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und Überschiebungsgürtels - GFZ

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Struktur <strong>und</strong> Entwicklung der Zentralen Anden <strong>und</strong> ihres östlichen Vorlandes 15<br />

2.1.2 Entwicklung<br />

Derzeit wird am Tiefseegraben vor der zentralen südamerikanischen Küste die ozeanische Nazca-<br />

Lithosphärenplatte in einer Richtung von etwa 80° <strong>und</strong> mit einer Geschwindigkeit zwischen 6 <strong>und</strong> 8 cm/a<br />

unter die Südamerikanische Platte subduziert (Angermann et al., 1999; DeMets et al., 1994, 1990; Abb. 2-1).<br />

Datierungen von Vulkaniten belegen, dass diese Subduktionszone bereits seit dem Jura besteht (Scheuber <strong>und</strong><br />

Reutter, 1992; Coira, 1982). Eine Kontraktion im backarc lässt sich anhand der Vorlandbeckensedimente im<br />

Bereich des heutigen Altiplano Plateaus ab 89 Ma nachweisen (Sempere et al., 1997). Die Entwicklung der<br />

Zentralen Anden zum Hochgebirge einschließlich Hochplateau beginnt, im Kontrast zur<br />

Subduktionsgeschichte, erst vor ca. 28-25 Ma (Jordan et al., 1997; Gubbels et al., 1993; Sempere et al.,<br />

1990).<br />

Die Orogenese der Zentralen Anden lässt sich grob in 2 Stadien einteilen. In dem Zeitraum von 25-10 Ma<br />

kommt es zur verteilten Verkürzung zwischen dem magmatischen Bogen <strong>und</strong> der Ostkordillere mit nur<br />

geringer Unterschiebung des Brasilianischen Schildes (pure shear Verkürzungsphase; Gubbels et al., 1993;<br />

Isacks, 1988). Während dieser Entwicklungsphase befindet sich die östliche Deformationsfront der Anden in<br />

der Ostkordillere, <strong>und</strong> Vorlandbeckensedimente dieser Zeit akkumulieren sich im Bereich des Altiplano<br />

(Sempere et al., 1997) <strong>und</strong> in geringen Mächtigkeiten östlich der Ostkordillere im Bereich der Subandinen<br />

Zone <strong>und</strong> des heutigen Vorlandbeckens (Gubbels et al., 1993). Am Ende dieser Phase hat das Altiplano<br />

Plateau wahrscheinlich weniger als die Hälfte seiner rezenten Höhe erreicht (Gregory-Wodzicki, 2000). Erst<br />

in der zweiten Phase der Andenentwicklung – von ca. 10 Ma bis heute - überschieben Altiplano <strong>und</strong><br />

Ostkordillere die Unterkruste des Brasilianischen Schildes auf einem intrakrustalen Abscherhorizont<br />

(Gubbels et al., 1993; Isacks, 1988). Diese Entwicklung wird als simple shear Deformationsphase betrachtet,<br />

da die Verkürzung der Unterkruste räumlich getrennt von der Oberkruste stattfindet (Gubbels et al., 1993;<br />

Isacks, 1988). In dieser neogenen Phase dringt die Deformation in die thin-skinned Falten- <strong>und</strong><br />

Überschiebungsgürtel der Subandinen Zone vor (Kley, 1996; Gubbels et al., 1993). Das Altiplano Plateau<br />

erreicht sukzessive seine rezente Höhe (Gregory-Wodzicki, 2000; Allmendinger et al., 1997). Aufgr<strong>und</strong> der<br />

Unterschiebung <strong>und</strong> Flexur der relativ steifen Lithosphäre des Brasilianischen Schildes kommt es zu einer<br />

raschen Ausweitung <strong>und</strong> Ost-Verlagerung des Vorlandbeckens (Coudert et al., 1995; Gubbels et al., 1993;<br />

Sempere et al., 1990).<br />

Die rezente Deformationsfront befindet sich entweder als ausstreichende Überschiebung an der vorderen<br />

Spitze der Subandinen Zone oder blind in den Hügeln des Vorgebirges (Baby et al., 1992). An der<br />

Deformationsfront werden rezent Sedimentgesteine vom kristallinen Gr<strong>und</strong>gebirge des Brasilianischen<br />

Schildes abgelöst <strong>und</strong> frontal an den wachsenden Orogenkeil akkretiert. Das Untersuchungsgebiet der<br />

vorliegenden Arbeit befindet sich in dem Übergangsbereich des Falten- <strong>und</strong> <strong>Überschiebungsgürtels</strong> zum<br />

<strong>und</strong>eformierten Vorland (Abb. 2-1 b).<br />

2.2 Die Bolivianische Orokline <strong>und</strong> der östliche backarc Bereich<br />

Die Bolivianische Orokline ist das Gebiet des Umstreichen in den Zentralen Anden von NW-SE nach N-S<br />

zwischen Arica in Chile <strong>und</strong> Santa Cruz in Bolivien (bei ca. 17°-18° S, Abb. 2-1). Der Begriff Orokline<br />

wurde von Carey (1958) eingeführt <strong>und</strong> definiert in seinem ursprünglichen Gebrauch ein Gebirge, das im<br />

Anschluss an die Orogenese eine Biegung in der Kartenebene erfährt. Paläomagnetischen Messungen<br />

unterstützten zunächst die Interpretation, dass die Bolivianische Orokline durch gegensätzliche Rotationen<br />

um jeweils 15-20° in beiden Schenkeln, entstanden ist (MacFadden et al., 1995, 1990; Macedo et al., 1992;<br />

Kono et al., 1985). Mittlerweile hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass die Zentralen Anden nie vollständig<br />

linear waren. Sowohl differenzielle Verkürzung als auch ggf. tektonische Erosion im forearc können zu der<br />

heutigen Form der Orokline beigetragen haben (Pope <strong>und</strong> Willet, 1998; Tinker et al., 1996, Sheffels, 1995;<br />

Isacks, 1988). Dementsprechend wird der Begriff Bolivianische Orokline heute meistens nicht mehr genetisch<br />

sondern deskriptiv verwendet. Das Untersuchungsgebiet dieser Arbeit befindet sich am Ostrand der<br />

Bolivianischen Orokline am Übergang Subandiner Zone zum Vorland. Für das Verständnis der<br />

Deformationsprozesse an der Deformationsfront eines gebogenen Orogens ist ein kurzer Überblick über den

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