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Stetige Verteilungsfamilien

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<strong>Stetige</strong> Gleichverteilung<br />

<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Zur Beschreibung von Zufallsvorgängen, deren Werte gleichmäßig über einem<br />

Intervall [a,b] verteilt sein sollen, verwendet man die<br />

<strong>Stetige</strong> Gleichverteilung<br />

Eine stetige Zufallsvariable heißt gleichverteilt auf dem Intervall [a, b],<br />

wenn sie die Dichte<br />

besitzt.<br />

f<br />

( ) ⎪⎧ ⎪<br />

( x)<br />

= ⎨<br />

⎪⎩<br />

1<br />

,<br />

b − a<br />

0,<br />

a ≤ x ≤ b ,<br />

sonst<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 171


<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Bezeichnungsweise:<br />

Zur verkürzten Bezeichnung von Funktionen, die auf gewissen Intervallen<br />

unterschiedlich definiert sind, verwendet man die Indikatorfunktion. J sei ein<br />

Intervall, z.B. J=[a,b], dann gilt<br />

I J<br />

( ) ⎨ ⎧ 1,<br />

wenn x ∈ J,<br />

( x)<br />

= ⎨<br />

⎩ ⎧ 1,<br />

wenn x ∈ J,<br />

x =<br />

0,<br />

sonst.<br />

Wie in der Definition der Indikatorfunktion haben wir solche Funktionen bisher<br />

mit Hilfe von Fallunterscheidungen definiert. Die Dichtefunktion der stetigen<br />

Gleichverteilung auf [a,b] ist dann<br />

1<br />

b − a<br />

( x)<br />

= I ( x).<br />

f [ a,<br />

b]<br />

Bei mehr als zwei Bedingungen kann man auch mehrere Indikatorfunktionen<br />

verwenden:<br />

⎧ - 2, wenn x < -1,<br />

⎪<br />

g(<br />

x)<br />

= −2<br />

⋅ I(<br />

−∞,<br />

−1)<br />

( x)<br />

+ 2x<br />

⋅ I[<br />

−1,<br />

1]<br />

( x)<br />

+ 2⋅<br />

I(<br />

1,<br />

∞)<br />

( x)<br />

= ⎨2x,<br />

wenn -1<br />

≤ x ≤1,<br />

⎪<br />

⎩ 2,<br />

wenn<br />

x > 1.<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 172


Verteilungsfunktion der stetigen Gleichverteilung: Fallunterscheidung<br />

( ) ( ) .<br />

x<br />

∫ f<br />

−∞<br />

∫−∞ x<br />

t dt = 0 dt = 0<br />

−∞<br />

x 1<br />

∫ a,b<br />

−∞<br />

b − a<br />

x 1 x −<br />

dt = ∫ dt =<br />

a b − a b −<br />

x<br />

∫−∞ f<br />

b<br />

t dt = ∫ f<br />

−∞<br />

x<br />

t dt + ∫ f<br />

b<br />

t dt = F(<br />

b)<br />

+<br />

x<br />

0<br />

b<br />

<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

x < a : F x = ∫<br />

a ≤ x ≤ b : F(<br />

x)<br />

=<br />

x<br />

f ( t)<br />

dt =<br />

−<br />

I[<br />

]( t)<br />

a<br />

,<br />

a<br />

x > b : F x =<br />

∫ dt = 1<br />

( ) ( ) ( ) ( ) .<br />

x − a<br />

b − a<br />

( x)<br />

I[<br />

]( x)<br />

+ I(<br />

)( x)<br />

F = a, b b,<br />

∞<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 173


Erwartungswert der stetigen Gleichverteilung:<br />

∞<br />

∞ 1<br />

1<br />

E(<br />

X ) = ∫ x ⋅ f ( x)<br />

dx = x ⋅ I[<br />

a,<br />

b]<br />

( x)<br />

dx = ⋅<br />

−∞<br />

∫−∞<br />

b − a<br />

b − a ∫<br />

=<br />

1 1<br />

⋅ x<br />

− a 2<br />

b<br />

2<br />

b a<br />

2 2<br />

b − a a + b<br />

= = .<br />

2(<br />

b − a)<br />

2<br />

Varianz der stetigen Gleichverteilung:<br />

E<br />

Var<br />

∞<br />

∞<br />

2<br />

2<br />

2 1<br />

( X ) x ⋅ f ( x)<br />

dx = x ⋅ I ( x)<br />

1<br />

= ∫<br />

[ a,<br />

b]<br />

dx = ⋅<br />

−∞<br />

∫−∞<br />

b − a<br />

b − a ∫<br />

b<br />

3 3 2<br />

2<br />

1 1 3 b − a a + ab + b<br />

= ⋅ x = =<br />

.<br />

b − a 3 a 3(<br />

b − a)<br />

3<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2 a + ab + b ( a + b)<br />

