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Hochbegabtenförderung aktuell Nr. 5 - Landesschulrat für ...

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<strong>Hochbegabtenförderung</strong><br />

<strong>aktuell</strong><br />

<strong>Nr</strong>. 5<br />

St. Pölten, Dezember 2007


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Vorwort Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll und Landesrat Mag.Wolfgang Sobotka<br />

1. HR Hermann Helm, Amtsführender Präsident des <strong>Landesschulrat</strong>es <strong>für</strong> Niederösterreich<br />

Begabtenförderung in Niederösterreich: Talente entdecken und fördern 4<br />

2. HR FI Dr. Bernhard Seyr, Referat <strong>für</strong> Begabtenförderung, LSR f. NÖ<br />

Zum Stand der Begabten- und <strong>Hochbegabtenförderung</strong> in NÖ 2007 5<br />

3. Dr. Martin Peter, Projektleiter Begabtenakademie NÖ<br />

Die Begabtenakademie NÖ – ein neues Projekt zur Begabtenförderung 8<br />

4. Dipl.Päd. VOL Petra Summer, MSc, Referat <strong>für</strong> Begabtenförderung, LSR f. NÖ<br />

Ein Überblick über Aufgabengebiete und Veranstaltungen des Referats <strong>für</strong> Begabtenförderung 9<br />

5. Sommerakademien <strong>für</strong> Hochbegabte in NÖ 12<br />

5.1 Allgemeines und Ziele 12<br />

5.2 Teilnehmerzahlen 12<br />

5.3 Finanzierung 12<br />

5.4 Sommerakademien 2006 12<br />

5.4.1 7. Sommerakademie <strong>für</strong> VS 12<br />

5.4.2 6. Sommerakademie <strong>für</strong> HS und AHS-Unterstufe 13<br />

5.4.3 8. Intern. Sommerakademie <strong>für</strong> AHS-Oberstufe und BHS 13<br />

5.4.4 Zusammenfassung 13<br />

5.5 Die Sommerakademien 2007 14<br />

5.5.1 Abschlussbericht 8. Sommerakademie <strong>für</strong> VS 14<br />

5.5.2 Abschlussbericht 7. Sommerakademie <strong>für</strong> HS und AHS-Unterstufe 28<br />

5.5.3 9. Intern. Sommerakademie <strong>für</strong> AHS und BHS 42<br />

6. ECHA-Lehrgänge 55<br />

6.1 Der ECHA-Ausbildungslehrgang 2005/06 55<br />

6.1.1 Einige Erfahrungsberichte und Hospitations-Protokolle 56<br />

6.2 Der ECHA-Akademielehrgang 2006/07 59<br />

7. Best Practice – Berichte über Projekte der Begabtenförderung an den Schulen 61<br />

7.1 Begabungen in und außerhalb der Schule fördern 61<br />

7.2 Pulloutkurs „Philosophieren mit Kindern“ 71<br />

8. „Talenteoffensive NÖ“ – Fachtagung Begabtenförderung 1.Oktober 2007 72<br />

8.1 Tagungsbericht und Zusammenfassung der Referate 72<br />

8.2 Best Practice Modelle 80<br />

9. Vorschau: Veranstaltungen im Schuljahr 2007/08 85<br />

10. Verabschiedung von HR FI Dr. Seyr 87<br />

11. Gedanken zum Schluss 88<br />

Impressum:<br />

Herausgeber: Referat <strong>für</strong> Begabtenförderung des <strong>Landesschulrat</strong>es <strong>für</strong> Niederösterreich<br />

Rennbahnstraße 29, 3109 St. Pölten<br />

Für den Inhalt verantwortlich: Dipl. Päd. VOL Petra Summer, MSc<br />

Layout: Michael Chocholka, Petra Summer


Begabte sind Glücksfälle <strong>für</strong> unser Land - gerade in einer Gesellschaft, in der<br />

Spitzenleistungen immer mehr gefordert sind und Kreativität zum Lösen von Problemen<br />

und zum Meistern von Herausforderungen eine immer größere Rolle spielt.<br />

Von Seiten des Landes NÖ ist es uns daher ein großes Anliegen, Kindern und<br />

Jugendlichen eine Chance zu geben, ihre Fähigkeiten auszubauen und zu entfalten. In<br />

den niederösterreichischen Schulen hat die Begabtenförderung bereits Einzug gehalten<br />

– nun gilt es auch im außerschulischen Bereich optimale Bedingungen <strong>für</strong> eine<br />

vielfältige Talentförderung zu schaffen.<br />

Mit der Begabtenakademie, die in das Konzept der niederösterreichischen<br />

Kreativakademien eingebettet ist und gemeinsam mit der NÖ Landesakademie<br />

geschaffen wurde, haben wir eine solche Plattform ins Leben gerufen. Ab Anfang 2008<br />

geben wir Kindern und Jugendlichen in 5 Pilotregionen Niederösterreichs die Chance,<br />

ihre individuellen Talente zu entdecken und dieses Potenzial in intellektuelle und<br />

kreative Leistungen umzusetzen.<br />

Es freut mich sehr, dass es uns gelungen ist, vor dem Start der Begabtenakademie eine<br />

Fachtagung zu diesem Thema abzuhalten. Die Information und Präsentation<br />

verschiedenster Förderungsmöglichkeiten und Projekte wird uns auch in Zukunft großer<br />

Anreiz und Motivation sein.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Inspiration mit der nun vorliegenden Publikation<br />

zur Fachtagung „Talenteoffensive NÖ – Begabtenförderung in NÖ“.<br />

Landeshauptmann Landesrat<br />

Dr. Erwin Pröll Mag. Wolfgang Sobotka


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

1. Begabtenförderung in NÖ:<br />

Talente entdecken und fördern<br />

Präsident des LSR f. NÖ<br />

HR Hermann Helm<br />

Aus der Sicht des <strong>Landesschulrat</strong>es ist es<br />

sehr erfreulich, dass das Thema<br />

Begabtenförderung in Österreich derzeit<br />

große Aktualität aufweist. Wir in<br />

Niederösterreich haben bereits 1986 mit<br />

der gezielten Begabtenförderung, und<br />

zwar auf dem Gebiet der Fremdsprachen,<br />

begonnen und damit das Thema<br />

entpolitisiert und gleichzeitig populär<br />

gemacht, sodass die Begabtenförderung<br />

heute aus dem schulischen Geschehen<br />

nicht mehr wegzudenken ist.<br />

Das Land Niederösterreich hat eine<br />

Vielzahl an Initiativen gesetzt: So gibt es<br />

im <strong>Landesschulrat</strong> <strong>für</strong> Niederösterreich<br />

ein sehr aktives Referat <strong>für</strong><br />

Begabtenförderung, das in der Abteilung<br />

<strong>für</strong> Schulpsychologie angesiedelt ist und<br />

mit dieser auch eng kooperiert. Es ist<br />

daran gedacht, die Begabten- und<br />

<strong>Hochbegabtenförderung</strong> weiter auszubauen<br />

und den Gedanken in jede Schule<br />

zu tragen, damit kein junges,<br />

aufblühendes oder vielleicht noch<br />

verborgenes Talent in Niederösterreich<br />

unentdeckt und dadurch ungefördert<br />

bleibt. Denn die Begabungen und Talente<br />

unserer Jugend machen den großen<br />

Reichtum unseres Landes aus.<br />

Wünschenswert ist außerdem, dass im<br />

gesamten österreichischen Schulsystem<br />

4<br />

die Begabtenförderung von der<br />

Volksschule bis zur höheren Schule<br />

integrativ und separativ umgesetzt wird.<br />

Dies muss als individuelle Förderung, wie<br />

es die Frau Bundesministerin in ihrem<br />

Rundschreiben <strong>Nr</strong>. 9 vom Juni 2007<br />

formuliert, in allen Schulen, von den<br />

Volksschulen bis hin zu den<br />

maturaführenden Schulen, stattfinden.<br />

Jeder Lehrer und jede Lehrerin ist dazu<br />

angehalten, den Kindern und Jugendlichen<br />

die ihren Fähigkeiten entsprechende<br />

Betreuung und Förderung zukommen zu<br />

lassen. Es macht aber auch Sinn, parallel<br />

dazu eigene gezielte Veranstaltungen zur<br />

Förderung besonders leistungsfähiger und<br />

leistungswilliger Schülerinnen und<br />

Schüler anzubieten und durchzuführen.<br />

Während durch die 21<br />

Fremdsprachenwettbewerbe in Niederösterreich<br />

bisher schon über 30.000<br />

Schülerinnen und Schüler erfasst wurden,<br />

konnten in den 24 Sommerakademien <strong>für</strong><br />

Hochbegabte seit 1999 und den so<br />

genannten Pullout-Kursen bereits rund<br />

2500 Kinder und Jugendliche besonders<br />

gefördert werden. Eine Ausweitung dieser<br />

Maßnahmen, also beispielsweise eine<br />

Verdoppelung der Plätze <strong>für</strong> die<br />

Sommerakademien <strong>für</strong> Volksschulkinder<br />

im Jahr 2008, damit kein Kind<br />

abgewiesen werden muss, ist geplant.<br />

Die im österreichweiten Vergleich große<br />

Anzahl an Sommerakademien am<br />

Semmering erfordern allerdings auch<br />

einen hohen finanziellen und<br />

organisatorisch-personellen Aufwand.<br />

Durch den großen, idealistischen Einsatz<br />

der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des<br />

<strong>Landesschulrat</strong>s und der Lehrerinnen und<br />

Lehrer konnte die Organisation bisher gut<br />

bewältigt werden. Verlässliche Partner in<br />

der Finanzierung wie die NÖ<br />

Landesregierung, das BMUKK, die<br />

Wirtschaft, aber auch Organisationen wie<br />

vor allem Rotary, Kiwanis und Lions,<br />

unterstützen uns immer wieder, um die<br />

Beiträge <strong>für</strong> die Eltern erschwinglich zu


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

gestalten. Momentan sind wir gerade<br />

dabei, mit der „Begabtenakademie<br />

Niederösterreich“ eine enge Kooperation<br />

umzusetzen. Aktuelle Schulversuchsvorhaben<br />

zur Begabtenförderung dienen<br />

zum einen der Umsetzung gezielter<br />

Begabten- und <strong>Hochbegabtenförderung</strong> an<br />

möglichst vielen Standorten, zum anderen<br />

sind einige Schwerpunktschulen mit<br />

besonderer Berücksichtigung der<br />

Begabtenförderung geplant oder bereits<br />

im Entstehen. An denen können<br />

beispielsweise Klassen mit einer größeren<br />

Anzahl von begabten Kindern geführt<br />

werden die aber sonst die Förderung<br />

integrativ betreiben. Auf Grund der<br />

Struktur Niederösterreichs ist nicht daran<br />

gedacht, in unserem Bundesland<br />

Spezialschulen wie die Sir Karl<br />

Popperschule zu gründen.<br />

Die Pädagogischen Hochschulen, mit<br />

denen eine intensive Zusammenarbeit<br />

angestrebt wird, sehen die Einbringung<br />

von Modulen zur Begabtenförderung in<br />

ihren Studienplänen vor. Darüber hinaus<br />

wäre es aus unserer Sicht wichtig, wenn<br />

dort auch auf dem Gebiet der<br />

Lernforschung gearbeitet würde oder eine<br />

gezielte Curriculums-forschung betrieben<br />

werden könnte.<br />

HOFRAT HERMANN HELM<br />

Amtsführender Präsident des LSR f. NÖ<br />

hermann.helm@lsr-noe.gv.at<br />

5<br />

2. Zum Stand der Begabten-<br />

und <strong>Hochbegabtenförderung</strong> in<br />

Niederösterreich 2007<br />

HR FI Dr. Bernhard Seyr<br />

Aufgabe dieser nun vorliegenden 5. Folge<br />

von „<strong>Hochbegabtenförderung</strong> <strong>aktuell</strong>“ ist<br />

es, auf die laufende Entwicklung der<br />

Begabten- und <strong>Hochbegabtenförderung</strong> in<br />

Niederösterreich hinzuweisen.<br />

Entwicklung der Begabtenförderung in<br />

Niederösterreich - Perspektiven <strong>für</strong> die<br />

Zukunft<br />

1. Fremdsprachenwettbewerb<br />

Der Beginn der Begabtenförderung in<br />

Niederösterreich kann mit dem ersten<br />

Fremdsprachenwettbewerb 1986/87<br />

gleichgesetzt werden, als auf Initiative des<br />

damaligen Präsidenten des LSR <strong>für</strong> NÖ<br />

Adolf Stricker und FI Dr. Bernhard Seyr<br />

Begabtenkurse zur Vorbereitung auf den<br />

Wettbewerb eingerichtet wurden. Damit<br />

wurden erstmals Eltern und Lehrerinnen<br />

und Lehrer, aber auch die Lernenden und<br />

die schulische Öffentlichkeit <strong>für</strong> die<br />

Bedürfnisse besonders „leistungsfähiger<br />

und leistungswilliger“ Schülerinnen und<br />

Schüler (wie man sich damals vorsichtig<br />

ausdrückte) sensibilisiert. So entstand<br />

neben den traditionellen Olympiaden <strong>für</strong><br />

Mathematik, Physik und Chemie eine<br />

neue Form der Sprachenförderung, die<br />

bald zum Inbegriff der Begabtenförderung<br />

werden sollte. Mit rund 350<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

jährlich in 10 Sprachen und insgesamt 21


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

verschiedenen Kategorien, darunter auch<br />

Deutsch als Fremdsprache <strong>für</strong> Gäste aus<br />

dem Ausland, wurde nunmehr ein hoher<br />

Durchdringungsgrad erreicht, wobei nun<br />

auch die Englischlernenden an<br />

Berufsschulen und an berufsbildenden<br />

mittleren Schulen sehr erfolgreich<br />

eingebunden werden. Die finanzielle<br />

Basis wurde mit der Gründung des<br />

„Vereins zur Förderung begabter und<br />

hochbegabter Schülerinnen und Schüler in<br />

NÖ“ geschaffen.<br />

2. ECHA-Ausbildung<br />

Mit dem ersten ECHA-Lehrgang <strong>für</strong><br />

AHS-Lehrerinnen und Lehrer 1998/99<br />

unter der Leitung von Prof. Dr. Franz<br />

Mönks wurde ein großer Sprung in der<br />

Qualität der Begabtenförderung gemacht<br />

und durch Exkursionen und den Besuch<br />

von internationalen Veranstaltungen der<br />

Anschluss an europäische Standards<br />

gefunden. Mittlerweile beträgt die Zahl<br />

der ECHA-Lehrerinnen und Lehrer in NÖ<br />

mehr als 200. Besonders erfreulich ist das<br />

steigende Interesse der Lehrpersonen aus<br />

berufsbildenden höheren Schulen. Die<br />

Kurse werden schulartenübergreifend<br />

geführt, unter den 35 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern des 8. ECHA-Lehrgangs<br />

sind auch Gäste aus anderen<br />

Bundesländern. Dr. Seyr wurde von Prof.<br />

Mönks beauftragt, die österreichischen<br />

ECHA-Kurse in den nächsten Jahren<br />

inhaltlich zu koordinieren, um einerseits<br />

die Organisation der Kurse in Österreich<br />

zu erleichtern und sie andererseits von<br />

anderen, ähnlichen Lehrgängen<br />

abzugrenzen. Das mittelfristige Ziel in<br />

jeder höheren Schule über einen ECHA-<br />

Lehrer zu verfügen, ist in den AHS<br />

beinahe erreicht, während in den Volks-<br />

und Hauptschulen eine gleichmäßige<br />

Verteilung der ECHA-Lehrpersonen über<br />

die Bezirke angestrebt wird.<br />

3. Zentrale außerschulische<br />

Fördermaßnahmen<br />

Die Sommerakademien <strong>für</strong> begabte und<br />

hochbegabte Schülerinnen am Semmering<br />

6<br />

haben sich sehr gut eingeführt und sind<br />

regelmäßig überbucht, sodass eine<br />

Vermehrung der Zahl der Plätze geplant<br />

ist. Jährlich können auf diese Weise ca.<br />

500 Kinder und Jugendliche gefördert<br />

werden. Als ganz besonders wertvoll hat<br />

sich die Einladung ausländischer<br />

Schülerinnen und Schüler zur<br />

Oberstufensommerakademie herausgestellt,<br />

weil tatsächlich sehr gut<br />

geeignete junge Menschen nach<br />

Österreich kommen, wie zum Beispiel<br />

jene Jugendlichen, die sich über die<br />

Deutsche Schülerakademie anmelden. Seit<br />

2002 werden zusätzlich pro Jahr 8-10<br />

Pullout-Kurse zu einzelnen Themen (von<br />

den Sprachen Englisch, Französisch und<br />

Russisch bis hin zur Relativitätstheorie<br />

und Gentechnik abgehalten, die mit einer<br />

etwas geringeren Dauer von 4-5 Tagen<br />

während des Schuljahres von den<br />

Schülerinnen und Schülern sehr gut<br />

angenommen werden.<br />

4. Begabtenförderung an den Schulen<br />

Leider sind zusätzlichen Kursen <strong>für</strong><br />

(Hoch)Begabte und den Olympiade-<br />

Kursen, die sich bei Lehrenden und<br />

Lernenden gleichermaßen großer<br />

Beliebtheit erfreuen, durch den Mangel an<br />

Ressourcen Grenzen gesetzt. Diese Kurse<br />

können bei weitem nicht an allen<br />

Standorten durchgeführt werden, und so<br />

kommt nach wie vor der integrativen<br />

Förderung der Begabten oder<br />

Interessierten in der Form der<br />

Individualisierung des Unterrichts in den<br />

heterogenen Klassen größte Bedeutung<br />

zu. Dabei kann es nicht das Ziel sein, nur<br />

jene (statistisch gesehen) schmale Spitze<br />

der 2 % Hochbegabten in einer<br />

Altersgruppe zu fördern, da diese ja oft<br />

nicht klar identifiziert sind, sondern es<br />

geht um Angebote und individuelle<br />

Förderung <strong>für</strong> 15-20 % der Jugendlichen<br />

mit erkennbar höherem Potenzial, die zu<br />

hoher Performanz (Leistung) geführt<br />

werden sollen.<br />

Es muss unser Bestreben sein, jeden<br />

Schüler, jede Schülerin, aus unserer Sicht


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

vor allem die interessierten und<br />

talentierten bis begabten, nach ihren<br />

Fähigkeiten bestmöglich zu fördern. Das<br />

kann nur in der Schule, in der Klasse,<br />

integrativ im täglichen Unterricht<br />

geschehen. Und es gilt, dieses<br />

Bewusstsein unter allen Pädagoginnen<br />

und Pädagogen zu entwickeln und zu<br />

schärfen.<br />

5. Tendenzen bei der Umsetzung der<br />

Begabtenförderung in NÖ<br />

Die Nachfrage nach gezielten Maßnahmen<br />

zur Förderung von begabten und<br />

hochbegabten Kindern und Jugendlichen<br />

von Seiten der Eltern nimmt ständig zu.<br />

Diesem Trend entsprechend werden<br />

einerseits die Zusatzangebote außerhalb<br />

der Schule weiter vermehrt werden,<br />

andererseits müssen Konzepte zur<br />

integrativen individuellen Förderung<br />

entwickelt werden:<br />

• Entwicklung von Schulprogrammen<br />

zur individuellen<br />

Förderung<br />

• Ausweitung der Begabtenförderung<br />

auf alle Schulen<br />

• Verstärkung der Curriculum-<br />

Forschung an den Universitäten<br />

und Pädagogischen Hochschulen<br />

• Ausbildung der Studentinnen und<br />

Studenten an den Pädagogischen<br />

Hochschulen<br />

• Verstärkte Lehrerfortbildung (In-<br />

Service Teacher Training) und<br />

ECHA-Kurse<br />

• Einbinden der Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>für</strong> Begabtenförderung<br />

• Wirkungsvollere Elternberatung<br />

• Verstärkte Tätigkeit des „Vereins<br />

zur Förderung begabter und<br />

hochbegabter Schülerinnen und<br />

Schüler in NÖ“<br />

• Gezielte Einbindung der<br />

Wirtschaft in die Finanzierung der<br />

Begabtenförderung<br />

Zur Umsetzung der nötigen Maßnahmen<br />

wird eine enge Zusammenarbeit mit den<br />

7<br />

neuen Pädagogischen Hochschulen<br />

angestrebt, damit die jahrzehntelange<br />

fruchtbare und effiziente Kooperation mit<br />

dem Pädagogischen Institut des Bundes<br />

<strong>für</strong> NÖ bei der Abwicklung der<br />

zahlreichen Seminare und Lehrgänge<br />

fortgesetzt werden kann.<br />

Völlig neue Perspektiven eröffnen sich<br />

aber in Niederösterreich durch die<br />

Kooperation mit der Begabtenakademie<br />

Niederösterreich und dem Verein Kreativ,<br />

die den <strong>Landesschulrat</strong> <strong>für</strong> NÖ, das<br />

Referat <strong>für</strong> Begabtenförderung und den<br />

„Verein zur Förderung begabter und<br />

hochbegabter Schülerinnen und Schüler in<br />

NÖ“ in Hinblick auf Organisation,<br />

Administration und Öffentlichkeitsarbeit,<br />

aber auch inhaltlich und fachlich<br />

unterstützen und entlasten werden.<br />

Als Auftakt dieser neuen Kooperation<br />

kann die Fachtagung „Begabtenoffensive<br />

NÖ“ am 1. Oktober 2007 in St. Pölten<br />

gesehen werden, bei der ein Rückblick auf<br />

bisher Erreichtes und ein Ausblick in die<br />

Zukunft der Begabtenförderung in<br />

Niederösterreich geboten wurde.<br />

DR. BERNHARD SEYR<br />

langjähriger Koordinator <strong>für</strong><br />

Begabtenförderung in Niederösterreich<br />

seyr.bernhard@aon.at


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

3. Die Begabtenakademie NÖ –<br />

ein neues Projekt zur<br />

Begabtenförderung<br />

Dr. Martin Peter<br />

Im März 2007 wurde mit den Arbeiten zur<br />

Begabtenakademie NÖ begonnen. Ziel<br />

dieser seitens des Landes Niederösterreich<br />

auf Initiative von LH Dr. Erwin Pröll und<br />

LR Mag. Wolfgang Sobotka gegründeten<br />

Einrichtung ist die Förderung begabter<br />

Kinder und Jugendlicher in Ergänzung der<br />

vor allem seitens der Schulbehörden<br />

bereits bestehenden Maßnahmen wie den<br />

jährlich am Semmering stattfindenden<br />

Sommerakademien <strong>für</strong> Hochbegabte.<br />

Die Begabtenakademie NÖ möchte<br />

begabte junge Menschen<br />

- finden<br />

- fördern und<br />

- unterstützen,<br />

damit sie ihre Talente entwickeln und<br />

umsetzen können.<br />

Dazu wurde ein Kernteam aus engagierten<br />

Lehrer/innen gebildet, die über eine vom<br />

European Council of High Ability<br />

akkredidierte Zusatzausbildung mit<br />

Diplomabschluss (Ausbildungslehrgang<br />

Specialist in Gifted Education) verfügen.<br />

Dieses Kernteam bereitete gemeinsam mit<br />

dem Projektmanagement der Begabtenakademie<br />

NÖ Grundlagen <strong>für</strong> die Arbeit<br />

mit Eltern und Lehrer/innen vor. Mit<br />

September 2007 wurde in den<br />

Pilotregionen Amstetten, Krems,<br />

Waidhofen/Ybbs und Klosterneuburg<br />

begonnen, Veranstaltungen zur<br />

8<br />

Information von Eltern sowie<br />

Veranstaltungen zur Lehrerfortbildung<br />

durchzuführen. Erste Rückmeldungen<br />

zeigen das große Interesse <strong>für</strong> das Thema<br />

Begabtenförderung seitens der beiden<br />

Zielgruppen.<br />

Ab 2008 sollen in den Pilotregionen<br />

Talentförderkurse angeboten werden, in<br />

denen begabte Kinder und Jugendliche ein<br />

spezifisches Angebot erhalten, das ihren<br />

Interessen und ihrem Leistungsvermögen<br />

gerecht wird.<br />

Am 1. Oktober 2007 fand in St. Pölten die<br />

Fachtagung „Talenteoffensive NÖ-<br />

Begabtenförderung in Niederösterreich“<br />

statt. 180 Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer wurden über die vielfältigen<br />

Maßnahmen auf dem Gebiet der<br />

Förderung begabter junger Menschen<br />

informiert und konnten sich im Rahmen<br />

einer eindrucksvollen Leistungsschau, bei<br />

der 25 konkrete Projekte präsentiert<br />

wurden, überzeugen, dass Begabtenförderung<br />

auch in Niederösterreich<br />

Eingang in Schule und Bildungswesen<br />

gefunden hat.<br />

Von wissenschaftlicher Seite wies der<br />

Ulmer Begabtenforscher Prof. Dr. Albert<br />

Ziegler in seinem Referat auf die<br />

Bedeutung selbstregulierten Lernens hin,<br />

das gerade <strong>für</strong> die Förderung begabter<br />

junger Menschen von grundlegendem<br />

Wert ist.<br />

In Vertretung des Präsidenten des<br />

<strong>Landesschulrat</strong>s <strong>für</strong> Niederösterreich,<br />

Hofrat Hermann Helm, stellte LSI<br />

Leopold Rötzer die langjährige<br />

Aufbauarbeit im Rahmen des<br />

niederösterreichischen Schulwesens dar,<br />

die in den seit 10 Jahren stattfindenden<br />

Sommerakademien <strong>für</strong> Hochbegabte oder<br />

in einer Reihe von speziellen Fördermaßnahmen<br />

an einzelnen Schulen ihren<br />

Niederschlag gefunden hat.<br />

Landesrat Mag. Wolfgang Sobotka wies<br />

in seinem Referat auf die grundlegende


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

gesellschaftliche Bedeutung von<br />

Begabtenförderung hin – in unserer<br />

Wissensgesellschaft sind<br />

Spitzenleistungen notwendiger denn je,<br />

die <strong>aktuell</strong>en Herausforderungen in<br />

Wissenschaft, Technik, Wirtschaft und<br />

Gesellschaft erfordern kreative Lösungen<br />

engagierter Bürgerinnen und Bürger, die<br />

dann der Allgemeinheit zugänglich<br />

gemacht werden. Eine deutliche Absage<br />

erteilte er in diesem Zusammenhang<br />

allerdings allen Bestrebungen,<br />

Begabtenförderung als einseitig<br />

privilegierende Elitenbildung<br />

misszuverstehen. Vielmehr geht es darum,<br />

die Leistungen von besonders Begabten<br />

als Beitrag zum Gemeinwohl zu erkennen<br />

und zu nützen.<br />

Nähere Informationen über die<br />

Begabtenakademie NÖ dazu finden sich<br />

unter der Homepageadresse<br />

www.begabtenakademie-noe.at<br />

.<br />

4. Ein Überblick über Aufgaben-<br />

gebiete und Veranstaltungen des<br />

Referats Begabtenförderung im<br />

LSR f. NÖ<br />

Dipl. Päd. Petra Summer, MSc<br />

Um den wachsenden Anforderungen und<br />

Anfragen im Bezug auf<br />

Begabtenförderung besser gerecht werden<br />

zu können und um die Wichtigkeit dieser<br />

Form von gezielter Förderung von<br />

Schülerinnen und Schülern mit<br />

besonderen Bedürfnissen zu betonen,<br />

9<br />

wurde im <strong>Landesschulrat</strong> <strong>für</strong><br />

Niederösterreich ein eigenes Referat <strong>für</strong><br />

Begabtenförderung eingerichtet. Es steht<br />

unter der Leitung von HR FI Dr. Bernhard<br />

Seyr, dem Landeskoordinator der<br />

Begabtenförderung Niederösterreichs, in<br />

enger Zusammenarbeit mit der<br />

Schulpsychologie NÖ unter der Leitung<br />

von HR DDr. Andrea Richter, ständige<br />

Mitarbeiterin ist Dipl. Päd VOL Petra<br />

Summer.<br />

Das Referat sieht sich als klare<br />

Anlaufstelle <strong>für</strong> alle Fragen der Begabten-<br />

und <strong>Hochbegabtenförderung</strong> <strong>für</strong> Eltern,<br />

Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen<br />

und Lehrer aber auch als Ansprechpartner<br />

im Kontakt mit den Koordinatoren der<br />

Begabtenförderung in allen Bundesländern,<br />

mit dem BMBWK und<br />

international.<br />

Prioritäten in der Begabtenförderung<br />

in NÖ<br />

Die <strong>für</strong> Niederösterreich relevanten<br />

Tendenzen in der Begabtenförderung<br />

lassen sich folgendermaßen<br />

zusammenfassen:<br />

• Ausweitung der Elternarbeit<br />

• Lehrplanarbeit und Curriculum-<br />

Forschung<br />

• Ausrichtung auf integrative<br />

(Hoch)Begabtenförderung (in der<br />

heterogenen Klasse)<br />

• Talentförderkurse (TFK) in den<br />

Schulen<br />

• Außerschulische Förderprogramme<br />

wie bisher (Pullout-Kurse,<br />

Sommerakademien)<br />

• Vernetzung der Begabtenförderung<br />

durch eine Kooperation<br />

mit der NÖ. Begabtenakademie<br />

• Aus- und Fortbildung der Lehrer<br />

in speziellen Akademielehrgängen,<br />

aber auch bezirksübergreifend und<br />

intern in BLAGs, pädagogischen<br />

Konferenzen, Informations-<br />

veranstaltungen, etc.


