zum Ver-<br />
lust einiger Basenpaare (Mikrodeletionen) kommen kann. Beim NHEJ binden Ku70/Ku80-<br />
3
1 Einleitung<br />
Heterodimere vorzugsweise an DNA-Bruchenden. Im Anschluss wird DNA-PKcs (DNA-<br />
dependent Proteinkinase catalytic subunit) und weitere Reparaturproteine an die Scha-<br />
densstelle rekrutiert. Durch die Bildung der DNA-PK Holoenzyme aus den Ku70/Ku80-<br />
Heterodimeren und DNA-PKcs wird sowohl der Abbau der DNA-Enden durch Nukleasen<br />
als auch die Transkription und Replikation verhindert. Die DNA-PK sind außerdem für<br />
die räumliche Fixierung der freien DNA-Enden zuständig, so dass es zur Ligation duch<br />
den XRCC4-LigaseIV-Komplex kommen kann, bei der beide Bruchenden wieder kova-<br />
lent miteinander verknüpft werden (Christmann et al., 2003).<br />
1.1.3 Die Proteinkinase ATM<br />
Die Proteinkinase ATM gehört zu der Familie der PIKK (Phosphatidylinositol-3-Kinase-<br />
like protein Kinasen), zu der auch ATR (Ataxia telangiectasia and Rad3 related) und<br />
DNA-PKcs zählen. ATM liegt als inaktives Dimer vor. Erst durch die Acetylierung am<br />
Lysin 3016 der HAT Tip60 (Sun et al., 2007) und die anschließende Autophosphorylie-<br />
rung an den Serinen 367, 1893 und 1981 zerfällt es in zwei aktive Monomere (Bakkenist<br />
und Kastan, 2003). Aktives ATM spielt eine wichtige Rolle bei der frühen zellulären Ant-<br />
wort auf DNA-Schäden und bei der Zellzyklusprogression. Es phosphoryliert und damit<br />
aktiviert eine Vielzahl von Effektorproteinen, die nun ihrerseits unterschiedliche Signal-<br />
wege, wie Reparatur, Apoptose oder Zellzyklusarrest regulieren.<br />
In der DNA-Reparatur phospohryliert ATM , und auch DNA-PK, die Histonvariante H2AX<br />
am Serin 139 zu γH2AX. Dieses Signal breitet sich innerhalb kürzester Zeit in einem Be-<br />
reich von 2 Megabasen um den DSB aus (Rogakou et al., 1998), so dass Reparaturproteine<br />
rekrutiert werden können.<br />
ATM wird auch speziell für die Reparatur von DNA-DSB im Heterochromatin gebraucht.<br />
Es besteht das Modell, dass durch eine KAP-1-Phosphorylierung durch ATM die Interak-<br />
tion von KAP-1 und dem Heterochromatin geschwächt und so der Zugang für Reparatur-<br />
proteine erleichtert wird (Goodarzi et al., 2008).<br />
1.1.4 Die Histonacetyltransferase Tip60<br />
Die HAT Tip60 (HIV-1-Tat-interactive Protein 60 kDa; KAT5), die zu der MYST-Familie<br />
(MOZ, Ybf2/Sas3, Sas2 und Tip60) zählt, katalysiert den Transfer von Acetyl-Gruppen<br />
des acetlyierten Coenzym A auf die Aminogruppe der Aminosäure Lysin. Tip60 acety-<br />
liert das Histon H2A am Lysin 5, Histon H3 am Lysin 14 und Histon H4 an den Lysinen<br />
5, 8, 12 und 16 in vitro (Kimura und Horikoshi, 1998). In vivo acetyliert Tip60 hingegen<br />
nur Histon H2A und die phosphorylierte Form γH2AX sowie Histon H4 (Sapountzi et al.,<br />
4
1.1 Biologische Grundlagen Strahlen-induzierter Schäden<br />
2006). Durch die Acetylierung wird die positive Ladung der Lysine neutralisiert und die<br />
Chromatinsturktur kann sich auflockern, so dass Transkriptionsfaktoren oder Reparatur-<br />
proteine an die DNA binden können. Dabei ist Tip60 über das Protein TRRAP mit dem<br />
NuA4-Komplex assoziiert (Sun et al., 2005; Jiang et al., 2006). Dieser NuA4-Komplex<br />
besteht aus 12 Untereinheiten, besitzt unter anderem Helikasefunktionen und sorgt wäh-<br />
rend der Transkription für eine Auflockerung der DNA (Doyon et al., 2004).<br />
Tip60 ist auch mit Reparaturproteinen assoziiert. Über die FATC-Domäne ist Tip60 an<br />
ATM gebunden und sorgt durch eine Acetylierung am Lysin 3016 von ATM (Sun et al.,<br />
2007) für die anschließende Autophosphorylierung an den Serinen 367, 1893 sowie 1981<br />
und die Dissoziation in zwei aktive Monomere (Bakkenist und Kastan, 2003). Über die<br />
FATC-Domäne ist Tip60 auch mit der Proteinkinase DNA-PK assoziiert und aktiviert<br />
diese wahrscheinlich ebenfalls in der DNA-Schadensantwort (Jiang et al., 2006).<br />
1.1.5 Interaktion von Tip60 und ATM in der Schadensantwort<br />
Abbildung 1.2 zeigt, dass sich Tip60 und ATM in der DNA-Schadensantwort gegensei-<br />
tig beeinflussen. Tip60 liegt mit der inaktiven Proteinkinase ATM in einem Komplex vor<br />
(Sun et al., 2005). Die Interaktion von Tip60 und ATM erfolgt über die FATC-Domäne<br />
am C-Terminus von ATM (Jiang et al., 2006). Ob die Interaktion direkt ist, ist nicht völlig<br />
geklärt, da Sun et al. (2005) keine direkte Interaktion zwischen Tip60 und der FATC-<br />
Domäne finden konnten.<br />
Entsteht ein Doppelstrangbruch, aktiviert Tip60 das inaktive ATM-Dimer durch eine Ace-<br />
tylierung am Lysin 3016 (Sun et al., 2007), wodurch sich ATM an den Serinen 367,<br />
1893 und 1981 autophosphorylieren kann (Bakkenist und Kastan, 2003; Kozlov et al.,<br />
2006) und zu zwei aktiven Monomeren dissoziiert. Das aktive ATM kann nun das Histon<br />
H2AX am Serin 139 phosphorylieren, so dass sich das Signal von γH2AX über einen<br />
Bereich von 2 Megabasen um den Schaden ausbreitet und die DNA-Schadensstelle mar-<br />
kiert (Rogakou et al., 1998). Im Zuge der Reparatur übernimmt ATM noch eine große<br />
Anzahl weiterer Phosphorylierungen an Proteinen, die ihrerseits einen Einfluss auf die<br />
DNA-Reparatur (z. B. Rad51), Zellzykluskontrolle (z. B. Chk2) oder Apoptose (z. B.<br />
p53) haben (Kurz und Lees-Miller, 2004).<br />
5
1 Einleitung<br />
Abbildung 1.2: Interaktion von Tip60 und ATM in der DNA-Schadensantwort. Wird ein Doppelstrangbruch<br />
durch ionisierende Strahlung induziert, acetyliert Tip60 zunächst das inaktive Dimer<br />
ATM. Daraufhin kann sich ATM autophosphorylieren, dissoziiert in zwei aktive Monomere und<br />
kann nun andere Reparaturproteine phosphorylieren. Tip60 spielt zusätzlich eine Rolle im NuA4-<br />
Komplex. Der NuA4-Komplex ist einerseits während der Transkription für die Acetylierung von<br />
Histon H4 zuständig und sorgt anderseits auch während der DNA-Reparatur für eine Acetylierung<br />
von Histon H4 und γH2AX (Murr et al., 2006). Die Acetylierung von Histon H4 dient der Chromatinauflockerung,<br />
sodass entweder Transkriptionsfaktoren oder Reparaturproteine an die DNA<br />
binden können. Die Acetylierung von γH2AX durch Tip60 im NuA4-Komplex sorgt für den Abbau<br />
der H2AX-Phosphorylierung. [Abbildung nach Squatrito et al. (2006)]<br />
6
1.2 Physikalische Grundlagen ionisierender Strahlung<br />
1.2 Physikalische Grundlagen ionisierender Strahlung<br />
Ionisierende Strahlung sind Teilchen oder Photonen die genug Kraft besitzen, ein Elek-<br />
tron aus seinem Atomverband herauszuschlagen und somit ein Atom ionisieren können.<br />
Die Absorption von ionisierender Strahlung erfolgt über Anregungs- und Ionisationser-<br />
eignisse. In Abhängigkeit der räumlichen Verteilung und Dichte dieser Ionisationsereig-<br />
nisse kann zwischen locker und dicht ionisierender Strahlung unterschieden werden. Zu<br />
der locker ionisierenden Strahlung zählen Röntgen- und γ-Strahlung (Photonen), wäh-<br />
rend Protonen, α-Teilchen und Schwerionen (geladene Teilchen) zu der Gruppe der dicht<br />
ionisierenden Strahlung zusammengefasst werden. Geladene Teilchen geben ihre Energie<br />
entlang ihrer Bahn ab (siehe Abbildung 1.3a). Im Gegensatz dazu wird die Energie bei<br />
locker ionisierender Strahlung homogen verteilt (siehe Abbildung 1.3b). Bei Photonen,<br />
zu denen auch Röntgenstrahlen zählen, nimmt die deponierte Energie exponentiell mit<br />
der Eindringtiefe ab. Bei der Bestrahlung mit Schwerionen kommt es zu einem invertier-<br />
ten Tiefendosis-Profil (siehe Abbildung 1.4; 12 C-Ionen). Dabei treten im Eingangsbereich<br />
aufgrund der hohen Geschwindigkeit sehr wenige Ionisationsereignisse auf, so dass die<br />
Ionen hier nur wenig Energie abgeben. Am Ende der Wegstrecke geben Ionen ihre Rest-<br />
energie räumlich stark begrenzt ab, da durch das Abbremsen an einer Stelle verstärkt<br />
Ionisationsereignisse auftreten. Der sogenannte Bragg-Peak ist charakteristisch für die<br />
Bestrahlung mit Schwerionen. Der dahinter liegende Bereich wird daher so gut wie nicht<br />
belastet.<br />
Da im Rahmen dieser Arbeit ausschließlich Proben mit einer Zellschicht von wenigen µm<br />
Dicke bestrahlt wurden, können Tiefendosis-Effekte unberücksichtigt bleiben.<br />
(a) Schwerionen (b) Röntgen<br />
Abbildung 1.3: Dosisverteilung nach Schwerionen- (a) und Photonen- (b) Bestrahlung auf einer<br />
Fläche von 10 µm x 10 µm. In (b) ist die homogene Dosisverteilung nach Bestrahlung mit Röntgenstrahlen<br />
gezeigt. In (a) sieht man nach Bestrahlung mit C-Ionen, dass lokal sehr hohe Energien<br />
appliziert werden, in umliegenden Bereichen praktisch keine. Die Fläche von 10 µm x 10 µm<br />
entspricht ungefähr der Fläche eines Zellkernes. [Abbildung in Anlehnung an (Scholz, 2003)]<br />
7
1 Einleitung<br />
1.2.1 Kenngrößen der ionisierenden Strahlung<br />
Dosis<br />
Abbildung 1.4: Tiefendosis-Profil von Photonen<br />
(Röntgenstrahlen), Protonen und 12 C-Ionen<br />
in Wasser. Photonen mit hohen Energien deponieren<br />
die maximale Energie kurz nach dem Eindringen<br />
und geben die restliche Energie kontinuierlich<br />
ab. 12 C-Ionen deponieren nur eine geringe<br />
Energie im Eingangskanal und das Energiemaximum<br />
wird räumlich stark begrenzt am Ende<br />
der Strecke abgegeben. Es entsteht der sogenannte<br />
Bragg-Peak. Protonen verhalten sich ähnlich<br />
der Ionen, deponieren jedoch eine geringere Dosis<br />
am Endpunkt. [Abbildung in Anlehnung an<br />
Scholz (2003)]<br />
Der Begriff der Dosis ist als die absorbierte Energie pro Masse verstanden und in Gray<br />
(Gy) angegeben:<br />
D[Gy] = E<br />
<br />
J<br />
m kg<br />
(1.1)<br />
Diese Formel kann für die homogene Energieverteilung bei Bestrahlung mit Röntgen-<br />
strahlen angewandt werden. Bei Bestrahlung mit Schwerionen besteht jedoch eine in-<br />
homogene Energieverteilung, für die diese Formel unpraktikabel ist. Aus diesem Grund<br />
wird die mittlere Dosis der Bestrahlung mit Schwerionen über den LET bestimmt (siehe<br />
unten).<br />
Linearer Energietransfer (LET)<br />
Der LET beschreibt wieviel Energie pro Wegstrecke längs der Bahn eines Ions abgegeben<br />
wird und wird in keV<br />
µm<br />
angegeben. Der LET ist abhängig von der Ordnungszahl. Wegen sei-<br />
ner Abhängigkeit von der Teilchenenergie verändert sich der LET mit der Eindringtiefe.<br />
Da im Rahmen dieser Arbeit jedoch nur dünne Zellschichten bestrahlt wurden, konnte<br />
mit einem konstanten LET gerechnet werden.<br />
Bei einem hohen LET, wie ihn Schwerionen besitzen, entstehen entlang eines Ionen-<br />
durchgangs Ionisationsereignisse in denen viele Sekundärelektronen ausgelöst werden,<br />
die wiederum andere Moleküle ionisieren können. So kann lokal sehr viel Energie abge-<br />
geben werden, während andere Bereiche praktisch nicht belastet werden (siehe Abbildung<br />
1.3a).<br />
In die Berechnung der mittleren Dosis, die ein Ion auf seinem Weg appliziert, geht der<br />
LET, die Fluenz (F) der Bestrahlungsteilchen und die Dichte des Zielvolumens (meistens<br />
8
von Wasser) ein:<br />
1.2 Physikalische Grundlagen ionisierender Strahlung<br />
D[Gy] = 1, 602 · 10 −9<br />
<br />
µm · g · J<br />
keV 1<br />
· LET · F<br />
keV · cm · kg µm cm2 <br />
· 1<br />
ρ<br />
1.2.2 Biologische Wirkung<br />
3 cm<br />
g<br />
(1.2)<br />
Die biologische Wirkung einer Strahlung ist zum einen von der Dosis und zum Ande-<br />
ren vom linearen Energietransfer (LET) abhängig. Sie wird auf Grundlage des Zellüber-<br />
lebens nach Bestrahlung bewertet. Je höher die Bestrahlungsdosis, desto weniger Zellen<br />
überleben. Diese Dosisabhängigkeit des Zellüberlebens ist abhängig von der verwendeten<br />
Strahlenqualität. Für die quantitative Beschreibung des Effekts wurde daher die relative<br />
biologische Wirksamkeit (RBW) eingeführt:<br />
RBW = DRef<br />
DT est<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Isoeffekt<br />
(1.3)<br />
Sie ist durch das Verhältnis der Dosis einer Bezugsstrahlung (DRef), meistens 250 kV<br />
Röntgenstrahlen, zu der Dosis einer vergleichenden Strahlung (DTest) angegeben. Der Iso-<br />
effekt beschreibt dabei meist ein Zellüberleben von 10 %.<br />
In Abbildung 1.5 ist das Zellüberleben für verschiedene Strahlenqualitäten gezeigt. Es<br />
wird deutlich, dass die gleiche Dosis bei verschiedenen Strahlenarten unterschiedliche<br />
biologische Wirksamkeiten entfaltet. Für geringere Energien von 12 C-Ionen, also langsa-<br />
mere Ionen, ist ein verstärktes Zellsterben, im Vergleich zur Referenzstrahlung, zu ver-<br />
zeichnen. Die Anwendung der Formel 1.3 ordnet daher 12 C-Ionen einen Zahlenwert der<br />
RBW größer 1 zu.<br />
9
1 Einleitung<br />
Abbildung 1.5: Die relative biologische Wirksamkeit von Röntgenstrahlen und Schwerionen in<br />
Abhängigkeit der Dosis. Bestrahlt wurde eine Hamster-Zelllinie (CHO) entweder mit 12 C-Ionen<br />
unterschiedlicher Energien oder Röntgenstrahlen. Je höher die Dosis, desto mehr Zellen sterben.<br />
Bei gleicher Dosis sterben mehr Zellen nach Bestrahlung mit 12 C-Ionen als mit Röntgenstrahlen.<br />
Je kleiner die Energie der 12 C-Ionen, d. h. je langsamer sie sind, desto höher das Zellsterben.<br />
[Abbildung in Anlehnung an Weyrather et al. (1999)]<br />
1.3 Ziel dieser Arbeit<br />
Um die Reparatur von DNA-Schäden zu gewährleisten, müssen Reparaturproteine an die<br />
DNA binden können. Dazu ist die Chromatinzugänglichkeit unbedingt notwendig. Ei-<br />
ne Chromatinauflockerung nach DNA-Schädigung wurde in der vorliegenden Arbeit mit<br />
zwei unterschiedlichen Analysen nach DSB-Induktion durch Schwerionen bzw. Röntgen-<br />
strahlen untersucht. Dazu wurde zum Einen der Acetylierungszustand von Histon H4 und<br />
zum Anderen die MNase-Zugänglichkeit der DNA im Chromatin untersucht. Das Ziel<br />
dieser Arbeit war, den Einfluss von Tip60 und ATM auf die Chromatindichte zu analysie-<br />
ren, da Tip60 zum Einen im Rahmen der Transkription Histon H4 acetyliert und so für<br />
eine Chromatinauflockerung sorgt, und zum Anderen ATM nach DNA-Schädigung durch<br />
eine Acetylierung zur Autophosphorylierung aktiviert und somit ATM eventuell einen in-<br />
direkten Einfluss auf die Chromatinzugänglichkeit hat.<br />
Ein weiteres Ziel dieser Arbeit war, die Frage zu klären, ob Tip60 ATM-abhängig an<br />
DNA-Schäden rekrutiert wird und umgekehrt die ATM-Schadensrekrutierung von Tip60<br />
abhängig ist. Dazu wurden Tip60 und autophosphoryliertes ATM (ATMpS1981) auf ei-<br />
ne mögliche Komplexbildung an DNA-Schadensstellen näher untersucht. Im weiteren<br />
Verlauf wurde zusätzlich die Tip60-Acetylierungsaktivität bzw. die ATM-Kinasefunktion<br />
inhibiert, um die Schadensrekrutierung des möglichen Partners näher zu prüfen.<br />
10
2 Methoden und Material<br />
2.1 Verwendete Zelllinien und deren Kultur<br />
2.1.1 Zelllinien<br />
In der vorliegenden Arbeit wurden verschiedene Säugerzelllinien eingesetzt:<br />
AG 1522 D<br />
Hierbei handelt es sich um humane Vorhautfibroblasten von Coriell Cell Repositories aus<br />
Camden, USA. Die Zellen wachsen als geschlossener Zellrasen und sind kontaktinhibiert.<br />
Ihre Kultur erfolgte in EMEM Medium mit EBSS (BioWhittaker, Verviers, Belgien) mit<br />
1 % L-alanyl-L-Glutamine und 15 % FCS sowie 100 U/ml Penicillin und 100 µg/ml<br />
Streptomycin (alle Biochrom AG, Berlin, Deutschland). Für Experimente wurden die Fi-<br />
broblasten entweder zwei Tage, für Immunfluoreszenz-Experimente oder zehn Tage zu-<br />
vor, mit einer Zelldichte von 25000 Zellen/cm 2 oder 12500 Zellen/cm 2 , ausgesät.<br />
ATM-defiziente Fibroblasten-Zelllinie AT1BR<br />
Bei dieser Zelllinie handelt es sich um Fibroblasten von einem Ataxia telangiectasia (AT)-<br />
Patienten. Diese Zellen sind Ataxia telangiectasia mutated (ATM)-defizient. Die homozy-<br />
gote Mutation besteht aus einer Insertion von 9 Nukleotiden im ATM-Gen. Dadurch kann<br />
kein funktionsfähiges ATM gebildet werden, da die Transkription nach 753 aa abgebro-<br />
chen wird (Stankovic et al., 1998). Die Zellen stammen von der "European Collection of<br />
Animal Cell Cultures" aus Großbritannien.<br />
Die Kultivierung fand in HAM´s Medium (Biochrom AG, Berlin, Deutschland) mit<br />
20 % FCS statt. Für Experimente wurden fünf Tage voher Zellen mit einer Dichte von<br />
22500/cm 2 ausgesät.<br />
ATM-defiziente Fibroblasten-Zelllinie AT5<br />
Diese Zelllinie stammte ebenfalls von einem AT-Patienten. Die Zellen sind ATM-defizient<br />
und zusätzlich spontan immortalisiert. Jedoch liegt eine Verunreinigung mit einer un-<br />
bekannten Zellsorte vor (siehe Abbildung 3.1). Sie wurden freundlicherweise von Nuri<br />
Gueven (Queensland Institute of Medical Research, Brisbane, Australien) zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Die Zellen wurden in RPMI Medium (Biochrom AG, Berlin, Deutschland) und 20 % FCS<br />
kultiviert. Für Experimente wurden sie 5 Tage zuvor mit einer Dichte von 4000 Zellen/cm 2<br />
ausgesät.<br />
11
2 Methoden und Material<br />
U2-OS<br />
Bei dieser Zelllinie handelt es sich um humane Osteosarkomazellen (ATCC, Manas-<br />
sas, USA). Die Kultivierung dieser Zellen fand in Dulbecco´s MEM Medium mit 10 %<br />
FCS sowie 100 U/ml Penicillin und 100 µg/ml Streptomycin (alle Biochrom AG, Berlin,<br />
Deutschland) statt. Die U2-OS Zellen wurden 1 bis 2 Tage vor einem Experiment mit<br />
einer Dichte von 7500 Zellen/cm 2 ausgesät.<br />
Embryonale Mausfibroblasten (MEF)<br />
Hierbei handelt es sich um embryonale Mausfibroblasten . Diese Zelllinie wurde freund-<br />
licherweise von Markus Löbrich (TU Darmstadt) zur Verfügung gestellt.<br />
Die Kultivierung erfolgte in Dulbecco´s MEM Medium mit 10 % FCS sowie 100 U/ml<br />
Penicillin und 100 µg/ml Streptomycin (alle Biochrom AG, Berlin, Deutschland). Die<br />
Zellen wurden 2 Tage vorher mit einer Dichte von 7500 Zellen/cm 2 ausgesät.<br />
2.1.2 Zellkultur<br />