= E(<br />

X ) − ( E(<br />

X )) =<br />

−<br />

3 4<br />

( X ) = .<br />

a + b<br />

E(<br />

X ) =<br />

,<br />

2<br />

Var<br />

( b − a)<br />

12<br />

( X ) = .<br />

<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

a<br />

a<br />

b<br />

b<br />

( b − a)<br />

12<br />

x dx<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 174<br />

2<br />

2<br />

x<br />

2<br />

2<br />

dx


<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Beispiel: Wartezeit an einer Bushaltestelle. (aus Schira)<br />

Zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens kommt der Bus gemäß Fahrplan alle<br />

halbe Stunde. Ein Fahrgast treffe ohne Kenntnis des Fahrplans zufällig an der<br />

Bushaltestelle ein.<br />

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass er mindestens 10 Minuten warten muss?<br />

Wie groß ist der Erwartungswert und die Varianz der Wartezeit T?<br />

Gehen Sie davon aus, dass T über die Periode 0≤t≤30 (in Minuten) stetig<br />

gleichverteilt ist.<br />

Lösung: Es gilt mit a=0 und b=30<br />

10 − 0 2<br />

( > 10)<br />

= 1−<br />

( ≤10)<br />

= 1−<br />

T<br />

=<br />

30 − 0 3<br />

F<br />

T P<br />

T P<br />

0 + 30<br />

E(<br />

T ) = = 15 und Var(<br />

T ) =<br />

2<br />

( 10)<br />

= 1−<br />

.<br />

( 30 − 0)<br />

12<br />

900<br />

12<br />

Die Wahrscheinlichkeit, mehr als 10 Minuten warten zu müssen, beträgt 0.667; die<br />

mittlere Wartezeit 15 Minuten.<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 175<br />

2<br />

=<br />

=<br />

75.


Exponentialverteilung<br />

Exponentialverteilung<br />

<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Zur Beschreibung von Lebensdauern und Wartezeiten verwendet man häufig<br />

Verteilungen, die beliebige positive Werte annehmen können.<br />

Eine stetige Zufallsvariable heißt exponentialverteilt mit dem Parameter λ > 0,<br />

kurz X ~ Exp(λ), wenn sie die Dichte<br />

( ) ⎨<br />

⎩ ⎧ λ e<br />

f x =<br />

0,<br />

−λx<br />

besitzt. Alternativ lässt sich f(x) schreiben als<br />

f<br />

,<br />

x<br />

x<br />

≥<br />

<<br />

0,<br />

0,<br />

−λx<br />

( x)<br />

= λ e I[<br />

)( x).<br />

0,<br />

∞<br />

Exponentialverteilte Zufallsvariablen nehmen positive Werte an und eignen sich<br />

deshalb zur Beschreibung von Lebensdauern und Wartezeiten.<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 176


Dichten der Exponentialverteilung<br />

<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Bemerkungen:<br />

• Die Dichten sind (linkssteil)<br />

rechtsschief.<br />

• Kleine Realisierungen sind<br />

„wahrscheinlicher“ als große<br />

Realisierungen.<br />

• Umso größer λ wird, umso<br />

schneller fällt die Dichte ab<br />

und ist konzentrierter um 0.<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 177


Verteilungsfunktion der Exponentialverteilung<br />

x<br />

x<br />

( ) ( ) .<br />

x < 0 : F x = ∫−∞ f t dt = ∫ 0 dt = 0<br />

−∞<br />

x<br />

x ≥ 0 : F(<br />

x)<br />

= ∫<br />

x<br />

−λt<br />

f ( t)<br />

dt = ∫ λ ⋅e<br />

I[<br />

0,<br />

∞)<br />

dt = λ ⋅∫<br />

F<br />

−∞<br />

1<br />

= λ ⋅ e<br />

− λ<br />

−λt<br />

−λx<br />

( x)<br />

= 1−<br />

e ) I ( x).<br />

( [ 0,<br />

∞)<br />

Ähnliche, aber analytisch<br />

anspruchsvollere Rechnungen<br />

liefern<br />

1<br />

1<br />

E(<br />

X ) = , Var X 2<br />

λ<br />

λ<br />

x<br />

0<br />

=<br />

( ) = .<br />

−∞<br />

−<br />

−λx<br />

0<br />

−λx<br />

( e − e ) = 1−<br />

e .<br />

0<br />

x<br />

e<br />

<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 178<br />

−λt<br />

dt


<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Beispiel: Lebensdauer von Glühbirnen. (aus Schira)<br />

Nach den Angaben des Herstellers beträgt die mittlere Lebensdauer seiner 100-<br />