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Begabtenförderung an den Schulen<br />

Diese bildet einen Kernpunkt der<br />

Begabtenförderung und umfasst bei<br />

Bedarf die Koordination, Organisation<br />

und Begleitung zahlreicher Maßnahmen<br />

wie beispielsweise Begabtenkurse in den<br />

Fremdsprachen zur Vorbereitung des<br />

Fremdsprachenwettbewerbs, Talentförderkurse<br />

an den AHS und BHS, Talent- und<br />

Begabtenförderkurse im Pflichtschulbereich<br />

(verschiedene Modelle), das<br />

„Drehtür-Modell“ in verschiedenen<br />

Ausprägungen:<br />

• zusätzliche Gegenstände werden<br />

erlernt<br />

• Einzelprojekte werden erarbeitet<br />

• Besuch einzelner<br />

Unterrichtsgegenstände in anderen<br />

Klassen<br />

• Wahlpflichtfächer <strong>für</strong> Begabte<br />

• Kurzprojekte ( 4-8 Wochen) <strong>für</strong><br />

Schülergruppen<br />

• Schnupperspringen<br />

• Überspringen<br />

Beratungstätigkeit:<br />

DDr. Richter, Dr. Seyr und Dipl.Päd.<br />

Petra Summer sind bemüht, sämtliche<br />

Anfragen (telefonisch, per e-mail, per<br />

Post) von Lehrerinnen und Lehrern<br />

verschiedener Schularten und von Eltern<br />

zu beantworten und, soferne gewünscht,<br />

geeignete Informationsmaterialien<br />

(Handreichungen, Publikationen,...) zu<br />

übermitteln.<br />

Veranstaltungen und Aktivitäten<br />

Eine zunehmende Bedeutung haben die<br />

außerschulischen Veranstaltungen <strong>für</strong><br />

hochbegabte Schülerinnen und Schüler<br />

wie die Sommerakademien <strong>für</strong> drei<br />

verschiedene Altersstufen und die<br />

Intensivkurse <strong>für</strong> einzelne Gegenstände<br />

und Fachgebiete, bei denen<br />

Niederösterreich von der Quantität und<br />

der Qualität her gesehen eine führende<br />

Rolle in Österreich einnimmt.<br />

So fanden im heurigen Schuljahr folgende<br />

Veranstaltungen statt:<br />

10<br />

21. Fremdsprachenwettbewerb<br />

Vorbereitungskurse da<strong>für</strong> gab es in<br />

einzelnen Schulen von Oktober 2006 bis<br />

März 2007, der Landeswettbewerb fand<br />

vom 14. - 15. 03. 2007 in St. Pölten statt<br />

(ca. 370 Teilnehmer in 10 Sprachen, 20<br />

Kategorien, Schularten: AHS, BHS, BS,<br />

neu: BMS).<br />

Für 2007/08 ist ein Englisch-Wettbewerb<br />

<strong>für</strong> die 4. Klassen der AHS und HS in<br />

Planung.<br />

Sommerakademien 2007 am<br />

Semmering:<br />

8. Sommerakademie <strong>für</strong> VS:<br />

Sa, 16. – Mi, 20. 06. 2007<br />

132 Teilnehmer/innen<br />

7. Sommerakademie <strong>für</strong> HS u. AHS –<br />

Unterstufe,<br />

Fr, 22. – Mi, 27. 06. 2007<br />

106 Teilnehmer/innen<br />

9. Internat. Sommerakademie <strong>für</strong><br />

AHS-Oberstufe u. BHS,<br />

Do, 28. 06. – Fr, 06. 07. 2007<br />

101 Teilnehmer/innen<br />

Die Ausschreibungen erfolgten sowohl<br />

elektronisch als auch mittels Prospekten<br />

direkt an die Schulen. Eine Anmeldung<br />

ist nur mit dem Anmeldeformular über die<br />

Schulen möglich.<br />

Pullout-Kurse im Schuljahr 2006/07:<br />

• Mathematik-Informatik:<br />

„Experimentelle Geometrie“<br />

3. – 4. Kl. AHS und HS,<br />

29. 01. – 01. 02. 2007, Weinbauschule<br />

Krems<br />

Leitung: Dr. Hildgard Urban-Woldron,<br />

G Sacre Coeur Pressbaum<br />

• Russisch: „Intensiv russisch<br />

reden, hören, schreiben, lesen<br />

und sehen“<br />

6. – 8. Kl. AHS, 29. 01. – 02. 02. 2007,<br />

Seminarzentrum Raach am Hochgebirge<br />

Leitung: Dr. Erich Poyntner,<br />

BG/BRG St. Pölten, Josefstraße,<br />

Julija A. Tjufjakova, Universität Wien


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

• Französisch: „Cinema francais“<br />

7.– 8. Kl. AHS, 29. 01. – 02. 02. 2007,<br />

Seitenstetten<br />

Leitung: Dr. Michel Mareschal, BG<br />

Purkersdorf, Mag. Alexandra Dämon, BG<br />

Perchtoldsdorf,<br />

• Biologie/Psychologie/Philosophie<br />

„Wenn du denkst, du denkst,<br />

dann denkst du nur, du<br />

denkst,...“<br />

6. - 8. Kl. AHS, 26. 02. – 02. 03.2007,<br />

Weinbauschule Krems<br />

Leitung: Mag. Margit Wieland, BG<br />

Berndorf, Mag. Johann Wurzenberger,<br />

BRG Krems, Ringstraße<br />

• Philosophieren mit Kindern:<br />

„Mythen aus aller Welt“<br />

1. u. 2. Kl. AHS und HS, 28. 04. – 01. 05.<br />

2007, Weinbauschule Krems<br />

Leitung: VOL Petra Summer, VS Daniel<br />

Gran I, St. Pölten, HOL Helga Fischer,<br />

HS Böheimkirchen<br />

• Englisch: „Fun with stories“<br />

2. Kl. AHS und HS,<br />

Landwirtschaftl. Fachschule Hollabrunn<br />

Termin 1: 16. – 19. 05. 2007<br />

Termin 2: 07. – 10. 06. 2007<br />

Leitung: HOL Gabriele Erber, HS<br />

Großweikersdorf, Brian Taylor, Native<br />

Speaker<br />

Auch bei allen Pullout-Kursen erfolgte die<br />

Ausschreibung und die Anmeldung über<br />

die Schulen.<br />

Publikationen<br />

Zusätzlich zu der<br />

bereits im Mai 2005<br />

an alle Schulen in NÖ<br />

ausgeschickten<br />

„Handreichung <strong>für</strong><br />

Lehrerinnen und<br />

Lehrer zur (Hoch)<br />

Begabtenförderung“,<br />

11<br />

die bereits in der Ausgabe von APS,<br />

Nummer 3, 2005, vorgestellt und nun<br />

aktualisiert wurde, erschien im Herbst<br />

2006 anlässlich des Kongresses des özbf<br />

eine Handreichung mit dem Titel:<br />

„Versteckt-Verkannt-Verborgen:<br />

Erkennen und Fördern hoch-begabter<br />

Under-achiever“<br />

<strong>für</strong> Lehrerinnen und<br />

Lehrer an Grundschulen<br />

(aber auch<br />

<strong>für</strong> weiterführende<br />

Schulen geeignet).<br />

Beide können im LSR<br />

angefordert bzw. von<br />

der Homepage des<br />

LSR heruntergeladen<br />

werden.<br />

Mit Wirksamkeit 30. November 2007<br />

wurde ich vom Amtsführenden<br />

Präsidenten des LSR f. NÖ, HR<br />

Hermann Helm, als Nachfolgerin von<br />

Dr. Bernhard Seyr zur Bundesländerkoordinatorin<br />

<strong>für</strong> Begabtenförderung<br />

in NÖ ernannt. Ich bedanke mich an<br />

dieser Stelle <strong>für</strong> das in mich gesetzte<br />

Vertrauen und werde bemüht sein, die<br />

Agenda und Anliegen der<br />

Begabtenförderung im Sinne von Dr.<br />

Seyr bestmöglich weiter zu betreuen.<br />

Auskünfte und Informationen zu allen<br />

Fragen der (Hoch)Begabtenförderung<br />

im Referat <strong>für</strong> Begabtenförderung:<br />

Dipl. Päd. VOL Petra Summer, MSc<br />

Bundesländerkoordinatorin im LSR f. NÖ,<br />

Rennbahnstr. 29, A-3109 St. Pölten,<br />

Tel.: 02742/280-4581, Fax:1111<br />

petra.summer@lsr-noe.gv.at<br />

Informationen findet man auch auf der<br />

Homepage des LSR www.lsr-noe.gv.at<br />

(weiter – Aktuelles –Begabtenförderung),<br />

die ständig aktualisiert wird.<br />

Auch die speziell ausgebildeten ECHA-<br />

Lehrer/innen die ein Diplom zur<br />

(Hoch)begabtenförderung erworben<br />

haben, fungieren als Ansprechpartner.<br />

Derzeit gibt es in NÖ mehr als 200<br />

Lehrer/innen mit dieser Ausbildung.


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

5. Sommerakademien <strong>für</strong><br />

Hochbegabte in<br />

Niederösterreich<br />

5.1 Allgemeines und Ziele<br />

Sei etlichen Jahren veranstaltet der<br />

„Verein zur Förderung begabter und<br />

hochbegabter Schülerinnen und Schüler in<br />

Niederösterreich“ gemeinsam mit dem<br />

LSR <strong>für</strong> NÖ in Kooperation mit dem<br />

Pädagogischen Institut des Bundes <strong>für</strong> NÖ<br />

unter der Leitung von Fachinspektor Dr.<br />

Bernhard Seyr die Sommerakademien <strong>für</strong><br />

hochbegabte Schülerinnen und Schüler am<br />

Semmering.<br />

Die Veranstaltungen verfolgen das Ziel,<br />

mit Unterstützung von qualifizierten<br />

Lehrkräften und Fachleuten aus der Praxis<br />

neue Wissensbereiche zu entdecken und<br />

zu bearbeiten. Darüber hinaus soll<br />

besonders begabten Kindern und<br />

Jugendlichen die Möglichkeit gegeben<br />

werden, sich einerseits selbst besser<br />

kennen zu lernen und eigene Interessen,<br />

Neigungen und Tätigkeiten genauer zu<br />

erforschen, andererseits in intensiver<br />

Zusammenarbeit mit anderen<br />

Gleichgesinnten soziale Erfahrungen in<br />

einem offenen und toleranten Klima zu<br />

machen und in homogenen Gruppen<br />

Teamarbeit zu erleben.<br />

Bei der Auswahl der Kursthemen und der<br />

Inhalte wird darauf geachtet, besondere<br />

inhaltliche und methodische<br />

Schwerpunkte zu setzen, vernetztes und<br />

kreatives Denken zu fördern und im<br />

Unterricht Selbständigkeit, fachliches<br />

Niveau, kooperative Arbeitsformen und<br />

Einübung in wissenschaftliche Standards<br />

zu ermöglichen.<br />

5.2 Teilnehmerzahlen<br />

Insgesamt wurden 2006 in den 3<br />

Sommerakademien am Semmering 310<br />

hochbegabte Schülerinnen und Schüler<br />

gefördert, im Jahr 2007 nahmen fast 340<br />

Schülerinnen und Schüler teil.<br />

12<br />

5.3 Finanzierung<br />

Um möglichst vielen Schülern die<br />

Teilnahme zu ermöglichen, wird der<br />

Schülerbeitrag etwas niedriger angesetzt<br />

und deckt bei weitem nicht alle Kosten <strong>für</strong><br />

Unterbringung, Unterricht und<br />

Verpflegung sowie erforderliche<br />

Unterrichtsmittel.<br />

Der Restbetrag wird durch Sponsoren<br />

aufgebracht. Die Sommerakademien<br />

wurden im Jahr 2006 und 2007<br />

unterstützt durch einzelne Rotary Clubs in<br />

NÖ, den Rotary Distrikt 1910, das<br />

BMBWK, die NÖ Landesregierung, das<br />

Österr. Zentrum <strong>für</strong> Begabtenförderung<br />

und Begabungsforschung in Salzburg und<br />

die Raiffeisen Bank.<br />

5.4 Die Sommerakademien 2006<br />

5.4.1 Bericht über die<br />

7. Sommerakademie <strong>für</strong><br />

Volksschulen (16. - 20. Juni 2006)<br />

128 Schülerinnen und Schüler der 3. und<br />

4. Klasse besuchten die erstmals<br />

angebotenen 9 Kurse, die unter dem<br />

Motto „<br />

Wissen erwerben, Neues entdecken,<br />

Fantastisches erleben“ angeboten<br />

wurden.<br />

Im Deutschkurs zum Thema<br />

„Sprachforscher“ wurden versucht, den<br />

Geheimnissen der Sprache (Fantastische<br />

Literatur & coole News) auf die Spur zu<br />

kommen.<br />

Schauspielerisch Begabte erweiterten<br />

beim Theaterkurs „Frau Tasche und Herr<br />

Besen – Unterwegs in eigenen<br />

Geschichten“ ihre kreativen Fähigkeiten<br />

und deren Umsetzung in der Gruppe.<br />

Naturwissenschaftlich Interessierte<br />

kamen beim Biologiekurs „Essen und<br />

gefressen werden – du bist, was du isst!“,<br />

und beim Geografie/Astronomiekurs<br />

„Geografische und astronomische Rätsel<br />

erforschen“ auf ihre Rechnung.


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Besonders spannend und zauberhaft ging<br />

es in den drei Chemie- und<br />

Physikkursen mit den Titeln<br />

„Fantastische Chemie“, „Zauberhafte<br />

Chemie – Auf den Spuren von Harry<br />

Potter“ und „Physik und Zauberei:<br />

Kartenzauber und andere faszinierende<br />

Phänomene“ zu.<br />

Beim Mathematikkurs „Riesen und<br />

Sonderlinge “ standen besondere Zahlen,<br />

logische Denkaufgaben, knifflige<br />

Knobelbeispiele und mathematische<br />

Zaubertricks im Mittelpunkt der<br />

Kursarbeit.<br />

Auch die Kunstinteressierten kamen in<br />

diesem Jahr nicht zu kurz: Sie wandelten<br />

auf einer „Zeitreise von der<br />

Höhlenmalerei zur Pop-Art“ durch die<br />

Kunstgeschichte.<br />

5.4.2 Bericht über die<br />

6. Sommerakademie <strong>für</strong> HS und<br />

AHS-Unterstufe (22. – 27. Juni<br />

2006), 89 Teilnehmer/innen<br />

In 6 Kursen mit 6 Stunden täglicher<br />

Kursarbeit in Vormittags- und<br />

Nachmittagseinheiten wurden die<br />

Themenschwerpunkte Biologie:<br />

„Abenteuer Tier und Mensch“, Physik<br />

„Zauberhafte Physik oder Fauler Zauber<br />

in der Physik?“, Informatik: „Robotix –<br />

Einführung in den Roboterbau und in die<br />

Programmierung“, Deutsch: „Fabelhafte<br />

Geschichten: Fabeln, Parabeln und<br />

Mythen aus aller Welt“, Geschichte:<br />

„Gemeinsame Geschichte kritisch und<br />

kreativ: Österreich und seine Nachbarn<br />

Tschechien, Slowakei und Ungarn“ und<br />

Englisch „Newspapers and Magazines: A<br />

reading and writing adventure“<br />

bearbeitet.<br />

Die Angebote am Nachmittag und Abend<br />

umfassten neben sportlichen Aktivitäten<br />

auch eine Einführung in den Umgang mit<br />

dem Internet, chemische Experimente, etc.<br />

13<br />

5.4.3 Bericht über die<br />

8. Intern. Sommerakademie <strong>für</strong><br />

AHS und BHS (29.Juni - 7. Juli<br />

2006), 93 Teilnehmer/innen<br />

Wie schon in den letzten Jahren kamen<br />

viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

aus dem benachbarten Ausland zu den<br />

Kursen am Semmering, so aus und<br />

erstmals auch aus Deutschland.<br />

Die Arbeit in allen sieben angebotenen<br />

Kursen vollzog sich auf einem sehr hohen<br />

fachlichen und intellektuellen Niveau.<br />

Die Kursthemen im Überblick:<br />

Deutsch: „Besser kommunizieren, sich<br />

besser präsentieren durch Rhetorik- und<br />

Stimmtraining“,<br />

Biologie/Chemie: „Von der Feldpflanze<br />

zum biotechnologischen Lebensmittel“,<br />

Informatik/Physik: „Physlet – Physics:<br />

Gestaltung von Simulationen“,<br />

Physik: „Radioaktivität und<br />

Strahlenschutz“,<br />

Politische Bildung: „EU <strong>aktuell</strong> –<br />

Österreich und die Europäische Union“,<br />

Englisch: “Literature and Films und<br />

deren Wechselwirkung am Beispiel von<br />

Autoren wie G. Orwell, T. Williams, W.<br />

Shakespeare“ und<br />

Philosophie und Ethik: „Leben und<br />

leben lassen – Medizinethik, Bioethik,<br />

Genethik“.<br />

5.4.4 Zusammenfassung<br />

Die Ziele der Sommerakademien 2006<br />

konnten, wie aus der Auswertung der<br />

Fragebögen hervorgeht, in hohem<br />

Ausmaß erreicht werden, und die<br />

Erwartungen der Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer wurden übertroffen.<br />

Besonders groß war das Interesse an der<br />

Sommerakademie <strong>für</strong> die Volksschüler.<br />

Da sich über Kinder angemeldet hatten,<br />

konnte viele aus Platzgründen nicht<br />

aufgenommen werden.


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

5.5 Die Sommerakademien 2007<br />

5.5.1 Abschlussbericht VS<br />

Zusammengestellt von Dipl. Päd. VOL Petra Summer, MSc<br />

Die Sommerakademie im Detail:<br />

8. Sommerakademie <strong>für</strong> Volksschulen (16. – 20. Juni 2007), 132 Schülerinnen und Schüler<br />

der 4. Klassen besuchten 9 Kurse, die unter dem Motto „Wissen erwerben, Neues entdecken,<br />

Fantastisches erleben“ angeboten wurden.<br />

14


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Sponsoring:<br />

Die Sommerakademien wurden gefördert durch:<br />

BMUKK, NÖ Landesregierung, Begabtenakademie NÖ, Raiffeisenbank und den Rotary<br />

Clubs Baden, Bruck/Leitha, Klosterneuburg, Krems-Wachau, Mödling, St. Pölten, Tulln,<br />

Weinviertel-Marchfeld sowie Rotary Distrikt 1910 (Governor Toni Hilscher).<br />

Die Arbeit in allen Kursen vollzog sich auf einem sehr hohen fachlichen und intellektuellen<br />

Niveau und die Kursleiterinnen und Leiter zeigten sich vom großen Interesse der<br />

Teilnehmenden sehr begeistert. Die Ziele der Sommerakademien konnten, wie aus der<br />

Auswertung der Fragebögen hervorgeht, in hohem Maße erreicht werden, und die<br />

Erwartungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden übertroffen.<br />

Aus dem Erfolg der Sommerakademien geht hervor, dass dieses Zusatzangebot zur Förderung<br />

hochbegabter Schülerinnen und Schüler sehr gut angenommen wird und eine Lücke im<br />

Bildungsangebot füllt. Ein herzlicher Dank sei an die Kursleiterinnen und Kursleiter <strong>für</strong> das<br />

große persönliche Engagement und die hervorragende geleistete Arbeit ausgesprochen.<br />

Publikum bei der<br />

Schlusspräsentation<br />

am 20. 6. 2007<br />

im Festsaal des<br />

Hotel PANHANS<br />

Kurzübersicht über die angebotenen Kurse 2007<br />

Kurs 1 Märchen<br />

Thema: „Erzähl mir doch ein Märchen!“ Alte Märchen – moderne Märchen<br />

Leitung: Mag. Ulrike Zahlner<br />

Mag. Eva Schnabel<br />

Kurs 2 Theaterkurs<br />

Thema: „Die Schnecke, die endlich aus dem Häuschen ist“ – Unterwegs in eigenen<br />

Geschichten<br />

Leitung: Mag. Matthias Suske<br />

Kurs 3 Geografie –Physik– Informatik<br />

Thema: „Was ist denn nur auf und mit und in der Erde los?“<br />

Leitung: Mag. Walter Sova<br />

Dipl. Päd. VL Marina Wolf<br />

Kurs 4 Mathematik<br />

Thema: „Mathe-Werkstatt <strong>für</strong> kluge Köpfe“<br />

Leitung: Dipl. Päd. HOL Gabriele Erber<br />

Dipl. Päd. HOL Cäcilia Jagric<br />

15


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Kurs 5 Biologie<br />

Thema: „Der Natur auf der Spur“<br />

Leitung: Mag. Angelika Gausterer-Wöhrer, Mag. Alexandra Radl<br />

Kurs 6 Chemie<br />

Thema: „Alles Leben ist Chemie–Erforschen wir die Geheimsprache der Chemiker!“<br />

Leitung: Mag. Karin Götschl<br />

Dipl. Päd. HOL Monika Wachlhofer<br />

Kurs 7 Experimentieren-Forschen-Entdecken<br />

Thema: „Kinder auf dem Weg zur Physik: Auf spielerische Weise vom Staunen zum<br />

Begreifen physikalischer Phänomene“<br />

Leitung: Dr. Hildegard Urban-Woldron<br />

Dipl. Päd. Vol Petra Summer<br />

Kurs 8 Naturwissenschaften<br />

Thema: „Wärme ändert den Zustand von Stoffen“<br />

Leitung: Dipl. Päd. HOL Gerlinde Fichtinger<br />

Dipl. Päd. HOL Maria Eigner<br />

Kurs 9 Kunstgeschichte<br />

Thema: „Eine Zeitreise durch die Kunstgeschichte“<br />

Leitung: Mag. Jasmin Fischer-Badr<br />

Mag. Melanie Mertz<br />

Detaillierte Kursberichte<br />

Kurs 1 Märchen<br />

Thema: „Erzähl mir doch ein Märchen!“ Alte Märchen – moderne Märchen<br />

Leitung: Mag. Ulrike Zahlner<br />

Mag. Eva Schnabel<br />

Ein wesentliches Ziel war es, die Kinder über den bloßen Unterhaltungswert hinaus zu einem<br />

tieferen Verständnis der Aussagen von Märchen zu führen, wesentliche ethische und<br />

moralische Lehren daraus abzuleiten und sie auf ihre Alltagstauglichkeit zu überprüfen.<br />

Neben der inhaltlichen Komponente versuchten wir auch, formale und stilistische<br />

Besonderheiten zu erarbeiten sowie zwischen Volks- und Kunstmärchen zu unterscheiden.<br />

Wir legten den Schwerpunkt auf die Märchen der Gebrüder Grimm, Hans Christian<br />

Andersens und Wilhelm Hauffs. Als repräsentativen Vertreter moderner Märchen behandelten<br />

wir schwerpunktmäßig "Der kleine Prinz“ von Antoine de St. Exupéry. Die vielen<br />

philosophischen Ansätze in diesem Text stellten einen großen Anreiz zur Diskussion in der<br />

Gruppe dar. Es war erstaunlich, wie rasch die Kinder die tiefgründigen Aussagen<br />

durchschauten und es ihnen gelang, Parallelen zur heutigen Welt herzustellen. Trotz der reifen<br />

Auseinandersetzung mit der Geschichte deuteten sie den Schluss auf kindliche Art und<br />

hofften auf eine glückliche Rückkehr des Protagonisten auf seinen Planeten.<br />

16


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Die Frage nach dem Sein beschäftigte die Kinder enorm und wurde am nächsten Tag beim<br />

Thema Mythologie neu aufgeworfen. In diesem Bereich behandelten wir sowohl die antike<br />

Mythologie als auch ausgewählte Schöpfungsmythen. Die Thematik war äußerst komplex, da<br />

sie gleichermaßen eine geographische Einordnung wie auch eine differenzierte Darstellung<br />

der unterschiedlichen Götterwelten erforderte. Durch die Lektüre von Ausschnitten aus<br />

germanischen und griechischen Sagen wurde das Thema <strong>für</strong> die Kinder veranschaulicht.<br />

Besonders intensiv setzten sie sich mit den verschiedenen Gottheiten und ihrer Rolle<br />

auseinander. Großes Interesse zeigten sie an den griechischen Schriftzeichen und lateinischen<br />

Texten. Dem kreativen Anspruch der Schülerinnen und Schüler kamen die Schöpfungsmythen<br />

aus fernen Ländern besonders entgegen. Nicht unkritisch stellten sie die fremden Geschichten<br />

über die Entstehung der Welt dem biblischen Schöpfungsbericht gegenüber und konnten beim<br />

Zuhören ihre eigene bildliche Vorstellungskraft entfalten.<br />

Eine besondere Erfahrung <strong>für</strong> uns stellte am letzten Abend der Schnupperkurs <strong>für</strong> Kinder aus<br />

anderen Gruppen dar. Trotz der beschränkten Zeit waren das spontane Interesse, das<br />

durchwegs vorhandene Vorwissen und die große Neugier auf das Thema Märchen und<br />

Mythen verblüffend. Sehr rasch meldete sich der Forschergeist der Kinder und sie<br />

hinterfragten Herkunft und Bedeutung von Sagen und Märchen.<br />

Bei der Abschlussveranstaltung stellten die Mädchen und Buben die wesentlichsten Inhalte<br />

der Kurswoche in Kurzform vor. Neben der Präsentation des neu erworbenen Wissens gelang<br />

ihnen durch kreative Gestaltung und markante Zitate eine aufgelockerte Darbietung.<br />

Kurs 2 Theaterkurs<br />

Thema: „Frau Tasche und Herr Besen -<br />

Unterwegs in eigenen Geschichten“<br />

Leitung: Mag. Matthias Suske<br />

Der Kurs wurde von 14 Teilnehmern besucht, fünf Burschen und neun Mädchen. Die Gruppe<br />

war sehr homogen und es herrschte von Anfang an ein gutes soziales Klima. Auch paarweise<br />

Übungen zwischen Burschen und Mädchen waren kein Problem. Die Kinder beobachteten<br />

sich bei darstellenden Übungen sehr geduldig und aufmerksam und boten eine Fülle an<br />

konstruktiven Alternativlösungen an. Die Gruppe war sehr experimentierfreudig und ging mit<br />

viel Schwung auf die gestellten Aufgaben ein: Das waren beispielsweise<br />

Wahrnehmungsübungen, Übungen mit Gestik und Mimik, Improvisationstechniken,<br />

17


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

dramaturgische Gestaltungsübungen von Szenen, phantasievolles Bauen von kleinen<br />

Bühnenbildern und verschiedenste Arbeiten mit der Sprache.<br />

Die Ausdrucksmöglichkeiten der Kinder erweiterten sich in den fünf Tagen deutlich und<br />

steigerten sich. Das Kind, das uns beispielsweise bei der Aufnahme schrieb: „Ich bin<br />

schüchtern und gehe zur Sommerakademie, damit ich nicht immer schüchtern bleibe“, hat<br />

wesentliche Schritte unternommen, um aus sich herauszugehen, stark aufzutreten und mit<br />

Hilfe von Verkleidungen in andere Rollen zu schlüpfen, in denen es unter anderem auch sehr<br />

machtvolle Positionen spielen konnte.<br />

Kurs 3 Geografie – Physik - Informatik<br />

Thema: „Was ist denn nur auf und mit und in der Erde los?<br />

Kursleitung: Mag. Walter Sova<br />

Dipl. Päd. Marina Wolf<br />

Wie unser Thema schon zeigt, beschäftigten wir uns in unserem Kurs diesmal ausschließlich<br />

mit unserem Heimatplaneten. 16 sehr motivierte und interessierte Buben begaben sich mit den<br />

Kursleitern auf diese spannende Entdeckungsreise.<br />

Am ersten Tag befassten wir uns mit der Entstehung der Erde aus einer Gas- und Staubwolke<br />

und fragten uns, wie denn all die Elemente nach dem Urknall zustande gekommen sein<br />

könnten. Danach ging es sehr konkret und intensiv um die Erdoberfläche. Wir<br />

durchleuchteten die Diskrepanz der Darstellung der Erdoberfläche auf einer Weltkarte und auf<br />

einem Globus. Weiters versuchten wir in der Gruppe gemeinsam herauszufinden, warum eine<br />

Einteilung der Erde in Längen- und Breitengraden sinnvoll ist und wie diese zustande kommt.<br />

Mit Hilfe von Webcams und Anschauungsmodellen versuchten wir herauszufinden, wie die<br />

Tages- und Jahreszeiten entstehen.<br />

Ein besonders Augenmerk legten wir auf die Gestaltung der Websites der teilnehmenden<br />

Schüler, da sie sehr großes Interesse <strong>für</strong> dieses Gebiet zeigten. Es war bewundernswert, wie<br />

schnell die Buben nach anfänglichen Schwierigkeiten eigenständig Hyperlinks setzen<br />

konnten. Jeder erstellte seine individuelle Seite, je nach Interesse und Neigung.<br />

Am darauf folgenden Tag standen der Mond und die Sonne, deren Einfluss auf den Menschen<br />

und das Leben auf unserem Planeten im Mittelpunkt. Beim Mondquiz zeigten die Buben, dass<br />

sie ein sehr gutes Auffassungs- und Vorstellungsvermögen haben. Danach bauten wir eine<br />

18


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Würfel-Sonnenuhr, die wir natürlich sofort im Freien ausprobierten. Rasch erkannten die<br />

Buben, dass sie ihre Uhr nördlich ausrichten mussten.<br />

Mit dem Thema „Aufbau der Erde“ setzten wir dann den Kurs fort. Dabei war zu bemerken,<br />

dass viele Kinder ein großes Vorwissen mitbrachten. Im Anschluss daran arbeitete jeder<br />

wieder an seinen Websites weiter.<br />

Der dritte Kurstag gehörte unseren Kontinenten. Einzeln oder in Gruppen bereiteten die<br />

Buben mit Eifer am Computer eine Webseite mit Querverbindungen zu passenden<br />

Unterthemen vor, die sie dann den Kollegen voller Stolz präsentierten. Diese Seiten wurden<br />

dann auch ins Netz gestellt. Am Nachmittag bauten wir nach anfänglicher Erklärung der<br />

unterschiedlichen Linsentypen ein Fernrohr. Dabei war zu bemerken, dass alle sehr genau und<br />

mit großer Hingabe bei der Arbeit waren. Die Geschichte der Erde in einem Jahr brachte <strong>für</strong><br />

viele ein großes AHA – Erlebnis, als sie sahen, wie kurz die Zeitspanne ist, die uns Menschen<br />

betrifft.<br />

Am nächsten Tag beschäftigten wir uns mit Erfindungen. Nach der anfänglichen Einordnung<br />

von bedeutenden Leistungen in einen Zeitstreifen setzten wir uns mit der Physik von<br />

Entdeckungen, die auf den einzelnen Kontinenten gemacht wurden, auseinander. Dabei<br />

bauten wir einen Bumerang und versuchten natürlich zu ergründen, warum dieser wieder<br />

zurückkommt. Den Auftrieb, das Schwimmen und Tauchen ordneten wir Archimedes zu und<br />

bauten einen Karthesischen Taucher. Mit dem Versuch der Wasserrakete versuchten wir dem<br />

Prinzip des Raketenantriebes auf die Spur zu kommen.<br />

Am letzten Tag wurden die Websites von den Schülern fertig gestellt. Einen Teil der Zeit<br />

benötigten wir <strong>für</strong> das Üben unserer Präsentation zum Abschluss. Natürlich waren alle sehr<br />

aufgeregt, als sie vor über 100 Gästen ihren Kurs präsentierten. Dieses machten sie aber mit<br />

großer Freude und vor allem mit Stolz, dass sie bei der Sommerakademie dabei sein konnten!<br />

Unser Bestreben, auf die Wünsche der Kinder einzugehen, erzeugte ein sehr positives<br />

Arbeitsklima.<br />

Kurs 4 Mathematik<br />

Thema: „Mathe-Werkstatt <strong>für</strong> kluge Köpfe“<br />

Leitung: Dipl. Päd. Erber Gabriele<br />

Dipl. Päd. Jagric Cäcilia<br />

Die Gruppe von 16 Schülern (3 Mädchen und 13 Burschen) wurde von uns Kurslehrerinnen<br />

im Teamteaching unterrichtet, wobei wir besonders auf die Anforderungen und die Interessen<br />

19


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

von besonders begabten Schülerinnen und Schülern eingingen und großen Wert auf<br />

selbstständiges und eigenverantwortliches Lernen legten. Partnerarbeit und Teamwork<br />

wurden unter anderem auch im „Helfersystem“ eingesetzt.<br />

Inhalte des Kurses waren:<br />

• Das Arbeiten in verschieden Zahlensystemen, z.B. Dualzahlen und römische<br />

Zahlzeichen<br />

• ANNA-Zahlen: Bildung und deren Besonderheiten<br />

• Dreiecks-, Quadrat- und Rechteckszahlen<br />

• Codes knacken<br />

• Fraktale: Schneeflocke von Koch und Sierpinski Dreieck<br />

• Platonische Körper und deren Eigenschaften<br />

• Zauberquadrate erstellen<br />

• Summenformel von Gauß<br />

Zwischendurch konnten die Kinder ihre Rechenfertigkeit und ihr logisches Denkvermögen<br />

bei Knobel- und Denksportaufgaben unter Beweis stellen. Viel Spaß hatten wir auch beim<br />

gemeinsamen Erarbeiten von „Zauberformeln“, beim Kopfrechnen in Form von Wettspielen<br />

und bei vielen anderen Aktivitäten.<br />

Das genaue Zeichnen und der Umgang mit dem Geo-Dreieck und dem Zirkel bereitete<br />

manchen Kindern anfangs etwas Schwierigkeiten, doch durch etwas Übung wurde auch<br />

dieses kleine Problem bewältigt.<br />

Bei der Schlusspräsentation konnten die Kinder auch ihre schauspielerischen Fähigkeiten<br />

unter Beweis stellen und zeigen, was sie in diesem Kurs alles gelernt hatten.<br />

Kurs 5 Biologie<br />

Thema: „Der Natur auf der Spur“<br />

Leitung: Mag. Angelika Gausterer-Wöhrer<br />

Mag. Alexandra Radl<br />

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, bei der die 14 Teilnehmer und die Kursleiterinnen die<br />

Gelegenheit hatten, sich besser kennen zu lernen, „verwandelte“ sich jeder Kursteilnehmer in<br />

20


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

ein Tier des heimischen Waldes und erfuhr dabei Interessantes über die Lebensweise,<br />

Körperbau und Besonderheiten des Tieres. Im Anschluss widmeten wir uns der Botanik,<br />

betrieben Jahrringforschung anhand einer 27-jährigen Fichte und erkundeten wichtige<br />

Ereignisse in ihrem Leben. Den weiteren Nachmittag verbrachten die Kinder mit den<br />

Bestimmungsmerkmalen bezüglich Gestalt und den Fruchtformen der wichtigsten<br />

einheimischen Bäume. Zum Abschluss des ersten Tages bestaunten wir die Flugbahn diverser<br />

Flügelflieger (z.B. Linden- und Ahornfrüchte) vom zweiten Stock unseres Schulgebäudes auf<br />

das Parkdeck.<br />

Am zweiten Kurstag wagten wir uns an ein anspruchsvolles Thema der Biochemie, nämlich<br />

an die Fotosynthese. Um die Vorgänge der Fotosynthese zu verdeutlichen, verwandelten wir<br />

die Moleküle in kleine Bausteine und stellten damit die biochemischen Abläufe nach. Auf die<br />

Theorie folgte wiederum die Praxis. Durch Kochen grüner Blätter in hochprozentigem<br />