Die verwendeten Zelllinien wurden bei 37 °C, 5 % CO2 und 95 % relativer Luftfeuchtig-<br />
keit in 25 cm 2 und 75 cm 2 Flaschen (BD Biosience, USA) kultiviert. Montags und frei-<br />
tags wurde jeweils ein Mediumwechsel durchgeführt. Sobald die Zellen konfluent waren,<br />
wurden sie passagiert. Dazu wurde zunächst der Zellrasen mit 1 ml einer Trypsin-EDTA-<br />
Lösung (0,05 % Trypsin, 0,1 % EDTA; PAN, Aidenbach) gewaschen und anschließend<br />
im Brutschrank mit 3 ml Trypsin-EDTA-Lösung bei 37 °C für 5 min inkubiert. Die abge-<br />
lösten Zellen wurden mit einer 2 ml Glaspipette vereinzelt und das Trypsin durch Zugabe<br />
der dreifachen Menge des jeweiligen Kulturmediums inaktiviert. Die Zellzahl der Sus-<br />
pension wurde anschließend mit einem elektronischen Partikelzähler Z2 Coulter Counter<br />
(Beckmann Coulter, Krefeld) bestimmt. Dazu wurde von der vorliegenden Zellsuspension<br />
eine 1:50 Verdünnung in Isoton angesetzt. Im Anschluss konnte die gewünschte Zellzahl<br />
entweder für Experimente oder für die einfache Weiterkultivierung ausgesät werden.<br />
2.1.3 Langzeitlagerung der Zellen<br />
Die Zellen wurden bei -196 °C gelagert. Dazu wurden sie zunächst abtrypsiniert, gezählt<br />
und bei 107 x g 10 min bei 4 °C zentrifugiert. Der Überstand wurde verworfen. AG 1522<br />
D Fibroblasten wurden in ihrem Kulturmedium mit 10 % Glycerin (Applichem, Darm-<br />
stadt) resuspendiert, während die restlichen Zelllinien in ihrem jeweiligen Kulturmedium<br />
mit 10 % Dimethylsulfoxid (DMSO) (Applichem, Darmstadt) aufgenommen wurden.<br />
Zwei bis drei Millionen Zellen wurden in Kryoröhrchen überführt. Anschließend wurden<br />
12
2.1 Verwendete Zelllinien und deren Kultur<br />
diese in einem Isopropanol Behälter (Nalgene Cryo 1 °C Freezing Container) kontrolliert,<br />
mit einer durchschnittlichen Temperaturabnahme von 1 °C/min, auf eine Temperatur von<br />
-80 °C gebracht. Nach 24 Stunden wurden sie zur Langzeitlagerung in einen Tank mit<br />
flüssigem Stickstoff überführt, in dem eine Temperatur von -196 °C herrscht.<br />
Zum Auftauen wurden die Kryoröhrchen aus dem flüssigen Stickstoff geholt und in ei-<br />
nem Wasserbad bei 37 °C schnell aufgetaut, bis nur noch ein kleiner Eisklumpen zu sehen<br />
war. Die Zellsuspension wurde in 20 ml vorgekühltes Medium gegeben und bei 107 x g<br />
10 min bei 4 °C zentrifugiert. Der Überstand wurde verworfen, das Pellet im vorgewärm-<br />
ten Kulturmedium resuspendiert und in eine 75 cm 2 oder 25 cm 2 Kulturflasche überführt.<br />
24 Stunden nach dem Auftauen wurde das Medium gewechselt, um nicht angewachsene<br />
Zellen zu entfernen.<br />
2.1.4 Behandlung von Zellen mit Trichostatin A<br />
Bei Trichostatin A (TSA) handelt es sich um einen Histondeacteylase (HDAC) Inhibitor.<br />
TSA bewirkt eine Hyperacetylierung.<br />
Trichostatin A wurde 24 Stunden vor Bestrahlung dem Medium zugesetzt (Endkonzen-<br />
tration 1 µM). Auch während und nach der Bestrahlung war TSA im Medium vorhanden.<br />
Von TSA wurde eine 1,1 mM Stocklösung in DMSO bereitet und bei -20 °C gelagert.<br />
Als Kontrolle wurde das gleiche Volumen an DMSO, das von der Inhibitor-Stocklösung<br />
verwendet wurde, ebenfalls in Kulturmedium verdünnt und auf die Zellen gegeben.<br />
2.1.5 Behandlung von Zellen mit einem spezifischen ATM Kinase Inhibitor (KU55933)<br />
Die ATM Kinase wurde in Fibroblasten spezifisch mit dem Inhibitor KU55933 (Calbio-<br />
chem, USA) inhibiert, der die ATP-Bindestelle von ATM blockiert. KU55933 wurde<br />
1,5 Stunden vor Bestrahlung dem Medium zugesetzt (Endkonzentration 10 µM). Auch<br />
während und nach der Bestrahlung war der Inhibitor im Medium vorhanden. Von KU55933<br />
wurde eine 10 mM Stocklösung in DMSO angesetzt und bei -20 °C gelagert.<br />
Als Kontrolle wurde das gleiche Volumen an DMSO, das von der Inhibitor-Stocklösung<br />
verwendet wurde, ebenfalls in Kulturmedium verdünnt und auf die Zellen gegeben.<br />
2.1.6 Behandlung von Zellen mit Anacardsäure<br />
Anacardsäure (Calbiochem, USA) inhibiert spezifisch die Histonacetyltransferase (HAT)<br />
Tip60. Dieser Inhibitor verhindert die Bindung von Acetyl-CoA an die aktive Bindestelle<br />
13
2 Methoden und Material<br />
von Tip60.<br />
Von der Anacardsäure wurde eine 15 mM Stocklösung in DMSO bereitet und bei -20 °C<br />
gelagert. Der Inhibitor wurde 30 Minuten vor Bestrahlung dem Kulturmedium zugesetzt<br />
(Endkonzentration 30 µM). Während und nach der Bestrahlung waren die Zellen ebenfalls<br />
dem Inhibitor ausgesetzt.<br />
Als Kontrolle wurde das gleiche Volumen an DMSO, das von der Inhibitor-Stocklösung<br />
verwendet wurde, ebenfalls in Kulturmedium verdünnt und auf die Zellen gegeben.<br />
2.1.7 Überlebenskurve<br />
Von humanen Fibroblasten, AG 1522 D, und ATM-defizienten humanen Fibroblasten,<br />
AT5, wurde das Überleben durch einen Klonogenitätstest nach Röntgenbestrahlung er-<br />
mittelt. AT5 Zellen wurden 4 Tage vor Bestrahlung und AG 1522 D Zellen 6 Tage vor<br />
Bestrahlung mit je 1*10 5 Zellen in eine 25 cm 2 Kulturflasche pro zu bestrahlende Do-<br />
sis ausgesät. Die Zellen wurden nach der Bestrahlung vom Flaschenboden abgelöst, ver-<br />
einzelt, gezählt und dreifach in 75 cm 2 Kulturflaschen ausgesät. Das auszuplattierende<br />
Volumen I [ml]<br />
I[ml] =<br />
100<br />
ZZ/ml · S · P E<br />
(2.1)<br />
ist von der Zellzahl/ml in der abtrypsinierten Zellsupsension (ZZ/ml), dem erwarteten<br />
verminderten Überleben (S)<br />
S =<br />
Anzahl gezählter Kolonien<br />
ZZ/ml · I[ml]<br />
(2.2)<br />
und der angenommenen Plating Efficiency (PE) abhängig. Die PE beschreibt den Prozent-<br />
satz an Zellen, die nach einer Passage proliferieren und in der Lage sind Kolonien (≥ 50<br />
Zellen) zu bilden. Bei AG 1522 D Zellen wurde eine PE von 25 % und bei AT5 Zellen<br />
von 40 % angenommen.<br />
Die Inkubationsdauer wurde so gewählt, dass 14 Verdoppelungen möglich waren. Nach<br />
einer Inkubation von 9 Tagen der AT5 Zellen und 14 Tagen der AG 1522 D Zellen wur-<br />
den die Zellen zunächst mit 70 % Ethanol für 15 Minuten bei RT fixiert. Anschließend<br />
wurden die AT5 Zellen mit 1x Methylenblau (Zusammensetzung siehe 2.5.1) 3 Minuten<br />
gefärbt, die AG 1522 D Zellen mit 3x Methylenblau (Zusammensetzung siehe 2.5.1) für<br />
30 Minuten. Die Flaschen wurden mit VE-Wasser gespült und offen getrocknet. Für die<br />
Auswertung wurden alle Kolonien ab 50 Zellen (6 Verdoppelungen) gewertet, diese wur-<br />
den unter einem Stereomikroskop (Zeiss, Deutschland) gezählt.<br />
14
2.2 Bestrahlung der Zellen<br />
2.2.1 Bestrahlung mit Röntgenstrahlen<br />
2.2 Bestrahlung der Zellen<br />
Die Zellen wurden in einer IV320-13 Röntgenröhre (Seifert, Deutschland) mit Dosen<br />
zwischen 5 und 50 Gy bestrahlt. Die Spannung betrug 250 kV und der Strom 16 mA.<br />
Die Dosimetrie erfolgte mit einem SN4 Dosimeter (PTW Freiburg, Deutschland). Die<br />
Kalibrierung erfolgte nach Fricke (Barr, 1961). Es wurde durchschnittlich mit ein bis<br />
zwei Gray pro Minute bestrahlt, wobei die Zellen in ihrem Kulturmedium verblieben.<br />
Es wurden immer unbestrahlte Kontrollen mitgeführt, die den gleichen Bedingungen wie<br />
die bestrahlten Proben ausgesetzt waren.<br />
2.2.2 Bestrahlung mit Schwerionen<br />
Die Bestrahlung mit Xenon-, Kohlenstoff- und Nickel-Ionen erfolgte mit dem Linearbe-<br />
schleuniger UNILAC bzw. dem Synchrotron SIS der <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum für Schwe-<br />
rionenforschung GmbH. Die ausführlichen Bestrahlungsdaten sind in Tabelle 2.1 aufge-<br />
führt.<br />
Für eine vertikale Bestrahlung wurden die Zellen in Petrischalen (∅ 32 mm) kultiviert.<br />
Für die Bestrahlung wurde zunächst das konditionierte Medium gesammelt und anschlie-<br />
ßend wurden die Petrischalen in ein Bestrahlungsmagazin mit Kulturmedium (RT) ohne<br />
Zusätze vertikal eingesetzt.<br />
Für die fast horizontale Schrägbestrahlung wurden Zellen auf 24 x 24 mm Glasplättchen<br />
ausgesät und in Petrischalen kultiviert. Die Bestrahlung erfolgte in speziellen Plexiglas-<br />
blöcken, sodass der Zellrasen unter einem Winkel von 4° bestrahlt wurde. Maximal 9<br />
Blöcke wurden in ein spezielles Magazin eingesetzt und mit Kulturmedium ohne Zusätze<br />
aufgefüllt. Durch die Schrägbestrahlung konnten Proteinakkumulationen entlang des Io-<br />
nenstrahls untersucht werden.<br />
Nachdem die Proben in die Kammern eingesetzt waren, wurden sie zur biologischen Be-<br />
strahlungsanlage gebracht und eingesetzt. Ein computergesteuerter Roboterarm hob je-<br />
weils eine Probe vertikal aus dem Magazin heraus, hielt die Probe für einige Sekunden<br />
in den Strahl, bis die gewünschte Dosis erreicht war und setzte die Probe anschließend<br />
wieder in das Magazin. Während die Proben bestrahlt wurden, waren die Zellen für einen<br />
kurzen Zeitraum nur mit einem dünnen Mediumfilm bedeckt. Danach wurden die Pro-<br />
ben mit konditionierten Medium, bis zu ihrer Aufarbeitung, überschichtet. Der Zeitraum<br />
zwischen Einladen der Proben in ein Magazin, der Bestrahlung selbst und dem anschlie-<br />
ßenden Ausladen betrug ca. 20 Minuten.<br />
15
2 Methoden und Material<br />
Es wurden immer unbestrahlte Kontrollen mitgeführt, die den gleichen Bedingungen aus-<br />
gesetzt waren. Bei den schräg bestrahlten Proben war dies nicht nötig, da die Zellen an<br />
den äußernen Bereichen des Glasplättchens nicht bestrahlt wurden und so als unbestrahlte<br />
Kontrollen verwendet werden konnten.<br />
Ion Beschleuniger Energie<br />
auf Target<br />
[MeV/u]<br />
Tabelle 2.1: In der Bestrahlung eingesetzte Ionen<br />
LET<br />
[keV/µm]<br />
Fluenz<br />
[Teilchen/cm2 Dosis [Gy]<br />
]<br />
124 Xe Unilac 4,5 8800 3,0*10 6 42,3<br />
124 Xe SIS 500,0 800 3,0*10 6 3,8<br />
2,0*10 7 20,0<br />
12 C Unilac 9,8 120 5,0*10 7 13,7<br />
3,0*10 6 14,9<br />
64 Ni Unilac 7,5 3100 1,0*10 7 49,7<br />
5,0*10 7 248,3<br />
197 Au Mikrosonde 4,8 12000 4,7*10 6 90,4<br />
2,0*10 6 38,5<br />
2.2.3 Bestrahlung mit der Schwerionen Mikrosonde<br />
Mit Hilfe der Mikrosonde konnten ausgewählte Zellkerne mit einer definierten Anzahl an<br />
Ionen bestrahlt werden. Der Ionenstrahl konnte dabei bis auf einige Mikrometer genau<br />
auf den Nukleus einzelner Zellen gerichtet werden. Zellen können mit Ionen, angeordnet<br />
in Form eines Kreuz oder einer Linie, bestrahlt werden (Heiss et al., 2006).<br />
In dieser Arbeit wurden AG 1522 D Fibroblasten und U2-OS Tumorzellen mit 197 Au-<br />
Ionen (Daten siehe Tabelle 2.1) bestrahlt. Die Zellen wurden zwei bzw. einen Tag zuvor<br />
mit einer Dichte von 7000 Zellen/Kammer auf eine speziellen Polypropylenfolie, die mit<br />
Cell-Tak (BD Biosience, USA) beschichtet war, ausgesät. Für die automatische Erken-<br />
nung der Zellen wurden diese vor Bestrahlung mit 100 nM Hoechst-Farbstoff (33342) für<br />
45 min gefärbt, ohne die Zellen abzutöten. Anschließend wurde der Farbstoff entfernt und<br />
wieder Kulturmedium auf die Zellen gegeben. Kurz vor der Bestrahlung wurde das Kul-<br />
turmedium gegen Medium mit 20 mM Hepes ausgetauscht, ein Deckglas auf die Zellen<br />
gelegt, das überschüssige Medium abgezogen und die Kammer mit einem Dichtungsring<br />
luftdicht verschlossen. Die Kammer wurde in der Bestrahlungsvorrichtung direkt vor ein<br />
schmales Vakuumfenster mit minimaler Streuung gesetzt. Nun wurden in 6 Feldern al-<br />
le erkannten Zellkerne mit der gewünschten Geometrie bestrahlt. Nach der Bestrahlung<br />
16
2.3 Immunzytochemische Methoden<br />
wurden die Zellen wieder mit ihrem normalen Kulturmedium überschichtet und bis zu<br />
ihrer Fixierung im Brutschrank inkubiert.<br />
2.3 Immunzytochemische Methoden<br />
2.3.1 Fixierung von Zellen ohne Extraktion<br />
Die Zell-Fixierung mit Paraformaldehyd ist eine schonende Methode, um die native Form<br />
von Zellen zu erhalten. Dabei wurde zunächst das Medium abgezogen und mit PBS Me-<br />
diumreste entfernt. Die Zellen wurden dann für 15 Minuten bei RT mit 2 % Paraformal-<br />
dehyd in PBS fixiert. Anschließend wurden die Zellen mit 0,1 % Triton X-100 in PBS für<br />
10 Minuten bei RT für die kommende Antikörperfärbung permeabilisiert. Die Zellen wur-<br />
den zweimal für 3 Minuten mit PBS gewaschen und im Anschluss wurden Antikörperbin-<br />
destellen mit 0,4 % BSA in PBS für mindestens 20 Minuten abgesättigt, dies verhinderte<br />
eine unspezifische Bindung der Antikörper. In 0,4 % BSA in PBS konnten die Proben für<br />
einige Tage bis zur Antikörperfärbung bei 4 °C gelagert werden.<br />
2.3.2 Antikörperfärbung der fixierten Zellen<br />
Zunächst wurde die BSA-Lösung abgezogen und 50 µl des primären Antikörpers, wel-<br />
cher spezifisch an das gesuchte Protein bindet, in die Mitte der Petrischale pipetiert. Die<br />
Verdünnungen der verwendeten Antikörper (siehe Tab. 2.2) wurden in 0,4 % BSA in PBS<br />
angesetzt. Die Inkubation dauerte eine Stunde bei RT. Danach wurde dreimal für 5 Minu-<br />
ten mit PBS gewaschen, um den nicht gebundenen Antiköper zu entfernen. Nun wurden<br />
50 µl des fluoreszenzgekoppelten sekundären Antikörpers (siehe Tab. 2.3) in 0,4 % BSA<br />
in PBS auf die Probe gegeben und 30 bis 45 Minuten im Dunkeln inkubiert.<br />
Die Proben wurden bei der Inkubation mit den primären und sekundären Antikörpern mit<br />
Mylar-Folie abgedeckt, um sie vor dem Austrocknen zu schützen. Bei sich leicht ablö-<br />
senden Tumorzelllinien wurden die Zellen nicht mit einer Folie, sondern die Petrischale<br />
mit einem feuchten Tuch abgedeckt. Außerdem wurden in diesem Fall vom jeweiligen<br />
Antikörper 100 µl Antikörperlösung verwendet.<br />
Nach der Inkubation mit sekundärem Antikörper wurde zweimal für 5 Minuten mit PBS<br />
gewaschen. Anschließend wurde 1 µM ToPro3 (Invitrogen, USA) in PBS für 20 min bei<br />
RT auf die Zellen gegeben, um die DNA zu färben. Auch diese Inkubation fand im Dun-<br />
keln statt. Im Anschluss wurde die ToPro3-Lösung abgezogen. Die Proben wurden bei<br />
17
2 Methoden und Material<br />
38 °C getrocknet und mit Vectrashield Mounting Medium (Vector Laboratiroes, Kanada)<br />
und einem Deckglas für das Mikroskopieren vorbereitet.<br />
Tabelle 2.2: Verwendete primäre Antikörper für die Immunfluoreszenz<br />
Antigen Antikörper Bezugsquelle<br />
53BP1 53BP1 Oncogene Kaninchen,<br />
polyklonal<br />
ATMpS1981 ATM Protein<br />
Kinase<br />
pS1981<br />
γH2AX γH2AX<br />
(Ser139)<br />
clone<br />
JBW301<br />
Tip60 Tip60<br />
(ab23886)<br />
RPA RPA/p34<br />
(Ab-1)<br />
18<br />
Spezies Konzentration<br />
[mg/ml]<br />
Rockland Maus,<br />
monoklonal<br />
Upstate Maus,<br />
monoklonal<br />
Abcam Kaninchen,<br />
polyclonal<br />
Lab Vision Maus,<br />
monoklonal<br />
2,0 1:500<br />
1,0 1:200<br />
1,0 1:500<br />
0,5 1:50<br />
0,2 1:300<br />
verwendete<br />
Verdünnung
2.3 Immunzytochemische Methoden<br />
Tabelle 2.3: Verwendete sekundäre Antikörper für die Immunfluoreszenz<br />
Antigen Antikörper Firma Spezies Konzentration<br />
[mg/ml]<br />
Maus Alexa Fluor<br />
488<br />
anti-Maus<br />
Kaninchen Alexa Fluor<br />
488<br />
anti-<br />
Kaninchen<br />
Maus Alexa Fluor<br />
568<br />
anti-Maus<br />
Kaninchen Alexa Fluor<br />
568<br />
anti-<br />
Kaninchen<br />
Molecular<br />
Probes<br />
Molecular<br />
Probes<br />
Molecular<br />
Probes<br />
Molecular<br />
Probes<br />
2.3.3 Konfokale Laser-Mikroskopie und Auswertung<br />
Ziege 2 1:400<br />
Ziege 2 1:400<br />
Ziege 2 1:400<br />
Ziege 2 1:400<br />
verwendete<br />
Verdünnung<br />
Die Proben wurden mit dem konfokalen Laserscanning System Leica TCS, das mit in-<br />
versem Mikroskop (DM IRBE), Argon-Krypton Laser und einem computergesteuerten<br />
Kreuztisch (Märzhäuser SCAN 100x100) ausgestattet ist, analysiert. Mit dem Argon-<br />
Krypton Laser lassen sich Fluoreszenzfarbstoffe im blauen (488 nm), grüngelben (568<br />
nm) und dunkelroten (647 nm) Bereich anregen. Für die Aufnahmen der Zellen wurden<br />
konstante Einstellungen des Photomultipliers, der Lochblende und der Leistung des La-<br />
sers gewählt.<br />
Für die mikroskopischen Aufnahmen wurde das erste Bildfeld zufällig angefahren. Zu-<br />
nächst wurde ein Übersichtsbild mit dem Vergrößerungsfaktor 1 (Bildfläche 158,7 µm<br />
x 158,7 µm) gemacht, welches die gesamte Probe repräsentierte. Von diesem Bildfeld<br />
aus wurden nun in verschiedene Richtungen Aufnahmen mit dem Vergrößerungsfaktor 2<br />
(Bildfläche 79,4 µm x 79,4 µm) gemacht. Diese Aufnahmen wurden für die quantitati-<br />
ven Auswertungen verwendet. Um die Kolokalisation von Proteinen zu zeigen, wurden<br />
außerdem einzelne Zellkerne mit dem Vergrößerungsfaktor 4 (Bildfläche 39,7 µm x 39,7<br />
µm) aufgenommen. Die Schichtdicke bei den Aufnahmen variierte zwischen 0,234 µm<br />
und 0,5 µm.<br />
Für die quantitative Auswertung wurde das semiautomatische PC-Programm Image Pro<br />
19
2 Methoden und Material<br />
Plus (Media Cybernetics, Inc., USA) verwendet. Mit Hilfe des Programms ImageJ (Na-<br />
tional Institutes of Health, USA) wurden die Intensitäten der Fluoreszenzsignale ausge-<br />
wertet.<br />
Studenten T-Test<br />
Mit Hilfe des Studenten T-Tests werden die Mittelwerte x und y zweier Stichproben X<br />
und Y auf ihre Signifikanz getestet. Die Voraussetzung ist die Normalverteilung der bei-<br />
den Gesamtheiten mit gleichen unbekannten Varianzen. In die Berechnung der Standard-<br />
abweichung SD gehen zusätzlich der Umfang der Stichproben X (n1) und Y (n2) sowie die<br />
Standardabweichungen der Mittelwerte (sx und sy) ein:<br />
SD =<br />
<br />
(n1 − 1) · s 2 x + (n1 − 1) · s 2 y<br />
n1 + n2 − 2<br />
Mit Hilfe von SD kann nun die t-Verteilung für den Versuch (tVers) berechnet werden:<br />
tV ers =<br />
<br />
|x − y| n1 · n2<br />
·<br />
SD<br />
n1 + n2<br />
(2.3)<br />
(2.4)<br />
Nun wird in der t-Tabelle der Wert tTab(FG; α) abgelesen, wobei α das Signifikanzniveau<br />
und FG = n1 + n2 - 2 der Freiheitsgrad ist. Abschließend werden tVers und tTab verglichen.<br />
