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zunächst relativiert wird, so zeigt gerade Hamanns Beitrag, daß die Idealvorstellung von<br />
der Stileinheit längst nicht überwunden ist.<br />
Hamanns Untersuchung bildete das Fundament für die weitere Forschung. Mit seinen<br />
Fragestellungen zur Ikonographie und zur Typengeschichte des Grabmalmodus brachte<br />
er neue Ansätze und vor allem relevante Erkenntnisse zur isolierten Stellung der<br />
Grabmalgruppe. Seine stilkritischen Untersuchungen, ungeachtet der Folgerichtigkeit<br />
der Chronologie, führten zu einer intimeren Kenntnis dieses an Werken reichen<br />
Kunstkreises. Die Bewältigung eines großen Stoffes, die zur Erörterung gestellten<br />
Datierungen unbekannter Werke dieses noch wenig bearbeiteten Gebietes, zwangen<br />
die Forschung zur Gesamtschau. Vor allem sein Unterfangen, die Zusammenhänge<br />
durch ein grenzenüberschreitendes Beziehungsgeflecht begreifbar zu machen, muß als<br />
besondere Leistung zwischen den Kriegen bewertet werden. Hamanns These von der<br />
Priorität Marburgs im Verhältnis zu Köln konnte sich zu Recht nicht durchsetzen und<br />
führte zu einer für die nachfolgende Forschung unakzeptierbar späten Datierung der<br />
Kölner Plastik. Die Stellungsnahme seiner Kollegen ließ nicht lange auf sich warten.<br />
2.2.2. Kritik - Oskar Karpa<br />
„Das Datieren von Kunstwerken kann zu einer rechthaberischen Spielerei, zu einem<br />
dialektischen Selbstzweck ausarten, wenn es sich um die zeitliche Festsetzung von<br />
einzelnen, für die Gewinnung entwicklungsgeschichtlicher Erkenntnisse belanglosen<br />
Werke handelt. Wo sie aber dem Zwecke dient, einen zeitlichen Richtpunkt zu<br />
gewinnen für den Ablauf der Kunstgeschichte, mit anderen Worten: wo sie vom<br />
Standpunkt der Kunstgeschichte aus zu einem Beitrag der Geistesgeschichte<br />
überhaupt wird, kann der Wert einer richtigen Datierung nicht hoch genug bemessen<br />
werden. Umgekehrt können unrichtige Zeitbestimmungen, zumal wenn sie in ein durch<br />
diese mitbestimmtes Entwicklungssystem eingespannt sind, das geschichtliche Bild für<br />
ganze Forschergenerationen verwirren....Bei dem verhältnismäßig geringen Bestand<br />
sicher datierter Kunstwerke aus der hier zur Behandlung stehenden Zeit gla<strong>ub</strong>t die<br />
stilkritische Forschungsmethode sich oft darauf angewiesen, das, was sie erst beweisen<br />
will, nämlich den Ablauf der Stilentwicklung, schon als gegeben vorauszusetzen und<br />
danach Datierungen vorzunehmen. Die Fehlerquelle dieses Verfahrens liegt auf der<br />
Hand.“ 108<br />
Mit diesem Prolog eröffnet Oskar Karpa seine Untersuchung Zur Chronologie der<br />
kölnischen Plastik im 14. Jahrhundert. 109 Er äußert darin mehr als deutlich Kritik an<br />
seinen Kollegen, die durch einseitige Verfahren leichtfertige Systeme errichten, welche<br />
das Fach Kunstgeschichte untergraben. Sein Vorwurf richtet sich an erster Stelle gegen<br />
Hamanns These, zu deren Widerlegung sich Karpa herausgefordert fühlt. Karpa sieht in<br />
der rüstungskundlichen Untersuchung ein für diesen Werkkreis inters<strong>ub</strong>jektiv<br />
begründbares Kriterium der Datierung. 110 Aus seiner Analyse resultierend, legt er eine<br />
108 O. Karpa 1933/34, 53.<br />
109 O. Karpa 1933/34, 53-87.<br />
110 Durch diese Methode, die außerhalb der stilkritischen Zielsetzung liegt und als neue, das heißt vom<br />
bisherigen Meinungsstreit unberührt gelten konnte, gla<strong>ub</strong>t Karpa zu festen Datierungspunkten und damit<br />
zu zeitstilistischen Kriterien zu gelangen.<br />
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