Watt-Glühbirnen 5000 Stunden.<br />

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Glühbirne<br />

a) weniger als halb so lange oder<br />

b) mehr als doppelt so lange brennt?<br />

Die Lebensdauer X einer Glühbirne sei hierbei exponentialverteilt.<br />

Lösung: Da E(X)=1/λ und die mittlere Lebensdauer 5000 (in Stunden) betragen<br />

soll, berechnen wir aus 1/λ=E(X)=5000 den Wert λ=1/5000.<br />

a)<br />

b)<br />

P(<br />

X<br />

P(<br />

X<br />

<<br />

2500)<br />

= P(<br />

X<br />

≤<br />

2500)<br />

=<br />

F<br />

( 2500)<br />

⎛<br />

> 10000)<br />

= 1−<br />

F(<br />

10000)<br />

= 1−<br />

⎜<br />

1−<br />

e<br />

⎝<br />

= 1−<br />

e<br />

10000 ⎛ −<br />

5000<br />

2500<br />

−<br />

5000<br />

⎞<br />

⎟<br />

= e<br />

⎠<br />

= 1−<br />

e<br />

−0.<br />

5<br />

0.<br />

1353.<br />

=<br />

0.<br />

3935.<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Glühbirne weniger als 2500 Stunden brennt<br />

beträgt 0.3935. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Glühbirne mehr als 10000<br />

Stunden brennt, beträgt 0.1353.<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 179<br />

−2<br />

=


Normalverteilung<br />

Bedeutung: „Wichtigste“ Verteilung überhaupt<br />

Gründe: - bei vielen Phänomenen in der Natur beobachtbar,<br />

Beispiele:<br />

- tritt auf, falls viele zufällige Einflüsse zusammenwirken,<br />

- Verteilung von Messfehlern<br />

<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

- theoretische Begründung über zentralen Grenzwertsatz (später),<br />

- herausragende Bedeutung in der induktiven Statistik<br />

(Schätz- und Testtheorie).<br />

- Abweichungen von Sollwerten bei der Produktion bestimmter Teile<br />

- Punktezahlen in Tests<br />

- Größen von Pflanzen bei ähnlichen Anbaubedingungen<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 180


Normalverteilung<br />

Eine Zufallsvariable X heißt normalverteilt mit Parametern<br />

2 2<br />

und Varianz σ > 0,<br />

kurz X ~ N(<br />

μ,<br />

σ ) , wenn sie die Dichte<br />

f<br />

( x)<br />

=<br />

1<br />

2<br />

2πσ<br />

besitzt. Es gilt ( X ) = ,<br />

2<br />

Speziell für = 0 , σ = 1<br />

mit der Dichte<br />

( ) 2 ( x μ)<br />

⎞<br />

2<br />

⎛ − μ<br />

exp ⎜<br />

−<br />

⎝ 2σ<br />

2<br />

E μ Var(<br />

X ) = σ .<br />

⎟ ⎟<br />

⎠<br />

,<br />

<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

μ erhält man die Standardnormalverteilung N(<br />

0,<br />

1)<br />

ϕϕ<br />

( x )<br />

=<br />

1 ⎛ x<br />

exp ⎜<br />

⎜−<br />

2<br />

⎜<br />

⎜−<br />

π ⎝ 2<br />

x<br />

∫−∞ und der Verteilungsfunktion Φ(<br />

x) = ϕ(<br />

t)<br />

dt .<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 181<br />

2<br />

⎞<br />

⎟<br />


Dichten von Normalverteilungen<br />

Anmerkung: Die Dichten sind symmetrisch um µ. Daher E(X)=µ.<br />

<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 182


<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Dichte und Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung<br />

( − x) ϕ(<br />

x)<br />

Φ( − x) = 1−<br />

Φ(<br />

x)<br />

ϕ =<br />

Anmerkung: Die Verteilungsfunktion Φ lässt sich nicht mit elementaren<br />

Funktionen berechnen. Man kann ihre Werte aber z.B. in Tafeln nachschlagen.<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 183


<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Transformation von Zufallsvariablen<br />

Wenn X eine Zufallsvariable ist und g eine reellwertige Funktion, dann ist Y=g(X)<br />

wieder eine Zufallsvariable. Die Betrachtung solcher Transformationen ist u.U.<br />

nützlich, um die Verteilung von Y auf diejenige von X zurückzuführen.<br />

Falls g streng monoton wachsend und damit invertierbar ist, d.h. man kann die<br />

Gleichung y=g(x) nach x umstellen, x=g-1 Gleichung y=g(x) nach x umstellen, x=g (y), so gilt<br />