Bei tVers > tTab sind die Mittelwerte der beiden Stichproben signifikant verschieden.<br />
2.4 Biochemische Methoden<br />
2.4.1 Herstellung von Gesamtzelllysaten<br />
Die Gesamtzelllysate wurden mit Hilfe von Schockgefieren und anschließendem Auftau-<br />
en auf Eis hergestellt. Bei dieser Methode wurden besonders hochkonzentrierte Protein-<br />
extrakte gewonnen.<br />
Zunächst wurde das Medium von den Zellen abgezogen, einmal mit eiskaltem PBS ge-<br />
waschen und mit 700 µl eiskaltem PBS überschichtet. Anschließend wurden die Zellen<br />
mit einem Zellschaber mechanisch abgelöst, mit einer 1 ml Pipette vereinzelt und in ein<br />
1,5 ml Reaktionsgefäß überführt. Die Proben wurden bei 15500 x g 1 Minute bei 4 °C<br />
zentrifugiert. Der Überstand wurde verworfen und das Zellsediment in 40 µl Lysepuffer<br />
(Zusammensetzung siehe 2.5.1) resuspendiert. Anschließend wurden die Proben in flüs-<br />
sigem Stickstoff gefroren, auf Eis aufgetaut und kurz gevortext. Dieser Einfier-Auftau-<br />
Zyklus wurde zweimal wiederholt. Danach wurden die Proben mit 250 U Benzonase<br />
20
2.4 Biochemische Methoden<br />
(Merck, Darmstadt, Deutschland) bei RT für 45 Minuten inkubiert und anschließend die<br />
Proteinkonzentration nach Lowry (siehe 2.4.4) bestimmt. Zu den Lysaten wurde 35 µl 2x<br />
Ladepuffer (Zusammensetzung siehe 2.5.1) gegeben, für 5 Minuten bei 95 °C inkubiert<br />
und bis zur Gelelektrophorese bei -20 °C gelagert.<br />
2.4.2 Fraktionierte Proteinisolation<br />
Diese Proteinisolation beruht auf einem Protokoll nach Arva et al. (Arva et al., 2005);<br />
hierbei werden das Chromatin, das Nukleoplasma und die cytosolischen Proteine vonein-<br />
ander getrennt.<br />
Zuerst wurde der Zellrasen mit PBS gewaschen und mit einer Trypsin-EDTA-Lösung<br />
(0,05 % Trypsin, 0,1 % EDTA; PAN, Aidenbach) überschichtet. Die Zellen wurden mit<br />
einem Zellschaber von der Unterlage gelöst, durch pipettieren vereinzelt und ihre Anzahl<br />
bestimmt. Die Zellen wurden bei 107 x g für 10 Minuten bei 4 °C zentrifugiert und in<br />
PBS gewaschen. Danach wurden die Zellen in hypotonischem Lysepuffer A (Zusammen-<br />
setzung siehe 2.5.1) resuspendiert und auf Eis 5 Minuten lysiert. Nach einer erneuten<br />
Zentrifugation enthielt der Überstand die löslichen Proteine aus dem Cytoplasma, wäh-<br />
rend das Pellet aus den Zellnuklei und Membranen bestand. Das Pellet wurde im stärker<br />
hypotonischen Lysepuffer C (Zusammensetzung siehe 2.5.1) aufgenommen und mit ei-<br />
ner 20G Kanüle mechanisch lysiert. Die Suspension wurde unter Schütteln bei 4 °C für<br />
30 min inkubiert. Das Nukleoplasma wurde durch Zentrifugation (15500 x g, 30 min,<br />
4 °C) vom Chromatin getrennt. Das Pellet wurde in Puffer A mit Benzonase Endonuklea-<br />
se (125 U/10 7 Zellen; Merck, Darmstadt) resupendiert und für eine Stunde bei 4 °C unter<br />
starkem Schütteln inkubiert. Die anschließende Zentrifugation (15500 x g, 3 min, 4 °C)<br />
trennte die chromatingebundenen Proteine (Überstand) von der DNA im Pellet. Abschlie-<br />
ßend wurde von allen Fraktionen die Proteinkonzentrationen nach Lowry (siehe 2.4.4)<br />
bestimmt. Die Fraktionen wurden in 2x Ladepuffer (Zusammensetzung siehe 2.5.1) auf-<br />
genommen, für 5 Minuten bei 95°C inkubiert und bis zur Gelelektrophorese bei -80 °C<br />
gelagert.<br />
2.4.3 Koimmunpräzipitation<br />
Um eine mögliche Interaktion von Tip60 und aktivem ATM am Chromatin nachzuwei-<br />
sen, wurde eine Immunpräzipitierung aus der Chromatinfraktion durchgeführt. Ultralink<br />
Protein A/G Beads (Firma Pierce, USA) wurden zunächst mit dem hypotonischen Lyse-<br />
puffer A (Zusammensetzung siehe 2.5.1) dreimal gewaschen. Anschließend wurde eine<br />
definierte Proteinmenge der Chromatinfraktion und 2 µg des spezifischen Antikörpers<br />
21
2 Methoden und Material<br />
auf die Ultralink Protein A/G Beads gegeben und über Nacht bei 4 °C im Überkopf-<br />
schüttler langsam invertiert. Zu jedem eingesetzten Antikörper wurde auch eine passende<br />
Globulin-Kontrolle mitgeführt. Anschließend wurden die Beads kurz abzentrifugiert und<br />
der Überstand aufbewahrt. Die Beads wurden dreimal mit hypotonischem Lysepuffer A<br />
(Zusammensetzung siehe 2.5.1) gewaschen. Nach dem letzten Waschschritt wurden die<br />
Beads in 30 µl 2x Ladepuffer (Zusammensetzung siehe 2.5.1) aufgenommen und für<br />
3 min bei 95 °C gekocht. Anschließend wurde die Probe abzentrifugiert (10000 x g,<br />
1 Minute, RT) und bis zur Auftragung auf ein Gel bei -20 °C gelagert.<br />
2.4.4 Proteinbestimmung nach Lowry<br />
Der Proteingehalt der verschiedenen Proteinextrakte wurde mit Hilfe der modifizierten<br />
Lowry-Methode (Lowry et al., 1951) bestimmt. Dazu wurde das DC Assay von BioRad<br />
(Kanada) nach Anweisung des Herstellers verwendet.<br />
2.4.5 Diskontinuierliche SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese<br />
Die diskontinuierliche SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese (PAGE) wurde nach Laemm-<br />
li (Laemmli, 1970) durchgeführt.<br />
Die verwendeten Trenngele [1,5 M Tris-HCl (pH 8,8), 10% SDS, 10% APS, 1 % TE-<br />
MED] hatten einen Konzentrationsgradienten von 4% bis 20% Acrylamid/Bisacrylamid<br />
(30% Stocklösung; Acrylamid:Bisacrylamid 29:1, RotiQuant, Deutschland). Die einfach<br />
konzentrierten Gele hatten einen 5 %, 8 %, 10 % oder 13,5 % Acrylamid/Bisacrylamid<br />
Anteil. Sie wurden mit Hilfe des BIORAD Mini-PROTEAN3 Gelsystem und "Gradi-<br />
entenmacher" gegossen und anschließend mit 70 % Methanol überdeckt um eine plane<br />
Oberfläche zu gewährleisten. Das Auspolymerisieren dauerte ca. 2 Stunden und fand bei<br />
Raumtemperatur statt. Anschließend wurde ein 3,2 % Acrylamid-Sammelgel [0,5 M Tris-<br />
HCl (pH 6,8), 10 % SDS, 10 % APS, 1 % TEMED] auf das Trenngel gegossen. Die Gele<br />
wurden in der Apparatur mit Kamm in feuchten Tüchern bei 4°C für bis zu zwei Tagen<br />
gelagert. Vor Gebrauch wurde der Kamm entfernt und die Ladekammern mit 1x SDS-<br />
Laufpuffer ausgespült.<br />
Vor dem Auftragen wurden die Proben bei 91 °C für 3 min denaturiert, kurz zentrifugiert<br />
und anschließend sofort auf das Gel aufgetragen. Zur Kontrolle des Molekulargewichtes<br />
wurde ein Marker (Fermentas Page Ruler Prestained Protein Ladder, Kanada) mitgeführt.<br />
Die Elektrophorese erfolgte in 1x SDS-Laufpuffer (Zusammensetzung siehe 2.5.1) bei<br />
45 mA/Gel.<br />
22
2.4.6 Western Blot<br />
2.4 Biochemische Methoden<br />
Nachdem die Proteine in einer SDS-PAGE der Größe nach aufgetrennt waren, wurden<br />
sie auf eine Polyvinylidenfluorid- (PVDF-) Membran (Millipore, USA) mit Hilfe einer<br />
SemiDry Apparatur Hoefer SemiPhor (GE HealthCare, UK) transferiert. Hierzu wurde<br />
die Membran zunächst in Methanol und dann in Transferpuffer (Zusammensetzung siehe<br />
2.5.1) äquilibriert. Das Trenngel wurde auf die äquilibrierte Membran zwischen vier mit<br />
Transferpuffer getränkten Filterpapieren (Zwei über und zwei unter dem Gel/Membran<br />
Stapel) unter Ausschluss von Luftblasen gelegt (siehe Abb. 2.1). Der Transfer erfolgte bei<br />
65 mA/Gel für 45 Minuten. Nach der Übertragung auf die PVDF-Membran konnte die<br />
Immundetektion individueller Proteine erfolgen.<br />
Abbildung 2.1: Schematische Darstellung des Western Blots<br />
2.4.7 Immundetektion des Western Blots<br />
Nach dem Western Blot wurden die freien Bindungsstellen der Membran mit einer Blo-<br />
ckierlösung (Zusammensetzung siehe 2.5.1) unter Schütteln für 40 min inkubiert. In die-<br />
ser Blockierlösung wurde auch der primäre Antikörper (siehe Tab. 2.4) verdünnt. Die<br />
Membran inkubierte unter Schütteln 1,5 h bei RT mit dem primären Antikörper. Anschlie-<br />
ßend wurde die Membran dreimal mit 1x TBST für 5 min unter Schütteln gewaschen. Der<br />
sekundäre Antikörper (siehe Tab. 2.5), mit einer Meerrettich-Peroxidase (HRP) gekop-<br />
pelt, wurde in 1x TBST verdünnt und inkubierte für eine Stunde bei RT unter Schütteln.<br />
Die Membran wurde in 1x TBST viermal gewaschen und für 5 min mit dem Enzymsub-<br />
strat Lumigen PS-3 (GE HealthCare, UK) im Dunkeln inkubiert. Die Chemolumineszenz-<br />
detektion erfolgte anschließend mit einem Röntgenfilm (Amersham Hyperfilm ECL, GE<br />
HealthCare Limited, UK). Dabei betrugen die Expositionszeiten zwischen 2 Sekunden<br />
und einer Stunde.<br />
23
2 Methoden und Material<br />
Tabelle 2.4: Primäre Antikörper für die Western Analyse<br />
Antigen Antikörper Bezugsquelle<br />
Aktin Aktin Sigma Kaninchen,<br />
polyklonal<br />
ATMpS1981 ATM Protein<br />
Kinase<br />
pS1981<br />
ATM ATM<br />
(Ab-3)<br />
γH2AX γH2AX<br />
(Ser139)<br />
clone<br />
JBW301<br />
AcH4 Acetyliertes<br />
Histon H4<br />
Histon H4 Histon H4<br />
(ab31830)<br />
Spezies Konzentration<br />
[mg/ml]<br />
Rockland Maus,<br />
monoklonal<br />
Oncogene Kaninchen,<br />
polyklonal<br />
Upstate Maus,<br />
monoklonal<br />
Upstate Kaninchen,<br />
polyklonal<br />
abcam Maus,<br />
monoklonal<br />
Tip60 Tip60 Calbiochem Kaninchen,<br />
polyklonal<br />
Tip60 Tip60 Bruno<br />
Amati,<br />
Mailand<br />
Kaninchen,<br />
ployklonal<br />
verwendete<br />
Verdünnung<br />
– 1:5000<br />
1,0 1:500<br />
0,1 1:1000<br />
1,0 1:1000<br />
1,0 1:1000<br />
1,0 1:1000<br />
– 1:6000<br />
– 1:6000<br />
Tabelle 2.5: Sekundäre Antikörper für die Western Analyse<br />
Antigen Antikörper Bezugsquelle<br />
Maus-IgG Maus-IgG GE Health-<br />
Care UK<br />
Kaninchen-IgG Kanninchen-<br />
IgG<br />
24<br />
GE Health-<br />
Care UK<br />
Spezies Konzentration<br />
[mg/ml]<br />
verwendete<br />
Verdünnung<br />
Schaf 1,0 1:10000<br />
Schaf 1,0 1:10000
2.4.8 Micrococcus Nuklease Analyse<br />
2.4.8.1 Micrococcus Nuklease Behandlung<br />
Die Analyse erfolgte in Anlehnung an Lee et al. (2007) und Zaret (2005).<br />
2.4 Biochemische Methoden<br />
Die Zellen wurden in Petrischalen (∅ 32mm) angezogen. Für die Analyse wurde das<br />
Medium dekantiert und der Zellrasen mit LPC-Puffer (Zusammensetzung siehe 2.5.1)<br />
überschichtet, um die Zellmembranen anzudauen. Die Lyse der Zellmembranen dauerte<br />
12 bis 15 Minuten und wurde währendessen unter dem Mikroskop kontrolliert. Anschlie-<br />
ßend wurde der LPC-Puffer verworfen. Die Zellen wurden nun unterschiedlich lange (sie-<br />
he Ergebnisse 3.4.2) in MNase Puffer (Zusammensetzung siehe 2.5.1) inkubiert. Nach<br />
der Inkubation wurde der MNase Puffer verworfen. Die Zellen wurden durch die Zugabe<br />
von 2x TNESK Puffer (siehe 2.5.1) lysiert. Nach Zugabe des Lyse-Verdünnungspuffers<br />
(Zusammensetzung siehe 2.5.1) wurde das Zelllysat in ein 15 ml Röhrchen überführt.<br />
Anschließend inkubierten die Lysate über Nacht bei 37 °C.<br />
Im Folgenden wurde die im Lysat enthaltene DNA duch eine Phenol/Chloroform Extrak-<br />
tion von Proteinen abgetrennt und durch eine Ethanolfällung aus der Lösung gewonnen.<br />
2.4.8.2 DNA Isolation<br />
Die Lysate aus 2.4.8.1 wurden mit einem Volumen TE-Puffer (Zusammensetzung siehe<br />
2.5.1) verdünnt. Anschließend wurde ein Volumen neutrales Phenol hinzugegeben und<br />
die Probe für 10 bis 20 Minuten stark geschüttelt. Dann erfolgte eine Zentrifugation bei<br />
500 x g für 5 Minuten. Die wässrige Phase wurde in ein frisches Röhrchen überführt und<br />
ein Volumen Chloroform hinzugegeben. Die Probe wurde 10 bis 20 Minuten stark ge-<br />
schüttelt und bei 500 x g für 5 Minuten zentrifugiert. Der Chlorofomschritt wurde 2 bis 4<br />
mal wiederholt. Anschließend wurde 1/10 Volumen 3M Natriumacetat (pH 5,3) hinzuge-<br />
gen, invertiert und dann 2,5 Volumen eiskaltes Ethanol (95 %) hinzu pipettiert. Die Probe<br />
wurde langsam invertiert bis keine Schlieren mehr in der Flüssigkeit zu sehen waren. Die<br />
Ethanol-Fällung fand bei -20 °C für mindestens 2 h oder über Nacht statt. Die DNA wur-<br />
de in einem Festwinkelrotor bei 9500 x g für 10 Minuten bei 4 °C abzentrifugiert und der<br />
Überstand verworfen. Auf das DNA-Pellet wurde 70 % Ethanol gegeben und die Probe<br />
einmal sanft invertiert. Anschließend wurde die DNA für 1 Minute abzentrifugiert und der<br />
Überstand verworfen. Die DNA wurde 20 min im geöffneten Röhrchen getrocknet und<br />
anschließend in 50 bis 70 µl TE-Puffer (Zusammensetzung siehe 2.5.1) aufgenommen.<br />
Die DNA Konzentration wurde photometrisch bei 260 nm ermittelt. Die Lagerung der<br />
DNA erfolgte bei 4 °C.<br />
25
2 Methoden und Material<br />
2.4.8.3 Agarosegelelektrophorese<br />
Die isolierte DNA aus der Micrococcus Nuklease Analyse wurde in 1,2 % Agarosegele<br />
aufgetrennt und mit Ethidiumbromid sichtbar gemacht. Die Agarosegele wurden in 1x<br />
TAE-Puffer (Zusammensetzung siehe 2.5.1) angesetzt und liefen bei einer Spannung von<br />
70 V für 1,5 h in 1x TAE-Puffer. Es wurden 500 ng DNA aufgetragen. Zur Kontrolle der<br />
Fragmentgrößen der DNA wurde ein Marker (GeneRuler TM 1kb DNA Ladder, Kanada)<br />
mit aufgetragen. Anschließend wurden die Gele in einer Ethidiumbromidlösung (2 µg/ml)<br />
für 20 Minuten inkubiert, um die DNA zu färben. Um überschüssiges Ethidiumbromid zu<br />
entfernen wurden die Gele in Wasser für 20 min entfärbt.<br />
2.5 Material<br />
2.5.1 Verwendete Lösungen<br />
Blockierlösung<br />
➢ 5 % fettfreies Milchpulver in 1x TBST<br />
Hypotonischer Lysepuffer A<br />
26<br />
➢ 10 mM Hepes (pH 7,9)<br />
➢ 1,5 mM MgCl2<br />
➢ 10 mM KCl<br />
➢ 500 µM AEBSF<br />
➢ 500 µM DTT<br />
➢ 1x Proteinase Cocktail Complete (Roche, Mannheim, Deutschland)<br />
➢ 10 mM NaF<br />
➢ 200 µM Na-o-Vanadat
Hypotonischer Lysepuffer C<br />
➢ 10 mM Hepes (pH 7,9)<br />
➢ 1,5 mM MgCl2<br />
➢ 420 mM NaCl<br />
➢ 25 % Glycerin<br />
➢ 500 µM AEBSF<br />
➢ 500 µM DTT<br />
➢ 1x Proteinase Cocktail Complete (Roche, Mannheim, Deutschland)<br />
➢ 10 mM NaF<br />
➢ 200 µM Na-o-Vanadat<br />
2x Ladepuffer<br />
➢ 100 mM Tris-HCl (pH 6,7)<br />
➢ 50 % Glycerin<br />
➢ 4,3 % SDS<br />
➢ 0,02 mg/ml Bromphenolblau<br />
➢ 10 % β-Mercaptoethanol<br />
LPC Puffer<br />
➢ 0,1 % LPC<br />
➢ 150 mM Saccharose<br />
➢ 80 mM KCl<br />
➢ 35 mM Hepes (pH 7,4)<br />
➢ 500 µM 5mM K2HPO4<br />
➢ 5 mM MgCl2<br />
➢ 500 µM CaCl2<br />
Lysepuffer für Gesamtzelllysate<br />
➢ 600 mM NaCl<br />
➢ 20 mM Tris-HCl (pH 7,8)<br />
➢ 20 % Glycerin<br />
➢ 1 mM AEBSF<br />
➢ 1x Proteinase Cocktail Complete (Roche, Mannheim, Deutschland)<br />
➢ 1 µM TSA<br />
2.5 Material<br />
27
2 Methoden und Material<br />
Lyse-Verdünnungspuffer<br />
➢ 150 mM NaCl<br />
➢ 5 mM EDTA<br />
1x Methylenblau<br />
➢ 10 % Löfflers Methylenblaulösung<br />
➢ 0,009 % Kaliumhydroxid<br />
➢ 5 % Methanol pro Anlayse<br />
3x Methylenblau<br />
➢ 30 % Löfflers Methylenblaulösung<br />
➢ 0,009 % Kaliumhydroxid<br />
➢ 5 % Methanol pro Anlayse<br />
MNase Puffer<br />
➢ 20 mM Saccharose<br />
➢ 50 mM Tris-HCl (pH 7,5)<br />
➢ 50 mM NaCl<br />
➢ 2 mM CaCl2<br />
➢ (300 U/ml Micrococcus Nuklease)<br />
1x SDS-Laufpuffer<br />
➢ 25 mM Tris Base<br />
➢ 192 mM Glycin<br />
➢ 0,1 % SDS<br />
1x TAE-Puffer<br />
➢ 40 mM Tris Base<br />
➢ 5 mM Na-Acetat<br />
➢ 1 mM EDTA<br />
10x TBST<br />
28<br />
➢ 500 mM Tris Base<br />
➢ 1,5 M NaCl<br />
➢ 1 % Tween20
TE Puffer<br />
➢ 10 mM Tris-HCl (pH 7,5)<br />
➢ 1 mM EDTA<br />
2x TNESK Puffer<br />
➢ 20 mM Tris-HCl (pH 7,5)<br />
➢ 200 µM NaCl<br />
➢ 2 mM EDTA<br />
➢ 2 % SDS<br />
➢ 0,2 mg/ml Proteinase K<br />
1x Western Transferpuffer<br />
➢ 192 mM Glycin<br />
➢ 25 mM Tris-HCl (pH 8,3)<br />
➢ 0,037 % SDS<br />
2.5.2 Verwendete Chemikalien<br />
2.5 Material<br />
Die verwendeten Chemikalien wurden von den Firmen Merck und Applichem ( beide<br />
Darmstadt, Deutschland), Sigma Aldrich (USA) und Roth (Karlsruhe, Deutschland) be-<br />
zogen.<br />
29
3 Ergebnisse<br />
3.1 Unterschiede in der Strahlungsempfindlichkeit ATM-defizienter<br />
Zelllinien<br />
ATM spielt eine wichtige Rolle in der Reparatur von DNA-Schäden. Es phosphoryliert<br />
das Histon H2AX zu γH2AX und aktiviert verschiedene Reparaturproteine. Damit ATM<br />
dieser Aufgabe nachgehen kann, muss es zunächst durch Tip60 aktiviert werden. Durch<br />
die anschließende Autophosphorylierung spaltet es sich aus einem inaktiven Dimer in<br />
seine aktive monomere Form. Aufgrund der Tatsache, dass Tip60 ATM aktiviert, wurde<br />
während dieser Arbeit zur Charakterisierung der Aufgabe von Tip60 in der Reparatur von<br />
DNA-Doppelstrangbrüchen auch mit ATM-defizienten Zellen gearbeitet.<br />
Nach Bestrahlung mit Schwerionen wurde an einigen DNA-Schadensstellen in der ATM-<br />
defizienten Zelllinie AT5 die Rekrutierung von ATM nachgewiesen (persönliche Mittei-<br />
lung von B. Jakob; <strong>GSI</strong>). Auch in einer Western Analyse konnte ATM in den AT5-Zellen<br />
detektiert werden, während in einer anderen ATM-defizienten Fibroblastenlinie, AT1BR,<br />
kein ATM nachgewiesen werden konnte (Daten nicht gezeigt). Da nun nicht klar war,<br />
ob die AT5-Zellen durch eine Zellsorte verunreinigt sind, die ATM exprimieren oder ob<br />
alle Zellen noch ein wenig ATM exprimieren, sollten die AT5 Zellen auf ihre Strahlungs-<br />
empfindlichkeit hin untersucht werden. ATM-defiziente Zellen können strahleninduzierte<br />
Schäden wesentlich schlechter reparieren als humane AG 1522 D Fibroblasten; dies kann<br />
man mit Hilfe eines Überlebensexperiments nachweisen. Dazu wurde eine Überlebens-<br />
kurve der AT5 Zellen nach Röntgenbestrahlung (0 - 6 Gy) erstellt. Als Kontrolle wurde<br />
von humanen AG 1522 D Fibroblasten ebenfalls eine Überlebenskurve (0 Gy, 2 Gy, 4 Gy,<br />
6 Gy und 8 Gy) angefertigt.<br />
In Abbildung 3.1 ist die Überlebenskurve für die humanen Fibroblasten AG 1522 D und<br />
die ATM-Mutante AT5 logarithmisch aufgetragen. Bei den AG 1522 D Zellen ist eine ty-<br />
pische Schulterkurve zu sehen. Die ATM-Mutante AT5 ist wesentlich strahlenempfindli-<br />
cher, da das Überleben der Zellen schon bei Dosen von ein bis zwei Gray stark abnimmt.<br />
Nach Bestrahlung mit 3 Gy ist eine Schulter zu sehen und die Strahlenresistenz nimmt<br />
wieder leicht zu. Dies deutet darauf hin, dass die AT5 Zellen mit einer unbekannten Zell-<br />
