Hochbegabtenförderung aktuell Nr. 5 - Landesschulrat für ...
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<strong>Hochbegabtenförderung</strong><br />
<strong>aktuell</strong><br />
<strong>Nr</strong>. 5<br />
St. Pölten, Dezember 2007
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Vorwort Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll und Landesrat Mag.Wolfgang Sobotka<br />
1. HR Hermann Helm, Amtsführender Präsident des <strong>Landesschulrat</strong>es <strong>für</strong> Niederösterreich<br />
Begabtenförderung in Niederösterreich: Talente entdecken und fördern 4<br />
2. HR FI Dr. Bernhard Seyr, Referat <strong>für</strong> Begabtenförderung, LSR f. NÖ<br />
Zum Stand der Begabten- und <strong>Hochbegabtenförderung</strong> in NÖ 2007 5<br />
3. Dr. Martin Peter, Projektleiter Begabtenakademie NÖ<br />
Die Begabtenakademie NÖ – ein neues Projekt zur Begabtenförderung 8<br />
4. Dipl.Päd. VOL Petra Summer, MSc, Referat <strong>für</strong> Begabtenförderung, LSR f. NÖ<br />
Ein Überblick über Aufgabengebiete und Veranstaltungen des Referats <strong>für</strong> Begabtenförderung 9<br />
5. Sommerakademien <strong>für</strong> Hochbegabte in NÖ 12<br />
5.1 Allgemeines und Ziele 12<br />
5.2 Teilnehmerzahlen 12<br />
5.3 Finanzierung 12<br />
5.4 Sommerakademien 2006 12<br />
5.4.1 7. Sommerakademie <strong>für</strong> VS 12<br />
5.4.2 6. Sommerakademie <strong>für</strong> HS und AHS-Unterstufe 13<br />
5.4.3 8. Intern. Sommerakademie <strong>für</strong> AHS-Oberstufe und BHS 13<br />
5.4.4 Zusammenfassung 13<br />
5.5 Die Sommerakademien 2007 14<br />
5.5.1 Abschlussbericht 8. Sommerakademie <strong>für</strong> VS 14<br />
5.5.2 Abschlussbericht 7. Sommerakademie <strong>für</strong> HS und AHS-Unterstufe 28<br />
5.5.3 9. Intern. Sommerakademie <strong>für</strong> AHS und BHS 42<br />
6. ECHA-Lehrgänge 55<br />
6.1 Der ECHA-Ausbildungslehrgang 2005/06 55<br />
6.1.1 Einige Erfahrungsberichte und Hospitations-Protokolle 56<br />
6.2 Der ECHA-Akademielehrgang 2006/07 59<br />
7. Best Practice – Berichte über Projekte der Begabtenförderung an den Schulen 61<br />
7.1 Begabungen in und außerhalb der Schule fördern 61<br />
7.2 Pulloutkurs „Philosophieren mit Kindern“ 71<br />
8. „Talenteoffensive NÖ“ – Fachtagung Begabtenförderung 1.Oktober 2007 72<br />
8.1 Tagungsbericht und Zusammenfassung der Referate 72<br />
8.2 Best Practice Modelle 80<br />
9. Vorschau: Veranstaltungen im Schuljahr 2007/08 85<br />
10. Verabschiedung von HR FI Dr. Seyr 87<br />
11. Gedanken zum Schluss 88<br />
Impressum:<br />
Herausgeber: Referat <strong>für</strong> Begabtenförderung des <strong>Landesschulrat</strong>es <strong>für</strong> Niederösterreich<br />
Rennbahnstraße 29, 3109 St. Pölten<br />
Für den Inhalt verantwortlich: Dipl. Päd. VOL Petra Summer, MSc<br />
Layout: Michael Chocholka, Petra Summer
Begabte sind Glücksfälle <strong>für</strong> unser Land - gerade in einer Gesellschaft, in der<br />
Spitzenleistungen immer mehr gefordert sind und Kreativität zum Lösen von Problemen<br />
und zum Meistern von Herausforderungen eine immer größere Rolle spielt.<br />
Von Seiten des Landes NÖ ist es uns daher ein großes Anliegen, Kindern und<br />
Jugendlichen eine Chance zu geben, ihre Fähigkeiten auszubauen und zu entfalten. In<br />
den niederösterreichischen Schulen hat die Begabtenförderung bereits Einzug gehalten<br />
– nun gilt es auch im außerschulischen Bereich optimale Bedingungen <strong>für</strong> eine<br />
vielfältige Talentförderung zu schaffen.<br />
Mit der Begabtenakademie, die in das Konzept der niederösterreichischen<br />
Kreativakademien eingebettet ist und gemeinsam mit der NÖ Landesakademie<br />
geschaffen wurde, haben wir eine solche Plattform ins Leben gerufen. Ab Anfang 2008<br />
geben wir Kindern und Jugendlichen in 5 Pilotregionen Niederösterreichs die Chance,<br />
ihre individuellen Talente zu entdecken und dieses Potenzial in intellektuelle und<br />
kreative Leistungen umzusetzen.<br />
Es freut mich sehr, dass es uns gelungen ist, vor dem Start der Begabtenakademie eine<br />
Fachtagung zu diesem Thema abzuhalten. Die Information und Präsentation<br />
verschiedenster Förderungsmöglichkeiten und Projekte wird uns auch in Zukunft großer<br />
Anreiz und Motivation sein.<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Inspiration mit der nun vorliegenden Publikation<br />
zur Fachtagung „Talenteoffensive NÖ – Begabtenförderung in NÖ“.<br />
Landeshauptmann Landesrat<br />
Dr. Erwin Pröll Mag. Wolfgang Sobotka
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
1. Begabtenförderung in NÖ:<br />
Talente entdecken und fördern<br />
Präsident des LSR f. NÖ<br />
HR Hermann Helm<br />
Aus der Sicht des <strong>Landesschulrat</strong>es ist es<br />
sehr erfreulich, dass das Thema<br />
Begabtenförderung in Österreich derzeit<br />
große Aktualität aufweist. Wir in<br />
Niederösterreich haben bereits 1986 mit<br />
der gezielten Begabtenförderung, und<br />
zwar auf dem Gebiet der Fremdsprachen,<br />
begonnen und damit das Thema<br />
entpolitisiert und gleichzeitig populär<br />
gemacht, sodass die Begabtenförderung<br />
heute aus dem schulischen Geschehen<br />
nicht mehr wegzudenken ist.<br />
Das Land Niederösterreich hat eine<br />
Vielzahl an Initiativen gesetzt: So gibt es<br />
im <strong>Landesschulrat</strong> <strong>für</strong> Niederösterreich<br />
ein sehr aktives Referat <strong>für</strong><br />
Begabtenförderung, das in der Abteilung<br />
<strong>für</strong> Schulpsychologie angesiedelt ist und<br />
mit dieser auch eng kooperiert. Es ist<br />
daran gedacht, die Begabten- und<br />
<strong>Hochbegabtenförderung</strong> weiter auszubauen<br />
und den Gedanken in jede Schule<br />
zu tragen, damit kein junges,<br />
aufblühendes oder vielleicht noch<br />
verborgenes Talent in Niederösterreich<br />
unentdeckt und dadurch ungefördert<br />
bleibt. Denn die Begabungen und Talente<br />
unserer Jugend machen den großen<br />
Reichtum unseres Landes aus.<br />
Wünschenswert ist außerdem, dass im<br />
gesamten österreichischen Schulsystem<br />
4<br />
die Begabtenförderung von der<br />
Volksschule bis zur höheren Schule<br />
integrativ und separativ umgesetzt wird.<br />
Dies muss als individuelle Förderung, wie<br />
es die Frau Bundesministerin in ihrem<br />
Rundschreiben <strong>Nr</strong>. 9 vom Juni 2007<br />
formuliert, in allen Schulen, von den<br />
Volksschulen bis hin zu den<br />
maturaführenden Schulen, stattfinden.<br />
Jeder Lehrer und jede Lehrerin ist dazu<br />
angehalten, den Kindern und Jugendlichen<br />
die ihren Fähigkeiten entsprechende<br />
Betreuung und Förderung zukommen zu<br />
lassen. Es macht aber auch Sinn, parallel<br />
dazu eigene gezielte Veranstaltungen zur<br />
Förderung besonders leistungsfähiger und<br />
leistungswilliger Schülerinnen und<br />
Schüler anzubieten und durchzuführen.<br />
Während durch die 21<br />
Fremdsprachenwettbewerbe in Niederösterreich<br />
bisher schon über 30.000<br />
Schülerinnen und Schüler erfasst wurden,<br />
konnten in den 24 Sommerakademien <strong>für</strong><br />
Hochbegabte seit 1999 und den so<br />
genannten Pullout-Kursen bereits rund<br />
2500 Kinder und Jugendliche besonders<br />
gefördert werden. Eine Ausweitung dieser<br />
Maßnahmen, also beispielsweise eine<br />
Verdoppelung der Plätze <strong>für</strong> die<br />
Sommerakademien <strong>für</strong> Volksschulkinder<br />
im Jahr 2008, damit kein Kind<br />
abgewiesen werden muss, ist geplant.<br />
Die im österreichweiten Vergleich große<br />
Anzahl an Sommerakademien am<br />
Semmering erfordern allerdings auch<br />
einen hohen finanziellen und<br />
organisatorisch-personellen Aufwand.<br />
Durch den großen, idealistischen Einsatz<br />
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des<br />
<strong>Landesschulrat</strong>s und der Lehrerinnen und<br />
Lehrer konnte die Organisation bisher gut<br />
bewältigt werden. Verlässliche Partner in<br />
der Finanzierung wie die NÖ<br />
Landesregierung, das BMUKK, die<br />
Wirtschaft, aber auch Organisationen wie<br />
vor allem Rotary, Kiwanis und Lions,<br />
unterstützen uns immer wieder, um die<br />
Beiträge <strong>für</strong> die Eltern erschwinglich zu
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
gestalten. Momentan sind wir gerade<br />
dabei, mit der „Begabtenakademie<br />
Niederösterreich“ eine enge Kooperation<br />
umzusetzen. Aktuelle Schulversuchsvorhaben<br />
zur Begabtenförderung dienen<br />
zum einen der Umsetzung gezielter<br />
Begabten- und <strong>Hochbegabtenförderung</strong> an<br />
möglichst vielen Standorten, zum anderen<br />
sind einige Schwerpunktschulen mit<br />
besonderer Berücksichtigung der<br />
Begabtenförderung geplant oder bereits<br />
im Entstehen. An denen können<br />
beispielsweise Klassen mit einer größeren<br />
Anzahl von begabten Kindern geführt<br />
werden die aber sonst die Förderung<br />
integrativ betreiben. Auf Grund der<br />
Struktur Niederösterreichs ist nicht daran<br />
gedacht, in unserem Bundesland<br />
Spezialschulen wie die Sir Karl<br />
Popperschule zu gründen.<br />
Die Pädagogischen Hochschulen, mit<br />
denen eine intensive Zusammenarbeit<br />
angestrebt wird, sehen die Einbringung<br />
von Modulen zur Begabtenförderung in<br />
ihren Studienplänen vor. Darüber hinaus<br />
wäre es aus unserer Sicht wichtig, wenn<br />
dort auch auf dem Gebiet der<br />
Lernforschung gearbeitet würde oder eine<br />
gezielte Curriculums-forschung betrieben<br />
werden könnte.<br />
HOFRAT HERMANN HELM<br />
Amtsführender Präsident des LSR f. NÖ<br />
hermann.helm@lsr-noe.gv.at<br />
5<br />
2. Zum Stand der Begabten-<br />
und <strong>Hochbegabtenförderung</strong> in<br />
Niederösterreich 2007<br />
HR FI Dr. Bernhard Seyr<br />
Aufgabe dieser nun vorliegenden 5. Folge<br />
von „<strong>Hochbegabtenförderung</strong> <strong>aktuell</strong>“ ist<br />
es, auf die laufende Entwicklung der<br />
Begabten- und <strong>Hochbegabtenförderung</strong> in<br />
Niederösterreich hinzuweisen.<br />
Entwicklung der Begabtenförderung in<br />
Niederösterreich - Perspektiven <strong>für</strong> die<br />
Zukunft<br />
1. Fremdsprachenwettbewerb<br />
Der Beginn der Begabtenförderung in<br />
Niederösterreich kann mit dem ersten<br />
Fremdsprachenwettbewerb 1986/87<br />
gleichgesetzt werden, als auf Initiative des<br />
damaligen Präsidenten des LSR <strong>für</strong> NÖ<br />
Adolf Stricker und FI Dr. Bernhard Seyr<br />
Begabtenkurse zur Vorbereitung auf den<br />
Wettbewerb eingerichtet wurden. Damit<br />
wurden erstmals Eltern und Lehrerinnen<br />
und Lehrer, aber auch die Lernenden und<br />
die schulische Öffentlichkeit <strong>für</strong> die<br />
Bedürfnisse besonders „leistungsfähiger<br />
und leistungswilliger“ Schülerinnen und<br />
Schüler (wie man sich damals vorsichtig<br />
ausdrückte) sensibilisiert. So entstand<br />
neben den traditionellen Olympiaden <strong>für</strong><br />
Mathematik, Physik und Chemie eine<br />
neue Form der Sprachenförderung, die<br />
bald zum Inbegriff der Begabtenförderung<br />
werden sollte. Mit rund 350<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />
jährlich in 10 Sprachen und insgesamt 21
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
verschiedenen Kategorien, darunter auch<br />
Deutsch als Fremdsprache <strong>für</strong> Gäste aus<br />
dem Ausland, wurde nunmehr ein hoher<br />
Durchdringungsgrad erreicht, wobei nun<br />
auch die Englischlernenden an<br />
Berufsschulen und an berufsbildenden<br />
mittleren Schulen sehr erfolgreich<br />
eingebunden werden. Die finanzielle<br />
Basis wurde mit der Gründung des<br />
„Vereins zur Förderung begabter und<br />
hochbegabter Schülerinnen und Schüler in<br />
NÖ“ geschaffen.<br />
2. ECHA-Ausbildung<br />
Mit dem ersten ECHA-Lehrgang <strong>für</strong><br />
AHS-Lehrerinnen und Lehrer 1998/99<br />
unter der Leitung von Prof. Dr. Franz<br />
Mönks wurde ein großer Sprung in der<br />
Qualität der Begabtenförderung gemacht<br />
und durch Exkursionen und den Besuch<br />
von internationalen Veranstaltungen der<br />
Anschluss an europäische Standards<br />
gefunden. Mittlerweile beträgt die Zahl<br />
der ECHA-Lehrerinnen und Lehrer in NÖ<br />
mehr als 200. Besonders erfreulich ist das<br />
steigende Interesse der Lehrpersonen aus<br />
berufsbildenden höheren Schulen. Die<br />
Kurse werden schulartenübergreifend<br />
geführt, unter den 35 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern des 8. ECHA-Lehrgangs<br />
sind auch Gäste aus anderen<br />
Bundesländern. Dr. Seyr wurde von Prof.<br />
Mönks beauftragt, die österreichischen<br />
ECHA-Kurse in den nächsten Jahren<br />
inhaltlich zu koordinieren, um einerseits<br />
die Organisation der Kurse in Österreich<br />
zu erleichtern und sie andererseits von<br />
anderen, ähnlichen Lehrgängen<br />
abzugrenzen. Das mittelfristige Ziel in<br />
jeder höheren Schule über einen ECHA-<br />
Lehrer zu verfügen, ist in den AHS<br />
beinahe erreicht, während in den Volks-<br />
und Hauptschulen eine gleichmäßige<br />
Verteilung der ECHA-Lehrpersonen über<br />
die Bezirke angestrebt wird.<br />
3. Zentrale außerschulische<br />
Fördermaßnahmen<br />
Die Sommerakademien <strong>für</strong> begabte und<br />
hochbegabte Schülerinnen am Semmering<br />
6<br />
haben sich sehr gut eingeführt und sind<br />
regelmäßig überbucht, sodass eine<br />
Vermehrung der Zahl der Plätze geplant<br />
ist. Jährlich können auf diese Weise ca.<br />
500 Kinder und Jugendliche gefördert<br />
werden. Als ganz besonders wertvoll hat<br />
sich die Einladung ausländischer<br />
Schülerinnen und Schüler zur<br />
Oberstufensommerakademie herausgestellt,<br />
weil tatsächlich sehr gut<br />
geeignete junge Menschen nach<br />
Österreich kommen, wie zum Beispiel<br />
jene Jugendlichen, die sich über die<br />
Deutsche Schülerakademie anmelden. Seit<br />
2002 werden zusätzlich pro Jahr 8-10<br />
Pullout-Kurse zu einzelnen Themen (von<br />
den Sprachen Englisch, Französisch und<br />
Russisch bis hin zur Relativitätstheorie<br />
und Gentechnik abgehalten, die mit einer<br />
etwas geringeren Dauer von 4-5 Tagen<br />
während des Schuljahres von den<br />
Schülerinnen und Schülern sehr gut<br />
angenommen werden.<br />
4. Begabtenförderung an den Schulen<br />
Leider sind zusätzlichen Kursen <strong>für</strong><br />
(Hoch)Begabte und den Olympiade-<br />
Kursen, die sich bei Lehrenden und<br />
Lernenden gleichermaßen großer<br />
Beliebtheit erfreuen, durch den Mangel an<br />
Ressourcen Grenzen gesetzt. Diese Kurse<br />
können bei weitem nicht an allen<br />
Standorten durchgeführt werden, und so<br />
kommt nach wie vor der integrativen<br />
Förderung der Begabten oder<br />
Interessierten in der Form der<br />
Individualisierung des Unterrichts in den<br />
heterogenen Klassen größte Bedeutung<br />
zu. Dabei kann es nicht das Ziel sein, nur<br />
jene (statistisch gesehen) schmale Spitze<br />
der 2 % Hochbegabten in einer<br />
Altersgruppe zu fördern, da diese ja oft<br />
nicht klar identifiziert sind, sondern es<br />
geht um Angebote und individuelle<br />
Förderung <strong>für</strong> 15-20 % der Jugendlichen<br />
mit erkennbar höherem Potenzial, die zu<br />
hoher Performanz (Leistung) geführt<br />
werden sollen.<br />
Es muss unser Bestreben sein, jeden<br />
Schüler, jede Schülerin, aus unserer Sicht
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
vor allem die interessierten und<br />
talentierten bis begabten, nach ihren<br />
Fähigkeiten bestmöglich zu fördern. Das<br />
kann nur in der Schule, in der Klasse,<br />
integrativ im täglichen Unterricht<br />
geschehen. Und es gilt, dieses<br />
Bewusstsein unter allen Pädagoginnen<br />
und Pädagogen zu entwickeln und zu<br />
schärfen.<br />
5. Tendenzen bei der Umsetzung der<br />
Begabtenförderung in NÖ<br />
Die Nachfrage nach gezielten Maßnahmen<br />
zur Förderung von begabten und<br />
hochbegabten Kindern und Jugendlichen<br />
von Seiten der Eltern nimmt ständig zu.<br />
Diesem Trend entsprechend werden<br />
einerseits die Zusatzangebote außerhalb<br />
der Schule weiter vermehrt werden,<br />
andererseits müssen Konzepte zur<br />
integrativen individuellen Förderung<br />
entwickelt werden:<br />
• Entwicklung von Schulprogrammen<br />
zur individuellen<br />
Förderung<br />
• Ausweitung der Begabtenförderung<br />
auf alle Schulen<br />
• Verstärkung der Curriculum-<br />
Forschung an den Universitäten<br />
und Pädagogischen Hochschulen<br />
• Ausbildung der Studentinnen und<br />
Studenten an den Pädagogischen<br />
Hochschulen<br />
• Verstärkte Lehrerfortbildung (In-<br />
Service Teacher Training) und<br />
ECHA-Kurse<br />
• Einbinden der Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>für</strong> Begabtenförderung<br />
• Wirkungsvollere Elternberatung<br />
• Verstärkte Tätigkeit des „Vereins<br />
zur Förderung begabter und<br />
hochbegabter Schülerinnen und<br />
Schüler in NÖ“<br />
• Gezielte Einbindung der<br />
Wirtschaft in die Finanzierung der<br />
Begabtenförderung<br />
Zur Umsetzung der nötigen Maßnahmen<br />
wird eine enge Zusammenarbeit mit den<br />
7<br />
neuen Pädagogischen Hochschulen<br />
angestrebt, damit die jahrzehntelange<br />
fruchtbare und effiziente Kooperation mit<br />
dem Pädagogischen Institut des Bundes<br />
<strong>für</strong> NÖ bei der Abwicklung der<br />
zahlreichen Seminare und Lehrgänge<br />
fortgesetzt werden kann.<br />
Völlig neue Perspektiven eröffnen sich<br />
aber in Niederösterreich durch die<br />
Kooperation mit der Begabtenakademie<br />
Niederösterreich und dem Verein Kreativ,<br />
die den <strong>Landesschulrat</strong> <strong>für</strong> NÖ, das<br />
Referat <strong>für</strong> Begabtenförderung und den<br />
„Verein zur Förderung begabter und<br />
hochbegabter Schülerinnen und Schüler in<br />
NÖ“ in Hinblick auf Organisation,<br />
Administration und Öffentlichkeitsarbeit,<br />
aber auch inhaltlich und fachlich<br />
unterstützen und entlasten werden.<br />
Als Auftakt dieser neuen Kooperation<br />
kann die Fachtagung „Begabtenoffensive<br />
NÖ“ am 1. Oktober 2007 in St. Pölten<br />
gesehen werden, bei der ein Rückblick auf<br />
bisher Erreichtes und ein Ausblick in die<br />
Zukunft der Begabtenförderung in<br />
Niederösterreich geboten wurde.<br />
DR. BERNHARD SEYR<br />
langjähriger Koordinator <strong>für</strong><br />
Begabtenförderung in Niederösterreich<br />
seyr.bernhard@aon.at
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
3. Die Begabtenakademie NÖ –<br />
ein neues Projekt zur<br />
Begabtenförderung<br />
Dr. Martin Peter<br />
Im März 2007 wurde mit den Arbeiten zur<br />
Begabtenakademie NÖ begonnen. Ziel<br />
dieser seitens des Landes Niederösterreich<br />
auf Initiative von LH Dr. Erwin Pröll und<br />
LR Mag. Wolfgang Sobotka gegründeten<br />
Einrichtung ist die Förderung begabter<br />
Kinder und Jugendlicher in Ergänzung der<br />
vor allem seitens der Schulbehörden<br />
bereits bestehenden Maßnahmen wie den<br />
jährlich am Semmering stattfindenden<br />
Sommerakademien <strong>für</strong> Hochbegabte.<br />
Die Begabtenakademie NÖ möchte<br />
begabte junge Menschen<br />
- finden<br />
- fördern und<br />
- unterstützen,<br />
damit sie ihre Talente entwickeln und<br />
umsetzen können.<br />
Dazu wurde ein Kernteam aus engagierten<br />
Lehrer/innen gebildet, die über eine vom<br />
European Council of High Ability<br />
akkredidierte Zusatzausbildung mit<br />
Diplomabschluss (Ausbildungslehrgang<br />
Specialist in Gifted Education) verfügen.<br />
Dieses Kernteam bereitete gemeinsam mit<br />
dem Projektmanagement der Begabtenakademie<br />
NÖ Grundlagen <strong>für</strong> die Arbeit<br />
mit Eltern und Lehrer/innen vor. Mit<br />
September 2007 wurde in den<br />
Pilotregionen Amstetten, Krems,<br />
Waidhofen/Ybbs und Klosterneuburg<br />
begonnen, Veranstaltungen zur<br />
8<br />
Information von Eltern sowie<br />
Veranstaltungen zur Lehrerfortbildung<br />
durchzuführen. Erste Rückmeldungen<br />
zeigen das große Interesse <strong>für</strong> das Thema<br />
Begabtenförderung seitens der beiden<br />
Zielgruppen.<br />
Ab 2008 sollen in den Pilotregionen<br />
Talentförderkurse angeboten werden, in<br />
denen begabte Kinder und Jugendliche ein<br />
spezifisches Angebot erhalten, das ihren<br />
Interessen und ihrem Leistungsvermögen<br />
gerecht wird.<br />
Am 1. Oktober 2007 fand in St. Pölten die<br />
Fachtagung „Talenteoffensive NÖ-<br />
Begabtenförderung in Niederösterreich“<br />
statt. 180 Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer wurden über die vielfältigen<br />
Maßnahmen auf dem Gebiet der<br />
Förderung begabter junger Menschen<br />
informiert und konnten sich im Rahmen<br />
einer eindrucksvollen Leistungsschau, bei<br />
der 25 konkrete Projekte präsentiert<br />
wurden, überzeugen, dass Begabtenförderung<br />
auch in Niederösterreich<br />
Eingang in Schule und Bildungswesen<br />
gefunden hat.<br />
Von wissenschaftlicher Seite wies der<br />
Ulmer Begabtenforscher Prof. Dr. Albert<br />
Ziegler in seinem Referat auf die<br />
Bedeutung selbstregulierten Lernens hin,<br />
das gerade <strong>für</strong> die Förderung begabter<br />
junger Menschen von grundlegendem<br />
Wert ist.<br />
In Vertretung des Präsidenten des<br />
<strong>Landesschulrat</strong>s <strong>für</strong> Niederösterreich,<br />
Hofrat Hermann Helm, stellte LSI<br />
Leopold Rötzer die langjährige<br />
Aufbauarbeit im Rahmen des<br />
niederösterreichischen Schulwesens dar,<br />
die in den seit 10 Jahren stattfindenden<br />
Sommerakademien <strong>für</strong> Hochbegabte oder<br />
in einer Reihe von speziellen Fördermaßnahmen<br />
an einzelnen Schulen ihren<br />
Niederschlag gefunden hat.<br />
Landesrat Mag. Wolfgang Sobotka wies<br />
in seinem Referat auf die grundlegende
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
gesellschaftliche Bedeutung von<br />
Begabtenförderung hin – in unserer<br />
Wissensgesellschaft sind<br />
Spitzenleistungen notwendiger denn je,<br />
die <strong>aktuell</strong>en Herausforderungen in<br />
Wissenschaft, Technik, Wirtschaft und<br />
Gesellschaft erfordern kreative Lösungen<br />
engagierter Bürgerinnen und Bürger, die<br />
dann der Allgemeinheit zugänglich<br />
gemacht werden. Eine deutliche Absage<br />
erteilte er in diesem Zusammenhang<br />
allerdings allen Bestrebungen,<br />
Begabtenförderung als einseitig<br />
privilegierende Elitenbildung<br />
misszuverstehen. Vielmehr geht es darum,<br />
die Leistungen von besonders Begabten<br />
als Beitrag zum Gemeinwohl zu erkennen<br />
und zu nützen.<br />
Nähere Informationen über die<br />
Begabtenakademie NÖ dazu finden sich<br />
unter der Homepageadresse<br />
www.begabtenakademie-noe.at<br />
.<br />
4. Ein Überblick über Aufgaben-<br />
gebiete und Veranstaltungen des<br />
Referats Begabtenförderung im<br />
LSR f. NÖ<br />
Dipl. Päd. Petra Summer, MSc<br />
Um den wachsenden Anforderungen und<br />
Anfragen im Bezug auf<br />
Begabtenförderung besser gerecht werden<br />
zu können und um die Wichtigkeit dieser<br />
Form von gezielter Förderung von<br />
Schülerinnen und Schülern mit<br />
besonderen Bedürfnissen zu betonen,<br />
9<br />
wurde im <strong>Landesschulrat</strong> <strong>für</strong><br />
Niederösterreich ein eigenes Referat <strong>für</strong><br />
Begabtenförderung eingerichtet. Es steht<br />
unter der Leitung von HR FI Dr. Bernhard<br />
Seyr, dem Landeskoordinator der<br />
Begabtenförderung Niederösterreichs, in<br />
enger Zusammenarbeit mit der<br />
Schulpsychologie NÖ unter der Leitung<br />
von HR DDr. Andrea Richter, ständige<br />
Mitarbeiterin ist Dipl. Päd VOL Petra<br />
Summer.<br />
Das Referat sieht sich als klare<br />
Anlaufstelle <strong>für</strong> alle Fragen der Begabten-<br />
und <strong>Hochbegabtenförderung</strong> <strong>für</strong> Eltern,<br />
Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen<br />
und Lehrer aber auch als Ansprechpartner<br />
im Kontakt mit den Koordinatoren der<br />
Begabtenförderung in allen Bundesländern,<br />
mit dem BMBWK und<br />
international.<br />
Prioritäten in der Begabtenförderung<br />
in NÖ<br />
Die <strong>für</strong> Niederösterreich relevanten<br />
Tendenzen in der Begabtenförderung<br />
lassen sich folgendermaßen<br />
zusammenfassen:<br />
• Ausweitung der Elternarbeit<br />
• Lehrplanarbeit und Curriculum-<br />
Forschung<br />
• Ausrichtung auf integrative<br />
(Hoch)Begabtenförderung (in der<br />
heterogenen Klasse)<br />
• Talentförderkurse (TFK) in den<br />
Schulen<br />
• Außerschulische Förderprogramme<br />
wie bisher (Pullout-Kurse,<br />
Sommerakademien)<br />
• Vernetzung der Begabtenförderung<br />
durch eine Kooperation<br />
mit der NÖ. Begabtenakademie<br />
• Aus- und Fortbildung der Lehrer<br />
in speziellen Akademielehrgängen,<br />
aber auch bezirksübergreifend und<br />
intern in BLAGs, pädagogischen<br />
Konferenzen, Informations-<br />
veranstaltungen, etc.
