Frauenwahlrecht in Deutschland ... - Stadt Heidelberg
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Der Rückgang des Frauenanteils<br />
<strong>in</strong> politischen Institutionen bis 1933<br />
Bereits mit der 2. Wahlperiode des Reichstags 1924 zeichnet sich<br />
e<strong>in</strong> Rückgang der Frauenmandate ab. Statt der durch Nachrücker<strong>in</strong>nen<br />
bisher erreichten 41 Mandate reduziert sich 1924 die<br />
Zahl der weiblichen Abgeordneten auf 29, 1925 auf 28 Frauen.<br />
Zwar steigt <strong>in</strong> den darauf folgenden Wahlperioden die absolute Zahl<br />
noch e<strong>in</strong>mal, jedoch bedeutet sie aufgrund der zunehmenden<br />
Anzahl der Abgeordneten e<strong>in</strong>en realen Rückgang. Mit 39 weiblichen<br />
Abgeordneten 1930 beträgt der Frauenanteil lediglich noch<br />
6,77%. Der Rückgang der Frauenmandate ist, <strong>in</strong>sbesondere bei<br />
Wahlverlusten, e<strong>in</strong> Phänomen, das alle Parteien betrifft.<br />
Die Reichstagswahlen 1932 br<strong>in</strong>gen der NSDAP enorme Stimmengew<strong>in</strong>ne<br />
und e<strong>in</strong> nochmaliges Ansteigen der Zahl der Abgeordneten<br />
aller Parteien auf 608 Sitze. Die Auswirkungen für die Vertretung<br />
der Frauen s<strong>in</strong>d fatal, weil gerade die stärkste Fraktion ihre<br />
Beteiligung <strong>in</strong> der Politik kategorisch ablehnt.<br />
Die Politiker<strong>in</strong>nen analysieren den Mandatsschwund und führen ihn<br />
unter anderem auf die Platzierung der Frauen auf den Wahllisten<br />
zurück. Die weiblichen Zentrumsmitglieder setzen 1920 e<strong>in</strong>e erste<br />
Quotierungsregelung durch. In als sicher geltenden Wahlkreisen<br />
sollen auf dem zweiten Platz Kandidat<strong>in</strong>nen aufgestellt werden.<br />
Frauen anderer Parteien wie der DDP oder DVP gründen Frauenbeiräte<br />
oder sorgen für mehr E<strong>in</strong>fluss ihrer Frauenorganisationen.<br />
1924 <strong>in</strong>itiiert der Bund deutscher Frauenvere<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e großangelegte<br />
Aktion, um Druck auf die Parteien auszuüben. Wähler<strong>in</strong>nen sollen<br />
ihre Stimmabgabe davon abhängig machen, ob die bevorzugte<br />
Partei Kandidat<strong>in</strong>nen aufstellt. Die weiblichen Abgeordneten der<br />
DDP befragen 157 Kandidat<strong>in</strong>nen und 31 Kandidaten über ihre<br />
Positionen h<strong>in</strong>sichtlich frauenspezifischer „Wahlprüfste<strong>in</strong>e“. Auch<br />
über die Aufstellung re<strong>in</strong>er Frauenlisten oder die Gründung e<strong>in</strong>er<br />
Frauenpartei wird diskutiert. Doch s<strong>in</strong>d die Vorüberlegungen so<br />
langwierig, dass schließlich ke<strong>in</strong>e Frauenliste zustande kommt. Die<br />
Gründung e<strong>in</strong>er regelrechten Partei scheitert an der<br />
parteipolitischen Ge- und Verbundenheit der Politiker<strong>in</strong>nen.<br />
Nach dem beängstigenden Wahlerfolg der NSDAP bei den Reichstagswahlen<br />
1930 warnt die SPD die Frauen vor dieser Partei.<br />
Quelle: Archiv der Stiftung Reichspräsident<br />
Friedrich-Ebert-Gedenkstätte <strong>Heidelberg</strong>