-1 (y), so gilt<br />

−1<br />

−1<br />

( y)<br />

= P(<br />

Y ≤ y)<br />

= P(<br />

g(<br />

X ) ≤ y)<br />

= P(<br />

X ≤ g ( y))<br />

= F ( g ( y))<br />

.<br />

FY X<br />

Beispiel: Logarithmische Normalverteilung.<br />

Eine Zufallsvariable Y heißt logarithmisch normalverteilt mit Parametern µ und<br />

σ 2 , wenn X=ln(Y) normalverteilt ist mit Erwartungswert µ und Varianz σ 2 . Dann<br />

gilt<br />

( y ) =<br />

P ( Y ≤ y ) = P (ln( Y ) ≤ ln( y )) = P ( X ≤ ln( y )) = F (ln( y )).<br />

F FY = X<br />

Durch Ableiten der Verteilungsfunktion kann man die Dichte von Y und<br />

anschließend Erwartungswert und Varianz bestimmen.<br />

Die logarithmische Normalverteilung wird häufig in der Finanzmathematik<br />

angewandt.<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 184


<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Lineare Transformation von Zufallsvariablen<br />

Die lineare Transformation von Zufallsvariablen spielt eine besondere Bedeutung.<br />

Es seien b und c reelle Zahlen und X eine Zufallsvariable sowie Y=b+cX. Es sei<br />

c>0. Dann gilt<br />

y − b y − b<br />

F Y ( y ) = P ( Y ≤ y ) = P ( b + cX ≤ y ) = P ( X ≤ ) = F X ( ).<br />

c c<br />

Transformationsformel für lineare Transformationen<br />

X sei eine Zufallsvariable, c≠0 und Y=b+cX. Wenn c>0, dann ist<br />

y − b<br />

FY ( y)<br />

= FX<br />

( ).<br />

c<br />

Wenn X stetig verteilt ist mit Dichte fX, so ist auch Y stetig verteilt mit der<br />

Dichtefunktionen<br />

1 y − b<br />

f Y ( y ) =<br />

⋅ f X ( ).<br />

| c | c<br />

Beweis: Durch Ableiten erhalten wir die Dichte von Y (c>0).<br />

fY d<br />

dy<br />

Y<br />

X<br />

y − b<br />

c<br />

1<br />

c<br />

1<br />

c<br />

X<br />

y − b<br />

c<br />

'<br />

( y)<br />

= F ( y)<br />

= F ( ) ⋅ = ⋅ f ( ).<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 185


<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Beispiel: Benzinumsatz.<br />

Auf S. 121 wurde die Dichte f für den Benzinumsatz U einer Tankstelle in 10000<br />

Liter angegeben.<br />

f Y<br />

2<br />

( x)<br />

= 4x<br />

3x<br />

) I ( x).<br />

f −<br />

( [ 0,<br />

1]<br />

Möchte man den Umsatz Y in Litern<br />

angeben, so ist Y=10000·U, d.h. für b=0<br />

und c=10000 gilt für die Dichte f Y von Y<br />

1 y<br />

10000 10000<br />

( y)<br />

= ⋅ f ( ).<br />

An der Gestalt der Dichte ändert sich<br />

nichts. Außerdem gilt, vgl. S.121,<br />

P(<br />

Y > 5000)<br />

= P(<br />

U > 0.<br />

5)<br />

=<br />

0.<br />

625.<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 186


Lineare Transformation einer normalverteilten Zufallsvariable<br />

2<br />

Für ~ N(<br />

μ , σ )<br />

<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

X ist die linear transformierte Variable Y = b + cX , c ≠ 0,<br />

2 2<br />

wieder normalverteilt mit Y ~ N(<br />

b + cμ,<br />

c σ ).<br />

Beweis: Gemäß Transformationsformel für lineare Transformationen ist die<br />

Dichte von Y gleich<br />

1 ⎛ y − b ⎞<br />

fY ( y)<br />

= f X ⎜ ⎟,<br />

wobei f X ( x)<br />

=<br />

| c | ⎝ c ⎠<br />

Einsetzen liefert<br />

2<br />

⎛ ( ) ⎞<br />

⎜ ⎡ y − b ⎤ ⎟<br />

1 1 ⎜ ⎢<br />

− μ<br />

1 1<br />

⎥ ⎟<br />

( )<br />

⎣ c<br />

( )<br />

exp<br />

⎦<br />

| c |<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2 ⎟ =<br />

⎟<br />

Das ist die Dichte von<br />

⎟<br />

⎜ ⎢<br />

− μ<br />

⎣ c ⎥<br />

f<br />

⎦<br />

Y y = ⋅<br />

⎜−<br />

π σ<br />

σ<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎠<br />

2 2<br />

N ( b +<br />

cμ,<br />

c σ ).<br />

1<br />

2<br />

2πσ<br />

1<br />

2 2<br />

2π<br />

c σ<br />

( x μ)<br />

⎛ −<br />

exp ⎜<br />

− 2<br />

⎝ 2σ<br />

[ y − ( b c cμμ<br />

) ]<br />

⎛ +<br />

exp ⎜<br />

− 2 2<br />

⎝ 2c<br />

σ<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 187<br />

2<br />

⎟ ⎞<br />

⎠<br />

.<br />

2<br />

⎞<br />

⎟<br />

. ⎟<br />

⎞<br />


<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Standardisierung einer Zufallsvariablen<br />