Alkohol gelang es uns, aus den Blättern das Blattgrün zu extrahieren. Wir trennten die<br />

unterschiedlichen Farbbestandteile der Chlorophyll-Lösung mittels Papierchromatographie<br />

auf. Außerdem wiesen wir die im Blatt produzierte Stärke mittels Lugol´scher Lösung nach.<br />

Danach protokollierten die Kinder die Gasproduktion der Wasserpest als Maß <strong>für</strong> die<br />

Fotosyntheseleistung.<br />

Am Nachmittag erkundeten wir die Pflanzen des heimischen Waldes und knüpften durch<br />

einige Naturerfahrungsspiele einen engen Kontakt zu diversen Waldbäumen. Zurückgekehrt<br />

in den Kursraum fertigten die Kursteilnehmer Blütendiagramme von den auf der Wiese<br />

gesammelten Storchenschnabelblüten an und erforschten den Aufbau der Blüte. Abschließend<br />

erarbeiteten wir den Weg der Blüte bis zur Frucht.<br />

Am folgenden Morgen verglichen wir die Ergebnisse des gestrigen Blasenzählversuches und<br />

wiesen den durch die Fotosynthese entstandenen Sauerstoff mittels der Glimmspanprobe<br />

nach. Anschließend erkundeten wir die erstaunlichen Ernährungsformen der fleischfressenden<br />

Pflanzen und verglichen deren unterschiedliche Fangmethoden.<br />

Die Schüler untersuchten die von den Kursleiterinnen mitgebrachten Bodenproben und<br />

entdeckten Asseln, Regenwürmer, Samtmilben, Steinläufer, Blattwespenlarven und vieles<br />

mehr. Das Mikroskopieren der Tiere war besonders aufschlussreich und lieferte<br />

Grundkenntnisse über wichtige Bodenlebewesen und deren Systematik. Am Nachmittag<br />

experimentierten wir mit Regenwürmern und Schnecken und erforschten ihren Körperbau und<br />

ihre Verhaltensweisen.<br />

Am vierten Kurstag erarbeiteten wir anhand einiger Versuche die idealen Bedingungen <strong>für</strong><br />

eine keimende Pflanze. Wir beobachteten unter anderem, dass gequollene Bohnen Gips<br />

sprengen, Erbsen trommeln und sogar Gewichte stemmen können. Nach dem praktischen<br />

Arbeiten begannen wir mit den Literaturstudien: Jeder Kursteilnehmer wälzte viele<br />

Fachbücher und vertiefte sich in die Recherche bezüglich eines Tieres unserer heimischen<br />

Wälder. Anschließend fassten sie ihr Wissen in Form von Steckbriefen zusammen, und zur<br />

Vervollständigung fertigten sie dazu auch nahezu wissenschaftliche Tierskizzen an.<br />

Am Nachmittag stand praxisbezogene Forschung am Programm und wir gingen „DER<br />

NATUR AUF DIE SPUR“. Bei einem neuerlichen Streifzug durch das Gehölz sammelten die<br />

Kinder Wald- und Wiesenbewohner, welche sie mit Hilfe der Becherlupen und Fachbücher an<br />

Ort und Stelle genauer bestimmten. Außerdem waren wir auf der Suche nach Tierspuren und<br />

fanden beispielsweise von Eichhörnchen und Mäusen angeknabberte Zapfen. Dies war<br />

sogleich ein Impuls, um spielerisch den harten Nahrungskampf der Eichhörnchen im Winter<br />

nachzuvollziehen.<br />

Am folgenden Tag beschäftigten wir uns mit den Zusammenhängen im Ökosystem Wald.<br />

Bald wurde klar, dass im Lebensraum Wald alles miteinander vernetzt ist. Dies konnten die<br />

Kursteilnehmer mit der selbst gebauten Nahrungspyramide aus Tieren und Pflanzen des<br />

21


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

heimischen Waldes deutlich zeigen: Ein Glied der Nahrungskette wurde entfernt und schon<br />

fiel die gesamte Pyramide um.<br />

Anschließend bereiteten die Kinder ihre Abschlusspräsentation vor. Da<strong>für</strong> bemühten sie sich,<br />

die besten und wichtigsten Experimente und Themen der letzten Tage nochmals kurz<br />

darzustellen und die Ergebnisse zusammenzufassen. Dadurch erlernten sie die<br />

Grundkenntnisse der Präsentationstechnik.<br />

Kurs 6 Chemie<br />

Thema: „Alles Leben ist Chemie –<br />

Erforschen wir die Geheimsprache der Chemiker!“<br />

Kursleitung: Mag. Karin Götschl<br />

Dipl.Päd. Monika Wachlhofer<br />

Fünf Tage hatten wir die Gelegenheit, mit 16 an Chemie interessierten Schülerinnen und<br />

Schülern der 4. Schulstufe zu arbeiten. Die 5 Mädchen waren zwar zahlenmäßig in der<br />

Minderheit, standen aber den 11 Burschen beim Lösen anspruchsvoller Problemstellungen um<br />

nichts nach.<br />

Unser erster gemeinsamer Kurstag stand unter dem Motto „Alles Leben ist Chemie“. Wir<br />

behandelten Thematiken ausgehend von der Alchemie bis zur modernen Wissenschaft.<br />

Grundlegende Unterschiede zwischen physikalischen und chemischen Vorgängen wurden<br />

erörtert und durch Versuche untermauert. Weiters beschäftigten wir uns mit der<br />

Unterscheidung organischer und anorganischer Stoffen, mit Reinstoffen und mit<br />

Stoffgemengen. Der Tag endete mit dem Kennenlernen unterschiedlicher Trennmethoden,<br />

wobei die Kinder besonders das Chromatografieren interessierte.<br />

Am nächsten Tag hatten wir die Möglichkeit, einen ganzen Tag im Schullabor der<br />

Sporthauptschule Wiener Neustadt zu experimentieren. Die Kinder arbeiteten – ausgerüstet<br />

mit Arbeitsmantel und Schutzbrille - in Vierergruppen. Anleitungen aus ihrem Skriptum<br />

hatten sie selbst umzusetzen und anschließend zu dokumentieren. Bei Versuchen wie der<br />

“Pharaoschlange“, dem „Kohlendioxid-Feuerlöscher“ oder der „Gummibärenhölle“ wurde<br />

großer Wert auf das Einhalten der zuvor besprochenen Sicherheitsmaßnahmen, genaues<br />

Beobachten und korrekte Dokumentation gelegt.<br />

Am dritten Tag waren wir in die Firma „Murexin AG“ in Wiener Neustadt eingeladen. Nach<br />

einer Führung durch Werksgelände und Labor hatten die Kinder die Möglichkeit, unter<br />

Anleitung chemischen Fachpersonals in 4 Stationen (Analyse von Bauprodukten mittels<br />

22


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Röntgenfluoreszenz, physikalische Prüfung von Bauprodukten Herstellung<br />

verschiedenfarbiger Straßenmalkreiden Mischen eines Klebstoffes nach genauen<br />

Vorgabenunterschiedliche Versuche durchzuführen. Es war <strong>für</strong> die Kinder eine wertvolle<br />

kognitive Erfahrung, selbst in einem Labor arbeiten zu dürfen.<br />

Am vorletzten Tag vertieften wir uns in zwei Themenschwerpunkten, dem Periodensystem<br />

der Elemente und dem Atomaufbau. Alle erarbeiteten selbstständig mit Hilfe des<br />

Periodensystems das Schalenmodell des Atoms anhand einzelner Elemente. Der Tag endete<br />

mit einer Internetrecherche über berühmte Wissenschaftler, deren Namen die Kinder im Laufe<br />

des Kurses kennen gelernt hatten. Am letzten Kurstag wurden Teilbereiche im Skriptum<br />

ergänzt sowie gemeinsam die Präsentation vorbereitet.<br />

Für uns Kursleiter war es eine interessante Erfahrung zu beobachten, wie Kinder einer 4.<br />

Schulstufe problemlos Stoffgebiete der 7. Schulstufe inhaltlich verarbeiten konnten und<br />

internalisierten. Beachtenswert waren auch das hohe Interesse und die enorme Belastbarkeit.<br />

23


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Kurs 7 Experimentieren - Forschen - Entdecken<br />

Thema: „Kinder auf dem Weg zur Physik: Auf spielerische Weise vom Staunen<br />

zum Begreifen physikalischer Phänomene“<br />

Leitung: Dr. Hildegard Urban-Woldron<br />

Dipl. Päd. VOL Petra Summer<br />

„Kinder sind schon von sich aus wissenschaftsorientiert und bleiben es, wenn wir ihnen nicht<br />

den Wind aus den Segeln nehmen durch ein Übermaß an Belehrung.“<br />

Martin WAGENSCHEIN, Physikdidaktiker, 1896-1988)<br />

Am Kurs nahmen 13 Schüler und 3 Schülerinnen der vierten Klassen aus 16 verschiedenen<br />

Volkschulen in Niederösterreich teil, die mit der Erwartung zum Kurs gekommen waren,<br />

Antworten auf die verschiedensten „Warum“ - Fragen zu bekommen, wie es auch im<br />

Einladungsprospekt angekündigt war. Als Basis diente ein Skriptum, das zur Verfügung<br />

gestellt wurde und alle durch den Kurs begleiten sollte. Inhaltliche Schwerpunkte waren die<br />

Tagesthemen Luft und Luftdruck, Oberflächenspannung, Elektrostatik sowie Schwerpunkt<br />

und Gleichgewicht. Die Kinder sollten durch die ausgewählte Versuche auf Naturphänomene<br />

treffen, durch die sie zu Ansätzen physikalischen Verstehens geführt werden.<br />

Das „Verstehen“ eines Zusammenhangs hat nach Martin Wagenschein Vorrang vor aller<br />

Wissensanhäufung. Er vertritt die Meinung, dass die Physik aus dem Kind „heraus gelockt“<br />

werden soll. Beim Arbeiten an konkreten Beispielen sollen die Schüler und Schülerinnen<br />

zugleich Allgemeingültiges wahrnehmen, neue Fragen stellen und weitere Probleme und<br />

Themen aufwerfen. Besondere methodische Schwerpunkte des Kurses waren daher das selbst<br />

entdeckende Lernen, das Dokumentieren, Präsentieren und Reflektieren der Lernergebnisse<br />

und das Lernen in der Gruppe. Es wurde in Gruppen zu je vier Schüler/innen gearbeitet. Die<br />

Aufgabe bestand darin, angeleitet durch die Kursleiterinnen Experimente durchzuführen,<br />

Beobachtungen zu machen, Vermutungen anzustellen und dann die Versuche den anderen<br />

Gruppen zu präsentieren. Danach wurden die physikalischen Hintergründe gemeinsam<br />

erarbeitet. Die Versuche wurden anschließend im Skriptum dokumentiert und eine Auswahl<br />

bei der Abschlusspräsentation vorgestellt. Die ausgewählten kindgemäßen und sachgemäßen<br />

Beispiele des Kurses führten dazu, dass sich die Kinder motiviert und konzentriert mit den<br />

Phänomenen beschäftigten und aktiv an den Klärungen arbeiteten. Sie arbeiteten nicht nur an<br />

Inhalten, sondern vielmehr an Lern- und Verstehensprozessen. Die Schüler und Schülerinnen<br />

wurden durch die Experimente so an ein Phänomen herangeführt, dass sie das Problem direkt<br />

erkannten und zum Fragen, Sehen und Nachforschen angeregt wurden. Besonderen Eifer<br />

zeigten die Kinder auch bei der Arbeit im Computerraum und der Informationsbeschaffung<br />

aus Büchern. Sie arbeiteten dabei sehr konzentriert und zielorientiert.<br />

24


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Kurs 8 Naturwissenschaften<br />

Thema „Wärme ändert den Zustand von Stoffen“<br />

Kursleitung Dipl. Päd. Gerlinde Fichtinger<br />

Dipl. Päd. Maria Eigner<br />

Die Zusammenarbeit zum Phänomen „Wärme“ klappte ab der ersten Minute, und acht<br />

Mädchen und sieben Burschen waren mit Feuereifer bei der Kursarbeit dabei. Beim Forschen<br />

ging es heiß her und man spürte die Begeisterung, dass jeder eine Vielzahl von Experimenten<br />

selbsttätig durchführen durfte. Auch das Ausarbeiten der Beobachtungen aus verschiedenen<br />

Blickwinkeln bereitete unseren Schülerinnen und Schülern großen Spaß. Die Schüler brachten<br />

viele Alltagsbeispiele zu unseren Themen „Wirkungen der Wärme in der Technik“ und „Kraft<br />

der Wärme im Alltag“ ein. Wir halfen ihnen, dieses Fundament an Alltagswissen auszubauen<br />

und auf ein naturwissenschaftliches Basiswissen zu stellen. Durch vielschichtige<br />

Aufgabenstellungen wurde der Teamgeist aller Teilnehmer gefordert und sehr oft wurde<br />

gegenseitige Hilfestellung beim Experimentieren abverlangt. Durch das Festhalten der<br />

Erkenntnisse im persönlichen Kursheft wurde dieses immer umfangreicher.<br />

Es bereitete uns als Kursleiter große Freude sehen zu können, mit welch großem<br />

Enthusiasmus ans Werk gegangen wurde und wie diszipliniert die Arbeitshaltung war. Selbst<br />

bis zur letzten Minute verlor keiner das Interesse am Thema, und die Mädchen und Burschen<br />

konnten es kaum glauben, wie schnell fünf arbeitsintensive und erfolgreiche Tage zu Ende<br />

gegangen waren.<br />

25


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Kurs 9 Kunstgeschichte<br />

Thema: „Berühmte Kunstwerke und ihre Schöpfer:<br />

Eine Zeitreise durch die Kunstgeschichte“<br />

Kursleitung: Mag. Jasmin Fischer-Badr<br />

Mag. Melanie Merz<br />

An diesem Kurs nahmen 12 Kinder teil, auffälligerweise ausschließlich Mädchen. Während<br />

dieser fünf Tage bekamen die Kinder einen guten Überblick über die wichtigsten Epochen der<br />

Kunstgeschichte und lernten Kunstwerke anhand charakteristischer Merkmale grob<br />

einzuordnen.<br />

Schwerpunkt des Seminars war dieses Jahr die Beschäftigung mit den Malern hinter den<br />

Kunstwerken, deren persönliche Lebensgeschichte, eingebettet in den gesellschaftlichen<br />

Hintergrund, zur Schöpfung bestimmter Kunstwerke führte.<br />

Dabei wurde besonderer Wert darauf gelegt, dass die Kinder lernten, sich selbständig<br />

Informationen zu einem Thema zu beschaffen. Die Orientierung in durchaus auch<br />

anspruchsvoller Fachliteratur sowie Internetrecherchen gehörten ebenfalls zum Programm.<br />

Die in Partnerarbeit erarbeiteten Beiträge zu einem bestimmten Maler wurden von den<br />

Kindern im Rahmen der allgemeinen Erarbeitung einer Kunstepoche vorgestellt.<br />

Weiters hatten die Kinder Gelegenheit, verschiedene Techniken wie das Zeichnen mit Kohle<br />

oder das Malen mit Ölfarben und Acrylfarben auszuprobieren. Eine Herausforderung an die<br />

intellektuelle Begabung war die Umsetzung der Anleitungen zum Erzielen von Perspektive<br />

oder das Vereinfachen von Formen in Richtung Kubismus. Kunstbetrachtungen und das<br />

Erfassen und Vergleichen von Malweisen begleiteten ebenfalls den Unterricht.<br />

Gerade bei den praktischen Arbeiten wurde der Unterschied zum Unterricht in einer<br />

Regelschule besonders deutlich. Durch die Fähigkeit der Schüler zu Abstraktion und zu<br />

Umsetzung von Lerninhalten entstanden großartige Arbeiten.<br />

Diskussionen zum Kunstbegriff und grundlegende Züge der Farbenlehre rundeten das<br />

genannte Programm ab.<br />

26


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Statistik: Teilnehmerinnen und Teilnehmer - 8. SoAk 2007<br />

Kurs m w gesamt<br />

1 Deutsch 4 10 14<br />

2 Theater 4 9 13<br />

3 Geographie 16 0 16<br />

4 Mathematik 13 3 16<br />

5 Biologie 8 6 14<br />

6 Chemie 11 5 16<br />

7 Naturwissenschaften I 13 3 16<br />

8 Naturwissenschaften II 7 8 15<br />

9 Kunstgeschichte 1 11 12<br />

alle Kurse<br />

Kursleitung und Freizeitbetreuung<br />

Kursleitung<br />

Freizeitbetreuung<br />

77<br />

27<br />

55<br />

132<br />

männlich weiblich insgesamt<br />

2 15 17<br />

0 3 3


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

5.5.2 Abschlussbericht HS und AHS-Unterstufe<br />

7. Sommerakademie 2007<br />

<strong>für</strong> hochbegabte Schülerinnen<br />

und Schüler<br />

der AHS und HS in NÖ<br />

Semmering<br />

22. – 27. Juni 2007<br />

Verein zur Förderung begabter und<br />

hochbegabter Schülerinnen und Schüler in NÖ<br />

<strong>Landesschulrat</strong> <strong>für</strong> NÖ<br />

Referat <strong>für</strong> Begabtenförderung<br />

Zusammengestellt von Dipl. Päd. HOL Gabriele Erber<br />

28


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Kurzübersicht über die angebotenen Kurse<br />

Kurs 1: Deutsch<br />

Thema: „Dichten ist (k)eine Kunst“<br />

Kursleitung: Mag. Dr. Bernhard Hölzl<br />

Kurs 2: Englisch<br />

Thema: „The art of celebration through the ages”<br />

Kursleitung: Dipl. Päd. Gabriele Erber, Eric Lomas<br />

Kurs 3: Geschichte<br />

Thema: „Das Zeitalter Franz Josephs – Spurensuche, Mythen und Wirklichkeit“<br />

Kursleitung: OStR Mag. Georg Lobner<br />

Kurs 4: Biologie<br />

Thema: „Prost! Mahlzeit! Ernährung bei Mensch, Tier und Pflanze“<br />

Kursleitung: Mag. Angelika Gausterer-Wöhrer, Mag. Alexandra Radl<br />

Kurs 5: Mathematik<br />

Thema: „Vom Zauber der Zahlen“<br />

Kursleitung: Dr. Hildegard Urban-Woldron<br />

Kurs 6 : Chemie<br />

Thema: „Auf den Spuren von Harry Potter - Zauberhafte Chemie“<br />

Kursleitung: Mag. Dr. Walter Wliszczak, Mag. Erwin Klein<br />

Kurs 7: Physik, Chemie, Technik<br />

Thema: Radioaktivität und Strahlenschutz<br />

Kursleitung: Mag. Stefan Schönhacker<br />

Kurs 8: Kunstgeschichte<br />

Thema: Von der Höhlenmalerei zur Pop-Art. Eine Zeitreise durch die Kunstgeschichte<br />

Kursleitung: Mag. Jasmin Fischer-Badr, Mag. Melanie Mertz<br />

Detaillierte Kursberichte<br />

Kurs 1 Deutsch<br />

Thema: Dichten ist (k)eine Kunst<br />

Kursleitung: Mag. Dr. Bernhard Hölzl<br />

Nach einer Lesung eigener mitgebrachter Gedichte setzte sich unsere Gruppe (neun<br />

Schülerinnen und ein Schüler) mit der Frage auseinander, was überhaupt lyrische Texte von<br />

epischen und dramatischen Texten unterscheidet. So stand zuerst die Versstruktur als<br />

notwendiges Merkmal im Mittelpunkt der Kursarbeit. Eifrig wurden Silben gezählt und<br />

Gedichte in der strengen Form des Haikus geschrieben.<br />

29


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Nachdem wir den metrischen Bauplan der Verse und das Reimschema der Strophen zu<br />

analysieren gelernt hatten, machten wir uns an die schwierige Arbeit der Interpretation: Wir<br />

verglichen ein romantisches und ein modernes Gedicht, ergänzt um biografisches und<br />

literaturhistorisches Hintergrundwissen (Eichendorff, Celan). Schließlich wurden davon<br />

inspiriert, mit Begeisterung auch eigene Gedichte verfasst, sowohl in strenger als auch in<br />

freier Form.<br />

Von den klassischen Gedichtformen, die bis in die Antike (Sappho) zurückreichen, über das<br />

barocke Sonett (Gryphius) bis zu experimentellen Formen (Jandl) reichte das Spektrum der<br />

Poesie, die uns als Gegenstand der Untersuchung z.B. der vorkommenden Stilmittel und als<br />

Vorbild <strong>für</strong> eigene dichterische Versuche diente. Vor allem bei der Gestaltung der Homepage<br />

und der Abschlusspräsentation zeigte sich, dass Teamwork und Dichtkunst kein Widerspruch<br />

sind.<br />

Kurs 2 Englisch<br />

Thema: The art of celebration through the ages<br />

Kursleitung: Dipl. Päd. Gabriele Erber, Eric Lomas<br />

Die 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten die Gelegenheit sich mit den Traditionen und<br />

Festen im englischsprachigen Raum, aber auch in anderen Kulturkreisen auseinander zu<br />

setzen, eventuelle Querverbindungen zu erforschen und kritisch dazu Stellung zu nehmen.<br />

30<br />

Wir beschäftigten uns unter anderem<br />

intensiv mit folgenden Schwerpunkten:<br />

• Freedom Days<br />

• Thanksgiving<br />

• Guy Fawks Day<br />

• St. Patrick´s Day<br />

• Festivals of Light<br />

• Christmas around the world<br />

• Chinese New Year and many more<br />

Alle Jugendlichen waren äußerst motiviert und fühlten sich nach anfänglicher Zurückhaltung<br />

in der englischen Sprache dann doch sehr zu Hause. Durch tägliche warm-up games,<br />

intermediate and communication games, roleplays und viele exercises aus der Welt des<br />

Theaters wurde der Wortschatz erweitert und die Sprache in diesem Spezialgebiet verbessert.<br />

Außerdem konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Wissen über die verschiedenen<br />

Festivals und den jeweiligen kulturellen, historischen und religiösen Hintergrund der<br />

Nationen und Völker vertiefen.


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

31<br />

Besonderen Wert legten wir auch<br />

auf presentation skills, insbesondere<br />

freies Sprechen, und effektive<br />

Informationssammlung (notetaking)<br />

anhand von Computerrecherchen<br />

sowie die Präsentation<br />

eines auf dem Kurs gelesenen<br />

Buches.<br />

Präsentation:<br />

In selbst erarbeiteten kurzen Szenen wählten die Schülerinnen und Schüler schwerpunktmäßig<br />

einige Beiträge aus dem umfangreichen Kursprogramm aus und stellten sie dem begeisterten<br />

Publikum vor.<br />

Es war <strong>für</strong> die Kursleitung eine große Bereicherung mit diesen äußerst motivierten und<br />

sprachlich besonders begabten Jugendlichen zu arbeiten, die unsere Erwartungen voll<br />

erfüllten.<br />

Kurs 3 Geschichte<br />

Thema: Franz Joseph und seine Zeit<br />

Kursleitung: OStR Mag. Georg Lobner<br />

Nach einer Vorstellphase formulierte jedes Gruppenmitglied seine Erwartungen und brachte<br />

Assoziationen zum Thema ein. Anschließend erfolgte eine Übersicht dieser Geschichtsepoche<br />

mit vielen Querverbindungen, wodurch ein gemeinsamer Wissensstand erworben werden<br />

sollte. In Partner- und Gruppenarbeit wurde immer wieder der neue Informationsstand<br />

wiederholt und allgemein abgefragt. Anhand der vielen vom Kursleiter mitgebrachten<br />

Materialien konnte sich jeder Schüler/jede Schülerin selbstständig Informationen verschaffen.<br />

Zwischendurch sollte durch eine kritische Internetrecherche selbst Informationsmaterial<br />

gesammelt werden. Eine weitere Grundlage lieferte der Input durch Geschichtsfolien über<br />

wichtige Kapitel der Weltgeschichte in der Zeit von 1848 bis 1916/1918.<br />

Ein Abend war <strong>für</strong> einen historischen Film reserviert: „Good Bye Lenin“ behandelt die Zeit<br />

vor und nach der Wende in der DDR in einer Familie. Komische und berührende Szenen<br />

wechseln einander ab, die Interessierten erlebten einen wirklich sehr gelungenen Film und<br />

bekamen so viele Einblicke in das Alltagsleben einer „normalen“ Familie in Berlin-Ost.<br />

Ein Tag war <strong>für</strong> die Exkursion ins Heeresgeschichtliche Museum im Arsenal in Wien<br />

bestimmt. Dieses Museum bietet sehr viel Anschauungsmaterial nicht nur <strong>für</strong> die<br />

Militärgeschichte, auch die politische Entwicklung lässt sich an diesem Lernort sehr gut<br />

nachvollziehen. Beginnend beim Bahnhof Semmering wurde immer wieder auf die Zeit Franz<br />

Josephs hingewiesen: Ghega-Gedenktafel, Bau der Semmeringbahn, Villen um 1900,


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Tourismus im 19. Jahrhundert; Schweizer Garten, Anlage des Arsenals nach der Revolution<br />

1848, heutige Verwendung, Baustile beim HGM. Nach einer Überblicksführung durch die<br />

einzelnen Säle des Hauses bekamen die Schülerinnen und Schüler den Auftrag, einzeln oder<br />

in Gruppen, zu folgenden Punkten Material zu sammeln: wichtige Persönlichkeit,<br />

Schlachtenort, Gemälde, Waffe und technische Neuerung.<br />

Diese Informationen wurden in der Gruppe präsentiert und mittels Verständnisfragen<br />

kommentiert und gefestigt. Jedes Gruppenmitglied bekam weiters die Aufgabe, zu einzelnen<br />

Themen der Zeit Franz Josephs Informationen aus den Materialien zu beschaffen: z.B.<br />

Landwirtschaft, Ringstraße, Parteienbildung etc. Mit allen Sinnen: Einen Teil des letzten<br />

Nachmittags versuchte sich die Gruppe unter Anleitung des hauseigenen Chefkochs an einem<br />

typischen Gericht der Monarchie: Germteig-Köstlichkeiten in vielen Variationen. Die<br />

anschließende Verkostung zeigte, dass es gelungen war.<br />

Den Abschluss des Seminars bildete die Vorbereitung <strong>für</strong> die Gruppenpräsentation. In drei<br />

Szenen sollte jeder eine historische Person darstellen und in Dialogform Wissen über die<br />

Epoche einbringen. Unterstützt durch Musikbrücken und Vorstellung der handelnden<br />

Personen wurde dieses aufgelockerte „Geschichtstheater“ vom Publikum mit viel Applaus<br />

aufgenommen.<br />

Feedback: Da wirklich alle Schülerinnen und Schüler primär interessiert waren und viel<br />

Wissen mitbrachten, wurde oft der Seminarbetrieb ohne Pause durchgezogen, obwohl immer<br />

wieder vom Kursleiter nachgefragt wurde. Eigenständiges Arbeiten, Präsentieren konnte<br />

geübt werden, das Spielen <strong>für</strong> die Abschlusspräsentation hat allen wirklich Spaß bereitet!<br />

Kurs 4 Biologie<br />

Thema: PROST MAHLZEIT – Ernährung bei Mensch, Tier und Pflanze<br />

Kursleitung: Mag. Angelika Gausterer-Wöhrer, Mag. Alexandra Radl<br />

Im Biologiekurs forschten sieben<br />

Teilnehmerinnen und vier Teilnehmer unter dem<br />

Motto „PROST – MAHLZEIT“ intensiv zum<br />

Thema Ernährung bei Mensch, Tier und Pflanze.<br />

Um zu erkennen, wie pflanzliche Lebensmittel<br />

entstehen, begannen wir mit unserem<br />

Keimungspraktikum: Durch Anfertigen von<br />

Keimrollen, Führen eines Keimprotokolls mit<br />

anschließender Auswertung beschäftigten sich die<br />

Schüler praktisch und theoretisch intensiv mit<br />

Vorgängen während des Keimens. Wir vertieften unser Wissen über den Vorgang der<br />

Fotosynthese, besprachen Licht- und Dunkelreaktion und verglichen die Fotosyntheseleistung<br />

von C3- und C4-Pflanzen und CAM-Pflanzen. Bei dem Blasenzählversuch verglichen wir die<br />

Fotosyntheseleistung der Wasserpest in vier unterschiedlichen Versuchsansätzen. Außerdem<br />

wiesen wir die bei der Fotosynthese im Blatt gebildete Stärke mit Lugol´scher Lösung nach<br />

32


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

und stellten eine Rohchlorophyll-Lösung her. Durch eine Papierchromatographie trennten wir<br />

die Farbstoffe der Blätter auf.<br />

Weiters erarbeiteten wir die faszinierenden Ernährungsspezialisierungen der fleischfressenden<br />

Pflanzen. Als Carnivore bezeichnet man Pflanzen, die zusätzlich zur Fotosynthese zur<br />

Aufnahme von Stickstoff und anderen Nährstoffen aus Kleintieren fähig sind. Da<strong>für</strong> müssen<br />

sie Beute anlocken, festhalten, töten, verdauen und die nützlichen Bestandteile aufnehmen<br />

können. Während der Evolution haben sich fünf wesentliche Fangmethoden entwickelt, deren<br />

Mechanismen wir anhand der vorhandenen Exemplare näher erforschten.<br />

Pflanzen und ihre als Gemüse nutzbaren Organe wurden makro- und mikroskopisch<br />

untersucht: Die Schüler befassten sich mit der Botanik, Herkunft, Verwendung und den<br />

unterschiedlichen Vitamin C - Gehalten von heimischen und exotischen Früchten und<br />

fertigten wissenschaftliche Zeichnungen an.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt auf unserer<br />

wissenschaftlichen Reise rund um das Thema<br />

Ernährung war die Zusammensetzung von<br />

Lebensmitteln: Daher wurden die Eigenschaften von<br />

Eiweiß, Kohlenhydraten und Fett experimentell<br />

nachgewiesen. Weiters führten die Kursteilnehmer<br />

nach einer kurzen theoretischen Einführung<br />

biochemische Experimente zum Thema Ernährung und<br />

Verdauung des Menschen durch, zum Beispiel die<br />

Zersetzung von Stärke unter Zugabe des (100%ig) von<br />

Kursteilnehmern stammenden Speichels. Danach<br />

befassten sich die Schüler mit der biochemischen<br />

Funktionsweise weiterer Enzyme. Wie jeden Tag<br />

entwickelte sich daraus eine in sich aufblühende<br />

Diskussion. Ein Ast der Debatte reichte bis hin zur<br />

DNA und ihre Veränderungsmöglichkeiten (und damit<br />

der Unsterblichkeit). Angeregt durch interessante<br />

Untersuchungsergebnisse zum Thema Verdaulichkeit unterschiedlicher Fleisch- und<br />

Fischsorten wagten sich die Kursteilnehmer an eine Fischsektion. Dabei wurde die Anatomie<br />

und Morphologie der Rotfeder erarbeitet und in Form von wissenschaftlichen Zeichnungen<br />

dokumentiert.<br />

Um die Tierwelt in den Lebensräumen Wald und Wiese näher kennen zu lernen, forschten wir<br />

im Freien weiter. Mit Hilfe von Bestimmungsliteratur und Becherlupen untersuchten und<br />

bestimmten wir die gefangenen Gliedertiere und stellten, zurückgekehrt ins Klassenzimmer,<br />

Räuber-Beute-Beziehungen her. In Gruppen erarbeiteten wir Nahrungspyramiden und<br />

Nahrungsnetze der Lebensräume Wald, Wiese, Boden und Gewässer.<br />

33<br />

Alle Kursteilnehmer haben sich sehr gut in<br />

die Gruppe eingefügt und waren äußerst<br />

interessiert und wissbegierig. Die schnelle<br />

Auffassungsgabe und die Fähigkeit, vernetzt<br />

zu denken, waren beeindruckend. Sowohl<br />

eigenständiges Erforschen, als auch<br />

Teamarbeit in der Gruppe konnten<br />

verwirklicht werden.


