Einige Bemerkungen zur poststrukturalistischen ... - Roger Behrens
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Seite 6<br />
veröffentlicht 1964 ›Der eindimensionale Mensch‹, Adorno 1966 die<br />
›Negative Dialektik‹.<br />
1968, also zehn Jahre nach Eislers Rundfunkgespräch über die<br />
Dummheit in der Musik, veröffentlicht Gilles Deleuze sein<br />
philosophisches Hauptwerk ›Differenz und Wiederholung‹, das – wenn<br />
man so will – schon im Titel Marcuses Eindimensionalitätsthese und<br />
Adornos Dialektik verwirft: Deleuze reiht sich ein in den<br />
»verallgemeinerten Antihegelianismus …« Und er erläutert: »Die<br />
Differenz und die Wiederholung sind an die Stelle des Identischen und<br />
des Negativen, der Identität und des Widerspruchs getreten.« 3<br />
Ein nicht unwesentlicher Zeuge des philosophischen Unterfangens<br />
Deleuze’ ist der Barockphilosoph Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 bis<br />
1716). Deleuze’ Antihegelianismus ist philosophischgeschichtlich eine<br />
Regression, ein Rückschritt auf den Mechanismus der Barockzeit. In dem<br />
Maße, wie Deleuze aber die Philosophiegeschichte »wie die Collage in<br />
einem Gemälde« versteht, wie eine »Kopie …, die der Kopie<br />
entsprechende Modifikationen« enthält, ist der Zugriff auf Leibniz<br />
lediglich eine beliebige Bastelei. In seinem Buch ›Die Falte. Leibniz und<br />
der Barock‹ beantwortet Deleuze im dritten Kapitel die Frage »Was ist<br />
barock?« mit der Monadologie Leibniz’. Leibniz denkt die Welt in<br />
Monaden (von ›monas‹ = Einheit), die fensterlos sind, keine Türen und<br />
Löcher haben (hieran schließt das ganze Leibnizsche System der<br />
›prästablierten Harmonie‹ und der ›repraesentatio mundi‹ an). Deleuze<br />
warnt, das Bild der fensterlosen Monaden zu abstrakt zu verstehen. Er<br />
konkretisiert mit a) dem Film, b) Jackson Pollock und Robert<br />
Rauschenberg. Dann kommt die barocke Stadt, dann Le Corbusier, Régis<br />
Debray, dann Mallarmé und schließlich Heidegger …, die ›Zwiefalt‹. 4 –<br />
Was soll das bedeuten? Deleuze’ Konkretion der Leibnizschen Monade<br />
scheint nicht mehr zu sein als eine absurde Banalisierug, assoziative<br />
Beliebigkeit des manierierten Gedankens.<br />
3 Gilles Deleuze, ›Differenz und Wiederholung‹, München 1997, S. 11.<br />
4 Gilles Deleuze, ›Die Falte. Leibniz und der Barock‹, Frankfurt am Main 1995,<br />
S. 53 ff.