Durch Standardisierung können die Verteilungen von Zufallsvariablen auf<br />

standardisierte Typen von Verteilungen zurückgeführt werden.<br />

Eine Zufallsvariable heißt standardisiert, genau dann wenn<br />

Ist X eine Zufallsvariable mit Erwartungswert µ und Standardabweichung<br />

σ>0, dann ist die transformierte Zufallsvariable − μ<br />

= X<br />

Z<br />

standardisiert.<br />

E(<br />

Z)<br />

= 0,<br />

Var(<br />

Z)<br />

=<br />

Durch eine lineare Transformation kann man Zufallsvariablen standardisieren:<br />

Beweis: Unter Anwendung der Rechenregeln für Erwartungswert und<br />

Varianz gilt:<br />

⎛ 1 μ ⎞ 1 μ<br />

E(<br />

Z)<br />

= E⎜<br />

X − ⎟ = E(<br />

X ) − = 0,<br />

⎝σ<br />

σ ⎠ σ σ<br />

⎛ 1 μ ⎞ 1<br />

Var(<br />

Z)<br />

= Var⎜<br />

X − ⎟ = ⋅Var(<br />

X ) = 1.<br />

2<br />

⎝σ<br />

σ ⎠ σ<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 188<br />

1.<br />

σ


Standardisierung einer normalverteilten Zufallsvariable<br />

μ,σ<br />

<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

2<br />

Ist X eine N( )− verteilte Zufallsvariable, so ist die standardisierte<br />

Zufallsvariable<br />

Z<br />

− μ<br />

= X − μ<br />

=<br />

σ<br />

X<br />

standardnormalverteilt, d.h. Z ~ N(<br />

0,<br />

1).<br />

Beweis: Siehe lineare Transformation einer normalverteilten Zufallsvariable.<br />

2<br />

Somit gilt für X ~ N(<br />

μ,<br />

σ ):<br />

Also<br />

F FX ⎛ X − μμ x − μμ<br />

⎞ ⎛ x − μμ<br />

⎞ ⎛ x − μμ<br />

⎞<br />

⎜<br />

⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />

⎝ σ σ ⎠ ⎝ σ ⎠ ⎝ σ ⎠<br />

( x ) = P ( X ≤ x ) = P ≤ = P Z ≤ = Φ .<br />

2 ( μ,<br />

)<br />

X<br />

~ N σ<br />

F X<br />

⎛ x − μ ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ σ ⎠<br />

( x)<br />

= Φ = Φ(<br />

z)<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 189<br />

mit<br />

z<br />

− μ<br />

=<br />

σ<br />

x


<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Zahlreiche Berechnungen für normalverteilte Zufallsvariablen kann man durch<br />

lineare Transformation auf eine standardnormalverteilte zurückführen.<br />

Beispiel<br />

Angenommen, X sei N(1, 4)-verteilt. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für<br />

X


Beispiel:<br />

(1) Ermittlung von<br />

Φ(0.51):<br />

Eintrag in Zeile 0.5 und<br />

Spalte 0.01 liefert Wert<br />

zu 0.5+0.01: 0.6950.<br />

(2) Ermittlung von<br />

Φ-1 (0.95):<br />

Nach Eintrag in der<br />

Tabelle suchen, der am<br />

nächsten an 0.95 liegt.<br />

Wir wählen 0.9495<br />

(auch 0.9505 wäre<br />

möglich).<br />

Der Zeile- und Spaltenwert<br />

liefern den<br />

gesuchten Wert:<br />

1.6 + 0.04 = 1.64.<br />

0.0<br />

0.1<br />

0.2<br />

0.3<br />

0.4<br />

0.5<br />

0.6<br />

0.7<br />

0.8<br />

0.9<br />

1.0<br />

1.1<br />

1.2<br />

1.3<br />

1.4<br />

1.5<br />

1.6<br />

1.7<br />

1.8<br />

1.9<br />

2.0<br />

2.1<br />

2.2<br />

2.3<br />

2.4<br />

<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Werte der Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung<br />

