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Beiträge der Hymenopterologen-Tagung in Stuttgart (1 ... - DGaaE

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Kurzfassungen <strong>der</strong> Vorträge<br />

Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2004) 5<br />

Die Fossilgeschichte und frühe Evolution von Grabwespen<br />

Michael OHL<br />

Museum für Naturkunde <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu Berl<strong>in</strong>, Institut für Systematische Zoologie<br />

Invalidenstraße 43, 10115 Berl<strong>in</strong>, michael.ohl@museum.hu-berl<strong>in</strong>.de<br />

Die Apoidea, das geme<strong>in</strong>same Taxon aus Grabwespen und Bienen, wird <strong>der</strong>zeit als die<br />

artenreichste höherrangige Gruppe <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Hymenoptera angesehen (GRISSELL 1999). Die<br />

nächsten Verwandten dürften die Vespoidea se<strong>in</strong>, zu denen alle übrigen aculeaten Hymenopteren<br />

ohne die Goldwespen-Verwandten (Chrysidoidea) gehören (z.B. BROTHERS 1999,<br />

KÖNIGSMANN 1978, BROTHERS & CARPENTER 1993, OHL 1995). Die Apoidea gehen dabei bis<br />

<strong>in</strong> die früheste Kreide zurück (z.B. MICHENER 2000; ENGEL 2000, 2001; OHL 1994, im Druck),<br />

während die übrigen aculeaten Hymenopteren wahrsche<strong>in</strong>lich im späten Jura entstanden se<strong>in</strong><br />

dürften (RASNITSYN 1988).<br />

Für die Rekonstruktion <strong>der</strong> frühen Evolution spielen die mutmaßlich basalen Vertreter <strong>der</strong><br />

Apoidea und frühe Fossilien e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle. Es sche<strong>in</strong>t unstrittig, dass die Grabwespen<br />

e<strong>in</strong>e paraphyletische Gruppierung von nur <strong>in</strong> plesiomorphen Merkmalen ähnlichen<br />

Formen s<strong>in</strong>d (z.B. BROTHERS 1975, 1999, KÖNIGSMANN 1978, LOMHOLDT 1982, ALEXANDER<br />

1992, BROTHERS & CARPENTER 1993, OHL 1995, 1996, MELO 1999). Als mutmaßlich<br />

ursprüngliche Vertreter <strong>der</strong> Apoidea werden dabei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel die Ampulicidae und die<br />

Heterogynaidae vermutet.<br />

Heterogynaidae: Während NAGY (1969, später als ARGAMAN 1985) <strong>in</strong>tuitiv annahm, die<br />

Heterogynaidae seien e<strong>in</strong>e Teilgruppe <strong>der</strong> Chrysidoidea, gibt es seit den Arbeiten von DAY<br />

(1984 und folgende) ke<strong>in</strong>e Zweifel, dass es sich bei den Heterogynaidae um e<strong>in</strong>e den allerd<strong>in</strong>gs<br />

paraphyletischen Grabwespen nahestehende Gruppe handelt. In welcher genauen Beziehung sie<br />

allerd<strong>in</strong>gs zu Teilgruppen <strong>der</strong> Apoidea (= Grabwespen und Bienen) stehen, ist wegen<br />

wi<strong>der</strong>sprüchlicher Daten<strong>in</strong>terpretation unklar. Bemerkenswert ist dabei das Merkmalsmosaik<br />

aus ursprünglichen Merkmalen aus den Stammgruppen <strong>der</strong> Apoidea und <strong>der</strong> Aculeata und<br />

abgeleiteten Merkmalen, das teilweise wahrsche<strong>in</strong>lich im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

M<strong>in</strong>iaturisierung und <strong>der</strong> mutmaßlich parasitischen Lebensweise steht. Insbeson<strong>der</strong>e die<br />

kurzflügeligen und damit flugunfähigen Weibchen werden extrem selten gefangen und machen<br />

durch zahlreiche abgeleitete Merkmale e<strong>in</strong>e verlässliche phylogenetische Interpretation und<br />

Geschlechterzuordnung außerordentlich schwierig. Bislang s<strong>in</strong>d nur sieben Arten beschrieben<br />

worden. In bisherigen phylogenetischen Analysen anhand morphologischer Merkmale s<strong>in</strong>d die<br />

Heterogynaidae entwe<strong>der</strong> alle<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> zusammen mit den Ampulicidae die Schwestergruppe <strong>der</strong><br />

übrigen Apoidea. Die ersten molekular-systematischen Untersuchungen weisen <strong>in</strong> die gleiche<br />

Richtung.<br />

Ampulicidae: Rezente Ampulicidae umfassen sechs Gattungen und etwa 200 Arten weltweit.<br />

Die artenreichsten Gattungen s<strong>in</strong>d Ampulex JURINE (132 Arten) und Dolichurus LATREILLE (48<br />

Arten) (BOHART & MENKE 1976; OHL 2002). Ampulicidae werden <strong>in</strong> Anlehung an ihre bevorzugte<br />

Beute auch als Schabenwespen bezeichnet und unterscheiden sich morphologisch stark<br />

vom Rest <strong>der</strong> weit mehr als 9000 Grabwespen-Arten. Während <strong>der</strong> Schaben-Jagd auf dem

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