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<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
uns vom alten Seifert, der Krämerseele vom Edeka, einen dicken Rüffel abgeholt hatten,<br />
aus welcher Jauchegrube wohl solche Dreckspullen hervorkämen, rückte er das<br />
Pfandgeld dennoch bereitwillig an uns aus. Für die Bewaffnung der neuen Kämpfer<br />
standen uns somit 11,70 Mark zur Verfügung. Vor der Tür warf Willy einen Apfel in die Luft.<br />
Zippe meinte: „Wann haste'n den gekauft, Alter?“.<br />
„Das war für die große Moppe vom ollen Seifert, von wegen de Pullen und Jauchegrube<br />
und so. Weiß gar nicht was der will. Er kriegt die Kohle doch auch wieder; muss'er doch<br />
nicht behalten die Kannen, oder? Zur „Belohnung“ habe ich ihm halt diesen Appel hier<br />
abgezogen.“<br />
Während Willy's Erklärung hatte der Apfel ein paar Umdrehungen an dessen T-Shirt<br />
gemacht.<br />
„So, der ist jetzt sauber. Immer nur kleine Bisse, damit jeder watt von hat. Ich mache den<br />
ersten!“<br />
Willy knabberte sich eine Kante heraus, dann machte die Frucht ihre Runde. Es reichte<br />
zwar doch nicht für alle, aber ich glaube, die letzten waren dann auch echt nicht mehr<br />
erpicht darauf, von der Sabberkitsche zu futtern.<br />
Nachdem wir sechs DM für die Blasrohre der fünf Neuen investiert und 10 Tüten Munition<br />
beschafft hatten, verblieben uns noch eine Mark und siebzig. Feierlich zogen wir trotz aller<br />
Risiken ausnahmsweise eine Elfer-Packung LUX am Automaten. So klang der Tag<br />
schließlich in den Hagebutten des Feldherrenhügels einvernehmlich aus. Es war eine<br />
zünftige Sitzung und wir fassten den einstimmigen Beschluss, dass der Mühlengraben erst<br />
einmal zu meiden wäre. Der gute alte Feldherrenhügel blieb also in vollen Ehren.<br />
Weniger feierlich wurde es, als ich den Wohnungsschlüssel in das Schloss steckte, der an<br />
einen langen Schnürsenkel geknotet um den Hals baumelte Da ich aus Faulheit den<br />
Schlüssel beim Aufschließen nie abnahm, fand ich mich heute umgehend in der Falle , als<br />
sich die Tür von innen selbsttätig öffnete<br />
Ah, der Herr Sohn!<br />
Mein Kopf folgte der sich weiter öffnenden Tür. Hing ich doch mit dem Halse an das<br />
Türschloss angeknüpft, zu keiner großartigen Rückwärtsbewegung mehr fähig. Mit der<br />
immer weiter nach innen gezogenen Wohnungstür wanderte ich nun wie am Angelhaken<br />
schrittweise in unsere heimische Bude.<br />
"Na, haben wir heute kein Abendessen mehr nötig. Haben Ihro Gnaden bereits<br />
anderweitig zu Abend getafelt? Deine Schwestern liegen schon im Bett. Wo kommst du<br />
jetzt erst her? Sag mal, du stinkst nach Qualm, Freundchen."<br />
In dieser misslichen Position ereilte mich noch vor dem gänzlichen Betreten der Wohnung<br />
das Schicksal, mit dem Hausschuh des Vaters ernsthaftere Bekanntschaft zu schließen.<br />
Wobei es mir schwer fiel, zu sagen, was sich eigentlich unangenehmer ausnahm, die<br />
Prügel oder die Tatsache, dass der rothaarige Häbbäät gerade doof grinsend die Treppe<br />
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