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<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Eine getriebene gehetzte Seele, ein unruhiger Geist, den vor allem zwei Dinge umtreiben,<br />
seine niedrige Stellung, die ihn zum Spielball und Dienstboten seiner Vorgesetzten macht<br />
und die unerfüllbare Liebe zur Tochter des Direktors, der er sich nicht einmal zu<br />
offenbaren getraut. Es ist eine Wahnsinnsvorstellung des gebürtigen Karlsruhers im<br />
kargen, aber stimmigen Rahmen der Inszenierung von Regisseur Bäno Axionov. Der<br />
gebürtige Weißrusse kann als Schauspieler und Regisseur auf vierzig Jahre<br />
Theatererfahrung zurückblicken. Ein kluger Einfall war es, den Gogol-Text mit ein paar<br />
Passagen aus Tschechows Erzählung „Krankenzimmer Nr. 6“ anzureichern. Tschechow<br />
wusste wie Gogol, wie schmal der Grat zwischen Normalität und Irresein ist. So lässt er<br />
den Insassen einer Irrenanstalt feststellen: „ je niederer ein Organismus, desto<br />
unempfindlicher ist er auch, um so schwächer reagiert er auf einen Reiz; je höher er ist,<br />
desto empfänglicher ist er und umso energischer reagiert er auf die Wirklichkeit.“<br />
Auch Gogols Wahnsinniger ist empfindsam, intelligent und fantasievoll, das zeigt sich<br />
selbst noch in seiner letzten Allmachtsfantasie, in der er sich als König von Spanien<br />
vorstellt. Da erhält auch die verjazzte Version von Rodrigos „Concerto de Aranjuez“ die als<br />
atmosphärisch suggestive Begleitmusik immer wieder eingespielt wurde, auf einmal eine<br />
höhere symbolische Bedeutung; Aranjuez ist die Frühjahrsresidenz des spanischen<br />
Königs. Den Wahnsinnigen erwartet freilich nicht der Königsthron, sondern die<br />
Zwangsjacke. Am Ende gab es lauten, lang anhaltenden Beifall für das tolle Stück<br />
Plakat zum Stück (Vorlage kann zur Verfügung gestellt werden)<br />
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