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// Rind im Bild 4/2010 1 - Rinderzucht Schleswig-Holstein e.G.

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mone wie Östrogen und Progesteron abgebaut.<br />

Die gesteigerte Leberdurchblutung zieht einen beschleunigten<br />

Abbau dieser Hormone nach sich. Verringerte<br />

Östrogenkonzentrationen <strong>im</strong> Blut führen zu<br />

einer undeutlicheren Ausprägung der Brunstsymtomatik<br />

(Wiltbank et al., 2006, Lopez 2005).<br />

Darüber hinaus wird die verschlechterte Fruchtbarkeit<br />

mit der nach der Abkalbung entstehenden<br />

negativen Energiebilanz (NEB) in Zusammenhang<br />

gebracht. Durch eine ausgeprägte NEB wird die<br />

Freisetzung des für die Funktion der Geschlechtsorgane<br />

übergeordneten Steuerungshormons (GNRH)<br />

herabgesetzt. Tiere mit stark ausgeprägter NEB<br />

sind erkennbar an dem starken Körpermasseverlust<br />

nach der Abkalbung. Vor allem vor der Kalbung<br />

überkonditionierte Tiere neigen hierzu. Eine hohe<br />

Milchleistung stellt einen Risikofaktor für eine verlängerte<br />

Phase der NEB dar. Als wichtigste Maßnahmen<br />

zur Prophylaxe sind zu nennen die Vermeidung<br />

einer Überkonditionierung in der Spätlaktation und<br />

Tockenstehphase sowie eine effiziente Anfütterung<br />

der Tiere 3 Wochen vor der Kalbung.<br />

Bemerkenswert ist, dass steigende Leistungen<br />

nicht zwangsläufig in Zusammenhang mit einer<br />

Verschlechterung der Fruchtbarkeitskennzahlen <strong>im</strong><br />

Betrieb stehen müssen. In einer Studie von Zube<br />

und Franke (2007) wiesen Tiere mit hoher Leistung<br />

keine schlechtere Fruchtbarkeit auf als Tiere mit<br />

niedriger Milchleistung.<br />

Es ist somit möglich, Tiere mit hoher Leistung so zu<br />

halten, dass keine Einbußen durch verschlechterte<br />

Fruchtbarkeitskennzahlen entstehen. Die Aufgabenstellung<br />

besteht demnach darin, bei steigender<br />

Leistung die Umwelt- und Managementbedingungen<br />

in geeigneter Weise zu opt<strong>im</strong>ieren.<br />

In erster Linie sind hierzu opt<strong>im</strong>ale Haltungs- und<br />

Fütterungsbedingungen notwendig. Volle Aufmerksamkeit<br />

darf hier nicht erst dem laktierenden Tier<br />

geschenkt werden! Bereits die Trockenstehphase,<br />

die Vorbereitung auf die Laktation und der Verlauf<br />

der Abkalbung einen entscheidenden Einfluss auf<br />

die folgende Laktation haben.<br />

Mit Strategie zum Erfolg<br />

Die durch herabgesetzte Fruchtbarkeit verursachten<br />

ökonomischen Verluste werden in ihrer Bedeutung<br />

<strong>im</strong>mer wieder unterschätzt. Jeder Tag unnötig verlängerter<br />

Güstzeit (Zeitspanne von der Abkalbung<br />

bis zur erfolgreichen Besamung) verursacht Kosten<br />

in Höhe von 2 bis 4 Euro. Aus diesen Zahlen ist zu<br />

ersehen, welches ökonomische Potential in vielen<br />

Betrieben leider vergeben wird.<br />

Somit ist es wichtig das Fruchtbarkeitsmanagement<br />

darauf auszurichten, dass Tiere mit kürzeren<br />

Brunsten entdeckt und der Künstlichen Besamung<br />

zugeführt werden. Hier gilt es, sowohl die Brunster-<br />

// <strong>Rind</strong> <strong>im</strong> <strong>Bild</strong> 4/<strong>2010</strong><br />

// Top-Thema<br />

Wie ist der Status der Brunsterkennung in Ihrem Betrieb?<br />

Die Brunsterkennungs- (BER) und -nutzungsrate (BNR) stellen wichtige Parameter dar. Die BNR<br />

erfasst den Anteil der Kühe, die nach Ablauf der physiologisch bedingten Mindestrastzeit oder einer<br />

betrieblich festgelegten freiwilligen Wartezeit (FWZ) in einem Zeitraum von 21 Tagen erstbesamt<br />

wurden, <strong>im</strong> Verhältnis zu den in diesem Zeitraum zur Brunstbeobachtung / Besamung vorgesehenen<br />

