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2.4. Tendenzen der neueren wissenschaftlichen Rezeption<br />
Ab den sechziger/siebziger Jahren wurden „Hamanns Rittergrabmäler“ infolge des zu-<br />
nehmenden Interesses an Sepulkralkunst wieder vereinzelt zur Kenntnis genommen. In<br />
einigen umfassenden Werken zum mittelalterlichen Grabbild sind sie innerhalb eines<br />
großen Bestandes aufgenommen. Typologisierung und Klassifizierung der<br />
Grabdenkmalsformen stehen im Mittelpunkt dieser Untersuchungen. Das Grabdenkmal<br />
erhielt als Kunstgattung einen eigenen Stellenwert. Einen zeitlich weit gespannten<br />
Zeitraum bietet Erwin Panofskys 127 Vorlesungsreihe über die Grabplastik, in der der<br />
Wandel der Grabmalsformen in den jeweiligen kulturellen und geistesgeschichtlichen<br />
Hintergründen dargelegt wird. Kurt Bauchs 128 Werk zum mittelalterlichen Grabbild liefert<br />
eine grundlegende Typologisierung europäischer Grabmalsformen. An diese<br />
klassifizierenden Untersuchungen zum Grabdenkmal als Kunstgattung können eine<br />
Reihe weitere, allerdings nicht mehr so umfassende Studien, angegliedert werden. 129<br />
„Hamanns Rittergrabmäler“ finden jedoch nur bei Bauch Betrachtung. Aus ihrem<br />
kollektiven Zusammenhang herausgerissen, sind einige der Grabmäler in die R<strong>ub</strong>riken<br />
wie Doppel-, Stifter- und Kriegergrabmal aufgenommen.<br />
In diesem Zusammenhang sind auch jene Untersuchungen zu nennen, die sich<br />
innerhalb der Gattung Grabdenkmal auf rein typologisch definierte Grabmalsformen<br />
beschränken. Judith W. Hurtigs Monographie The armored Gisant before 14<strong>00</strong> 130 bietet<br />
nach wie vor den umfangreichsten Corpus zum Typus des Rittergrabmals in Europa.<br />
Eine Fallstudie stellt Alexander von Reitzensteins Aufsatz Der Ritter im Heergewäte.<br />
Bemerkungen über einige Grabsteine der Hochgotik 131 dar. Auch in diesen Arbeiten<br />
bleibt das Problem der Datierung und der Chronologie der Grabmalgruppe bestehen. 132<br />
Die isolierte Stellung der Gruppe innerhalb der Grabskulptur des 14. Jahrhunderts läßt<br />
auch die Frage nach der Nationalität dieser nach wie vor aktuell erscheinen. Für<br />
Reitzenstein besteht kein direktes Verhältnis zur französischen Grabskulptur, lediglich<br />
das Rüstungsmodell der französischen Chevalerie sei übernommen worden: „Keines<br />
dieser Denkmäler ist, bei aller Pflichtigkeit französisch.“ 133 Hurtig und Bauch<br />
konstatieren hingegen einen unzweifelhaften Einfluß französischer Grabskulptur in der<br />
hessisch-westfälischen Gruppe, die jedoch trotz französischer Prägung aus einer<br />
deutschen Werkstatt stammt.<br />
Kunstgeographisch begrenzte Studien zur Grabmalkunst einzelner Regionen streben<br />
eine möglichst quantitative Bestandsaufnahme der erhaltenen Denkmäler in einem<br />
geschlossenen Kunstraum an. Ziel dieser Arbeiten ist, einerseits den Bestand in ein<br />
127<br />
E. Panofsky 1964.<br />
128<br />
K. Bauch 1976.<br />
129<br />
Eins der ersten Werke dieser Art legte E. Borgwardt 1939 vor. Um den Bogen zu spannen sei auch<br />
die jüngste Veröffentlichung genannt: H. Körner 1997.<br />
130<br />
J.W. Hurtig 1979.<br />
131<br />
A. von Reitzenstein 1965, 73-91.<br />
132<br />
So sehen Reitzenstein und Hurtig den Anfang der Gräberreihe am Niederrhein in Kleve liegen, das<br />
Bielefelder und Cappenberger Grabmal folgen in den zwanziger Jahren; den Abschluß bilden die<br />
Marburger Tumben und das Münstereifel-Grabmal. Für Bauch - er datiert die Gruppe in die vorgerückten<br />
dreißiger Jahre - ist wiederum traditionell Marburg der Ausgangspunkt.<br />
133<br />
A. Reitzenstein 1965, 73-91, hier Anm. 10.<br />
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