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

KURS 5 MATHEMATIK<br />

Dr. Hildegard Urban-Woldron<br />

Am Kurs nahmen 15 Schüler und<br />

Schülerinnen (6 Mädchen und 9 Burschen)<br />

aus 13 verschiedenen Hauptschulen und<br />

Gymnasien aus Niederösterreich teil.<br />

Zwei Schüler besuchten im Schuljahr<br />

2006/07 die zweite Klasse, drei Mädchen<br />

und vier Burschen besuchten die dritte und<br />

jeweils drei Mädchen und drei Burschen<br />

besuchten die vierte Klasse.<br />

VOM ZAUBER DER ZAHLEN<br />

Unterricht in Mathematik ist häufig geprägt durch ein Vermitteln<br />

von Theorie mit anschließenden Übungen. Wichtige Aspekte<br />

wie etwa selbstständiges Arbeiten, Kreativität und kritische<br />

Reflexion können im oft sehr heterogenen Klassenverband kaum<br />

berücksichtigt werden.<br />

Bei der Kursarbeit sollte die Methode des „Entdeckenden<br />

Lernens“ verwirklicht werden.<br />

Die Grundidee beim Entdeckenden Lernen besteht darin, dass die Lernenden persönliche<br />

Erfahrungen machen, Dinge hinterfragen und so neues Wissen konstruieren. Lernende<br />

entwickeln durch Staunen, sich Wundern und Zweifeln ihre eigenen Theorien und müssen<br />

dabei mitunter alte Vorstellungen aufgeben und zuvor aufgestellte Hypothesen verwerfen.<br />

Entdeckendes Lernen braucht Zeit und Freiräume. Wichtig ist, dass alle Erkenntnisse<br />

34


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

festgehalten und geordnet werden. Dokumentation und Präsentation von (vorläufigen)<br />

Ergebnissen helfen bei der Ordnung der eigenen Gedanken und sind ein essentielles Mittel zur<br />

Weiterentwicklung und kritischen Reflektion eigener Ideen. Piaget bringt es auf den Punkt:<br />

”Indem sich das Denken den Dingen anpasst, strukturiert es sich selbst, und indem es sich<br />

selbst strukturiert, strukturiert es auch die Dinge.“<br />

Mit besonderem Eifer arbeiteten die<br />

Schülerinnen und Schüler an der<br />

algebraischen Aufklärung diverser<br />

Würfeltricks sowie am Herausfinden<br />

allgemeiner Formeln und deren<br />

Umsetzung. Sie erkannten, dass hinter<br />

jeder Formel Menschen stehen, die diese<br />

entwickelt haben und hatten Gelegenheit<br />

exemplarisch einzelne Beispiele aus der<br />

„Geschichte der Mathematik“ kennen zu<br />

lernen beziehungsweise den<br />

dargebotenen Lerninhalt durch eigene<br />

Recherchen zu ergänzen und zu<br />

vertiefen.<br />

Auch die „Begegnung“ mit<br />

ganz großen Personen aus<br />

Geschichte der Mathematik<br />

fanden die Schülerinnen und<br />

Schüler sehr interessant. Die<br />

Schüler und Schülerinnen<br />

zeigten sich sehr<br />

beeindruckt von den<br />

Leistungen dieser berühmter<br />

Mathematiker.<br />

Viele Schülerinnen und Schüler setzten sich auch außerhalb der Kursarbeit mit den<br />

Biographien und den beeindruckenden Leistungen großer Mathematiker auseinander.<br />

Entdeckendes Lernen ermöglichte den<br />

Schülerinnen und Schülern in diesen sechs<br />

Tagen selbstständiges, selbsttätiges Finden<br />

von Zusammenhängen, Abhängigkeiten,<br />

Sachbeziehungen, Strukturen und Modellen,<br />

von anspruchsvollen Fragestellungen,<br />

Problemen und Problemlösungen, von<br />

schwierigen Regeln, Gesetzmäßigkeiten und<br />

Ordnungskategorien aus verschiedenen<br />

Teilgebieten der Zahlentheorie.<br />

35


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Begleitend zum Unterricht stand den Schülern und Schülerinnen auch eine betreute<br />

Lernplattform zum selbstständigen wie auch kooperativen und kollaborativen Lernen und<br />

Arbeiten sowie zum Austausch von Lernmaterialien zur Verfügung. So konnte in der<br />

Lerngruppe, wo Kreativität und Neugier der Lernenden die Triebfeder <strong>für</strong> Lernen und<br />

Aneignung von Wissen darstellte, neben der Sachkompetenz auch die Methoden-, Sozial- und<br />

Selbstkompetenz gefördert werden. Im Sinne der Enrichment-Triade von Renzulli erfolgte<br />

eine Anreicherung des Lehrstoffs über den Lehrplan hinaus. Schülern und Schülerinnen<br />

wurden Begegnungen und Erfahrungen mit Themen und Herausforderungen ermöglicht, die<br />

in ihrer Tiefe und Breite im Unterricht nicht vorgesehen sind. Dabei wurden Interessen<br />

geweckt beziehungsweise entdeckt und dadurch wurden die Schülerinnen und Schüler zu<br />

weiterem Lernen und Arbeiten im speziellen Bereich angeregt.<br />

36<br />

Das Lernen betraf sowohl<br />

Wissensvermittlung und Skill-Training, was<br />

<strong>für</strong> selbstständiges Forschen und<br />

Recherchieren unerlässlich ist, als auch die<br />

Vermittlung von metakognitivem Wissen.<br />

Dabei wurden das Selbstverständnis und die<br />

Kommunikationsfähigkeit verbessert und<br />

Teamfähigkeit entwickelt. Schüler und<br />

Schülerinnen versuchten sich individuell<br />

oder in Gruppen als Experten und<br />

Expertinnen an realen Problemstellungen und<br />

Aufgaben. Einzel- und Partnerarbeit sowie<br />

die Arbeit im Plenum wechselten einander<br />

ab.<br />

Bei der Evaluierung des Kurses gaben die Schülerinnen und Schüler an, dass die Lerninhalte<br />

zum größten Teil neu waren und dass sie vor allem das Arbeiten mit dem Computer von der<br />

Schule noch nicht kannten. Eine Mehrheit der Schülerinnen und Schüler gab an, dass sie viel<br />

mehr gelernt habe als in der Schule und dass sie dabei viel mehr gefordert worden sei, dass sie<br />

Formeln selbst herausfinden konnte und dass alles schneller gegangen sei als in der Schule.<br />

Ausgewählte Äußerungen der Schülerinnen und Schüler sollen nun noch exemplarisch<br />

angeführt werden:<br />

• „Ich habe gelernt, dass eigentlich alle Themen interessant sind, da hinter jeder<br />

Formel und jedem Trick etwas Logisches steckt und auch eine ganze Geschichte.“<br />

• „Es war ein ganz anderer Zugang zum Lernstoff und auch sehr abwechslungsreich.<br />

Auch das Programmieren am Computer hat mir sehr gefallen und ich habe viele neue<br />

Freunde gefunden.“<br />

• „Mir hat es sehr gut gefallen. Es ist auch toll, dass wir eine Plattform haben, wo wir<br />

auch nachher in Kontakt bleiben können.“<br />

• „Besonders hat mir das Programmieren gefallen. Anders als in der Schule wird hier<br />

näher auf die Schüler eingegangen. Der Unterricht wurde spannend gestaltet.“<br />

• „Wir haben viel Neues gelernt. Es war sehr toll hier. Es war viel besser als in der<br />

Schule.“


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Kurs 6 Chemie<br />

Thema: Auf den Spuren von Harry Potter - Zauberhafte Chemie<br />

Kursleitung: Mag. Dr. Walter Wliszczak, Mag. Erwin Klein<br />

Der Kurs begann mit einer kurzen<br />

Vorstellungsrunde der 14 „Zauberlehrlinge“,<br />

die alle ihre Beweggründe zur Teilnahme an<br />

diesem Kurs mitteilten. Nach dem Kennen<br />

lernen ging es gleich an die Arbeit.<br />

Wir beschäftigten uns mit den Grundlagen<br />

der Chemie, wie dem Aufbau der Atome,<br />

machten einen geschichtlichen Exkurs aller<br />

Atommodelle und lernten nebenbei die<br />

Wichtigkeit und Grenzen von Modellen<br />

kennen.<br />

Weiters beschäftigten wir uns mit dem Periodensystem, den verschiedenen Arten der<br />

chemischen Bindung und erkannten, dass erst sehr viele Teilchen die Eigenschaften von<br />

Stoffen ausmachen.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt des ersten Kurstages waren die Arten und Anwendungen von<br />

physikalischen Trennmethoden. Es wurde auch eine Chromatographie durchgeführt<br />

(Auftrennung von Farbstoffen in ihre Bestandteile).<br />

37<br />

Am zweiten Kurstag befassten wir uns<br />

sehr ausführlich mit chemischen<br />

Reaktionen, lernten dabei gleichzeitig das<br />

Aufstellen und Ausgleichen von<br />

Reaktionsgleichungen und beschäftigten<br />

uns mit chemischen Berechnungen.<br />

Zu diesem Zwecke wurden 30 chemische<br />

Reaktionen durchgeführt. So stellten wir<br />

unter anderem die Farbe von<br />

Tintenpatronen (Berliner Blau) oder<br />

Theaterblut her.<br />

Nach einigen chemischen Zaubertricks beschäftigten wir uns genauer mit chemischen<br />

Rechnungen und lernten dabei grundlegende Begriffe kennen um diese gleich im Anschluss<br />

anzuwenden. Die Magie dieser Berechnungen faszinierte die Teilnehmer so sehr, dass wir uns<br />

stundenlang damit beschäftigt waren so viele Beispiele wie möglich zu lösen.<br />

Den dritten Kurstag konnten wir im BORG Wiener Neustadt verbringen. Im Chemiesaal<br />

wurden viele Versuche durchgeführt, um in Anschluss deren chemischen Hintergründe zu<br />

erarbeiten.


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

„Der brennende Tisch“, „Feuer aus Eis“, „Brennendes Geld“,<br />

„Versilbern und Vergolden von Münzen“, „Mehlstaubexplosion“,<br />

„Herstellen eines Kristallgartens“ waren nur einige der<br />

durchgeführten Versuche.<br />

An den folgenden Tagen ging es um das Kennenlernen der Säure-<br />

Basen- und REDOX - Reaktionen und die weitere Vertiefung der<br />

Kenntnisse über Chemisch Rechnen.<br />

Am Ende des fünften Kurstages hatten wir einen Großteil des<br />

Lehrstoffes der 7. Klasse behandelt.<br />

Bei der Schlussveranstaltung präsentierten die Schülerinnen und Schüler noch das Gelernte<br />

anhand von einigen Versuchen. Es herrschte sowohl bei den selbstständigen Arbeiten als auch<br />

bei Gruppenarbeiten ein sehr angenehmes Klima, bei dem sich alle Schüler sehr gut<br />

integrierten.<br />

Kurs 7 Physik, Chemie, Technik<br />

Thema: Radioaktivität und Strahlenschutz<br />

Kursleitung: Mag. Stefan Schönhacker<br />

Die Nuklearmedizin, also die Verwendung radioaktiver Arzneimittel <strong>für</strong> Diagnose und<br />

Therapie, ist mittlerweile etabliert und liefert Erkenntnisse über das Innere des Menschen, die<br />

uns teilweise anders nicht zugänglich sind. Die Radiochemie ist nicht nur <strong>für</strong> die Herstellung<br />

solcher Arzneimittel, sondern auch in zahlreichen technischen Bereichen nicht mehr<br />

wegzudenken. Dennoch sind beide Fachgebiete in Österreich weitgehend unbekannt – eine<br />

Tatsache, die wir im Kurs 7 gründlich geändert haben.<br />

Die physikalischen Grundlagen waren aufgrund der hohen Vorbildung der Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer innerhalb einer knappen Stunde abgehandelt – entsprechend rasch konnten<br />

wir uns den eigentlichen Inhalten des Kurses zuwenden.<br />

Die Erweiterung des Periodensystems der<br />

Elemente zur Nuklidkarte, verschiedene Arten<br />

von Kernumwandlungen und Zerfällen, deren<br />

Gründe und Auswirkungen sowie die<br />

Möglichkeiten, ionisierende Strahlung zu messen,<br />

waren weitere physikalische Themen. Aber auch<br />

die Biologie durfte nicht zu kurz kommen,<br />

mussten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

doch Bescheid über die möglichen Auswirkungen<br />

ionisierender Strahlung auf den menschlichen<br />

Körper wissen. Dabei wurden beispielhaft einige<br />

Strahlenunfälle besprochen.<br />

38


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Sicherheitsmaßnahmen und gesetzliche Bestimmungen <strong>für</strong> den Umgang mit radioaktiven<br />

Stoffen gingen selbst durchgeführten (natürlich ungefährlichen) Experimenten voraus.<br />

Radioaktives Gestein und Alltagsprodukte, die radioaktive Stoffe enthalten, konnten dabei<br />

ebenso untersucht werden wie zwei (schwache) Strahlenquellen.<br />

Zwei Mitarbeiter der Medizinischen Universität Wien, die am AKH Wien in der Abteilung<br />

Nuklearmedizin arbeiten, boten als Abendprogramm einen Streifzug durch die Methoden und<br />

Möglichkeiten der Nuklearmedizin. Der Vortrag mit anschließender Diskussion begeisterte<br />

nicht nur die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Kurses, sondern beinahe 50 Personen<br />

aus fast allen Kursen!<br />

Nachdem wir uns einen weiteren Tag im Kurs mit<br />

nuklearmedizinischen Methoden in Diagnostik und<br />

Therapie auseinandergesetzt hatten, führte uns eine<br />

Exkursion nach Wien. Eine Besichtigung des<br />

Teilchenbeschleunigers VERA stand <strong>für</strong> den<br />

Vormittag auf dem Programm. Den Nachmittag<br />

verbrachten wir an der Nuklearmedizinischen<br />

Abteilung des AKH und konnten dort unmittelbar<br />

nachvollziehen, unter welchen strengen Auflagen<br />

und mit welchem technischen Aufwand radioaktive<br />

Arzneimittel hergestellt werden.<br />

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses waren mit einer bewundernswerten<br />

Disziplin und mit Feuereifer bei der Sache – Pausen waren gänzlich unerwünscht, und man<br />

konnte gar nicht zu viel Information liefern. Bald entstand eine sehr positive<br />

Gruppendynamik, die das Arbeiten im Kurs <strong>für</strong> alle ausgesprochen angenehm machte. Dass<br />

die Begabungen der Jugendlichen sich nicht nur auf ein Fachgebiet beschränken, bewiesen<br />

verschiedene im Lauf der Kurszeit entstandene Gedichte und ein angehender Konzertpianist,<br />

<strong>für</strong> den Nuklearmedizin nur eine mögliche zweite Karriere darstellt.<br />

39


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Kurs 8 Kunstgeschichte<br />

Thema: Von der Höhlenmalerei zur Pop-Art. Eine Zeitreise durch die<br />

Kunstgeschichte<br />

Kursleitung: Mag. Jasmin Fischer-Badr, Mag. Melanie Mertz<br />

In diesen sechs Tagen wurde mit den 12<br />

Teilnehmerinnen die gesamte Kunstgeschichte,<br />

ausgehend von der Höhlenmalerei bis zur Moderne,<br />

behandelt. Besonderer Wert wurde auf die Erfassung<br />

gesellschaftspolitischer und sozialer Zusammenhänge<br />

verschiedener Epochen gelegt, die zur Ausbildung eines<br />

bestimmten Genres geführt haben. Dazu hatten die<br />

Schülerinnen Gelegenheit, sich schwerpunktmäßig in<br />

verschiedene historische Zeitabschnitte zu versetzen und<br />

auch eigenständig mit Hilfe von durchaus schon<br />

anspruchsvoller Fachliteratur, sowie durch<br />

Internetrecherchen, Grundlagen zu erarbeiten. Das<br />

effiziente Sammeln von Information aus Büchern sowie<br />

die Orientierung im Internet wurden trainiert, die Kinder<br />

hatten am Ende des Seminars einen guten Überblick<br />

über die wichtigsten Epochen und Strömungen der<br />

Kunstgeschichte.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt waren Farbenlehre und die praktische Umsetzung des Gelernten.<br />

Die Kinder hatten die Möglichkeit verschiedene Materialien und Techniken auszuprobieren.<br />

Diskussionen zum Begriff Kunst und seine Bestimmung begleiteten den Unterricht. Es wurde<br />

versucht, die Ursprünge und das Wesen von Kunst aufzuspüren und die Schülerinnen<br />

verstanden, dass sich die Sichtweise der Menschen einer bestimmten Epoche auch in der<br />

Kunst niedergeschlagen hat.<br />

Die Kinder, die an diesem Seminar teilnehmen durften, waren sehr gut ausgesucht, alle<br />

zeigten weit über den Durchschnitt hinausgehende intellektuelle und künstlerische Begabung,<br />

und es war in diesen Tagen möglich, praktische Arbeiten durchzuführen, die in einer<br />

Vergleichsgruppe mit Kindern gleichen Alters, aber geringerer Begabung sicher nicht<br />

möglich gewesen wären. Anleitungen, etwa zur Erzielung von Perspektive oder zur<br />

Vereinfachung von Formen in Richtung Kubismus, wurden sofort aufgenommen und<br />

umgesetzt.<br />

Auffallend waren weiters<br />

die Aufnahme- und<br />

Begeisterungsfähigkeit<br />

der Mädchen, die an jede<br />

gestellte Aufgabe<br />

mit Eifer herangingen.<br />

Es war eine Freude<br />

und Bereicherung, einige Tage<br />

mit so begabten und<br />

interessierten Kindern<br />

arbeiten zu dürfen.<br />

40


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Statistik der Teilnehmerinnen und Teilnehmer – 7. SoAk 2007<br />

Kurs AHS gesamt HS gesamt<br />

m w m w<br />

Kursleitung und Freizeitbetreuung<br />

männlich weiblich insgesamt<br />

Kursleitung 6 6 12<br />

Freizeitbetreuung 0 2 2<br />

41<br />

Kurs<br />

insgesamt<br />

1 Deutsch 1 6 7 0 3 3 10 (1/9)<br />

2 Englisch 1 3 4 4 6 10 14 (5/9)<br />

3 Geschichte 4 6 10 0 5 5 15 (4/11)<br />

4 Biologie 3 4 7 1 3 4 11 (4/7)<br />

5 Mathematik 6 3 9 3 3 6 15 (9/6)<br />

6 Chemie 10 0 10 4 0 4 14 (14/0)<br />

7 Physik,<br />

Chemie,Technik<br />

8 Kunst-<br />

geschichte<br />

10 1 11 3 1 4 15 (13/2)<br />

0 6 6 0 6 6 12 (0/12)<br />

alle Kurse 35 29 64 15 27 42 106(50/56)


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

5.5.3 Abschlussbericht AHS-Oberstufe und BHS<br />

9. Internationale Sommerakademie 2007<br />

<strong>für</strong> hochbegabte Schülerinnen und Schüler<br />

an AHS und BHS<br />

Semmering<br />

28. Juni bis 6. Juli 2007<br />

Zusammengestellt von Dr. Walter Wliszczak<br />

42


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Detaillierte Kursberichte<br />

Kurs 1 Deutsch<br />

Thema: Erfolgreicher kommunizieren durch Training, Beratung und<br />

Coaching<br />

Kursleitung: Mag. Uwe Wolf<br />

Der Titel des Kurses war zugleich Ausgangspunkt allen Arbeitens der 10 Teilnehmerinnen<br />

und 3 Teilnehmer an diesem Kurs.<br />

Wie man Ziel führend argumentiert und seine Körpersprache unterstreichend einsetzt, um in<br />

vielfältigen Situationen des Alltags überzeugend zu wirken, konnte im Verlauf des Kurses<br />

erfolgreich vermittelt werden, indem Verhaltensweisen, Argumentationstechniken und Tricks<br />

zum Aufbau und zur Visualisierung von Vorträgen, mehr Selbstsicherheit, bessere<br />

Körperhaltung oder bessere Strukturierung von Präsentationen geübt und nach besprochen<br />

wurden.<br />

Als besonders hilfreich <strong>für</strong> das Erreichen der Kursziele sollten sich das Kursgeschehen<br />

begleitende Video- und Audiochecks sowie die Aktivierung des kreativen Potentials der<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer in mehrfach eingesetzten Rollenspielen und Workshops<br />

erweisen.<br />

In Diskussionen wurde immer wieder der eigene Gesprächsstil unter die Lupe genommen, um<br />

Schwächen auszumerzen, die insbesondere im weiblichen Kommunikationsverhalten (zu<br />

höflich, zu ängstlich, zu kompromissbereit etc.) zu erkennen sind.<br />

Da sich der Mensch auch über seine Stimme definiert, war es ein Schwerpunkt, die<br />

Wichtigkeit der Sprech- und Atemtechnik zu betonen, diese zu trainieren, da die besten<br />

rhetorischen Tricks wirkungslos bleiben, wenn es an der richtigen Aussprache mangelt.<br />

Sehr interessant und lehrreich <strong>für</strong> alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gestaltete sich auch<br />

eine gemeinsam mit der Gruppe „Politische Bildung“ abgehaltene Diskussionsrunde zum<br />

Thema EU Erweiterung.<br />

Als besonders nachhaltig sollte sich am Vormittag des 4. Juli eine Führung durch Österreichs<br />

größte Werbeagentur Demner, Merlicek und Bergmann erweisen, die alle Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer begeisterte.<br />

Am Nachmittag bot sich uns im Parlament die Gelegenheit, die Reden einiger Politiker in<br />

einer Debatte zum Arbeitsrecht zu erleben. Anschließend wurden wir von Mag. Blüml<br />

(Mitarbeiter des 2. Nationalratspräsidenten Spindelegger) durch das Parlament geführt.<br />

Abschließend soll erwähnt werden, dass diese Kurstage <strong>für</strong> alle Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer wie auch <strong>für</strong> mich selbst eine besondere Bereicherung darstellten, wenngleich<br />

sich <strong>für</strong> die Jugendlichen aus dem Ausland (Oststaaten) bisweilen Verständigungsprobleme<br />

ergaben, und ich wünsche uns allen noch weitere ähnliche positive Erlebnisse.<br />

43


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Kurs 2 Englisch<br />

Thema: Films and Literature<br />

Kursleitung: Mag. Alma Semmler, Mr. Andrew Charlewood, B.A.<br />

Das abwechslungsreiche Kursprogramm motivierte die Teilnehmerinnen sehr, sich sprachlich<br />

und inhaltlich einzubringen und kreative Chancen zu nützen, die im üblichen Schulalltag<br />

kaum verwirklicht werden können.<br />

Die Kursarbeit beinhaltete eine umfassende Einführung in das Thema Film und Filmen, wobei<br />

die Anfänge des Films, die „Goldenen Jahre Hollywoods“, Kameraarbeit, Filmgenres,<br />

Filmmusik, Make-up und Spezialeffekte genauer analysiert wurden.<br />

Ebenso beschäftigte sich die Gruppe mit der Entwicklung von Cartoons und dem Vergleich<br />

von Literatur und Cartoon am Beispiel der Walt Disney Verfilmung von „The Little<br />

Mermaid“.<br />

Die Bearbeitung von „Casablanca“ gab den Studentinnen die Möglichkeit zu erkennen,<br />

wodurch ein Film zu einem Filmklassiker wird.<br />

Weiters wurden Ausschnitte von W. Shakespeare´s „Romeo and Juliet“, und „A Midsummer<br />

Night´s Dream“ im Originaltext gelesen und mit verschiedenen Filmadaptionen verglichen.<br />

Issac Asimov´s Roman „The Bicentennial Man“ diente als Science Fiction Beispiel und regte<br />

zu einer intensiven Diskussion über Inhalt und Verfilmung an.<br />

Besonders interessant gestaltete sich die Arbeit an M. Cunningham´s Romanverfilmung von<br />

„The Hours“ und an dem Film, der auf Virginia Woolf´s Roman „Mrs. Dalloway“ basiert.<br />

Abschließend zeigte die Filmadaption einer Kurzgeschichte (K. Vonnegut „Who Am I This<br />

Time?“), welche Möglichkeiten der Film hat, Literatur <strong>für</strong> ein breites Publikum interessant zu<br />

gestalten.<br />

Die Exkursion zu der amerikanischen Botschaft in Wien vermittelte authentische Information<br />

zur Entwicklung des Films in den USA, und der Besuch im British Bookshop gab den<br />

Teilnehmerinnen die Möglichkeit, sich über Filmliteratur zu informieren.<br />

Die Arbeit im Kurs bedeutete auch die Bearbeitung von einzelnen Szenen aus der<br />

besprochenen Literatur und deren Verfilmung in Kleingruppen; das Produkt dieser Arbeit<br />

wurde bei der Abschlusspräsentation gezeigt.<br />

Die Teilnehmerinnen konnten daher nicht nur ihr Englisch verbessern, sondern auch die<br />

Fertigkeit erwerben, Filme selbst zu produzieren und zu editieren.<br />

44


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Kurs 3 Politische Bildung<br />

Thema: Europäische Union - 50 Jahre Integrationspolitik<br />

Kursleitung: Mag. Dr. Rudolf Streihammer<br />

Der europäische Integrationsprozess läuft seit nunmehr 50 Jahren. In den letzten Monaten<br />

wurden zahlreiche Diskussionen geführt, und viele Fragen über die Weiterentwicklung der<br />

Union, unterschiedliche Beiträge im Zusammenhang mit der 2. Osterweiterung, der<br />

Sicherheits- und Verteidigungspolitik, der Gemeinsamen Agrarpolitik und einer europäischen<br />

Verfassung haben das Interesse an der Europäischen Union verstärkt.<br />

Kurs 3 hat sich diesen Themenbereichen intensiv gewidmet – zunächst wurden in einer Input-<br />

Phase die wesentlichen Grundlagen der Union vermittelt, besonders die Bereiche<br />

Entwicklungsgeschichte der Union, Institutionen, Innere Sicherheitspolitik und Gemeinsame<br />

Außenpolitik; dazu noch Informationen zu den Themenbereichen Strukturpolitik und<br />

Bildungspolitik.<br />

In einem zweiten Schritt wurden dann vor Ort – das heißt im Rahmen einer mehrtägigen<br />

Exkursion nach Brüssel – diese Bereiche durch Begegnungen mit wichtigen Vertretern der<br />

Integrationspolitik vertieft.<br />

So konnten <strong>für</strong> die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer beeindruckenden zweistündigen<br />

Diskussion mit dem österreichischen Delegationsleiter im Europäischen Parlament, MEP<br />

Othmar Karas, <strong>aktuell</strong>e Fragen der Integrationspolitik erörtert werden.<br />

Gesandter Dr. Klemens Fischer als Leiter der Abteilung Länderangelegenheiten in der<br />

Ständigen Vertretung informierte in einer die Teilnehmer begeisternden Art über den<br />

zukünftigen Reformvertrag und die <strong>aktuell</strong>e Situation des Integrationsprozesses und stand <strong>für</strong><br />

alle anfallenden Fragen zur Verfügung. Botschaftsrätin Dr. Elisabeth Karamat gab einen<br />

interessanten Einblick in die Aufgaben und Arbeitsweise der Ständigen Vertretung<br />

Österreichs bei der EU.<br />

Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Strukturpolitik – dazu referierte <strong>für</strong> das<br />

Verbindungsbüro des Landes NÖ. Mag. Sandra Steinhauer über Aufgaben und Möglichkeiten<br />

der Einflussnahme. Bei einem Besuch im Verbindungsbüro des Landes Steiermark gab<br />

schließlich Mag. Claudia Suppan Einblick in den Bereich Lobbying.<br />

Zusätzlich wurde der EuropeDirect–InfoPoint am Place Schumann besucht, was die<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Mitnahme von mindestens 50 kg Informationsmaterial<br />

in allen Sprachen veranlasste.<br />

Eine kurze Stadtführung mit Altstadt, Grand Place, Kunstberg, St. Michel, Atomium, Rue de<br />

Bouchers, Männeken Pis und speziell EU-Viertel rundeten die Exkursion ab.<br />

Nach der Rückkehr wurde im Parlament Zwischenstation gemacht und nach einer kurzen<br />

Führung durch das Gebäude eine intensive Diskussion mit NRAbg. Ulrike Lunatschek zu<br />

Themen der österreichischen EU-Politik geführt. An dieser Stelle ist besonderer Dank den<br />

Unterstützern der dreitägigen Exkursion angebracht – dies waren das Europäische Parlament,<br />

die Raiffeisen Landesbank NÖ und die Generali - Versicherung. Dank dieser finanziellen<br />

Unterstützung konnte die Exkursion durchgeführt werden und somit eine wesentliche<br />

Vertiefung des Informationsstandes zum Thema EU bei den Teilnehmenden erreicht werden.<br />

Einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit zum Thema Integrationspolitik bildete die<br />

Erarbeitung von Positionspapieren zu den Themen Vertrag, Erweiterung und Zukunft, ein<br />

intensiver Gedankenaustausch zu EU-Fragen mit Kurs 1, eine Umfrage unter allen<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Sommerakademie zu EU-Themen, ein nicht ganz<br />

einfacher EU-Quiz <strong>für</strong> die Teilnehmer des Kurses und die Präsentation der Kursarbeit.<br />

45


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Kurs 4 Biologie<br />

Thema: Abenteuer Mensch – Objekt der Medizin<br />

Kursleitung: Mag. Angelika Gausterer-Wöhrer, Mag. Dr. Walter Wliszczak<br />

Der Mensch als Objekt der Medizin – mit diesem Thema der vergangenen Sommerakademie<br />

beschäftigten sich drei Burschen und dreizehn Mädchen. Die Kursinhalte dazu stammten vor<br />

allem aus den Bereichen Biologie, Biochemie und Medizin. Zuerst erarbeiteten wir<br />

überblicksmäßig den Aufbau des Menschen und vertieften uns anhand der mitgebrachten<br />

Gelenksmodelle aus Metall in die unterschiedlichen Gelenkstypen. Funktion und Aufbau des<br />

Kniegelenkes studierten wir anhand der Sektion von Hühnergelenken.<br />

Grundlagen der Chemie - insbesondere Organische Chemie – wurden erarbeitet und damit<br />

das Verständnis von Proteinen, Enzymen und Biochemie ermöglicht.<br />

Einen anderen Schwerpunkt bildete das Thema Blut.<br />

Blutbestandteile und ihre Funktionen und<br />

Bluterkrankungen wurden besprochen. Im praktischen<br />

Teil führten wir Blutuntersuchungen und Versuche<br />

mit künstlichem Blut (Bestimmung der Blutgruppen<br />

und Rhesusfaktor) durch. In Kurzform wurden die<br />

Grundlagen der Immunologie und die Mechanismen<br />

der Krankheitsabwehr wiederholt.<br />

46<br />

Ein weiterer Schwerpunkt waren Blut,<br />

Herz und Blutkreislauf. Im<br />

Sezierpraktikum erarbeiteten die Schüler<br />

Aufbau und Funktion der Bestandteile von<br />

Wirbeltierherzen (Schwein). Zu<br />

unterschiedlichen Herzkrankheiten,<br />

insbesondere Herzinfarkt und<br />

Atherosklerose recherchierten die Schüler<br />

im Internet selbstständig und präsentierten<br />

den Kursteilnehmern ihre Ergebnisse.<br />

Da eine Blutabnahme häufig am Beginn einer<br />

ärztlichen Untersuchung steht, war ein weiteres<br />

Thema die „Klinische Chemie“. Wir diskutierten die<br />

verschiedenen Arten von Proben (Blut, Harn, Gewebe<br />

usw.) und ihre Aufbereitung, dann beschäftigten wir<br />

uns mit den Messmethoden. An Hand von echten<br />

(anonymisierten) Laborbefunden lernten die Kursteilnehmer diese zu interpretieren und<br />

Krankheiten zu erkennen.<br />

Sehr ausführlich setzten wir uns mit dem Thema Krebs auseinander. Molekulare Vorgänge,<br />

Ursachen der Krebsentstehung, Therapieformen und mögliche Heilung wurden erörtert. In


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Teamarbeit befassten sich die Kursteilnehmer z. B. mit der Wirkung unterschiedlicher<br />

chemischer Kanzerogene und den Zusammenhängen von Tumorentstehung und Lebensweise,<br />

insbesondere Ernährung.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt waren die Erkrankungen durch Viren und Bakterien – durch<br />

Mikroskopieren von Gewebeschnitten und unterschiedlichen Bakterienzellformen wurden die<br />

Schüler zu selbstständigem Arbeiten angeregt. Auch parasitäre Erkrankungen wurden weit<br />

über den Lehrstoff der Oberstufe hinausgehend behandelt und unterschiedliche Endo- und<br />

Ektoparasiten zoologisch eingeordnet, komplizierte Entwicklungszyklen und deren Stadien<br />

besprochen, in Form von Dauerpräparaten untersucht und wissenschaftlich gezeichnet.<br />

Zu den Höhepunkten zählte der Exkursionstag: Am Vormittag stand die MTA-Akademie im<br />

AKH-Wien auf dem Programm. Die Kursteilnehmer lernten die einzelnen Abteilungen<br />

kennen.<br />

Besonders interessant war der zweite Teil unserer Exkursion –<br />

der Besuch des Pathologisch Anatomischen Museums der<br />

Stadt Wien. Präparate und Wachsnachbildungen von<br />

Krankheiten und Missbildungen wurden von den Schülern<br />

bestaunt.<br />

Im Verlauf der neun Kurstage konnten wichtige Aspekte der<br />

Krankheiten des Menschen behandelt und Grundlagen und<br />

Details aus komplexen Zusammenhängen der modernen<br />

Medizin vereint werden. Neben der Theorie bewiesen die Teilnehmenden auch praktische<br />

Fertigkeiten. Vor allem <strong>für</strong> angehende Studentinnen und Studenten verschiedener<br />

naturwissenschaftlicher Fachrichtungen und der Medizin wird dieser Kurs sicher den Einstieg<br />

in das Studium erleichtern.<br />

47


KURS 5<br />

HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Mag. Alfred Nussbaumer<br />

Dr. Hildegard Urban-Woldron<br />

Am Kurs nahmen 14 Schüler<br />

und Schülerinnen (6 Mädchen<br />

und 8 Burschen) aus 14<br />

verschiedenen Gymnasien und<br />

berufsbildenden höheren<br />

Schulen aus Niederösterreich,<br />

Salzburg und Wien teil. Eine<br />

Schülerin kam vom Lise-<br />

Meitner Gymnasium in<br />

Leverkusen, ein Schüler vom<br />

Lichtenberg Gymnasium in<br />

Darmstadt.<br />

QUANTENPHYSIK<br />

Die Schülerinnen und Schüler sollten im Kurs neben der intellektuellen Herausforderung und<br />

der Möglichkeit zur individuellen Selbstentfaltung auch personale und soziale Kompetenzen<br />

erwerben. Sie sollten gemeinsam mit anderen Schülern und Schülerinnen Wissen<br />

entwickelten und Probleme in kooperativer und kollaborativer Arbeitsweise lösen. Die<br />

inhaltliche Basis <strong>für</strong> den Kurs bildeten strukturiert ausgewählte Tagesthemen, eine Sicherung<br />

des notwendigen Grundwissens durch thematische Inputs und eine große Auswahl an<br />

reichhaltiger Literatur. Ebenso wurde der Erwerb von Fähigkeiten mit anderen über<br />

Fragestellungen der Quantenphysik zu kommunizieren, d.h. eigene Ideen zu präsentieren und<br />

zu begründen sowie die Argumente anderer aufzunehmen, durch ausgewählte Lernaufgaben<br />

unterstützt.<br />

48<br />

Die Kursarbeit gliederte sich neben<br />

entsprechenden Vorträgen in<br />

mathematische Berechnungen, Arbeiten<br />

mit Simulationswerkzeugen und<br />

eigenständiger Dokumentation des selbst<br />

erarbeiteten Wissens. Begleitend zum<br />

Unterricht standen den Schülern und<br />

Schülerinnen ausgewählte Artikel aus<br />

dem Spektrum der Wissenschaft zur<br />

Verfügung, deren Inhalte zuerst in<br />

Partnerarbeit oder in der Kleingruppe<br />

erarbeitet wurden und über die dann<br />

anschließend im Plenum angeregt<br />

diskutiert wurde.