sorte verunreinigt sind, auch wenn der Anteil sehr gering ist.<br />
Aufgrund dieser Erkenntnis wurden einige Experimente aus einer vorangegangenen Di-<br />
plomarbeit (Knauf, 2007), die mit AT5 Zellen durchgeführt wurden, mit einer anderen<br />
31
3 Ergebnisse<br />
ATM-defizienten Fibroblasten-Zelllinie, AT1BR, wiederholt. Dabei sollte geklärt werden,<br />
ob die Tip60 Rekrutierung an DNA-Doppelstrangbrüche ATM abhängig erfolgt.<br />
Abbildung 3.1: Überlebenskurve humaner Fibroblasten AG 1522 D und ATM-defizienter Fibroblasten<br />
AT5 nach Röntgenbestrahlung. Die Fibroblasten AG 1522 D (rot) wurden für das Experiment<br />
mit 0, 2, 4, 6 und 8 Gy bestrahlt, während die ATM-defizienten Fibroblasten AT5 (blau) mit<br />
0, 1, 2, 3, 4, 5 und 6 Gy bestrahlt wurden. Die Überlebensdaten wurden logarithmisch aufgetragen.<br />
3.2 Tip60 DNA-Schadensrekrutierung ist ATM abhängig<br />
In einer vorangegangenen Arbeit wurde gezeigt, dass nach Bestrahlung mit Schwerionen<br />
in der ATM-defizienten Zelllinie AT5 Tip60 deutlich verzögert an DNA-Schadensstellen<br />
rekrutiert wird (Knauf, 2007). ATM wird von Tip60 acetyliert, so dass es zu einer Au-<br />
tophosphorylierung an Serin 1981 kommen kann und ATM seine aktive Form einnimmt<br />
(Sun et al., 2007), an DNA-Schäden rekrutiert wird und andere Reparaturproteine akti-<br />
viert.<br />
Im Folgenden wurde die Rekrutierung von Tip60 an DNA-Schäden in Abhängigkeit von<br />
ATM und der Zeit nach Bestrahlung mit Schwerionen in der ATM-defizienten Zelllinie,<br />
AT1BR, erneut untersucht. Zusätzlich wurden humane Fibroblasten (AG 1522 D) mit<br />
und ohne ATM-Inhibitor (KU55933) verwendet (siehe 2.1.5). Der angewandte spezifi-<br />
sche ATM Kinase Inhibitor bindet an die ATP-Bindestelle, um so die Autophosphorylie-<br />
32
3.2 Tip60 DNA-Schadensrekrutierung ist ATM abhängig<br />
rung an Serin 1981 zu verhindern. Die Zellen wurden mit 124 Xe-Ionen bestrahlt (LET:<br />
8800 keV/µm; Fluenz: 3*10 6 Teilchen/cm 2 ), 1, 5, 8 und 24 Stunden nach Bestrahlung<br />
mit Paraformaldehyd fixiert und immunzytochemisch gegen Tip60 und γH2AX (DNA-<br />
DSB-Schadensmarker) gefärbt. Die DNA wurde mit ToPro3 gefärbt. Zusätzlich wurden<br />
noch unbestrahlte aber gleichbehandelte Kontrollen mitgeführt. Die Proben wurden mi-<br />
kroskopiert und anschließend 60 bis 80 Zellkerne mit Hilfe des Programms Image Pro<br />
Plus ausgewertet.<br />
Wie bereits von Knauf (2007) gezeigt, kolokalisieren in den humanen ohne und mit ATM<br />
Inhibitor-behandelten sowie ATM-defizienten Fibroblasten alle beobachteten Tip60-Foci<br />
mit dem Schadensmarker γH2AX. Betrachtet man in Abbildung 3.2a die durchschnittli-<br />
che Anzahl der Tip60-Foci, so sind vor der Bestrahlung in den unbehandelten Fibroblas-<br />
ten kaum Foci vorhanden. Nach Bestrahlung wurde in den Zellkernen der unbehandelten<br />
Fibroblasten eine deutlich erhöhte Anzahl von im Mittel 2 (SE ± 0,5) Foci/Kern bzw.<br />
ca. 0,5 (SE ± 0,15) in ATM-defizienten und mit ATM Inhibitor-behandelten Fibroblasten<br />
gezählt. Die jeweilige Anzahl an Tip60-Foci bleibt auch bis mindestens 8 Stunden nach<br />
Bestrahlung nahezu gleichbleibend erhöht. Nach 24 Stunden ist in den unbehandelten Fi-<br />
broblasten die Tip60-Focianzahl wieder fast auf den Ausgangswert vor der Bestrahlung<br />
zurückgekehrt, während die Tip60-Foci in den ATM-defizienten Fibroblasten persistieren.<br />
In denen mit ATM Inhibitor-behandelten Fibroblasten konnten 24 Stunden später keine<br />
Tip60-Foci detektiert werden, was vermutlich auf ein Färbungsproblem zurückzuführen<br />
ist. In den unbestrahlten Kontrollen ist kein Unterschied in der Tip60-Focianzahl feststell-<br />
bar.<br />
Obgleich nach Bestrahlung eine erhöhte Anzahl von Tip60-Foci zu zählen ist, entspricht<br />
diese Zahl nie der des Schadensmarkers γH2AX (Vergleich Abbildungen 3.2a und 3.2b).<br />
Nur ca. 50 % aller γH2AX-Foci zeigen in unbehandelten Fibroblasten auch einen Tip60-<br />
Focus. Diese Beobachtung wurde bereits von Knauf (2007) gemacht. Zellen, bei denen<br />
ATM defizient ist (AG 1522 D mit ATM Inhibitor behandelt bzw. AT1BR Zellen), zei-<br />
gen nach Bestrahlung wesentlich weniger Tip60-Foci als ATM-intakte Zellen, obgleich<br />
sie nicht weniger DNA-Schäden aufweisen (Vergleich Abbildung 3.2a und 3.2b). In den<br />
ATM-defizienten bzw. mit ATM Inhibitor-behandelten Zellen persitieren die γH2AX-<br />
Foci über 24 Stunden. Einzig in den unbehandelten Fibroblasten ist 24 Stunden nach<br />
Bestrahlung ein deutlicher Rückgang der γH2AX-Foci zu sehen. In den unbestrahlten<br />
Kontrollen zeigen die unbehandelten Fibroblasten ca. 2/3 weniger γH2AX-Foci als die<br />
ATM-defizienten bzw. mit ATM Inhibitor-behandelten Fibroblasten. Dies deutet darauf<br />
hin, dass die Inhibition bzw. das Fehlen von ATM zu vermehrten DNA-Schäden, also<br />
sogenannte Kontroll-Foci, führt.<br />
Es zeigt sich, dass ATM einen Einfluss auf die Tip60 DNA-Schadensrekrutierung hat.<br />
33
3 Ergebnisse<br />
Es kommt aber zu keiner verzögerten Tip60 Rekrutierung, wie es in einer vorherigen<br />
Arbeit beschrieben wurde (Knauf, 2007). Die Signifikanz einer Erhöhung des 8 Stunden-<br />
Wertes der AT1BR Zellen konnte durch den Studenten T Test (siehe 2.3.3) nicht bestätigt<br />
werden. Die ATM Inhibitor-behandelten Zellen zeigen hingegen einen signifikanten Un-<br />
terschied (p < 0,02) zu den humanen unbehandelten Fibroblasten, nicht nur 8 Stunden,<br />
sondern auch 1 und 5 Stunden nach Bestrahlung. Zu allen Zeitpunkten werden ohne oder<br />
bei inhibiertem ATM weniger Ti60 Foci gebildet. Die Tip60 Foci sind außerdem wesent-<br />
lich schwächer als die γH2AX Foci, die die Treffer markieren. Dadurch ergibt sich die<br />
Vermutung, dass nicht an allen Schäden Tip60 detektierbar, aber sehr wahrscheinlich in<br />
kleiner Menge vorhanden war.<br />
Im Folgenden wurden nach Bestrahlung die Fluoreszenzintensitäten von Tip60 und auto-<br />
phosphorylierten ATM an DNA-Schäden gemessen.<br />
34
3.2 Tip60 DNA-Schadensrekrutierung ist ATM abhängig<br />
(a) Tip60 Foci/Kern<br />
(b) γH2AX Foci/Kern<br />
Abbildung 3.2: γH2AX und Tip60 Foci pro Zellkern 1, 5, 8 und 24 Stunden nach Bestrahlung<br />
mit 124 Xe-Ionen (LET: 8800 keV/µm; Fluenz: 3,0*10 6 Teilchen/cm 2 ) in AG 1522 D Zellen ohne<br />
und mit ATM Inhibitor (KU55933) sowie in ATM-defizienten humanen Fibroblasten (AT1BR).<br />
Die Zellen wurden bestrahlt, fixiert und immunzytochemisch gegen Tip60 und γH2AX (Schadensmarker)<br />
gefärbt. Die Auswertung erfolgte mit dem Programm Image Pro Plus. (a) Tip60 Foci<br />
pro Zellkern (b) γH2AX Foci pro Zellkern<br />
35
3 Ergebnisse<br />
3.2.1 Tip60 und ATMpS1981 an DNA-Doppelstrangbrüchen nach Inhibition der<br />
ATM-Autophosphorylierung<br />
Im Folgenden sollte geklärt werden, ob sich die Intensität des Fluoreszenzsignals der<br />
Tip60-Foci nach Bestrahlung an DNA-Schäden in Abhängigkeit von aktiven ATM (ATMp-<br />
S1981) ändert. Die Autophsophorylierung von ATM wurde durch den ATM Kinase Inhi-<br />
bitor KU55933 inhibiert und die Rekrutierung von Tip60 und ATMpS1981, als Kontrolle<br />
für die Wirkung des Inhibitors, an DNA-Schäden untersucht.<br />
Humane Fibroblasten wurden ohne und mit ATM Inhibitor inkubiert (siehe 2.1.5), ei-<br />
ne Stunde nach Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen (Fluenz: 3,0*10 6 Teilchen/cm 2 ; LET: 3100<br />
keV/µm) mit Paraformaldehyd fixiert und zum Einen gegen Tip60 und γH2AX und<br />
zum Anderen gegen ATMpS1981 und 53BP1 immunzytochemisch gefärbt. Der Inhibi-<br />
tor zeigte keinen Einfluss auf die Anzahl der erwarteten Treffer, die durch den jeweili-<br />
gen Schadensmarker markiert wurden. Insgesamt wurden je 100 Foci, in ca. 40 Zellker-<br />
nen, ausgewertet und die Mittelwerte der maximalen Fluoreszenzsignale der Tip60- und<br />
ATMpS1981-Foci bestimmt.<br />
In Abbildung 3.3 zeigt sich, dass die Inhibition der Autophosphorylierung von ATM we-<br />
der einen Einfluss auf die Schadensrekrutierung von Tip60 noch auf die Schadensrekru-<br />
tierung von ATMpS1981 hat. Die Tip60-Fluoreszenzsignale zeigen die gleiche Intensität<br />
in den ohne und mit ATM Inhibitor-behandelten AG 1522 D Zellen (rote Histogramm-<br />
Balken). Die Intensität der ATMpS1981 Fluoreszenzsignale der ohne und mit ATM Inhi-<br />
bitor-behandelten AG 1522 D Zellen unterschied sich nur wenig, wobei die der Inhibitor-<br />
behandelten Zellen sogar über denen der unbehandelten Zellen liegt (grüne Histogramm-<br />
Balken). Die Funktion des ATM Inhibitors konnte während des Experiments nicht ne-<br />
benher durch ein Röntgenversuch bestätigt werden, dabei wäre in Inhibitor-behandelten<br />
Zellen kein Signal von ATMpS1981 an DNA-Schäden zu erwarten gewesen. Da der Ein-<br />
satz des ATM Inhibitors KU55933 in einem vorangegangenen Experiment mit 12 C-Ionen<br />
dazu führte, dass in bestrahlten AG 1522 D Zellen weniger ATMpS1981 Foci sichtbar<br />
waren und diese eine geringere Fluoreszenzintensität als die unbehandelten Kontrollzel-<br />
len aufwiesen (Tobias, 2008), muss davon ausgegangen werden, dass der Inhibitor in dem<br />
hier durchgeführten Experiment nicht wirkte.<br />
36
3.3 Interaktionen von Tip60 und ATM<br />
Abbildung 3.3: Mittelwerte der maximalen Intensitätsprofile der Tip60- und ATMpS1981-Foci<br />
nach Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen (LET: 3100 keV/µm ; Fluenz: 3,0*10 6 Teilchen/cm 2 ) und vorheriger<br />
Inhibition von ATM mit KU55933 in humanen Fibroblasten. Die Zellen wurden ohne (Ko)<br />
und mit ATM Inhibitor inkubiert (1,5 h; 10 µM), bestrahlt, 1 h danach fixiert und immunzytochemisch<br />
gefärbt.<br />
Abschließend kann in diesem Experiment keine Aussage über den Einfluss der Inhibtion<br />
der ATM Autophosphorylierung auf die Tip60 DSB-Rekrutierung gemacht werden. Das<br />
Experiment muss mit einem funktionierenden Inhibitor wiederholt werden.<br />
3.3 Interaktionen von Tip60 und ATM<br />
In der Literatur ist die Interaktion von Tip60 und ATM (Sun et al., 2005) beschrieben.<br />
Dieser Komplex ist im Nukleoplasma zu finden. Es sollte nun geklärt werden, ob Tip60<br />
und die aktive Form von ATM (ATMpS1981) auch in einem Komplex vorliegen und ob<br />
dieser Komplex am Chromatin nachweisbar ist.<br />
Um herauszufinden, ob Tip60 und ATMpS1981 an DNA-Schadensstellen interagieren,<br />
wurde zunächst mit Hilfe der Immunfluoreszenz untersucht, ob diese beiden Proteine<br />
gemeinsam an DNA-Schadensstellen nachweisbar sind.<br />
37
3 Ergebnisse<br />
3.3.1 Kolokalisation von Tip60 und ATMpS1981 an DNA-Doppelstrangbrüchen<br />
Zur Untersuchung einer möglichen Kolokalisiation von Tip60 und ATMpS1981 an DNA-<br />
Schäden wurden AG 1522 D Zellen schräg bestrahlt. Dazu wurde zunächst Xenon als<br />
Ionenquelle gewählt. Der Vorteil der 124 Xe-Ionen ist die relativ große Ladung, wodurch<br />
sich ein hoher LET ergibt und somit ein hohes Maß an DNA-Schäden induziert wird. Das<br />
Risiko einer zu schwachen Akkumulation von Tip60 oder Phosphorylierung von ATM<br />
aufgrund einer zu gering lokalisierten Schadensinduktion kann so verkleinert werden.<br />
Die Zellen wurden mit 124 Xe-Ionen (LET: 8800 keV/µm; Fluenz: 3,0*10 6 Teilchen/cm 2 )<br />
bestrahlt und eine Stunde nach Bestrahlung mit Paraformaldehyd fixiert. Anschließend<br />
wurden sie immunzytochemisch gegen Tip60 und ATMpS1981 gefärbt. Die DNA wurde<br />
zusätzlich mit ToPro3 angefärbt.<br />
In Abbildung 3.4 kann man die deutliche Kolokalisation vom Tip60 (grün) und ATMpS1981<br />
(rot), das auch als etablierter DNA-Doppelstrangbruch-Marker dient, entlang des Strah-<br />
lengangs beobachten. Dies weist darauf hin, dass beide Proteine an DNA-Doppelstrang-<br />
brüche rekrutiert werden.<br />
(a) Überlagerung aus (b) und (c) (b) Tip60 (c) ATMpS1981<br />
Abbildung 3.4: Kolokalisation von Tip60 und ATMpS1981 nach der Schrägbestrahlung mit<br />
124 Xe-Ionen (LET: 8800 keV/µm; Fluenz: 3,0*10 6 Teilchen/cm 2 ). Die Zellen wurden 1 Stunde<br />
nach Bestrahlung mit Paraformaldehyd fixiert und immunzytochemisch gegen Tip60 (grün) und<br />
ATMpS1981 (rot) gefärbt. In (a) ist die Überlagerung aus dem grünen (b) und roten (c) Kanal zu<br />
sehen, zusätzlich ist die DNA mit ToPro3 (blau) gefärbt.<br />
Um die nach Bestrahlung mit 124 Xe-Ionen beobachtete Kolokalisation von Tip60 und<br />
ATMpS1981 zu erhärten, wurde in einem nächsten Schritt versucht das Ergebnis in ei-<br />
ner 197 Au-Ionen-Mikrosonden-Bestrahlung zu reproduzieren. Mit Hilfe der Mikrosonde<br />
können ausgewählte Zellkerne mit einer definierten Anzahl an Ionen beschossen werden.<br />
Es wurde mit fünf 197 Au-Ionen (LET: 12000 keV/µm ; Fluenz: 4,7*10 6 Teilchen/cm 2 )<br />
ein Kreuz-Muster in die Zellkerne geschossen. Eine Stunde nach Bestrahlung wurden<br />
die Zellen mit Paraformaldehyd fixiert und immunzytochemisch gegen Tip60 (grün) und<br />
ATMpS1981 (rot) gefärbt. Man sieht in den einzelnen Kanälen in Abbildung 3.5 (a-c)<br />
38
3.3 Interaktionen von Tip60 und ATM<br />
eine deutliche Kolokalisation von Tip60 und ATMpS1981-Foci. Des Weiteren wurde ein<br />
Intensitätsprofil 3.5d entlang der Linie in 3.5a erstellt, das zeigt, dass die Intensitäten der<br />
Foci jeweils an der gleichen Stelle ihr Maximum besitzen. Dies deutet deutlich darauf hin,<br />
dass Tip60 und ATMpS1981 zu den selben Schadensstellen rekrutiert werden.<br />
(a) Überlagerung aus (b) und (c) (b) Tip60 (c) ATMpS1981<br />
(d) Intensitätsprofil<br />
Abbildung 3.5: Kolokalisation von Tip60 und ATMpS1981 nach der Bestrahlung mit 197 Au-Ionen<br />
(LET: 12000 keV/µm ; Fluenz: 4,7*10 6 Teilchen/cm 2 ) der Mikrosonde. Die Zellen wurden mit einer<br />
Kreuzgeometrie (5 Treffer/Kern) bestrahlt, 1 Stunde nach Bestrahlung mit Paraformaldehyd<br />
fixiert und immunzytochemisch gegen Tip60 (grüner Kanal) und ATMpS1981 (roter Kanal) gefärbt.<br />
In (a) ist die Überlagerung aus dem grünen (b) und roten (c) Kanal zu sehen, zusätzlich ist<br />
die DNA mit ToPro3 gefärbt. Die Intensitätsprofile (d) von Tip60 (grün) und ATMpS1981 (rot)<br />
folgen dem Verlauf der schwarzen Linie in (a).<br />
Die Kolokalisation von Tip60 und ATMpS1981 konnte nach Bestrahlung mit Schwerio-<br />
nen ( 124 Xe und 197 Au) an DNA Schäden nachgewiesen werden. Im Folgenden sollte nun<br />
geklärt werden, ob Tip60 und ATMpS1981 an Doppelstrangbrüchen miteinander intera-<br />
gieren.<br />
Um eine mögliche Interaktion an DNA Schäden der beiden Proteine näher zu untersu-<br />
chen, wurde die Tip60-Acetylierungsaktivität inhibiert und die Schadensrekrutierung von<br />
ATM untersucht. Die ATM-abhängige Schadensrekrutierung von Tip60 konnte schon in<br />
einem vorrangegangenen Experiment gezeigt werden (siehe 3.2).<br />
39
3 Ergebnisse<br />
3.3.2 Inhibition der Tip60-Acetylierungsreaktion beeinflusst die ATM-Rekrutierung<br />
an DNA-Doppelstrangbrüche<br />
Durch die Acetylierungsreaktion von Tip60 wird ATM zunächst aktiviert, so dass es im<br />
Anschluss zur Autophosphorylierung an Serin1981 kommen kann. Um eine mögliche<br />
Interaktion von Tip60 und ATMpS1981 an DNA-Schäden näher zu untersuchen, wurde<br />
zunächst die Acetylierungsaktivität von Tip60 inhibiert und die Schadensrekrutierung von<br />
ATMpS1981 nach Bestrahlung untersucht.<br />
Mit Hilfe des Tip60 Inhibitors Anakardsäure (Sun et al., 2006) wurde die Acetylierungs-<br />
aktivität von Tip60 inhibiert. Die Anakardsäure verhindert die Bindung von Acetyl-CoA<br />
an die aktive Bindestelle der HAT Tip60 (siehe 2.1.6). Der Inhibitor wurde 30 Minuten<br />
vor Bestrahlung mit einer Konzentration von 30 µM auf AG 1522 D Zellen gegeben. Dann<br />
wurden die Zellen mit 64 Ni-Ionen (LET: 3100 keV/µm ; Fluenz: 3,0*10 6 Teilchen/cm 2 )<br />
bestrahlt, eine Stunde danach mit Paraformaldehyd fixiert und immunzytochemisch gegen<br />
Tip60 und γH2AX zum Einen und gegen ATMpS1981 und 53BP1 zum Anderen gefärbt.<br />
Der Inhibitor zeigte keinen Einfluss auf die Anzahl der Foci, sondern nur auf die Foci-<br />
Intensität. In beiden Fällen wurden deshalb die Werte der maximalen Fluorezenzsignale<br />
von Tip60 und ATMpS1981 innerhalb eines Focus ermittelt. Es wurden insgesamt 100<br />
Foci, in ca. 40 Zellkernen, ausgewertet und die Mittelwerte bestimmt.<br />
In Abbildung 3.6 (links) ist die Intensität des mittleren Tip60-Fluoreszenzsignals nach<br />
Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen in der Kontrolle ohne Anakardsäure ähnlich der mit Tip60<br />
Inhibitor behandelten Probe. Die Inhibition der Acetylierungsreaktion von Tip60 hat an-<br />
scheinend keinen detektierbaren Einfluss auf die Rekrutierung von Tip60 an die Scha-<br />
densstelle. Das Nicht-Funktionieren des Inhibitors kann ausgeschlossen werden, da er<br />
im Folgenden (siehe unten) die Rekrutierung von ATMpS1981 an DNA-Schäden beein-<br />
flusst. Die Intensität des ATMpS1981-Fluoreszenzsignals ist nach Bestrahlung mit 64 Ni-<br />
Ionen in der Anakardsäure-unbehandelten Probe wesentlich höher als in der mit Tip60<br />
Inhibitor-behandelten Probe. Die Menge an rekrutierten ATMpS1981 an der Schadens-<br />
stelle ist also durch den Tip60 Inhibitor beeinträchtigt. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist<br />
die ATMpS1981-Rekrutierung dadurch reduziert, dass die Aktivierung von ATM durch<br />
Tip60 inhibiert wurde und somit ATM am Ser1981 nicht autophosphoryliert werden konn-<br />
te. Die Aktivierung von ATM durch Tip60 scheint also für die Assoziierung von ATMpS1981<br />
an DNA-Schäden nötig zu sein. Die Acetylierung von ATM ist anscheinend nicht unbe-<br />
dingt notwendig für die Rekrutierung von Tip60 an DNA-Schadensstellen. Eventuell wird<br />
Tip60 mit inaktiven ATM an die DNA-Schadensstelle rekrutiert und erst am Schaden ace-<br />
tyliert Tip60 ATM, so dass eine Autophosphorylierung folgen kann.<br />
40
3.3 Interaktionen von Tip60 und ATM<br />
Abbildung 3.6: Mittelwerte der maximalen Intensitätsprofile der Tip60- und ATMpS1981-Foci<br />