P(Z≤z)=Φ(z).<br />

0.00 0.01 0.02 0.03 0.04 0.05 0.06 0.07 0.08 0.09<br />

0.5000 0.5040 0.5080 0.5120 0.5160 0.5199 0.5239 0.5279 0.5319 0.5359<br />

0.5398 0.5438 0.5478 0.5517 0.5557 0.5596 0.5636 0.5675 0.5714 0.5753<br />

0.5793 0.5832 0.5871 0.5910 0.5948 0.5987 0.6026 0.6064 0.6103 0.6141<br />

0.6179 0.6217 0.6255 0.6293 0.6331 0.6368 0.6406 0.6443 0.6480 0.6517<br />

0.6554 0.6591 0.6628 0.6664 0.6700 0.6736 0.6772 0.6808 0.6844 0.6879<br />

0.6915 0.6950 0.6985 0.7019 0.7054 0.7088 0.7123 0.7157 0.7190 0.7224<br />

0.7257 0.7291 0.7324 0.7357 0.7389 0.7422 0.7454 0.7486 0.7517 0.7549<br />

0.7580 0.7611 0.7642 0.7673 0.7704 0.7734 0.7764 0.7794 0.7823 0.7852<br />

0.7881 0.7910 0.7939 0.7967 0.7995 0.8023 0.8051 0.8078 0.8106 0.8133<br />

0.8159 0.8186 0.8212 0.8238 0.8264 0.8289 0.8315 0.8340 0.8365 0.8389<br />

0.8413 0.8438 0.8461 0.8485 0.8508 0.8531 0.8554 0.8577 0.8599 0.8621<br />

0.8643 0.8665 0.8686 0.8708 0.8729 0.8749 0.8770 0.8790 0.8810 0.8830<br />

0.8849 0.8869 0.8888 0.8907 0.8925 0.8944 0.8962 0.8980 0.8997 0.9015<br />

0.9032 0.9049 0.9066 0.9082 0.9099 0.9115 0.9131 0.9147 0.9162 0.9177<br />

0.9192 0.9207 0.9222 0.9236 0.9251 0.9265 0.9279 0.9292 0.9306 0.9319<br />

0.9332 0.9345 0.9357 0.9370 0.9382 0.9394 0.9406 0.9418 0.9429 0.9441<br />

0.9452 0.9463 0.9474 0.9484 0.9495 0.9505 0.9515 0.9525 0.9535 0.9545<br />

0.9554 0.9564 0.9573 0.9582 0.9591 0.9599 0.9608 0.9616 0.9625 0.9633<br />

0.9641 0.9649 0.9656 0.9664 0.9671 0.9678 0.9686 0.9693 0.9699 0.9706<br />

0.9713 0.9719 0.9726 0.9732 0.9738 0.9744 0.9750 0.9756 0.9761 0.9767<br />

0.9772 0.9778 0.9783 0.9788 0.9793 0.9798 0.9803 0.9808 0.9812 0.9817<br />

0.9821 0.9826 0.9830 0.9834 0.9838 0.9842 0.9846 0.9850 0.9854 0.9857<br />

0.9861 0.9864 0.9868 0.9871 0.9875 0.9878 0.9881 0.9884 0.9887 0.9890<br />

0.9893 0.9896 0.9898 0.9901 0.9904 0.9906 0.9909 0.9911 0.9913 0.9916<br />

0.9918 0.9920 0.9922 0.9925 0.9927 0.9929 0.9931 0.9932 0.9934 0.9936<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 191


<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Quantile und zentrale Schwankungsintervalle der Normalverteilung<br />

μ,σ<br />

2<br />

Sei X eine N( )− verteilte Zufallsvariable. Dann gilt:<br />

− μ<br />

σσ<br />

α zα bzw. q α = μ + σ zα<br />

,<br />

α = z bzw. q α = μ + σ zα<br />

,<br />

= q<br />

wobei qα die α-Quantile von X und zα die α-Quantile der Standardnormal-<br />

verteilung bezeichnen.<br />

Allgemein gilt:<br />

P<br />

( z σ ≤ X ≤ μ + z σ ) = 1−<br />

α .<br />

μ − 1−α<br />

/ 2<br />

1−α<br />

/ 2<br />

Speziell folgt daraus für z = k :<br />

1−α<br />

/ 2<br />

( μ −σ ≤ X ≤ μ + ) = 0 . 6827,<br />

k = 1,<br />

( μ − 2 σ ≤ X ≤ μ + 2 ) = 0.<br />

9545,<br />

k = 2,<br />

( μ<br />

− 3 σ ≤ X ≤ μ + 3 ) = 0.<br />

9973,<br />

k = 3.<br />

P σ<br />

P σ<br />

P σ<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 192


k<br />

αα<br />

/ 2<br />

1−α<br />

αα<br />

/ 2<br />

μ − kσ<br />

μ μ + kσ<br />

<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Beachte:<br />

Aufgrund der<br />

Symmetrie der<br />

Dichtefunktion φφ<br />

gilt für beliebiges<br />

0


<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Beispiel: Lebensdauern von Batterien.<br />

