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fehlen, mußte ein Affront gegen die Apologeten des ideologischen Gotikbildes<br />

darstellen.<br />

Hamanns Mittelalterbild verdeutlicht seine von ideologischen Interessen distanzierte<br />

und grenzenüberschreitende Betrachtungsweise der Kunstgeschichte. Was sich hier<br />

nur durch sein Geschriebenes zu erkennen gibt, weiß J.A. Schmoll weitaus lebhafter zu<br />

berichten: „Hamann,...,war für mich ein Phänomen: Wie hatte er die Nazizeit in seinem<br />

Marburger Amt, als ‘Salon-Kommunist’ abgestempelt, fast unangefochten (wenn auch<br />

sicher unter Schwierigkeiten und taktischen Manövern) überstehen können, und wie hat<br />

der große, alte Mann ohne Einbußen seines Ansehens in Ost-Berlin als nahezu einziger<br />

seiner Zunft gegen den Abriß des Berliner Barock Schlosses schärfsten Protest<br />

einlegen können? Seine Reputation, seine - auch innerliche - Internationalität machten<br />

ihn unabhängig. Er konnte sich erla<strong>ub</strong>en, ohne Rücksicht auf tagespolitische<br />

Erwägungen sein Herz sprechen zu lassen und tat es vor allem auch.“ 82<br />

Hamanns Internationalität zeigt sich in seiner Gesamtauffassung der europäischen<br />

Kunstgeschichte, wie er sie in der Geschichte der Kunst dargelegt hat. Er betrachtet die<br />

europäische Kunstentwicklung als ein Ganzes, als ein wechselseitiges<br />

Beziehungsgeflecht, in dem jedes Land - in der einen Epoche mehr, in einer anderen<br />

weniger - seinen spezifischen Beitrag geleistet und unterschiedlich relevante Maßstäbe<br />

gesetzt hat. Wilhelm Pinder bezeichnete Hamann des öfteren spöttisch als<br />

Hauptvertreter der sogenannten „Einfluß-Kunstgeschichte,“ welche jede Form und jedes<br />

Motiv auf äußere Kontakte, Anstöße und Vorbilder zurückführen wollte „wie Ansteckung<br />

durch Krankheitserreger.“ 83 Pinders Urteil kann nur eingeschränkt gelten, denn in<br />

Hamanns Kunstbetrachtung ist stets der psychologische Ansatz erkennbar, einen<br />

Brückenschlag zwischen Leben und Kunst zu finden. Hamann zufolge muß der<br />

Formwandel der Kunst im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklung und der sich<br />

wandelnden Weltanschauung gesehen werden. Daher sollte ein Kunstwerk immer im<br />

Hinblick auf die geistige Haltung eines historisch abgrenzbaren Zeitraums analysiert<br />

werden. Diesen Gla<strong>ub</strong>enssatz hat Hamann in seiner Geschichte der Kunst dargelegt.<br />

82 J.A. Schmoll gen. Eisenwerth 1990, 275-301, hier 292.<br />

83 J.A. Schmoll gen. Eisenwerth ebd., 292-293.<br />

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