nach Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen (LET: 3100 keV/µm ; Fluenz: 3,0*10 6 Teilchen/cm 2 ) und vorheriger<br />
Inhibition von Tip60 mit Anakardsäure in AG 1522 D Zellen. Die Zellen wurden ohne<br />
(Ko) und mit Tip60 Inhibitor inkubiert (30 min; 30 µM), bestrahlt, 1 h danach fixiert und immunzytochemisch<br />
gefärbt.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Inhibition der Tip60 Acetylierungsreak-<br />
tion die Rekrutierung von ATMpS1981 an Schadensstellen beeinflusst. Die Rekrutierung<br />
von Tip60 an DNA-Schäden scheint jedoch nicht von seiner Acetylierungsaktivität an<br />
ATM abhängig zu sein.<br />
3.3.3 Suche nach direkter Interaktion von Tip60 und aktiven ATM<br />
Eine mögliche Interaktion von Tip60 und ATMpS1981 wurde nun biochemisch näher un-<br />
tersucht, da die Ergebnisse der Immunfluoreszenz zeigten, dass Tip60 und ATMpS1981<br />
an DNA-Schadensstellen kolokalisieren. Durch die Inhibition von Tip60 konnte eine ver-<br />
ringerte Rekrutierung von ATMpS1981 an DNA-Schadensstellen gezeigt werden. Auf-<br />
grund dieser Ergebnisse sollte eine direkte Interaktion von Tip60 und ATMpS1981 am<br />
Chromatin biochemisch untersucht werden. In Gesamtzelllysaten konnte bereits der Tip60-<br />
ATM-Komplex durch eine Immunpräzipitation nachgewiesen werden (Sun et al., 2005).<br />
Die direkte Interaktion von Tip60 und aktiven ATM (ATMpS1981) sowie die eventu-<br />
elle Chromatinbindung sollte biochemisch mit Hilfe einer Koimmunpräzipitation unter-<br />
sucht werden. Hierzu wurde zunächst in einer Western Analyse untersucht, ob Tip60 und<br />
41
3 Ergebnisse<br />
ATMpS1981 nach Bestrahlung gemeinsam in verschiedenen Zellkompartimenten vor-<br />
kommen. AG 1522 D Zellen wurden eine Stunde nach Röntgenbestrahlung (30 Gy) bzw.<br />
1 Stunde nach 124 Xe-Ionenbestrahlung (LET: 800 keV/µm; Fluenz: 2,0*10 7 Teilchen/cm 2 )<br />
einer fraktionierten Proteinisolation unterzogen. Hierbei wurden die Proteine aus Cyto-<br />
plasma, Nukleoplasma und Chromatin getrennt isoliert.<br />
Während Tip60 nach Röntgenbestrahlung in allen untersuchten Zellkompartimenten strah-<br />
lungsunabhängig nachgewiesen werden konnte (Daten nicht gezeigt), konnte ATMpS1981<br />
in keinem Zellkompartiment detektiert werden (Daten nicht gezeigt). Eventuell unter-<br />
schritt die vorliegende ATMpS1981 Konzentration die Detektionsgrenze. Eine Immun-<br />
präzipitation von ATMpS1981, um es anzureichern, führte jedoch auch nicht zu einem<br />
detektierbaren ATMpS1981 Western Signal nach Röntgenbestrahlung (Daten nicht ge-<br />
zeigt).<br />
Nach Bestrahlung mit 124 Xe-Ionen konnte sowohl Tip60 als auch ATMpS1981 detektiert<br />
werden. Tip60 war erneut in allen untersuchten Zellkompartimenten strahlungsunabhän-<br />
gig vorzufinden. ATMpS1981 war allerdings strahlungsabhängig nur in der Nukleoplas-<br />
mafraktion nachzuweisen (siehe Abbildung 3.7). Die Detektion von Aktin diente dazu,<br />
zu zeigen, dass in allen Gelspuren gleich viel Protein geladen wurde. Die Expression des<br />
Aktingens ist unter verschiedensten Bedingungen gleichbleibend, weshalb Aktin häufig<br />
als Proteinladekontrolle in Western Analysen verwendet wird.<br />
Da in einer Immunfluoreszenz-Analyse ATMpS1981 an DNA-Schäden und damit am<br />
Chromatin nachweisbar war (siehe Abbildung 3.4 und 3.5), muss davon ausgegangen<br />
werden, dass ATMpS1981 in der Chromatinfraktion vorliegt, aber in einer Konzentration,<br />
die in einer Western Analyse nicht oder fast nicht nachweisbar ist (siehe Aktin-Bande in<br />
Abbildung 3.7).<br />
42
3.4 Der Einfluss von Bestrahlung auf die Chromatinzugänglichkeit<br />
Abbildung 3.7: Western Analyse der fraktionierten Proteinisolation 1 h nach Bestrahlung mit<br />
124 Xe-Ionen (LET: 800 keV/µm; Fluenz: 2,0*10 7 Teilchen/cm 2 ). Es wurde ATMpS1981, Tip60<br />
und Aktin als Ladekontrolle detektiert. Strahlungsabhängig konnte ATMpS1981 nur im Nukleoplasma<br />
nachgewiesen werden. Tip60 zeigt keine Strahlungsabhängigkeit.<br />
Aufgrund dieser Ergebnisse und der Tatsache, dass ATMpS1981 ein relativ großes Protein<br />
ist (370 kDa) und zusätzlich der Größenunterschied zu Tip60 ca. das Sechsfache beträgt,<br />
würde ein Koimmunpräzipitationsexperiment von ATMpS1981 und Tip60 sich als sehr<br />
kompliziert erweisen.<br />
3.4 Der Einfluss von Bestrahlung auf die Chromatinzugänglichkeit<br />
Damit die Reparaturproteine an DNA-Schadensstellen binden können, muss die Zugäng-<br />
lichkeit der DNA gewährleistet sein. Dafür ist die Auflockerung des Chromatins notwen-<br />
dig. Während der Transkription ist die Histonacetyltransferase Tip60 für die Acetylierung<br />
von Histon H4 zuständig, dabei wird die positive Ladung der Lysinreste (K5, K8, K12 und<br />
K16) neutralisiert und die Chromatinstruktur kann sich auflockern, so dass Transkripti-<br />
onsfaktoren an die DNA binden können. Nun stellte sich die Frage, ob auch bei einem<br />
DNA-Schaden die Chromatinstruktur durch Tip60 aufgelockert wird. Die Chromatinauf-<br />
lockerung nach Bestrahlung soll mit zwei unterschiedlichen Methoden näher untersucht<br />
werden. Zum Einen durch Western Analysen von Gesamtzelllysaten, bei denen die Acety-<br />
lierung von Histon H4 nach Bestrahlung mit Schwerionen und Röntgen untersucht wird.<br />
Zum Anderen mit Hilfe einer Microccocus Nuklease Analyse, bei der die Auflockerung<br />
der gesamten Chromatinstruktur nach Röntgenbestrahlung und Bestrahlung mit Schwe-<br />
rionen analysiert werden soll.<br />
43
3 Ergebnisse<br />
3.4.1 Die Histon H4 Acetylierung (AcH4) nach Bestrahlung<br />
Die Histonacetyltransferase Tip60 im NuA4-Komplex acetyliert im Rahmen der Tran-<br />
skription verschiedene Histone und führt so zu einer Chromatinauflockerung, die es er-<br />
laubt, dass Transkriptionsfaktoren die DNA binden (Sapountzi et al., 2006). Insbesondere<br />
Histon H4 wird von Tip60 im NuA4-Komplex während der Transkription spezifisch ace-<br />
tyliert (Squatrito et al., 2006). Tip60 und inaktives ATM liegen in einem Komplex vor<br />
(Sun et al., 2005). Für die DNA Reparatur wird ATM durch Tip60 aktiviert und dann zum<br />
Schaden rekrutiert. Dadurch wäre Tip60, falls es auch einen Komplex mit ATM bildet,<br />
bereits in der räumlichen Nähe zum Schaden und könnte so Histone acetylieren, um die<br />
Chromatinstruktur aufzulockern, damit Reparaturproteine an die DNA binden können.<br />
Aufgrund dieser Hypothese sollte nun mit Hilfe von Western Analysen geklärt werden,<br />
ob die Acetylierung von Histon H4 auch strahlungsabhängig, das heißt DNA-Schadens-<br />
abhängig, erfolgt. Dazu wurden AG 1522 D Zellen sowohl mit Schwerionen als auch mit<br />
Röntgenstrahlen bestrahlt.<br />
3.4.1.1 Hyperacetylierung von Histon H4 nach Trichostatin A Behandlung<br />
In einem Vorversuch sollte geklärt werden, ob die Acetylierung von Histon H4 in einer<br />
Western Analyse nachweisbar ist. Bei Trichostatin A (TSA) handelt es sich um einen<br />
Histondeacetylase-Hemmer, der eine Hyperacetylierung der Histone bewirkt.<br />
AG 1522 D Zellen wurden 24 Stunden ohne und mit TSA behandelt. Anschließend wur-<br />
den Gesamtzelllysate hergestellt (siehe 2.4.1) und eine Western Analyse durchgeführt bei<br />
der AcH4, Histon H4 und Aktin detektiert wurden. Um zu zeigen, dass in allen Gelspuren<br />
gleich viel Protein geladen wurde, und daher eine Schwankung in der AcH4 oder Histon<br />
H4 Signalstärke nicht auf einem Ladefehler beruhte, diente die Detektion von Aktin.<br />
In Abbildung 3.8 ist ein deutlich stärkeres AcH4 Signal in der TSA-behandelten Probe als<br />
in der unbehandelten Kontrolle zu beobachten. Das erhöhte Signal nach TSA-Behandlung<br />
beruht nicht auf einer ungleichmäßigen Probenladung, was dem Aktin Signal zu entneh-<br />
men ist. Auch beruht der Anstieg nicht auf einem vermehrten Auftreten von Histon H4.<br />
Es kann also daraus geschlossen werden, dass die TSA-Behandlung wie erwartet zu einer<br />
verstärkten Histon H4 Acetylierung führte.<br />
Da eine Histon H4 Acetylierung nachweisbar war, wurde nun die Acetylierung von Histon<br />
H4 nach Bestrahlung näher untersucht.<br />
44
3.4 Der Einfluss von Bestrahlung auf die Chromatinzugänglichkeit<br />
Abbildung 3.8: Hyperacetylierung von Histon H4 nach<br />
TSA-Behandlung. Humane AG 1522 D Fibroblasten wurden<br />
24 Stunden ohne und mit TSA (1 µM) inkubiert. Für<br />
die Western Analyse wurde jeweils 10 µg Gesamtprotein<br />
pro Spur auf ein 13,5 % PAGE aufgetragen. Auf dem<br />
anschließenden Blot wurden Aktin, AcH4 und Histon H4<br />
immunochemisch detektiert.<br />
3.4.1.2 Bestrahlung mit 12 C-Ionen erhöht die Histon H4 Acetylierung<br />
Im Folgenden wurde in einer Western Analyse untersucht, ob die Acetylierung von Histon<br />
H4 durch 12 C-Ionen beeinflusst wird.<br />
Zunächst wurden AG 1522 D Zellen mit 12 C-Ionen (LET: 120 keV/µm; Fluenz: 5*10 7<br />
Teilchen/cm 2 ) bestrahlt. 15 Minuten und eine Stunde nach Bestrahlung wurden die Zellen<br />
zu Gesamtzellysaten (siehe 2.4.1) verarbeitet und in einer Western Anlayse untersucht.<br />
In Abbildung 3.9 ist 15 Minuten nach Bestrahlung ein erhöhtes AcH4 Signal zu sehen,<br />
während eine Stunde nach Bestrahlung die Stärke des AcH4-Signals fast wieder dem der<br />
unbestrahlten Kontrolle entspricht. Die beobachtete Änderung des AcH4 Signals beruht<br />
weder auf einer ungleichmäßigen Ladung der Proben noch auf einem Anstieg der Histon<br />
H4 Konzentration, wie den Aktin und Histon H4 Signalen zu entnehmen ist. Man kann<br />
daher schließen, dass eine 12 C-Ionen-Bestrahlung abhängige Acetylierung von Histon H4<br />
stattgefunden hat.<br />
Da die Histon H4 Acetylierung hauptsächlich durch Tip60 katalysiert wird (Sapountzi<br />
et al., 2006), deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Tip60 Histon H4 strahlungs- und<br />
damit DNA-schadensabhängig acetyliert. Tip60 scheint also auch bei der DNA-Reparatur<br />
an einer Chromatinauflockerung beteiligt.<br />
45
3 Ergebnisse<br />
Abbildung 3.9: Erhöhte Acetylierung von Histon H4 nach<br />
Bestrahlung mit 12 C-Ionen (LET: 120 keV/µm, Fluenz:<br />
5*10 7 Teilchen/cm 2 ). In Spur 1 ist die unbestrahlte Kontrolle<br />
zu sehen. In Spur 2 und 3 sind Proben, die 15 Minuten<br />
bzw. 1 Stunde nach Bestrahlung aufgearbeitet wurden,<br />
aufgetragen. Detektiert wurde AcH4, H4 und Aktin.<br />
Es wurden 10 µg Probe auf ein 13,5 % PAGE aufgetragen.<br />
3.4.1.3 Kein Einfluss auf die Histon H4 Acetylierung durch Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen<br />
Da nach Bestrahlung mit 12 C-Ionen ein erhöhtes Signal von acetylierten Histon H4 de-<br />
tektiert werden konnte, wurde das Experiment mit 64 Ni-Ionen wiederholt. Im Rahmen<br />
dieses zweiten Experiments sollte des Weiteren untersucht werden, ob die Histon H4<br />
Acetylierung LET- bzw. dosisabhängig ist. Der LET der 64 Ni-Bestrahlung liegt mit 3100<br />
keV/µm über dem der 12 C-Strahlung (120 keV/µm); eine mögliche Dosisabhängigkeit<br />
wurde durch Einsatz verschiedener Fluenzen geklärt.<br />
Zusätzlich wurde durch Einsatz des Tip60-Inhibitors Anakardsäure untersucht, ob die in<br />
Abschnitt 3.4.1.2 beobachtete strahlungsabhängige Histon H4 Acetylierung tatsächlich<br />
Tip60 abhängig ist. Durch den Einsatz des ATM-Inhibitors KU55399 wurde zusätzlich<br />
ein möglicher Einfluss von ATM auf die Histon H4 Acetylierung untersucht.<br />
Zur Untersuchung der Dosisabhängigkeit der Histon H4 Acetylierung wurden humane<br />
AG 1522 D Fibroblasten mit einer höheren und geringeren Fluenz der 64 Ni-Ionen (5*10 7<br />
Teilchen/cm 2 bzw. 3*10 6 Teilchen/cm 2 ) bestrahlt und 15 Minuten und eine Stunde nach<br />
Bestrahlung zu Gesamtzelllysaten (siehe 2.4.1) verarbeitet. In der anschließenden Wes-<br />
tern Analyse konnte weder eine Strahlungsabhängigkeit noch eine Dosisabhängigkeit der<br />
Histon H4 Acetylierung beobachtet werden (siehe 3.10a).<br />
Im nächsten Schritt wurden AG 1522 D Zellen mit Inhibitoren gegen Tip60 (siehe 2.1.6)<br />
bzw. die ATM Kinase (siehe 2.1.5) behandelt. 15 Minuten und eine Stunde nach Bestrah-<br />
lung mit 64 Ni-Ionen (Fluenz: 1*10 7 Teilchen/cm 2 ) wurden die Zellen zu Gesamtzellysa-<br />
ten (siehe 2.4.1) verarbeitet. In einer anschließenden Western Analyse konnte weder eine<br />
strahlungsabhängige noch inhibitorabhängige Änderung der Histon H4 Acetylierung be-<br />
obachtet werden (siehe 3.10b).<br />
46
3.4 Der Einfluss von Bestrahlung auf die Chromatinzugänglichkeit<br />
(a) Dosisabhängigkeit (b) ATM- und Tip60-Abhängigkeit<br />
Abbildung 3.10: Die Histon H4 Acetylierung ist nach 64 Ni-Ionen (LET: 3100 keV/µm ; Fluenz:<br />
1,0*10 7 Teilchen/cm 2 ) weder strahlungsabhängig noch dosisabhängig. Auch scheint sie nicht<br />
ATM- oder Tip60-abhängig. (a) Dosisabhängigkeit: Humane Fibroblasten wurden mit 2 verschiedenen<br />
Fluenzen bestrahlt. (b) ATM- und Tip60-Abhängigkeit: Die Zellen wurden mit DMSO<br />
(Kontrollen), ATM-Inhibitor und Tip60-Inhibitor behandelt. Alle Proben wurden 15 Minuten und<br />
eine Stunde nach Bestrahlung aufgearbeitet, zu jeder Probe wurde eine unbestrahlte Kontrolle mitgeführt.<br />
Detektiert wurden AcH4, H4 und Aktin. Es wurden je 10 µg Gesamtprotein auf ein 13,5<br />
% PAGE aufgetragen.<br />
Somit konnte die strahlungsabhängige Histon H4 Acetylierung, wie sie nach 12 C-Ionen<br />
Bestrahlung beobachtet wurde, nicht reproduziert werden. Aufgrund dieser Ergebnisse ist<br />
eine Wiederholung der beiden Experimente unbedingt nötig.<br />
3.4.1.4 Kein Einfluss auf die Histon H4 Acetylierung durch Röntgenbestrahlung<br />
Da nur nach Bestrahlung mit 12 C-Ionen ein erhöhtes Signal von acetylierten Histon H4<br />
detektiert werden konnte, wurde für das folgenden Experiment die Strahlenqualität geän-<br />
dert und mit Röntgestrahlung bestrahlt.<br />
Die Fluenz der 12 C-Ionen entsprach einer Dosis von 14 Gy, deshalb wurden AG 1522 D<br />
Zellen mit 2 unterschiedlichen Dosen von Röntgenstrahlen (10 Gy und 30 Gy) bestrahlt<br />
um eine eventuelle Dosisabhängigkeit näher zu untersuchen. 15 Minuten, eine und 24<br />
Stunden nach Bestrahlung wurden die Zellen zu Gesamtzelllysaten (siehe 2.4.1) verar-<br />
beitet und in einer Western Analyse die Acetylierung von Histon H4 untersucht. Es war<br />
keine strahlungsabhängige Acetylierung von Histon H4 zu beobachten (siehe Abbildung<br />
3.11). Das AcH4 Signal der unbestrahlten Kontrollen unterscheidet sich nicht von dem<br />
der bestrahlten Proben.<br />
Da das Ergebnis von der Bestrahlung mit 12 C-Ionen nicht reproduziert werden konnte, ist<br />
47
3 Ergebnisse<br />
es nicht auszuschließen, dass sich nach Bestrahlung mit Röntgen um eine lokal begrenzte<br />
Histon H4 Acetylierung handelt, die in einer Western Analyse nicht detektiert werden<br />
kann.<br />
Abbildung 3.11: AcH4-Signal nach Röntgenbestrahlung. Humane AG 1522 D Fibroblasten wurden<br />
mit 10 und 30 Gy bestrahlt sowie 15 Minuten, 1 Stunde und 24 Stunden nach Röntgenbestrahlung<br />
zu Gesamtzelllysaten aufgearbeitet. Es wurden 10 µg Gesamtprotein auf ein 13,5 % PAGE<br />
aufgetragen. Detektiert wurde AcH4, H4 und Aktin.<br />
Die Untersuchung der Histon H4 Acetylierung in Abhängigkeit von 12 C-, 64 Ni-Ionen und<br />
Röntgenstrahlung ergab keinen klaren Hinweis auf eine strahlungsinduzierte Histon H4<br />
Acetylierung. Daher wurde im Folgenden eine strahlungsbedingte Chromatinauflocke-<br />
rung mit einer anderen Methode - der Micrococcus-Nuklease-Analyse - untersucht.<br />
3.4.2 Untersuchung der Chromatinauflockerung in Abhängigkeit von Bestrahlung<br />
mit Hilfe der Micrococcus Nuklease Analyse<br />
Die Inkubation von Chromatin mit diesem Enzym (MNase) kann Aufschluss darüber ge-<br />
ben, wie aufgelockert die Chromatinstruktur ist. Je aufgelockerter diese Struktur, desto<br />
besser gelangt die MNase an die DNA und kann diese verdauen. Wie gut die DNA in-<br />
nerhalb des Chromatins von der MNase verdaut wurde, kann mit Hilfe einer Agarosegel-<br />
elektrophorese geklärt werden; je mehr die DNA der MNase ausgesetzt ist, umso kleine-<br />
re DNA-Fragmente liegen nach einem MNase-Verdau vor. Die Fragmentgröße ist nicht<br />
willkürlich, sondern entspricht der Größe eines DNA-Strangs, bzw. einem Vielfachen da-<br />
von, der um ein Nukleosom gewunden ist. Dies beruht darauf, dass unter physiologischen<br />
Bedingungen in aufgelockertem Chromatin die DNA nur im Bereich zwischen den Nu-<br />
kleosomen von MNase angreifbar ist.<br />
Im Folgenden wurde eine MNase-Analyse mit humanen Fibroblasten nach Röntgen- oder<br />
48
3.4 Der Einfluss von Bestrahlung auf die Chromatinzugänglichkeit<br />
64 Ni-Ionen-Bestrahlung durchgeführt, um eine mögliche strahlungsabhängige Chromatin-<br />
auflockerung zu untersuchen.<br />
3.4.2.1 Röntgenbestrahlung führt zu einer Chromatinauflockerung<br />
Zunächst wurde die Chromatinauflockerung nach Bestrahlung mit Röntgenstrahlen näher<br />
untersucht.<br />
Dazu wurden AG 1522 D Zellen mit 50 Gy bestrahlt. 15 Minuten bzw. eine Stunde nach<br />
Bestrahlung wurde eine MNase Analyse durchgeführt; hierzu wurde die Zellmembran<br />
lysiert, die Zellen 15 Minuten ohne und mit MNase (300 U/ml) behandelt und die dann<br />
isolierte genomische DNA auf einem Agarosegel analysiert.<br />
Zelllysate, die keinen MNase-Verdau ausgesetzt waren, zeigen eine klare Bande von ge-<br />
nomischer DNA im Bereich über 10 kb (Spuren 1, 2, 5 und 6 in Abbildung 3.12). Es sind<br />
keine kleineren DNA-Fragmente in Form eines "Schmiers" sichtbar, was auf eine DNA-<br />
Degradation schon ohne MNase-Behandlung hindeuten würde. Hervorzuheben ist auch,<br />
dass Röntgenbestrahlung in diesem Größenbereich nicht zu einer Fragmentierung der<br />
DNA führt (Spuren 2 und 6 in Abbildung 3.12). Das heißt, die DNA-Fragmentierung in<br />
den Spuren 3, 4, 7 und 8 (Abbildung 3.12) beruht auf der MNase-Behandlung. Es ist deut-<br />
lich zu sehen, dass sowohl 15 Minuten als auch 1 Stunde nach Bestrahlung ein höherer<br />
