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und Überschiebungsgürtels - GFZ

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Zusammenfassung 5<br />

Zusammenfassung<br />

Die Beobachtung initialer Deformationsstadien in Falten- <strong>und</strong> Überschiebungsgürteln <strong>und</strong> somit die<br />

Ableitung der Faktoren, welche für diese erste Deformation maßgeblich sind, ist nur in sehr wenigen<br />

Fallbeispielen oder in experimentellen Studien möglich <strong>und</strong> bearbeitet worden. Insbesondere räumliche<br />

Wechselwirkungen bei der kinematischen Entwicklung gebogener Falten- <strong>und</strong> Überschiebungsgürtel <strong>und</strong> in<br />

Segmenten, in denen die Deformationsfront nicht orthogonal zur Konvergenzrichtung steht, sind kaum<br />

systematisch untersucht.<br />

Ein hervorragendes natürliches Untersuchungsobjekt in einer solchen Position findet sich an der Ostseite<br />

der zentralen Anden. Dort stellt die Boomerang Hills Region (BHR), Fallbeispiel der vorliegenden Arbeit, ein<br />

Gebiet schiefer Einengung dar, welches durch ein nach S abtauchendes Gr<strong>und</strong>gebirge <strong>und</strong> eine SW-NE<br />

gerichtete Haupteinengungsrichtung verursacht wird. Sowohl das initiale Deformationsstadium der<br />

Boomerang Hills Überschiebungseinheit als auch Struktur <strong>und</strong> Geometrie des sich anschließenden<br />

<strong>und</strong>eformierten Vorlands wurden analysiert, um daraus die Steuerungsfaktoren der Deformation ableiten zu<br />

können.<br />

Die detaillierte Untersuchung der räumlich-zeitlichen Zusammenhänge der andinen <strong>und</strong> prä-andinen<br />

Strukturen im Bereich der Boomerang Hills Region wurde auf Basis eines dichten Netzes von 100<br />

reflexionsseismischen Profilen (Interpretation <strong>und</strong> Strukturmodell) <strong>und</strong> anhand von Satellitenbildern unter<br />

Einbeziehung des Entwässerungsnetzes (neotektonische Aktivität) im entsprechenden Vorlandbereich<br />

durchgeführt. Anschließende Modellierungen umfassten Bilanzierungen zur Validierung interpretierter<br />

Strukturen <strong>und</strong> Quantifizierung geologischer Prozesse, die Restauration verfalteter Horizonte (Kinematik)<br />

sowie die Abschätzung des kritischen Keilwinkels (geodynamischer Zustand).<br />

Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass die Entwicklung sowohl der Boomerang Hills<br />

Überschiebungseinheit als auch der östliche Seite der Bolivianischen Orokline hauptsächlich durch paläogeographische<br />

Einflüsse gesteuert wird.<br />

Die Untersuchung der präandinen Strukturen zeigt, dass im kristallinen Gr<strong>und</strong>gebirge der BHR eine<br />

Paläostruktur aus Anti- <strong>und</strong> Synformen vorliegt. Während der frühen Entwicklung des tertiären<br />

Vorlandbeckens werden einige dieser Reflektoren in minderen Gr<strong>und</strong>gebirgsaufschiebungen reaktiviert <strong>und</strong><br />

führen zu kleinen Falten im Deckgebirge. Die Gr<strong>und</strong>gebirgsbewegungen stehen vermutlich im Zusammenhang<br />

mit der Anlage des Vorlandbeckens <strong>und</strong> der Migration der Vorlandbeckenschwelle in einer heterogen Kruste.<br />

In dem andin nicht deformierten Vorland der BHR treten etwa WNW-ESE streichende Abschiebungen auf,<br />

die eine Hauptaktivität in der mittleren Phase der Vorlandbeckensedimentation im oberen Tertiär zeigen.<br />

Näher zum Brasilianischen Kraton, sind die Abschiebungen neotektonisch aktiv. Dieses ist auf die rezente<br />

flexurellen Extension im Zusammenhang mit der Lithosphärenbiegung der unterschobenen Südamerikanischen<br />

Platte zurückzuführen. Der Extensionsbetrag des Vorlandes liegt bei 1.1-1.5%.<br />

Der südliche Bereich der BHR ist durch eine junge, sich entwickelnde Überschiebungseinheit<br />

gekennzeichnet, deren Deformationsfront in zwei Domänen unterteilt werden kann: (1) Ein W-E bis NW-SE<br />

verlaufender frontaler Bereich, in dem die Strukturen mehr oder weniger orthogonal zur<br />

Haupteinengungsrichtung orientiert sind, besteht aus einem System aus Überschiebungen mit assoziierten<br />

Sattelstrukturen. Mindestens 1400-2000 m Verkürzung werden in diesem Bereich auf dem basalen<br />

Abscherhorizont akkomodiert. (2) Ein WSW-ENE streichender lateraler Bereich, der schräg zur SW-NE<br />

orientierten Haupteinengungsrichtung liegt, wird aus einem komplexen System von Blattverschiebungen, die<br />

mit dem Abscherhorizont in Verbindung stehen, sowie kleineren Falten aufgebaut.<br />

Die Deformationsfront der Boomerang Hills Überschiebungseinheit ist entlang einer Kante, die etwa mit<br />

dem Rand des paläozoischen Becken zusammenfällt lokalisiert. Auffällig ist, dass Störungen meist an<br />

Unregelmäßigkeiten in der Gr<strong>und</strong>gebirgsmorphologie geb<strong>und</strong>en sind <strong>und</strong> die Faltenachsen etwa parallel zu<br />

den Isobathen des nach Süden einfallenden Gr<strong>und</strong>gebirges streichen.<br />

Die Ausrichtung der Deformationsfront <strong>und</strong> der lateral variierende strukturelle Stil stellen das Resultat von<br />

Deformationslokalisation <strong>und</strong> Verformungsaufteilung dar. Aufgr<strong>und</strong> der fehlenden Möglichkeit, nahe der<br />

Erdoberfläche nicht-orthogonale Einengung durch schräge Aufschiebungen zu kompensieren, wird eine<br />

Verformungsaufteilung entlang der Deformationsfront der Boomerang Hills Überschiebungseinheit<br />

erzwungen. Dabei wird deren N 35° gerichtete Transportrichtung in eine tangentiale <strong>und</strong> eine orthogonale

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