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Begabtenförderung an den Schulen<br />
Diese bildet einen Kernpunkt der<br />
Begabtenförderung und umfasst bei<br />
Bedarf die Koordination, Organisation<br />
und Begleitung zahlreicher Maßnahmen<br />
wie beispielsweise Begabtenkurse in den<br />
Fremdsprachen zur Vorbereitung des<br />
Fremdsprachenwettbewerbs, Talentförderkurse<br />
an den AHS und BHS, Talent- und<br />
Begabtenförderkurse im Pflichtschulbereich<br />
(verschiedene Modelle), das<br />
„Drehtür-Modell“ in verschiedenen<br />
Ausprägungen:<br />
• zusätzliche Gegenstände werden<br />
erlernt<br />
• Einzelprojekte werden erarbeitet<br />
• Besuch einzelner<br />
Unterrichtsgegenstände in anderen<br />
Klassen<br />
• Wahlpflichtfächer <strong>für</strong> Begabte<br />
• Kurzprojekte ( 4-8 Wochen) <strong>für</strong><br />
Schülergruppen<br />
• Schnupperspringen<br />
• Überspringen<br />
Beratungstätigkeit:<br />
DDr. Richter, Dr. Seyr und Dipl.Päd.<br />
Petra Summer sind bemüht, sämtliche<br />
Anfragen (telefonisch, per e-mail, per<br />
Post) von Lehrerinnen und Lehrern<br />
verschiedener Schularten und von Eltern<br />
zu beantworten und, soferne gewünscht,<br />
geeignete Informationsmaterialien<br />
(Handreichungen, Publikationen,...) zu<br />
übermitteln.<br />
Veranstaltungen und Aktivitäten<br />
Eine zunehmende Bedeutung haben die<br />
außerschulischen Veranstaltungen <strong>für</strong><br />
hochbegabte Schülerinnen und Schüler<br />
wie die Sommerakademien <strong>für</strong> drei<br />
verschiedene Altersstufen und die<br />
Intensivkurse <strong>für</strong> einzelne Gegenstände<br />
und Fachgebiete, bei denen<br />
Niederösterreich von der Quantität und<br />
der Qualität her gesehen eine führende<br />
Rolle in Österreich einnimmt.<br />
So fanden im heurigen Schuljahr folgende<br />
Veranstaltungen statt:<br />
10<br />
21. Fremdsprachenwettbewerb<br />
Vorbereitungskurse da<strong>für</strong> gab es in<br />
einzelnen Schulen von Oktober 2006 bis<br />
März 2007, der Landeswettbewerb fand<br />
vom 14. - 15. 03. 2007 in St. Pölten statt<br />
(ca. 370 Teilnehmer in 10 Sprachen, 20<br />
Kategorien, Schularten: AHS, BHS, BS,<br />
neu: BMS).<br />
Für 2007/08 ist ein Englisch-Wettbewerb<br />
<strong>für</strong> die 4. Klassen der AHS und HS in<br />
Planung.<br />
Sommerakademien 2007 am<br />
Semmering:<br />
8. Sommerakademie <strong>für</strong> VS:<br />
Sa, 16. – Mi, 20. 06. 2007<br />
132 Teilnehmer/innen<br />
7. Sommerakademie <strong>für</strong> HS u. AHS –<br />
Unterstufe,<br />
Fr, 22. – Mi, 27. 06. 2007<br />
106 Teilnehmer/innen<br />
9. Internat. Sommerakademie <strong>für</strong><br />
AHS-Oberstufe u. BHS,<br />
Do, 28. 06. – Fr, 06. 07. 2007<br />
101 Teilnehmer/innen<br />
Die Ausschreibungen erfolgten sowohl<br />
elektronisch als auch mittels Prospekten<br />
direkt an die Schulen. Eine Anmeldung<br />
ist nur mit dem Anmeldeformular über die<br />
Schulen möglich.<br />
Pullout-Kurse im Schuljahr 2006/07:<br />
• Mathematik-Informatik:<br />
„Experimentelle Geometrie“<br />
3. – 4. Kl. AHS und HS,<br />
29. 01. – 01. 02. 2007, Weinbauschule<br />
Krems<br />
Leitung: Dr. Hildgard Urban-Woldron,<br />
G Sacre Coeur Pressbaum<br />
• Russisch: „Intensiv russisch<br />
reden, hören, schreiben, lesen<br />
und sehen“<br />
6. – 8. Kl. AHS, 29. 01. – 02. 02. 2007,<br />
Seminarzentrum Raach am Hochgebirge<br />
Leitung: Dr. Erich Poyntner,<br />
BG/BRG St. Pölten, Josefstraße,<br />
Julija A. Tjufjakova, Universität Wien
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
• Französisch: „Cinema francais“<br />
7.– 8. Kl. AHS, 29. 01. – 02. 02. 2007,<br />
Seitenstetten<br />
Leitung: Dr. Michel Mareschal, BG<br />
Purkersdorf, Mag. Alexandra Dämon, BG<br />
Perchtoldsdorf,<br />
• Biologie/Psychologie/Philosophie<br />
„Wenn du denkst, du denkst,<br />
dann denkst du nur, du<br />
denkst,...“<br />
6. - 8. Kl. AHS, 26. 02. – 02. 03.2007,<br />
Weinbauschule Krems<br />
Leitung: Mag. Margit Wieland, BG<br />
Berndorf, Mag. Johann Wurzenberger,<br />
BRG Krems, Ringstraße<br />
• Philosophieren mit Kindern:<br />
„Mythen aus aller Welt“<br />
1. u. 2. Kl. AHS und HS, 28. 04. – 01. 05.<br />
2007, Weinbauschule Krems<br />
Leitung: VOL Petra Summer, VS Daniel<br />
Gran I, St. Pölten, HOL Helga Fischer,<br />
HS Böheimkirchen<br />
• Englisch: „Fun with stories“<br />
2. Kl. AHS und HS,<br />
Landwirtschaftl. Fachschule Hollabrunn<br />
Termin 1: 16. – 19. 05. 2007<br />
Termin 2: 07. – 10. 06. 2007<br />
Leitung: HOL Gabriele Erber, HS<br />
Großweikersdorf, Brian Taylor, Native<br />
Speaker<br />
Auch bei allen Pullout-Kursen erfolgte die<br />
Ausschreibung und die Anmeldung über<br />
die Schulen.<br />
Publikationen<br />
Zusätzlich zu der<br />
bereits im Mai 2005<br />
an alle Schulen in NÖ<br />
ausgeschickten<br />
„Handreichung <strong>für</strong><br />
Lehrerinnen und<br />
Lehrer zur (Hoch)<br />
Begabtenförderung“,<br />
11<br />
die bereits in der Ausgabe von APS,<br />
Nummer 3, 2005, vorgestellt und nun<br />
aktualisiert wurde, erschien im Herbst<br />
2006 anlässlich des Kongresses des özbf<br />
eine Handreichung mit dem Titel:<br />
„Versteckt-Verkannt-Verborgen:<br />
Erkennen und Fördern hoch-begabter<br />
Under-achiever“<br />
<strong>für</strong> Lehrerinnen und<br />
Lehrer an Grundschulen<br />
(aber auch<br />
<strong>für</strong> weiterführende<br />
Schulen geeignet).<br />
Beide können im LSR<br />
angefordert bzw. von<br />
der Homepage des<br />
LSR heruntergeladen<br />
werden.<br />
Mit Wirksamkeit 30. November 2007<br />
wurde ich vom Amtsführenden<br />
Präsidenten des LSR f. NÖ, HR<br />
Hermann Helm, als Nachfolgerin von<br />
Dr. Bernhard Seyr zur Bundesländerkoordinatorin<br />
<strong>für</strong> Begabtenförderung<br />
in NÖ ernannt. Ich bedanke mich an<br />
dieser Stelle <strong>für</strong> das in mich gesetzte<br />
Vertrauen und werde bemüht sein, die<br />
Agenda und Anliegen der<br />
Begabtenförderung im Sinne von Dr.<br />
Seyr bestmöglich weiter zu betreuen.<br />
Auskünfte und Informationen zu allen<br />
Fragen der (Hoch)Begabtenförderung<br />
im Referat <strong>für</strong> Begabtenförderung:<br />
Dipl. Päd. VOL Petra Summer, MSc<br />
Bundesländerkoordinatorin im LSR f. NÖ,<br />
Rennbahnstr. 29, A-3109 St. Pölten,<br />
Tel.: 02742/280-4581, Fax:1111<br />
petra.summer@lsr-noe.gv.at<br />
Informationen findet man auch auf der<br />
Homepage des LSR www.lsr-noe.gv.at<br />
(weiter – Aktuelles –Begabtenförderung),<br />
die ständig aktualisiert wird.<br />
Auch die speziell ausgebildeten ECHA-<br />
Lehrer/innen die ein Diplom zur<br />
(Hoch)begabtenförderung erworben<br />
haben, fungieren als Ansprechpartner.<br />
Derzeit gibt es in NÖ mehr als 200<br />
Lehrer/innen mit dieser Ausbildung.
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
5. Sommerakademien <strong>für</strong><br />
Hochbegabte in<br />
Niederösterreich<br />
5.1 Allgemeines und Ziele<br />
Sei etlichen Jahren veranstaltet der<br />
„Verein zur Förderung begabter und<br />
hochbegabter Schülerinnen und Schüler in<br />
Niederösterreich“ gemeinsam mit dem<br />
LSR <strong>für</strong> NÖ in Kooperation mit dem<br />
Pädagogischen Institut des Bundes <strong>für</strong> NÖ<br />
unter der Leitung von Fachinspektor Dr.<br />
Bernhard Seyr die Sommerakademien <strong>für</strong><br />
hochbegabte Schülerinnen und Schüler am<br />
Semmering.<br />
Die Veranstaltungen verfolgen das Ziel,<br />
mit Unterstützung von qualifizierten<br />
Lehrkräften und Fachleuten aus der Praxis<br />
neue Wissensbereiche zu entdecken und<br />
zu bearbeiten. Darüber hinaus soll<br />
besonders begabten Kindern und<br />
Jugendlichen die Möglichkeit gegeben<br />
werden, sich einerseits selbst besser<br />
kennen zu lernen und eigene Interessen,<br />
Neigungen und Tätigkeiten genauer zu<br />
erforschen, andererseits in intensiver<br />
Zusammenarbeit mit anderen<br />
Gleichgesinnten soziale Erfahrungen in<br />
einem offenen und toleranten Klima zu<br />
machen und in homogenen Gruppen<br />
Teamarbeit zu erleben.<br />
Bei der Auswahl der Kursthemen und der<br />
Inhalte wird darauf geachtet, besondere<br />
inhaltliche und methodische<br />
Schwerpunkte zu setzen, vernetztes und<br />
kreatives Denken zu fördern und im<br />
Unterricht Selbständigkeit, fachliches<br />
Niveau, kooperative Arbeitsformen und<br />
Einübung in wissenschaftliche Standards<br />
zu ermöglichen.<br />
5.2 Teilnehmerzahlen<br />
Insgesamt wurden 2006 in den 3<br />
Sommerakademien am Semmering 310<br />
hochbegabte Schülerinnen und Schüler<br />
gefördert, im Jahr 2007 nahmen fast 340<br />
Schülerinnen und Schüler teil.<br />
12<br />
5.3 Finanzierung<br />
Um möglichst vielen Schülern die<br />
Teilnahme zu ermöglichen, wird der<br />
Schülerbeitrag etwas niedriger angesetzt<br />
und deckt bei weitem nicht alle Kosten <strong>für</strong><br />
Unterbringung, Unterricht und<br />
Verpflegung sowie erforderliche<br />
Unterrichtsmittel.<br />
Der Restbetrag wird durch Sponsoren<br />
aufgebracht. Die Sommerakademien<br />
wurden im Jahr 2006 und 2007<br />
unterstützt durch einzelne Rotary Clubs in<br />
NÖ, den Rotary Distrikt 1910, das<br />
BMBWK, die NÖ Landesregierung, das<br />
Österr. Zentrum <strong>für</strong> Begabtenförderung<br />
und Begabungsforschung in Salzburg und<br />
die Raiffeisen Bank.<br />
5.4 Die Sommerakademien 2006<br />
5.4.1 Bericht über die<br />
7. Sommerakademie <strong>für</strong><br />
Volksschulen (16. - 20. Juni 2006)<br />
128 Schülerinnen und Schüler der 3. und<br />
4. Klasse besuchten die erstmals<br />
angebotenen 9 Kurse, die unter dem<br />
Motto „<br />
Wissen erwerben, Neues entdecken,<br />
Fantastisches erleben“ angeboten<br />
wurden.<br />
Im Deutschkurs zum Thema<br />
„Sprachforscher“ wurden versucht, den<br />
Geheimnissen der Sprache (Fantastische<br />
Literatur & coole News) auf die Spur zu<br />
kommen.<br />
Schauspielerisch Begabte erweiterten<br />
beim Theaterkurs „Frau Tasche und Herr<br />
Besen – Unterwegs in eigenen<br />
Geschichten“ ihre kreativen Fähigkeiten<br />
und deren Umsetzung in der Gruppe.<br />
Naturwissenschaftlich Interessierte<br />
kamen beim Biologiekurs „Essen und<br />
gefressen werden – du bist, was du isst!“,<br />
und beim Geografie/Astronomiekurs<br />
„Geografische und astronomische Rätsel<br />
erforschen“ auf ihre Rechnung.
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Besonders spannend und zauberhaft ging<br />
es in den drei Chemie- und<br />
Physikkursen mit den Titeln<br />
„Fantastische Chemie“, „Zauberhafte<br />
Chemie – Auf den Spuren von Harry<br />
Potter“ und „Physik und Zauberei:<br />
Kartenzauber und andere faszinierende<br />
Phänomene“ zu.<br />
Beim Mathematikkurs „Riesen und<br />
Sonderlinge “ standen besondere Zahlen,<br />
logische Denkaufgaben, knifflige<br />
Knobelbeispiele und mathematische<br />
Zaubertricks im Mittelpunkt der<br />
Kursarbeit.<br />
Auch die Kunstinteressierten kamen in<br />
diesem Jahr nicht zu kurz: Sie wandelten<br />
auf einer „Zeitreise von der<br />
Höhlenmalerei zur Pop-Art“ durch die<br />
Kunstgeschichte.<br />
5.4.2 Bericht über die<br />
6. Sommerakademie <strong>für</strong> HS und<br />
AHS-Unterstufe (22. – 27. Juni<br />
2006), 89 Teilnehmer/innen<br />
In 6 Kursen mit 6 Stunden täglicher<br />
Kursarbeit in Vormittags- und<br />
Nachmittagseinheiten wurden die<br />
Themenschwerpunkte Biologie:<br />
„Abenteuer Tier und Mensch“, Physik<br />
„Zauberhafte Physik oder Fauler Zauber<br />
in der Physik?“, Informatik: „Robotix –<br />
Einführung in den Roboterbau und in die<br />
Programmierung“, Deutsch: „Fabelhafte<br />
Geschichten: Fabeln, Parabeln und<br />
Mythen aus aller Welt“, Geschichte:<br />
„Gemeinsame Geschichte kritisch und<br />
kreativ: Österreich und seine Nachbarn<br />
Tschechien, Slowakei und Ungarn“ und<br />
Englisch „Newspapers and Magazines: A<br />
reading and writing adventure“<br />
bearbeitet.<br />
Die Angebote am Nachmittag und Abend<br />
umfassten neben sportlichen Aktivitäten<br />
auch eine Einführung in den Umgang mit<br />
dem Internet, chemische Experimente, etc.<br />
13<br />
5.4.3 Bericht über die<br />
8. Intern. Sommerakademie <strong>für</strong><br />
AHS und BHS (29.Juni - 7. Juli<br />
2006), 93 Teilnehmer/innen<br />
Wie schon in den letzten Jahren kamen<br />
viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
aus dem benachbarten Ausland zu den<br />
Kursen am Semmering, so aus und<br />
erstmals auch aus Deutschland.<br />
Die Arbeit in allen sieben angebotenen<br />
Kursen vollzog sich auf einem sehr hohen<br />
fachlichen und intellektuellen Niveau.<br />
Die Kursthemen im Überblick:<br />
Deutsch: „Besser kommunizieren, sich<br />
besser präsentieren durch Rhetorik- und<br />
Stimmtraining“,<br />
Biologie/Chemie: „Von der Feldpflanze<br />
zum biotechnologischen Lebensmittel“,<br />
Informatik/Physik: „Physlet – Physics:<br />
Gestaltung von Simulationen“,<br />
Physik: „Radioaktivität und<br />
Strahlenschutz“,<br />
Politische Bildung: „EU <strong>aktuell</strong> –<br />
Österreich und die Europäische Union“,<br />
Englisch: “Literature and Films und<br />
deren Wechselwirkung am Beispiel von<br />
Autoren wie G. Orwell, T. Williams, W.<br />
Shakespeare“ und<br />
Philosophie und Ethik: „Leben und<br />
leben lassen – Medizinethik, Bioethik,<br />
Genethik“.<br />
5.4.4 Zusammenfassung<br />
Die Ziele der Sommerakademien 2006<br />
konnten, wie aus der Auswertung der<br />
Fragebögen hervorgeht, in hohem<br />
Ausmaß erreicht werden, und die<br />
Erwartungen der Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer wurden übertroffen.<br />
Besonders groß war das Interesse an der<br />
Sommerakademie <strong>für</strong> die Volksschüler.<br />
Da sich über Kinder angemeldet hatten,<br />
konnte viele aus Platzgründen nicht<br />
aufgenommen werden.
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
5.5 Die Sommerakademien 2007<br />
5.5.1 Abschlussbericht VS<br />
Zusammengestellt von Dipl. Päd. VOL Petra Summer, MSc<br />
Die Sommerakademie im Detail:<br />
8. Sommerakademie <strong>für</strong> Volksschulen (16. – 20. Juni 2007), 132 Schülerinnen und Schüler<br />
der 4. Klassen besuchten 9 Kurse, die unter dem Motto „Wissen erwerben, Neues entdecken,<br />
Fantastisches erleben“ angeboten wurden.<br />
14
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Sponsoring:<br />
Die Sommerakademien wurden gefördert durch:<br />
BMUKK, NÖ Landesregierung, Begabtenakademie NÖ, Raiffeisenbank und den Rotary<br />
Clubs Baden, Bruck/Leitha, Klosterneuburg, Krems-Wachau, Mödling, St. Pölten, Tulln,<br />
Weinviertel-Marchfeld sowie Rotary Distrikt 1910 (Governor Toni Hilscher).<br />
Die Arbeit in allen Kursen vollzog sich auf einem sehr hohen fachlichen und intellektuellen<br />
Niveau und die Kursleiterinnen und Leiter zeigten sich vom großen Interesse der<br />
Teilnehmenden sehr begeistert. Die Ziele der Sommerakademien konnten, wie aus der<br />
Auswertung der Fragebögen hervorgeht, in hohem Maße erreicht werden, und die<br />
Erwartungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden übertroffen.<br />
Aus dem Erfolg der Sommerakademien geht hervor, dass dieses Zusatzangebot zur Förderung<br />
hochbegabter Schülerinnen und Schüler sehr gut angenommen wird und eine Lücke im<br />
Bildungsangebot füllt. Ein herzlicher Dank sei an die Kursleiterinnen und Kursleiter <strong>für</strong> das<br />
große persönliche Engagement und die hervorragende geleistete Arbeit ausgesprochen.<br />
Publikum bei der<br />
Schlusspräsentation<br />
am 20. 6. 2007<br />
im Festsaal des<br />
Hotel PANHANS<br />
Kurzübersicht über die angebotenen Kurse 2007<br />
Kurs 1 Märchen<br />
Thema: „Erzähl mir doch ein Märchen!“ Alte Märchen – moderne Märchen<br />
Leitung: Mag. Ulrike Zahlner<br />
Mag. Eva Schnabel<br />
Kurs 2 Theaterkurs<br />
Thema: „Die Schnecke, die endlich aus dem Häuschen ist“ – Unterwegs in eigenen<br />
Geschichten<br />
Leitung: Mag. Matthias Suske<br />
Kurs 3 Geografie –Physik– Informatik<br />
Thema: „Was ist denn nur auf und mit und in der Erde los?“<br />
Leitung: Mag. Walter Sova<br />
Dipl. Päd. VL Marina Wolf<br />
Kurs 4 Mathematik<br />
Thema: „Mathe-Werkstatt <strong>für</strong> kluge Köpfe“<br />
Leitung: Dipl. Päd. HOL Gabriele Erber<br />
Dipl. Päd. HOL Cäcilia Jagric<br />
15
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Kurs 5 Biologie<br />
Thema: „Der Natur auf der Spur“<br />
Leitung: Mag. Angelika Gausterer-Wöhrer, Mag. Alexandra Radl<br />
Kurs 6 Chemie<br />
Thema: „Alles Leben ist Chemie–Erforschen wir die Geheimsprache der Chemiker!“<br />
Leitung: Mag. Karin Götschl<br />
Dipl. Päd. HOL Monika Wachlhofer<br />
Kurs 7 Experimentieren-Forschen-Entdecken<br />
Thema: „Kinder auf dem Weg zur Physik: Auf spielerische Weise vom Staunen zum<br />
Begreifen physikalischer Phänomene“<br />
Leitung: Dr. Hildegard Urban-Woldron<br />
Dipl. Päd. Vol Petra Summer<br />
Kurs 8 Naturwissenschaften<br />
Thema: „Wärme ändert den Zustand von Stoffen“<br />
Leitung: Dipl. Päd. HOL Gerlinde Fichtinger<br />
Dipl. Päd. HOL Maria Eigner<br />
Kurs 9 Kunstgeschichte<br />
Thema: „Eine Zeitreise durch die Kunstgeschichte“<br />
Leitung: Mag. Jasmin Fischer-Badr<br />
Mag. Melanie Mertz<br />
Detaillierte Kursberichte<br />
Kurs 1 Märchen<br />
Thema: „Erzähl mir doch ein Märchen!“ Alte Märchen – moderne Märchen<br />
Leitung: Mag. Ulrike Zahlner<br />
Mag. Eva Schnabel<br />
Ein wesentliches Ziel war es, die Kinder über den bloßen Unterhaltungswert hinaus zu einem<br />
tieferen Verständnis der Aussagen von Märchen zu führen, wesentliche ethische und<br />
moralische Lehren daraus abzuleiten und sie auf ihre Alltagstauglichkeit zu überprüfen.<br />
Neben der inhaltlichen Komponente versuchten wir auch, formale und stilistische<br />
Besonderheiten zu erarbeiten sowie zwischen Volks- und Kunstmärchen zu unterscheiden.<br />
Wir legten den Schwerpunkt auf die Märchen der Gebrüder Grimm, Hans Christian<br />
Andersens und Wilhelm Hauffs. Als repräsentativen Vertreter moderner Märchen behandelten<br />
wir schwerpunktmäßig "Der kleine Prinz“ von Antoine de St. Exupéry. Die vielen<br />
philosophischen Ansätze in diesem Text stellten einen großen Anreiz zur Diskussion in der<br />
Gruppe dar. Es war erstaunlich, wie rasch die Kinder die tiefgründigen Aussagen<br />
durchschauten und es ihnen gelang, Parallelen zur heutigen Welt herzustellen. Trotz der reifen<br />
Auseinandersetzung mit der Geschichte deuteten sie den Schluss auf kindliche Art und<br />
hofften auf eine glückliche Rückkehr des Protagonisten auf seinen Planeten.<br />
16
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Die Frage nach dem Sein beschäftigte die Kinder enorm und wurde am nächsten Tag beim<br />
Thema Mythologie neu aufgeworfen. In diesem Bereich behandelten wir sowohl die antike<br />
Mythologie als auch ausgewählte Schöpfungsmythen. Die Thematik war äußerst komplex, da<br />
sie gleichermaßen eine geographische Einordnung wie auch eine differenzierte Darstellung<br />
der unterschiedlichen Götterwelten erforderte. Durch die Lektüre von Ausschnitten aus<br />
germanischen und griechischen Sagen wurde das Thema <strong>für</strong> die Kinder veranschaulicht.<br />
Besonders intensiv setzten sie sich mit den verschiedenen Gottheiten und ihrer Rolle<br />
auseinander. Großes Interesse zeigten sie an den griechischen Schriftzeichen und lateinischen<br />
Texten. Dem kreativen Anspruch der Schülerinnen und Schüler kamen die Schöpfungsmythen<br />
aus fernen Ländern besonders entgegen. Nicht unkritisch stellten sie die fremden Geschichten<br />
über die Entstehung der Welt dem biblischen Schöpfungsbericht gegenüber und konnten beim<br />
Zuhören ihre eigene bildliche Vorstellungskraft entfalten.<br />
Eine besondere Erfahrung <strong>für</strong> uns stellte am letzten Abend der Schnupperkurs <strong>für</strong> Kinder aus<br />
anderen Gruppen dar. Trotz der beschränkten Zeit waren das spontane Interesse, das<br />
durchwegs vorhandene Vorwissen und die große Neugier auf das Thema Märchen und<br />
Mythen verblüffend. Sehr rasch meldete sich der Forschergeist der Kinder und sie<br />
hinterfragten Herkunft und Bedeutung von Sagen und Märchen.<br />
Bei der Abschlussveranstaltung stellten die Mädchen und Buben die wesentlichsten Inhalte<br />
der Kurswoche in Kurzform vor. Neben der Präsentation des neu erworbenen Wissens gelang<br />
ihnen durch kreative Gestaltung und markante Zitate eine aufgelockerte Darbietung.<br />
Kurs 2 Theaterkurs<br />
Thema: „Frau Tasche und Herr Besen -<br />
Unterwegs in eigenen Geschichten“<br />
Leitung: Mag. Matthias Suske<br />
Der Kurs wurde von 14 Teilnehmern besucht, fünf Burschen und neun Mädchen. Die Gruppe<br />
war sehr homogen und es herrschte von Anfang an ein gutes soziales Klima. Auch paarweise<br />
Übungen zwischen Burschen und Mädchen waren kein Problem. Die Kinder beobachteten<br />
sich bei darstellenden Übungen sehr geduldig und aufmerksam und boten eine Fülle an<br />
konstruktiven Alternativlösungen an. Die Gruppe war sehr experimentierfreudig und ging mit<br />
viel Schwung auf die gestellten Aufgaben ein: Das waren beispielsweise<br />
Wahrnehmungsübungen, Übungen mit Gestik und Mimik, Improvisationstechniken,<br />
17
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
dramaturgische Gestaltungsübungen von Szenen, phantasievolles Bauen von kleinen<br />
Bühnenbildern und verschiedenste Arbeiten mit der Sprache.<br />
Die Ausdrucksmöglichkeiten der Kinder erweiterten sich in den fünf Tagen deutlich und<br />
steigerten sich. Das Kind, das uns beispielsweise bei der Aufnahme schrieb: „Ich bin<br />
schüchtern und gehe zur Sommerakademie, damit ich nicht immer schüchtern bleibe“, hat<br />
wesentliche Schritte unternommen, um aus sich herauszugehen, stark aufzutreten und mit<br />
Hilfe von Verkleidungen in andere Rollen zu schlüpfen, in denen es unter anderem auch sehr<br />
machtvolle Positionen spielen konnte.<br />
Kurs 3 Geografie – Physik - Informatik<br />
Thema: „Was ist denn nur auf und mit und in der Erde los?<br />
Kursleitung: Mag. Walter Sova<br />
Dipl. Päd. Marina Wolf<br />
Wie unser Thema schon zeigt, beschäftigten wir uns in unserem Kurs diesmal ausschließlich<br />
mit unserem Heimatplaneten. 16 sehr motivierte und interessierte Buben begaben sich mit den<br />
Kursleitern auf diese spannende Entdeckungsreise.<br />
Am ersten Tag befassten wir uns mit der Entstehung der Erde aus einer Gas- und Staubwolke<br />
und fragten uns, wie denn all die Elemente nach dem Urknall zustande gekommen sein<br />
könnten. Danach ging es sehr konkret und intensiv um die Erdoberfläche. Wir<br />
durchleuchteten die Diskrepanz der Darstellung der Erdoberfläche auf einer Weltkarte und auf<br />
einem Globus. Weiters versuchten wir in der Gruppe gemeinsam herauszufinden, warum eine<br />
Einteilung der Erde in Längen- und Breitengraden sinnvoll ist und wie diese zustande kommt.<br />
Mit Hilfe von Webcams und Anschauungsmodellen versuchten wir herauszufinden, wie die<br />
Tages- und Jahreszeiten entstehen.<br />
Ein besonders Augenmerk legten wir auf die Gestaltung der Websites der teilnehmenden<br />
Schüler, da sie sehr großes Interesse <strong>für</strong> dieses Gebiet zeigten. Es war bewundernswert, wie<br />
schnell die Buben nach anfänglichen Schwierigkeiten eigenständig Hyperlinks setzen<br />
konnten. Jeder erstellte seine individuelle Seite, je nach Interesse und Neigung.<br />
Am darauf folgenden Tag standen der Mond und die Sonne, deren Einfluss auf den Menschen<br />
und das Leben auf unserem Planeten im Mittelpunkt. Beim Mondquiz zeigten die Buben, dass<br />
sie ein sehr gutes Auffassungs- und Vorstellungsvermögen haben. Danach bauten wir eine<br />
18
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Würfel-Sonnenuhr, die wir natürlich sofort im Freien ausprobierten. Rasch erkannten die<br />
Buben, dass sie ihre Uhr nördlich ausrichten mussten.<br />
Mit dem Thema „Aufbau der Erde“ setzten wir dann den Kurs fort. Dabei war zu bemerken,<br />
dass viele Kinder ein großes Vorwissen mitbrachten. Im Anschluss daran arbeitete jeder<br />
wieder an seinen Websites weiter.<br />
Der dritte Kurstag gehörte unseren Kontinenten. Einzeln oder in Gruppen bereiteten die<br />
Buben mit Eifer am Computer eine Webseite mit Querverbindungen zu passenden<br />
Unterthemen vor, die sie dann den Kollegen voller Stolz präsentierten. Diese Seiten wurden<br />
dann auch ins Netz gestellt. Am Nachmittag bauten wir nach anfänglicher Erklärung der<br />
unterschiedlichen Linsentypen ein Fernrohr. Dabei war zu bemerken, dass alle sehr genau und<br />
mit großer Hingabe bei der Arbeit waren. Die Geschichte der Erde in einem Jahr brachte <strong>für</strong><br />
viele ein großes AHA – Erlebnis, als sie sahen, wie kurz die Zeitspanne ist, die uns Menschen<br />
betrifft.<br />
Am nächsten Tag beschäftigten wir uns mit Erfindungen. Nach der anfänglichen Einordnung<br />
von bedeutenden Leistungen in einen Zeitstreifen setzten wir uns mit der Physik von<br />
Entdeckungen, die auf den einzelnen Kontinenten gemacht wurden, auseinander. Dabei<br />
bauten wir einen Bumerang und versuchten natürlich zu ergründen, warum dieser wieder<br />
zurückkommt. Den Auftrieb, das Schwimmen und Tauchen ordneten wir Archimedes zu und<br />
bauten einen Karthesischen Taucher. Mit dem Versuch der Wasserrakete versuchten wir dem<br />
Prinzip des Raketenantriebes auf die Spur zu kommen.<br />
Am letzten Tag wurden die Websites von den Schülern fertig gestellt. Einen Teil der Zeit<br />
benötigten wir <strong>für</strong> das Üben unserer Präsentation zum Abschluss. Natürlich waren alle sehr<br />
aufgeregt, als sie vor über 100 Gästen ihren Kurs präsentierten. Dieses machten sie aber mit<br />
großer Freude und vor allem mit Stolz, dass sie bei der Sommerakademie dabei sein konnten!<br />
Unser Bestreben, auf die Wünsche der Kinder einzugehen, erzeugte ein sehr positives<br />
Arbeitsklima.<br />
Kurs 4 Mathematik<br />
Thema: „Mathe-Werkstatt <strong>für</strong> kluge Köpfe“<br />
Leitung: Dipl. Päd. Erber Gabriele<br />
Dipl. Päd. Jagric Cäcilia<br />
Die Gruppe von 16 Schülern (3 Mädchen und 13 Burschen) wurde von uns Kurslehrerinnen<br />
im Teamteaching unterrichtet, wobei wir besonders auf die Anforderungen und die Interessen<br />
19
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
von besonders begabten Schülerinnen und Schülern eingingen und großen Wert auf<br />
selbstständiges und eigenverantwortliches Lernen legten. Partnerarbeit und Teamwork<br />
wurden unter anderem auch im „Helfersystem“ eingesetzt.<br />
Inhalte des Kurses waren:<br />
• Das Arbeiten in verschieden Zahlensystemen, z.B. Dualzahlen und römische<br />
Zahlzeichen<br />
• ANNA-Zahlen: Bildung und deren Besonderheiten<br />
• Dreiecks-, Quadrat- und Rechteckszahlen<br />
• Codes knacken<br />
• Fraktale: Schneeflocke von Koch und Sierpinski Dreieck<br />
• Platonische Körper und deren Eigenschaften<br />
• Zauberquadrate erstellen<br />
• Summenformel von Gauß<br />
Zwischendurch konnten die Kinder ihre Rechenfertigkeit und ihr logisches Denkvermögen<br />
bei Knobel- und Denksportaufgaben unter Beweis stellen. Viel Spaß hatten wir auch beim<br />
gemeinsamen Erarbeiten von „Zauberformeln“, beim Kopfrechnen in Form von Wettspielen<br />
und bei vielen anderen Aktivitäten.<br />
Das genaue Zeichnen und der Umgang mit dem Geo-Dreieck und dem Zirkel bereitete<br />
manchen Kindern anfangs etwas Schwierigkeiten, doch durch etwas Übung wurde auch<br />
dieses kleine Problem bewältigt.<br />
Bei der Schlusspräsentation konnten die Kinder auch ihre schauspielerischen Fähigkeiten<br />
unter Beweis stellen und zeigen, was sie in diesem Kurs alles gelernt hatten.<br />
Kurs 5 Biologie<br />
Thema: „Der Natur auf der Spur“<br />
Leitung: Mag. Angelika Gausterer-Wöhrer<br />
Mag. Alexandra Radl<br />
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, bei der die 14 Teilnehmer und die Kursleiterinnen die<br />
Gelegenheit hatten, sich besser kennen zu lernen, „verwandelte“ sich jeder Kursteilnehmer in<br />
20
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