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Die praktische Anwendung der Quantenphysik<br />

konnte bei einer Exkursion zu einem<br />

Teilchenbeschleuniger (VERA – Vienna<br />

Environmental Research Accelerator) an der<br />

Universität Wien erfahren werden.<br />

Bei einem Gastvortrag zweier Referenten der<br />

Abteilung Nuklearmedizin der Medizinischen<br />

Universität Wien konnten die Schüler und<br />

Schülerinnen die technische Anwendung der<br />

Elektron-Positron-Zerstrahlung sowie die im<br />

Vortrag genannten Energien der beiden<br />

ausgesandten γ-Quanten nachvollziehen.<br />

Zum selbstständigen wie auch kooperativen und kollaborativen Lernen und Arbeiten sowie<br />

zum Austausch von Lernmaterialien gab es eine elektronische Lernplattform sowie ein Wiki.<br />

So konnte in der Lerngruppe, wo Kreativität und Neugier der Lernenden die Triebfeder <strong>für</strong><br />

Lernen und Aneignung von Wissen darstellte, neben der Sachkompetenz auch die Methoden-,<br />

Sozial- und Selbstkompetenz gefördert werden. Im Sinne der Enrichment-Triade von Renzulli<br />

erfolgte eine Anreicherung des Lehrstoffs weit über den Lehrplan hinaus. Schülern und<br />

Schülerinnen wurden Begegnungen und Erfahrungen mit Themen und Herausforderungen<br />

ermöglicht, die in ihrer Tiefe und Breite im Unterricht nicht vorgesehen sind. Dabei wurden<br />

Interessen geweckt beziehungsweise entdeckt und dadurch wurden die Schüler/innen zu<br />

weiterem Lernen und Arbeiten im speziellen Bereich angeregt.<br />

Ausgehend vom Photoeffekt wurde der Quantencharakter des Lichts erarbeitet, wobei die<br />

Wahrscheinlichkeitsverteilung der Photonenlokalisationen durch eine Wellenfunktion<br />

beschrieben wird. Relativistische Rechnungen zum Photonenimpuls führten zu einem<br />

Verständnis des Compton-Effekts und aus der Äquivalenz von Masse und Energie ließen sich<br />

unter Berücksichtigung der Erhaltungssätze die Paarbildung und die Zerstrahlung erklären.<br />

An ausgewählten Beispielen konnten die Schüler und Schülerinnen erfahren, dass die<br />

Unschärferelation die klassische Physik der Quantenphysik unterordnet und speziell aus der<br />

Energieunschärfe die Existenz von virtuellen Teilchen erklärten, durch deren Austausch alle<br />

Grundkräfte sowie die Reichweiten und Kopplungskonstanten erklärt werden können.<br />

Die Schrödingergleichung, die zum Fundament<br />

der Quantenmechanik gehört und mit deren<br />

Hilfe man die Amplitude ψ der<br />

Wahrscheinlichkeits-welle beschreiben kann,<br />

wurde in ihrer zeitunabhängigen Form <strong>für</strong> ein<br />

Teilchen im unendlich hohen Potenzialtopf<br />

gelöst und die zulässigen Formen der<br />

Wellenfunktion ψ(x) berechnet. Mit Hilfe von<br />

Physlets und Simulationsprogrammen konnten<br />

auch komplexere Situationen in Abhängigkeit<br />

von der Zeit bearbeitet und studiert werden.<br />

Es wurde auch eine kursübergreifende Aktivität (ein „Kurs – CrossOver“) <strong>für</strong> die Schüler und<br />

Schülerinnen angeboten beziehungsweise ermöglicht. Die Schüler und Schülerinnen des<br />

Kurses „Radiochemie und Nuklearmedizin“ konnten aus einem Angebot von fünf Themen<br />

49


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

zwei Themenschwerpunkte auswählen. Diese Inhalte wurden in Kleingruppen so aufbereitet,<br />

dass sie im Parallelkurs vorgetragen werden konnten und Ausgangspunkte <strong>für</strong> reichhaltige<br />

Diskussionen ergaben. Der Austausch erfolgte auch in der anderen Richtung: Die Schüler und<br />

Schülerinnen des Kurses „Quantenphysik“ wählten die Themen „Technetium-Kuh“ und<br />

„Nuklidkarte“ aus, die ihnen dann von den Schülern und Schülerinnen des Kurses<br />

„Radiochemie und Nuklearmedizin“ präsentiert wurden und ebenfalls interessante<br />

Diskussionen auslösten.<br />

Weitere inhaltliche Themenschwerpunkte sollen exemplarisch angeführt werden:<br />

Die Bose-Einstein-Kondensation<br />

Die Quanten-Teleportation<br />

Datenschutz mit Quantenschlüsseln<br />

Qubits und Quantencomputer<br />

Paralleluniversen<br />

Quantengravitation<br />

Die Zeit vor dem Urknall<br />

Rätselhafte dunkle Energie<br />

Die Quantenphysik der Zeitreise<br />

Komplementarität und Welle-Teilchen-<br />

Dualismus<br />

David Bohms Quantentheorie<br />

Schrödingers Katze<br />

Bei der Evaluierung des Kurses gaben die Schüler und Schülerinnen an, dass sie mit der<br />

Kursarbeit sehr zufrieden waren und dass im Unterschied zum Unterricht in der Schule dieser<br />

auf „ein Ziel formuliert“ ist. Die Schüler und Schülerinnen fühlten sich durch die<br />

Unterrichtsformen zu selbstständigem Denken angeregt und durch die angebotenen<br />

Kursinhalte auch herausgefordert. Sie gaben auch an, dass sie sich mehrheitlich auch in der<br />

unterrichtsfreien Zeit mit den Kursthemen beschäftigt hatten. Auch die durchgeführten<br />

Rechenbeispiele fanden die Schüler und Schülerinnen herausfordernd und meinten, dass diese<br />

entscheidend zum Verständnis des doch schwierigen Inhalts beigetragen hätten. Besonders<br />

schätzten die Schüler und Schülerinnen das angenehme Arbeitsklima, das fehlende<br />

Desinteresse von Mitschülern und Mitschülerinnen, die Möglichkeit zu selbstständigem<br />

Arbeiten und zur Diskussion über interessante Themen, die Motivation der Schüler und<br />

Schülerinnen aber auch der Kursleiter und dass „alle etwas lernen wollen und sich da<strong>für</strong><br />

interessieren“.<br />

Ausgewählte Schüler- und Schülerinnenäußerungen sollen nun noch exemplarisch angeführt<br />

werden:<br />

„Gefallen hat mir, dass die Quantenphysik mit anderen wichtigen Themenbereichen<br />

der Physik verbunden wurde, beispielsweise der Kosmologie und der technischen<br />

Anwendung. Auch das große Angebot an Büchern und Artikeln war sehr gut.“<br />

50


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

„Interessante Artikel, gute Vorträge und Diskussionen, viele Arbeitsaufträge – alles<br />

unter Beibehaltung von Humor.“<br />

„Mir hat der Kurs sehr gut gefallen. Gut fand ich, dass wir relativ viel gerechnet<br />

haben, damit beschäftigt man sich ja von selbst doch eher weniger. Auch die stets sehr<br />

motivierten Kursleiter haben mir sehr gefallen. Fazit: So sollte Unterricht sein,<br />

motivierte Lehrer und Schüler inbegriffen.“<br />

„Besonders gut fand ich die kurzen Inputs und die gut verständlichen Erklärungen<br />

und vor allem das nach Interessen freie Arbeiten. Es ist schade, dass manche Themen<br />

nur eher oberflächlich behandelt werden konnten, da ganz einfach die Zeit fehlte.“<br />

„Ich fand den Unterricht ausgezeichnet gelöst. Am Besten am Unterricht fand ich das<br />

Artikel-Lesen und die Dispute danach. Dabei habe ich sehr viel gelernt. Diese Woche<br />

hat mit extrem viel gebracht!“<br />

„Besonders gut fand ich das selbstständige Arbeiten und die Möglichkeit zur<br />

Vertiefung der Interessensgebiete sowie das gegenseitige Vortragen und die<br />

Diskussionen dazu. Auch das Teamwork funktionierte gut.“<br />

„Wichtig fand ich auch die Inputs am Anfang <strong>für</strong> den Überblick und die<br />

Rechenbeispiele <strong>für</strong> das Verständnis. Es herrschte ein sehr angenehmes Arbeitsklima<br />

und die Kursleiter sind auf Fragen eingegangen.“<br />

Kurs 6 Mathematik, Wirtschaft, Technik<br />

Thema: Optimieren und Modellieren – Besser geht's nicht!<br />

Kursleitung: MMag. Christoph Ableitinger, Dr. Anita Dorfmayr<br />

Eine Kurswoche der 9. Sommerakademie der <strong>für</strong><br />

begabte und hochbegabte Schülerinnen und Schüler<br />

aus AHS und BHS, Semmering 2007.<br />

Neun Schüler und zwei Schülerinnen aus der AHS<br />

Oberstufe und verschiedenen HTLs hatten sich <strong>für</strong><br />

den Mathematikkurs bei der diesjährigen<br />

Sommerakademie angemeldet. Ihre Erwartungen<br />

formulierten sie zu Kursbeginn deutlich: Sie wollten<br />

sich neun Tage lang intensiv mit Mathematik<br />

beschäftigen und dabei neue über den Schulstoff<br />

hinausgehende mathematische Arbeitsweisen<br />

kennen lernen. Weiters erwarteten sie einen<br />

Unterricht, der mehr Individualität zulässt als sie<br />

dies vom herkömmlichen Schulunterricht her kennen<br />

– eigene Lösungsstrategien entwickeln und<br />

ausprobieren zu dürfen war einer der meistgenannten<br />

Wünsche <strong>für</strong> die Woche. Die Erwartungen der<br />

Jugendlichen konnten im Kurs, der in zwei Phasen<br />

geplant war, gut erfüllt werden:<br />

51


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

In der Werkzeugphase wurden verschiedene Computer-Werkzeuge, sowie neue<br />

mathematische Arbeitsweisen der Optimierung vorgestellt. Die Jugendlichen konnten diese<br />

<strong>für</strong> sie neuen mathematischen Methoden an anwendungs-orientierten Aufgaben erproben und<br />

in ihr Methoden-Repertoire aufnehmen. Themen waren hier unter anderem die Methode der<br />

Optimierung mit Hilfe von Rechtecken und Quadraten, die Funktionsweise eines<br />

Routenplaners oder die optimale Planung eines perfekten Dinners, bei dem Lasagne serviert<br />

werden sollte.<br />

In der Modellierungsphase waren die Schülerinnen und Schüler gefordert, in Gruppen an<br />

realitätsnahen Aufgaben zu arbeiten. Themen waren<br />

• der optimale Freiwurf beim Basketball<br />

• der optimale Wurf beim Darts<br />

• die optimale Ausleuchtung eines Fußballfeldes<br />

In diesem Teil des Kurses war in erster Linie die<br />

Kreativität der Schülerinnen und Schüler gefordert.<br />

Jede Gruppe konnte und sollte individuell<br />

Lösungswege <strong>für</strong> ihr Problem finden. Fragen und<br />

auftretende Schwierigkeiten konnten die<br />

Schülerinnen und Schüler jederzeit mit ihrem<br />

Betreuer diskutieren. Die Teilnehmenden mussten<br />

• ihr Problem strukturieren und idealisieren,<br />

• <strong>für</strong> die Lösung der Aufgabenstellung<br />

geeignete mathematische Werkzeuge<br />

wählen,<br />

• ein möglichst gutes mathematisches Modell<br />

erstellen<br />

• die Ergebnisse interpretieren und verständlich darstellen,<br />

• ihre Arbeit sowie ihre Ergebnisse schriftlich und in Form einer Präsentation<br />

dokumentieren.<br />

In beiden Phasen des Kurses hatten und nutzten die<br />

Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit zum<br />

selbstständigen Arbeiten. Die Motivation dazu, sich<br />

mit komplexen und schwierigen Aufgaben zu<br />

beschäftigen war auffallend groß. Die<br />

Teilnehmenden konnten entsprechend ihren<br />

Vorlieben alleine oder in Teams arbeiten. Von<br />

Beginn nutzten die Schülerinnen und Schüler die<br />

Chance, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen<br />

und so ihre fachliche Kompetenz zu erhöhen.<br />

Jede Gruppe verfasste eine schriftliche Dokumentation der Kursarbeit, sowie eine Zwischen-<br />

und eine Abschlusspräsentation im Kurs. Den Abschluss der Kurswoche stellte die<br />

Präsentation der Kursarbeit vor den Eltern im Festsaal des Hotels Panhans dar. Bei dieser<br />

Präsentation stellten die Schülerinnen und Schüler die Modellierungsprobleme der zweiten<br />

Kursphase in den Vordergrund. Zu Recht waren sie stolz auf die Ergebnisse ihrer intensiven<br />

Arbeit im Rahmen des Mathematikkurses der 9. Sommerakademie am Semmering!<br />

52


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Kurs 7 Physik, Chemie, Medizin<br />

Thema: Radiochemie und Nuklearmedizin<br />

Kursleitung: Mag. Stefan Schönhacker<br />

Die Nuklearmedizin, also die Verwendung radioaktiver Arzneimittel <strong>für</strong> Diagnose und<br />

Therapie, ist mittlerweile etabliert und liefert Erkenntnisse über das Innere des Menschen, die<br />

uns teilweise anders nicht zugänglich sind. Die Radiochemie ist nicht nur <strong>für</strong> die Herstellung<br />

solcher Arzneimittel, sondern auch in zahlreichen technischen Bereichen nicht mehr<br />

wegzudenken. Dennoch sind beide Fachgebiete in Österreich weitgehend unbekannt – eine<br />

Tatsache, die wir im Kurs 7 gründlich geändert haben.<br />

Die physikalischen Grundlagen waren aufgrund der hohen Vorbildung der Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer innerhalb einer knappen Stunde abgehandelt – entsprechend rasch konnten<br />

wir uns den eigentlichen Inhalten des Kurses zuwenden.<br />

Die Erweiterung des Periodensystems der Elemente zur Nuklidkarte, verschiedene Arten von<br />

Kernumwandlungen und Zerfällen, deren Gründe und Auswirkungen sowie die<br />

Möglichkeiten, ionisierende Strahlung zu messen, waren weitere physikalische Themen. Aber<br />

auch die Biologie durfte nicht zu kurz kommen, mussten die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer doch Bescheid über die möglichen Auswirkungen ionisierender Strahlung auf den<br />

menschlichen Körper wissen. Dabei wurden beispielhaft einige Strahlenunfälle besprochen.<br />

Sicherheitsmaßnahmen und gesetzliche Bestimmungen <strong>für</strong> den Umgang mit radioaktiven<br />

Stoffen gingen selbst durchgeführten (natürlich ungefährlichen) Experimenten voraus.<br />

Radioaktives Gestein und Alltagsprodukte, die radioaktive Stoffe enthalten, konnten dabei<br />

ebenso untersucht werden wie zwei (schwache) Strahlenquellen.<br />

Zwei Mitarbeiter der Medizinischen Universität Wien, die am AKH Wien in der Abteilung<br />

Nuklearmedizin arbeiten, boten als Abendprogramm einen Streifzug durch die Methoden und<br />

Möglichkeiten der Nuklearmedizin. Der Vortrag mit anschließender Diskussion begeisterte<br />

nicht nur die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Kurses, sondern beinahe 50 Personen<br />

aus fast allen Kursen!<br />

Nachdem wir uns einen weiteren Tag im Kurs mit nuklearmedizinischen Methoden in<br />

Diagnostik und Therapie auseinandergesetzt hatten, führte uns eine Exkursion nach Wien.<br />

Eine Besichtigung des Teilchenbeschleunigers VERA stand <strong>für</strong> den Vormittag auf dem<br />

Programm. Den Nachmittag verbrachten wir an der Nuklearmedizinischen Abteilung des<br />

AKH und konnten dort unmittelbar nachvollziehen, unter welchen strengen Auflagen und mit<br />

welchem technischen Aufwand radioaktive Arzneimittel hergestellt werden.<br />

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses waren die ganze Kursdauer über mit einer<br />

bewundernswerten Disziplin und Feuereifer bei der Sache – Pausen waren gänzlich<br />

unerwünscht, und man konnte gar nicht zu viel Information liefern. Bald entstand eine sehr<br />

positive Gruppendynamik, die das Arbeiten im Kurs <strong>für</strong> alle ausgesprochen angenehm<br />

machte. Dass die Begabungen der Jugendlichen sich nicht nur auf ein Fachgebiet<br />

beschränken, bewiesen verschiedene im Lauf der Kurszeit entstandene Gedichte und ein<br />

angehender Konzertpianist, <strong>für</strong> den Nuklearmedizin nur eine mögliche zweite Karriere<br />

darstellt.<br />

53


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Kurs 8 Philosophie<br />

Thema: Im Besitz der Wahrheit - Ideologie, Fundamentalismus, Szientismus<br />

Kursleitung: Mag. Dr. Bernhard Hölzl<br />

Nach einer Reflexion auf die möglichen Entstehungsbedingungen des eigenen Weltbildes<br />

setzten wir uns mit der Frage auseinander, ob der philosophische Anspruch der Aufklärung,<br />

selbst zu denken (Kant), auch heute noch besteht und uns die Vernunft Orientierung zu geben<br />

vermag oder ob wir jenen, die vorgeben, im Besitz der Wahrheit zu sein, diese bereitwillig<br />

„abkaufen“. Ein kursübergreifender Fragebogen sollte uns Klarheit darüber bringen, dass in<br />

allen Kursen die philosophische und wissenschaftliche Orientierung gegenüber der religiösen<br />

und ideologischen eindeutig den Vorrang haben.<br />

Wir lernten typische Argumentationsstrategien kennen, die in der Auseinandersetzung mit<br />

Fundamentalisten eine wichtige Rolle spielen können, und befassten uns mit den<br />

Besonderheiten des jüdischen, katholischen, evangelischen und islamischen<br />

Fundamentalismus. Die Angriffe der Kreationisten auf die Evolutionstheorie und die <strong>aktuell</strong>e<br />

Debatte um ein der Natur unterstelltes „intelligent design“ führten zur Frage, ob die Annahme<br />

einer doppelten (religiösen und naturwissenschaftlichen) Wahrheit nicht in unhaltbare<br />

Widersprüche führt, ob religiöse Toleranz nicht dort endet, wo der Fanatismus beginnt, und in<br />

welchem Rahmen eine nicht-fundamentalistische Religion möglich ist.<br />

Unser Augenmerk war auch auf die Gemeinsamkeiten von Wissenschaftskritik,<br />

Religionskritik und Ideologiekritik gerichtet, wobei uns der kritische Rationalismus das nötige<br />

methodische Rüstzeug lieferte (Popper, Albert, Salamun). Exemplarisch besuchten wir auf<br />

einer Exkursion in Wien das Freud-Museum, die Synagoge, eine Ausstellung über die<br />

Stellung der Frau im Judentum und das Parlament. Abschließend diskutierten wir die<br />

Möglichkeiten und Grenzen der wichtigsten philosophischen Wahrheitstheorien.<br />

Besonders hervorzuheben ist das hervorragende Arbeitsklima, das in dieser außergewöhnlich<br />

homogenen Gruppe junger Philosophinnen und Philosophen herrschte, was sich auch bei der<br />

kursübergreifenden Diskussion und bei der Abschlusspräsentation zeigte.<br />

54


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

6. ECHA-Lehrgänge<br />

6.1 Der ECHA-Ausbildungslehrgang 2005/06<br />

APS-Gruppe vor der Ludgerus-Grundschule in Münster-Hiltrup<br />

Den Abschluss schafften:<br />

Maria Böhm (VS Großebersdorf), Mag. Josef Brandl (BORG Krems), Ulla Edelhauser (PVS<br />

Engl. Fr., St. Pölten), Mag. Isabella Eder (BRG Ma. Enzersdorf), Mag. Sonja Gabriel<br />

(BHAK/BHAS Laa/Thaya), Mag. Renate Haiden (BHAK Wr. Neustadt), Mag. Regina<br />

Hammer (G Linz), Margit Hauenschild, VS Krems Egelsee, VD Helga Kager (VS Markt<br />

Piesting), Mag. Erwin Klein (BG Purkersdorf), Mag. Monika Kolovos (BG Perchtoldsdorf),<br />

Mag. Reinhard Krames (BG Laa/Thaya), Sabine Ofner (VS Ternitz), Bernadette Panek (VS<br />

Grillparzer II, St. Pölten, Christine Parth (HS Seitenstetten), Marion-Linda Paternostro (VS<br />

Groß-Enzersdorf), Mag. Natascha Patzl (BG Tulln), Mag. Ursula Potakowskyj (BG<br />

Purkersdorf), Mag. Doris Sadek (BG Tulln), Mag. Dr. Günther Scheidl (BSH St. Pölten),<br />

Manuela Schoisengeier (HS Herzogenburg), Mag. Verena Schreier (BG Gänserndorf), Mag.<br />

Roland Senk (BG Gmünd), Mag. Dagmar Simon (BG Mödling Keimg.), Mag. Petra Slavik<br />

(BRG Ma. Enzersdorf), Mag. Marion Tiefenbacher-Lindenthal (BG Lilienfeld), Mag.<br />

Christian Waka (VS Otto Glöckel, St. Pölten), VD Roswitha Windhager (PVS Ma.<br />

Enzersdorf), Mag. Barabara Weinfurter (BG Neunkirchen).<br />

55


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

6.1.1 Einige Erfahrungsberichte und Hospitations-Protokolle<br />

Datum: Dienstag 4. April 2006<br />

Ort: WWU Münster, Institut <strong>für</strong> Didaktik der Mathematik<br />

Zeit: 15.00-16.30<br />

Anwesende: 8 Teilnehmer/innen des ECHA- Seminars, teils APS, teils AHS/BHS<br />

Thema: Mathematische Hochbegabung im Grundschulalter<br />

Leitung: Prof. Käpnick<br />

→ Zu Beginn Beobachtung des Unterrichts „ Chemie <strong>für</strong> kleine Asse“ bei Prof. Barke im<br />

Rahmen der oben angeführten <strong>Hochbegabtenförderung</strong>:<br />

Sieben Mädchen und Buben im Grundschulalter werden mit chemischen Experimenten<br />

konfrontiert. Im Vordergrund stehen die Beobachtungen der Kinder, die Lehrperson versucht<br />

das Interesse und den Forscherdrang der Kinder durch Fragen zu wecken. Z.B.: „Was schätzt<br />

ihr?“...oder… „Kann das so sein?“. In diesem Frage und Antwortspiel werden die Meinungen<br />

der Kinder respektiert, d.h. die Kinder stellen Hypothesen auf, die ernst genommen werden.<br />

Darüber hinaus lässt der Lehrer die Kinder auch selbst probieren und gibt dazwischen<br />

Erklärungen. Einige Kinder fallen dabei besonders durch enthusiastisches Verhalten auf,<br />

dadurch scheinen aber auch andere mehr in den Hintergrund gedrängt. Die Kinder sind bei<br />

den einzelnen Experimenten emotional sehr involviert.<br />

→Im Anschluss Gespräch mit Prof. Käpnick über das <strong>Hochbegabtenförderung</strong>sprogramm:<br />

Die Teilnehmer dieses Enrichmentsprogramms über sehr anspruchsvolle mathematische<br />

Themen sind hochbegabte Kinder im Grundschulalter.<br />

Die Kinder wurden in Zusammenarbeit der Universität mit sieben Kooperationsschulen in<br />

Münster von den betreffenden Schulen bzw. Lehrern nominiert.<br />

Die Kriterien der Auswahl wurden vorher definiert, sehr gute Schulleistungen sind dabei<br />

jedoch nicht relevant! Einige der Kinder haben bereits eine Klasse übersprungen.<br />

Insgesamt werden 20-25 Kinder in jeweils zwei Gruppen betreut.<br />

In diesem Programm wird von einem ganzheitlichen Ansatz ausgegangen, d.h. die Kinder<br />

sollen in Anwendungssituationen kennen gelernt werden( z.B. die Schülerinnen und Schüler<br />

sollen anhand der chemischen Experimente mathematische Zusammenhänge herausfinden )<br />

Der Grundgedanke ist die spannende Gestaltung, nach einer zehnminütigen Einstiegsphase<br />

sollen die Kinder anhand von Arbeitsblättern Probleme lösen, wobei sie sich die Sozialform<br />

(=Einzel-bzw. Gruppenarbeit) selbst wählen dürfen.<br />

11/2 Stunden Arbeitszeit stellt <strong>für</strong> die Mädchen und Buben kein Problem dar.<br />

Die unterschiedlichen Herangehensweisen der Kinder werden in deren Lösungsansätzen<br />

sichtbar und in der anschließenden Diskussion vernetzt.<br />

Die sprunghafte Gedankenführung der Kinder wird berücksichtigt. Die Mädchen und Buben<br />

geben oft intuitiv richtige Lösungsansätze, können aber den Lösungsweg nicht erklären. Der<br />

Reiz der Aufgabe ist nach erfolgter Lösung dahin, daher wollen die Schüler ihren<br />

Lösungsansatz oft auch nicht aufschreiben. Hochbegabte, intuitive Kinder haben manchmal<br />

im Regelunterricht Schwierigkeiten, da sie z.B. keine Antwortsätze schreiben oder<br />

Flüchtigkeitsfehler machen, daher ist dieses Enrichmentprogramm als Zusatzangebot<br />

wichtig.<br />

Mag. Ursula Potakowskyj<br />

56


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Protokoll<br />

Hospitation in der Grundschule Kreuzstraße in Münster am Dienstag, dem 4. April 2006<br />

Die Unterrichtshospitation im Rahmen unseres Studienaufenthalts in Münster führte uns auch<br />

in die Grundschule Kreuzstraße in Münster. Diese Schule wird pro Jahrgang zweizügig<br />

geführt und wird von ca. 180 Schülern besucht. Die Nachmittagsbetreuung ist als offene<br />

Ganztagsschule organisiert.<br />

Dort durften wir 2 Klassen besuchen und die verschiedenen Möglichkeiten zur Förderung von<br />

(Hoch)begabten in der Praxis sehen.<br />

Die erste Hospitationsstunde verbrachten wir in einer ersten Klasse mit 23 Schülern. Frau<br />

Marx, die Klassenlehrerin, eröffnete die Stunde mit der Frühlingswerkstatt (ist bereits die<br />

dritte Werkstatt in diesem Schuljahr). Die Werkstatt beschäftigte sich mit Frühblühern und<br />

hier besonders mit der Tulpe als ein exemplarischer Vertreter da<strong>für</strong>. Nach bereits geleisteter<br />

Vorarbeit brachten einige Schüler verschiedene Tulpen bzw. Blumen mit und stellten sie im<br />

Sitzkreis vor. Andere Schüler kommentierten und verarbeiteten dabei ihr Vorwissen. Das<br />

folgende Großplakat mit den Teilen der Pflanze verdeutlichte bzw. wiederholte die einzelnen<br />

Teile der Blume von der Blüte bis zur Wurzel.<br />

In der Folge wurden die Regeln <strong>für</strong> den Werkstattunterricht wiederholt und <strong>für</strong> die<br />

Weiterarbeit bzw. Vertiefung ein Experte bestimmt, der sich in besonderem Maße mit den<br />

Details der Blume vertraut gemacht hatte und somit als Helfer <strong>für</strong> die anderen Schüler<br />

besonders geeignet war.<br />

Die Schüler beschäftigten sich den Rest der Stunde mit den verschiedensten<br />

Arbeitsmaterialien zum Thema Frühblüher (gelegentliche Zuhilfenahme des Experten).<br />

Die zweite Hospitationsstunde führte uns in eine dritte Klasse, wo der Mathematikunterricht<br />

von einer in ECHA-Ausbildung befindlichen Referendarin Fr. Niederbröker gehalten wird. In<br />

dieser Klasse befindet sich ein Kind im Drehtürenmodell, ein Kind hat die zweite Klasse<br />

übersprungen. Auch hier sehen wir einen Werkstattunterricht mit unterschiedlichen<br />

Zugangsweisen zu den mathematischen Problemen. Das Thema der Mathe-Stunde war<br />

Kombinatorik und wurde von den Schülern in verschiedenster Art bewältigt; teils durch<br />

handelnden, teils durch abstrakten und teils durch kombinierten Zugang.<br />

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Problematik der Begabtenförderung in Münster<br />

schon eine tiefe Durchdringung in der Bevölkerung, der Schulverwaltung und auch in der<br />

Politik erfahren hat. In Österreich werden viele Verfahren der Begabtenförderung von den<br />

einzelnen Lehrern in Eigenverantwortlichkeit und ohne offiziellen Charakter durchgeführt.<br />

Hier haben wir schon eine große Übereinstimmung zu unserem Unterricht festgestellt.<br />

Natürlich bedarf es noch vieler Aufklärungsarbeit, um die Begabtenförderung auf eine<br />

umfassendere und professioneller Basis zu stellen. Gesamt gesehen war der „Blick über den<br />

Tellerrand“ sehr informativ und pädagogische wertvoll, da viele persönliche<br />

Unterrichtsverfahren bestätigt wurden bzw. wir neue Anregungen mit nach Hause nehmen<br />

durften. Vielen Dank<br />

Zusammengestellt von Bernadette Panek, Ulrike Edelhauser und Christian Waka<br />

