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<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
„Jo, Herr Geheimrat, immer watt zu kacken, ne? Also wir in den Keller von Bremers. Mit<br />
dem Vogel haben wir doch eh noch 'ne Rechnung offen, nachdem er uns bei der Polente<br />
die Sache mit dem Wiesenbrand am Bahndamm in die Schuhe geschoben hat. So, und<br />
Rache ist Blutwurst. Hippe und Gerd stellen sich ganz unauffällig draußen an die Hauswand,<br />
genau vor die Kellerfenster oder noch besser, ihr geht davor in die Hocke, damit<br />
deckt ihr sie ab und keiner sieht was wir da tun. Wenn wir im Keller sind, öffnet der Lange<br />
das Fenster“, dabei deutete er mit dem Spuckrohr auf mich, „und wir schieben Euch zwei<br />
bis drei Kästen Leergut raus auf die Straße. Ihr nehmt einen in eure Mitte und jeweils<br />
einen an die freie Hand - dann wird sofort abgedampft. Wir kommen wie immer nach und<br />
treffen Euch auf dem Hof hinterm Büro vom Reifenhändler, ne?<br />
Alles lief prima, Gerd und Hippe bezogen Posten, der warme Öffner klappte mal wieder allerbestens,<br />
Willi stand am Treppenfuß mit aufgesperrten Ohren und geübte Finger hatten<br />
binnen einer Minute den Bremer'schen Keller geknackt. Den Flügelgriff des Fensters zu<br />
drehen war dann schon etwas schwieriger. Hatte das lausige Ding über die Jahre doch bereits<br />
massig Rost angesetzt. Schrader wühlte in der Werkzeugecke. Da, ich hab' 'nen dicken<br />
Hammer gefunden. Unwillkürlich zogen alle den Kopf ein und verdrehen die Augen,<br />
als Schrader das erste Mal auf den Flügelgriff wichste. Bamm, bamm, bamm. Von draußen<br />
presste sich eine Nase an die verstaubte, milchige Fensterscheibe, es meldete sich<br />
Hippe:<br />
„Ihr Flachköppe da drin“, zischelte er, „die Fußgänger gucken schon blöde. Macht mal<br />
halblang. Da könnt ihr ja gleich 'ne Sprengladung anbringen, seid ihr scheel?“<br />
„Mensch dreh Dich um und halt' die Fresse, ich bin ja gleich soweit!“. Noch fünf weitere<br />
Schläge bollerten durch die Kellerwände und verteilten sich als Körperschall durchs ganze<br />
Haus.<br />
Geschafft, das Fenster ließ sich öffnen. Zu zweit schoben Schrader und ich zwei Bier- und<br />
einen Wasserkasten durchs Fenster an die Sonne. „Los, wech Jungs – bis gleich!“ Die<br />
beiden trabten ab.<br />
Plötzlich wurde es im Kellergang laut. Wildes Altherren-Gemosere drang heran und Willi<br />
kam zu uns gelaufen:<br />
„ Lasst mich rein, wir sitzen in der Falle, ausgerechnet der olle Bremer selbst steht oben<br />
auf dem Treppenabsatz und krakelte rum. An dem kommen wir jetzt nicht mehr vorbei.“<br />
„Gut meinte Schrader, der weiß von nix Bescheid. Wir schieben den Gelsenkirchener 4 vor<br />
die Kellertür, dann hauen wir durchs Fenster ab. Aber vorher pisse ich dem Penner noch<br />
mal saftig in die Kartoffelkiste.“<br />
„Mach watte willst, Du bist doch bekloppt. Schieben wir erst mal den Gelsi vor und dann<br />
raus aus der Bude, bevor er noch seine Alte auf die Straße schickt.“<br />
„Haha, seine Alte auf die Straße schickt, hahaha!“<br />
„Du olle Sau, doch nicht so, ich meine bevor die hier am Kellerfenster die Fettfresse einschiebt<br />
und unseren Rückzug plättet, Mann!“<br />
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