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Beiträge der Hymenopterologen-Tagung in Stuttgart (1 ... - DGaaE

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Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2004) 19<br />

von <strong>der</strong> Sammler<strong>in</strong> bei ihrer Rückkehr im Nest abgegeben werden, und die weitere Bienen dazu<br />

veranlassen das Nest zu verlassen um nach dem Futter zu suchen; (iii) e<strong>in</strong>e sehr genauen<br />

Angabe <strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> beflogenen Futterquelle durch Duftpfade, die zwischen dem Futter und<br />

dem Nest angelegt werden und rekrutierte Bienen zum Ziel führen.<br />

Die Kommunikation mittels Duftpfaden wurde für stachellose Bienen erstmals von LINDAUER<br />

& KERR (1958) beschrieben. Dieselben Autoren haben auch das Verhalten <strong>der</strong> rekrutierenden<br />

Bienen bei <strong>der</strong> Abgabe <strong>der</strong> Duftstoffe am Beispiel von Scaptotrigona postica etwas e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong><br />

untersucht. Aus <strong>der</strong> Beobachtung, dass e<strong>in</strong>e Biene beim Absetzen e<strong>in</strong>er Duftmarke mit ihren<br />

geöffneten Mandibeln an Blatträn<strong>der</strong>n, Grashalmen o<strong>der</strong> Ste<strong>in</strong>chen entlang streift haben<br />

LINDAUER & KERR (1958) geschlossen, dass Sekrete aus den Mandibeldrüsen e<strong>in</strong>e Bedeutung<br />

als Duftmarken haben. In e<strong>in</strong>em Experiment, bei dem den Bienen e<strong>in</strong> künstlicher Duftpfad aus<br />

Mandibeldrüsensekret angeboten wurde, konnten allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e Rekruten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e vom<br />

natürlichen Pfad abweichende Richtung abgelenkt werden (LINDAUER & KERR 1958). Dieser<br />

Tatsche ungeachtet f<strong>in</strong>det man jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur bis heute die Behauptung, dass stachellose<br />

Bienen ihre Duftpfade mit Wegpheromonen markieren, die sie <strong>in</strong> ihren Mandibeldrüsen produzieren.<br />

E<strong>in</strong> überzeugen<strong>der</strong> experimenteller Nachweis für diese Annahme wurde bisher nicht<br />

erbracht.<br />

Wir haben <strong>in</strong> jüngster Zeit das Rekrutierungsverhalten und die Mechanismen <strong>der</strong> chemischen<br />

Kommunikation bei Trigona recursa e<strong>in</strong>gehend untersucht. F<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Sammler<strong>in</strong> dieser Art<br />

Futter, beg<strong>in</strong>nt sie nach nur wenigen Sammelflügen e<strong>in</strong>en Duftpfad anzulegen. Kurz danach<br />

treffen die ersten Rekruten e<strong>in</strong>, <strong>der</strong>en Anzahl an <strong>der</strong> Futterquelle <strong>in</strong> weiterer Folge rasch<br />

zunimmt (JARAU et al. 2003). Durch Verhaltensbeobachtungen und Videoaufzeichnungen<br />

konnten wir zeigen, dass e<strong>in</strong>e Sammler<strong>in</strong> beim Absetzen e<strong>in</strong>er Duftmarke nicht nur ihre<br />

Mandibeln spreizt, son<strong>der</strong>n auch ihre ausgestreckte Zunge über das Substrat streift. Dieses<br />

Verhalten ist <strong>in</strong>teressant, weil sich im Kopf e<strong>in</strong>er Biene neben den Mandibeldrüsen auch paarige<br />

Labialdrüsen bef<strong>in</strong>den, <strong>der</strong>en Sekrete über e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Ausführkanal an <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong><br />

Glossa abgegeben werden, also an dem Teil <strong>der</strong> Mundwerkzeuge, <strong>der</strong> beim Absetzen von<br />

Duftmarken über das Substrat gestrichen wird.<br />

Um e<strong>in</strong>e mögliche Rolle von Sekreten aus den Mandibel- bzw. aus den Labialdrüsen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Duftpfad-Kommunikation zu untersuchen, haben wir Biotests mit Extrakten <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Drüsen durchgeführt. Dabei konnten wir feststellen, dass an <strong>der</strong> Futterquelle selbst, die ja Teil<br />

des Duftpfads (ihr Endpunkt) ist, Mandibeldrüsensekret e<strong>in</strong>e abstoßende Wirkung hat,<br />

woh<strong>in</strong>gegen Labialdrüsensekret auf neuankommende Bienen anlockend wirkt (JARAU et al.<br />

2004a). In e<strong>in</strong>er weiteren Versuchsreihe haben wir untersucht, ob sich rekrutierte Bienen entlang<br />

e<strong>in</strong>es künstlich angelegten Duftpfads, <strong>der</strong> vom natürlichen Duftpfad abzweigt, ablenken lassen,<br />

wenn dieser (i) aus re<strong>in</strong>em Lösungsmittel (Kontrolle), (ii) aus Mandibeldrüsensekret, (iii) aus<br />

Labialdrüsensekret o<strong>der</strong> (iv) aus Decansäurehexylester, <strong>der</strong> Hauptkomponente des Labialdrüsensekrets,<br />

besteht (JARAU et al. 2004b). Im Vergleich zur Kontrolle folgten signifikant mehr<br />

Bienen den mit Labialdrüsensekret bzw. mit Decansäurehexylester imprägnierten Duftpfaden.<br />

Im Gegensatz dazu war die Anzahl <strong>der</strong> Bienen die den mit Mandibeldrüsensekret bedufteten<br />

Pfaden gefolgt s<strong>in</strong>d ebenso ger<strong>in</strong>g wie <strong>in</strong> den Kontrollexperimenten.<br />

Aus den Verhaltensbeobachtungen und den Biotests schließen wir, dass Sammelbienen von T.<br />

recursa beim Absetzen des Wegpheromons Sekrete aus den Labialdrüsen abgeben und nicht -<br />

wie bisher angenommen - Sekrete aus den Mandibeldrüsen. Wir vermuten, dass das auch für<br />

viele an<strong>der</strong>en Arten von stachellosen Bienen zutrifft. Obwohl im Vergleich zur Kontrolle signifikant<br />

mehr Bienen den künstlichen Duftpfaden aus Decansäurehexylester gefolgt s<strong>in</strong>d, war <strong>der</strong>

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