Batterien der Firma Nimmermüde seien normalverteilt mit einer mittleren<br />

Lebensdauer von 400 Stunden und einer Standardabweichung von 120<br />

Stunden. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Batterie mindestens<br />

300 Stunden hält.<br />

Lösung: X bezeichne die Lebensdauer der Batterien. Dann ist X~N(400,120 2 ).<br />

Gesucht ist P(X≥300).<br />

Nach Standardisierung ist Z=(X-400)/120 ~N(0,1).<br />

P(<br />

X<br />

⎛ X − 400 300 − 400 ⎞ ⎛<br />

≥ 300)<br />

= P⎜<br />

≥ ⎟ = P⎜<br />

Z<br />

⎝ 120 120 ⎠ ⎝<br />

5 ⎞<br />

⎟<br />

6 ⎠<br />

⎛ 5 ⎞ ⎛ ⎛ 5 ⎞ ⎞ ⎛ 5 ⎞<br />

= 1−<br />

Φ⎜−<br />

⎟ = 1−<br />

⎜1−<br />

Φ⎜<br />

⎟⎟<br />

= Φ⎜<br />

⎟ = 0.<br />

7977.<br />

⎝ 6 ⎠ ⎝ ⎝ 6 ⎠⎠<br />

⎝ 6 ⎠<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Batterie länger als 300 Stunden hält, beträgt<br />

0.7977.<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 194<br />

≥<br />


<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Beispiel: Rasendünger.<br />

Die Firma Gartengrün besitzt eine Maschine zum Abfüllen von Rasendünger.<br />

Die Maschine füllt im Mittel 25 kg in einen Sack. Die Abfüllungen haben<br />

eine Standardabweichung von 0.3 kg und seien normalverteilt.<br />

Wie groß ist der Anteil der Säcke, deren Abweichungen vom Mittelwert 25kg<br />

größer als 0.5 kg ist.<br />

Lösung:<br />

P(|<br />

X − 25 | ≥<br />

0.<br />

5)<br />

= 1−<br />

P(|<br />

X<br />

− 25 | <<br />

0.<br />

5)<br />

= 1−<br />

P(<br />

24.<br />

5 < X<br />

⎛ 24.<br />

5 − 25 X − 25 25.<br />

5 − 25 ⎞<br />

= 1−<br />

P⎜<br />

< < ⎟<br />

⎝ 0.<br />

3 0.<br />

3 0.<br />

3 ⎠<br />

25.<br />

5)<br />

⎛<br />

= 1−<br />

P⎜−<br />

⎝<br />

0.<br />

5<br />

0.<br />

3<br />

0.<br />

5<br />

0.<br />

3<br />

⎛ ⎛ 5 ⎞ ⎛ 5 ⎞⎞<br />

⎛ ⎛ 5 ⎞ ⎛ 5 ⎞ ⎞ ⎛ 5 ⎞<br />

= 1 1−<br />

⎜ ⎜Φ⎜<br />

⎟ − Φ ⎜ ⎜−<br />

⎟ ⎟ = 1 − ⎜ Φ ⎜ ⎟ − ( 1 − Φ ⎜ ⎟ ) ⎟ = 2 ( 1 − Φ ⎜ ⎟ )<br />

⎝ ⎝ 3 ⎠ ⎝ 3 ⎠ ⎠ ⎝ ⎝ 3 ⎠ ⎝ 3 ⎠ ⎠ ⎝ 3 ⎠<br />

= 2⋅<br />

( 1−<br />

0.<br />

9522)<br />

= 0.<br />

0956.<br />

− Φ −<br />

= − Φ⎜<br />

⎟<br />

⎝ ⎠<br />

9,56% der Säcke weisen Abweichungen der Abfüllungsmengen vom<br />

Mittelwert von mindestens 0.5 kg auf.<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 195<br />

<<br />

<<br />

Z<br />

<<br />

⎞<br />

⎟<br />


<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Multipliziert man normalverteilte Zufallsvariablen mit Konstanten oder bildet<br />

man Summen von unabhängigen, normalverteilten Zufallsvariablen, so sind die<br />

resultierenden Zufallsvariablen erneut normalverteilt.<br />

Verteilung der Summe unabhängiger normalverteilter Zufallsvariablen<br />

2<br />

2<br />

Sind X N(<br />

μ , σ ) und Y N(<br />

, σ )<br />

~ X X ~ μ Y Y unabhängig, so gilt:<br />

2<br />

X + Y ~ N(<br />

μ + μ , σ<br />

2<br />

+ σ ).<br />

X<br />

Y<br />

X<br />

Y<br />

2<br />

Sind ~ N(<br />

μ , σ ) , i = 1,<br />

K,<br />

n unabhängig, so ist jede Linearkombination<br />

X i i i<br />

Y n<br />

= c1X<br />

1 + K+<br />

c X wieder normalverteilt mit<br />

2 2<br />

2 2<br />

Y ~ N ( c μ μ + K<br />

+ c μμ<br />

, c σσ<br />

+ K + c σσ<br />

). ).<br />

1<br />

1<br />

n<br />

n<br />

1<br />

1<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 196<br />

n<br />

n


<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Beispiel: Asset Allocation (aus Wewel)<br />

