Systemische Konflikttransformation. Konzept und Anwendungsgebiete
Systemische Konflikttransformation. Konzept und Anwendungsgebiete
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Agenten friedlichen Wandels, aber auch eine generelle Sensibilität für Veränderungspotential<br />
im System. Es geht bei der systemischen <strong>Konflikttransformation</strong> nicht darum, bestehende<br />
Systeme zu erhalten oder zu stabilisieren, sondern durch die Aktivierung systemeigener<br />
Ressourcen zu dessen Transformation beizutragen <strong>und</strong> zum Aufbau oder zur Stärkung von<br />
Unterstützungssystemen für den dazu notwendigen politischen <strong>und</strong> sozialen Wandel hin zu<br />
einer gerechten <strong>und</strong> friedlichen Gesellschaft beizutragen.<br />
Definitionsmerkmale der systemischen <strong>Konflikttransformation</strong><br />
1. Die systemische <strong>Konflikttransformation</strong> beruht auf der Einsicht, dass hoch eskalierte<br />
Inter-Gruppenkonflikte hochkomplexe "Systeme" darstellen, die nur begrenzt<br />
"modelliert" werden können, so dass sich alle Interventionen nur auf ein begrenztes<br />
Wissen stützen können.<br />
2. Umso wichtiger ist eine angemessen komplexe Konfliktanalyse, die mit einheimischen<br />
Akteuren durchgeführt wird <strong>und</strong> die insbesondere dem selbstreproduktiven Charakter<br />
vieler Inter-Gruppenkonflikte Rechnung trägt.<br />
3. Wesentlich für die Systemanalyse wie die Systemintervention ist die Notwendigkeit, die<br />
Systemgrenzen präzise zu definieren <strong>und</strong> sich der Verschachtelung von Systemen in<br />
Supra- <strong>und</strong> Subsystemen <strong>und</strong> ihrer Interdependenzen bewusst zu sein. Dabei sollten in<br />
einem Wechsel des Blickwinkels sowohl das Gesamtsystem („Vogelperspektive“) als auch<br />
einzelne Subsysteme („Froschperspektive“) fokussiert werden.<br />
4. Systeminterventionen benötigen die analytische Reduktion der Komplexität auf eine<br />
Reihe von Arbeitshypothesen, die machbare Interventionen mit "Hebelwirkung" erlauben<br />
<strong>und</strong> zur Identifikation von agents of peaceful change <strong>und</strong> der für politischen <strong>und</strong> sozialen<br />
Wandel notwendigen critical mass beitragen.<br />
5. Hilfreich ist es, Gebrauch von den Methoden angewandter Systemtheorie zu machen<br />
(insbesondere in der Organisationsberatung, Psychotherapie <strong>und</strong> Kybernetik).<br />
Der systemische Ansatz beruht dabei auf folgenden normativen Gr<strong>und</strong>lagen:<br />
• Der Notwendigkeit einer zivilen <strong>und</strong> konstruktiven Transformation von<br />
Konfliktsystemen;<br />
• Die Unterstützung von Prozessen eines umfassenden gesellschaftlichen Wandels ist<br />
für einen transformativen Ansatz wünschenswert <strong>und</strong> notwendig;<br />
• Die einheimischen Akteure müssen im driving seat sozialen Wandels sitzen;<br />
• Friedensförderung muss einen inklusiven Ansatz verfolgen;<br />
• Die Notwendigkeit eines holistischen Menschenrechts-Ansatzes;<br />
• Machtasymmetrien müssen berücksichtigt <strong>und</strong> bearbeitet werden;<br />
• Ein transformativer Ansatz muss auch zur Überwindung geschlechtsspezifischer<br />
Herrschafts- <strong>und</strong> Gewaltverhältnisse beitragen.<br />
Kernelemente der systemischen <strong>Konflikttransformation</strong><br />
<strong>Systemische</strong> Konfliktanalyse <strong>und</strong> Konfliktmonitoring: beschreibt Prinzipien, Ansätze <strong>und</strong><br />
Methoden, um die Komplexität von Konfliktsystemen möglichst adäquat zu erfassen. Neben<br />
der Darstellung von Methoden wie systems diagramming, geht es um die möglichst präzise<br />
Festlegung von Systemgrenzen, dem Abgleich <strong>und</strong> Wechsel von Vogel- <strong>und</strong> Froschperspektive<br />
<strong>und</strong> der Problematisierung der Rolle externer Akteure. Zudem wird auf kybernetische<br />
Analysemethoden skizziert <strong>und</strong> die analytische Relevanz von Widerständen erörtert.<br />
<strong>Systemische</strong> Interventionsplanung: hier steht Reduktion <strong>und</strong> Vereinfachung im<br />
Vordergr<strong>und</strong>. Die systemische <strong>Konflikttransformation</strong> hält dazu an, Strategien <strong>und</strong><br />
Arbeitshypothesen bezüglich geeigneter Anknüpfungspunkte <strong>und</strong> Interventionshebel zu<br />
entwickeln. Es werden einige Prinzipien <strong>und</strong> Hilfestellungen vorgestellt, die den Prozess der<br />
Hypothesengewinnung unterstützen. Darüber hinaus werden Methoden flexibler<br />
BFPS Studie – <strong>Systemische</strong> <strong>Konflikttransformation</strong> vi