Tieren. Die BER erfasst alle in Brunst gesehenen Tiere in diesem Zeitraum, unabhängig von der<br />

Durchführung einer Besamung.<br />

Betriebe können die Brunstnutzungsrate entweder ihrer EDV-Auswertung entnehmen oder diese mit<br />

einer einfachen Maßnahme selbst dokumentieren.<br />

Sie schreiben alle Tiere, die zur Besamung anstehen (d.h. freiwillige Wartezeit abgelaufen und nicht<br />

zuchtuntauglich), auf einen Zettel. In den nächsten 21 Tagen streichen Sie die Tiere, die besamt<br />

wurden. Alle richtig als brünstig erkannten Tiere, die nicht besamt wurden, kreisen Sie ein.<br />

Bsp. Betrieb Müller:<br />

123<br />

210<br />

215<br />

217<br />

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312<br />

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337 »<br />

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225 350 225 350<br />

kennungsrate als auch die Brunstnutzungsrate zu<br />

verbessern. Bei den <strong>im</strong> Rahmen der Arbeiten des<br />

IFN betreuten Betrieben erweist sich gerade der<br />

Faktor der Brunstbeobachtung mit den daraus folgenden<br />

Parametern als sehr wichtig für die Fruchtbarkeit<br />

<strong>im</strong> Bestand.<br />

Brunstbeobachtung als Kernproblem für die<br />

Fruchtbarkeit<br />

Ein entscheidender Faktor ist das Vorgehen bei der<br />

Brunstbeobachtung. Den zum Teil verkürzten oder<br />

weniger deutlichen Ausprägungen der Brunstsymptomatik<br />

muss Rechnung getragen werden. Häufigeres<br />

und genaueres Hinsehen durch geschulte<br />

Personen ist hier notwendig. Unter best<strong>im</strong>mten<br />

Bedingungen kann der Einsatz von Hilfsmitteln zur<br />

Brunsterkennung wie Aufsprungdetektoren oder<br />

Aktivitätsmessern sinnvoll sein. Vor allem Systeme,<br />

die die Aktivitätsmessung mit anderen Parametern<br />

wie z.B. Leitfähigkeitsmessung koppeln, werden<br />

hier geschätzt. Eine neue Form stellt die Messung<br />

von brunstspezifischen Bewegungsmustern dar.<br />

Das Heat<strong>im</strong>e System der Firma Milklinie ermöglicht<br />

diese Vorgehensweise und stellt zudem eine von<br />

den Investitionskosten interessante Möglichkeit zur<br />

Verbesserung der Brunsterkennung <strong>im</strong> Betrieb dar.<br />

Es ist wichtig, dass nicht nur Brunsten die zur Besamung<br />

genutzt werden sollen, registriert werden.<br />

Auch das Anlaufen des Zyklus nach der Abkalbung<br />

verdient Beachtung. Die Brunstbeobachtung sollte<br />

demnach bald nach der Abkalbung beginnen. Nur<br />

so ist eine frühzeitige Erkennung der Tiere mit Er-<br />

Herr Müller hat sieben von<br />

zehn Tieren in 21 Tagen<br />

besamt, dies entspricht einer<br />

guten Brunstnutzungsrate von<br />

70 %. Insgesamt sind 8 Tiere<br />

in Brunst erkannt worden, was<br />

einer BER von 80 % entspricht.<br />

krankungen der Eierstöcke oder Gebärmutter und<br />

effiziente Behandlung der Störungen möglich. Dazu<br />

ist ebenfalls die Durchführung eines strategischen<br />

Fruchtbarkeitsprogramms sinnvoll. Hierbei werden<br />

routinemäßig geplante Untersuchungen von Tieren<br />

durchgeführt, die bis zu einem gewissen Zeitpunkt<br />

nach der Abkalbung nicht besamt wurden (Sterilitätsuntersuchungen).<br />

Tiere, die bei einer solchen<br />

Jens Eggers be<strong>im</strong> Vortrag zur Brunsterkennung mit dem Heat<strong>im</strong>e-<br />

System

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