57


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

PROTOKOLL ZUM BESUCH DES WILHELM-HITTORF<br />

GYMNASIUMS am Montag, den 3. 4. 2006<br />

Durch den Vormittag führte Frau Monika Konrad (ECHA-Lehrerin)<br />

Folgende Fördermöglichkeiten <strong>für</strong> begabte Schüler wurden vorgestellt:<br />

1.) Expertenarbeit <strong>für</strong> begabte Schüler:<br />

Begabte Schüler aus der 6. Klasse fertigen diese zu ihrem Lieblingsthema an und werden dabei von Studenten<br />

aus dem Lernkompetenzzentrum betreut. Dazu gehen sie je zwei Stunden pro Woche aus dem Regelunterricht<br />

heraus (Deutsch und Politik) und widmen sich im Informatiksaal oder in der Bibliothek ihrer Arbeit. Die<br />

Ergebnisse der Expertenarbeit werden vor Publikum präsentiert.<br />

2.) Expertenarbeit <strong>für</strong> eine ganze Klasse:<br />

Auch hier werden 2 Wochenstunden <strong>für</strong> dieses Projekt zur Verfügung gestellt, dadurch können die Schüler<br />

geblockt eine Doppelstunde an ihrer Expertenarbeit arbeiten. Die Schüler erhalten ebenfalls Unterstützung durch<br />

Studenten. Das Projekt läuft im 2. Semester, die Projektpräsentation erfolgt im Juni im Schloss Münster.<br />

3.) Drehtürmodell:<br />

Das Drehtürmodell wird <strong>für</strong> Schüler angewandt, die von Lehrern vorgeschlagen werden. Dabei sind auch<br />

Underachiever und Schüler, die bereits in der Grundschule eine Schulstufe übersprungen haben. Wichtig ist<br />

immer, dass alle Beteiligten freiwillig an diesem Projekt teilnehmen. Die Schüler müssen bei all diesen<br />

Fördermodellen Lerntagebücher führen und in Form von Mind Maps genau analysieren, welche Pläne sie haben<br />

und wie diese umgesetzt werden können.<br />

4.) Drehtürmodell Latein und Französisch parallel:<br />

Schüler ab der 7. Klasse lernen diese beiden Sprachen parallel und müssen jeweils die Unterrichtsstunden, die<br />

sie versäumen, im Selbststudium nachholen. Die betroffenen Schüler nehmen jeweils zu 50% am Regelunterricht<br />

teil.<br />

5.) Besuch der nächst höheren Klasse in einem einzelnen Fach:<br />

Der betroffene Schüler besucht zum Beispiel den Englischunterricht in der nächst höheren Klasse und muss im<br />

Selbststudium jene Stunden nachholen, die er/sie in der Stammklasse versäumt. Dieses Modell wird oft als<br />

Vorbereitung zum in Punkt 7 genannten Überspringen einer Klasse angewandt.<br />

6.) Überspringen einer Klasse:<br />

7.) Teilnahme an Schülerolympiaden<br />

8.) Förderkurse, Arbeitsgemeinschaften<br />

9.) Junior-Uni<br />

Besuch von Vorlesungen erfolgt während der Unterrichtszeit und dient der Orientierung an der Universität. Das<br />

Versäumte muss wieder im Selbststudium nachgeholt werden.<br />

Der Besuch am Wilhelm-Hittorf Gymnasium brachte viele neue Impulse <strong>für</strong> die<br />

Begabtenförderung. Frau Konrad überzeugte durch ihr Engagement und ihre positive<br />

Einstellung. Die Diskussion mit Schülern, die an Förderprogrammen teilnehmen, war<br />

ebenfalls sehr informativ.<br />

58<br />

Protokoll erstellt von Petra Slavik


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

6.2 Der ECHA-Akademielehrgang 2006/07<br />

Protokoll der Reise von Gertraud Gruber<br />

Gruppenfoto vor dem icbf-Zentrum in Münster<br />

Sonntag: 18. März 2007<br />

Treffpunkt um 16 Uhr am Flughafen Schwechat, wo wir bereits alle wichtigen Informationen<br />

<strong>für</strong> unseren Aufenthalt in Münster ausgehändigt bekamen. Flug nach Münster-Osnabrück,<br />

Transfer zum Hotel und Nächtigung.<br />

Montag: 19. März 2007<br />

Vormittag (VM): Besuch des Annette von Droste Hülshoff–Gymnasiums :<br />

Im Annette–Gymnasium wurden wir sehr freundlich aufgenommen und bekamen dort das<br />

Forder–Förder–Projekt vorgestellt: Schüler arbeiten in 6er Gruppen, begleitet von<br />

Lehramtsstudenten, an ihrem Interessensprojekt selbständig mit einem Lerntagebuch, wo alle<br />

Fixpunkte des Lernfortschrittes per Datum vorgegeben sind. Ihre Expertenarbeitpräsentieren<br />

die Schüler am Ende des Projektes, wo sie Eltern, Freunde und Verwandte einladen dürfen.<br />

Nachmittag (NM): Besuch in der Bezirksregierung Nordrhein–Westfalen: Vorstellung der<br />

Schulorganisation und der beabsichtigten Änderung in Hinblick auf Vorverlegung des<br />

Schuleintrittes und der Lern- und Förderempfehlung, wo man versucht, den besonderen<br />

Begabungen der Schüler gerecht zu werden.<br />

Dienstag: 20. März 2007<br />

VM: Fahrt zum HITTORF – Gymnasium: Hier konnten wir erfahren, wie Begabtenförderung<br />

ins Regelschulwesen übernommen wird (ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Universität –<br />

Münster).<br />

NM: Besuch der Pleisterschule (VS), wo der Schulleiter, Thomas Starke, sein interessantes<br />

Schulkonzept mit besonderem Förderschwerpunkt in Mathematik vorstellte.<br />

59


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Mittwoch: 21. März 2007<br />

VM: Besuch im Annette–Gymnasium: Frau StR Carolin Gieseke erklärte uns ihr Forder–<br />

Förder –Projekt zur Begabtenförderung im Drehtürmodell (inklusive Hospitation einer<br />

Fördergruppe).<br />

NM: Vortrag im Internationalen Zentrum <strong>für</strong> Begabtenförderung: Dr. Christian Fischer, der<br />

Geschäftsführer des ICBF, legte uns die wissenschaftliche Arbeit und die Grundstrukturen des<br />

von seinem Institut begleiteten Forder – Förderprojektes dar.<br />

A: Fahrt nach Düsseldorf und Rückflug nach Wien – Schwechat.<br />

Es war eine sehr informationsreiche und interessante Exkursion!<br />

ECHA-DIPLOMANDEN 2007<br />

Marion BAUER, VS Kaltenleutgeben Andreas KRENNER, HS Litschau<br />

Sigrid BILEK, VS St. Andrä-Wördern Hedwig KRTEK, HS Stift Zwettl<br />

Andrea EDER, VS Weigelsdorf Maria LEDERMÜLLER, HS I Gmünd<br />

Ilona FELLNER-MALZER, VS Purkersdorf Reinhilde OTT, HS I Waidhofen/Ybbs<br />

Helga FENKART, VS Biedermannsdorf Erika PIESSLINGER, HS Gr.-Enzersdorf<br />

Regina GÖSSINGER, HS Wolkersdorf I Eva SCHARF, HS Schwadorf<br />

Gertraud GRUBER, HS Wiesmath Petra SCHINNER, VS Retz<br />

Gabriele HARTIG, VS Sollenau Andrea STADLER, VS Weigelsdorf<br />

Elisabeth HOHENBERGER, ASO Korneuburg Maria WEIGL, VS Wieselburg<br />

Eva Maria HOLZER, VS Lilienfeld Margit WEIKARTSCHLÄGER,<br />

Marlies HONEGGER-JÜNNEMANN, HS Heidenreichstein<br />

HS Klosterneuburg Gabriele ZACH, VS Vitis<br />

Birgit IGELSBÖCK, HS Zwettl Karin ZAUNBAUER, PVS Ma.Enzersdorf<br />

Ingeborg KIRCHWEGER, HS Ertl Elisabeth ZILLNER, VS Gedersdorf<br />

Christina KNOUREK-SPERINGER, VS II Tulln Roswitha ZLABINGER, VS Haugsdorf<br />

Bei der<br />

Diplomüberreichung<br />

mit Prof. Franz Mönks<br />

und Prof. Gerhard Lehwald<br />

im Altlengbachhof<br />

60


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

7. Best Practice - Berichte aus der Praxis<br />

7.1 Begabungen in und außerhalb der Schule fördern<br />

Erfahrungsbericht einer Lehrerin<br />

DR. HILDEGARD URBAN-WOLDRON, Gymnasium Sacre Coeur Pressbaum<br />

„Es gibt nichts Ungerechteres als die gleiche Behandlung von Ungleichen.”<br />

(PAUL F. BRANDWEIN, amerikanischer Psychologe (1912-1994))<br />

Die Förderung aller Kinder gehört zum allgemeinen Grundauftrag der Schule (vgl.<br />

ÖSTERREICHISCHES SCHULUNTERRICHTSGESETZ § 17. (1): „Der Lehrer hat in eigenständiger und<br />

verantwortlicher Unterrichts- und Erziehungsarbeit die Aufgabe der österreichischen Schule zu<br />

erfüllen. In diesem Sinne und entsprechend dem Lehrplan der betreffenden Schulart hat er unter<br />

Berücksichtigung der Entwicklung der Schüler und der äußeren Gegebenheiten den Lehrstoff des<br />

Unterrichtsgegenstandes dem Stand der Wissenschaft entsprechend zu vermitteln, eine gemeinsame<br />

Bildungswirkung aller Unterrichtsgegenstände anzustreben, den Unterricht anschaulich und<br />

gegenwartsbezogen zu gestalten, die Schüler zur Selbsttätigkeit und zur Mitarbeit in der Gemeinschaft<br />

anzuleiten, jeden Schüler nach Möglichkeit zu den seinen Anlagen entsprechenden besten<br />

Leistungen zu führen, durch geeignete Methoden und durch zweckmäßigen Einsatz von<br />

Unterrichtsmitteln den Ertrag des Unterrichtes als Grundlage weiterer Bildung zu sichern und durch<br />

entsprechende Übungen zu festigen.“).<br />

Die Schule hat die Aufgabe, unterschiedliche Begabungen zu fördern und individuelle<br />

Neigungen zu berücksichtigen. Dies immer im Hinblick auf die Gemeinschaft, in der sie<br />

verschiedene Ansprüche vereinen muss. In diesem Spannungsfeld sind auch die Bedürfnisse<br />

besonders begabter und hochbegabter Kinder und ihrer Eltern zu sehen. Unterricht und<br />

Erziehung sollten deshalb nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch die Interessen und<br />

Fähigkeiten, die Kreativität und Phantasie, soziale Verhaltensweisen sowie die<br />

Leistungsfähigkeit und -bereitschaft der Schülerinnen und Schüler fördern. In dieser<br />

umfassenden Förderung ist die Begabungsentwicklung implizit enthalten.<br />

Hochbegabte Kinder sollten nach Ansicht des Entwicklungspsychologen Detlef H. Rost<br />

genauso intensiv gefördert werden wie durchschnittlich begabte. „Wichtig ist ein flexibler<br />

Unterricht, bei dem die Lehrer/innen den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben an die<br />

Leistungsfähigkeit der Schüler/innen anpassen“, sagte Rost in einem Gespräch mit der<br />

Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Marburg. Detlef H. Rost sieht Schulen <strong>für</strong> Hochbegabte<br />

nur als Notlösung: „Der Königsweg ist, wenn Hochbegabte nicht isoliert werden, sondern mit<br />

anderen Gleichaltrigen gemeinsam lernen“.<br />

Begabungen fördern bedeutet <strong>für</strong> mich als Lehrerin im Sinne von J.F. Herbart die<br />

„Verschiedenheit der Köpfe“ zu beachten, Begabungen wahrzunehmen und entdecken lassen,<br />

Kreativität anzuregen und herauszufordern, Selbstvertrauen zu fördern und die Persönlichkeit<br />

zu stärken, begabte Kinder in Gemeinschaften zu integrieren sowie eine<br />

begabungsfreundliche Lernkultur zu gestalten.<br />

Erste bewusste Erfahrungen mit Begabtenförderung<br />

Jeder Lehrer/jede Lehrerin kennt begabte Schüler und Schülerinnen. Im Schulalltag begegnen<br />

mir Jugendliche, die sehr sensibel <strong>für</strong> Verwunderliches in Natur und Technik sind. Sie sind<br />

neugierig und stellen überraschende Fragen, oder sie lassen sich durch entsprechende<br />

Problemsituationen motivieren, der Sache „ auf den Grund“ zu gehen. Ihre Argumentationen,<br />

Beweisketten und Lösungswege sind häufig „unüblich“, und gerade das macht <strong>für</strong> mich den<br />

Unterricht immer wieder jeden Tag aufs Neue spannend. Begabte haben Lust am Fragen,<br />

61


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

bringen aber durchaus mit ihren Ideen nicht selten mein Unterrichtskonzept durcheinander.<br />

Obwohl ich kritische, verbessernde oder auch nur erwartungswidrige Unterrichtsbeiträge<br />

begabter Schülerinnen und Schüler manchmal im Unterrichtsgeschehen als unbequem oder<br />

störend empfinde, bin ich der festen Überzeugung, dass gerade <strong>für</strong> diese Gruppe noch viel<br />

mehr getan werden muss, wenn wir nicht zulassen wollen, dass sich bei den betroffenen<br />

Jugendlichen Isolation, Aggression oder Resignation einstellen. Aus meiner<br />

Unterrichtstätigkeit weiß ich, dass die Auseinandersetzung mit gerade diesen Schülerinnen<br />

und Schülern auch mir immer wieder neue Motivation bringt.<br />

Es reicht nach meiner Einschätzung nicht aus, den hochbegabten Schülern/innen - und so<br />

viele haben wir ja in einer Klasse bzw. einer Schulstufe auch gar nicht - einmal oder zweimal<br />

pro Woche eine Extraeinheit anzubieten; Förderung von Hochbegabten muss durch<br />

entsprechende Differenzierung und Individualisierung in praktisch jeder Unterrichtsstunde<br />

ihren Niederschlag finden.<br />

Im Rahmen meiner ECHA - Abschlussarbeit hatte ich im Schuljahr 1999/2000 die<br />

Möglichkeit an einem Forschungsprojekt (Projekt CAS III "Neue Medien und Methodik im<br />

Mathematikunterricht" / Elektronische Lernmedien im Mathematikunterricht / Projektleitung:<br />

LSI HR Dr. Helmut Heugl (LSR <strong>für</strong> NÖ)) teilzunehmen und im Zuge eines Schulversuchs<br />

neue Formen der Leistungsmessung und Leistungsbeurteilung zu erproben. Begleitend zu<br />

meiner Forschungsarbeit führte ich in diesem Schuljahr auch meinen ersten Talentförderkurs<br />

an meiner Schule durch.<br />

Im Rahmen meiner Studie konnte ich sowohl die Inhalte als auch das Gewicht der klassischen<br />

Schularbeit hinterfragen und in verstärktem Ausmaß die Leistung in kooperativen<br />

Arbeitsformen in die Benotung mit einbeziehen. Da das Werkzeug CAS einen wesentlichen<br />

Teil der Rechenarbeit übernahm, bekamen die Beschreibung des Lösungsweges, das Testen<br />

und die Dokumentation der Ergebnisse ein besonderes Gewicht. Damit habe ich versucht<br />

einen kleinen Beitrag zur Förderung der begabten Schüler/innen in der Klasse zu leisten, weil<br />

diese angefangen bei der Wahl des Themas bis zur Form der Präsentation ihre Interessen, ihr<br />

Können und ihre Kreativität einbringen konnten. Es war überaus spannend, diese<br />

Lernprozesse zu begleiten, sowohl bei den leistungsschwächeren als auch bei den<br />

leistungsstärkeren Schülern/innen.<br />

Lernziele waren dabei neben einer Erhöhung der reinen mathematischen Fachkompetenz vor<br />

allem ein begleitendes Methodentraining im Sinne eines erweiterten Lernbegriffes, wo neben<br />

dem reinen inhaltlich fachlichen Lernen, das Wissen, Verstehen, Anwenden, Analyse,<br />

Synthese und Bewertung umfasst, auch das methodisch strategische Lernen, das durch<br />

Informationsgewinnung, Informationsverarbeitung, Planen, Üben, Ordnung halten und<br />

Präsentieren repräsentiert wird und schließlich das sozial kommunikative Lernen mit den<br />

Kompetenzen Zuhören, Begründen, Argumentieren, Diskutieren, Kooperieren, Führen,<br />

Integrieren, Präsentieren ihren Platz hatten. Aber auch das affektive Lernen, das mit<br />

Selbstvertrauen entwickeln, Interesse haben, Identifikation, Engagement entwickeln und<br />

Werthaltungen aufbauen in Verbindung gebracht wird, stand im Fokus der Anstrengungen<br />

und Untersuchungen.<br />

Dabei wurde ein Teil der klassischen Schularbeiten durch „Facharbeiten“ und<br />

„Projektarbeiten“ ersetzt. Die Facharbeiten wurden von den Schülern/innen zum Teil im<br />

Unterricht, größtenteils aber zu Hause bearbeitet. Inhaltlich handelte es sich bei den<br />

vergebenen Themen um Aufgaben, wo <strong>für</strong> die leistungsschwächeren Schüler/innen das bisher<br />

Gelernte nur angewendet werden musste. Die besonders mathematisch talentierten Schüler<br />

suchten sich weitgehend ihre Themen selbst aus; dabei handelte es sich um neue Bereiche, die<br />

selbstständig erarbeitet wurden. Die Überprüfung des Lernfortschrittes erfolgte durch die<br />

62


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Dokumentation und Präsentation der Ergebnisse, z.B. in Form von Referaten mit Handouts<br />

<strong>für</strong> die Mitschüler/innen. Ich hatte dabei die Möglichkeit Einblicke in die Lernprozesse zu<br />

gewinnen und im Sinne von Begabungsfördernden Lernformen individuelle Maßnahmen zu<br />

setzen.<br />

Im Rahmen der Projektarbeiten, wo ein Thema durch Paare oder Gruppen bearbeitet wurde,<br />

habe ich angelehnt an die Fördermaßnahme Grouping-Prinzip versucht, begabten<br />

Schülern/innen die Möglichkeit zu bieten, zusammen mit gleichaltrigen Begabten zu lernen.<br />

Von Bedeutung waren <strong>für</strong> mich letztlich nie nur die Ergebnisse selbst, sondern die<br />

Fragestellungen und Probleme, die sich aus dem Vorgehen ergaben, und die (vor allem<br />

talentierte und mathematisch begabte) Schüler/innen zu Vermutungen,<br />

Begründungsversuchen und Fallunterscheidungen anregten. Es war oft eine selbst gesteuerte<br />

Aufforderung zu spüren neue Wege auszuprobieren, ungewöhnliche Gedanken zu erzeugen<br />

und zu verfolgen, den Rahmen des Üblichen zu überschreiten; ganz einfach mathematisch<br />

kreativ zu sein.<br />

Förderung von Begabungen im Klassenverband<br />

Begabungen fördern bedeutet <strong>für</strong> mich heute als Lehrerin im Sinne von J.F. Herbart die<br />

„Verschiedenheit der Köpfe“ zu beachten, Begabungen wahrzunehmen und entdecken lassen,<br />

Kreativität anzuregen und herauszufordern, Selbstvertrauen zu fördern und die Persönlichkeit<br />

zu stärken, begabte Kinder in Gemeinschaften zu integrieren sowie eine<br />

begabungsfreundliche Lernkultur zu gestalten.<br />

Begabungsfördernde Lernformen sind nach meiner Einschätzung im Spannungsfeld zwischen<br />

Geschlossenheit und Offenheit der Unterrichtssituation, d.h. zwischen Fremd- und<br />

Selbstbestimmtheit bzw. -steuerung des Lernens anzusiedeln.<br />

Entdeckendes Lernen ermöglicht den Schülern selbstständiges, selbsttätiges Finden von<br />

verborgenen Fakten und Phänomenen, Zusammenhängen, Abhängigkeiten, Sachbeziehungen,<br />

Strukturen und Modellen, von anspruchsvollen Fragestellungen, Problemen und<br />

Problemlösungen, von schwierigen Regeln, Gesetzmäßigkeiten (Ähnlichkeiten,<br />

Regelmäßigkeiten und Unregelmäßigkeiten) und Ordnungskategorien und von möglichen<br />

Verfahren zur Problemlösung.<br />

Interessensorientiertes Lernen will einerseits in besonderer Weise die begabungsbezogenen<br />

Neigungen hinsichtlich der Inhalte, der Methoden und der Medien der Auseinandersetzung<br />

berücksichtigen. Es sollen aber durch diese Lernform begabungsorientierte Neigungen vom<br />

Schüler/von der Schülerin selbst erkannt und Interessen geweckt und eingeschätzt werden.<br />

Damit wird vor allem die Begabungskomponente „Motivation“ gefördert. Besonders geeignet<br />

ist diese Methode <strong>für</strong> „anreicherndes Lernen“ im Sinne von Erweiterung oder Vertiefung<br />

(horizontales und vertikales Enrichment).<br />

Problemorientiertes Lernen bietet Situationen an, wo der begabte Schüler/die begabte<br />

Schülerin auf Grund anspruchsvoller Fragestellungen entweder Probleme selbst sucht oder in<br />

besonderer Weise zu Problemlösungen im kognitiven, sozialen oder persönlichen Bereich<br />

herausgefordert wird. Der Problemlösungsprozess erfolgt dann in den folgenden Schritten:<br />

1. eine Bedürfnis oder eine Schwierigkeit wird bemerkt<br />

2. das Problem wird formuliert<br />

3. die verfügbaren Informationen werden geprüft<br />

4. Lösungen werden formuliert<br />

5. die Lösungen werden kritisch überprüft<br />

6. neue Ideen werden formuliert<br />

7. die neuen Ideen werden erprobt und akzeptiert<br />

63


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Systemorientiertes Lernen fordert den Schüler/die Schülerin schließlich dazu heraus, die<br />

Strukturen eines (vor)gegebenen Systems, also seine Elemente und die Beziehungen zwischen<br />

diesen Elementen, zu erkennen (identifizieren), zu analysieren, zu beschreiben (definieren),<br />

zu überprüfen (evaluieren) und eventuell im Sinne einer Verbesserung zu verändern oder<br />

sogar Strukturen eines neuen Systems zu (er)finden, zu entdecken, zu entwickeln, zu<br />

konstruieren.<br />

Ergänzend zu den beschriebenen methodischen Möglichkeiten durch die Wahl bestimmter<br />

Lernformen möchte ich die Begabungsfördernde Differenzierungsmaßnahme des horizontalen<br />

und vertikalen Enrichments anführen. Man versteht darunter die inhaltlich-stoffliche<br />

Anreicherung, einerseits im Sinne einer inhaltlichen Erweiterung eines stofflichen<br />

Mehrangebots, das über das „normale“ lehrplanmäßig geforderte Maß hinausgeht (=<br />

horizontales Enrichment), andrerseits im Sinne einer inhaltlichen Vertiefung der angebotenen<br />

Inhalte im Sinne von Gründlichkeit, eines „Auf-den-Grund-Gehens“ (=vertikales<br />

Enrichment). Es werden damit die Bildungs- und Lernerfahrungen quantitativ und qualitativ<br />

erweitert und erlangen eine größere Breite und Tiefe.<br />

Als Lehrperson arbeite ich innerhalb der Regelklasse mit den Methoden der inneren<br />

Differenzierung und versuche so den speziellen Begabungssituationen gerecht zu werden.<br />

Besonders begabte Kinder erhalten innerhalb des regulären Unterrichts ausgewählte<br />

Anregungen zur Eigentätigkeit und zum entdeckenden Lernen. Entdeckendes Lernen im<br />

Mathematik- und Physikunterricht lebt von anregenden, herausfordernden Sachsituationen,<br />

die eine beachtliche Fülle von Beziehungen bergen, die es erst einmal zu erforschen gibt.<br />

Eine weitere integrative Möglichkeit Begabungsfördernder Maßnahmen innerhalb der<br />

Regelklasse sehe ich in der Ausweitung des Stoffes (Enrichment) oder der Arbeit an eigenen<br />

Projekten, die dann in der Klasse vorgestellt werden können.<br />

Talentförderkurse in der Schule<br />

Neben der in jedem Fall notwendigen integrativen Förderung besonders begabter und<br />

interessierter Schüler und Schülerinnen im Klassenunterricht durch Binnendifferenzierung,<br />

Enrichment und Individualisierung führte ich ab dem Schuljahr 1999/2000 am Gymnasium<br />

Sacre Coeur Pressbaum Talentförderkurse im Sinne alternativer und zusätzlicher<br />

Lernangebote durch. Daran nahmen auch Schüler/innen der Volksschule Sacre Coeur<br />

Pressbaum teil. Im Bereich naturwissenschaftlicher Schwerpunkt (Mathematik -<br />

Naturwissenschaften - Informatik) wurden <strong>für</strong> Schüler und Schülerinnen wählbare Module<br />

beziehungsweise Bausteine angeboten. Als Ziel der Begabungsförderung sollte über kognitive<br />

Komponenten hinaus vor allem die kreativ-produktive Begabung gesehen werden. Das<br />

verlangt einerseits nach einem Training des Denkens, Fragens, Lernens und Wahrnehmens<br />

und andrerseits nach Möglichkeiten zum eigenständigen Forschen und Experimentieren. Die<br />

Schüler/innen sollten in kleinen Gruppen in Arbeitsteilung Probleme lösen und Produkte<br />

herstellen.<br />

Begleitend zum Präsenzunterricht stand den Schülern und Schülerinnen eine betreute<br />

Lernplattform zum selbstständigen wie auch kooperativen und kollaborativen Lernen zur<br />

Verfügung. Darüber hinaus wurden die Kursprogramme laufend evaluiert und weiter<br />

entwickelt. Durch Differenzierung und vermehrte Individualisierung konnte in einer solchen<br />

Lerngruppe, wo Kreativität und Neugier der Lernenden nicht nur vorausgesetzt werden<br />

können, sondern die Triebfeder <strong>für</strong> das Lernen und die Aneignung von Wissen bilden, neben<br />

der Sachkompetenz auch die Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz gefördert werden.<br />

Im Sinne der Enrichment-Triade von Renzulli erfolgte eine Anreicherung des Lehrstoffs über<br />

den Lehrplan hinaus. Es sollte Schülern und Schülerinnen ermöglicht werden, Begegnungen<br />

64


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

und Erfahrungen mit Themen und Herausforderungen, die in dieser Tiefe und Breite im<br />

Unterricht nicht vorgesehen sind, zu erleben. Dabei wurden Interessen geweckt<br />

beziehungsweise entdeckt und dadurch wurden die Schüler/innen zu weiterem Lernen und<br />

Arbeiten im speziellen Bereich angeregt. Es sollten aber auch Interessen vertieft und gelebt<br />

werden. Das betraf sowohl Wissensvermittlung und Skill-Training, was <strong>für</strong> selbstständiges<br />

Forschen und Recherchieren unerlässlich ist, als auch die Vermittlung von metakognitivem<br />

Wissen. Dabei wurden das Selbstverständnis und die Kommunikationsfähigkeit verbessert<br />

und Teamfähigkeit entwickelt. Schüler und Schülerinnen versuchten sich individuell oder in<br />

Gruppen als Experten und Expertinnen an realen Problemstellungen und Aufgaben.<br />

Aktive Wissenskonstruktion in Eigenverantwortung schließt allerdings systematische<br />

Wissensvermittlung und instruktionale Unterstützung der Lernenden keineswegs aus - erst<br />

beides zusammen gewährleistet wirksame Lernprozesse. Nach Einschätzung und Erfahrung<br />

der Lehrerin hängt der notwendige Didaktisierungsgrad ganz wesentlich von der Lage der<br />

Wissensbasis und der intrinsischen Motivation der Lernenden ab.<br />

Einige Inhalte sollen hier exemplarisch aufgelistet werden:<br />

1. Auf den Spuren von Pythagoras<br />

2. Das Phänomen Wetter<br />

3. Geheimnisvolles und Interessantes rund<br />

um die Zahl π<br />

4. Bewegungen messen - darstellen -<br />

verstehen<br />

5. Überraschendes aus der Welt der<br />

Geometrie (Sehen - Vermuten -<br />

Erklären - Beweisen)<br />

6. Experimente helfen beim Verstehen<br />

von Elektrizität (Reale Experimente<br />

und Bildschirmexperimente)<br />

65<br />

Abbildung 1: Die Schnecke des Pythagoras<br />

Alle Schüler und Schülerinnen waren bereit neues Wissen in zunehmender<br />

Selbstverantwortung zu generieren. Nicht zu eng gestellte Fragen (vgl. Abbildung 2), die<br />

Freiräume <strong>für</strong> die Lernenden ließen und die diese über weite Phasen selbstständig<br />

bearbeiteten, bildeten Pfeiler des Unterrichts. Die Lernenden kooperierten miteinander,<br />

tauschten Fragen und Ideen aus und führten „wissenschaftliche Streitgespräche“. Einzel- und<br />

Partnerarbeit sowie die Arbeit im Plenum wechselten einander ab. Ziel- und<br />

situationsspezifisch wurden verschiedene Unterrichtsformen - sowohl traditionelle<br />

(Demonstrationsexperimente als Lernimpulse) als auch erweiterte Lernformen (vor allem<br />

Lernaufgaben) eingesetzt, so dass die Lehrerin verschiedene Rollen einnehmen konnte.