ein Tier des heimischen Waldes und erfuhr dabei Interessantes über die Lebensweise,<br />
Körperbau und Besonderheiten des Tieres. Im Anschluss widmeten wir uns der Botanik,<br />
betrieben Jahrringforschung anhand einer 27-jährigen Fichte und erkundeten wichtige<br />
Ereignisse in ihrem Leben. Den weiteren Nachmittag verbrachten die Kinder mit den<br />
Bestimmungsmerkmalen bezüglich Gestalt und den Fruchtformen der wichtigsten<br />
einheimischen Bäume. Zum Abschluss des ersten Tages bestaunten wir die Flugbahn diverser<br />
Flügelflieger (z.B. Linden- und Ahornfrüchte) vom zweiten Stock unseres Schulgebäudes auf<br />
das Parkdeck.<br />
Am zweiten Kurstag wagten wir uns an ein anspruchsvolles Thema der Biochemie, nämlich<br />
an die Fotosynthese. Um die Vorgänge der Fotosynthese zu verdeutlichen, verwandelten wir<br />
die Moleküle in kleine Bausteine und stellten damit die biochemischen Abläufe nach. Auf die<br />
Theorie folgte wiederum die Praxis. Durch Kochen grüner Blätter in hochprozentigem<br />
Alkohol gelang es uns, aus den Blättern das Blattgrün zu extrahieren. Wir trennten die<br />
unterschiedlichen Farbbestandteile der Chlorophyll-Lösung mittels Papierchromatographie<br />
auf. Außerdem wiesen wir die im Blatt produzierte Stärke mittels Lugol´scher Lösung nach.<br />
Danach protokollierten die Kinder die Gasproduktion der Wasserpest als Maß <strong>für</strong> die<br />
Fotosyntheseleistung.<br />
Am Nachmittag erkundeten wir die Pflanzen des heimischen Waldes und knüpften durch<br />
einige Naturerfahrungsspiele einen engen Kontakt zu diversen Waldbäumen. Zurückgekehrt<br />
in den Kursraum fertigten die Kursteilnehmer Blütendiagramme von den auf der Wiese<br />
gesammelten Storchenschnabelblüten an und erforschten den Aufbau der Blüte. Abschließend<br />
erarbeiteten wir den Weg der Blüte bis zur Frucht.<br />
Am folgenden Morgen verglichen wir die Ergebnisse des gestrigen Blasenzählversuches und<br />
wiesen den durch die Fotosynthese entstandenen Sauerstoff mittels der Glimmspanprobe<br />
nach. Anschließend erkundeten wir die erstaunlichen Ernährungsformen der fleischfressenden<br />
Pflanzen und verglichen deren unterschiedliche Fangmethoden.<br />
Die Schüler untersuchten die von den Kursleiterinnen mitgebrachten Bodenproben und<br />
entdeckten Asseln, Regenwürmer, Samtmilben, Steinläufer, Blattwespenlarven und vieles<br />
mehr. Das Mikroskopieren der Tiere war besonders aufschlussreich und lieferte<br />
Grundkenntnisse über wichtige Bodenlebewesen und deren Systematik. Am Nachmittag<br />
experimentierten wir mit Regenwürmern und Schnecken und erforschten ihren Körperbau und<br />
ihre Verhaltensweisen.<br />
Am vierten Kurstag erarbeiteten wir anhand einiger Versuche die idealen Bedingungen <strong>für</strong><br />
eine keimende Pflanze. Wir beobachteten unter anderem, dass gequollene Bohnen Gips<br />
sprengen, Erbsen trommeln und sogar Gewichte stemmen können. Nach dem praktischen<br />
Arbeiten begannen wir mit den Literaturstudien: Jeder Kursteilnehmer wälzte viele<br />
Fachbücher und vertiefte sich in die Recherche bezüglich eines Tieres unserer heimischen<br />
Wälder. Anschließend fassten sie ihr Wissen in Form von Steckbriefen zusammen, und zur<br />
Vervollständigung fertigten sie dazu auch nahezu wissenschaftliche Tierskizzen an.<br />
Am Nachmittag stand praxisbezogene Forschung am Programm und wir gingen „DER<br />
NATUR AUF DIE SPUR“. Bei einem neuerlichen Streifzug durch das Gehölz sammelten die<br />
Kinder Wald- und Wiesenbewohner, welche sie mit Hilfe der Becherlupen und Fachbücher an<br />
Ort und Stelle genauer bestimmten. Außerdem waren wir auf der Suche nach Tierspuren und<br />
fanden beispielsweise von Eichhörnchen und Mäusen angeknabberte Zapfen. Dies war<br />
sogleich ein Impuls, um spielerisch den harten Nahrungskampf der Eichhörnchen im Winter<br />
nachzuvollziehen.<br />
Am folgenden Tag beschäftigten wir uns mit den Zusammenhängen im Ökosystem Wald.<br />
Bald wurde klar, dass im Lebensraum Wald alles miteinander vernetzt ist. Dies konnten die<br />
Kursteilnehmer mit der selbst gebauten Nahrungspyramide aus Tieren und Pflanzen des<br />
21
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
heimischen Waldes deutlich zeigen: Ein Glied der Nahrungskette wurde entfernt und schon<br />
fiel die gesamte Pyramide um.<br />
Anschließend bereiteten die Kinder ihre Abschlusspräsentation vor. Da<strong>für</strong> bemühten sie sich,<br />
die besten und wichtigsten Experimente und Themen der letzten Tage nochmals kurz<br />
darzustellen und die Ergebnisse zusammenzufassen. Dadurch erlernten sie die<br />
Grundkenntnisse der Präsentationstechnik.<br />
Kurs 6 Chemie<br />
Thema: „Alles Leben ist Chemie –<br />
Erforschen wir die Geheimsprache der Chemiker!“<br />
Kursleitung: Mag. Karin Götschl<br />
Dipl.Päd. Monika Wachlhofer<br />
Fünf Tage hatten wir die Gelegenheit, mit 16 an Chemie interessierten Schülerinnen und<br />
Schülern der 4. Schulstufe zu arbeiten. Die 5 Mädchen waren zwar zahlenmäßig in der<br />
Minderheit, standen aber den 11 Burschen beim Lösen anspruchsvoller Problemstellungen um<br />
nichts nach.<br />
Unser erster gemeinsamer Kurstag stand unter dem Motto „Alles Leben ist Chemie“. Wir<br />
behandelten Thematiken ausgehend von der Alchemie bis zur modernen Wissenschaft.<br />
Grundlegende Unterschiede zwischen physikalischen und chemischen Vorgängen wurden<br />
erörtert und durch Versuche untermauert. Weiters beschäftigten wir uns mit der<br />
Unterscheidung organischer und anorganischer Stoffen, mit Reinstoffen und mit<br />
Stoffgemengen. Der Tag endete mit dem Kennenlernen unterschiedlicher Trennmethoden,<br />
wobei die Kinder besonders das Chromatografieren interessierte.<br />
Am nächsten Tag hatten wir die Möglichkeit, einen ganzen Tag im Schullabor der<br />
Sporthauptschule Wiener Neustadt zu experimentieren. Die Kinder arbeiteten – ausgerüstet<br />
mit Arbeitsmantel und Schutzbrille - in Vierergruppen. Anleitungen aus ihrem Skriptum<br />
hatten sie selbst umzusetzen und anschließend zu dokumentieren. Bei Versuchen wie der<br />
“Pharaoschlange“, dem „Kohlendioxid-Feuerlöscher“ oder der „Gummibärenhölle“ wurde<br />
großer Wert auf das Einhalten der zuvor besprochenen Sicherheitsmaßnahmen, genaues<br />
Beobachten und korrekte Dokumentation gelegt.<br />
Am dritten Tag waren wir in die Firma „Murexin AG“ in Wiener Neustadt eingeladen. Nach<br />
einer Führung durch Werksgelände und Labor hatten die Kinder die Möglichkeit, unter<br />
Anleitung chemischen Fachpersonals in 4 Stationen (Analyse von Bauprodukten mittels<br />
22
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Röntgenfluoreszenz, physikalische Prüfung von Bauprodukten Herstellung<br />
verschiedenfarbiger Straßenmalkreiden Mischen eines Klebstoffes nach genauen<br />
Vorgabenunterschiedliche Versuche durchzuführen. Es war <strong>für</strong> die Kinder eine wertvolle<br />
kognitive Erfahrung, selbst in einem Labor arbeiten zu dürfen.<br />
Am vorletzten Tag vertieften wir uns in zwei Themenschwerpunkten, dem Periodensystem<br />
der Elemente und dem Atomaufbau. Alle erarbeiteten selbstständig mit Hilfe des<br />
Periodensystems das Schalenmodell des Atoms anhand einzelner Elemente. Der Tag endete<br />
mit einer Internetrecherche über berühmte Wissenschaftler, deren Namen die Kinder im Laufe<br />
des Kurses kennen gelernt hatten. Am letzten Kurstag wurden Teilbereiche im Skriptum<br />
ergänzt sowie gemeinsam die Präsentation vorbereitet.<br />
Für uns Kursleiter war es eine interessante Erfahrung zu beobachten, wie Kinder einer 4.<br />
Schulstufe problemlos Stoffgebiete der 7. Schulstufe inhaltlich verarbeiten konnten und<br />
internalisierten. Beachtenswert waren auch das hohe Interesse und die enorme Belastbarkeit.<br />
23
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Kurs 7 Experimentieren - Forschen - Entdecken<br />
Thema: „Kinder auf dem Weg zur Physik: Auf spielerische Weise vom Staunen<br />
zum Begreifen physikalischer Phänomene“<br />
Leitung: Dr. Hildegard Urban-Woldron<br />
Dipl. Päd. VOL Petra Summer<br />
„Kinder sind schon von sich aus wissenschaftsorientiert und bleiben es, wenn wir ihnen nicht<br />
den Wind aus den Segeln nehmen durch ein Übermaß an Belehrung.“<br />
Martin WAGENSCHEIN, Physikdidaktiker, 1896-1988)<br />
Am Kurs nahmen 13 Schüler und 3 Schülerinnen der vierten Klassen aus 16 verschiedenen<br />
Volkschulen in Niederösterreich teil, die mit der Erwartung zum Kurs gekommen waren,<br />
Antworten auf die verschiedensten „Warum“ - Fragen zu bekommen, wie es auch im<br />
Einladungsprospekt angekündigt war. Als Basis diente ein Skriptum, das zur Verfügung<br />
gestellt wurde und alle durch den Kurs begleiten sollte. Inhaltliche Schwerpunkte waren die<br />
Tagesthemen Luft und Luftdruck, Oberflächenspannung, Elektrostatik sowie Schwerpunkt<br />
und Gleichgewicht. Die Kinder sollten durch die ausgewählte Versuche auf Naturphänomene<br />
treffen, durch die sie zu Ansätzen physikalischen Verstehens geführt werden.<br />
Das „Verstehen“ eines Zusammenhangs hat nach Martin Wagenschein Vorrang vor aller<br />
Wissensanhäufung. Er vertritt die Meinung, dass die Physik aus dem Kind „heraus gelockt“<br />
werden soll. Beim Arbeiten an konkreten Beispielen sollen die Schüler und Schülerinnen<br />
zugleich Allgemeingültiges wahrnehmen, neue Fragen stellen und weitere Probleme und<br />
Themen aufwerfen. Besondere methodische Schwerpunkte des Kurses waren daher das selbst<br />
entdeckende Lernen, das Dokumentieren, Präsentieren und Reflektieren der Lernergebnisse<br />
und das Lernen in der Gruppe. Es wurde in Gruppen zu je vier Schüler/innen gearbeitet. Die<br />
Aufgabe bestand darin, angeleitet durch die Kursleiterinnen Experimente durchzuführen,<br />
Beobachtungen zu machen, Vermutungen anzustellen und dann die Versuche den anderen<br />
Gruppen zu präsentieren. Danach wurden die physikalischen Hintergründe gemeinsam<br />
erarbeitet. Die Versuche wurden anschließend im Skriptum dokumentiert und eine Auswahl<br />
bei der Abschlusspräsentation vorgestellt. Die ausgewählten kindgemäßen und sachgemäßen<br />
Beispiele des Kurses führten dazu, dass sich die Kinder motiviert und konzentriert mit den<br />
Phänomenen beschäftigten und aktiv an den Klärungen arbeiteten. Sie arbeiteten nicht nur an<br />
Inhalten, sondern vielmehr an Lern- und Verstehensprozessen. Die Schüler und Schülerinnen<br />
wurden durch die Experimente so an ein Phänomen herangeführt, dass sie das Problem direkt<br />
erkannten und zum Fragen, Sehen und Nachforschen angeregt wurden. Besonderen Eifer<br />
zeigten die Kinder auch bei der Arbeit im Computerraum und der Informationsbeschaffung<br />
aus Büchern. Sie arbeiteten dabei sehr konzentriert und zielorientiert.<br />
24
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Kurs 8 Naturwissenschaften<br />
Thema „Wärme ändert den Zustand von Stoffen“<br />
Kursleitung Dipl. Päd. Gerlinde Fichtinger<br />
Dipl. Päd. Maria Eigner<br />
Die Zusammenarbeit zum Phänomen „Wärme“ klappte ab der ersten Minute, und acht<br />
Mädchen und sieben Burschen waren mit Feuereifer bei der Kursarbeit dabei. Beim Forschen<br />
ging es heiß her und man spürte die Begeisterung, dass jeder eine Vielzahl von Experimenten<br />
selbsttätig durchführen durfte. Auch das Ausarbeiten der Beobachtungen aus verschiedenen<br />
Blickwinkeln bereitete unseren Schülerinnen und Schülern großen Spaß. Die Schüler brachten<br />
viele Alltagsbeispiele zu unseren Themen „Wirkungen der Wärme in der Technik“ und „Kraft<br />
der Wärme im Alltag“ ein. Wir halfen ihnen, dieses Fundament an Alltagswissen auszubauen<br />
und auf ein naturwissenschaftliches Basiswissen zu stellen. Durch vielschichtige<br />
Aufgabenstellungen wurde der Teamgeist aller Teilnehmer gefordert und sehr oft wurde<br />
gegenseitige Hilfestellung beim Experimentieren abverlangt. Durch das Festhalten der<br />
Erkenntnisse im persönlichen Kursheft wurde dieses immer umfangreicher.<br />
Es bereitete uns als Kursleiter große Freude sehen zu können, mit welch großem<br />
Enthusiasmus ans Werk gegangen wurde und wie diszipliniert die Arbeitshaltung war. Selbst<br />
bis zur letzten Minute verlor keiner das Interesse am Thema, und die Mädchen und Burschen<br />
konnten es kaum glauben, wie schnell fünf arbeitsintensive und erfolgreiche Tage zu Ende<br />
gegangen waren.<br />
25
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Kurs 9 Kunstgeschichte<br />
Thema: „Berühmte Kunstwerke und ihre Schöpfer:<br />
Eine Zeitreise durch die Kunstgeschichte“<br />
Kursleitung: Mag. Jasmin Fischer-Badr<br />
Mag. Melanie Merz<br />
An diesem Kurs nahmen 12 Kinder teil, auffälligerweise ausschließlich Mädchen. Während<br />
dieser fünf Tage bekamen die Kinder einen guten Überblick über die wichtigsten Epochen der<br />
Kunstgeschichte und lernten Kunstwerke anhand charakteristischer Merkmale grob<br />
einzuordnen.<br />
Schwerpunkt des Seminars war dieses Jahr die Beschäftigung mit den Malern hinter den<br />
Kunstwerken, deren persönliche Lebensgeschichte, eingebettet in den gesellschaftlichen<br />
Hintergrund, zur Schöpfung bestimmter Kunstwerke führte.<br />
Dabei wurde besonderer Wert darauf gelegt, dass die Kinder lernten, sich selbständig<br />
Informationen zu einem Thema zu beschaffen. Die Orientierung in durchaus auch<br />
anspruchsvoller Fachliteratur sowie Internetrecherchen gehörten ebenfalls zum Programm.<br />
Die in Partnerarbeit erarbeiteten Beiträge zu einem bestimmten Maler wurden von den<br />
Kindern im Rahmen der allgemeinen Erarbeitung einer Kunstepoche vorgestellt.<br />
Weiters hatten die Kinder Gelegenheit, verschiedene Techniken wie das Zeichnen mit Kohle<br />
oder das Malen mit Ölfarben und Acrylfarben auszuprobieren. Eine Herausforderung an die<br />
intellektuelle Begabung war die Umsetzung der Anleitungen zum Erzielen von Perspektive<br />
oder das Vereinfachen von Formen in Richtung Kubismus. Kunstbetrachtungen und das<br />
Erfassen und Vergleichen von Malweisen begleiteten ebenfalls den Unterricht.<br />
Gerade bei den praktischen Arbeiten wurde der Unterschied zum Unterricht in einer<br />
Regelschule besonders deutlich. Durch die Fähigkeit der Schüler zu Abstraktion und zu<br />
Umsetzung von Lerninhalten entstanden großartige Arbeiten.<br />
Diskussionen zum Kunstbegriff und grundlegende Züge der Farbenlehre rundeten das<br />
genannte Programm ab.<br />
26
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Statistik: Teilnehmerinnen und Teilnehmer - 8. SoAk 2007<br />
Kurs m w gesamt<br />
1 Deutsch 4 10 14<br />
2 Theater 4 9 13<br />
3 Geographie 16 0 16<br />
4 Mathematik 13 3 16<br />
5 Biologie 8 6 14<br />
6 Chemie 11 5 16<br />
7 Naturwissenschaften I 13 3 16<br />
8 Naturwissenschaften II 7 8 15<br />
9 Kunstgeschichte 1 11 12<br />
alle Kurse<br />
Kursleitung und Freizeitbetreuung<br />
Kursleitung<br />
Freizeitbetreuung<br />
77<br />
27<br />
55<br />
132<br />
männlich weiblich insgesamt<br />
2 15 17<br />
0 3 3
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
5.5.2 Abschlussbericht HS und AHS-Unterstufe<br />
7. Sommerakademie 2007<br />
<strong>für</strong> hochbegabte Schülerinnen<br />
und Schüler<br />
der AHS und HS in NÖ<br />
Semmering<br />
22. – 27. Juni 2007<br />
Verein zur Förderung begabter und<br />
hochbegabter Schülerinnen und Schüler in NÖ<br />
<strong>Landesschulrat</strong> <strong>für</strong> NÖ<br />
Referat <strong>für</strong> Begabtenförderung<br />
Zusammengestellt von Dipl. Päd. HOL Gabriele Erber<br />
28
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Kurzübersicht über die angebotenen Kurse<br />
Kurs 1: Deutsch<br />
Thema: „Dichten ist (k)eine Kunst“<br />
Kursleitung: Mag. Dr. Bernhard Hölzl<br />
Kurs 2: Englisch<br />
Thema: „The art of celebration through the ages”<br />
Kursleitung: Dipl. Päd. Gabriele Erber, Eric Lomas<br />
Kurs 3: Geschichte<br />
Thema: „Das Zeitalter Franz Josephs – Spurensuche, Mythen und Wirklichkeit“<br />
Kursleitung: OStR Mag. Georg Lobner<br />
Kurs 4: Biologie<br />
Thema: „Prost! Mahlzeit! Ernährung bei Mensch, Tier und Pflanze“<br />
Kursleitung: Mag. Angelika Gausterer-Wöhrer, Mag. Alexandra Radl<br />
Kurs 5: Mathematik<br />
Thema: „Vom Zauber der Zahlen“<br />
Kursleitung: Dr. Hildegard Urban-Woldron<br />
Kurs 6 : Chemie<br />
Thema: „Auf den Spuren von Harry Potter - Zauberhafte Chemie“<br />
Kursleitung: Mag. Dr. Walter Wliszczak, Mag. Erwin Klein<br />
Kurs 7: Physik, Chemie, Technik<br />
Thema: Radioaktivität und Strahlenschutz<br />
Kursleitung: Mag. Stefan Schönhacker<br />
Kurs 8: Kunstgeschichte<br />
Thema: Von der Höhlenmalerei zur Pop-Art. Eine Zeitreise durch die Kunstgeschichte<br />
Kursleitung: Mag. Jasmin Fischer-Badr, Mag. Melanie Mertz<br />
Detaillierte Kursberichte<br />
Kurs 1 Deutsch<br />
Thema: Dichten ist (k)eine Kunst<br />
Kursleitung: Mag. Dr. Bernhard Hölzl<br />
Nach einer Lesung eigener mitgebrachter Gedichte setzte sich unsere Gruppe (neun<br />
Schülerinnen und ein Schüler) mit der Frage auseinander, was überhaupt lyrische Texte von<br />
epischen und dramatischen Texten unterscheidet. So stand zuerst die Versstruktur als<br />
notwendiges Merkmal im Mittelpunkt der Kursarbeit. Eifrig wurden Silben gezählt und<br />
Gedichte in der strengen Form des Haikus geschrieben.<br />
29
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Nachdem wir den metrischen Bauplan der Verse und das Reimschema der Strophen zu<br />
analysieren gelernt hatten, machten wir uns an die schwierige Arbeit der Interpretation: Wir<br />
verglichen ein romantisches und ein modernes Gedicht, ergänzt um biografisches und<br />
literaturhistorisches Hintergrundwissen (Eichendorff, Celan). Schließlich wurden davon<br />
inspiriert, mit Begeisterung auch eigene Gedichte verfasst, sowohl in strenger als auch in<br />
freier Form.<br />
Von den klassischen Gedichtformen, die bis in die Antike (Sappho) zurückreichen, über das<br />
barocke Sonett (Gryphius) bis zu experimentellen Formen (Jandl) reichte das Spektrum der<br />
Poesie, die uns als Gegenstand der Untersuchung z.B. der vorkommenden Stilmittel und als<br />
Vorbild <strong>für</strong> eigene dichterische Versuche diente. Vor allem bei der Gestaltung der Homepage<br />
und der Abschlusspräsentation zeigte sich, dass Teamwork und Dichtkunst kein Widerspruch<br />
sind.<br />
Kurs 2 Englisch<br />
Thema: The art of celebration through the ages<br />
Kursleitung: Dipl. Päd. Gabriele Erber, Eric Lomas<br />
Die 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten die Gelegenheit sich mit den Traditionen und<br />
Festen im englischsprachigen Raum, aber auch in anderen Kulturkreisen auseinander zu<br />
setzen, eventuelle Querverbindungen zu erforschen und kritisch dazu Stellung zu nehmen.<br />
30<br />
Wir beschäftigten uns unter anderem<br />
intensiv mit folgenden Schwerpunkten:<br />
• Freedom Days<br />
• Thanksgiving<br />
• Guy Fawks Day<br />
• St. Patrick´s Day<br />
• Festivals of Light<br />
• Christmas around the world<br />
• Chinese New Year and many more<br />
Alle Jugendlichen waren äußerst motiviert und fühlten sich nach anfänglicher Zurückhaltung<br />
in der englischen Sprache dann doch sehr zu Hause. Durch tägliche warm-up games,<br />
intermediate and communication games, roleplays und viele exercises aus der Welt des<br />
Theaters wurde der Wortschatz erweitert und die Sprache in diesem Spezialgebiet verbessert.<br />
Außerdem konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Wissen über die verschiedenen<br />
Festivals und den jeweiligen kulturellen, historischen und religiösen Hintergrund der<br />
Nationen und Völker vertiefen.
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
31<br />
Besonderen Wert legten wir auch<br />
auf presentation skills, insbesondere<br />
freies Sprechen, und effektive<br />
Informationssammlung (notetaking)<br />
anhand von Computerrecherchen<br />
sowie die Präsentation<br />
eines auf dem Kurs gelesenen<br />
Buches.<br />
Präsentation:<br />
In selbst erarbeiteten kurzen Szenen wählten die Schülerinnen und Schüler schwerpunktmäßig<br />
einige Beiträge aus dem umfangreichen Kursprogramm aus und stellten sie dem begeisterten<br />
Publikum vor.<br />
Es war <strong>für</strong> die Kursleitung eine große Bereicherung mit diesen äußerst motivierten und<br />
sprachlich besonders begabten Jugendlichen zu arbeiten, die unsere Erwartungen voll<br />
erfüllten.<br />
Kurs 3 Geschichte<br />
Thema: Franz Joseph und seine Zeit<br />
Kursleitung: OStR Mag. Georg Lobner<br />
Nach einer Vorstellphase formulierte jedes Gruppenmitglied seine Erwartungen und brachte<br />
Assoziationen zum Thema ein. Anschließend erfolgte eine Übersicht dieser Geschichtsepoche<br />
mit vielen Querverbindungen, wodurch ein gemeinsamer Wissensstand erworben werden<br />
sollte. In Partner- und Gruppenarbeit wurde immer wieder der neue Informationsstand<br />
wiederholt und allgemein abgefragt. Anhand der vielen vom Kursleiter mitgebrachten<br />
Materialien konnte sich jeder Schüler/jede Schülerin selbstständig Informationen verschaffen.<br />
Zwischendurch sollte durch eine kritische Internetrecherche selbst Informationsmaterial<br />
gesammelt werden. Eine weitere Grundlage lieferte der Input durch Geschichtsfolien über<br />
wichtige Kapitel der Weltgeschichte in der Zeit von 1848 bis 1916/1918.<br />
Ein Abend war <strong>für</strong> einen historischen Film reserviert: „Good Bye Lenin“ behandelt die Zeit<br />
vor und nach der Wende in der DDR in einer Familie. Komische und berührende Szenen<br />
wechseln einander ab, die Interessierten erlebten einen wirklich sehr gelungenen Film und<br />
bekamen so viele Einblicke in das Alltagsleben einer „normalen“ Familie in Berlin-Ost.<br />
Ein Tag war <strong>für</strong> die Exkursion ins Heeresgeschichtliche Museum im Arsenal in Wien<br />
bestimmt. Dieses Museum bietet sehr viel Anschauungsmaterial nicht nur <strong>für</strong> die<br />
Militärgeschichte, auch die politische Entwicklung lässt sich an diesem Lernort sehr gut<br />
nachvollziehen. Beginnend beim Bahnhof Semmering wurde immer wieder auf die Zeit Franz<br />
Josephs hingewiesen: Ghega-Gedenktafel, Bau der Semmeringbahn, Villen um 1900,
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Tourismus im 19. Jahrhundert; Schweizer Garten, Anlage des Arsenals nach der Revolution<br />
1848, heutige Verwendung, Baustile beim HGM. Nach einer Überblicksführung durch die<br />
einzelnen Säle des Hauses bekamen die Schülerinnen und Schüler den Auftrag, einzeln oder<br />
in Gruppen, zu folgenden Punkten Material zu sammeln: wichtige Persönlichkeit,<br />
Schlachtenort, Gemälde, Waffe und technische Neuerung.<br />
Diese Informationen wurden in der Gruppe präsentiert und mittels Verständnisfragen<br />
kommentiert und gefestigt. Jedes Gruppenmitglied bekam weiters die Aufgabe, zu einzelnen<br />
Themen der Zeit Franz Josephs Informationen aus den Materialien zu beschaffen: z.B.<br />
Landwirtschaft, Ringstraße, Parteienbildung etc. Mit allen Sinnen: Einen Teil des letzten<br />
Nachmittags versuchte sich die Gruppe unter Anleitung des hauseigenen Chefkochs an einem<br />
typischen Gericht der Monarchie: Germteig-Köstlichkeiten in vielen Variationen. Die<br />
anschließende Verkostung zeigte, dass es gelungen war.<br />
Den Abschluss des Seminars bildete die Vorbereitung <strong>für</strong> die Gruppenpräsentation. In drei<br />
Szenen sollte jeder eine historische Person darstellen und in Dialogform Wissen über die<br />
Epoche einbringen. Unterstützt durch Musikbrücken und Vorstellung der handelnden<br />
Personen wurde dieses aufgelockerte „Geschichtstheater“ vom Publikum mit viel Applaus<br />
aufgenommen.<br />
Feedback: Da wirklich alle Schülerinnen und Schüler primär interessiert waren und viel<br />
Wissen mitbrachten, wurde oft der Seminarbetrieb ohne Pause durchgezogen, obwohl immer<br />
wieder vom Kursleiter nachgefragt wurde. Eigenständiges Arbeiten, Präsentieren konnte<br />
geübt werden, das Spielen <strong>für</strong> die Abschlusspräsentation hat allen wirklich Spaß bereitet!<br />
Kurs 4 Biologie<br />
Thema: PROST MAHLZEIT – Ernährung bei Mensch, Tier und Pflanze<br />
Kursleitung: Mag. Angelika Gausterer-Wöhrer, Mag. Alexandra Radl<br />
Im Biologiekurs forschten sieben<br />
Teilnehmerinnen und vier Teilnehmer unter dem<br />
Motto „PROST – MAHLZEIT“ intensiv zum<br />
Thema Ernährung bei Mensch, Tier und Pflanze.<br />
Um zu erkennen, wie pflanzliche Lebensmittel<br />
entstehen, begannen wir mit unserem<br />
Keimungspraktikum: Durch Anfertigen von<br />
Keimrollen, Führen eines Keimprotokolls mit<br />
anschließender Auswertung beschäftigten sich die<br />
Schüler praktisch und theoretisch intensiv mit<br />
Vorgängen während des Keimens. Wir vertieften unser Wissen über den Vorgang der<br />
Fotosynthese, besprachen Licht- und Dunkelreaktion und verglichen die Fotosyntheseleistung<br />
von C3- und C4-Pflanzen und CAM-Pflanzen. Bei dem Blasenzählversuch verglichen wir die<br />
Fotosyntheseleistung der Wasserpest in vier unterschiedlichen Versuchsansätzen. Außerdem<br />
wiesen wir die bei der Fotosynthese im Blatt gebildete Stärke mit Lugol´scher Lösung nach<br />
32
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
und stellten eine Rohchlorophyll-Lösung her. Durch eine Papierchromatographie trennten wir<br />
die Farbstoffe der Blätter auf.<br />
Weiters erarbeiteten wir die faszinierenden Ernährungsspezialisierungen der fleischfressenden<br />
Pflanzen. Als Carnivore bezeichnet man Pflanzen, die zusätzlich zur Fotosynthese zur<br />
Aufnahme von Stickstoff und anderen Nährstoffen aus Kleintieren fähig sind. Da<strong>für</strong> müssen<br />
sie Beute anlocken, festhalten, töten, verdauen und die nützlichen Bestandteile aufnehmen<br />
können. Während der Evolution haben sich fünf wesentliche Fangmethoden entwickelt, deren<br />
Mechanismen wir anhand der vorhandenen Exemplare näher erforschten.<br />
Pflanzen und ihre als Gemüse nutzbaren Organe wurden makro- und mikroskopisch<br />
untersucht: Die Schüler befassten sich mit der Botanik, Herkunft, Verwendung und den<br />
unterschiedlichen Vitamin C - Gehalten von heimischen und exotischen Früchten und<br />
fertigten wissenschaftliche Zeichnungen an.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt auf unserer<br />
wissenschaftlichen Reise rund um das Thema<br />
Ernährung war die Zusammensetzung von<br />
Lebensmitteln: Daher wurden die Eigenschaften von<br />
Eiweiß, Kohlenhydraten und Fett experimentell<br />
nachgewiesen. Weiters führten die Kursteilnehmer<br />
nach einer kurzen theoretischen Einführung<br />
biochemische Experimente zum Thema Ernährung und<br />
Verdauung des Menschen durch, zum Beispiel die<br />
Zersetzung von Stärke unter Zugabe des (100%ig) von<br />
Kursteilnehmern stammenden Speichels. Danach<br />
befassten sich die Schüler mit der biochemischen<br />
Funktionsweise weiterer Enzyme. Wie jeden Tag<br />
entwickelte sich daraus eine in sich aufblühende<br />
Diskussion. Ein Ast der Debatte reichte bis hin zur<br />
DNA und ihre Veränderungsmöglichkeiten (und damit<br />
der Unsterblichkeit). Angeregt durch interessante<br />
Untersuchungsergebnisse zum Thema Verdaulichkeit unterschiedlicher Fleisch- und<br />
Fischsorten wagten sich die Kursteilnehmer an eine Fischsektion. Dabei wurde die Anatomie<br />
und Morphologie der Rotfeder erarbeitet und in Form von wissenschaftlichen Zeichnungen<br />
dokumentiert.<br />
Um die Tierwelt in den Lebensräumen Wald und Wiese näher kennen zu lernen, forschten wir<br />
im Freien weiter. Mit Hilfe von Bestimmungsliteratur und Becherlupen untersuchten und<br />
bestimmten wir die gefangenen Gliedertiere und stellten, zurückgekehrt ins Klassenzimmer,<br />
Räuber-Beute-Beziehungen her. In Gruppen erarbeiteten wir Nahrungspyramiden und<br />
Nahrungsnetze der Lebensräume Wald, Wiese, Boden und Gewässer.<br />
33<br />
Alle Kursteilnehmer haben sich sehr gut in<br />
die Gruppe eingefügt und waren äußerst<br />
interessiert und wissbegierig. Die schnelle<br />
Auffassungsgabe und die Fähigkeit, vernetzt<br />
zu denken, waren beeindruckend. Sowohl<br />
eigenständiges Erforschen, als auch<br />
Teamarbeit in der Gruppe konnten<br />
verwirklicht werden.
