Beiträge der Hymenopterologen-Tagung in Stuttgart (1 ... - DGaaE
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Abb. 2: Nestarchitektur von Colletes he<strong>der</strong>ae, rekonstruiert<br />
aus vier ausgegrabenen Nestern.<br />
Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2004) 31<br />
ten von ihrem letzten Sammelflug im Mittel um<br />
17.09 h zurück. Die mittlere Dauer e<strong>in</strong>es Sammelfluges<br />
lag bei 60,3 ± 39,9 m<strong>in</strong> (n = 169). Der erste<br />
Sammelflug war allerd<strong>in</strong>gs signifikant länger (90<br />
m<strong>in</strong>) als die übrigen Sammelflüge des Tages (Wilcoxon-Test<br />
z = -2,767, p = 0,006, n = 16). Dieser<br />
Unterschied könnte durch e<strong>in</strong>e Eigenversorgung<br />
mit Nektar während des ersten Fluges nach <strong>der</strong><br />
Nacht im Nest bed<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> weiterer Grund für<br />
den längeren ersten Sammelflug könnten die<br />
niedrigeren Temperaturen am Morgen se<strong>in</strong>, da es<br />
e<strong>in</strong>en signifikanten Zusammenhang zwischen <strong>der</strong><br />
Dauer e<strong>in</strong>es Fluges und <strong>der</strong> Temperatur gab (je<br />
wärmer desto schneller). Der Nestaufenthalt nach<br />
e<strong>in</strong>em Sammelflug betrug durchschnittlich 3,5 ±<br />
1,7 m<strong>in</strong>. Der diurnale Aktivitätsrhythmus ist <strong>in</strong><br />
Abbildung 1 dokumentiert. Während e<strong>in</strong>es Sammelfluges<br />
sammelte e<strong>in</strong> Weibchen von C. he<strong>der</strong>ae<br />
im Durchschnitt 518.103 ± 346.639 (n = 15) Pollenkörner.<br />
Es handelte sich dabei ausschließlich um<br />
Pollen von He<strong>der</strong>a helix. E<strong>in</strong>e Brutzelle enthielt im<br />
Schnitt 2.811.816 ± 1.843.170 Pollenkörner. Somit<br />
benötigt e<strong>in</strong> Weibchen ungefähr 5 (5,4) Sammelflüge,<br />
um e<strong>in</strong>e Brutzelle zu verproviantieren, d.h. es<br />
benötigt etwa e<strong>in</strong>en Tag dafür. Somit konnte e<strong>in</strong> Weibchen <strong>in</strong> dem warmen und trockenen<br />
Herbst 2003 zwischen 12 und 18 Brutzellen anlegen.<br />
Es wurden vier Nester ausgegraben und bei diesen vier Nestern verlief <strong>der</strong> Hauptgang zunächst<br />
7 bis 12 cm nahezu horizontal <strong>in</strong> die Wand h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, um dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>kel von 70-90° steil<br />
nach unten abzufallen. Die ersten Zellen tauchten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tiefe von 30-45 cm auf und ab e<strong>in</strong>er<br />
Tiefe von 60 cm wurden ke<strong>in</strong>e Brutzellen mehr gefunden. Alle Brutzellen g<strong>in</strong>gen direkt vom<br />
Hauptgang ab und nur e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> vier Nester wies Seitengänge auf. Auffällig war die sukzessive<br />
Anordnung mehrerer Brutzellen direkt h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> (Abb. 2). Zwischen vier und 6 Zellen<br />
konnten jeweils e<strong>in</strong>em Nest zugeordnet werden, doch wahrsche<strong>in</strong>lich ist ihre Zahl höher.<br />
Zusammenfassend sche<strong>in</strong>t die Spezialisierung von C. he<strong>der</strong>ae auf e<strong>in</strong>e spät blühende Futterpflanze<br />
sowohl die Konkurrenz um die Pollenressource als auch um den Nistplatz zu m<strong>in</strong>imieren.<br />
Das Parasitierungsrisiko ist wahrsche<strong>in</strong>lich ebenfalls reduziert. Diese Vorteile kompensieren<br />
möglicherweise die Nachteile von oft ungünstigen Witterungsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> späten<br />
Jahreszeit. E<strong>in</strong>e vergleichende Untersuchung <strong>der</strong> nah verwandten Arten C. succ<strong>in</strong>ctus und C.<br />
halophilus wäre wünschenswert.<br />
Literatur<br />
BELLMANN, H. 1995: Bienen, Wespen, Ameisen: die Hautflügler Mitteleuropas. — Kosmos Verlag, <strong>Stuttgart</strong><br />
BISCHOFF, I., ECKELT, E. & KUHLMANN, M. (<strong>in</strong> press): On the biology of the Ivy-bee Colletes he<strong>der</strong>ae SCHMIDT &<br />
WESTRICH, 1993 (Hymenoptera, Apidae). — Bonner Zoologische <strong>Beiträge</strong><br />
MICHENER, C.D. 2000: The bees of the world. — John Hopk<strong>in</strong>s University Press, Baltimore<br />
MÜLLER, A., KREBS, A. & AMIET, F. 1997: Bienen. Mitteleuropäische Gattungen, Lebensweise, Beobachtung. —<br />
Naturbuch Verlag