Anteil an kleinen DNA-Fragmenten vorliegt als in den unbestrahlten Proben (Vergleich<br />
Spuren 3 und 4 bzw. 7 und 8 in Abbildung 3.12). Der Anteil an kleinen DNA-Fragmenten<br />
ist eventuell 15 Minuten nach Bestrahlung höher als 1 Stunde nach Bestrahlung.<br />
Dieses Ergebnis der MNase Analyse zeigt eindeutig, dass es nach 50 Gy Röntgenbe-<br />
strahlung zu einer Chromatinauflockerung kommt; diese liegt schon 15 Minuten nach<br />
Bestrahlung vor und ist noch 1 Stunde nach Bestrahlung, eventuell etwas abgeschwächt,<br />
vorhanden.<br />
Diese Ergebnisse decken sich mit der erhöhten Histon H4 Acetylierung nach Bestrahlung<br />
mit 12 C-Ionen (siehe Abschnitt 3.4.1.2).<br />
49
3 Ergebnisse<br />
Abbildung 3.12: Chromatinauflockerung mit Hilfe der Micrococcus Nuclease Analyse nach Röntgenbestrahlung<br />
in AG 1522 D Zellen. Die Zellen wurden Röntgenstrahlung von 50 Gy ausgesetzt.<br />
15 Minuten und 1 Stunde nach Bestrahlung wurde eine Micrococcus Nuklease (MNase) Analyse<br />
durchgeführt, wobei Zelllysate ohne und mit MNase (300 U/ml; 15 min) behandelt wurden.<br />
3.4.2.2 Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen führt zu einer Chromatinauflockerung<br />
In einem nächsten Schritt wurde nun untersucht, ob mit der MNase Analyse auch nach<br />
Schwerionenbestrahlung eine Chromatinauflockerung zu beobachten ist.<br />
Dazu wurden AG 1522 D Zellen mit 64 Ni-Ionen (LET: 3100 keV/µm; Fluenz: 1*10 7<br />
Teilchen/cm 2 ) bestrahlt und 15 Minuten bzw. eine Stunde nach Bestrahlung einer MNa-<br />
se Analyse durchgeführt. Hierbei wurden unterschiedliche Inkubationszeiten der MNase<br />
verwendet (0, 6, 15 und 30 min).<br />
Zelllysate, die keinem MNase-Verdau ausgesetzt waren, zeigen eine klare Bande von<br />
genomischer DNA im Bereich über 10 kb (Spuren 1, 5 und 9 in Abbildung 3.13). Es<br />
sind keine kleineren DNA-Fragmente in Form eines "Schmiers" sichtbar, die auf eine<br />
DNA-Degratation schon ohne MNase-Behandlung hinweisen würden. Auch die 64 Ni-<br />
Bestrahlung führt nicht zu einer Fragmentierung der DNA (Spuren 5 und 9 in Abbildung<br />
3.13). Die DNA-Fragmentierung in den Spuren 2, 3, 4; 6, 7, 8 bzw. 10, 11, 12 (Abbildung<br />
3.13) beruht also allein auf der MNase-Behandlung. Es liegt 15 Minuten nach Bestrah-<br />
lung mit 64 Ni-Ionen ein deutlich höherer Anteil an kleineren DNA-Fragmenten vor als in<br />
den unbestrahlten Proben (Vergleich Spuren 6, 7, 8 mit 2, 3, 4 in Abbildung 3.13). 1 Stun-<br />
de nach Bestrahlung liegt kein erhöhter Anteil an kleinen DNA-Fragementen vor und die<br />
Spuren 10, 11, 12 sind mit den Spuren der unbestrahlten Kotrolle 2, 3, 4 (siehe Abbildung<br />
50
3.13) vergleichbar.<br />
3.4 Der Einfluss von Bestrahlung auf die Chromatinzugänglichkeit<br />
Die unterschiedlichen Inkubationszeiten der MNase zeigen praktisch keinen Einfluss auf<br />
den Verdau der DNA. Eventuell kommt es durch die hohe MNase-Konzentration zu einer<br />
Sättigung, so dass kein Unterschied zwischen den unterschiedlichen Inkubationszeiten zu<br />
sehen ist.<br />
Die beobachtete Chromatinauflockerung 15 Minuten nach Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen<br />
deckt sich mit dem Ergebnis aus der Western Analyse nach Bestrahlung mit 12 C-Ionen<br />
(3.4.1.2). Die Acetylierung von Histon H4 sorgt für eine Chromatinauflockerung. In der<br />
Western Analyse konnte eine Erhöhung des AcH4-Signals 15 Minuten nach Bestrahlung<br />
mit 12 C-Ionen nachgewiesen werden und somit auch eine erhöhte Auflockerung des Chro-<br />
matins. Eine Stunde nach Bestrahlung war die Stärke des AcH4-Signals ähnlich dem der<br />
unbestrahlten Kontrolle. Dies konnte auch mit der MNase Analyse nach Bestrahlung mit<br />
64 Ni-Ionen gezeigt werden.<br />
Abbildung 3.13: Chromatinauflockerung nach Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen (LET: 3100 keV/µm;<br />
Fluenz: 1,0*10 7 Teilchen/cm 2 ). Mit AG 1522 D Zellen wurde 15 Minuten bzw. 1 Stunde nach<br />
Bestrahlung eine MNase Analyse durchgeführt, wobei Zelllysate ohne und mit MNase (0, 6, 15<br />
und 30 min; 300 U/ml) behandelt wurden.<br />
3.4.2.3 Die strahlungsbedingte Chromatinauflockerung ist ATM abhängig<br />
ATM spielt eine wichtige Rolle bei der DNA-Schadensantwort, da es viele DNA Repa-<br />
raturproteine phosphoryliert. Dies ist für die korrekte Aktivierung der Reparatur wichtig<br />
(Sun et al., 2007). Des weiteren ist ATM indirekt nach Bestrahlung an der Auflockerung<br />
des Heterochromatin für die DNA-Reparatur beteiligt (Goodarzi et al., 2008). Nun wurde<br />
der Einfluss von ATM auf die gesamte Auflockerung des Chromatins durch die Inhibition<br />
von ATM näher untersucht.<br />
51
3 Ergebnisse<br />
Dazu wurden AG 1522 D Zellen mit 10 µM ATM Kinase Inhibitor 1,5 Stunden vor Be-<br />
strahlung inkubiert (siehe 2.1.6) und anschließend mit Röntgenstrahlung 50 Gy bestrahlt.<br />
Zusätzlich wurde die ATM-defiziente Zelllinie AT1BR ebenfalls mit 50 Gy bestrahlt. 15<br />
Minuten bzw. eine Stunde nach Bestrahlung wurde jeweils eine MNase Analyse durchge-<br />
führt; hierzu wurde die Zellmembran lysiert, die Zellen ohne und mit MNase (300 U/ml;<br />
15 min) behandelt und die dann isolierte genomische DNA auf einem Agarosegel analy-<br />
siert.<br />
Zelllysate der mit ATM Inhibitor-behandelten Fibroblasten sowie die ATM-defizienten<br />
Fibroblasten, die keinem MNase-Verdau ausgesetzt waren, zeigen eine klare Bande von<br />
genomischer DNA im Bereich über 10 kb (Spuren 1, 2, 5 und 6 je in Abbildung 3.14a<br />
und 3.14b). Eine DNA-Degradation schon ohne MNase-Behandlung konnte nicht durch<br />
kleinere DNA-Fragmente in Form eines "Schmiers" gezeigt werden. Auch die Röntgen-<br />
bestrahlung führte nicht zu einer Fragmentierung der DNA (Spuren 2 und 6 in Abbildung<br />
3.14a und 3.14b). Das heißt, die DNA-Fragmentierung in den Spuren 3, 4, 7 und 8 (Ab-<br />
bildung 3.14a und 3.14b) wird einzig durch die MNase-Behandlung ausgelöst. Es zeigt<br />
sich ein deutlich höherer Anteil an kleinen DNA-Fragmenten sowohl in den bestrahlten<br />
Proben als auch in den unbestrahlten Kontrollen (Vergleich Spuren 3 und 4 bzw. 7 und 8<br />
in Abbildung 3.14a und 3.14b). Es kann kein strahlungsabhängiger Effekt auf die Chro-<br />
matinauflockerung gezeigt werden.<br />
Die ATM-defiziente Zelllinie (AT1BR) wurde in einem weiteren Experiment mit 64 Ni-<br />
Ionen (LET: 3100 keV/µm; Fluenz: 1,0*10 7 Teilchen/cm 2 ) bestrahlt. 15 Minuten bzw.<br />
eine Stunde nach Bestrahlung wurde jeweils eine MNase Analyse durchgeführt; hierzu<br />
wurde die Zellmembran lysiert, die Zellen ohne und mit MNase (300 U/ml; 15 min) be-<br />
handelt und die dann isolierte genomische DNA auf einem Agarosegel analysiert.<br />
Zelllysate, die keinem MNase-Verdau ausgesetzt waren, zeigen eine klare Bande von<br />
genomischer DNA im Bereich über 10 kb (Spuren 1, 5 und 9 in Abbildung 3.15a). Es<br />
sind keine kleineren DNA-Fragmente in Form eines "Schmiers" sichtbar, die auf eine<br />
DNA-Degradation schon ohne MNase-Behandlung hinweisen würden. Auch die 64 Ni-<br />
Bestrahlung führte nicht zu einer sichtbaren DNA-Fragmentierung (Spuren 5 und 9 in<br />
Abbildung 3.15a). Die DNA-Fragmentierung in den Spuren 6, 7, 8 und 10, 11, 12 (Abbil-<br />
dung 3.15a) beruht allein auf der MNase-Behandlung. Es zeigt sich im Bestrahlungsex-<br />
periment mit AT-Zellen ein deutlich höherer Anteil an kleinen DNA-Fragmenten sowohl<br />
in den unbestrahlten Kontrollen als auch in bestrahlten Proben (Vergleich Spuren 2, 3, 4<br />
und 6, 7, 8 und 10, 11, 12 in Abbildung 3.15a) im Gegensatz zu humanen unbehandelten<br />
Fibroblasten. Es zeigt sich kein strahlungsabhängiger Effekt auf die Chromatinauflocke-<br />
rung.<br />
Auch im Falle der ATM-defizienten Fibroblasten zeigen die unterschiedlichen Inkubati-<br />
52
3.4 Der Einfluss von Bestrahlung auf die Chromatinzugänglichkeit<br />
onszeiten der MNase keinen Einfluss auf den Verdau der DNA, wie es auch schon bei den<br />
humanen Fibroblasten nach Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen zu sehen war.<br />
Aufgrund dieser Ergebnisse, wäre es möglich, dass ATM normalerweise die Auflockerung<br />
des Chromatins inhibiert und dass die strahlungsabhängige Chromatinauflockerung auch<br />
von ATM abhängt.<br />
(a) Mit ATM Inhibitor-behandelte humane<br />
Fibroblasten AG 1522 D<br />
(c) Humane Fibroblasten AG 1522 D<br />
(b) ATM-defiziente Fibroblasten AT1BR<br />
Abbildung 3.14: Die strahlungsbedingte Chromatinauflockerung nach Röntgenbestrahlung ist<br />
ATM abhängig. (a) AG 1522 D Zellen wurden 1,5 h vor Röntgenbestrahlung (50 Gy) mit 10<br />
µM KU55933 behandelt. (b) Humane ATM-defiziente Fibroblasten, AT1BR, wurden mit Röntgenstrahlung<br />
(50 Gy) bestrahlt. In (a) und (b) wurde 15 min und 1 h nach Bestrahlung eine MNase<br />
Analyse durchgeführt, wobei Zelllysate ohne und mit MNase (300 U/ml; 15 min) behandelt wurden.<br />
(b) Humane AG 1522 D Fibroblasten zum Vergleich ebenfalls nach Röntgenbestrahlung und<br />
nur mit DMSO behandelt.<br />
53
3 Ergebnisse<br />
(a) Humane ATM-defiziente Fibroblasten AT1BR nach Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen<br />
(b) Humane Fibroblasten AG 1522 D nach Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen<br />
Abbildung 3.15: Die strahlungsbedingte Chromatinauflockerung nach Bestrahlung mit 64 Ni-<br />
Ionen ist ATM abhängig. (a) Die strahlungsbedingte Chromatinauflockerung nach Bestrahlung<br />
mit 64 Ni-Ionen (LET: 3100 keV/µm; Fluenz: 1,0*10 7 Teilchen/cm 2 ) in ATM-defizienten Fibroblasten<br />
AT1BR. Mit den Zellen wurden 15 Minuten bzw. 1 Stunde nach Bestrahlung eine MNase<br />
Analyse durchgeführt, wobei Zelllysate ohne und mit MNase (0, 6, 15 und 30 min; 300 U/ml) behandelt<br />
wurden. (b) Humane AG 1522 D Fibroblasten zum Vergleich ebenfalls nach Bestrahlung<br />
mit 64 Ni-Ionen und nur mit DMSO behandelt.<br />
54
3.4 Der Einfluss von Bestrahlung auf die Chromatinzugänglichkeit<br />
3.4.2.4 Die strahlungsbedingte Chromatinauflockerung ist Tip60 abhängig<br />
Die Histonacetyltransferase Tip60 acetyliert über den NuA4-Komplex während der Tran-<br />
skription verschiedene Histone. Dadurch wird das Chromatin aufgelockert und die Tran-<br />
skriptionsfaktoren können an die DNA binden. Das Chromatin in ATM-defizienten bzw.<br />
mit ATM Inhibitor-behandelten Fibroblasten scheint generell aufgelockerter, so dass even-<br />
tuell die strahlungsabhängige Chromatinauflockerung auch von ATM abhängig ist. Da<br />
ATM und Tip60 einen Komplex bilden, stellt sich die Frage, ob auch Tip60 bei der Repa-<br />
ratur nach Bestrahlung eine Rolle bei der Chromatinauflockerung spielt, da die Repartur-<br />
proteine an die DNA binden müssen.<br />
Humane AG 1522 D Fibroblasten wurden zunächst 30 Minuten vor Bestrahlung mit Rönt-<br />
genstrahlen oder 64 Ni-Ionen mit dem Tip60 Inhibitor (Anakardsäure), der die Acetylie-<br />
rungsaktivität von Tip60 hemmt, inkubiert (siehe 2.1.6). Anschließend wurden sie entwe-<br />
der mit Röntgestrahlung (50 Gy) oder 64 Ni-Ionen (LET: 3100 keV/µm; Fluenz: 1,0*10 7<br />
Teilchen/cm 2 ) bestrahlt und 15 Minuten bzw. 1 Stunde nach Bestrahlung eine MNase<br />
Analyse durchgeführt. Nach Röntgenbestrahlung wurden die Proben 15 Minuten ohne<br />
und mit MNase (300 U/ml) behandelt. Während nach Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen die<br />
MNase (300 U/ml) unterschiedlich lange auf den Proben inkubierte (0, 6, 15 und 30 min).<br />
Die anschließende Analyse erfolgte über ein Agarosegel.<br />
Zelllysate mit Tip60 Inhibitor, die entweder mit Röntgenstrahlen oder mit 64 Ni-Ionen be-<br />
strahlt wurden und danach keinem MNase-Verdau ausgesetzt waren, zeigen eine klare<br />
Bande von genomischer DNA im Bereich über 10 kb (Spuren 1, 2, 5 und 6 in Abbildung<br />
3.16a bzw. Spuren 1, 5 und 9 in Abbildung 3.17a). Ohne MNase-Behandlung konnte kei-<br />
ne DNA-Degradation durch kleine DNA-Fragmente in Form eines "Schmiers" sichtbar<br />
gemacht werden. Selbst die Röntgenbestrahlung bzw. Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen führte<br />
nicht zu einer DNA-Fragmentierung (Spuren 2 und 6 in Abbildung 3.16a bzw. Spuren 5<br />
und 9 in Abbildung 3.17a). Die DNA-Fragmentierung nach Röntgenbestrahlung in den<br />
Spuren 3, 4, 7 und 8 (Abbildung 3.16a) beruht also einzig auf der MNase-Behandlung. Es<br />
ist deutlich zu sehen, dass sowohl 15 Minuten als auch 1 Stunde nach Röntgenbestrahlung<br />
ein erhöhter Anteil an kleinen DNA-Fragmenten, im Gegensatz zu unbehandelten Fibro-<br />
blasten, sowohl in den unbestrahlten als auch in den bestrahlten Proben nachweisbar ist<br />
(Vergleich Spuren 3 und 4 bzw. 7 und 8 in Abbildung 3.16a). Der Anteil an kleinen DNA-<br />
Fragmenten ist eventuell 1 Stunde nach Röntgenbestrahlung etwas höher als 15 Minuten<br />
nach Bestrahlung.<br />
Nach Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen und Inhibition von Tip60 zeigt sich ein erhöhter Anteil<br />
an kleinen DNA-Fragmenten. Auch in der unbestrahlten Kontrolle sieht man viele kleine<br />
Fragmente, im Gegensatz zu unbehandelten und unbestrahlten Fibroblasten, die auf eine<br />
55
3 Ergebnisse<br />
aufgelockerte Chromatinstruktur hinweisen. 15 Minuten nach Bestrahlung ist der An-<br />
teil an kleinen Fragmenten etwas geringer als eine Stunde nach Bestrahlung (Vergleich<br />
Spuren 6, 7, 8 und 10, 11, 12 in Abbildung 3.17a). Dies ist mit den Ergebnissen der Rönt-<br />
genbestrahlung vergleichbar. Allerdings fällt auf, dass 15 Minuten nach Bestrahlung die<br />
MNase wesentlich weniger DNA verdaut hat als sowohl in der unbestrahlten und als auch<br />
bestrahlten Probe. Dies wird deutlich, wenn man die dicke Bande oberhalb von 10000<br />
bp vergleicht. Eine Auflockerung des Chromatins ist jedoch sowohl nach Bestrahlung als<br />
auch in der unbestrahlten Kontrolle zu sehen.<br />
Aufgrund dieser Ergebnisse könnte die strahlungsbedingte Chromatinauflockerung nach<br />
Röntgen- und Schwerionenbestrahlung von Tip60 abhängig sein. Die Chromatinauflo-<br />
ckerung scheint zusätzlich noch von anderen Faktoren abhängig zu sein, da trotz der In-<br />
hibtion von Tip60 es zu einer leichten Auflockerung eine Stunde nach Bestrahlung mit<br />
Röntgenstrahlen kommt. Dies ist jedoch nach Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen nicht eindeutig<br />
zu sehen.<br />
(a) Mit Tip60 Inhibitor-behandelte AG 1522 D Zellen<br />
nach Röntgenbestrahlung<br />
(b) Humane Fibroblasten AG 1522 D nach<br />
Röntgenbestrahlung<br />
Abbildung 3.16: Die strahlungsbedingte Chromatinauflockerung nach Röntgenbestrahlung ist<br />
Tip60 abhängig. (a) Auflockerung des Chromatins 1 h nach Röntgenbestrahlung ist nicht Tip60 abhängig.<br />
AG 1522 D Zellen wurden mit 30 µM Anakardsäure (Tip60 Inhibitor) 30 min vor Bestrahlung<br />
inkubiert und anschließend bestrahlt. 15 min und 1 h nach Bestrahlung wurde eine MNase<br />
Analyse durchgeführt, wobei Zelllysate ohne und mit MNase (300 U/ml; 15 min) behandelt wurden.<br />
(b) Humane AG 1522 D Fibroblasten zum Vergleich ebenfalls nach Röntgenbestrahlung und<br />
nur mit DMSO behandelt.<br />
56
3.4 Der Einfluss von Bestrahlung auf die Chromatinzugänglichkeit<br />
(a) Mit Tip60 Inhibitor-behandelte AG 1522 D Zellen nach Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen<br />
(b) AG 1522 D Zellen nach Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen<br />
Abbildung 3.17: Die strahlungsbedingte Chromatinauflockerung nach Bestrahlung mit 64 Ni-<br />
Ionen ist Tip60 abhängig. Nach Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen (LET: 3100 keV/µm; Fluenz: 1,0*10 7<br />
Teilchen/cm 2 ) ist keine strahlungsabhängige Chromatinauflockerung zu sehen. (a) AG 1522 D<br />
Zellen wurden mit 30 µM Anakardsäure (Tip60 Inhibitor) 30 min vor Bestrahlung inkubiert und<br />
anschließend bestrahlt. 15 min und 1 h nach Bestrahlung wurde eine MNase Analyse durchgeführt,<br />
wobei Zelllysate ohne und mit MNase (300 U/ml; 0, 6, 15, 30 min) behandelt wurden. (b)<br />
Humane AG 1522 D Fibroblasten zum Vergleich ebenfalls nach Bestrahlung mit 64 Ni-Ionen und<br />
nur mit DMSO behandelt.<br />
57
3 Ergebnisse<br />
3.5 Nachweis von Tip60 an DNA-Doppelstrangbrüchen in anderen<br />
Zellsystemen<br />
Humane Fibroblasten AG 1522 D wachsen langsam, unterliegen einem Alterungsprozess<br />
und lassen sich schwer transfizieren. Dies erschwert molekularbiologische Experimen-<br />
te enorm. Aufgrund dieser Nachteile wurde versucht, in einer Immunfluoreszenzanalyse<br />
Tip60 auch in anderen Zellsystemen nachzuweisen. Zunächst wurde eine Zelllinie em-<br />
bryonaler Mausfibroblasten (MEF) getestet. Die Zellen dieser Linie sind immortalisiert,<br />
haben eine kurze Verdopplungszeit und für MEF-Zelllinien liegen eine Reihe von Knock<br />
out Mutanten vor. Des weiteren wurde die humane Tumorzelllinie U2-OS getestet. Auch<br />
diese Tumorzelllinie zeichnet sich durch Immortalität und eine kurze Verdopplungszeit<br />
aus. Zusätzlich ist sie leichter zu transfizieren und im Vergleich zu MEFs ist sie menschli-<br />
chen Ursprungs, das heißt, mit ihr gewonnene Ergebnisse sind eher auf den menschlichen<br />
Organismus zu übertragen.<br />
3.5.1 Embryonale Mausfibroblasten: Kein eindeutiger Nachweis von Tip60 an DNA-<br />
Doppelstrangbrüchen<br />
Von embryonalen Mausfibroblasten Zelllinien (MEF) gibt es viele Knock out Mutanten,<br />
in denen Reparaturproteine ausgeschaltet sind. Diese Mutanten würden sich für zukünfti-<br />
ge Experimente eignen, in denen der Einfluss von anderen Reparaturproteinen auf Tip60<br />
näher untersucht werden soll.<br />
Die bisherigen immunzytochemischen Ergebnisse für Tip60 wurden in humanen Zellen<br />
gewonnen. Es wurde daher zunächst getestet, ob der bisher verwendete Tip60-Antikörper<br />
auch Tip60 der Maus in einer immunozytochemischen Analyse detektiert und wenn ja,<br />
ob er an DNA-Doppelstrangbrüchen akkumuliert. Dazu wurden diese Zellen mit 124 Xe-<br />
Ionen bestrahlt, 30 Minuten und 2 h nach Bestrahlung mit Paraformaldehyd fixiert und<br />