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
KURS 5 MATHEMATIK<br />
Dr. Hildegard Urban-Woldron<br />
Am Kurs nahmen 15 Schüler und<br />
Schülerinnen (6 Mädchen und 9 Burschen)<br />
aus 13 verschiedenen Hauptschulen und<br />
Gymnasien aus Niederösterreich teil.<br />
Zwei Schüler besuchten im Schuljahr<br />
2006/07 die zweite Klasse, drei Mädchen<br />
und vier Burschen besuchten die dritte und<br />
jeweils drei Mädchen und drei Burschen<br />
besuchten die vierte Klasse.<br />
VOM ZAUBER DER ZAHLEN<br />
Unterricht in Mathematik ist häufig geprägt durch ein Vermitteln<br />
von Theorie mit anschließenden Übungen. Wichtige Aspekte<br />
wie etwa selbstständiges Arbeiten, Kreativität und kritische<br />
Reflexion können im oft sehr heterogenen Klassenverband kaum<br />
berücksichtigt werden.<br />
Bei der Kursarbeit sollte die Methode des „Entdeckenden<br />
Lernens“ verwirklicht werden.<br />
Die Grundidee beim Entdeckenden Lernen besteht darin, dass die Lernenden persönliche<br />
Erfahrungen machen, Dinge hinterfragen und so neues Wissen konstruieren. Lernende<br />
entwickeln durch Staunen, sich Wundern und Zweifeln ihre eigenen Theorien und müssen<br />
dabei mitunter alte Vorstellungen aufgeben und zuvor aufgestellte Hypothesen verwerfen.<br />
Entdeckendes Lernen braucht Zeit und Freiräume. Wichtig ist, dass alle Erkenntnisse<br />
34
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
festgehalten und geordnet werden. Dokumentation und Präsentation von (vorläufigen)<br />
Ergebnissen helfen bei der Ordnung der eigenen Gedanken und sind ein essentielles Mittel zur<br />
Weiterentwicklung und kritischen Reflektion eigener Ideen. Piaget bringt es auf den Punkt:<br />
”Indem sich das Denken den Dingen anpasst, strukturiert es sich selbst, und indem es sich<br />
selbst strukturiert, strukturiert es auch die Dinge.“<br />
Mit besonderem Eifer arbeiteten die<br />
Schülerinnen und Schüler an der<br />
algebraischen Aufklärung diverser<br />
Würfeltricks sowie am Herausfinden<br />
allgemeiner Formeln und deren<br />
Umsetzung. Sie erkannten, dass hinter<br />
jeder Formel Menschen stehen, die diese<br />
entwickelt haben und hatten Gelegenheit<br />
exemplarisch einzelne Beispiele aus der<br />
„Geschichte der Mathematik“ kennen zu<br />
lernen beziehungsweise den<br />
dargebotenen Lerninhalt durch eigene<br />
Recherchen zu ergänzen und zu<br />
vertiefen.<br />
Auch die „Begegnung“ mit<br />
ganz großen Personen aus<br />
Geschichte der Mathematik<br />
fanden die Schülerinnen und<br />
Schüler sehr interessant. Die<br />
Schüler und Schülerinnen<br />
zeigten sich sehr<br />
beeindruckt von den<br />
Leistungen dieser berühmter<br />
Mathematiker.<br />
Viele Schülerinnen und Schüler setzten sich auch außerhalb der Kursarbeit mit den<br />
Biographien und den beeindruckenden Leistungen großer Mathematiker auseinander.<br />
Entdeckendes Lernen ermöglichte den<br />
Schülerinnen und Schülern in diesen sechs<br />
Tagen selbstständiges, selbsttätiges Finden<br />
von Zusammenhängen, Abhängigkeiten,<br />
Sachbeziehungen, Strukturen und Modellen,<br />
von anspruchsvollen Fragestellungen,<br />
Problemen und Problemlösungen, von<br />
schwierigen Regeln, Gesetzmäßigkeiten und<br />
Ordnungskategorien aus verschiedenen<br />
Teilgebieten der Zahlentheorie.<br />
35
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Begleitend zum Unterricht stand den Schülern und Schülerinnen auch eine betreute<br />
Lernplattform zum selbstständigen wie auch kooperativen und kollaborativen Lernen und<br />
Arbeiten sowie zum Austausch von Lernmaterialien zur Verfügung. So konnte in der<br />
Lerngruppe, wo Kreativität und Neugier der Lernenden die Triebfeder <strong>für</strong> Lernen und<br />
Aneignung von Wissen darstellte, neben der Sachkompetenz auch die Methoden-, Sozial- und<br />
Selbstkompetenz gefördert werden. Im Sinne der Enrichment-Triade von Renzulli erfolgte<br />
eine Anreicherung des Lehrstoffs über den Lehrplan hinaus. Schülern und Schülerinnen<br />
wurden Begegnungen und Erfahrungen mit Themen und Herausforderungen ermöglicht, die<br />
in ihrer Tiefe und Breite im Unterricht nicht vorgesehen sind. Dabei wurden Interessen<br />
geweckt beziehungsweise entdeckt und dadurch wurden die Schülerinnen und Schüler zu<br />
weiterem Lernen und Arbeiten im speziellen Bereich angeregt.<br />
36<br />
Das Lernen betraf sowohl<br />
Wissensvermittlung und Skill-Training, was<br />
<strong>für</strong> selbstständiges Forschen und<br />
Recherchieren unerlässlich ist, als auch die<br />
Vermittlung von metakognitivem Wissen.<br />
Dabei wurden das Selbstverständnis und die<br />
Kommunikationsfähigkeit verbessert und<br />
Teamfähigkeit entwickelt. Schüler und<br />
Schülerinnen versuchten sich individuell<br />
oder in Gruppen als Experten und<br />
Expertinnen an realen Problemstellungen und<br />
Aufgaben. Einzel- und Partnerarbeit sowie<br />
die Arbeit im Plenum wechselten einander<br />
ab.<br />
Bei der Evaluierung des Kurses gaben die Schülerinnen und Schüler an, dass die Lerninhalte<br />
zum größten Teil neu waren und dass sie vor allem das Arbeiten mit dem Computer von der<br />
Schule noch nicht kannten. Eine Mehrheit der Schülerinnen und Schüler gab an, dass sie viel<br />
mehr gelernt habe als in der Schule und dass sie dabei viel mehr gefordert worden sei, dass sie<br />
Formeln selbst herausfinden konnte und dass alles schneller gegangen sei als in der Schule.<br />
Ausgewählte Äußerungen der Schülerinnen und Schüler sollen nun noch exemplarisch<br />
angeführt werden:<br />
• „Ich habe gelernt, dass eigentlich alle Themen interessant sind, da hinter jeder<br />
Formel und jedem Trick etwas Logisches steckt und auch eine ganze Geschichte.“<br />
• „Es war ein ganz anderer Zugang zum Lernstoff und auch sehr abwechslungsreich.<br />
Auch das Programmieren am Computer hat mir sehr gefallen und ich habe viele neue<br />
Freunde gefunden.“<br />
• „Mir hat es sehr gut gefallen. Es ist auch toll, dass wir eine Plattform haben, wo wir<br />
auch nachher in Kontakt bleiben können.“<br />
• „Besonders hat mir das Programmieren gefallen. Anders als in der Schule wird hier<br />
näher auf die Schüler eingegangen. Der Unterricht wurde spannend gestaltet.“<br />
• „Wir haben viel Neues gelernt. Es war sehr toll hier. Es war viel besser als in der<br />
Schule.“
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Kurs 6 Chemie<br />
Thema: Auf den Spuren von Harry Potter - Zauberhafte Chemie<br />
Kursleitung: Mag. Dr. Walter Wliszczak, Mag. Erwin Klein<br />
Der Kurs begann mit einer kurzen<br />
Vorstellungsrunde der 14 „Zauberlehrlinge“,<br />
die alle ihre Beweggründe zur Teilnahme an<br />
diesem Kurs mitteilten. Nach dem Kennen<br />
lernen ging es gleich an die Arbeit.<br />
Wir beschäftigten uns mit den Grundlagen<br />
der Chemie, wie dem Aufbau der Atome,<br />
machten einen geschichtlichen Exkurs aller<br />
Atommodelle und lernten nebenbei die<br />
Wichtigkeit und Grenzen von Modellen<br />
kennen.<br />
Weiters beschäftigten wir uns mit dem Periodensystem, den verschiedenen Arten der<br />
chemischen Bindung und erkannten, dass erst sehr viele Teilchen die Eigenschaften von<br />
Stoffen ausmachen.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt des ersten Kurstages waren die Arten und Anwendungen von<br />
physikalischen Trennmethoden. Es wurde auch eine Chromatographie durchgeführt<br />
(Auftrennung von Farbstoffen in ihre Bestandteile).<br />
37<br />
Am zweiten Kurstag befassten wir uns<br />
sehr ausführlich mit chemischen<br />
Reaktionen, lernten dabei gleichzeitig das<br />
Aufstellen und Ausgleichen von<br />
Reaktionsgleichungen und beschäftigten<br />
uns mit chemischen Berechnungen.<br />
Zu diesem Zwecke wurden 30 chemische<br />
Reaktionen durchgeführt. So stellten wir<br />
unter anderem die Farbe von<br />
Tintenpatronen (Berliner Blau) oder<br />
Theaterblut her.<br />
Nach einigen chemischen Zaubertricks beschäftigten wir uns genauer mit chemischen<br />
Rechnungen und lernten dabei grundlegende Begriffe kennen um diese gleich im Anschluss<br />
anzuwenden. Die Magie dieser Berechnungen faszinierte die Teilnehmer so sehr, dass wir uns<br />
stundenlang damit beschäftigt waren so viele Beispiele wie möglich zu lösen.<br />
Den dritten Kurstag konnten wir im BORG Wiener Neustadt verbringen. Im Chemiesaal<br />
wurden viele Versuche durchgeführt, um in Anschluss deren chemischen Hintergründe zu<br />
erarbeiten.
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
„Der brennende Tisch“, „Feuer aus Eis“, „Brennendes Geld“,<br />
„Versilbern und Vergolden von Münzen“, „Mehlstaubexplosion“,<br />
„Herstellen eines Kristallgartens“ waren nur einige der<br />
durchgeführten Versuche.<br />
An den folgenden Tagen ging es um das Kennenlernen der Säure-<br />
Basen- und REDOX - Reaktionen und die weitere Vertiefung der<br />
Kenntnisse über Chemisch Rechnen.<br />
Am Ende des fünften Kurstages hatten wir einen Großteil des<br />
Lehrstoffes der 7. Klasse behandelt.<br />
Bei der Schlussveranstaltung präsentierten die Schülerinnen und Schüler noch das Gelernte<br />
anhand von einigen Versuchen. Es herrschte sowohl bei den selbstständigen Arbeiten als auch<br />
bei Gruppenarbeiten ein sehr angenehmes Klima, bei dem sich alle Schüler sehr gut<br />
integrierten.<br />
Kurs 7 Physik, Chemie, Technik<br />
Thema: Radioaktivität und Strahlenschutz<br />
Kursleitung: Mag. Stefan Schönhacker<br />
Die Nuklearmedizin, also die Verwendung radioaktiver Arzneimittel <strong>für</strong> Diagnose und<br />
Therapie, ist mittlerweile etabliert und liefert Erkenntnisse über das Innere des Menschen, die<br />
uns teilweise anders nicht zugänglich sind. Die Radiochemie ist nicht nur <strong>für</strong> die Herstellung<br />
solcher Arzneimittel, sondern auch in zahlreichen technischen Bereichen nicht mehr<br />
wegzudenken. Dennoch sind beide Fachgebiete in Österreich weitgehend unbekannt – eine<br />
Tatsache, die wir im Kurs 7 gründlich geändert haben.<br />
Die physikalischen Grundlagen waren aufgrund der hohen Vorbildung der Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer innerhalb einer knappen Stunde abgehandelt – entsprechend rasch konnten<br />
wir uns den eigentlichen Inhalten des Kurses zuwenden.<br />
Die Erweiterung des Periodensystems der<br />
Elemente zur Nuklidkarte, verschiedene Arten<br />
von Kernumwandlungen und Zerfällen, deren<br />
Gründe und Auswirkungen sowie die<br />
Möglichkeiten, ionisierende Strahlung zu messen,<br />
waren weitere physikalische Themen. Aber auch<br />
die Biologie durfte nicht zu kurz kommen,<br />
mussten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
doch Bescheid über die möglichen Auswirkungen<br />
ionisierender Strahlung auf den menschlichen<br />
Körper wissen. Dabei wurden beispielhaft einige<br />
Strahlenunfälle besprochen.<br />
38
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Sicherheitsmaßnahmen und gesetzliche Bestimmungen <strong>für</strong> den Umgang mit radioaktiven<br />
Stoffen gingen selbst durchgeführten (natürlich ungefährlichen) Experimenten voraus.<br />
Radioaktives Gestein und Alltagsprodukte, die radioaktive Stoffe enthalten, konnten dabei<br />
ebenso untersucht werden wie zwei (schwache) Strahlenquellen.<br />
Zwei Mitarbeiter der Medizinischen Universität Wien, die am AKH Wien in der Abteilung<br />
Nuklearmedizin arbeiten, boten als Abendprogramm einen Streifzug durch die Methoden und<br />
Möglichkeiten der Nuklearmedizin. Der Vortrag mit anschließender Diskussion begeisterte<br />
nicht nur die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Kurses, sondern beinahe 50 Personen<br />
aus fast allen Kursen!<br />
Nachdem wir uns einen weiteren Tag im Kurs mit<br />
nuklearmedizinischen Methoden in Diagnostik und<br />
Therapie auseinandergesetzt hatten, führte uns eine<br />
Exkursion nach Wien. Eine Besichtigung des<br />
Teilchenbeschleunigers VERA stand <strong>für</strong> den<br />
Vormittag auf dem Programm. Den Nachmittag<br />
verbrachten wir an der Nuklearmedizinischen<br />
Abteilung des AKH und konnten dort unmittelbar<br />
nachvollziehen, unter welchen strengen Auflagen<br />
und mit welchem technischen Aufwand radioaktive<br />
Arzneimittel hergestellt werden.<br />
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses waren mit einer bewundernswerten<br />
Disziplin und mit Feuereifer bei der Sache – Pausen waren gänzlich unerwünscht, und man<br />
konnte gar nicht zu viel Information liefern. Bald entstand eine sehr positive<br />
Gruppendynamik, die das Arbeiten im Kurs <strong>für</strong> alle ausgesprochen angenehm machte. Dass<br />
die Begabungen der Jugendlichen sich nicht nur auf ein Fachgebiet beschränken, bewiesen<br />
verschiedene im Lauf der Kurszeit entstandene Gedichte und ein angehender Konzertpianist,<br />
<strong>für</strong> den Nuklearmedizin nur eine mögliche zweite Karriere darstellt.<br />
39
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Kurs 8 Kunstgeschichte<br />
Thema: Von der Höhlenmalerei zur Pop-Art. Eine Zeitreise durch die<br />
Kunstgeschichte<br />
Kursleitung: Mag. Jasmin Fischer-Badr, Mag. Melanie Mertz<br />
In diesen sechs Tagen wurde mit den 12<br />
Teilnehmerinnen die gesamte Kunstgeschichte,<br />
ausgehend von der Höhlenmalerei bis zur Moderne,<br />
behandelt. Besonderer Wert wurde auf die Erfassung<br />
gesellschaftspolitischer und sozialer Zusammenhänge<br />
verschiedener Epochen gelegt, die zur Ausbildung eines<br />
bestimmten Genres geführt haben. Dazu hatten die<br />
Schülerinnen Gelegenheit, sich schwerpunktmäßig in<br />
verschiedene historische Zeitabschnitte zu versetzen und<br />
auch eigenständig mit Hilfe von durchaus schon<br />
anspruchsvoller Fachliteratur, sowie durch<br />
Internetrecherchen, Grundlagen zu erarbeiten. Das<br />
effiziente Sammeln von Information aus Büchern sowie<br />
die Orientierung im Internet wurden trainiert, die Kinder<br />
hatten am Ende des Seminars einen guten Überblick<br />
über die wichtigsten Epochen und Strömungen der<br />
Kunstgeschichte.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt waren Farbenlehre und die praktische Umsetzung des Gelernten.<br />
Die Kinder hatten die Möglichkeit verschiedene Materialien und Techniken auszuprobieren.<br />
Diskussionen zum Begriff Kunst und seine Bestimmung begleiteten den Unterricht. Es wurde<br />
versucht, die Ursprünge und das Wesen von Kunst aufzuspüren und die Schülerinnen<br />
verstanden, dass sich die Sichtweise der Menschen einer bestimmten Epoche auch in der<br />
Kunst niedergeschlagen hat.<br />
Die Kinder, die an diesem Seminar teilnehmen durften, waren sehr gut ausgesucht, alle<br />
zeigten weit über den Durchschnitt hinausgehende intellektuelle und künstlerische Begabung,<br />
und es war in diesen Tagen möglich, praktische Arbeiten durchzuführen, die in einer<br />
Vergleichsgruppe mit Kindern gleichen Alters, aber geringerer Begabung sicher nicht<br />
möglich gewesen wären. Anleitungen, etwa zur Erzielung von Perspektive oder zur<br />
Vereinfachung von Formen in Richtung Kubismus, wurden sofort aufgenommen und<br />
umgesetzt.<br />
Auffallend waren weiters<br />
die Aufnahme- und<br />
Begeisterungsfähigkeit<br />
der Mädchen, die an jede<br />
gestellte Aufgabe<br />
mit Eifer herangingen.<br />
Es war eine Freude<br />
und Bereicherung, einige Tage<br />
mit so begabten und<br />
interessierten Kindern<br />
arbeiten zu dürfen.<br />
40
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Statistik der Teilnehmerinnen und Teilnehmer – 7. SoAk 2007<br />
Kurs AHS gesamt HS gesamt<br />
m w m w<br />
Kursleitung und Freizeitbetreuung<br />
männlich weiblich insgesamt<br />
Kursleitung 6 6 12<br />
Freizeitbetreuung 0 2 2<br />
41<br />
Kurs<br />
insgesamt<br />
1 Deutsch 1 6 7 0 3 3 10 (1/9)<br />
2 Englisch 1 3 4 4 6 10 14 (5/9)<br />
3 Geschichte 4 6 10 0 5 5 15 (4/11)<br />
4 Biologie 3 4 7 1 3 4 11 (4/7)<br />
5 Mathematik 6 3 9 3 3 6 15 (9/6)<br />
6 Chemie 10 0 10 4 0 4 14 (14/0)<br />
7 Physik,<br />
Chemie,Technik<br />
8 Kunst-<br />
geschichte<br />
10 1 11 3 1 4 15 (13/2)<br />
0 6 6 0 6 6 12 (0/12)<br />
alle Kurse 35 29 64 15 27 42 106(50/56)
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
5.5.3 Abschlussbericht AHS-Oberstufe und BHS<br />
9. Internationale Sommerakademie 2007<br />
<strong>für</strong> hochbegabte Schülerinnen und Schüler<br />
an AHS und BHS<br />
Semmering<br />
28. Juni bis 6. Juli 2007<br />
Zusammengestellt von Dr. Walter Wliszczak<br />
42
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Detaillierte Kursberichte<br />
Kurs 1 Deutsch<br />
Thema: Erfolgreicher kommunizieren durch Training, Beratung und<br />
Coaching<br />
Kursleitung: Mag. Uwe Wolf<br />
Der Titel des Kurses war zugleich Ausgangspunkt allen Arbeitens der 10 Teilnehmerinnen<br />
und 3 Teilnehmer an diesem Kurs.<br />
Wie man Ziel führend argumentiert und seine Körpersprache unterstreichend einsetzt, um in<br />
vielfältigen Situationen des Alltags überzeugend zu wirken, konnte im Verlauf des Kurses<br />
erfolgreich vermittelt werden, indem Verhaltensweisen, Argumentationstechniken und Tricks<br />
zum Aufbau und zur Visualisierung von Vorträgen, mehr Selbstsicherheit, bessere<br />
Körperhaltung oder bessere Strukturierung von Präsentationen geübt und nach besprochen<br />
wurden.<br />
Als besonders hilfreich <strong>für</strong> das Erreichen der Kursziele sollten sich das Kursgeschehen<br />
begleitende Video- und Audiochecks sowie die Aktivierung des kreativen Potentials der<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer in mehrfach eingesetzten Rollenspielen und Workshops<br />
erweisen.<br />
In Diskussionen wurde immer wieder der eigene Gesprächsstil unter die Lupe genommen, um<br />
Schwächen auszumerzen, die insbesondere im weiblichen Kommunikationsverhalten (zu<br />
höflich, zu ängstlich, zu kompromissbereit etc.) zu erkennen sind.<br />
Da sich der Mensch auch über seine Stimme definiert, war es ein Schwerpunkt, die<br />
Wichtigkeit der Sprech- und Atemtechnik zu betonen, diese zu trainieren, da die besten<br />
rhetorischen Tricks wirkungslos bleiben, wenn es an der richtigen Aussprache mangelt.<br />
Sehr interessant und lehrreich <strong>für</strong> alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gestaltete sich auch<br />
eine gemeinsam mit der Gruppe „Politische Bildung“ abgehaltene Diskussionsrunde zum<br />
Thema EU Erweiterung.<br />
Als besonders nachhaltig sollte sich am Vormittag des 4. Juli eine Führung durch Österreichs<br />
größte Werbeagentur Demner, Merlicek und Bergmann erweisen, die alle Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer begeisterte.<br />
Am Nachmittag bot sich uns im Parlament die Gelegenheit, die Reden einiger Politiker in<br />
einer Debatte zum Arbeitsrecht zu erleben. Anschließend wurden wir von Mag. Blüml<br />
(Mitarbeiter des 2. Nationalratspräsidenten Spindelegger) durch das Parlament geführt.<br />
Abschließend soll erwähnt werden, dass diese Kurstage <strong>für</strong> alle Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer wie auch <strong>für</strong> mich selbst eine besondere Bereicherung darstellten, wenngleich<br />
sich <strong>für</strong> die Jugendlichen aus dem Ausland (Oststaaten) bisweilen Verständigungsprobleme<br />
ergaben, und ich wünsche uns allen noch weitere ähnliche positive Erlebnisse.<br />
43
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Kurs 2 Englisch<br />
Thema: Films and Literature<br />
Kursleitung: Mag. Alma Semmler, Mr. Andrew Charlewood, B.A.<br />
Das abwechslungsreiche Kursprogramm motivierte die Teilnehmerinnen sehr, sich sprachlich<br />
und inhaltlich einzubringen und kreative Chancen zu nützen, die im üblichen Schulalltag<br />
kaum verwirklicht werden können.<br />
Die Kursarbeit beinhaltete eine umfassende Einführung in das Thema Film und Filmen, wobei<br />
die Anfänge des Films, die „Goldenen Jahre Hollywoods“, Kameraarbeit, Filmgenres,<br />
Filmmusik, Make-up und Spezialeffekte genauer analysiert wurden.<br />
Ebenso beschäftigte sich die Gruppe mit der Entwicklung von Cartoons und dem Vergleich<br />
von Literatur und Cartoon am Beispiel der Walt Disney Verfilmung von „The Little<br />
Mermaid“.<br />
Die Bearbeitung von „Casablanca“ gab den Studentinnen die Möglichkeit zu erkennen,<br />
wodurch ein Film zu einem Filmklassiker wird.<br />
Weiters wurden Ausschnitte von W. Shakespeare´s „Romeo and Juliet“, und „A Midsummer<br />
Night´s Dream“ im Originaltext gelesen und mit verschiedenen Filmadaptionen verglichen.<br />
Issac Asimov´s Roman „The Bicentennial Man“ diente als Science Fiction Beispiel und regte<br />
zu einer intensiven Diskussion über Inhalt und Verfilmung an.<br />
Besonders interessant gestaltete sich die Arbeit an M. Cunningham´s Romanverfilmung von<br />
„The Hours“ und an dem Film, der auf Virginia Woolf´s Roman „Mrs. Dalloway“ basiert.<br />
Abschließend zeigte die Filmadaption einer Kurzgeschichte (K. Vonnegut „Who Am I This<br />
Time?“), welche Möglichkeiten der Film hat, Literatur <strong>für</strong> ein breites Publikum interessant zu<br />
gestalten.<br />
Die Exkursion zu der amerikanischen Botschaft in Wien vermittelte authentische Information<br />
zur Entwicklung des Films in den USA, und der Besuch im British Bookshop gab den<br />
Teilnehmerinnen die Möglichkeit, sich über Filmliteratur zu informieren.<br />
Die Arbeit im Kurs bedeutete auch die Bearbeitung von einzelnen Szenen aus der<br />
besprochenen Literatur und deren Verfilmung in Kleingruppen; das Produkt dieser Arbeit<br />
wurde bei der Abschlusspräsentation gezeigt.<br />
Die Teilnehmerinnen konnten daher nicht nur ihr Englisch verbessern, sondern auch die<br />
Fertigkeit erwerben, Filme selbst zu produzieren und zu editieren.<br />
44
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Kurs 3 Politische Bildung<br />
Thema: Europäische Union - 50 Jahre Integrationspolitik<br />
Kursleitung: Mag. Dr. Rudolf Streihammer<br />
Der europäische Integrationsprozess läuft seit nunmehr 50 Jahren. In den letzten Monaten<br />
wurden zahlreiche Diskussionen geführt, und viele Fragen über die Weiterentwicklung der<br />
Union, unterschiedliche Beiträge im Zusammenhang mit der 2. Osterweiterung, der<br />
Sicherheits- und Verteidigungspolitik, der Gemeinsamen Agrarpolitik und einer europäischen<br />
Verfassung haben das Interesse an der Europäischen Union verstärkt.<br />
Kurs 3 hat sich diesen Themenbereichen intensiv gewidmet – zunächst wurden in einer Input-<br />
Phase die wesentlichen Grundlagen der Union vermittelt, besonders die Bereiche<br />
Entwicklungsgeschichte der Union, Institutionen, Innere Sicherheitspolitik und Gemeinsame<br />
Außenpolitik; dazu noch Informationen zu den Themenbereichen Strukturpolitik und<br />
Bildungspolitik.<br />
In einem zweiten Schritt wurden dann vor Ort – das heißt im Rahmen einer mehrtägigen<br />
Exkursion nach Brüssel – diese Bereiche durch Begegnungen mit wichtigen Vertretern der<br />
Integrationspolitik vertieft.<br />
So konnten <strong>für</strong> die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer beeindruckenden zweistündigen<br />
Diskussion mit dem österreichischen Delegationsleiter im Europäischen Parlament, MEP<br />
Othmar Karas, <strong>aktuell</strong>e Fragen der Integrationspolitik erörtert werden.<br />
Gesandter Dr. Klemens Fischer als Leiter der Abteilung Länderangelegenheiten in der<br />
Ständigen Vertretung informierte in einer die Teilnehmer begeisternden Art über den<br />
zukünftigen Reformvertrag und die <strong>aktuell</strong>e Situation des Integrationsprozesses und stand <strong>für</strong><br />
alle anfallenden Fragen zur Verfügung. Botschaftsrätin Dr. Elisabeth Karamat gab einen<br />
interessanten Einblick in die Aufgaben und Arbeitsweise der Ständigen Vertretung<br />
Österreichs bei der EU.<br />
Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Strukturpolitik – dazu referierte <strong>für</strong> das<br />
Verbindungsbüro des Landes NÖ. Mag. Sandra Steinhauer über Aufgaben und Möglichkeiten<br />
der Einflussnahme. Bei einem Besuch im Verbindungsbüro des Landes Steiermark gab<br />
schließlich Mag. Claudia Suppan Einblick in den Bereich Lobbying.<br />
Zusätzlich wurde der EuropeDirect–InfoPoint am Place Schumann besucht, was die<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Mitnahme von mindestens 50 kg Informationsmaterial<br />
in allen Sprachen veranlasste.<br />
Eine kurze Stadtführung mit Altstadt, Grand Place, Kunstberg, St. Michel, Atomium, Rue de<br />
Bouchers, Männeken Pis und speziell EU-Viertel rundeten die Exkursion ab.<br />
Nach der Rückkehr wurde im Parlament Zwischenstation gemacht und nach einer kurzen<br />
Führung durch das Gebäude eine intensive Diskussion mit NRAbg. Ulrike Lunatschek zu<br />
Themen der österreichischen EU-Politik geführt. An dieser Stelle ist besonderer Dank den<br />
Unterstützern der dreitägigen Exkursion angebracht – dies waren das Europäische Parlament,<br />
die Raiffeisen Landesbank NÖ und die Generali - Versicherung. Dank dieser finanziellen<br />
Unterstützung konnte die Exkursion durchgeführt werden und somit eine wesentliche<br />
Vertiefung des Informationsstandes zum Thema EU bei den Teilnehmenden erreicht werden.<br />
Einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit zum Thema Integrationspolitik bildete die<br />
Erarbeitung von Positionspapieren zu den Themen Vertrag, Erweiterung und Zukunft, ein<br />
intensiver Gedankenaustausch zu EU-Fragen mit Kurs 1, eine Umfrage unter allen<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Sommerakademie zu EU-Themen, ein nicht ganz<br />
einfacher EU-Quiz <strong>für</strong> die Teilnehmer des Kurses und die Präsentation der Kursarbeit.<br />
45
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Kurs 4 Biologie<br />
Thema: Abenteuer Mensch – Objekt der Medizin<br />
Kursleitung: Mag. Angelika Gausterer-Wöhrer, Mag. Dr. Walter Wliszczak<br />
Der Mensch als Objekt der Medizin – mit diesem Thema der vergangenen Sommerakademie<br />
beschäftigten sich drei Burschen und dreizehn Mädchen. Die Kursinhalte dazu stammten vor<br />
allem aus den Bereichen Biologie, Biochemie und Medizin. Zuerst erarbeiteten wir<br />
überblicksmäßig den Aufbau des Menschen und vertieften uns anhand der mitgebrachten<br />
Gelenksmodelle aus Metall in die unterschiedlichen Gelenkstypen. Funktion und Aufbau des<br />
Kniegelenkes studierten wir anhand der Sektion von Hühnergelenken.<br />
Grundlagen der Chemie - insbesondere Organische Chemie – wurden erarbeitet und damit<br />
das Verständnis von Proteinen, Enzymen und Biochemie ermöglicht.<br />
Einen anderen Schwerpunkt bildete das Thema Blut.<br />
Blutbestandteile und ihre Funktionen und<br />
Bluterkrankungen wurden besprochen. Im praktischen<br />
Teil führten wir Blutuntersuchungen und Versuche<br />
mit künstlichem Blut (Bestimmung der Blutgruppen<br />
und Rhesusfaktor) durch. In Kurzform wurden die<br />
Grundlagen der Immunologie und die Mechanismen<br />
der Krankheitsabwehr wiederholt.<br />
46<br />
Ein weiterer Schwerpunkt waren Blut,<br />
Herz und Blutkreislauf. Im<br />
Sezierpraktikum erarbeiteten die Schüler<br />
Aufbau und Funktion der Bestandteile von<br />
Wirbeltierherzen (Schwein). Zu<br />
unterschiedlichen Herzkrankheiten,<br />
insbesondere Herzinfarkt und<br />
Atherosklerose recherchierten die Schüler<br />
im Internet selbstständig und präsentierten<br />
den Kursteilnehmern ihre Ergebnisse.<br />
Da eine Blutabnahme häufig am Beginn einer<br />
ärztlichen Untersuchung steht, war ein weiteres<br />
Thema die „Klinische Chemie“. Wir diskutierten die<br />
verschiedenen Arten von Proben (Blut, Harn, Gewebe<br />
usw.) und ihre Aufbereitung, dann beschäftigten wir<br />
uns mit den Messmethoden. An Hand von echten<br />
(anonymisierten) Laborbefunden lernten die Kursteilnehmer diese zu interpretieren und<br />
Krankheiten zu erkennen.<br />
Sehr ausführlich setzten wir uns mit dem Thema Krebs auseinander. Molekulare Vorgänge,<br />
Ursachen der Krebsentstehung, Therapieformen und mögliche Heilung wurden erörtert. In
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Teamarbeit befassten sich die Kursteilnehmer z. B. mit der Wirkung unterschiedlicher<br />
chemischer Kanzerogene und den Zusammenhängen von Tumorentstehung und Lebensweise,<br />
insbesondere Ernährung.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt waren die Erkrankungen durch Viren und Bakterien – durch<br />
Mikroskopieren von Gewebeschnitten und unterschiedlichen Bakterienzellformen wurden die<br />
Schüler zu selbstständigem Arbeiten angeregt. Auch parasitäre Erkrankungen wurden weit<br />
über den Lehrstoff der Oberstufe hinausgehend behandelt und unterschiedliche Endo- und<br />
Ektoparasiten zoologisch eingeordnet, komplizierte Entwicklungszyklen und deren Stadien<br />
besprochen, in Form von Dauerpräparaten untersucht und wissenschaftlich gezeichnet.<br />
Zu den Höhepunkten zählte der Exkursionstag: Am Vormittag stand die MTA-Akademie im<br />
AKH-Wien auf dem Programm. Die Kursteilnehmer lernten die einzelnen Abteilungen<br />
kennen.<br />
Besonders interessant war der zweite Teil unserer Exkursion –<br />
der Besuch des Pathologisch Anatomischen Museums der<br />
Stadt Wien. Präparate und Wachsnachbildungen von<br />
Krankheiten und Missbildungen wurden von den Schülern<br />
bestaunt.<br />
Im Verlauf der neun Kurstage konnten wichtige Aspekte der<br />
Krankheiten des Menschen behandelt und Grundlagen und<br />
Details aus komplexen Zusammenhängen der modernen<br />
Medizin vereint werden. Neben der Theorie bewiesen die Teilnehmenden auch praktische<br />
Fertigkeiten. Vor allem <strong>für</strong> angehende Studentinnen und Studenten verschiedener<br />
naturwissenschaftlicher Fachrichtungen und der Medizin wird dieser Kurs sicher den Einstieg<br />
in das Studium erleichtern.<br />
47
KURS 5<br />
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Mag. Alfred Nussbaumer<br />
Dr. Hildegard Urban-Woldron<br />
Am Kurs nahmen 14 Schüler<br />
und Schülerinnen (6 Mädchen<br />
und 8 Burschen) aus 14<br />
verschiedenen Gymnasien und<br />
berufsbildenden höheren<br />
Schulen aus Niederösterreich,<br />
Salzburg und Wien teil. Eine<br />
Schülerin kam vom Lise-<br />
Meitner Gymnasium in<br />
Leverkusen, ein Schüler vom<br />
Lichtenberg Gymnasium in<br />
Darmstadt.<br />
QUANTENPHYSIK<br />
Die Schülerinnen und Schüler sollten im Kurs neben der intellektuellen Herausforderung und<br />
der Möglichkeit zur individuellen Selbstentfaltung auch personale und soziale Kompetenzen<br />
erwerben. Sie sollten gemeinsam mit anderen Schülern und Schülerinnen Wissen<br />
entwickelten und Probleme in kooperativer und kollaborativer Arbeitsweise lösen. Die<br />
inhaltliche Basis <strong>für</strong> den Kurs bildeten strukturiert ausgewählte Tagesthemen, eine Sicherung<br />
des notwendigen Grundwissens durch thematische Inputs und eine große Auswahl an<br />
reichhaltiger Literatur. Ebenso wurde der Erwerb von Fähigkeiten mit anderen über<br />
Fragestellungen der Quantenphysik zu kommunizieren, d.h. eigene Ideen zu präsentieren und<br />
zu begründen sowie die Argumente anderer aufzunehmen, durch ausgewählte Lernaufgaben<br />
unterstützt.<br />
48<br />
Die Kursarbeit gliederte sich neben<br />
entsprechenden Vorträgen in<br />
mathematische Berechnungen, Arbeiten<br />
mit Simulationswerkzeugen und<br />
eigenständiger Dokumentation des selbst<br />
erarbeiteten Wissens. Begleitend zum<br />
Unterricht standen den Schülern und<br />
Schülerinnen ausgewählte Artikel aus<br />
dem Spektrum der Wissenschaft zur<br />
Verfügung, deren Inhalte zuerst in<br />
Partnerarbeit oder in der Kleingruppe<br />
erarbeitet wurden und über die dann<br />
anschließend im Plenum angeregt<br />
diskutiert wurde.
