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Systemische Konflikttransformation. Konzept und Anwendungsgebiete

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Gegenüber bevorzugen (müssen) <strong>und</strong> Schwierigkeiten mit inklusiven <strong>und</strong> allparteilichen<br />

Ansätzen haben, insbesondere wenn sich nicht eine baldige Beilegung des Konflikts<br />

abzeichnet, sondern dieser auf einem signifikanten Niveau kontinuierlicher<br />

Gewalthandlungen „eingefroren“ wird.<br />

Dies wird besonders deutlich anhand der Anreiz- <strong>und</strong> Sanktionsinstrumente, derer sich die<br />

Staatengemeinschaft bedient, um friedliche Orientierung zu belohnen <strong>und</strong><br />

Gewalthandlungen <strong>und</strong> Machtmissbrauch zu bestrafen. Anreize staatlicher Akteure, wie z. B.<br />

Entwicklungshilfe an nicht-staatliche Konfliktakteure, sind an die Zustimmung der jeweiligen<br />

Regierung geb<strong>und</strong>en, so dass dieser Weg oft nicht gangbar ist. Sanktionen wiederum, die<br />

gegen Menschenrechtsverletzungen verhängt werden, werden eher gegen<br />

Widerstandsbewegungen <strong>und</strong> ihre unterstützenden Organisationen verhängt, während die<br />

internationale Gemeinschaft mit Sanktionen gegen Staaten sehr viel zurück haltender ist.<br />

Eine solche Praxis verschärft eher die Asymmetrie als dass es sie abbaut.<br />

Aus Sicht internationaler Akteure bietet sich eine konstruktive Arbeitsteilung zwischen<br />

staatlichen <strong>und</strong> nicht-staatlichen Organisationen an, da staatliche Drittparteien aufgr<strong>und</strong><br />

ihres besonderen Zugangs direkt mit dem Staatsapparat kooperieren können, wohingegen<br />

nicht-staatliche Akteure in der Regel besser geeignet sind eine Position der Allparteilichkeit<br />

einzunehmen, um auch mit nicht-staatlichen Gewaltakteuren zu arbeiten. Aufgr<strong>und</strong> des<br />

hohen Polarisierungsdrucks bei langwierigen Konflikten <strong>und</strong> der in der Regel ungleich<br />

verteilten Macht zwischen den Konfliktparteien erfordert ein solches Vorgehen von den<br />

Drittparteien eine ausgeprägte Konfliktsensibilität sowie eine transparente, empathische<br />

Haltung gegenüber allen beteiligten Seiten. Wie die erfolgreiche Aushandlung von<br />

Friedensverträgen etwa im Sudan oder in Aceh/Indonesien zeigt <strong>und</strong> auch andere erfolgreiche<br />

Beispiele der Unterstützung von Friedensprozessen etwa im UN-Rahmen belegen, stellt eine<br />

konstruktive Prozessbegleitung <strong>und</strong> Dialog-facilitation seitens staatlicher <strong>und</strong> nichtstaatlicher<br />

Akteure eine Schlüsselaktivität der Friedensförderung dar. Zur Bearbeitung der<br />

Konfliktursachen sowie zur Absicherung von Friedensprozessen <strong>und</strong> zum Aufbau von<br />

Institutionen der konstruktiven Konfliktaustragung sind aber auch die strukturorientierten<br />

Maßnahmen der Friedensförderung wichtig, die häufig durch die Entwicklungszusammenarbeit<br />

gefördert werden. Diese erfolgreichen Ansätze unterstreichen die Bedeutung von<br />

vernetztem <strong>und</strong> sensiblem Vorgehen, <strong>und</strong> deuten gleichzeitig an, welche Herausforderungen<br />

es an die beteiligten Akteure der <strong>Konflikttransformation</strong> stellt.<br />

Bei der Betrachtung asymmetrischer Konflikte muss ein Umstand berücksichtigt werden, der<br />

erst in den letzten Jahren vermehrt Beachtung gef<strong>und</strong>en hat. Bis dahin lag ein großes<br />

Augenmerk auf den nicht-staatlichen Akteuren, ihrer Legitimität, ihrem Vorgehen usw.<br />

Zunehmend wird inzwischen jedoch beachtet, dass nicht alle staatlichen Akteure über gleiche<br />

Kompetenzen <strong>und</strong> Legitimation verfügen. Viele aktuelle Konflikte finden im Kontext<br />

schwacher oder versagender Staatlichkeit statt. Die in dieser Studie berücksichtigen Konflikte<br />

(Sri Lanka, Indonesien/Aceh, Georgien/Abchasien, Nepal, Sudan) können alle der Kategorie<br />

failing states zugeordnet werden, wenngleich die einzelnen Fälle sehr unterschiedlich<br />

gelagert sind. 11 Dabei kann Staatsversagen durchaus eine Auswirkung von Bürgerkriegen sein<br />

oder zumindest durch diese beschleunigt werden. Andererseits kann ein schwacher Staat oder<br />

ein Staat, der vorrangig der Durchsetzung von partikularen Gruppeninteressen dient,<br />

ursächlich an der Entstehung von Gewaltkonflikten beteiligt sein. So müssen bspw. im Sudan<br />

staatliche Akteure als Schlüsselakteure der vielfältigen innersudanesischen Konflikte gesehen<br />

werden, gleichzeitig repräsentieren diese Gruppen, die den Staatsapparat für ihre Interessen<br />

nutzen <strong>und</strong> instrumentalisierten, nur einen geringen Teil der sudanesischen Gesellschaft.<br />

Vertreter von Drittparteien, die einen Beitrag zur Konfliktbearbeitung <strong>und</strong> Friedensförderung<br />

11 Nach der Einteilung von Ulrich Schneckener (Hrsg.): States at Risk. Fragile Staaten als Sicherheits- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsproblem, Berlin: SWP 2004. Zu berücksichtigen ist hier, dass die Begrifflichkeit selbst ein Politikum<br />

darstellt <strong>und</strong> oft von den betreffenden Staaten als interventionistische Zumutung interpretiert wird.<br />

BFPS Studie – <strong>Systemische</strong> <strong>Konflikttransformation</strong><br />

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