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Tauchexperiment<br />

Auf einer Waage steht ein mit Wasser gefüllter Glaszylinder. An einem Kraftmesser hängt<br />

ein Metallstück. Zunächst hängt das Metallstück außerhalb des Wassers. Dann wird es<br />

vollständig eingetaucht.<br />

(1) Erläutere, wie sich die Messwerte von Kraftmesser und<br />

Waage verändern.<br />

(2) Wie ändern sich die Messwerte, wenn du den Faden, an dem<br />

das Metallstück hängt, durchschneidest.<br />

(3) Erläutere, welche Überlegungen du bei der Lösung dieser<br />

Aufgabe angestellt hast!<br />

(4) Überlege, ob und wie die Versuchsergebnisse von der Dichte<br />

der Flüssigkeit abhängen?<br />

Hast du das Experiment auch durchgeführt? Hast du vorher eine Vermutung<br />

aufgestellt? Wenn ja, war diese richtig?<br />

Was hast du bei dieser Aufgabe gelernt?<br />

Abbildung 2: Beispiel <strong>für</strong> eine reichhaltige Aufgabenstellung<br />

Individualisierung durch den Einsatz digitaler Medien<br />

Vor dem Hintergrund eines sich wandelnden Begriffes von Lernen, Schule und Unterricht<br />

stellt die qualifizierte Nutzung der neuen Lehr- und Lernmedien als Werkzeuge zur<br />

Konstruktion von Wissen eine besondere Herausforderung dar. Der Schwerpunkt der<br />

Aufmerksamkeit hinsichtlich der Nutzung digitaler Medien und ICT-gestützten<br />

Lernumgebungen verlagert sich deutlich von der Technikebene auf die Gestaltungsebene bzw.<br />

die Ebene des didaktischen Designs. Bei der Frage nach der Wirksamkeit und dem Mehrwert<br />

der neuen Medien geht es aber nicht allein um das Design von Werkzeugen und Angeboten,<br />

sondern ebenso um deren intelligenten Gebrauch. Es geht um den Aufbau neuer<br />

Lerngewohnheiten und Einstellungen, insbesondere von Strategien und Fähigkeiten des<br />

eigenständigen Lernens und Verstehens, um das Anbieten eines Handlungsraumes, in dem<br />

sowohl individuelles Lernen auf eigenen Wegen wie auch kooperativer Dialog und Austausch<br />

möglich sind. Die Erweiterung des Lernraums durch digitale Medien führt zu einer Stärkung<br />

des konstruktivistischen Lernverständnisses und zu einer Individualisierung aber auch einer<br />

Vernetzung der Lernaktivitäten. Der digitale Lernraum fordert die konstruktive und selbst<br />

gesteuerte Eigenaktivität beim Wissenserwerb und Problemlösen heraus.<br />

Die Orientierung auf Begabungs- und Begabtenförderung bewirkte in meiner<br />

Unterrichtsarbeit seit vielen Jahren Überlegungen zur Innovation in Bereichen der<br />

Lernorganisation, der inhaltlichen Angebote und der Unterrichtsgestaltung. Da in der Schule<br />

schon seit einigen Jahren die technischen Voraussetzungen <strong>für</strong> die Verwendung einer<br />

elektronischen Lernplattform geschaffen wurden und die Untersuchung des Mehrwerts der<br />

neuen Medien einen persönlichen Forschungsschwerpunkt darstellt, sollten auch selbst<br />

gestaltete multimediale Lerneinheiten zum Einsatz kommen und auf ihre Lernwirksamkeit<br />

getestet werden.<br />

66


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Ich vertrete die Hypothese und habe diese bereits in mehreren Studien überprüft, dass<br />

multimediale Lernmedien besonders die interessierten und begabten Schüler/innen, d.h.<br />

solche, die proaktiv lernen können und wollen, fördern. In wohl dosierter Form sollte in den<br />

Kursen auch Englisch als Arbeitssprache eingesetzt werden. Eine besondere Zielgruppe waren<br />

Schüler/innen der 3. und 4. Klasse.<br />

Ich hatte im Rahmen des Einsatzes neuer Medien versucht auf Basis eines<br />

konstruktivistischen Lernmodells elektronische Lernumgebungen zu entwickeln und bin dabei<br />

von folgenden Thesen ausgegangen:<br />

Die Lehrenden spielen im Lernprozess nur mehr eine begleitende Rolle – das primäre<br />

Ziel muss es sein, die Kontrolle, aber auch die Verantwortung über den Lernprozess<br />

an die Lernenden zu übergeben.<br />

Der Einsatz des Computers in einer Lernumgebung kann durch das Ermöglichen von<br />

Interaktivität, durch das Aufzeigen vernetzter Strukturen und durch das Bereitstellen<br />

offener Plattformen unterstützende Strukturen <strong>für</strong> einen selbst gesteuerten Lernprozess<br />

bieten.<br />

Die Lernenden müssen mit konkreten Problemstellungen konfrontiert werden, die<br />

ihrer Erfahrungswelt entsprechen und mit denen sie sich identifizieren.<br />

Wo immer möglich sollte eine Situierung des Wissens an Beispielen aus der Lebenswelt bzw.<br />

dem zukünftigen Berufsfeld im Austausch mit anderen Lernenden stattfinden.<br />

Insgesamt erweitern die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien das<br />

didaktische Feld, indem sie zu erweiterten Formen der Textualität und Lesekompetenz, von<br />

Lernaktivitäten und Lernsteuerung, Kommunikation und Kooperation sowie von individueller<br />

Lernunterstützung und Lernbegleitung führen. Gelernt wird in der Regel in individuellem<br />

Tempo, raum-zeitlich unabhängig und auf eigenen Wegen mit Hilfe tutorieller Funktionen<br />

und durch Lehrende unterstützten, meist aufgabenbezogenen interaktiven Lernaktivitäten,<br />

häufig auch dialogisch oder kollaborativ mit anderen Lernenden. In anspruchsvolleren und<br />

aufwändigeren Settings erfolgen darüber hinaus ein adaptives lernförderliches Coaching,<br />

nicht nur <strong>für</strong> Lernschwache, sowie individualisierende Rückmeldungen über Lernfortschritte<br />

und Leistungsstand. Neben der Aufgaben- und Nutzungsqualität tritt also die tutorielle<br />

Betreuung als weitere Qualitätskomponente hinzu. Die Aufbereitung der Lerninhalte und die<br />

Gestaltung der Lernprozesse stellen die beiden kategorialen Aufgaben jeder didaktischen<br />

Planung dar.<br />

Beim Einsatz neuer Medien<br />

gehört neben einem<br />

überlegten Medieneinsatz die<br />

Bereitstellung eines<br />

inhaltlichen Lernangebots<br />

sowie sozialer Kontexte zu<br />

dessen betreuter individueller<br />

und kollaborativer<br />

Verarbeitung. Online –<br />

Lernen bedarf strukturierter<br />

und Adressatenbezogen<br />

formulierter inhaltlicher<br />

Angebote, die zu individueller Abbildung 3: Das Archimedische Prinzip - vom Experiment zum Verstehen<br />

geistiger<br />

herausfordern.<br />

Konstruktion<br />

67


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

In Verbindung zur inhaltlichen steht die Verbindlichkeit schaffende soziale Strukturierung des<br />

Lernraumes als zentrale Aufgabe. Die Erfahrung zeigt, dass mit den heute zur Verfügung<br />

stehenden technischen und kognitiven Werkzeugen und mit einem guten didaktischen<br />

Konzept qualitativ ansprechendes Online – Lernen möglich ist und <strong>für</strong> Lernende und<br />

Lehrende zu einem wahrnehmbaren Mehrwert führt. Lernende erleben neben einem Ausbau<br />

des Repertoires an Lernstrategien, Kommunikations- und Lernfertigkeiten und damit der<br />

persönlichen Lernkompetenz vor allem eine Individualisierung und Selbstregulation des<br />

Lernens unter verschiedenen Kriterien (Lernräume, Lernzeiten, Stoffabfolge, Lernwege,<br />

Lerntempo, Mikroziele, Unterstützung,…). Für die Lehrenden ergeben sich daraus<br />

verschiedene Herausforderungen und Möglichkeiten, vor allem in den Bereichen der<br />

individuellen Lernunterstützung und der Rückmeldung, die durch den Einsatz der neuen<br />

Medien aber besonders unterstützt werden.<br />

Nach meiner Beobachtung gewinnen durch den verstärkten Einsatz von Experimenten und<br />

neuen Technologien verstärkt heuristische und experimentelle Arbeitsweisen bei den<br />

Lernenden an Bedeutung. Die Auseinandersetzung mit begabten Schülern/innen macht es<br />

aber auch notwendig, die eigene Lehrerrolle neu zu überdenken und die Lernenden zum<br />

Experimentieren, Explorieren, Kommunizieren und Kooperieren durch entsprechend<br />

didaktisierte Lernmaterialien, die zusammen mit den Werkzeugen so genannte<br />

Lernumgebungen darstellen, herauszufordern, aber nicht zu über- oder vor allem zu<br />

unterfordern.<br />

Diese Lernumgebungen sind keine Instrumente der Wissensvermittlung, sondern sollen den<br />

Lernenden helfen, zunächst Fragen zu stellen, diese zu verstehen und die Problematik der<br />

Materie zu erfassen, bevor Antworten entdeckt werden können. Sie sollen also den Lernenden<br />

bei der Wissenskonstruktion helfen und Provokationen bieten, die zu einer vertieften<br />

Auseinandersetzung mit dem Thema führen, ihnen aber auch helfen, die individuellen<br />

Lernwege reflektierend wahrzunehmen und letztlich ein proaktive Lernende zu werden.<br />

Die Organisationsform sowie auch die Unterrichtsarbeit eines Förderkurses mit lernwilligen<br />

und überdurchschnittlich begabten Schülern erlauben es im Unterschied zur traditionellen<br />

Unterrichtssituation, wo im Allgemeinen versucht werden muss, den Ansprüchen eines/einer<br />

durchschnittlichen Lerners/Lernerin gerecht zu werden, durch Weckung der richtigen Fragen<br />

bei den Lernenden den individuellen Lernprozess in Gang zu setzen.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass es möglich sein sollte, vor allem auch mit Unterstützung von<br />

Experimenten und interaktiven Medien nicht nur die Lernfreude zu erhöhen, sondern auch<br />

nachhaltigeres Lernen zu initiieren, was bedeutet, dass das Gelernte besser behalten und<br />

angewendet werden kann, was letztlich zu einem qualitätsvolleren Lernen führt. Der Einsatz<br />

dieser Werkzeuge ist oft im Klassenverband nicht und vor allem nicht in dieser<br />

zielorientierten Form möglich.<br />

Besonders überraschend war die unkomplizierte Art und Weise, wie sich diese „Förderkurs-<br />

Schüler/innen“ im normalen Unterricht eingebracht haben. Die angesprochenen Schüler/innen<br />

haben nicht nur oft durch ihre Beiträge die Unterrichtsarbeit der Lehrerin ergänzt und<br />

bereichert, sondern durch ihre Präsenz und Beteiligung auf der Lernplattform auch bei vielen<br />

Schülern und Schülerinnen im Regelunterricht Neugierde und Interesse geweckt. Ihre Arbeit<br />

wurde von den meisten Mitschülern/innen sehr geschätzt, oft auch sogar bewundert. Für mich<br />

besonders erfreulich war die gelungene Integration des Förderkurses in den Regelunterricht<br />

und die Akzeptanz der begabten Schüler/innen. Zumindest in den Fächern Physik und AGM<br />

(angewandte Geometrie und Mathematik) konnte in einer Klasse eine veränderte Sichtweise<br />

in der Einstellung zum Lernen und vor allem zur Lernleistung festgestellt werden.<br />

Es wurde mit Lerntagebüchern gearbeitet, wo die Schüler/innen nicht nur fachliche Inhalte<br />

festhielten, sondern über ihre eigenen Lernprozesse und Lernfortschritte berichteten. Das gab<br />

68


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

mir Einblicke in individuelle Lerngeschichten und ermöglichte eine sehr spezifische<br />

Begleitung und Betreuung. Die Arbeit mit den Lerntagebüchern war zu Beginn nicht<br />

besonders beliebt. Mit der Zeit akzeptierten die Schüler/innen doch diese Methode und<br />

erkannten schließlich, dass sie vielleicht doch eine wertvolle Begleitmaßnahme zu<br />

ertragreichem Lernen ist.<br />

Meine Tätigkeit bei außerschulischen Förderprogrammen<br />

Ich war bisher bei sechzehn Sommerakademien (neun <strong>für</strong> die Oberstufe, sechs <strong>für</strong> die<br />

Mittelstufe und eine <strong>für</strong> die Volksschule) <strong>für</strong> hochbegabte Schüler und Schülerinnen am<br />

Semmering und einem Pull-Out-Kurs als Kursleiterin tätig. Dabei wurden verschiedene<br />

Themen aus den Fachbereichen Mathematik, Physik und Informatik <strong>für</strong> unterschiedliche<br />

Zielgruppen aufbereitet und bearbeitet.<br />

Abbildung 4: Von der Elektrolyse zum Magnetpendel - Chaotische Prozesse - Sommerakademie Oberstufe<br />

Beim Pull-Out-Kurs „Experimentelle Geometrie“ diente ein Skriptum, das die Schüler/innen<br />

schon in den Weihnachtsferien per Email erhielten und das sie durch den Kurs begleiten<br />

sollte, als Basis der Kursarbeit. Im Skriptum konnten die Schüler/innen eine Darstellung der<br />

Lerninhalte, sowie zahlreiche Verweise auf Internetseiten <strong>für</strong> eigene Forschungs- und<br />

Entdeckungsreisen finden. Der Kurs sollte Schüler/innen ansprechen, die an Geometrie<br />

interessiert sind und die Beweisideen berühmter Mathematiker nachvollziehen und verstehen<br />

wollten. Ausgewählte Forschungsfragen sollten die Schüler/innen zu eigenem Entdecken und<br />

experimentellem Explorieren mit dem Computer anregen.<br />

Am Kurs nahmen 13 Schüler und 5 Schülerinnen aus 8 AHS und 8 Hauptschulen in<br />

Niederösterreich teil. 15 Teilnehmer/innen waren Schüler/innen der 8. Schulstufe, 3<br />

Teilnehmer besuchten im Kursjahr die 3. Klasse einer AHS. Im Kurs wurden die frei<br />

verfügbare Software GEOGEBRA sowie das Tabellenkalkulationsprogramm EXCEL<br />

eingesetzt. 11 Schüler/innen brachten ihre eigenen Notebooks mit und so standen zusammen<br />

mit meinem privaten Notebook 12 Notebooks <strong>für</strong> die selbstständigen Lernphasen zur<br />

Verfügung.<br />

Der Tagesablauf gestaltete sich in der folgenden Weise: 7.00 Uhr Wecken, 7.30 Uhr<br />

Frühstück, 8.30 Uhr Unterrichtsbeginn, 10.00 - 10.30 Uhr Pause, 10.30 - 12.30 Uhr<br />

Unterricht; 12.30 - 14.00 Mittagspause, 14 -15.30 Unterricht, 15.30 - 16.00 Pause, 16.00 -<br />

18.00 Uhr Unterricht, 18.00 Abendessen, 19.00 - 20.30 Uhr Abendlerneinheit mit<br />

individuellen Schwerpunkten, 21.30 Uhr Bettruhe.<br />

69


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Besondere methodische Schwerpunkte des Kurses<br />

waren das selbst entdeckende Lernen, das<br />

Dokumentieren, Präsentieren und Reflektieren der<br />

Lernergebnisse und das Lernen in der Gruppe. So<br />

führten die Schüler/innen individuelle Lerntagebücher<br />

und stellten ihre Arbeit auf Plakaten dar.<br />

Die Schüler/innen wurden ermuntert in ihren Schulen<br />

über den Kurs zu berichten und ihre Ergebnisse und<br />

Erkenntnisse weiter zu geben.<br />

Abbildung 5: Eindrücke vom Pull-Out-Kurs „Experimentelle Geometrie“<br />

Kurs begleitend wurde auf http://www.edumoodle.at/scpressbaum eine Lernplattform<br />

eingerichtet, wo die Schüler/innen auch nach dem Kurs in Foren weiter diskutieren und<br />

kommunizieren konnten, wo sie Fragen an die Lehrerin richten konnten und wo sie in Wikis<br />

und Glossars in kollaborativer und kooperativer Arbeitsweise ihr Wissen darstellen konnten.<br />

Bei der Evaluierung des Kurses gaben die Schüler/innen an, dass die Lerninhalte zum größten<br />

Teil neu waren und dass sie vor allem das Arbeiten mit den Lernprogrammen von der Schule<br />

noch nicht kannten. Besonders beeindruckt waren die Schüler/innen von der Vielzahl der<br />

Beweismöglichkeiten <strong>für</strong> den Lehrsatz des Pythagoras und von den Algorithmen, die hinter<br />

der Berechnung der Zahl π oder der Bestimmung einer Wurzel liegen. Sehr zufrieden waren<br />

die Schüler/innen auch mit der Unterbringung und der Verpflegung und haben Wünsche <strong>für</strong><br />

weiterführende Kursthemen geäußert. Am Abend des letzten Kurstages fand vor der<br />

Überreichung der Zertifikate durch FI HR Dr. Seyr vom <strong>Landesschulrat</strong> <strong>für</strong> NÖ <strong>für</strong> die Eltern<br />

eine kurze Präsentation der erarbeiteten Lerninhalte der vergangenen vier Tage statt.<br />

70


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

7.2 Pullout-Kurs „Philosophieren mit Kindern:<br />

Schöpfungsmythen der Welt“<br />

Mai 2006 und Mai 2007, Krems<br />

Kursleiter: Dipl.Päd. HOL Helga Fischer, MSc, Dipl. Päd. VOL Petra Summer, MSc<br />

22 Kinder von nah und von fern,<br />

die lesen Geschichten und Mythen so gern.<br />

Deswegen kamen sie unlängst hierher,<br />

um zu erfahren noch viel mehr<br />

über die Schöpfung der Welt oder manch Fabelwesen,<br />

von dem sie schon gehört und gelesen.<br />

Hört nun daher unseren Kursbericht –<br />

ich hoffe, er langweilt euch nicht!<br />

Gearbeitet wurde ganz intensiv,<br />

denn diese Kinder sind ja besonders vif.<br />

Sie schrieben und diskutierten einzeln oder in der Gruppe<br />

so lang bis es gab zum Essen die Suppe.<br />

Vorbildlich war ihr Interesse und auch das Benehmen,<br />

niemand musste sich deswegen schämen.<br />

„Mens sana in corpore sano”, sagten schon die Lateiner.<br />

Diesen Satz übersetzen konnte zwar keiner.<br />

Er heißt soviel wie:<br />

Wer körperlich aktiv ist, bleibt auch geistig fit.<br />

Deswegen machten auch alle brav mit<br />

Beim Stadtspaziergang in der Innenstadt,<br />

der eine oder andere war zwar danach etwas matt,<br />

beim Naturlehrpfad am Reispenbach drüben in Stein<br />

zum Glück ging uns keines der Kinder ein.<br />

Sich selbst als Schöpfer zu erleben<br />

und der eigenen Phantasie Raum und Ausdruck zu geben<br />

beim Malen mit Acryl, beim Formen mit Ton<br />

erfuhren sie kreativer Anstrengung Lohn.<br />

Oder eine eigene Schöpfungsgeschichte verfassen,<br />

und die Gedanken frei fließen zu lassen.<br />

Kurz, die Tage vergingen wie im Flug,<br />

doch irgendwann hat man auch davon genug.<br />

Wir wünschen euch daher ein gutes Nachhausekommen,<br />

hoffentlich habt ihr viel mitgenommen<br />

von diesem Kurs <strong>für</strong> euer weiteres Leben –<br />

ihr habt jedenfalls euer Bestes gegeben!<br />

Danke an alle <strong>für</strong> die letzten Tage,<br />

<strong>für</strong> uns waren sie weder Mühe noch Plage,<br />

im Gegenteil, die Arbeit mit euch machte uns großen Spaß,<br />

und vielleicht seh`n wir uns mal wieder, das wär doch was!!<br />

71


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

8. „Talenteoffensive NÖ“<br />

Fachtagung Begabtenförderung in NÖ<br />

1. Oktober 2007 – Ein Rückblick<br />

Mit großem Interesse verfolgten die mehr als 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der<br />

Fachtagung die Ausführungen der Vortragenden. Folgende Personen gaben in Referaten einen<br />

Einblick über Ihre Arbeit bzw. über Entwicklungen und Tendenzen in der Begabtenförderung.<br />

8.1. Tagungsbericht und Zusammenfassung der Referate<br />

HR FI Dr. Bernhard Seyr, Referat <strong>für</strong> Begabtenförderung des LSR f. NÖ<br />

Im Kurzreferat ging es um die Entwicklung der<br />

Begabtenförderung in NÖ, von den Mathematik-,<br />

Physik-, Chemie- und Russisch-Olympiaden über<br />

die Begabtenförderung im Rahmen des NÖ<br />

Fremdsprachenwettbewerbs bis in zur gezielten<br />

<strong>Hochbegabtenförderung</strong>. Als wichtiger Meilenstein<br />

auf diesem Weg können die ECHA-Kurse in<br />

NÖ und die Sommerakademien <strong>für</strong> Hochbegabte<br />

am Semmering angesehen werden. Dabei wurde<br />

auch aufgezeigt, wie durch die Ausbildung von<br />

ECHA-Lehrerinnen und –Lehrern zuerst <strong>für</strong> die<br />

AHS, dann auch <strong>für</strong> die APS und BHS die Idee<br />

der Begabten- und <strong>Hochbegabtenförderung</strong><br />

verbreitet wurde. In der schulischen Praxis sind<br />

Fördermodelle wie Talentförderkurse, Drehtürmodell<br />

oder Ateliers und Kreativwerkstätten,<br />

außerhalb der Schulen die Sommerakademien<br />

oder Pullout-Kurse, die vom „Verein zur<br />

Förderung begabter und hochbegabter<br />

Schülerinnen und Schüler in NÖ“ gemeinsam mit<br />

dem LSR organisiert werden. Darüber hinaus<br />

wurde der signifikante Wandel in der (Hoch)Begabtenförderung aufgezeigt: Vom Anspruch<br />

der Förderung in eigenen Kursen bis hin zur Überzeugung, dass der überwiegende Anteil der<br />

Begabten- und <strong>Hochbegabtenförderung</strong> in den Schulen integrativ, als „individuelle Förderung“<br />

stattfinden muss. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Zielgruppe keineswegs nur die 2 – 5<br />

% der Hochbegabten eines Jahrgangs im engeren Sinn umfasst, sondern eine viel größere<br />

Gruppe von begabten, interessierten, motivierten, leistungsfähigen und leistungswilligen<br />

Kindern und Jugendlichen (nach Auskunft von Experten bis zu 25 %), die es zu fordern und zu<br />

fördern gilt.<br />

72


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

LSI RegR Ing. Leopold Rötzer in Vertretung des Amtsf. Präsidenten HR Hermann Helm<br />

Namens der Chefetage des „Unternehmens Schule NÖ“<br />

begrüßte LSI Rötzer alle Anwesenden und überbrachte auch<br />

die Grüße des Amtsführenden Präsidenten. Er gab in seinen<br />

Ausführungen Antworten auf folgende Fragen :<br />

Was bedeutet Hochbegabung?<br />

Welche Herausforderung entstehen dabei <strong>für</strong> Schule,<br />

Kindergarten und Eltern?<br />

Was bedeutet subjektive Förderung und Herausforderung?<br />

Was bedeutet Individualisierung?<br />

Was bedeutet ECHA, HR Seyr und sein inzwischen großes,<br />

großartiges Team?<br />

Was gibt es im Zusammenhang damit – <strong>aktuell</strong> - in unserem<br />

Unternehmen noch?<br />

Ausgehend von den gängigen Modellen der Hochbegabungsforschung von Mönks, Heller,<br />

Sternberg und Gardner wies LSI Rötzer auf die enorme Wichtigkeit der Umwelt hin:<br />

Hochbegabung könne sich nur dann entwickeln und realisieren, wenn das hochbegabte Kind<br />

eine unterstützende Umwelt habe und es fördernde, nicht kognitive Persönlichkeitsmerkmale<br />

(wie z.B. Leistungsmotivation, Anstrengungsbereitschaft, Stressbewältigungskompetenz und<br />

andere) besitze. Es gebt nicht d i e Hochbegabung und d a s hochbegabte Kind an sich,<br />

sondern jeder Begabte sei einzigartig. Somit gebe es auch nicht d e n Königsweg zur<br />

Förderung von begabten Schüler/Innen.<br />

Es gelte, den <strong>für</strong> jeden einzelnen Begabten adäquaten Förderweg zu finden unter<br />

Berücksichtigung der Persönlichkeitsentwicklung, so wie auch bei schwach begabten<br />

Kindern in der Pädagogik schon lange der Weg der Differenzierung und<br />

Individualisierung proklamiert werde.<br />

Die Herausforderungen <strong>für</strong> Eltern, Kindergarten und Schule bestünde darin, den Eltern dieser<br />

Kinder folgende Grundsätze immer wieder zu vermitteln:<br />

• Nehmen Sie die Hochbegabung Ihres Kindes an, akzeptieren Sie sein Anders-Sein.<br />

• Vergessen Sie nicht, dass bei ihm geistige Entwicklung und emotionale Reife<br />

selten miteinander Schritt halten.<br />

• Erwarten Sie kein Verhalten, dass seiner "vorauseilenden" Intelligenz entspricht,<br />

sondern ein altersgerechtes Verhalten.<br />

Unterstützung sei gefragt, gegen den<br />

• Mythos der homogenen Lerngruppe und gegen den<br />

• Mythos von objektiver Gerechtigkeit im Umgang mit subjektiven Menschen.<br />

„Nicht ist ungerechter als ungleiche Menschen gleich zu behandeln.“<br />

Mit der Forderung nach individualisierender Bildung und Erziehung werde eine bedeutsame<br />

pädagogische Aufgabe zum Ausdruck gebracht. Frage man, was genauer darunter zu<br />

verstehen sei, erhalte man zumeist etwa die folgenden Antworten:<br />

• nicht von allen dasselbe verlangen und individuelles Lerntempo ermöglichen<br />

• in Kleingruppen und mit einzelnen Schülern üben<br />

• individuelle Interessen aufgreifen und im Unterricht berücksichtigen<br />

• bei der Notengebung auf die Begabung des Schülers Rücksicht nehmen<br />

• Mitbestimmungsrecht der Schüler bei der Wahl von Stoffen und Lehrmitteln<br />

• Ergänzung der Notenzeugnisse durch ausführliche schriftliche Berichte<br />

73


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Entscheidend sei, dass dem didaktischen Begriff "Individualisieren" nicht bloß der Begriff<br />

"Individuum", sondern der wesentlich komplexere Begriff "Individualität" zugrunde gelegt<br />

werde. Individualisieren ziele nicht auf Vereinzelung, sondern bedeute Berücksichtigung und<br />

Pflege der Individualität. Individualisieren heiße: dem Einzelnen hinsichtlich seiner Eigenart<br />

gerecht zu werden.<br />

Dazu zitierte LSI Rötzerabschließend einen Satz Pestalozzis:<br />

"Unser Geschlecht bildet sich wesentlich nur von Angesicht zu Angesicht, nur von Herz zu<br />

Herz menschlich. Es bildet sich wesentlich nur in engen, kleinen, sich allmählich in Anmut<br />

und Liebe, in Sicherheit und Treue ausdehnenden Kreisen also. Die Bildung zur<br />

Menschlichkeit, die Menschenbildung, und alle ihre Mittel sind in ihrem Ursprung und in<br />

ihrem Wesen ewig die Sache des Individuums und solcher Einrichtungen, die sich eng und<br />

nahe an dasselbe, an sein Herz und an seinen Geist anschließen. Sie sind ewig nie die Sache<br />

der Menschenhaufen." (PSW 24A, 19)<br />

Prof. Dr. Albert Ziegler, Universität Ulm<br />

Thema diese Referates war die „Lernförderung von Begabten unter besonderer<br />

Berücksichtigung selbstregulierten Lernens“. Begabtenförderung sei über Jahrzehnte<br />

hinweg in einem Dilemma gesteckt: Zahlreiche Studien hätten belegt, dass allein<br />

individualisierte Förderung substantielle Lernfortschritte ermögliche. Doch der<br />

wünschenswerte und notwendige Individualisierungsgrad war im traditionellen Schulsystem<br />

kaum zu erzielen<br />

Die in den letzten Jahren gestiegenen<br />

Leistungserwartungen an Schüler und ein<br />

gewandeltes Verständnis von Lernen eröffneten<br />

jedoch eine neue Forschungsperspektive, die<br />

insbesondere auf eine größere Selbständigkeit der<br />

Lernenden setze. In der Tat sei selbstständiges<br />

Lernen spätestens auf den weiterführenden Schulen<br />

unabdingbar:<br />

Lernende stellen dabei ihren Lernstand, ihre Stärken<br />

und Schwächen fest und setzen sich selbst geeignete<br />

Lernziele. Sie wählen passende Lernstrategien und<br />

beobachten sich während des Lernens Dadurch<br />

können sie ihren persönlichen Lernstil finden, immer<br />

weiter anpassen und verbessern. Dieses<br />

Fähigkeitsbündel wird als selbstreguliertes Lernen<br />

bezeichnet.<br />

Im Vortrag wurde weiters aufgezeigt, wie durch dieses selbstregulierte Lernen der<br />

notwendige Individualisierungsgrad der Begabtenförderung gesichert werden könne. Es<br />

wurde auch ein Überblick gegeben, wie Eltern und Lehrkräfte begabten Schülern dazu<br />

verhelfen können, zu kompetenten Managern des eigenen Lernens zu werden.<br />

Am Beispiel der Leseerziehung machte Prof. Ziegler die große Vorbildwirkung von Eltern<br />

und Erziehern deutlich: Es gebe einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der<br />

(gelesenen) Bücher zuhause und der Leseleistung eines Kindes. Eine Erziehung gegen das<br />

Elternhaus sei äußerst schwer, und wenn es nicht gelinge, eine gute Kooperation mit den<br />

Eltern zu haben, sei vieles zum Scheitern verurteilt.<br />

74


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Ein Umdenken sei notwendig, sodass Kindheit nicht länger als die „Zeit des Spiels“,<br />

sondern vielmehr als die „Zeit des Lernens“ angesehen werden solle. Begabungen bzw.<br />

Intelligenz seien nicht stabil, sondern trainierbar (dies widerspreche der in Europa<br />

vorherrschenden „Entitätssichtweise“, bei der man angeblich nichts tun könne, um<br />

Begabungen zu steigern). Durch Training könne Leistung deutlich gesteigert, Lernverhalten<br />

verbessert und Zuwächse in der Selbstwirksamkeit erzielt werden.<br />

Ubergeordnete Traininsprinzipien seien dabei das Sichtbarmachen von Lernfortschritten,<br />

die Schaffung von erkennbaren Zusammenhängen zwischen Lernen und Lernergebnis und<br />

das Bemühen, Lernerfolge <strong>für</strong> alle erreichbar zu machen.<br />

Die effektivste Fördermethode nannte Prof. Ziegler das Mentoring, was zahlreiche Studien<br />

belegen würden („nach einem halben Jahr Individualunterricht liegen durchschnittlich<br />

begabte Kinder in ihren Lernleistungen bei den oberen 2 %“). Das bedeute also, dass Fleiß<br />

und Lernen wichtige Faktoren seien, um Begabungen nach oben hin zu verändern: „Je mehr<br />

man lernt, desto mehr wird man lernen können!“ Dies sei die „Instrumentelle Sichtweise“,<br />

bei der Fehler okay seien – „so lernen Menschen eben“ – und Lernprobleme gemeinsam<br />

angegangen würden. Der so genannte „Matthäus-Effekt“ (aus der Bibel: „Wer hat, dem<br />

wird gegeben“, sei dabei zu beobachten: Wenn man sich in irgendeinem Gebiet schon<br />

auskennt, dann versteht man auch neue Informationen dazu viel besser.<br />

Eigenschaftszuweisungen wie „Du bist hochbegabt“ sollten vermieden, sondern vielmehr<br />

Formulierungen gewählt werden, die auf Lernprozesse und Lernzuwächse abzielten ( z. B.<br />

„Du lernst geschickt!“).<br />

Drei Paradigmenwechsel seien nach Prof. Ziegler also notwendig:<br />

1. Hochbegabte findet man nicht, man schafft sie!<br />

2. Ausgezeichnete Leistungen bedürfen eines hohen Lerneinsatzes!<br />

3. Im Fokus steht nicht mehr die Hochbegabung, sondern das ganze Lernumfeld!<br />

Dr. Martin Peter, Projektleiter Begabtenakademie NÖ<br />

Dr. Peter berichtete über die Neue Initiative „Begabtenakademie<br />

Niederösterreich“.<br />

Die Begabtenakademie NÖ möchte begabte junge Menschen<br />

- finden<br />

- fördern und<br />

- unterstützen,<br />

damit sie ihre Talente auch außerschulisch entwickeln und<br />

umsetzen können.<br />

Nähere Informationen über die Begabtenakademie NÖ dazu<br />

finden sich unter der Homepageadresse<br />

www.begabtenakademie-noe.at<br />

Die Grafik auf der nächsten Seite soll diese Ziele anschaulich verdeutlichen:<br />

75


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Beratung und Information von<br />

- Eltern<br />

- pädagogischen<br />

Fachkräften<br />

durch ECHA-LehrerInnen<br />

Entdecken von Begabten<br />

diffenziert nach<br />

- Vorschulalter<br />

- Primarstufe<br />

- Sekundarstufestufe I<br />

- Sekundarstufe II (AHS,BHMS, BS)<br />

Durch<br />

- LehrerInnen, die ergänzend durch<br />

„BezirkskoordinatorInnen“ geschult werden<br />

- speziell geschulte PsychologInnen, wobei auch<br />

Underachievement berücksichtigt wird<br />

76<br />

Neue Maßnahmen zur<br />

Begabtenförderung<br />

durchführen und bestehende<br />

Maßnahmen unterstützen<br />

- Talenteförderveranstaltungen<br />

in den Regionen<br />

- Sommerakademien <strong>für</strong><br />

VS,HS/AHS, Oberstufe<br />

AHS/BHS mit Angeboten aus<br />

den Gebieten Literatur,<br />

Theater, Sprachen,<br />

Naturwissenschaften,<br />

Philosophie<br />

- „Olympiaden“<br />

- Grundlagenarbeit - Koordination<br />

- Administration - Öffentlichkeitsarbeit


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Landesrat Mag. Wolfgang Sobotka als Vertreter der NÖ Landesregierung stellte die<br />

Bedeutung der Begabtenförderung aus der Sicht des Landes Niederösterreich dar und wies<br />

auf deren große gesellschaftliche Bedeutung im Hinblick auf Spitzenleistungen in Wirtschaft,<br />

Kultur, Wissenschaft und Forschung hin.<br />

In Kurzstatements wurden anschließend die Angebote der Pädagogischen Hochschulen<br />

vorgestellt.<br />

Mag. Erwin Breiteneder, MSc, und Mag. Wolfgang<br />

Huber präsentierten dabei das Kompetenzzentrum<br />

(KompeZ) der KPHs Krems und Wien-Strebersdorf<br />

als klassische Schnittstelle in der Kommunikation des<br />

Themenbereiches „Begabungen“ nach innen und<br />

außen und als interdisziplinäres, strategisches<br />

Zentrum, das in die Bereiche Ausbildung, Fort- und<br />

Weiterbildung und Beratung und Forschung der KPH<br />

wirke, indem es Vernetzungen und Kooperationen zu<br />

ministeriellen Stellen, Schulen in den Regionen,<br />

anderen pädagogischen Hochschulen und zu<br />

nationalen und internationalen Partnern pflege.<br />

Die Begabungsförderung sei in den Curricula der Bachelorstudien verankert,<br />

Ausbildungsmodule beinhalteten die Begabungs- und Kreativitätsförderung von frühester<br />