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Die praktische Anwendung der Quantenphysik<br />
konnte bei einer Exkursion zu einem<br />
Teilchenbeschleuniger (VERA – Vienna<br />
Environmental Research Accelerator) an der<br />
Universität Wien erfahren werden.<br />
Bei einem Gastvortrag zweier Referenten der<br />
Abteilung Nuklearmedizin der Medizinischen<br />
Universität Wien konnten die Schüler und<br />
Schülerinnen die technische Anwendung der<br />
Elektron-Positron-Zerstrahlung sowie die im<br />
Vortrag genannten Energien der beiden<br />
ausgesandten γ-Quanten nachvollziehen.<br />
Zum selbstständigen wie auch kooperativen und kollaborativen Lernen und Arbeiten sowie<br />
zum Austausch von Lernmaterialien gab es eine elektronische Lernplattform sowie ein Wiki.<br />
So konnte in der Lerngruppe, wo Kreativität und Neugier der Lernenden die Triebfeder <strong>für</strong><br />
Lernen und Aneignung von Wissen darstellte, neben der Sachkompetenz auch die Methoden-,<br />
Sozial- und Selbstkompetenz gefördert werden. Im Sinne der Enrichment-Triade von Renzulli<br />
erfolgte eine Anreicherung des Lehrstoffs weit über den Lehrplan hinaus. Schülern und<br />
Schülerinnen wurden Begegnungen und Erfahrungen mit Themen und Herausforderungen<br />
ermöglicht, die in ihrer Tiefe und Breite im Unterricht nicht vorgesehen sind. Dabei wurden<br />
Interessen geweckt beziehungsweise entdeckt und dadurch wurden die Schüler/innen zu<br />
weiterem Lernen und Arbeiten im speziellen Bereich angeregt.<br />
Ausgehend vom Photoeffekt wurde der Quantencharakter des Lichts erarbeitet, wobei die<br />
Wahrscheinlichkeitsverteilung der Photonenlokalisationen durch eine Wellenfunktion<br />
beschrieben wird. Relativistische Rechnungen zum Photonenimpuls führten zu einem<br />
Verständnis des Compton-Effekts und aus der Äquivalenz von Masse und Energie ließen sich<br />
unter Berücksichtigung der Erhaltungssätze die Paarbildung und die Zerstrahlung erklären.<br />
An ausgewählten Beispielen konnten die Schüler und Schülerinnen erfahren, dass die<br />
Unschärferelation die klassische Physik der Quantenphysik unterordnet und speziell aus der<br />
Energieunschärfe die Existenz von virtuellen Teilchen erklärten, durch deren Austausch alle<br />
Grundkräfte sowie die Reichweiten und Kopplungskonstanten erklärt werden können.<br />
Die Schrödingergleichung, die zum Fundament<br />
der Quantenmechanik gehört und mit deren<br />
Hilfe man die Amplitude ψ der<br />
Wahrscheinlichkeits-welle beschreiben kann,<br />
wurde in ihrer zeitunabhängigen Form <strong>für</strong> ein<br />
Teilchen im unendlich hohen Potenzialtopf<br />
gelöst und die zulässigen Formen der<br />
Wellenfunktion ψ(x) berechnet. Mit Hilfe von<br />
Physlets und Simulationsprogrammen konnten<br />
auch komplexere Situationen in Abhängigkeit<br />
von der Zeit bearbeitet und studiert werden.<br />
Es wurde auch eine kursübergreifende Aktivität (ein „Kurs – CrossOver“) <strong>für</strong> die Schüler und<br />
Schülerinnen angeboten beziehungsweise ermöglicht. Die Schüler und Schülerinnen des<br />
Kurses „Radiochemie und Nuklearmedizin“ konnten aus einem Angebot von fünf Themen<br />
49
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
zwei Themenschwerpunkte auswählen. Diese Inhalte wurden in Kleingruppen so aufbereitet,<br />
dass sie im Parallelkurs vorgetragen werden konnten und Ausgangspunkte <strong>für</strong> reichhaltige<br />
Diskussionen ergaben. Der Austausch erfolgte auch in der anderen Richtung: Die Schüler und<br />
Schülerinnen des Kurses „Quantenphysik“ wählten die Themen „Technetium-Kuh“ und<br />
„Nuklidkarte“ aus, die ihnen dann von den Schülern und Schülerinnen des Kurses<br />
„Radiochemie und Nuklearmedizin“ präsentiert wurden und ebenfalls interessante<br />
Diskussionen auslösten.<br />
Weitere inhaltliche Themenschwerpunkte sollen exemplarisch angeführt werden:<br />
Die Bose-Einstein-Kondensation<br />
Die Quanten-Teleportation<br />
Datenschutz mit Quantenschlüsseln<br />
Qubits und Quantencomputer<br />
Paralleluniversen<br />
Quantengravitation<br />
Die Zeit vor dem Urknall<br />
Rätselhafte dunkle Energie<br />
Die Quantenphysik der Zeitreise<br />
Komplementarität und Welle-Teilchen-<br />
Dualismus<br />
David Bohms Quantentheorie<br />
Schrödingers Katze<br />
Bei der Evaluierung des Kurses gaben die Schüler und Schülerinnen an, dass sie mit der<br />
Kursarbeit sehr zufrieden waren und dass im Unterschied zum Unterricht in der Schule dieser<br />
auf „ein Ziel formuliert“ ist. Die Schüler und Schülerinnen fühlten sich durch die<br />
Unterrichtsformen zu selbstständigem Denken angeregt und durch die angebotenen<br />
Kursinhalte auch herausgefordert. Sie gaben auch an, dass sie sich mehrheitlich auch in der<br />
unterrichtsfreien Zeit mit den Kursthemen beschäftigt hatten. Auch die durchgeführten<br />
Rechenbeispiele fanden die Schüler und Schülerinnen herausfordernd und meinten, dass diese<br />
entscheidend zum Verständnis des doch schwierigen Inhalts beigetragen hätten. Besonders<br />
schätzten die Schüler und Schülerinnen das angenehme Arbeitsklima, das fehlende<br />
Desinteresse von Mitschülern und Mitschülerinnen, die Möglichkeit zu selbstständigem<br />
Arbeiten und zur Diskussion über interessante Themen, die Motivation der Schüler und<br />
Schülerinnen aber auch der Kursleiter und dass „alle etwas lernen wollen und sich da<strong>für</strong><br />
interessieren“.<br />
Ausgewählte Schüler- und Schülerinnenäußerungen sollen nun noch exemplarisch angeführt<br />
werden:<br />
„Gefallen hat mir, dass die Quantenphysik mit anderen wichtigen Themenbereichen<br />
der Physik verbunden wurde, beispielsweise der Kosmologie und der technischen<br />
Anwendung. Auch das große Angebot an Büchern und Artikeln war sehr gut.“<br />
50
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
„Interessante Artikel, gute Vorträge und Diskussionen, viele Arbeitsaufträge – alles<br />
unter Beibehaltung von Humor.“<br />
„Mir hat der Kurs sehr gut gefallen. Gut fand ich, dass wir relativ viel gerechnet<br />
haben, damit beschäftigt man sich ja von selbst doch eher weniger. Auch die stets sehr<br />
motivierten Kursleiter haben mir sehr gefallen. Fazit: So sollte Unterricht sein,<br />
motivierte Lehrer und Schüler inbegriffen.“<br />
„Besonders gut fand ich die kurzen Inputs und die gut verständlichen Erklärungen<br />
und vor allem das nach Interessen freie Arbeiten. Es ist schade, dass manche Themen<br />
nur eher oberflächlich behandelt werden konnten, da ganz einfach die Zeit fehlte.“<br />
„Ich fand den Unterricht ausgezeichnet gelöst. Am Besten am Unterricht fand ich das<br />
Artikel-Lesen und die Dispute danach. Dabei habe ich sehr viel gelernt. Diese Woche<br />
hat mit extrem viel gebracht!“<br />
„Besonders gut fand ich das selbstständige Arbeiten und die Möglichkeit zur<br />
Vertiefung der Interessensgebiete sowie das gegenseitige Vortragen und die<br />
Diskussionen dazu. Auch das Teamwork funktionierte gut.“<br />
„Wichtig fand ich auch die Inputs am Anfang <strong>für</strong> den Überblick und die<br />
Rechenbeispiele <strong>für</strong> das Verständnis. Es herrschte ein sehr angenehmes Arbeitsklima<br />
und die Kursleiter sind auf Fragen eingegangen.“<br />
Kurs 6 Mathematik, Wirtschaft, Technik<br />
Thema: Optimieren und Modellieren – Besser geht's nicht!<br />
Kursleitung: MMag. Christoph Ableitinger, Dr. Anita Dorfmayr<br />
Eine Kurswoche der 9. Sommerakademie der <strong>für</strong><br />
begabte und hochbegabte Schülerinnen und Schüler<br />
aus AHS und BHS, Semmering 2007.<br />
Neun Schüler und zwei Schülerinnen aus der AHS<br />
Oberstufe und verschiedenen HTLs hatten sich <strong>für</strong><br />
den Mathematikkurs bei der diesjährigen<br />
Sommerakademie angemeldet. Ihre Erwartungen<br />
formulierten sie zu Kursbeginn deutlich: Sie wollten<br />
sich neun Tage lang intensiv mit Mathematik<br />
beschäftigen und dabei neue über den Schulstoff<br />
hinausgehende mathematische Arbeitsweisen<br />
kennen lernen. Weiters erwarteten sie einen<br />
Unterricht, der mehr Individualität zulässt als sie<br />
dies vom herkömmlichen Schulunterricht her kennen<br />
– eigene Lösungsstrategien entwickeln und<br />
ausprobieren zu dürfen war einer der meistgenannten<br />
Wünsche <strong>für</strong> die Woche. Die Erwartungen der<br />
Jugendlichen konnten im Kurs, der in zwei Phasen<br />
geplant war, gut erfüllt werden:<br />
51
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
In der Werkzeugphase wurden verschiedene Computer-Werkzeuge, sowie neue<br />
mathematische Arbeitsweisen der Optimierung vorgestellt. Die Jugendlichen konnten diese<br />
<strong>für</strong> sie neuen mathematischen Methoden an anwendungs-orientierten Aufgaben erproben und<br />
in ihr Methoden-Repertoire aufnehmen. Themen waren hier unter anderem die Methode der<br />
Optimierung mit Hilfe von Rechtecken und Quadraten, die Funktionsweise eines<br />
Routenplaners oder die optimale Planung eines perfekten Dinners, bei dem Lasagne serviert<br />
werden sollte.<br />
In der Modellierungsphase waren die Schülerinnen und Schüler gefordert, in Gruppen an<br />
realitätsnahen Aufgaben zu arbeiten. Themen waren<br />
• der optimale Freiwurf beim Basketball<br />
• der optimale Wurf beim Darts<br />
• die optimale Ausleuchtung eines Fußballfeldes<br />
In diesem Teil des Kurses war in erster Linie die<br />
Kreativität der Schülerinnen und Schüler gefordert.<br />
Jede Gruppe konnte und sollte individuell<br />
Lösungswege <strong>für</strong> ihr Problem finden. Fragen und<br />
auftretende Schwierigkeiten konnten die<br />
Schülerinnen und Schüler jederzeit mit ihrem<br />
Betreuer diskutieren. Die Teilnehmenden mussten<br />
• ihr Problem strukturieren und idealisieren,<br />
• <strong>für</strong> die Lösung der Aufgabenstellung<br />
geeignete mathematische Werkzeuge<br />
wählen,<br />
• ein möglichst gutes mathematisches Modell<br />
erstellen<br />
• die Ergebnisse interpretieren und verständlich darstellen,<br />
• ihre Arbeit sowie ihre Ergebnisse schriftlich und in Form einer Präsentation<br />
dokumentieren.<br />
In beiden Phasen des Kurses hatten und nutzten die<br />
Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit zum<br />
selbstständigen Arbeiten. Die Motivation dazu, sich<br />
mit komplexen und schwierigen Aufgaben zu<br />
beschäftigen war auffallend groß. Die<br />
Teilnehmenden konnten entsprechend ihren<br />
Vorlieben alleine oder in Teams arbeiten. Von<br />
Beginn nutzten die Schülerinnen und Schüler die<br />
Chance, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen<br />
und so ihre fachliche Kompetenz zu erhöhen.<br />
Jede Gruppe verfasste eine schriftliche Dokumentation der Kursarbeit, sowie eine Zwischen-<br />
und eine Abschlusspräsentation im Kurs. Den Abschluss der Kurswoche stellte die<br />
Präsentation der Kursarbeit vor den Eltern im Festsaal des Hotels Panhans dar. Bei dieser<br />
Präsentation stellten die Schülerinnen und Schüler die Modellierungsprobleme der zweiten<br />
Kursphase in den Vordergrund. Zu Recht waren sie stolz auf die Ergebnisse ihrer intensiven<br />
Arbeit im Rahmen des Mathematikkurses der 9. Sommerakademie am Semmering!<br />
52
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Kurs 7 Physik, Chemie, Medizin<br />
Thema: Radiochemie und Nuklearmedizin<br />
Kursleitung: Mag. Stefan Schönhacker<br />
Die Nuklearmedizin, also die Verwendung radioaktiver Arzneimittel <strong>für</strong> Diagnose und<br />
Therapie, ist mittlerweile etabliert und liefert Erkenntnisse über das Innere des Menschen, die<br />
uns teilweise anders nicht zugänglich sind. Die Radiochemie ist nicht nur <strong>für</strong> die Herstellung<br />
solcher Arzneimittel, sondern auch in zahlreichen technischen Bereichen nicht mehr<br />
wegzudenken. Dennoch sind beide Fachgebiete in Österreich weitgehend unbekannt – eine<br />
Tatsache, die wir im Kurs 7 gründlich geändert haben.<br />
Die physikalischen Grundlagen waren aufgrund der hohen Vorbildung der Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer innerhalb einer knappen Stunde abgehandelt – entsprechend rasch konnten<br />
wir uns den eigentlichen Inhalten des Kurses zuwenden.<br />
Die Erweiterung des Periodensystems der Elemente zur Nuklidkarte, verschiedene Arten von<br />
Kernumwandlungen und Zerfällen, deren Gründe und Auswirkungen sowie die<br />
Möglichkeiten, ionisierende Strahlung zu messen, waren weitere physikalische Themen. Aber<br />
auch die Biologie durfte nicht zu kurz kommen, mussten die Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer doch Bescheid über die möglichen Auswirkungen ionisierender Strahlung auf den<br />
menschlichen Körper wissen. Dabei wurden beispielhaft einige Strahlenunfälle besprochen.<br />
Sicherheitsmaßnahmen und gesetzliche Bestimmungen <strong>für</strong> den Umgang mit radioaktiven<br />
Stoffen gingen selbst durchgeführten (natürlich ungefährlichen) Experimenten voraus.<br />
Radioaktives Gestein und Alltagsprodukte, die radioaktive Stoffe enthalten, konnten dabei<br />
ebenso untersucht werden wie zwei (schwache) Strahlenquellen.<br />
Zwei Mitarbeiter der Medizinischen Universität Wien, die am AKH Wien in der Abteilung<br />
Nuklearmedizin arbeiten, boten als Abendprogramm einen Streifzug durch die Methoden und<br />
Möglichkeiten der Nuklearmedizin. Der Vortrag mit anschließender Diskussion begeisterte<br />
nicht nur die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Kurses, sondern beinahe 50 Personen<br />
aus fast allen Kursen!<br />
Nachdem wir uns einen weiteren Tag im Kurs mit nuklearmedizinischen Methoden in<br />
Diagnostik und Therapie auseinandergesetzt hatten, führte uns eine Exkursion nach Wien.<br />
Eine Besichtigung des Teilchenbeschleunigers VERA stand <strong>für</strong> den Vormittag auf dem<br />
Programm. Den Nachmittag verbrachten wir an der Nuklearmedizinischen Abteilung des<br />
AKH und konnten dort unmittelbar nachvollziehen, unter welchen strengen Auflagen und mit<br />
welchem technischen Aufwand radioaktive Arzneimittel hergestellt werden.<br />
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses waren die ganze Kursdauer über mit einer<br />
bewundernswerten Disziplin und Feuereifer bei der Sache – Pausen waren gänzlich<br />
unerwünscht, und man konnte gar nicht zu viel Information liefern. Bald entstand eine sehr<br />
positive Gruppendynamik, die das Arbeiten im Kurs <strong>für</strong> alle ausgesprochen angenehm<br />
machte. Dass die Begabungen der Jugendlichen sich nicht nur auf ein Fachgebiet<br />
beschränken, bewiesen verschiedene im Lauf der Kurszeit entstandene Gedichte und ein<br />
angehender Konzertpianist, <strong>für</strong> den Nuklearmedizin nur eine mögliche zweite Karriere<br />
darstellt.<br />
53
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Kurs 8 Philosophie<br />
Thema: Im Besitz der Wahrheit - Ideologie, Fundamentalismus, Szientismus<br />
Kursleitung: Mag. Dr. Bernhard Hölzl<br />
Nach einer Reflexion auf die möglichen Entstehungsbedingungen des eigenen Weltbildes<br />
setzten wir uns mit der Frage auseinander, ob der philosophische Anspruch der Aufklärung,<br />
selbst zu denken (Kant), auch heute noch besteht und uns die Vernunft Orientierung zu geben<br />
vermag oder ob wir jenen, die vorgeben, im Besitz der Wahrheit zu sein, diese bereitwillig<br />
„abkaufen“. Ein kursübergreifender Fragebogen sollte uns Klarheit darüber bringen, dass in<br />
allen Kursen die philosophische und wissenschaftliche Orientierung gegenüber der religiösen<br />
und ideologischen eindeutig den Vorrang haben.<br />
Wir lernten typische Argumentationsstrategien kennen, die in der Auseinandersetzung mit<br />
Fundamentalisten eine wichtige Rolle spielen können, und befassten uns mit den<br />
Besonderheiten des jüdischen, katholischen, evangelischen und islamischen<br />
Fundamentalismus. Die Angriffe der Kreationisten auf die Evolutionstheorie und die <strong>aktuell</strong>e<br />
Debatte um ein der Natur unterstelltes „intelligent design“ führten zur Frage, ob die Annahme<br />
einer doppelten (religiösen und naturwissenschaftlichen) Wahrheit nicht in unhaltbare<br />
Widersprüche führt, ob religiöse Toleranz nicht dort endet, wo der Fanatismus beginnt, und in<br />
welchem Rahmen eine nicht-fundamentalistische Religion möglich ist.<br />
Unser Augenmerk war auch auf die Gemeinsamkeiten von Wissenschaftskritik,<br />
Religionskritik und Ideologiekritik gerichtet, wobei uns der kritische Rationalismus das nötige<br />
methodische Rüstzeug lieferte (Popper, Albert, Salamun). Exemplarisch besuchten wir auf<br />
einer Exkursion in Wien das Freud-Museum, die Synagoge, eine Ausstellung über die<br />
Stellung der Frau im Judentum und das Parlament. Abschließend diskutierten wir die<br />
Möglichkeiten und Grenzen der wichtigsten philosophischen Wahrheitstheorien.<br />
Besonders hervorzuheben ist das hervorragende Arbeitsklima, das in dieser außergewöhnlich<br />
homogenen Gruppe junger Philosophinnen und Philosophen herrschte, was sich auch bei der<br />
kursübergreifenden Diskussion und bei der Abschlusspräsentation zeigte.<br />
54
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
6. ECHA-Lehrgänge<br />
6.1 Der ECHA-Ausbildungslehrgang 2005/06<br />
APS-Gruppe vor der Ludgerus-Grundschule in Münster-Hiltrup<br />
Den Abschluss schafften:<br />
Maria Böhm (VS Großebersdorf), Mag. Josef Brandl (BORG Krems), Ulla Edelhauser (PVS<br />
Engl. Fr., St. Pölten), Mag. Isabella Eder (BRG Ma. Enzersdorf), Mag. Sonja Gabriel<br />
(BHAK/BHAS Laa/Thaya), Mag. Renate Haiden (BHAK Wr. Neustadt), Mag. Regina<br />
Hammer (G Linz), Margit Hauenschild, VS Krems Egelsee, VD Helga Kager (VS Markt<br />
Piesting), Mag. Erwin Klein (BG Purkersdorf), Mag. Monika Kolovos (BG Perchtoldsdorf),<br />
Mag. Reinhard Krames (BG Laa/Thaya), Sabine Ofner (VS Ternitz), Bernadette Panek (VS<br />
Grillparzer II, St. Pölten, Christine Parth (HS Seitenstetten), Marion-Linda Paternostro (VS<br />
Groß-Enzersdorf), Mag. Natascha Patzl (BG Tulln), Mag. Ursula Potakowskyj (BG<br />
Purkersdorf), Mag. Doris Sadek (BG Tulln), Mag. Dr. Günther Scheidl (BSH St. Pölten),<br />
Manuela Schoisengeier (HS Herzogenburg), Mag. Verena Schreier (BG Gänserndorf), Mag.<br />
Roland Senk (BG Gmünd), Mag. Dagmar Simon (BG Mödling Keimg.), Mag. Petra Slavik<br />
(BRG Ma. Enzersdorf), Mag. Marion Tiefenbacher-Lindenthal (BG Lilienfeld), Mag.<br />
Christian Waka (VS Otto Glöckel, St. Pölten), VD Roswitha Windhager (PVS Ma.<br />
Enzersdorf), Mag. Barabara Weinfurter (BG Neunkirchen).<br />
55
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
6.1.1 Einige Erfahrungsberichte und Hospitations-Protokolle<br />
Datum: Dienstag 4. April 2006<br />
Ort: WWU Münster, Institut <strong>für</strong> Didaktik der Mathematik<br />
Zeit: 15.00-16.30<br />
Anwesende: 8 Teilnehmer/innen des ECHA- Seminars, teils APS, teils AHS/BHS<br />
Thema: Mathematische Hochbegabung im Grundschulalter<br />
Leitung: Prof. Käpnick<br />
→ Zu Beginn Beobachtung des Unterrichts „ Chemie <strong>für</strong> kleine Asse“ bei Prof. Barke im<br />
Rahmen der oben angeführten <strong>Hochbegabtenförderung</strong>:<br />
Sieben Mädchen und Buben im Grundschulalter werden mit chemischen Experimenten<br />
konfrontiert. Im Vordergrund stehen die Beobachtungen der Kinder, die Lehrperson versucht<br />
das Interesse und den Forscherdrang der Kinder durch Fragen zu wecken. Z.B.: „Was schätzt<br />
ihr?“...oder… „Kann das so sein?“. In diesem Frage und Antwortspiel werden die Meinungen<br />
der Kinder respektiert, d.h. die Kinder stellen Hypothesen auf, die ernst genommen werden.<br />
Darüber hinaus lässt der Lehrer die Kinder auch selbst probieren und gibt dazwischen<br />
Erklärungen. Einige Kinder fallen dabei besonders durch enthusiastisches Verhalten auf,<br />
dadurch scheinen aber auch andere mehr in den Hintergrund gedrängt. Die Kinder sind bei<br />
den einzelnen Experimenten emotional sehr involviert.<br />
→Im Anschluss Gespräch mit Prof. Käpnick über das <strong>Hochbegabtenförderung</strong>sprogramm:<br />
Die Teilnehmer dieses Enrichmentsprogramms über sehr anspruchsvolle mathematische<br />
Themen sind hochbegabte Kinder im Grundschulalter.<br />
Die Kinder wurden in Zusammenarbeit der Universität mit sieben Kooperationsschulen in<br />
Münster von den betreffenden Schulen bzw. Lehrern nominiert.<br />
Die Kriterien der Auswahl wurden vorher definiert, sehr gute Schulleistungen sind dabei<br />
jedoch nicht relevant! Einige der Kinder haben bereits eine Klasse übersprungen.<br />
Insgesamt werden 20-25 Kinder in jeweils zwei Gruppen betreut.<br />
In diesem Programm wird von einem ganzheitlichen Ansatz ausgegangen, d.h. die Kinder<br />
sollen in Anwendungssituationen kennen gelernt werden( z.B. die Schülerinnen und Schüler<br />
sollen anhand der chemischen Experimente mathematische Zusammenhänge herausfinden )<br />
Der Grundgedanke ist die spannende Gestaltung, nach einer zehnminütigen Einstiegsphase<br />
sollen die Kinder anhand von Arbeitsblättern Probleme lösen, wobei sie sich die Sozialform<br />
(=Einzel-bzw. Gruppenarbeit) selbst wählen dürfen.<br />
11/2 Stunden Arbeitszeit stellt <strong>für</strong> die Mädchen und Buben kein Problem dar.<br />
Die unterschiedlichen Herangehensweisen der Kinder werden in deren Lösungsansätzen<br />
sichtbar und in der anschließenden Diskussion vernetzt.<br />
Die sprunghafte Gedankenführung der Kinder wird berücksichtigt. Die Mädchen und Buben<br />
geben oft intuitiv richtige Lösungsansätze, können aber den Lösungsweg nicht erklären. Der<br />
Reiz der Aufgabe ist nach erfolgter Lösung dahin, daher wollen die Schüler ihren<br />
Lösungsansatz oft auch nicht aufschreiben. Hochbegabte, intuitive Kinder haben manchmal<br />
im Regelunterricht Schwierigkeiten, da sie z.B. keine Antwortsätze schreiben oder<br />
Flüchtigkeitsfehler machen, daher ist dieses Enrichmentprogramm als Zusatzangebot<br />
wichtig.<br />
Mag. Ursula Potakowskyj<br />
56
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Protokoll<br />
Hospitation in der Grundschule Kreuzstraße in Münster am Dienstag, dem 4. April 2006<br />
Die Unterrichtshospitation im Rahmen unseres Studienaufenthalts in Münster führte uns auch<br />
in die Grundschule Kreuzstraße in Münster. Diese Schule wird pro Jahrgang zweizügig<br />
geführt und wird von ca. 180 Schülern besucht. Die Nachmittagsbetreuung ist als offene<br />
Ganztagsschule organisiert.<br />
Dort durften wir 2 Klassen besuchen und die verschiedenen Möglichkeiten zur Förderung von<br />
(Hoch)begabten in der Praxis sehen.<br />
Die erste Hospitationsstunde verbrachten wir in einer ersten Klasse mit 23 Schülern. Frau<br />
Marx, die Klassenlehrerin, eröffnete die Stunde mit der Frühlingswerkstatt (ist bereits die<br />
dritte Werkstatt in diesem Schuljahr). Die Werkstatt beschäftigte sich mit Frühblühern und<br />
hier besonders mit der Tulpe als ein exemplarischer Vertreter da<strong>für</strong>. Nach bereits geleisteter<br />
Vorarbeit brachten einige Schüler verschiedene Tulpen bzw. Blumen mit und stellten sie im<br />
Sitzkreis vor. Andere Schüler kommentierten und verarbeiteten dabei ihr Vorwissen. Das<br />
folgende Großplakat mit den Teilen der Pflanze verdeutlichte bzw. wiederholte die einzelnen<br />
Teile der Blume von der Blüte bis zur Wurzel.<br />
In der Folge wurden die Regeln <strong>für</strong> den Werkstattunterricht wiederholt und <strong>für</strong> die<br />
Weiterarbeit bzw. Vertiefung ein Experte bestimmt, der sich in besonderem Maße mit den<br />
Details der Blume vertraut gemacht hatte und somit als Helfer <strong>für</strong> die anderen Schüler<br />
besonders geeignet war.<br />
Die Schüler beschäftigten sich den Rest der Stunde mit den verschiedensten<br />
Arbeitsmaterialien zum Thema Frühblüher (gelegentliche Zuhilfenahme des Experten).<br />
Die zweite Hospitationsstunde führte uns in eine dritte Klasse, wo der Mathematikunterricht<br />
von einer in ECHA-Ausbildung befindlichen Referendarin Fr. Niederbröker gehalten wird. In<br />
dieser Klasse befindet sich ein Kind im Drehtürenmodell, ein Kind hat die zweite Klasse<br />
übersprungen. Auch hier sehen wir einen Werkstattunterricht mit unterschiedlichen<br />
Zugangsweisen zu den mathematischen Problemen. Das Thema der Mathe-Stunde war<br />
Kombinatorik und wurde von den Schülern in verschiedenster Art bewältigt; teils durch<br />
handelnden, teils durch abstrakten und teils durch kombinierten Zugang.<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Problematik der Begabtenförderung in Münster<br />
schon eine tiefe Durchdringung in der Bevölkerung, der Schulverwaltung und auch in der<br />
Politik erfahren hat. In Österreich werden viele Verfahren der Begabtenförderung von den<br />
einzelnen Lehrern in Eigenverantwortlichkeit und ohne offiziellen Charakter durchgeführt.<br />
Hier haben wir schon eine große Übereinstimmung zu unserem Unterricht festgestellt.<br />
Natürlich bedarf es noch vieler Aufklärungsarbeit, um die Begabtenförderung auf eine<br />
umfassendere und professioneller Basis zu stellen. Gesamt gesehen war der „Blick über den<br />
Tellerrand“ sehr informativ und pädagogische wertvoll, da viele persönliche<br />
Unterrichtsverfahren bestätigt wurden bzw. wir neue Anregungen mit nach Hause nehmen<br />
durften. Vielen Dank<br />
