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RÄUME LESEN, RÄUME SCHREIBEN

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JENSEITS DES HORIZONTS<br />

als eingetreten. Jetzt, noch bevor die Flut ihren<br />

höchsten Stand erreichte, feierte man das Fest der<br />

Semasia mit Prozessionen und stimmte den Hymnus<br />

auf Hapi an: „Heil dir, o Hapi, der du aus der<br />

Erde gekommen bist, der du gekommen bist, um<br />

Ägypten das Leben zu bringen!“ Denn erst dann<br />

konnte man sich vor Hungersnöten sicher fühlen,<br />

war die Zeit des bangen Wartens vorbei, hatte sich<br />

die Gottheit jedem sichtbar dem Land zugewandt.<br />

– Was auch den Pharao und die Priesterschaft erfreute,<br />

denn die Besteuerung der Ernte musste bis<br />

zu einem gewissen Grad die Höhe der Flut berücksichtigen.<br />

Die Vermessung des Nil zeigt, wie systematisch<br />

die Ägypter ihre Umwelt beobachteten und sich<br />

auf sie einstellten. Ihre empirischen Methoden<br />

sind uns so vertraut, dass ihre Aufzeichnungen direkt<br />

in moderne Untersuchungen über die historische<br />

Hydrologie des Flusses übernommen werden<br />

können. Andererseits waren naturwissenschaftliche<br />

Erklärungen der Nilschwelle, wie sie Herodot<br />

32<br />

vergeblich von ihnen einforderte, für sie nicht relevant.<br />

Es genügte, zu wissen, dass die Götter den<br />

Nil für Ägypten gescha� en hatten. Damit fühlten<br />

sie sich privilegiert vor allen anderen. Als Herodot<br />

erzählte, Griechenlands Ernten hingen ganz allein<br />

vom Regen ab, fanden das die Ägypter sehr riskant<br />

und meinten, „die Griechen könnten eines schönen<br />

Tages elend Hunger leiden, weil sie für den Bedarf<br />

an Wasser allein auf Zeus angewiesen seien“ (2,13).<br />

Im Süden Ägyptens, im Gebiet des heutigen<br />

Staates Sudan, lagen die nubischen Königreiche. Ihre<br />

afrikanischen Herrscher, heute auch als „Schwarze<br />

Pharaonen“ bezeichnet, orientierten sich zwar<br />

an der ägyptischen Hochkultur, veränderten sie<br />

aber und passten sie ihren Bedürfnissen an. Das<br />

Land Kusch, wie es die Ägypter und die Bibel nannten,<br />

war berühmt für seine reichen Goldfunde, seine<br />

Luxusprodukte Elfenbein und Straußenfedern<br />

– und seine Bogenschützen. Im 8. und 7. Jahrhundert<br />

v. Chr. hatte sogar eine kuschitische Pharaonendynastie<br />

für kurze Zeit das ganze Niltal vom

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