Ein Anleger möchte einen bestimmten Geldbetrag (30 000€) in Aktien<br />

anlegen. Wir gehen davon aus, dass sich die Renditen der Aktien A 1 und A 2<br />

als unabhängige normalverteilte Zufallsvariablen mit Erwartungswert µ i<br />

(erwartete Rendite) und Standardabweichung σ σi (Volatilität) beschreiben<br />

lassen. A m sei ein Portfolio, dass 50% der Anlagesumme in A 1 und 50% der<br />

Anlagesumme in A 2 investiert.<br />

Wie groß sind die erwartete Rendite und die Volatilität für A m? Bestimmen<br />

Sie für A 1, A 2 und A m die Wahrscheinlichkeit, einen Verlust zu realisieren!<br />

Aktie Rendite erwartete<br />

Rendite<br />

A 1 R 1 24% 15%<br />

A 2 R 2 10% 5%<br />

Volatilität<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 197


<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

Lösung: Nach Voraussetzung sind R 1~N(0.24,0.15 2 ) und R 2~N(0.1,0.05 2 )<br />

unabhängig und es gilt R m = 0.5·(R 1+R 2).<br />

Nach der Aussage über die Verteilung der Summe unabhängiger<br />

normalverteilter Zufallsvariablen ist R m wieder normal verteilt. Es gilt<br />

R m<br />

~<br />

N<br />

2 2 2 2<br />

( 0.<br />

5⋅<br />

0.<br />

24 + 0.<br />

5⋅<br />

0.<br />

1,<br />

0.<br />

5 ⋅0.15<br />

+ 0.<br />

5 ⋅0.05<br />

) = N(0.17,0.00625)<br />

.<br />

Damit ist die erwartete Rendite von A m gleich dem Erwartungswert von R m,<br />

E(<br />

R ) =<br />

m<br />

0.<br />

17,<br />

und die Volatilität ist gleich der Standardabweichung von R m, also<br />

Var<br />

( R ) = 0 . 00625 = 0 . 079 .<br />

m<br />

Das Portfolio A m liefert also eine bessere Rendite als A 2, besitzt aber ein<br />

kleineres Risiko als A 1.<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 198


Die Aktien machen Verlust, wenn ihre Rendite negativ ist.<br />

P<br />

( R1<br />

<<br />

0)<br />

⎛ 0 − 0.<br />

24 ⎞<br />

= Φ⎜<br />

⎟<br />

⎝ 0.<br />

15 ⎠<br />

= Φ(<br />

−1.<br />

6)<br />

= 1−<br />

Φ(<br />

1.<br />

6)<br />

= 1−<br />

0.<br />

9452 =<br />

⎛ 0 − 0 . 1 ⎞<br />

P ( R R2<br />

< 0 ) = Φ ⎜ ⎟ = Φ ( − 2 ) = 1 − Φ ( 2 ) = 1 − 0 . 9772 = 0 . 0228 .<br />

⎝ 0.<br />

05 ⎠<br />

⎛ 0 − 0.<br />

17 ⎞<br />

P(<br />

Rm<br />

< 0)<br />

= Φ⎜<br />

⎟ = Φ(<br />

−2.<br />

15)<br />

= 1−<br />

Φ(<br />

2.<br />

15)<br />

= 1−<br />

0.<br />

9842 =<br />

⎝ 0.<br />

079 ⎠<br />

<strong>Stetige</strong> <strong>Verteilungsfamilien</strong><br />

0.<br />

0548.<br />

0.<br />

0158.<br />

Die Wahrscheinlichkeit, Verlust zu machen, ist für das Portfolio Am am<br />

kleinsten. Aus dieser Sicht mag es für risikoscheue Anleger interessanter sein<br />

als beispielsweise A A2. 2.<br />

Anmerkung: Die Unabhängigkeit der Aktien ist i.A. eine unrealistische<br />

Annahme. Mit der Beschreibung von Abhängigkeiten zwischen<br />

Zufallsvariablen beschäftigt sich Kapitel 4.<br />

I.Steinke, T.Stocker Spezielle Verteilungen 199

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