Zusammengestellt von Bernadette Panek, Ulrike Edelhauser und Christian Waka<br />
57
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
PROTOKOLL ZUM BESUCH DES WILHELM-HITTORF<br />
GYMNASIUMS am Montag, den 3. 4. 2006<br />
Durch den Vormittag führte Frau Monika Konrad (ECHA-Lehrerin)<br />
Folgende Fördermöglichkeiten <strong>für</strong> begabte Schüler wurden vorgestellt:<br />
1.) Expertenarbeit <strong>für</strong> begabte Schüler:<br />
Begabte Schüler aus der 6. Klasse fertigen diese zu ihrem Lieblingsthema an und werden dabei von Studenten<br />
aus dem Lernkompetenzzentrum betreut. Dazu gehen sie je zwei Stunden pro Woche aus dem Regelunterricht<br />
heraus (Deutsch und Politik) und widmen sich im Informatiksaal oder in der Bibliothek ihrer Arbeit. Die<br />
Ergebnisse der Expertenarbeit werden vor Publikum präsentiert.<br />
2.) Expertenarbeit <strong>für</strong> eine ganze Klasse:<br />
Auch hier werden 2 Wochenstunden <strong>für</strong> dieses Projekt zur Verfügung gestellt, dadurch können die Schüler<br />
geblockt eine Doppelstunde an ihrer Expertenarbeit arbeiten. Die Schüler erhalten ebenfalls Unterstützung durch<br />
Studenten. Das Projekt läuft im 2. Semester, die Projektpräsentation erfolgt im Juni im Schloss Münster.<br />
3.) Drehtürmodell:<br />
Das Drehtürmodell wird <strong>für</strong> Schüler angewandt, die von Lehrern vorgeschlagen werden. Dabei sind auch<br />
Underachiever und Schüler, die bereits in der Grundschule eine Schulstufe übersprungen haben. Wichtig ist<br />
immer, dass alle Beteiligten freiwillig an diesem Projekt teilnehmen. Die Schüler müssen bei all diesen<br />
Fördermodellen Lerntagebücher führen und in Form von Mind Maps genau analysieren, welche Pläne sie haben<br />
und wie diese umgesetzt werden können.<br />
4.) Drehtürmodell Latein und Französisch parallel:<br />
Schüler ab der 7. Klasse lernen diese beiden Sprachen parallel und müssen jeweils die Unterrichtsstunden, die<br />
sie versäumen, im Selbststudium nachholen. Die betroffenen Schüler nehmen jeweils zu 50% am Regelunterricht<br />
teil.<br />
5.) Besuch der nächst höheren Klasse in einem einzelnen Fach:<br />
Der betroffene Schüler besucht zum Beispiel den Englischunterricht in der nächst höheren Klasse und muss im<br />
Selbststudium jene Stunden nachholen, die er/sie in der Stammklasse versäumt. Dieses Modell wird oft als<br />
Vorbereitung zum in Punkt 7 genannten Überspringen einer Klasse angewandt.<br />
6.) Überspringen einer Klasse:<br />
7.) Teilnahme an Schülerolympiaden<br />
8.) Förderkurse, Arbeitsgemeinschaften<br />
9.) Junior-Uni<br />
Besuch von Vorlesungen erfolgt während der Unterrichtszeit und dient der Orientierung an der Universität. Das<br />
Versäumte muss wieder im Selbststudium nachgeholt werden.<br />
Der Besuch am Wilhelm-Hittorf Gymnasium brachte viele neue Impulse <strong>für</strong> die<br />
Begabtenförderung. Frau Konrad überzeugte durch ihr Engagement und ihre positive<br />
Einstellung. Die Diskussion mit Schülern, die an Förderprogrammen teilnehmen, war<br />
ebenfalls sehr informativ.<br />
58<br />
Protokoll erstellt von Petra Slavik
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
6.2 Der ECHA-Akademielehrgang 2006/07<br />
Protokoll der Reise von Gertraud Gruber<br />
Gruppenfoto vor dem icbf-Zentrum in Münster<br />
Sonntag: 18. März 2007<br />
Treffpunkt um 16 Uhr am Flughafen Schwechat, wo wir bereits alle wichtigen Informationen<br />
<strong>für</strong> unseren Aufenthalt in Münster ausgehändigt bekamen. Flug nach Münster-Osnabrück,<br />
Transfer zum Hotel und Nächtigung.<br />
Montag: 19. März 2007<br />
Vormittag (VM): Besuch des Annette von Droste Hülshoff–Gymnasiums :<br />
Im Annette–Gymnasium wurden wir sehr freundlich aufgenommen und bekamen dort das<br />
Forder–Förder–Projekt vorgestellt: Schüler arbeiten in 6er Gruppen, begleitet von<br />
Lehramtsstudenten, an ihrem Interessensprojekt selbständig mit einem Lerntagebuch, wo alle<br />
Fixpunkte des Lernfortschrittes per Datum vorgegeben sind. Ihre Expertenarbeitpräsentieren<br />
die Schüler am Ende des Projektes, wo sie Eltern, Freunde und Verwandte einladen dürfen.<br />
Nachmittag (NM): Besuch in der Bezirksregierung Nordrhein–Westfalen: Vorstellung der<br />
Schulorganisation und der beabsichtigten Änderung in Hinblick auf Vorverlegung des<br />
Schuleintrittes und der Lern- und Förderempfehlung, wo man versucht, den besonderen<br />
Begabungen der Schüler gerecht zu werden.<br />
Dienstag: 20. März 2007<br />
VM: Fahrt zum HITTORF – Gymnasium: Hier konnten wir erfahren, wie Begabtenförderung<br />
ins Regelschulwesen übernommen wird (ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Universität –<br />
Münster).<br />
NM: Besuch der Pleisterschule (VS), wo der Schulleiter, Thomas Starke, sein interessantes<br />
Schulkonzept mit besonderem Förderschwerpunkt in Mathematik vorstellte.<br />
59
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Mittwoch: 21. März 2007<br />
VM: Besuch im Annette–Gymnasium: Frau StR Carolin Gieseke erklärte uns ihr Forder–<br />
Förder –Projekt zur Begabtenförderung im Drehtürmodell (inklusive Hospitation einer<br />
Fördergruppe).<br />
NM: Vortrag im Internationalen Zentrum <strong>für</strong> Begabtenförderung: Dr. Christian Fischer, der<br />
Geschäftsführer des ICBF, legte uns die wissenschaftliche Arbeit und die Grundstrukturen des<br />
von seinem Institut begleiteten Forder – Förderprojektes dar.<br />
A: Fahrt nach Düsseldorf und Rückflug nach Wien – Schwechat.<br />
Es war eine sehr informationsreiche und interessante Exkursion!<br />
ECHA-DIPLOMANDEN 2007<br />
Marion BAUER, VS Kaltenleutgeben Andreas KRENNER, HS Litschau<br />
Sigrid BILEK, VS St. Andrä-Wördern Hedwig KRTEK, HS Stift Zwettl<br />
Andrea EDER, VS Weigelsdorf Maria LEDERMÜLLER, HS I Gmünd<br />
Ilona FELLNER-MALZER, VS Purkersdorf Reinhilde OTT, HS I Waidhofen/Ybbs<br />
Helga FENKART, VS Biedermannsdorf Erika PIESSLINGER, HS Gr.-Enzersdorf<br />
Regina GÖSSINGER, HS Wolkersdorf I Eva SCHARF, HS Schwadorf<br />
Gertraud GRUBER, HS Wiesmath Petra SCHINNER, VS Retz<br />
Gabriele HARTIG, VS Sollenau Andrea STADLER, VS Weigelsdorf<br />
Elisabeth HOHENBERGER, ASO Korneuburg Maria WEIGL, VS Wieselburg<br />
Eva Maria HOLZER, VS Lilienfeld Margit WEIKARTSCHLÄGER,<br />
Marlies HONEGGER-JÜNNEMANN, HS Heidenreichstein<br />
HS Klosterneuburg Gabriele ZACH, VS Vitis<br />
Birgit IGELSBÖCK, HS Zwettl Karin ZAUNBAUER, PVS Ma.Enzersdorf<br />
Ingeborg KIRCHWEGER, HS Ertl Elisabeth ZILLNER, VS Gedersdorf<br />
Christina KNOUREK-SPERINGER, VS II Tulln Roswitha ZLABINGER, VS Haugsdorf<br />
Bei der<br />
Diplomüberreichung<br />
mit Prof. Franz Mönks<br />
und Prof. Gerhard Lehwald<br />
im Altlengbachhof<br />
60
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
7. Best Practice - Berichte aus der Praxis<br />
7.1 Begabungen in und außerhalb der Schule fördern<br />
Erfahrungsbericht einer Lehrerin<br />
DR. HILDEGARD URBAN-WOLDRON, Gymnasium Sacre Coeur Pressbaum<br />
„Es gibt nichts Ungerechteres als die gleiche Behandlung von Ungleichen.”<br />
(PAUL F. BRANDWEIN, amerikanischer Psychologe (1912-1994))<br />
Die Förderung aller Kinder gehört zum allgemeinen Grundauftrag der Schule (vgl.<br />
ÖSTERREICHISCHES SCHULUNTERRICHTSGESETZ § 17. (1): „Der Lehrer hat in eigenständiger und<br />
verantwortlicher Unterrichts- und Erziehungsarbeit die Aufgabe der österreichischen Schule zu<br />
erfüllen. In diesem Sinne und entsprechend dem Lehrplan der betreffenden Schulart hat er unter<br />
Berücksichtigung der Entwicklung der Schüler und der äußeren Gegebenheiten den Lehrstoff des<br />
Unterrichtsgegenstandes dem Stand der Wissenschaft entsprechend zu vermitteln, eine gemeinsame<br />
Bildungswirkung aller Unterrichtsgegenstände anzustreben, den Unterricht anschaulich und<br />
gegenwartsbezogen zu gestalten, die Schüler zur Selbsttätigkeit und zur Mitarbeit in der Gemeinschaft<br />
anzuleiten, jeden Schüler nach Möglichkeit zu den seinen Anlagen entsprechenden besten<br />
Leistungen zu führen, durch geeignete Methoden und durch zweckmäßigen Einsatz von<br />
Unterrichtsmitteln den Ertrag des Unterrichtes als Grundlage weiterer Bildung zu sichern und durch<br />
entsprechende Übungen zu festigen.“).<br />
Die Schule hat die Aufgabe, unterschiedliche Begabungen zu fördern und individuelle<br />
Neigungen zu berücksichtigen. Dies immer im Hinblick auf die Gemeinschaft, in der sie<br />
verschiedene Ansprüche vereinen muss. In diesem Spannungsfeld sind auch die Bedürfnisse<br />
besonders begabter und hochbegabter Kinder und ihrer Eltern zu sehen. Unterricht und<br />
Erziehung sollten deshalb nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch die Interessen und<br />
Fähigkeiten, die Kreativität und Phantasie, soziale Verhaltensweisen sowie die<br />
Leistungsfähigkeit und -bereitschaft der Schülerinnen und Schüler fördern. In dieser<br />
umfassenden Förderung ist die Begabungsentwicklung implizit enthalten.<br />
Hochbegabte Kinder sollten nach Ansicht des Entwicklungspsychologen Detlef H. Rost<br />
genauso intensiv gefördert werden wie durchschnittlich begabte. „Wichtig ist ein flexibler<br />
Unterricht, bei dem die Lehrer/innen den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben an die<br />
Leistungsfähigkeit der Schüler/innen anpassen“, sagte Rost in einem Gespräch mit der<br />
Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Marburg. Detlef H. Rost sieht Schulen <strong>für</strong> Hochbegabte<br />
nur als Notlösung: „Der Königsweg ist, wenn Hochbegabte nicht isoliert werden, sondern mit<br />
anderen Gleichaltrigen gemeinsam lernen“.<br />
Begabungen fördern bedeutet <strong>für</strong> mich als Lehrerin im Sinne von J.F. Herbart die<br />
„Verschiedenheit der Köpfe“ zu beachten, Begabungen wahrzunehmen und entdecken lassen,<br />
Kreativität anzuregen und herauszufordern, Selbstvertrauen zu fördern und die Persönlichkeit<br />
zu stärken, begabte Kinder in Gemeinschaften zu integrieren sowie eine<br />
begabungsfreundliche Lernkultur zu gestalten.<br />
Erste bewusste Erfahrungen mit Begabtenförderung<br />
Jeder Lehrer/jede Lehrerin kennt begabte Schüler und Schülerinnen. Im Schulalltag begegnen<br />
mir Jugendliche, die sehr sensibel <strong>für</strong> Verwunderliches in Natur und Technik sind. Sie sind<br />
neugierig und stellen überraschende Fragen, oder sie lassen sich durch entsprechende<br />
Problemsituationen motivieren, der Sache „ auf den Grund“ zu gehen. Ihre Argumentationen,<br />
Beweisketten und Lösungswege sind häufig „unüblich“, und gerade das macht <strong>für</strong> mich den<br />
Unterricht immer wieder jeden Tag aufs Neue spannend. Begabte haben Lust am Fragen,<br />
61
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
bringen aber durchaus mit ihren Ideen nicht selten mein Unterrichtskonzept durcheinander.<br />
Obwohl ich kritische, verbessernde oder auch nur erwartungswidrige Unterrichtsbeiträge<br />
begabter Schülerinnen und Schüler manchmal im Unterrichtsgeschehen als unbequem oder<br />
störend empfinde, bin ich der festen Überzeugung, dass gerade <strong>für</strong> diese Gruppe noch viel<br />
mehr getan werden muss, wenn wir nicht zulassen wollen, dass sich bei den betroffenen<br />
Jugendlichen Isolation, Aggression oder Resignation einstellen. Aus meiner<br />
Unterrichtstätigkeit weiß ich, dass die Auseinandersetzung mit gerade diesen Schülerinnen<br />
und Schülern auch mir immer wieder neue Motivation bringt.<br />
Es reicht nach meiner Einschätzung nicht aus, den hochbegabten Schülern/innen - und so<br />
viele haben wir ja in einer Klasse bzw. einer Schulstufe auch gar nicht - einmal oder zweimal<br />
pro Woche eine Extraeinheit anzubieten; Förderung von Hochbegabten muss durch<br />
entsprechende Differenzierung und Individualisierung in praktisch jeder Unterrichtsstunde<br />
ihren Niederschlag finden.<br />
Im Rahmen meiner ECHA - Abschlussarbeit hatte ich im Schuljahr 1999/2000 die<br />
Möglichkeit an einem Forschungsprojekt (Projekt CAS III "Neue Medien und Methodik im<br />
Mathematikunterricht" / Elektronische Lernmedien im Mathematikunterricht / Projektleitung:<br />
LSI HR Dr. Helmut Heugl (LSR <strong>für</strong> NÖ)) teilzunehmen und im Zuge eines Schulversuchs<br />
neue Formen der Leistungsmessung und Leistungsbeurteilung zu erproben. Begleitend zu<br />
meiner Forschungsarbeit führte ich in diesem Schuljahr auch meinen ersten Talentförderkurs<br />
an meiner Schule durch.<br />
Im Rahmen meiner Studie konnte ich sowohl die Inhalte als auch das Gewicht der klassischen<br />
Schularbeit hinterfragen und in verstärktem Ausmaß die Leistung in kooperativen<br />
Arbeitsformen in die Benotung mit einbeziehen. Da das Werkzeug CAS einen wesentlichen<br />
Teil der Rechenarbeit übernahm, bekamen die Beschreibung des Lösungsweges, das Testen<br />
und die Dokumentation der Ergebnisse ein besonderes Gewicht. Damit habe ich versucht<br />
einen kleinen Beitrag zur Förderung der begabten Schüler/innen in der Klasse zu leisten, weil<br />
diese angefangen bei der Wahl des Themas bis zur Form der Präsentation ihre Interessen, ihr<br />
Können und ihre Kreativität einbringen konnten. Es war überaus spannend, diese<br />
Lernprozesse zu begleiten, sowohl bei den leistungsschwächeren als auch bei den<br />
leistungsstärkeren Schülern/innen.<br />
Lernziele waren dabei neben einer Erhöhung der reinen mathematischen Fachkompetenz vor<br />
allem ein begleitendes Methodentraining im Sinne eines erweiterten Lernbegriffes, wo neben<br />
dem reinen inhaltlich fachlichen Lernen, das Wissen, Verstehen, Anwenden, Analyse,<br />
Synthese und Bewertung umfasst, auch das methodisch strategische Lernen, das durch<br />
Informationsgewinnung, Informationsverarbeitung, Planen, Üben, Ordnung halten und<br />
Präsentieren repräsentiert wird und schließlich das sozial kommunikative Lernen mit den<br />
Kompetenzen Zuhören, Begründen, Argumentieren, Diskutieren, Kooperieren, Führen,<br />
Integrieren, Präsentieren ihren Platz hatten. Aber auch das affektive Lernen, das mit<br />
Selbstvertrauen entwickeln, Interesse haben, Identifikation, Engagement entwickeln und<br />
Werthaltungen aufbauen in Verbindung gebracht wird, stand im Fokus der Anstrengungen<br />
und Untersuchungen.<br />
Dabei wurde ein Teil der klassischen Schularbeiten durch „Facharbeiten“ und<br />
„Projektarbeiten“ ersetzt. Die Facharbeiten wurden von den Schülern/innen zum Teil im<br />
Unterricht, größtenteils aber zu Hause bearbeitet. Inhaltlich handelte es sich bei den<br />
vergebenen Themen um Aufgaben, wo <strong>für</strong> die leistungsschwächeren Schüler/innen das bisher<br />
Gelernte nur angewendet werden musste. Die besonders mathematisch talentierten Schüler<br />
suchten sich weitgehend ihre Themen selbst aus; dabei handelte es sich um neue Bereiche, die<br />
selbstständig erarbeitet wurden. Die Überprüfung des Lernfortschrittes erfolgte durch die<br />
62
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Dokumentation und Präsentation der Ergebnisse, z.B. in Form von Referaten mit Handouts<br />
<strong>für</strong> die Mitschüler/innen. Ich hatte dabei die Möglichkeit Einblicke in die Lernprozesse zu<br />
gewinnen und im Sinne von Begabungsfördernden Lernformen individuelle Maßnahmen zu<br />
setzen.<br />
Im Rahmen der Projektarbeiten, wo ein Thema durch Paare oder Gruppen bearbeitet wurde,<br />
habe ich angelehnt an die Fördermaßnahme Grouping-Prinzip versucht, begabten<br />
Schülern/innen die Möglichkeit zu bieten, zusammen mit gleichaltrigen Begabten zu lernen.<br />
Von Bedeutung waren <strong>für</strong> mich letztlich nie nur die Ergebnisse selbst, sondern die<br />
Fragestellungen und Probleme, die sich aus dem Vorgehen ergaben, und die (vor allem<br />
talentierte und mathematisch begabte) Schüler/innen zu Vermutungen,<br />
Begründungsversuchen und Fallunterscheidungen anregten. Es war oft eine selbst gesteuerte<br />
Aufforderung zu spüren neue Wege auszuprobieren, ungewöhnliche Gedanken zu erzeugen<br />
und zu verfolgen, den Rahmen des Üblichen zu überschreiten; ganz einfach mathematisch<br />
kreativ zu sein.<br />
Förderung von Begabungen im Klassenverband<br />
Begabungen fördern bedeutet <strong>für</strong> mich heute als Lehrerin im Sinne von J.F. Herbart die<br />
„Verschiedenheit der Köpfe“ zu beachten, Begabungen wahrzunehmen und entdecken lassen,<br />
Kreativität anzuregen und herauszufordern, Selbstvertrauen zu fördern und die Persönlichkeit<br />
zu stärken, begabte Kinder in Gemeinschaften zu integrieren sowie eine<br />
begabungsfreundliche Lernkultur zu gestalten.<br />
Begabungsfördernde Lernformen sind nach meiner Einschätzung im Spannungsfeld zwischen<br />
Geschlossenheit und Offenheit der Unterrichtssituation, d.h. zwischen Fremd- und<br />
Selbstbestimmtheit bzw. -steuerung des Lernens anzusiedeln.<br />
Entdeckendes Lernen ermöglicht den Schülern selbstständiges, selbsttätiges Finden von<br />
verborgenen Fakten und Phänomenen, Zusammenhängen, Abhängigkeiten, Sachbeziehungen,<br />
Strukturen und Modellen, von anspruchsvollen Fragestellungen, Problemen und<br />
Problemlösungen, von schwierigen Regeln, Gesetzmäßigkeiten (Ähnlichkeiten,<br />
Regelmäßigkeiten und Unregelmäßigkeiten) und Ordnungskategorien und von möglichen<br />
Verfahren zur Problemlösung.<br />
Interessensorientiertes Lernen will einerseits in besonderer Weise die begabungsbezogenen<br />
Neigungen hinsichtlich der Inhalte, der Methoden und der Medien der Auseinandersetzung<br />
berücksichtigen. Es sollen aber durch diese Lernform begabungsorientierte Neigungen vom<br />
Schüler/von der Schülerin selbst erkannt und Interessen geweckt und eingeschätzt werden.<br />
Damit wird vor allem die Begabungskomponente „Motivation“ gefördert. Besonders geeignet<br />
ist diese Methode <strong>für</strong> „anreicherndes Lernen“ im Sinne von Erweiterung oder Vertiefung<br />
(horizontales und vertikales Enrichment).<br />
Problemorientiertes Lernen bietet Situationen an, wo der begabte Schüler/die begabte<br />
Schülerin auf Grund anspruchsvoller Fragestellungen entweder Probleme selbst sucht oder in<br />
besonderer Weise zu Problemlösungen im kognitiven, sozialen oder persönlichen Bereich<br />
herausgefordert wird. Der Problemlösungsprozess erfolgt dann in den folgenden Schritten:<br />
1. eine Bedürfnis oder eine Schwierigkeit wird bemerkt<br />
2. das Problem wird formuliert<br />
3. die verfügbaren Informationen werden geprüft<br />
4. Lösungen werden formuliert<br />
5. die Lösungen werden kritisch überprüft<br />
6. neue Ideen werden formuliert<br />
7. die neuen Ideen werden erprobt und akzeptiert<br />
63
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Systemorientiertes Lernen fordert den Schüler/die Schülerin schließlich dazu heraus, die<br />
Strukturen eines (vor)gegebenen Systems, also seine Elemente und die Beziehungen zwischen<br />
diesen Elementen, zu erkennen (identifizieren), zu analysieren, zu beschreiben (definieren),<br />
zu überprüfen (evaluieren) und eventuell im Sinne einer Verbesserung zu verändern oder<br />
sogar Strukturen eines neuen Systems zu (er)finden, zu entdecken, zu entwickeln, zu<br />
konstruieren.<br />
Ergänzend zu den beschriebenen methodischen Möglichkeiten durch die Wahl bestimmter<br />
Lernformen möchte ich die Begabungsfördernde Differenzierungsmaßnahme des horizontalen<br />
und vertikalen Enrichments anführen. Man versteht darunter die inhaltlich-stoffliche<br />
Anreicherung, einerseits im Sinne einer inhaltlichen Erweiterung eines stofflichen<br />
Mehrangebots, das über das „normale“ lehrplanmäßig geforderte Maß hinausgeht (=<br />
horizontales Enrichment), andrerseits im Sinne einer inhaltlichen Vertiefung der angebotenen<br />
Inhalte im Sinne von Gründlichkeit, eines „Auf-den-Grund-Gehens“ (=vertikales<br />
Enrichment). Es werden damit die Bildungs- und Lernerfahrungen quantitativ und qualitativ<br />
erweitert und erlangen eine größere Breite und Tiefe.<br />
Als Lehrperson arbeite ich innerhalb der Regelklasse mit den Methoden der inneren<br />
Differenzierung und versuche so den speziellen Begabungssituationen gerecht zu werden.<br />
Besonders begabte Kinder erhalten innerhalb des regulären Unterrichts ausgewählte<br />
Anregungen zur Eigentätigkeit und zum entdeckenden Lernen. Entdeckendes Lernen im<br />
Mathematik- und Physikunterricht lebt von anregenden, herausfordernden Sachsituationen,<br />
die eine beachtliche Fülle von Beziehungen bergen, die es erst einmal zu erforschen gibt.<br />
Eine weitere integrative Möglichkeit Begabungsfördernder Maßnahmen innerhalb der<br />
Regelklasse sehe ich in der Ausweitung des Stoffes (Enrichment) oder der Arbeit an eigenen<br />
Projekten, die dann in der Klasse vorgestellt werden können.<br />
Talentförderkurse in der Schule<br />
Neben der in jedem Fall notwendigen integrativen Förderung besonders begabter und<br />
interessierter Schüler und Schülerinnen im Klassenunterricht durch Binnendifferenzierung,<br />
Enrichment und Individualisierung führte ich ab dem Schuljahr 1999/2000 am Gymnasium<br />
Sacre Coeur Pressbaum Talentförderkurse im Sinne alternativer und zusätzlicher<br />
Lernangebote durch. Daran nahmen auch Schüler/innen der Volksschule Sacre Coeur<br />
Pressbaum teil. Im Bereich naturwissenschaftlicher Schwerpunkt (Mathematik -<br />
Naturwissenschaften - Informatik) wurden <strong>für</strong> Schüler und Schülerinnen wählbare Module<br />
beziehungsweise Bausteine angeboten. Als Ziel der Begabungsförderung sollte über kognitive<br />
Komponenten hinaus vor allem die kreativ-produktive Begabung gesehen werden. Das<br />
verlangt einerseits nach einem Training des Denkens, Fragens, Lernens und Wahrnehmens<br />
und andrerseits nach Möglichkeiten zum eigenständigen Forschen und Experimentieren. Die<br />
Schüler/innen sollten in kleinen Gruppen in Arbeitsteilung Probleme lösen und Produkte<br />
herstellen.<br />
Begleitend zum Präsenzunterricht stand den Schülern und Schülerinnen eine betreute<br />
Lernplattform zum selbstständigen wie auch kooperativen und kollaborativen Lernen zur<br />
Verfügung. Darüber hinaus wurden die Kursprogramme laufend evaluiert und weiter<br />
entwickelt. Durch Differenzierung und vermehrte Individualisierung konnte in einer solchen<br />
Lerngruppe, wo Kreativität und Neugier der Lernenden nicht nur vorausgesetzt werden<br />
können, sondern die Triebfeder <strong>für</strong> das Lernen und die Aneignung von Wissen bilden, neben<br />
der Sachkompetenz auch die Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz gefördert werden.<br />
Im Sinne der Enrichment-Triade von Renzulli erfolgte eine Anreicherung des Lehrstoffs über<br />
den Lehrplan hinaus. Es sollte Schülern und Schülerinnen ermöglicht werden, Begegnungen<br />
64
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
und Erfahrungen mit Themen und Herausforderungen, die in dieser Tiefe und Breite im<br />
Unterricht nicht vorgesehen sind, zu erleben. Dabei wurden Interessen geweckt<br />
beziehungsweise entdeckt und dadurch wurden die Schüler/innen zu weiterem Lernen und<br />
Arbeiten im speziellen Bereich angeregt. Es sollten aber auch Interessen vertieft und gelebt<br />
werden. Das betraf sowohl Wissensvermittlung und Skill-Training, was <strong>für</strong> selbstständiges<br />
Forschen und Recherchieren unerlässlich ist, als auch die Vermittlung von metakognitivem<br />
Wissen. Dabei wurden das Selbstverständnis und die Kommunikationsfähigkeit verbessert<br />
und Teamfähigkeit entwickelt. Schüler und Schülerinnen versuchten sich individuell oder in<br />
Gruppen als Experten und Expertinnen an realen Problemstellungen und Aufgaben.<br />
Aktive Wissenskonstruktion in Eigenverantwortung schließt allerdings systematische<br />
Wissensvermittlung und instruktionale Unterstützung der Lernenden keineswegs aus - erst<br />
beides zusammen gewährleistet wirksame Lernprozesse. Nach Einschätzung und Erfahrung<br />
der Lehrerin hängt der notwendige Didaktisierungsgrad ganz wesentlich von der Lage der<br />
Wissensbasis und der intrinsischen Motivation der Lernenden ab.<br />
Einige Inhalte sollen hier exemplarisch aufgelistet werden:<br />
1. Auf den Spuren von Pythagoras<br />
2. Das Phänomen Wetter<br />
3. Geheimnisvolles und Interessantes rund<br />
um die Zahl π<br />
4. Bewegungen messen - darstellen -<br />
verstehen<br />
5. Überraschendes aus der Welt der<br />
Geometrie (Sehen - Vermuten -<br />
Erklären - Beweisen)<br />
6. Experimente helfen beim Verstehen<br />
von Elektrizität (Reale Experimente<br />
und Bildschirmexperimente)<br />
65<br />
Abbildung 1: Die Schnecke des Pythagoras<br />
Alle Schüler und Schülerinnen waren bereit neues Wissen in zunehmender<br />
Selbstverantwortung zu generieren. Nicht zu eng gestellte Fragen (vgl. Abbildung 2), die<br />
Freiräume <strong>für</strong> die Lernenden ließen und die diese über weite Phasen selbstständig<br />
bearbeiteten, bildeten Pfeiler des Unterrichts. Die Lernenden kooperierten miteinander,<br />
tauschten Fragen und Ideen aus und führten „wissenschaftliche Streitgespräche“. Einzel- und<br />
Partnerarbeit sowie die Arbeit im Plenum wechselten einander ab. Ziel- und<br />
situationsspezifisch wurden verschiedene Unterrichtsformen - sowohl traditionelle<br />
(Demonstrationsexperimente als Lernimpulse) als auch erweiterte Lernformen (vor allem<br />
Lernaufgaben) eingesetzt, so dass die Lehrerin verschiedene Rollen einnehmen konnte.
