Beiträge der Hymenopterologen-Tagung in Stuttgart (1 ... - DGaaE
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Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2004) 7<br />
Verbreitungsmuster bei Scoliiden - E<strong>in</strong> Beitrag zu ihrer Evolution<br />
Till OSTEN<br />
Staatliches Museum für Naturkunde <strong>in</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />
Rosenste<strong>in</strong> 1, D- 70191 <strong>Stuttgart</strong>, osten.smns@naturkundemuseum-bw.de<br />
Der Anstoß, sich Gedanken über die heutige Verbreitung <strong>der</strong> Dolchwespen o<strong>der</strong> Scoliiden zu<br />
machen, kam auf e<strong>in</strong>er Sammelreise <strong>in</strong> den Iran 2001 (OSTEN et al. 2003). Dort konnte ich<br />
zusammen mit me<strong>in</strong>em iranischen Kollegen E. EBRAHIMI (Teheran) im Südosten des Landes<br />
(Hormozgan, Balutchestan) 3 Exemplare von Micromeriella aureola (KLUG) erbeuten. Aus <strong>der</strong><br />
Literatur (BETREM & BRADLEY 1972) und auch nach den Exemplaren aus <strong>der</strong> Sammlung im<br />
Museum für Naturkunde <strong>in</strong> <strong>Stuttgart</strong> ist zu entnehmen, dass diese Art auf Afrika beschränkt ist<br />
und lediglich von <strong>der</strong> Westküste <strong>der</strong> Arabischen Halb<strong>in</strong>sel (Djidda und Aden) bisher zwei<br />
E<strong>in</strong>zelfunde vorlagen. Die Entfernung aber von Aden zu den Fundorten im Iran beträgt mehr als<br />
2000 km Luftl<strong>in</strong>ie. E<strong>in</strong>e anthropogene Verfrachtung mit o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Substrat schien ausgeschlossen.<br />
Auf e<strong>in</strong>er Sammelreise <strong>in</strong> den Oman 2003 konnte ich zusammen mit den Kollegen<br />
M. OHL, W. PULAWSKI und M. KUHLMANN weitere 5 Exemplare fangen, sodass die Verbreitungslücke<br />
zwischen Aden und dem Iran geschlossen war. Die Tiere s<strong>in</strong>d sehr selten. Bemerkenswert<br />
ist, dass zwischen Exemplaren etwa aus Tunesien und denen aus dem Iran ke<strong>in</strong>e<br />
morphologischen o<strong>der</strong> farblichen Unterschiede erkennbar s<strong>in</strong>d. In Afrika selbst aber ist M.<br />
aureola <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Reihe von Subspezies aufgespalten (M. a. dimidiata, M. a. elegans, M. a. bobi,<br />
M. a. godofredi, M. a. austroccidentalis).<br />
Die Scoliidae s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e relativ kle<strong>in</strong>e Wespengruppe mit etwa 550 Arten. Sie s<strong>in</strong>d monophyletisch<br />
und bilden die Schwestergruppe zu den Vespidae (BROTHERS & CARPENTER 1993).<br />
Charakterisiert s<strong>in</strong>d sie durch rheniforme Augen, e<strong>in</strong>en sehr kräftigen, weitvorstreckbaren<br />
Labio-Maxillarkomplex, das Pronotum ist an se<strong>in</strong>em H<strong>in</strong>terrand stark konkav, die Scapulae<br />
erreichen die Tegulae. Das Flügelgeä<strong>der</strong> ist nicht geschlossen und <strong>der</strong> distale Teil <strong>der</strong> Flügel<br />
zeigt e<strong>in</strong>e auffällig geriefte (striolate) Struktur, die Coxen des 2. und 3. Be<strong>in</strong>paares s<strong>in</strong>d weit<br />
vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> getrennt, das Propodeum dreigeteilt, zwischen Sternit 2 und 3 besteht e<strong>in</strong>e tiefe<br />
E<strong>in</strong>faltung, das Hypopygium <strong>der</strong> Männchen besitzt 3 lange Dornen und beson<strong>der</strong>s die Campsomer<strong>in</strong>en<br />
zeigen e<strong>in</strong>en auffälligen Sexualdimorphismus. Alle Scoliiden s<strong>in</strong>d Ectoparasitoide an<br />
Käferlarven (Scarabaeidae) und somit auf das Vorkommen ihrer Wirte angewiesen.<br />
RASNITSYN (1993) und HAICHUN et. al. (2002) konnten anhand von Fossilien belegen, dass die<br />
Scoliiden e<strong>in</strong>e sehr alte Wespengruppe bilden. Protoscolia stammt aus dem Übergangsbereich<br />
von Jura zur Kreide (140 Mio) von Ch<strong>in</strong>a, Cretoscolia aus <strong>der</strong> Unteren Kreide von Spanien und<br />
<strong>der</strong> Oberen Kreide von Sibirien und Kazakhstan, Archaeoscolia aus <strong>der</strong> Kreide <strong>der</strong> Mongolei<br />
und Spanien und Floriscolia aus dem Oligozän (30 Mio) von Colorado <strong>in</strong> den U.S.A. Sie bilden<br />
zusammen die Gruppe <strong>der</strong> Archaeoscoli<strong>in</strong>ae und bei ihnen s<strong>in</strong>d die chrakteristischen Merkmale<br />
<strong>der</strong> rezenten Scoli<strong>in</strong>ae noch nicht o<strong>der</strong> nur schwach augebildet (kaum rheniforme Augen, ke<strong>in</strong>e<br />
striolate Struktur an den Flügeln, Labio-Maxillarkomplex nicht verlängert, Glossen kurz, Coxen<br />
des 3. Be<strong>in</strong>paares noch nicht weit getrennt). Aber bestimmte Bereiche im Flügelgeä<strong>der</strong> o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Aufbau des Propodeum s<strong>in</strong>d Synapomorphien für beide Gruppen.<br />
Die heute nur noch punktuell <strong>in</strong> Griechenland, <strong>der</strong> Türkei und Armenien lebenden Proscoli<strong>in</strong>ae<br />
(1 Gattung, 2 Arten) nehmen <strong>in</strong> bezug auf die Merkmalsausbildung e<strong>in</strong>e Zwischenstellung e<strong>in</strong>,<br />
besitzen aber auch Autapomorphien. Ihre zahlreichen Plesiomorphien, die extrem lokale Ver-