Kindheit bis zum Jugendalter, die Förderdiagnostik zur Begabungsförderung und Lern- und<br />

Entwicklungshemmnisse. Den Bereich der Weiterbildung würden Angebote von<br />

themenspezifischen Seminaren, Schulinternen Fortbildungsveranstaltungen,<br />

Weiterbildungsmodulen und (Hochschul)Lehrgängen umfassen (z. B. ECHA KIGA-<br />

Zertifikatslehrgang 06/07 „Specialist for Pre-School Gifted Education“ oder „LRS-<br />

Befähigung zur Betreuung lese- und rechtschreibschwacher Kinder“).<br />

Ein inhaltlicher Schwerpunkt sei außerdem die Zusammenführung bereits etablierter<br />

Strukturen mit Schwerpunktsetzung Zentrum <strong>für</strong> Begabtenförderung in Strebersdorf und<br />

TIBI-Thomasianum, Institut <strong>für</strong> Begabtenförderung und Begabungsforschung in Wien 1.<br />

77


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Mag. Dr. Petra Gössinger von der PH Baden berichtete, dass in<br />

allen Studiengängen der Erstausbildung Individualisierung und<br />

Differenzierung sowie der schul- und unterrichts-relevante Umgang<br />

mit Heterogenität als durchgängiges Prinzip verankert seien. Im 3.<br />

und 4. Semester werde in spezifischen Modulen – unter den<br />

Thematiken Heterogenität und Differenzierung zusammengefasst –<br />

besonderes Augenmerk auf Fördermöglichkeiten hochbegabter<br />

Schüler/innen gelegt. Vermittelt würden zum einen<br />

Prozessvariablen der Unterrichtsentwicklung, zum anderen<br />

geeignete didaktische Modelle, um Unterricht <strong>für</strong> heterogene<br />

Lerngruppen zu gestalten, zu reflektieren und zu analysieren.<br />

Den Bedürfnissen von Kindern in heterogenen Lerngruppen müssten durch neue Methoden<br />

der Leistungsbewertung Rechnung getragen werden. In einem eigenen Modul zur<br />

Nahtstellenproblematik werde auf die besondere Situation hochbegabter Schüler/innen beim<br />

Schulwechsel eingegangen und auch im Bereich der Wahlpflichtmodule würden<br />

„hochbegabtenspezifische“ Angebote gestellt.<br />

Mag. Linda Huber stellte das özbf vor, das als das<br />

Österreichische Zentrum <strong>für</strong> Begabtenförderung und<br />

Begabungsforschung 1999 gegründet wurde und als Verein<br />

organisiert ist, der finanziell vom bm:ukk und bmwf getragen<br />

wird.<br />

Als nationales Zentrum versteht es sich als Impulsgeber <strong>für</strong><br />

innovative Maßnahmen der Begabungs- und Begabtenförderung<br />

und als Informationsplattform. Die Unterstützung der<br />

Schulentwicklung im Hinblick auf eine begabungs- und<br />

begabtenfördernde Lernkultur ist dabei zentrales Anliegen. Ein<br />

weiteres Ziel in der Weiterentwicklung der Begabtenförderung<br />

besteht in der Vernetzung bestehender Aktivitäten, Initiativen<br />

und Institutionen auf nationaler und internationaler Ebene, die<br />

wertvolle Anregungen liefern - dem özbf wird die Rolle als<br />

Drehscheibe internationaler Kooperation zuerkannt. Weitere<br />

Arbeitsbereiche liegen in der Begabungsdiagnostik und in der<br />

Beratung von Eltern, Kindern und Lehrer/innen.<br />

78


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Dipl. Päd. VOL Petra Summer, MSc, stellte die<br />

einzelnen Aufgabenbereiche des Referats <strong>für</strong><br />

Begabtenförderung und die Funktion des „Vereins<br />

zur Förderung (hoch)begabter Schülerinnen und<br />

Schüler in NÖ“ vor. Er wurde mit dem Ziel<br />

gegründet, die zunehmenden Aktivitäten auf dem<br />

Gebiet der Begabtenförderung in Niederösterreich<br />

besser koordinieren und betreuen zu können und<br />

versteht sich als Koordinationsstelle <strong>für</strong> die<br />

finanzielle Abwicklung der vielfältigen Angebote<br />

wie Sommerakademien, Pullout-Kurse und<br />

ECHA-Ausbildungslehrgänge und als Ansprechpartner<br />

<strong>für</strong> sämtliche Anliegen der<br />

Begabtenförderung in NÖ.<br />

Die Funktion des Obmannes hat HR Adolf Stricker, ehemaliger Amtsführender Präsident des<br />

LSR f. NÖ, inne, seine Stellvertreter sind HR FI Dr. Bernhard Seyr, Leiter des Referats <strong>für</strong><br />

Begabtenförderung im LSR, und LSR-Direktor HR Mag. Friedrich Koprax. Dem Verein<br />

gehören zahlreiche Mitglieder aus der Schulaufsicht, einzelnen Schulen, dem Landesverband<br />

der Elternvereine und der Lehrerfort- und –weiterbildung an, denen konkrete Aufgaben in<br />

Organisation und Öffentlichkeitsarbeit übertragen wurden.<br />

79


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

8.2. „Best Practice“- Modelle zur Begabtenförderung (Lernkarussell)<br />

Form A: 11 Präsentationen zu je 25 Min mit Diskussionsmöglichkeit<br />

1. HOL Gabriele ERBER, HS Groß-Weikersdorf<br />

Thema: „Die Sommerakademien <strong>für</strong> VS und HS/AHS Unterstufe in NÖ:<br />

Von der Planung bis zur Schlusspräsentation“<br />

Jedes Jahr finden am Semmering Sommerakademien statt, die vom Verein <strong>für</strong> begabte<br />

und hochbegabte Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit dem <strong>Landesschulrat</strong> <strong>für</strong><br />

NÖ veranstaltet werden. Die Powerpoint-Präsentation stellte die beiden<br />

Sommerakademien <strong>für</strong> VS und HS/AHS-Unterstufe von der Ausschreibung über<br />

Inhalte, Organisation und Durchführung bis hin zur Abschluss-Präsentation vor. Es<br />

wurde ein Einblick in die tägliche Kursarbeit, den Tagesablauf und die Ziele der<br />

Sommerakademien gegeben.<br />

2. Mag. Angelika GAUSTERER-WÖHRER, K. M. Hofbauer G Katzelsdorf<br />

Thema: „<strong>Hochbegabtenförderung</strong> im Fachbereich Naturwissenschaft bei den<br />

Sommerakademien“<br />

Die Biologiekurse der letzten neun Jahre bei den Sommerakademien <strong>für</strong> Hochbegabte<br />

am Semmering wurden überblicksmäßig vorgestellt: Anhand von ausgewählten<br />

Beispielen wurde <strong>Hochbegabtenförderung</strong> bei den Volksschul- und den<br />

Unterstufensommerakademien präsentiert. Den Schwerpunkt bildeten die Biologie-<br />

bzw. Biologie/Chemiekurse der internationalen Oberstufensommerakademien.<br />

3. VL Eva HASLINGER, VS Langenlois<br />

Thema: „Mathematik kreativ und andere Enrichment – Projekte (D, SU) an der<br />

VS Langenlois“<br />

Das Begabungsförderungs-Konzept der<br />

Volksschule Langenlois wurde durch die<br />

verschiedenen Aktivitäten die an dieser Schule<br />

stattfinden, vorgestellt. Die unterschiedlichen<br />

Förderbereiche (Mathematik, Deutsch/<br />

Sachunterricht, kreatives Gestalten, EDV,…)<br />

wurden näher erläutert und das dahinter stehende<br />

theoretische Konzept erklärt (Drehtürmodell,<br />

Enrichment). Die praktische Umsetzung wurde<br />

mit Hilfe von Unterrichtsbeispielen aufgezeigt<br />

und brauchbare Literatur und Materialien <strong>für</strong> die<br />

Arbeit mit begabten Kindern vorgestellt.<br />

80


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

4. Mag. Gerlinde HEIL, Verein Sciencepool, und VD Helga FENKART,<br />

VS Biedermannsdorf<br />

Thema: „Der Sciencepool – Vernetzte Naturwissenschaften und Kreative<br />

Mathematik“<br />

Der Sciencepool bietet an VS und Mittelstufen Projekte zu vernetzten<br />

Naturwissenschaften und kreativer Mathematik. Dabei stehen soziale Interaktion, eine<br />

stark haptische Komponente und der „Unterricht mit Augenzwinkern“ im<br />

Vordergrund. Anhand des Beispiels einer „Sciencenight“ an der VS Biedermannsdorf<br />

wurden die Möglichkeiten verschiedener Aktionslinien und die Entwicklung der Basis<br />

zum „Selberforschen“ bei Volksschülern vorgestellt. Daneben boten die <strong>für</strong> 2007/08<br />

entwickelten „Science in Action“-Projekte an NÖ KMS Einblick in die Arbeit an<br />

Mittelstufen.<br />

5. HOL Ingeborg KIRCHWEGER, HS Ertl<br />

Thema: „Förderungsmöglichkeiten in Mathematik <strong>für</strong> Begabte in der<br />

Hauptschule“<br />

Anhand von 7 Stundenplanungen wurden Möglichkeiten aufgezeigt, wie man im<br />

Mathematikunterricht auf verschiedenen Niveaus Denken praktiziert. Dabei ist das<br />

„Tüfteln“ und „sich in etwas verbeißen“ genauso erwünscht wie im Team arbeiten und<br />

sich gegenseitig helfen.<br />

6. Mag. Monika KOLOVOS, G Perchtoldsdorf<br />

Thema: „Darstellendes Spiel als Enrichment-Methode im fremdsprachlichen<br />

Unterricht“<br />

Anhand einer Videopräsentation und einem Thesenpapier wurde veranschaulicht, wie<br />

das darstellende Spiel als Enrichment-Programm <strong>für</strong> besonders interessierte und<br />

begabte Schüler im Fremdsprachenunterricht vielfältige Bereicherung bringt:<br />

Motivation wird sowohl intrinsisch als auch extrinsisch gefördert, soziale Kompetenz<br />

und Kreativität sind in hohem Ausmaß angesprochen. Das Lernen erfolgt gleichzeitig<br />

auf kognitiver, physischer und emotionaler Ebene.<br />

7. Mag. Juliana MISTLBACHER , Stiftsgymnasium Melk<br />

Thema: „Prinzipien und Möglichkeiten einer begabtenfreundlichen Schule“<br />

Die Begabtenförderung stützt sich auf das in der Regula Benedicti dargelegte<br />

Menschenbild - dem gemäß umfasst Begabtenförderung am Stiftsgymnasium<br />

mehrere Maßnahmen, um den verschiedenen Persönlichkeiten, introvertierten und<br />

extravertierten, hochkreativen, fleißigen und bequemen etc. Schülern ein attraktives<br />

Maß an Förder- und Betätigungsmöglichkeiten anzubieten: Drehtürmodell,<br />

schulinterne Pullout-Kurse, Talentförderkurse in Form von unverbindlichen Übungen,<br />

Projekte (jahrgangs- und fächerübergreifend), differenzierter Unterricht.<br />

8. VL Marion-Linda PATERNOSTRO, VS Groß-Enzersdorf<br />

Thema: „Modell „Montessori –Mehrstufenklasse“<br />

Das Schulmodell Mehrstufenklasse wurde präsentiert: Wie sieht ein Schulalltag aus<br />

der Sicht des Kindes/des Lehrers aus: Unterricht großteils offen/ Reformpädagogik<br />

(Montessori) – Lehrer oder Moderator/Begleiter?, altershomogener (nicht<br />

leistungshomogener!) Unterricht nach Schulstufen im Vergleich zu individuellen<br />

Lehrplänen unter besonderer Berücksichtigung von Hochbegabung, Formen der<br />

Leistungsbeurteilung (Pensenbuch), die rechtliche Situation in NÖ, Diskussion.<br />

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HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

9. VOL Petra SUMMER, MSc, VS Daniel Gran I, St. Pölten und LSR f. NÖ<br />

Thema: „Philosophieren mit Kindern als Weg der Persönlichkeitsentwicklung<br />

von Begabten”<br />

Hochbegabte haben eine bemerkenswerte Affinität zum Philosophieren, nicht zur<br />

Philosophie. Philosophieren als gemeinsames und eigenständiges Denken (Fragen<br />

stellen und Antworten denken) fördert die Ich-Entwicklung und die<br />

Selbstvergewisserung im Denken. Anhand von zwei praktischen Beispielen (Pullout-<br />

Kurs: “Schöpfungsmythen” <strong>für</strong> Kinder der 1. und 2. Kl. AHS und HS ” und Talent-<br />

und Interessensförderkurs “Philosophieren” an der Daniel Gran VS I ) wurden<br />

wichtige Aspekte der Thematik aufgezeigt.<br />

10. Dr. Mag. Hildegard URBAN-WOLDRON, G Sacre Coeur Pressbaum<br />

Thema: „Begabungen in und außerhalb der Schule fördern“<br />

Die Referentin berichtete über ihre Erfahrungen mit integrativer Förderung besonders<br />

begabter und interessierter Schüler und Schülerinnen im Klassenunterricht durch<br />

Binnendifferenzierung, mit Enrichment und Individualisierung, mit<br />

Talentförderkursen an der Schule, mit Sommerakademien und Pull-Out-Kursen. Eine<br />

besondere Berücksichtigung fand der Einsatz neuer Medien beim Lehren und Lernen,<br />

was am Beispiel des Pull-Out-Kurses „Experimentelle Geometrie“ präsentiert wurde.<br />

11. Mag. Ulrike ZAHLNER, VS Walpersdorf<br />

Thema: „Hochbegabtenberatung: Fördermodell <strong>für</strong> hochbegabte Kinder und die<br />

Beratung von Eltern“<br />

Möglichkeiten zur Hilfe und Unterstützung von Schülern, Eltern und Lehrern im<br />

Hinblick auf Diagnostik, Beratung und Fördermaßnahmen (typische Beratungsanlässe,<br />

Kompetenzen von Beratungskräften, Interventionen bei Problemen,...) wurden<br />

vorgestellt und Erfahrungen im Pilotprojekt des Bezirkes Wr. Neustadt-Land zur<br />

Erstellung von Förderkonzepten in der <strong>Hochbegabtenförderung</strong> wurden angesprochen<br />

Außerdem fand eine Präsentation der Erfahrungen und Ergebnisse der<br />

Beratungsarbeit, bei der Lehrerinnen und Lehrer wissenschaftlich fundierte und<br />

evaluierte Instrumente und Methoden in die Hand bekommen, statt.<br />

Form B: 12 Präsentationen am Tisch<br />

1. Mag. Edith FRAGNER, G Perchtoldsdorf<br />

Thema: „Schreibwerkstatt - Förderung begabter Schüler/innen auf dem Gebiet<br />

des kreativen Schreibens“<br />

Schwerpunkte des Projekts Schreibwerkstatt wurden erläutert:<br />

Musik und Bild als Schreibanlass, Weiterschreiben bzw. Variieren literarischer<br />

Vorgaben, Schreiben ausgehend von Dingimpulsen (z.B. Stein), Gestaltung eines so<br />

genannten "Sinnkalenders", Verfassen eines Kriminalhörspiels und eines<br />

Kinderhörbuchs <strong>für</strong> Volksschulkinder, Lesungen von in der Schreibwerkstatt<br />

verfassten Texten in Volksschulen mit anschließendem Gespräch über das<br />

Vorgelesene.<br />

2. Mag. Sonja GABRIEL,M.A.; HAK/HAS Laa/Thaya<br />

Thema: „Fordern und Fördern im Drehtürmodell der HAK ohne<br />

(Fächer)Grenzen“<br />

Im Rahmen des Drehtürmodells führten die Schüler/innen im Laufe des Schuljahres<br />

eigenständig Projekte durch, deren Thema und Betreuer sie selbst wählen und<br />

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HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

präsentieren die Ergebnisse am Ende des Schuljahres. Diese Projektarbeiten sind in<br />

allen Fächern und auch fächerübergreifend möglich.<br />

3. Projektleiter Thomas LECHNER, Landesakademie NÖ<br />

Thema: „Landesakademie NÖ: Top Talente Check, Top-Schule“<br />

Vorstellung einiger Top-Angebote der Landesakademie NÖ:<br />

Top Talente Check: dieser Begabungstest richtet sich an Schüler/innen der 8.<br />

Schulstufe als Orientierungshilfe <strong>für</strong> den weiteren Bildungsweg.<br />

Wettbewerb Top Schule: Niederösterreichs Schulen und ihre großartigen Projekte<br />

wurden auch in diesem Schuljahr wieder vor den Vorhang gebeten, damit die<br />

Öffentlichkeit über ihre Leistungen Bescheid weiß und die Schulen verdiente<br />

Anerkennung ernten.<br />

4. VL Christina KNOUREK-SPERINGER, VS II Tulln<br />

Thema: „Rechenwerkstatt in der VS”<br />

Die mathematische Hochbegabung war Inhalt dieser Präsentation: Merkmale,<br />

Erkennung von mathematisch begabten Kindern, die logisch-mathematische<br />

Intelligenz nach Gardner, Fördermöglichkeit anhand des Drehtürmodells nach Joseph<br />

Renzulli, Beschreibung des Modells.<br />

Praxisteil: Durchführung in der Praxis Teilnehmer, Auswahl der Themen: z. B.:<br />

Geheimzahlen, Kryptogramme, Experimentieren mit dem Lineal und dem Zirkel,<br />

Primzahlen (Das Sieb des Eratosthenes), Das Geheimnis der Fibonacci-Zahlen,<br />

Zauberbuchstaben, Magische Quadrate, Knobelaufgaben.<br />

5. HOL Hedwig KRTEK, HS Stift Zwettl<br />

Thema: „Laufen – Bauen – Denken: Begabtenförderung in Mathematik <strong>für</strong> HS<br />

In den acht Nachmittagskursen, die <strong>für</strong> die Schülerinnen und Schüler der zweiten<br />

Klassen der Kreativ- und Musikhauptschule Stift Zwettl angeboten wurden, wurden<br />

zirka vierzig Mathematikbeispiele in die Intelligenz- und Kompetenzbereiche<br />

einzugliedern versucht, wobei auch aufgezeigt wurde, was genau gefördert wurde und<br />

welche Verknüpfungen sich <strong>für</strong> die einzelnen mathematischen Kompetenzen ergaben.<br />

6. VOL Marianne JECEL, VS Böheimkirchen<br />

Thema: „Interessens- und Begabungsförderung als<br />

Unverbindliche Übung“<br />

Praktische Beispiele aus der Unterrichtsarbeit zu<br />

speziellen Themen wie etwa: „Wie kann man Klebstoff<br />

selbst herstellen?“ oder „Warum stürzen Kuppeln und<br />

Gewölbe nicht ein?“ wurden gezeigt: An Hand von Fotos<br />

wurde beispielsweise demonstriert, wie Schüler/innen<br />

mit selbstgefertigten Tonziegeln ein Tonnengewölbe und<br />

mit Bananenkartons eine Kuppel bauten und dabei<br />

wichtige Erfahrungen zur Stabilität machen konnten.<br />

7. VL Sabine OFNER, VS Ternitz, Kreuzäckergasse<br />

Thema: „Checkliste VEC zur Erfassung von Neugier im Vorschulalter“<br />

Im Rahmen der Diplomarbeit zur ECHA – Lehrerin wurde eine Checkliste <strong>für</strong><br />

Vorschulerzieher/innen erstellt, die beim Einschätzen des Neugierverhaltens von<br />

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HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Vorschulkindern hilfreich sein soll. Diese Arbeit wurde fortgeführt und wird<br />

demnächst vom özbf publiziert.<br />

Zusätzlich wurden praktische Arbeiten aus dem Schuljahr 2006/07 gezeigt, in dem<br />

insgesamt 7 Kinder aus den 4. Klassen an einer Schülerzeitung arbeiteten. Sie lernten<br />

einerseits die theoretischen Grundlagen, die beim Erstellen einer Zeitung wichtig sind,<br />

kennen und setzten dieses Wissen in Form der Schülerzeitung praktisch um.<br />

8. HOL Reinhilde OTT, HS I, Waidhofen/Ybbs<br />

Thema: „Schülerzeitung – eine Chance <strong>für</strong> begabte Schüler der HS“<br />

Vorstellen des Projektes „Schülerzeitung“ an der an der HS Waidhofen /Ybbs als<br />

Möglichkeit <strong>für</strong> kreative Schreibprozesse <strong>für</strong> besonders Begabte.<br />

9. BUCHHANDLUNG PÄDAGOGISCHER BUCHVERSAND<br />

Bücherstand zur Thematik „Begabtenförderung“<br />

10. Projektleiter Giuseppe RIZZO, Kreativakademien NÖ<br />

Thema: „Die Kreativakademien NÖ“<br />

Dieses neue Angebot des Landes NÖ im Bereich künstlerische Gestaltung und<br />

Literatur <strong>für</strong> alle Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahren wurde präsentiert: ab Herbst<br />

2007 wurden nach dem Muster der bereits erfolgreichen Malakademien neue<br />

Angebote in anderen künstlerisch-kreativen Bereichen geschaffen: die<br />

Schreibakademie NÖ, die Journalistenakademie NÖ sowie die Schauspielakademie<br />

NÖ.<br />

11. VL Manuela SCHOISENGEIER, VS Traismauer<br />

Thema: „Projekt Deep Sea (Meeresbiologie) an der HS Herzogenburg“<br />

84<br />

Vorstellung des schul- und<br />

klassenübergreifenden Projekts „Deep Sea“<br />

und den Vorbereitungsarbeiten, dessen<br />

Höhepunkt eine Liveschaltung zum<br />

Forschungsschiff „Atlantis“ war, bei der<br />

die Kinder der beteiligten Schulen die<br />

Möglichkeit hatten, in direkten Kontakt mit<br />

der Forschungscrew zu treten und Fragen zu<br />

stellen.<br />

12. VD Elisabeth Schwarz, VS Wölbling<br />

Thema: „Talentewerkstatt im Atelierbetrieb an der VS Wölbling“<br />

Die „Talentewerkstatt“ im Rahmen der Interessens- und Begabungsförderung an der<br />

VS Wölbling ist lehrplanbezogen und umfasst alle Gegenstände.<br />

An diesem Projekt, bei dem der Klassenverband aufgelöst wird, nehmen alle<br />

Schülerinnen und Schüler der Volksschule und die ASO-Klasse teil. Organisatorische<br />

und inhaltliche Details der Wahlangebote zu den insgesamt 7 Arbeitsgruppen wurden<br />

vorgestellt und erläutert.


HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

9. Vorschau: Veranstaltungen im Schuljahr 2007/08<br />

Pullout-Kurse im Schuljahr 2007/08:<br />

Bereits ausgeschrieben bzw. schon stattgefunden:<br />

In Planung:<br />

• Englisch: „Fun with stories“<br />

2. Kl. AHS und HS,<br />

Seminarsporthotel Hollabrunn<br />

Termin 1: 15. – 18. 11. 2007<br />

Termin 2: 10. – 13. 01. 2008<br />

Termin 3: 24. – 27. 01. 2008<br />

Leitung: HOL Gabriele Erber, HS Großweikersdorf<br />

Brian Taylor, Native Speaker<br />

• Deutsch-Musik: „Jugend und Alkohol“<br />

6. – 7. Kl. AHS/BHS, 19. – 23. 11. 2007, Tulln<br />

Leitung: Werner Auer<br />

Mag. Susanne Helmreich, BORG St. Pölten<br />

• Russisch: „Master i Margarita: Intensiv russisch reden, hören, schreiben,<br />

lesen und denken“<br />

Schüler/innen der AHS/BHS ab dem 3. Lernjahr Russisch<br />

21. – 25. 01. 2008, Seminarzentrum Raach am Hochgebirge<br />

Leitung: Dr. Erich Poyntner, BG/BRG St. Pölten, Josefstraße<br />

Julija A. Tjufjakova, Universität Wien<br />

• Französisch: „Contes et histoires francophones traditionels et modernes“<br />

6.– 8. Kl. AHS, 01. – 04. 02. 2008, Seitenstetten<br />

Leitung: Dr. Michel Mareschal, BG Purkersdorf<br />

Mag. Alexandra Dämon, BG Perchtoldsdorf<br />

• Mathematik: “Geheimnisse der Mathematik selbst entdecken“<br />

3. und 4. Kl. AHS und HS, 04. – 08. 02. 2008, Weinbauschule Krems<br />

Leitung: Dr. Mag. Hildegard Urban-Woldron<br />

• Philosophieren mit Kindern: „Mythen aus aller Welt“<br />

1. u. 2. Kl. AHS und HS, 26. – 29. 05. 2008, Weinbauschule Krems<br />

Leitung: Dipl. Päd. VOL Petra Summer, MSc, VS Daniel Gran I, St. Pölten<br />

Dipl. Päd. HOL Helga Fischer, MSc, HS Böheimkirchen<br />

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HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Sommerakademien<br />

9. Sommerakademie <strong>für</strong> VS:<br />

1. Termin: Mo, 30. 06. – Fr, 04. 07. 2008<br />

2. Termin: Sa, 05. 07. – Mi, 09. 07. 2008<br />

8. Sommerakademie <strong>für</strong> HS u. AHS – Unterstufe:<br />

Sa, 14. 06. – Do, 19. 06. 2008<br />

10. Internat. Sommerakademie <strong>für</strong> AHS-Oberstufe u. BHS<br />

Fr, 20. 06. – Sa, 28. 06. 2008<br />

Die Ausschreibungen erfolgen im laufenden Schuljahr sowohl elektronisch als auch<br />

mittels Prospekten direkt an die Schulen.<br />

Eine Anmeldung ist nur mit dem Anmeldeformular über die Schulen möglich.<br />

Auskünfte und Informationen:<br />

FI HR Dr. Bernhard Seyr, Dipl. VOL Päd. Petra Summer, MSc<br />

LSR f. NÖ, Rennbahnstr. 29, A-3109 St. Pölten,<br />

02742/280-4581, 0676/4298757<br />

E-mail: seyr.bernhard@aon.at<br />

petra.summer@lsr-noe.gv.at<br />

22. NÖ. Fremdsprachenwettbewerb<br />

<strong>für</strong> AHS-Oberstufe, BHS und Berufsschulen<br />

12. und 13. März 2008, St. Pölten<br />

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HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

10. Verabschiedung von HR FI Dr. Bernhard Seyr<br />

Verabschiedungsfeier im LSR am 29. 11. 2007<br />

Am 30. November 2007 trat HR FI Dr. Bernhard Seyr in den wohlverdienten<br />

Ruhestand.<br />

An dieser Stelle möchte ich ihm als seine Mitarbeiterin im Referat <strong>für</strong><br />

Begabtenförderung im Namen aller Kolleginnen und Kollegen aus der großen<br />

ECHA-Familie und im Namen aller, die im Bemühen um eine<br />

(Hoch)Begabtenförderung „seinen Weg kreuzten“ - sei es als Mitglieder der<br />

Schulaufsicht, als Lehrerinnen und Lehrer, als betroffene Eltern oder<br />

Schüler/innen - <strong>für</strong> sein herausragendes Engagement und langjähriges Wirken im<br />

Dienste der Begabtenförderung herzlich danken. Dr. Seyr hat gemeinsam mit HR<br />

Adolf Stricker und HR DDr. Andrea Richter die Begabtenförderung in NÖ<br />

aufgebaut, indem er zahlreiche Maßnahmen angedacht und initiiert und<br />

schulische Fördermodelle und außerschulische Förderkurse wie die<br />

Sommerakademien und Pullout-Kurse organisiert und begleitet hat. Seine<br />

Kollegialität und Vorbildwirkung und sein mit großem Enthusiasmus und<br />

Idealismus betriebenes „nimmermüdes“ Arbeiten haben viele sehr beeindruckt.<br />

LSI RegR Leopold Rötzer formulierte einmal folgenden Satz, den ich hier<br />

wörtlich zitiere:<br />

„Viele, die in Bildungs- und Unterrichtsprozesse involviert sind und diese<br />

mitgestalten, denken nach, wenige denken vor – ein solcher Vordenker ist Dr.<br />

Seyr mit seinen Mitstreiter/innen!“<br />

Wir wünschen Dir, lieber Bernhard, noch weiterhin so viel Tatkraft und Ideen <strong>für</strong><br />

deinen neuen Lebensabschnitt und hoffen, dass Du uns weiterhin mit Rat und Tat<br />

bei unseren Projekten in der Begabtenförderung unterstützt!“<br />

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HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

11. Gedanken zum Nachdenken zum Schluss<br />

Deine Kinder sind nicht Deine Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter der<br />

Sehnsucht des Lebens nach sich selbst.<br />

Sie kommen durch Dich, aber nicht von Dir. Und obwohl sie bei Dir sind,<br />

gehören sie Dir nicht.<br />

Du kannst Ihnen Deine Liebe geben, nicht aber Deine Gedanken, denn sie<br />

haben ihre eigenen.<br />

Du kannst ihrem Körper ein Heim geben, aber nicht ihrer Seele.<br />

Denn ihre Seele wohnt im Haus von Morgen,<br />

das Du nicht besuchen kannst, nicht einmal in Deinen Träumen.<br />

Du kannst versuchen, ihnen gleich zu sein, aber suche nicht, sie Dir gleich zu<br />

machen.<br />

Denn das Leben geht nicht rückwärts und verweilt nicht beim Gestern.<br />

( Kahlil Gibran, arab.Schriftsteller, 1883 - 1931)<br />

Es gab einmal eine Zeit, da hatten die Tiere eine Schule.<br />

Der Stundenplan bestand <strong>für</strong> alle Tiere aus Rennen, Klettern, Fliegen und<br />

Schwimmen.<br />

Die Ente war gut im Schwimmen, besser sogar als ihr Lehrer. Im Fliegen war sie<br />

durchschnittlich, aber im Rennen war sie ein völlig hoffnungsloser Fall. Weil sie darin<br />

so schlechte Noten hatte musste sie nachsitzen und das Schwimmen ausfallen<br />

lassen, um das Rennen zu üben.<br />

Das tat sie so lange, bis sie im Schwimmen nur noch Durchschnitt war.<br />

Da aber durchschnittliche Noten akzeptabel sind, machte sich niemand außer ihr<br />

darüber Gedanken.<br />

Der Adler erwies sich als Problemschüler. Weil er auf seiner eigenen Methode<br />

bestand, wurde er unnachsichtig und streng gemaßregelt, obwohl er im Fliegen alle<br />

anderen schlug.<br />

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HOCHBEGABTENFÖRDERUNG AKTUELL<br />

Der Hase war anfänglich im Laufen an der Spitze der Klasse. Aber er bekam einen<br />

Nervenzusammenbruch wegen des Nachhilfeunterrichts im Schwimmen und musste<br />

von der Schule abgehen.<br />

Das Eichhörnchen war Klassenbester im Klettern. Aber sein Fachlehrer lies es<br />

immer vom Waldboden nach oben klettern, anstatt vom Baumwipfel nach unten. Das<br />

Hörnchen bekam einen riesigen Muskelkater und dadurch immer mehr "Dreien" im<br />

Klettern und "Fünfen" im Rennen.<br />

Die Präriehunde, mit viel Sinn <strong>für</strong>s Praktische begabt, ließen ihre Kinder vom Dachs<br />

privat unterrichten, weil das Schulamt es ablehnte, das Fach Buddeln in den<br />

Stundenplan aufzunehmen.<br />

Am Ende der Schulzeit hielt ein anormaler Aal, der gut schwimmen und etwas<br />

rennen, klettern und fliegen konnte, als SCHULBESTER die Festansprache.<br />

(Gestalteter Text aus der Quelle : www.studienkreis.de)<br />

„Nichts ist ungerechter als Ungleiche gleich zu behandeln!“<br />

„Im Sinne einer gerechten Auslese lautet die Prüfungsaufgabe <strong>für</strong> alle gleich:<br />

Klettern Sie auf den Baum!“<br />

Cartoon entnommen aus dem Kurier vom 14.11.2004<br />

Die logische Konsequenz und gleichzeitig das Abschlusszitat lautet daher:<br />

„Nicht <strong>für</strong> alle das Gleiche, sondern <strong>für</strong> jeden das Beste!“<br />

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