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Tauchexperiment<br />
Auf einer Waage steht ein mit Wasser gefüllter Glaszylinder. An einem Kraftmesser hängt<br />
ein Metallstück. Zunächst hängt das Metallstück außerhalb des Wassers. Dann wird es<br />
vollständig eingetaucht.<br />
(1) Erläutere, wie sich die Messwerte von Kraftmesser und<br />
Waage verändern.<br />
(2) Wie ändern sich die Messwerte, wenn du den Faden, an dem<br />
das Metallstück hängt, durchschneidest.<br />
(3) Erläutere, welche Überlegungen du bei der Lösung dieser<br />
Aufgabe angestellt hast!<br />
(4) Überlege, ob und wie die Versuchsergebnisse von der Dichte<br />
der Flüssigkeit abhängen?<br />
Hast du das Experiment auch durchgeführt? Hast du vorher eine Vermutung<br />
aufgestellt? Wenn ja, war diese richtig?<br />
Was hast du bei dieser Aufgabe gelernt?<br />
Abbildung 2: Beispiel <strong>für</strong> eine reichhaltige Aufgabenstellung<br />
Individualisierung durch den Einsatz digitaler Medien<br />
Vor dem Hintergrund eines sich wandelnden Begriffes von Lernen, Schule und Unterricht<br />
stellt die qualifizierte Nutzung der neuen Lehr- und Lernmedien als Werkzeuge zur<br />
Konstruktion von Wissen eine besondere Herausforderung dar. Der Schwerpunkt der<br />
Aufmerksamkeit hinsichtlich der Nutzung digitaler Medien und ICT-gestützten<br />
Lernumgebungen verlagert sich deutlich von der Technikebene auf die Gestaltungsebene bzw.<br />
die Ebene des didaktischen Designs. Bei der Frage nach der Wirksamkeit und dem Mehrwert<br />
der neuen Medien geht es aber nicht allein um das Design von Werkzeugen und Angeboten,<br />
sondern ebenso um deren intelligenten Gebrauch. Es geht um den Aufbau neuer<br />
Lerngewohnheiten und Einstellungen, insbesondere von Strategien und Fähigkeiten des<br />
eigenständigen Lernens und Verstehens, um das Anbieten eines Handlungsraumes, in dem<br />
sowohl individuelles Lernen auf eigenen Wegen wie auch kooperativer Dialog und Austausch<br />
möglich sind. Die Erweiterung des Lernraums durch digitale Medien führt zu einer Stärkung<br />
des konstruktivistischen Lernverständnisses und zu einer Individualisierung aber auch einer<br />
Vernetzung der Lernaktivitäten. Der digitale Lernraum fordert die konstruktive und selbst<br />
gesteuerte Eigenaktivität beim Wissenserwerb und Problemlösen heraus.<br />
Die Orientierung auf Begabungs- und Begabtenförderung bewirkte in meiner<br />
Unterrichtsarbeit seit vielen Jahren Überlegungen zur Innovation in Bereichen der<br />
Lernorganisation, der inhaltlichen Angebote und der Unterrichtsgestaltung. Da in der Schule<br />
schon seit einigen Jahren die technischen Voraussetzungen <strong>für</strong> die Verwendung einer<br />
elektronischen Lernplattform geschaffen wurden und die Untersuchung des Mehrwerts der<br />
neuen Medien einen persönlichen Forschungsschwerpunkt darstellt, sollten auch selbst<br />
gestaltete multimediale Lerneinheiten zum Einsatz kommen und auf ihre Lernwirksamkeit<br />
getestet werden.<br />
66
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Ich vertrete die Hypothese und habe diese bereits in mehreren Studien überprüft, dass<br />
multimediale Lernmedien besonders die interessierten und begabten Schüler/innen, d.h.<br />
solche, die proaktiv lernen können und wollen, fördern. In wohl dosierter Form sollte in den<br />
Kursen auch Englisch als Arbeitssprache eingesetzt werden. Eine besondere Zielgruppe waren<br />
Schüler/innen der 3. und 4. Klasse.<br />
Ich hatte im Rahmen des Einsatzes neuer Medien versucht auf Basis eines<br />
konstruktivistischen Lernmodells elektronische Lernumgebungen zu entwickeln und bin dabei<br />
von folgenden Thesen ausgegangen:<br />
Die Lehrenden spielen im Lernprozess nur mehr eine begleitende Rolle – das primäre<br />
Ziel muss es sein, die Kontrolle, aber auch die Verantwortung über den Lernprozess<br />
an die Lernenden zu übergeben.<br />
Der Einsatz des Computers in einer Lernumgebung kann durch das Ermöglichen von<br />
Interaktivität, durch das Aufzeigen vernetzter Strukturen und durch das Bereitstellen<br />
offener Plattformen unterstützende Strukturen <strong>für</strong> einen selbst gesteuerten Lernprozess<br />
bieten.<br />
Die Lernenden müssen mit konkreten Problemstellungen konfrontiert werden, die<br />
ihrer Erfahrungswelt entsprechen und mit denen sie sich identifizieren.<br />
Wo immer möglich sollte eine Situierung des Wissens an Beispielen aus der Lebenswelt bzw.<br />
dem zukünftigen Berufsfeld im Austausch mit anderen Lernenden stattfinden.<br />
Insgesamt erweitern die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien das<br />
didaktische Feld, indem sie zu erweiterten Formen der Textualität und Lesekompetenz, von<br />
Lernaktivitäten und Lernsteuerung, Kommunikation und Kooperation sowie von individueller<br />
Lernunterstützung und Lernbegleitung führen. Gelernt wird in der Regel in individuellem<br />
Tempo, raum-zeitlich unabhängig und auf eigenen Wegen mit Hilfe tutorieller Funktionen<br />
und durch Lehrende unterstützten, meist aufgabenbezogenen interaktiven Lernaktivitäten,<br />
häufig auch dialogisch oder kollaborativ mit anderen Lernenden. In anspruchsvolleren und<br />
aufwändigeren Settings erfolgen darüber hinaus ein adaptives lernförderliches Coaching,<br />
nicht nur <strong>für</strong> Lernschwache, sowie individualisierende Rückmeldungen über Lernfortschritte<br />
und Leistungsstand. Neben der Aufgaben- und Nutzungsqualität tritt also die tutorielle<br />
Betreuung als weitere Qualitätskomponente hinzu. Die Aufbereitung der Lerninhalte und die<br />
Gestaltung der Lernprozesse stellen die beiden kategorialen Aufgaben jeder didaktischen<br />
Planung dar.<br />
Beim Einsatz neuer Medien<br />
gehört neben einem<br />
überlegten Medieneinsatz die<br />
Bereitstellung eines<br />
inhaltlichen Lernangebots<br />
sowie sozialer Kontexte zu<br />
dessen betreuter individueller<br />
und kollaborativer<br />
Verarbeitung. Online –<br />
Lernen bedarf strukturierter<br />
und Adressatenbezogen<br />
formulierter inhaltlicher<br />
Angebote, die zu individueller Abbildung 3: Das Archimedische Prinzip - vom Experiment zum Verstehen<br />
geistiger<br />
herausfordern.<br />
Konstruktion<br />
67
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
In Verbindung zur inhaltlichen steht die Verbindlichkeit schaffende soziale Strukturierung des<br />
Lernraumes als zentrale Aufgabe. Die Erfahrung zeigt, dass mit den heute zur Verfügung<br />
stehenden technischen und kognitiven Werkzeugen und mit einem guten didaktischen<br />
Konzept qualitativ ansprechendes Online – Lernen möglich ist und <strong>für</strong> Lernende und<br />
Lehrende zu einem wahrnehmbaren Mehrwert führt. Lernende erleben neben einem Ausbau<br />
des Repertoires an Lernstrategien, Kommunikations- und Lernfertigkeiten und damit der<br />
persönlichen Lernkompetenz vor allem eine Individualisierung und Selbstregulation des<br />
Lernens unter verschiedenen Kriterien (Lernräume, Lernzeiten, Stoffabfolge, Lernwege,<br />
Lerntempo, Mikroziele, Unterstützung,…). Für die Lehrenden ergeben sich daraus<br />
verschiedene Herausforderungen und Möglichkeiten, vor allem in den Bereichen der<br />
individuellen Lernunterstützung und der Rückmeldung, die durch den Einsatz der neuen<br />
Medien aber besonders unterstützt werden.<br />
Nach meiner Beobachtung gewinnen durch den verstärkten Einsatz von Experimenten und<br />
neuen Technologien verstärkt heuristische und experimentelle Arbeitsweisen bei den<br />
Lernenden an Bedeutung. Die Auseinandersetzung mit begabten Schülern/innen macht es<br />
aber auch notwendig, die eigene Lehrerrolle neu zu überdenken und die Lernenden zum<br />
Experimentieren, Explorieren, Kommunizieren und Kooperieren durch entsprechend<br />
didaktisierte Lernmaterialien, die zusammen mit den Werkzeugen so genannte<br />
Lernumgebungen darstellen, herauszufordern, aber nicht zu über- oder vor allem zu<br />
unterfordern.<br />
Diese Lernumgebungen sind keine Instrumente der Wissensvermittlung, sondern sollen den<br />
Lernenden helfen, zunächst Fragen zu stellen, diese zu verstehen und die Problematik der<br />
Materie zu erfassen, bevor Antworten entdeckt werden können. Sie sollen also den Lernenden<br />
bei der Wissenskonstruktion helfen und Provokationen bieten, die zu einer vertieften<br />
Auseinandersetzung mit dem Thema führen, ihnen aber auch helfen, die individuellen<br />
Lernwege reflektierend wahrzunehmen und letztlich ein proaktive Lernende zu werden.<br />
Die Organisationsform sowie auch die Unterrichtsarbeit eines Förderkurses mit lernwilligen<br />
und überdurchschnittlich begabten Schülern erlauben es im Unterschied zur traditionellen<br />
Unterrichtssituation, wo im Allgemeinen versucht werden muss, den Ansprüchen eines/einer<br />
durchschnittlichen Lerners/Lernerin gerecht zu werden, durch Weckung der richtigen Fragen<br />
bei den Lernenden den individuellen Lernprozess in Gang zu setzen.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass es möglich sein sollte, vor allem auch mit Unterstützung von<br />
Experimenten und interaktiven Medien nicht nur die Lernfreude zu erhöhen, sondern auch<br />
nachhaltigeres Lernen zu initiieren, was bedeutet, dass das Gelernte besser behalten und<br />
angewendet werden kann, was letztlich zu einem qualitätsvolleren Lernen führt. Der Einsatz<br />
dieser Werkzeuge ist oft im Klassenverband nicht und vor allem nicht in dieser<br />
zielorientierten Form möglich.<br />
Besonders überraschend war die unkomplizierte Art und Weise, wie sich diese „Förderkurs-<br />
Schüler/innen“ im normalen Unterricht eingebracht haben. Die angesprochenen Schüler/innen<br />
haben nicht nur oft durch ihre Beiträge die Unterrichtsarbeit der Lehrerin ergänzt und<br />
bereichert, sondern durch ihre Präsenz und Beteiligung auf der Lernplattform auch bei vielen<br />
Schülern und Schülerinnen im Regelunterricht Neugierde und Interesse geweckt. Ihre Arbeit<br />
wurde von den meisten Mitschülern/innen sehr geschätzt, oft auch sogar bewundert. Für mich<br />
besonders erfreulich war die gelungene Integration des Förderkurses in den Regelunterricht<br />
und die Akzeptanz der begabten Schüler/innen. Zumindest in den Fächern Physik und AGM<br />
(angewandte Geometrie und Mathematik) konnte in einer Klasse eine veränderte Sichtweise<br />
in der Einstellung zum Lernen und vor allem zur Lernleistung festgestellt werden.<br />
Es wurde mit Lerntagebüchern gearbeitet, wo die Schüler/innen nicht nur fachliche Inhalte<br />
festhielten, sondern über ihre eigenen Lernprozesse und Lernfortschritte berichteten. Das gab<br />
68
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
mir Einblicke in individuelle Lerngeschichten und ermöglichte eine sehr spezifische<br />
Begleitung und Betreuung. Die Arbeit mit den Lerntagebüchern war zu Beginn nicht<br />
besonders beliebt. Mit der Zeit akzeptierten die Schüler/innen doch diese Methode und<br />
erkannten schließlich, dass sie vielleicht doch eine wertvolle Begleitmaßnahme zu<br />
ertragreichem Lernen ist.<br />
Meine Tätigkeit bei außerschulischen Förderprogrammen<br />
Ich war bisher bei sechzehn Sommerakademien (neun <strong>für</strong> die Oberstufe, sechs <strong>für</strong> die<br />
Mittelstufe und eine <strong>für</strong> die Volksschule) <strong>für</strong> hochbegabte Schüler und Schülerinnen am<br />
Semmering und einem Pull-Out-Kurs als Kursleiterin tätig. Dabei wurden verschiedene<br />
Themen aus den Fachbereichen Mathematik, Physik und Informatik <strong>für</strong> unterschiedliche<br />
Zielgruppen aufbereitet und bearbeitet.<br />
Abbildung 4: Von der Elektrolyse zum Magnetpendel - Chaotische Prozesse - Sommerakademie Oberstufe<br />
Beim Pull-Out-Kurs „Experimentelle Geometrie“ diente ein Skriptum, das die Schüler/innen<br />
schon in den Weihnachtsferien per Email erhielten und das sie durch den Kurs begleiten<br />
sollte, als Basis der Kursarbeit. Im Skriptum konnten die Schüler/innen eine Darstellung der<br />
Lerninhalte, sowie zahlreiche Verweise auf Internetseiten <strong>für</strong> eigene Forschungs- und<br />
Entdeckungsreisen finden. Der Kurs sollte Schüler/innen ansprechen, die an Geometrie<br />
interessiert sind und die Beweisideen berühmter Mathematiker nachvollziehen und verstehen<br />
wollten. Ausgewählte Forschungsfragen sollten die Schüler/innen zu eigenem Entdecken und<br />
experimentellem Explorieren mit dem Computer anregen.<br />
Am Kurs nahmen 13 Schüler und 5 Schülerinnen aus 8 AHS und 8 Hauptschulen in<br />
Niederösterreich teil. 15 Teilnehmer/innen waren Schüler/innen der 8. Schulstufe, 3<br />
Teilnehmer besuchten im Kursjahr die 3. Klasse einer AHS. Im Kurs wurden die frei<br />
verfügbare Software GEOGEBRA sowie das Tabellenkalkulationsprogramm EXCEL<br />
eingesetzt. 11 Schüler/innen brachten ihre eigenen Notebooks mit und so standen zusammen<br />
mit meinem privaten Notebook 12 Notebooks <strong>für</strong> die selbstständigen Lernphasen zur<br />
Verfügung.<br />
Der Tagesablauf gestaltete sich in der folgenden Weise: 7.00 Uhr Wecken, 7.30 Uhr<br />
Frühstück, 8.30 Uhr Unterrichtsbeginn, 10.00 - 10.30 Uhr Pause, 10.30 - 12.30 Uhr<br />
Unterricht; 12.30 - 14.00 Mittagspause, 14 -15.30 Unterricht, 15.30 - 16.00 Pause, 16.00 -<br />
18.00 Uhr Unterricht, 18.00 Abendessen, 19.00 - 20.30 Uhr Abendlerneinheit mit<br />
individuellen Schwerpunkten, 21.30 Uhr Bettruhe.<br />
69
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Besondere methodische Schwerpunkte des Kurses<br />
waren das selbst entdeckende Lernen, das<br />
Dokumentieren, Präsentieren und Reflektieren der<br />
Lernergebnisse und das Lernen in der Gruppe. So<br />
führten die Schüler/innen individuelle Lerntagebücher<br />
und stellten ihre Arbeit auf Plakaten dar.<br />
Die Schüler/innen wurden ermuntert in ihren Schulen<br />
über den Kurs zu berichten und ihre Ergebnisse und<br />
Erkenntnisse weiter zu geben.<br />
Abbildung 5: Eindrücke vom Pull-Out-Kurs „Experimentelle Geometrie“<br />
Kurs begleitend wurde auf http://www.edumoodle.at/scpressbaum eine Lernplattform<br />
eingerichtet, wo die Schüler/innen auch nach dem Kurs in Foren weiter diskutieren und<br />
kommunizieren konnten, wo sie Fragen an die Lehrerin richten konnten und wo sie in Wikis<br />
und Glossars in kollaborativer und kooperativer Arbeitsweise ihr Wissen darstellen konnten.<br />
Bei der Evaluierung des Kurses gaben die Schüler/innen an, dass die Lerninhalte zum größten<br />
Teil neu waren und dass sie vor allem das Arbeiten mit den Lernprogrammen von der Schule<br />
noch nicht kannten. Besonders beeindruckt waren die Schüler/innen von der Vielzahl der<br />
Beweismöglichkeiten <strong>für</strong> den Lehrsatz des Pythagoras und von den Algorithmen, die hinter<br />
der Berechnung der Zahl π oder der Bestimmung einer Wurzel liegen. Sehr zufrieden waren<br />
die Schüler/innen auch mit der Unterbringung und der Verpflegung und haben Wünsche <strong>für</strong><br />
weiterführende Kursthemen geäußert. Am Abend des letzten Kurstages fand vor der<br />
Überreichung der Zertifikate durch FI HR Dr. Seyr vom <strong>Landesschulrat</strong> <strong>für</strong> NÖ <strong>für</strong> die Eltern<br />
eine kurze Präsentation der erarbeiteten Lerninhalte der vergangenen vier Tage statt.<br />
70
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
7.2 Pullout-Kurs „Philosophieren mit Kindern:<br />
Schöpfungsmythen der Welt“<br />
Mai 2006 und Mai 2007, Krems<br />
Kursleiter: Dipl.Päd. HOL Helga Fischer, MSc, Dipl. Päd. VOL Petra Summer, MSc<br />
22 Kinder von nah und von fern,<br />
die lesen Geschichten und Mythen so gern.<br />
Deswegen kamen sie unlängst hierher,<br />
um zu erfahren noch viel mehr<br />
über die Schöpfung der Welt oder manch Fabelwesen,<br />
von dem sie schon gehört und gelesen.<br />
Hört nun daher unseren Kursbericht –<br />
ich hoffe, er langweilt euch nicht!<br />
Gearbeitet wurde ganz intensiv,<br />
denn diese Kinder sind ja besonders vif.<br />
Sie schrieben und diskutierten einzeln oder in der Gruppe<br />
so lang bis es gab zum Essen die Suppe.<br />
Vorbildlich war ihr Interesse und auch das Benehmen,<br />
niemand musste sich deswegen schämen.<br />
„Mens sana in corpore sano”, sagten schon die Lateiner.<br />
Diesen Satz übersetzen konnte zwar keiner.<br />
Er heißt soviel wie:<br />
Wer körperlich aktiv ist, bleibt auch geistig fit.<br />
Deswegen machten auch alle brav mit<br />
Beim Stadtspaziergang in der Innenstadt,<br />
der eine oder andere war zwar danach etwas matt,<br />
beim Naturlehrpfad am Reispenbach drüben in Stein<br />
zum Glück ging uns keines der Kinder ein.<br />
Sich selbst als Schöpfer zu erleben<br />
und der eigenen Phantasie Raum und Ausdruck zu geben<br />
beim Malen mit Acryl, beim Formen mit Ton<br />
erfuhren sie kreativer Anstrengung Lohn.<br />
Oder eine eigene Schöpfungsgeschichte verfassen,<br />
und die Gedanken frei fließen zu lassen.<br />
Kurz, die Tage vergingen wie im Flug,<br />
doch irgendwann hat man auch davon genug.<br />
Wir wünschen euch daher ein gutes Nachhausekommen,<br />
hoffentlich habt ihr viel mitgenommen<br />
von diesem Kurs <strong>für</strong> euer weiteres Leben –<br />
ihr habt jedenfalls euer Bestes gegeben!<br />
Danke an alle <strong>für</strong> die letzten Tage,<br />
<strong>für</strong> uns waren sie weder Mühe noch Plage,<br />
im Gegenteil, die Arbeit mit euch machte uns großen Spaß,<br />
und vielleicht seh`n wir uns mal wieder, das wär doch was!!<br />
71
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
8. „Talenteoffensive NÖ“<br />
Fachtagung Begabtenförderung in NÖ<br />
1. Oktober 2007 – Ein Rückblick<br />
Mit großem Interesse verfolgten die mehr als 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der<br />
Fachtagung die Ausführungen der Vortragenden. Folgende Personen gaben in Referaten einen<br />
Einblick über Ihre Arbeit bzw. über Entwicklungen und Tendenzen in der Begabtenförderung.<br />
8.1. Tagungsbericht und Zusammenfassung der Referate<br />
HR FI Dr. Bernhard Seyr, Referat <strong>für</strong> Begabtenförderung des LSR f. NÖ<br />
Im Kurzreferat ging es um die Entwicklung der<br />
Begabtenförderung in NÖ, von den Mathematik-,<br />
Physik-, Chemie- und Russisch-Olympiaden über<br />
die Begabtenförderung im Rahmen des NÖ<br />
Fremdsprachenwettbewerbs bis in zur gezielten<br />
<strong>Hochbegabtenförderung</strong>. Als wichtiger Meilenstein<br />
auf diesem Weg können die ECHA-Kurse in<br />
NÖ und die Sommerakademien <strong>für</strong> Hochbegabte<br />
am Semmering angesehen werden. Dabei wurde<br />
auch aufgezeigt, wie durch die Ausbildung von<br />
ECHA-Lehrerinnen und –Lehrern zuerst <strong>für</strong> die<br />
AHS, dann auch <strong>für</strong> die APS und BHS die Idee<br />
der Begabten- und <strong>Hochbegabtenförderung</strong><br />
verbreitet wurde. In der schulischen Praxis sind<br />
Fördermodelle wie Talentförderkurse, Drehtürmodell<br />
oder Ateliers und Kreativwerkstätten,<br />
außerhalb der Schulen die Sommerakademien<br />
oder Pullout-Kurse, die vom „Verein zur<br />
Förderung begabter und hochbegabter<br />
Schülerinnen und Schüler in NÖ“ gemeinsam mit<br />
dem LSR organisiert werden. Darüber hinaus<br />
wurde der signifikante Wandel in der (Hoch)Begabtenförderung aufgezeigt: Vom Anspruch<br />
der Förderung in eigenen Kursen bis hin zur Überzeugung, dass der überwiegende Anteil der<br />
Begabten- und <strong>Hochbegabtenförderung</strong> in den Schulen integrativ, als „individuelle Förderung“<br />
stattfinden muss. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Zielgruppe keineswegs nur die 2 – 5<br />
% der Hochbegabten eines Jahrgangs im engeren Sinn umfasst, sondern eine viel größere<br />
Gruppe von begabten, interessierten, motivierten, leistungsfähigen und leistungswilligen<br />
Kindern und Jugendlichen (nach Auskunft von Experten bis zu 25 %), die es zu fordern und zu<br />
fördern gilt.<br />
72
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
LSI RegR Ing. Leopold Rötzer in Vertretung des Amtsf. Präsidenten HR Hermann Helm<br />
Namens der Chefetage des „Unternehmens Schule NÖ“<br />
begrüßte LSI Rötzer alle Anwesenden und überbrachte auch<br />
die Grüße des Amtsführenden Präsidenten. Er gab in seinen<br />
Ausführungen Antworten auf folgende Fragen :<br />
Was bedeutet Hochbegabung?<br />
Welche Herausforderung entstehen dabei <strong>für</strong> Schule,<br />
Kindergarten und Eltern?<br />
Was bedeutet subjektive Förderung und Herausforderung?<br />
Was bedeutet Individualisierung?<br />
Was bedeutet ECHA, HR Seyr und sein inzwischen großes,<br />
großartiges Team?<br />
Was gibt es im Zusammenhang damit – <strong>aktuell</strong> - in unserem<br />
Unternehmen noch?<br />
Ausgehend von den gängigen Modellen der Hochbegabungsforschung von Mönks, Heller,<br />
Sternberg und Gardner wies LSI Rötzer auf die enorme Wichtigkeit der Umwelt hin:<br />
Hochbegabung könne sich nur dann entwickeln und realisieren, wenn das hochbegabte Kind<br />
eine unterstützende Umwelt habe und es fördernde, nicht kognitive Persönlichkeitsmerkmale<br />
(wie z.B. Leistungsmotivation, Anstrengungsbereitschaft, Stressbewältigungskompetenz und<br />
andere) besitze. Es gebt nicht d i e Hochbegabung und d a s hochbegabte Kind an sich,<br />
sondern jeder Begabte sei einzigartig. Somit gebe es auch nicht d e n Königsweg zur<br />
Förderung von begabten Schüler/Innen.<br />
Es gelte, den <strong>für</strong> jeden einzelnen Begabten adäquaten Förderweg zu finden unter<br />
Berücksichtigung der Persönlichkeitsentwicklung, so wie auch bei schwach begabten<br />
Kindern in der Pädagogik schon lange der Weg der Differenzierung und<br />
Individualisierung proklamiert werde.<br />
Die Herausforderungen <strong>für</strong> Eltern, Kindergarten und Schule bestünde darin, den Eltern dieser<br />
Kinder folgende Grundsätze immer wieder zu vermitteln:<br />
• Nehmen Sie die Hochbegabung Ihres Kindes an, akzeptieren Sie sein Anders-Sein.<br />
• Vergessen Sie nicht, dass bei ihm geistige Entwicklung und emotionale Reife<br />
selten miteinander Schritt halten.<br />
• Erwarten Sie kein Verhalten, dass seiner "vorauseilenden" Intelligenz entspricht,<br />
sondern ein altersgerechtes Verhalten.<br />
Unterstützung sei gefragt, gegen den<br />
• Mythos der homogenen Lerngruppe und gegen den<br />
• Mythos von objektiver Gerechtigkeit im Umgang mit subjektiven Menschen.<br />
„Nicht ist ungerechter als ungleiche Menschen gleich zu behandeln.“<br />
Mit der Forderung nach individualisierender Bildung und Erziehung werde eine bedeutsame<br />
pädagogische Aufgabe zum Ausdruck gebracht. Frage man, was genauer darunter zu<br />
verstehen sei, erhalte man zumeist etwa die folgenden Antworten:<br />
• nicht von allen dasselbe verlangen und individuelles Lerntempo ermöglichen<br />
• in Kleingruppen und mit einzelnen Schülern üben<br />
• individuelle Interessen aufgreifen und im Unterricht berücksichtigen<br />
• bei der Notengebung auf die Begabung des Schülers Rücksicht nehmen<br />
• Mitbestimmungsrecht der Schüler bei der Wahl von Stoffen und Lehrmitteln<br />
• Ergänzung der Notenzeugnisse durch ausführliche schriftliche Berichte<br />
73
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Entscheidend sei, dass dem didaktischen Begriff "Individualisieren" nicht bloß der Begriff<br />
"Individuum", sondern der wesentlich komplexere Begriff "Individualität" zugrunde gelegt<br />
werde. Individualisieren ziele nicht auf Vereinzelung, sondern bedeute Berücksichtigung und<br />
Pflege der Individualität. Individualisieren heiße: dem Einzelnen hinsichtlich seiner Eigenart<br />
gerecht zu werden.<br />
Dazu zitierte LSI Rötzerabschließend einen Satz Pestalozzis:<br />
"Unser Geschlecht bildet sich wesentlich nur von Angesicht zu Angesicht, nur von Herz zu<br />
Herz menschlich. Es bildet sich wesentlich nur in engen, kleinen, sich allmählich in Anmut<br />
und Liebe, in Sicherheit und Treue ausdehnenden Kreisen also. Die Bildung zur<br />
Menschlichkeit, die Menschenbildung, und alle ihre Mittel sind in ihrem Ursprung und in<br />
ihrem Wesen ewig die Sache des Individuums und solcher Einrichtungen, die sich eng und<br />
nahe an dasselbe, an sein Herz und an seinen Geist anschließen. Sie sind ewig nie die Sache<br />
der Menschenhaufen." (PSW 24A, 19)<br />
Prof. Dr. Albert Ziegler, Universität Ulm<br />
Thema diese Referates war die „Lernförderung von Begabten unter besonderer<br />
Berücksichtigung selbstregulierten Lernens“. Begabtenförderung sei über Jahrzehnte<br />
hinweg in einem Dilemma gesteckt: Zahlreiche Studien hätten belegt, dass allein<br />
individualisierte Förderung substantielle Lernfortschritte ermögliche. Doch der<br />
wünschenswerte und notwendige Individualisierungsgrad war im traditionellen Schulsystem<br />
kaum zu erzielen<br />
Die in den letzten Jahren gestiegenen<br />
Leistungserwartungen an Schüler und ein<br />
gewandeltes Verständnis von Lernen eröffneten<br />
jedoch eine neue Forschungsperspektive, die<br />
insbesondere auf eine größere Selbständigkeit der<br />
Lernenden setze. In der Tat sei selbstständiges<br />
Lernen spätestens auf den weiterführenden Schulen<br />
unabdingbar:<br />
Lernende stellen dabei ihren Lernstand, ihre Stärken<br />
und Schwächen fest und setzen sich selbst geeignete<br />
Lernziele. Sie wählen passende Lernstrategien und<br />
beobachten sich während des Lernens Dadurch<br />
können sie ihren persönlichen Lernstil finden, immer<br />
weiter anpassen und verbessern. Dieses<br />
Fähigkeitsbündel wird als selbstreguliertes Lernen<br />
bezeichnet.<br />
Im Vortrag wurde weiters aufgezeigt, wie durch dieses selbstregulierte Lernen der<br />
notwendige Individualisierungsgrad der Begabtenförderung gesichert werden könne. Es<br />
wurde auch ein Überblick gegeben, wie Eltern und Lehrkräfte begabten Schülern dazu<br />
verhelfen können, zu kompetenten Managern des eigenen Lernens zu werden.<br />
Am Beispiel der Leseerziehung machte Prof. Ziegler die große Vorbildwirkung von Eltern<br />
und Erziehern deutlich: Es gebe einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der<br />
(gelesenen) Bücher zuhause und der Leseleistung eines Kindes. Eine Erziehung gegen das<br />
Elternhaus sei äußerst schwer, und wenn es nicht gelinge, eine gute Kooperation mit den<br />
Eltern zu haben, sei vieles zum Scheitern verurteilt.<br />
74
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Ein Umdenken sei notwendig, sodass Kindheit nicht länger als die „Zeit des Spiels“,<br />
sondern vielmehr als die „Zeit des Lernens“ angesehen werden solle. Begabungen bzw.<br />
Intelligenz seien nicht stabil, sondern trainierbar (dies widerspreche der in Europa<br />
vorherrschenden „Entitätssichtweise“, bei der man angeblich nichts tun könne, um<br />
Begabungen zu steigern). Durch Training könne Leistung deutlich gesteigert, Lernverhalten<br />
verbessert und Zuwächse in der Selbstwirksamkeit erzielt werden.<br />
Ubergeordnete Traininsprinzipien seien dabei das Sichtbarmachen von Lernfortschritten,<br />
die Schaffung von erkennbaren Zusammenhängen zwischen Lernen und Lernergebnis und<br />
das Bemühen, Lernerfolge <strong>für</strong> alle erreichbar zu machen.<br />
Die effektivste Fördermethode nannte Prof. Ziegler das Mentoring, was zahlreiche Studien<br />
belegen würden („nach einem halben Jahr Individualunterricht liegen durchschnittlich<br />
begabte Kinder in ihren Lernleistungen bei den oberen 2 %“). Das bedeute also, dass Fleiß<br />
und Lernen wichtige Faktoren seien, um Begabungen nach oben hin zu verändern: „Je mehr<br />
man lernt, desto mehr wird man lernen können!“ Dies sei die „Instrumentelle Sichtweise“,<br />
bei der Fehler okay seien – „so lernen Menschen eben“ – und Lernprobleme gemeinsam<br />
angegangen würden. Der so genannte „Matthäus-Effekt“ (aus der Bibel: „Wer hat, dem<br />
wird gegeben“, sei dabei zu beobachten: Wenn man sich in irgendeinem Gebiet schon<br />
auskennt, dann versteht man auch neue Informationen dazu viel besser.<br />
Eigenschaftszuweisungen wie „Du bist hochbegabt“ sollten vermieden, sondern vielmehr<br />
Formulierungen gewählt werden, die auf Lernprozesse und Lernzuwächse abzielten ( z. B.<br />
„Du lernst geschickt!“).<br />
Drei Paradigmenwechsel seien nach Prof. Ziegler also notwendig:<br />
1. Hochbegabte findet man nicht, man schafft sie!<br />
2. Ausgezeichnete Leistungen bedürfen eines hohen Lerneinsatzes!<br />
3. Im Fokus steht nicht mehr die Hochbegabung, sondern das ganze Lernumfeld!<br />
Dr. Martin Peter, Projektleiter Begabtenakademie NÖ<br />
Dr. Peter berichtete über die Neue Initiative „Begabtenakademie<br />
Niederösterreich“.<br />
Die Begabtenakademie NÖ möchte begabte junge Menschen<br />
- finden<br />
- fördern und<br />
- unterstützen,<br />
damit sie ihre Talente auch außerschulisch entwickeln und<br />
umsetzen können.<br />
Nähere Informationen über die Begabtenakademie NÖ dazu<br />
finden sich unter der Homepageadresse<br />
www.begabtenakademie-noe.at<br />
Die Grafik auf der nächsten Seite soll diese Ziele anschaulich verdeutlichen:<br />
75
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Beratung und Information von<br />