anschließend immunzytochemisch gegen Tip60 und den DNA-Schadensmarker RPA ge-<br />
färbt.<br />
Der Schadensmarker RPA zeigte in 80 % der Zellen Foci. Es konnten weder 30 Minuten<br />
noch 2 Stunden nach Bestrahlung Tip60-Foci an DNA-Doppelstrangbrüchen nachgewie-<br />
sen werden (siehe Abbildung 3.18).<br />
Aufgrund dieses Ergebnisses wurden keine weiteren Tip60 spezifischen Immunfluores-<br />
zenzanalysen mit embryonalen Mausfibroblasten geplant.<br />
58
3.5 Nachweis von Tip60 an DNA-Doppelstrangbrüchen in anderen Zellsystemen<br />
(a) Überlagerung aus (b) und (c) (b) Tip60 (c) RPA<br />
(d) Überlagerung aus (e) und (f) (e) Tip60 (f) RPA<br />
Abbildung 3.18: Kolokalisation von Tip60 und RPA nach der Bestrahlung von embryonalen<br />
Mausfibroblasten mit 124 Xe-Ionen (LET: 8800 keV/µm; Fluenz: 3*10 6 Teilchen/cm 2 ). Die embryonalen<br />
Mausfibroblasten wurden 30 min und 2 h nach Bestrahlung fixiert und immunzytochemisch<br />
gegen Tip60 (grün) und RPA (rot) gefärbt. In (a) und (d) ist die Überlagerung aus (b) und<br />
(c) bzw. (e) und (f) zu sehen, zusätzlich ist die DNA mit ToPro3 (blau) gefärbt.<br />
3.5.2 Tip60 kann in der humanen Tumorzelllinie U2-OS an DNA-Doppelstrang-<br />
brüchen nachgewiesen werden<br />
U2-OS Zellen wurden mit 124 Xe-Ionen (LET: 800 keV/µm;Fluenz: 3*10 6 Teilchen/cm 2 )<br />
bestrahlt, eine Stunde nach Bestrahlung mit Paraformaldehyd fixiert und immunzytoche-<br />
misch gegen den DNA-Doppelstrangbruch Marker γH2AX sowie Tip60 gefärbt.<br />
In Abbildung 3.19 sieht man an einigen DNA-Doppelstrangbrüchen eine Kolokalisati-<br />
on von Tip60 und dem DNA-Doppelstrangbruch-Marker γH2AX. Nachteilig ist, dass<br />
U2-OS Zellen viele spontane DNA-Doppelstrangbrüche zeigen, die man nicht von den<br />
strahleninduzierten Schäden unterscheiden kann.<br />
59
3 Ergebnisse<br />
(a) Überlagerung aus (b) und (c) (b) Tip60 (c) γH2AX<br />
Abbildung 3.19: Kolokalisation von Tip60 und γH2AX nach der Bestrahlung von U2-OS Zellen<br />
mit 124 Xe-Ionen (LET: 800 keV/µm; Fluenz: 3*10 6 Teilchen/cm 2 ). Die Tumorzellen U2-OS wurden<br />
1 h nach Bestrahlung fixiert und immunzytochemisch gegen Tip60 (grün) und γH2AX (rot)<br />
gefärbt. In (a) ist die Überlagerung aus (b) und (c) zu sehen, zusätzlich ist die DNA mit ToPro3<br />
(blau) gefärbt.<br />
3.5.3 Humane U2-OS Tumorzellen: Kolokalisation von Tip60 und phosphorylier-<br />
tem ATM an DNA-Doppelstrangbrüchen<br />
Aufgrund des Ergebnisses, dass Tip60 an manchen DNA-Schäden mit dem Schadens-<br />
marker γH2AX kolokalisiert, sollten U2-OS Zellen in einem zweiten Experiment mit der<br />
Schwerionen Mikrosonde bestrahlt werden. Mit dieser Art der Bestrahlung können aus-<br />
gewählte Zellkerne mit einer definierten Anzahl an Ionen in einer bestimmten Geometrie<br />
bestrahlt werden. Dadurch kann man beim Mikroskopieren die strahleninduzierten Schä-<br />
den von den spontanen Doppelstrangbrüchen unterscheiden.<br />
Es wurden U2-OS Zellen mit 7 x 2 197 Au-Ionen (LET: 12000 keV/µm; Fluenz: 4,7*10 6<br />
Teilchen/cm 2 ) aus der Mikorsonde bestrahlt. Das Bestrahlungsmuster entsprach einem<br />
langezogenen, aus 7 Punkten bestehenden Kreuz mit je 2 Treffern pro Punkt. Eine Stun-<br />
de nach Bestrahlung wurden die Zellen mit Paraformaldehyd fixiert und immunzytoche-<br />
misch gegen Tip60 und ATMpS1981, als spezifischem DNA-Schadensmarker, gefärbt.<br />
In Abbildung 3.20 kolokalisieren Tip60 und ATMpS1981 deutlich an DNA-Doppelstrang-<br />
brüchen. Die Kolokalisation wird durch ein Intensitätsprofil (3.20d) der Daten in 3.20a be-<br />
stätigt, da sich die maximalen Intensitätswerte des grünen (Tip60) und des roten (γH2AX)<br />
Kanals an der gleichen Stelle befinden.<br />
60
3.5 Nachweis von Tip60 an DNA-Doppelstrangbrüchen in anderen Zellsystemen<br />
(a) Überlagerung aus (b) und (c) (b) Tip60 (c) ATMpS1981<br />
(d) Intensitätsprofil<br />
Abbildung 3.20: Tip60 und ATMpS1981 kolokalisieren in U2-OS Zellen an DNA-Doppelstrangbrüchen.<br />
Die Zellkerne werden mit Hilfe der Mikrosonde mit einem kreuzförmigen Muster bestehend<br />
aus sieben Punkten mit je 2 197 Au-Ionen pro Kreuzpunkt bestrahlt. Die Zellen wurden<br />
immunzytochemisch gefärbt; Tip60 (grün), ATMpS1981 (rot). In (a) ist die Überlagerung aus (b)<br />
und (c) gezeigt, zusätzlich ist die DNA mit ToPro3 (blau) gefärbt. (d) zeigt ein Intensitätsprofil aller<br />
drei Fluoreszenzfarbstoffe (rot-ATMpS1981, grün-Tip60, blau-DNA) und verläuft entlang der<br />
Linie in (a).<br />
Durch die nachgewiesene Kolokalisation von Tip60 und ATMpS1981 in U2-OS Zellen<br />
nach Bestrahung mit Schwerionen kann man in zukünftigen Immunfluoreszenz-Experi-<br />
menten auf diese Zelllinie zurück greifen.<br />
61
4 Diskussion<br />
4.1 Tip60 und ATM sind bei der DNA-Schadensrekrutierung von-<br />
einander abhängig<br />
Während dieser Arbeit wurde die Chromatinzugänglichkeit nach Bestrahlung an DNA-<br />
Schäden untersucht. Die DNA-Schadensrekrutierung der HAT Tip60 könnte dabei eine<br />
Rolle spielen. Tip60 acetyliert Histon H4 während der Transkription und sorgt für eine<br />
Auflockerung des Chromatins, damit Transkriptionsfaktoren binden können (Sapountzi<br />
et al., 2006). Die Rolle von Tip60 in der DNA-Doppelstrangbruch Reparatur ist noch nicht<br />
vollständig geklärt.<br />
Die Rekrutierung von Tip60 an DNA-Doppelstrangbrüche wurde eindeutig nach Bestrah-<br />
lung mit Schwerionen gezeigt (vorliegende Arbeit, Knauf (2007)). Vorherige Veröffent-<br />
lichungen zeigten zwar ebenfalls eine Rekrutierung an Doppelstrangbrüche, jedoch wur-<br />
den die Experimente nicht unter physiologischen Bedingungen durchgeführt; zum einen<br />
war Tip60 überexprimiert (Sun et al., 2005) und zum Anderen wurde ein DSB durch den<br />
Verdau mit SceI spezifisch erzeugt und anschließend die Anlagerung von Tip60 an DSB<br />
gemessen (Murr et al., 2006).<br />
Der Mechanismus der Tip60 DSB-Rekrutierung ist, wie seine Rolle in der DSB-Reparatur,<br />
nicht vollständig geklärt. Es besteht die Möglichkeit, dass Tip60 über ATM an Doppel-<br />
strangbrüche rekrutiert wird. Die Mehrheit des löslichen ATMs in der Zellen ist an Tip60<br />
gebunden (Sun et al., 2005). Es wäre nun möglich, dass nachdem lösliches ATM mit Hilfe<br />
von Tip60 aktiviert und an Doppelstrangbrüche rekrutiert wurde, ATM nach wie vor an<br />
Tip60 gebunden bleibt, und so Tip60 zusammen mit ATM an DNA-Doppelstrangbrüche<br />
rekrutiert wird.<br />
Im Folgenden wurde die Frage geklärt, ob ATM für die Rekrutierung von Tip60 an DNA-<br />
Schäden zuständig ist und ob ATM somit auch einen Einfluss auf die Chromatinzugäng-<br />
lichkeit hat.<br />
Sollte Tip60 durch ATM an Doppelstrangbrüche rekrutiert werden, so war zu erwarten,<br />
dass Tip60 mit aktiven ATM, ATMpS1981, an Doppelstrangbrüchen kolokalisiert. Dies<br />
wurde zwar bereits von Sun et al. (2005) gezeigt, allerdings waren in dem verwende-<br />
ten Zellsystem beide Bindungspartner überexprimiert. In der vorliegenden Arbeit konn-<br />
te nach 124 Xe- und 197 Au-Bestrahlung von humanen Fibroblasten nachgewiesen werden,<br />
dass endogenes Tip60 und ATMpS1981 an Doppelstrangbrüchen kolokalisieren (siehe<br />
63
4 Diskussion<br />
Abbildungen 3.4 und 3.5). Dieses Ergebnis wurde in der unabhängigen humanen Tumor-<br />
zelllinie U2-OS bestätigt (siehe Abbildung 3.20). Der Vorteil dieser Zelllinie liegt in Ih-<br />
rer Immortalität und leichten Transfizierbarkeit, während humane Fibroblasten langsam<br />
wachsen, einem Alterungsprozess unterliegen und sich nur schwer transfizieren lassen.<br />
Da eine Tip60 und ATMpS1981 Kolokalisation unter physiologischen Bedingungen auch<br />
in dem U2-OS Zellsystem nachgewiesen werden konnte, können zukünftige Experimen-<br />
te auch mit diesen Tumorzellen durchgeführt werden. Es konnte jedoch nicht an allen<br />
ATMpS1981-Foci auch Tip60 detektiert werden. Dies deckt sich mit dem Ergebnis, bei<br />
dem die Kolokalisation von Tip60 und dem DSB-Marker γH2AX auch nicht an allen<br />
DNA-DSB gezeigt werden konnte. Wahrscheinlich liegt der Anteil von Tip60 an einigen<br />
Doppelstrangbrüchen unter der Detektionsgrenze. Dies wird durch das Intensitätsprofil<br />
von Tip60 und ATMpS1981 in humanen Fibroblasten bestätigt (siehe Abbildung 3.5d), da<br />
die Intensität im ersten Tip60-Focus wesentlich schwächer ist als im zweiten und dritten<br />
Focus. Dieses Ergebnis gibt Hinweise auf ein Detektionsproblem von endogenem Tip60<br />
an DNA-Doppelstrangbrüchen.<br />
Im nächsten Schritt wurde nun untersucht, ob Tip60 ATM-abhängig an Doppelstrangbrü-<br />
che rekrutiert wird. In Tip60 DSB-Rekrutierungsexperimenten konnte in Zellen, in denen<br />
ATM inhibiert wurde bzw. ATM mutiert ist (AT1BR), eindeutig gezeigt werden, dass<br />
die Rekrutierung von Tip60 an Doppelstrangbrüche ATM abhängig erfolgt (siehe Ergeb-<br />
nisse 3.2). Es gilt hier hervorzuheben, dass obgleich die ATM-Mutante Zellinie AT1BR<br />
nur ein stark verkürztes ATM exprimiert, das Tip60 nicht binden kann (Stankovic et al.,<br />
1998), diese Zelllinie immer noch Tip60 an einige wenige Doppelstrangbrüche rekrutiert.<br />
Daraus muss geschlossen werden, dass ATM nicht ausschließlich für eine Tip60 DSB-<br />
Rekrutierung verantwortlich ist. Tip60 bindet nicht nur die FATC-Domäne von ATM,<br />
sondern auch die anderer Proteine, die in der DNA-Reparatur involviert sind; nämlich<br />
DNA-PK und TRRAP aus dem NuA4-Komplex (Jiang et al., 2006). Es ist möglich, dass<br />
Tip60 auch über diese Interaktion an Doppelstrangbrüche rekrutiert wird.<br />
In einem nächsten Schritt wurde nun geklärt, ob Tip60 die Schadensrekrutierung von ak-<br />
tivem ATM (ATMpS1981) beeinflusst. Tip60 ist für die Aktivierung von ATM durch eine<br />
Acetylierung an Lysin3016 verantwortlich (Sun et al., 2007). Sun et al. (2006) konnten<br />
durch den Einsatz von Anakardsäure, einem Tip60 Inhibitor, zeigen, dass es nicht mehr<br />
zu einer Autophosphorylierung am Serin 1981 von ATM kam, nachdem in den Zellen<br />
DNA-Schäden durch Bleomycin induziert wurden. Auch nach Bestrahlung mit Schwe-<br />
rionen führte die Inhibition der Acetylierungsaktivität von Tip60 durch Anakardsäure zu<br />
einer deutlichen Abschwächung der ATMpS1981-DNA-Schadensrekrutierung (siehe Ab-<br />
bildung 3.6; rechts). Es konnte die klare Tip60-Abhängigkeit von der ATMpS1981 DNA-<br />
Schadensrekrutierung nach Schwerionenbestrahlung gezeigt werden. Bei diesem Experi-<br />
64
4.1 Tip60 und ATM sind bei der DNA-Schadensrekrutierung voneinander abhängig<br />
ment fiel auf, dass die Rekrutierung von Tip60 an DNA-Schäden trotz der Inhibition der<br />
Acetylierungsaktivität von Tip60 erfolgte. Aktives ATM (ATMpS1981) scheint also für<br />
die Schadensrekrutierung von Tip60 nicht notwendig zu sein (siehe Abbildung 3.6; links).<br />
Diese Ergebnisse zeigen, dass die ATMpS1981-Schadensrekrutierung zumindest teilwei-<br />
se von Tip60 abhängig ist, während umgekehrt für die Rekrutierung von Tip60 an DNA-<br />
Schäden die Autophosphorylierung von ATM nicht unbedingt notwendig ist.<br />
Im Folgenden wurde geklärt, ob Tip60 und ATMpS1981 auch direkt am Chromatin inter-<br />
agieren und dort die Chromatinzugänglichkeit beeinflussen können. Bisher wurde sowohl<br />
ATM (Ziv et al., 2006) als auch Tip60 (Murr et al., 2006) am Chromatin nachgewiesen<br />
und in Gesamtzelllysaten von HeLa-Zellen wurde die Interaktion von Tip60 und ATM<br />
durch eine Immunpräzipitation gezeigt (Sun et al., 2005). Aufgrund dieser puplizierten<br />
Daten schien es wahrscheinlich, dass ATMpS1981 und Tip60 am Chromatin interagieren.<br />
Zunächst wurde versucht, durch eine fraktionierte Proteinisolation, Tip60 und ATMpS1981<br />
eine Stunde nach Bestrahlung in den gleichen Zellkompartimenten nachzuweisen. Tip60<br />
war sowohl nach Bestrahlung mit Schwerionen als auch mit Röntgenstrahlung strahlungs-<br />
unabhängig im Chromatin, Nukleoplasma und Cytoplasma zu detektieren (Bestrahlung<br />
mit Schwerionen: siehe Abbildung 3.7; Bestrahlung mit Röntgen: Daten nicht gezeigt).<br />
Nach Bestrahlung mit Schwerionen war ATMpS1981 im Nukleoplasma, nicht aber im<br />
Chromatin, nachzuweisen (siehe Abbildung 3.7). Es war zusätzlich noch strahlungsab-<br />
hängig im Chromatin zu erwarten. Nach Aussagen von Bakkenist und Kastan (2003) sind<br />
15 Minuten nach 0,5 Gy Röntgenbestrahlung 50 % des gesamten ATMs phosphoryliert.<br />
Aber es scheint unwahrscheinlich, dass soviel ATM direkt am DNA-Schaden gebunden<br />
ist (Bakkenist und Kastan, 2003). Aus diesem Grund konnte ATMpS1981 eventuell nicht<br />
in der Chromatinfraktion nachgewiesen werden, da zu wenig ATMpS1981 gebunden war.<br />
Auch Kruhlak et al. (2006) zeigten 5 Minuten nach UV-Bestrahlung, dass sich die phos-<br />
phorylierte Form von ATM vom DNA-Schaden in das umliegende Nukleoplasma ausbrei-<br />
tet. Dies würde auch erklären, warum eine Stunde nach Bestrahlung kein ATMpS1981 im<br />
Chromatin detektiert werden konnte. Wahrscheinlich lag das Signal von ATMpS1981 in<br />
der bestrahlten Chromatinfraktion unter der Detektionsgrenze, während sich das meiste<br />
ATMpS1981 schon im Nukleoplasma befand. Der Zeitpunkt von 1 Stunde wurde gewählt,<br />
da Tip60 in der Immunfluoreszenz eine Stunde nach Bestrahlung das stärkste Signal an<br />
DNA-Schäden zeigt.<br />
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit konnte ATMpS1981 nach Bestrahlung nicht in der<br />
Chromatinfraktion nachgewiesen werden und auch die direkte Interaktion von Tip60 und<br />
ATMpS1981 konnte nach Bestrahlung nicht am Chromatin gezeigt werden. Aufgrund der<br />
Tatsache, dass ATMpS1981 ein relativ großes Protein ist und zusätzlich der Größenunter-<br />
schied zu Tip60 ca. das Sechsfache beträgt, werden auch für die Zukunft geplante Koim-<br />
65
4 Diskussion<br />
munpräzipitationsexperimente von ATMpS1981 und Tip60 sich als schwierig erweisen.<br />
Eventuell erfolgt die Interaktion von Tip60 und ATMpS1981 auch über ein drittes Protein,<br />
was eine Koimmunpräzipitation zusätzlich erschweren würde. Grund zu dieser Annahme<br />
liefern Sun et al. (2005), da sie keine direkte Interaktion zwischen der FATC-Domäne von<br />
ATM und Tip60 zeigen konnten. Da weder der gleichzeitige Aufenthalt von ATMpS1981<br />
und Tip60 in der Chromatinfraktion noch die direkte Interaktion gezeigt werden konnte,<br />
sollten in zukünftigen Experimenten kürzere Inkubationszeiten nach Bestrahlung getes-<br />
tet werden, um die direkte Interaktion von aktivem ATM (ATMpS1981) und Tip60 am<br />
Chromatin nach Bestrahlung zeigen zu können.<br />
4.2 Unterschiede in der Chromatinauflockerung nach Röntgen- und<br />
Schwerionenbestrahlung<br />
Um das Binden von Reparaturfaktoren an Doppelstrangbrüche zu ermöglichen, muss eine<br />
Auflockerung des Chromatins im Bereich des DNA-Schadens erfolgen.<br />
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, ob es nach Schwerionenbestrah-<br />
lung zu einer Chromatinauflockerung kommt und ob diese Tip60 bzw. ATM abhängig ist;<br />
Tip60-abhängig, da diese HAT im Rahmen der Transkription an der Chromatinauflocke-<br />
rung beteiligt ist und ATM-abhängig, da die Tip60 Rekrutierung an Doppelstrangbrüche<br />
ATM-abhängig erfolgt (siehe Ergebnisse 3.2).<br />
4.2.1 Indirekter Nachweis der Chromatinauflockerung durch die Acetylierung von<br />
Histon H4<br />
Die HAT Tip60 acetyliert im Rahmen der Transkription verschiedene Histone, insbe-<br />
sondere Histon H4, und führt so zu einer Chromatinauflockerung, die es erlaubt, dass<br />
Transkriptionsfaktoren die DNA binden (Doyon und Côté, 2004). Auch in der Reparatur<br />
scheint Tip60 durch die Acetylierung von Histon H4 einen Einfluss auf die Kompaktie-<br />
rung des Chromatins zu haben (Murr et al., 2006). Aus diesem Grund wurde in der vor-<br />
liegenden Arbeit der Acetylierungszustand von Histon H4 nach Bestrahlung untersucht.<br />
Zunächst wurde die Acetylierung von Histon H4 nach Strahlen-induzierter Schädigung<br />
der DNA mit Hilfe einer Western Analyse untersucht. Dabei wurde 15 Minuten nach Be-<br />
strahlung mit 12 C-Ionen eine erhöhte Histon H4-Acetylierung detektiert, was einer auf-<br />
gelockerten Chromatinstruktur entspricht (siehe Abbildung 3.9). Die maximale Acetylie-<br />
rung von Histon H4 20 Minuten nach Bestrahlung mit Röntgenstrahlen wurde von Falk<br />
66
4.2 Unterschiede in der Chromatinauflockerung nach Röntgen- und<br />
Schwerionenbestrahlung<br />
et al. (2007) in Säugerzellen publiziert und Murr et al. (2006) zeigten ebenfalls eine er-<br />
höhte Acetylierung von Histon H4 an DNA-Schäden, so dass die hier gezeigte Histon H4<br />
Acetylierung mit Literaturdaten übereinstimmt.<br />
Um dieses Ergebnis zu erhärten, wurde die Histon H4-Acetylierung auch nach Bestrah-<br />
lung mit 64 Ni-Ionen untersucht. Allerdings konnte keine 64 Ni-strahlungsabhängige oder<br />
dosisabhängige Acetylierung von Histon H4 und somit auch keine durch acetyliertes<br />
Histon H4 induzierte Chromatinauflockerung nachgewiesen werden (siehe Abbildung<br />
3.10a). Allerdings wurde eine Chromatinauflockerung nach 64 Ni-Bestrahlung in dieser<br />
Arbeit mit einer anderen Methode, der MNase Analyse, gezeigt (siehe Abschnitt 3.4.2).<br />
Eventuell könnte aufgrund des hohen LETs der 64 Ni-Ionen ein so hohes Maß an DNA-<br />
Schäden entstanden sein, dass die Chromatinstruktur durch andere Faktoren schneller auf-<br />
gelockert wurde und die Acetylierung von Histon H4 durch Tip60 nicht mehr nötig war.<br />
Auch ist nicht auszuschließen, dass 15 Minuten nach Bestrahlung die Histon H4 Acety-<br />
lierung schon wieder abgebaut war. In diesem Zusammenhang wäre es interessant, das<br />
Verhalten der Histondeacetylasen (HDAC) näher zu untersuchen, die für die Deacetylie-<br />
rung von Histon H4 verantwortlich sind. Laut Kao et al. (2003) werden auch die HDACs<br />
an DNA-Schäden rekrutiert um dort die Acetylgruppen der acetylierten Lysin-Reste zu<br />
entfernen. Es wäre also ein Anstieg der HDACs zu erwarten, wenn keine erhöhte Acety-<br />
