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<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
hinaufkam - ausgerechnet jener Dumpfbeutel, dem ich gestern noch gedroht hatte, ihm<br />
den verlängerten Rücken weich treten zu wollen - falls ich ihn zu fassen bekäme.<br />
Da grüßt dieser Sack mich noch ganz dreist und wünscht mir einen angenehmen Abend.<br />
„Na warte, Häbbäät. Bald kratzen sie auch an deinem Lack!“<br />
Gut, morgen wäre dann ja wohl ein anderer, besserer Tag!<br />
Zubbelhaken<br />
Das Schuljahreszeugnis war akzeptabel ausgefallen. An der Heimatfront drohten also<br />
keine Gefahren. Die drei und vier Jahre jüngeren Schwestern saßen bereits zu Tisch, als<br />
ich die Küche betrat. Wortlos legte ich mein Zeugnisheft neben Mutters Teller und<br />
verschwand im Bad. Bei meiner Rückkehr, geriet ich unversehens in eine dieser mir<br />
höchst unangenehmen Umarmungen, die mir zeigen sollte, was Muttern von meinen Noten<br />
hielt. Als sich die Klammerung löste, nutzte ich sogleich die Gunst der Stunde:<br />
"Mutter, hast du nicht 'ne Mark für mich? Wir wollen heute den Ferienbeginn feiern. Na ja,<br />
und da bringt halt jeder etwas mit.“<br />
"Mein Junge, du weißt doch, dass wir sparen müssen. Wir wollen bald unser Haus im<br />
Grünen bauen Da ist nicht viel Geld zum Verschleudern übrig. Ich kann euch ein paar<br />
Zuckerbrote schmieren. Die nimmste mit. Heute Abend bekommst Du von Vater ja dein<br />
Zeugnisgeld, aber ich möchte da nicht vorgreifen."<br />
Zuckerbrote, Na toll! Wenn die Ärmste wüsste, wofür wir das Geld benötigten. Mit einer<br />
Ration Zuckerbroten anzuschlürfen würde mich der vollen Lächerlichkeit bei den Kumpels<br />
preisgeben. Es war wohl das Beste, nicht weiter zu bestehen, sonst fände ich mich gleich<br />
mit einem gut gemeinten 10er-Pack Stullen auf der Straße wieder, Stullen die außer mir<br />
wohl keiner würde futtern wollen.<br />
Das Mittagsmahl war schnell herunter geschlungen. " Ich bin dann draußen."<br />
"Aber komm nicht wieder so spät, wenn die Laternen angehen, bist du wieder zurück!"<br />
"Ja, jaaajaa, bis dann!"<br />
Einige Knaben lungerten bereits in den, Hagebutten. Willy, Zintu, Hippe, Schorsch, Galle<br />
und Schacky hockten beieinander. Eine gewisse Aufregung war nicht zu verkennen.<br />
"Was' n los?", fragte ich, als ich meinen Stammplatz einnahm. Zintu schob mir den Glimmstengel<br />
in den Mund, „Zieh erst mal! Alter! Kuddel geht' s dreckig, der liegt im Kranken.haus".<br />
Galle ergänzte: "Die Heckenpenner aus der Färberstraße haben sich gestern Abend noch<br />
vor der Haustür den Kuddel gekrallt. "<br />
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