- Eltern<br />
- pädagogischen<br />
Fachkräften<br />
durch ECHA-LehrerInnen<br />
Entdecken von Begabten<br />
diffenziert nach<br />
- Vorschulalter<br />
- Primarstufe<br />
- Sekundarstufestufe I<br />
- Sekundarstufe II (AHS,BHMS, BS)<br />
Durch<br />
- LehrerInnen, die ergänzend durch<br />
„BezirkskoordinatorInnen“ geschult werden<br />
- speziell geschulte PsychologInnen, wobei auch<br />
Underachievement berücksichtigt wird<br />
76<br />
Neue Maßnahmen zur<br />
Begabtenförderung<br />
durchführen und bestehende<br />
Maßnahmen unterstützen<br />
- Talenteförderveranstaltungen<br />
in den Regionen<br />
- Sommerakademien <strong>für</strong><br />
VS,HS/AHS, Oberstufe<br />
AHS/BHS mit Angeboten aus<br />
den Gebieten Literatur,<br />
Theater, Sprachen,<br />
Naturwissenschaften,<br />
Philosophie<br />
- „Olympiaden“<br />
- Grundlagenarbeit - Koordination<br />
- Administration - Öffentlichkeitsarbeit
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Landesrat Mag. Wolfgang Sobotka als Vertreter der NÖ Landesregierung stellte die<br />
Bedeutung der Begabtenförderung aus der Sicht des Landes Niederösterreich dar und wies<br />
auf deren große gesellschaftliche Bedeutung im Hinblick auf Spitzenleistungen in Wirtschaft,<br />
Kultur, Wissenschaft und Forschung hin.<br />
In Kurzstatements wurden anschließend die Angebote der Pädagogischen Hochschulen<br />
vorgestellt.<br />
Mag. Erwin Breiteneder, MSc, und Mag. Wolfgang<br />
Huber präsentierten dabei das Kompetenzzentrum<br />
(KompeZ) der KPHs Krems und Wien-Strebersdorf<br />
als klassische Schnittstelle in der Kommunikation des<br />
Themenbereiches „Begabungen“ nach innen und<br />
außen und als interdisziplinäres, strategisches<br />
Zentrum, das in die Bereiche Ausbildung, Fort- und<br />
Weiterbildung und Beratung und Forschung der KPH<br />
wirke, indem es Vernetzungen und Kooperationen zu<br />
ministeriellen Stellen, Schulen in den Regionen,<br />
anderen pädagogischen Hochschulen und zu<br />
nationalen und internationalen Partnern pflege.<br />
Die Begabungsförderung sei in den Curricula der Bachelorstudien verankert,<br />
Ausbildungsmodule beinhalteten die Begabungs- und Kreativitätsförderung von frühester<br />
Kindheit bis zum Jugendalter, die Förderdiagnostik zur Begabungsförderung und Lern- und<br />
Entwicklungshemmnisse. Den Bereich der Weiterbildung würden Angebote von<br />
themenspezifischen Seminaren, Schulinternen Fortbildungsveranstaltungen,<br />
Weiterbildungsmodulen und (Hochschul)Lehrgängen umfassen (z. B. ECHA KIGA-<br />
Zertifikatslehrgang 06/07 „Specialist for Pre-School Gifted Education“ oder „LRS-<br />
Befähigung zur Betreuung lese- und rechtschreibschwacher Kinder“).<br />
Ein inhaltlicher Schwerpunkt sei außerdem die Zusammenführung bereits etablierter<br />
Strukturen mit Schwerpunktsetzung Zentrum <strong>für</strong> Begabtenförderung in Strebersdorf und<br />
TIBI-Thomasianum, Institut <strong>für</strong> Begabtenförderung und Begabungsforschung in Wien 1.<br />
77
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Mag. Dr. Petra Gössinger von der PH Baden berichtete, dass in<br />
allen Studiengängen der Erstausbildung Individualisierung und<br />
Differenzierung sowie der schul- und unterrichts-relevante Umgang<br />
mit Heterogenität als durchgängiges Prinzip verankert seien. Im 3.<br />
und 4. Semester werde in spezifischen Modulen – unter den<br />
Thematiken Heterogenität und Differenzierung zusammengefasst –<br />
besonderes Augenmerk auf Fördermöglichkeiten hochbegabter<br />
Schüler/innen gelegt. Vermittelt würden zum einen<br />
Prozessvariablen der Unterrichtsentwicklung, zum anderen<br />
geeignete didaktische Modelle, um Unterricht <strong>für</strong> heterogene<br />
Lerngruppen zu gestalten, zu reflektieren und zu analysieren.<br />
Den Bedürfnissen von Kindern in heterogenen Lerngruppen müssten durch neue Methoden<br />
der Leistungsbewertung Rechnung getragen werden. In einem eigenen Modul zur<br />
Nahtstellenproblematik werde auf die besondere Situation hochbegabter Schüler/innen beim<br />
Schulwechsel eingegangen und auch im Bereich der Wahlpflichtmodule würden<br />
„hochbegabtenspezifische“ Angebote gestellt.<br />
Mag. Linda Huber stellte das özbf vor, das als das<br />
Österreichische Zentrum <strong>für</strong> Begabtenförderung und<br />
Begabungsforschung 1999 gegründet wurde und als Verein<br />
organisiert ist, der finanziell vom bm:ukk und bmwf getragen<br />
wird.<br />
Als nationales Zentrum versteht es sich als Impulsgeber <strong>für</strong><br />
innovative Maßnahmen der Begabungs- und Begabtenförderung<br />
und als Informationsplattform. Die Unterstützung der<br />
Schulentwicklung im Hinblick auf eine begabungs- und<br />
begabtenfördernde Lernkultur ist dabei zentrales Anliegen. Ein<br />
weiteres Ziel in der Weiterentwicklung der Begabtenförderung<br />
besteht in der Vernetzung bestehender Aktivitäten, Initiativen<br />
und Institutionen auf nationaler und internationaler Ebene, die<br />
wertvolle Anregungen liefern - dem özbf wird die Rolle als<br />
Drehscheibe internationaler Kooperation zuerkannt. Weitere<br />
Arbeitsbereiche liegen in der Begabungsdiagnostik und in der<br />
Beratung von Eltern, Kindern und Lehrer/innen.<br />
78
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Dipl. Päd. VOL Petra Summer, MSc, stellte die<br />
einzelnen Aufgabenbereiche des Referats <strong>für</strong><br />
Begabtenförderung und die Funktion des „Vereins<br />
zur Förderung (hoch)begabter Schülerinnen und<br />
Schüler in NÖ“ vor. Er wurde mit dem Ziel<br />
gegründet, die zunehmenden Aktivitäten auf dem<br />
Gebiet der Begabtenförderung in Niederösterreich<br />
besser koordinieren und betreuen zu können und<br />
versteht sich als Koordinationsstelle <strong>für</strong> die<br />
finanzielle Abwicklung der vielfältigen Angebote<br />
wie Sommerakademien, Pullout-Kurse und<br />
ECHA-Ausbildungslehrgänge und als Ansprechpartner<br />
<strong>für</strong> sämtliche Anliegen der<br />
Begabtenförderung in NÖ.<br />
Die Funktion des Obmannes hat HR Adolf Stricker, ehemaliger Amtsführender Präsident des<br />
LSR f. NÖ, inne, seine Stellvertreter sind HR FI Dr. Bernhard Seyr, Leiter des Referats <strong>für</strong><br />
Begabtenförderung im LSR, und LSR-Direktor HR Mag. Friedrich Koprax. Dem Verein<br />
gehören zahlreiche Mitglieder aus der Schulaufsicht, einzelnen Schulen, dem Landesverband<br />
der Elternvereine und der Lehrerfort- und –weiterbildung an, denen konkrete Aufgaben in<br />
Organisation und Öffentlichkeitsarbeit übertragen wurden.<br />
79
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
8.2. „Best Practice“- Modelle zur Begabtenförderung (Lernkarussell)<br />
Form A: 11 Präsentationen zu je 25 Min mit Diskussionsmöglichkeit<br />
1. HOL Gabriele ERBER, HS Groß-Weikersdorf<br />
Thema: „Die Sommerakademien <strong>für</strong> VS und HS/AHS Unterstufe in NÖ:<br />
Von der Planung bis zur Schlusspräsentation“<br />
Jedes Jahr finden am Semmering Sommerakademien statt, die vom Verein <strong>für</strong> begabte<br />
und hochbegabte Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit dem <strong>Landesschulrat</strong> <strong>für</strong><br />
NÖ veranstaltet werden. Die Powerpoint-Präsentation stellte die beiden<br />
Sommerakademien <strong>für</strong> VS und HS/AHS-Unterstufe von der Ausschreibung über<br />
Inhalte, Organisation und Durchführung bis hin zur Abschluss-Präsentation vor. Es<br />
wurde ein Einblick in die tägliche Kursarbeit, den Tagesablauf und die Ziele der<br />
Sommerakademien gegeben.<br />
2. Mag. Angelika GAUSTERER-WÖHRER, K. M. Hofbauer G Katzelsdorf<br />
Thema: „<strong>Hochbegabtenförderung</strong> im Fachbereich Naturwissenschaft bei den<br />
Sommerakademien“<br />
Die Biologiekurse der letzten neun Jahre bei den Sommerakademien <strong>für</strong> Hochbegabte<br />
am Semmering wurden überblicksmäßig vorgestellt: Anhand von ausgewählten<br />
Beispielen wurde <strong>Hochbegabtenförderung</strong> bei den Volksschul- und den<br />
Unterstufensommerakademien präsentiert. Den Schwerpunkt bildeten die Biologie-<br />
bzw. Biologie/Chemiekurse der internationalen Oberstufensommerakademien.<br />
3. VL Eva HASLINGER, VS Langenlois<br />
Thema: „Mathematik kreativ und andere Enrichment – Projekte (D, SU) an der<br />
VS Langenlois“<br />
Das Begabungsförderungs-Konzept der<br />
Volksschule Langenlois wurde durch die<br />
verschiedenen Aktivitäten die an dieser Schule<br />
stattfinden, vorgestellt. Die unterschiedlichen<br />
Förderbereiche (Mathematik, Deutsch/<br />
Sachunterricht, kreatives Gestalten, EDV,…)<br />
wurden näher erläutert und das dahinter stehende<br />
theoretische Konzept erklärt (Drehtürmodell,<br />
Enrichment). Die praktische Umsetzung wurde<br />
mit Hilfe von Unterrichtsbeispielen aufgezeigt<br />
und brauchbare Literatur und Materialien <strong>für</strong> die<br />
Arbeit mit begabten Kindern vorgestellt.<br />
80
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
4. Mag. Gerlinde HEIL, Verein Sciencepool, und VD Helga FENKART,<br />
VS Biedermannsdorf<br />
Thema: „Der Sciencepool – Vernetzte Naturwissenschaften und Kreative<br />
Mathematik“<br />
Der Sciencepool bietet an VS und Mittelstufen Projekte zu vernetzten<br />
Naturwissenschaften und kreativer Mathematik. Dabei stehen soziale Interaktion, eine<br />
stark haptische Komponente und der „Unterricht mit Augenzwinkern“ im<br />
Vordergrund. Anhand des Beispiels einer „Sciencenight“ an der VS Biedermannsdorf<br />
wurden die Möglichkeiten verschiedener Aktionslinien und die Entwicklung der Basis<br />
zum „Selberforschen“ bei Volksschülern vorgestellt. Daneben boten die <strong>für</strong> 2007/08<br />
entwickelten „Science in Action“-Projekte an NÖ KMS Einblick in die Arbeit an<br />
Mittelstufen.<br />
5. HOL Ingeborg KIRCHWEGER, HS Ertl<br />
Thema: „Förderungsmöglichkeiten in Mathematik <strong>für</strong> Begabte in der<br />
Hauptschule“<br />
Anhand von 7 Stundenplanungen wurden Möglichkeiten aufgezeigt, wie man im<br />
Mathematikunterricht auf verschiedenen Niveaus Denken praktiziert. Dabei ist das<br />
„Tüfteln“ und „sich in etwas verbeißen“ genauso erwünscht wie im Team arbeiten und<br />
sich gegenseitig helfen.<br />
6. Mag. Monika KOLOVOS, G Perchtoldsdorf<br />
Thema: „Darstellendes Spiel als Enrichment-Methode im fremdsprachlichen<br />
Unterricht“<br />
Anhand einer Videopräsentation und einem Thesenpapier wurde veranschaulicht, wie<br />
das darstellende Spiel als Enrichment-Programm <strong>für</strong> besonders interessierte und<br />
begabte Schüler im Fremdsprachenunterricht vielfältige Bereicherung bringt:<br />
Motivation wird sowohl intrinsisch als auch extrinsisch gefördert, soziale Kompetenz<br />
und Kreativität sind in hohem Ausmaß angesprochen. Das Lernen erfolgt gleichzeitig<br />
auf kognitiver, physischer und emotionaler Ebene.<br />
7. Mag. Juliana MISTLBACHER , Stiftsgymnasium Melk<br />
Thema: „Prinzipien und Möglichkeiten einer begabtenfreundlichen Schule“<br />
Die Begabtenförderung stützt sich auf das in der Regula Benedicti dargelegte<br />
Menschenbild - dem gemäß umfasst Begabtenförderung am Stiftsgymnasium<br />
mehrere Maßnahmen, um den verschiedenen Persönlichkeiten, introvertierten und<br />
extravertierten, hochkreativen, fleißigen und bequemen etc. Schülern ein attraktives<br />
Maß an Förder- und Betätigungsmöglichkeiten anzubieten: Drehtürmodell,<br />
schulinterne Pullout-Kurse, Talentförderkurse in Form von unverbindlichen Übungen,<br />
Projekte (jahrgangs- und fächerübergreifend), differenzierter Unterricht.<br />
8. VL Marion-Linda PATERNOSTRO, VS Groß-Enzersdorf<br />
Thema: „Modell „Montessori –Mehrstufenklasse“<br />
Das Schulmodell Mehrstufenklasse wurde präsentiert: Wie sieht ein Schulalltag aus<br />
der Sicht des Kindes/des Lehrers aus: Unterricht großteils offen/ Reformpädagogik<br />
(Montessori) – Lehrer oder Moderator/Begleiter?, altershomogener (nicht<br />
leistungshomogener!) Unterricht nach Schulstufen im Vergleich zu individuellen<br />
Lehrplänen unter besonderer Berücksichtigung von Hochbegabung, Formen der<br />
Leistungsbeurteilung (Pensenbuch), die rechtliche Situation in NÖ, Diskussion.<br />
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HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
9. VOL Petra SUMMER, MSc, VS Daniel Gran I, St. Pölten und LSR f. NÖ<br />
Thema: „Philosophieren mit Kindern als Weg der Persönlichkeitsentwicklung<br />
von Begabten”<br />
Hochbegabte haben eine bemerkenswerte Affinität zum Philosophieren, nicht zur<br />
Philosophie. Philosophieren als gemeinsames und eigenständiges Denken (Fragen<br />
stellen und Antworten denken) fördert die Ich-Entwicklung und die<br />
Selbstvergewisserung im Denken. Anhand von zwei praktischen Beispielen (Pullout-<br />
Kurs: “Schöpfungsmythen” <strong>für</strong> Kinder der 1. und 2. Kl. AHS und HS ” und Talent-<br />
und Interessensförderkurs “Philosophieren” an der Daniel Gran VS I ) wurden<br />
wichtige Aspekte der Thematik aufgezeigt.<br />
10. Dr. Mag. Hildegard URBAN-WOLDRON, G Sacre Coeur Pressbaum<br />
Thema: „Begabungen in und außerhalb der Schule fördern“<br />
Die Referentin berichtete über ihre Erfahrungen mit integrativer Förderung besonders<br />
begabter und interessierter Schüler und Schülerinnen im Klassenunterricht durch<br />
Binnendifferenzierung, mit Enrichment und Individualisierung, mit<br />
Talentförderkursen an der Schule, mit Sommerakademien und Pull-Out-Kursen. Eine<br />
besondere Berücksichtigung fand der Einsatz neuer Medien beim Lehren und Lernen,<br />
was am Beispiel des Pull-Out-Kurses „Experimentelle Geometrie“ präsentiert wurde.<br />
11. Mag. Ulrike ZAHLNER, VS Walpersdorf<br />
Thema: „Hochbegabtenberatung: Fördermodell <strong>für</strong> hochbegabte Kinder und die<br />
Beratung von Eltern“<br />
Möglichkeiten zur Hilfe und Unterstützung von Schülern, Eltern und Lehrern im<br />
Hinblick auf Diagnostik, Beratung und Fördermaßnahmen (typische Beratungsanlässe,<br />
Kompetenzen von Beratungskräften, Interventionen bei Problemen,...) wurden<br />
vorgestellt und Erfahrungen im Pilotprojekt des Bezirkes Wr. Neustadt-Land zur<br />
Erstellung von Förderkonzepten in der <strong>Hochbegabtenförderung</strong> wurden angesprochen<br />
Außerdem fand eine Präsentation der Erfahrungen und Ergebnisse der<br />
Beratungsarbeit, bei der Lehrerinnen und Lehrer wissenschaftlich fundierte und<br />
evaluierte Instrumente und Methoden in die Hand bekommen, statt.<br />
Form B: 12 Präsentationen am Tisch<br />
1. Mag. Edith FRAGNER, G Perchtoldsdorf<br />
Thema: „Schreibwerkstatt - Förderung begabter Schüler/innen auf dem Gebiet<br />
des kreativen Schreibens“<br />
Schwerpunkte des Projekts Schreibwerkstatt wurden erläutert:<br />
Musik und Bild als Schreibanlass, Weiterschreiben bzw. Variieren literarischer<br />
Vorgaben, Schreiben ausgehend von Dingimpulsen (z.B. Stein), Gestaltung eines so<br />
genannten "Sinnkalenders", Verfassen eines Kriminalhörspiels und eines<br />
Kinderhörbuchs <strong>für</strong> Volksschulkinder, Lesungen von in der Schreibwerkstatt<br />
verfassten Texten in Volksschulen mit anschließendem Gespräch über das<br />
Vorgelesene.<br />
2. Mag. Sonja GABRIEL,M.A.; HAK/HAS Laa/Thaya<br />
Thema: „Fordern und Fördern im Drehtürmodell der HAK ohne<br />
(Fächer)Grenzen“<br />
Im Rahmen des Drehtürmodells führten die Schüler/innen im Laufe des Schuljahres<br />
eigenständig Projekte durch, deren Thema und Betreuer sie selbst wählen und<br />
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HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
präsentieren die Ergebnisse am Ende des Schuljahres. Diese Projektarbeiten sind in<br />
allen Fächern und auch fächerübergreifend möglich.<br />
3. Projektleiter Thomas LECHNER, Landesakademie NÖ<br />
Thema: „Landesakademie NÖ: Top Talente Check, Top-Schule“<br />
Vorstellung einiger Top-Angebote der Landesakademie NÖ:<br />
Top Talente Check: dieser Begabungstest richtet sich an Schüler/innen der 8.<br />
Schulstufe als Orientierungshilfe <strong>für</strong> den weiteren Bildungsweg.<br />
Wettbewerb Top Schule: Niederösterreichs Schulen und ihre großartigen Projekte<br />
wurden auch in diesem Schuljahr wieder vor den Vorhang gebeten, damit die<br />
Öffentlichkeit über ihre Leistungen Bescheid weiß und die Schulen verdiente<br />
Anerkennung ernten.<br />
4. VL Christina KNOUREK-SPERINGER, VS II Tulln<br />
Thema: „Rechenwerkstatt in der VS”<br />
Die mathematische Hochbegabung war Inhalt dieser Präsentation: Merkmale,<br />
Erkennung von mathematisch begabten Kindern, die logisch-mathematische<br />
Intelligenz nach Gardner, Fördermöglichkeit anhand des Drehtürmodells nach Joseph<br />
Renzulli, Beschreibung des Modells.<br />
Praxisteil: Durchführung in der Praxis Teilnehmer, Auswahl der Themen: z. B.:<br />
Geheimzahlen, Kryptogramme, Experimentieren mit dem Lineal und dem Zirkel,<br />
Primzahlen (Das Sieb des Eratosthenes), Das Geheimnis der Fibonacci-Zahlen,<br />
Zauberbuchstaben, Magische Quadrate, Knobelaufgaben.<br />
5. HOL Hedwig KRTEK, HS Stift Zwettl<br />
Thema: „Laufen – Bauen – Denken: Begabtenförderung in Mathematik <strong>für</strong> HS<br />
In den acht Nachmittagskursen, die <strong>für</strong> die Schülerinnen und Schüler der zweiten<br />
Klassen der Kreativ- und Musikhauptschule Stift Zwettl angeboten wurden, wurden<br />
zirka vierzig Mathematikbeispiele in die Intelligenz- und Kompetenzbereiche<br />
einzugliedern versucht, wobei auch aufgezeigt wurde, was genau gefördert wurde und<br />
welche Verknüpfungen sich <strong>für</strong> die einzelnen mathematischen Kompetenzen ergaben.<br />
6. VOL Marianne JECEL, VS Böheimkirchen<br />
Thema: „Interessens- und Begabungsförderung als<br />
Unverbindliche Übung“<br />
Praktische Beispiele aus der Unterrichtsarbeit zu<br />
speziellen Themen wie etwa: „Wie kann man Klebstoff<br />
selbst herstellen?“ oder „Warum stürzen Kuppeln und<br />
Gewölbe nicht ein?“ wurden gezeigt: An Hand von Fotos<br />
wurde beispielsweise demonstriert, wie Schüler/innen<br />
mit selbstgefertigten Tonziegeln ein Tonnengewölbe und<br />
mit Bananenkartons eine Kuppel bauten und dabei<br />
wichtige Erfahrungen zur Stabilität machen konnten.<br />
7. VL Sabine OFNER, VS Ternitz, Kreuzäckergasse<br />
Thema: „Checkliste VEC zur Erfassung von Neugier im Vorschulalter“<br />
Im Rahmen der Diplomarbeit zur ECHA – Lehrerin wurde eine Checkliste <strong>für</strong><br />
Vorschulerzieher/innen erstellt, die beim Einschätzen des Neugierverhaltens von<br />
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HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Vorschulkindern hilfreich sein soll. Diese Arbeit wurde fortgeführt und wird<br />
demnächst vom özbf publiziert.<br />
Zusätzlich wurden praktische Arbeiten aus dem Schuljahr 2006/07 gezeigt, in dem<br />
insgesamt 7 Kinder aus den 4. Klassen an einer Schülerzeitung arbeiteten. Sie lernten<br />
einerseits die theoretischen Grundlagen, die beim Erstellen einer Zeitung wichtig sind,<br />
kennen und setzten dieses Wissen in Form der Schülerzeitung praktisch um.<br />
8. HOL Reinhilde OTT, HS I, Waidhofen/Ybbs<br />
Thema: „Schülerzeitung – eine Chance <strong>für</strong> begabte Schüler der HS“<br />
Vorstellen des Projektes „Schülerzeitung“ an der an der HS Waidhofen /Ybbs als<br />
Möglichkeit <strong>für</strong> kreative Schreibprozesse <strong>für</strong> besonders Begabte.<br />
9. BUCHHANDLUNG PÄDAGOGISCHER BUCHVERSAND<br />
Bücherstand zur Thematik „Begabtenförderung“<br />
10. Projektleiter Giuseppe RIZZO, Kreativakademien NÖ<br />
Thema: „Die Kreativakademien NÖ“<br />
Dieses neue Angebot des Landes NÖ im Bereich künstlerische Gestaltung und<br />
Literatur <strong>für</strong> alle Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahren wurde präsentiert: ab Herbst<br />
2007 wurden nach dem Muster der bereits erfolgreichen Malakademien neue<br />
Angebote in anderen künstlerisch-kreativen Bereichen geschaffen: die<br />
Schreibakademie NÖ, die Journalistenakademie NÖ sowie die Schauspielakademie<br />
NÖ.<br />
11. VL Manuela SCHOISENGEIER, VS Traismauer<br />
Thema: „Projekt Deep Sea (Meeresbiologie) an der HS Herzogenburg“<br />
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Vorstellung des schul- und<br />
klassenübergreifenden Projekts „Deep Sea“<br />
und den Vorbereitungsarbeiten, dessen<br />
Höhepunkt eine Liveschaltung zum<br />
Forschungsschiff „Atlantis“ war, bei der<br />
die Kinder der beteiligten Schulen die<br />
Möglichkeit hatten, in direkten Kontakt mit<br />
der Forschungscrew zu treten und Fragen zu<br />
stellen.<br />
12. VD Elisabeth Schwarz, VS Wölbling<br />
Thema: „Talentewerkstatt im Atelierbetrieb an der VS Wölbling“<br />
Die „Talentewerkstatt“ im Rahmen der Interessens- und Begabungsförderung an der<br />
VS Wölbling ist lehrplanbezogen und umfasst alle Gegenstände.<br />
An diesem Projekt, bei dem der Klassenverband aufgelöst wird, nehmen alle<br />
Schülerinnen und Schüler der Volksschule und die ASO-Klasse teil. Organisatorische<br />
und inhaltliche Details der Wahlangebote zu den insgesamt 7 Arbeitsgruppen wurden<br />
vorgestellt und erläutert.
HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
9. Vorschau: Veranstaltungen im Schuljahr 2007/08<br />
Pullout-Kurse im Schuljahr 2007/08:<br />
Bereits ausgeschrieben bzw. schon stattgefunden:<br />
In Planung:<br />
• Englisch: „Fun with stories“<br />
2. Kl. AHS und HS,<br />
Seminarsporthotel Hollabrunn<br />
Termin 1: 15. – 18. 11. 2007<br />
Termin 2: 10. – 13. 01. 2008<br />
Termin 3: 24. – 27. 01. 2008<br />
Leitung: HOL Gabriele Erber, HS Großweikersdorf<br />
Brian Taylor, Native Speaker<br />
• Deutsch-Musik: „Jugend und Alkohol“<br />
6. – 7. Kl. AHS/BHS, 19. – 23. 11. 2007, Tulln<br />
Leitung: Werner Auer<br />
Mag. Susanne Helmreich, BORG St. Pölten<br />
• Russisch: „Master i Margarita: Intensiv russisch reden, hören, schreiben,<br />
lesen und denken“<br />
Schüler/innen der AHS/BHS ab dem 3. Lernjahr Russisch<br />
21. – 25. 01. 2008, Seminarzentrum Raach am Hochgebirge<br />
Leitung: Dr. Erich Poyntner, BG/BRG St. Pölten, Josefstraße<br />
Julija A. Tjufjakova, Universität Wien<br />
• Französisch: „Contes et histoires francophones traditionels et modernes“<br />
6.– 8. Kl. AHS, 01. – 04. 02. 2008, Seitenstetten<br />
Leitung: Dr. Michel Mareschal, BG Purkersdorf<br />
Mag. Alexandra Dämon, BG Perchtoldsdorf<br />
• Mathematik: “Geheimnisse der Mathematik selbst entdecken“<br />
3. und 4. Kl. AHS und HS, 04. – 08. 02. 2008, Weinbauschule Krems<br />
Leitung: Dr. Mag. Hildegard Urban-Woldron<br />
• Philosophieren mit Kindern: „Mythen aus aller Welt“<br />
1. u. 2. Kl. AHS und HS, 26. – 29. 05. 2008, Weinbauschule Krems<br />
Leitung: Dipl. Päd. VOL Petra Summer, MSc, VS Daniel Gran I, St. Pölten<br />
Dipl. Päd. HOL Helga Fischer, MSc, HS Böheimkirchen<br />
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HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Sommerakademien<br />
9. Sommerakademie <strong>für</strong> VS:<br />
1. Termin: Mo, 30. 06. – Fr, 04. 07. 2008<br />
2. Termin: Sa, 05. 07. – Mi, 09. 07. 2008<br />
8. Sommerakademie <strong>für</strong> HS u. AHS – Unterstufe:<br />
Sa, 14. 06. – Do, 19. 06. 2008<br />
10. Internat. Sommerakademie <strong>für</strong> AHS-Oberstufe u. BHS<br />
Fr, 20. 06. – Sa, 28. 06. 2008<br />
Die Ausschreibungen erfolgen im laufenden Schuljahr sowohl elektronisch als auch<br />
mittels Prospekten direkt an die Schulen.<br />
Eine Anmeldung ist nur mit dem Anmeldeformular über die Schulen möglich.<br />
Auskünfte und Informationen:<br />
FI HR Dr. Bernhard Seyr, Dipl. VOL Päd. Petra Summer, MSc<br />
LSR f. NÖ, Rennbahnstr. 29, A-3109 St. Pölten,<br />
02742/280-4581, 0676/4298757<br />
E-mail: seyr.bernhard@aon.at<br />
petra.summer@lsr-noe.gv.at<br />
22. NÖ. Fremdsprachenwettbewerb<br />
<strong>für</strong> AHS-Oberstufe, BHS und Berufsschulen<br />
12. und 13. März 2008, St. Pölten<br />
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HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
10. Verabschiedung von HR FI Dr. Bernhard Seyr<br />
Verabschiedungsfeier im LSR am 29. 11. 2007<br />
Am 30. November 2007 trat HR FI Dr. Bernhard Seyr in den wohlverdienten<br />
Ruhestand.<br />
An dieser Stelle möchte ich ihm als seine Mitarbeiterin im Referat <strong>für</strong><br />
Begabtenförderung im Namen aller Kolleginnen und Kollegen aus der großen<br />
ECHA-Familie und im Namen aller, die im Bemühen um eine<br />
(Hoch)Begabtenförderung „seinen Weg kreuzten“ - sei es als Mitglieder der<br />
Schulaufsicht, als Lehrerinnen und Lehrer, als betroffene Eltern oder<br />
Schüler/innen - <strong>für</strong> sein herausragendes Engagement und langjähriges Wirken im<br />
Dienste der Begabtenförderung herzlich danken. Dr. Seyr hat gemeinsam mit HR<br />
Adolf Stricker und HR DDr. Andrea Richter die Begabtenförderung in NÖ<br />
aufgebaut, indem er zahlreiche Maßnahmen angedacht und initiiert und<br />
schulische Fördermodelle und außerschulische Förderkurse wie die<br />
Sommerakademien und Pullout-Kurse organisiert und begleitet hat. Seine<br />
Kollegialität und Vorbildwirkung und sein mit großem Enthusiasmus und<br />
Idealismus betriebenes „nimmermüdes“ Arbeiten haben viele sehr beeindruckt.<br />
LSI RegR Leopold Rötzer formulierte einmal folgenden Satz, den ich hier<br />
wörtlich zitiere:<br />
„Viele, die in Bildungs- und Unterrichtsprozesse involviert sind und diese<br />
mitgestalten, denken nach, wenige denken vor – ein solcher Vordenker ist Dr.<br />
Seyr mit seinen Mitstreiter/innen!“<br />
Wir wünschen Dir, lieber Bernhard, noch weiterhin so viel Tatkraft und Ideen <strong>für</strong><br />
deinen neuen Lebensabschnitt und hoffen, dass Du uns weiterhin mit Rat und Tat<br />
bei unseren Projekten in der Begabtenförderung unterstützt!“<br />
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HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
11. Gedanken zum Nachdenken zum Schluss<br />
Deine Kinder sind nicht Deine Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter der<br />
Sehnsucht des Lebens nach sich selbst.<br />
Sie kommen durch Dich, aber nicht von Dir. Und obwohl sie bei Dir sind,<br />
gehören sie Dir nicht.<br />
Du kannst Ihnen Deine Liebe geben, nicht aber Deine Gedanken, denn sie<br />
haben ihre eigenen.<br />
Du kannst ihrem Körper ein Heim geben, aber nicht ihrer Seele.<br />
Denn ihre Seele wohnt im Haus von Morgen,<br />
das Du nicht besuchen kannst, nicht einmal in Deinen Träumen.<br />
Du kannst versuchen, ihnen gleich zu sein, aber suche nicht, sie Dir gleich zu<br />
machen.<br />
Denn das Leben geht nicht rückwärts und verweilt nicht beim Gestern.<br />
( Kahlil Gibran, arab.Schriftsteller, 1883 - 1931)<br />
Es gab einmal eine Zeit, da hatten die Tiere eine Schule.<br />
Der Stundenplan bestand <strong>für</strong> alle Tiere aus Rennen, Klettern, Fliegen und<br />
Schwimmen.<br />
Die Ente war gut im Schwimmen, besser sogar als ihr Lehrer. Im Fliegen war sie<br />
durchschnittlich, aber im Rennen war sie ein völlig hoffnungsloser Fall. Weil sie darin<br />
so schlechte Noten hatte musste sie nachsitzen und das Schwimmen ausfallen<br />
lassen, um das Rennen zu üben.<br />
Das tat sie so lange, bis sie im Schwimmen nur noch Durchschnitt war.<br />
Da aber durchschnittliche Noten akzeptabel sind, machte sich niemand außer ihr<br />
darüber Gedanken.<br />
Der Adler erwies sich als Problemschüler. Weil er auf seiner eigenen Methode<br />
bestand, wurde er unnachsichtig und streng gemaßregelt, obwohl er im Fliegen alle<br />
anderen schlug.<br />
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HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />
Der Hase war anfänglich im Laufen an der Spitze der Klasse. Aber er bekam einen<br />
Nervenzusammenbruch wegen des Nachhilfeunterrichts im Schwimmen und musste<br />
von der Schule abgehen.<br />
Das Eichhörnchen war Klassenbester im Klettern. Aber sein Fachlehrer lies es<br />
immer vom Waldboden nach oben klettern, anstatt vom Baumwipfel nach unten. Das<br />
Hörnchen bekam einen riesigen Muskelkater und dadurch immer mehr "Dreien" im<br />
Klettern und "Fünfen" im Rennen.<br />
Die Präriehunde, mit viel Sinn <strong>für</strong>s Praktische begabt, ließen ihre Kinder vom Dachs<br />
privat unterrichten, weil das Schulamt es ablehnte, das Fach Buddeln in den<br />
Stundenplan aufzunehmen.<br />
Am Ende der Schulzeit hielt ein anormaler Aal, der gut schwimmen und etwas<br />
rennen, klettern und fliegen konnte, als SCHULBESTER die Festansprache.<br />
(Gestalteter Text aus der Quelle : www.studienkreis.de)<br />
„Nichts ist ungerechter als Ungleiche gleich zu behandeln!“<br />
„Im Sinne einer gerechten Auslese lautet die Prüfungsaufgabe <strong>für</strong> alle gleich:<br />
Klettern Sie auf den Baum!“<br />
Cartoon entnommen aus dem Kurier vom 14.11.2004<br />
Die logische Konsequenz und gleichzeitig das Abschlusszitat lautet daher:<br />
„Nicht <strong>für</strong> alle das Gleiche, sondern <strong>für</strong> jeden das Beste!“<br />
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