lierung von Histon H4 zu detektieren ist.<br />
Die hier vorgestellten Experimente lieferten keinen eindeutigen Beweis, dass Histon H4<br />
Schwerionenstrahlen-abhängig acetyliert wird. In zukünftigen Experimenten sollte man<br />
kürzere Inkubationszeiten nach Schwerionenbestrahlung testen, um so eine eventuell frü-<br />
here Histon H4-Acetylierung zu detektieren. Auch könnte man eine Immunpräzipitation<br />
durchführen, um acetyliertes Histon H4 anzureichern, so dass ein eventuell strahlungsab-<br />
hängiger Effekt besser nachweisbar wäre.<br />
Da Falk et al. (2007) in einem Immunfluoreszenz-Experiment einen relativen Anstieg von<br />
acetyliertem Histon H4 in Abhängigkeit eines Schadensmarkers 20 Minunten nach Be-<br />
strahlung mit Röntgenstrahlen zeigen konnten, war es interessant die Acetylierung von<br />
Histon H4 nach Bestrahlung mit Röntgenstrahlen biochemisch näher zu untersuchen. Im<br />
Rahmen der vorliegenden Arbeit konnte allerdings in einer Western Analyse keine erhöh-<br />
te Acetylierung von Histon H4 detektiert werden (siehe Abbildung 3.11). Auch Gupta<br />
et al. (2005) konnten 0 Minuten und eine Stunde nach Bestrahlung mit Röntgenstrahlen<br />
in einer Western Analyse keine erhöhte Acetylierung von Histon H4 beobachten. Es ist<br />
daher möglich, dass eine strahlungabhängige Histon H4-Acetylierung nur lokal in einem<br />
Maße induziert wird, die biochemisch nicht, aber durch Immunfluoreszenz (Falk et al.,<br />
2007) bzw. durch eine Chromosomen-Immunpräzipitation (Murr et al., 2006) nachgewie-<br />
sen werden kann. Für eine lokal eingeschränkte Histon H4-Acetylierung spricht, dass<br />
67
4 Diskussion<br />
Murr et al. (2006) acetyliertes Histon H4 0,5 kb und 2 kb von einem Schaden entfernt<br />
nachwiesen, während 9 kb entfernt vom Schaden keine Acetylierung von Histon H4 vor-<br />
lag.<br />
In zukünftigen Experimenten sollte versucht werden, parallel zur Untersuchung des Ace-<br />
tylierungsgrades von Histon H4 auf biochemischer Ebene, das Acetylierungssignal von<br />
Histon H4 an DNA-Schäden über ein Immunfluoreszenz-Experiment zu detektieren, wie<br />
es Falk et al. (2007) nach Röntgenstrahlen taten. Dies kann sich jedoch nach Bestrah-<br />
lung mit Schwerionen aufgrund des hohen LETs als schwierig erweisen. Es könnte zu<br />
einem hohen Hintergrundsignal von acetyliertem Histon H4 im Zellkern kommen, wenn<br />
es zu einer globalen Auflockerung des Chromatins kommt, wie sie von Ziv et al. (2006)<br />
beschrieben ist. Foci von acetylierten Histon H4 an Doppelstrangbrüchen könnten dann<br />
nicht mehr detektiert werden. Jakob et al. (2005) konnten hingegen nach Bestrahlung mit<br />
Schwerionen zeigen, dass es nicht unbedingt zu einer globalen Auflockerung kommen<br />
muss.<br />
Im Folgenden wurde geklärt ob die Inhibition von ATM bzw. Tip60 einen Einfluss auf den<br />
Acetylierungszustand von Histon H4 hat. Es konnte aber weder eine strahlungsabhängi-<br />
ge noch ATM- oder Tip60-abhängige Änderungen der Histon H4 Acetylierung gezeigt<br />
werden (siehe Abbildung 3.10b).<br />
Da im Rahmen dieser Arbeit keine eindeutige Aussage über den Einfluss des Acetylie-<br />
rungszustandes von Histon H4 nach Bestrahlung gemacht werden konnte, könnten auch<br />
andere posttranslationale Modifikationen, wie z. B. die Dimethylierung von Histon H3 am<br />
Lysin 9, im Zusammenhang mit der Chromatinzugänglichkeit interssant sein. Laut Falk<br />
et al. (2007) führt die verstärkte Methylierung von Histon H3 zu einer lokalen Chroma-<br />
tinauflockerung. Falk et al. (2007) zeigten in einem Immunfluoreszenz-Experiment nach<br />
Bestrahlung mit Röntgenstrahlen auch, dass der relative Anteil von dimethyliertem Histon<br />
H3 an DNA-Schadensstellen sich antiproportional zum relativen Anteil von acetyliertem<br />
Histon H4 an DNA-Schäden verhält. Wahrscheinlich sorgt die Methylierung von Histon<br />
H3 für die anhaltende lokale Chromatinzugänglichkeit, wenn die Acetylierung von Histon<br />
H4 schon wieder abgebaut wird.<br />
4.2.2 Direkter Nachweis der Chromatinauflockerung durch die Mikrococcus Nu-<br />
klease Analyse<br />
Da keine eindeutige Aussage über die Chromatinzugänglichkeit mit Hilfe des Acetylie-<br />
rungszustandes von Histon H4 nach Bestrahlung gemacht werden konnte, wurde im Fol-<br />
genden die Chromatinauflockerung in der Schadensantwort auf DNA-Ebene direkt über<br />
68
4.2 Unterschiede in der Chromatinauflockerung nach Röntgen- und<br />
Schwerionenbestrahlung<br />
die MNase Analyse untersucht; denn nicht nur die Acetylierung von Histon H4 führt zu<br />
einer Chromatinauflockerung, sondern auch Faktoren wie ATP, das zur Umverteilung der<br />
Nukleosomen führt (Kruhlak et al., 2006), oder posttranslationale Modifikationen, wie<br />
Histonmodifikationen durch Phosphorylierung oder Methylierung.<br />
Zunächst musste diese Methode der Micrococcus Nuklease Analyse etabliert werden. Ein<br />
kritischer Faktor war die Lyse der Zellen, diese erfolgte direkt in den Petrischalen und<br />
war von Lee et al. (2007) mit 90 sec für embryonale Mausfibroblasten etabliert. Diese<br />
Inkubationszeit des Lysepuffers reichte aber nicht aus, um die Zellkerne der humanen<br />
Fibroblasten der MNase zugänglich zu machen. Während dieser Arbeit wurde für huma-<br />
ne Fibroblasten AG 1522 D eine Lyse von 12 bis 15 Minuten ermittelt. Die Lyse wurde<br />
dabei mikroskopisch überwacht. Einen längere Inkubationszeit wurde ausgeschlossen, da<br />
die Zellen einerseits während dieser Zeit möglicherweise noch DNA-Schäden reparie-<br />
ren, und andereseits anfingen sich vom Untergrund abzulösen. Die Lyse wurde direkt in<br />
Petrischalen und nicht in Zellsuspension durchgeführt, da so zusätzliche langwierige Zen-<br />
trifugationsschritte vermieden werden konnten. In der abschließenden Gelanalyse konnte<br />
die Chromatinzugänglichkeit über die Größe der entstandenen DNA-Fragmente gezeigt<br />
werden.<br />
Nachdem die Methode etabliert war, wurde eine mögliche strahlungsabhängige Auflocke-<br />
rung des Chromatins damit näher untersucht. Kruhlak et al. (2006) konnten eine Auflo-<br />
ckerung des Chromatins um DNA-Schadensstellen nach UV-Bestrahlung zeigen. Im Rah-<br />
men dieser Arbeit konnte unabhängig von der Strahlenqualität eine strahlungsabhängige<br />
Chromatinauflockerung gezeigt werden (siehe Abbildungen 3.12 und 3.13). Allerdings<br />
hielt die Auflockerung des Chromatins nach Bestrahlung mit Röntgenstrahlen wesentlich<br />
länger an als nach Bestrahlung mit Schwerionen. Bei beiden Strahlungsarten war eine<br />
Auflockerung nach 15 Minuten zu beobachten. Nach Schwerionenbestrahlung war die<br />
Auflockerung jedoch nach einer Stunde wieder verschwunden, nach Röntgenstrahlung<br />
nicht. Das Ergebnis nach Bestrahlung mit Schwerionen deckt sich mit dem der Western<br />
Analyse, bei der indirekt über eine erhöhte Acetylierung von Histon H4 nur 15 Minu-<br />
ten nach Bestrahlung mit 12 C-Ionen eine Auflockerung des Chromatins gezeigt werden<br />
konnte, die aber nach einer Stunde wieder verschwunden war (siehe Abbildung 3.9). Das<br />
beobachtete Ergebnis könnte daher rühren, dass die Schadensreparatur davon abhängt,<br />
in welchem Chromatinbereich der DNA-Schaden vorliegt. Das Chromatin ist in hetero-<br />
chromatische und euchromatische Bereiche unterteilt. DNA-Schäden in heterochroma-<br />
tischen (d.h. stärker kondensierten) Bereichen werden langsamer repariert als solche in<br />
euchromatischen (d. h. weniger kondensierten) Bereichen (Falk et al., 2008; Goodarzi<br />
et al., 2008); es besteht das Modell, dass DNA-Schäden im Heterochromatin erst an den<br />
Grenzbereich von Hetero- und Euchromatin transportiert werden müssen, bevor eine Re-<br />
69
4 Diskussion<br />
paratur erfolgt (Falk et al., 2007). Aufgrund der Tatsache, dass bei Bestrahlung mit Rönt-<br />
genstrahlen die Dosis homogen über die Zelle verteilt ist, kann davon ausgegangen wer-<br />
den, dass ein wesentlicher Teil der DNA-Schadensstellen im Heterochromatin vorliegt.<br />
Im Vergleich dazu wird bei Bestrahlung mit Schwerionen bei gleicher Dosis die Ener-<br />
gie nicht gleichmäßig über die Zelle verteilt, sondern sehr punktuell (siehe Einleitung<br />
1.2). Das bedeutet, die Wahrscheinlichkeit, dass heterochromatische Bereiche geschädigt<br />
werden ist bei niedrigen Fluenzen geringer als bei Röntgenstrahlung. Aufgrund dieser<br />
Annahme könnte die unterschiedliche Verteilung der DNA-Schäden im Heterochromatin<br />
und Euchromatin nach Röntgen- bzw. Schwerionenstrahlen erklären, warum nach Rönt-<br />
genbestrahlung das Chromatin länger aufgelockert ist; die Zellen müssen hier mehr he-<br />
terochromatische DNA-Schäden reparieren. Daraus kann man schließen, dass eventuell<br />
die Koordination der DNA-Reparatur abhängig von der Strahlenqualität ist.<br />
Des weiteren wurde die Rolle von ATM bei der Chromatinzugänglichkeit nach Bestrah-<br />
lung näher untersucht. Dabei wurde in ATM-defizienten und mit ATM Inhibitor-behan-<br />
delten Fibroblasten eine strahlungsunabhängige Chromatinauflockerung festgestellt, und<br />
es war keine zusätzliche Auflockerung des Chromatins nach Bestrahlung zu sehen (sie-<br />
he Ergebnisse 3.4.2.3). Dieses Ergebnis lässt zunächst den Schluss zu, dass ATM einen<br />
Einfluss auf die Chromatindichte hat. Allerdings steht dieses Ergebnis nicht im Einklang<br />
mit Daten in der Literatur (Ziv et al., 2006; Houldsworth et al., 1986). Houldsworth et al.<br />
(1986) konnten in AT-Zellen keine allgemeine Auflockerung des Chromatins in der Mi-<br />
crococcus Nuklease Analyse beobachten. Auch Ziv et al. (2006) beobachteten keine all-<br />
gemeine Chromatinauflockerung in einer Micrococcus Nuklease Analyse von HEK293<br />
und LA-N-5 Zellen, in denen ATM durch shRNA ausgeschaltet ist. Sie beobachteten al-<br />
lerdings eine DNA-Schadensabhängige Chromatinauflockerung, die ATM abhängig ist.<br />
Fehlt ATM (knock down), so kommt es zu keiner Auflockerung, denn ATM phosphory-<br />
liert schadensabhängig KAP1, das dann das Chromatin verlässt und eine Chromatinauflo-<br />
ckerung erlaubt. KAP1, das an Chromatin bindet und nicht phosphoryliert ist, unterbindet<br />
die Chromatinauflockerung. Goodarzi et al. (2008) konnten ebenfalls zeigen, dass KAP1<br />
bei der Auflockerung des Chromatin nach induzierten DNA-Schäden eine wichtige Rolle<br />
spielt. In der vorliegenden Arbeit wurde auch ein schadensabhängiger Einfluss von ATM<br />
auf die Chromatindichte nicht beobachtet.<br />
Auch hMOF, eine Protein das HAT-Aktivität besitzt (Taipale et al., 2005), könnte bei der<br />
Chromatinauflockerung eine Rolle spielen. Zum Einen acetyliert es Histon H4 am Lysin<br />
16 einmalig und zum Anderen interagiert es mit ATM und beeinflusst dabei die Auto-<br />
phosphorylierung am Serin 1981. Wird hMOF mit shRNA ausgeschaltet, verlieren diese<br />
Zellen, wie auch ATM-defiziente Zellen, den G1-Checkpoint (Gupta et al., 2005).<br />
Die allgemeine Chromatinauflockerung in ATM-defizienten und auch Tip60-defizienten<br />
70
4.2 Unterschiede in der Chromatinauflockerung nach Röntgen- und<br />
Schwerionenbestrahlung<br />
Zellen, wie sie in dieser vorliegenden Arbeit beobachtet wurde, wurde in mehreren unab-<br />
hängigen Experimenten beobachtet. Daher sollte in zukünftigen Versuchen herausgefun-<br />
den werden, ob das Ergebnis tatsächlich auf einem ATM- bzw. Tip60-Defekt beruht oder<br />
aber an der technischen Durchführung der Micrococcus Nuklease Analyse.<br />
4.2.3 Vergleich der verwendeten Analysen zur Untersuchung der Chromatinauflo-<br />
ckerung<br />
Mit Hilfe der MNase Analyse konnte eine eindeutige Auflockerung des Chromatins nach<br />
Bestrahlung gezeigt werden, unabhängig von der Strahlenqualität. Das Ergebnis der Wes-<br />
tern Analyse, bei der die erhöhte Acetylierung von Histon H4 nach Bestrahlung mit 12 C-<br />
Ionen detektiert wurde, konnte somit bestätigt werden. Die MNase Analyse eignet sich be-<br />
sonders gut, um einen Überblick über die direkte Chromatinauflockerung zu bekommen.<br />
Es zeigte sich jedoch eine leichte Variabilität in der MNase Behandlung. Diese wird bei<br />
den mit Inhibitor-behandelten Proben deutlich, da die unbestrahlten Proben eine deutliche<br />
Chromatinauflockerung zeigen, aber bei unterschiedlichen Inkubationszeiten (15 Minuten<br />
und eine Stunde nach Bestrahlung) leicht in der Signalstärke der kleinen DNA-Fragmente<br />
variieren. (siehe Abbildungen 3.14a, 3.14b und 3.16a).<br />
Es zeigte sich auch, dass die Inkubationszeiten nach Bestrahlung der beiden Methoden<br />
nicht komplett vergleichbar waren, da bei der MNase Analyse nach der eigentlichen Inku-<br />
bation im Brutschrank, die Zellen während der 12 bis 15 minütigen Lyse wahrscheinlich<br />
noch DNA-Schäden weiter reparieren konnten. Hingegen wurde bei der Western Analyse<br />
die Zellen fast sofort nach der Inkubation im Brutschrank zu Gesamtzelllysaten verarbei-<br />
tet, so dass die Zellen keine weitere Zeit für eine mögliche Reparatur hatten. Für zukünfti-<br />
ge Experimente sollte daher versucht werden, die Lyse der Zellen bei der MNase Analyse<br />
zu verbessern, in dem sie verkürzt wird. So könnten auch kürzere Inkubationszeiten nach<br />
Bestrahlung untersucht werden.<br />
71
5 Ausblick<br />
Im Laufe der Evolution entwickelten sich unterschiedliche DNA-Reparaturwege um die<br />
genetische Integrität der DNA in den Zellen zu erhalten. Die DNA-Reparaturmechanismen<br />
für Doppelstrangbrüche sind jedoch noch nicht vollständig geklärt. Eine übergeordnete<br />
Rolle in der DSB-Schadensantwort spielt ATM, das durch Tip60 acetyliert und somit zu<br />
einer Autophosphorylierung am Serin 1981 aktiviert wird. Die Interaktion von Tip60 und<br />
autophosphoryliertem ATM (ATMpS1981) an DNA-Schäden konnte zum Einen durch die<br />
Kolokalisation an DNA-Schäden und zum Anderen durch die Tip60-abhängige Schadens-<br />
rekrutierung von ATM nach Bestrahlung mit Schwerionen gezeigt werden. Es besteht die<br />
Möglichkeit, dass ein Komplex aus autophosphoryliertem ATM und Tip60 vorliegt, der<br />
aber in dieser Arbeit eine Stunde nach Bestrahlung nicht bestätigt wurde. In zukünftigen<br />
Experimenten sollte daher versucht werden, diesen Komplex am Chromatin nach DNA-<br />
Schädigung, mit Hilfe von kürzeren Inkubationszeiten nach Bestrahlung, nachzuweisen.<br />
Würde dies in zukünftigen Experimenten gelingen, könnte auch der Einfluss von Tip60<br />
auf phosphoryliertes ATM und somit die DNA-Reparatur bei strahleninduzierten Schäden<br />
näher analysiert werden. Es könnte zum Beispiel die Frage geklärt werden, was Tip60, an<br />
autophosphoryliertes ATM gebunden, am DNA-Schaden macht; ob es eventuell direkt<br />
Histon H4 aceyliert und somit einen Beitrag zur Chromatinauflockerung leistet oder ob<br />
die Histon H4 Acetylierung nur über den NuA4-Komplex stattfindet.<br />
Damit Reparaturproteine die DNA binden können, ist die Chromatinzugänglichkeit un-<br />
erlässlich. Die MNase-Analyse, die hierzu etabliert wurde, bedarf noch einiger Verbes-<br />
serungen. Es wäre z. B. von Vorteil, die Lyse zu verkürzen, da während der Lyse DNA-<br />
Schäden wahrscheinlich noch repariert werden. Auch die Konzentration der MNase kann<br />
möglicherweise noch optimiert werden, da die hier verwendete MNase-Konzentration<br />
sehr hoch ist. Ungeachtet dessen konnte die Chromatinauflockerung nach Bestrahlung<br />
sichtbar gemacht werden, so dass in zukünftigen Experimenten auch der Einfluss auf die<br />
Chromatinzugänglichkeit von anderen Reparaturproteinen, mit Hilfe der MNase-Analyse,<br />
näher untersucht werden kann.<br />
Da Tip60 und ATM anscheinend die strahlungsabhängige Chromatinzugänglichkeit be-<br />
einflussen, wäre es weiterhin interessant zu untersuchen, ob Tip60 auch einen Einfluss<br />
auf die DNA-Reparatur zeigt. Dazu könnte man in zukünftigen Experimenten nach Hem-<br />
mung von Tip60 (durch Inhibitoren oder auch durch Herstellung von Tip60-siRNA) die<br />
DNA-Reparatur über die Detektion von γH2AX messen.<br />
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Danksagung<br />
Herzlich Bedanken möchte ich mich bei folgenden Personen:<br />
➢ Herrn Prof. Dr. P. Layer für seine Interesse am Fortgang dieser Arbeit und vor<br />
allem für die Möglichkeit diese extern an der <strong>GSI</strong> anzufertigen<br />
➢ Herrn Prof. Dr. M. Löbrich für die Übernahme der Zweitkorrektur, seine Diskussi-<br />
onsbereitschaft während meiner Präsentation der Ergebnisse und die zu Verfügung<br />
gestellten Zelllinien<br />
➢ Herrn Prof. Dr. M. Durante und Prof. Dr. G. Kraft für die Emöglichung, meine<br />
<strong>Diplomarbeit</strong> in der Abteilung Biophysik der <strong>GSI</strong> anzufertigen<br />
➢ Frau Dr. Gisela Taucher-Scholz für die hervorragende Betreuung, Unterstützung<br />
und Förderung, sowie der vielseitigen Vermittlung von umfangreichem Fachwis-<br />
sen schon während meiner Zeit als Werksstudentin<br />
➢ Frau Dr. Nicole Averbeck für die hervorragende Betreuung, herzliche Zusammen-<br />
arbeit und die ständige Diskussionbereitschaft meiner Ergebnisse.<br />
➢ Frau Anna Lena Leifke, Frau Gudrun Becker und Frau Maren Herrlitz für die<br />
praktische Unterstützung, große Hilfsbereitschaft und gute Stimmung im Labor<br />
➢ Herrn Dr. Burkhard Jakob, Herrn Jörn Splinter und Herrn Frank Tobias für die<br />
große Hilfsbereitschaft in allen technischen Belangen<br />
➢ Der gesamten Arbeitsgruppe Biophysik für das angenehme und freundschaftliche<br />
Arbeitsklima<br />
➢ Abschließend noch einen ganz lieben Dank an meine Eltern, meinen Bruder und<br />
meinen Freund die mich immer unterstützt und an mich geglaubt haben.
Eidesstattliche Erklärung<br />
Hiermit versichere ich, die vorliegende Arbeit selbstständig und unter ausschließlicher<br />
Verwendung der angegebenen Literatur und Hilfsmittel erstellt zu haben.<br />
Darmstadt, den 01. März 2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Kerstin Knoop