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lich hatte ich sie ja fragen wollen, ob wir uns<br />
die Kosten nicht teilen könnten. Die<br />
Beerdigung war nicht gerade billig, auch<br />
wenn ich ges-part hatte, wo ich konnte.<br />
Aber nach der Reaktion fragte ich nur:<br />
„Was ist? Kommst du?“<br />
„Mal sehen“, antwortete sie und legte auf.<br />
In meinen Ohren war das ein glattes Nein.<br />
Und jetzt stand sie vor mir. Mit Simon! Die<br />
beiden nickten mir unter ihrem winzigen<br />
Schirm grüßend zu, und zu dritt machten wir<br />
uns daran, dem Pfarrer und den Sargträgern<br />
durch den strömenden Regen zu<br />
folgen. Ich musterte Simon verstohlen von<br />
der Seite. Er sah immer noch unverschämt<br />
gut aus, fast so gut wie mein Lieblingsschauspieler<br />
Alain Delon.<br />
Die Sargträger ließen den Sarg vorsichtig<br />
in die Grube hinab. Der Pfarrer sprach mit<br />
einer seltsam hohen Fistelstimme ein paar<br />
Worte, von denen ich nicht allzu viel<br />
mitbekam, schwenkte den Weihwasserwedel<br />
und segnete abschließend mit ausholenden<br />
Bewegungen das Grab. Wie<br />
selbstverständlich stöckelte Iris an Simons<br />
Arm als Erste nach vorne und verharrte mit<br />
andächtig gesenktem Haupt vor dem Grab.<br />
Keine Ahnung, was das Theater sollte.<br />
Ob sie etwa Abbitte leistete für all die Jahre,<br />
in denen sie sich einen Dreck darum<br />
geschert hatte, wie es Mutter und mir<br />
ergangen war?<br />
Wohl kaum. Meine Schwester hat nie auch<br />
nur einen Gedanken an Andere<br />
verschwendet.<br />
Jetzt bekreuzigte sie sich und ließ eine<br />
Schaufel Erde in die Grube rieseln. Simon<br />
versuchte vergeblich, den kleinen Schirm so<br />
zu halten, dass keiner von beiden im Regen<br />
stand. Iris hängte sich wieder an seinen<br />
Arm, machte kehrt und warf mir einen<br />
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aufforderden Blick zu. Artig trabte ich los<br />
und kam prompt auf dem aufgeweichten<br />
Lehmboden ins Rutschen. Simon packte<br />
geistesgegenwärtig meinen Arm und hielt<br />
mich fest.<br />
„Um ein Haar", sagte er mit seiner atemberaubenden<br />
Stimme und sah mir in die<br />
Augen – ich spürte, wie mir die Röte ins<br />
Gesicht stieg.<br />
Verlegen hauchte ich ein „Danke“ und<br />
tappte mit brennenden Wangen weiter bis<br />
zum Grab. Eine Windböe fuhr heimtückisch<br />
unter meinen Schirm und stülpte ihn um.<br />
Regentropfen klatschten mir ins Gesicht<br />
und liefen eiskalt in meinen Mantelkragen,<br />
während ich mich mit dem Schirmgestänge<br />
abmühte. Dieses Sauwetter könnte gut und<br />
gerne von Mutter persönlich als eine Art<br />
Post-Mortem-Schikane in Szene gesetzt<br />
worden sein. Das würde ihr ähnlich sehen.<br />
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