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Domhochaltarmeisters in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts 34 entschieden für eine<br />

Werkstattidentität aus. Er schreibt die Grabmäler dem Werkstattkreis des Kölner<br />

Hochaltarmeisters zu. Diese Autorenschaft begründet er in einer allgemeinen<br />

Typenverwandtschaft der Klagefiguren mit den marmornen Hochaltarfiguren (Abb. 99-<br />

109). Ähnlich wie Meier und Küch, die jeweils für eine andere Autorenschaft plädieren,<br />

kann seine Zuschreibung nur eingeschränkt für die Klagefiguren gelten (Abb. 11-17).<br />

Kutters chronologische Reihenfolge beginnt mit den Marburger Tumben, die<br />

westfälischen Grabmäler folgen 20 Jahre später, den Ausläufer der Kölnischen<br />

Werkstatt bildet das Münstereifeler Grabmal (Abb. 72), welches hier erstmalig aufgrund<br />

seiner Typenkorrespondenz dem Kreis zugeordnet wird. Die Grabmäler stellen nach<br />

Kutter den Höhepunkt der Kunst des Kölner Domhochaltarmeisters dar. Er bewertet sie<br />

als genuiner Ausdruck des deutschen Kunstwollens: „Das sind die leibhaftigen idealen<br />

Ritter der Frühgotik in Köln.“ Und nicht nur das, es sind die „prächtigsten, typischen<br />

Rittergestalten deutscher Grabmalsplastik.“ 35<br />

2.1.1. Zäsur: Der kunstgeschichtswissenschaftliche Kontext<br />

An dieser Stelle soll eine Zäsur in der Reihe von Entwürfen der ersten Rezeptionsphase<br />

gemacht werden und die Beiträge problemorientiert in den Kontext der<br />

Kunstgeschichtswissenschaft eingebunden werden. Die unterschiedlichen Auslegungen<br />

zeigen allesamt den Versuch, die Grabdenkmäler wie auch generell den skulpturalen<br />

Bestand in eine stilgeschichtliche Entwicklungsreihe einz<strong>ub</strong>inden und somit Licht in das<br />

bis dato weitgehend dunkle Gebiet der Plastik des 14. Jahrhunderts zu bringen. Die<br />

schrittweise Erhellung führte aber ebenso zu der Erkenntnis, daß sich die<br />

westdeutschen Kunstlandschaften gerade in jener Zeit als außerordentlich<br />

skulpturenreich und dementsprechend stilpluralistisch darboten.<br />

Die verstärkte Besprechung der Grabdenkmäler im ersten Viertel des zwanzigsten<br />

Jahrhunderts muß darüber hinaus vor dem Hintergrund gesehen werden, daß in der<br />

Kunstgeschichtswissenschaft eine Wiederentdeckung und eine Ne<strong>ub</strong>ewertung der<br />

Kunst des 14. Jahrhunderts erfolgte. Was zuvor als „dunkles Tal zwischen zwei<br />

ragenden Gipfeln“ 36 bewertet wurde, erhielt nun eine positive Wertschätzung. 37 Die<br />

vorherrschende Auffassung von der minderen Plastik im Schatten des übermächtigen<br />

13. Jahrhunderts wie auch die Gleichsetzung des 14. Jahrhunderts mit den Termini<br />

„Stillstand“ oder „Rückschritt“ 38 wurde relativiert, indem eine überaus reiche<br />

34<br />

P. Kutter 1928, 13-26.<br />

35<br />

P. Kutter ebd., 24, 16.<br />

36<br />

T. Demmler 1921, 204.<br />

37<br />

M. Halbertsma (1985) 1992, 34, sieht die Diskussion über Platz und Bedeutung des 14. Jhs. in<br />

Zusammenhang mit der um 19<strong>00</strong> auflebenden Renaissance-Interpretation, nach welcher das 15. Jh.<br />

nicht mehr Ne<strong>ub</strong>eginn, sondern glanzvolles Ende der mittelalterlichen Kunst des Nordens bedeutete.<br />

Diese Verschiebung hatte dementsprechend Rückwirkungen auf die Stellung des 14. Jhs., welches zuvor<br />

als ein weniger glanzvolles Ende betrachtet wurde.<br />

38<br />

Negative Wertschätzungen finden sich beispielsweise bei W. Bode, 1885, 73 ff. und 110 ff., sowie bei<br />

W. Lübke 1860, 427 ff. und (1863) 1880, 494 ff.<br />

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